ÜberLeben in Krisenund Katastrophengebieten
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ÜberLeben in Krisenund Katastrophengebieten
Vorwort Dieses Handbuch ist eine einfache Orientierungshilfe, basierend auf den Erfahrungen vieler Kollegen, Mitgliedern von Behörden und Hilfsorganisationen, Spezialeinheiten von Militär, Gendarmerie und Polizei, die unter zum Teil extremen Bedingungen Erfahrungen gesammelt haben. Die wichtigsten Grundlagen waren die Broschüre „Danger: Journalists at Work“(International Federation of Journalists) und das „SAS Security Handbook“ (William Heinemann, Andrew Kain Enterprises 1996) Für viele wertvolle Anregungen und Korrekturen danke ich den Beamten des Innenministeriums, den Ausbildern des Zentrums Jagdkampf, erfahrenen Kollegen, die als Fotografen, Kameraleute oder Schreiber unter extremen Bedingungen weltweit im Einsatz waren, befreundeten Ärzten und medizinischen Fachkräften sowie meinen eigenen Ausbildern von Bundesheer und Rettungsorganisationen. Für die reisemedizinischen Tipps war das Internet eine wertvolle und Zeit sparende Informationsquelle.
Christian M. Kreuziger
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Gefahren vermeiden Keine Geschichte ist es wert, das eigene Leben zu riskieren. Dein Leben ist wichtiger als jede Story. Wenn es wirklich gefährlich wird: Raus aus dem Gefahrenbereich. So schnell als möglich. In Krisen- und Kriegsgebieten kann es gefährlich sein, von beiden Seiten der Front zu berichten. Denn der Wechseln von einer Konfliktpartei zur anderen bedeutet ein besonders hohes Risiko. Vermeide es stets den Eindruck zu erwecken, eine Konfliktpartei zu bevorzugen. Du bist unbeteiligter Profi, kein Teilnehmer. Vermeide es, in der Öffentlichkeit auffallend Notizen zu machen. Beginne nie ohne Erlaubnis, Tonbandaufnahmen zu machen oder zu fotografieren oder zu drehen. Vermeide es, den Eindruck zu erwecken, besonderes Interesse an militärischen Einrichten zu haben. Zeichne nie militärische Stellungen in Landkarten ein oder in die schriftlichen Recherchen. Behalte diese Informationen im Kopf. Recherchen in abgelegenen Gebieten weitab von Behörden und medizinischer Versorgung bedeuten ein besonders hohes Risiko. Beachte, dass unverantwortliches Handeln nicht nur Dich in Gefahr bringt, sondern auch Deine Kollegen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Auch jene, die nach Dir in das Gebiet kommen und dort arbeiten müssen.
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Informiere Dich über Dein Einsatzgebiet Recherchiere alles, was über Dein Einsatzgebiet zu erfahren ist. Die Geschichte des Landes, die Spannungen in der Bevölkerung, wer warum mit wem in Konflikt ist. Erkundige Dich bei erfahrenen Kollegen, beim Außenministerium, bei Geschäftsreisenden... Hinterfrage jedoch alles kritisch, was Du in Erfahrung bringen konntest. Auch Berichte von Kollegen können einseitig und unvollständig sein, manche Informationen können auf Missverständnissen beruhen. Abgesehen davon: Was gestern noch für wahr gehalten wurde, kann schon heute obsolet sein. Recherchiere genau, welche lokalen Gesetze gelten, welche Einschränkungen es in der Bewegungsfreiheit gibt, welche Möglichkeiten oder Verbote für Interviews oder Foto- und Filmaufnahmen bestehen. Lerne die nötigen Vokabeln der Landessprache, um Dich identifizieren zu können und um den Bewohnern Deine Wünsche und Anliegen mitteilen zu können. Zur Not mag auch ein Sprachführer mit den wichtigsten Vokabeln und Phrasen genügen. Jedenfalls solltest Du zumindest immer den nötigen Wortschatz anwenden zu können, um Dich als Journalist identifizieren zu können oder medizinische Hilfe, Lebensmittel oder den Weg zum nächsten Telefon erfragen.
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Vor der Abreise Überprüfe die Ausrüstung. Das Wichtigste ist natürlich die Ausrüstung für den Beruf, vergiss aber nicht, auch eine Basisausrüstung für Notfälle mit zu nehmen. Zur Notfallausrüstung gehören eine funktionelle Ausstattung für Erste Hilfe bei Verletzungen, die jeweils notwendigen Medikamente und die Möglichkeit, sich mit Wasser und Nahrung zu versorgen. Überprüfe alle Details der Reiseplanung, die Gültigkeit von Unfall- und Lebensversicherung, die Gültigkeit der Reisedokumente, Visa, etc. Vergiss nicht, eine Bestätigung Deiner Redaktion über Deinen Auftrag, um Dich in sensiblen Situationen identifizieren zu können. Lasse alle Dokumente, Recherchen etc. zu Hause, die sich besonders kritisch mit der Situation im Einsatzgebiet beschäftigen. Vor allem Unterlagen, die sich kritisch mit Religion oder politischer Situation beschäftigen, könnten falsch interpretiert werden und Dich in Gefahr bringen. Bevor Du in ein Katastrophengebiet reist: Ein Gesundheitscheck ist wichtig. Erkundige Dich, welche Impfungen notwendig sind, welche Gesundheitsgefahren im Zielgebiet lauern und lasse Deinen Zahnstatus überprüfen. Nicht zuletzt: Falls Du in Erster Hilfe nicht sicher bist, absolviere einen Kurs.
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Während des Aufenthalts Informiere Deine Redaktion regelmäßig über Deinen Aufenthaltsort, wohin Du fährst und wann Du voraussichtlich zurückkehren wirst. Informiere auch die lokalen Behörden bzw. die Vertreter der Organisationen oder Verwaltung, mit denen Du zusammenarbeitest, über zu erwartende Probleme. Vertraue den Warnungen der Einheimischen. Diese wissen meist genau, wo es besonders gefährlich ist. In Kriegs- und Krisengebieten gilt immer der Grundsatz: Halte den Kopf unten, gehe kein unnötiges Risiko ein. Solltest Du Dich plötzlich in einem Kampfgebiet befinden: Gehe blitzartig in Deckung und bleibe dort solange, bis die Luft rein ist. Befolge die Anweisung von Bewaffneten, wenn Du aufgefordert wirst, die Gegend zu verlassen. Bleibe freundlich und argumentiere nicht gegen die Anweisungen. Höflichkeit kann die einzige Chance sein, ein besonders gefährliches Gebiet sicher verlassen zu können. Sollten Deine Notizen oder Ausrüstung beschlagnahmt werden, versuche, eine schriftliche Bestätigung dafür zu bekommen. Mitunter hilft ein klärendes Gespräch mit einem Vorgesetzten, um es später wieder zu bekommen. Kalkuliere stets das Risiko, bevor Du in besonders gefährliches Gebiet betrittst. Mitunter kann eine Geschichte aus sicherer Distanz ebenso genau recherchiert oder gefilmt werden. Behindere niemals in Katastrophengebieten die Arbeit der Helfer. Sei besonders vorsichtig, damit Du nicht selbst plötzlich Hilfe brauchst. Die Rettungskräfte haben ohnehin genug zu tun.
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Dokumente, Kleidung und Ausrüstung Das wichtigste: Sorge immer dafür, dass Du Dich ausreichend legitimieren kannst. Pass, ein international gültiger Presseausweis und – wenn notwendig – ein gültiges Visum sind Pflicht. In fast allen Gebieten brauchst Du auch eine Akkreditierung: Manche werden von internationalen Organisationen ausgestellt, andere von lokalen Behörden. Sorge dafür, dass Du alle notwendigen Akkreditierungen hast. Nimm auch ausreichen Passfotos mit. Sicherheitshalber. Vermeide es allerdings, Dokumente bei Dir zu tragen, die von einer Konfliktpartei ausgestellt wurden. Dies könnte falsch interpretiert und damit zur Gefahr für Dich werden. Nimm ausreichend Bargeld mit, es kann manchmal Wunder wirken. Erkundige Dich rechtzeitig, welche internationale Währung im Einsatzgebiet gilt. Zeige es aber nicht offen, um nicht Opfer eines Raubüberfalls zu werden. Teile Dein Geld auf und verwahre es in verschiedenen Verstecken. Kleide Dich der Region, der Jahreszeit und dem Klima entsprechend zweckmäßig. Wähle das richtige (=strapazfähige) Schuhwerk. In manchen Situationen kann es günstig sein, auffallende Kleidung (Presseanorak, -jacken usw.) zu tragen. Vermeide allerdings immer Kleidung, die mit Uniformen verwechselt werden können. Olivgrüne Kleidung im „Military-Look“ ist tabu! Trage niemals Waffen. Waffenträger werden im Zweifelsfall als „Spione“ eingeschätzt und entsprechend behandelt. Kriegsrelikte wie Munitionsteile, Teile von Uniformen oder militärische Dokumente (auch militärische Landkarten) sind als Souvenirs tabu. In vielen Kriegsgebieten zählen auch Messer zu den verbotenen Waffen. Dein Taschenmesser sollte daher stets so beschaffen sein, dass es nicht als Waffe eingeschätzt wird. Vermeide den offenen Gebrauch aller Gegenstände, die Dich der Spionage verdächtig machen könnten. Dazu gehören Funkgeräte ebenso wie Ferngläser oder militärische Ausrüstungsgegenstände. - 8-
Sinnvolle Ausrüstung (Rucksäcke usw.) sollte stets eindeutig ziviles Aussehen haben. Auch wenn manches im „Army-Shop“ billiger ist: Der Gang zum Expeditionsausrüster kann Probleme durch Missverständnisse vermeiden helfen. In manchen Regionen ist es zweckmäßig oder vorgeschrieben, Helme, ballistische Schutzwesten bzw. Splitterschutzwesten zu tragen. Lege sie nur dann ab, wenn Du in sicherem Gebiet bist. Splitterschutzwesten schützen nicht gegen direkten Beschuss! Fühle Dich nicht unverwundbar. Schutzwesten schützen nur bedingt vor Splittern oder Projektilen. Direktem Beschuss mit Gewehren ist man trotz dieser Westen nahezu hilflos ausgeliefert. Deklariere Dich bei Deiner Arbeit stets als Journalist, arbeite nicht „under cover“. Du gefährdest mit verdeckter Arbeit nicht nur Dich selbst, sondern auch jene Kollegen, die nach Dir in diesem Gebiet arbeiten müssen. Denke daran, dass in Kriegsgebieten Deine Foto- oder Videogeräte aus der Entfernung mit Waffen verwechselt werden können. Trägst Du dann aus Gründen der Eigensicherung oder weil Dir dies die Soldaten vorschreiben noch eine militärische Schutzweste und einen Helm, dann kann es geschehen, dass Du gerade deshalb beschossen wirst. Nimm ein Kurzwellen-Radio mit. Es hilft Dir, rechtzeitig über gefährliche Entwicklungen informiert zu werden. Halte eine weiße Fahne griffbereit. Sie wird (meist) noch immer international akzeptiert. Reduziere Deine Ausrüstung auf das notwendige Minimum. Zuviel Ausrüstung kann Deinen Bewegungsspielraum einschränken. Sei sensibel bei der Arbeit. Provokantes Verhalten hat meist nur zur Folge, dass Dein Film- und Fotomaterial und die Notizen beschlagnahmt werden. Wo immer Du unterwegs bist: Eine kleine NotfallAusrüstung für Erste Hilfe sollte immer dabei sein.
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Unterwegs Reise gemeinsam mit NGO´s, Hilfsorganisationen, Freunden und Kollegen. Nimm wann immer es möglich ist, einen lokalen Übersetzer mit. Du musst jederzeit mit Straßensperren oder bewaffneten Patrouillen rechnen. Vertraue einheimischen Fahrern nur bedingt. Sie könnten bei ersten Anzeichen von Problemen in Panik geraten und Dich dadurch gefährden. Wenn es möglich ist, schließe Dich einer Gruppe von Kollegen an, vor allem mit solchen, die das Gebiet bereits gut kennen. Auch vertrauenswürdige einheimische Führer können helfen, heikle Situationen zu vermeiden. Hüte Dich allerdings vor „Abenteurern“, die Dich und Dein Leben gefährden! Wenn möglich, sollte die Gruppe immer mit mindestens zwei Fahrzeugen unterwegs sein. Sollte ein Fahrzeug eine Panne haben, kann man einander weiter helfen. Wähle ein gemietetes Fahrzeug mit Vorsicht aus. Überprüfe Motor und Bremsen. Sei Vorsichtig, wen Du mitnimmst. Mitunter könntest Du gebeten werden, verletzte Soldaten oder Zivilisten zu transportieren. Versuche Alternativen zu organisieren. Nimm nur dann jemanden mit, wenn es sich um akute lebensgefährliche Situationen handelt. Wenn Du jemanden mitnehmen musst, dann achte darauf, dass keine Waffen mit transportiert werden. Kennzeichne Dein Fahrzeug (auch in der Landessprache) gut sichtbar mit „Presse“. Doch Vorsicht: In manchen Krisengebieten wirst Du gerade dadurch zum Ziel möglicher Angriffe. Erkundige Dich daher vorher genau, ob die Kennzeichnung möglicherweise ein zusätzliches Risiko bedeutet! Achte auf die Gefahr durch Minen. Selbst wenn die Strasse als sicher bezeichnet wird, lauern Gefahren. Auf Parkplätzen oder im Straßenbankett können gefährliche Sprengkörper verborgen sein. - 10 -
Befahre und betrete unbekanntes Gebiet nur mit größter Vorsicht. Beachte die Graffitis, Plakate und andere Meinungsäußerungen. Sie sind eine wichtige Informationsquelle für die Stimmung der Bevölkerung. Vermeide es, Dich durch unüberlegte Fahrmanöver verdächtig zu machen. Solltest Du Dich verfahren haben, vermeide es, unmittelbar vor einem Checkpoint, einer Polizeistreife oder einer Straßensperre umzukehren. Wähle Dein Fahrzeug auch nach dem Gesichtspunkt aus, dass es nicht mit einem Militär- oder Polizeifahrzeug verwechselt werden kann. Wasche Dein Fahrzeug nicht. Sollte daran manipuliert worden sein, kannst Du im Schmutz rechtzeitig verräterische Spuren entdecken. Verzichte in einem Kriegs- oder Krisengebiet darauf, die Gurten anzulegen. Setze Dich bei einem zweitürigen Fahrzeug niemals auf den Rücksitz. Es kann sein, dass Du das Auto blitzartig verlassen musst. Fahre in Kriegsgebieten immer mit geöffneten Fenstern. Nur dann hörst Du rechtzeitig, wenn Schüsse fallen. Achte darauf, wo Du den Wagen parkst. Lasse ihn möglichst nicht unbewacht, er könnte gestohlen oder zerstört werden. Parke den Wagen nicht in Gegenden oder in der Nähe von Orten, die mögliche Ziele von Anschlägen oder Kampfhandlungen sein könnten. Vermeide menschenleere Strassen oder Plätze. Es gibt immer einen Grund dafür, wenn keine Menschen unterwegs sind. Halte Deine Dokumente für Kontrollen griffbereit. Ein plötzlicher Griff in die Innentaschen könnte leicht als Griff zu einer Waffe missverstanden werden. Zeige bei Kontrollen nur jene Papiere vor, die nötig sind. Je mehr Dokumente Du vorweist, desto länger dauern die Kontrollen. Sollte die Strecke durch wenig- oder unbewohnte Gebiete führen, dann vergiss nicht dafür zu sorgen, genügend Treibstoff, Wasser und Lebensmittel mitzuführen. - 11 -
In jedem Fall solltest Du immer die Orientierung behalten. Das heißt: Karten und Kompass gehören zur Grundausstattung, der Weg zum nächsten „sicheren Hafen“ (Botschaften, Hilfsorganisationen, militärische Stützpunkte etc.) oder zur Grenze sind Dir stets präsent. Plane Ausweichrouten ein. In Krisensituationen bist nicht nur Du interessiert, möglichst schnell sicheres Gebiet zu erreichen. Viele Strassen sind dann verstopft und Du musst ausweichen können.
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Zwischenmenschliches Achte die Kultur der Menschen im Gastland. Sei höflich und halte Dich mit persönlichen Kommentaren über Religion, Politik, Sitten und Gebräuche zurück. Achte darauf, dass Du die Gastfreundschaft nicht über Gebühr in Anspruch nehmen musst. Denke daran, dass es in Krisen- und Katastrophengebieten den Menschen ohnehin an vielem mangelt. Erwarte keinen Luxus. Möglicherweise musst Du ein Quartier beziehen, das nicht annähernd Deinem gewohnten Standard entspricht. Meckere nicht herum, denn wahrscheinlich hast Du ohnehin das beste Quartier bekommen. Inszeniere keine Wirklichkeiten. Lasse nie jemanden ziellos in der Gegend herum schießen, nur um zu spektakulären Film- oder Fotomaterial zu kommen. Du kannst dadurch ein unnötiges Feuergefecht auslösen. Abgesehen davon: Jedes abgefeuerte Projektil landet irgendwo, vielleicht kilometerweit entfernt. Dort könnten Unbeteiligte verletzt oder sogar getötet werden. In vielen Krisengebieten sind immer wieder Kämpfer beteiligt, die durch das organisierte Chaos durchdrehen. Scharfschützen, oft frustriert, eröffnen auf alles Feuer, das sich bewegt. Gleichgültig, ob es sich um Zivilisten handelt oder um Journalisten. In manchen Regionen ist es Brauch, nach militärischen Siegen oder auch bei Familienfesten wie Hochzeiten, Freudenschüsse“ in die Luft abzugeben. Wenn Du ein eine solche Situation gerätst, gehe in Deckung. Denn die Projektile, die in die Luft abgefeuert werden, kommen mit zerstörerischer Energie wieder zur Erde. Wenn Du diese Situationen trotzdem filmen oder fotografieren willst, tu dies aus sicherer Deckung.
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Waffen und deren Wirkung Es gibt kaum einen Bereich, der von Laien so falsch eingeschätzt wird, wie die Wirkung von Waffen. Der Grund: Action-Filme vermitteln ein vollkommen falsches Bild der Realität. Denke daher immer an den Grundsatz: „Film lügt“. Um die Risken abschätzen zu können, solltest Du ein wenig über die Art und die Wirkung von Waffen wissen. Laien neigen dazu, Waffenwirkungen zu unterschätzen, die Wirkung einer Deckung, z.B. eine Hausmauer, wird hingegen gerne maßlos überschätzt. Die folgende Zusammenstellung der wichtigsten Waffen soll Dir helfen, Deine Risken besser einschätzen zu können. Grundsätzlich gilt: Der tatsächliche Gefahrenbereich ist immer wesentlich größer als die Einsatzschussweite. Ein Beispiel: Pistolen vom Kaliber 9 mm Parabellum werden gezielt selten auf größere Distanzen als rund 25 Meter eingesetzt. Je nach Ladung und Abschusswinkel können die Projektile allerdings bis zu 2 Kilometer weit fliegen! Die maximale Flugbahn von Gewehrpatronen kann über mehrere Kilometer reichen, die Reichweite der Artillerie (Raketenwerfer, schwere Kanonen) beträgt – je nach Geschütz – 20 Kilometer und mehr. Gefahr droht aber nicht nur durch direkten Beschuss. Weltweit stellen Minen und Sprengfallen die größte Gefahr dar. Minen sind auch noch Jahrzehnte nach Kriegen aktiv, weltweit sind Millionen dieser gefährlichen Relikte vergraben.
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Handfeuerwaffen
Pistolen, Revolver Pistolen und Revolver gehören zur Gruppe der Faustfeuerwaffen. Diese Waffen werden auf kürzeste Distanzen eingesetzt, die Einsatzschussweite ist kaum größer als 20 bis 25 Meter. Maschinenpistolen Kurze Feuerstöße werden auf Ziele zwischen 50 und 75 Metern Entfernung abgeben. Sturmgewehre Sturmgewehre sind die Hauptwaffen von Soldaten. Diese Gewehre können sowohl gezieltes Einzelfeuer schießen, auch Feuerstösse sind möglich. Die Einsatzschussweite ist üblicherweise rund 300 Meter Entfernung, doch auch auf größere Distanzen bis zu 1,5 km sind diese Waffen gefährlich. Scharfschützengewehre Mit diesen Präzisionsgewehren schießen geübte Schützen bis zu einer Entfernung von 1.000 Metern. Traurige Berühmtheit haben diese Waffen im Bosnienkrieg erlangt: Scharfschützen („Sniper“) schossen auf alles, was sie in ihrem Zielfernrohr sehen konnten. Maschinengewehre Werden hauptsächlich eingesetzt, um eine Gruppe von Personen unter Feuer zu nehmen. Dabei werden Feuerstöße oder kurzes Dauerfeuer auf Ziele zwischen 600 – 1.000 Metern abgegeben. Handgranaten Zu den gefährlichsten Kampfmitteln zählen Handgranaten. Sie werden nicht nur im direkten Kampf eingesetzt, sondern auch verwendet, um Sprengfallen zu bauen. Üblicherweise vergehen zwischen dem Auslösen des Zünders einige (3-6) Sekunden, bis die Handgranate explodiert, theoretisch kann man noch Deckung suchen. Allerdings werden auch solche Handgranaten erzeugt, die ohne Verzögerung explodieren. - 15 -
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Steilfeuerwaffen, Minen Granatwerfer, Raketenwerfer, Haubitzen Granatwerfer werden vor allem eingesetzt, um Flächenziele zu bekämpfen. Die Wirkung der Granaten ist – von der Art abhängig – unterschiedlich. Zu den häufigsten Granaten, die eingesetzt werden, zählen Splittergranaten oder Brandgranaten. Die (tödliche) Gefahrenzone kann bis zu 1.500 m2 groß sein, eine Salve von Raketenwerfern bestreut eine Fläche von 500 mal 500 Metern! Auch die Einsatzschussweiten werden unterschätzt. Granatwerfer erreichen ihre Ziele bis zu einer Entfernung von bis zu sechs Kilometern, Haubitzen und Kanonen reichen bis zu Entfernungen von mehr als 25 Kilometern. Anti-Personen-Minen Anti-Personen-Minen sind die „Waffen“ armer Staaten. Millionen davon sind in allen Teilen der Welt vergraben. Diese kleinen Sprengkörper sind so konstruiert, dass sie nicht unbedingt töten, sondern „nur“ schwerste Verletzungen hervorrufen. Der einzige Schutz: Nur jene Flächen betreten, die als „clear“ definiert sind. Garantien gibt es aber auch dann nicht. Denn auch auf „gesicherten“ Wegen oder Flächen können Minen beim Räumen übersehen worden sein. Achte daher immer auf Schilder, die Minenfelder anzeigen. In manchen Gebieten haben die Menschen einfache Erkennungszeichen für Minenfelder angebracht. Dies können zum Beispiel Bänder oder Schnüre an Bäumen sein, aber auch andere Signale. Erkundige Dich, auf welche Zeichen Du neben den „offiziellen“ Warnschildern Du achten musst. Achte auch auf feine Drähte oder gespannte Schüre oder ausgelegte Schlingen. Sie können ebenfalls Minen oder Sprengfallen auslösen. Solltest Du in ein Minenfeld geraten: Gehe vorsichtig auf den eigenen Schritten zurück. Professionell helfen
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Solltest Du (was leider immer wieder passiert!) Zeuge eines Minenunfalls werden, dann hüte Dich davor, sofort helfen und bergen zu wollen. Im Kosovo zum Beispiel verunglücken immer wieder Menschen, die Brennholz sammeln. Du kannst nicht helfen, ohne Dich selbst in Gefahr zu bringen. Die einzige – und effektive – Hilfe ist es, Profis anzufordern, die über die entsprechende Ausrüstung und Erfahrung beim Aufspüren von Minen haben. Was für Dich gilt – nämlich gefährliches Terrain zu meiden – gilt auch für Deine Kollegen. Der vermeintlich bessere Kamerastandpunkt wenige Meter im Gelände kann tödliche Folgen haben. Unterdrücke in Gebieten, in denen Minen liegen könnten, auch Dein Schamgefühl: Wenn Du musst, dann bitte nicht hinter dem einladenden Busch am Straßenrand. Panzerminen Auch Panzerminen stellen eine heimtückische Gefahr dar. Selbst dann, wenn Du in einem ehemaligen Kriegsgebiet unterwegs bist, das seit Jahren wieder friedlich ist. Denn auch Panzerminen werden immer wieder vergessen. Fast 10 Jahre nach dem Krieg in Kroatien endete ein Jagdausflug österreichischer Jäger tödlich: Sie wurden Opfer einer vergessenen Panzermine.
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Allgemeine Reisemedizinische Tipps Die 10 „goldenen Regeln“ für eine gesunde Reise 1. Guter Mücken- und Insektenschutz 2. Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene konsequent einhalten 3. Keine ungeschützten Intimkontakte 4. Nicht in tropischen Gewässern baden 5. Nicht barfuss laufen 6. Guter Sonnen- und Hitzeschutz 7. Eine sinnvolle Reiseapotheke mitführen 8. Malariaprophylaxe Tabletten konsequent einnehmen 9. Adresse der Botschaft vor Ort für Notfälle mitnehmen 10. Sich vor der Reise individuell reisemedizinisch beraten lassen und vorbeugende Maßnahmen (z.B. Impfungen und Malariaprophylaxe) treffen Reiseapotheke Generell werden meist viel zu viele Medikamente mitgenommen. Gängige Arzneimittel, insbesondere Antibiotika, sind zumindest in großen Städten in den Tropen ohne weiteres zu bekommen (oft sind sie auf dem Markt frei erhältlich!). Bei Reisen in abgelegene Gebiete kann eine gut ausgestattete Reiseapotheke jedoch sehr wichtig werden. Um bisher unbekannte Medikamente richtig einschätzen zu können, ist zumindest das genaue Durchlesen des Beipackzettels unerlässlich, besser ist eine ärztliche Beratung. An frühere bewährte oder unverträgliche Medikamente sollte vor dem Zusammenstellen der Reiseapotheke gedacht werden. Chronisch Kranke müssen ihre Tabletten mitnehmen und einen eventuellen Mehrbedarf berücksichtigen. Hilfreiche Tipps Beachten, dass im heißen Klima die Verfallszeit verkürzt sein kann, Medikamente in flüssiger Form schneller eintrocknen, Wirkstoffe verdampfen, Zäpfchen weich werden. Die Mitnahme steriler Einmalspritzen und Nadeln kann günstig sein, da in entlegenen Krankenhäusern - 19 -
daran oft Mangel herrscht oder Sterilisation ungenügend ist. Es sollten zwei Nadeln (Nadeln zur intramuskulären Injektion sind am vielseitigsten verwendbar) pro Spritze mitgenommen werden, da eine Nadel zum Aufziehen des Medikamentes benötigt wird. Es sollte aber beachtet werden, dass die Zollbehörden vor allem im südostasiatischen Raum mittlerweile über ausgedehnte Erfahrungen mit mitteleuropäischen Drogenabhängigen verfügen. Bei der Durchsuchung des Gepäckes eventuell auftretende Verdächtigungen können äußerst unangenehm werden. Guter Wille mit Nebenwirkungen Besonders bei Reisen in besonders abgelegene Regionen werden Medikamente von der Bevölkerung begeistert empfangen. Hier beginnt eine Gratwanderung zwischen den Wohltaten, die mit dem Austeilen von Verbandszeug, Desinfektionsmitteln und leichten Schmerzmitteln getan werden können und dem Schaden, den das ungezielte Austeilen von Medikamenten mit unbekannter Wirkung verursachen kann. Vorsicht vor Medikamentenfälschungen In zunehmendem Maße werden Fälle von Medikamentenfälschungen bekannt. Diese betreffen hauptsächlich die Länder der sog. Dritten Welt. Hierbei werden bekannte Medikamente einschließlich Verpackung und Beipackzettel kopiert. Der Inhaltsstoff ist im günstigsten Fall unwirksam. Es sind jedoch auch schon Fälle aufgetreten, bei denen die Benutzer derartiger Medikamente ernsthafte Schäden erlitten haben oder sogar daran gestorben sind Flüssigkeitsersatz Bei starken Wasser- und Salzverlusten (z.B. bei Durchfällen, Erschöpfungszuständen, Hitzeerschöpfung), sollte ein reichlicher Flüssigkeitsersatz erfolgen. a) Entsprechende Fertigpräparate aus der Apotheke b) Bilanzierte Lösung: 1-Liter-Lösung: 1/2 - 1 Liter pro Stunde zu trinken geben - 20 -
NaCl (Kochsalz) 3,5 g/l KCl (Kaliumchlorid) 1,5 g/l Natriumbikarbonat 2,5 g/l Glucose (Traubenzucker) 20 g/l c) Selbst herstellbare Ersatzlösung Schwarzen Tee mit 1 Teelöffel Salz und 10 Teelöffeln Zucker (wenn vorhanden: Traubenzucker) pro Liter trinken
Sonnen- und Hitzeschutz Je näher man sich am Äquator befindet, desto intensiver ist die Sonneneinstrahlung, und damit die Belastung der Haut durch ultraviolette Strahlen. Sonnenbrand Sonnenbrand sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Kurzfristig entsteht neben den unangenehmen lokalen Schmerzen eine Beeinträchtigung der Hautfunktionen (reduzierte Kühlung durch zeitweiligen Verlust der Schweißdrüsen-Funktion!). Langfristig droht ein erhöhtes Hautkrebs - Risiko. Vor allem sollten Vorbeugungsmaßnahmen beachtet werden: Kopfbedeckung, lange, lose Kleidung, Cremes mit hohem Lichtschutzfaktor. Längeres ungeschütztes Verweilen in der Sonne sollte grundsätzlich vermieden werden. Sonnenstich und Hitzekollaps Ein Sonnenstich entsteht durch direkte Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf und kann durch einfache Vorbeugemaßnahmen vermieden werden (Hut!). Die Hitzesynkope (Kollaps) entsteht durch Kreislauffehlregulation bei langem Stehen in Hitze. Sie ist in der Regel harmlos. Der Betroffene sollte in den Schatten gelegt (Beine hoch) und abgekühlt werden. Hitzestress und Hitzschlag Ein Hitzschlag (Hyperpyrexie) entsteht bei Zusammenbruch des Wärmeregulationssystems, zum Beispiel durch ständigen Hitzestress (Tag und Nacht), ungenügenden Trainingszustand, Übergewicht, Alkoholbelastung, körperliche Überanstrengung, zu warme Kleidung, Medikamente (z.B. „Wassertabletten“), - 21 -
Infektionen und ungenügende Flüssigkeitszufuhr. Die Schweißproduktion sinkt und die Körpertemperatur steigt auf Temperaturen um 39 - 41 °C. Die Haut wird trocken und rot, starke Kopfschmerzen treten auf. Schließlich kommt es zu einer Beeinträchtigung der Funktionen des Gehirns, zu Krampfanfällen und schließlich zum Koma. Die einzige Behandlungsmöglichkeit besteht in der Kühlung des Erkrankten. Der ganze Körper sollte im Schatten liegen und in nasse Umschläge eingepackt werden. Ein Krankenhaus muss möglichst umgehend aufgesucht werden. Die Sterblichkeit bei schweren Formen der Hyperpyrexie beträgt 20%! Hitzeerschöpfung Die Hitzeerschöpfung wird je nach Ursache in drei verschiedene Arten unterteilt: Wassermangel Salzmangel oder Schweißmangel ( = unzureichende Funktion der Schweißdrüsen). Alle drei Formen sind gefährlich und die erste und letzte können in einen Hitzschlag übergehen. Hitzeerschöpfung durch Wassermangel Hitzeerschöpfung durch Wassermangel entsteht durch unzureichende Wasserzufuhr in einer Hitze-StressSituation. Extrembeispiele sind Schiffbrüchige auf dem Meer oder Gestrandete in der Wüste. Zunächst besteht starker Durst, Appetitlosigkeit, Unruhe und ein kribbelndes Gefühl der Haut. Der Urin ist stark konzentriert und dunkel. Die Schleimhäute trocknen so stark aus, dass sprechen kaum möglich ist. Temperatur, Atemfrequenz und Puls steigen, die Lippen werden bläulich. Ein ausgemergeltes Gesicht und tiefe Augen vervollständigen das Bild des Erkrankten, bevor er in ein Koma sinkt. Flüssigkeitsersatz, Kühlung und baldige ärztliche Hilfe sind vordringlich. Hitzeerschöpfung durch Salzmangel Hitzeerschöpfung durch Salzmangel entsteht meist beim unerfahrenen Neuankömmling, nach mehreren Tagen anstrengender, schweißtreibender Tätigkeit, die mit reichlich Flüssigkeit, jedoch zuwenig Salz ausgeglichen - 22 -
wurde. Magen-Darm-Infektionen mit Durchfall und Erbrechen beschleunigen den Ausbruch. Die Salzreserven des Körpers sind verbraucht, mit der Folge von Funktionsstörungen in den Organen, die Salz benötigen. Die Beschwerden beginnen mit zunehmender Erschöpfung, Kopfschmerzen und starken Muskelkrämpfen. Ausgesprochen typisch sind eine tiefe Blässe des Gesichtes und schweißnasse Haut, wenn der Erkrankte kollabiert. Neben den üblichen Maßnahmen (Ruhe, Kühlung, Flüssigkeit) ist vor allem Salzzufuhr wichtig. Hitzeerschöpfung durch Schweißmangel Hitzeerschöpfung durch Schweißmangel entsteht bei Menschen, die sich seit mehreren Monaten oder Jahren in heißen Klimazonen aufhalten. Es kann als Erschöpfungszustand der Schweißdrüsen angesehen werden. Vor allem am Rumpf und an den Oberarmen entstehen kleine Bläschen. In diesem Bereich erfolgt nur noch wenig oder keine Schweißbildung mehr. Vor allem in der Mittagshitze kommt es zu Schwächezuständen, Schwindel und Atemnot. Der Kopf schwitzt massiv während dieser Anfälle, zusätzlich besteht ein intensiver Harndrang. Menschen mit anhydrotischer Hitzeerschöpfung müssen zumindest zeitweise (mindestens einen Monat) aus dem belastenden Klima entfernt werden, um ihrem Körper die Möglichkeit einer Regeneration zu geben. Bei Rückkehr ist eine vorsichtige Gewöhnung an die Hitze unter ärztlicher Beobachtung notwendig, da im Extremfall ein Hitzschlag auftreten kann. Hygienetipps für die Reise Wasser Reisende in Länder mit ungewisser Wasserhygiene sollten das Trinken von Leitungswasser und von unbehandeltem Wasser aus anderen Quellen vermeiden. Unbedenklich sind industriell abgefüllte Getränke und in der Regel auch abgekochte Flüssigkeiten wie Tee oder Kaffee. Limonaden mit Kohlensäure sind sicherer als nicht gesäuerte Flüssigkeiten. Bei längeren Reisen im Lande ist jedoch gelegentlich eine mit Durchfällen verbundene Gewöhnung an Wasser und Getränke unumgänglich.
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Konsequentes Abkochen ist die sicherste Methode, um einwandfreies Trinkwasser zu erhalten. Wasser, das sprudelnd gekocht hat, ist nahezu frei von krankmachenden Erregern, da Bakterien, Amöben und auch Hepatitis-A-Viren auf diese Weise zugrunde gehen. Viele Hotels in Asien versorgen ihre Gäste auf Nachfrage mit abgekochtem Wasser, das dann zum Trinken und Zähneputzen benutzt werden kann. Falls kein anderes Wasser verfügbar ist, kann heißes Leitungswasser (wenn es zu heiß zum Anfassen ist!) gesammelt und gekühlt werden. Es bietet einen einigermaßen sicheren Ersatz für abgekochtes Wasser. Eiswürfel sind nur so sicher wie das Wasser, aus dem sie hergestellt wurden. Sie sollten nicht in Getränke getan werden, so lange sie nicht als absolut sicher angesehen werden können. Getränke können auch dadurch gekühlt werden, dass man das ganze Glas auf Eis platziert!
Trinkwasser: Entkeimung, Filterung und Desinfektion Das Entkeimen von Wasser beginnt mit dem Aussuchen einer möglichst sauberen Quelle. Dabei wird es sich wahrscheinlich um Leitungs-, Brunnen-, Regen- oder Quellwasser handeln. Offene Gewässer sollten nur im Notfall benutzt werden. Kann das Wasser nicht gekocht werden, sollte es gefiltert und anschließend chemisch entkeimt werden. Als einfacher Filter zur Entfernung von Schwebeteilchen kann schon ein mehrfach gelegtes Baumwolltuch aus dichtem Stoff dienen. Besser, jedoch auch teurer und pflegebedürftig sind im Handel erhältliche Filterpumpen. Diese entfernen auch die meisten Erreger aus dem Wasser. Einige sind mit Silber imprägniert, das eine zusätzliche antibakterielle Wirkung hat. Mittel zur chemischen Desinfektion sind einfach zu handhaben und zeigen eine hohe Wirksamkeit bei klarem Wasser. Sie können auch zur Konservierung von bereits desinfiziertem Wasser benutzt werden. Silbernitrat ist geschmacksneutral und wirkt zuverlässig innerhalb von zwei Stunden. Seine Wirksamkeit gegen Amöbenzysten jedoch ist limitiert. - 24 -
Chlor ist das am häufigsten benutzte Desinfektionsmittel. Es ist sehr effektiv gegen Bakterien und einige Viren, jedoch nur in zehnfacher Konzentration sicher wirksam gegen Amöbenzysten. Ein weiterer Nachteil ist die deutliche Veränderung des Wassergeschmackes. Zum Abtöten von Schistosomen, den Erregern der Bilharziose , genügt eine dreitägige, abgedunkelte Lagerung des Wassers. Nahrung Wissenswertes zur Nahrungsmittelhygiene Nahrung, die in Ländern mit reduzierten Hygienebedingungen erworben wurde, sollte zunächst immer als potentiell infektiös betrachtet werden. Nach Möglichkeit sollte man nur frisch Gekochtes oder Geschältes zu sich nehmen. In den meisten Ländern der Tropen wird mit menschlichen Fäkalien gedüngt. Gemüse und Früchte sollten daher zumindest gründlich mit Seifenwasser gewaschen und anschließend abgespült werden. Besser ist ein anschließendes Einlegen in chloriertes Wasser (dreifache Konzentration wie für die Zubereitung von Trinkwasser!). Der Genuss von rohem Fleisch und Fisch sowie von Salaten aus ungeschältem Gemüse verbietet sich von selbst. Ist man aus sozialen Gründen gezwungen, einen Salat zu essen, kann der reichliche Gebrauch von Zitronensaft oder Essig die Infektionsgefahr etwas verringern. Unpasteurisierte Milch sollte ebenfalls gekocht oder vermieden werden.
Empfehlenswert: Alles frisch Gekochte und Gebratene (z.B. mageres, durchgebratenes Fleisch, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Suppen, auch Bohnen, Erbsen, Zwiebeln usw.) Schälbares Obst (z.B. Orangen, Bananen, Mango, Ananas, Kokosnüsse) Tee und Kaffee, fabrikmäßig hergestellte Getränke und Mineralwasser Gewürze und Essentien (Pfeffer, Chili, Salz, Curry, Essig, Speiseöl) Bedenklich: Geflügel, Fisch, Meeresfrüchte, Krabben, Krebse, Muscheln Milchprodukte aller Art (Frischmilch, Yoghurt, - 25 -
Käse, Quark) Tiefkühlkost (mögliche Unterbrechung der Kühlkette!) Ganz zu vermeiden sind: Rohes Fleisch (z.B. Tatar) oder roher Fisch (z.B. Austern) Rohe, kalte, abgestandene Speisen , Schinken, Wurst, Salate ölige oder fettige Speisen (z.B. mayonnaisehaltiger Kartoffelsalat, Eier- Sandwichs) Eiswürfel, Speiseeis, offene Kaltgetränke nichtindustrieller Herkunft In Plastikfolie verpackte Nahrungsmittel wie z.B. aufgeschnittene Früchte Sexuell übertragbare Erkrankungen Es ist nicht wahrscheinlich, dass Du während Deiner Arbeit damit konfrontiert wirst. Der guten Ordnung halber dennoch einige allgemeine Informationen: Manche Infektionskrankheiten werden durch Sexualkontakte übertragen werden. Es sind dies vor allem HIV-Infektionen, Hepatitis B, Gonorrhoe und Lues. Während Gonorrhoe und Lues im Laufe des letzten Jahrzehnts etwas zurückgedrängt wurden, sind heute HIV und Hepatitis B durch ungeschützten Sexualverkehr ganz besonders gefährlich. Im einschlägigen Prostituiertenmilieu in afrikanischen und asiatischen Ländern muss mit einer HIV -Infektionsrate von 80-90 % (!) gerechnet werden. Sexualkontakte (nicht nur mit Einheimischen) sollten daher grundsätzlich vermieden werden. Auch die Verwendung von qualitativ hochwertigen Kondomen bietet keinen absoluten Schutz gegen derartige Infektionen ! Unfreiwillige Tierkontakte Eine vernünftige Verhaltensweise ist auch im Umgang mit Tieren im eigenen Interesse sinnvoll. Nicht nur die Tollwut spielt in vielen Regionen eine bedeutende Rolle, auch unliebsame Kontakte mit - 26 -
Spinnen, Schlangen oder giftigen Meerestieren können zu ernstzunehmenden gesundheitlichen Problemen führen. Bei Bissen durch Gifttiere sollte der betroffene Körperteil ruhig gestellt werden und keinesfalls an der Bissstelle hantiert werden. Anschließend ist der Betroffene auf schnellstem Wege einer medizinischen Behandlung zugeführt werden. Die persönliche Mitnahme von "Schlangensera" o.ä. ist unsinnig: Erstens sind diese Präparate in Österreich kaum zu bekommen und wenn dann nur sehr teuer. Zweitens sind sie kühlpflichtig und drittens handelt es sich meist um tierische Sera, die bei Gabe beim Menschen schwere allergische Reaktionen hervorrufen können. Deshalb ist eine Gabe nur durch einen erfahrenen Arzt unter Beobachtung möglich und sinnvoll. Bei Abenteuerurlauben und Extremtouren empfiehlt es sich, möglichst vor Beginn der Tour entsprechende Informationen über die nächstgelegene medizinische Versorgungsstelle einzuholen. Die lokale Bevölkerung kann oft mit nützlichen Tipps zu Vorkommen von Häufigkeit von Gifttieren dienen. Entsprechende Bekleidung und das Tragen von vernünftigem Schuhwerk sollten ebenfalls eine Selbstverständlichkeit sein.
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Ausrüstung (Checklisten)
Reiseapotheke Nahrungsmittel
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