NTOA 4
Egger • Josephus Flavius und die Samaritaner
NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS INTOA) Im Auftrag des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz Herausgegeben von Max Küchler in Zusammenarbeit mit Gerd Theissen
Zur Autorin: Rita Egger (1949), diplomierte Sozialarbeiterin, studierte an der Theologischen Fakultät in Luzern Theologie, wo sie ihr Studium 1978 mit dem Schwerpunkt Bibelwissenschaft und Judaistik abschloss. Daraufhin folgten 5 Jahre judaistischer Weiterbildung in Luzern, während denen sie 3 Jahre als Assistentirr an der Theologischen Fakultät (2 Jahre am dortigen Institut für jüdisch-christliche Forschung) arbeitete. Während mehrerer Israel-Aufenthalte erlebte sie das Judentum im Alltagsvollzug mit und pflegte Kontakt mit religiösen Minderheiten in Israel. Seit 1984 ist sie Assistentirr an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg Schweiz, wo sie seit 1985 auch wissenschaftliche Mitarbeiterin des Propädeutikums ist. Die Autorin ist Präsidentin des Diözesanverbandes Deutsch-Freiburg des Schweizerischen Katholischen Bibelwerkes (SKB) und Mitherausgeberirr der SKB-Festschrift «Die Bibel lebt» (1986). Mit der vorliegenden Arbeit über «Josephus Flavius und die Samaritaner» promovierte sie am 29. November 1985 in Freiburg Schweiz zur Dr. theol.
NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS
Rita Egger
Josephus Flavius und die Samaritaner Eine terminologische Untersuchung zur Identitätsklärung der Samaritaner
UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ VANDENHOECK & RUPRECHT GÖTTINGEN 1986
4
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Egger, Rita:
Josephus Flavius und die Samaritaner Eine terminologische Untersuchung zur Identitätsklärung der Samaritaner. I Egger, Rita. Freiburg (Schweiz): Universitätsverlag Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1986 (Novum testamenturn et orbis antiquus; 4) ISBN 3-7278-0373-8 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53903-7 (Vandenhoeck und Ruprecht) NE:GT 13; 63
Veröffentlicht mit Unterstützung des Hochschulrates der Universität Freiburg Schweiz 1986 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-0373-8 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53903-7 (Vandenhoeck und Ruprecht) ©
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
I,
EINLEITUNG
6
8
1. Zum Thema und Ziel der Arbeit...................... 2. Zur zeitlichen und inhaltlichen Begrenzung.........
10 11
3. Zur Gliederung der Arbeit und zur Arbeitsweise..... 4. Verwendete Editionen und Uebersetzungen von Josephus' Schriften.................................... 5. Zur samaritanischen Literatur...................... 6. Zu unserem Vokabular. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . .
14 16 17 19
II,
22
DER STAND DER FORSCHUNG
1. Das Alte Testament und die Samaritanische Religionsgemeinschaft..................................
26
2. Entstehungsproblematik und Weiterentwicklung der Garizim-Gemeinschaft............................... 2.1 Montgomery.................................... 2. 2 Thomson. . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. 3 Haefeli....................................... 2 . 4 Gas ter . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . 2.5 Wright....................... .. . . . . . . .•• . . . . . . 2.6 Purvis ........................................ 2. 7 Kippenberg.................................... 2. 8 Coggins....................................... 2.9 Alon.......................................... 2.10 Dexinger...................................... 3. Beobachtungen und Bemerkungen zur Terminologie.....
28 29 31 33 34 36 38 39 42 43 44 45
2
111, ANALYSE DER TEXTSTELLEN
48
Namensverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . .
48
1. Die
I:a]..Lape:t~;
51
Ant 10,184: Die Chuthäer werden Sarnar. genannt ....... .
51
Ant 11,114.117 (ll,ll5f.ll8f): Feindschaft der Sarnar. gegen die Juden in der Perserzeit ........ .
54
EXKURS A: Samarier auf der Insel Elephantine? .. .
59-65
Ant 11,303 (11,302.306-312.322-324): Die Sarnar. sind aus chuthäischern Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . .
65
Ant 11,341 (11,340.342a): Die Sarnar. treffen Alexander d.Gr. und geben sich vor ihm als Juden aus
71
EXKURS B: Die Wadi Daliyeh-Papyri . . • . . . . . . . . . . . . Ant 12,156 (12,157): Sarnar. verwüsten jüdisches Land und rauben Sklaven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EXKURS C: Sir 50,25f und die Bewohner Sarnariens.
74-77 82 85-92
Ant 12,262 (12,257): Die Sarnar. sagen, sie seien Ansiedler der Meder und Perser . . . . . . . . • . . . . .
93
Ant 13,74.75 (13,76-79): Streit um das legitime Heiligturn- Jerusalern oder Garizirn? . . . . . . . . . .
95
Ant 13,275-277 (13,278-281) = Bell 1,64f: Belagerung und Zerstörung der Stadt Sarnaria durch Johannes Hyrkanus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . •
102
EXKURS D: Die SRG zur Zeit der Makkabäer .......•
lOS-113
Ant 17,20 =Bell 1,562: Herodes d.Gr. hat (auch) eine sarnar. Frau...............................
122
Ant 17,342 =Bell 2,111: Archelaus behandelt Juden und Sarnar. grausam........................
125
Ant 18,85.88 (18,86f.89): Ein Mann verursacht einen Aufruhr beim sarnar. Volk - Pilatus greift ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
128
Ant 18,167: Agrippa I. leiht von einem Sarnar. Geld ... . EXKURSE: Eine sarnar. Gerneinschaft in Rom? ..... .
140 143-148
Ant 20,119-135 =Bell 2,232-245 (Ant 20,118.136): Galiläische/r Festpilger ermordet - Wer sind die Mörder? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
148
Bell 3,307.312 (3,308-311.313-315): Aufruhr der Sarnar. auf dem Garizirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
161
Zwischenbilanz 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . •
168
1.1
I:a]..l.ape:t~;-
eine un-/bestirnrnbare Menschengruppe? ..•
168
3 1. 2 80 () Jahre Ea.].La.pe: i: ~ •••••••••••••••••••••••••••••••• 1.3 E~~pe;i:~ und Ea.].La.pe:i:Ta.L: Synonyme? •••••••••••••••• 1.4 Sanaritanische Vorkommnisse in die jüdische Gescllichte integriert •••.•••••••..•••••••••••••••.•• 1.5 Wollnorte der Samaritaner •••••••••••.••••••••••••••
169 170 172 173
174 Ant 17,69 =Bell 1,592: Der Heradessohn Antipater hat einen sarnar. Verwalter ••••.••••••••••••••• Ant 9,290 (9,288f.291): Die in hebräischer Sprache "Chuthäer" Genannten heissen griechisch "Samar. 11 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Ant Ant Ant Ant
EXKURS F: Die Bezeichnungen "Chuthäer" und Sarnar." ••.•••••••.•.••••••••••••.•••••.•• 11,61.84.88.97 (11,85-87.89): Zeit des Wiederaufbaus des Jerusalerner Tempels •••••••••••••• 11,174: Gewalttätige Nachbarvölker der Juden •••••• 12,10 (12,7.9): Streit zwischen Juden und Sarnar. in Aegypten •••••••.••.•.•••.••.•••.••••.•. 18,30 (18,29): Sarnar. streuen an Pesach menschliche Gebeine im Jerusalerner Heiligturn aus
Zwischenbilanz 2 .••••••••.••••.•••••••••••••.••••.•••• 2.1 Terminologische Ergebnisse .••••••••••••••••••••••• 2. 2 JHWH-gläubige Samarier •.••••••••••••.•••••••••..••
175 176 179-212 213 229 230 237 246 246 250
251 Ant 11,342b.344.346 (11,343.345): Die Sicherniter ("Hebräer" = "Sidonier in Sichern") und Alexander d.Gr. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Ant 12,258. (260) .262 (12,259.261.263.264a): Die Sidonier in Sichern und Antiochus IV. Epiphanes
252
Zwischenbilanz 3...................................... 3.1 Zur Terminologie.................................. 3.2 Die Sidonier haben eine Position der Stärke gehabt 3.3 Kein Schisma zwischen Juden und Samaritanern......
283 283 284 284
260
4
4. Die Xou8atoL
285
Ant 11,19.20a: Die Chuthäer bestechen Satrapen und Behörden.......... . • . • . . • . • • . . . • . • . . • . • . . . . • Ant 13,255b = Bell 1,63 (Ant 13,256): Das chuthäische Geschlecht am Garizim und Johannes Hyrkanus .••........•..•.•.•......•.•.•••..••...
287
Zwischenbilanz 4 •..••.••..•.•..•.....•.....•.••.....••
300
IV,
FOLGERUNGEN - ERWAEGUNGEN - AUSBLICK
285
303
1. Folgerungen........................................ 1.1 Wer gehörte wann zur SRG?...................... 1.2 Wohnorte der Samaritaner: Samarien und Diaspora 1.3 Josephus und die Samaritaner................... 1.4 Josephus und die Samarier/Chuthäer.......... .•. 2 . Erwägungen. . . . • . • • • • . • . • . . . • . • • . • • . . • . . . • . . • . . . . . . . 2.1 Hatten Mitglieder der SRG andere Namen?........ 2.1.1 Chasidim = Asidäer... ..•....••.•.•..•.•.. 2 . 1. 2 Ebioni ter. • • . • . . . . . . . . . . . • . . . • . • . • . . . • . • . 2 .1. 3 Ephraim I Manasse.... • . . • . • • . • • . . . . . . . . . • 2.2 Gibt es andere Benennungen der Samarier/Chuthäer?......................................... 2. 2.1 Am ha-Aretz........... . • . . . • • . • • • . • . . . . . . 2.2.2 Gottesfürchtige.......................... 3. Ausblick........................................... 3.1 Sarnariens Bewohner von 67n. bis ins 2. Jh...... 3 .1.1 Die Zäsur des Jahres 67n............ . . . . . 3.1.2 Samarier/Chuthäer bis ins 2. Jh. hinein.. 3.1.3 Zur Zeit Kaiser Hadrians................. 3.1.31 Der "Aschema"-Kult.... .. . . . • .• • .. .. . . . . • 3.1.32 Unsicherheit der Tannaiten bezüglich der Herkunft der Chuthäer.. . • . . . • . . • . . • • • . . . 3.2 SRG und Chuthäer bis ins 6. Jh. hinein......... 3.2.1 Die Wiedergeburt der SRG im 4. Jh........ 3.2.2 Die "Kantäer" (5. Jh.)............... •• • . 3.2.3 Aufstände der Samar. im 5. und 6. Jh.....
304 304 307 310 313 316 316 317 320 321
341 342 342 343 345
Anhang: Historischer Raster........................... Samaritanische Chroniken...................... Josephus-Texte........................... . . . . .
352 355 356
332 332 333 334 335 335 335 336 338
5 Verzeichnisse: Abkürzungsverzeichnis •....•..•..•...•.. Literaturverzeichnis ....•...•.......••.
370 372
Register
394 394
Stellenregister ..•.•.....••......•.••.. - Josephus-Stellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibelstellen: AT (inkl. deuterokanonische Schriften) und NT •...•...••..• Jüdische Literatur aus intertestamentarischer Zeit ........•.••..•...•. Rabbinische Literatur •...••.....•.... Samaritanische Literatur ....•....•... Andere Literatur •.••..••....•...•....
401 402 402 402
Personenregister (inkl. Autoren) .•..••.
403
Sachregister ........•..••.•............
408
399
Wichtigste griechische Wörter ...•.•....
412
Wichtigste hebräische Wörter .......... .
412
6
V 0 R W0 R T Die vorliegende Untersuchung ist auf Antrag der Herren Professoren Hermann-Josef Venetz (1. Zensor) und Jean-Dominique Barthelemy (2. Zensor) im November 1985 von der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg/CH als Doktoratsdissertation angenommen worden. Der "Sitz im Leben", dessen Polster und Rückenlehne die Bedingungen zum forschenden Arbeiten waren, wurde während meines Theologiestudiums gezimmert: Da fiel innerhalb einer ExegeseVorlesung über Jesaja das Stichwort "BILU" (die Abkürzung der ersten vier hebräischen Wörter von Jes 2,5 ergibt es; "BILU" heisst eine zionistische Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts, die sich aus Juden von Osteuropa/Russland
zusa~mensetzt)
, bei
der Behandlung von Gen 1 fiel die Bemerkung, dass der vorzügliche Heiratstag der Juden der Dienstag sei (nur beim dritten Schöpfungstag steht 2mal: "Und Gott sah, dass es gut war"; vgl. Gen 1,10.12), ein andermal fiel die Erklärung, dass dem jüdischen Bussbrauch ("Taschlich") Mi 7,19 zugrunde liege usw. usf. Solche "Zwischenbemerkungen" meines geschätzten Lehrers für Altes Testament, Herr Prof. Dr. Rudolf Schmid, wirkten äusserst anregend und lösten bei mir jenes Interesse am Judentum aus, das mich während 10 Jahren zum Besuch aller judaistischen Veranstaltungen an der Theologischen Fakultät Luzern motivierte und das mich zur Entscheidung führte, die Arbeit einer bibelwissenschaftlich-judaistischen Dissertation in Angriff zu nehmen. Zum Gelingen dieser Arbeit haben also gewissermassen glückliche Zufälle beigetragen. Aber bedeutend mehr als solchen Zufällen bin ich Menschen dankbar, die nicht nur das wissenschaftliche Projekt interessierte, sondern die auch gegenüber meiner Wenigkeit Anteilnahme und Unterstützung (verschiedener Art) bekundeten. Zuerst möchte ich meinen Eltern danken, die mir während all der Jahre diskret geholfen haben. Dann denke ich an meine Kolleginnen und Kollegen in und von Luzern und in Freiburg. Ohne ihr freundschaftliches Geleit wäre die Arbeitssituation
7 ab und zu härter gewesen. Auch Professoren in Luzern, vor allem die Bibliker, bei denen ich "in die Schule gehen" durfte, sind mir in dankbarer Erinnerung. Dass aus dem Vorhaben, eine Dissertation zu schreiben, dann tatsächlich eine solche wurde, habe ich Professoren des Biblischen Instituts der Universität Freiburg/CH zu verdanken. Vor allem meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Hermann-Josef Venetz, möchte ich für seine Begleitung, seine anregenden Fragen und seine kritischen Bemerkungen sowie ganz besonders für seine kollegiale Art herzlich danken. Grosszügig in der Zeitinterpretation waren meine beiden universitären Arbeitgeber, die Herren Prof. Dr. Adrian Holderegger vom Moraltheologischen Institut und Prof. Dr. Adrian Schenker, mit dem ich die Studierenden des Propädeutikums ins Alte Testament einführen darf. Auch ihnen gilt mein Dank. Für die Aufnahme dieser Untersuchung in die neue Reihe NTOA danke ich meinem Kollegen, Herrn Dr. Max Küchler, der mich jederzeit in sehr zuvorkommender und hilfreicher Art beraten hat.
Freiburg/CH, im Frühling 1986
Rita Egger
I
I
EINLEITUNG
Erst in unserem Jahrhundert ist der Samaritanischen Religionsgerneinschaft innerhalb der religionsgeschichtlichen und theologischen Forschung vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt worden Interesse an ihr bekunden vorwiegend Bibel-
un~
1
Religionswis-
senschaftler sowie Judaisten. Alle an dieser Gerneinschaft Interessierten verbindet bis in unsere Zeit hinein die Frage nach der Entstehung dieser religiösen Gruppe und - damit verbunden die Frühgeschichte dieser Gemeinschaft. Fest steht, dass sie im vorchristlichen Palästina entstanden und beheimatet ist. Sie existiert also bereits mehr als 2000 Jahre. Was auf das jüdische Volk zutrifft, darf auch über die Samaritaner gesagt werden: Sie haben all die Jahrhunderte trotz vieler destruktiver Epochen überlebt, wenn sie bis zu diesem Jahrhundert - anders als das jüdische Volk - auch zu einem kleinen Häuflein zusammengeschmolzen sind 2 .
1) Die Statistik über die Entwicklung der Studien auf dem Gebiet der Samaritanerforschung zeigt dies; vgl. Noja, Contribution lOOf. Die Kenntnisse früherer Gelehrter über die Samaritaner hat Montgornery, Sarnaritans 1-12 in einem faszinierenden Bericht zusammengefasst. 2) Vgl. Huxley, Art. "Sarnaritans" 674: Im Jahre 1901 hat es 152 Samaritaner/innen gegeben. Ihre Zahl ist seither stets angestiegen; vgl. Tsedaka, Art. "Sarnaritans" 738: Im Jahre 1970 haben in Israel (Holon) und Westjordanien (Nablus-Sichern) rund 430 Sarnaritäner/innen gewohnt. Im Juli 1977 sind es etwa 500 gewesen, wobei ungefähr die Hälfte in Nablus-Sichern, die anderen in Holon, südlich von Tel Aviv, gewohnt haben; vgl. hierzu A.B. - The Sarnaritan News vorn 1.8.1977, 7f.
9
Ueber die Frühgeschichte der Samaritaner vermitteln uns von allen vorhandenen Quellen die beiden Hauptwerke des jüdischen Historikers Josephus Flavius (37/38n. - ca. lOOn.), das "Bellurn JudaicUJI\" und die "Antiquitates Judaicae", am meisten Informationen. Vor allem in letzterem benützt Josephus verschiedene Bezeichnungen (vgl. "Namensverzeichnis" S. 48), die üblicherweise mit "Samaritaner" übersetzt oder als solche interpretiert werden. Unzählige Autoren wissenschaftlicher Werke und Kornmentatoren religiöser Schriften haben sich auf Josephus' Angaben berufen bzw. diese zitiert, wenn sie etwas über die Samaritaner aussagten. Diese Wertschätzung der für manche Belange einzigen Quelle - Josephus' Werk - dauert auch bei zeitgenössischen Forschern an. Während es nicht an Stimmen fehlt, die zur allgemeinen Vorsicht im Umgang mit den Schriften dieses Historikers mahnen, mangelt es offensichtlich daran, diese Vorsicht auch in bezug auf die Terminologie, mit der die Bewohner Samariens genannt werden, walten zu lassen. Es erstaunt auch, dass bis jetzt noch keine eingehende Untersuchung über "Josephus Flavius und die Samaritaner" erschienen ist 3 , obwohl Josephus' Werke von der gesamten frühjüdischen Literatur zur Erforschung der Frühgeschichte der Samaritanischen Religionsgemeinschaft arn ergiebigsten sind und auch dementsprechend konsultiert wurden.
Wir möchten durch diese Untersuchung zur Klärung des Verhältnisses von Josephus Flavius zu den Samaritanern und zur Frühgeschichte der letzteren einen Beitrag leisten. Alle Texte in Josephus' Werken, die von Bewohnern Sarnariens handeln, werden einer Analyse unterzogen. Dabei achten wir besonders auf die verschiedenen Termini, die von Uebersetzern und Kornmentatoren von Josephus' Werk mit "Samaritaner" übersetzt bzw. als solche interpretiert werden.
3) Herr Prof. Reinhard Purnrner von der Universität Ottawa/Kanada arbeitet zwar zur Zeit an einer solchen: Seine mir im November 1983 gernachte Mitteilung verrät, dass sie gegen Ende 1985 beendet sein würde. Für diese Untersuchung konnten wir seine Forschungsergebnisse jedoch noch nicht verwenden.
10 1. Zum Thema und Ziel der Arbeit
"Josephus Flavius und die Samaritaner" lag nicht auf dem Schreibtisch bereit. Das persönliche Interesse am Frühjudentum wurde vorerst auf die Kehrseite des Phänomens "Antijudaismus in der Antike" gelenkt: Nach dem Vorkommen und dem Erscheinungsbild eines jüdischen "Antipaganismus" sollte gefragt werden. Aber diese Thematik war viel zu breit angelegt, spielten doch eine ganze Reihe Völker/gruppen im damaligen Judentum eine Rolle. Wir entschieden uns hernach - angeregt durch Sekundärliteratur - dem jüdischen "Antisamaritanismus" nachzugehen. Dieser schien in Josephus' Werk am fassbarsten zu sein. Je mehr wir uns aber mit Josephus' Texten befassten und die sich auf sein Werk berufenden Ausführungen und Bemerkungen aus der Fülle der Sekundärliteratur vorerst ad acta legten, desto problematischer mutete der Ansatz dieser Thematik an: Kann nach dem "Antisamaritanismus" der Juden oder des Josephus gefragt werden, wenn festgestellt werden muss, dass sowohl Josephus' Terminologie als auch chronologische Kriterien bezüglich der Samaritaner nach einer Klärung rufen? Solche Beobachtungen resultierten aus der wiederholten Lektüre der betreffenden Texte der beiden Hauptschriften von Josephus, dem "Bellum Judaicum" und den "Antiquitates Judaicae" (im folgenden "Bell" und "Ant" genannt) sowie aus dem Lesen von Monographien über die Samaritaner. Josephus spricht von Ea~apeL~ I Ea~aper•aL sowohl dort, wo er die vom assyrischen König nach Samarien gebrachten Siedler bezeichnet und sich auf die Zeit um 700v. bezieht wie auch dort, wo es sich um Anhänger des einige Jahrhunderte später erbauten Garizim-Tempels handelt, um den sich "viele Priester und Israeliten" (Ant 11,312) scharten. Hinzu kommen noch andere Bezeichnungen ("Sichemiter", "Sidonier in Sichern", "Chuthäer", "Jene vom Garizim"; vgl. "Namensverzeichnis" S. 48); die einen Namen bringt Josephus in einen offenkundigen Zusammenhang mit der Garizim-Gemeinschaft, von anderen jedoch kann dies nicht gesagt werden. Diverse Interpreten der Werke Josephus' haben die verschiedenen Termini allerdings oft automatisch mit "Samaritaner" übersetzt bzw. verbunden - unabhängig von chronologischen und auch von inhaltlichen Kriterien. Ganz oder zumeist ausser acht
11 gelassen wurden bei diesen Autoren Forschungsergebnisse über die Samaritaner. Unsere Untersuchung betrifft darum die Terminologie des Josephus und fragt nach der Identität der hinter den verschiedenen Bezeichnungen stehenden Menschen/gruppen 4 • Sie besteht wesentlich aus einer Textanalyse, die mit Hilfe des Kontextes und anderer Josephus-Texte sowie unter Heranziehung von vergleichbaren primärliterarischen Texten versucht, die im jeweiligen Abschnitt genannten Personen/kreise einer Identifikation näher zu bringen. Die diese Aufgabe stets begleitende Frage heisst: Enthalten Josephus' Schriften selber Kriterien, die Unterschiede der sich hinter den verschiedenen Termini verbergenden Identitäten sichtbar werden lassen bzw. nötig machen? Anders gefragt: Sind eventuell Spuren vorhanden, die auf eine differenzierende Terminologie in den Quellen des Josephus hinweisen?
Das Ziel dieser Untersuchung ist die Klärung der skeptischen Frage: Sind alle von Josephus mit den oben genannten Bezeichnungen belegten Personen, die in der Sekundärliteratur üblicherweise als Samaritaner verstanden werden, tatsächlich solche, dh. Mitglieder der Garizim-Kultgemeinschaft? Gleichsam als zweites Ziel wünschten wir, dass künftige Uebersetzer und Interpreten der Josephus-Texte auf die diversen Termini für die Bewohner Samariens sensibler reagierten als dies bis anhin geschehen ist 5 •
2. Zur zeitlichen und inhaltlichen Begrenzung
Die Festlegung des zeitlichen Rahmens fällt insofern nicht schwer, als unser Gegenstand der Untersuchung, Bell und Ant, diesen selber bestimmen. In Ant - dieses Werk bezieht sich auf den gesamten auch im Alten Testament vorausgesetzten Zeitraum -
4) Sacchi, Studi 420f Anm. 10, plädierte schon 1969 für eine terminologische Untersuchung. 5) Vgl. hierzu zB. die Kritik von van Groningen, Gnosticism 135: Nur wenige Forscher würden sorgfältig definieren, wen sie mit der Bezeichnung "Samaritaner" meinten.
12 braucht Josephus erstmals in 9,288 einen für unsere Studierelevanten Terrninus 6 : "Chuthäer". Der Kontext dieser Stelle schildert kurz die Umstände der Zeit um 700v., in welcher eine Zäsur eingetreten ist, die für unsere Arbeit wichtig ist: Mit der Eroberung Sarnarias durch die Assyrer (72lv.) und vor allem der daraufhin folgenden Ansiedlung fremder Menschen in Samarien (vgl. 2Kön 17,24) koppelt Josephus einige Male die von ihm Xou8atoL und
~a~apEtG
I
Ea~apEt•aL
Genannten. Seiner Meinung
nach stammen die zu seiner Zeit so Bezeichneten von diesen Fremden ab. Daher ergibt sich als terrninus ante quern die Zeit um 700v. Mit dem Schluss von Josephus' Hauptwerken ist der zeitliche Rahmen abgesteckt: Das erstverfasste, Bell 7 , hört mit dem Ende des Jüdisch-Römischen Krieges bzw. einigen Bemerkungen über die Auswirkungen der Unruhen auf die jüdische Diaspora 8 auf. Das zweite, das rnagnurn opus des jüdischen Historikers, Ant, hört mit dem Hinweis auf, dass der Krieg zwischen Juden und Römern im zweiten Jahr des Prokurators Gessius Florus (ab 64n.) und im zwölften Jahr der Regierung Neros (ab 54n.) angefangen habe (dh. 66n.) und dass hierüber sein erstes Werk gelesen werden könne 9 . Somit liegt der terrninus ad quern etwa beim Jahr 70n., das für die Juden mit der Zerstörung des Tempels und Jerusalerns eine massive Zäsur brachte; für unsere Thematik nicht weniger wichtig - wenn auch längst nicht so bekannt - ist, dass für die Samaritaner das Jahr 67n. eine Katastrophe brachte. Damals ka6) Ausgenommen sind die "Sicherniter"-Texte (vgl. die 13 Stellen in Klammer im "Narnensverzeichnis" S. 48), die sich auf Einwohner Sicheros bis zur Königszeit, dh. bis rund vor lOOOv., beziehen; ebenso sind jene drei Stellen von Ant 9 hier nicht mitgerechnet, in denen es sich um Einwohner der Stadt Sarnaria des 9. Jh's v. handelt (vgl. ebenfalls im "Narnensverzeichnis" S. 48). 7) Bell wurde wahrscheinlich zwischen 75 und 79n. publiziert; vgl. Thackeray (Loeb), Introduction Bd. 2, XII. und Hegermann, Schriftturn 179. 8) MB zu Bell 7,447, 286 Anrn. 215, teilt Bell 7 in drei grosse, in sich geschlossene Abschnitte auf: Ausgang des Krieges Untergang der Aufstandsbewegung - Folgen für die jüdische Diaspora. 9) Ant 20,257f (vgl. Bell 2,284). In dem noch folgenden Abschnitt Ant 20,259-268 spricht Josephus über sich selber. Im vorletzten Abschnitt der Ant (20,267) macht er recht genaue Angaben über deren Abfassungszeit; ihre erste Auflage kann daher mit Sicherheit ins Jahr 93/94n. datiert werden; vgl. Thackeray (Loeb), Introduction Bd. 4, Xf.
13 men bei der Zerschlagung ihres antirömischen Aufstandes 11'600 Personen um 10 . -So hört die Berichterstattung in Bell und Ant zu einer Zeit auf, die eine doppelte Zäsur brachte: Sowohl das jüdische Volk wie die Samaritanische Religionsgemeinschaft musste einen Neuanfang setzen 11 Nach der Festlegung des zeitlichen Rahmens bleibt noch folgendes zu erwähnen: Wir bewegen uns mit dieser Untersuchung im weiteren Sinne auf religionsgeschichtlichem Boden. Darum könnte die Meinung entstehen, ausser unseren Primärtexten (Bell und Ant) seien noch andere Quellen, vor allem zeitgenössische Schriften jüdischen Ursprungs, zu analysieren und in eine solche identitätsklärende Untersuchung einzubeziehen. Wir beschränken uns aber auf die Josephus-Texte, weil sie als sicher datierbare quantitativ am meisten über Samaritaner berichten und weil das Problem der Terminologie sich in jedem literarischen Werk je anders stellt, dh. vom jeweiligen Verfasser und seinen Quellen abhängig ist. Andere Primärtexte werden dann mitreflektiert, wenn der Josephus-Text durch sie erhellt oder erklärt werden kann 12 • Allerdings möchten wir gewisse Probleme, die sich aus Bell und Ant in bezug auf unsere Fragestellung ergeben, nicht mit anderen unsicheren bzw. interpretationsabhängigen "Belegen" aus der zeitgenössischen jüdischen oder ausserjüdischen Literatur "lösen". Es geht darum, Josephus' Texte sprechen zu lassen, sie ernst zu nehmen: Sie sollen nicht mit einer ideologisch gefärbten Brille gelesen werden, die sie eines schwerwiegenden Antisamaritanismus' bezichtigt. Ob es einen solchen Antisamaritanismus in den Schriften des Historikers gibt, wird aufgrund der Textanalyse feststellbar sein - nicht aufgrund der Einstufung des Josephus als Apologet oder Geschichtsschreiber, der nicht "sine ira et studio" (Tacitus, Ann. I.l) 13 schreibe. 10) Vgl. Bell 3,307-315. 11) Haefeli, Geschichte 5, sagt sehr bestimmt: "Der grosse Krieg von 70 war eben nicht bloss ein judaicum, sondern auch ein samaritanum bellum". 12) Der Einbezug dieser anderen Quellen erfolgt sowohl innerhalb der Analyse eines Textes wie auch - in einigen Fällen - in extensiverem Umfang innerhalb von Exkursen. 13) Vgl. van Unnik, Flavius Josephus 39. Aber Josephus schreibt auch nicht einfach ad maiorem gloriam populi Iudaici; vgl. ebd. 60.
14 Dem Ziel der Arbeit folgend, Josephus' Terminologie der Bewohner Samariens zu hinterfragen, bleiben andere Probleme allerdings unberücksichtigt oder werden nur gestreift. So geht es in dieser Untersuchung nicht um einen Abriss der Geschichte der Samaritaner aufgrund der Josephus-Texte, ebenso nicht um die Klärung historischer Details aus den jeweiligen Kontexten unserer zu behandelnden Abschnitte. Ausgeschlossen von eingehender Behandlung bleiben auch religiöse bzw. theologische Probleme, die bei einigen Textstellen eine gewisse Rolle spielen, wie zB. das vieldiskutierte Thema "Taheb" (im Zusammenhang mit Ant 18, 85-89) oder die Art der Gottesverehrung im Garizim-Heiligtum (vor allem im Zusammenhang mit Ant 12,257-262). Zudem werden allgemeine Fragen, die Josephus bzw. seine Hinterlassenschaft aufwirft, auch nicht näher untersucht.
3. Zur Gli.ederung der Arbeit und zur Arbeitsweise
Die Gliederung ist aus dem Inhaltsverzeichnis ersichtlich, sodass hier nur noch folgendes zu ergänzen bleibt: Der Forschungsbericht ist trotz seiner Einschränkungen aufgrund unserer Thematik relativ lang. Die exzerptartigen Darstellungen der wichtigsten Sekundärliteratur sind zu den im III. Hauptteil (Analyse der Textstellen) vorkommenden sekundärliterarischen Bemerkungen jedoch nicht beziehungslos. Die Prämissen der verschiedenen Autoren kommen hier wieder zur Sprache oder spielen jedenfalls eine gewisse Rolle. Darum möchte der "Stand der Forschung" nicht als ein in sich abgeschlossener Bericht verstanden werden, sondern als Informationsvorschuss zum Verständnis des analytischen (III.) Hauptteils dieser Arbeit dienen. - Aufgrund der "Analyse der Textstellen" versuchen wir in einem IV. Hauptteil Folgerungen und Erwägungen zu formulieren und schliessen mit einem Ausblick auf die folgenden Jahrhunderte. Zur Arbeitsweise können wir uns hier auf allgemeine Bemerkungen beschränken, denn detaillierte Angaben stehen am Anfang jedes Hauptteils der Untersuchung und, wo nötig, auch zu Beginn eines Kapitels. Die Methode hängt mit der Zielsetzung zusammen; diese verlangt eine kritische Prüfung der Termini, die zu einer so
15 weit wie möglichen Identifizierung der sich hinter ihnen verbergenden Personen/kreise führen soll. Daher ist eine Textanalyse nötig, die naturgernäss auf philologischer Arbeit beruht. Die Textkritik 14 spielt dabei nur insofern eine Rolle, als sie direkt Benennungen von Personen betrifft, um die es hier geht. Die Problematik der Ueberlieferungsgeschichte des Textes beginnt schon direkt nach der Niederschrift des Josephus, nämlich mit den für ein korrektes Griechisch zuständigen Gehilfen des jüdischen Historikers. Doch diese Phase - sie wäre wohl wichtig kann nicht rekonstruiert werden. Wir halten uns daher an die immer noch richtungweisenden Korrekturvorschläge und Anmerkungen zum griechischen Text von Niese.
(Zusätzliche kritische Bemer-
kungen zum griechischen Text sind in der Leeb-Ausgabe [vgl. unten] enthalten, die ihrerseits Naber vollständig konsultiert. Ebenso sind Vergleiche mit anderen Uebersetzungen wie der lateinischen Version von Hudson und der französischen Ausgabe von Reinach hierin enthalten.) Spezifische sprachanalytische sowie traditions- bzw. wirkungsgeschichtliche Forschungsresultate 15 können aufgrund der Eigenart dieser Untersuchung unberücksichtigt bleiben.
Infolge der mangelhaften Quellenlage für die Frühgeschichte der Samaritanischen Gemeinschaft 16 sind Vermutungen oft das Letztmögliche. Aufgrund der zu einem beträchtlichen Teil anderswo nicht überprüfbaren Aussagen muss daher einiges in dieser Studie im Bereich des Hypothetischen bleiben.
14) Von den spärlich vorhandenen neueren Arbeiten zum JosephusText sei besonders auf die folgenden aufmerksam gemacht, obwohl sie für unsere Untersuchung irrelevant sind: Schreckenberg, Vermutungen 64-75; ders., Beiträge 81-106 und ders., Untersuchungen. 15) Zur Sprache der Josephus-Schriften vgl. die resümierten Forschungsergebnisse in Ladouceur, language 18-38. Mit der Traditions- bzw. Wirkungsgeschichte der Josephus-Schriften befasst sich besonders Schreckenberg, Untersuchungen. 16) So auch Maier, Rezens. Kippenberg, 98.
16 4. Verwendete Editionen und Uebersetzungen von Josephus' Schriften
Als Grundlage für die literarische Analyse ist, wie erwähnt, nach wie vor Nieses Edition des griechischen Textes mit dem apparatus criticus massgebend: Flavii Iosephi Opera, edidit B. Niese, 7 Bde, Berlin 1885-1895 (Nachdruck 1955). Zusätzlich wird vor allem mit den folgenden Textausgaben mit englischer bzw. deutscher Uebersetzung und deren kritischen Anmerkungen gearbeitet:
- für Bell und Ant Josephus. With an English Translation by H.St.J. Thackeray, R. Marcus, A. Wikgren, L.H. Feldman, 8 Bde, Cambridge/Mass., London 1927-1965 (Nachdruck 1966-1979). Loeb Classical Library. (Sie wird zitiert mit dem Namen des jeweiligen Uebersetzers und dem Stichwort "Loeb".) - nur für Bell Flavius Josephus. De Bello Judaico. Der jüdische Krieg. Zweisprachige Ausgabe der sieben Bücher. Hrsg. v. 0. Michel und 0. Bauernfeind, 3 Bde, Darmstadt 1959; 2. überprüfte Auflage München 1962.
(Sie wird zitiert als Michel-Bauernfeind bzw.
abgekürzt "MB".)
Die anderen Schriften von Josephus, Vita und Contra Apionem, spielen für unsere Untersuchung kaum eine Rolle 17 • Innerhalb unserer Arbeit finden sie daher selten Erwähnung. Wo dies der Fall ist, beziehen wir uns auf die Ausgabe von Loeb, Bd. 1, London 1926 (Nachdruck 1976) .
17) In ihnen wird nie von den uns interessierenden Personen gesprochen (vgl. "Namensve_rzeichnis" S. 48) •
17 5. Zur samaritanischen Li.teratur Samaritanische Literatur aus der Zeit des Frühsamaritanertums 18 ist kaum vorhanden 19 • Eine Ausnahme macht der Samaritanische Pentateuch 20 , der für diese Untersuchung jedoch kaum eine Rolle spielt 21 • Die sogenannten Papyri von Elephantine (Insel im Nil bei Assuan; Aegypten) aus dem 5. Jh.v. sind nicht zur samaritanischen Literatur zu zählen. Sie enthalten seitens ihrer Autoren einige Male die Selbstbezeichnung "Juden" 22 und keinerlei Indizien, die auf die Samaritanische Religionsgemeinschaft deuteten. (Die Siedler hatten in Elephantine einen eigenen Tempel.) UE. könnten sich in dieser jüdischen Kolonie Oberägyptens 23 aber auch Nichtjuden/ Nichtisraeliten aus dem Gebiete Samariens befunden haben 24 •
18) Wir wählen diesen Terminus in Analogie zu "Frühjudentum"; dieses erstreckt sich, obwohl sein zeitlicher Umfang umstritten ist (vgl. Schmidt, Art. "Frühjudentum" 688f), über den Zeitraum, dem in unserer Arbeit die grösste Bedeutung zukommt: 4. Jh.v. bis und mit 1. Jh.n. Während diesen Jahrhunderten sind die Samaritaner als soziologische Grösse fassbar. 19) Vgl. Pummer, Polemik 224. 20) Zugängliche Ausgabe: von Gall (Hrsg.), Der Hebräische Pentateuch der Samaritaner, Giessen 1918 (Nachdruck 1966). Purvis, SP 14, datiert ihn in die späthasmonäische Zeit. Vgl. des weitern McClymont, Text; Waltke, Samaritan Pentateuch. Ben-Hayyim, Rezens. Purvis (SP), 253-255 warnt- ohne sich für eine bestimmte Entstehungszeit zu entscheiden - vor zu früher Ansetzung. 21) Das Samaritanische Targum zum Pentateuch fällt darum und auch aufgrund seiner bis jetzt ungeklärten Entstehungszeit weg; vgl. dazu Tal, Targum 26-38. Zu Forschungen über "SP und Targum" vgl. Pummer, State I. 42-47. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben kann das sogenannte Samareitikon, die griechische Uebersetzung des SP; vgl. dazu Rahlfs-Glaue, Fragmente 167-200 und 263-266. 22) Vgl. Cowley, Papyri, Introduction XV. 23) Vgl. ebd. XVI. 24) Diese Annahme hülfe zur Beantwortung der Frage, ob bzw. weshalb im Tempel von Elephantine verschiedene Gottheiten verehrt wurden. Auch andere Auffälligkeiten bzw. Eigenheiten könnten eventuell geklärt werden. Zu letzteren vgl. Cowley, aaO. XVIII.-XXIII. - Zu den Elephantine-Papyri vgl. unseren Exkurs A.
18 Ueblicherweise zur samaritanischen Literatur werden die 1962 in einer Höhle des Wadi Daliyeh 25 gefundenen Papyri gezählt 26 Sie stammen aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert und werfen somit Licht auf eine Zeit, aus der sonstige Nachrichten nur spärlich vorhanden sind 27
Sie sind von Leuten der Stadt Sama-
ria geschrieben worden. Unserer Arbeit sind sie zur Identifikation eines persischen Satrapen namens Sanballat dienlich (vgl. Ant 11,302). Zudem erlaubt dieser Fund- zusammen mit anderen fragmentarischen Bemerkungen - einige Rückschlüsse, die für die Geschichte Samarias und seiner Einwohner zur Zeit Alexanders d.Gr. aufschlussreich sind. Ausser dem Pentateuch der Samaritaner kann keine andere Schrift vor dem 4. Jh.n. mit Sicherheit als "samaritanisch" bezeichnet werden• dies gilt sowohl für LibAnt 28 wie auch ~ür TestLev 29 . Auch die von einigen Forschern als Samaritaner eingestuften Literaten Pseudo-Eupolemus, Theodotus sowie Cleodemus-Malchus sind in ihrer Identität umstritten 30 •
25) Dieses Wadi ist ca. 14km nördlich des alten Jericho (Tel es-Sultan) und ca. 12km westlich des Jordan zu lokalisieren. Die Höhle heisst Mugharet Abu Sinjeh; vgl. Cross, Discovery 113. 26) Weil diese Papyri jedoch vor der Gründung der Garizim-Gemeinschaft geschrieben worden sind, ist die Bezeichnung "samaritanisch" unzutreffend. Sie wären richtiger als "SamariaPapyri" zu bezeichnen, wie es gelegentlich vorkommt. - Zu ihnen vgl. unseren Exkurs B. 27) Vgl. Cross, Aspects 201. Der späteste Papyrus (mit Datum) stammt vom 18.3.335v., der früheste aus der Zeit zwischen 375-365v.; vgl. ebd. 206 Anm. 16 und ders., Discovery 115. 28) Gaster, Asatir 113, sieht beim Autoren des Pseudo-Philo eine enge Beziehung zur samaritanischen Tradition. 29) Pummer, Polemik 234, schreibt, Milik sei überzeugt, dass TestLev von Samaritanern verfasst worden sei. 30) Seit Freudenthai wird Pseudo-Eupolemus von fast allen Forschern als Samaritaner identifiziert; vgl. Bengel, JH 162 und ebd. Anm. 232. Auch Kippenberg, Garizim 85, gehört zu diesen, doch bemerkt er, Pseudo-Eupolemus könnte auch Phönizier gewesen sein. - Zu Theodotus vgl. zB. Bertholet, Stellung 263; Bickerman, Dokument 274f: Theodotus sei Samaritaner. Kippenberg, aaO. 84; Pummer, aaO. 235: Theodotus sei nicht Samaritaner. In Abhebung zu Freudenthai sieht Kippenberg im letztgenannten einen hellenisierenden Juden.
19 Die un2Weifelhaft samaritanischen Schriften stammen aus späterer
Ze~t;
die frühesten unter ihnen sind in das 4. Jh.n. zu da-
tieren31. Die samaritanischen Chroniken 32 sind zum Teil undatierbax33 oder stammen erst aus dem Mittelalter und der Neuzeit, auch wenn einige von ihnen auf frühere Abfassungen zurückgehen nögen 34 • Zudem sind sie keinesfalls eine historisch zuverlässige Quelle 35 und für unsere Untersuchung nur bruchstückhaft und als Ergänzungen zu anderen Texten verwertbar. Sie werden konsultiert und sofern sie zu unserer Fragestellung etwas beitragen, wird ihre Darstellungsweise rniteinbezogen.
(Dies ist
allerdings eher selten der Fall, da die Chroniken die Frühgeschichte der Samaritaner in sehr verallgemeinernder Weise berichten.) -Andere, dh. erst aus dem Mittelalter und der Neuzeit stammende, samaritanische Literatur bleibt - von wenigen Ausnahmen abgesehen - unberücksichtigt, weil sie nichts Neues bzw. Differenzierteres für die alte Geschichte der Samaritaner liefert.
6. Zu unserem Vokabular Innerhalb der im "Stand der Forschung" behandelten Literatur
31) So zB. der Mernar Marqa; vgl. Kippenberg, aaO. 22 und 162f. 167-169. 32) Macdonald, Theology 44-49 •lnd ders., Chronik II. 3-5 und 225 hat sie in sieben solche eingeteilt bzw. nurneriert. Wohl aus praktischen Gründen ist diese Zählung bis jetzt aufrechterhalten worden. Vgl. dazu im "Anhang" die Uebersicht über die samaritanischen Chroniken. 33) Vgl. Macdonald, Chronik II. 5. 34) Vgl. Purvis, aaO. 90 Anrn. 4. - Chronik II., deren Originaltext eventuell ein "substantielles Exzerpt" eines Bibeltextes war, könnte etwa im 4. Jh.n. entstanden sein; vgl. dazu Fohrer, Propheten 129-137. Auch die heutige Fassung von Chronik IV. aus dem 13. Jh. könnte auf einer Vorlage beruhen, die vor dem Ende des 2. Jh's n. zusammengestellt worden war; vgl. Graf, Alter 62; Pummer, State I. 56. 35) Gasters (Samaritans 4) Einstufung der samaritanischen Chroniken als relativ zuverlässige Berichte, die helfen würden, Problerne zu lösen, wird als unhaltbar abgelehnt; vgl. Kippenberg, aaO. 20-23. Gaster überschätzt das Alter und den Wert derselben beträchtlich. Auch Coggins, Samaritans 127, warnt "against any confident expectation that it will be possible to reconstruct Samaritan history ••• ".
20 hat sich in bezug auf die Bezeichnung der Mitglieder der Religionsgemeinschaft vom Garizirn ein Konsens gebildet: Man nennt sie "Samaritaner". Dieser Name entspricht zwar keineswegs der Selbstbezeichnung der damit gemeinten Gerneinschaftsglieder. Diese nennen sich entweder ("Söhne") "Israel(s)" oder "Bewahrer" bzw. "Behüter", "Beobachter" setzes36.
(1 ~ il:lttl) der Wahrheit bzw. des Ge-
In unserer Untersuchung, in der es um die mit verschiedenen Termini genannten Bewohner Sarnariens geht, werden folgende Regeln strikte eingehalten: "Samaritaner"
Diese sind Mitglieder der JHWH-gläubigen Religionsgemeinschaft, die den Berg Garizirn als von Gott auserwählten Ort glauben und im dortigen (einstigen) Tempel JHWH opferten und anbeteten. Die heilige Schrift dieser Gerneinschaft ist der Pentateuch, an dessen Ge- und Verbote sie sich hält. Andere von uns auch verwendete Bezeichnungen dieser Gerneinschaft sind: "Samaritanische Religionsgemeinschaft"
(abgekürzt: SRG),
"Garizirn-Gerneinschaft" u.ä. sowie der sich im Josephus-Text findende Ausdruck "Jene vorn Garizirn" "Samarier"
(Ant 12, 7).
Dies ist eine Bezeichnung für alle Bewohner der Landschaft Sarnarien, gültig für alle in unserer Studie behandelten Epochen der Geschichte. Es können damit Juden, Samaritaner, Phönizier, Syrer, Griechen usw. gerneint sein. Wenn aufgrund des Inhaltes bzw. Kontextes jedoch eruierbar ist, dass es sich um Leute der Garizirn-Gerneinschaft handelt, wird der entsprechende Ausdruck ("Samaritaner") gebraucht. "Sarnarier" bezeichnet darum primär und allermeistens Nicht-Samaritaner.
36) Vgl. Macdonald, Art. "Sarnaritans" 728.
(Wo
21 wir Samaritaner [auch]
"Samarier" nennen,
wird klar gesagt, dass es sich um GarizimLeute handelt. )
"Samar."
Diese Abkürzung wird bewusst dort gebraucht, wo für uns im voraus noch nicht feststeht, ob es sich um "Samaritaner" oder "Samarier" (im Sinne von Nicht-Samaritaner) handelt; sie wird dort beibehalten, wo kein Kriterium zur sicheren Identifizierung der jeweils gemeinten Menschen/gruppe gegeben ist. Zudem brauchen wir diese Abkürzung auch dann, wenn wir uns auf Sekundärliteratur beziehen, in der die Terminologie uE. indifferent ist. (Zitate werden jedoch genau wiedergegeben.)
"Samaria"
Dieses Wort bezeichnet immer die Stadt Samaria.
"Samarien"
Eine Unterscheidung zwischen der Stadt und der Landschaft ist im Deutschen möglich. Deshalb nennen wir letztere "Samarien". (Josephus braucht
Ea~apELa
einige Male als
Landschaftsbezeichnung 37 .) "Chuthäer"
Wir entscheiden uns im Deutschen für diese Wiedergabe von Josephus' Wort XouaatoL, trotz des vom Hebräischen her bekannten Namens tl"m~.
37) Das Wort kommt in seinem Werk insgesamt 97mal vor; vgl. Schalit, Namenswörterbuch 105. (Zwei textlich unsichere Stellen sind hier nicht inbegriffen.) In Bell kowmt der Ausdruck 14 mal, in Ant 8lmal, in Vita 2mal vor. Nicht aus jeder Stelle kann mit Sicherheit geschlossen werden, ob das Wort den Stadt- oder den Landschaftsnamen meint. Als Name der Landschaft komn1t Ea~aPELa aber sicher 3mal in Bell, mindestens 15mal in Ant und lmal in Vita vor. Allerdings werden auch die Termini Ea~aPEL•Lx6v (nur lmal) und Ea~apEt•L~ (13mal) gebraucht. - Im Englischen hat sich zB. Smallwood, Jews 11 Anm. 27, dazu entschieden, die Landschaft immer als "Samaritis" zu bezeichnen.
11. DER STAND DER FORSCHUNG
Entsprechend der Zielsetzung unserer Untersuchung möchte dieser Forschungsbericht nur in jene Arbeiten bzw. Arbeitsergebnisse einen Einblick vermitteln, deren Inhalt sich auf die Zeit des Frühjudentums bzw. Frühsamaritanerturns bezieht und die sich mit den Ausführungen des Josephus über die Samar. beschäftigen. Dazu gehören Beiträge, die zur Herkunft der Samaritaner bzw. zur Entstehungsproblematik der Samaritanischen Religionsgemeinschaft Stellung nehmen wie auch solche, die geschichtliche Ereignisse im Palästina jener Zeit interpretieren. Weil hier ausschliesslich Forschungsergebnisse zur Darstellung gelangen sollen, werden primär Monographien über die Samaritaner und Untersuchungen zu ihrer Frühgeschichte berücksichtigt. Thematisch anders gelagerte Studien werden nur soweit miteinbezogen, als sie auch Josephus' Texte über die Samar. reflektieren und - aufgrund selbständiger Forschung, eventuell mit einem anderen Schwerpunkt - Wichtiges beitragen können. Ausgeschlossen bleiben daher - alle jene Beiträge, die in Form eines Ueberblicks über "Samaritaner" informieren (zB. Bousset/Gressmann, Religion; Schürer, Geschichte sowie die revidierte englische Fassung dieses Werkes "History", hrsg. v. Vermes u.a. 38 ; Jeremias, Jerusalem; die verschiedenen Artikel in Lexika, Enzyklopädien und Wörterbüchern) 38) Diese "new english Version" - wie der Untertitel sie nennt - wird, was das Kapitel über die Samaritaner betrifft (Bd. II. 17-20), dem Desiderat einer Verarbeitung der neuesten Forschungsergebnisse nicht gerecht. Mit wenigen Ausnahmen
23 -
jene Darstellungen, die zwar auf Josephus' Texte Bezug nehmen, deren Aussagen sich aber vorwiegend oder ausschliesslich auf einzelne Textstellen beziehen (zB. Alts Beiträge in "Kleine Schriften"; Mowinckels Anhang über den Tempelbau und sein Exkurs über die Chuthäer in "Studien"; der Appendix von Smith in "Parties", in dem er sich mit Alt auseinandersetzt).
Wichtige Aussagen aus Beiträgen dieser beiden Gruppen werden innerhalb der Analyse der betreffenden Texte mitberücksichtigt. Zudem sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass selbst bekannte Verfasser samaritanistischer Werke in unserer Arbeit deshalb nicht vorkommen, weil ihre Untersuchungen unsere Fragestellung nicht tangieren (zB. Ben-Hayyim; Bowman 39 ; Heidenheim; Macdonald; Tal u.a.m.). Erwähnt sei auch, dass in sehr vielen sekundärliterarischen Werken über das Frühjudentum Hinweise, Randbemerkungen und Zitationen aus Josephus' Schriften zu finden sind, die die Samar. betreffen. Diese werden innerhalb dieses Forschungsstandes nicht genannt, denn das würde ins unendliche Aufzählen von Bemerkungen führen. In den wenigsten Fällen liegt ihnen eine eigene wissenschaftliche Untersuchung zugrunde; sie erzählen vielmehr nach, was Josephus (oder ein Interpret seiner Werke) geschrieben hat oder sie wollen mit einem Stellenverweis etwas (anderes) belegen. - So konzentriert sich dieser Forschungsstand nur auf Sekundärliteratur mit den oben erwähnten Kriterien. wurde der ganze Text von Schürer wortgetreu übersetzt. So behandelt auch diese neue Ausgabe die Samaritaner recht stiefmütterlich. Daran ändert sich nichts, wenn in einer langen Anmerkung (Bd. II. 16f Anm. 50) neueste Literatur aufgezählt wird. In den Text selber werden nur wenige neuere Antworten der Forschung einbezogen, so zB. einige Beobachtungen zu den Wadi Daliyeh-Papyri aus dem 4. Jh.v. (Bd. II. 18 und ebd. Anm. 54). Die Schürer'sche Version von der Abstammung der Samaritaner (Mischung der altisraelitischen Rest-Bevölkerung mit den heidnischen Kolonisten; vgl. Bd. II. 17) ist jedoch kritiklos beibehalten worden. 39) Die Titel seiner Beiträge "Samaritanische Probleme" sowie "The History of the Samaritans" versprechen mehr als sie halten: Im erstgenannten Buch behandelt Bowman die Religion und Geschichte von ihren Anfängen bis in die Neuzeit, samaritanische Schriften ab dem 12. Jh., den Bezug der Samaritaner zu den Evangelien sowie zu Qumran - dies alles auf 96 Seiten. Der zweitgenannte Beitrag, ein Aufsatz, resümiert die Geschichte vom 8./7. Jh.v. an bis ins 8. Jh.n. ebenso pauschal.
24 Auf eine allgemeine Aufzählung von Arbeiten über die Samaritaner der frühjüdischen bzw. frühsamaritanischen Epoche wird verzichtet. Dafür können verschiedene Bibliographien konsultiert werden 40 . Für allgemeine Darstellungen der Hauptwerke über die Samaritaner sei auf den Stand der Forschung in Studien zeitgenössischer Autoren verwiesen 41 • Auch für Arbeiten mit Bezug auf Josephus Flavius, die nichts mit unserer Thematik zu tun haben, können Bibliographien zur Hand genommen werden 42 Es ist erstaunlich, wie oft in der sogenannten Umwelt-Jesu-Literatur die Samaritaner übergangen werden 43 . Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass etwa bis zur Mitte dieses Jahrhunderts bei gewissen Darstellern des Frühjudentums ein sonderbares Verhältnis zu den Samaritanern bestanden hat: Einerseits
40) Vgl. L.A. Mayer, Bibliography of the Samaritans (Hrsg. D. Broadribb), Bd. I. Suppl. zu Abr-Nahrain, Leiden 1964. S. Noja, Contribution a la bibliographie des Samaritains, AION NS 23 (1973) 98-113. - R. Weiss, Supplements to the Samaritan Bibliography, AION NS 25 (1975) 265-273. - J. Margain, Elements de bibliographie samaritaine, Sem 27 (1977) 153-157. - M. Mor, More Bibliography on the Samaritans (with emphasis on Samaritanism and Christianity), Hen 1/1 (1979) 99-122. - J. Margain, Bibliographie samaritaine, JA 268 (1980) 441-449; 271 (1983) 179-186. 41) Vgl. H.G. Kippenberg, Garizim, Garizim und Synagoge. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur samaritanischen Religion der aramäischen Periode = RGVV XXX. (Hrsg. W. Burkert und C. Colpe), Berlin, New York 1971, 1-27, v.a. 15-27. (Dieses Buch wird im folgenden als "Kippenberg" zitiert.) - R. Pummer, The present State of Samaritan Studies I., JSSt 21 (1976) 39-60; ders., The present State of Samaritan Studies II., JSSt 22 (1977) 27-47. 42) Erwähnenswert sind die folgenden: H. Schreckenberg, Bibliographie zu Flavius Josephus, I.-II. = ALGHJ I. und XIV. (Hrsg. K.H. Rengstorf u.a.), Leiden 1968 und 1979. - U. Rappaport, Bibliography of works on Jewish History in the Hellenistic and Roman periods 1946 - 1970 = Studies in the History of the Jewish People and the Land of Israel. University of Haifa II. (1972) 255f. - G. Delling (Hrsg.), Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur 1900 - 1970 =TU 106/2, Berlin 21975. - M. Mor j u. Rappaport, Bibliography of works on Jewish History in the Hellenistic and Roman Periods 1976 - 1980, Jerusalem 1982. - Die neueste, zugleich forschungsgeschichtliche Kurzresultate enthaltende, Bibliographie ist von L.H. Feldman, Josephus and Modern Sehearship (1937- 1980) (Hrsg. W. Haase), Berlin, New York 1984. 43) Darauf weist auch Kippenberg hin; vgl. 1.
25 sind Aufsätze über Unterschiede zwischen Juden und Samaritanern erschienen 44 , was auf das Bewusstsein der Tatsache einer Art Verwandtschaft von beiden hinweist; anderseits sind Beiträge verfasst worden, die die Existenz der Samaritaner völlig ignorieren, selbst dann, wenn von jüdischen Sekten bzw. Gruppierungen des Frühjudentums gesprochen wird 45 Daraus kann man schliessen, dass entweder angenommen wurde, die Samaritaner hätten damals sowieso keine Rolle gespielt, oder sie hätten nichts (mehr) mit dem Judentum gemeinsam gehabt. Erst neueste judaistische bzw. samaritanistische Studien fordern nachhaltig, die Geschichte der Samaritaner sei - mindestens was die Frühzeit betreffe - als Teil der jüdischen Geschichte und die Samaritaner selber seien als Teil Israels zu betrachten 46 • Wir gliedern diesen Forschungsstand im Hinblick auf die zu untersuchende Thematik in drei Kapitel. Das erste berichtet kurz über "das Alte Testament und die Samaritaner", vor allem im Zusammenhang des diesbezüglich wichtigsten Textes. Das zweite Kapitel bezieht sich auf Forschungsergebnisse, die die Entstehungsproblematik und die Weiterentwicklung der Garizim-Ge-
44) Vgl. A. Geiger, Die gesetzlichen Differenzen zwischen Samaritanern und Juden, ZDMG 20 (1866) 527-573. - J. Fürst, Zur Differenz zwischen Juden und Samaritanern, ZDMG 35 (1881) 132-138. 45) Vgl. zB. J. Leipoldt I W. Grundmann (Hrsg.), Umwelt des Urchristentums I., Berlin 1965, 217-291. - L. Brenner, Sects and Separatism during the Secend Jewish Commonwealth. A Study of the Origin of religious separatism with special reference to the rise, growth and development of the various Sects, including the Dead Sea Community. The role these sects played in moulding Jewish life and thought is described and evaluated~ New York 1967. -Nicht völlig ignoriert, aber nur beiläufig erwähnt werden die Samaritaner zB. in: Bausset I Gressmann, Religion; Abel, Histoire; Simen, Sekten; Foerster, Zeitgeschichte; Stone, Scriptures. 46) So vor allem Kippenberg 161; zudem auch Purvis, Ben Sira 88-94; ders., SP 7.120f; Coggins, Samaritans 81; Dexinger, Sektenproblematik 283-286. Anderseits sieht Macdonald, Discovery 147, in der Anerkennung der samaritanischen Religion "as a separate religion from Judaism" den Fortschritt der neueren Forschung. Diese Aussage muss allerdings auf dem Hintergrund zweier Prämissen verstanden werden: Es geht Macdonald um die Ausmerzung des Begriffe (jüdische) "Sekte" als Bezeichnung der SRG; zudem spricht er von neueren Forschungen, in denen diese Religionsgemeinschaft eben ernster genommen wird als früher.
26 rneinschaft betreffen; dabei sind diejenigen Thesen und Meinungen für uns von Gewicht, die sich vorwiegend an Josephus' Darstellung der Entwicklung orientiert haben 47 . Das kurze dritte Kapitel schliesslich enthält einige interessante Beobachtungen und Bemerkungen zur Terminologie.
1. Das Alte Testament und die Samaritanische Religionsgernein~h~t
Die Zahl derjenigen Forscher, die im AT Hinweise auf die Samaritaner finden, scheint in der jüngsten Vergangenheit rückläufig gewesen zu sein 48 . Doch gibtes-auch jetzt noch- Wissenschaftler, die vor allem die Frage der Entstehung der SRG aufgrund des alttestamentlichen Schriftturns behandeln oder gar zu beantworten versuchen 49 . Hierzu muss gesagt werden, dass sich
47) Dies ist nicht bei allen Ausführungen bzw. Interpreten der Fall. Gaster zB. geht in seinen Darlegungen eigene Wege: Er stützt sich hauptsächlich auf die samaritanischen Chroniken. Einige andere Forscher orientieren sich ausschliesslich an alttestamentlichen Texten. 48) Die 1971 erschienene Studie von Kippenberg (vgl. Anrn. 41) dürfte zu dieser Entwicklung einen beträchtlichen Beitrag geleistet haben. 49) Mindestens ihrem Ansatz nach sind folgende Autoren und Beiträge zu nennen: D.J.W. Rothstein, Juden und Samaritaner. Die grundlegende Scheidung von Judenturn und Heidentum. Eine kritische Studie zum Buche Haggai und zur jüdischen Geschichte im ersten nachexilischen Jahrhundert = Beiträge zur Wissenschaft vorn Alten Testament 3 (Hrsg. R. Kittel), Leipzig 1908. - M. Delcor, Hinweise auf das samaritanische Schisma im Alten Testament, ZAW NF 33 (1962) 281-291. - J.G. Vink, "The date and origin of the Priestly Code in the Old Testament", in: ders. u.a. (Hrsg.), The Priestly Code and Seven other Studies = OTS 15 (Hrsg. P.A.H. De Boer), Leiden 1969, 51-57. - S. Talrnon, Biblical Tradition on the Early History of the Sarnaritans (hebr.), in: Eretz Schornron, The Thirtieth Archaeological Convention, Jerusalern 1973, 19-33. G. Widengren, The Sarnaritan Schisma and the Construction of the Sarnaritan Temple, in: Israelite and Judean History (Hrsg. J.H. Hayes und J. Maxwell Millor), Philadelphia 1977, 511514. - J. Bowman, The History of the Sarnaritans , Abr-n 18 (1978/79; hrsg. 1980), 101-115. - D.E. Gowan, The Samaritans, in: Bridge between the Testaments = Pittsburgh Theological Monograph Series 14 (Hrsg. D.Y. Hadidian), Pittsburgh Pennsylvania 21980, 163-178 (Gowan skizziert hier die Geschichte der Samaritaner vorn 10. Jh.v. an.)
27 diese Forscher mit Recht auf den späteren Hauptzeugen der sarnar. Geschichte, Josephus Flavius, stützen; allerdings tun das nicht alle von ihnen. Josephus ist der erste uns bekannte Autor, der die Herkunft der Sarnar. in den Zusammenhang mit der alttestamentlichen Erzählung von 2Kön 17,24-41 bringt. Dieser Abschnitt50 bezieht sich auf die Zeit unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Nordreiches Israel (72lv.): Der assyrische König hat fremde Menschengruppen im Gebiete Samariens, anstelle der deportierten Israeliten, angesiedelt (17,24). Diese Fremden haben ihre eigenen Gottheiten in den Höhentempeln aufgestellt, die von den 0~),0~ (LXX: Ea~apt•aL) erbaut worden sind (17,29) 51 Das Vorkommen dieser eben genannten Bezeichnung hat etliehe Forscher zur Annahme oder Ueberzeugung bewogen, hier sei zum ersten Mal von "Samaritanern" die Rede. So wurden die Bewohner Sarnariens seit der Zeit um 700v. in manchen wissenschaftlichen Schriften "Samaritaner" genannt 52 ; und diese "Samaritaner" wurden - im Anschluss an Josephus - mit den fremden Siedlern identifiziert. Dass die
0~),0~
in 2Kön 17,29 jedoch nicht
mit den fremden Siedlern, deren Herkunftsorte in 17,24.30f genannt werden, identisch sind, sondern sich von diesen unterscheiden- diese Tatsache ist oft überlesen worden 53 • Sowohl Josephus bzw. einige Texte seines Werkes wie auch das Stichwort 0~),0~
aus 2Kön 17,29 waren die Ursachen dafür, dass jahrhun-
dertelang geglaubt wurde, der Ursprung der Samaritaner liege in der assyrisch-nachassyrischen Siedlungspolitik. Zudem hatte die Identifikation der
0~),0~
mit den fünf Völkerschaften von
2Kön 17,24 zur Folge, dass die Samaritaner als unjüdische/unisraelitische, dh. ursprünglich heidnische, Gerneinschaft betrachtet wurden. Von diesem Bild der Samaritaner Abstand zu nehmen, dürfte aber
50) Zum Text von 2Kön 17,24ff vgl. Macdonald, Structure 29-41. 51) Die samaritanische Version der Ereignisse, die 2Kön 17,24ff berichten, ist in Chronik IV. (Text: Juynboll, Chronicon 182f) enthalten. Vgl. auch Gaster, Sarnaritans 18f. 52) Vgl. zB. Rothstein, Juden; Rowley, Schisrn; Altheirn-Stiehl, Erwägungen 215.217. 53) Macdonald, Discovery 143, lehnt kategorisch ab, diese Stelle mit "Sarnaritans" zu übersetzen; richtig sei "Sarnarians".
28 aufgrund der neueren Studien 54 nicht mehr besonders schwierig sein. Die ausführlichste Untersuchung hat bis jetzt Coggins verfasst: "The Old Testament and Sarnaritan Origins" 55 diskutiert die verschiedenen alttestamentlichen Textstellen, die von gewissen Forschern mit den Samaritanern und deren Ursprung in Verbindung gebracht worden sind. Coggins kommt in seiner Studie -wie auch andere Wissenschaftler 56 - zum Schluss, 2Kön 17,2441 sei nicht (mehr) als Erzählung zu betrachten, die über den Ursprung der Samaritaner Aufschluss gebe.
2. Entstehungsproblematik und Weiterentwicklung der GarizirnGerneinschaft
Zur Frage des Ursprungs der Samaritaner sind schon mancherlei Beiträge verfasst worden 57 . In ihnen wird die Frage der Herkunft der Personen, die den Garizirn-Kult institutionalisiert haben, aktuell. Wer sind diese Leute: Nachkommen der vorn assyrischen König nach Samarien deportierten Siedler, die in einer Zwangssituation den JHWH-Glauben angenommen haben (vgl. 2Kön 17,24-28); im Nordreich verbliebene Israeliten der zehn Stämme, deren Oberschicht ins Exil nach Assyrien abgeführt worden ist; Judäer, die mit der Obrigkeit in Jerusalern in Konflikt
54) Vor allem Purvis, SP; Coggins, Samaritans; Kippenberg. Es muss jedoch festgehalten werden, dass auch frühere Autoren nicht restlos der These folgten, die Samaritaner seien die Nachkommen der vorn assyrischen König nach Samarien aeportierten Neusiedler. Schon Gaster, Sarnaritans 5, sagt, dass die in 2Kön 17,29 genannten b~l,D~ "in no way be identified with those who were afterwards designated by that name". 55) ASTI 6, Leiden 1968. 56) Schon Montgornery, aaO. 51, reduziert die Bedeutung von 2Kön 17 als Ursprungsdeutung für die Samaritaner. Zudem vgl. Purvis, SP 96 Anrn. 16; Kippenberg 34f Anrn. 4; Dexinger, aaO. 283f. 57) ZB. Montgornery, aaO. (Kap. IV.: "The Origin of the Samaritan Sect" 46-74); Purvis, SP ("The Origin of the Sarnaritan Sect" 88-118); Kippenberg ("Die Entstehung des Garizirn-Kultes" 33-59); Coggins, Sarnaritans. Auch alle Arbeiten, die sich mit dem sogenannten Schisma zwischen Juden und Samaritanern befassen, gehören hierzu.
29 geraten sind; in Sichern lebende Sidonier (vgl. Ant 11,342b-344 und Ant 12,258-262); eine Mischung aus zwei, drei oder allen vier Menschengruppen? Die Frage nach der Identität der Samaritaner ist nicht nur für die Anfangsphase der Garizirn-Gerneinschaft - wanh immer diese anzusetzen ist - aktuell, sondern auch für die Zeit darnach. Es ist ja möglich, dass sich die Gemeinschaft im Verlaufe von Dezennien oder Jahrhunderten aufgrund geschichtlicher und politischer Konstellationen verkleinert oder vergrössert bzw. verändert hat, dh. dass sich Mitglieder der SRG von ihr losgesagt oder neue Personen sich ihr angeschlossen haben. Wir gehen in diesem Kapitel also der Frage nach, wie in der Sekundärliteratur (die die eingangs dieses Forschungsstandes erwähnten Kriterien erfüllt) die Herkunft der Samaritaner und die (personelle) Weiterentwicklung dieser Gerneinschaft beurteilt werden.
(Die Werke der Autoren werden in chronologischer
Reihenfolge berücksichtigt, damit eine allfällige Entwicklung der Forschungsrichtungen und-tendenzensichtbar wird.)
2.1 Jarnes A. Montgornery, The Samaritans. The Earliest Jewish Sect. Their History, Theology and Literature. The Bohlen Lectures for 1906, Philadelphia 1907 (Nachdruck: New York 196 8) . Montgornerys Buch war und bleibt in Anbetracht der Forschungssituation anfangs dieses Jahrhunderts ein geradezu vorbildliches Werk 58 • In mancherlei Hinsicht arbeitet der Autor differenzierter als dies in gewissen späteren Schriften der Fall ist, die von Samaritanern handeln. - Der Verfasser schreibt im Zusammenhang mit der analytischen Betrachtung von 2Kön 17, dass längst nicht alle Nordreichbewohner ins assyrische Exil weggeführt worden seien; die Mas.se sei in Israel verblieben (50.53). Einige der Israeliten hätten sich - auch religiös - mit den neuangesiedelten Völkerschaften verbunden; einige tausend seien ihrer eigenen - auch religiösen - Tradition treu geblieben. Sarnaritanerturn und Judenturn hätten ein gerneinsames Fundament in 58) Es ist zu bedenken, dass damals weder die Ergebnisse der Archäologie (Sarnaria; Sichern) noch die Papyri-Funde aus dem Wadi Daliyeh bekannt waren; auch die Josephus-Forschung war in einem ganz anderen Stadium als heute.
30
den Umständen der Exilszeit des 6. Jh's v. (61). Die darauffolgende persische Zeit, näherhin die Zeit Nehemias (5. Jh.v.), habe dann das "Samaritan schism" gebracht (67-69). Diese Frühansetzung ist aufgrund Montgomerys anderen Forschungsergebnissen eher rätselhaft 59 , denn er stellt fest, dass die Samaritaner als religiöse Sekte erst in der Makkabäerzeit klar zum Vorschein kämen (71.77). Weil er sie dann- immer noch- als eine jüdisch geprägte Gruppe vorfindet, zieht er daraus den Schluss, dass "there can be no doubt that it remained under the steady influence of Judaism, and that this spiritual patronage was so streng and so necessary ••• " (72). Darum steht die SRG für Montgomery auch da als "a monument of early Judaism" (73) und "the Samaritans appear as nothing else than a Jewish sect" (46). Aber seit die Sekte als solche ans Tageslicht getreten sei, gelte es zwischen ihr, "a comparatively small and scattered body" (77), und den andern Bürgern der Landschaft Samarien, "mostly Pagan, those who were civilly Samaritans" (ebd.), zu unterscheiden. Montgomery macht aber selber, trotz dieses Imperativs, keinerlei terminologische Differenzierungen; er untersucht nicht, welche Texte nun die Sektenmitglieder und welche die nach ihm grösstenteils heidnischen "civilly Samaritans" betreffen. Die Prämisse, die er aufgrund des Vorkommens geographischer Angaben macht - die Garizim-Leute seien in Sichern und in dessen Umgebung anzusiedeln - sowie die Feststellung, dass in der Stadt Samaria wahrscheinlich keine oder nur wenige Samaritaner lebten (45f), führt zur Aussage: Das übrige Gebiet Samariens "was probably largely occupied by Jews and Pagans" (148). Erst im 1. Jh.n. seien Samaritaner nach Südwesten ausgewandert (ebd.). Montgomery sieht in den Samaritanern, die zur Garizim-Gemeinschaft gehören, Israeliten bzw. Nachkommen der im Nordreich verbliebenen JHWH-Verehrer. Den Schlüssel zum Problem, wie ein Rest von Israel JHWH weiterhin treu bleiben konnte und fähig war, den Versuchungen der fremden Ansiedler zu widerstehen,
59). Er relativiert den Zeitpunkt dieses "Schismas" zwar, wenn er schreibt, dass "a definite break must have separated the two sects on the question to the extent of Scriptures" (73) und von einer "complete excommunication of the schismatics in the IIId and IVth Christian centuries" (72f) spricht.
31 möchte er bei den Judäern finden: Sie seien diejenigen gewesen, die ihre schwachen Brüder unterstützt hätten (54) 60 • Josephus gebe zum Ursprung der Trennung einige sehr exakte Details (in Ant 11,306ff.340ff)
(67f). Diese Erzählungen- auf dem Hinter-
grund der Ereignisse im Jerusalern des 5. Jh's v. gelesenliessen die Entstehung der Sekte eher aufgrund einer Exkommunikation durch die Judäer 61 als aufgrund eines eigenen Willensaktes der Samaritaner erscheinen (69). Zahlenrnässig reduziert Montgomery die Garizirn-Gerneinschaft auf eine verhältnisrnässig kleine Gruppe (77). Der Name "Sidonier" stamme vermutlich von heidnischen Sarnar. oder von abtrünnigen Mitgliedern der Samaritaner, die versucht hätten, sich von den unpopulären Israeliten zu unterscheiden (319). Josephus schliesslich ist für Montgornery zwar ein gut informierter Historiker; doch "unfortunately he no rnore than reflects the current Jewish prejudices of his day, and allows us to perceive sorne of the truth only through the contradictions in which he involves hirnself"
(156).
2.2 J.E.H. Thornson, The Sarnaritans. Their testirnony to the religion of Israel. Being the Alexander Robertson Lectures, delivered before the University of Glasgow in 1916, London 1919. Dieses Buch hat - im Vergleich zu Montgornery und dem nur wenige Jahre darnach erschienenen Werk von Gaster (vgl. 2.4) - keine besondere Resonanz gefunden; auch Forschungsberichte übergehen es 62 • Thornson kennt Montgornerys Buch (vgl. 12.24.38 Anrn. 1 u.ö.),
60) Montgornery bezieht sich hauptsächlich auf Jer 41,4ff, wo steht, dass 80 Männer aus Sichern, Silo und Sarnaria in den Tempel JHWH's (nach Jerusalern) gekommen seien (56). Dies zeige, dass "a considerable nurober of northern Israelites adapted thernselves to the religious hegernony of Jerusalern •.• " (56) • 61) Montgornery spricht von der Exkommunikation durch die "Jewish Church" (69) • Seinern Verständnis folgend scheint uns dafür die Uebersetzung "Judäer" - gerneint sind deren führende Persönlichkeiten - richtig zu sein. 62) Vgl. zB. Kippenberg 15-27.
32 doch unterscheidet er sich von den Ausführungen seines Vorgängers in wesentlichen Dingen. Die Geschichte der "Samaritans" beginnt nach Thornsons Ansatz mit der Revolte der Nordstämme unter Jerobearn (931-910v.); der Nord-Süd-Konflikt (Israel-Juda) führt zur Bildung der Gemeinschaft der Samaritaner (25f) • Damit ist gegeben, dass diese Gerneinschaft sich aus den Stämmen des Nordreiches zusammensetzt ( 6f) . Die Erzählung in 2Kön 17,24ff bezieht der Verfasser nur auf deren jüdische Interpretation: Die Juden glaubten (bis heute), dass die Sarnar. von den hier genannten Siedlern herstammten. Thornson widerspricht dieser Sicht, indem er betont, nicht alle Israeliten seien nach Assyrien verbannt worden (15); das diesbezügliche Zeugnis des Josephus sei unrichtig und nicht ernst zu nehmen (25). Selbst wer die Sarnar. mit dem Text von 2Kön 17 in Beziehung bringen wolle, könne feststellen, dass "their beliefs and practices would bear the irnpress of the faith and practice of a rnuch earlier day"
(54) . Die heidnischen Kolonisten,
die vorn assyrischen König in Samarien angesiedelt worden seien, hätten schnell den monotheistischen Glauben der Altisraeliten angenommen. Wie in der katholischen Kirche mehr Gebete an die Heiligen als an Gott gerichtet würden, so hätten diese Neusiedler auch ihre altvertrauten Götter verehrt. Aber "the syncretisrn rnust soon have broken down"
(199). In späterer Zeit
habe die Tatsache, dass im Süden (Juda) und Norden (Galiläa) Juden lebten, die Sarnar. angehalten, ihre eigene religiöse Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten (36) •
Thornsons Ausführungen basieren zu einem grossen Teil auf samaritanischen Quellen; ihnen schenkt er mehr Glauben als den jüdischen, dh. vor allem Josephus' Beschreibungen (25.31 Anrn. 1; 33.55). Sein Werk lässt schon arn Inhaltsverzeichnis erkennen, dass die Sarnar. für Thornson das "Produkt" des Nord-Süd-Konfliktes sind (v.a. Kap. III. "Mosaisrn in Northern Israel" und Kap. IV. "Prophetisrn in Northern Israel"); auch seine Beschreibung der Heimat der Samar. verrät dasselbe: " .•. the whole of the territory of these Northern tribes has to be regarded as their horne" ( 2) •
33 2. 3 LeO Haefel·i, Geschichte der Landschaft Sarnaria von 722v. Chr. bis 67n.Chr. Eine historisch-kritische Untersuchung ATA VIII.l/2, Münster i.W. 192263. Haefelis geschichtliche Darstellung fusst auf Josephus' Ausführungen, von denen der Autor weiss, dass sie weder einen lückenlosen Bericht über die rund 800 Jahre enthalten noch absolut zuverlässige historische Gewähr bieten würden (vgl. Einleitung 1-5); sie seien beeinflusst von der Sicht der Dinge zur Zeit des Josephus (25). Die Behauptung, Josephus sei von persönlichem Hass gegenüber den Samar. erfüllt gewesen, weist Haefeli jedoch vehement zurück (2). Sämtliche Animositäten in Ant seien vielrnehr den Quellen aufs Konto zu schreiben (3). Für Haefeli hat die Samaritanische Religionsgemeinde (so nennt der Verfasser die Garizirn-Gerneinschaft öfters, vgl. 25.57.64. 83 u.ö.) den "Rang einer jüdischen Sekte" (29). Aufgrund der unterschiedlichen chronologischen Angaben in Neh und Ant will sich der Autor nicht auf eine bestimmte Entstehungszeit dieser Gruppe festlegen: Aus Neh 13,28 wäre zu folgern, dass sie im letzten Viertel des 5. Jh's v. entstanden sei, die Abschnitte in Ant 11,302~312.340ff liessen jedoch an das Jahr 332v. denken. Haefeli gibt Neh allerdings den Vorzug (63f) • - Zu der aus einem jüdischen Grundelement bestehenden Gerneinschaft sollten "alle Altisraeliten des Nordens" sowie diejenigen Judäer gehören, die sich (unter Nehernia) zu Manasse geschlagen hatten (59). Zur Entwicklung der SRG in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens vermutet Haefeli, dass sich eine "freiere Richtung" und eine "konservativere, wohl stärkere Richtung" (27) herausgebildet habe. Angesichts der Verfügungen des Antiochus IV. habe möglicherweise die erstgenannte die Oberhand gewonnen (76) • Diesen "Richtungen" liege die "doppelte Abstammung" der Samaritaner zugrunde, die aus einem ö~o- und einem aAA6~uAov bestehen würden (26). Die hellenistisch neugegründete Stadt Samaria bzw. Sebaste trennt Haefeli völlig von der SRG ab; im Zuge der zunehmenden
63) Das frühere Werk Haefelis, Sarnaria und Peräa bei Flavius Josephus = BSt(F) 18 (Teil A: Sarnaria 5-65), Freiburg i.Br. 1913, enthält vorwiegend Ausführungen zu geographischen Problemen. Es wird innerhalb der Textanalyse beigezogen.
34 Hellenisierung seien zahlreiche hellenistische Kolonien "im Bereiche der Landschaft" entstanden (68) 64 , die ebenfalls nichts mit der SRG zu tun gehabt hätten. Ueber die geographische und numerische Erstreckung der Garizim-Gemeinschaft würden Informationen fehlen (68).
2.4 Moses Gaster, The Samaritans. Their History, Doctrines and Literature. The Schweich Lectures 1923, Lenden 1925 (Nachdruck: München 1980)65. Obwohl dem Buch grosse methodische Mängel anhaften 66 , hat es
in späteren wissenschaftlichen Beiträgen eine weite Resonanz gefunden 67 • Gasterist positiv anzurechnen, dass er auf seine
64) Haefeli zieht in Betracht, dass es in Samarien vielleicht auch jüdische Enklaven gegeben habe (68). 65) Von den verschiedenen Arbeiten von Gaster über die Samaritaner ist für unsere Thematik nur dieses Werk relevant. In seinem späteren Buch "The Samaritan Oral Law and Ancient Tradition. Vol. I. Samaritan Eschatology", Lenden 1932 (es folgte kein weiterer Band), nimmt er ab und zu auf die Ausführungen in "The Samaritans" Bezug; doch fügt er hierin keine neuen Gesichtspunkte hinzu, die unsere Fragestellung betreffen. 66) Gaster gibt äusserst selten Quellen bzw. Belegstellen für seine Ausführungen an. Er zitiert zB. Verse aus den prophetischen Schriften des AT, ohne Buch und Stelle zu nennen (vgl. zB. 23f); für seine Resümees aus samaritanischen Chroniken gilt dasselbe (vgl. zB. 33). Zudem ignoriert er weitgehend frühere Forschungsresultate (zB. Montgomery, dessen Buch dieselbe Thematik behandelt). Sein Standpunkt ist offensichtlich von emotioneller Begeisterung für die Samaritaner geprägt: Während Gaster anfangs des Buches noch relativierende Bemerkungen zu den darauf folgenden Darlegungen macht (2: Wie weit die samaritanische Tradition Wahrhaftigkeit beanspruchen könne; 4: Er folge der Geschichtsdarstellung der Samaritaner, ohne derselben schon vollen Glauben zu schenken; 6: Es bestehe keine Notwendigkeit, den samaritanischen Anspruch über das Alter ihrer Religionsgemeinschaft als historisch anzunehmen, nur psychologisch gesehen könne man ihn nicht einfach ignorieren), spielen diese innerhalb seiner Gesamtdarstellung keine Rolle mehr. Sie sind wertlos geworden, denn Gaster scheint den samaritanischen Versionen doch Vertrauen zu schenken; andernfalls könnte er diese nicht als Grundlage seines Buches benützen. - Zu seinem Werk vgl. auch die Kritik von Kippenberg 19-23. 67) Die Wertschätzung seines Werkes kann mindestens zweierlei Gründe gehabt haben: 1. Es gab in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts noch keine Auswahl von Monographien über die Samaritaner. 2. Die Originalität und Vielfalt der behandelten Themen machte Gasters Werk bekannt.
35 (populärwissenschaftliche) Art die Samaritaner in die wissenschaftliche Diskussion europäischer Gelehrter einbringen konnte. Dabei hat er insofern beispielhaft gearbeitet, als er das Selbstverständnis dieser religiösen Sondergruppe durch die Verwertung ihrer eigenen Schriften mitberücksichtigt hat. Gasters Sicht der Herkunft der Samaritaner ist - im Anschluss an die samaritanische Version - folgende: Die Sekte sei einige tausend Jahre alt und ihr Glaube sei stets unverändert geblieben (1) 68 • Einst seien die Samaritaner eine "mighty nation" gewesen (2). Ihre Geschichte habe mit der Ansiedlung der Stämme im verheissenen Land begonnen (7) . Ein (erstes) "schism" sei zur Zeit Elis, der vom Garizim weg ging und den Kult in Schilo etablierte, entstanden (8f) • Die darauf folgende biblische Periode sei "certainly the most important" gewesen (4). Die Ereignisse, die in 2Kön 17 geschildert werden, kommentiert Gaster folgendermassen: Im Nordreich sei ein beträchtlicher Teil der israelitischen Bevölkerung zurückgeblieben, als das assyrische Exil begonnen habe. Dass noch ganze Völkerschaften dort angesiedelt worden seien, sei unmöglich, da der Platz hierfür gefehlt hätte (16). Unter den Neusiedlern (die 2Kön 17,24 erwähnt) seien nur "garrisons drawn from these various nations" zu verstehen (17). Dass diese an Zahl gering und ohne Einfluss gewesen seien, findet Gaster dadurch belegt, dass sich die Propheten nie gegen Fremde (bzw. Heiden) in Israel gewendet hätten (12-14). Die in 2Kön 17,29 genannten Samar. könnten "in no way be identified with those who were afterwards designated by that name", denn die ersteren seien "of purely heathen origin"
(5). Der Name "Samar." sei auf die Garizim-Mitglieder über-
tragen worden, um ihnen heidnischen Ursprung oder Vermischung anzulasten (ebd.). Für eine "complete separation of Jews from Samaritans" (28) sei dann Esra eingetreten.
68) Die Samaritaner würden mindestens seit 3000 Jahren auf dem Garizim anbeten (45). - Der samaritanische Vorwurf an die Juden, .Esra habe den Bibel- bzw. Pentateuch-Text gefälscht, habe d1e SRG am Festhalten ihrer Version bestärkt. Dieser Fälschungsvorwurf wurde allerdings auch von den Juden an die Samaritaner erhoben. Ein Streitpunkt war zB. Dtn 27,4: Soll hier "Garizim" oder "Ebal" stehen? Weiter ging es um den Dekalog, dessen 10. Gebot bei den Samaritanern anders lautet als bei den Juden (28).
36 Gaster identifiziert die "Samaritans" völlig mit den Israeliten des Nordreiches. Die Religionsgemeinschaft bezeichnet er als "non other than a purely Jewish sect. It is Jewish not only in its origin, but it is also Jewish in the wider sense of its development. •• " (41). Dabei weist Gaster nirgends auf eine wesentliche Mitgestaltung der Gemeinschaft durch Judäer hin; dh. wohl, dass er "jüdisch" in einem weiteren Sinn versteht. Er spricht auch nirgends davon, dass die Samaritaner irgendeinmal Fremde in ihre Gemeinschaft aufgenommen hätten. Was Gaster zusammenträgt, stammt aus den samaritanischen Chroniken und aus dem Alten Testament. Gelegentlich zieht er die Schriften des Josephus heran. Diesen Historiker lobt er so: " .•• a careful examination of the work of Josephus will reveal the unsuspected fact that he seems to have been fully acquainted with Samaritan history and Samaritan traditions ••• " (31). Andernorts stellt er fest, dass Josephus seinen tiefen Hass gegen und seine Verachtung für die Samaritaner nie verborgen habe (25). Terminologische Unterscheidungen erübrigen sich für Gaster, weil die Samaritaner ganz klar als Israeliten des Nordreiches und als genuin "jüdische" Gruppe verstanden werden.
2.5 G. Ernest Wright, "The Samaritans at Shechem", in: ders., Shechem. The Biography of a Biblical City, London 1965, 170-184. 260-26269. Die archäologischen Ergebnisse Wrights enthalten nützliche Hinweise für einen Zeitraum, in dem sich laut anderen Quellen 70 Spektakuläres ereignet hat: Nachdem der Tel Sichern rund 150 Jahre lang - zwischen 480 - 330v. - unbewohnt gewesen sei (vgl. Shechem 167), könne für die Zeit darnach bis 107v. eine hier neugegründete Stadt nachgewiesen werden (172). Der plötzliche
69) Auf den Seiten 260-262 sind die Anmerkungen zu diesem Kapitel. Dieses selbst enthält die leicht revidierte Fassung des gleichnamigen Aufsatzes, der in HThR 55 (1962) 357-366 abgedruckt ist (vgl. 260 Anm. 6). 70) Diese sind: Josephus' Bericht in Ant 11; Curtius Rufus' Bemerkungen über Alexander d.Gr.; die Wadi Daliyeh-Papyri (die ihrerseits die Glaubwürdigkeit der Aussagen von Curtius Rufus erhärten) •
37 Wiederaufbau der Stadt Sichern gibt Wright Anlass, die archäologischen Erkenntnisse mit den Erwähnungen der in Anm. 70 genannten Berichte zu verbinden. Er kommt zu folgenden Resultaten: Was Josephus in Ant ll,302ff.340ff erzähle, sei substantiell glaubwürdig (Gründung des Tempels auf dem Garizim durch die Erlaubnis von Alexander d.Gr.); das Curtius Rufus-Statement, das berichtet, dass Samar. den Präfekten Alexanders d.Gr. in Coelesyrien (er hiess Andromachus) lebendig verbrannt hätten, könne ebenfalls als zuverlässige Information gelten. Aufgrund dieses letzteren Vorfalles habe Alexander d.Gr. 33lv. die Stadt Samaria zerstört, wo die für den Tod Andromachus' Verantwortlichen gelebt hätten (wie die Wadi Daliyeh-Papyri belegen würden) (179f). Der zerstörte Ort sei dann von griechischen Siedlern, die fortan dort wohnen sollten, neu aufgebaut worden. Wright nimmt an, die einen für die Verbrennung von Andromachus verantwortlichen Samar. seien ins Wadi Daliyeh, die restlichen Einwohner der nun zerstörten Stadt Samaria seien nach Sichern geflohen. Letztere hätten Sichern neu erbaut, weil ihre Hauptstadt (Samaria) zerstört worden war. Das Ziel dieser Sichern-Siedler sei es gewesen, Sichern als Rivalin zu Jerusalem neu aufzubauen (180). Die Stadt Sichern habe dann bis zur Zeit des Johannes Hyrkanus oder eventuell noch länger - bis zur Schlacht von Alexander Jannai gegen Demetrius III., die 88v. in oder nahe bei Sichern stattgefunden habe -bestanden (183f.262 Anm. 25). Wright identifiziert die ehemals in der Stadt Samaria wohnhaften Samar. mit jenen, die Sichern neu aufbauten und den Tempel auf dem Garizim errichteten. Weil er Josephus' Darstellung Glauben schenkt, ist anzunehmen, dass er die dort erwähnten Judäer, die nach Sichern geflohen sind, mit den aus der Stadt Samaria stammenden Samar. bei der Neugründung Sicheros zusammenarbeiten sieht 71 • 71) Problematisch in Wrights Ausführungen ist, dass die aus der Stadt Samaria weggezogenen Samar. nach Sichern gehen und dort bzw. auf dem Garizim den Tempel bauen, zu dem Alexander d.Gr. die Erlaubnis gegeben hat. Dh. Alexander zerstört zuerst ihre Hauptstadt, um ihnen nachher die Bewilligung zum Tempelbau zu erteilen oder sie am Bau mindestens nicht zu hindern. Weder für die Umsiedlung nach Sichern noch für die Erbauung des entstehenden Tempels haben wir zuverlässige Belege, dass Samar. aus der Stadt Samaria mitgewirkt hätten. Wrights Sicht impliziert, dass in der (später fassbaren) SRG Leute aus Samaria
38 2.6 James D. PUrVis, The Samaritan Pentateuch and the Origin of the Samaritan Sect = HSM 2, Cambridge/Mass. 196872. Kapitel 2 ("The Origin of the Samaritan Sect" 88-118) setzt sich mit der Frage auseinander, ob die samaritanische Sekte vor- oder nachexilischen Ursprungs sei. Erstere Möglichkeit verneint Purvis: " .•• there was no organized Samaritan sect in the late pre-exilic or early exilic periods" (96). Die Formation als Sekte sei erst in nachexilischer Zeit möglich gewesen (98). Am Ende des 4. Jh's v. hätten wir ein klares Bild von den "Samaritan Yahwists of mixed ethnic descent"
(108). Diese
entwickelten "a new Samaritan community at Shechem" (109), weil Alexander d.Gr. ihre einstige Hauptstadt Samaria zerstört habe. Mit ihrer Etablierung in Sichern habe der lange und gewundene ("tortuous") Prozess der Selbstidentifikation sowie die Klärung ihres Verhältnisses zu Juda und seinem Glauben begonnen (ebd.). - Die Bezeichnung "Sidonier in Sichern" interpretiert Purvis nicht, weil sie aus der antisamaritanischen Polemik des Josephus stamme; er möchte sie jedenfalls nicht zu schnell als sidonische Kolonie in Sichern deuten (109 Anm. 53). Zum Namen "Chuthäer" hingegen meint er, dass es von den Juden nicht ganz unfair gewesen sei, den Samar. diesen "in view of the ethnic origins of the people who made up the sect" zuzulegen (95); anderseits sei die kontinuierliche Verwendung dieses Namens verleumderisch gewesen, weil diese Bezeichnung mit 2Kön 17 in Zusammenhang gebracht worden sei (ebd.). Die ethnische Vermischung (vgl. 108) hat aber für Purvis offenbar keinerlei Einflüsse auf die Religion der Samaritaner gehabt. "Samaritanism" ist für ihn "a perpetuation of a pure and uncorrupted ancient Israelite faith"
(95); nie sei die Religion der Samaritaner von heid-
nischen Elementen geprägt gewesen (ebd.). Die Samaritaner seien weder Heiden noch Halbheiden/Halbjahwisten, sondern eine jüdi-
dabei gewesen sind. Wohl darum spricht er unterschiedslos von "Samaritans", ob es sich um übrige Stadtbewohner Samarias, um die ins Wadi Daliyeh Geflohenen oder um die (spätere) SRG handelt. 72) Als Appendix ist in diesem Buch (119-129) der in JNES 24 (1965) 88-94 publizierte Aufsatz "Ben Sira,and the Foolish People of Shechem" abgedruckt. Sein Inhalt steht chronologisch Ant 12,156 am nächsten. Er wird darum bei der Behandlung dieser Textstelle miteinbezogen.
39 sehe Sekte mit sadduzäischen Elementen (gewesen)
(120f). - Der
vollständige und irreparable Bruch zwischen ihnen und den Juden sei das Resultat der Zerstörung Sichems und des Garizim-Tempels durch Johannes Hyrkanus gewesen (118). Purvis interessiert sich vorwiegend für das Gründungsdatum der Sekte und nicht so sehr für deren personelle Zusammensetzung. Vielleicht differenziert er daher terminologisch nicht: Sowohl den Rest der Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches wie auch die (nicht präziser definierten) dazugekommenen Siedler nennt er "Samaritans" 73 • Es ist anzunehmen, dass er sich auf Wright (vgl. 2.5) stützt, wenn er die aus der zerstörten Stadt Samaria stammenden Samar. nach Sichern ziehen (108f) und sie - zusammen mit andern "Samaritans" - die neue Gemeinschaft bilden lässt. Die in Ant 11,306-312 erwähnten Judäer spielen für Purvis offenbar keine Rolle. Erst der Kult auf dem Garizim sei der grosse Stein des Anstosses in den jüdisch-samaritanischen Beziehungen gewesen (7). Aber es sei keineswegs sicher, dass die Samaritaner unbedingt einen Gegenkultus und eine Trennung zwischen ihnen und den Juden angestrebt hätten (99) 74 •
2.7 Hans Gerhard Kippenberg, Garizim und Synagoge. Traditions~ geschichtliche Untersuchungen zur samaritanischen Religion der aramäischen Periode , RGVV XXX. (Hrsg. w. Burkert und c. Colpe), Berlin, New York 197175. Kippenbergs Dissertation ist als "Meilenstein in der Geschichte
73) Vgl. dazu die Kritik von Smith, Parties 281 Anm. 208, Purvis unterscheide nicht zwischen "Samaritans" als Sekte und solchen als Einwohnern der Stadt Samaria. 74) Die selbstverständliche Annahme einer religiösen Identität zwischen den Stadtbewohnern Samarias (vor der Zeit Alexanders d.Gr.) und den Israeliten im übrigen Samarien impliziert, dass eine Art samaritanischer Religionsgemeinschaft schon früher bestanden haben muss. Diese Prämisse (die Bewohner Samariens hätten ein und denselben Glauben gehabt bzw. Kult vollzogen), ist jedoch nicht belegbar. Zudem stellen sich die gleichen Fragen wie zu Wright (s. Anm. 71) auch hier. 75) Das "Textbuch zur neutestamentlichen Zeitgeschichte" = GNT NTD Ergänzungsreihe 8, Göttingen 1979, enthält eine längere Abhandlung von Kippenberg über "Die Samaritaner" (89-104). Sie ist jedoch eine zusammenfassende Darstellung der Forschungsergebnisse aus "Garizim und Synagoge" und findet hier deshalb keine Beachtung.
40 der geschichtlichen Erforschung der samaritanischen Religion" 76 qualifiziert worden. Zweifellos trifft dieses Urteil zu. Kippenberg zufolge ist der Tempel auf dem Garizim auf Wunsch israelitischer Priester und weiterer Israeliten erstellt worden {54.57). Diese seien auch die Erbauer der Stadt Sichern gewesen; beide Unternehmungen müssten "als e i n Geschehen betrachtet werden. Zeitraum dieses Vorgangs war das ausgehende 4. Jh.v.Chr." {57). So sei der Garizim-Kult "nicht das Resultat einer politischen Tat, sondern die Folge einer Verdrängung von Priestern, die sich nordisraelitischen Traditionen verbunden fühlten", gewesen {58f). Diese "Verdrängung" stehe in engster Beziehung mit den Mischehen, die diese Priester und Israeliten geführt hätten {57) • - Diese These des Autors basiert auf der Interpretation der Ereignisse, die in Ant 11,302ff.340ff geschildert werden und auf Kippenbergs Feststellung, dass die GarizimGemeinschaft noch Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts als Teil Israels erscheine {76.92). Der Autor betont die israelitische Initiative zum Tempelbau auf dem Garizim so stark, dass die Frage nach allfälligen anderen Interessenten an einem Tempel gar nicht gestellt wird. So scheint der Garizim-Kult die ersten rund 150 Jahre seines Bestehens eine reine innerisraelitische Angelegenheit gewesen zu sein. Erst in seleukidischer Zeit sei "in Sichern eine Kolonie von Sidoniern emporgewachsen, die ganz lokker mit dem Garizim-Kult verbunden war" {85) 77 und von der synkretistische Anstösse ausgegangen seien {85.91.93). Seit dieser Zeit habe die gegenseitige Polemik eingesetzt {92). Die Möglichkeit, dass die Hellenisierung des Garizim-Kultes "wohl nicht nur von einer Kolonie Sidonier in Sichern, sondern vielleicht auch von diesem oder jenem Samaritaner gebilligt wurde" {93) , zieht Kippenberg in Erwägung; wer "dieser oder jener Samaritaner" gewesen sein könnte bzw. seit wann die SRG synkretistisch gepräg-
76) Maier, Rezens. Kippenberg, 99. 77) Delcor, Sichern 39, auf den Kippenberg sich bezüglich der Sidenier beruft, zieht allerdings in Betracht, dass eine sidonische Kolonie in Sichern bereits im 4. Jh.v. bestanden naben könnte; Josephus seinerseits berichtet in Ant 12,259 von Sidoniern der Seleukidenzeit, deren Ahnen einen namenlosen Tempel auf dem Berg Garizim errichtet hätten.
41 te Mitglieder gehabt haben könnte, bleibt unbeantwortet. - Die stetige Fortführung seiner These bezüglich der Gründungspersonen der Garizim-Gemeinschaft führt den Autor zur Aussage, "dass zwischen Juden und Samaritanern lediglich theologische, jedoch keine ethnischen Unterschiede bestanden"
(161) hätten. Als Be-
weis dafür sieht er die Nachrichten an, die von einer Konversion von Juden zu den Samaritanern sprechen (160f). Kippenbergs Studie ist zu würdigen, weil sie die Hauptquelle, die etwas über die Frühzeit der SRG berichtet - Josephus' Ant- ernst nimmt. Soweit es in einer traditionsgeschichtlichen Untersuchung möglich ist, kommen Abschnitte aus Ant zur Sprache, die noch kaum jemand erschöpfend ausgewertet hat (zB. Ant ll,302f.306312) 78 • Ein weiterer Vorzug ist, dass Kippenberg terminologisch zwischen "Samariern" als Bewohnern des politischen Distriktes und "Samaritanern" als Anhängern des Garizim-Kultes unterscheidet (34) 79 • Ungelöst bleiben allerdings folgende Probleme, die unser Interesse betreffen: - Wer sind die von Kippenberg so genannten "Samarier"? Sind sie die (Nachkommen der einst) vom assyrischen König nach Samarien deportierten Siedler? Oder sind diese längst ausgestorben oder durch Assimilation als solche unkenntlich geworden? Sind mit "Samarier" Israeliten oder Nichtisraeliten/Nichtjuden, dh. Heiden, gemeint? - Warum ist Ant 11,322 (Tempelbau auf israelitischen Wunsch hin) Ant 12,259 (Vorfahren der Sidonier in Sichern, dh. Sidonier der vorseleukidischen Zeit, hätten den Tempel errichtet) vorzuziehen? -Wenn "die Gemeinde zu Sichern ( .•. ) von der (viel älteren) Bevölkerung im Bereiche des ehemaligen Nordreichs unterschieden werden" soll (34), weil sie sich "mit der Provinz Sama-
78) Seine Analysen bzw. die für uns relevanten Teile haben insgesamt mit Haefelis Untersuchung "Geschichte" am meisten gemeinsam. 79) Allerdings werden die einzelnen Stellen nicht untersucht bzw. es wird längst nicht jeder Text, wo von Samar. die Rede ist, verwertet.
42 ria keineswegs besonders verbunden gefühlt" hat (ebd.), dann ergibt sich die folgende Doppelfrage: Gehörten zur SRG längst nicht alle Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches und warum nicht? Ist diese "nichtexilierte Bevölkerung", die "von der importierten Oberschicht gesondert weiterlebte"
(36), eine
Mehrheit oder eine Minderheit in Samarien gewesen? Hat es vielleicht noch andere als nur die Sidonier in Sichern gegeben, die mit dem Garizirn-Kult "ganz locker" verbunden gewesen sind? - Hat Josephus gewusst, dass die SRG von Israeliten gegründet worden ist oder glaubte er, Chuthäer (=Nachkommen der aus Medien und Persien stammenden Siedler; vgl. Ant 10,184) seien die Gründungspersonen gewesen? - Wie ist es möglich, dass (gewisse) Rabbinen des 1.-3. Jh's n. die Samaritaner als Leute zweifelhafter Herkunft betrachteten, wenn in den letzten drei vorchristlichen Jahrhunderten keinerlei ethnische Vermischung stattgefunden haben soll?
2.8 Richard James Coggins, Samaritans and Jews. The Origins of Sarnaritanisrn Reconsidered, Atlanta/Georgia 1975. Wie im Untertitel angekündigt, beschäftigt sich Coggins mit der Ursprungsfrage der Samaritaner 80 • Es geht ihm dabei hauptsächlich um das Zeugnis des Alten Testaments und anderer jüdischer Quellen (7). Die Untersuchung der für ihn repräsentativen ATTexte (vor allem 2Kön 17) habe nichts über die Samaritaner ergeben, "in the sense that none of the passages cornrnonly held to illustrate Samaritanisrn, or to explain the schisrn which is thought to have brought it into being ••• " (80). -Die Auseinandersetzung mit Josephus' Angaben über Sarnar. geschieht in einem eigenen Abschnitt (93-100); Coggins erzählt hierin allerdings nur einige Teile aus Ant 11 und 12 nach und kommentiert sie unscharf. Im allgerneinen zögert er, Josephus' Berichten über
80) Aber er leistet dazu einen sehr begrenzten Beitrag, weil eine exakte und vollständige Untersuchung der Primärtexte ausbleibt. Vgl. dazu die Besprechungen seines Buches von Bergrneier 85f, Isser 131 und Purnrner 125.
43 die Smnar. Historizität zuzuschreiben (99) 81 • Coggins glaubt öfters zu spüren, dass Josephus - wenn er über die Samar. spreche in Verlegenheit sei: " ••• he cannot repudiate them entirely, and yet they cannot be accepted as part of that race whose Antiquities he is settingout to his audience"
(ebd.).
Eingangs seines Buches weist Coggins auf die Konfusion hin, die der Sprachgebrauch ausgelöst habe: Die Grundbedeutung des Wortes I:a]J.api:·m.L in der LXX (2Kön 17 ,29) sei "Bewohner von Samaria". Die religiös eigenständige Gruppe der Samaritaner jedoch sei nicht mit Samaria, sondern mit Sichern verbunden gewesen (9). Der Gebrauch dieses griechischen Terminus' durch Josephus "seems now to imply a contemptuous association with the by this time paganized city of Samaria (e.g. Ant IX,290)"
(10). Die üblichere
Bezeichnung sowohl in Josephus' Schriften wie in der Mischna sei "Chuthäer" 82 • Coggins' Studie stellt keine neue These des Ursprungs auf; sie negiert, dass die Samaritaner mit 2Kön 17,24-41 in Beziehung zu bringen seien. Die SRG sei ins Judentum der letzten vorchristlichen Jahrhunderte zu integrieren (162f). Darum postuliert Coggins, den Terminus "Schisma" überhaupt nicht mehr zu verwenden (163).
2.9 Gedalyahu Alon, "The Origin of the Samaritans in the Halakhic Tradition", in: ders., Jews, Judaism and the Classical World = Studies in Jewish History in the Times of the Second Temple and Talmud (translated from the Hebrew by Israel Abrahams), Jerusalem 1977, 354-373. Alon skizziert in diesem kurzen Beitrag eine Abstammungsthese, die als solche zwar kein Novum ist, die er jedoch in einigen halachischen Traditionen zu finden glaubt 064f.367). Nebst den
81) Diese Haltung hat zur Folge, dass Coggins das "Sidonierproblem" (aus Ant 12,257-264) auf eine Art "löst", die vor Kippenberg (vgl. 79.85 bzw. Delcor, Sichern 37-39) bekannt war, aber seither nur noch wenig Resonanz hatte. 82) Ein Blick in die Konkordanz bzw. in das "Namensverzeichnis" (S. 48) zeigt allerdings, dass Josephus den Terminus "Samar." bedeutend mehr braucht als "Chuthäer". UE. differenziert Coggins bei der Uebersetzung der verschiedenen Bezeichnungen nicht genügend (vgl. zB. die Identifizierung von I:a~apEi:~ mit "Samariern" [85]; dies ist nicht generell zutreffend. Das griechische Wort kann auch "Samaritaner" meinen).
44 beiden Herkunftstheorien (jener, die aus 2Kön 17 herausgelesen wird und jener, die - sich auf Josephus stützend - die Samaritaner als Apostaten des jüdischen Volkes bezeichnet) erkennt Alon eine dritte Möglichkeit: Die Samar., "or apart of them, are none other than the descendants of the ancient Canaanites, the indigenous inhabitants of the land" (359). Dies zeige der Name Samaria, der von Gen 10,18 ("Zemariter") herstamme und "certainly alludes to the relationship of the Samaritans to him ••• " (363). -In einer knappen Auseinandersetzung widerspricht Alon dem Aufsatz "Dokument" von Bickerman, in dem letzterer hinter Ant 12,258-262 ein authentisches Dokument erkennt. Alon interpretiert dieses angebliche Dokument als jüdisch-polemische Schöpfung aus der Hasmonäerzeit: "Sidonier" sei nur ein Epithet, das die Juden für die Samar. brauchten. "It appears that the expression simply means that the Samaritans are descendants of the ancient Canaanites (Sidonians) ••. " (360).
2.10 Ferdinand Dexinger, "Limits of Tolerance in Judaism: The Samaritan Example", in: Jewish and Christian Self-Definition II. Aspects of Judaism in the Graeco-Roman Period (Hrsg. E.P. Sanders), Philadelphia 1981, 88-114. Hinter dem eher irreführenden Titel dieses Aufsatzes ist eine Darstellung der Abstammungsfrage der Samaritaner verborgen. Der Autor berührt in ihr einige wichtige Textstellen aus dem Alten Testament und aus Josephus' Antiquitates Judaicae. So hält er fest, dass sich "Schomronim" in 2Kön 17,29 weder auf "Samaritaner" noch auf die heidnischen Siedler (vgl. 17,24.30f), sondern auf die Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches beziehe (91). Dexinger postuliert eine präzise Terminologie bezüglich der Bevölkerung Samariens: "The Jewish population of the north, from which the Samaritans later developed, should be called 'proto-Samaritans' from Ezra's time on. The Gentile inhabitants of Samaria, on the other hand, should be called 'Samarians'" (92). - Die in Esra 4,1-5 genannten Feinde Judas und Benjamins seien nichtjüdische Siedler, "Samarier"
(93). Zur Zeit Esras
sei es nicht möglich, von "Samaritanern" zu sprechen (94). Diesen Ausdruck ("Samaritaner") möchte der Verfasser erst nach dem Bruch zwischen den "proto-Samaritanern" und den Juden verwenden, dh. ab Ende des 2. Jh's v., nach der Zerstörung des Gari-
45 zim-Tempels und Sicheros (107). Spätestens von dieser Zeit an sei bei den Jerusalemern immer weniger zwischen dem heidnischen Kult und dem legitimen JHWH-Kult der (proto-)Samaritaner unterschieden worden (105; vgl. 107). Dieser Prozess habe dahin geführt,
dass die Samaritaner allmählich mit den "Chuthäern" iden-
tifiziert worden seien (107.114). Zur Zeit des Josephus seien die Samaritaner sicher keine Synkretisten gewesen (106). Aehnlich wie Kippenbergs Untersuchung lässt auch Dexingers wichtiger Beitrag einige Fragen offen: Wer waren die Samarier/Chuthäer? Wie war die Beziehung der proto-Samaritaner 83 zu den Samariern? Welche Kreise übten den Kult auf dem Garizim aus?
.3. Beobachtungen und Bemerkungen zur Terminologie - Zu
E~~apEt~
und
Ea~apEtcaL
Einige Forscher sehen sich offensichtlich beim Uebersetzen bzw. Kommentieren von Textabschnitten aus Josephus' Werk zu begrifflichen Differenzierungen veranlasst: Sie übersetzen
Ea~apELG
vorzugsweise mit "Samarier" (engl.: "Samarians") und verbinden mit diesem Terminus - ebenfalls vorzugsweise - Bewohner Samariens, die nicht zur SRG gehören oder Samar. der Stadt Samaria (vgl. zB. Coggins, Samaritans 9 und 85).
Ea~apE~caL,
Silbenverlängerung unseren Begriff "Samaritaner"
dessen
(engl.: "Sama-
ritans") geprägt hat, wird beinahe in der gesamten, vor der Mitte unseres Jahrhunderts erschienenen, Sekundärliteratur als Bezeichnung der SRG verstanden bzw. interpretiert 84 • Für viele
83) Innerhalb unserer Untersuchung verzichten wir auf diesen Terminus. Abgesehen von der umstrittenen zeitlichen Ansetzung des üblicherweise "Schisma" genannten Ereignisses (nach dem Dexinger nicht mehr von "proto-Samaritanern", sondern von "Samaritanern" spricht), möchten wir den Bruch zwischen Samaritanern und Juden nicht zum hermeneutischen Schlüssel der Terminologie machen. Die durch ihn betroffenen Bewohner Samariens blieben dieselben, mit oder ohne Schisma: Darum und auch aufgrund des literarisch inexistenten Ausdrucks "proto-Samaritaner" bleiben wir bei der (alleinigen) Unterscheidung von "Samaritanern" und "Samariern". 84) Rothstein, aaO.; Gaster, Samaritans; Rowley, aaO.; Mowinckel, Studien II. u.a.m. brauchen ausschliesslich diesen Terminus und meinen damit stets die SRG.
46 Autoren, die ausschliesslich diesen Ausdruck ("Samaritaner") brauchen, ist selbstverständlich, dass alle Bewohner der Landschaft Samarien Samaritaner sind 85 • Andere Forscher und Interpreten unterscheiden zwischen den Anhängern des Garizim-Kultes, die sie "Samaritaner" oder "Sichemiter" nennen, und den Einwohnern der Stadt Samaria 86 • Jene Wissenschaftler, die der Meinung sind,
(längst) nicht alle Bewohner Samariens hätten zur
SRG gehört 87 , müssen (bzw. müssten) terminologisch differenzieren (zB. "Samaritaner" oder "Sichemiter" - "Samarier"). - Zu XouaatoL Zwei Bemerkungen zum Terminus °Chuthäer" sind erwähnenswert, weil sie religionsgeschichtlich interessant sind: Die samaritanische Version der Namenserklärung "Chuthäer" befindet sich in Chronik VI. 88 und erzählt folgendes: Weil der jüdische Hohepriester Sirnon (der Gerechte 89 ) zu den Samaritanern grausam gewesen sei, emigrierten viele von ihnen. Einige hätten sich im Flusstal "Chutha" niedergelassen. Vielleicht seien sie später zurückgekehrt und deshalb hätten ihnen die Juden den Namen "Chuthäer" gegeben 90 Mowinckel 91 lenkt die Aufmerksamkeit auf den Ursprungsort des Namens "Chuthäer": Chutha sei die Hauptkultstätte des Gottes Nerga1 92 , des Gottes der Unterwelt, des Totenreiches, gewesen. In der Volksphantasie und der mythischen Dichtung sei die Unterwelt "mit allen Grauen und Qualen einer richtigen Hölle ausge-
85) Vgl. Gaster, aaO.; Jeremias, aaO.;
Purvi~,
SP.
86) Vgl. Smith, Parties 188; Coggins, Samaritans 9. 87) V.a. Montgomery, aaO. 77; Haefeli, Samaria 10; Alt, Rolle 322; Kippenberg 34 u.a.m. 88) Text: Vilmar, Abulfathi Annales Samaritani 59. 89) Chronik VII. lässt diesen Sirnon als den Makkabäer erscheinen; vgl. Gaster, aaO. 35f Anm. 2. 90) Nacherzählung aus Gaster, aaO. 34. Diese samaritanische Aetiologie (vgl. dazu Ant 9,288) des Namens Chuthäer ist - unabhängig davon, ob es sich um Sirnon den Gerechten oder um den Makkabäer Sirnon handelt - deshalb interessant, weil sie die Namensgebung ("Chuthäer" für die Garizim-Gemeinschaft) nicht vor dem 2. Jh.v. aufkommen lässt. 91) aao. 119f. 92) Vgl. 2Kön 17,30.
47 stattet worden". Dadurch sei "Chutha" ein Name der Unterwelt, der Stätte der bösen und unreinen Dämonen, und Nergal ein "Höllenkönig" geworden 93 • Diesen Sinn hätten die nachexilischen Juden noch gekannt, während er Josephus nicht mehr bewusst gewesen sei.
93) Mowinckel verweist in diesem Zusammenhang auf Joh 8,48, wo "Samar." mit "Dämon" gekoppelt wird. -Weist vielleicht auch die Aussage in 3Sib 63 ("Von den Sebastenern wird nachher Beliar kommen •.. ") auf diese Bedeutung hin? (Text: Kautzsch, Apokryphen II. 186).
III,
ANALYSE DER TEXTSTELLEN
Josephus braucht für die Sarnar. verschiedene Bezeichnungen. Hier werden sie zum Zweck der Orientierung und eines ersten optischen Eindruckes über ihr Vorkommen aufgezählt. NAMENSVERZEICHNIS
1.
Ea~apEUG
(Sing.):
Ea~apELG
(Flur.): Ant (9,61.125.126)
94
; 10,184; 11,114.117.
303.341; 12,156.262; 13,74.75.275.276.277; 17,20.342; 18,85. 88.167; 20,119.121.122.125.127.129.130.132.134.135; Bell 1,65; 2,111.232.233.237.239.242.243.245; 3,307.312.
(Inner-
halb der unterstrichenen Stellen steht der Name 2mal.)
2.
Ea~ape(•nG
(Sing.): Ant 17,69; Bell 1,592.
Ea~apet•a~
(Flur.): Ant 9,290; 11,61.84.88.97.116.118.174.
340; 12,10.257; 18,30.89; 20,118.136; Bell 3,315. 3. E~x~~t•a~: Ant (1,337.340; [4,305J 95 ; 5,235.240.241.243.247. 94 248.250.251.253; 6,140) ; 11,342.344.346; 12,10. o·~
4.
E\1
E~x(~o~G E~owv~o~:
Xouaato~:
Ant 11,344; 12,258. (260) 96 .262.
Ant 9,288.290; 10,184; 11,19.20.88.302 97 ; 13,255;
Bell 1,63. 5.
•wv
€v
rap~6e(v:
Ant 12,7.
49 Die Reihenfolge der in diesem Hauptteil unserer Untersuchung behandelten Texte bzw. Textstellen entspricht dem "Namensverzeichnis": Wir beginnen bei I:a]J.ape:'CG, dem am häufigsten vorkommenden Namen; weil Ant über die frühere Vergangenheit als Bell berichtet, werden zuerst die Texte aus dem erstgenannten Werk, dann jene aus Bell, analysiert. Wenn ein Paralleltext - auch mit einem anderen Namen bzw. einer anderen Namensform (für die Samar.) - vorhanden ist, wird dieser mitberücksichtigt. Ebenfalls miteinbezogen werden Stellen des Kontextes, auch wenn sie, wie ein Paralleltext, einen anderen Namen bzw. eine andere Namensform aufweisen. Unmittelbar nach der Untersuchung der I:a]J.ape:'C(;-Texte, innerhalb einer "Zwischenbilanz", stellen wir u.a. die Frage, ob für die Verwendung dieses griechischen Terminus' gewisse Kriterien sichtbar oder eruierbar seien. Hernach werden - der Reihenfolge des "Namensverzeichnisses" entsprechend - die anderen Textstellen untersucht. Die Berücksichtigung der Parallel- und Kontextstellen führt zu unvermeidlichen Ueberschneidungen, weil eine Darstellung desselben Inhaltes an zweierlei Orten sinnlos wäre. Daher kann es vorkommen, dass eine Textstelle, in der I:a]J.ape:'C•aL steht, nicht unter diesem Stichwort behandelt ist, weil sie bereits unter I:a]J.ape:'Ls analysiert wurde (da sie auch diese Bezeichnung enthält oder als Paralleltext herangezogen wurde). Am Ende eines jeden Kapitels erfolgt - wie auch nach dem erstgenannten I:a]J.ape:'Cs-Kapitel - eine "Zwischenbilanz"98, in der die bereits erwähnte Frage gestellt wird. Der Zielsetzung unserer Arbeit folgend (vgl. Einleitung 1) unterscheiden wir bewusst zwischen I:a]J.ape:'Cs und I:a]J.ape:'L•aL bzw.
94) Vgl. "Einleitung" 2 Anm. 6. 95) In dieser Stelle kann auch "Sichern" gelesen werden; vgl. Niese z.St. Anm. 22. 96) Hier steht nur "Sidonier". 97) Ant 11,330 (vgl. Schalit, Namenswörterbuch 127) hat xa~oa'LoL. Dass hier Xouöa'CoL stehen sollte, ist eine von gewissen Forschern geäusserte Vermutung. Näheres dazu vgl. zum Kapitel "Die Xouöa'LoL". 98) Die im "Namensverzeichnis" unter 5 genannte Bezeichnung wird in Kapitel 2 bei der Textstelle Ant 12,10 behandelt. Daher hört die Textuntersuchung mit der letzten Stelle (bzw. den beiden letzten Stellen = Paralleltextel des Kapitels "Chuthäer" und der "Zwischenbilanz 4" auf.
50
Ea~apEC•n~ 99
Wir sind uns im klaren, dass die Chronologie durch
dieses Vorgehen gestört wird. Doch erachten wir das Auseinanderhalten beider Namensformen in einer terminologischen Untersuchung wichtiger als eine kontinuierliche Chronologie: Die Frage nach allfälligen Kriterien für die Verwendung des einen oder andern Terminus' muss gestellt werden. Bei getrennter Behandlung der
Ea~apEt~-
und der
Ea~pEt•aL-Texte
ist sie leich-
ter zu beantworten. - Die beiden griechischen Namensformen kommen zusammen 62mal vor 100 Am Anfang jedes zu untersuchenden Textes werden folgende An-
gaben gemacht: - Hauptstelle/n. - In Klammer: Allfällige Kontextstelle/n. - Mit den vorhergehenden Stellen durch ein
verbunden: Even-
tuelle Parallelstelle/n. - Inhalt in Form eines kurzen Titels. - Ein
*
unterhalb der Stellen- und Titelangabe zeigt mit der je-
weiligen Stelle an, ob ein anderer Name in der Textstelle und ihrem Kontext auch noch vorkommt. Die Textanalyse selber besteht jeweils aus folgenden Arbeitsgängen: Zuerst wird der Text (inkl. notwendigem Kontext) resümiert oder, wenn es vom Inhalt her wichtig ist, vollständig wiedergegeben. Griechische Termini und Satzteile werden dann zitiert, wenn sie für unsere Fragestellung relevant sind. Im weiteren folgen, wenn nötig, klärende Hinweise chronologischer sowie inhaltlicher Art. Daran schliessen sich die Ausführungen zum Josephus-Text an, in die auch Thesen und Ansichten aus Sekundärliteratur einbezogen werden. Mögliche erste Resultate folgen am Schluss der jeweiligen Textanalyse.
99) Ueblicherweise werden diese Termini nicht auseinandergehalten; vgl. die Aufzählung in Schalit, aaO. 105. 100) Die erstgenannten drei Stellen (im "Namensverzeichnis" in Klammer) fallen für unsere Untersuchung weg; vgl. "Einleitung".2 Anm. 6. Darum sind sie in dieser Zahl nicht inbegriffen.
51
Dieser Terminus kommt - ausschliesslich in der Pluralform am
häu~igsten,
nämlich 44rnal, vor. Josephus verwendet-ihn zu-
dem in Ant 9 3rnal, wo er sich auf die vorassyrische Zeit bezieht
(vgl. Anrn. 100). Dies ist ein Hinweis dafür, dass diese
Bezeichnung im Werk des Historikers nicht ausschliesslich für die nach der assyrischen Eroberung des Nordreiches Israel dort angesiedelten fremden Menschengruppen gebraucht wird.
Ant 10,184: Die Chuthäer werden Sarnar. genannt *Ant 10,184:
"Xoufui:o~"
Anstelle (av•'au•wv) der (aus dem Nordreich) weggeführten Israeliten wurde das Volk der Chuthäer (td
•wv
XouaaCwv ~avoG)
dort angesiedelt. Dieses lebte früher im Innern Persiens und Mediens. Nun aber werden diese Menschen uev•o~
Ea~pELG
genannt (•6•E
E. EKAn8noav), weil sie nach dem Namen der Landschaft,
in der sie angesiedelt worden sind, angeredet werden <•nv •nG XWPaG ELG nv xa•wxCoanoav npoonyop(av avaAaß6v•EG) 101 . Das biblische Fundament dieser Textstelle ist 2Kön 17,24, wo von der Ansiedlung fremder Völkerschaften in Samarien die Rede ist. Der Ant-Text sagt, dass sich das chuthäische Volk 102 anstelle der deportierten Israeliten niedergelassen habe. Josephus folgt damit wahrscheinlich der Uebersetzung der Lxx 103 , 101) Schreckenberg, Untersuchungen 113, weist darauf hin, dass das Wort avaAaß6v•EG aus dem Rahmen des Sprachgebrauchs falle. Josephus verbinde nämlich npoonyop(av regelrnässig mit dem Simplex AaußavE~v. Darum sei das hier ungewohnte Wort vermutlich das Resultat einer Dittographie der Schlusssilbe von npoonyop(av. 102) Das Wort "Volk" (bzw. "Völkerschaft") steht nicht im biblischen Text. Josephus braucht es in direkter Verbindung mit Chuthäer bzw. Sarnar. sonst nur noch in Ant 17,20 und 18,85 und, in leicht geänderter Form, in 9,279 und 9,288. 103) Zum speziellen Problern des Gebrauchs der LXX durch Josephus vgl. die Literatur in Rengstorf, Bibliography 58f (v.a. Jellicoe, Septuagint 286-289.293f). -Kahle, Geniza 242-248, bezieht sich auf Thackeray (als Herausgeber der Carnbridger LXX) und weist dessen Meinung, Josephus habe verschiedensprachige AT-Texte als Quelle benutzt, zurück. - Schalit,
52 die " •.• av'tL'
•wv
utwv IopanA. .•• " (2Kön 17,24) schreibt104 . Er
dürfte das av1:L im Sinne einer Auswechslung verstanden haben. In 10,183 erwähnt er nämlich, dass die Leute der zehn Stämne (b 1:wv ÖExa
~uA.wv
A.aoG) nach Assyrien vertrieben worden seien.
Aber Josephus bzw. seine Quelle weiss auch von Israeliten, die der assyrischen Kriegsgefangenschaft entgangen sind; Ant 10,68 105 enthält folgenden Satz: 1:0UG äA.A.OUG 1:WV •IopaT]AL1:WV, ÖööL •nv atx~aA.wcrCav xaL •nv öouA.eCav •nv uno ·AooupCwv öLE~uyov 106 . So gibt es keinen zwingenden Grund, das Wort "anstelle" in Ant so zu deuten, dass alle Israeliten deportiert worden seien 107 10,184 nennt das für die Chuthäer neue Siedlungsgebiet xwpa. Diese geographische Bezeichnung muss- aufgrund 2Kön 17,24 mit "Land" bzw. "Landschaft" übersetzt werden 108 • Die in Samarien neu Angesiedelten werden "Volk der Chuthäer" genannt. Im Vergleich zum AT-Text (2Kön 17,24) fällt auf, dass Josephus in Ant nur eine Völkerschaft nennt, obwohl er vorher (Ant 9,288)
Quelle 390 Anrn. 41, schreibt - auf Josephus bezogen und sich selber korrigierend -, dass "die Benutzung der griechischen Bibel viel wahrscheinlicher ist als die des hebräischen Originals". 104) Im MT-Text heisst es:
7~iW~
~~~
nnn.
105) Die Quelle dieser Stelle ist nicht bestimmbar. (Andere Abschnitte können, zum Teil aufgrund Josephus' eigenen Angaben, einer Quelle zugeordnet werden; vgl. zB. Ant 12,5.7. 127.135.137; 13,286f. Im allgerneinen ist die Quellenproblematik in Ant wesentlich verwickelter als in Bell; vgl. Rengel, Zeloten 13.) 106) Diese Ant-Stelle bezieht sich auf 2Chr 34,6f. Hier steht allerdings nichts von Israeliten, die der assyrischen Verschleppung entgangen sind. 107) Dass längst nicht alle Israeliten nach Assyrien verbannt wurden, ist zwar (heute) übliche Meinung der Alttestamentler; vgl. dazu Alt, Rolle 319; Rowley, aaO. 209; Fohrer, Geschichte 154f. Dass dies aber schon Josephus bewusst gewesen sein könnte, hat - soweit wir sehen - noch kein Forscher ernsthaft in Erwägung gezogen. 108) LXX: EV noA.EOLV Ea~apeCaG; MT: j1iDW ~iV~. BeideMale werden Städte (Plural) als Siedlungsgebiet genannt. Vgl. auch Ant 9,279, wo Josephus "andere Völkerschaften .•. in Sarnaria und im israelitischen Land" erwähnt. LXX und MT verraten, dass "Ea~apeLa" bzw. "j1iDW" (seit der assyrischen Zeit) nicht mehr nur der Name einer Stadt, sondern zusätzlich der einer ganzen Landschaft/Provinz geworden ist; vgl. Alt, aao. 319f.
53 von fünf solchen gesprochen hat 109 - allerdings, ohne sie mit ihren Namen zu nennen. Der Name "Chuthäer", mit dem Josephus in Ant 10,184 die Bevölkerung der Landschaft Samarien bezeichnet, bezieht sich auf den einen Herkunftsort, Chutha 110 , der in 2Kön 17,24.30 vorkommt. Die "Chuthäer" erhalten in ihrerneuen Heimat einen neuen Namen, der sie wieder als Bewohner eines bestimmten Gebietes kennzeichnet: Es ist der nach der Landschaft Samarien geformte Name
Ea~apet~.
Diese beiden Namen, "Chuthäer" und "Samar.", sowie die Identifikation der Bewohner Samariens mit fremden Siedlern, kennt das AT (inkl. der deuterokanonischen Schriften) nicht 111 . In welche Zeit das Aufkommen dieser Namen und die Identifizierung zu datieren ist, berichtet Josephus nicht. Weil er in Ant 9,290 jedoch sagt, auf hebräisch hiessen diese neuen Siedler "Chuthäer", auf griechisch jedoch "Samar.", könnte gefolgert werden, dass sich der auf die Landschaft Samarien beziehende Name, "Samar.", erst in hellenistischer Zeit verbreitet habe 112 . Der Text von 10,184 wird weder mit der Samaritanischen Religionsgemeinschaft in Zusammenhang gebracht noch werden diese Chuthäer = Samar. hier in irgendeiner Form als Vorläufer o.ä. der SRG bezeichnet.
(Dies will [noch] nicht interpretiert, son-
109) 2Kön 17,24 zählt Chutha als einen von fünf Orten auf. Die LXX-Version weicht vom MT leicht ab, indem sie Babylon und Chutha anders akzentuiert als die drei nachfolgenden Orte. 110) Mowinckel, aaO. 119, schreibt Josephus eine "irrige Meinung" zu, weil er Chutha in Persien (und Medien) lokalisiert; Chutha sei ein Ort Babyloniens gewesen. Diese Ansicht teilen die meisten Forscher; vgl. neuestens Luria, Exile 215, der den sumerischen, akkadischen und assyrischen Namen dieser Stadt erwähnt: Chutha sei als Tel Ibrahim, 30km nordöstlich der Ruinen von Babel, identifiziert worden. Andere Meinungen vgl. in Marcus (Loeb) zu Ant 9,279 Anm. f. 111) 2Kön 17,29 nennt "Samar." (MT: tJ~.:rintll; LXX: Ea~api:-ca~; TgJon: ~~.:Iiitlitll; vgl. letzteres Wort in Sperber, Bible II. z.St.), doch bezeichnet dieser Terminus hier nicht die neuen Siedler Samariens, sondern die (früheren) Israeliten Samariens; 2Kön 23,19 berichtet, die Höhenheiligtümer in den Städten Samariens seien von den Königen Israels errichtet worden. Vgl. auch Dexinger, Limits 91 (bzw. im "Stand der Forschung" 2 .10). 112) Wir gehen den beiden Namen und der Problematik der Namensidentifikation bei der Behandlung von Ant 9,290 in einem Exkurs nach.
54 dern nur festgehalten werden.) Aufgrund des Fehlens von Indizien zur Identifizierung dieser Chuthäer = Samar. mit der Garizim-Gemeinschaft ist für 10,184 die Uebersetzung "Samarier" angebracht.
Ant 11,114.117 (ll,ll5f.ll8f): Feindschaft der Samar. gegen die Juden in der Perserzeit *Ant 11,116.118:
"Ea.lJ,a.pe:i:-ta.~"
Die Samar. 113 verhielten sich den Juden gegenüber feindlich
(ane:xßw~) und schikanös (ßa.OKavw~J
114
• Sie fügten ihnen viel
Böses zu. Dabei waren sie wegen ihres Reichtums versichtlich
(ne;no~ß6•e;~)
(nAoü•o~)
zu-
und massten sich an zu sagen, sie
seien mit den Persern verwandt (xa.t
auyytve:~a.v npoono~oulJ,e:vo~
•nv ITe;powv), da sie von dort her stammen (11,114). Sie weigerten sich, .den den Juden durch königliche Verfügung zustehenden Tribut für die Opfer zu zahlen. Sie hatten Eparchen 115 , die eifrig bestrebt waren, sie diesbezüglich zu unterstützen. Was immer sie selber oder durch andere den Juden zufügen konnten sie zögerten nicht (11,115). Die Abgesandten der Jerusalemer beschlossen, die Samar. bei König Darius anzuklagen. Als der König von diesen Beschuldigungen durch die Gesandten hörte, übergab er ihnen einen Brief und sandte sie damit zu den Epar<•ou~ €napxou~ •fi~ Ea.lJ.a.pda.~ 116 xa.t
chen Samariens und dem Rat •Tiv ßouAf)v)
(ll,ll6f). Der Brief, an die Eparchen der Samar.,
Taganas und Sambabas, sowie an andere Mitarbeiter (ouvoouAO~~)
113) CodexAhatin 11,114 und 11,117 (Loeb) z.St. 11,114 Anm. 3.
"Ea.lJ,a.pe:i:•a.~";
vgl. Marcus
114) Das griechische Wort hat noch mehrere Bedeutungen: verleumderisch, hämisch, boshaft, schadenfroh, neidisch; vgl. MengeGüthling, Wörterbuch 133. - Josephus braucht das Adjektiv sonst noch 4mal. Aufgrund der jeweiligen Kontexte muss es verschieden übersetzt werden. Unsere Stelle ist nach dem unmittelbar vorher Geschilderten wohl am treffendsten mit "schikanös" zu übersetzen. 115) Emendation von "Hipparchen" 11,104); vgl. Niese z.d.St.
(auch in ll,ll7f und schon in
116) Marcus (Loeb) übersetzt fälschlicherweise "to the eparchs of Syria and the council".
55 adressiert, bezieht sich auf die Anklagen der Juden: das Hemmen beim Tempelbau und die Verweigerung der Tributentrichtung. Er enthält die Aufforderung, den Tribut abzuliefern und alles zu tun, damit die täglichen Opfer und Gebete für den König und die Perser nicht ausfallen müssen (ll,ll8f).
Von der Zeit nach dem babylonischen Exil, dh. der Perserzeit, handelt fast das gesamte 11. Buch der Ant 117 Die Spannungen zwischen den Juden und den Nordreichbewohnern in nachexilischer Zeit - vor allem wegen des Wiederaufbaus des Jerusalemer Tempels und der Mauern der Stadt - sind auch den alttestamentlichen Büchern Esra und Nehemia bekannt 118 . - Josephus referiert im 11. Buch der Ant vieles aus dem (apokryphen) Buch 3Esra 119 , aber der Inhalt unseres Abschnittes stammt weder aus diesem noch aus dem kanonischen Esra-Buch. Zum Teil wurde dieser Zusatz in Anknüpfung an Abschnitte aus 3Esra formuliert 120 • Offensichtlich legt Josephus besonderes Gewicht auf die von der höchsten politischen Instanz angeordnete, die Juden unterstützende, Verfügung.
Die Hauptaussage dieses Textabschnittes betrifft die Selbstsicherheit und den Stolz der Sarnar. Aufgrund der königlichen Bestätigung des jüdischen Anspruchs auf den Tribut werden diese aber bald darauf als erfolglose "Bluffer" entlarvt: Weder ihre angebliche Verwandtschaft mit den Persern noch die Unterstützung
117) Vgl. dazu Marcus (Loeb), Bd. VI., Appendix B, 499. 118) Vgl. bes. Esra 4,1-5; Neh 4,1-6; 6,1-16. 119) Das Buch 3Esra ist eine wichtige Quelle für Ant 11 gewesen; vgl. Kautzsch, aaO. I. 2; Bayer, Esdras 70.81.9lf.l40; Mowinckel, Studien I. 25-28; Pohlmann, Studien 126, schreibt, dass Josephus ausschliesslich 3Esra benutzt habe und die kanonischen Bücher Esra/Nehemia "überhaupt nicht gekannt hat"; vgl. ders., Esra 401. Tuland, Josephus 176-192, stellt allerdings fest, dass Josephus weder den hebräischen EsraText benutzt noch die griechischen Texte (der LXX und 3Esra) zuverlässig angewendet habe. Mit letzteren sei er sehr willkürlich umgegangen. 120) So Marcus (Loeb) z.St. (Ant 11,114) Anm. d. - Folgende Kapitel aus 3Esra kämen dafür vor allem in Frage: 2,15-25 (Verhinderung des Wiederaufbaus Jerusalems und des Tempels) und 5,63-70 (Unterbrechung des Tempelbaus).
56 gewisser Eparchen 121 beeindruckten den persischen König. Weil das Geschilderte in 11,114-119 quellenmässig nicht zu belegen ist, hat
Haefeli die Ansicht geäussert, "dass wir es mit
einem plumpen, jüdischen Machwerk zu tun haben, das mitten aus den jüdisch-samaritanischen Tempelstreitigkeiten der späteren Zeit herausgeboren ist und äusserlich anknüpft an die judenfeindlichen Unternehmungen der Camme ha'ares unserer Epoche und an die Notiz von den Opfertieren im Cyrus-Dekret" 122 . - Unabhängig von der Entstehungszeit und dem Verfasser des Abschnittes kann festgehalten werden, dass er inhaltlich ausgezeichnet in die erste Hälfte des 11. Buches der Ant passt. Denn darin wird relativ oft über das jüdisch-samar. Verhältnis zur Zeit des Tempelwiederaufbaus berichtet (vgl. zu Ant 11,6lusw.). Durch das Heranziehen eines eindeutig projüdischen Briefes des persischen Königs (in 11,118f) hat Josephus die Möglichkeit, die Samar. als überhebliche Leute zu charakterisieren und die Juden als die von der höchsten politischen Autorität privilegierten Herren des Landes darzustellen. Spätestens Josephus hat die aus Esra und Neh bekannten Feinde der Juden in persischer Zeit mit den Samar. identifiziert. Anhaltspunkte dafür fand er in den alttestamentlichen Texten selber123. Wird Esra 4,10 mit Josephus' Namensidentifikation Chuthäer = Samar.
(vgl. zu Ant 10,184 und zu Ant 9,290) konfron-
121) Vielleicht sind diese mit den in Esra 4,5 genannten "Ratgebern" identisch. Der Terminus "Eparch" wird von Josephus als Rangbezeichnung von Personen verschiedener Völker/schaften verwendet (zB. Ant 11,89.101.138.167: E. von Syrien und Phönizien; Bell 2,450; 6,303: Römische E.n). Die Verwendung des Wortes "Eparch" für zivile und militärische Funktionäre ~erschiedener Ränge kann ausser bei Josephus auch bei anderen antiken Autoren festgestellt werden. Dabei erscheint "Eparch" oft nicht als terminus technicus, sondern ist nur die griechische Wiedergabe des lateinischen Wortes "praefectus" (aller Arten) und "Eparchie" die Uebersetzung von "provincia"; vgl. Schmitt, Art. "Eparchos" 820. - Marcus (Loeb) zu Ant 11,167 Anm. d spricht von Josephus' Sorglosigkeit bei der Verwendung des Wortes "Eparch". 122) Haefeli, Geschichte 46. 123) Esra 4,1: "Feinde Judas und Benjamins" = 4,4: "Volk des Landes"; vgl. 4,10: "die übrigen Volksgruppen ••. in den Städten von Samarien"; 10,11: "von den Völkern des Landes"; Neh 4,5; 6,1.16, wo von den "Feinden" der Juden die Rede ist.
57 tiert,
'müssen" die Intriganten Chuthäer sein. Von ihnen weiss
Josephus, dass sie damals reich waren. Aufgrund der Angaben, dass sie "viel Böses" (11,114) gegen die Juden unternahmen, diesen Schaden zufügten (11,115), ist der Schluss möglich, dass sie einflussreich und wohl gross an Zahl waren 124 ; aber es ist auch denkbar, dass die Juden in (früh-)nachexilischer Zeit noch zu wenig organisiert und widerstandsfähig waren, um sich auch gegen eine Minderheit schnell und problemlos durchzusetzen. Unter den Adressaten des königlichen Briefes befinden sich die beiden Eparchen und zwei andere namentlich genannte Personen: Sadrakes und Buedon. Die beiden letzteren sind vielleicht Mitglieder des "Rates" 125 der Samar. gewesen (vgl. 11,117). Präzises über diesen "Rat" ist nicht eruierbar. Doch sein Vorhandensein weist auf politische bzw. verwaltungsmässige Strukturen bei den Samar. hin. Wer die in 11,114-119 genannten Samar. sind, für die sich persische Beamte einsetzen (vgl. auch Esra 4,8-16), bleibt letztlich im Dunkeln126 . Die Angaben, die wir haben, erkennen in ihnen die Nachkommen der am Ende des 8. Jh's v. und im 7. Jh.v. nach Samarien deportierten Völkerschaften: Ant 10,184 und 2Kön 17,24 informieren, der assyrische König 127 , Salmanassar V.
(726-
124) Nichtjüdische Bewohner Samariens haben sich während der Exilszeit der Juden möglicherweise stark vermehrt, sodass sie Dörfer (oder ganze Landstriche) , die früher von Juden bewohnt waren, für sich in Anspruch genommen haben; vgl. Ant 11, 61. 125) Der griechische Terminus bezeichnet in Josephus' Schriften verschiedenerlei Instanzen (vgl. Rengstorf, Concordance I. 334), u.a. auch eine Ratsversammlung, die wie ein Bindeglied zwischen städtischen Regenten und dem Volk erscheint (vgl. zB. Ant 14,190.213.225.230 u.ö.). Zudem kann dieser Ausdruck auch ein Beratungsgremium einer bestimmten Gruppe, zB. der Aufständischen im jüdisch-römischen Krieg, bezeichnen (vgl. Bell 5,348). In Bell 2,639.641 ist vom "Rat" der Stadt Tiberias die Rede. Er hat 600 Mitglieder. - Zum "Rat der Samar." im 1. Jh.n. vgl. die Ausführungen zu Ant 18,85.88. 126) Esra 4,10 spricht von verschiedenen Völkern bzw. Völkerschaften. 127) "Der König von Assyrien" kommt in 2Kön 17 insgesamt 9mal vor. Nur in 17,3 wird er mit dem Namen genannt: Salmanassar.
58 722v.), habe "das Volk der Chuthäer" bzw. Leute aus Chutha anstelle der weggeführten Israeliten angesiedelt; nach Esra 4,10 hat Assurbanipal (668-62lv.) Völker nach Samarien gebracht. Josephus begründet in Ant 10,184, dass die Neusiedler wegen ihres Wohngebietes "Sarnar." genannt würden. Diesern Abschnitt aus Ant 11 enhnehrnen wir folgende uns interessierende Informationen: - Die hier beschriebenen Sarnar. werden von Josephus als die Nachkommen derjenigen betrachtet, die aus Persien nach Samarien umgesiedelt worden sind (vgl. 11,114). - Sie werden als reiche Leute und als starke Widersacher der Juden beschrieben. Welche bösen Taten sie den Juden gegenüber verübten, vernehmen wir nicht. - Die Namen der Eparchen der Samar. sowie der beiden anderen hier namentlich genannten Personen sind nichtjahwistische Namen 128 . Der ganze Textabschnitt erweckt den Eindruck einer Schwäche der Juden gegenüber den sich offenbar stark fühlenden nördlichen Nachbarn. Josephus' Ziel bestand allerdings nicht darin, die Schwäche seines Volkes, sondern - besonders in diesem Text dessen Recht und Anerkennung zu schildern. Daher erachten wir diesen Text keinesfalls als "plumpes jüdisches Machwerk" wie Haefeli, sondern glauben, die Darstellungsweise des jüdischsamar. Verhältnisses in ihm werfe Licht auf die historische Situation in persischer Zeit: Die Juden erlebten die Bewohner Sarnariens damals als mächtige, einflussreiche und bedrohliche Nachbarn. Die Verbindung dieser Samar. mit ihrem Herkunftsland (Persien), das Fehlen irgendeines Hinweises auf eine mit den Juden gemeinsame Vergangenheit und einer religiösen "Verwandtschaft" sowie 128) Ant 11,118: Taganas, Sarnbabas; Sadrakes, Buedon. Marcus (Loeb) z.St. Anrn. b, c und d vermutet in diesen Personennamen allerdings verdorbene Formen biblischer Namen. - 3Esra 2,15 (vgl. Esra 4,8) zählt Personen auf, die Artaxerxes einen Brief mit Beschuldigungen gegen die Juden schrieben. Doch die hier vorkommenden Namen decken sich nicht mit denen in Ant 11,118. Es sind aber auch nichtjahwistische Namensformen; vgl. Pohlrnann, Esra z.St. und ebd. Anrn. b.
59 das Fehlen von Indizien einer (eventuell späteren) Beziehung dieser Samar. zum Garizim sprechen für die Uebersetzung "Samarier". Wir schliessen hier den ersten Exkurs an, der zwar auf den Inhalt von Ant 11,114-119 nicht direkt Licht wirft, der sich aber ebenfalls - kurz und hypothetisch - mit der Identifizierung einer Menschengruppe der Perserzeit befasst: Es geht um die Kolonisten in Elephantine, die möglicherweise aus dem (ehemaligen) Nordreich Israel und aus dem Südreich Juda stammten; von ihnen berichten die sogenannten Papyri von Elephantine (vgl. Einleitung 5) •
E X K U R S
A
Samarier auf der Insel Elephantine?l29
Wir erachten es als möglich, dass unter den Kolonisten in Elephantine 130 - nebst Juden - auch nichtjüdische/nichtisraelitische Siedler aus Samarien gewesen sein können. Cowley schreibt, die Kolonisten hätten ihr Ursprungsland vor 62lv. verlassen 131 • Die 129) Die Berücksichtigung von bzw. die Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur ist in diesem und den folgenden Exkursen nicht möglich, weil sie zu weit führen würde. Für den Exkurs A benützen wir nur die Textausgaben von A. Cowley mit der Einleitung und den Anmerkungen des Herausgebers: Aramaie Papyri of the fifth century B.C., Oxford 1923, sowie jene von E.G. Kraeling, The Brooklyn Museum Aramaie Papyri, New Haven 1953. (Die Ausgabe von G.R. Driver, Aramaie Documents of the Fifth Century B.C., Oxford 1954, enthält nur die auf Leder geschriebenen Briefe und Brieffragmente. Für die Papyri verweist Driver auf Cowley; vgl. 53.) 130) Sie wurde als militärische Siedlung gegründet. Anfangs des 5. Jh's v. - von dieser Zeit an berichten die Papyri - behielt die Kolonie ihre militärische Organisationsform offenbar bei, aber seither war sie eine Siedlungsgemeinschaft mit grossen Befugnissen; vgl. Cowley, Papyri (Introduction) XVIf. 131) Ebd. XXIV. Diese Annahme hat einen ihrer Gründe darin, dass die Papyri nichts enthalten, was auf eine gewisse Kenntnis der joschijanischen Reform (62lv.; vgl. 2Kön 22; 23) bzw. deren Auswirkungen seitens der Verfasser der Papyri bzw. der Kolonisten schliessen liesse. Fest steht, dass die Kolonisten im Jahr 525v., als Kambyses nach Aegypten kam, bereits in Elephantine angesiedelt waren; vgl. ebd. XVI.
60 Autoren der meisten Texte seien Juden gewesen, "if narnes rnean anything .•. They call thernselves K'1n~, 'the Jews' •.• " 132 . Einige Male werde jedoch der Terminus "Aramäer" verwendet. Die Juden seien wahrscheinlich vor allem in Elephantine domiziliert gewesen. "Other western Asiatics were settled in Syene under the general name Aramaean. But 'Aramaean' rnight also include Jews ..• " 133 . Diese von Cowley gernachten Auswertungen der Papyri zeigen, dass die Kolonie nicht ausschliesslich aus Juden bestanden hat 134 . Hinter dem Namen "Aramäer" könnten sich Nichtjuden verbergen. Wir denken an jene Menschengruppen, die von assyrischen Königen in das Gebiet von Samarien umgesiedelt worden sind: 2Kön 17,24 (bzw. 17,3) und Ant 10,184 nennen Salrnanassar V. (726-722v.), Esra 4,10 nennt Assurbanipal (668-62lv.). Diese Könige haben Leute aus verschiedenen Orten bzw. Gegenden des Aramäerreiches, Babyloniens und Persiens, nach Samarien (und auch in andere Gebiete) gebracht. UE. wäre es möglich, dass Menschen, die eine gewisse Zeit in Samarien gelebt haben, zusammen mit Juden nach Oberägypten gekommen wären 135 . Diese bzw. ihre Vorfahren hätten während jener Zeit, als sie die nördlichen Nachbarn der Juden waren, dh. in Samarien lebten, religiöse Traditionen der (ehemaligen) Nordreichbewohner (Israels) in ihre eigenen religiösen Bräuche aufnehmen können (vgl. 2Kön 17,29-34a). Das Ergebnis wäre ein Polytheismus oder Synkretismus gewesen. Ihre Götter und religiösen Bräuche hätten auch am neuen Wohnort, in Aegypten, eine Rolle spie-
132) Ebd. XV. 133) Ebd. XVI. "Syene" ist Assuan. 134) Kraeling 47 spricht sogar von einer "international colony". 135) Ohne diese Papyri wüssten wir nichts von der Existenz einer jüdischen Kolonie in Elephantine. Auch Josephus weiss nichts von ihr. Er erwähnt Elephantine nur einmal (Bell 4,611) innerhalb geographischer Ausführungen über Aegypten; auch Syene nennt er bloss als Grenzort zu Aethiopien (Bell 4,608. 610) .
61 len können. Wenn die Siedlergruppe Judäa bzw. Samarien vor der joschijanischen Reform verlassen hat, dann wäre die Verehrung mehrerer Gottheiten in Elephantine/Syene wohl weiterhin möglich (vgl. 2Kön 23,4-19) und nichts besonders Auffälliges gewesen. Nun enthalten die Papyri von Elephantine verschiedene Namen von Gottheiten. (Diese Tatsache hat neben anderen Merkwürdigkeiten136 - in der Forschung zu verschiedenen Antworten bzw. Spekulationen geführt.) Den "Nationalgott" 137 haben die Juden Elephantines ,h,, Yahu oder Ya'u 138 , genannt. Er wird auch als "Himmelsgott" (vgl. Pap. 30,2.27f) oder "Himmelsherr" (vgl. Pap. 30,15) bezeichnet. Neben diesem Gott werden "Anathbethel", "Ishumbethel", "Anathya'u" und "I;Ierembethel" genannt. So "it would seem that besides Ya'u-they recognized cAnath, Bethel, Ishum and Herero ••• it is at least a coincidence that we have the names of five gods and that there were five gates to the temple" 139 • Diese fünf Gottheiten sind im Tempel von Elephantine sehr wahrscheinlich angebetet worden 140 • Zum Vorkommen ihrer Namen ist festzustellen: Zu Ya'u: Als der Tempel von Elephantine bei einem Aufruhr der Aegypter illl Jahre 4llv. zerstör.t worden
136) Von Gestalten der jüdisch-israelitischen Vergangenheit (Abraham, Jakob, Josef, Mose, Samuel, David, Könige, Propheten usw.) wissen die Papyri nichts. Das Gleiche gilt von Ereignissen (zB. Exodus), von "Theologumena" (zB. [Anspruch auf das] Land). Nicht einmal der Sabbat wird erwähnt. (In einigen Ostraka soll er jedoch erwähnt werden; so Kraeling 9lf.) Von den Festen kommt nur das der ungesäuerten Brote und möglicherweise Pesach vor. Dazu schreibt Cowley XXII.: "It ist almost incredible, but it is true". 137) So nennen ihn Cowley XVIII. (vgl. auch XX.) und Kraeling 84. 138) Cowley XVIII. zieht "Ya'u" vor, weil ,h, keine Abkürzung für n,h', sondern eine frühere Form und nur eine andere Schreibweise für die früheste Form,, gewesen sei. 139) Cowley XVIII. 140) Vgl. Cowley XX.
62 ist
141
. , haben die Kolonisten eine Petition an den
Hohenpriester und andere Persönlichkeiten in Jerusalem gesandt, in der ausschliesslich Ya'u erwähnt wird; kein anderer Name einer Gottheit kommt vor (vgl. Pap. 30).
In Anathya'u vermutet Cowley 142 eine Art Gefährte bzw. Gefährtin von Ya'u: Anath sei eine syrische Göttin gewesen 143 Die andern drei Namen setzen sich mit "Bethel" zusammen. Zu Ishum führt Cowley aus, dies sei die Aussprache von
OW~;
dieses Wort könne auf den babylonischen
Dämon gleichen Namens zurückgehen.
Pap. 22
144
, Kolumne 7, erwähnt etwas, das vielleicht
als Schlüsselstelle zur Bestimmung der religiösen Eigenart dieser Kolonisten dienen könnte: Die Beiträge für den Tempelfonds hätten total 31 Keraschin und 8 Schekel betragen. Davon seien 12 K. 6 Sch. für Ya'u, 12 K. für Anathbethel und 7 K. für Ishumbethel 145 bestimmt gewesen Anathbethel hat also beinahe gleich viel wie Ya'u erhalten. Weist das vielleicht auf die Bedeutung dieser Gottheit (sie sei Ya'u fast gleichrangig gewesen) hin? Auch aus der Verbindung "Anathya'u" könnbe gefolgert werden, dass Anath bei (gewissen) Kolonisten in Elephantine eine besondere Stellung gehabt habe; die Verbindung mit dem
141) Er hat mindestens gut 100 Jahre lang bestanden; aus Papyrus 30,13f kann geschlossen werden, dass er bereits im Jahr 525v. existiert hat; vgl. Cowley XX. 142) 148 Anm. "Line 3". 143) XIX. 144) Er stammt aus dem Jahr 419v.; vgl. Cowley 65. 145) Vgl. Cowley 70, Zeilen 123-125 und vgl. ebd. 72, Col. VII. Anm. 122-125.
63 Wort "Bethel" 146 hat diese Gottheit mit Ishurn und ~erem
gemeinsam. - Darf aus den drei mit "Bethel"
zusrurumengesetzten Namen herausgelesen werden, dass "Bethel" nicht eine Gottheit ist (gegen Cowley; vgl. XVIII.), sondern den Ort, wo (die drei) Gottheiten verehrt worden sind, meint (vgl. Anm. 146)? Sollte diese Interpretation richtig sein, ergäbe sich folgendes: Ya'u wird direkt nicht mit Bethel in Verbindung gebracht (nur Anathya'u bzw. Anathbethel stellen eine Beziehung von Ya'u zu Bethel her), dh. nur die anderen Gottheiten - Anath, Ishurn und Herern haben direkt etwas mit Bethel zu tun. Nun erinnert der Name "Ishurn" - ausser an den babylonischen Dämon - auch an die Gottheit, die von Leuten aus Hamat angefertigt bzw. verehrt und in einem Höhenheiligturn Samariens aufgestellt worden ist (vgl. 2Kön 17,29f): Aschima
(~O~W~).
Cowley schreibt- mit Be-
zug auf ein Forschungsergebnis von Lidzbarski, aber ohne die Stelle 2Kön 17,30 anzuführen-, es sei wahrscheinlich "that a god
tJW~
was worshipped in
Syria and was brought by the colonists to Egypt with the others" 147 • Zum noch unerklärten Namen Herern führt Cowley nichts aus. Dass Herern bei den Abgaben für den Tempel leer
ausgeh~ 148 ,
ist vielleicht
mit seiner "Funktion" als Kriegsgott o.ä. zu er-
146) Falls gewisse Leute dieser Kolonie aus Samarien (bzw. dem ehemaligen Nordreich Israel) stammten, dürfte der (zwar im semitischen Kultur- und Sprachraum übliche) Name "Bethel" vielleicht mit 2Kön 17,28 in Beziehung gebracht werden: Ein Priester der deportierten Israeliten kommt nach Samarien zurück, lässt sich in Bethel nieder und belehrt die vom assyrischen König aus fünf Orten nach Samarien umgesiedelten Leute über die richtige Gottesverehrung. Bethel spielt also - dem Bibeltext folgend - für das religiöse Leben dieser ursprünglichen Nichtjahwisten eine Rolle: 147) Cowley XIX. Vgl. auch Kraeling 90 Anm. 27. 148) Auch Anatya'u bekommt nichts. Möglicherweise liegt der Grund dafür in der Verbindung dieser Gottheit mit Ya'u. Zudem erhält Anathbethel (=Anath von Bethel?) fast die gleiche Summe wie Ya'u.
64 klären: O.,il heisst "Bann" 149 • Von den drei "Bethel"-Namen sind - Cowley folgend deren zwei wahrscheinlich syrische Gottheiten gewesen: Anath und Ishum. Wir fragen darum: Läge es nicht im Bereich des Möglichen, dass die in den Elephantine-Papyri "Aramäer" genannten Kolonisten ursprünglich aus Syrien stammten? Könnte es sich bei ihnen vielleicht um Leute aus Hamat handeln, die vom assyrischen König nach Samarien umgesiedelt worden sind (vgl. 2Kön 17,24.30) und die von dort her - zusammen mit Juden - nach Elephantine gelangt sind? Wenn diese Frage bejaht werden könnte - wir fahren im Konjunktiv fort -, wäre wahrscheinlich zu folgern, der Tempel von Elephantine sei eine Art religiöses Gemeinschaftszentrum von Juden und "Samariern" gewesen; erstere hätten (nur?) Ya'u verehrt, die anderen Gottheiten jedoch nicht abgelehnt. Letztere hätten möglicherweise zu allen Gottheiten gebetet (vgl. 2Kön 17,33). Die Verehrung aller aus den Elephantine-Papyri bekannten Gottheiten muss uE. jedenfalls nicht unbedingt auf die sich "Juden" Nennenden bezogen werden. Dass die fünf verschiedenen Götternamen nur "Manifestationen" von Ya'u sein sollen150 , ist vermutlich schwierig zu beweisen 151 Für unseren Vorschlag, die Kolonisten in bzw. in der Nähe von Elephantine seien "Juden" und "Samarier" (="Aramäer") gewesen, spricht uE. auch folgendes:
149) Papyrus 7, wo dieser Name vorkommt, berichtet über einen Streitfall, dh. über einen Einbruch. Darum würden wir ~rm nicht als "Harim" deuten, dh. als "der Heilige", wie Kraeling 91 es vorschlägt. 150) Vgl. Cowley 76 Anm. 123. 151) Wenn die Textlücke in Papyrus 44,3 (vgl. Cowley 147) richtig gefüllt ist, läge hier ein Beweis für Polytheismus vor, da sowohl Ya'u wie auch Anathya'u genannt werden. Auch Papyrus 7,6f (vgl. Cowley 20) scheint "unser Gott" von "~erem bethel" abzuheben. Dieser Schreiber spricht hier von einem anderen Menschen, dessen Gott wahrscheinlich Herembethel gewesen ist. ·
65 Pap. 30,29 152 verrät, dass die (an den Satrapen153 von Judäa, Bigvai, schreibenden) Kolonisten auch einen Brief an die Söhne Sanballats, dem Satrapen von Samarien, geschrieben haben (nachdem ihre Petition nach Jerusalem erfolglos geblieben war; vgl. Pap. 30,19).
Ant 11,303 (11,302.306-312.322-324): Die Samar. sind aus chuthäischem Geschlecht *Ant 11,302: "Xou8al:oL" Weil die in 11,306-312 geschilderten Umstände mit 11,302f in engem Zusammenhang stehen und für unsere Thematik wichtig sind, wird dieser Abschnitt ebenfalls ausführlich miteinbezogen. Sanballat - ein Satrap aus chuthäischem Geschlecht (Xou8al:oG
•o
YEVOG; 11,302), aus dem auch die Samar. sind (EE wv xaL o'L I:a1J.ape:t:~:; 154 dcrLv) - gab seine Tochter Nikaso mit Freude
dem Bruder des jüdischen Hohenpriesters Jaddus, der Manasse hiess,
zur Frau; er glaubte, diese Heirat könne eine Bürgschaft
des guten Willens gegenüber dem ganzen jüdischen Volk sein (11, 303). Die Jerusalemer Aeltesten klagten laut über den Bruder des Hohenpriesters Jaddus, weil er eine Fremdstämmige (aAA6~uAO!:;) geheiratet hatte; sie protestierten gegen ihn, da er arn Hohenpriesterturn Anteil haben wollte (11,306). Sie befürchteten auch, dass dieses Beispiel bei jenen Schule machen könnte, die die Gesetze betreffend der Heirat einer Frau missachten wollten: Dies könnte der Anfang ihrer Verbindung mit Fremdstämmigen sein (KaL •n~:: TIPOG •oÜG UAAO~UAOUG au•ol:G KOLVWvCa~:; apxnv •oü•o Ecre:cr8aL)
(11,307). Das Heiraten von Frauen, die nicht aus dem
eigenen Land (yuval:xa~:; oux EnLxwpCa~:;) stammten, habe früher Exil und Unglück verursacht. Manasse sollte sich darum entweder von
152) Vgl. Cowley 113. 153) Zur Uebersetzung "Satrap" vgl. Cowley 118 Anrn. 29. 154) E hat Ea1J.ape:l:•aL.
66 seiner Frau scheiden lassen oder aber vom Altar fernhalten (11,308). - Dieser Befehl trieb Manasse zu seinem Schwiegervater Sanballat, von dem er Rat und Hilfe erhielt. Denn er liebte seine Frau Nikaso, wollte aber gleichzeitig nicht auf die Priesterwürde verzichten, denn dies war die höchste Ehre im Volk (11,309). Sanballat sicherte ihm daraufhin nicht nur die Priesterwürde zu, sondern versprach ihm darüber hinaus die Macht und Ehre eines Hohenpriesters (aAAd xaL Tnv apXLEPaTLxnv napgEELV öuva~LV MaL TL~nv URLOXVOU~EVOU). Auch sagte Sanballat, er mache Manasse zum Befehlshaber über die von ihm beherrschten Orte, wenn dieser willens sei, mit seiner Tochter zusammenzuleben. Er würde Manasse auf dem Berg Garizim einen Tempel bauen lassen, der dem in Jerusalem ähnlich wäre (vaov
ö~oLov)
(11,310);
all das würde Sanballat mit Zustimmung von König Darius tun. Manasse glaubte, dass er das Hohepriestertum erhalten würde, denn Sanballat war schon alt (11,311). -Viele Priester und Israeliten waren aber von solchen Ehen betroffen (noAAWV ö€ \epgwv xaL 'IcrpanALTwv TOLOUTOL~ ya~oL~ ~nLnenAey~gvwv). Der Aufruhr (Tapaxn) bei den Jerusalemern war nicht gering. Denn alle Betroffenen liefen zu Manasse über. Sanballat versorgte sie mit Geld und Land zum Ackerbau und liess sie wohnen, wo sie wollten. Er war darauf bedacht, die Gunst für seinen Schwiegersohn zu gewinnen (11,312). Büchlers wirkungsmächtige Meinung, diese Erzählung sei samaritanischer Herkunft 155 , wird von Kippenberg abgelehnt. Letzterer sieht in ihr "eine ganz und gar jüdische Ausmalung" 156 , weil der "Tempelbau auf dem Garizim als Trick Sanballats dargestellt wird, seinen ehrgeizigen Schwiegersohn von einer Scheidung abzuhalten"157. Während gewisse Forscher den historischen Wert der in 11,302312 (bzw. 11,302-347) enthaltenen Darstellung in Frage stellen 158 , finden andere in diesem Textabschnitt, bestärkt durch die
155) Vgl. Büchler, relation llf; sie sei im 2. Jh.v. in Alexandria entstanden. 156) Kippenberg 52. 157) Ebd. 52f. 158) ZB. Thomson, aaO. 31 Anm. 1; Rowley, Sanballat 265; Tcherikover, HC 42ff; Coggins, Samaritans 95.
67 Resultate der Archäologie, historisch Glaubwürdiges 159
Der Tem-
pel aur dem Garizim wurde Ende des 4. Jh's v. gebaut und die (zerstörte) Stadt Sichern wurde ebenfalls damals wieder aufgebaut160. Auffallend in dieser Erzählung ist ein gewisser Widerspruch von 11,307 und 11,312: Josephus berichtet zuerst, die Ehe Manasses mit einer Fremden 161 könnte der Verbindung mit Fremdstämmigen im allgemeinen Vorschub leisten. Die zweite Stelle erwähnt, dass viele Priester und Israeliten bereits in solchen Ehen lebten und die Jerusalemer daher beunruhigt waren. Manasse war demnach nicht der erste, der eine fremde Frau heiratete - vielleicht jedoch war er der erste aus hohepriesterlichem Geschlecht162, der das tat. -Wer ist mit den "vielen Priestern und .Israeliten" gemeint? "Israeliten" kann bei Josephus die einstigen Nordreichbewohner (vgl. Ant 8,413; 9,277.280; 10,68) wie auch die Stämme des Südreiches, Juda und Benjamin (vgl. Ant 11,3.8.124.136.151 u.ö.), bezeichnen 163 • Die in 11,312 erwähn159) ZB. Wright, aaO. 178; Kippenberg 50-57. Haran, Temples 47f, schreibt, alles, was in Ant 11,302f.306-347 zum samaritanischen Tempel stehe, dürfe als zuverlässig gelten. 160) Vgl. Wright, aaO. 178-181. Jaro~, Sichern 125, begründet den Bau des Garizim-Tempels folgendermassen: "Die Tatsache, dass im hellenistischen Sichern kein Tempel gefunden wurde, macht wahrscheinlich, dass der Tempel am Garizim (Tell erRas) gebaut wurde". Dass es sich- wider alle Zweiflerum ein Heiligtum und nicht um einen immensen Altar (ohne Tempel) gehandelt hat, zeigt Campbell, Shrines 160-162, deutlich. Zur Lage des Tempels vgl. Kee, Tell-er-Ras 40lf. Weitere Literatur zu Ausgrabungen auf dem Garizim vgl. in Vogel, Bibliography 62f. 161) Josephus' Bericht deckt sich nicht mit der Angabe in Neh 13,28; ihm liegt eine andere Quelle als diese AT-Stelle zugrunde; vgl. Segal, Marriage 404-414. 162) Vgl. Josephus' Hochschätzung des "unvermischten und reinen" Priestergeschlechtes in Ap 1,30. 163) Für die Judäer und Benjaminiter braucht Josephus "Israeliten" erst ab Ant 11, dh. seit der Perserzeit. Ab hier kommt der Name zur ausschliesslichen und eindeutigen Bezeichnung der Nordreichbewohner, ausser in 11,133, nie mehr vor; vgl. Gutbrod, Art. "Iouöa:Co!;" 373. Letztgenannte Stelle sagt, das ganze Volk der Israeliten sei im Land (sc. Exilland Assyrien) geblieben. (Daraus ist aber nicht zu schliessen, dass alle Israeliten weggeführt worden sind.) In Anbetracht der Aussage von Ant 10,68 ist es uE. möglich, dass Josephus unter "Israeliten" ab Ant 11 auch die nichtexilierten Nordreichbewohner verstanden hat.
68 ten "Israeliten" könnten also aus beiden Gegenden, dem einstigen Nordreich Israel und aus Judäa, stammen. Denn die in Samarien verbliebenen Israeliten (vgl. Ant 10,68) könnten zur Zeit Esras genauso wie die Judäer fremde Ehepartner gehabt haben (zu letzteren vgl. Esra 10). Falls Esras Massnahmen gegen die Mischehen in Judäa andauernden Erfolg gehabt hätten, kämen sogar primär die Israeliten des Nordreichs in Frage. Es scheint uns wahrscheinlich zu sein, dass Manasse schon vor seiner Heirat intensiven Kontakt mit Samarien bzw. den dortigen Führungspersönlichkeiten gehabt hat. Sanballat gab ihm seine Tochter freudig (11,303), dh. doch wohl: einem ihm bekannten und von ihm geschätzten Juden. Manasse liebte seine Frau auch (11,309). Die in 11,312 erwähnten, bereits bestehenden, Mischehen beziehen sich vielleicht vorwiegend auf Israeliten des Nordreichs, während die in 11,307 enthaltene Befürchtung der Jerusalemer Aeltesten primär die Judäer betreffen könnte. Damit liesse sich der (vermeintliche) Widerspruch beider Stellen erklären 164 • Dieses "Ueberlaufen" von Priestern und Israeliten zu Manasse hängt mit den Versprechen des persischen Satrapen Sanballat 165
164) Falls diese nicht verifizierbare Vermutung zuträfe (dass "Israeliten" in 11,312 vorwiegend die Bewohner des ehemaligen Nordreiches meine), hätten wir hier ein Indiz dafür, dass diese - in Mischehen Lebenden - bis dahin-offenbar mit Jerusalemern in Verbindung standen bzw. den Juden als gleichwertig galten (Ant 11,107 erwähnt etwas, das unsere Vermutung stützen könnte: "Priester, Leviten und die übrigen des israelitischen Volkes" hätten Opfer dargebracht, weil sie erneut ein Heiligtum hatten; u.a. gehörten 12 junge Ziegen zu den Opfern, "so viel wie die Stämme der Israeliten sind"). 165) Die Erwähnung eines persischen Satrapen namens Sanballat an dieser Stelle bereitet Schwierigkeiten, wenn dieser mit dem Zeitgenossen und Gegner Nehemias zusammengebracht wird. (Neh 13,28 erwähnt, ein Sohn des Hohenpriesters Jojada habe eine Tochter des Horoniters Sanballat geheiratet.) Wenn Nehemia und Sanballat der Horoniter ins 5. Jh.v. zu datieren sind, kann der von Josephus genannte Sanballat nicht der Gegner Nehemias gewesen sein. - Viele Forscher wollen im Josephus-Text eine Reflexion des biblischen Sanballatberichtes erkennen; andere datieren Nehemia ins 4. Jh.v. - Cross, Aspects 204f. und ders., Papyri 20-22, datiert den von Josephus genannten Sanballat in die Zeit von Darius III. (335330v.). Er schreibt, Josephus habe den Sanballat der Bibel mit dem späteren Sanballat identifiziert. Wir folgen Cross
69 an seinen Schwiegersohn zusammen. Dieses Versprechen wird in 11,322f begründet bzw. erklärt: Mit Manasse wünschten viele andere seiner Landsleute ein Heiligturn zu erstellen
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wäre auch für den König von Vorteil, denn dann wäre die Macht der Juden zweigeteilt (ECb öuo öLnpnoaaL -rnv 'IouöaLwv öuva]..I.Lv) 166 Im Text von 11,302f.306-312 spielt die Ehe Manasses mit der aus chuthäischem Geschlecht stammenden Nikaso 167 , der Tochter Sanballats, eine bedeutende Rolle: Diese Verbindung scheint die Ursache der Abkehr vieler Priester und Israeliten von Jerusalem und des Neubeginns am Garizim zu sein; hinter letzterem steckt aber offenbar (auch) das Ziel, die Macht der Juden zu teilen. Die Mischehe Manasse/Nikaso erscheint auf diesem Hintergrund Auslöser eines Vorganges zu sein, dessen Wurzeln jedoch anderswo, im politischen Bereich, liegen. - Nikaso, die "Fremdstämmige"
(11,306), wurde möglicherweise im Ausland geboren, denn
ihr Vater, Sanballat, ist vom letzten persischen König Darius (III., Kodomannos) nach Samaria geschickt worden (11,302). Somit würde sie zu den Frauen gehören, die nicht aus dem eigenen Land stammen (vgl. 11,308), sondern wäre Tochter eines ausländischen Diplomaten. Im ganzen Textabschnitt werden Nikaso
darin, dass es sich in Ant 11,302 um Sanballat III., unter dem der Garizim-Tempel gebaut worden ist, handelt. (Der aus Neh 13,28 bekannte Sanballat kommt auch einmal in den Papyri von Elephantine vor [Pap. 30,29]; vgl. Cowley, aaO. 113 und Näheres zu diesen Papyri in unserem Exkurs A zu Ant 11,114.117.) -Der in den Wadi Daliyeh-Papyri genannte Sanballat ist mit dem von Josephus erwähnten nicht identisch; vgl. Cross, Aspects 204f. Näheres zu diesen Papyri in unserem Exkurs B zu Ant 11,341. - Zum gesamten Problemfeld um diesen Sanballat vgl. Marcus (Loeb) Bd. VI., Appendix B, 498-511, bes. 507f; Rowley, Sanballat; Wright, aaO. 175; Kippenberg 51. 166) Ant 11,324 erwähnt, dass der Tempel mit Zustimmung von Alexander d.Gr. gebaut und Manasse als Priester eingesetzt worden sei. 167) Haefeli, Geschichte 57, nennt Nikaso eine "Heidin". -Von einer Heirat zwischen Manasse und Nikaso wissen die samaritanischen Chroniken nichts; vgl. Gaster, Samaritans 30. (Hingegen berichtet Chronik III. von Darius, dem König der Assyrer[~], der den Sohn des Samaritaners Amram nahm und ihn mit seiner Tochter vermählte; vgl. Heidenheim, Chronik 364. Diese Version erinnert an Neh 13,28; vgl. in Anm. 165.)
70 und Sanballat nie "Samar." genannt 168 • Die "Sarnar." bzw. "Chuthäer" spielen hierin praktisch keine Rolle 169 • Das einzige, was Nikaso bzw. Sanballat mit den "Samar." verbindet, ist, dass die Sarnar. auch chuthäischen Geschlechts sind. - "Viele Priester und Israeliten" führten "solche Ehen" (11,312). Was heisst das? Sind damit Ehen gemeint, in denen die Partnerin "chuthäischen Geschlechts" bzw. eine "Sarnar." ist? Oder sind nur Ehen gemeint, in denen die Frau unmittelbar aus dem Ausland kommt, also "nicht aus dem eigenen Land stammt"? Es ist wohl naheliegend, dass Juden bzw. Israeliten sich mit Frauen Samariens verheirateten, die abstarnrnungsmässig Ausländerinnen waren. Weil "viele Priester und Israeliten" solche Ehen führten, wird man kaum an unmittelbar aus der Ferne stammende Frauen zu denken haben, sondern an alle Frauen nichtjüdischer bzw. nichtisraelitischer Herkunft 170 der Gegenden Palästinas, wo Juden lebten (inkl. Judäa) 171 • Der Personenkreis, der sich um Manasse gebildet hat, scheint einflussreiche Juden umfasst zu haben: Priester (11,312) - solche, die Manasses Wunsch nach einem Heiligturn mitgetragen haben (11,322) - solche, die sich offenbar fähig gefühlt haben, einen Teil der jüdischen Macht in Unabhängigkeit von Jerusalem auszuüben (11,323). 168) Dieses Wort kommt in 11,302f.306-312.322-324 ein einziges Mal vor (11,303). (In den gleichen Abschnitten kommt "Juden"/"jüdisches Volk" 3mal und "Israeliten" lmal vor.) Josephus bezeichnet die von ihm "Samar." genannten Leute nie als "Fremdstämmige". Eine nicht verifizierbare Ausnahme ist eventuell in Ant 11,174, wo Arnrnaniter, Moabiter, Samar. und Coelesyrier erwähnt werden. Sie sollten "Fremdstämmige" bestellen, die Nehemia töten sollten. Diese "Fremdstämmigen" müssen aber nicht notwendigerweise Samar. sein; vgl. zu Ant 11,174. 169) Weder die Absicht Sanballats (durch die Heirat dem ganzen jüdischen Volk gegenüber ein wohlwollendes Zeichen zu setzen; vgl. 11,303) nimmt Bezug auf die Samar., noch werden letztere in 11,324 im Zusammenhang mit dem Tempelbau erwähnt. Dass der Tempel (auch) für die Samar./Chuthäer gebaut werden soll, davon ist nirgends die Rede. 170) Vgl. Neh 13,23, wo aschdodische, arnrnonitische und moabitische Frauen von Juden genannt werden. 171) Gaster, Sarnaritans 29 weiss, dass Mischehen mit fremden Proselyten bis zur Zeit Esras nicht total verboten gewesen seien.
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Dass sLch dieser die Garizim-Gemeinschaft konstituierende Kreis aussch~iesslich aus jüdischen Mischehen zusammengesetzt hat, ist nicht anzunehmen (vgl. 11,322). Als sicher darf betrachtet werden, dass er genuin jahwistisch war, denn die (führenden) Männer waren allesamt Israeliten bzw. Juden; ihre (herkunftsmässig) nichtisraelitischen bzw. nichtjüdischen Frauen (vgl. 11,308.312) wurden religiös wohl so weit judaisiert, wie es ihren Partnern nötig schien. Der Nebensatz in 11,303, der die Samar. auf die Chuthäer zurückführt, ist mit der gesamten nachfolgenden Schilderung der Entstehung der Garizim-Gemeinschaft inhaltlich unverbunden.
Ant 11,341 (11,340.342a): Die Samar. treffen Alexander d.Gr. und geben sich vor ihm als Juden aus
*Ant 11, 3 4 0 : "I:a.].J.a.pE i:"ta.L" Alle Leute, zu denen Alexander d.Gr. kam, nahmen ihn freundlich auf. Die Samar. - deren Hauptstadt (lJ.n"tp6noAL~) damals Sichern war, das neben dem Garizim-Berg liegt und von Apostaten des jüdischen Volkes bewohnt war (KO."t"WKnlJ.EVnv uno "t"WV dnoa"t"O."t"WV "t"OÜ ·rouöa.Lwv fßvou~) - sahen, dass Alexander d.Gr. die Juden auf glanzvolle Weise beehrt (Aa.].J.npw~ "t"E"t"LlJ.nxEv) hatte. Darauf beschlossen sie, sich auch als Juden auszugeben (fyvwoa.v a.Ü"t"OÖ~ ·rouöa.Lou~ b].J.OAOYEi:v) (11,340). Denn so sind die Samar. von Natur aus (•nv ~uoLv): Wenn die Juden in Schwierigkeiten sind, negieren sie jegliche Verwandtschaft (dpvoüv"ta.L ouyyEvEi:~) mit ihnen; dabei sagen sie die Wahrheit. Wenn sie bei ihnen aber eine offenkundige Glückssituation feststellen, streben sie sofort nach Gemeinschaft (xoLvwvLa.), indem sie sagen, sie stammten von Ephraim und Manasse, den Nachkommen Josephs, ab (11, 341). - Mit Ehre und Ruhm, ihre grosse Ergebenheit zur Schau tragend, trafen sie den König nahe bei Jerusalem (11,342a).
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Ob ein Treffen von Alexander d.Gr. mit Juden 172 und Sarnar. je stattgefunden hat bzw. ob der Mazedonier jemals in Jerusalem gewesen ist - diese Frage wird in der Sekundärliteratur sehr unterschiedlich beantwortet. Viele Forscher verneinen, dass
eine Begegnung Alexanders mit Juden (und Sarnar.) je zustande gekommen sei bzw. dass der Herrscher je in Jerusalem gewesen sei 173 • Diese Sicht hängt aber oft- mindestens teilweisedamit zusammen, dass Josephus' Berichte über Begegnungen von Juden, Sarnar. und Siehemitern mit Alexander d.Gr. sowie dessen Besuch des Jerusalemer-Heiligturns als "Aufbausch", Erfindung zu Propaganda-Zwecken u.ä. eingestuft werden. Diese - selten vorurteilsfreie -Kennzeichnung von Texten aus Josephus' Werk geschieht wiederum aufgrund eines starken Misstrauens gegenüber dem jüdischen Historiker.
Forscher, die unvoreingenommen - dh. nicht: indifferent und unkritisch - an Josephus' Texte herangehen, können offenbar anderer Meinung sein: Crown174 und Kasher 175 halten eine Begegnung Alexanders mit Juden und Samar. als historisch durchaus möglich. Letzterer ist überzeugt, dass Josephus' Darstellung des Aufenthaltes von Alexander d.Gr. in Judäa nicht so unzuverlässig sei wie (moderne) Forscher behaupten würden. Alexander
sei zB. nicht sofort nach der Eroberung von Gasa nach Aegypten gegangen; er habe noch genügend Zeit gehabt, Jerusalem einen Besuch abzustatten. - Auch uE. ist diesem Bericht des Josephus mehr Glaubwürdigkeit entgegenzubringen als dies verschiedene Interpreten seiner Werke tun. Etliche Gegenargumente beruhen nämlich auf nichts anderem als auf Vorurteilen.
Die Begegnung der Samar. mit Alexander d.Gr. gibt Josephus Anlass, die ambivalente Haltung dieser Völkerschaft zu erwähnen 172) Ant 11,330 gibt an, dass "Phönizier" (und "Chaldäer") das Zusammentreffen des Jerusalemer Hohenpriesters mit Alexander beobachtet hätten. (Zu den "Chaldäern" vgl. Anrn. 97 im "Namensverzeichnis" S. 48). 173) Vgl. zB. Momigliano, Flavius Josephus 442-448; Moehring, Joseph ben Matthia 872. 174) Diaspora 107-123. 175) Suggestions 187-208.
73 176
Diese betrifft direkt die Identität der Sarnar. Man könnte
vorn cruyytvELa177 -Problern sprechen, denn dieses Wort steht innerhalb aller drei Texte, in denen Josephus von der ambivalenten Ha1tung der Samar. spricht. 11,340f und 12,257, wo dieser charakterliche Zug aufgrund geschichtlicher Vorfälle illustriert wird, beziehen sich auf die Zeit von Alexander d.Gr. bzw. von Antiochus IV. Epiphanes. Bei der Darstellung der jüdisch-sarnar. Beziehungen in früheren Jahrhunderten (etwa zur Zeit Esras und Nehernias, als sich die Samar. den Juden gegenüber feindlich benahmen; vgl. zu Ant 11,114.117) kommt das Thema "Verwandtschaft" zusammen mit der Ambivalenz der Samar. nie vor 178 • Diese Tatsache zeigt, dass die Samar. in Josephus' Werk erst ab der Zeit des ausgehenden 4. Jahrhunderts v. als Menschen charakterisiert werden, die ihre Herkunftstheorie je nach der politischen Wetterlage ändern. In jener Zeit - um 330v. - konstituierte sich eine aus Priestern und Israeliten bestehende neue Gerneinschaft in Samarien (vgl. zu Ant 11,303). Von diesen Bewohnern Samariens könnten einige ihre Abstammung auf Ephrairn und Manasse zurückgeführt, andere jegliche Verwandtschaft mit den Juden bestritten haben. - Diese neue Gruppe wird in 11,340 erwähnt. Das Stichwort "Sichern" verleitet Josephus dazu, die Einwohner dieses Ortes zu nennen: Es sind "Apostaten des jüdischen Volkes". Damit wissen wir, dass Sichern einer der Orte gewesen ist, wo sich Priester und Israeliten, die zu Manasse überliefen, niedergelassen haben (vgl. Ant 11,312). Da Sichern als einziger Ort namentlich erwähnt wird und zudem der Tempel in unmittelbarer Nähe (vgl. 11,340) - auf dem Garizirn- gebaut worden ist, ist Sichern bestimmt Zentrum dieser jüdischen Apostaten gewesen.
176) Diese wird erstmals in Ant 9,291, ohne konkretes Beispiel, erwähnt. Ant 12,257 spricht ebenfalls von der Ambivalenz der Sarnar.; hier wie in 11,340f wird jedoch ein Beispiel aus der Geschichte angeführt. Vgl. Näheres zu Ant 9,290 bzw. zu Ant 12,262. 177) Schlatter, Theologie BOf, bemerkt zu diesem Terminus, dass die durch die Abstammung hergestellte Gleichheit durch ihn nicht so stark hervorgehoben werde wie durch das Wort b~6QJUA.o L •
178) In Ant 11,114 steht das Wort "Verwandtschaft" zwar; es geht hier aber um einen "Bluff" der Sarnar., die mit den Persern verwandt sein wollen, weil sie aus Persien stammen. Näheres dazu vgl. zu Ant 11,114.117.
74 Die Stadt ist im ausgehenden 4. vorchristlichen Jahrhundert (auch) Hauptstadt der Sarnar. gewesen (11,340). Damit ist sie also zweierlei Menschengruppen wichtig: den jüdischen Apostaten und den anderen Bewohnern Sarnariens, den Sarnar. Dies ist aus folgendem Grund eigenartig: Die Stadt Sichern war - archäologischen Forschungsergebnissen zufolge - zwischen ca. 480 330v. unbesiedelt 179 • Sie musste also zuerst wiedererbaut werden180. -Der Grund, dass sich Judäer bzw. Israeliten (vgl. 11,312) dort ansiedelten, liegt wohl in der Bedeutung, die Sichem 181 und der sich dort erhebende Berg Garizim182 in der religiösen Tradition der Juden/Israeliten hatte. Weshalb aber war (das noch kurz zuvor verlassen dagelegene) Sichern auch für andere Bewohner Samariens, für die Sarnar., damals Hauptstadt? War allen oder den meisten Bewohnern Sarnariens Sichern als religiöses Zentrum der Vergangenheit bekannt, sodass alle oder die meisten von ihnen die wiederaufgebaute Stadt als Hauptstadt betrachten konnten? Oder wendeten sich vielleicht alle oder die meisten Bewohner Samariens dem neuen religiösen Kultort Garizim zu und anerkannten darum die arn Fusse dieses Berges liegende Stadt als Hauptstadt? - Die Wadi Daliyeh-Papyri und ihr Fundort (vgl. Einleitung 5) sowie zusätzliche Quellen - alle beziehen sich wie Ant 11,340 auf die Zeit von Alexander d.Gr. - belehren uns anders. Wir befassen uns mit diesen vorhandenen Informationen im
E X K U R S
B
Die Wadi Dal.iyeh-Papyri
In einer Höhle des Wadi Daliyeh wurden 1962 viele Skelette entdeckt. Die dort ebenfalls gefundenen Papyri vermitteln unserer Arbeit folgende interessante Hinweise: 179) Vgl. Wright, aao. 167. 180) Wright, ebd. 173 spricht von "rebuilding"; ebenso Jaro~, aao. 47: "Wiederaufbau". 181) Vgl. dazu Jaro~, aaO. 67-98. 182) Vgl. Antoine, Art. "Garizirn" 54lf. Dieser Berg wird im AT nur an folgenden Stellen namentlich genannt: Dtn 11,29; 27,12; Jos 8,33; Ri 9,7 sowie in 2Makk 5,23; 6,2. Indirekt kann er aber auch dort mitgemeint sein, wo "Sichern" steht.
75 2mal kommt der Name "Sanballat" (bzw. "Sin'uballit"), der Ant 11,302ff bekannt ist (vgl. zu Ant 11,303), vor 183 . - Die in Samaria verfassten Dokumente 184 sind für uns auch darum interessant, weil die Mehrheit der in ihnen genannten Eigennamen eine jahwistische Form hat 185 • Auch die Monatsnamen scheinen dieselben wie die der südlichen Nachbarn, der Juden, gewesen zu sein 186
Curtius Rufus 187 erzählt folgendes, das mit dem Fundort der Skelette und Papyri im Wadi Daliyeh in direktem Zusammenhang stehen dürfte 188 : Als Alexander d.Gr. in Aegypten weilte, hätten Samar. seinen Präfekten namens Andromachus lebendig verbrannt. Alexander sei daraufhin sofort nach Samaria gegangen und habe an den Mördern Rache genommen 189 •
Andere Quellen berichten, Alexander d.Gr. habe die Stadt Samaria zerstört und an ihrem Platz eine maze183) Vgl. Cross, Aspects 204f (und ders., Discovery 120), der versucht, mit Hilfe dieser Papyri eine Genealogie samarischer Statthalter aufzustellen: Er identifiziert den in Ant 11,302ff genannten Sanballat als S. III. (vgl. Anm. 165), den in diesen Papyri erwähnten als s. II. 184) Vgl. Cross, Discovery 115. (Sie sind nie vollständig publiziert worden; die Angaben von Cross, Discovery 110-121, sind die ausführlichsten.) 185) Ein Vornehmer aus Samaria heisst Yehönür; jemand anders YehÖhanan, dessen Mutter Se'Ülah; ein weiterer Hananiah. Allerdings sind auch Namen fremder 9ötter als Eigennamen vorhanden, zB. Qos (Edomitergott), Sahar (Arabergott), Kemös (Moabitergott), Ba'al (Kanaanäergott), NabÜ (Babyloniergott); vgl. Cross, Discovery 115. 186) Ein Datum, das genannt wird, ist der 20. Adar (des Jahres 2 des Regierungsbeginns von König Darius in Samaria ••• ); vgl. Cross, ebd. 113. 187) Curtius Rufus lebte wahrscheinlich im 1. Jh.n. und war römischer Historiker; vgl. Stern, Authors I. 448f. 188) Bist. IV. 8,9-11. 189) Niese, Geschichte I. 88 Anm. 3, zweifelt an der Richtigkeit dieser Erzählung; vielleicht sei sie aber nur im falschen Zusammenhang dargestellt.
76 donische Kolonie angesiedelt 190 Cross erstellt aufgrund all dieser Informationen einen "sketch of events" 191 , der folgende geschichtliche Wahrscheinlichkeiten beinhalte: Vornehme Samar. seien in einen rebellischen Akt gegen Alexander d.Gr. verwickelt gewesen. Die Auflehnung habe zum Tode von Andromachus geführt. Als diese Samar. vom Anrücken Alexanders gehört hätten, seien sie aus Samaria geflohen. Eine grosse Zahl - ganze Familien, ausgerüstet mit Nahrungsmitteln - hätte in einer Höhle des Wadi Daliyeh Zuflucht gefunden. Dort aber seien die Samar. von den Mazedoniern entdeckt worden, entweder durch eifriges Suchen oder - wahrscheinlicher durch Verrat jener Leute, die in Samaria geblieben seien. So hätten die Flüchtigen an ihrem Zufluchts192 ort durch Alexanders Truppen den Tod gefunden Mit dieser Revolte der Samar. gegen Alexanders Herrschaft193 bringt Wright den Wiederaufbau Sicheros zusammen: Weil die Stadt Samaria damals zerstört worden sei 194 und Mazedonier dort eine neue Siedlungs190) Cross, ebd. 118f, nennt Syncellus und eine Passage im Chronicon des Eusebius als Quellen. - Die Ansiedlung von Mazedoniern geschah eventuell unter Perdikkas; vgl. dazu Wright, aaO. 178f und Bengel, JH 514. 191) Vgl. Discovery 119. Einen zeitlich umfassenderen "sketch" (mit anderen Schwerpunkten) enthält ders., Reconstruction 4-18. 192) Lapp, Wadi 407, glaubt, die Samar. im Versteck seien nicht massakriert, sondern verbrannt worden. 193) Kasher, aaO. 187-208, sieht den Grund der samar. Rebellion in Alexanders (guten) Beziehungen zu den Juden. - Es ist merkwürdig, dass Josephus dieses Ereignis nicht erwähnt; offenbar hat er keine Kenntnis davon gehabt. Aus einer einzigen Stelle könnte eventuell abgeleitet werden, dass die Samar. Alexander als Herrscher ihres Gebietes vorerst nicht akzeptieren wollten: Sanballat ging zu Alexander und versicherte, ihm - anstelle von König Darius - Ergebenheit und Anerkennung zu zollen (Ant 11,321). - Da die Beziehungen der Samar. zu den Persern bzw. zu deren Eparchen gut gewesen sind (vgl. zu Ant 11,114.117), liegt eine Rebellion der Samar. bei diesem Machtwechsel uE. durchaus im Bereich des Möglichen. 194) Sowohl Wright, aaO. 178-180, wie auch Cross, Discovery 119, nehmen das an.
77 phase begonnen hätten, liege es nahe, dass die aus dieser Stadt überlebenden bzw. übriggebliebenen Samar. ausgezogen seien - wohl nach Sichern, das damals auch Zulaufstätte für Judäer bzw. Israeliten gewesen sei.
Die Papyri und die anderen Funde aus dem Wadi Daliyeh sowie die späteren Berichte über die Vorfälle in Samaria legitimieren uE.
dieses Puzzle bzw. den Sketch, den Cross erstellt. Für
unsere Arbeit sind folgende Ergebnisse oder Vermutungen wichtig:
Im 4. Jh.v. gab es in der Stadt Samaria Einwohner, die einen jahwistisch geformten Namen hatten. Daher darf wohl vermutet werden, dass diese Leute JHWH verehrten.
(Weiter interpre-
tieren möchten wir diese Namen allerdings nicht: Ob JHWH der einzige Gott dieser Samar., ihr höchster oder nur einer unter anderen Göttern gewesen ist, bleibt offen.)
- Unter den Einwohnern Samarias gab es aber auch Leute, die einen Eigennamen führten, der auf einen anderen Gott als JHWH hinweist (vgl. Anm. 185). Ob diese Menschen JHWH nicht verehrten, wollen wir ebenfalls offen lassen 195 .
Die Rekonstruktion der Ereignisse durch Cross lässt es möglich erscheinen, dass Leute der Stadt Samaria diesen Ort vor oder nach der Zerstörung durch Alexander verlassen und sich eventuell in Sichern angesiedelt haben.
195) Eine Merkwürdigkeit, die wir auch nicht interpretieren, aber erwähnen wollen, enthält der sogenannte Sklavenvertrag (ein Papyrus aus dem Wadi Daliyeh) : In ihm wird keinerlei Bezug auf Ex 21,2 genommen, wonach hebräische Sklaven im 7. Jahr freigelassen werden sollen. Der Kommentar zu diesem im Israel-Museum in Jerusalem (Abteilung "Hebrew Scripts") ausgestellten Papyrus lautet (1.4.1984): "It seems, that though the Samaritans adopted the Pentateuch as their sole sacred book, could ignore the law".
78 Josephus bzw. seine Quelle/n196 berichtet in 11,340-342a von zweierlei Menschengruppen, denen Sichern als neue Stadt wichtig war: den Apostaten des jüdischen Volkes (von denen hier weiter nichts gesagt
wird~)
und den Samar., von deren Begeg-
nung mit Alexander hier berichtet wird. Wer Josephus als "antisamaritanisch" stempelt, müsste sich aufgrund dieser Textstellen fragen, wen er mit "samaritanisch" meint. Denn ausgerechnet dieser Josephus, dem man gerne nachsagt, seine Werke würden durchwegs seine Zeit und deren Einstellung zu den Samar. widerspiegeln 197 , differenziert hier zwischen zweierlei Gruppen. Selbst wenn der Historiker den demographisch interessanten Nebensatz in 11,340 (dass in Sichern jüdische Apostaten wohnten) tel quel aus seiner Quelle entnommen haben sollte und - ausnahmsweise - als Kompilator zu den hier ebenfalls erwähnten Samar. nichts selber formuliert bzw. int€rpretiert haben sollte, stellt sich die Frage: Was bedeutet die Nennung von zweierlei Menschengruppen, die hier keineswegs miteinander verbunden werden? Wir können keine andere Antwort finden als dass sich in dieser Formulierung die historische Situation um 300v. widerspiegelt. Die Aussage, Sichern sei damals Metropole der Samar. gewesen, muss mit den oben dargelegten Ausführungen in 196) Die Quellenproblematik in Ant 11,340-347 ist uE. bis jetzt ungelöst. Als letzter hat Kippenberg (52-56) versucht, ihr auf den Grund zu gehen. Doch seine diesbezüglichen Ergebnisse überzeugen uns nicht, da sie zum Teil von Prämissen im Sprachgebrauch des Josephus ausgehen (Samar. = Sichemiter), die wir so nicht ohne weiteres akzeptieren können. - Wir vermuten, dass 11,302f.306-312 einer anderen Quelle als 11,340-342a entstammen, dass diese beiden zueinander jedoch eine engere Beziehung haben als letztere zum folgenden Abschnitt (11,342b-347) hat. Diese Vermutung - mehr will es nicht sein - ergibt sich für uns durch terminologische Beobachtungen. Da es uns hierin aber nicht primär um die Klärung historischer Gegebenheiten geht, sehen wir in einer sowieso nur hypothetisch möglichen Antwort auf die Frage der Quellen keine besonders zuverlässige Hilfe zur Interpretation des Textes. Die Zuordnung desselben als aus jüdischer - oder samaritanischer bzw. der Siehemiter-Quelle entstammend (vgl. die Diskussion in Kippenberg 50-55) - erbringt nicht mehr als ohnehin aus dem Text herausgelesen werden kann. - Dermassen undifferenzierte Aeusserungen (zu 11,297-347) wie Coggins, Samaritans 97, macht, nützen allerdings auch nichts: Diese ganze Geschichte habe mehr Gewicht im Kundtun antisamaritanischen Fühlens als dass sie über die Geschichte aus dem 4. Jh.v. Aufschluss gebe. 197) ZB. Montgomery, aaO. 156; Haefeli, Geschichte 25.
79 Verbindung gebracht werden: Samaria war zerstört, Sichern neu aufgebaut. Doch weder aus Josephus' Bericht noch aus der Rekonstruktion der Ereignisse um die Stadt Samaria in jener Zeit ist ableitbar, dass sich seit ungefähr 330v. alle aus der Stadt Samaria nach Sichern gezogenen Leute, geschweige denn alle sonstwo in Samarien 198 lebenden Samar., mit den sich in Sichern niedergelassenen Juden bzw. Israeliten religiös verbunden hätten. Wir haben keinen einzigen Beleg, dass überhaupt Leute aus der zerstörten Stadt Samaria (oder dem Gebiet Samarien) nach Sichern umgezogen sind. Josephus erwähnt in 11,340 nur eine Bevölkerungsgruppe: die Apostaten des jüdischen Volkes. Es ist jedoch denkbar, dass durch die Belebung dieses vorher verlassenen Ortes noch andere Menschen hierher gezogen sind: Samar. sowie eventuell Sidonier 199 . Auch nicht auszuschliessen ist, dass Sichern als Hauptstadt der Samar. nur•darum genannt wird, weil Samaria zerstört und die Neusiedler Sicheros für die Samar. der gesamten Umgebung eine handelspolitisch bedeutsame Funktion eingenommen haben (und ihrerseits auf die Unterstützung der in ihrer Umgebung lebenden Menschen angewiesen waren) • Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass Sichern aus religiösen Gründen "Metropolis der Samar." gewesen ist: Schon zur Perserzeit gab es Samar., die JHWH-gläubig waren (vgl. Ant 11,85) 200 ; auch aufgrund der Mehrheit der in den Wadi Daliyeh-Papyri genannten jahwistischen Namensformen könnte vermutet werden, dass sich JHWH-gläubige Sarnar. mit den Judäern bzw. Israeliten Sicheros solidari-
198) "Samar." lebten sicher nicht nur in der Stadt Samaria, sondern auch andernorts. Josephus lässt die von den Assyrern ins Nordreich Israel gebrachten Chuthäer in den Städten Sarnariens wohnhaft sein (vgl. Ant 10,184); Ant 9,279 spricht von der Stadt Samaria und vorn Land der Israeliten. Auch wenn sich das Leben der Samar. in der Stadt Samaria am intensivsten abgespielt haben mag - aufgrund der Wadi Daliyeh-Papyri kann angenommen werden, dass die Führungsschicht der Samar. in Samaria lebte (vgl. Cross, Discovery 111.119; ders., Aspects 206; Lapp, aaO. 407) -, haben wir keinen Grund zur Annahme, abseits dieser Stadt hätten keine Sarnar. gelebt. 199) Delcor, Sichern 39, erachtet die Ansiedlung einer sidonischen Kolonie in Sichern im 4. Jh.v. als möglich. In Ant 11,344 ist erstmals von Sidoniern in Sichern die Rede; dazu vgl. die Ausführungen zu Ant 11,342b.344.346. 200) Näheres dazu vgl. zu Ant 11,6lusw.
80 siert hätten 201 , wobei sich diese Solidarität vielleicht ausschliesslich auf die Benützung des Garizim-Tempels (der Sichern nahe war) bezogen haben könnte.
Die Ausführungen in 11,340-342a lassen keinen definitiven Schluss zu, in welcher Beziehung die hier genannten Samar. zu den Apostaten des jüdischen Volkes bzw. dem Garizim-Kult standen. Ob und wieviele Leute aus Samaria nach Sichern gezogen sind, bleibt ebenfalls- trotz allem- offen 202 • Keineswegs klar ist zudem, ob die hier genannten Samar. überhaupt Leute der (ehemaligen) Stadt Samaria waren: Josephus führt auffallenderweise keinen anderen Grund und kein anderes Gesprächsthema für ihre Begegnung mit Alexander d.Gr. an, als dass sich diese Samar. vor dem neuen Herrscher als Juden ausgegeben hätten. Daraus könnte gefolgert werden, dass sie sich von jenen der Stadt Samaria bewusst absetzen wollten bzw. dass es sich bei ihnen nicht um (Ex-)Städter Samarias handle. Falls diese Samar., die Alexander getroffen und sich vor ihm als Juden ausgegeben haben sollen, aber aus Samaria stammten, wäre ihr Verhalten auf dem Hintergrund der Ereignisse in dieser Stadt - psychologisch gut verständlich: Um ihr eigenes Wohlergehen zu sichern, gaben sie sich als Juden aus.
(Doch nichts lässt darauf schlies-
sen, dass sie sich in irgendeiner Form zu den Sichemitern, den jüdischen Apostaten in Sichern, gezählt haben.) -Weil der antiAlexander-Aufstand der Samar. Samarias und dessen Folgen Josephus offensichtlich unbekannt gewesen ist, vermag der Historiker die samar. Identitätsaussage vor Alexander nur zu rügen: Sie scheint ihm nur deswegen an den Tag gelegt worden zu sein, weil Alexander die Juden beehrte. Dass die Erklärung der Samar., sie seien Juden, für sie vielleicht lebenswichtig hätte gewesen sein können, konnte Josephus nicht ahnen. 201) In den vielen Mischehen der Priester und Israeliten (vgl. 11,312) entstanden wohl keine oder wesentlich geringere Aversionen und Antipathien gegenüber ursprungsmässigen Nichtjuden/Nichtisraeliten. 202) Wrights (aaO. 179f) Annahme, dass die neue Hauptstadt Sichern wegen der Zerstörung der alten, Samaria, von den "Samaritans" aus Samaria gegründet worden sei, ist eine Vermutung, die uE. weniger Wahrscheinlichkeit an sich hat als das immerhin (von Josephus) bezeugte Ereignis, dass sich Judäer/Israeliten in Sichern niedergelassen haben.
81 Wir rekapitulieren: In der Stadt Samaria gibt es Widerstand gegen A~exander d.Gr.; darum wird dessen Präfekt Andromachus lebendig verbrannt. Alexander rächt sich danach an den sich im Wadi
Da~iyeh
versteckt haltenden Samar.; zudem lässt er ihre
Stadt,
Samaria, verwüsten.
Anders
a~s
die Einwohner Samarias hat Sanballat, der persische
Satrap (vgl. 11,302), auf Alexander d.Gr. reagiert: Er unterwarf sich dem neuen Herrscher, indem er ihm sein ganzes Untertanengebiet unterstellte und sich vom persischen König löste
Dari~s
(vgl. 11,321). Daraufhin erhielt Sanballat die Zustimmung
Alexanders zum Tempelbau auf dem Garizim (11,324). Folgende Frage drängt sich auf: Hätte Alexander d.Gr. seine Zustimmung zum Tempelbau gegeben bzw. sie - nach den Ereignissen in der Stadt Samaria - nicht zurückgezogen, wenn dieser vorwiegend ein Anliegen der Samar. der (ehemaligen) Stadt Samaria gewesen wäre? Es wäre doch paD.adox, wenn sich der Mazedonier zuerst auf doppelte Weise (Wadi Daliyeh und Stadt Samaria) an Samar. gerächt hätte, um ihnen nachher den Tempelbau auf dem Garizim zu ermöglichen bzw. ihn nicht zu verhindern 203 • Die "Garizim-Sache" scheint für Alexander d.Gr. eher eine (inner-)jüdische Angelegenheit gewesen zu sein; weil die Antragssteiler aus dem jüdischen Volk kamen (vgl. 11,322f), dem Alexander Ehre entgegenbrachte, wird Sanballat seine Zustimmung zum Tempelbau 204 203) Diese Bedenken betreffen vor allem Wrights Ausführungen; vgl. dazu im "Stand der Forschung" 2. 5 Anm. 71. 204) Wright, aaO. 178, nimmt an, dass diese Zustimmung historisch glaubwürdig ist. Wir schliessen uns ihm diesbezüglich aus folgenden Gründen an: Das Projekt eines Tempels auf dem Garizim lag schon vor dem Herrschaftsantritt Alexanders d.Gr. über dieses Gebiet vor. Sanballat setzte sich aus persönlichem Interesse (Manasses Ehe mit seiner Tochter; vgl. zu Ant 11,303) für die Realisierung desselben ein und konnte vielleicht aufgrund der politisch plausiblen Argumentation (die Macht der Juden solle geteilt werden; vgl. Ant 11,323) auch Alexander von den Vorteilen eines zweiten Heiligtums überzeugen. Abgesehen davon kann vermutet werden, dass bei einem Herrscherwechsel die Einholung der Zustimmung des neuen Oberherrn politisch klug und - auf dem Hintergrund der anti-Alexander-Revolte - nötig gewesen ist. Als Alexander Tyrus belagerte (vgl. 11,321), war Sanballat vom Gebiet, das ihm bisher unterstellt war, nicht in grosser Distanz zum Mazedonier. Kontakt zwischen beiden könnte uE. möglich gewesen sein.
82 erhalten haben. Weil die am neuen Tempel interessierten Leute keine Samar., sondern Juden bzw. Israeliten waren, konnte das Bauvorhaben wohl auch ungehindert durchgeführt werden. Von einer Mitbeteiligung der Sarnar. oder von Interesse ihrerseits an einem Tempel auf dem Garizirn ist keine Rede. Der Eindruck entsteht, dass aufgrund des Herrscherwechsels (Perser bzw. persischer Satrap - Alexander d.Gr.) eine Wende eingetreten ist: Die Samar. sind - plötzlich - die Schwachen, die Juden die Starken 205 , vorn neuen Herrscher Geehrten. Möglicherweise lag ein Grund der Vorstellung der Sarnar. vor Alexander, nebst der akuten heiklen Lage, darin, dass sie sich den Juden unterlegen fühlten und nach gleicher Anerkennung verlangten. Oder wurden die Juden bzw. Israeliten, die sich wegen des neuen Kultes in Samarien niederliessen, zu einer derart einflussreichen Gruppe (vgl. 11,323:"die Macht der Juden"), dass die Sarnar. von ihnen in den Hintergrund gedrängt wurden, sobald sich Juden in Samarien niederliessen? - Die Begegnung mit Alexander d.Gr. fand jedoch nicht in ihrer damaligen Hauptstadt Sichern oder in einer anderen Ortschaft Samariens statt, sondern die Samar. trafen Alexander nahe bei Jerusalern (11,342a). 11,340-342a ist im Hinblick auf die Frühzeit der Garizirn-Gerneinschaft eine der wichtigsten Texteinheiten, obwohl der Abschnitt auf den ersten Blick nur von der ambivalenten Haltung der Sarnar. berichtet. Doch, wie dargelegt, haben wir keinen Anhaltspunkt, die Samar. und die Apostaten des jüdischen Volkes miteinander zu verbinden. Wir übersetzen darum mit "Samarier".
Ant 12,156 (12,157): Samar. verwüsten jüdisches Land und rauben Sklaven In der Zeit, als Onias Hoherpriester war, ging es den Samar. gut (EÖ npacrcrov•E~). Sie verübten aber viel Böses (€xaxwcrav) an den Juden, indem sie ihr Land verwüsteten und Sklaven raubten (crwlJ.a•a ö~apnaaav•E~)
(12,156).
205) Vgl. die in Josephus' Schilderung umgekehrte Situation in persischer Zeit zu Ant 11,114.117.
83 Diese Beschädigungen jüdischen Territoriums und der Raub von Sklaven durch Sarnar. geschahen zur Zeit des Hohenpriesters Onias II. 206 , dh. um 200v. Aufgrund dieser bösartigen Taten könnte gerätselt werden, ob sich die Samar. damals vor den Juden stark gefühlt hatten oder ob ihr Verhalten eher ein Akt der Schwäche ausgedrückt hatte. Josephus' Mitteilung, dass es ihnen damals gut gegangen sei, spricht uE. - trotz des mehrdeutigen griechischen Terrninus• 207 , den er braucht- eher für das erste. Büchlers Annahme, der Inhalt von 12,156 stamme aus einer samar. Quelle 208 , ist uns zu wenig begründet. Sie beruht auf dem sich hier anschliessenden (12,158-224) sogenannten Tobiadenrornan 209 , der sich nur bei Josephus findet 210 • Aus ihm geht hervor, dass die Samar. zu den Tobiaden freundschaftliche Beziehungen hatten (vgl. 12,168) 211 • Doch deswegen muss dieser "Tobiadenrornan" - und erst recht das in 12,156 Dargelegte - nicht aus einer sarnar. Quelle stammen. Schalit möchte in der Formel tyEVETO ÖE •aü•a tnL UPXLEPEWG ·ovCou - sie ist eine Art Schlusssatz zu dem, was 12,156 über die Samar. erwähnt - eher einen Hinweis
206) 12,157 beschreibt Onias als Sohn von Sirnon dem Gerechten, dh. es handelt sich um Onias II. Er lebte zur Zeit des Ptolernäus IV. (221- 205v.) und des Ptolernäus V. (205- l80v.); vgl. Marcus (Loeb) Bd. VII., Appendix B, 733. 207) Haefeli, Geschichte 73, lässt offen, ob di npaaaovTEG "ökonomisch oder politisch zu deuten ist .•• Vielleicht sind beide Elemente miteinander zu verbinden". Letzteres tut Kippenberg 75 Anrn. 75. Der griechische Terminus kommt im Zusammenhang mit den Sarnar. auch in Ant 9,291 vor; hier bezieht er sich allerdings auf die Juden. np&.aaw bzw. npa••w braucht Josephus oft (vgl. Rengstorf, Concordance III. 504508). Zusammen mit EÖ kommt das Wort jedoch nur 3rnal (Ant 4,286; 9,291; 12,156) vor; die erstgenannte dieser Stellen ist im Sinne von "sich rechtrnässig verhalten" zu verstehen. 208) Vgl. Tobiaden ß7f. Büchler hat die Tendenz, gewisse Erzählstränge schnell einer samar. Quelle zuzuschreiben; vgl. dazu Kippenberg 52 und Hengel, JH 490 Anrn. 74. Unsere Ansicht in bezug auf die Quellenhypothesen vgl. zu Ant 11, 341 Anrn. 196. 209) Näheres zu ihm in Stern, Notes 35-47 und in Hengel, JH 490495. 210) Vgl. Schäfer, Geschichte 35. 211) Kippenberg 75 meint, dass sich wahrscheinlich beide zusammen für die Ptolemäer und gegen die Seleukiden eingesetzt hätten.
84 auf eine jüdische Quelle erkennen 212 • Raub von (jüdischen) Sklaven erschien möglicherweise schon um 200v. als ein besonders verabscheuungswürdiges Verhalten. Ant 16,2 (bezogen auf die Zeit von Herades d.Gr.) berichtet, Juden dürften nicht an Fremde (dAAO~UAOL~) und an solche, die nicht die gleiche Lebensweise (öLaL•a) wie sie selber haben, versklavt werden 213 ; dies wäre eine Sünde gegen die ßpnaxEla. - Nun spricht Ant 9,290 von Bräuchen der Samar., die wahrscheinlich noch zur Zeit des Josephus gepflegt worden sind und die sich von den jüdischen offenbar unterschieden haben; daher ist es möglich, dass jüdische Sklaven (schon um 200v.) nicht an Samar. weiterversklavt werden durften. Der Menschenraub, den 12,156 erwähnt, ist von den Juden wohl als schwerwiegendes Delikt interpretiert worden. Mit Coggins und Smith ist daran zu zweifeln, ob die Aggressoren Angehörige der Garizim-Religionsgemeinschaft gewesen sind 214 Ein sicherer Hinweis dafür fehlt. Diese Samar. werden nämlich in keiner Weise mit Sichern, dem Garizim oder den jüdischen Apostaten in Verbindung gebracht. Sicher ist nur, dass es sich bei ihnen um Leute aus Samarien gehandelt hat. Um der Identität dieser Samar. aber auf die Spur zu kommen, ziehen wir hier einen Text bei, der etwa die gleiche Zeit wie Ant 12,156f betrifft und näheren Aufschluss über Samariens damalige Bewohner geben kann: Sir 50,25f.
212) Vgl. Herades 519 Anm. 133: Diese Formel trage ein "chronikartiges Gepräge"; die Nachricht, die 12,156 berichte, sei vielleicht einer oniadischen Familienchronik entnommen worden. 213) Hengel, JH 489, schreibt, dieses Verbot sei "zumindest in nachmakkabäischer Zeit" in Geltung gewesen. 214) Ersterer, Samaritans 102, schreibt: " ••• it is obviously possible that he, or the source he was following, here had a different group in mind". Smith, Parties 281 Anm. 210, vermutet: "It is probable that the pagan inhabitants of Samaria are referred to in Ant 12,156.168.172".
85 EXKURS
c . S.ir S.O., 2.5.f..und .di.e. Bewohner Sarn.ariens
Ben Sira verwünscht in 50,25f zwei Völker und eine zusätzliche Menschengruppe. Der griechische Text der LXX lautet: 'Ev ÖUOLV fßVEOLV npoaooxßLOEV n ~UXn ~CU, xat TÖ TplTov oOx faTLV fßvo~: (V. 25) ot xaan~EVOL tv ÖpEL Ea~pela~ xat ~UALOTU~, xaL' b AaO~ b ~oopÖ~ b XaTOLXiiiV tv ELXL~OL~. (V. 26) Der griechische Text 215 unterscheidet zwischen Leuten im Bergland Sarn.ariens 216 , Philistern 217 und Leuten in Sichern. Diese Aufzählung ist wichtig und darf nicht ignoriert werden 218 • Im LXX-Text werden die in 50,26a Genannten als fßvo~ bezeichnet, während den Letzterwähnten (in 50,26b) diese Bezeichnung direkt abgesprochen wird. Die Leute in Sichern sind ein AaO~. Bickerman 219 erklärt zum Terminus fßvo~: In Ant 12,141 meine er Judäa; dies heisse: "Nicht die Israeliten sind ein ethnos, sondern Judäa ist eines. Man teilte zu jener Zeit die politischen Gebilde in drei Kate-
215) Die vom Die an;
Uebersetzung von Ben Siras Buch ins Griechische wurde Enkel des Verfassers angefertigt (vgl. [hebr.J Sir 1,7). Abfassung des hebräischen Originals setzt man um 190v. vgl. Sauer, Sirach 490.
216) So oder "im Gebirge Sarn.ariens" sollte 50,26a übersetzt werden; ein bzw. "der" Berg von Samaria (oder: Sarn.arien) ergibt keinen Sinn. Will man trotzdem einen Berg (oder Hügel) bei Sarn.aria annehmen, würde diese Interpretation allerdings an den folgenden Ausführungen nichts ändern: Es kann sich jedenfalls - inhaltlich bedingt - nicht um den Garizim handeln, dh. die auf dem Berg Sarn.arias (oder: Samariens) Lebenden können mit den Drittgenannten in Sichern nicht identisch sein, weil der Zahlenspruch von dreierlei verschiedenen Gruppen spricht. 217) Nicht blass eine Hasserklärung, sondern eine Verfluchung dieser letzteren in breit ausgefalteter Weise enthält Jub 24,28-32; vgl. dazu Testuz, Idees 24.40. 218) Das tut zB. Sauer, aaO., der gar nicht erwähnt, dass die LXX einen anderen Wortlaut als der hebräische Text hat. 219) Freibrief 230.
86 gorien ein: polis, die griechische Form des organisierten Zusammenlebens, dynasteia, die Herrschaft eines Fürsten, und ·ethnos, das Volk, das nach den orientalischen Traditionen lebte". TO ~ßvo~ Twv 'IouöaCoov erscheine in mehreren Staatsakten jener Zeit als amtliche Bezeichnung für die Juden Jerusalems und das dazugehörige flache Land 220 . - Analog zu Judäa wäre auch Samarien ein
eßvo~,
wobei dieses die Bewoh-
ner dieser Gegend, die Samar., meinte.
eßvo~
meint-
Bickermans Untersuchung folgend - kein Volk im Sinne einer Nation, sondern ein politisches Gebilde bzw. die Bewohner desselben. Dieses Verständnis von
eßvo~
scheint die LXX-Version in Sir 50,25f zu bestätigen: Die "zwei Völker" - die im Bergland Samariens Lebenden und die Philister - bewohnen je ein (grösseres) Gebiet, ein bestimmtes Territorium. Daher werden sie ~ßvo~
genannt. Bei den Leuten von bzw. in Sichern trifft
dies nicht zu: Sie leben - offenbar nur - in einer Stadt 221 , gehören also- um Bickermans Einteilung aufzunehmen- zum politischen Gebilde einer n6AL~ 222 •
Sichern wird durch die separate Erwähnung seiner Einwohner vom Bergland (bzw. vom
eßvo~)
Samarien abge-
hoben. Diese Trennung macht den Anschein, als ob dessen Ansiedler sich von den anderen Bewohnern Samariens unterschieden, obwohl ihre Stadt, Sichern, doch im Gebiete von Samarien liegt (vgl. Ant 11,310: der Berg Garizim, der sich neben Sichern erhebt [11,3401, ist
220) Ebd. 230. 221) b xaToLxwv (50,26b) deutet auf Ansiedler/Uebersiedler hin. Das Wort bezeichnet eine "Kolonie" (bes. eine Militärkolonie); vgl. Schalit, Brief 358 und Tcherikover, aaO. 297f. 222) Sirach (LXX) braucht das Wort eßvo~ gut zweidutzend Mal. Es hat immer die Bedeutung "Volk" im Sinne einer grösseren Einheit; nie bezieht es sich auf Einwohner nur einer Stadt. (Josephus hingegen verwendet den Terminus für die Zeit des König Saul auch für Einwohner einzelner Städte, zB. Sichems; vgl. Ant 6,140.)
87 der erhabenste in Samarien 223 ). Sei es, dass den Sichemitern die Bezeichnung €8voG abgesprochen wird, weil sie sich von anderen Bewohnern Samariens unterschieden haben, sei es, weil sie (Ebengesagtes vorausgesetzt) aufgrund zu geringer Zahl einen eigenen Status gehabt haben - der griechische Text hebt sie durch die separate Erwähnung als etwas Besonderes hervor. Er unterscheidet zwischen - "zwei Völkern" I
"kein Volk"
- "die im Bergland Samariens Lebenden und die Philister" I
"die Ansiedler in Sichern".
So suggeriert der griechische Text, dass zur Zeit Sirachs oder zur Zeit der Uebersetzung des Buches von Sirach ins Griechische die Bewohner des Berglandes Samariens und die Leute in Sichern zu unterscheiden seien. Ob dieser allfällige Unterschied religiös oder herkunftsmässig begründet werden könnte, ist aus dem Text nicht zu erschliessen: Waren die Leute vom Bergland Samarien - wie jene in Sichern - auch Anhänger des Garizim-Kultes (vgl. zu Ant 11,303) oder hatten sie zu ihm keine Beziehung? Unterschieden sich die Bewohner des Berglandes Samarien herkunftsmässig von denen in Sichern (waren erstere vielleicht nichtjüdischen/nichtisraelitischen Ursprungs und letztere eventuell ausschliesslich Judäer)?
Verschiedene Kommentatoren ziehen die hebräische Version der griechischen vor. Oft geschieht dies darum, weil sie im Wortlaut der LXX keinen Sinn sehen. Ihrem Vorverständnis entsprechend ist die gleichzeitige Erwähnung der im Bergland Samariens Wohnenden und der
223) Gegen Marcus (Loeb) z.St. deuten wir rnv Ea~ape~av als Gebiet (vgl. "Einleitung" 6) und übersetzen ul.jJnA.6rarov mit "erhabenst". Der Berg Garizim befindet sich ja nicht neben der Stadt Samaria. Zudem spricht 11,310 schon von mehreren Orten bzw. einer ganzen Gegend. Der Garizim ist mit 868m auch nicht der "höchste" der Berge Samariens; der Ebal ist 938m hoch; vgl. Abel, Geographie 62.
88 Leute in Sichern eine Tautologie 224 Text von Sir 50,25f lautet 225 :
- Der hebräische ~w~)
(V. 25)
:bV
n~v
I))~~
nw~~~
(V. 26)
.bjW~
o~,l
~w~~Wnl
i"VW
11n
~)w~
~~)
~~w~~ ~lll
Weil hierin "Samarien" durch "Seir" ausgetauscht ist 226 , entstehen bei der Deutung dieses Wortlautes keine Probleme: Die beiden Völker sind demnach die Idumäer (in Seir) und die Philister; die drittgenannte Gruppe ist das "Volk" in Sichern. - Das hebräische Fragment unterscheidet sich im Gebrauch der zwei verschiedenen Bezeichnungen für "Volk" im Vergleich zum griechischen Text: Die in Seir Lebenden (=Idumäer) und die Philister sind je ein ~ll - ebenso jene in Sichern. Damit wird der Unterschied (des politischen Status') zwischen Idumäern/Philistern und den Sichemitern vorerst verdunkelt. Doch letztere fallen auch in diesem Text auf. Ihnen wird etwas abgesprochen, das bei den andern beiden gar nicht erwähnt wird: Die Sichemiter seien kein bV. Das erweckt in diesem Text, wo bV nur hier steht, den Eindruck, dass die Sichemiter - im Gegensatz zu denen in Seir und den Philistern - eigentlich ein bV sein sollten; weil sie 224) Vgl. zB. Abel, Histoire 211, der darum von den Idumäern spricht; auch Duesberg/Auvray, livre 205 Anm b. Coggins, Samaritans 86, zieht die hebräische bzw. lateinische Version mit folgender Begründung vor: " ••• but it seems much more probable that the threefold condemnation of Seir, Philistia and Shechem is original, and that the reference to the mountain of Samaria is a textual corruption in the Greek, either through a scribal error, or through an intentional increase of anti-Samaritan material". 225) Aus: Smend, Weisheit 59. 226) Auch die syrische Ueberset~ung weist auf Seir bzw. Idumäa hin. Sie schreibt nämlich-l::14; vgl. Barthelemy/Rickenbacher, Konkordanz 388. "Gebal" bzw. "Gobolitis" ist eine Region in Idumäa (vgl. Ant 2,6), deren Bewohner Amalekiter und Edomiter genannt werden (vgl. Ant 3,40; 9,188). Graetz, Geschichte II./2, 247f Anm. 3, spricht jedoch von einer idumäischen Enklave innerhalb Judäas (um Beth Guvrin), die "Seir" und auch "Gabalene" genannt worden sei. Vgl. so auch in Abel, Geographie 391.
89 es in den Augen des Verfassers aber nicht sind, nennt er sie- wie die andern beidenist mit dem OV
1~~~~
~1) 227 • Vielleicht
gemeint, dass die Beziehungen
der Leute in Sichern zu den (andern) Juden gestört seien, dass die (ursprünglich beiden gemeinsame) Administration und Organisation inkl. den Gottesdiensten auseinandergefallen seien 228 .
Die Vulgata folgt insofern dem hebräischen Text, als auch sie "Seir", nicht "Samarien",schreibt; anderseits übersetzt sie - analog dem griechischen Text f:övos;;
(von LXX 50,25) beide Male mit "gens" und A.a.6s;;
(von LXX 50,26) mit "populus": Duas gentes odit anima mea tertia autem non est gens quam oderim:
(V.
27)
Qui sedent in monte Seir et Philisthirn et stultus populus qui habitat in Sicimis.
(V. 28)
Das im Vergleich zum griechischen und hebräischen Wortlaut auffallendste Element im lateinischen Text ist der Zusatz in 50,27b: "quam oderim" hebt die drittgenannte Menschengruppe, das törichte Volk in Sichern, von den beiden gehassten Völkern ab. Der Uebersetzer oder Ergänzer gibt damit dem Text eine Dimension, die 227) Vom Gebrauch dieser beiden Termini (OV und ~1)) in Sir ist leider nichts Konkreteres ableitbar als dass der Autor beide sowohl für die Israeliten/Juden (OV zB. 46,13; 47,23; ~1) zB. 44,4) wie auch für fremde Völker (OV zB. 33,3; ~1) zB. 16,9; 46,6; 49,5) und in einem nicht bestimmbaren Sinn - in weisheitliehen Ratschlägen- braucht (OV zB. lO,lf; 37,26; 42,11; 51,2; ~1) zB. 10,8; 16,6). Daher ist Vorsicht geboten, wenn die beiden Wörter theologisch interpretiert werden sollen: OV meint (im AT) nicht immer das erwählte Volk, ~1) bezeichnet keineswegs immer den Nichtjuden/Nichtisraeliten; vgl. dazu Cody, People 1-6. 228) Vgl. so Cody, aaO. 5. Bengel, JH 44 Anm. 153, mutmasst zu OV 1~~~~. dieses sei vielleicht "so zu verstehen, dass diese nach ihrer Revolte gegen Alexander dem Stadtgebiet der neuen Militärkolonie Samaria zugeschlagen wurden ( •.. ) und sie rechtlich den Status eines Ethnos erst nach Pompeius erhielten". -Auf den Zusammenhang von Dtn 32,21 und Sir 50,25f weist Schlesinger, Textdeutung 277, hin. Er stellt fest, dass die hebräische Wortwahl (OV 1~~~~ und 7~~ ~1)) aus Dtn 32,21 geschöpft sei. Schon in ältester Zeit sei "der ganze Vers 32,21 als auf die Samaritaner sich beziehend gedeutet" worden.
90 weder die griechische noch die hebräische Version kennen: Die Leute in Sichern sind für ihn kein Volk, das er hasst; sie sind - sozusagen bloss - eine törichte Menschenmenge. Vom griechischen wie vom hebräischen Wortlaut her ist diese Aus-Deutung (die die Vulgata hat) uE. möglich, jedoch nicht unbedingt richtig, dh. eventuell gegen die Absicht des ursprünglichen Verfassers gerichtet: Dass die drittgenannte Gruppe auch verabscheut wird, steht nicht ausdrücklich im Text; nur von "zwei Völkern" ist die Rede. Man wird jedoch geneigt sein, das Verb in (LXX und hebr. Text) 50,25a bzw.
(Vulg.) 50,27a auch auf die dritte Gruppe zu be-
ziehen. - Bei Kommentatoren wird der Zusatz der Vulgata übergangen oder als verfehlter Erklärungsversuch interpretiert 229 - dies wohl auch darum, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass Sirach die "Törichten" in Sichern nicht auch gehasst hätte. Der Zahlenspruch in Sir 50,25f (Vulgata: 50,27f) 230 richtet sich in der griechischen, der hebräischen und - abgeschwächt - in der lateinischen Version gegen dreierlei Menschengruppen. Die Adresse der drittgenannten ist Sichern. Nicht die Bewohner des ganzen Gebietes Samarien werden zum "törichten Volk" gezählt, sondern nur Einwohner der Stadt Sichern! Dass "Törichte" offensichtlich nur in dieser Stadt lebten, kann uE. nicht dahingehend interpretiert werden, der Verfasser habe von dieser drittgenannten Gruppe primär oder ausschliesslich die Führungspersönlichkeiten gemeint. Dagegen spricht, dass die beiden vorher erwähnten Bevölkerungsgruppen (jene im Bergland Samariens bzw. in Seir Lebenden und die Philister) auch ganz allgemein erwähnt werden. Zudem weist der Sprachgebrauch der LXX-Version bei denen in Sichern auf eine 229) Vgl. zB. Peters, Buch 435: "Der Zusatz quam oderim in Lat ist ein ganz verfehlter Erklärungsversuch". 230) Küchler, Weisheitstraditionen 141 zufolge enthält diese Stelle einen der in den biblischen Schriften nicht besonders vielen Zahlensprüche. Sir weist einige davon auf (23, 16; 25,7-11; 26,5.28; 50,25f).
91 Menschengruppe hin, die sich dort als Siedler (aus einem ursprünglich anderen Gebiet) niedergelassen hat (vgl. Anrn. 221). Den drei Versionen gerneinsam ist also, dass in ihnen eine Menschengruppe, die sich auf Sichern beschränkt, erwähnt wird. Purvis 231 möchte dem Faktum, dass Sir 50,1-24 ein Loblied auf den Hohenpriester Sirnon (II., genannt "Sirnon der Gerechte") enthält und unmittelbar darnach der Zahlenspruch gegen die drei Völker folgt, Gewicht beimessen: (Nicht näher genannte) rabbinische Traditionen enthielten Angaben, die von gewissen antijüdischen Aktivitäten von Sarnar. handelten 232 • Purvis identifiziert diese Sarnar. mit der von Sirach drittgenannten Menschengruppe: dem törichten Volk in Sichern. Der LXX-Version, die noch andere Bewohner Sarnariens nennt, schenkt Purvis keine Beachtung; ebenso zieht er nicht Erwägung, dass Sarnar. nicht nur in Sichern, sondern auch anderswo in Sarnarien, gelebt haben (können). Sein Schluss, die dritte im Zahlenspruch genannte Gruppe (die antijüdisches Verhalten an den Tag gelegt haben soll) sei der Grund, weshalb diese dreifache Verwünschungsforrnel direkt nach dem Loblied auf Sirnon II. folge, scheint uns nicht zwingend zu sein 233 ; die Erwähnung der beiden anderen an dieser Stelle müsste auch begründet werden können. In Anlehnung an die Bezeichnung in Ant 12,156 ("Sarnar.") und unter Berücksichtigung des LXX-Wortlautes könnte ebensogut angenommen werden, die "im Bergland Sarnariens
231) Ben Sira 90. Diesern Aufsatz liegt leider keine gründliche Textanalyse von Sir 50,25f zugrunde. Zudem werden auch keinerlei terminologische Differenzierungen gemacht. Darum können wir nicht allen Gedankengängen von Purvis zustimmen. - Vgl. auch die Kritik von Srnith, aaO. 281 Anrn. 208. 2 3 2) Ebd. 9 0 • 233) Die samaritanische Chronik VI. enthält zwar einiges über Sirnon den Gerechten. Dieser soll gegen die Samaritaner äusserst hart gewesen sein: Er habe das Feiern ihrer Feste und das Lesen des Gesetzes nach samaritanischer Tradition verboten; vgl. dazu Gaster, Sarnaritans 33f. (Zu Sirnon dem Gerechten vgl. im "Stand der Forschung" 3.)
92 Lebenden" hätten dem Verfasser bzw. Uebersetzer des Buches Sirach den Grund geliefert, diesen Zahlenspruch nach dem Loblied auf Sirnon II. zu plazieren. Für den Verfasser des griechischen Textes unterschieden sich die Leute in Sichern offenbar von den anderen Bewohnern Samariens; in den anderen Versionen bzw. Uebersetzungen (die "Seir" anstelle von "Samarien" haben) werden nur die Einwohner Sichems, keine (anderen) "Samar.", erwähnt. In Sir 50,25f fällt auf, dass "das törichte Volk, das in Sichern wohnt", so und nicht mit einem Namen genannt wird. Aber auch die Bewohner des Berglandes Samarien (LXX) bzw. Seirs (hebr./latein. Text) haben - anders als die Philister - keinen Namen.
Dieser Exkurs über den Text aus Sir 50 kann bevölkerungsstrukturelle Probleme zwar nicht lösen; uE. wirft er aber Licht auf sie und zwar für die Zeit um 200v. und die anschliessenden Jahrzehnte. Josephus berichtet von dieser Epoche, dass es den Samar. damals gut gegangen sei; ihre Verhaltensweisen - Landverwüstungen und Sklavenraub - setzen wohl eine gewisse Stärke voraus. - Wenn man bedenkt, dass Samar. in Samaria und - zerstreut - im ganzen Land der Israeliten wohnten (vgl. zu Ant 10,184 und vgl. bes. Ant 9,279), darf man annehmen, dass diese Bevölkerungsgruppe im Vergleich zu den Einwohnern Sicheros allein (vgl. Exkurs C) recht stark gewesen sein könnte. M.a.W.: Die Sichemiter, die Sir 50,26 als törichte Menschenmenge bezeichnet, waren - gemessen an der Bevölkerungszahl des übrigen Samarien - eine kleine Gruppe. Ob es sich bei den Delinquenten, die Ant 12,156 erwähnt, ausgerechnet um Leute aus der Stadt Sichern gehandelt hat, kann nicht bewiesen werden; es stellt sich sogar die Frage, ob Josephus nicht den Terminus "Sichemiter" gebraucht hätte, wenn die Täter (von denen 12,156 berichtet) zur törichten Menschenmenge aus jener Stadt gehört hätten; er braucht diese Bezeichnung in Ant nämlich schon für die Zeit des ausgehenden 4. Jh's v. (vgl. Ant 11,342.344.346). - Aufgrund der Terminologie der LXX-Version von Sir 50,25f und aufgrund der (in allen Versio-
93 nen gleichen) Beschränkung der drittgenannten Menschengruppe auf Sichern sind wir nicht in der Lage, die in 12,156 erwähnten Samar. mit Siehemitern zu identifizieren bzw. sie als Mitglieder der SRG zu interpretieren. Unsere Ant-Stelle bringt die Täter aus Samarien in keiner Weise mit Sichern, dem Tempel auf dem Garizim und den (Nachkommen der) Apostaten des jüdischen Volkes in Verbindung. Darum deuten wir "Samar." in 12,156 als "Samarier", Bewohner Samariens, die nicht zur Garizim-Gemeinschaft gehört haben.
Ant 12,262 (12,257) 234 : Die Samar. sagen, sie seien Ansiedler der Meder und Perser *Ant 12,257:
"Ea].Lape:'C"ta~"
*Ant 12,262: "ot E\1 E~KCJ.LO~G E~owv~o~" In 12,262 steht Ea].LapEi:G 235 in einem sich zwischen zwei Briefen befindenden Verbindungssatz aus Josephus' Feder. Die Samar. schrieben an König Antiochus Theos Epiphanes einen Brief, der in 12,258-261 enthalten ist. Der König verfasste daraufhin eine Antwort, die Josephus in 12,262f zitiert. - Einleitend zum ersterwähnten Brief (der Samar.) macht Josephus Bemerkungen über die ambivalente Haltung der Samar. bezüglich ihrer Herkunft (12,257); diesmal geht es den Samar. um Abhebung von den Juden 236 Weil die Samar. zur Zeit des Antiochus IV. Epiphanes die Juden leiden (naaxov"taG) sahen, wollten sie nicht mehr (o6Ke8') mit
234) Zwischen diesen beiden Textstellen wird ein Brief zitiert (Ant 12,258-261), in dem sich die von Josephus "Samar." Genannten als "Sidonier in Sichern" ausgeben. Zu dieser letztgenannten Bezeichnung vgl. zur Texteinheit Ant 12,258. 260.262. Wir beschränken uns hier auf den Rahmen, den Josephus dem Dokument gibt. 235) FLV haben Ea].Lape:'C•a~. Diese Namensform dürfte in Anlehnung an 12,257 gewählt worden sein, wo sie auch steht. Hier wie dort geht es um dieselben Sarnar. 236) Ant ll,340f erwähnen das Umgekehrte: Zur Zeit von Alexander d.Gr. hätten sich die Sarnar. als Juden ausgegeben; vgl. zu Ant 11,341 und ebd. Anrn. 176.
94 ihnen verwandt (OUYYEVELG) sein; auch der Tempel auf dem Garizim sollte nicht der des grössten Gottes sein (ouöE •Öv tv raPLbELV vaöv •oü ~Ey~a•ou 8EoÜ). Und sie handelten gernäss ihrer Natur ~uaEL), indem sie sagten, sie seien Ansiedler (ano~Kouc) der Meder und Perser. Und sie sind solche Ansiedler (Kat yap daLv •o{m.ov dnoLKOL) (12,257).
(•n
Die beiden Briefe, die Josephus zitiert (12,258-261.262f), enthalten die Bezeichnung "Sidonier in Sichern". Diese Angabe und der Inhalt vor allem des ersten Briefes geben Josephus anscheinend Anstoss, die Umstände kurz zu nennen, die (seiner Ansicht nach) zum Verfassen des ersten Briefes geführt haben: Die miese Situation der Juden unter Antiochus IV. habe die Samar. veranlasst, sich über ihre Identität zu äussern, dh. sich von den Juden abzuheben. 12,257.262 sprechen von "Samar."; diese Bezeichnung kommt in beiden von Josephus zitierten Briefen jedoch nicht vor. Der Name "Sidonier", den die Dokumente enthalten, beeindruckt Josephus offenbar nicht: Er lässt sich gar nicht auf ihn ein. Für ihn sind die Briefeschreiber die "Samar.". Mit diesem Stichwort verbindet er auch hier "Meder und Perser" (vgl. zu Ant 10, 184; 11,114.117 und vgl. Ant 9,278.288). Die - angebliche Identitätsaussage der Samar., sie seien Ansiedler der Meder und Perser, kommt im zitierten Brief der Samar. bzw. Sidonier aber nicht vor. -Die verschiedene Terminologie -der Rahmen (12,257. 262) bzw. Josephus spricht von Samar./Ansiedler der Meder und Perser; die zitierten Briefe sprechen von Sidoniern in Sichern weist uE. darauf hin, dass die beiden Briefe wahrscheinlich echt sind 237 • Die Terminologie zeigt zudem, dass und wie Josephus - scheinbar mühelos - die sich selber "Sidonier in Sichern" nennenden Leute "Samar." nennen kann. Diese "Interpretation" des Josephus erweckt den Eindruck, der Historiker nehme die Selbstbezeichnung der Briefeschreiber, "Sidonier", nicht ernst; er habe selber keine Kenntnis davon, dass im 2. Jh.v. in Sichern
237) Das muss nicht notwendigerweise heissen, dass sie exakt so, wie sie hier zitiert werden, geschrieben worden sind. Josephus hat sie ja auch aus einer Quelle.
95 S.idonier gelebt hätten 238
Allerdings könnten die Sidonier von
Josephus auch "Sarnar." genannt worden sein, weil zu seiner Zeit schlechthin alle Bewohner Sarnariens als "Sarnar." bezeichnet worden sein könnten 239 • Aus Josephus' Einführung zum ersten Brief (12,257) und aus dem Schreiben selber (12,261) geht hervor, dass diese Sarnar. bzw. Sidonier zum Garizim-Tempel (irgend-)eine Beziehung gehabt haben. Sie behaupten jedoch, nicht Juden zu sein (12,261) und bringen sich selber auch nicht mit den (Nachkommen der) Apostaten des jüdischen Volkes in Zusammenhang. Die hier gemachten Beobachtungen zum Rahmen des Sidonierbriefes bzw. zur Terminologie lassen noch keinen definitiven Entscheid zu, ob diese Samar./Sidonier zur SRG gehörten oder nicht. Ein solcher kann erst gefällt werden, nachdem alle SidonierTexte in Josephus' Werk analysiert worden sind. Wir lassen darum hier "Samar." in dieser unbestimmten Form stehen.
Ant 13,74.75 (13,76-79): Streit um das legitime HeiligtumJerusalern oder Garizim? In Alexandria entstand zwischen den Juden und den Sarnar., die auf dem Garizim - im Heiligtum (\tp6v), das zur Zeit Alexanders gebaut worden war - anbeteten (ot
•o
tv
rapL~ELV
npoaE-
xuvouv) , ein Aufruhr (auvtßn a•aaLaOaL TIPOG aAAnAOUb) . Sie disputierten in Gegenwart des Ptolemäus über ihre Heiligtümer. Die Juden sagten, es sei das jerusalemische, das gernäss den mosaischen Gesetzen (xa•a •ouG Mwuatob
v6~oub)
gebaut worden
sei, die Samar. sagten, es sei jenes auf dem Garizim (13,74). Sie ersuchten den König, zusammen mit seinen Freunden ihren Argumenten zuzuhören und die im Gespräch Unterliegenden mit dem Tode zu bestrafen. Für die Sarnar. machten Sabbäus und Theo238) Ant ll,342b-346 nennen ebenfalls "Sidonier in Sichern". Auch dieser Text erweckt den Eindruck, Josephus selber wisse nichts von Sidoniern in Sichern. Nicht erwähnt in seinem ganzen Werk werden auch jene Sidonier in Marisa, deren dortige Existenz für das 2. Jh.v. belegt werden kann (vgl. Näheres zu Ant 13,275-277). 239) Vgl. Ant 10,184: Die Uebertragung des Landschaftsnamens auf die Bewohner schliesst dies jedenfalls nicht aus.
96 dosius Reden, für die Jerusalemer und Juden tat dies Andronikus, der Sohn des Messalamus (13,75). Sie schworen bei Gott und dem König, ihre Darlegungen dem Gesetze folgend zu machen und baten Ptolemäus, er möge jeden Uebertreter dieses Schwures töten lassen. Der König brachte viele seiner Freunde zur Versammlung (13,76). Die Juden in Alexandria waren in grosser Besorgnis, weil sie befürchteten, jemand plane die Zerstörung des altehrwürdigen und berühmtesten Heiligtums der Welt (13,77). Sabbäus und Theodosius erlaubten Andronikus, die erste Rede zu halten. Dieser begann mit Beweisen aus dem Gesetz und der Sukzession der Hohenpriester am Tempel (•oü vaoü). Er sagte auch, dass alle Könige Asiens (nav•E~ ot •n~ 'Ao~a~ ßaoLAEt~) das Heiligtum durch Weihgeschenke und prächtige Gaben ehrten, während jenem auf dem Garizim keinerlei Beachtung geschenkt worden sei (•oü ö' EV rapLi:;dv w~ ouöt 5v•o~ ouöd~ AOYOV ouö' E:mo•poqniv E:noLnoa•o)
(13,78). Mit diesen und ähnlichen Argumenten über-
zeugte Andronikus den König, dass das Jerusalemer-Heiligtum gernäss den mosaischen Vorschriften gebaut worden sei und dass die Anhänger von Sabbäus und Theodosius hinzurichten seien (anox•EtvaL öe
•ou~
TIEPL •ov Eaßßatov xaL 8EoöooLov). Dies
waren die Ereignisse, die die Juden in Alexandria zur Zeit des Ptolemäus Philernetor trafen (13,79). Diese Rivalitäten zwischen Juden und Samar. in Alexandria wegen ihrer Heiligtümer 240 sind in die Zeit zwischen 180 - 145v. 241 • Der 1n . · d er Erza "hl ung genann t e agypt1sc .. ' h e K"on1g . zu d a t 1eren
240) Josephus braucht das Wort LEpov, das wir mit "Heiligtum" übersetzen, in 13,74-79 5mal. Nur lmal (13,78) schreibt er vao~ (unsere Uebersetzung: "Tempel") - dort, wo es um die Amtsehre des Hohenpriesters geht. 241) Dies ist die Herrschaftszeit von Ptolemäus VI. Philometor; vgl. Galling, Art. "Ptolemäer" 719f. - Wir sind geneigt, diesen Disput um 167v., zu Beginn des Eingreifens von Antiochus IV. in Jerusalem, anzusetzen (vgl. 13,77: Jemand plane die Zerstörung des Heiligtums); später wären wohl auch andere Streitpunkte zur Diskussion gelangt (nicht nur jener, welches Heiligtum "gemäss den mosaischen Gesetzen" gebaut worden sei und eventuell jener der Sukzession der Hohenpriester). - Zur Situation von Juden und Samar. in der Zeit ab 167v. vgl. zu Ant 13,275-277 Exkurs C und zu Ant 12,258.260.262.
97 . 242 soll ein grosser Ju d en f reun d gewesen se1n Aus der Schilderung des Josephus ist zu entnehmen, dass es beiden Parteien um das Prestige ihres jeweiligen Heiligtums gegangen ist. Besonderes Gewicht wurde offenbar auf die Ehrung durch asiatische Könige gelegt 243 . Gasternennt folgenden Grund,
der zu diesem Streit über die beiden Heiligtümer geführt
haben soll: "This dispute does not seem to refer to individual gifts which every one was free to send as he chose, but probably to the royal gifts, for the kings used to send gifts to some central sanctuary from time to time as a mark of royal favour, and also to win the allegiance of those subjects whose sanctuary 244 they honored" Bei den Kontroversparteien fällt auf, wie sie anfangs der Erzählung genannt werden: " •.• zwischen den Juden und den Samar., die auf dem Garizim. • • anbeteten ••• ". Warum werden nur die samar. mit dem Zusatz ihres Gottesdienstortes versehen? Sowohl das Bestehen je eines Heiligtums der Juden und der Samar. wie deren Ortsangabe werden unmittelbar darnach (13,74) ausdrücklich erwähnt, sodass der Zusatz bei den Samar. überflüssig zu sein scheint. Aber weil er die Samar. bei deren erster Erwähnung in dieser Erzählung näher charakterisiert, hat er wohl doch einen Sinn. Dieser könnte in einer subtilen Präzision liegen: Es gibt Samar., die mit dem Garizim eng verbunden sind und solche, die dies nicht oder nur ganz locker ~ind 245 • 242) Vgl. Haefeli, Geschichte 77. In Ant 13,69 hebt Josephus dessen Frömmigkeit rühmend hervor. 243) Kippenberg, Samaritaner 90, sagt, eine solche Ehrung sei "der Beweis für den legitimen und offiziellen Status eines Heiligtums" gewesen. 244) Samaritans 118. 245) Ant 12,7 nennt die nach Aegypten deportierten Gefangenen von Ptolemäus I. Soter (323 - 283v.): Er nahm Leute vom Bergland Judäa und von Orten um Jerusalem, sowie von Samarien und von jenen vom Garizim. Näheres zu dieser Stelle vgl. zu Ant 12,10. -Für die Zeit, von der Ant 12,7 berichtet, haben wir keinerlei Hinweise, die auf einen religiösen Zusammenschluss von Leuten aus Samarien und jenen vom Garizim deuteten (vgl. zu Ant 11,303 und zu Ant 11,341). Ob gut 100 Jahre später alle Nachkommen der aus Samarien nach Aegypten deportierten Leute mit "jenen vom Garizim" (die in Aegypten lebten) religiös verbunden gewesen sind, ist daher ungewiss. Wir erachten dies nur als möglich, falls schon ihre Vorfahren zur SRG gehört hätten.
98 Die sich für das Garizim-Heiligtum einsetzenden Samar. und ihre jüdischen Gesprächspartner argumentieren gernäss den mosaischen Gesetzen. Das setzt voraus, dass beide Parteien diese grundsätzlich {aner-)kennen. Anders ausgedrückt: Die Garizim-Anhänger befolgten dasselbe Gesetz wie die Juden. - Auffallend ist, dass die Samar. zwei Redner stellten, während die Juden nur einen hatten: Sabbäus und Theodosius sollten für die ersteren eintreten, Andronikus für die letzteren 246 • Theodosius ist eventuell mit einer samar. Persönlichkeit identisch, die bzw. deren Anhänger im 1. Jh.n. sehr bekannt warfen: Dositheus bzw. die Dositheaner 247 • Dass die samar. Redner zu zweit gewesen sind, während die Juden nur durch einen solchen vertreten waren, verleitet zu einer wohl kaum beantworten Frage: Könnte einer der samar. Redner Vertreter jener Samar. gewesen sein, die sich mit dem Garizim aufs engste verbunden wussten, während der zweite vielleicht ein Vertreter gewisser mit dem Garizim nur locker verbundener Samar. gewesen wäre 248 ? Die letzterwähnten unterstützten vielleicht die {kleine?) "Kerngemeinde" und hatten möglicherweise Einfluss auf sie.
246) Bowman, Probleme 26-28.41, bezeichnet die beiden Namen der Samar. als für das Samaritanerturn charakteristisch. {Allerdings macht er diese Aussage vom späteren Vorkommen derselben abhängig: Im Midrasch Tanchuma würde von den samar. Priestern Dostai und Sabai gesprochen; bis ins 4. Jh.n. habe wahrscheinlich eine samar. Sekte namens Sabu'ai oder Sabbaia existiert.) - Haefeli, aaO. 78, sieht in den Namen möglicherweise "geschichtliche Gewähr"; doch ob sie in 13,74-79 am richtigen Ort seien, bezweifelt er. - Der Name Sabbäus ist eventuell eine Kurzform von 'n~w; vgl. Peters/Thiersch, Tombs 41 Anm. 3. Er erinnert auch an de.n phrygischen Kultgott Sabazios; vgl. Hengel, JH 479. Aber ebensogut könnte er auf "Sabaoth" zurückgehen. 247) Zu ihnen vgl. bes. Isser, Dositheus 167-189 und ders., Dositheans. Bowman, aaO. 38, schreibt, im 1. Jh.n. sei entweder Dositheus oder seine Sekte ein Vertreter der Samar. nach aussen gewesen. Spätestens ab dem 1. Jh.n. habe es samar. Sekten gegeben; vgl. ders., Contact 184. - Zu den samar. Sekten im allgemeinen vgl. Montgomery, aaO. 252-265. 248) Kippenberg 79 schreibt, im 2. Jh.v. habe es {mindestens) eine Gruppe gegeben, die mit dem Garizim-Kult nur "ganz äusserlich" verbunden gewesen sei: die Sidonier in Sichern. UE. ist es möglich, dass sich auch noch andere Bewohner Samariens dem Garizim-Kult in loser Form angeschlossen haben.
99 Die Argumentationsweise des Juden Andronikus ist - soweit sie in 13,78 mitgeteilt wird- keinesfalls strikte theologisch. Von Riten und Bräuchen, von den Menschen, die das Heiligturn benützen, aber auch von der Grösse und Innenausstattung desselben wird nichts gesagt. Dagegen wird die Ehrung durch ausländische Könige hervorgehoben. Diese Tatsachen sprechen uE. dafür, dass dieser Disput vor allem ein Ziel anvisieren wollte: die Gewinnung des Königs für das jeweilige Heiligtum. Sollte dies das primäre oder gar ausschliessliche Ziel gewesen sein, wiese die Notwendigkeit der Auseinandersetzung. zwischen Juden und Sarnar. vor dem König möglicherweise auf eine besondere Situation
hin~
Das
Heiligturn auf dem Garizirn war zur Zeit Philernetors eventuell als Konkurrenz-Heiligtum zu Jerusalern empfunden worden. Das hiesse, dass die Sarnar., die mit ersterem verbunden waren, zu dessen Ansehen viel beigetragen hätten 249 • -Der Grund des Disputes könnte allerdings auch andere Wurzeln gehabt haben: Um 200v. hatten die Sarnar. gute Beziehungen zu den Tobiaden; mit ihnen setzten sie sich damals wahrscheinlich für die Ptolemäer ein 250 • Weil Ptolernäus sowohl Juden wie Sarnar. gerecht behandeln wollte, aber bezüglich deren je eigenen Tempeln (bzw. der Adresse seines Geschenkes) desorientiert war, wollte er sich über ihre Heiligtümer informieren lassen. - Aber auch noch ein weiterer Grund könnte Auslöser dieses Streitgespräches gewesen sein: Zur Zeit des Ptolernäus Philernetor wurde in Leontopolis (Aegypten) ein jüdischer Tempel gegründet (vgl. Bell 7,423-432; Ant 13,62-73). Der ägyptische König musste feststellen, dass weder Juden noch Sarnar. Alexandrias sich dem neuen Tempel in Leontopolis anschlossen, sondern weiterhin Jerusalern bzw. dem Garizim-Heiligturn treublieben; er verlangte dann vielleicht nach einer Erklärung, warum wer zu welchem Heiligturn Beziehung pflegte. Möglicherweise fühlte er sich auch Onias IV.
(dem Grün-
der des Tempels in Aegypten) gegenüber zu Sympathie-Gesten verpflichtet; dies aus dem Grund, weil Onias zur Zeit des Antiochus
249) Vielleicht darf aus der Bemerkung, alle asiatischen Könige hätten das Jerusalerner-Heiligturn schon beehrt (vgl. auch 2Makk 3,2), herausgehört werden, dass das Garizirn-Heiligturn inzwischen auch eine gewisse Bedeutung erlangt hat, die es einer königlichen Ehrerbietung würdig machte. 250) Vgl. zu Ant 12,156 v.a. Anrn. 206 und 211.
100 IV. Epiphanes zu Ptolemäus flüchtete, während andere seiner Landsleute zu den Seleukiden bzw. zu Antiochus IV. überliefen (vgl. Bell 1,31-33) 251 • Die Substanz dieser Erzählung (dass ein jüdisch-samar. Disput in Alexandria stattgefunden hat) scheint uns historisch glaubwürdig zu sein 252 ; die politische Situation (in Jerusalern und in Sichem) 253 unterstützt uE. diese Glaubwürdigkeit. Ob die Auseinandersetzung jedoch so, wie sie in 13,74-79 geschildert wird, durchgeführt worden ist, muss letztlich wohl offen bleiben 254 : Wurden die Unterliegenden bzw. die Anhänger der beiden Sarnar. hingerichtet? Hatte das Streitgespräch zugunsten der Juden geendet? Beide Aussagen überzeugen nicht ohne weiteres 255 • Bemerkenswert ist, dass dieses Gespräch auch in zwei samaritanischen Chroniken erwähnt und der Ausgang desselben in beiden zugunsten der Samaritaner geschildert wird: Chronik VI. 256 bringt den Disput mit der Geschichte der Uebersetzung der Hebräi251) Aufgrund der direkten Nennung des Jerusalerner-Heiligturns in 13,74-79 ist es uE. unwahrscheinlich, dass sich dieser Streit auf Tempel der Juden und der Samar. in Aegypten beziehen soll, wie Büchler, Tobiaden 246ff, vermutet. Ihm zufolge ist der als samar. Sektengründer bekannt gewordene Dositheus (eventuell Theodosius von 13,75) ein Zeitgenosse Onias' IV. gewesen; weil letzterer das jüdische Heiligturn in Aegypten errichtet hatte, hätte Dositheus beabsichtigt, in Aegypten auch ein samar. Heiligturn zu bauen. 252) Kippenberg 66 vermutet, Anlass und Hintergrund dieser Auseinandersetzung seien in Ant 12,10 genannt. Die Ausführungen zu dieser Stelle vgl. dort. 253) Wir datieren dieses Streitgespräch in die Nähe des Jahres 167v. (vgl. Anrn. 241); über die damalige Lage in diesen beiden Städten berichten 2Makk 5,21-24; 6,2f kurz. Näheres vgl. dazu im Exkurs D zu Ant 13,275-277. 254) Haefeli, aaO. 78, will nur das Vorkommen jüdisch-sarnar. Tempelstreitigkeiten zur Zeit Philernetors als historisch ansehen: "Alles andere darf als jüdischer Aufputz bezeichnet und betrachtet werden". - Marcus (Loeb) z.St. Anrn. d findet es "extrernely difficult to deterrnine how rnuch of this account is historical, and whether it is based on a Palestinian or Hellenistic Egyptian source". 255) Vgl. Haefeli, aaO. 78, der ersteres unwahrscheinlich findet. 256) Text: Vilrnar, aaO. 94. Hierin heissen die beiden samaritanischen Vertreter Aaren und Syrnrnachus. (Dass mit letzterem Namen der wohlbekannte Bibelübersetzer gemeint sein könnte, bezeichnet Bowrnan, Documents 184 Anrn. 47, als höchst un-
101 sehen Bibel ins Griechische (=LXX) in Zusammenhang; Chronik vrr. 257 schreibt, zur Zeit 258 von Alexander d.Gr. und bi1ii~ habe König
nn~~~ 259 , der die Wissenschaft liebte, regiert. Er
habe den Unterschied zwischen Juden und Samaritanern studieren wollen 260 .
(Es folgt dann eine Mischung aus dem Aristeasbrief
und der Kontroverse zwischen Juden und Samaritanern [=Ant 13, 74-791. Die Quintessenz ist, dass
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sei.) So widersprechen sich also die jüdische und die samaritanische Version bezüglich des Ausgangs dieses Disputes. Der detaillierteren und - im Vergleich zu den samaritanischen Chroniken - historisch zuverlässigeren bzw. glaubwürdigeren Version in Ant kann uE. jedoch nicht das Prädikat "polemisch" gegeben werden; richtiger scheint uns "apologetisch" zu sein. Es geht ja darum, dass das Jerusalemer-Heiligtum das ältere (als jenes auf dem Garizim) und das berühmteste der Welt sei; das GarizimHeiligtum hingegen würde ignoriert. Eine deutliche Ablehnung des Garizim-Heiligtums bzw. -Kultes und der dort Anbetenden ist aus Ant 13,74-79 nicht zu lesen. Dass die in diesem Josephus-Text erwähnten, in der Diaspora lebenden, Samar. zur Garizim-Religionsgemeinschaft gehörten, ist unzweifelhaft. Die oben erwähnte Spekulation, ob der eine samar. Redner vielleicht Repräsentant einer nur locker mit dem Garizim/-Kult verbundenen Gruppe von Samar. gewesen sei, kann kein Hinderungsgrund für die Uebersetzung "Samaritaner" sein.
wahrscheinlich. Die Diskrepanz im Datieren lasse diesen Schluss nicht zu. Doch offenbar habe Abu'l Fath Syrnmachus als Samaritaner beansprucht.)Auch Epiphanius nennt ihn "Samaritaner"; vgl. Böhlig, Art. "Bibelübersetzung(en)" 232. 257) Text: Adler-Seligsohn, Chronique 38f. 258) Die Chronologie in den samaritanischen Chroniken ist unzuverlässig. Das betont sogar Gaster, Chain 486.488; vgl. ders., Story 201, wo er die Chronologie als "puzzle which no one has ever yet solved" bezeichnet. 259)
bi1ii~
ist Herodes; doch hier könne nicht er gemeint sein, sondern es müsse "Heliodor" (vgl. 2Makk 3,7) gelesen werden. Der zweite Name meine "Philometor"; vgl. Adler-Seligsohn, aaO. 38 Anm. 3.
260) Der Text der Chronik lautet:
~~iW~
~~~
.n11n~
n1V ~~~
1~~
n1v
iW~
1vii~n
1~~1
o~iown
102 Ant 13,275-277 (13,278-281) = Bell 1,64f: Belagerung und Zerstörung der Stadt Samaria durch Johannes Hyrkanus *Bell 1,65 Wir geben hier eine Zusammenfassung aus Ant wieder, weil Ant einen viel ausführlicheren Bericht über die Belagerung und Zerstörung Samarias enthält als Bell 261 :
Johannes Hyrkanus zog gegen die überaus stark befestigte Stadt Sarnaria in den Krieg (o•pa•EuE~ ~EV tn~ ta~pE~av n6A~V 6xupw•a•nv); er rückte an und belagerte sie emsig. Er hasste die Samar.
(~~oonovnpwv
•o~G
ta~apEüo~v),
weil sie- den syrischen
Königen gehorchend - den Leuten von Marisa, die Kolonisten und Verbündete der Juden waren (Map~onvouG 262 anoCxoUG Öv•aG •lOuöaCwv263 xa~ ou~~axouG), Unrecht taten (nöCxnoav)
(13,275). Er
beauftragte seine Söhne Antigonus und Aristobul mit der Belagerung der Stadt. Durch deren Strategie gerieten die Samar. in Hungersnot. Verzweifelt riefen sie Antiochus Kyzikenus 264 zu Hilfe. Dieser kam, wurde angegriffen und durch die Brüder bis Skythepolis zurückgedrängt. Darnach waren die Samar. erneut in ihren (Stadt-)Mauern eingeschlossen (13,276f). Sie riefen Antioebus ein zweites Mal zu Hilfe. Dieser rückte mit den von Ptolemäus Lathyrus gesandten 6000 Aegyptern an und verwüstete mit ihnen Hyrkanus' Territorium auf räuberische Weise
(Ano•P~XWG).
Er nahm an, dass diese Massnahrne Hyrkanus zwingen könnte, die Belagerung Sarnarias aufzugeben. Nachdem er aber viele seiner Leute in einem Hinterhalt verloren hatte, zog er nach Tripolis ab (13,278f). - Erst nach einem Jahr Belagerung konnte Hyrkanus die Stadt in seine Gewalt bringen. Doch dies allein genügte ihm noch nicht: Er hob Gräben aus, um die Stadt durch die Giessbäche der Berge zu versenken. So entfernte er alles, was auf die Existenz einer Stadt hätte weisen können (13,280f).
261) Wegen der detaillierteren Angaben wird Ant von verschiedenen Forschern Bell vorgezogen; vgl. Bellinger, End 69. 262) PFV haben
~ap~o[olnvCouG.
263) PF schreiben
ano~xoüv•aG
•rouöaCouG.
264) In Bell 1,65 steht "Antiochus Aspendios".
103 In dieser Darstellung wird - im Unterschied zu jener in Bell 1,64f - ein Grund angegeben, der Johannes Hyrkanus (134 - 104v.) 26 5 möglicherweise zur Zerstörung Samarias 266 veranlasst hat 267 : Hass gegen die Samar. Dieser Hass wird mit dem Unrecht an Leuten in Marisa 268 in Zusammenhang gebracht 269 • Marisa gehörte in alttestamentlicher Zeit zum Stammesgebiet von Juda (vgl. Ant 8,292) 270 ; zur Makkabäerzeit aber wurde die Stadt zum fremden Territorium, dh. zu Idumäa, gezählt 271 • Leider berichtet Josephus nichts Näheres über dieses von den Samar. an den Kolonisten in Marisa verübte Unrecht. Dieser Informationsmangel und
265) Josephus spricht insgesamt sehr positiv von Hyrkanus. Er nennt ihn mit dreierlei Titeln: Volksherrscher, Hoherpriester und Prophet; vgl. Ant 13,299 = Bell 1,69. Das hängt wohl (auch) mit Josephus' Abstammung (mütterlicherseits aus hasmonäischem Geschlecht; vgl. Vita 2f) zusammen. 266) Die Eroberung Samarias fällt zwischen 111- 107v.; wahrscheinlich war sie kurz vor 107v.; vgl. Schürer, Geschichte I . 268 Anm. 22. 267) Weitere Unterschiede zwischen Ant und Bell: Bell 1,65 berichtet, die Einwohner der Stadt Samaria seien als Sklaven verkauft worden; die Ant-Version weiss nichts davon. Bell gibt dem zu Hilfe gerufenen Antiochus den Beinamen Aspendios (=Antiochus VIII. Grypos); in Aht handelt es sich um Antiochus IX. Kyzikenos. Vgl. MB zu Bell 1,65 Anm. 31.
268) Die Stadt Marisa kommt in Josephus' Schriften 12mal vor: Bell 1,63.156.166.269; Ant 8,246.292; 12,353; 13,257.396; 14,75.88.364. Nur 13,275 nennt "Marisener". Schlatter, Ergebnisse 230, sieht in der Form, wie PFV die Leute nennen (vgl. Anm. 262), ein Hindernis zur Identifizierung dieser mit Einwohnern der Stadt Marisa. 269) Der Schluss von Bell 1,63 erweckt den Eindruck, als ob das Stichwort "Marisa" zum Thema "Zerstörung Samaria" überleiten würde. Ant erwähnt die Eroberung der idumäischen Stadt Marisa zwar nicht unmittelbar vor unserem Textabschnitt, sondern schon in 13,257. (Darnach berichtet Josephus noch einiges, das mit Hyrkanus' Regierungszeit zu tun hat.) Doch ist auch in Ant feststellbar, dass Marisa - vor Samaria - die letztgenannte eroberte Stadt von Hyrkanus ist, dh. die nächstgenannte ist Samaria in 13,275. 270) Es wurde von Albright.mit dem Tel Sandahanna südöstlich von Beth Guvrin (bzw. Eleutheropolis), im Hügelland unweit der Grenze zu Philistäa, identifiziert; vgl. Thackeray/Marcus (Loeb) zu Ant 8,246 Anm. i. Alttestamentlich heisst es nW~iO (Jos 15,44) oder oWiO (Mi 1,15; lChr 4,21; 2Chr 11,8; 14,8f; 20,37). 271) Vgl. lMakk 5,65f. Auch Josephus stuft sie als idurnäische Stadt ein; vgl. Ant 12,353; 13,257; Bell 1,63.
104 die geographische Lage der Stadt sowie textkritische Beobachtungen zu "Marisa" 272 haben bei gewissen Forschern Zweifel an der Richtigkeit der Lesart "Marisa" aufkommen lassen. Sie fragen sich, ob Samar. der Stadt Samaria zum Zwecke einer Untat überhaupt in eine idumäische Stadt hätten eindringen können. Hyrkanus' Verhalten versuchen sie folglich anders als mit dem Motiv "Rache aus Hass" zu erklären, zB.: Dieser habe die Samar. aus innenpolitischen Prestige-Gründen bezwingen müssen 273 ; seine Expansionspolitik sei (nur) darum möglich gewesen, "weil die Seleukidendynastie nun keinen starken, unumstrittenen Herrscher mehr hervorbrachte" 274 . Unsere Aufgabe besteht darin, den Josephus-Text sprechen zu lassen. Darum versuchen wir, seine Grundangabe erklären zu können. Doch zuerst resümieren wir aus der Sekundärliteratur Stellungnahmen und Lösungsvorschläge zum textkritischen Problem "Mari-
sa": - Schalit 275 verfasste einen Exkurs zu diesem "Marisa-Problem", in dem er sich mit verschiedenen Vorschlägen auseinandersetzt und darüber hinaus eine Lösung anbietet, wie sie im Wesentlichen 276 schon von Alt vorgeschlagen worden ist. Diese bringt die Kolonisten Marisas mit lMakk 5,23 in Zusammenhang: Die jüdischen "Marisener" stammten ursprünglich aus Judäa, siedelten sich dann aber irgendwann in Galiläa bzw. Narbakta oder Marbakta (unterschiedliche Lesart) an, von wo sie der Makkabäer Sirnon wegen heidnischer Angriffe nach Judäa umsiedelte. Die Untaten der Samar. auf diese "Marisener" seien also nicht in der idumäischen Stadt Marisa, sondern nordwestlich "des samaritanischen Gebie-
272) Die beiden Makk-Bücher nennen die Stadt auch; doch in lMakk 5,66 liest nur L "Marisa". GVS haben "Samaria". Letztere Lesart wird allgemein als verderbte von "Marisa" betrachtet. "Marisa" steht auch in den meisten Mss von 2Makk 12,35; vgl. Marcus (Loeb) zu Ant 12,353 Anm. h. 273) Gaster, Samaritans 36, schreibt: Seine "practical autonomy for Judea" habe Hyrkanus erst erhalten, als er die Samar. attackiert, ihren Tempel zerstört und Gebiete von ihnen annektiert habe. 274) Maier, Grundzüge 48f. 275) Namenswörterbuch 130-133. 276) Probleme 413f Anm. 5.
105 tes" verübt worden. Im Wort "Marisener" hätten wir eine "verballhornte Ueberlieferung" vor uns; es sei in "(N-)Marbaktener" zu emendieren. Schalits Ausführungen weisen zwar interessante Details auf und können mit den früher gemachten Lösungsvorschlägen Stand halten. Aber sein Postulat, "Marisa" sei als "(N-)Marbakta" zu lesen, überzeugt uns nicht. - Der Lösungsvorschlag von Avi-Yonah 277 möchte MaPLGnNOUG in repaanvouG umwandeln. Er basiert jedoch auf einer für die Deutung völlig unsicheren Angabe aus Bell 4,487 278 und ist uns daher unakzeptabel. Applebaum u.a. 279 , die - sich auf Grintz stützend -meinen, die "Marisener" seien "settlers planted by the Hasmonaeans as part of the movement of encirclement of Samaria ••• " gewesen, befassen sich überhaupt nicht mit dem Stichwörtern "Marisa" und "Verbündete" aus dem Ant-Text. -Die Vermutung von Marcus (Loeb) 280 , "Marisa" sei durch "Samaria" zu ersetzen, hat keinen Rückhalt; sie widerspricht tendentiell auch dem, was Marcus zu Ant 12,353 (Anm. h) sagt. Weil uns diese Lösungsvorschläge 281 nicht überzeugen, versuchen wir, zwei neue zur Diskussion zu stellen. Sie sind allerdings auch assoziativ und hypothetisch; wir bemühen uns aber, dem Wortlaut und den dem Kontext von Ant 13,275ff Beachtung zu schenken. Die beiden Vorschläge mögen als sich gegenseitig ausschliessende Erklärungen bezeichnet werden; uns scheinen - in Anbetracht der bereits kursierenqen Spekulationen - dennoch beide erwägenswert zu sein. Vorschlag 1 Schalits Korrektur von "Marisa" in "(N-)Marbakta" veranlasst uns, auch an die folgende Möglichkeit zu denken: Wenn "Marisa" 277) Samaria and "Marissa" 29-31. 278) Vgl. MB z.St. Anm. 150. 279) Towers 99. 280) Vgl. Anm. a zu Ant 13,275. 281) Weitere Vorschläge zu diesem Problem vgl. in Schalit, aaO. 130.
106 schon falsch sein soll, könnte ebensogut eine andere Ortsbezeichnung als die von Schalit vorgeschlagene in Frage kommen. Wir denken an "Mabartha" 282 • Diesen Ort erwähnt Bell 4,449 und setzt ihn mit Neapolis (das nahe bei Sichern ist} 283 gleich, das von den Einheimischen so genannt würde. Wenn "Mabartha" statt "Marisa" stehen müsste, wäre die Wahrscheinlich gross, dass das von den Samar. aus Samaria verübte Unrecht Samaritaner betroffen hätte 284 • Nun wird man natürlich sofort einwenden, dies sei unmöglich und widersinnig. Johannes Hyrkanus habe ja auch den Tempel der Samaritaner auf dem Garizim zerstört sowie Sichern und das Geschlecht der dort lebenden Chuthäer sich unterworfen (vgl. zu Ant 13,255b =Bell 1,63}. Doch diese - übliche - Argumentationsweise enthält noch kein Gegenargument. Hyrkanus hätte den Garizim-Tempel gerade deshalb zerstören können, weil das Heiligtum (möglicherweise seit der Makkabäerzeit} nicht mehr in der (alleinigen} Verfügung der Samaritaner gewesen war, sondern unter der Herrschaft von nichtjüdischen sa~ marierngestanden hatte (vgl. zu Ant 12,262, bes. 12,257}. Demnach wären die Samaritaner (in Mabartha} von Hyrkanus - durch einen zwar folgenschweren Akt - in Schutz genommen worden, während der Hasmonäer die Täter (aus Samaria} mit der Vernichtung des vielleicht zum synkretistischen oder polytheistischen Kultort gewordenen Tempels bestraft hätte.
282} Es ist uE. vorstellbar, dass sich "Marisa" aus "Mabartha" (eventuell aufgrund einer Vorlage mit schlecht lesbaren Buchstaben} ergeben hat. Vgl. hebräisch: nwio I ~hi~O = das ~ wäre ausgelassen worden, das h durch ein W und das ~ durch ein n ersetzt worden. Die Vertauschungen der beiden Buchstaben deuteten eventuell auf die Hebraisierung eines aramäischen Wortes hin. - Selbst in griechischer Schrift könnte aus einer Vorlage mit schlecht lesbaren Buchstaben "Marisa" anstatt "Mabartha" gelesen werden. Vgl. ~aßap8a I ~apLoa =bei Verdorbenheit des 3.,4.,5. und 6. Buchstabens des ersten Wortes wäre dies möglich. 283} Vgl. MB zu Bell 4,449 Anm. 125: Mabartha sei "wohl am besten als 'Durchgangsstelle' zu übersetzen, da die Stadt zwischen Ebal und Garizim ••• liegt".- Schlatter, aaO. 230, postuliert, "Marisa" innerhalb Samariens zu suchen. Die Lesart "Mabartha" käme seinem Postulat entgegen. 284} Vgl. die Bezeichnung "Kolonisten". Sie deutet darauf hin, dass diese Menschen ursprünglich aus einer anderen Umgebung stammten und sich irgendeinmal in Mabartha niedergelassen haben.
107 In Anbetracht dessen, dass sich diese Hypothese (die "Marisener" seien aus "Mabartha" = Samaritaner) nach der Analyse weiterer samar.-Texte aus Josephus' Schriften vielleicht erhärten lässt,
machen wir auf zweierlei Termini im Ant-Text aufmerksam:
Diese "'Leute von Marisa" nannt.
(dh. Mabartha) werden "Kolonisten" ge-
Nun berichtet Ant 11,312 (vgl. zu Ant 11,303), "viele
Priester und Israeliten" hätten sich in bzw. um Sichern niedergelassen. Diese sich um Manasse bzw. den Garizim scharenden Leute (=Samaritaner) bildeten also eine "Kolonie" 285 in Samarien. -
Der zweite Terminus, der diese "Marisener" kennzeich-
net, heisst "Verbündete" 286
Dieses Wort deutet insofern auf
etwas Spezielles hin, weil es für Juden, die irgendwo ausserhalb ihres angestammten Gebietes leben, nicht gebraucht wird 287
Die beiden Bezeichnungen ("Kolonisten" und "Verbündete") könnten uE. also die Samaritaner (von Mabartha) meinen. Worin das Unrecht bestand, das ihnen von Samar. der Stadt Samaria angetan worden ist, kann - aufgrund dieser Hypothese - möglicherweise
285) Das Wort ano~xCa (bzw. das Verb oder Adjektiv) kommt zwar nirgends vor, wo von Samaritanern die Rede ist. Josephus braucht es nur wenige Male; vgl. Rengstorf, Concordance I. 185f. Von den im "Namensverzeichnis" (S.48 ) genannten Textstellen kommt es - ausser in 13,275 - nur noch in Ant 12,257 (2mal) vor, wo es Samar. (bzw. Sidonier in Sichern; vgl. zu Ant 12,262) betrifft. 286) Der griechische Terminus kommt (auch als Verb und Adjektiv) in Josephus' Schriften sehr oft vor. Er kann bzw. muss verschieden übersetzt bzw. interpretiert werden, zB. "Mitkärnpfer"/"Kampfgenosse", "Bundesgenosse"/"Bündnispartner", "Waffenbündnis", (militärische) "Hilfeleistung", "Unterstützung", "auf jemandes Seite stehen", "jemandem beistehen"; vgl. Rengstorf, aaO. IV. 90-92. Die Durchsicht der Texte erweckt den Eindruck, das Wort bezeichne häufig Verbündete im oder für den Kriegsfall. 287) Jüdische Siedler werden jeweils b~6~UAO~ genannt; vgl. Bell 1,5f (Juden jenseits des Euphrats); Bell 2,466 (Juden in Skythopolis); Bell 2,483 (Juden in Batanea); Bell 2,591 (Juden in Syrien) u.ö.; vgl. auch Schlatter, Theologie 80f. Anders ist der Wortgebrauch jedoch, wenn es um "Bundesgenossen" innerhalb der Kriegsszenerie geht. Hier braucht Josephus das Wort "Verbündete", wenn auch selten, für Juden; vgl. zB. Bell 4,136.243; Vita 39. Auch geistige "Verwandtschaft" unter Juden kann mit dem Wort "Verbündete" ausgedrückt werden; vgl. zB. Ant 13,298. Aber in diesen beiden Fällen geht es nicht um jüdische Siedler.
108 eruiert werden. UE. gehen die Wurzeln dieses Unrechts in die Makkabäerzeit zurück. Wie es den Samaritanern in jener Epoche ergangen ist, beleuchten wir im nachfolgenden
EXKURS
D
Die SRG zur Zeit der Makkabäer
Ausserhalb der Angaben in Josephus' Werk haben wir über die Samar. der Makkabäerzeit nur noch zwei Stellen im 2. Makkabäerbuch, die sich direkt auf die Situation in bzw. um Sichern beziehen: 5,22f und 6,2f. Diesen Texten gilt jetzt unsere Aufmerksamkeit. 2Makk 5,22f erwähnen, Antiochus IV. Epiphanes habe Aufseher zum Schaden/Leid des Volkes zurückgelassen (xa•EA~TIE
ot
xat En~a•a•aG •oü xaxoüv
•o
yevoG) - Philip-
pus in Jerusalem, Andronikus auf dem (bzw. in) Garizim. Diese Aussage dient einigen Forschern als Beleg oder mindestens als Indiz dafür, dass die Garizim-Leute unter Antiochus IV. den Juden gleichgestellt worden seien, oder
dass sie sich ebenfalls im Widerstand gegen die politische Praxis der Seleukiden befunden hätten 288 •
288) Schon im letzten Jahrhundert vertrat dies Appel, Quaestiones 38. - Haefeli, Geschichte 76, vermutet, die "freiere Richtung" unter den Samaritanern habe damals die Oberhand gewonnen. - Gaster, Samaritans 35f, bemerkt, die Samaritaner hätten nicht ohne weiteres den fremden Gott (Zeus) angebetet; aus dem makkabäischen Sieg hätten sie gar Nutzen gezogen. - Purvis, SP 112, schreibt mit Bezug auf die in lMakk 2,42 erwähnten Asidäer, die Samaritaner könnten die makkabäische Revolte unterstützt haben. (Diese Vermutung hat ihr Fundament in den samaritanischen Chroniken VI. und VII., in denen sich die SRG [für die damalige Zeit] mit den "Chasidim" identifiziert.) - Kippenberg 84 unterstreicht, dass "keineswegs alle Samaritaner mit fliegenden Fahnen zu Antiochus übergelaufen sind". - Smith, aaO. 191, schreibt, die Sichemiter und Juden seien zur Makkabäerzeit eine einzige religiöse Gemeinschaft gewesen, die auch von den Seleukiden als solche behandelt worden sei. - Auch Pummer, Polemik 241, betrachtet die Massnahmen von Antiochus IV. als gegen Juden und Samaritaner (bzw. Sichemiter) gleich gerichtet.
109 Die Textstelle zeigt, dass Juden und Samaritaner 289 jedenfalls noch als Einheit, als
e i n
YEVOG, be-
trachtet worden sind. Letztere mögen wegen der Heiden in Samarien 290 nur bedingt bzw. geschwächt Widerstand geleistet haben. Aber offenbar war der Garizim (wie Jerusalem) eine Widerstandsstätte, sonst hätte der Aufseher Andronikus nicht ausgerechnet dort stationiert werden müssen. 2Makk 6,2 teilt mit, der Tempel auf dem Garizim sei nach Zeus Xenios (dh. nach dem gastfreundlichen Zeus) benannt worden, "wie es zu denen passte, die den Ort bewohnen" 291 (xa.acllG E:-ruyxa.vov ot -röv -r6nov otxoüv-rt::G). Auf den ersten Blick kann dieser Vers dahingehend verstanden werden, dass die Garizim-Leute irgendeine Art der Hellenisierung des Garizim-Kultes erwarteten bzw. 292 forderten (vgl. Ant 12,257 zu Ant 12,262). Der nächste Vers (6,3) relativiert aber diese Deutung: "Beschwerlich aber war es den Volksmassen und unangenehm war die Aufsicht der Bosheit". 6,2 setzt voraus, dass beide Tempel jüdische Stätten sind bzw. mit den väterlichen Sitten und Gesetzen Gottes etwas zu tun haben (vgl. 6,1). Zu den "Volksmassen"
(von 6,3) sind
daher auch Leute zu zählen, die dem Garizim-Kult ver-
289) Diese Namen stehen hier nicht; die Erwähnung des Garizim lässt- zusammen mit der Formulierung" ••. des Volkes" (V. 22) - jedoch durchblicken, dass ein Teil des jüdischen Volkes in der Nähe des Garizim gewohnt hat; vgl. dazu auch Kippenberg 33 Anrn. 1. 290) Kippenberg 75 schreibt, der "Keil der Hellenisierung" habe durch genügend Heiden im samarischen Gebiet vorangetrieben werden können; in Judäa dagegen hätten nicht genügend Heiden gelebt. 291) Uebersetzung von Kippenberg 76. Meistens wird der Nebensatz von 6,2 so übersetzt: " .•. wie es die Bewohner des Ortes selbst forderten" oder: " •.. wie es die erbeten hatten, die den Ort bewohnen". Das Wort E:-ruyxa.vov lässt verschiedene Uebersetzungen bzw. Interpretationen zu; vgl. Kippenberg 76 Anrn. 79. Die Kippenberg-Uebersetzung impliziert die Möglichkeit, den Nebensatz als Erklärung des Epithetons von Zeus ("Xenios") zu verstehen; vgl. Purnrner, aaO. 238f. 2~2)
Etwa so interpretieren Coggins, Sarnaritans 87 und Purvis, Ben Sira 89.93 den Vers.
110 pflichtet gewesen sind 293
Zudem spricht 6,3 wie 5,22f
vorn (einen bedrückten) Volk, das aus Menschen in bzw. um Jerusalern und aus Menschen auf dem bzw. in der Nähe 294 des Garizirn besteht (vgl. 5,22f) . Wir fassen zusammen: Das Volk, das beaufsichtigt wird, lebt in/um Jerusalern und in/um den Garizirn (5,22f). Dieses Volk hat zwei Tempel, die nach Zeus benannt werden sollen (6,2), was gegen die Vätersitten war (vgl. 6,1). Darum waren diese Massnahrnen den Volksmassen beschwerlich (6,3).
Unsere Frage lautet jetzt: Kann der in der Nähe des Garizirn lebende Teil des (jüdischen) Volkes, der beaufsichtigt und bedrückt wird, die Benennung seines Tempels nach Zeus gefordert haben? Ganz auszuschliessen ist dies nicht: Gerade wegen der Unterdrückung 295 könnte eine solche Verhaltensweise an den Tag gelegt worden sein. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Forderung nicht von diesem beaufsichtigten Volk arn Garizirn ausgegangen ist, scheint uns gross zu sein. Ant 12,257-264 enthalten Angaben, die uE. als (wertvolle) Ergänzung zu 2Makk 6,2 betrachtet werden dürfen: Josephus spricht hierin von Sarnar., die die Juden leiden sahen und die wünschten, dass der Garizirn-Ternpel nicht mehr der des grössten Gottes sein 293) So auch Kippenberg 85. 294) In 2Makk 6,1-3 sieht Hanhart, Traditionen 108, ein "Zeugnis über die Entstehung des samaritanischen Schismas". Wir können dieser Interpretation nicht zustimmen, weil sie weder auf einer gründlichen Analyse des gesamten Textes beruht noch präzis begründet wird. 295) 2Makk 5,22-24 nennt Männer, die das Volk barbarisch behandelten. Etwas Konkretes wird nur von Apollonius, dem Anführer der Mysier, berichtet: Er soll alle erwachsenen Männer totgeschlagen, die Frauen und die jungen Leute dagegen verkauft haben. Der in Ant 12,261 erwähnte Meridarch Apollonius ist wahrscheinlich derselbe wie der in 2Makk 5,24 genannte; vgl. Marcus (Loeb) zu Ant 12,248 Anrn. e. - Es ist darum möglich, dass seine Untaten auch die Juden mn den Garizirn betroffen haben. Die Nichtjuden hatten daher wohl Grund genug gehabt, dem König zu schreiben (vgl. Ant 12,258-261).
111 sollte, sondern nach Zeus Hellenios 296 benannt werden sollte. Diese Samar. hoben sich von den Juden ab und nannten sich selber "Sidonier in Sichern"
(vgl. zu Ant
12,262). Aufgrund dieses Textes aus Ant haben also noch Menschen in der Nähe des Garizim (dh. in Sichern) gelebt, die keine Juden gewesen sind, aber am Anfang der Unterdrückungsmassnahmen gegen das jüdische Volk - wohl primär aufgrund ihres Wohnortes - von Antiochus IV. als Juden betrachtet worden sind. Das heisst: In der Nähe des Garizim-Tempels lebte nicht nur ein Teil des jüdischen Volkes, auch Nichtjuden wohnten dort. Aufgrund Ant 12,257-264 darf uE. angenommen werden, letztere (Nichtjuden bzw. "Sidonier in Sichern") hätten die Forderung, von der 2Makk 6,2 spricht, gestellt.
Die beiden Textstellen aus 2Makk beruhen wahrscheinlich auf einer samaritanischen Quelle, weil "sowohl in 5,23 als auch in 6,2 die samaritanische Form 'ApyapLr;;[e:]Lv die ursprüngliche Lesart zu sein scheint"
296) Der Unterschied des Zeus-Attributes zwischen 2Makk 6,2 und Ant 12,261 ist nicht dermassen gravierend, dass die Menschen, die die Forderung der Benennung des Garizim-Heiligtums nach Zeus stellten, nicht miteinander identifiziert werden dürften. - Wir nennen noch einige Deutungen der beiden Epitheta, weil diese auf das Vorverständnis verschiedener Autoren (bezüglich der Samaritaner) Licht werfen: Geiger (in: Eckstein, Geschichte 43 Anm. 2) glaubt, Zeus' Beiname "Hellenios" sei von den Samar. gewählt worden, weil er an "eljon" erinnere. - Schalit, Denkschrift 144f, bringt dieses Attribut mit dem Wettergott Zeus in Verbindung: Zeus Hellenios sei derjenige gewesen, der auf dem Oros auf Aegina gethront und als Regenbringer gegolten habe. Die Benennung des Garizim-Tempels stehe also mit der Dürre, die in Ant 12,259 die Sabbatobservanz der "Sidonier" begründe, "in völliger Uebereinstimmung". -Zum Epitheton "Xenios" vermutet Montgomery, aaO. 77 Anm. 11, es "may have been suggested by the first syllable of Gerizim, ger, i.e. 'stranger'". Kippenberg 79f betrachtet "Xenios" aufgrund des griechischisraelitischen Mischkultes auf dem Garizim "wahrscheinlicher als Zeus Hellenios". - Alon, Origin 355f, meint, der Name "Xenios" passe zu den Bewohnern des Ortes, da sie Fremde im Land seien. - Nach Pummer, aaO. 240f, hat Josephus "Xenios" aus polemischen Gründen, dh. um den synkretistischen Charakter der SRG zu unterstreichen, in "Hellenios" verwandelt.
112
297
Zum bedrückten Volk (5,22) bzw. zu den Volksmassen (6,3) gehören jene in/um Jerusalem und jene auf
dem/in Garizim. Sie sind zusammen e i n Volk 298 • Die in 6,2 genannten Bewohner des Ortes 299 sind mit dem leidenden Volk nicht identisch, sondern setzen sich von diesem ab. Wenn im Nebensatz von 6,2 eine Forderung oder Bitte mitschwingt (vgl. Anm. 291), dann enthält Ant 12,261 nichts Exklusives: Der ausdrückliche Wunsch, den Garizim-Tempel nach Zeus zu benennen, ist dann von 2Makk und von Josephus bezeugt. Dem Josephus-Text zufolge ist dem diesbezüglichen Gesuch entsprochen worden (vgl. Ant 12,262!). Wer immer "die Bewohner des Ortes" gewesen sein mögen - höchstwahrscheinlich erreichten sie ihr Ziel. Ihr Einfluss scheint recht gross gewesen zu sein; jedenfalls konnte das bedrückte Volk, das in ihrer Nähe lebte, offensichtlich nichts gegen ihr Vorgehen unternehmen oder blieb bei einer Intervention erfolglos. Möglicherweise hatten die "Bewohner des Ortes" Gewährsleute oder Freunde, die ihr Unternehmen stützten oder absicherten. Diese könnten bzw. müssten wohl auch Nichtjuden gewesen sein, weil das jüdische Volk ja zum Erdulden von Bosheit und Unterdrückung verurteilt war. Die Benennung des Garizim-Tempels nach Zeus ist für die Juden bzw. Israeliten, die in diesem Heiligtum 297) Pummer, aaO. 240. Dass "Argariz(e)in" eine typisch samaritanische Bezeichnung ist, belegt Kippenberg 54f. 298) Vgl. Pummer, aaO. 241. 299) 6,2 suggeriert, auf dem oder am Garizim hätten Menschen gewohnt (das ist möglich); dieses Territorium hätte wohl (trotzdem) zur Stadt Sichern gezählt werden können (vgl. Ant 12,258-261: "Sidonier in Sichern"). - Aber "Bewohner des Ortes" ("tov "t6rtov) könnte aufgrund der wahrscheinlichen Herkunft dieser Angabe (aus einer samaritanischen Quelle) auch anders interpretiert werden: "t6rto~ heisst nicht nur "Ort" im Sinne einer Stadt bzw. eines ganzen Dorfes, sondern kann auch eine (begrenzte) Stelle, einen (bestimmten) Platz, eine Oertlichkeit in einer Landschaft, meinen. Wenn diese Formulierung zB. in Sichern geschrieben worden wäre, könnte •6no~ einen ganz bestimmten Teil Sichems bezeichnen.
113 JHWH anbeten wollten, wohl - mindestens - ein Stein des Anstosses gewesen. Sie dürften das Vorgehen der "Bewohner des Ortes" und allfälliger "Hintermänner" als "Unrecht" empfunden haben; es war ja ausschliesslich auf deren eigene Bedürfnisse bezogen, während die Juden bzw. Israeliten um den Garizim in ihrer bedrängten Situation im Stich gelassen wurden. - Eventuell geschah in der Zeit unmittelbar darnach vonseiten derselben Nachbarn der Juden am Garizim und ihrer Gewährsleute noch weiteres Unrecht; die "Bewohner des Ortes" könnten sich bemüht haben, stets den Willen des Königs zu tun, ohne die Bedrängnisse des jüdischen Volkes zu respektieren 300 Vorschlag 2
Die Stadt Marisa in Idumäa ist manchen Forschern zu weit von Samaria entfernt; Aktionen der Samar. von Samaria gegen Leute in Marisa scheinen ihnen unmöglich zu sein. Diese Bedenken können vielleicht durch folgende Beobachtungen relativiert oder gar entkräftet werden: "Samar." ist eine Bezeichnung, die Josephus nicht nur für die Einwohner der Stadt Samaria (vgl. Ant 12,257. 262), sondern für die Bewohner der ganzen Landschaft Samarien braucht (vgl. zu Ant 10,184). Obwohl nach dem Text in Ant 13, 275 die für das Unrecht verantwortlichen Samar. in der Stadt Samaria gelebt haben, müssen sie nicht notwendigerweise schon zum Zeitpunkt des Vergehens dort gewohnt haben. Es könnte sich bei den Tätern auch um Samar. handeln, deren Auftraggeber in Samaria wohnten; die Täter selber könnten durchaus irgendwo anders in Samarien gelebt haben. Wir erachten daher folgende Erklärung auch als möglich: Ant 13,127 (vgl. lMakk 11,34) 301 berichtet, dass Jonathan der Makkabäerbruder (160- 142v.) eine Gebietserweiterung Judäas erreichte: Die drei samarischen Be-
300) Ant 13,275 sagt, die Samar. (von Samaria) hätten Unrecht verübt, weil sie den syrischen Königen gehorchten. 301) Der Brief von Dernetrius II. an Jonathan (vgl. lMakk 11,3037) mit den Angaben der Gebietserweiterung wurde zwischen 145-142v. verfasst, denn Dernetrius regierte von 145-138v. und nochmals von 129-125v.; Jonathan war bis 142v. Meridarch der Juden.
114 zirke (vo~ol) Apherema, Lydda und Ramatajim seien Judäa einverleibt worden 302 • Daher darf angenommen werden, dass in der Zeit vor dieser Ausdehnung Judäas die Bewohner dieser Bezirke auch Samar. waren bzw. genannt wurden. Dh. im Südteil Samariens lebten vor dieser Grenzverschiebung durch Jonathan Samar., die vielleicht als Täter des Unrechts an Leuten in Marisa in Frage kommen. Die Distanz vom Bezirk Lydda zur idumäischen Stadt Marisa ist kein Grund, um die Untat der Samar. an "Marisenern" aus geographischen Gründen als unmöglich zu betrachten. Wenn gar angenommen würde, dass die Täter ("Samar.") auch in Judäa selbst gelebt haben könnten 303 , wäre die Distanz zu Marisa noch geringer als vom südlichsten samarischen Bezirk bzw. Ort aus. - Die eventuell über das Vorhaben wohlinformierten Idumäer hätten den Samar. bzw. Nichtjuden den Zugang zur Stadt Marisa offen halten können, weil sie - die Idumäer - mit den Juden damals auf Kriegsfuss gestanden haben (vgl. lMakk 5,65). Die in Marisa Angegriffenen - eine Minorität (vgl. "Kolonisten") - hätten auch von den Idumäern als Feinde betrachtet werden können, weil sie Verbündete der Juden gewesen sind. Wer waren die Angegriffenen? Wenn der Genitiv "Kolonisten der Juden" 304 so verstanden würde, dass eine Gruppe fremder Leute durch die Vermittlung von Juden in Marisa siedeln konnte, könnte es sich bei diesen Kolonisten um Nichtjuden handeln. Der Gebrauch des Wortes "Verbündete" unterstützt sogar die Annahme, die Kolo.nisten seien nicht (gewöhnliche) 305 Juden gewesen (vgl. Anm. 302) Mit dieser Grenzverschiebung dehnte sich Judäa fast um das Doppelte aus, während Samarien beinahe die Hälfte einbüsste; vgl. Kippenberg 86f, ebenso Alt, Geschichte 348.350. Letzterer deutet zudem Judäas Erwerbung der Akrabattene als weitere Grenzverschiebung; die "vier" Bezirke von lMakk 11,57 hingen mit ihr zusammen. (Ap 2,43, wo Josephus auf [Pseudo-]Hekataios zurückgreift, übertreibt mit der Angabe, die Landschaft Ixoopav] Samarien sei dem judäischen Territorium zugefügt worden.) 303) Bis zur Zeit des Judas Makkabäus wäre dies durchaus möglich gewesen; erst zu seiner Zeit flüchteten Nichtjuden aus Judäa; vgl. 2Makk 14,14. 304) Niese wie auch Marcus (Loeb) u.a.m. ziehen ihn der Akkusativ-Form (vgl. Anm. 263) vor. 305) Dieses Adjektiv fügen wir im Rückblick auf die in Vorschlag 1 gemachte Identifikation dieser Kolonisten als Samaritaner (=Juden) an.
115 287).
Idumäer, die wohl die
Meh~zahl
der Einwohner Marisas bil-
deten306, kommen nicht in Frage, weil diese in einer idumäischen Stadt keine Kolonisten sein können. Vielleicht haben sich Nabatäer in Marisa angesiedelt. Doch dafür fehlt ein zuverlässiger Beleg 307 • Zudem müsste das Verhältnis der syrischen Könige, die wohl 1etztlich Auftraggeber der Samar. waren, zu den Nabatäern geklärt werden. Dass im 2. Jh.v. eine Kolonie Sidonier in Marisa ge1ebt hat 308 , ist hinreichend bezeugt 309 • Diese Sidonier könnten uE. mit "Marisener" gemeint sein 310 • Aus irgendeinem
306) Vgl. Schürer, aaO. II. 2f und 4f Anm. 8. 307) Die Inschriften mit den edomitisch-nabatäischen Namen in Marisa können nicht als Beleg gelten, dass Nabatäer in Marisa lebten. Der Namensbestandteil "Qos-" bezieht sich auf den edomitischen Gott, den die Nabatäer übernommen haben; vgl. Keel/Küchler, Orte 2, 871. 308) Peters/Thiersch, aaO. 12f, nehmen an, die Sidonier-Kolonie habe sich in der 2. Hälfte des 3. Jh's v. in Marisa niedergelassen. Zu jener Zeit waren Idumäa und Judäa unter der Herrschaft der Ptolemäer. Diese waren wohl zuständig für Neusiedler. Doch ist nicht auszuschliessen, dass sich die Juden bei den Ptolemäern für die Ansiedlung dieser Sidenier eingesetzt haben könnten; die Juden hatten schon in früherer Zeit gute Beziehungen zu den Sidoniern (vgl. Ant 8,191 = lKön 11,1; Ant 8,317 = lKön 16,31; Ant 11,78). Erst im 2. Jh.v. treten Sidonier (in Sidon) als Feinde der Juden auf (vgl. Ant 12,331 = lMakk 5,15). UE. könnten also die Juden im 3. Jh.v. - wohl aus wirtschaftlichen Gründen diesen Sidoniern Marisa als Wohnsitz vermittelt haben. Marisa war damals eine wichtige Stadt in voller Blüte; für sidonische Händler war der Ort vorteilhaft, weil er Tor zum Süden bzw. nach Aegypten war und Judäa in unmittelbarer Nähe lag. - Es wäre auch denkbar, dass die Sidonier ursprünglich in Jerusalem angesiedelt gewesen wären (vgl. die zur Zeit Nehemias in Jerusalem wohnhaften Tyrier: Neh 13,16) und darnach - aus irgendeinem Grunde - von den Juden nach Marisa umgesiedelt wurden. 309) Vgl. Delcor, Sichern 27f, der sich auf die Inschrift Nr. 1 im sogenannten Sidoniergrab von Marisa beruft. Zu dieser und zu den Grabanlagen von Marisa insgesamt vgl. Keel/Küchler, aaO. 869-876 und bes. Peters/Thiersch, aaO. 12.38-40. - Josephus berichtet allerdings nichts von einer SidonierKolonie in der idumäischen Stadt (vgl. zu Ant 12,262 Anm. 238) • 310) Das würde eventuell lMakk 5,66 erklären helfen, wonach Judas Makkabäus bei seinem Kriegszug gegen Idumäa und das Philisterland die Stadt Marisa nur "durchzog" (LXX: 6LETIOPEUEcO). Anders schildert dies allerdings Ant 12,353: Marisa sei mit der fremdländischen Gegend "verwüstet" (E:6Tiouv) worden. - Für die LXX-Version spricht sich Schürer,
116 Grunde könnten sie während der sogenannten Religionsverfolgung unter Antiochus IV. Epiphanes die Juden unterstützt haben 311 Weil die "syrischen Könige" die Sidonier in Marisa vielleicht als ihre Untertanen betrachteten, diese Kolonisten ihnen jedoch als Verbündete der Juden bekannt und somit ein Dorn im Auge waren, animierten oder beauftragten sie führende Männer in Samaria, gegen die Sidonier in Marisa etwas zu unternehmen 312 • Die ausführenden Täter dieses Unrechts 313 lebten - falls sie nicht direkt von Samaria aus agierten - entweder im Süden Samariens (zB. im Bezirk Lydda) oder gar in Judäa (dicht an der Grenze aaO. I. 212 Anm. 7, aus. (Er begründet das "Durchziehen" Marisas mit den gefallenen jüdischen Priestern, von denen lMakk 5,67 spricht.) - Endgültig zerstört wurde Marisa 40v. durch die Parther; vgl. Ant 14,364 = Bell 1,269 sowie Schalit, Herodes 257f Anm. 382. 311) Vielleicht waren sie mit den Idumäern in Konflikt und standen deshalb auf der Seite der Juden, mit denen sie wohl auch Handel getrieben haben; vgl. Hengel, JH 84.535f Anm. 215; Keel/Küchler, aaO. 858. Oder sie hatten gute Beziehungen zu den Juden, weil sie ihnen möglicherweise ihre Niederlassung in Marisa zu verdanken hatten (vgl. Anm. 308). 312) Wenn Purvis, Ben Sira 93, recht hat, dass die Samar. aus Gründen des Ueberlebens prosyrisch werden mussten, dann wäre das Unrecht der Samar. an diesen Marisenern durch den Zwang/Druck vonseiten der syrischen Könige zu erklären. 313) Wir datieren dieses Unrecht an den Marisenern in die Zeit zwischen 169-142v., dh. nicht vor den ersten seleukidischen Auswirkungen in Jerusalem (vgl. lMakk 1,20) und nicht nach der Regierungszeit von Jonathan (160-142v.). - In was das Unrecht bestand, kann nicht eruiert werden. Josephus verwendet das Verb aoLKEW insgesamt über lOOmal. Es ist ein Wort, das sowohl bei kriegerischen Auseinandersetzungen, bei mitmenschlichen Meinungsverschiedenheiten und bei religiösen Unzulänglichkeiten des Menschen gebraucht wird. Es kann daher mit "Unrecht tun", "schaden", "zuleide tun", "versündigen" u.a.m. übersetzt werden; vgl. Rengstorf, aaO. I. 24. - UE. könnte das von Samar. an diesen Marisenern bzw. Sidoniern Marisas verübte Unrecht das schlimmste gewesen sein, das man sich vorstellen kann: Mord. Vielleicht sind damals führende Leute dieser Kolonie umgebracht worden. Diese Vermutung kann sich auf die Feststellungen stützen, die Peters/Thiersch, aaO. 12f, machen: Nachdem Marisa unter die seleukidische Herrschaft gekommen sei, habe die Kolonie - wie die Stadt - ihre Bedeutung, ihren Reichtum und ihre Kultur verloren; die Kolonisten hätten sich mit der städtischidumäischen Bevölkerung vermischt. Dieser Rückschritt sei bis zur Zeit von Johannes Hyrkanus feststellbar. - Ist es nicht eigenartig, dass die Phönizier in Marisa ausgerechnet unter seleukidischer Herrschaft ihre Bedeutung verloren haben?
117 zu IdUITLäa bzw. zur Stadt Marisa). Nach diesem "anti-MarisenerUnternehrnen" - spätestens als die drei südsamarischen Bezirke durch Jonathan Judäa einverleibt wurden - zogen die Täter aus Südsmnarien oder Judäa 314 ab und siedelten sich in der Stadt Samaria an, wo sie sich von der jüdischen Expansionspolitik gesichert fühlten und der finanziellen Benachteiligung aus dem Wege waren 315
Johannes Hyrkanus hielt es dann für opportun, die samar. der Stadt Samaria 316 definitiv zu besiegen 317
Gegen diese Hypothese wird man u.a. einwenden, dass die Sidonier in Marisa, die als Phönizier zur hellenistischen Zivili-
314) Falls die Täter in Judäa gelebt hätten, wären sie vielleicht schon unter Judas (166-160v.) von dort weggezogen. Von der in 2Makk 14,14 gernachten Bemerkung (vgl. Anrn. 303), die geflüchteten Nichtjuden hätten geglaubt, das Unglück der Juden sei ihr eigenes Glück, könnte auf ein Gefühl der eigenen Stärke bzw. auf eine übermütige Tat dieser Nichtjuden geschlossen werden. 315) lMakk 11,34b erwähnt Begünstigungen, die König Demetrius II. im Brief an Jonathan gewährt. Sie beziehen sich nur auf die Juden bzw. jene, die in Jerusalem opfern. Damit wären die Sarnar. - mögen sie Heiden oder Mitglieder der SRG gewesen sein - ab dieser Zeit offiziell benachteiligt gewesen, wenn sie ihre Wohnsitze weiterhin in den Judäa zugeschlagenen Bezirken behalten hätten; vgl. Kippenberg 86 und ders., Religion 90. -Alt, aaO. 351-353, glaubt, in der Grenzverschiebung judäische Ansprüche zu erkennen, die auf dem Kult beruht hätten: Die drei vorher samarischen Bezirke hätten ihre Opfer zum Jerusalemer-Tempel gesandt. Daher vermuten Schürer, aaO. I. 185 und auch Stern, Zeit 246, dass in diesen drei Bezirken vorwiegend Juden wohnten. Die "JerusalemerKult-Bemerkung" in lMakk 11,34b zeigt uE. jedoch, dass in den drei Bezirken eben auch Menschen lebten, die nicht in Jerusalem opferten; andernfalls wäre diese Bemerkung unnütz gewesen. - Als die Bezirke dann offiziell judäisch geworden sind, dürften jene, die zum Jerusalemer-Heiligtum keinerlei Beziehungen hatten, nordwärts gezogen (oder: vertrieben worden?) sein. (Haben sie sich vielleicht in Galiläa und Arbatta [bzw. Marbakta] an Juden gerächt, sodass Simon, ein Bruder von Jonathan, Juden von dort nach Judäa evakuieren musste; vgl. lMakk 5,23? - Diese letzte Frage scheint uns ebenso berechtigt zu sein wie die Annahme von Schalit, bei den "Marisenern" handle es sich um Juden in Marbakta.) 316) Josephus braucht stets das Wort ~a~aPELs (nie: ~a~aPEL•aL), wenn er von den Einwohnern der Stadt Samaria spricht; vgl. Bell 1,65; Ant 9,61.125f; 13,275.276.277. 317) Nachdem Samaria durch Alexander d.Gr. (vgl. Exkurs B zu Ant 11,341) und bald darauf von Demetrius Poliorketes in seinem Kampf gegen Ptolemäus Lagos um 296v. nochmals zerstört worden war (vgl. Schürer, aaO. II. 196), wurde die
118 sation gezählt werden, als "Verbündete" der Juden keinesfalls in Frage kämen. Dieser Einwand ist - mindestens teilweise mit der Tatsache zu entkräften, dass die Einwohner der Stadt Marisa ptolemäertreu waren 318 • Von dieser politischen Färbung könnten auch die dortigen Sidonier geprägt gewesen sein; ihre Ansiedlung weit südlich ihres Ursprungslandes könnte uE. dafür sprechen, dass es diesen Kolonisten primär um persönliche Interessen (wie Handelsbeziehungen; vgl. Anm. 311) und nicht um die Pflege oder Weitergabe hellenistischer Kultur und Werte gegangen ist 319 • Vielleicht waren Handelsbeziehungen- über Idumäa hinaus - zu den Juden und zu den Ptolemäern rege, was den "syrischen Königen" nicht passte.
Anders als im ersten Vorschlag haben wir im zweiten an der Lesart "Marisa" bzw. "Marisener" festgehalten. Der Grund dafür liegt primär in der in Anm. 269 beschriebenen Feststellung. Wir möchten hier keinem der beiden neuen Lösungsvorschläge den Vorzug geben. Erst aufgrund der Analyse weiterer Texte kann vielleicht eine Bevorzugung des einen Vorschlags begründet werden. Innerhalb des Werkes von Josephus stehen die Berichte über die Unterwerfung Sicheros und des Garizim bzw. der dortigen Chuthäer durch Johannes Hyrkanus Ant 13,275-277 =Bell 1,64f am nächsten. Lö-
Stadt später offenbar als überaus stark befestigte Stadt bekannt (vgl. Ant 13,275). - Die Gründe, dass Samaria erst zur Zeit des Johannes Hyrkanus (und nicht schon Jahrzehnte früher) dem Erdboden gleichgemacht worden ist, dürften primär in der politischen Situation zu suchen sein: Zur Zeit des Hyrkanus war die Seleukidendynastie, die anscheinend Einfluss auf die Samar. hatte, geschwächt; zudem erlangten die Juden ihre eigene Autonomie auch erst 142v. (vgl. lMakk 13,4lf). 318) Keel/Küchler, aaO. 858, schreiben, die Ptolemäertreue der Stadt Marisa gehe aus drei beschrifteten Skulpturfragmenten hervor. Auch nach der Schlacht bei Paneas (198v.), als Marisa offiziell unter seleukidische Herrschaft gekommen sei, sei die Stadt gut weitere 20 Jahre unter ägyptischer Verwaltung geblieben. 319) Keel/Küchler, aaO. 858f, machen darauf aufmerksam, dass in Marisa typisch hellenistische Einrichtungen wie Theater, Gymnasien usw. gefeh~t hätten, obwohl die Stadt wirtschaftlich gerade durch die Sidonier bzw. deren Handel begünstigt gewesen sei. Daraus dürfe geschlossen werden, dass Marisa und seine Einwohner nur mässig hellenisiert gewesen seien.
119 sungsvorschlag 1 spielt daher in der Analyse von Ant 13,255b Bell 1, 63 nochmals eine Rolle.
=
Die Schilderung des Schicksals der Stadt Samaria und deren Einwohner hebt sich inhaltlich von den anderen erwähnten Eroberungszügen des Johannes Hyrkanus völlig ab: Keine andere kriegerische Expedition wird so ausführlich wie diese nach Samaria geschildert320. Wenn von der Zerstörung der Stadt Samaria die Rede ist, darf ein Blick in eine andere jüdische Quelle, die diese erwähnt, nicht fehlen. Die Megillat Taanit (=Fastenrolle) 321 erzählt zwar nichts Detailliertes zu obigem Ereignis; der (aramäische) Text nennt nur ein Datum: (die Mauer) Sarnaria(s) wurde am 25. Marchschwan erobert (VIII.,2). Der Tag der Eroberung Sarnarias gehört zu jenen Tagen, an denen nicht gefastet werden darf. Das "Scholion" zu dieser Eroberung Samarias rückt von der Einnahme der Stadt durch Johannes Hyrkanus ab. Es spricht von der direkten nac:hexilischen Zeit: "Als die Verbannten zum ersten Male heraufzogen, kamen sie nach dem Landflecken der Kuthäer. Aber sie (sc. die Kuthäer) liessen sie nicht zu. Sie kamen nach Sebaste und besiedelten es, umgaben es mit ummauerten Städten und nannten sie 'Städte von Nabrachta'" 322 • Weil das "Scholion" aus späterer Zeit als der aramäische Text stammt und weil in ihm gar nicht auf die Zeit des Hyrkanus Bezug genommen wird, 320) Crewfoot u.a., Buildings 30, schreiben, dass die archäologischen Ergebnisse die Darstellung des Josephus bestätigen. Der Historiker habe nur mit der Behauptung übertrieben, nichts mehr hätte auf die Existenz einer Stadt hingedeutet (Ant 13,281). 321) Text: Dalman, Fastenrolle, in: Dialektproben 1-3. Einleitung, Text und Kommentar: Lichtenstein, Fastenrolle 257351. Der aramäische Text hat seine endgültige Gestalt im 1. Jh.n. erhalten. Der hebräische Kommentar, das sogenannte Scholion, ist in talmudischer Zeit entstanden; vgl. Lichtenstein, aaO. 258.264. 322) Uebersetzung aus Schalit, Namenswörterbuch 132. (Im letzten Satz fehlt ein Teil der Uebersetzung. Nach "mit ummauerten Städten" ist zu ergänzen "und freuten sich an den vielen Städten".) - Lichtenstein, aaO. 289f, weist auf die Schwierigkeit hin, die die Deutung des Wortes "Nabrachta" mache. Schalit, aaO. 131, identifiziert diesen Namen mit Arbatta von lMakk 5,23 und liest ihn als (N-)Marbakta; vgl. oben vor "Vorschlag 1".
120 können aus dieser Fastenrolle - ausser der Datumsangabe - weder neue noch bereits bekannte Informationen über die Zerstörung Sarnarias gewonnen bzw. bestätigt werden. Interessant für unsere Arbeit ist höchstens, dass das Wort "Kuthäer" im aramäischen Text der Rolle nie vorkommt; nur der Scholiast braucht es 323 . Alle uns erhalten gebliebenen Zeugnisse über die Eroberung der Stadt Sarnaria weisen kein sicheres Indiz auf, dass in Sarnaria ausschliesslich, grösstenteils oder überhaupt Mitglieder der Garizirn-Gerneinschaft gelebt haben. Auch haben wir keinen Beleg für die Annahme, dass solche im 2. Jh.v. im Süden Sarnariens wohnten. Ueberall, wo Josephus von der Stadt Sarnaria berichtet, wird nie vorn Garizirn bzw. vorn Garizirn-Ternpel oder auch von (Einwohnern in) Sichern gesprochen. Hingegen wird gleichzeitig mit der Stadt Sarnaria (bzw. erst als sie als "Sebaste" neu erstand) Cäsarea arn Meer einige Male genannt oder in Zusammenhang gebracht (vgl. Ant 15,292f; 16,13; 17,320; 19,356.361.364; 20,176) 324 • Zudem haben verschiedene Forscher festgestellt, dass die Einwohner Sarnarias bzw. Sebastes und seiner Umgebung und jene Sicheros und der umliegenden Orte kaum zur selben religiösen Gemeinschaft (=SRG) gehört haben dürften: Alt betont, dass die Stadt Sarnaria stets "eine Grösse für sich" gewesen und es auch unter den Römern geblieben sei; er bemerkt dann vorsichtig, dass die trage berechtigt sei, ob Sarnaria "jemals geschlossen zu der Kultgemeinschaft des Tempels auf dem Garizim gehört" 325 habe. Ein Jahr später antwortet derselbe Autor auf diese Frage wie folgt:
" •.. in der Tat scheint die hellenistische Stadt Sarnaria
an diesem Kultus nicht beteiligt gewesen zu sein" 326 . Auch Montgornery stellt fest:
"There is nothing to show that they were
found in the one Hellenistic city of the district, SarnariaSebaste. Their rnetropolis was Shechern-Neapolis, and in this
323) Vgl. Gaster, Sarnaritans 14. 324) Hölscher, Palästina 97, nimmt- Marquardt folgend- an, die Stadt Sarnaria sei im 1. Jh.n. Glied der Dekapolis gewesen. 325) Geschichte 36lf; vgl. ders., Problerne 397f. 326) Stadtstaat 63f. (Diese Untersuchung erschien 1954; die beiden in Anm. 325 genannten Abhandlungen erschienen erstmals 1953.)
121 city and the villages of its neighborhood must have lain their centre of population" 327 • Haefeli unterscheidet jene in Ant 13, 255f erwähnten Chuthäer (in der Nähe Sichems) von den Leuten in Samaria; sie hätten "schon zu des Hyrkanos Zeit keinen näheren ethnographisch-verwandtschaftlichen Zusammenhang" 328 gehabt. Margain/de Robert betonen, dass die Samaritaner zur Stadt Samaria keinerlei besondere Beziehung gehabt hätten: "On ne doit pas non plus les assimiler a la population de la province de Samarie •.• " 329 • -Diesen Aussagen schliessen wir uns an, weil wir 13,275-281 nichts entnehmen können, um die hierin genannten Samar. als Garizim-Mitglieder zu identifizieren. Ob der Bericht in der samaritanischen Chronik vr. 330 über die Eroberung Samarias eine zuverlässige Ueberlieferung ist, kann nicht entschieden werden. Er enthält jedenfalls zwei interessante Angaben: Die Stadt Samaria sei von Johannes Hyrkanus eingenommen und zerstört worden; Sichern jedoch sei nicht zerstört worden. Wohl originell ist die Behauptung, Hyrkanus sei am Ende seines Lebens von der Legitimität des Garizim-Kultes überzeugt gewesen und habe den Zehnten sowie Opfergaben zum Garizim gesandt331. Aufgrund unserer Textanalyse und den Beobachtungen auch anderer Forscher finden wir für Ant 13,275-277 und Bell 1,65 die Uebersetzung "Samarier" richtig.
327) 328) 329) 330) 331)
aaO. 146. Samaria 43. Samaritains 57. Text: Vilmar, aaO. 63. Ebd. 63: " ••• quum de religionis Samariticae veritate sibi persuadens sacrificia, decimas et oblationes ad montem Garizim deferri juberet, quonimus ipse eo veniret, a Samaritis arcebatur". Diese Aussage schliesst sich an den kurz vorher erwähnten Uebertritt des Johannes Hyrkanus vom Pharisäismus zum Sadduzäismus an; vgl. Montgomery, aaO. 80 Anm. 20.
122 Ant 17,20
Bell 1,562: Herodes d.Gr. hat {auch) eine samar.
Frau Herodes d.Gr. hatte damals {vgl. Ant 17,19) neun Frauen. Eine von den Frauen stammte aus dem samar. Volk {~v ö'tv •a'L~ yuvaL~Lv
xax •oü
Ea~aptwv ~8vou~ ~Ca);
ihre Söhne waren Antipas und
Archelaus, ihre Tochter hiess Olympias {17,20). - In der Parallelstelle in Bell 1,562 wird diese Frau mit ihrem Namen und folgender Herkunftsangabe genannt: Malthake 332 •n~ Ea~pg(•Löo~ 333 • Das Attribut, das Malthake in Bell kennzeichnet, ordnet sie vorerst geographisch ein: Sie stammt aus Samarien 334 • Wenn diese Herkunftsangabe auf die Ant-Version bezogen wird, kann gefolgert werden, dass mit dem "samar. Volk" von Ant 17,20 Menschen aus ganz Samarien gemeint sein können. Dass sich
f8vo~
auf die Be-
wohner eines politischen Gebildes bezieht, dh. hier: die Bewohner Samariens betrifft, ist bereits festgehalten worden335 • "Samar. Volk" {Ant) und {Malthake) "aus Samarien" 336 {Bell)
332) Varianten: Malthane {PA); Martace {Lat). 333) cl schreibt: Ea~pC•Löo~. 334)
Ea~apELH~
kommt in Josephus' Werk 13mal vor {vgl. "Einleitung" 6 Anm. 37). Aufgrund der jeweiligen Kontexte kann festgestellt werden, dass der Terminus das gesamte Gebiet Samarien meint. 3mal fügt Josephus dem Wort den Zusatz "Land/schaft" bei {Bell 3,48; Ap 2,43: xoopa; Ant 7,103: Yn~); in den anderen Stellen steht das Wort innerhalb geographischer Ausführungen {Bell 2,96.232; 3,37; 4,449; 5,50; Ant 12,7). Als Bezeichnung nur für das Territorium um die Stadt Samaria kommt "Ea~apE'L•L~" vielleicht in Bell 1,403 und in Ant 14,468 vor. Primär - eventuell immer - meint das Wort das gesamte Gebiet zwischen Judäa und Galiläa {vgl. Bell 3,48).
335) Vgl. zu Ant 12,156 im Exkurs C. - Von einem samar. e8vo~ spricht Josephus nur 2mal: hier und in Ant 18,85. Am häufigsten kommt ~8vo~ zusanwen mit'IOuöaCwv vor; 4mal wird das ·EßpaCwv ~8vo~ genannt {Ant 4,308; 7,356.391; 8,120), je lmal steht ·rapanAL•wv ~8vo~ {Ant 11,3), ~8vo~ ·rouöa {Ant 12,419), ELKL~L•oov e8vo~ {Ant 6,140) und Xou8a(wv e8vn {vgl. Ant 9,279.288 bzw. zu Ant 10,184 Anm. 102). Aufgrund dieser Beispiele wäre zu präzisieren, dass €8vo~ im Werk des Josephus nicht ausschliesslich ein grösseres politisches Gebilde bezeichnet, sondern auch als Terminus für kleinere Einheiten {zB. die Angehörigen des Stammes Juda; die Einwohner der Stadt Sichern) gebraucht werden kann {vgl. zu Ant 12,156 Anm. 222). 336) Weil Ea~apE'LH~ ein geographischer Begriff ist, übersetzen wir den Genitiv so.
123 sind demnach gleichwertige Angaben. Ob diese Frau jedoch aus Samaria, aus Sichern oder aus einem anderen Ort Samariens stammte, bleibtoffen. Weder aus Ant 17,20 noch aus Bell 1,562 ist daher zu eruieren, ob Malthake 337 "Samarierin" oder "Samaritanerin" gewesen ist 338 • Willrich 339 bezweifelt, dass sie der religiösen Sondergruppe der Samaritaner angehört hat. Für Montgomery
340
steht fest, dass Malthake "doubtless Gentile" gewesen
sei. Er nimmt an, dass sie aus der Stadt Samaria stammte, weil sich Herodes dort oft aufgehalten hat; diese Stadt sei heidnisch gewesen 341 . Die umgekehrte Meinung, Malthake sei Samaritanerin 342 . 343 gewesen, vertreten Schlatter und Jerem1as Ersterer schliesst aus der Tatsache, dass Herodes d.Gr. u.a. diese Frau geheiratet hat, er sei der einzige gewesen, der den Hass zwischen beiden Gemeinden (Juden und Samaritanern) zu beseitigen versucht hätte. Jeremias erklärt kategorisch, es sei sicher, dass Malthake der Sekte der Samaritaner angehört habe. Dürfte man sich etwas auf die Ausführungen der samaritanischen Chroniken verlassen, hätten die beiden letztgenannten Autoren wohl recht. Drei der Chroniken sprechen nämlich von einer samaritanischen Frau des Hadrian, dh. des Herodes 344 : Chronik III. 337) Malthake wird sonst nur noch in Bell 2,39 = Ant 17,250 erwähnt; hier wird - nebenbei - bemerkt, sie sei krank geworden und gestorben. Ihr Name hat keine jüdische Form; er erinnert am ehesten an das griechische ~aA5ax6s bzw. ~aAaXOG und könnte daher als "die Weiche", "die Zarte", übersetzt werden. 338) Dass im umfangreichen Werk von Schalit, "König Herodes", Malthake weder im Personenregister noch dort erwähnt wird, wo auf die betreffenden Textstellen verwiesen wird, ist doch etwas erstaunlich. 339) Haus 172. 340) aaO. 92f Anrn. 39. 341) Vgl. ebd. 83 und bes. auch 146. 342) Theologie 75. 343) Jerusalem 394. 344) Herodes d.Gr. werde in den Chroniken oft "Hadrian" genannt; vgl. Montgomery, aaO. 92f Anm. 39. (Gewisse "Hadrian-Texte" werden uE. allerdings zu schnell als "Herodes-Texte" bezeichnet. Die Prämissen für die Deutung sind nämlich nicht immer über jeden Zweifel erhaben; zB. Prämisse: Herodes d.Gr. hat eine samaritanische Frau gehabt. Schluss: Also muss der ganze Text, wo steht, Hadrian habe eine samaritanische Frau gehabt, auf Herodes d.Gr. bezogen werden.)
124 345 berichtet, Hadrian, ein römischer König, habe Jerusalem belagert und in Sichern eine kupferne Tafel mit der Aufschrift errichtet: "Nicht wohne in Sichern ein Jude!" Dies habe er wegen seiner Frau getan, die Samaritanerin (b~iown 10 ~~ inW~) aus Jaschub gewesen sei. Chronik VI. 346 schreibt auch, Hadrian habe eine samaritanische Frau gehabt. Chronik VII. 347 erzählt dasselbe wie Chronik III. 348 . - Diese samaritanischen Angaben sind mit Vorsicht aufzunehmen: Als historisch zuverlässig können sie keinesfalls bezeichnet werden 349 • Doch ist interessant, dass von der (angeblich) samaritanischen Frau des Hadrian bzw. Herades ein Herkunftsort angegeben wird: Jaschub 350 . Woher diese den Josephus-Texten unbekannte Information stammt, ist unklar. Ob Herades d.Gr. eine Samarierin oder eine Samaritanerin zur Frau gehabt hat, kann uE. - trotz der Angaben der drei Chroniken - nicht entschieden werden. Was hingegen belegt werden kann, ist, dass Herades zur Stadt Samaria eine enge Beziehung gehabt hat. Er baute Samaria mitsamt einem Tempel wieder auf und nannte die neue Stadt Sebaste (vgl. Ant 15,292-298); auch andere lenistische) Städte und Orte hat er architektonisch ver-
(hel-
schönert351. -Eine müssige Frage meldet sich: Hätte Herades seiner Frau zuliebe - sofern diese Samaritanerin gewesen
345) Text: Neubauer, Chronique 403. 346) Text: Vilmar, aaO. 118,5. 347) Text: Adler-Seligsohn, aaO. 48. 348) Sie ist von dieser abhängig; vgl. Macdonald, Chronik II. l3f. 349) Es ist immerhin auch bemerkenswert, dass Chronik VII. 41 Herades (hier: bi1i~n) als "Bastard" (iYOC) bezeichnet, der alle - Samaritaner und Juden - gehasst habe. 350) Oder ist dieses Wort nur als "Siedlung", "Ort" zu verstehen? - In Esra 10,29 ist "Jaschub" ein Sohn Bigwais. Er stammte aus Israel und gehörte zu jenen, die eine fremde Frau geheiratet hatten, diese aber - auf Esras Forderung hin - wieder entliess (vgl. Esra 10,25. 44) . "Jaschub" könnte also auch die Abstammung dieser samaritanischen Frau betreffen. 351) Vgl. Schalit, Herades 328-365, bes. 330-340 (Cäsarea am Meer) und 358-365 (Sebaste). Ant 19,329 beklagt, dass Herades nicht eine einzige Stadt der Juden restauriert habe. Abgesehen vom Jerusalemer-Tempelausbau dürfte dies zutreffen. Sichern hat er jedenfalls auch nicht neu erbaut.
125 wäre - nicht das Garizim-Heiligtum wieder herstellen lassen können352? Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Frau, Malthake, keine Samaritanerin gewesen ist, scheint uns wegen der Persönlichkeit und der Herkunft des Herades (Idumäer bzw. Halbjude; vgl. Ant 14, 403) und den kulturellen Präferenzen, die er gesetzt hat, gross zu sein 353 • Wir legen uns jedoch nicht fest und bleiben beim unbestimmten Wort 11 Samar. 11 •
Ant 17,342
Bell 2,111: Archelaus behandelt Juden und Samar.
graus=am~--------------------------------------------·---------------
Wir geben die Texte synoptisch wieder: Ant
Bell
Im zehnten Jahr der Herrschaft des Archelaus beschwerten sich die führenden Männer (ot npooTOL TOOV avöpoov) der Juden und Samar. 354 über ihn beim Kaiser; sie fanden seine Grausamkeit und seine Tyrannei (Tnv oo~6•n•a UUTOÜ xa~ TUpavvlöa) nicht mehr tragbar. Der Höhepunkt war, als sie erkann-
Als Archelaus die Ethnarchie übernommen hatte, behandelte er in Erinnerung an frühere Streitigkeiten nicht nur die Juden, sondern auch die Samar. grausam (ou ~6vov "lbuöaloLC aAAd XUL Ea~pEÜOL XPnoa~EVOC w~c) • Beide (ExaT~pwv) schickten Gesandtschaften gegen ihn zum Kaiser. Daraufhin wurde er im
352) Durch diese Frage soll Malthake jedoch keinesfalls religiös definiert werden; darum ist die Frage 11 müssig 11 • Juynboll, Commentarii 113, meint, Herades habe den Garizim-Tempel aus Furcht vor den Juden nicht wieder aufbauen können und Montgomery, aaO. 88, stimmt Juynboll deshalb zu, weil keinerlei Hinweise eines solchen wohltätigen Willensaktes des Herades vorhanden seien. UE. ist diese Erklärung jedoch sehr dürftig: Im allgemeinen bekamen jüdische Orte von der Bauliebe des Herades praktisch nichts zu spüren. Jerusalem bzw. der dortige Tempelausbau ist eine Ausnahme, die Herades wohl aus Prestige-Gründen gerne gemacht hat. Ansonsten floss aber viel Geld ins Ausland, zB. nach Rhodas, Athen und Sparta; vgl. Feldman (Loeb) zu Ant 19,329 Arun. b. 353) Vgl. auch Zayadine, Samarie 5. 354) MWE schreiben Ea~apeCTaLc.
126 ten, dass Archelaus die Befehle (td~ Ev•oAä~) missachtete, denen zufolge er sich den Juden und Samar. gegenüber hätte anständig benehmen sollen.
neunten Jahr nach Vienna, einer Stadt in Gallien, verbannt.
Archelaus, der Sohn Herodes d.Gr. und dessen samar. Frau Malthake (vgl. zu Ant 17,20 =Bell 1,562), wurde nach dem Tode seines Vaters (4v.) als Ethnarch eingesetzt 355 • Josephus betont, dass er nicht nur die Juden, sondern auch die Samar. grausam behandelt habe 356 • Seine Abstammung von einer samar. Mutter könnte zur Annahme führen, die Samar. wären von Archelaus besser behandelt worden als die Juden. Doch offensichtlich ist dem nicht so gewesen. Eigenartigerweise werden aber nur Juden und Samar. erwähnt, die unter seinem Despotismus gelitten haben; es fehlen die auch unter seiner Herrschaft lebenden Idumäer. Weiss Josephus nichts von ihrem Ergehen während der zehnjährigen 357 Machtausübung des Archelaus oder waren ihm die Idumäer nicht nennenswert 358 ? Hat er sie hier vielleicht stillschweigend zu den Juden gezählt 359 ? Oder ist es den Idumäern unter Archelaus 355) Seine beiden Brüder, Antipas und Philippus, erhielten nur den Titel bzw. das Amt eines Tetrarchen; vgl. Schalit, Herodes 642. Aus dem Herrschaftsbereich des Ethnarchen (Idumäa, Judäa, Samarien und den Städten Stratonsturm [=Cäsareal, Sebaste, Joppe und Jerusalem) floss am meisten Geld (vgl. Ant 17,318-320 =Bell 2,96f). 356) Seinen "wahren Charakter" hat Archelaus schon am ersten Pesachfest gezeigt, nachdem er aufgrund testamentarischer Verfügung seines Vaters die Herrschaft angetreten hatte: Er liess damals einen Versuch der Juden zum Aufstand brutal niederschlagen (vgl. Ant 17,213-218 =Bell 2,8-13). 357) Zu den unterschiedlichen Angaben in Ant und Bell vgl. Marcus/Wikgren (Loeb) zu Ant 17,342 Anm. a und Thackeray (Loeb) zu Bell 2,111 Anm. b: Aufgrund anderer Quellen (Dio Cassius; Vita) halten diese Uebersetzer die Ant-Angabe für richtig. 358) Josephus beschreibt die Idumäer als "von Natur aus" grausam und ruchlos (vgl. Bell 4,310.316). (Im jüdisch-römischen Krieg haben sie anfänglich mit den Zeloten gemeinsame Sache gemacht; vgl. Bell 4,318-566). 359) Das scheint uns zwar kaum so zu sein, obwohl die Idumäer unter Johannes Hyrkanus zwangsjudaisiert worden sind (vgl. Ant 13,257fy 15,254). Doch Josephus spricht für die Zeit darnach noch sehr oft von "Idumäern" (vgl. in Bell 4 und in Ant 14 17).
127 etwa gut gegangen 360 ? Diese Fragen beschäftigen uns zwar nicht weiter. Nur eines bleibt frag-würdig: Haben die Idumäer eventuell - seit sie judaisiert worden sind - keine eigene Vertretung, keine "Vorsteher", mehr gehabt? Wäre dem so gewesen, hätten sich die Idumäer von den Samar. diesbezüglich unterschieden: Letztere haben offenbar eine eigene Vertretung gehabt. Ob die Kläger gemeinsam oder unabhängig voneinander zum Kaiser (Augustus) gereist sind, kann weder aus Ant noch aus Bell eruiert werden; uE. wäre ein gemeinsames Vorgehen der Juden und Samar. in einem solchen Fall denkbar. Die Samar., die Archelaus auch anklagen, stammen vielleicht aus der Stadt Sebaste 361 . Sie ist damals Hauptverwaltungszentrum 362 Samariens gewesen Ihre Einwohner sind keine Samaritaner gewesen (vgl. zu Ant 13,275-277). Die samar. Kläger sind also möglicherweise heidnische Bürger aus Sebaste. Doch mit Sicherheit können wir samaritanische Kläger nicht ausschliessen. Wenn solche (auch) in der samar. Delegation gewesen sein sollten, ergäben die Paralleltexte ein anderes Bild der Situation: Archelaus, der Sohn des Idumäers bzw. Halbjuden Herodes und der samar. Mutter Malthake, hätte dann möglicherweise "die Juden" gehasst; zu diesen hätte er auch die Samaritaner gezählt. Diese Interpretation, die samar. Kläger seien Samaritaner gewesen, ist uE. auch möglich, weil - die Idumäer nicht klagen (als Nichtjuden bzw. "nur" zwangsbekehrte Juden haben sie vielleicht von Archelaus keine Grausamkeiten erleiden müssen); - Archelaus eventuell - wie sein Vater - zur Stadt Sebaste (und ihren führenden Politikern) ein gutes Verhältnis gehabt und
360) Archelaus' Vater, Herodes d.Gr., war ja Idumäer. nennt ihn darum h~LLouoaLOG; vgl. Ant 14,403.)
(Josephus
361) Weil die Gesandtschaften der Juden und Samar. vor dem römischen Kaiser aufgetreten sind, haben sie sich wohl aus führenden Delegierten beider Gruppen zusammengesetzt. Daher vermuten wir, die Männer seien aus Jerusalem und aus Sebaste gekommen. 362) Vgl. Schürer, aaO. II. 198; Haefeli, Geschichte 100. Bell 1,403 erwähnt, dass Herodes d.Gr. der Stadt auch eine "ausgezeichnete Verfassung" gegeben habe.
128 die Einwohner dieser Polis nicht tyrannisiert hat 363 ; - aus Ant 18,89 gefolgert werden kann, dass sich die Samaritaner im Jahr 35/36n. über den Prokurator Pilatus bei dessen Vorgesetzten (auch) beklagt haben; möglicherweise haben sich damals auch Juden - ungefähr gleichzeitig wie die Samaritaner - über Pilatus beschwert (vgl. zu Ant 18,85.88). Ob Archelaus' Verhalten also nur Juden und Samaritanern gegenüber oder sämtlichen Bewohnern Judäas und Samariens (inkl. Sebaste) gegenüber grausam gewesen ist, kann nicht festgestellt werden. Daher können auch die samar. Kläger nicht identifiziert werden. Wir lassen den unbestimmten Terminus "Samar." a.lso stehen.
Ant 18,85.88 (18,86f.89): Ein Mann verursacht einen Aufruhr beim samar. Volk - Pilatus greift ein *Ant 18,89: "I:a]J.ape:i:"t"aL" Das samar. Volk t•o I:a]J.apewv ~8voc) blieb von Aufruhr 364 (8opußou) nicht verschont. Denn ein Mann, der Lüge leichtfertig zur Verfügung 365 , scharte aus Lust 366 die Menschenmenge zusammen (OUO"t"PE~e:L yap a61:ouc ~vnp ~V ÖA(yw 1:0 ~e:üoo~ "t"LÖEJJ.EVO~ xa~' 363) Auch Vertreter anderer hellenistischer Orte, die Archelaus unterstanden (Stratonsturm, Joppe), beklagten sich anscheinend nicht. 364) Oder: Lärm, Tumult, Verwirrung usw. Im Hinblick auf das, was in 18,87 berichtet wird, wählen wir die Uebersetzung "Aufruhr". 365) ~v ÖACyw bedeutet "in einem engen Raum", "in kurzer Zeit", "leicht", "beinahe" u.ä.; vgl. Menge-Güthling, aaO. 486. Weil der Ma:nn so beschrieben wird, muss das griechische Wort als "leichtfertig" o.ä. verstanden werden. Diese Deutung wird von Lat, die "qui mentiri pro nihilo ducebat" übersetzt, bestätigt. "t"L8€JJ.e:vo~ ist auch mit verschiedenen Termini übersetzbar: "festsetzend", "anordnend", "verfügend" u.a.m.; vgl. Menge-Güthling, aaO. 684f. Sinngernäss scheint uns (der Lüge leichtfertig) "zur Verfügung" hier am treffendsten zu sein. Vgl. Lat: "für nichts halten" oder "als nichts ansehen". 366) Oder: "aus Freude", "aus Vergnügen" u.ä.
129 noovn •nG nAn3uOG); das Ganze listig ersinnend 367 (•Exva~wv •a nav•a) , forderte er sie auf, mit ihm auf den Berg Garizim (raP~~E~v
ÖPOG) zu gehen. Dieser ist ihrer Ueberzeugung nach der
heiligste (Ö ayvo•a•ov) der Berge. Er versicherte, ihnen dann die heiligen Geräte zu zeigen (oECEE~v •a tEpa oxEun), die dort vergraben waren
(xa•opwpuy~tva),
wo Mose sie hingelegt hatte
(18,85). -Die in Rüstung erschienenen Führer waren von der Rede überzeugt (ot ÖE EV ÖnAO~G •E ~oav n~aavov nyou~EVO~ •ov AOYOV). Man stellte sich in einem Dorf namens Tirathana 368 auf. Die in grosser Menge Zusammengekommenen machten sich bereit, auf den Berg hinaufzugehen (18,86). Da erschien - ihrem Aufstieg zuvorkommend - Pilatus mit Kavallerie-Geleit und schwerbewaffneten Soldaten
(onA~•wv).
Beim Zusammenstoss mit den sich vorher im
Dorf in Schlachtordnung (napa•aEEWG) Versammelten wurden die einen getötet, die andern in die Flucht geschlagen. Viele wurden gefangen genommen; von ihnen liess Pilatus die Anführer (xopu~a~o•d•ouG) ~uyoücr~
und die einflussreichsten der Flüchtigen (•otG
öuva•w•a•ouG) töten (18,87). - Als sich der Aufruhr ge-
legt hatte, ging der Rat 369 (n ßouAn) der Samar. zu Vitellius, dem Statthalter von Syrien, und klagte Pilatus wegen der Ermordung der Opfer an. Denn nicht Abfall von den Römern sei beabsichtigt gewesen (o6 yap
tn~
anoo•aoE~
latus zu entfliehen (€ni.
o~aqmyn
•wv
'Pw~aCwv),
sondern 370 man hätte sich in Tirathana getroffen, um der Hybris des Pi•nG
II~Aa•ou
ÜßpEWG)
(18,88).
Vitellius beauftragte daraufhin Marcellus, die Aufsicht über die Juden (•oCG 'IouoaCoLG) zu führen und befahl Pilatus, nach Rom zu gehen, um dem Gebieter mitzuteilen, weshalb er von den Samar. 371 verklagt worden sei. Nachdem Pilatus nun zehn Jahre 367)
•Exva~w meint: etwas "künstlich verfertigen", "geschickt gestalten", "listig ersinnen", "Trug üben", "hinterlistig handeln" u.ä.; vgl. Menge-Güthling, aaO. 682f.
368) Leicht veränderte Lesarten dieses Ortes vgl. in Niese z. st. Anm. 3. - Press, Art. "tOni~t!l (TLpafuva)" 379, identifiziert Tirathana mit dem 6km südlich von Sichern sich befindenden ~· a~-~ira. 369) Oder: die Ratsversammlung; eventuell: der Senat. 370) Das griechische Wort bleibt unübersetzt, weil eine Uebersetzung desselben bereits eine Deutung wäre. 371) MWE Lat haben hier: "Juden". Feldman (Loeb) schreibtNiese folgend- "Samar.", während Reinach, Oeuvres, "Juden" vorzieht.
130 in Judäa verbracht hatte, ging er nach Rom, denn er konnte nicht widersprechen. Doch bevor er Rom erreichte, war Tiberius schon gestorben (18,89). Aufgrund der Erwähnung des Pilatus und seiner auf dieses Ereignis hin erfolgten Abberufung als Prokurator Judäas wird dieser Vorfall ins Jahr 35/36n. datiert 372 • - Gattungsmässig gehört diese Erzählung zu den Truggeschichten: Hauptkriterium dieser Zuteilung ist der Mann, der das samar. Volk in die Irre führen wollte 373 • 18,85 spricht davon, dass das "samar. Volk" von Aufruhr nicht verschont geblieben sei. Diese Aussage könnte so verstanden werden, dass das ganze Volk Samariens davon betroffen gewesen sei. Aufgrund der Angabe, der Garizim sei für diese Samar. der heiligste der Berge, müsste sodann gefolgert werden, dass alle Bewohner Samariens Samaritaner gewesen seien. Doch dieser Schluss ist nicht zwingend, weil f&voc im Werk des Josephus auch kleinere Einheiten meinen kann (vgl. zu Ant 17,20 =Bell 1,562 Anm. 335). "Samar. Volk" betrifft zwar Bewohner Samariens, aber es müssen jeweils nicht alle von ihnen gemeint sein. Einige Beispiele mögen diese Interpretation belegen: -In Ant 12,135 werden die Juden der "oberen Orte", dh. Nordpalästinas374, "das jüdische Volk" genannt; 12,136 spricht dann 372) Vgl. Antoine, aaO. 552; Kippenberg 113. Pilatus soll im Dezember 36 von Judäa abgereist sein; vgl. Smallwood, Dismissal 12-21 und Lemonon, Pilate 241-245. - Smallwood, Jews 171 und ebd. Anm. 93, nimmt an, dass Vitellius von den Verhaltensweisen des Pilatus in Judäa Kenntnis hatte und nur auf eine Gelegenheit wartete, ihn abstossen zu können. Vitellius selber sei weder zur Absetzung des Pilatus noch zur Ernennung eines Nachfolgers kompetent gewesen. Er habe Pilatus nur entlassen können "and put in a locum tenens to cover the interval of several months before a new governor could be appointed •.• ". 373) Vgl. Justus, Erzählkunst 122f. Andere Truggeschichten, aus denen hervorgehe, dass das Volk gelitten habe, enthielten auch Ant 18,55-59.60-62. Hier gehe es ebenfalls um Episoden, an denen Pilatus beteiligt gewesen sei. - Terminologisch gehört der Verführer, von dem 18,85 spricht, nicht zu den "Pseudopropheten". Ein solcher wird in Josephus' Werk im Zusammenhang mit Samar. nie genannt. Zum Gebrauch des Wortes "Pseudoprophet" durch Josephus vgl. Reiling, use 154-156. 374) Vgl. Marcus (Loeb) z.St. Anm. c.
131 noch von jenen Juden, die in der Nähe des Jerusalerner-Heiligturns, dh. im Süden Palästinas, leben. Mit dem "jüdischen Volk" in 12,135 ist also nur ein Teil der Juden gerneint 375 • - Ant 19,278.284f sprechen vorn "jüdischen Volk" 376 in.Alexandria. Diese Stellen zeigen, dass der Terminus nicht exklusiv für die Juden Judäas (und Galiläas) verwendet wird, sondern auch einen Teil des Volkes irgendwo anders bezeichnen kann. - Ant 20,97-99 nennen einen gewissen Theudas, einen Betrüger (yon~) 377 , der die Mehrheit der Menschenmenge (tov nAECo•ov öxAov) 378 überredet habe, ihm zum Jordan zu folgen. Dort würde sich der Fluss auf seinen Befehl hin teilen. Der (damalige) Prokurator von Judäa, Fadus, sandte eine Schwadron Kavalleristen zur Menge; viele, die Theudas folgten, wurden erschlagen, andere gefangengenommen. Theudas selber wurde geköpft. Am Schluss dieses Berichtes schreibt Josephus, dies seien die Ereignisse gewesen, die •o'L~ 'IouöaCoL~ befallen hätten. (Ant 20,188 erwähnt ein ähnliches Ereignis, allerdings ohne die Betroffenen arn Schluss zu nennen: [Der Prokuratori Festus habe ebenfalls Kavallerie und Infanterie gegen Anhänger eines bestimmten Betrügers [dv8pwnou yon•o~l gesandt, der diesen Rettung und das Ende des Bösen versprochen habe [oc,nnpCav .•. xa~ naiJ.Aav xaxwv], wenn sie ihm in die Einöde folgen würden 379 .) - Bell 3,289-306 berichten von den Einwohnern der Stadt Japha in Galiläa, deren antirömischer Aufstand gescheitert ist. Am Schluss der Erzählung schreibt Josephus, dieses Unglück habe
375) Der Inhalt von 12,135f dürfte allerdings nicht von Josephus formuliert worden sein; der Historiker beruft sich hierfür auf Polybius von Megalopolis, dessen Angaben er wahrscheinlich zitiert. 376) In 19,278 schreibt (nur) E YEVo~; 19,284f dürften auch wieder aus fremder Feder stammen; Josephus zitiert hier ein "Diatagrna" (vgl. 19,285) von Kaiser Tiberius. 377) Dieser Terminus habe bei Josephus ausgesprochen den Sinn von "Betrüger" oder "Volksverführer"; vgl. Hengel, aaO. 235 Anrn. 4. 378) Nach Apg 5,36 waren es rund 400 Anhänger. Vgl. dazu Feldman (Loeb) zu Ant 20,97 Anrn. d. 379) Haefeli, Geschichte 109 und ders., Sarnaria 58f, sowie Rengel, Zeloten 235f, bezeichnen Ant 20,97-99 und 20,188 als mit Ant 18,85ff durchaus vergleichbare Texte.
132 die Galiläer betroffen (•oü•o ouveßn
LO
naöo~ raALAaCoL~)
.
Aus Ant 20,99 und Bell 3,306 geht hervor, dass die betroffene Menschengruppe mit dem nach ihrem Wohngebiet geformten Namen ("Juden", "Galiläer") identifiziert wird, obwohl es sich jeweils nicht um alle Juden bzw. Galiläer gehandelt hat. In beiden Texten steht zwar nicht
"~övo~
der Juden" bzw. " - der Ga-
liläer"; dennoch sind die geographischen Pauschalbezeichnungen ("Juden" bzw. "Judäer" und "Galiläer") so zu verstehen, dass jeweils nur ein Teil derselben direkt betroffen gewesen ist. UE. darf aufgrund aller jetzt genannten Beispiele angenommen werden, dass "samar. Volk" in 18,85 keine numerische Vollständigkeit ausdrücken muss, sondern auch nur einen Teil des samar. Volkes bezeichnen kann. Wir weisen hier auch darauf hin, dass zum "samar. Volk" (im 1. Jh.n.) auch die Einwohner der Stadt Sebaste und ihrer Umgebung gehört haben. Ob jedoch Leute aus Sebaste mit dem Ereignis, das Ant 18,85-89 schildern, etwas zu tun gehabt haben, scheint uns äusserst unwahrscheinlich zu sein: Sebaste hatte damals einen eigenen Tempel (vgl. zu Ant 17,20
=
Bell 1,562) und seine Einwohner standen mit denen, die den Garizim als heiligsten Berg betrachteten, wohl kaum in religiöser Beziehung (vgl. zu Ant 13,275-277). Wenn die Leute aus Sebaste aber nicht zu den Betroffenen gehörten, die der Ant-Bericht nennt, kann "samar. Volk" auch nur einen Teil desselben meinen 380 Ant 18,85-89 zufolge hat es sich um Leute aus dem samar. Volk gehandelt, denen der Garizim heilig war und die geglaubt haben, dass auf ihm die heiligen Geräte vergraben seien 381
Diese In-
formation genügt, um die hier genannten Menschen als Samaritaner zu bezeichnen. 18,85 nennt das Ziel dieses beabsichtigten Garizim-Zuges: Es geht um das Sehen bzw. Auffinden der heili380) Dieser Teil der Betroffenen kann sich dennoch aus solchen, die den Garizim für den heiligsten der Berge hielten und aus solchen, die das nicht glaubten, zusammengesetzt haben. Ein Ereignis, das etwas Sensationelles an sich hat (vgl. den Schluss von 18,85), zieht doch stets auch "Gaffer" an. 381) Zur Bemerkung von Bammel, Testimonium 15, Josephus habe hier die Gelegenheit ergriffen, seiner Geringschätzung der samaritanischen Religion Ausdruck zu verleihen, sehen wir keinerlei Recht.
133 gen Geräte 382
Kippenberg deutet den Zug auf den Garizim als
"endzeitliches Ereignis", denn "die Sammlung des Volkes und die Auffindung der heiligen verborgenen Geräte leiten die Zeit des Heils ein" 383 . Er folgert aus der samaritanischen Tradition, dass der "Anführer" den Samaritanern die Rückkehr des mosaischen
Mi~kan, der "Wohnung Gottes" 384 , und damit den Anbruch der Heilszeit verheissen habe. "Er verstand sich also wohl als ein Mose redivivus. Mit der Erwartung des Taheb oder des Propheten wie Mose hat diese Tradition sehr wahrscheinlich nichts zu tun" 385 • - Andere Interpreten deuten diesen Anführer hingegen als den im samaritanischen Glaubensgut bekannten Taheb 386 ; auch die Meinung, es sei Dositheus gewesen, wird vertreten 387
Uns beschäf-
tigen die Detailfragen um die vergrabenen Geräte und die Person des Anführers nicht weiter. Der Kläger vor Vitellius ist der "Rat" der Samar. Die Erwähnung dieses Gremiums und die Informationen über das - möglicherweise -
382) Jeremias, Passahfeier 58, betont, dies - nicht etwa die Erneuerung des Heiligtums (mit Waffengewalt o.ä.) - sei das Ziel des Garizim-Zuges gewesen. Doch möglicherweise deckt sich dieses Ziel mit der Hoffnung auf die Wiederherstellung des Kultes auf dem Garizim; vgl. Collins, Vessels 110.113. - Zu den vergrabenen Geräten vgl. v.a. Gen 35,4; 2Makk 2, 4-7; Jub 3l,lf und LibAnt 25,9f. Zur Bedeutung dieser G.eräte vgl. Meeks, Prophet-King 248-250; Kippenberg 250f; Bergmeier, Frühdatierung 140; Collins, aaO. 109-111 (dazu: Zeron, Bemerkungen 165-168); Pummer, Book 158f und Keel, Vergraben 331. 383) 114. 384) Zur Analyse der entsprechenden Texte vgl. Kippenberg 234250. 385) 195. 386) Dexinger, Taheb 324, sieht im Versprechen, die heiligen Geräte zu zeigen, einen Anspruch, der das Legitimationswunder des Taheb sein soll. Jedenfalls sei die in Josephus beschriebene Person "als ein Element in der Traditionsgeschichte des Taheb zu sehen"; ebd. 326. - Gaster, Samaritans 91, stellt fest, dass Ant 18,85ff von einigen Forschern mit Jesus verbunden worden sei. 387) So Teeple, Prophet 108. Er glaubt, hier sei ein Beleg für den Glauben der Samaritaner an einen "Prophet-King-Messiah" zu finden. - Krauss, Dosithee 36, folgert ganz einfach: II • • • ce devait etre Dosithee". Zu Dositheus vgl. bes. Isser, Dositheus 167-189 und die Ausführungen von Pummer, State I I. 34 f.
134 eschatologische Gedankengut führen Kippenberg zur Aussage, dass dieser Bericht des Josephus einen "ausgezeichneten Einblick in die samaritanische Gerneinde" 388 gebe. Dies ist allerdings eine übertriebene Behauptung. Denn ausser der blassen Erwähnung dieses Rates erfahren wir nur noch wenig über das von Kippenberg so bezeichnete eschatologische Gedankengut. Erst wenn dieses letztgenannte mit der späteren samaritanischen Tradition verknüpft wird - das tut Kippenberg in traditionsgeschichtlichen Erwägungen 389 - kann aus Josephus' Bericht mehr herausgelesen werden als er eigentlich enthält. Vorn Rat selber erfahren wir aber nach wie vor so gut wie nichts. Aus 18,85ff geht nicht hervor, wie sich dieser zusammengesetzt hat bzw. woher seine Mitglieder stammten. So bleibt zu rätseln, ob der Rat ein Gremium der SRG allein oder eine Art Bezirksrat aller Bewohner Samariens gewesen sei; auch könnte man sich fragen, ob er eventuell von der im 1. Jh.n. bedeutenden Stadt Sebaste her gesteuert oder gar beherrscht worden sei. Josephus braucht das Wort ßouAn für verschiedene Gremien; es wird nicht nur für grössere Gebilde verwendet, sondern kann auch kleinere Einheiten betreffen (vgl. zu Ant 11,114.117 Anrn. 125). Wir sind geneigt, diesen Rat als Gremium der Mitglieder der samaritanischen Religionsgemeinschaft und nicht als Instanz aller im Gebiete Sarnariens wohnhaften Leute zu verstehen. Für letztgenannte mag eine andere ßouAn, wie schon in früheren Zeiten (vgl. Ant 11,117) bestanden haben. Wir vermuten, dass Abgeordnete der Samaritaner zu Vitellius gegangen sind. Denn Nichtsamaritaner haben sich wohl kaum für Leute eingesetzt, die das Opfer eines religiösen Fanatikers geworden sind.
Die Klage des Rates führte offenbar zu Absetzung des Pilatus. Von dieser Wirkung her könnte daran gezweifelt werden, ob denn der Rat einer wohl eher kleineren Gerneinschaft diese Wirkung haben konnte. Wir betrachten es als wahrscheinlich, dass die Klage dieses samaritanischen Rates über den Prokurator Pilatus
388) 114. 389) 250-254.
135 nicht die erste gewesen ist, die Untergebene eingereicht haben 390 . Auch die Juden hätten Grund genug gehabt, Pilatus anzuzeigen391. Vielleicht haben Juden und Samaritaner zusammen (oder getrennt, aber gleichzeitig) geklagt 392 • UE. hat jedenfalls nicht allein die Klage der Samaritaner die Abberufung des Pilatus herbeigeführt; darum wird die Grösse bzw. RepräsentativFunktion dieses Rates auch keine ausschlaggebende Rolle gespielt haben. In der Sekundärliteratur wird dem "Rat" unterschiedliche Bedeutung zugemessen: Montgomery übersetzt "Rat" mit "Samaritan magistracy"; diese habe beträchtlichen Einfluss auf die königliche Administration gehabt und sei "doubtless of the same pattern as the Jewish Sanhedrin" gewesen 393 • Auch Schürer 394 koppelt den Rat der Samaritaner mit dem jüdischen Sanhedrin. Haefeli395 ist der gleichen Meinung und definiert den Rat als "die jüdische für innerreligiöse Angelegenheiten kompetente Behörde". Alt 396 meint, der Rat habe wahrscheinlich aus den von Josephus andernorts (Ant 20,125ff; Bell 2,239ff) erwähnten npw•oL oder öuva•oC bestanden. Feldman (Loeb) 397 interpretiert ihn als "council of the entire Samaritan community", fügt jedoch sonderbarerweise hinzu: "and not merely of the city of Samaria" 398 • Dieser Zusatz verrät, dass Feldman die Samaritaner automatisch - und wohl aufgrund ihrer Benennung - mit der Stadt Samaria verbindet. Wir haben jedoch keinen Beleg dafür, dass 390) Smallwoods Annahme (vgl. Anm. 372) deutet wohl auch darauf hin. 391) Ihre Auseinandersetzungen mit ihm schildern Bell 2,169-174 = Ant 18,55-59 ("Feldzeichen"); Bell 2,175-177 = Ant 18,6062 ("Tempelschatz") ;zudem vgl. Lk 13,1; Philo, LegGai 30lf. 392) Ein solches Vorgehen war früher einmal der Fall: Bell 2,111 = Ant 17,342 erwähnen, dass Juden und Samar. Archelaus, den Sohn Herodes d.Gr., angeklagt hätten. (Weiteres zu diesen Texten vgl. z.St.) Ob sie die Klage jedoch gemeinsam oder unabhängig voneinander vorgetragen haben, bleibt offen. 393) aaO. 86-88; ähnlich auch Thomson, Samaritans 39. 394) aaO. I I. 246.264. 395) Geschichte 59. 396) Probleme 403. 397) zu Ant 18,88 Anm. b. 398) Genauso auch Jones, Cities 258 und 456 Anm. 43.
136 im 1. Jh.n. in Sebaste (Samaria) Samaritaner gelebt haben 399 - Jenen Autoren, die den Rat als analoge Instanz zum jüdischen Sanhedrin bzw. als Gremium (der Samaritaner) für innerreligiöse Angelegenheiten betrachten, schliessen wir uns an. Allerdings möchten wir in diesem Rat auch - aufgrund von 18,88 - die offizielle Repräsentanz
de~
Samaritaner nach aussen erkennen.
In 18,85-89 werden - wie auch in den in Ant 20 enthaltenen, oben erwähnten vergleichbaren Erzählungen - keine Zahlen ge400 nannt . Josephus spricht von einer "Menschenmenge" (18,85), von den Zusammengetroffenen als "grosser Menge" "vielen"
(18,86), von
(18,87), die gefangen genommen wurden. Aus 18,87fin
ist ersichtlich, dass "nur" die Anführer der Flüchtigen von Pilatus zum Tod verurteilt worden sind 401 • Wir vermuten, dass es sich hier um eine kleinere Zahl von Männern gehandelt hat 402 Die Frage, ob die in 18,89 genannten Kläger Samaritaner oder Juden gewesen sind (vgl. Anrn. 371), kann aufgrundtextlicher Beobachtungen und aufgrund vorgefasster Meinungen beantwortet werden. Weil der Text 3mal von "Samar." spricht (18,85.88.89), stellt sich natürlich nur die Frage, weshalb die Kläger in einigen Handschriften "Juden" genannt werden. Folgende Antworten und Mutrnassungen sind möglich: Die einfachste Erklärung für den Wortlaut "die Juden" könnte heissen, die Abschreiber hätten eben diese - und nicht die (Minorität der) Samaritaner - mit der Absetzunq des Pilatus in Zusammenhang gebracht. Ein anderer Grund zur Erklärung des (vielleicht irrtümlichen) Wortes "Juden" könnte darin gesehen werden, dass nur wenige Zeilen vor399) Ant 15,296 berichtet, Herodes habe ausgediente Soldaten und viele Menschen der Nachbarorte in Sebaste angesiedelt; Bell 1,403 spricht von 6000 dorthin gebrachten Einwohnern. 400) Anders in Bell 3,289ff: 3,297 gibt die Zahl der Toten in Japha mit 12'000 an. 401) Nach römischem Recht konnte jeder bewaffnete Aufstand als Räuberei taxiert und mit der Kreuzigung der Beteiligten geahndet werden; vgl. MB zu Bell 2,238 Anrn. 133. 402) Es sieht so aus, als ob Josephus die Zahl der Toten dann nennt, wenn sie - seiner Einschätzung nach - erwähnenswert, dh. hoch ist; vgl. Bell 1,97(f) = Ant 13,380-383; Bell 3,315 (=Samaritaner); Bell 7,368f.400f. u.ö.
137 her steht, Marcellus sei beauftragt worden, die Aufsicht über die Juden zu führen 403 • Ein weiterer Erklärungsversuch stammt von Haefeli: Er meint, die Stelle zeige möglicherweise, dass die Samaritaner als Juden gegolten hätten 404 • Schliesslich könnte auch vermutet werden, dass im ursprünglichen Text beide - Samaritaner und Juden - genannt worden seien; dann läge hier eine Auslassung vor. Von Pilatus wird in 18,89 ja das letzte Mal in Ant berichtet (ausgenommen die blosse Erwähnung seines Namens in 18,177). Doch diesem Argument wäre entgegenzuhalten, dass in keiner Handschrift Juden und Samaritaner erwähnt werden. - Wir erachten Haefelis Vermutung als die stichhaltigste: Die Samaritaner können bei nichtjüdischen Autoren nämlich erst ab dem 4. Jh.n. als eine sich von den Juden unterscheidende Gruppe nachgewiesen werden, dh. erst ab dieser Zeit werden sie nicht mehr unter die Juden subsurniert 405 • Alle Handschriften, die "Juden" schreiben, stammen zwar aus späterer Zeit 406 ; sie könnten jedoch eine alte bzw. die ursprüngliche Terminologie tradieren. Beweisen lässt sich zwar nicht, dass die "Juden" (=Samaritaner) die Kläger gewesen sind, doch können wir dieses Textproblern auch nicht einfach als zufälligen Irrturn abtun.
403) Diese Tatsache betrachtet Lernonon, aaO. 232, als für den Wortlaut "die Juden" mitverantwortlich. 404) Vgl. Sarnaria 11 Anrn. 2. 405) Chronologisch kann dies ab den Script.Hist.Aug. (4. Jh.n.) belegt werden; vgl. Stern, Authors II. 617.627f und 636641. Bei den orientalischen, griechischen bzw. hellenistischen und römischen Autoren vor dem 4. Jh.n. werden die Samar. (mit einer oder zwei Ausnahmen) nie eigens erwähnt. Ausnahmen machen Tacitus, Ann. XII. 54 (vgl. in Stern, aaO. II. 76f), der von Feindschaft zwischen Bewohnern Galiläas und Samariens spricht, und Curtius Rufus, Hist. IV. 8,9-11 (vgl. Stern, aaO. I. 448f). Letzterer weiss, dass Samar. den Präfekten von Alexander d.Gr., Andromachus, lebendig verbrannt haben. (Doch diese Samar. sind Einwohner der Stadt Samaria gewesen und haben mit der SRG nichts zu tun gehabt; vgl. zu Ant 11,341 Exkurs B.) Stern, aaO. II. 81 und Haefeli, Cäsarea 28, vermuten daher, "Iudaeos" könne bei den nichtjüdischen Autoren vor dem 4. Jh.n. Juden und Samaritaner betreffen. --406) Die älteste Version ist die lateinische, die ins 5. oder 6. Jh.n. zurückgeht. (MWE stammen aus dem Mittelalter.) Vgl. Thackeray (Loeb), "Introduction" Bd. IV. XVIIf.
138 Anscheinend besteht eine Spannung zwischen 18,85 (wo nur auf eine religiöse Motivierung der Samaritaner Bezug genommen wird) und 18,88 (wo ausschliesslich die politische Dimension eine Rolle spielt). Letzterer Text enthält eine zusätzliche Schwierigkeit; er behauptet, das Treffen in Tirathana hätte nicht den Abfall von den Römern zum Ziel gehabt, sondern man habe der Hybris des Pilatus entfliehen wollen. - Die Spannung zwischen den beiden Texten (18,85/88) lässt sich uE. nur befriedigend erklären, wenn die Textinhalte aufeinander bezogen werden. Der Enthusiasmus zur Entdeckung der heiligen Geräte (18,85) hat mit der "offiziellen" Erklärung vor Vitellius (18,88) etwas zu tun: Die Situation der Samaritaner unter dem Prokurator Pontius Pilatus war offenbar schlecht, sodass sie seiner Hybris 407 entfliehen wollten. In der Erklärung vor Vitellius schwingt "Hoffnung auf eine bessere Zeit" mit. Daher darf uE. angenommen werden, die Samaritaner hätten, falls nicht (wie damals viele Juden) "endzeitliche" Hoffnung, so doch Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf eine Veränderung, gehabt 408 • Diese Hoffnung auf Veränderung haben sie wahrscheinlich mit der Auffindunq der heiligen Geräte verbunden. Daher sind sie bereit gewesen, dem Mann, der ihnen diese zu zeigen versprach, auf den Garizim zu folgen. Dieses Aufeinanderbeziehen der Aussagen von 18,85 und 18,88 kann die anscheinend vorhandene Spannung erklären (helfen) . Kippenbergs Interpretation des Garizim-Zuges als eines endzeitliehen Ereignisses setzt unsere Deutung bzw. das Aufeinanderbeziehen beider Texte voraus, obwohl der Autor auf traditionsgeschichtlichem Wege zu seinem Ergebnis gekommen ist. Dass die Samaritaner vor Vitellius betonten, nicht Abfall von den Römern sei beabsichtigt gewesen, lässt aufhorchen. Offen-
407) Was man sich unter dieser "Hybris" des Pilatus vorzustellen hat, bleibt allerdings ungewiss. Der griechische Terminus hat vielerlei Bedeutungen: Uebermut, Hochmut, Stolz; Frechheit, Zügellosigkeit; Frevel, Frevelmut, Freveltat; Wildheit; Gewalttätigkeit; Misshandlung; Beschimpfung, Spott, Kränkung, Beleidigung; Entehrung; Schändung; vgl. Menge-Güthling, aaO. 700. 408) Aufgrund des Josephus-Textes ist es nicht möglich, von "endzeitlicher Hoffnung" bzw. einem "endzeitlichen Ereignis" zu sprechen, wie Kippenberg 114 es aufgrund seiner traditionsgeschichtlichen Arbeit tut.
139 bar war dieses apologetische Argument ("Wir sind nicht prinzipiell antirömisch") doch nötig; dh. die Samaritaner sind wahrscheinlich wie die Juden als antirömische Aufwiegler verdächtig gewesen. Vielleicht hing das damit zusammen, weil sie in den Augen der Römer als Juden gegolten haben (vgl. Anm. 405). - Der beabsichtigte Zug auf den Garizim sollte also einerseits nicht als Abfall von bzw. Aufstand gegen Rom verstanden werden, anderseits enthielt er doch ein politisch relevantes Motiv: Die Samaritaner versuchten, der Hybris des Pilatus zu entfliehen. Diese vor Vitellius gemachte Grundangabe setzt eine Erfahrung - oder jedenfalls die Kenntnis einer solchen - voraus, deren Wiederholung unter allen Umständen vermieden werden soll und die darum nach prophylaktischer Handlungsweise ruft. Die in Rüstung Erschienenen sind kein Beleg dafür, dass die Versammlung in Tirathana kriegerische Ziele gehabt hat 409 . Wahrscheinlich wurde die Rüstung von einigen aus defensiven Gründen - um Ueberraschungen zuvorzukommen - getragen: Man wollte das immerhin religiös motivierte Unternehmen unbehindert durchführen können. Aber es besteht auch kein Anlass zu sagen, das TirathanaMeeting sei apolitisch gewesen, denn Pilatus' Verhalten provozierte offenbar Hoffnung auf eine Aenderung bzw. Verbesserung des Zustandes der SRG. Die scheinbar rasche Präsenz des Pilatus (mit Kavallerie und schwerbewaffneten Soldaten) ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass er sich kurz zuvor auf dem Garizim aufgehalten hat. Möglicherweise bestand auf diesem Berg (noch) 35/36n. ein römisches Lager, ein Militärposten oder etwas Aehnliches410. Wenn dem so gewesen wäre 411 , könnte sich Pilatus
409) Gegen Dexinger, aaO. 323 Anm. 24, der dies in Absetzung zu Gasters (Law 251) Interpretation als friedlicher Versammlung meint. Auch Kippenberg 114 erkennt im Zug auf den Garizim "keine militärische Auflehnung gegen das Imperium Romanum". Allerdings war eine Gruppe mit bewaffneten Leuten für Pilatus mindestens suspekt; vgl. Smallwood, Jews 170. 410) Die Römer haben vielleicht bald nach der Unterwerfung Jerusalems (63v.) auf dem Garizim eine Militärstation errichtet. Ant 14,100 berichtet nämlich, Alexander (der Sohn des Aristobul; um 50v.) habe alle Römer, die er getroffen habe, getötet und jene beinahe belagert, die auf dem Garizim Zuflucht genommen hätten. - Allerdings ist das Hauptkontingent der römischen Militärhelfer im 1. Jh.n. in Sebaste und in Cäsarea am Meer stationiert gewesen (vgl. Bell 2,52.
140 durchaus dort aufgehalten haben - sei es aus Zufall oder sei es, . .. 1'1ch erweil er um d en Plan der Samar1taner gewusst h a t412 • Mag weise sind ihm Informationen über die samaritanische Absicht zugespielt worden. Pilatus hätte dann dieses Treffen bzw. den Zug auf den Garizim selber vereiteln wollen; deshalb wäre er rasch an Ort und Stelle gewesen. Dass die Samaritaner die religiöse Motivation für ihren beabsichtigten Garizim-Zug (Auffindung der heiligen Geräte) vor Vitellius verschwiegen und nur die Hybris des Pilatus genannt haben, ist - aufgrund des brutalen Einschreitens des letzteren wohl verständlich. Ihr Ziel ist ja angeblich nicht ein Aufstand gegen Rom gewesen 413 ; doch die ganze Episode scheint zu zeigen, dass das Verhältnis der Samaritaner zu den Römern bzw. sicherlich zu Pilatus gestört war: Eine Veränderung der Situation wurde offenbar erwartet, ja gar angestrebt.
Ant 18,167: Agrippa I. leiht von einem Samar. Geld Agrippas zu grasszügiger Umgang mit seinen Finanzen (vgl. Ant 18,145) führt ihn einmal mehr dazu, Geld zu leihen: Diesmal borgt er sich von einem Mann aus samar. Geschlecht (Ka~ ydp ~v dAAo~ 414 Ea~apeu~ y€vo~) - einem Freigelassenen (Sklaven) des Kaisers
411)
412)
413)
414)
58.63.74.236; Ant 19,365; 20,122.176); doch Bell 3,309 gibt an, um 67n. seien über ganz Samarien Besatzungen verteilt gewesen. Vgl. dazu Yankelevitch, troops 33-42. Dass die Führer des Garizim-Zuges in Rüstung erschienen waren, könnte eventuell auch mit dem Militärposten auf dem Garizim zusammenhängen: Die Samaritaner hatten eine Konfrontation mit diesem in Betracht gezogen. Lemonon, aaO. 236f, versteht den Anfang von 18,87 so, dass Pilatus "sans se deplacer lui-meme" mit seinen Soldaten erschienen sei, dh. er wäre bereits an Ort und Stelle gewesen. Dexinger, aaO. 323 Anm. 24, schreibt dazu: "So kann man mit Recht zweifeln, ob es sich überhaupt um einen 'Aufstand' gehandelt hat oder nur um eine Versammlung, bei der die Männer eben ihre Waffen trugen. Für letzteres spricht der Umstand, dass die spätere samaritanische Beschwerde gegen Pilatus in Rom Erfolg hatte .•. ". Das Wort dAAO~ bereitet einigen Uebersetzern in diesem Kontext Schwierigkeiten. Schürer, aaO. III. 495, begründet sie damit, dass vorher kein (anderer) Samar. erwähnt werde.
141 (~CaapOG
öt
anEAEU8EPOG) - eine Million (Drachmen)
(~upLaÖaG
€xa•ov). Damit bezahlt er seine Geldschuld an Antonia 415 zurück. Den Rest wendet er auf, um die Gunst des Gaius zu gewinnen, durch den er zu grösserer Würde gelangt.
Dieses Darlehen steht möglicherweise mit den in 18,145 genannten Angaben in Zusammenhang: Agrippa - jüdischer König (vgl. Bell 2,181; Ant 18,237) von 37 - 44n. -hat nach dem Tode seiner Mutter Berenice 416 den grössten Teil <•d nAEta•a) seines Vermögens für freigelassene Sklaven des Kaisers ausgegeben 417 Er hat damit die Hoffnung auf gewinnbringendes Handeln ihrerseits verbunden. -Der Geldleiher, dieser Samar., ist ein solcher Freigelassener 418 • Eventuell wollte er seinem einstigen Wohltäter oder Helfer in der Not einen Dienst erweisen oder aber er fühlte sich verpflichtet oder wurde sogar gezwungen, Agrippa
Er ist darum für die Konjektur 9aAAOG und identifiziert den Mann dieses Namens mit dem Chronographen Thallos. Seiner Begründung ist aber entgegenzuhalten, dass vorher andere Personen genannt werden, die Agrippa Geld geliehen haben (18,149: seine Schwester Herodias und ihr Ehemann; 18,155157: Marsya und Protos, beides Freigelassene; 18,159: Alexander in Alexandria; 18,164: Antonia). Ebenfalls Erwähnung finden im vorangehenden Text Freigelassene des Kaisers. 18,145 sagt, Agrippa habe diesen grosse Summen ausbezahlt; so warb er um ihre Gunst. - Darum ist das Wort dAAOG uE. nicht unpassend, dreht sich der Kontext von 18,167 doch immer noch um Geldleiher. - Zu den Lesarten dieses scheinbar störenden Wortes vgl. Rigg, Thallus 111-119; Herrmann, Chrestos 16f. Mievis, correction 740, vermutet, statt 9aAAOG sei dv8pwnoG zu lesen. Zum ganzen vgl. auch Feldman (Loeb) z.St. Anm. f. 415) Mit Antonia ist die Mutter des (künftigen) Kaisers Claudius gemeint (vgl. Ant 18,164). 416) Schalit, Herodes 693, schreibt, Berenice, die Tochter des Kostobaros und der Heradesschwester Salome (vgl. 18,133), sei eine Vollblutidumäerin gewesen. 417) Herrmann, aaO. 71 Anm. 4, betrachtet es als möglich, dass "les attaques de Philon (SpecLeg IV,67; plant. 603; Cher. 44) contre les gens qui ne paient leur dettes que pour pouvoir emprunter plus facilement pourraient bien etre dirigees contre Herode-Agrippa I, remboursant sa creanciere Antonia grace :1!. l'emprunt fait a Thallus". 418) Zur Stellung der Freigelassenen in der jüdischen Gesellschaft im allgemeinen vgl. Cohen, Remarks 122-158.
142 Geld zu leihen 419 • Unsere Stelle ist die einzige, die von einem freigelassenen Samar. des römischen Kaisers berichtet. Weder in samaritanischen Quellen über jene Zeit noch in Texten griechisch-römischer Autoren wird ein solcher erwähnt 420 . - Ist nun dieser Samar. Samaritaner oder nichtsamaritanischer Bewohner Samariens gewesen? Es ist möglich, dass der Mann vor seiner Versklavung Mitglied der SRG gewesen ist bzw. sich auch während und nach der Sklavenzeit als solches betrachtet hat. Aber genausogut könnte er ein Bewohner Samariens gewesen sein, der mit dieser Religionsgemeinschaft nichts zu tun gehabt hat 421 . - Agrippa hat sich wohl weder vor einem in jüdischen Augen abtrünnigen (vgl. Josephus' Bezeichnung "Apostaten des jüdischen Volkes" in Ant 11,340), dh. samaritanischen, Ex-Sklaven noch vor einem nichtjüdischen bzw. nichtisraelitischen Samarier geschämt, Geld zu leihen. Der jüdische König ist in Rom in sehr liberalem Milieu erzogen worden (vgl. Ant 18,143) und hatte zu manchen nichtjüdischen Persönlichkeiten freundschaftliche Beziehungen (vgl. Ant 18,150154) •
Die Erwähnung dieses Geldleihers samar. Herkunft ist das uns älteste bekannte Zeugnis über (einen) Samar. in der Hauptstadt des Imperium Romanum. Aus 18,167 leiten darum einige Forscher ab, dass es im 1. Jh.n. in Rom eine samaritanische Gemeinschaft
419) Ob das Geld Agrippa aus edler Gesinnung, moralischer Verpflichtung oder aufgrund einer Zwangssituation gegeben worden ist, lässt sich nicht feststellen. Bekannt ist, dass es Freigelassene gegeben hat, die ihrem Herrn treu geblieben sind (vgl. Bell 4,493); obwohl der Samar. nicht Agrippas Sklave gewesen ist, kann er den jüdischen König trotzdem als hohe Persönlichkeit betrachtet haben. Agrippa seinerseits ist als Geldspender an Sklaven keine Ausnahme (vgl. Bell 1, 646) . 420) Auch Tacitus, der "fully aware of the difference Jews and Samaritans in the Julio-Claudian period their mutual antagonism" gewesen sein soll (vgl. Authors II. 639), berichtet nichts von Samar. in freigelassenen Samar.
between and of Stern, Rom bzw.
421) Im 1. Jh.n. lebten in der Stadt Sebaste jedenfalls auch Leute, die mit der SRG nichts gemeinsam hatten (vgl. zu Ant 13,275-277 und zu Ant 18,85.88 Anm. 399).
143 gegeben habe
422
.Da diese Annahme interessante Rückschlüsse auf
die Geschichte der Samaritaner im 1. nachchristlichen Jahrhundert ermöglichen würde, möchten wir uns mit ihr im folgenden Exkurs auseinandersetzen. Wir ziehen hierfür Kippenbergs Ausführungen heran, weil er sich damit am ausführlichsten beschäftigt hat.
E X K U R S
E
Eine samar. Gerneinschaft in Rom?
Es ist feststellbar, dass Juden seit dem Jahre 139v. in Rom aufgetreten sind 423 • Von Samar. in Rom wissen wir bis zu Josephus' Nachricht über diesen ehemaligen kaiserlichen Sklaven nichts 424 • Justin d. Märtyrer (+um 165n.) 425 schreibt 426 , Sirnon Magus, der Zauberer aus Samarien 427 , habe zur Zeit des Claudius (41- 54n.) in Rom Zauberkünste ausgeübt und sei von fast allen Samar. als Gott anerkannt worden 428 . Mit der Erwähnung dieser beiden einzelnen Personen aus Samarien sind wir aber bereits am Ende der Auf-
422) Vgl. Juynboll, Commentarii 47-49; Schürer, aaO. III. 66; Kippenberg 146. Letzterer begründet die Existenz einer samaritanischen Gemeinde vor allem mit der dortigen Verehrung von Sirnon Magus; vgl. 122-125. 423) Die früheste Nachricht stammt von Valerius Maxirnus; abgedruckt und kommentiert ist sie in Bengel, JH 478f. 424) Der Grund dafür könnte in der Identifikation der Sarnar. mit den Juden liegen; vgl. zu Ant 18,85.88 Anrn. 405. 425) Justin stammt aus der um 72n. gegründeten Stadt Flavia Neapolis, die in unmittelbarer Nähe des alten Sichern war (vgl. Bell 4,449 bzw. Schürer, aaO. I. 650). Kippenberg 122 betrachtet die Herkunft Justins als Gewähr für die Zuverlässigkeit seiner Aussagen. 426) Vgl. Iustini Opera I./1 (Apol. I.)
4-6.
427) Sirnon soll aus dem Dorf Gitta in Samarien stammen. (Kippenberg 122 lokalisiert Gitta 18krn südöstlich von Cäsarea am Meer.) 428) Vgl. Iustini Opera, aaO. 78f. - (Noch mehr über Sirnon wissen die PsClern; doch ihre Grundschrift wird erst ins 3. Jh. n. datiert; vgl. Hennecke/Schneernelcher, Apokryphen II. 374.)
144 zählungvon Samar. im Rom des 1. Jh's n. 429
Das heisst
jedoch nicht, dass diese beiden die einzigen, auch nicht, dass sie die ersten Sarnar. in Rom gewesen sein müssen. Die von Stern und Haefeli geäusserte Vermutung ("Juden" könne bei den nichtjüdischen Autoren vor dem 4. Jh.n. Juden und Samaritaner meinen; vgl. zu Ant 18,85.88 Anrn. 405) mag richtig und das Fehlen von Informationen über Samar. in Rom deshalb relativ sein. Kippenberg folgert aus den Mitteilungen Justins über die Verehrung des Sirnon Magus in Rom, diese "dürfte doch auch dort weniger von Heiden als von Samariern bzw. Samaritanern inauguriert sein •.• " 430 • Diese Ueberlegung scheint uns fragwürdig zu sein; zudem hat sie einen Haken: Fragwürdig ist uns die Folgerung, weil die Verehrung von Sirnon Magus als Gott (so Justin) doch durchaus von "Heiden" praktiziert worden sein könnte. Weshalb hierfür Samar. besser geeignet wären, ist uns unklar. - Der Haken bezieht sich auf die Sarnar.: Was heisst "Sarnariern bzw. Samaritanern"? Kippenberg unterscheidet zwar anfangs seiner Untersuchung zwischen Samariern und Samaritanern (vgl. 34); allerdings hat diese anfängliche terminologische Unterscheidung keine Dauer 431 • Konsequenterweise müsste Kippenberg diese Unterscheidung auch bezüglich der beiden eventuell in Rom wohnenden Gruppen beibehalten. Aber in seinen Ausführungen (vgl. 122-127) wird Sirnon Magus dann anscheinend mit Selbstverständlichkeit als Samaritaner eingestuft. Und weil Kippenberg an-
429) Es ist uE. nicht statthaft, aufgrund von Nachrichten aus dem 3. - 6. Jh.n. über Sarnar. in Rom (und anderswo) zu schliessen, diese hätten schon im 1. Jh.n. dort gelebt, wie dies - mindestens tendentiell - Schürer und, ihn zitierend, Kippenberg tun. 430) 123. 431) Kippenberg fragt bei den von ihm behandelten Sarnar.-Texten dann doch nie, ob in ihnen nun von Samariern oder von Samaritanern die Rede sei. (Eine diesbezügliche Ausnahme ist der Sarnar.-Text über die Sidonier in Ant 12,257-262; vgl. Kippenberg 79.)
145 nimmt, Sirnon sei in Rom gewesen, soll es dort eben eine samaritanische Gemeinschaft gegeben haben. UE. könnte Kippenbergs Meinung über Samar. in Rom ohne das "bzw. Samaritanern" noch eher etwa·s Mögliches treffen; wir vermuten -wenn schon mit Sirnon Magus' Verehrung in Rom argumentiert wird -, dass im 1. Jh. n. eher Samarier als Samaritaner in Rom gelebt haben. Nicht allein das offenbar belastete Verhältnis der Samaritaner (in der Nähe des Garizim) zu den Römern (vgl. zu Ant 18,85.88), auch nicht das Fehlen von Belegen einer SRG in Rom 432 , bringen uns auf diese Vermutung, sondern folgendes: Wenn Justin schreibt, fast alle Samar. hätten Sirnon als Gott anerkannt, dann können hier uE. höchstens Samar. gemeint sein, die keine (strengen) Monotheisten, sondern Synkretisten oder Polytheisten gewesen sind. Solche Kennzeichnungen können wir mit dem, was Josephus in Ant 13,74ff; Ant 18,85ff und in Bell 3,307ff schreibt, mit Samaritanern nicht in Einklang bringen (die genannten Textstellen sprechen von "mosaischen Gesetzen", der "Sukzession der Hohenpriester" [13,74ffl; dem Garizim als dem heiligsten Berg, von heiligen Geräten und Mose [18,85ffl; [wieder} vom heiligen Berg Garizim und vom Widerstand gegen die Römer [Bell 3,307ff]). Als nicht strenge Monotheisten können wir uns jedoch jene Samar. vorstellen, deren (scheinbar eigenartige) Bräuche Ant 9,290 nennt. -Unsere Vermutung, die Samar., die · Sirnon Magus als Gott betrachtet bzw. verehrt haben, seien Nichtsamaritaner, dh. Samarier, gewesen, wird noch durch etwas anderes bestärkt: Apg 8 spricht auch von Sirnon Magus und der Verehrung seiner Person 433 •
432) Solange kein Beleg (zB. der Archäologie) für Samaritaner im Rom des 1. Jh's n. vorhanden ist, müssen wir davon ausgehen, dass es damals dort wahrscheinlich keine SRG gegeben hat. 433) Apg 8,10f geben an, Sirnon sei als die "Kraft Gottes" betitelt worden und habe Anhänger gehabt. Zu diesem Titel vgl. Kippenberg 122-126 und 345f.
146 UE. kann aus diesem Text gefolgert werden, dass Sirnon in der (hellenistischen) Stadt Samaria (bzw. Sebaste) gewirkt hat und dass seine Verehrer auch zu diesen Städtern gehörten, also nicht Samaritaner gewesen sind (vgl. zu Ant 13,275-277 und zu Ant 18,85.88 Anm. 399): 8,5
Philippus zog in die Stadt Samaria (oder: in eine Stadt Samariens) hinab 434 •
8,9
In der Stadt (die 8,5 meint) lebte Simon.
8,12f
Sirnon und andere glaubten Philippus und lies-
8,14
h
8,15-18
Petrus und Johannes ziehen dorthin. Sie leg-
sen sich taufen. Ea~apELa
hat das Wort Gottes angenommen.
ten den neuen Gläubigen die Hände auf. Sirnon sah, dass durch die Handauflegunq der heilige Geist verliehen wurde. 8,5.9 nennen eine Stadt; in ihr lebt Sirnon (8,9). Simon ist bei der Handauflegunq dabei 435 (8,15-18). Petrus und Johannes sind also in jene Stadt gezogen, in der Sirnon lebte. h
Ea~aPELa
von 8,14 bezieht sich al-
so auf die Stadt (nicht auf die Landschaft) Samaria. Sirnon hat demnach in der Stadt Samaria gewirkt 436 ; seine Verehrer waren also auch Leute dieser Stadt, dh. Samarier 437 • Nun ist denkbar, dass Römer, die in Sa-
434) Unterschiedliche Lesarten; vgl. den apparatus criticus des griechischen NT's z.St. 435) Er sieht auch die Wunder, die in jener Stadt geschahen (8,13 = 8,5-7). 436) UE. konnte Sirnon sein Metier- (be-)zaubern und das Volk in Erstaunen setzen - in einer hellenistischen Stadt mit ihrem "kulturellen" Angebot wohl gut betreiben. - Sirnon soll zudem aus Gitta (s. Anm.427) stammen; dieser Ort ist vom Garizim relativ weit entfernt. UE. ist Sirnon nicht Samaritaner gewesen. 437) Dass Leute der Stadt Samaria inkl. Sirnon sich - aufgrund von Zeichen und Machttaten (vgl. Apg 8,6-8.13) - taufen liessen (nachdem sie zuvor Sirnon als der "Kraft Gottes" angehangen sind), könnte auf deren (relativ schnelle) Bereitschaft zur Annahme neuer religiöser Ueberzeugungen bzw. Praktiken hinweisen; dh. die (teilweise JHWH-gläubigen?) Einwohner Samarias wären schneller als andere (zB. Juden) bereit gewesen, ihre bisherigen religiösen Ueberzeugungen
147 maria (Sebaste) stationiert waren, die Kunde von Simon, dem Zauberer, nach Rom gebracht haben, sodass dieser dort auch bekannt und verehrt worden ist 438 • Aber es ist auch möglich, dass Sirnon selber· (einmal) in Rom gewesen ist: Als berühmte und beliebte Person könnte ihn jemand dorthin mitgenommen bzw. eingeladen haben. Doch aus dieser Möglichkeit - ja selbst wenn Sirnon nachweislich in Rom gewesen wäre - kann noch nicht geschlossen werden, dass im 1. Jh.n. in Rom eine Gruppe Samarier oder Samaritaner gelebt habe. Damit kommen wir wieder auf den Anfang dieses Exkurses zurück: Aufgrund von Josephus' Nachricht in Ant 18,167 wie aufgrund von Justins Ausführungen über Simon Magus 439 (und den diesbezüglichen Beobachtungen aus Apg 8) kann uE. nicht auf eine samar. Gemeinschaft in Rom geschlossen werden. Wenn eine solche angenom-
aufzugeben oder sie mit neuen Praktiken bzw. dem neuen Glauben anzureichern, was auf die prinzipielle Fähigkeit zum Synkretismus hindeuten könnte. (Dies zu zeigen ist zwar sicher nicht die Absicht des Verfassers der Apg gewesen; uE. darf und kann Apg 8,6-14 aber auch religionsgeschichtlich ausgewertet werden.) 438) Es ist umstritten, ob Sirnon Magus selber je in Rom gewesen ist; vgl. Kippenberg 123f Anm. 149. (Kippenbergs Behauptung, in Rom hätten Samaritaner gelebt, stützt sich nur auf Ant 18,167 und auf Justins Bericht über Sirnon Magus [vgl. 146]. Letzterer sagt allerdings nur, Sirnon sei in Rom für einen Gott gehalten worden und fast alle Samar. hätten ihn als einen solchen angebetet. Dass es Samar. in Rom gewesen sind, steht hier nicht.) 439) Weil Justin aus Neapolis stammte (vgl. Anm. 425), hat erbestimmt Kenntnis von der SRG und ihrem heiligen Berg Garizim gehabt. Aber er verbindet Sirnon in keiner Weise mit dieser Gruppe. (Die PsClem hingegen berichten, Sirnon habe sich von Jerusalem ab- und dem Berg Garizim zugewandt; vgl. Hennecke/Schneemelcher, aaO. 383. Falls man in dieser Erwähnung des Garizim einen Hinweis für den Samaritaner Sirnon sehen wollte, wäre ebenso zu beachten, dass Sirnon offenbar vorher Jerusalem-verbunden gewesen war!) Simons Macht schreibt Justin Dämonen zu; ebenso die Macht des Samariers Menander, eines Jüngers von Simon; vgl. Iustini Opera, aaO. 78.80. Misst man dem Vorkommen des Terminus' "Dämon" bei Justin (der auch in Joh 8,48 mit "Samar." zusammen genannt wird) zu viel Gewicht bei, wenn man Mowinckels Bemerkungen zu "Samar." = Dämon auffrischt (vgl. Studien II. 119f; vgl. auch im "Stand der Forschung" 3)?
148
men werden will, dann wäre eher aufgrund der Möglichkeit, dass die Samar. (von den Römern) als Juden betrachtet worden sind, zu argumentieren: Es ist möglich, dass sich Samar. ungefähr gleichzeitig wie Juden in Rom niedergelassen haben. Dieser Exkurs kann zeigen, wie vorsichtig ein Text wie Ant 18, 167 interpretiert werden muss: Aufgrund der aus dem 1. und 2. Jh.n. stammenden Angaben (von Josephus, der Apg und Justin) über Leute aus Samarien kann nicht mit Sicherheit gefolgert werden, dass Samarier oder Samaritaner im 1. Jh.n. in Rom gelebt haben. Ob der in 18,167 genannte Samar., ein Freigelassener des Kaisers, zur SRG gehört hat oder nicht, bleibt also offen. Wir lassen daher für diese Textstelle den unbestimmten Terminus "Samar." stehen.
Ant 20,119-135 = Bell 2,232-245 (Ant 20,118.136): Galiläische/r Festpilger ermordet - Wer sind die Mörder? *Ant 20,118.136: "I:a.]J.O.PEL"t0.L 11 Wir geben die beiden Versionen dieses Berichtes leicht gekürzt 440 und synoptisch wieder: Ant
Bell
Hass zwischen Samar. und Juden Ein aggressiver Zusarnrnenstoss entstand aus folgendem Grund: (ouußoAn) zwischen Galiläern Bei den Galiläern war es Brauch und Samar. fand beim Dorf Gema
(~80G), zur Zeit der Feste (~v
441 , das in der grossenEbene
l:O.LG eop"ta.i:G) den Weg durch die samarische Landschaft (oLa •nG I:a.ua.pe~v XWPO.G) zu
Samariens (•nG I:a.ua.PEL"tLÖoG) liegt, statt. Von den vielen Juden, die zum Fest hinaufzogen, wurde ein
440) Die Kürzungen betreffen weder wichtige Inhalte noch stören
sie den Ablauf der Berichte. 441) Andere Lesarten dieses Ortes vgl. in Niese z.St. Anrn. 6.
149
(•~G raA~AaroG) 443 er-
nehmen, um in die heilige
Galiläer
Stadt zu gelangen. - Einmal, als sie beim Dorf Ginäa 442 ,
mordet (2,232). Daraufhin kamen (nAEro•o~)
die meisten
der Ga-
das sich an der Grenze (•nG
liläer zusammen, um gegen die
tv
Samar. zu kämpfen.
~EßopCw)
(Ea~apECaG)
zwischen Samarien und der grossen
Ebene befindet, unterwegs waren, wurden viele von ihnen (noAAÖUG au•wv) in einen Kampf (~axnv)
hineingezogen und er-
schlagen (20,118). - Die Vorsteher (ot
npw•o~)
der Gali-
Die Angesehenen (ot
yvwp~~o~)
von ihnen gingen zu Cumanus und
läer gingen daraufhin zu Cu-
baten ihn, er solle nach Gali-
manus und baten ihn, er möge
läa kommen und die Schuldigen
die Mörder der Opfer ausfin-
am Mord strafen. Denn nur so
dig machen. Doch er - von den
könne die Menschenmenge ohne
Samar. bestochen - unterliess
Krieg aufgelöst werden. Cumanus
dies (20,119). Daraufhin rie-
stellte ihre Bitten jedoch hin-
fen die Galiläer die jüdische Menschenmenge (•o nAnßoG
•wv
ter andere Geschäfte zurück und die Betroffenen gingen unver-
·rouöaCwv) auf, mittels Waffen richteter Dinge nach Hause (2, ihre Freiheit zu verteidigen (•nG EAEußEpLaG
~v•€xEoßa~)
233). Als die Nachricht vom Mord in Jerusalem bekannt wurde, er-
(20,120). Die Behörden versuch-glühten die Menschenmassen (•a ten, sie zu beruhigen; sie ver-nAnßnl. Sie verliessen das Fest sprachen, Cumanus zur Bestra-
und stürmten ohne Anführer nach
fung der Mörder zu veranlassen.samarien (npoG •nv
Ea~apE~av).
Doch die Masse griff zu den
Und keiner ihrer Oberhäupter
Waffen und mit Hilfe von Ele-
(~px6v•wv)
konnte sie überzeu-
asar, Sohn des Dinäus - er war gen (2,234). - Eleasar, Sohn des ein Räuber (Ano•nG), der jahre-Dinäus, und Alexander zeigten lang in den Bergen lebte - be- sich als Anführer der Räuberschossen und plünderten sie Dör- bande (•oO fer der Samar. (20,121).
Ano•p~xoO)
Aufständischen
und der
(o•ao~wöouG).
442) Die leicht veränderten Lesarten dieses Ortes vgl. in Niese z.St. Anrn. 7. 443) Anders PAM, die "viele" nennen; vgl. Niese z.St. Anrn. 7 und 8.
150 Als Cumanus dies hörte, nahm er Sie fielen in das an die Topdie Schwadron Sebastener und
archie Akrabattene angrenzende
vier Einheiten Infanterie und
Gebiet ein und mordeten ohne
bewaffnete die Samar. (E~~a"' , , ) 444 • E r g~ng . PEL~ xavon~Lcra~
wohner. Auch brannten sie Dörfer
dann auf die Juden los, er-
nieder (2,235). Curnanus kam mit
schlug viele, nahm jedoch noch
einer Schwadron Reiter, Sebaste-
Rücksicht auf das Alter der Ein-
mehr lebend gefangen (20,122).
ner genannt, und half den Be-
Als die Vorsteher der Jerusa-
drängten. Von Eleasars Leuten
lemer den Ernst der Lage er-
nahm er viele gefangen; die
kannten, hüllten sie sich "in
meisten tötete er (2,236). Zur
Sack und Asche" und gingen auf
übrigen Menge, die gegen die Sa-
die Juden zu. Sie redeten auf
mar. kämpfen wollte, kamen die
sie ein, indem sie ihnen vor-
Oberhäupter der Jerusalemer. Sie
rechneten, welche katastropha-
waren "in Sack und Asche" ge-
le Situation aus ihrem Verhal-
kleidet und baten ihre Landsleute,
ten resultieren könnte (20,123).sie möchten umkehren und die RöSo zerstreute sich das Volk; die Räuber ( o'L
A.ncr't'a~)
zogen
mer nicht wegen der Rache an den Samar. gegen Jerusalem in Zorn
sich an ihre sicheren Orte zu-
versetzen. Sie sollen sich ihrer
rück. Seit jener Zeit war ganz
Vaterstadt, des Tempels, der Kin-
Judäa voller Räuber (20,124).
der und Frauen erbarmen, bevor
Die Vorsteher (ot TIPW't'OL) der
sie sich für den Galiläer räch-
Samar. trafen sich mit Urnrni-
ten (2,237). So zerstreuten sich
dius Quadratus, dem Statthal-
die Juden. Viele verlegten sich
ter von Syrien, der damals in
auf die Räuberei; über das ganze
Tyrus war. Sie klagten die Ju-
Land gab es nun Raubüberfälle.
den wegen der Angriffe ihrer
Die Kühnsten machten sogar Auf-
Dörfer an (20,125). Siegestan-stände (2,238). den, sie seien nicht so sehr
Die mächtigsten (o'L ouva't'oL)
über ihre eigene Behandlung
der Samar. kamen nach Tyrus zu
durch die Juden entrüstet als
Urnrnidius Quadratus, dem Statt-
vielmehr wegen der verachten-
halter Syriens, und verlangten
(xa't'a~povncrELav),
Bestrafung derer, die ihr Land
den Haltung
die die Juden den Römern gegenüber zeigten: Die Juden
verwüsteten (2,239).
151 hätten sich an die Römer wenden müssen; aber sie hätten auf eigene Faust gehandelt, als ob sie die Römer nicht als Herrscher hätten
vuv
w~
oux
~x6v•wv hYE~6va~ "Pw~aCou~ •aöpa~Etv)
xa-
(20,126). - Die Ju-
Aber auch die Angesehenen der Ju-
den ihrerseits machten die Sa-
den und der Hohepriester Jonathan,
mar. verantwortlich. In höch-
Sohn des Anan, erhoben Anklage
stem Grade sei jedoch Cumanus,
wegen des Mordes gegen die Urhe-
der von den Samar. bestochen
her der Unruhen. Für das weitere
worden sei, verantwortlich
sei allerdings Cumanus verantwort-
(20,127).
lieh, der die Bestrafung der Mör-
Quadratus vertagte das Urteil
der unterlassen habe (2,240).
auf spätere Zeit (20,128).
Quadratus versprach, er werde
Nicht lange nach seinem Auf-
später alles untersuchen. Als er
enthalt in Samaria kam er
darauf nach Cäsarea kam, liess er
zum Schluss, dass die Samar.
alle von Cumanus gefangenen Ju-
für den Aufruhr verantwort-
den kreuzigen (2,241).
lich waren. Daraufhin liess er jene der Samar. und der Juden kreuzigen, die am Aufstand beteiligt waren und die er gefangengenommen hatte (20,129). Dann ging er nach Lydda, wo
Dann ging er nach Lydda und ver-
er den "Fall Samar." ein zwei-
hörte die Samar. erneut. Er liess
tes Mal aufrollte. Hier wurde
achtzehn Juden, von deren Teil-
er durch einen Samar. infor-
nahme am Kampf
miert, dass ein Vorsteher der
fahren hatte, durch das Beil hin-
<•n~ wixn~)
er er-
Juden namens Doetus zusammen
richten (2,242). Zwei andere der
mit vier anderen Unruhestif-
Mächtigsten, die Hohenpriester
tern
(VEWLEP~a•at)
die Volks-
menge angestiftet habe, von den Römern abzufallen "Pw~aCwv O.noa•aaE~)
(~nt
Jonathan und Ananja, dessen Sohn Anan sowie andere angesehene Ju-
•n
(20,130).
den, sandte er zum Kaiser, ebenso die vornehmsten Samar.
(2,243).
Diese (xaxECvou~) wurden auch
Auch Cumanus und dem Befehlshaber
mit dem Tode bestraft. Der Ho-
Celer befahl er, nach Rom zu ge-
hepriester Ananja und der ober- hen, um dort Rechenschaft abzule-
152 ste Beamte (•ov o•pa•nyov) Anan und ihr Gefolge wurden in
gen. Darnach reiste Quadratus von Lydda nach Jerusalern; dort traf
Ketten gelegt und nach Rom ge-
er die Menschenmenge beim Fest
sandt, um Kaiser Claudius Be-
der ungesäuerten Brote in vol-
richt zu erstatten (20,131).
ler Ruhe. So ging er nach An-
Weiter beorderte er die Vor-
tiochia zurück (2,244).
steher der Samar. und Juden, sowie Cumanus und einen gewissen Celer, nach Italien zu gehen, um dort eine Entscheidung zu erhalten (20,132). Er selber ging nach Jerusalern, weil er erneut einen Aufstand der jüdischen Menschenmenge befürchtete. Doch die Stadt war friedlich und feierte eben eines ihrer religiösen Feste. Darnach kehrte Quadratus nach Antiochia zurück (20 ,133). Die mit Cumanus waren und die
Der Kaiser in Rom hörte Cuma-
Vorsteher der Samar. hatten vor
nus und die Samar. an. Agrippa
dem Kaiser über das Vorgefallene war auch anwesend; er setzte sich zu berichten (20,134). Die Frei- sehr für die Juden ein. Cumanus gelassenen (Sklaven) des Kaisers seinerseits erhielt von vielen und Freunde schritten sehr zu-
der mächtigen Römer Beistand.
gunsten des Cumanus und der Sa-
Die Sarnar. wurden als schuldig
rnar. ein. Doch Agrippa der Jün-
erklärt; die drei mächtigsten
gere, damals in Rom, trat mit
von ihnen wurden hingerichtet,
Hilfe Agrippinas, der Gemahlin
während Curnanus ins Exil musste
des Herrschers, zugunsten der
(2,245).
Juden ein (20,135). Claudius kam dann zur Einsicht, dass die Samar.
(•ouG Ea~apeC•aG) 445 mit
Bösern aufwarteten: Jene, die zu ihm kamen, liess er exekutieren. Cumanus musste ins Exil; Celer musste zum Tribun in Jerusalern
445) MW schreiben
Ea~aPELG.
153 und wurde dann mit dem Tode bestraft (20,136). Terminologisch auffallend ist, dass alle Codices der Bell-Version ausschliesslich von
Ea~aper~
sprechen; dieses Wort kommt
9mal vor. Ant weist denselben Terminus 13mal auf; nur am Anfang und Ende des Berichtes (20,118.136) steht
Ea~aper•aL
(die
Ausnahmen in zwei Codices vgl. in Anm. 444 und 445). Uebereinstimmend nennen beide Fassungen das Dorf Ginäa/Gema 446 bzw. dessen nächste Umgebung als Schauplatz dieses mörderischen Zusammenstosses 447 • Da der Angriff auf dem Land, unweit dieses Dorfes, passierte, kann vermutet werden, dass es sich bei den
446) Ein Dorf dieses Namens hat es damals am nördlichsten Punkt Samariens gegeben (vgl. Bell 3,48). Die meisten Forscher nehmen an, es habe sich um den Grenzort Ginäa (heute: Jenin) gehandelt; vgl. zB. Haefeli, Geschichte 116; Hengel, Zeloten 353 Anm. 5; Kippenberg 95; Jeremias, Jerusalem 389 Anm. 12; Thackeray (Loeb) z.St. (Bell) Anm. b; Feldman (Loeb) z.St. (Ant) Anm. c; MB zu Bell 2,232 Anm. 128.Haefeli, Samaria 37-39, bezeichnet diese Lokalisierung des Ortes allerdings als nicht gesichert: Ginäa hätte auch südlich von Beth Schean sein können. Wir geben dieser Möglichkeit jedoch keine Chance. Wäre dem so gewesen, hätten die galiläischen Festpilger durchs Jordantal nach Jerusalem und nicht "durch die samarische Landschaft'' ziehen können. Zudem weist die Charakterisierung der Lage des Ortes doch mehr auf die erste Lokalisation hin: "Die grosse Ebene (Samariens)"- gemeint ist die Jesreel-Ebene- zieht sich zwar östlicherseits bis zum Jordan hin, wird aber an ihrem östlich-südöstlichen Ausläufer durch das Gilboa-Gebirge unterbrochen, sodass sie im Osten nicht mehr so gross wie im Westen ist. 447) Die meisten Forscher sind sich einig, dass dieses Geschehen ins Jahr 51/52n. datiert werden muss; vgl. zB. Haefeli, Geschichte 115; Hengel, aaO. 353 Anm. 5; Kippenberg 95; Jeremias, aaO. 389 Anm. 12. MB zu Bell 2,244 Anm. 137 vermutet mit Bezug auf Bell 2,224 (wo das Pesachfest genannt wird), dass sich der Vorfall mitallseinen Konsequenzen über ein ganzes Jahr hingezogen habe: Der Mordanschlag wäre kurz vor dem Pesachfest des Jahres 5ln. verübt worden, alles weitere hätte sich bis zum nächsten Pesachfest (52n.) hingezogen (vgl. Bell 2,244). - Es ist jedoch auch möglich, dass der Zusammenstoss vor dem Wochenfest (Schawuot) oder vor dem Laubhüttenfest (Sukkot) des Jahres 5ln. stattgefunden hat. Für die Zeitspanne zwischen Frühling und Herbst des Jahres 5ln. spricht am meisten, denn kurz vor dem Pesachfest des Jahres 52n. muss Cumanus nach Rom geschickt worden sein (vgl. Bell 2,244). Gegen Ende desselben Jahres ist er abgelöst worden; vgl. Sordi, rapporti 402.
154 Samar. um "Leute vorn Land" gehandelt hat 448 • Eine (grössere) Stadt war nicht in unmittelbarer Nähe. Auffallend ist, dass Bell nur von einem ermordeten Festpilger spricht, während nach Ant viele Juden umgebracht worden sind 449 • Die Intervention der Galiläer bei Cumanus (48- 52n.) 450 blieb jedoch erfolglos. Daraufhin rächten sie sich an den Sarnar. Ant schreibt, dass die Galiläer ihre "Freiheit verteidigen" wollten. Diese Formulierung erinnert an die zelotische Ideologie 451 : Vergeltende Gewalt gegenüber dem geschehenen Unrecht war ein Charakteristikum der Zeloten 452 • Daher stellt sich nicht nur die Frage nach der Identität der Mörder, sondern zusätzlich jene nach der Identität der Rächer: Handelt es sich bei letzteren um Zeloten, dh. um Personen der antirömischen Freiheitsbewegung 453 ? Die Festpilger und die Rächer sind wohl kaum identisch; die letzteren haben die Pilger an Zahl möglicher-
448) Ant 20,118 ist die einzige Stelle, wo on~ Ea~ap~oov xoopa~ vorkornrnt. (In Bell 3,48 und Ap 2,43 steht Ea~apELTL~ xoopa; erstere Stelle bezieht sich auf die Erstreckung Sarnariens von Ginäa bis zur Akrabattene. Letztere enthält eine inhaltliche Uebertreibung und betrifft nur einen Teil, dh. drei Bezirke, Sarnariens; vgl. zu Ant 13,275-277 Anrn. 302.) 449) Nicht alle Bell-Hss sprechen von bloss einem Ermordeten; vgl. Feldman (Loeb) zu Ant 20,118 Anrn. e, der dazu schreibt: " ••• the slaying of a single person, even by the hated Samaritans, would not, in all probability, have aroused so rnuch indignation". Aberbach, Accounts 1 Anrn. 1, vermutet, dass die Abhängigkeit des Bell von offiziellen römischen Quellen (die oft antijüdisch gewesen seien) der Grund für die Verharmlosung des Mordfalles gewesen sei. 450) Die Angaben von Josephus und Tacitus (Ann. XII.,54; vgl. Stern, Authors II. 76f) bezüglich der Amtszeit von Cumanus unterscheiden sich; vgl. dazu Stern, Conflict 374-376. (Tacitus' Erwähnung der Bewohner Galiläas und Samariens wirft jedoch kein Licht auf die Erzählung von Josephus, da erstgenannte ganz allgernein von Feindschaft zwischen beiden spricht.) Ob Tacitus Josephus bzw. sein Werk gekannt und benutzt hat, ist unsicher; vgl. Schreckenberg, Flavius-Josephus-Tradition 69. 451) Vgl. dazu Hengel, aaO. 115-118. 452) Vgl. ebd. 315. 453) Wir brauchen den Terminus "Zeloten" hier und im folgenden als Sammelbegriff für alle antirömischen Gruppen und Einzelpersonen. Hengel, aaO. 412, schreibt, die jüdische Freiheitsbewegung habe eine gewisse einheitliche ideologische Grundlage gehabt; diese könne man religiösen "Eifer" nennen.
155 weise übertroffen (vgl. Ant: die Galiläer mobilisieren die jüdische Menschenmenge; Bell: die in Jerusalem sich zum Fest befindenden Menschenmassen stürmen nach Samarien). Ob die überfallenen Galiläer selber zu einer zelotischen Gruppierung gehört haben, bleibt ungewiss. Möglich ist, dass sie den Tätern, den Samar., als Zeloten bekannt oder wenigstens verdächtig gewesen sind 454 ; die Galiläer - pauschal - sind damals als Aufständische gegen Rom oder mindestens als Sympathisanten der Aufstands- bzw. Freiheitsbewegung betrachtet worden 455 Feststellbar ist nur, dass sich Juden bzw. Landsleute der überfallenen Galiläer zur Wehr setzten 456 , indem sie mit Hilfe vor allem des Eleasar samar. Gebiet schändeten (Ant und Bell) und dessen Bewohner ermordeten (Bell) . Zudem geht aus beiden Versionen hervor, dass die Rächer in Unabhängigkeit von der jüdischen Obrigkeit gehandelt haben; offenbar genügte ihnen das Einverständ. gew1sser . n1s Ga 1'11 aer 457 • El easar 458 und Al exan d er 459 f'1e 1 en m1' t 454) Die Samar. hätten zum Beispiel wissen können, aus welcher Ortschaft die Galiläer gekommen sind und ob diese zelotenfreundlich gewesen ist oder nicht. 455) Vgl. Hengel, aaO. 57f.32lf. 456) Die Ant-Version lässt den Schluss zu, es seien Galiläer gewesen; doch möglicherweise waren auch noch Judäer dabei. Die Rächergruppe kam ja direkt vom Fest in Jerusalem (vgl. Bell 2,234). 457) Zeitlin, Galileans 193, stellt fest, dass "Galiläer" in der "Vita" des Josephus keine geographische Bezeichnung, sondern Name einer antirömischen Aufstandsgruppe sei. Freyne, Galileans 397 Anm. 1, kritisiert Zeitlin: Er habe nicht alle Stellen in Vita berücksichtigt. Freyne selber kommt zum umgekehrten Ergebnis: " ... the Galileans of the Vitaare not tobe identified with revolutionaries •.• " (ebd. 398; ähnlich auch 412) • Der Terminus "Galiläer" habe pr1mar eine geographische Konnotation (ebd. 400.4llf). Feldman, Term 50-52, präzisiert Freyne mit der Feststellung, dass "Galiläer" nie Einwohner grösserer Orte Galiläas bezeichne, weil der Begriff "Bauern" meine. - UE. ist "Galiläer" in Ant und Bell - wie Freyne dies auch für Vita festhält - primär eine geographische Bezeichnung. Sie meint Bewohner dieses Gebietes (vgl. Bell 2,232; 3,ll0.199; 4,1; Ant 13,154; 14,450; 17,254. 288; 20,118-120) sowie Einwohner einzelner galiläischer Orte (vgl. Bell 2,622; 3,293.301.306; 4,96; Ant 17,288; die letzte Stelle nennt Galiläer der Region um die phönizische Stadt Ptolemais) • Für Aufständische wird der Name allerdings auch gebraucht, aber wohl darum, weil diese aus Galiläa stammen (vgl. Bell 2,118.433; 3,42.233.293.301.306 [die letzten drei Stellen handeln von den Aufständischen im galiläischen Japha]; 4,96.558; Ant 18,23; 20,102).
156 einer aufgebrachten Menschenmenge in Dörfer der Samar. ein (Ant), die im Gebiet, das an die Toparchie Akrabattene 460 angrenzt, gewesen sind (Bell) 461 • Josephus macht auffallenderweise hierzu keine präziseren geographischen Angaben. Selbst wenn er keine differenzierten Kenntnisse der Geographie Sarnariens gehabt hat 462 , darf vermutet werden, dass er - hätten die jüdischen Rächer den Umkreis der einstigen Stadt Sichern heimgesucht - dies namentlich erwähnt hätte. Eventuell darf in der vagen Angabe "an die Toparchie Akrabattene angrenzend" ein Hinweis gesehen werden, dass es sich um das nördlich von Sebaste liegende Gebiet gehandelt hat (vgl. Anm. 461). Erst während oder unmittelbar nach diesem Racheakt der Juden an den Sarnar. schreitet Curnanus mit einem Riesenaufgebot an Soldaten ein 463 • 458) Dieser "Sohn des Dinäus" darf wohl mit Ben Dinai identifiziert werden, der die Juden von der Fremdherrschaft zu befreien versuchte (vgl. MHGShir 2,18). Nach rnSot IX,8 wurde er u.a. Ben Harazhan ("Sohn des Mörders") genannt; vgl. Feldman (Loeb) zu"Ant 20,121 Anrn. d. Bell 2,253 berichtet, ein Räuberhauptmann Eleasar habe das Land 20 Jahre lang heimgesucht, bis er und viele seiner Mitspieler vorn Statthalter Felix gefangen nach Rom abtransportiert worden seien. Eleasar war also sicher Anführer einer zelotischen Gruppe; vgl. Bengel, aaO. 259.289.350 u.ö. 459) Alexander wird nur in der Bell-Version genannt. Er ist sonst unbekannt; vgl. Bengel, aaO. 354 Anm. 1. 460) Akrabattene, Ort und Bezirk, lag südöstlich von Sichern; vgl. Thackeray (Loeb) zu Bell 2,235 Anm. f. Er war judäisch, jedoch Grenzbezirk zwischen Judäa und Sarnarien; vgl. MB z.St. Anm. 130. - Samarien erstreckte sich von Ginäa in der Ebene (Jesreel) bis zur Toparchie Akrabattene (vgl. Bell 3,48). Diese liegt im Bergland Judäas (vgl. Bell 4,551). Sirnon bar Giora hat sich dort aufgehalten und in diesem Gebiet viele Unruhestifter /Aufwiegler gesammelt (vgl. Bell 2,652), bis er von dort verjagt worden ist (vgl. Bell 4,504). 461) Diese müssen nördlich der Akrabattene lokalisiert werden, wo Samarien - aus judäischer Perspektive - beginnt. Die Verwüstung samar. Dörfer (und das Morden ihrer Einwohner) ist zudem nur einsichtig, wenn diese/s sich südlich von Ginäa abgespielt hat. Damit sind wir im Norden Samariens. - Es ist uE. möglich, dass die "sarnarische Landschaft" (20,118) jenes Gebiet meint, das - in herodianischer Zeit - zur Polis Sebaste gehört hat; Schalit, Herodes 213, schreibt, das um eine hellenistische Polis liegende Land sei xwpa genannt worden. 462) Vgl. Haefeli, Sarnaria 2-4. 463) Die Reiterschar aus Cäsarea narnens "Sebastener", mit der Curnanus anrückt, bestand nach Bell 2,52 aus rund 3000 Mann aus dem Bezirk von Sebaste. Sie bildete die Kerntruppe der rörni-
157 Die beiden Versionen lassen erkennen, dass diese blutigen Fehden zwischen Samar. und Juden allerlei Folgeereignisse 464 hervorgerufen haben. Bengel sieht in der jüdischen Rache an den Samar. einen Versuch, das ganze Volk zum Kampf gegen Rom zu bewegen: Das tiefere Ziel sei der "Abfall" von Rom gewesen 465 Verschiedene Angaben in unseren beiden Fassungen stützen bzw. bestätigen diese These. a) Bell 2,238 spricht von der Ausbreitung des Räuberwesens 466 : Die in Bell 2,235 als räuberisch und aufständisch bezeichneten Rächer und ihre Gehilfen werden in Ant harmloser dargestellt 467 ; b) Ant 20,130 erwähnt einen Samar., der fünf Juden verraten habe: Diese hätten die Menge angestiftet, von den Römern abzufallen. Auch diese Angabe - selbst wenn sie nicht direkt zum Vorfall gehört - weist auf den ideologischen Kontext hin; c) geradezu charakteristisch scheint die Aussage der Sarnar. vor Quadratus zu sein (20,126): Sie - die Samar. hätten sich nicht so sehr über die Behandlung durch die Juden als vielmehr über die verachtende Haltung, die die Juden den Römern gegenüber an den Tag gelegt hätten, entrüstet. Diese letzte, angesichts des Ausrnasses des jüdischen Vergeltungsschlages eher unverständliche, Aussage mutet heuchlerisch an. Selbst falls sie jeder Historizität entbehren sollte (und bloss eine [ten-
sehen Besatzung in Palästina. Bengel, aaO. 351, schreibt mit Bezug auf Ant 19,365f -, diese Sebastener seien "seit jeher erbitterte Feinde der Juden gewesen". 464) Die Schlussszene dieser Kriminalgeschichte fand vor dem römischen Kaiser statt. Die Exekution der Schuldigen (bei vorsätzlichem Mord) entspricht den jüdischen Vorstellungen; vgl. bMak Sb und besonders in Gulkowitsch, Talmudtraktat II,2 (S. 55). Zu den römischen Kompetenzen vgl. Bammel, Blutgerichtsbarkeit 35-49. 465) Vgl. Bengel, aaO. 288f. 466) Zu Josephus' Darstellung der Räuberei vgl. Bengels Ausführungen, aaO. 42-47. 467) Verschiedene Forscher sehen in Ant grössere historische Zuverlässigkeit des Berichteten als in Bell; so zB. Haefeli, Geschichte 116 Anrn. 3; tendentiell auch Feldman (Loeb), vgl. zu 20,118 Anrn. e. (Zur allgerneinen Beurteilung des Verhältnisses Bell - Ant vgl. die Einleitungen in den verschiedenen Editionen; Schalits Einleitung in "Josephus-Forschung", v.a. XIIf; Laqueur, Aktenstücke 112. - Detailliertere Literaturangaben hierzu in Schreckenberg, Bibliographie I. und II.)
158 denziöseJ Behauptung von Josephus wäre), würde sie doch etwas Wesentliches widerspiegeln: Die Samar., von denen hier die Rede ist, standen mit den Römern offenbar in gutem Einvernehmen oder rebellierten mindestens nicht gegen die Besatzungsmacht. Der samar. Respekt vor den Römern als Herrscher im Lande kommt in Ant 20,126 klar zum Ausdruck 468 • Die Ant- und die Bell-Version dieses Berichtes erweckt den Eindruck, der ganze Vorfall sei eine von den Römern bzw. von Cumanus provozierte oder mindestens geduldete Schikane an Juden gewesen469 und füge sich gut in .den Kontext ein. Dieser - in Bell wie in Ant - zeigt, dass Josephus vor dem samar.-galiläischen Zusammenstoss zwei Gegebenheiten erwähnt, in denen (römische) Soldaten eine Hass provozierende Rolle spielen (Bell 2,224f = Ant 20,108f: unzüchtige Gebärde eines Römers in Jerusalem während des Pesachfestes; Bell 2,228-231 = Ant 20,113-117: Unruhestifter berauben bei Beth Horon einen kaiserlichen Sklaven 470 • Bei der darauffolgenden Hausdurchsuchung durch Römer stiehlt ein Soldat eine Tora-Rolle und verbrennt sie).
468) Eine "Einblendung" über samaritanische Verhaltensweisen den Römern gegenüber sei hier kurz erlaubt: Aus Ant 18,85-89 (vgl. z.d.St.) geht hervor, dass die Garizim-Gemeinschaft um 35/36n. zu den Römern mindestens ein gestörtes Verhältnis gehabt hat. Noch klarer kommt die samaritanische Haltung in Bell 3,307-315 (vgl. z.d.St.) zum Ausdruck: Im Jahr 67n. organisierten die Samaritaner einen antirömischen Aufstand auf dem Garizim. Er endete mit ihrer Ermordung. Zwei Ereignisse aus dem 1. Jh.n., die alles andere als eine prorömische Einstellung der Samaritaner zutage bringen! Frage: Ist es möglich, dass Josephus in unserer Mordgeschichte von Samaritanern spricht und dass der samar. Verräter der fünf jüdischen Volksaufwiegler ein Samaritaner ist? Die Garizim-Leute scheinen sich von den in Ant 20,118-136 = Bell 2,232-245 Genannten doch zu unterscheiden. - Es meldet sich auch noch eine andere Frage: Haben sich vielleicht Samaritaner, die in oder nahe der Toparchie Akrabattene (südöstlich von Sichern) lebten, Sirnon bar Giora angeschlossen (vgl. Bell 2,652 [vgl. Anm. 460] und vgl. Bell 4,504)? Ihr Aufstand im Jahre 67n. ist doch nicht "aus heiterem Himmel" gekommen! 469) Ant 20,119 und Bell 2,233 nennen den Grund, warum die jüdische Reaktion zum Racheakt geworden ist: Cumanus habe auf den Antrag der Juden nicht (rechtzeitig) reagiert. 470) Dieser Sklave (ÖOÜAO~) wird von solchen, die sich auf Unruhen stürzen (•oov ydp a~Eo•oo•oov tnt VEOO•EPL~), beraubt. 20,135 berichtet, die Freigelassenen (anEAEU3Epoov) des Kai-
159 Aufgrund dieses Kontextes kann die jüdische Reaktion, die Ant 20,120f
= Bell
2,234f schildern, sachgerechter beurteilt werden:
Es geht nicht einfach um masslose Rache an den Samar., sondern um das Sich-zur-Wehr-setzen der anscheinend ohnmächtigen Juden angesichts unkorrekter römischer Verhaltensweisen. Wenn die Samar. im voraus mit der Unterstützung des Cumanus rechnen konnten471, erscheint die Frage nach ihrem Motiv nicht am "unerforschbaren Himmel"; eine Antwort auf sie scheint möglich zu sein 472 . Wir können uns folgendes vorstellen: Cumanus hat sich von den Samar. bestechen lassen, weil er sich von einem Gewaltakt gegen Galiläer selber etwas versprochen hat. Er hat um verschiedene Aufständische, die in Galiläa beheimatet waren, gewusst. Darum sind ihm die Galiläer ein "Dorn im Auge" gewesen. Möglicherweise hat er selber von den Aufständischen schon einiges zu spüren bekommen; vielleicht ist es den Samar. ebenso ergangen. Letztere haben eventuell (gelegentlich) unter zelotischen Kriegstaktiken gelitten. Hass gegenüber "den Galiläern" ist wahrscheinlich auf beiden Seiten vorhanden gewesen. Die Lage hat sich wohl dort zugespitzt, wo eine römerfreundliche Bevölkerung gelebt hat. Dies dürfte in der hellenistischen Stadt ' d er Fa 11 gewesen se1n . 4 7 3 . Ob d.1e u"b Seb aste un d i h rem Umk re1s
sers seien zu Cumanus und zu den Samar. gestanden. - Vielleicht darf diesen beiden Angaben entnommen werden, dass sich die jüdischen Aufständischen mit den kaiserlichen (Ex-)Sklaven schlecht vertragen haben. Das könnte auf eine römerfreundliche Haltung der letzteren hindeuten (vgl. zu Ant 18,167 Anm. 419). 471) Wäre Cumanus (nach ca. 4 Jahren Amtszeit) in die Verbannung geschickt worden, wenn er sich des Mordes an einem einzigen Juden aufgrund seiner Arbeitsüberlastung nicht (rechtzeitig) angenommen hätte, wie das Bell schildert? Bei Pilatus brauchte es bekanntlicherweise mehrere und schwerwiegenderere Fehler, bis seine Absetzunq erfolgte (vgl. zu Ant 18,85.88). 472) Josephus nennt keinen Grund für den Mord. Kennt er ihn nicht oder verschweigt er ihn deshalb, um wegen seiner eigenen antizelotischen Einstellung diesem Mord nicht den Anhauch der Rechtfertigung zu geben? 473) Haefeli, Geschichte 103, stuft Samaria/Sebaste als römerfreundliche Stadt ein. Hengel, aaO. 361, schreibt, der Machtbereich der Römer habe sich weitgehend auf das hellenistische Gebiet und auf grössere Orte mit römischer Besatzung beschränkt. Auf dem offenen Land seien die Zeloten die "wahren Herren" gewesen; vgl. ähnlich ebd. 322f.343.
160 rige Bevölkerung, dh. die Landbewohner Samariens, ebenfalls römerfreundlich gewesen sind bzw. ob diese sich der Besatzungsmacht widerstandslos unterworfen und angepasst haben, ist uE. nicht feststellbar. Eine Antwort wird von der Sicht der Bevölkerungsstruktur Samariens abhängig sein. Sollte die Landbevölkerung zur SRG gehört haben, dürfte sie sich ähnlich oder gleich wie die jüdische Landbevölkerung Galiläas und Judäas verhalten haben: Letztere hat zumeist nichts gegen Zeloten und "Räuber" unternommen, ja, sie hat diese sogar gelegentlich geschützt (vgl. Bell 2,229) 474 • Sollten die Bewohner der Landorte Samariens jedoch weder Samaritaner noch Juden gewesen sein, dann bleibt ihre Haltung unklar 475
Aufgrund des Ortes des Ueberfal-
les - Nordsamarien - könnte zwar angenommen werden, die dortigen Landbewohner seien auch eher prorömisch gewesen. - Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei den Samar., die den Mordanschlag verübt haben, um antigaliläische bzw. antizelotische und römerfreundliche Personen gehandelt hat, scheint uns gross zu sein.
Wenn wir in Betracht ziehen, dass ein sicherer Beleg für eine Identifizierung der Täter als Samaritaner fehlt und verschiedene Indizien im Text auf prorömische Samar. weisen (vgl. Ant 20,119.126f.l30.135; Bell 2,233), liegt der Schluss -unter Berücksichtigung der in Anm. 468 formulierten Ueberlegungen - nahe, dass diese Samar. keine Samaritaner, sondern Samarier gewesen
474) Hengel, aaO. 46 (ähnlich l36f.317f.341.394f. u.ö.) erklärt dieses Verhalten mit dem Ziel der Aufständischen: Diese hätten gegen die soziale bzw. ökonomische Situation im Lande gekämpft, von der die Landbevölkerung in besonderer Weise betroffen gewesen sei. Bei den von Josephus "Räuber" genannten Personen habe es sich "wohl wirklich grösstenteils um Angehörige der sozial benachteiligten Schichten, die u.a. für eine gottgewollte Neuordnung der Besitzverhältnisse kämpften", gehandelt. Gleich stark wie von Hengel wird die sozio-ökonomische Komponente der Freiheitsbewegung auch von Kreissig, Zusammenhänge 14f und von Brunt, Josephus 149-153, betont. 475) Es ist uE. vorstellbar, dass die Stadt Sebaste auch einem Teil der samar. Landbevölkerung Einkommensmöglichkeiten geboten hat. Die Erträge des Ackerbodens fanden dort wahrscheinlich guten Absatz, denn die Einwohner Sebastes sollten in Wohlstand leben können (vgl. Ant 15,296).
161 sind 476 . Der Ort Ginäa war jedenfalls der hellenistischen Stadt Sebaste näher als dem Stammgebiet der Samaritaner. In beiden Versionen des Berichtes ist zudem nie die Rede vom Garizim oder einem anderen auf Samaritaner weisenden Anknüpfungspunkt (zB. religöser Brauch, Fest o.ä.). Wir interpretieren daher die Samar. der beiden Versionen als "Samarier".
Bell 3,307.312 (3,308-311.313-315): Aufruhr der Samar. auf dem Garizirn *Bell 3,315: "Ea]J.ape:i:"taL"
Auch die Samar. blieben von Schicksalsschlägen verschont
(ane:~pa-.oL).
(ou]J.~opwv)
nicht
Sie versammelten sich auf dem Garizim
genannten Berg, welcher ihnen ja heilig ist (Öne:p au"tOLG to"tLV äyLov). An diesem Ort blieben sie. Aber ihre Versammlung (ouvoooG) und ihre Absichten
(~povnJJ.a"ta)
drohung (no~E]J.OU o'e:Cxe:v ane:L~nv)
enthielten eine Kriegs-
(3,307). Die schlimmen Er-
fahrungen der Nachbarn konnten sie nicht zur Einsicht bringen. Auch stellten sie ihre eigene Schwäche (xa"ta
o~äG
ao8EVELav)
nicht den Erfolgen der Römer gegenüber. Unruhig und gespannt erwarteten sie die Möglichkeit zum Aufruhr (nPOG -.apaxnv)
308). Ueber ganz Samarien
(h
Ea]J.ape:i:"tLG
ö~n)
(3,
waren Besatzungen
verteilt; doch die Menge der Zusammengeströmten und ihre Aufstellung (ouv-.aELG) waren furchterregend (~oße:pa)
(3,309). Ves-
pasian sandte darum Cerealius, den Führer der fünften Legion, mit 600 Reitern und 3000 Fusssoldaten ab (3,310). Diesem schien
476) Schlatter, Topographie 290, kann aus Josephus' Angaben "keine deutliche Antwort gewinnen ••. , ob rLvan im religiösen Sinne 'samaritanisch' war ••. Es könnte auch zwischen einer griechischen Ortschaft und den Pilgerzügen Streit entstehen". Haefeli, Samaria 38, glaubt - aufgrund einer nicht verifizierbaren Annahme ("die samarische Landschaft" bezeichne wahrscheinlich das Gebiet, wo Samaritaner gewohnt hätten; vgl. ebd. 9) -, dass hier "gewiss an Samaritaner im religiösen Sinne zu denken" sei. Seine Gewissheit kann aber teilweise dadurch entkräftet werden, dass diese geographische Bezeichnung nur im Ant-Text steht (vgl. Anm. 448), während Bell von der Ea]J.ape:i:"tLG spricht. Schalits Feststellung (vgl. Anm. 461) widerspricht zudem Haefelis Annahme.
162 es nicht sicher, auf den Berg zu rücken, und sich in einen Kampf (uaxnl einzulassen, weil so viele Gegner (•wv noAEULwv) oben waren. Darum schloss er mit seiner Streitmacht den ganzen Fuss des Berges ein und behielt den Feind den ganzen Tag im Auge (3,311). Die Samar. auf dem Berge hatten Wassermangel; zudem brannte damals - es war Sommer - noch eine furchtbare Hitze. Auch war die Menge mit den nötigen Lebensmitteln nicht versehen (3,312). So starben an jenem Tag (aÖßnUEPOV) die einen vor Durst, während andere - die Sklaverei einem solchen Ende vorziehend - zu den Römern flohen (3,313). Als Cerealius von diesen erfuhr, dass die oben Verbliebenen durch ihre Leiden zermürbt waren, zog er den Berg hinauf und stellte sein Heer rings um die Feinde auf. Er ermahnte sie und versprach, sie zu verschonen, falls sie ihre Waffen wegwürfen (3,314). Da er sie nicht überzeugen konnte, griff er an und tötete alle (anEx•ELVEV nav•a~),
11'600. Das geschah am 27. Daesius. Solche Schicksals-
schläge trafen die Samar.
(3,315).
Dieser Bericht von der Versammlung zum Aufruhr auf dem Garizim schliesst sich an den der römischen Eroberung des Ortes Japha in Galiläa (vgl. 3,289-306) an: Die Einwohner Japhas waren zum Kampf gegen die Römer bereit (vgl. 3,289f), wurden jedoch von diesen erbarmungslos geschlagen. 15'000 Mann verloren ihr Leben, 2130 wurden gefangengenommen. - Nach dem Bericht über die Samar. auf dem Garizim folgt die Schilderung der Einnahme Jotapatas durch die Römer (3,316-339): Diese antirömischen Einwohner des Ortes leisteten hartnäckigen Widerstand (vgl. 3,316); unter ihnen gab es besonders tapfere Männer, die die Folter und den Kreuzigungstod einem Verrat ihrer Landsleute vorzogen (vgl. 3,321). Doch schliesslich fiel auch Jotapata; insgesamt fielen 40'000 Mann aus dieser Stadt. 1200 wurden gefangengenommen (vgl. 3,337f). -Diese Gliederung- Widerstand in Japha, Aufruhrversammlung auf dem Garizim, Widerstand in Jotapata - zeigt (uE. deutlich), dass Josephus die "Schicksalsschläge" (vgl. 3,307. 315) der Garizim-Leute innerhalb des standes gegen die Römer situiert 477 .
j ü d i
s c h e n
Wider-
477) Josephus erwähnt sonst nie Samar., wo er über den jüdischrömischen Krieg berichtet. 3,307ff ist eine Ausnahme.
163 Die Gegner der Römer (vgl. 3,311) werden 2mal Ea~apELG, am Ende Ea~pEL,aL genannt 478 . - Das Gemetzel soll
des Berichtes dann
entweder am 12. Juni oder am 15. Juli 67n. stattgefunden haben 479 • Die Verschanzung auf dem Garizim dürfte jedoch nicht bloss einen Tag lang gedauert haben, wie das 3,311.313.315 suggerieren, sonst wäre der Wassermangel bzw. Dursttod nicht verständlich. Vielmehr ist an ein auf mehrere Tage geplantes Verbleiben auf dem Berg zu denken. Dass die einen Samar. schon nach kurzer Zeit gestorben sind oder aufgegeben haben (vgl. 3,313), kann richtig sein; die meisten jedoch sind - geschwächt - auf dem Berg verblieben (vgl. 3,314).
Gerade dieser Berg Garizim 480 ist der Ort, wo sie sich versammelt haben. Weil er für diese Samar. heilig ist, handelt es sich bei den Verschanzern um Samaritaner 481 • Doch diesmal hat ihre Versammlung nicht denselben Charakter wie jene vor rund 30 Jahren gehabt (vgl. zu Ant 18,85.88). Leider überliefert Josephus uns keine präzisen Informationen über diesen offenbar geplanten und gewollten Aufruhr der Samaritaner; daher bleiben manche Fragen offen. Die schärfste - und zugleich lapidarste Frage lautet wohl: Was trieb diese Garizim-Leute dazu, auf ihrem heiligen Berg einen - nach menschlichem Ermessen völlig aussichts- und darum sinnlosen - Aufruhr zu inszenieren? Völlige Blindheit für die Realität kann einer so stattlichen Menschenmenge nicht zugeschrieben werden. Josephus' Schilderung er-
478) Alle Codices weisen übereinstimmend diese Namensform auf. 479) Haefeli, Geschichte 124 Anrn. 1, tendiert eher zu Schürers Datum, dem 12. Juni. Dieses beruht auf dem jüdischen Kalender, während Nieses Datum (15. Juli), das Thackeray (Loeb; zu Bell 3,315 Anrn. c) übernimmt, nach dem julianischen Kalender berechnet worden ist. 480) ÖnEp ist hier Relativpartikel (den Josephus sehr oft braucht; vgl. Rengstorf, Concordance III. 247), durch den dieser Berg hervorgehoben wird. Man hört - auf dem Hintergrund des ganzen Berichtes - die Bedeutung "ausgerechnet dieser Berg" oder "paradoxerweise der ihnen heilige Berg" mitschwingen. 481) Wir interpretieren alle auf dem Garizim sich befindenden Leute als Mitglieder der SRG. Die vorhandenen Angaben lassen den Schluss nicht zu, dass auch Nichtsamaritaner zugegen gewesen sind. Von denjenigen, die den Aufruhr wollten, sind immerhin 11'600 ihrem Ziel treugeblieben und getötet
164 weckt den Eindruck, als ob diese Samaritaner Krieg machen wollten (vgl. die Wörter "Kriegsdrohung", "Aufruhr", "Aufstellung", "furchterregend", "Kampf", "Waffen") 482 • Der Wille, eine Versammlung zu organisieren, die den Charakter einer Kriegsdrohung hat, und die Unergebenheit auch in höchster Not (vgl. 3,314f) 483 weisen uE. auf eine bestimmte Ueberzeugung bzw. feste Ideologie hin. Mit dieser könnte jenes Ziel verbunden worden sein, das auch die jüdischen Aufstandsgruppen hatten: Widerstand gegen die Römer, wenn nötig unter Einsatz des eigenen Lebens 484 • Dass sich die Samaritaner zur Verwirklichung dieses Zieles ausgerechnet auf ihrem heiligen Berg Garizim getroffen haben, kann besondere Gründe gehabt haben. Wir können uns folgende vorstellen: Möglicherweise lebten die Mitglieder der SRG im 1. Jh.n. in verschiedenen Orten bzw. Dörfern Samariens (und eventuell Judäas 485 ) zerstreut. Die einzelnen Dörfer bzw. deren Einwohner hätten sich kaum gegen einen römischen Angriff zur Wehr setzen können, weil ihre Wohnorte wohl keine befestigten Städte gewesen sind und weil ein Widerstand auch von der Anzahl Leute her völlig sinnlos gewesen wäre. Daher taten sie sich alle zusammen, um so ihrem Unwillen gegenüber der römischen Besatzungsmacht Ausdruck geben zu können. Da ein Berg für strategische Zwecke stets geeignet war/ist, beschlossen die Samaritaner, sich auf dem Garizim, ihrem heiligen Berg, zu versammeln. - Viel-
482) 483)
484) 485)
worden. Samaritanerinnen, die Kinder und kampfesunfähigen Samaritaner haben - wie wahrscheinlich auch Nichtsamaritaner (Neugierige, Sympathisanten und Gegner der SRG) - das Geschehen vielleicht aus (einer bestimmten) Distanz beobachtet. (Wir glauben nicht, dass sie dazu auf den Berg hinauf konnten [vgl. 3,311], sonst hätten zB. die Samaritanerinnen den dort unter Durst und Hunger Leidenden den Nachschub bringen können.) Zur Bedeutung· des'Garizim im allgemeinen für die Samaritaner vgl. Anderson, Gerizim 217-221. Bengel, Zeloten 291, schreibt, der Kampf gegen Rom sei offiziell als "Heiliger Krieg" verstanden worden. (Zum Verständnis dieses Terminus' vgl. ebd. 277-296, v.a. 287-292.) Diese Eigenschaft unterscheidet die Samaritaner offensichtlich von jenen Samariern, die Ant 9,291; 11,341; 12,257 nennen (die in diesen Stellen genannten Samarier weichen in Notsituationen von ihrer "wahren Identität" ab). Zum Martyrium bei den Zeloten vgl. Bengel, aaO. 263-277. ZB. in der Toparchie Akrabattene, die südöstlich des Garizim (bzw. Sichems) war; vgl. zu Ant 20,119-135 = Bell 2,232245 Anm. 460.
165 leicht aber haben sie den Garizim als Widerstandsort aus einem anderen, religiösen, Grund aufgesucht: Der Ort könnte sie in ihrem Glauben an einen Sieg über die Römer bestärkt haben ("Sieg" muss dabei nicht notwendigerweise als Folge militärischer Ueberlegenheit verstanden werden). Beim Aufstand im Jahr 67n. - ein Jahr nach dem Ausbruch des jüdisch-römischen Krieges - wurde eventuell noch damit gerechnet, dass die Römer auf eine andere Art einflusslos gernacht werden könnten: Wenn Gott einen neuen Aeon, eine Heilszeit, einleiten wollte, dann würde dieser Neuanfang mit dem Garizim in Zusammenhang stehen 486 • Möglicherweise haben sich aufgrund dieser (oder einer anderen religiösen) Ueberzeugung gerade darum so viele (vielleicht alle Männer der) SRG-Mitglieder auf dem Berg versammelt: Sie wollten - in der doch aussichtslosen Situation - die endzeitliche Gemeinde sein, die die neue Heilszeit an ihrem Ursprungsort erwartete. - Eventuell ist der erstgenannte Grund (Sammlung der Samaritaner wegen ihrer verstreuten Wohnorte) mit dem religiösen zu verbinden. Doch diese Antwortversuche auf die oben gestellte Frage nach dem Warum des beabsichtigten Aufruhrs auf dem heiligen Berg bleiben Spekulationen.
Unzutreffender als diese Spekulationen scheinen uns jedoch folgende Erklärungsversuche zu sein: Strugnell bringt die GarizimVersammlung mit dem Wochenfest (Schawuot) der Samaritaner in Verbindung; dieses sei ein Fest, "ou tout Samaritain doit se presenter en personne sur le mont Garizim" 487 und darum wären die Männer dort gewesen. Diese Vermutung, Anlass zum Treffen sei das Fest gewesen, nimmt den Text (vor allem 3,307-309) uE. zu wenig ernst. - Ricciottis Meinung, "bei den Aufständischen könnte es sich um eingedrungene jüdische Insurgenten handeln, die die Samaritaner schädigen oder Jotapata entlasten wollten"
486) Kippenberg 254 schreibt, nach samaritanischer Tradition würde auf dem Garizim die Zeit des Heils enden und auch wieder beginnen. Die samaritanische Religion sei "von ihrem Beginn an eschatologisch ausgerichtet" gewesen. 487) Inscriptions 567. (Eine im 5. Jh.n. eingemeisselte Inschrift berichtet von einem Ereignis, das mit Bell 3,307ff Aehnlichkeit hat und sich auf das Wochenfest bezieht; vgl. ebd. 562.)
166
488 , darf uE. mit dem Prädikat "voreingenommen" versehen werden: Weil ein antirömischer Aufstand nicht zum Bild passt, das man von den Samaritanern hat, können die Betroffenen keine Garizim-Leute sein. Weil wir das Motiv zum Aufruhr letztlich nicht eruieren können, stellen wir uns eine zweite, bereits gestreifte, Frage: Was hat diese Leute auf dem Berg bestärkt, ihren Widerstand durchzuhalten? Die Meinung, die Samaritaner hätten sich von den Juden anstecken lassen 489 , ist doch zu einfach und beantwortet unsere Frage zudem nicht zufriedenstellend. Kippenbergs Ansicht, dass der Glaube an die Heiligkeit des Garizim als rettender Macht "die unsinnige Tat jener Männer bewirkt" 490 habe, ist uns etwas zu abstrakt, dh. zu weit von der damaligen geschichtlichen Situation entfernt. Auch Antworten wie die SRG habe damals den Taheb erwartet oder sie sei - einmal mehr (vgl. zu Ant 18,85.88) - durch einen Pseudopropheten o.ä. irregeführt worden, berücksichtigen weder die Eingliederung des Stoffes in die catena anderer durch die Römer eroberten Orte noch die Charakterisierung dieser Versammlung als protestierender Massenkundgebung gegen die Römer. Dies - das offenkundig antirömische Verhalten der Samaritaner491 - ist bis heute in manchem Forschungsbeitrag stillschweigend übergangen oder verniedlicht worden 492 • (Das geschah
488) Zitat aus MB zu 3,307 Anm. 74. MB fasst damit die Meinung von Ricciotti (Flavio Giuseppe, lo storico Giodeo-Romano) zusammen. 489) So Smallwood, Jews 171. 490) 233. Er schreibt (ebd.) auch, die samaritanische Volksfrömmigkeit habe eine bedeutende Rolle gespielt: "Wer zum Garizim kommt, besiegt die Feinde und erobert das Land". 491) Hier sei an die Situation der Samaritaner in seleukidischer Zeit erinnert: Auch damals hat die SRG unter der Besatzungsmacht gelitten; sie wurde von letzterer auch gleich wie die Juden behandelt. Der Garizim war schon damals - wie Jerusalem - eine Widerstandsstätte (vgl. zu Ant 13,275-277 Exkurs D). 492) Im Stellenregister von Hengels Buch "Zeloten" sucht man zB. vergeblich nach Bell 3,307-315. Vgl. auch Smallwoods "Erklärung", die Samaritaner hätten sich von den Juden anstecken lassen. Auch wird resigniert festgestellt, dass die politische Haltung der Samaritaner zur Zeit Neros und des jüdisch-römischen Krieges schwierig zu verstehen sei; so zB. Thomson, aaO. 39.
167 wohl darum, weil "Sarnarier" ·und "Samaritaner" frag-los identifiziert wurden. Josephus' Ausführungen wurden [zum Teil] darum als widersprüchlich bezeichnet.) Der ungebrochene Widerstandswille dieser auf dem Berg verbliebenen Samaritaner ist uE. nur ·dann "erklärbar", wenn man in ihm dieselben Ziele erkennt, die auch die jüdischen Aufständischen anvisiert haben: die sozio-ökonornischen Strukturen ändern, die durch die heidnische Weltmacht zerrissene und ausgebeutete Nation dem Willen Gottes unterstellen, mit Gott zusammen die Feinde vernichten - dann würde die Gottesherrschaft kommen 493 . Wir vermuten, dassamAufstand der Samaritaner praktisch alle (kampfesfähigen) Männer der SRG teilgenommen haben 494 • Wie die Zeloten erwartete wohl auch die Garizirn-Gernein493) Das ist eine stichwortartige Zusammenfassung der Anliegen der jüdischen Aufständischen; vgl. Rengels Buch "Zeloten", v.a. 114-145; 287-292; 308-315. 494) Es ist uE. möglich, dass sich Samaritaner vor diesem Aufstand dem Bandenführer Sirnon bar Giora, der sich (eine Zeit lang) in der Akrabattene aufgehalten hat, angeschlossen haben (vgl. zu Ant 20,119-135 = Bell 2,232-245 Anrn. 460). Simon bar Giora stammte eventuell aus der Akrabattene. Bell 4,503 gibt zwar an, Sirnon stamme aus Gerasa; 4,504 sagt, er sei aus der ihm unterstandenen Toparchie Akrabattene verjagt worden. Verschiedene Forscher haben festgestellt, dass mit "Gerasa" nicht die hellenistische Stadt der Dekapolis gerneint sein könne, denn Josephus berichtet in 4,487ff von der problemlosen Eroberung Gerasas, von der Ermordung von 1000 Einwohnern, von Gefangenen aus diesem Ort und von dessen Plünderung durch die Römer. Nach Vita 34lf stand die Dekapolis aber auf seiten der Römer. Daher wird angenommen, "Gerasa" sei entweder anders (zB. als "Geser") zu lesen oder es habe einen zweiten Ort dieses Namens gegeben (vgl. MB zu Bell 4,487 Anrn. 150; Hengel, aao. 382 Anrn. 2; Schalit, Namenswörterbuch 34). Avi-Yonah identifiziert das "Gerasa" von Bell 4,487 mit (dem heutigen) "Dschuresch" (vgl. Schalit, ebd.); dieser Ort gehörte damals zur Akrabattene. Er wäre also durch die Römer erstürmt worden. UE. ist dieser Interpretation (vor anderen) der Vorzug zu geben. Das hat zur Folge, dass der Ort Gerasa, aus dem Simon stammte, mit Dschuresch identisch wäre, dh. dass Sirnon bar Giora also aus der Akrabattene stammte. Dass er Sohn eines Proselyten - wie sein Name verrät - gewesen ist, ist uE. kein Grund, ihn nicht als ursprünglichen Bewohner der Akrabattene gelten zu lassen. Die Angabe von Bell 4,504, die Toparchie Akrabattene habe ihm (einmal) unterstanden, setzt doch voraus, dass Sirnon zu ihr schon früher Beziehung gehabt hat. - Die Samaritaner haben sich vielleicht gerade darum Sirnon bar Giora angeschlossen, weil er aus
168 schaft "von dem Augenblick, in dem sich das Volk z.urn Krieg gegen Rom entschloss, die grosse Wende" 495
Sie traf für die
Samaritaner bereits im Jahre 67n. ein: Haefeli nennt diesen Aufstand "das grosse Nationalunglück der Sarnaritaner" 496 , das in der Geschichte dieser Gerneinschaft eine tiefe Zäsur hinterlassen habe 497 •
Zwischenbilanz 1 1.1
Ea~apEt~
- eine un-/bestirnrnbare Menschengruppe?
Von
Ea~apEt~
ist stets in der Mehrzahl die Rede, wenn die bei-
den Erwähnungen einer einzelnen Person in Ant 17,20 (eine Frau aus dem samar. Volk} und in Ant 18,167 (ein Mann aus samar. Geschlecht} als Angabe einer soziologischen Grösse (Volk; Geschlecht} - und nicht im Sinne einer direkten persönlichen Bezeichnung - verstanden werden. Oft scheinen die Sarnar. - abgesehen von Josephus' Identifizierung mit "Chuthäern" - eine nicht präziser bestimmbare Menschengruppe zu sein. Die Gleichsetzung mit "Chuthäern" erfolgt nur innerhalb weniger Stellen: Ant 10,184; 11,303 und - indirekt - 11,114.117. Im erstgenannten Text bezieht sich Josephus auf die Zeit um 72lv.; der zweite Text betrifft das 4. Jh.v., die beiden letzten berichten von der Perserzeit. In den Ausführungen, die sich auf die Zeit von und nach Alexander d.Gr. beziehen, treten die Sarnar. in folgenden Texten als nicht näher bestimmbare Bewohner Sarnariens auf: Ant 11,341; 12,156; 17,20; 18,167; 20,119ff; Bell 2,111. Einige Male können sie identifiziert bzw. geographisch situiert werden: In Ant 12,262 (257} betrifft der Ausdruck "Sarnar." Si-
ihrer Umgebung stammte und - vielleicht auch - weil er, als Sohn eines Proselyten, nicht davidischer Herkunft gewesen ist; dazu vgl. Hengel, aaO. 305 und ebd. Anrn. 3. 495} Hengel, aaO. 288. 496} Geschichte 122. 497} Vgl. ebd. 124.
169 donier in Sichern. Ant 13,74f; 18,85ff und Bell 3,307ff handeln von Menschen, die zur Garizim-Kultgemeinschaft gehören. Ant 13,275ff sprechen über die Einwohner der Stadt Samaria. - In neun der vierzehn untersuchten Texte (vgl. Inhaltsverzeichnis) können die Samar. also nicht präziser identifiziert werden als dass es sich bei ihnen um Bewohner Samariens handelt. Nur drei Texte enthalten Kriterien, die eine Identifizierung der Samar. als Samaritaner zulassen.
Die Verwendung des Terminus'
Ea~apEtG
in Josephus' Werk zeigt,
dass er eine Bezeichnung ist, die alle Bewohner Samariens meinen kann, obwohl sie sich einige Male auf eine bestimmte bzw. begrenzte Gruppe von Leuten (zB. Einwohner der Stadt Samaria) bezieht, dh. nicht immer alle Bewohner der Landschaft betreffen muss. l. 2 800 Jahre
Ea~apEtG
In Josephus' Werk werden die Bewohner Samariens zwischen rund 700v. bis lOOn. "Samar." genannt 498 . Innerhalb dieser Zeitspanne haben sowohl fremde Siedler (vgl. 2Kön 17,24 und Ant 10,184) wie auch Israeliten, die der Gefangenschaft (nach Assyrien) entfliehen konnten (vgl. Ant 10,68), in Samarien gelebt. Zudem sind Ende des 4. Jh's v. noch Judäer - "Priester und Israeliten" - nach Samarien gezogen (vgl. zu Ant 11,303). Ausser diesen Bewohnern haben noch andere Kolonisten in Samarien Wohnsitz genommen, zB. die Sidonier in Sichern (vgl. zu Ant 12,262 und Exkurs D) und die von Herodes d.Gr. in Sebaste angesiedelten ausgedienten Soldaten (vgl. Ant 15,296). Will man noch - wie Kippenberg - glauben, im 2. Jh.v. hätten in Samarien genügend Heiden gelebt, die die Hellenisierung begünstigt hätten (vgl. zu Ant 13,275-277 Anm. 290), dann muss erst recht mit einem bunten Völkergemisch in Samarien gerechnet werden. Alle diese Bewohner werden in Ant und Bell "Samar." genannt; diese "Vereinheitlichung" ist wohl damit zu erklären, dass Josephus den Namen der Landschaft auf ihre Bewohner über-
498) Dazu kommen die drei Samar.-Erwähnungen in Ant 9, die sich auf Einwohner Samarias im 9. Jh.v. beziehen; vgl. "Einleitung" 2 Anm. 6.
170 trägt {vgl. zu Ant 10,184). Darum gibt es in seinem Werk seit rund 800 Jahren "Samar.". Sie können folgendermassen eingeteilt werden: - Ca. 700v. - 332v.
Samar. vor der Tempelgründung auf dem Garizim und vor den "Apostaten des jüdischen Volkes", die sich in Sichern niederlassen {Ant 10,184; 11,114.117).
- Ca. 332v. - 300v.
Samar. zur Zeit der Tempelgründung und der ersten Konsolidierung der SRG {Ant 11,303.341).
- Ca. 300v. -
Samaritaner {Ant 13,74f; 18,85.88; Bell 3,307.312). Samarier, die mit dem Garizim bzw. jüdischen Bräuchen locker verbunden sind {Ant 12,262: Sidonier). Samarier, bei denen keine Beziehung zur SRG festgestellt werden kann {Ant 12,156; 13,275-277; 20,119-135 =Bell 2,232-245). Samar., deren Identität ungewiss bleibt {Ant 17,20; 17,342 =Bell 2,111; Ant 18, 167).
67n.
Die bisher untersuchten Texte, in denen die Mehrheit der Codices Eauapet~ schreibt, enthalten einige diesbezügliche Ausnahmen: Es kommt vor, dass innerhalb eines {zusammengehörenden) Textabschnittes sowohl "Eauapet~" wie auch "Eauapet"taL" genannt werden, obwohl es sich jeweils um dieselben Samar. handelt {vgl. Ant ll,ll4-118.340f; 12,257.262; 17,342 =Bell 2,111; Ant 18,85-89; 20,118-136; Bell 3,307-315). Einzelne Codices schreiben gelegentlich "Eauapet"taL", obwohl alle anderen im betreffenden Text "Eauapet~" schreiben {vgl. Ant 11,114.117 [A] 499 ; 11,303 [B] ; 12,262 [FLV] 500 ; 17,342 [MWE] 501 ; 20,122 [MW] 502 ). Diesen terminologischen Sonderheiten kann entnommen wer-
499) Codex A dürfte sich hier an 11,116.118 angelehnt haben, wo in allen Codices ebenfalls Eauapet"taL steht.
171
den, dass spätestens die Schreiber der Codices "I;a]..LapE'C!;" und "I;a]..LapEt"t"a~" als Synonyme verstanden haben 503 . Andernfalls wäre nicht einsichtig, weshalb beide Wörter innerhalb eines einzigen Textabschnittes und desselben Codex' vorkommen können. Die Codices, die terminologische "Abweichungen" (im Vergleich zur Mehrheit der Codices) enthalten, lassen keine besonderen Schlüsse zu: Je 2mal I;a]..LapE'C"t"a~ schreiben Codex A (Ant 11,114.117), E (Ant 11,303; 17,342), die Codices MW (Ant 17,342; 20,122). lmal I;a~apE'C"t"a~ schreiben FLV (Ant 12,262). - In auffallend vielen ~a]..LapE'C!;-Stellen, nämlich in 38 der insgesamt 44, stimmen alle Codices hinsichtlich der Namensform I;a]..LapE'C!; miteinander überein. "Unebenheiten" bezüglich der abweichenden Namensform (I;a]..LapE'C"t"a~ statt, wie die Mehrzahl der Codices, I;a]..LapE'C!;) enthalten Ant 11 (3mal); 12 (lmal); 17 (lmal) und 20 (lmal). Einer besonderen Erwähnung wert ist die Tatsache, dass die Einwohner der Stadt Samaria bzw. Sebaste - wo sie eindeutig als solche identifiziert werden können - immer I;a]..LapE'C!; genannt werden (vgl. Ant 13,275-277 und die nichtbehandelten Stellen in Ant 9,61.125f). Die bis jetzt untersuchten Texte, die (mit Sicherheit) von Samaritanern handeln (Ant 13,74ff; 18,85ff und Bell 3,307ff), weisen 2mal (Ant 18,89; Bell 3,315) Abweichungen auf: In diesen beiden Stellen steht nicht - wie sonst überall - I;a]..LapE'C!;, sondern I;a]..LapE'C"t"a~ 504 • Die beiden Namensformen I;a]..LapE'C!; und I;a]..LapE'C"t"a~ haben ihren Ursprung wohl in den beiden Namen der Landschaft Samarien: I;a]..La-
500) Diese drei Codices passten das Wort I;a]..LapE'C"t"a~ wahrscheinlich an 12,257 an; alle Codices weisen hierin diese Namensform auf. 501) Die Parallelstelle in Bell (2,111) braucht I;a]..LapE'C!;. 502) Sonderbarerweise schreiben dann MW in 20,136 (wo alle anderen Codices I;a]..LapE'C"t"a~ haben) aber I;a]..LapE'C!;. 503) Josephus selber muss die beiden Namensformen uE. nicht unbedingt auch so verstanden bzw. verwendet haben. Er hat möglicherweise eine konsequentere Terminologie bezüglich der Bewohner Samariens verwendet als seine Assistenten für ein korrektes Griechisch und als seine Multiplikatoren. 504) In Ant 18,89 schreiben MWE Lat weder das eine noch das andere, sondern: "Iouoa'Co~.
172 PELa =
Ea~apetb;
Ea~aPELLLG
(und
Ea~apELLLX6v)
= Ea~aPELLaL.
(Seit der Eroberung des Nordreiches Israel durch die Assyrer [72lv.] ist
Ea~apeLa
nicht mehr ausschliesslich der Name der
Stadt Samaria, sondern auch Name der ganzen Landschaft [Samarien] geworden 505 .) -Kriterien für die Verwendung des Terminus' Ea~apetb
sind wohl darum nicht zu gewinnen: Nur die Stadtbewoh-
ner von Samaria bzw. Sebaste werden immer gleich genannt. Bei den anderen Bewohnern Samariens wechseln die beiden griechischen Namensformen gelegentlich innerhalb der einen Texteinheit und des gleichen Codex'; daher kann nur der eine Schluss gezogen werden: Alle ausserhalb der Stadt Samaria wohnhaften Samar. können offenbar - aufgrund der beiden Landschaftsnamen Ea~apetb
oder
Ea~apet•aL
genannt werden. - Weitere Beobachtungen
aus dem Vorkommen beider griechischer Termini folgen noch in der "Zwischenbilanz 2" (nach der Untersuchung der
Ea~apet•aL-Texte).
1.4 Samaritanische Vorkommnisse in die jüdische Geschichte integriert Von den bisher behandelten
Ea~apetb-Texten
konnten wir nur drei
Texteinheiten mit Sicherheit auf die Samaritaner beziehen: Ant 13,74f; 18,85ff; Bell 3,307ff. Ihnen ist eines gemeinsam: Sie ordnen die Geschehnisse, die sie berichten, in die jüdische Geschichte ein. - Unmittelbar vor Ant 13,74 ist die Rede von Onias, dem aus Judäa nach Alexandria geflohenen Sohn des Hohenpriesters Onias, und dessen Wunsch nach einem jüdischen Tempel in Aegypten (13,62-73); daher ist naheliegend, dass Josephus anschliessend vom Streit in Alexandria um zwei (andere) Tempel berichtet, die Juden gehören: den in Jerusalem und den auf dem Garizim. - Ant 18,81-84 berichten von einem betrügenden Juden in Rom, dessen Verhalten zur Verbannung der Juden aus der Stadt Rom geführt hat. 18,85ff handeln von einem anderen Mann, dessen Verhalten einen (andern) Teil der Juden (nicht jenen in Rom) betroffen hat und denen - wie den Juden in Rom - wegen dieses
505) Vgl. Alt, Rolle 319.
173 Betrügers bzw. Lügners auch Ungerechtes Widerfähren ist: Es sind jene Menschen, denen der Garizirn der heiligste der Berge ist, die Samaritaner.
Am deutlichsten sichtbar wird die Einordnung eines die Samaritaner betreffenden Ereignisses in die jüdische Geschichte bei Bell 3,307-315. Die Ausführungen vor und nach diesem Bericht handeln - wie auch 3,307ff - vorn jüdischen Widerstand gegen die Römer im Land (3,289-306: in Japha; 3,316-339: in Jotapata) • Die Samar. in diesen drei Texteinheiten sind aufgrund des Kriteriums "Garizirn" bzw. "Garizirn-Ternpel" als "Samaritaner" identifiziert worden und nicht, weil die drei Texteinheiten innerhalb von Berichten stehen oder unmittelbar an Berichte anschliessen, die die Juden betreffen. Es scheint uns aber bezeichnend und merk-würdig zu sein, dass sich diejenigen Texte, die sicher von Samaritanern handeln, unter den Berichten be:l5.inden, die (ähnliche Vorfälle) vorn jüdischen Volk beschreiben. - Die Ausführungen im Exkurs D bestätigen zudem, was aus den drei Berichten des Josephus über die Garizirn-Leute resultiert: Die Samaritaner gehören zum jüdischen Volk; ihre Geschichte ist Teil der Geschichte der (andern) Juden. 1.5 Wohnorte der Samaritaner In den bisher analysierten Texten, die über Samaritaner berichten, werden direkt nur drei Wohnorte von Garizirn-Mitgliedern genannt. Einer ist in der Diaspora: Alexandria in Aegypten; nach Ant l3,74ff haben im 2. Jh.v. Samaritaner hier gelebt. Der andere namentlich genannte Ort in Samarien ist ein Dorf in der Nähe des Garizirn: Tirathana (Ant 18,85ff); hier dürften Samaritaner im 1. Jh.n. gewohnt haben 506 • Dazu kommt noch die Angabe aus dem Nebensatz in Ant 11,340, dass (gegen Ende des 4. Jh's v.) Apostaten des jüdischen Volkes in Sichern lebten. Weiter enthalten 2Makk 5,22f; 6,1-3 (vgl. Exkurs D)
506) Das Dorf darf wohl als Wohnort von Samaritanern betrachtet werden, obwohl es nicht als solcher bezeichnet wird. Denn hier versammelten sich die Samaritaner, um auf den Garizirn hinaufzugehen.
174 Anhaltspunkte über das samaritanische Wohngebiet: Ein Teil des jüdischen Volkes hat diesen Angaben zufolge in der Nähe des Garizim gelebt. Wenn der freigelassene Samar. des römischen Kaisers, den Ant 18,167 erwähnt, als Beleg oder Indiz für eine samaritanische Gemeinschaft im Rom des 1. Jh's n. interpretiert wird, kommt noch die Hauptstadt des Imperium Romanum als Wohnort für Samaritaner in Frage.
(Diese Deutung ist jedoch - bis
jetzt - nicht verifizierbar.) Aus diesem ersten Teil der Textanalyse können also folgende Wohnorte der SRG-Mitglieder eruiert werden: - Sichern (Ende 4. Jh.v.) - in der Nähe des Garizim (2. Jh.v.) -Alexandria (2. Jh.v.) - Tirathana (1. Jh.n.)
2 . Die
Ea.~a.pE.l:"tO.L
Dieses Wort kommt bedeutend weniger oft als
Ea.~a.pEt~
(=44mal),
nämlich nur 18mal, vor. 2mal (Paralleltexte) wird es im Singular verwendet (Ant 17,69 =Bell 1,592). Das einzige Mal, wo es in Bell sonst noch vorkommt (3,315), bezeichnet es Mitglieder der Garizim-Gemeinschaft (vgl. zu Bell 3,307.312). -Auffallend ist, dass
Ea.~a.pEt"ta.L
für die Zeit vor der assyrischen Eroberung
des Nordreiches Israel (72lv.) nie gebraucht wird. Diese Tatsache - die verschiedene Interpreten der Josephus-Texte beobachtet haben mögen (ohne sich allerdings mit der unterschiedlichen Verwendung des andern Terminus',
Ea.~a.pEt~,
auseinanderzusetzen)
- mag einige Forscher zur "automatischen" Identifikation
Ea.~a.
PEL"t"O.L = Samaritaner verleitet haben. - Im folgenden werden die im Namensverzeichnis (S.48) unter
Ea.~a.pEC•n~/Ea.~a.pEt"ta.L
auf-
geführten Textstellen analysiert. Acht von ihnen sind bereits im vorhergehenden
Ea.~a.pEt~-Kapitel
behandelt worden: Ant 11,116.
118.340; 12,257; 18,89; 20,118.136; Bell 3,315. Darum, und weil insgesamt nur in 18 Textstellen
Ea.~a.pEt"ta.L
genannt werden, wird
dieses Kapitel kürzer ausfallen als das vorhergehende.
175 Ant 17,69 =Bell 1,592: Der Heradessohn Antipater hat einen sarnar. Verwalter
Am meisten wurde der Zorn des Königs (sc. Herades d.Gr.) gegen seinen Sohn (sc. Antipater) durch einen sarnar. Mann (ebenfalls) narnens Antipater angefeuert. Letzterer war Verwalter 507 des Königsohnes Antipater (ETILLPOTIEUWV •ov ULOV •oü ßaOLAEWb 'Av•Cna•pov; Ant) 508 • Unter Folterqualen gestand der Sarnar. vor Herades d.Gr., dessen Sohn Antipater habe tödliches Gift aus Aegypten kommen lassen; dieses sei für seinen Vater, Herades d.Gr., bestimmt gewesen. Feststellbar ist hier nur, dass der Heradessohn Antipater (dessen Mutter Doris war; vgl. Ant 17,68 =Bell 1,590) einen sarnar. Verwalter gehabt hat. Weder aus dem Kontext noch aus anderen Angaben kann geschlossen werden, um wen es sich bei diesem Sarnar. gehandelt hat 509 . Da sich der Inhalt unserer Parallelstellen auf persönliche Angelegenheiten aus dem "Haus" des Herades bezieht, verweisen wir auf die gleichen Ueberlegungen wie sie zu Ant 17,20 = Bell 1,562 gernacht worden sind. Hier wie dort lassen wir mangels Informationen offen, ob Antipater "Sarnarier" oder "Samaritaner" gewesen ist und bleiben darum beim unbestimmten Wort "Samar." 510 .
507) EnC•ponob hat verschiedene Bedeutungen: Aufseher, Verwalter, Statthalter, Prokurator, Vormund. Bei diesem Sarnar. wird es sich um einen Finanzverwalter gehandelt haben; vgl. Marcus (Loeb) zu Ant 11,61 Anrn. a; auch Haefeli, Samaria 49, übersetzt "Verwalter", weil dem Samar. die Güter des Prinzen Antipater anvertraut gewesen seien. - Die Uebersetzung "Prokurator" in Schalit, Herades 634, scheint uns wegen der politisch umfangreicheren Bedeutung dieses Wortes ungünstig zu sein. 508) Die Bell-Version schreibt enC•ponob 'Av•Lna•pou. 509) Er kommt sonst nirgends mehr vor. Die Quelle dieser Paralleltexte dürfte im Werk des Nikolaos von Damaskus zu suchen sein (zu ihm vgl. Stern, Authors I. 227-232); vgl. Thackeray (Loeb), Introduction (zu Bell) Bd. II. XXIIf. 510) Nach Haefeli, aaO. 49.51, könnte Antipater, der Sarnar., aus der Stadt Sebaste stammen und wäre somit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Samaritaner gewesen.
176 Ant 9,290 (9,288f.291): Die in hebräischer Sprache "Chuthäer" Gena):lnten heissen griechisch "Samar." *Ant 9, 288.290: "Xoußa.i:oL"
Von den nach Samarien 511 (etG •nv ~a.uapeLa.v) gebrachten Chuthäern nahm jede Völkerschaft (eßVOG) - deren gab es fünf ihren eigenen Gott ( [öLov ßeov) mit. (Diese Benennung ["Chuthäer"] haben sie bis jetzt, weil sie aus der Chutha genannten Landschaft, die in Persien ist [ein Fluss hat denselben Namen], hergebracht worden sind.) Weil diese Leute nun ihre Götter nach den herkömmlichen Gepflogenheiten verehrten, erregten sie den Zorn und Grimm (6pyJiv Ka.t xoAov) des höchsten Gottes (9,288). Er bestrafte sie mit einer Seuche (AoLuov) 512 • Als sie keine Mittel gegen dieses Uebel erkannten, lernten sie durch einen Orakelspruch (xPncruW), dass sie den höchsten Gott verehren sollten. Einige israelitische Priester, die nach Assyrien deportiert worden waren und nun auf Ersuchen dieser Leute nach Samarien zurückgerufen wurden (9,289), unterrichteten sie daraufhin über die Gesetze (vouLva.) und die Frömmigkeitshaltung diesem Gott gegenüber <•nv nepL •ov ßeov •oü•ov bcr~a.v); seither befolgten sie diesen Kult mit grossem Eifer (~ßpncrKeuov a.u•ov ~LAo•CuwG) und waren sofort von der Seuche befreit. Der Umgang mit diesen ihren Bräuchen hält auch jetzt noch an (XpWuevoL •e •o'Cs a.u•oüG E•L KO.L vüv eßecrL ÖLO..€AOÜOLv 513 ) bei den in hebräischer Sprache "Chuthäer, in griechischer "Samar." Genannten (oi. Ka.•a u€v •nv 'Eßpa.Cwv yAw••a.v xoußa.toL, Ka.•a öE: •nv 'EAAnvwv ~a.ua.pe'C•a.L) (9,290). Je nach den Umständen ändern sie ihre Haltung: Wenn es den Juden gut geht, bezeichnen sie sich als Verwandte (cruyyevei:G) von ihnen, indem sie sich auf Joseph
511) Wir übersetzen mit dem Landschaftsnamen, weil Ant 9,279 berichtet, die Völkerschaften aus der Region Chutha seien in Samaria und im israelitischen Land angesiedelt worden. 512) V hat hier und in 9,290 ALUOV (=Hungersnot). Der Bibeltext seinerseits redet von einer Löwenplage (vgl. 2Kön 17,25). 513) Zu den die Wortfolge leicht verändernden Varianten vgl. Niese z.St. Anm. 10.
177
zurückführen. Durch ihn seien sie mit den Juden ursprungsmässig (~nv dpx~v)
eng verbunden (otxeL6~n~o~). Wenn die Juden hingegen in einer misslichen Lage sind, wollen sie von keiner Seite her mit ihnen in Verbindung stehen (ouöa~6ßev au~ot~ npoanXELV) • Weder Recht noch Wohlwollen oder Abstammung zählen dann, sondern sie erklären dann, sie seien Ansiedler aus fremden Völkern (~E~oCxou~ dAAOEßVEL~) (9,291). Terminologisch fällt auf, dass - im Vergleich mit Ant 10,184, wo die Namensidentifikation Chuthäer = Samar. auch vorkommt 9,290 für die chuthäischen Neusiedler die Namensform Ea~pEL~aL, 10,184 hingegen Ea~apEL~ aufweist. Das zeigt, dass auch für die Chuthäer beide Bezeichnungen gebraucht werden (vgl. "Zwischenbilanz 1" 1.3). - Ant 9,288-291 beziehen sich auf das ausgehende 8. vorchristliche Jahrhundert (bzw. auf den Abschnitt in 2Kön 17,24-28.34a, dessen Inhalt sie paraphrasieren 514 ). Von der Annahme der Gesetze und der rechten Gottesverehrung durch diese Chuthäer wird in aller Objektivität berichtet, dh. ohne dies besonders zu loben, aber auch, ohne dies geringzuschätzen. Das f~L xa~ vüv (9,290; vgl. 2Kön 17,34a: ntn c,~n ~V) versteht Josephus wahrscheinlich als "bis in seine Zeit hinein", denn er aktualisiert diese Wendung durch die Verbindung mit der doppelten Namensnennung: hebräisch = Chuthäer, griechisch = Samar. Auffallenderweise zitiert bzw. paraphrasiert er den biblischen Bericht von 2Kön 17,24-34a nicht vollständig: Ausgerechnet den Abschnitt, in welchem vom - modern gesprochen Synkretismus der Neusiedler der fünf Völkerschaften die Rede ist (17,29-33), lässt er weg 515 • Der Bibeltext "beschuldigt"
514) Der MT (a) unterscheidet sich in einigen Details von 9,288291 (b) : a) 17,24.30f: Fünf Orte mit Namen b) 9,288 : Fünf Völkererwähnt; einer daschaften ohne von ist Chutha Namen; alle stammen aus der Landschaft Chutha 17,25 9,289 : Seuche (V: HunLöwen gersnot) 9,289 : Orakelspruch 17,28 ein Priester 9,289f: einige Priester 515) Ant 9,288 erwähnt zwar fünf Völkerschaften, die (alle) aus der Landschaft Chutha stammen; vgl. Anm. 514.
178 die Leute aus den fünf Orten 516 des Poly- bzw. je eines BiTheismus', während Josephus darüber hinwegsieht. Geht aus dem Schweigen des letzteren über den Kult dieser Neusiedler vielleicht hervor, dass die in 2Kön 17,29-33 geschilderten Umstände nicht mehr zutreffen? Wäre dem so: Warum zitiert Josephus denn doch noch den Satz aus 2Kön 17,34a, dass diese Bräuche "auch jetzt noch" anhielten? Wenn die vorhergehenden Verse (17,29-33) von Josephus als überflüssig -weil unzutreffend betrachtet worden wären, wäre die Bemerkung, dass die Bräuche "auch jetzt noch" anhielten, auch nicht mehr nötig gewesen. Der Grund für das Fehlen der "polytheistischen Verse" (2Kön 17,29-33) in Josephus' Darstellung liegt entweder in seiner Quelle oder ist in einer bestimmten Absicht zu suchen: Möglicherweise trifft das, was 2Kön 17,29-33 schildern (Verehrung der jeweiligen Götter und Verehrung JHWH's) zur Zeit des Josephus nicht mehr zu; doch (gewisse) Bräuche dieser Leute sind vielleicht noch im 1. Jh.n. aufgefallen 517 • Darum hätte der jüdische Historiker den Satz aus 2Kön 17,34a in seine Darstellung aufnehmen können, während er den vorherigen Abschnitt (2Kön 17,29-33) auslassen wollte. Im Anschluss an den "auch-jetzt-noch"-Vers folgt die Identifikation der Namen bzw. Personen "Chuthäer" = "Samar.". Diese Stelle (Ant 9,290) ist in Josephus' Werk - chronologisch - die erste, die diese Identifikation enthält 518 . Das Werk des Histo-
516) Diese Neusiedler (in Samarien) sind mit den in 2Kön 17,29 genannten b')iDW nicht identisch: Der hebräische Terminus bezieht sich auf die ehemaligen (nun exilierten) Israeliten aus Samaria bzw. dem Nordreich Israel; vgl. "Einleitung" 1 und Dexinger, Limits 91 bzw. "Stand der Forschung" 2.10. 517) Dies betrachten wir aus folgendem Grund als möglich: In 9,290 steht EÖEOL ("Bräuche" oder "Gewohnheiten"); dieses griechische Wort ist nicht der LXX (2Kön 17,34) entnommen worden. LXX hält sich an den MT, wenn sie b'~~WD mit xp(~a übersetzt. Diese beiden Termini meinen - im Kontext von 2Kön 17,34 - "nach (früherem) Rechtsempfinden handeln/urteilen". Josephus' Wort ("Bräuche") könnte darum uE. bestimmte Gewohnheiten, Sitten, meinen, die zu seiner Zeit noch praktiziert wurden bzw. beobachtet werden konnten. 518) Ant 10,184, dessen Inhalt wir bereits im 1. Kapitel analysiert haben, kommt - wie die Buchzählung (Ant 10) zeigt chronologisch nach Ant 9,288-291.
179 rikers ist wiederum der erste (datierbare) Text überhaupt, der diese Identifikation enthält 519 • Seit wann und weshalb sie in Umlauf ist, dürfte letztlich offen bleiben. Trotzdem möchten wir dieser Doppelfrage noch etwas nachgehen: Josephus schreibt, dass die betreffenden Leute hebräisch "Chuthäer", griechisch "Sarnar." hiessen. Diese Aussage wirft die Frage auf, ob wir Anhaltspunkte ausfindig machen können, die a)
zum Terminus "Chuthäer" im hebräischen Sprachgebrauch (der Zeit vor Josephus und bis ins 1. Jh.n. hinein) etwas hergeben und
b) die die "Sarnar." aufgrund anderer griechisch geschriebener Schriften (ohne Bell und Ant), die ungefähr aus der Zeit des Josephus stammen, charakterisierbar machen. Der folgende Exkurs gibt uns Gelegenheit, der Verwendung und Bedeutung des hebräischen und des griechischen Wortes nachzugehen.
E X K U R S
F
Die Bezeichnungen "Chuthäer" und 11 Samar. II
a) Weil "Chuthäer" in den Schriften, die vor dem Werk des Josephus verfasst worden bzw. zu datieren sind, nicht vorkornrnen 520 , befragen wir eine dem hebräischen Wort
O~h[i]~
sehr ähnlich tönende Bezeichnung auf
ihre Bedeutung im Judentum zur Zeit des Josephus. Es geht um den im AT und in Schriften aus der Umgebung des Toten Meeres bekannten Terminus
O~~~h~/O~~h~/O~h~
519) Die rabbinische Literatur kennt zwar den Terminus "Chuthäer". Doch eine so direkte Identitätsaussage wie Ant 9,290 sie macht, enthält das rabbinische Schriftturn nicht. Die Chuthäer-Stellen in der Mischna (vgl. sie in Schürer, aaO. II. 20 und in Jerernias, Jerusalern 391) sind einzeln nicht zu datieren; doch stammen sie alle aus der Zeit vor ca. 200n. (Die Mischna ist im wesentlichen im 2. Jh.n. entstanden; vgl. Sternberger, Geschichte 69.) 520) Auch in der sogenannten zwischentestamentarischen Literatur steht der Terminus "Chuthäer" nie.
180 521
Hernach werden wir uns kurz mit den
o~n~~
der
rabbinischen Literatur befassen; doch geht es dabei nicht um Detailuntersuchungen bzw. um die Analyse und Kommentierunq von Beispielen, sondern nur um allgemeine Feststellungen über die Das Wort
O[~l~n~
O~hl~.
kommt im MT 8mal vor (Gen 10,4 =
lChr 1,7; Num 24,24; Jes 23,1.12 522 ; Jer 2,10; Ez 27,6; Dan 11,30), zusätzlich in lMakk 1,1; 8,5 (LXX). Die ersten sieben Stellen (ohne Dan) lassen die "Kittäer"523 irgendwo im Mittelmeerraum, wahrscheinlich in Griechenland und dessen Inseln, beheimatet sein (vgl. "Söhne Jawans"; "Schiffe" kommen von denK. her; Kanaan soll hinüberfahren zu denK.; "Inseln der K.") 524 • Aus denjenigen Texten, die Josephus' Schriften zeitlich näher liegen als die eben erwähnten, Dan 11,30 und lMakk 1,1; 8,5, geht folgendes hervor: Mit
o~n~
(LXX ß': KCLLOL) in Dan 11,30 sind
wahrscheinlich die Römer gemeint 525 • In lMakk 1,1
521) Zum Teil wird das Wort auch noch in Jub 24,28f erwähnt: Testuz, aaO. 41, liest hier statt "Hethiter" "Kittim". Anders Kautzsch, aaO. II. 82 und Berger, Jubiläenbuch 450, die "Hethiter" lesen. 522) Jes 23,13 wird zum Teil "Kittäer" gelesen, obwohl MT/LXX "Chaldäer" haben. Der Text ist jedoch verdorben. 523) Wir schreiben innerhalb dieses Exkurses für die alttestamentliche und qumranische Bezeichnung "Kittäer" (sie:) bzw. abgekürzt K., weil mehrere Forscher den qumranischen Terminus so illaschreiben; vgl. zB. Elliger, Studien v.a. 269f; Schubert, Gemeinde 83-88; Lohse, Texte (in lQM; lQpHab; 4QpNah); Maier, Qumran-Essener (in denselben Texten wie Lohse). Zudem bleibt der Unterschied zu den "Chuthäern" in Josephus' Werk auf diese Weise sichtbar. 524) Die Anmerkungen in der sogenannten Jerusalemer-Bibel zu den jeweiligen AT-Stellen verraten, dass bei den Biblikern offensichtlich Einigkeit darüber besteht, dass sich der Terminus "Kittäer" ursprünglich auf Einwohner Zyperns bezogen hat. Vgl. auch Lohse, aaO. 296 Anm. 3. 525) V übersetzt mit "Römer". Die "Schiffe der K." hindern Antiochus IV. Epiphanes, seinen zweiten Feldzug nach Aegypten plangernäss durchzuführen (vgl. Dan 11,29f). (Der römische Gesandte Popilius Laenas befahl dem Seleukiden, umzukehren; vgl. Hanhart, Uebersetzungstechnik 140f.) Daher dürfte "Kittäer" in Dan 11,30 die Römer bezeichnen.
181 meint XE"t"tLLJJ. (LXX) wahrscheinlich einfach "Bewohner Griechenlands", denn Alexander d.Gr., der Mazedonier, kommt aus dem Land dieses Namens 526 • Auch lMakk 8,5 lässt die XL"tLEWV (LXX) allgemein als Griechen erscheinen, die von den Römern besiegt wurden. Von den Schriften aus der Umgebung des Toten Meeres weisen folgende den Terminus auf: lQM
o~~n~ 18mal (I.,2.4.6.9.12; XI.,ll; XV.,2; XVI.,3.6.8.9; XVII.,l2.14.15; XVIII. ,2.4; XIX. ,10.13).
lQpHab
o~x~n~
4QpNah
9mal (II.,l2.14; III.,4.9; IV. I 5.10; VI. I 1.10; IX. I 7) • o~~n~ (3; I.,3) 527 •
4QpJsa B
o~~~n~
c
(2.6.7).
[ 0 ~ ~ ~ J n~ ( 5 ) 52 7 a .
Ps-Kommentar 9,4 (zu Ps 68, 30f) lQM verbindet die K. 3mal mit Assur 529 (I.,2; XI.,llf; XIX.,lO), lmal werden K. in Aegypten genannt (I.,4); die anderen Stellen sind recht allgemein gehalten, dh. sie lassen keine Rückschlüsse auf die K. zu, die in lQM als Feinde betrachtet werden. lQpHab enthält dreierlei Angaben über die Herkunft bzw. Identität der K.: II.,ll liefert das Code-Wort 530 für die K. in II.,l2: Sie sind Chaldäer.- III.,
526) Nach Ant 1,128 gaben die Hebräer diesen Namen allen Inseln und der Mehrzahl der Meerländer. 527) Zu lQM; lQpHab vgl. Kuhn, Konkordanz 106; die Texte, auch von 4QpNah, vgl. in Lohse, aaO. 527a)Text: Allegro, References 179. 528) Text: DJD I. 82. 529) Grintz, Männer 332f (und ebd. Anm. 42), deutet diese K. als Römer in Syrien, denn in jener Zeit sei Syrien "Assur" genannt worden. Auch die K. in Aegypten seien Römer. 530) Vgl. dazu Bruce, Romans 6f.
182 9-11: Sie sind b'OVn in'. Der Streitmacht der K. fällt am Ende der Tage der Reichtum der letzten Priester von Jerusalem in die Hand (IX.,4-7). Wie ist dieses tJ'OVn in' zu verstehen? Sind es "die übrigen Nationen" 531 oder ist "Mehrheit der Völker/Heiden" zu lesen? So oder so steckt ein Plural in dieser Formel; das heisst, dass sich die K. dieser Stelle gernäss aus mehreren Völkern zusammensetzen.
In 4QpNah 3 wird das Meer (von Nah 1,4) auf die K. gedeutet. Dies könnte auf eine unbestimmte Menge hinweisen, aber auch bloss die geographische Richtung ihrer Herkunft angeben; I.,3 lässt die Herrscher der K. irgendwann nach Antiochus, einem König Jawans 532 , auftreten. Da sich der Abschnitt I.,l-7 wohl auf die Zeit des Alexander Jannai (103 - 76v.) bezieht 533 und die Könige Jawans von den Herrschern der K. abgehoben werden, sind die K. hier wohl Rö~er 534 • Aus dem Fragment von 4QpJsa ist nichts über die K. zu eruieren; aus dem Ps-Kommen·tar ist ersichtlich, dass "das Tier des Schilfes" mit den K. identifiziert wird. Das Tier dürfte für "Aegypten" stehen, wie Ps 68,32 nahelegt 535 • Somit enthält dieser Text einen weiteren Hinweis auf K. in Aegypten (vgl. lQM I.,4). Die vielfältigen Andeutungen in diesen Texten lassen keine einheitliche Antwort auf die Frage zu, wer die
531) So übersetzt Lohse, aaO. z.st.; Maier, aao. 276 und Elliger, aaO. 270, schreiben "der Rest der Völker"; van der Ploeg, rouleau z.St., übersetzt "l'~lite". 532) Wahrscheinlich ist Antiochus IV. Epiphanes gemeint; vgl. Lohse, aaO. z.St. Anm. 3. 533) I.,2 nennt "Demetrius", I.,6f nennen den "Löwen des Zorns", der Menschen lebendig aufhängte. Erstgenannter dürfte Demetrius III., ein seleukidischer Herrscher und Zeitgenosse Alexander Jannais sein; letzterer Jannai selber. So Lohse, aaO. z.St. Anm. 1.5 und 6. 534) So Schubert, aaO. 87 und Lohse, aaO. z.St. Anm. 4. 535) Vgl. Kraus, Psalmen I. 476.
183 K. sind 536 • UE. ist es sehr problematisch, die Kittäer mit einem historischen Volk zu identifizieren. Wir sehen in diesem Terminus etwas Fingiertes 537 In den Schriften aus der Umgebung des Toten Meeres werden die Kittäer stets als (endzeitliche) Feinde beschrieben. Sie sind in Assur und in Aegypten; sie sind das Meer und auf den "Inseln des Meeres"; sie sind einer der Feinde 538 und bestehen aus mehreren Völkern 539 . Die Attribute bzw. Verhaltensweisen der Kittäer hingegen stammen aus der Kenntnis bestimmter Völker. In der rabbinischen Literatur 540 kommt der Terminus 536) Vgl. so auch Schubert, aaO. 86f. 537) Elligers Meinung (aaO. 270), "dass der Verfasser diese Kittäer offenbar nicht nur vom Hörensagen aus der Ferne, sondern aus eigener Erfahrung in nächster Nähe schildert", bleibt uE. einseitig, weil sie dann doch nichts über die Identität der K. aussagt; zu letzterer enthält gerade lQpHab interessante Angaben (K. = Chaldäer; von den "Inseln des Meeres"; eine Mehrzahl von Völkern). 538) Vgl. lQM I., lf, wo mehrere Völker/schaften der "Söhne der Finsternis" aufgezählt werden (u.a. die K.), gegen die die "Söhne des Lichtes" Hand anlegen werden. Die K. gehören zu den "nichtigen Völkern" (vgl. lQM IV.,l2: 7:J.n ~~); ebenso VI.,6; IX.,9; XI.,9; die letzte Stelle [XI.,8fl spricht von sieben solchen) . 539) Vgl. lQpHab IX.,7. 540) Im besonderen sei hier auf den Traktat "Chuthim" hingewiesen, der sich am Ende der vierten Ordnung des Babylonischen Talmuds, bei den "Sieben kleinen Jerusalemer Traktaten", befindet. (Uebersetzungen und Kurzkommentare: Kirchheim, Septern libri; Nutt, Massekketh Kuthim; Montgomery, aaO. 183190.196-203; Gulkowitsch, Talrnudtraktat; Higger, Seven Minor Treatises.) Seine Feststellungen und Verbote - sie sind teilweise auch in mAZ enthalten - widerspiegeln die jüdische Haltung (der ersten Hälfte) des 2. Jh's n.; vgl. Gulkowitsch, aaO. 50; Jeremias, Jerusalem 387 Anm. 1. Gewisse Forscher erkennen im Traktat Chuthim eine vorwiegend freundliche Einstellung zu den Chuthäern, zB. Strack/Stemberger, Einleitung 221. - Kippenberg 138 folgert aus dem ersten Satz des Traktates (I.,l) sogar, dass im 2. Jh.n. "noch gebrochen die Einsicht, dass es sich bei den Samaritanern um Israeliten" handle, vorhanden gewesen sei. Wir finden in I,,l jedoch keinen Grund, der diesen Schluss zuliesse, denn es heisst: "Die Verhaltensweisen (=Wege) der Chuthäer sind einige Male wie die der Götzendiener (=Sternenanbeter), einige Male wie die Israels, meistens wie die Israels" (7~iw~~ 1:J.~i~ 7~iw~o~nv~ o~::~~~~ ~,::~~v~ o~nv~ o~n~~n ~~i1).
184 "Chuthäer" häufig vor 541
Wir gehen den einzelnen
Stellen und ihren Kontexten hier nicht nach, denn das wäre ein Gegenstand einer eigenen Untersuchung. Zweierlei längst festgestellte "Ungereimtheiten" in bezug auf die Identität der Chuthäer (innerhalb der rabbinischen Literatur) gilt es aber festzuhalten.
Die erste betrifft ihren ethnischen Status: Sind sie Juden/Israeliten, Nichtjuden/Nichtisraeliten (=Heiden) oder ein "Mittelding" 542 zwischen diesen beiden? Rabbinische Lehrmeinungen nehmen hierzu sehr unterschiedlich Stellung. In der frühen Zeit des rabbinischen Judenturns unterschied man zwischen Heiden und Chuthäern. Später wurden die Urteile über letztere immer unfreundlicher. Zum Teil wurden die Chuthäer als Heiden betrachtet; man schrieb ihnen sogar eine Ketzeransicht zu 543 . Ihre Einstufung wird auch sichtbar, wo Rabbinen über echtes und falsches Proselytenturn diskutieren: R. Elieser ben Hyrkanus (um 90n.) 544 deklarierte die Chuthäer als "Löwenproselyten" (hl~iH ~~~l; bQid 75b) 545 • R. Akiba (um 135n.) und R. Schimonben Garnliel (um 140n.) hingegen bezeich546 neten sie als "wahrhaftige Proselyten" (hOH ~~~l) .
541) Vgl. Levy, Art. "hi:J"usw. 3llf. Für den Babylonischen Talmud vgl. Kasowski, Art. "~hi:J"usw. 142-146. 542) Montgornery, aaO. 178, schreibt, als ein solches sei die Sekte bis weit ins talmudische Zeitalter hinein betrachtet worden. 543) Vgl. Wewers, Samaritaner 104. Textbeispiele ebd. 104-106. 544) Dieser war den Chuthäern gegenüber schroff ablehnend. Er hat vielleicht die in den Tagen Jesu herrschende Anschauung wiedergegeben; vgl. Billerbeck I. 538. Mehrere Tannaiten haben sich R. Elieser angeschlossen: R. Jischrnael (gest. 135n.); R. Jehuda ben Elai (um 150n.); R. Schimonben Jochai (um 150n.); vgl. Jerernias, aaO. 391. 545) Dh. sie hätten sich bloss aus Furcht dem Judenturn angeschlossen. Der Ausdruck "Löwenproselyt" bezieht sich auf 2Kön 17,25, wo wütende Löwen genannt werden. Diese sind Ursache der Konversion der fünf Völkerschaften zum "Landesgott". 546) bQid 75b schreibt v1~ ~~~l; weitere Stellen vgl. bei Gulkowitsch, aaO. 50 Anm. 5. - Ob R. Akiba mit dieser positiven Aussage politische Absichten verfolgte (um die Chuthäer für den Kampf gegen Rom zu gewinnen), muss offen bleiben; vgl. Billerbeck I. 538.
185 - Die Unterschiede rabbinischer Aeusserungen sind teilweise so krass, dass in halachisch bedeutsamen Fragen 547 der eine Rabbine genau das Gegenteil eines andern sagt 548 • Dies mag u.a. dem "Spiegel der Zeit" zuzuschreiben sein: Die Chuthäer erscheinen im 1. Jh. n. in.einem anderen Licht als im 3. und 4. Jh.n. 549 • Doch dies allein genügt zur Erklärung der Differenzen bzw. Kontrastpositionen uE. nicht. Auch persönliche Animositäten eines Rabbinen - vielleicht aufgrund gewisser Erfahrungen - spielen möglicherweise eine Rolle. Doch selbst in Anbetracht pluralistischer Lehrmeinungen, auch in halachischen Fragen, wäre wünschenswert, dass die Chuthäer-Texte des rabbinischen Schrifttums einmal gründlich untersucht würden: Wenn der geschichtliche und der theologische Kontext einer Aussage (über Chuthäer) mitberücksichtigt würden, ergäben sich vielleicht gewisse Einsichten über deren Identität 550 • Diese Arbeit wär.e allerdings schwierig,
547) Solche enthält die Mischna. In ihr ist jedoch die Bemühung spürbar, das Verhältnis zu den Chuthäern korrekt zu regeln. Grundsätzlich lässt sie die Chuthäer überall da als Israeliten-verbunden gelten, wo ihr Verhalten den religionsgesetzlichen Anschauungen des Pharisäismus/Rabbinismus entspricht; wo dies nicht der Fall ist, werden sie als Nichtisraeliten behandelt. Gegen das Ende der mischnischen Periode setzt dann eine schärfere Stellungnahme gegenüber den Chuthäern ein; vgl. Billerbeck I. 539.552. 548) ZB.: bGit lOa: "Das Ungesäuerte eines Chuthäers ist erlaubt"; bQid 76a: R. Elieser verbietet dies, weil die Chuthäer in den Genauigkeiten der Gebote nicht kundig seien. - R. Schimonben Jochai (um 150n.) sagt: "Die Chuthäer haben kein Gebot, auch nicht die Reste eines Gebotes und sind daher verdächtig und verdorben" (pPes I.,l 27b); R. Schimonben Garnliel (um 140n.) sagt: "Mit jedem Gebot, an welchem die Chuthäer festhalten, nehmen sie es weit genauer als die Israeliten" (bQid 76a u.ö.). Zur Beurteilung dieser Stellen vgl. Billerbeck I. 539 und Jeremias, aaO. 392-394. Zur Gesetzesbeobachtung der Chuthäer im allgemeinen vgl. die Ausführungen von Taglicht, Kuthäer. 549) Vgl. Strack/Stemberger, Einleitung 221. 550) Vgl. zB. das Scholion zu MegTaan (es stammt aus talmudischer Zeit), das von der Einnahme der Stadt Sarnaria spricht und diese Einwohner Sarnarias O''n1~ nennt. (Näheres vgl. zu Ant 13,275-277.)
186 weil sie zu einem beträchtlichen Teil mit der Unmöglichkeit der Datierung von Texten und Sprechern bzw. Rabbinen konfrontiert würde.
Auf eine zweite "Ungereimtheit" weisen Bemerkungen bei Levy und Kasowski (vgl. Anm. 541). Schon ersterer hat festgestellt, dass ~n1~ sehr oft für ~1l (=Nicht. d e ) ste h e 551 . Aue h Kasows k i schrei b t einleitend , JU es komme einige Male vor, dass die Hand des Zensors das Wort ~n1~ anstelle des Wortes ~1) gesetzt habe 552 Diese beiden Bemerkungen könnten zu einem voreiligen Urteil verleiten, nämlich, dass
~n~~
und
~1)
offenbar
"Heide" meinten; darum könne aus diesen Stellen abgeleitet werden, dass die Chuthäer als Heiden betrachtet worden seien. Hier ist aber Vorsicht geboten! Denn "Chuthäer" "was easily used as a substitute for 'Goyim', Gentiles, or the sharper expression,
'Worshippers of
stars and constellations', terms which often included the Christians. Hence in any Talmudic mention of the Kuthim it is necessary to scrufinize both text and context to ascertain whether the word is used in its primary or secundary sense. Elder MSS often show that the reading 'Kuthim' is not original" 553 • Diese Beobachtung - und auch die beiden oben erwähnten Bemerkungen von Levy und Kasowski - weisen deutlich auf das Problem der Terminologie hin, ein Problem, das das Desiderat einer gründlichen Untersuchung aller Chuthäer-Texte des rabbinischen Schrifttums zum Im-
551) Vgl. Levy, aaO. 311. 552) Vgl. Kasowski, aaO. 142. 553) Montgomery, aaO. 165f. Dieser stellt Stellen aus der Mischna zusammen, in denen das Wort "Chuthäer" im ursprünglichen Sinn steht, also "Samar.", nicht Christen, meint; vgl. ebd. 166 Anm. 2. Auch Kippenberg 142 Anm. 260 schreibt, der Name "Chuthäer" sei "bald jedem 'Häretiker' angehängt" worden.
187 perativ macht 554 Aus allen diesen Ausführungen ist eines ersichtlich: "Chuthäer" ist ein Wort, das mit Widersprüchen in Verbindung gebracht wird und es ist ein Ausdruck, der - in spättalmudischer Zeit - ein Synonym von
~1)
sein
kann. Mindestens während der tannaitischen Zeit war man sich über die Zuordnung der Chuthäer nicht im klaren: Für die einen Rabbinen waren sie den Juden/ Israeliten gleich, während andere in ihnen Heiden sahen. Aufgrund der alttestamentlichen Texte sind die Kittäer Völker des süd(ost)europäischen Mittelmeergebietes; aufgrund der Texte aus der Umgebung des Toten Meeres scheinen sie - sucht man nach geographischen Angaben - in (fast) allen Himmelsrichtungen vertreten zu sein: im Nordosten (Assur), im Süden (Aegypten), im Westen (Inseln des Meeres). Keiner dieser Texte stellt jedoch einen Bezug zu Leuten aus Chutha in Babylonien (zur Lokalisierung dieses Ortes vgl. zu Ant 10,184 Anm. 110) bzw. zu solchen in Samarien her. - Rabbinische Texte zeichnen sich durch widersprüchliche Einstufung der Chuthäer aus. Darum könnte man glauben, dieser Exkurs sei zum Scheitern verurteilt: "Kittäer" hätten mit den "Xouad.'CoL" des Josephus bzw. mit den
"o~n1:J"
u.ä. der rabbinischen
Texte nicht das geringste zu tun. Stimmt das? Weil wir - wie oben gesagt - die (endzeitlichen) "Kittäer" (dh. jene in den Schriften aus der Umgebung des Toten Meeres) nicht "historisieren" möchten und damit die
554) Die übliche Meinung, dass die Chuthäer (=Samaritaner) von Rabbinen als Götzendiener (bzw. Sternen- und Sternbild-Anbeter: n1,YD1 tl~~:J1:J ~1~1V, abgekürzt: 01":JV; vgl. Schürer, aaO. II. 23) bezeichnet und behandelt worden seien, würde dann möglicherweise auch nicht mehr vorbehaltlos vertreten werden können. Auch eine Behauptung, wie sie bei Bowman, Documents 175 Anm. 14, zu finden ist - dass "Chuthäer" bei den Juden "certainly since the Mishnaic period ••• has been the usual name for the Samaritans" -, wird durch die obigen kritischen Beobachtungen relativ bzw. irrelevant.
188 Frage der Identität jener mit Josephus' Chuthäern hinfällig wird, stellt sich uns aber eine andere Frage: Warum wählt Josephus (bzw. seine Quelle) von den fünf in 2Kön 17,24.30f genannten Völkerschaften ausgerechnet jene aus Chutha aus, um aus ihr die Volksbezeichnung der Bewohner Sarnariens zu machen? Das ist wohl nicht zufällig. UE. können hierfür drei Erklärungsvorschläge gernacht werden (die teilweise miteinander zusammenhängen). Wir führen sie hier an, obwohl wir - das sei vorweggenommen - nicht allen die gleiche Bedeutung beimessen: Vorschlag 1 Der Ort Chutha (bzw. Chuth) kommt im AT einzig in 2Kön 17,24.30 vor; die Namen der anderen vier Orte, aus denen Völkerschaften nach Samarien umgesiedelt worden sind (vgl. 2Kön 17,24), werden im AT noch öfters genannt 555 • Hier liegt vielleicht der Grund, dass der sonst unbekannte Name "Chutha" Volksbezeichnung der Bewohner Sarnariens geworden ist: Für viele Juden waren die Bewohner Samariens eine nicht näherhin bestimmbare Menschengruppe (vgl. "Zwischenbilanz 1" 1.1). Ueber ihre Herkunft kursierten spätestens zur Zeit des Josephus widersprüchliche Angaben (vgl. zu Ant 11, 341; 12,262). - Vielleicht hat sich ein Teil der Bewohner Sarnariens als Nachkommen der einst von den Assyrern aus Chutha hergebrachten Leute bezeichnet 556 ; dieser Teil hätte dann Anlass gegeben, dass - wohl sukzessive - alle Bewohner der Landschaft Samarien in hebräischer Sprache "Chuthäer" genannt worden sind. Dieser Name hätte sich gerade deshalb zur Bezeichnung der Menschen Samariens verbreiten können, weil er sonst von niemandem beansprucht worden ist.
555) Vgl. Koehler-Baurngartner, Art. "l11:J'' 429; "7:J:J" 106f; "non" 313; "n,v" 687; "o,,,mb" 667. 556) Dass die meisten Neusiedler, die durch die Assyrer nach Samarien kamen, aus Chutha stammten, wie Gulkowitsch, aaO. 48, erklärt, ist nicht zu belegen. Erst Josephus (Ant 9, 288) versteht bzw. schreibt es so (vgl. Anrn. 514).
189 Vorschlag 2 Das Feindbild, das die Verfasser der Texte aus der Umgebung des Toten Meeres "entworfen" und "Kittäer" genannt haben, könnte im jüdischen Volk bekannt gewesen sein. Weil in Samarien (aufgrund von Josephus' Berichten) Feinde der Juden lebten, könnte das Feindbild, das in den genannten Texten "Kittäer" heisst, auf Bewohner Sarnariens übertragen worden sein. Aus folgenden beiden Gründen wäre dies leicht möglich gewesen: Die Herkunft gewisser Bewohner Samariens wurde mit 2Kön 17,24ff erklärt. Der hierin genannte Ort Chutha - dem AT sonst unbekannt - bot sich zur Verknüpfung mit dem Feindbild "Kittäer" an: Die aus ihm stammenden Menschen waren die klanglich an
O~hj.
O~h1j.
Dieses Wort erinnert
Das Feindbild der Kittäer hätte
sich also aus sprachlichen Gründen auf die Bewohner Sarnariens übertragen lassen; letztere wären dadurch immer mehr zum Inbegriff der Feinde der Juden geworden. Im Wort "Sarnarien" wäre "Chuthäer" sozusagen mitenthalten gewesen; darum hätten allmählich alle Bewohner der Landschaft Samarien so genannt werden und als - mindestens potentielle - Feinde der Juden empfunden werden können. Das Feindbild "Kittäer" hätte auch auf Bewohner Sarnariens übertragen werden können, weil ein Teil der letzteren römerfreundlich gewesen ist (vgl. zu Ant 13,275-277; 20,119-135 =Bell 2,232-245): Falls "Kittäer" in den Texten aus der Umgebung des Toten Meeres primär bzw. meistens oder gar immer eine Bezeichnung für die Römer sein sollte, hätte sich das Feindbild auch auf Sympathisanten der Römer ausdehnen können. (Das Wort "Chuthäer" wäre ebenfalls auf die Herkunft gewisser Leute Samariens zurückzuführen.) - Sollte im Volksmund "Kittäer - Chuthäer" irgendeine Rolle gespielt haben, wäre auch denkbar, dass die Bewohner Samariens (aufgrund von 2Kön 17,24) auf die eine Völkerschaft der Chuthäer "reduziert" worden sind, weil auch der Terminus "Kittäer" mehrere Völker mit-
190 einschliessen kann (vgl. oben zu lQpHab) , die Feinde jedoch in diesem Wort zusammengefasst sind. vorschlag 3 Wie schon im Vorschlag 1 erwähnt, scheint es uns möglich zu sein, dass sich gewisse Bewohner Samariens ihrer Herkunft aus Chutha bewusst gewesen sind. Diese "Chuthäer" könnten durch ihre Eigenart und ihr Verhalten (zB. gegenüber ihren Nachbarn in Samarien) aufgefallen sein. Allmählich könnte ihr Name auch ausserhalb Samariens bekannt geworden und als Bezeichnung für alle Bewohner der Landschaft verallgemeinert worden sein. - Josephus bzw. seine Quelle hat die Bezeichnung "Chuthäer" in einer Zeit verwendet, in der das Wort bei den Juden jedenfalls geläufig war; doch wer die "Chuthäer" wirklich gewesen sind, darüber bestand noch im 1. Jh.n. Unklarheit. Fest stand nur, dass sie Bewohner Samariens waren. Für die Inanspruchnahme des Namens "Chuthäer" kommt frühestens das 2. Jh.v. in Betracht; die einzigen vorhandenen Indizien weisen in diese Zeit: - Die samaritanische Aetiologie des Namens "Chuthäer" lässt diesen frühestens in der ersten Hälfte des 2. Jh's v. aufgekommen sein (vgl. "Stand der Forschung" 3 Anm. 90). - In Bell 1,63 ist wahrscheinlich der älteste datierbare (bekannte) Beleg des Namens "Chuthäer" enthalten 557 Josephus dürfte den Inhalt von Bell 1,63 aus einer samaritanischen Quelle wörtlich abgeschrieben haben (vgl. zu Ant 13,255b = Bell 1,63). Darum ginge das Wort "Chuthäer" nicht auf ihn zurück, sondern hätte in der samaritanischen Quelle gestanden. Diese berichtete von den Eroberungszügen des Johannes Hyrkanus; aus diesem Grund kann sie ebenfalls frühestens
557) Bell wurde vor Ant verfasst; vgl. "Einleitung" 2 Anm. 7 und Anm. 9. Darum ist die "Chuthäer"-Stelle in Bell 1,63 älter als die Chuthäer-Erwähnungen in Ant 9; 10; 11 und 13 (vgl. "Namensverzeichnis" s. 48 ) •
191 gegen Ende des 2. Jh's v. verfasst worden sein. - Auch jene Texte, in denen die "Kittäer" als destruktive Macht und als (endzeitliche) Feinde genannt werden, stammen frühestens aus dem 2. Jh.v. 558 . - Wie vor allem lMakk bezeugt, fühlten sich die Juden in rnakkabäischer Zeit von heidnischen Völkern umgeben und bedroht (vgl. 3,25; 5,1.38.57; 12,53: [nav•aJ •d
eßvn
•a
XUXAW o.ä.). Diese Situation könnte der
"Sitz im Leben" der Namensgebung "Chuthäer" für die Bewohner Sarnariens gewesen sein 559 Die Folgerungen und speziell die Vorschläge in diesen Darlegungen über den Namen "Chuthäer" sind dem hypothetischen Bereich zuzuordnen. Doch vielleicht dürfen die gernachten Vorschläge dem - so weit wir sehen - bis jetzt einzigen Erklärungsversuch eines Wissenschaftlers bezüglich der Namensgebung "Chuthäer" für die Bewohner Sarnariens 560 angeschlossen werden.
b) Die zweite oben gestellte Frage betrifft den griechischen Terminus "Samar.": Kann über die mit diesem Wort bezeichneten Leute mit Hilfe anderer Samar.-Texte etwas Näheres erfahren werden? - Hier ist zu erwähnen, dass - vielleicht wider Erwarten - die Bezeichnung "Samar." ausserhalb von Josephus' Werk nur selten vorkommt. Erst die Literatur des 1. Jh's n. weist diesen Namen auf, wenn man ihn strikte als nornen gen-
558) Hunzinger, Fragmente 132, datiert die ältere (gefundene) Fassung von lQM (die Hs 4QMa) erst in die zweite Hälfte des 1. Jh's v.; dazu vgl. auch Cross, Manuscripts 152-165. 559) Dexinger, Sektenproblematik 284, stimmen wir bezüglich der zeitlichen Ansetzung der Identifizierung Chuthäer = Sarnar. in etwa zu; er nennt dafür den "Beginn der rnakkabäischen Periode". In 2Makk 6,1-3 finden wir jedoch keinerlei Anhaltspunkte für diese Identifizierung. Diese Verse zeigen im Gegenteil recht deutlich, dass die Leute arn Garizirn (noch) nicht "Chuthäer" oder "Sarnar/itaner" genannt wurden; vgl. auch Kippenberg 76.91. 560) Vgl. Mowinckel, aaO. II. 119f bzw. "Stand der Forschung" 3.
192 tiurn, nicht im Sinne eines nomen loci 561 , nimmt 562 . In der gesamten sogenannten intertestamentarischen Literatur kommt er nie vor 563 ; dasselbe gilt für das Werk Philos von Alexandria 564 • Nur neutestamentliche Textstellen weisen den griechischen Terminus "Samar." auf 565 • Es sind dies: Mt 10,5; Lk 9,52; 10,33; 17,16; Joh 4,9.39.40; 8,48; Apg 8,25. Sie werden im folgenden auf die Identität ihrer Samar. befragt und kurz kommentiert 566 .
561) Unter ersterem verstehen wir die beiden Namensformen Ea~a PE~~ und Ea~ape~.a~ (bzw. Singular), durch die die Bewohner Samariens als eine Art Volksgruppe (vgl. zu Ant 12,156 Exkurs C) charakterisiert werden. Mit "nomen loci" meinen wir eine Umschreibung wie sie zB. in (LXX) Sir 50,26 ("die im Bergland Samariens Lebenden"; vgl. ebenfalls zu Ant 12,156 Exkurs C) oder in (LXX) Jud 1,9 ("alle [Bewohner] in Samarien und seinen Städten") vorkommt. 562) Ausgeklammert bleibt 2Kön 17,29; die hierin genannten Samar. betreffen die Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches. Zu dieser Stelle vgl. "Stand der Forschung" 1 und ebd. 2.10. - Die Wadi Daliyeh-Papyri sind auch nicht von Belang, weil sie nicht griechisch, sondern paläo-hebräisch geschrieben worden sind; vgl. Cross, Discovery 111.119. zu ihnen vgl. Exkurs B zu Ant 11,341. 563) Vgl. Clavis librorurn (Hrsg. Wahl), 1. Teil: Apokryphe Schriften des AT; 2. Teil: Pseudepigraphische Schriften und vgl. auch alle Namensregister der Schriftenreihe JSHRZ. 564) Vgl. den "Index of Names" in Bd. 10 der Loeb-Ausgabe von Philos Werk. 565) Die einzigen Erwähnungen im ausserjüdischen Schriftturn (des 1. Jh's n.) finden sich bei Tacitus, Ann. XII., 54 und bei Curtius Rufus, Hist. IV., 8,9-11. Beide Texte sind lateinisch verfasst. Ersterer trägt jedoch nichts zu einem klareren Bild der Identität der Samar. bei (vgl. zu Ant 20,119-135 =Bell 2,232-245 Anm. 450); die Samar. des zweitgenannten Historikers konnten als Einwohner der Stadt Samaria (zur Zeit Alexanders d.Gr.) identifiziert werden (vgl. zu Ant 11,341 Exkurs B). 566) Erst nachdem alle neutestamentlichen Textstellen auf die in ihnen genannten Samar. befragt worden sind, fassen wir die Resultate der kurzen Exegese zusammen. Zur Auseinandersetzung mit der nicht berücksichtigten Sekundärliteratur (vgl. Anm. 129) verweisen wir besonders auf Kommentare zur jeweiligen neutestamentlichen Schrift. Zudem kann Mor, Bibliography 111-122, nützliche bibliographische Hinweise geben.
193 Mt lO,Sb: Auf den Weg der (Heiden-)Völker geht nicht und in eine Stadt der Samar. geht nicht hinein (EtG boov
tßvwv
~n
aneAßn•e, xaL
EtG n6ALV Ea~pL•wv ~n EtOEAßn•e). Die Sarnar. werden hier offensichtlich nicht unter die "Völker" subsumiert, sondern eigens erwähnt. Damit wird ihr Status angedeutet: Sie sind hier nicht als "Heiden" definiert, gehören jedoch auch nicht zu den in 10,6 genannten "verlorenen Schafen des Hauses Israel". Sie sind also Nicht-Israel. Eine Art Zwischenstatus wird sichtbar. Dieser beinhaltet möglicherweise, dass sie JHWH-gläubig, aber doch keine Juden/ Israeliten sind. Das Verbot der christlichen Mission bei ihnen 567 rückt sie in die Nähe der Heidenvölker.
Lk 9,52b: Und sie brachen auf und kamen in ein Dorf der Sarnar., um ihm eine Herberge bereit machen zu lassen (xaL nopeußev•EG etcrnAßov EtG XW~nv 568 Ea~apL•wv, wcr•E E•OL~acraL au-
•w). Die Identität dieser Samar. bleibt auch dann offen, wenn man V. 53 dazuliest: Jesus wurde in jenem Dorf abgewiesen, weil er auf dem Weg nach Jerusalern war. Auch falls diese ganze Perikope (9,51-56) nichts anderes als eine theologische Kornposition wäre (vgl. 9,51: dieser Weg nach Jerusalern führt zum eigentlichen Leidensweg; 9,52f: trotz der Boten bzw. Vorbereitungen keine Aufnahme), wirkt das Beispiel in 9,52f realistisch: Von Galiläern, die auf dem Weg nach Jerusalern durch Samarien gezogen und sogar in Mörderhände gefallen sind, berichtet Josephus (vgl. zu Ant 20,119135 = Bell 2,232-245). Lk 9,54 nennt die Wut der Jünger Jesu (Jakobus und Johannes) über das ungastliche
567) Dieses dürfte auf eine judenchristliche Gemeinde zurückgehen; vgl. Schnackenburg, Urchristentum 287. 568) Variante: n6ALV; vgl. Aland, Konkordanz I. 2, 1197.
194 Verhalten dieser Sarnar. Der Grund der abweisenden Haltung ist Jerusalern. Dies muss nicht unbedingt heissen, dass diese Sarnar. mit dem Garizirn verbunden gewesen sind; es könnte sich auch um Sarnar. gehandelt haben, die zu diesem Kult keinerlei Beziehung gehabt haben. Auch solche hätten Gründe haben können, nach Jerusalern wandernde Juden abzuweisen (vgl. zu Ant 12, 156 und zu Ant 18,30; letzterer Text berührt die Frage, ob und wie lange Sarnar. Zutritt zum JerusalernerTernpel gehabt haben. Wahrscheinlich hat sich das sarnar. Verhältnis zu Jerusalern seit einem Vorfall im Jahre Sn. zugespitzt; hierin könnte ein Grund für die Nichtaufnahme von Juden bzw. von Jesus gelegen haben). Noch eine Beobachtung halten wir fest: Lukas nennt das sarnar. Dorf nicht mit Namen. Ob das seiner theologisierenden Tendenz oder seiner Quelle zuzuschreiben ist, ist nicht zu entscheiden. Die Sarnar. bleiben dadurch jedoch völlig anonym, dh. es bleibt unklar, wer die Boten (bzw. Jesus) abgewiesen hat. Ist es das "Personal" eines Gasthofes gewesen oder hat man die Boten gar nicht erst ins Dorf hineingelassen 569 ? Wer in 9,51-56 nicht (ausschliesslich) eine theologische Kornposition des Lukas, sondern (auch) eine historische Gegebenheit erkennt, wird sich aufgrund von 9,56 ("Sie gingen in ein anderes Dorf") eine zusätzliche Frage stellen müssen: Impliziert dieser Vers, dass Jesus in diesem anderen Dorf Aufnahme gefunden hat? Das steht nicht im Text; es kann nur vermutet werden, dass entweder in einem andern Dorf eine Herberge gefunden worden ist oder dass die Nacht im Freien zugebracht werden musste. Falls jemand diese Jerusalern-Wanderer aufgenommen haben sollte, wäre zu fragen, ob die Herberge in einem Ort der Sarnar. ge-
569) Auch in Josephus' Schriften bleiben Sarnar. öfters unbestimmbar, weil genaue geographische Angaben fehlen; vgl. "Zwischenbilanz 1" 1.1.
195 funden wurde. Wir sind geneigt, dies aufgrund der Ausführungen von Gasse 570 zu verneinen: Das "andere Dorf"
(9,56) ist wahrscheinlich ausserhalb der sama-
rischen Landschaft gewesen. Lk 10,33: Ein Samar., der des Weges zog, kam zu ihm, sah ihn und wurde von Mitleid bewegt P Crn~
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Das sogenannte Gleichnis vom barmherzigen Samar. (10,29-37) 571 kann in jüdischen Ohren etwas anders klingen als in nichtjüdischen: Der Priester und der Levit, die den Ueberfallenen liegen lassen, waren nicht einfach unmenschlich, sondern achteten auf ihre Reinheit 572 . Ob der Samar. von den Reinheitsgeboten der Juden/Israeliten Kenntnis hatte 573 , geht aus dem Gleichnis nicht hervor. Vielleicht war dies nicht der Fall, vielleicht nahm er die Reinheitsvorschriften auch sonst - wenigstens in den Augen der Juden - nicht so ernst. Falls er sie aber kannte und sie sich grundsätzlich zu eigen machte, hat er nun die Barmherzigkeit deutlich über sie gestellt. Wahrscheinlich steht die Umschreibung für "Samar." in der Antwort des Gesetzeslehrers (vgl. 10,25) nicht von ungefähr. Anstatt mit "Samar." antwortet dieser auf Jesu Frage: "der, welcher Barmherzigkeit an ihm tat" (10,37). Offenbar hat der Gesetzeslehrer das Wort "Samar." vermeiden wollen, während Jesus es braucht (vgl. 10,33); doch Jesus akzeptiert die Umschreibung für "Samar." in der Antwort des Gesetzeslehrers offenbar.
570) Reisebericht 293-299. Er schreibt darin, Lk 9,51-56 berichte nichts von einer Reise Jesu durch Samarien. Jesus habe nach der Abweisung seiner vorausgeschickten Boten im Dorf der Samar. den Weg durch das Jordantal genommen. 571) Literatur dazu vgl. in Mor, aaO. 112-116. 572) Vgl. Flusser, Jesus und die Synagoge 30f. 573) Vgl. etwa bei Lev 15,7.9; Num 5,2; 8,14-16; 18,6f; 19,11.
196 Da es sich hier um ein Gleichnis Jesu handelt, ist es sehr schwierig, diesen Samar. näherhin identifizieren zu wollen. Doch weil als dritte Person, die am Ausgeplünderten und Halbtoten vorbeikommt, wohl bewusst ein Samar. gewählt worden ist 574 , fragen wir uns dennoch, welches Bild von "Samar." dieses Gleichnis enthält. Aber diese Frage lässt sich besser beantworten, nachdem wir auch die anderen Stellen aus den beiden Werken von Lukas (Ev und Apg) betrachtet haben. Lk 17,16: Einer der zehn vom Aussatz geheilten Männer kehrte um, pries Gott und dankte ihm (vgl. 17,15f). Und das war ein Samar.
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(KaL auroG
I:a~apCrnG) •
Diese Begegnung wird von Lukas wie folgt lokalisiert: Es geschah, als Jesus "durch die Mitte von Samarien und Galiläa zog" (17,11) 575 und in ein Dorf kam (17, 12). - Dieser Samar. ist mit einem Prädikat versehen, das einzigartig ist: In 17,18 nennt Jesus ihn &AAoYEVnG576. Noch mehr wird von ihm ausgesagt: Er ist
574) Jesus hätte ja auch von einem Menschen "aus den Völkern" (o.ä.) oder von einem "verlorenen Schaf Israels" usw. sprechen können. Spätestens Lukas hat offensichtlich Interesse daran, einen Samar. als vorbildlich zu schildern (vgl. auch 17,16). 575) Wir übersetzen ö~d ~taov I:a~apECaG KaL raA~AaLaG so und verstehen darunter "der Grenze zwischen Samarien und Galiläa entlang", wie auch Gasse, aaO. 295f Lk 17,11 deutet. Würde man "mitten durch Samarien und Galiläa" lesen, fiele die falsche Reihenfolge ins Gewicht: Der Weg nach Jerusalem (vgl. 17,11) führt zuerst durch Galiläa, dann durch Samarien. - Dass "Samarien" zuerst steht, mag auf den Duktus der Erzählung zurückzuführen sein: Das Unerwartete trifft eben bei einem Mann aus Samarien ein. Wahrscheinlich wird Galiläa in Vers 11 erst an zweiter Stelle genannt, weil das Dorf, von dem Vers 12 spricht (in dem die Begegnung stattgefunden hat), auf galiläischem Boden gewesen ist. (Dies könnte auch darum angenommen werden, weil neun der Männer wahrscheinlich Juden [Galiläer] gewesen sind.) Wir vermuten mit Basse, aaO. 295-298, dass Jesu Wanderungen nach Jerusalem in der Sicht des Lukas nie durch Samarien, sondern durch das Jordantal geführt haben. 576) Die einzige (nicht neutestamentliche) Stelle, die ein bedeutungsgleiches Wort, nämlich aAAO~UAOG, in Verbindung mit "Chuthäer" aufweist, ist Ant 11,306. Doch der dort ge-
197 in Gerneinschaft mit neun anderen (17,12), wohl Juden (vgl. Anrn. 575); er geht offenbar auch zu den Priestern, um sich ihnen zu zeigen (17,14); er preist Gott mit lauter Stimme (17,15); er fällt auf das Angesicht zu seinen Füssen und dankt ihm (Eneoev tnL np60WTIOV napd 'OUs n6öas au•oü euxapLO,WV au•w) (17,16). Letztere Angaben (17,15f) über diesen Samar. zeigen, dass er ein gläubiger Samar. gewesen ist, obwohl er "Fremdling" genannt wird.
(Dass er mit Juden
zusammen gewesen und auch mit ihnen zu den Priestern gegangen ist, kann auf die besonderen Umstände im Zusammenhang seiner Krankheit bzw. Heilung zurückgeführt werden 577 . -Diese Erzählung ist die erste und - abgesehen von Joh 4 - auch die einzige des gesamten neutestamentlichen Schrifttums, die von einem Sarnar. etwas Näheres aussagt. Wird die Angabe "Fremdling" mit seinem religiösen Verhalten kombiniert, so entsteht dasselbe Bild wie aufgrund von Mt 10,5b: Dieser Sarnar. ist ein gottesfürchtiger Nichtjude. Die Zehnerzahl (17,12.17) kann zu folgender Assoziation führen: Jesus befindet sich nach 17,11 an einem Ort, der einst zum Gebiet der zehn Stämme Israels gehörte. Könnte es also sein, dass diese zehn Männer die Quasi-Repräsentanz dieser Stämme sein sollten? Wir glauben, dass eine solche Deutung nicht in Frage kommt. Eine Verknüpfunq der Israeliten (der zehn Stämr rne) mit dem Terminus "Fremdling" wäre exklusiv und ein Widerspruch: Ein Israelit ist kein "Fremder" und
nannte Chuthäer und seine Tochter werden nicht "Samar." genannt (wahrscheinlich darum, weil der Chuthäer ein ausländischer Diplomat ist). Josephus nennt die Sarnar. nie "Fremdstämmige". Vgl. zu Ant 11,303 und ebd. Anrn. 168. 577) Dass Jesus den Samar. und die anderen neun (Juden bzw. Galiläer) in einem Dorf get~offen hat, das an der Grenze zwischen Samarien und Galiläa (vgl. Anrn. 575) gelegen hat, lässt die Annahme zu, dass der Samar. aus dieser Umgebung stammte. Das heisst: Er wohnte in Nordsarnarien, eventuell in der Nähe Ginäas (das ein Grenzort zwischen Galiläa und Samarien war) oder des Gilbca-Gebirges (dazu vgl. zu Ant 20,119-135 = Bell 2,232-245 Anrn. 446).
198 umgekehrt. Die Zahl zehn dürfte eher eine andere (symbolische) Bedeutung haben 578 • Apg 8,25 579 : Die das Wort des Herrn Bezeugenden kehrten nach Jerusalern zurück, vielen Dörfern der Sarnar. die frohe Botschaft verkündend ( ••• TIOAAd~ •E xw~a~ •wv Ea~a
PL•wv
EunYYEAC~ov•o).
Wo liegen diese vielen Dörfer der Sarnar.? Wie wir oben (vgl. zu Ant 18,167 Exkurs E) dargelegt haben, ist die in Apg 8,5.8.9 ohne Namen genannte Stadt mit Sarnaria zu identifizieren. Philippus (8,5f.l2f), Petrus und Johannes (8,14.19) sind also in Samaria gewesen und kehren von dort nach Jerusalern zurück (8, 25) • Auf dem Weg verkünden sie "vielen Dörfern der Samar." die frohe Botschaft. Diese Dörfer dürften daher südlich Sarnarias - bis hin zur Grenze Judäas gelegen haben. Dh.: Die Verkünder der frohen Botschaft sind möglicherweise (auch) durch das Gebiet gewandert, wo Samaritaner gelebt haben, denn ihr Weg dürfte in der Nähe des Garizirn vorbeigeführt haben. Ob sie gegebenenfalls bei Leuten der SRG (bzw. in solchen samar. Dörfern) denselben Erfolg gehabt haben wie in Samaria bzw. Sebaste 580 , bleibt- wie auch, ob alle Dörfer von Garizirn-Leuten bewohnt gewesen sind - offen. In einigen Orten, vor allem in solchen, die direkt südlich Sarnarias waren, könnten auch Nichtsamaritaner gelebt haben. - Wer mit den Samar. von Apg 8,25 gerneint ist - Samaritaner oder Samarier bleibt also unbestimmt. Nun scheint uns allerdings
578) "Zehn" war zur Zeit der Mischna eine beliebte Zahl; vgl. zB. rnAv 5,1: Zehn Worte, mit denen Gott die Welt erschuf. (bHag 12a spricht von zehn Dingen, die arn ersten Tag erschaffen wurden.) 579) Diese ebenfalls von Lukas stammende Erwähnung von Samar. behandeln wir vor den Stellen aus dem Joh-Ev. Literatur zu Apg 8 (bzw. zu Sirnon Magus) vgl. in Mor, aaO. 12lf. 580) Von Taufen (bzw. Bekehrungen) in den vielen Dörfern der Sarnar., die sich auf dem Weg zwischen Sarnaria und Jerusalern befunden haben, spricht 8,25 nicht.
199 folgendes darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Sarnar. in Apg 8,25 eher um Nichtsamaritaner als um SRG-Mitglieder gehandelt hat: 8,5-24 beziehen sich auf die Einwohner der Stadt Samaria bzw. Sebaste, in der Nichtsamaritaner lebten (vgl. zu Ant 13,275277); 8,26-39 berichten von einem gottesfürchtigen Aethiopier (vgl. 8,27) aus Gasa, der sich vorn gleichen Philippus, der auch in Samaria wirkte, taufen liess; 8,40 schliesslich erwähnt, dass Philippus auch in Aschdod gewesen sei. Das ganze 8. Kapitel der Apg berichtet also von der Mission des Philippus, der das Evangelium offensichtlich Nichtjuden verkündet hat. Aufgrund dieser Beobachtung ist zwar nicht auszuschliessen, dass Philippus, Petrus und Johannes nicht auch bei Samaritanern gewesen sind, aber letzteres kann auch nicht belegt werden. Fragen wir nun nach dem "Bild", das Lukas im Evangelium und in der Apostelgeschichte von "Sarnar." entworfen hat, so ist folgendes festzustellen: Im Vergleich zu Mt (10,5b-6) bezeugen die Lk-Texte eine weniger enge Sicht. Während Mt die Mission bei Sarnar. verbietet, stellt Lk (einmal) einen direkten Kontakt zwischen Jesus und einem Samar. her (durch die Heilung eines Sarnar.). Ein andermal wird auf gottgefälliges Verhalten eines Sarnar. aufmerksam gernacht (Gleichnis vorn barmherzigen Samar.) und schliesslich hat die Mission bei gewissen Sarnar. Erfolg (vgl. Apg 8,12-17) 581 • - Diese drei Beispiele könnten zur Annahme führen, in den Schriften von Lk würden die Sarnar. in sehr
581) Die ausführliche Beschreibung in Apg 8 über die Mission bzw. die Missionserfolge in Sarnaria erweckt den Eindruck, als ob Lukas auf die Bekehrung dieser Sarnar. besonderes Gewicht gelegt habe. (Dass die Leute der Stadt Samaria/Sebaste ein wichtiger Faktor der Missionsarbeit in Palästina gewesen sind, ist einsichtig: Wenn sich ein so bekannter Mann wie Sirnon Magus [zu ihm vgl. zu Ant 18,167 Exkurs E] und noch andere - vielleicht einflussreiche - Personen dieser hellenistischen Stadt taufen liessen, war das für die Apostel ein bemerkenswerter Erfolg.)
200 positiver Weise dargestellt. Wir können uns dieser Interpretation aus folgenden Gründen jedoch nicht vorbehaltlos anschliessen: - Lk 9,52a berichtet, dass Jesus Boten vor sich her schickte, die in ein sarnar. Dorf gegangen seien 582 - Im Gleichnis vorn barmherzigen Samar. antwortet der Gesetzeslehrer auf Jesu Frage nicht mit dem Namen "Sarnar." (den Jesus selber braucht; vgl. 10,33), sondern mit einer Umschreibung, die von Jesus offenbar akzeptiert - nicht etwa präzisiert bzw. korrigiert wird (vgl. 10,37). - In der Perikope über die Heilung der zehn Aussätzigen steht, Jesus sei der Grenze von Samarien und Galiläa entlang gewandert (vgl. 17,11). (Das stützt die These von Gasse, der lukanische Jesus sei nie in Sarnarien gewesen; vgl. Anrn. 582 583 ). In dieser Perikope wird der Samar. auch "Fremdling" genannt. Diese Beispiele lassen uE. die Aussage zu, dass sich der lukanische Jesus den Samar. gegenüber nicht vorbehaltlos positiv gegeben hat. Wir meinen, die Samar.Texte im Lk-Ev zeugten von einer moralischen Spannung: Einerseits sucht oder hat der lukanische Jesus Kontakt zu Samar. (vgl. 9,52; 17,17-19); anderseits scheint er sich davor zu hüten, deren Gebiet zu betreten (vgl. 9 52; 17,11). Der Vergleich mit dem matthäisehen Samar.Text zeigt ferner, dass die lukanischen Sarnar. durch den Terminus "Fremdling" (vgl. Lk 17,18) und die Beschreibung der Missionsarbeit in Samaria (vgl. Apg 8) ebenfalls als Nichtjuden bzw. Nichtisrael verstanden werden. Von einer Art Zwischenstatus der Sarnar. (zwischen Heiden und Juden) ist in Lk kaum etwas spürbar. Das einzige Indiz, das auf einen solchen hindeuten
582) Vgl. dazu Gasse, aaO. 294f, der dies so interpretiert, dass der lukanische Jesus kein samar. Dorf bzw. Gebiet betreten habe. 583) Vielleicht ist auch aus Mt 19,1 zu folgern, dass Jesu Weg von Galiläa nach Judäa durch das Jordantal bzw. durch das Gebiet jenseits des Jordans geführt hat.
201 könnte, ist das Verhalten des vom Aussatz geheilten Samar.: Er ist, obwohl Nichtjude, offenbar JHWH-gläubig (vgl. Lk 17,15f.l8f}.
Joh 4,9-.39-.4o 584 : Da sagt die Frau, die Samar., zu ihm yuvn Ea~apLoL~} : Wie kannst du, ein Jude, von mir, einer samar. Frau (yuvaLxo~ Ea~pCoLÖo~}, zu trinken verlangen? (Denn die Juden gebrauchen [Gefässe] nicht mit den Samar. zusammen [o6 ydp auyxpWvoaL 585 · • IouöatoL Ea~ap~oaL~] 586 } (4,9}. - Aus jener Stadt glaubten viele der Samar. an ihn ••• (nOAAO~ tnCaoEUaav Et~ aütdv owv Ea~apLowv ••• } (4,39}.- Als nun die Samar. (o\ Ea~aptoaL} zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben (4,40}.
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n
In 4,9 ist auffallend, dass die Frau 2mal als samar. Frau gekennzeichnet wird, obwohl dies schon in 4,7 steht. Dieser Text ist der einzige im NT, der Samar. an einem bestimmten Ort Samariens lokalisiert 587 •
584} Literatur zu Joh 4 vgl. v.a. in Mor, aaO. 117-119. 585} Das griechische Verb steht im NT nur hier. Wie Daube, Jesus 137-147, aufgrunddessen Verwendung bei Epiktet, in Ignatius' Brief an die Magnesier und bei Diegenes Oenoandensis uE. überzeugend nachgewiesen hat, bedeutet es "to use" oder "to use something tagether with another person" (ebd. 144}; dabei dürfte sich das Verb in Joh 4,9 auf dasselbe beziehen wie das rabbinische Wort WOnWn in bBer 52b, nämlich auf das Benutzen von Gefässen (ebd. 144}. Jedenfalls hat Daube keinerlei Belege für die (übliche} Uebersetzung "(miteinander} verkehren", "vertrautsein" o.ä. gefunden. Coggins, Samaritans 139, übersetzt das Verb ebenfalls wie Daube. 586} Der Satz fehlt in gewissen Hss; vgl. den apparatus criticus des griechischen NT's z.St. Zur Begründung vgl. ebenfalls Daube, aao. 144f. 587} Auch in Apg 8,25 bleiben die Dörfer der Samar. ohne Namen; nur die in 8,5.8.9 genannte Stadt kann (mit Hilfe des Kontextes} als Samaria bzw. Sebaste identifiziert werden.
202 4,5f verraten gute geographische Kenntnisse des Evangelisten588: Der johanneische Jesus nimmt den Weg von Judäa zurück nach Galiläa durch Samarien
•nb
(ö~a
Ea~apECab;
4,4). Er kommt in eine Stadt Samariens 589 namens Sychar ; von dieser weiss der Evangelist,
dass sie in der Nähe des Grundstückes war, das Jakob seinem Sohn Joseph geschenkt hatte und dass der Jakobsbrunnen dort war. Ebenfalls weiss er, dass der dortige Berg (Garizim) Anbetungsstätte gewisser Leute 590 ist (vgl. 4,20f) • Die Frau, die Jesus trifft, und die Leute, bei denen er zwei Tage bleibt (vgl. 4,40), sind Menschen der Stadt Sychar. Nun spricht 4,7 von einer "Frau aus Samarien"; diese Herkunftsangabe scheint - nach der präzisen Lokalisierung der Begegnung Jesu mit dieser Frau in 4,5f fehl am Platze zu sein. Warum steht sie hier? Zunächst sieht es so aus, als ob sie der Evangelist gedankenlos verwendete: "Samarien" hiess ja das gesamte Gebiet zwischen Judäa und Galiläa (vgl. Bell 3,48). Vielleicht verbindet der Verfasser aber mit dieser Herkunftsangabe einen bestimmten Gedanken: "aus Samarien" könnte mit 4,18 etwas zu tun haben. Hier ist von fünf Männern (avöpab; vgl. dieses Wort schon in 4,16.17[2mal]) die Rede, die die Frau gehabt habe. Möglicherweise enthält diese "Männer-Thematik" (von 4,16-18) eine Anspielung auf die fünf Völkerschaften, die - und deren Götter - einst nach Samarien gebracht wurden (vgl. 2Kön 17,24 und Ant 9,288) 591 . Mit dem Mann, den die Frau jetzt (vüv)
588) Vgl. Jeremias, Art.
"Ea~apE~a"
94 Anm. 39.
589) Delcor, Sichern 42-48, identifiziert sie mit dem modernen Askar, das unweit von Tel Balata, dem alten Sichern, am Fusse des Berges Ebal, liegt. 590) Es befremdet etwas, dass 4,20f den Namen des Berges, Garizim, nicht nennen, sondern nur "dieser Berg" schreiben. 591) Carmichael, Marriage 338 Anm. 23, vermutet, es gehe um die Götter dieser fünf Völkerschaften; auch Kippenberg 115 betrachtet dies als "nicht unwahrscheinlich". Wir geben dieser - recht einfachen - Deutung, die allein aufgrund der
203 hat, könnte dann Jesus selber gerneint sein (vgl. das andere griechische Wort für diesen: ~vnp). Unmittelbar darnach geht es in dieser langen Perikope nämlich um die rechte Gottesverehrung (zuerst um den Ort: "auf diesem Berge", dh. auf dem Garizirn [im Gegensatz zu Jerusalernl; vgl. 4,20f, dann um Gott selber; vgl. 4,22-24). 4,25f sprechen dann noch vorn Messias, als der sich Jesus zu erkennen gibt. - 4,22 beinhaltet eine heftige Kritik an diesen Sarnar.: Sie würden anbeten, was sie nicht kennen. Diese Kritik dürfte sich allerdings kaum auf einen anonymen Gott beziehen592 als vielmehr das Ziel haben, die Sarnar. auf das Heil, das aus den Juden kommt, Jesus Christus,
Zahl 5 gernacht wird, aus folgendem Grund keine Chance: In 4,44 (die Perikope von der Sarnaritanerin geht uE. bis und mit 4,44; vgl. dazu unten) wird die Gegend, in der Jesus eben gewesen ist, "Vaterland" bzw. "Heimat" genannt; dadurch entsteht eine Gerneinsamkeit zwischen den Einwohnern Sychars und Jesus: Beiden ist jene Gegend "Vaterland", dh. doch wohl, bei beiden handelt es sich um Juden (vgl. den Treffpunkt "Jakobsbrunnen" [4,6]; "dieser Berg"- "Jerusalern" [4,201). Die fünf Völkerschaften, die nach Samarien gebracht worden sind, sind jedoch Nichtjuden. Ein Hinweis auf diese könnte uE. aber in 4,18 enthalten sein, wenn folgende Erklärung dieses Verses zuträfe: Die Frau von Joh 4 sei Symbol für die Samaritaner (insgesamt). Ihre fünf früheren Männer meinten die fünf nichtjüdischen Völkerschaften: Die Frau bzw. die Gerneinschaft (=Samaritaner) selber wäre jüdisch, jedoch habe sie im Verlaufe der Vergangenheit Menschen aus fünf nichtjüdischen Völkerschaften in ihre Ehe bzw. Gerneinschaft aufgenommen oder eindringen lassen. Das heisst: Die SRG hätte (einmal) auch nichtjüdische Mitglieder gehabt. - Jesu Aussage in 4,18 (vgl. den Aorist, der sich auf die fünf Männer bezieht) würde sich - aufgrund unserer Interpretation - also auf eine Zeit beziehen, zu der die SRG mit fremden Elementen durchmischt gewesen ist. Der johanneische Jesus könnte sich in seiner Aussage somit auf die Makkabäer- bzw. Hasrnonäerzeit bezogen haben (vgl. zu Ant 12,262 und zu Ant 12,258.260.262). Der Mann, den die Frau bzw. Gerneinschaft der Samaritaner jetzt (vor sich) hat, der nicht ihr Mann ist, wäre demnach Jesus selber, der jetzt mit ihr spricht, der aber nicht zur SRG gehört. 592) Vgl. Ant 12,261, wo von einem "anonymen Heiligtum" (zur Makkabäerzeit) die Rede ist. Der Tempel auf dem Garizirn stand zur Zeit Jesu nicht mehr. (Joh 4,20 suggeriert, dass zu dieser Zeit nicht mehr auf dem Garizirn angebetet wurde, während 4,21 davon ausgeht.)
204 aufmerksam machen zu wollen. Doch hier kann es nicht um Exegese und Theologie der ganzen Perikope gehen; wir konzentrieren uns nur auf solche Angaben, die diese samar. Frau näherhin charakterisieren. Dazu gehört, dass 4,20f von "diesem Berg" sprechen; das ist - nebst den Hinweisen von 4,5f und 4,12 ("unser Vater Jakob") - ein sicheres Kriterium, dass es sich bei dieser Frau um ein Mitglied der Garizim-Gemeinschaft, also um eine Samaritanerin, handelt 593 • Zum Ausgangspunkt zurück: Die Frau wird 3mal (4,7.9 [2mal]) identifiziert; die erste Stelle lässt (mit Bezug auf 4,16-18) die Möglichkeit zu, dass der Verfasser bzw. Redaktor dieser Perikope diese samaritanische Frau mit all jenen Samar., deren Vorfahren die fünf Völkerschaften aus 2Kön 17,24 gewesen sein sollen, verbunden hat. Verifizierbar ist das jedoch nicht. Was aus dem ersten Teil (4,5-26) ganz klar hervorgeht, ist, dass die Frau zur SRG gehörte; zudem zeigt der Vorwurf bezüglich der Gottesverehrung, dass in der Sicht des Verfassers der Perikope zwischen Juden und Samaritanern ein Graben besteht, der jedoch mit dem Glauben an Jesus, den Christus, überbrückt werden kann.
593) Der Evangelist macht diese Frau zu einer Person, die weiss, dass ein Messias, der "Christus" genannt würde, kommen werde (vgl. 4,25). UE. muss diese Stelle vorsichtig interpretiert werden: Aus dieser Aussage allein kann nicht geschlossen werden, die Samaritaner hätten ebenfalls - wie die Juden- eine messianische Gestalt ("Prophet wie Mose", "Taheb") erwartet. Die Frau könnte von der Erwartung einer solchen bei Juden auch einfach gehört haben. (Ihre Aussage, "jener" Messias werde ihnen, den Samaritanern, alles berichten/verkünden, ist wohl [auch] der theologischen Absicht des Evangelisten zuzuschreiben; möglicherweise bezieht sich die "Erklärung" der Frau auch auf 4,16-18, wo Jesus die Vergangenheit dieser Frau enthüllt und sie ihn anschliessend [4,19] "Prophet" nennt.) Allerdings ist es möglich, dass Joh 4,25 die Sehnsucht der Samaritaner nach einer Person, die dem Unheil entgegentritt und eine Heilszeit einleitet, widerspiegelt (vgl. zu Ant 18,85.88 und zu Bell 3,07.312). In diesem Falle könnte die Aussage der Frau, "jener" Messias würde den Samaritanern alles berichten, auch auf den Ort der verborgenen heiligen Geräte bzw. auf deren Auffindung bezogen werden (vgl. zu Ant 18,85.88).
205 4,39f werfen keine zusätzlichen Probleme auf. Am Ende der Perikope geht es um die steigernde Zahl der Jesusgläubigen Samaritaner: Aus jener Stadt (sc. Sychar) glaubten viele an ihn; und nachdem Jesus zwei Tage bei ihnen geblieben war (4,40), glaubten noch viel mehr (4,41).
Joh 4 hat direkt - wie Apg 8 - mit der Missionierung Samariens zu tun (vgl. v.a. 4,10.14.22-26.39-42). Während Apg 8 uE. eher von nichtjüdischen und nichtsamaritanischen Adressaten des Evangeliums spricht, handelt Joh 4 eindeutig von Samaritanern. Der johanneische Jesus trifft zwar anscheinend zufällig eine Samaritanerin, bleibt aber dann zwei Tage - auf Einladung von Einwohnern Sychars - in dieser Stadt. Er selber handelt - nicht die Jünger (die - auch im Abschnitt, der die Zeit schildert, als Jesus mit ihnen allein war [4,31-38] - nur nebenbei erwähnt werden [vgl. 4,8.27. 31-381). Daraus ist zu entnehmen, dass der johanneische Jesus samarisches - präziser: samaritanisches - Gebiet betreten hat. Brachten ihm die Einwohner dieser samaritanischen Stadt Sychar aber - insgesamt gesehen doch wenig Ehre entgegen? Falls 4,43f noch zur Perikope gezählt werden sollten 594 , wäre dies wohl anzunehmen. 4,44 enthält nämlich eine Aussage, die uE. inhaltlich noch zur Samaritanerin-Perikope gehört: Jesus habe selber bezeugt, dass ein Prophet in seinem eigenen Vaterland
(Ev
•n toCa na•ptoL)
nicht geehrt wer-
de595. Also hat sich Jesus hier nicht bei Fremden, sondern sozusagen unter Seinesgleichen, das heisst:
594) Der neue Abschnitt beginnt erst mit 4,45: "Als er nun nach Galiläa kam ••. ". 595) Dieser Vers bezieht sich uE. auf das jüdische Gebiet, wo er sich (eben) aufgehalten hat. Galiläa, wohin er zieht, nimmt ihn auf (vgl. 4,45). Auch das Wort "Prophet" (4,44) knüpft wohl an die Bezeichnung in 4,19 (und indirekt eventuell an 4,25.29.39) an.
206 unter Juden,
aufgehalten~
- Lässt Joh ihn darum dieses 596 Gebiet betreten ? Wenn 4,43f den Schluss unserer Perikope bilden, kann vermutet werden, dass die Samaritaner in Joh 4 als Juden betrachtet werden. Joh 8,48: Die Juden antworteten: "Ist es nicht recht, wenn wir sagen, dass du ein Samar. bist und einen Dämon hast?" (ÖTL Ea~apCTn&: d: öaL~6vLov
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EXEL&;).
Diese jüdische Antwort bzw. Gegenfrage an Jesus erfolgt im Anschluss an einen längeren Disput, in welchem es vorwiegend um die "Herkunfts-" bzw. Abstammungsfrage der Juden geht (8,33-47): Sie sind einerseits Nachkommen Abrahams (8,33.37.39), anderseits handeln sie nicht wie dieser (8,40), sondern tun die Werke dessen, der ihr Vater ist (8,41). Und dieser ist nicht Gott, wie sie behaupten (8,41); vielmehr ist es der Teufel (ÖLaßoAo&;) (8,44). Dieser massive Vorwurf, Kinder des Teufels und nicht Gottes zu sein, führt die betroffenen Juden zur Aussage, die 8,48 enthält. "Samar." wird darin mit "Dämon" im gleichen Satz genannt. Eine solche Beschuldigung Jesu ist die einzige dieser Art im NT 597 • Ob mit dieser Beschuldigungsformel ausgedrückt werden sollte, dass Jesus die "Reinheit des Gesetzes" - wie die Samar. - nicht bewahrt habe 598 oder ob sie ein Schimpf596) Auch im Joh-Ev ist Kap. 4 der einzige Text, der Jesus in Samarien auftreten (sogar verweilen) lässt. UE. ist die Angabe in 4,4 ("durch Samarien") nicht notwendigerweise so zu verstehen, dass Jesus die direkte Süd-Nord-Route gewählt hat, dh. Samarien der Länge nach durchwandert hat. Er könnte auch vom Jordantal her durch das Wadi Paria bzw. Nachal Tirza nach Sychar gelangt sein; sein weiterer Weg hätte ebenfalls (wieder) durch diese Gegend und durch das Jordantal nach Galiläa führen können. 597) Joh 7,20; 10,20 sprechen von Jesus als einem mit einem Dämon Besessenen; Mk 3,30 schreibt, er habe einen "unreinen Geist". Lk 7,33 lässt Johannes den Täufer einen Dämon haben. Vgl. auch Mt 12,24-28par. über Jesus und Beelzebul. "Dämon" und "Samar." wird jedoch nirgends zusammengezogen. Die Ausführungen von Reim, Joh 8,44, 619-624, überzeugen uns nicht. UE. ist wichtig, dass 8,33-47 von "Abstammung" handeln. 598) Manns, Verite 92, schreibt, die griechischen Väter hätten dies so interpretiert.
207 wort ist 599 , das Hass gegenüber den Samar. zum Ausdruck bringt, ist uE. nicht so wichtig: Der Erklärungsversuch von Mowinckel, der aufgrund der Verbindung Samar. (bzw. Chuthäer) - Dämon an Chutha, die "Stätte der bösen und unreinen Dämonen" erinnert, scheint uns eher Bedeutung zu haben 600 • Mowinckel folgert aus ihm: "Ein Samaritaner ist eo ipso ein Dämonenbesetzter" 601 • Der Verfasser von Joh 8 hätte also durch die Verbindung Samar. - Dämon, wohl unbewusst, auf den Herkunftsort der Samar., Chutha, hingewiesen. Wenn der Kontext von Joh 8,48 mitberücksichtigt wird, könnte 8,48 allerdings auch anders erklärt werden: Weil Jesus sich in diesem johanneischen Gespräch (8, 31-59) mit den Juden unterhält - und zwar vorwiegend bezüglich ihrer Abstammung - liegt es uE. im Bereich des Wahrscheinlichen, dass auch der Terminus "Samar." von 8,48 damit etwas zu tun hat. Die Juden rechtfertigen sich vor Jesus mit dem Hinweis auf ihren Vater Abraham (8,39) und auf ihren Vater Gott (8,41). Doch der johanneische Jesus sagt, sie - diese Juden - würden anders handeln, wenn sie Kinder Abrahams wären (8,39f) und wenn Gott ihr Vater wäre, würden sie ihn - Jesus- lieben (8,42); sie seien nicht aus Gott (8,47). -Die Reaktion der Juden von 8,48 meint uE., dieser Jesus behaupte Gleiches wie die Samar., nämlich: die Juden seien nicht aus Gott, sondern eben aus dem Teufel. Die Reaktion der Juden kann auch mitmeinen, dass es doch gerade umgekehrt sei: Sie, die Juden, seien aus Gott; die Samar. hingegen seien aus dem Teufel. Weil Jesus den Juden die Abstammung bzw. Herkunft aus Gott abgesprochen hat, werfen die Juden nun sozusagen den Ball zurück, indem sie sagen, er gehöre zu jenen, die mit dem Teufel (bzw. Dämon) zu tun hät-
599) Das nehmen Montgomery, aaO. 155 und Jeremias, Jerusalem 390 an. 600) Studien II. 120. (Vgl. auch "Stand der Forschung" 3.) 601) Ebd. 120.
208 ten. - Ist es nicht merkwürdig, dass Jesus in 8,49 nur verneint, einen Dämon zu haben, während er die Beschuldigung, ein Samar. zu sein, nicht ablehnt? Heisst das, dass er (der von Gott gekommen ist [8,42] und somit keinen Dämon hat) sich durch die Nicht-Negation der Bezeichnung "Samar." auf die Seite der Samar. stellt Er würde damit indirekt auch verneinen, dass die Samar. Dämonen hätten bzw. dagegen sein, dass diese mit Dämonen in Verbindung gebracht werden. Wenn wir 8,48 nicht vom Kontext losgelöst interpretieren, scheint Jesus - mindestens tendentiell - auf der Seite der Nichtjuden, dh. der Samar., zu stehen 602 • 8,31-51 wollen dann offensichtlich darlegen, dass nicht die Herkunft für ein rechtes Verhalten (vgl. 8,39-41) Gewähr bietet, sondern das Hören auf Gottes Wort anzeige, wessen Kind jemand sei (vgl. 8,47). Wohl darum weist Jesus die Bezeichnung "Samar." nicht ab; es ist offenbar nicht ausschlaggebend, ob jemand Jude oder Samar. ist. Beide könnten Gott zum Vater haben, wenn sie auf Jesu Worte hören würden. Auffallend ist, dass "Samar." in 8,48 ein Name ist, der Jesus von "den Juden" abhebt, dh. er steht für "Nichtjuden". Aufgrund des Vorkommens des Namens Abraham in Joh 8 ist ersichtlich, dass dieser nur mit der Abstammung der Juden in Beziehung gesetzt wird. Diese Tatsache kann jedoch deshalb nicht verwundern, weil "Samar." in der ganzen Perikope nur einmal vorkommen. Dieses eine Mal wird Jesus aber eben von den Juden abgehoben. Daher darf wohl angenommen werden, dass diese Samar. - in johanneischer Sicht - mit Abraham abstammungsmässig nichts zu tun haben, dh. keine Juden/Israeliten sind. 8,48 spricht also wahrscheinlich von anderen Samar. als Joh 4, von "Samariern".
602) Wenn man wie zB. Dexinger, Taheb 330, annimmt, die Samaritaner-Mission der frühen Kirche habe ihren Niederschlag im Johannes-Evangelium gefunden, wäre eine so positive Sicht der Samar. vielleicht damit zu begründen.
209 Samar. im Neuen Testament Bezüglich der Terminologie ist festzuhalten, dass das NT nur die eine Namensform kennt: Ea~apC•n~ bzw. Ea~a pi:TaL; eine "Ausnahme" machtJoh 4,9, wo 2nial (im Nominativ und Genitiv) die Femininform steht. Von Ea~a pe:u~ bzw. Ea~ape:i:~ ist jedoch nie die Rede (auch "Sichemiter" und. "Chuthäer" werden nie genannt) • Das Wort "Samar." kommt im NT nur 9mal vor. Im Mk-Ev steht es nie; nur Mt, Lk (Ev und Apg) und Joh erwähnen es. 6mal steht die Bezeichnung "Samar." in einem Kontext, der etwas mit der Missionierung Samariens zu tun hat; nur die drei Stellen im Lk-Ev handeln nicht (direkt) von Mission. Folgende Resultate, die zur Identifizierung der neutestamentlichen Samar. wichtig sind, können hier zusammengefasst aufgezählt werden: Bei Mt wird der Status der Samar. als etwas zwischen Israel und den Heidenvölkern Liegendes deutlich sichtbar; nur Lk (17,18) nennt den Samar. "Fremdling". Als Menschen mit einer antijerusalemischen bzw. antijüdischen Einstellung erscheinen die Samar. je einmal in Lk (9,52b) und in Joh (8,48). Dass das Wort "Samar." einen (negativen) Beigeschmack für Juden hat, bezeugt nicht nur letztere Stelle, sondern auch Lk 10,37, wo es gemieden wird 603 • Deutlich zeigen Lk 17,15f und Joh 4, dass "Samar." JHWH-gläubig sind. Aus diesen Ergebnissen über Samar. im NT ist mindestens dies zu folgern, dass Samar. einerseits als Fremde, dh. Nichtjuden/Nichtisraeliten betrachtet wurden, aber gleichzeitig gläubig waren.
603) Vgl. die folgenden Paralleltexte, in denen Menschen aus verschiedenen Gegenden genannt werden, die Jesus nachgefolgt sind. Samarien fehlt auffallenderweise: Mt 4,25 (Galiläa, Dekapolis, Jerusalem, Judäa, Land jenseits des Jordans, Gegend von Tyrus und Sidon); Lk 6,17 (Judäa, Jerusalem, von der Meeresküste, Gegend von Tyrus und Sidon) •
210 Der einzige Text, in dem sicher von Mitgliedern der Garizim-Gemeinschaft die Rede ist, ist Joh 4. Er stellt vielleicht einen Bezug zu den fünf Völkerschaften (vgl. Ant 9,288 bzw. 2Kön 17,24) her. UE. ist dieser jedoch nicht so zu verstehen, dass Joh 4,18 meine, die Samaritaner setzten sich aus diesen fünf Völkerschaften zusammen, sondern so, dass die Samaritaner in der Vergangenheit Leute aus diesen Völkerschaften in ihrer Gemeinschaft hatten (vgl. Anm. 591). In allen anderen Texten scheinen die Samar. nichtjüdische/nichtisraelitische Menschen zu sein. -Wie in Josephus' Werk werden auch im NT offenbar alle Bewohner Samariens als Samar. bezeichnet, seien es Samaritaner oder Nichtsamaritaner. Liegt der Grund nur darin, dass erstere noch im 1. Jh. n. keinen eigenen Namen hatten? Oder ist er in der Abfassungszeit der neutestamentlichen Schriften (alle nach 70n.) zu suchen?: Im Jahre 67n. sind ja 11'600 Angehörige der Garizim-Gemeinschaft getötet worden (vgl. zu Bell 3,307.312). Die Samaritaner dürften nach diesem Ereignis auf eine kleine Gruppe zusammengeschmolzen sein, die - in jüdischen Augen - kaum mehr erwähnenswert gewesen ist. Oder ist in der neutestamentlichen Zeit, dh. im 1. Jh.n., eine allgemeine Indifferenz bezüglich "Samariern" und "Samaritanern" aufgekommen, weil beide Gruppen JHWH-gläubig gewesen sind? - Aus den NT-Stellen kann jedoch nicht abgeleitet werden, alle Bewohner Samariens seien "Samaritaner" gewesen. Dafür fehlt jeglicher Beleg (auch Lk 9,52f ist kein solcher) • Abschliessend zu den Ausführungen über den griechischen Terminus "Samar." ist zusammengefasst festzuhalten: - Samar. sind Bewohner Samariens, die von den Juden abgehoben werden. Einzig in Joh 4 werden die Einwohner der Stadt Sychar vermutlich als Juden betrachtet. Diese Leute in Sychar sind Samaritaner gewesen. -Das Wort "Samar." als Bezeichnung nichtjüdischer/ nichtisraelitischer Bewohner Samariens kann erst im 1. Jh.n. nachgewiesen werden.
211 Aufgrund unserer Hypothese, dass das Feindbild "Kittäer" auf Bewohner Samariens übertragen worden sein könnte und diese daraufhin (wegen der biblischen Herkunftserklärung) den Namen "Chuthäer" erhalten haben, ist nun noch folgende Frage zu stellen: Woher stammten die Bewohner Samariens, die offenbar als Nichtjuden/ Nichtisraeliten gegolten haben? - Spätestens seit der Zeit des Antiochus IV. Epiphanes sind viele Fremde im Land angesiedelt worden, die aus dem Westen stammten 604 Die Frage, ob die Majorität der Nichtjuden/Nichtisraeliten Orientalen oder Europäer gewesen sind, meldet sich darum. Wir meinen, die letzteren seien die Mehrheit gewesen 605 • Von den (zumeist wohl griechisch sprechenden) Fremden in Samarien, die sich ursprungsmässig aus verschiedenen (westlichen) Völkern rekru-
604) Schon Alexander d.Gr. soll nach der Zerstörung Samarias dort eine mazedonische Kolonie angesiedelt haben (vgl. zu Ant 11,341 Anrn. 190). In makkabäischer Zeit wimmelte es vor allem in Jerusalem von Nichtjuden; vgl. lMakk 1,34.38; 2,7.31; 3,36.46 u.ö. Herkunftsmässig genannt sind folgende Militärsiedler: Mysier (lMakk 1,20; 2Makk 5,24); Zyprier (2Makk 4,29); Leute "von den Inseln des Meeres" (lMakk 6,29). Im Söldnerheer des Alexander Jannai waren Pisidier und Kilikier (vgl. Bell 1,88). Zur Zeit des Hyrkanus II. (63-40v.) gab es Athener in Jerusalern (vgl. Ant 14,149.151). Herades d.Gr. zog viele Fremde in seinen Dienst: Thrakier, Gallier und Germanen (vgl. Ant 17,198; Bell 1,672; 1,397 spricht von 400 Galliern, die Kaiser Augustus dem Herades als persönliche Leibwache geschenkt habe) • Auch ein Lakedärnonier spielt am Hof des Herades eine Rolle (vgl. Bell 1,513). Nach Herodes' Tod wird sein Sohn Archelaus diese Truppen übernommen haben; nach dessen Absetzung werden sie den Römern überantwortet worden sein (vgl. Jerernias, Jerusalern 72). Es ist uE. vorstellbar, dass ursprünglich in Judäa angesiedelte bzw. stationierte Fremde sich zur Zeit von Herades d.Gr. in Samarien niedergelassen haben bzw. dort angesiedelt worden sind (vgl. Bell 1,403). Die neu erbaute Stadt Bebaste und deren Umgebung dürfte für hellenistisch geprägte Leute ein attraktiver Bezirk gewesen sein. 605) Orientalen - abgesehen von (Josephus' Herkunftserklärung der) "Samar." aus Chutha- könnten allerdings auch unter den Bewohnern Samariens gewesen sein: Ant 11,61 (vgl. zur St. in unserer Arbeit) nennt u.a. Leute aus Coelesyrien, die in nachexilischer Zeit aufgefordert worden sind, (einst) jüdische bzw. judäische Dörfer (oder: Landstriche) zu verlassen. Sie könnten sich durchaus in Samarien niedergelassen haben.
212 tierten, wusste man in Judäa und Galiläa nicht so recht, wer seit wann im Lande ansässig war (Grund: politische Konstellationen bzw. mehrmaliger Herrscherwechsel seit der Zei ·t Alexanders d. Gr. ) • Darum hätten die Juden diese "Samarier", die anders als sie waren, "Kittäer" nennen können bzw. das über die "Kittäer" vorhandene Bild auf diese Samarier übertragen können. Die Inbeziehungsetzung der Bewohner Samariens mit "Kittäern" wäre anfänglich weder völlig falsch gewesen - viele "Samarier" stammten ja aus dem Westen - noch wäre der Name "Kittäer" ursprünglich mit feindlichen Absichten belastet gewesen. Je bedrohlicher die Lage aber wurde bzw. empfunden wurde, desto stärker gerieten alle Fremden in und um Israel - besonders die direkten Nachbarn, die Fremden in Samarien - in Verdacht, Feinde oder mindestens potentielle Gegner der Juden zu sein. - Dass im hebräischen Sprachgebrauch zu Josephus' Zeit die Bewohner Samariens b'n1j, nicht etwa
0'~110~ 605 ~ genannt wor-
den sind, ist doch bezeichnend. UE. darf diese Tatsache als Indiz dafür betrachtet werden, dass "Chuthäer" eine jüdische Wortschöpfung ist, in der eine ideologische Komponente (Kittäer = Feinde = Bewohner Samariens =Leute aus Chutha) mitschwingt.
("Samar."
ist insofern ein neutraler Name, als er sich vom Namen der Landschaft direkt ableitet.)
Wir kommen nun nochmals auf Ant 9,288-291 zurück: Wir betrachten diese Texteinheit als einzige so ausführlich und klar formulierte Antwort des Josephus (bzw. des damaligen Judentums) auf die Frage, wer die Bewohner Samariens seien bzw. woher sie stammten. In 9,291 greift Josephus vor: Die ambivalente Haltung dieser Samar. bezüglich ihrer Abstammung wird
605a)Levy, Art. ""10~" 581, nennt nur Stellen im rabbinischen Schrifttum, wo das Wort "samarisch" (als Adjektiv) gebraucht wird (BerR 32,2lb; pAZ I,39c). Jastrow, Art. "'~110~" 1601, gibt das Vorkommen dieses Terminus' im rabbinischen Schrifttum in TanVayesheb 2; in YalkKön 234 und in Tg2Kön 17,29 an. (Zur letzten Stelle vgl. Anm. 516; die anderen Erwähnungen des Substantivs sind aus späterer Zeit.)
213 hierin an keinem konkreten Beispiel illustriert; vielmehr verweist Josephus auf andere Ausführungen in Ant 606 Bemerkenswert ist uns am Schluss der Analyse dieser Texteinheit noch folgendes: Im 1. Jh.n. - zu Josephus' Zeit- wurden die Bewohner Samariens offensichtlich als Nachkommen der einst von den Assyrern dorthin verbrachten Völkerschaften verstanden. Gleichzeitig aber berichtet der Historiker Josephus auch von Juden bzw. Israeliten, die sich (erst) zur Zeit Alexanders d.Gr. in Samarien bzw. in Sichern niedergelassen haben (vgl. zu Ant 11,303 und vgl. 11,340: "Apostaten des jüdischen Volkes"). Ist nicht schon aufgrund dieser doppelten Herkunftserwähnung von Bewohnern Samariens in Betracht zu ziehen, dass "Chuthäer" = "Samar." nicht oder nicht immer, wo einer dieser Namen vorkommt, mit jenen "jüdischen Apostaten" etwas zu tun haben muss? Weil sich die letzteren (die Juden) aber erst im ausgehenden 4. Jh.v. nach Samarien begeben bzw. um Manasse geschart haben, kann es sich bei den in Ant 9,288-291 Genannten nicht um Judäer und Israeliten in Samarien gehandelt haben. Wir übersetzen in 9,290 daher mit "Samarier".
Ant 11,61.84.88.97 (11,85-87.89): Zeit des Wiederaufbaus des Jerusalemer-Tempels *Ant 11,88: "Xou8ai:oL" 11,61 spricht von Gunsterweisen an die Juden: Der König dispensierte seine Prokuratoren <•ouG tnL•p6nouG) 607 und Satrapen davon, die Juden mit königlichen Dienstleistungen <•dG ßacrLALxdG XPELaG) zu beauftragen; zudem dürften die Juden das ganze Land, das sie zu bewohnen imstande seien, ohne Tribut zu entrichten, in Besitz nehmen. Auch befahl er den Idu-
606) Vgl. zu Ant 11,341; 12,262 und 12,258.260.262. 607)
Zur Bedeutung dieses Wortes vgl. zu Ant 17,69 =Bell 1,592 Anm. 507. Wir übersetzen hier "Prokuratoren", weil sich das Wort in 11,61 auf offizielle königliche Beamte, nicht auf private Finanzverwalter, bezieht.
214 mäern und Samar. 608 und jenen aus Cölesyrien (•ouG ~x •nG xo(AnG Eup(aG), die Dörfer 609 , die die Juden besassen, zu verlassen. Zudem sollten sie fünfzig Talente zum Bau des Heiligturns (tEpov) geben.
Der persische König Darius I.
(522-486v.) bekundete seine Sym-
pathien den Juden gegenüber, indem er anderen Völkerschaften territoriale und finanzielle Eingeständnisse abverlangte. Dreierlei Betroffene werden genannt: Im Vergleich zu 3Esra 4,50, das ein Paralleltext von Ant 11,61 ist 610 und nur von Idurnäern spricht, fügt Josephus zusätzlich die Samar. und jene aus Coelesyrien611 an. Ob diese drei Volksnamen in einer Vorlage des Josephus gestanden haben oder ob er sie selber eingeflochten hat, lässt sich nicht feststellen. Es gibt keine stringenten Beweise dafür, dass die Erwähnung der Samar. hier ein bewusster Hieb gegen diese sein so11 612 • In Ant 11 ist mehrmals von verschiedenen Völkerschaften die Rede, die die Juden umgeben (11,19: "die Völker ringsum, am meisten die Chuthäer; 11,21: "Leute aus Syrien, Phönizien, Arnrnan, Moabund Samarien"; 11,76: "die benachbarten Völker, die den Juden gegenüber alle feindlich gesinnt waren").
608) P hat
Ea~p(•aG.
609) Variante: "Landstriche"
(FV); vgl. Niese z.St. Anrn. 4.
610) Zum Verhältnis Josephus - 3Esra vgl. zu Ant 11,114.117 Anm. 119. 611) Abel, Geographie 311, schreibt, dieser geographische Ausdruck sei von den Griechen für "la contree sillonnee de vallees a l'ouest de l'Euphrate et au sud du bassin inferieur de l'Oronte jusqu'a Jerusalem et Ascalon" verwendet worden. In seleukidischer Zeit habe er jedoch nur noch die Beka'a bezeichnet. - Bickerrnan, Coele-Syrie 258, erklärt, in der hellenistischen Zeit habe der Terminus das ganze Seleukidenreich gemeint; erst in herodianischer Zeit sei er nur noch für das Tal zwischen Libanon und Antilibanon gebraucht worden; vgl. ebd. 268. 612) So deutet Marcus (Loeb) den Einschub; vgl. z.St. Anrn. b bzw. zu 11,61 Anrn. b. Weitere Beispiele für Auslassungen (A) oder Zufügungen (Z) von Völkerschaften in diesem kontemporalen Kontext finden sich in Ant 11,26 (A: "Syrien"); Ant 11,174 (Z: "Moabiter").
215 Aus dem Abschnitt geht hervor, dass Dörfer (oder Landstriche) während der Abwesenheit der exilierten Juden von anderen Völkerschaften besetzt worden sind. Die Samar. werden innerhalb der Aufzählung nicht besonders hervorgehoben. Sie figurieren hier zwischen den Idurnäern und den Coelesyriern; darum kann angenommen werden, sie seien - wie die anderen beiden - als eine nichtjüdische/nichtisraelitische Völkerschaft betrachtet worden. - Einer Erwähnung wert zu sein scheint uns folgendes: Die Ausdrücke "Idurnäer" und "jene aus Coelesyrien" beziehen sich auf die Bewohner je einer Landschaft. Die "Samar." dürften daher auch die (regulär) in Samarien Wohnenden sein (das bestätigt ganz allgernein Ant 10,184; vgl. z.St.). Offenbar haben sich nun Leute der drei Landschaften auch auf jüdischem bzw. judäischern Territorium niedergelassen. 11,84 erwähnt die (vergebliche) Bewerbung der Sarnar. zur Mitarbeit beim Ternpelwiederaufbau: Als die Sarnar. 613 , die den Stämmen Juda und Benjamin dann eben 614 feindschaftlieh gesinnt waren (~•uyxavov ydp anEx8av6~Evo~ •fi TE 'Iouc5a cpuA.fi xa~ •fi BEv~a).Ltnc5~), den Trompetenschall hörten, versammelten sie sich, um den Grund des Lärms zu erfahren. Als sie dann die einst in Babels Gefangenschaft gewesenen Juden beim Wiederaufbau des Heiligturns sahen, fragten sie, ob ihnen gestattet werde, beim Tempelbau selbst mit Hand anlegen und das Gebäude gerneinsam benützen zu dürfen 615 (En~•panfiva~ cruyxa•acrxEuacra~ •ov vaov xat xo~vwvficra~ •fiG otxooo~taG).
613) P schreibt Ea~apt•a~. 614) Zur Uebersetzung "dann eben" vgl. Purnrner, Polemik 239. 615) "Das Gebäude gerneinsam benützen" (oder: "am Gebäude Anteil haben") ist uE. der Uebersetzung "arn (Auf-)Bau mitbeteiligt zu sein" vorzuziehen. 11,86f enthalten nämlich die jüdische Antwort auf diese Bitte: Es sei unmöglich, dass die Sarnar. das Gebäude mit den Juden gerneinsam erstellten, denn die Juden seien beauftragt worden, den Tempel zu bauen (11,86). Den Sarnar. würde - wie allen Menschen - erlaubt, zum Heiligturn zu kommen und anzubeten (11,87; Näheres zu diesen Stellen vgl. noch unten.)"- Die jüdische Antwort bezieht sich also auf das Bauen des Tempels und auf das (spätere) Benutzungsrecht des Gebäudes bzw. Heiligturns. Daher erachten wir die Uebersetzung "das Gebäude gemeinsam benützen" als zutreffend.
216 Im Vergleich zu 3Esra und Esra konkretisiert Josephus insofern, als er die Feinde der beiden Stämme "Samar." nennt 616 • Der hier nicht angegebene Grund der samar. Feindschaft wird mit den Umständen, wie sie 11,61 schildert (privilegierte Juden; "vertriebene" sowie zur Kasse gebetene Samar. u.a.), in Zusammenhang stehen. Auch die Erwähnung in 11,76, der Bau eines Opferaltars habe den Nachbarvölkern kein Vergnügen bereitet, hat wohl eine Rolle gespielt. - Weil diese Samar. den Trompetenschall aus Jerusalem gehört haben, kann - trotz bzw. auch aufgrund von 3Esra 5,63 und Esra 3,13 - vermutet werden, dass sie damals noch in der Nähe Jerusalems bzw. in Judäa gewohnt haben (vgl. 11,61).
11,85-87 geben bezüglich der Religion dieser Samar. und der Haltung der Juden ihnen gegenüber etwas Aufschluss; darum werden diese Stellen nachfolgend mitberücksichtigt: Die Frage der Samar., beim Tempelwiederaufbau und der (späteren) Benützung des Gebäudes mit den Juden Gemeinschaft haben zu dürfen, folgt in 11,85 die Begründung: "Denn wir verehren Gott nicht weniger als jene ... , beten inständig zu ihm und den Kult (Gottesdienst) begehren wir seit der Zeit, als Salmanassar, der König der Assyrer, uns aus Chuthia und Medien hierher brachte" (oEß6~Eßa
ydp oux EAa••ov EXELvwv •ov ßE6v ••• xaC •ou•ov unEpEux6~Eßa617 xat •n~ ßpnoxE(a~ E~Ev En~au~n•at 618 EE EXELvou •ou xp6vou •.. ).
616) sowohl in 3Esra 5,64 wie in Esra 4,1 bleibt der Feind ohne Namen. Zu historischen Auswirkungen des Verhältnisses des "Feindes" zu den ehemaligen Exulanten vgl. Aloni, Exulants 44-49. 617) Zu den Emendationen bis hierher vgl. Niese z.St. Anm. 21. Unter Einbeziehung derselben kann der Satzteil verschieden verstanden werden: Zu ihm (Gott) beten I Für sie (die Juden) beten I Mehr beten als sie (die Juden) . - Für unseren Zusammenhang ist wichtig, dass diese Samar. beteten und zwar offenbar zum gleichen Gott wie die Juden. 618) Dieser Teil des Satzes ist im Hinblick auf Esra 4,2b problematisch. Letztere Stelle lautet: i)n)H H~i O~~n~H~ ... o~n~~ ... Heisst das: Wir haben nicht geopfert ••• ? Dann wäre En~ßu~n•aC im Sinne von "etwas wünschen, was noch nicht gewesen ist", zu verstehen. Ist H~ aber bloss ein Verschreib für i~ (letzteres bzw. au•w haben Esra 4,2b [LXX] und 3Esra 5,66), dann hiesse das, die Samar. hätten diesem Gott schon
217 Im Vergleich zu 3Esra 5,67 und Esra 4,2b fällt auf, dass der AntText eine Ergänzung aufweist: " ••• der König der Assyrer,
(der)
uns aus Chuthia und Medien hierher brachte". Diese zwei geographischen Namen kommen in Ant in der einen oder anderen Form gelegentlich vor (vgl. Ant 10,184: Chuthäer aus Persien und Medien; 12,257: Samar. aus Medien und Persien; 11,114: Samar. aus Persien) 619 • Josephus legt also Wert darauf, dass die von ihm "Samar." genannten Leute ursprungsmässig präziser lokalisiert werden. - Aus der Begründung ihrer Frage an die Juden geht hervor, dass diese Samar. JHWH-gläubig gewesen sind, ja noch mehr: dass sie sich in Sachen Gottesverehrung auf dieselbe Stufe wie die Juden gestellt haben (vgl. Ant: "nicht weniger"; 3Esra 5,66 und Esra 4,2b: "gleich/ähnlich"
['b]..LoCw~l
bzw. "wie ihr" [tl:J:J]).
Serubbabel, Jeschua der Hohepriester und die führenden Häupter der Israeliten aber sagten, es sei fürwahr unmöglich, dass das Gebäude gemeinschaftlich mit ihnen erstellt würde, denn (nur) ihnen (sc. den Juden) sei der Auftrag erteilt worden, den Tempel zu bauen - das erste Mal durch Kyrus und jetzt durch Darius (11, 86) 620 . Anbetung würde ihnen erlaubt (rtpocmuve:i:v a(rroi:~
oe
t~LEVaL),
aber was sie einzig gemeinsam hätten
(xa~
•ou•o ]..1.6vov
e:rvaL xoLv6v), falls sie wollten (e:t ßou~ov•aL), sei - wie alle Menschen (naaLv
avßpwnoL~)
- zum Heiligtum zu kommen und Gott
anzubeten (a~Lxvou]..LEVOL~ e:C~ td Le:pov atße:Lv
•ov
ße:6v)
(11,87).
11,86f enthalten also eine Absage doppelter Art: Die Samar. dürfen weder beim Bau des Tempels mitmachen noch dürfen sie das Ge-
früher bzw. auch zur Zeit Serubbabels geopfert und hätten das auch - nach der Wiederherstellung des Tempels - wieder tun wollen. - Wir haben diese Probleme hier nicht zu klären. Festzuhalten ist, dass die Samar. spätestens zur Zeit des Wiederaufbaus des Jerusalerner-Tempels das Bedürfnis gehabt haben, den Tempel gemeinsam mit den Juden zu benützen, weil sie wie jene JHWH-gläubig gewesen sind, zu JHWH gebetet und ihm geopfert haben oder opfern wollten. 619) Dass Persien in allen vier Stellen steht, ist wohl auf Josephus' Meinung zurückzuführen, dass Chutha in Persien sei; vgl. Ant 9,288. Zur Lokalisierung von Chutha vgl. zu Ant 10,184 Anm. llO. 620) In 3Esra 5,68f und Esra 4,3 fallen die Antworten der Juden theologischer aus: der Gott, dem das Haus gebaut wird, sei JHWH, der Gott Israels. - Der Bezug auf den Auftrag von König Darius fehlt in beiden Paralleltexten (3Esra/Esra); nur Kyrus wird erwähnt.
218 bäude gemeinsam mit den (bzw. wie die) Juden benützen. Ihr Status bezüglich der Benützung des Heiligturns ist der, den "alle Menschen" haben. Dh. die Sarnar. werden hier als Nichtjuden/Nichtisraeliten behandelt 621 • Die Bemerkungen in 11,87 fallen auf, weil sie weder in Esra 4 noch in 3Esra stehen. Sie sind also ein Zusatz - ob von Josephus persönlich oder aus einer ihm vorliegenden Quelle, bleibt offen. Obwohl sich die Sarnar. in bezug auf die Gottesverehrung den Juden gleichwertig fühlen (dies geht aus allen drei Texten [Ant 11,85; 3Esra 5,67; Esra 4,2b] hervor), werden sie durch die Angaben in 11,87, die den Anschein einer dezidierten Präzision machen, ganz klar auf die Seite der Nichtjuden, der Völker, gestellt. Dass sie JHWH (allein?) verehrt haben, ist offenbar nicht genug. Hart, aber deutlich spricht 11,87 vorn "einzig Gemeinsamen" (mit den Juden) bezüglich des Heiligtums: Wie (die Juden und wie überhaupt) alle Menschen dürften auch die Sarnar. zu ihm kommen und Gott verehren 622 • Weil 11,87 "Sondergut" von Ant ist, stellt sich hier jene Frage, von deren Beantwortung die Interpretation eines Vorfalles im frühen 1. Jh.n. (vgl. zu Ant 18,30) abhängig ist: Haben die Sarnar. wie die Juden - jemals Zutritt zum Jerusalerner-Heiligturn, dh. zum sogenannten Vorhof der Israeliten 623 , gehabt? 11,87 suggeriert ein klares "Nein". Doch dieser Zusatz könnte ja eine per-
621) Jeder aAA6~uAO~ darf zur ßpncrKECa in die Stadt Jerusalern; vgl. Bell 4,275. Der äussere der vier Höfe ist für alle Menschen offen gewesen, "etiarn alienigenis"; vgl. Ap 2,103. 622) Zum "Gebet und Opfer" für alle Menschen im Jerusalemer-Ternpel vgl. Bickerrnan, Altars 324-346. - Joh 12,10 ist ein neutestamentliches Beispiel, das zeigt, dass Griechen zur Zeit eines jüdischen Festes (Pesach; vgl. 12,1) "hinaufgingen" (sc. nach Jerusalern) um "anzubeten". 623) Vgl. Ant 12,145: Dem Fremden (aAAO~UAW) sei es nicht erlaubt, in den Vorhof des Heiligturns hineinzugehen. Dieses Verbot betrifft die Zeit von Antiochus III. (223-187v.); vgl. dazu Appendix D von Marcus (Loeb) Bd. VII., 761-764 sowie Bickerrnan, Proclarnation 67-85. Hat dieses Verbot eventuell vor allem den Sarnar., die damals viel Böses an den Juden verübt haben (vgl. zu Ant 12,156), gegolten?- Vgl. weiter Ant 15,417: Innerhalb des ersten Vorhofes sei ein zweiter gewesen; eine Inschrift habe hier dem Fremden (•ov UAAOEßvn) den Eintritt verboten. Schranken im Tempelareal nennen auch Bell 2,341; 5,193f; 6,125 sowie Apg 21, 28b (und vgl. die Stellen in Anrn. 621) • Der griechische Wortlaut der Warnungsinschrift - er ist von Clerrnont-Gan-
219 sönliche Interpretation von Josephus sein. Wenn jedoch in Betracht gezogen wird, welch negatives Bild schon Esra 4,4-24 vom ri~n-OV
und den übrigen Völkern der Städte Samariens sowie 3Esra
5,69 von den zum Tempelwiederaufbau abgewiesenen Bewerbern (die als Feinde der Stämme Juda und Benjamin charakterisiert werden) entwerfen, liegt die Vermutung nahe, dass solche Leute im Jerusalemer-Heiligtum den Vorhof der Israeliten nicht betreten durften. Es wäre unverständlich, wenn die Hilfe der Samar. zum Tempelbau abgelehnt worden wäre (alle Textzeugen sind sich darin einig), die Samar. nach Beendigung des Baues dann aber doch die gleichen Rechte wie die Juden erhalten hätten. Smallwood hat festgestellt, dass Josephus für den eigentlichen Tempel ("actual Temple") das Wort b va6G brauche (zB. in Ant 15,380-425); -rd
tep6v bezeichne in seinem Werk hingegen die den Tempel umgebenden Höfe bzw. den gesamten heiligen Bezirk 624 . 11,87 spricht also nur von letzterem. Smallwood meint, die Samar. hätten schwerlich Zugang zum eigentlichen Tempel gehabt; sie seien wohl (wie alle Nichtjuden) nur zum äusseren Vorhof zugelassen worden 625 . -Kann aufgrundder terminologischen Beobachtung Smallwoods aus 11,84-87 eine Antwort auf die Frage gewonnen werden, ob die Samar. jemals Zutritt zum Vorhof der Israeliten gehabt haben? 11,84-87 enthalten die folgenden Termini: 11,84: Die Juden bauen das Heiligtum (tep6v) wieder auf. 11,84: Die Samar. fragen, ob es ihnen gestattet werde, den Tempel (va6G) mitbauen zu dürfen. 11,86: Die Juden weisen sie vom Tempelbau (va6G) zurück. 11,87: Die Samar., ja alle Menschen, dürfen zum Heiligtum
(i.ep6v) kommen. neau im Jahre 1871 gefunden worden - steht u.a. in: Schürer, aaO. II. 329 Anm. 57; Abel, Histoire I. 376 Anm. 1; Schalit, Herades 383f Anm. 815. Zum Inhalt vgl. v.a. Bickerman, inscriptions 210-224. 624) Vgl. Jews 157 Anm. 52. Wir unterscheiden daher auch zwischen "Tempel" (va6G) und "Heiligtum" ('Lep6v); vgl. schon zu Ant 13,74.75 Anm. 240. 625) Vgl. Smallwood, aaO. 157 Anm. 53. - Apg 21,28 (wo auch -ro tep6v steht) berichtet, Paulus sei beschuldigt worden, weil er angeblich Griechen in das Heiligtum geführt und diese heilige Stätte dadurch entweiht habe. Dieser Vorwurf hätte also beinhaltet, dass Paulus die Nichtjuden nicht blass in den äusseren, sondern in den Juden reservierten Tempelbezirk geführt hätte. Vgl. auch Anm. 622.
220 Klammern wir die letzte Stelle einmal aus (weil sie ohne Parallele ist), bleibt in 11,84 zunächst die Angabe, dass Juden am Aufbau des Heiligturns sind (3Esra 5,64: va6~; Esra 4,1: orxo~ bzw.
7~~n).
Wo es dann um direkte Mitbeteiligung der Samar.
geht, steht in Ant va6~, in 3Esra 5,67 und Esra 4,3 orxo~ bzw. (im MT)
~~~.
Im Vergleich zu 3Esra und Esra enthält einzig Ant
den Terminus tEp6v. Josephus hebt sich hier also terminologisch ab; dadurch wird uE. Smallwoods These bestätigt, dass der Historiker "i.Epov" und
"vao~"
zur Bezeichnung ganz bestimmter Berei-
che des Tempelbezirkes brauche. Dann lässt sich aus Josephus' Terminologie schliessen, dass sich die Samar. für den "eigentlichen Tempel" interessierten, dass die Mitbeteiligung an diesem ihnen jedoch verwehrt blieb - und zwar bereits beim Bau desselben wie auch nachher bei der Benützung desselben (vgl. 11,86f). Dieser Schluss ist zwar noch keine Antwort auf die Frage, ob die Samar. seit jeher - wie alle Menschen - nur in den äusseren Vorhof gehen durften; aber er ist eine Antwort darauf, wie Josephus die Zulassung der Samar. zum Tempel in Jerusalem interpretiert hat: Für ihn steht anscheinend fest, dass Serubbabel, Jeschua und andere Sippenhäupter die Samar. im Tempel den Juden nicht gleichgestellt haben. Darum ist 11,87 wohl als präzisierendes Resümee des Josephus zu verstehen. Die Frage des Zutrittes der Samar. zum Vorhof der Israeliten in den Jahrhunderten vor Josephus bleibt jedoch unbeantwortbar bzw. Interpretationen der Forscher überlassen 626 •
626) Im Anschluss an Elliger meint Hengel, JH 66 Anm. 246, dass das Verbot in Ant 12,145 (vgl. Anrn. 623) nebst den davon betroffenen fremden Händlern "eine zusätzliche Beziehung auf die Samaritaner" nicht ausschliesse. - Wir können uns vorstellen, dass dieses Verbot - es bezieht sich auf die Zeit um 200v. (vgl. ebenfalls Anrn. 623) - tatsächlich Bewohnern Samariens gegolten hat; Ant 12,156 (vgl. z.St.) berichtet, Samar. hätten damals den Juden "viel Böses" angetan. Weil wir diese Samar. als Nichtsamaritaner bzw. "Samarier" identifiziert haben, würden wir Rengels Vermutung (Ant 12,145 könnte sich [zusätzlich] auf die Samaritaner beziehen) terminologisch korrigieren und gleichzeitig verstärken: das Verbot in Ant 12,145 hat sich wahrscheinlich auf Samarier bezogen.
221 11,88: Als die Chuthäer das hörten - diesen Namen haben die (ot Xou8atoL ~nv ydp npoanyopCav ot Ea~aPEL~aL 627 ~a~ ExouaLv) - waren sie erzürnt (nyavax~naav 628 J. Sie über-
Samar.
~nv
zeugten die Völkerschaften in Syrien, die Satrapen (auf gleiche Weise wie früher unter Kyrus und unter Kambyses) zu bitten, den Bau des Tempels zu stoppen (€nLOXELV
~nv ~oü
vaoü
xa~aaxEunv).
Sie taten alles, um Verzögerung und Aufschub zustande zu bringen. Das hier beschriebene Verhalten der Chuthäer/Samar. schliesst sich direkt an das vorhergehende Nein bezüglich der Mitarbeit am Tempelbau bzw. an die Nichtanerkennung der samar. Gleichberechtigung an. 11,88 entspricht in etwa 3Esra 5,70f und Esra 4,4. Josephus folgt, um die chronologische Ordnung bewahren zu können, 3Esra und übergeht Esra 4,6ff 629 . -Einmal mehr werden die "Chuthäer" mit "Samar." direkt identifiziert (vgl. zu Ant 10,184; 11,303; 9,290). Sie scheinen zu den "Völkerschaften Syriens" eine gute Beziehung und bei ihnen Einfluss zu haben 630 - jedenfalls wenn es um den gemeinsamen Feind geht (vgl. 11,19.21.61.76). 11,97: D~e Samar. 631 schrieben Darius und beschuldigten die Juden in ihrem Brief 632 wie folgt: Sie würden die Stadt unzugänglich machen und der Tempel (va6G) würde mehr als Festung ausgerüstet denn als Heiligtum ("LEp6v). Ebenfalls sagten sie, was
627) P schreibt
Ea~apC~aL.
628) Oder: unzufrieden; verärgert; von Unwillen erfasst; vgl. Menge-Güthling, aaO. 3. 629) Vgl. Marcus (Loeb) z.St. Anm. a. 630) Aus Ant 11,89 geht hervor, dass der samar. Wunsch von den syrischen Völkerschaften weitergeleitet worden ist, denn der Eparch von Syrien und Phönizien und andere Männer sind nach Jerusalem gegangen und haben die Juden herausgefordert. 631) Das Wort fehlt in plF; vgl. Niese z.St. Anm. 3. 632) Josephus bezieht sich hier auf einen 3Esra und Esra unbekannten Brief. Möglicherweise interpretiert er den Brief in Esra 4,11-16 an Artaxerxes als Brief der Samar. an Darius (vgl. 11,98: die Wiederherstellung Jerusalems sei nicht gefahrlos für Darius = Esra 4,13.16).
222 sich da ereigne, sei Darius nicht zum Nutzen. Ausserdem legten sie einen Brief von Karnbyses vor, in welchem jener (sc. Kambyses) den Bau des Tempels (vao~) verhindert habe (EKWAUOEV) • Die hier den Samar. zugeschriebene Beschuldigung der Juden erinnert an das Gespräch, das der Eparch von Syrien und Phönizien, Sisines, und weitere Personen mit den Juden in Jerusalem geführt haben: Schon 11,89 enthält den Vergleich des Tempels mit einer Festung und spricht von einer unzugänglichen, weil befestigten Stadt. 11,97 scheint also eine Wiederholung dessen zu sein, was 11,89 berichtet. Im darauffolgenden Abschnitt (ll,98ff) spielen die Samar. bzw. ihr Brief dann auch keine Rolle mehr. In Ant 11,61.84.88.97 weisen alle Codices mit Ausnahme von P dasselbe Wort Stellen)
Ea~apet•aL
Ea~apC•aL.
auf; P schreibt (in den ersten drei
Fast alle Textstellen, in denen Josephus
von "Samar." (nicht "Chuthäern") der persischen Zeit spricht (wir zählen die unten noch zu behandelnde, Ant 11,174, hier dazu), enthalten die Namensform
Ea~pet•aL.
Nur zwei (11,114.
117) der insgesamt neun Stellen machen eine Ausnahme (Codex A gleicht sie den andern jedoch an; vgl. zu Ant 11,114.117 Anrn. 113). - Kann aus dieser Tatsache etwas gefolgert werden? Die Landschaftsbezeichnung ~apet•aL
Ea~apet•L~,
auf die die Namensform Ea-
wohl zurückgeht, kommt in Ant 9 - 11 (in diesen Bü-
chern wird die Zeit der Assyrer und der Perser behandelt) nie vor 633 • Ob schon Josephus' Quellen über die Perserzeit, die er in Ant 11 verarbeitet hat, mehrheitlich oder immer
Ea~apet
•aL aufgewiesen haben, bleibt unbeantwortbar. Der aber doch erstaunliche, beinahe einheitliche Gebrauch der eben genannten Namensform in Ant 11 bzw. innerhalb der Beschreibung der Perserzeit (vgl. zu Ant 11,114.117) darf vielleicht so interpretiert werden, dass die Bewohner der ganzen Landschaft Samarien,
633) Erstmals verwendet wird dieser Landschaftsname in Ant 7,103, wobei er hier innerhalb eines Zitates (" ••. das jetzt Samarien genannte Land") aus dem 4. Buch der "Geschichte" des Historikers Nikolaos von Damaskus (vgl. Ant 7,101), eines Zeitgenossen von Herodes d.Gr., steht und sich auf die Zeit von König David bezieht. Die zweite Stelle, die diesen Landschaftsnamen enthält, Ant 12,7, bezieht sich bereits auf die Zeit des Ptolernäus I. Soter (323-285v.).
223 nicht nur die in einem bestimmten Ort (zB. in Samaria) Lebenden, in persischer Zeit als Feinde der Juden betrachtet worden sind.
Der Vergleich der Textstellen in Ant 11 mit 3Esra und Esra führt zu folgenden Beobachtungen: - 2mal ist festzustellen, dass sich Josephus offenbar davor hütet, religiöse Momente besonders hervorzuheben (vgl. Ant 11,84, wo nur vom Hören des Trompetenschalles, nicht - wie in 3Esra 5,58-63 und Esra 3,10-13 - vom ganzen religiösen Freudentaumel gesprochen wird. Ant 11,86 enthält ebenfalls ein solches Beispiel: Nur die Könige Kyrus und Darius werden als Grund der ablehnenden Haltung der Juden bezüglich der Mitarbeit der Samar. am Tempelbau erwähnt; 3Esra 5,68f und Esra 4,3 holen aus, indem sie auch Gott, den Herrn, den Gott Israels, nennen; vgl. Anm. 620). - In gewissem Gegensatz zu diesen beiden Unterschieden zwischen der Darstellung in Ant und jener in den Esra-Büchern steht Ant 11,85: Diese (auch in 3Esra 5,66 und Esra 4,2b erwähnte) religiöse Charakterisierung der Samar. lässt sich Josephus nicht entgehen, obwohl eine Nichterwähnung der samar. Argumentation dem Duktus seiner Darstellung keinen Abbruch getan hätte: Die negative jüdische Antwort auf die samar. Anfrage zur Mitarbeit beim Tempelbau nimmt in Ant ja keinen speziellen Bezug auf die samar. Optik (11,87 richtet sich zwar an die Samar., hat aber allgemein gültige Bedeutung). Zitiert Josephus die "Kultbemerkung" (11,85) vielleicht darum, weil sie die einzige Legitimation seiner Lesart "Samar." ist 634 ? Zur Identifikation der Feinde bzw. der Völker des Landes mit den Samar. kann folgendes festgehalten werden: Die beiden Esra-Bücher weisen bekanntlich weder den Terminus "Samar." noch "Chuthäer" o.ä. auf. Sie enthalten aber Hinweise, die Josephus' Wortwahl mindestens teilweise legitimieren:
634) In Ant 11,19f, wo Josephus von "Chuthäern" spricht, äussert er sich nicht über die religiöse Eigenart dieser Leute; diese Stellen vgl. unten.
224 Esra 4,2b: Der König von Assur hat die in 4,1 "Feinde Judas und Benjamins" Genannten "hierher" gebracht. 4,10: Unter den Briefschreibern bzw. Unterzeichnern figurieren u.a. auch "die übrigen Völker, die der grosse und mächtige Asnapar fortgeführt und in den Städten von Samarien angesiedelt hat" 635 • 4,17: Der Antwortbrief des Königs geht "an den Befehlshaber Rechum, den Schreiber Schimschai und ihre übrigen Genossen, die in Samaria 636 und den übrigen (Gebieten) jenseits des Stromes wohnen". 3Esra 5,66: Der assyrische König (Asbakaphas 637 ) brachte die in 5,63 "Feinde" Genannten hierher.
635) Der aramäische Text in Esra 4,10 lautet: '7)n ·1'~nw
'~
n'~v~
inn
~nini
'~ ~~'v'i
~'n~ ~~Wi ~~~ ~~~o~
LXX übersetzt: xaL OL XaLUAOLTIOL tavwv ~V anWXLOEV 'AooEva~ap b ~eya~ xaL b LL~Lo~ xaL xa•wxLoEv aü•ou~ tv n6AEOL •fi~ L:o~6p(l)v.
Vulgata übersetzt: et ceteri de gentibus quas transtulit Asenaphar magnus et gloriosus et habitare eas fecit in civitatibus Samariae. Offenbar wurde ~'n~ aus dem MT als Pluralform verstanden. (In 4,1 steht ein Plural, der sich in 4,2b auf die Siedler des Königs von Assur bezieht; in 2Kön 17,24 ist von Leuten aus fünf Orten die Rede.) Im aramäischen Text (Esra 4,10) wird für die Ortsangabe ein Genitiv epexegeticus gebraucht ("in der Stadt Samaria"); vgl. Bauer/Leander, Grammatik 313g. Die Uebersetzungen jedoch verwenden - wahrscheinlich in Anlehnung an 2Kön 17,24 - einen collectivus indeterminatus; vgl. Vogt, Lexicon 152. Ihnen entsprechend wird man mit Torrey, Ezra Studies 186, in n'~v einen kollektiven Plural sehen dürfen; vgl. Bauer/Leander, aaO. 313g. Der Esra-Text des MT (nur eine Stadt) ist so deutbar, dass die Unterzeichner bzw. Schreiber des (in 4,11-16 zitierten) Briefes in dieser Stadt (Samaria) lebten, während das gemeine Volk in verschiedenen Ortschaften Samariens wohnte. (UE. ist diese Deutung in Betracht zu ziehen, bevor der Text unnötig strapaziert wird - etwa so: Der Verfasser des aramäischen Esra-Textes meine, nur die Einwohner der Stadt Samaria seien vom assyrischen König hergebracht worden.) 636)
1'~nw deuten wir als Stadt-, nicht als Landschaftsname; vgl. Anm. 635.
637) LXX 3Esra. Kautzsch, aaO. I. zu 3Esra 5,67 und Pohlmann, Esra zu 3Esra 5,66 schreiben: Assarhaddon. MT und LXX Esra 4,10 sprechen von Asnaphar (bzw. Assenaphar). Dieser letz-
225 Die erste und letzte dieser vier Textstellen erklären uE. Josephus' Lesart "Samar.", ja auch die Zufügung von "Samar." in 11,61 {der Paralleltext 3Esra 4,50 nennt nur "Idumäer"): Josephus kann die Feinde der Judäer {und Benjaminiter) aufgrund dieser Angaben als "Samar." identifizieren. Die Feindschaft bezieht sich in allen drei Büchern {Ant 11; 3Esra und Esra) auf den Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels. Die feindlichen Völker bzw. die Umschreibungen für sie stellen wir in folgender synoptischer Darstellung zusammen:
tere Name steht für "Assurbanipal"; vgl. Weissbach, Art. "Assurb~napli" 203. Ueber Assurbanipal kursierten verschiedene Traditionen, die jedoch auf andere Könige zurückgehen; vgl. Röllig, Art. "Assurbanipal" 352. Vielleicht hängen die diversen (Verballhornungen? der) Namen damit zusammen.
Ant 11
3Esra (LXX-Verszählung)
11,61: Idumäer, Samar., jene aus Coelesyrien
4,50f: Idumäer
11,76: Nachbarvölker
(To!~
npoaxooplOLG fßvEOLV)
5,49: aus den anderen Völkern des Landes (t&vwv •nc Yn~>
11,84: Samar. =Feinde der Stäm me Juda und Benjamin
5,63: Feinde der Stämme Juda und Benjamin (ot tx8pol)
3,3: von den Völkern der Länder (11'1 :!öiMil 'O'l)O)
•wv
YGLWV)
4,1: Feinde/Bedrücker Judas und Benjamins ('i:!ö)
(8A.lßOVTEQ")
5,69: Völker des Landes
(eavn
•nc
Yn~>
4,4: Volk des Landes (l"i~il-b'l))
(b
11,97: Samar. schreiben einen Brief an Darius
N N 0'1
(dnö Twv AaWV
( dnEX8a.VO]..LEVO L)
11,88: Chuthäer/Samar.
Esra (M:T I LXX)
A.aöc •nc
Yn~>
evt. 4,11-16: Die Schreiber eines Briefes an Artaxerxes werden in 4,7f mit folgenden Namen genannt: Mitredat, Tabeel; Befehlshaber Rechum, Schreiber Schimschai.
227 Das "Volk des Landes", das in Esra 4,4 und 3Esra 5,69 (im Plural) mit den vom König von Assur hergebrachten Leuten identifiziert wird (vgl. 4,2b bzw. 5,66), nennt Josephus nicht mit diesem zu seiner Zeit wohlbekannten Terminus 638 . Die konkordantischen Zitate unter den Stichwörtern ~ßVoG, AaOG und Yn, xoopa 639 zeigen, dass Josephus nie von einem EßVOG/AaÖG •nG YnG/xoopaG
eine den beiden Esra-Büchern analoge Ausdrucksweise fehlt also 640 • spricht~
Insgesamt erwecken die Erwähnungen der Samar. in diesen Textstellen von Ant den Eindruck eines akuten Antagonismus: 11,84. 88.97 nennen die Feinde beim Namen - ja schon 11,61 ergänzt bzw. konkretisiert. Ihre antijüdischen Interventionen (11,88f.97) haben in der hier von Josephus beschriebenen Zeit Erfolg gehabt: Verzögerung und Aufschub beim Wiederaufbau (11,88; vgl. 3Esra 5,70; Esra 4,24). Nebst der namentlichen Erwähnung der Rivalen fällt uE. auch auf, dass die Samar. eine gewisse Macht haben; ihre Beziehungen zu syrischen Völkerschaften bzw. Persönlichkeiten (11,88f) verraten dies. Ist vielleicht das Thema "Samar.
Jerusalemer-Tempel" zur Zeit
des Josephus hoch aktuell gewesen? Aufgrund von Lk 9,52f (vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F), Ant 11,87 und Ant 18,30 (letzteren Text vgl. unten z.St.) kann diese Frage uE. mit Wahrscheinlichkeit bejaht werden. Möglicherweise spielt für gewisse Samar. auch der durch Herodes d.Gr. gebaute Tempel in Sebaste im 1. Jh.n. eine Rolle: Er könnte einigen von ihnen - aus Opposition zu
638) Vgl. dazu Würthwein, Am ha-arez, und die neuere Studie von Oppenheimer, cArn Ha-Aretz. Goodrnan, Rezens. Oppenheimer, 248, schreibt, Oppenheimer betrachte den Am Ha-Aretz als "a separate straturn of society even though the term is only used in fact to refer to non-observance of religious precepts". Im Hinblick auf die eventuelle Identität des Am Ha-Aretz mit den Samar. zieht Oppenheimer einzig den Traktat "Chuthim" herbei (229-238). Er kommt dann zum Schluss: " •.• there is, of course, no valid reason whatsoever for identifying the carnrnei ha-aretz with the Samaritans" (238). 639) Vgl. Rengstorf, Concordance II. 15-18; III. 13-15; I. 357361; IV. 377-382. 640) Für das Landvolk (Juden) braucht Josephus Wendungen wie b ~~ •nG xoopaG AadG (Bell 2,10.170); ~a•d •nv xoopav nAnßoG (Bell 1,153; 4,129); näG b AaÖG t~ •wv ~w~wv (Ant 11,109); •nG xoopaG 5XAOG (Ant 16,62).
•o
228 Jerusalem - zur neuen Kultstätte geworden sein (was den Juden wohl missfiel). Ob der Antagonismus der persischen Zeit stärker durch politische denn durch religiöse Ursachen aufgekommen ist 641 , lässt sich uE. so nicht belegen. Wir sind der Ansicht, dass religiöse Gründe eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben dürften. Trotz der eigentlichen Thematik dieser Texte - dem Wiederaufbau Jerusalems und vor allem des Tempels - macht Josephus nirgends auch nur die geringste Bemerkung, diese Samar. (die dieselben Rechte im Heiligtum wie alle Nichtjuden erhalten haben) hätten daraufhin oder in späterer Zeit versucht, eine eigene religiöse Gemeinschaft zu konstituieren oder einen eigenen Tempel zu gründen. (Angesichts des vorgreifenden Abschnittes in Ant 9,291 [vgl. zu Ant 9,290] wäre auch hier eine Vorwegnahme aus Josephus' Feder nichts Aussergewöhnliches gewesen.) Die Samar. erscheinen im Gegenteil in persischer Zeit bzw. in diesen Texten als durch und durch Jerusalem-orientiert bzw. -interessiert. Eine rhetorische Frage lautet darum: Was wäre geschehen, wenn die Juden die Samar. damals hätten mitbauen lassen und sie im Kult ihnen (den Juden) gleichgestellt hätten? Vielleicht wäre die eine und andere Disharmonie später nicht vorgekommen. "Garizim" wäre aber wohl trotzdem möglich gewesen 642 • -Weil den Texten jeglicher Garizim-Bezug fehlt und weil sie sich auf eine Zeit beziehen, zu der die SRG noch inexistent gewesen ist, übersetzen wir alle diese Stellen mit "Samarier". Wir halten jedoch zugleich fest, dass es sich bei diesen Samariern offenbar um JHWH-gläubige Leute gehandelt hat.
641) Das vertritt zB. Widengren, Schism 512, der in der Etablierung der eigenständigen Provinz Judäa einen wichtigen politischen Faktor sieht. 642) Vgl. auch die Gründung des Tempels in Leontopolis (Aegypten): Ant 13,63-73 =Bell 7,426-432. Hierzu verrät Bell 7,431, Onias (IV.) habe aus Streitsucht und Zorn gegen die Jerusalemer Juden gehandelt.
229 Ant 11,174: Gewalttätige Nachbarvölker der Juden Als die Ammoniter, Moabiter, Samar. 643 und alle in (Coele-) 644 Syrien hörten, dass der Mauerbau in Eile vorangetrieben werde, waren sie empört
(XaAEnw~
~~Epov)
und sannen fortwährend Hinter-
listiges gegen sie (sc. die Juden) aus; sie wollten ihre Pläne verhindern. Viele der Juden töteten sie
oaCwv
(nOAAOU~
•E
•wv
'Iou-
~nEx•ELvav);
auch planten sie, Nehemia zugrunde richten zu lassen (5La~8EtpaL), indem sie Fremdstämmige 645 anwarben
und bezahlten (~Lo8ou~EvoC •Lva~
•wv
~AAO~uAwv),
um ihn zu tö-
ten. Dieser Abschnitt entspricht in etwa Neh 4,1 (MT)
=
4,7 bzw.
2Esra 14,1 (LXX). Die erste Auffälligkeit im Ant-Text betrifft die genannten Personen und Völkerschaften: Ant: s. im Text. MT : Sanballat, Tobija, Araber, Ammoniter und Aschdoditer. LXX: Sanballat, Tobija, Araber, Ammaniter. Der einzig gemeinsame Name in allen drei Texten ist "Ammoniter/ Ammaniter". Diese wie auch die Moabiter stehen inAntinsofern beziehungslos da, als sie beide - in Ant 11 bzw. zur Beschreibung der Perserzeit - sonst nicht vorkommen. Personen in (Coele-) Syrien hingegen spielen im 11. Buch der Ant eine Rolle: Mehrere Male wird von (einem) Eparchen von (Coele-)Syrien und Phönizien (und Samarien) gesprochen (vgl. zB. 11,89.101.138.167; die letztgenannte Stelle hat vielleicht das Stichwort "Samar." in 11,174 geliefert). Da sich Josephus' Aufzählung jedoch von den beiden biblischen Texten beträchtlich unterscheidet, liegt die Vermutung nahe, dass er hierfür eine andere Vorlage als einen der biblischen Texte gehabt hat. Auch die Fortsetzung in Josephus' Text stützt eine solche Vermutung: Er schreibt, dass viele Juden getötet worden seien, während Neh 4,5 (MT) = 4,11 (LXX) von einer Drohung der Bedrücker der Juden spricht. Bei Josephus bzw. in seiner Quelle scheint die Situation also zugespitzter
643) Die Samar. fehlen in PF; vgl. Niese z.St. Anm. 5. 644) PF lassen "Coele" aus; vgl. Niese ebd. 645) lacuna, mit P korrigiert; vgl. Niese z.St. Anm. 9.
230 beschrieben worden zu sein. Die Absicht, Nehernia umzubringen, ist Neh 6,10 auch bekannt; neu in Ant ist die Angabe von Drittpersonen, die den Mord gegen Bezahlung ausführen sollten. Die lacuna ist jedoch nicht mit Sicherheit mit dem Wort "Fremdstämmige" auszufüllen; daher soll dieser Interpretation kein besonderes Gewicht beigemessen werden. Sie ist uE. sogar widersprüchlich bzw. sinnlos: Die eben genannten Völkerschaften sind - in jüdischer Sicht -
ja Fremdstämmige, sodass sie nicht noch Frem-
de aus anderen (hier unerwähnten) Völkern hätten beiziehen müssen. Wer diese Bestochenen oder "offiziell" dafür angeworbenen und bezahlten Täter auch hätten sein sollen - hinter ihnen standen die Auftraggeber, die vier Nachbarvölker (vgl. Ant ll,l70f), u.a. auch die Samar. Alle scheinen gleichermassen "Feind" der Juden gewesen zu sein, sodass die Frage nach einem Hauptverantwortlichen aus dieser Stelle und dem unmittelbaren Kontext nicht zu beantworten ist. Die nächstgenannten über die Juden "Empörten" sind die Völkerschaften, die in Syrien wohnen (vgl. 11,180). Sie werden aber nicht mit dem Plan gegen Nehemia verknüpft. Was hier - wie schon in Aht 11,61.88f - gleich bleibt, ist die Erwähnung der Samar. zusammen mit anderen (heidnischen) Völkerschaften. Da sich der Inhalt noch immer um den Wiederaufbau Jerusalems dreht (vgl. zu Ant 11,6lusw.) und die Samar. in dieser Textstelle zu den anderen Feinden der Juden gezählt werden, übersetzen wir auch hier mit "Samarier".
Ant 12,10 (12,7.9): Streit zwischen Juden und Samar. in Aegypten *Ant 12,10: "ELXL]..LL"t"aL" *Ant 12, 7: "-riiiv f:v
rapL~ELV"
Nicht wenige Juden kamen freiwillig nach Aegypten, weil sie von der Vorzüglichkeit seiner Orte verlockt und von Ptolemäus' Grossrnut dazu ermuntert wurden (12,9). Ihre Nachkommen
(txy6voL~)
la-
gen jedoch mit den Samar. im Streit, weil sie (sc. die Nachkommen der Juden) sich vorgenommen hatten, die überlieferten väter-
231 liehen Bräuche der Lebensführung zu bewahren (Tnv naTpLOV aywynv TWV €8wv 646 anoow~ELV npoaLpOU~EVOLG €yCyvovTo 647 . So bekämpften sie sich gegenseitig (nPOG aAAnAOUG
enoAe~ouv).
Jene der Jerusa-
lemer sagten, dass ihr Heiligtum (tepov) heilig sei und dass die Opfer dorthin gesandt werden müssten; jene der Sichemiter 648 hingegen wollten, dass sie zum Garizim-Berg befohlen würden (Twv
öe
ELXL~L•wv
ECG •d rapL~E~v opoG XEAEu6v•wv)
(12,10).
Im 12. Buch der Ant spielt der Inhalt des Aristeas-Briefes 649 eine bedeutende Rolle 650 . Bei der Analyse von Ant 12,10 kann ein Seitenblick in diese Schrift gelegentlich hilfreich sein. Der Streit zwischen Samar. und Juden ist nicht unter den von Ptolemäus (I. Soter; 323 - 305v. Satrap, anschliessend König bis 283v.) 651 nach Aegypten Deportierten (vgl. 12,7) ausgebrochen, sondern unter den Nachkommen der freiwillig nach Aegypten Umgesiedelten652. Um die Identität der Streitparteien bzw. der Samar. feststellen zu können, müssen wir etwas ausholen: Ant 12,7 berichtet, Ptolemäus habe viele Gefangene nach Aegypten gebracht
646) Die meisten Codices schreiben E8vwv. Mit Niese ist dieses Wort zu emendieren, denn eine väterliche Lebensweise "der Völker" ergibt keinen Sinn. 647) Die Varianten der Schreibweise der beiden Verben (vgl. Niese z.St. Anm. 13) sind nicht sinnverändernd. 648) lacuna; FV haben Ea~apELTWv; vgl. Niese z.St. Anm. 16. ("Sichemiter" ist wohl eine Analogie zu "Jerusalemer".) 649) Zu ihm vgl. Dalbert, Theologie 92-140; Hengel, JH 111.126 und Meisner, Aristeasbrief 35-87. 650) van Unnik, Flavius Josephus 31, schreibt, Josephus habe den Inhalt desselben fast vollständig integriert. Marcus (Loeb) zu Ant 12,11 Anm. b reduziert die Verarbeitung des Aristeasbriefes durch Josephus auf einen Drittel des Originals. Zu Ant 12 und dem Aristeasbrief im allgemeinen vgl. Stählin, Josephus und der Aristeasbrief 323-331. 651) Dass Josephus von Ptolemäus I. Soter spricht, belegt Ant 12,3. Zu dessen Regierungszeit vgl. Marcus (Loeb) zu Ant 12,11 Anm. d. 652) Schon lange vor diesen beiden "Auswanderungen" gab es Juden in Aegypten. Dies bezeugen die sogenannten ElephantinePapyri; zu ihnen vgl. Exkurs A zu Ant 11,114.117. Zu den von Ptolemäus I. nach Aegypten gebrachten Juden vgl. Kasher, Units 57-67. Zu den freiwillig nach Aegypten gekommenen Juden vgl. Tcherikover (Hrsg.), CPJ I. 33.
232 und dort angesiedelt. Die Herkunft dieser Gefangenen wird wie folgt angegeben: - vorn Bergland Judäa und von den Orten um Jerusalern - und von Samarien
(Ea~apECcLOOG)
und jenen vorn Garizirn (xat
cwv EV rapL6ECv). Diese Aufzählung enthält einen gewissen Parallelismus (Judäa Sarnarien; Jerusalern- Garizirn); deshalb könnte angenommen werden, die Leute aus Samarien und jene vorn Garizirn gehörten - etwa analog zu denen aus Judäa und den Orten um Jerusalern - zur gleichen religiösen Gruppe. Dem muss uE. aber nicht so sein. Die in 12,7 verwendeten Termini sagen vorerst überhaupt nichts anderes aus, als dass sie die geographische Herkunft der Deportierten angeben. Nur bei
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jenen vorn Garizirn" fällt ins Gewicht, dass diese
Bezeichnung in Josephus' Werk hier erstmals vorkommt und auch die einzige solche bleibt. Nur einige Abschnitte vor 12,7 - nämlich in Ant 11,340 - erwähnt Josephus "Apostaten des jüdischen Volkes", die in Sichem, "das neben dem Garizirn-Berg liegt", gewohnt haben (vgl. zu Ant 11,341). Nochmals einige Abschnitte vor dieser Stelle schreibt der Historiker, dass sich "viele Priester und Israeliten"
(11,312) zu Manasse abgesetzt und neue
Wohnsitze erhalten haben (vgl. zu Ant 11,303). Aufgrund dieser relativ schnell aufeinanderfolgenden Angaben - Priester und Israeliten (in der Nähe des Garizirn), jüdische Apostaten (in Sichern), "jene vorn Garizirn"- darf wohl angenommen werden, dass sich die Formel "jene vorn Garizirn" ausschliesslich auf die Gruppe von Leuten bezieht, die erst seit einigen Dezennien in der Nähe des Garizirn gelebt hat und die wir "Samaritaner" nennen. Die anderen in 12,7 erwähnten "von Sarnarien" stammenden Leute müssen darum nicht auch Samaritaner sein; es könnte sich bei ihnen um Menschen handeln, die bzw. deren Vorfahren schon lange in Samarien lebten und zum Garizim-Kult keinerlei Beziehung hat653 ten . Aus 12,7 ist die religiöse Zugehörigkeit der nach Aegyp-
653) Unter den Gefangenen von Samarien könnten sich zB. auch Mazedonier, die von Alexander d.Gr. oder Perdikkas in oder nahe der zerstörten Stadt Sarnaria angesiedelt worden sind (vgl. Exkurs B zu Ant 11,341) ,befunden haben: Josephus erwähnt anschliessend (Ant 12,8), dass die Juden aus Jerusalern und Umgebung in Alexandria die gleichen bürgerlichen Rechte wie die "Mazedonier".erhalten hätten. Auch bei denen
233 ten gebrachten Leute also nicht ohne weiteres ersichtlich. Wenn Josephus den Garizirn gewisserrnassen als Zentrum Samariens - wie (die Orte um) Jerusalern als Hauptbereich Judäas - darstellt, dann hängt das doch damit zusammen, dass Sichern damals - anstelle des zerstörten Samaria - Hauptstadt Samariens gewesen ist (vgl. zu Ant 11,341). Zum Vorkommen der Bezeichnung "jene vorn Garizirn" ist festzuhalten: 1. In 12,7 steht die Formel an chronologisch möglicher Stelle (die SRG existierte zur Zeit des Ptolernäus I.). 2. Die Bezeichnung ist ähnlich wie die Erwähnungen der SRG in Sir 50, 26; 2Makk 6,2: Die Leute werden nach dem Ort, wo sie wohnen, genannt654. Ptolernäus hat- Ant 12,7 folgend- sicher Samaritaner nach Aegypten deportiert 655 • Wer die Leute aus dem übrigen Samarien gewesen sind, muss letztlich offen bleiben. Sicher ist hingegen, dass Juden damals nach Aegypten gekommen sind (vgl. Ant 12,9: andere/weitere Juden seien freiwillig gekommen) 656 . In der subtilen Spezifizierung, die 12,9f bezüglich der Juden in Aegypten enthalten (Nachkommen der freiwillig Ausgezogenen), darf vielleicht ein sozialgeschichtlich interessantes Phänomen gesehen werden: Bei den Zwangsdeportierten hat es offenbar keine oder keine nennenswerten Auseinandersetzungen zwischen Juden und Samar. gegeben. Der Grund ist möglicherweise darin zu suchen, dass
vorn Bergland Judäa könnten Nichtjuden mitgerneint sein; solche gab es in Judäa jedenfalls bis zur Makkabäerzeit; vgl. 2Makk 14,14. 654) Vgl. Kippenberg 33 Anrn. 1. 655) Kippenberg 15lf schreibt, P.R. Abel vermute, dass die von Ptolernäus I. Soter weggeführten Samaritaner in Gasa zurückgelassen worden seien. Doch das älteste Zeugnis für eine samaritanische Kolonie in Gasa - so Kippenberg - finde sich erst bei Eusebius (und beziehe sich nicht auf diese Zeit). - Wir können die Vermutung von Abel (aufgrund des Fehlens eines literarischen oder archäologischen Beleges) auch nicht teilen. 656) Ap 1,186 bezieht sich auf Hekataios von Abdera: dieser berichte, Ptolernäus sei nach der Schlacht von Gasa Herr von Syrien geworden; viele Leute, die in Aegypten zu leben wünschten, hätten sich ihm dann angeschlossen. Dieser "Auszug" soll nach dem zweiten syrischen Feldzug des Ptolernäus I. stattgefunden haben; vgl. Meisner, aaO. 47 Anrn. 14a und Marcus (Loeb) z.St. (12,10) Anrn. b.
234 alle zuerst den Status von Gefangenen (vgl. 12,7) gehabt haben 657 , also Schicksalsgenossen gewesen sind. Erst als alle 658 aus der ägyptischen Sklaverei befreit worden (so Arist. 22-25) und weitere traditionsverbundene Juden (vgl. "väterliche Bräuche"; 12,10) freiwillig nach Aegypten umgezogen sind, ist es zwischen den Nachkommen der letzteren und Samar. zu Disputen bezüglich 659 der beiden Heiligtümer gekommen Kippenberg vermutet, dass die Angaben in 12,10 den "Anlass und Hintergrund" der in Ant 13,74-79 (vgl. zu Ant 13,74.75) geschilderten Auseinandersetzung enthalten könnten 660 . Wirschliessen uns Kippenberg an, weil Josephus in 12,10 ausdrücklich von "Nachkommen" spricht. Diese Nachkommen sind chronologisch nicht präzise zu datieren. Josephus dürfte hier -wie auch in Ant 9,291 vorgegriffen haben 661 : Die eigentliche Schilderung dieses Streites folgt erst im 13. Buch der Ant (13,.74-79) und wird in die
657) Arist. l3f schildern ihre Gefangenschaft recht anschaulich: Die guten Männer seien bewaffnet und in Wehrdörfern angesiedelt worden. Die Aelteren, Jüngeren und die Frauen seien Sklaven geworden; vgl. dazu Kasher, aaO. 61. 658) Von Samar. spricht Arist. nicht. Die Verschleppten werden ausschliesslich Juden genannt und stammen nur aus Judäa; vgl. 4.12.15.22f u.ö. Kautzsch, aaO. II. 1 deutet Arist. als Schrift zur Verherrlichung des jüdischen Volkes und Gesetzes; auch Hegermann, Schrifttum 166, spricht von einem missionarisch-apologetischen Anliegen von Arist. Hierin könnte eventuell der Grund liegen, dass in Arist. nicht von Samar. die Rede ist. 659) Purvis, SP 110, vermutet, dass die Fremdschaftsgefühle zwischen Juden und Samar. in der Diaspora stärker zum Vorschein gekommen seien als in Judäa und Samarien. 660) 66. Coggins, Samaritans 97, nennt beide Texte "extremely similar, and may be duplicate versions of the same set of events". 661) Ant 12,10b nennt den Grund des Streites: Es geht - wie auch Ant 13,74 angibt- um die Heiligtümer in Jerusalem und auf dem Garizim. Darum scheint uns die (blasse) Erwähnung des (späteren) Streites zwischen Juden und Samar. hier - nach dem Bericht der Wegführung von Gefangenen aus Judäa und Samarien durch Ptolemäus I. - nicht einfach deplaziert zu sein: Zur Zeit von Ptolemäus I. ist, nebst dem Jerusalemer-, auch der Garizim-Tempel als Heiligturn vorhanden gewesen; Verehrer von beiden sind nach Aegypten geführt worden (vgl. 12,7). Bei der Schilderung dieser Situation liegt es uE. auf der Hand, einen Bezug auf eine Tempelstreitigkeit herzustellen.
235 Zeit von Ptolemäus VI. Philernetor datiert. Noch ein zweites Indiz weist uE. auf die Epoche hin, in der der jüdisch-samar. Streit stattgefunden hat: die "väterlichen Bräuche" 662 • Wäre der in 12, 10 genannte Disput zur Zeit von Ptolemäus I. Soter ausgebrochen, dann wäre der Grund der Auseinandersetzung - das Bewahrenwollen der väterlichen Bräuche (Plural!) seitens der Juden- eher unverständlich. Denn zu jener Zeit hätten die Juden wohl kaum Anlass gehabt, sich wegen der "väterlichen Bräuche" von Samaritanern abzusetzen; die SRG ist damals noch kaum ein halbes Jahrhundert alt gewesen und - da liegt der springende Punkt - ihre "Väter" sind ja Juden gewesen: Manasse und "viele Priester und Israeliten"
(Ant 11,312) sowie "viele andere Stammesgenossen" (Ant 11,322) von Manasse haben sich der SRG angeschlossen 663
Falls 12,10 als von 13,74-79 unabhängig gedeutet werden sollte, müssten die Samar. der ersteren Stelle als nichtjüdische Bewohner Samariens verstanden werden, die sich dem Garizim-Kult bzw. der SRG angeschlossen hätten. Wenn sich 12,10 jedoch auf die spätere Zeit bezieht (etwa rund 130 Jahre nach Ptolemäus I. Soter; vgl. zu Ant 13,74.75 Anm. 241), ergibt sich ein differenzierteres Bild der Situation der Juden und Samar. in Aegypten: Die "väterlichen Bräuche" sind damals möglicherweise ein wichtiges Thema gewesen. Wie uns vor allem die Makkabäerbücher wissen lassen, haben sich im 2. Jh.v. verschiedene Juden von althergebrachten Bräuchen dispensiert (vgl. zB. lMakk 1,11.13-15; 9,23; 11,21; 2Makk 14,3.38); der Priester Mattathias hat seine Söhne ermuntert, die (landesüblichen) Bräuche zu bewahren (vgl. lMakk 2,49f = Ant 12,280). Aufgrund dieser Stellen könnte aus 12,10 gelesen werden, das damalige ägyptische Diaspora-Judentum habe trotz - oder wegen - offensichtlicher Gefahren mit Zähigkeit an den väterlichen Sitten festhalten wollen. Sein Argument, die väterlichen Bräuche bewahren zu wollen (12,10), würde also darum hier stehen, weil es die Zeit zwischen 180 - 145v. betrifft.
662) Tcherikover, Jews 38.96f, schreibt, die Aegypter hätten allen Juden, militärischen Einheiten und "privaten" Siedlern erlaubt, ihre Traditionen aufrechtzuerhalten. 663) Kippenberg 57.60.85.92 hebt die jüdische Herkunft der SRG besonders hervor.
236 Somit enthielte 12,10 in bezug auf den Streit zwischen Juden und Samar. einen Hinweis auf die Situation unter Ptolemäus VI. Philometor. Im Plural "väterliche Bräuche" 664 darf wahrscheinlich ein Hinweis gesehen werden, dass es sich noch um mehr als um den usus der Ablieferung der "Opfergabe" gehandelt hat. Selbstverständlich hat auch das Senden von Opfergaben zu den "väterlichen Bräuchen" gehört 665 . Weil wir - wie Kippenberg - also annehmen, 12,10 beziehe sich auf 13,74-79, verweisen wir hier auf die Ausführungen zur letzteren Texteinheit und auf den Exkurs D (vgl. zu Ant 13,275-277), der sich mit dem Ergehen der SRG während der makkabäischen Zeit befasst. 12,10 enthält - auch wenn Ant 13,74-79 nicht mitgelesen werden - Kriterien, die uns eine Identifizierung der darin genannten Samar. erlauben: Die Sichemiter wollen, dass die Opfer zum Garizim gesandt werden. Aus dieser Angabe dürfen bzw. müssen die Samar. als "Samaritaner" interpretiert werden.
664) Josephus spricht insgesamt 34mal von "väterlichen Bräuchen" (rra•pLOV EßO~) :, eine andere Formel, rra•pLO~ v6~o~, braucht er über 50mal; vgl. Rengstorf, Concordance III. (Stichwort rra•PLO~) 358-360. (Josephus hat auch vorgehabt, eine eigene Abhandlung über "väterliche Bräuche" zu verfassen; vgl. Ant 4,198; 20,268. Dazu vgl. Altshuler, Treatise 226-232.) Aus der Konkordanz geht hervor, dass Josephus mit "väterlichen Bräuchen/Gesetzen/Weisungen" alles Mögliche meinen kann (zB. jüdische Gebote: Bilderverbot Bell 2,195; Sabbat Bell 4,102; Ant 14,258; gegen fremde Götter Ant 5,101; Beschneidung Ant 13,397; 20,75; Volksbräuche/Gepflogenheiten: auch jüdische Räuber dürfen nach Jerusalem Bell 4,136; Militärdienst, wenn Bräuche eingehalten werden können Ant 11, 339; 14,223; Einbrecher nicht als Sklaven verkaufen und des Landes verweisen Ant 16,1 usw.). 665) Vgl. die ausser in 12,10 einzige ähnliche Erwähnung in Ant 16,171: Die Juden sollten nicht gehindert werden, Geldsummen beliebiger Höhe zu sammeln und ihrem väterlichen Brauch entsprechend nach Jerusalem zu senden.
237 Ant 18,30 (18,29): Sarnar. streuen an Pesach menschliche Gebeine im Jerusalemer-Heili.~g~t~um~~a~u==s--------·-------------------------------
Zur Zeit als Judäa von Coponius verwaltet wurde, geschah folgendes: Am Fest der ungesäuerten Brote, das Pesach genannt wird, schlossen die Priester wie üblich nach Mitternacht (~x ~EcrnG vux•oG) 666 die Portale des Heiligtums auf (18,29). Nachdem diese offen waren, zerstreuten samar. Männer (aVÖPEG heimlich
(xpu~a)
~Aß6v•EG),
Ea~apEt•aL),
nach Jerusalem gekommen waren (EtG •
die
IEpoa6Au~a
menschliche Gebeine (avßpwnELWV 6a•wv) in den Säulen-
(~v •atG a•oatG) und im gesamten Heiligtum (xat ÖLa nav•dG •oü tEpov) 667 . Solche Sitten gab es früher nicht (~n np6•Epov
hallen
~nt •oLou•oLG vo~L6ov•EG);
jedoch war nun eine stärkere Bewa-
chung des Heiligtums nötig (aAAa öLa ~uAaxnG ~EC6ovoG ~yov •o tEp6v) 668 • Dieser Vorfall ist zur Zeit des Prokurators 669 Coponius (6 - 8/9 670 n.) geschehen . Aus 18,29f kann geschlossen werden, dass er sich in der ersten Pesachnacht abgespielt hat, denn das Oeffnen der Portale (vgl. mMid 1,3: fünf Tore des Tempelberges; mMid
666) Wir übersetzen wie Feldman "nach Mitternacht"; die Gründe vgl. bei Feldman (Loeb) z.St. Anm. b. 667) Die latein. Version von Hudson liest ÖLo xat (nav•aG) . "Heiligtum" bleibt jedoch. Vgl. Feldman (Loeb) z.St. Anm. 1. Nach dem Wort "Heiligtum" folgt eine lacuna; Feldman ebd. Anm. 2f schreibt darnach - Niese folgend - nPEav•o; vgl. auch Niese z.St. Anm. 16. 668) So wie der Satz in den Mss steht, bereitet er Schwierigkeiten. Niese schreibt z.St. Anm. 17, dass E eine lacuna aufweise; ca. 40 Buchstaben blieben noch übrig. - Lat schreibt: "et ex illo coepit in templo custodia maior sacerdotibus exerci". - Carcopino, rescrit 90, bemüht sich, den mangelhaften Text an Bell 2,117 anzugleichen. Darum erwähnt er in ihm die Römer und die Todesstrafe; vgl. dazu Feldman (Loeb) z.St. Anm. d. 669) Vgl. Bell 2,117, wo Coponius "~nC•ponoG" genannt wird. Zu diesem Terminus vgl. zu Ant 17,69 =Bell 1,592 Anm. 507 und zu Ant 11,6lusw. Anm. 607. - Coponius ist der erste Prokurator der römischen Provinz Judäa gewesen. 670) Irmscher, Sn.
ALa•ay~
181, datiert das Ereignis in das Jahr
238 1,4: sieben Tore des Tempelhofes) 671 geschah nachts: Nachdem die zum Schächten gekommenen Juden sich im Tempelhof in drei Gruppen eingeteilt hatten, sind die Türen desselben geschlossen worden. Nach dem Schächten der Tiere 672 sind die Juden weggegangen, um ihre Pesachopfer zu braten und in einem Hause zu essen (vgl. mPes 5,5-10 und [die GemaraJ ebd. 64b-65b sowie 86a-b). Die Zeremonie des Essens musste vor Mitternacht beendet sein (vgl. bPes 120b). mYom 1,8 berichtet, die Priester hätten (an allen drei Wallfahrtsfesten) nach der ersten Nachtwache mit dem Abheben der Asche vom Altar begonneni noch vor dem Hahnenschrei sei der Tempelhof jeweils voll von Israeliten gewesen. - Mit Hilfe dieser Angaben über den Verlauf der ersten Nacht des Pesach-Festes kann gefolgert werden, die Samar. seien nach dem Schächten und Essen der Pesachopfer ins Heiligtum gekommen: nachts bzw. (spätestens) am frühen Morgen, vor dem Hahnenschrei. Die Portale sind nach Mitternacht geöffnet worden, sodass die Samar., getarnt durch die Dunkelheit, wie die zum Heiligtum kommenden Juden eintreten konnten 673 • Wären sie vor dem Schächten gekommen, hätten sie sich (mit den zur Ausstreuung bestimmten menschlichen Gebeinen) kaum unauffällig verhalten können (vgl. den Ritus beim Schächten in mPes 5,5-10). - Josephus zufolge sind die samar. Täter schon "heimlich" nach Jerusalem gekommeni das ist wohl (auch) darum gut gegangen, weil die Juden mit den Vorbereitungen für Pesach beschäftigt (vgl. die Suche und Wegschaffung des Gesäuerten: mPes 1,1.4-5) oder gar bereits im Heiligtum am Schächten gewesen sind. Als die Samar. Jerusalem erreicht haben, ist
671) Zur "Einteilung" des Tempelareals vgl. Busink, Tempel 1062f, der sich zur Frage des Eindringens in den Tempelbezirk allerdings nicht äussert. Den auch Nichtjuden zugänglichen Aussenhof nennt Busink - im Anschluss an die Bezeichnung in Bell 5,193 ("das zweite "i.Epdv") -"das erste "LEpdv". 672) Dieses hat zwischen ca. 15.00 - 17.00 Uhr stattgefundeni vgl. Bell 6,423 (9.-11. Stunde). Bei diesem Opferritus durfte kein Fremder, der (gerade) beim Anbeten war, anwesend sein; vgl. Bell 6,426f. 673) Vgl. Bell 5,99f. Diese Stellen beziehen sich zwar auf ein Pesach-Fest während des jüdisch-römischen Krieges; sie berichten jedoch, wie eine Gruppe bewaffneter Männer unerkannt mit "dem Volk, das zum Anbeten hineinzugehen wünschte", in das Heiligtum gekommen war.
239 es in dieser Stadt voller jüdischer Festpilger wohl kaum sehr schwierig gewesen, unterzutauchen, um nach Mitternacht in den Tempelbezirk gelangen und das Vorhaben ausführen zu können. Vielleicht darf in der makaber-respektlosen Handlung dieser Samar. ein Akt des Spottes über den jüdischen Auferstehungsglauben gesehen werden. Diese Vermutung kann aus folgendem Grund gemacht werden: Am Sabbat, der innerhalb der Pesach-Festtage liegt, ist als Haftara wahrscheinlich Ez 37, die Vision von den verdorrten Totengebeinen, denen Gott neues Leben schenkt, gelesen worden 674 • Die Samar. bzw. die Täter hätten durchaus wissen können, dass dieser Prophetenabschnitt in der Pesach-Zeit gelesen würde bzw. dass Pesach mit dem Gedanken von neuem Leben - "Auferstehung" - etwas zu tun habe. Weil sie selber nicht an eine Auferstehung der Toten geglaubt haben 675 , wollten sie eventuell - durch das Ausstreuen menschlicher (!) Gebeine (die sie wohl als "Beweis" gegen die Auferstehung mitgebracht haben) - den jüdischen Auferstehungsglauben verspotten. Möglicherweise ist das das Ziel ihrer Aktion gewesen 676 , nicht oder nicht primär die Verunreinigung des Tempelbezirks am Pesach-Fest. Leider ist der Text von 18,30 genau dort verdorben, wo er
un~er
Umständen wichtige Angaben enthalten könnte: Josephus berichtet, die Knochen seien in den Säulenhallen zerstreut worden; mit dieser Lokalisierung könnte der erste Vorhof, der sogenannte Vorhof der Heiden, gemeint sein (vgl. Ant 15,417) 677 • Hierhin haben die Samar. - wie alle Menschen - normalerweise Zutritt gehabt (vgl. Ap 2,103; Ant 12,145; 15,417 und vgl. zu Ant 11,6lusw. Anm.621.
674) Vgl. Riesenfeld, Resurrection 36f und ebd. Anm. 3. 675)
"Auferstehung" ist zwischen Juden und Samar. ein Kontro.,versthema gewesen; vgl. Billerbeck, aaO. I. 55lf. Der Traktat "Chuthim" II.,lO (Gulkowitsch) zählt den Auferstehungsglauben zu den Bedingungen der Aufnahme der Chuthäer in die jüdische Gemeinschaft.
676) Ant 18,29f enthalten keine Begründung dieser samar. Aktion Man könnte gerade deshalb vermuten, religiöse Gründe hätten eine Rolle gespielt, denn Josephus schweigt sich gelegentlich über religiöse Begründungen aus (vgl. zu Ant 11,6lusw.). 677) Auch dieser Teil des Tempelareals ist als "heilig" betrachtet worden; vgl. dazu McKelvey, Temple 64 und Busink, aaO. 1062.
240 622.623). Problematisch ist die nächstfolgende Angabe, die das Heiligtum betrifft: Sind die Gebeine im gesamten Heiligtum zerstreut worden, dh. auch im (zweiten) sogenannten Vorhof der Israeliten? Dieser ist Fremden unzugänglich gewesen (vgl. wiederum Ant 15,417; Bell 5,194 und vgl. zu Ant 11,6lusw. Anm. 623). - Man mag die Textlücken und -unsicherheiten in Ant 18,30 aus guten Gründen bedauern, denn sie sind kaum mit Sicherheit auszufüllen bzw. auszumerzen 678 • Aus dem Duktus des (zwar kurzen) Berichtes scheint es uns jedoch sehr wahrscheinlich zu sein, dass die Frage, bis wohin die Samar. bei dieser nächtlichen Aktion legal gelangen konnten, aus 18,30 auch dann nicht beantwor~ tet werden könnte, wenn der Text vollständig und klar wäre. Der Grund liegt in der Schilderung eines anormalen Inhaltes: Weil hier etwas Illegales, eine abnorme Verhaltensweise, berichtet wird, können diese Angaben uE. nicht zur Beantwortung der grundsätzlichen Rechtsfrage nach der Zulassung der Samar. zum Tempel in Jerusalem herangezogen werden (wie das verschiedene Interpreten von Josephus' Text tun). M.a.w.: Die Unebenheiten in diesem Ant-Text sind für die Beantwortung dieser Frage belanglos; das heisst: Selbst wenn 18,30 örtlich genaueAngaben ("erstes-", "zweites Heiligtum" o.ä.) machen bzw. zulassen würde, wäre aus ihnen noch keineswegs garantiert, dass die Samar. (bis) dorthin legal gelangen konnten. Man sollte sich die Situation des in 18,30 Geschilderten konkret vorstellen: Die Masse der jüdischen Festteilnehmer ist so gross gewesen679 , dass die einzelnen wohl kaum kontrolliert werden konnten 680 • Darum haben wohl diese
678) Vgl. Irmscher, aaO. 182. 679) Bell 2,280 spricht von einem Pesach-Fest, an dem "nicht weniger als 3 Millionen" anwesend gewesen seien; Bell 6,425 nennt eine Zahl von ungefähr 2,7 Millionen Menschen. Die Juden sind aus dem ganzen Land und aus dem Ausland gekommen; vgl. Bell 6,421; Ant 17,213. Verschiedene Forscher bezeichnen die eben genannten Zahlen von Josephus als stark übertrieben; vgl. zB. Byatt, Josephus 51-60: Er rechnet mit einer Teilnehmerzahl von über 1 Million Juden (an einem Wallfahrtsfest) • 680) Die Römer haben an Wallfahrtsfesten zwar spezielle Wachtposten aufgestellt; vgl. Bell 2,224. Irmscher, aaO. 182, schreibt, dass es sicher sei, "dass die römische Amtsgewalt diesen Ereignissen in Jerusalem grösste Aufmerksamkeit schenkte und ihre Massnahmen nicht auf sich warten liessen".
241 Samar. zusammen mit einer Menge Juden das Heiligtum betreten können, nachdem die Tore nach Mitternacht geöffnet worden sind. Es kann deshalb auch als möglich betrachtet werden, dass sie auch in den zweiten Vorhof, dessen Zutritt Fremden verboten gewesen ist, eintreten konnten. Aus diesen Gründen deuten wir den Satz bezüglich des Ausstreuens der Gebeine ("im gesamten Heiligtum") auf das Areal des ersten und zweiten Vorhofes (allerdings eben ohne daraus [automatisch] zu schliessen, die Samar. hätten zu letzterem legalen Zutritt gehabt). Die Tatsache, dass die Delinquenten Samar. genannt werden, weist darauf hin, dass sie (als solche) identifiziert werden konnten 681 • So weit wir sehen, ist diese Störung des Pesach-Festes stets den Samaritanern angelastet worden.
(Dies ist wegen der termino-
logischen Indifferenz bezüglich der SRG und den Samariern nicht erstaunlich.) Aus dieser Deutung sind jedoch verschiedene Konsequenzen gezogen worden; dieser Vorfall ist zB. als Auslöser einer tieferen Feindschaft zwischen Juden und Samaritanern interpretiert worden 682 • Montgomery und- ähnlich- Jeremias leiten aus ihm ab, dass die Samaritaner zur Zeit des Herodes d. Gr. zum Innenhof des Jerusalemer-Tempels wahrscheinlich Zutritt gehabt haben, dieses Recht jedoch ca. 12 Jahre nach seinem Tod (dh. Sn.; vgl. Anm. 670) verloren haben 683 . Haefeli folgert mit Verweis auf Joh 4,20 und Ant 11,87, die Samaritaner hätten weiterhin zum Jerusalemer-Heiligtum kommen dürfen. "Und es ist auch nicht anzunehmen, dass die Juden den Samaritanern dieses Recht, jüdische Proselyten zu werden, anlässlich dieses Vorfalles abgesprochen haben" 684 • -Aus diesen Folgerungen wird ersichtlich, dass verschiedene Forscher die Frage des Ausschlusses der Samar. bzw. Samaritaner vom Gottesdienst im JerusalemerHeiligtum mit dieser Textstelle verbinden. Weil Ant der einzige
681) Vgl. bPes 3b, wo von einem Nichtjuden, der nach Jerusalem gegangen ist und vom Pesachopfer gegessen hat, berichtet ~ird. Durch sein Benehmen habe er sich selber eine Falle gestellt; als die Untersuchung über seine Herkunft ergeben habe, dass er Nichtjude sei, sei er getötet worden. 682) Vgl. zB. Jeremias, Jerusalem 389; Gowan, Samaritans 168. 683) Vgl. Samaritans 84f; Jerusalem 389. 684) Geschichte 107.
242 Text ist, der vom Recht der Samar. (bzw. Samarier) spricht, Gott "wie alle Menschen" im Jerusalemer-Heiligtum anbeten zu dürfen (vgl. zu Ant 11,6lusw.), nehmen wir an, diese Formulierung spiegle die Situation des 1. Jh's n. wider: Das hiesse, die Samar. hätten in Jerusalem auch nach Sn. bzw. auch nach dem Pesach-Vorfall, den 18,29f schildern, anbeten dürfen. Aus rabbinischen Quellen geht ja hervor, dass sie (bzw. die Chuthäer) als Proselyten (vgl. die Termini v~~/nOK '~'l und n~'~K '~'l; vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F Anm. 545.546) im Gespräch geblieben sind. Daher wäre ein Verbot, im Jerusalemer-Tempel zu beten, unverständlich685. Wegen der Textverderbtheit - eventuell aber auch aufgrund von Josephus' mangelnder Information - bleiben der Ausgang und die Folgen dieser nächtlichen Störaktion 686 unbekannt. Mit einer Bestrafung der offenbar identifizierten Täter darf sicher gerechnet werden. Coponius hat vom römischen Kaiser (Augustus) das Recht erhalten, Todesstrafen verhängen zu dürfen (vgl. Bell 2,117; zur Todesstrafe aufgrund eines anderen Pesach-Vorfalles vgl. Anm. 681) • Carcopino verbindet diesen Vorfall mit einer in Palästina gefundenen griechischen Inschrift, die aus den letzten Jahren des Augustus (gest. 14n.) oder aus etwas späterer Zeit stamme 687 Sie ist ein Edikt gegen das Verlegen vergrabener Körper (dh. Leichen) an einen anderen Ort: Auf Uebertretung steht die Todesstrafe. - Auch falls diese Anordnung erst nach dieser Pesach-Schändung - als eine solche darf der Vorfall von 18,29f .wohl interpretiert werden - getroffen worden wäre, würde sie doch zeigen, wie schwerwiegend ein solches Delikt in jüdischer Sicht empfunden worden ist.
685) Der Traktat "Chuthim" II.,lO (Gulkowitsch) nennt u.a. als Bedingung zur Eingliederung der Chuthäer in die jüdische Gemeinschaft: Diese müssten auf den Berg Garizim verzichten und Jerusalem anerkennen. Dies impliziert, dass der Weg ins Judentum grundsätzlich offen geblieben ist. 686) Für Jeremias' (Jerusalem 389) Deutung, dass sie ein Racheakt gewesen sei, dessen Ursache Josephus uns verschweige, finden wir keine Anhaltspunkte. 687) Publiziert hat sie Cumont, rescrit 241-266; vgl. auch Carcopino, aaO. 81 (Uebersetzung der Inschrift) und 88f.91.
243 Die Frage nach der Identität oder Samarier gewesen sind ver Ueberlegungen angegangen rungen tragen darum vollends
der Täter - ob es Männer der SRG kann nur mittels einiger assoziatiwerden. Die nachfolgenden Ausfühhypothetischen Charakter.-
Wüssten wir etwas Sicheres über den Festkalender der Samaritaner zu Beginn unserer Zeitrechnung 688 , könnten von hier aus vielleicht gewisse Schlüsse bezüglich der Täterschaft gezogen werden. Denn falls die Garizim-Gemeinschaft das Pesach-Fest damals zur gleichen Zeit wie die Juden gefeiert hätte, wäre der Verdacht auf eine samaritanische Tat in Zweifel zu ziehen: Der Samaritanische Pentateuch 689 weist nämlich dieselben Gebote für die Feier von Pesach auf wie sie auch die Juden haben (vgl. vor allem Ex 12,Sf: Ein Lamm soll von der ganzen Versammlung der Gemeinde der Israeliten geschächtet werden; Ex 12,16: Am ersten und siebten Tag soll eine heilige Festversammlung sein und keine Arbeit verrichtet werden). Es müsste darum gefragt werden, ob Mitglieder der SRG am ersten Abend auch ihres Pesach-Festes 690 eine solche Tat be-
688) Dies ist leider nicht der Fall. Gaster, Chain 486, meint, dass von allen die Samaritaner betreffenden Problemen "none is more difficult than that of their Calendar and of their system of chronology". -Die pauschale Berichterstattung in den samaritanischen Chroniken erlaubt uns nicht einmal dort Rückschlüsse auf ihren damaligen Festzyklus, wo noch gewisse chronologische Kriterien sichtbar sind, zB. in Chronik III.; vgl. Heidenheim, Chronik 348.364ff. Vorhandene Untersuchungen zum samaritanischen Kalender beziehen sich auf arabisch verfasste samaritanische Schriften, dh. auf die spätere und moderne Zeit (zB. Bowman, Importance 360-362; Powels, Kalender). Berichte und Untersuchungen über das samaritanische Pesach-Mahl sind nicht imstande, zuverlässige Aussagen über den damaligen Kalender zu machen (zB. Dalman, Passah 121-138; Cretien, paque 434-442; Jeremias, Passahfeier. Letzterer stellt fest, dass der jüdische und der samaritanische Kalender - heute - variieren; vgl. 78 Anm. 3. Ebenso Gaster, Samaritans 66; vgl. auch van Goudoever, Calendars 6.9.12). Die Bibliographie von Margain, Paque 58-63, enthält Literaturangaben zum samaritanischen Pesach im allgemeinen. 689) Ausgabe: von Gall, Der Hebräische Pentateuch der Samaritaner. 690) Es wird angenommen, dass die Samaritaner Pesach und das Fest der ungesäuerten Brote seit jeher auseinandergehalten haben; vgl. Kippenberg 212. (Ant 18,29 identifiziert beide [ursprünglich eigenständigen] Feste als ein und dasselbe Fest; vgl. dazu van Goudoever, aaO. 6f.l2f.) Wir haben jedoch keine Quellen, die die samaritanische Trennung
244 gehen konnten. Einen Hinweis, der uE. für die Gleichzeitigkeit des jüdischen und samar. Pesach-Festes spricht, finden wir in einer Aussage von R. Elieser ben Hyrkanus (um 90n.; Näheres zu ihm vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F): Er verbietet, das Ungesäuerte von Chuthäern an Pesach zu essen, weil diese der Genauigkeit der Gebote nicht kundig seien (vgl. bQid 76aBar.; bHul 4aBar.; tosPes I,l5 [156.171; Hul 2,7) 691 • Daraus kann uE. die Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden, dass die Chuthäer bzw. Samar. ihr Ungesäuertes im 1. Jh.n. zur gleichen Zeit wie die Juden hergestellt haben bzw. Pesach und das Fest der ungesäuerten Brote von Juden und Samar. zur selben Zeit gefeiert worden ist. Wenn der jüdische und der chuthäische Kalender im 1. Jh.n. jedoch übereingestimmt haben (sollten), wäre uE. anzunehmen, auch die Feste der SRG seien gleichzeitig wie die der Juden gefeiert worden. Vor der Annahme, die Täter seien Mitglieder der SRG gewesen, sind folgende - wohl schwer beantwortbare - Fragen zu stellen:
- Können diese Täter zu jenen Garizim-Leuten gehört haben, die sich auf die mosaischen Gesetze berufen (vgl. zu Ant 13,74.75) oder auf Mose (vgl. zu Ant 18,85.88) gestützt haben? Die "mosaischen Gesetze" über die Leichenunreinheit (vgl. Num 19,11. 13 und bes. 16: Wer mit Menschengebein oder mit einem Grab in Berührung kommt, ist für sieben Tage unrein) haben für die Samaritaner ebenso wie für die Juden Geltung gehabt. Haben Samaritaner Leichen ausgegraben, um deren Ueberreste im Jerusalerner-Heiligtum auszustreuen? Woher stammten die ausgestreuten menschlichen Gebeine?
beider Feste in frühsamaritanischer Zeit belegen. Erst der Mernar Marqa (vgl. "Einleitung" 5) stuft Pesach als "erstes Fest" ein (Mazzot = Fest der ungesäuerten Brote ist das "zweite Fest"; vgl. Kippenberg 212). Wenn der samaritanische und der jüdische Kalender damals nicht grundlegend voneinander abgewichen sind, darf uE. also angenommen werden, dass Pesach bei Juden und Samaritanern am gleichen Tag bzw. in der gleichen Nacht gefeiert worden ist. 691) Vgl. Jerernias, Jerusalern 392f. (Die gegenteilige Ansicht betr. der Erlaubnis zum Essen des Ungesäuerten findet sich in bGit lOa-b.)
245 Haben die Samaritaner (ähnlich bzw. gleich wie die Sadduzäer; vgl. Bell 2,165; Ant 18,16) die Auferstehung der Toten negiert692? Wenn angenommen würde, bei den Tätern habe es sich um Samarier gehandelt, stellten sich diese Fragen in einem anderen Licht: Bei Samariern könnte es sich um Menschen gehandelt haben, die sich den mosaischen Gesetzen nicht verpflichtet gefühlt hätten oder diese nur teilweise rezipiert hätten. Sowohl die Unreinheit aufgrund einer Berührung von Menschengebein wie auch der Glaube an die Auferstehung könnten bei Samariern keine oder keine bedeutende Rolle gespielt haben. - Mit Neigung zur Lesart "Samarier" lassen wir in Ant 18,30 das unbestimmte Wort "Samar." stehen. Vom Vorfall in Ant 18,30 berichten die samaritanischen Chroniken nichts; aber drei von ihnen- Chronik rv. 693 , Chronik vr. 694 und Chronik
vrr. 695
- erzählen einen ähnlich schikanösen Vor-
fall: Ein Jude sei auf dem Weg nach Jerusalem gewesen und habe bei zwei Samar. namens Ephraim und Manasse übernachtet. Er habe einen Beutel mit zwei Tauben, die als Opfergaben bestimmt gewesen seien, bei sich gehabt. Als der jüdische Gast geschlafen habe, hätten die Samar. die Tauben gegen zwei grosse Ratten ausgewechselt. Nichtsahnend habe der Jude den Beutel in Jerusalem übergeben. Nachdem die Bescherung offen dagelegen habe, seien die beiden Samaritaner von der jüdischen Gemeinschaft bestraft worden: Man habe ihnen harte Fronarbeit auferlegt und das Leben
692) Zu dieser schwierigen Frage vgl. die Ausführungen von Kippenberg, bes. 13lf.l41.289f. Aus den hier angeführten Beispielen geht hervor, dass über den Auferstehungsglauben der Samaritaner Widersprüchliches kursierte. Wichtig scheint uns zu sein, dass das über Dositheus bzw. die Dositheaner bezüglich des Auferstehungsglaubens Ueberlieferte nicht schlechthin auf die SRG übertragen werden muss. Kippenberg ist uE. zuzustimmen, wenn er schreibt, die Leugnung der Auferstehung durch Samaritaner lasse sich "aus dem samaritanischen Raume selbst .•• nicht belegen" (141), Das ebenda angeführte Beispiel (aus bSan 90b) spricht uE. für den Glauben der Samaritaner an die Auferstehung. 693) Text: Juynboll, Chronicon Kap. 47. 694) Text: Vilmar, aaO. Kap. 113. 695) Text: Adler-Seligsohn, aaO. Kap. 44ff.
246 schwer gemacht. Zudem habe man sie verpflichtet, im jüdischen Tempel zu dienen und in dessen Hof zu schlafen sowie Stacheln zu essen 696 • Aufgrund der sp~ten Entstehungszeit der samaritanischen Chroniken (vgl. "Einleitung" 5) und ihrer historisch 'Schwerwiegenden Mängel messen wir dieser Tiervertausch-Geschichte keine besondere Bedeutung zu. Sie ist jedenfalls nicht als Beleg dafür zu werten, dass die Täter des Pesach-Vorfalles Mitglieder der SRG gewesen seien. Die Parallelität beider Erzählungen (jener von Ant und dieser der samaritanischen Chroniken) besteht einzig darin, dass Samar. etwas tun, das im Jerusalemer-Heiligtum Unreinheit erzeugt bzw. Empörung auslösen muss.
Zwischenbilanz 2 2.1 Terminologische Ergebnisse Weil wir bereits im Ea~apEtc-Kapitel einige Texte behandelt haben, in denen die Namensform Ea~apEtTaL vorkommt (vgl. Ant 11, 116.118.340; 12,257; 18,89; 20,118.136; Bell 3,315), haben nun hier nicht mehr so viele Textstellen zur Analyse vorgelegen: Von den insgesamt 18 Ea~apELTaL-Textstellen sind noch deren 10 zu untersuchen gewesen. Wir haben deren Inhalte innerhalb sechs Texteinheiten analysiert. Allen 10 in diesem Ea~apEtTaL-Kapitel behandelten Texten ist eines gemeinsam: Nicht die meisten, sondern alle Codices weisen in diesen Texten die Namensform "Ea~apEtTaL" auf (P schreibt allerdings Ea~aptTaL; vgl. Ant 11,61.84.88). Von einem synonymen Gebrauch der Termini Ea~apELC und Ea~aPELTaL kann in diesen Textstellen daher nicht gesprochen werden.
696) Nacherzählende Version aus Chronik VII. 44ff.
247 Wir haben von diesen
Ea~apet•aL-Texten
nur einen einzigen mit
Gewissheit auf die Samaritaner beziehen können (Ant 12,10); die Identität der Samar., die in Ant 17,69 =Bell 1,592 und in Ant 18,30 genannt sind, bleibt ungewiss. Von den restlichen sechs Textstellen handeln deren fünf über Bewohner Samariens der Perserzeit (alle in Ant 11); nur Ant 9,290 bezieht sich auf die assyrische Zeit. Ausserhalb Josephus' Schriften sind die Textstellen im Neuen Testament die einzigen, die den griechischen Terminus Samar. aufweisen. Die zwar wenigen Erwähnungen zeichnen sich jedoch durch einen einheitlichen Gebrauch der Namensform Ea~apt•aL
Ea~apC•nG/
aus (vgl. den Schluss im Exkurs F: "Samar. im Neuen
Testament"). Wir erstellen hier eine Uebersichtstabelle. Sie zeigt das Vorkommen der beiden griechischen Namensformen für Samar. etwas anders als das "Namensverzeichnis" (S; 48 ) auf: Sie gliedert nach einzelnen Büchern von Josephus' Schriften, führt die einzelnen Abweichungen innerhalb einer Textstelle an und hebt jene Stellen durch Unterstreichen hervor, in denen wir die Samar. als Samaritaner identifiziert haben. Aufgrund dieser Tabelle formulieren wir dann Resultate in bezug auf die beiden griechischen Termini.
Ant
Ea~apetG
9
(61.125f)
10
184
Ea~apet•aL
Abweichungen (bleiben unberücksichtigt; vgl. "Einleitung" Anm. 6.)
290
61 84 88 97
11
114
Ea~apt•aL
dt. dt. Codex A:
Ea~apet•aL
Codex A:
Ea~apet•aL
116 117 118 174 303 340 341
fehlt in PF E: Ea~apet•aL
248 Ant
Ea]..Lape:'CG
12
Ea]..Lape:t-ra~
10
Abweichungen FV haben ein zweites Mal I:a]..Lape:t-ra~ (statt I:~x~]..L'C-ra~)
156 257 262 13
17
FLV:
I:a]..Lape:t-ra~
MWE:
I:a]..Lape:t-ra~
74.74 75275 276 277 20 69 342
18
30 85 88 89
MWE Lat: "Juden" (statt "Samar.")
167 20
118 119 121 122 125 127.127 129.129 130 .130 132 134 135 136
Bell
1
I:a]..Lape:'CG 65
111 232 233 237.237 239 242 243 245.245
Ea]..Lape:t-ra~
MW:
I:a]..Lape:'CG
Abweichungen
592 2
MW:
249 3
307 312 315
Total
44mal
18mal
========================
Aufgrund dieser Tabelle ergeben sich folgende Resultate: - Für die Samar. der Perserzeit (Ant 11) wird
EauapELTa~
öfters
gebraucht als EauapELG. Das ist insofern auffallend, als die Verwendung dieser Namensform nicht mit der Landschaftsbezeichnung
EauapELT~G
(oder:
Eauape~•~x6v)
begründet werden kann:
Diese kommt in Ant 11 nie vor (vgl. zu Ant 11,6lusw.). - Für die Zeit seit dem 2. Jh.v. kommt hingegen EaupELG öfters vor;
EauaPELTa~
verschwindet beinahe (das Verhältnis ist 38:8;
vgl. die Kolonne von Ant 12,262 bis Bell 3,312 und jene von Ant 12,257 bis Bell 3,315). Der Grund könnte darin gesehen werden, dass
Eauape~a
in Josephus' Werk öfters, nämlich min-
destens 19mal, gebraucht wird;
EauapELT~G
kommt als Land-
schaftsbezeichnung nur 13mal vor (vgl. "Einleitung" 6 Anm. 37) • - Jene (wenigen) Texte, die wir auf die Samaritaner beziehen konnten, weisen mehrheitlich die Namensform EauapELG auf. Nur in zwei Stellen (Ant 12,10; Bell 3,315) enthalten alle Codices die andere Namensform (in Ant 18,89 steht in einigen Hss "Juden").
Was wir bereits in der "Zwischenbilanz 1" unter 1.3 dargelegt haben, gilt auch nach der Analyse der
EauapeLTa~-Stellen:
Spä-
testens die Schreiber der Codices haben beide griechischen Namensformen als Synonyme verstanden. Wir sind nicht überzeugt, dass Josephus in seinem Entwurf bzw. Original von Bell und Ant beide Namensformen zur Schilderung der einen und derselben Gruppe von Samar.
(innerhalb einer Texteinheit) gebraucht
bzw. aus seinen Quellen abgeschrieben hat (vgl. "Zwischenbilanz 1" Anm. 503). Solche "Abwechslungen" würden wir eher auf das Konto der Abschreiber, ja schon auf jenes der Uebersetzer bzw. Assistenten für ein korrektes Griechisch, buchen. Das heisst allerdings nicht, dass zur Zeit des Josephus nicht beide griechischen Namensformen für die Bewohner Samariens üblich gewesen
250 sein können. Ebensowenig meinen wir, Josephus selber habe zwischen der SRG und anderen Bewohnern Samariens terminologisch stets streng unterschieden. - Je nachdem, welchen Einfluss man Josephus' Gehilfen bzw. Assistenten zubilligen wi11 697 , wird man geneigt sein, den griechischen Text als getreue Uebersetzung oder blosse Sprachkorrektur seines Originals zu interpretieren, oder man wird in ihm (oder bestimmten Teilen von ihm) beinahe eine Neufassung erkennen. Die Frage nach dem "Urtext" von Josephus' Werk ist uE. - zusammen mit der Frage der ersten Uebersetzung bzw. deren inhaltlichen Korrekturen sowie der weiteren Ueberlieferungsgeschichte des Textes - ein wohl unlösbares Problem. 2.2 JHWH-gläubiqe Samarier Zwei der drei Texteinheiten, in denen wir "Samarier" übersetzt haben (Ant 9,288-291 und Ant 11,6lusw.) enthalten Angaben über die Religiosität dieser Samarier: Sie haben, allerdings aufgrund einer Notsituation, nach entsprechender Instruktion den Kult der (ehemaligen) Nordreichbewohner, der Israeliten, angenommen und begonnen, den höchsten Gott zu verehren (vgl. Ant 9,288-290). Ihr religiöses Leben steht dem der Juden an Intensität nicht nach (vgl. Ant 11,85); doch wahrscheinlich haben sich diese Samarier in einzelnen Bräuchen dennoch von den Juden unterschieden. Ueber die konkrete Ausübung der Religion dieser Leute erfahren wir nichts Detailliertes. Nur die Tatsache, dass
sie JHWH verehrt haben, steht fest. - Von allen bisher behandelten Texten sind diese beiden (oben genannten) die einzigen, die explizit von der Religion bzw. dem Gottesglauben von Samariern sprechen (wenn hier die Samar. von Ant 12,262.257, die zum Garizim-Tempel offensichtlich eine Beziehung gehabt haben und die von sich selber sagen, sie seien "Sidonier", nicht mitgerechnet werden) . Die Gründe für die äusserst mageren Informationen bezüglich der "religiösen Dimension" können vielfältig sein. Folgende Ueberlegungen spielen möglicherweise eine Rolle:
697) Zu diesem Problem vgl. Thackeray (Loeb), "Introduction" Bd. II. zu Bell, IXf. und ders., "Introduction" Bd. IV. zu Ant, XIV-XVII.
251 - Josephus arbeitet (in Bell und Ant) als Historiker und lässt deshalb Beschreibungen religiöser Zeremonien u.ä. weg oder beschränkt solche auf ein Minimum. - Der Historiker will in diesen beiden Büchern die Geschichte des jüdischen Volkes darstellen und beschreibt darum keine bzw. nur wenige "innersamarische" Angelegenheiten (wie zB. den Kult). - Josephus hat nichts Weiteres über die religiösen Praktiken der Samarier geschrieben, weil sie genau dieselben wie die der Juden gewesen sind. - Für Josephus hat der Kult der einstigen Nordreichbewohner einen negativen Beigeschmack gehabt (vor der sogenannten josijanischen Reform [zu ihr vgl. im Exkurs A zu Ant 11,114.117 Anm. 131] sind verschiedene Götter verehrt worden) • Falls die Samarier religiöse Traditionen der Israeliten des ehemaligen Nordreiches weitergeführt haben, wären auch diese Josephus verpönt gewesen. - Josephus hat die Samarier gehasst, verachtet usw. und/oder er hat aus persönlicher Unkenntnis ihrer religiösen Bräuche über diese nichts Näheres berichtet. - Alle Samarier haben sich sukzessive mit dem Garizim-Kult verbunden (seien also "Samaritaner" geworden) und deshalb enthalten jene Texte, die etwas über die Religiosität der SRG enthalten (Ant 12,10; 13,74-79; 18,85-89), Angaben über die religiöse Einstellung auch der vermeintlichen Samarier. Nach der Analyse aller Samar.-Texte, im IV. Hauptteil, werden wir die Themen "Josephus und die Samaritaner" und "Josephus und die Samarier" aufgreifen und - so weit wie möglich - einer Klärung entgegenführen.
Beide Bezeichnungen kommen ausschliesslich in Ant vor. Zwölf oder dreizehn der "Sichemiter"-Stellen beziehen sich auf die Einwohner Sicheros während der frühalttestamentlichen Zeit (vgl. "Namensverzeichnis" S. 48 ) • Nur vier Textstellen handeln von
252 den Epochen, die für unsere Untersuchung von Belang sind: 11, 342.344.346; 12,10 698 (die letzte Textstelle ist jedoch bereits analysiert worden). Der Inhalt der drei Stellen aus Ant 11 spricht von Siehemitern zur Zeit Alexanders d.Gr. Weil innerhalb der ersterwähnten Stellen (dh. jener von Ant 1 bis und mit Ant 6) keinerlei Angaben oder Bezüge zu den späteren Siehemitern gernacht werden übergehen wir diese 699 . - Die drei bzw. vier Erwähnungen der "Sidenier in Sichern" (11,344; 12,258.[260] 700 .262) stehen aufgrund 11,344 mit den Siehemitern in Zusammenhang. Weil sich die "Sicherniter"-Stellen von Ant 11 auf die Zeit Alexanders d.Gr. beziehen, jene der "Sidonier in Sichern" von Ant 12 jedoch auf die Zeit des Antiochus IV. Epiphanes, behandeln wir deren Inhalte je getrennt. Für die Beschreibung der Zeit zwischen ca. 1000 - 332v. kommt der Terminus "Sicherniter" in Josephus' Werk nie vor. Erst als in der zweiten Hälfte des 4. Jh's v. Sichern Hauptstadt Sarnariens geworden ist (vgl. zu Ant 11,341), findet diese Bezeichnung wieder Eingang in Josephus' Werk; zudem kommen gleichzeitig und erstrnals "Sidonier in Sichern" vor. Im Kontext dieser "Sicherniter"und "Sidonier"-Stellen spielt der Garizirn-Ternpel eine Rolle.
Ant 11,342b.344.346 (11,343.345): Die Sicherniter ("Hebräer" "Sidonier in Sichern") und Alexander d.Gr. Die Sarnar. trafen Alexander d.Gr. nahe bei Jerusalern und gaben sich vor ihm als Juden aus (vgl. 11,340-342a zu Ant 11,341). Als er sie lobte 701 , gingen die Sicherniter zu ihm (o"L ELXLJ.LL"t"O.L
698) Zwei Codices haben in 12,10 Ea.J.LO.PEL"t"O.L (nicht: "Sicherniter"); vgl. zu Ant 12,10 Anrn. 648. 699) Auch die Paraphrasierung von Gen 34 (=Ant 1,337-341) ist diesbezüglich unergiebig. 700) Hier steht sinngernäss nur "Sidonier". -Wir übersetzen "Sidonier in Sichern"; "Sidonier von Sichern" (so Purnrner, Polemik 241; Haefeli, Geschichte~) ist irreführend, weil ihre Herkunft dadurch missverstanden werden kann; vgl. auch Delcor, Sichern 37. 701) E:rta.LvEoa.v-ro~:; könnte auch mit "gutgeheissen", "zugestimmt", "gebilligt" o.ä. übersetzt werden; vgl. Menge-Güthling, aaO. 254. ·
253 702 npoafiA.8ov. au-ciii). Sie brachten die Soldaten, die Sanballat zu ihm gesandt hatte, mit und luden ihn ein, in ihre Stadt zu kommen und ihr Heiligturn zu ehren (EtG -cnv n6A.LV au-cwv Ka~
-co
nap' au-cotG i.Ep6v)
"CL~ncraL
(11,342b). Jener (sc. Alexander d.Gr.)
sagte, er werde ihrer Bitte ein andermal nachkommen, wenn eine Rückkehr in Sicht sei. Als sie es für angernessen hielten, um Dispens von ihrem Tribut im siebten Jahr zu bitten - weil sie dann nicht aussäten -, erkundigte er sich, wer sie eigentlich seien (11,343). Auf ihre Antwort, sie seien Hebräer 703 , führten aber den Namen "Sidonier in Sichern" 704 (-cwv ö'Etn6v-cwv 'EßpatoL ~tv EtvaL, xPn~a-cC~ELV ö'oi. ~v ELKC~OLG ELÖWVLOL), frug er sie wieder, ob sie zufällig Juden seien (Et -cuyxavoucrLv 705 'lbuöatoL). Als sie dies verneinten (-cwv ö'ouK EtvaL ~a~tvwv), sagte er, dass er solches den Juden zugestanden habe. Doch wenn er zurückkomme und präzisere Informationen über sie habe, werde er entsprechend handeln. Auf diese Weise trennte er sich von den Siehemitern (11,344). Die Soldaten Sanballats forderte er auf, sich ihm nach Aegypten anzuschliessen. Dort würde er ihnen Anteile von Land geben, was er kurz darauf in der Nähe Thebens tat. Dieses Land sollten sie bewachen (11,345). Als Alexander starb, ging die Herrschaft an die Diadochen. Das Heiligturn auf dem Berg Garizirn blieb bestehen. Wenn jemand von den Jerusalernern bezüglich des gemeinsamen Essens, der Uebertretung (der Gebote) an Sabbattagen oder eines anderen derartigen Vergehens beschuldigt wurde, floh er zu den Siehemitern und sagte, er sei ungerechterweise hinausgeworfen 706 worden (11,346). Diese Sicherniter müssen von den in 11,340f genannten Sarnar. unterschieden werden; 11,340-342a bilden eine eigene Einheit. Dies ist daraus ersichtlich, dass sich die Samar. als Juden ausgegeben
702) P hat
ELJ.f.L~EL"CaL.
703) A setzt "Hebräer" in die Lücke; vgl. Niese z.St. Anrn. 1. 704) Die lacuna wird mit Hilfe von Lat gefüllt: "sichirnitas autern a sidoniis nuncupari"; vgl. Niese z.St. Anrn. 1. 705) Zur Bedeutung dieses Wortes vgl. Purnrner, Polemik 238f. Hanhart, Text 36f, erkennt in 11,344 die Bedeutung "durch Bitten etwas erreichen". 706) Eventuell: "beschuldigt"; vgl. die Lesarten bei Niese z. St. Anrn. 13.
254 haben (11,340), während die Sichemiter dies verneint und andere Identitätsaussagen gemacht haben (11,344).
(Zudem hat Alexander
d.Gr. die zuerst genannten Samar. gelobt oder sich mit ihnen bzw. mit etwas einverstanden erklärt [11,3421; vor den Siehemitern jedoch hat er - aufgrund der für ihn nicht transparenten ethnischen Zugehörigkeit dieser - nur eine doppelte Hoffnung ausgesprochen: später einmal zu ihnen zu kommen und über sie Näheres in Erfahrung bringen zu wollen, bevor er ihnen ihre Bitte gewähre; 11,344.) Diese Sichemiter haben Alexander in ihre Stadt 707 eingeladen um ihrem Heiligtum Ehre zu bezeugen 708 . Damit wird die Stadt Sichern bzw. ihre Einwohnerschaft aufs engste mit dem Heiligtum verknüpft. Im Vergleich zu 11,340f fällt auf, dass nur die "Sichemiter" von einem Heiligtum sprechen; die "Samar.", welche sich vor Alexander als Juden ausgegeben haben, sagen nichts von einem solchen. Mit diesem Heiligtum der Sichemiter muss, wie 11,346 bestätigt, der Tempel auf dem Garizim gemeint sein. Die offenkundige Beziehung dieser Sichemiter zu ihm und die Begründung ihrer Bitte um Nachlass des Tributes (sie würden im siebten Jahr nicht aussäen, dh. sie haben das Sehemitta-Jahr eingehalten) weisen auf etwas Jüdisches hin: Der Tempel auf dem Garizim ist von vielen Juden gewünscht worden (vgl. 11,322f zu Ant 11,303) und die Einhaltung des Brachjahres entspricht einem jüdischen Gebot (vgl. Ex 23,10f; Lev 25,3f) 709 • Darum könnten diese Sichemiter durchaus als die aus 11,340 bekannten "Apostaten des jüdischen Volkes" identifiziert werden. Doch aufgrund der Be-
707) Ant 11,340 informiert, dass in Sichern damals (auch) staten des jüdischen Volkes" gewohnt haben.
"Apo-
708) Zur Frage der Historizität vgl. die Ausführungen zu Ant 11,341. 709) Gulkowitsch, aaO. 51, schreibt in der Einleitung zum Traktat Chuthirn, es sei strittig, ob die "Kuthäer" das Gebot des Brachjahres befolgt hätten. Unsere Josephus-Stelle bezeuge die Einhaltung dieses Gebotes, während aus zwei anderen Mitteilungen (tosShevi 1,5 und pShevi 7,1) das Gegenteil hervorgehe: In den letztgenannten Stellen steht, die Juden dürften "durch einen Nichtjuden oder einen Kuthäer", die das Feld im siebten Jahr bestellen, Dung aufs Feld fahren lassen. - Dass Josephus in Ant 11,342b-346 nicht von "Chuthäern" (auch nicht von "Samar."), sondern von "Sichemitern" spricht, übergeht Gulkowitsch.
255 antwortung der Frage Alexanders 710 , wer sie, die Sichemiter, denn seien, wird diese Identität zweifelhaft: "Hebräer" ist sofern Codex A die lacuna richtig füllt (vgl. Anm. 703) - die erste Selbstbezeichnung dieser Sichemiter 711 • Weil nach "Hebräer" eine Ergänzung ("Sidonier in Sichern") folgt, stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Wortes "Hebräer": Besagt dieser Terminus, diese Leute hätten zu den zwölf Stämmen Israels gehört 712 ? Oder hat er die Bedeutung, diese Menschen hätten die Lebensweise oder gewisse Bräuche der "Hebräer" übernommen? Ihre zweite Selbstbezeichnung, "Sidonier", hebt die Sichemiter von den zwölf Stämmen Israels ab 713 und kennzeichnet sie als Phönizier. Vom textkritischen Standpunkt aus ist diese Selbstbezeichnung unzweifelhaft. Wir deuten daher "Hebräer" hier nicht als genealogischen bzw. ethnologischen Terminus, sondern als Aus-
710) Aus 11,342b-343 entsteht der Eindruck, Alexander d.Gr. sei perplex gewesen: Die Leute, die mit Soldaten aus Samarien (=die Sanballat [früher} zu Alexander gesandt hatte) aufgewartet und von "ihrer Stadt" und "ihrem Heiligtum" gesprochen haben, wusste Alexander anscheinend nicht zu situieren. Er hätte anderseits wissen müssen bzw. können, dass er Juden den Bau eines (zweiten) Tempels zugestanden hat (vgl. 11,323f). Alexanders Frage an die ihn einladenden Leute, wer sie eigentlich seien, verrät also möglicherweise, dass er diese Gruppe - vielleicht wegen der mitgebrachten Soldaten - nicht als Juden betrachtet hat, aber durch ihre Einladung nach Sichern und in ihren Tempel diesbezüglich verunsichert worden ist. 711) Dem Terminus "Hebräer" ist, soweit wir sehen, bis jetzt keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden. (Von "Sidoniern" ist stets nur aufgrund Ant 12,258ff die Rede; hier kommt "Hebräer" aber nicht vor. Vgl. zB. Delcor, Sichern 36-38 und Kippenberg 79.) Ob das wegen der diesbezüglichen textlichen Unsicherheit ist, bleibt ungewiss; vgl. dazu Pummer, Polemik 241 Anm. 106. 712) Die zwölf Stämme Israels, aber auch die beiden Südstämme (Juda und Benjamin) allein, werden "Hebräer" genannt; vgl. zB. Ant 10,155.183. "Hebräer" sei einfach eine Bezeichnung für die Nachkommen Abrahams gewesen, schreibt Arazy, Appellations (zit. in Feldman, Josephus 813). 713) Wären diese Sidonier Nachkommen eines (nord-)israelitischen Stammes oder in Mischehen mit jüdischen Frauen lebende nichtjüdische Männer (vgl. 11,312 zu Ant 11,303) gewesen, hätten sie sich wahrscheinlich ihrer Stammesbezeichnung oder dem Wort ihres Verwandtschaftsgrades mit den Juden bedient. Diese Vermutung darf uE. darum gemacht werden, weil sie ja dasselbe Privileg wie die Juden gewünscht haben.
256 druck, der eine "äusserliche Verwandtschaft" meint 714 • Wenn nun offenbar das Halten eines jüdischen Gebotes bzw. Brauches Grund der Bitte dieser Sichem-Sidonier an Alexander - Dispens vom Tribut des siebten Jahres- gewesen ist 715 , ist ihre erste Selbstbezeichnung ("Hebräer") eigentlich verständlich: Sie tun doch gut daran, ihre Identität "in jüdische Nähe" zu bringen; wahrscheinlich haben sie ja gewusst, dass Alexander den Juden im siebten Jahr den Tribut erlassen hat (vgl. 11,344). - Wir interpretieren diese "Hebräer" also als Sidonier, die offenbar religiöse Gebote bzw. Bräuche der Juden (vgl. auch Ant 12,259) angenommen haben 716 • Zu diesen gehört das Einhalten des SchemittaJahres. Nun könnte gefolgert werden, dass diese Sidonier den Siebnerzyklus auch hinsichtlich des Sabbats eingehalten hätten. Ant 12,259 bestätigt dies: Die Vorfahren der hier genannten Sidonier in Sichern (der Seleukidenzeit) hätten einen Brauch daraus gemacht, den bei den Juden Sabbat genannten Tag zu ehren. Wenn diese Sichemiter ("Hebräer") aber in Wirklichkeit "Sidonier" gewesen sind, handelt es sich bei ihnen nicht um die "Apostaten des jüdischen Volkes", die zur Zeit Alexanders d.Gr. auch in Sichern gelebt haben (vgl. 11,340 zu Ant 11,341). - Auffallend ist nun aber, dass diese Sidonier in Sichern von "ihrem Heiligtum" sprechen (11,342b), das 11,346 als jenes auf dem Berg Garizim identifiziert. Somit stellt sich die folgende Frage: Haben diese Sidonier in Sichern mit den "Apostaten des jüdischen Volkes" am selben Ort "gemeinsame Sache" gemacht, dh. sind erstere (auch) "Samaritaner" zu nennen? Wir stellen folgendes fest: "Sichemiter" ist in diesen Stellen (11,342b.344.346) der Name, den Josephus für diese Einwohner Sicheros braucht (er ist keine
714) Zur Auseinandersetzung mit diesen "Hebräern" = "Sidoniern in Sichern" (ihrer Herkunft und ihrer Stellung) verweisen wir auf die nächste Texteinheit Ant 12,258.260.262, weil Ant 12,260f von der Abstammung von Sichem-Sidoniern spricht. 715) Alon, aaO. 366, schreibt, die "Chuthäer" hätten- strikte genommen - das Gebot des Sabbatjahres auch halten müssen, weil sie gesetzlich zu Eretz-Israel gehört hätten. 716) Ap 1,166 erwähnt, dass verschiedene Städte, die das jüdische Volk vorerst nicht gekannt hätten, etliche Bräuche desselben übernommen und mancherorts gar eifrig befolgt hätten. Zu diesen hier nicht namentlich aufgezählten Städten könnte auch Sidon gehört haben:
257 Selbstbezeichnung, sondern gibt die unmittelbare geographische Herkunft an) 717 . "Sichemiter" müssen also eo ipso weder ausschliesslich Sidonier, noch ausschliesslich jüdische Apostaten sein. Dh. theoretisch wäre es möglich, dass sich die
·~sichemi
ter" von 11,342b.344 aus beiden Gruppen (und eventuell noch anderen Leuten) zusammengesetzt haben 718 Dass aber (nur) die "Sidenier" das Wort ergriffen haben, liegt wohl darin, dass sie um dieselben Privilegien bitten wollten wie sie den Juden, möglicherweise auch den jüdischen Apostaten in Sichern, gewährt worden sind (vgl. Ant 11,338). Diese Sidonier bzw. Sichemiter haben - wohl mit Hoffnung auf Erfolg - jene Soldaten zum Rendez-vous mit Alexander mitgebracht, die Sanballat dem Mazedonier früher gesandt hatte (vgl. 11,321: Sanballat sei mit vielen Untergebenen zu Alexander gegangen) 719 • Darum darf vielleicht vermutet werden, dass die Sidonier nach dem Tode Sanballats 720 die politische Führung der Stadt Sichern innegehabt bzw. diese an sich gerissen haben 721 • Das wiederum würde bedeuten, dass sie mit dem
717) Josephus hat den Terminus also offenbar analog dem Wort "Samar." verwendet; letztere Bezeichnung ist auch ein geo.,graphischer Begriff (vgl. zu Ant 10,184). 718) Erwähnenswert ist uE., dass Josephus in diesem Abschnitt über die "Sichemiter" und Alexander d.Gr. - trotz des Terminus' "Sidonier" - nichts von einer "Verwandtschaftsaussage" berichtet (wie bei den "Samar.", die- wenn es den Juden gut geht - mit ihnen verwandt sein wollen; vgl. zu Ant 11,341). Wir vermuten daher, dass Josephus die von ihm "Sichemiter" genannten Leute als "Apostaten des jüdischen Volkes" (vgl. 11, 340) betrachtet hat. 719) Anders als Crown, Diaspora 107-123, sehen wir in diesen Soldaten keine "Samaritaner", sondern "Samarier". Sie sind dem (einstigen) persischen Satrapen Sanballat schon vor Alexanders Herrschaft unterstellt gewesen (vgl. 11,302.321), als das Garizim-Heiligtum noch nicht gebaut war und die SRG sich noch nicht als solche konstituiert hatte (Näheres vgl. zu Ant 11,303). 720) Ant 11,325 teilt mit, Sanballat sei sieben Monate nach der Belagerung von Tyrus (Januar bis Juli 332v.; vgl. Marcus [Loeb] zu Ant 11,317 Anm. e und ebd. zu 11,325 Anm. c) und zwei Monate nach jener von Gasa (Sommer 332v.; vgl. ebd. zu Ant 11,320 Anm. b) gestorben. 721) Folgende Aussage von Hengel, JH 535f Anm. 215, scheint unsere Vermutung zu stützen: "Sidonier und Tyrer waren seit der Perserzeit die politisch und kulturell vorherrschenden Mächte in Palästina".
258 Gebiet um Sichern bzw. mit (einem Teil von) Samarien schon eine 722 gewisse Zeit Kontakt gehabt haben Möglicherweise haben die Sidonier die Macht darum ergreifen können, weil ihre nördlichen Nachbarn - die führenden Köpfe der Stadt Samaria - umgekommen, die übriggebliebenen Städter machtlos geworden sind und die Stadt Samaria zerstört worden ist (vgl. zu Ant 11,341 Exkurs B); die nach der Zerstörung dort angesiedelte mazedonische Kolonie dürfte sich zu den Siehemitern (die nicht - wie Leute der Stadt Samaria - gegen Alexander d.Gr. rebellierten) loyal verhalten haben. - UE. enthält die Bitte der Sidonier um Dispens vorn Tribut im siebten Jahr ein Indiz, das auf ihre Stärke hinweist: Sie sind anscheinend eine so stattliche Anzahl Leute gewesen, dass eine Dispens vorn Tribut des siebten Jahres für sie offenbar eine Erleichterung und eine Nichtdispens eine Belastung gewesen wäre 723 • Was Kippenberg bezüglich der Gründung des Garizirn-Ternpels schreibt, möchten wir bezüglich der politischen Stärke dieser Sichem-Sidonier wiederholen: "So karg und schweigsam diese Nachrichten sind, man sollte dennoch versuchen, sie zum Reden zu bringen" 724
722) Delcor, aaO. 39, betrachtet es als möglich, dass "eine sidonische Kolonie seit dem 4. Jahrh. in Sichern bestanden" habe. Die Inschrift des Eschrnunazar bezeuge, dass den Sidoniern in persischer oder arn Anfang der griechischen Zeit die Orte Dor und Joppe sowie die Scharon-Ebene gegeben worden seien. Die Ausdehnung der Sidonier bis nach Sichern wäre darum sehr gut möglich gewesen. - Alt, Problerne 398 Anrn. 2, schreibt, es verstehe sich von selbst, dass die Sidonier ihre Handelsbeziehungen von der Scharon-Ebene in das samarische Hinterland ausgedehnt hätten. (Im 2. Jh.v. ist eine sidonische Kolonie in Marisa bezeugt. Dieser Ort gehört [auch] nicht zu den Gebieten, die die Sidonier in persischer oder frühhellenistischer Zeit erhalten haben; er liegt im Landesinnern, weit weg von Phönizien und in grösserer Distanz von der Scharon-Ebene und Joppe als Sichern. Näheres vgl. zu Ant 13,275-277 Anrn. 270.308f.) - Weil Sichern bis zur Zeit Alexanders d.Gr. verlassen gewesen ist, werden die Sidonier erst im letzten Drittel des 4. Jh's v. dort Wohnsitz genommen haben. 723) Auch der nächste Textabschnitt (Ant 12,258.260.262) enthält möglicherweise noch ein Indiz, dass die Sichern-Sidonier eine Position der Stärke gehabt bzw. e~twickelt haben; vgl. das Erfüllen ihres Begehrens durch Antiochus IV. Epiphanes: Ant 12,262f. 724) 57.
259 Zur oben gestellten Frage zurück, ob diese Sidonier etwa (auch} Samaritaner seien: Sofern diese Phönizier zur Zeit Alexanders d.Gr. in Sichern eine Machtposition gehabt haben - wir betrachten dies als sehr wahrscheinlich - dürften sie sich tatsächlich auch am Tempelkult beteiligt bzw. sich dort "eingemischt" haben (möglicherweise haben sie dieses Heiligtum [mit-]gebaut und [mit-] finanziert; vgl. Ant 12,259}. Vielleicht ist hier der Grund zu suchen, weshalb der Tempel innert kurzer Zeit gebaut worden ist. Offen bleibt uE., ob der Kult der "Apostaten des jüdischen Volkes" in Sichern der einzige im Garizim-Heiligtum gewesen und geblieben ist oder ob dort auch ein phönizischer Kult 725 praktiziert bzw. der JHWH-Kult "sidonisiert" worden ist. Wir vermuten, aufgrund des Einhaltens gewisser jüdischer Bräuche (Sabbatjahr; Sabbat}, dass diese Sidonier zur Zeit Alexanders d.Gr. eher bis zu einem gewissen Grade "jahwisiert" 726 als dass die jüdischen Apostaten in Sichern "sidonisiert" gewesen sind. Diese Vermutung basiert auch auf der Feststellung, dass "Sidonier" bis ins 2. Jh.v. hinein gute Beziehungen zu den Juden gehabt haben (vgl. zu Ant 13,275-277 Anm. 308}. Bedingt stimmen wir Kippenberg zu, der - sich auf Delcor berufend - die Sidonier in Sichern (zur Makkabäerzeit} als Kolonisten bezeichnet, "die ganz äusserlich, nämlich durch Sabbatobservanz und Opfer, mit dem Kult auf dem Garizim verbunden" 727 gewesen seien. Ob diese Bräuche in der ersten Hälfte des 2. Jh's v. tatsächlich (noch} eingehalten worden sind, ist uE. jedoch fraglich: Ant 12,259 berichtet nämlich von den Vorfahren der Sidonier der Makkabäerzeit und bezieht sich auf die Zeit, als der Garizim-Tempel gebaut worden ist. (Näheres dazu in der Textanalyse der folgenden Texteinheit.}
725} Der Schutzgott von Sidon wurde "Ba'al von Sidon" genannt; vgl. Delcor, aaO. 39. 726} Mit diesem Wort meinen wir folgendes: JHWH als Gott anerkennen und anbeten sowie gewisse religiöse Bräuche und Riten der JHWH-Verehrer (dh. der Juden bzw. Samaritaner} praktizieren (vgl. Anm. 716}. 727} 79.
260 Unsere hier behandelten Textstellen (11,342b-346) lassen den Schluss nicht zu, der Kult am Garizim-Heiligtum sei von Synkretismus, Theokrasie oder etwas Aehnlichem geprägt gewesen. Dass aber - ausser den Apostaten des jüdischen Volkes - Sidonier, die Ende des 4. Jh's v. in Sichern gewohnt haben, am GarizimKult bzw. -Heiligtum in irgendeiner Weise beteiligt gewesen sind, scheint uns wahrscheinlich zu sein. Zusammenfassend kann aus 11,342b-346 festgehalten werden: - Diese Sichemiter/Sidonier nennen sich - im Unterschied zu den früher erwähnten Samar. (vgl. Ant 11,340-342a) - nicht "Juden". - Sie haben den Brauch des Sehemitta-Jahres (und den des Sabbats) eingehalten und sich wohl deshalb vor Alexander "Hebräer" genannt. - Zum Garizim-Tempel haben diese Siehern-Sidenier zur Zeit Alexanders d.Gr. eine Beziehung gehabt; sie haben diesem durch einen Besuch des Herrschers Ehre zukommen lassen wollen. - Wahrscheinlich haben sie damals eine Position gehabt, die ihnen bestimmte Machtbefugnisse eingeräumt hat. Auffallend in dieser Texteinheit ist, dass Sidonier von Sichern zu Alexander gehen; von jüdischen Apostaten ist (direkt) nicht die Rede. Ob diese Garizim-verbundenen Sichemiter bzw. Sidonier als "Samaritaner" zu interpretieren sind, lassen wir noch offen, bis uns die Analyse des nächsten Textabschnittes weitere Details eröffnet hat.
Ant 12,258.(260) .262 (12,259.261.263.264a): Die Sidonier in Sichern und Antiochus IV. Epiphanes Sie (sc. die [in 12,257 genannten] Samar.) schickten Abgesandte (npltaße:LG) mit einem Brief folgenden Inhalts zu Antiochus: "Dem König Antiochus Theos Epiphanes - eine Denkschrift 728 (un6~vn~)
728) Das Wort "Denkschrift" wählen wir in Anlehnung an verschiedene Uebersetzer des Josephus-Textes bzw. sekundärliterarischer Arbeiten zu diesem Text; vgl. Bickerman, Dokument 243; Delcor, aaO. 36; Kippenberg 77; Schalit, Denkschrift.
261 von den Sidoniern in Sichern (napa •oov tv E~xl~o~c E~öwvloov) (12 ,258). Unsere Vorfahren (ot h~thEpo~ npoyovo~) folgten - wegen einer Trockenheit des Landes (ö~a •~vac aux~ouc •nc xoopac) 729 -einem altertümlichen religiösen Brauch 730 (apxata •~vL ÖE~o~öa~~ovla)
und machten eine Sitte daraus (~aoc tnolnoav), den bei den Juden Sabbat genannten Tag zu ehren (otßE~v •nv napd •oLC •rouöalo~c AEYO~tvnv •oov oaßßa•oov n~tpav 731 ). Sie errichteten auf dem Garizim genannten Berg ein anonymes Heiligtum (avoovu~ov •.. LEPov) und brachten dort die erforderlichen Opfer dar (•dc xaßnxouoac 8uolac) (12,259). Du hast die Juden ihrer Bosheit entsprechend behandelt (•nc novnplac au•oov a~[ooc XPnaa~tvou); die königlichen Beamten (ot •a ßao~A~xa ÖLo~xoüv •EG) nun - glaubend, aufgrund unserer Verwandtschaft handelten wir auf dieselbe Weise wie jene (o(o~Evo~ xa•a auyytvE~av h~äc •au•a no~ELV txElvo~c) - belasten uns mit den gleichen Vorwürfen (•arc b~ola~c at•la~c nEPLan•ouo~v). Doch in Wirklichkeit
729) Variante von FLV: wegen einer länger dauernden Seuche im Land (ouxvouc •nc xoopac AOL~OUG o.ä.). Lat schreibt: "crebras prouinciae pestilentias"; vgl. Niese z.St. Anm. 13. Die Lesart "Seuche" erklärt sich durch den Einfluss von Ant 9,289; vgl. Bickerman, aaO. 241 Anm. a. (Vielleicht spielt aber auch Ez 28,20-23 eine Rolle. 28,23 [MT] spricht von der Pest, die über Sidon kommen soll.) 730) Der griechische Terminus ÖE~o~öa~~ovla hat in den andern 14 Stellen in Josephus' Schriften die Bedeutung: religiöser Eifer (Bell 1,113; 2,174; Ant 15,277); Glaubenstreue (Bell 2,230; Ant 10,42; 19,290); religiöser Brauch (Ant 14,228. 232.234.237.240). Nur 3mal (Ant 12,5.6; Ap 1,208) kann er mit (dem abschätzigen Wort) "Aberglaube" übersetzt bzw. interpretiert werden. In diesen Stellen bezieht sich Josephus aber auf eine seiner Quellen, auf Agatharchides von Cnidus. Darum darf uE. gesagt werden, dass das Wort von Josephus selber stets in positivem Sinne gebraucht wird; vgl. auch Marcus (Loeb) zu Ant 12,5 Anm. a und Bickerman, aaO. 241 Anm. b. - Weil es sich hier jedoch um ein Zitat aus einer Vorlage handelt, ist es schwierig zu entscheiden, ob der Terminus in positivem oder negativem Sinn gebraucht ist. Wir übersetzen mit "religiöser Brauch", weil keine abschätzigen Bemerkungen über den Sabbat im Text stehen. 731) Der Plural (•a oaßßa•a) zur Bezeichnung des Sabbats ist in hellenistischer Zeit üblich gewesen; vgl. zB. Num 15,32 (LXX) und vgl. Bickerman, aaO. 241 Anm. c.
262 sind wir von den Ahnen her 732 Sidonier (ov•wv h~wv •o avexa3ev ELÖWVLWV). Dies ist ersichtlich aus den politischen Urkunden (EX LWV nOALLLXWV avaypa~wv) (12,260), Wir bitten daher dich, den Wohltäter und Retter (•ov euepye•nv xa~ crw•npa), dem Meridarchen Apollonius und dem königlichen Unterhändler (•w •d ßacrLALXd npd••ov•L) Nikanor zu befehlen (npocr•dEaL), uns in keiner Hinsicht zu belästigen (E:voxAe'Cv), indem sie die den Juden geltenden Vorwürfe auch an uns richten. Unserer Abstammung und unseren Bräuchen liegt Fremdes zugrunde (h~wv xa~ •w yeveL xat •o'C~ taecrLv aAAo•pCwv unapx6v•wv); das namenlose Heiligturn soll nach Zeus Hellenios 733 benannt werden (npocrayopeuanvaL öt LO avwvu~ov tepov ßLd~ 'EAAnVLOU). Wenn dies geschehen ist, werden wir gewiss von Belästigungen frei sein, können uns den Geschäften 734 mit Furchtlosigkeit zuwenden (•o'C~ ö'tpyoL~ ~etd aöeCa~ npocravexov•e~ 735 ), auf dass wir dir grössere Einnahmen verschaffen können (~e(6ovd~ croL noLncro~ev •d~ npocr6öou~)" (12,261). Der König antwortete den Samar. 736 deshalb folgenderrnassen: "König Antiochus an Nikanor. Die Sidonier in Sichern (ot tv ELxC~oL~ ELÖWVLOL) haben die beiliegende 737 (xa•axexwpL~E vov) Denkschrift unterbreitet (12,262). Da die von ihnen zu uns
732) Auch zu übersetzen mit "von alters her", "ursprünglich"; vgl. Menge-Güthling, aaO. 63. Wir wählen obige Uebersetzung, um die Genealogie bzw. ethnische Herkunft (der ja unsere terminologische Untersuchung gilt) dieser Siehern-Sidenier anzutönen. 733) Bickerrnan, aaO. 242 Anrn. i, macht darauf aufmerksam, dass Zeus' Epitheton "in der handschriftlichen Ueberlieferung des Josephus entstellt und von den Redaktoren in verschiedener Weise verbessert" worden sei. Er lässt es deshalb weg. Vgl. 2Makk 6,2, wo "Zeus Xenios" steht. 734) Oder: "Arbeiten", "Beschäftigungen". Da es sich aber offensichtlich um eine lukrative Tätigkeit handelt (vgl. die Fortsetzung des Satzes), übersetzen wir- wie auch Bickerrnan, aaO. 243 (bzw. der Uebersetzer dieses ursprünglich französisch verfassten Beitrages) -mit "Geschäfte". 735) Die Variante von P für das letzte Wort (npocrwöou~) verstellt den Sinn nicht. 736) Zu diesem Terminus ("Sarnar.") und zu 12,262 im allgerneinen vgl. zu dieser Textstelle. 737) Eventuell: "die hier behandelte/zitierte" (Denkschrift). Obige Uebersetzung ist jedoch möglich; vgl. dazu Welles, Correspondence 285.
263 gesandten Antragsteller {au~ßOUAEUO~~voL~) sich uns und unseren Freunden vorstellten {~Etd •oov ~CAWV nap~a•naav), damit sie {sc. die Sidonier) in keiner Weise mit den den Juden geltenden Anschuldigungen in Verbindung gebracht werden, sondern die griechischen Bräuche {dAAd •oL~ "EAAnVLXOL~ fßEaLv) zur Lebensführung wählen können, sprechen wir sie von den Vorwürfen frei {~nOAUO~~V
•E au•oö~ •oov at•Loov). Und bezüglich ihres Heiligtums <•o nap' au•or~ tEp6v) halten wir gleichfalls für richtig, dass es nach Zeus Hellenies benannt wird" {12,263). In derselben Art schrieb er dem Meridarchen Apollonius ••• {12,264a). Diesem Text ist in der Forschung mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden als dem Sidonier-Abschnitt in.Ant 11,342-346. Der Grund des grösseren Interesses an ihm mag darin zu suchen sein, dass Ant 12,258ff die berühmt-berüchtigte Zeitspanne der sogenannten Religionsverfolgung der Juden betrifft; zudem kann auch ein direkter Faden vom letztgenannten Text zu 2Makk 6,2 gesponnen werden. - Wir gehen den sich hier stellenden Problemen in vier Unterabschnitten nach: Zuerst fragen wir nach der Identität dieser "Sidonier"; dann versuchen wir, ihre religiöse Haltung aufgrund der "Denkschrift" und mit Hilfe der Aussagen ihrer Vorfahren {dh. Ant 11,342b-346) zu charakterisieren. Darnach beschäftigen wir uns kurz mit der Frage der Authentizität des in Ant 12 enthaltenen Dokumentes 738 • Schliesslich konfrontieren wir diese Texteinheit über "Sidonier in Sichern" mit den Ausführungen, die wir zu Ant 13,275-277 in Vorschlag 2 gemacht haben {dh. mit der dort aufgestellten Hypothese, dass die Kolonisten in Marisa die dortigen Sidonier gewesen seien) • 1. Zur Identität der "Sidonier in Sichern" Die Deutung der "Sidonier in Sichern" als sidonische Kolonie in Sichern scheint zwar seit Delcor mehr und mehr Anerkennung gefunden zu haben, aber unbestritten ist sie nicht geblieben. Wir
738) Dass diese Frage erst an dritter Stelle behandelt wird, mag befremden. Die Reihenfolge bezieht sich jedoch nicht auf die Rangordnung der Probleme, sondern wir wollen die Textanalyse {die vorwiegend im zweiten Unterabschnitt enthalten ist) der Echtheitsfrage bewusst voranstellen.
264 geben darum hier zuerst eine Zusammenfassung jener Interpretation wieder, die uE. die wichtigste Antithese zu einer Kolonie von Sidoniern in Sichern ist 739 • Darnach befassen wir uns mit der Frage einer sidonischen Kolonie in Sichern. a) Sidonier
=
Phönizier
= Kanaanäer
Aeltere Erklärungsversuche bringen die Sidonier aus Ant 12 (und Ant 11) gerne mit Gen 10,15.18f in Verbindung: Für Schlatter (1893) 740 hängt der Terminus "Sidonier in Sichern" in beiden Büchern von Ant damit zusammen, dass Melchisedek auf den Garizim versetzt und genealogisch von Sidon abgeleitet worden ist. Montgomery (1907) 741 schreibt, die Samar. hätten sich genealogisch vom phönizischen (sidonischen)
~in~
(LXX:
Ea~apatov;
Gen 10,18)
abgeleitet. Haefeli (Geschichte; 1922) stimmt ihm zu. Die ausgefaltetste Interpretation geht auf Bickerman (document; 1937) 742 zurück. Er schreibt folgendes: "Sidonier" sei ein Synonym für "Phönizier"; die Samaritaner (!) hätten also behauptet, Phönizier zu sein. Das von den Griechen "Phönizier" genannte Volk habe sich in seiner eigenen Sprache jedoch als "Kanaanäer" bezeichnet. Weil sich die Samaritaner "Sidonier aus Sichern" genannt hätten, hätten sie also behauptet, "Kanaanäer" zu sein 743 Sichern sei nach der Bibel eine kanaanäische Stadt gewesen; deshalb hätten sich ihre Einwohner Sidonier nennen können 744 • "Im 2. Jahrhundert v.Chr. betrachteten sich die Samaritaner als die Erben der alten Sichemiten und gaben sich in dieser Eigenschaft als Kanaanäer-Sidonier" 745 • -Auf diese These stützen sichdirekt oder indirekt - einige Interpreten, die von einer sido-
739) Verschiedene "Lösungsversuche" kurz zusammengestellt hat Pummer, Polemik 241 Anm. 106. 740) Topographie 55 Anm. 1. 741) aao. 319. 742) Die Uebersetzung dieses Beitrages ins Deutsche, auf welche wir uns in dieser Arbeit bis dahin mit dem Stichwort "Dokument" bezogen haben und auf die wir uns auch weiterhin beziehen, ist 1973 publiziert worden. 743) Dokument 257f. 744) Vgl. ebd. 260. 7 4 5 ) Ebd . 2 61 •
265 nischen Kolonie in Sichern nichts halten 746 • Wir können uns diesen Ausführungen insofern anschliessen, als die sich "Sidonier in Sichern" nennenden Leute auch uE. Phönizier sind. Jedoch stimmen wir der Theorie als ganzer nicht zu, weil sie die terminologischen und inhaltlichen Unterschiede ignoriert bzw. verwischt: 1. In Ant ll,340-342a und ll,342b-346 ist nicht von denselben Leuten die Rede. 2. Dem in Ant 12,258ff zitierten- gemäss Bickerman echten 747 - Dokument ist am Anfang und Schluss die andere Bezeichnung ("Samar.") von Josephus (mit wenig Wahrscheinlichkeit von einem früheren Schreiber) gleichsam als Rahmen des Dokumentes zugefügt worden. - Die Frage, ob alle Bewohner Samariens "Samaritaner" gewesen sind bzw. ob sich alle Samaritaner als Sidonier bzw. Phönizier (=Kanaanäer) bezeichnet haben oder hätten, ist mit Bickermans These nicht beantwortet. (Andere Bewohner Samariens, die Samar. aus Ant ll,340-342a, haben sich ja "Juden" genannt.) Zudem bleiben verschiedene Probleme weiterhin ungelöst, zB.: Warum kommt der Name "Sidonier in Sichern" im ganzen Werk von Josephus nur innerhalb zweier Texteinheiten vor? Warum wird "Sidonier" (mit Ausnahme von Ant 12,257.262, dem "Rahmen" des Dokumentes) nie mit "Samar." verbunden? Hätte Josephus schreiben können, die sich (in Ant 12) "Sidonier" nennenden Leute stammten aus Medien und Persien (12,257), wenn "Sidonier" eine oder die Bezeichnung für die Samaritaner gewesen wäre? Wie verhält sich dieser Name ("Sidonier in Sichern") zu den "Apostaten des jüdischen Volkes" in Sichern (vgl. Ant 11,340)? - UE. fehlt die historische Dimension in Bickermans These: Ant 11 und 12 (wo "Sidonier in Sichern" genannt werden) beziehen sich auf das Ende des 4. Jh's v. bzw. auf die Makkabäerzeit. Unter Berücksichtigung des jeweiligen historischen Kontextes ist die Annahme einer Sidonier-Kolonie in Sichern uE. die bessere Lösung.
746) ZB. Coggins, Samaritans 99; Collins, Epic 91-104. 747) Vgl. aaO. 277.
266 b) Eine sidonische Kolonie in Sichern? 748 In Abhebung von Bickerrnans These hat sich schon Alt (1937-1940) 749 dahingehend geäussert, dass die Meinung, die Sidonier seien die Samaritaner schlechthin, sich zwar auf Josephus berufen könne, "der die Dinge ebenso auffasste", aber der Wirklichkeit kaum entspreche. Die Bezeichnung "Sidonier in Sichern" sei nicht anders zu verstehen als die analoge Bezeichnung ot
tv Map(on
ELÖWVLOL.
Letztere befinde sich in einer Inschrift der Grabanlagen bei Marisa aus dem 2. Jh.v. und sei offensichtlich die offizielle Benennung einer Kolonie Sidonier gewesen 750 • Die kolonisatorische Expansion der Phönizier in Palästina hat nach Abel (1952) fusion des Sidoniens et des Samaritains, fusion
cornrnen~ee
"la sous
la dynastie d'Esrnounazar et pleinernent realisee en 167 ..... 751 gebracht. Geschichtliche Fakten erwähnt vor allem Delcor (1962) 752 , der Bickerrnans These, die Sidonier (auch in Marisa) seien Kanaanäer gewesen, als unhaltbar zurückweist. Seine Argumentation wird uE. dem Text in Ant 12 gerecht und überzeugt auch:
Die "Sidonier in Sichern" seien eine Kolonie und nicht schlechthin "Samaritaner" gewesen; sie hätten sich zu Recht gegen eine Identifizierung mit den Juden zur Wehr gesetzt 753 Dass Josephus von sidonischen Kolonisten offenbar nichts gewusst hat, geht auch daraus hervor, dass er auch die Sidonier in Marisa nie erwähnt (vgl. zu Ant 13,275-277 Anrn. 309). Obwohl Ant (11 und 12) das einzige Zeugnis ist, das von Sidoniern in Sichern spricht, ist dem Berichteten in diesem Werk uE. grundsätzlich Glauben
748) Bezeugt ist eine Sidonier-Kolonie im 2. Jh.v. in Marisa (Idurnäa); vgl. zu Ant 13,275-277 Anrn. 308f. Schürer, aaO. III. 99f, schreibt, eine solche habe vorn 4./3. Jh.v. an auch in Athen existiert; dort habe sie ihren eigenen Tempel, ausserhalb der Stadt, in Piräus, gehabt. 749) Problerne 398 Anrn. 2. (Dieser Artikel ist von Alt in den angegebenen Jahren verfasst worden.) 750) Vgl. ebd. Zu den Grabanlagen bei Marisa vgl. Peters/Thiersch, aaO. 36ff. 751) Histoire I. 56. 752) Sichern 37-39. 753) Vgl. ebd. 38f. Delcors Argumentation schliesst sich auch Kippenberg an. - Schalits Ausführungen zu den "Sidoniern in Sichern" (vgl. Denkschrift 155f) bleiben vage und unklar.
267 zu schenken: Wenn ungefähr im 4. Jh.v. den Sidoniern die gesamte Scharon-Ebene und die an sie nördlich und südlich anschliessenden Orte Dor und Joppe gegeben worden sind (vgl. zu Ant 11, 342b-346 Anm. 722), liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass Sidonier im letzten Drittel des 4. Jh's v. auch nach Sichern gekommen sind. Was aber hat sie in die bis etwa zur Zeit Alexanders d.Gr. verlassene Stadt Sichern getrieben? Wir können uns, trotz der äusserst spärlichen Informationen, folgendes vorstellen: Eine als Händler bekannte Sidonier-Gruppe 754 hat - eventuell von Sanballat, dem letzten Satrapen des persischen Königs (vgl. zu Ant 11,303) -vernommen, dass Juden/Israeliten nach Sichern ziehen würden und dass auf dem Garizim ein Tempel entstehen sollte (vgl. zu Ant 11,303 und zu Ant 11,341). Weil die Stadt Sichern neu aufgebaut oder mindestens massiv restauriert werden musste, hat sich eine Sidonier-Gruppe diesem Unternehmen angeschlossen oder es gar in die Hand genommen (vgl. Ant 12,259).
(Woher diese Sidonier gekommen sind, bevor sie sich
in Sichern niedergelassen haben, ist unbekannt.) Vielleicht haben die Sidonier sogar den wesentlichen Teil dazu beigetragen: Durch die landesweiten Geschäftsbeziehungen hätten sie Bauarbeiter mobilisieren können, die sowohl die Stadt Sichern wie auch den zu erbauenden Tempel erstellen sollten 755
Auch das finan-
zielle Problem des (Wieder-)Aufbaus von Sichern und des Baus des Tempels ist eventuell durch diese Gruppe Sidonier gelöst worden. - Wenn diese von uns gemachten Vermutungen zuträfen, wäre die Existenz des Garizim-Heiligtums (seit dessen Bauzeit) mit den Sidoniern verknüpft (vgl. Abel vor Anm. 751). Das hiesse allerdings nicht, die "Apostaten des jüdischen Volkes" in Sichern hätten mit dem Heiligtum nichts zu tun gehabt. Wie wir schon zu Ant ll,342b-346 ausgeführt haben, haben die in Sichern niedergelassenen Sidonier uE. eine gewisse Machtposition gehabt. Vielleicht weisen auch Ant ll,329f (auch "Phönizier" seien Beobachter des Treffens Alexanders mit dem Jerusalemer Hohen-
754) Hengel, JH 535f Anm. 215, spricht von einer "Handelskolonie" •· Alt, Probleme 398 Anm. 2 von "Handelsbeziehungen". 755) Dass Sidonier Interesse an einem Tempel gehabt haben könnten, zeigt uE. ihr eigener Tempel in Piräus bei Athen (vgl. Anm. 748).
268 priester auf dem Scopus-Berg bei Jerusalem gewesen) darauf hin, dass Phönizier am politischen Geschehen des ganzen Landes offenbar sehr interessiert gewesen sind. Zurück zur oben gestellten Frage, weshalb Sidonier nach Sichern gezogen sind: Das Hauptinteresse dieser Kolonisten an Sicheros Wiederbesiedlung muss nicht der neue Tempel gewesen sein. Es dürfte im geschäftlichen Bereich gelegen haben: Nachdem Samaria zerstört war, mit dem Beginn der hellenistischen Zeit (im vorderen Orient) der Handelsverkehr mit dem Westen jedoch intensiviert werden konnte, wollten diese Sidonier vielleicht die Gelegenheit ergreifen, in der - sich bald zur neuen Hauptstadt entwickelnden - Stadt Sichern (vgl. Ant 11,340) eine (weitere) Handelszentrale bzw. einen neuen Absatzmarkt zu eröffnen. Ihre etwa 150 Jahre später lebenden Nachkommen (vgl. Ant 12,258ff) bezeugen die Eigenständigkeit dieser Kolonisten: Sie leben offenbar nicht in Mischehen mit "Apostaten des jüdischen Volkes" oder mit anderen Nicht-Sidoniern, denn sie beziehen sich im Brief an Antiochus IV.
(anscheinend problemlos) auf ihre Staatsakten, die
ihnen die sidonische Herkunft bescheinigen würden. Es besteht zwar offensichtlich eine "Verwandtschaft" (vgl. Ant 12,260; zu diesem Terminus vgl. zu Ant 11,341 Anm. 177) zwischen den Sidoniern in Sichern und den Juden (in Sichem?) 756 , aber diese bezieht sich eben nicht auf die Abstammung (vgl. Ant 12,261). Die Kolonie hat wahrscheinlich auch zur Zeit des Antiochus Epiphanes politisches Gewicht gehabt; ihrer Bitte, von Vorwürfen, die den Juden gelten, befreit zu werden, sowie das Garizim-Heiligtum nach Zeus (Hellenios) benennen zu dürfen, ist jedenfalls entsprochen worden (vgl. Ant 12,261-263). Unsere Ausführungen über eine sidonische Kolonie in Sichern enthalten zwar mancherlei Vermutungen, doch letztere basieren auf dem Text aus Ant 11 und 12 und nehmen uE. den historischen Kontext ernst. 756) Hier stellt sich die Frage, ob die Sidonier von den königlichen Beamten auch mit den gleichen Vorwürfen belästigt worden wären wie die Juden, wenn keine Juden in Sichern gelebt hätten. UE. sind die "Apostaten des jüdischen Volkes" in Sichern gleich wie die Juden Judäas behandelt worden. Dies bestätigen auch 2Makk 5,22f; 6,1-3 (vgl. dazu den Exkurs D zu Ant 13,275-277).
269 2. Religiöse Praktiken.der Sidonier Die "Denkschrift" macht deutlich, dass sich deren Schreiber selber "Sidonier in Sichern" genannt haben (12,258) sowie dass diese als Sidonier staatlich registriert gewesen sind (12,260). Sie enthält auch eine Kurzcharakteristik dieser Leute: Die Vorfahren der Sidonier der Makkabäerzeit hätten einen altertümlichen religiösen Brauch befolgt. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um irgendeinen (hier nicht namentlich genannten) Brauch, sondern um die daraufhin genannte Sitte selber, den bei den Juden Sabbat genannten Tag zu ehren. Doch genau diese Formulierung ("den bei den Juden Sabbat genannten Tag") lässt offen, ob dahinter das jüdische Gebot der Sabbatheiligunq bzw. das gleiche Verständnis dieses Gebotes (wie es die Juden haben) oder ein nichtjüdischer Parallelbrauch steht. Bickerman verweist in den religionsgeschichtlichen Zusammenhang: Katastrophen hätten bei Menschen antiker Religionen dazu geführt, "bei einem neuen Gott Schutz zu suchen und einen Ritus zu übernehmen, den sie bisher gar nicht befolgt hatten" 757 • So hätten zB. die Athener das Fest "Buphonia" eingeführt, um eine hartnäckige Trockenheit zu vertreiben758. Die Sidonier haben angeblich aus demselben Grunde "den bei den Juden Sabbat genannten Tag zu ehren" begonnen (12,259). Bickerman interpretiert diese Formulierung nun nuanciert: "Es handelt sich nicht um die Imitation einer jüdischen Sitte, sondern um einen Parallelritus" 759 • Dieser Interpretation können wir nicht ohne weiteres zustimmen. Es melden sich gewisse Bedenken a) aus den Ausführungen Bickermans selber und b) aus dem Text 11,342b-346: a) Wenn die Sidonier aufgrund einer Trockenheit einen ihnen früher fremden Brauch angenommen haben, besteht doch die Möglichkeit oder gar die Wahrscheinlichkeit, dass dieser eben so verstanden und praktiziert worden ist, wie ihn jene Menschen interpretierten und pflegten, deren Gott bzw. religiöse Bräuche man sich zu eigen machen wollte.
757) Dokument 263. 758) Vgl. ebd. 264. 759) Ebd. 264.
270 b) 11,343 spricht von Sidoniern in Sichern, die offenbar den Brauch des Sehemitta-Jahres gepflegt haben. Ist dieser Brauch auch ein "Parallelritus" (zum selben jüdischen) oder darf man ihn nicht doch als den jüdischen Brauch schlechthin bezeichnen? Kommt hinzu, dass sich die Sidonier wahrscheinlich als "Hebräer" bezeichnet haben (aber doch keine Juden sind) • Ist aus diesen Angaben nicht zu schliessen, dass sie jüdische Bräuche, nicht nur "Parallelriten", sich zu eigen gemacht haben? An dem Ort, wo sie gelebt haben, in Sichern, haben ja auch "Apostaten des jüdischen Volkes" gewohnt. Gerade hinsichtlich des Sabbats (und eventuell auch des Sabbatjahres) hätte das (ungefähr) gleiche Verständnis dieses Ruhetages doch beiden Gruppen (in der gleichen Stadt) genützt, zB. bei der Enthaltung von (bestimmten) Arbeiten und auch beim Gottesdienst. Die Sidonier haben zum Garizirn-Heiligturn eine Beziehung gehabt; sie haben es "ihr Heiligtum" genannt (ll,342b). Wenn wir zur Deutung, die Sidonier hätten jüdische Bräuche übernommen, neigen (vgl. zu Ant ll,342b-346 Anrn. 716), heisst das noch nicht, die jüdischen Bräuche seien auf die genau gleiche Art und Weise verstanden bzw. praktiziert worden wie bei den Juden. Verschiedene Faktoren (Identifikation mit den Menschen, die dieselben Riten pflegen; Intensitätsgrad und Präzision beim Vollzug der religiösen Bräuche usw.) werden bei der Ausübung wohl eine Rolle gespielt haben. Feststellbar ist, dass die Vorfahren der Sidonier der Makkabäerzeit (dh. die zur Zeit der Gründung des Garizirn-Ternpels gelebt haben; vgl. Ant 12,259) nicht nur den bei den Juden Sabbat genannten Tag geehrt, sondern darüber hinaus auch den Brauch des Brachjahres eingehalten haben. Wegen der Annahme dieser jüdischen Bräuche bzw. wegen dieser Gemeinsamkeiten oder dieser "Verwandtschaft" mit den Juden sind sie wahrscheinlich von Aussenstehenden als Juden betrachtet worden. Zum Halten des Sabbats und des Sabbatjahres der Sidonier muss ferner festgehalten werden, dass diese Bräuche direkt nur für die Vorfahren der Sidonier der Seleukidenzeit bezeugt sind. Ob die Sidonier des 2. Jh's v. sich immer noch an sie gehalten haben, kann Ant 12 nicht mit Sicherheit entnommen werden. Ihre Angabe von "Verwandtschaft"
271 deutet zwar auf gewisse Aehnlichkeiten mit den Juden hin; doch 12,261 hält fest, dass den Bräuchen der Sidonier, die zur Seleukidenzeit offenbar eine Rolle gespielt haben, Fremdes zugrunde liege. 12,263 spricht von "griechischen Bräuchen", die die Sidonier praktizieren dürften. Wir schliessen aus diesen beiden Informationen der Denkschrift - und im Hinblick auf das sidonische Begehren, den Tempel nach Zeus benennen zu wollen - auf folgendes: Die Sidonier der Seleukidenzeit haben den siebten Tag von den anderen Tagen abgehoben; wahrscheinlich haben sie nicht gearbeitet. Das Brachjahr haben sie eventuell nicht mehr eingehalten760. Sie haben im Garizirn-Heiligtum geopfert. Sie sind wohl in beträchtlichem Masse hellenisiert gewesen. Das Bewahren gewisser Bräuche dürfte ihnen kein besonderes Anliegen gewesen sein. Wir glauben, die Sidonier des ausgehenden 4. Jh's v. seien stärker "jahwisiert" gewesen als ihre Nachkommen im 2. Jh.v. Von den Vorfahren der Sidonier des 2. Jh's v. wird gesagt, sie hätten auf dem Garizirn ein Heiligturn errichtet 761 und dort geopfert. Falls diese Aussage im Brief an Antiochus stimmen sollte, würde sie unsere Vermutungen um die "Position der Stärke" der Sidonier im ausgehenden 4. Jh.v. bestätigen (vgl. zu Ant
760) Ant 12,259 scheint die Hauptgründe der Identifizierung der Sidonier als Juden zu enthalten: Die Denkschrift nennt das Ehren des Sabbats und das Opfern im anonymen Heiligturn auf dem Garizirn. Beides hätten die Vorfahren getan. Dieser Rückverweis auf die Tradition ist aber wohl eine Erklärung dafür, warum diese Bräuche bei den Sidoniern des 2. Jh's v. immer noch gepflegt wurden. 761) Unerklärlich ist uns Bickerrnans (Dokument 264) Folgerung aus 12,259: "Die Bittschrift schreibt also diesem Mittelpunkt des samaritanischen Kults vormosaischen und kanaanäischen Ursprung zu". Es heisst nirgends, dass mit "Vorfahren" Sidonier in grauer Vorzeit, dh. vormosaischer Zeit, gerneint seien. Selbst wenn der "altertümliche religiöse Brauch" als vormosaisch verstanden worden wäre, könnte das Land auch noch viel später von einer Dürre heimgesucht worden sein. Ja, selbst wenn die Dürre in vormosaischer Zeit gewesen wäre, müssten diese "Vorfahren" - und damit der Tempelbau auf dem Garizirn - noch immer nicht in die vormosaische Zeit datiert werden! - Bickerrnan verfällt einem methodischen Fehler, wenn er den vormosaischen Ursprung des Garizirnkultes in 12,259 hineinprojiziert und dann sagt, genau das entspreche der samaritanischen Tradition.
272 11,342b-346). Delcor und Alt sehen in dieser Aussage über den Tempelbau auf dem Garizirn etwas durchaus Mögliches und historisch Richtiges 762 • Die Frage der Richtigkeit bezüglich der Tempelbauherren muss zusammen mit jener der Authentizität der Denkschrift gesehen werden, aber erstere ist von der Beantwortung der zweiten Frage nicht völlig abhängig. Weil wir die Denkschrift als echtes Dokument betrachten, stellt sich die Frage der Verifikation dieser Angabe, die Sidonier hätten den Garizirn-Ternpel errichtet. Den Ausführungen, die wir über den Tempel und den -bau haben (vgl. Ant 11,312.322-324 [zu Ant 11,303] und Ant 11,342b), ist nicht zu entnehmen, von wem der Tempel gebaut worden ist. Unsere Vermutung, die Siehern-Sidenier hätten eine Machtposition gehabt, erlaubt uns, folgende Hypothese aufzustellen: Die "Apostaten des jüdischen Volkes" haben sich aufgrund finanzieller und politischer Vorteile bereiterklärt, das Heiligturn auf dem Garizirn zusammen mit den "jahwisierten" Sidoniern, die sich auch in Sichern ansiedelten, zu bauen und zu benützen. Weil viele der Anhänger Manasses, die "vielen Priester und Israeliten", in Mischehen gelebt haben (vgl. Ant 11,312), ist die Benutzung des neuen Heiligturns mit Nichtjuden bzw. Nichtisraeliten für sie kein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Doch die Leute um Manasse haben gewünscht, dass der Kult im neuen Tempel, der jenem in Jerusalern ähnlich sein sollte (vgl. Ant 11,310), jüdischisraelitischer Prägung sein soll. Daher ist das neu erbaute Heiligturn auch namenlos gewesen (vgl. Ant 12,259) 763 • -Wie dieses sidonisch-jüdisch/israelitische Gerneinschaftswerk, das Heiligturn, benutzt bzw. wie das Kultgeschehen gestaltet worden ist, bleibt bis zur Zeit des Antiochus IV. und weitgehend auch darnach im Dunkeln. Nach den Angaben über die Vergangenheit bzw. Vorfahren sprechen die Sidonier in der Denkschrift nun von ihrem eigentlichen Anliegen: Die königlichen Beamten, namentlich erwähnt sind Apollonius und Nikanor 764 , haben die Sidonier offenbar als Juden 762) Vgl. Delcor, aaO. 39; Alt, aaO. 398 Anrn. 2. 763) Bickerrnan, aaO. 265 und Delcor, aaO. 39, führen die Anonymität auf die jüdische Ehrfurcht vor dem Namen Gottes bzw. seiner Unaussprechbarkeit zurück. 764) Zu ihnen vgl. Marcus (Loeb) zu Ant 12,261 Anrn. a und b. Vgl. auch zu Ant 13,275-277 Exkurs D Anrn. 295.
273 betrachtet und behandelt; dh. diese Kolonisten haben wohl eine gewisse Zeit lang das gleiche Geschick wie ihre jüdischen bzw. israelitischen Nachbarn erlitten (vgl. zu Ant 13,275-277 Exkurs D). Nach der Darlegung ihrer Identität haben die Sidonier dann etwas beantragt, das bei Interpreten der Josephus-Texte über die Samar. stets auf ein offenes Ohr gestossen ist: Sie haben das namenlose Heiligtum nach Zeus zu benennen gewünscht. Weil der griechische Text an dieser Stelle verdorben ist (vgl. Anrn. 733), kann die nähere Bezeichnung des göttlichen Namens Zeus nicht mit Sicherheit festgestellt werden 765 • Wichtiger als verschiedene - zwar interessante - Spekulationen zu den beiden Zeus-Epitheta ist die oben angetönte Frage nach dem Kultgeschehen in diesem Heiligtum. Die erste konkrete Frage heisst: Welche Folgen hat die Benennung des Garizirn-Heiligtums nach Zeus gehabt? Im Anschluss an unsere oben formulierte Hypothese über Bau und Benutzung des Heiligtums unterscheiden wir zwischen den beiden beteiligten Gruppen: Anhänger Manasses ("Apostaten des jüdischen Volkes") und Sidonier. Josephus berichtet - vom terminologischen Standpunkt her betrachtet - direkt nichts über die erstgenannten Leute in seleukidischer Zeit. Wir dürfen jedoch sicher sein, dass damals Nachkommen der früheren jüdischen Apostaten in Sichern und dessen Umgebung gelebt haben: Aufgrund von 2Makk 5,22f steht fest, dass mit dem Volk, das unter Aufsicht gestellt worden ist, ausschliesslich die Juden gerneint sind. Diese haben offenbar zwei
765) Delcor, aaO. 40f, will sich nicht auf das eine oder andere Epitheton festlegen. Tendentiell bevorzugt er aber wohl "Xenios", für das er einen Erklärungsversuch liefert (der uE. jedoch nicht zu überzeugen vermag). Hanhart, aaO. 37 Anrn. 5, findet in beiden Epitheta von Zeus ("Hellenios": Ant 12,261 und "Xenios": 2Makk 6,2) etwas Gemeinsames. In beiden Texten würde eine Beziehung zwischen dem Zeus-Attribut und der Eigenschaft der Samaritaner (!) hergestellt: "Zeus Hellenios" werde auf die gewünschten hellenischen Bräuche (Ant 12,263), "Zeus Xenios" auf die Einwohner des Ortes (2Makk 6,2) bezogen. - Wir erachten "Zeus Xenios" deshalb als historisch wahrscheinlicher, weil 2Makk 6,2 einer samaritanischen Quelle entstammen dürfte (dazu vgl. Exkurs D zu Ant 13,275-277). Dieser Quelle ist uE. der Vorzug zu geben, weil das in ihr Berichtete wahrscheinlich aus der unmittelbaren Kenntnis der dortigen Situation bzw. aus eigener Erfahrung niedergeschrieben worden ist. - Weitere Deutungen der Zeus-Epitheta vgl. in Anrn. 296 im Exkurs D.
274 Zentren gehabt, die aufstandsverdächtig gewesen sind: Jerusalern und der Garizirn. Damit wird jenes Volk bzw. jener Teil des Volkes, der in der Nähe des Garizirn gelebt hat, eben zu den Juden gezählt (vgl. zu Ant 13,275-277 Exkurs D). Nun darf die Denkschrift der Sidonier wohl dahingehend interpretiert werden, dass die Schreiber so heftig protestiert haben, weil auch Juden in (der Nähe) der Stadt Sichern gelebt haben. Wäre Sichern von Juden frei gewesen, hätte diese Denkschrift möglicherweise gar nicht verfasst werden müssen, da die ethnischen Verhältnisse für die königlichen Beamten dann wohl transparenter gewesen wären (vgl. Anrn. 756). Weil aber ("apostatische") Juden und eine sidonische Kolonie in oder um Sichern gelebt haben, ist wohl anzunehmen, dass die Benennung des Heiligturns nach Zeus für beide Gruppen Konsequenzen gehabt hat: Zufriedenstellung der Sidonier einerseits; möglicherweise unerwünschte Auswirkungen für die jüdischen Apostaten anderseits. Dass sich die sidonische Kolonie von der von ihr vorgeschlagenen Massnahrne eine Veränderung der Situation versprochen hat, geht aus dem letzten Satz ihres Schreibens hervor (12,261). Weil der König dem Gesuch entsprochen hat (vgl. 12,263), dürfte sich die Lage der Sidonier tatsächlich zu ihrem Vorteil geändert haben. Weiteres über den Garizirn-Ternpel oder -Kult erfahren wir allerdings nicht. Das chronologisch nächste Ereignis, das von diesem Heiligturn berichtet wird, ist - ausgenommen der Streit in Aegypten bezüglich des Jerusalerner- und des Garizirn-Heiligturns (irgendwann zwischen 180- 145v.; vgl. zu Ant 13,74.75 und zu Ant 12,10) - dessen Zerstörung durch Johannes Hyrkanus (vgl. zu Ant 13,255b
= Bell
1,63). Ob die Benennung des Garizirn-Heiligturns
nach Zeus für die (Nachkommen der)
jüdischen Apostaten uner-
wünschte Folgen gehabt hat und wenn ja, worin diese bestanden hätten - diese Frage ist der springende Punkt: Unsere bisherigen Darlegungen (dass der Tempel auf Wunsch von Juden und Israeliten gebaut worden ist und jenem in Jerusalern hätte ähnlich sein sollen, und dass zur Zeit des Antiochus IV. ein Teil des jüdischen Volkes in der Nähe des Garizirn gelebt hat) aktualisieren dieses Problem, sodass wir uns ihm stellen müssen, bevor ein bestimmtes Klischee einfach übernommen wird. In Ant 12,261 steht nichts anderes als dass das Heiligturn 1. namenlos gewesen ist und 2. nun nach Zeus benannt werden soll. Es
275 ist also das Heiligtum, das einen Namen erhalten soll. Vom Gott oder von den Göttern, die darin verehrt worden sind oder verehrt werden sollen, ist direkt nicht die Rede. Was aber bedeutet es, wenn ein Heiligtum (k)einen Gottesnamen trägt? "Der Name eines Heiligtums ist der des Gottes, der darin verehrt wird" 766 • Dass jenes auf dem Garizim seit seinem Bestehen keinen Namen gehabt hat, ist wahrscheinlich. Daraus kann jedoch nicht abgeleitet werden, dass in ihm kein Gott verehrt worden sei - dies wäre absurd. Bickerman begründet die Anonymität des Garizim-Heiligtums damit, dass der Gott der Juden ("wenigs.tens seit der Perserzeit") für seine Gläubigen anonym gewesen sei; das Tetragramm habe nicht ausgesprochen werden dürfen. Man habe es umschrieben 767 • Welche Umschreibung (zB. "Gott des Himmels", "Allerhöchster", "Himmel", "Ewiger" usw. 768 ) die übliche, vorgezogene oder gar exklusive der Juden am Garizim gewesen ist, ist unbekannt 769 Doch das Garizim-Heiligtum "war ohne jeden Zweifel Jahwe geweiht"770. Soviel lässt sich uE. aus den wenigen Angaben um die Errichtung desselben tatsächlich herauslesen. Wenn nun aber der Name auf den verehrten Gott hinweist, lautet die Frage: Hat seit der Zeit des Antiochus IV. die Verehrung - seitens der Sidonier Zeus, nicht mehr JHWH, gegolten? Bickerman schreibt, dass die Einführung oder Aufgabe eines Gottesnamens prinzipiell einen
766) Bickerman, aaO. 265. 767) Vgl. ebd. 265; vgl. auch Delcor, aaO. 39. 768) Vgl. Delcor, aaO. 39; Bickerman, aaO. 265f. 769) Nur ein einziger Hinweis vom Anonymus bzw. Pseudo-Eupolemos (der ins 2. Jh.v. zurückgehen mag; vgl. Mayer, Literatur 200) in Eusebius' Praeparatio Evangelica IX.,l7,5 (=Jacoby, FGrHist 724 F 1,5) sprich~ "von einer Stadt im Heiligtum"Apyap~L(v, was übersetzt Berg des Höchsten bedeutet" (so in Kippenberg 81). Diese Ueberlieferung ist auch im 5. Jh.n. (bei Marinus, einem Mann aus Neapolis) noch greifbar; vgl. Bengel, JH 544f Anm. 241 und Kippenberg 99f. - UE. kann daraus jedoch nicht gefolgert werden, dass "(Aller-)Höchster" in hellenistischer Zeit die Gottesbezeichnung der Juden am Garizim gewesen ist (gegen Bickerman, aaO. 266) • Falls sie es gewesen wäre, wäre diese Umschreibung (innerhalb der jüdisch-israelitischen Religion) nichts spezifisch Samaritanisches. Sie kommt- in hellenistischer Zeit - in Sir sehr häufig, auch in Dan, im GenApok., in Jub usw. vor; vgl. Bengel, JH 544 Anm. 240. 770) Delcor, aaO. 39.
276 Wandel in der Haltung der Gläubigen bewirkt habe; also hätte die Benennung nach Zeus auch einen Wandel der Garizim-Gläubigen zur Folge gehabt. Doch unser Textbeispiel weise in die andere Richtung: In persischer und griechischer Zeit seien auch die phönizischen Götter für ihre Anhänger anonym geworden. Man habe sie meistens unterschiedslos "Baalim" genannt 771 • Die Griechen hätten versucht, diesen Gottheiten Eigennamen zu geben. Philo Byblos berichte zB., "Baalschamen" (der "Herr des Himmels" der Phönizier) sei mit "Zeus" identifiziert worden. Die Phönizier hätten sich der griechischen Terminologie angepasst und ihre eigenen Götter vor Griechen mit dem griechischen Namen genannt. Aber das habe in der phönizischen Religion nichts geändert Heiligtümer und Riten seien phönizisch geblieben. Daraus schliesst Bickerman, dass durch die Benennung "Zeus" weder ein griech.i;scher Kult im Tempel auf dem Garizim eingeführt worden noch die überkommene Religion geändert worden sei 772 . Weil wir Bickermans Theorie über die "Sidonier"
(=Phönizier = Kanaanäer = Samarita-
ner) aber nicht folgen können (vgl. oben la), stellt sich uns aufgrund seiner (hier resümierten) Argumente für die Kontinuität der alten Religion im Garizim-Heiligtum die Frage differenzierter: Hat die sidonische Kolonie in Sichern etwa seit der Tempelgründung ihren Gott mit dem jüdischen JHWH identifiziert, aber ihren (eigenen) Kult ausgeübt? Wenn die Sidonier nur aufgrund einer Notsituation gewisse religiöse Bräuche anderer Leute (zB. der Juden) übernommen haben (vgl. Ant 12,259), so wäre- aufgrund Bickermans Ausführungen - weiter zu fragen: Wie ernst ha-
771) Eine der wichtigsten Gottheiten der Stadt Sidon war Eschmun. Der Tempel, der diesem Gott Ende des 6. oder am Anfang des 5. Jh's v. gebaut wurde, wurde bis in die frühchristliche Zeit hinein als Ort des Gottes der Heilung geehrt; vgl. Jidejian, Sidon 15.61. - Bickerman, Gott 106, bemerkt, die syro-phönizischen Religionen hätten Litholatrie (die Gottheit wurde im Steinblock und Holzpfahl verkörpert) gekannt. 772) Vgl. Bickerman, Dokument 266-268 und vgl. ders., Gott 114 und 96; an letzterem Ort schreibt er - bezogen auf Jerusalem -, dass auch dort kein griechischer Gott Einzug gehalten habe, sondern der anonyme Judengott sei in den griechischen Akten als "Zeus Olympios" aufgeführt worden. "Die Formen des neuen Kultus waren also ungriechisch, weil auch die Götter nicht hellenisch waren"; ebd. 115.
277 ben sie die neuen Bräuche genommen bzw. haben sie diese mit ihren alten religiösen Vorstellungen "gefüllt" 773 ? Diese Frage zu beantworten, ist uE. unmöglich, weil wir letztlich über die religiösen Praktiken dieser Siehern-Sidenier im Ungewissen bleiben. Als wahrscheinlich betrachten wir (hinsichtlich der Gottesverehrung) folgendes: Weil erst die Sidonier der Zeit des Antiochus Epiphanes dem anonymen Heiligtum einen Gottesnamen geben wollten und sich hierfür nicht auf ihre Vorfahren berufen haben (was vom gesamten Inhalt dieser Denkschrift her doch auffällt), ist anzunehmen, dass erst sie diese (Pseudo-)Gräzisierung vorzunehmen wünschten, dh. dass sich bis zu ihrer Generation offenbar niemand an der Anonymität des Heiligtums gestessen hat 774 . Vielleicht darf weiter gefolgert werden, dass die früheren sidonischen Kolonisten in Sichern den Kult des ungenannten Gottes akzeptiert haben, dh. wohl, sich stärker "jahwisiert" gefühlt haben als die Sidonier des 2. Jh's v. Falls dem so gewesen wäre, könnte auch angenommen werden, dass die Sidonier JHWH (nicht Zeus oder ihre Baalim) verehrt haben. Dann wäre auch eher verständlich, dass die Sidonier des 4. Jh's v. zusammen mit den Apostaten des jüdischen Volkes den Garizim-Tempel errichtet und benützt haben. - Bickermans Aussage, die Sidonier in Sichern hätten dem Heiligtum zwar einen griechischen Gottesnamen gegeben, doch sonst habe sich nichts geändert, ist uE. jedoch in Frage zu stellen: Weil sich die (wahrscheinlich "jahwisierten") Sidonier von den Juden abgehoben und sich von dieser Massnahme offensichtlich etwas versprochen haben, ist es uE. wahrscheinlich, dass mit dieser Namensgebung eine Aenderung im Kult/verhalten eingetreten ist. Dass "Zeus" kaum bloss ein Surrogat für JHWH gewesen ist, nehmen wir deshalb an, weil die Intervention der Sidonier bei Antiochus IV. Eindruck machen sollte - und offensichtlich auch machte.
773) Beispiel: am Sabbat nicht arbeiten. Der Grund zur Einhaltung dieses Ruhetages wäre jedoch nicht - wie bei den Juden - in Ex 20,11 oder Dtn 5,15 zu suchen, sondern mit der eigenen phönizischen Tradition bzw. Religion verbunden worden. 774) Bickerman, Dokument 267 und - wohl im Anschluss an ihn Delcor, aaO. 41, schreiben, dass die Anonymität an sich für Phönizier nichts Schockierendes gewesen sei.
278 Hinzu kommt, dass im Antwortschreiben des Königs an die Sidonier den Adressaten noch "griechische Bräuche" zugestanden werden (vgl. Ant 12,263). Noch etwas anderes veranlasst uns zur Annahme, die Sidonier hätten von nun an nicht mehr oder nicht mehr ausschliesslich JHWH verehrt: Der Garizim-Tempel ist einige Jahrzehnte später (129/128v.) zerstört worden. Der Grund dieser Zerstörung durch Johannes Hyrkanus ist uE. bei den Sidoniern bzw. ihrer Herrschaft über diesen Tempel zu suchen.
(Näheres vgl.
zu Ant 13,255b =Bell 1,63). Unsere-gewissermassenaus der Wirkungsgeschichte vorweggenommene - Deutung von 12,.261 lässt sich dementsprechend formulieren: Das Postulat der Sidonier, das bisher anonyme Heiligturn nach Zeus benennen zu wollen, hat eine Zäsur in der Gottesverehrung der Sidonier gebracht. Sie haben wahrscheinlich seit dem Erfolg bei Antiochus Epiphanes anstelle von JHWH Zeus oder (einen ihrer) Baalim verehrt sowie unjüdische Praktiken eingeführt oder solche stärker (als zuvor) akzentuiert. Vielleicht haben sie auch versucht, alle Benutzer des Heiligturns für den "neuen Kult" zu gewinnen. Wie haben die jüdischen Apostaten auf solche Massnahrnen reagiert? Das Schweigen der Quellen verunmöglicht (einmal mehr) eine klare Antwort. Wir vermuten jedoch, die jüdischen Apostaten hätten sich auf die Seite jener Juden gestellt, die gegen die "Hellenisierung" auch des Jerusalemer-Heiligtums bzw. -Kultes gewesen sind (vgl. zu Ant 13,275277 Exkurs D Anm. 288). Doch zur Zeit des Antiochus IV. sind sie wohl geschwächt gewesen, weil die Anordnungen des seleukidischen Herrschers auch sie betroffen haben. UE. sind sie mit dem Vorgehen der Sidonier, insofern dieses den Tempel betroffen hat, jedoch keineswegs einverstanden gewesen. Falls nicht schon früher - teilweise oder zeitweise - getrennte Gottesdienste von Sidoniern und jüdischen Apostaten im Garizim-Tempel stattgefunden haben, dürften solche wohl jetzt (sukzessive?) institutionalisiert worden sein. Der Garizim-Tempel ist nun wahrscheinlich ein Ort des Synkretismus 775 geworden; letzterer ist ganz auf das
775) Colpe, Vereinbarkeit 16, lässt zu, dass "Synkretismus" im Sinne einer "Mischung" von Kultur- und Religionsphänomenen verstanden wird. Wirverwenden diesen Begriff hier, weil die "jahwisierten" Sidonier uE. Zeus und weiterhin auch JHWH verehrt haben könnten. - Eventuell wäre auch von "Theokrasie" der Sidonier zu sprechen.
279 Konto der Siehern-Sidenier zu buchen 776 • Rigsby erwähnt eine interessante Vermutung, warum sich die Sidonier vor Antiochus IV. entschlossen haben könnten, ihr Heiligtum ausgerechnet nach Zeus zu benennen: Die Wahl des Namens "Zeus" stehe möglicherweise mit der Herkunft von Antiochus IV. in Zusammenhang. Der Seleukide habe Zeus (Olympios) verehrt, weil "this was the patron of his native place and first city of his dynasty .•. " 777 In der Bitte an Antiochus, das Heiligtum nach Zeus benennen zu dürfen, wäre dann eventuell eine schmeichelhafte Absicht zu sehen. Dass die Sidonier vor Antiochus vielleicht geschmeichelt haben, könnte auch aus dessen Bezeichnung als "Wohltäter und Retter" (12,261) gelesen werden. Zudem werden ihm höhere Einnahmen aus der (Geschäfts-)Kasse der Sidonier in Aussicht gestellt. Nun ist uE. verständlich, dass Menschen aufgrund einer ungerechterweise erlittenen Drangsal mit allen Mitteln versuchen, ihre Not zu wenden. Gerade darum halten wir es auch für möglich, dass ein Mittel zum Zweck die Bereitschaft der Sidonier gewesen ist, ihre religiösen Verhaltensweisen zu ändern 778 . - Ein Vergleich mit der Situation am Jerusalemer-Tempel hinkt darum, weil der dortige Tempel und Kult von Juden verwaltet worden ist, während im Garizim-Heiligtum offenbar Sidonier das Sagen gehabt haben.
Am Schluss dieser Ausführungen über die religiösen Praktiken der Siehern-Sidenier halten wir also fest, dass diese Nichtjuden sind, die sich von jüdischen Bräuchen bzw. Praktiken distanziert haben. Gleichzeitig leben in Sichern "Apostaten des jüdischen Volkes", denen spätestens zur Zeit des Antiochus Epiphanes die "Verwaltung" des Tempels auf dem Garizim abgenommen worden ist. Letz-
776) Vgl. Kippenberg 80; ebenso Jaros, Studien 45. - Im Unterschied zu Hanharts Deutung der Situation am Garizim in seleukidischer Zeit (er spricht vom [jüdisch-]samaritanischen Schisma; vgl. zu Ant 13,275-277 Exkurs D Anm. 294) glauben wir, damals habe ein "Schisma" zwischen Sidoniern und jüdischen Apostaten (am Garizim-Heiligtum) stattgefunden. 777) Rigsby, Notes 237. 778) Vgl. Bickerman, aaO. 263: Nach Katastrophen hätten Menschen jeweils einen neuen Gott und neue Riten angenommen. - Warum hätten die Sidonier dies in der damaligen Notsituation nicht auch tun sollen?
280 tere nennen wir "Samaritaner"; in den Sidoniern in Sichern erkennen wir - bis zur Abfassung der Denkschrift - JHWH-gläubige "Samarier", die aus Phönizien stammen. Es ist uE. nicht möglich, die Sidonier (der Zeit von ca. 332 - 167v.) als "Samaritaner" zu bezeichnen, weil sie sich wahrscheinlich nur äusserlich an gewisse jüdische (bzw. s~maritanische) Bräuche gehalten haben. 3. Zur Authentizität von Ant 12,258-261/262f Die Identifikation der Sichem-Sidonier mit sidonischen Kolonisten wirft die Frage der Echtheit der "Denkschrift" zwar auf, stellt sie jedoch in ein neues Licht: Wenn die These einer sidonischen Kolonie in Sichern akzeptiert wird, scheint die "Denkschrift" (bzw. das Dokument) gewissermassen glaubwürdiger zu sein als wenn die sich darin "Sidonier"·nennenden Leute als "Samaritaner" interpretiert werden. Die Prämisse "sidonische Kolonie", noch mehr jedoch die ausführlichen Darlegungen Bickermans zur Echtheitsfrage des Dokumentes, dispensieren uns von einer eigenständigen Analyse dieser Denkschrift im Hinblick auf die Frage ihrer Authentizität. Wir schliessen uns diesbezüglich Bickermans vorzüglichen Begründungen an 779 . Aus unserer Perspektive sind jene Interpreten dieses Ant-Textes, die das Dokument nicht als "echt" betrachten oder diesem Adjektiv (mehr oder weniger) Skepsis entgegenbringen, zusätzlich auf die Bedenken, die sich aufgrund der Terminologie ergeben, aufmerksam zu machen: Von "Sidoniern" in Samarien, Judäa und Idumäa weiss Josephus (bzw. seine Quelle/n) sonst offensichtlich nichts. Wie käme er oder ein phantasierender bzw. polemisierender jüdischer Verfasser darauf, diese Sichemiter ausgerechnet "Sidonier" zu nennen bzw. diese Bezeichnung ihnen in den Mund zu legen (und gleichzeitig zu sagen, diese "Samar." hätten sich -wegen des schlechten Ergehens ihrer jüdischen Nachbarn- von den Juden abgehoben; vgl. 12,257) 780 ?
779) Vgl. bes. Bickerman, aaO. 244-256.277. Auch Kippenberg 77 und Schalit, Denkschrift, messen dem Dokument historischen Wert zu, auch wenn dieser sich auf eine authentische Substanz beschränken soll. 780) Diese Frage richtet sich an Haefeli, Geschichte 76, der Brief und Antwort als "jüdisches Machwerk" abtut; ebenso geht sie an Willrich, Urkundenfälschung 14-16 (dessen Prinzip heisst: Josephus ist historisch unzuverlässig) und an Meyer, Ursprung II. 154 Anm. 3.
281 Zudem stellte sich die Frage, weshalb ein Fälscher, der mit diesem Ookument die Samaritaner hätte belasten wollen, deren Herkunft hier nicht klar und deutlich mit den "Medern und Persern" verbunden hätte bzw. warum Josephus in 12,257 (dh. im einleitenden "Rahmen" zur Denkschrift) diese beiden Namen als Abstammungsangaben anführt, und sie dann doch im Dokument selber nicht (mehr) benützt. - Wir glauben, der Gebrauch der Terminologie verrate die chaotische Situation beim Kompilator, dh. aller Wahrscheinlichkeit nach bei Josephus selber. So paradox es anmuten mag: Die diversen Termini im ganzen Abschnitt (12,257264a)
zur Bezeichnung der darin genannten Menschen und ihrer
Identität ("Samar.", "verwandt/Verwandtschaft", "Ansiedler der Meder und Perser", "Sidonier in Sichern", "von den Ahnen her Sidenier", "unserer Abstammung •.• liegt Fremdes zugrunde") 781 sprechen uE. für die Authentizität der Denkschrift. Es ist wohl vor allem der "Rahmen" (der dieses Schreiben umgibt), der viele Forscher irregeführt hat: Weil "Samar." stets als Terminus der Religionszugehörigkeit (statt als geographischer Begriff) verstanden worden ist, sind aufgrund dieser Prämisse alle Bewohner Samariens als "Samaritaner" betrachtet worden. Also hat man auch diese "Sidonier in Sichern" (die Josephus im "Rahmen" "Samar." nennt) automatisch als "Samaritaner" identifiziert. Wenn die Machtposition dieser Siehern-Sidenier mitreflektiert wird, kann deren Verbindung zum Garizim-Heiligtum nicht mehr besonders irritieren oder in Staunen versetzen. UE. enthält die Denkschrift recht genaue Angaben einer Vorlage, die auf einem historischen Original fussen dürfte 782 • -Weil wir die Bittschrift der Sidonier als echt betrachten, vermuten wir, dass auch das Antwortschreiben des Königs (in seiner Substanz) echt ist.
781) Erwähnenswert ist, dass "Sichemiter" im ganzen Abschnitt nie vorkommt. Daraus ist zu schliessen, dass Josephus diese Sidonier in Sichern nicht (wie wahrscheinlich die in Ant 11, 342b-346 genannten "Sichemiter"; vgl. Anm. 718) als "Samaritaner" (bzw. jüdische Apostaten) betrachtet hat. Er behauptet in 12,257 ja, sie seien Ansiedler der Meder und Perser (=Chuthäer). 782) Bickerman, question 39, nennt das Jahr 166v. als Abfassungszeit dieser "Denkschrift~.
282 4. Sidonier in Marisa - Sidonier in Sichern und Johannes Hyrkanus Im 2. Jh.v. hat in Marisa (Idumäa) und in Sichern (Samarien) je eine Kolonie Sidonier gelebt. An ersterem Ort ist sie bezeugt durch die Grabanlagen nahe bei Marisa (vgl. zu Ant 13,275-277 783 Anm. 308.309), während Josephus' Werk nichts über sieberichtet; die Sidonier in Sichern hingegen haben kein Zeugnis ihrer dortigen Ansiedlung hinterlassen, aber Josephus zitiert ein Dokument, das von einer sidonischen Kolonie in Sichern handelt. - Wir haben in unseren Darlegungen Johannes Hyrkanus mit den Sidoniern in Marisa und jenen in Sichern in Verbindung gebracht. Aus unserer Hypothese, die Kolonisten und Verbündeten der Juden in Marisa könnten Sidonier sein (vgl. zu Ant 13, Vorschlag 2), resultiert, dass Johannes Hyrkanus die Sidonier in Marisa in Schutz genommen hat. Aus unseren Darlegungen in der Textanalyse von Ant 12 geht jedoch hervor, dass derselbe jüdische Herrscher wegen der Sidonier in Sichern bzw. ihrer Machtposition den Garizim-Tempel zerstört hat. Kurz: Die Sidonier in Marisa sind von Johannes Hyrkanus als Freunde, jene in Sichern als Feinde betrachtet worden. Die Frage lautet also: Ist das möglich? Aufgrund der Unterschiede der beiden Kolonien im 2. Jh.v. (Marisa: kein Tempel der Sidonier, eigene Grabanlagen, Stadt nur mässig hellenisiert, Einwohner ptolemäertreu, unter seleukidischer Herrschaft hat die Kolonie [und die Stadt] ihre Bedeutung verloren; Sichern: Garizim-Ternpel, keine Gräber [gefunden], Bewohner der [Umgebung der] Stadt politisch uneinig: Sidonier seleukidentreu, Juden seleukidenfeindlich, unter seleukidischer Herrschaft ist die Kolonie eventuell gestärkt worden) ist eine beiden Sidonier-Kolonien völlig entgegengesetzte Haltung der Juden (Judäas) bzw. des Johannes Hyrkanus uE. nicht auszuschliessen. Dennoch geben wir der Hypothese, dass die Kolonisten in Marisa die dortigen Sidonier gewesen sein könnten, aufgrund unserer Ausführungen in der Textanalyse von Ant 12 weniger Chancen als dem zu Ant 13 gemachten Vorschlag 1. (Die "Marisa-Hypothese" ist uE. zwar erwähnens- und bedenkenswert gewesen.) Obwohl in der Analyse von Ant 12 auch
783) Auf die Analyse dieser Texteinheit sowie auf jene zu Ant 12,258-264a beziehen wir uns im folgenden mit "Ant 13" bzw. "Ant 12". In "Ant 13" geht es primär um den "Vorschlag 2".
283 viele Vermutungen stehen, glauben wir doch, diesen müsse grössere Bedeutung beigemessen bzw. ein höherer Wahrscheinlichkeitswert zuerkannt werden als der "Marisa-Hypothese".
Zwischenbilanz 3
3.1 Zur Terminologie In Ant 11 ist - sofern man die Zäsur zwischen 11,340-342a und 11,342b-346 bemerkt -die Terminologie recht klar: Der erstgenannte Abschnitt berichtet von Samar., nicht von Siehemitern und nicht von Sidoniern, und nur in einem eingeschobenen Nebensatz von den "Apostaten des jüdischen Volkes"; der zweite Abschnitt handelt von Sichernitern, dh. von Leuten aus Sichern, die sich als Sidonier zu erkennen geben (und die sich wahrscheinlich - im religiösen Sinn - "Hebräer" genannt haben) • Während die Sarnar. mit der Lüge ihrer jüdischen Identität vor Alexander d.Gr. offenbar Gehör finden, gehen die Sicherniter bzw. Sidonier, die angeben, keine Juden zu sein, leer aus. In Ant 12 werden dann dreierlei Termini (Sarnar., Ansiedler der Meder und Perser, Sidonier) miteinander verwoben. Der eigentliche Fehler des Kompilators besteht jedoch "nur" darin, dass er (Josephus) die Sidonier, die Bewohner Sarnariens sind und daher Samarier genannt werden können, auf Ansiedler der Meder und Perser zurückführt. Doch selbst dieser Fehler ist ein relativer: Die Sidonier haben (wahrscheinlich) in persischer Zeit die Gegend westlich Sarnariens, dh. die Scharen-Ebene und die Orte Dor und Joppe, erhalten (vgl. zu Ant 11,342b.344.346 Anrn. 722). Eine Beziehung dieser Siedler zu den Persern bzw. zu deren Verfügungen in bezug auf die Bevölkerungsstruktur ist damit gegeben. Falsch bleibt nur Josephus' wahrscheinliche Annahme, die sich Sidonier nennenden Leute in Sichern würden aus Medien und Persien stammen (vgl. zu Ant 10,184). Ob Josephus selber Verursacher dieser terminologischen Mixtur
284 ist oder ob dafür seine Quelle 784 verantwortbar zu machen ist, lässt sich nicht feststellen. Weil es sich hier jedoch um ein zitiertes Dokument handelt, dem ein Rahmen gegeben wird, darf wohl angenommen werden, die Wortwahl sei ein Produkt des 1. Jh's n., stamme also aus Josephus' Feder. 3.2 Die Sidonier haben eine Position der Stärke gehabt Die beiden Sidonier-Texte in Ant 11 und 12 lassen die Vermutung zu bzw. führen zur Annahme, die Kolonisten aus Sidon hätten seit dem Ende des 4. Jh's v. bis zur Zeit des Antiochus IV. Epiphanes Macht und Einfluss gehabt. Die Geschichte der Apostaten des jüdischen Volkes in Sichern dürfte daher rund 200 Jahre lang (von der Zeit Alexanders d.Gr. bis zu Johannes Hyrkanus) mit den Sidoniern in Zusammenhang gestanden haben bzw. vom Verhalten dieser mitgeprägt gewesen sein. 3.3 Kein "Schisma" zwischen Juden und Samaritanern Weder aus Ant 11 noch aus Ant 12 können wir schliessen, dass zwischen Juden und Samaritanern ein "Schisma" stattgefunden hat. Wohl nennt Josephus die Juden/Israeliten in Sichern "Apostaten". Doch auf einen vollständigen Bruch zwischen diesen und den Jerusalem-orientierten Juden weist nichts hin. 2Makk 5 und 6 (vgl. zu Ant 13,275-277 Exkurs D) bestätigen im Gegenteil, dass die Leute am Garizim im 2. Jh.v. noch als Juden betrachtet worden sind. Ein radikaler Bruch hat sich uE. jedoch zwischen den dortigen Sidoniern und den "Apostaten des jüdischen Volkes" zugetragen. Er dürfte in die Zeit zwischen 167 - 129/128v. zu datieren sein.
(Weiteres dazu vgl. zu Ant 13,255b
= Bell
1,63).
784) Bei ihr ist vielleicht an Nikolaos von Damaskus (vgl. Ant 12,127; so auch Schalit, Denkschrift 163) oder eventuell an Polybias von Megalopolis (vgl. Ant 12,135.137) zu denken. Zu diesen beiden vgl. Stern, Authors I. 227-232 bzw. llOf.
285 4. Die
Xoufu'Co~
Dieser in der Zeit nach Josephus berühmt-berüchtigt gewordene Terrninus 785 kommt insgesamt nur 9mal vor (vgl. "Namensverzeichnis" S. 48) 786 . Weil wir fünf Textstellen bereits behandelt haben (Ant 9,288.290; 10,184; 11,88.302), sind hier nur noch die restlichen vier zu analysieren.
Ant 11,19.20a: Die Chuthäer bestechen Satrapen und Behörden Als die Juden die Fundamente des Tempels
(•öu~ 8E~EALOU~
•oü
vaoü) legten und sich beim Bauen eifrig bemühten, drängten die umliegenden Völker (xat
~aA~a•a
(•a ·rrtp~E
~8vn)
und am meisten die Chuthäer
•d Xou8a[wv), die der assyrische König Salrnanas-
sares787 aus Persien und Medien gebracht und in Samarien 788 (ev (•ov
Ea~apE[a)
•wv
angesiedelt hatte als das Volk der Israeliten
·rapanA~•wv
Aaov) vertrieben wurde, die Satrapen und
die Behörden 789 (•ou~ Ea•parra~ xa~ •ou~ trr~~EAou~tvou~), die
785) Bei den Rabbinen bzw. im rabbinischen Schriftturn wurde die hebräische Form (tJ~h['l]:J) zum terminus technicus für die (übliche) gräzisierte Bezeichnung "Samar.". Näheres vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F. 786) Obwohl dies im Vergleich zu den beiden Namensformen "Samar." wenig ist, kann uE. deswegen noch nicht gesagt werden, Josephus selber folge "ganz dem griechischen Sprachgebrauch und redet von Ea~apEt~ bzw. Ea~apE'C•a~"; so Kippenberg 53. - Ant 11, 330, wo XaA5at:o~ (nicht: Xou8atoL) steht, fällt weg. Für die Korrektur "Chuthäer" (so Schotanus) gibt es keine überzeugenden Gründe: "Chuthäer" werden nie mit "Phönizier" (die hier genannt werden) zusammen aufgeführt. 11,332 nennt "Könige von Syrien"; dies spricht wohl für die Richtigkeit des Wortes "Chaldäer"; vgl. dazu Marcus (Loeb) zu Ant 11,330 Anrn. a. 787) Marcus (Loeb) korrigiert im Hinblick auf Ant 9,259 in "Salmanasses"; vgl. z.St. Anrn. d. 788) Ant 10,183f berichten, die Chuthäer seien anstelle der zehn vertriebenen israelitischen Stämme angesiedelt worden. Diese lebten nicht nur in der Stadt Samaria, sondern im ganzen Gebiet. Darum übersetzen wir "Samarien". Vgl. auch zu Ant 10,184. 789) Wörtlich: "die Aufsicht Führenden" oder "die Sorge Tragenden".
286 Juden am Aufbau der Stadt und am Errichten des Tempels {•oü vaoü) zu hindern
{~~noöl6ELV)
{11,19). Die durch Gelderwerb von
ihnen Verführten {ot ö~ xaC XPn~LV ÖL~8apev•e~ un' au•oov) gaben sich den Chuthäern preis {ann~n6Anaav •ot~ Xou8aloL~) und waren zu den Juden bezüglich des Bauens gleichgültig {a~EA~~) und leichtsinnig
{~aau~ov)
{11,20a).
Um Wiederholungen {aus der Textanalyse von Ant 11,6lusw. und Ant 11,174) zu vermeiden, befassen wir uns bei diesem Textabschnitt nur noch mit seinen besonderen Eigenheiten: In diesem Text wird, chronologisch erstmals, vom feindschaftliehen Verhalten der Chuthäer in der Perserzeit gesprochen. Dieses - man könnte sagen - Klagelied üer Juden zieht sich beinahe durch das ganze 11. Buch von Ant {vgl. zu Ant 11,6lusw.;ll4.117; 174). Dabei fällt auf, dass von den Völkern, die die Juden umgeben790, die Chuthäer offenbar die aktivste Rolle innehaben, wenn es sich um antijüdische Aktionen handelt 791 • Diese eben angetönte Beschuldigung kann einerseits mit der historisch durchaus glaubwürdigen Situation zusammenhängen, die in Ant 11,61 beschrieben ist: Nichtjuden haben während des Exils der Juden Orte der letzteren in Besitz genommen. Das heisst, "Chuthäer" haben seit dem babylonischen Exil nicht nur in Samarien, sondern ebenso in Judäa gelebt und daher waren sie jene Völkerschaft, die gegen das jüdische Vorhaben {die Stadt Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen) am vehementesten reagierte.
790) Zu diesen gehören die Chuthäer, wie die Fortsetzung des Satzes mit der Herkunftsangabe derselben zeigt. Das "und" hat nur die Funktion einer copula, nicht des Abhebens von den Ersterwähnten. Weil die Chuthäer in Samarien angesiedelt sind, leben sie recht nahe bei den Juden. Die Zählung der Chuthäer zu den "umliegenden Völkern" zeigt, dass das von diesen bewohnte Gebiet {Samarien) eine nepLE x~pa, dh. unjüdisches Land, ist. Auch der Talmud rechnet die fi~ o~n~~ zur fi~7 n~ln; vgl. Haefeli, Samaria 12. Anders allerdings Alon; vgl. zu Ant 11,342b-346 Anm. 715. 791) Für Haefeli, Geschichte 40, ist "die Annahme, dass bei den jetzt beginnenden Feindseligkeiten die Samaritaner {=Chuthäer) die erste Rolle gespielt hätten, ein durch Josephus {und "Eaöp.a) verschuldeter Irrtum". Seine Begründung: In Esra und Neh seien diese Feinde nur ein einziges Mal {Esra 4,10) ausdrücklich genannt; vgl. ebd. Anm. 3.
287 Anderseits ist denkbar, dass Josephus oder eine seiner Quellen dafür verantwortlich zu machen ist, dass die Chuthäer arn meisten beschuldigt werden. Für diese Annahme spräche uE. auch eine teilweise beobachtbare Steigerung im ersten Drittel von Ant 11 bezüglich der Feinde der Juden (11,19f: umliegende Völker, arn meisten die Chuthäer; 11,61: Idurnäer, Sarnar., Coelesyrier; 11, 84-87: Sarnar.
[allein]; 11,88: Sarnar. beeinflussen Völkerschaf-
ten in Syrien und durch diese die Satrapen; 11,97: Sarnar. schreiben einen Brief) . In 11,19f wird den Chuthäern eine recht einflussreiche Stellung bzw. Machtposition zugestanden: Sie verstanden es jedenfalls, politische Gremien durch Bestechung auf ihre Seite zu bringen - mindestens soweit, dass deren Verhalten an die Grenze des Legalen stiess (vgl. "gleichgültig", "leichtsinnig"). -Die präzisierende Angabe, woher die hier Chuthäer Genannten stammten und weshalb sie nun in Samarien wohnten, ist keine Kreation des Josephus; sie lehnt sich an Esra 4,10 an (vgl. die synoptische Darstellung der Feinde der Juden zu Ant 11,6lusw. sowie Anrn. 635) . Wie bei den vorher behandelten Texten aus Ant 11, die über die Streitigkeiten der Juden mit nachbarlichen Völkern nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil berichten, sind mit den "Chuthäern" von 11,19f auch "Sarnarier" gemeint.
Ant 13,255b = Bell 1,63 (Ant 13,256): Das chuthäische Geschlecht arn Garizirn und Johannes Hyrkanus Wir geben beide Fassungen synoptisch wieder: Ant
Bell
Johannes Hyrkanus brachte so-
Johannes Hyrkanus brachte Sichern
wohl Sichern als auch Garizim
und Argarizim in seine Gewalt,
und dazu das chuthäische Ge-
dazu das chuthäische Geschlecht,
schlecht (13,255b), welches
das um ein Abbild des Jerusale-
288
gerade bei dem dem Jerusalemer-Heiligtum nachgebildeten Tempel wohnte, in seine Gewalt793 (atpe! ECxL~ •e npo~ •ouTOL~ xaL rapL~eLv •o •e Xouaatoov yevo~, önep ooxeL 794 TOV eCxaa8€v•a TOO ev • IepoooAUUOL~ tepoo va6v); diesen Tempel hatte Alexander dem Provinz-Gouverneur (•oo o•pa•nyoo) Sanballat um des Schwiegersohnes Manasse, des Bruders des Hohenpriesters Jaddus willen, zu bauen gestattet, wie wir
mer-Heiligtums herumwohnte 792 ( ••• EtxLua xaL 'ApyapC~eLv a6•o~ atpet, npo~ a~~ •o xouaaCoov y€vo~, ot nepLwxouv td etxaaa~v •w ~v • IE:poooAUUOL~ tep00) •
früher dargelegt haben. Nun geschah es 200 Jahre darnach, dass dieser Tempel verwüstet wurde (€pnuov yev€o8aL) (13,256).
Es fällt auf, dass Josephus bzw. eine seiner Quellen 795 einer Chronologie folgt oder eine solche herstellt, die zu präzisieren ist: Ant 13,254 nennt als Anfang der Eroberungszüge in sy-
792) Dieses "Herumwohnen" ist in allen Hss von Bell 1,63 bezeugt und dürfte ursprünglich sein. Die Aenderung in Ant, gewissermassen in die Zufälligkeitsform (="welches gerade"), ist wohl sekundär. Die Differenz ist jedoch nicht bedeutungsvoll. Einzige Konsequenz könnte sein, dass die BellVersion interpretiert werden könnte als ob alle Chuthäer um das Heiligtum wohnten, während Ant eher nur einen Teil derselben meinte. 793) atpeoo ist auch zu übersetzen mit "einnehmen", "erobern", "rauben", "bezwingen", "besiegen" u.ä.m.; vgl. Menge-Güthling, aaO. 2lf. 794) Die meisten Codices weisen diese beiden Wörter auf; vgl. Niese z.St. Anm. 22. Darum übersetzen wir mit "welches gerade ••• wohnte". Doch in Anpassung an die Parallelstelle Bell 1,63 wird hier teilweise ö nepLoLxe! gelesen; vgl. Niese und Marcus (Loeb) z.St. 795) Ant 13 ist abhängig von Strabos "Historica Hypomnemata"; vgl. Stern, Authors I. 262.
289 rische Städte den Tod von Antiochus (VII. Sidetes; 129v.) 796 • Seither müssen mindestens sechs Monate vergangen sein (vgl. 13, 255a) , bis Hyrkanus sich Sichern, Garizim und das chuthäische Geschlecht unterwerfen und den Tempel auf dem Berg zerstören konnte. Die archäologischen Ergebnisse bestätigen ungefähr Josephus' Angaben: Der Garizim-Tempel wurde 129/128v. zerstört, Sichern aber bestand noch länger, mindestens bis 107v. 797 Falls Sichern dann zerstört worden wäre, fiele seine Destruktion zeitlich ziemlich genau mit jener der Stadt Samaria zusammen (vgl. zu Ant 13,275-277 Anm. 266). Warum aber nennt Josephus diese beiden Orte nicht im gleichen Atemzug? Warum spricht er das eine Mal nur von "Sichem/Garizim/chuthäischem Geschlecht beim Tempel" und erst später (Ant 13,275-281 =Bell 1,64f) 798 von Samaria und dessen Einwohnern? Offenbar waren die beiden Zerstörungen für ihn zweierlei Angelegenheiten. Da im Zusammenhang mit der Zerstörung Samarias kein einziges Wort fällt, das auf eine Beziehung jener Stadt zu Sichern oder dem Garizim wiese (vgl. zu Ant 13,275-277) und umgekehrt hier - vorerst das Wort "Chuthäer" einmal ausgenommen - ebenfalls nichts auf andere Samarier deutet, müssen diese beiden aggressiven Unternehmungen des Johannes Hyrkanus auseinandergehalten werden. Im Unterschied zu Samaria heisst es von Sichem/Garizim/chuthäischem Geschlecht, dass der Eroberer sie "in seine Gewalt brachte" bzw. eroberte/besiegte. Kein Wort von Belagerung und Unterdrückung wie im Falle Samarias~ Haefeli 799 hat wohl recht, dass
796) Die Parallelstelle Bell 1,62 sagt allerdings, Hyrkanus sei während des Partherfeldzuges des Antiochus zur Eroberung ausgezogen. Dies wäre mindestens ein halbes Jahr früher gewesen; vgl. Marcus (Loeb) zu Ant 13,254 Anm. e. 797) Vgl. Wright, aaO. 183f. Möglicherweise wurde Sichern auch damals nicht vollständig zerstört. Zur Zeit des Alexander Jannai (103-76v.) scheint es als Ort noch bestanden zu haben; vgl. Ant 13,377 = Bell 1,92. Es ist möglich, dass erst die in oder bei Sichern stattgefundene Schlacht (88v.) zwischen ihm und Demetrius III. der Stadt das Ende gebracht hat. Vgl. ebd. 171 und 262 Anm. 25 und Kippenberg 87 Anm. 155. 798) Auch in Bell 1,63 werden zwischen "Sichem/Garizim/chuthäisches Geschlecht" noch Städte Idu.'1läas (Adora und Marisa) erwähnt, sodass sich auch hier die Eroberung Samarias von der Sicheros deutlich abhebt. 799) Geschichte 83.
290 mit dem gebrauchten griechischen Verb zunächst weder die Zerstörung der Stadt noch die des Tempels ausgesagt wird, obwohl es diese Bedeutung auch haben kann 800 • Tatsächlich bestätigt Josephus am Schluss von 13,256 nur, dass der Tempel zerstört worden sei; von Sichern wird dies nicht ausdrücklich gesagt und bleibt daher offen. So ist es möglich, dass Sichern vorn Hasrnonäer Johannes Hyrkanus nicht oder nicht völlig zerstört, wohl aber unter seine Gewalt bzw. Kontrolle gebracht worden ist. Jene Stellen in Josephus' Werk, die Sichern noch für den Anfang des 1. Jh's v. als Ort (in Ant als Stadt) erwähnen (vgl. Anrn. 797), könnten durchaus etwas historisch Richtiges bezeugen. Auch wäre hier noch einmal auf die samaritanische Chronik VI. hinzuweisen (vgl. schon zu Ant 13,275-277): Sie bestätigt die Zerstörung Sarnarias, bestreitet jedoch gleichzeitig, dass Sichern von Johannes Hyrkanus demoliert worden sei. Zudem erscheint dieser Herrscher in der samaritanischen Chronik in einem sehr günstigen Licht. Auffallend in unseren Paralleltexten ist auch, dass von Sichern/Garizirn/chuthäischern Geschlecht nur spärlich die Rede ist: In 13,254f wird von den syrischen Städten bzw. den dortigen Umständen quantitativ mehr ausgesagt als 13,255b-256 berichten. Noch mehr gibt der ansebliessende Bericht von der Einnahme der beiden idurnäischen Städte und der Unterwerfung des ganzen idurnäischen Volkes unter das jüdische Gesetz her (13,257f). Es sieht ganz so aus, als ob die Einnahme der Orte im Süden Sarnariens von Hyrkanus keinerlei besondere Anstrengung verlangt habe: Das vorher erwähnte Madaba 801 leistete offenbar massiven Widerstand; von solchem ist in unseren Texten nicht die Rede. Ist dies nur der Unkenntnis des Josephus (bzw. dem Schweigen seiner Quelle) zuzuschreiben oder darf daraus auf eine besondere Situation in Sichern und Umgebung geschlossen werden 802 ? Wir meinen, letztere Möglichkeit müsse hinterfragt werden. Nun haben wir bereits oben (zu Ant 12,258-
800) Vgl. die Beispiele in Rengstorf, Concordance I. 35-37. 801) Diese Stadt war zu jener Zeit in den Händen der Nabatäer; vgl. Ant 13,11. 802) Wer den Historiker als "antisamaritanisch" bezeichnen will, wird wohl sagen, Josephus habe Ereignisse am Garizirn vorsätzlich ignoriert. Für diese Interpretation können wir keinen Grund finden.
291 262) vom Kultverhalten der Sidonier am Garizim-Tempel zur Zerstörung desselben eine Brücke geschlagen. Weil uns aber zwischen den Jahren 166 803 - 129/128v. - letzteres Datum ist das Zerstörungsjahr des Garizim-Tempels - Informationen von bzw. über "Sichemiter" fehlen, kommen wir über Vermutungen nicht hinaus: Das im Hinblick auf die Samaritaner rücksichtslose oder zumindest problematische Vorgehen der Sichem-Sidonier (Benennung des Garizim-Tempels nach Zeus) ist keine bedeutungs- und folgenlose Episode gewesen; die "besondere Situation" in Sichern lässt sich vielleicht einigermassen eruieren. Wir vermuten folgendes: Die Bedrängnis der Samaritaner hat sich damals durch die offenbar über den Garizim-Tempel herrschenden Sidonier fortgesetzt. Eine Art Verdrängung des JHWH-Kultes kennzeichnete in der Folgezeit die Situation am Garizim. Die Samaritaner waren geschwächt und konnten sich gegenüber den einflussreichen Sidoniern nicht (selber) zur Wehr setzen. Weil die SRG keine "Makkabäer" hatte, dh. zum aktiven Widerstand gegen die "sidonisch-seleukidische Koalition" zu schwach war, wurden ihre Interessen ignoriert. Die Zerstörung des Tempels durch Hyrkanus brachte den Samaritanern zwar wohl kaum Freude, aber gewissermassen "Erlösung" von der sidonischen Bevormundung und Machtdemonstration 804 . Der Hasmonäer selbst war wohlinformiert über den wahrscheinlich zum synkretistischen Ort gewordenen Garizim-Tempel. Darum zerstörte er das Heiligtum, das zum sidonischen Kultort geworden war. Möglicherweise fügte er den Sidoniern noch weiteren Schaden zu. Dieser mochte ihr Eigentum (Händler!) oder ihr Leben betreffen.
803) Damals wurde die "Denkschrift" der Sidonier an Antiochus Epiphanes verfasst (vgl. Anm. 782). 804) Die sidonische Herrschaft über den Garizim-Tempel (und insofern über die Samaritaner) könnte mit den Einwohnern der Stadt Samaria in Zusammenhang gestanden haben: Möglicherweise haben die Sidonier in Samaria Freunde gehabt und sind von diesen in ihrem Vorgehen unterstützt worden. Aus diesem Grund hat Johannes Hyrkanus vielleicht ca. 20 Jahre später die Stadt Samaria zerstört. Aber es ist auch denkbar, dass - vielleicht in Absprache mit Sidoniern in Sichern - nach 129/128v. Leute aus Samaria Rache an den Samaritanern übten, weil Hyrkanus damals die Sidonier bzw. das chuthäische Geschlecht am Garizim einflusslos gemacht hat (vgl. zu Ant 13,275-277 Vorschlag 1).
292 Vielleicht ist letzteres anzunehmen, denn von "Sidoniern" in Sichern ist später nie mehr die Rede. Hätten sie rund hundert Jahre später noch existiert, hätte Josephus möglicherweise davon Kenntnis gehabt bzw. Notiz genommen. Wenn wir vermuten, ihr Leben sei durch Hyrkanus betroffen worden, muss keineswegs ausschliesslich an Ausrottung gedacht werden; die Sidonier könnten auch des Landes verwiesen, dh. wohl nach Phönizien vertrieben worden sein 805 . - Weil Sichern für den Anfang des 1. Jh's v. als (Wohn-)Ort noch belegt ist, darf daraus vielleicht geschlossen werden, dass der Hasmonäer mindestens nicht alle Häuser, eben nicht die ganze Stadt, zerstörte. Möglicherweise liess er das samaritanische Quartier unbeschadet. Die eigenartige, nach "klassischem" Verständnis der Lage absolut widersinnige Hochschätzung des Johannes Hyrkanus in der samaritanischen Chronik VI. hat möglicherweise hier ihre Wurzeln. Wäre es denn sonst denkbar, dass die samaritanische Tradition den Menschen, der ihren Tempel zerstört hatte, beinahe lobend erwähnte bzw. dass sich die positive Sicht Hyrkanus' allein auf seinen Uebertritt vom Pharisäismus zum Sadduzäismus stützte 806 ? (Was hätten die Samaritaner vom Uebertritt Hyrkanus' schon gehabt?) - Dass die Fastenrolle (IX.,3) den Tag der Zerstörung des Garizim-Heiligtums, den 21. Kislew (den O~l~il in 01~), als Tag, an dem nicht gefastet werden darf, einstuft, verwundert nicht 807 • Insgesamt haben nämlich nicht weniger als 15 Siege der Hasmonäer über ihre Gegner Eingang in die Fastenrolle gefunden 808 • Dass der Garizim-
805) Sidon ist im Jahr lllv. vom Seleukidenreich unabhängig geworden; vgl. Bernhardt, Libanon 200. - Hyrkanus hätte die Sidonier deshalb an ihren Ursprungsort zurückschicken können. 806) Zu letzterem vgl. Ant 13,293-296 und dazu Bickerman, Makkabäer 64. - Die gestellte Frage ist uE. wichtig, obwohl die samaritanischen Chroniken nur sehr bedingt für historische Belange herangezogen werden können (vgl. "Einleitung" 5). 807) Kommentar in Lichtenstein, Fastenrolle 288-290; vgl. auch zu Ant 13,275-277 Anm. 321. - Eine Dublette des GarizimGedenktages ist in bYom 69a enthalten; hier ist der Tag unter dem 25. Tewet eingetragen und fälschlicherweise in die Zeit Alexanders d.Gr. datiert; vgl. Haefeli, Geschichte 84 Anm. 2. 808) So Lichtenstein, aaO. 264.
293 berg-Tag als Freudentag begangen werden soll, bedeutet nicht unbedingt, dass die Gegner der Juden die Samaritaner waren. Ein hasmonäischer Sieg über die "Chuthäer" (die den Tempel auf dem Garizim beherrschten), könnte genausogut der ursprüngliche Grund gewesen sein, weshalb dieser Zerstörungstag in der Fastenrolle steht. In die Gewalt des Eroberers kam "das chuthäische Geschlecht", welches beim Tempel wohnte. In Ant und Bell fällt derselbe Terminus auf: "chuthäisches Geschlecht". Josephus spricht einzig in diesen beiden Parallelstellen vom chuthäischen Geschlecht am Garizim. Chronologisch kam "Chuthäer" in Josephus' Werk letztmals für die Zeit Alexanders d.Gr. vor: Sanballat, der vom Perserkönig Darius nach Samarien gesandte Satrap, war aus "chuthäischem Geschlecht"
(vgl. zu Ant 11,303). Seitdem der Tempel auf
dem Garizim existierte, fand dieses Wort in Josephus' Schriften nie mehr Verwendung, jedenfalls nicht direkt 809 . Wenn wir uns mit der Antwort nicht zufriedengeben, Josephus selber habe eben (gewissermassen als "Kind seiner Zeit") keinen Unterschied zwischen Garizim-Anhängern jüdisch/israelitischer Herkunft und eventuell solchen nichtjüdischer/nichtisraelitischer Abstammung gemacht - sie alle seien für ihn "Chuthäer" gewesen -, müssen wir eine andere Erklärung für das einzigartige Vorkommen des Wortes "Chuthäer" in Verbindung mit "Garizim" suchen. Wir gehen also von der Auffälligkeit aus, dass "Chuthäer" in unseren Paralleltexten erstmals und einzig zusammen mit "Garizim" genannt werden. Nebst dem uns zu schwachen Argument der Indifferenz oder Unbekümmertheit des Josephus hinsichtlich der Terminologie sehen wir noch dreierlei Erklärungsmöglichkeiten, von denen die letzte einer besonderen Ausfaltung bedarf: 1. Weil Ant 13,250-253 im Zusammenhang mit Johannes Hyrkanus 4mal von "Parthern", Bell 1,62 lmal von "Medern" spricht, haben diese Termini Josephus das Stichwort "Chuthäer" geliefert (vgl. zB. Ant 10,184; 11,19: Chuthäer aus Persien und Medien; ähnlich 11,85; 12,257).
809) Indirekt identifiziert Josephus wohl die Samar. der Makkabäerzeit, die sich als "Sidonier" bezeichnen, mit Chuthäern; vgl. "Ansiedler der Meder und Perser" (Ant 12,257 zu Ant 12,262).
294 2.
(Die Quelle des) Josephus wusste, dass "Chuthäer" in ganz Samarien lebten (vgl. zB. Ant 9,288; 10,183f; 11,19). Daher konnten solche grundsätzlich auch am Garizim wohnen. Weil diese jedoch nur einen Teil ihres Volkes ausmachten, werden sie "Geschlecht", nicht "Volk", genannt 810
3. Bell 1,63 beruht auf einer samaritanischen Quelle (indirekt also auch Ant 13,255b, das vom erstverfassten Text abhängig sein dürfte). Die Terminologie ("chuthäisches Geschlecht") ist darum samaritanisch. Zu dieser Erklärung müssen wir etwas ausholen: Das Wort
'ApyapC~ELV
(Bell 1,63) verrät die Quelle: Die Sama-
ritaner verstehen das Wort
~n
in
O~l~~l~n
nämlich nicht als
Bezeichnung für "Berg", sondern als Bestandteil des Namens, griechisch also nicht ÖPOG rapL~Lv, sondern 'ApyapL~L~(v) 811 . Von den insgesamt 19 Erwähnungen dieses Berges (bzw. Ortes) in Josephus' Schriften ist Bell 1,63 die einzige Stelle, die die samaritanische Namensform aufweist 812 • Diese Tatsache ist auffallend genug, um sie nicht stillschweigend zu übergehen oder als bedeutungslos abzutun. Hätte Josephus diese Form nicht aus einer bestimmten, nämlich samaritanischen, Quelle abgeschrieben, sondern sie bewusst selber gewählt, stellte sich die Frage, weshalb er sie für Ant, wo er den gleichen Inhalt erzählt, nicht auch benützte. UE. geht die Namensform in Ant 13,255b
(rapL~ELV)
auf Josephus' Konto: Er hatte für
die "Sichern-und-Umgebung-Kampagne" des Hyrkanus die Bell-
810) Das Wort YEVOG fällt aus dem Rahmen, wird doch sonst vom chuthäischen E~VOG gesprochen; vgl. Ant 9,288 (getrennt, aber aufeinander bezogen): Chuthäer und E~VOG; (9,279); 10,184. Zudem "samarisches E~VOG": Ant 17,20; 18,85; vgl. zu Ant 10,184 Anm. 102; Ant 17,20 =Bell 1,562 Anm. 335. Ant 11,302 ("chuthäisches Geschlecht") und Ant 18,167 ("samar. Geschlecht") bezeichnen eindeutig und ausschliesslich die Abstammung eines einzelnen Mannes. Sie sind hier nicht gegenwartsbezogene, soziologische Termini, die die Chuthäer bzw. Samar. in Samarien meinen. 811) Vgl. Kippenberg 54f, ebd. die Belege bzw. Begründung. 812) Mit Ausnahme eines einzigen Codex' (C) haben alle Codices diese samaritanische Form. AuchLatschreibt "argarizim"; vgl. Niese z.St. Anm. 16.
295 Version vorliegen, änderte diese für Ant jedoch in die hebräische Form
rap~~ELV.
Nun ist auch dieser Name nicht so klar,
wie es scheinen mag: Die übliche Form des Namens im Status absolutus heisst bei Josephus nämlich "Berg Garizirn", "Garizirn genannter Berg" o.ä. Von den 17 Stellen (ohne unsere Parallelstellen) weisen deren 12 das Wort "Berg" auf (Bell 813 3,307; Ant 4,305f ; 5,69.235; 11,310.340.346; 12,10.259; 14,100; 18,85); es kommt nur dort nicht vor, wo Josephus vorn Garizirn-Ternpel oder -Heiligtum spricht (Ant 12,257; 2rnal in 13,74 814 .78). Und ein einziges Mal (Ant 12,7) fehlt "Berg" auch 815 , obwohl kein anderes Subjekt bzw. keine nähere Charakterisierung dasteht. - Unsere Frage an Ant 13,255b lautet daher: Warum wird "Argarizirn" hier zu "Garizirn" ohne "Berg"? Wenn man Kippenbergs Erklärung, 'Ap- sei Bestandteil des Namens (nicht Bezeichnung für "Berg") 816 , ernst nimmt, muss der Uebersetzer "Argarizirn" mit "Garizirn" wiedergeben. Dh. "Garizirn"
(allein) ist die präzise Uebersetzung des samaritanischen
"Argarizirn". Jene Textstellen, die "Berg" weglassen, wären also demgernäss genaue Uebersetzungen des samaritanischen Wortes, dh. beruhten auf einer samaritanischen Quelle. Wir glauben, die Richtigkeit dieser Folgerung stützen zu können: Alle Texte, in denen (nur)
"Garizirn" steht, handeln tatsächlich
813) Ant 4,306 steht zwar "Berg" nicht; doch von "zwei Bergen" spricht 4,305 2rnal. Letztere Erwähnung spannt den Bogen zu "Garizirn" in 4,306. 814) Hier steht 2rnal "Garizirn": An erster Stelle, mit "Heiligturn" verbunden, weisen fünf Codices "Berg" auf, drei lassen das Wort aus. Vgl. daher den unterschiedlichen Text von Niese und Marcus (Loeb) z.St. Wir schliessen uns Niese, der "Berg" weglässt, aus dem Grunde an, weil 12,257 und 13,78 das Wort auch nicht erwähnen. An der zweiten Stelle in 13,74 fehlt zwar "Heiligtum", aber "Garizirn" ist inhaltlich mit diesem verknüpft. 815) Nur Codex NC (Hudson) hat: 2.
~v
•w
Öps~;
vgl. Niese z.St. Anrn.
816) Ob die Samaritaner den "Berg" nie eigens betonten, ist uns unklar. Dass sie das ,n verdoppelten ("[H]Ar-Argarizirn"), ist wohl nicht anzunehmen, es sei denn mittels einer anderen Sprache (zB. arabisch: "tur-Argarizirn"). Die Mosaikkarte von Madaba enthält die (aramäische) Form Toup rap~ ~~v; vgl. Schürer, aaO. II. 21 Anrn. 54.
296 von Leuten, die um diesen Berg wohnen oder mit dem auf ihm erbauten Tempel in Verbindung stehen. Dh. alle diese Stellen (Ant 12,7.257 817 ; 13,74.78.255b) könnten auf samaritanischen Quellen basieren (jedenfalls gibt es dafür keinen Gegenbeweis). -Soweit die Begründung, weshalb wir annehmen, unsere Paralleltexte würden auf eine samaritanische Quelle zurückgehen; doch nun zurück zu den "Chuthäern". Wenn wir die Paralleltexte über Hyrkanus' Eroberung der Umgebung Sicheros auf eine samaritanische Quelle zurückführen, heisst das, in dieser Quelle sei wahrscheinlich auch vom "chuthäischen Geschlecht" die Rede gewesen. Josephus hätte diesen Terminus also übernommen, nicht selber ausgewählt. Diese Erwägung passte gut als Erklärung, warum "Chuthäer" nur hier in Verbindung mit dem Garizim vorkommen. Wir finden jedoch noch andere Gründe, die uE. erlauben (nebst "Argarizim" und "chuthäisches Geschlecht"), den ganzen Satz von Bell 1,63 (von "Sichern und Argarizim" bis "Abbild des Jerusalemer-Heiligtums"J 818 als samaritanischen Ursprungs zu betrachten: Das Verb
atp~w,
das in Bell und Ant steht, bezieht sich sonst
in Josephus' Werk - wo es als Terminus der Kriegs- bzw. Kampfessprache benützt wird - nie auf ein bestimmtes Volk (Geschlecht) . Es wird zumeist für Ortschaften, dann auch für (Lager- und Militär-)Plätze, Teile eines Ortes (zB. Burg, Mauer) und schliesslich für Dinge (Besitz) verwendet 819 • Dass
817) Ant 12,257 scheint nicht ganz in diesen Rahmen zu passen. Doch es ist möglich, dass die "Denkschrift" von Ant 12,258261 selber sowie Bemerkungen zu ihr aus Sichern bzw. von Samaritanern stammen. Letztere waren ja die Erstbetroffenen, die zu klagen Grund gehabt hätten, dass der "Argarizim" (="Garizim") nicht mehr der Ort des grössten Gottes sein sollte. -Jedenfalls handelt es sich auch in 12,257, wie dessen Fortsetzung zeigt, um Leute, die zum Tempel auf dem Garizim engen Kontakt hatten (vgl. zu Ant 12,262 und besonders zu Ant 12,258.260.262). 818) Das in Ant 13,256 darnach noch folgende ist ein Zusatz von Josephus. Er schreibt einige Male, dass der Tempel auf dem Garizim von Alexander d.Gr. zu bauen erlaubt oder zu seiner Zeit gebaut worden sei; vgl. Ant 11,322.324. (346); 13,74. 819) Folgende Stellen verbinden es mit Menschen (nie aber mit einem bestimmten Volk): Ant 5,122.180; 6,356; 8,293; 13, 340; 18,115; 20,161; Ap 2,272.
297 das chuthäische Geschlecht - nebst den erwähnten Orten - zu den "in seine (sc. des Hyrkanus') Gewalt Gebrachten" gehört, dürfte samaritanischer Stil sein. Auch der Gebrauch des Wortes "Geschlecht" (vgl. Anm. 810), das Josephus sonst für Chuthäer bzw. Sarnar. als gegenwartsbezogene Volksbezeichnung nie braucht, weist wahrscheinlich auf eine samaritanische Formulierung hin. - Dass Leute um ein Abbild des Jerusalerner-Heiligturns herumwohnen (Bell), ist auch eine eigenartige Aussage. Josephus spricht sonst nie davon (weder für die SRG noch für Jerusalern) 820 • - Dass Bell 1,63 im Vergleich zu Ant 13,255b-256 kürzer ist (die Angabe der Umstände über den Tempelbau fehlt), weist möglicherweise auch auf den samaritanischen Ursprung des Bell-Satzes hin: Die Samaritaner führten die Entstehung ihres Heiligturns möglicherweise (bereits im 2. Jh.v.) auf frühere Zeiten zurück als auf das ausgehende 4. Jh.v. 821 • (Vielleicht sagt Josephus deshalb einige Male, wann der Garizirn-Ternpel in Wirklichkeit gebaut wurde [vgl. Arun. 818]; und vielleicht gibt er auch darum in Ant 13,256 die recht genaue Zahl seines Bestehens, 200 Jahre 822 , an. Die Thematik des Alters des Heiligturns könnte auch im alexandrinischen Disput zwischen Juden und Samaritanern [vgl. zu Ant 13,74.75] eine Rolle gespielt haben.) Nun folgt die grosse Frage: Wer ist mit dem "chuthäischen Geschlecht" gemeint, das um den (oder gerade beim) Tempel wohnte? Die Meinung, hier hätten wir einen Beleg, dass die Samaritaner
820) Das Verb "herurnwohnen" kommt ausser in Bell 1,63 (und eventuell in Ant 13,256) nur noch ein einziges Mal vor: Bell 5,149, wo es sich auf einen Hügel bezieht. 821) Gaster, Sarnaritans 8, weiss, dass die samaritanische Tradition behaupte, das Heiligturn auf dem Garizirn sei zur Zeit Josuas errichtet worden. Dies schreibt auch der zeitgenössische (19./20. Jh.?) samaritanische Priester Arnran Ishak in seinem Buch, History 6. - Durch die Identifizierung von Bethel = Garizirn, an der die samaritanische Tradition festhält, war dieser Ort schon zu Abrahams Zeit heilig; vgl. dazu Kippenberg 188f.l98f. 822) Ant 11,342b folgend hat das Heiligturn vor dem Eindringen Alexanders d.Gr. in Aegypten (332v.) schon bestanden, dh. also, es hat von 332-129/128v. existiert.
298 sich selber "Chuthäer" genannt hätten, ist sicher ein vorschneller Schluss. Sie ist anhand dieser Stelle bzw. samaritanischen Quelle nicht zu belegen 823 Dennoch möchten wir diese Möglichkeit sowie zwei weitere Identitätsvorschläge kurz besprechen: Chuthäisches Geschlecht
=
Samaritaner?
Dafür spricht: Das "Herumwohnen" um das Heiligtum. Eher dagegen spricht: - Die Hochschätzung von Johannes Hyrkanus in der samaritanischen Chronik VI. - Die Samaritaner waren nicht die einzigen, die zum Garizim-Tempel in Beziehung standen. Man könnte geneigt sein, den "festen Kern" der SRG in unmittelbarer Nähe des Heiligtums anzusiedeln. Dabei mag man an Priester denken, die am Heiligtum ihren Dienst zu verrichten hatten. Hyrkanus' Vorgehen (in was dieses auch immer bestand) könnte daher als Akt einer de facto-Unterwerfung der antijerusalemischen Priesterschaft unter sein eigenes Hohepriestertum (vgl. Ant 13,299 = Bell 1,68) verstanden werden. - Ausser den Samaritanern lebte in der Nähe des Tempels, in Sichern, aber auch noch eine Kolonie Sidonier. Diese hatte um die Mitte des 2. Jh.'s v. eine Position der Stärke. Sie verfügte - offenbar autonom - über das Heiligtum (vgl. zu Ant 12,258-262). Es ist wohl möglich, dass die führenden Leute der Sidonier in unmittelbarer Nähe des Tempels gewohnt haben. Chuthäisches Geschlecht = Sidonier? Von den Sidoniern in Sichern wissen wir, dass sie zur Zeit des Antiochus IV. Epiphanes behaupteten, ihre Vorfahren hätten den Tempel auf dem Garizim errichtet. Weil sie beträchtlichen Einfluss hatten (vgl. zu Ant 12,258-262) und die Samaritaner durch ihr Verhalten wahrscheinlich unterdrückt oder beeinträchtigt wurden, liegt es auch im Bereich des Möglichen, dass Hyrkanus
823) Andere Belege haben wir nicht. Chronik VI., die eine Aetiologie des Namens "Chuthäer" enthält (vgl. "Stand der Forschung" 3), kann keinesfalls als "Beleg" herangezogen werden. Sie stammt erst aus dem Mittelalter; vgl. Purvis, SP 90 Anm. 4.
299 gegen diese "fremde Macht" angetreten ist. Es wäre ihm - als Hohenpriester - um die Rein(er)haltung des (samaritanischen) JHWH-Kultes von Synkretismus oder anderer Verfremdung gegangen. - Einige Sidonier (zB. die Vorsteher) sind vielleicht mit dem Tode bestraft oder - eher - des Landes verwiesen oder auf eine andere Art "unschädlich" gemacht worden. - "Chuthäisches Geschlecht" könnte also Sidonier bezeichnen, die sich Hyrkanus beugen mussten. Die Hypothese, das "chuthäische Geschlecht" am Garizim seien die dortigen Sidonier, erfährt aufgrund eines Hinweises aus einer jüdischen Quelle eine Erhärtung: Das Targum jeruschalmi übersetzt das hebräische
111~~ von Gen 10,19 mit o~~)h1) 824 . Auch
wenn diese Uebersetzung nur Folge, nicht Ursache, der Identifikation von Sidoniern mit Chuthäern sein sollte, wiese sie trotzdem auf etwas Interessantes hin: Sidonier können jedenfalls "Chuthäer" genannt werden. Für unsere Paralleltexte hat diese Möglichkeit zur Folge, dass auch die Chuthäer am Garizim die dortigen Sidonier gewesen sein könnten. Das hiesse, dass die samaritanische Quelle die Sidonier in Sichern "Chuthäer" genannt hat 825
Chuthäisches Geschlecht = Garizim-Sympathisanten? Schliesslich könnten mit dem chuthäischen Geschlecht am Garizim auch Leute gemeint sein, die sich in irgendeiner Form mit dem Tempel und der SRG solidarisiert haben, herkunftsmässig aber nicht zu den Nachkommen der "vielen Priester und Israeliten" (vgl. Ant 11,312) bzw. zu denen der "Apostaten des jüdischen Volkes" (vgl. Ant 11,340) gezählt haben. Solche hätten sich aus der (heidnischen) Bevölkerung Samariens rekrutieren können, was kein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, seitdem die Sidonier bezüglich
824) Vgl. Haefeli, Geschichte 61 Anm. 2. Es handelt sich um Tg PsJon; vgl. die Ausgabe von Ginsburger, Pseudo-Jonathan, Gen 10,19. 825) Ob der samaritanische Schreiber unter "Chuthäer" Ansiedler der Meder und Perser oder Leute aus Sidon verstanden hat, bleibt offen. Wenn akzeptiert wird, dass Bell 1,63 aus einer samaritanischen Quelle stammt, ist dieser Text der erste "ausserjosephische" Beleg für das Wort "Chuthäer".
300 des Tempels das Sagen hatten 826 • Diese "Sarnarier" hätten arn Garizirn-Heiligturn (nach jüdischer Terminologie) den Status von "Gottesfürchtigen" haben können. Eventuell wären sie mit den Sidoniern eng befreundet gewesen. Wenn dem so wäre, könnte Bell 1,63 (auch aufgrund der Identifikation Chuthäer = Sidonier) so gedeutet werden, dass die Samaritaner, wie die Juden, fremde Ansiedler "Chuthäer" nannten. In Anbetracht unserer früher gernachten Ueberlegungen zu den Sidoniern in Sichern (vgl. zu Ant 12,258-262) scheint uns dieser Lösungsvorschlag jedoch kaum wahrscheinlich zu sein. UE. haben die einflussreichen Sidonier, nicht andere Sarnarier, arn Garizirn gewohnt.
Zwischenbilanz 4
Was aus der in Kapitel 4 erstbehandelten Texteinheit (11,19f) hervorgeht, ist nicht neu: Schon bei den Textstellen, die unter "Sarnar." analysiert worden sind (die auch den Terminus "Chuthäer" enthalten), konnte teilweise festgestellt werden, dass die Chuthäer die Feinde der Juden und recht einflussreich waren. Die darnach analysierten Paralleltexte haben uns - im Hinblick auf die in Kapitel 3 behandelte Texteinheit Ant 12,258-262 - veranlasst, die Chuthäer arn Garizirn als Sidonier zu identifizieren. Die Einstufung von Bell 1,63 als "samaritanisch" wirft nun folgende Frage auf: Enthält diese Textstelle etwa den Schlüssel zu Herkunft und Bedeutung des Wortes "Chuthäer" oder spiegelt sie bloss den jüdischen Sprachgebrauch wider? Die Herkunft bzw. Identität der Chuthäer kann mit Bell 1,63 nicht mit Sicherheit,
826) Obwohl von den Sidoniern in Athen bekannt ist, dass sie einen eigenen Tempel hatten (vgl. zu Ant 12,258.260.262 Anrn. 748), kann uE. nicht ausgeschlossen werden, dass sich weitere (hellenistisch aufgeschlossene) Samarier für den Garizirn-Ternpel interessierten und sich dort auch niederliessen.
301 ja nicht einmal mit grösserer Wahrscheinlichkeit, belegt werden. Folgende Gründe verhindern dies: - Wir haben ausser Bell (1,63) keine anderen (vergleichbaren) Texte, aufgrund derer die Chuthäer als Sidonier identifiziert werden könnten. - Der Samaritanische Pentateuch und das Samaritanische Targum weisen - anders als TgPsJon (Gen 10,19) - das Wort (nicht: o~~)ni~) auf 827 .
(ii~~
Es könnte nun gefolgert werden, dass die samaritanische Quelle (von Bell 1,63) bzw. ihr Verfasser den Ausdruck "Chuthäer" am Garizirn im Anschluss an die jüdische Terminologie gewählt habe. Aber dieser Schluss ist nicht zwingend: Die Samaritaner in und um Sichern haben von der wirklichen Identität dieser Leute am Garizirn doch wohl Kenntnis gehabt, dh. gewusst, dass es sich bei ihnen um Leute aus Phönizien (bzw. Sidon) gehandelt hat. Die samaritanische Quelle konnte diese Phönizier offenbar "Chuthäer" nennen. Weil Phönizier bzw. Sidonier/Sidon als Xoußa!oL I
o~~)ni~
bezeichnet werden können, ist möglich, dass die Samaritaner entweder alle Ausländer oder alle hellenisierten Fremden im Land "Chuthäer" genannt haben oder dass sie die Phönizier (oder nur die Sidonier) "Chuthäer" bzw. "chuthäisches Geschlecht" genannt haben.
Vielleicht geht das Wort "Chuthäer" also auf samaritanischen Sprachgebrauch zurück; die Samaritaner haben eventuell die in Sichern und Umgebung lebenden (hellenisierten) Sidonier bzw. Phönizier so oder ähnlich genannt. Ausserhalb ihres Wohngebietes, vor allem in Judäa, ist dieser Name allmählich bekannt und berühmt geworden: Die Juden wussten, dass
o~ni~
in Samarien leb-
ten und mit dem Garizirn-Ternpel etwas zu tun hatten. Sie erklärten sich die Herkunft dieser ihnen (spätestens seit der Makkabäerzeit; vgl. Ant 12,260 [zu Ant 12,258-262] und lMakk 5,15) feindlich gesinnten Leute mit 2Kön 17,24ff und identifizierten die in nachrnakkabäischer Zeit lebenden
o~ni~
mit den in frühe-
827) Zum SP vgl. die Ausgabe von von Gall; zu PsJon vgl. Tal, Targum (in beiden Ausgaben Gen 10,15).
302 ren Jahrhunderten in Samarien wohnhaft gewesenen Menschen. Das Verbindende zwischen früheren und späteren Bewohnern Samariens war eine feindschaftliehe Haltung den Judäern/Juden gegenüber. Sukzessive wurden alle Garizim-Anhänger wohl mit dem Namen "Chuthäer" bezeichnet.
(Zu dieser - aufgrund der Analyse von Ant
13,255b = Bell 1,63 sich ergebenden - relativ neuen Hypothese vgl. auch die Ausführungen im Exkurs F zu Ant 9,290.)
IV, FOLGERUNGEN - ERWAEGUNGEN - AUSBLICK
In diesem letzten Teil unserer Arbeit versuchen wir einerseits Resultate, anderseits auch blosse Mutmassungen unseres vorhergehenden analytischen Teils festzuhalten. Dies geschieht in Form von Resümees, in denen folgende Hauptfragen behandelt werden: Wer bildete zu welcher Zeit die SRG? Wo wohnten die Samaritaner? Was lässt sich zu "Josephus und die Garizim-Gemeinschaft", was zu "Josephus und die Samarier/Chuthäer" sagen? Darnach ziehen wir einige Erwägungen in Betracht, die sich kurz mit eventuellen Namen bzw. Bezeichnungen der SRG wie auch möglichen Benennungen der Samarier/Chuthäer, die nicht zu dieser Gemeinschaft gehörten, beschäftigen. Die Ausführungen in diesem Kapitel wollen jedoch nicht mehr sein als eben bloss Erwägungen; sie sind fragmentarische Bemerkungen, die Denkanstösse enthalten. In Kapitel 3 machen wir einen (ebenso bruchstückhaften) Ausblick auf die Zeit nach 67n.: Aufgrund der Frage "Wie ging es bei Samaritanern und bei Samariern/Chuthäern weiter?" streifen wir - sehr eklektisch und in aller Kürze - einige Themen der nachfolgenden Jahrhunderte.
(In diesem IV. Hauptteil
werden keine weiteren Forschungsergebnisse einbezogen: Kapitel 1 stützt sich auf die Ausführungen im III. Hauptteil; Kapitel
2 und 3 wollen einige ausserhalb Josephus' Schriften liegende Themen aufnehmen und beleuchten. Verweise auf Sekundärliteratur erfolgen nur gelegentlich.)
304 1. Folgerungen
1.1 Wer gehörte wann zur SRG? Wir beziehen uns nur auf die Zeit des Frühsamaritanertums 828 : ----rn Josephus' Werk wird die den Berg Garizim als heiligen Ort betrachtende Religionsgemeinschaft erstmals zur Zeit Alexanders d.Gr. fassbar. Darum sprechen wir für die Zeit von ca. 332v. an vom 1. Stadium der SRG: Im ausgehenden 4. Jh.v. scharen sich "viele Priester und Israeliten" um Manasse, den Bruder des Jerusalemer Hohenpriesters, dem vom persischen Satrapen Sanballat der Bau eines Tempels auf dem Berg Garizim versprochen worden ist. Josephus berichtet, diese Priester und Israeliten hätten in Mischehen gelebt. Die SRG, deren Mitglieder wir "Samaritaner" nennen, konstituiert sich also aus Juden bzw. Israeliten und ihren fremdstämmigen Ehepartnerinnen. Ethnisch erscheint sie demgernäss als heterogene, in religiöser Hinsicht jedoch als homogene Gruppe; jedenfalls ist sie als JHWH-gläubige Gemeinschaft gegründet worden. Nun ist es wahrscheinlich, dass in dieser frühsten Zeit eine andere Gruppe, in Sichern lebende oder nach dorthin ziehende Sidonier, mit diesen Garizim-Leuten in einigen Bereichen "gemeinsame Sache" gemacht hat (vgl. zu Ant 11,342b-346 und zu Ant 12,258-262}. Denkbar ist auch, dass sich damals noch weitere Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches, deren Vorfahren nicht exiliert worden waren, der SRG angeschlossen haben; nicht auszuschliessen ist zudem, dass sich Nichtjuden/Nichtisraeliten, die mit den Ehepartnerinnen der "Priester und Israeliten" verwandt waren, für den Garizim-Kult bzw. die SRG interessierten. Für den Anschluss oder die Aufnahme von Personen der beiden letztgenannten Gruppen haben wir allerdings keinerlei Belege oder Hinweise. So oder so: Aus Josephus' Ausführungen geht hervor, dass die SRG von Anfang an als ethnisch gemischte Gruppe existierte. Sie kann dann nicht als "jüdisch" bezeichnet werden, wenn dieses Adjektiv in seiner engsten Bedeutung (ethnisch: aus dem Stamme Juda) verstanden wird. Wenn jedoch mitberücksichtigt wird, dass die "vielen Priester und Israeliten" zuerst offenbar zum Kult und Tempel in Jerusalem Beziehung gehabt
828) Zu diesem Terminus vgl. "Einleitung" Anm. 18.
305 haben, also in einem "jüdischen Milieu" ihre religiösen Praktiken vollzogen haben 829 , kann die SRG als ein (nicht nur geistiges) "Kind des Frühjudenturns" bezeichnet werden und ist insofern als eine jüdische Gemeinschaft einzustufen.
Ein 2. Stadium der SRG ist nicht früher als in der Makkabäerzeit erkennbar: Wir hören zwar auch jetzt nur indirekt etwas von Samaritanern, nämlich über die Sidonier in Sichern, die sich von "Juden" abheben. Dass Samaritaner damals im Umkreis des Garizim gelebt haben, geht aus 2Makk 5 und 6 hervor: Sie gehörten zum bedrückten Volk der Juden. Offenbar war ihre Position spätestens seit der Seleukidenzeit über Judäa und den Teil Samariens, wo Juden lebten, geschwächt. Das weist nicht unbedingt auf eine Abnahme ihrer Mitgliederzahl im Verlaufe des 3. und 2. Jh's v. hin. Mindestens ein anderer Grund käme dafür auch in Frage: Die Garizim-Leute haben sich vielleicht bald nach der Gründung der Gemeinschaft und des Tempels gegen das Erstarken der nichtjüdischen/nichtisraelitischen Mitbenutzer des Tempels zur Wehr setzen müssen. Vielleicht hat der jüdisch-israelitische "Urbestand" der SRG nicht zugenommen, die nichtjüdischen Garizim-Sympathisanten haben aber möglicherweise an Stärke gewonnen. Dass die Macht über das Heiligtum in seleukidischer Zeit
in fremden Händen lag, bezeugen Ant 12,258-262. Die offensichtliche Schwäche der Samaritaner bedeutete aber nicht ihr Ende. Die SRG erholte sich möglicherweise wieder, als ihre Rivalen, die Sidonier in Sichern, einflusslos gemacht wurden. Das 3. Stadium beginnt im letzten Drittel des 2. Jh's v.: Damals geschah eine erste konstatierbare Zäsur in der 200-jährigen Geschichte der SRG. Der Garizim-Tempel wurde zerstört, Sichern und das chuthäische Geschlecht wurden von Johannes Hyrkanus besiegt; auch die Stadt Samaria wurde dem Erdboden gleichgemacht. Von Sidoniern in Sichern ist fortan keine Rede mehr (vgl. zu Ant 13,255b =Bell 1,63). Die SRG scheint sich in den nach-
829) Sie haben sich dann von diesem und den in Jerusalern verbleibenden Priestern und Judäern/Israeliten abgesetzt, um ihr eigenes religiöses Zentrum zu gründen. Doch zählten sie (sich) zu den "Juden" (vgl. Ant 11,323: "die Macht der Juden zweiteilen" und Ant 11,340: "Apostaten des jüdischen Volkes").
306 folgenden Jahrzehnten, dh. im Verlaufe des 1. Jh's v., erholt zu haben, denn im 1. Jh.n. erweist sie sich dann als selbstbewusste, glaubensstarke Gemeinschaft. Das 1. Jh.n. kann als 4. Stadium bezeichnet werden: Nicht dass die Lage für die Samaritaner nun erfreulich gewesen wäre - nein: Aber die SRG tritt jetzt - im Gegensatz zur Makkabäerzeit - handelnd, aktiv, selbstbewusst auf (falls dies nicht nur dem besseren ·Informationsstand des Josephus zuzuschreiben ist) • 2mal versammelt sie sich, um ihrem Unwillen gegenüber der Behandlung durch die Römer Ausdruck zu verleihen (vgl. zu Ant 18,85-89; Bell 3,307-315). Der Aufstand im Jahre 67n., bei dem 11'600 Mitglieder der SRG ihr Leben verloren haben, war die zweite Zäsur in der Geschichte der SRG. Nie wird seit der Gründungszeit etwas berichtet, das erlaubte, die Identität der Mitglieder dieser Gemeinschaft exakt zu eruieren. Einzige Ausnahme sind die Sidonier in Sichern, die wir jedoch nicht zu den Samaritanern zählen (vgl. zu Ant 12,258-262). Daraus darf wohl gefolgert werden, dass sich sonst keine grossen Bewegungen in Richtung Garizim taten, dh. dass die SRG stets aus den Nachkommen der "vielen Priester.und Israeliten" bestand, die in vorchristlicher Zeit wohl ein verhältnismässig unauffälliges Leben führten. Zweierlei Gründe veranlassen uns, die SRG-Mitglieder innerhalb der vierhundert Jahre (332v. - 67n.) nicht einfach mit den bzw. mit allen Bewohnern Samariens gleichzusetzen: - Josephus' Termini Ea~petb und Ea~apet~aL sind geographische Bezeichnungen, die grundsätzlich alle Bewohner Samariens meinen können (erstgenannter Terminus wird zB. fü~ die Einwohner der Stadt Samaria [vgl. zu Ant 13,275-277 Anm. 316], in der schon zur Zeit Alexanders d.Gr. wie auch zur Zeit Herodes' d. Gr. Fremde angesiedelt worden sind, gebraucht). - Die von Josephus "Chuthäer" genannten und als fremdländisch verstandenen Bewohner Samariens werden, ausser in der auf einer samaritanischen Quelle basierenden Bell-Stelle (1,63), nie mit dem Garizim oder einem anderen Hinweis auf die SRG in Verbindung gebracht. Daher muss angenommen werden, dass nicht alle Bewohner Samariens
307 zur Garizirn-Gerneinschaft gehörten. Die Stadt Samaria mit ihrem zugehörigen Land darf als nichtsamaritanisches Gebiet bezeichnet werden (vgl. zu Ant 13,275-277; Bell 2,111 = Ant 17,342). Anderseits ist es möglich, dass sich ein Grossteil der Nachkommen der nicht nach Assyrien deportierten Israeliten, die in Sarnarien wohnten, der Kultgemeinschaft auf dem Garizirn angeschlossen hat; bei der Gründung der SRG spricht Josephus (bzw. seine Quelle) vielleicht darum auch von "vielen Priestern und Israeliten". Ob die Mehrheit der JHWH-gläubigen Sarnarier/Chuthäer mit dem Garizirn-Heiligturn in Beziehung stand oder nicht, bleibt ungewiss.
1.2 Wohnorte der Samaritaner: Samarien und Diaspora Fragt man nach den Wohnsitzen der Garizirn-Gerneinschaft zur Zeit der Ternpelgründung, ist folgendes feststellbar: Der persische Satrap Sanballat liess die zu Manasse Uebergelaufenen an verschiedenen Orten wohnen; er wies ihnen Ackerland zur Bebauung zu (Ant 11,312). Wie weit diese Orte auseinanderlagen, wissen wir nicht. Sicher ist, dass sich "Apostaten des jüdischen Volkes" in der Stadt Sichern niedergelassen haben (Ant 11,340); anzunehmen ist, dass sich andere in unmittelbarer Nähe Sicherns bzw. des Garizirn angesiedelt haben (vgl. "Zwischenbilanz 1" 1.5). Das Zentrum der SRG im ausgehenden 4. Jh.v. ist zweifellos Sichern gewesen; dieser Ort war damals Hauptstadt von Samarien (Ant 11,340). Ein anderer Hinweis führt uns in die Diaspora: Ant 12,7 spricht u.a. von Samaritanern in Aegypten als von "jenen vorn Garizirn". Diese Wendung ist einzigartig; sie bezieht sich auf die der Gründungszeit der SRG unmittelbar folgende Epoche, dh. auf die Zeit um 300v. Ptolernäus Soter führte nebst Juden (und eventuell anderen Bewohnern Judäas und Samariens) auch Samaritaner nach Aegypten. Somit existierte seither, dh. seit ungefähr 300v., in Aegypten eine samaritanische Kolonie (vgl. zu Ant 12,10). Ant 13,7479 bestätigen dies indirekt: Die Texteinheit spricht von Samaritanern im 2. Jh.v., die in Alexandria mit Juden ein Streitgespräch führen.
308 Vor kurzem hat Kraabe1 830 zwei von Bruneau 1982 publizierte Stelen-Inschriften vorgestellt, die auf der griechischen InSel oelos gefunden wurden. Der Archäologe Bruneau datiert die eine Inschrift zwischen 150 - 50v., die andere zwischen 250 - 175v. Beide Inschriften stammen aus samaritanischer Hand und wurden auch bloss 100m von der Synagoge entfernt gefunden. Aus beiden geht hervor, dass es auf Delos Leute gegeben hat, die - Opfer zum Heiligtum (oder: zum heiligen) Argarizein sandten (ELG tepov ayLOV
'ApyapL~ELV)
und die
- sich selber "Israeliten" nannten. Der Fund dieser Stelen bzw. Inschriften kann zur Zeit nicht hoch genug geschätzt werden, ist er doch - wenn die Datierung stimmt 831 - das älteste bekannte Selbstzeugnis der Samaritaner, das über ihre Identität etwas aussagt. Wir haben hier die typisch samaritanische Namensform des heiligen Berges sicher für das 2. Jh.v. bezeugt (vgl. zu Ant 13,255b =Bell 1,63) und gleichzeitig die Selbstbenennung "Israeliten" (auf Delos). Trotz der vagen Datierung der beiden Inschriften darf aus ihrem Vorkommen uE. geschlossen werden, dass es neben Aegypten auch eine (vorchristliche) samaritanische Diaspora in Griechenland bzw. jedenfalls auf Delos gegeben hat. Die Samaritaner zerstreuten sich also nicht erst nach dem 1. Jh.n., auch wenn weitere Inschriften und Synagogen erst aus der Zeit des 2./3. Jh's n. oder - vorsichtiger datiert- erst aus dem 4. Jh.n. stammen, und man aufgrund dieser Zeugnisse auf Wohnsitze von Samaritanern schlies832 sen kann • Doch solange keine weiteren Zeugnisse vorliegen, 830) Evidence 44-46. 831) Ob Samaritaner schon im 3. Jh.v. (freiwillig) nach Delos ausgewandert sind, scheint uns frag-würdig zu sein: Sind sie vielleicht unter Vermittlung/Mithilfe der Sidonier in Sichern bzw. deren Stammesgenossen in Athen auf die griechische Insel gekommen? Dass (einige) Samaritaner im 2. Jh. v. ausgewandert sind, erwähnt die samaritanische Chronik VI.; vgl. "Stand der Forschung" 3. Die Datierung der anderen Inschrift ist insofern problematisch, als der GarizimTempel 129/128v. zerstört worden ist. - Die Frage stellt sich auch, ob die beiden Inschriften eventuell zeitlich näher zueinandergerückt werden könnten, etwa in die Makkabäer- oder frühe Hasmonäerzeit. 832) Vgl. Reeg, Synagogen 537-544, der frühere Datierungen (zB. Ben Zvie, Buch 61-145) korrigiert, weil die literarische Ueberlieferung mangelhaft sei und die archäologischen Funde noch kein wahres Bild ergäben.
309 die klar auf samaritanische Wohngebiete hinweisen, darf immer noch angenommen werden, dass sich die samaritanische Diaspora auf wenige Gebiete bzw. Orte beschränkt hat 833 • Ausser der zwangsmässigen Deportation von SRG-Leuten nach Aegypten und diesen Garizim-verbundenen Israeliten auf Delos fehlen weitere Belege. Falls die scheinbar ältere Delos-Inschrift erst aus der Makkabäer-/Hasmonäerzeit stammte (vgl. Anm. 831), könnte die Auswanderung von Samaritanern nach Delos möglicherweise mit den Missständen jener Zeit zusammenhängen: Vielleicht hat eine Gruppe Samaritaner ihre Heimat verlassen, bevor sie unter die Massnahmen der seleukidischen Herrschaft fiel. Diese Emigration wäre dann allerdings nicht so freiwillig erfolgt. Ausserhalb dieser beiden Diaspora-Zeugnisse (Aegypten und Delos) lässt uns die Literatur, die sich auf die frühsamaritanische Zeit bezieht, im Glauben, die SRG habe stets in der Nähe des Garizim gelebt 834 • Als das Garizim-Heiligtum spätestens in der Seleukidenzeit zur Attraktion für Nichtsamaritaner (Sidonier) wurde, haben sich möglicherweise - nebst den Sidoniern - noch andere Nichtjuden/ Nichtisraeliten in seiner Nähe niedergelassen oder mit ihm eine Beziehung gepflegt. Doch die Samaritaner dürften auch weiterhin in und um Sichern gewohnt haben (für das 1. Jh.n. vgl. zB. Joh 4,5f.20f). Das Massaker an den sich antirömisch verhaltenden Samaritanern im Jahre 67n. hat wahrscheinlich ausschliesslich die SRG, nicht (andere) Samarier, betroffen. Dieses Ereignis hat den Samaritanern möglicherweise dermassen zugesetzt, dass sie erst im 4. Jh. n. erneut aktiv werden konnten. vgl. unter
11
Ausblick 11
(Weiteres zu dieser Zeitspanne
.)
833) So auch Kraabel, aaO. 46. 834) Ben-Hayyim, Contribution 164, schreibt, die Samaritaner seien die 11 inhabitants who were not exiled from the Land when the banishment of its Jewish dwellers was enjoined and who, by and large, never wandered very far from its frontiers 11 • Die letzte Aussage, Samaritaner seien von ihrem Stammgebiet nie weit weggezogen, vertreten auch die heutigen Samaritaner; vgl. A.B. - The Samaritan News vom 1.8.1977, 8f. - Zur späteren samaritanischen Diaspora vgl. Crown, Diaspora 107-123.
310 1.3 Josephus und die Samaritaner
Von den im "Narnensverzeichnis" aufgeführten Stellen haben wir nur wenige mit Sicherheit auf die Samaritaner beziehen können. Es sind dies (Reihenfolge wie im "Narnensverzeichnis" bzw. in der "Analyse der Textstellen"): Ant 13,74.75; 18,85-89; Bell 3,307-315; Ant 12,10; 12,7. Eventuell sind diese zu ergänzen mit jenen Textstellen, in denen wir das unbestimmte Wort "Sarnar." stehen gelassen haben: Ant 17,20; Bell 2,111 = Ant 17,342; 18, 167; 17,69 =Bell 1,592; Ant 18,30.
Aus der Untersuchung der erstgenannten Texte entsteht ein Bild der SRG bzw. des Josephus über diese, das dem "klassischem Bild" über (Josephus und) die Samaritaner widerspricht: Der Historiker berichtet in aller Objektivität, dh. ohne (spürbaren) emotionellen bzw. beschuldigenden Unterton, über diese Menschen.
(Auch
die Schilderung des Streitgepräches von Alexandria enthält nichts Antisarnaritanisches. Es geht dort ja um ein Kontrovers-Thema.) Der sich 3rnal in Ant findende Vorwurf der Ambivalenz der Sarnar. (vgl. zu Ant 11,341 Anrn. 176) ist in keinem dieser Texte enthalten. Von den ersten drei Jahrhunderten der SRG weiss Josephus offensichtlich nicht besonders viel zu berichten. Doch jene Texte, in denen von der Garizirn-Gerneinschaft die Rede ist, zeigen, dass diese entweder zusammen mit Juden genannt wird (Ant 13,74f; 12,10; 12,7) oder dass sie ein den Juden ähnliches Verhalten an den Tag legt (Ant 18,85-89; Bell 3,307-315). Das scheint - wie wir schon innerhalb der Textanalyse, vor allem beim Bell-Bericht über den antirömischen Aufstand der SRG (Bell 3,307-315), dargelegt haben- dafür zu sprechen, dass Josephus die SRG als (ursprungsrnässig)
jüdische Gerneinschaft versteht.
Ihre Geschichte gehört - vor allem seinen Ausführungen in Bell 3,307-315 zufolge - zur Geschichte des jüdischen Volkes. Dass er quantitativ nicht mehr bzw. öfters von dieser Eigengruppe berichtet, mag - mindestens teilweise - mit dieser seiner Sicht zusammenhängen (er erwähnt quantitativ auch nicht vieles von den Leuten arn Onias-Ternpel in Leontopolis; vgl. Ant 12,387f; 13,62-73
Bell 7,423-432). Hinzu kommt, dass er sich selber
wohl nie längere Zeit in Samarien aufgehalten hat; nur Judäa
311 und Galiläa kennt Josephus recht gut 835
Um so mehr fällt ins
Gewicht, dass er zwei Ereignisse der SRG ziemlich ausführlich schildert: Die Affäre um bzw. mit Pilatus und die römische Niederschlagung des Aufstandes der Samaritaner. Beide Vorfälle spielten sich im 1. Jh.n. ab. Aus jenen Texten, die wir nicht mit Sicherheit auf die Samaritaner deuten konnten, sind folgende Schlüsse zu ziehen: Wer in diesen Texteinheiten Menschen der SRG erkennen will, muss feststellen, dass drei der fünf Texte ein eher ungestörtes Verhältnis von Garizim-Leuten zu Juden ausdrücken: Der Halbjude Herodes d.Gr. heiratet eine Samaritanerin; ein Samaritaner leiht dem Juden Agrippa Geld; Juden und Samaritaner sind sich einig über die brutale Verhaltensweise des Archelaus und klagen beim Kaiser über ihn. Von den andern beiden Texten bereitet Ant 17,69
= Bell
1,592 Schwierigkeiten für eine Verhältnisbestimmung Juden -
Samar.; wir sehen in diesen Paralleltexten jedoch eher ein (grundsätzlich) positives Verhältnis zwischen Herodes d.Gr. und dem Samar. Antipater (andernfalls wäre letzterer wohl nicht Verwalter des Königsohnes geworden). - Einzig Ant 18,30 enthält einen Bericht, der dann etwas Bösartiges zwischen Juden und Samaritanern ans Tageslicht bringt; dieser Vorfall (Samar. streuen an Pesach menschliche Gebeine im Jerusalemer-Heiligtum aus) bewegt sich auf einer ganz anderen Ebene als der Disput, den Ant 13,74ff schildern. Wenn die von uns mit dem unbestimmten Wort "Samar." interpretierten fünf Texte von Menschen der SRG handeln sollten, dann muss festgehalten werden, dass das in Ant 18,30 Geschilderte (von allen Texten, die die Samaritaner betreffen) geradezu aus dem Rahmen fällt. Josephus - ein antisamaritanischer Schriftsteller? Wir finden keinen Grund, ihn mit diesem Prädikat zu kennzeichnen (vgl. zu Ant 13,255b
Bell 1,63 Anm. 802). Wer Josephus nicht zumutet,
dass er die SRG als jüdische Gemeinschaft betrachtete, unterschätzt den jüdischen Historiker. Ein damals gebildeter Jude,
835) Attridge, Interpretation 183, attestiert Josephus, dass seine persönliche Erfahrung eine bedeutende Rolle bei der Selektion des Materials gespielt habe.
312 der fähig war, aus diversen Quellen ein solches Werk wie Ant zu verfassen, der auch seine eigenen Kriegserfahrungen in Be11 836 systematisierend darlegen konnte - ein solcher Mann wusste doch sehr wohl, dass die Samaritaner nicht mit den anderen Samariern identisch waren. Er wusste sehr wohl, dass die "Apostaten des jüdischen Volkes" in Sichern nicht diejenigen Samarier/Chuthäer gewesen sind, von denen er einige Male sagt, sie seien Ansiedler der Meder und Perser bzw. stammten aus Medien und Persien. Er wusste auch, dass der Tempel auf dem Garizim zur Zeit Alexanders d.Gr. gebaut worden ist und dass Juden bzw. Israeliten sich damals in dessen Umgebung niedergelassen haben. Wenn wir ihm solches Wissen zumuten, stellt sich aber die Frage: Warum differenzierte Josephus nicht klar bei der Verwendung seiner Termini? Wir können uns vorstellen, dass seine ureigene Version von Bell (und eventuell jene von Ant) terminologisch differenzierter gewesen ist 837 ; seine Mitarbeiter, die für ein korrektes Griechisch zuständig waren 838 , haben möglicherweise diesbezügliche Verwirrung angerichtet. Doch geht es hier nicht um eine "Schuld-Verlagerung" von Josephus auf seine Gehilfen. Aber die "Uebersetzung" ins Griechische spielt in philologischer Hinsicht eine wohl nicht zu unterschätzende Rolle und setzt einer termi-
836) Zur Abfassungszeit seines Werkes brauchte Josephus einige Mitarbeiter (vgl. Ap 1,50). Bell hat er zuerst in aramäisch oder hebräisch geschrieben (vgl. Bell 1,3). Die griechische Fassung ist wahrscheinlich nicht bloss eine Uebersetzung, sondern sie könnte eher "Version" genannt werden. Dies ergibt sich aus dem Fehlen jeglicher Semitismen; vgl. MB zu Bell 1,3 Anm. 3 und Thackeray (Loeb), Introduction (zu Bell) IX. Auch Ant scheint mit Hilfe von Assistenten geschrieben worden zu sein; vgl. ebd. XVf. (Zu Josephus' Griechisch-Kenntnissen vgl. Ant 20,263.) 837) Die "Uebersetzung" von Bell aus dem Aramäischen oder Hebräische ins Griechische dürfte an (mindestens einigen) terminologischen Unklarheiten bzw. Zweideutigkeiten schuld sein; auch Ant enthält wohl Bezeichnungen, die aus der Feder von Josephus' Assistenten stammen und nicht unbedingt seiner eigenen Wortwahl entsprochen haben (vgl. auch "Zwischenbilanz 2" 2.1), 838) Vgl. Thackeray (Loeb), aaO. XIII., der den Stil des Bell ein "excellent specimen of the Atticistic Greek fashionable in the first century" nennt. Zum Stil der Ant vgl. ders., Introduction (zu Ant) XIV.: " ••• the style is much more uneven; but here too the collaborators have left their own impress".
313 nologischen Untersuchung gewisse Schranken. Bei wem auch immer die Ursachen für terminologische Unklarheiten liegen mögen zwei Faktoren würden wir nicht auf das Konto "terminologische Zweideutigkeiten" buchen: 1. Es ist uE. wahrscheinlich, dass Josephus die geographische Bezeichnung "Samar." gelegentlich für Leute der SRG und für andere Bewohner Samariens gebraucht hat. Weil die Garizim-Leute in Samarien wohnen, sind auch sie "Samarier". Wohl darum konnten sich bei der Uebersetzung bzw. Ueberarbeitung der Werke des Josephus Unklarheiten ergeben. 2. Wir sehen in der Makkabäerund Hasmonäerzeit eine tiefe Zäsur liegen, die für die (später) gebrauchte Terminologie mitentscheidend war: Als die Sidonier in Sichern am Garizim-Tempel das Sagen hatten, wendeten sich möglicherweise viele nichtjüdische bzw.nichtisraelitische ("heidnische") Bewohner Samariens dem Garizim zu. Bei Nichtsamaritanern konnte der Eindruck entstehen, die SRG habe sich durch neue Anhänger vergrössert; für sie war die Situation (von) damals nicht transparent: Es war schwierig, die (damals geschwächten) Apostaten des jüdischen Volkes (Samaritaner) von den anderen Garizim-orientierten Samariern/Chuthäern zu unterscheiden. Wir glauben, dass Josephus und andere Gelehrte der frühjüdischen und frührabbinischen Zeit nicht immer klar unterscheiden konnten, welche Samar. Nachkommen der Apostaten des jüdischen Volkes waren und welche nicht zu diesen gehörten. Vielleicht "bekannte" sich die Mehrheit der Bevölkerung Samariens ungefähr seit der Mitte des 2. Jh's v. - und sei es bloss in Abhebung zu Jerusalem- zum Garizim. Die JHWH-gläubigen Samarier hielten aber wohl nur bestimmte Gesetze bzw. Bräuche der Samaritaner ein; diesbezüglich dürften sie wohl mit den Sidoniern in Sichern des 4. - 2. Jh's v. verglichen werden. Die SRG pflegte jedoch ihre religiöse Ueberlieferung weiterhin unabhängig von diesen hinzugekommenen Samariern. Sie wohnte in Palästina wohl auch weiterhin in Orten um den heiligen Berg.
1.4 Josephus und die Samarier/Chuthäer Mit einer einzigen Ausnahme handeln alle anderen Texte direkt von Samariern/Chuthäern. Das trifft auch für Ant 12,257-262 zu, wo zusätzlich die Sidonier in Sichern vorkommen. Die einzige Aus-
314 nahme ist Ant 11,342b-346. Hier werden die Sicherniter (=Sidonier) nicht "Sarnarier/Chuthäer" genannt. Ist das Zufall? Man könnte argumentieren, dass sie als Einwohner Sicheros natürlich zu den Samariern gehörten oder dass sie nicht als solche bezeichnet worden seien, weil Josephus im vorhergehenden Abschnitt das Wort "Sarnar." schon 2rnal benützt habe. Doch hier wird wohl nicht von Sarnariern/Chuthäern gesprochen, weil Josephus glaubte, es handle sich bei diesen Siehemitern um die Samaritaner (vgl. zu Ant 11,342b-346 Anrn. 718). Waren "Sicherniter" für Josephus also "Samaritaner"? Wahrscheinlich schon;
Doch machte ihn die Selbst-
definition dieser Leute Sicherns, "Sidonier" (die er in einer Quelle vorfand), perplex. Solche Angaben passten Josephus sicher nicht zur Bezeichnung der SRG, also schrieb er, als er die "Sidenier" ein zweites Mal in einer Quelle fand, in Ant 12 dann "Sarnar."; in dieser Quelle stand ja auch, dass sich diese Sidonier von den Juden abgehoben hätten. zu "Sarnar." fügte Josephus darum bei, diese seien von den Medern und Persern in Samarien angesiedelt worden. Im vorhergehenden Kapitel (1.3) haben wir vorn Unterschätzen des Historikers gesprochen. Hier muss nochmals gesagt werden: Die "Apostaten des jüdischen Volkes" sind keine Ansiedler der Meder und Perser bzw. stammen auch nicht aus Medien und Persien; sie sind also keine "Chuthäer". Josephus hat sehr wohl gewusst, dass der Garizirn-Kult nicht von fremdstämmigen Chuthäern begründet worden ist. Das weit verbreitete Klischee, der Historiker Josephus Flavius sei "antisarnaritanisch" gewesen, wurde von uns als gegenstandslos befunden; es spielt jedoch den Sarnariern/Chuthäern gegenüber eine gewisse Rolle. Zweierlei Gegebenheiten müssen dazu berücksichtigt werden: Erstens stammt Josephus' Material aus verschiedenen Quellen, deren Angaben er kornpiliert und (wenn nötig) ins Griechische übersetzt hat, ohne selber etwas hinzuzufügen noch etwas wegzulassen (vgl. Ant 10,218). Hierzu gehören - die Sarnarier/Chuthäer betreffend - zB. alle jene Berichte, die vorn feindschaftliehen Verhalten der Gegner Judas (und Benjamins) in persischer Zeit handeln. Zweitens sind seine Quellen ein Faktor der Verwirrung. Seit dem ausgehenden 4. Jh.v. verstricken sich Josephus' vorliegende Informationen: Die eine spricht zB. vorn
315 Treffen von Samariern mit Alexander d.Gr., eine andere von einem Zusammenkommen von Siehemitern mit diesem Herrscher, eine dritte schliesslich handelt von "jenen vom Garizim", die nach Aegypten deportiert wurden usw. - In der Funktion als Kompilator hat Josephus kaum das Optimale geleistet. Er kam darum wiederholt zum Schluss, dass (gewisse) Bewohner Samariens in bezug auf die Juden eine sehr ambivalente Haltung an den Tag gelegt haben - eben je nachdem, wie es ihren südlich.en Nachbarn gerade ging. An diesem Verhängnis scheiterte eine - nach damaligen Massstäben - ·"objektive" Darstellung der Samarier/Chuthäer durch Josephus. Der Vorwurf der Ambivalenz der Samarier/Chuthäer hätte bei exakterer Arbeit unter Umständen vermieden werden k5nnen.
Josephus versteht unter den Samariern/Chuthäern Leute, die bzw. deren Vorfahren von den Medern und Persern in Samarien angesiedelt worden sind (vgl. Ant 12,257) bzw. aus Persien und Medien stammen (vgl. Ant 10,184; 11,85.114). Diese Identifizierung der Bewohner Samariens mag teilweise zutreffend sein: Vor allem in persischer Zeit k5nnte sich ein Teil der Bev5lkerung Samariens aus Ansiedlern nord5stlicher Gebiete rekrutiert haben. In späteren Jahrhunderten haben sich aber noch Menschen aus anderen Ländern (Ph5nizien, Mazedonien usw.; vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F Anm. 604) in Samarien niedergelassen. Weil die Termini "Samarier/Chuthäer" in Josephus' Werk als Bezeichnung aller Bewohner Samariens für die Zeitspanne zwischen ungefähr 700v. - lOOn. verwendet werden (vgl. "Zwischenbilanz 1" 1.2), ist bei der Interpretation dieser Namen jedoch Vorsicht geboten. Wir haben Samar./ Chuthäer einige Male als Samaritaner, Sidonier in Sichern und Einwohner der Stadt Samaria identifiziert; doch meistens sind die Samarier/Chuthäer nicht näherhin bestimmbare Bewohner Samariens. - Die Annahme, dass sich viele Bewohner dieses Gebietes zur Zeit des Josephus, ja schon im 2. und 1. Jh.v., in irgendeiner Weise mit dem Garizim und samaritanischen Bräuchen verbunden gefühlt hätten, darf nicht zum vorschnell'en Schluss führen, viele bzw. die meisten oder gar alle Bewohner Samariens seien "Samaritaner" geworden bzw. gewesen. H5chstwahrscheinlich hat die SRG - wie wohl jede religi5se Gemeinschaft - auch Bedingungen gestellt, die bei der Aufnahme in ihre Gemeinschaft
316 erfüllt werden mussten 839 • Sozusagen automatisch, dh. nur durch ein Lippenbekenntnis zum Garizim (eventuell, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass man sich von Jerusalem distanziert hat) und dem Einhalten gewisser samaritanischer Bräuche dürfte niemand in die SRG aufgenommen worden sein. Fremden gegenüber waren die Samaritaner - spätestens seit dem 4. Jahrzehnt des 2. Jh's v. - wohl besonders skeptisch, hatten sie doch von den Sidoniern erfahren, wie gefährlich eine solche vermeintliche Gemeinschaftlichkeit werden kann. Weil wir keinerlei Zeugnisse haben, dass die SRG in den beiden letzten Jahrhunderten vor Josephus Mitglieder gewonnen hat, nehmen wir an, sie habe sich nicht wesentlich vergrössert 840
- Die Samarier/Chuthäer, die sich seit dem 2./1.
Jh.v. zum Garizim "bekannt" haben mögen, haben uE. also nicht zur eigentlichen SRG gehört. Möglicherweise haben sie - ausser samaritanischen bzw. jüdischen Bräuchen - auch noch andere (fremde) Gepflogenheiten bzw. Riten praktiziert (vgl. zu Ant 9,290: "Bräuche ••. auch jetzt noch"). Die einen von ihnen dürfen vielleicht als Synkretisten bezeichnet werden; andere jedoch haben ihr religiöses Leben so gestaltet, dass sie von Israeliten kaum zu unterscheiden gewesen sind (vgl. den ersten Satz des Traktates "Chuthim" in Anm. 540 im Exkurs F zu Ant 9,290).
2. Erwägungen
2.1 Hatten Mitglieder der SRG andere Namen? In Josephus' Werk sind wir zweierlei Bezeichnungen der GarizimGemeinschaft begegnet:
Ea~apEt!;/Ea~a.pEt-ra.~
und "Jene vom Gari-
zim" (unsere Interpretation: "Samaritaner"). Kippenberg hat in
839) Vgl. die Erfordernisse für eine Aufnahme in die jüdische Gemeinschaft: Beschneidung, Tauchbad, Opfer; vgl. mPes VIII.,8; mEd V.,2; mKer II.,l. Dazu wird noch Unterweisung im religiösen Bereich gekommen sein; vgl. Schürer, aaO. III. 180f. -Für die Qumran-Gemeinde vgl. lQS v.,8; VI.,l8-22. 840) Zwei Begründungen hierzu: Es ist zu bedenken, dass die SRG eine religiöse Sondergruppe (gewesen) ist, der sich wohl "innerlich" nicht jeder Jude und Samarier hätte anschliessen können. - Als der Tempel in Samaria/Sebaste errichtet war, dürften sich manche Samarier ihm zugewendet haben.
317 seiner Dissertation festgehalten, dass die Samaritaner der Frühzeit keinen eigentlichen Namen gehabt haben, sondern nach dem Ort, an dem sie wohnten, genannt wurden 841 . Wir fragen nun, ob eventuell Bezeichnungen, die in frühjüdischer bzw. frühsamaritanischer Zeit kursierten, die Garizim-Gemeinschaft oder einen Teil ihrer Mitglieder gemeint haben könnten. 2.1.1 Chasidim
= Asidäer
Die samaritanischen Chroniken VI. und VII. schreiben, um die Zeit des Ptolemäus Philernetor habe es dreierlei Gruppierungen im jüdischen Volk gegeben: Sadduzäer, Pharisäer und Chasidim. Die letztgenannte Gruppe sei die Gemeinde der Samaritaner. Sie seien Söhne Josephs und Pinchas' und solche, die vom Rest der Stämme zu ihnen hinzukamen 842 . Nun wird man dieser Aussage aus verschiedenen Gründen nicht ohne weiteres Glauben schenken. Der Zweifel an ihrer Richtigkeit wird allerdings etwas geringer, wenn die Notiz des Epiphanius 843 , die Essener seien eine samaritanische Gruppe gewesen 844 , zur Kenntnis genommen wird. Vorausgesetzt, die Identifikation von Chasidim mit Essenern bzw. die Ableitung letzterer aus den ersteren stimme 845 , wiese also auch dieses Zeugnis in die gleiche Richtung wie die Aussage der beiden samaritanischen Chroniken. Die Bücher 1 und 2 Makk erwähnen 3mal "Asidäer" 846 : lMakk 2,42 spricht von der auvaywyn
'Aa~öaLwv,
die sich Mattatias und sei-
nen Freunden anschloss. Sie bestand aus "tapferen Männern aus Israel, ein jeder dem Gesetze treu. Zu ihnen gesellten sich auch
841) Vgl. 33 Anm. 1. 842) Vgl. Chronik VII. = Adler-Seligsohn, aaO. 39: n1l1 ~iO~'
'ni
OöJ~
'J~i
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Oöi O'JilniWö
O'~'Onö ~'ö öPI~ö I~Wn Oö'~~
843) Epiphanius von Salamis (4. Jh.n.). Er stammte aus Judäa; vgl. Bardenhewer (Hrsg.), Epiphanius 1. 844) Epiphanius 10,1-5, in: GCS 25. Ihm folgend gab es vier samaritanische Sekten: Gorthener, Sebuäer, Essener und Dosithäer. 845) Vgl. dazu Hengel, JH 319f. 846) Ausserhalb dieser Bücher kommt das Wort hasid nur noch in den kanonischen Psalmen und in einigen Psalmen aus Qumran vor; vgl. Davies, Hasidim 13lf. (Josephus spricht nie von 'Aa~öaLo~.)
318 all jene, die den Bedrängnissen entflohen waren"
(2,42f). lMakk
7,13f sagt, die Asidäer seien die ersten unter den Söhnen Israels gewesen, die für einen Friedensschluss (zwischen den jüdischen Befürwortern der hellenistischen Lebensweise und den makkabäischorientierten Juden, dh. Gegnern des Hellenismus) eintraten. Sie schenkten Alkimus zuerst absolutes Vertrauen, weil er Priester aus der Nachkommenschaft Aarons war 847 • 2Makk 14,6 zählt die Asidäer zu den Juden, deren Anführer Judas Makkabäus war (vgl. lMakk 2,42). Wie schon einige Forscher zuvor haben auch wir festgestellt, dass die SRG von den Massnahmen der Seleukiden in gleicher Weise wie die Juden betroffen war und unter ihnen gelitten hatte (vgl. Exkurs D zu Ant 13,275-277). Aber aus Josephus' Berichten ist nichts eruierbar, was auf eine Kampfesbeteiligung der Samaritaner am makkabäischen Aufstand hinwiese: Ausser dass damals Sidonier über das Garizim-Heiligtum herrschten, vernehmen wir von Josephus nichts über die Garizim-Gemeinschaft. Doch 2Makk 5 und 6 berichten von einem Teil des jüdischen Volkes, der in der Nähe des Garizim lebte und - wie die Juden Judäas - unterdrückt wurde (vgl. wiederum Exkurs D). Daher stellt sich folgende Frage: Gehörten (gewisse) Samaritaner zu den Asidäern, wie es die samaritanischen Chroniken behaupten? In Anbetracht dessen, dass
847) Die Begründung in lMakk 7,14 ist auffällig: Die Asidäer glauben Alkimus, weil er Priester aus Aarons Nachkommen war. Offenbar legten die Asidäer auf (die Abstammung der) Priester besonderes Gewicht. Genau das scheinen die Samaritaner auch getan zu haben (vgl. Ant 11,312: "viele Priester" zogen zum Garizim; Ant 13,78: im alexandrinischen Disput argumentiert der jüdische Redner vor den beiden samaritanischen mit der Sukzession der Hohenpriester). - Als Alkimus das Vertrauen der Asidäer tyrannisch missbrauchte, indem er (im Jahre 16lv.) 60 Mann von ihnen töten liess (lMakk 7,1.16), war das zadokitische Hohepriestertum bereits seit 10 Jahren verschwunden; vgl. Kippenberg 66. Darum freuten sich die Asidäer wohl, als ein aaronitischer Priester kam. Alkimus war nicht aus dem Hause der Orriaden (vgl. Ant 12, 387; 20,235). Die Samaritaner nahmen den oniadischen Hohenpriestern gegenüber wohl eher eine negative Haltung ein, denn sie hatten - aufgrund ihres Wohngebietes Samarien anfangs des 2. Jh's v. mit den Tobiaden freundschaftliche Beziehungen (vgl. Ant 12,168 und zu Ant 12,156). Das unvoreingenommene Vertrauen der "Asidäer" in Alkimus könnte also auf Samaritaner zutreffen.
319 die Asidäer eine Gruppe Männer sind, die mit Mattatias und unter der Führung von Judas Makkabäus 848 zum Kampf für das Gesetz bereit sind (vgl. lMakk 2,45-48), wird man zu einer negativen Antwort neigen; dies wohl darum, weil die Makkabäer aufs engste mit dem Jerusalemer-Heiligtum verknüpft werden.
(Man wird die
Samaritaner niemals mit der Tempelwiedereinweihung in Jerusalem in Verbindung bringen wollen. Wir betrachten das auch als richtig.) Doch heisst das noch nicht, dass sich zur Anfangszeit des makkabäischen Widerstandes nicht auch Samaritaner (die allein zu schwach zum Aufstand waren) den Makkabäern bzw. Mattatias und Judas hätten anschliessen können. Möglicherweise hofften sie, dass nach einem Sieg in Judäa über den "Greuel der Verwüstung"
(vgl. lMakk 1,54) auch ihre Interessen berücksichtigt
würden, dass ihr Heiligtum auf dem Garizim wieder in ihre Hände fallen würde. Als dies dann nicht einzutreffen schien und einige Jahre später 60 Mann der Asidäer durch Alkimus' Verfügung hingerichtet wurden (vgl. lMakk 7,12-18), haben sich die Samaritaner wohl enttäuscht zurückgezogen. - Wir meinen, dass die "Asidäer" nicht ausschliesslich Samaritaner sein müssen, aber dass sich Samaritaner dieser Gruppe durchaus hätten anschliessen können 849 . Auch nach einer eventuellen Absetzung der samaritanischen "Asidäer" vom Kreis um die Makkabäer könnten erstere weiterhin - unter dem Namen ":Essener" - bestanden haben, sodass Epiphanius' Nachricht über die samaritanische Sekte der Essener möglicherweise nicht belanglos ist 850 .
848) Sie sollen mit dem makkabäischen Kreis jedoch nicht identisch sein; vgl. Schürer, aaO. I. 203 Anm. 44 und II. 473. 849) Bowman, Documents 134, schreibt zu den "Chasidim": " .•. this sect is the one which is nearest to the Samaritans". 850) Es wäre weiter zu fragen: Bezieht sich etwa eine der sieben Arten von Pharisäern (die die Talmudim nennen) auf die Samaritaner? bSot 22b nennt u.a. den ~o~~w Wii~ und erklärt ihn als denjenigen, "der nach der Handlungsweise Sichems verfährt". pBer IX.,l4b definiert denselben Pharisäer-Typ ganz anders: " ... der mit Geboten auf der Schulter beladen ist" (vgl. so auch pSot V.,20c). Goldschmidt schreibt zu bSot 22b: "Diese Stelle ist ganz dunkel und auch die weiter folgende Erklärung gesucht". UE. ist nicht auszuschliessen, dass es unter den "Sichemitern" (=SRG) auch Pharisäer gegeben hat.
320 2.1.2 Ebioniter Die Selbstbezeichnung der Essener soll tJ~:J1~~~. "Arme", gewesen sein 851 • Unsere Frage lautet darum: Könnte "Arme" auch eine Selbstbezeichnung der Samaritaner gewesen sein, wenn nicht auszuschliessen ist, dass (auch) Mitglieder der SRG (einst) zu den Asidäern und (dann) zu den Essenern gehört haben? Dazu zwei Bemerkungen: Wo Josephus - recht ausführlich - die Essener vorstellt (Bell 2,119-161; gekürzt: Ant 18,18-22), gibt es keinen auch noch so marginalen Hinweis, mit dem ein Faden zur SRG gespannt werden könnte. Der Historiker braucht auch nie ein griechisches Aequivalent zur Bezeichnung "Ebioniter" (doch spricht er von der Verachtung des Reichtums der "Essener": Bell 2,122. 151). - Sollten die Samaritaner etwas mit jenen Asidäern zu tun haben, die die beiden Makkabäerbücher erwähnen, so wäre zur Selbstbezeichnung "Arme" lQpHab XII. heranzuziehen: Falls im hier genannten "gottlosen Priester" Alkimus gesehen werden darf 852 , würde hier auf die gleichen Ereignisse angespielt wie in lMakk 7,9-16. Dies vorausgesetzt, könnten die "Armen" aus pHab mit den "Asidäern" aus lMakk identifiziert werden. Wenn "Asidäer" (auch) Samaritaner meinen könnte, wäre im 2. Jh.v. möglicherweise auch "Ebioniter" ein Name für Mitglieder der Garizim-Gemeinschaft gewesen. Doch aus dem in den Qumranschriften vorkommenden Terminus "Arme" 853 ist nie direkt auf die SRG zu schliessen. Daher zögern wir, diese Bezeichnung als
851) Vgl. Hengel, JH 450 Anrn. 804. - Auf die Bedeutung des Wortes im christlichen Kontext, wie es erstmals von Irenäus (Adv. Haeres. I.,XXVI.,2), dann auch von Origenes, Tertullian, Epiphanius und Eusebius gebraucht bzw. erklärt wird (vgl. bei Euseb, Hist. Eccl. III. 27 Anrn. 1), gehen wir nicht ein, da allfällige Jesus-gläubige Samaritaner nicht (mehr) zur SRG, wie wir sie definieren, gehören würden. (Offenbar hatten diese Ebioniter jedoch zumindest etwas mit den Samaritanern gemeinsam: " ... les ebionites ne reconnaissaient pas le charisme de l'inspiration aux auteurs des livres prophetiques"; so Barthelemy, Symmaque 452.) 852) Eventuell ist hier aber Menelaus gemeint; dafür sprächen XI.,4f (vgl. 2Makk 4,33f). Lohse, Texte 227, schreibt in der Einleitung zu pHab, dass die Personen nicht sicher bestimmt werden können. 853) Vgl. dazu Kuhn, Konkordanz 1.
321 möglichen Namen für die Samaritaner zu interpretieren.
2.1.3 Ephraim
I Manasse
Kippenberg schreibt, "dass der Name 'Ephraim' Symbol für die Sekte"854 (sc. für die SRG) sei. Wir haben mit dieser Aussage allerdings Mühe; belegen lässt sie sich für die Zeit des Frühsamaritanerturns nämlich nicht. In Josephus' Schriften kommt "Ephraim" (und "Manasse") - auf die Samar. bezogen - nur ein einziges Mal vor 855
Ant 11,341. In der Analyse dieses Textes, der von Sama-
riern - nicht von den in Sichern lebenden Apostaten des jüdischen Volkes - handelt, haben wir dargelegt, warum sich diese Samarier vor Alexander d.Gr. als Nachkommen der Söhne Josephs, Ephraim und Manasse, ausgegeben haben könnten.
(Es war ein Akt der Ret-
tung in einer für sie verzwickten Situation; vgl. zu Ant 11,341.) Die Abstammungsangabe in Ant 11,341 stammt aus samarischem Mund und ist - jedenfalls so wie sie dasteht - nicht eine Selbstbezeichnung der Apostaten des jüdischen Volkes, dh. der Samaritaner. Selbst wenn diese Samarier - entgegen unserer Annahme - Samaritaner gewesen wären, wäre "Ephraim" trotzdem nicht als Name, Selbstbezeichnung oder "Symbol für die Sekte" zu verstehen; allein auf die Genealogie wird in Ant 11,341 Bezug genommen.
Wenn nach einer allfälligen Bedeutung der beiden Namen "Ephraim" und "Manasse" in frühjüdischer bzw. frühsamaritanischer Zeit gefragt werden soll, stösst man auf Schriften aus Qumran: Beide Namen kommen in einigen von ihnen vor, "Ephraim" bedeutend öfter als "Manasse" 856 . Die meisten Erwähnungen stehen in 4QpNah; den betreffenden Stellen dieses Kommentars zum biblischen Buch
854) 58. Vgl. auch Pummer, State II. 36 Anm. 4. 855) Andere Erwähnungen dieses Namens betreffen den Ort und den Sohn von Joseph bzw. den israelitischen Stamm. Auch "Manasse" kommt in Samar.-Texten nur lmal vor; vgl. Schalit, Namenswörterbuch 47 ("Ephraim") und 82 ("Manasse"). 856) Vgl. Kuhn, aaO. 21 ("Ephraim") und 126 ("Manasse"); beim letzteren Stichwort fehlen allerdings die fünf Stellen aus 4QpNah (2mal in 3,9; 4,1.3.6). Die beiden Namen stehen in 4QpNah, CD, 4Qtest, 4QpPs37 und 4QpHos.
322 Nahum 857 gehen wir darum zuerst nach 858 . Soweit wir sehen, wurde den Namen "Ephraim" und "Manasse" im Peseher Nahum erst einmal volle Aufmerksamkeit geschenkt. Joseph Amoussine hat dazu einen Aufsatz publiziert 859 • Dessen Quintessenz ist, dass mit "Ephraim" wahrscheinlich die Pharisäer, mit "Manasse" die Sadduzäer gemeint seien. Sicher jedoch sei nur eines: Die Kommunität von Qumran opponiere gegen beide 860 Die Deutung der beiden Namen auf die Pharisäer und die Sadduzäer scheint uns nicht die einzig mögliche zu sein. Wir befassen uns darum im folgenden kurz mit den jeweiligen Texten.
Nahum-Text
Deutung
aa a 1,10-12: Deine Menge, das sind die 1,8-10: "Siehe, ich will an Scharen seiner Streitmacht, die dich, Spruch Jahwe Zebaoth, in Jerusalem sind und seine Jungund ich werde in Rauch aufleuen, das sind seine Mächtigen •.• gehen lassen deine Menge, und sein Raub, das ist der Besitz, und deine Jungleuen soll das den gesammelt haben die Priester Schwert fressen, und austilvon Jerusalem, den sie geben wergen will ich aus dem Lande den ... Ephraim, Israel wird geden Raub. Und nicht mehr geben werden •.• wird die Stimme deiner Boten gehört werden" ( 2, 14) .
bb 2,1: "Wehe über die Blutstadt, 2,2: Seine Deutung bezieht sich auf ganz voll von Lug und Gewalt- die Stadt Ephraim (o~~~~ I~V ~~n), tat" (3,1). die nach glatten Dingen suchen (~iv7nn ~Wii~) am Ende der Tage, die in Lug und Trügereien wandeln.
b
857) Das biblische Buch Nah handelt vom Untergang Ninives (vgl. seine Ueberschrift) . Man spürt darin die Leidenschaft Israels gegen den Erbfeind, das Volk von Assur. 858) Die wörtlichen Uebersetzungen stammen aus Lohse, aaO. 263269; zu den textlichen Schwierigkeiten in pNah (und den darnach behandelten Stellen der anderen Qumranschriften) vgl. ebenfalls Lohse. Für 4QpHos wird DJD V. verwendet. 859) "Ephraim et Manasse dans le Pesherde Nahum (4QpNahum)": RdQ 15 (1963) 389-396. - Pardee, Restudy 179f Anm. 17, stellt nur die wichtigsten Deutungen der beiden Namen kurz dar. 860) Vgl. Amoussine, aaO. 396.
323
c 2,7: "Wegen der vielen Hurereien der Hure, der anmutigen und in Zaubereien erfahrenen, die Völker verkaufte durch ihre Hurerei und Stämme durch ihre Zaubereien" (3,4).
cc 2,8-10: Seine Deutung bezieht sich auf die, die Ephraim verführen, die durch trügerische Lehre und ihre lügnerische Zunge und falsche Lippen viele verführen, Könige, Fürsten, Priester und Volk zusammen mit Fremden (il OV OVI), die sich angeschlossen haben. Städte und Stämme werden zugrunde gehen durch ihren Rat, Vornehme und Herrscher werden fallen auf Grund dessen, was sie sagen.
d
dd 3,lf: "Und ich werfe Unrat auf 3,3-5: Seine Deutung bezieht sich dich, entehre dich und mache auf die, die nach glatten Dingen suchen, deren böse Taten am Ende dich abstossend; und alle, der Zeit ganz Israel offenbar gedie dich sehen, werden vor dir fliehen" (3,6f). macht werden, und viele werden ihre Sünde erkennen und sie hassen und sie als abstossend betrachten wegen ihres schuldigen Uebermutes. Und wenn Judas Ruhm offenbar ist, werden die Einfältigen Ephraims (0~~~~ ~~h~) aus der Mitte ihrer Versammlung (o~nv) fliehen und die verlassen, die sie verführen, und sich Israel anschliessen.
e ee 3,6: "Ninive ist zerstört, wer 3,6-8: Seine Deutung bezieht sich wird um sie klagen? Wo suche auf die, die nach glatten Dingen ich Tröster für dich?" (3,7). suchen, deren Rat zugrunde gehen wird und deren Gemeinde (Ohb~~) zerstreut werden wird; und sie werden nicht fortfahren, die Versammlung (~nv) zu verführen; und die Einfältigen werden nicht mehr ihren Rat unterstützen. f
3,8: "Bist du besser als NoAmen, das an den Strömen lag?" ( 3, 8) .
g
ff 3,9: Amen ist Manasse, und die Ströme sind die Grossen Manasses, die Edlen ..•
gg 3,llf: "Kusch ist ihre Kraft 4,1: Sie sind die Gottlosen (~V~i) und Aegypten ohne Ende ... ihres Heeres, das Haus des Peleg Put und die Libyer sind dei(l~~ h~~), die sich Manasse anne Hilfe" (3,9). geschlossen haben.
324 h ~ 4,1-3: "Auch sie musste in die 4,3f: Seine Deutung bezieht sich Gefangenschaft ziehen. Ihre auf Manasse am Ende der Zeit, wenn Kinder werden zerschmettert seine Herrschaft über Israel stüran den Ecken aller Strassen, zen wird. Seine Frauen, seine Säug· und über ihre Edlen wirft linge und seine Kinder werden in man das Los, und alle ihre die Gefangenschaft gehen, seine Mächtigen wurden in Ketten Helden und seine Edlen durch das geschlagen" (3,10). Schwert •••
ii 4,4f: "Auch du wirst berauscht 4,5f: Seine Deutung bezieht sich sein, wirst ohnmächtig sein" auf die Gottlosen Ephraims (3,11). (b'i~~ 'VWi), deren Becher nach Manasse kommen wird.
i
Aus den Deutungen, die 4QpNah enthält, ist folgendes zu eruieren: Zu "Ephraim": Von Jerusalemer-Priestern wird Ephraim gesammelten Besitz (Raub) erhalten [aal. Die "Blutstadt" [b], die Stadt Ephraims861, ist offenbar identisch mit denen, "die nach glatten Dingen suchen" und "in Lug und Trügereien wandeln" [bbl. Die "Hure" [c] verführt Ephraim (und auch andere); sie wird als eine Menge von Menschen charakterisiert, die durch Betrügen und Lügen verführen [cc]. In "Lug und Trügereien wandeln"
"die nach glatten
Dingen suchen"; es ist die "Stadt Ephraims" [bb]. Also verführt die "Stadt Ephraim" Ephraim. Ergibt diese Aussage einen Sinn? In der Fortsetzung der Deutungen des Pesebers ist uE. ein solcher enthalten: Es gibt "Einfältige Ephraims" [dd], die aus einer Versammlung fliehen werden. In dieser Versammlung sind offenbar :Einfältige Ephraims und andere, nämlich solche, "die nach glatten Dingen suchen" [dd]. Das heisst: Die Einfältigen Ephraims befinden sich mitten unter Leuten, die in "Lug und Trügereien wandeln", die in der "Stadt Ephraim" sind. Die Einfältigen sind also nicht einfach identisch mit der "Stadt Ephraim", aber sie befinden sich in ihr. Die Einfältigen werden die Stadt Ephraim bzw. ihre Verführer verlassen und sich Israel anschliessen [dd]. Weil die Einfältigen von (Menschen) der Stadt Ephraim verführt werden, gehören sie - in den Augen des Peseber-Verfassers (noch) nicht zu Israel. Doch eines Tages werden sie den Rat derer, "die nach glatten Dingen suchen", nicht mehr unterstützen
861) Eventuell: "eine Stadt Ephraims".
325 Ieel
(weil sie ihre Versammlung ja verlassen; vgl. dd). -In
bzw. unter den Leuten Ephrairns gibt es Gottlose. Ihr Schicksal wird nach jenem von Manasse entschieden werden [iil; sie werden ohnmächtig sein [il. Zu "Manasse": Amon ist Manasse [ff]. Es gibt (auch) Grosse (Edle) 862 Manasses [ff]. (No-)Amon steht als Name der Stadt Theben (Aegypten), die die "Stadt des Amon" war 863 ; "Manasse" meint deshalb möglicherweise auch eine Stadt. Die Stützen und Hilfen dieser Stadt [g] bzw. Manasses sind Gottlose; namentlich erwähnt ist das "Haus des Peleg" 864 . Gottlose haben sich offenbar Manasse angeschlossen [gg]. Das "Haus des Peleg" wird mit "Gottlosen" verknüpft; dies widerspricht der positiven Wertung desselben Gebildes in CD (vgl. Anm. 864). - Manasse herrscht über Israel, aber arn Ende der Zeit wird diese Herrschaft zusammenbrechen 865 [hh] . Manasses Los wird zuerst entschieden sein, darnach wird dasjenige der Gottlosen Ephrairns entschieden werden [ii] • 4QpNah enthält einige Angaben, die es erlauben, die Zeit mit grosser Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, die den Hintergrund dieses Pesebers bildet: Es geht wohl um die Jahrzehnte der Regierungszeit von Alexander Jannai (103- 76v.) 866 . Mit "Manasse" könnte dieser Jannai selber gerneint sein: Der "Löwe des Zorns" 867 (1,5. 6) hat "Grosse und Männer seines Rates" um sich; auch "Manasse" hat "Grosse, Edle" um sich. Das "Haus des Peleg" bzw. die "Gottlosen" könnten jene Juden sein, die sich Alexander Jannai ("Ma-
862) Wahrscheinlich gehören "die Edlen" zu Manasse (nicht zum unbekannten folgenden Wort); vgl. in hh "seine Edlen" (nämlich jene von Manasse) . 863) Vgl. die Anmerkung zu Nah 3,8 in der heiligen Schrift mit den Erläuterungen der Jerusalerner Bibel. 864) CD 20,22-24 schreibt, dieses bestehe aus Leuten, "die ausgezogen sind aus der heiligen Stadt und sich auf Gott stützten zur Zeit, da Israel treulos handelte und sie das Heiligturn für unrein erklärten und umkehrten zu Gott" (Text: Lohse, aaO. 107). 865) Das Verb werden".
'7~W
meint "niedergehen", "absinken", "gestürzt
866) Vgl. Allegro, light 92. 867) Diese Chiffre bezieht sich höchstwahrscheinlich auf Alexander Jannai; vgl. Allegro, aaO. 92 und Lohse, aaO. 298 Anm. 5.
326 nasse") angeschlossen haben 868 . Der Widerspruch der Angabe von CD über das "Haus des Peleg" im Vergleich zu jener, die 4QpNah macht, ist uE. erklärbar: CD bezieht sich auf eine Gruppe Juden der Makkabäerzeit 869 ; 4QpNah handelt von den Nachkommen dieser Juden im ersten
Viertel des 1. Jh's v., die eine Kehrtwende
gemacht haben (vgl. Anm. 868). Beiden Gruppen gemeinsam ist, dass 870 sie sich von etwas bzw. von jemandem (ab-)getrennt haben . Falls die Identifikation "Manasse" = Alexander Jannai (mit seinem gesamten Anhang) zuträfe 871 , könnte gefolgert werden, dass der Name Manasse in 4QpNah auf jeden Fall nichts mit Samaritanern zu tun habe. Wie aber steht es mit dem Namen Ephraim? In welcher Beziehung steht er in 4QpNah zu "Manasse"? Aus Gen 48,14 ist bekannt, dass Ephraim der jüngere der beiden Joseph-Söhne ist; doch ihm wird eine grössere Nachkommenschaft verheissen (Gen 48,19). Manasse ist zwar rechtmässiger Nachfolger, doch eigentlicher Erbe wird Ephraim sein (vgl. aa: Ephraim wird gegeben werden) 872 • Nun ist auffallend, dass Ephraim verführt wird [cc; dd]. Wer verführt es? Dass es "Manasse" ist,
868) Bell 1,95 berichtet, die Schlacht bei Sichern (zwischen Alexander Jannai und Demetrius III.; 88v.) sei "Ausgangspunkt einer Entwicklung" gewesen: 6000 Juden seien nach der Schlacht aus Demetrius' Armee zu Alexander Jannai gestossen. 869) Rabinowitz, Meaning 435, schreibt, CD dürfte zwischen 157152v. entstanden sein. 870) Vielleicht ist der Name ("Haus des) Peleg" symbolisch zu verstehen: Josephus erklärt in Ant 1,146, "Peleg" (bzw. "Phaleg") sei so genannt worden, weil er zur Zeit der Abteilung der Wohnorte geboren worden sei. "Phalek" (sie~) sei das hebräische Wort für "Teilung". 871) Dass für Alexander Jannai und sein Gefolge dieser Name überhaupt gebraucht wurde, könnte damit zusammenhängen, dass Manasse, der erstgeborene Sohn Josephs (vgl. Gen 48,14), von seinem Vater als geringer behandelt wurde als Ephraim (vgl. Gen 48, 20) und dass "Manasse" - "Ephraim" gegenüber eine Minderheit ausdrückte (vgl. Dtn 33,17). Auf die Zeit des Alexander Jannai bezogen könnte darum gesagt werden: Eine Minderheit habe die Mehrheit beherrscht. Wenn die Minderheit den jüdischen Herrscher und sein Gefolge meinte, könnte "Manasse" schlechthin für die Stadt Jerusalem stehen. 872) Der Grund zur Verwendung dieses Namens (Ephraim) könnte auch in Gen 48 liegen (vgl. Anm. 871).
327 lässt sich aus 4QpNah nicht herauslesen; vielmehr heisst der Verführer "die Stadt Ephraim" [bb]. Wenn der Peseher mittels des Namens Manasse gegen den Herrscher des jüdischen Volkes, Alexander Jannai und dessen Anhänger, polemisiert [vgl. hh], müsste er dann mit dem Namen Ephraim nicht eine Gruppe von Juden meinen, die nicht Anhänger dieses Herrschers sind? Wir glauben, dd folgendes entnehmen zu dürfen: 4QpNah erwartet "Judas Ruhm" und zugleich, dass die "Einfältigen Ephraims" sich Israel anschliessen werden. Der Verfasser des Pesebers ninwt also an, die letztere Gruppe (Juden) sei momentan "blind"
(sie wird verführt bzw.
lässt sich verführen) . Da sich aber die Situation in Juda ändern wird, werden sich die Einfältigen Ephraims auch ändern, dh. Israel anschliessen.
(Wer dies dann nicht tut, gehört zu den "Gott-
losen Ephraims", die- wie Manasse- Schlimmes erleiden werden [ii].) Wenn wir in den Peseher keine zeitliche Zäsur hineinlesen wollen, muss es sich immer noch um die ersten Jahrzehnte des 1. Jh's v. handeln. Welche Gruppe Juden wäre dann mit dem Namen des jüngeren Sohnes Josephs (der dem älteren vorgezogen wird), Ephraim, zu benennen? Geht es einfach um die Mehrheit der Juden, weil diese gegen Alexander Jannai eingestellt war (vgl. Bell 1,90-92)? Es ist auch an eine bestimmte Gruppe Juden zu denken: Bell 1,98 = Ant 13,383 nennen die Zahl von ungefähr 8000 Juden, die eines Nachts vor Alexander Jannai geflohen seien. Wo sie ihre Flucht beendeten und was sie am neuen Ort unternahmen, bleibt unbekannt. Einige Forscher nehmen an, diese Flüchtlinge hätten sich ausserhalb Judäas, "im Lande Damaskus", niedergelassen. Aus ihnen sei dann die "Gemeinde des neuen Bundes im Land Damaskus" hervorgegangen 873 . Sollte diese Vermutung zutreffen, dann hätte die Benennung "Ephraim" bzw. "Einfältige Ephraims" wohl kaum dieser Gruppe Flüchtigen gegolten ("Ephraim" wird ja verführt, wird fliehen und sich Israel anschliessen; vgl. dd). - Sollte "Ephraim" in 4QpNah (auch) gewählt worden sein, weil es sich bei der betreffenden Gruppe um Juden im (ehemaligen) Stammesgebiet von Ephraim bzw. in der Gegend des ephraimitischen Hügellandes handel~, dann wäre auch an Samaritaner zu
873) Vgl. dazu MB zu Bell 1,98 Anrn. 54.
328 denken 874 • Diese könnten sich anfangs des 1. Jh's v.
(oder schon
früher) von anderen Bewohnern ihrer Umgebung verführt haben lassen. Wenn die Samaritaner dem Verfasser von 4QpNah als Bewahrer (nord-) israelitischer Traditionen und als Opponenten des JerusalemerKultes bekannt gewesen sind, könnte er - ebenfalls ein "antiJerusalemer" - möglicherweise mit "Ephraim" und den "Einfältigen Ephraims" sie gemeint haben. Als Verführer von "Ephraim" kämen dann wohl Leute aus Samarien in Frage, die sich ebenfalls (in lockerer Weise) mit dem Garizim verbunden gefühlt, aber nicht zur SRG gehört haben (vgl. 1. 4 "Josephus und die Samarier/Chuthäer"). Die "Einfältigen Ephraims" (Samaritaner) 875 wären dann
in der (gemeinsamen) Versammlung von Leuten der "Stadt Ephraims" [bb] - wie Könige, Fürsten und Priester [cc] - verführt worden [ee]. Erstere gehörten zum Volk, dem sich auch Fremde angeschlossen haben [cc]. Die Verführer könnten Samarier gewesen sein, die später unter dem Namen "Dositheaner" 876 oder einem Namen einer anderen samar. Sekte bekannt geworden sind. Der Verfasser von 4QpNah hat gegen die Verführer, nicht gegen "Ephraim" oder die "Einfältigen Ephraims", polemisiert. -Sollte dieser Deutungsversuch, "Ephraim" =Samaritaner, nicht abwegig sein 877 , wäre zu folgern, dass die Juden am Garizim dem qumranischen Verfasser des Pesebers gewissermassen ein Anliegen gewesen wären bzw. dass
874) Auch Gaster meine, "Ephraim" könnte sich auf die Samaritaner beziehen; vgl. Pardee, aaO. 179f Anm. 17. 875) Vgl. Sir 50,26: "das törichte Volk von Sichern". Das hebräische Fragment von Sir schreibt zwar '7::1:!; vgl. zu Ant 12, 156 Exkurs C. Dass "Ephraim" "einfältig" (i'Tlli!l) sein soll, steht auch in Hos 7,11. 876) Zu diesen vgl. Kippenberg 128-137. 877) Wir sind uns bewusst, dass diese Interpretation den Namen "Ephraim" in keine direkte Beziehung zu "Manasse" bringt. Aber 4QpNah verlangt auch nicht, dass die beiden Namen unbedingt zueinander in Beziehung gesetzt werden müssen: Beide kommen nur lmal innerhalb des gleichen Satzes vor (ii); hier geht es aber bloss um ein Nacheinander ihrer Schicksale. Eine indirekte Beziehung zwischen "Ephraim" und "Manasse" ist insofern hergestellt, als es sich bei den Samaritanern um Bewohner des (ehemaligen) Nordreiches, beim jüdischen Herrscher und dessen Anhang ("Manasse") um Bewohner Judäas bzw. Jerusalems handelt; "Jerusalem" ist zudem auch "älter" als die SRG.
329 er sich mit ihnen bis zu einem gewissen Grad solidarisiert hätte. Das verbindende Hauptelement der Qumranleute und der Samaritaner ist ja wohl ihre antijerusalemische Haltung gewesen. - Wir sind der Auffassung, die Interpretation "Ephraim" auf die Samaritaner (und "Manasse" auf Alexander Jannai und dessen Anhänger) könne neben jener von Arnoussine (vgl. Anrn. 859) Bestand haben 878 • Vielleicht sind aus dem Vorkommen der anderen Texte aus Qumran, die die beiden (oder einen der beiden) Namen enthalten, noch weitere oder andere Ergebnisse zu gewinnen. Wir gehen den restlichen Stellen hier kurz nach: CD 879 7,12f enthalten das Wort "Ephraim" je lmal. Die erste Stelle zitiert Jes 7,17; die zweite bezieht sich auf das Zitat: Jes
CD
"Kommen werden über dich und über dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage, wie sie (nicht) gekommen sind seit dem Tage, an dem Ephraim von Juda abgefallen ist" (7,17).
7,12-15: Als sich die beiden Häuser Israels trennten, fiel Ephraim von Juda ab. Und alle Abtrünnigen wurden dem Schwert überliefert, aber die Standhaften retteten sich in das Land des Nordens; wie er gesagt hat: Und ich will verbannen Sikkut, euren König, und Kijjun, euer Bild, fort über die Zelte von Damaskus hinaus (Am 5,26f).
"Ephraim" ist in beiden Stellen eine andere Grösse als Juda; es hebt sich von letzterem ab. "Alle Abtrünnigen" und "die Standhaften" gehörten wohl zu Ephraim, nicht zu Juda (denn das in 7,14f folgende Arnos-Zitat, das als Begründung für 7,13f herangezogen wird, bezieht sich auf das Nordreich). Doch die erstgenannten wurden alle ausgetilgt; die überlebt haben, werden "Standhafte" genannt. Das heisst doch wohl: Die letzteren sind der "Rest" des (ehemaligen) Nordreiches. Nun ist festzuhalten,
878) Das Argument, in Qumran sei - im Gegensatz zur SRG - nicht nur der Pentateuch als heilige Schrift anerkannt worden und deshalb hätten die beiden Gemeinschaften nichts miteinander zu tun, ist uE. nicht stichhaltig. Wenn sich die SRG ausschliesslich für den Pentateuch entschieden hat, heisst das noch nicht, sie hätte die anderen Schriften nicht auch gekannt. Kippenberg 91 schreibt (bezogen auf die ausgehende Seleukidenzeit): "Der Prophetenkanon war zu jener Zeit auch nach den jüdischen Quellen kein Kriterium für Rechtgläubigkeit". 879) Text: Lohse, aaO. 66-101.
330 dass sich die "Standhaften" hier nicht selber "Ephraim" nennen; aber sie stammen aus Ephraim880 CD 14,1 enthält den zweiten Teil des gleichen Zitates aus Jes 7,17 wie CD 7,llf. Aus dieser Stelle und ihrem Kontext ist nichts (Zusätzliches) zu erschliessen. 4Qtest 881 27 weist den Namen "Ephraim" auf: Und siehe, ein Verfluchter, einer von Belial, tritt auf, um seinem Volk zum Fangnetz zu werden und ein Schrecken für alle seine Nachbarn. Und er tritt auf ... dass sie beide zu Werkzeugen der Gewalttat werden, und sie werden abermals bauen diese Stadt; und sie werden ihr eine Mauer und Türme errichten, um ein Bollwerk der Gottlosigkeit zu schaffen und grosses Uebel in Israel und Grässliches in Ephraim und Juda •.. Und sie tun Ruchlosigkeit im Lande und grosse Schmach unter den Söhnen Jakobs, und sie werden Blut vergiessen wie Wasser auf der Festungsmauer der Tochter Zion und im Gebiet Jerusalems (23-30). Auch in diesem Text ist Ephraim eine andere Grösse als Juda. Mit der Stadt, durch deren Weitererbauung ein Bollwerk der Gottlosigkeit entsteht, dürfte Jerusalem gemeint sein (vgl. 29f) 882 • "Ephraim" und "Juda" bilden zusammen wahrscheinlich "Israel"; sie sind im "Land", in dem Ruchlosigkeit getan wird. Wie auch in CD 7,12f werden hier Ephraim und Juda zusammengenannt (nicht "Ephraim" und "Manasse"). 4QpPs37 883 2,17-19 schliessen an ein Zitat aus Ps 37,14f an (Gottlose spannten den Bogen, um den Demütigen und Armen zu fällen) : "Seine Deutung bezieht sich auf die Gottlosen von Ephraim und Manasse (nW~Oi b~~~~ ~VWI), die ihre Hand ausstrecken wollen gegen den Priester und die Männer seines Rates zur Zeit der Läuterung, die über sie gekommen ist. Aber Gott hat sie erlöst aus ihrer Hand. Und dann ..• wurden sie gegeben in die Hand der Gewalthaber der Völker zum Gericht." Diese Deutung nennt die Adressaten des Unrechts, das die Gottlosen von Ephraim und Manasse tun wollen: der "Priester" und die "Männer seines Rates". Ersterer ist der "Lehrer der Gerech-
880) Vgl. Stegemann, Peser 259 Anm. 140. 881) Text: Lohse, aaO. 250-253. 882) Vgl. Lohse, aaO. 297 Anm. 7. 883) Text: Lohse, aaO. 272-279.
331 tigkeit" in Qumran; die letztgenannten sind seine Anhänger 884 (vgl. lQpHab 9,9f, wo die gleiche Situation bzw. die gleichen Personen [ausser "Ephraim" und "Manasse"] vorkommen). Aus dem Peseher Ps 37,17-19 kann darum mit Hilfe von lQpHab folgender Schluss gezogen werden: Der "gottlose Priester"
(pHab) gehört
zu den "Gottlosen von Ephraim und Manasse" bzw. zu einer dieser Gruppen. Handelt es sich um Menelaus (172 - 162v.) oder um Alkimus (162- 159v.) 885 ? Die Identität des gottlosen Priesters kann uE. nicht herausgefunden werden. Ob die "Gottlosen von Ephraim und Manasse" Menelaus' oder Alkimus' Anhänger gewesen sind, bleibt in pPs 37 also offen. Beachtenswert ist aber, dass der constructus nicht "ganz Ephraim" bzw. "ganz Manasse" als "Gottlose" bezeichnen muss, sondern ein Teil (der Leute) von Ephraim und Manasse ist gottlos. Falls "Ephraim" -wie in CD 7,12f -auf das (ehemalige) Nordreich hinweisen sollte, wäre "Manasse" wohl eine Chiffre für "Juda" 886 bzw. für den gottlosen Priester und seinen Anhang dort. Das wiederum hiesse, auch mit dem Nordreich (oder dessen Traditionen) verbundene Juden hätten zu den "Gottlosen" gehört 887 . 4QpHos 888 Linie 2 zitiert einen Teil aus Hos 5,14 ("Denn ich bin wie ein Löwe für Ephraim und wie ein junger Leu für das Haus Juda"). "Seine Deutung ist: Der letzte Priester wird seine Hand senden (11~ il7t11~), uminEphraim (b~IB~:J) zu vernichten." Linien 5-6 beziehen sich auf Hos 6,4 ("Was soll ich dir tun,
884) Vgl. Lohse, aaO. 298 Anm. 7. 885) Vgl. zu 2.1.2 "Ebioniter". - Zu Menelaus vgl. 2Makk 4,25-50 und lQpHab 12,2-10; zu Alkimus vgl. lMakk 7,5.9 ("gottloser Alkimus") .22. Sind die in lMakk 7,13 genannten "Asidäer", von denen 7,16 zufolge 60 Mann von Alkimus hingerichtet wurden, eventuell Qumranleute? 886) Vgl. zu "Manasse" (oben) : Wenn der jüdische Herrscher Alexander Jannai "Manasse" wäre, könnte diese Chiffre durchaus stets Herrscher, die von Jerusalem (Juda) aus regieren, meinen. 887) Stegemann, aaO. 259 Anm. 140, schreibt jedoch, "Ephraim" scheine der Qumrangemeinde näherzustehen als "Manasse". 888) Text: Allegro, DJD V. 33f.
332 Ephraim, was soll ich dir tun, Juda?"). "Ich werde für ganz Ephraim tun, was ich für ganz Juda tun werde." Linie 10 knüpft an Hos 6,9f an(" ... schändliche Taten. Im Haus Israel sah ich grauenhafte Dinge: Unzucht für Ephraim; Israel wird unrein.") "Seine Deutung ist: Die Gottlosen der Völker •.. " Aus der ersten und zweiten Deutung geht hervor, dass es in Ephraim und Juda Gegner der Qumranleute gibt. Die dritte Deutung bricht leider dort ab, wo sie möglicherweise interessante Informationen liefern könnte: Sollte vielleicht die Aussage folgen, dass "die Gottlosen der Völker" Ephraim (zur Unzucht) verführt haben (vgl. den Schluss zu 4QpNah)? Aus CD, 4Qtest, 4QpPs37 und 4QpHos geht nichts hervor, was gegen unsere Ausführungen zu 4QpNah sprechen würde; aber diese zusätzlichen Texte, die die Namen "Ephraim" und "Manasse" enthalten, bestätigen unsere Darlegungen auch nicht. Die einzige Ausnahme könnten jene Erwähnungen in CD 7,12f sein, die mit "Ephraim" wahrscheinlich Bewohner des (ehemaligen) Nordreiches meinen. Aufgrund dieser unsicheren Ergebnisse bleibt unklar, ob "Ephraim" in den Qumrantexten die Samaritaner (als jüdische Gruppe) meint oder nicht. "Manasse" scheint hingegen keine Chiffre für die SRG gewesen zu sein.
2.2 Gibt es andere Benennungen der Samarier/Chuthäer? Josephus' Schriften nennen die Bewohner Samariens Ea~aPELoaL;
Ea~apELG
bzw.
Ant 9,290 schreibt, in hebräischer Sprache würden
die Samar. jedoch "Chuthäer" genannt. Wir fragen nun, ob für die Menschen Samariens eventuell noch andere Bezeichnungen kursierten. UE. sind vor allem die Termini "Am ha-Aretz" und "Gottesfürchtige" zu befragen. Sind die mit ihnen bezeichneten Menschen vielleicht (auch) Samarier/Chuthäer? 2.2.1 Am ha-Aretz Hat dieser in der Forschung noch immer unbestirrunte bzw. umstrittene hebräische Terminus möglicherweise etwas mit Samariern zu tun? Wie wir zu Ant 11,6lusw. festgestellt haben, weisen Josephus' Schriften keine analoge Bezeichnung für den hebräischen Terminus auf: Wo der MT (Esra 4,4)
"Am ha-Aretz" und die LXX an derselben
333 Stelle b A.a.o!; "tfi!; Yfi!; schreiben, nennen Josephus' Termini "Chuthäer/Samar.". - Oppenheimer schreibt in seiner Studie 889 , es gebe eine Reihe von Aehnlichkeiten zwischen dem Am qa-Aretz und den "Samaritans" (Uebersetzung von
o~ni:J);
"in several halakhic
sources they are mentioned side by side" 890 • Diese Tatsachedas Nebeneinander des Am ha-Aretz und der
o~ni:J-
zeigt uE.,
dass erstere mit letzteren nicht schlechthin identifiziert wurden891. Ob die
o~ni:J, wie Oppenheimer es tut, mit "Samaritaner"
übersetzt werden sollen oder ob sie unseren terminologischen Ergebnissen zufolge als "Samarier" bezeichnet werden sollen Anhaltspunkte für eine Identifikation mit den einen oder anderen Bewohnern Samariens fehlen 892 . 2.2.2 Gottesfürchtige 893 Sucht man in Josephus' Werk nach dem Terminus "Gottesfürchtige", OEß6~EVOL t"OV 3E6v 894 ist dar-
ist die Enttäuschung gross: Von
in ein einziges Mal die Rede: Ant 14,110. Und auch diese Stelle erwähnt solche nur beiläufig: Alle Juden der Oekumene und die Gottesfürchtigen, sogar jene von Asien und Europa, hätten zum Reichtum im Jerusalemer-Heiligtum beigetragen, schreibt Josephus. Mehr ist über die "Gottesfürchtigen" nicht zu erfahren. Das Neue Testament, vor allem die Apostelgeschichte, spricht
889) cAm Ha-Aretz 229-238. 890) Ebd. 229. 891) Auch Oppenheimer, aaO. 238, stellt fest, dass es für eine Identifizierung beider "no valid reason" gebe. 892) Einige Ausnahmen deuten darauf hin, dass der Am ha-Aretz aus Juden bestanden hat; vgl. dazu Greenberg/Oppenheimer, Art. "Am ha-Arez" 834. Weder der Garizim noch eine Abstammung von fremden Siedlern spielen für den Am ha-Aretz eine Rolle. 893) Wir verstehen dieses Wort hier als terminus technicus für Nichtjuden, die sich dem Judentum durch Annahme des Monotheismus und durch Uebernahme gewisser jüdischer Praktiken angenähert haben. Zum Terminus im allgemeinen vgl. Bertholet, Stellung 18lf; Schürer, aaO. III. 174-178 und Juster, Juifs 274-277. 894) Die Verben o€ßw/o€ßo~a.L/o€ßELV und ~o߀w kommen sehr häufig vor, haben aber nie etwas mit "Gottesfürchtigen" im angegebenen Sinne zu tun; vgl. Rengstorf, Concordance IV. llf und 312f.
334 einige Male von
oEß6~EVOL 895 • Es handelt sich in diesen Texten
jedoch stets um solche ausserhalb Palästinas. Das andere Wort, cpoßou~EVOL,
kommt im NT häufig vor, aber meistens im Sinne von
"fürchten" 896 • Ein einziger Text spricht von einem "gottesfürchtigen Mann", dem Hauptmann Kornelius in Cäsarea (Apg 10,lf.22). Mangels Belegen über "Gottesfürchtige" aus dem Gebiete Samariens in der Literatur, die sich auf die frühjüdische bzw. frühsamaritanische Zeit bezieht 897 , ist der Schluss wohl zulässig, dass die JHWH-gläubigen Samarier nicht als "Gottesfürchtige" bezeichnet worden sind. Das NT bestätigt Josephus' Terminologie insofern, als es einige Male von "Samar." spricht und diese auch nicht mit anderen Namen oder Epitheta versieht (vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F). Diesen Ausführungen über eventuelle Bezeichnungen der SRG und der anderen Samarier sind keine klaren Ergebnisse zu entnehmen. Die Absicht bestand auch nur darin, einige Namen bzw. Bezeichnungen von Menschengruppen Palästinas im Hinblick auf Bewohner Samariens in Erwägung zu ziehen.
3. Ausblick
F!ier werden innerhalb·zweier Abschnitte einige "Stichwörter" herangezogen, die uE. hinsichtlich der terminologischen Frage bzw. unserer Hauptthese, dass zwischen Samaritanern und Samariern zu differenzieren sei, relevant sind. Die folgenden Aus-
895) Apg 13,43.50; 16,14; 17,4.17; 18,7.13; 19,27. Ausserhalb Apg kommt oeßo~aL bzw. das Substantiv nur noch in Mt 15,9 = Mk 7,7 vor, wo es "ehren" bedeutet; vgl. Aland, Konkordanz zum NT I./2, 1200. 896) Vgl. Aland, aaO. 1312f. 897) Aus dem Vorkommen des im Alten Testament häufigen Terminus' n1n~ ~~~ (vgl. Köhler/Baumgartner, Lexicon 399f) kann nie auf "Gottesfürchtige" im Sinne von Anm. 893 geschlossen werden. Auch die besonders in Sir öfters vorkommende Bezeichnung b cpoßou~EVOG ~ov 3E6v (vgl. Wahl, Clavis 491) ist für unsere Fragestellung nicht ergiebig. - Zur diesbezüglichen rabbinischen Terminologie bzw. zu "Proselyten" vgl. Schürer, aaO. III. 175-188.
335 führungen können bestenfalls als Anregungen zur Weiterarbeit verstanden werden, denn hinter jedem "Stichwort" steht eine Thematik und Problematik, die eine eigene eingehende Untersuchung erforderte 898 . 3.1 Sarnariens Bewohner von 67n. bis ins 2. Jh. 3.1.1 Die Zäsur des Jahres 67n. Der antirömische Aufstand der Samaritaner, bei dem durch das Eingreifen des Cerealius 11'600 Personen auf dem Garizirn getötet worden sind (vgl. zu Bell 3,307-315), brachte wohl beinahe das Ende der SRG mit sich. Diese dürfte darnach derrnassen geschwächt gewesen sein, dass die Zeit einiger Generationen vergehen musste, bis ihr Fortbestand wieder gesichert war und sie fähig war, ihr religiöses Erbe nicht nur zu pflegen, sondern auch zu fördern. Vielleicht ist hier der Hauptgrund zu suchen, weshalb von den Samaritanern in den ersten drei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung keinerlei (sicher datierbare) schriftliche Quellen vorhanden sind. Dass eine - zahlenrnässig - derrnassen zusammengeschrumpfte Gerneinschaft keinen politischen Einfluss hatte, ja wahrscheinlich um ihr nacktes Ueberleben kämpfen musste, liegt auf der Hand. 3.1.2 Samarier/Chuthäer bis ins 2. Jh. hinein Mit den umgekommenen 11'600 Angehörigen der SRG im Jahre 67n. waren längst nicht alle Bewohner Sarnariens ausgerottet. Jene, die nichts mit der SRG zu tun hatten, aber auch solche, die eine lockere Beziehung zum Garizirn pflegten, besiedelten weiterhin die Ortschaften Sarnariens. Ungefähr 72n. gründete Vespasian bei (der zerstörten Stadt) Sichern die neue Stadt Flavia Neapolis 899 Damit hatte die Region zwei Städte: Die von Herades d.Gr. erbaute Stadt Sebaste (früher "Samaria") und Flavia Neapolis. Für viele Bewohner Sarnariens dürfte die erstgenannte mit ihrem prächtigen (heidnischen) Tempel ein besonderer Anziehungspunkt
898) Für detailliertere Angaben dieser hier angeschnittenen Epochen sei auf die traditionsgeschichtliche Studie von Kippenberg, vor allem 94-113, hingewiesen. 899) Vgl. Bell 4,449 und Kippenberg 96.
336 gewesen sein. Die einen pflegten wohl engen Kontakt zu ihr und zum herodianischen Tempel, andere mögen sich von diesem Ort bzw. Kultort durchaus ferngehalten haben. Vielleicht liegt in dieser Bevölkerungskonstellation Samariens die Ursache für die anscheinend selbstverständliche Identifikation der wenigen noch übriggebliebenen Samaritaner mit den sich - teilweise - auch zum Garizim bekennenden Chuthäern. 3.1.3 Zur Zeit Kaiser Hadrians Kaiser Hadrian (117 - 138n.) errichtete auf dem Garizim einen heidnischen Tempe1 900 • Zu seiner Zeit ist "Neapolis mit seinem heidnischen Garizim-Kult ( ••. ) in der Tat streng von der samaritanischen Gemeinde zu unterscheiden" 901 • Die Tatsache, dass in der ersten Hälfte des 2. Jh's n. auf dem den Samaritanern heiligen Berg Garizim ein heidnischer Tempel gegründet wurde 902 , veranlasst uns zu folgenden Fragen: Ist Hadrian von sich aus auf die Idee gekommen, ausgerechnet auf dem Garizim einen Zeus-Tempel zu erstellen? Oder haben ihn die (im Vergleich zu den dezimierten Samaritanern bedeutend einflussreicheren) Samarier/Chuthäer dazu angehalten? Hat die Situation zur Zeit Hadrians in etwa derjenigen des 2. Jh's v. geglichen, als Nichtsamaritaner (Sidonier) das Sagen "am Garizim" hatten? - Die im Jahre 67n. beinahe ausgerottete SRG hatte sich bis zur Zeit Hadrians wohl noch nicht so erholt, dass sie zum Bau des Tempels Stellung nehmen bzw. ihre Meinung durchsetzen konnte. Ihre Helden oder Märtyrer (des Jahres 67n.) waren damals aber wohl noch nicht der Vergessenheit preisgegeben: Sie starben auf ihrem heiligen Berg, weil sie die römische Besatzungsmacht verabscheuten. Hätten die Leute der SRG 60 - 70 Jahre später Kaiser Hadrian also in die Hände spielen können? UE. ist das nicht anzunehmen. Das Argument, durch römerfreundliches Verhalten hätten die Sama-
900) Dieser Tempel bestand bis in die 2. Hälfte des 4. Jh's und war Zeus Olympios geweiht; vgl. Kippenberg 102-104. 901) Ebd. 97; auch Avi-Yonah, Geschichte 40.78, betont den Unterschied. 902) Hadrian errichtete auch in Sepphoris (Galiläa) und in Tiberias am See Gennesaret je einen heidnischen Tempel; vgl. Schäfer, Geschichte 16lf.
337 ritaner ein erneutes Blutbad (wie jenes im Jahre 67n.) verhindern wollen, scheint uns unangebracht zu sein.
(In ihm verbirgt
sich wahrscheinlich die Voreingenommenheit, die Samaritaner hätten den Zeus-Kult auf dem Garizirn mühelos akzeptiert bzw. sie seien Synkretisten gewesen.) Wenn die- noch immer geschwächten - Samaritaner Hadrian keinesfalls unterstützt haben, so sind es wohl andere Bewohner Samariens gewesen, denen der Garizirn auch etwas bedeutet hat. BerR 64,10 903 teilt mit., die tl~ni:J hätten Einfluss auf Hadrian gehabt, sodass dieser sein den Juden gegebenes Versprechen zum Tempelbau in Jerusalern rückgängig machte. Ob diese Mitteilung historisch zutrifft oder nicht, ist uns weniger wichtig 904 • Die offenbar einflussreichen "Chuthäer" können wir jedoch nur als Samarier deuten. Wenn die jüdischen Texte über die sogenannte hadrianische Verfolgung historisch Richtiges beinhalten, dann hätten Hadrians Massnahmen jedenfalls auch die Samaritaner betroffen 905 : Der Aufstand der Juden gegen Hadrian sei wahrscheinlich nur im Gebiet Judäas bzw. im Gebiet "um Judäa"
(so Schäfer) ausgebrochen. Eventuell seien einige Teile Sarnariens mitbetroffen gewesen 906 • Hat es sich vielleicht um jene Gebiete gehandelt, die von Samaritanern bewohnt waren?
903) Text: Midrasch Rabba: BerR (Bd. 2) der Ausgabe Halevy. 904) Der Barnabasbrief (16,4) spricht vorn (Jerusalerner-)Ternpel, den die Feinde niedergerissen hätten. Dann fügt er hinzu: "Jetzt sollen ebenfalls die Diener der Feinde ihn wieder aufbauen" (Text: Wengst, Schriften 185). Wengst schreibt in der Einleitung zu Barn (114f): Die Annahme, Hadrian habe den Juden versprochen, ihren Tempel wieder aufzurichten, sei unwahrscheinlich. Barn 16,4 beziehe sich auf den "Bau des römischen Jupiterternpels an der Stelle und aus den Trümmern des j·üdischen Tempels in Jerusalern, den Hadrian im Jahre 130 befahl". Zur Angabe, die für unsere Thematik interessant sein könnte, wer die "Dienerder Feinde" sind, äussert sich Wengst nicht. In Anlehnung an BerR 64,10 stellt sich die Frage, ob mit "Dienern" (der Römer) eventuell die Chuthäer gerneint sein könnten. 905) Zu den "Massnahmen" Hadrians gehörte folgendes: Es bestand Gefahr, wenn der Sabbat eingehalten und die Beschneidung ausgeübt wurde, wenn Mesusot aufgehängt und Tefillin getragen wurden; vgl. Schäfer, Bar Kokhba-Aufstand 194-235. 906) Vgl. ebd. 134f.
338 3.1.31 Der "Aschema"-Kult Die Meinung, die Samaritaner hätten eine gewisse Zeitlang eine Darstellung einer Taube (namens Aschemal verehrt und ihr geopfert, kursiert in verschiedenen Abhandlungen über sie 907 • Doch daran dürfte genau so viel wahr sein wie an den Verleurndungsgeschichten, die den Juden die Verehrung eines Eselskopfes im Jerusalemer-Heiligturn (vgl. Ap 2,79-88) oder die sich angeblich jährlich wiederholende Mästerei und Tötung eines Griechen in ihrem Tempel (vgl. Ap 2,89-96) zur Last legen. Doch woher stammt die Behauptung, die Samaritaner hätten einen "Taubenkult" praktiziert? Die samaritanischen Chroniken IV. und VI. berichten von einem "ehernen Vogel", den die Römer auf dem Garizim aufgestellt hätten. Er soll ein Wundertier gewesen sein, das jeden Samaritaner, der sich dem Berggipfel nähern wollte, der römischen Bewachung durch den Ruf "Hebräer!" verraten habe 908 • Das früheste jüdische Zeugnis für den angeblichen Taubenkult enthält bHul 6a 909 • R. Meir, ein Schüler R. Akibas (2. Jh.n.) 910 , wird in diesem Zusammenhang genannt. Der Bericht der beiden samaritanischen Chroniken bezieht sich uE. ebenfalls auf das 2. Jh.n.: Auf dem Garizim könnte sich damals ein römisches Militärlager befunden haben 911 und die Besteigung des Berges könnte den Samaritanern verboten worden sein 912 • Wenn der "eherne Vogel" bzw. das "Bild einer
907) Doch gibt es auch Forscher, die die SRG von diesem "Taubenkult" abheben; vgl. zB. Jeremias, Passahfeier 59f; Geiger, Differenzen 527. 908) Vgl. Juynboll (Chronik IV.), aaO. Kap. 48-50; Vilmar (Chronik VI.), aao. 139-143. 909) Es heisst: Auf der Spitze des Garizirnberges habe man eine n~1~ n101 gefunden, die von den b~n1~ angebetet worden sei (1~1:J.1V 1~nt/J).- Spätere jüdische Traditionen berichten, Johannes Hyrkanus habe das Bild einer Taube, Symbol von "Aschema", gefunden; vgl. Fossurn, Traditions 159. 910) Vgl. Barthelemy, Symmaque 457. 911) Schon um 50v. hat wahrscheinlich ein solches auf dem Berg bestanden; vgl. Ant 14,100 und vgl. zu Ant 18,85.88 Anm. 410.
912) Jeremias, aaO. 60, betrachtet es als möglich, dass die Samaritaner im 2. und 3. Jh. nicht auf den Garizim hinaufgehen durften.
339 Taube" der Adler einer römischen Truppe gewesen wäre und die Samaritaner damals nicht auf ihren heiligen Berg gehen durften, würde sich das Thema "Taubenkult" als belanglos entpuppen. Die Analysen jener Texte, die über Samaritaner handeln, haben - wenigstens punktuell - ergeben, dass den Leuten der SRG die Treue zu ihrer Ueberlieferung wichtig war (vgl. v.a. zu Ant 18, 85-89 und zu Bell 3,307-315). Deshalb und aufgrundder bereits (unter 3.1.3) gemachten Ausführungen sind wir nicht imstande, die Samaritaner des 2. Jh's n. als (freiwillige) Tauben- bzw. Vogelanbeter zu verdächtigen 913 • Sofern die Behauptung eines Taubenkultes der "Chuthäer" jüdischerseits nicht nur auf einem Missverständnis beruht (weil auf dem der SRG heiligen Berg ein Vogel [der römische Adler] aufgestellt wurde, hätten die Samaritaner diesen dort angebetet) oder nicht nur antichuthäische Polemik sein sollte, wäre zu fragen, welche Menschen denn ein Kultbild eines Vogels auf dem Garizim verehrt haben könnten. Wir denken an jene Bewohner Samariens, welche möglicherweise Hadrian zu einem Tempelbau auf dem Garizim motiviert haben. Es muss sich wohl um Leute handeln, denen der Garizim als Kultort etwas bedeutete und die zu den Römern ein freundschaftliches Verhältnis hatten: Wir nehmen an, dass es Garizim-orientierte Chuthäer bzw. Samarier waren 914 • Sie, von denen Ant 9,290 schreibt, ihre (sonderbaren) Bräuche hielten "auch jetzt noch" an, waren zur Idolatrie o.ä. wohl fähig.
913) Ishak, aaO. 35, führt den Vorwurf des Taubenkultes an die Adresse der Samaritaner auf Esra zurück und lehnt ihn gleichzeitig vehement ab. Vgl. auch Schürer, aaO. II. 23 Anm. 61. 914) Vielleicht ist an Mitglieder einer sogenannten samaritanischen Sekte (zB. an die Dositheaner) zu denken. (UE. waren die "Dositheaner" nicht unbedingt "Samaritaner", sondern gehörten möglicherweise zu jenen Samariern, die den Garizim - in Abhebung zum "Feind Jerusalem" - als Kultort betrachteten und einige samaritanische Bräuche übernomn1en hatten. Die samaritanische Chronik VII. berichtet, zur Zeit des Sirnon Magus habe es "Sekten von den Männern des Dosis" [0~01'1 ~w:J~l:l b~i'IEI] gegeben und verflucht den Namen "Dosis"; vgl. Adler-Seligsohn, aaO. 70; vgl. ebd. 37. Chronik VI., vgl. Abulfathi, aaO. 82f, erwähnt Bräuche der Dositheaner, die von der SRG abweichen; vgl. Kippenberg 129f. Zu den Dositheanern im allgemeinen vgl. ebd. 128-137 und Isser, aaO. [vgl. zu Ant 13,74.75 Anm. 247].)
340 Falls Idolatrie praktiziert wurde, wäre zu fragen, ob es sich beim Vogel bzw. bei der Taube um eine Darstellung von "Aschema" handelte - einer Gottheit, die (ursprünglich) in Syrien verehrt wurde (vgl. 2Kön 17,30 und zu Ant 11,114.117 Exkurs A). Fossum hat zum Vorkommen des Namens "Aschema" verschiedene Erklärungsversuche vorgelegt 915 Der Name könnte auf 2Kön 17,30 zurückzuführen sein (Leute aus Hamat verehrten "Aschima"). - Er könnte mit Am 8,14 in Zusammenhang stehen (Leute, die 1110W
noW~~
schwärten).
-Er wäre auch als Aequivalent zu
own (=now)
zu verstehen 916 •
- Die Juden in Elephantine hätten eine (männliche) Gottheit 917 namens Aschernbetel gekannt und verehrt . 918 • - Aschema sei eine syrische Göttin gewesen Die letzte Erklärung scheint uns wichtig zu sein: Wir finden "Aschema" als Gottesnamen in 2Kön 17,30
und in den Papyri von
Elephantine; auch in Am 8,14 ist wohl diese Gottheit gemeint. Nun bezeugen Xenophon, Diodor und Lucian, dass die Taube den Syrern ein Symbol der Verehrung gewesen sei 919 Weil in rabbinischen Quellen die Taube mit dem Namen Aschema verknüpft wird, könnte also angenommen werden, die syrische Gottheit sei als Taube dargestellt worden; beim "Taubenkult" auf dem Garizim
915) Vgl. aaO. 144-151. 916) Der samaritanische Priester Ishak erklärt, dass das Tetragramm, das die Juden als "Adonai" lesen, von den Samaritanern als "Shimeh" ausgesprochen werde; vgl. History 35. Diese Erklärung ist aber wohl gegeben worden, weil sich die Samaritaner einmal mehr (vgl. ihre Erklärung zum Namen "Chuthäer" im "Stand der Forschung" 3) veranlasst sahen, eine Interpretation zu etwas äussern zu müssen, mit dem sie eigentlich nichts zu tun hatten. - Dennoch ist die samaritanische Erklärung in unserem Zusammenhang interessant. 917) Lagrange interpretiert "Aschembetel" als den deifizierten Namen OW. Albright schreibt, OW~ komme im Sinne von "Name" in aramäischen Inschriften vor; vgl. Fossum, aaO. 155. Vgl. auch zu Ant 11,114.117 Exkurs A. 918) Bei syrischen Gottheiten sei das Geschlecht jedoch oftmals gewechselt worden; vgl. Fossum, aaO. 153. Der Name der Gottheit Aschema habe in Inschriften die Form "Sima", "Sime" u.ä.; vgl. ebd. 147. 919) Vgl. Babylonischer Talmud (Ausgabe: Goldschmidt) 6a Anm. 118.
zu bHul
341 hätte es sich dann um die Verehrung Aschemas gehandelt. Die Frage nach den Menschen, die einen solchen Kult praktizierten, hiesse demnach: Haben Syrer auf dem Garizim Aseheroa (in Form einer Taube) verehrt? Oder anders gefragt: Wer waren die "Chuthäer" des 2. Jh's n.? Seit der Makkabäerzeit (dh. seit der Zeit, als der Garizim-Tempel von Sidoniern und eventuell anderen Nichtsamaritanern beherrscht wurde; vgl. zu Ant 12,258-262) bis zur Zeit Hadrians sind keinerlei Anzeichen vorhanden, die auf irgendwelchen Götzendienst seitens der Samaritaner hindeuteten 920 • Genau jetzt, als der heidnische Tempel auf dem Berg errichtet ist, spricht eine jüdische Quelle von Taubenkult. Liegt es- aufgrund-dieser uE. interessanten Feststellung - nicht nahe, die Taubenkult-Anhänger als Synkretisten zu deuten? Wenn man Kippenberg folgen will - er spricht bedenkenlos vom synkretistischen Kult am hadrianischen Tempel auf dem Garizim 921 - stellt sich die Frage nach den Menschen erneut, die einen Taubenkult praktiziert haben könnten. Für eine (geringe) Schar Ausländer ist der Tempel ja wohl nicht - und ausgerechnet auf dem Garizim - errichtet worden. Darum drängen sich die Samarier/Chuthäer uE. geradezu auf: Ein allfälliger Taubenkult ist wohl auf ihr Konto zu buchen. Die jüdische Behauptung, auf dem Garizim sei ein solcher Kult betrieben worden, wäre dann nicht gegenstandslos. 3.1.32 Unsicherheit der Tannaiten bezüglich der Herkunft der Chuthäer Innerhalb der Textanalyse (vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F) haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass die Rabbinen bzw. Juden des Früh-
920) Die Bezeichnung C,"~V (=n,~YD, C,~~,~ ,,~,V) - "Götzendiener" - ist für die Samaritaner nicht nachweisbar; vgl. die Stellen bei Levy, Wörterbuch III. 646 und Jastrow, Dictionary II. 1078. Deren Bedeutung in den angegebenen Stellen ist einfach "Nichtjude". Strack, Einleitung 54 Anm. 1, schreibt, dass C,"::JV in den Hss und zensurfreien Ausgaben der Mischna und der Talmudim überhaupt nicht vorkomme; die Bezeichnung sei lediglich eine "Erfindung der Zensur". Auch Schürer, aaO. II. 23, betont, dass die Samaritaner nirgends als Götzendiener (C,"~V) behandelt würden. Vgl. auch zu Ant 9,290 Exkurs F Anm. 554. 921) Vgl. 142 Anm. 264.
342 judentums und der sogenannten rabbinischen Epoche oft geradezu ·gegenteilige Meinungen über die Chuthäer äusserten, weil ihnen die Herkunft dieser Leute möglicherweise "schleierhaft" war. UE. bestätigt eine Mischna diese Sicht in klarster Form: mQid IV.,3. Hier werden diejenigen aufgezählt, die nicht in die Gemeinde/versammlung (~nv) (sc. der Juden) kommen, wohl aber untereinander heiraten dürfen. zu den "Zweifelhaften" (trlv'~b) gehören: Der Verschwiegene ('vnw), der Findling ('~~b~) und der 'n~~- Die Definition der beiden erstgenannten ist in mQid IV.,2: Der "Verschwiegene" kennt zwar seine Mutter, nicht aber seinen Vater; der "Findling" kennt weder Mutter noch Vater - er wurde auf der Strasse gefunden. - Der "Chuthäer" wird diesen beiden insofern gleichgestellt, als auch er zu den "Zweifelhaften" (nämlich bezüglich seiner Abstammung/Herkunft) gezählt wird 922 • Indirekt wird hier zugegeben, dass man im 2. Jh.n. nicht sicher war, woher bzw. von wem die Chuthäer (ab-)stammten. Gewisse widersprüchliche rabbinische Aussagen (die die einen Chuthäer als bessere Gesetzesbeobachter als die Juden loben, andere hingegen allerlei gesetzlicher Mängel beschuldigen; vgl. zB. bQid 76a) dürften also auf die damals offenbar "zweifelhafte" Kenntnis über die Herkunft bzw. Abstammung der "Chuthäer" zurückzuführen sein. 3.2 SRG und Chuthäer bis ins 6. Jh. hinein Nir möchten die Unterscheidung "SRG" und "Samarier/Chuthäer" bis zum Beginn der isiamischen Zeit aufrecht erhalten. Diese Hypothese wird Widerspruch ernten. Wir glauben jedoch, dass schon im 2. Jh.n. (s. oben) wie auch noch später - einiges für sie spricht. 3.2.1 Die Wiedergeburt der SRG im 4. Jh. Das 4. Jh.n. brachte der SRG eine entscheidende Wende, einen schöpferischen Durchbruch. Baba Rabba, der grosse samaritanische Führer des 4. Jh's n., strukturierte die samaritanische Gemeinschaft neu, eröffnete alte Synagogen wieder und baute neue hinzu. Er regelte auch den Gottesdienst: Zu seiner Zeit entstand der Grundstock des sogenannten Defters (von ÖL~8€pa =Buch),
922) Vgl. so auch Greenwood, Hope 383.
343 das corpus liturgicum der Samaritaner. Es enthält u.a. Hymnen von Amram und von dessen Sohn Marqa. Letzterem (2. Hälfte des 4. Jh's) wird der "Memar", ein Thesaurus der samaritanischen Traditionen usw., zugeschrieben 923 • Für die SRG war mit dem 4. Jh. "das goldene Zeitalter" angebrochen; es war eine "Atempause zwischen den heidnischen und christlichen Cäsaren" 924 • Die literarischen Zeugen von damals belegen die streng monotheistische Ausrichtung der Samaritaner. Von Synkretismus, Idolatrie oder Einführung heidnischer Bräuche ist keine Spur vorhanden. Offenbar blieb die ßRG, nachdem sie die schweren Zeiten des 1. und 2. Jh's n. überstanden hatte, ihrer religiösen Ueberlieferung treu. 3.2.2 Die "Kantäe·r" (5. Jh.) Soweit wir sehen, ist der Beitrag von Schaeder über eine Sekte namens "Kantäer" 925 in der Forschung über Samaritaner noch nie beachtet worden. Wir sind der Ansicht, es sei wichtig, ihn hier heranzuziehen. Der Autor, Schaeder, beruft sich auf das "Scholienbuch" des christlichen Schriftstellers der frühislamischen Zeit, Theodor bar Konai (8. Jh.) sowie auf mittelalterliche Quellen. (Die folgenden Zahlen in Klammer verweisen auf die Seiten des Beitrages von Schaeder.) Die Kantäer seien eine ältere Sekte als die Mandäer; von den ersteren seien die Dostäer 926 beeinflusst, ja abhängig. Die Chaldäer hätten die Sekte der Kantäer nach Nergal benannt, weil der Kult der Kantäer auf der Verehrung des Goliath beruhe. "Goliath" sei von den Chaldäern mit Nergal identifiziert worden (293.296). Zur Zeit des Kaiser Zenon (476 - 49ln.) seien Kantäer und Dostäer in Persien aufgetreten (295). Zur selben Zeit sei ein Mann namens Papa Oberhaupt der Kantäer gewesen (293.295).
923) Zu Baba Rabba, Amram und Marqa vgl. Kippenberg 162f.l67169 und die von ihm zitierte Literatur. 924) Ebd. 170. 925) "Die Kantäer", in: Die Welt des Orients I., Stuttgart 1949, 288-298. 926) Die Dostäer würden u.a. "Mandäer" und "Maschkenäer" genannt; letzterer Name gehe auf die Bezeichnung ihrer Gotteshäuser (masknä ~ mi~kän) zurück (292-294) •
344 Schaeder deutet sicher richtig, dass "Dostäer" von "Dostai" kommt und "in aramäischer Wiedergabe der Name des samaritanischen Sektenstifters Dositheos"
(295) sei. Also dürften die Dostäer die
Anhänger des Dositheus gewesen sein. In den "Kantäern" erkennt Schaeder die "Chuthäer": "knty: kantaye" lasse sich leicht als Verschreibung aus "kwty': ku!;äye" verstehen (295). -Wir übernehmen die Interpretation der "Kantäer" 927 als "Chuthäer" bedenkenlos. Wichtig aus Schaeders Beitrag ist uns folgendes: Noch in frühislamischer Zeit wird von "Chuthäern"
(des 5. Jh's)
gesprochen; sie werden im Scholienbuch von Theodor bar Konai jedoch nicht (ausdrücklich) mit dem Garizirn, wohl aber mit Nergal, in
Verbindung gebracht. Wäre es möglich, die Chuthäer des 4.
und 5. Jh's als Verehrer des Goliath bzw. des Nergal zu bezeichnen, wenn die damaligen Chuthäer - schon seit Jahrhunderten den monotheistisch ausgerichteten Kult der Samaritaner praktiziert hätten? Hat Theodor bar Konai bzw. seine Quelle gegen die Chuthäer polemisiert, indem er sie des Götzendienstes beschuldigen wollte 928 ?
Es stellt sich also im 5. Jh. immer noch dieselbe Frage wie wir sie schon im Kapitel über das 2. Jh.
(vgl. zu 3.1.3) formuliert
haben: Wer waren die Leute, die arn hadrianischen Tempel auf dem Garizirn ihren Kult ausübten bzw. was geschah mit diesen Menschen, als sie im 5. Jh. keinen Garizirn-Ternpel mehr hatten 929 ? Wenn der heidnische bzw. synkretistische Kult in der zweiten Hälfte des 4. Jh's verschwand, ist folgende Erwägung in Betracht zu ziehen: Könnten sich die Kantäer bzw. Chuthäer des ausgehenden 4. und des 5, Jh's (die wir als synkretisten arn Garizirn-Heiligturn des 2.-4. Jh's betrachten) nicht - sukzessive? - vorn Garizirn ge-
927) Der zusätzliche Konsonant (n) stammt wahrscheinlich aus der griechischen Form Xouv8a; vgl. LXX 2Kön 17,24 (Origenes schreibt xou8a; Lucian Xw8a) • 928)
Zu "Nergal" vgl. 2Kön 17,30: Die Leute aus Chutha stellten (ein Bild des) Nergal her. Vgl. auch "Stand der Forschung" 3.
929) Kippenberg 103 schreibt, der Garizim-Ternpel habe in der zweiten Hälfte des 4. Jh's "ein Ende" gefunden.
345 löst haben 930 ? Wenn die im 4. Jh. gestärkte SRG sich geographisch stark ausgebreitet hat (Synagogenbauten) und - etwa zur gleichen Zeit - der Kult am heidnischen Hadrianstempel auf dem Garizim zu Ende ging, könnte es wohl zutreffen, dass die Chuthäer/Samarier damals in einer verzwickten Lage waren. Vielleicht hat Theodor bar Konai recht, wenn er schreibt, zur Zeit des Kaiser Zenon seien Kantäer und Dostäer in Persien aufgetreten. Wenn die Angaben des christlichen Schriftstellers der frühislamischen Zeit nicht als Polemik abgetan werden, sind sie vielleicht eine Hilfe zur Klärung der Identität der Bewohner Samariens im 4./5. Jh.931. 3.2.3 Aufstände der Samar. im 5. und 6. Jh. Revolten der Samar. fanden Ende des 5. und im ersten Drittel des 6. Jh's statt 932 • zur Zeit des Kaisers Zenon sollen die Samar. die Herrschaft in Palästina an sich gerissen haben. Einer von ihnen habe viele Christen ermordet und eine Kirche verbrannt. Die samaritanische Chronik VII. berichtet, Zenon habe befohlen, die Samaritaner müssten sich zum Christentum bekehren; wer sich nicht bekehren lasse, müsse sterben 933 • Beim Aufstand von 529/530 934 sollen sozio-ökonomische Momente
930) Zu einer Loslösung vom heiligen Berg sollen im 4. Jh. die "dositheanischen Sekten" tendiert haben; vgl. Kippenberg 136f. - Vielleicht liegt hier der Grund, weshalb Theodor bar Konai die Kantäer und Dostäer nicht mit dem Garizim in Verbindung bringt. 931) Die Angabe, im 5. Jh. sei "Papa" Oberhaupt der Kantäer gewesen, zeigt uE. nur auf, dass ein bedeutender Bewohner Samariens, der die SRG im 4. Jh. anführte, mit den Kantäern in Beziehung gebracht wurde, weil auch diese Garizim-orientiert waren; zudem sind die Kantäer bzw. Chuthäer bis zum Ende des heidnischen Garizim-Tempels wahrscheinlich bekannter gewesen als die SRG es damals war. 932) Unter Kaiser Zenon im Jahre 484, unter Kaiser Anastasius (491-518) und unter Kaiser Justinian (529/30); vgl. Heyer, Kirchengeschichte 30. Ueber den Ausbruch des zweitgenannten Aufstandes fehlen präzise Informationen; vgl. Avi-Yonah, Revolts 130-132. 933) Vgl. Adler-Seligsohn, aaO. 75. 934) Zu diesem Aufstand vgl. v.a. Winkler, Samariter 435-457 und Avi-Yonah, Geschichte 242-245.
346 eine besondere Rolle gespielt haben. Grassgrundbesitzer und die Senatorenaristokratie seien mit der Regierung Justinians unzufrieden gewesen. Das Gesetz Justinians zur Zwangsbekehrung der Häretiker habe bei den Samar., die in Cäsarea und in einigen anderen Städten lebten, Konversionen (zum Christentum) nach sich gezogen. Ein Grossteil der städtischen Bevölkerung hielt es "für töricht, sich wegen eines unsinnigen Glaubenssatzes Verfolgungen auszusetzen. Die Leute nannten sich nach aussen hin 'Christen' und vermochten dadurch der Härte des Gesetzes zu entrinnen. Alle, die Verstand und Tatsachensinn hatten, fanden es durchaus nicht .. d"1gend , d em neuen Ku lt Treue zu ge 1 o b en... 11935 And ers h aentwur be die samar. Landbevölkerung reagiert: Mit der Waffe in der Hand habe sie Widerstand geleistet~ in einer grossen Schlacht sei sie schliesslich geschlagen worden 936 . - Zweierlei Haltungen sind also festzustellen. Der Widerstand der Landbevölkerung erinnert etwas an jenen, den Josephus in Bell 3,307-315 geschildert hat: Da wie dort sind Menschen hartnäckig und bereit, ihre Freiheit zu verteidigen und den Preis dafür mit ihrem Leben zu bezahlen. Warum aber hat die Landbevölkerung Samariens nicht auch - wie der grosse Teil der städtischen Bevölkerung - das einfachere Los gewählt? Hat sich erstere etwa ethnisch und/oder religiös von den Einwohnern samarischer Städte unterschieden? Winkler schreibt, die Hauptorte der Aufständischen seien Cäsarea, Skythepolis und Neapolis gewesen. In diesen Städten hätten sich Christen und Samar. erbitterte Kämpfe geliefert; Auslöser dieser gegenseitigen hasserfüllten Aktivitäten sei der Fanatismus der Christen gewesen. Die Samar. seien in Neapolis eingedrungen und hätten den dortigen Bischof getötet 937 - Nach der um 569 entstandenen Kompilation "Historia Miscella" haben sich die Samar. wahrscheinlich darum stark gefühlt, weil sie sich auf die von Zeit zu Zeit das Römerreich angreifenden Perser verlassen haben 938 Doch die aufständischen Samar. der Städte Cäsarea und Sky-
935) 936) 937) 938)
Prokopius, Anekdota~ zitiert in Winkler, aaO. 438. Vgl. Winkler, aaO. 437f. Vgl. Winkler, aaO. 439f.448. Die "Historia Miscella" verbinden die Samar. mit (ihrer Ansiedlung aus) Assyrien. Darum seien sie auf der Seite der Perser gewesen~ vgl. Winkler, aaO. 451.
347 thopolis müssen nicht unbedingt oder ausschliesslich Mitglieder der SRG gewesen sein 939 . Es könnte sich bei ihnen zB. um Leute aus Samarien gehandelt haben, deren Vorfahren sich Ende des 4. Jh's in Städte abgesetzt haben, weil der (heidnische) GarizimTempel damals zerstört worden und weil die SRG im 4. Jh. erstarkt war. Auch Nichtsamaritaner aus dem Gebiet Samarien hätten Gründe haben können, gegen die Christianisierunq zu protestieren. In Neapolis allerdings vermuten wir eine gemischte Einwohnerschaft: Samaritaner und Nichtsamaritaner (v.a. Christen). Die ersteren dürften für die Ermordung des Bischofs in dieser Stadt verantwortlich sein; wahrscheinlich haben sie - zusammen mit ihren Religionsgenossen aus der Landbevölkerung - diese Tat verübt. Vom Aufstand der Samar. von 529/530 direkt betroffen gewesen sei das ganze Gebiet von Skythepolis bis Cäsarea am Meer. Dieses Gebiet liegt allerdings im nördlichen Teil Samariens. Lebten hier ausschliesslich Samaritaner? Die Folgen des Aufstandes schildert Kyrillos, dessen Bericht als erstrangige Quelle gelten dürfte 940 : Die Samar. hätten Kirchen und Heiligtümer zerstört; auch die Kirche von Bethlehem sei durch Feuersbrunst beschädigt worden. Die Täter seien sogar bis vor die Stadt Jerusalem gelangt. Nach und nach hätten sie sich jedoch gefürchtet und seien geflohen: Die einen (angeblich 50'000) seien zu den Persern, andere auf den Garizim oder in 941 die Höhlen der Trachonitis geflohen . - Ob die Massenflucht zu den Persern historische Tatsache war, bleibt unsicher. Eventuell werden die Perser nur darum als Fluchtziel erwähnt, weil die Bewohner Samariens von Nichtsamariern noch im 6. Jh. als einstige Siedler der Perser gegolten haben. Anderseits waren die Perser damals die Grassmacht im Osten und die potentiellen Feinde der Byzantiner 942 • Darum liegt es wohl im Bereich des Mögli-
939) Wir bezweifeln die Annahme von Avi-Yonah, Geschichte 251, dass die "städtischen Massen" in Cäsarea Samaritaner gewesen sind. Dass viele "Samarier", und durchaus auch Samaritaner, dort gelebt haben, ist uE. wahrscheinlicher. 940) Vgl. Winkler, aaO. 436. 941) Vgl. ebd. 443f. 942) Erstere fielen 614 in Palästina ein; "Juden und Samaritaner begrüssten sie stürmisch", schreibt Heyer, aaO. 99.
348 chen, dass Samar. zu den Persern geflohen sind 943
Die Angaben
des Kyrillos könnten so interpretiert werden, dass viele aufständische Samarier zu den Persern (und einige in die Trachonitis), die Samaritaner jedoch auf ihren heiligen Berg geflohen seien. Bei jenen Aufständischen, die sich auf dem Garizim in Schutz bringen wollten, wird es sich wohl grösstenteils um Leute gehandelt haben, die aus der Umgebung dieses Berges stammten und denen der Berg als Zufluchtsort etwas bedeutete (vgl. zu Bell 3, 307-315). Unsere Vermutung, bei der "Landbevölkerung" (die mit Waffen Widerstand gegen die Zwangschristianisierunq leistete) habe es sich grösstenteils um Samaritaner, bei der städtischen Bevölkerung (die sich "nach aussen hin" zum Christentum bekannte) grösstenteils um Nichtsamaritaner gehandelt, resultiert aus folgenden Annahmen: - Wir siedeln die Mehrheit der SRG-Mitglieder im Landesinnern, dh. im weiteren Umkreis des Garizim, an 944 • - Die Landbevölkerung setzte sich gegen einen Religionswechsel zur Wehr und bezahlte dafür mit dem Leben 945 . Ihr ist es offenbar - wenigstens auch - um die Treue zu ihrer eigenen religiösen Ueberlieferung gegangen. Diese Hartnäckigkeit erinnert an die beiden Ereignisse bei den Samaritanern, die sich im 1. Jh,n. abgespielt haben (vgl. zu Ant 18,85-89 und zu Bell 3,307315). - Die Mitglieder der SRG haben aufgrund ihrer verhältnismässig kleinen Zahl wohl kaum zur "Oberschicht" des byzantinischen Palästinas gehört 946 - In Samarien haben in den ersten fünf Jahrhunderten unserer Zeitrechnung auch Leute gelebt, die nicht zur SRG gehört haben; min-
943) Winkler, aaO. 452, betrachtet die Flucht nach Persien als historisch. 944) Winkler, aaO. 453 - sich auf Montgomery, Samaritans Kap. 8 berufend - schreibt, die Samaritaner hätten innerhalb eines Radius' von 15-20km mn Sichem/Neapolis gelebt. 945) Winkler betont mehrmals, dass das treibende Element des Widerstandes bei dieser lag; vgl. aaO. 437f.442.452.454.457. 946) Winkler, aaO. 454, schreibt, die besitzende Schicht, besonders die Städter, habe sich "schnellstens" zum Christentum bekehrt.
349 destens ein Teil von ihnen dürfte an synkretistischem Kultgeschehen teilgenommen haben (vgl. oben zu 3.1.3 und zu 3.2.2). Diese Synkretisten haben uE. gegen die Zwangschristianisierunq keinen oder kaum Widerstand geleistet. Die aufständischen Samar. interpretieren wir sowohl als Samaritaner als auch als Samarier. Die ersteren stammten wohl zum grossenTeil "vom Lande", nicht aus den Städten (mit Ausnahme von Neapolis/Sichem). Den Nichtsamaritanern der städtischen Aufständischen ist es wahrscheinlich bedeutend mehr (als dem Landvolk) um die Eingrenzunq der byzantinischen Macht gegangen, um ihre eigene Stärke ausbauen zu können 947 • Ob die Aufständischen der SRG "im Alleingang" Kirchen usw. zerstörten oder beschädigten, bezweifeln wir allerdings. Die Landbevölkerung sei mit der Ueberrumpelung einiger römischer Garnisonen, mit Raub und Plünderungen beschäftigt gewesen 948 • Wir nehmen an, dass sich Samaritaner und Samarier gemeinsam wenn auch aus unterschiedlichen Motivationen - gegen die Christianisierunq zur Wehr gesetzt haben; ähnlich haben sich im Jahre 556 Juden und Samar. in Cäsarea Maritima gemeinsam erhoben 949
947) Winkler, aaO. 457, spricht von "nationalen Bestrebungen" der oberen Schichten. Fünf Abgeordnete von ihnen hätten darüber mit dem persischen Grosskönig verhandelt; vgl. ebd. Anm.
2.
948) Vgl. Winkler, aaO. 452. 949) Vgl. Avi-Yonah, Revolts 132.
351
ANHANG
Historischer Raster mit Angabe von Texten, Personen und Stichwörtern Uebersicht über die samaritanischen Chroniken Josephus-Texte (Niese)
HISTORISCHER RASTER
w U1 N
Zeit
Texte
Völker/gruppen und Stichwörter Personen
72lv.
Ant 10,184 (2Kön 17,5f)
Assyrer Israeliten
um 700v.
Ant 9,290 (2Kön 17,24-41) Leute aus Babel, Chutha, Awwa, Hamat, Sepharwajim
Fremde Leute nach Samarien gebracht
538-332v.
Ant 11,19f; Samarier/Chuthäer 11, 6lusw.; 11,114.117; Feinde Judas und 11,174; 11,303 Benjamins (Esra 4; 3Esra)
Perserzeit: Zeit des Wiederaufbaus Jerusalems und des Tempels
332-ca. 300v.
Ant 11,341
Alexander d.Gr. trifft Samarier
Ant 11,342b346
Sichemiter = Sidonier in Sichern
Sichern Hauptstadt Sama- Apostaten des jüdisehen Volkes in Siriens; Samarier sagen, sie seien Juden ehern Sichemiter sagen, sie seien keine Juden, aber "Hebräer" und "Sidonier"
um 300v.
Ant 12,7
Ptolemäus I. Soter Gefangene von Judäa und Jerusalem, von Samarien und jenen vom Garizim nach Aegypten
um 200v.
Ant 12,156
Onias II. Samarier
(Sir 50,2 Sf)
SRG - wo?
Eroberung Samarias Israel ins Exil
Leute von "jenen vom Garizim" nach Aegypten
Samarier verwüsten jüdisches Land und rauben Sklaven der Juden Törichtes Volk in Sichern I
ca. 167-164v.
Ant 12,10 Ant 13,74.75
Ant 12,262.257 Ant 12,258-262 (2Makk 5;6)
134-104v.
=
Ant 13,255b Bell 1,63
Ptolemäus VI. Philometor SRG Leute und Samarier in Aegypten Antiochus IV. EJ2iJ2hanes Samarier = Sidonier "in Sichern (jüd.) Volk in Jerusalem und am Garizim wird unterdrückt
Streit zwischen Juden und Samaritanern in Alexandria/Aegypten
Johannes H~rkanus chuthäisches Geschlecht am Garizim
Sichern, Garizim, chuthäisches Geschlecht erobert
Ant 13,275-277 = Bell 1,65 37-4v.
Herodes d.Gr.
Ant 17,69 = Bell 1,592
Heradessohn Antipater
Ant 17,342 Bell 2,111
6-9n.
Ant 18,30
=
Samarier sagen, sie seien nicht Juden jüdisches Volk in der Nähe des Garizim
Samaria zerstört
Ant 17,20
ca. 6n.
SRG-Leute in Aegypten
Herodes heiratet Frau aus samar. Volk Mann aus samar. Volk ist Verwalter von Antipater
Heradessohn Arche- Beschwerde der Juden und Samar. beim Kailaus ser gegen Archelaus COJ20nius
Menschliche Gebeine im Jerusalemer-Heiligtum durch samar. Männer ausgestreut
w UT
w
w
35/36n.
Ant 18,85.88
Pilatus
Aufruhr beim Volk, dem Tirathana (am Garider Garizim der heiligste zim) Berg ist
37-44n.
Ant 18,167
AsriEEa I.
Agrippa leiht von einem Samar. Geld
51/52n.
Ant 20,119135 = Bell 2,232-245
Cumanus Galiläer
Galiläische/r Festpilger ermordet
Bell 3,307.312
Cerealius
67n.
U1 ~
I I
Antirömischer Aufstand der Samaritaner auf dem Garizim
SRG in der Umgebung' des Garizim ~--
355 SAMARITANISCHE CHRONIKEN (vgl. Macdonald, Chronicle II. 225)
Chronik Name bzw. Nr. Benennung
Behandelte Zeit Themen
Entstehung
Editor
I.
"Asatir" (Geheimnisse des Mose)
von Adam bis Mose
Gaster
II.
"Sepherha-Yamim"
von Josua bis Könige
III.
"Tolidah" (Chronik Neubauer)
zwischen 9. und 12. Jh. (Kippenberg 22) ; 3. Jh. (Gaster, Asa tir o.s.) nicht datier bar; doch wohl sehr alt: Substantielles Exzerpt vom bibl. Text (Fohrer, Pro pheten 129f) Eleasar ben Amran (12. Jh.)
IV. V.
VI.
VII.
Gibt Aufschluss über religiöses Leben (Priester) • (Heidenheim, Chronik 347); vieles über Geschlechter ab 7. Jh. "Sepher Josua und einiges 13. Jh. Jehoschua" über spätere Zeit (Graf, Alter 62) "SchalAufzählung der Ho- 14. Jh.; schälät henpriester von fortgeführt ha-KohaAdam bis ins 19. bis ins 19. nim" Jh. Jh. "Abu'l wie "Buch Josua" 14. Jh. Fath" (Chronik IV.); Adler-Seligsohn, Chronique S. VIII. "Adlervon Noah b:i,s ins im 19. Jh. Seligsohn" Jahr 1900 vervielfältigt auf Anweisung des Hohenpriesters Jakob, Sohn des Aaron
Macdonald
Neubauer; Heidenheim
Juynboll Gaster
Vilmar
Adler-Seligsohn
356
JOSEPHUS-TEXTE (Niese) (Reihenfolge gernäss "Analyse der Textstellen") Ant 10,184
~alJtaYciUal]~ !tEv o~JI tiPao-r·~Oa!: 'l:OV~ 'Ia~a·'IJ.lrag xaxrlJxuTEJI &Jix' alJ'tWJI 'l"rl ";riiv Xov-
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~Ual', ~o-rt ,.tv~ot ~a/lai!Eil> ixJ.~.'J'}Uav ~~V ~'JI> X<JI!a> Elr; ~V xa~o/ xlo:J~oav ni!OOIJYOI!lav avaJ.a(Jovnr; · J rlE niiv BaßvJ.wvlwv (JaotAEVI> ~ar; dvo pvJ.ar; lsayay<Jv ovoev li.'Jvor; Elr; ~~v xw11av alnwv XU~f[j:!OE' Kat dt<J ~0.~~0 rl!~/<01> ~ 'JovJa[a n:äoa xa1 'JE(!OUOAV,Ia
xal o vao> OtE!<Etvtv t-rtutv
t{JÖO!I~xov~a.
Ant 11,114-119
9. 01 ot ~apal!tir; antx:Jcvr; nl!o~> av~ovr; xa! (Jaoxav
otaul!m•ot tro.V.a v.axa ~ov~ 'Iovoalov~ tl(!yauav";o teJ.ov";'l' u n:ttrot~onr; xa! ovyyivuav "l!oun:ow6,,tl•ot n)v llt(!UWv, i:n:uo~nE(! ixti.:ltv ~uav. Öua 7:E ya(! iuJ.tvuiJ-~uav lx ";ciiv 'f'OI!wv lln:o ";ojj {JautUwr; Elf! ..-ar; iJ-vular; TEAtiv ..-oir; 'Iovoalot{; tW(!EXEt~- ovx ~:JtJ..ov ..-ov{; '<E im1!/XOV{; On:ovda~ov..-a{; av..-oir; 1ri!O!: ~ojj";o xat UVVE(!yoiiv..-a{; tlXOl', ÜA.la TE Öoa (JlCar:?:EtV ~ Ot' lavn~v 1} ö/ l-rEqOJP ~OlrvaJ1 'l:O -roVg 'lovoalov{; OVX an:cJxvov1•. lioostv o~v 1t(!W{JtvUa/dVO!f; ..-oi{; 'lti!Ouo).v/<1..-at.r;' 1<1!01> ..-rlv (JautUa da(!tiov xa'<'}Y0(!1}Uat ..-ciiv ~alta(!Et ~•iiJ•, Y.al 1<1!EU{Jtvovutv Zo!!ofJafJTJAor; xa1 tlUot niiv ai!XOV'«dv ..-iuuai!EI>. wr; Oe ..-a lyxJ.•)i ..-ovr; im:ll!xovr; ..-ijf; ~al: xal Mal!öoxaior; 'IovrJalwv 1 n)v olxorJo1tlav ~oii vaoii xal1u) XOI!'}YOVJI' ä 1<(!0Ue~asa ~J,tiv Elf; ' ~altaf!Elm; ttav.'J' oua 1<(!0{; .'Jvular; lu·dv av..-oir; X!!~Ut,ta, xa:hur; o! lti!Etl> astoVU!V' YPa f.l~ ÖtaAtl1tWUtV xa:J-' ~ldl!aV -3·vovHr; l"lrJ' VTtfl! l,roii xal lit(!UWv evxopt••ot ..-qi .'Jtrti." xal ~ /<EV ~muroJ.~ ..-aü..-a 1tt(IIELXEV.
Ant 11,302f
2. Ka..-aU7:(!El/Ja>'' Xov.:Jaior; ..-o yiJ•of:, lS ,,J,, xal ol ~altal!tir; tluu•, tlrJtJr; J.awcl!aP o~uav ..-~v n6J..tv 'It(!OUoJ.vlta xal n:oUa ..-oir; 'Auuvl!lot{; xal ~oi'r; b• -rfi xolJ.?I ~V(!l'/ : lv atrfj {JautJ.tir; nl!aY/ta-ra 1W(!aUxov~ar;, aUi
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1
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357 11' 306-312
2. Ol Je -rcii~ 'Ieqouolv~unii~ 7tqeußv-reqot Ju~o1ta:iov~ug ~nl ...,1; 't"OV 'Iadöov 't"OV aqxuql:wg adeltpov aUotpvAtp OVJ•otxov~..-a ~·e..- lxuv 1:~- aexuqwuvv~g ~uxaula~ov nqog aV...ov. ~yoii~..-o yap 1:0~ ..-ov-rov ya~ alnolg xotPowlag tlex~JI -roV1:o ~aeo.:fat. Vtr:&egat !liJir;ot xai -r:~g ;reo-rl:eag alxw•lwulag a1noig xat niiv "Xaxciiv aruov -ro 7&e(!t -rovg rcr1wvg 7tAW n~<~g ~<eylun1g oiJu•1> lv n1i 1!3-vu xal n 1i yl:vu naea~tevovU1J> ov ßovJ.w-3-at dt' aux1)v UXE(!EU:fat. XOV OE ~avaßaAJ./:rov ~l1J ~lOl'OV 't"f}(!IJUEtV arn:tti 't"IJV IE(!Wr1V1'1JV, aUa xat -r~v aex<eeaxtxJ)v nael:suv dvt•a~ xov IJ1aJ'aUUijg 7taf!lflEl'EV -r {J7COUXEr1ErltV ~at•aßaH/:..-!1 -r~v. Uf!XtE(!tdr1Vl'1JV olO/tEVOg ESEtV daeeiov ooJ•rog" xat yaq um•l:ßatvev -rov ~ava(JalUx'7v ~Ö'7 1tqeu(JI>..-eqov ell•at. tcoJ.J.riiv Öe leqiwv xal. 'Iuqa~Atxtiiv ..-owvxotg raflOt> ltcucenAE{/tEI't~•· xa..-ei~ XEV OV ftlX(!a W(!UXIJ -rovg '!_eqorJOAVftlWg. Cr]P xoii ~at•a{JaUi..-ov XO(li){OVl'XOg at•xoi~ xal. XQlji«taJ•rl 1:(!07C<{I n1i {Uflß!J
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11,322-324
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359 OE ~a(J(Jalov xal ewöoulov UVYX'"!!']UclPt:WP t:qi !AvÖf!OVlY.Itl 7f(,!lUt:ltJ ,r.ou)uau:Jm t:ovr; }.6yo11r;, ~!!Sat:o HoP lxt'Oftov v."l 'l:(ljy OtaOoxWv T:niv a~xteqEwv, (0~ ~XafJT:OS na(Ja na.,;qOg 1a}v 'l:l!LI)V i~öesar<e>•or; ~!!;e t:oii ••aoii, xal Ön t
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Ant 13,275-281
2. [(al Ut:(!at:evu I'Ev Et
1tf!OU{Ja}.
(!IOI' t:Ol!; ~alla(!eiiatv vtre!! t3v ll'laf!W~I'OVg lxn:olxovr; Övmr; 'Iovoalt"P xal UV!lflclj'.OVg ~OlX1JUav V1r' ..,;,, J(v~tx~POI'. Ög ho/ftWf> ln:l '1'~1' UVflf!aj'.lav ix'f'tY.O/UI'O!; vn:o 'I'IUV 1tB(!t !A(!Wd{Jov}.op t)'I"':Ü'I'at' Otwx:telr; tlj'.f!l ~xvSotr6J.ewr; vn:o 'I'IOV lxoeJ.'f'WP Öti'f'vyev. o! ö' ln:l t:ovr; ~aflaf!elr; v•toUt:f!Et/Jm•t:er; avyxJ.elovut
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mr).tv elr; TO t:Elxor; av'l'ovr;, ~~- xal OEVH(!OV lmxaUacruSat UVflftaxov "-Eftl/Javug 'I'OV av'l'oV Avt:loxov. Ör; 7ta(!a 11-roÄeftalov 'I'OV AaSOVf!OV flE'rat<Eftl/JtlftEVOf> tJVO(!ar; elg isaxtaxtUovr;, ovr; lxxovUI)f>
.. ~. lli)'I'!!Of> EKEivor; xal 3aov ol!n:w t:ijr; lx!!xii• avt:ov lx(Je(JJ.I)XVlar; lsan:iautÄEI', '1'0 /1EP 1t(/tUt:OV ln:wlv E1tO(,!Set t:~V 'Y(!Xai•Oii x<•J(!UV fLEt:a t: >) ÖvPafttf> alJt:ov, VOfll~<"V oe ..fi xax<Juu t:ijr; yijr; lxvayxauuv 'Y(!>•ov J.iiaat ..~" '~'iiS ~atta f!Elar; 7tOÄto(!Xlav. in:d Öe n:oUov~ t:wv Ut:(!at:twt:wv amJUvev ivtc!(!atr; 7f.E(!Inltt'I'WV, an:ij(!EP Elr; 'l'(!ln:o;ttv f(aUtltaPO(!~I xal 'E,ttX(!at:et 'l'ov n:f!o> 'l'ovr; 'Iovoalovr; '"6J.e1wv ~n:t'l'f!Et/Jar;. 3. J(aUlttavO(!Of> 11/iv oJv S(!aUvt:ef!OV 'l'oir; 7taÄEftlotr; 7rf!OUet•ex:J-Eir; elr; cpvy~v t:(!a1tOfiEJ'O> n:a(!aX!!iifta oucp:fa(!IJ· 'EmX(!cl'<1Jf> oe v1to 'f'IADXf!l)ltadas 'l'~v u ~xvS6n:oÄtv xal 'l'a t1Ua '"!!Of> t:aV'I'TJ
x<~f!ia '"f!ovowxe cpavE(!WS 'l'olr; 'Iovoal01r;, '<~v oe ~aftcr(!Elag '~OAtOf! xiav owJ.vuv ovx ~tlvvat:o. 'Y(I>ta>•or; ftev oJv t:~v n:oJ.tv EJ.wv lvtav.,;t{i n:olto~x~ua~ oVx IJf!xEo.:J·r; !t01'llJ ";o(J'np, 0-A.J..O. xal. !lcäoav aV-c,)J' ~'f'clVWEV ln:lx;tva'I'OV t:oir; XEtfl,;(,!f!Olf> n:ot~aar;. owaxal/Jag ya(! av't~V 0Ja'l'' elr; xa(lclO(/ar; fLE'I'an:eueiv 'l'a U!Jfleia 'I'OV yeJ•iu:Jat n:o-.e 1tOAtV aVt:~V /xcpt/}.E'I'O.
360
Bell 1,64f
7. II(!oEMfwv OE xal ~d;c(!t ~af-lu(!Eiar;, fv,'}a vvv lunv ~E{JaUT~ mii.tr; {m:o 'Hewoov xnu,'}Elua 1:ov fJautUwr;, xal n:avTo:fEv aiJ~v lzn:out;ciuar; Tovr; viEl> lmiUT7JUE Tfj t&oi..we; Vn:tl".f.OVUar; vn:o rtiiv 1CE(!L 'Aeturo{Jovl..ov ~rrärat. xal 0 f-IEV ,LIE)C(!l ~xv,'Jon:oAEW!; Otw;c,'}ds vn:o T(dl' aoEI..rptiiv lxrpEvyEt, ol OB ~"'' 'rOVS ~Uf-'U(!ElS vn:OUT(!EI/JavrES TO TE n:J..~,'}os n:aALV ElS TEi)COS uvr.f.I..Elovutv xal T~V n:ol..tv Honer; avT~V TE xaraUXa1&TOVUtV xal Tovs lvotxoiivras l§l)VO(!an:ooiuavTo.
ro
Ant 17,20
Bell 1,562
~v o' lv 1:alr; yvvatSLv xax 'j(! '0lVf17Ct.ar;. xal 1:UV1:1}V fiel' VU'I:B(!OV '!WU7J1CO{; raf<Ei {JautUwr; aoel..rptoovr; r:Jv' 'Aexüaor; oe xal 'A!•t:l7tar; l1d 'P<JwJ> 1tal/a 1:ll'l lrJir{' T(!OIJlCt!; ei;cov.
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xarr;vn{Joi..Et ;roJJ.ii~ o;;U1)!; (EJ•eär; xara 1:0 (JauiJ.ELOV f-'Era,'Jei>•at TOV!; {a!-lOt•r;. ~U
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Ant 17,342
2. dexarr11 OB !fut 1:~r; a(!;c•Jr; 'A(!;celaov o! 1C(!W'
l1rd f]'J'ltJUaJ' alr~Q,, naea(lc(Jrpt61:a 1:ti~ l,,xolti!; aV1:oV, t,,a ln:tet"''~r; avaur(!arpfi 1:a 11:(!0!; avrovr;.
Bell 2,111
3. Ilaeai.a{Jwv ÖE "'~" l:JJ•ae;ciav 'Ae.rß.aor; xal xa.-a ~~~~''i" .-tiiv 1&aÄat ÖtarpO(!WV ov ~LOVOV 'Iovoaiou; aHa xal ~UfLa(!EVUt Xl!•iUclf-IEVOg (V/LW!;, n:~eatJEvua~tivwv E7.U'<E(!WV za.-' av.-ov n:eor; Il.aiaaea frEt ".;;. aex~· Evanp rpv{atJst:E.-at ~tf:v o.l-.-or; El<; Bievvav noi.tv .. ~. Ta).i..ia~, ~ ol:aia ,;> aL•-roV 1:0lg J(aiaaqor; ff1jaav~oir; Er~a-raxcla an:at.
361 Ant 18,85-89
Ant 18,167
Ant 20,118-136
IV. 1. Ovx an:~Uax.:o de 3o(!v{Jov xai '1:0 ~a,ta(!EWV M·I10!;' OVO'I:(!itpet ruf! av.:ovr; av•)(! ll1 M..lyrll '1:0 1f!evdor; .:t:J-1/tEI'O!; xarp> tjdollfl .:ijr; n;},q:J-vor; .:exl1a~WJI .:a nal1'1:a' xe}..evtdl1 ln:l '1:0 Ta(!t~e111 Bqor; av.:rj avveWeiv, ;; ~yvo.:a.:ov av.:olr; Jqtiiv l!treO.qtt.:at, loxvql~E7:o n n:aqayEJ1o1d11otr; delsetl1 .:a lef!a axevq .:üde xa~of!wevrfdva Mwvaiwr; 1:üde avniiJI n:Oti}Oa/tEJI~V xa.:&:J-eaw. ol de ,,. ÖtdOtf: n ~aa" nt3-aJioJI ~yovltBJIOt .:oJI Myo11, xai xa:J-laaner; I!JI .:tJit XW1'7J, Tt(!aSat•a Uyuat, n:a(!daltfla,.oJI .:ovr; lmavUeroltbovr; ,J~; l'ey&},,e tt}..·r}-3-et .:~,. t.,·&{laotJI elr; ..o Gf!or; n:ot1]oope11ot. rp:J-&,.u de lltAä.:o~; .,;~,. llJ1odo11 alJ.:tii,. n:(!OXa?:alafJol•evo~; ln:n:swJI n n:ol'""!i xal tln:At.:tiiJI, o! avltfJaAoner; .:ol~; lv 'rli XWP1/ n:qooVJ11]3-qotopivotr; ttaqa.:asewr; yevopBJII}f: .:ov~; !tEJI l!xnwav, .:ovr; d' el~; tpvr7JJI .:qir
xa1 raf! ~·· äJ.lo~ ~a/!Uf!EV!: yi.·or; Kall1a(!O!; de l.n:eJ.d,:J-e(!Of: • t
VI. 1. Tl••e.:at Je xai ~a/taf!elratr; n:f!Of: 'lovdalovr; l'x3-f!a Jt' alrla•• .:otav"''l''' f:J-nr; ~· .:oi~ raJ.tAnlotr; lt• .:nir; l.oe.:air; elr; .:•)•· leeaJI t dta .:1j!; ~tr/ltri}EW11 XtJ(!af:. xal -ron xa-3-' tlrJo11 al•.:oir; ""ilt'}f: I't11aijr; Aero1ulJ11}!: · .:tjr; l11 lte3-of!l
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Bell 2,232-245
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364 'Lovöalw11, oii!; lnllnva1:o f.t6'EEIJX1pcivat 'Ci,~; f.tazr;~;, n6i.i-.c6t Ötl%6t(!iOa'EO • övo ö' l'Ei(!ov~; · 1:w11 Övlla'EW'Ea'Ewll xal 1:oi:~; ltext6(!6l!; 'lwlla:hJII xat '.d.11a11ia11 1:011 7:6 'EOV'EOV nalÖa 'Äva11ov xal n11a1; äli.ov~; 'Lovöaiwv rvw(!i(.tOV!; lt'Jiitr61tl/J611 inl. Kalaaea, Of.tOtW!; Öe xal. ~alta (!BWII 1:oi:~; lmfJ'aii60'Eti'Eov~;. naeq)76tl.611 Je xal. Kovf.tallrji xal l(Ü6(!t 1:rji ;cti.taf!X'I! ni.6lll lnl. 'Prdftfj!; öwao111:a!; KJ.avdlrp loro11 .5n:E(! 'I:W'JI i'6"/6111)!tiiiW'JI. 1:aii1:a dta1C(!aso,LL6J'Q!; ano .d.vÖÖcdll /t'lli{Jat'l'611 6l!; 'l6eoaoi..vf.ta, xal. xa1:al.a{Jtl,11 1:0 ni.~:J-o~; är!lv 1:1}11 1:w11 /,~v(.tWII lo(!'E~'JI a:Jooev{Jws el!; '.d.111:tOX6ta11 lnav'fiu. 7. Ka1:a ös 1:~11 'FW,u1JII J(aloal! &xovaas Kot·f.tallov xal. ~a!•a eiw'l', l'lia(!ij'll Ös xat ~)'(!lnna~; lx:H:(.tW!; {nc6earwvt:;&(.t6110!; '[ovÖaiwll ln:6tÖ~ xal. Kov(.tallrji nol.l.ot 'EWII ÖVIIa'EWII na(!l01:ano, ~a!ta (!EW'II f.t~ll xa,'Earov~ 'E(l6l!; a116Ä.eiv 1I:(!OOe'Ea~6V 'I:OV!; ÖVVa'EW'I:a'I:OV!;, Kovf.taVOII Ö6 upv;aöeva611.
Bell 3,307-315
32. "E(.t6tllall Ös oMs ~ll(.tll(!d!; /tn6i(!a'EOt OVf.tiJ!O(!WII" /t3-(!0ta:Join6!; rae lnl. 1:0 raet~6l.'ll xal.OVf.t611011 Geo~;, Ön6f! a~'I:Oi!; lan'JI äytov, xa1:a xr.Jea11 ~tb li1<611o11, noli1•ov ö' 6lxev ltn6ti.~v 1:6 OVIIOÖO!; ahwv xa/. 'l:a IJ!(!OII.j/'a'l:a. Xat OVÖE 'I:Ot!; i'6t'EIItWOt XaxOl!; lawr:peovi~ov1:o, n(!O!; öe 1:a!; 'pw,..aiwll ~tr(!ayias lY ltl.oyia'ErtJ ~~~ xa1:a ar:pä!; lta:Joi116ta11 rjjöov11 xal. f.t61:iweot neo~; 1:aeax~v .5niiexov. löoxu OE Ov6anaatallrjj r:p:Joaaat 1:0 Xl111Jf.t11 xal. 'Ea!; Of!,Lia!; av'I:WII ~:tO'Ei/''11603-at" Xat yaf! fjlf!OV(!al!; ~ ~ll(.tllf!6Z1:t!; Öi.7J Öt6il.7J11:'EO 1:0 1:6 n:i.ij:l-o!; 'I:WII U1]l.v:l-o1:WII xal. ~ avnasts ~~~ rpo{J6f10. K6(!6altoll o~v linaexov Gna 1:ov ni(.t11:1:0v 1:ay(.ta?:os ,..na l~axoaiw11 lnn:iwv xal. n6i;w11 1:f!ti1Xtllw'll ni(.tn6t. 1:oonp n(!oa{Jalvnll /'Eil 1:0 öeos xal ov11an1:6tll f.tOX'I'~~ ovx ltarpal.e!; liöos6v n:ol.l.w11 xa3-Vn6e3-n 1:w11 nol6(.tiwv 8111:W11, xtJ>clwa&~tevos öe 1:ij Öv11a1'6t n:äaa11 1:~11 {m:o(!BtO'II Öt' Öl'I}S av'EOV!; lrpf!OV(!6t 1:ij!; ~(.ti(!a!;. avvi{Jt} Öe vÖa'EO!; /tnoeovf.tEIIWII 'I:WII ~ll(.tllf!EW'II h.rpl6rij'llat 1:01:8 xat XaV(.tll ÖB&'I/011, .:J(!a rJ' ~~~ 3-ieovs xal 1:wv lm1:1JÖ6iWII 1:o ni.~:Joos ltna(!aa-.cwo11, ~- 1:ovs f.tEII aV:hJf.t6(!011 flno 1:0v Öll/Jovs an:o:l-a116Z11, nol.l.ov!; Ös 'l:ijs 'I:OtaVn;s ltnwl6ias 1:o öovi.wet'll n(!oat(!OVf.ti'IIOv!; 'pwltalot!; neoarpvyBZv. J11 av'll6tS K6(!6al.tos xal. 1:ovs lin av1•1•i'llo111:as flno 1:cii11 öet'IIWII Xa'E6ayo1:as lna•a{Jai116t 1:rp 15e6t, xal 1:~11 Öv'llaf.ttll lv xVxi.'l! n6(!ta'E.jaas 1:ols noi.6~tlot!; 1:o f.tE'II n(!w'Eov lnl · Ö6Sta!; neovxaleZ1:o xal. awi;6a3-at :7:11(/El((:ii.et Öta{J6{JatoV,UE110!; aa'f'aJ.6tall 1:a Öni.a ~il/Jaatll" <Js ö' oir.c linet:l-e'll, neoan6aaw ltnixntvev n&nas, xti.lov~ lsaxoaiovs lnl I'V(!iots Gna!; • l{Jöo1•TJ xal 6lxaöt .dataiov f.t1J11og ltr(!ax:JTJ. xal. 'I:Otav'Eats ILE'II avftrpo(!al!; ~af.ta(!BZ'Eat lx(!qaano.
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365 Ant 17,69
Bell 1,592
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Ant 9,288-291
Ant 11,61
3. 0! OE ftUotxta:Jb•.-e> el> "'~" ~aft OEV(>O ..Ii 1t(!OfiTJroeltt Ota .-o ~X Xov:Jä xalOVflEI'll> XIJ~a!; f1E1:C<X·:hjJ•at, aV.-1] o' la1:lv lv 1:ij liE(!U{Ot Xat no7:atl0~ -roiir' rxwp o'J'O!la, Exau-rot Xa'l:a ~3-vo~ i'dtov SeOv Ei~ -n]P ~a!t&etta'JI XO!tÜiaJI'rE~, ninE d) ~O'aJ•, xal 1:ol:-rov~ xa[h~~ ~" n:&.-(!tov av.-oi!; ae{IO~IEI'Ot 1W(>O~Vl'0Vfit .-ov ~tirta•·ov ffElJJ' Ef!; ~~~r~v xal x6J.ov. AOtfiOV rae av.-oi!; lvlUX1]!/JEv, vp' ot rp:fEt(>O~IEI'Ot ovOfftlav ..,;;" xaxtdV :Jeeanelav lntvooiiv.-er; XI/IJfilllii 3-(>fJfiY.Evetv 'J"ov ~drta.-ov :Je6v, <~> .-oii1:o aw.-!Jf!IOI' at1:oi!; Öv, lifta:foJ•. nifJ!J!a••.-er; otv neo> .-ov Äaavelwv {latJtUa neia{Jet!; Mlol''t:O le('Ei!; av'J"oir; .Jv · Ua{/tv alxl•a).,J.-wv 'J"OV!; 'lal!m/J.l.-ar; 1rQAEf11Jfia!; a1€oa.-eilat. nEfi1/Jav'I:O!; n .-a l'O~ItfiO xal .-t)v ''E(>t 't:OV 3-eov .-ov.-ov oalav OIOax:Jb•'t:E!; l:Je•]axevov av.-clv rptJ.o-rlflW$; xa! 't:OV AOtfiOV 1<0I!OXII'if10 lnavaav1:o. XI/Wftevol n .-oi> at1:oi> lin xal viiv .li:Jeat otaHJ.ovatv ol xa.-a flEV .-t)v 'E{IeatWI' rl.td'l:'t:av Xov:Jaiot, Y.a1:a OE .-t)•· 'EV.t]vwv ~a~lO(>ei.-at, Ot 1<(!0o flUa{loJ.t)l' avrrtvEi!; f1Ev Ö.-av E~ 1t('Q7:1:01'7:a!; {/Unwat .-oi·> 'lovrJalov> anoxaJ.oiiatv <~> ~~ '!wa>}nov rpvvn> xal .. ,)" a('xl)v lxei:Jtv 1:1}!; 1€(>0f: OV1:0V!; lixoi'<"E!; olxEtO'l"IJ't:Of:' ö.-m· OE. 1r.7:alam•.-ar:; YrJwatv, OVOaftO:Jev at-roir:; 1<(>0filJY.EtV Urovfill' ovrJ' eZ..at öixato~ oMii~ av-roi' el•vola~ ;; rb•ov>, aUa fte.-oixov' aUot:fJ•Ei> Cxu:opalvovatJ! aV-r;oV~. 1r:E~l /tAv -z-oV'lwv f§o!tEv el•xat.~0'l:E(!OV eln:dv.
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366
11184-89
3. T~!: Je {/o~~: .-wp uaJ.,.tyywP ~xovua~.-e~: ol :J:apaf!ei.-at, ln)yxaMP ya(! ~'ICE'J.3-a~O!IE~Ot .-fj .-e 'Iovoa fPVlfj xal .-fj BePta!tluot, UuJ•iJ(!a!IO~ .. ~p al.-LaP .-ov 3-0(!V{/ov lta3-EiP 3-ÜOI'.-E!;. YPOP.-e~: oe .-ov~: alxltalwnu:Jtv.-ar; Elr; Ba{/vJ.töPa .-töP 'IovoalwP ~••aK.-l ~oP.-ar; .-o lE(!oP, 1tf!OUlaatP .-ti} Zo(!of/aMJ.tl' xal 'J1JUOv xal .-oir; IJYOV!tEPOtf; .-<ÖP '!Ca.-(!t<ÖP ~StOVP.-Ef; av.-oir; l,tt.-(!a'!CijPat. uvyxa.-aUXEVaUat t'oP Paov xal xotvwPijuat .-ijr; olxoJo,<elar; lultEP l7tt3-Vfi'Jt'al l§ lxelPov .-oii X!,IOPOV, 1.'1'' oo :J:aJ.,taPauual!'l!: .-tÖP 'Auuvf!LWP {/autlevr; lx .-~r; Xov3-La~: l)!tii!; !l&~yayev Xat ll.'l1JO[a!; lP:JaJe." t'OVt'OV!; avni;p 7COI1JUC
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11,97
Ant 11,174
6. .da(!ElO!; Je 'I'!ÖP ;sa,ta(!Et.-OJP av.-cii y(!al/JaP'I'WP Kat Kat'IJ)'Of!OVP.-WP Jta ..~!: lmu.-oJ.~~: ...;;" 'IovoalwP, W!: ..~p .-e 7tOltv oxvqoVut xal ";Ov Jla0v pqovqlf[J neoaEotxO'l:a ltä},J.ov ~ ieqrli xa"t"aaxEvC:~ovtJtP, AeyOv-rwv OE 1t1) (JV'JJOÜ1Et'JI aVnii -ra rtvO,uva xai neool.-rt .-ar; ln:tU'l'OAa!; ln:tOEtl
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367 Ant 12,7
~ra.?-aexld~r; 1•ev oJv ~aii·m ttepl ~oii f.?-t•ot•r; ~,",;." ~tte ~ de llrole!laior; n:oHovr; alx11alrJ~ovr; lafltolv ~mi n ~iir: ~(!EtPijr; 'Iovdalar; xal ~wv ttt(ll 'IeeoaOJ.v/la ~omaJI xal ~•i!: ~a/ta(!Blndor; xal ~WI' lrP l'a(lt~tlv, xantlXtUEII iJn:avrar; efr; .Af· ."~."a~o.
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12,9f
ovx ~Mrot d' oMi ~wv liHwv 'IoviJalwv dr; ~~~~ .Afrvtt~ov n:aetrlrvov~o ~r; n ~~~~r; niiv ~on:wJI avrour; 7.al ~~r; ~oii Ur:oJ..E/Ialov 'l'tlortplar; 1t(!OXalov,ttv~r;. a~a UEI(; IIBWOI re ~oir; l7.yovotr; av~wv ft(IO(; nvr; ~a/IU(/El~ar; ~~,, ml~(/101' ~rwr?v ~wv l.?-riiv ~n:oaw~uv tt(!oatpovltivotr; lrtrvo"~o xal tr(!or: riH~J..ovr; l1roU1tOVJ!, ~riiv IIBII 'It(!oaoJ.v111~1iiv ~o tta(!' ailrolr; leeo,. &,•,ov eZ..at lerov~w" xal ~.rr; 3-valar; lxti n:il'"etv ÖstovPrwv, ~,;;." Je ~cxtpt~wv Elr; ~o raet~el." Gl!or: :~~EJ..evov~w>•.
Ant 18,29f
Kwn:wvlov de ~!)" 'Iovdala11 ddn:owor;, ;;." lirp~11 Kvet~~lrp UVIIOOtE/<tp:fijvat, ~ade 1t(laaanat. ~1ii11 a~V/IWJI ~·ijr; lo(l~lj(; Öro/1Bv7J(;, ~~~ naaxa xaloV/IEII, lx /dU1J(; IIVXI"O!: lJI fi.?-tt ~olr; lt(IWUlll ~" ÖvotrvvPat nii le(!oii ~ovr: nvltiivar:. xal ~o~s oJ." lnd ~o 1t(!!07:011 rllle7:at ~ liPotgl(; al7:WII, fi!ld(!E!: ~apa(!El7:at X(/vtpa d1: 'Ie(!oaolvpa ll.?-&"nr: dta(!(!ti/Jw ~~~3-ewnelw." ~a1:w>• l11 ~air: a1:oair; xal du% na11~or; ~oii le(!oii ~esano 1'1) neoneo11 lnl 7:o1ovro11: POI'l~o."nr; ~a n äUa dta rpvJ.axijr: _l'el~opor; ~rov ~o lt(!ov.
Ant 11, 342b-346
lnatviaav7:or; dA av1:ovr; ~J.ega,•d(!ov ol ~1XIIIi7:m tr:(/oaijA.?-o" av7:tti tt(!OUnapaAa{Jovnr; xal ovr; ~avaflaJ.U~~r; tt(/Olö «V''olliaf! ~ nvor; äUov ~orov~ov ,;1•al!ni1•a•·og, •ta(!a ~OV!; ~IXL/IiTar; f'1'EV1'EV J.irwv ÖJ[XW(; ixfls(IJ.ija3-at.
368 Ant 12,258-264a
.rtl•lf.la••nr; oJ11 .rqor; '1"011 !.l.nloxo11 1<(/EO{JEI!I xal lrno'l"oÄI)I' M~lOV11 ~a v.coyeyqaNii11a' "{Jaoti.ei 'A1•noxttl .fJer:i lmrpa11Ei v.cop111Jpa «aqo 'I"W11 l11 ~txlpotr; ~tJw11lw11. ol ~~•inqot •rqqyovot Jui n11ar; avx1•ovr; "~"•i!l XW(Iar; .caqaxolov.fJ~ oa~•nr; lzqxal'l n11i JetotJatl•ovl'l f.fJor; lnol1JOa11 ot{Jew '1"~11 naqo 'I"Oi{; 'JovJalotg J.eyo/18111]11 Oa{J{Ja'I"WV ~/IE(/U!I1 IJI/VOa/lEVOt Je lz!ltJ!IV/lOV l" n 1i raqt~el11 leyopbr1, G(let leqo11 l:J-vo11 l.c' av'l"ov xa.fJ•Jxovoar; .{)volar;. oov Je 'I"Oir; 'IovJalotr; ri}r;, 1T.O!IIJ(/las UV'I"WV tzstwr; Xll']O«i•hov, ol 'l'a {Jaotltxo Jtotxov11nr; olOpevot xa'l"a ovyybewv •/1urs 'l"aho «oteiv lxelvots 'l'air; ~~toiatr; al'l"latr; .reqta1r'l"ovow, Gnwv •/1wiv 'l"o l.viv.a.fJev ~.Jwvlwv , xal 'I'OV'I"O rpaveqov lonv lv. 'I"CÖJ• .roltnv.criv Övayqarptiiv. ÖStOV/lEV oJv OE 'I'OV evepyi'&1J11 xal OW'I"~(!a 1r(!OO'I"a~at 'A·roUwvltt' 'l"tti ILE(/tJaqx?J xal NtxaVO(/t 'l"fti 'l'a {Jaotltv.a .rqanovn I'"'Jev ~~•iv lvoxleiv Irqooan'l"ovot 'l"of: nii11 'IouJalwv al'l"l11!1, ~~11ii11 xal "~"'P yi11Et xal 'l"oir; l:J-eotll lrHfl'l"(/lwv v>·raqxonwv, 1rf!01111y0(/EV:fijvat Je '1"0 a!IWVV/1011 ft(/011 dtor; 'EHl]Vlov' yeVO/lil•ov ya(! 'I"OV'I"OV
"""!:
n.
Ant 11,19-20a
1. BaUopiiiWII Je 'I'OV!I .fJepeJ.lovr; 'I"OV J'UOV xal 1CEf!l ~~~ olxoJopiav ahov J.lav lonovJaxO'I'WJO, 'l'a niqtS 1!3-111] xal. l'ciltO'I'a '&'0 Xov.fJalwll, OV!I lx ri]r; Ilt(!OlJor; xal. M1JJtxijr; ayarw" ~al~~a JOaoo&f!'l~ J '&'WJO 'd.oovf!lWJO flaotlei:r; Xa'l"tpxtOE!I lv ~"l'"f!el'l, Ön '&'Oll 'I"W'J' 'lo(!a1Jlt'I"CÜ11 lao11 UJ'QO'I'a'I"OJ' lnoi1JOEV, naeexcilov'J' "J"oi:r; OM(!cinar; xai 'l"oV!I brt/telovlli"ovr; lpnoJl~et11 'I"O'V!/ 'IovJalovr; :trf!O' J'B ~~~ ri}r; :troÄEW!I aJOaO'I"aOt!l xai. ~J' J'OV 11auii xaraoxet:1j1'. Gf Je xai Xl!~llaOt1' Jtarp.fJapiner; vn;' aV'I"WII U:lrr]lltrOl1JOUJ' 'I'Ol!l Xo•.fJalotr; '1"0 nt(!i. '&'OVS '[ovJalovr; apeler; xai qti.fJvltOJO 'f'iir; olxoJo!l~!l·
Ant 13,255b-256
_ Ml]Ja{Ja" 1•iv ovv ttnf! l'"'"i. elle11, linet'l"a xai. ~a1•oya11 xal 'l"a n:l1Jololl ev.fJvs alqei ~lxtllci n 1<(/0S 'l"ovrots xai lat!t~ei." 'I"O n Kov:J-alw11 yi11os, ö .reqtotxei '1'01' elxao.fJi"""" 'l"tti l11 'ft(/OOOÄV/'Ot!/ le(/tti 11ao1'1 ÖJO !.fUCaJ'J(/O!I lnif:qti/JEI' olxoJo1•ijoat ~a..a{Jallh'fl ""tP U'I"(/C
Bell 1,63
MeJcifl'l" /IBII oJ,. xal :!a1•aya" äpa 'l"alr; :trl1JOioJO, li'l't Js :!ixtpa xai 'Aqyapi~EtJO aV'I'O!I alpel, npor; alr; 'I'O Xov.fJaiw" yi11o!l, o't nE(!tc;ixovll 'l'o elxao:J-b ""'ti l" 'Ie(!ooolvpotr; lep<ji. al(/el Je xai ri]r; 'IJovpalar; &i.J.ar; 'I'E ovx oJ.iyar; xai '.A.awpeo" xai MciptOall.
VERZEICHNISSE
Abkürzungsverzeichnis Literaturverzeichnis
370
ABKUERZUN.GSVERZE.ICHN.IS
Die Abkürzungen der biblischen Bücher und Eigennamen erfolgen nach den "Loccumer Richtlinien" (vgl. Oekumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien, Stuttgart 21981). Die Abkürzungen der Codices von Josephus' Schriften enthält Niese, Flavii Iosephi Opera: - für Ant Bd. I. S. LXXVIII (§ 5) - für Bell Bd. VI. S. LXX/LXXI (§ 17) Alle anderen Abkürzungen erfolgen nach dem Abkürzungsverzeichnis der TRE (vgl. Theologische Realenzyklopädie. Abkürzungsverzeichnis, Berlin, New York 1976). Zudem werden noch folgende Abkürzungen verwendet: 1) Allgemeine besonders bes. hrsg./Hrsg. herausgegeben/Herausgeber hebr. hebräisch inkl. inklusive o.ä. oder ähnlich o.Z. ohne (Jahres-)Zahl uE. unseres Erachtens u.ä.m. und ähnliches mehr v.a. vor allem 2) Kennwörter Bar Jas km R. Samar.
SRG SP Tg tos 3)
Baraita Josephus Flavius Kilometer Rabbi Bewohner Samariens (vgl. "Einleitung" 6) Samaritanische Religionsgemeinschaft (vgl. "Einleitung" 6) Samaritanischer Pentateuch und vgl. im Literaturverzeichnis bei Purvis Targum Tosefta
Literatur·, Re'ihen, ze·i t·schriften ALGHJ Arbeiten zur Literatur und Geschichte des hellenistischen Judentums Gen-Apok Genesis-Apokryphen HC Hellenistic Civilization and the Jews (Tcherikover) Hen Henoch (Zeitschrift) JH Judentum und Hellenismus (Hengel) MB Michel-Bauernfeind (Josephus. De bello Judaico)
371
PsClern PsJon Qurnranschriften: 1(4)QM lQpHab 4QpHos 4QpJs 4QpNah 4QpPs37 lQS 4Qtest RGVV
TAPA VDETFK Vulg.
Pseudo-Clernentinen Pseudo-Jonathan (Targurn) Kriegsrolle Habakuk-Kornrnentar Hosea-Kornrnentar Jesaja-Kornrnentar Nahurn-Kornrnentar Kommentar zu Psalm 37 Sektenregel Testirnonia Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten Transactions of the Arnerican Philological Association Vierteljahresschrift für deutschund englisch-theologische Forschung und Kritik Vulgata
372
LITERATURVERZEICHNIS
Im Text bzw. in den Anmerkungen werden die Werke mit dem ersten Substantiv ihres Titels zitiert.
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w.
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~i1ln 1in~nn,
Jerusalem 5720 = 1960.
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TCHERIKOVER Victor A., CPJ 3 Bde, Carnbridge/Mass. 1957-1964. VILMAR Eduardus, Abulfathi Annales Samaritani, Gotha 1865. WENGST Klaus, Barnabasbrief, in: ders., Schriften des Urchristentums: Didache (Apostellehre) - Barnabasbrief - Zweiter Klemensbrief - Schrift an Diognet, München 1984, 101-202.
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REGISTER
Stellenregister Personenregister Sachregister
394 Die Register enthalten alle Stellenangaben, Personennamen und Sachwörter bis zum Anhang. Sehr häufig vorkommende Namen (zB. Juden, Judäa, Samaritaner usw.) werden nicht aufgeführt. (Die Kurzregister mit griechischen und hebräischen Sachwörtern enthalten nur die wichtigsten Bezeichnungen.) Ein * neben Seitenzahlen weist auf Stellen, Namen oder Sachwörter innerhalb der Anmerkungen hin. Wo eine Stelle, ein Name oder ein Sachwert auf derselben Seite im Text und in einer Anmerkung vorkommt, entfällt das *. Unterstrichene Seitenzahlen weisen auf den Ort der Hauptbehandlung hin.
JOSEPHUS-STELLEN Ant 1,128 1,146 1,337-341 2,6 3,40 4,198 4,286 4,305f 4,308 5,69 5,101 5,122 5,180 5,235 6,140 6,356 7,101 7,103 7,356 7' 391 8,120 8,191 8,246 8,292 8,293 8,317 8,413 9 9-11 9,61 9,125f 9,188 9,259 9,277 9,278 9,279 9,280 9,288
181* 326* 252* 88* 88* 236* 83* 295 122* 295 236* 296* 296* 295 86*.122* 296* 222* 122*.222* 122* 122* 122* 115* 103* 103 296* 115* 67 12*.51.169*.190* 222 117*.171.247 117*.171.247 88* 285* 67 94 51*.52*.53*.79*. 92.122*.176*.294* 67 12.46*.51*.52.94. 122*.188*.202.210. 217*.285.294
9,288-291 9,289 9,290
9,291 10 10,42 10,68 10,155 10,183 10,184
10,218 11
11,3 11,8 11,19f 11,21 11,26 11,61-97
11,76 11 '78 11,85 11,87 11,89
176-179 .212f. 250 261* 43.53.56.73*.84. 145.221.227f.242. 244.247.285.302. 315f.332.334.339. 341 73*.83*.164*. 228.234 178*.190* 261* 52.67f.l69 255* 52.255*.285* 42.51-54.56-58. 60.79*.92.94f. 113.122*.168-170. 177f.l87.215.217. 221.247.257*.283. 285.293f.315 314 36*.42.55f.58.67*. 171.190*.214.222f. 225.229.247.249. 252.264.266.283f. 286f 67.122* 67 214.221.223*.285287.293f.300 214.221 214* 56f.79*.175*.211*. 213-228.230.237*. 239f.242.246f.249f. 285-287.332 214.221 115* 79.293.315 241 56*.221*.229
395 11,98 (ff) 11,101 11,107 11,109 11,114-119
11,124 11,133 11,136 11' 138 11,151 11,167 11,170f 11,180 11,297-347 11,302(f)
11,302f.306-312 11,302-324 11,302-312.340ff 11,302-347 11,306.312 11,306ff.340ff 11,310 11,312
11,317 11,320 11,321 11' 322 (f) 11,323f 11,324 11' 325 11,329f 11,330 11,332 11,338 11,339 11,340-342a
221*f 56*.229 68* 227* 54-59.69*.73. 76*.82*.94. 11,340-347 134 .168 .170f. 174.214*.217. 11,342b-346 222.231*.246f. 251.286.315. 340 67 12 67* 67 56*.229 12,3 67 12,5(f) 56*.229 230 12,7 230 78* 12,8 18.65.70*.73. 12,9 75.81.87 .97*. 12,10 107.168-171. 197*.213.221. 232.247.255*. 257*.267.293. 12,11 294*. 12,127 41.78*.81*. 12,135f 254.272.285 12,137 65-71 33.37.40 12' 141 12,145 66f 12,156f 39.65 31.196* 86f.272.295 10.67.73f.80*. 107.232.235. 12,158-224 255*.272.299. 12,168 307.318* 12,172 257* 12,248 257* 12,257-262 76*. 81.257 41.71.8lf. 235.254.272. 296* 255*.305* 12,257-264 69f*. 81.272. 296* 257* 12,258-262 267 49*.72*.285* 285* 257 236* 69*. 71-82. 83*. 12 259 86.93*.97*.117*. ' 137*.142.164*. 168.170.173f.
I
188.192*.211*. 213.232f.246f. 252.254.256-258. 260.265.267f. 283.295.299.305*. 307.310.321 78* 29.79*.92.95*. 252-260.263.265. 267.269f.272. 281*.283.286*. 295-297.304.314 42.171.231.252. 263-266.270.282284.314 231* 52*.261* 20.52*.97*.122*. 222*.230-236. 295f.307 .310 232* 230-236 49*.97*.100*. 230-236.248f. 25lf.274.295. 307.310 231* 52*.284* 52*.130f.284* 52*.284* 85 218*.220*.239 38*.82-84.92f. 91.99* .122~ 168.170.192*. 194.218*.220*. 248.318*.328* 83 83f.318* 84* 110* 14.73.93-95. 106f .109f .144*. 170.246.248250.265.293. 295f.301.313 43*.94.110f. 164*.260-283 29.44.93.96*. 110*.112*.203*. 213*.252.255f*. 258*.267.290f. 296*.298.300. 304-306.341 40*.41.111*. 256.259.267. 295
396 12,261 12,262 (f) .257
12,280 12,331 12,353 12,387f 12,419 13 13,11 13,62-73 13,69 13,74-79
13,127 13,154 13,250-253 13,254 13,255b
13,256 13,257f 13,275-281
13,286f 13,293-296 13,298 13,299 13,340 13,377 13,380-383 13,396 13,397 14-17 14,75 14,88
111*f.203*. 268.272f* 93-95.111113 .115* .168171.174.188. 203*.213*.217. 258* 235 115* 103-105.115* 310.318* 122* 190*.234.282. 288* 290* 99.172.228*. 310 97* 95-101.145. 169-173.219*. 234-236.244. 248.251.274. 295-297.307. 310f.318*.339* 113 155* 293 288.289*.290 106 .119 .121. 190.274.278.284. 287-300.302.305. 308.311 287.290.296*. 297 103*.126*.290 95f*.100*.102108.113-12r:127.132.142*. 146.154*.166*. 169-171.185*. 189.199.236.248. 258*f.263.266. 268*.272-274. 278f.282.284. 289-292.306f. 318 52* 292* 107* 103*.298 296* 289* 136*.327 103* 236* 126* 103* 103*
14,100 14,110 14,149 14,151 14,190 14,213 14,223 14,225 14,228 14,230 14,232.234. 237.240 14,258 14,364 14,403 14,450 14,468 15,254 15,277 15,292f 15,292-298 15,296 15,380-425 15,417 16,1 16,2 16,13 16,62 16,171 17 17,19 17,20
139*.295.338* 333 211* 211* 57* 57* 236* 57* 261* 57*
261* 236* 103*.116* 125.127* 155* 122* 126* 261* 120 124 136.160*.169 219 218*.239f 236* 84 120 227* 236* 171 122 51*.122-125.126. 130.132.168.170. 175.248.294*.310 175 17,68 174.175.213.237*. 17,69 248.310f 211* 17,198 126*.240* 17,213-218 123* 17,250 17,254 155* 155* 17,288 126* 17,318-320 17,320 120 125-128 .135*. 17,342 170f.248.306. 310 245 18,16 320 18,18-22 155* 18,23 237.239*.242f 18,29 194.218.227. 18,30 237-246.247f. 310f 18,55-59.60-62 130*.135* 18,60-62 135* 172 18,81-84 51*.122*.294f 18,85
397 18185.88
18185-89
18189 181115 181133 181143 181145 181149 181150-154 181155-157 181159 181164 181167
181177 181237 191278 191278.284f 191284f 191290 191329 191356 191361 191364 191365f 20 20175 20197-99 201102 201108f 201113-117 201118-136
201121 201122 201125ff 201136 201161 201176 201188 201235 201257f 201259-268 201263 201267 201268
57*.128.135*. 142-146.159*. 163.166.170. 204*.338*.348 14.128-140. 145.158*.169173.244.248f. 251.306.310.339 128 .171* .174. 246 296* 141* 142 140f 141* 142 141* 141* 141* 140-143.148.147. 159*.168.170. 174.198f.248. 294*.310 137 141 131* 131 131* 261* 124f 120 120 120 140*.157* 136.171 236* 13lf 155* 158 158 148-161.164*. 167-170.174. 189.192f.l97*. 246.248 156* 140*.170f 135 171*.174 296* 120.140* 131 318* 12* 12* 312* 12* 236*
Bell
1;3 1 1 5f 1131-33 1162 1163
1164-65 1165 1168 1169 1188 1190-92 1192 1195 1197f 11113 11153 11156 11166 11269 11397 11403 11513 11562 11590 11592 11646 11672 218-13 2139 2152 2158 2163.74 2196f 21111 21117 21118 21119-161 21165 21169-174 21175-177 21181 2,195 21224(ff) 21228-231 21230 21232 21232-245
312* 107* 100 289*.293 103*.106.119. 190.274.278.284. 287-300.30lf. 305f.308.311 102-108.113-121. 248.289 117* 298 103* 211* 327 289* 326* 136*.327 261* 227* 103* 103* 103*.116* 211* 122*.127*.136*. 211* 211* 122-125.126.130. 132.175.294* 175 174.175.213*. 237*.247f.310f 142* 211* 126*.227* 123* 139*.156* 140* 140* 122*.126* 125-128.135*. 168.170f.248. 307.310 237*·. 242 155* 320 245 135*.227*.261* 135* 141 236* 153*.158.240* 158.160 261* 122* 148-161.164*.
398 2,232-245 2,236 2,238 2,239ff 2,253 2,280 2,284 2,341 2,433 2,450 2,466 2,483 2,591 2,622 2,639 2,641 2,652 3,37 3,42 3,48 3,110 3,199 3,233 3,289f 3,289-306 3,293 3,297 3,301 3,306 3,307-315
3,309 3,316-339 4 4,1 4,96 4,102 4,129 4,136 4,243 4,275 4,310 4,316 4,318-566 4,449 4,487ff 4,493 4,503 4,504
167*.170.189. 192f.197*.248 140* 136* 135 156* 240* 12* 218* 155* 56* 107* 107* 107* 155* 57* 57* 156*.158* 122* 155* 122*.153f.156*. 202 155* 155* 155* 162 131.136*.162. 173 155* 136* 155* 132.155* 13*.136*.145. 158*.161-168. 169-174.204*. 210.246.249. 295.306.310. 335.339.346. 348 140* 162.173 126* 155* 155* 236* 227* 107*.236* 107* 218* 126* 126* 126* 106.122*.143*. 335* 105.167* 142* 167* 156*.158*.167*
4,551 4,558 4,608 4,610 4,611 5,50 5,99f 5,149 5,193f 5,348 6,125 6,303 6,421 6,423 6,425 6,426f 7,368f.400f 7,423-432 7,447
156* 155* 60* 60* 60* 122* 238* 297* 218*.238*.240 57* 218* 56* 240* 238* 240* 238* 136* 99.228*.310 12*
~
16 67* 312* 256* 261* 114*.122*.154* 338 338 218*.239 296*
Vita
16.21*.126*.155* 103* 107*
1,30 1,50 1,166 1,208 2,43 2,79-88 2,89-96 2,103 2,272
~
39
399 BIBELSTELLEN Altes Testament Gen 10,4 10,15 10,18f 34 35,4 48 48,14 48,19f
180 264.301* 44.264.299. 301 252* 133* 326* 326 326
Ex 12,5f 12,16 20,11 21,2 23,10f
243 243 277* 77* 254
Lev 15,7.9 25,3f
195* 254
17,24-34a 17,24-41
17,25 17,28 17,29(f) 17,29-33 17,29-34a 17,30 17,33 17,34(a) 22; 23 23,4-19 23,19 lChr
1,"7
Nurn 5,2 8,14-16 15,32 18,6f 19,11 19,13 19,16 24,24
195* 195* 261* 195* 195*.244 244 244 180
Dtn 5,15 11,29 27,4 27,12 32,21 33,17
277* 74* 35* 74* 89* 326*
3,3 3,10-13 3,13 4 4,1
Jos 8,33 15,44
74* 103*
Ri 9;7
74*
lKön 11,1 16,31
4,2 4,4 4,4-24 4,5 4,6ff 4,8-16
115* 115*
2Kön
u-17,3 17,24.30f
28f.32.35.38. 42.44.57* 57*.60 27.44.53.64. 177*.188
177 12.27f.32.35. 43.51-53.57.60. 169.188f.202. 204.210.224.301. 344* 176*f.l84* 63*.177* 27f.35.43f.53*. 63.178*.192* 177f 60 46*.63.340.344* 64 177f 59* 61 53*
4,21
180 103*
2Chr 11,8 14,8f 20,37 34,6f
103* 103* 103* 52*
Esra
4,1-5
4,10 4,17 10 10,11 10,25 10,29 10,44
55f. 68.216. 221*. 223.225.286* 226 223 216 218 56*.216*.220. 224.226 44.55.216*.217f. 223 224.227 56* .221.227.332 219.226f 56* 221.226 57f.221*.224*. 226 56-58.60.224. 286*.287 224 68 56* 124* 124* 124*
400 Neh 4,1 4,1-6 4,5 6,1-16 6,10 13,16 13,23 13,28 Jud 1,9 1Makk 1,1 1,11 1,13-15 1,20 1,34 1,38 1,54 2,7 2,31 2,42f 2,45-48 2,49f 3,25 3,36 3,46 5,1 5,15 5,23 5,38 5,57 5,65f 5,67 6,29 7,1 7,5 7,9 7,9-16 7,12-18 7,13f 7,16 8,5 9,23 11,21 11,30-37 11,34 11,57 12,53 13,41f 2Makk 2,4-7 3,2 3,7
33.55f.286* 229 55 56*.229 55f 230 115* 70* 33.67-69
4,25-50 4,29 4,33f 5 5,21-24 5,22f
12,35 14,3 14,6 14,14 14,38
331* 211* 320* 284.305.318 100* .110* .211* 74*.108.110112.173.268*.273 284.305.318 74*.100*.108112.173.191*. 233.262f.268*. 273* 104* 235 318 114*.117*.233* 235
Ps 37,14f 68,32
317* 330 182
Sir 23,16 25,7-11 26,5 26,28 50 50,1-24 50,25f
275*.334* 90* 90* 90* 90* 92 91 84.85-92.192*. 233.328*
6 6,1-3
192* 104*.191.235. 317.320 180 235 235 116*.211* 211* 211* 319 211* 211* 108*.317f 319 235 191 211* 211* 191 115*.301 104 .117* .119* 191 191 103*f.114f. 116* 211* 318* 331* 331* 320 319 318*.331* 318*.331* 180f 235 235 113* 113.117* 114* 191 118* 104* .108.111f. 235.317.320 133* 99* 101*
Jes 7,17 23,1.12 23,13
329f 180 180*
Jer 2,10 41, 4ff
180 31*
Ez 27,6 28,20-23 37
180 261* 239
Dan 11,29f
275* 180
Hos 5,14 6,4 6,9f 7,11
331 331 332 328*
Am
5;26f 8,14
329 340
Mi 1,"15
103*
401 Nah 3,8
322-324 325*
10,20 12,1 12,10
Neues Testament Mt 4,"25 10,5f 12,24-28 15,9 19,1
209* 192.193.197. 199 206* 334* 200*
Mk 3;"30 7,7
206* 334*
Lk 6"';"17 7,33 9,51-56 9,52(f) 10,25 10,29-37 10,33 10,37 13,1 17,Ü-19 17,16 Joh -44,4 4,5f 4,5-26 4,7 4,8 4,9.39.40 4,10 4,12 4,14 4,16-18 4,19 4,20f 4,22-26 4,25f 4,27 4,29 4,31-38 4,39-42 4,40f 4,43f 4,45 7,20 8
8,31-59 8,48
209* 206* 193-195 192.193-195. 200.209f.227 195 195 192 .195f.200 200.209 135* 196f.200f. 209 192.196-198 197.201*.203*. 205f.208-210 202.206* 202.204.309 204 20lf.204 205 192.201-206.209 205 204 205 202-204.210 204*.205* 202-204.241. 309 203.205 203-205 205 205* 205 205 192.202.205 203*.205f 205* 206* 207f
~
5,36 8
8,5-7 8,5-24 8,6-14 8,8 8,9 8,10f 8,12f 8,12-17 8,14-18 8,19 8,25 8,26-40 10,1f 10,22 13,43.50 16,14 17,4.17 18,7.13 19,27 21,28
206-208 47*.147*.192. 206-208.209 206* 218* 218* 131* 145.147.198200.205 146.198.201* 199 146f 198.201* 146.198.201* 145* 146.198 199 146.198 198 192.198-201 199 334 334 334* 334* 334* 334* 334* 218*.219*
JUEDISCHE LITERATUR AUS INTERTESTAMENTARISCHER ZEIT Ar ist 4.12.15.22-25
101.231 234
3Esra
55.214*.216.218. 220f.223-225 55*.58* 214 225f 226 223.226 55*.216-221.223f. 226f
2,15-25 4,5 4,50(f) 5,49 5,58-63 5,63-71 GenApok.
275*
Jub 24,28-32 31,lf
275* 85*.180* 133*
LibAnt 25,9f
18 133*
402 3Sib
~
47*
Targumim TgJeruscha1mi TgPsJon Tg2Kön 17,29
299 53*.299*.301 212*
. TestLev
18
Qumran-Literatur 1QM 180* .181.183*. 191* 1QS 316* 1QpHab 180*.181f.183*. 190.320.331 4QpNah 180*.181f.321. 322-324.325-328 332 4QpJsa B 181f c 181 Ps-Kommentar 9,4 (zu Ps 68,30f) 181f CD 321*.325f.329332 4Qptest 321*.330.332 4QpPs37 321*.330-332 4QpHos 321*.322*.331f
tosPes tosShevi
Traktat Chuthim 183*.227*. 239*.242*.254*. 316 BerR MegTaan MHGShir MidrTanch TanVayesheb Ya1kKön
201* 185*.244* 198* 244.338.340* 157* 238.241* 184f. 244.342 245* 319* 292*
mAZ mEd mKer mMid mPes mQid mSot mYom
183* 316* 316* 237 238.316* 342 156* 238
pAZ pBer pPes pShevi pSot
185* 319* 185* 254* 319*
212*.337 119.185*.292 156* 98* 212* 212*
SAMARITANISCHE LITERATUR Samaritanischer Pentateuch (SP) 17f.20.243.301 Samaritanisches Targum 17*.301 Samareitikon
17*
Memar Marqa
19*.244*.343
Chroniken
19.26*.34*.36. 69*.100f.123. 243*.245f.292*. 318 19* 69*.123f.243 19*.27*.245 • 338 46.91*.100.108*. 121.124.245.290. 292.298.308*.317. 338f 46*.101.108*. 124.245f.317.339*. 345
RABBIN.ISCHE. LITERATUR bBer bGit bHag bHu1 bMak bPes bQid bSan bSot bYom
244. 254*
Chronik II. Chronik III. . Chronik IV. Chronik VI.
Chronik VII.
ANDERE LI.TERATUR Adv.Haeres (Irenäus von Lyon) 320* Ann. (Tacitus) 13.137*.154*. 192* Barn 337* Hist (Curtius Rufus) 137*.192* Hist.Ecc1. (Eusebius) 320* Historia Misce11a 346 Historica Hypomnemata (Strabo) 288*
403 Iustini Opera 143*.147* Papyri aus dem Wadi Daliyeh 18.23*.29*. 36*.37.69*. 74-77.79.192* Papyri von Elephantine 17. 59-65.69*.231*. ~
Philo Cher. LegGai plant. SpecLeg
141* 135* 141* 141*
Praeparatio Evangelica (Eusebius) 275* PsClem 143*.147* Script.Hist.Aug. 137*
PERSONENREGISTER (inkl. AUTOREN)
Aaron 100*.318 Abel (Autor) 25*.87*.88*.214*. 219*.233*.266f Aberbach 154* Abraham 61*.206-208.255*.297* Abu'lfath 46.101*.339* Adler-Seligsohn 101*.124*.245*. 317*.339*.345* Agatharchides von Cnidus 261* Agrippa 140-142.152.311 Agrippina 152 Akiba (R.) 184.338 Aland 193*.334* Albright 103*.340* Alexander (Sohn v. Aristobul) 139* Alexander (in Alexandria) 141* Alexander (Räuber) 149.155f Alexander d.Gr. 18.36-39.69*. 71-78.80-82.89*.93*. 95.101.117*.137*.181. 192*.211-213.232*. 252-260.267.283f. 288.292f.296f.304. 306.312.315.321 Alexander Jannai 37.182.211*. 289*.325-327.329.331* Alkimus 318-320.331 Allegro 325*.331* Alon 43f.lll*.256*.286* Aloni 216*
23.46*.52*.104.114*.117*. 120.135.172*.258*.266f. 272 27* Altheim-Stiehl Altshuler 236* Arnoussine 322.329 Arnram 69*.343 Anan 15lf Ananja 151 Anathbethel 61-63 Anathya'u 61-63 164* Anderson 37. 75f.81.137* Andromachus 96.98f.l08f Andronikus 102 Arttigonus 33. Antiochus IV. Epiphanes 73.93f.96*.99f.l08. 111.116.180*.182. 211.252.258*.260283.284.291*.298 102f. Antiochus (andere) 218*.289 122.126* Antipas 175.311 Antipater 74*.130* Antoine Antonia 141 Apollonius 110*. 262f. 272 Appel 108* Applebaum 105 Archelaus 122.125-128.135*. 211*.311 Alt
404 Aristobul 102.139* Artaxerxes 58*.221*.226 Aschima 63 Attridge 311 * Augustus 127.211*.242 Avi-Yonah 105.167*.336*.345*. 347*.349* Baba Rabba 342f Bammel 132*.157* Barthelemy 320*.338* 88* Barthelemy/Rickenbacher Bauer/Leander 224* Bayer 55* Bellinger 102 Ben-Hayyim 17*.23.309* Benjarnin/Benjaminiter 44.56*. 67.215.219.224-226.255*. 314 Ben Sira 85 Ben Zvie 308* Berenice 141 Berger 180* Bergmeier 42*.133* Bernhardt 292* Bertholet 18*.333* Bigvai 65.124* Billerbeck 184f.239* Bickerman 18*.44.85f.214*.218f. 260-262.264-266.269. 27lf.275-277.279-281 292 Böhlig 101* Bousset/Gressmann 22.25* Bowrnan 23.26*.98*.100*.187*. 243*.319* Brenner 25* Bruce 181* 160* Brunt Büchler 66.83.100* Buedon 57f Busink 238f Byatt 240* Carcopino 237*.242 Carmichael 202* Celer 15lf Cerealius 16lf.335 Claudius 141*.143.152 Cleodemus-Malchus 18 Clermont-Ganneau 218f Cody 89* Coggins 19*.25*.28*.42f.45f. 66*.78*.84.88*.109*. 201*.234*.265* Cohen 141* Collins 133*.265*
278* Colpe 237.242 Coponius 17*.59.65.69* Cowley Cretien 243* 18*.68f.75-77.79*. Cross 19lf Crewfoot 119 Crown 72.257*.309* Cumanus 149-154.156.158f Curnont 242* 36f.75.137*. Curtius Rufus 192* Dalbert Dalman Darius
231* 119*.243* 54.66.68f.75f.81.214. 217.221-223.226.293 Daube 201* David 61*.222* Davies 317* Delcor 26*.40*.43*.79*.115*. 202*.252*.255*.258260.263.266.272f.275*. 277* Delling 24* Demetrius 37.113*.117*.182*. 289*.326* Dexinger 25*.28*.~4f.53*.133*. 139f.l78*.191*.208* Dinäus/Ben Dinai 149.156* Dio Cassius 126* Diagenes Oenoandensis 201* Doetus 151 Dositheus/Dositheaner 98.100*. 133.245*.317*.328. 339*.343-345 Driver 59* Duesberg/Auvray 88* Eckstein 111* Eleasar 149f.l55f Eli 35 Elieser ben Hyrkanus (R.) 184f. 244 Elliger 180*.182f.220* Ephraim 71.73.245.321-332 Epiktet 201* Epiphanius 101*.317.319f Eschrnun 276* Eschrnunazar 258*.266 Esra 35.44.70*.73.124*.339* Eupolemos (Pseudo-) 18.275* Eusebius 76*.275*.320* Fadus 131 Feldman 16.24*.125*.129*. 131*.135.141*.153-
405 157.237*.255* Felix 156* Festus 131 Foerster 25* Fohrer 19*.52* Fossum 338*.340* Flusser 195* Freudenthal 18* Freyne 155* Fürst 25*
Heyer 345*.347* 183* Higger 120* Hälseher Hudson 15 191* Hunzinger Huxley 8* Hyrkanus 211*
Ignatius 201* Irenäus v. Lyon 320* Irmscher 237*.240* 96* Ishak Amram 297*.339f Galling 195f.200 Ishumbethel 6lf Gasse 42*.98*.133*.339* Gaster 18f.26-28.31.34-36.45f. Isser 69f.91*.101*.104*.108*. Jaddus 65.288 61*.193.202. 120*.133*.139*.243*. Jakob/Jakobus 204 297*.328* Jaros 67*.74*.279* Geiger 25*.111*.338* Gessius Florus 12 Jastrow 212*.341* 184* Gowan 26*.241* Jehuda ben Elai (R.) Graetz 88* Jellicoe 51* Graf 19* Jeremias (Autor) 22.46*.123. 333* Greenberg/Oppenheimer 133*.153*.179*.183-. Greenwood 342* 185.202*.207*.211*. Grintz 181* 242-244.338* Grundmann 25* Jerobeam 32 Gulkowitsch 157*.183f.l88*. Jesus 133*.184*.193-197.199239*.242*.254* 201.203-209.320* Gutbrod 67* Jidejian 276* Jischmael (R.) 184* Hadrian 123f.336f.339.341 Johannes (Apostel) 146.193. Haefeli 13*.33f.41*.46*.56.58. 198f.206 69*.78*.83*.97f.l00*. Johannes d. Täufer 206* 108*.121.127*.131*.135. Johannes Hyrkanus 37.39.102137.144.153*.156f.l59*. 121.126*.190.274.278. 161*.163*.168.175*.241. 282.284.287-300.305. 252*.264.280*.286*.289. 338* 292*.299* Jojada 68* 113f. Banhart 110*.180*.253*.273*. Jonathan (Makkabäer) 279* 116f Haran 67* Jonathan (Hoherpriester) 151 Hegermann 12*.234* Josef 61*.71.176.202.317.321. Heidenheim 23.69*.243* 326f Hekataios (Pseudo-) 114* Josua 297* 114f.ll7*. Heliodor 101* Judas (Makkabäus) Hengel 18*.52*.76*.83f.89*.98*. 318f 116*.131*:143*.153-157. Juster 333* 143-145. 159f.l64*.166-168.220*. Justin d. Märtyrer 231*.257*.267*.275*.317*. 147f 320* IJustus (Autor) 130* Hennecke/Schneemelcher 143*.147*Juynboll 27*.125*.143*.241. Herembethel 61 245*.338* Herodes d.Gr. 84.101*.122-127. 135f.l69.175.211*. Kahle 51* 222*.227.241.306. Kambyses 59*.22lf 311.335 Kasher 72.76*.231*.234* Herodias 141* Kasowski 184*.186 141* Kautzsch 47*.55*.180*.224*.234* Herrmann
406 Keel 133* Keel/Küchler 115f.ll8* Kippenberg 15*.18f.24-26.28*. 31*.34*.39-43.45f. 66f.69*.78*.83*. 97f.l00*.108-112. 114*.117*.130*.133f. 138f.l43-145.147*. 153*.165f.l69.183*. 186*.191*.202*.233236.243-245.255*. 258-260.266*.275*. 279*.280*.285*.289*. 294f.297*.316.318*. 321.328f.335f.339*. 341.343-345 Kirchheim 183* Köhler-Baumgartner 188*.334* Kostebares 141* Kraabel 308f Kraeling 59-61.63f Kraus 182* Krauss 133* Kreissig 160* Küchler 90 Kuhn 181*.320f Kyrus 56.217.221.223 Ladouceur 15* Lagrange 340* Lapp 76*.79* Laqueur 157* Leipoldt 25* Lernenon 130*.137*.140* Levy 184*.186.212*.341* Lichtenstein 119*.292* Lidzbarski 63 Lohse 180-182.320*.322*.325*. 329-331 Lukas (Apostel) 196.198f Luria 53* Macdonald 19f.23.25*.124* Maier 15*.40*.104*.180*.182* Malthake 122-127 Manasse (Name allg.) 245.321332 Manasse (Sohn Josefs) 71.73 Manasse (Zeit Alexanders d.Gr.) 33.65-70.81*.107.213. 232.235.272f.288.304. 307 Manns 206* Marcellus 129.137 Marcus 16.53-56.58*.69*.83*. 87*.100*.103-105.110*. 114*.126*.130*.175*. 214*.218*.221*.231*.
233*.257*.261*.272*. 285*.288f.295* Margain 24*.243* Margain/de Robert 121 Marinus 275* Marqa 343 Marsya 141* Mayer 24*.275* McClymont 17* McKelvey 239* Meeks 133* Meir (R.) 338 Meissner 231*.233* Menander 147* Menge-Güthling 54.128f.l38*. 221*.252*.262*.288* Messalamus 96 Meyer 280* Michel-Bauernfeind (MB) 12*. 16.103*.105f.l36*.153*. 156*.166f.312*.327* Mievis 141* Milik 18* Moehring 72* Momigliano 72* Montgomery 8*.28*.29-31.34*. 46*.78*.98*.111*. 120f.l23.125*.135. 147*.183f.l86*.191*. 207*.241.264.348* Mor 24*.192*.195*.198*.201* Mose 61*.129.133.145.204* Mowinckel 23.45-47.53*.55*. 207 Naber 15 Nehernia 30.68*.70*.73.229f Nero 12.166* Niese 15f.49*.54*.75*.114*. 129*.148f.l63*.214*. 216*.221*.229*.231. 237*.253*.261*.288*. 294f Nikaso 65f.69f Nikolaos v. Damaskus 175*. 222*.284* Noja 8*.24* Nutt 183* Olympias 122 Onias 82f.99f.l72.228*.310 Oppenheimer 227*.333 Origenes 320*.344* Pardee 322*.328* Paulus 219* Peleg 325f Perdikkas 76*.232*
407 Peters 90* Peters/Thiersch 98*.115f.266* Petrus 146.198f Philippus (Makkabäerzeit) 108 Philippus (Herodes'Sohn) 126* Philippus (Apostel) 146.198f Philo (Pseudo-) 18*.141*.192 Philo Byblos 276* Pilatus 128-140.159*.311 Pinchas 317 Pohlmann 55*.58*.224* Polybius v. Megalopolis 131*. 284* Pompeius 89* Popilius Laenas 180* Powels 243* Press 129* Protos 141* Ptolemäus 83*.95-97.99-102. 117*.222*.230f.233236.317 Pummer 9*.17-19.24*.42*.108f. lllf.l33*.215*.252f. 255*.264*.321* Purvis 17*.19*.25*.28*.38f. 46*.91.108f.ll6*.234*. 298*
Segal 67* Serubbabel 217.220 Sirnon (Autor) 25* Sirnon d. Gerechte 46.83*.9lf Sirnon d. Makkabäer 46*.104.117* Sirnon bar Giora 156*.158*.167* Sirnon Magus 143-148.198f.339* Smallwood 21*.130*.135*.139*. 166*.219f Smend 88* 23.39*.46*.84.91*.108* Smith Sordi 153* Sperber 53* lOOf Symmachus Syncellus 76*
343f 83*.336f 21*.49-52.83.86*.104106.111*.116f.ll9*. 123f.l26*.141*.156f. 161*.167*.175*.219*. 260*.266*.280*.284*. 321* Schimon ben Gamliel (R.) 184f Schimonben Jochai (R.) 184f Schlatter 73*.103*.106f.l23. 161*.264 Rabinowitz 326* Schlesinger 89* Rahlfs-Glaue 17* Schmidt 17* Rappapert 24* Schmitt 56* Reeg 308* Schnackenburg 193* Reiling 130* 15*.24*.51*.154*. Schreckenberg Reinach 15.129* 157* Rengstorf 51*.57*.83*.107*. Schubert 180*.182f 116*.163*.227*.236*. Schürer 22f.l03*.115*.117*. 290*.333* 127*.135.140*.143f. Ricciotti 165f 163*.179*.187*.219*. Riesenfeld 239* 266*.295*.316*.319*. Rigg 141* 333f.339*.341* Rigsby 279 Röllig 225* Stählin 231* Rothstein 26f.45* Stegemann 330f Rowley 27*.45*.52*.66*.69* Sternherger 179* Stern 75*.83*.117*.137*.142*. Sabai/Sabbäus 95f.98 144.154*.175*.284*.288* Sacchi 11* Stone 25* Sadrakes 57f Strabo 288* Salmanassar 57.60.216.285 Strack 341* Salome 141* Strack/Stemberger 183*.185* Sambabas 54.58* Strugnell 165 Samuel 61* Sanballat 18.65f.68-70.75f. Tacitus 13.137*.142*.154*.192* 81.229.253.255. Taganas 54.58* 257.267.288.293. Taglicht 185* 304.307 Tal 17*.23.301* Sauer 85* Talmon 26* Saul 86* Tcherikover 66*.86*.231*.235* Schaeder Schäfer Schalit
408 Teeple 133* Tertullian 320* Testuz 85*.180* Thackeray 12*.16.51*.103*. 126*.137*.153*.156*. 163*.175*.250*.312* Thallos 141* Theodor bar Konai 343-345 Theodosius 95f.98.100* Theodotus 18 Theudas 131 Thomson 3lf.66*.135*.166* Tiberius 130f Tobija 229 Torrey 224* Tsedaka 8* Tuland 55*
SACHREGISTER
Aegypten/Aegypter 17.59-61. 63.72.75.97*.99f.l02. 115*.172f.l75.180-183. 187.228*.230-235.253. 274.307-309.315.325 Akrabattene 114*.150.154*. 156.158*.164*.167 Alexandria 66*.95f.99f.lOO. 131.172-174.192.232*. 307.310 Altes Testament (AT) I alttestamentlich 11.25-28. 34.36.42.44.51-53.56. 74*.89*.179.187-189. 334* (Ummidius) Quadratus 150-152. Amalekiter 88* 157 Am Ha-Aretz (o.ä.) 56.219. 226f. 332f Valerius Maximus 143* Amman/&~laniter/Ammoniter 70*. van der Ploeg 182* 214.229 van Goudoever 243* Antijudaismus/antijüdisch u.ä. van Groningen 11* 10 van Unnik 13*.231* Antike 10 Vermes 22 Antipaganismus 10 Vespasian 161.335 Antiquitates Judaicae 9-13. Vink 26* 16.21*.33.41.44.48f. Vitellius 129f.l33f.l38-140 5lf Vogel 67* Antisamaritanismus/antisamaritanisch 10.13.38. Vogt 224* von Gall 17*.243* 78.310f.314 Apherema 114 Wahl 192*.334* Araber 229 Aramäer 60.64 Waltke 17* Arbatta 117*.119* Weiss 24* Weissbach 225* Archäologie (o.ä.) 29*.36f. 67.74.119*.145*.289. Welles 262* Wengst 337* 308 Wewers 184* Aschema(-kult) 338-341 Widengren 26*.228* Asidäer (Chasidim) 108*.317Wikgren 16.126* 319.320.331* Willrich 123.280* Asien 96.333 Winkler 345-349 Assurbanipal 58.60 Wright 36f.39*.67*.69*.74*.76*. Assyrien/Assur/Assyrer/assyrisch (o.ä.) 10.12. 80f.289* 27-29.32.35.41.51-53. Würthwein 227* 57.60.63f.67*.69*.79*. Yankelevitch 140* 169.172.174.176.181. 183.187f.213.216f.222. 224.227.247.285.307. Zayadine 125* 322*.346* Zeitlin 155* Zenon 343.345 Athen/Athener 125*.211*.266f. 269.300*.308* Zeron 133* Auferstehung(sglaube) 239.245 Aufruhr/Aufstand/Aufständische 12f.l26*.128-131.136*.
409 139f.l49.15lf.l55-168. 310f.318f.335.337.345f. 349 Ba'al 75* Babel/Babylon(-ien) 53*.60. 187.215 Batanea 107* Beliar 47* Bellum Judaicum 9-13.16.21*. 48f Beth Guvrin 88*.103* Beth Schean 153* Cäsarea
120.124*.126*.139*. 143*.151.156*.334. 346f.349 Chaldäer 72*.180f.l83*.285*. 343 Chasidim (s. Asidäer) Chutha/Chuthia 46f.53.58.176f. 187-190.207.211*.216f. 344 Chuthäer/chuthäisches Volk (o.ä.) 10.12.21.23.38.42f.45f. 49*.51-54.56-58.65.69f. 79*.106.118-121.168.176214.221-223.226.239*.242. 244.254*.256*.281*.285301.303.305-307.312-316. 328.332f.335-337.339-342. 344f Coelesyrien/-syrier 37.70*.211*. 214f.226.229.287 Defter 342 Dekalog 35* Dekapolis 120.167*.209* Delos 308 Diadochen 253 Diaspora 12.101.173.234f.307-309 Dor 258*.267.283 Ebal 35*.87*.106*.202* Ebioniter 320f.331* Edomiter 88* Elephantine 17.59-65.340 Eleutheropolis 103* Essener 317.319f Euphrat 107* Evangelium/Evangelien 23* Exodus 61*
Galiläa/Galiläer 104.117*. 13lf.l37*.148-162.193. 196f.200.202.205f.209*. 212.310.336* Garizim (Berg) 20.35.37.39f. 45.59.66f.69.71.73f.8lf. 84-87.95-97.106-110.113. 118.120f.l30.132f.l38140.145-147.158*.161168.170.172-174.191*. 194.198.202f.231-233. 236.242*.256.261.264. 267.272.274.287-300. 307f.313.315f.318.328. 333*.335-341.344f.347f Garizim (Gemeinschaft; SRG) 10f.20f.25f.28-31.3335.40f.46*.54.71.82. 84.87.93.98.101.108f. 120f.l34f.l42-148.158*. 167-170.173f.l98.203f. 210.228.235f.243f.246. 303-313.316.321.328f. 336.338f.342.345*.347f Garizim-Tempel 10.14.37.39f. 44f.67*.69*.80.93-95. 98f.l01.106.109-112. 120.125.129.173.203*. 234*.250.252-260.268. 270-275.278f.28lf.289301.303-305.308*.312f. 318f.344 Gasa 72.199.233*.257* Gebal/Gobolitis/Gabalene 88* Gema/Ginäa 148f.l53f.l56*. 161.197* Gerasa 167* Geräte (heilige) 129.132f. 138.140.145.204* Geschichte (Früh-) der SRG 8f.l4f.l9.22f.25-27. 35.172f Geser 167* Gitta 143*.146* Griechen(-land) 20.180f. 214*.218f.264.276.308
Halacha/halachisch 43.185 Hamat 63f Hasmonäer(-zeit)/hasmonäisch 44.103*.105f.203*.290293.308f.313 Hebräer 252-260.270.338 Frühjudentum (o.ä.) 10.17*.22-25. J!olon 8* 305.313.317.321.334.34lf Frühsamaritanerturn (o.ä.) 17.22. Idumäa/Idumäer 88.103.11324.304.317.321.334 118.125-127.213-215. 225f.266.280.282.287.289*
410 Israel
8*.20.25.27.29f.32.35. 40.51.124*.172.174.193. 196f.209.212.217*.317f. 324f.327 .330 Israeliten 10.27.32.36.39-42. 44.51-53.58.63*.66-68. 71.73f.77.79f.82.85.89. 92.107.112f.l69.178*. 183*.185*.187.192f.l95. 197.208.213.217-220.232. 235.238.240.243.250f. 267.272.274.284f.299. 304-309.312.316 Italien 152 131.136*.155*.162.173 Japha 124 Jaschub 18* Jericho Jerusalem 12.28.31.37.62.65f. 69-72.77*.82.86.9597.99f.l08-ll0.112. 115-117.124-127.139*. 147*.149f.l52f.l55. 158.172.182.193f.l96*. 198.203.209*.211*. 214*.216.218-222. 225.228.232-234.236*. 238.240.242.245.252. 268.272.274.276*. 286.297.304f.313. 316.319.326*.328*. 330.337.339*.347 45.54.65-68.96.150. Jerusalemer 231.253.328. 331* Joppe 126*.128*.258*.267.283 Jordan(-tal) 18*.131.153*.195f. 200*.206*.209* Joschijanische Reform 59*.61. 251 Jotapata 162.165.173 Jüdisch-Römischer Krieg 12. 126*.165f.238* Kantäer Kittäer
343-345 180-183.187.189.191. 211f
Leontopolis 99.228*.310 Libanon 214* LXX (Septuaginta) 43.51-53.55*. 85-87.89-92.101.115*. 178*.180f.l92*.224*. 229.261*.264.332.344* Lydda ll4.116.15lf Mabartha 106f.ll9* Makkabäer(-zeit) 30.103.106. 108.191*.203*.211*. 233*.236.259.265.269f.
291.293*.301.305f. 308f.313-315.319. 326.341 Mandäer 343 Marbakta 104f.ll7* Marisa 95*.102-107.113-118. 258*.263.266.282f. 289* Marisener 103-105.107.114118 Mazedonien/Mazedonier (o.ä.) 72.75f.81.181.2ll*. 232*.257f.315 Medien/Meder 42.51.53*.93f. 216f.265.281.283.285. 293 Mischna 179*.185-187.198*. 34lf Mi~kan 133 Moab/Moabiter 70*.214.229 Mugharet Abu Sinjeh 18* Mysier 110*.211* Nabatäer 115.290* Nablus 8* Nabrachta 119 Narbakta 104f.ll9* Neapolis (Flavia) 106.143*. 147*.275*.335f.346-349 Neues Testament (NT) 192210.247.333f Nordreich(bewohner) 27-30. 32.35f.39.4lf.44.51. 55.59f.63.67f.79*. 172.174.178*.192*. 250f.304.328f.33lf Oniaden/oniadisch Palästina
84*.318*
8.22.70.130f.l57*. 199*.242.257*.266. 313.334.345.347f Parther 116*.289*.293 Pentateuch 77*.329* Persien/Perser(-zeit) 42.51. 53-55.58-60.67*.73*. 76*.79.82.93f.l76. 217.222f.228f.247. 249.257*.265.275f. 281.283.285f.293.299*. 312.314f.343.345-348 Pesach 61*.126*.153*.158. 218*.237-246.311 Pharisäismus/Pharisäer 121*. 185*.292.317.319*. 322 Philistäa/Philister 85-88. 90.92.103*.115*
411 Phönizien/Phönizier 18*.20. 56*.72*.116f.214.22lf. 229.255.258f.264-268. 276f.280.285*.292.301. 315 Propheten 35.61*.133.204f. 329* Pseudoprophet 130*.166 Ptolemäer(-zeit) 83*.99.115*. 118.282 Ptolemais 155* Qumran(-leute) 23*.316f.32lf. 329.33lf Rabbinismus/Rabbinen/rabbinische Literatur/rabbinisches Judentum (o.ä.) 183187.285*.34lf Ramatajim 114 Rat (der Samar.) 129.133-136 Rom/Römer 120.129f.l38-140.142148.153.155-158.16lf. 164-168.172-174.180182.184*.189.211*. 237*.240*.306.338f Sabbat
61*.239.253.256.259-283. 337* Sadduzäismus/Sadduzäer/sadduzäisch 39.121*.245.292.317.322 Samaria (Sebaste) 12.18.21.2931.33.37-39.43-46.52*.69. 75-77.79-81.85*.87-89. 92.102-124.126-128.132. 134-137.139*.142*.146f. 151.156.159-161.169.17lf. 175f.l78*.185*.192*.198201.211*.223f.227.232f. 258.268.285*.289-291.305307.316.335 Sanhedrin/Synedrium 135f Sebastener (Truppe) 150.156f Seir 88-90.92 Seleukiden(-zeit) 40*.100.104. 108.118*.166*.180*.214*. 256.270f.273.278f.282. 292*.305.309.318.329* Sichern 12*.29-31.36-41.43.45. 49*.67.71.73f.76-80.82. 84-93.100.106-108.lllf. 118.120-124.129*.143*. 156.158*.164*.170.173f. 202*.213.232f.25lf.254260.263-265.267-284.287301.304f.307.309.312. 314.319*.321.326*.328*. 335.348f
Sichemiter
10.12*.46.72.78*. 80.87f.92f.l08*209. 231.236.25lf.283. 291.314f.319* Sidon 209*.256*.259*.261*. 264.276*.292*.299*. 301 Sidonier (in Sichern; in Marisa) sidonische Kolonie 10. 29.31.38.40-44.49*.79. 93-95.98*.107*.lllf. 115-118.144*.168*.250. 252-283.291-293.298301.304-306.308f.313316.318.336.341 Silo/Schila 31*.35 Skythepolis 102.107* Sparta 125* Sukkot 153* Sychar 202f.205f.210 Syene (Assuan) 60f Syrien/Syrer 20.56*.64.107*. 129.150.181*.214.22lf. 229f.233*.285*.287289.340f Scharan-Ebene 258*.267.283 Schawuot 153*.165 Schisma 28*.30.35.42.45*.110*. 279*.284 Taheb 14.133.166.204* Talmud(-im) 183*.340f Tannaiten 184*.187.341 Tel Aviv 8* Tel Balata 202* Tel er-Ras 67* Tel es-Sultan 18* Tel Ibrahim 53* Tel Sandahanna 103* Termini/Terminologie (o.ä.) 9-14.20f.26.30.43-45. 50f Tirathana 129.138f.l73f Tobiaden 83.99.318* Tripolis 102 Tyrus/Tyrier 81*.115*.150. 209*.257* Vulgata
89f.224*
Wadi Daliyeh 18.23*.29*.3638.74-77.81.192* Westjordanien 8* Zeloten 126*.154-156.159f.l67 Zeus 108-112.271.273-279.291. 336f
412 Zeus Hellenies Zeus Olympios Zeus Xenios
lll.262f.268. 273* 276*.279.336* 109.111*.262*. 273*
WICHTIGSTE GRIECHISCHE WOERTER (Die im "Namensverzeichnis" aufgeführten Bezeichnungen sowie Wörter innerhalb von Josephus-Texten werden nicht erwähnt.) aA.A.oy e:vri (;; aA.A.O
196 33.84.196*.218 317 BouA.n 134-136 rap L6 L].L ( • Ap-) 2 9 4 f. 3 0 8 oe:LOLoaL].LOVCa 261* ·rouoatoG
67*.86.122*.171* 33.73*.107*
O].LO
0~'1Bl{
l{O~ttll{/Ottll{ 0~01'1
0 ~ l ~ '1) '1l1 l{~'T1l1~
1~/1l1~/l11l1~
o ~ n:J 1o~ rn :J '1l00 l1ttll0 01":JV 1''1l{l1-0V ~O:J~ttl t!/1'1B (1'10ttl (0)(~'10ttl O~l'10ttl
l1"::J.
320 330f 63.340 339* 294f 60 61*.334* 21.179-185.187.189.212.285f.299.301.333.337.342 125* 330 187* .341* 226 319* 52* 20.124.224* 27f.53*.178*.212
NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS (NTOA) Bd. 1
MAX KÜCHLER. Schweigen, Schmuck und Schleier. Drei neutestamentliche Vorschriften zur Verdrängung der Frauen auf dem Hintergrund einer frauenfeindlichen Exegese des Alten Testaments im antiken Judentum. XXII-542 Seiten. 1986.
Bd. 2
MOSHE WEINFELD, The Organizational Pattern and the Penal Code of the Qumran Sect. A Camparisan with Guilds and Religious Associations of the Hellenistic-Roman Period. 104 Seiten. 1986.
Bd. 3 ·
ROBERT WENNING, Die Nabatäer - Denkmäler und Geschichte. Eine Bestandesaufnahme des archäologischen Befundes. Ca. 252 Seiten und ca. 20 Karten. 1986.
Bd. 4
RITA EGGER. ]osephus Flavius und die Samaritaner. Eine terminologische Untersuchung zur Identitätsklärung der Samaritaner. 412 Seiten. 1986.
ORBIS BIBLICUS ET ORIENTALlS (Eine Auswahl) Bd. 10 Bd. 17 Bd. 22/1 Bd. 22/2 Bd. 22/3 Bd. 23 Bd. 25/1
Bd. 25/1a
Bd. 25/2
Bd. 25/3 Bd. 26 Bd. 41 Bd. 52 Bd. 53
Bd. 58 Bd.61
Bd. 71
EDUARDO ARENS: The HA80N-S'!Jings in the .fynoptic Tradition. A Historico-critical Investigation. 3 70 Seiten. 1976. FRANZ SCHNIDER: Die verlo~nen Söhne. Strukturanalytische und historisch-kritische Untersuchungen zu Lk 15. 105 Seiten. 1977. CESLAS SPICQ: Notes de Lexicographie nlo-testamentai~. Tome I: p. 1-524. 1978. Epuise. CESLAS SPICQ: Notes de Lexicographie nlo-testamentai~. Tome II: p. 525-980. 1978. Epuise. CESLAS SPICQ: Notes de Lexicographie nlo-testamentaire. Supplement. 698 pages. 1982. BRIAN M. NOLAN: TheroyaiSon ofGod. The Christology ofMatthew 1-2 in the Settingof the Gospel. 282 Seiten. 1979. MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ih~r Bedeutungfor Neues Testament und Gnosis. Band I. Ausführliche Handschriftenbeschreibung. Edition mit deutscher Parallel-Übersetzung. Hermeneutischer Anhang zur gnostischen Interpretation der Oden Salomos in der Pistis Sophia. XI-237 Seiten. 1979. MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutungfor Neues Testament und Gnosis. Band Ia. Der syrische Text der Edition in Estrangela Faksimile des griechischen Papyrus Bodmer XI - 68 Seiten. 1980. MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutungfor Neues Testament und Gnosis. Band II. Vollständige Wortkonkordanz zur handschriftlichen, griechischen, koptischen, lateinischen und syrischen Überlieferung der Oden Salomos. Mit einem Faksimile des Kodex N. XVI-201 Seiten. 1979. MICHAEL LA TTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutungfor Neues Testament und Gnosis. Band III. XXXIV-4 78 Seiten. 1986. MAX KÜCHLER: Frühjüdische Weisheitstraditionen. Zum Fortgang weisheitliehen Denkens im Bereich des frühjüdischen Jahweglaubens. 703 Seiten. 1979. DANIEL VON ALLMEN: La famille de Dieu. La symbolique familiale dans Je paulinisme. LXVII-330 pages, 27 planches. 1981. MIRIAM LICHTHEIM: Late Egyptian Wisdom Literatu~ in the International Context. A Study of Demotic Instructions. X-240 Seiten. 1983. URS WINTER: Frau und Göttin. Exegetische und ikonographische Studien zum weiblichen Gottesbild im Alten Israel und in dessen Umwelt. XVIII-928 Seiten, 520 Abbildungen. 1983. ODO CAMPONOVO: Königtum, Königsherrschaft und Reich Gottes in den Frühjüdischen Schriften. XVI-492 Seiten. 1984. HELMUT ENGEL: Die Susanna-Erzählung. Einleitung, Übersetzung und Kommentar zum Septuaginta-Text und zur Theodition-Bearbeitung. 205 Seiten + Anhang 11 Seiten. 1985. HANS-PETER MATHYS: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Untersuchungen zum alttestamentlichen Gebot der Nächstenliebe (Lev 19, 18). XIV-196 Seiten. 1986.
Die Studie befasst sich mit der Identität der «Samaritaner» im Sinne der Mitglieder der Samaritanischen Religionsgemeinschaft in vorchristlicher und neutestamentlicher Zeit. Als erstes wird der Stand der Forschung anhand aller prominenten Autoren referiert, die sich in den letzten zwei Jahrhunderten zur Entstehung und zur Geschichte der «Samaritaner» geäussert haben. Darin bahnt sich ein Konsens an: Die «Samaritaner» werden bei Josephus nicht einfach mit den Bewohnern Samariens identifiziert und auch nicht nur auf jene fremden Ansiedler zurückgeführt, die sich nach dem Fall Samarias (722/21 v.) in Samarien niedergelassen haben (vgl. · 2 Kön 17,24). Der Hauptteil der Untersuchung besteht aus der Analyse aller relevanten Texte in den Werken des Josephus. Dabei werden die griechischen Vokabeln Samareis und Samareitai als Synonyme erkannt, die keineswegs stets Mitglieder der Samaritanischen Religionsgemeinschaft bezeichnen, sondern sich auf Bewohner des geographischen Raumes beziehen. Auch die «Sichemiter», die «Sidonier in Sichern>> und die «Chuthäer>> sind Gruppen, die mit den «Samaritanern>> nicht schlechthin identifiziert werden dürfen. Unter Einbezug textlicher, geschichtlicher und theologischer Kriterien wird dann das eigene geschichtliche Profil der Samaritanischen Religionsgemeinschaft herausgearbeitet.
ISBN 3-7278-0373-8 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53903-7 (Vandenhoeck & Ruprecht)