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ok- (3)>> was sin ihre stärken aus ihrer sicht, K: teamfähigkeit-(.) ding pünktlich-(.) [kann mich auf neue situationen einstellen (2) P: [((Tastengeklapper setzt ein)) K:ĺ kann gut (.) zupacken- ((lacht leicht)) .hh hh (15)] E_GW1_Zeuner_1/11:36
Solche Frageketten werden interaktiv erleichtert durch den Verweis auf einen Dritten, den PC – im Gespräch zumeist präsent als „hier“ -, der etwas wissen möchte. Wenn man so will, ist der PC in dieser interaktiven Umgebung als Mitspieler, als ein neugieriger Dritter etabliert. Der PC als Mitspieler löst für P das interaktionelle Problem, wie man einer Person eine schier endlose Kette von Fragen stellen kann – ohne dabei selbst als neugierig oder unhöflich zu gelten. Ähnlich fungieren Fragebögen in Interviews. Der PC wird Mitspieler, indem ihm P eine Stimme gibt – übersetzt was der Computer will – und beide P und K ihre Aktivität auf den PC abstimmen (vgl. Greatbatch 2006 zur abgestimmten Interaktion bei Arzt-Patienten-Gesprächen). Das wird zum Beispiel anhand der Beiträge von K gegen Ende des vorliegenden Ausschnittes deutlich. K macht eine
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Pause von 2 Sekunden, bevor er mit der Aufzählung seiner Stärken („kann gut (.) zupacken“) fortfährt und dann nichts mehr sagt, bis P fertig getippt hat. 4.
Beratung ‚mit’ dem PC als Objekt
Die folgende Stelle findet sich am Beginn des betreffenden Gespräches. K kommt herein und P fragt nach, ob der Mitarbeiter des Forschungsprojektes K schon erklärt habe, worum es geht. Dabei sind in Zeile 2 zwar noch keine Arbeitsgeräusche zu hören, aber P hat sich bereits dem PC zugewandt, denn es entsteht eine lange Pause von 5 Sekunden, die dadurch zu erklären ist, dass P mit etwas anderem beschäftigt ist und dies durch Blickrichtung und Haltung signalisiert. Diese Pause ist innerhalb ihres Redezuges platziert, den P mit ‚schön’ begonnen hat. Ab Zeile 5 produziert sie Computergeräusche. Während sie das tut (man hört, dass sie klickt und etwas schreibt), sagt sie, dass sie noch etwas schnell abschließen müsse. Es entsteht eine lange Pause, in der nur Klicken und Schreibgeräusche zu vernehmen sind. Von K ist nichts zu hören. Nach 20 Sekunden kündigt P das Ende ihrer Aktivität an, und markiert in Zeile 7 mit einem lang gezogenen „so:,“ (immer noch schreibend) mit leicht sinkender Intonation den Beginn von etwas Neuem (zur Markierungsfunktion des ‚so.’ vgl. Meier 1997). Noch während P mit dem PC beschäftigt ist, leitet sie schon zur Interaktion mit K über. Dann setzt sie einen zweiten Anfang, indem sie begründet, warum sie K heute eingeladen hat. Zu diesem Zeitpunkt ist von ihrer Arbeit am PC nichts mehr zu hören. P: schön-(5) hat er auch schon erklärt worum s geht[ne? K: [mhm genau hat er schon-= P:ĺ =mhm? <
Die Episode stellt eine Art interaktives ‚time out’ dar, eine geregelte Auszeit, in der die gerade laufende Szene gleichsam angehalten wird, bis der Auszeitnehmer sie durch deutliche Hinweise wieder anfährt. Dies verlangt von allen Beteiligten Einvernehmen und darstellerische Disziplin. Andernfalls wäre es aus der Sicht von P überflüssig, K so deutlich vor den beiden Übergängen mit einzubeziehen (besonders eindringlich am Ende der Auszeit!). Diese Seitensequenz (vgl. Jefferson 1972) wird an den Rändern von P aufwändig ein- und ausgeleitet. Die unwi-
Beratung „mit“ dem PC?
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dersprochene Erklärung, mit der P die Computerepisode eröffnet („jetzt muss ich hier nur noch einmal ganz kurz noch eine sache abschließen,“), sichert ihr das Rederecht, ähnlich wie ein story preface (Sacks 1992). Sie sichert sich damit gegen Unterbrechungen ab. Sie nutzt den interaktiven Raum, den sie sich so gesichert hat, aber nicht dazu, um ihrerseits einen längeren Redebeitrag zu formulieren. Vielmehr arbeitet sie still am PC, d.h. ohne für andere hörbare Selbstgespräche zu führen, wie sie sonst in ähnlichen Situationen relativ häufig vorkommen. P wartet nicht auf eine ausdrückliche Einwilligung von K, dass sie das („abschließen“) auch tun darf, bietet K aber durch die leicht steigende Intonation einen sogenannten turn transition point an, den K aber nicht wahrnimmt. K ist also insofern an der Computerepisode beteiligt, als sie nicht ‚stört’ und das Rederecht nicht für sich beansprucht. Das Ende der Computerepisode und damit den Beginn von etwas Neuem bereitet P bereits vor, als sie eigentlich noch am PC beschäftigt ist – jedenfalls sind noch Tipp-Geräusche zu hören. Ähnlich wie der Beginn der Computer-Unterbrechung überlappend war, so ist auch das Ende durch die koordinierte Überlappung von verschiedenen Aktivitäten gekennzeichnet. Sie tut etwas – tippt und klickt – und spricht gleichzeitig mit K, die freilich noch zögert, die frühere Situation ihrerseits wieder erstehen zu lassen und erst durch indirekte Aufforderungen von P (Ankündigungen, Pausen) dazu bewegt werden kann, sich wieder aktiv einzubringen. Indem der PC zentrales Bezugsobjekt für P ist, wird K in die Warteschleife geschickt und, um es mit Goffman zu sagen, auf eine Fähigkeit verwiesen, die er mit vielen teilt, nämlich „dem laufenden Strom der Kommunikation beizuwohnen und so lange in der Warteschleife zu bleiben, bis sie von der zentralen Person wieder einbezogen werden“ (Goffman 2005, S.71). 5.
Zusammenfassung
Die Analyse der Gespräche hat gezeigt, dass die Einbindung des PCs vor allem auf die Initiative der AnsprechpartnerInnen hin geschieht. Was sich noch nicht klären ließ bzw. auf was wir nicht gestoßen sind, sind Fälle, in denen der PC eine Ressource für die KundInnen ist. Auch Interaktionsmodi, in denen der PC gemeinsames Bezugsobjekt von K und P ist, sind (noch) nicht vorgekommen. Eine theoretisch denkbare Spielart des ‚PCs als Hintergrund‘, nämlich das aktive Wegdrehen des PCs kam ebenfalls nicht vor. Auch wenn das ‚Fehlen’ dieser Fälle noch einmal deutlich macht, dass es sich hier nicht um kooperatives Arbeiten mit Dingen handelt, braucht es dennoch die interaktionelle Mitarbeit der „KundInnen“, damit solche Sequenzen gelingen können.
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Anhand der Gesprächausschnitte wurde deutlich und hoffentlich nachvollziehbar, wie TeilnehmerInnen dieser Art institutioneller Gespräche den PC in ihre Interaktion einbinden, wie sie ihn ihrer Welt heimisch machen und welche Modi ihnen dabei zur Verfügung stehen. Die folgende Tabelle fasst das noch einmal zusammen. ‚mit’ – bei während ‚mit’ – zusammen mit PC als Hintergrund PC als Mitspieler Neutralisierung Animation Teilnehmer(„member“)kompetenz (aktiv) Abbildung 1: Beratung ‚mit‘ dem PC
‚mit’ – mit Hilfe von PC als Objekt Funktionalisierung
Der PC ist demnach nicht immer schon ein Teil dieser institutionellen (Beratungs)Gespräche und Repräsentant des Zwangskontextes. Erst indem ihn die TeilnehmerInnen etwas ‚mit’ ihm machen, wird er zu einem Teil ihrer Welt und zu einem kulturellen Objekt (Garfinkel u.a. 1981). Das aber geschieht nicht von selbst, sondern braucht interaktionelle Arbeit, ein fein aufeinander abgestimmtes Geflecht von Worten, Gesten und Handlungen, an dem beide TeilnehmerInnen beteiligt sind. Darüber hinaus moduliert die Art und Weise, wie die TeilnehmerInnen den PC interaktionell einbinden, ihre soziale Situation. Dabei entsteht eine große Vielfalt von Interaktionsszusammenhängen, in denen je nach Einbindung des PCs sowohl der Grad der Formalität des Geschehens, wie auch die TeilnehmerInnenzahl oder das Verhältnis der Teilnehmenden zueinander variieren kann. So betrachtet ist Beratung oder auch nur ein institutionelles Gespräch, in das ‚Dinge‘ mit eingebunden werden müssen, in der Tat eine Kunst. Es braucht nicht nur die (technische) Kompetenz, um mit dem PC und seinen Tücken kompetent umzugehen, sondern auch die Kompetenz von (Gesellschafts)Mitgliedern ganz allgemein, ihre Begegnungen ständig neu auszutarieren und zu arrangieren und bei all dem den wechselseitigen Eindruck von ‚Natürlichkeit‘ aufrecht zu erhalten. Für die hier näher untersuchte Organisation Jobcenter scheint es spezifisch zu sein, dass Dinge wie der PC aus der Beratungssituation gerade nicht ausgelagert sind, sondern von den Teilnehmenden fortlaufend in den Interaktionszusammenhang eingearbeitet werden müssen. Dass sich die Teilnehmenden dabei wechselseitig sehr erfolgreich den Anschein von Alltäglichkeit vermitteln und Störungen vermeiden können, soll nicht darüber hinweg täuschen, dass dafür vielfältige kleinste Interaktionsschritte benötigt werden. So betrachtet ist der ‚ungestörte‘ Ablauf der Gespräche eine unmittelbare Leistung der Teilnehmenden und nicht eine Rahmenbedingung, die die Organisation ihren Mitgliedern zur Verfügung stellt.
Beratung „mit“ dem PC?
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Literatur Bohrke-Petrovic, S./ Göckler, R./ Grathwol, U. (2007): Interaktion zur Integration. Ein praxisorientierter Leitfaden zur Beratung im SGB II. 2. erw. Aufl. Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit. Garfinkel, H./ Lynch, M./ Livingston, E. (1981): The Work of a Discovering Science Construed with the Materials from the Optically Discovered Pulsar. In: Philosophy of Social Science, Jg. 11, S. 131–158. Goffman, E. (2005): Rede-Weisen. Formen der Kommunikation in sozialen Situationen. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft Goffman, E. (1981): Forms of Talk. Philadelphia PA: Univ. of Pennsylvania Press. Greatbatch, D. (2006): Prescriptions and prescribing: coordinating talk- and text-based activities. In: Heritage, J./ Maynard, D. (Hg.): Communication in Medical Care. Interaction between primary care physicians and patients. Cambridge, New York, Melbourne u.a.: Cambridge University Press , S. 313–339. Jefferson, G. (1972): ‘Side sequences’. In: Sudnow, D. (Hg.): Studies in Social Interaction. New York: Free Press, S. 294-338 Knoblauch, H./ Heath, Ch. (1999): Technologie, Interaktion und Organisation: Die Workplace Studies. In: Schweiz. Zeitschrift für Soziologie 25 (2), S. 163-181 Meier, Ch. (1997): Arbeitsbesprechungen. Interaktionstruktur, Interaktionsdynamik und Konsequenzen einer sozialen Form. Opladen: Westdeutscher Verlag. Sacks, H. (1992): Lectures on Conversation. Oxford: Basil Blackwell Selting, M. (1998): Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem (GAT). In: Linguistische Berichte, Jg. 173, S. 91–122. Wolff, S. (1999a): Subjektivität für alle praktischen Zwecke. Methodische und forschungspraktische Grenzen des ethnomethodologischen (Des-) Interesses an der subjektiven Perspektive /. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie, Jg. 24 (1998), S. 4–25. Wolff, S. (1999b): Die Kunst der kleinen Trennungen. In: Schlösser, A.-M./ Höhfeld, K. (Hg.): Trennungen. Gießen: Psychosozial-Verlag, S. 222-242
Kompetenzentwicklung und Professionalisierung in der Beratung
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Kompetenzentwicklung und Professionalisierung in der Beratung
Kompetenzentwicklung und Professionalisierung in der Unternehmensberatung – Ein Handlungsfeld für Pädagogen? Tanja-Vera Herking
„Beraten und verkauft“, „Die große Abzocke“, „Versager im Dreiteiler“: Dies sind nur einige der Titel, die in den letzten Jahren die Bestsellerlisten füllten. Hier wird an einer Branche lauthals Kritik geübt, die offensichtlich den gesellschaftlichen Tenor trifft: Unternehmensberater sind inkompetent, verletzen ethische Standards und verhalten sich unprofessionell. Um jedoch feststellen zu können, ob ein Berufsstand inkompetent und unprofessionell handelt, muss zunächst geklärt werden, worin Kompetenz und Professionalität seiner Mitglieder eigentlich bestehen, wie diese im Laufe einer Beraterbiographie entwickelt werden und inwieweit diese Entwicklung pädagogisch begleitet werden kann. An dieser Lücke der Beratungsforschung setzt der folgende Beitrag an, in dem die Ergebnisse einer empirischen Studie vorgestellt werden, in der Unternehmensberater im Rahmen des Forschungsprogramms Subjektive Theorien (FST) nach ihrer Perzeption von Beratungskompetenz und -professionalität gefragt wurden. 1.
Struktur von Beratungskompetenz und -professionalität
In Bezug auf die Struktur von Beratungskompetenz und deren theoretische Verankerung legen die Ergebnisse der Studie nahe, sich zunächst an dem bei Vonken (2005) dargestellten Kompetenzverständnis zu orientieren. In Abgrenzung zur eher tätigkeitsbezogenen Kompetenzattribution innerhalb der Psychologie, schließt dieser (ebd., zusammenfassend S.189-191) an die ursprünglich linguistische Kompetenzorientierung in Anlehnung an Chomsky (1970) und Habermas (u.a. 1987) an. Dabei fokussiert er den Geneseaspekt von Kompetenz als Wahrnehmung und Thematisierung von Situationen und differenziert in die grundlegende Kompetenz eines Individuums und dessen kompetentes Handeln. Anstatt hinsichtlich der Strukturierung von Beratungskompetenz jegliche Tätigkeiten mit entsprechenden Kompetenzen zu attribuieren und sich der Kritik
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einer gewissen Beliebigkeit und fehlenden Trennschärfe auszusetzen (Vonken 2005, S.54-56; siehe auch Franke 2005, S.3739), ermöglicht diese Differenzierung, den Geneseaspekt unternehmensberaterischen Handelns ins Zentrum zu stellen. Hierbei müssen im Verständnis der Giddensschen Sozialtheorie (1984) die Beratungsstrukturen im Beratungshandeln generiert werden, die sich in einer beratungsspezifischen Handlungslogik abstrahieren lassen (vgl. u.a. Oevermann 2002; von Wright 1980). Somit wird die Regelbegrifflichkeit von Chomsky in das Verständnis von Beratungskompetenz reintegriert, während das verständigungsorientierte Handlungsmodell bei Vonken mit Professionalität konnotiert wird, die auf kompetentem Handeln fußt (siehe ausführlich Herking i.V.). Die Differenz zum professionellen Handeln eines Beraters besteht in der klientenbzw. umfassend situationsrelativen Selektion dieser Handlungslogik, so dass sich Beratungskompetenz als allgemein als Genese der Handlungslogik von Unternehmensberatung und Beratungsprofessionalität als sich in der Interaktion vollziehende Selektion dieser Handlungslogik definiert. Dies macht eine Konkretisierung der Handlungslogik notwendig, die sich nach Gegenüberstellung der Funktionen von Unternehmensberatung (siehe u.a. Dahl 1966, S.23-52; Kieser 1998, S.63-65) mit den verschiedenen Professionstheorien (siehe hierzu Pfadenhauer 2003, S.32-54) sowie mit den Ergebnissen der Interviews in mehreren Dimensionen entfaltet: Eine zentrale Dimension nimmt hierbei im Rekurs insbesondere auf den symbolisch-interaktionistischen Ansatz nach Fritz Schütze (u.a. 1992) der Umgang mit beratungsspezifischen Paradoxien ein. So ist der Unternehmensberater bei seiner Genese der professionellen Handlungslogik mit Paradoxien konfrontiert, die ein konsistentes Beratungshandeln erschweren. Ein Beispiel hierfür ist das Spannungsfeld, dass der Berater für Folgeaufträge aus aktuellen Beratungsprojekten zu sorgen hat (siehe Neuberger 2002, S.146/147) und gleichzeitig bei seiner Beratungsarbeit auf den größtmöglichen Nutzen für den Klienten abzielt, der insbesondere in dem Wiedererlangen von selbständiger Problembewältigung und ‚Mündigkeit’ im weitesten Sinne besteht. Unternehmensberater DK (anonymisierte Initialen des Interviewpartners) beschreibt es wie folgt: DK/BP/97+100: Das größte Spannungsfeld ist sicherlich, Projekte nicht zu machen, obwohl sie wirtschaftlich hoch interessant wären, aber dem Kunden nichts nützen. [...]
Dieses Spannungsfeld wurde von nahezu jedem der befragten Berater von sich aus thematisiert, woraus zu schließen ist, dass die sich hieraus ergebende, paradoxale Handlungsstruktur einen zentralen Einfluss auf die Beratungsarbeit hat. Hierbei betonen einige Unternehmensberater, wie wichtig es für ihr Berater-
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selbstverständnis und die damit einhergehende Einhaltung ethischer Standards ist, die Zustimmung und Unterstützung ihres Beratungsunternehmens zur situationsadäquaten Aufklärung ihrer Klienten mit der Abgabe entsprechender Empfehlungen zu bekommen: VN/UNB/52-54: [...] Man muss natürlich auch, und das wäre ein Thema in ethischer Hinsicht, man muss auch Empfehlungen aussprechen, die für einen selbst hinsichtlich eines Weiterverkaufs eines Projektes vielleicht negativ sind. Das gehört für mich auch dazu, man spricht eine Empfehlung aus und man sagt, wir würden empfehlen – und ich habe das auch miterlebt und ich habe das damals auch sehr bewundert, muss ich sagen, von einem Partner von uns, der auch explizit gesagt hat, wir machen dieses Modul – also wir waren in einem Projekt mit unterschiedlichen Modulen aufgestellt, wo er explizit gesagt hat, dieses Modul, wo wir auch mehrere Berater drauf waren, machen wir nicht weiter, weil da sehen wir bessere Chancen, wenn der Kunde das alleine übernimmt und da sehen wir weniger Impact von Unternehmensberatung-XSeite aus. Und das, finde ich, muss auch sein. Da hat der Kunde auch ein Anrecht drauf.
Als Komponente einer übergeordneten Handlungslogik haben die Paradoxien Einfluss auf weitere Dimensionen wie Ethik – hier am Zitat von Berater VN verdeutlicht – oder auch Vermittlung: Innerhalb der Studie konnte die Dimension der Vermittlung deutlich herausgearbeitet werden, indem Unternehmensberater über den gesamten Beratungsprozess hinweg pädagogische Funktionen übernehmen, die insbesondere zum Projektende, wenn es um die Umsetzung der Projektergebnisse geht, von hoher Relevanz sind, wie Unternehmensberater FL verdeutlicht: FL/UNB/42: Das stimmt, also Implementierung zumindest in der Hinsicht, dass man dem Klienten die Methodik an die Hand gibt, wie man eben implementieren kann und worauf zu achten ist. Das habe ich auch festgestellt bei Klienten, so die methodischen Grundlagen wie man auch weiterhin in einem Projektmodus bleibt, um irgendwie hinterher die Ergebnisse zu erzielen, die wir quasi mal top down abgeleitet haben als Potenzial, da muss man dem Klienten teilweise schon auch zur Hand gehen und ihm die Hilfsmittel an die Hand geben.
Hieran schließt sich die Frage an, inwieweit der Unternehmensberater die Situation nutzt, um einen Folgeauftrag im Sinne eines Implementierungsprojektes zu erhalten, oder die Selbständigkeit des Klienten unterstützt. Dabei kann eine gemeinsame Realisierungsphase erst einmal notwendig sein, in welcher der Unternehmensberater in ein typisch pädagogisches Spannungsfeld der durchaus direk-
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tiven Anleitung von Handlungsschritten bei gleichzeitiger Ermutigung zur Selbständigkeit gerät. Diese paradoxale Handlungsfigur wird im folgenden Zitat von Unternehmensberater FL impliziert, der überdies eine gewisse Abhängigkeit des Klienten von der Vermittlungsfähigkeit und -bereitschaft des Beraters verdeutlicht: FL/BP/44: [...] Genau, der Berater als Coach. Also man muss halt vielen Klienten echt, also gerade wenn es Richtung Implementierung geht, so ein bisschen an die Hand nehmen und sagen: So, das sind Sachen, die könnt ihr selber machen. [...] Und da muss man, genau, auch schon Zeit rein investieren, dass der Klient dann nicht da steht, fast schon im Stich gelassen. [...] Nur wenn wir dem Klienten dann ein Dokument in PowerPoint hinknallen und sagen, hier hast es, kannst du machen, dann wird es nicht passieren.
Abstrahierend von diesem konkreten Beratungshandeln und rückbeziehend auf die übergeordnete Dimensionenstruktur offenbaren sich die Paradoxien und der Umgang mit ihnen im Sinne eines Indikators für professionelles Handeln als querliegend zu den übrigen Dimensionen der Handlungslogik, die sich neben Ethik und Vermittlung aufschlüsseln in
Theorie und Wissen: Orientierung und Fundierung der Beratungsleistungserstellung an/auf vorhandenen, wissenschaftlich generierten Theorien und Modellen (bezogen auf Beratung oder das spezifisch-thematische Fachwissen) sowie innerhalb des Beratungsunternehmens entwickeltem und abstrahiertem (Erfahrungs-) Wissen aus vorangegangenen Beratungsprojekten (professionstheoretischer Kontext: primär strukturfunktionalistisch, machtund strukturtheoretisch) Innovation: Erzeugen von Neuem innerhalb der professionellen Handlungssituation, u.a. auch die Genese von Methoden und Technologie (strukturtheoretisch und strukturfunktionalistisch) Beobachtung und Deutung: Beratung als Beobachtung und Deutung der individuellen Klientensituation, die zu einer fallspezifischen Vermittlungsleistung im Beratungsprozess führen (system- und strukturtheoretisch) Inszenierung: Darstellung der Beratungskompetenz und -professionalität gegenüber dem Klienten zur Anerkennung der Beratungsleistung im weitesten Sinne (interaktionistisch-inszenierungstheoretisch)
Da an dieser Stelle nicht die gesamte Handlungslogik in ihren Dimensionen mit denen sie u.a. kennzeichnenden Paradoxien detailliert dargestellt werden kann, ist auf die Dissertation von Herking (i.V.) zu verweisen.
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Entwicklungsaufgaben im Prozess der Kompetenzentwicklung und Professionalisierung
Bezogen auf die zweite Fragestellung nach der Kompetenzentwicklung und Professionalisierung von Unternehmensberatern können diese Dimensionen nach dem Vorbild von Hericks (2006) als Entwicklungsaufgaben formuliert werden. Auf der Basis des von Havighurst (u.a. 1953) eruierten Konzepts der Entwicklungsaufgabe „which arises at or about a certain period in the life of the individual“ (ebd., S.2.) definiert Hericks (2006, S.60): „Entwicklungsaufgaben sind gesellschaftliche Anforderungen an Menschen in je spezifischen Lebenssituationen, die individuell als Aufgaben eigener Entwicklung gedeutet werden können. Entwicklungsaufgaben sind unhintergehbar, d.h. sie müssen wahrgenommen und bearbeitet werden, wenn es zu einer Progression von Kompetenz und zur Stabilisierung von Identität kommen soll.“ In dortiger Anwendung als „berufliche Entwicklungsaufgaben“ (ebd., S.61) innerhalb der Professionalisierung von Lehrern werden sie hier als kompetenzund professionalitätsintegrierendes Konzept auf die Entwicklung von Unternehmensberatern appliziert. Dabei können Entwicklungsaufgaben auf zwei Ebenen festgestellt werden: Zum einen stellen die obigen Dimensionen der Beobachtung und Deutung, Ethik, Theorie und Wissen, Innovation, Vermittlung und Inszenierung als Elemente der übergeordneten Handlungslogik von Unternehmensberatung Entwicklungsaufgaben dar, mit denen Unternehmensberater in den verschiedenen Phasen ihrer Beraterentwicklung konfrontiert sind und diese zur erfolgreichen Berufsausübung erfüllen müssen. Dabei konnten innerhalb der Interviewauswertung gewisse Tendenzen ausfindig gemacht werden, in welchen Phasen einzelne Entwicklungsaufgaben intensiver auftreten – so spielen z. B. Theorie und Wissen und Ethik in der Anfangsphase eine größere Rolle, während die übrigen Dimensionen bei fortschreitender Beraterentwicklung an Relevanz zunehmen. Auf der zweiten Ebene sind Berater zu jedem Zeitpunkt mit der gesamten Handlungslogik in ihren Dimensionen konfrontiert – jedoch auf unterschiedlichen Niveaus. Daher bietet es sich an, die Beraterentwicklung in verschiedene Stufen einzuteilen, wobei die einzelnen Stufen das jeweilige Niveau mit ihrer spezifischen, auf die gesamte Handlungslogik bezogenen Entwicklungsaufgabe darstellen, während der Berater beim ‚Erklimmen’ dieser Stufen einen individuellen Entwicklungsprozess vollzieht. Hierdurch integriert das Treppenmotiv das weitestgehend statische Element äußerer Anforderungen im Sinne der professionellen Handlungslogik mit dem dynamischen Aspekt der individuellen Kompetenzentwicklung durch ihren biographischen Kontext (vgl. Wittwer 2001) als Genese dieser Handlungslogik.
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Auf dieser Basis konnten insgesamt 8 Stufen ausfindig gemacht werden, die sowohl eine optionale Vorstufe als auch den Ausstieg aus der Beratungsbranche inkludieren: Die Vorstufe markieren dabei Beratungstätigkeiten vor dem expliziten Einstieg in die Unternehmensberatung. Während Praktika primär der Eignungsüberprüfung für die Tätigkeit als Berater dienen, werden studentische Unternehmensberater durch das weitgehende Fehlen von Hierarchien und erfahreneren Kollegen mit Entwicklungsaufgaben konfrontiert, die Unternehmensberater idealiter im Prozess bis zur dritten Stufe vollziehen. Dies ist jedoch hinsichtlich der Einschätzung von Unternehmensberater DK zu relativieren: DK/BIO/18: [...] Ja, das ist ja alles noch so ein bisschen Buddelkiste, da übt man ein bisschen, da kann man mal was machen, trotzdem ist es ernst.
Auf der ersten Stufe des faktischen Einstiegs sind Unternehmensberater in der Regel eher operativ tätig, weshalb die Interviewpartner das ‚saubere Erarbeiten von Daten’ und zu berücksichtigende, vor allem auch ethische Standards wie Vertraulichkeit betonen. Zudem haben sie sich dabei am bereits vorhandenen Wissen der Unternehmensberatung bzw. an den Methoden des Beratungsbereichs zu orientieren. Makroperspektivisch dient diese Phase der Erkennung der übergeordneten Handlungslogik, bei der fortgeschrittenere Kollegen und Vorgesetzte als Vorbilder und Erkenntnishorizont fungieren. Auf der zweiten Stufe setzt meistens ein spürbarer Klientenkontakt für die Unternehmensberater ein, die eine Thematisierung der klientenbezogenen Dimensionen der Inszenierung sowie der einsetzenden Beobachtung und Deutung und der Vermittlung nach sich ziehen. Auf diesem Niveau wird unter Anleitung der Vorgesetzten bereits die Handlungslogik in actu realisiert. Schließlich wird auf der dritten Stufe in Rekurs auf die obige Definition von Beratungskompetenz die Handlungslogik vom Unternehmensberater selbst generiert, wobei sich seine Professionalität in Anlehnung an Bremer (2005, S.291) durch die (qualitäts-) selegierende Genese auszeichnet; d.h. der Unternehmensberater vollzieht sein Beratungshandeln in Relation zum Klienten bzw. zur jeweiligen Beratungssituation, während die Qualitätsselektion vorher von Vorgesetzen bzw. erfahreneren Kollegen weitgehend vorgegeben wurde. Somit kann auf dieser Stufe von einem umfassend beratungskompetenten und professionellen Unternehmensberater gesprochen werden. Ab der vierten Stufe gesellt sich neben die Handlungslogik der Beratung die des Managements, da der Unternehmensberater in dieser Phase zumeist mit umfänglichen Führungsaufgaben innerhalb der Beratungsprojekte betraut ist. Zu-
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dem setzen Akquisetätigkeiten ein, welche die Dimension Innovation – hier im Sinne der Entwicklung neuer Beratungsprodukte – verstärkt ins Zentrum rücken. Während auf dieser Stufe die zentrale Aufgabe in der Integration von Beratung und Management besteht, nimmt der Beratungsfokus schließlich ab der fünften Stufe laut der Studienergebnisse ab. Vielmehr müssen nun die Handlungslogiken des Managements und schließlich auf der sechsten Stufe die des Unternehmertums erkannt, realisiert und generiert werden. Die siebte Stufe markiert schließlich den Ausstieg aus der Unternehmensberatung – sei es der Wechsel in einen anderen Berufsstand, wie z. B. das Management eines Unternehmens, oder eben die Beendung der Beruflichkeit. 3.
Pädagogische Intervention und Begleitung: Ansatzpunkte für eine Meta-Beratung
Hinsichtlich der Frage nach pädagogischer Intervention und Begleitung bei der Kompetenzentwicklung und Professionalisierung bestätigen die Studienergebnisse zunächst u.a. die Untersuchung von Bredl (2005), dass das Training ´on the job´ die wichtigste Form innerhalb der Lernprozesse von Unternehmensberatern darstellt. Dabei betonen die Interviewpartner vor allem den Einfluss von Vorgesetzten und erfahreneren Kollegen im Team beim Erfahrungslernen. Insbesondere der Projektleiter nimmt in der Beratungsprojektsituation für die Berater bis zur dritten Entwicklungsstufe eine zentrale Rolle bei der Kompetenzentwicklung und Professionalisierung ein, weil er zumeist eine Coaching-Funktion innehat. Da der Projektleiter überdies eine integrierende Position zwischen Beratung und Management besetzt, muss er sehr viele Aufgaben und Funktionen erfüllen, wodurch das Berater-Coaching ‚on top’ oft zu kurz kommt und im Idealfall dann ebenfalls von den erfahreneren Kollegen übernommen wird. In diesem Fall besteht während der Beratungsprozesse kaum Bedarf an pädagogisch-begleitenden Maßnahmen bei der Beraterentwicklung. Dies ändert sich jedoch, sobald die Arbeitsbelastung überhandnimmt oder gar Konflikte innerhalb des Beratungsteams entstehen: FL/BK/78: [...] Und was potenziell, habe ich selber noch nicht erlebt, muss ich sagen, die Weiterentwicklung eben gefährden kann, wenn man insbesondere Projektleiter hat, weil das wirklich eine ganz wichtige Funktion ist im Team, die einfach überfordert sind und die die Zeit zum Coachen nicht haben, dass dieses Apprenticeship-Modell letztendlich eine Worthülse bleibt. [...]
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Hier haben die in ihrer Entwicklung besonders gefährdeten jüngeren Berater zunächst die Möglichkeit, auf das in den meisten Beratungsunternehmen institutionalisierte Mentoring zurückzugreifen. Dabei offenbart sich jedoch die Schwäche des Mentorings als organisationsabhängige Form von Intervention. Die interviewten Berater bemängeln, sie hätten sogar mit ihrem Mentor karrierestrategisch interagieren müssen. Unternehmensberater GM beschreibt diese Unsicherheit bei gleichzeitiger Notwendigkeit, Selbstsicherheit intern inszenieren zu müssen: GM/BIO/30: Ja, du weißt halt nicht genau, mit wem du wirklich reden kannst und mit wem nicht. Also es stellt sich auch gegenüber dem Mentor kein wirkliches Vertrauensverhältnis ein. [...] Die Firma lebt auch nach innen davon, dass halt gezeigt wird, dass die Leute ihre Sachen im Griff haben. Und wenn ich wegen jedes Problems da zum Mentor hinrenne, dann zeige ich, dass ich das nicht habe, und dann begebe ich mich automatisch in eine Rolle, die passiv wird, und das will Unternehmensberatung X nicht.
Für die oben beschriebene Konfliktsituation im Team würden sich somit Teamsupervisionen empfehlen (siehe hierzu u.a. Schreyögg 2004, S.333), welche die Organisationsunabhängigkeit betonen und in denen Berater sozusagen in ihrer eigenen Beratungstätigkeit beraten werden – im Sinne einer Meta-Beratung. Dieser Bedarf an organisationsunabhängiger Beratung zeigte sich vor allem auf individueller Ebene. Aktuell kommen die Unternehmensberater ihrem Bedürfnis nach organisationsunabhängigen Gesprächspartnern durch ihr privates Umfeld nach. Spätestens ab der fünften Stufe fehlen häufig Sparringspartner und Vorbilder als Orientierungsanker für die eigene Arbeitsqualität. Dies ist ein weiterer Ansatzpunkt für eine supervisorisch begriffene Meta-Beratung, in der Pädagogen mit einem unternehmensberaterischen Fach- und Erfahrungswissen tätig werden können. Bezüglich der Handlungsfelder für Pädagogen im Rahmen der Kompetenzentwicklung und Professionalisierung von Unternehmensberatern ist vor allem auf die Dimension der Vermittlung innerhalb der Beratungslogik zu rekurrieren. Im Hinblick auf dieProfessionalisierungsbedürftigkeit pädagogischen Handelns (vgl. Oevermann 2002) offenbart sich hier ein dritter Bezugspunkt für Meta-Beratung, indem Pädagogen als Vorbilder für diese Dimension der Handlungslogik dienen und bezüglich der Optimierung dieser Prozesse beratend für Unternehmensberater tätig werden können. Dies bezieht sich dann nicht nur auf die externe Vermittlungsdimension zwischen Berater und Klient, sondern vor allem auch intern z. B. auf die obige Coaching-Funktion von Projektleitern. Resümierend ist festzuhalten, dass Kompetenzentwicklung und Professionalisierung in der Unternehmensberatung nicht nur ein Handlungsfeld, sondern v.a.
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hinsichtlich des Vermittlungsaspekts von Beratung ein weiter zu explorierendes Forschungsfeld für Pädagogen darstellt. Literatur Bredl, K. (2005): Kompetenz von Beratern: Analyse des Kompetenzerwerbs bei Unternehmensberatern im Kontext der Expertiseforschung. Regensburg: Dissertation. Bremer, R. (2005): Lernen in Arbeitsprozessen. In: Rauner, Felix (Hrsg.): Handbuch Berufsbildungsforschung. Bielefeld: W. Bertelsmann, S. 282-294. Chomsky, N. (1970): Aspekte der Syntaxtheorie. Berlin: Akademie-Verlag. Dahl, E. (1966): Die Unternehmensberatung: Eine Untersuchung ausgewählter Aspekte beratender Tätigkeiten in der Bundesrepublik Deutschland. Meisenheim am Glan: Hain (Kölner Beiträge zur Sozialforschung und angewandten Soziologie, Band 4). Franke, G. (2005): Facetten der Kompetenzentwicklung. Bielefeld: W. Bertelsmann. Giddens, A. (1984): The Constitution of Society: Outline of the Theory of Structuration. Cambridge: Polity Press Habermas, J. (1987): Theorie kommunikativen Handelns, Band 1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung, 4. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Havighurst, R. J. (1953): Human Development and Education. New York, London: Longman. Hericks, U. (2006): Professionalisierung als Entwicklungsaufgabe: Rekonstruktion zur Berufseinstiegsphase von Lehrerinnen und Lehrern. Wiesbaden: VS (Studien zur Bildungsgangsforschung, Band 8). Herking, T.-V. (i.V.): Beratungskompetenz und Professionalität von Unternehmensberatern: Pädagogische Unternehmensberatungsforschung zur Struktur, Evolution und Meta-Beratung. Bielefeld: Dissertation. Kieser, A. (1998): Immer mehr Geld für Unternehmensberatung – und wofür? In: OrganisationsEntwicklung. 17/2, S. 63-69. Neuberger, O. (2002): Rate mal! Phantome, Philosophien und Phasen der Beratung. In: Mohe, M./Heinecke, H. J./Pfriem, R. (Hrsg.): Consulting: Problemlösung als Geschäftsmodell: Theorie, Praxis, Markt. Stuttgart: Klett-Cotta, S. 135-161. Oevermann, U. (2002): Professionalisierungsbedürftigkeit und Professionalisiertheit pädagogischen Handelns. In: Kraul, M./Marotzki, W./Schweppe, C. (Hrsg.): Biographie und Profession. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, S. 19-63. Pfadenhauer, M. (2003): Professionalität: Eine wissenssoziologische Rekonstruktion institutionalisierter Kompetenzdarstellungskompetenz. Opladen: Leske + Budrich. Schreyögg, A. (2004): Supervision: Ein integratives Modell. Lehrbuch zu Theorie und Praxis, 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS. Schütze, F. (1992): Sozialarbeit als „bescheidene“ Profession. In: Dewe, B./Ferchhoff, W./Radtke, F.-O. (Hrsg.): Erziehen als Profession: Zur Logik professionellen Handelns in pädagogischen Feldern. Opladen: Leske + Budrich, S. 132-170. Vonken, M. (2005): Handlung und Kompetenz: Theoretische Perspektiven für die Erwachsenen- und Berufspädagogik. Wiesbaden: VS.
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V. Evaluation der Beratung in und von Organisationen
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Bildungsberatung und Vernetzung auf kommunaler Ebene
Bildungsberatung und Vernetzung auf kommunaler Ebene. Zentrale Ergebnisse einer Evaluationsstudie Claudia Strobel
1.
Bildungsberatung im Kontext des Lebenslangen Lernens
Die schnellen Modernisierungsprozesse der heutigen Gesellschaft stellen die Menschen vor große Herausforderungen im Bereich Bildung und Weiterbildung und führen zu zunehmender Desorientierung im Bereich Beruf und Beschäftigung. Die Europäische Union stellt die (Bildungs-)Beratung als wichtige Unterstützung im Lebenslangen Lernen heraus. So fordert der Rat der Europäischen Union in vier Leitprinzipien den Ausbau der Beratung in allen Mitgliedsstaaten (vgl. Rat der Europäischen Union 2008, S.8-11). Das erste Leitprinzip beinhaltet die Förderung der Fähigkeit zur Planung der beruflichen Laufbahn in jedem Lebensabschnitt. Im zweiten Leitprinzip wird die Erleichterung des Zugangs aller BürgerInnen zu den Beratungsdiensten gefordert. Dies beinhaltet einen von den Rahmenbedingungen (z. B. dem Informationsstand) unabhängigen Zugang zu Beratung. Hierzu sind u.a. eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, ein transparentes und leicht zugängliches Beratungsangebot und die Bereitstellung von Hilfsangeboten zur Anerkennung von Lernleistungen erforderlich. Die dritte Forderung betrifft die Entwicklung der Qualitätssicherung in den Beratungsdiensten. Hochwertige Beratungsdienste sollen durch Verbesserungen in der Informationsqualität und durch die Gewährleistung ihrer Objektivität, durch die passgenaue Zuschneidung der Beratung auf den jeweiligen Adressaten, durch Verbesserungen des Berufsprofils und der Qualifikation des Beratungspersonals, sowie durch Festlegungen von Qualitätsstandards für Beratung erreicht werden. Das vierte Leitprinzip der Europäischen Union richtet sich an die Förderung der Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene (vgl. ebd.). Diese Leitprinzipien der Europäischen Union verdeutlichen den Stellenwert, den Beratung einnimmt bzw. in Zukunft einnehmen soll. Für Deutschland ergibt sich die Notwendigkeit, Bildungsberatung im Sinne des Lebenslangen Lernens auszubauen und durch geeignete strukturelle Entwicklungen weiter voranzubringen. Beratung kann in diesem Sinne zu einem festen Bestandteil aller Bildungs-
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bereiche werden, um den Individuen in den unterschiedlichsten Lebenslagen Hilfe und Unterstützung anbieten zu können. Eine Vielzahl an Angeboten im Bildungs- und Weiterbildungsbereich und die damit verbundene Unübersichtlichkeit führen also dazu, dass der Bildungsberatung eine immer stärkere Notwendigkeit und eine wachsende Bedeutung zugesprochen werden. Dabei reicht es oftmals nicht mehr aus, trägergebunden auf die Angebote der eigenen Einrichtung hinzuweisen. Vielmehr ist eine umfassende trägerübergreifende und auch orientierende Einzelberatung der Individuen nötig (Eckert/Schiersmann/Tippelt 1997). Diese erfordert die Kooperation und Vernetzung von unterschiedlichen Einrichtungen im Bildungsbereich und im Sinne des Lebenslangen Lernens die Beratung von Menschen aller Altersstufen. Voraussetzung für die Kooperation der unterschiedlichen Einrichtungen ist es, den gemeinsamen Handlungsbedarf zu erkennen und Ziele zu definieren, um den Aufbau einer übergreifenden Beratungsstelle anzustreben. Die Landeshauptstadt München hat sich zum Ziel gesetzt, (Bildungs-) Beratungskompetenzen aus dem Weiterbildungs- und Schulbereich zu bündeln und die dafür notwendigen Stellen zu vernetzen und damit den BürgerInnen einen umfassenden Service anzubieten. Der vorliegende Beitrag stellt Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung dieses Projekts vor. Dabei wird der Fokus auf die Zielgruppen sowie auf die Zusammenarbeit und Vernetzung der unterschiedlichen Einrichtungen gelegt (vgl. Strobel/Tippelt 2009). 2.
Das Projekt und seine wissenschaftliche Begleitung
Vor dem Hintergrund der gestiegenen Bedeutung der Beratung, der Anforderungen der Europäischen Union und der differenzierten Ausgestaltung des Beratungsangebots wurde in München in den Jahren 2006-2008 die städtische Schulberatung mit der Weiterbildungsberatung zu einer gemeinsamen trägerübergreifenden Beratungsstelle zusammengeschlossen. Grundlage dieses Projekts ist ein Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2006, der den Aufbau einer trägerübergreifenden und -neutralen Beratungsstelle, die Förderung des Bildungs- und Weiterbildungsmarketings, die Vernetzung von Bildungsträgern und die Entwicklung von Qualitätsstandards für die Beratung beinhaltete. Dazu sollten vorhandene Strukturen genutzt werden, um im Sinne des Lebenslangen Lernens ein möglichst umfassendes Beratungsangebot zu ermöglichen. Die Finanzierung wurde durch drei beteiligte Institutionen geleistet: das Schulreferat der Stadt München, das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München, sowie die Münchner
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Volkshochschule, die schon zuvor an der Weiterbildungsberatungsstelle beteiligt war. Die Wissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgte während der Projektlaufzeit durch den Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. Rudolf Tippelt). Die Evaluation wurde formativ umgesetzt, sodass während der gesamten Projektlaufzeit Zwischenergebnisse der Wissenschaftlichen Begleitung in die Entwicklung der Beratungsstelle einfließen konnten (vgl. Strobel/Tippelt 2009).
Abbildung 1:
Das Konzept der Wissenschaftlichen Begleitung (vgl. Strobel/Tippelt 2009)
Das Konzept (vgl. Abb. 1) der Wissenschaftlichen Begleitung umfasste neben Interviews mit den BeraterInnen zu zwei Zeitpunkten und Interviews mit Akteuren anderer Münchner Beratungsstellen auch den Einsatz eines Kurzfragebogens bei den Ratsuchenden sowie Gruppendiskussionen mit den Ratsuchenden und eine telefonische Nachbefragung ausgewählter Ratsuchender als OutcomeErhebung. So konnte ein umfassendes Bild der Beratungsstelle und seiner Akteure, sowie der Entwicklungen erfasst und in die Analyse einbezogen werden. Neben diesen Erhebungen wurden kontinuierlich Materialien der Beratungsstelle (Protokolle usw.) ausgewertet. In der Bildungs- und Weiterbildungsberatungsstelle wird neben der Weiterbildungsberatung auch Schulberatung zu Themen der Realschule, des Gymna-
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siums und der beruflichen Schulen angeboten1. Die Beratung richtet sich an alle BürgerInnen Münchens, die sich telefonisch oder vor Ort (Face-to-Face) beraten lassen möchten. Als besondere Angebote werden auch Gruppenberatungen sowie die Kompetenzbilanzierung mit dem ProfilPass durchgeführt. Seit Januar 2009 ist die Münchner Bildungs- und Weiterbildungsberatungsstelle darüber hinaus auch in der Beratung für die Bildungsprämie (Prämiensparen) aktiv. 3.
Ausgewählte Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung
Die Vernetzung und der Aufbau der Beratungsstelle konnte in der Projektlaufzeit erfolgreich umgesetzt werden. An der Kooperation um und mit der Beratungsstelle beteiligten sich neben den Projektverantwortlichen (Schulreferat, Referat für Arbeit und Wirtschaft, MVHS) auch Bildungsträger, die Kammern (IHK und HWK) sowie andere Beratungsstellen (z.B. der Schulpsychologische Dienst oder die Bildungsberatung International). Diese Einrichtungen erkannten den gemeinsamen Handlungsbedarf, den BürgerInnen Münchens eine im Sinne des Lebenslangen Lernens umfassende Beratung zu den Themen Bildung, Beruf und Beschäftigung zu ermöglichen. Die Zusammenlegung der unterschiedlichen Beratungseinrichtungen war zu Beginn nicht ganz einfach, da die BeraterInnen aus unterschiedlichen Kontexten und mit verschiedenen Ausbildungen nun in einer gemeinsamen Stelle arbeiten sollten. Alle BeraterInnen erkannten jedoch schnell, dass sie voneinander profitieren können und der Wissensaustausch für die Akteure von großer Bedeutung für die tägliche Arbeit ist. Dagegen hemmen die sehr unterschiedlichen Stundenkontingente der BeraterInnen diesen Austausch, wie auch die gesamte Beratungsarbeit. Die BeraterInnen aus dem Bereich der Schulberatung sind häufig nur für einige Stunden pro Woche in der Beratungsstelle tätig. Dies bedingt, dass einige nie gemeinsam in der Einrichtung sind, eine Zusammenarbeit somit kaum stattfinden kann. Für die Ratsuchenden ergibt sich daraus das Problem, dass Beratung zu bestimmten Themen nur an einigen Tagen der Woche möglich ist. Ein wichtiger förderlicher Faktor ist, dass in der Bildungs- und Weiterbildungsberatungsstelle neutral, das heißt nicht trägergebunden, beraten werden kann. Dadurch, dass die Beratungsstelle trägerunabhängig aufgebaut ist, können neutrale Bildungsangebote vermittelt werden und die Ratsuchenden werden über die reine Informationsweitergabe hinaus beraten (vgl. auch Tippelt 1997).
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Grund- und Hauptschulberatung findet aktuell nicht statt, da die Grund- und Hauptschulen Münchens sich in staatlicher Trägerschaft befinden.
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Ein weiterer Vorteil der Beratungsstelle ist ihre zentrale Lage (in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof) und die Ausstattung der Beratungsräume. Dies ermöglicht eine gute Erreichbarkeit durch die Ratsuchenden und ein gutes Ambiente für die Beratungen. Für die BeraterInnen von Vorteil ist die Terminvergabe durch die Sekretärin der Stelle, wodurch jeder Ratsuchende einen persönlichen Beratungstermin bekommt. Für jede Beratung ist eine Zeit von bis zu zwei Stunden vorgesehen, die gerade in der Weiterbildungsberatung häufig auch in Anspruch genommen wird. Einschränkend wird von den BeraterInnen die schlechte technische Ausstattung benannt, die telefonische Beratungen (durch eine veraltete Telefonanlage) erschwert. Diesem Problem wird aktuell durch die Erneuerung der Telefonanlage begegnet. Die Ratsuchenden Die durch den Fragebogen befragten Ratsuchenden waren zum größten Teil weiblich (72%) und zwischen 20 und 39 Jahre alt. Die meisten befragten Ratsuchenden sind ledig (61%), 24% sind verheiratet und knapp 11% der Ratsuchenden sind geschieden (Rest: getrennt lebend, verwitwet). Der höchste Bildungsabschluss der Ratsuchenden ist bei beinahe 40% der Befragten das Abitur oder Fachabitur. Einen Realschulabschluss haben 34%, 17% geben einen Hauptschulabschluss an. Nur 4% sind nach eigenen Angaben ohne Abschluss, wobei hier wiederum über die Hälfte dieser Antwortenden angibt, noch in der Schule zu sein. Dadurch wird auch deutlich, dass es eine wichtige Aufgabe der Beratungsstelle sein muss, sogenannte Bildungsferne und Niedrigqualifizierte verstärkt zu erreichen, um auch diesen Personen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzubilden und die eigenen Beschäftigungschancen zu erhöhen (vgl. Strobel/Tippelt 2009). Wie oben schon erwähnt, ist für jede Ratsuchende bzw. jeden Ratsuchenden, die bzw. der die Beratungsstelle aufsucht, eine Beratungszeit bis zu zwei Stunden möglich. Abbildung 2 zeigt, dass die Beratungsdauer mit dem Alter der Ratsuchenden variiert, d.h. dass jüngere Ratsuchende eher kürzere, ältere Ratsuchende eher längere Beratungen in Anspruch nehmen.
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>50 Jahre 40-49 Jahre <61 Minuten 61-90 Minuten
30-39 Jahre
91-120 Minuten >120 Minuten
20-29 Jahre <20 Jahre 0%
20%
40%
60%
80%
100%
Abbildung 2: Dauer der Beratungen in den Altersgruppen (n=1031) (vgl. Strobel/Tippelt 2009) Bei den Ratsuchenden unter 20 Jahren bleibt die Dauer der Beratungen meist unter einer Stunde. Längere Beratungen sind v.a. bei den über 40jährigen zu erkennen. Ein Grund dafür könnte sein, dass mit zunehmendem Alter mehr biografische Aspekte in die Beratung einbezogen werden müssen und die Lebensumstände häufig sehr komplex sind. Ein weiterer Aspekt ist, dass durch das Angebot der Kompetenzbilanzierung mit dem ProfilPass längere Beratungen nötig sind und dieses Angebot häufig von der Zielgruppe ab 40 Jahren genutzt wird. Die Beratungsanliegen der Ratsuchenden konzentrieren sich v.a. auf das Finden einer geeigneten Weiterbildung, die Planung des beruflichen Werdegangs, die berufliche Neuorientierung und die Schullaufbahnberatung. Bei der differenzierten Betrachtung der Beratungsschwerpunkte bei Frauen und Männern sind Unterschiede bei dem Thema „Finden einer passenden Weiterbildung“ zu erkennen, der bei Frauen an erster Stelle steht. Dagegen ist das Thema „Planung des beruflichen Werdegangs“ für die ratsuchenden Männer am wichtigsten (vgl. ebd.). Eine spezielle Gruppe der Ratsuchenden stellen Personen mit Migrationshintergrund dar. Im Fragebogen wurde einerseits nach der Staatsangehörigkeit der Ratsuchenden und andererseits nach dem eigenen Geburtsland sowie dem
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Geburtsland der Eltern gefragt. Knapp ein Fünftel (19%) aller Ratsuchenden haben keine deutsche Staatbürgerschaft, wobei die Breite der unterschiedlichen Herkunftsländer sehr groß ist, sodass insgesamt 58 verschiedene Länder identifiziert werden konnten. Die Frage nach den Geburtsländern ergab ein differenzierteres Bild. Hier geben 61% der Ratsuchenden an, dass ihre Eltern beide in Deutschland geboren sind. Knapp 40% der Ratsuchenden weisen einen Migrationshintergrund auf, d.h. dass ein Elternteil oder beide Elternteile nicht in Deutschland geboren sind. Betrachtet man die Beratungsschwerpunkte, die Ratsuchende nicht-deutscher Herkunft angeben, so ist für sie v.a. das Finden einer passenden Weiterbildung wichtig. Unterschiede zu deutschen Ratsuchenden ergeben sich bei den Themen „Studienberatung“ und „Allgemeinbildung“, die verstärkt von den ausländischen Ratsuchenden nachgefragt werden. Dagegen sind „Schullaufbahnberatung“ und „berufliche Neuorientierung“ eher Themen der Ratsuchenden mit deutscher Staatsangehörigkeit. Diese Daten zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund eine wichtige Zielgruppe der Beratung darstellen, deren spezifische Bedürfnisse in der Beratung Eingang finden. Für die BeraterInnen ist es dabei wichtig, ihre Kompetenzen stetig zu erweitern, um diesen speziellen Anforderungen gerecht zu werden. Als wichtigste Barrieren für Bildungsberatung konnten in den Gruppendiskussionen folgende Faktoren identifiziert werden: Ein Hindernis, warum Personen die Beratungsstelle nicht aufsuchen, ist die zu geringe Bekanntheit der Einrichtung, d.h., dass viele Münchner Bürgerinnen die Beratungsstelle nicht kennen. Ein weiterer wichtiger Grund ergibt sich aus dem fehlenden Beratungsbedarf. Viele Menschen sehen den Nutzen von Bildungsberatung nicht, bzw. zeigen wenig Interesse an Weiterbildung oder Themen der beruflichen Neuorientierung (vgl. ebd.). Der Aspekt keine Zeit für Beratung spielte in den Gruppendiskussionen eine eher geringe Rolle. Als alternative Informationsquellen wurde neben dem Internet der private Bereich (Freunde, Familie und Bekannte) angegeben. Es kann vermutet werden, dass für bildungsferne Zielgruppen eine verstärkte Angst vor Misserfolg, vor Überforderung und vor Veränderung dazu beiträgt, die Bildungsberatung nicht aufzusuchen, wie dies auch für die NichtTeilnahme an Weiterbildung gilt (vgl. Tippelt et al. 2003). Ein wichtiges Ziel der wissenschaftlichen Begleitung war die Erfassung der Zufriedenheit und der Wirkungen der Beratung. Die Zufriedenheit bei den Ratsuchenden wurde im Fragebogen und bei der telefonischen Nachbefragung ausgewählter Ratsuchender erhoben. Im Fragebogen äußerten sich die Ratsuchenden sehr positiv, v.a. mit der Kompetenz der Beraterin bzw. des Beraters sowie mit der Beratung allgemein waren die Befragten sehr zufrieden (vgl. Abb. 3).
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90%
Zufriedenheit der Ratsuchenden…
80% 70%
… mit der Beratung allgemein
60% 50%
… mit dem Beratungsergebnis
40% … mit der Kompetenz des Beraters/der Beraterin
30% 20% 10% 0% sehr zufrieden
zufrieden
weniger zufrieden
unzufrieden
Abbildung 3: Zufriedenheit der Ratsuchenden mit der Beratung, dem Beratungsergebnis und der Kompetenz der Beraterin/des Beraters (n=10411053) (vgl. Strobel/Tippelt 2009) Die hohe Zufriedenheit mit der Beratung hat ihre Begründung v.a. in der Kompetenz und dem Wissen der BeraterInnen, sowie in den guten Kontakten, die es den BeraterInnen ermöglicht, Ratsuchende gezielt und effektiv an weitere Stellen zu verweisen oder auch nur Empfehlungen auszusprechen. Ein weiterer Grund für die positiven Bewertungen ist die zeitliche Intensität, mit der Beratungen durchgeführt werden. So haben die Ratsuchenden das Gefühl, die Beraterin bzw. der Berater nimmt sich Zeit und kann eine umfassende Beratung leisten. Des Weiteren loben die Ratsuchenden die trägerneutrale unabhängige Beratung sowie das kostenlose Angebot. Nur die Zufriedenheit mit dem Beratungsergebnis ist nicht ganz so hoch, wie bei den anderen beiden Aspekten. In den Gruppendiskussionen fanden sich als Begründungen für dieses Ergebnis, dass dafür nicht der Beratungsprozess verantwortlich ist, sondern häufig subjektiv erhoffte Möglichkeiten in der Realität nicht umzusetzen waren. Dies betrifft z. B. geplante Schulwechsel, die sich als nicht realisierbar herausstellten oder das fehlende Angebot für eine Weiterbildung oder Ausbildung, das eine berufliche Neuorientierung nicht gelingen ließ (vgl. Strobel/Tippelt 2009). Die Wirkungen der Beratungen wurden über eine telefonische Nachbefragung mit 40 ausgewählten Ratsuchenden durchgeführt. Die Ratsuchenden wur-
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den ca. ein halbes Jahr nach ihrer Beratung danach befragt, was aus der Beratung umgesetzt werden konnte und wie sie die Beratung aus der heutigen Sicht bewerten. Dabei ist anzumerken, dass beinahe alle befragten Personen die Beratung als bereichernd empfanden. Keine bzw. geringe Umsetzung der Beratungsergebnisse fand statt, wenn der Zeitaufwand zu groß war, sich Lebensumstände veränderten (z. B. durch eine Schwangerschaft), durch eine gefundene Arbeitsstelle der Bedarf für eine Fortbildung nicht mehr vorhanden war oder die Umsetzung des Beratungsergebnisses mit zu hohen Kosten verbunden war. In wenigen Ausnahmefällen wurde die Beratung als überflüssig und nicht zielführend bewertet. Die meisten Ratsuchenden nahmen aus der Beratung eine Motivationssteigerung mit, da sie in der Beratung gestärkt und unterstützt wurden, ihren eigenen Bildungsweg aktiv zu gestalten. Beratungsergebnisse konnten umgesetzt werden, indem eine Fortbildung oder ein Kurs begonnen wurde oder SchülerInnen ihre Schule erfolgreich wechseln oder in der Schule verbleiben konnten. In einigen Fällen führte das Beratungsgespräch auch dazu, dass eine Ausbildung begonnen wurde oder eine (neue) Arbeitsstelle gefunden wurde. Die Bewertung der Beratungsstelle durch die Ratsuchenden in dieser Outcome-Befragung fällt ebenfalls positiv aus. Mit dem zeitlichen Abstand von ca. einen halben Jahr beurteilen die Ratsuchenden die Beratung etwas schlechter als im Fragebogen unmittelbar nach der Beratung. Dies zeigt sich insbesondere bei der Zufriedenheit mit dem Beratungsergebnis. Viele Ratsuchende erkennen erst nach einiger Zeit, dass das Erreichen eines Beratungsziels mit viel Arbeit und Anstrengung zusammenhängt, bzw. das Beratungsergebnis nur schwer umsetzbar oder mit Hindernissen verbunden ist. Allerdings muss hervorgehoben werden, dass die Ratsuchenden mit der Kompetenz der BeraterInnen auch in der telefonischen Nachbefragung sehr zufrieden sind (vgl. ebd.). 4.
Fazit und Ausblick
Wie an den oben dargestellten Ergebnissen zu erkennen ist, konnten sich die Strukturen der Münchner Bildungs- und Weiterbildungsberatungsstelle erfolgreich etablieren und im Sinne der Europäischen „Lifelong-Guidance-Strategie“ Information, Beratung und Orientierung für die Menschen in den Fokus ihrer Arbeit stellen (vgl. Rat der Europäischen Union 2008). Von besonderer Bedeutung ist die Trägerneutralität, die von BeraterInnen sowie von den Ratsuchenden immer wieder als wichtig für die erfolgreiche Beratung herausgestellt wurde. Für die weitere Entwicklung der Beratungsstelle muss ein wichtiges inhaltliches Ziel sein ein niedrigschwelliges, unabhängiges und bildungsanbieterübergreifendes Beratungsangebot bereitzustellen, das es ermög-
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licht, alle Menschen zu erreichen. Insbesondere sollen diejenigen Personengruppen erreicht werden, die zu den sogenannten bildungsfernen Gruppen gehören. Die kommunale Anbindung befördert die Glaubwürdigkeit der Beratungsstelle, sodass deutlich wird, dass kein Eigeninteresse hinter den Beratungen steht und eine kostenfreie Beratung möglich ist. Die Unterstützung durch die Träger (Referate der Stadt München, Münchner Volkshochschule) sowie durch den unabhängigen und plural zusammengesetzten Beirat sind notwendig, um die Akteure der Beratungsstelle in inhaltlichen und strukturellen Fragen zu beraten und die Kooperation mit wichtigen Einrichtungen aufrechtzuerhalten. Literatur Eckert, T./Schiersmann, Ch./Tippelt, R. (1997): Beratung und Information in der Weiterbildung. Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Band 12. Baltmannsweiler. Rat der Europäischen Union (2008): Entwurf einer Entschließung des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten zu einer besseren Integration lebensumspannender Beratung in die Strategien für lebenslanges Lernen. Verfügbar unter: http://register.consilium.europa.eu/pdf/de/08/st15/st15030.de08.pdf, aufgerufen am 22.04.2009. Strobel, C./Tippelt, R. (2009): Trägerübergreifende Bildungs- und Weiterbildungsberatung. Erfahrungen beim Aufbau einer Beratungseinrichtung in München. In Druck. Tippelt, R. (1997): Beratung in der Weiterbildung: Grundlagen und Perspektiven. In: Tippelt, R./Eckert, T./Barz, H. (Hrsg.): Markt und integrative Weiterbildung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 1-69. Tippelt, R./Weiland, M./Panyr, S./Barz, H. (2003): Weiterbildung, Lebensstil und soziale Lage in einer Metropole. Studie zu Weiterbildungsverhalten und -interessen der Münchner Bevölkerung. Bielefeld: Bertelsmann.
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Ein integratives Modell zur Präzisierung von Qualitätseinflüssen
Ein integratives Modell zur Präzisierung von Qualitätseinflüssen – Evaluation von Beratung in Berliner LernLäden Helga Stock/ Sylvana Dietel
Das Projekt 2006 und 2007 begleiteten wir unter Federführung von Wiltrud Gieseke (Abt. Erwachsenenbildung/ Weiterbildung der Humboldt-Universität zu Berlin) und im Auftrag der Koordinierungsstelle Qualität der zukunft im zentrum GmbH in wissenschaftlicher Funktion den Prozess der Entwicklung und Präzisierung von Qualitätsanforderungen in der Weiterbildungsberatung in den Berliner LernLäden. 1.
Was sind LernLäden?
Die Berliner LernLäden sind Teilprojekte des LernNetzes Berlin-Brandenburg e.V. Sie sind drei öffentlich geförderte Beratungsstellen, die trägerneutrale, kostenfreie und zielgruppenoffene Bildungsberatung anbieten. Sie liegen an gut frequentierten Straßen Berlins in Pankow, in Neukölln und am Ostkreuz. Potentiell Interessierten wird in Form einer offenen Einrichtung mit breiter Angebotspalette rund um das Thema Weiterbildung, die man wie einen Laden ohne Anmeldung oder Vorbestellung betritt, niedrigschwellig Zugang ermöglicht. Folgende Dienstleistungen können zu ladentypischen Öffnungszeiten in Anspruch genommen werden:
informative Kurzberatung persönliche und individuell ausführliche Bildungsberatung Hilfe bei der Suche von Bildungsangeboten im Internet Zugang zum Info-Online-Portal Online- und Telefonberatung Weiterbildungsberatung klein- und mittelständischer Unternehmen.
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Die Angebote der LernLäden sind schwerpunktmäßig auf berufliche Weiterbildung orientiert, denn die meisten dort Ratsuchenden werden durch die regionalen Jobcenter aufgefordert, sich in den LernLäden im Hinblick auf eine Weiterbildung beraten zu lassen. Weiterhin gibt es allgemein interessierte Laufkundschaft. LernLäden entstanden als eine Antwort der Praxis auf die im Rahmen der Transformationsgesellschaft beobachtbare Entgrenzung des Lernens – mit der Intention, den Individuen je nach gesellschaftlicher Lebenslage Hilfe und Unterstützung bei der kontextualen Ausdeutung ihrer Lernbedürfnisse und -interessen anzubieten. Diese Optionen stellen ein reflexives (im Sinne von „verstehend“) Angebot dar und grenzen sich damit von normativ intendierten Angeboten ab. Beratung in dieser Form unterstützt Suchbewegungen und Selbstverge-wisserungen. Es geht um die Verständigung über Lernprozesse im Lebenslauf und die Klärung lernrelevanter Sinnkontexte (Schäffter 2008). In den LernLäden werden dafür informative, aber auch situative und biographieorientierte Beratungsangebote unterbreitet (Stock/ Dietel/ Gieseke 2007). Für viele wird die Weiterbildungslandschaft durch die steigende Rücknahme der gesellschaftlichen Verantwortung und einen sich zunehmend privatwirtschaftlich organisierenden und expandierenden Weiterbildungsmarkt immer unübersichtlicher. Gleichzeitig wollen oder müssen sich viele für eine Weiterbildungsmaßnahme entscheiden – z. B. auf Druck des Jobcenters -, die ihren Lebensweg ein Stück weit prägt. 2.
Unser Anliegen
Vor diesem Bedingungsgeflecht war es unser Anliegen, im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung ein Evaluationskonzept zu entwickeln und umzusetzen, das den Prozess der Reflexion der Beratungsqualität in Verbindung mit der Entwicklung von Qualitätskriterien in den LernLäden dokumentiert, mit den Beteiligten kommuniziert und wertet. Folgende Aspekte stellten wir in den Mittelpunkt:
Rahmenbedingungen, in die der Beratungsprozess eingebunden ist, den konkreten Beratungsprozess in seinem Verlauf und die Einschätzung der Rahmenbedingungen und des Beratungsprozesses aus der Sicht der zu Beratenen und des Personals der LernLäden.
Besonders wichtig war uns, auch einen Fokus auf die Ratsuchenden zu setzen, denn die Rolle des Klienten wird – etwa nach Einschätzung von Autoren wie
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Sangüesa – bisher nicht erkannt (vgl. den Überblick bei Fox 2009), wir würden sagen, unzureichend erkannt. Unsere Untersuchungen wurden theoriegeleitet auf empirischer Ebene durchgeführt. Sie bewegen sich auf den vier Dimensionen des Prozessmodells: Kunde/in (RatsuchendeR), BeraterIn, Prozess und Ergebnis. Zur Erkenntnisgewinnung nutzten wir ein qualitatives Evaluationsdesign, das wie folgt begründet ist: Ziel war eine wertende Beschreibung zur Qualität der Rahmenbedingungen, der Prozessverläufe und der Ergebnisse der Beratungen in den Berliner LernLäden. Dabei orientierten wir uns einerseits an normativen Qualitätsvorgaben auf ordnungspolitischer (Bildungsangebot und Bildungsnachfrage) und professionstheoretischer (hohes wissenschaftliches und theoretisches Niveau) Ebene (Gieseke 2004), andererseits sollten gemeinsam mit den Beteiligten Qualitätskriterien entwickelt werden, durch die die Spezifik der Beratung in den Berliner LernLäden transparent wird. In diesem Prozess waren uns das Wissen, die Erfahrungen und die Intentionen der Beteiligten sehr wichtig. Beratungsqualität ist in hohem Maße durch subjektive Faktoren determiniert und auf der quantitativen Ebene schwer messbar, durch ein interpretativ geprägtes Methodendesign eröffnen sich jedoch Zugänge (Stock/ Schröder 2008). 3.
Gegenstandsadäquate Methodenwahl
Es boten sich qualitative Methoden an, die nach Lamnek (1995) Prozesse rekonstruieren, durch die die soziale Wirklichkeit in ihrer sinnhaften Strukturierung hergestellt wird. Durch Nutzung dieses methodischen Ansatzes sind auf Verstehen und Explikation gerichtete Analysen und Interpretationen möglich, die den vielschichtigen und sensiblen Beratungssituationen angemessen erscheinen. Dadurch wird die Bedeutung quantitativer Verfahren keineswegs in Frage gestellt, quantitative Daten sind z. B. durch die verpflichtenden statistischen Erhebungen in den LernLäden präsent. Unser methodisches Vorgehen unterteilt sich in zwei Teilbereiche: 1. Teil
Schaffen einer gemeinsamen Arbeitsgrundlage Teilnehmende Beobachtung in den Beratungen Feedback-Gespräch mit den BeraterInnen Nachgängige Interviews mit den Ratsuchenden
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Helga Stock/ Sylvana Dietel Diskussion und Reflexion der Ergebnisse gemeinsam mit den BeraterInnen in jedem LernLaden Ergebnissicherung auf der reflektierten Ebene (Metaebene)
2. Teil
Interviews mit den LeiterInnen und Qualitätsbeauftragten der LernLäden Interviews mit den gesellschaftlichen Verantwortungsträgern Erfahrungsaustausch zwischen Auftraggebern, wissenschaftlicher Begleitung, Vertretern der LernLäden, um Ergebnisse zusammenzuführen und zu reflektieren
Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung konzentrierten wir uns auf zwei qualitative Methoden: die teilnehmende Beobachtung und das Leitfadeninterview. 3.1 Teilnehmende Beobachtung Die teilnehmende Beobachtung stellte das Kernstück des ersten Untersuchungsabschnittes dar. Ausgehend von der Komplexität des Beratungsprozesses war es das Anliegen, den Beratungsprozess zu analysieren, einzelne Aspekte in ihren Zusammenhängen, ihren Hierarchien und Vernetzungen zu verstehen, die Handlungsspielräume und die Handlungszwänge von Ratsuchenden und BeraterInnen zu erfassen – stets eingedenk der Tatsache, dass Beratung ein gemeinsamer Prozess ist, in den sich Beratende und Ratsuchende einbringen. Wir stellten uns den Beteiligten mit unserem Anliegen vor und nahmen an dem Beratungsgespräch teil, ohne uns an den zu untersuchenden Interaktionen (Atteslander 2006) zu beteiligen. Diese Methode war für unsere Untersuchungen sehr geeignet, weil sie einen unmittelbaren Zugang zu den Beratungsverläufen ermöglichte. D.h., die konkrete Beratungssituation erschloss sich uns nicht nur über Worte, sondern das unmittelbare Erleben des Beratungsgeschehens ermöglichte einen Gesamteindruck, der auch Atmosphäre, Stimmungen, Mimik, Gestik, nonverbale Handlungen wie etwa das Zeigen von Informationen auf dem Bildschirm, in Flyern, Broschüren u.ä. einschloss. Der Einsatz dieser Methode, der ForscherInnen diesen unmittelbaren Zugang gewährt, ist an sehr sensible Bedingungen geknüpft und daher oft schwierig realisierbar. Durch das ausführliche Erläutern des Forschungsanliegens und das
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Transparentmachen des Forschungssettings wurde eine Vertrauensbasis geschaffen, die eine teilnehmende Beobachtung (mit Tonbandaufzeichnung) ermöglichte. Merkmale und Schritte unserer Konzeption zur teilnehmenden Beobachtung waren:
absolute Freiwilligkeit, d.h. jeder Beraterin, jedem Berater wurden die Ziele der teilnehmenden Beobachtung erläutert, die Beobachtungsschwerpunkte wurden offen gelegt. Jede Ratsuchende, jeder Ratsuchende wurde vor der beabsichtigten teilnehmenden Beobachtung individuell in einem kurzen Gespräch über das Anliegen informiert und persönlich gefragt, ob sie unserer Teilnahme zustimmen. Die meisten Befragten gaben ihre Zustimmung. Allen wurde Anonymität zugesichert. Unmittelbar nach der Beobachtung fand eine Befragung der einbezogenen Ratsuchenden nach ihren Eindrücken auf der Grundlage eines Leitfadens statt. Mit jeder Beraterin, jedem Berater fand nach jeder teilnehmenden Beobachtung ein wertschätzendes Gespräch statt, in dem die Beobachterin ihre Eindrücke vermittelte und zur gemeinsamen Reflexion anregte. Anfertigen eines Postskripts durch die teilnehmende Beobachterin, in dem wichtige Eindrücke (z. B. Atmosphäre, nonverbale Gesten, sogenannte Leerzeiten durch Info-Recherche) notiert werden, die die Aufzeichnung ergänzen und komplettieren. Die Erkenntnisse aus den teilnehmenden Beobachtungen wurden in jedem LernLaden von Seiten der wissenschaftlichen Begleitung vorgestellt, einerseits um ein Feedback zu geben und Transparenz herzustellen, aber auch, um die Ergebnisse vor dem gesammelten Kenntnis- und Erfahrungshintergrund gemeinsam zu reflektieren und auf eine Metaebene zu heben. Dabei war es günstig, dass sich die BeraterInnen in den LernLäden im Rahmen ihrer Zertifizierung nach dem lernerorientierten Qualitätsmodell (LQW) mit Qualitätsanforderungen der Beratung auf inhaltlicher, struktureller und organisationaler Ebene auseinandergesetzt hatten und sich mit Interesse und Fachkompetenz in die Diskussion einbrachten.
In den Berliner LernLäden fanden 21 teilnehmende Beobachtungen statt. Folgende Kriterien lagen der Beobachtung zu Grunde: Gestaltung des Handlungsablaufs; Methodisches Vorgehen der BeraterInnen; Atmosphäre/ Beziehung/ Kontext; Bestimmung der Beratungsformen; Beschreibung des Verhältnisses von Performanz und Bildungsfunktion.
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3.2 Leitfadeninterview Durch die Leitfadeninterviews wollten wir Meinungen, Erklärungen, Erfahrungen, Zusammenhänge und Informationen seitens der Leiterinnen und Qualitätsbeauftragten der LernLäden und seitens gesellschaftlicher Verantwortungsträger erhalten. Schwerpunkte waren Einschätzungen der Befragten zu den Rahmenbedingungen der Beratung in den LernLäden, zur Gestaltung des Beratungsprozesses, zur Bewertung des Beratungsergebnisses, zum BeraterInnenprofil und zur Professionalisierung der BeraterInnen, zur Trägerneutralität, zum Einfluss der Ausstattung auf die Beratungsqualität, zur Berücksichtigung erwachsenengemäßer Lernformen bei der Empfehlung von Weiterbildungsangeboten und zu den regionalen Besonderheiten. Im Hinblick auf die Einrichtungen, die die Interviewten repräsentierten, wurden zusätzlich spezifische Fragen gestellt, die das Einbringen anderer Sichtweisen ermöglichten. In den LernLäden fanden sechs Interviews statt; beteiligt waren LeiterInnen und Qualitätsbeauftragte der LernLäden. Darüber hinaus wurden vier Interviews mit gesellschaftlichen VerantwortungsträgerInnen geführt. In Abstimmung mit dem Auftraggeber unserer Begleitforschung wählten wir vier für die LernLäden relevante Einrichtungen aus:
Leiterin des Referats „Berufliche Qualifizierung“ in der Abteilung Arbeit und Berufliche Bildung bei der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Bereichsleiterin in einem Jobcenter Projektleiterin und einer Mitarbeiterin des LernNetzes Berlin-Brandenburg Verantwortlicher der Koordinierungs- und Evaluierungsstelle für öffentlich finanzierte Weiterbildungsberatungsstellen beim DGB Bildungswerk
Dabei ging es um die Rahmenbedingungen auf Makro- und Mesoebene, in die die LernLäden eingebettet sind. Interessante Aspekte waren hier: Was heißt Trägerunabhängigkeit? Zuweisungsberatung versus Freiwilligkeit? In welcher Tradition, in welcher „Beratungskultur“ agieren die LernLäden? Welches Verhältnis von Weiterbildung und Weiterbildungsberatung, Förderung, Entwicklung ist angestrebt? Wie sollte Weiterbildung für die BeraterInnen in den LernLäden konzipiert sein? Welches sind Qualitätskriterien, an denen LernLäden gemessen werden können?
Ein integratives Modell zur Präzisierung von Qualitätseinflüssen 4.
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Zentrale Ergebnisse: Bildungsberatung als Beitrag zum Lebenslangen Lernen
Als zentrales Ergebnis konnte herausgearbeitet werden, dass der Beratungsanlass ein entscheidendes Kriterium für den Beratungsprozess darstellt, er determiniert das beraterische Konzept. Für viele Ratsuchende, die auf Empfehlung des Jobcenters kommen, hat der LernLaden eine Mittlerstellung zwischen Jobcenter und Weiterbildungseinrichtung. Das heißt, dass die BeraterInnen in den LernLäden in Abhängigkeit von den Vorgaben der Jobcenter agieren, sie empfehlen in der Regel nur Weiterbildungseinrichtungen, in denen die von den Jobcentern an die Bewilligung von Weiterbildungsmaßnahmen geknüpften Bedingungen eingelöst werden können. Einerseits bedeutet die „Mittendrin-Stellung“ der LernLäden eine Gratwanderung zwischen den Interessen der Ratsuchenden und den vorgegebenen Bedingungen, andererseits liegt darin aber auch eine Chance, den Ratsuchenden neue Perspektiven zu eröffnen und sie zu unterstützen, sich ihrer Intentionen bewusst zu werden und Weiterbildungsentscheidungen begründet zu treffen. Die „Zwischenstellung“ kann auch eine Einschränkung darstellen, wenn es darum geht, im Sinne erwachsenengemäßer Lernkulturen ein individuelles, teilnehmerspezifisches Lernangebot zu finden. Die BeraterInnen benötigen nicht nur inhaltliches Wissen zu den vielfältigen, differenzierten Weiterbildungsangeboten – sie agieren ja trägerunabhängig -, sondern auch Wissen über die Lehr- und Lernarrangements, in die die Inhalte eingebunden sind, was bisher nicht ausreichend realisiert werden konnte. Wir beobachteten, dass vereinzelt Nachfragen zu den Lernformen gestellt, diese im Beratungsgespräch aber kaum vertieft wurden. Lerngewohnheiten der Ratsuchenden, mögliche Lernschwierigkeiten und Lernbarrieren wurden weder von den BeraterInnen noch den Ratsuchenden thematisiert. Erwachsenengemäßes Lernen beinhaltet aber auch, eine Weiterbildung nicht der reinen Beschäftigung wegen oder in Erfüllung der Anforderungen der Jobcenter zu erfüllen, sondern sich bestehender Kompetenzen und Fertigkeiten bewusst zu sein, diese zu stabilisieren bzw. zu erweitern. Die BeraterInnen konzentrierten sich in diesem Zusammenhang vorliegend darauf, dass auf DoppeltBelegungen von Modulanteilen – im Abgleich mit vorherigen Ausbildungen – verzichtet wurde und so eine gewisse Passfähigkeit im Rahmen des Lebenslangen Lernens möglich wurde. In diesem Zusammenhang war für uns die Balance zwischen Performanz im Sinne eines stringenten zeitlichen Voranschreitens im Hinblick auf ein konkretes Angebot und Bildungsfunktion hinsichtlich eventueller Erfordernisse von Lernberatung, die Zeit in Anspruch nimmt, interessant. Nach unseren Beobachtungen
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ist Performanz ein bestimmender Aspekt der Beratungen. Ratsuchende und BeraterInnen sind darauf orientiert, möglichst schnell Weiterbildungsangebote zu recherchieren und zu selektieren, die sich an Vorgaben der Jobcenter sowie an Rahmenbedingungen der in Frage kommenden Weiterbildungseinrichtungen orientieren. Die im Rahmen der Zuweisung möglichen Spielräume werden in unzureichendem Maße erkannt bzw. genutzt. Das geht zu Lasten der Bildungsfunktion, die auch die Entwicklung von Kompetenzen einschließt, sich über eigene Erwartungen und Ansprüche klar zu werden, die eigenen Ressourcen zu reflektieren, individuell bedeutsamen Weiterbildungsbedarf zu erkennen und in der Lage zu sein, den eigenen Weiterbildungsbedarf argumentativ zu verfolgen und sich Begründungen für eigene Weiterbildungsentscheidungen zu erarbeiten. Eine weitere wesentliche Erkenntnis ist, dass Ratsuchende sich in der offenen, vertrauensvollen Atmosphäre in den LernLäden wertgeschätzt und geborgen fühlen. Auf dieser Basis kann eine Bereitschaft entwickelt werden, die eigenen Vorstellungen und Ansprüche zu reflektieren und Handlungsstrategien zu entwickeln. Anforderungen an Lebenslanges Lernen erfordern allseitige Beratungsangebote, die nicht nur auf berufliche Bildung beschränkt sind, sondern z. B. auch allgemeine, berufliche, kulturelle, politische, sprachliche und Gesundheitsbildung umfassen. Neben finanziellen Aspekten stehen diesem Denken auch Barrieren im Weg, die sowohl Ratsuchende als auch BeraterInnen zu sehr im Denkschema „Passfähigkeit“ gefangen halten. Teilnehmerorientierte Beratung bedeutet, an die Interessen, Wünsche, Berufserfahrungen und Bildungsvoraussetzungen anzuknüpfen, neben inhaltlichen Offerten Angebote zu individuell geeigneten erwachsenengemäßen Lernformen sowie Lernberatung und Lerncoaching zu unterbreiten. Bezüglich der Qualifizierung und Professionalisierung der BeraterInnen wurden Forderungen nach einem klaren und einheitlichen Berufsbild der WeiterbildungsberaterInnen erhoben, die Wichtigkeit einer systematischen Weiterbildung wurde unterstrichen, in der auch Genderwissen und interkulturelle Kompetenzen einen Platz haben sollten. Beratungsgespräche sind in eine noch stärker auszugestaltende und zu kommunizierende Beratungskultur einzubetten (vgl. Abb. 1). 5.
Bedingungen und Wirksamkeit des Methodensettings
Ein wichtiger Teil unseres Methodensettings war die ständige Kommunikation der Ergebnisse mit den Beteiligten, um einerseits Transparenz zu schaffen, andererseits aber auch eine Chance zu haben, die Ergebnisse zu diskutieren und Ge-
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meinsamkeiten und Differenzen auf der Metaebene herauszustellen, neue Denkanstöße zu erhalten, die von uns als Forscherinnen in der wissenschaftlichen Begleitung theoretisch verarbeitet und von den Beteiligten in der Praxis als Denkanstöße für mögliche Umsetzungen im eigenen Handeln verstanden wurden. Auf einer abschließenden gemeinsamen Veranstaltung des Projektträgers, der VertreterInnen aller LernLäden, der Senatsverwaltung, des LernNetzes Berlin-Brandenburg, stellten wir unsere o.g. wissenschaftlichen Ergebnisse vor. Sie wurden reflektierend konstruktiv diskutiert und unter Herausarbeitung der regionalen Besonderheiten auf der Metaebene zusammengeführt. Dabei wurde den Beteiligten die integrierende Funktion der Beratungsstelle, also des LernLadens noch einmal vor Augen geführt und für diesbezügliche Beratungsaktivitäten sensibilisiert, denn die integrierende Funktion ist Teil einer Beratungskultur, durch die dem Anspruch auf Reflexion von Qualitätsanforderungen Raum gegeben wird und durch die u.a. auch die Einstellung potentiell Ratsuchender zur Beratung, die gesellschaftliche Wertschätzung der Beratung als Dienstleistung, das Image einer Beratungsstelle, der Anspruch der Beratungsstelle und seiner BeraterInnen an sich selbst und an ihre Einrichtung und vieles mehr bestimmt werden (Stock/ Dietel 2008). Durch die Untersuchungen ist deutlich geworden, dass die Entwicklung einer Beratungskultur in der Gesellschaft auf der Grundlage von Beratung als integriertes und integrierendes Potential, als Basis für das Denken, Fühlen und Handeln der Ratsuchenden und BeraterInnen gestärkt werden sollte. 6.
Integrierende und integrierte Funktion von Beratung
Weiterbildungsberatung versteht sich in diesem Sinne einerseits als integriertes Element einer vielfältigen Weiterbildungslandschaft, andererseits kommt ihr selbst eine integrierende Funktion zu, indem sie
zwischen Bildungssuchenden und Bildungsträgern vermittelt, Lerninteressierte über Bildungsangebote informiert, Bildungsträger über Interessen der Bildungssuchenden informiert.
Vor diesem Hintergrund muss thematisiert werden, dass die LernLäden zwar jeder Person offen stehen, die Mehrzahl der Nutzerinnen und Nutzer aber durch die Jobcenter aufgefordert wird, sich im LernLaden zu förderfähigen Weiterbildungsangeboten beraten zu lassen, die Freiwilligkeit bei diesem Personenkreis also durch Zuweisung so gut wie aufgehoben wird. Dem begegnet jedoch die
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Helga Stock/ Sylvana Dietel
offene Beratungskultur in den LernLäden, die Entwicklungen ohne institutionelle Vorkanalisierungen zulässt.
Abbildung 1:
Integrierte und integrierende Funktionen von Beratungskultur
Literatur Atteslander, P. (2006): Methoden der empirischen Sozialforschung. Schmidt. Berlin. Gieseke, W./ Opelt, K./ Ried, S. (2004): StudienbriefWeiterbildungsberatung II. Universität Kaiserslautern Studienbereich IV. Lamnek, S. (1995): Qualitative Sozialforschung. Bd. 1. Methodologie. Beltz. Weinheim.
Ein integratives Modell zur Präzisierung von Qualitätseinflüssen
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Fox, M. (2009): Zur Evaluation des Erfolgs von Beratungsprojekten. TU Chemnitz. Online-Ressource: http://www.obie-beratungsforschung.de/data/file/praesentationen/ WSMuenchen/m_fox.pdf Stand: 09.03.2009. Schäffter, O. (2008): Lebenslanges Lernen im Prozess der Institutionalisierung, In: Herzberg, Heidrun (Hg.): Lebenslanges Lernen. Peter Lang. S. 67-89. Stock, H./ Dietel, S. (2008): Qualität in der Bildungsberatung Einblicke in die Praxis der Berliner Lernläden. In: Kienecke, T./ Schröder, F. (Hg.): Qualität in der Bildungsberatung. Dokumentation zur Einführung des Lernerorientierten Qualitätstestierungsverfahren LQW in Berliner Beratungsstellen. Strategie, Konzeption, Erfahrungen, Berlin. S. 73–88. Stock, H./ Dietel, S./ Gieseke, W. (2007): Weiterbildungsberatung in den Berliner LernLäden – Qualitätsanforderungen im Rahmen Lebenslangen Lernens. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung der wissenschaftlichen Begleitung der HumboldtUniversität zu Berlin. (unveröffentl.) Stock, H./ Schröder, F. (2008): Qualitätssicherung und Entwicklung in der Bildungsberatung – die Einführung, Erprobung und Anwendung des Qualitätsmanagements in Berliner Einrichtungen der Bildungsberatung. In: Fellermayer, G./ Kramer, E. (Hg): Bildungsberatung und Kompetenzentwicklung Beiträge zur aktuellen Diskussion: Berlin. S. 42–56.
Wirkungen pädagogischer Organisationsberatung
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Wirkungen pädagogischer Organisationsberatung
Wirkungen pädagogischer Organisationsberatung – Rekonstruktion eines wissenschaftlich begleiteten Projekts in der betrieblichen Berufsbildung Detlef Behrmann/ Günter Essl
Sofern Wissenschaft in Anspruch genommen wird, Entwicklungen in pädagogischen Handlungsfeldern zu begleiten, entstehen in der Regel Spannungslagen zwischen Wissenschaft und Praxis, Forschen und Gestalten, Erkenntnis- und Anwendungsorientierung. Beratung kann diesbezüglich als intermediäre Instanz an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis fungieren. Pädagogische Organisationsberatung kann hierbei vermittelnde Perspektiven eröffnen und zur Entwicklung professioneller Deutungsmuster beitragen, die im Überschneidungsbereich zwischen verschiedenen lebensweltlichen Praxen und institutionellen Subsystemen liegen (vgl. Behrmann 2008) und wechselseitige Sinnzuweisungen seitens der jeweiligen Akteure bearbeitbar werden lassen. Jene Überschneidungsbereiche gewinnen für die reflexive Gestaltung von Transformationsprozessen in der Weiterbildung zunehmend an Bedeutung (vgl. Schäffter 2009) und sind aus Sicht der pädagogischen Organisationsforschung stärker in den Blick zu nehmen, wenn es z. B. hinsichtlich der pädagogischen Organisationsberatung festzustellen gilt, „ob und wie in den Mustern der Lernunterstützung selbst Lernen sichtbar wird“ (Göhlich/Tippelt 2008, S.633) oder wie sich dies – in den folgenden Ausführungen – anhand eines empirischen Zugriffs auf Ausprägungen des zwischen Wissenschaft und Praxis gekoppelten „Lernens“ in einem wissenschaftlich begleiteten Projekt zur praktischen Gestaltung eines Veränderungsprozesses der Organisation im Bereich der betrieblichen Berufsbildung darstellt bzw. explorativ rekonstruieren lässt. 1.
Zum Projekt
Die genannte intermediäre Vermittlungsperspektive von pädagogischer Organisationsberatung wird im vorliegenden Beitrag in Bezug auf ein Forschungs-/ Entwicklungsprojekt hin untersucht, in dem sich Akteure eines privatwirtschaftlichen Großunternehmens mit Akteuren aus der Wissenschaft in einem gemein-
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sam zu gestaltenden Kontext befanden, der die Implementierung handlungsorientierten und selbst gesteuerten Lernens in die Fachausbildung unter besonderer Berücksichtigung der Weiterbildung des Ausbildungspersonals ermöglichen sollte. In Kooperation von Ausbildungsmanagement, Ausbildungskoordinatoren, Ausbildern, wissenschaftlicher Begleitung und pädagogischer Organisationsberatung wurden in einem Zeitraum von einem Jahr diverse Maßnahmen wie Konzeptualisierung, Arbeitsplatzanalysen, Koordinatoren-Workshops, AusbilderWorkshops, Einrichtung virtueller Austauschmöglichkeiten und Coachings vor Ort miteinander verbunden sowie über Prozessbegleitung und -evaluation iterativ und rekursiv aufeinander abgestimmt. Der durch eine intermediär fungierende pädagogische Organisationsberatung zu unterstützende Prozess bezog sich auf Vermittlungsimpulse seitens der Wissenschaft sowie deren Wahrnehmung bzw. Aneignung durch die Akteure der Praxis, auf Übersetzungsleistungen, die zwischen Wissenschaft und Praxis in kontextual vermittelnder Perspektive sowie unter Berücksichtigung der jeweiligen Wissensdomänen und institutionalisierten Sinnbereiche vollzogen wurden und nicht zuletzt auf die Arrangements einer entwicklungsorientierten Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis. 2.
Methodologischer Ansatz und explorative Rekonstruktion empirischer Daten
Im Folgenden werden die Forschungsfragen zu den genannten Vorstellungen einer intermediär zu verortenden pädagogischen Organisationsberatung konzeptionell wie methodologisch begründet und wirkungsbezogene Implikationen der pädagogischen Organisationsberatung in einem explorativen Zugriff rekonstruiert (vgl. Essl 2006). 2.1 Begründung der Forschungsfragen Um in einer kontingenten Wirklichkeit Orientierung zu erhalten, bedarf es einer von Systemen erbrachten Ordnungsleistung, die durch komplexitätsreduzierende Sinnentwürfe gekennzeichnet ist. Sinn wird hierbei in einem sozialen Prozess konstituiert, der drei Arten von Regeln korrespondiert (vgl. Berger/Luckmann 1984, S.103): Sinnzuweisungsregeln, welche die Komplexität von Wahrnehmungen reduzieren (Beobachtungsschemata); Handlungsregeln, die als Routinebedingungen die flexible Weiterführung sozialer Beziehungen steuern (Reproduktionsbedingungen); generative Regeln, die jene Bedingungen definieren,
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unter denen sich Sinnzuweisungs- oder Handlungsregeln verändern (Transformationen). Davon abgeleitet fokussiert die vorliegende Studie drei organisationspädagogische Forschungsfragen: a.
b.
c.
Wie werden institutionelle Schnittstellen/ intermediäre Entwicklungsräume wahrgenommen? Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen Sinnzuweisungen, die sich vor allem an der Grenze unterschiedlicher Institutionsbereiche zu orientieren suchen. Im Spannungsbogen zwischen praktischer Anwendung einerseits und bildungswissenschaftlicher Forschung andererseits wird in der pädagogischen Organisationsberatung ein dafür besonders ausgezeichnetes Feld gegenseitiger Sinnzuschreibungen vermutet. Wie erfolgt die dialogische De-/ Re-Kontextualisierung von Wissen zwischen Institutions-/ Sinnbereichen? Im Zuge pädagogischer Organisationsberatung ist Wissen durch Verweisungshorizonte geprägt. Daher wird vermutet, dass sich zwischen der in der organisatorischen Praxis notwendigen Anwendungsperspektive, der wissenschaftlich zu begründenden Erkenntnisperspektive und der in der pädagogischen Organisationsberatung einzulösenden Entwicklungsperspektive notwendige Übersetzungsleistungen ergeben. Anzunehmen ist, dass Wissen in zueinander unterschiedlichen Institutions- und Sinnbereichen vom jeweiligen Enstehungsprozess zu dekontextualisieren ist, um es dann wiederum anschlussfähig in gültige Reproduktionsbedingungen und soziale Erwartungen absichernde Handlungsregeln des je eigenen Sinnbereichs rückübersetzen bzw. rekontextualisieren zu können. Wie lassen sich kooperative Praxis/ reflexive Forschung entwicklungsorientiert arrangieren? Fragen der Transformation berühren die (Re-) Konstruktion der genetischen Voraussetzungen von sozialen (Prozess-) Strukturen im Rahmen der System-Umwelt-Differenz einerseits und operativ geschlossener (autopoietischer) Systeme andererseits. Daher wird auch das Veränderungspotenzial von kooperativen Settings im Wechselspiel generativer Selbst- und Fremdreferenz explorativ untersucht.
2.2 Begründung der Erhebungskategorien Wirkungen bzw. Effekte werden reflexiv wahrgenommen. Aus der obigen erkenntnistheoretischen Verortung der Forschungsfragen werden zwei Erhebungskategorien als Ordnungsleistungen von Systemen bestimmt: zum einen Sinn als Konstitutionsmerkmal von Institutions- und Sinnbereichen, zum anderen Leitdifferenzierungen im intermediären Entwicklungskontext pädagogischer Organisa-
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tionsberatung für das wechselseitige Verhältnis aus praktischer Anwendungsund wissenschaftlicher Erkenntnisperspektive. Angelehnt an Luhmann (1991, S.114-122) wird im Auswertungssetting die soziale Sinndimension als Differenz und Verhältnis zu angrenzenden Sinnbereichen, die sachliche Sinndimension in Richtung Inklusion oder Exklusion und die zeitliche Sinndimension als Verweis auf vergangene Beiträge sowie auf künftige Anschlusskommunikationen berücksichtigt. Hinsichtlich einer explorativen Vorselektion des Materials für reflektierende Interpretation, Fallbeschreibung und Typenbildung wird methodisch zunächst die formulierende Interpretation eingesetzt (vgl. Bohnsack 2003, S.134154). Diese ist für den Überblick als Zusammenfassung von thematischen Gesamtverläufen einer Diskussion geeignet. Gegenhorizonte hinsichtlich kontrastierender Belegstellen wurden zusätzlich selegiert nach dem Kriterium der interaktiven Dichte. In Bezug auf die Analyse genetischer Wissensentwicklung greift sie dagegen zu kurz. Zusätzlich werden zwei im Abstand von sechs Monaten anberaumte Fragebogenerhebungen berücksichtigt, die der thematischen Trendanalyse dienten und den ausschnitthaften Ergebnisdarstellungen in den jeweiligen Sinndimensionen und Expertisenebenen beigefügt sind. 2.3 Berücksichtigte Expertisenebenen der (Re-) Konstruktion von Wirkungen Nach Froschauer und Lueger (2003, S.37-39) können drei Typen von Expertisen untersucht werden, die man als Wissen für das Verständnis des fokussierten sozialen Systems benötigt. Dem Typus systeminterne Handlungsexpertise wird im Zuge der Rekonstruktion das in der Regel implizite Erfahrungswissen von Fachausbildern zugeordnet, das im pädagogischen Organisationsberatungsbereich auf Sinndimensionen und Leitdifferenzierungen hinsichtlich handlungsorientierten und selbst gesteuerten Lernens formulierend interpretiert wird. Dem Typus feldinterne Reflexionsexpertise wird das Ausbildungsmanagement zugeordnet, das in exponierter Weise seine Schnittstellenfunktionen zum vielfältigen Umfeld der Fachausbildung markiert. In narrativen Einzelinterviews werden deren Sinnperspektiven und Leitdifferenzierungen insbesondere zur ersten (Wahrnehmung intermediärer Entwicklungsräume) und dritten Forschungsfrage (kooperative Praxis/ reflexive Forschung) untersucht. Schließlich wird dem Typus externe Expertise die pädagogische Organisationsberatung als Interventionsform partizipativer Forschung zugewiesen, die mit ihrem Akteur zur Entwicklung vermittelnder Perspektiven für die beiden anderen Institutions- und Sinnbereiche zur Verfügung stand. Die professionellen Deutungsangebote seitens dieses Akteurs finden Eingang in das Textmaterial der systeminternen Handlungsexpertisen und externen Expertisen.
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2.4 Vorläufige Rekonstruktionsergebnisse Die explizierten Dokumentenausschnitte werden nach dem Merkmal der Musterdarlegung für diesen Beitrag selegiert. Somit können entlang der formulierten Forschungsfragen einige wenige Aspekte ausschnitthaft zur Diskussion gebracht werden – auch auf die Gefahr hin, dass die angeführten Belegstellen und Interpretationen aufgrund der Kürze des Beitrags willkürlich erscheinen mögen. Um diesem Risiko ein wenig zu entgehen, wird die erste Forschungsfrage (a) exemplarisch etwas breiter behandelt. a.
Wie werden institutionelle Schnittstellen/ intermediäre Entwicklungsräume responsiv wahrgenommen?
Von den Fachausbildern als systeminterne Handlungsexperten wird insbesondere die sachliche Sinndimension an der Schnittstelle von praktischer Anwendung und wissenschaftlicher Erkenntnisorientierung angesprochen: „Organisation und Wissenschaft nicht immer vereinbar – Kompromisse gehören dazu.“
Markiert wird die Frage der Inklusion oder Exklusion als ein Aushandlungstypus, der als „Kompromiss“ zwischen der eigenen Organisation und einem bestimmten Wissenschaftsverständnis gekennzeichnet wird. Definiert man Kompromisse als eine gemeinsame Zielrealisierung vor dem Hintergrund unterschiedlicher Zielsetzungen der jeweiligen Akteure, dürfte allerdings ein Kompromiss grundsätzlich für jede Art einer angestrebten Kooperation gelten. Worin, so könnte die weiterführende Frage lauten, besteht daher die Spezifität dieser konkreten Schnittstelle? Anmerkungen des Ausbildungsmanagements als Repräsentant der feldinternen Reflexionsexpertise dürften dazu eine weitere Dimension erschließen, wenn es heißt: „Die wissenschaftliche Begleitung war auch wichtig dafür, einen wissenschaftlichen Hintergrund rein zu bekommen und unsere Aufgabe war es, so habe ich es empfunden, das anzunehmen und zu sagen, wo kann man da bei uns andocken, wo passt es, wo lässt sich das aber auch nur schwer umsetzen, weil die Rahmenbedingungen noch nicht so weit, andere sind.“ [04:20 – 04:52]
Gesucht wird nach einer Andockstelle, um einen „wissenschaftlichen Hintergrund“ in die betreffende Organisation „wo es passt“ einfügen zu können. Auffällig ist hier die Setzung Hintergrund, die oppositionell mit irgendeinem Vordergrund korrespondieren müsste. Aber mit welchem? Gleichzeitig wird diese
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Aneignungsabsicht eines wissenschaftlichen Hintergrunds mit einer handlungsbezogenen Absicht des „Umsetzens“ verbunden, die es allerdings, so wird konstatiert, am Ungenügen irgendwelcher organisationaler Rahmenbedingungen irgendwie „schwer“ haben dürfte. Warum eigentlich? Dekonstruiert man „Andocken“ als eine Metapher für eine zeitbegrenzte Kontaktaufnahme entlang einer ansonsten „schwer“ übertretbaren Außengrenze, stellt sich u.a. die Frage nach den Bedingungen und Motiven dieses Andockens. Warum lohnt es sich denn überhaupt, diesen intermediären Entwicklungsraum an einer noch dazu schwer auslotbaren Stelle zwischen Organisation und Wissenschaft zu öffnen? Die folgenden Zitate weisen auf eine Wirkungsrichtung der wissenschaftlichen Begleitung hin, die das Ausbildungsmanagement aus einer Gegenüberstellung mit Unternehmensberatung wie folgt beschreibt: „Sonst war es immer Unternehmensberatung. Hier [bei wissenschaftlicher Begleitung nebst intermediärer Beratung] geht es um die Sache, Ihnen geht es auch um die Sache.“ „Die Unternehmensberater arbeiten vielleicht […] etwas konkreter bezogen auf das Projektziel, wobei natürlich selbst organisiertes Lernen ein ziemlich komplexes Projekt ist und normalerweise Projekte, die wir mit Unternehmensberatern machen, auch nicht diese Komplexität haben.“ […] „Die innere Überzeugung von dem was wir hier jetzt zusammen machen, dass auch diese Selbstreflexion auch gegenüber den Ausbildern im Fokus stand – immer wieder diese Schleife zu gehen, so habe ich Ihre Rolle erlebt.“ [07:34 – 08:42]
Auffällig ist, dass die Frage nach der Andockstelle zwischen Organisation und Wissenschaft über eine alternative Andockstelle, nämlich jene der „Unternehmensberatung“, zu beantworten gesucht wird. Inklusion des Einen wird erst über die exkludierende Differenz zu etwas Anderem über die argumentativen Figuren von Vergleich, Opposition, Auf- bzw. Abwertung und Generalisierung vorbereitet. Als Leitdifferenz wird hier „Komplexität“ angeführt, an der eine mögliche und gelingende Anschlusskommunikation in Aussicht gestellt wird. Plausibilisiert wird die Leitdifferenz durch eine flankierende Exklusion der Unternehmensberatung mittels „innere Überzeugung“, „es geht um die Sache“ und „Selbstreflexion auch gegenüber den Ausbildern“. Als komplexitätserweiternd wird „selbstorganisiertes Lernen“ identifiziert. Positiv konnotiert wird im Bedeutungshof der Unternehmensberatung deren konkretere Bezugnahme „auf das Projektziel“ bei allerdings geringerer Erfassung von „Komplexität“. Dies sind nur einige der Scharniere, aus denen die Anschlusslogik weiter rekonstruiert werden muss. In einem weiteren Forschungsschritt des kontrastiven Vergleichs zwischen den angeführten Differenzen und Plausibilitätsstrategien der Reflexionsexperten (Ausbildungsmanagement) sowie der systeminternen Handlungsexperten (Aus-
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bilder) und den anderen Funktionen des Managements wird sich zeigen, von welcher Wahrnehmungslogik ein im Quellenmaterial zunächst vorab unterstellter Kompromiss zwischen Organisation und Wissenschaft im Rahmen eines intermediären Entwicklungsraums organisationsweit bestimmt ist. Weiteres wird zu hinterfragen sein, ob und inwiefern sich die Wahrnehmungslogik auf der Seite von pädagogischer Organisationsberatung und wissenschaftlicher Begleitung verschoben hat. b.
Wie erfolgt die dialogische De-/ Re-Kontextualisierung von Wissen zwischen Institutions-/ Sinnbereichen?
Die Wirkungen der erfolgten De- und Re-Kontextualisierungen ließen sich bei den Ausbildern als systeminterne Handlungsexperten über unterschiedliche Interview- und Erhebungseinheiten nachweisen. Das das Spektrum der Feststellungen spannt sich auf zwischen: „keine Wirkung“ – „nicht aus dem Bauch heraus allein zu handeln“ – „Einiges (Altes + Neues) aus einer neuen Perspektive zu sehen.“
Den Prozess der De- und Re-Kontextualisierung allerdings verdeutlichten erst Passagen aus einem Gruppeninterview mit den Fachausbildern. Ein dafür besonders markanter Beleg heißt: „Also die interessante Sache, die ganz gut getan hat, ist: wir sind eben Fachidioten.“ [Wissenschaftliche Begleitung nebst intermediärer Beratung betreffend] „da war es natürlich schwer, dem Doktor zu folgen, aber was ich toll fand und was auch die ganze Sache interessant gemacht hat, egal, was wir von unseren Fachweisheiten losgelassen haben, er hat sich super schnell darauf eingestellt und kam gleich über seine Schiene, die pädagogische, und hat uns anders wiederum die Nummer, die er uns zunächst wissenschaftlich erklärte, hat er uns dann wieder über unsere Fachthemen verkauft und det war natürlich eine tolle Sache, fand ich jedenfalls. Ich hab schon andere Sachen mitgemacht, wo man überhaupt nicht wollte, dass man sich auf die Kollegen eingelassen hat.“
Auffallend erscheinen hierbei die mehrfach erfolgten Übersetzungsschleifen auf beiden Seiten des Vermittlungsprozesses und die gleichzeitig damit erfolgte Aufhebung von eindeutigen Berater- und Klientenzuordnungen im Sinne von Lehr- und Lernleistungen. Was hier als Trick auf der Beratungsseite erscheint, war einem dialogischen Sich-Einlassen geschuldet, dass sich jeweils aus der Drehung einer gleichermaßen gegenstandsbezogenen wie empathisch vollzogenen Perspektivenachse generierte.
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Detlef Behrmann/ Günter Essl Wie lassen sich kooperative Praxis/ reflexive Forschung entwicklungsorientiert arrangieren?
Der nächste Ausschnitt ist einem Einzelinterview mit einer Vertreterin des Ausbildungsmanagements entnommen. Es dokumentiert eine Passage über die Performanz einer Vermittlungsweise, die einem bestimmten Arrangement des Entwicklungsraumes entsprochen hat: „Und was ich jetzt hier sehr angenehm empfand in der ganzen Zeit, ist, dass es nicht nur darum geht, wie es mal definiert war, vom Ausbilder zum Lernprozessbegleiter und Sie machen das und wir gucken zu […] sondern wir als Fachabteilung auch immer mit einbezogen waren […] und mich als Teil dessen gefühlt habe, wie es dann umgesetzt werden kann, um auch den theoretischen Hintergrund mit zu erhalten. Und das ist schon eine ganz andere Art von Beratung.“
Der Ausdruck „miteinbezogen“ verdeutlicht noch einmal die Logik dieses weiter oben diskutierten Andockens im Gefüge zwischen Organisation und Wissenschaft aus der ersten Forschungsfrage (a) und ist in diesem Sinne auch eine musterbezogene Weiterführung dessen, was unter der zweiten Forschungsfrage (b) auf der Ebene der systeminternen Handlungsexperten ebenfalls konstatiert wurde. Die zu vermittelnde Dienstleistung der Lernprozessbegleitung realisiert sich daher erst in einem Arrangement, das dem konventionell benannten Adressaten über einen performierten und damit über das alleinige Hingucken hinausgehenden, variierten Nach- und damit Neuvollzug eine partizipative Rolle als Lernprozessbegleiter selbst zukommen lässt. 3.
Resümee und Perspektiven
Anhand der explorativen Untersuchung zu Wirkungen pädagogischer Organisationsberatung im institutionellen Spannungsfeld zwischen Organisation und Wissenschaft bzw. praktischer Anwendung und wissenschaftlicher Erkenntnis lässt sich im Hinblick auf das Profil und die Aufgaben der Beratung feststellen: Intermediäre Beratung konstituiert sich vom Profil her zunächst vornehmlich über Interventionen im Rahmen des Interaktionsgeflechts der Akteure aus unterschiedlichen institutionellen Sinnbereichen. Aus diesem Interaktionsgeflecht lassen sich darüber hinausreichende Entwicklungen initiieren, die auf die Vermittlung zwischen institutionell präformierten Denk- und Handlungsweisen der Akteure zielen und durch Offerten zur Rekonstruktion von professionsspezifisch ausgerichteten Orientierungsmustern angereichert werden.
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Perspektivisch spricht daher Einiges dafür, organisationspädagogische Forschung so anzulegen, dass die Schnittstelle zwischen Akteur und System nebst organisationaler und professioneller Bezüge weiter erschlossen wird, insbesondere im Hinblick auf die De- und Rekontextualisierung von Wissen und die Übersetzungsleistungen zwischen institutionellen Sinnbereichen, die durch pädagogische Organisationsberatung angeregt werden können. Intermediäre pädagogische Organisationsberatung bedeutet von der Aufgabe her,
einen Wechsel zwischen institutionell und akteursbedingten Perspektiven anzuregen sowie gegenstandsbezogene und empathische Annäherungsbewegungen unter Veranschlagung eines entwicklungsorientierten Standpunkts zu initiieren, gegenstandbezogene Komplexität bewusst einzubringen und dazu beizutragen, über implizite wie explizite Konfrontation sinnbereichsspezifische Deutungsmuster aufzubrechen und der prozessualen Bearbeitung bzw. Rekonstruktion zugänglich zu machen, partizipatives Lernen und kooperative Entwicklungen gezielt herauszufordern und die Veränderung von Wissen durch De- und Rekontextualisierung sowie die Transformation von Wissensstrukturen durch Thematisierung von Selbst- und Fremdreferenz zu ermöglichen, bereichs- und feldspezifische Handlungs- und Reflexionsexpertise durch externe Expertise anzureichern und verschiedene Expertisen in zyklisch angelegten Prozessen wiederholt auf Anschlussfähigkeit und Veränderungswirksamkeit zu prüfen und konstruktiv zu kombinieren.
Perspektivisch ist festzustellen, dass sich eine pädagogisch akzentuierte Organisationsberatung gleichermaßen als Intervention in individuellen Lern- und organisationalen Entwicklungsprozessen wie als mediale Vermittlungsinstanz bei der Bearbeitung von Divergenzen institutionell bedingter und individuell respezifizierter Präliminarien von Sinnsystemen erweist (vgl. Schäffter 2009). Hierbei gilt es, offene Entwicklungsräume zu arrangieren, in denen gegenstandsbezogene und empathische Annäherungsbewegungen in Lern- und Entwicklungsprozessen mit der strukturellen Rekonstruktion institutioneller Sinnbereiche gekoppelt werden. Ferner gilt es einzelne Handlungen und wechselseitige Sinnzuweisungen in intermediären Kontexten reflexiv zu bearbeiten und im Hinblick auf die Generierung von Regeln zur entwicklungsorientierten Ausbalancierung von Sinnbereichen zu gestalten. Für die organisationspädagogische Forschung gilt es u.a. weiter zu untersuchen, ob oder wie dabei nicht selten auftretende Paradoxien lernend überwunden werden.
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Literatur Behrmann, D. (2008): Organisationsentwicklung durch Qualitätsmanagement. In: Zeitschrift für Pädagogik, 54. Jg., Heft 5/2008, S. 650-662. Berger, P.L./Luckmann, T. (1984): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Frankfurt/M.: Fischer. Bohnsack, R. (2003): Rekonstruktive Sozialforschung. Opladen: Leske und Budrich. Essl, G. (2006): Forschungsdesign der qualitativen Sozialforschung. In: Flaker, V./Schmid, T. (Hrsg.): Von der Idee zur Forschungsarbeit. Wien: Böhlau, S. 101123. Froschauer, U./Lueger, M. (2003): Das qualitative Interview. Wien: WUV UTB. Göhlich, M./Tippelt, R. (2008): Pädagogische Organisationsforschung. In: Zeitschrift für Pädagogik, 54. Jg., Heft 5/2008, S. 633-636. Luhmann, N. (1991): Soziale Systeme. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Schäffter, O. (2009): Eine Professionstheorie der Beratung als Horizont für neue Beratungsfelder Triangel-Institut (Hrsg.): Beratung im Wandel. Berlin: Leutner.
Implementierung und Evaluation Kollegialer Beratung im Polizeidienst
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Implementierung und Evaluation Kollegialer Beratung im Polizeidienst
Implementierung und Evaluation Kollegialer Beratung im Polizeidienst Yvette Völschow
Im vorliegenden Aufsatz werden nach einer kurzen Beleuchtung des Organisationsberatungsfeldes „Polizei“ exemplarisch das Implementierungs- und Evaluationsvorgehen sowie einzelne daraus gewonnene Ergebnisse des Modellprojektes „Kollegiale Beratung und Supervision im Polizeidienst“ vorgestellt. Dabei wird zwar lediglich die männliche Bezeichnung gewählt, angesprochen sind aber Männer und Frauen, wenn nicht ausdrücklich die weibliche Form gewählt wird. 1.
Hintergründe und Besonderheiten beim Einstieg in den Polizeiberuf
Polizeibeamte finden sich in ihrem beruflichen Alltag besonders häufig in kaum vorhersehbaren Situationen wieder, die sie mit belastenden Extremgegebenheiten konfrontieren. Genannt sei beispielsweise die nicht selten erlebte Konfrontation mit vernachlässigten oder misshandelten Kindern sowie Opfern von Sexualstraftaten und schweren Verkehrsunfällen. Zudem sind Polizeibeamte immer wieder mit der eigenen Angst um ihre Unversehrtheit oder sogar um ihr Leben konfrontiert (vgl. Klemisch et al. 2005a/b, S.14). Desweiteren zeigen Studien, dass auch Unzufriedenheiten mit dem Arbeitsklima und den Folgen der Organisationsstruktur als Stressfaktoren im Polizeidienst empfunden werden (vgl. ebd. S.18; Hallenberger et al. 2003). Gerade der Berufseinstieg bringt für in der Regel 22jährigen, lebensjungen Polizeibeamten neben oft schockierenden Berufsalltagserlebnissen auch herausfordernde Situationen bei der Integration in die Organisations- und Dienststellenkultur. Die Organisationskultur bei der Polizei zeichnet sich zwar durch einen hohen Grad an Gruppenzusammenhalt bis hin zum Korpsgeist aus (vgl. Behr 2000) und begünstigt dabei Werte wie Standhaftigkeit, Durchsetzungsvermögen, Härte, Vorsicht, Diskretion, Ausdauer und Tapferkeit. Die Einhaltung dieser Werte stellt eine wichtige Bedingung für die Erfüllung der Dienstaufgaben, zur Gewährleistung der lebensrettenden Eigensicherung in gefährlichen Situationen, aber auch zur Sicherung von Ansehen und Zugehörigkeit in der Dienststellenund Kollegengruppe dar. Die der Polizeikultur immanenten Werte der Stärke
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Yvette Völschow
begünstigen allerdings auch Einstellungen, die das Eingestehen von scheinbaren Schwächen und Fehlern wie Ekel, Unsicherheit, (Selbst-)Zweifel und Angst verhindern. Neben einer bei Eingestehen dieser scheinbaren Makel befürchteten Stigmatisierung innerhalb der Dienststelle als „unfähig“ für den Beruf, setzen regelmäßig stattfindende aufstiegsrelevante Beurteilungsrunden zusätzliche Pflöcke gegen einen offenen Umgang mit Unsicherheiten und belastenden Situationen. Den entsprechenden Integrationsaspekt bewältigen die Berufseinsteiger in den aktiven Polizeidienst je nach „Klima“ in der neuen Dienststelle mit mehr oder weniger guter, aber nicht unbedingt institutionalisierter Unterstützung. Ein gewisses Vorhandensein von Stress ist demnach als Berufseinstiegsphänomen vorauszusetzen. Wie die Stressforschung zeigt, können sich aber belastende Erfahrungen, wenn sie nicht angemessen be- und verarbeitet werden, in erheblicher Weise negativ auswirken. Unter anderem wies kürzlich erst Binnewies den negativen Einfluss von stresserzeugenden Situationen auf die Fähigkeit zum Lösen komplexer Sachverhalte nach (vgl. Binnewies 2008; vgl. auch schon Lazarus 1966 und Seyle 1956). Man geht davon aus, dass sich anhaltende psychische Belastungen zu chronischen psychischen und somatischen Erkrankungen entwickeln, die die Dienstfähigkeit und –qualität mindern und nicht zuletzt in Dienstunfähigkeit enden können (vgl. u.a. Steinbauer 2001). Gelingt es jedoch belastende Erlebnisse konstruktiv zu be- und verarbeiten, können sich daraus sogar wichtige Impulse für die Stärkung beruflich-professioneller Kompetenzen ergeben (vgl. Bernler/ Johnson 1993). Auch wenn Supervision aus den genannten Gründen als sinnvolle und nützliche Präventionsmaßnahme für Polizeibeamte betrachtet werden kann, löst sie in der Polizeiorganisation in der Regel – vermutlich nicht zuletzt aufgrund der erwähnten, hier nicht (Behr 2000) näher erläuterte „Organisationskultur“ – auch bei jungen Kollegen Skepsis aus, was für das Gelingen von Supervision nicht zuträglich ist (vgl. Behr 2006). 2.
Vorhaben und Vorgehen im Modellprojekt
2.1 Zielsetzung In einem vom niedersächsischen Innenministerium unterstützten Modell- und Forschungsvorhaben wurde im Jahre 2006 ein niedrigschwelliges Reflexionsinstrument gesucht, welches der Tatsache Rechnung trägt, dass von einem Gruppenzusammenhalt innerhalb der Polizei, aber auch von Vorbehalten gegen zu starke „Psychologisierung“ bei der Aufarbeitung ausgegangen werden kann.
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„Klassische Supervision“ hat sich bislang bei der Polizei trotz der Vielfalt an belastenden Berufssituationen – anders als im sozialen Bereich – lediglich sehr vereinzelt für Beamte, die mit sogenannten Kapitaldelikten wie Mord und sexuelle Gewalt zu tun haben, durchgesetzt (vgl. z. B. Runde et al. 2005). Gesucht wurde zudem ein Verfahren, das bei Niedrigschwelligkeit auch für Beratungsund Supervisionslaien erlernbar ist, ohne die qualitätssichernde Einhaltung von Beratungsstandards zu vernachlässigen. Ausgewählt wurde aus den genannten Gründen die „Kollegiale Beratung und Supervision“ (Schlee 2004). Im Vergleich mit den ca. 30 derzeit in Deutschland existierenden Verfahren kollegialer Beratung schien es aufgrund seiner theoretischen Fundierung, die beispielsweise mit den Maßgaben der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächsführung (GwG) (u.a. Straumann/ Schrödter 1998) hoch kompatibel ist, den genannten Erfordernissen in besonderer Weise zu entsprechen. Getestet werden sollte dabei nicht zuletzt auch, ob und unter welchen Bedingungen die „Kollegiale Beratung und Supervision“ nach Schlee als ein Reflexionsinstrument, das bislang vorwiegend und erfolgreich im Lehrerberuf verbreitet wurde (vgl. Schledde 1998), auch innerhalb einer stark bürokratischhierarchisch (vgl. Weber 1964) geprägten Organisation wie der Polizei angenommen wird und hilfreich ist. 2.2 Das Verfahren Das auf humanistisch-konstruktivistischen (vgl. z. B. Ellis 1977; Rogers 1988) und kommunikationspsychologischen Grundannahmen (vgl. z. B. Watzlawick et al. 1969; Cohn 1975; Schulz von Thun 2003) sowie dem Forschungsprogramm Subjektive Theorien (vgl. Groeben et al. 1988) aufbauende Verfahren der „Kollegialen Beratung und Supervision“ wurde den Teilnehmenden unter der Voraussetzung von studienbedingten Vorkenntnissen in kommunikationspsychologischen Grundlagen und personenzentrierter Gesprächsführung in einer ca. 80stündigen Schulung im Rahmen eines Wahlpflichtangebotes am Ende des Studiums angeboten. Im Rahmen der Schulung wurden die theoretischen Grundannahmen, grundlegende Gesprächsführungskompetenzen sowie der besondere Verfahrensablauf und die –methoden vermittelt. Im Anschluss daran sollten sich die geschulten und trainierten „Laien“ in Unterstützungsgruppen von ca. vier Personen ohne weitere Anleitung gegenseitig kollegial beraten.
304 3.
Yvette Völschow Evaluation im Modellprojekt
Da die Wirksamkeitsmessung für kollegiale Beratungs- und Unterstützungsverfahren bislang nicht thematisiert wurde, wird das Vorgehen im Folgenden detaillierter vorgestellt. 3.1 Untersuchungsfragestellungen Zentrale Fragen der die Pilotstudie begleitenden Wirksamkeitsstudie waren u.a.:
Erleben Studierende bereits im Praktikum Belastungen, die eine Sensibilität für und einen Bedarf an Aufarbeitung nahelegen? Wird die „Kollegiale Beratung und Supervision“ als organisationskulturfremdes Instrument aus dem pädagogischen Bereich von Polizeieinsteigern akzeptiert? Welche auf Wirksamkeit schließenden Effekte könnten sich durch Schulung und Anwendung der Kollegialen Beratung und Supervision im Polizeibereich zeigen?
3.2 Dreigleisiges Evaluationsvorgehen Als Untersuchungsdesign für die Wirksamkeitsprüfung wurde ein quasiexperimentelles Vorgehen (vgl. Schnell et al. 2005) gewählt, dem im ersten Durchlauf zudem eine Wartegruppenbefragung zugefügt wurde. Die Wartegruppe zeichnete sich dadurch aus, dass sie vor der Intervention zweimal statt nur einmal ex ante befragt wurde. Zudem wurde parallel zu jeder Befragung der im Verfahren ausgebildeten Gruppen eine nicht geschulte Kontrollgruppe (KG) desselben Studienjahrganges evaluiert. Direkt vor der Schulung wurde in Form von standardisierten und halbstandardisierten Fragebögen der präinterventionelle Stand der Ausbildungsgruppe erhoben. Zwei postinterventionelle Befragungen fanden dann direkt nach der Schulung bzw. drei Monaten nach Antritt des eigenverantwortlichen Polizeidienstes statt. Die in dem zweiten Schulungsdurchgang eingesetzte Wartegruppe wurde hingegen zweimal präinterventionell evaluiert und erfuhr ebenfalls zwei postinterventionelle Befragungen. Auf diese Weise sollten eventuelle schulungsunabhängige Wirksamkeitsvariablen ausfindig gemacht werden. Vorweg genommen sei, dass sich keine Unterschiede in den ex ante Befragungen der ersten Schulungsgruppe (SG) und der Wartegruppe zeigten.
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Die Wirksamkeitserhebung wurde mit Hilfe eines „Evaluationsfragebogen“, der sich auf das Verfahren bezog und eines zusätzlichen „Stressfragebogens“, der Informationen zum Stressempfinden und dem Umgang mit Stress erbrachte, durchgeführt. Beide Bögen bestanden sowohl aus halbstandardisierten Fragen als auch aus zu bewertenden Skalen mit ergänzenden Kommentarmöglichkeiten. Durch dieses Vorgehen konnte eine reine Schulungs- und Methodenevaluation mit der Variablen „Stressbelastung im Beruf“ in Verbindung gebracht werden. Nicht zuletzt wurden schulungsbegleitend bzw. -abschließend schriftliche Kurzrückmeldungen im „SMS-Stil“ erhoben, die durch die Frage eingeleitet wurden: „Was würden Sie einem Freund über die Schulung mitteilen, wenn Sie ihm eine SMS mit 12 Worten schreiben könnten?“. Mithilfe dieser anonymen und schnell auswertbaren Kurzstatements sollten eventuell. nötige kurzfristige Veränderungen im Schulungsverlauf ermöglicht werden. 3.3 Sample An der beschriebenen Studie nahmen in drei Semestern insgesamt 60 Studierende im Rahmen von je dreiwöchigen Kursen in „Kollegialer Beratung und Supervision“ teil, die an verschiedenen Standorten der Niedersächsischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege – der Ausbildungsstätte für Polizeibeamte Niedersachsens bis 2007 – angeboten wurden. Die Samplegröße konnte aufgrund des freiwilligen Charakters des Angebotes im Vorfeld nicht genau festgelegt werden. Zugleich brachte die sich ergebende Samplegestaltung aufschlussreiche Informationen z. B. zum deutlich höheren Frauenanteil bei die Geschlechterverteilung mit 47% (im gesamten Studienjahr 34%) gegenüber dem Anteil männlicher TN mit 53% (Studienjahr 66%), zutage. Eine Analyse der TNDaten machte zudem deutlich, dass das Angebot vor allem bei sogenannten Aufstiegsbeamtinnen (AB`innen) Anklang fand. AB sind Studierende, die bereits eine Polizeiausbildung im sogenannten mittleren Dienst absolviert hatten und berufstätig waren und die Fachhochschule besuchten, um nach erfolgreichem Studium in den gehobenen Dienst aufzusteigen. So waren 26,3% aller AB`innen der beteiligten Studienjahrgänge bei diesem Angebot vertreten. Im Vergleich: 17,3% aller Studentinnen (ohne AB`innen gerechnet) nahmen an dem Wahlangebot teil und insgesamt 13,4% aller Studierenden der entsprechenden Jahrgänge. Das könnte zum einen damit zu tun haben, dass die AB´innen zuvor häufiger in sensiblen Bereichen wie häusliche Gewalt, aber auch bei der Bearbeitung von Sexualdelikten eingesetzt wurden und damit besonders belastenden Situationen ausgesetzt waren. Es könnte aber beispielsweise auch bedeuten, dass Frauen als Minderheit bei der Polizei weniger gut von informell existierenden Unterstüt-
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Yvette Völschow
zungsmöglichkeiten des männlich dominierten Berufsfeldes (z. B. „Feierabendbier“) profitieren und sich daher mehr als ihre männlichen Kollegen für das Angebot interessierten. Die SG bestand zu 95% aus TN, die noch keine Erfahrungen mit Unterstützungs- und Reflexionsinstrumenten wie Supervision, Beratung, Coaching oder Therapie hatten. Dieser Aspekt könnte als Beleg dafür gesehen werden, dass es sich tatsächlich um ein niedrigschwelliges Angebot handelt. 3.4 Zum Rücklauf der Fragebögen Während der Fragebogenrücklauf in den SG für die erste und zweite Befragung noch fast 100% betrug, gestaltete sich der Rücklauf ab der dritten Evaluationsrunde, als die Teilnehmer nicht mehr Studierende der FHVR waren, schwieriger. Die dritte SG wurde außerhalb des Projektzeitraumes im Verfahren ausgebildet und planmäßig nur direkt vor und direkt nach der Schulung, aber noch nicht nach Eintritt in die Praxis, befragt. Der Rücklauf der entsprechenden Kontrollgruppen erwies sich (wie bei vielen empirischen Untersuchungen mit Kontrollgruppen, vgl. Staat 1997) bei den späteren Befragungen als zu gering, um an dieser Stelle von validen und reliablen Ergebnissen sprechen zu können. Die entsprechenden Ergebnisse sollten daher als explorative Vorstudienbefunde betrachtet werden. 4.
Ausgewählte Untersuchungsergebnisse
Zur Auswertung der Fragebögen wurde zum einen auf das theoretische Fundament des Forschungsprogramms Subjektive Theorien zurückgegriffen. Hiernach wird der Befragte mit seinen Erfahrungen als Experte seiner Subjektiven Theorien betrachtet und ernst genommen (Groeben et al. 1988). Die dem Forschungsprogramm impliziten Menschenbildannahmen schließen ein weitergehendes Analysieren und Interpretieren der Antworten ohne Rückkopplung mit dem Probanden aus. Zudem wurden insbesondere auch für die Auswertung der offenen Fragen die Auswertungskriterien nach Flick (2009) berücksichtigt. Im Folgenden können nur vereinzelte Untersuchungsergebnisse skizziert werden. Für weitergehende Ergebnisse wird auf den internen Projektbericht verwiesen (vgl. Völschow 2007).
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4.1 Sensibilisierung für Selbstklärungs- und Beratungsbedarf aufgrund belastender (Praktikums-)Erfahrungen Die Untersuchung zeigt, dass mehr als 85% der befragten studierenden Polizeibeamten im Abschlussstudium der FHVR bereits als Praktikanten im polizeilichen Alltag Erfahrungen mit stark belastenden Situationen machten. Die Studierenden erleben damit auch im Vergleich zu Studierenden ähnlichen Alters in anderen Studiengängen bzw. Ausbildungen (mit Ausnahme von Feuerwehr, Rettungskräften, Bundeswehr) für die Ausbildungsphase untypisch starke Belastungen, die denen der Studie von Klemisch et al. ähneln und auf einen Bedarf an adäquater Aufarbeitung schließen lassen. Geclustert und zusammengefasst stellt sich die Bewertung beruflich belastender Erlebnisse im Praktikum so dar, dass vor allem Unstimmigkeiten mit den Kollegen, der Kontakt mit Schwerverletzten und Toten, ein möglicher Schusswaffeneinsatz, fachliche Unsicherheit, Verfolgungen und das Überbringen von Todesnachrichten als besonders belastende Aufgaben empfunden werden. Auf die den Unterstützungsbedarf verdeutlichende Frage, ob der Polizeiberuf prinzipiell als „stressig“ bewertet wird, stimmten in allen Befragungswellen mindestens 92% der Befragten der Schulungs- und Kontrollgruppen zu. Die Zustimmung stieg nach dem Eintritt in den aktiven Polizeidienst bei den Schulungs- und Kontrollgruppenmitgliedern sogar auf 100%. Die von den SG-TN geäußerten Erwartungen, an die Schulung in „Kollegialer Beratung und Supervision“, lassen sich als Wunsch nach Erweiterung der sozialen und kommunikativen Kompetenzen in schwierigen Einsatzsituationen und im Zusammenhang mit Kollegen zusammenfassen. Beispielsweise wurden folgende Aspekte benannt: Erweiterung sozialer Kompetenzen, mehr Empathiefähigkeit, besseres Beherrschen von Gesprächstechniken und -moderation, Methoden lernen, die den Umgang mit anderen leichter gestalten, Möglichkeiten kennenlernen, die das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit verbessern können, schwierige Situationen aufarbeiten, etwas für die eigene Stressbewältigung lernen, selbstsicherer werden. 4.2 Akzeptanz der „Kollegialen Beratung und Supervision“ als organisationskulturfremdes Instrument Für die Akzeptanz des ursprünglich für pädagogische Berufsinhaber konzipierten Verfahrens innerhalb der Polizei spricht neben den entsprechenden Untersuchungsergebnissen, dass die Mehrzahl der TN an anschließend von der Fachhochschule angebotenen „Großgruppentreffen“, die alle 6-8 Wochen stattfinden,
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teilnahmen. Dies geschah z.T. auch ohne dienstliche Freistellung. Vereinzelt nahmen die Teilnehmer sogar von ihrem Dienst Urlaub, um die Kollegialen Beratungs- und Supervisionstreffen zu besuchen, ohne dass die Vorgesetzten oder direkten Kollegen dies erfuhren. Sie wählten die „heimliche“ Teilnahme, um nicht als schwach und defizitär in der Dienststelle abgewertet zu werden. Damit zeigt sich, dass die gelebte Organisationskultur bei der Polizei zum Teil kontraproduktiv bei der Implementierung potentiell entlastender Angebote wirkt, auch wenn das Angebot einer Schulung inzwischen an der Niedersächsischen Polizeiakademie als Wahlpflichtangebot offiziell verankert ist. 4.3 Auf Wirksamkeit schließenden Effekte Bezüglich der Vermutung von Wirksamkeit Kollegialer Beratung und Supervision im Vergleich zu anderen ratsamen Unterstützungsmöglichkeiten, die Polizeibeamte in belastenden Situationen nutzen können, rangiert die Kollegiale Supervision bereits in der ex ante durchgeführten Befragung bei den SG-TN (nach den Gesprächen mit dem Partner und Kollegen) auf dem dritten Platz (KG auf Platz 4) – noch vor den individuellen Beratungsangeboten der Regionalen Beratungsstellen der Polizei, dem "Abschalten" in Freizeitaktivitäten und der Nutzung von Unterstützungs- und Beratungsangeboten auf dem freien Markt. Beeindruckenderweise ergaben die Befragungen der SG-TN nach der Schulung und auch drei Monate nach Dienstantritt, dass die Kollegiale Supervision auf den ersten Platz der anzuratenden Unterstützungsmöglichkeiten bei belastenden Berufssituationen gewählt wurde. Bei den KG-Mitgliedern aber sank sie im weiteren Verlauf der Befragungswellen sogar auf den sechsten Platz nach den angedeuteten Freizeitmöglichkeiten ab. Ein ebenfalls sehr bemerkenswertes Ergebnis – auch wenn es wie erwähnt aufgrund der im Laufe der Untersuchung leider zu klein gewordenen KG nicht valide ist – ist die Beobachtung, dass die Bewertung von Stressempfinden bei den SG-TN im Laufe der Befragungen konstant blieb. Hingegen stieg der Stresswert bei den Kollegen der KG nach der Schulung – als der Berufseinstieg nahte bzw. vollzogen war –, obwohl er bei den KG-TN ex ante sogar niedriger war als damals bei den SG-TN. Wichtig erscheint zudem, dass der Stresswert bei den Personen, die das Selbstklärungs- und Reflexionsangebot nutzten, drei Monate nach Diensteintritt sogar geringer ausfiel, als bei den KG-Mitgliedern.
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Vor Schulung Nach Schulung Nach Diensteintritt Schulungsgruppe 6,4 (N=60) 6,4 (N=59) 6,2 (N=17) Kontrollgruppe 5,9 (N=60) 6,3 (N=26) 6,5 (N=9) Tabelle 1: Ausgewählte Ergebnisse zum Stressempfinden der SG- und KGMitglieder (explorativ, nicht valide und reliabel)
5.
Fazit
Zusammenfassend ist nach den Ergebnissen der ersten Evaluation von einer signifikanten Wirksamkeit, guten Nutzbarkeit und hohen Akzeptanz bei den Geschulten gerade im Hinblick auf den Statuspassagenwechsel auszugehen. Um diese Ergebnisse zu validieren, wären weitere Evaluationen auf einer breiteren Basis von KG-Mitgliedern notwendig. Literatur Behr, R. (2000): Cop Culture – Der Alltag des Gewaltmonopols. Männlichkeit, Handlungsmuster und Kulture in der Polizei. Opladen: Leske und Budrich. Behr, R. (2006): Polizeikultur. Routinen – Rituale – Reflexionen. Bausteine zu einer Theorie der Praxis der Polizei. Wiesbaden. Bernler, G./ Johnsson, L. (1993): Supervision in der psychosozialen Arbeit. Integrative Methodik und Praxis. Weinheim. Binnewies, C. (2008) The pover of recovery: Recovery from work-related stress as a predictor of fluctuations in individual job performance. Elektronische Ressource: http://www.uni-konstanz.de/kobs/volltexte/2008/5757/pdf/Diss_Binnewies2008.pdf. Cohn, R. (1975): Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion. Stuttgart. Ellis, A. (1977): Die rational-emotive Therapie. München. Flick, U. (2009): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 2. Aufl. Reinbek b. Hamburg. Groeben, N./ Wahl, D./ Schlee, J./ Scheele, B. (1988): Forschungsprogramm Subjektive Theorien. Eine Einführung in die Psychologie des reflexiven Subjekts. Tübingen Hallenberger, F./ Heiderich, M./ Rieger, S. (2003): Stress und Stressbewältigung im Polizeiberuf. Polizei & Wissenschaft, 3, S. 36-49. Klemisch, D./ Kepplinger, J./ Muthny, F.: (2005a): Belastungen, Belastungsbewältigung und psychische Störungen von Polizeibeamten – Eine Literaturanalyse. In: Polizei & Wissenschaft, 6, Heft 1, S. 27-42. Klemisch, D./ Kepplinger, J./ Muthny, F.: (2005b): Stressfaktoren und Positiva im Polizeiberuf – Selbsteinschätzungen durch Polizeibeamte. In: Polizei & Wissenschaft, 6, Heft 2, S. 10-20. Lazarus, R.S. (1966): Psychological stress and the coping process. New York
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Yvette Völschow
Rogers, C. (1988): Die nicht-direktive Beratung. Frankfurt/M. Runde, B./ Bastians, F./ Weiss, U. (2005): Coaching und Supervisionsmaßnahmen des Sozialwissenschaftlichen Dienstes der Polizei NRW. In: Polizei & Wissenschaft, 6, Heft 3, S. 40-51. Schledde, W. (1998): Kollegiale Beratung und Supervision (KoBeSu) als Grundlage zur Organisationsentwicklung an Berufsbildenden Schulen. Unveröffentlichter Bericht an das MK zur Evaluation eines Innovationsvorhabens im Bereich der Berufsbildenden Schulen in Niedersachsen. Schlee, J. (2004): Kollegiale Beratung und Supervision für pädagogische Berufe. Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Arbeitsbuch. Stuttgart. Schnell, H./ Hill, P. B./ Esser, E. (2005): Methoden der empirischen Sozialforschung, S. 211-263. München. Schulz von Thun, F. (2003): Miteinander reden: Kommunikationspsychologie für Führungskräfte. Reinbek b. Hamburg. Seyle, H. (1956): The stress of life. New York. Staat, M. (1997): Empirische Evaluation von Fortbildung und Umschulung. Schriftenreihe des ZEW. Baden-Baden. Steinbauer, M. (2001): Stress im Polizeiberuf und die Verarbeitung von belastenden Ereignissen im Dienst. Polizei und Wissenschaft, 4, S. 46-59. Straumann, U./ Schrödter, W. (Hg.) (1998): Verstehen und Gestalten. Beratung und Supervision im Gespräch. Köln. Völschow, Y. (2007): Kollegiale Beratung und „Kollegiale Beratung und Supervision“ im Polizeidienst: Evaluation des Verfahrens auf seine Wirksamkeit für Polizeibeamte beim Übergang vom Studium in den Vollzugsdienst. Interner Abschlussbericht. Watzlawick, P./ Beavin, J. H./ Jackson, D. D. (1969). Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern. Weber, M. (1964): Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Köln.
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VI. Hochschuldidaktischer Epilog
Pädagogische Organisationsberatung lehren und lernen: Erfahrungen, Reflexionen und Desiderate Ewald Johannes Brunner
Organisationspädagogische Kompetenz ist – angesichts vieler Desiderate in der Bildungs- und Sozialpolitik – dringend angesagt. Es bedarf gut geschulter Fachleute hierfür. Wie sollte eine optimale Ausbildung zum Organisationsberater aussehen? Welche Überlegungen können uns dabei leiten? Welche pädagogischen Konzepte können wir für das Lehren und Lernen von Organisationsberatung entwickeln? Wenn im Folgenden vom Lehren und Lernen der pädagogischen Organisationsberatung die Rede ist, so beziehe ich mich auch auf die Erfahrungen, die ich im Rahmen des von mir konzipierten postgradualen Studiengangs „Pädagogische Organisationsberatung“ an der Universität Jena gesammelt habe (vgl. auch Brunner 2002; Brunner 2005). Zum Jenaer Modell möchte ich zunächst vorab zwei zentrale Momente benennen: Zum einen den Aspekt der Interdisziplinarität, zum andern den Aspekt des ´learning by doing´. Dass der Aufbaustudiengang „Pädagogische Organisationsberatung“ am erziehungswissenschaftlichen Institut der Universität Jena interdisziplinär angelegt ist, wird nicht überraschen: Wie viele andere universitäre Disziplinen kann auch die Erziehungswissenschaft und damit auch die Organisationspädagogik nicht auf die Zuarbeit aus anderen Wissenschaftszweigen verzichten. In unserem Fall sind dringend nicht nur Kenntnisse und Kompetenzen aus der Organisationspsychologie und der Organisationssoziologie geboten, hinzukommen müssen Anteile aus der Wirtschaftswissenschaft und der Rechtswissenschaft. Was nun das ´learning by doing´ anbetrifft, so weist das Jenaer Modell hier ein Alleinstellungsmerkmal auf. In Jena lernen die Aufbaustudierenden das Handwerk der Organisationsberatung vom ersten Semester an, sie lernen es live, d.h. unmittelbar in eigener Beratungstätigkeit, begleitet durch die Dozenten. Was ist und zu welchem Ende studiert man Organisationspädagogik? Für die pädagogische Organisationsberatung ist festzuhalten, was für pädagogisches Handeln generell gilt: „Den Menschen stärken und die Sachen klären!“ (von Hentig 1985). In der Organisationsberatung geht es um Menschen und um das,
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was sie miteinander verbindet, also um ihre kollektiven Anliegen. „Die Menschen stärken“ ist vorrangiges Ziel pädagogischer Organisationsberatung. Wie betreiben wir nun das „Sachen-Klären“ als Organisationsberater in den pädagogischen Berufs- und Arbeitsfeldern? Der Gegenstand, mit dem wir es zu tun haben, ist ja so reichhaltig und vielgestaltig, wie Menschenleben nun einmal sind, erst recht in der kollektiven Form. Es bedarf für diese Vielgestaltigkeit grundsätzlich der Offenheit und der Flexibilität als Postulat für die Tätigkeit eines pädagogischen Organisationsberaters. Diese Offenheit und Flexibilität sollte in einem entsprechenden Curriculum einen vorderen Platz finden. „Greift nur hinein ins volle Menschenleben“, ist hier die Devise für einen Unterricht mit möglichst vielen anschaulichen Beispielen aus der vielgestaltigen Welt der Bildungs- und Sozialeinrichtungen, mit denen es Organisationspädagogik zu tun hat. Das Spektrum organisationaler Vielfalt kennen lernen, ist das eine, schwieriger wird es mit dem Sachverhalt der Komplexität von Organisationen. Hier handelt es sich um einen zentralen Gesichtspunkt bei der Vermittlung pädagogischer Kompetenz. Schauen wir uns diesen Sachverhalt etwas genauer an. Die Betriebswissenschaftler treffen folgende Unterscheidung: „Der Betrieb ist eine Organisation“ versus „Der Betrieb hat eine Organisation“. Der strukturelle Aspekt („Ein Bildungsbetrieb bzw. ein Sozialbetrieb ist eine Organisation“) scheint noch relativ gut lehr- und lernbar zu sein, haben wir doch auch im Alltagsleben ständig mit den Strukturen von Unternehmen zu tun, so dass wir relativ schnell im Bilde sind: Der Hausmeister ist der Hausmeister, der Chef ist der Chef. Neben der Personalstruktur sind die materiellen Komponenten einer Organisation und ihr Regelwerk strukturell bedeutsam. Sobald wir aber die innerbetrieblichen Prozesse („Der Betrieb hat eine Organisation“) ins Auge zu fassen versuchen, droht uns das Bild vor den Augen zu verschwimmen. So fragen wir uns in Bezug auf die dynamischen Aspekte zum Beispiel: Wer hat hier tatsächlich das Sagen? Wie sind die Verantwortlichkeiten verteilt? Nach welchem Codex wird in dieser Bildungseinrichtung bzw. sozialen Einrichtung gearbeitet? Gibt es ungeschriebene Regeln? Das Erkennen von strukturellen und dynamischen Aspekten in Organisationen ist keine leichte Aufgabe, es muss erlernt und eingeübt werden. Die Analyse von Struktur und Dynamik pädagogischer Organisationen lernt man nicht allein aus Büchern; man erlernt das Erkennen von strukturellen und dynamischen Aspekten vor allem durch Tun. Hier hat das Prinzip ´learning by doing´, das konstitutiver Bestandteil des Jenaer Aufbaustudiengangs ist, seinen Sinn und seine Berechtigung. Das Lernen durch Tun kann auf zweierlei Weise geschehen. Zum einen durch Beobachtung bei sich selbst, durch Selbstanalyse; auf kollektiver Ebene
Pädagogische Organisationsberatung lehren und lernen
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durch Beobachtung und Analyse der eigenen Gruppenprozesse; zum anderen durch Beobachtung und Analyse fremder Gruppenprozesse. Die Gruppe der Lernenden in Jena ist eine feste Gruppe. Jeder, der den Aufbaustudiengang durchläuft, verpflichtet sich, regelmäßig an den Gruppensitzungen teilzunehmen. Thema der Gruppensitzungen sind vor allem die Beratungsprojekte, die nicht virtuell durchgespielt werden, sondern mit echten Kunden, die ein konkretes Anliegen haben, das bearbeitet wird. Auf diese Weise sind Lernprozesse des Erkennens von Struktur und Dynamik auf eine doppelte Weise möglich: (a) In der Gruppe selbst durch die Selbstanalyse der eigenen Gruppenstruktur und der in der Gruppe ablaufenden Gruppenprozesse; (b) durch die in der Gruppe durchgeführten Organisationsberatungsprojekte. Man kann nun darüber räsonieren, was effektiver ist, die Selbstanalyse oder die Fremdanalyse. Sinnvoll sind sicher beide. Nachteil bei der Selbstanalyse ist die mögliche Betriebsblindheit. „Den Balken im eigenen Auge sehen wir nicht, aber den Splitter im fremden Auge“, heißt es im Neuen Testament. Das spricht dafür, dass das Beobachten und Analysieren von Organisationsstrukturen und Organisationsdynamiken eher an fremden Gruppierungen geübt werden kann, als an der eigenen Gruppe. Das spricht wieder für das Prinzip `learning by doing` in der Ausbildung von Organisationsberatern: lernen nicht am konstruierten (virtuellen) Fall, sondern am „echten“ Organisationsberatungs-Fall. Die eigene Lerngruppe der Aufbaustudierenden bleibt dennoch – jenseits der „Balken-Splitter-Einschränkung“ – ein dankbares Lernfeld zum Erwerb spezieller Fertigkeiten; zum Beispiel für das Einüben in die Kunst des Moderierens (durch den Wechsel in der Leitung der Arbeitssitzungen); oder für das Üben, in adäquater Weise Rückmeldungen zu geben (z. B. für den Moderator am Ende der Sitzung). Wenn ich von Organisationsstrukturen und Organisationsdynamiken spreche, dann wird darin das Vokabular erkennbar, das der Gruppenpsychologie und der Gruppendynamik entstammt. Damit will ich jedoch nicht sagen, dass das theoretische Fundament der pädagogischen Organisationsberatung im Wesentlichen auf diesen Theorien über soziale Gruppen aufbaut. Das eigentliche Fundament bilden andere Theoreme, auf die ich im zweiten und im dritten Teil meiner Ausführungen zu sprechen komme. Im Folgenden sind es zunächst grundlegende Aussagen der systemischen Theorie und der systemischen Therapie zum Kommunikationsverhalten in Organisationen. Hinzu kommt – weiter unten – der Rekurs auf die Selbstorganisationstheorie.
316 1.
Ewald Johannes Brunner Über die Beziehungsarbeit im Rahmen pädagogischer Organisationsberatung
In diesem Abschnitt meines Beitrags geht es um Beziehungs-Klärungen, wie sie nach meiner Auffassung in jedem Akt pädagogischer Organisationsberatung zu bewältigen sind. Zur Veranschaulichung meines Ansatzes wähle ich ein einschlägiges Beispiel aus der Organisationsberatung: die Auftragsklärung. Jede Tätigkeit, die im Rahmen von Organisationsberatung durchgeführt wird, bedarf einer Auftragsklärung. Es geht einerseits um inhaltliche Aspekte, d.h. darum die Aufgabenstellung bei einem bestimmten Beratungs-Auftrag im Einzelnen einvernehmlich mit dem Kunden zu regeln.Es geht andererseits bei jedem Beratungs-Auftrag stets auch um den Beziehungsaspekt. Auf der Basis gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Achtung wird ein Vertrag abgeschlossen. Mit dieser analytischen Trennung von Inhaltsaspekt und Beziehungsaspekt befinden wir uns auf dem Boden der Watzlawickschen Kommunikationstheorie systemischer Provenienz (Watzlawick et al. 2007). Vom Gelingen der Auftragsklärung hängt der weitere Verlauf der Beratung ab. Ich gebe Ihnen dazu ein Beispiel aus dem Erfahrungsschatz der studentischen Projektarbeit im Rahmen des Aufbaustudiums. Es geht in diesem Beispiel um ein „Beziehungs-Problem“ bei der Auftragsklärung: Ein Thüringer Landratsamt, genauer gesagt die Abteilung Soziales in diesem Landratsamt, erteilte der studentischen Arbeitsgruppe aus Jena den Auftrag, ein Gutachten zum Stand der psycho-sozialen Versorgung im Landkreis zu erstellen. Die Verwaltung im Landratsamt strebte eine Re-Strukturierung der Beratungsstellen im Landkreis an. Es ging vor allem um die Frage der Reduzierung von Mitarbeiterstellen in den Beratungseinrichtungen. Das in Auftrag gegebene Gutachten sollte Basis für die geplante Re-Strukturierung sein. Worin bestand nun das „Beziehungs-Problem“? Die Gruppe der Aufbaustudierenden kam mit dem Ressortleiter im Landratsamt überein das Gutachten zu erstellen, hatte aber – konträr zur Position der Verwaltung – Sympathien für die Vertreter der Freien Wohlfahrtspflege; die Leiter der Trägereinrichtungen waren mit verantwortlich für die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben für die psychosoziale Versorgung im Landkreis und mussten nun in Bezug auf das Ansinnen der Verwaltung befürchten, dass mit einer Re-Organisation der Beratungskapazitäten im Landkreis eine Verschlechterung der Beratungssituation eintreten würde. Während für die studentische Arbeitsgruppe, die den Auftrag übernahm, die inhaltliche Seite des Auftrags klar war (Was soll das Gutachten alles umfassen?), war der Beziehungsaspekt nicht so klar (Wessen Interessen sollen vertreten wer-
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den; die der Verwaltung oder die der Repräsentanten der Freien Wohlfahrtspflege?). Im konkreten Fall äußerte sich die Unklarheit bei der Auftragsklärung darin, dass – trotz sehr aufwändiger und sorgfältiger Erstellung des Gutachtens – immer wieder (bis zur Fertigstellung des Gutachtens) von den Vertretern der Verwaltung Unzufriedenheiten über einzelne inhaltliche Passagen beim Gutachten geäußert wurden. Aus Fehlern konnten die Aufbaustudierenden lernen, gewiss! Doch habe ich mich als Betreuer der studentischen Arbeitsgruppe auch gefragt, ob ich nicht mit mehr Nachdruck auf einen klareren Auftrag hätte hinweisen sollen. Das Gutachten war nicht nur für die Beratungsstellen von Belang, sondern natürlich auch für den Auftraggeber der Studie, also für die Verwaltung; diese konnten und durften wir nicht einfach übergehen, indem wir einseitig für die betroffenen Beratungsstellen Partei ergriffen. Was lernen wir aus diesem Beispiel? Die Klärung der Beziehungsebene gehört zu jeder Beratungsarbeit. Nicht immer ist uns bewusst, dass wir – ausgesprochen oder unausgesprochen – mit unserem Beratungsverhalten zugleich auch die Beziehung zum Beratungspartner mit definieren. Die spezifische Form von „Partnerschaft“, die ich hier für ein grundlegendes Moment des Beratungshandelns ansehe, kommt auch in folgender Definition zur pädagogischen Organisationsberatung zum Tragen. „Organisationsberatung ist
eine lösungsorientierte Suche nach geeigneten alternativen Konzepten mit dem Ziel, die Zahl der Handlungsoptionen in der Organisation zu erhöhen und dabei auf die in der Organisation vorhandenen Ressourcen zu bauen, um Lern- und Veränderungsprozesse in der Organisation zu unterstützen und zu begleiten und gegebenenfalls auch zu initiieren“ (Brunner 2002, S.22).
Pädagogische Organisationsberatung ist also ein Ko-Evolutionsprozess. Gemeinsam mit dem Kunden werden Lösungen erarbeitet. Der Berater und der Kunde versuchen gemeinsam brach liegende Ressourcen in der Organisation zum Leben zu erwecken. Bei Zielfindungsprozessen und/oder bei der Konzeptentwicklung ist der Organisationsberater lediglich ein Begleiter, er ist lediglich ein Lernhelfer, er ist nicht der Macher. Diese sozialkonstruktivistische Sicht setzt ganz auf das Prinzip der wechselseitigen Kommunikation. Es handelt sich dabei nicht um eine asymmetrische Kommunikation, zwischen den Kommunikationspartnern herrscht insofern Sym-
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metrie, dass sie sich auf Augenhöhe begegnen, einander respektieren und sich in Bezug auf ihre verschiedenen Rollen und Kontexte gegenseitig akzeptieren. Was heißt das für das Lehren und Lernen von pädagogischer Organisationsberatung? Für die eben skizzierte Besonderheit im Verhältnis zwischen Berater und Kunde wird ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen benötigt. Lernende in Sachen Organisationspädagogik „begreifen“ sicher am leichtesten, was hier Sache ist und wie wichtig diese Form einer Beziehungsklärung ist, wenn sie diese selbst erleben. Lehrende in Sachen Organisationspädagogik haben die Pflicht und die Aufgabe, dieses Herzstück der Organisationsberatung so zu vermitteln, dass es verstanden und in der Praxis angewandt werden kann. Die Skala der didaktischen Möglichkeiten ist groß, und auch hier kann aus dem Vollen geschöpft werden: Der Bogen reicht von der theoretischen Beschäftigung mit der Pragmatik zwischenmenschlicher Kommunikation sensu Watzlawick bis hin zur Beherzigung goldener Regeln der Kunst der Gesprächsführung. Konkret bedeutet das auch, dass der Berater versucht, das Regelwerk der Organisation zu verstehen, indem er sich auf die Sprache der Organisation einlässt (vgl. hierzu auch den Beitrag von Zech in diesem Band). Um nur einen konkreten Hinweis zu geben: Der Beziehungsaspekt, der sich neben dem Inhaltsaspekt in jedem Akt zwischenmenschlicher Interaktion manifestiert, also auch in dem zwischen Berater und Kunde, dieser Beziehungsaspekt wird häufig über nonverbale Kommunikationsmodi transportiert. Da – einer Faustregel gemäß – 80% der zwischenmenschlichen Kommunikation nonverbal verläuft, sollte in einem Curriculum der Organisationspädagogik ein besonders großer Wert auf das Erkennen nonverbaler Signale gelegt werden und darauf, wie mit ihnen in der Kommunikation zwischen Berater und Kunde umzugehen ist. 2.
Können Organisationen lernen? Wenn ja, welche Rolle spielt dabei die Organisationsberatung?
Die Frage, ob Organisationen lernen können, kann ich aus der Perspektive der Selbstorganisationstheorie rasch mit Ja beantworten. Jede Form zwischenmenschlicher Organisation ist insofern veränderbar, als Umgebungsbedingungen oder gravierende Änderungen innerhalb einer Organisation unmittelbar dazu zwingen können. Das jüngste Beispiel der Bankenkrise und seiner wirtschaftlichen Folgen führt uns deutlich vor Augen, dass neue, unvorhergesehene Außenbedingungen einen Wirtschaftsbetrieb dazu bringen können, dass er sehr rasch reagiert, d.h. „lernt“ (mit der Folge, z. B. Kurzarbeit einzuführen, Mitarbeiter zu entlassen, etc.).
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Dass Organisationen lernen können, gilt mutatis mutandis natürlich auch für die Non-Profit-Organisationen, zu denen pädagogische und soziale Einrichtungen in der Regel zu rechnen sind. Wir kennen aber auch eine gegenläufige Tendenz: Trotz dringendst notwendiger Reformen verbleibt eine Organisation in ihrem bisherigen Zustand und zeigt so etwas wie Schwerfälligkeit oder Ignoranz gegenüber erforderlichen Änderungsprozessen. Was ist es, das die Eigen-Welt einer Organisation im Innersten zusammenhält? Folgt sie – bei starrem Festhalten an Überkommenem – nur einem Trägheitsprinzip oder gibt es eine innere Logik, die es in der Organisationspädagogik zu erfassen gilt? Diese „innere Logik“ gibt es in der Tat, wenn man die Perspektive der Selbstorganisation in Betracht zieht. Schon Hegel formulierte: „Was wirklich ist, das ist vernünftig“ (1972, S.11). Organisationen, auch diejenigen im Bereich der Bildung und der Sozialen Arbeit, folgen dem Prinzip der Selbsterhaltung. Als autopoietische Systeme sind sie relativ autonom, rekrutieren sich aus sich selbst (Gesichtspunkt der Selbstreferenz). Als autopoietische Systeme bedürfen sie grundsätzlich nicht der Steuerung von außen, ja sie sind sogar insofern änderungsresistent, als eine außerhalb des Organisationssystems wirkende Kraft sie nicht zwangsläufig aus der Bahn werfen muss (es sei denn, die Kraftfelder verändern sich grundsätzlich, in dem z. B. die für die Aufrechterhaltung des Systems notwendigen Inputs an Information und Energie wegfallen). Jedes soziale System gehorcht den Gesetzmäßigkeiten der Selbstorganisation; eine Bildungseinrichtung, eine sozialpädagogische Einrichtung, sie organisieren sich selbst. Wenn ich Studienanfänger frage, worauf es ihnen später einmal ankommt, wenn sie Beratungsgespräche führen, erhalte ich meist die unverblümte Antwort, dass sie mit aller ihrer pädagogischen Kompetenz versuchen würden, dem Ratsuchenden klar zu machen, was er wie zu ändern habe. Ein klarer Fall von „Intervention“ also, der in einer solchen Antwort zu Tage tritt. Wir können aber der Theorie der Selbstorganisation gemäß überhaupt nicht davon ausgehen, dass so ein einfaches „lineares“ Interventionsmodell (Sage mir, wo Dir der Schuh drückt, und ich sage Dir, was Du zu tun hast!) funktioniert. Pädagogische Organisationsberatung ist eher einer sokratischen Hebammenkunst verpflichtet: Nicht der Berater erarbeitet die Lösung, sondern vielmehr der Kunde selbst, wenn auch unter fachkundiger Begleitung. Das Lehren und Lernen von Organisationsberatung besteht in dieser Hinsicht darin, eine chaostheoretische Erkenntnis erfahrbar zu machen, die nämlich, dass aus einem determinierten Chaos ein neuer stabiler Ordnungszustand erwachsen kann. Eine Phase der Instabilität wird durchlaufen (aus welchen Grün-
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den auch immer!); an einem kritischen Punkt springt dann das System in einen neuen stabilen Zustand um. Hier schlägt die Stunde des pädagogischen Organisationsberaters: In den Zeiten des Übergangs von einer alten Ordnung in eine neue kann der Organisationsberater durch kluge Hinweise und durch bedachte Anregungen mit sanfter Hand Anstöße geben, die zu einem Neuanfang beitragen können. Befindet sich eine Organisation in einem instabilen Zustand, der kurz vor dem Umspringen in einen neuen Ordnungszustand ist, so ist das dann auch der Kairós, der „fruchtbare Moment im Bildungsprozess“ (Copei 1966). Die Kunst des Lehrens und Lernens pädagogischer Organisationsberatung impliziert also, dass ein besonderes Augenmerk auf das Veränderungsmanagement gelegt wird. Angenommen eine Organisation erarbeitet für sich ein neues Konzept, das alle mit Beifall begrüßen, und weiterhin angenommen, dass es zwar dieses neue Konzept gibt, es jedoch an einem Plan fehlt, wie dieses neue Konzept in der Organisation eingeführt werden soll. Gibt es dieses ´missing link´ einer fehlenden Planung zum Organisationsumbau, so kann die Realisierung einer neuen Konzeption ins Stocken geraten. An dieser Stelle sollte ich doch noch einen kleinen Exkurs einschalten, zu der Frage, wie es sich denn aus der Sicht der Selbstorganisationstheorie dazu verhält, dass Veränderungen innerhalb der sozialen Systeme gemanagt werden müssen. Verantwortlich für die notwendigen Veränderungen ist naturgemäß das Management, die Leitung einer Bildungseinrichtung, einer sozialpädagogischen Einrichtung. Auf der Leitungsebene müsste das Veränderungsmanagement funktionieren. Nun wissen wir, dass es ein Selbstläufer werden kann, wenn ein Zustand der Instabilität eintritt. Es kann passieren, dass die Steuerung des Unternehmens falliert. Ein etwas gewagter Vergleich sei mir erlaubt: Was Essstörungen bei einzelnen Personen betrifft, so wissen wir aus der entsprechenden Forschung, dass stark übergewichtige Menschen ihr Essverhalten nicht mehr steuern können. Könnte es nicht auch in Organisationen ein ähnliches Phänomen geben, einen partiellen Wegfall oder gar ein völliges Versagen der Steuerungskompetenz? Eine Teilanwort sehe ich in Bemerkungen von Edgar Schein (2009): Dieser Autor befasst sich im Rahmen der Frage, was vom Management eines Wirtschaftsunternehmens an Führungskompetenz notwendig ist, mit der oben schon angesprochenen Problematik der Änderungsresistenz. Die Hauptaufgabe – so Schein – bei Veränderungsprozessen bestehe für das Management darin, dass sowohl die Angst der Mitarbeit vor Veränderungen an sich, als auch die Angst dieser Mitarbeiter vor Kompetenzverlust berücksichtigt werden muss und zu bekämpfen ist. Das Management muss bei der Bewältigung der „Lernangst“ behilflich sein. Mit dem Begriff der „Lernangst“ kennzeichnet
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Edgar Schein die Angst davor, sich die in der veränderten Unternehmenskultur notwendigen neuen Kompetenzen anzueignen. 3.
Fazit
Meine Ausführungen mögen gezeigt haben, dass ein Curriculum für eine organisationspädagogische Ausbildung folgendes beinhalten sollte (so haben wir es in Jena jedenfalls versucht zu realisieren): 1. 2. 3.
Beratungstheorie Beratungsmethodik Beratungspraxis
3.1 Theorien In diesem Beitrag habe ich mich in Bezug auf die theoretischen Grundlagen von organisationspädagogischem Handeln in Abstinenz geübt und nur zwei theoretische Bausteine für das Fundament der Organisationspädagogik genannt: die systemische Kommunikationstheorie von Watzlawick et al. (2007) und die Selbstorganisationstheorie (vgl. Kriz 1992). Dieser Diskurs über Organisationstheorien ist nicht nur erweiterbar, er muss erweitert werden. 3.2 Methoden in der Praxis der Organisationsberatung Es kann angesichts der Vielgestaltigkeit und Komplexität von Organisationen und angesichts der Fragen, die in der Praxis der Organisationsberatung auf den Tisch kommen, keine Einschränkungen auf einen bestimmten Methodenkanon geben. Für die Wahl der Methoden in der Praxis der Organisationsberatung gilt der ethische Imperativ, wie ihn Heinz von Foerster (1981) formuliert hat: „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!“ Ich spreche bewusst nicht von „Techniken“, ich halte es mit Adorno: „Die Menschen sind geneigt, die Technik für die Sache selbst, für Selbstzweck, für eine Kraft eigenen Wesens zu halten und darüber zu vergessen, dass sie der verlängerte Arm der Menschen ist“ ( 1972, S.100).
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3.3 Beratungspraxis Was ich im Folgenden für die Tätigkeit in der Organisationsberatung formuliere, gilt entsprechend auch für das Lehrern und Lernen von pädagogischer Organisationsberatung. 1. 2. 3. 4.
5.
6.
Offenheit und Ehrlichkeit sind fundamental für einen vertrauensvollen Kontakt in allen Beratungsgesprächen (Kongruenz im Sinne von Carl R. Rogers 2009). Geduld. Nihilo nisi duro: Nur durch ausdauernde Geduld kommen wir voran, sowohl bei unseren Kunden, als auch bei denen, die sich zum Organisationsberater ausbilden lassen. Zur organisationspädagogischen Praxis gehört die Reduktion auf das Notwendige. Weniger ist mehr! Ebenso wichtig sind Multiperspektivität und Kreativität. Die verschiedenen Aspekte beachten, heißt, „wie ein Weitwinkelobjekt zu sehen“, d.h., nicht einzelne Personen oder Gruppierungen in einer Organisation, sondern alle, die von einer Herausforderung der Organisation betroffenen sind. Das impliziert: Neutralität und Allparteilichkeit sind unabdingbar (vgl. mein obiges Beispiel der Auftragsklärung). Organisationsberater sollten nicht für eine Person oder eine Gruppe in der Organisation Partei ergreifen. Neutralität und Allparteilichkeit gelten nicht nur für die Auftragsklärung, sondern für jeden Takt im Beratungsverlauf. Kommunikationskompetenz: gewiss ein Schlagwort. Im Arbeitsfeld der Beratung gehört Kommunikationskompetenz zu den Grundvoraussetzungen diesen Beruf auszuüben. Es müssen daher Fähigkeiten eingeübt werden wie Kontakt aufnehmen, zuhören, das Anliegen der Ratsuchenden verstehen, u.a.m.. Wichtiger noch als diese allerwelts-pädagogischen Postulate sind Kompetenzen in Bezug auf die Dynamik in sozialen Systemen. Der Umgang mit der Dynamik in Gruppen erfordert fundierte Kenntnisse in Gruppendynamik. Das gilt mutatis mutandis auch für Organisationen. Der Umgang mit der Dynamik in Organisationen erfordert fundierte Kenntnisse in Organisationsdynamik. Um nur ein Beispiel zu nennen: Gregory Bateson hat auf die wichtige Unterscheidung der symmetrischen und der komplementären Kommunikation hingewiesen (1979). In beiden Fällen kann die Dynamik eskalieren. Aus der symmetrischen Kommunikation wird dann beispielsweise die symmetrische Eskalation, oft mit fatalen Folgen. Für das Konfliktmanagement ist die Kenntnis und das Erkennen solcher Muster ein Muss.
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Muster erkennen. Ich führe den eben gesponnenen Faden weiter: Mustererkennung betrifft nicht nur die genannte Unterscheidung von symmetrischer und komplementärer Kommunikation.
Über dieses Analyseschema hinaus finden wir viele weitere Verhaltens- und Denkmuster (kollektive Denkmuster) bei sozialen Gruppen und Organisationen. Sie betreffen strukturelle Elemente, aber auch dynamische Abläufe. Dynamische Muster verändern sich über die Zeit. Es sind – gestaltpsychologisch gesprochen – dynamische Gestalten (Tschacher 1997). Wie laufen z. B. Entscheidungsprozesse? Welche Schritte gehen Organisationen hierbei? Oder: Wie wird mit Konflikten umgegangen? Wird versucht Konflikte „auszusitzen“? Oder werden Konflikte auf dem Rücken bestimmter Personen oder Personengruppen innerhalb einer Organisation ausgetragen? Möglicherweise ist das Konfliktmanagement die anspruchsvollste Herausforderung für einen Organisationsberater und damit auch der schwierigste Teil der Ausbildung. Literatur Adorno, Th. W. (1972): Erziehung nach Auschwitz. In: Erziehung zur Mündigkeit. Frankfurt: Suhrkamp. Bateson, G. (1979): Mind and Nature. A Necessary Unit. London: Wildwood House. Brunner, E. J. (2002): Organisationsberatung lernen. Freiburg: Lambertus. Brunner, E. J. (Hrsg.) (2005): Konzepte Pädagogischer Organisationsberatung. Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement in pädagogischen und sozialen Einrichtungen. (Edition Paideia, Bd. 3.) Jena: IKS Garamond. Copei, F. (1966): Der fruchtbare Moment im Bildungsprozess. (8. Aufl.) Heidelberg: Quelle & Meyer. Foerster, H. v. (1981): Das Konstruieren einer Wirklichkeit. In: Watzlawick, P. (Hrsg.): Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben. Beiträge zum Konstruktivismus. München: Piper. Hegel, G.W.F. (1972): Grundlinien der Philosophie des Rechts. Frankfurt a.M.: Ullstein. Hentig, H. v. (1985): Die Menschen stärken, die Sachen klären. Ein Plädoyer für die Wiederherstellung der Aufklärung. Stuttgart: Reclam-Verlag. Kriz, J. (1992): Chaos und Struktur. Grundkonzepte der Systemtheorie. München: Quintessenz. Rogers, C.R. (2009): Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehung. München: Reinhardt. Schein, E. (2009): Führung und das Management von Veränderung. Vier Gesichter der Führung. In: ALPHA. Der Kadermarkt der Schweiz. 7./8.03.09 Tschacher, W. (1997): Prozessgestalten. Die Anwendung der Selbstorganisationstheorie und der Theorie dynamischer Systeme auf Probleme der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.
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Watzlawick, P./Beavin, J. H./Jackson, D. D. (2007): Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. (11., unveränderte Aufl.) Bern: Huber.
Autorinnen und Autoren Autorenspiegel
Behrmann, Detlef, Prof. Dr. phil. habil., Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenen- und Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Kontakt: Institut für Bildung, Beruf und Technik, Fakultät Erziehungswissenschaft, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Oberbettringer Str. 200, D-73525 Schwäbisch Gmünd; Tel. +49/7171/983-469; E-Mail: [email protected] Bernhardsson, Nils, Dipl.-Päd., Doktorand am Institut für Erziehungswissenschaft II, Fach: Erwachsenenbildung/Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Freiburg; die Promotion wird durch ein Begabtenstipendium der HannsSeidel-Stiftung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt. Kontakt: Nils Bernhardsson, Zasiusstr. 71, D-79102 Freiburg; Telefon: +49/761/7077-695; E-Mail: [email protected] Böhringer, Daniela, M.A., Dr., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozial- und Organisations-pädagogik der Universität Hildesheim. Kontakt: Dr. Daniela Böhringer M.A., Institut für Sozial- und Organisationspädagogik, Universität Hildesheim, Lübecker Str. 3, D-31141 Hildesheim; Telefon: +49/5121/883-572; E-Mail: [email protected] Brunner, Ewald Johannes, Prof. Dr. rer.soc., Emeritus des Lehrstuhls für Pädagogische Psychologie am Institut für Erziehungswissenschaft der FriedrichSchiller-Universität Jena. Kontakt: Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Jena, Am Planetarium 4, D-07743 Jena; E-Mail: [email protected] Dietel, Sylvana, M.A.; Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Präsidium, an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Kontakt: Gender in Lehre und Forschung, Luxemburger Str. 10, D-13353 Berlin; Telefon: +49/30/4504-5130; E-mail: [email protected]
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Autorinnen und Autoren
Dollhausen, Karin, PD Dr. phil., wissenschaftliche Mitarbeiterin, Leitung des Programms "kooperative Bildungsarrangements" und senior researcher am Deutschen Institut für Institut Erwachsenenbildung, Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. Kontakt: Deutsches Institut für Institut Erwachsenenbildung, Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V., Friedrich-Ebert-Allee 38, D-53113 Bonn; Telefon: +49/3294/303; E-Mail: [email protected] Engel, Nicolas, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pädagogik der Universität Erlangen-Nürnberg. Kontakt: Institut für Pädagogik, Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg, Bismarckstr. 1, D-91054 Erlangen; Telefon: +49/9131/85-22900; E-Mail: [email protected] Essl, Günter, Mag. Dr., Kooperationsprojekt FKEP zwischen Deutscher Post DHL AG und PH Schwäbisch-Gmünd. Kontakt: Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Fakultät I, Institut für Bildung/Beruf/Technik, Professur für Erziehungswissenschaft, Erwachsenen/Weiterbildung Prof. Dr. Detlef Behrmann; Telefon: +49/7171/983-252; Fax: +49/7171/983-371; E-Mail: [email protected]; Web: http://www.phgmuend.de Fahrenwald, Claudia, Dr. phil, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pädagogik/ Erwachsenenbildung der Universität Augsburg. Kontakt: Lehrstuhl für Pädagogik/Erwachsenenbildung, Universität Augsburg, Universitätsstr. 10, D-86159 Augsburg; Telefon: +49/821/598-5656; E-Mail: [email protected] Feld, Timm C., Dr. phil., Wissenschaftlicher Mitarbeiter mit einer Kooperationsstelle des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (Bonn) und dem Institut für Erziehungs-wissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Kontakt: Institut für Erziehungswissenschaft, Philipps-Universität Marburg, Wilhelm-Röpke-Straße 6B, D-35032 Marburg; Telefon: +49/6421/28 23588; E-Mail: [email protected]
Autorinnen und Autoren
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Geißler, Harald, Univ.-Prof. Dr., Professur für Allgemeine Pädagogik unter besonderer Berücksichtigung der Berufs- und Betriebspädagogik der Helmut Schmidt Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg. Kontakt: Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg; Fax: +49/40-6542-3760; E-Mail: [email protected] Gieseke, Wiltrud, Prof. Dr. päd., Inhaberin des Lehrstuhls für Erwachsenenpädagogik an der Abteilung Erwachsenenbildung/Weiterbildung des Instituts für Erziehungswissenschaften der Philosophischen Fakultät IV der HumboldtUniversität zu Berlin. Kontakt: Abteilung Erwachsenenbildung/Weiterbildung, Institut für Erziehungswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin, Geschwister-Scholl-Str. 7, D-10117 Berlin; Telefon: +49/30/2093-4137; E-Mail: [email protected] Göhlich, Michael, Prof. Dr. phil., Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogik I am Institut für Pädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Vorsitzender der AG „Organisationspädagogik“ in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Kontakt: Institut für Pädagogik, Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg, Bismarckstr. 1, D-91054 Erlangen; Telefon: +49/9131/85-22337; E-Mail: [email protected] Hackel, Monika M.A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung an der FernUniversität in Hagen. Kontakt: Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung, Universitätsstr.11, D-58084 Hagen; Telefon: +49/2331/987-2355; E-Mail: [email protected] Harney, Klaus, Prof. Dr., Inhaber des Lehrstuhls für Berufs- und Wirtschaftspädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: Institut für Erziehungswissenschaft, Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150; D-44801 Bochum; Telefon: +49/234/32-28565; E-Mail: [email protected]
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Autorinnen und Autoren
Hasanbegovic, Jasmina, Dr. oec; M.A.; ehemals Senior Researcher und Consultant am Swiss Centre for Innovations in Learning, Universität St. Gallen, Schweiz; heute Abteilungsleiterin Strategische Personalentwicklung bei Pearle Central Europe und Apollo-Optik Holding GmbH, Schwabach. Kontakt: Apollo-Optik Holding GmbH, Wallenrodstrasse 3, 91126 Schwabach, Telefon: +49/9122831205; E-Mail: [email protected] Herking, Tanja-Vera, Dipl.-Päd., Promovendin der Fakultät für Pädagogik an der Universität Bielefeld, freiberufliche Unternehmens- und Personalberaterin in Freiburg. Kontakt: Postfach 502, D-79005 Freiburg; Telefon +49/176/24284080; E-Mail: [email protected] Höhne, Thomas, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pädagogik der Universität Erlangen-Nürnberg. Kontakt: Institut für Pädagogik, Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg, Bismarckstr. 1, D-91054 Erlangen; Telefon: +49/9131/85-22900; E-Mail: [email protected] Iseler, Katharina, Dipl. Sozarb./-päd., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pädagogik der Universität Erlangen-Nürnberg. Kontakt: Institut für Pädagogik, Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg, Bismarckstr. 1, D-91054 Erlangen; Telefon: +49/9131/85-22074; E-Mail: [email protected] Knauf, Helen, Prof. Dr., Vertretungsprofessur für Pädagogik der Frühen Kindheit am FB Sozialwesen der Hochschule Fulda. Kontakt: Fachbereich Sozialwesen, Hochschule Fulda, Marquardstr. 35, D36039 Fulda; Telefon: +49/661/9640-2085; E-Mail: [email protected] Koch, Sascha, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: Universitätsstrasse 150, D-44801 Bochum; E-Mail: [email protected]
Autorinnen und Autoren
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Kil, Monika, PD Dr. phil., Abteilungsleitung, operativ, Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) und Programmleitung Programm „Inklusion durch Weiterbildung“ Deutsches Institut für Erwachsenenbildung e.V., Vorsitzende des Berufsverbandes der Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler e.V. (BV-Päd.). Kontakt: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung e.V. Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen, Friedrich-Ebert-Allee 38, D-53113 Bonn; Telefon: +49/228/3294-279; E-Mail: [email protected] Macha, Hildegard, Prof. Dr. phil., Inhaberin des Lehrstuhls für Pädagogik und Erwachsenenbildung der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg. Direktorin des „Gender Zentrum Augsburg“, Frauenbeauftragte der Universität. Kontakt: Lehrstuhl für Pädagogik und Erwachsenenbildung, PhilosophischSozialwissenschaftliche Fakultät, Universität Augsburg, Postfach, D-86139 Augsburg; Telefon: +49/821/598-5560; E-mail: [email protected] Meisel, Klaus, Prof. Dr., Direktor der Münchner Volkshochschule und Honorarprofessor für Erwachsenenbildung an der Universität Marburg. Kontakt: Münchner Volkshochschule, Postfach 801164, D-81611 München; Telefon: +49/89/48006-6101; E-Mail: [email protected] Müller, Christina, Dipl.-Päd., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE), Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Universität Duisburg-Essen. Kontakt: Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE), Friedrich-Ebert-Allee 38, D-53133 Bonn; Telefon: +49/228/3294-183; E-Mail: [email protected] Schiersmann, Christiane, Prof. Dr., Inhaberin des Lehrstuhls für Weiterbildung und Beratung am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg. Kontakt: Institut für Bildungswissenschaft, Universität Heidelberg, Akademiestr. 3, D-69117 Heidelberg; Telefon: +49/6221/547523; E-Mail: [email protected]
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Autorinnen und Autoren
Schnebel, Stefanie, Dr.paed. M.A., Akademische Oberrätin im Fach Erziehungswissenschaft Fakultät I der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Kontakt: Dr. Stefanie Schnebel, Erziehungswissenschaft, Pädagogische Hochschule Weingarten, Kirchplatz 2, 88250 Weingarten; Telefon: +49/751/5018352; E-Mail: [email protected] Schwarz, Jörg, Dipl.-Päd., Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Kontakt: Institut für Erziehungswissenschaft, Philipps-Universität Marburg, Bunsenstr. 3, D-35032 Marburg; Telefon: +49/6421/28-24872; E-Mail: [email protected] Seitter, Wolfgang, Prof. Dr., Professur für Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der Philipps-Universität Marburg. Kontakt: Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg, Wilhelm-Röpke-Str. 6B, D-35032 Marburg; Telefon: +49/6421/28-23022; E-Mail: [email protected] Stang, Richard, Prof. Dr. phil., Professur für Medienwissenschaft an der Fakultät „Information und Kommunikation der Hochschule der Medien Stuttgart, Leiter des Forschungsschwerpunkts „Lernwelten“, externer Senior Researcher beim Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE), Bonn. Kontakt: Hochschule der Medien, Fakultät Information und Kommunikation Stuttgart, Wolframstr. 32, D-70191 Stuttgart; Telefon: +49/711/25706-174; E-Mail: [email protected] Stock, Helga, Dr.sc.paed; Wissenschaftliche Mitarbeiterin a.D. an der HumboldtUniversität zu Berlin, Institut für Erziehungswissenschaften, Abt. Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Kontakt: Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Erziehungswissenschaften, Abteilung Erwachsenenbildung/Weiterbildung, Geschwister Scholl-Str. 7, D-10099 Berlin; E-Mail: [email protected] Strobel, Claudia, M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pädagogik, Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Universität München. Kontakt: LMU München, Institut für Pädagogik, Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung, Martiusstr. 4, D-80802 München, Tel: +49/89/2180-4823, E-Mail: [email protected].
Autorinnen und Autoren
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Urban, Michael, Dr. phil., Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover. Kontakt: Institut für Sonderpädagogik, Leibniz Universität Hannover, Schloßwender Str. 1, D-30159 Hannover; Telefon: +49/511/762-17526; E-Mail: [email protected] Völschow, Yvette, Prof. Dr. rer. pol., Professur für Sozial- und Erziehungswissenschaften am Institut für Soziale Arbeit, Bildungs- und Sportwissenschaften der Universität Vechta, Leiterin der „Arbeitsstelle für Reflexive Person- und Organisationsentwicklung“ der Universität Vechta, Kontakt: Arbeitstelle für Reflexive Person- und Organisationsentwicklung, Universität Vechta, Driverstr. 22, D-49377 Vechta; Telefon: +49/4441/15-536; E-Mail: [email protected] von Ameln, Falko, Dr. phil. Dipl.-Psych., Organisationsberater, Mitglied bei ArtSet Hannover, Lehre u.a. an der Universität Dortmund und der European Business School Schloss Reichartshausen, Mitherausgeber der Zeitschrift "Gruppendynamik & Organisationsberatung". Kontakt: Am Diekschloot 11b, D-26506 Norden; Telefon: +49/4931/959833; E-Mail: [email protected] Voß, Anja, M.A., Promotionsstipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung, Promovendin am Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: Institut für Erziehungswissenschaft, Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Ruhr-Universität-Bochum, Universitätsstr. 150, D-44801 Bochum; Telefon: +49/234/32-28565; E-Mail: [email protected] Weber, Susanne M., Prof. Dr. phil., Professur Gesellschaftliche, Politische und Kulturelle Rahmenbedingungen von Bildung und Erziehung am FB Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg. Kontakt: Institut für Erziehungswissenschaft, Philipps-Universität Marburg, Bunsenstr. 3, D-35032 Marburg; Telefon: +49/6421/28-22290; E-Mail: [email protected] Zech, Rainer, Prof. Dr. phil. habil., Dipl.-Päd., Geschäftsführer der ArtSet® Forschgung, Bildung, Beratung GmbH. Kontakt: ArtSet®, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 17, D-30161 Hannover; Telefon: +49/511/90969830; E-Mail: [email protected]