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CHRISTOPH ZIMMER
„Deus“ Logische Syntax und Semantik
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2. Edition 2009
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Logica enim est omnium artium aptissimum instrumentum, sine qua nulla scientia perfecte sciri potest. (OCKHAM, Summa logicae, I, Prooem. ep.)
Wer die ganze Macht der Sprache empfinden kann, wird nicht so leicht zu den Sachen selbst dringen zu können sich vermessen. (STENZEL, 108)
In HAGENBACH’S Encyklopädie und Methodologie der Theologischen Wissenschaften, 121889, 77: „Die gewöhnliche Logik, wie sie bisweilen schon auf den Schulen gelehrt oder im ersten Semester gehört zu werden pflegt, hatte wohl eine Zeit lang bei der gänzlichen Umgestaltung der Philosophie für Viele an Bedeutung verloren; allein nachdem man den Rausch ausgeschlafen, kehrte man umso lieber zur logischen Nüchternheit zurück, ohne die alles Philosophiren ein wirrer Taumel ist.“
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Inhaltsverzeichnis
1. 1.1. 1.2. 1.3. 1.4.
Einleitung Gegenstand Logische Syntax Logische Semantik Logik und Theologie
7 7 8 10 12
2. 2.1. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.5.1. 2.5.2. 2.5.3. 2.5.4. 2.5.5. 2.5.6. 2.5.7. 2.5.8. 2.6.
Der Ausdruck „Gott“ als Name Überblick Beispiele theologischer Namensauffassung Onomatologie Neuere Exegeten Irrationale Namensauffassung „Jahwe“ Terminologie der Namensrelation Prinzipien der Namensrelation Formale Eigenschaften der Namensrelation Konventionalität von Namen Äquivalenz und Synonymie Bedeutung und Referenz Name und Existenz Eigennamen und Gattungsnamen Mehrdeutigkeit von Namen Theologische Konsequenzen
16 16 17 17 19 20 23 25 25 27 28 29 30 32 34 36 37
3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4.
Der Ausdruck „Gott“ als Kennzeichnung Terminologie der Kennzeichnungen Die These von BOCHENSKI Eliminierbarkeit singulärer Termini Theologische Konsequenzen
42 42 43 45 46
4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.5.1. 4.5.2.
Der Ausdruck „Gott“ als Synkategorema Einführung Die These von KAMBARTEL Die These von SCHUPP Die These von TRACK Terminologie der Synkategoremata Überblick PRISCIAN
49 49 49 51 52 53 53 55
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4.5.3. 4.5.4. 4.5.5. 4.5.6. 4.5.7. 4.5.8. 4.5.9. 4.5.10. 4.6.
De generibus et speciebus Introductoria dialectice Fallacie Parvipontane PETER ABAELARD WILHELM VON SHYRESWOOD WILHELM VON OCKHAM JOHANNES BURIDAN Zusammenfassung Theologische Konsequenzen
56 56 57 58 60 62 65 66 68
5. 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5.
Der Ausdruck „Gott“ als Prädikat Überblick Terminologie der Prädikate THOMAS VON AQUIN CARNAP und POPPER Theologische Konsequenzen
75 75 76 78 79 80
6.
Zusammenfassender Vergleich
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Literaturverzeichnis
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1.
Einleitung
1.1.
Gegenstand
Gegenstand der Untersuchung sind diejenigen Thesen, die thematisch und explizit zum Problem der logischen Funktion des Terminus „Gott“, „deus“ oder „θεός“ aufgestellt worden sind. Die fremdsprachlichen Äquivalente von „deus“ unterscheiden sich hinsichtlich ihrer logischen Funktion innerhalb von Aussagen nicht. Sie können deshalb als funktionell gleichwertig betrachtet werden. Da in diesen Thesen sowohl ihren Resultaten zufolge wie auch nach der Vorgehensweise, durch die sie gewonnen wurden, ausdrücklich Bezug auf die Logik genommen wird, gelangen ihre Methoden auch bei der Erörterung in einer relevanten Weise in Anwendung. Bezüglich der gegebenen Lösungsvorschläge lassen sich diese Thesen nach vier Typen einteilen: (1) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Name. (2) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Kennzeichnung. (3) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Synkategorema. (4) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Prädikat. Diese Aussagen stellen vier disparate Antworten dar betreffs der Frage, welcher Art von sprachlichen Ausdrücken das Wort „Gott“ zuzurechnen sei. Und wie es scheint, können sie nicht alle vier zugleich wahr sein. Trotzdem werden sie gegenwärtig offenbar gleichberechtigt nebeneinander vertreten, so daß man annehmen muß, daß über die sprachlogische Klassifizierung des Zentralterminus der Theologie Unklarheit besteht. Daraus ergibt sich unmittelbar die Aufgabe, die fraglichen Thesen auf ihren Erklärungswert hin zu überprüfen, um herauszufinden, welche von den Behauptungen (1) bis (4) bestätigt werden kann und welche von ihnen als falsch fallengelassen werden müssen. Diese Frage ist auf jeden Fall entscheidbar, weil es ein Sowohl-als-auch hier nicht gibt. In den Gegenstandsbereich fällt auch die Entwicklung der sich ergebenden und konstruierbaren Konsequenzen so weit wie möglich über das in den Thesen dem Wortlaut nach Gesagte hinaus, denn Konsequenzen bestehen
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ja unabhängig davon, was vielleicht ursprünglich beabsichtigt gewesen war. Das berührt vor allem semiotische und sprachphilosophische Aspekte, welche nach diesen Thesen eine Rolle spielen. Die sprachlogischen Untersuchungen betreffen stets fundamentale Grundlagenprobleme, weil mit ihnen nicht nur ein zusätzlicher Aspekt beigebracht wird, sondern Entscheidungen getroffen werden über die Art des Ausdrucks „Gott“, und was er aufgrund dessen prinzipiell zu leisten vermag. Wozu ein Ausdruck überhaupt dienen kann, hängt davon ab, was er seiner Art nach möglicherweise auszudrücken fähig ist. Und das ist etwas anderes als das, was er dann tatsächlich leistet, verglichen mit dem, was er vielleicht leisten sollte. Die Art von Sprache entscheidet letztlich darüber, wovon gesprochen wird, nicht die Objekte, auf die sich Ausdrücke beziehen können.
1.2.
Logische Syntax
1.2.1. Das Auftreten eines Ausdrucks innerhalb von Aussagen ist nicht beliebig. Es regelt sich nach der Syntax einer vorgegebenen Sprache, die angibt, welche Stellung des Ausdrucks im Satz zulässig und welche syntaxwidrig ist. Für Aussagen einer natürlichen Sprache wie Deutsch gibt es grammatisch die Möglichkeiten, daß der Ausdruck „Gott“ an Subjekts-, Prädikats- oder Objektsstelle steht. Er kann also mehrere syntaktische Stellungen einnehmen, weil die Art des Ausdrucks die syntaktische Stellung nicht eindeutig bestimmt. Eine logische Einteilung der Ausdrücke, die ihre syntaktische Stellung der Art eines jeden Ausdrucks nach eindeutig bestimmt, muß vollständig disjunkt sein; d.h. ein Ausdruck kann entweder zu einer Klasse gehören oder zu einer andern, aber nicht zu mehreren zugleich. Diese Bedingung wird durch die Einteilung in syntaktische Kategorien erfüllt (vgl. BAR-HILLEL; BOCHENSKI [1]; [4] 17. 115f; BORKOWSKI, 6-27; MARCISZEWSKI [1] 43), wobei unerheblich ist, ob es sich um künstliche (symbolische) oder natursprachliche Ausdrücke handelt. Für die Klassifizierung nach syntaktischen Kategorien gilt, daß Ausdrücke ein und derselben syntaktischen Kategorie untereinander beliebig austauschbar sind – austauschbar salva congruitate –, und entsprechende Sub-
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stitutionen stets wieder syntaktisch zulässige, sinnvolle Gebilde erzeugen (vgl. CZARNAWSKA). Ist letzteres bei einer Einsetzung eines Ausdrucks durch einen andern nicht der Fall, dann gehören diese Ausdrücke verschiedenen Kategorien an. In „Hans ist blond“ und „Hans läuft“ gehören „Hans“ und „blond“ verschiedenen syntaktischen Kategorien an, „blond“ und „läuft“ dagegen gehören zur selben Kategorie. Die wichtigsten syntaktischen Kategorien sind die folgenden: (1) Singuläre Termini (Hans), (2) einstellige Prädikate (blond), (3) mehrstellige Prädikate oder Relationen (x liebt y). Die logischen Konstanten (Funktoren, Operatoren oder Synkategoremata), z.B. „und“, „oder“, „wenn ..., dann ---“, „alle“, die eine sehr wichtige Klasse von Ausdrücken darstellen, können nicht als salva congruitate austauschbar gelten, da eine entsprechende Substitution nicht stets wieder eine syntaktisch zulässige Aussage ergibt (QUINE [2] 38f). So würde die Ersetzung von „nicht“ in „Hans ist nicht blond“ durch „oder“ Unsinn erzeugen. Die logischen Konstanten sind daher keine syntaktische Kategorie, sondern eine eigene Klasse von Ausdrücken, welche logische Funktionen ausüben, wie Negieren (nicht), Konditionalisieren (wenn ..., dann ---), Quantifizieren (alle) usw. Zu den syntaktischen Kategorien verhält sich die Klasse der logischen Konstanten jedoch ebenfalls disjunkt; d.h. sie haben keine gemeinsamen Elemente.
1.2.2. Es fällt auf, daß der Ausdruck „Gott“ nach den in Kapitel 1.1. aufgeführten Typen einigen der syntaktischen Kategorien zugeordnet zu werden scheint. Da sich alle singulären Termini auf Kennzeichnungsform bringen lassen (s. Kap. 3.3.), umfaßt (1) Namen und Kennzeichnungen. Die Prädikatsthese bezieht sich auf einstellige Prädikate (2). Demgegenüber sind die synkategorematischen Ausdrücke die logischen Konstanten, denen der Ausdruck „Gott“ anscheinend ebenfalls zugeordnet wird, falls nicht etwas anderes gemeint sein sollte. Da diese Ausdrucksklassen keine gemeinsamen Elemente haben, folgt jetzt sensu stricto, daß der Ausdruck „Gott“ nur zu genau einer Kategorie oder Klasse gehören kann. Die logische Syntax des Ausdrucks „Gott“ angeben heißt bestimmen, welcher syntaktischen Kategorie oder anderen Klasse von Ausdrücken er zuzurechnen ist. Diese Aufgabe datiert aus dem Jahre 1931, als RUDOLF CAR-
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(1891-1970) in seiner Schrift „Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“ ausdrücklich in bezug auf das Wort „Gott“ die „Forderung nach Angabe seiner Syntax, d.h. der Form seines Vorkommens im Elementarsatz“ aufgestellt hat. NAP
Aus der von CARNAP vorgelegten Fragestellung würde sich für eine atomare Aussageform „Fx“ die Alternative ergeben, daß „Gott“ ein singulärer Terminus oder ein einstelliges Prädikat sein könnte. Die Synkategoremathese könnte nötigenfalls, wenn auch nicht auf der gleichen Ebene, als Erweiterung auf komplexe Aussagen angesehen werden.
1.3.
Logische Semantik
1.3.1. Während die syntaktischen Untersuchungen Art und Reihenfolge der Ausdrücke betreffen, wobei davon abstrahiert wird, worauf sie sich beziehen, sind die Ausdrücke gerade hinsichtlich ihrer Bezugnahme auf etwas von ihnen selbst Verschiedenes, Gegenstand der Semantik. Sie handelt von der sprachlichen Bezugnahme und entsprechend von den Relationen, die Ausdrücke entweder zu andern Ausdrücken oder zu abstrakten oder realen Gegenständen haben. Wie die syntaktischen können auch die semantischen Untersuchungen einerseits deskriptiv, andererseits logisch erfolgen (BREKLE, 19f; CARNAP [4] 78f; SCHAFF, 7-23; STEGMÜLLER [4] 41f; WANG, 1078f). Ersteres ist der Fall, wenn sie sich auf natürliche Sprachen beziehen und z.B. von der Etymologie, den Wortfeldern, Bedeutungsvarianten usw. handeln. Die deskriptive Semantik fällt in das Gebiet der empirischen Sprachwissenschaften, und ihre Ergebnisse werden u.a. in Wörterbüchern vorgelegt. Die deskriptive Semantik des Ausdrucks „Gott“ ist daher größtenteils in den jeweiligen sprachwissenschaftlichen, theologischen oder religionsgeschichtlichen Wörterbüchern zu finden. Wenn die Semantik hingegen nicht die lexikalischen Bedeutungen untersucht, sondern allgemeine semantische Funktionen, die Ausdrücke aufgrund ihrer Art erfüllen, wird sie logisch genannt. „Insofern ist die logische Semantik das formale Paradigma für jede spezielle Semantik“ (BREKLE, 20).
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Bei dem Ausdruck „Gott“ kommt daher das Invariante in bezug auf Übersetzungen in beliebige Sprachen in Betracht. Für die Logik als Theorie der Sprache ist es wegen ihrer Universalität irrelevant, in welcher Sprache ein Ausdruck zufällig formuliert ist, wenn seine formale Funktion von Belang ist. „Gott“, „θεός“, „deus“, „got“, „aelohim“, usw. fungieren in dieser Hinsicht gleich.
1.3.2. Die Funktion des Bedeutens oder der Bedeutung wird ausschließlich lexikalisch als Relation zwischen sprachlichen Ausdrücken derselben semantischen Stufe verstanden. Zu sagen, a hat die Bedeutung b, ist also nicht metasprachlich. Es ist auch nicht bekannt, daß auf die Frage: „Was ist die Bedeutung von ...?“ jemals etwas anderes als ein sprachlicher Ausdruck angeführt worden wäre. Wörterbucheintragungen sind die einschlägige Illustration für Bedeutungsrelationen. Das Bedeutete, das Zweitglied der Bedeutungsrelation, wird zwar meist abgekürzt Bedeutung genannt, doch umfaßt Bedeutung genaugenommen stets auch das Erstglied der Relation, den bedeutenden Ausdruck. Von Bedeutung kann immer nur in bezug auf einen andern Ausdruck die Rede sein. Deswegen wird die Bedeutung als grundlegend angesehen. Ein Ausdruck ohne Bedeutung stünde in keinerlei Beziehung zu andern Ausdrükken. Er könnte nicht in Wörterbüchern stehen. Er wäre inkommunikabel. „Even when a word is a name of something, its meaning would appear not to be identifiable with the thing named.“ (QUINE [1] 213) „Und auch wenn ein Wort eine Bezeichnung von etwas ist, so darf man doch seine Bedeutung nicht mit dem bezeichneten Ding identifizieren.“ ([1] 257) Die Bedeutung ist nie ein außersprachliches Objekt (BREKLE, 55; KALISH, 354; QUINE [1] 257f; WITTGENSTEIN, PU 40; CAPPIO; ECO [1] 70f; [4] 88-93; [5]). Deshalb darf die Bedeutung nicht mit dem Referenten verwechselt werden, auf den sich z.B. ein Name beziehen kann. Von „Petrus“ ist der Ausdruck „Fels“ eine der Bedeutungen, nicht der Mensch Petrus. Da Bedeutung nichts anderes als ein sprachlicher Ausdruck ist, und damit ein materieller Bestand, bleibt für den Mentalismus der Bedeutung keine Möglichkeit mehr übrig. Das stoische σημαινόμενον, das, im Gegensatz zum körperlichen σημαῖον, als unkörperlich (ἀσώματον) aufgefaßt wor-
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den war (SEXTUS EMPIRICUS, Adv. math., 8,11f; KRETZMANN [2] 364; SCHENK, 210), muß dementsprechend selbst als Ausdruck betrachtet werden. Dies ist auch ganz natürlich, denn eine asomatische, intelligible Bedeutung in mente kann nicht in einem Wörterbuch stehen. Sie könnte überhaupt nicht ausgedrückt werden, jeder Ausdruck macht sie zwangsläufig zu etwas Materiellem. Führt man noch eine weitere Unterscheidung zwischen Bedeutung und Sinn ein, dann mag man sich den Sinn als eine Art désir vorstellen, der vermittels immer neuer Bedeutungen nach dem Gesetz der Signifikation (GÜTTGEMANNS, 68ff) und der unbegrenzten Semiose (ECO [4] 105f) vielleicht nie vollständig erfaßt wird. Der Sinn kann durch Bedeutung nicht endgültig eingeholt werden. Der Unsinn aber braucht offenkundig nicht wie der Sinn von der Bedeutung gelöst zu werden. Denn ein Unsinn, wie z.B. eine Folgerung aus einem Widerspruch, ist deshalb nicht bedeutungslos, während ein bedeutungsloser Ausdruck wie „blityri“ stets auch sinnlos ist.
1.4.
Logik und Theologie
1.4.1. Die Überzeugung, daß es auch für die Theologie ein fruchtbares Verhältnis zur Logik geben kann, ist in der Geschichte sowohl nachdrücklich vertreten als auch entschieden bestritten worden. Dies legt es nahe, nicht nur für die Theologie im besonderen, sondern auch für die Religionsgeschichte im allgemeinen, von zwei grundsätzlich einander entgegengesetzten Strömungen zu sprechen, der logischen Strömung und der antilogischen (BOCHENSKI [3] 27-30). Zur Charakterisierung genügt es, daß in der logischen Strömung die logischen Methoden konstruktiv angewandt, in der antilogischen jedoch prinzipiell abgelehnt und für schädlich gehalten werden. Gegenwärtig herrscht quantitativ die antilogische Einstellung vor. Diese Einschätzung hängt nicht davon ab, ob die Vertreter sich selbst als Antilogiker bezeichnet haben, das ist sogar ziemlich gleichgültig, sondern davon, daß sie die logischen Gesetze bei ihren Äußerungen für ungültig halten und programmatisch widersprüchlich reden. Nicht immer scheinen die absurden Folgen des Widersprüchlichen voll bewußt zu sein, so daß die abwehrende Haltung der Logik gegenüber auch zu abnehmender Scheu vor
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dem absurdum geführt hat. Andere Folgen sind ein gebrochenes Verhältnis zur Wahrheit und der Mangel an kommunikationsfördernder, beweisorientierter Argumentation (ZIMMER [8] 56f; 60f). Unmittelbar beeinflußt worden ist dieser Sachverhalt durch den Umstand, daß in den zwanziger Jahren die Meinung aufgebracht wurde, „Logik sei ein Instrument des „verfügenden“, des „objektiv distanzierten“, seine Gegenstände der „Berechnung“ unterwerfenden Denkens, das man im Engagement der betroffenen Existenz oder der von Gott angerufenen Person oder der dem historisch Fremden sich öffnenden Interpretation überwinden müsse“ (vgl. KAMLAH / LORENZEN, 12). Die tiefgreifende Fehleinschätzung der Natur der Logik, die in dieser Meinung zum Ausdruck kommt, und die Verbreitung von Unzutreffendem über ihr Wesen, beruht darauf, daß die Logik nicht zur Kenntnis genommen wurde. Eine kirchengeschichtliche Ausprägung der antilogischen Richtung ist beispielsweise die Annahme des PETRUS DAMIANI O.S.B. (1006-1072), nach welcher die Logik als ein Werk des Teufels diffamiert wurde, eine Meinung, der sich im großen und ganzen auch MARTIN LUTHER angeschlossen hat (BOCHENSKI [3] 28; MALTER, 103).
1.4.2. Von größerer Bedeutung und höherem Wert ist demgegenüber die logische Strömung. Ein wichtiger Anhaltspunkt dafür besteht in der Tatsache, daß besonders, wenn auch nicht ausschließlich, während des gesamten Mittelalters die Personalunion von Logiker und Theologe häufig auftrat, wobei solche Denker gemeint sind, die auf beiden Gebieten schöpferisch hervorgetreten sind und auf die Entwicklung in beiden Bereichen deutlich Einfluß genommen haben. Zu diesen werden u.a. gezählt: PETRUS ABAELARDUS (1079-1142), ALBERT D. GR. O.P. (1193-1280), WILHELM VON OCKHAM O.F.M. (gest. 1349). Einige, wie auch der Doctor universalis, hatten kirchenleitende Ämter inne, als Bischof, wie ROBERT KILWARDBY (Erzbischof von Canterbury, gest. 1279) und ALBERT VON SACHSEN (Bischof von Halberstadt, gest. 1390), oder als Papst wie PETRUS HISPANUS (JOHANNES XXI., gest. 1277). Von letzterem stammt das für die folgenden drei Jahrhunderte maßgebende logische Lehrbuch, die Summulae logicales oder der Tractatus logicae, wie der ursprüngliche Titel lautete. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts erschien es in nicht weniger als 166 Auflagen (KNEALE, 234; KONDAKOW, 374; SCHOLZ [1] 38). Auch sind die bedeutendsten Kommentare zu den aristotelischen Schriften, und von diesen wieder zu den lo-
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gischen des Organon, von Theologen geschaffen worden, darunter von THOMAS VON AQUIN O.P. (1225-1274) (UEBERWEG / GEYER, 353. 419). Zu der Personalunion gehört als eigens hervorzuhebendes Merkmal auch dies, daß einerseits Forschung in der Logik und andererseits tiefe Religiosität in Einklang gestanden haben, wie z.B. beim hl. ALBERTUS MAGNUS. Die Fähigkeit zum Logiker begegnet auch in Verbindung mit dem Beruf des Bußpredigers, so beim hl. VINZENZ FERRER O.P. (1350-1419). Ein weiteres, wenig bekanntes Beispiel ist GIROLAMO SAVONAROLA O.P. (1452-1498). Zu diesen Beispielen, die ein großes historisches Interesse haben, bemerkt BOCHENSKI: „Ähnliche Verbindung von tiefem religiösem Leben mit Begabung und Interesse für die formale Logik finden wir im indischen Kulturkreis (vor allem bei den Buddhisten). Es scheint sich da um ein wenig bekanntes und bis jetzt unerklärtes Phänomen zu handeln.“ ([2] 190f, Anm.; vgl. [3] 28f) In neuerer Zeit wird die Personalunion von Logiker und Theologe ebenfalls angetroffen, u.a. bei BERNARD BOLZANO (1781-1848) und HEINRICH SCHOLZ (1884-1956). Auch in der Gegenwart besteht ein zunehmendes Interesse an der Erforschung der Logik theologaler Probleme, wie etwa auf dem Gebiet der Gottesbeweise oder dem neutestamentlicher Argumente.
1.4.3. Neben diesen Hinweisen ist jetzt in systematischer Hinsicht wichtig, daß bezüglich der Anwendbarkeit der Logik nur eine Bedingung besteht, nämlich daß Logik überall dort angewandt werden kann, wo es bedeutungsvolle Sprache gibt, die objektive Strukturen ausdrückt (BOCHENSKI [3] 15-19; ESSLER, 260-263). Damit ergeben sich nur zwei Fälle, in denen Logik nicht anwendbar ist: „1. wo es überhaupt keine Sprache gibt; 2. wo es zwar Sprache gibt, wo sie aber keine objektiven Strukturen verkörpert oder ausdrückt. Das mag wiederum auf zwei Weisen geschehen: a) wenn die Sprache vollständig ohne Bedeutung ist, b) wenn sie zwar Bedeutung hat, aber diese nur subjektive und nicht objektive Strukturen meint.“ (BOCHENSKI [3] 18) Für die Theologie ist infolgedessen klar, daß Logik ohne weiteres auf sie anwendbar ist. Denn sie hat Anteil an einer Sprache, die aufgrund objekti-
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ver Strukturen Bedeutung hat, die mitteilbar ist, und die – wenigstens teilweise – aus Aussagen besteht. Einem Mißverständnis ist dabei noch zuvorzukommen, dem, daß es eine theologische oder religiöse Logik geben könnte. Das ist völlig ausgeschlossen, erst recht in dem Sinn, daß diese sich durch „mangelnde Konsequenz“ (FRITZSCHE, 29) auszeichnen könnte, daß aus gegebenen theologischen Aussagen nicht alle möglichen Konsequenzen geschlußfolgert werden dürften. Eine solche Denkprohibition kann dem λόγος bestimmt nicht dienen. „Denn auch einem theologischen Satz wird niemand sinnvoll verbieten können, daß er irgendwelche logischen Folgen hat.“ (SCHOLZ [2] 96) Da die Logik rein formal ist und, indem sie die Form oder Struktur der Sprache zum Gegenstand hat, gerade von allem Inhaltlichen abstrahiert, kann sie von vornherein nicht theologisch oder anderswie inhaltlich charakterisiert sein. Logik ist inhaltlich immer neutral. Nur dadurch kann sie auch mehr als nur subjektives Meinen und Dafürhalten leisten: wahre, beweisbare Aussagen. Nur sie verdienen auch Glauben.
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2.
Der Ausdruck „Gott“ als Name
2.1.
Überblick
Obwohl keine spezielle semantische Theorie über den Ausdruck „Gott“ als Eigenname ausgearbeitet worden ist, finden sich doch in den Kompendien der Dogmatik und in andern Schriften über die Grundlagen der Theologie einzelne Behauptungen derart, daß das Wort „Gott“ (bzw. seine fremdsprachlichen Entsprechungen) ausdrücklich den Namen zuzurechnen sei (DALFERTH [1] 571-583; [2] 184; [3] 86; DIEKAMP, 150; JOEST, 52; KUHN, 78; LUTHARDT, 141; MILDENBERGER, 48-53; PEIRCE, CP 6.452; VAN PEURSEN, 6-8; RAHNER [1] 56; SCHMAUS, 316). Im Gegensatz dazu stehen andere Auffassungen, nach denen diese Zuordnung gerade als falsch in Abrede gestellt (SAUTER / STOCK, 131f; SCHUPP, 141-146), ja sogar als „heidnisch“ bezeichnet wird (KAMBARTEL, 32). Einige behaupten auch, daß der Ausdruck „Gott“ zwar ein Name wäre, aber nicht wie andere Namen verwendet werden dürfe. Des weiteren wird die Unklarheit dadurch vermehrt, daß man den Ausdruck „Gott“ teils als nomen proprium, teils als nomen appellativum klassifiziert, und selbst Übergänge zwischen beiden Kategorien zuläßt (WEBER, I, 462f; QUELL [1] 79-82; [2] 1056-1060). Außerdem scheinen zugleich auch drei Verwendungen der Vokabel „Gott“ für möglich gehalten zu werden, als Unterscheidungsname, Eigenname und Prädikator (SCHAEFFLER, 162f). Daneben kommt auch die Variante vor, daß der Ausdruck als Name und als Synkategorema klassifiziert wird (TRACK, 256. 261. 298; HASENHÜTTL, 223; JONES, 229). Diese Lage ist offenkundig nicht so, daß sie bereits als Folge einer genügend überlegten Auseinandersetzung mit der logischen Syntax und Semantik angesehen werden darf; und dies umso weniger, als die Einordnung des Ausdrucks „Gott“ in mehrere verschiedene Klassen, die einander ausschließen, schon von vornherein nicht richtig sein kann. Es ist deshalb als erstes erforderlich, an charakteristischen Beispielen herauszustellen, aus welchen Gründen behauptet wird, daß das Wort „Gott“ ein Name wäre. Die dabei zutage tretende Namensauffassung muß dann mit der vom modernen sprachlogischen Standpunkt aus aufgestellten Terminologie konfrontiert und die daraus gewonnenen Resultate auf ihre theo-
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logischen Konsequenzen hin untersucht werden. Erst auf dieser Grundlage ist es möglich, zwischen der Kategorisierung als Name und andern Thesen einen Vergleich anzustellen sowie Gesichtspunkte zur Beurteilung ihres theoretischen Erklärungswertes zu erhalten.
2.2.
Beispiele theologischer Namensauffassung
2.2.1. Onomatologie Ein sehr charakteristisches Beispiel theologischer Namensauffassung stellt die sogenannte Onomatologie der altprotestantischen Dogmatik dar. In der Theologia positiva acroamatica (1664) von JOHANN FRIEDRICH KÖNIG heißt es darüber: „§ 25 Esse deum singulae verbi scripti literae loquuntur; inprimis autem ex divinis nominibus, attributis atque operibus id innotescit. § 26 Quid sit deus, edocet tum ὀνοματολογία tum πραγματολογία. § 27 Ὀνοματολογία nomina divina in scripturis occurentia exponit. § 28 Atque haec vel Ebraea vel Graeca sunt. § 29 Ebraea potiora sunt jahveh, jah, ’aechejaeh, ’el, ’aeloah, ’aelohim, ’adonaj. § 30 Graeca sunt θεὸς et κύριος.“ (Zit. n. RATSCHOW, II, 45) Die Onomatologie (§§ 27-30) ist hier Bestandteil des Locus de cognitione dei revelata und darin wieder Bestandteil der Antwort auf die Frage, quid sit deus (vgl. CALOV, Systema locorum theologicorum, 2, 2, 114-139). Ihre Bedeutung besteht, neben der Angabe, welche Namen für Gott in der Schrift vorkommen, in der Funktion, die sie für die geoffenbarte Gotteserkenntnis hat, nämlich darin, daß aus den Namen Erkenntnisse über esse deum und essentia dei gewonnen werden. Denn das esse deum ist aus Namen, Eigenschaften und Werken Gottes gefolgert (§ 25), während die essentia dei auf Onomatologie und Pragmatologie beruht (RATSCHOW, II, 45). Aufgrund dessen sind für die Namensauffassung besonders die folgenden Punkte wesentlich:
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(1) Als Namen für Gott gelten die Wörter „jahveh“, „jah“, „’aechejaeh“, „’el“, „’aeloah“, „’aelohim“, „’adonaj“, „θεός“ und „κύριος“. Da sie sich alle auf ein und denselben Gegenstand – Gott – beziehen, müssen sie offenbar äquivalent sein. (2) Aus diesen Wörtern wird Wissen über Gott abgeleitet, und zwar erstens, daß Gott existiert (esse deum), und zweitens worin sein Wesen (essentia dei) besteht. Dies wird u.a. auch von CALOV (ebd.) bestätigt: „E nominibus ipsum agnoscamus, applicatione nominum, quis sit, discamus.“ (3) Dieses Wissen wird jedoch nicht nur aus den Namen allein hergeleitet, sondern, vermutlich gleichzeitig, auch aus den Eigenschaften und Werken Gottes. Dabei bleibt unbestimmt, welcher Anteil hinsichtlich der Gotteserkenntnis auf die als Namen geltenden Wörter entfällt, verglichen mit den Eigenschaften und Werken; d.h. es wird nicht genau quantitativ angegeben, wieviel speziell auf die Namen ankommt, wenn man von den Eigenschaften und Werken absieht. Aber die Namen erscheinen als gleichberechtigte Erkenntnisquelle. (4) Der entscheidende Übergang vom Namen auf den Namensträger erfolgt „vi Etymi“ (CALOV, 2, 2, 2, 144), kraft der Wortbedeutung des Namens, so daß generell die Bedeutungen jener Wörter Aufschluß geben über Existenz und Wesen dessen, was sie bezeichnen. Auf diese Weise macht die Bedeutungsanalyse der Gottesnamen bereits den größten Teil der Gotteslehre aus, wie z.B. JOHANN GERHARD sagt: „Ad συνωνυμίαν pertinent divina nomina, quorum explicatione maxima pars doctrinae de deo continentur“. (Loci theologici, 2, 3, § 20, zit. n. RATSCHOW, II, 53) Nach der sich hier ausdrückenden Meinung kann man eine zumindest partielle Erkenntnis von Gott durch Nachschlagen in etymologischen Wörterbüchern erlangen, indem man die Einträge hinter den vorhin als Namen angeführten Wörtern aufsucht. Wie sich noch zeigen wird, kann man beträchtliche Teile dieser Ansicht in der gegenwärtigen Theologie wiederfinden, so vor allem bei neueren Exegeten.
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2.2.2. Neuere Exegeten Ganz ähnlich wie in der altprotestantischen Dogmatik findet sich auch in der neueren Theologie des Alten Testaments die Meinung geäußert, daß der Name Gottes „Klarheit über Gott“ geben würde (BIETENHARD [1] 43). Dies scheint wegen der Annahme möglich zu sein, daß der Name „nicht eine auswechselbare Etikette bedeutet, sondern das Wesen des Benannten in sich befaßt“ (ZIMMERLI, 66; vgl. SCHÜNGEL, 187; BIETENHARD [2] 242). Zwischen Name und Namensträger bestünde somit „eine enge wesensmäßige Bezogenheit“ (VON RAD, I, 183), ja „Identität“ (GLADIGOW, 1206). Der Name stelle aber nicht nur „eine Aussage über das Wesen seines Trägers“ dar (VON RAD, ebd.), er soll darüber hinaus die „Quintessenz“ (QUELL [2] 1068) der benannten Person oder Sache sein und ihre Kraft, Mächtigkeit und Potenz „enthalten“. Der Name gilt sogar als „Teil“ dessen, was er bezeichnet (HIRZEL, 15; VAN IMSCHOOT, 1215). Indem der Namensträger solchermaßen „im Namen existiert“ (VON RAD, ebd.), ist er im Namen anzutreffen und gegenwärtig (ZIMMERLI, 66; SCHMIDT, 58; MELZER, 428f. 432), wie allgemein als selbstverständlich angenommen wird, daß stets auch existiert, was ein Name benennt (QUELL [2] 1070; HIRZEL, 13): „Ohne den Namen sind die Dinge nicht,“ und „wo es einen Namen gibt, muß es auch das Bezeichnete geben“ (GLADIGOW, 1206). Dies gilt umso mehr, als die Namensgebung dem Schöpfungsakte gleicht (SCHMIDT / DELLING, 422). Und zu den Eigenschaften, die man Namen überdies zuschreibt, zählt ferner, außer daß sie Rechts-, Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse begründen könnten (BIETENHARD [2] 252), das Vermögen, daß ein Name das Handeln Gottes nicht nur anzukündigen, sondern herbeizuführen fähig sei (SCHMIDT / DELLING, 422f). Die Auffassung, „im Namen etwas Wirkliches“ zu sehen, „ein Stück des Wesens der benannten Persönlichkeit, das Teil hat an deren Eigenschaften und Kräften“ (BAUER, 1132), wird auch in der neutestamentlichen Theologie vertreten, indem sich z.B. die Fülle von Jesu Christi Wesen und Wirken in seinem Namen zeige (BIETENHARD [2] 272). Auch soll der bloße JesusName ewiges Leben, Wunder und Leiden bewirken, dank welcher Wirkung der christliche Glaube ein Glaube statt an Jesus an den Namen „Jesus“ sei (MELZER, 434ff). (Für weitere antike und mittelalterliche Beispiele ähnlicher oder gleicher Namensspekulation vgl. CURTIUS, 486-490, ebenso auch die extrem irratio-
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nalistische Namensmystik von GUARDINI, 59, und die „Identitätshermeneutik“ von BOHREN, 94-103, als Erscheinungen pansemiotischer Metaphysiken, vgl. ECO [2] 111-117.) Nach dieser summarischen Erhebung ist es wichtig zu betonen, daß es nicht Gegenstand der Untersuchung ist, in exegetischer Hinsicht zu überprüfen, ob das Gesagte zutrifft oder nicht (eine andere Auffassung vertritt z.B. HELLER, 257). Nur dies ist für den vorliegenden Zweck von Belang, daß eine bestimmte Namensauffassung vorkommt, die auch heute anscheinend stark verbreitet ist. Es spielt auch keine Rolle, daß die zitierten Autoren häufig behaupten, daß jene Meinungen die Meinungen biblischer Schriftsteller wären. Es kommt nur auf die Meinung selbst an, und nicht darauf, ob sie ursprünglich vielleicht biblisch gewesen sein mag.
2.3.
Irrationale Namensauffassung
2.3.1. Eine irrationale Namensauffassung liegt vor, wenn einige der folgenden Punkte zutreffen: (1) Zwischen Name und Benanntem besteht eine wesensmäßige Beziehung. (2) Der Name drückt das Wesen des Benannten aus. (3) Das Wesen des Benannten ist vollständig oder teilweise aus der Etymologie der jeweils als Namen dienenden Wörter erkennbar. (4) Der Name ist Teil des Benannten. (5) Der Name ist mit dem Benannten identisch. (6) Mit einem Namen ist automatisch gesagt, daß das Benannte existiert. (7) Das Benannte existiert im Namen. (8) Der Name bewirkt, daß das Benannte anwesend ist. (9) Der Name ist Träger von Kraft und Potenz des Benannten. Die Beurteilung als irrational hat ihre Berechtigung darin, daß den in Kapitel 2.2.1. und 2.2.2. erwähnten Beispielen zufolge vorgegeben wird, aus Namen und ihrer Etymologie Aussagen gewinnen zu können, die nicht die Namen, sondern deren Designata betreffen, ohne daß aber diese Designata selbst untersucht worden wären. Es wird dabei der unfundierte Glaube vorausgesetzt, daß Eigenschaften und sogar das Wesen eines Benannten ledig-
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lich mit Hilfe seines sprachlichen Namens erkannt werden könnten, weswegen eine Untersuchung des benannten Objekts gar nicht erst in Betracht gezogen zu werden scheint. Wenn am Benannten Interesse besteht, dann würde es eher naheliegen, dieses selbst zu untersuchen, statt nur seinen Namen. Die Namensauffassung ist irrational, wenn das Designatum „im Namen“ existieren oder anwesend sein soll, und ausgesprochen magisch, wenn der Name für einen Träger von „Macht und Potenz“ gehalten wird, damit man dem sich hier artikulierenden primitiven Namenszauber gemäß mit einem bloßen nomen etwas angeblich zu „bewirken“ und gar das Benannte herbeizuzitieren vermöchte. Auch ist es unsinnig, ein Wort, das ein Name darstellt, mit dem von ihm bezeichneten Objekt für identisch zu erklären. Das Wort „Hans“ müßte demnach mit allen Menschen, die Hans heißen, identisch sein! Spätestens hier ist die theologische Namensauffassung vom Absurden umfangen, nachdem schon mit der Namensmagie die Grenzen der Seriosität überschritten worden waren.
2.3.2. Als wichtiger biblischer Beleg für die enge Beziehung zwischen Name und Namensträger word häufig 1 Sam 25, 25 angeführt, wo von dem Kalebiter Nabal behauptet wird: So wie er heißt, so ist er, ein Tor. Nabal aber galt durchaus nicht generell als Tor; im Gegenteil, lediglich sein Weib Abigail hat ihn so verleumdet, um sich damit als „treue Magd“ dem Schutzgelderpresser David, „ihrem Herrn“ anzubieten (nicht ohne zuvor noch reichlich unter seinen kriminellen Anhang vom Eigentum ihres Gemahls verteilt zu haben). Von dieser Art ist die „Klugheit“, auf deren Hintergrund das Opfer Nabal von den Tätern als Tor hingestellt wird. Doch ganz abgesehen davon, hieß nicht Nabal schon Nabal, bevor der „scharfe Verstand“ seiner lieben Gattin ihn als Toren erkannte? Also kann Nabal nicht so heißen, weil er nach ihrer Meinung ein Tor gewesen ist. Umgekehrt kann er kein Tor gewesen sein, weil er Nabal hieß. Und selbst wenn die Albernheit vorgekommen wäre, daß man ihn wegen der Verheissung seiner zukünftigen Torheit so genannt hätte, muß er sich etwa deswegen als Tor erweisen? Sind nicht unter denen, die Stark heißen, schlappe Schwächlinge und unter den Langes Liliputaner? Welche Erfahrung oder Eigenschaft drückt sich
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aus, wenn einer Niemand heißt oder Nazi (wie in WILHELM BUSCHS Schmetterling) oder – von den Namenstheologen geflissentlich übersehen – Karel Gott?
2.3.3. Weitere Schwierigkeiten der irrationalen Namensauffassung liegen in dem unklaren Wesensbegriff. Statt kurz und praktisch zu bezeichnen, welches Objekt gemeint ist, wird von einem Namen verlangt, daß er das sogenannte Wesen dessen, was er bezeichnet, ausdrückt. Um jedoch plausibel sagen zu können, daß ein Name das Wesen seines Namensträgers tatsächlich ausdrückt, müßte zumindest dieses Wesen vorher zweifelsfrei feststehen, sonst könnte man gar nicht entscheiden, ob der Name wirklich dieses Wesen ausdrückt und kein anderes. Hinzu kommt, daß man sich fragt, ob ein Name, der mehrere verschiedene Personen bezeichnet, genau ein Wesen bezeichnet oder so viele Wesen, wie es Personen gibt, die diesen Namen tragen; d.h. ob alle Personen, die etwa Paul heißen, ein und dasselbe Wesen haben, oder ob der Name sozusagen ad hoc immer gerade das jeweilige Wesen desjenigen Paul ausdrückt, von dem zufällig die Rede ist. Umgekehrt ist es genauso verworren, denn da muß man sich fragen, ob z.B. bei der Umbenennung eines Objekts sein Wesen dasselbe bleibt oder dank der verschiedenen Namen so viele Wesen anzunehmen wären, wie es Namen gibt, mit denen das Objekt nötigenfalls benannt werden kann. Nach der Behauptung, ein Name drücke das Wesen seines Namensträgers aus, müßte man eigentlich denken, daß verschiedene Namen auch verschiedene Wesen ausdrücken. Vermöge dessen müßte folglich ein Mensch genau so viele Wesen haben, wie es bei seiner Erstbenennung nach der Geburt Möglichkeiten gegeben hat, ihn mit Namen zu versehen. Doch damit noch nicht genug. Was ist mit Doppelnamen? Bezeichnet etwa Klaus-Dieter ein Wesen oder zwei? Oder soll man sich ein zusammengesetztes Wesen vorstellen? Wie man es auch drehen und wenden mag, mit der Annahme, kraft der sich das Wesen von etwas in seinem Namen finden soll, läßt sich beim besten Willen nichts Vernünftiges anfangen. Bei den Punkten (1) bis (9) ist generell nicht zu sehen, wie sie zu einer diskutablen Hypothese beitragen sollen. Ihr durchweg irrationaler Charakter
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deutet auf Verwendung in der Magie hin und darauf, daß, wo vom Benannten nichts bekannt ist, das Namendeuten als bequemer Ersatz dient, ein Wissen von Unbekanntem zu simulieren.
2.4.
„Jahwe“
2.4.1. Noch mehr als mit dem Ausdruck „Gott“ scheint die irrationale Namensauffassung mit dem Gottesnamen „Jahwe“ verbunden worden zu sein, da ihm sowohl in der Theologie des Alten Testaments als auch in der Dogmatik sehr hohe Relevanz für die Gotteserkenntnis beigemessen zu werden pflegt. Dies wird unter ganz direkter Bezugnahme auf die in den vorigen Kapitel erwähnten Ideen z.B. in der folgenden Frage ausgesprochen: „Läßt der in Israel angerufene Jahwename etwas von Art und Wesen dieses Gottes erkennen?“ (ZIMMERLI, 14) Von nicht wenigen wird diese Frage ohne weiteres bejaht, wobei sie sich auf nichts anderes als auf die Etymologie des Wortes „Jahwe“ berufen und auf das, was sie diesbezüglich aus Ex 3, 14 herleiten. Vorsichtig und zurückhaltend wird die Frage dagegen von TIELE / SÖDERBLOM, 82, GRETHER, 2, und JENNI, 702, behandelt und ablehnend beantwortet von KRAUS, 11-113, und RADDAY, 97f. Obgleich aber über die etymologisch-lexikalische Bedeutung des Jahwenamens weder Einhelligkeit noch Sicherheit besteht (JENNI, 702; BERNHARDT, 407; RENDTORFF, R., 18; SAEBO, 43; KRUSE), nicht einmal die Vokalisation definitiv klar ist, und auch die verbale oder vielleicht nominale Grundform rein hypothetisch sind, sollen doch die betreffenden Mutmaßungen hinreichend sein, gewisse Bestimmungen von Gott pointiert vorzunehmen. So folgt auf die vorgängige Behauptung, daß der Jahwename eine Aussage über das Wesen dieses Gottes beinhalten würde, nur eine Erörterung der Etymologie des Namens. Während vorgeblich von Gott, seiner Art und Natur gesprochen wird, also von Eigenschaften dessen, worauf sich der Name bezieht, ist in Wahrheit bloß von rein sprachlichen Eigenschaften wie der Lexik und Etymologie des Namens die Rede. Die Eigenschaften des Namens werden als Eigenschaften des Namensträgers präsentiert.
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2.4.2. Wenn für das Wort „Jahwe“ z.B. die Bedeutung „er ist, er erweist sich als wirksam“ (JENNI, 703) oder irgendeine andere Bedeutung wahrscheinlich gemacht werden kann, dann bezieht sich diese Bedeutung als semantische Eigenschaft auf den Ausdruck „Jahwe“ und nicht auf Jahwe. Möglich, daß Jahwe wirksam ist, aber nicht weil er so heißt, sondern weil man dies anderweitig festgestellt haben müßte. Darauf aber scheint man sich gar nicht erst einlassen zu wollen, weshalb man lieber auf solche Fragen ausweicht: „Was läßt sich dogmatisch aus dem Jahwe-Namen entnehmen?“ (WEBER, I, 460) Als Antwort wird angeboten, daß sich dem Namen dreierlei dogmatisch entnehmen ließe: (1) daß Gott „wirklich einen Namen hat“, (2) daß Gott „in seinem Namen er-selbst, Geheimnis bleibt“, und (3) „läßt sich aus dem Gebrauch des Jahwe-Namens lernen, daß sich die Aussage über Gott nicht von derjenigen über den Bund Gottes ablösen läßt“ (460f). Gleich beiseite lassen kann man (3), da das gar keine Antwort auf die gestellte Frage sein kann. Vom Namen selbst, dem Wort, wird unterderhand zu etwas ganz anderem, dem Gebrauch des Namens durch einige und deren Meinen übergegangen. Es findet ein Sprung von der Semantik zur Pragmatik statt. Ein Beispiel echter Dogmatik ist (1). Einem Wort, „Jahwe“, das als Name bekannt ist, wird dogmatisch entnommen, das das, worauf sich der Name dem Vernehmen nach bezieht, wirklich einen Namen hat. Nicht weil Gott bekannt ist, wird er Jahwe genannt, sondern der Name „Jahwe“ solle sagen, daß Gott Jahwe heißt. Nicht der Namensträger gibt Auskunft über seinen Namen, sondern der Name muß Auskunft geben, daß der, den er zu bezeichnen scheint, diesen Namen hat. Statt Gott spricht sein Name. Diese Spekulationen haben ihre Ursache darin, daß man von Gott praktisch nichts weiß, und daß dieser Mangel dadurch ausgeglichen werden soll, daß Sprachliches, das sich vielleicht auf Gott beziehen könnte, solange dogmatisch ausgeweidet wird, bis es den Anschein hat, als müsse, was von dem Sprachlichen zu sagen sei, auch von Gott gelten. (2) bestätigt das. Denn wenn Gott selbst „in“ seinem Namen Geheimnis bleibt, ist nicht einmal sicher, daß „Jahwe“ wirklich sein Name ist. Die Rede vom Geheimnis ka-
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schiert nur, daß von Unbekanntem gesprochen wird. Die Namensspekulation verbrämt das Unbekannte, bis es wie theologisches Wissen aussieht, und die Dogmatik stellt es als Erkenntnis dar.
2.5.
Terminologie der Namensrelation
2.5.1. Prinzipien der Namensrelation Die Namensrelation wird nicht zur semantischen Analyse beliebiger Ausdrücke verwendet, sondern zur Präzisierung solcher Ausdrücke, die als Eigennamen, Individuenkonstanten oder singuläre Termini innerhalb von extensionalen Kontexten erscheinen. Unter einem extensionalen Kontext bezüglich eines Ausdrucks wird eine Aussage verstanden, in der dieser Ausdruck mit jedem ihm äquivalenten Ausdruck salva veritate austauschbar ist (ARISTOTELES, Met. III, 2,1003b 24-25; CARNAP [6] 59-66; STEGMÜLLER [4] 142-145). Namen sind sprachliche Ausdrücke, mit denen singuläre Gegenstände bezeichnet werden, unabhängig davon, ob diese sprachlich oder außersprachlich, real oder abstrakt sind. Allgemein heißt das, was bezeichnet wird, Designatum. (Bei CARNAP [6] 123 wird es Nominatum genannt, bei FREGE [1] Bedeutung, vgl. ECO [2] 30; [5].) Das Designatum darf nicht mit dem semiotischen Signifikat verwechselt werden, da Designata nur eine bestimmte Teilklasse der Signifikate sind, wie auch die singulären Termini nur eine bestimmte Teilklasse der semiotischen Signifikanten. Jede Namensrelation ist zwar eine Signifikant-Signifikat-Relation, aber nicht jede Signifikant-Signifikat-Relation ist umgekehrt auch eine Namensrelation. Für die zweistellige Namensrelation „x bezeichnet y“, d.h. „der Ausdruck x ist ein Name für das Designatum y“, gelten folgende Prinzipien: (1) Eindeutigkeitsprinzip Diesem Prinzip entspricht die Forderung, daß ein Name eindeutig, also Name genau eines Gegenstandes sein soll. Eindeutigkeit kann logisch in be-
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zug auf ein Modell gewährleistet werden. Eindeutigkeit würde voraussetzen, daß die Anzahl der Namen mit der der Designata übereinstimmt und jedes Designatum von genau einem Namen bezeichnet wird. Umgangssprachliche Namen sind nicht eindeutig (s. Kap. 2.5.8.). Die Einführung von Kennzahlen für Personen ist z.B. ein Hinweis darauf. Die Kennzahlen sind jedoch keine Indizes von Namen, die die Namen eindeutig machen würden, sondern sie ersetzen sie faktisch durch automatische Numerierung. (2) Designationsprinzip Jede Aussage, in der Namen vorkommen, handelt von den Designata, auf die sich die Namen beziehen, und nicht von den Namen. Das ist z.B. für Personennamen leicht einsichtig. In der Aussage: Tertius schrieb den Römerbrief, kommt nicht der Mensch Tertius vor, sondern sein Name. Wird über sprachliche Ausdrücke gesprochen, so gilt die Namensrelation in genau derselben Weise. Auch der sprachliche Ausdruck muß mit Hilfe eines Namens angeführt werden, damit über ihn gesprochen werden kann. Dafür ist die Methode der Anführungszeichen üblich (FREGE [2] I, 4) oder die der Schrägstriche (ECO [2] 28), wie in der Semiotik. Das Versehen eines sprachlichen Ausdrucks mit Anführungszeichen (oder mit Schrägstrichen) bildet einen Namen für diesen Ausdruck. In der Aussage: „Tertius“ hat sieben Buchstaben, ist somit klargestellt, daß von dem Wort „Tertius“ und nicht von dem Menschen Tertius die Rede ist. Der an Subjektsstelle stehende Ausdruck ist also der Name eines Namens. Diesen Zusammenhang kann man auch so ausdrücken, daß man sagt: In der ersten Aussage steht „Tertius“ in formaler Supposition, in der zweiten Aussage steht „„Tertius““ in materialer Supposition (BOCHENSKI [4] 18). Oder man kann sagen, daß das Subjekt der ersten Aussage objektsprachlich, das der zweiten metasprachlich ist (CARNAP [5] 109; STEGMÜLLER [5] I, 30-33), oder daß es in der ersten Aussage gebraucht, in der zweiten dagegen erwähnt wird (QUINE [1] 67f). Das Designationsprinzip drückt die Bezugnahme für Namen aus. Es besagt
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aber nichts darüber, was für Entitäten die Designata sind. Es können reale Gegenstände sein, aber auch sprachliche Abstraktionen wie Klassen. Aber es können auch nicht existierende, erlogene, phantasierte oder simulierte Dinge sein. Der Name gibt darüber keine Auskunft, nur empirische Forschung vermag dies. (3) Prinzip der Austauschbarkeit Wenn zwei verschiedene Namen ein und dasselbe Designatum haben, dann kann der eine durch den andern beliebig ausgetauscht werden, ohne daß dies den Wahrheitswert der betreffenden Aussage berührt; z.B. „Morgenstern“ durch „Abendstern“. Vgl. den Bezug auf extensionale Kontexte, Kap. 2.5.1.
2.5.2. Formale Eigenschaften der Namensrelation Es seien N die Namensrelation sowie x, y und z Individuenvariablen. Dann gelten für N die folgenden formalen Eigenschaften (vgl. SAARNIO, 226): (1) N ist symmetrisch: Λx Λy (Nxy → ¬ Nyx) Wenn x ein Name für y ist, dann kann nicht y ein Name für x sein. Da jede symmetrische Relation stets irreflexiv ist, gilt auch für N: (2) N ist irreflexiv: ¬ Ⅴx Nxx Kein Name kann Name von sich selbst sein; vgl. auch das Designationsprinzip. (3) N ist intransitiv: Λx Λy Λz (Nxy & Nyz → ¬ Nxz) Wenn x y bezeichnet und y z, dann kann nicht x auch z bezeichnen. Die formalen Eigenschaften der Namensrelation stellen genauere Formulierungen des Designationsprinzips dar.
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2.5.3. Konventionalität von Namen In betreff der Konventionalität von Namen (ECO [2] 170; KRETZMANN [1] 359f; WITTGENSTEIN, PU 15) sagt bereits Hermogenes im Kratylos: „Denn kein Name (ónoma) gehört einem Gegenstand von Natur aus (physei) zu, sondern durch Festsetzung (nómo) und Gebrauch (éthei) derjenigen, welche diesen Namen einführen und ihn zur Bezeichnung verwenden.“ (384d; übers. n. VON KUTSCHERA, 356, Anm. 14; vgl. ECO [2] 138) In diesem Punkt bezeugt PLATON die konventionalistische Anschauung, wenngleich er diese nicht teilt, sondern eine naturalistische Auffassung vertritt (VON KUTSCHERA, 120f). Doch die Erkenntnis, daß Namen auf Konvention beruhen, begegnet schon, vielleicht 500 Jahre früher, beim Jahwisten, Gen 2, 19f, wo es diesbezüglich heißt: „Und Jahwe Gott bildete aus Erde allerlei Tiere des Feldes und allerlei Vögel des Himmels, und er brachte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen würde; und ganz so, wie der Mensch sie, die Lebewesen, benennen würde, so sollte ihr Name sein. Und der Mensch nannte Namen für alles Vieh und für die Vögel des Himmels und für alle Tiere des Feldes.“ (Übers. n. WESTERMANN, I, 249) Was für die konventionalistische Anschauung wesentlich ist, kommt hier klar zum Ausdruck. Von Natur aus gibt es keine Namen. Sie müssen erst willkürlich festgesetzt werden; und sogar Gott ist gespannt, was für Namen Adam bestimmen wird. Zur Konvention, einer Vereinbarung, gehört jedoch nicht nur die Festsetzung eines Namens, sondern auch der Gebrauch dieser Festsetzung und ihre Einhaltung durch jene, die den Namen verwenden. Das ist auch ganz natürlich, wie z.B. in bezug auf Personennamen aus der Tatsache erhellt, daß für jeden Menschen nach seiner Geburt ein Name willkürlich bestimmt wird, womit konventionell vereinbart ist, wie der betreffende fortan zu nennen ist. Wenn eine Umbenennung nötig werden sollte, muß eine neue Vereinbarung getroffen werden. Dabei steht nicht in Frage, daß eine Umbenennung, wie allgemein auch jede Erstbenennung, von seiten des Namensgebers be-
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stimmte Gründe hat (vgl. Gen 41, 45; Dan 1, 7; 2 Kön 23, 34; 24, 17). Aber diese sind weder für den Namen selbst noch für den Namensträger relevant. Sie sind letztlich immer nur eine Geschmacksfrage des Namensgebers, und davon hängt allein ab, welchen Namen er von soundso vielen anderen möglichen vorzieht. Da die Wahl eines Namens für den Namensträger keine Rolle spielt, ist es auch prinzipiell unerheblich, welcher Name in einem bestimmten Fall genommen wird. Denn was würde sich z.B. an Peter ändern, wenn er Paul hieße?
2.5.4. Äquivalenz und Synonymie Zwei Namen sind äquivalent, wenn sie Namen ein und desselben Designatums sind (CARNAP [6] 16-20). Die Äquivalenz von Namen bedeutet daher Identität ihrer Designata. Und Identität ist eine Relation, die zwischen einem Objekt und ihm selbst besteht (BRODY, 66; QUINE [1] 268; [8] 114118). Es ist deshalb nur eine andere Ausdrucksweise, ob man sagt, daß zwei Namen äquivalent, oder daß ihre Designata identisch sind (STEGMÜLLER [4] 138). Der Unterschied besteht hier darin, daß betreffs Äquivalenz metasprachlich über sprachliche Ausdrücke gesprochen wird, betreffs Identität hingegen objektsprachlich über die Designata dieser Ausdrücke. Die Äquivalenz kann auch mit Hilfe des Begriffs der Extension ausgedrückt werden. Da nämlich die Extension eines Namens sein Designatum ist, und für Äquivalenz zweier Namen Identität ihrer Designata erfordert wird, läuft es auf dasselbe hinaus wie zu verlangen, daß die beiden Namen extensionsgleich sind (CARNAP [4| 39-42; [6] 51) (s. Kap. 2.5.1.). Um die Wahrheit von Äquivalenzaussagen einzusehen, genügt es folglich nicht, nur die in ihnen enthaltenen Namen zu betrachten, sondern es muß ein bestimmtes Tatsachenwissen über die Objekte vorliegen, die von den Namen bezeichnet werden. Es ist empirisches Wissen nötig, und zwar mindestens derart, daß feststehen muß, ob es sich um mehrere verschiedene Objekte handelt oder nur um genau eins. So besagt die folgende Aussage: Phosphoros
Hesperos,
daß beide Namen äquivalent sind, aufgrund der Tatsache, daß ihre Designata identisch sind:
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Venus = Venus Die Wahrheit der ersten Aussage beruht darauf, daß sich die beiden Namen, obgleich verschieden, auf einen und denselben Planeten Venus beziehen. Ohne dieses astronomische Wissen könnte die Äquivalenz nicht behauptet werden. Es läge vielmehr nahe, die Aussage für falsch zu halten. Entsprechend scheinen auch vor der babylonischen Zeit Morgenstern und Abendstern als zwei verschiedene Planeten gegolten zu haben (FREYDANK, 56). Andererseits sind „Phosphoros“ und „Hesperos“ nicht synonym. Die Namen sind bedeutungsverschieden, unbeschadet dessen, daß sie äquivalent sind. Während über Äquivalenz Tatsachen über die Designata entscheiden, ist Synonymie eine Frage innersprachlicher Beziehungen auf derselben semantischen Ebene (VON KUTSCHERA, 186; PELZ) (s. Kap. 1.3.). Umgekehrt heißt Synonymie nicht automatisch auch Äquivalenz. Z.B. sind „Petrus“ und „Fels“ Synonyme, die jedoch nicht extensionsgleich und nicht äquivalent sind.
2.5.5. Bedeutung und Referenz Die mittels der Prinzipien der Namensrelation ausgedrückte Primärfunktion von Namen ist ihre Referenz (ARNOLD; CHISHOLM, 55; BURKHARDT; PLATTS, 113-150). Dementsprechend könnte man die Bedeutung von Namen als ihre Sekundärfunktion bezeichnen, und zwar in dem Sinne, daß es hinsichtlich der Namensrelation auf sie nicht ankommt. Bedeutung und Referenz sind vollständig voneinander unabhängige Funktionen (MCDOWELL, 162ff; KALISH, 354; QUINE [1] 257; andere Meinungen hierzu u.a. von LOKTIONOW, 65-70; SINOWJEW / WESSEL, 375; WITTGENSTEIN, TLP 3.203; vgl. STENIUS, 157-160). Deshalb dürfte das Designatum, das ein Name bezeichnet, eigentlich nicht mit der Bedeutung des Namens verwechselt oder womöglich ineinsgesetzt werden können. Bedeutung hat ein Name zusätzlich und unabhängig von seiner Referenz. Da für die Referenz keinerlei Rekurs auf lexikalische Wortbedeutungen nötig ist, haben die Bedeutungen auch keinerlei Erklärungswert für die Re-
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ferenz, selbst dann nicht, wenn die Bedeutung zufällig oder beabsichtigt eine Eigenschaft des Designatums ausdrücken würde. Das ist deswegen deutlich, weil die referentielle Funktion nicht kraft der Wortbedeutung besteht, die ein Name haben mag, sondern aufgrund eines konventionellen Zusammenhangs (s. Kap. 2.5.3.). Deswegen ist ein Name prinzipiell beliebig. Desto weniger kann die Bedeutung eines Namens für die Namensrelation eine Rolle spielen. Es kann zwar der Fall sein, daß Namen semantisch empirische Eigenschaften ausdrücken, z.B. „Zeruja“, was „die mit Mastixbalsam Parfümierte“ bedeutet (NOTH, 227). Diese Bedeutung ist aber bezüglich der Namensträgerin völlig ohne Nutzen, da man nicht aufgrund des Namens wissen kann, ob die Namensträgerin die durch den Namen ausgedrückte Eigenschaft tatsächlich aufweist. Für diese Tatsachenfrage ist die Wortbedeutung des Namens wertlos, sie verleitet höchstens zu dem falschen Schluß, daß alle, die Zeruja heißen, mit Mastixbalsam parfümiert sein müßten, obgleich es mit Sicherheit Zerujas gibt, die nicht mit Mastixbalsam parfümiert sind, sondern vielleicht mit Moschus oder gar nicht. Eins der Designata von „Petrus“ ist der Apostel. Aber daß der Apostel Petrus genannt wird, beruht auf der Willkür derer, die eine referentielle Beziehung zwischen dem Wort „Petrus“ und ihm hergestellt haben. Die Benennung besteht nicht zwischen den Wörtern „Petrus“ und „Fels“. Man darf sich nicht von nachträglichen dogmatischen Bedeutungsverwertungen wie Mt 16, 18 irremachen lassen. Wenn die Bedeutung eines Ausdrucks (abgekürzt für den bedeuteten Ausdruck; s. Kap. 1.3.) angegeben wird, so sind die Eigenschaften des Bedeuteten stets leicht als sprachlich zu erkennen. Z.B. ist das Genus eine solche Eigenschaft, die durchaus nicht mit Eigenschaften des Designatums verwechselt werden darf. „Fels“ ist griechisch feminin, Petrus jedoch nicht. Grammatische Eigenschaften der Bedeutung und empirische Eigenschaften des Designatums auseinanderzuhalten, macht Schwierigkeiten, wenn die Grammatik als Abbild der Natur aufgefaßt wird; z.B. von den Feministen, die nicht ertragen können, daß das grammatische Geschlecht, eine sprachliche Eigenschaft, nicht zugleich das natürliche Geschlecht, eine außersprachliche Eigenschaft, ist. Das wird ihnen immer zu schaffen machen: „Cur dicite grammatici, cur mascula nomina cunnus, Et cur femineum mentula nomen habet?“ (CASANOVA, I, 43)
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Das Geschlecht eines Wortes ist eben etwas völlig anderes als das Geschlecht eines Menschen. Allein die kuriose Forderung, hier eine „Übereinstimmung“ zu verlangen (wozwischen eigentlich genau?), kann wirklich nicht ernst genommen werden. Die Beispiele lassen sich noch reichlich vermehren. Auch daß sich Plurale ohne weiteres auf Individuen beziehen können (aelohim) und umgekehrt Singulare auf Vielheiten (der Mensch = alle Menschen) sind hier, neben vielem anderen, sehr geeignete Beispiele, daß Schlußfolgerungen von der Bedeutung auf das Designatum in die Irre führen müssen. Doch es ist klar, daß die Bedeutung eines Namens immer auf derselben Ebene liegt wie das als Name dienende Wort, während das Designatum metasprachlich um eine Stufe tiefer liegt.
2.5.6. Name und Existenz Mit der Referenzfunktion ist zwar gesagt, dank wessen sich Namen auf ihre Designata beziehen können, damit ist aber noch keineswegs gesagt, daß mit einem Namen eo ipso stets auch ein Designatum gegeben wäre. „Ein singulärer Terminus hat immer die Aufgabe, ein Objekt zu bezeichnen, aber nicht die Macht zu garantieren, daß es das angebliche Objekt gibt“ (QUINE [1] 254). Namen wie „Zerberus“ oder „Beelzebub“ mögen zwar den Anschein erwecken, als ob es Gegenstände geben würde, auf welche diese Namen referieren, in Wahrheit existieren sie aber nicht. Und auch dies, daß einige mit diesen Namen etwas meinen, wie wahrscheinlich eingewandt wird, kann die Existenz der fraglichen Designata nicht herstellen, denn es existiert auch nicht das Gemeinte. Derartige leere Namen, deren Designata nicht existieren, weisen darauf hin, daß bei Namen immer die Frage unvermeidlich ist, was sie bezeichnen, und ob es das gibt, was sie zu bezeichnen scheinen. Diese Frage kann nicht durch Betrachtung von Namen allein beantwortet werden. Doch auch für diejenigen Namen, deren Designata unzweifelhaft existieren, kann man nicht sagen, daß sie die Existenz ihrer Designata vorausset-
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zen würden oder auch nur aussagen könnten. Ein Name ist ein Elementarausdruck, aber keine Existenzaussage. Er kann deshalb Existenz weder ausdrücken noch voraussetzen. Wenn es sich anders verhielte, würde die paradoxe Situation eintreten, daß eine Existenzaussage, die einen Namen enthält, die Existenz seines Designatums verdoppelt, oder, wenn diese Aussage negiert ist, würde die Existenz des Designatums vorausgesetzt und gleichzeitig verneint (CARLS, 550f). So würde gemäß ersterem: Zerberus existiert, dem durch den Namen schon als existierend vorausgesetzten Zerberus noch ein zweites Mal Existenz zugesprochen, und gemäß letzterem in der Aussage: Zerberus existiert nicht, die Existenz von Zerberus zugleich vorausgesetzt und negiert. Diese Paradoxa können nicht auftreten, wenn man die Namen nicht mit Voraussetzungen betreffs Existenz von Designata belastet. Will man sagen, daß ein bestimmtes Objekt existiert, dann genügt es nicht, einfach einen Namen hinzuwerfen, sondern man wird Aussagen formulieren, in denen Namen und Ausdrücke wie „es gibt“ oder „existiert“ Bestandteile sind. Eine Existenzaussage hat z.B. diese Form: Ⅴx (x = a), woraus klar hervorgeht, daß es nicht der Name ist, der die Existenzbedeutung trägt oder tragen könnte, sondern der Quantor (QUINE [5] 131f).
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2.5.7. Eigennamen und Gattungsnamen In der Grammatik teilt man die Namen manchmal nach zwei Arten ein, in Eigennamen, nomina propria, und Gattungsnamen, nomina appellativa. Der Unterschied zwischen beiden soll darin bestehen, daß Eigennamen Individuen bezeichnen und Gattungsnamen Gesamtheiten, Kollektionen oder Klassen von Individuen (BACH, I, 1; Duden, 750. K 316). Für das, was ein Appellativum bezeichnet, wird, wenn auch nicht einheitlich, meistens eins von Folgendem angegeben: eine Klasse (Gattung), eine Kollektion, eine Klasse und jedes einzelne ihrer Elemente, eine Kollektion und jedes einzelne ihrer Elemente. Unter Klassen werden abstrakte Zusammenfassungen von Objekten verstanden aufgrund gewisser Eigenschaften, die diesen Objekten zugeschrieben werden. Als abstrakte Zusammenfassungen sind Klassen zu Zwecken der Abkürzung vorgenommene sprachliche Operationen (STEGMÜLLER [150158). Das Operieren mit Klassen stellt eine sehr ökonomische Sprachform dar, wenn klar ist, daß die Klassen neben den Elementen, die sie umfassen, kein Eigendasein führen, sondern als Abstraktion erfunden oder konventionell festgelegt werden. Ein Name kann ohne weiteres auch ein Abstraktum wie eine Klasse bezeichnen. Wenn der herkömmlicherweise als Gattungsname geltende Ausdruck „Mensch“ die Klasse der Menschen bezeichnen würde, dann könnte er sich jedoch nicht auf Menschen beziehen. Denn die konkreten Menschen sind etwas anderes als die Zusammenfassung aller Menschen zu einem abstrakten Objekt, das realiter gar nicht existiert. Die Klasse der Menschen ist eine sprachliche Abkürzung, dank welcher über alle Menschen gesprochen werden kann, ohne jeden einzelnen namentlich extra nennen zu müssen. Der Ausdruck „Mensch“ kann sich entweder auf Menschen oder die abstrakte Klasse der Menschen beziehen, aber nicht auf beides zugleich. Der Ausdruck „Mensch“ kann daher auch nicht die Klasse der Menschen und jedes ihrer Elemente bezeichnen. Wenn „Mensch“ ein Name für jeden Menschen wäre, dann auch für Aristoteles. Folglich müßten „Aristoteles“ und „Mensch“ bezüglich Aristoteles äquivalent sein. Wegen der Austauschbarkeit äquivalenter Namen müßte man statt:
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Aristoteles ist ein Grieche, Mensch ist ein Grieche, sagen können, was aber falsch ist. Demnach kann „Mensch“ kein Name für jeden Menschen sein, wenn der Ausdruck schon nicht einmal ein Name für einen Menschen ist. Im Gegensatz zu Klassen sind Kollektionen, Anhäufungen oder Aggregate, empirische Objekt, genau wie ihre Elemente, die sie enthalten. Von einer Kollektion kann immer gesagt werden, was von ihren Elementen gilt, weil sich diese Elemente zur Kollektion wie Teile zum Ganzen verhalten. Die Elemente eine Klasse sind demgegenüber keine Teile der Klasse (CARNAP [8] 49f). Wenn eine Kollektion schwarze Steine enthält, dann ist auch die Kollektion als deren Anhäufung schwarz. Es wäre jedoch ungereimt zu sagen, daß daß auch die Klasse der schwarzen Steine schwarz wäre, da eine Abstraktion überhaupt keine Farbeigenschaften haben kann. Wenn jetzt „Mensch“ die Kollektion der Menschen bezeichnen würde, dann würde wieder „Mensch“ ein Name für jeden Menschen sein, was schon durch das Aristoteles-Beispiel ad absurdum geführt ist. Und wenn „Mensch“ zusätzlich zur Kollektion der Menschen jedes ihrer Elemente bezeichnen würde, dann würden die Menschen verdoppelt, weil die Kollektion nichts anderes ist als alle Menschen zusammengenommen, und die Einzelmenschen nicht zusätzlich zu deren Kollektion existieren. Diese Gründe genügen inzwischen vollauf, um die Annahme, daß Appellativa Namen seien, fallenzulassen. In Wahrheit sind die Appellativa keine Namen, sondern Prädikate (CRESSWELL, 213; VON KUTSCHERA, 39. 64; QUINE [1] 261-267. 289; SEEBOLD, 117-126). Sie bezeichnen Objekte nicht, sondern treffen auf Objekte zu (s. Kap. 5.2.). Das ist eine ganz andere semantische Funktion als das Referieren auf Gegenstände. Entsprechend sind Namen und Prädikate verschiedene syntaktische Kategorien (s. Kap. 1.2.). Das falsche Verständnis rührt erstens daher, daß man in der Grammatik die unterschiedlichsten Ausdrücke nomina zu nennen gewöhnt ist, zweitens und hauptsächlich aber auch daher, daß man „significare“ rücksichtslos mit „bezeichnen“ übersetzt (s. Kap. 4.5.8.), weil jedes signum, ohne daß der hier einschlägigen Semiotik Rechnung getragen würde, einfach als Name behandelt wird. Doch daß die sogenannten Gattungsnamen keine Namen sind, wurde bereits in der Scholastik deutlich ausgesprochen, so u.a. von VINZENZ FERRER (PINBORG [2] 147).
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So kann jetzt gesagt werden, daß das Prädikat „Mensch“ auf all die Objekte zutrifft, die die Eigenschaft, Mensch zu sein, haben, wobei diese Eigenschaft die Intension des Prädikats ist und die Klasse (oder Gattung) der Objekte, auf die das Prädikat zutrifft, seine Extension (CARNAP [4] 39-42). Klassen sind also Extensionen von Prädikaten, aber ein Prädikat ist nicht etwa der Name seiner Extension, sondern die Extension ist der Bereich, über den das Prädikat läuft (QUINE [1] 100).
2.5.8. Mehrdeutigkeit von Namen Nur in einem logischen Modell können singuläre Termini eindeutig sein (s. Kap. 2.5.1.). Die in der Umgangssprache verwendeten Namen wie „Hans“ sind nicht eindeutig (SEEBOHM, 166), sondern mehrdeutig, homonym, äquivok. Sie können auch nicht eindeutig gemacht werden, etwa relativ bezüglich eines Kontextes. Wenn in einer Familie nur einer Hans heißt, ist dieser Name nicht einmal bezüglich dieser Familie eindeutig, weil dadurch der Bezug auf außerhalb dieses Kontextes befindliche Designata nicht ausgeschlossen werden kann. Namen stellen eher ein Extrembeispiel für Homonymie dar (Eco [2] 54). Das Funktionieren von sprachlicher Bezugnahme setzt indessen nicht im geringsten das Vorliegen eindeutiger Relationen zwischen Namen und Designata voraus. Ein Name erfüllt nicht deswegen seinen Zweck, weil er ein referentielles Vermögen hätte, sondern weil eine Konvention vermittels seiner die referentielle Funktion erfüllt. Mit einem Namen, der seiner Natur nach weder überhaupt ein Designatum verbürgt, noch ausschließlich ein bestimmtes bezeichnet, kann man, wie das Phänomen der Pseudonymität, der Falschbenennung zeigt, auch lügen – wie stets mit allen Arten von Zeichen: „Eine Zeichen-Funktion liegt immer dann vor, wenn es eine Möglichkeit zum Lügen gibt“ (ECO [3] 44; [4] 89. 26).
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2.6.
Theologische Konsequenzen
2.6.1. Will man den Ausdruck „Gott“ als Eigennamen etablieren, so müßte zuerst klar sein, daß er dann nicht ein Name sui generis sein kann, sondern einer, der wie jeder andere Name funktioniert. Zweitens müssen die Namenmythen und der Mythos überhaupt, dessen Kern ausgerechnet Götternamen bilden (BADER, 306), als für das Erkennen der tatsächlichen Zusammenhänge schädlich beiseite gelassen werden. Demzufolge ist nun das in den Kapiteln 2.5. bis 2.5.7. Gesagte speziell für „Gott“ geltend zu machen. Ein Teilproblem kann dabei bereits als erledigt ausscheiden, die Frage, ob der Ausdruck „Gott“ eventuell ein Gattungsname sei. Da die für Gattungsnamen gehaltenen Ausdrücke generell Prädikate sind (s. Kap. 2.5.7.), reduziert sich die Sachlage darauf, ob die betreffenden hypothetischen Äußerungen entsprechend der Prädikatsthese interpretiert werden können. Mit der Terminologie der Namensrelation ist die unbegründete Annahme eines irrationalen Wesenszusammenhangs zwischen Name und Designatum grundsätzlich unvereinbar. Der Zusammenhang zwischen Name und Designatum besteht weder aufgrund der Wortbedeutung des Namens, noch aufgrund des Wesens, der Natur oder sonstiger Eigenschaften des Designatums, sondern einzig und allein aufgrund der referentiellen Funktion, die der Name wegen der Konvention hat, die diese Funktion bewirkt. Damit ist klar, daß der Ausdruck „Gott“ keinerlei Material oder Quelle darstellen könnte, um daraus Erkenntnisse über Gott abzuleiten. Insbesondere ist es abwegig, aus der Etymologie von „Gott“ oder gewisser Synonyme irgendwelche Eigenschaften oder Merkmale Gottes herauszudestillieren. Das wäre das gleiche Vorgehen, wenn jemand aus dem Namen „Tilmann Riemenschneider“ folgern wollte, daß dieser Mann Riemen geschnitten hätte. Entweder man weiß aus empirischen Gründen, wer oder was Gott ist, dann braucht man nicht den Namen dazu, oder man weiß nichts über Gott, dann hilft einem der Name auch nicht weiter.
2.6.2. Desweiteren erledigt sich auch die verschiedentlich aufgeworfene Frage nach der Adäquatheit von Namen für Gott, bzw. danach, ob Gott überhaupt mit einem Namen benannt werden kann, der tauglich und der göttlichen Majestät angemessen erscheint. Wie schon bei PSEUDO-DIONYSIUS
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AREOPAGITA (De divinis nominibus, 1, 5) und THOMAS VON AQUIN (ST1 qu13 ar1 ag1) ist diese Frage der Benennbarkeit auch in der Gegenwart verneint worden (DIEKAMP, I, 1, 148; OTT, 29; SCHMAUS, I, 263), wobei hauptsächlich die folgende thomasische Begründung bedeutsam ist: „Ad primum ergo dicendum quod ea ratione dicitur deus non habere nomen, vel esse supra nominationem, quia essentia eius est supra id quod de deo intelligimus et voce significamus.“ (ST1 qu13 ar1 ra1) Demnach müßte Gott dann benennbar sein, wenn sein Wesen vollständig oder mindestens teilweise bekannt wäre. Von andern Objekten müßte umgekehrt gelten, daß sie deswegen benennbar sind, weil ihr Wesen für hinreichend bekannt gehalten wird. Das Kriterium für Benennbarkeit wäre somit der Grad der Bekanntheit der mit Namen versehenen Objekte, welchem zufolge nur wesensmäßig Erkanntes benannt werden kann und Unerkanntes solange unbenannt bleibt, bis es vielleicht später einmal erkannt worden sein wird (ST1 qu 13 ar1 rc; qu12 ar11 rc). Dem muß die Voraussetzung zugrundeliegen, daß es benennbare und unbenennbare Gegenstände gäbe. Spricht man über ein beliebiges Objekt, so ist das nur möglich, wenn es sprachlich erwähnt wird, und was dazu dient, es sprachlich zu erwähnen, sind Namen. Daher sind bereits alle Objekte, von denen überhaupt gesprochen werden kann, benennbar. Also muß auch Gott benennbar sein, denn über ihn wird ja durchaus gesprochen. Unbenennbar müßten dagegen solche Objekte sein, über die gar nicht gesprochen werden kann, etwa weil sie nicht existieren. Doch auch über nicht existierende Gegenstände, wie z.B. Engel und Dämonen, kann man ohne weiteres sprechen, u.a. simulierend, so daß sich nicht einmal Nichtexistenz als Kriterium für Unbenennbarkeit eignet. Es gibt folglich nichts, was nicht benennbar ist. Auch ein angeblich unbenennbares Objekt, ist, wenn es als unbenennbar behauptet wird, immer schon mit einem Namen versehen.
2.6.3. Wie das Problem der Benennbarkeit ist auch das der Adäquatheit ein Scheinproblem. Ein Name würde demgemäß für adäquat gehalten werden, wenn er das Wesen seines Designatums vollständig ausdrückt. Das ist aber nicht möglich, wie bereits ausführlich dargetan, Doch wenn man ein-
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mal probeweise diese irrige Meinung gelten läßt, dürfte Adäquatheit am ehesten dort anzutreffen sein, wo zwei Dinge in gewisser Weise übereinstimmen können. Bei einem Namen ist nur in dem einen Fall Übereinstimmung möglich, wo das Designatum derselbe sprachliche Ausdruck wie der Name ist, nur daß sich der Name vom Designatum durch Anführungszeichen unterscheidet (s. Kap. 2.5.1.): Der Name „„Tertius““ ist für das Designatum „Tertius“ adäquat. Wenn statt dessen das Designatum ein anderer sprachlicher Ausdruck ist oder ein außersprachliches Objekt, dann ist beim besten Willen nicht zu sehen, wie der Name damit adäquat oder auch nur ähnlich sein soll. Ist etwa „Hans“ mit Hans ähnlich, ein paar Buchstaben mit einem Menschen? Daß ein Name für einen Menschen adäquat sei, ist genauso ohne Sinn, wie daß ein Name für Gott adäquat sei. Denn es ist nicht die Aufgabe von Namen, mit den Designata mehr oder weniger übereinzustimmen, sondern auf Designata konventionell zu referieren.
2.6.4. Bei Berücksichtigung der bisher erörterten Aspekte ist die schließlich entscheidende Frage, ob der Ausdruck „Gott“ als Name überhaupt ein Designatum hat, noch weitgehend unberücksichtigt gelassen worden. Jetzt nicht mehr, denn es genügt nicht, daß ein Name bezeichnen kann, es ist wichtig zu wissen, ob existiert, was der Name zu bezeichnen vorgibt. Dieses Problem ist empirischer Art. Die Antwort wird sich so gestalten, wie sich die Tatsachen verhalten. Solange die einfache Tatsachenfrage, ob es für den Namen „Gott“ ein Designatum gibt, nicht definitiv entschieden zu werden vermag, bleibt der Vorwurf bestehen, daß der Name „Gott“ höchstens ein leerer Name wie „Beelzebub“ oder „Zerberus“ sein könne. Die Theologie ist nicht in der Lage, diese Frage zu beantworten, weil sie keine empirische Wissenschaft ist. Ihre Aussagen sind analytisch (ZIMMER [6]), ihr Gegenstand nicht von dieser Welt. Außerdem äußert sich die Mehrheit der Theologen programmatisch paradox, widersprüchlich, was jeden Realitätsbezug von vornherein ausschließt (ZIMMER [8]). Die Theologie wäre darauf angewiesen, den empirischen Nachweis eines Designatums anderwärts in Auftrag zu geben, womit sie die Verfügungsgewalt über ihren Zentralterminus und seine Leistung verliert. Aus diesen Schwierigkeiten gibt es solange kein Herauskommen, wie daran festgehalten wird, daß der Ausdruck „Gott“ ein Name sein müsse. Entweder will man, daß der Ausdruck „Gott“ zu den Namen gehört, dann kann
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man sich nicht von der Verpflichtung dispensieren, ein entsprechendes Designatum vorzuweisen (GATZEMEIER, I, 128. II, 30), oder man läßt die ganze Vorstellung vom Namen fallen, dann entledigt man sich auch der mißliebigen empirischen Verpflichtung. Aber sans façon zu behaupten, „Gott“ sei ein Name, um das Designatum dem Glauben oder Unglauben zu überlassen, ist zu wenig, als daß es ernsthafter Diskussion würdig wäre. Dies umso weniger, als damit der Theologie nicht einmal gedient wäre, denn die so heraufbeschworene ständige Kritik, als Zentralterminus nur einen leeren Namen zu haben, führt zu einer aussichtslosen Lähmung. Um der Deutlichkeit willen muß noch hinzugefügt werden, daß es hier nicht darum geht, diese oder jene Annahme über die Existenz Gottes zu präzipieren, sondern darum, den Umstand zu betonen, daß derjenige, welcher behauptet, der Ausdruck „Gott“ sei ein Name, sich selbst die Verpflichtung aufbürdet, ein Designatum nachzuweisen. Diese Verpflichtung würde er aber nicht dadurch einlösen, daß er auf einen Glauben, den eigenen oder den anderer, an die Existenz Gottes verweist. Denn wenn etwas existiert, existiert es auch dann, wenn niemand daran glaubt, und wenn es nicht existiert, existiert es selbst dann nicht, wenn alle glauben, daß es existieren würde. Der Glaube kann nicht ersetzen, was hier erforderlich ist. Und der Glaube an Gott besagt ja auch nichts darüber, ob der Ausdruck „Gott“ ein Name ist oder nicht.
2.6.5. Es kommen aber noch weitere Schwierigkeiten hinzu, die daher rühren, daß in der Theologie keine Einhelligkeit besteht, was das Designatum überhaupt sein könnte. Angenommen, das Designatum wäre das schlechthinnige Abhängigkeitsgefühl, das einige Menschen verspüren. Gott wäre dann zumindest nichts vom Menschen Verschiedenes, sondern eine Eigenschaft von Menschen, und somit auf jeden Fall dem Prädikat „Mensch“ subordiniert. Wenn hingegen Gott das primum movens oder die causa prima wäre, und folglich etwas grundsätzlich sowohl vom Menschen als auch von allem Bewegten und Verursachten Verschiedenes, dann würde sich der Name „Gott“ auf etwas dem Menschen Übergeordnetes beziehen, auf ein anderes Designatum als nach der ersten Annahme.
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Angenommen ferner, Gott wäre die alles bestimmende Wirklichkeit, etwas, das alles andere bestimmt, aber nicht von etwas anderem bestimmt wird, dann würde „Gott“ bloß ein Name für einen Widerspruch sein. Denn die alles bestimmende Wirklichkeit bestimmt auch sich selbst und gehört damit nicht mehr zur bestimmenden, sondern zur bestimmten Wirklichkeit (ZIMMER [4] I, 18f.). Ebenfalls ein Name für einen Widerspruch wäre „Gott“, wenn er die causa sui bezeichnen würde. Die causa-Relation ist asymmetrisch, und eine asymmetrische Relation ist stets irreflexiv. Irreflexivität aber ist die Negation der causa sui. Ein wiederum völlig anderes Designatum wäre das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Wegen des quantitativ-metrischen Relationsbegriffs (maius) würde hiernach „Gott“ ein Name für das maximum sein (ZIMMER [7] Kap. 5.2.). Angenommen, Gott wäre das Geheimnis der Wirklichkeit, wie es die Okkulttheologie will, dann wäre „Gott“ ein Name für das Unbekannte, von dem auch unbekannt ist, ob es existiert. Weitere mögliche Designata sind das ganz Andere, das Woher meines Umgetriebenseins, das, was mich unbedingt angeht. Selbst wenn man „Gott“ als Name einführen will, verhindert die Unbestimmtheit des Designatums diese Funktion. Was theologiegeschichtlich als Menge möglicher Designata erscheint, ist unvereinbar, widersprüchlich. Was nützt der Name, wenn nicht klar ist, was er bezeichnen soll?
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3.
Der Ausdruck „Gott“ als Kennzeichnung
3.1.
Terminologie der Kennzeichnungen
Namen sind, logisch gesehen, einfache singuläre Termini, die sich nicht in Teile zerlegen lassen. In der logischen Schreibweise werden sie deshalb mit jeweils einem Zeichen dargestellt, unbeschadet dessen, daß Namen sonst gewöhnlich aus mehreren Wörtern bestehen. Kennzeichnungen, definite descriptions (WHITEHEAD / RUSSELL, I, 69-75; HILBERT / ACKERMANN, 131137; CARNAP [6] 41ff; ASSER, II, 158-161; BORKOWSKI, 184-188; MARCISZEWSKI [2]; BOCHENSKI [4] 79f; SEARLE, 93), sind demgegenüber zusammengesetzte singuläre Termini, die dadurch Objekte bezeichnen, daß sie diese mittels einer kennzeichnenden Eigenschaft bestimmen. Sie bestehen aus dem Kennzeichnungsoperator, Jota-Operator, und einem Prädikat mit Individuenvariable. Die Form einer Kennzeichnung, (1) ℩ x (Fx), hat somit die Bedeutung: Dasjenige Objekt, auf das das Prädikat ... zutrifft. Setzt man in die durch „F“ bzw. „...“ angedeutete Leerstelle ein Prädikat ein, z.B. „Verfasser von Waverley“, so erhält man: (2) ℩ x (x ist Verfasser von Waverley) (3) Der, der Verfasser von Waverley ist. (4) Der Verfasser von Waverley. Eine Kennzeichnung heißt referentiell, wenn es genau ein Objekt gibt, das die prädikative Bedingung erfüllt (STEGMÜLLER / VARGA, 271). Während Namen auf Objekte referieren, ohne daß dazu Merkmale dieser Objekte nötig sind, bezeichnen die Kennzeichnungen gerade mit Hilfe charakteristischer Eigenschaften, wobei eine Eigenschaft dann charakteristisch ist, wenn sie auf das zu kennzeichnende Objekt allein zutrifft. Ansonsten spielt es keine Rolle, welche Eigenschaft genommen wird. Für (4) könnte genausogut „der Verfasser von Ivanhoe“ gesagt werden. Zur Not erreichen auch mehrere Prädikate, adjunktiv verbunden, den beabsichtigten Effekt. Jedenfalls hat auch hier die kennzeichnende Eigenschaft nichts mit dem Wesen zu tun.
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3.2.
Die These von BOCHENSKI
3.2.1. In bezug auf den syntaktischen Status des Ausdrucks „Gott“ wird bei BOCHENSKI von der Alternative ausgegangen, daß es sich entweder um einen Namen handelt oder um eine Kennzeichnung. Für das erste besteht eine bedeutsame Voraussetzung darin, daß die Verwendung als Name nur dann möglich ist, „wenn der Benutzer dieses Ausdrucks schon auf Grund einer gewissen Bekanntschaft ein Wissen von Gott hat“ (BOCHENSKI [3] 64). Die in dieser Weise einschlägige epistemologische Situation der Benutzer erweist sich somit als derart, daß hauptsächlich nur Propheten oder Autoren heiliger Schriften autorisiert zu sein scheinen, den Ausdruck „Gott“ als Name zu gebrauchen, weil die Gläubigen von ihnen annehmen, daß jene eine direkte Erfahrung von Gott gehabt hätten. Hieraus erhellt wieder der Gesichtspunkt, daß für die Namensthese empirisches Wissen verlangt wird (s. Kap. 2.6.4.), ungeachtet dessen, ob man bei Propheten solches Wissen vorauszusetzen berechtigt ist. Bei denjenigen aber, die weder Autoren heiliger Schriften noch Propheten sind, und diese machen auf jeden Fall die große Mehrheit der Gläubigen aus, kann Wissen von Gott kraft eigener Bekanntschaft nicht angenommen werden. „Obwohl ernsthafte empirische Untersuchungen auf diesem Gebiet fast völlig fehlen, scheint es doch, daß die Mehrheit der Gläubigen, wie sie heute nun einmal ist, keinerlei wirkliche Erfahrung von Gott besitzt. Sie beten zu ihm, verehren ihn, aber so, wie sie ihn kennen, und nichts in ihren Erklärungen gibt Anlaß zu der Annahme, daß sie bei einem Akt des Gebetes oder anderen religiösen Handlungen auch nur irgend etwas über Gott wissen, als was sie bereits aus G [d.h. aus dem durch die Tradition vorgegebenen Glaubensgehalt] kennen.“ (BOCHENSKI [3] 65f) Was von Gott gesagt wird, ist daraus geschöpft, was andere schon vorher gesagt hatten, und diese berufen sich wiederum auf Vorgänger und Tradenten, so daß immer nur „dasselbe anders“ gesagt wird, ohne daß überprüfbare Erfahrung von Belang wäre. Es ist nicht einmal entscheidend, ob zutrifft, daß die Gläubigen heutzutage kein Wissen von Gott aus persönlicher Erfahrung haben, es genügt bereits, daß kein empirisches Wissen von Gott nachweisbar ist, wie nicht zuletzt am Beispiel der Existenz Gottes unmittelbar einleuchtet (ZIMMER [7] Kap. 6. u. 7.; [8] 81-86). Da also der Ausdruck „Gott“ in Ermangelung eines nachgewiesenen De-
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signatums kein echter Name sein kann, muß er eine Kennzeichnung sein, und damit „eine Abkürzung für eine Einsetzung in die Formel ⋂ x f(x), in der für „f“ die Vereinigung aller Prädikate einzusetzen ist, die Gott durch den entsprechenden G [d.h. Glaubensgehalt] zugeordnet werden.“ (BOCHENSKI [3] 66) Das Zeichen „⋂“ ist hier der Kennzeichnungsoperator (℩) und „f“ gibt die Prädikatsstelle an, die vorhin mit „F“ bezeichnet worden war, so daß die Formel dasselbe besagt wie (1) in Kapitel 3.1.
3.2.2. Gegen diesen Vorschlag ist, nachdem die Kennzeichnung als Appellativum mißverstanden wurde (KAEMPFERT, 26), der Einwand vorgebracht worden, daß diese Kennzeichnung „auch wieder eine Abkürzung“ sei, wodurch das Problem entstünde, „wie dieses „f“ zustande kommen soll, wie also die „Vereinigung aller Prädikate“ so geschehen soll, daß sich daraus eine Kennzeichnung ergibt (SCHUPP, 146). Es würde den Anschein haben, daß die Vereinigung keine Kennzeichnung mehr ergäbe, „da die Vereinigung selbst bereits weder als logische Summe noch als logisches Produkt von Sätzen oder Klassen von Sätzen anzusehen sein dürfte“, weswegen der Ausdruck „Gott“ nicht als Kennzeichnung gelten könne. Hierzu ist zu sagen, daß dieser Einwand fehlgeht, weil er auf Unzutreffendem in Hinsicht auf Kennzeichnungen beruht. Es steht nämlich terminologisch fest, daß ein Ausdruck weder aufgrund der Art gewisser Prädikate noch ihrer Zusammensetzung eine Kennzeichnung ist, sondern aufgrund des Kennzeichnungsoperators. Deshalb ist es für eine Kennzeichnung, die durch diesen Operator eben als solche kenntlich ist, völlig unerheblich, was für charakteristische Prädikate substituiert werden. Wie eine Vereinigung von Prädikaten zustandekommt, ist für die Frage, ob ein Ausdruck eine Kennzeichnung ist oder nicht, ganz irrelevant. Trotzdem kann ohne weiteres gezeigt werden, wie die Vereinigung, von der Bochenski spricht, möglich ist. Es seien D1, D2, D3, ..., Dn die Prädikate, die Gott kanonisch zugeschrieben zu werden pflegen, z.B. „allmächtig“, „ewig“ usw. Die Vereinigung oder logische Summe dieser Prädikate,
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gleich in die Kennzeichnungsform eingesetzt, wäre dann: ℩ x (D1 D2
D3
...
Dn x)
Wie man sieht, stellt die Vereinigung der fraglichen Prädikate gar kein Problem dar, so daß der Einwand von SCHUPP insgesamt in Wegfall gerät.
3.3.
Eliminierbarkeit singulärer Termini
Namen sind auf zweierlei Weise eliminierbar. In Aussagen wie Hans ist blond, liefert der Name keine Kennzeichnung, weil er nicht eindeutig ist. Er muß als Prädikat behandelt werden (x ist Hans und x ist blond): Ⅴ x (Hx & Bx) In Aussagen wie der folgenden liefert der Name eine Kennzeichnung, von der etwas prädiziert wird: Der Verfasser von Waverley ist Scott. Die Aussage läßt sich aufspalten in die Kennzeichnung „der Verfasser von Waverley“ und das Prädikat „ist Scott“; formal: S ℩ x (Wx) Die Struktur entspricht genau der von Aussageformen wie „x ist Scott“, nur daß an Argumentsstelle die Kennzeichnung steht. Diese Aussageform wiederum entspricht exakt der elementaren Prädikation wie „x ist blond“. Zwischen „x ist Scott“ und „x ist blond“ besteht syntaktisch kein Unterschied. Lediglich rhetorisch wird „ist Scott“ gewöhnlich mit „heißt Scott“ wiedergegeben. Das Beispiel illustriert, daß jeder Name prädikativ formulierbar ist (vgl. QUINE [1] 284-287; [2] 34f; [8] 179; SEEBOHM, 123f. 165-173; STEGMÜLLER [5] I, 66ff). Dazu ist nichts anderes nötig, als daß der Name zusammen mit
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„ist“ sozusagen verbalisiert wird. Das „ist“ stellt einen Prädikatsbestandteil dar, wodurch sich eine ganz analoge umgangssprachliche Wiedergabe der Prädikation ergibt: auf x trifft zu, daß es blond ist; auf x trifft zu, daß es Scott ist. Damit kann jeder singuläre Terminus eliminiert werden; d.h. eine Aussage, die einen singulären Terminus enthält, kann in eine sinngleiche Aussage umgeformt werden, in der er nicht mehr vorkommt: ℩ x (Fx)
Ⅴ x Λ y (Fx
x = y)
Die Äquivalenz gewährleistet die Einzigkeitsbedingung. Angewandt auf das Scott-Beispiel: S ℩ x (Wx)
Ⅴ x Λ y [(Wx
x = y) & Sx]
Eliminierbarkeit singulärer Termini bedeutet, daß Namen in der Sprache nicht unbedingt nötig sind. Sie haben keine Funktion, die nicht ersetzbar wäre.
3.4.
Theologische Konsequenzen
3.4.1. Die Kennzeichnungsthese von BOCHENSKI hat zwei kaum zu überschätzende Vorzüge. Sie ist erstens von vornherein logisch präzise formuliert, und sie ist zweitens auf keinerlei inhaltliche Vorannahmen angewiesen. Auch von einem unfundierten Einwand konnte sie nicht angefochten werden (s. Kap. 3.2.2.). Insgesamt vermag sie alle wesentlichen Nachteile der Namensthese auszuschalten. Und sie stellt eine Möglichkeit dar, das von der Namensthese Verwertbare in die Kennzeichnungsthese umzuformen. Für den Ausdruck „Gott“, mit D für deus, ergeben sich jetzt folgende Zusammenhänge. Bei Aussagen wie Ⅴx (Mx & Dx) (Der Mammon ist euer Gott.)
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ist klar, daß D nicht als singulärer Terminus auftritt, sondern als Prädikat. Dagegen scheint eine Aussage wie Gott ist ewig, im Sinne von „genau ein Gott ist ewig“ aufgefaßt zu werden, so daß „Gott“ darin als singulärer Terminus erscheint. Dies besagt entsprechend die Kennzeichnung: E ℩ x (Dx) Sie ist wegen ℩ x (Fx)
Ⅴ x Λ y (Fx
x = y)
(s. Kap. 3.3.) äquivalent mit Ⅴ x Λ y [(Dx
x = y) & Ex],
was exakt besagt, daß es genau ein Objekt x gibt, wenn D darauf zutrifft, und daß dieses E (ewig) ist. Der singuläre Terminus E ℩ x (Dx) kommt darin augenscheinlich nicht mehr vor.
3.4.2. Die Eliminierbarkeit singulärer Termini zeigt, daß es keinen Sinn hat, darauf zu pochen, daß ein bestimmter Ausdruck ein Name sein müsse. Wenn er als Name fungiert, leistet er prinzipiell nicht mehr als wenn er eliminiert und in ein Prädikat umgewandelt wird. Auch der Ausdruck „Gott“ leistet keineswegs mehr, wenn seine Funktion deklarativ auf die Bezeichnungsfunktion beschränkt wird, ja sogar weniger, da eine im Sinne der Theologie monotheistische Existenzbehauptung nur möglich ist, wenn der Ausdruck „Gott“ prädikativ fungiert (s. Kap. 5.5.1.). Desweiteren macht die Eliminierbarkeit deutlich, daß alle Fragen betreffs Existenz nicht mit Namen beantwortet werden können. Existenz ist, was durch Existenzquantifikation ausgedrückt wird (QUINE [5] 130-137). Die Klassifizierung in syntaktische Kategorien hat damit nichts zu tun. Weder Namen noch Prädikate haben eine Existenzbedeutung, die Schlüsse von den sprachlichen Ausdrücken auf Objekte, über die mit ihrer Hilfe gesprochen wird, rechtfertigen könnte.
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Daß der Ausdruck „Gott“ nicht logisch eingeführt werden könne, weil er nichts bezeichne (WESSEL, 126-130, wo BOCHENSKI O.P. als „Jesuitenpater“ tituliert wird), ist daher unrichtig. Denn ob existiert, was ein Ausdruck bezeichnet, ist eine außerlogische Frage; die Logik sagt nichts über die Welt (CARNAP [9] 128; HUGHES, 38; SINOWJEW / WESSEL, 24-28. 39). Wenn gesagt wird, daß der Ausdruck „Gott“ als Kennzeichnungsprädikat zu verwenden sei, so ist praktisch alles getan, was zu einer logischen Einführung nötig ist. Er ist vollständig syntaktisch und semantisch klassifiziert. Folglich kann die Behauptung, es gäbe keinen Gott, und deswegen sei der Ausdruck logisch nicht einführbar, höchstens ein atheistisches Votum sein, aber keine Begründung dafür, daß der Ausdruck logisch nicht einführbar wäre. Ob es Gott gibt, spielt für den Ausdruck „Gott“ keine Rolle. Es könnte deshalb sogar eingeräumt werden, daß „Gott“ ein leerer Name ist, gleichgültig aus welchen Gründen. Dann kann er – einschließlich seiner Leerheit – eliminiert werden.
49
4.
Der Ausdruck „Gott“ als Synkategorema
4.1.
Einführung
Die Versuche, das Wort „Gott“ als synkategorematischen Ausdruck aufzufassen, sollen, so sagt es EBELING, auf einen Hinweis von PAUL LORENZEN zurückgehen, nach welchem das Wort „Gott“ seine Bedeutung erst durch die Redewendung erhielte, in der es gebraucht wird (EBELING [2] 416, Anm. 12; RENDTORFF, T., 30; SCHUPP, 141, Anm. 1). Deswegen sei es, statt als Autosemantikon, als Synsemantikon zu klassifizieren, wobei die Ausdrücke „synsemantisch“ und „synkategorematisch“ anscheinend dasselbe bedeuten sollen (s. Kap. 4.3.). Von EBELING ist dies zu der Annahme verwandt worden, daß der Logiker in dieser Weise die „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ begründen würde, d.h. die „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ soll nach dieser Meinung damit begründet werden können, daß der Ausdruck „Gott“ als Synsemantikon vorgestellt wird, was jedoch völlig falsch ist (s. Kap. 4.6.). Ausdrücklich hat KAMBARTEL die These aufgestellt, daß der Ausdruck „Gott“ ein Synkategorema wäre. Darauf scheinen sich, ohne daß nennenswerte Modifikationen vorgenommen worden wären, die Annahmen SCHUPPS zu beziehen, und auf beide wiederum die TRACKS. Von allen drei Vertretern wird betont hervorgehoben, daß „synkategorematisch“ in speziell logischem Sinn zu verstehen sei (KAMBARTEL, 32; SCHUPP, 143; TRACK, 159f). Später tauchen diese Vorstellungen u.a. bei HASENHÜTTL, 223, und JONES, 229, auf.
4.2.
Die These von KAMBARTEL
Eine mittelbare Zweckcharakterisierung dieser These ist, daß sie durch „Veränderung der Rede von Gott“ zur entmythologisierten Theologie beitragen soll, und zwar durch „Aufhebung des darin noch enthaltenen mythologisch begründeten Heidentums“ (KAMBARTEL, 35). Demnach werden
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sowohl Motiv wie Intention folgendermaßen angegeben: „Wird das Wort „Gott“ selbständig als Eigenname oder als Prädikator verwendet, so sei von einem heidnischen Gebrauch von „Gott“, mit (nur) anderen Worten: von einem heidnischen Gottesverständnis die Rede. Insofern ein christliches Gottesverständnis jedenfalls nicht heidnisch ist, muß eine christliche Lebensorientierung, wenn sie den Terminus „Gott“ noch verwenden will, einen Weg finden, dieses Wort weder als Eigenname noch als Prädikator einzuführen.“ (32f) Eine explizite Begründung, warum der Gebrauch des Ausdrucks „Gott“ als Eigenname oder als Prädikat für „heidnisch“ deklariert wird, fehlt. Jener Weg, der die heidnischen Gefahren zu vermeiden verspricht, ist der, dem Wort „Gott“ eine „synkategorematische Verwendung“ zu geben, worunter dies zu verstehen sei: „Eigennamen und Prädikatoren finden als selbständige Aufbaubestandteile von Sätzen Verwendung. Sprachliche Ausdrücke, die nur in einem komplexen Wortverband sinnvoll gebraucht werden können, heißen in der heutigen Logik im Anschluß an einen mittelalterlichen Sprachgebrauch synkategorematische Ausdrücke. So ist z.B. das Wort „entweder“ ein synkategorematischer Ausdruck, weil es ohne das nachgestellte dazugehörige „oder“ keine Bedeutung hat. Ähnlich steht es mit den Worten, aus denen sich Heideggers Terminus „in der Welt sein“ oder die Aufforderung „fang an“ zusammensetzen, weil diese Ausdrücke wohl nicht auf Grund isolierter Einführung in den Gebrauch von „in“, „der“, „Welt“ und „sein“ bzw. „fang“ und „an“ verständlich werden.“ Bei dieser Meinung findet eine indirekte Bezugnahme auf OCKHAM statt: „Die mittelalterliche Logik (z.B. Ockham) nannte „synkategorematisch“ jene Ausdrücke, denen erst im Zusammenhang mit Prädikatoren im Rahmen des syllogistischen Urteils eine Bedeutung zukommen sollte. In diesem Sinne gelten dann alle logischen Ausdrücke, zum Beispiel „alle“, und „einige“ als Synkategoremata.“ (KAMBARTEL, 33, Anm. 5) Als synkategorematische Verwendung des Wortes „Gott“ wird der prädikative Ausdruck „Leben in Gott“ angegeben. „Ein Synonym zu „Leben in Gott“ soll „gemäß der christlich-theologischen Formel „Gott ist die Liebe“
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„Leben in der Liebe““ sein. Und dem Ausdruck eine prädikative Verwendung zu geben, „heißt zu bestimmen, wann für ein Leben (bzw. einen Lebenszusammenhang einer Person) x der Satz „x Leben in Gott“ gelten soll“ (34). „ “ dient hier als Prädikationssymbol, und die angeführten Beispiele (Petrus Apostel; Sokrates Philosoph; Köln Stadt) (32) deuten darauf hin, daß die Element-Klassen-Relation gemeint ist. Ferner wird „x Leben in Gott“ durch „x Leben im Vertrauen auf die Erlangung des Friedens“ definiert (34f). Für diese „definitorischen Vorschläge“ wird „Adäquatheit“ im Sinne von „weitgehende(r) Mitberücksichtigung des traditionellen Wortverständnisses“ beansprucht sowie eine „Adäquatheitskontrolle“ dergestalt, „daß sich für eine Reihe weiterer Termini, die zum christlich-theologischen Grundvokabular gehören, Verwendungsvorschläge anschließen lassen, die das übliche Verständnis aufnehmen“ (33). Von diesen Termini sind erwähnt: „Glaube“, „Friede“, „Gnade“, „Karfreitag“, „Auferstehung“, „Zeugnis“, „Bekenntnis“, „Verkündigung“, „Zuspruch“ (34f).
4.3.
Die These von SCHUPP
Zuerst ist zu bemerken, daß gegenüber den Ausführungen KAMBARTELS ein terminologischer Unterschied besteht. Anstelle des Ausdrucks „synkategorematisch“ wird von SCHUPP der Ausdruck „synsemantisch“ verwendet. Obwohl diese Ausdrücke eindeutig nicht synonym sind, werden sie als bedeutungsgleich behandelt, wie aus der Gegenüberstellung der entsprechenden Erklärungen erhellt: Von KAMBARTEL wurde angegeben: „Sprachliche Ausdrücke, die nur in einem komplexen Wortverband sinnvoll gebraucht werden können, heißen [...] synkategorematische Ausdrücke.“ Und von SCHUPP lautet die Erklärung: „Ein synsemantischer Ausdruck ist ein Wort, das seinen Sinn erst und nur im Zusammenhang mit anderen Worten hat.“ (143) Bestätigt wird dies auch durch die gemeinsame Inanspruchnahme OCKHAMS. Während jedoch KAMBARTEL nur unbestimmt auf OCKHAM verwiesen hat, führt SCHUPP in einer Übersetzung die folgende Stelle an:
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„Die kategorematischen Ausdrücke haben eine bestimmte und feststehende Bedeutung (Nomen, Verbum). Die synkategorematischen Ausdrücke haben keine bestimmte und feststehende Bedeutung, und sie bedeuten auch nicht gewisse Dinge, die von den durch Kategoremata bedeuteten verschieden sind.“ (Vgl. OCKHAM, Summa logicae, I, 4, 3-9) Daß der Ausdruck „Gott“ als Synkategorema verstanden werden müsse, lautet jetzt: „Das Wort „Gott“ ist in diesem Gebrauch kein Autosemantikon, sondern ein Synsemantikon.“ (SCHUPP, 141) Als „logische Voraussetzung“ dieser Behauptung wird diese angegeben: „In christlich theologischem Gebrauch ist das Wort „Gott“ bestimmt durch den (jeweiligen) Gebrauch der Worte „Freiheit“ und „Zukunft“.“ Die zweite Aussage „behauptet die Unumkehrbarkeit eines Funktionszusammenhangs“, der die logische Voraussetzung der ersten Aussage sein soll. „Dieser Funktionszusammenhang besagt, insofern „Freiheit“ im christlichen Gebrauch wiederum bezogen ist auf „Zukunft“, daß in der jeweiligen Interpretation des „Eschatos-Logos“ die Interpretation von „Theos“ enthalten ist und letztere nicht unabhängig von ersterer gesehen wer kann.“ (143)
4.4.
Die These von TRACK
Ähnlich wie bei KAMBARTEL und SCHUPP werden auch bei TRACK jene Ausdrücke „synkategorematisch“ genannt, „die erst im Zusammenhang mit Prädikatoren oder Eigennamen eine vollständige Bedeutung erhalten“ (TRACK, 159). Während aber dort den Synkategoremata „keine selbständige“ Bedeutung zugeschrieben worden war, sollen sie hier „keine vollständige“ haben. Doch scheint auch dies keinen wesentlichen Unterschied auszumachen, da überall dasselbe Beispiel, HEIDEGGERS „in der Welt sein“, beigezogen wird (TRACK, 160. 219). Zu den synkategorematischen Ausdrücken, „die nur in einem komplexen Wortverband sinnvoll gebraucht werden können“ (219), sollen „neben den situationsbedingten Kennzeichnungen und den Indikatoren die logischen Partikel und die Präpositionen“ gehören (159).
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„Ihre Durchschlagskraft“ (228) würde die Synkategoremathese nach Meinung von TRACK aufgrund der folgenden vier Punkte gewinnen: (1) „Die Bestimmung des Wortes Gott als synkategorematischer Ausdruck enthebt der Schwierigkeiten, die durch die Behauptung der Existenz und des Wirkens einer transzendenten Macht entstehen.“ (227) (2) Diese These „verzichtet auf allgemeines Reden über Gott“, weil es „wenig sinnvoll“ sei, „allgemein über das Wort Gott zu sprechen“, sondern es gelte, „das christliche Reden von Gott als konkretes Reden beim Wort zu nehmen“, derart, daß der „je geschichtliche Kontext, die geschichtlichen Sprachspiele und Lebensformen“ „über den Sinn des Wortes Gott“ entscheiden würden, so daß z.B. von „der von Jesus ausgehenden Geschichte (Ostern) erfahren werden könne, „was das Wort Gott meint“. (3) Die These sei „kritisch gegenüber jedem unhinterfragbarem Autoritätsanspruch und gegen jede Vertröstung auf ein Jenseits“. (4) Schließlich würde sie erlauben, „eine für jeden verstehbare Bedeutung des Redens von Gott anzugeben“ (228). Ungeachtet dieser „durchschlagenden“ Punkte sei es jedoch „mindestens grammatikalisch verwunderlich, daß der oberflächengrammatische Gebrauch des Wortes Gott (als Eigenname und Kennzeichnung) so stark vom tiefengrammatischen Gebrauch (als synkategorematischer Ausdruck in der Interpretation dieser Theorie) abweicht“ (229). Explizit lautet die These von TRACK so: „Das Wort Wort „Gott“ kann im christlichen Sprachgebrauch als ein synkategorematischer Ausdruck aufgefaßt werden, der auf eine bestimmte Daseins- und Handlungsorientierung hinweist. Das Wort hat in diesem Zusammenhang demonstrative und integrierende Funktion. [...] Will man von Gott darüber hinaus als von einem Eigennamen reden, dann wird man sagen, daß Gott zu dieser Daseins- und Handlungsorientierung ruft und ermächtigt.“ (216) Hieraus ist offenbar zu entnehmen, daß sich die Varianten, das Wort „Gott“ als Synkategorema oder als Name zu verstehen, wie es scheint, komplementär verhalten, so daß der Ausdruck „Gott“ (tiefengrammatisch)
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als Synkategorema „und darüber hinaus“ (oberflächengrammatisch) als singulärer Terminus gelten können soll.
4.5.
Terminologie der Synkategoremata
4.5.1. Überblick Für die synkategorematischen Ausdrücke gibt es eine Terminologie, die, zuerst in grammatischer Hinsicht, bis in die Antike zu PRISCIAN zurückreicht (KRETZMANN [3] 211-215; O’DONNELL, 47; PINBORG [1] 31; ROOS 110; ZIEHEN, 584, Anm. 8). Die Angabe bei PAPE / SENGEBUSCH, II, 966, daß der Ausdruck „Synkategorema“ bis auf ARISTOTELES zurückzuführen sei, ist dagegen nicht verbürgt. Auch im Index Aristotelicus von BONITZ fehlt das Lemma. Als Entsprechung für „Synkategorema“ bei ARISTOTELES ist aber am ehesten „συνδεσμός“ (Poetik, 20, 1456b38) anzusehen (KRETZMANN [1] 363a). Nicht hierher gehören die Verbformen „συγκατεγορέω“ in der Bedeutung „simulaccuso“, die sich bei DEMOSTHENES findet, und das Substantiv „συγκατηγόρησις“ mit der Bedeutung „accusatio“ in den Scholien zu den Equites von ARISTOPHANES (Thesaurus, VII, 965; PASSOW / ROST, II/2, 1592b). Auch das Passiv „συγκατεγοροῦμαι“ in der Bedeutung „simul iudicor vel praedicor vel intellegor“ bei APOLLONIUS DYSKOLOS (Περὶ συντάξεως, 12, vgl. Fragmenta, 257) ist hier nicht einschlägig. Die Scholastiker haben den Term „Synkategoremata“ direkt von PRISCIAN übernommen (KRETZMANN [1] 373; DE RIJK [1] I, 22). (Nach MANTHEY, 38, sollen die Lateiner die Einteilung der Satzteile in Subjekte, Prädikate und Synkategoremata jedoch erst von AVERROES (1126-1198) übernommen haben.) Die von PRISCIAN ausgehende Terminologie der Synkategoremata ist später in speziell logischer Hinsicht ausführlich ausgearbeitet worden, und zwar derart, daß darunter die logischen Konstanten verstanden wurden. Spezielle Traktate de syncategorematibus, außer denen in den logischen Summen, z.B. von OCKHAM, stammen neben der ersten Abhandlung durch WILHELM VON SHYRESWOOD u.a. auch von ROBERT KILWARDBY, HEINRICH VON GENT (um 1217-1293) oder WALTER BURLEIGH (1273-1357). Die Terminolo-
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gie der synkategorematischen Ausdrücke ist somit außerordentlich fest und ziemlich unabhängig von den verschiedenen philosophischen Schulen. In den referierten Thesen (s. Kap. 4.1. bis 4.4.) scheint aber etwas anderes angenommen zu werden. Es ist deshalb besonders wichtig, diese Unterschiede genau herauszustellen. Um dafür das nötige Material bereitzuhaben, wird jetzt die Terminologie der Synkategoremata, wie sie in der Geschichte der Logik deutlich vorliegt, dargestellt. Gleichzeitig werden sich daraus auch die wesentlichen Kriterien zur Überprüfung jener Thesen ergeben, und auch zur Überprüfung, ob die dort vorgenommene Berufung auf OCKHAM oder die Scholastik im allgemeinen zu Recht besteht. Außerdem stellt die historisch sehr weitgespannte, und doch überwiegend einheitliche Terminologie schon durch sich selbst ein überaus bedeutsames Element dar hinsichtlich der Ausgangsfrage, ob oder inwiefern es überhaupt möglich wäre, den Ausdruck „Gott“ unter die Synkategoremata zu rechnen.
4.5.2. PRISCIAN Das vermutlich früheste Vorkommen des Ausdrucks „Synkategoremata“ begegnet bei PRISCIANUS CAESARIENSIS, um 500 Lehrer der lateinischen Sprache in Byzanz. Die einschlägige Stelle in den Institutiones grammaticae, dem für Jahrhunderte maßgeblichen Standardwerk, lautet: „Partes igitur orationis sunt secundum dialecticos duae, nomen et verbum, quia hae solae etiam per se coniunctae plenam faciunt orationem, alias autem partes ‚syncategoremata‘, hoc est consignificantia, appellabant.“ (2, 15: I, 54) Sowohl für „syncategoremata“ als auch für die lateinische Entsprechung „consignificantia“ handelt es sich hier um die einzige Belegstelle. Die erwähnten dialectici sind nicht genauer bekannt (O’DONNELL, 47), es könnten jedoch die Stoiker gemeint sein (BOEHNER [3] 20; PRANTL, II, 150). Der Textstelle ist zu entnehmen, daß unter synkategorematischen Ausdrükken Wörter solcher Wortarten verstanden wurden, mit denen allein keine Sätze gebildet werden können. Synkategoremata sind demnach eine grammatische Kategorie, welche die Wortarten außer nomina und verba umfaßt.
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4.5.3. De generibus et speciebus Eine etwas genauere Bestimmung der Synkategoremata findet sich in der wahrscheinlich GAUSLENUS VON SOISSON (1125-1151 Bischof) oder einem seiner Schüler zuzurechnenden Schrift De generibus et speciebus (PRANTL, II, 143-153; UEBERWEG / GEYER, 211f), wo unter ausdrücklichem Bezug auf die vorhin zitierte Stelle PRISCIANS gesagt wird: „Mihi autem videtur quod praedicari est principaliter significari per vocem praedicatam; subjici vero, significari principaliter per vocem subjectam, et hoc quodammodo videor habere a Prisciano, quod in tractatu orationis ante nomen dicit praepositiones et conjunctiones syncategoreumata, id est consignificantia. Scimus autem syn apud graecos cum praepositionem significare, categorare (Sic. cod.) autem praedicari; unde categoriae praedicamenta dicuntur.“ (531f) Die bei PRISCIAN noch nicht eigens als Synkategoremata klassifizierten Wortarten sind hiernach die Präpositionen und Konjunktionen. Und die Bedeutung von „synkategorematisch“ scheint ungefähr mit „das, was mit etwas anderem zusammen von etwas ausgesagt (prädiziert) wird“ erklärt zu werden. Das ist auch der Sprachgebrauch, der sich in den Wörterbüchern findet (LIDDELL / SCOTT, II, 1664; PAPE / SENGEBUSCH, II, 966; PASSOW / ROST, II/2, 1592b; GEORGES, I, 1526; II, 2992).
4.5.4. Introductoria dialectice Die inzwischen herausgestellte Bedeutung der synkategorematischen Ausdrücke findet man auch noch um 1200, wie aus einem von GRABMANN mitgeteilten Initium eines anonymen Kompendiums der Logik, Introductoria dialectice betitelt, hervorgeht: „Nam ea adverbia, que subici non possunt, et conjunctiones et praepositiones et interjectiones non sunt partes orationis, sed colligamenta partium orationis i.e. synchathegoremata quasi consignificata propter exilitatem sue significationis.“ (GRABMANN, 1399)
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Zu den Synkategoremata werden hier außer den Präpositionen und Konjunktionen noch die Adverbien und Interjektionen gezählt. Sie haben im Satz verbindende Funktion, was allerdings für die Interjektionen nicht ohne weiteres einleuchten will.
4.5.5. Fallacie Parvipontane Weiteren Aufschluß ermöglicht eine Stelle aus den Fallacie Parvipontane, einer von DE RIJK edierten anonymen, logischen Abhandlung über die Trugschlüsse, die in das späte 12. Jahrhundert datiert: „Non solummodo in declinabilibus, verum etiam in sincathegoreumatibus huiusmodi deceptiones proveniunt. Sunt enim quedam varias consignificationes habentia variis adiuncta. Hec enim prepositio ‚de‘ quandoque est materiale, ut ‚istud est de ferro‘; quandoque locale, ut ‚iste venit de scolis‘; quandoque causale, ut ‚lis est de paupere regno‘; quandoque personale, ut ‚iste loquitur de Socrate‘; quandoque finale, ut ‚iste studet de dialectica‘, idest hunc appetit finem quod fit dialecticus.“ (DE RIJK [1] I, 559; vgl. 127. 136) Die inzwischen von logischem Interesse geleitete thematische Untersuchung der Trugschlüsse durch Äquivokation hatte nämlich ergeben, daß besonders die Synkategoremata aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit solche Trugschlüsse verursachen. Ein Synkategorema ist solange mehrdeutig, als es nicht durch seinen jeweiligen Kontext in seinem modus, und damit in seiner Funktion und Bedeutung bestimmt wird. So bestimmt sich z.B. die Bedeutung der Präposition „de“ (bzw. die der außerdem noch erörterten Präpositionen „in“, „cum“, „super“, „pro“ und „propter“) je nachdem, ob sie dem Kontext gemäß material, lokal, kausal, personal, final usw. aufgefaßt werden muß. Insofern könnte man sagen, daß die Bedeutung der Synkategoremata kontextabhängig ist, da der Kontextbezug die Mehrdeutigkeit auf Eindeutigkeit oder zumindest einen geringeren Grad an Mehrdeutigkeit reduziert. Aber der Kontext kreiert keine Bedeutung, die nicht schon durch das semantische Potential der Teilausdrücke vorgegeben ist. Der Kontext hilft, eine im Sprachsystem mögliche Bedeutung aktuell zu bestimmen oder auszuwählen.
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4.5.6. PETER ABAELARD Der Übergang von der grammatischen Kategorisierung der Synkategoremata in gewisse indeklinable Wortarten zu einer logischen läßt sich insbesondere bei ABAELARD (1079-1142) erkennen, dessen subtilitas ingenii auch in dieser Frage weiterführt, obwohl der Ausdruck „Synkategoremata“ in der Dialectica nicht vorkommt. In betreff der significatio von Konjunktionen und Präpositionen, die von Anfang an als Synkategoremata gegolten hatten, neigt er der Meinung derjenigen Grammatiker zu, die auch Beiträge zur Logik leisten (grammaticis consentientes qui etiam logicae deserviunt). Neben seiner eigenen nennt ABAELARD noch andere Auffassungen über die significatio von Präpositionen und Konjunktionen, so daß man sagen kann, daß in den sogleich zu zitierenden Stellen bereits die wesentlichen Ansichten über die significatio der Synkategoremata angedeutet sind, die durch die späteren Scholastiker dann ausführlicher erörtert wurden. Und zwar lauten diese Stellen in Teil I, Buch III der Dialectica folgendermaßen: „Oportet enim ut etiam per se dictae coniunctiones vel praepositiones aliquam significationem habeant. [...] Qui autem intellectus ab huiusmodi dictionibus designentur, non est facile declarare; [...] Sunt autem quibus videantur huiusmodi dictiones solos intellectus generare nullamque rem subiectam habere, sicut et de propositionibus concedunt. [...] Sunt etiam nonnulli qui omnino a significativis huiusmodi dictiones removisse dialecticos astruant. [...] Illa ergo mihi sententia praelucere videtur, ut grammaticis consentientes qui etiam logicae deserviunt, has quoque per se significativas esse confiteamur, sed in eo significationem earum esse dicamus, quod quasdam proprietates circa res eorum vocabulorum quibus apponuntur praepositiones, quodammodo determinent; [...] Coniunctiones quoque, dum quidem rerum demonstrant coniunctionem, quamdam circa eas determinant proprietatem; veluti cum di
o: ‚homo et equus currit‘, per ‚et‘ coniunctionem simul eos in cursu uno ac per ‚et‘ ipsum quamdam simul demonstrationem facio.“ (1, 118120) Über die significatio von Konjunktionen und Präpositionen liegen hier zwei Fragen zugrunde, nämlich ob diese Ausdrücke significatio haben, und, wenn das bejaht werden sollte, von welcher Art diese ist. Diesbezüglich werden drei Meinungen angeführt:
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(1) Von Präpositionen und Konjunktionen gilt, wie auch von Aussagen, daß sie Bedeutung haben (solos intellectus generare), aber nicht auf Gegenstände referieren (nullamque rem subiectam habere). (2) Diese Ausdrücke haben keine significatio. (3) Die Präpositionen haben significatio, derart, daß die significationes gewisse Eigenschaften (quasdam proprietates) derjenigen Dinge bestimmen (determinent), auf welche sich die von den Präpositionen gelenkten Wörter beziehen (apponuntur); ebenso die Konjunktionen, da sie eine Eigenschaft bestimmen (determinant proprietatem), indem sie auf die Verknüpfung von Dingen verweisen (rerum demonstrant coniunctionem). Nach ABAELARDS Ansicht (3) ist die significatio der Präpositionen und Konjunktionen keine Bezeichnung von Objekten, sondern eine determinatio von Eigenschaften der Dinge, auf die konjunktional oder präpositional Bezug genommen wird. In seinem Beispiel „homo et equus currit“ bestimmt „und“ die Verbindung von einem Menschen und einem Pferd bezüglich Laufen. Das „und“ bezieht sich nicht auf die Verbindung der Termini „homo“ und „equus“, sondern auf die Verbindung der Signifikate dieser Termini. Dies scheint ein Nachteil dieser Ansicht zu sein, denn die so vorgestellte significatio der Konjunktionen und Präpositionen erlaubt keine klare Abgrenzung zur significatio der Termini (Subjekte und Prädikate). Wenn die präpositionale und konjunktionale Signifikation Eigenschaften bestimmt, dann fällt sie fast ganz mit der prädikativen zusammen, da Prädikate Eigenschaften ausdrücken (s. Kap. 5.2.) Aus diesem Grund kann die Signifikation der Synkategoremata nicht so verstanden werden. Da die Synkategoremata keine Termini sind, kann auch ihre significatio nicht die von Termini sein. Auch die Meinung (2) ist nicht geeignet, hauptsächlich, weil sie zu undeutlich ist. Dagegen enthält die von ABAELARD angeführte Meinung (1), die er zwar selbst nicht vertritt, vermutlich weil er in den synkategorematischen Ausdrücken noch nicht eines der Hauptthemen der Logik gesehen hat (BOCHENSKI [2] XXI), die zwei für alles Folgende grundlegenden Gesichtspunkte: Erstens, daß die Synkategoremata auf jeden Fall Bedeutung haben, und
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zweitens, daß Bedeutung haben nicht dasselbe ist wie Gegenstände bezeichnen.
4.5.7. WILHELM VON SHYRESWOOD Die höchstwahrscheinlich erste speziell thematische Abhandlung über die synkategorematischen Ausdrücke ist der Traktat Syncategoremata des WILHELM VON SHYRESWOOD (gest. 1249), eines Lehrers von PETRUS HISPANUS . In der Einleitung werden zwei Aussageteile, partes enuntiationes, unterschieden, principales und secundariae, und auf folgende Weise bestimmt: „Partes principales sunt nomen substantivum et verbum; haec enim necessaria sunt ad hoc ut cognoscatur enuntiatio. Partes secundariae sunt nomen adjectivum et adverbium et conjunctiones et praepositiones; haec enim non sunt necessaria ad esse enuntiationis. Partium autem secundariarum quaedam sunt determinationes partium principalium ratione suarum rerum; et haec non sunt syncategoremata, ut cum dico ‚homo albus‘, ly albus enim significat quod aliqua res ejus, quod est homo, sit alba. Quaedam sunt determinationes partium principalium in quantum sunt subjecta vel praedicata, ut cum dico ‚omnis homo currit‘, ly omnis enim, quod est signum universale, non significat quod aliqua res ejus, quod est homo, sit universalis, sed quod ‚homo‘ sit quoddam universale subjectum. Hujusmodi dicuntur syncategoremata, de quibus tractandum est, quia faciunt plurimam difficultatem in sermone. Dicitur ergo hoc nomen ,syncategorema‘ a ,sin‘ quod est ,con‘ et ‚categoreuma‘ quod est ‚significativum‘ vel ‚praedicativum‘ quasi conpraedicativum; semper enim cum alio jungitur in sermone. Sed quaeritur, cum quaedam sint determinationes subjecti, quare omnia determinantur a praedicato. Dicendum quod praedicatum est pars completiva enuntiationis; omne autem syncategorema attingit aliquo modo subjectum et praedicatum, et propterea a praedicato tanquam a complemento et digniori denominantur syncategoremata.“ (48)
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Bemerkenswert ist als erstes, daß die Synkategoremata nicht mehr wortartmäßig bestimmt werden, sondern daß ihre speziellen Funktionen innerhalb von Aussagen (enuntiationes, sermones) in den Vordergrund treten. Diese Funktionen sind logischer Art, so daß die synkategorematischen Ausdrükke die logische Funktion von Aussagen bestimmen bzw. damit gleichgesetzt werden (BOCHENSKI [2] 179; KNEALE, 233). Die folgenden Synkategoremata werden bei WILHELM VON SHYRESWOOD einzeln aufgeführt und ausführlich behandelt: omnis, totum, uterque, nullus, nihil, neutrum, praeter, solus, tantum, est, non, necessario, contingenter, incipit, desinit, si, nisi, quin, et, vel, an, ne, sive. Es ist sofort zu erkennen, daß es sich um die logischen Konstanten handelt (vgl. JACOBI [1] 3; [2]; CUSHING, 48-63). Ihnen entsprechen in der heutigen formalen Schreibweise diese Notationen: Quantoren
Junktoren
Modaloperatoren
omnis totum uterque nullus nihil neutrum solus tantum
Λ Λ Λ ¬Ⅴ ¬Ⅴ ¬Ⅴ Ⅴ Ⅴ
uterque neutrum praeter non si nisi quin et vel an ne sive
& ¬&¬ & ¬ → ¬→ &¬ &
necessario contingenter
N M
oder & oder ¬ & ¬
oder
¬ oder &
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„Uterque“ und „neutrum“ können quantorenlogische wie junktorenlogische Funktion haben, je nachdem, ob der Kontext eine Quantifikation verlangt, oder ob Aussagen konjunktional verbunden sind. Ebenso ist kontextuell abhängig, ob „praeter“ oder „sive“ konjunktional oder adjunktiv formalisiert werden müssen. Mit „incipit“ und „desinit“ werden Vorderglied und Hinterglied mehrteiliger Aussagen bezeichnet. Von „est“ sagt WILHELM VON SHYRESWOOD, daß dieser Ausdruck von vielen, unter ihnen ABAELARD (O’DONNELL 70, Anm. 165), als Synkategorema behandelt wird. Unter Berufung auf ARISTOTELES erwähnt er die kopulative Funktion („est“ significat compositionem von Subjekt und Prädikat). Doch wendet er dagegen ein, daß „est“ Bestandteil des Prädikats, radix omnium verborum, ist, und daher als Kopula kein Synkategorema sein kann. Synkategoremata sind „words that have special logical or semantic effects on subjects, predicates, or combinations of subjects and predicates“ (KRETZMANN, Wilhelm von Shyreswood [3] 13). Als solche sind sie von den Termini eindeutig unterschieden. Hiermit stimmt auch THOMAS VON AQUIN überein, der „omnis“, „nullus“ und „solus“ als Beispiele für Synkategoremata anführt (ST1 qu31 ar3 co).
4.5.8. WILHELM VON OCKHAM Die Theorie der Synkategoremata als der logischen Form von Aussagen und somit als Hauptgegenstand der Logik findet sich bei OCKHAM standardmäßig ausgearbeitet. Außerdem erklärt OCKHAM auch sehr genau den Zusammenhang von Synkategoremata und significatio. In dem betreffenden Kapitel der Summa logicae heißt es: „Termini categorematici finitam et certam habent significationem, sicut hoc nomen ‚homo‘ significat omnes homines, et hoc nomen ‚animal‘ omnia animalia, et hoc nomen ‚albedo‘ omnes albedines. Termini autem syncategorematici, cuiusmodi sunt tales: ‚omnis‘, ‚nullus‘, ‚aliquis‘, ‚totus‘, ‚praeter‘, ‚tantum‘, ‚inquantum‘ et huiusmodi non habent finitam significationem et certam, nec significant aliquas res distinctas a rebus significatis per categoremata; immo sicut in algorismo cifra per se posita nihil significat, sed addita al-
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teri figurae facit eam significare, ita syncategorema proprie loquendo nihil significat, sed magis additum alteri facit ipsum significare aliquid sive facit ipsum pro aliquo vel aliquibus modo determinato supponere, vel aliud officium circa categorema exercet. Unde hoc syncategorema ‚omnis‘ non habet aliquod certum significatum, sed additum ‚homini‘ facit ipsum stare seu supponere actualiter sive confuse et distributive pro omnibus hominibus; additum autem ‚lapidi‘ facit ipsum stare pro omnibus lapidibus; et additum ‚albedini‘ facit ipsum stare pro omnibus albedinibus. Et sicut est de isto syncategoremate ‚omnis‘, ita proportionaliter de aliis est tenendum, quamvis distinctis syncategorematibus distincta officia conveniant, sicut de aliquibus inferius ostendetur.“ (1, 4) OCKHAM erläutert hier ausführlich das Funktionieren der Synkategoremata u.a. am Beispiel des Allquantors (omnis). Dessen Funktion (officium), nämlich zu quantifizieren, wird an anderen Termini ausgeübt, so daß, indem „omnis“ zu „homo“ tritt, aus einem partikularen ein generalisierter Ausdruck entsteht. Der Ausdruck „omnis homo“ hat dann suppositio confusa et distributiva, d.h. er bezieht sich auf jeden einzelnen Menschen je für sich und nicht etwa auf die Klasse der Menschen. Um diese Generalisierungsfunktion erfüllen zu können, wird stets ein zu generalisierender Terminus erfordert; omnis kann nicht quantifizieren, wenn es allein steht. Zur Funktionserfüllung bedarf es des Hinzugefügtwerdens zu Kategoremata als dem Material, an dem die Operation oder Funktion ausgeführt wird. Diese wird von OCKHAM nicht signifcatio genannt, sondern officium exercere. Hinsichtlich der Aufgabe der Synkategoremata sagt er daher, daß sie nicht darin besteht, Dinge zu bezeichnen (nec significant aliquas res), auch nicht darin, überhaupt eine Bezugnahme auf andere semantische Ebenen auszudrücken, da das gerade die Aufgabe der Kategoremata ist. „Bezugnahme“ heißt „signifcatio“ oder „suppositio“. Deshalb besagt die Aussage OCKHAMS, daß die Synkategoremata nicht signifizieren, daß sie semantisch nicht auf etwas anderes Bezug nehmen, wie sich etwa ein Name auf ein Designatum bezieht. Die Aufgabe der Synkategoremata wäre also mit significare falsch beschrieben. Das mathematische Beispiel scheint noch deutlicher. Wenn einer ganzen Zahl (algorismus) eine Null (cifra) angehängt wird, verzehnfacht die Null jene Zahl, und verändert dadurch deren significatio. Alleinstehend übt die Null diese Funktion actualiter zwar nicht aus, wird aber dadurch nicht be-
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deutungslos, sondern symbolisiert nihil, d.h. die leere Klasse. Diese Sachverhalte werden jedoch völlig verzerrt, wenn „significare“ auf das oberflächlichste „bedeuten“ heißt und „bedeuten“ nach Analogie der Namen „bezeichnen“. Die sprachlichen Ausdrücke sind nicht alle nur Namen. Und alle Ausdrücke, die nicht bezeichnen, als bedeutungslos behandeln zu wollen, ist Dürftigkeit im Verständnis (s. Kap. 1.3.). Es ist ganz eindeutig, daß die Synkategoremata selbstverständlich Bedeutung haben, auch dann, wenn sie nicht zusammen mit Kategoremata stehen. Wenn sie keine Bedeutung hätten, würden sie ihre speziellen Funktionen nicht erfüllen können. Da sie keine Namen sind, ist klar, daß sie auch nicht bezeichnen. Der Ausdruck „significare“ wird für sehr viele verschiedene Zwecke verwandt. Stets berührt er die Suppositionslehre (GEACH, 56), die scholastische Form der Semiotik. OCKHAM sagt in SL 1, 3, wo er verschiedene Bedeutungen aufzählt, daß nach einer die significatio der suppositio entspricht, so daß sich nach den 16 Suppositionsarten ebenso viele Unterschiede in der significatio ergeben. Daß dies alles auf Deutsch zureichend mit „bedeuten“ wiedergegeben werden könne, wird wohl niemand ernsthaft behaupten. Mit „significatio“ (oder „suppositio“, KNEALE, 269; BOEHNER [2]) wird am allgemeinsten die Relation zwischen einem sprachlichen Zeichen (signum) und dem, wofür es stellvertretend steht, zum Ausdruck gebracht, so daß sehr viele verschiedene Funktionen mit diesem Terminus umfaßt werden. Von diesen ist eine die Namensrelation. Nur in dem einen ganz speziellen Fall, in dem das signum ein Name ist, kann es ein Designtum bezeichnen. Nur dann kann „significare“ „bezeichnen“ bedeuten. Ist das signum hingegen ein Prädikat, dann muß „significare“ mit „zutreffen auf“ übersetzt werden. So sagt OCKHAM, daß „Mensch“ alle Menschen signifiziert, was ganz genau heißt, daß das Prädikat „Mensch“ auf jedes Element seiner Extension zutrifft, und damit auf alle Menschen. Hier wäre es falsch, „significat“ mit „bezeichnet“ wiedergeben zu wollen (s. Kap. 2.5.7.). Es ergibt sich nun, daß „significare“ in Abhängigkeit davon, welcher sprachliche Ausdruckstyp es ist, der signifiziert, mindestens die folgenden vier Grundbedeutungen umfaßt:
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(1) „referieren auf“ oder „bezeichnen“, wenn das signum ein Name ist; (2) „zutreffen auf“, wenn das signum ein Prädikat ist; (3) „fungieren als“ oder „die Funktion ausüben“, wenn das signum ein Synkategorema ist; (4) „bedeuten“, wenn die Relation zwischen signum und significatum lexikalischer Art ist. Unspezifisch ist die Übersetzung von „significare“ mit „sich beziehen auf“, da die Art der Beziehung offengelassen ist, während „stehen für“ die allgemeinste Bedeutung ist, weil ein signum nichts anderes ist, als etwas, das aufgrund von Konvention für etwas anderes steht.
4.5.9. JOHANNES BURIDAN Die zuletzt herausgestellten Gesichtspunkte hinsichtlich der Synkategoremata und deren Charakterisierung als logische Konstanten werden in ausdrücklicher Weise von dem Logiker JOHANNES BURIDAN (gest. 1360), Rektor der Pariser Universität, einem der ganz wenigen nichttheologischen Scholastiker, bestätigt und um die Explikation vermehrt, daß die Synkategoremata die logische Form von Aussagen ausmachen. Dies besagt folgende Stelle aus dem Tractatus de consequentiis (cap. 7): „Insoweit hier von Form und Stoff die Rede ist, versteht man unter dem Stoff der Aussage bzw. der Konsequenz die rein kategorematischen Termini, d.h. die Subjekte und die Prädikate, unter Ausschließung (circumscriptis) der synkategorematischen, welche zu ihnen hinzugefügt sind, durch welche sie verbunden, verneint oder verteilt werden und ihnen eine bestimmte Weise der Supposition gegeben wird (trahuntur). Man sagt aber (hier), daß zur Form alles übrige gehört. Deshalb sagt man, daß die Kopula der kategorischen wie der hypothetischen (Aussage) zur Form der Aussage gehört; und (auch) Negationen, und Zeichen, und die Anzahl sowohl der Aussagen sowie der Termini, und die gegenseitige Ordnung alles Genannten, und die Beziehungen der relativen Termini und die Modi der Bedeutung (modos significandi), welche sich auf die Quantität der Aussage beziehen, wie die Diskretion, die Allgemeinheit usw. ...
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Z.B.: ... wegen der untereinander und von den assertorischen verschiedenen Kopulae der modalen (Aussagen) sind diese von verschiedener Form; und wegen der Negationen und der Zeichen (signa) sind die bejahenden (Aussagen) von anderer Form als die verneinenden und die allgemeinen als die partikulären“ (zit. n. BOCHENSKI [2] 181f). Die Synkategoremata machen die logische Form der Aussagen aus und bestimmen damit ihren Wahrheitswert. BURIDAN führt eigens das Beispiel „Der Mensch läuft und derselbe läuft nicht“ an, das wegen des Widerspruchs durch Bejahung und Verneinung desselben eine formal unmögliche Aussage ist.
4.5.10.
Zusammenfassung
Ursprünglich galten in rein grammatischer Bedeutung bestimmte Wortarten, hauptsächlich Präpositionen und Konjunktionen, als Synkategoremata, die durch diese Klassifizierung von den Nomina und Verba unterschieden werden sollten. Später wurde explizit ausgeführt, daß diese Unterscheidung darauf beruht, daß die drei Hauptausdrucksarten – Subjekte, Prädikate und Synkategoremata – innerhalb von Aussagen verschiedene Funktionen erfüllen. Daran anknüpfend konnten diese Funktionen logisch detailliert bestimmt werden. Nach der scholastischen Terminologie wurden in den sprachlogischen Untersuchungen de proprietatibus terminorum von den kategorematischen Termini, die an Arguments- oder Prädikatsstelle stehen, Funktionsausdrükke, die Synkategoremata, unterschieden und als die logischen Konstanten, die die logische Form von Aussagen darstellen, bestimmt (KNEALE, 233; PINBORG [2] 60f). Und die scholastische Logik hat gerade die so aufgefaßte Form zum Gegenstand (BOCHENSKI [2] 182). Zwischen den kategorematischen und synkategorematischen Ausdrücken hat jedoch nie, auch nicht nach der grammatischen Auffassung, ein Unterschied im Bedeutunghaben bestanden. „Both categoremata and syncategoremata were meaningful expressions“ (LEJEWSKI, 61).
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„By the way of summary, then, we might say, that the syncategorematic terms have meaning and signification“ (BOEHNER [3] 19). „Wie nämlich der Ausdruck (dictio) ein Ausdruck ist (dictio), bevor (antequam) er in eine Rede eingeordnet wird (ordinatur in oratione), so hat er gleicherweise (schon) vorher (ante) eine Bedeutung (significationem), und nicht (erst) daraus, daß er mit anderem zusammengeordnet wird.“ (WILHELM VON SHYRESWOOD, Introd. [1] 76, übers. n. BOCHENSKI [2] 189) Die Synkategoremata für Ausdrücke ohne Bedeutung zu halten, ist auch deswegen schon ganz unmöglich, weil dann die Logik von bedeutungslosen Ausdrücken handeln würde. Aber genauso abwegig ist es, ihnen abhängige, unselbständige oder unvollständige Bedeutungen zuzuschreiben. Das ist durch die genauen Bestimmungen durch die Scholastiker eindeutig ausgeschlossen. Die Synkategoremata haben eigene und wohlbestimmte Bedeutungen, ja sogar mehrere, so daß Mehrdeutigkeiten und Trugschlüsse herausragender Gegenstand wichtigster Arbeiten werden mußte, in denen herausgestellt wurde, daß der Kontextbezug diese Mehrdeutigkeiten reduzieren kann, indem er ein Element aus der für ein Synkategorema lexikalisch vorliegenden Bedeutungsmenge prädisponiert. ALBERT VON SACHSEN (gest. 1390), erster Rektor der Universität Wien, hat z.B. in seinen Sophismata 254 durch Synkategoremata veranlaßte Sophismen behandelt, wie dies überhaupt ein Hauptthema der Exponibilien-, Insolubilien- und Obligatorien-Traktate der Logica Moderna war. Wo in der heutigen Logik der Begriff der Synkategoremata verwendet wird, hat er überwiegend dieselbe Bedeutung, er bezieht sich also auf die logischen Operatoren (LEJEWSKI, 61; BRODY, 76; TUGENDHAT, 145. 166f). Dem Unterschied zwischen kategorematischen und synkategorematischen Ausdrücken entspricht der zwischen deskriptiven und logischen Zeichen (LEJEWSKI, 61; MOODY, 310f; SCHENK, 29), wobei es sich hier wie dort um disjunkte Klassen von Ausdrücken handelt. Gelegentlich wurde auch versucht, Prädikate als Synkategoremata anzusehen, und zwar um zu bestreiten, daß Prädikate Namen sind (QUINE [2] 36; [8] 103. 126. 132f; STEGMÜLLER [2] 49; PINBORG [2] 147). Das ist jedoch gar nicht nötig, denn daß Prädikate nicht bezeichnen, läßt sich auch ohne daß sie Synkategoremata genannt werden müssen, klarstellen (s. Kap. 2.5.7., 5.2.). Außerdem würde dann die sehr präzise scholastische Kategorisie-
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rung, die vollständig disjunkt ist, undeutlich werden. Ein abweichender Gebrauch von „synkategorematisch“ findet sich noch bei CARNAP [6] 9, der jedoch von BOEHNER [3] 118, Anm. 24, als ungerechtfertigt erkannt wurde. Schließlich begegnet noch die Behauptung, daß Synkategoremata Interpunktionszeichen, wie z.B. Klammern, oder Indizes wären (KONDAKOW, 469), was ebenfalls nicht stimmt. Hilfs- oder Gruppierungszeichen erfüllen zwar wichtige Funktionen, sind aber deswegen noch keine synkategorematischen Ausdrücke, sondern eine eigene Zeichenklasse.
4.6.
Theologische Konsequenzen
4.6.1. Es ergeben sich jetzt zwei Möglichkeiten, theologische Konsequenzen zu ziehen. Die erste Möglichkeit ist die, den Ausdruck „Gott“ im strikt terminologischen Sinn als Synkategorema zu verstehen. Als Gemeinsamkeit mit den in den Kapiteln 4.1. bis 4.4. enthaltenen Thesen scheint sich dabei nur noch die bloße Verwendung des Wortes „Synkategorema“ zu erweisen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, „Gott“ nicht als Synkategorema, dafür aber zufolge der in jenen Thesen geäußerten Meinung als Ausdruck, der keine Bedeutung hat, aufzufassen. Beide Möglichkeiten stellen Konstruktionen dar, um die letztlich entscheidenden Punkte soweit wie möglich zu verfolgen, ohne Rücksicht darauf, ob diese Konstruktionen noch von jenen Autoren beabsichtigt gewesen sein mögen oder nicht. Da die Synkategoremata logische Konstanten sind, würde gemäß der ersten Möglichkeit die These besagen, daß der Ausdruck „Gott“ ein logischer Operator sei. Für diesen Fall hätte die Theologie bereits von vornherein jedes Mitspracherecht bezüglich „Gott“ verloren, bzw. bewußt abgegeben, da logische Konstanten bekanntlich nicht der spezielle Gegenstand der Theologie sind. Die Synkategoremathese, mit der schon jetzt die Grenzen zum Abstrusen weit überschritten sind, würde also darauf hinauslaufen, wegen entsprechender Vollständigkeitsbeweise den Ausdruck „Gott“ z.B. auf Junktoren zurückzuführen, etwa so, wie man die Negation mit Hilfe von Konjunktion und Adjunktion eliminieren kann: ¬ (¬ p & ¬ q)
p
q
Auf diese Variante braucht wegen offenkundiger Absurdität nicht weiter
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eingegangen werden.
4.6.2. Mit der zweiten Möglichkeit steht es jedoch nicht viel besser, wenngleich sie noch eine Überlegung erfordert, die die Annahme betrifft, daß es neben Ausdrücken mit selbständiger oder vollständiger Bedeutung auch solche mit unselbständiger oder unvollständiger gäbe, zu welchen dann der Ausdruck „Gott“ geschlagen werden müsse. Als erstes steht fest, daß der Ausdruck „Gott“ Bedeutung hat, und nicht nur eine, sondern sehr viele verschiedene, wie die Wörterbücher zeigen. Wenn der Ausdruck keine Bedeutung hätte, dann müßte in den Wörterbüchern hinter „Gott“, „deus“ usw. ein Fragezeichen stehen oder leerer Raum gelassen sein. Das wäre das mindeste, was verlangt wird, wenn der Ausdruck keine Bedeutung hätte. Die Frage nach der Bedeutung ist aber in Wahrheit keine Frage, ob der Ausdruck „Gott“ Bedeutung hat, sondern eine Frage danach, welche Bedeutung aus der immensen Vagheitsmasse der einzelne Theologe favorisiert sehen möchte. Dieser Streit, der schon die kuriosesten Früchte abgeworfen hat (z.B. „das Woher meines Umgetriebenseins“), bringt immer neue Bedeutungen hervor. Das ist eine Frage der Definition des Ausdrucks „Gott“ (ZIMMER [4]), und daß sie gestellt wird, beweist, daß der Ausdruck „Gott“ mehr als reichlich Bedeutungen hat, von „prima causa“ bis zum okkulten „Geheimnis der Wirklichkeit“. Es ist daher ein abstrusum, wenn unter der Überschrift der „theologischen Sprachlogik“ dem Ausdruck „Gott“ Bedeutung abgesprochen wird. Als nächstes die Frage nach den Bedeutungen eines Ausdrucks in Abhängigkeit davon, ob er separat steht oder zusammen mit andern. Hierfür waren von KAMBARTEL drei Beispiele, (1) entweder – oder, (2) in der Welt sein, (3) fang an, gegeben und von andern übernommen worden, um glaubhaft zu machen, daß die jeweiligen Teilausdrücke Synkategoremata wären, deren Bedeutung nur dann vorliegt, wenn sie in einem komplexen Wortverband vorkommen (s. Kap. 4.2.).
70
Die zu einer formelhaften Fügung erstarrte, paarige Konjunktion „entweder ... oder ---“ (JUNG, K 90. 923) in der Umgangssprache kann in der Logik ausschließenden (0110) oder einschließenden (1110) Sinn haben, wobei der nichtausschließende weitaus am häufigsten ist (STEGMÜLLER [4] 19f; [5] 9; QUINE [1] 27-30; SINOWJEW / WESSEL, 230. 529, Anm. 2). Die Konjunktion ist also ein klar definierter Junktor und damit ein synkategorematischer Ausdruck, wobei es irrelevant ist, daß er umgangssprachlich zweiteilig auftritt. Die Zweiteiligkeit ist lediglich rhetorisch von Belang und kann auf keinen Fall als Begründung dafür gelten, daß „entweder“ ohne „oder“ keine Bedeutung hätte, und deshalb synkategorematisch wäre. Der Ausdruck „entweder ... oder ---“ besagt genau dasselbe wie „... oder ---“ und ist insgesamt ein Synkategorema. Es trifft zwar zu, daß (1) ein Beispiel für einen synkategorematischen Ausdruck ist, KAMBARTEL hat aber trotzdem nicht recht, denn er hatte ja behauptet, daß „entweder“ deswegen ein Synkategorema wäre, weil es ohne „oder“ keine Bedeutung hätte. Deswegen ist es kein Synkategorema. Ausserdem hat es sehr wohl Bedeutung, es kennzeichnet fakultativ das Vorderglied einer Alternative. Was nun das „In-der-Welt-sein“ (2) betrifft, so scheint es sich tatsächlich so zu verhalten, daß HEIDEGGERS Dictum „wohl nicht auf Grund isolierter Einführung in den Gebrauch von „in“, „der“, „Welt“ und „sein““ verständlich werden würde, umso weniger als bezüglich des so benannten „phänomenalen Befundes“ dessen „Unauflösbarkeit in zusammenstückbare Bestände“ (HEIDEGGER, 53) zu berücksichtigen sei. Daß die Phrase nicht aufgrund ihrer morphologischen Bestandteile verständlich werden mag, wird aber nicht durch Synkategoremata verursacht, sondern liegt an der Verschrobenheit des Ausdrucks. Grammatisch gesehen ist „In-der-Welt-sein“ eine durchgekoppelte substantivierte Fügung, bei der ein dreiteiliges präpositionales Bestimmungswort mit dem Grundwort „sein“ zu einem Verbalkompositum verbunden ist (Duden, K 188. 191). Die Konstruktion soll folglich wie ein Wort verstanden werden. In logischer Hinsicht kann der Ausdruck entweder als Subjekt oder als Prädikat auftreten. Für beide syntaktischen Stellungen finden sich in HEIDEGGERS Äußerungen Beispiele: „Das In-der-Welt-sein wird [...] unsichtbar.“ (59) „Das Wovor der Angst ist das In-der-Welt-sein als solches.“ (188) Ausdrücke aber, die Subjekte oder Prädikate sind, sind gerade Kategore-
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mata und keine Synkategoremata. Subjekte und Prädikate sind elementare Termini, wobei es keine Rolle spielt, aus wieviel Wörtern sie rhetorisch zusammengesetzt sind. Sie enthalten logisch keine Teile, schon gar keine Synkategoremata, da Synkategoremata überhaupt nicht an Subjekts- oder Prädikatsstelle stehen können, sonst würden sie ja kategorematisch geworden sein. KAMBARTEL sagt sogar selbst, wenn auch wiedersprüchlich und nolens volens, daß (2) ein Terminus ist (35), was stimmt. Termini aber sind stets Kategoremata. Bei „anfangen“ handelt es sich um eine unfeste Zusammensetzung eines Verbs mit einem verbalen Präfix, das als Wortbildungsmorphem fungiert. Derartige Distanzkomposita treten nur in den Konjugationsformen auseinander, so daß das Präfix nach hinten rückt (JUNG, K 939. 1053f. 1056). Das ist beim Imperativ „fang an“ der Fall, so daß der Eindruck entsteht, als ob das Wortbildungsmorphem, der verbale Bestandteil, ein eigenes Wort wäre. Offenbar ist dieser Eindruck durch die Homonymie des Präfixes „an-“ mit der Präposition „an“ verursacht. Daß die Gesamtbedeutung präfigierter Verben erheblich von der Bedeutung der unpräfigierten abweichen kann (vgl. BRENNENSTUHL), hat gar nichts mit den Synkategoremata zu tun. Ein Verbalpräfix ist grundsätzlich Prädikatsbestandteil, und alle grammatischen Prädikatsteile machen ein logisches Prädikat aus, das ein Kategorema ist. Die aus ihrem morphologischen Zusammenhang herausgelösten Verbalpräfixe können niemals Synkategoremata sein.
4.6.3. Die drei Beispiele von KAMBARTEL können somit nichts in bezug auf die synkategorematischen Ausdrücke erklären. Doch diese mißglückten Beispiele sollten auch noch erhellen, wie der Ausdruck „Gott“ dadurch eine Bedeutung erlangen könne, daß er in die Phrase „Leben in Gott“, also in die Wortreihenfolge „Leben“, „in“, „Gott“, gebracht wird. Da der Ausdruck nur innerhalb dieses „Wortverbandes“ sinnvoll gebraucht werden könne, hängt seine Bedeutung davon ab, daß er als drittstelliges Vorkommnis in der Phrase „Leben in Gott“ auftaucht. Welche Bedeutung sollte das sein, die der Ausdruck „Gott“ dadurch erhält? Ein sinnloser Ausdruck soll dadurch Bedeutung „erhalten“, daß er neben sinnvolle geschrieben wird? Man wird nicht sagen können, daß dies den geringsten Wert hätte. Das hat seinen Grund einfach darin, daß es zwischen Bedeutunghaben und Bedeutungslossein nichts Drittes gibt: tertium non
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datur. Entweder hat ein Ausdruck Bedeutung oder er hat keine, dann ist er eine sinnlose Artikulation wie „blityri“ oder „babig“, die immer sinnlos bleibt, auch wenn man sie in wer weiß was für komplexe Wortverbände stellt. Wenn der Ausdruck „Gott“ als Lemma für sinnlos gilt, dann wird ihm keine Phrase Bedeutung geben. Dieses Vermögen hat kein Kontext (GIPPER, 759). Denn Bedeutung ist nicht etwas, das einem Wort, das selbst keine Bedeutung hat, von seinen Nachbarn gegeben werden könnte. Bedeutung ist eine Relation zwischen sprachlichen Ausdrücken, so daß jeder Ausdruck, der überhaupt mit andern Ausdrücken in semantischen Beziehungen steht, selbstverständlich Bedeutung hat. Es gibt gar keine bedeutungslosen Ausdrücke, außer jenen, die extra zu diesem Zweck künstlich konstruiert wurden, wie eben das stoische „blityri“. Bedeutungslosigkeit heißt Inkommunikabilität und damit Ausscheiden aus dem Vokabular, mit dessen Hilfe kommuniziert wird. Selbstverständlich können komplexe Ausdrücke andere Bedeutungen haben als ihre einzelnen Bestandteile unabhängig voneinander. Die Bedeutungen der Elemente eines komplexen Ausdrucks (z.B. einer Aussage oder eines Textes) sind auch hinsichtlich des Ganzen nicht unselbständig oder unvollständig. Erst das semantische Potential aller Teilausdrücke ermöglicht neue Bedeutungen von Komplexen. Aber umgekehrt ist ein Komplex aus bedeutungslosen Teilen ebenfalls stets bedeutungslos. Da ferner die Phrase „Leben in Gott“ als prädikativer Ausdruck, und damit gerade wieder widersprüchlich als Kategorema, vorgestellt worden war, wird gleichzeitig die Bestimmung, „wann für ein Leben ... x der Satz „x Leben in Gott“ gelten soll“ (KAMBARTEL, 34), gegenstandslos. Auch darauf, wie „Leben in Gott“ noch mit „Leben in der Liebe“ usw. für „synonym“ deklariert wird, braucht es nicht mehr anzukommen, ebensowenig wie auf die angebliche „Adäquatheitskontrolle“ aufgrund „weitgehender Mitberücksichtigung des traditionellen Wortverständnisses“. Es ist auch nicht einzusehen, wie das Wort „Gott“, ganz gleich in welchem Gebrauch, durch Ausdrücke wie „Freiheit“ oder „Zukunft“ „bestimmt sein soll“ (s. Kap. 4.3.). Überdies trifft weder zu, daß die „Bestimmung“ des Wortes „Gott“ durch andere Wörter eine „logische Voraussetzung“ dafür wäre, daß „Gott“ ein Synkategorema ist, noch daß dadurch die „Unumkehrbarkeit eines Funktionszusammenhangs“ behauptet sei. Auch kann ein und derselbe Ausdruck nicht gleichzeitig logisch in verschiedene disjunkte Klassen, Synkategoremata und Eigennamen, eingeordnet werden (s. Kap.
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4.4.). Das ist alles konfus.
4.6.4. Wegen der inzwischen genannten zahlreichen Gründe können die Thesen von KAMBARTEL, SCHUPP und TRACK keineswegs, auch nicht teilweise, akzeptiert werden. Sie sind durchweg mit Hilfe defizienter Subsidiärbegriffe bzw. aus unrichtigen Behauptungen zusammengesetzt. Der entscheidende Fehler besteht darin, irrige Ansichten über Bedeutung mit den Synkategoremata in Verbindung zu bringen. So besagen auch die Darlegungen des Venerabilis Inceptor durchaus nicht, daß die Synkategoremata keine Bedeutung hätten, sondern das Gegenteil. Die Berufung auf OCKHAM und die Scholastik allgemein ist unsachgemäß. Wie neuartig die Versuche zuerst vielleicht anmuten mochten, „Gott“ den Synkategoremata zu subsumieren, so gibt es doch einen, den Synkategorematisten freilich nicht bekannten historischen Bezug in dem Merkwürdigen, das JOHN WICLIF (um 1324-1384) hierzu beigetragen hat. In seinen Dialogen heißt es nämlich im Munde der Phronesis, welche „als reiflich durchdachte Gotteslehre den Entscheid gibt“ (PRANTL, IV, 38, Anm. 149): „Nam omne incomplexum, tam categorema quam syncategorema, primarie vel secundarie significat substantiam, imo divinam essentiam, et tunc nomina idearum significant tam substantias quam divinam essentiam ... Idea ergo est essentialiter natura divina et formaliter ratio, secundum quam deus intelligit creaturas.“ (zit. n. PRANTL, IV, 38f, Anm. 151) Obscurium per obscurius erklären scheint hier durchgängig zu sein, wenn „zuletzt sogar die Syncategoremata nur Gottes Wesen bezeichnen“ sollen.
4.6.5. Es bedarf jetzt nur noch wenig, um zu zeigen, daß es vollständig falsch sein muß, die „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ – wie EBELING – mit Synsemantika oder Synkategoremata in Zusammenhang bringen zu wollen (s. Kap. 4.1.). Die vier wichtigsten Gründe, die bereits auf das eingehendste erläutert werden konnten (ZIMMER [4]), sind diese: Erstens ist es falsch, von Nichtdefinierbarkeit Gottes zu sprechen. Es kann höchstens Nichtdefinierbarkeit des Ausdrucks „Gott“ heißen, da Definitio-
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nen grundsätzlich nur sprachliche Ausdrücke betreffen. Zweitens sind Definitionen als explizite Festsetzungen über Bedeutungen für jeden beliebigen Ausdruck möglich, was auch für den Ausdruck „Gott“ gilt. Außerdem gibt es bereits mehrere Definitionen des Ausdrucks „Gott“, so daß es ganz ausgeschlossen ist, hier Nichtdefinierbarkeit anzunehmen. Drittens heißt Nichtdefinierbarkeit des Ausdrucks „Gott“ wegen deus non habet genus eine atheistische Voraussetzung machen, und ferner, den Ausdruck als inkommunikabel und theoretisch zwecklos aus dem theologischen Vokabular ausscheiden. Viertens war sehr umfangreich nachgewiesen worden, daß Synkategoremata die logischen Konstanten sind und damit die Klasse der bestdefinierten Zeichen überhaupt. Folglich ist es erst recht absurd, die Nichtdefinierbarkeit des Ausdrucks „Gott“ damit zu „begründen“, daß er ausgerechnet den Synkategoremata zugezählt wird. Wenn aber die synkategorematischen etwas anders als die synsemantischen Ausdrücke sein sollen, und „Gott“ zu den letzteren zu rechnen wäre, dann kommt ebenfalls Absurdes heraus, weil Synsemantika Funktionsoder Hilfswörter sind, Präpositionen, Konjunktionen, Artikel, Hilfsverben, deren Wortbedeutungen die verknüpften grammatischen Einheiten semantisch charakterisieren (Grundzüge, 462. 698f). Nach EBELING sieht es so aus, als ob die Autosemantika definierbar wären, weil sie Bedeutung hätten, die Synsemantika aber wären nicht definierbar, weil sie selbst keine Bedeutung hätten, sondern diese erst durch Plazieren in Phrasen erhalten würden. Durch Definitionen werden aber gerade neue Bedeutungen festgelegt. Selbst wenn es bedeutungslose Ausdrücke im Sinne der EBELINGSCHEN Synsemantika geben würde, kann man ihnen per definitionem sehr leicht eine Bedeutung geben. Folglich wären die ehedem für synsemantisch gehaltenen Ausdrücke autosemantisch geworden, und die Synsemantika wären verschwunden.
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5.
Der Ausdruck „Gott“ als Prädikat
5.1.
Überblick
Die Prädikatsthese ist ein notwendiger Bestandteil der Versuche, den Ausdruck „Gott“ als Terminus darzustellen. Nachdem seine Funktion als Name und als Kennzeichnung an Subjektsstelle untersucht worden war, fehlt noch die Überlegung der prädikativen Funktion. Außerdem sind im Laufe der Darstellung eine Reihe von Gründen aufgetreten, die die Behandlung der Prädikatsthese, auch wenn sie nicht eigens formuliert worden wäre, unumgänglich machen. Der erste Grund ist der, daß die von CARNAP angegebene Alternative (s. Kap. 1.2.) eine Erörterung dieser These erfordert. Der zweite Grund ergibt sich daraus, daß der Ausdruck „Gott“ nach der Kennzeichnungsthese bereits als Prädikat eingeführt worden war (s. Kap. 3), und der dritte daraus, daß, da die Gattungsnamen Prädikate sind (s. Kap. 2.5.7.), der Ausdruck „Gott“ auch in dieser Hinsicht neu in Betracht kommt, umso mehr als Namen generell in Prädikate umgeformt werden können (s. Kap. 3.3.). Weiterhin kommt der Prädikatsthese nicht zuletzt deswegen hohe Relevanz zu, weil sie von THOMAS VON AQUIN an hervorragender Stelle der Namensthese korrigierend gegenübergestellt worden zu sein scheint. Andererseits glauben einige, die Prädikatsthese mit dem Polytheismus verbinden zu müssen, was vielleicht KAMBARTEL veranlaßt haben mag, den Ausdruck „Gott“ für „heidnisch“ zu halten, wenn er als Prädikat verwendet wird (s. Kap. 4.2.).
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5.2.
Terminologie der Prädikate
5.2.1. Hierher gehört das schon in den Kapiteln 2.5.7. und 3.1. bis 3.4. zu den Prädikaten Gesagte. Ohne dies wiederholen zu müssen, ist für die logischen Prädikate wichtig, daß sie nicht mit den grammatischen verwechselt werden, zumal der grammatische Gebrauch des Ausdrucks „Prädikat“ dem logischen gegenüber sekundär ist. Die Termini „Subjekt“ und „Prädikat“ sind erst im späten Mittelalter aus der Logik in die Grammatik als Charakterisierungen von Satzteilen übergegangen, nachdem BOETHIUS mit „subiectum“ und „praedicatum“ das „ὑποκείμενον“ und das „κατηγορούμενον“ des ARISTOTELES übersetzt hatte (SCHERER, 175). Das Wesentliche bei Prädikaten ist, daß sie all dasjenige zum Ausdruck bringen, von dem man sagen kann, daß es in irgendeiner Weise auf Objekte zutrifft (QUINE [1] 99. 176). Das können Eigenschaften sein, Handlungen, Beziehungen, Merkmale, Attribute usw. Prädikate haben die Aufgabe, auf etwas zuzutreffen, ohne daß sie jedoch die Macht hätten, zu garantieren, daß es das betreffende Etwas auch gibt. Die Semantik der Prädikate wird durch Zuordnen von Intension und Extension erklärt (MARCISZEWSKI [3]). Von „gelb“ z.B. ist die Eigenschaft, gelb zu sein, die Intension, und die Klasse der Objekte, die diese Eigenschaft haben, die Extension. Bei mehrstelligen Prädikaten, den Relationen, sind die Elemente der Extensionen entsprechend n-Tupel. Wenn demgegenüber die Prädikate jedoch nach der platonistischen Anschauung wie Namen behandelt werden, dann führt dies zur Antinomie der Namensrelation und zur Namensverdopplung (QUINE [1] 261-267. 287294; CARNAP [6] 127-148. 167-180). Anstatt sich diese schwerwiegenden Nachteile einzuhandeln, ist es auch viel natürlicher zu sagen: „Auf Hans trifft zu, daß er blond ist.“, als „Blond bezeichnet die Blondheit, an der Hans teilhat.“
5.2.2. Durch die Kennzeichnungsthese haben sich Umwandlungsmöglichkeiten von Namen in Prädikate herausgestellt. Jetzt kann dazu übergegangen werden, Namen generell durch Prädikate zu ersetzen. Dies war auf zwei verschiedenen Wegen möglich (s. Kap. 3.3.). Der erste Weg, von Namen auf Prädikate zu kommen, führt nicht über
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Kennzeichnungen. Er stellt eine Anknüpfung an die scholastische Handhabung dar, nach der die impositio nominis, die Namensfunktion, eine „verkappte Prädizierung“ gewesen ist (PINBORG [2] 39-42; vgl. DE RIJK [2] 31); d.h. Namen prädikativ erklärt wurden, indem die Eigenschaft, den Namen zu haben, vom Namensträger prädiziert wird. Der zweite Weg war die Kennzeichnungstheorie, nach der ein Designatum vermittels eines kennzeichnenden Prädikats bezeichnet wird. Zwischen beiden Wegen besteht aber ein sehr enger Zusammenhang, da auch ein Name als kennzeichnendes Prädikat für eine Kennzeichnung verwendet werden kann. Die Kennzeichnung könnte man als die allgemeine Form singulärer Termini auffassen. Sie kennzeichnet prädikativ.
5.2.3. Auch für Prädikate gilt, daß sie als Elementarausdrücke keinerlei Existenz aussagen. Insbesondere besagt ein einzelnes Prädikat nichts darüber, auf wieviel Objekte es zutrifft. Es besagt nicht einmal, daß es überhaupt etwas gibt, worauf es zutreffen könnte. Dazu ist die Existenzquantifikation nötig: Ⅴx (Fx), wobei F Platzhalter für einstellige Prädikate und x Platzhalter für Individuenausdrücke der Objekte ist, auf die das Prädikat zutreffen soll. Der Quantor macht die Existenzaussage, nicht das Prädikat. Weder die Extensionselemente noch die Extensionsklasse werden von einem Prädikat bezeichnet. Die Extension ist der Bereich, über den das Prädikat läuft, der entsprechend null bis unendlich viele Objekte umfassen kann. Die Extensionsklasse als abstrakte Zusammenfassung der Objekte, auf die das Prädikat zutrifft, kann deswegen nicht vom Prädikat wie ein Name bezeichnet werden. Das wäre eine Verwechslung zwischen der Klasse als abstraktem Objekt und den Objekten, auf die das Prädikat zutrifft.
78
5.3.
THOMAS VON AQUIN
Einer der bedeutendsten Anhaltspunkte, daß der Ausdruck „Gott“ zu den Prädikaten zu rechnen ist, findet sich bei THOMAS VON AQUIN. Seine hierhergehörigen Darlegungen sind deutlich und ausführlich genug, um ihnen die Prädikatsthese entnehmen zu können. Um die Wahrscheinlichkeit von Fehlinterpretationen so gering wie möglich zu halten, ist noch einmal vorauszuschicken, daß die Möglichkeit der Prädikatsfunktion des Terminus „Gott“ bereits überall dort gegeben ist, wo seine Funktion als Eigenname ausdrücklich in Abrede gestellt wird. Daß „deus“ kein Eigenname ist, wird von THOMAS eindeutig gesagt (INCIARTE, 259; LISKE, 111; LYTTKENS, 288; MAURER, 280): „Ad secundum dicendum quod hoc nomen deus est nomen appellativum, et non proprium“ (ST1 qu13 ar9 ra2). Der Eigenname Gottes ist das nomen tetragrammaton, weil dies genau einen Gegenstand, ein Individuum, bezeichnet und deshalb nicht auf andere übertragbar (incommunicabile) ist (ST1 qu13 ar9 co; ar11 ra1). „Jahwe“ ist also der eigentliche singuläre Terminus, der Gott bezeichnet, obwohl für die Eigennamen generell gilt: nomina propria sunt communicabilia. Das Tetragramm ist nicht wegen seiner Eigennamensnatur incommunicabile, sondern deswegen, weil es wegen der monotheistischen Voraussetzung nichts gibt, worauf es übertragbar wäre. Dies wäre jetzt eigentlich auch von „deus“ zu erwarten, denn wenn es nur einen Gott gibt, dürfte „deus“ ebenfalls nicht übertragbar sein. THOMAS sagt daher auch ganz entsprechend, daß „deus“ incommunicabile ist secundum rei veritatem, soll heißen: nach der Glaubenswahrheit. Aber secundum opinionem ist „deus“ durchaus übertragbar, da sogar in den heiligen Schriften von einer pluralitas deorum gesprochen wird, wenn auch nur, um ihre Existenz zu bestreiten. Der Ausdruck „deus“ allein gibt keine Auskunft darüber, ob er sich auf ein Individuum oder auf mehrere Objekte bezieht. Nach THOMAS ist „deus“ folglich grundsätzlich communicabile; d.h. mehrdeutig (s. Kap. 2.5.8.). Da „deus“ ferner als nomen appellativum klassifiziert wird, und dies nur ein anderer Ausdruck für „Prädikat“ ist (s. Kap. 2.5.7.), ergibt sich die Intension als die Eigenschaft, Gott zu sein, die natura divina zu haben, und die Extension als die Klasse der Götter. „Deus“ könnte auf so viele Objekte zutreffen, wie die göttliche Natur aufweisen.
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Allerdings will THOMAS auch das Prädikat „deus“ für ein Objekt sozusagen reservieren, weil sich die göttliche Natur nicht vervielfachen läßt (natura autem divina multiplicabilis non est). Das Prädikat „deus“ wird auf diese Weise extensional eingeschränkt, so daß es wegen der theologisch-monotheistischen Einzigkeitsbedingung praktisch als Kennzeichnungsprädikat verstanden ist. THOMAS führt das Prädikat „deus“ von einer monotheistischen Voraussetzung her ein. Die Frage, wieviel Götter es gibt, hat aber nichts damit zu tun, zu welcher Kategorie der Ausdruck „Gott“ gehört.
5.4.
CARNAP und POPPER
Von CARNAP war die Frage nach der logischen Funktion des Ausdrucks „Gott“ ursprünglich als Alternative zwischen singulärem Terminus und Prädikat vorgelegt worden (s. Kap. 1.2.). BOCHENSKI hat ihr Erstglied in die zweite Alternative – Name oder Kennzeichnung – zerlegt, wofür er als Lösung die Kennzeichnungsthese aufgestellt hat, in der „Gott“ als Prädikat vorkommt. Auch CARNAP gibt als Entscheidung seiner Alternative an, daß der Ausdruck „Gott“ „instead of the alleged proper name „God““ Prädikat ist ([3] 875). Damit stimmt auch POPPER überein, der die folgende Existenzquantifikation anführt, die ebenfalls „Gott“ als einstelliges Prädikat enthält: „(Ex)G(x) – in words: „there exists something that has the properties of God.“ (210, Anm. 357a) In der hier verwendeten Schreibweise mit D für G lautet dies: Ⅴx (Dx) Mit dieser Formel wird ausgedrückt, daß es mindestens ein Objekt gibt, das D ist. Hinsichtlich des Wahrheitswertes dieser Formel ist von Belang, daß er nicht einfach als wahr oder falsch bestimmt werden zu können scheint, etwa je nachdem, ob die Existenz mindestens eines Gottes für möglich gehalten wird oder nicht. POPPER verneint daher sofort, daß diese Formel überhaupt empirisch überprüfbar ist:
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„My own view is that it is non-testable and therefore non-empirical and non-scientific.“ Nicht die Frage, ob D auf etwas zutreffen kann, sondern die, ob existiert, worauf D zuzutreffen scheint, ist nicht überprüfbar, weil die Formel offenbar keinen empirischen Gehalt hat, aber auch nicht analytisch ist. Daß CARNAP ungeachtet dessen den Ausdruck „Gott“ als meaningless angesehen hat ([1] 220-227; FRANK, 161; KRAUTH, 139; STEGMÜLLER [3] I, 384; PANNENBERG, 34f), kann jetzt keine Rolle mehr spielen, da Bedeutung rein lexikalisch verstanden wird und nichts mit Verifikationsmöglichkeiten zu tun hat (s. Kap. 1.3.).
5.5.
Theologische Konsequenzen
5.5.1. Nach einigen Autoren zieht der Versuch, den Ausdruck „Gott“ als Prädikat einzuführen, polytheistische Konsequenzen nach sich. So lautet die Annahme der polytheistischen Konsequenz, die das Prädikat „Gott“ hätte, bei SAUTER und STOCK: „Im Alten Testament sind „el“ und „elohim“ keine Eigennamen, sondern Prädikatoren. Im Bereich der griechischen Sprachwelt ist „theos“ ursprünglich ein Prädikatsbegriff. Dasselbe gilt für das lateinische Wort „deus“ und die ursprüngliche Verwendung des altnordisch-gotischen Wortes „got“. Es ist klar: „Gott“ als Prädikator zu gebrauchen, impliziert einen polytheistischen Sprachgebrauch.“ (132) Diese Meinung wird u.a. von WESSEL (127) und GOLLWITZER (167) vertreten. Ähnlich behaupten auch KAMLAH und LORENZEN, daß „Gott“, als Prädikat gebraucht, Polytheismus bedeute (173). Daß dies nicht stimmt, das Prädikat „Gott“ keineswegs zu polytheistischen Konsequenzen führt, kann aufgrund der folgenden Überlegungen eingesehen werden. Das Prädikat D hat als Extension die Klasse derjenigen Objekte, auf welche D zutrifft:
81 δ = {x : Dx}
Bezüglich der Anzahl der Elemente, die δ enthält, sind drei Fälle zu unterscheiden: (1) n = 0: δ = {x : ¬ (x = x)} (2) n = 1: δ = {x : x = y} (3) n > 1: δ = {x : ¬ (x = y)} Gemäß (1) ist die Extension von D die Nullklasse, die kein Element enthält, und gemäß (2) die Einerklasse, die genau ein Element enthält. Nach (3) enthält δ Elemente der Anzahl nach zwischen mindestens zwei und unendlich vielen. Die entsprechenden Existenzbehauptungen für D, wenn das Prädikat jeweils der Reihe nach über diese drei Extensionsklassen läuft, lauten: (1*) ¬ Ⅴx (Dx) (2*) Ⅴx [Dx & Λy (Dy x = y)] (3*) Ⅴx Ⅴy [Dx & Dy & ¬ (x = y)] Hiervon pflegt (1*) gewöhnlich von Atheisten behauptet zu werden, (2*) von Monotheisten und (3*) von Polytheisten. Nach der Annahme, daß D polytheistische Konsequenzen hat, müßte (3*) aus D logisch folgen; d.h. die Aussage: Dx
Ⅴx Ⅴy [Dx & Dy & ¬ (x = y)]
müßte allgemeingültig sein. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Formel ist nicht bei jeder Interpretation wahr; für einen Bereich mit einem Element ist sie falsch. Da für einen nicht leeren Individuenbereich gilt: Dx
Ⅴx (Dx),
ist bereits intuitiv klar, daß aus „mindestens eins“ nicht „mindestens zwei“ folgt, womit bewiesen ist, daß D keinerlei polytheistische Konsequenzen hat. Nebenbei bemerkt hat D auch keine atheistischen oder monotheistischen Konsequenzen.
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5.5.2. Ein einzelnes Prädikat ist keine Aussage darüber, auf wieviel Objekte es zutrifft. Es kann auf mehrere oder auf genau eins zutreffen, es kann aber auch auf nichts zutreffen. Worauf es zutrifft, kann man nicht am Prädikat ablesen, sondern erfordert empirische Untersuchungen über die Objekte, die für das Zutreffen des Prädikats möglicherweise in Betracht kommen. Aber ein Prädikat allein ist keine Existenzaussage. Bereits die Form der Quantifikation zeigt, daß das Prädikat gar nicht sagen kann, wieviel Elemente seine Extension enthält. Die angeblichen polytheistischen Konsequenzen entpuppen sich als QuasiDesignata von als Namen aufgefaßten Prädikaten. Weil ein Prädikat auf mehreres zutreffen kann, müsse es auch gleich mehreres „bezeichnen“. Nicht zufällig werden dort, wo die polytheistischen Konsequenzen befürchtet werden, die Prädikate für „Gemeinnamen“ gehalten (SAUTER / STOCK, 131) (s. Kap. 2.5.7.). Will man atheistische, monotheistische oder polytheistische Existenzbehauptungen aufstellen, so ist dazu, wie aus (1*), (2*) und (3*) hervorgeht, mehr als bloß der Ausdruck „Gott“ nötig. Es handelt sich dann um Glaubenssätze, die keinen empirischen Gehalt haben, aber auch nicht analytisch sind. Bemerkenswert ist der historisch interessante Umstand, daß, während THOMAS VON AQUIN mit dem Prädikat „deus“ eine monotheistische Annahme prädisponiert hatte (s. Kap. 5.3.), mittlerweile polytheistische Vermutungen damit verbunden worden sind. Dies zeigt, daß die jeweiligen inhaltlichen Voraussetzungen dominierten, und nicht die faktischen sprachlichen Funktionen das leitende Interesse waren.
83
6.
Zusammenfassender Vergleich
6.1. Von den vier behandelten Vorschlägen zur logischen Funktion des Ausdrucks „Gott“ ist weitaus der schwächste der, nach welchem dieser Terminus als Synkategorema dargeboten wird. Der erste Grund dafür sind die unzutreffenden Vermutungen über die Synkategoremata, obwohl in der scholastischen Logik eine eindeutige Terminologie entwickelt worden war. Statt diese in Betracht zu ziehen, sind die synkategorematischen Ausdrükke als solche, die keine selbständige Bedeutung hätten, fehlinterpretiert worden. Vor allem spielt dabei der Begriff der Bedeutung eine wichtige Rolle, der in allererster Linie hätte definiert werden müssen, bevor er zur Erklärung anderer sprachlicher Funktionen in Anspruch genommen wird. Da auch dies versäumt wurde, ist der Eindruck der Verworrenheit nicht zu vermeiden. Insgesamt müssen die Synkategoremathesen als Fehlschlag fallengelassen werden. Sie führen zu zwei absurden Konsequenzen: „Gott“ als logische Konstante oder als sinnloser Ausdruck. Trotzdem ist es recht und billig, jene Versuche gegen unberechtigte Einlassungen in Schutz zu nehmen, die sich in der völligen „Preisgabe des Gottesbegriffes“, ja in der „Auflösung des christlichen Glaubens“ (HORNIG, 309ff) sehr unverständig artikulieren. Dies hat wegen Sachfremdheit überhaupt nichts zu sagen.
6.2. Mit der Namensthese verhält es sich hingegen so, daß sie erst in eine diskutable Form gebracht werden mußte, während zuvor lediglich eine irrationale Namensspekulation vorkam. Der wichtigste Punkt hierbei war der Zusammenhang zwischen dem Namen und dem, was er benennt. Die unfundierte Spekulation warf die sprachlichen Eigenschaften von Namen mit den Eigenschaften der von Namen bezeichneten Designata durcheinander, um so durch bloßes Namendeuten Erkenntnisse über den empirisch nicht zugänglichen Namensträger zu simulieren. Stellt man sich die Frage, warum der Ausdruck „Gott“ so vehement als Name geführt werden soll, so liegen die Gründe gar nicht in den Bereichen,
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die etwas mit der Namensrelation zu tun haben oder auch nur am tatsächlichen sprachlichen Funktionieren dieser Ausdrücke Interesse erkennen liessen. Vom Namen wird in Hinsicht auf ein numen spekuliert, ja er selbst wird als etwas mehr oder weniger Numinoses aufgefaßt. Die ganze Namenstheologie beruht darauf, daß man Gott zumindest partiell in dem Wort „Gott“ (oder in anderen Namen) zu finden wünscht: Gott enthüllt sich dem „Tieferverstehenden“ im Namen. Wenn sich Gott „in“ seinem Namen offenbart (wobei nicht klar ist, wie sich in dieser Hinsicht „Jahwe“ und „Gott“ unterscheiden, und ob sich die Namensoffenbarung nur auf „Jahwe“ beschränkt oder auch auf „Gott“ ausdehnt), gilt der Name als vom Wesen Gottes berührt. Vom analytischen Standpunkt, wie Namen sprachlich fungieren, dürfte der Locus von der Namensoffenbarung nicht besagen, daß sich Gott „in“ seinem Namen offenbart hätte. Vielmehr besagt er nur, daß Gott seinen Namen mitgeteilt hat. Sich selbst bekannt machen ist mehr als bloß seinen Namen nennen. Und wenn einer seinen Namen nennt, dann sagt er nur, wie er konventionell heißt, sonst nichts. Sein Wesen, seinen Charakter, seine Eigenschaften lernt man durch persönliche Bekanntschaft kennen – empirisch –, aber nicht aus der bloßen Namensnennung oder der Etymologie. Empirisches Wissen kann durch Namendeuten nicht ersetzt werden. Obgleich einleuchten müßte, daß ein Name etwas anderes ist, als das, wofür er zur Benennung verwendet wird, und daß damit eine Eigenschaft des Namens etwas anderes ist als eine Eigenschaft des Namensträgers, und daß insbesondere mit einem Namen über ein von ihm völlig verschiedenes Ding gesprochen wird, das bei weitem nicht „im“ Namen vorkommt, wird dies alles mit Hilfe der einzelnen irrationalen Versatzstücke der Namensmagie geleugnet. Nur weil der oder das Benannte entweder nicht bekannt ist oder nicht existiert, entsteht bei einigen eine Motivation, Namen als Wünsche oder Postulate von Designata zu mißdeuten. Wenn der Namensträger bekannt ist, kommt niemand auf die Idee, statt ihn seinen Namen über ihn zu befragen. Da auf diese Weise der Ausdruck „Gott“ nicht ernsthaft als Name eingeführt werden kann, mußte die Terminologie entwickelt werden, die die Grundlage für eine rationale Namensthese darstellt. Ihre wichtigsten Aspekte sind die Konventionalität und die Formulierung der Namensrelation. Erst dadurch wurde ermöglicht, das Funktionieren von Namen zu erklären. Und dies wiederum war die Voraussetzung für eine sachgemäße
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Untersuchung, ob der Ausdruck „Gott“ als Name dienen kann. Rein syntaktisch gesehen, kann der Ausdruck „Gott“ ohne weiteres als Name gelten. Es genügt, daß er in Aussagen an Argumentsstelle steht, in Fx anstelle von x. Erweitert man die Überlegung jedoch durch Einbeziehen der Semantik, so fragt man sich, was dieser Name dann bezeichnet. Die vorschnelle Antwort, daß „Gott“ Gott bezeichnen würde, läßt tatsächlich nur erkennen, daß „Gott“ Gott bezeichnen soll, nicht aber, daß der Name diese gewünschte Funktion auch wirklich erfüllt. Um hier Klarheit zu gewinnen, geht es nicht anders, als daß ein Nachweis für das postulierte Designatum verlangt werden muß. Nur dann, wenn es Gott gibt, kann „Gott“ ein Name für ihn sein. Doch das ist bekanntlich höchst umstritten. Zu behaupten, „Gott“ wäre ein Name, sagt noch gar nichts darüber, was das Designatum sei, geschweige denn, daß es überhaupt eins gibt. Falls „Gott“ als Name gelten soll, dann kann er unter gar keinen Umständen zugleich das Geheimnis der Wirklichkeit, die alles bestimmende Wirklichkeit, das schlechthinnige Abhängigkeitsgefühl, die causa sui, die causa prima, das Woher meines Umgetriebenseins usw. bezeichnen. Das wäre so, als wenn man von „Hans“ verlangte, daß dieser Name zugleich Peter, Paul, Zerberus und die Chimäre bezeichne. Wenn alles, was bisher für Gott gehalten wurde, zusammengenommen als Designatum vorgeschlagen würde, dann wäre „Gott“ nur der Name einer amorphen Masse. Bevor der Ausdruck „Gott“ die Chance hat, als Name zu fungieren, muß klar sein, auf welches Objekt seine konventionelle Referenz zu beziehen ist. Sonst bezeichnet er nicht das Beabsichtigte, und damit nicht etwa etwas anderes, sondern gar nichts. Denn ein Name bezeichnet nicht von sich aus, sondern nur aufgrund einer konventionellen Beziehung, die zwischen beiden Komponenten, dem Namen und dem Designatum, hergestellt wird. Es lohnt nicht, die Frage des Namens zu thematisieren, solange man sich nicht über das Designatum einig ist.
6.3. Mit der Terminologie der Namensrelation konnte bereits der Weg geebnet werden, der zur Kennzeichnungsthese führt. Mit ihr wird sowohl dem Gesichtspunkt der Singularität des zu kennzeichnenden Objekts als auch dem der prädikativen Funktion des Ausdrucks „Gott“ Rechnung getragen. Ferner werden sämtliche Voraussetzungen empirischer oder ontologischer Art, die die Namensthese bis zur Untauglichkeit belasteten, vermieden. Existenzfragen sind eindeutig unabhängig von den singulären Ter-
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mini. Dies ist bereits an der Form der Kennzeichnung erkennbar. Die Möglichkeit, singuläre Termini zu eliminieren, beweist, daß sie nicht unbedingt nötig sind. Sie sind ersetzbar. Der Ausdruck „Gott“ als singulärer Terminus kann dabei keine Ausnahme machen. Wo davon, daß er allein als Name denkbar scheint, alles abhängt, dürfte mit der Eliminierbarkeit und der grundsätzlichen sprachlichen Relativität endgültig der Boden entzogen sein. Eliminierbarkeit heißt jedoch nicht, daß jeder Name eliminiert werden müsse. Sie stellt quasi eine Warnung dar, nicht allzuviel Hoffnung auf singuläre Termini und ihre Leistungsfähigkeit zu setzen. „Die Welt der Eigennamen ist einfach eine sprachlich ziemlich arme Welt.“ (ECO [1] 105) Die Kennzeichnungsthese ist als eine Anwendung der Prädikatsthese auf den Einzigkeitsfall aufzufassen, da der Ausdruck „Gott“ als Prädikat vorkommt, dessen Zutreffen gemäß der Kennzeichnungsform auf genau ein Objekt beschränkt ist. Kennzeichnungsthese und Prädikatsthese besagen also bezüglich des Ausdrucks „Gott“ dasselbe, nämlich daß er ein einstelliges Prädikat ist. Das ist auch das Resultat der vergleichenden Gesamtuntersuchung.
6.4. Die Prädikatsthese war, ähnlich wie die Namensthese, mit mehreren metaphysischen Annahmen durchsetzt, die nicht auf der tatsächlichen Funktion von Prädikaten, sondern auf einem unbegründeten, viel zu engen Zusammenhang zwischen Wörtern und Dingen beruhten. Wie bei der Namensmagie der Name über das Designatum, so sollten auch die Prädikate bereits Aufschluß über die Quantität der Objekte geben, auf die sie zutreffen. Ausdruck dessen war die Polytheismusvermutung. Daß es sich bei dem Ausdruck „Gott“ nur um ein Prädikat handeln kann, wie bereits als Ergebnis der Kennzeichnungsthese hervorging, stellte einen bereits bekannten Umstand dar. Nicht nur, daß u.a. THOMAS VON AQUIN dies formuliert hat, die bedeutenden Logiker CARNAP, POPPER und BOCHENSKI dies bestätigt haben, und alles Anderslautende leicht als falsch ausgeschieden werden konnte, sondern auch das Operieren mit dem Ausdruck „Gott“ in Aussagen verlangt es. Auch die Definitionen von „Gott“ und die Gottesbeweise (ZIMMER [5], [7]) machen die Prädikatsfunktion augenscheinlich. Da eine der wichtigsten Aussagen zur Prädikatsfunktion des Ausdrucks „Gott“ von THOMAS VON AQUIN stammt, war es richtungweisend, schon im Titel der Untersuchung das lateinische „deus“ erscheinen zu lassen, so daß
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bereits der Titel einen Hinweis auf das Ergebnis gibt.
6.5. Die Frage nach der logischen Syntax und Semantik des Ausdruck „Gott“ war von Anfang an mit der Frage nach der Leistungsfähigkeit sprachlicher Ausrücke im allgemeinen verquickt, so daß die Trennung zwischen dem, was ein Ausdruck seiner Art nach überhaupt leisten kann, und dem, was er angeblich leisten müßte, mit zu den Hauptaufgaben gehörte. Diese Trennung ist durch Explizitmachen der spezifischen Aufgaben möglich, die die verschiedenen Ausdruckstypen haben. Der Bezug von Sprachlichem auf das, worüber gesprochen wird, vollzieht sich nicht dadurch, daß einzelne Elementarausdrücke unmittelbar oder mittelbar über die „Bedeutung“ mit einzelnen Objekten der Welt verbunden wären. Einerseits dient Sprache dazu, über etwas zu sprechen, aber andererseits kann dadurch nicht garantiert werden, daß das, worüber so leicht gesprochen werden kann, wirklich existiert. Simulation, Lüge, Täuschung sind sprachlich genauso organisiert. Die Betrachtung von Sprachlichem allein kann daher nie genügen, um über das, was abgesehen davon der Fall ist, Klarheit zu gewinnen. Der entgegengesetzte und die Irre führende Weg ist der, möglichst viel subjektiven oder kollektiven Glaubensgehalt auf das Wort „Gott“ aufzupfropfen, als ob dieses Wort allein alles sagen könnte, was man sich im Laufe der Zeit unter Gott vorgestellt hat. Um über Gott zu sprechen, reicht das Wort „Gott“ bei weitem nicht aus, es garantiert nicht einmal, daß überhaupt von Gott gesprochen wird. Trotzdem finden die verschiedensten Versuche statt, Gott derart an das Wort „Gott“ zu binden, daß es Gott definitiv verbürgt. Das Wort „Gott“ soll für Gott garantieren (FRIES, 55). Wenn es „ausfiele“, würde Gott mit verloren gehen, die Wirklichkeit des Menschen und der Welt würde „verfehlt“. Der Mensch ohne „Gott“ im Vokabular würde Gott vergessen. „Er würde aufhören, ein Mensch zu sein. Er hätte sich zurückgekreuzt zum findigen Tier.“ (RAHNER [2] 18) Das Wort „Gott“ soll nota praesentis rei sein, ein Unterschied zwischen dem Ausdruck „Gott“ und Gott nicht bestehen, weil Gott nicht „als vom Wort getrennter Wortinhalt“ in Betracht käme (EBELING [2] 417; JÜNGEL [2] 12) (vgl. ZIMMER [6] 336f). Nicht daß der Mensch über Gott spräche, was doch offensichtlich der Fall ist, dürfe anerkannt werden, sondern nur um-
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gekehrt, daß Gott „zur Sprache käme“, könne gesagt werden (JÜNGEL [1] 289). Neben diesen Extrempositionen, deren Hauptcharakteristikum die programmatische Vermengung von Gott und Wort „Gott“ zu einem hermeneutischen Durcheinander ist, dessen intrikater Sinn starke Parallelen zur Namensmystik durchscheinen läßt, stehen liberalere Auffassungen, die den Zusammenhang von Gott und Ausdruck „Gott“ in der Singularität des Wortes „Gott“ sehen. Die Einzigartigkeit Gottes, eine Glaubensangelegenheit, wird auf das Wort „Gott“ übertragen: „Das heißt aber, daß wir in dem Wort Gott ein sprachliches Zeichen von singulärem Rang erblicken müssen: Auf der einen Seite kommt es mit den anderen sprachlichen Zeichen darin überein, daß es einen Gegenstand neben anderen bezeichnet; auf der anderen Seite kann es seine Verweisungsfunktion nur in der Weise wahrnehmen, daß es sich selbst als sprachliches Zeichen negiert, und zwar handelt es sich hierbei nicht um eine Negation, die das Zeichen zugunsten des Bezeichneten, der gemeinten Sache, hinter sich läßt, sondern um eine Negation, welche die Unangemessenheit des Zeichens als solches impliziert.“ (LEUZE, 102f) Eine „Negation“, die „die Unangemessenheit des Zeichens als solches impliziert“, gibt es nicht; das ist ausgeschlossen (ZIMMER [8] 66f). Der Einzigartigkeit Gottes kann nicht damit gedient werden, daß man einfach das Wort „Gott“ für ein Zeichen sui generis erklärt. Der Ausdruck „Gott“ ist gerade kein sprachliches Zeichen von singulärem Rang, es unterscheidet sich sprachlich in nichts von andern sprachlichen Zeichen. Was seine semantische Leistungsfähigkeit betrifft, so ist sie ausgesprochen unbestimmt, theologisch vage.
6.6. Zu den wichtigen Einsichten gehört, daß nicht mit Hilfe isolierter Einzelwörter, sondern mit Aussagen, die im Zusammenhang einer Theorie stehen, über die Welt und was ihr zugrunde liegt, gesprochen wird. „Die Wissenschaft spricht nicht Namen aus, sondern formuliert Sätze, die wahr oder falsch sein können.“ (STEGMÜLLER [5] II/1, 15) Nur so kann das Gesagte auf Wahrheit hin überprüft werden. Aussagen haben dann empirischen Gehalt, wenn sie aufgrund von Tatsa-
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chen wahr oder falsch sind. Die Bestandteile von Aussagen können keinen empirischen Gehalt haben, ebensowenig wie von Elementarausdrücken gesagt werden kann, daß sie wahr oder falsch wären. Deshalb kann nur von theologischen Aussagen als ganzen gehofft werden, daß sie von Gott handeln. Der Ausdruck „Gott“ allein hat im Vergleich mit ihnen nur eine auxiliare Aufgabe. Er charakterisiert Aussagen per definitionem als theologisch: Eine Aussage is genau dann theologisch, wenn sie das Prädikat „Gott“ enthält oder wenn sie aus einer Aussage logisch folgt, die das Prädikat „Gott“ enthält. (ZIMMER [6] 327) Die Definition der theologischen Aussage bestimmt nicht nur genau, worin die Aufgabe des Terms „Gott“ besteht – und diese Aufgabe kann er nicht nur erfüllen, er erfüllt sie auch tatsächlich –, die Definition ermöglicht vor allem den Aufbau von Theorien und einen konstruktiven Fortschritt: die quantitative Zunahme wahrer Aussagen. Ohne diese ist keine Erkenntnis möglich.
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