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auch Kymothoe (die Wogenschnelle), Speio (Grotte), Thoe (die Rasche) und die reizende Halie (Meermäd chen), weiter Pasithee (ganz göttlich), Erato (die Lieb liche) und die rosenarmige Eunike (gute Siegerin) und die anmutige Melite (honigsüß), Eulimene (sicherer Ha fen) und Agaue (die Hehre), Doto (Geberin) und Proto (die Erste), Pherusa (die sanft Tragende) und Dynamene (die Starke), Nesaie (Jnselgöttin), Aktaie (Strandgöttin) und Protomedeia (die erste Waltende), [2so) Doris (die Geberin) und Panope (die Al/sehende) und die schöne Galateia (Milchweiß), die liebliche Hippothoe (die Pferdschnelle) und die rosenarmige Hipponoe (die Pferdsinnige) und Kymodoke (die Wogenempfängerin), die mit Kymatolege (der Wogenglätterin) und der fessel schönen Amph itrite die Wogen auf dem dunstigen Meer und das Wehen heftiger W inde mit leichter Mühe be sänftigt; [255] dann Kymo (Woge) und Eione (Gestade) und die schönbekränzte Halimede (Meerherrscherin), Glaukonome (die hell Waltende), die gern lächelt, und Pontoporeia (die Meerfahrende), Leiagore (die sanft Re dende) und Euagore (d ie gut Sprechende) und Laome deia (Volksherrscherin), auch Poulynoe (die Vielsin nende) und Autonoe (die selbst Sinnende) und Lysia nassa (lösende Herrin) und Euarne (die gute Schäferin), lieblich von Wuchs und von makelloser Gestalt, [260] weiter die reizende Psamathe (Sandgöttin) und die edle Menippe, Neso (die Inselgöttin), Eupompe (die Wohlge leitende), Themisto (die Rechtliche) und Pronoe (die Vorausdenkerin) und endlich Nemerthes (die niemals Fehlende), die im Wesen ihrem unsterblichen Vater gleicht. Dies sind die Töchter des herrlichen Nereus, fünfzig Mädchen, geschickt in herrlichen Werken.
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[265-290]
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[265] Thaumas führte Elektre (die Goldglänzende), Tochter des tief stömenden Okeanos, heim, und sie ge bar die rasche Iris (Regenbogen), die schöngelockten Harpyien (Rafferinnen) Aello (Sturm) und Okypetes (die Flugschnelle), die auf schnellen Flügeln so rasch sind wie wehende Winde und Vögel; sie stürmen ja hoch durch die Lüfte. [270] Dem Phorkys gebar Keto die schönwangigen Graien, die von Geburt an grauhaarig sind und deshalb bei unsterblichen Göttern und auf Erden wandelnden Menschen Graien (Greisinnen) heißen, die schöngewan dete Pemphredo und Enyo im Safrankleid. Dazu gebar sie die Gorgonen, die jenseits des berühmten Okeanos [275] am Rande der Nacht bei den hell singenden Hespe riden wohnen, Sthenno, Euryale und Medusa, die Schlimmes erlitt. Sie nämlich war sterblich, die zwei an deren unsterblich und alterslos; zu ihr allein aber lagerte sich der Dunkelgelockte (Poseidon) auf weicher Au und Frühlingsblumen. [280] Als nun Perseus Medusas Haupt vom Nacken trennte, sprangen der mächtige Chrysaor (Goldschwert) hervor und das Pferd Pegasos, das so h ieß, weil es an den Wassern des Okeanos entstand; Chrysaor aber hieß so vom goldenen Schwert, das er in Händen trug. Pega sos schwang sich empor, verließ die Erde, die Mutter der Herden, [285] und kam zu den Unsterblichen; er wohnt im Hause des Zeus und bringt dem ratenden Zeus Don ner und Blitz herbei. Chrysaor zeugte, vereint mit Kallirhoe, der Tochter des berühmten Okeanos, den dreiköpfigen Geryoneus. Diesen erlegte der starke Herakles [290] bei den fuß schleppenden Rindern im rings umströmten Erytheia
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[291-318)
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(Rotland)
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am Tag, als er die breitstirnigen Rinder zum
heiligen Tiryns forttrieb; er hatte die Furt des Okeanos überquert und den Hund Orthos und den Hirten Eury tion auf dämmeriger Weide jenseits des berühmten Okeanos getötet.
[295] Noch ein unbezwingliches Scheusal gebar Keto, das weder sterblichen Menschen noch ewigen Göttern gleicht, in gewölbter Höhle, die wundersame, mutige Echidna, halb Mädchen mit lebhaften Augen und schö nen Wangen, halb Untier, greuliche, riesige Schlange, [3oo] schillernd und gierig nach Blut im Schoß der heili gen Erde. Dort unten, fern den unsterblichen Göttern und sterblichen Menschen, ist in hohlem Felsen ihre Grotte, die ihr die Götter als herrliche Wohnung verlie hen. Es ist bei den Arimern, wo die verderbliche Echidna unter der Erde geborgen ist, [305] das unsterb liche Mädchen, alterslos alle Tage. Mit Echidna, heißt es, vereinte sich liebend Typhaon, der furchtbare, ruchlose Frevler, mit dem lebhaft blik kenden Mädchen, das von ihm empfing und mutige Kin der gebar. Zuerst gebar sie den Hund Orthos für Geryo neus; [310] dann wieder gebar sie den unbezwinglichen, reißenden Kerberos, den man nicht nennen darf, den Hadeshund mit eherner Stimme und fünfzig Köpfen, tückisch und stark. Als drittes gebar sie noch die unheil brütende Hydra von Lerne, die die weißarmige Göttin Hera [315] in unstillbarem Groll auf den starken Hera kles aufzog. Die Hydra aber erlegte Herakles, der Sohn des Zeus und des Amphitryon, mit gnadenlosem Erz, begleitet vom Helden Iolaos und beraten von Athene, der Beutespenderin.
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[3 1 9-345]
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Hydra aber gebar Chimaira, die unbezwingliches Feuer schnaubte, [320] die schreckliche, große, rasche und_ starke. Sie hatte drei Köpfe: einen vom Löwen, mit fun kelndem Blick, den anderen von einer Ziege, der dritte war der einer Schlange, eines mächtigen Drachen; vorn war sie Löwe, hinten Drache und Ziege inmitten, und schrecklich schnob sie mächtig loderndes Feuer. [325] Diese erlegten Pcgasos und der tapfere Bellerophontcs. Chimaira nun gebar, von Orthos bezwungen, zum
Unheil der Kadmeer die verderbliche Phix (Sphinx) und den Nemeischen Löwen, den Hera, die ruhmvolle Gat tin des Zeus, aufzog und als Plage der Menschen an Ne
meas Hügel versetzte. [330] Dort hauste er und quälte die Landb ewohner, er, der Herr des Nemeischen Tretos und des Apesas. Doch bezwang ihn die Kraft des starken Herakles. Keto vereinte sich liebend mit Phorkys und gebar als jüngstes Kind die furchtbare Schlange, die tief im Dun kel der Erde [m] an ihren riesigen Grenzen die reingol denen Äpfel behütet. Dies sind die Nachkommen von Keto und Phorkys. Tethys gebar dem Okeanos wirbelnde Ströme: Nil, Alpheios und den tief strudelnden Eridanos, auch Stry mon, Maiandros, Istros, den schönen Strom, [340] Phasis, Rhesos und den silbern wirbelnden Acheloos, auch Nes sos, Rhodios, Haliakmon, Heptaporos, Grenikos, Aise pos und den herrlichen Simoeis, Peneios, Herrnos und den schön fließenden Kaikos, den mächtigen Sangarios, Ladon und Parthenios, [345] Euenos, Ardeskos und den herrlichen Skamandros.
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[346-367]
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Tethys gebar auch die heilige Schar von Töchtern, die auf Erden im Bund mit Herrscher Apolien und den Flüssen Männer heranwachsen lassen, denn dieses Amt erhielten sie von Zeus. Es sind Peitho (die Überredung), Admete (die Unbesiegte), Ianthc (die Veilchenfarbene) und Elektre (die Goldhelle), [350] Doris (die Schenkende) und Prymno (die am Bergfuß Geborene) und Uranie (die Himmlische), schön wie eine Göttin, Hippe (Pfer defreundin), Klymene (die Ruhmreiche), Rhodeia (die Rosenschöne) und Kallirhoe (die schön Strömende), Zeuxo (die Verbindende), Klytie (die Berühmte), Idyia (die Kluge) und Pasithoe (die Al/schnelle), Plexaure (die Luft Schlagende), Galaxaure (die Luft milchig Ma chende) und die reizende Diene, dazu Melobosis (die Schafe Nährende), Thoe (die Rasche) und die lieblich ge staltete Polydore (die Vielschenkende), [355] die schön gewachsene Kerkeis (die mit dem Webschiffchen) und die kuhäugige Pluto (die Wohlstand Schenkende), auch Perseis, Ianeira (die Männer Labende), Akaste (die Un ermüdliche?), Xanthe (die Blonde), die liebliche Petraie (die Felsige), Menestho (die Ausdauernde) und Europe, Metis (die Sinnreiche), Eurynome (die weithin Gel tende), Teleste (Vollenderin) im Safrangewand, Chryseis (die Goldene), Asie und die reizende Kalypso [360] und Eudore (die Wohlschenkende), Tyche (die das Gute tref fen läßt), Amph irho (die Umfließende) und Okyrhoe (die Raschfließende) und Styx, von allen die Vorzüglich ste. Dies waren die ältesten Töchter von Okeanos und Tethys. Es gibt aber noch viele andere, denn dreimal tau send sind die schlankfüßigen Okeanostöchter; [365] über all gleich bevölkern die strah lenden Götterkinder die Erde und die Tiefen der See. Es gibt auch ebenso viele
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[f6f -89f]
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rauschend strömende Flüsse, Okeanossöhne, geboren von Tethys, der Herrin; schwer nur vermag ein sterb licher Mann sie sämtlich mit Namen zu nennen; [370] alle freilich, die an ihnen wohnen, kennen sie. Theia gebar, von Hyperion in Liebe bezwungen, den großen Helios, die helle Selene und Eos (Morgenröte), die allen Menschen auf Erden und den unsterblichen Göttern, die den weiten Himmel bewohnen, das Licht bringt. [375] Eurybie, die herrliche Göttin, vereinte sich mit Kreios in Liebe und gebar den großen Astraios (Stern gott), auch Pallas und den Perses, der sich vor allen durch Klugheit hervortat. Dem Astraios gebar Eos die trotzigen Winde, Zephy ros (Westwind), der den Himmel reinfegt, den raschen Boreas (Nordwind) und [380] Notos (Südwest), sie, die Göttin, liebend dem Gotte verbunden. Nach diesen ge bar die Göttin der Frühe den Morgenstern und die leuchtenden Sterne, mit denen der Himmel bekränzt ist. Styx, des Okeanos Tochter, verband sich mit Pallas und gebar im Palaste Zelos (Eifer) und Nikc (Siegesgöt tin) mit schönen Fesseln, [385] gebar auch Kratos (Macht) und Bie (Gewalt), die herrlichen Kinder. Diese wohnen nicht fern von Zeus, und sie nehmen nicht Sitz noch Weg, wo der Gott sie nicht anführt, sondern verweilen immer beim schwer donnernden Zeus. So nämlich beschloß es Styx, des Okeanos ewige Tochter, [390] an jenem Tag, als der Blitze schleudernde Olympier alle unsterblichen Götter zum hohen Olympos berief und verkündete, keinem der Götter, die mit ihm gegen die Titanen kämpften, werde er seine Vorrechte nehmen,
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(394-421]
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sondern jeder werde sein Amt wie bisher im Kreis der unsterblichen Götter behalten. [395] Wer aber, fuhr er fort, von Kronos weder Ehre noch Vorrecht erhielt, werde, wie's sich gebühre, Ehre und Vorrecht erlangen. Da folgte die unvergängliche Styx dem Rat ihres Vaters und kam als erste mit ihren Kindern zum Olympos. Zeus aber verlieh ihr Ehre und Rang und schenkte ihr herrliche Gaben. [.100] Bei ihr nämlich mußte der große Göttereid geschworen werden, und ihre Kinder sollten alle Tage bei ihm wohnen. Ebenso erfüllte er allen voll und ganz sein Versprechen; er selbst aber gebietet und herrscht machtvoll. Phoibe nun kam zum ersehnten Lager des Koios; [405] da empfing die Göttin in der Umarmung des Gottes und gebar Leto, die dunkel gewandete, allzeit freundliche, m ild zu Menschen und ewigen Göttern, freundlich von _\nbeginn, sanfteste Göttin im ganzen Olympos. Phoibe gebar auch Asterie (Sternwesen) mit dem glückhaften �amen, die Perses einst [410] in sein großes Haus führte, damit sie seine Gattin heiße. Asterie empfing und gebar dort Hekate, die der Kro nossohn Zeus vor allen anderen ehrte; er schenkte ihr gliinzende Gaben, Anteil an der Erde und am unwirt lichen Meer, doch genießt sie auch Ehrenrecht am stern reichen Himmel [m] und höchste Ehre bei ewigen Göt tern. Auch heute noch, wenn ein Mensch auf Erden ein reiches Bittopfer nach Gebühr darbringt, ruft er Hekatc an, und leicht gewinnt der hohe Ehre, dessen Bitten die Göttin gnädig erhört; [420] auch Wohlstand schenkt sie ihm, besitzt sie doch die Macht dazu. An allen Ehren nämlich sämtlicher Kinder von Gaia und Uranos hat
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[422-450]
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Hekate Anteil. Denn weder brauchte der Kronossohn Gewalt gegen sie, noch nahm er ihr eines der Rechte, die sie bei den Titanen, den früheren Göttern, erhalten; [425] auf Erden, im Himmel und im Meer behält sie die gleich zu Beginn verliehene Würde. Auch erhielt die Göttin nicht weniger Ehre, weil sie das einzige Kind ist, son dern gewann noch viel mehr, weil Zeus sie ehrt. Wem sie will, dem steht sie machtvoll zur Seite und h ilft ihm, [430] und in der Versammlung ragt aus der Menge hervor, wen sie begünstigt. Und wenn sich Krieger zum männermordenden Kampf rüsten, da kommt die Göttin herbei, um, wem sie will, gnädig Sieg zu gewähren und Ruhm zu s chenken. Bei Gericht sitzt sie würdi gen H errschern zur Seite. [435] Hilfreich ist sie auch immer, wenn Männer s ich im Wettkampf messen, denn auch diesen. steht die Göttin bei und bringt ihnen Hilfe. Dann siegt einer durch Kraft und Stärke, gewinnt leicht und beglückt den s chönen Kampfpreis und bringt seinen Eltern Ehre. Hilfreich steht sie auch Reitern bei, wenn sie will, [440] und auch denen, die die gleißende, stürmische See bestellen; sie flehen zu Hekate und dem dröhnenden Erderschüt terer, und schon gewährt ihnen die herrliche Göttin mühelos reichen Fang, entzieht aber leicht auch, wenn sie es will, die schon gesichtete Beute. H ilfreich mehrt sie auch mit Hermes das Vieh in den Hürden, [445] Rinderherden, verstreute Ziegenscharen und Herden dichtwolliger Schafe, wenn sie es will, macht aus weni gem viel und wen iges wieder aus vielem. So ist sie, wenn auch einziges Kind ihrer Mutter, im Kreis der Götter mit allen Würden verherrlicht. [450] Der Kronossohn bestellte sie zur Hegerin aller Knaben,
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[45 1 - 479]
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die seither das Licht der vieles schauenden Eos mit Au gen erblickten. So ist sie seit Anbeginn Hegerirr der Knaben, und dies sind ihre Ehrenämter. Rheia, von Kronos bezwungen, gebar ihm glänzende Kinder, Hestia, Demeter und die goldbeschuhte Hera, [m] auch den mächtigen Hades, der unterirdische Häu ser bewohnt und dessen Herz ohne Mitleid ist, dazu den dröhnenden Erderschütterer und den k lugen Zeus, den Vater der Götter und Menschen, von dessen Donner die weite Erde erzittert. All diese Kinder verschlang der riesige Kronos, sowie jedes [460] aus dem heiligen Schoß zu den Knien der Mutter hervorkam, wollte er doch, daß kein anderer der herrlichen Uranosenkcl die Königsmacht bei den Un sterbl ichen erlangte. Er wußte nämlich von Gaia und dem sternreichen Uranos, es sei ihm nach dem Plan des großen Zeus verhängt, [465] trotz all seiner Stärke vom eigenen Sohn bezwungen zu werden. So stand er nicht blind auf der Warte, sondern hatte scharf acht und ver sch lang s eine Kinder; Rheia aber litt unsägliches Leid. Doch als sie nun Zeus gebären sollte, den Vater der Götter und Menschen, da bat sie die teuren Eltern, [470] Gaia und den sternreichen Himmel, eine List zu ersin nen, um die Geburt ihres Sohns zu verbergen und Rache zu nehmen für das Unrecht an ihrem Vater Uranos und an den Kindern, die der riesige, krummsinnige Kronos verschlang. Diese hörten gern auf ihre Tochter, willfahr ten ihr [475] und zeigten ihr an, was Kön ig Kronos und s einem trotzigen Sohn vom Schicksal bestimmt sei. Sie sandten sie aber nach Lyktos ins reiche Gebiet von Kreta, als sie den großen Zeus, das jüngste ihrer Kinder,
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gebären sollte. Den nahm ihr die gewaltige Erde [480] im breiten Kreta ab, um ihn zu nähren und zu pflegen. Dorthin kam Rheia und trug ihn durch die rasche, dunkle Nacht zuerst nach Lyktos. Sie h ielt ihn in den Armen und verbarg ihn am dicht bewaldeten Berg Ai gaion in schwer zugänglicher Höhle in den Gründen der heiligen Erde. [m] Dem Kronos aber schlug Rheia einen großen Stein in Windeln und übergab ihn dem mächtigen Herr scher und Himmelssohn, dem bisherigen Götterkönig. Den Stein nun packte der Schreckliche mit den Händen und stopfte ihn sich in den Leib, merkte aber nicht, daß nun statt des Steines der Sohn zurückblieb, unbesieglich und unerschrocken, [490] der ihn bald mit starker Hand vom Thron stürzen und selbst über die Götter herrschen sollte. Rasch nun wuchsen Mut und strahlende Glieder des Herrschers, und kaum war ein Jahr vorbei, da gab der große, Krummes sinnende Kronos, überlistet von Gaias klugem Rat, [495] seine Kinder wieder von sich, besiegt von List und Gewalt des eigenen Sohnes. Zuerst erbrach er den Stein, den er zuletzt verschlungen hatte. Den stellte Zeus auf die breitstraßige Erd e im heiligen Pytho am Hang des Parnasses [soo] als Zeichen für künftige Zeiten und Wunder für sterbliche Menschen. Zeus erlöste auch seine Vaterbrüder, des Uranos Kin der, von grausamen Fesseln, in die sie der Vater in seiner Verblendung gelegt hatte. Sie wußten ihm Dank für die Wohltat und gaben ihm Donner, rauchenden Blitz [sos] und blendenden Strahl, die zuvor die riesige Gaia ver borgen hatte. Darauf vertraut er und herrscht über Men schen und ewige Götter.
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[507-534]
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lapetos aber führte Klymene, die fesselschöne Okeanostochter, heim und teilte mit ihr das Lager. Sie gebar ihm Atlas, den mutigen Sohn, [5 to] gebar auch den ruhmvollen Menoitios, den gewandten, listigen Prome theus und den Toren Epimetheus, der den Brot essenden Menschen von Anbeginn Unheil brachte, nahm er doch als erster von Zeus die künstlich gebildete Jungfrau zur Gattin. Den Frevler Menoitios traf der weitblickende Zeus [515] mit rauchendem Blitz und warf ihn in den Erebos, denn er war unbändig und allzu kühn und ver messen. Atlas aber trägt unter starkem Zwang den wei ten Himmel am Rande der Welt bei den hellstimmigen Hesperiden, aufrecht stehend, mit dem Haupt und nie ermüdenden Armen. [520] Dieses Los nämlich teilte ihm der Rater Zeus zu. Zeus band auch den listigen Planer Prometheus mit unlösbaren, schmerzenden Fesseln, durch deren Mitte er einen rfahl trieb. Auch sandte er ihm einen Adler mit mächtigen Schwingen; der fraß die unsterbliche Leber, die in der Nacht ganz so nachwuchs, [525] wie sie der mächtig geflügelte Vogel den Tag über abfraß. Diesen tö tete Herakles, der starke Sohn der fesselschönen Alk mene, wehrte dem lapetossohn die schreckliche Qual ab und erlöste ihn von seinen Leiden; dies geschah nicht ohne Willen des in der Höhe herrschenden Olympiers Zeus, [530] damit der Ruhm des thebanischen Herakles heller noch strahle als zuvor auf der viele nährenden Erde. Mit solcher Ehre zeichnete er den ruhmreichen Sohn aus, und wenn er auch grollte, ließ er doch von dem Zorn, den er bis dahin hegte, weil Prometheus sich mit dem mächtigen Kronossohn in klugem Planen mes sen wollte .
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[535] Denn als in Mekone Götter und sterbliche Men schen ein Abkommen trafen, zerteilte Prometheus in kluger Absicht ein mächtiges Rind, legte es vor und wollte Zeus hintergehen. Für den einen nämlich tat er das Fleisch und fette Eingeweide in die Rindshaut und bedeckte sie mit dem Rindermagen, [540] dem anderen aber baute er m it listiger Kunst die weißen Knochen des Stieres schön auf und bedeckte sie mit glänzendem Fett. Da nun sagte zu ihm der Vater der Götter und Men schen: »Sohn des Iapetos, berühmt unter allen Herr schern! Wie parteiisch, mein Lieber, hast du die Anteile zugemessen! « [545] So spottete Zeus, dem es nie an Rat fehlt. Ihm wieder entgegnete der Krummes sinnende Prometheus und lächelte verstoh len, vergaß aber nicht seine Künste und Ränke: »Zeus, ruhmvollster, höchster der ewigen Götter! Wähle von beiden den Teil, nach dem es dein Herz in der Brust gelüstet! « [sso] So sprach er listig. Zeus aber, dem es nie an Rat fehlt, merkte den Trug, durchschaute ihn und sah im Herzen Unheil für die sterblichen Menschen voraus, das dann auch eintraf. Mit beiden Händen hob er das weiße Fett auf, er grimmte in seinem Geist, und Groll ergriff sein Herz, [sss] als er die weißen Knochen des Rindes so listig und kunstvoll aufgebaut sah. Seither verbrennen die Völker der Menschen auf Erden den Unsterblichen weiße Kno chen auf duftumwölkten Altären. Schwer erzürnt aber sprach der Wolkenversammler Zeus zu Prometheus: >>Sohn des lapetos, vor allen klug und verschlagen, [560] offenbar hast du, mein Lieber, die listigen Künste noch nicht vergessen.« So sprach grol lend Zeus, dem es nie an Rat feh lt. Seither nun dachte er stets an den Trug und gab den Eschen n icht länger die
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Kraft unermüdlichen Feuers für sterbliche Menschen, die auf Erden wohnen. [565] Doch überlistete ihn der tüchtige Iapetossohn und stahl das weithin leuchtende, unermüdliche Feuer im hohlen Narthexrohr. Es fraß aber dem hochdonnernden Zeus am Herzen, und sein Sinn ergrimmte, als er das weithin leuchtende Feuer bei den Menschen erblickte.
[570] Sogleich schuf er den Menschen für das Feuer ein Unheil. Aus Erde nämlich formte der ruhmreiche Hink fuß Hephaistos nach dem Plan des Kronossohnes das Bild einer züchtigen Jungfrau. Die helläugige Göttin Athene gürtete und schmückte es mit schimmerndem Kleid; vom Scheitel ließ sie mit eigener Hand [575] einen kunstvoll gestickten Schleier herabwallen, ein Wunder zu schauen. Auch liebliche Kränze von frischen Wie senblumen legte ihr Pallas Athene ums Haupt, und der ruhmreiche Hinkfuß legte ihr einen Goldreif ums Haupt, [sso] gefertigt mit eigener Hand dem Vater Zeus zu Gefallen. Darauf waren viele Bilder kunstvoll getrie ben, ein Wunder zu schauen, Untiere, wie sie Erde und Meer in großer Zahl nähren. Viele davon bildete er dort ab; mächtiger Reiz umstrahlte sie, sie waren ein Wunder und glichen Wesen mit Leben und Stimme.
[5ss] Als nun Zeus das schöne Übel zum Ausgleich des Vorteils geschaffen, führte er es hinaus, wo die übrigen Götter und die Menschen waren, und sie prangte im Schmuck der helläugigen Tochter des mächtigen Vaters. Staunen hielt unsterbliche Götter und sterbliche Men schen gebannt, als sie die jähe List erblickten, unwider stehlich für Menschen. [590] Stammt doch von ihr das Geschlecht der Frauen und Weiber.
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Von ihr kommt das schlimme Geschlecht und die Scharen der Weiber, ein großes Leid für die Menschen; sie wohnen bei den Männern, Gefährtinnen n icht in ver derblicher Armut, sondern nur im Überfluß. Wie in ge wölbten Stöcken die Bienen [595] Drohnen ernähren, die sich einig sind in jeder Bosheit, jene aber sich den gan zen Tag bis Sonnenuntergang ständig mühen und weiße Waben bauen, während die Drohnen drinnen bleiben im hohlen Stock und sich fremde Mühe in den Bauch stop fen, [6oo] gerade so schuf der hochdonnernde Zeus zum Übel der sterblichen Männer die Frauen, die einig sind im Stiften von Schaden. Auch sandte er ein weiteres Übel zum Ausgleich des Vorteils: Wer die Ehe und schlimmes Schalten der Weiber flieht und nicht freien will, der kommt in ein mißliches Alter, [605] weil es dem Greis an Pflege feh lt. Zwar hat er zeitlebens sein Aus kommen, doch stirbt er, so teilen ferne Verwandte sein Hab und Gut. Wer aber heiratet und eine edle Gattin ge wann, eine nach seinem Herzen, auch dem hält sein Leb tag immer das Übel dem Guten die Waage. [61 0] Gerät einer aber an die schlimme Sorte, der lebt und trägt in der Brust unendliche Plage in Herz und Sinn, und sein Übel ist nicht zu heilen. So kann keiner den Sinn des Zeus h intergehen oder betrügen. Denn nicht einmal der sch l aue Tapetossohn Prometheus [615] entging seinem s chweren Groll, son dern zwingend hält ihn, bei all seiner Klugheit, die mächtige Fessel gebunden. Als ihr Vater Uranos dem Briareos zuerst im Herzen grollte und dem Kottos und dem Gyges, band er sie mit starker Fessel, entsetzt über ihre anmaßende Stärke, ihr
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Aussehen [620] und ihre Größe, und verstieß s i e unter die breitstraßige Erde. Dort hausten sie am Ende der Welt, saßen unter Qualen in der Tiefe an den Grenzen der rie sigen Erde und litten lange Zeit mit großem Kummer im Herzen. Doch führten sie der Kronossohn und die ande ren ewigen Götter, [625] die die schönhaarige Rheia dem Kronos in Liebe gebar, auf Gaias Rat wieder zum Licht herauf. Denn sie hatte ihnen alles genau erklärt, daß sie im Bund mit jenen Sieg und strah lenden Ruhm erlangen würden. Lang schon nämlich kämpften [630] die Titanen Götter und alle Kinder des Kronos in gewaltigen Sch lachten miteinander und trugen schmerzreiche Müh sal, hier die stolzen Titanen vom hohen Othrys, dort die gabenspendenden Götter vom Olympos, der schönhaa rigen Rheia Kinder aus Kronos' Umarmung.
[635] Diese stritten damals in leidvollen Kämpfen volle zehn Jahre hindurch; es gab keine Lösung und kein Ende des Streits für beide Seiten, und der Ausgang des Kampfes blieb in der Schwebe. Als aber Zeus den Riesen die rechte Nahrung reichte, [640] Nektar und Ambrosia, wie sie die Götter selbst essen, und ihnen der trotzige Sinn in der Brust schwoll, da sie Nektar und köstliche Ambrosia genossen, da sprach der Vater der Götter und Menschen zu ihnen: »Hört mich an, ihr herrlichen Kin der von Erde und Himmel, [6+5] damit ich euch sage, was mir das Herz in der Brust befiehlt. Lange nämlich kämpfen wir schon Tag für Tag miteinander um Sieg und Macht, die Titanen- Götter und wir, die Sippe des Kronos. Nun aber zeigt [650] den Titanen in verderb lichem Kampf eure große Kraft und die unbesieglichen Arme. Denkt an die euch erwiesene Freundschaft und an
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all eure Leiden, bevor ihr nach unserem Entsch luß aus schmerzlicher Haft und dunstigem Dämmer zurück ans Licht kamt. « So sprach er. Ihm gab der treffliche Kottos zur Ant wort: [655] »Bester! Was du sagst, verstehen wir wohl und wissen auch selbst, wie überlegen dein Verstand ist und wie klug deine Einsicht; warst du doch den Göttern ein Helfer in grausigem Unheil. Durch deine Umsicht kamen wir aus dunstigem Dämmer und grausamen Fes seln wieder hier [660] herauf, Herrscher und Sohn des Kronos, und hatten schon jede Hoffnung verloren. Da für wollen wir nun mit festem Sinn und klarem Ent schluß eure Macht in schreck lichem Kampf sichern und die Titanen in gewaltiger Schlacht bekämpfen. « So sprach er, und die Götter, Geber des Guten, lobten seine Rede, [665] als sie sie hörten. Ihr Sinn begehrte noch mehr als zuvor nach Kampf, und alle Götter, weiblich wie männlich, begannen noch am gleichen Tag eine furchtbare Schl acht, dort die Titanen-Götter und hier die Kinder des Kronos samt jenen, die Zeus aus dem Erebos unter der Erde ans Licht holte, [670] schrecklich und stark und voll maßloser Kraft. Hundert Arme ent sprangen ihren Achseln, bei allen gleich, und jedem wuchsen fünfzig Häupter aus den Schultern über mäch tigen Gliedern. Diese stellten sich damals in verderb lichem Kampf den Titanen entgegen [675] und h ielten schroffe Felsen in ihren wuchtigen Händen. Die Titanen auf der Gegenseite schlossen entschieden ihre Reihen, und beide Seiten bewiesen zugleich die Kraft ihrer star ken Arme. Schrecklich brauste das endlose Meer; die Erde dröhnte l aut, der weite Himmel ächzte [680] er schüttert, und der große Olympos bebte von Grund auf
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vom Ansturm der Götter. Der schwere Tritt ihrer Füße ließ den finsteren Tartaros erzittern, dazu ihr schrilles Geschrei beim mächtigen Ansturm und ihre gewaltigen Würfe. So nämlich schleuderten sie die schmerzbringen den Geschosse aufeinander. [685] Das Geschrei beider Seiten drang zum sternreichen Himmel hinauf, und sie stießen mit mächtigem Schlachtruf zusammen. Da hielt auch Zeus sein Ungestüm nicht länger zu rück; sein Herz schwoll sogleich von Kampfgier, und er bewies seine volle Kraft. Von Himmel und Olympos [690] zugleich schritt er, immerfort blitzend, herab; die Blitze flogen dicht von seiner starken Hand mit D onner und grellem Strahl und wirbelten immer wieder un heimliche Flammen empor. Rings dröhnte, vom Feuer getroffen, die nährende Erde, und überall krachten bren nend die endlosen Wälder. [695] Aller Boden kochte, es kochten die Fluten des Okeanos samt dem unwirtlichen Meer. Glutheißer Wind bedrängte die Unterwelts-Tita nen auf der Erde, riesige Lohe schlug zum göttlichen Himmel empor, und der flackernde Glanz von Blitz und Strahl blendete ihnen trotz all ihrer Stärke die Augen. [700] Furchtbare Glut erfüllte das Chaos. Man meinte mit Augen zu sehen und den Lärm mit Ohren zu hören, gerade wie wenn die Erde und der weite Himmel dar über zusammenstürzten. So schreckliches Getöse ent stand, als ob die Erde einbräche und der Himmel von oben herabstürzte. [705] Solches Getöse erscholl, als die Götter im Kampf zusammenstießen. Auch ließen Winde alles erbeben, jagten Staubwolken empor, trugen die Ge schosse des mächtigen Zeus, Donner, Blitz und rauchen den Strahl und Geschrei und Schlachtruf von beiden Seiten zusammen. Unendliches Tosen erhob sich vom
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schrecklichen Kampf, [710] machtvolle Taten waren zu sehen, und die Schlacht neigte sich zur Entscheidung. Bis dahin jedoch griffen sie einander an und kämpften ver bissen in heftigen Treffen. Kottos aber, Briareos und der unersättliche Streiter Gyges führten den bitteren Kampf in vorderster Reihe, [715] schleuderten wieder und wieder dreihundert Fels blöcke mit i hren wuchtigen Fäusten und verdunkelten damit den Himmel über den Titanen; sie überwanden sie trotz all ihrer Kühnheit mit ihren Armen, banden sie mit schneidenden Fesseln und schleppten sie [no] so tief unter die breitstraßige Erde, wie der Himmel über der Erde ist. So weit nämlich ist es von der Erde zum finste ren Tartaros. Neun Nächte und Tage fiele ein eherner Amboß vom Himmel und träfe erst in der zehnten Nacht die Erde. [723a Noch einmal so weit ist es von der Erde zum finsteren Tartaros.] Wieder neun Nächte und Tage fiele ein eherner Amboß [725] von der Erde hinab und schlüge erst in der zehnten Nacht im Tartaros auf. Um den Tartaros zieht sich ein eherner Zaun, und dreifach umlagert Nacht seinen Hals. Darüber aber sind die Wurzeln der Erde und des unwirtlichen Meeres gewachsen. Dort sind die Titanen-Götter in finsterem Dunkel
[730] nach dem Willen des Wolkenversammlers Zeus ver
borgen, am modrigen Ort, am Rand der riesigen Erde. Jeder Ausgang ist ihnen versperrt, denn Poseidon setzte eherne Tore davor, und ringsum läuft eine Mauer nach beiden Seiten. Dort hausen auch Gyges, Kottos und der tapfere Briareos [m] als treue Wächter des aigisführen den Zeus.
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[t9L- 9fL]
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Dort haben der Reihe nach alle: die dunkle Erde, der finstere Tartaros, das unwirtliche Meer und der sternrei che Himmel, Ursprung und Grenzen, schaurig und modrig, so daß sogar Götter Grausen ergreift; [740] ein riesiger Schlund, und selbst, wer anfangs das Tor durch schritt, gelangte im Lauf eines vollen Jahres noch n icht zum Grunde h inab, vielmehr risse ihn ein furchtbarer Sturm nach dem anderen h ier- und dorthin; selbst un sterblichen Göttern ist dies ein Ort entsetzten Staunens. Dort stehen auch die schrecklichen Häuser der finsteren Nacht, [745] verborgen in schwärzlichen Wolken. D avor hält Atlas, der Iapetossohn, den weiten Him mel, ohne zu wanken, mit dem Haupt und nie ermatten den Armen, dort, wo Nacht und Tag einander begegnen und sich grüßen beim Schritt über die mächtige eherne Schwelle. [750] Eines nämlich will hineingehen, das an dere kommt zur Tür heraus, und niemals birgt das Haus sie beide zusammen; immer hat eines das Haus verl assen und wandert über die Erde, während das andere drinnen im Haus die Zeit seines Aufbruchs erwartet. [755] Der Tag bringt den Menschen auf Erden das vielschauende Licht, die verderbliche Nacht aber, gehüllt in Nebelge wölk, trägt den Schlaf, den Bruder des Todes, in ihren Armen. Dort wohnen auch Hypnos (Schlaf) und Thanatos (Tod), Kinder der finsteren Nacht und schreckliche Göt ter; n ie [760] erblickt sie der leuchtende Helios mit seinen Strahlen, wenn er am Himmel emporsteigt oder vom Himmel herabkommt. Der eine von ihnen durchstreift, friedlich und freundlich zu Menschen, die Erde und den breiten Meeresrücken; der andere aber hat ein eisernes Herz und ehernen, erbarmungslosen [765] Sinn in der
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E>Eoyov[a
[765-794]
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Brust. Wen von den Menschen er einmal gefaßt hat, den hält er fest, und feind ist er selbst unsterblichen Göttern. Dort stehen vorne die hallenden Häuser der unterirdi schen Gottheit, des mächtigen Hades und der schreck lichen Persephoneia; davor hält ein furchtbarer Hund die Wache, [77o] gnadenlos und voll tückischer List: wer h ineingeht, dem s chmeichelt er mit dem Schwanz und beiden Ohren, doch läßt er ihn nie mehr heraus, sondern liegt auf der Lauer und verschlingt jeden, den er am Ausgang faßt. [775] Dort wohnt auch die den Unsterblichen verhaßte Göttin, die schreckliche Styx, älteste Tochter des Ring stromes Okeanos. Fern von den Göttern bewohnt sie ein berühmtes Haus, das überdacht ist von mächtigen Felsen; ringsum stützen es silberne Säulen, die bis zum Himmel reichen. [780] Selten nur kommt die rasche Iris, des Thaumas Tochter, als Botin über den breiten Mee resrücken dorth in. Nur wenn Hader und Streit bei den Unsterblichen ausbricht oder ein Bewohner der olympi schen Häuser lügt, sendet Zeus Iris, um den großen Göttereid [785] von fernher in goldenem Krug zu holen, das berühmte eisige Wasser, das von hohem, schroffem Felsen herabfällt; tief unter der breitstraßigen Erde fließt es als Arm des Okeanos aus dem heiligen Strom durch nächtliches Dunkel. Styx gehört der zehnte Teil des Was sers; [790] die anderen neun umfließen silbern wirbelnd die Erde und den breiten Meeresrücken und münden ins Salzmeer, der eine Arm aber strömt aus dem Felsen zum großen Leid für die Götter. Wer nämlich von den Unsterblichen, die auf dem Gip fel des beschneiten Olympos wohnen, von diesem Was ser opfert und dabei falsch schwört, [795] der liegt ein
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Eleoyovia
[795-824]
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volles Jahr ohne Atem da und darf nicht an die Speisen Ambrosia und Nektar rühren, sondern liegt ohne Atem und Stimme auf gebreitetem Lager, und sch limme Ohn macht umfängt ihn. Ist dann sein Leiden nach einem lan gen Jahr beendet, [soo] wartet auf ihn noch weitere, schlimmere Drangsal. Neun Jahre bleibt er von den ewi gen Göttern ausgeschlossen und hat nicht teil an Rat und Gastmähl ern, und zwar die vollen neun Jahre. Im zehnten aber kehrt er zurück zum Kreis der Unsterb lichen, die den Olympos bewohnen. [sos] Zu solchem Eid machten die Götter das unvergängliche, uralte Was ser der Styx, das durch felsige Gründe dahinfließt. Dort sind auch der Reihe nach die Quellen und Gren zen von allen: der dunklen Erde, des finsteren Tartaros, des unwirtlichen Meeres und des sternenreichen Him mels, [810] schaurig und modrig und selbst den Göttern ein Grauen. Dort steht das schimmernde Tor mit der ehernen festen Schwelle, die mit tiefen Wurzeln veran kert ist und von selbst gewachsen. Davor, jenseits des düsteren Schlundes, hausen, fern allen Göttern, die Tita nen. [815] Die ruhmvollen Helfer aber des mächtig don nernden Zeus, Kottos und Gyges, haben ihre Behausung an den Wurzeln des Okeanos; den trefflichen Briareos aber erkor der dumpf dröhnende Erderschütterer zum Schwiegersohn und gab ihm seine Tochter Kymopoleia (die Wellenreiterin) zur Gattin.
[820] Als nun Zeus die Titanen vom Himmel vertrie ben hatte, gebar die riesige Erde, durch die goldene Aphrodite mit Tartaros in Liebe vereint, als jüngstes Kind den Typhoeus. Der hat Arme, die mächtige Taten Yollbringen, und nie ermüden die Füße des kraftvollen
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E>wyov(a
[825-852]
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Gottes. Von seinen Schultern [825] ragten hundert Schlangenköpfe, schreckliche Drachenhäupter, die mit schwarzen Zungen leckten; an seinen riesigen Köpfen schoß ihm unter den Brauen Feuer aus den Augen, und bei j edem Blick lohten Flammen aus seinen Häuptern. Stimmen saßen in all s einen gräßlichen Köpfen, [830] die allerlei greuliche Laute entsandten. Einmal nämlich tön ten sie so, daß es die Götter verstanden, dann wieder war es der Laut des unbändigen, herrisch brüllenden Stieres, oder sie brüllten wie ein Löwe, der mutig vor nichts zurückscheut; auch klang es wie Bellen von Hun den, erstaunlich zu hören, [835] und schließlich war es ein Zischen, von dem die mächtigen Berge hallten. Fast wäre an j enem Tag unheilbarer Schaden entstan den, u'nd Typhoeus wäre Zwingherr über Sterbliche und Unsterbliche geworden, hätte der Vater der Menschen und Götter nicht scharfe Wache gehalten. Er donnerte hart und gewaltig, [840] rings hallten schrecklich die Erde, der weite Himmel über ihr, das Meer, des Okea nos Fluten und die Ab gründe der Erde. Unter den gött lichen Füßen erbebte der große Olympos, als der Herr scher ausschritt, und die Erde ächzte. Gluthauch erfaßte das veilchendunkle Meer [845] von Donner und Blitz und Yom Feuer des Untiers, von versengenden Stürmen und YOm flammenden Strahl. Es kochte die ganze Erde, der Himmel und das Meer; vom Ansturm der Götter um schäumten riesige Wogen ringsum die Küsten, und end loses Beben erhob sich. [850] Von anhaltendem Getöse und schrecklichem Kampfgetümmel erzitterte selbst Ha des, der Herrscher der hingeschiedenen Toten, zitterte, dazu drunten im Tartaros die Titanen, die um Kronos geschart sind.
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[853-882]
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Zeus aber nahm alle Kraft zusammen und ergriff seine Waffen, Donner und Blitz und rauchenden Strahl, [8ss] sprang vom Olympos, schmetterte herab und ver brannte alle die grausigen Häupter des schrecklichen Scheusals. Und als er Typhoeus mit scharfen Schlägen gebändigt, brach dieser in die Knie, und es stöhnte die riesige Erde. Flammen schossen aus dem vom Blitz nie dergeschmetterten Herrscher, [860] der in dunkle, schroffe Bergsch luchten stürzte. Weithin brannte die rie sige Erde in unbeschreiblicher Glut und schmolz wie Zinn, das die Gesellen kunstgerecht mit dem wohlge bohrten Blas b alg erhitzten, oder wie Eisen, das doch härter als alles ist, [865] in den Bergtälern vom lodernden Feuer bezwungen wird und in der heiligen Erde durch die Kunst des Hephaistos s chmilzt. Ebenso schmolz die Erde im Strahl des lodernden Feuers. Zeus aber warf Typhoeus voller Zorn in den weiten Tartaros. Von Typhoeus stammen die stark und feucht wehen den Winde [870] außer Notos, Boreas und Zephyros, der den Himmel reinfegt. Diese sind göttlichen Ursprungs und bringen den Menschen viel Nutzen; die anderen aber fahren blindlings über die Wogen, stürzen zum Un heil der Menschen auf das neblige Meer und rasen in schädlichen Böen. [875] Bald wehen sie so, bald anders, zerstreuen die Schiffe und bringen den Seeleuten Tod; keine Hilfe gegen das Unheil gibt es für Männer, die ih nen auf See begegnen. Aber auch auf der unendlichen, blütenprangenden Erde vern ichten sie die wohlbebauten Felder der erdgeborenen Menschen [880] und überschüt ten sie mit lästigen Staubwirbeln. Als nun die seligen Götter den mühsamen Kampf be endet und mit den Titanen um die Vorrechte gerungen
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[883-909]
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hatten, da fordenen sie nach Gaias Rat den weitblicken den olympischen Zeus auf, König und Herrscher [885] der Unsterblichen zu werden. Er aber teilte ihnen alle Ehrenrechte nach Gebühr zu. Als Götterkönig machte Zeus Metis (Klugheit) zur er sten Gattin, die weiseste unter Göttern und sterblichen Menschen. Doch als diese die helläugige Göttin Athene gebären sollte, da täuschte er sie listig [890] mit schmei chelnden Worten und barg Metis nach dem Rat Gaias und des sternreichen Himmels in seinem Leib. Dies nämlich rieten sie ihm, damit nicht ein anderer der ewi gen Götter an seiner Stelle die Herrschergewalt über nehme. Denn Metis sollte, so war es bestimmt, sehr kluge Kinder gebären; [895] zuerst eine Tochter, die hell äugige Tritogeneia, dem Vater gleich an Mut und planen dem Willen; dann aber sollte sie einen Sohn gebären, einen König der Götter und Menschen mit trotzigem Sinn. Doch zuvor barg Zeus Metis in seinem Leib, [9oo] damit ihm die Göttin künde, was gut sei und böse. Als zweite führte er die glänzende Themis (Satzung) heim, die Mutter der Horen Eunomia (gute Gesetze), Dike (Recht) und der blühenden Eirene (Frieden), die über das Tun der sterblichen Menschen wachen. Auch die Moiren (Zuteilerinnen) gebar sie, denen der Rat er teilende Zeus höchste Ehre verlieh, [905] Klotho, Lache sis und Atropos, die den sterblichen Menschen Gutes und Schlimmes zuteilen. Eurynome, eine Tochter des Okeanos, höchst lieblich von Aussehen, gebar Zeus die drei schönwangigen Cha riten, Aglaia (die Glänzende), Euphrosync (Frohsinn) und die liebliche T halia (Festfreude). [91 0] Ihrem Blick
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unter den Lidern hervor entströmt gliederlösendes Ver langen; so schön ist ihr Blick unter den Brauen. Dann kam er zum Lager der vielnährenden Demeter. Diese gebar ihm die weißarmige Persephoneia, die Ha des der Mutter entführte; doch sprach sie ihm der Rater Zeus zu. [915] Dann wieder liebte Zeus die s chönhaarige Mne mosyne, die ihm die Musen mit ihren goldenen Stirn bändern gebar; neun sind es, denen Feste gefallen und Beglückung durch Lieder. Leto gebar, mit dem aigisführenden Zeus in Liebe ver eint, [920] Apollon und die pfeilfrohe Artemis, Kinder, die lieblicher sind als alle himmlischen Götter. Als letzte erkor Zeus Hera zur blühenden Gattin; diese gebar, mit dem König der Götter und Menschen in Liebe vereint, Hebe, Ares und Eileithyia. Er selbst gebar aus s einem Haupt die helläugige Athene, [925] die schreckliche, Kämpfe erregende Heer führerio und unbesiegliche Herrin, der Kampflärm ge fällt und Kriege und Schl achten. Hera aber gebar den berühmten Hephaistos, doch ohne Liebesgemeinschaft (sie grollte ihrem Gatten und stritt mit ihm); dieser Sohn überragt alle Himmlischen an Kunstgeschick [930] Von Amphitrite und dem dröhnenden Erderschütterer stammt der weithin mächtige große Triton, der die Tie fen des Meeres innehat und bei der lieben Mutter und dem herrschenden Vater das goldene Haus bewohnt, eine furchtbare Gottheit. Dem Ares, der Schilde zer bricht, gebar Kythereia Phobos (Furcht) und Deimos 'Schrecken), [935] die Schrecklichen, die im blutigen Krieg gemeil).sam mit dem Städtevernichter Ares die dichten Reihen der Männer aufbrechen; weiter gebar sie Harmonia, die der kühne Kadmos zur Gattin erkor.
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[938-966]
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Maia, die Tochter des Atlas, teilte das heilige Lager des Zeus und gebar ihm den ruhmvollen Hermes, den Herold der Götter. [940] Die Kadmostochter Semeie gebar ihm, in Liebe vereint, einen glänzenden Sohn, den freudenreichen Dionysos, die Sterbliche einen Gott; nun freilich s ind beide Götter. Alkmene gebar den starken Herakles, mit Zeus, dem Wolkenversammler, in Liebe vereint. [945] Aglaia, die jüngste der Chariten, machte der ruhmreiche Hinkfuß Hephaistos zur blühenden Gattin. Der goldlockige Dionysos nahm die blonde Ariadne, des Minos Tochter, zur blühenden Gattin, die ihm der Kronossohn unsterblich und alterslos machte. [950] Als der starke Herakles, der fesselschönen Alkmene wehrhafter Sohn, die harten Kämpfe bestanden hatte, nahm er Hebe, Tochter des großen Zeus und der gold beschuhten Hera, zur würdigen Gattin auf dem verschnei ten Olympos, der Selige, der nach gewaltiger Tat bei den Unsterblichen [955] alle Tage ohne Leid und Alter wohnt. Dem unermüdlichen Helios gebar Perseis, die ruhm reiche Okeanostochter, Kirke und König Aietes. Aietes, Sohn des Helios, der die Menschen mit Licht beglückt, freite nach dem Willen der Götter [960] die schönwangige Idyia, eine Tochter des endlosen Okeanosstroms. Diese gebar ihm, in Liebe bezwungen durch die goldene Aphrodite, die fesselschöne Medeia. Lebt nun wohl, Bewohner olympischer Häuser, Ei lande ihr, Festländer und dazwischen du, salziges Meer!
[965] Nun aber, süß tönende Musen vom Olympos, Töchter des aigisführenden Zeus, besingt die Schar der
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[967-996)
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unsterblichen Göttinnen, die mit sterblichen Männern das Lager teilten und göttergleiche Kinder gebaren! Demeter, die herrliche Göttin, [970] verband sich in sü ßer Liebesumarmung dem Heros Iasion auf dreimal ge pflügtem Feld im reichen Land Kreta und gebar den ed len Plutos (Reichtum), der die Erde und den breiten Meeresrücken allerorten durchwandert; wer ihm aber begegnet und ihn festhält, den macht er reich und schenkt ihm Segen in Fülle. [975] Dem Kadmos gebar Harmonia, der goldenen Aphrodite Tochter, Ino, Semeie und die schönwangige Agaue und Autonoe, die der gelockte Aristaios zur Gat tin nahm, dazu Polydoros im zinnenbekränzten T heben. Die Okeanostochter Kallirhoe verb and sich mit dem trotzigen Chrysaor [9so] in der Liebesumarmung der goldenen Aphrodite und gebar als Sohn den stärksten al ler Sterblichen, Geryoneus, den der mächtige Herakles wegen der fußschleppenden Rinder auf der rings um strömten Insel Erytheia tötete. Dem Tithonos gebar Eos den erzgewappneten Mem: non, [985] König der Aithiopen, und den Herrscher Emathion. Dem Kephalos schenkte sie einen strahlen den Sohn, den starken Phaethon, einen Mann, der Göt tern glich. Als der in prangender Jugend frisch erblüht war, entrückte die hold lächelnde Aphrodite den munte ren Knaben [990] und machte ihn in ihrem heiligen Tem pel zum nächtlichen Hüter und herrlichen Heros. Aisons Sohn Iason entführte nach dem W illen der ewigen Götter Medeia, die Tochter des von Zeus geheg ten Königs Aietes, nachdem er viele harte Kämpfe be standen hatte, [995] die ihm der große, stolze König, der wilde, gewaltsame Frevler Pelias, auflud. Alle bestand der Sohn des Aison, kehrte nach vielen Leiden nach Iol-
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[997-1 022]
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Theogonie
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kos zurück, entführte das munter blickende Mädchen auf raschem Schiff und nahm sie zur blühenden Gattin. [10oo] Diese nun gebar, bezwungen von Iason, dem Füh rer der Völker, den Knaben Medeios, den Ph ilyras' Sohn Cheiron im Gebirge aufzog. So erfüllte sich der Wille des großen Zeus. Von den Töchtern des Meergreises Nereus gebar die herrliche Göttin Psamathe, [1 005] von Aiakos umarmt durch die Macht der goldenen Aphrodite, den Phokos; die silberfüßige Göttin T hetis aber gebar, von Peleus be zwungen, den löwenmutigen Achilleus, der die Reihen der Männer durchbrach. Den Aineias aber gebar Aphrodite, die schönbe kränzte Göttin von Kythera, mit dem Helden Anchises in verlangender Liebe vereint [1010] auf den Höhen des schluchten- und windreichen Ida- Gebirges. Kirke, des Hyperionsohnes Helios Tochter, gebar, umarmt vom duldenden Kämpfer Odysseus, Agrios und den herrlichen, starken Latinos; sie gebar auch Telego nos durch der goldenen Aphrodite Macht. [1015] Diese herrschten ganz weit in der Ferne inmitten heiliger In seln über alle die hochberühmten Tyrrhener. Die herrliche Göttin Kalypso gebar dem Odysseus Nausithoos und Nausinoos, in verlangender Liebe mit ihm verbunden. Diese unsterblichen Göttinnen teilten das Lager mit sterblichen Männern [1020] und gebaren göttergleiche Kinder. Nun aber, lieblich singende Musen vom Olympos, Töchter des aigisführenden Zeus, besingt die Schar der (sterblichen) Frauen!
Anmerkungen
Der griechische Text folgt weitgehend der Ausgabe: Hesiodi Carmina, recensuit Aloisius Rzach, Stuttgart: Teubner, 1 958. Er wurde im Vergleich mit anderen kritischen Ausgaben revidiert. Die Ziffern verweisen auf die Verszeilen. Der Titel »Theogonie« ist erst im Hellenismus b ezeugt, dürfte aber viel älter sein.
Prooimion (Eingangslied; 1-1 1 5) Griechische Sänger begannen mit einem Götterhymnos, wie ihn die Homerischen Hymnen bieten; Elemente solcher Hym
nen sind: Eingangs- und Schlußformel; Schilderung von Ge burt, Macht (Arete) und ggf. Epiphanie des Gottes. Hesiod macht den Hymnos zu einem persönlichen B ekenntnis zu den Musen, die ihn aus Dumpfheit erlösten. Das Prooimion hat drei Teile: Die Musen am Helikon ( 1 -35); die Musen auf dem Olympos (3 6-74); Wirken der Musen auf Erden (75-1 1 5).
Die Musen am Helikon (1-35) Hymnos auf die Musen am Helikon ( 1 -2 1 ) D i e Musen stammen von Mnemosyne, die (wohl m i t den Musen) am Helikon in Boiotien verehrt wurde; geboren sind die Musen auf dem Olympos, können also helikonisch und olympisch heißen. Hesiod nennt sie hier helikonisch, weil er am Helikon (bei seiner Heimat Askra) zum Dichter wurde;
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Anmerkungen
vgl. P. A. Marquardt, »The Two Faces of Hesiods Muse«, in: Journal of Classic St1edies 7 ( 1 9 82) S. 1 -2. 3 Die Quelle ist die Hippokrene (vielleicht die heutige Krio pigadi-Quelle) am Gipfel des Helikon, entsprungen angeb lich durch den Hufschlag des Pcgasos. Der Altar stand wohl im Musenheiligtum. Pegasos als Dichterpferd ist keine antike Vorstellung; vgl. W. Ludwig, Der Ritt des Dichters a1t[ dem Pegasus und de1· K1eß der Muse - Z'Wei neuzeitliche Mytbo logeme, in: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, I. Philologisch-Historische Klasse, Göttingen 1 996, Bd. 3 . 4 Der Kronossohn ist Zeus, der hier schon erwähnt wird; die Musen, die ein geistiges Prinzip verkörpern, und Zeus, der Ordner der Welt, sind Hesiods wichtigste Gottheiten. 5 Griechische Mädchen badeten wohl vor dem Tanz. Der Bach Permessos (heute Zagara) mündete in den Olmeios (heute Kefalari), dieser bei Haliartos in den Kopais-See. 1 1 ff. Die Musen besingen erst olympische Götter, dann (19 ff.) große Naturgötter; Hesiod hört also von ihnen sogleich Stoffe der Theogonie und wird der Dichtung geöffnet; sein Gesang folgt später den übernatürlichen Stimmen. - Die Ordnung der Götter ist hier nicht von der Genealogie, son dern von Würde und Heiligkeit bestimmt; so kommt das Göttliche besser zu seinem Recht. - Die Aigis ist der Schild des Zeus, von Hcphaistos gefertigt und m it Bildern, etwa dem Haupt der Gorgo, geschmückt; Symbol der Wetter wolke. - Hera, Gattin des Zeus und Göttin der Ehe, wurde besonders in Argos verehrt. 12 Goldene Sandalen tragen Götter, so Hermes (Ilias 24,340). 15 Der dunkelgelockte Poseidon ist Sohn von Kronos und Rheia und B ruder des Zeus. Er beherrscht das Meer, verur sacht auch Erdbeben und hat wohl die Tore der Unterwelt verfertigt (733 ). 16 Themis (ursprünglich chthonisch) zählt zu den Urgewalten, stammt von Uranos und ist erste Gemahlin des Zeus. Sie ver körpert die allgemein gültige Satzung; s. 1 35, 90 1 .
Anmerkungen
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1 7 Hebe ist die Göttin der Jugend; s. 922, 95 1 . - Dione heißt auch eine der Okeanos-Töchter (353); hier ist wohl Aphrodi tes Mutter (Ilias 5,370) gemeint. 1 8 Iapetos und Kronos sind zwei der ältesten Götter, Väter von Prometheus und Zeus. - Leto war (von Zeus) die Mutter von Apollon und Artemis und als solche sehr angesehen. 19 Eos ist die Göttin der Morgenröte. Dichterweihe und Auftrag an Hesiodos (22-35) 22 Hesiod wird, von Musensang und Vision enthusiastisch er griffen, zum Seher und Dichter. Kraft der Berufung darf er seinen Namen nennen und wird so zur ersten historisch faß baren europäischen Persönlichkeit. Vgl. K. Latte, » Hesiods Dichtcrweihe«, in: Antike und Abendland 2 ( 1 946 ) S. 1 521 63; A. Kambylis, Die Dichterweihe und ihre Symbolik, Hei delberg 1 965. 23 Vielleicht bereitet dieser Vers die spätere Bukolik vor. 27 f. Poesie ist aus Wahrheit und Schein gemischt; die Musen vermitteln beides. Auch Hesiods Dichtung vermittelt bunte, wahrheitsähnliche Mythen wie Homer, doch auch (haupt sächlich) das Unverborgene, Wirkliche an sich. Der Dichter beansprucht, die Wahrheit über die Götter zu verkünden. So entbergen die Musen das eigentliche Sein und leiten zum Phi losophischen hin. Die neue Gattung des Lehrgedichtes mit seiner systematischen Darstellung führt auf denselben Weg. 30 Der Lorbeer deutet auf Apollon und weist Hesiod als Se her-Dichter aus, ebenso der Stab. Einen magisch krafterfüll ten Stab tragen Könige, Priester, Dichter; zu Hesiods Stab vgl. Pausanias 9,30,3 . 3 1 Das Einhauchen des Gesangs bedeutet Inspiration durch die Musen, die Hesiod ihr eigenes Wissen verleihen. 32 ff. Die Themen, zu denen die Musen Hesiod bestimmen (Geschichte, Götter, Musen), sind die Wahrheit. 33 Die Musen wollen vielfach besungen werden, um bei den Menschen zu wirken.
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Anmerktmgen
35 Unverständliche Wendung aus Ilias 1 0, 1 26, vielleicht von der Entstehung der Menschen aus Steinen oder B äumen. He sied deutet um: Was soll er - nun ein Dichter - bei Eiche und Felsen, unter stumpfen Hirten singen ? Er muß sich an die Öffentlichkeit wenden. Vgl. H. Hofmann, » Hesiod, Theog. 35«, in: Gymnasium 78 ( 1 971 ) S. 1 58-163. Anders S. O'Bryhim, »A New I nterpretation of Hesiod, Theogony . 35«, in: Hermes 1 24 (1 996) 1 3 1-139: Hesiod wolle m it Eiche und Fels (Orakel und Prophetie) nichts zu tun haben.
Die Musen auf dem Olymp (36-74) Der Gesang der Musen (36-52) 3 6 f. Hesiod will nach den Anweisungen der Musen dichten und kehrt zu Vers 1 zurück; 38 nimmt 32 auf. 40 Die Musen beglücken Zeus (36 f.) und verkörpern dessen er freuenden und ordnenden Geist; ihr Gesang gilt der Harmo nie und Ordnung der Welt. 42 ff. Nun werden die Götter in chronologischer Folge ge nannt: Die von Gaia und Uranos stammenden Götter; die von diesen stammenden Götter; Zeus; es ist das olympische Vorbild der Theogonie, die Hesiod vortragen wird. 45 Die Göttervielfalt umfaßt Ordnungen nach Rang und Zeit, wie sie auch Hesiod darstellen wird. Das Motiv der Weltord nung durch Zeus klingt an. 46 Die Götter der Zeus-Generation spenden Gutes. 47 f. Im Prooimion wird von Zeus gesungen, am Ende der Theogonie von seinen Ehen nach Erringung der Herrschaft. 50 Die Schlacht der Giganten mit den Göttern, wie sie etwa auf dem Pergarnenaltar dargestellt ist, wird bei Hesiod nicht ge schildert.
Anmerkungen
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Die Geburt der Musen (53-67) 53 Die Ehe des Kronossohnes Zeus und der M nemosyne (vgl. 9 1 5 ff.) bedeutet, daß die Poesie vom höchsten Gott (Zeus) stammt und im Gedächtnis (mneme) der Menschen bleibt. Pierien liegt zwischen Olympos und Haliakmon und wird oft von Göttern besucht. 54 Mnemosyne hatte wohl einen Kult in Eleuther(ai), einer be rühmten Stadt in Attika am Fuß des Kithairon; vielleicht war dort auch eine Sängerschule. 56 In Mythen entspricht die Kinderzahl oft der Zahl der mit den Geliebten verbrachten Nächte. 60 Neun Musen finden sich zuerst in der Odyssee (24,60). 63 Der Tanzpl atz » glänzt«, weil der gestampfte Lehm mit Öl getränkt ist. 64 Anmut (Chariten) und Sehnen (Himeros; auch: Liebesbe gehren) haben Anteil an den Musen. Weg der Musen zu ihrem Vater (68-74) 68 »Damals« meint nach der Geburt der Musen. 7 1 Schon hier sind der kommende Sieg des Zeus und seine Weltordnung betont. Zum ersten Mal hat Zeus bei Hesiod al les verteilt und herrscht als wahrer König. 74 Die »Ehren« der Götter sind ihre Privilegien, Machtsphären und » Patronate« (wie bei Heiligen).
Wirken der Musen auf Erden (75-1 1 5) König und Sänger (75-103) 77 Zum Teil kannte man die Musennamen vor Hesiod; vgl. Ilias 2,484 ff. - Hier klingen die Namen bereits vorher im musischen Geschehen an und fassen das dort Geschilderte zusammen. Die Fran'
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Anmerkungen
Musen mit den hesiodischen Namen ab. Erst spätere Zeit wies den Musen verschiedene Musik- und Literaturformen zu. 79 Kalliope ist die vorzüglichste Muse wegen ihrer lieblichen Stimme und ihrer schönen (d. h. klugen) Worte. 81 ff. Aus freundlicher Rede und Sachkenntn is (86) erwachsen dem König Autorität und Charisma; so wird er Abbild des Göttlichen auf Erden. Gegen alle Tradition weitet Hesiod die Wirkung des Musischen bis zur Kraft eines gerecht entschei denden Königs aus. 82 Die Könige sind von Zeus, der ihnen Macht verleiht, ge nährt, » gehegt«. Anders als bei Homer sind sie bei Hesiod Vertreter der reichen (städtischen) Oberschicht; ihre Pflicht ist es, (wie Zeus) Recht zu schaffen. Zum »Anblicken« vgl. Kallimachos, Epigramm 2 1 ; Horaz, Carmina 4,3,1 : quem tu . . . semel naseentern placido lumine videris. Astrologischer Bezug ist ungewiß. 94 Apollons Pfeile trafen strafend und brachten Krankheit und Tod. Apollon war auch Gott der Künste und der Musik so wie Anführer der Musen. 95 Anfangs begleiteten Sänger ihren Sprechgesang mit einer viersaitigen Leier (Phormin.x); seit dem 8 . Jahrhundert ver mehrte man die Saiten auf bis zu sieben (Kithara). 98 f. Der Dichter tröstet Betrübte, wobei zum Götterpreis die Heldensage tritt ( 1 00 f.). Man hat hier eine Art von Poetik vor sich. 1 00 f. Hesiod verweist in 1 00 wohl auf Homer, in 1 0 1 auf seine eigene Dichtung. Bitte um die Hilfe der Musen bei der Schaffung der Theogo nie ( 1 04-1 1 5) 1 04 f. Ü bergang zum Hauptteil; nun bittet Hesiod wie der ho merische Sänger die Musen um Gesang. V. 105-1 1 5 bilden eine Vorschau auf seine Theogonie: Zweite Göttergeneration ( 1 32-336); Urmächte und Weltentstehung ( 1 1 6-1 32); dritte Göttergeneration (453-506; 6 1 7-885 ).
Anmerkungen
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109 Siehe Anm. zu V. 1 32. 1 1 2 Die Verteilung der göttlichen Ehrenrechte bildet eine Auf teilung des Seienden in Bereiche, denen Götter zugeordnet sind. 1 1 3 Die erste Einnahme des Olympos durch die Götter be schreibt Hesiod nicht. - Papyrus Oxyrhynchos 3537 enthält ein Gedicht über Hesiods Berufung; vgl. die Ergänzungen von M. L. West in: Zeitschrif�für Papyrologie und Epigraphik 57 (1 984) S. 33 -36, und die Ubersetzung der Werke Hesiods von L. und K . Hallof (S. 1 96 ff.).
Erster Hauptteil: Entstehung der Welt bis zur Herrschaft des Zeus ( 1 16-506) Die Urwesen: Chaos, Gaia, Eros ( 1 1 6-1 22) 1 1 6 ff. Zuerst wird die Frage nach dem Ursprung der Welt be antwortet, bezogen auf die Gegenwart des Fragenden. Der erste Ursprung ist das Eigentliche und Wirkliche. Am An fang gleitet Hesiod von der Theogonie ins Kosmogonische hinüber. 1 1 6 Chaos ist zunächst die gähnende, klaffende Leere des Rau mes, in dem alles Weitere entsteht (nicht, wie später oft, eine ungeordnete anfängliche Stoffmasse). Es ist ein sinnvoller Ge danke, daß Raum eher da war als die darin befindlichen Dinge. West erklärt Chaos als Raum zwischen Erde und Tartaros, an dere - wie Hesiod später selbst (700 ff.) - als Raum zwischen Erde und Himmel. Das Chaos ist mit Nacht und Dunkel ver wandt und besteht auch im Kosmos des Zeus weiter (700, 8 1 4 ), doch hassen es die Götter. An seinen Rand werden die Titanen verbannt. Das Chaos ist geworden; Hesiod setzt also n icht ein Unbedingtes voraus. Die Genesis ( 1 , 1 ) beginnt mit einem er-
86
Anmerkung en
sten Handeln und Schaffen, während Hesiod mit einem ersten Dasein einsetzt. Vgl. auch die Arbeit von W. Kar! (Chaos und Tartaros in Hesiods » Theogonie«, Erlangen 1 967), der un ter Chaos ein anfängliches Dunst- und Nebelmeer versteht, und ]. Bussanick, »A Theoretical Interpretation of Hesiod's Chaos«, in: Classical Philology 78 ( 1 983) S. 2 1 2-2 1 9; R. Mondi, » Chaos and the Hesiodic Cosmogony«, in: Harvard Studies in Classical Philology 92 ( 1 989) S. 1 -4 1 ; H. Schwabl, »Welt schöpfung«, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Alter tumswissenschaft, Suppl. 9, Stuttgart 1 962, Sp. 1439 ff. 1 1 7 Woher die Erde kommt, wird nicht gesagt. Obschon sie entstand, wird sie ewig bleiben. Sie ist breitbrüstig, weil sie riesig ist und viele ernähren kann. So besitzt Gaia persönliche Züge, ist Erde und Erdgöttin zugleich, womit die Kosmolo gie zur Theologie zurückkehrt. Chaos und Gaia stehen nicht in genealogischem Verhältnis, sondern bilden einen Gegen satz; ihre Stammbäume bleiben getrennt. Im übrigen ist Gaia die eigentliche Führerin der Handlung: Sie stiftet Kronos zu seiner Tat an, gibt Rheia die rettende List ein, zieht den geretteten Zeus auf und verbirgt Blitz und Donner bis zur Stunde der Entscheidung (505); auf ihren Rat hin befreit Zeus die Hundertarme und verschlingt Metis. 1 1 8 Daß nur Götter auf Gaia wohnen, darf in einer Theogonie nicht erstaunen; doch sind 1 2 1 (und später) auch die Men schen erwähnt. 1 1 9 Tartara ist Neutrum Plural zu Tartaros, eine dunkel-unter irdische Region, die 720 ff. beschrieben wird. Wie der Olymp ist er Aufenthaltsort von Göttern. Der Tartaros ist Teil der Gaia, ihr tiefster Bezirk; vgl. H. Schwabl, »Zu Hesiod, >Theo gonie< 1 1 8/1 1 9«, in: Philologus 75 (1 959) S. 30-35. 1 20 Die Ursprünge Chaos und Gaia werden durch die demiur gische Potenz des Eros zur Entfaltung ihres Seins in Nach kommen getrieben; dies ist das Prinzip, das die Theogonie erst ermöglicht. Eros entstammt alt( orientalisch)em kosmo gonischen Denken. Obschon die Götter noch nicht geboren
Anmerkungen
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sind, ist Eros ihr schönster; der D ichter stellt die l atente Wirklichkeit dar, die später erst in Erscheinung tritt. Hier ist Eros Urpotenz, in 201 nur Aphrodites Begleiter. Platon stellt unter Berufung auf unsere Stelle Eros als ältesten Gott vor (Phaidros 1 78 B).
Die erste Generation ( 1 23-2 1 0) Nachkommen des Chaos ( 1 23-1 25) 1 23 Der Raum erzeugt die Urfinsternis (Erebos; das Dunkel allgemein) und die relative Finsternis (schwarze Nacht). Ere bos erfüllt Hades und Tartaros, besitzt aber auch eine Teil herrschaft auf der Erde und ist Gatte der Nacht. 1 24 f. Die erste Liebesverbindung: Nyx bringt durch Erebos Airher und Tag hervor. Gattung und Art stehen zweimal ne beneinander: Dunkel - Nacht; Helle - Tag. Aus zwei negati ven Kräften (Dunkel und Nacht) entsteht das Gegenteil: Helle. Die Meinung, der aufgehende Tag werde aus der Nacht geboren, ist weit verbreitet. Airher gilt als heller, luftartiger Stoff. Der Dichter spricht auf dieser Stufe von Nacht und Tag als eher zeitlosen Seinsformen; Sonne und Mond, die astro nomische Zeitabschnitte bezeichnen, stehen in einer anderen genealogischen Reihe (3 7 1 f.). - Die weiteren Nachkommen der Nyx (2 1 1 ff.) sind lebensfeindliche Gestalten, die sich nicht mit den übrigen Göttern der Generation verbinden. Nachkommen von Gaia und Uranos ( 1 26-153) Himmel, Berge, Meer (1 26-1 32) 1 26 Gaia ist Urmutter zahlreicher Kinder; ihre ersten Kinder, Himmel, Berge, Meer, sind Hauptteile der Welt. Gaia erzeugt auch den ihr gleichen, d. h. gleich ausgedehnten Himmel, um sie ganz zu bedecken (>überwölben<).
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Anmerkungen
129 Die Berge sind keine Personen, sondern Wohnplätze der Oreaden-Nymphen. Sie sind - im Gegensatz zu Okeanos ( 1 33) - ohne Ehe erzeugt, wohl weil sie Teile der Erde sind. 1 32 Pontos ist vielleicht das B innenmeer, also auch ein Teil der Erde und daher ohne Ehe geboren. Die Titanen ( 1 3 3 - 1 3 8 ) 1 33 Die heilige Hochzeit v o n Himmel u n d Erde ist e i n verbrei tetes Motiv. Regen befruchtet die Erde, wobei Eros wirkt. Die entstehenden Titanen, sechs Söhne, sechs Töchter, bilden eine uneinheitliche Gruppe, sind nur zum Teil Feinde der olympischen Götter. Vielleicht sind sie die frühesten Götter. In 207 ff. will Hesiod ihren Namen erklären. Der Abschnitt 1 3 3-1 3 8 ist in 337-61 6 weiter ausgeführt. - Okeanos ist der große Fluß, der die Erde umströmt, Vater aller Flüsse und Quellen; vgl. die Vorstellung vom ·Ringstrom< im Orient (babylonisch uginna). In Ilias 1 4,246 ist Okeanos der Ur sprung von allem. Mit dem Entstehen des Okeanos endet der eher kosmogonische Teil des Werkes; nun überwiegen bei den Gottheiten persönliche Züge. 1 34 Koios ist nur als Vater von Leto (404) und Asterie (409), auch Kreios nur als Vater vorgestellt (375 ff.). Hyperion (der oben Wandelnde) ist Vater des Helios (oft nur dessen Bei name). Iapetos, Vater des Prometheus, ist neben Kronos der bedeutendste der Titanen; vgl. Ilias 8,479. Er ist von Iaphet (1 Mose 1 0,2) nicht zu trennen. 135 Theia hat Hesiod vielleicht erfunden. Rheia, wohl eine vor griechische Muttergottheit, ist Gemahlin des Kronos und Mutter des Zeus (467 ff.) und seiner Geschwister. Themis (s. Anm. zu V. 1 6) ist Gottheit des Rechtes und Mutter der Ho ren und Moiren (901 ff.). Mnemosyne, das Gedächtnis, ist Mutter der Musen (53 ff.). 1 3 6 Phoibe (die Glänzende) ist als Beiwort Gegenstück zu Phoibos (Apollon); sie ist Mutter der Leto, der Mutter des Apollon; sonst ist sie ohne K ontur. Tethys ist Gemahlin des
Anmerkungen
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Okeanos und Meergottheit; in Ilias 14,201 heißt sie »AIImut ter<< . Bei Hesiod ist sie Mutter von 3000 Flüssen und 3000 Okeaninen. - Die weiblichen Wesen ( 1 3 5 f.) stützen die Herrschaft des Zeus, sind also n icht rebeHisehe Titanen. 1 3 7 Kronos ist (wie später Zeus) der jüngste und klügste Sohn, wie oft im Märchen; er ist auch der gefährlichste der Titanen. Die Kyklopen ( 1 3 9-146) 139 ff. Daß die Kyklopen von Uranos stammen, ist 501 gesagt. Kyklopen und Hundertarme sind erwähnt, weil sie später Zeus und den Olympiern gegen die Titanen helfen, der ord nenden Kraft gegen wilde Naturmächte. Ä hnlich klingende Absch lußverse ( 1 46, 1 53) unterstreichen die Verwandtschaft beider Gruppen. 140 Der Blitz ist in drei Aspekten geschildert: Donner, blen dender Blitz, greller Einschlag (vgl. 504 f.). 141 Es war mythologisches Gemeingut, daß Zeus den Kyklo pen die B litzwaffe verdankte. 1 42 Diese Kyklopen passen wenig zu denen der Odyssee; den alten Kyklopen wurde der Bau der »Kyklopenmauern« (z. B. in Mykene) zugeschrieben. 143 V. 1 43 sagt, daß die Kyklopen einäugig waren; V. 1 44 f. er klären ihren Namen vom runden Auge. 146 Es ist wohl an die Tätigkeit der Kyklopen als Schmiede ge dacht. - Zur späteren Geschichte der Kyklopen vgl. 501 ff. Die Hundertarme (1 47-1 53) 1 4 7 Noch einmal drei B rüder, m it hundert Armen und fünfzig Köpfen. Daß sie nicht zu nennen sind, deutet ihre Gewalttä tigkeit an; Gefährliches soii man nicht nennen, um ihm zu entgehen. 1 49 Der Name Briareos ist wohl von briaros >stark< abgeleitet. 1 50 ff. ist in 671 ff. in epischer Art leicht variierend wiederholt. - V. 1 4 7-153 bereiten auch die »Titanomachie« 6 1 7-880 vor.
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Anmerk11ngen
Erster Mythos. Erste Nachfolge (1 54-2 1 0) Entmannung des Uranos durch Kronos ( 1 54-1 87) Die Theogonie besteht aus Stammbäumen, aber auch aus fünf Erzählungen, die die Entwicklung vom Chaos bis zur Herr schaft der Olympier vorführen ( 1 54-2 1 0: Entthronung des Ura nos; 453-506: Ü berlisrung des Kronos; 535-6 1 6 : Sieg des Zeus über Prometheus; 6 1 7-728 : Sieg über die Titanen; 820-885: Sieg über Typhoeus); in 1 54 setzt die erste Erzählung ein. Dem My thos von der Entmannung des Uranos scheint eine Erzählung über die Trennung von Erde und Himmel zugrunde zu liegen, wie es sie mehrfach gibt (vgl. H. Staudacher, Die Trenmmg von Himmel und Erde, Tübingen 1 942). Bei Hesiod sind Himmel und Erde sexuell vereint; die Kastration des Himmels trennt sie für immer. Diese Trennung bildet den ersten Akt des orientali schen Sukzessions-Mythos (Anu von Kumarbi kastriert), der hier einwirkt. Der alte Götterherrscher wird durch einen neuen abgelöst, eine neue Weltphase beginnt. - Man nahm mehrfach Anstoß an solchen Mythen, z. B. Platon, Politeia 377e ff. 1 54 f. Die Verse sind kaum verständlich: Meint der Dichter, daß alle Kinder von Uranos und Gaia schrecklich waren ? Aber nicht alle Titanen waren so. Sind nur die Kyklopen und Hundertarme oder nur die (alle ?) männlichen Kinder ge meint ? Nur alle, die am schrecklichsten waren? Oder soll ge zeigt werden, wie Ungerechtigkeit unter den Göttern ihren Anfang nahm? Uranos haßt j edenfalls die Kinder wegen ih res schrecklichen Wesens und unterdrückt sie. 1 5 7 Gaia ist wieder als Erdgöttin und als Teil der Natur ver standen. 1 5 8 Uranos freut sich am »bösen Werk«; Gaia erfindet rächend ein »böses Werk« (1 60); der Anklang verweist auf das Wei terwirken einer Untat (vgl. auch 1 65). Gaia handelt in Not wehr, doch führt auch ihre List zur Schuld. - In der ur sprünglichen Form des Mythos waren die Kinder wohl zwi schen Erde und Himmel eingeschlossen.
Anmerkungen
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1 60 Gaia handelt aus Angst vor weiteren Kindern; zudem wird durch ihre Verschließung die Entfaltung der Welt verhindert. 1 6 1 Gaia erzeugt zuerst das Element des grauen Adamas (»un bezwinglich«), dann die Sichel. Das Metall ist sehr hart und im Epos Menschen n icht zugänglich. Vielleicht wirken h ier Erfahrungen der Eisenzeit (9./8. Jahrhundert) nach. »Stahl« ist nur Ü bersetzungs-Behelf. 1 62 Die gezahnte Sichel, ein altes Bauerngerät, ist im orientali schen und griechischen Mythos mehrfach verwendet (so von Perseus gegen Medusa); später gehört sie zum Bild des Kro nos als Erntegott und Repräsentant des Goldenen Zeitalters. 1 82 Wenn Kronos das Geschlecht hinter sich wirft, so ist das eine Unheil meidende (apotropäische) Geste; zudem ist an die Vorstellung des Volksglaubens zu erinnern, daß man sich nach Wunderbarem nicht umsehen darf. 1 83 Geburt aus vergossenem B lut ist häufig in Mythos und Märchen. 1 85 Der Schuld des Sohnes folgt sinnvoll die Entstehung der Erinyen (Rachegeister), die für Verbrechen Strafe verhängen; vgl. 472. Die Tat löst Vergeltung aus. - Giganten sind mehr als Menschen, weniger als Götter; vgl. SO. In der »Titanoma chie« kämpfen Götter gegen Götter, um die Herrschaft der Olympier zu begründen; in der (späteren) »Gigantomachie« (bei Hesiod nicht beschrieben) verteidigen die Olympier die Weltordnung gegen aufständische erdgeborene Riesen. 1 86 Rüstungen und Waffen könnten Folge der Erschaffung des Stahls sein. Die Geburt der Giganten in Waffen erinnert an die Sparten in Theben. 1 87 Melische Nymphen werden als Nymphen von Eschen oder allgemein von Bäumen erklärt; damit verbunden ist vielleicht eine Tradition über die Entstehung der ersten Men schen; vgl. \\�'e!·ke und Tage 1 45, wo das dritte Menschenge schlecht aus Eschen hervorgeht. Sind die Eschen-Nymphen neben Erinyen und Giganten gestellt, weil Speere und Pfeile aus Eschenholz waren ?
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Anmerkungen
Geburt der Aphrodite ( 1 88-2 1 0) 1 8 8 f. Aphrodite, die Liebesgöttin, hieß auch Urania (Himm lische), weshalb man sie zur Tochter des Uranos machte. Urania h ieß die Göttin besonders in Kythera; ihr Kult dort war sehr alt und stammte wohl von phoinikischen Ansied lern. 1 90 Der Schaum, der vom Fleische her wuchs, kann nur Samen des Uranos sein, mag man auch an Meeresschaum denken, der sich ansetzt. Der Schaum ist eine Art Mutterschoß, in dem das Mädchen heranwächst. 1 92 Aphrodite ist ein orientalischer Name; die Göttin hat Be ziehungen zu Astarte. Der Aphrodite-Kult kam von Askalon über Kythera (an der Südspitze der Peloponnes) nach Grie chenland (Pausanias 1 , 1 4,6), was Hesiod andeutet, indem er die Göttin (aus griechischer Sicht) zuerst nach Kythera, dann nach Kypros kommen läßt. 1 93 Paphos auf Kypros (Zypern) war der zweite Hauptort des Aphrodite-Kultes. 1 94 Das An-Land-Steigen der Aphrodite ist auf dem Ludavisi schen Thron und auf dem Gemälde von B otticelli dargestellt. Das Wachsen des Grases bezeugt die Fruchtbarkeit der Göt tin. 1 96 Es ist die Frage, ob 1 96 nicht zu halten ist. Der Schaum ist zuvor erklärt, Kythereia wird sogleich erläutert, und der Kranz gehört zu den erwähnten Blumen. 197 Volksetymologie für Aphrodite von &
Anmerkungen
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folge Aphrodites; den asiatischen Elementen Aphrodites sind die griechischen beigefügt, die sie durch ihre Begleiter offen bart. Eros ist hier nicht das Urwesen von 1 20 f., sondern nur der gleiche Begriff, das Begehren. Im Aphrodite-Tempel von Megara befand sich eine Statue des Hirneros (sehnsüchtiges Verlangen) von Skopas. 202 Mit den Göttern sind die Olympier gemeint; Phidias hat die Szene an der Basis des olympischen Zeus dargestellt. 203 Die bleibenden Ehren Aphrodites, sozusagen ihr Patronat. 207 ff. Abscbluß: Uranos beschimpft seine (mitschuldigen) Kinder (vgl. 1 33-1 3 8) als Titanen, wobei der Name erklärt wird von "tL"tULVELV •anspannen, sich recken< und "tLau; •Buße<. Die Titanen (Racker) erhoben sich (»reckten sich«) gegen Zeus und »büßten« durch Haft im Tartaros (6 1 7-725). So geht die Prophezeiung des Vaters Uranos in Erfüllung. Der Hinweis auf den Sturz der Titanen durch Zeus bildet die Ver bindung zur zentralen Geschichte der Theogonie, 453 ff. Doch passen (z. B.) weder Okeanos noch Tethys in den Tar taros. - Vgl. M. L. West, » Hesiod's Titans«, in: Journal of Hellenie Studies 1 05 ( 1 985) S. 1 74 f. - Nun ist die Herrschaft der ersten Generation beendet, doch hören wir nicht, wie Kronos die Macht ergreift und ausübt.
Die zweite Generation (2 1 1 -239) Kinder von Nacht und Eris (2 1 1-232) Kinder der Nacht (2 1 1 -225) 2 1 1 ff. Nun beschreibt Hesiod die Deszendenz einzelner Ge stalten, zuerst der Chaostochter Nacht ( 1 23); später die Nachkommen des Pontos (233 ff., nach 1 32), des Okeanos und der Tethys (337 ff., nach 1 33 und 1 36) und weiterer Uranos/Gaia-Kinder (3 7 1 ff., nach 1 34 und 1 36). Die Nacht
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Anmerkungen
gebar mit dem Dunkel Aither und Tag; nun entfaltet sie ihr Wesen in Kindern, die sie ohne Zeugung hervorbringt, in To desgewalten, herzkränkenden Wesen, Schicksalsmächten (die zum Teil Kult besaßen). Aus sich bringt die Nacht nur fin stere Mächte hervor, von denen der Dichter wohl hier spricht, weil die Befreiung von Uranos auch zu Negativem führt. Vgl. C. Ramnoux, La Nuit et les enfants de la Nuit dans la tradition grecque, Paris 1 959. Aspekte des Todes sind Moros ( Todeslos, Verhängnis), Ker (die Raffende, das Verderben), Thanatos (der Tod selbst). 212 Schlaf und Traum sind dem Tode verwandt; Schlaf und Tod als B rüder: V. 756 und Ilias 1 6,454 ff.; Träume sind täu schende Gebilde. 2 1 5 Die Hesperiden ( Töchter des Abends) gehören zum We sten und sind daher mit der Nacht verknüpft. Hcsiod faßte sie wohl als ungute Wesen auf. Sie wohnen vielleicht auf einer Insel. Die Ä pfel sind in 335 von einer Schlange bewacht; gol dene Ä pfel sind ein verbreitetes mythisches Motiv; vgl. die Atalante-Sage oder den Eris-Apfel. 2 1 7 Hesiod unterscheidet die hier genannten Keren und Mai ren von der Ker, die in 21 1 genannt ist, und von den Moiren, die Zeus mit Themis erzeugt (904); die hier genannten verei nen in sich die Natur von Ker und Moira, sind grausam und teilen den Göttern, die Unrecht tun, Strafe zu als Urwesen, die älter als die Götter sind; sie sind Erinyen vergleichbar. 2 1 8 f. Die Verse sind wohl Einschub. - Klorho spinnt den Le bensfaden, Lachesis teilt seine Länge zu, Atropos, die Unab wendbare, durchschneidet ihn; vgl. auch 905 f. 223 Nemesis: Zuteilen, gerechter Unwille, Vergeltung. 224 Apate: Täuschung; Philotes: Freundschaft, Liebe, Umar mung. Vielleicht denkt der Dichter an das Element der Täu schung in Liebesbeziehungen. 225 Hesiod widerruft die Auffassung vom nur schlimmen Wir ken der Eris (Streit) und stellt die >>gute Eris«, den Wettstreit ( Wetteifer), daneben; vgl. Werke und Tage 1 1 ff.
Anmerkungen
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Kinder der Nacht-Tochter Eris (226-232) 226 ff. Die nun genannten Mächte wechseln aus dem theogoni schen in den anthropologischen Bereich. Eris bringt über die Welt den Kampf und seine Begleiter, den Krieg mit seinen Schrecken und die Feindschaft im Privatleben bis zum Mein eid. Die Entstehung dieser Mächte wird als Zeugung gesehen. 2 2 7 das Vergessen: Lethe; der Streitende vergißt die Wahrheit. 230 Rechtsve1·letzzmg zmd Verderben: Ate; sie ist die Verblen dung, die Unheil bringt, und das Verderben selbst. Ate galt als Unheilsgöttin und in Ilias 9,502 und 1 9,91 auch als Toch ter des Zeus. 23 1 Der Eid (Horkos) ist ursprünglich Selbstverfluchung für den Fall des Truges. Hier ist er ein Gott, der den Meineidigen straft. Den Eid der Götter beaufsichtigt Styx, 793 ff. - Mit V. 232 ist die genealogische Reihe, die dem Chaos entstammt, abgeschlossen. Kinder des Pontos mit Gaia (233-239) 233 f. Von Gaia stammen Himmel, Berge, Meer; mit Himmel und Meer vermäh lt sie sich auch. So entstehen in mehreren (verflochtenen) Geschlechterfolgen alle Mächte, die nicht vom Chaos abstammen. - Die Kinder des Pontos folgen den Nachtgeburten wegen ihrer Ungeheuerlichkeit, doch stellt der lautere Nereus auch einen Gegensatz zur Brut der Eris dar. Pontos hat drei Söhne und drei Töchter; Nachkommen der Söhne sind die Nereiden, die Kinder des Thaumas, die Kinder von Phorkys und Keto. Zusammen stellen sie das an ziehende und bedrohliche Wesen des Meeres dar. 233 Pontos (Binnenmeer) ist als Vater des Nereus vielleicht von Hesiod eingeschoben. Auch Nereus besaß keinen Kult, ist nur als Vater der Nereiden wichtig. Er gilt als See-Gott und heißt manchmal »Meergreis« . 2 3 5 Im Namen des Nereus sind i n Hesiods Deutung die Adj ektive VTJJ.lEQTi)<; (•wahrhaftig<) und rpno<; (•milde<) ent halten. Den » Alten« (234) nennt man Nereus, weil er richtig
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Anmerkungen
urteilt und milde ist. Er ist das göttliche Gegenstück zum König, dem Kalliope die Fähigkeit gibt, gerades Recht in ver söhnender Form zu sprechen ( 80 ff.). 237 Thaumas ist b ekannt als Vater der Iris ( 780 ) ; sein Name weist auf das Staunen über das Meer hin, einen Bereich des Wunders mit Wetter, Wind und Lichtern. Auch Phorkys heißt »Meergreis« (Odyssee 1 3,96). 238 Der Name von Keto (Meerungeheuer) deutet auf riesige Seewesen hin. 239 Eurybie (»wilde Kraft«) wird Gattin des Titanen Kreios ( 3 75 ) .
Die dritte Generation ( 240-885 ) Enkel des Pontos (Pomiden; 240-336 ) Kinder des Nereus ( 240-264) 240 ff. Hesiod hatte in den Kindern der Nacht (21 1-232 ) Un heilgestalten aufgezählt und das Gefühl unaufhörlichen Her vorquellens von Leid hervorgerufen; nun führt er in der Ne reidenschar (und bis 269 ) die freundliche Seite der (Meer-) Natur vor. Pontos ist kein unendlich ausgedehntes Meer, sondern eines mit Küsten, Inseln, Halbinseln, dessen Zauber in den Namen der Nereiden aufklingt, das aber auch plötz lich stürmen kann und unheimliche Tiefe besitzt. Nereiden sind Seenymphen, die das Wesen der See verkör pern;.sie sind schön und kennen die Zukunft. Der Dichter er weiterte einen Katalog von 34 Namen der Ilias ( 1 8,39 ff. ) auf 50 Namen, die so durchsichtig sind, daß sie dem Leser Anre gung boten, sich die Eigenschaften des Meeres zu vergegen wärtigen (gute Erklärung in den Scholien). Der Katalog besitzt Eingangs- und Schlußverse (240 ff., 263 f.) und hat zwei Abschnitte ( 243 -25 1 ; 252-262 ) , wobei der erste zumeist Namen aus der Ilias bietet.
Anmerkungen
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250 Hippothoe: Das Pferd war dem Poseidon heilig; Meeres götter sind oft mit Pferden verbunden. 257 f. Leiagore, Euagore, Laomedeia u. a. sind zugleich die Tu genden des N ereus. 262 Nemertes besitzt die Eigenschaft des »niemals fehlenden<< Vaters (235). Auf diesen Vater (Nereus) zielt die ganze Dar stellung; er ist ein guter, untadeliger H errscher. Mit ihm be gann der Abschnitt und schließt mit ihm. Kinder des Thaumas (265-269) 265 f. Die Stammbäume von Thaumas und Phorkys weisen Wunderwesen auf, die z. T. natürliche Grundlagen besitzen, z. T. traditionelles mythisches Gut darstellen. Thaumas ver tritt das Wunderbare des Meeres. Er vermählt sich m it Elek tre. B eide erzeugen die Regenbogengöttin Iris (später Götter botin; vgl. 780). Vgl. Platon, Theaitetos 1 5 5 D: Wer Iris die Tochter des Thaumas nenne, leite die Herkunft nicht schlecht ab (Staunen als Beginn der Philosophie). 267 Harpyien sind vogelartige Sturmgöttinnen, die Menschen hinwegraffen. Ungeheuer-Nachkommen von Phorkys und Keto (270-336) Graien und Gorgonen (270-279) 270 Keto charakterisiert Pantos als Heimat riesiger Geschöpfe. Von Phorkys und Keto leitet Hesiod alle mythologischen Scheusale ab, die später Götter und Heroen überwanden. Die Heroen bestimmen insofern den Abschnitt mit. Die Graien werden als alt, häßlich und weißhaarig oder als jung und hübsch dargestellt. 274 Die Gorgonen waren drei schreckliche Dämonen (geflü gelt, mit Schlangenhaar), deren B lick j eden versteinerte. Hauptdämon war Medusa (die Herrschende, Waltende); sie wurde von Perseus getötet, ihr Haupt kam auf Athenes Schild. Sthenno (die Starke) und Euryale (die Schützerin)
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Anmerkungen
sind später hinzuerfunden, wohl um eine Dreiheit zu gewin nen. 278 Der Dunkel- oder Schwarzgelockte ist Poseidon, der viel leicht die Blumen (279) aus göttlicher Macht erblühen ließ. Chrysaor und Pegasos (280-286) 280 Perseus: Bekannter Held des argivischen Mythos, Sohn des Zeus und der Danae (Zeus nahte sich ihr in Gestalt eines Goldregens); Hesiod kannte epische Darstellungen der Taten von Perseus und Herakles (auf dessen Abenteuer er mehrfach anspielt). Die Köpfung der Medusa ist eine Parallele zur Ent mannung des Uranos; beide Male entsteht ein neues Wesen (Aphrodite; Pegasos), beide Male ist die gleiche Art von Waffe benützt, beide Male bietet der Dichter Etymologien ( 1 97, 282). 281 Chrysaor (von XQUaoiiv Ö.OQ •Goldschwert<) zeugte später mit einer Okeanide Geryoneus; vgl. 287, 309 und 982. Hera kles mußte dessen Rinder gewinnen; vgl. 982 . 285 Offenbar wurde Pegasos vor den Wagen des Zeus ge spannt; vielleicht ist die Vorstellung orientalisch; vgl. auch die Anm. zu V. 3 . Geryoneus (287-294) 287 ff. Die Sage wird in 979 ff. nochmals erzählt. - Geryoneus, Sohn des Chrysaor von Medusa, war ein dreileibiger Riese, der eine große Rinderherde auf der Insel Erytheia besaß. He rakles mußte diese Rinder für König Eurystheus von Tiryns holen. Er tötete die Wächter der Herde, den Riesen Eurytion und den zweiköpfigen Hund Orthos; den herbeikommenden Geryoneus erlegte er mit einem Pfeil und brachte die Rinder herde nach Griechenland. 290 Erytheia ist eine mythische Insel im fernen Westen, später mit Cadiz verbunden; dort soll Herakles die Rinder des Ge ryoneus geholt haben (1 0. Arbeit) .
Anmerkrengen
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292 Tiryns lag in der Argolis und war von König Eurystheus beherrscht, der Herakles die bekannten Arbeiten auferlegte. - Herakles fuhr nach Erytheia mit dem Becher(schiff) des Sonnengottes. 293 Die Geburt des Orthos (mit gespitzten Ohren), des wilden Hundes von Geryoneus, ist in 3 09 erwähnt; vgl. 327. - Eury tion ist der Rinderhirt des Geryoneus. 294 Die Weide ist dämmerig-dunkel, weil sie außerhalb der Menschenwelt liegt. Echidna (295-305) 304 Die Arimoi sind bei Homer und Pindar mit Typhoeus ver bunden. Ihr Wohnsitz ist unklar (nordwestliches Klein asien?), der Name hängt wohl mit den Aramäern zusammen, kann aber auch ein Gebirge bezeichnen (daher wohl die Höhle?). Nachkommen von Echidna und Typhaon (306-3 1 8 ) 306 Typhaon ist das Ungeheuer Typhoeus, das 821 ff. beschrie ben wird. Es ist ein götterfeindliches Ungetüm, das die Welt beherrschen will, aber von Zeus besiegt und in den Tartaros geworfen wird. Die genealogische Ableitung Typhaons er folgt erst in der »Typhonomachie« (82 1 ff.); seine Kinder (309 ff.) nehmen die dort gegebene Vorstellung des Ungeheu ers schon hier voraus (viele Köpfe, Schlange, Hund, Feuer) . 309 Der Hund Orthos war schon in 293 erwähnt. 3 1 1 Kerberos ist 769 ff. als Verkörperung der Unerbittlichkeit des Totenreiches gesch ildert. - Hades: B ruder des Zeus, Gott der Unterwelt, Herr der Toten; Gemahl der Persephoneia. 3 1 2 Kerberos hat meist nur drei Köpfe. 3 1 3 Lerne war ein Sumpf am Rand der Ebene von Argos; die Hydra (Wasserschlange) dort hatte viele Köpfe, die, wenn man sie abschlug, doppelt nachwuchsen. 3 1 4 Alkmene (vgl. 526) wurde von Zeus Mutter des Herakles. Hera, die Gattin des Zeus, war aus Eifersucht die erbitterte
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Anmerkungen
Feindin des Helden. Dies alles wissen Hesiods Hörer, die wohl auch die Kämpfe des H erakles gegen alle Ungeheuer als Vorspiel der Ordnungskämpfe des Zeus verstanden. 3 1 7 Herakles wird auch » Sohn des Amphitryon« genannt, weil dieser der (menschliche) Gemahl Alkmenes in Theben war: Amphitryon und Eurystheus sind Enkel des Perseus. - Io laos war der jugendliche Helfer des Herakles. 3 1 8 Athene half Herakles mehrfach (vgl. Ilias 8,362), wie sie überhaupt Helden in Gefahr unterstützte. Chimaira ( 3 1 9-325) 3 1 9 Vermutlich ist die Hydra, nicht Echidna, die Mutter der Chimaira (Ziege). Diese hat nicht wie andere Untiere meh rere gleichartige Köpfe, sondern drei verschiedene (Löwe, Ziege, Schlange). Ilias 6, 1 8 1 f. wird bei Chimaira von drei Tieren in einem Leib gesprochen. Chimairas Schnelligkeit kann mit dem Ziegenwesen zusammenhängen, ihre Stärke mit dem Löwenanteil. 324 Der mittlere (namengebende) Kopf als der schrecklichste speit wohl Feuer. 325 Im Gegensatz zur Ilias (6, 1 79 ff.) ist die Tötung der Chi maira ebenfalls dem Pferd Pegasos zugeordnet; das Untier wird also aus der Luft erlegt, wie es dem Drachen, der An dromeda bedrohte, durch Perseus erging. Bellerophon war ein Heros, der mehrere gefährliche Unternehmungen zu be stehen hatte; vgl. llias 6,155 ff. König Iobates in Lykien sandte ihn gegen Chimaira. Phix und Nemcischer Löwe (326-332) 326 Vermutlich ist Chimaira, nicht Echidna, die Mutter der Phix (Sphinx) und des Nemeischen Löwen; der Vater ist Or thos. Die Sph inx, ein Fabelwesen mit dem Oberleib einer Frau und geflügeltem Löwenkörper, saß bei Theben und tö tete j eden Wanderer, der ihr Rätsel (welches Wesen zu ver-
Anmerkungen
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schiedeneo Zeiten vier-, zwei- und dreibeinig sei ?) n icht zu lösen vermochte. Oidipus fand die Antwort (der Mensch); dies war das Ende der Sphinx. - Die Kadmeer sind das Volk des Kadmos, des Gründers von Theben. 329 Nemea lag im Nordosten der Peloponnes und war durch die Sage von der Tötung des Nemeischen Löwen durch He rakles (seine erste Tat) und (später) durch die bedeutenden Nemeischen Sportwettkämpfe bekannt. 3 3 1 Tretos und Apesas (heute vielleicht Fouka) hießen Berge in der Nähe von Nemea. Die Schlange (Ophis; 333-336) 335 Hesiod denkt sich hier die Äpfel (der Hesperiden) nicht im Garten des Westens, sondern im Inneren der Erde. Auch spielt er wieder auf eine Tat des Herakles an. Die >>riesigen Grenzen<< der Erde deuten auf die große Ferne der Höhle (vgl. 5 1 8, 622); andere Deutung des Wortes von N. Ch. Dührsen, »Windungen der Schlange um die Äpfel«, in: Würzburger Jahrbücher N. F. 20 ( 1 994/95) S. 89. Die Schlange schließt durch ihre Abkunft von Phorkys und Keto den Kreis des Ungeheuerkatalogs.
Titanen-Enkel von Uranos und Gaia ( Uraniden; 3 3 7-885 ) Kinder von Tethys und Okeanos ( 337-3 70) Dieser Abschnitt knüpft an 1 32 - 1 3 8 (Geburt der Titanen) an und schildert die Nachkommen der Titanen. Manche Ehen sind Geschwisterehen ( z. B . Okeanos mit Tethys), die damals in Hellas n icht üblich, doch aus anderen Ländern und Ü berliefe rungen bekannt waren. Themis und Mnemosyne (vgl. 1 35) sind vorerst nicht verehelicht und bleiben ihrem Neffen Zeus vorbe-
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Anmerkungen
halten (90 1 , 91 5); es war wichtiger, sie mit dem geistigen Herr scher zu verbinden, als hier das System zu wahren. Kronos und Iapetos haben eine Sonderstellung. I n den Ehen der Titanen sind Theogonie und Kosmogonie vereint, denn es entstehen Sonne, Mond, Winde, Morgenstern. Die Welt vervollständigt sich. Stellten Nereus und seine Töch ter den Bereich des Meeres dar (240-264), verkörpern die Kin der der Tethys den Bereich des Süßwassers (337-370). Schon im Ungeheuerkatalog (270-336) kündete sich die Ord nungsmacht des Zeus im Wirken seines Sohnes Herakles an (3 1 6, 332); nun folgen die Uraniden, lauter leben- und ord nungsstiftende Mächte, nährende Wasserwesen, die sich Heran wachsender hilfreich annehmen, Sonne, Mond, Winde und die Eidwahreein Styx. Der Ü bergang zur Darstellung von Gebun und Ordnung des Zeus bereitet sich vor. Ströme und Flüsse (33 7-345) 3 3 7 f. Der D ichter nennt aus der großen Zahl der Flüsse 25, mit Absicht halb so viele wie Nereiden. Er will ein geogra phisches Bild der Welt geben und unternimmt hier das erste Mal eine Erdteilung nach der Vorstellung, daß Europa im Westen und Norden, Asien im Osten und Süden an den Okeanos grenzen. Dabei nennt Hesiod nur die fernen Flüsse und läßt die nächstliegenden als bekannt fon. Der Flußkata log wird erläuten von F. Gisinger, »Zur Geographie bei He siod«, in: Rheinisches Museum 78 ( 1 929) S. 3 1 5-328. Die flache Erdscheibe ist bereits in 1 1 7 angedeutet. Der Okeanos erscheint als alles umschließender Strom an der Spitze. Der Nil weist auf neue Kunde vom Süden, der Erida nos (Rhone oder Po) auf Nachricht vom Westen, lstros (Do nau) und Phasis zeigen, wie weit man die Küsten des Pontos nach Norden und Osten bereits kannte. Nicht selten geht die Aufzählung der Flüsse von den Hauptflüssen (Nil Süden; Eridanos Westen; lstros Norden; Phasis Osten) aus. =
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Anmerkungen
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Geographische Abfolge ist gewahrt bei Nil (338), Maiandros (339), Herrnos (343), Kaikos (343), Euenos (345) und so A gypten und die Westnordwest-Küste Kleinasiens angedeu tet. Alpheios (338) und Eridanos (338) deuten auf Pelopon nes (Olympia) bzw. Italien (Po) . Istros (339), Nessos (34 1 ), Haliakmon (341 ), Peneios (343) weisen auf die westliche Schwarzmeer-Küste und die thrakisch-makedonisch-thessali sche Küste, die Flüsse in 340-342 auf die Südküste des Pon tos. Der Ü berblick beweist den Willen des Dichters, den ihm bekannten geographischen H orizont (über Ilias 1 2,20 ff. hin aus) in geordneter Folge darzustellen. �39 Strymon: Fluß zwischen Makedonien und Thrakien, der in die Ä gäis mündet. - Maiandros (heute Menderes): Fluß i n Kleinasien m it vielen Windungen (daher d e r Name d e s Or namentes). lstros: Donau. 3 40 Phasis: Fluß in KoJehis am Ostrand des Schwarzen Meeres; vgl. die Argonautensage. Rhesos: Nebenfluß des Granikos ( ?). - A cheloos: Fluß in Akarnanien (Westgriechenland). 3 4 1 Nessos: Fluß in Thrakien. - Rhodios: Fluß bei Troia. - Ha liakmon: Fluß in Makedonien. Heptaporos: nicht identifi ziert. 342 Grenikos (heute Granikos): Fluß im westlichen Kleinasien. - Aisepos und Simaeis (Simoeis der Ilias): Flüsse bei Troia. 343 Peneios: Fluß in Thessalien (nicht der namensgleiche in Elis). Herrnos und Kaikos flossen unfern von Kyme in Kleinasien, der Heimat von Hesiods Vater. 344 Sangarios (heute Sakarya): Fluß in Kleinasien, der ins Schwarze Meer mündet. - Ladon: Nebenfluß des Alpheios. Der Parthenios mündet zwischen Heraklea und Sinope ins Schwarze Meer. 345 Euenos: Fluß in Aitolien in Nordwestgriechenland. - Ar deskos (Aideskos ?): Fluß, wohl in Thrakien. - Skamandros: Fluß in der Troas (heute Menderes Su), der am Ida-Gebirge entspringt und in der Ilias sogar persönlich auftritt. -
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Anmerkungen
Die Okeanos-Töchter (Okeaninen; 346-370) 346 Im Zusammenhang mit den Flüssen stehen die Nymphen. Diese Töchter von Okeanos und Tethys sind (3000) Nym phen, (zumeist) woh ltätige Wesen, die Fruchtbarkeit und G lück bringen. Hier sind 40 Nymphen hervorgehoben, de ren Namen die Eigenschaften der Bäche, Seen, Quellen an deuten. 347 Da die Nymphen für Fruchtbarkeit in der Natur sorgen, erstreckt sich ihre Wirkung auch auf die Pflege der Kinder. Nach Abschluß des Knabenalters schnitt man Jünglingen die Haare ab und weihte diese den Nymphen und Apollon, der als Heger der Knaben galt. 348 Wieder kündet sich die Herrschaft des Zeus an, der Ä mter verleiht. . 349 Elektre hieß ein Fluß in Messenien (südwestliche Pelopo n nes). 350 Doris war Gattin des Nereus (24 1 ) und Mutter der Nerei den. - Uranie (die Himmlische) heißt die Nymphe wohl, weil das Wasser vom Himmel kommt. 351 Hippo und Zeuxo (beides Kurzformen von Zeuxippe) zü geln vielleicht die Wogen. 353 Dione wurde in Dodona verehrt; vgl. auch Ilias 5,370 ff. 354 Melobosis bedeutet eigtl. >Schafe nährend<, dann soviel wie >reich machend< (pecus pecunia). 356 Perseis hieß die Mutter von Kirke und Aietes (s. Anm. z u V. 957). 357 Hier und 359 deutet Hesiod wohl auf die Erdteile hin. Er will ein Bild der bestehenden Welt geben. - Auf die Sage von der Entführung Europas durch Zeus in Stiergestalt wird n icht eingegangen. 358 Metis und Eurynome (Mutter der Chariten) sind Gattin nen des Zeus (886 ff.; 907 ff.). 360 Tyche bedeutet anfangs >das Gelingen<, später (ab dem 5. Jahrhundert) den blinden Zufall. Zu Tyche gehört auch Pluto (355 ). =
Anmerkungen
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361 Hesiod hat Styx zu einer Person (älteste Tochter des Okea nos, 776) gemacht. Sie half Zeus im Kampf gegen die Titanen ( 629 ff.), wofür sie die Ehre erhielt, daß Götter bei ihr schwö ren mußten. Weil die Götter sie hassen, kommt sie in die Un terwelt ( 775 ff. ).
Weitere Titanenehen. Styx (3 7 1 -452 ) Kinder von Theia und Hyperion, Kreios und Eurybie ( 3713 82) 371 Dieser Vers knüpft an 1 3 5 an: Hesiod beschreibt weiter Welt und Natur. Theia, die Glänzende, Tochter von Himmel und Erde, empfängt von ihrem B ruder und Gatten Hyperion Sonne, Mond und Morgen. 372 Eos ist die Göttin der Morgenröte, Mutter der Winde und der Könige Memnon ( 984) und Ernachion ( 985 ) . 375 Zu Eurybie vgl. 239. Kreios (vgl. 1 34; sonst auch Krios) war wohl ein vorgriechischer Gott mit Kult auf der Pelopon nes. 376 Astraios ist der Vater der Winde; sein Name ist wohl von griech. &O"ti)Q >Stern< abgeleitet. Pallas ist Gemahl der Styx und von ihr Vater mehrerer Kinder; er gilt auch als Vater des Mondes; vgl. den homerischen Hymnos auf Hermes 1 00. 377 Perses ist sonst wenig bekannt; H esiods B ruder ist viel leicht nach ihm benannt wegen der B edeutung der Perses Tochter Hekate (409 ) für Hesiods Familie. - In 378-403 geht der Dichter zu einer weiteren Generation über, kehrt aber 404 zur bisherigen zurück. 379 Eos-Kinder sind die (nützlichen) Winde, weil sie am Mor gen erwachen; in 869 sind die (verderblichen) Stürme von ih nen unterschieden.
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Anmerkungen
Styx und Phoibe und ihre Kinder (383-4 1 0) 383 ff. Resiod legt in mythischer Form dar, daß Machtwille (Zelos), Stärke (Kratos), Zwang (Bia) und Sieg (Nike) Diener des Höchsten und damit des Rechtes sind. D. R. Blickman (»Styx and the Justice of Zeus<<, in: Phoeni.r: 4 1 , 1 987, S. 341353) sieht in diesen Versen den Beginn politischer Theoriebil dung bei den Griechen. 384 Die Zcusstatue des Phidias in Olympia hielt eine Nike auf der rechten Hand. 385 Kratos und Bie (auch: B ia) treten auch im Gefesselten Pro metheus des Aischylos auf. 389 ff. Wieder Hinweis auf Ehrenämter, die Zeus verleiht; vgl. 348. - Styx, des Okeanos Tochter, besitzt als Strom Dauer, versiegt nie, ist unvergänglich. 390 Nur hier berichtet Hesiod vom Beginn des Götterkampfes gegen die Titanen. 392 ff. Zeus wahrt die bestehende Ordnung und begründet seine Herrschaft (403), indem er die (bisherigen) Ehrenämter der Götter achtet und sichert. Wann Kronos die Macht auf teilte (395), wird nicht gesagt. 398 Vater der Styx ist Okeanos, die Mutter Tethys. 400 Götter schwören, indem sie Wasser der Styx opfern; vgl. 780 ff. und K. Latte, Art. »Meineid<<, in: Paulys Realencyclo pädie der dassischen Altertums'(i)issenschaft, Bd. 1 5, Stuttgart 1 93 1 , Sp. 346-353 (Meineid). 401 Indem er die Styx-Kinder gewinnt, bringt Zeus (für den Titanenkampf und andere Kämpfe) die Mächte der Ü berle genheit und des Sieges auf seine Seite. 404 ff. Die Kinder von Phoibe ( 1 36) und Koios ( 1 34) leiten über zum Hekate-Abschnitt. Phoibe war Tochter von Uranos und Gaia, von Koios Mutter von Leto und Asterie. 406 Leto war (von Zeus) die Mutter von Apollon und Artemis, die sie auf Delos gebar. 409 Asterie war von Perses die Mutter der Hekate.
Anmerkungen
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Hymnos auf Hekates Macht (41 1-452) H ekate ist bei H omer nicht erwähnt, und vielleicht will Hesiod h ier einer Gottheit zu ihrem Recht verhelfen, die nicht so ange
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Anmerkungen
deren Bestätigung durch Zeus (4 1 1-428); Hekates Wirken in den B ereichen mensch licher Tätigkeit wie Versammlung, Krieg, Recht, Wettkampf, Gewerbe (429-447); Abschluß: H ekate als Hegerin der Jugend (450-452). Vgl. auch T. Kraus, Hekate, Beideiberg 1 960. -
412 Gemeint ist die Bestätigung der (bisherigen) Ehren nach dem Titanenkampf (885). 413 Vgl. 427. 426 Hekate hat keinen B ruder, der sie schützt. 428 Zeus verlieh H ekate neue Ehren nach dem Titanenkampf. 438 Der Wettkampfsieger wurde als »Sohn des X« verkündet. 441 Der dröhnende Erderschütterer ist Poseidon, Gott der See wie der Erdbeben. 442 Gemeint ist wohl der Thunfischfang; die Fischschwärme wurden von hochgelegenen Punkten aus beobachtet. 444 Hermes wurde besonders auch von Hirten verehrt. 450 H ekate hegt Knaben, sorgt dafür, daß sie wachsen und das Erwachsenenalter erreichen (gleiches tun die Okeaninen und Apollon, 346 ff.).
Zweiter Mythos. Zweite Nachfolge. Geburt des Zeus und seiner Geschwister (453-506) 453 f. Die Titanenstammbäume (371-452) enden m it Stücken, die auf die Herrschaft des Zeus vorausweisen. Der nun ein setzende Kroniden-Abschnitt endet mit Zeus als dem Be freier seiner Geschwister und der u nterdrückten Kyklopen. Besonders von hier an treten Götter auf, die zu Hesiods Zei ten Kult erhielten. Die Vorgeschichte ist beendet, die Götter Zeit beginnt. - Drei Herrscher, j eweils Vater und Sohn, fol gen einander, Uranes, Kronos, Zeus, wobei sich die Entfal-
Anmerkungen
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tung der Seinswelt mit dieser Genealogie verflicht. Jeder Herrscher soll durch seinen Sohn entthront werden und er sinnt eine List, um dem zu entgehen, doch werden Uranos und Kronos ihrerseits durch ihre Gattinnen überlistet; allein Zeus kann sein Reich behalten, indem er sich die Götti � Me tis, die ihm die bedrohliche Nachkommenschaft gebären soll, einverleibt. Auffallend ist die Duplizität bei Uranos und Kronos, die ihre Kinder hindern, ans Licht zu kommen; das Schicksal des Zeus, der gerettet wird, ist auf drei Erzählun gen verteilt (3 83-403; 453-506; 6 1 7-735). Vielleicht liegt der Geschichte vom kinderfressenden Vater ein Märchenmotiv zugrunde, doch erzählt etwa der hethiti sche Mythos von Kumarbi, der den Wettergott in sich trägt und einen Stein verschluckt, wohl um den Gott zu töten und dem Schicksal zu entgehen. Dieser Mythos wirkte möglicher weise auf eine alte, schon minoische (Kronos-)Geschichte vom kretischen Vegetationsgott ein, die Hcsiod mit der Lo kalisation am Lyktos-Berg (dort befinden sich mehrere mi noische Höhlen) übernahm, mit dem griechischen Berg- und Wettergott verband und in seinem Sinne verwandte. Die Höhle im Aigaion-Berg (sonst unbekannt) wird mit dem Ort bei Lyktos identisch sein. Sonst wurde die Zeusgrotte am Berg Ida angesetzt. 454 Hestia ist die Göttin des häuslichen Herdes und des Herd feuers, Demeter die Göttin des Feldbaues; vgl. 44 1 . 456 Der dröhnende Erderschütterer ist Poseidon. 459 Wie Kronos bisher seine Herrschaft ausübte, erfährt man nicht. 460 B ei vielen Völkern gebaren die Frauen knieend. 465 Der Wille des Zeus ist schon vor dessen Geburt wirksam. 470 Anscheinend ist Uranos nicht völlig ausgeschaltet. 472 Wörtl. heißt es: »Vergeltung zu üben den Rachegeistern ('EQLVU�) des Vaters«; gemeint ist der Rachegeist des Uranos wegen der Entmannung durch Kronos; vgl. 2 1 0.
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Anmerkungen
479 Die handelnden Personen: Gaia n immt Zeus von Rheia in Empfang (479), als diese Zeus gebar, nach Lyktos in Kreta kam und das Kind in einer Höhle barg. Don sorgt Gaia für das Kind (482). Danach übergibt Rheia Kronos den täuschen den Stein (485). 485 Der Stein, den Kronos verschluckt hatte, stand in Deiphi außerhalb des Tempels und wurde täglich gesalbt; vgl. 498 f. 492 Rasches Wachstum ist bezeichnend für Götterkinder. 494 ff. Hier arbeitet Gaia mit Zeus ebenso zusammen wie im ersten Sukzessionsmythos mit Kronos. 498 Der Stein in Pytho (Delphi) gemahnt an die Untat des Kionos und an den ersten Erfolg des Zeus. Er wurde dort als Nabel der Erde verehrt (Pausanias 1 0,24,6). - Der Parnasses ist ein hohes Gebirge zwischen Boiotien und dem Golf von Korinth. Am Parnasses lag Delphi. 5 0 1-506 Hesiod fügt als erste Tat des Zeus die B efreiung der Kyklopen an; es sind die in Bande geschlagenen Vaterbrüder ( 1 3 9), die ihm den (von Gaia dem Kronos vorenthaltenen) Blitz geben, das Unterpfand seiner Macht (vgl. 690 ff.). Da mit ist der erste Schritt zur Errichtung der Macht des Zeus getan. Die Kyklopen stellen sich freiwillig auf die Seite des Zeus, der selbst nicht auf Gewalt setzt, sondern auf Einsicht und Klugheit, die ihm Macht verschaffen. Deutlich wird der innere Zusammenhang: Uranos sperrte die Kyklopen und Hundertarme ein; daher griff Kronos ihn an, daher die Bedrohung des (rächenden) Zeus durch Kronos und da her schließlich die Befreiung der Kyklopen. Zeus tritt die Herrschaft an und wird sie bis in Hesiods Gegenwart aus üben.
Anmerkungen
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Zweiter Hauptteil: Ze"!JS erringt und sichert die Herrschaft (507-1 022) Frevelnde Nachkommen des Iapetos. Strafe durch Zeus (Iapetiden; 507-6 1 6) Bestrafte Kinder des lapetos vor Prometheus (507-520) 507 ff. Noch ist das Geschlecht des U ranossohnes Iapetos ( vgl. 1 34) übrig, das Hesiod nicht mit den anderen Titanen, son dern erst nach der Ergreifung der Macht durch Zeus darstel len konnte, schildert er hier doch Siege des mächtigen und allwissenden Zeus über diese Rebellen und Frevler. lapetos hat vier Söhne; drei sind Ü beltäter, der vierte (Epimetheus) handelt kurzsichtig und stiftet Unheil für die Menschen (512; Werke und Tage 84 f.). 508 Klymene (die Ruhmreiche) ist eine Tochter des Okeanos (354). 509 A tlas: Bruder des Prometheus, durch seine Tochter Maia Großvater des Gottes Hermes (93 8). 5 1 0 Menoitios (der das Geschick trägt) ist ein Bruder des Atlas, sonst kaum bekannt. Worin sein Ruhm (oder Frevel) be stand, wird nicht gesagt, ebensowenig wie bei Atlas. 5 1 1 Der Name Epimetheus (>Nachbedacht<) ist nach Prometheus (>Vorbedacht<) gebildet. 5 1 3 Die Frau ist Pandora; vgl. Werke und Tage SO ff. 5 1 5 Erebos ist die Finsternis der Unterwelt; vgl. 669. 5 1 7 Atlas trägt im äußersten Westen der Erde den Himmel auf dem Haupt und hält ihn mit seinen Händen fest. Er ist wohl in Zusammenhang zu bringen mit dem orientalischen Riesen Upelluri, der Erde und Himmel trägt. Später verband man Atlas mit dem nordafrikanischen Gebirge. 5 1 8 Hesperiden sind die Töchter des Atlas im fernen Westen, Hüterinnen eines Baumes mit goldenen Ä pfeln; vgl. 2 1 5 .
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Anmerkungen
B estrafung und spätere Erlösung des Prometheus (52 1 -534) 521 ff. Wie Hesiod in 512 den Leichtsinn des Epimetheus vor wegnimmt und den Anlaß erst später berichtet, erzählt er auch Strafe und Erlösung des Prometheus vor dem B ericht über dessen Schuld. Prometheus trägt die Klugheit im Na men. Als Bringer des Feuers wurde er in Griechenland kul tisch verehrt, in Athen von den Töpfern. B ildner der ersten Menschen aus Lehm (wie Platon, Protagaras 320 D) nennt ihn Hesiod nicht, der ihn vorwiegend als Widersacher des Zeus auffaßt, doch muß er Prometheus als Schöpfer (oder nur als Vertreter?) der Menschen kennen, da er diese für des sen Tun büßen läßt. Der Dichter geht nun auf die Menschen in der Welt ein, ist doch die Theogonie auf Errichtung einer höheren und zugleich den Menschen augepaßten Ordnung durch Zeus ausgerichtet. Hesiod stellt die Prometheus-Ge schichte zwischen Geburt des Zeus und Titanenkampf, um die Zwischenzeit zu überbrücken. 522 f. Die Art der Fesselung ist unklar. Aischylos läß t in sei nem Prometheus-Drama einen Pfahl durch die Brust des Prometheus treiben; Hesiod läßt Prometheus scheinbar fes seln und einen P{ahl zwischen Fesseln und Körper einram men, an dem Prometheus stehen könnte. Ort der Strafe ist bei Aischylos der Kaukasus; auch Hesiod wird an diesen ge dacht haben. 523 Die Leber ist weniger Sitz der Auflehnung als vielmehr das empfindlichste Organ; die Strafe ist von Tityos (Odyssee 1 1 ,578 f.) hierher übertragen. 526 War die Strafe vorweggenommen, mußte auch die Befrei ung erzählt werden. Alkmenes Sohn ist Heraktes (950). Strit tig ist, ob Heraktes nur den Adler tötet oder Prometheus auch losbindet. Das ist wahrscheinlich, denn 6 1 6 bedeutet nur, daß man sich Prometheus immer noch als gefesselt vor stellt. 530 Heraktes ist in Theben, später der größten Stadt Boiotiens, geboren. Seine Taten vollbrachte er von Tiryns aus. Vgl. auch
Anmerkungen
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die Bruchstücke eines Dramas Die Befreiung des Prometheus in Goethes Nachlaß ( Werke [»Weimarer Ausgabe«], hrsg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen, Abt. 1 , B d . 1 1 , S. 3 3 3 f.).
Dritter Mythos . Zeus erringt die geistige Oberherrschaft im Kampf mit Prometheus (535-61 6) Opfertrug (535-557) 535 ff. Machtfülle und (besonders) Einsicht des Zeus (550, 6 1 3 ) erweisen sich im Kampf m i t Prometheus; d i e gerechte Welt ordnung beruht auf dem durchdringenden Wissen des Got tes. Hesiod stellt zum Beweis drei Gesch ichten zusammen, Opfertrug, Feuerlist und Weiber-Lockung. Prometheus ist ein mächtiger (vgl. 543 : »Herrscher«) Gegenspieler, dessen Skrupellosigkeit ihn zu einer Bedrohung für Zeus macht und diesen zwingt, den Menschen sein Gesetz aufzuerlegen. Zeus ist aber n icht täuschbar wie Kronos (der das Bündel mit dem Stein gierig verschlingt), s ondern dem Gegner an Klugheit überlegen (er ergreift das Opferbündel nicht blindlings). Vgl. dazu W. Kraus, Art. >>Prometheus«, in: Paulys Real encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Bd. 23, Stuttgart 1 95 7, Sp. 653-702. Es gab Opfer, bei denen alles für die Götter verbrannt wurde, und das üblichere, bei dem die Menschen das Eßbare verzehrten und den Rest verbrannten, wobei die Götter sich nur am Duft und am Wohlbefinden der Menschen erfreuten. Um diese Art geht es hier. Hesiod gibt eine alte, naiv-lustige aitiologische Geschichte vom Löwen anteil der Menschen beim Opfer, in der Zeus bei der Teilung wirklich überlistet wurde; doch wendet er den Schwank so, daß Zeus sich bewußt überlisten läßt und den schlechteren Teil wählt, um den B etrug nachzuweisen und seinerseits Pro metheus zu überlisten.
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Anmerkungen
536 M ekone (Mohnstadt); angeblich alter Name von Sikyon (nördliche Peloponnes); vielleicht stammt die von Hesiod umgebildete Geschichte von dort. - Früher verkehrten Göt ter und Menschen miteinander (vgl. Werke und Tage 1 08); nun aber scheinen sie ihr Verhältnis vertraglich regeln zu wollen. Der Betrug des Prometheus führt ihre Trennung und die Degradierung der Menschen herbei. Nur noch Heroen sind göttlichen Umgangs würdig. 538 Vgl. J. Latacz, »Noch einmal zum Opfertrug des Prome theus«, in: Glotta 49 ( 1 9 7 1 ) S. 27-34. - Die Formel »dem ei nen - dem anderen« ist auch im Deutschen gewählt, um die beiden Wahl-Seiten (Zeus - Prometheus; Götter - Menschen) sozusagen neutral darzustellen. 540 Ursprünglich waren Knochen und Fell so aufgebaut, daß (zur Entschuldigung für die Tötung) eine magische Neubele bung des Tieres angeregt wurde. Erst später bezog man sol chen Aufbau auf die Götter. 551 Immer wieder betont der Dichter, daß Zeus nicht zu betrü gen ist (545, 550 und 5 6 1 ) . 5 5 6 D i e Wahl d e s Zeus bleibt für immer; seine Tat begründet den Kultbrauch. Feuerlist (558-569) Ob die Gesch ichte vom Feuerdiebstahl aus der gleichen burles ken Vorlage wie der Opfertrug stammt, ist fraglich. Jedenfalls gibt es verbreitet Mythen, die erklären, wie das Feuer zu den Menschen gekommen ist. Prometheus steigert seine Schuld zum Verbrechen: Er bestiehlt den höchsten Gott, und das Feuer, das er den Menschen bringt, ist eines, das die Unschuld verloren hat, vielleicht gefährlicher Ausgangspunkt der Technik. 562 ff. Zeus will die Menschen am Genuß ihres gewonnenen Anteils durch Kochen oder B raten hindern. 563 Bis dahin gab Zeus den Menschen das Feuer j eweils durch Bearbeiten von (hartem) Eschenholz mit dem FeuerquirL
Anmerkungen
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566 Prometheus stahl Feuer von der Sonne oder aus der Werk statt des Hephaistos. 567 Im Mark einer hohen Narrhex-Pflanze glimmt Feuer; so wird es von Ort zu Ort gebracht. Weiber-Lockung ( 570-590 ) 570 ff. Nun kommt die Strafe des Zeus: Er schickt den Menschen die verführerische Frau (Pandora; vgl. \Verke und Tage 80 ff.), die es vorher wohl nicht gab. Die Frau bringt die Fortpflan zung in zweigeschlechtlicher Ehe und die Notwendigkeit von Mühe und Arbeit (wohl auch von Sterben), von denen man bis her frei war. So erklärt Hesiod, woher das Unheil im Leben kommt. Daß die Frau erst nach dem Mann und nicht zu dessen Glück entstand, berichten Mythen vieler Völker, z. B. die Ge nesis (Adam und Eva). Auch Mißtrauen gegen die Frau und das Erotische ist nicht selten; im Griechischen nur hier belegt. Hesiod verwendet zu seinem Mythos die Gestalt einer alten Erdgöttin, Pandora (ohne den Namen hier zu nennen). Vgl. C. Robert, »Pandora«, in: Hermes 49 ( 1 9 1 4 ) S. 1 7-38 (wieder abgedr. in: Hesiod, hrsg. von E. Heitsch, Darmstadt 1 966, S. 342-366 ) ; P. Weizsäcker, Art. »Pandora«, in: W. H. Roschers Ausfiiln·liches Lexikon der griechischen und römischen Mytho logie, Leipzig 1 897-1 909, Bd. 3, Sp. 1 520-30; A. Oldfather, Art. »Pandora«, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertums'Wissenschaft, Bd. 1 8, Stuttgart 1 934, Sp. 529-548. 571 H ephaistos ist der (lahm geborene, hinkende) Sohn Heras, der göttliche Schmied und Künstler; vgl. 5 79. Hier arbeitet er in Lehm; vgl. Genesis 2,7. 573 Das Schmücken besteht hier in der kunstvollen Anord nung des Kleiderstoffes. 576 Der Blumenkranz ist ein verführender natürlicher H och zeitskranz; der Goldreif bildet die Krönung des künstlichen Schmuckes. Beide haben zusammen auf dem Haupt Platz. 582 Die Ungeheuer sollen Pandoras gefährliche Natur unter streichen, die künstliche Darstellung ihre Lockung.
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Anmerkttngen
588 Der Dichter beschreibt die Wirkung der erotischen Macht. Anscheinend sind Götter und Menschen immer noch (in Me kone) zusammen. 589 Die Frauen verführen nur und arbeiten nicht. Gegen diese List des Zeus kommt Prometheus mit den Menschen n icht an. - Epimetheus ist schon 5 1 1 erwähnt. 590 Der Vers ist keine Dublette, sondern stellt fest, daß die Frau zu den Menschen (592) als Gegenstück zum Mann ge hört (>>Frauen und Weiber<< ist Ü bersetzungs-Notbehelf, der den Gegensatz Männer - Frauen unterstreicht). Weiber-Not (591-616) 591 ff. Das von Zeus erdachte Ü bel nimmt immer von neuem verführerische Gestalt an: Die Frau ist die Strafe. Hesiod war (aus Erfahrung?) ein Frauenfeind und will die schlimme, ja vernichtende Rolle der Frau im Leben der Menschen darstel len. Verwandt ist seine Auffassung dem volkstümlichen Spottgedicht des Semonides von Amorgos (6. Jahrhundert v. Chr.) auf die Frauen. Vielleicht lag es auch an der ärmlichen Lage der damaligen Kleinbauern, daß nur eine kräftig mitar beitende Frau als brauchbar galt. 594 Ausgeführte Gleichnisse sind bei Hesiod selten. B ienen zucht war seit j eher üblich; Honig diente als Süßstoff. Lange Zeit war unbekannt, daß Drohnen männlich sind (vgl. aber We1·ke ttnd Tage 3 02 ff.). 602 ff. Das Unheil von Zeus ist unausweichlich, denn auch ohne Frau ist man verraten. 605 Pflege der alten Eltern gehört zu den Grundlagen griechi scher Ethik. - Hesiod will etwa sagen: Der alte Junggeselle hat keine Pflege (wenn er auch Vermögen und Nahrung be sitzt), weil ihm Frau und Kinder fehlen. Entfernte Verwandte dagegen kümmern sich zu seinen Lebzeiten kaum um ihn, sind aber im Todesfall gleich bei der Hand, um das Vermögen zu erben.
Anmerkungen
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Vierter Mythos. Zeus erringt die physische Herrschaft im Kampf mit den Titanen (61 7-728) Befreiung der Hundertarme (61 7-634) 6 1 7 ff. ] . Kroll hat i n Gott und Hölle (Leipzig 1 932) die Titano machie Hesiods in den weiten Zusammenhang vom Kampf der Helden mit der Finsternis und vom Abstieg zur Hölle ein geordnet .. Solche Kämpfe um die Weltordnung werden - wie auch hier - in gesteigertem Stil geschildert. Der Dichter zeigt den Sieg des Zeus und der Olympier über Kronos und die Ti tanen als Vorbedingung für die bestehende Weltordnung. Die Hilfe der Hundertarme belegt die Auffassung Hesiods von der gegenwärtigen Weltordnung: Zeus mußte einige ältere Seinsmächte der rohen Stärke in seinen Dienst stellen, denn sein hartes Durchgreifen ist keine Eigenschaft des Gottes; die alten Mächte sind seine Diener und nur deshalb göttlich, weil sie der Welt den Willen des Zeus aufzwingen. Daher riet auch Gaia, die immer eingreift, wenn Ordnung und Recht zu wah ren sind, die Hundertarme ans Licht zu holen. 6 1 7 (Obriareos oder) Briareos ist einer der drei Hundertarme, die von Uranos und Gaia stammen ( 1 49) und die Uranos, über deren U nheimlichkeit betroffen, in der Finsternis ver bannt hielt. 620 ff. Die Schilderung der Leiden der Hundertarme deutet auf die künftigen Leiden der besiegten Titanen (729 ff.) voraus, an denen der Fluch des Vaters (2 1 0) in Erfüllung geht. 632 Der Kampf geht auf der thessalischen Ebene vor sich; die Titanen stehen auf der Othrys, einem Gebirge in Phthiotis (südliche thessalische Ebene), die Götter auf dem Olymp (an der Nordgrenze Thessaliens). Reden vor der Schlacht (635-663) 636 Zehn Jahre sind die übliche Länge für einen Krieg; vgl. den Kampf um Troia. Anfangs bestand die Götterwelt zeit-
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Anmerkungen
los; die Zeusherrschaft erfolgt nun in kontinuierlichem Zeit ablauf. 640 Das Essen der Götterspeise Nektar und Ambrosia be deutet, daß die Hundertarme zu den oberen Göttern zurück kehren. Der Kampf (664-686) Zeus greift ein und siegt (687-7 12) 689 Anfangs (666) tobte der Kampf auf der Erde; nun kämpft Zeus vom Himmel aus. Seine »Aristie« wird geschildert. 697 Die Titanen sind an die Erde gebannt und kämpfen von dort aus. 700 Der Raum zwischen Himmel und Erde (Chaos) ist von Hitze erfüllt; Himmel und Erde stürzen fast zusammen. Die Titanen im Tartaros (71 3 -728) 7 1 3 Die Hundertarme wirken ein: Ihnen fällt es zu, die Ü ber wundenen in den Kerker zu führen (was sich für Olympier n icht schickt); sie bleiben auch als Wächter in der Unterwelt. 7 1 5 Die Hundertarme haben zusammen 300 Hände. 720 Ansätze einer Unterwehsbeschreibung bot Ilias 8 , 1 3 und 480. Hesiod nennt den Tartaros schon 1 1 7 ff.; gemeint ist er wohl auch in 1 58, 658, 669 und 71 7. 72 1 Hephaistos fiel vom Himmel nach Lernnos an einem Tag (Ilias 1 ,591 f.). 726 Der »Hals« ist wohl der oberste Teil des Tartaros, der als riesiger Erdspalt gedacht wird. 728 Vielleicht wirkt die Vorstellung von Wurzeln eines alten "Weltbaumes<< ein.
Anmerkttngen
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Die untere Welt. Kinder der Nacht (729- 8 1 9) Gefängnis der Titanen (729-735) 729 ff. Nach dem Sieg der Olympier stellt der Dichter die ganze Welteinrichtung dar und gibt eine mythische Kosmo graphie, die er in 1 1 7 ff. vorbereitet hat. Die olympische Welt ist dem Griechen nur denkbar mit einer p olaren Gegenwelt. Auch dort herrscht die Ordnung des Zeus, denn die dortigen Mächte wirken gemäß den Aufgaben, die Zeus ihnen über trug. Die Erdscheibe wird vom Okeanos umflossen; darüber steht der Himmel. Unten wölbt sich entgegengesetzt ebenso tief der Tartaros. Dieses symmetrische Weltmodell wirkte auf spätere Kosmosbilder. Zwischen dem Rand des unteren Ge wölbes und dem Erdrand sind (wohl im äußersten Westen der Erde) die Tore zum Tartarosschlund; diesen Rand nennt die alte Weltsicht Säulen, die alles tragen, oder auch Wurzeln von allem, was oben ist. 729 ff. hat ein abschließendes Gegenstück in 8 1 5 ff. (Ring komposition); vgl. auch 736 ff. mit 807 ff. 733 Das eherne Gehege (Zaun) von 726 ist hier eine Mauer; vgl. Ilias 8,1 3 ff. Zu Poseidon s. Anm. zu V. 1 5 . 734 f. In der neuen Ordnung bewachen ehemalige Unholde den Frieden. Beginn und Ende der Welt ( 736-745 ) 740 Es liegt kein Widerspruch zu 720 ff. vor; die Wirbelstürme verhindern ein Vordringen zum Grunde des Schlundes. 744 Die Wohnung der Nacht ist an der Erdoberfläche, am Ein gang des Schlundes. Dort steht auch Atlas. Atlas. Nacht und Tag ( 746-757) 746 Der Iapetossohn ist Atlas. Bei Aischylos trägt er den Him mel zur Strafe; so wohl auch hier; vgl. 5 1 7 ff.
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Anmerkungen
748 Hemere (Hemera, Tag) ist die Tochter von Erebos und Nacht ( 1 25). 749 Die Schwelle des festen H auses bezeichnet den Wechsel von Tag und Nacht. Schlaf und Tod (758-766) Hades. Kerberos (767-773) 767 Der unterirdische Gott ist Hades, der Herrscher der Toten. Nach 455 wohnt er unter der Erde. Zu Persephoneia s. Anm. zu V. 9 1 3 . 769 D e r Hund i s t Kerberos, der die verzehrende Natur des To des bezeichnet; vgl. 3 1 1 ff., wo er 50 Köpfe hat. Styx (775-806) 774 Der (hier ausgelassene) Vers ist identisch mit 768 und ist schlechter bezeugt. 775 f. Styx ist abgeleitet von m;uyeLV >verabscheuen, fürchten, meiden<. Styx ist in 3 6 1 die vorzüglichste der Okeaniden, stellte sich als erste mit ihren Kindern (383 ff.) auf Zeus' Seite (397) und hilft nun neben Hades und den Hundertarmen, die neue Ordnung zu wahren. 779 Wo Haus und Säulen stehen und wie sie aussehen, ist un klar. Vielleicht steht das Haus am äußersten Erdrand und die Säulen stützen es gegen den (hier nahen) Himmel ab. 781 Iris (s. 265 f. und Anm.) fliegt wohl zum äußersten Westen und steigt dort in den Tartarosspalt hinab. 784 Vielleicht liegt hier eine alte Erk lärung des Regenbogens zugrunde. 785 Der Eid ist eine Selbstverfluchung für den Fall des Meinei des und fester Bestand frühgriechischer Rechtspflege. 786 Man denkt an einen Wasserfall; vielleicht regte eine Felsen schlucht bei Nonakris in Arkadien zu dem Bild an; vgl. He rodot 6,74.
Anmerkungen
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792 Die Styxquelle ist »Tochter<< des Okeanos. Die M enge des Styxwassers beträgt den neunten Teil des Flusses. 793 Vgl. Servius zu Vergil, Aeneis 6,565 : Götter, die bei der Styx einen Meineid schwören, werden (nach Orpheus) neun Jahre im Tartaros bestraft. �05 Das »unvergängliche« Wasser der Styx galt auch als Le benswasser. Abschluß (807- 8 1 9) S07 ff. Die Aufzählung der Wesen bei den Ursprüngen ist zu Ende; die Komposition führt zum Ausgangspunkt zurück und wiederholt dessen Elemente (Titanenwächter; Ur sprünge usw.). Zugleich leitet Hesiod nach dem Ergebnis des Titanenkampfes zum Typhoeuskampf über (s. Anm. zu V. 820). 8 1 8 Der dumpf oder schwer dröhnende Erderschütterer ist Po seiden. 819 Kymopoleia, eine Tochter des Poseidon, ist sonst nicht er wähnt.
Fünfter Mythos. Zeus bezwingt Typhoeus. Verteilung der Götterehren (820-885) Geburt und Aussehen des Typhoeus (820-835) 820 ff. Nun wird die Welt von den Mächten der Ordnung be herrscht, doch könnte diese Ordnung starr und leblos wer den. Da kehrt Gaia zur Fruchtbarkeit des Ursprungs zurück; ihr Sohn kämpft mit Zeus und ermöglicht ihm so einen wei teren Schritt voran: Der Titanenkampf ging der Einrichtung der Unterwelt, der Typhoeuskampf geht der Einrichtung der Oberwelt voraus. Zeus erringt seinen schwersten Sieg, denn Typhoeus ist ein wahrer Gegen-Gott, ja Gegen-Zeus, ist selbst ein Herrscher, der über alle (freilich willkürlich) regie-
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Anmerkungen
ren will (837); sein Sieg gäbe der Weltentwicklung eine an dere Richtung. Zwei Mächte stehen sich gegenüber: Unbegrenzte, primitive Triebhaftigkeit kämpft gegen Persönlichkeit und Gesetz. Ty phoeus verkörpert schon äußerlich Unordnung und Rück kehr zu einem vorolympischen Zustand. Doch Zeus schreitet voran und kämpft ohne Helfer mit eigener Kraft gegen ihn. Damit ist seine Weltherrschaft für alle Zeiten gesichert; Ty phoeus war Gaias letztes Kind (82 1 ) . Ursprünglich war Typhoeus e i n Sturmgott; die Vorstellung von ihm als Vulkangott ist j ünger. Der Mythos selbst hängt vielleicht mit dem hethitischen Ullikummi-Lied zusammen; dort zeugt der vertriebene Kumarbi den Ullikummi als Wi dersacher gegen den Wettergott, indem er einen Felsen be schläft. Titanen- und Typhoeuskampf haben gleichen Aufbau und stehen besonders wegen ihrer Folgen in gewolltem Gleich lauf: Der Titanenkampf führt zur Ordnung der Unterwelt hin, der Typhoeuskampf zum endgültigen Königtum des Zeus und seinen Ehen. 821 Typhoeus ist bereits 306 eingeführt (Typhaon). 824 Die Beschreibung des Typhoeus zeigt ihn als Sturmgott: Heulende Stimmen, hundert Köpfe usw. 830 Typhoeus kann manchmal nicht richtig sprechen (die Hun dertarme sprechen; vgl . 655 ff.); manchmal verstehen ihn nur die Götter. - Die Göttersprache wurde auch als eigene Spra che angesehen; vgl. H. Güntert, Von der Sprache der Götter und Geister, Halle 1 92 1 . Beginn des Kampfes (836-852) 844 ff. Zeus ist hier auch als Wettergott aufgefaßt, Typhoeus als Wirbelsturm. 850 Die Unterwelt ängstigt sich nur; Oberwelt und Himmel sind ernsthaft i n Gefahr, so bedrohlich ist Typhoeus; vgl. 693 ff. mit 844 ff.
Anmerkungen
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Sieg des Zeus (853-868) 860 Die Schluchten sind sonst unsichtbar, lichtlos, dunkel, wer den aber nun vom brennenden Unhold erleuchtet. Vom Ä tna wird hier nicht gesprochen, der Kampfort ist überhaupt n icht festgelegt; Typhoeus ist noch nicht Vulkan-Gott wie bei Pin dar, der ihn unter den Ä tna versetzt (Pythien 1 ,20). 862 Zinn war B estandteil der Bronze und wurde in Schmelztie geln verarbeitet. Der Dichter will wohl sagen, das Feuer zum Schmelzen unter dem Tiegel werde durch Blasebälge mit gut gebohrten Rohren angefacht. 864 Eisen schmolz man in Erdlöchern mit Hilfe von Holz kohle; den Sauerstoff führten Blasebälge aus Tierhaut zu. 865 Das Eisen wurde nahe dem Bergwerk (oder dem Fundort) verhüttet. Folgen des Kampfes: Winde von Typhoeus. Endgültige Herrschaft des Zeus (869-885) 869 ff. Vom Sturmgott stammen Winde ab, so daß Typhoeus immer noch wirkt. Es sind aber nicht die günstigen, regelmä ßigen Winde (vgl. 3 79 ff.), sondern überraschend-verderb liche. Sie sind Symbol für das Negativ-Willkürliche nicht nur in der Natur, sondern im Leben überhaupt. 870 Grob gesprochen ist Notos der Südwind, Boreas der Nordwind, Zephyros der Westwind. 880 Vielleicht ist an Sandstürme in Nordafrika und Ä gypten gedacht. 883 ff. Zeus wird endgültig » König der Götter«, wie es hier zum ersten Male heißt. Er steigt j edoch n icht gewaltsam auf, sondern ist vom Vertrauen seiner Geschwister getragen. 884 Zu Gaias Rat vgl. 626. 885 Die Verteilung der Ehrenrechte unterstreicht den Aufbau der Ordnungsmacht des Zeus. Deshalb werden die Götter auch nicht als punktuell tätig aufgefaßt, sondern als ständig wirkend; dies geht aus dem System ihrer Würden hervor.
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Anmerkungen
Vierte Generation. Befestigung der Herrschaft durch Zeus. Götterehen (886-1 022) Ehen von Kroniden (886-937) Ehen des Zeus mit Metis, Themis, Eurynome (886-9 1 1 ) 886 ff. Die Ehen des Zeus bilden Höhepunkt und Abschluß des Gedichtes. Die Zeus-Herrschaft verwirklicht sich, wieder in Form der Genealogie; die Theogonie setzt sich fort. Die Ehen des Zeus und die daraus entspringenden Kinder bilden einen wesentlichen Teil der neuen Ordnung; die Namen der Kinder zeigen wichtige Aspekte der Zeus-Herrschaft (Mu sen, Horen, Dike, Eirene, Eunomie, Chariten). Aus dem Machtgewinn wird durch Verbindung mit den normativen Mächten der Seinswelt die Weltordnung der olympischen Götter; Zeus erhält auch als Spätgeborener die Würde eines Schöpfergottes. Am Ende setzt sich die Theogonie im M enschlichen fort, indem sich Unsterbliche mit M enschen frauen vermischen. - Neben den Versen 886 ff. ist eine zweite Fassung der Geschichten von Metis und Athene bei Chrysip pos (Frg. 908; Stoicorum veterum fragmenta 2,256 A Gale nus, de placitis Hippocr. et Plat. 3,8; p. 3 1 8 M Frg. 343 Merkelbach-West) in 19 Versen erhalten. Manche Forscher halten sie für eine ältere Fassung unserer Theogonie, andere, denen wir folgen, für jünger und schlechter. 886 M etis ist eine der Okeaniden (358); ihr Name bedeutet >Klugheit<, und da Zeus sie in sich birgt, besitzt auch er Klug heit (dasselbe gilt für die Ehen mit Themis und Mnemosyne; vgl. auch 386 ff., wo Kratos und Bia bei Zeus wohnen). Gaia rät (mit Uranos, 891) dem Zeus, sich gegen einen drohenden Kronprätendenten zu sichern. Jedem der Herrscher war ja bestimmt, durch seinen stärksten Sohn entthront zu wer den. Uranos und Kronos wurden überlistet, Zeus nicht. Die Ge schichte vom Verschlingen der Metis ist gewolltes Gegen=
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Anmerkungen
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stück zur Kronos-Sage: Kronos verfährt roh und täppisch, Zeus klug, so daß er keiner Rachedrohung (wie b ei anderen Folge-Mythen) gewärtig sein muß. Der Metis-Mythos ist vor alle Verbindungen des Zeus gestellt, weil er die gefahrlose Entfaltung von dessen Macht gewährleistet. 895 Tritogeneia ist ein (Bei-)Name der Athene. 901 Them is ist ursprünglich eine chthonische und Orakel-Göt tin. Hier ist sie die Verkörperung der Satzung und von allem, was überall recht und anständig ist. Dazu paßt, daß sie Mut ter der Horen, der Göttinnen der gedeihlichen Qahres-)Zei ten in Natur und Leben, hier aber auch Göttinnen von Ge rechtigkeit, Frieden, Gesetzlichkeit, wird. Zeus hält in seinem Reich Willkür und Gewalt im Zaum. 903 Hesiod erklärt die Horen etymologisch als » Wächterin nen«. 904 Die h ier genannten Moiren sind vielleicht mit den 2 1 7 f. angeführten identisch (vgl. auch Anm. zu V. 2 1 8 f.); als Töch ter der Nacht können sie gelten, weil sie den Menschen auch Leid verhängen. Jedenfalls gehören sie zur neuen Zeus-Ord nung; daß sie Kinder des Zeus sind, beweist, daß dieser auch Herr des Schicksals ist. 907 Eurynome bedeutet: »Deren Gesetz weithin wirkt«. - Die Chariten (Grazien) heißen Glanz, Frohsinn und Festes freude. Ihr Blick strahlt Anmut und erweckt Sehnsucht; vgl. 64. Der bedeutendste Kult der Chariten war in Orchomenos. Weitere Ehen des Zeus und anderer Götter (91 2-937) 9 1 2 f. Demeter (vielleicht Erdmutter) war Tochter von Kronos und Rheia und Göttin des Feldbaues. Ihre Tochter Persepho neia wird vom König der Unterwelt (Aidoneus - Hades) ge raubt (alter Vcgetationsmythos); so ist Zeus durch seine Tochter im Totenreich vertreten. Zum Mythos vgl. den Ho merischen Demeter-Hymnos. Hades ist auch als Mitglied der Dynastie der Kroniden genannt (455).
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Anmerkungen
9 1 8 ff. Apollon und Artemis sind als herrliche Kinder des Zeus besonders hervorgehoben; zu Apollon vgl. den Homerischen Apollon-Hymnos. Apollon war Gott des Lichtes, der Weissa gung, Heilkunst, Musik und vieler Künste. Seine Zwillings schwester Artemis war Göttin der Jagd und Geburtsgöttin. 92 1 ff. Hera ist 454 nur erwähnt; auch h ier ist die Königin des Himmels nur kurz b esprochen. 922 Eileithyia, Göttin der Geburt, ist Tochter Heras, die selbst Geburtsgöttin war. Auch der Kriegsgott Ares ist Sohn Heras; eine Waffenprozession gehörte zum Hera-Kult in Argos. Hebe, die Verkörperung von Jugend und Schönheit, wird auch von späteren Autoren als Kind von Zeus und H era er wähnt. 924 ff. Athene ist zuvor als Tochter der Klugheit angeführt (895 f.); nun tritt sie als Kämpferin auf. Athene war auch Göttin des Handwerks, besonders der Webkunst, und Göttin der Weisheit. Ursprünglich war sie Schützerin der Paläste. Noch einmal findet sich das Problem ungeschlechtlicher Zeu gung wie zu B eginn der Theogonie. Es scheint, daß Zeus Athene bei der Geburt aus dem Mund von sich gab, da er sie (mit M etis) verschlungen hatte. 925 Atrytone (die Unbez'Wingliche) ist ein (Bei-)Name der Athene. 927 Hera war beleidigt, weil Zeus selbst ein Kind gebar; so ge bar auch sie den Schmiedegott Hephaistos ohne Partner (Zeus soll wohl auch nicht Vater eines Krüppels sein). Streit zwischen Zeus und Hera wird mehrfach erwähnt. 929 Man wollte die Theogonie bereits mit 929 enden lassen. Andere Forscher argumentieren, der Schluß sei durch den Musenanruf 1 02 1 f. geschützt. 930 Der dröhnende Erderschütterer ist Poseidon; so ist der dritte der großen Götter eingeführt. Die Zuteilung der B erei che kommt auch in den Ehen zum Ausdruck: Poseidon: M eer; Hades: Unterwelt; Zeus: Oberwelt. - Amphitrite war eine der Nereiden (243).
Anmerkungen
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93 1 Der Meergreis Triton ist hier zuerst erwähnt. Die (späte ren) Tritonen sind spielerische Erweiterung. 933 Bei Homer ist Aphrodite Schwester des Ares und mit He phaistos verheiratet. Eine Ehe von Aphrodite und Ares ist erst im 6. Jahrhundert erwähnt. 934 ff. Phobos (Furcht) und Deimos (Schrecken) ähneln dem Vater, die Tochter Harmonia ähnelt wohl der Mutter. 937 Harmonia ehelichte den legendären König Kadmos, den Gründer von Theben; an der Hochzeit nahmen alle Götter teil. Das Paar hatte mehrere Kinder (975 ff.). Weitere Verbindungen von Göttern. Verbindungen von Zeus mit Menschenfrauen (938 -964) 937 ff. Der Abschnitt von hier bis zum Ende des Werkes ist durchaus planvolL V. 93 8-962 schildern Nachkommen des Zeus aus geringeren Verbindungen, Sterbliche, die in den Olymp aufgenommen wurden. B eispielhaft für die Vergött lichung von Menschen stehen drei Ehen: Semele, Ariadne, Alkmene. - V. 937 bereitet V. 940 vor. 938 Maia war eine Nymphe, die auf dem Berg Kyllene in Arka dien wohnte. Hermes war der Götterbote, Schutzgott der Kaufleute und der Hirten, Geleiter der Toten in die Unterwelt. 940 Semeie war die Tochter von Kadmos und Harmonia in Theben. Hier gebiert sie selbst den Weingott Dionysos; nach anderer Fassung soll sie Zeus gebeten haben, ihr in wahrer Gestalt zu erscheinen, dabei verbrannt sein und Zeus den Dionysos in seinem Schenkel ausgetragen haben. 943 Alkmene, Königstochter in Theben und Gattin des Am phitryon, wurde von Zeus die Mutter des Herakles. 945 Aglaia (die Glänzende), eine der Chariten, Gattin des He phaistos; in Ilias 1 8,382 heißt sie Charis. 947 Das goldene Haar des Dionysos wird auch sonst erwähnt. Ariadne (ursprünglich wohl eine kretische Gottheit) ist die Tochter des kretischen Königs Minos; ihre Verein igung m it Dionysos wird ebenfalls nach Kreta (statt nach Naxos) ver-
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Anmerkungen
legt. Von der Rettung des Theseus vor Minotauros durch Ariadne wird hier n icht gesprochen. Eine ganz andere Ver sion bietet die Odyssee ( 1 1 ,3 2 1 ff.). 950 Hebe ist die Göttin der Jugend, Tochter von Zeus und Hera. Sie wird im Olymp Gattin des Herakles, dessen Auf nahme unter die Götter beweist, daß Sterbliche göttliche Eh ren gewinnen können. Die Vergöttlichung des Herakles ist in der griechischen Literatur hier zuerst erwähnt. 954 Hier ist wohl darauf angespielt, daß Herakles dem Zeus ·im Kampf gegen die Giganten zu Hilfe kam. 956 Helios war der Sonnengott, Sohn von Hyperion und Theia (s. V. 1 9 u. ö.). 957 Perseis war eine Okeanine (356) und wurde von Helios Mutter der Kirke. - Aietes, der Sohn von Helios und Antio pe, war Herrscher von Aia, dem mythischen Ziel der Argo nauten, das man dann in Kolchis suchte. Später lebt auch Aie tes in Kolchis, wo sich das Goldene Vließ befindet, das Iason und die Argonauten gewinnen. - Kirke, Zauberin auf einer Insel im Osten, bekannt durch die Odyssee ( 1 0 , 1 3 5 ff.). 960 Idyia (die Wissende) wird von Aietes zur Mutter der Zau berin Medeia, der sie ihr Wissen vererbt. 964 Inseln und Festländer sind bisher (außer Kythera, Kypros, Kreta) kaum erwähnt; der Dichter will die j etzige Welt um schreiben und verweist wohl auf V. 108 f. Möglich auch, daß er nur die Szenerie V. 938-962 abschließt.
Verbindungen von Göttinnen mit sterblichen Männern (965-1 022) Demeter, Harmonia, Kallirhoe, Eos (965-99 1 ) 965 ff. Göttliche Mütter sind ihren Kindern enger verbunden als göttliche Väter; deshalb werden die Kinder der Göttinnen in der Theogonie behandelt, nicht im Frauenkatalog.
Anmerkungen
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969 Plutos ist der Gott des Reichtums; reiche Ernten verdankt man Demeter, der Göttin des Feldbaues. 971 Iasion war der Sohn des Zeus und der Elektra, einer Toch ter des Atlas. Er wurde von Zeus in die Mysterien eingeweiht und belehrte auch andere darin. Wegen seiner Schönheit ver liebte sich Demeter in ihn und gebar den Plutos, worauf la sion selbst unter die Götter aufgenommen wurde. - Sexuelle Vereinigung auf frischgepflügtem Feld ist mythische Projek tion eines urtümlichen Fruchtbarkeitsrituals (»Heilige Hoch zeit«). Ein Feld wird dreimal, im Frühjahr, im Sommer und im Herbst vor der Einsaat, gepflügt; vgl. Werke und Tage 462 ff. 975 ff. die Verwandtschaft des Dionysos, die nun aufgeführt wird, schließt an 947 ff. an. Kadmos, Sohn des Phoinikerkö nigs Agenor, suchte nach der Entführung Europas durch Zeus seine Schwester. Nach Weisung des delphischen Orakels gründete er die Stadt Theben (mit der Kadmeia-Burg). Später heiratete er in Theben Harmonia, die Tochter von Ares und Aphrodite. Bei der Hochzeit sind alle Götter anwesend; He phaistos schenkt der Braut das berühmte verhängnisvolle Halsband. - lno, Semele, Agaue sind mit Entstehung und Verehrung des Dionysos in Theben verbunden. Agaue wi dersteht in den Bakeben des Euripides der Einführung des Dionysoskultes und tötet unwissend ihren Sohn Pentheus. lno ist eine Tochter von Kadmos und Harmonia. Sie war Ge mahlin des Königs Athamas von Theben, Stiefmutter von Phrixos und Helle. - Zu Semeie vgl. Anm. zu V. 940. 977 Autonoe ist eine Nereide (258). Hier ist Autonoe (die Kluge) Tochter von Kadmos und Harmonia. Aristaios, Sohn des Apollon und der Kyrene, heiratet Autonoe und wird Va ter des Jägers Aktaion, den die Hunde der Artemis zerreißen, weil er die badende Göttin sah. 978 Auch Polydoros war ein Sohn von Kadmos und Harmo nia. Er ist Ahnherr der späteren Könige von Theben, auch des Oidipus.
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Anmerkungen
979 Zu Kallirhoe vgl. V. 287 ff.; zu Chrysaor V. 2 8 3 . Die Er wähnung des Geryoneus (vgl. Anm. zu V. 287 und 309) schließt an Herakles (950 ff.) an. Zu Erytheia s. Anm. zu V. 290. 984 Tithonos, ein Troianer, Bruder des Priamos, von Eos (Mor genröte) wegen seiner Schönheit entführt. - Memnon, Sohn der Eos, war der Held eines kyklischen Epos (des Arktinos von Milet), der Aithiopis. Er kam den Troianern zu Hilfe, wurde aber von Achilleus getötet. Die Aithiopen sind ein mythischer Stamm, später mit dem Volk südlich von Ä gyp ten gleichgesetzt. 985 Ernachion ist der Bruder des Aithiopenkönigs Memnon; wo sein Reich lag, ist unklar. 986 Kephalos war ein Sohn des Hermes; auch er wurde von Eos entführt. Hier ist er Vater des Phaethon. 987 Phaethon ist sonst der Sohn des Hclios; er versuchte, den Sonnenwagen zu lenken, stürzte aber ab. Hier bedeutet er wohl den Morgenstern (Venus) und ist daher Aphrodite als ihr (nächtlicher) Tempelhüter zugeordnet. 991 Daimon bedeutet hier den Heros (Halbgott) gewordenen Menschen. Weitere Verbindungen von Göttinnen m it sterblichen Män nern (992-1 022) 992 ff. Kurze Erzählung des lason-Mythos. Medeia, Tochter des Aietes (96 1 ), gilt h ier als Göttin (wie Kirke bei Homer), sonst nicht selten als Heroine. Aisons Sohn lason wird von König Pelias von Iolkos gefürchtet (s. Anm. zu V. 996) und besteht viele Kämpfe, die ihm dieser auferlegt; bei seiner Fahrt mit den Argonauten nimmt er Medeia, die Tochter des ihm feindlichen Königs Aietes, bei der Heimfahrt nach Iol kos mit; dort wird sie seine Frau und gebiert Medcios (sonst Medos, König der Meder). Die Meder waren den Griechen wohl schon lange als mächtiges Volk bekannt. Vielleicht da her der Hinweis auf den Willen des Zeus.
Anmerkung en
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996 Pelias ist gewalttätig, weil e r die Macht in Iolkos (Hafen stadt in Thessalien) unrechtmäßig von seinem Halbbruder Aison übernahm und den legitimen Nachfolger lason zu ver derben suchte. 1 00 1 Der milde und kluge Kentaur Cheiron, Sohn der Nym phe Philyra von Zeus, erzog in den Bergen viele Heroen, so lason, Aristaios, Herakles u. a. Hesiod soll auch >> Mahnreden Cheirons« verfaßt haben. 1003 ff. Zwei Nereiden-Ehen mit Sterblichen. 1 004 Psamathe bedeutet etwa >Sandmädchen<. - Phokos (Robbe) ist der Urvater der Phoker in Mittelgriechenland. Seine Nachkommen wurden im Hesiodischen Frauenkatalog beschrieben (Frg. 58,7 ff.), sein Tod im Epos Alkmaianis eines unbekannten Dichters um 600 v. Chr. 1 005 Aiakos, Sohn des Zeus und der Nymphe Aigina, war der erste König von Aigina und in späterer Sage Totenrichter im Hades. Seine Söhne Peleus und Telamon mußten wegen der Tötung ihres B ruders Phokos auswandern. Peleus wurde König von Phthia in Thessalien und (von Thetis) Vater des Achilleus, Telamon Herrscher auf Salamis und (von Eriboia) Vater des Aias. 1 006 Die Hochzeit von Peleus und Thetis war in Hesiods Fmuenkatalog beschrieben (Frg. 2 1 0 f.). 1 009 Anchises war ein Verwandter des Königs Priamos von Troia. Aphrodites Liebe zu Anchises beschreibt der Homeri sche Hymnos auf Aphrodite, wo auch die Geburt des Aineias (Aeneas) und dessen Nachfolge des Primnos im troian ischen Königtum vorausgesagt ist. Aineias wurde schon früh mit der Gründung von Rom in Verbindung gebracht. 1 0 1 0 !da: Gebirge bei Troia, in der Ilias oft erwähnt. 1 0 1 1 f. Kirke liebte Odysseus; vgl. Odyssee 1 0,347 und 467, doch steht dort nichts von Kindern, die sie bekamen. 1 0 1 3 Mit Agrios ist vielleicht Faunus (ag1·estis) gemeint, der Sohn von Poseidon und Kirke. Die Kunde von Agrios und Latinos als Königen der Tyrrhener (Etrusker) kann auf Be-
Anmerkungen
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ziehungen der Griechen zu Italien im 8. Jahrhundert zurück gehen. Daß Agrios und Latinos im Frauenkatalog erwähnt waren, bezeugt Lydus (de mens. 1 , 1 3 W). - Vgl. A. Alföldi, Das frühe Rom und die Latiner, Darmstadt 1 977, S. 79: ••Die [ . . ] Verse [ . . ] Hesiods [ . . . ], die von latinischen Königen als Herrscher über die Etrusker berichten [ . . ], beruhen auf richtiger [ . . ] Information über die Etruskerherrschaft in La tium. « 1 0 1 5 Der Dichter hat eine ungenaue Vorstellung von Inseln, fern nordwestlich von Griechenland; vielleicht ist (neben Ita lien) an Sardinien und Korsika gedacht. 1 0 1 6 Mit den Tyrsenern (Tyrrhenern) sind wohl die Etrusker gemeint; freilich bezeichnete der Name anfangs ein Seevolk der nördlichen Ä gäis. 1 0 1 7 Odysseus verbrachte sieben Jahre bei Kalypso auf ihrer Insel Ogygia. Nausithoos (der schnelle Segler) war (nach Odyssee 6,7, wo er von Poseidon und Periboia abstammt) der erste König der Phaiaken. Nausinoos (der an Schiffe Den kende) ist (wie Nausithoos) bei Homer nicht erwähnt. 1 0 1 9; 1 020 Die beiden Verse wiederholen rahmend 967 f. - Im letzten Abschnitt des Werkes, etwa von 989 ff. an, geht es, wie H. Schwabl (Hesiods Theogonie, Wien 1 966, S. 1 36) ein leuchtend betont, vielfach um die Bezeichnung der äußersten Weltgegenden, und es sind oft Menschen, die dorthin kom men. Hesiod will wohl die Grenzen der Oikumene abstek ken. »Der Aufbau im ganzen zeigt uns [ . . . ], daß auch die letzten Partien der Theogonie sich aufeinander beziehen [. . . ], wobei bereits die Zeus-Ehen {886-937) den Anknüpfungs punkt [ . . .] darstellen« (ebd.). 1021 f. Die zwei letzten Verse leiten wie ein neues Prooimion zu den Frauenkatalogen über. Sie fehlen in der Mehrzahl der Handschriften. 1 022 erfüllt allerdings den Auftrag der Mu sen, sie auch zuletzt zu besingen {34). .
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Leben, Werk, Zeit
Homer und Hesiod schufen nicht nur, wie es heißt (Hero dot 2,53), den Griechen ihre Götter und verteilten deren Ehrenämter, sondern bilden auch letztlich den Ausgangs punkt der europäischen Philosophie. Homers Werke ent standen im späten 8. Jahrhundert, Hesiod lebte etwa zwi schen 740 und 670 v. Chr. und trat wohl von 720 an als Rhapsode auf. Er ist die erste namentlich bekannte Persön lichkeit der europäischen Geschichte. Hesiods Vater war aus Kyme in Kleinasien ausgewandert, hatte sich in Askra, einem Dorf bei Thespiai in Böotien, an gesiedelt, lebte als B auer und Händler und hatte ein Land los erworben. Der Dichter war in seiner Jugend Schafhirt am Abhang des Helikon und bebaute später das ererbte vä terliche Land. Die Dichtung lernte er wohl von wandernden Rhapsoden und schildert in seinem ersten Werk, der Theo gonie, wie ihn die Musen beriefen, um wahre Dichtung zu schaffen. Zu seiner zweiten Arbeit, den Werken und Tagen, gab ihm der Erbstreit mit seinem Bruder Perses Anlaß. Hesiod trug seine Werke auch auswärts vor und berichtet von seiner Teilnahme am Dichterwettkampf in Chalkis zu Ehren des Helden Amphidamas (Werke und Tage 646 ff.), wo er vielleicht aus der Theogonie vortrug. Ein Volksbuch, der WettkampfHomers und Hesiods aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. (j etzige Form aus der Zeit des Kaisers Hadrian) läßt die beiden D ichter in Chalkis kämpfen und Hesiod siegen, weil er zu friedlicher Arbeit und bürgerlichem Ernst und nicht zu Krieg und Schlachten mahnt (vgl. Werke und Tage 382 ff.). Den Dreifuß, den er als Preis gewann, weihte er den Musen am Ort seiner Berufung. Hesiod starb wohl in As-
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kra. Über seinen Tod gab es allerlei Legenden (Thukydides 3,96; Plutarch, Gastmahl der sieben Weisen 1 9); bezeugt sind ein Grab mit Inschrift in Orchomenos (vgl. Pausanias 9,3 8,4) und ein Standbild auf dem Markt von Thespiai (Pau sanias 9,27,5). Hesiod war nicht mehr Sänger, sondern trug Dichtung im Sprechgesang vor. Daß er seine Werke n iederschrieb, steht außer Zweifel. Zwar kannte er Ilias und Odyssee und manch anderes Werk, doch übernahm er die epische Tradi tion nicht, um Geschichten zu erzählen, sondern um sein Inneres auszusprechen und Einsicht in Welt und Leben zu vermitteln. Die Musen des Helikon, die er mystisch ver ehrte, halfen ihm, sich vom Heldensang zu lösen und der Wahrheit zu dienen ( Theogonie 27 f.); so schuf er als Neue rer das Sach-Epos (Lehrgedicht). In der Theogonie erklärte er Entstehung und Ordnung der Welt und schuf aus Mythen der Vorzeit ein Schöpfungs und Religionsgefüge, das in der Errichtung sittlicher Ord nung durch Zeus gipfelte. Das Motiv des Rechts (Dike) durchdringt das ganze Werk. Wenn Metis, die Klugheit, und Themis, das Gesetz, Gemahlinnen des Zeus sind, wird da mit das Wesen des Zeus und seiner Herrschaft ausgedrückt. Die Werke und Tage setzen dies fort und künden von Gerechtigkeit und Ordnung im öffentlichen und privaten Leben. Der Dichter zeigt die Menschheitsgeschichte von An fang bis zur Gegenwart, spricht von Recht und Arbeit im Zusammenleben der Menschen und endet mit Ratschlägen für die Lebensführung. Man schrieb dem Dichter auch » Große Werke« (EQYU J.tEyaA.a) und weitere Lehrgedichte zu. Wahrscheinlich von Hesiod stammt der umfangreiche Frauenkatalog (Ehoien), eine Fortsetzung der Theogonie, die Verbindungen von Göttern mit Menschenfrauen dar stellte; der Katalog, der mit den ersten Menschen begann, zu den drei Stämmen der Hellenen fortschritt und Ordnung in das Völkergewirr brachte, ist der »erste Versuch einer
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Weltgeschichte« '. Hinzu traten breit erzählte Episoden, etwa aus dem Leben der Atalante. Vieles war verloren, doch kamen durch Papyrusfunde manche Teile wieder ans Licht. Ein Abschnitt aus dem vierten Buch (Geschichte der Alk mene) war aus der Antike erhalten; geschildert wird der Kampf des Herakles mit dem Ungeheuer Kyknos, wobei die Rüstung des Helden und besonders (nach dem B eispiel der !Iias) sein Schild beschrieben sind (Aspis; 480 Hexame ter). Neben den Ehoien zitierte man im Altertum noch Große Ehoien, eine Melampodia und Unterweisungen des Cheiron (Lebensregeln). Kommt man von Homer her, fühlt man sich bei Hesiod in einer anderen Welt; Standesehre, Schönheit, Eleganz be deuten ihm wenig, und so meinte Alexander der Große, Homer sei ein Dichter für Könige, Hesiod einer für Bauern (Dion Chrysostomos 2,8). Der Dichter grübelt schwerblü tig über das Dasein nach und trägt das Erkannte fast eifernd vor. Hesiods Bedeutung besteht darin, daß er nach Homer den ersten Schritt hin zu philosophischem Denken tut, in dem er die späteren Hauptthemen der Philosophie behan delt: Die Entstehung der Welt und die eth ische Frage. In der Lehre von den Weltaltern ist Hesiod Vorläufer der Ge schichtsphilosophie und Anthropologie. Er führt die Mah nung (Paränese) in die Dichtung ein, entwirft eine Utopie (Werke und Tage 224 ff.), wird mit seiner Begründung der Gerechtigkeit zum ersten Rechtsphilosophen und erschafft (oder vollendet) eine neue Dichtungsgattung, das Lehrge dicht. Auch bietet er als erste Dichterpersönlichkeit eine ei gene (kleine) Biographie (Berufung durch die Musen; Dich terwettkampf; Schicksal des Vaters; Verhältnis zum Bruder und zu den Königen; Seefahrt u. a.). Sein tiefes Naturgefühl I Ulrich
tums,
von Wilamowitz-Modlendorff, Die griechische Literatur des Alter
Berlin
1907, S. 21.
1 44
Nachwort
(Zauber der Bergeinsamkeit) kann als Ausgangspunkt spä terer Naturdichtung gelten. Zum ersten Mal tritt uns auch ein besonderes Bewußtsein von Sendung und Verantwor tung des Dichtcrs entgegen. Vorbilder und Quellen der Theogonie
Als Hcsiod begann, die Entstehung der Götter und der Welt zu erklären, die Gesch ichte bis zur Herrschaft des Zeus zu schildern und die mythische Überlieferung zu ord nen, fehlte es nicht an Vorläufern. Über Entstehung und Ordnung der Welt hatten Griechen wie Orientalen seit lan gem nachgedacht. Die im 2. Jahrtausend v. Chr. eingewan derten Griechen hielten an ihrem Hauptgott Zeus fest, übernahmen aber viele Kulte u nd Gottheiten der ncuen Heimat und verbanden Göttinnen wie Hcra oder Athene mit Zeus, so daß schon darin der Ansatz einer Systematisie rung lag. Epische Sänger, die sich Mythologie und Ge sch lechtersagen aneignen mußten, verfaßten wohl Hilfsbü chcr in Art hcsiodischer Genealogien. Auch konnte man bei den Hörern Kenntnis bestimmter Mythen voraussetzen und sich mit Andeutungen begnügen, wie es Hesiod bei Perseus oder Herakles tut; zur Typhoeussage gibt er sogar einen Quellenhinweis (306). Hesiod nun schuf eine Genealogie der Götter, die über die Olympier hinauf und über Heroen und Heroinen bis zur Menschheitsgeschichte herab reichte. Er ordnete die mythologischen Nachrichten und stellte sie unter einen Ge sichtspunkt, den Glauben an eine sittliche Weltordnung. Die Theogonie beweist, daß diese Welt nach langen Kämp fen ein Kosmos wurde, in dem Ordnung und Recht herr schen. Lebendig geglaubte Götter werden zu Inbegriffen des Seins, das genealogische Schema wird zum ontologi schen System.
1 45
Nachwort
Schon vor Homer gab es Dichter, deren Vorbild auf He siod einwirken konnte; diese schufen den Hellenen ihre Theologie und Mythologie, erdachten vor ihm Göttersagen (wie die Fesselung des Zeus, Ilias 1 ,399 ff.) und Götterdyna stien. In lonien ist eine Theogonie und Kosmogonie zu ver muten, die die Götter in ein genealogisches Schema brachte. »Die Bedeutung des vorhomerischen Gedichtes, das Uranos, Kronos, Zeus und diesen als Himmelsherrn einführte, kann gar nicht hoch genug gewertet werden<<.2 Vielleicht folgt He siod auch beim Chaos als Ursprung von Erde und Himmel alter Überlieferung, und wenn die Musen von den Giganten singen (50), beweist dies, daß Rhapsoden dasselbe taten. Greifbar sind auch Vorbilder bei der Trennung von Himmel und Erde, bei der Geschichte von Opfertrug und Feuerraub des Prometheus, und die Ilias weiß von der Gefährdung des Zeus durch Kronos (8,478 u. ö.). Auch die Form des Katalo ges ist sicher älter als Homer und Hesiod. Neben vorhomerischen Vorbildern wirkt natürlich die epische Dichtung des 8 . Jahrhunderts auf Hesiod ein. Sie war in Hellas verbreitet und erweckte Teilnahme an der he roischen Vergangenheit, wie aus Hesiods Anspielungen z. B. auf Herak les oder Perseus hervorgeht. Besonders griff der Dichter natürlich auf Homer zurück. Seine Schilderung der Unterwelt (z. B. 745) entspricht dem Bild vom Land der Kimmerier, das die Odyssee ( 1 1 , 1 5 ) entwirft, wie auch in der Ilias (8,15) und bei Hesiod (726) der Tartaros mit eiser nen Toren und eiserner Schwelle ausgestattet ist. Die Ge schichte von Okeanos und Tethys in der Ilias ( 1 4,20 1 ff.) zeigt das gleiche Interesse an Genealogie, wie wir es bei He siod finden, und dem Nereidenkatalog der !Iias sprach man später umgekehrt » hesiodischen Charakter«3 zu. Wichtiger 2 Ulrich von Wilamowitz-Mocllcndorlf, •Kronos und die U. v. W.-M., Kleine Schriften, Bd. 5,2, Bcrlin 1937, S. 175. 3 Zcnodotos, Schol. Ven. A zu !Iias, 18,39 ff.
Titanen•,
in:
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Nachwort
war, daß Hesiod von Homer die Auffassung des Zeus als höchstem Gott übernahm, seine Herrschaft, die Wohnung im Olymp, seine Ehe mit Hera, die Vaterschaft zu Athene, Apollon, Artemis, seine Brüder Poseidon und Hades. Hesi ods Zeus ist vielfach Horncrs Zeus. Hinzu tritt Horncrs Einteilung des Kosmos, in dem j eder Gott sein Wirkungs feld hat. Die Welt gliedert sich bei beiden Dichtern in drei Reiche, den Himmel als Welt des Zeus, das Meer als Reich des Poseidon, die Unterwelt als Ort des Hades. Auch schil dert Hesiod die Welt ähnlich wie Homer auf dem Schild des Achilleus (Ilias 1 8,478 ff.), wo Himmel, Erde und Meer die Welt umfassen und das Seiende in Gestalt von Kosmos, Göttern und Menschen auftritt. Ob auch die sogenannten Orphiker Vorbilder für die Theogonie lieferten, wie Dornseiff4 vermutet, ist wegen der ungeklärten Chronologie schwer zu sagen. Ein Teil der Stoffe entstammte dem lebendigen Glauben, wie er in Böotien heimisch war, etwa der Mythos von den Hundertarmen. Hinzu kamen heilige Überlieferungen wie vom Tempel von Delphi; vom Kult spricht der Dichter fast nie, er will nur Mächte darstellen, die unser Dasein bestim men. Zur eigenen Auffassung und Prägung des Stoffes kom men Erfindungen des Dichters, etwa die sprechenden Na men der Nereustöchter. Überhaupt vergöttlicht der Grieche gern Abstracta, sobald ihnen dauernde Macht zugetraut wird. B edeutung hatten für Hesiod orientalische Überlieferun gen. Anregungen aus dem Orient strömten nach Hellas be reits im 2. Jahrtausend v. Chr., vor allem in der mykeni schen Zeit, traten in der Folge vielleicht zurück, um vom 8 . Jahrhundert an wieder aufzuleben. Die Wege waren man4
Pranz Dornsciff,
A mike 1md alter Orient,
Leipzig 1 956,
S. 43.
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nigfaltig: Griechen kamen nach Syrien und Ägypten; das westliche Kleinasien war Umsch l agplatz ost-westlicher Be ziehungen, aber auch Kreta und Euböa bildeten Brücken zum Osten. Böotien erh ielt Kenntnis des Alphabets über Chalkis auf Euböa, wobei die Phöniker als Verm ittler auf traten. Es ist leicht zu denken, daß Vorstellungen des Ostens über die Entstehung der Welt auf die Griechen Eindruck machten, und vielleicht wirkt der Einfluß des Ostens bei Hesiod im Mythos von der ersten Frau und der Entstehung des Übels auf Erden (vgl. Eva). Der Typhoeuskampf erin nert an babylonische Epik, nämlich das Lied Enuma Elisch (etwa 1 1 00 v. Chr.) vom Kampf Marduks mit der Tiamat (der Name Typhon hängt mit dem phönikischen Zaphon zusammen). Ahnlichkeit mit Hesiods Typhoeuskampf fin det sich auch in der hethitischen Dichtung vom Kampf der Illuj ankas-Schlange mit dem Wettergott (vgl. Apollodor, Bibliothek 1 ,39-44). Selbst die Selbstvorstellung Hesiods im Prooim ion der Theogonie hat ihre Parallele in einer ba bylonischen Fassung des Epos vom Pestgott Erra aus dem 7. Jahrhundert, wo sich mitten im Text der D ichter mit Na men vorstellt. Orientalischer Einfluß wirkt wohl auch in Hesiods Erzählung von seiner Berufung; Moses Berufung zum Propheten (2 Mose 3) ist j edenfalls in den äußeren Umständen vergleichbar. Die hethitischen Funde (der Zeit zwischen 1 400 - 1 200 v. Chr.) aus den Tontafel arch iven von Boghazköy in Zen tralkleinasien, wohl Übersetzungen churritischer Originale des 2 . Jahrtausends, bieten eine weitere Parallele zu Hesiods Theogonie, und zwar für einen der wichtigsten Teile, die Götterfolge Uranos - Kronos - Zeus (sogenannter Sukzes sions-Mythos). Im hethitischen »Gesang vom Königtum im Himmel« wird gesch ildert, wie Alalu im Himmel König war und der starke Anu ihm diente. Aber nach neun Jahren
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lieferte Anu gegen Alalu einen Kampf, besiegte Alalu, und dieser floh hinab auf die dunkle Erde. Anu aber saß auf dem Thron. Ihm wiederum diente der starke Kumarbi. Nach neun weiteren Jahren lieferte nun Kumarbi anstelle des Alalu einen Kampf gegen Anu. Dieser floh vor Ku marbi, doch holte dieser ihn ein, biß ihm das Geschlecht ab und verschluckte es, spie es aber später wieder aus, als er hörte, er sei dadurch mit drei schrecklichen Gottheiten, u. a. dem Wettergott, schwanger geworden. Der Rest ist nur schlecht erhalten, doch war von der Geburt des Wettergot tes und dessen späterer Herrschaft die Rede. Daß hier Übereinstimmungen mit Hesiods Mythen vor liegen, ist unleugbar. Anu (sumerisch An >Himmel<) ent spricht dem Uranos, die Entmannung des Anu durch Ku marbi der Tat des Kronos, der Sturz des Kumarbi durch den Wettergott dem Sieg des Zeus über die Titanen. Sogar die Rächeraufgaben gleichen sich: Im hethitischen Mythos zeugt Anu den Wettergott als Rächer an Kumarbi. Und wenn Kronos seinen Vater Uranos mit einer Sichel ent mannt, wird im hethitischen >>Gesang vom Ullikummi«, der an den >>Gesang vom Königtum im Himmel« an sch ließt, die Sichel erwähnt, m it der Himmel und Erde ge trennt wurden. Nicht nur der erwähnte Mythos von der Illuj ankas Sch lange ist als Parallele zur Typhoeus-Sage bedeutsam, ebenso wichtig ist die Ullikummi-Sage: Zur Zeit der Herr schaft des Wettergottes plant Kumarbi einen Anschlag ge gen ihn und sch läft mit einem Felsen, der einen Sohn, den Ullikummi, gebiert. Dieser wird dem Gott Upelluri auf die Schulter gesetzt und entwickelt sich zum riesigen Unge heuer, gegen das die Götter kämpfen, es aber nicht besie gen. Schließlich bricht Gott Ea dessen Macht, und der Wet tergott erringt den endgültigen Sieg. Besonders die inneren Vorgänge sind vergleichbar: Gaia hat die Giganten geboren
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und dann Typhoeus; die gleiche Aufgabe wie diese Söhne Gaias hat Ullikummi, den Kumarbi als Rächer an seinem Sohn, dem eben herrschenden Wettergott, gezeugt hat. Auch ist Upelluri dem griechischen Atlas vergleichbar. Die inhaltlichen und manchmal formalen Übereinstim mungen dieser Epik mit Hesiods Werk sind woh l darauf zurückzuführen, daß in Nordsyrien das literarische Gut der Hethiter weiter gepflegt und auch den Phönikern überlie fert wurde, wofür die weithin mit dem » Gesang vom Kö n igtum im Himmel<< übereinstimmende Fassung der Göt ter-Folgegeschichte bei Phiion von Byblos (etwa 64 - 1 4 1 n. Chr.) als Beweis dient. S o wanderte das hethitische My thengut nach Nordsyrien und von dort nach Hellas, etwa zur gleichen Zeit, als Griechen von den Phön ikern die Schrift übernahmen. Doch darf man nicht übersehen, daß den hethitischen Texten jene Gedanken feh len, durch die Hesiod die Mythen interpretierte und innerlich verband. Besonders die auf Zeus hin verlaufende Entwicklung hebt sich von der bloßen Abfolge der Herrscher im orientalischen Folgemythos ab. Auch stürzen bei Hesiod die Götter nicht, weil eine be stimmte Zeit verging, sondern weil sie Unrecht tun und da für büßen. Eigene Deutung der Stoffe und eigene Erfindung sind es, die Hesiods Theogonie zur griech ischen Dichtung machen. Das wußte auch die Romantik; Friedrich Creuzer schrieb: »Allein wenn auch jene Alten sie [die orientalische Mythologie] dort [aus dem Orient] hergeholt haben, so ha ben sie ihr doch einen ganz eigenen Charakter gegeben, welches ganz und gar der Charakter ist, der den Griechen eigentümlich angehört.<<5
5
Genfried Hermann I Friedrich Creuzer, Briefe iiber Homer tmd Hesiodus, vorziiglicb über die · Tbeogonie«, Heidelberg 1818, S. 14.
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Die Leistung Hesiods
Hesiod will Einsicht in Welt- und Lebenszusammenhänge vermitteln. Dabei stiftet er n icht nur Ordnung in der Viel falt der Mythen, sondern führt die Gesamtheit des Gött lichen vor und macht es - meist genealogisch - übersicht lich, so daß der Titel »Theo-gonie« sein Werk glücklich be zeichnet. Die Entfaltung des Göttlichen führt Hesiod in großen Li nien vor: Ursprung und Entstehen aller Dinge; Entfaltung der Mächte des Alls und der Götter in Genealogie und Suk zession; Sieg des Zeus über frühere Götter und Errichtung der Weltordnung. Voraussetzung für Hesiods Dichtung ist die Gabe der Musen. Die Musen verkörpern die Harmonie des göttlichen Geistes und des Seins, und wer mit ihnen in Verbindung steht, hat an dieser Harmonie teil. Hesiod erhält den Auf trag, die seligen Götter und die Musen zu besingen, also die göttliche Seinsordnung zu künden. Damit erhalten die Mu sen bei ihm weit höhere Bedeutung als bisher. Hinzu tritt der Anspruch auf Wahrheit, denn die Musen verleihen die Gabe, Wahres zu singen. Mit ihrer Hilfe faßt der Dichter den Geist des Zeus, der auf Vernunft beruht, und kann so die Welt erklären. Er begreift das Göttliche nicht nur als au genblicklich Tätiges, sondern als zeitlos Seiendes, als be ständige durchgreifende Macht. Von Bedeutung ist für Hesiod der genealogische Ge danke, dem gegenüber der kosmogonische Gesichtspunkt zurücktritt. Hesiod bestimmt das Wesen einer Gottheit mit ihrem Namen (»Himmel«), einem bezeichnenden Beiwort (die Nacht ist >>verderblich «, 224) oder durch Geburt und Nachkommenschaft. Zeugung ist für ihn die eigentliche Form des Werdens, sind doch auch physische Mächte wie Himmel und Erde persönliche göttliche Wesen. Manche Genealogien sind Ausdruck einfacher Wahrnehmungen,
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etwa der Tag als Sohn der Nacht und des Dunkels. Durch Genealogie entfaltet sich ein Geschlecht göttlicher Wesen heiten als zusammenhängende Welt; in das zeitlose Dasein dieser Wesen finden zeitlich einander folgende Entstehun gen Eingang, so daß sich Sein und Werden innerhalb der Zeit verknüpfen.6 Die Geburt der neuen Wesenheiten voll zieht sich so, daß ihr im elterlichen Sein eingeschlossenes Sein sich loslöst und selbst zeitloses Dasein wird. Aber auch die Ordnung ist erst geworden: Die erste Göt tergeneration schafft den physischen Welt-Rahmen. Mit der zweiten Generation (Kronos - Rheia) b eginnt der Kosmos sich zu bewegen; Gestirne und Flüsse entstehen, aber auch Recht (Themis), Tradition (Mnemosyne) und Klugheit (Me tis) kommen hervor. Erst die dritte Generation bringt Zeus, der die Welt ordnet und das bisher Gewordene unter Recht und Gesetz stellt. Hesiod strebt über den Mythos hinaus zur Moral und läßt im Weltgeschehen vom Anfang bis zur Gegenwart das Recht (Dike) wirken. Gaia unterstützt immer Kräfte, die gegen ungerechte Übergriffe auftreten. Der Götter-Folge mythos wird neu gedeutet als ein Durchsetzen des Rechtes. Wenn Zeus Kronos stürzt, übt er Vergeltung für das, was Kronos dem Uranos zufügte, und stellt das gestörte Rechts verhältnis wieder her. Zeus erscheint von vornherein als ge recht, und so hat seine Herrschaft Dauer. Begründung einer moralischen Weltordnung ist der leitende, die Theogonie tragende Gedanke. Von B edeutung für Hesiods Weltbild wie auch für spätere Philosophie war die Einführung des Eros als Urgott. Die Götter stammen von Himmel und Erde und sind erzeugt durch die alles hervorbringende Macht des Eros. >>Die Fruchtbarkeit dieser Idee in der Gesch ichte des philosophi6 Vgl. Paula Philippson, • Genealogie als mythische Form«, in: loenses, Suppl. 7, Oslo 1936.
Symbolae Os
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sehen Denkens bis zu den kosmischen Liebestheorien des 19. Jahrhunderts ist nahezu unbegrenzt<<.7 Eros ist so alt wie Gaia, gehört also zu den ersten Urkräften, und wenn He siod ihm auch nicht ausdrück lich eine Rolle im Prozeß der kosmischen Entwicklung zuschreibt, faßt er ihn doch als gewaltige Schöpfermacht auf. Vielleicht regte ihn dazu die Verehrung des Eros im benachbarten Thespiai an. Ebenso wichtig ist Hesiods Zeus-Theologie. Das System der Götterfamilien, in dem jede Gottheit ihren Pl atz erhält, bildet eine vollendete Ordnung; Hesiod zeigt, wie Zeus diese Ordnung gegen wilde Ursprungsmächte erkämpft. Die Macht des Zeus erscheint im Schicksal der lapetiden (besonders im Mythos von Prometheus), aber auch im Sieg über Kronos. Zeus wird für Hesiod zur Verkörperung von Macht, Wissen und Gerechtigkeit. Er gewinnt die Götter der älteren Generation für sich oder verbannt sie für immer. Der Dichter hält die gerechte Herrschaft des Zeus seiner Umgebung als mahnendes Beispiel vor Augen. Die Ehen des Zeus und sein Kinderreichtum bedeuten in Hesiods mythischem Denken, daß vom höchsten Gott eine Fülle des Wirkens ausgeht. Die religiöse und kulturelle Stellung der Menschen zu Zeus ist durch die Geschehnisse um Prome theus klar umschrieben. Durch die Schaffung zahlreicher abstrakter Wesen als Be zeichnung für Seiendes tut Hesiod einen Schritt von der epischen Dichtung zur Philosophie hin. Man wird n icht sa gen, die mythische Kosmogonie gehe bei ihm in eine philo sophische über;8 doch darf Hesiod als Vorbote spekulativen Denkens gelten, das sich freilich bei ihm in den Schranken überlieferter Vorstellungen hält. 7 Wcrncr Jacgcr, Die Theologie 1 953, s. 24. 8 Martin P. Nilsson: Geschichte ' 1 967, s. 62 1 .
der frühen griechischen Denker, der griechischen Religion,
Sruttgart
Bd. 1, München
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Aufbau der Theogonie
In Hesiods Theogonie liegt eine große Leistung im Sam meln und Ordnen des vielfältigen Stoffes vor. Wir haben ein pl anmäßig angelegtes, sorgsam ausgestaltetes Werk vor uns, dessen Grundlage die Ableitung zweier großer Stamm bäume vom Chaos und von Gaia/Uranos her bis zur dritten Generation bildet, ohne daß je eine Verbindung beider Stammbäume vorkäme. Allerdings wird manchmal durch die Orientierung an Stammbäumen sachlich Zusammenge höriges getrennt. Doch ist die Theogonie ein gesch lossenes System, innerhalb dessen alle Gottheiten in väterlicher und mütterlicher Linie auf die Stammutter Gaia zurückgehen. Hesiod will zeigen, wie die Götter geworden sind und wie aus unvollkommenen Anfängen ihre Macht entstand. Die Hauptlinie der Entwicklung führt von den Urmächten zu den Folgemythen von Uranos, Kronos und Zeus. Die Herrschaft des Zeus ist Zielpunkt der Theogonie, schon an fangs gepriesen und am Ende durch die Fülle der Zeuskin der ausgemalt. Die Form der Genealogie bildet zunächst die Gestalt, in der sich die Seinswelt entfaltet, wird dann zum Ausdruck des Wesens der Zeusherrschaft und verknüpft durch die Ehen des Zeus die neue mit der alten Götterwelt. Der Wechsel der Göttergenerationen deutet auch den Wan del von Religion und Kultur an, wobei Hesiod den Begriff der Entwicklung erlaßt; sch ließlich wird das genealogische Schema zum dichterischen Pl anungsmitteL Geburt, Rettung und Aufstieg des Zeus zur Macht (506) bilden den Höhepunkt des Gedichtes, der auch fast die Mitte der 1 022 Verse darstellt; nun erst treten die bekannten olympischen Götter auf. Der zweite Teil schildert, wie Zeus die Macht ganz erringt und sichert. Der Hekate-Hymnos (41 1 ff.), der dem Zeus-Mythos (453 ff.) vorangeht, preist eine alte Gottheit und bezeichnet den Ubergang zwischen altem und neuem Weltzustand.
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Der Eindruck archaischer Buntheit, den das Gedicht er weckt, rührt davon her, daß sich die genealogische Linie mit der Entfaltung der Seinswelt verflicht und immer wieder durch diese unterbrochen wird. Doch hebt sich die Grundli nie deutlich ab. Drei Überlistungsgeschichten sind j eweils vor den drohenden Machtverlust eines Herrschers gestellt ( 1 54 ff., 453 ff., 886 ff.); zwei Herrscher verlieren die Macht, Zeus behält sie. Auch sonst läßt Hesiod erzählende und an dere Teile abwechseln. Von den fünf eingefügten Mythen ( 1 54 ff., 453 ff., 535 ff., 6 1 7 ff., 820 ff.) bilden die zwei ersten Variationen desselben Themas (Kampf Uranos/Kronos; Kronos/Zeus), und ebenso hängt der Titanenkampf mit dem Typhoeuskampf zusammen. Nur die Prometheus-Ge schichte steht für sich, symmetrisch eingerahmt von den vier anderen, und gehört zum Höhepunkt der Theogonie. Diese Anordqung der Mythenerzählungen verleiht dem Gesamtwerk seine Einheit. Auch die einzelnen Teile besitzen eine wohlbegründete Ordnung. So hören wir anfangs von den Urwesen, dann den Mächten des Dunkels und der Helle. Darauf entfaltet sich die Erde, die als Gegenpol den Himmel hervorbringt. Es folgt die Verbindung von Erde und Himmel, die Auf zählung ihrer Kinder, der Uranos-Mythos mit Unterdrük kung und Befreiung der Söhne und der Entstehung neuer Wesen usw. Einzelne Partien sind aufeinander abgestimmt; z. B. endet der Abschnitt von den Nachkommen von Uranos und Gaia mit der Erwähnung der Hundertarme ( 1 50 ff.) und endet der erste Folgemythos mit der Voraussage der Rache durch Uranos (207 ff.); beide Male sind entscheidende Faktoren der künftigen Entwicklung an gleicher Stelle erwähnt. Schwer zu beantworten ist die Frage nach dem Schluß der Theogonie. Viele Forscher l assen den Text nach 937 oder 964 enden, manche zuvor (929), andere später. Doch gehö ren die Ehen von Göttern und Göttinnen (93 8 ff.; 965 ff.)
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durchaus zum Bestand einer Theogonie, und der abschlie ßende Musenanruf ( 1 02 1 f.) kann ebenso als Gegenstück zum Musenanruf der Einleitung wie als Übergang zu den Ehoien gelten. Insofern läßt sich die Theogonie als große Einleitung des großen Stammbaumwerkes auffassen.
Sprache, Stil, Darstellung
Hesiod war mit der epischen Dichtung Ioniens vertraut und folgt ihr in Sprache, Formelgebrauch, Metrik (daktylischer Hexameter) und dichterischer Technik. So ähneln seine Schilderungen des Heereskampfes gegen die Titanen und des Einzelkampfes gegen Typhoeus Homerischen Vorbil dern bis hin zur Stellung des Einzelkampfes nach dem Mas senkampf (Achilleus/Hektor; Zeus/Typhoeus). Hesiod steht dem Homerischen Vorbild selbständig ge genüber und gewinnt neue Möglichkeiten. Er verwendet Homerische Formeln frei, erweitert den Anwendungsbe reich von Adjektiven (Übertragung z. B. von Gegenständen auf Menschen), löst Einzelworte aus Formeln und macht sie zu selbständigen Sinnträgern. Der Gebrauch der Epitheta für neue Substantive weist über Homer hinaus, verstärkt die moralischen Akzente und führt zu neuer Differenzie rung und Abstraktion. Hesiod ändert die Homerischen in ähnliche, aber abweichende Formen und bereitet die spätere verändernde Nachahmung (imitatio cum variatione) vor. Auffällig ist die Neigung zur etymologischen Erklärung von Namen (die es aber schon gab, z. B. Odyssee 1 9,407 ff.). So erklärt Hesiod den Namen der Kyklopen ( 1 44 f.) oder Aphrodites ( 1 95 ff.) und manch anderes. Das paßt zu sei nem Streben, die Anfänge zu erfassen. Etymologie er schließt die Welt und regt zum Nachdenken an. Umgekehrt verfährt der Dichter, wenn er zuerst die Tätigkeiten der
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Musen schildert und dann deren Namen aus dieser Schilde rung ableitet (77 ff.). Ähnlich erfindet Hesiod viele (»spre chende«) Namen der Töchter des Nereus, um Natur und Wesen der See abzubilden. Die Namen von Themis, Horen, Chariten stehen symbolisch für das Wesen der Zeusherr schaft. Neu ist auch, daß manche Gestalten halb begrifflich abstrakt, halb persönlich erscheinen. Bezeichnend ist die Neigung zum Gebrauch von Reim wörtern wie Theia und Rheia ( 1 3 5 ) oder gar reimenden Ver sen (55 f.) im Dienst der poetischen Eindringlichkeit. Das selbe Ziel verfolgt das Ausfalten von Begriffen; so schildert der Dichter eine Schwangerschaft nach Jahr, Jahreszeiten, Monaten und Tagen (58 f.). Am stärksten fällt bei Hesiod die innere Musik seiner Sprache und Verse auf. Wir können nur erahnen, was der damalige Hörer/Leser empfand, wenn Wörter über Verse hin forttönten, innerhalb von Abschnitten in mehrfachen Bezügen standen, formelartige Wendungen sich abwandel ten und Abschnitte bunten Teppichen glichen, die ein Mu ster mit herrschenden oder auch schmückenden und erläu ternden Bestandteilen wiedergaben. Hesiods Hauptmittel ist h ier die betonte Wortwiederholung auf engem Raum. So hebt er den Gedankengang hervor und verbindet Gedicht teile durch Wiederholung von Worten, die sogar zu Dis positionselementen werden. Hans Schwabl hat in mehreren Arbeiten die Aufmerksamkeit auf die musikalische Wir kung der Motivelemente bei Hesiod gelenkt. Freilich bleibt eine Frage, wie weit man ihm beim Ansatz regelmäßiger Triaden, Pentaden, Dekaden von Versen folgt. Der Hervorhebung des Gedachten dient auch Hesiods Neigung, Aussagen apodiktisch und fast prophetisch hinzu stellen. Andererseits sind Sprache und Gedankengang bei ihm manchmal umständlich. Hesiod schuf eine neue Spielart des Epos, herkömmlich in der Form, doch andersartig im Inhalt. Das Lehr- oder
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Sachgedicht ist seine Schöpfung, die er brauchte, um sich mit den Grundproblemen des Lebens auseinanderzusetzen, und fast alle späteren Verfasser antiker Lehrgedichte folgten seinem Vorbild. In sein Werk nahm der Dichter manche herkömmliche Form auf, zuerst die Genealogie als Dich tungsform, die schon die Ilias vorgebildet hatte (6, 1 53 ff.). Das Prooimion erfüllt alle Anforderungen an einen Hym nos (Eingangs- und Schlußformel; Katalog; Wesensangabe; Aretalogie; Geburtsschilderung; Aufnahme bei den Göt tern). Mythen sind im Werk verteilt und verschieden aus führlich erzählt; oft sind nur Hauptpunkte dargestellt. Doch wird j eder wichtige Zug motiviert, wobei seelische und sach liche Vorgänge ineinander wirken. Manchmal ist das Ergebnis einer Handlung vorweggenommen und dann erst der Verlauf erzählt. Die Form des Katalogs ist nach Homerischem Vorbild gestaltet und zur Sch ilderung der vielfachen Aspekte einer Sache umgebildet. Zugleich sollte der Hörer die Fülle schönklingender Namen als eigene Kunstform genießen. Nur wenig ahmt Hesiod die Homerische Dichtung im Gebrauch der Gleichnisse nach. Er besitzt keine anschau liche Phantasie; seine Darstellung geht vom Gedanken aus. Homer schildert die Welt, Hesiod interpretiert sie.
Nachwirken. Ausgaben
Um Hesiods Leben rankten sich bald Legenden, so daß wir keine sicheren Nachrichten besitzen. Im 3. Jahrhun dert wurde das Musenheiligtum am Fuß des Helikon er neuert und dort gesamtgriechische musische Festspiele ein gerichtet. Auch ein Hesiod-Verein für den Kult der Musen ist dort überliefert. Die bedeutendste Wirkung erreichte Hesiod als Schöpfer des Lehrgedichts; letztlich hängen alle
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Lehrgedichte von ihm ab, die der Antike, der Renaissance, die großen Lehrgedichte der Neulateiner und der Dichter des 1 7. und 1 8 . Jahrhunderts. Ungleich weniger wirkte die Theogonie anfangs auf die bildende Kunst. Aus dem ?. Jahrhundert kennt man nur ein Bronzebild in Olympia, das Prometheus, wie bei Hesiod an eine Säule gefesselt, darstellt.9 Dagegen darf Hesiod als Vor läufer der griechischen Philosophie gelten, fragte er doch, wie später die Vorsokratiker, nach einer umfassenden Vor aussetzung alles Werdens und einer systematischen Erklä rung des Seienden. In der Theogonie schildert er die An fänge des Seins, stellt in der Göttergenealogie eine geschlos sene Totalität dar und erklärt die Ordnung der Welt. Sein Ordnungsgedanke ist die Voraussetzung für künftige Philo sophie. Die als Grundkraft wirkende Macht des Eros beant wortet auch die Frage nach einem einheitlichen und natür lichen Prinzip. Ebenso ist die ethische Frage bei Hesiod vorbereitet: Gerechter Ausgleich ist seiner Welt immanent und schon wirksam, bevor Zeus die Herrschaft antritt. Theogonien gab es nach Hesiod mehrere, von denen au ßer der im Homerischen Hymnos auf Hermes (54 ff.) kaum etwas erhalten ist. Besonders unter den Namen der legendä ren Sänger Orpheus und Musaios liefen Theogonien um. Diese stellten vor Uranos die Generation des Protogonos (••Erstgeboren«) Phanes und der Königin Nyx und ließen auf Zeus eine weitere Generation unter Dionysos folgen. In Aristophanes' Vögeln trägt der Chor (672 ff.) eine witzige Nachahmung solcher orphischen Kosmogonien vor. Sonst hört man von Kosmogonien des Linos und am Ende des 7. Jahrhunderts von einer Theogonie des Epimen ides von Kreta (in 5000 Versen), die mit Luft und Nacht begann. Noch Paulus zitiert in seinem Brief an Titus (1 , 1 2) daraus: 9 Carlo Buzio, Esiodo land 1 938, S. 23.
nel M01zdo Greco sino alla Fi>ze dell' Et.i Classica, Mai
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Einer von ihnen (den Kretern), ihr eigener Prophet, sage: Die Kreter sind immer Lügner, üble Tiere, faule B äuche. Das geht über Epimenides auf Hesiods Theogonie (26) zu rück. Im 6. Jahrhundert schrieb Pherekydes von Syros eine Theogonie in Prosa, in der er lehrte, daß Zas (Zeus), Chro nos und Chthonie immer waren und ewig dauerten; so kor rigierte er Hesiod, nach dem auch das Chaos geworden war. Solcher Kritik lag die Erkenntnis der Ph ilosophie von ei nem ewigen Ursprung der Welt zugrunde, die Pherekydes in die Sprache der Mythologie zurückübersetzte. Hesiods Theogonie bearbeitete im 5. Jahrhundert auch Akusilaos von Argos in Prosa, »verbesserte<< ihn auch gelegentlich, wie ü berliefert wird. Ähnlich knüpfte Hekataios von Milet in seinen Genealogien (in vier Büchern) an Hesiod an. In der Dichtung sind die ältesten B enutzer der Theogonie ei nige Homerische Hymnen, Sappho, Alkaios und besonders Semonides von Amorgos mit seiner Weiberschelte. Unzweifelhaft wirkte Hesiods Theogonie auf die Vorso kratischen Philosophen ein. Auf Hesiods rationale Ausle gung der myth ischen Überlieferung folgte notwendig eine neue Denkform, die nicht aus der mythischen Tradition schöpfte, sondern von der erfahrenen Wirklichkeit ausging. Doch auch bei Hesiod lebten die Götter schon innerhalb der Naturmächte, und wenn bei ihm Gaia die Grundlage der Welt war, entfernte sich Thales von Hesiod n icht allzu weit, wenn er der Ansicht war, Wasser sei die Grundlage von allem. Auch Anaximander von Milet steht zu Hesiod in Beziehung. Sein >>Unbegrenztes« (c'btELQOV) als Ursprung des Seienden bindet an Hesiods Chaos an, und wenn Ana ximander sagt, daß die Dinge in Werden und Vergehen ein ander Vergeltung und Buße leisten nach der Schuldigkeit, also die Rechtsordnung in den Seinsbereich überträgt, ist dies vorgeahnt in Hesiods Ablösung der Göttergeschlechter und in seinem Versuch, Dikes Wirken darin zu sehen. Hera-
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klit von Ephesos folgt dem Dichter in seiner Auffassung von Dike als Maßstab der Gesetzmäßigkeit (B 28; B 94), wenn er ihm auch vorwirft, er habe nicht gewußt, daß Tag und Nacht die gleiche Natur hätten (B 57; B 1 06), und sei ein Vielwisser« (B 40). Xenophanes aus Kolophon wirft Hesiod vor, er habe - wie Homer - den Göttern allerlei Bö ses angedichtet, doch folgt er ihm in seiner Tendenz zum Zeus-Monotheimus: Ein einziger Gott sei unter Göttern und Menschen der Größte (B 23); auch er sieht das Eigent liche nicht im Stofflichen, sondern im Göttlichen. Parmeni des folgt in der Einleitung seines ph ilosophischen Gedichts Hesiods Dichterweihe; ein Wagen, von Sonnenmädchen ge leitet, führt ihn zur Wahrheit. Sein Gedicht gibt die Rede der Göttin Wahrheit so wieder, wie Hesiods Theogonie das Lied der Musen ist. Allerdings stellt Parmenides den von Hesiod ausgeschlossenen Irrtum in einem besonderen Teil seines Werkes dar und nennt das Sein das einzig Erkenn bare, womit er einen Bruch mit der von Hesiod kommen den Tradition vollzieht.10 Empedokles aus Agrigent ist mit Hesiod vertraut und bildet die Idee des Eros als Urgott weiter aus. Den Gedanken von der Rechtsordnung des Zeus vertief ten Solon und Aischylos. Aischylos übernahm von Hesiod auch den Kampf des Zeus mit den Titanen um die Weltherr schaft (vgl. Der gefesselte Prometheus 1 99 ff.). Auch er hält die Titanen für Kinder von Uranos und Gaia und glaubt, daß Zeus durch den Sieg über sie seine Machtstellung befe stigte. Vermutlich war Hesiod schon im 5. Jahrhundert neben Homer Schullektüre, was freilich Platon nicht billigte, der meinte, er gehöre nicht zu den Dichtern, die ihre Hörer und Leser besser machen (vgl. Politeia 3 77 E f.). Im Gastmahl ( 1 78 B) gibt Platon einen Überblick über den Widerhall, »
10 Vgl. auch M. E. Pellikaan-Engel, Hesiod and Parmenides, Amsterdam 1 974.
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den Hesiods Gedanke von Eros als einer der ältesten Gott heiten im frühgriechischen Denken hatte. Neue Aufwer tung erfuhr Hesiod im Hellenismus als Leitfigur der Kalli macheer. Kallimachos bewunderte Hesiod, in dem er den ursprünglichen Dichter sah und ihn - manchmal ironisch nachahmte. Er sah, daß bei Hesiod alles dicht, durchgeformt und frei von leeren Stellen war. Apollonios von Rhodos ließ in seinen Argonautika ( 1 ,496 ff.) Orpheus eine Kosmogonie vortragen. Auch der Altarfries von Pergarnon ist, wie E. Si mon nachwies, zum Teil nach Hesiod gestaltet und über nimmt von ihm drei Göttergeschlechter (Gaia, Nyx, Pon tos).11 Die Verfasser von Lehrgedichten ahmten Hesiod nach, so Aratos aus Soloi in Kilikien (um 300 v. Chr.; Lehr gedichte über Himmelserscheinungen und Wetterzeichen) und Nikander (um 1 3 0 v. Chr.; Gedichte über Heilmittel), später der Perieget Dionysios und (unter Hadrian) Oppia nos in seinen Kynegetika. Stoiker und Neupl atoniker such ten die Theogonie allegorisch zu erklären. Unübersehbar ist Hesiods Nachwirkung in der römi schen Dichtung, so bei den Übersetzern des Aratos (Cicero, Varro, Germanicus), im Lehrgedicht des Lukrez, in Vergils Georgica, der Ars Poetica des Horaz, in Ovids Ars amatoria und seinen Halieutica sowie bei Manilius. Später ahmten Dichter der Renaissance Hesiod nach. Im 1 8. Jahrhundert siegte endgültig die Vorstellung vom Lehr gedicht als einer eigenen Gattung, und es entstanden die großen Werke von John Milton, Paradise Lost ( 1 667, mit ei ner Nachdichtung der Resiodischen Titanomachie), B art hold Heinrich Brockes, Irdisches Vergnügen in Gott ( 1 7211 748), Albrecht von Haller, Die Alpen ( 1 729), Alexander Pope, Essay on Man ( 1 733), später Goethes Metamorphose der Pflanzen ( 1 790). Im Jahr 1 8 1 7 erschienen in London Stiche von J. Blake nach Kompositionen von John Flaxman 11
Erika Simon, Pergarnon tmd Hesiod, Mainz
1 975.
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zu Hesiods Theogonie, und eine späte Nachwirkung Hesi ods mag der Titanenkampf (Götterdämmerung) in Heinrich Beines Buch der Lieder12 darstellen. Ob Peisistratos in Athen im 6. Jahrhundert eine Ausgabe des Hesiod veranstalten ließ, ist umstritten. Philologische Beschäftigung mit Hesiod begann im 5 . Jahrhundert v. Chr. mit Worterklärungen und allegorischen Deutungen der Theogonie. Später folgten die Hesiod-Probleme des Aristo teles und eine Schrift des Philosophen Herakteides von Pontos über das Lebensalter Homers und Hesiods (um 350 v. Chr.); beide Werke sind nicht erhalten. Die Alexandriner befaßten sich mit Text und Erklärung des Dichters, so Ari stophanes von Byzantion (um 257 - 1 80 v. Chr.), Aristar chos von Samothrake (um 2 1 7 - 145 v. Chr.) und ihr Rivale Krates von Mallos (2. Jh. v. Chr.) in Pergamon. Es waren woh l Alexandriner, die die Theogonie mit Vers 1 020 enden und die Frauenkataloge dort beginnen ließen. Zumindest von da an hatte die Theogonie einen eigenen Titel und wurde auch gesondert überliefert. Die erklärenden Arbeiten wurden etwa im ! . Jahrhundert n. Chr. zusammengefaßt und fanden teilweise Eingang in die Scholien des Neuplatonikers Proklos (4 1 2 - 485 n. Chr.), die auf vier Kommentare wirkten, von denen einer (verfaßt zwischen 1 1 35 und 1 1 40) auf den Byzantiner Johannes Tzetzes, einer (verfaßt zwischen 1290 und 1 3 1 0) auf Manuel Moschopulos zurückgeht. Ein dritter Kommentar stammt von einem Johannes Diaconus, ein vierter ist anonym. Viele Papyri und rund 70 Handschriften für die Theogonie sind erhalten. Die wichtigsten, alle aus dem 12. Jahrhundert stammenden Handschriften sind Cod. Medic. 3 1 ,39; Medic. 32, 1 6; Paris. suppl. 663. 1 2 Heinrich Hcine, Bttcb 1 990, s. 1 62-165.
der Lieder,
h rsg. v o n Bcrnd Kortländcr, Stuttgart
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Schon bevor der griechische Text gedruckt wurde, veröf fentlichte Boninus Mombritius eine Ubersetzung der Theo gonie in lateinischen Hexametern (Ferrara 1 4 74). Im Druck erschien die Theogonie zuerst bei Aldus (Venedig 1 495); die erste Juntina-Ausgabe (Florenz 1 5 1 6) gab Eufrosyno Bo nini heraus. Es folgte die Ausgabe von Johannes Frobenius (Scriptores aliquot gnomici, Basel 1 52 1 ) . Die Ausgabe der Theogonie von Trincavalli (Venedig 1 537) bot zum ersten Mal Scholien. Weitere bedeutende Ausgaben stammten von Henricus Stephanus (1 566), Nicolaus Heinsius (1 603), Friedrich Loesner ( 1 778), C. Goettling ( 1 8 3 1 ), G. F. Schoe mann ( 1 868). Bis heute maßgebend sind die große (Leipzig 1 902) und die kleine Ausgabe ( 1 9 13) von Alois Rzach. In der großen Ausgabe von Rzach sind Vorbilder Hesiods, Nachahmungen und Zitate vermerkt. Die Ausgabe von Fe lix Jacoby (Berlin 1 930) bietet einen neu erarbeiteten Text, erklärt aber mehr als die Hälfte davon als unecht. Über Rzachs Material hinaus geht die Ausgabe von Martin L. West ( 1 966) mit ihrem großen Kommentar. Wie lebhaft das Interesse an de�. Theogonie ist, zeigt die Zahl der jüngsten Ausgaben und Ubersetzungen, etwa von R. Lattimore (englisch; Michigan 1 959); P. V. de Cordova (spanisch; Mexiko 1 978); J. Torrano (spanisch; Sao Paolo 1 9 8 1 ); A. N. Athanassakis (englisch; Baltimore 1 983); R. M. Frazer (englisch; Oklahoma 1 983); G. Arrighetci (ita lienisch; Mailand 1 984); M. Sanchez (spanisch; Madrid 1 986); R. S. Caldwell (englisch, mit Kommentar; Cambridge [Mass.] 1 987); C. Lloveras (spanisch; Madrid 1 990).
Inhalt
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Theogonie
Anmerkungen Literaturhinweise Nachwort o
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