Gerhard Girmscheid · Christoph Motzko Kalkulation und Preisbildung in Bauunternehmen
Gerhard Girmscheid · Christoph Motzko
Kalkulation und Preisbildung in Bauunternehmen Grundlagen, Methodik und Organisation
Mit 199 Abbildungen und 13 Tabellen
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Prof. Dr.-Ing. Gerhard Girmscheid ETH Zürich Institut für Bauplanung und Baubetrieb Wolfgang-Pauli-Str. 15 8093 Zürich, Switzerland
[email protected] Prof. Dr.-Ing. Christoph Motzko TU Darmstadt Institut für Baubetrieb El-Lissitzky-Str. 1 64287 Darmstadt, Germany
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Vorwort
Der Erfolg und damit die Realisierung von Ertrags- und Wettbewerbszielen eines Bauunternehmens wird maßgeblich durch die Struktur und Qualität der individuellen Kosten- und Leistungsrechnung beeinflusst. Dabei bildet die zutreffende Bestimmung der zu erwartenden Kosten im Rahmen der Angebotskalkulation und die darauf aufbauende Preisbildung unter Würdigung der Unternehmens- und Projektrisiken einen wichtigen Schritt. Auf der Basis der daraus resultierenden Ergebnisse werden Aufträge gewonnen, unabhängig davon, ob es sich um einen Systemanbieter, der bereits in einer sehr frühen Phase sein Projektengagement beginnt, oder um ein Unternehmen mit einem singulären Gewerkeprofil handelt. Die antizipierte oder reale Leistungserstellung ist dabei als Prozess zu betrachten, damit alle relevanten Vorgänge erfasst und der dazugehörige Verzehr von Gütern, Dienstleistungen und anderen Größen bewertet und den Verursachern zugeordnet werden kann. Die Prozessdefinition und Prozessstruktur erfolgt unterschiedlich je nach Projektabwicklung- und Vertragsform. Die Grundlagen, die Methodik und die Grundsätze der Organisation sind jedoch universell anzuwenden. Mit dem vorliegenden Buch „Kalkulation und Preisbildung in Bauunternehmen“ wird ein Ansatz geliefert, Kosten sowie Risiken durch die Orientierung an den Prozessen eines Bauprojektes transparent zu erfassen und zu bewerten. Die Kalkulation wird sowohl in den Methoden als auch in ihren Auswirkungen bauprojektorientiert auf die Kostenplanung und den Bauvertrag einerseits sowie auf die Unternehmensrechnung anderseits erläutert. Dazu gehört unter anderem eine Diskussion zu den neuen Rechnungslegungsvorschriften nach IFRS/IAS. Der internationale Wettbewerb von Bauunternehmen und deren Kooperationen erfordern präziserer Kalkulationsverfahren. Daher werden die prozessorientierten Kalkulationsverfahren mit vorbestimmten Zuschlagssätzen und über die Angebotssumme sowie die Prozesskostenkalkulation als möglicherweise wettbewerbsfähigere Kalkulationsverfahren für Deutschland und die Schweiz sowie Länder mit ähnlichen Kalkulationsstrukturen wie Österreich erläutert. Darüber hinaus erfolgt eine Einführung in die Kalkulation eines Total- bzw. Generalunternehmers. Einen besonders exponierten Bereich bildet der am Institut für Bauplanung und Baubetrieb der ETH Zürich entwickelte Risikoma-
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Vorwort
nagementprozess zur Ermittlung der Risiken und der Risikokosten. Im Kontext von Angebot und Nachfrage wird eine kosten- und wettbewerbsorientierte Preisgestaltung als preispolitisches Instrument der Unternehmensführung entwickelt. Ferner werden die am Institut für Baubetrieb der TU Darmstadt entwickelten Methoden zur zeitnahen Leistungserfassung und Prozesssteuerung in den Grundzügen dargelegt. Das Buch „Kalkulation und Preisbildung in Bauunternehmen“ ist an Bauherren und Bauunternehmen sowie Studierende des Bauingenieurwesens und des Wirtschaftingenieurwesens gerichtet. Es gibt einen Überblick über die ergebnisorientierte Kalkulation von Bauleistungen und gibt Anregungen zur Organisation und Methodik bestimmter Bereiche der Kostenund Leistungsrechnung sowie eines Projektcontrollings. Basierend auf dem Praxisbeispiel in Teil 6 wird illustriert, dass die Methoden der Kalkulation und der Risikokostenermittlung direkt in der betrieblichen Praxis angewendet und umgesetzt werden können. Besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Ing. Tobias Gamisch, Herrn Dipl.Ing. Thorsten Busch, Frau Dipl.-Ing. Jennifer Dreyer und Herrn Dipl.-Ing. Nils Hinrichs für ihre fachliche Mitarbeit. Zürich/Darmstadt, im Januar 2007 Prof. Dr.-Ing. G. Girmscheid
Prof. Dr.-Ing. C. Motzko
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Inhaltsübersicht
Vorwort...................................................................................................... V Inhaltsübersicht ..................................................................................... VII Inhaltsverzeichnis ................................................................................... IX Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess ........................ 1 1 Die Kalkulation im Kontext der Unternehmensziele........................... 1 2 Die Kalkulation als Element der Kostenplanung................................. 9 3 Die Kalkulation im Vergabeverfahren und im Bauvertrag................ 19 4 Die Kalkulation im Prozess der Angebotsbearbeitung ...................... 39 Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen................................................ 47 5 Das Rechnungswesen im Bauunternehmen....................................... 47 6 Unternehmensrechnung ..................................................................... 59 7 Kosten- und Leistungsrechnung ........................................................ 89 8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation ............................. 125 Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation ........................................ 141 9 Direkte Kosten der Teilleistungen ................................................... 141 10 Gemeinkosten der Baustelle .......................................................... 201 11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge ....................................... 213 Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft ......................................................................................... 225 12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation........... 225 13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen .......................... 239 14 Kalkulation über die Angebotssumme........................................... 259 15 Prozesskostenkalkulation............................................................... 269 16 Aufbau der GU- und TU-Kalkulation............................................ 277 17 Preisvorbehalte .............................................................................. 283 Teil 5: Risikobasierte Preisbildung ...................................................... 289
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Inhaltsübersicht
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten............................. 289 19 Preisgestaltung und Preispolitik .................................................... 329 Teil 6: Beispiel zur Kalkulation............................................................ 343 20 Leistungsbeschreibung .................................................................. 343 21 Kalkulationsablauf......................................................................... 347 Literaturverzeichnis .............................................................................. 361 Abbildungsverzeichnis .......................................................................... 369 Tabellenverzeichnis ............................................................................... 379 Stichwortverzeichnis.............................................................................. 381
Inhaltsverzeichnis
Vorwort...................................................................................................... V Inhaltsübersicht ..................................................................................... VII Inhaltsverzeichnis ................................................................................... IX Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess ........................ 1 1 Die Kalkulation im Kontext der Unternehmensziele........................... 1 2 Die Kalkulation als Element der Kostenplanung................................. 9 2.1 Definition Projekt und Objekt ...................................................... 9 2.2 Übersicht zum Ablauf der Kostenplanung in Deutschland ........ 11 2.3 Übersicht zum Ablauf der Kostenplanung in der Schweiz......... 13 3 Die Kalkulation im Vergabeverfahren und im Bauvertrag................ 19 3.1 Das Vergabeverfahren ................................................................ 19 3.2 Vergabe- und Vertragsunterlagen............................................... 21 3.3 Leistungsbeschreibung ............................................................... 24 3.3.1 Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis.............25 3.3.2 Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm ..............28 3.4 Einheitliche Formblätter EFB-Preis ........................................... 30 3.5 Der Bauvertrag ........................................................................... 31 3.6 Projektabwicklungsformen ......................................................... 35 4 Die Kalkulation im Prozess der Angebotsbearbeitung ...................... 39 4.1 Der Angebotsprozess.................................................................. 39 4.2 Die Organisation der Angebotsbearbeitung................................ 44 Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen................................................ 47 5 Das Rechnungswesen im Bauunternehmen....................................... 47 5.1 Grundlagen ................................................................................. 47 5.2 Die Bedeutung der Finanzplanung für die Kalkulation .............. 50 5.3 Grundbegriffe des Rechnungswesens......................................... 51 5.3.1 Vier Rechnungsebenen .....................................................51 5.3.2 Erfolgsbegriffe im Rechnungswesen ................................55 5.3.3 Abgrenzungsrechnung ......................................................55
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Inhaltsverzeichnis
5.3.3.1 Abgrenzung zwischen Aufwand und Kosten.................55 5.3.3.2 Abgrenzung zwischen Ertrag und Leistung...................57 5.3.4 Preis ..................................................................................58 6 Unternehmensrechnung ..................................................................... 59 6.1 Grundlagen des Jahresabschlusses ............................................. 61 6.2 Der Jahresabschluss nach deutschem Handelsgesetzbuch ......... 63 6.3 Der Jahresabschluss nach IFRS/IAS .......................................... 72 6.4 Der Jahresabschluss nach Schweizer Obligationenrecht ............ 74 6.5 Die Erfassung langfristiger Fertigungsaufträge im Jahresabschluss der Bauunternehmung nach HGB und IFRS .......... 79 6.5.1 Der langfristige Fertigungsauftrag in der GuV-Rechnung nach IFRS ........................................................80 6.5.2 Der langfristige Fertigungsauftrag in der Bilanz nach IFRS...........................................................................................82 6.5.3 Anforderungen bei einer Teilgewinnrealisierung .............84 6.5.3.1 Schätzung der Gesamterlöse..........................................84 6.5.3.2 Ermittlung vergangener und Schätzung zukünftiger Auftragskosten........................................................84 6.5.3.3 Ermittlung des Fertigstellungsgrades.............................86 7 Kosten- und Leistungsrechnung ........................................................ 89 7.1 Baubetriebsrechnung .................................................................. 90 7.1.1 Kostenrechnung ................................................................91 7.1.1.1 Kostenartenrechnung .....................................................92 7.1.1.2 Kostenstellenrechnung...................................................92 7.1.1.3 Kostenträgerrechnung....................................................93 7.1.2 Leistungsrechnung............................................................93 7.1.3 Ergebnisrechnung .............................................................94 7.2 Bauauftragsrechnung .................................................................. 95 7.2.1 Vorkalkulation ..................................................................96 7.2.1.1 Angebots- bzw. Offertkalkulation .................................97 7.2.1.2 Auftragskalkulation (Vertragskalkulation) ....................97 7.2.1.3 Nachtragskalkulation .....................................................98 7.2.2 Arbeitskalkulation...........................................................102 7.2.3 Nachkalkulation..............................................................104 7.3 Soll-Ist-Vergleichsrechnung..................................................... 105 7.3.1 Grundlagen .....................................................................105 7.3.2 Der zeitnahe Soll-Ist-Vergleich ......................................108 7.4 Kennzahlenrechnung ................................................................ 112 7.5 Teilkostenrechnung, Vollkostenrechnung und Prozesskostenrechnung................................................................... 113
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7.6 Istkostenrechnung, Normalkostenrechnung, Plankostenrechnung und Sollkostenrechnung ................................ 114 7.7 Ausgewählte kostentheoretische Grundlagen........................... 114 7.7.1 Direkte Kosten (Einzelkosten) und indirekte Kosten (Gemeinkosten) ...........................................................115 7.7.2 Fixe und variable Kosten ................................................116 7.7.3 Einmalige, zeitabhängige und leistungsabhängige Kosten ......................................................................................123 8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation ............................. 125 8.1 Einführung ................................................................................ 125 8.2 Divisionskalkulation................................................................. 125 8.3 Äquivalenzziffernkalkulation ................................................... 126 8.4 Zuschlagskalkulation ................................................................ 127 8.4.1 Grundlagen .....................................................................127 8.4.2 Die Prozessorientierung der Zuschlagskalkulation.........130 8.4.3 Die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen ....132 8.4.4 Die Kalkulation über die Angebotssumme .....................135 8.5 Die Prozesskostenkalkulation................................................... 138 Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation ........................................ 141 9 Direkte Kosten der Teilleistungen ................................................... 141 9.1 Grundlagen der Lohnkostenkalkulation ................................... 143 9.1.1 Einführung ......................................................................143 9.1.2 Lohnkostenkalkulation in der Schweiz...........................145 9.1.2.1 Grundlohn ....................................................................145 9.1.2.2 Zuschläge und Prämien................................................148 9.1.2.3 Lohnnebenkosten .........................................................149 9.1.2.4 Direkte Lohnkosten .....................................................152 9.1.3 Grundlagen der Lohnkalkulation in Deutschland ...........154 9.1.3.1 Grundlöhne (Mittellöhne) ............................................154 9.1.3.2 Lohnbedingte Kosten...................................................155 9.1.3.3 Lohnzusatzkosten ........................................................156 9.1.3.4 Lohnnebenkosten .........................................................157 9.2 Materialkosten .......................................................................... 158 9.3 Rüst-, Schal- und Verbaumaterial ............................................ 160 9.4 Inventarkosten in der Schweiz.................................................. 161 9.4.1 Schweizerische Bauinventarliste (SBIL 1994) ...............163 9.4.2 Inventar-Grunddaten (IGD) ............................................165 9.4.3 Betriebsinterne Verrechnungsansätze (BIV) ..................169 9.4.4 Regiekalkulation Inventar (RKI) ....................................170 9.4.5 Die Kostenbezugsgröße Zeit...........................................170 9.4.6 Inventarkostenbestandteile IGD und BIV.......................172
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9.4.6.1 Fixe Kosten..................................................................172 9.4.6.2 Variable Kosten ...........................................................178 9.4.7 Verrechnung der Inventarkosten.....................................181 9.4.8 Berechnung der direkten Kosten für Maschinen und Geräte - Inventar 01 .................................................................184 9.4.9 Berechnung der direkten Kosten für Betriebsmaterial - Inventar 02..............................................................186 9.4.10 Stillliegezeiten auf der Baustelle ..................................187 9.5 Grundlagen der Gerätekostenkalkulation in Deutschland ........ 188 9.6 Fremdleistungskosten ............................................................... 195 10 Gemeinkosten der Baustelle .......................................................... 201 10.1 Indirekte Kosten der Baustelle in der Schweiz....................... 201 10.1.1 Baustellengemeinkosten ...............................................202 10.1.2 Kosten für Aufsicht und Führung .................................204 10.1.3 Exakte Erfassung der indirekten Kosten einer Baustelle ..................................................................................206 10.2 Gemeinkosten der Baustelle in Deutschland .......................... 209 11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge ....................................... 213 11.1 Allgemeine Geschäftskosten .................................................. 213 11.2 Bauzinsen ............................................................................... 215 11.3 Risiko (Wagnis)...................................................................... 217 11.4 Gewinn ................................................................................... 221 11.5 Umsatzsteuer .......................................................................... 223 Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft ......................................................................................... 225 12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation........... 225 12.1 Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit .................................. 227 12.2 Summe der Kostenarten ohne Zuschläge ............................... 231 12.3 Zuschläge und Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn bestimmen....................................................................................... 231 12.4 Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit................................... 232 12.4 Einheitspreise und Positionspreise ......................................... 233 12.5 Einheitspreise mittels Standard-Analysen .............................. 233 12.6 Netto-Angebotssumme ........................................................... 235 12.7 Kalkulationsschlussblatt ......................................................... 236 13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen .......................... 239 13.1 Vorgehensweise nach SBV .................................................... 239 13.1.1 Bildung der Zuschläge für die indirekten Kosten der Baustelle ................................................................242 13.1.1.1 Werkkosten (1) der Kostenart Lohn ..........................242
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13.1.1.2 Werkkosten (1) der Kostenart Material .....................243 13.1.1.3 Werkkosten (1) der Kostenart Inventar......................244 13.1.1.4 Werkkosten (1) der Kostenart Fremdleistungen ........245 13.1.1.5 Herstellkosten ............................................................246 13.1.2 Bildung der Zuschläge für die indirekten Kosten des Unternehmens .......................................................250 13.1.3 Bildung der Zuschläge für Risiko und Gewinn ............252 13.1.4 Ermittlung des Totallohns und der Kalkulationsfaktoren ....................................................................................253 13.2 Vorgehensweise nach KLR Bau............................................. 256 14 Kalkulation über die Angebotssumme........................................... 259 14.1 Indirekte Kosten der Baustelle ............................................... 262 14.2 Vorläufige Netto-Angebotssumme......................................... 264 14.3 Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn bei der Kalkulation über die Angebotssumme ............................................................... 265 15 Prozesskostenkalkulation............................................................... 269 16 Aufbau der GU- und TU-Kalkulation............................................ 277 16.1 Besonderheiten der GU- und TU-Projektabwicklungsformen............................................................................................. 277 16.2 Stufen der TU-Kalkulation und -Kalkulationsarten ............... 278 16.3 Strukturierung einer TU-Kalkulation auf GMP-Basis............ 280 17 Preisvorbehalte .............................................................................. 283 17.1 Baupreisteuerung in der Schweiz ........................................... 283 17.2 Baupreisvorbehalte in Deutschland ........................................ 286 Teil 5: Risikobasierte Preisbildung ...................................................... 289 18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten............................. 289 18.1 Einleitung ............................................................................... 289 18.1.1 Sicherheit, Unsicherheit und Risiko .............................289 18.1.2 Der Begriff „Risiko“ in Bauprojekten ..........................290 18.2 Risikomanagementprozess ..................................................... 294 18.3 Einbindung des Risikomanagements in den Leistungserstellungsprozess ........................................................... 298 18.4 Operativer Ablauf der Risikoanalyse bei Angebotsbearbeitung ..................................................................................... 299 18.4.1 Festlegen der Go-/No-Go-Kriterien..............................300 18.4.2 Risikoidentifikation ......................................................302 18.4.2.1 Intuitiv unstrukturierte Risikoidentifikation - Pondering...............................................................................302 18.4.2.2 Intuitiv strukturierte Risikoidentifikation - Brainstorming..................................................303
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18.4.2.3 Systematische, strukturierte Risikoidentifikation - Checklisten......................................................304 18.4.3 Risikobewertung ...........................................................306 18.4.3.1 Qualitative Risikobewertung von Eintretenswahrscheinlichkeit und Tragweite über feste Bewertungszahlen....................................................................307 18.4.3.2 Quantitative Bewertung von Eintretenswahrscheinlichkeit und Tragweite über deren absolute Größe .........................................................................307 18.4.4 Risikoklassifizierung ....................................................309 18.4.4.1 Portfolio-Methode......................................................309 18.4.4.2 ABC-Analyse.............................................................313 18.4.5 Risikobewältigung ........................................................315 18.4.6 Berechnung der Risikokosten .......................................317 18.4.6.1 Berechnung der Risikokosten mittels der Praktiker-Methode ...................................................................317 18.4.6.2 Berechnung der Risikokosten mittels Monte-Carlo-Simulation ..........................................................318 18.5 Risikokalkulation in einem Bauunternehmen......................... 320 18.6 Risikokalkulation in einem Generalunternehmen/Totalunternehmen ........................................ 324 19 Preisgestaltung und Preispolitik .................................................... 329 19.1 Auswirkung von Angebot und Nachfrage .............................. 329 19.2 Preisbildung............................................................................ 330 19.2.1 Kostenorientierung der Preisbildung ...........................333 19.2.2 Preisbildung bei der Fremdvergabe von Leistungen ....336 19.2.3 Wettbewerbs- und branchenorientierte Preisbestimmung..............................................................................336 19.2.4 Kombinierte Preisbestimmung .....................................337 Teil 6: Beispiel zur Kalkulation............................................................ 343 20 Leistungsbeschreibung .................................................................. 343 21 Kalkulationsablauf......................................................................... 347 21.1 Entwicklung des Arbeitsprozesses ......................................... 347 21.2 Entwicklung der Zeitansätze .................................................. 348 21.2.1 Baustelleneinrichtung ...................................................352 21.2.2 Erdarbeiten....................................................................353 21.2.3 Beton- und Stahlbetonarbeiten, Abdichtung.................354 21.3 Mittellohn ............................................................................... 355 21.4 Ermittlung der direkten Kosten der Teilleistungen ................ 356 21.5 Angebotsabgabe ..................................................................... 359
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Literaturverzeichnis .............................................................................. 361 Abbildungsverzeichnis........................................................................... 369 Tabellenverzeichnis ............................................................................... 379 Stichwortverzeichnis.............................................................................. 381
Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess
1 Die Kalkulation im Kontext der Unternehmensziele Unternehmen sichern ihre Existenz und Fortentwicklung, indem sie mit Effizienz und Kontinuität Faktoren wie Arbeit, Kapital, Werkstoffe und Wissen in zivilisationsrelevante Leistungen umwandeln, wie beispielsweise Konsumgüter (Lebensmittel und Kleidung), Bauwerke (Wohngebäude als elementare Gebilde einer menschenwürdigen Existenz, Brücken als Verbindungselemente der Infrastruktur und Dämme als Elemente des Katastrophenschutzes), Dienstleistungen (Verwaltung, Bankenwesen und Versicherungen) sowie Technologien (Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, Kommunikation). Sie stehen in definierten Relationen mit ihrer Umwelt, wodurch ein permanenter Ressourcenaustausch stattfindet. Die Abfrage der für die Funktionsweise eines Unternehmens erforderlichen Faktoren erfolgt im Rahmen von Beschaffungsprozessen, das Angebot der in Planungs- und Produktionsprozessen geschaffenen Leistungen im Rahmen von Absatzprozessen. Ein intakt funktionierendes Unternehmen richtet sein Handeln an den Bedürfnissen der weit gefassten Umwelt, deckt diese ab respektive weckt durch gezieltes Wirken neue. Damit der Austausch der spezifischen Ressourcen mit der Umwelt stattfinden kann, sind verschiedene Bedingungen einzuhalten, welche an den Zielen der Stakeholder, der Austauschgruppen, zu orientieren sind (s. Tabelle 1.1). Aus allgemeiner Sicht beschreiben Ziele gemäß Staehle (1994) einen erwünschten zukünftigen Zustand, den ein Unternehmen zu erreichen versucht. Diese zukünftigen Zustände werden von der Unternehmensführung angestrebt und dienen als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl von Handlungsalternativen, zur Orientierung und Koordination der Mitarbeiter sowie zur Legitimation gegenüber den Stakeholdern.
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Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess
Tabelle 1.1 Bedingungen für den Austausch von Ressourcen zwischen dem Unternehmen und dessen Umwelt – Auswahl (weiterentwickelt nach Hinterhuber 2004) Stakeholder Mitarbeiter
Kunden
Gesellschaft
Anteilseigner
Lieferanten/Nachunternehmer
Verbündete Unternehmen
Beispiele für die von der Unternehmung zu gewährleistenden Bedingungen Bestand des Unternehmens; Unternehmenskultur, -politik und -verfassung; Kompetenzzuordnung; Zielformulierung – strukturiertes Mitarbeitergespräch; angemessene und motivierende Aufgabenzuordnung (Eliminierung von Unter- und Überforderung, Rotation); angemessenes Entgelt; erfolgsorientierte Gratifikation; Mitbestimmung; Personalentwicklungsprogramme; Ethikmanagement Adäquates Leistungsangebot und entsprechende Leistungsqualität (Qualitäten – Termine – Kosten – Quantitäten; Systemlösungen); Kundenloyalität; Kundeninformation; langfristiger Bestand des Unternehmens; Schnittstellenformulierung und management Verantwortliche und zivilisationsrelevante Produktformulierung; Schaffung von Arbeitsplätzen; zuverlässige Bedürfniserfüllung; Umweltschutz; Angemessenheit der Steuerleistung; soziales und kulturelles Engagement; Imagebildung für die Region Bestand des Unternehmens; Wertsteigerung; Sicherheit und Angemessenheit der Dividende/Rendite; Information; Mitbestimmung gemäß geltender Rechtsstruktur Eindeutige Formulierung der Leistungen; termingerechte Zahlungen; Kontinuität der Zusammenarbeit; klare Regeln des Umgangs - Eigenständigkeit Akquisition und Realisierung von Projekten; Erschließung neuer Märkte; Gemeinschaftsunternehmen; Informationsaustausch
Die Unternehmensführung hat demnach auf der Grundlage der verfügbaren Ressourcen und Fähigkeiten des Unternehmens die Ziele zu definieren. Sie werden in der Regel im Rahmen von Unternehmens- und Geschäftsfeldstrategien aufgezeigt einschließlich der Festlegung der notwendigen Mittel für die Zielerreichung. Die Umsetzung der Strategie
1 Die Kalkulation im Kontext der Unternehmensziele
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erfolgt dann operativ innerhalb der Leistungserstellungs- und Supportprozesse. Die Darlegung und Dokumentation der Zukunftsorientierung, der Qualität der Führung und der Wettbewerbsposition sowie die Erfassung und Analyse der Zielerfüllungsgrade für die existenziellen Komplexe eines Unternehmens hat insbesondere durch die neuen Ratingbedingungen (Basel II, s. Hinterhuber 2004) und daraus resultierende strategische und operative Konsequenzen eine zusätzliche wettbewerbsrelevante Bedeutung erlangt. Im Zielinhalt kommt gemäß Thommen (1996) zum Ausdruck, worauf sich das Handeln des Unternehmens ausrichten soll bzw. auf welchen Sachverhalt sich die Ziele beziehen. Er unterscheidet dabei zwischen Formal- und Sachzielen. Formalziele stellen übergeordnete Ziele dar, an denen sich die Sachziele auszurichten haben und in denen der Erfolg unternehmerischen Handelns zum Ausdruck kommt. Sachziele beziehen sich auf das konkrete Handeln bei der Ausübung der verschiedenen betrieblichen Funktionen und auf die Steuerung des betrieblichen Umsatzprozesses. Sie geben Aufschluss darüber, was den Inhalt betrieblicher Handlungen bestimmt (Zelewski 1999).
Abb. 1.1 Differenzierung in Formal- und Sachziele (in Anlehnung an Thommen 1996)
Zielinhalte können sowohl quantitativer Art wie Marktanteil, Umsatz (Bauleistung), Gewinn als auch qualitativer Art wie Image, Wettbewerbsposition, Synergieerzielung sein (Lombriser, Abplanalp 1997). Des Weiteren können Zielinhalte sowohl auf die Erreichung erwünschter Zustände als auch auf die Vermeidung unerwünschter Wirkungen bezogen sein (Haberfellner et al. 1997). Die für die Bauwirtschaft relevanten Unternehmensziele sind zu definieren. Im Rahmen empirischer Untersuchungen ermittelte Diederichs ein Pentagon von Teilzielen (Diederichs 2002), welches auch für Bauunternehmen gilt. Dazu gehören Ertrags-, Wettbewerbs-, Markt-, Leistungs-, und Umweltziele. Die marktorientierte Unternehmensentwicklung bildet
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Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess
das Oberziel für die Unternehmensführung im Baubereich, welches als oberstes Formalziel von Bauunternehmen aufgefasst werden kann.
Abb. 1.2 Ziele von Bauunternehmen (Diederichs 2002)
Ertragsziele weisen in dem von Diederichs ermittelten Teilzielepentagon das höchste Gewicht auf (39 von 100). Hierzu gehören die Größen: x x x x
Gewinn, bezogen auf die Bauleistung, Rendite, bezogen auf das eingesetzte Kapital, Cash-flow, bezogen auf die Bauleistung, Liquidität, bezogen auf das betriebsnotwendige Kapital.
Wettbewerbsziele (Gewicht 19 von 100) beziehen sich auf die Kundenzufriedenheit und die relative Wettbewerbsstärke gegenüber Mitbewerbern. Die Wettbewerbsstärke resultiert unter anderem aus der Entwicklung und Anwendung von innovativen Bauverfahren, einer kundenorientierten Personaldisposition sowie der Beachtung der Verhältnisse von Preis und Leistung. Marktziele (Gewicht 18 von 100) beinhalten ökonomische Größen wie die auf die Zeitperiode bezogene Bauleistung und die angestrebten Marktanteile. Weiterhin andere Elemente wie die Förderung des Image oder Bewahrung der Unabhängigkeit. Leistungsziele (Gewicht 15 von 100) formulieren das Leistungsangebot, die Leistungsqualität sowie die Randbedingungen der Organisationsentwicklung. Umweltziele (Gewicht 9 von 100) beziehen sich sowohl auf das Errichten von Bauwerken des Umweltschutzes als auch auf die Befolgung der Grundsätze des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes (KrW-/AbfG) in der Bundesrepublik Deutschland. Im Zuge einer life-cycle-orientierten und
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auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Betrachtung der Bauprozesse und des Bauwerks (Girmscheid 2000) kommt umweltfreundlichen Baustoffen sowie speziell den Baunutzungskosten sehr hohe Bedeutung zu. Im Rahmen der Leistungserstellungsprozesse am Entstehungsort von baulichen Anlagen müssen zudem Belange des Emissionsschutzes (Staub, Splitter und Trümmer, Lärm und Erschütterungen) berücksichtigt werden. Dieses umso mehr, da das Bauen im Bestand mit steigenden Marktanteilen häufig in dicht besiedelten Gebieten stattfindet. Die Markt- und Wettbewerbsziele stellen gegenüber den dominierenden Ertragsteilzielen die untergeordneten strategischen Formalteilziele eines Bauunternehmens dar. Eine gezielte Ausrichtung des Unternehmens bezüglich seines Know-how und seiner Kompetenzen auf geeignete, korrespondierende Produkt-Marktsegmente der Branche ermöglicht die Entfaltung von Anbietervorteilen (interne Effizienzvorteile) sowie von komparativen Konkurrenzvorteilen (Backhaus 1997). Der komparative Konkurrenzvorteil (effektiver Kundenvorteil) in bestehenden Produkt-Marktsegmenten muss aus dem Blickwinkel des Kunden als so genannter einzigartiger Verkaufsvorteil des Unternehmens im Vergleich mit seinen Wettbewerbern erkennbar sein. Die Realisierung eines komparativen Konkurrenzvorteils sollte sowohl in den bestehenden Produkt-Marktsegmenten wie auch für die Erschließung neuer Grundvoraussetzung sein. Wettbewerbsfähig sein und somit seinen Wettbewerbszielen genügen kann ein Bauunternehmen, wenn seine Leistungserstellungsprozesse mindestens so effizient wie oder effizienter als die der Wettbewerber gestaltet sind. Auf diese Weise können die gesetzten Markt- und Wettbewerbsziele erfolgreich realisiert werden. Der Kundenvorteil und der Anbietervorteil ergeben den Wettbewerbsvorteil des Unternehmens (Kleinaltenkamp u. Plinke 2000). Als direkte Ziele in Bezug auf den unternehmerischen Leistungserstellungsprozess wirken die Ertrags- und Wettbewerbsziele. Hier können die folgenden drei prominenten Ziele abgeleitet werden: x Ertragsziel: Gewinnmaximierung, x Wettbewerbsziel: Kundenakquisition und Gewinnen von Aufträgen, x Wettbewerbs- und Leistungsziel: Erreichen einer Kundenzufriedenheit zur Unterstützung des Wettbewerbsziels der Gewinnung von Folgeaufträgen. Daraus wird deutlich, dass bei Bauunternehmen der operative Zielfokus hauptsächlich auf den Erfolg in den Leistungserstellungsprozessen einschließlich der Akquisition und des nachgelagerten Betriebes des Objektes
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ausgerichtet sein wird. Dieses wird aus der in Abbildung 1.3 dargestellten Prozessstruktur eines Bauunternehmens deutlich.
Abb. 1.3 Prozesse in einem Bauunternehmen – Übersicht (weiterentwickelt nach Girmscheid 2004 b)
Der Komplex der Managementprozesse ist ausgerichtet auf folgende Aufgaben: x Normatives Management: Mission, Vision, Festlegung der Ziele auf dieser Grundlage; Begründung der Aktivitäten und Entwicklung von Nutzenpotenzialen für die Stakeholder. x Strategisches Management: Strategie zur Erreichung der Vorgaben des Mission Statement und der Vision, Ausrichtung von Aktivitäten (Programme, Strukturen, Systeme und Verhalten). x Operatives Management: Vollzug der normativen und strategischen Vorgaben durch Umsetzung in Prozesse (wirtschaftliche Effizienz / Effektivität des Führungshandelns). Die eigentliche Wertschöpfung des Bauunternehmens findet in den Leistungserstellungsprozessen statt. Ein Prozess ist eine „ganzheitliche, sachlogische und zeitliche Folge von Aktivitäten zur Bearbeitung“ eines Projektes (Egelmann, 2001). Ein Geschäftsprozess ist „eine abgegrenzte, meist arbeitsteilige Folge logisch verbundener Funktionen mit einem definierten Beginn und einem definierten Ende, dessen Ziel die Erstellung oder
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Verwertung von betrieblichen Leistungen ist und der infolge vorhandener Rahmenbedingungen z.B. Zeitspannen, Ressourcen und Regeln, durchgeführt wird“ (Brendel u. Friede 2001). Im Kontext der Kalkulation und Preisbildung sind besonders die folgenden Prozesse zu diskutieren: x Akquisition: Identifikation von Kunden respektive Ausschreibungen, die im Spektrum der zu erbringenden Bauleistung und des Objektbetriebes mit den Zielen des Bauunternehmens korrelieren. x Angebotsphase: Leistungspräzisierung, Organisationsbestimmung, Erfassung von Chancen und Risiken, Kostenkalkulation und Preisbildung. Dabei wird das Projekt in prozessorientierte Aktivitäten zerlegt, die dann im Rahmen der Angebotskalkulation in Kostengrößen strukturiert werden. Diese stellen in abstrahierter Form die Aktivitäten dar, die im Projekt notwendig sind und in der weiteren Entwicklung der Angebotspreisbildung dienen. In dieser Generierungsphase sind folgende Punkte zu beachten (Girmscheid 2004 a): x
Ertrags- und Leistungsziele: Ausschreibungen müssen in Bezug auf eigenes Know-how, Kapazität und Kompetenz im Leistungsspektrum des Bauunternehmens liegen.
x
Ertrags-, Markt- und Wettbewerbsziele: Der Wettbewerb der Ausschreibung sollte die Wettbewerbsvorteile des Bauunternehmens im Vergleich zu potentiellen Mitbewerbern zur Geltung bringen.
Eine erfolgreiche Angebotskalkulation liefert den entscheidenden Beitrag zur Gewinnung und Abwicklung von Bauaufträgen und somit auch zur Realisierung der Ertrags- und Wettbewerbsziele eines Unternehmens. Im Rahmen der nachgelagerten Arbeitskalkulation wird das unternehmerische Ziel des Projektes auf der Grundlage des Vertrages definiert. Sie bildet die Kontroll- und Steuerungseinheit und dient als eines der dominierenden Elemente für die Realisierung der Ertragsziele.
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Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess
Abb. 1.4 Kalkulationsphasen im Leistungserstellungsprozess
Den Kalkulationsprozessen kommt damit im Rahmen des Leistungserstellungsprozesses eine besondere Bedeutung bei der Zielerreichung zu. Sie erstrecken sich mit der Angebots-, Auftrags-, Arbeits-, Nachtrags- und Nachkalkulation über den gesamten Leistungserstellungsprozess (Abb. 1.4) und bilden ihn in den betriebswirtschaftlichen Werten ab. Es werden dadurch Entscheidungsgrundlagen für die zur Zielerreichung erforderlichen Gestaltungs- und Steuerungsmaßnahmen geschaffen. Die risikobasierte, prozessorientierte Kostenkalkulation und Preisbildung in Bauunternehmen muss den Leistungserstellungsprozess auf der Baustelle erfassen und in Kosten bewerten. Die Kalkulation ist somit einer der Kernprozesse im Rahmen der Leistungserstellungsprozesse und bildet das Bindeglied zwischen den Produktionsprozessen (Bauausführung) und Bewertungsprozessen des Rechnungswesens. Erst die Verknüpfung beider Bereiche liefert die besten kalkulatorischen und preisgestalterischen Ergebnisse.
2 Die Kalkulation als Element der Kostenplanung 2.1 Definition Projekt und Objekt Bauwerke sind Resultate der Erfüllung von Bauherrenbedürfnissen. Sie sollen definierte life-cycle-orientierte Kosten-Nutzen-Strukturen ergeben. In einem solchen Kosten-Nutzen-Prinzip spielen der Standort der baulichen Anlage, ihre technische und architektonische Qualität sowie die Bau-, Nutzungs- und Rückbaukosten zur Sicherstellung der Finanzierbarkeit und der privaten respektive volkswirtschaftlich längerfristigen Rendite eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten für Bauprojektanstöße (Diederichs 1994, S. 43): x Nutzungsbedarf, x Grundstücksverwertung, x Kapitalinvestition. Die Projektinitiierung aufgrund eines Nutzungsbedarfs dient der Erfüllung konkreter Bedürfnisse eines Bauherrn. Für den Bedarf einer Nutzung sind ein geeigneter Standort und die Finanzierung zu sichern. Wird ein Projekt aufgrund eines vorhandenen Standorts initiiert, so geht dies in der Regel auf die Absicht des Eigentümers zurück, sein Grundstück durch eine höherwertige Nutzung rentabler zu machen. Für eine erfolgreiche, Gewinn versprechende Projektrealisierung gilt es, die für das jeweilige Grundstück geeignete Nutzung zu identifizieren. In einer solchen Betrachtung ist zu differenzieren zwischen der Projektund Objektphase: x Das Projekt ist ein zeitlich abgestecktes und komplexes Vorhaben, welches im Wesentlichen durch Einmaligkeit der Bedingungen bezogen auf bestimmte Merkmale in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist (s. DIN 69901). Zu den Merkmalen gehören unter anderem: Zielvorgaben (zunächst vom Auftraggeber formuliert), zeitliche Ausprägung, personelle Ausprägung, spezifische Organisation, Komplexität, Risiko. Die Projektphase endet mit der Fertigstellung des Projektgegenstandes. Ein Bauprojekt bezieht sich in der Regel auf hohe immobile Werte des Anlagevermögens. x Das Objekt ist im allgemeinen Sprachgebrauch ein Gegenstand, dem eine Handlung widerfährt. Im Bauwesen ist es ein fertig gestelltes Projekt, welches sich durch seine Ortsgebundenheit und den Unikatcharakter
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Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess
von anderen Objekten unterscheidet (in Abgrenzung zum Produkt = reproduzierbares Erzeugnis).
Abb. 2.1 Abgrenzung Projektphase – Objektphase (nach Motzko 2001)
In Abbildung 2.1 ist die Abgrenzung zwischen der Projekt- und Objektphase dargelegt. Die Projektphase tritt immer dann ein, wenn die Idee für eine signifikante Veränderung des Bestandes entsteht und endet damit, dass das Vorhaben nach Prüfung entweder aufgegeben oder in die Planungsphase überführt wird. Sie ist mit einer Investitionsentscheidung verbunden und kann mehrfach an einem Objekt stattfinden. Hierbei werden definierte Entscheidungsparameter quantifiziert. Diese können unter anderem aus folgenden Komplexen stammen: x x x x x x
Wirtschaftlichkeit, Corporate Identity, Kundenwunsch, Politik, Technologie, Humanitäre Hilfe.
Das Bauprojekt als komplexe und höchst arbeitsteilige Aufgabe umfasst eine Vielzahl von Planungs-, Beratungs- und Bauleistungen, die zu den unterschiedlichsten Phasen in einem Bauprojekt ablaufen.
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2.2 Übersicht zum Ablauf der Kostenplanung in Deutschland Eine gute und transparente Systematik zur Durchführung der Kostenplanung liefern deutsche Industrienormen. Die Industrienorm DIN 276-1 (2006-11) definiert die Kostenplanung für den Bereich Hochbau als die Gesamtheit aller Maßnahmen der Kostenermittlung, der Kostenkontrolle und der Kostensteuerung. Hierbei wurden als Ziele der Kostenplanung die wirtschaftliche, kostentransparente und kostensichere Realisierung von Bauprojekten festgelegt. Weiterhin wurden die Stufen der Kostenermittlung gegenüber der DIN 276 (1993-06) von vier auf fünf erweitert. Bemerkenswert hierbei ist der Bezug zur DIN 18205 „Bedarfsplanung im Bauwesen“ (1996-04), die kaum Beachtung bei Abhandlungen über die Kostenplanung findet. Gerade die frühen Projektphasen sind darin normativ in Bezug auf die durchzuführenden Prozesse geregelt. Ein weiterer Bezug besteht zur DIN 18960 „Nutzungskosten im Hochbau“ (1999-08). In diesem Verbund wird der Lebenszyklus eines Bauwerkes bezogen auf die Kostenplanung erfasst. In Abbildung 2.2 sind Kostenermittlungsstufen entsprechend den Projekt-/Objektphasen dargestellt. Zur Beschreibung von Kalkulationsobjekten ist die Bestimmung ihrer relevanten Merkmale erforderlich. Mithilfe mathematischer Kostenmodelle lassen sich gerade bei der prozessorientierten Betrachtung Kalkulationsschemata entwickeln, welche Kostenaussagen für Entscheidungssituationen bereitstellen (s. Pickel 1989). Weiterhin kann eine Differenzierung zwischen Einwert- und Mehrwertmodellen vorgenommen werden. Die Einwertmodelle werden in der Regel in den frühen Projektphasen angewendet und nutzen entweder geometrische Merkmale wie zum Beispiel die Brutto-Geschoßfläche (BGF) oder durch den Zweck und die Nutzung des Bauwerkes bestimmte funktionale Merkmale wie zum Beispiel die Anzahl von Wohneinheiten. Diese Merkmale werden mit Kostengrößen attribuiert und ergeben einen Entscheidungswert. Bei den Mehrwertmodellen sind die ressourcenbasierten Modelle und die Elementmodelle von Relevanz. Bei den Ersteren wird eine feingliedrige, detaillierte Dekomposition des zu kalkulierenden Gegenstandes vorgenommen und mit entsprechenden Ressourcen gekoppelt. Hierzu zählen die üblichen Kalkulationsverfahren. Bei den Elementmodellen wird der zu kalkulierende Gegenstand in lokale, geometrisch definierte Bereiche dekomponiert und mit Kostengrößen attribuiert. Mehrwertmodelle werden in den fortgeschrittenen Projektphasen zum Einsatz kommen. Als wichtige Grundlage für die Entscheidungen des Bauherrn sind in den Kostenermittlungsstufen bestimmte Toleranzbereiche für die Kostenabweichung zwischen Plan-Werten und Ist-Werten einzuhalten (s. Abb. 2.2). Eine Überschreitung kann zu Rechtsansprüchen gegen den Planer
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Teil 1: Die Kalkulation im Leistungserstellungsprozess
führen (zum Beispiel BGH in IBR 1997, 375). So ist die Kostenplanung bereits in den frühen Projektphasen mit äußerster Sorgfalt durchzuführen.
Abb. 2.2 Struktur der Kostenplanung und Toleranzbereiche der Kostenabweichung
Planungsleistungen werden nicht in jedem Fall von spezialisierten Planungsbüros gegenüber dem Bauherrn verantwortet. Die Projektabwicklungsform und der Vertrag entscheiden über das Quantum dieser Verantwortung. So wird ein Systemanbieter ein anderes Spektrum der Planung übernehmen als ein Generalunternehmer, der ausschließlich die Bauausführung verantwortet (s. Kap. 3.6). Am Beispiel von verschiedenen Formen des Generalunternehmereinsatzes soll dieses verdeutlicht werden. Generalunternehmer sind nach dem „Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen“ (VHB 2002) Hauptunternehmer, die sämtliche, für die Herstellung einer baulichen Anlage erforderlichen Bauleistungen zu erbringen haben und wesentliche Teile davon selbst ausführen. Der Hauptunternehmer entspricht dem Vertragspartner des Auftraggebers. In der Europäischen Charta der Generalunternehmer (FIEC Federation de
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L‘Industrie Europenne de la Construction 1992) werden folgende Projektabwicklungsformen dazu definiert: x GU-A Generalunternehmen Ausführung: In dieser Form führt das Unternehmen das Bauwerk aus. Dessen Vertragsverantwortung beinhaltet wenigstens die Erstellung des Projektes in der Ausführung der verschiedenen Gewerke, ausgehend von einem detaillierten, vom Bauherren gelieferten Entwurf sowie in der Regel dazugehörigen Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis und Ausführungsplanung. Die Kalkulation wird auf Basis der vorliegenden Leistungsbeschreibung durchgeführt und beinhaltet in der Regel eigene Werte des GU-A sowie Werte von Nachunternehmen. x GU-IA Generalunternehmen Ingenieurleistung und Ausführung: Bei dieser Form übernimmt der GU–IA zumindest teilweise die Ausführungsplanung sowie die Bauausführung. Die Kalkulation wird zum Teil auf Basis einer vorliegenden Leistungsbeschreibung angefertigt. Ergänzung erfolgt durch den Generalunternehmer. Die Werte werden von ihm selbst oder von Nachunternehmen generiert. x GU-PIA Generalunternehmen Planung, Ingenieurleistung und Ausführung: Seine Verantwortung umfasst die vollständige Bauwerkserstellung einschließlich definierter Planungsleistungen in frühen Projektphasen, ausgehend von einem durch den Bauherren definierten Programm. Der GUPIA übernimmt die Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung im Bereich Objektplanung und TGA, Tragwerkslösung bis hin zur Erstellung der Schal- und Bewehrungspläne im Bereich der Tragwerksplanung sowie die Bauausführung. Da in diesem Fall auch eine bauherrenseitige funktionale Leistungsbeschreibung vorliegen kann, sind vom Generalunternehmer interne Leistungsverzeichnisse zu erstellen. Je nach Leistungszuordnung (Planung und Bauleistung) werden die Kalkulationswerte von ihm selbst oder von Nachunternehmen generiert. 2.3 Übersicht zum Ablauf der Kostenplanung in der Schweiz In Abbildung 2.3 sind gemäß der Schweizer Norm SIA 112 der Ablauf eines Bauprojektes und gleichzeitig der Wertschöpfungsprozess bei der Erstellung eines Bauwerkes von der ersten Idee bis hin zur Bewirtschaftung eines Gebäudes dargestellt. Da in allen Phasen des Projektes Eingangsressourcen zu höherwertigen Ausgangsressourcen verarbeitet und somit Werte geschaffen werden, kann dieses Phasenmodell auch als Wertschöpfungskette eines Bauprojektes an-
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gesehen werden. Der Wertschöpfungsprozess im Unternehmen erfolgt im Rahmen des individuellen unternehmerischen Leistungserstellungsprozesses. Er umfasst meist spezifische Gewerkeleistungen in spezifischen Phasen der Bauprojekte oder, je nach gewählter Projektabwicklungsform, horizontal oder vertikal gewerkeübergreifende Wertschöpfungsphasen des Bauprojektes (Girmscheid 2004 c). Jedes Bauunternehmen hat einen spezifischen Wertschöpfungsprozess, der je nach Projektabwicklungsform und der dazu möglicherweise erforderlichen horizontalen und/oder vertikalen Leistungsintegration, folgenden Leistungsumfang beinhalten kann: x Fachgruppenspezifische Planung wie beispielsweise Objektplanung, Tragwerksplanung, Bauphysik. x Gewerkespezifische Ausführung wie Rohbau, Raumbildender Ausbau, Heizung-Lüftung-Klimatechnik, Fassadentechnik. x Gesamtleistung Planung – horizontal über alle Gewerkegruppen und vertikal über mehrere Bau- bzw. Wertschöpfungsphasen. x Gesamtleistung Ausführung – horizontal über alle Gewerkegruppen, aber nur über eine Bau- bzw. Wertschöpfungsphase. x Total- oder Systemanbieterleistungen – horizontal über alle Gewerkegruppen und vertikal über die Vorstudie/Projektierungsphase bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe, oder über eine begrenzte Betriebsphase, d.h. über mehrere Wertschöpfungsphasen. Die Phasen des Wertschöpfungsprozesses eines Bauprojektes sind in Abbildung 2.4 prinzipiell dargestellt und nachfolgend erläutert. Zudem sind den Wertschöpfungsphasen des Bauprojektes die Phasen der Kostenschätzung des Bauherrn sowie der Kostenkalkulation der Unternehmen gemäß einigen prominenten Projektabwicklungsformen zugeordnet. Dabei ist zu erkennen, dass sich die Kostenkalkulation in den Wertschöpfungsphasen mit zunehmender Konkretisierung der Leistungen verdichtet und hinsichtlich der Streubreite der Ergebnisse genauer wird. Die Übergänge von einer Projektphase in die nächste sind an Entscheidungen des Bauherrn gekoppelt, die in Bezug auf das Projektbudget im Rahmen der Prozesse der Kostenplanung vollzogen werden.
2 Die Kalkulation als Element der Kostenplanung
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Abb. 2.3 Wertschöpfungskette eines Bauprojektes in Anlehnung an die Projektphasen der Norm SIA 112
Die Aufgaben und Kostenermittlungsmethoden in den einzelnen Wertschöpfungsphasen des Bauwerkes stellen sich wie folgt dar: In der Phase der strategischen Planung geht es vor allem um die Konkretisierung und das Zusammenführen der Bedürfnisse von Investoren, Bauherren und Nutzern, damit die Ziele bezüglich der Nutzungsstrukturen, der Kosten, der Termine, der Qualitäten und weiterer Merkmale sowie die dazugehörigen Rahmenbedingungen festgelegt werden. Darauf aufbauend werden Lösungsstrategien in Form geeigneter Projektansätze erarbeitet und der Kostenrahmen festgelegt. In der Phase der Vorstudie werden für diese Projektansätze erste Bewertungen hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit vorgenommen. Ziel hierbei ist, einzelwirtschaftlich wettbewerbsfähige sowie gesamtwirtschaftlich sozial- und umweltverträgliche bauliche Anla-
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gen zu erzeugen, die dauerhaft rentabel genutzt werden können (Diederichs 1994, S. 43). Hierzu dient eine erste Kostenschätzung mit Eingrenzung des wahrscheinlichsten Wertes sowie der unteren und oberen Grenzen.
Abb. 2.4 Bauprojektphasen – Kostenschätzung des Bauherrn/Architekten und Kostenkalkulation des Unternehmens (aus Girmscheid 2004 b)
Sind die Machbarkeits- bzw. Vorstudien erfolgreich abgeschlossen und konnte nach Bewertung der Alternativen unter Beachtung des KostenNutzen-Prinzips die beste Variante hinsichtlich der Zielerreichung identifiziert werden, so kann eine positive Investitionsentscheidung getroffen werden. In dieser Phase wird der Funktionalitäts-, Qualitäts-, Gestaltungs-, Termin- und Kostenrahmen festgelegt, um den intendierten Nutzen zu si-
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chern. Dabei sollte der Bauherr die Finanzierung bereits weitgehend sicherstellen, bevor die Projektierung beginnt. Die Vorstudienphase endet mit der risikoorientierten Auswahl der Projektabwicklungsform seitens des Bauherrn oder, je nach Projektfortschritt, bereits mit der Auswahl der Vertragspartner. In der Projektierungsphase werden, ausgehend von den Anforderungen und Wünschen des Bauherrn hinsichtlich Projektabwicklungsform, Nutzung, Funktion, Lage, Qualität, Größenordnung, Architektur und Kostenrahmen erste Pläne und die Kostenschätzungen vom Architekten oder eine Budgetkalkulation für die Gewerkegruppen mit Preisen des Totalunternehmers erstellt. Hierbei wirken neben dem Architekten bereits diverse Fachplaner, Berater oder auch der Totalunternehmer sowie als externe Stellen die Genehmigungsbehörden mit. Nach endgültiger Sicherstellung der Finanzierung und Einholen der bauaufsichtlichen Genehmigungen kann im Zusammenwirken von Architekt und Fachingenieuren der endgültige Entwurf als Grundlage der Bauausführung erstellt werden. Dies kann durch Einzelleistungsplaner, Generalplaner oder den Totalunternehmer erfolgen. Einzelleistungs- und Generalleistungsanbieter fertigen hierzu eine weitere Kostenschätzung II an. Wird ein Totalunternehmer eingesetzt, entwickelt er eine TUBudgetkalkulation I und gegebenenfalls den Garantierten Maximalpreis (GMP). Dazu verwendet er Angebote von Nachunternehmern, die selbst eine Angebotskalkulation I für ihre Gewerkegruppe erstellen müssen. Es folgt die Phase der Ausschreibung der Ausführungsgewerke durch den Architekten für Einzelleistungs- oder Gesamtleistungsanbieter. In dieser Projektphase erstellen Einzelleistungs- und Gesamtleistungsanbieter die Angebotskalkulation und die Preisbildung. Ein Totalunternehmer hat bereits bei seiner Budgetkalkulation I in der Projektierungsphase Angebote von Subunternehmen für die einzelnen Gewerke eingeholt. Nach weitgehender Fertigstellung der Genehmigungs- und Ausführungsplanung wird er im Regelfall nochmals eine detaillierte Ausschreibung bei seinem Subunternehmer vornehmen und eine genauere TU-Budgetkalkulation II mit zum Beispiel GMP respektive seine Budgetausführungskalkulation I erstellen. In der Realisierungsphase stellen die Unternehmen dann für ihre internen Controllingzwecke Ausführungs- bzw. Arbeitskalkulationen auf. Ferner werden im Rahmen von Ausführungsänderungen des Bauherrn Nachtragskalkulationen erforderlich. Dabei ist die risikobasierte, prozessorientierte Kostenkalkulation und Preisbildung stets im Kontext des Wertschöpfungsprozesses eines Bauprojektes zu sehen. Sie hat für den Total- wie auch für den spezialisierten Gewerkeunternehmer größte Bedeutung, weil er mittels Kostenkalkulation
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seine Preise festlegt, um seine Ertrags-, Markt- und Wettbewerbsziele zu erreichen.
3 Die Kalkulation im Vergabeverfahren und im Bauvertrag 3.1 Das Vergabeverfahren Der Begriff Vergabe bildet in Deutschland nach der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) Teil A die Gesamtheit aller zum Vertragsabschluss führenden Maßnahmen des Auftraggebers bis zur Erteilung des Zuschlages (Vygen 2004, S. 19). Unabhängig von der unter anderem aus der Umsetzung der EG-Baukoordinierungsrichtlinie (93/37/EWG) und der Sektorenrichtlinie (93/38/EWG) resultierenden Verpflichtung bestimmter Gruppen von Auftraggebern, definierte Vergabeverfahren einzuhalten, wird der Zuschlag durch die Annahme eines Angebotes erfolgen. Das Angebot wird auf der Grundlage einer frei oder nach bestimmten Regeln gestalteten Ausschreibung angefertigt. Auch wenn die Anwendung der VOB/A für öffentliche Auftraggeber sowie private Auftraggeber zutrifft, die in den Sektoren Trinkwasser- und Energieversorgung sowie Verkehrs- und Fernmeldewesen Bauaufträge vergeben, gilt das Gebot der Klarheit und Vollständigkeit der Leistungsbeschreibung als vorvertragliche Pflicht für jeden Auftraggeber (Kapellmann, Langen 2003, S. 28). Die Vergabearten sind in der VOB/A wie folgt geregelt: x Öffentliche Ausschreibung: die Bauleistungen werden im vorgeschriebenen Verfahren nach öffentlicher Aufforderung vergeben. Eine unbeschränkte Zahl von Unternehmen kann Angebote einreichen (stellt den anzuwendenden Regelfall für den öffentlichen Auftraggeber dar). x Beschränkte Ausschreibung: die Bauleistungen werden im vorgeschriebenen Verfahren nach Aufforderung einer beschränkten Zahl von Unternehmen (in der Regel 3 bis 8, s. Vygen 2004, S. 19) vergeben. x Freihändige Vergabe: Vergabe der Bauleistungen ohne ein förmliches Verfahren, allerdings unter sinngemäßen Anwendung der Bestimmungen der VOB/A. Das Vergabeverfahren nach VOB/A wird in folgende Schritte gegliedert, die für den privaten Auftraggeber nicht zwingend vorgeschrieben sind (Vygen 2004, S. 19-20): x Überlassung der Vergabeunterlagen einschließlich der Leistungsbeschreibung an die Bieter (detailliert in VOB/A §§ 9 und 10) x Abgabe der Angebote durch die Bieter (in der Form, dass der Vertrag mit der Einverständniserklärung des Auftraggebers geschlossen werden kann)
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x Abhalten eines Eröffnungstermins, in dessen Rahmen die Angebote geöffnet und vorgelesen werden (§ 22 VOB/A) x Erteilung des Zuschlags durch die Annahme des Angebotes. Die exponierte Stellung der Kalkulation ist - hier der Angebots- und Auftragskalkulation (Vertragskalkulation) - in den dargelegten Prozessen erkennbar. Die dem Vertragspreis zu Grunde liegenden Strukturen und Werte werden in dessen Rahmen auf Basis der Ausschreibungsunterlagen sowie in Folge der Vertragsverhandlungen gebildet und beinhalten sowohl die ermittelten Kostenelemente als auch die dazugehörige Kalkulationsmethode (Kapellmann KD, Messerschmidt B 2003, S. 652 sowie EFBBlätter). Weiterhin ist von Bedeutung, dass die Angebots- respektive Auftragskalkulation (Vertragskalkulation) als Basis für die Bemessung veränderter Preise (Nachtragsforderungen) heranzuziehen ist (s. ebenda). Als ein bedeutender Vorgang ist ferner das Hinterlegen der Vertragskalkulation (Urkalkulation) zu werten, der vertraglich vereinbart werden kann. Bei Bedarf wird unter Einhaltung bestimmter Regeln die Urkalkulation dann geöffnet. In der Schweiz werden in der Norm SIA 118 Regelungen bezüglich Inhalt und Verfahren von Ausschreibung sowie Vergabe und Vertrag für Bauleistungen vorgenommen. Die Arten der Ausschreibung sind gemäß Art. 4 analog zur VOB/A gegliedert. Öffentliche Bauherren haben bei der Art der Ausschreibung die Anforderungen des GATT (General Agreement on Tariffs and Trades) hinsichtlich der Schwellenwerte zu erfüllen. Das Verfahren beginnt mit der Ausschreibung der Bauleistungen durch den Bauherrn bzw. seinen Architekten. Auf diese Ausschreibung hin reichen die interessierten Bauunternehmen ihre Angebote ein. Der Bauherr prüft die Angebote und selektiert die Unternehmen, die seine Projektziele am besten erfüllen. Mit den in Frage kommenden Unternehmen nimmt er Verhandlungen zum Beispiel über offene Details, bei privaten Bauherren auch über den Preis auf. Nach den Verhandlungen vergibt der Bauherr den ausgeschriebenen Leistungsumfang zur Ausführung an den bietenden Unternehmer, der ihm die besten komparativen Konkurrenzvorteile bietet (Vergabe) und veröffentlicht die Entscheidung. Die Auswahl des zu beauftragenden Bauunternehmens hinsichtlich der komparativen Konkurrenzvorteile erfolgt hierbei sowohl unter Wertung der Höhe des Angebotspreises als auch unter Berücksichtigung der Qualifikation und Leistungsfähigkeit des Unternehmers für die ausgeschriebene Bauleistung. Der Inhalt der projektspezifischen, verfahrenstechnischen Bedingungen ist jedoch vielfältig und von Projekt zu Projekt unterschiedlich, da der Ausschreibende eigene, den Richtlinien konforme Regelungen ergänzen kann. Meist umfassen die Ausschreibungsbedingungen Bestimmungen über
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Termin und Ort der Abgabe des Angebots an den Bauherrn, die Form des Angebotes, die Dauer der Bindung, die Einteilung in Lose oder die Aufforderung zur Bildung von Arbeitsgemeinschaften. Viele Gemeinwesen und Körperschaften des öffentlichen Rechts haben eigene, die Norm SIA 118 ergänzende Submissionsordnungen in Form von Gesetzen, Verordnungen oder Dienstanweisungen erlassen. Zu unterscheiden sind dabei Bestimmungen, die das Ausschreibungsverfahren regeln, Bestimmungen für die Vergabe und den Abschluss des Werkvertrages sowie Allgemeine Geschäftsbedingungen (Lendi, Trümpy 1989, S. 8). Eine einheitliche bundesweite Regelung gibt es in der Schweiz zurzeit nicht. 3.2 Vergabe- und Vertragsunterlagen Die Vergabeunterlagen (Ausschreibungsunterlagen) Die Vergabeunterlagen sind dem interessierten oder präqualifizierten Unternehmen zu überlassen. Das Überlassen der Vergabeunterlagen kann bei Öffentlicher Ausschreibung (§ 20 Nr. 1 VOB/A) an das Entrichten eines Entgeltes gebunden sein. Ist für den Auftraggeber die VOB/A bindend, dann sind die Vergabeunterlagen im § 10 VOB/A geregelt und bestehen aus folgenden Elementen: x Anschreiben (Aufforderung zur Angebotsabgabe) mit allen relevanten Angaben. Dazu gehören unter anderem Art und Umfang der Leistung, Ausführungsort und –zeit, Art der Vergabe, relevante Anschriften, Ort und Zeitpunkt des Eröffnungstermins, Höhe der geforderten Sicherheitsleistungen, Nachprüfungsstelle. x Verdingungsunterlagen: - Leistungsbeschreibung: Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis oder Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm. - Allgemeine Vertragsbedingungen / Besondere Vertragsbedingungen / Zusätzliche Vertragsbedingungen mit möglichen Regelungen zu Vertragsart, Zahlungen, Unterlagen, Weitervergaben an Nachunternehmer, Ausführungsfristen, Vertragsstrafen, Abnahme, Mängelansprüchen u.a.. - Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen: normativ geregelter gewerkeweiser Leistungsumfang / Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen. In der Schweiz regelt die Ausschreibungsunterlagen die Norm SIA 118 und formuliert im Art. 7 folgende Bestandteile:
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x Text der vorgesehenen Vertragsurkunde, worin der Hauptinhalt des vorgesehenen Vertrages unter Einschluss der Vertretungsverhältnisse auf Seiten des Bauherrn umschrieben und auf die übrigen Ausschreibungsunterlagen verwiesen wird. x Die durch das Bauprojekt bedingten, besonderen Bestimmungen. Es sind dies Bestimmungen, die sich namentlich aus der Lage des Bauobjektes, der Beschaffenheit des Baugrundes, dem gewünschten Bauvorgang, der Zweckbestimmung des Werkes und anderen Größen ergeben. x Leistungsverzeichnis und/oder Baubeschreibung. x Pläne. x Verzeichnis der nicht durch das Objekt bedingten, allgemeinen Bestimmungen, die für das Angebot und den abzuschließenden Vertrag gelten sollen. Als solche kommen in Betracht: - die Norm SIA 118, - die übrigen Normen des SIA und im Einvernehmen mit dem SIA aufgestellte Normen anderer Fachverbände und - die weiteren Normen anderer Fachverbände. Die Ausschreibungsunterlagen als Grundlage der Angebotsbearbeitung sind übersichtlich und vollständig zu erstellen. Neben der Ermöglichung einer zuverlässigen Bearbeitung der Ausschreibungen durch die Bieter muss auch eine strukturierte, übersichtliche und korrekte Wertung der Angebote und somit die richtige Vergabeentscheidung durch den Bauherrn gewährleistet sein. Üblicherweise wird in den Ausschreibungsunterlagen angeführt, welche zusätzlichen Unterlagen der Unternehmer bei der Angebotsabgabe zu ergänzen hat. Handelt es sich beispielsweise um eine Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis, ist dieses mit den eingesetzten Preisen Bestandteil der Offerte. Im Leistungsverzeichnis darf der Unternehmer keine Änderungen, Streichungen oder Ergänzungen anbringen. Vorbehalte, Bemerkungen und Vorschläge sind gesondert als Beilagen zum Angebot einzureichen. Zudem kann der Bauherr verlangen, dass ein Grob-Terminplan, Erläuterungen zu den gewählten Bauverfahren sowie Geräte- und Personallisten beigelegt werden, um die Kompetenz des Unternehmens und die Tiefe der Angebotsbearbeitung zu beurteilen. Nach Art. 17 der Norm SIA 118 ist das Angebot während einer in der Ausschreibung festgelegten Frist verbindlich. Fehlt eine solche Frist, ist das anbietende Unternehmen 30 Tage vom Ablauf der Eingabefrist an das Angebot gebunden. Die Vertragsunterlagen Nach Annahme des Angebotes durch den Auftraggeber gilt auf der Grundlage der VOB/B, dass die auszuführende Leistung nach Art und Umfang
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durch den Vertrag bestimmt ist. Gegenüber den Verdingungsunterlagen können sich für den Vertragsfall Abweichungen ergeben, welche unter anderem aus einem Vergabeprotokoll, etwaigen Vorbemerkungen, diversen Plänen und Zeichnungen resultieren. Damit im Vertragswerk eine Klarheit über den Rang der diversen Unterlagen besteht, ist hierzu eine Rangordnung zu vereinbaren, die im § 1 Nr. 2 VOB/B eine Vorgabe erfährt. An oberster Stelle ist die Leistungsbeschreibung aufgeführt. Auch dadurch wird deutlich, dass der Kalkulation, die in der Struktur der Leistungsbeschreibung erarbeitet wird, eine exponierte Stellung zukommt. Auch die Norm SIA 118 empfiehlt bei widersprüchlichen Inhalten in den Ausschreibungsunterlagen in Artikel 7 eine Rangfolge festzulegen, die anhand der im Abschnitt zuvor genannten Punkte vorgenommen werden kann. Neben der Festlegung der Rangfolge sind etwaige Widersprüche, Unklarheiten oder Fehler in den Unterlagen von Bedeutung. Der Bieter als fachkundiges Unternehmen sollte den Auftraggeber auf solche Stellen in den Ausschreibungs- und Vertragsunterlagen hinweisen, sobald diese erkannt werden, und nicht darauf spekulieren, später Vorteile daraus ziehen zu können (Girmscheid et al. 2003). Hierbei können verschiedene Problemkomplexe differenziert werden, unter anderem: x Falsche Vorgaben wie: - Vorgabe ungeeigneter Herstellverfahren, - Vorgabe ungeeigneter Werkstoffe. x Widersprüchliche Werte innerhalb der Vertragsbestandteile wie: - Widersprüchliche Qualitäten und Quantitäten in den Unterlagen wie Leistungsbeschreibung und Pläne, - Widersprüchliche Bauzeiten im Vergabeprotokoll und im visualisierten Terminplan. x Mangelhafte technische Grundlagen wie: - Vorgabe nicht mehr gültiger Normen, - Vorgabe nicht zutreffender Normen. x Unvollständige Angaben wie: - Fehlende Hinweise zur Komplexität einer Bauaufgabe (besondere technologische Abhängigkeiten), - Fehlende Angaben zum Leistungsumfang, - Fehlende Angaben zur Quantität für zu kalkulierende Bauteile / Baustoffe / Bauhilfsstoffe. Die nicht rechtzeitige Feststellung oder auch das Ignorieren von Defiziten in den Unterlagen führen regelmäßig zu Unstetigkeiten im Projektverlauf. Daraus können unter anderen resultieren:
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x Verzerrung des Wettbewerbes beispielsweise durch Spekulation, x Ausstieg von Bietern und dadurch Reduktion des Marktpotenziales, x Ableitung und Durchsetzung von Ansprüchen auf zusätzliche Vergütung, Schadensersatz, Bauzeitverlängerung, x Provozieren von Mängeln in der Bauausführung. 3.3 Leistungsbeschreibung Die Beschreibung der auszuführenden Bauleistung bildet die Kerngröße der Vergabe- (Ausschreibungs-) und Vertragsunterlagen. Sie ist die Basis für die Kalkulation der Kosten und daraus abgeleitet für die Bestimmung der Preise. Die Leistungsbeschreibung ist vollständig und unmissverständlich aufzustellen. Dieser Grundsatz ist im § 9 Nr. 1 VOB/A verankert, wonach die Leistung eindeutig und so erschöpfend zu beschreiben ist, dass „alle Bewerber den Inhalt im gleichen Sinne verstehen müssen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können“. Weiterhin darf dem Auftragnehmer kein ungewöhnliches Wagnis aufgebürdet werden „für Umstände und Ereignisse, auf die er keinen Einfluss hat und deren Einwirkung auf die Preise und Fristen er nicht im Voraus schätzen kann“ (§ 9 Nr. 2 VOB/A). Die Komplexität von Bauvorhaben führt zwangsläufig dazu, dass Bauverträge Defizite in Bezug auf ihre Vollständigkeit aufweisen (Hess 2003, S. 1). Eine normativ geregelte Struktur, welche zumindest das Aufstellen sach- und fachgerechter Leistungsbeschreibungen unterstützt und eine bedeutende Schnittstelle zwischen Technik und Recht erschließt, bilden die in den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) der VOB/C vereinten DINNormen. Hierdurch wird die Aufstellung einer in technischer Hinsicht korrekten Leistungsbeschreibung unterstützt. Weiterhin sind bei Anwendung der VOB/A die Angaben im dazugehörigen Anhang TS Technische Spezifikationen zu berücksichtigen. Die Leistungsbeschreibung kann gemäß § 9 VOB/A grundsätzlich zwei Formen haben: x Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis, x Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm.
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3.3.1 Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis
Als notwendige Merkmale der Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis können in Anlehnung an § 9 Nr. 6-9 VOB/A identifiziert werden: x Die Bauleistung ist nach Leistungsbereichen/Gewerken hierarchisch (Titel = Gewerk, Teilleistung = Position oder Ordnungszahl) quantitativ und qualitativ definiert. x Innerhalb der Position sind bezogen auf die technische Beschaffenheit und die Preisbildung gleichartige Leistungen zu integrieren. x Festlegungen, welche mehrere Positionen betreffen und technischen Inhalts sind, dürfen als Vorbemerkungen an den Anfang des Leistungsverzeichnisses positioniert werden. x Eine Baubeschreibung ist zu verfassen (Zweck, Art und Nutzung des Bauwerkes; ausgeführte Vorarbeiten und Leistungen; gleichzeitig laufende Arbeiten; Konstruktion des Bauwerkes resp. Konzept der technischen Anlage). x Nebenleistungen und Besondere Leistungen gemäß Ziffer 0.4.2 der DIN 18 299 sind zu berücksichtigern. x Wahl- und Bedarfspositionen dürfen nicht zum Ausgleich mangelhafter Planung aufgenommen werden (Vygen et al. 2002, S. 45). x Bedarfspositionen sind für den öffentlichen Auftraggeber eingeschränkt anzuwenden (Vygen et al. 2002, S. 45). x Bei angehängten Stundenlohnarbeiten sind die Voraussetzungen des § 5 Nr. 2 VOB/A aufzunehmen. Die Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis wird überwiegend bei folgenden Bauvertragsformen verwendet: x Einheitspreisvertrag, x Detail-Pauschalvertrag. In der Schweiz werden im Art. 8 Norm SIA 118 Aufgabe und Inhalt des Leistungsverzeichnisses wie folgt definiert: x Ein Leistungsverzeichnis ist für Einheitspreisverträge vorzusehen. Es führt die einzelnen Leistungen, aus denen sich die ausgeschriebene Bauarbeit zusammensetzt, übersichtlich und vollständig auf (im Regelfall besteht bei jedem Leistungsverzeichnis zumindest ein Massenrisiko, da die auszuführenden Mengen unter Umständen zum Zeitpunkt der Ausschreibung noch nicht exakt feststehen oder nicht erfasst wurden). x Das Verzeichnis beschreibt jede Leistung unter Angabe von Materialqualitäten und voraussichtlichen (geplanten) Mengen; es verweist auf das Bestehen allfälliger objektbedingter Bestimmungen für ihre Ausfüh-
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rung. Es wird auf die besonderen Regelungen von Eventualpositionen verwiesen. x Das Verzeichnis gibt an, nach welcher Preisart (Einheits-, Global- und Pauschalpreis) die Vergütung des Unternehmers für die einzelnen Leistungen zu berechnen ist. Es ist so einzurichten, dass der Unternehmer nur noch die von ihm angebotenen Preise anzugeben hat und hierfür das Leistungsverzeichnis verwenden kann. In der Praxis ist bei der Erstellung von Leistungsverzeichnissen der Einsatz von standardisierten Leistungsbeschreibungen üblich. Diese stehen bei einer Vielzahl von EDV-Programmen der AVA (Ausschreibung-VergabeAbrechnung) elektronisch zur Verfügung. Zu den Werken, welche auch normativen Charakter aufweisen, zählen: x In Deutschland: Standardleistungsbuch (STLB) / Standardleistungskatalog für den Straßen- und Brückenbau (STLK) / Standardleistungskatalog für den Wasserbau (STLK-W) Das Standardleistungsbuch (STLB) unterstützt das Aufstellen von Leistungsverzeichnissen mit Hilfe standardisierter Textbausteine für verschiedene Leistungsbereiche, entsprechend der Gliederung der VOB/C. Das STLB-Bau Dynamische Baudaten ist aufgestellt vom GAEB (Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen), herausgegeben vom DIN und besteht in der neuesten Fassung aus einem dynamischen Textgenerator, welcher auf der Grundlage vorgegebener und gegebenenfalls zu ergänzender Regeln Ausschreibungstexte elektronisch erzeugen lässt. Der STLK ist eine ebenso wie das STLB nach Leistungsbereichen gegliederte Sammlung standardisierter, elektronisch verfügbarer Textbausteine für den Bereich Straßen- und Brückenbau, die ab dem Jahre 1999 von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen herausgegeben wird. Der STKL-W, herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW), vereinheitlicht die zur Beschreibung von Bauleistungen im Wasser- und sonstigem Tiefbau verwendeten Leistungstexte. x In der Schweiz: Normpositionskataloge Leistungsbeschreibungen für Leistungsverzeichnisse können entweder für einzelne Projekte individuell formuliert oder einem standardisierten Leistungskatalog entnommen und ggf. an die vorhandenen Bedingungen angepasst werden (s. Abbildung 3.1).
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Abb. 3.1 Möglichkeiten bei der Beschreibung von Leistungen (Wiederkehr 1991)
Die Vorteile standardisierter Leistungskataloge sind: x Die Leistungsdefinitionen sind eindeutig formuliert. x Die Daten können elektronisch verarbeitet und ausgetauscht werden. x Der Aufwand für das Aufstellen der Leistungsverzeichnisse kann reduziert werden. x Die Nachkalkulation gleicher oder ähnlicher Leistungen und die Erfassung in der Kalkulationsdatenbank werden vereinfacht. Als standardisierter Leistungskatalog gilt in der Schweiz der Normpositionen-Katalog der Schweizer Bauwirtschaft (NPK-Bau). Er wird von der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB), dem Schweizerischen Verband der Straßen- und Verkehrsfachleute (VSS) und dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) herausgegeben. Der Normpositionen-Katalog gibt für den Hoch-, Tief- und Untertagbau geschlossene und offene Positionen zur Erstellung eines Leistungsverzeichnisses an. Geschlossene Formulierungen ermöglichen keine Änderung des Textes, offene Positionen bestehen aus Textbausteinen, aus denen eine objektspezifische Position zusammengestellt werden kann. Im Prozess der Angebotskalkulation sind Kosten für die Teilleistungen zu ermitteln und Preise für die Positionen im Leistungsverzeichnis einzusetzen. Dieses bezieht sich bei Positionen mit numerischen Mengenangaben auf das Einsetzen eines Einheitspreises, welcher durch Multiplikation mit dem Vordersatz für die Position den Gesamtpreis ergibt. Bei Positionen, welche eine pauschale Menge aufweisen, ist der Gesamtpreis der Position einzusetzen. Die Summe der Gesamtpreise aller Positionen ergibt die Netto-Angebotssumme. Ein Muster ist in Abbildung 3.2 dargestellt.
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Abb. 3.2 Auszug aus einem Leistungsverzeichnis
3.3.2 Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm
Für den Fall, dass der Entwurf ebenso wie die Bauleistung dem Wettbewerb zu unterziehen sind, kann die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm angewendet werden (§ 9 Nr. 10-12 VOB/A). Sie wird ebenso als funktionale Leistungsbeschreibung bezeichnet. Eine Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm beschreibt daher die Funktion des Bauwerkes und seine qualitativen, technischen, gestalterischen und funktionellen Anforderungen. Der Begriff „Leistungsprogramm“ verdeutlicht, dass dem Bieter in dieser Form der Ausschreibung ein definierter Rahmen vorgegeben wird, der (Bau-)Leistungen anhand des gewünschten Resultates, nämlich des Bauwerkes und seiner Funktion, beschreibt. Die Bieter werden nach der besten funktionalen, technischen, ökonomischen und gestalterischen Lösung suchen und ein entsprechendes Angebot unterbreiten. Die Bearbeitung einer solchen Leistungsbeschreibung auf Seiten des Bie-
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ters ist in der Regel wesentlich aufwändiger als das der Fall bei der Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis ist: x Es sind, je nach auftraggeberseitigen Vorleistungen, Planungsleistungen erheblichen Umfangs zu erbringen. x Auf der Grundlage der erbrachten Planungsleistungen sind in der Regel interne Leistungsverzeichnisse zu erstellen, auf dessen Grundlage erst die Kalkulation der Kosten und anschließend die Preisbildung erfolgen können. Eine überschlägige Bestimmung der Kosten kann auf der Grundlage von Einwertmodellen erfolgen: - funktional, zum Beispiel €/Stellplatz eines innerstädtischen Parkhauses, - geometrisch, zum Beispiel €/BRI eines Verwaltungsgebäudes. Aus der VOB/A wird gefolgert, dass die Anwendung der funktionalen Leistungsbeschreibung in Verbindung mit einer Beschränkten Ausschreibung zu sehen ist und daraus resultierende Vorteile auf Grund der besonderen Qualifikation des Bieterkreises zu erwarten sind (Vygen et al. 2002, S. 47-48). Die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm wird in der Regel bei folgenden Vertragsformen verwendet: x Einfacher Global-Pauschalvertrag: Beinhaltet ein einfaches globales Element in der Bausollbeschreibung und regelt typischerweise nur ein Gewerk (Kapellmann, Schiffers 2000). x Komplexer Global-Pauschalvertrag: Umfasst komplexe Planungs- und Ausführungsleistungen auf Seiten des Auftragnehmers, so zum Beispiel Gewerkekomplexe im Globalelement „Schlüsselfertig“. Hier können im Extremfall alle Einzelheiten der Leistungsbeschreibung zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch offen sein (Kapellmann, Schiffers 2000). Die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm wird in Art. 12 der SIA 118 als „Baubeschreibung“ bezeichnet. Sie kommt vor allem bei Pauschal- und Globalpreisverträgen zum Einsatz. Der verwendete Begriff „Baubeschreibung“ lässt diese leistungsorientierte Interpretation nicht zu, da unter einer Baubeschreibung vielmehr die allgemeine Darstellung einer Bauaufgabe als Ergänzung der Ausschreibungsunterlagen zu verstehen ist. Daher ist "Baubeschreibung" und "Leistungsprogramm" nicht synonym aufzufassen. Gegebenenfalls wird das Bausoll zusätzlich zum Leistungsprogramm anhand von Planunterlagen (Vorplanung) fixiert, die das Raumprogramm, die Gestalt, die Flächenzuordnung und andere Größen vorgeben. Die Unternehmerleistung wird in diesem Fall nicht nur Bauleistungen, sondern auch Planungsleistungen umfassen. Der mit Planungsleistungen
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beauftragte Unternehmer wird als General- oder Totalunternehmer bezeichnet (Girmscheid 2004 c). 3.4 Einheitliche Formblätter EFB-Preis Das „Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen“ (VHB 2002) beinhaltet unter anderem Richtlinien für die Wertung von Angeboten. Ein wesentliches Element darin bilden die EFB-Preisblätter (Einheitliche Formblätter EFB-Preis), welche eine Aussage über die Angemessenheit von Angebotspreisen (Preisbestandteile) erlauben sollen. Es wird differenziert zwischen: x EFB-Preis 1a: Angaben zur Preisermittlung bei Zuschlagskalkulation, x EFB-Preis 1b: Angaben zur Preisermittlung bei Kalkulation über die Endsumme, x EFB-Preis 1c: Angaben zur Preisermittlung bei Leistungen des Ausbaugewerbes, x EFB-Preis 1d: Angaben zur Preisermittlung bei Leistungen des Maschinenbaus und der Elektrotechnik, x EFB-Preis 2: Aufgliederung wichtiger Einheitspreise. Unabhängig davon, welches Kalkulationsverfahren vom Bieter gewählt wurde, ist der Baupreis mit folgenden Elementen anzugeben: x Einzelkosten der Teilleistungen (Lohnkosten, Sonstige Kosten, Gerätekosten und Fremdleistungskosten), x Gemeinkosten der Baustelle, x Umsatzbezogene Gemeinkosten (Geschäftskosten, Bauzinsen, Wagnis und Gewinn). Die EFB-Preisblätter werden nicht Bestandteil des Bauvertrages, können aber bei Nichtabgabe dazu führen, dass das Angebot nicht berücksichtigt wird. Ihre Bedeutung liegt unter anderem darin begründet, dass durch die Schaffung einer gewissen Transparenz im Preisgefüge des Bieters, im Falle von zusätzlichen oder geänderten Leistungen, die Preisverhandlungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer auf eine solide Grundlage gestellt werden. Mit Hilfe der EFB-Preisblätter lassen sich spekulativ hohe respektive niedrige Preise erkennen (Schubert 2005). Zwar ist die Spekulation nicht verboten, für den Öffentlichen Auftraggeber gilt jedoch, dass der Auftrag nicht zu erteilen ist bei unangemessen hohen oder niedrigen Preisen. Weiterhin ist anzumerken, dass einer solchen Spekula-tion Nährboden
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erst dann gegeben ist, wenn der Auftraggeber eine mangelhafte Ausschreibung aufstellt, beispielsweise durch unklare Leistungsbeschreibungen. 3.5 Der Bauvertrag Der Bauvertrag unterliegt in Deutschland den Grundsätzen des Werkvertragsrechts der §§ 631 ff des Bürgerlichen Gesetzbuches BGB (BGB 2002) und wird in der Sphäre des Privaten Baurechts behandelt. Hier werden die Rechtsverhältnisse zwischen Besteller (in der VOB: Auftraggeber) und Unternehmer (in der VOB: Auftragnehmer) geregelt. Es handelt sich um einen Schuldvertrag mit gegenseitigen Rechten und Pflichten der Vertragsparteien. Die Vergütung wird in der Praxis und in Anlehnung an den § 5 VOB/A nach folgenden Abrechnungs- und Vertragstypen erfolgen (s. auch Kapellmann, Schiffers 2000): x Leistungsverträge: - Einheitspreisvertrag: Leistungsverzeichnis, Pläne und weitere die Leistung präzisierende Größen wie Musterstücke sind fixiert und bestimmen über qualitative Angaben den Bauinhalt (was vertraglich gebaut werden soll) und die Bauumstände (wie vertraglich gebaut werden soll, so zum Beispiel in welcher Bauzeit), jedoch über Mengenangaben (Vordersatz) nur den voraussichtlichen Umfang der jeweiligen Teilleistung. Daraus folgt: der qualitative Bauinhalt ist fixiert, der quantitative Bauinhalt ist vorläufig. Die Vergütung wird auf der Grundlage der tatsächlich ausgeführten Leistungen vorgenommen (solange kein Eingriff des Auftraggebers stattfindet). - Detail-Pauschalvertrag: Leistungsverzeichnis, Pläne und weitere die Leistung präzisierende Größen sind fixiert und bestimmen den Bauinhalt sowie die Bauumstände (analog dem Einheitspreisvertrag) mit bestimmbarem Umfang der auszuführenden Mengen, die vom AN auf seine Verantwortung ermittelt werden (Mengenüberschreitungsrisiko liegt beim AN). Daraus folgt: der qualitative Bauinhalt ist fixiert, der quantitative Bauinhalt ergibt sich mit Hilfe von Mengenermittlungskriterien über Parameter (zu welchem Zeitpunkt nach gemeinschaftlichem Verständnis die Leistung erbracht ist), die Vergütung ist pauschal (solange kein Eingriff des Auftraggebers vorliegt; zu beachten ist hier zum Beispiel § 242 BGB). - Global-Pauschalvertrag: Kennzeichnender Vertragsinhalt ist das globale Element vor allem im Schlüsselfertigbau: Der SF-Auftragnehmer baut gemäß Angaben der
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Ausschreibung mit dem Ziel, das geschuldete, komplette und funktionsfähige Objekt zu errichten, ohne Rücksicht darauf, ob jedes notwendige Element beschrieben ist. Das Ausfüllen des globalen Elementes wird in der Regel dazu führen, dass eine Funktionsverlagerung vom AG auf den AN erfolgen wird, zum Beispiel bei Planungsleistungen. Diese Funktionsverlagerung und Übertragung von Planungsleistungen bildet das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen einem Detail-Pauschalvertrag und einem Global-Pauschalvertrag. Die Vergütung ist pauschal (solange kein Eingriff des Auftraggebers erfolgt). Beim Global-Pauschalvertrag können zwei Formen differenziert werden: - Einfacher Global-Pauschalvertrag: Relativ detaillierte Leistungsbeschreibung mit definiertem (erkennbarem) Leistungsziel und einer Komplettheitsklausel als globalem Element. Die Komplettheitsklausel ist ausschließlich in Individualverträgen gültig, umfasst häufig nur ein Gewerk. Der qualitative Bauinhalt ist fixiert (eventuell zu komplettieren), der quantitative Bauinhalt ist fixiert, nicht detailliert. - Komplexer Global-Pauschalvertrag: Typisch für den SF-Bau. Gegenstand ist ein komplettes Objekt, welches funktionsfähig zu erstellen ist. Die Leistungsbeschreibung kann „global“ gefasst werden, wobei im Detail geregelte Vertragsbestandteile erhalten bleiben. Merkmal ist die teilweise erhebliche Verschiebung von Planungsaufgaben vom Auftraggeber auf den Auftragnehmer. Die Vergütung ist pauschal (solange kein Eingriff des Auftraggebers erfolgt). x Aufwandsverträge: - Stundenlohnvertrag: Die Vergütung wird nach aufgewendeter Zeit bemessen. - Selbstkostenerstattungsvertrag: Sehr seltene Vertragsform. Anzuwenden, wenn die Bauleistungen vor der Vergabe nicht eindeutig definiert werden können und somit eine einwandfreie Preisermittlung nicht möglich ist. Die Verträge zwischen Bauherr und ausführendem Unternehmen sind in der Schweiz ebenso rein privatrechtlicher Natur. Dies gilt auch für den Fall, wenn das Gemeinwesen als Bauherr auftritt (Gauch 1992) und orientieren sich an den werkvertragsrechtlichen Vorschriften des Schweizerischen Obligationenrechts §§ 366 bis 379. Das „Werk“ definiert dabei die geschuldete Leistung als Erstellung oder Veränderung einer Sache respektive als einen durch Arbeit oder Dienstleistung herbeizuführenden Erfolg und differenziert so Bauleistungen von Produkten, die beispielsweise über
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Kaufverträge erworben werden. In der Schweiz steht der Bauwerkvertrag vor allem unter dem Einfluss der SIA-Norm 118, die zum Normenwerk des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins gehört. Die aktuelle SIA-Norm 118 aus dem Jahr 1991 ist eine Neuauflage der ursprünglichen Norm aus dem Jahr 1977. Die im März/April 2004 vom SIA herausgebrachten Ergänzungsnormen zur Norm SIA 118 umfassen Anpassungen an einzelne technische Bereiche wie zum Beispiel Holzbau, Stahlbau oder Betonbau, so Norm SIA 118/262 für den Betonbau. Die Gültigkeit der Norm SIA 118 (1977/1991) bleibt durch diese Normen unangetastet. Sie bildet weiterhin die Grundlage aller Verträge im Bauwesen und unterscheidet im Wesentlichen folgende Preisarten als Formen der Vergütung für Unternehmerleistungen: x Einheitspreise, x Globalpreise, x Pauschalpreise. Gemäß Norm SIA 118 Art. 39 bestimmt der Einheitspreis die Vergütung jeder einzelnen Leistung, die als Position im Leistungsverzeichnis aufgeführt ist (s. Abbildung 3.3). Der Preis wird je Mengeneinheit festgesetzt, so dass sich die Vergütung der Leistung nach der tatsächlich gemessenen Menge (Ist-Menge) oder dem plangemäßen theoretischen Ausmaß ergibt. Für Einheitspreisverträge gelten die Bestimmungen über die Teuerungsabrechnung. Unter Teuerung versteht man die Veränderung von Preisen oder Kostengrundlagen zwischen zwei Stichtagen, beispielsweise Angebotstag und Vollendung des Werkes. Der Ausdruck "Teuerung" steht dabei sowohl für eine Erhöhung wie auch für eine Verminderung der Preise oder Kostenansätze. Erhöhen oder vermindern sich die Kostenansätze oder Preise gegenüber der ursprünglichen Kostengrundlage, so ist die geschuldete Vergütung im Rahmen von Einheitspreisen entsprechend anzupassen.
Abb. 3.3 Beispiel für einen Einheitspreis
Der Globalpreis ist gemäß Norm SIA 118 Art. 40 ein fest vereinbarter Geldbetrag für eine einzelne Leistung, einen Werkteil oder das gesamte Werk. Die geschuldete Vergütung wird nicht auf die Menge abgestellt, d.h.
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das Mengenrisiko bei Mengenüberschreitung liegt beim Unternehmer. Die Bestimmungen über die Teuerungsabrechnung gelten wie beim Einheitspreisvertrag (s. Abbildung 3.4). Pauschalpreise sind ebenfalls fest vereinbarte Geldbeträge für eine einzelne Leistung, einen Werkteil oder das gesamte Werk. Gemäß Norm SIA 118 Art. 41 wird die Teuerung in den Preis eingerechnet und kann nicht in Rechnung gestellt werden.
Abb. 3.4 Beispiel für einen Globalpreis
Bei der Ausführung in Regie erfolgt die Vergütung nach Aufwand. Regiearbeiten sind in den Artikeln 44 bis 57 der Norm SIA 118 geregelt. Anhand der vereinbarten Vergütungsform kann folglich zwischen Einheitspreisverträgen, bei denen für alle oder für einen Teil der Leistungen Einheitspreise vereinbart sind, und Gesamtpreisverträgen, bei denen sich die vereinbarte Vergütung unter Vorbehalt von Art. 44 Abs. 1 SIA 118 (Regiearbeiten) ausschließlich nach Global- oder Pauschalpreisen bestimmt, unterschieden werden. In Abhängigkeit von der Art der Leistungsbeschreibung und der Vergütungsform können das Vollständigkeits- und das Massenrisiko beim Bauherrn oder beim Unternehmer liegen (Girmscheid 2004 c): x Beim Einheitspreisvertrag mit Leistungsverzeichnis und den darin angegebenen Ausschreibungsmengen liegt das Vollständigkeitsrisiko beim Bauherrn. Die Mengen werden im Rahmen von festgelegten Toleranzen (individuelle Vereinbarung oder normativ ± 20%) vergütet. x Beim Global- bzw. Pauschalpreisvertrag auf Basis eines Leistungsverzeichnisses ohne Ausschreibungsmengen fällt das Vollständigkeitsrisiko in den Verantwortungsbereich des Bauherrn, das Massenrisiko liegt beim Unternehmer. x Durch eine Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm und vereinbarten Pauschal- bzw. Globalpreisen fallen das Vollständigkeits- und das Massenrisiko komplett in den Verantwortungsbereich des Unternehmers. In dieser Betrachtung wird der Eingriff des Bauherrn ausgeschlossen, zum Beispiel eine Entwurfsänderung.
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Bezogen auf standardisierte Verträge für den Bau und Anlagenbau im internationalen Rahmen wird auf die von der Fédération Internationale des Ingénieurs-Conseils (FIDIC) herausgegebenen Musterverträge verwiesen: Construction Contract (Bauvertrag), Plant Contract (Anlagenvertrag) sowie EPC Turnkey Contract (vor allem für die schlüsselfertige Erstellung von Energie- oder Produktionsanlagen, Fabriken und sonstigen Infrastrukturobjekten, so Mallmann 2002). 3.6 Projektabwicklungsformen Neben der Charakterisierung von Bauverträgen anhand der vereinbarten Vergütungsart ist die Charakterisierung anhand der Projektabwicklungsform zu nennen (Girmscheid 2004 c). Die Projektabwicklungsformen unterscheiden sich zum einen aufgrund des Leistungssolls des Unternehmens, zum anderen anhand des daraus resultierenden Zeitpunktes des Eintritts in das Projekt. Die Zusammenhänge sind in Abbildung 3.5 verdeutlicht und werden am Beispiel der Vorgehensweise in der Schweiz weiter diskutiert.
Abb. 3.5 Leistungsumfang der einzelnen Projektabwicklungsformen (nach Girmscheid 2004 a)
Die Vergütungsart und die Projektabwicklungsform werden in einen direkten Zusammenhang gebracht. So kann eine Vergabe an Einzelleistungsanbieter mit einem Einheitspreis bezogen auf die Mengeneinheit, oder mit einem Global- bzw. Pauschalpreis für eine Leistungsverzeichnisposition erfolgen.
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Bei der Generalunternehmervergabe gibt es folgende Vergabemöglichkeiten: x Leistungsverzeichnis mit Angabe der Ausschreibungsmenge, x Leistungsverzeichnis ohne Angabe der Ausschreibungsmenge oder x Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm sowie ggf. Genehmigungsplänen und/oder Ausführungsplänen. Im Regelfall werden Generalunternehmerleistungen mit Global- bzw. Pauschalpreisen für die Leistungspositionen bzw. auf die Gesamtleistung bezogen vergeben. Da bei Generalunternehmerausschreibungen in den meisten Fällen die Genehmigungsplanung respektive die Ausführungsplanung vorliegen, ist es zweckmäßig, dass der Bauherr ein Leistungsverzeichnis erstellt. Der Unternehmer wird die Ausführungsplanung durch seine Vorschläge nicht beeinflussen. Erfolgt in einer solchen Konstellation die Ausschreibung auf Basis eines Leistungsprogramms und der Genehmigungspläne, könnte sich ein Konfliktpotenzial zwischen Generalunternehmer und Bauherr in der Ausführung eröffnen. Dieses liegt darin begründet, dass die Auffassung über die Qualitäten bauherrnseitig und unternehmerseitig durch konträre Interpretation der Ausschreibungsunterlagen differieren kann. Eine solche Situation wird in der Praxis häufig im Rahmen der Bemusterung registriert. Aus projektökonomischen Überlegungen bietet es sich daher für Bauherrn und Unternehmer an, zumindest für die Hauptleistungen ein Leistungsverzeichnis zu erstellen, wenn die Ausführungsplanung im Einflussbereich des Bauherrn bleibt. Erfolgt die Generalunternehmerausschreibung einschließlich der Ausführungsplanungsleistungen, so ist eine Ausschreibung auf der Basis der Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm und Genehmigungsplanung gerechtfertigt. Die Unternehmen können dann in Kooperation mit dem Bauherrn in der Ausführungsplanung Optimierungspotentiale für eine Win-Win-Situation und Differenzierung im Wettbewerb nutzen. Wie bereits ausgeführt wurde, wird ein Generalunternehmer im Regelfall ein Leistungsverzeichnis für die Zwecke der Kostenkalkulation und der Preisbildung benötigen. Wird ein Leistungsverzeichnis vom Generalunternehmer nicht angefertigt, sollten zumindest die Nachunternehmen für die Zusammenstellung der Gewerkebudgets je ein gewerkespezifisches Leistungsverzeichnis erstellen. Für die Vergabe an einen Total- und Systemanbieter sind aufgrund des frühen Projekteintritts und dem damit verbundenen geringen Planungsstand ausschließlich Global- bzw. Pauschalgesamtpreise als geeignet anzusehen. Hier kann das Leistungssoll nur durch Leistungsprogramme sinnvoll wiedergegeben werden. Solche Gesamtpreise können mit einem
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Garantierten Maximalpreis-Vertrag (GMP) sowie einem ValueEngineering-Anreizkonzept gekoppelt werden. Aufgrund der Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm kann das Projekt dann in der Bauphase im Rahmen von Optimierungen durch Aufteilung der Kostenersparnis zwischen Bauherr und Unternehmer verbessert werden. Mit dieser Projektabwicklungs- und Vergabeform sichert sich der Bauherr den Wettbewerb der Ideen unter den Anbietern sowie das partnerschaftliche Mitspracherecht nach der Vergabe durch das Prinzip der „Open books“ (so im GMPVertrag).
4 Die Kalkulation im Prozess der Angebotsbearbeitung 4.1 Der Angebotsprozess Das Angebotsmanagement kann in drei Phasen gegliedert werden: die Akquisitionsphase, die Angebotsphase und die Vertragsverhandlungsphase (s. Kap. 1, Abb. 1.3). Die Grenzen zwischen den Phasen sind fließend, die Prozesse verlaufen projektindividuell und iterativ. Zum Verständnis der Kalkulation von Kosten und der Bestimmung von Baupreisen trägt die Kenntnis des Angebotsbearbeitungsprozesses im Unternehmen und der bei der Angebotsbearbeitung beteiligten Unternehmensstrukturen bei. Der Angebotsbearbeitungsprozess wird durch das Angebotsmanagement in einem Unternehmen geführt und gesteuert. Er beschreibt den entscheidenden Prozess zur Gewinnung von Aufträgen (Girmscheid 2004 a). Die drei Hauptphasen werden von den Meilensteinen „Entscheidung über die Angebotsbearbeitung“, „Entscheidung über die Angebotsabgabe“ und „Entscheidung über Vertragsabschluss nach Verhandlungen“ bestimmt. In der gegenwärtigen Praxis werden diese Entscheidungen von eigens dafür eingerichteten Gremien, die aus Mitgliedern der Geschäftsführung sowie erfahrenen Mitarbeitern verschiedener Unternehmensbereiche gebildet werden (Angebotskomitee), maßgeblich bestimmt. Die operativen Einheiten, welche ein Angebot unterbreiten wollen, müssen entsprechende Angebotsberichte vorbereiten und dem Entscheidungsgremium als eine der wesentlichen Entscheidungsgrundlagen vorlegen. Die einzelnen Schritte innerhalb der Hauptphasen der Angebotsbearbeitung können wie folgt strukturiert werden: x Akquisition: aktive Marktbearbeitung oder Offertanfragen, x Entscheidung über Offertbearbeitung, x Prüfung der Vergabeunterlagen: technisch, ökonomisch, juristisch (Quantitäten, Qualitäten), x Preisanfragen, Arbeitsvorbereitung (AVOR), x Angebotskalkulation und Preisbildung, x Angebotsausarbeitung und Einreichen des Angebots, x Vergabeverhandlungen, x Änderungen und Submissionsauswertung, x Auftragserteilung/Vertragsabschluss.
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Abb. 4.1 Phasen und Meilensteine des Angebotsmanagements (nach Girmscheid 2004 a)
Die Phasen des Angebotsmanagements sind, wie bereits ausgeführt wurde, durch einen unternehmensinternen, risikobasierten Entscheidungsprozess geprägt. In Abbildung 4.2 ist dieser exemplarisch dargestellt. Ein Bauunternehmen kann Aufträge aktiv oder passiv auf Anfragen und Ausschreibungen hin akquirieren. Ein Merkmal vieler Bauunternehmen ist das passive Verhalten bei der Gewinnung von Kunden. So reagiert der Bauunternehmer häufig erst auf die Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes. Ziel eines innovativen Managements muss daher die aktive Kundengewinnung und Kundenbindung sein, um im Wettbewerb langfristig bestehen zu können. Die aktive und passive Akquisition zeichnen sich unter anderem durch die folgenden Merkmale aus: x Aktive Akquisition: - Wecken von Bedürfnissen nach Bauwerken und Bauwerksdienstleistungen bei Bauherren durch gezieltes Angebot und Ideen, - Identifikation und Festlegung von zukunftsfähigen Produkt-MarktSegmenten, - Einrichten eines Key-Account-Managements (Schlüsselkunden), - Einrichten eines Wiederholkunden-Managements sowie Aufbau und Förderung strategischer Partnerschaften mit potenziellen Bauherren (dort wo erlaubt), - Einbindung von Architekten und Fachingenieuren in die Akquisition und gemeinsame Marktbearbeitung,
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Durchführung von Zielgruppenmarketing bei Nischenangeboten.
x Passive Akquisition: - Recherche in diversen Ausschreibungsanzeigern, - Inanspruchnahme von Abonnentenserviceleistungen für vorselektierte Produktmarktsegmente nach definierten Merkmalen, - Teilnahme an elektronischen Marktplätzen.
Abb. 4.2 Grobablauf und Entscheidungsprozesse bei der Angebotsbearbeitung
Die Entscheidung, welche Ausschreibungen bearbeitet werden, erfolgt nach der risikobasierten Vorauswahl unter Berücksichtigung vieler Kriterien, unter anderem definierter Ausschlusskriterien, dem Markt- und Wettbewerbspotenzial sowie dem Leistungsangebot des Unternehmens. Die Bonität des Auftraggebers ist ebenso zu prüfen. Weiterhin sind die Kapazi-
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täten und das Know-how zur qualifizierten Angebotsbearbeitung in diese Beurteilung einzubeziehen. Die risikobasierte Vorauswahl dient der Kosten-Nutzen-optimierten Erfüllung der Unternehmensziele, so dem Erreichen der angestrebten Marktanteile, der Realisierung von Wettbewerbsvorteilen und der Sicherstellung des angestrebten Gewinns. Die Prioritäten zur Auswahl der Ausschreibungen am Markt für Bauleistungen werden nach unterschiedlichen Gesichtpunkten gebildet, so zum Beispiel nach regionalen Aspekten, nach Sparten oder nach dem Bauvolumen. Aber auch unternehmenspolitische Aspekte spielen bei der Auswahl der zu bearbeitenden Ausschreibungen eine wichtige Rolle. Ist beispielsweise ein für das Unternehmen unattraktives Projekt ausgeschrieben, der Bauherr jedoch seit Jahren ein guter Geschäftspartner, so wird aus unternehmenspolitischen Gründen ein Angebot gelegt. Bei der zurzeit sehr angespannten Marktlage - schrumpfendes Bauvolumen für viele Marktteilnehmer - sehen Bauunternehmen notgedrungen von dieser Art der Auswahl ab und gehen dazu über, möglichst viele Ausschreibungen zu bearbeiten, um so ihre Auslastung zu sichern. Diese nicht selektive Methode, die stark nach dem Zufallsprinzip funktioniert, kann nachteilig sein. Die Auftragslage wird dadurch nicht verbessert, sondern führt zu steigenden Kosten der Angebotsbearbeitung. Werden darüber hinaus die Angebote nicht sorgfältig bearbeitet, besteht die Gefahr einer unzulänglichen Kalkulation. Eine solche Kalkulation kann zu Fehlern in der Preisbildung führen und dadurch einen Verlustauftrag generieren. Nachdem die für das Unternehmen in Frage kommenden Projekte anhand der risikobasierten Vorauswahl qualifiziert und die entsprechenden Ausschreibungsunterlagen angefordert wurden, stellt die Analyse der Ausschreibungsunterlagen die Grundlage einer Angebotsbearbeitung dar. Hierzu gehört auch die Prüfung der Bonität des Auftraggebers. In Abbildung 4.3 ist beispielhaft der Prozess der Angebotsbearbeitung in einem Bauunternehmen dargestellt. Anhand einer Risikoanalyse werden die Chancen und Risiken des Bauprojektes ermittelt. Hierzu gehört eine nochmalige Prüfung der Bonität des Auftraggebers. Ferner findet die Überprüfung bezüglich möglicher Alternativen und Sondervorschläge statt, wenn diese zulässig sind.
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Abb. 4.3 Grober Ablauf der Angebotsbearbeitung in einem Bauunternehmen (nach Girmscheid 2004 a)
Die Plausibilität der Kalkulation muss durch entsprechende Richtwerte kontrolliert werden. Sie sind unternehmensintern zu bilden (zum Beispiel durch Nachkalkulation) oder können weiteren Quellen wie Literaturstudium oder Marktuntersuchungen entnommen werden. Der zuständige Projektleiter fasst die Kalkulationsergebnisse auf einem Kalkulationsschlussblatt zusammen und legt sie der Unternehmensleitung (Angebotskomitee) vor, die ggf. letzte preisgestalterische Maßnahmen vornimmt. 4.2 Die Organisation der Angebotsbearbeitung Die Prozesse der Angebotsbearbeitung laufen vorzugsweise abteilungsübergreifend arbeitsteilig in einer Projektgruppe (Projektteam) ab. Für die Leitung ist ein Projektleiter zu benennen.
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Optimale Kalkulationsergebnisse lassen sich nur unter Beteiligung aller relevanten technischen und kaufmännischen Abteilungen sowie Sonderbereiche (zum Beispiel Rechtsabteilung) erzielen. Aufgabe des Angebotsprojektleiters ist es folglich, ein Team mit Spezialisten der beteiligten Abteilungen in Form einer Projektorganisation zur Angebotsbearbeitung zusammenzustellen, um so eine kosten- und marktgerechte, ziel- und ergebnisorientierte, projektspezifische Kalkulation zu erstellen. Da jedes Unternehmen für seine Marktaufgaben entsprechend situativ angepasste Organisationsstrukturen aufweist, sind diese in der Aufbauorganisationsstruktur abgebildet. Die Aufbauorganisation ist meistens nach dem Verrichtungsprinzip des Wertschöpfungsprozesses im Unternehmen gegliedert. Der Vorteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass die zu erfüllenden Aufgaben entsprechend ihrer Komplexität von Spezialabteilungen und Spezialisten erledigt werden können. Um jedoch diese Dezentralisierung in den Leistungserstellungsprozess zu integrieren, sind entsprechende Projekt- bzw. Ablauforganisationen zu bilden, die sich in einem temporären Team auf das Endprodukt als Ganzes konzentrieren. Daher werden zur Angebotsbearbeitung entsprechend den situativen Anforderungen Angebotsprojektgruppen zusammengestellt, die von der Geschäftsleitung durch Einsetzung eines Angebotsprojektleiters initiiert werden. Die Angebotsprojektgruppe kann als eine temporäre Matrix-Organisation (s. Abbildung 4.4) strukturiert werden, die sich aus Mitarbeitern der entsprechenden Fachabteilungen zusammensetzt. Die Mitarbeiter sind für diese temporäre Aufgabe disziplinarisch weiter dem Leiter der Fachabteilung, ergebnisverantwortlich jedoch dem Angebotsprojektleiter unterstellt. Die besondere Charakteristik der Angebots-Matrix-Organisation ist ihre Beschränkung auf den Zeitraum der Projektabwicklung. Es handelt sich um eine rein aufgabenorientierte, projektbezogene Organisation. Das Projektteam setzt sich interdisziplinär aus dem Bauleiter, der meistens Angebotsprojektleiter ist, den technischen Spezialisten, den Mitarbeitern der Arbeitsvorbereitung, dem Kalkulator (eine der Schlüsselpositionen), dem Kaufmann und dem Juristen sowie weiteren Experten, die auch von außerhalb des Unternehmens stammen können, zusammen (Beispiel s. Abbildung 4.5). Die Anforderungen aus der Projektart bestimmen die Zusammensetzung des Teams.
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Abb. 4.4 Angebots-Matrix-Organisation (Girmscheid 2004 b)
Die Aufgabe des Projektteams besteht darin, die Ausschreibung zu analysieren, die Risiken zu identifizieren, die optimalen Bauverfahren festzulegen, Preisanfragen für Nachunternehmerleistungen und Lieferleistungen vorzubereiten, die Angebote der Nachunternehmer und Lieferanten zu bewerten und auszuwählen sowie die Herstell- und Risikokosten zu ermitteln. Es ist auch Aufgabe dieser Gruppe, die erforderlichen Angebotsunterlagen in der geforderten Form auszuarbeiten. Dieses sowohl für die internen Belange des Angebotskomitees als auch zur Darstellung des Angebots gegenüber dem Bauherrn, damit die Qualifikation des Unternehmens extern demonstriert wird. Ferner spürt die Gruppe aufgrund der Ausschreibungsanalyse das Potential an unternehmerischen Varianten und Sonderlösungen auf und arbeitet diese - falls vorhanden - entsprechend aus. Eine typische Angebotsprojektgruppe für ein Großprojekt ist in Abbildung 4.5 dargestellt. Bei kleineren Projekten bzw. in kleineren Unternehmen wird die Angebotsprojektgruppe im Regelfall auf wenige Mitarbeiter begrenzt. Die notwendigen Arbeiten müssen dann von den eingesetzten Mitarbeitern integrativ in Personalunion übernommen werden.
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Abb. 4.5 Funktionen und Aufgaben der Mitarbeiter einer Angebots-MatrixOrganisation (Girmscheid 2004 b)
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
5 Das Rechnungswesen im Bauunternehmen 5.1 Grundlagen Die Grundlage der Existenz eines Bauunternehmens bildet die Leistungserstellung (Funktionsbereich Produktion im weiteren Sinne). Im Leistungserstellungsprozess werden Produktionsfaktoren miteinander in der Weise kombiniert, dass zum Beispiel materielle Güter, Dienstleistungen oder Sachgüter mit hohem Dienstleistungsanteil entstehen. Bauunternehmen akquirieren ein immaterielles (geplantes) Projekt und materialisieren dieses im Zuge der Bauproduktion auf der Grundlage des erforderlichen Leistungspotenzials. Die erbrachte Bauleistung oder Baudienstleistung ist vom Auftraggeber zu vergüten und generiert Erlöse (Umsätze). Im Bauunternehmen entstehen dadurch zwei gegenläufige Ströme. Zum einen gibt es einen von der Beschaffung über die Produktion zum erstellten Bauwerk (s. Abbildung 5.1) verlaufenden Güterstrom. Diesem verläuft entgegen der Finanzstrom. Die Erlöse dienen unter anderem der Vergütung der Produktionsfaktoren sowie der Beschaffung. Die Beschaffung kann je nach Profil der Leistungserstellung verschiedene Teilprozesse umfassen, unter anderem den Einkauf von Baustoffen und Ingenieurleistungen (Dienstleistungen oder Werkleistungen), Beschaffung von Personal oder Bereitstellung menschlicher Arbeitsleistung (Nachunternehmer). Das Unternehmen muss einen Gewinn erzielen (s. Kap. 1), um sein langfristiges Bestehen zu sichern. Durch den Gewinn können Innovationen finanziert werden, damit durch Fortschritt Wettbewerbsvorteile erreicht werden (Hartmann 2003).
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Abb. 5.1 Betriebliche Funktionsbereiche und Produktionsprozess
Unternehmen müssen die relevanten Vorgänge und Vorfälle dokumentieren. Vorgänge und Vorfälle, welche in Zahlen abgebildet werden können, sind im Rechnungswesen zu erfassen. Das Rechnungswesen bildet somit den Kern des Informationssystems eines Unternehmens, dessen grundsätzliche Aufgaben in Folgendem bestehen: x Informationsgewinnung: Dokumentation aller Geld- und Leistungsströme im Unternehmen selbst und mit der Unternehmensaußenwelt, x Informationsverarbeitung: Aufbereitung der Daten zur Planung, Steuerung und Kontrolle des Unternehmens (reglementiert durch gesetzliche Bestimmungen und Anforderungen der Empfänger), x Informationsdistribution: Geordnete Versorgung von unternehmensexternen und unternehmensinternen Adressaten mit den notwendigen Daten. Die gewonnen Daten dienen unter anderem folgenden Prozessen: x x x x x x x
Erstellung des Rechenschaftsberichtes, Information der Öffentlichkeit, Interne und externe Kontrolle, Unternehmenssteuerung, Gläubigerschutz, Beweissicherung, Ermittlung der Steuerbasis.
Die lückenlose Aufzeichnung aller buchungsrelevanten Geschäftsvorfälle ist Sache der Unternehmensrechnung. Das zahlenmäßige Abbild und die Auswertung der Prozesse innerhalb des Unternehmens (Produktionstätigkeit) ist Aufgabe der Kosten- und Leistungsrechnung. Eine Grundstruktur des Rechnungswesens eines Bauunternehmens ist in Abbildung 5.2 gemäß
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den Empfehlungen der beiden Bauindustrieverbände in Deutschland (KLR Bau 2001) dargestellt.
Abb. 5.2 Struktur des Rechnungswesens in Bauunternehmen (nach KLR Bau 2001)
Der Gesetzgeber hat eine Reihe von Grundsätzen zur kaufmännischen Buchführung erlassen, damit Kapitalgeber (Aktionäre, Eigentümer, Banken) und Gläubiger (Personal, Lieferanten) durch Dokumentation des finanziellen Standes des Unternehmens sicher sind und die Besteuerung vorgenommen werden kann. Ein modernes Rechnungswesen eines Unternehmens erfüllt nicht nur die gesetzlichen Mindestanforderungen, sondern dient der Messung und Steuerung der Unternehmensprozesse sowie der Unterstützung von Entscheidungen. Grundsätzlich können im Rechnungswesen Ein- und Zweikreissysteme unterschieden werden. Bei Einkreissystemen wird sowohl die Unternehmensrechnung (Geschäftsbuchführung) wie auch die Kosten- und Leistungsrechnung (Betriebsbuchführung) in einem einzigen Rechnungskreis durchgeführt. Da Einkreissysteme bereits für eine kurzfristige Erfolgsrechnung vollständig abgeschlossen werden müssen, finden sie in der Praxis nur vereinzelt Anwendung. Neben dem Zweikreissystem, bei dem zwei voneinander unabhängige Buchführungssysteme eingesetzt werden, haben sich ebenfalls ergänzte Einkreissysteme durchsetzen können. Bei diesen wird ein einheitliches Kontensystem für die Geschäfts- und Betriebsbuchführung eingesetzt. Die Konten der Kosten- und Leistungsrechnung funktionieren als Sammelkonten. Im Rahmen einer Nebenbuchführung, einer
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
ausgegliederten Kostenstellenrechnung, werden die in der Unternehmensrechnung gesammelten Geschäftsvorfälle untersucht. Dies geschieht meist mittels eines Betriebsabrechnungsbogens. Bei den Zweikreissystemen werden Systeme mit Übergangskonten und Systeme mit Spiegelbildkonten unterschieden. Da diese, an der Doppik der Buchhaltung festhaltenden Systeme jedoch durch die Vielzahl der heutzutage durchzuführenden Buchungsvorgänge an ihre Grenzen stoßen, haben sich in der Praxis datenbankbasierte Buchführungssysteme durchgesetzt, bei denen sämtliche Daten in der Regel einmalig einzugeben sind und in der Folge beliebig ausgewertet werden können. Diese Systeme basieren auf einer tabellarischen Darstellungsform mit beiden Rechnungskreisen und dem Abgrenzungsbereich. 5.2 Die Bedeutung der Finanzplanung für die Kalkulation In der Phase der Kalkulation werden Unternehmen oft vor eine Investitionsentscheidung gestellt. So werden für bestimmte Bauverfahren neue Baugeräte benötigt, welche sich nicht im Bestand des kalkulierenden Unternehmens befinden. Die Investitionsentscheidung ist untrennbar mit der Finanzierungsentscheidung gekoppelt. Hieraus wird deutlich, dass im Bauwesen Finanzierungsentscheidungen oft mit Entscheidungen im Produktionsbereich gekoppelt sind. Finanzierungsentscheidungen benötigen einer entsprechenden Finanzplanung. Zielsetzung der Finanzplanung besteht darin, dem Grundsatz der Gewinnmaximierung folgend, eine Minimierung der Kapitalkosten unter der Nebenbedingung der Aufrechterhaltung der Liquidität des Unternehmens herbeizuführen (so Domschke Scholl, 2003, S. 265). Unter einer Investition i.w.S. versteht man die Verwendung finanzieller Mittel zur Beschaffung von Sach-, Finanz- oder immateriellem Vermögen, welche auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesen werden (Domschke Scholl, 2003, S. 231 ff). Die Investition im engeren Sinn umfasst die Verwendung finanzieller Mittel zur Beschaffung von Betriebsmitteln (Grundstücke, Gebäude, Maschinen etc.). Unter dem Begriff der Finanzierung sind Maßnahmen zur Beschaffung respektive Bereitstellung von Zahlungsmitteln (Kapital, ausgewiesen auf der Passivseite der Bilanz) für Investitionszwecke (s. ebenda) zu verstehen. Die Zusammenhänge sind in Abbildung 5.3 dargestellt.
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Abb. 5.3 Zusammenhang zwischen Finanz- und Leistungsbereich (nach Domschke Scholl 2003, S. 234)
Der Finanzbereich stellt dem Leistungs- (Produktions-) und dem Finanzinvestitionsbereich Kapital für Investitionen zur Verfügung. Der Leistungsbereich muss ein positives Leistungssaldo aus leistungsbezogenen Einzahlungen (beispielsweise Erlöse aus erbrachter Bauleistung) und leistungsbezogenen Auszahlungen (beispielsweise Aufwendungen für Löhne, Gehälter, Werkstoffe) erreichen. Wird ein negatives Leistungssaldo erreicht, sind im Finanzbereich entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Sie können in der Beschaffung zusätzlichen (externen) Kapitals bestehen respektive bei einem positivem Finanzinvestitionssaldo, die Defizite des Leistungssaldos aus diesem Bereich ausgleichen. Dabei muss die Liquidität des Unternehmens gewährleistet sein, d.h. die Fähigkeit, zu jedem Zeitpunkt alle erforderlichen Auszahlungen aus Einzahlungen respektive aus Zahlungsmittelbeständen zu realisieren. Sind in sämtlichen Perioden die dem Unternehmen zukommenden Einzahlungen höher oder zumindest gleich den Auszahlungen in diesen Perioden, so ist die Liquidität auch ohne Rückgriff auf den Zahlungsmittelbestand gesichert. Da jedoch die tatsächlichen Einzahlungen unter den geplanten Einzahlungen und die tatsächlichen Auszahlungen über den geplanten Auszahlungen liegen können, muss im Sinne der Liquiditätsvorsorge ein Zahlungsmittelbestand gehalten werden. Eine Überliquidität ist hierbei jedoch ebenfalls zu vermeiden, da der Zahlungsmittelbestand in der Regel nicht oder nur kaum verzinst wird (Wöhe 2002). 5.3 Grundbegriffe des Rechnungswesens 5.3.1 Vier Rechnungsebenen
Im Bereich des Rechnungswesens ist eine Abgrenzung vorzunehmen, welche im Zusammenhang mit den Zahlungs- und Leistungsströmen steht. Dabei bilden sich Begriffspaare, die nachfolgend definiert werden.
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Zahlungsmittelebene Die Zahlungsmittelebene bildet den Zahlungsverkehr eines Unternehmens ab. Die Zahlungsmittel sind Bestände an Bargeld und Buchgeld (Guthaben auf Konten bei Kreditinstituten). Es sind folgende Begriffe zu differenzieren: x Einzahlungen entsprechen dem Zufluss von Zahlungsmitteln, zum Beispiel geleistete Vorauszahlungen. Sie erhöhen die Liquidität des Unternehmens. x Auszahlungen entsprechen dem Abfluss von Zahlungsmitteln, zum Beispiel Barkäufe. Sie reduzieren die Liquidität des Unternehmens. Geldvermögensebene Die Geldvermögensebene bildet den Zahlungsverkehr zuzüglich der Kreditgeschäfte (Debitoren – und Kreditorenbuchführung) eines Unternehmens ab. Das Geldvermögen setzt sich aus dem Zahlungsmittelbestand (Bar- und Buchgeld) zuzüglich des Bestandes an Forderungen (ausstehende Zahlungen von Kunden) sowie der Verbindlichkeiten („Schulden“, z. B. in Form eines Bankkredits) zusammen. Es sind folgende Begriffe zu differenzieren: x Einnahmen entsprechen Vorgängen, die das Geldvermögen erhöhen (Einzahlungen + Forderungszugänge + Schuldenabgänge). Damit wird die Liquidität des Unternehmens erhöht. x Ausgaben entsprechen Vorgängen, die das Geldvermögen mindern (Auszahlungen + Forderungsabgänge + Schuldenzugänge). Ausgaben reduzieren die Liquidität. Reinvermögensebene Das Reinvermögen besteht aus dem Geldvermögen sowie dem Sachvermögen. Es sind folgende Begriffe zu differenzieren: x Ertrag, entspricht einem Geschäftsvorfall, der die Zunahme des Reinvermögens bewirkt (Wertzuwachs einer Abrechnungsperiode). Der Ertrag steht dem Aufwand gegenüber und ist in der Gewinn- und Verlustrechnung der Unternehmensrechnung durch die handels- und steuerrechtlichen Vorschriften definiert. Er ist das Ergebnis des Leistungserstellungsprozesses sowie aller weiteren Wertzuwächse des Unternehmens. Erträge sind alle in einer Abrechnungsperiode entstandenen Werte betrieblicher und außerbetrieblicher Art, also auch Wertzuwächse durch Leistungen, die erst in einer späteren Abrechnungsperiode auf dem Markt abgesetzt werden oder gar nicht für den Markt bestimmt sind. Es ist zu differenzieren zwischen:
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Betriebserträgen, das sind Leistungen der KLR. Mit der Abrechnung der Bauleistung (Schlussrechung) werden sie zum Umsatz (Umsatzerlöse, innerbetriebliche Erträge wie aktivierte Eigenleistungen). - Neutralen Erträgen, die keinen Zusammenhang mit der betrieblichen Leistungserstellung aufweisen. Dazu gehören: - Betriebsfremde Erträge, zum Beispiel Gewinne aus Wertpapierverkäufen - Außerordentliche Erträge, zum Beispiel Verkauf einer Anlage über Buchwert - Periodenfremde Erträge, zum Beispiel Gewerbesteuererstattung. x Aufwand, entspricht einem Geschäftsvorfall, der die Minderung des Reinvermögens bewirkt (Werteverzehr einer Abrechnungsperiode). Aufwand ist der gesamte, bewertete Güter- und Leistungsverzehr eines Unternehmens innerhalb einer Abrechnungsperiode. Der Aufwand ist in der Gewinn- und Verlustrechnung der Unternehmensrechnung durch die handelsrechtlichen Vorschriften definiert und eignet sich somit nicht gänzlich für die in der Kosten- und Leistungsrechnung vorzunehmenden Betrachtungen. Daher verwendet die Kosten- und Leistungsrechnung einen vom Aufwand abweichenden Begriff der Kosten (Betriebsebene). Es ist zu differenzieren zwischen: - Zweckaufwendungen aus der Leistungsverwertung, das sind Kosten der KLR (Verbrauch von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Löhne, Gehälter usw.). - Neutralen Aufwendungen: - Betriebsfremde Aufwendungen, die keinen Zusammenhang mit der betrieblichen Leistungserstellung aufweisen, zum Beispiel Verluste aus dem Abgang von Wertpapieren oder Spenden. - Außerordentliche Aufwendungen, die mit der Leistungserstellung zusammenhängen können, jedoch unregelmäßig sind wie zum Beispiel Forderungsverluste aus Konkursen, Verkauf eines Anlagengutes unter Buchwert oder ein Brandschaden. - Periodenfremde Aufwendungen sind betrieblich veranlasste Aufwendungen, die in einer späteren Periode anfallen als sie verursacht wurden. So zum Beispiel Gewerbesteuernachzahlungen oder Anwaltskosten für ein Verfahren, welches in einer der Vorperioden stattgefunden hat. -
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Betriebsebene Auf der Betriebsebene erfolgt die Betrachtung der Gütererstellung und des Güterverbrauchs, welche dem Unternehmenszweck dienen. Es sind folgende Begriffe zu differenzieren: x Kosten sind der bewertete, betriebsnotwendige Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen, die zur Erstellung und zum Absatz der betrieblichen Leistung benötigt werden. Den Kosten ist nur derjenige Güter- und Leistungsverzehr zuzuordnen, der direkt mit der Erstellung der betrieblichen Leistung und der hierfür vorzuhaltenden Fazilitäten zusammenhängt. x Leistungen sind das bewertete Resultat der betrieblichen Tätigkeit. Sie beinhalten - Absatzleistungen - die auf dem Markt zum Absatz bestimmt sind, - Lagerleistungen - die auf dem Markt abzusetzen sind, die aber den Bestand erhöhen, - Eigenleistungen - für die Verwendung im eigenen Betrieb. Ergänzend ist zu konstatieren, dass die betriebswirtschaftliche Definition des Begriffs „Leistung“ zwei Aspekte umfasst: - Leistung ist die erzeugte Menge, d. h. der mengenmäßige Output, - Leistung ist das in Geldeinheiten bewertete Resultat des betrieblichen Leistungserstellungsprozesses, also die in Geldeinheiten bewerteten erstellten Bauwerke und erbrachten Dienste des Unternehmens für den Markt einschließlich der Leistungen für eigenen Bedarf wie eigene Reparaturwerkstatt (Keil et al. 2004). Der Begriff Leistung wird in der Literatur zunehmend mit dem Begriff des Erlöses gleichgesetzt. Erlöse umfassen im Allgemeinen jedoch nur den Geldwert der gesamten in einer Abrechnungsperiode verkauften Leistungen. Sie setzten sich aus Umsatzerlösen sowie sonstigen betrieblichen Erträgen zusammen und werden auf den Ertragskonten der Unternehmensrechnung verbucht. Eine vom Unternehmen erbrachte Bauleistung wird somit erst dann zum Erlös, wenn der Kunde diese Leistungen vollumfänglich bezahlt hat. Im Verständnis dieses Buches ist die Leistung nicht mit dem Erlös gleichzusetzen. Der verwendete Leistungsbegriff bezieht sich auf sämtliche, im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit erbrachten und bewerteten Leistungen. Enthalten sind darin auch jene Leistungen, die nicht in der gleichen Rechnungsperiode verkauft worden sind. Die Thematik kann für das Verständnis am Beispiel der Angebotsbearbeitung verdeutlicht werden. Ein erstelltes Angebot bildet eine Leistung im Sinne eines erzeugten Outputs. Es verursacht Kosten und kann als Resultat des betrieblichen Leistungserstellungsprozesses in Geldeinheiten bewertet
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werden. Falls es nicht zum Auftrag kommt, wird diese Leistung keinen Erlös direkt generieren. 5.3.2 Erfolgsbegriffe im Rechnungswesen
Der Unternehmenserfolg (pagatorisches Ergebnis) der Unternehmensrechnung wird durch Saldierung der Erträge und Aufwendungen in der Erfolgsrechnung ermittelt: Unternehmenserfolg (pagatorisches Ergebnis) = Ertrag – Aufwand. Darüber hinaus liefert die Kosten- und Leistungsrechnung einen Betriebserfolg, indem die Kosten der Leistung (auch Betriebsertrag genannt) gegenübergestellt werden: Betriebserfolg (kalkulatorisches Ergebnis) = Leistung (Betriebsertrag) – Kosten. 5.3.3 Abgrenzungsrechnung
Im Rechnungswesen eines Unternehmens sind grundsätzlich vier Geschäftsvorfälle zu unterscheiden (KLR 2001) x Vorfälle, die nur die Unternehmensrechnung betreffen, x Vorfälle, die nur die Baubetriebsrechnung betreffen, x Vorfälle, die beide Rechnungskreise in unterschiedlicher Weise betreffen, x Vorfälle, die beide Rechnungskreise in identischer Weise betreffen. Bei den drei zuerst genannten Arten von Geschäftsvorfällen besteht keine unmittelbare kontenmäßige Verbindung zwischen der Unternehmensrechnung und Baubetriebsrechnung, wogegen die im vierten Fall genannten aufwandsgleichen Kosten und Leistungen unmittelbar in beiden Systemen gebucht werden. Nachfolgend wird eine Abgrenzung für die Begriffe Aufwand und Kosten sowie für die Begriffe Ertrag und Leistung vorgenommen. 5.3.3.1 Abgrenzung zwischen Aufwand und Kosten
Die Ergebnisse von Buchführung sowie Kosten- und Leistungsrechnung können voneinander abweichen. Dies liegt darin begründet, dass es Aufwand gibt, denen keine Kosten gegenüberstehen. Ebenso gibt es Kosten, denen kein Aufwand entspricht. Aufwand entsteht durch einen mit Ausga-
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
ben verbundenen Güterverbrauch. Kosten sind der bewertete Verzehr von Gütern, Dienstleistungen und weiteren Größen, bei dem aber nicht unbedingt eine Ausgabe vorliegen muss. Die Abgrenzung ist in Abbildung 5.4 dargestellt. Sie ist unter anderem für das Controlling von Bedeutung, da eine Übereinstimmung der verwendeten Periodenkosten mit dem Zweckaufwand der Finanzbuchhaltung bestehen muss.
Abb. 5.4 Abgrenzung der Begriffe Aufwand und Kosten (aus Domschke Scholl 2003, S. 306)
Aufwendungen, die keine Kosten darstellen, werden als neutraler Aufwand bezeichnet. Besitzt dieser keinen Sachzielbezug (s. Schultz 2001, S. 7), handelt es sich um betriebsfremden Aufwand wie zum Beispiel Spenden an karitative Einrichtungen. Entsteht er nicht durch den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb, handelt es sich um außerordentlichen Aufwand, wie zum Beispiel der Verkauf einer Anlage unter Buchwert. Betrifft er eine andere Abrechnungsperiode, handelt es sich um periodenfremden Aufwand wie zum Beispiel eine Steuernachzahlung. Bewertungsbedingter neutraler Aufwand entsteht dann, wenn der Verzehr von Produktionsfaktoren in der Finanzbuchhaltung höher bewertet wird als in der KLR (Domschke Scholl 2003, S. 306). Beispiel: der Preis für einen Rohstoff liegt vorübergehend wesentlich höher als der zu erwartende Durchschnittspreis. Verwendet man in der KLR lediglich den Durchschnittspreis, so stellt das Produkt aus Preisdifferenz und verbrauchter Menge bewertungsbedingten neutralen Aufwand dar. Werden in der Buchführung und der Kostenrechnung die gleichen Beträge erfasst, so handelt es sich dabei auf der Kostenseite um Grundkosten und auf der Aufwandsseite um den Zweckaufwand. Dazu gehören Löhne, Gehälter, Baustoffkosten oder Nachunternehmerkosten. Einen weiteren Teil der Kosten bilden kalkulatorische Kosten, die aufwandsfremd sein können. Bewertungsbedingte kalkulatorische Kosten werden analog zum bewertungsbedingten neutralen Aufwand begründet. So zum Beispiel der Ansatz einer kalkulatorischen Abschreibung, welcher von der bilanziellen Abschreibung abweichen kann. Eine positive Differenz aus kalkulatorischen und bilanziellen Abschreibungen stellt kalkulatorische Kosten dar (Domschke Scholl 2003 S. 306). Sachlich bedingte kal-
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kulatorische Kosten sind Wertansätze, die im Unternehmen keinen Aufwand verursachen. Dazu gehört beispielsweise die Verzinsung auf das eingesetzte Kapital oder der kalkulatorische Unternehmerlohn, mit dem die Mitarbeit des Unternehmers oder unbezahlter Familienmitglieder bewertet wird 5.3.3.2 Abgrenzung zwischen Ertrag und Leistung
In Analogie zur Abgrenzung von Aufwand und Kosten, ist eine Abgrenzung zwischen Ertrag und Leistung notwendig. Sie ist in Abbildung 5.5 dargestellt. Der Ertrag ist als jeglicher Wertezuwachs im Unternehmen während einer Abrechungsperiode definiert. Der neutrale Ertrag kann als betriebsfremder Ertrag (Erträge aus nicht betriebsnotwendigen Vermögen wie Kursgewinne bei Wertpapieren), außerordentlicher Ertrag (Verkauf einer Anlage über Buchwert) oder periodenfremder Ertrag (Steuerrückzahlungen) auftreten. Bewertungsbedingter neutraler Ertrag liegt dann vor, wenn zum Beispiel bilanziell auf Lager liegende Fertigteile höher bewertet werden als in der KLR. Diesen Teilen des Ertrages steht keine Leistung gegenüber. Soweit Ertrag und Leistung übereinstimmen, handelt es sich um den Zweckertrag, der ebenso die Grundleistung abbildet. Es handelt sich dabei um Erträge aus betriebsbedingter Tätigkeit.
Abb. 5.5 Begriffsabgrenzung Ertrag und Leistung (aus Domschke Scholl 2003)
Bewertungsbedingte Zusatzleistungen liegen vor, wenn ihnen Erträge in geringerer Höhe gegenüberstehen. Sachlich bedingten Zusatzleistungen stehen wiederum keine Erträge gegenüber. So zum Beispiel ein selbst geschaffenes, nicht vermarktetes immaterielles Wirtschaftsgut (Patent), welches nach dem Handelsrecht nicht aktiviert werden darf oder eine Angebotsbearbeitung, die nicht zum Auftrag führt. 5.3.4 Preis
Der Preis ist der in Geldeinheiten ausgedrückte Tauschwert eines Gutes oder einer Leistung. In der Regel ergibt sich der Preis aus dem Marktwettbewerb (Gabler 1997).
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Zu unterscheiden ist zwischen den Beschaffungspreisen für die benötigten Produkte und Dienstleistungen und der Bauleistungs- oder Baudienstleistungsvergütung, die am Markt erzielt werden kann. Im Rahmen der Kalkulation sind Preise und Kosten strikt zu trennen. Während die Kosten den tatsächlichen Werteverzehr zur Produkterstellung während einer Periode in Geldeinheiten abbilden, wird der Preis nach definierten Kriterien wie Nachfragesituation, Wettbewerb oder Kundenbindung festgelegt. Dies schließt nicht aus, dass Preise festgelegt werden, die niedriger oder höher sind als die für die Leistung ermittelten Kosten.
6 Unternehmensrechnung Die Unternehmensrechnung, auch Geschäftsbuchführung oder finanzielles Rechnungswesen genannt, hat die Aufgabe, als Zeitrechnung sämtliche in Geldeinheiten bewertbaren Geschäftsvorfälle des Betriebes zu dokumentieren und so die Datengrundlage für die jährlichen Abschlüsse zu liefern. Sie leitet sich aus den Vorschriften des Gesetzgebers ab und hat diesen zu genügen. Neben betriebsinternen Funktionen erfüllt die Unternehmensrechnung unter anderem die Funktionen der Dokumentation, Rechenschaftslegung und Information gegenüber externen Adressaten. Sie setzt sich im Wesentlichen zusammen aus x der Erfassung sämtlicher Geschäftsvorfälle in der Finanzbuchhaltung und den Hilfsbuchhaltungen wie z.B. der Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung, x der Bilanz als Gegenüberstellung der Vermögens- und Schuldensituation zum Stichtag und x der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), zur Information über Aufwand, Ertrag, Umsatz und Erfolg einer Periode (Wöhe 2002). Die Unternehmensrechnung erfasst sämtliche, die Höhe und die Zusammensetzung von Vermögen (Aktiva) und Kapital (Passiva) betreffenden Geschäftsvorfälle (Eisele 2002). Die in größeren Unternehmen anzutreffende Unterteilung in Haupt- bzw. Finanzbuchhaltung und Hilfsbuchhaltung anhand vorgelagerter Buchungssysteme ist in Abb. 6.1 dargestellt (vgl. Rieder Siegwart 2005).
Abb. 6.1 Die Unternehmensrechnung im Bauunternehmen
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Die Hilfsbuchhaltung erfasst hierbei unter anderem alle Lieferungen und Zahlungen in den in Abb. 6.1 genannten, vorgelagerten Buchungssystemen und bereitet so die Geschäftsvorfälle für die Finanzbuchhaltung vor. Diese übernimmt aus der Hilfsbuchhaltung die dort protokollierten, totalen Ergebnisse für ihre Buchungsvorgänge. Die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) bilden die Hauptelemente des Jahresabschlusses, welcher gegebenenfalls um eine Ergebnisverwendungsrechnung, eine Kapitalflussrechnung, eine Segmentberichterstattung, einen Anhang oder einen Lagebericht zu ergänzen ist. Im Rahmen der europaweiten Harmonisierung der Rechnungslegungsstandards sind die International Financing Reporting Standards (IFRS) und die darin unter anderem enthaltenen International Accounting Standards (IAS) mit Erlass der EU-Verordnung 1606/2002 in sämtlichen Mitgliedsländern der Europäischen Union zumindest für börsennotierte Konzerne ab 2005 verbindlich anzuwenden. Form und Reichweite der Umsetzung der IFRS/IAS sind hierbei durch den nationalen Gesetzgeber zu regeln. Grundlegendes Ziel der IFRS/IAS ist hierbei gewesen, neben den bereits international etablierten United States Generally Acknowledged Accounting Principles (US-GAAP) ein weiteres internationales und damit länderübergreifendes, einheitliches Normensystem zur Rechnungslegung zu schaffen und hiermit die Jahresabschlüsse von Unternehmen und Konzernen vergleichbar zu machen. In Deutschland sind die Richtlinien zur Buchführung und zum Jahresabschluss im Handelsgesetzbuch (HGB) verankert. Durch das Bilanzrechtsreformgesetz vom 4.12.2004 wurden die IFRS/IAS in nationales Recht umgesetzt. Konzernabschlüsse kapitalmarktorientierter Unternehmen sind somit ab dem 1. Januar 2005 verpflichtend nach den IFRS aufzustellen. Der im Jahresabschluss geforderte Vergleich mit dem Vorjahr machte auf Unternehmensseite eine Umstellung bereits ab 2004 notwendig. Bis 2007 besteht jedoch eine Übergangsregelung, die Konzernen ermöglicht, einen alternativen Abschluss nach anderen, international anerkannten Rechnungslegungsstandards wie beispielsweise den US-GAAP zu erstellen, wenn die Konzernwerte außereuropäisch gehandelt werden. Nichtkapitalmarktorientierte Konzerne können grundsätzlich zwischen einem Jahresabschluss nach HGB oder IFRS/IAS wählen. Der für Besteuerung, Ausschüttung und Haftung zu erstellende Einzelabschluss ist in Deutschland weiterhin verbindlich nach dem HGB aufzustellen, und zwar unabhängig davon, ob das Unternehmen kapitalmarktorientiert ist oder nicht. Es besteht allerdings die Möglichkeit, ergänzend zum HGB einen Einzelabschluss nach den IFRS aufzustellen. In Abb. 6.2 finden sich die Abschlussgrundlagen nach deutschem Recht zusammenfassend dargestellt.
6 Unternehmensrechnung
Konzernabschluss Einzelabschluss
Kapitalmarktorientierte Unternehmen
Nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen
IFRS HGB, IFRS ergänzend mgl.
HGB oder IFRS HGB, IFRS ergänzend mgl.
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Abb. 6.2 Abschlussgrundlagen nach deutschem Recht – Übersicht, vgl. (Bergheimer 2005), (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 2002), (BilReG 2004)
In der Schweiz sind seit 2005 Jahresabschlüsse von im Hauptsegment und am SWX New Market kotierten Unternehmen nach den IFRS/IAS oder den US-GAAP zu erstellen. Die Swiss-GAAP FER (Schweizer Fachempfehlungen zur Rechnungslegung) sind, zusammen mit den IFRS/IAS und den US-GAAP, für Unternehmen der SWX Local Caps, für Immobiliengesellschaften sowie Investmentgesellschaften zugelassen (SWX 2003). Im SWX Local Caps sind vorwiegend Unternehmen mit lokaler Bedeutung oder engem Investorenkreis gelistet. Im Jahr 2004 wählten 150 der bei der SWX Swiss Exchange primärkotierten Unternehmen die IFRS, 80 Unternehmen die SWISS GAAP FER (SWX 2005). Im Zusammenhang der Haupt- bzw. Finanzbuchhaltung nehmen die Bilanz als Momentaufnahme der Vermögens- und Kapitalstruktur sowie die GuV-Rechnung als Erfassung der Geschäftstätigkeit einer bestimmten Periode eine besondere Stellung ein. Daher werden diese beiden grundlegenden Elemente des Jahresabschlusses in den folgenden Abschnitten detaillierter dargelegt. In Abschnitt 6.1 werden zunächst allgemeingültige Grundlagen des Jahresabschlusses erläutert, bevor in den Abschnitten 6.2, 6.3 und 6.4 auf die Rechnungslegung nach deutschem HGB, nach IFRS/IAS und nach Schweizer Obligationenrecht eingegangen wird. 6.1 Grundlagen des Jahresabschlusses Nach Rieder (Rieder 2001) dient der Jahresabschluss, mit seinen wesentlichen Bestandteilen, der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), x der Unternehmensleitung zur finanzwirtschaftlichen Steuerung des Unternehmens, x den Eigenkapitalgebern zur Information über die Rentabilität ihrer Geldanlage in der vergangenen Berichtsperiode, x den Kapitalgebern zur Information über die Sicherheit ihrer Kredite und x dem Staat zur Besteuerung der Unternehmensgewinne und zur Prüfung der rechtlichen Regelungen.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Die Bilanz (Tabelle 6.1) zeigt eine Gegenüberstellung von Vermögenspositionen (Aktiva) und Schuldpositionen (Passiva), wobei sich die Aktivseite der Bilanz in Umlauf- und Anlagevermögen unterteilen lässt, die Passivseite in Eigen- und Fremdkapital (mehr hierzu in Kapitel 6.2). Tabelle 6.1 Grundprinzip einer Bilanz (Keil et al. 2001) Vermögen = Aktiva Was für Mittel sind vorhanden? Wie sind die Mittel angelegt?
Kapital = Passiva Wer hat die Mittel aufgebracht? Wer hat Anspruch auf die Mittel?
Als Momentaufnahme des Vermögens und des Kapitals wird die Bilanz in der Regel zum 31. Dezember eines jeden Jahres erstellt. Der Abrechnungszeitraum beträgt ein Jahr. Sie leitet sich aus dem in Staffelform zu erstellenden Inventar ab, wobei in der Bilanz im Gegensatz zum Inventar keine mengenmäßigen Angaben gemacht werden und Vermögensgegenstände und Schulden mit gleicher Risikostruktur zusammengefasst werden (Wöhe 2002). Bei einer Bilanz ist die Summe der Aktiva stets gleich der Summe der Passiva. Dieses Grundprinzip kann z.B. bei der Berechnung des Eigenkapitalanteils eines Unternehmens Anwendung finden, indem die Residualgröße aus dem Vermögen (Summe aller Aktiva) und den Verbindlichkeiten des Unternehmens gebildet wird. Die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), auch Erfolgsrechnung genannt, als Erfassung der Geschäftstätigkeit einer bestimmten Periode vergleicht den Ertrag mit dem periodengleichen Aufwand. Unter Aufwand versteht man die Ausgaben eines Unternehmens für den periodenbezogenen Güter- und Leistungsverbrauch. Im Rahmen der Unternehmensrechnung können Aufwendungen folgende Auswirkungen haben (KLR Bau 2001): x Abnahme der liquiden Mittel, x Abnahme der Forderungen oder des Sachanlagevermögens, x Zunahme von Verbindlichkeiten. Ertrag ist definiert als das bewertete produktive Ergebnis aus Sachgütern und Dienstleistungen, soweit dadurch Einnahmen entstehen. Analog zum Aufwand kann Ertrag folgende Auswirkungen haben: x Zunahme der liquiden Mittel, x Zunahme der Forderungen oder des Sachanlagevermögens, x Abnahme von Verbindlichkeiten.
6 Unternehmensrechnung
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Während Aufwand den Werteverzehr einer Rechnungsperiode ausdrückt, stellen Erträge den Wertezuwachs einer Rechnungsperiode dar. Die Differenz von Ertrag und Aufwand ergibt den Periodenerfolg (Gewinn oder Verlust). Der Gewinn stellt den Anreiz dar, unternehmerisch tätig zu sein und Kapital in ein Unternehmen zu investieren. Ein erwirtschafteter Gewinn kann entweder an die Anteilseigner ausgeschüttet werden oder aber im Unternehmen verbleiben. Im letzteren Fall spricht man von einer Gewinnthesaurierung, die verschiedenen Zwecken dienen kann. Der Vermögenszuwachs wirkt sich positiv auf das Haftungskapital des Unternehmens aus und erhöht zugleich dessen Verlustauffangpotential. Des Weiteren lässt ein vergrößertes Unternehmensvermögen außerdem zukünftig höhere Erträge erwarten (Wöhe 2002). 6.2 Der Jahresabschluss nach deutschem Handelsgesetzbuch Nach deutschem Handelsgesetzbuch sind laufende Bilanzen (so genannte ordentliche Bilanzen) und außergewöhnliche Bilanzen zu unterscheiden. Zu den laufenden, regelmäßig zu erstellenden Bilanzen zählen die ordentliche Jahresabschlussbilanz und die ordentliche Konzern- und Teilkonzernbilanz. Anlässe zur Erstellung einer Sonderbilanz sind die Gründung, die Umwandlung, die Auseinandersetzung, die Fusion, die Sanierung, der Vergleich oder der Konkurs eines Unternehmens. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der ordentlichen Jahresabschlussbilanz nach § 242 HGB. Diese ist nach dem Prinzip der Einzelbewertung aus dem Inventar abzuleiten, wodurch sich der hieraus ablesbare Unternehmenswert deutlich vom Marktwert des Unternehmens unterscheiden kann, welcher auf einer zukunftsbasierten Gesamtbewertung basiert (Wöhe 2002). Die ordentliche Jahresabschlussbilanz, allgemein als Handelsbilanz bezeichnet, ist Grundlage für die gesetzlich vorgeschriebene Steuerbilanz. Die Bilanzerstellung erfolgt in zwei Schritten. Zunächst ist festzulegen, was bilanziert werden soll. Hier spricht man von der „Bilanzierung dem Grund nach“. Danach sind die Werte dieser Positionen zu bestimmen („Bilanzierung der Höhe nach“) (Schultz 2001). Bei der Erstellung des Jahresabschlusses ist sowohl den gesetzlichen Vorschriften wie auch den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) Rechnung zu tragen. Wesentliche Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung sind (Coenenberg 2005): x Richtigkeit und Willkürfreiheit x Klarheit x Vollständigkeit
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x x x x
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Abgrenzungsgrundsätze Imparitätsprinzip Stetigkeit Vorsicht
Das Handelsgesetzbuch unterscheidet drei Unternehmensrechtsformen, das Einzelunternehmen, die Personengesellschaft (hierzu zählen offene Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften) sowie die Kapitalgesellschaft (hier sind Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung und ihnen gleich gestellte Unternehmen zu nennen). Für alle Unternehmensformen geltend wird die Bilanzierung in den § 238 bis § 263 HGB geregelt. Ergänzend beziehen sich § 264 bis § 355 HGB auf die Kapitalgesellschaften, für die strengere Regelungen anzuwenden sind (Schultz 2001). Dies drückt sich insbesondere in den Gliederungsvorschriften für Bilanz und GuV sowie in der Verpflichtung, dort zusätzliche Positionen auszuweisen, aus. Für Einzelunternehmen und Personengesellschaften ist nach § 242 HGB ein einfacher Jahresabschluss, bestehend aus Bilanz und GuV-Rechnung Pflicht. Kapitalgesellschaften haben einen erweiterten Jahresabschluss aufzustellen, der über Bilanz und GuV-Rechnung hinaus auch noch eines Anhangs und, abhängig von der Unternehmensgröße, eines Lageberichtes bedarf (siehe § 264 Abs. 1 HGB). Der Anhang soll Bilanz und GuVRechnung erläutern und dort zusammengefasste oder verzerrte Informationen aufschlüsseln. Der von mittleren und großen Kapitalgesellschaften zusätzlich nach § 289 HGB zu erstellende Lagebericht soll den Geschäftsverlauf, die Geschäftsereignisse und die Lage der Kapitalgesellschaft den tatsächlichen Verhältnissen entsprechend darstellen und des weiteren zukunftsorientierte Informationen über das Unternehmen, das geschäftliche Umfeld und die Branche liefern. Er hat unter anderem auch Informationen über die wirtschaftliche Lage, die voraussichtliche Entwicklung und den Bereich Forschung und Entwicklung zu enthalten. Auch soll der Lagebericht auf Vorgänge besonderer Bedeutung eingehen, zu denen es nach Schluss des Geschäftsjahres gekommen ist. Für eine Reihe weiterer Vorschriften ist ebenfalls die Größe der Kapitalgesellschaft maßgeblich. In Hinblick auf den Detaillierungsgrad von Bilanz und GuV-Rechnung, den Umfang des zu erstellenden Anhangs oder auch die Prüfungspflichten können beispielsweise Unterschiede in Abhängigkeit der Unternehmensgröße, gemessen an der Bilanzsumme, dem Umsatz und den Beschäftigten bestehen. Grundsätzlich werden kleine, mittelgroße und große Kapitalgesellschaften unterschieden (siehe Abb. 6.3). Ein Unternehmen gehört zu einer bestimmten Größenklasse, wenn mindestens
6 Unternehmensrechnung
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zwei der drei genannten Bedingungen erfüllt sind. Für eine Zugehörigkeit zu den mittelgroßen Unternehmen gilt insbesondere, dass zwei der drei Merkmale der Klasse der kleinen Unternehmen überschritten sein müssen und zwei der drei oberen Grenzwerte nicht überschritten werden dürfen.
Abb. 6.3 Umschreibung der Größenklassen nach § 267 HGB
Nach § 267 Nr. 3 HGB sind sämtliche Unternehmen, die an einem organisierten Markt nach Wertpapierhandelsgesetz Wertpapiere ausgeben oder die eine Zulassung für diesen beantragt haben, ebenfalls als große Unternehmen zu betrachten. Fallen Einzelunternehmen und Personengesellschaften ab einer speziellen Größe unter das Publizitätsgesetz, so gelten, ähnlich den Kapitalgesellschaften, ebenfalls strengere Regelungen (Gliederungsanforderungen, erweiterte Ausweisvorschriften, etc.). Ein Unternehmen gilt dabei als Großunternehmen, wenn zwei der drei nachfolgenden Kriterien erfüllt sind: 1. Bilanzsumme > 65 Mio. €, 2. Umsatz > 130 Mio. € und 3. Arbeitnehmer > 5000. Für Genossenschaften (siehe § 336 - § 339 HGB), Kreditinstitute (siehe § 340 - § 340o HGB) und Versicherungsunternehmen (siehe § 341 - § 341o HGB) gelten besondere Rechnungslegungsvorschriften, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen wird. Die Bilanzierung von Konzernen erfolgt durch Bildung eines Summenabschlusses aller gleichartigen Positionen der Einzelabschlüsse von Mutterunternehmen und Tochterunternehmen unter Anwendung einheitlicher Bilanzierungs- und Bewertungskriterien. Im Rahmen der darauf folgenden Konsolidierung werden konzerninterne Forderungen, Verbindlichkeiten, Beteiligungen und Leistungsflüsse eliminiert (Schultz 2001). Konzerne haben im Jahresabschluss neben der Konzernbilanz und der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung nach § 297 Abs. 1 HGB einen Konzernanhang, eine Kapitalflussrechnung und einen Eigenkapitalspiegel zu erstellen. Im Rahmen der Kapitalflussrechnung (auch Cash Flow Sta-
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
tement genannt) werden Herkunft und Verwendung der finanziellen Mittel gegenübergestellt. Der Konzernabschluss kann durch eine Segmentberichterstattung erweitert werden. Bei dieser werden die Umsätze nach Geschäftsfeldern, Produkttypen und Regionen aufgeschlüsselt (Schultz 2001). Im Folgenden werden die wesentlichen Elemente der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung erläutert. Bei einer Bilanzierung nach deutschem Handelsgesetzbuch ist von Kapitalgesellschaften die in § 266 HGB vorgegebene Struktur zu verwenden. Die Tabellen 6.2 und 6.3 geben die nach HGB in der Bilanz auszuweisenden Werte wieder. Kleine Kapitalgesellschaften nach Abb. 6.3 müssen hierbei nur die ersten beiden Ebenen in ihrer Bilanz aufführen (Schultz 2001). Die Aktivseite der Bilanz (s. Tabelle 6.2) wird in Umlauf- und Anlagevermögen unterschieden, wobei das Unterscheidungskriterium im Grad der Verfügbarkeit der Gelder besteht. Unter Anlagevermögen versteht man langfristig für den Unternehmensbetrieb zur Verfügung stehendes Vermögen, welches sich aus immateriellen Vermögensgegenständen, Sach- und Finanzanlagen zusammensetzt. Zu den immateriellen Vermögensgegenständen zählen beispielsweise Konzessionen oder Patente, der derivate Firmenwert oder geleistete Anzahlungen für immaterielle Vermögensgegenstände (Schultz 2001). Unter Sachanlagen sind Grundstücke und Bauten, technische Anlagen und Maschinen oder die Betriebs- und Geschäftsausstattung zu verstehen. Zu den Finanzanlagen zählen Anteile an verbundenen Unternehmen, Ausleihungen an verbundene Unternehmen, Beteiligungen, Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligunsverhältnis besteht, Wertpapiere des Anlagevermögens oder sonstige Ausleihungen. Das Umlaufvermögen umfasst alle nicht dauerhaft für den Geschäftsbetrieb zur Verfügung stehenden Vermögensgegenstände. Hierzu gehören somit Vorräte, Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände sowie Schecks, Kassenbestände, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und zur Veräußerung oder als kurzfristige Liquiditätsreserve gehaltene Wertpapiere (Gabler 2001).
6 Unternehmensrechnung
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Tabelle 6.2 Die Aktiva der Bilanz nach § 266 Abs. 2 HGB A. I. 1. 2. 3. II. 1. 2. 3. 4. III. 1. 2. 3. 4. 5. 6. B. I. 1. 2. 3. 4. II. 1. 2. 3. 4. III. 1. 2. 3. IV. C.
Anlagevermögen: Immaterielle Vermögensgegenstände: Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten; Geschäfts- oder Firmenwert; geleistete Anzahlungen; Sachanlagen: Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken; technische Anlagen und Maschinen; andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung; geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau; Finanzanlagen: Anteile an verbundenen Unternehmen; Ausleihungen an verbundene Unternehmen; Beteiligungen; Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht; Wertpapiere des Anlagevermögens; sonstige Ausleihungen. Umlaufvermögen: Vorräte: Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe; unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen; fertige Erzeugnisse und Waren; geleistete Anzahlungen; Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände: Forderungen aus Lieferungen und Leistungen; Forderungen gegen verbundene Unternehmen; Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht; sonstige Vermögensgegenstände; Wertpapiere: Anteile an verbundenen Unternehmen; eigene Anteile; sonstige Wertpapiere; Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks. Rechnungsabgrenzungsposten.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Tabelle 6.3 Die Passiva der Bilanz nach § 266 Abs. 3 HGB A. I. II. III. 1. 2. 3. 4. IV. V. B. 1. 2. 3. C. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
D.
Eigenkapital: Gezeichnetes Kapital; Kapitalrücklage; Gewinnrücklagen: gesetzliche Rücklage; Rücklage für eigene Anteile; satzungsmäßige Rücklagen; andere Gewinnrücklagen; Gewinnvortrag/Verlustvortrag; Jahresüberschuß/Jahresfehlbetrag. Rückstellungen: Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen; Steuerrückstellungen; sonstige Rückstellungen. Verbindlichkeiten: Anleihen, davon konvertibel; Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten; erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen; Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen; Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel; Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen; Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht; sonstige Verbindlichkeiten, davon aus Steuern, davon im Rahmen der sozialen Sicherheit. Rechnungsabgrenzungsposten.
Die Passivseite der Bilanz (s. Tabelle 6.3) gliedert sich in das Eigenund Fremdkapital. Unter Fremdkapital versteht man die Verbindlichkeiten eines Unternehmens. Es wird ähnlich wie das Vermögen auf der Aktivseite der Bilanz anhand der Fristigkeit in kurzfristiges und langfristiges Fremdkapital unterschieden. Als kurzfristig bezeichnet man Verbindlichkeiten, die innerhalb eines Jahres fällig werden. Darüber hinaus handelt es sich um langfristiges Fremdkapital. Als Eigenkapital bezeichnet man das Kapital, welches den Eigentümern zusteht, unabhängig davon, ob es dem Unternehmen als Einlage zur Verfügung gestellt wird oder ob es durch Gewinne im Laufe der Jahre erwirtschaftet wurde und als Kapital im Unternehmen verbleibt.
6 Unternehmensrechnung
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Durch Rückstellungen können Ausgaben, die für die Zukunft erwartet werden, schon in der Berichtsperiode berücksichtigt werden. Sie sind als antizipierter Aufwand zu verstehen, wobei grundsätzlich zwischen gewissen und ungewissen Verbindlichkeiten unterschieden werden muss. Sie können beispielsweise für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften, Aufwendungen für unterlassene Instandhaltung oder Gewährleistungen ohne rechtliche Verpflichtung gebildet werden. Wirtschaftlich betrachtet handelt es sich bei Rückstellungen im Regelfall um Fremdkapital, so zum Beispiel auch, wenn Pensionsrückstellungen gebildet werden. Kapitalgesellschaften können Rücklagen bilden. Diese Reserven stellen zusätzliches Eigenkapital dar, welches allerdings nicht als gezeichnetes Kapital, Jahresüberschuss oder Gewinnvortrag ausgewiesen wird. Abhängig davon, ob die Rücklagen im Jahresabschluss erwähnt werden oder nicht, spricht man von offenen oder stillen Rücklagen; letztere werden auch stille Reserven genannt. Als variable Teile des Eigenkapitals werden offene Rücklagen in gesonderten Rücklagekonten erfasst. Stille Rücklagen werden nicht offen ausgewiesen. Die Möglichkeit Rücklagen zu bilden ergibt sich aus den Vorschriften zum Jahresabschluss, die den Unternehmen Wahlrechte bei der Bilanzierung und Bewertung einräumen. Durch die Bildung stiller Rücklagen kann ein auszuweisender Jahreserfolg einer Periode gemindert und in eine spätere Periode verlagert werden. In der Bilanz erfolgt dies durch eine Unterbewertung des Vermögens oder durch eine Überbewertung der Schulden. Auch können in überhöhten Rückstellungen Rücklagen verborgen liegen. Wöhe spricht hierbei von „Eigenkapital im Gewand von Fremdkapital“ (Wöhe 2002) Seit 1986 lässt das deutsche Handelsgesetzbuch bei der Erstellung der Gewinn- und Verlustrechnung eine Ermittlung des Betriebsergebnisses nach dem Gesamtkostenverfahren (§ 275 Abs. 2 HGB) sowie nach dem Umsatzkostenverfahren (§ 275 Abs. 3 HGB) zu. Zuvor war das Gesamtkostenverfahren das einzige zugelassene Verfahren. Beim Gesamtkostenverfahren (s. Tabelle 6.5) werden sämtliche Aufwendungen einer Periode sämtlichen Erträgen derselben gegenübergestellt, und zwar unabhängig davon, ob die hergestellten Produkte abgesetzt wurden oder nicht. Lagermehrungen und –minderungen sowie selbst erstelltes Anlagevermögen sind dabei zu Herstellungskosten zu bewerten. Als Nachteil des kostenartenorientierten Gesamtkostenverfahrens erweist sich, dass die Kosten und Erlöse nicht produktbezogen gegenübergestellt werden können. Das kostenträgerorientierte Umsatzkostenverfahren (s. Tabelle 6.6) ermöglicht eine solche, unmittelbare Gegenüberstellung. Beim Umsatzkostenverfahren werden auf der Ertragsseite die Umsatzerlöse, auf der Aufwandsseite nur die zur Herstellung der abgesetzten Produkte entstandenen Herstellungskosten angesetzt.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Unabhängig von der Art der Ermittlung des Betriebsergebnisses ergibt sich ein eventueller Jahresüberschuss oder auch Jahresfehlbetrag im Rahmen der GuV-Rechnung nach dem in Tabelle 6.4 dargelegten Schema. Tabelle 6.4 Grundsätzlicher Aufbau einer GuV-Rechnung (Schultz 2001) Betriebsergebnis + Finanzergebnis = Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (=ordentliches Ergebnis) + außerordentliches Ergebnis ./. Steueraufwand =Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag
Tabelle 6.5 GuV-Rechnung nach dem Gesamtkostenverfahren (§ 275 Abs. 2 HGB) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Umsatzerlöse Erhöhung oder Verminderung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen andere aktivierte Eigenleistungen sonstige betriebliche Erträge Materialaufwand Personalaufwand Abschreibungen sonstige betriebliche Aufwendungen Erträge aus Beteiligungen, davon aus verbundenen Unternehmen Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens, davon aus verbundenen Unternehmen sonstige Zinsen und ähnliche Erträge, davon aus verbundenen Unternehmen Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens Zinsen und ähnliche Aufwendungen, davon an verbundenen Unternehmen Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit außerordentliche Erträge außerordentliche Aufwendungen außerordentliches Ergebnis Steuern vom Einkommen und vom Ertrag sonstige Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
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Tabelle 6.6 Die GuV-Rechnung nach dem Umsatzkostenverfahren (§ 275 Abs. 3 HGB) 1 2 3 4 5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Umsatzerlöse Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen Bruttoergebnis vom Umsatz Vertriebskosten allgemeine Verwaltungskosten sonstige betriebliche Erträge sonstige betriebliche Aufwendungen Erträge aus Beteiligungen, davon aus verbundenen Unternehmen Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens, davon aus verbundenen Unternehmen sonstige Zinsen und ähnliche Erträge, davon aus verbundenen Unternehmen Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens Zinsen und ähnliche Aufwendungen, davon an verbundenen Unternehmen Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit außerordentliche Erträge außerordentliche Aufwendungen außerordentliches Ergebnis Steuern vom Einkommen und vom Ertrag sonstige Steuern Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Werden Veränderungen an den Kapital- und Gewinnrücklagen vorgenommen, so dürfen diese nach § 275 Abs. 4 HGB erst im Anschluss an die Position Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag der GuV-Rechnung ausgewiesen werden. Nach § 246 Abs. 2 HGB ist bei der Aufstellung von Bilanz und Gewinnund Verlustrechnung das Bruttoprinzip anzuwenden, d.h. weder Posten der Aktivseite und der Passivseite der Bilanz noch Aufwendungen und Erträge der GuV-Rechnung dürfen miteinander verrechnet werden. Sie müssen voll ersichtlich sein.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
6.3 Der Jahresabschluss nach IFRS/IAS Der Jahresabschluss nach IFRS/IAS dient primär der Entscheidungsunterstützung (decision usefulness) der Eigenkapitalgeber und nicht, wie bei einer Bilanzierung nach deutschem Handelsgesetzbuch, dem Schutz der Gläubiger. Den Eigenkapitalgebern soll die wirtschaftliche Lage des Unternehmens aufgezeigt werden. Da viele Investoren aus dem Ausland kommen, sind zunehmend international einheitliche Abschlüsse gefordert, zu denen die IFRS/IAS neben den US-GAAP zu zählen sind. Aufgrund ihrer Informationsfunktion orientiert sich die Rechnungslegung nach IFRS/IAS an den zukünftig zu erwartenden Zahlungsströmen (cash flows) des Unternehmens. Daher ist sie nicht unmittelbar zur Zahlungsbemessung vorgesehen. Sollen Ausschüttungen oder Ertragssteuern ermittelt werden, so sind ergänzende Berechnungen vorzunehmen. Die vom International Accounting Standard Board (IASB) aufgesetzten Rechnungslegungsvorschriften stellen, wie auch die nach deutschem Handelsrecht anzuwendenden Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB), ein Normenwerk dar, an dessen (Weiter-)Entwicklung eine Vielzahl normgebender Institutionen beteiligt sind. Im Gegensatz zum deutschen Handelsgesetzbuch, in dem übergeordnete Prinzipien mit einem hohen Abstraktionsgrad niedergeschrieben sind (sog. Code Law), finden sich bei den IFRS eine Vielzahl niedergeschriebener Einzelfallregelungen wieder (sog. Case Law). Das Case Law ist insbesondere im angelsächsischen Raum häufig anzutreffen (vgl. Coenenberg 2005). Die zentralen, grundsätzlichen Ziele der IFRS finden sich im sogenannten Framework niedergeschrieben. Ziel ist hierbei insbesonders eine realitätsgetreue Darstellung der Unternehmenssituation (True and Fair View, Fair Presentation). Insbesondere das Postulat der periodengerechten Erfolgsermittlung (accrual basis) soll hierzu beitragen. Drei wesentliche Teilprinzipien sind im Zusammenhang mit der Teilgewinnrealisierung zu nennen (Coenenberg 2005): 1. das Realisationsprinzip, 2. das Prinzip der sachlichen Abgrenzung und 3. das Prinzip der zeitlichen Abgrenzung. Neben der Teilgewinnrealisierung (diese ist nach deutschem Handelsgesetzbuch grundsätzlich nicht zulässig) gibt es weitere deutliche Unterschiede zwischen den Regelungen der IFRS/IAS und den im vorherigen Kapitel beschriebenen Regelungen des HGB. So sind im Gegensatz zum HGB Aufwandsrückstellungen nicht erlaubt. Eine Bildung stiller Reserven ist nur eingeschränkt möglich.
6 Unternehmensrechnung
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Die verschiedenen Bewertungs- und Bilanzierungsvorschriften finden sich in den International Accounting Standards (IAS) niedergeschrieben. Einige wesentliche Elemente des Frameworks sind in IAS 1 niedergeschrieben. So ist u.a. die Darstellung des Jahresabschlusses in IAS 1, die Bilanz im Speziellen hierin in den Ziffern 51 bis 77 geregelt. Die Tabellen 6.7 und 6.8 geben die Mindestinhalte der Bilanz nach IAS 1.68 wieder. Eine Reihenfolge oder Gliederung ist hierbei nicht vorgeschrieben. Nach IAS 1.71 sind Struktur und Detaillierungsgrad der unterschiedlichen Posten den Bedürfnissen und Besonderheiten des bilanzierenden Unternehmens entsprechend zu wählen. Tabelle 6.7 Mindestinhalt der Bilanz nach IAS 1.68: Vermögenswerte (Assets) (a) (b) (c) (d) (e) (f) (g) (h) (i)
Sachanlagen als Finanzinvestitionen gehaltene Immobilien immaterielle Vermögenswerte finanzielle Vermögenswerte (ohne die Beträge, die unter (e), (h) und (i) ausgewiesen werden) nach der Equity-Methode bilanzierte Finanzanlagen biologische Vermögenswerte Vorräte Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Forderungen; Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente
Tabelle 6.8 Mindestinhalt der Bilanz nach IAS 1.68: Schulden (Liabilities) (j) (k) (l) (m) (n) (o) (p)
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Verbindlichkeiten Rückstellungen finanzielle Schulden (ohne die Beträge, die unter (j) und (k) ausgewiesen werden) Steuerschulden und -erstattungsansprüche gemäß IAS 12, Ertragsteuern Latente Steueransprüche und -schulden gemäß IAS 12 Minderheitsanteile am Eigenkapital gezeichnetes Kapital und Rücklagen, die den Anteilseignern der Muttergesellschaft zuzuordnen sind
In Ziffer 81 des IAS 1 finden sich die für die GuV-Rechnung zumindest geforderten Posten wieder (siehe Tabelle 6.9). Sowohl das Gesamtkostenverfahren (siehe Tabelle 6.10) wie auch das Umsatzkostenverfahren (siehe Tabelle 6.11) sind zulässig. Zugehörige Aufstellungen können in die GuVRechnung oder auch in den Anhang gestellt werden.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Tabelle 6.9 Mindestanforderungen an die GuV-Rechnung nach IAS 1.81 (a) Umsatzerlöse (b) Finanzierungsaufwendungen (c) Gewinn- und Verlustanteile an assoziierten Unternehmen und Joint Ventures, die nach der Equity-Methode bilanziert werden (d) Gewinne oder Verluste vor Steuern auf die Veräußerung von Vermögenswerten oder die Abgeltung von Schulden in Verbindung mit der Aufgabe von Geschäftsbereichen (e) Steueraufwendungen und (f) Ergebnis Tabelle 6.10 Gesamtkostenverfahren nach IAS 1.91 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Umsatzerlöse (Revenue) Sonstige Erträge (Other operating income) Veränderung des Bestandes an Fertigerzeugnissen und unfertigen Erzeugnissen (Changes in inventories of finished goods and work in progress) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (Raw materials and consumables used) Zuwendungen an Arbeitnehmer (Staff costs) Aufwand für planmäßige Abschreibungen (Depreciation and amortisation expense) Andere Aufwendungen (Other operating expenses) (=3+4+5+6+7) Gesamtaufwand (Total operating expenses) (= 1+2./.8) Gewinn (Profit from operating activities)
Tabelle 6.11 Umsatzkostenverfahren nach IAS 1.92 1 2 3 4 5 6 7 8
Umsatzerlöse (Revenue) Umsatzkosten (Cost of sales) (= 1./.2) Bruttogewinn (Gross profit) Sonstige Erträge (Other operating income) Vertriebskosten (Distribution costs) Verwaltungsaufwendungen (Administrative expenses) Andere Aufwendungen (Other operating expenses) (= 3+4-5-6-7) Gewinn (Profit from operating activities)
6.4 Der Jahresabschluss nach Schweizer Obligationenrecht Nachfolgend seien die wichtigsten Vorschriften des Obligationenrechts (OR) der Schweiz zur kaufmännischen Buchführung erwähnt:
6 Unternehmensrechnung
75
x Art. 957: Firmen, die im Handelsregister eingetragen sein müssen, sind zur Buchführung verpflichtet, um die Vermögens-, Schuld- und Forderungsverhältnisse sowie Betriebsergebnisse darzulegen. x Art. 958: Inventar, Bilanz und Betriebsrechnung sind mindestens einmal jährlich zu erstellen. x Art. 959: Betriebsrechnung und Bilanz sind vollständig, klar und übersichtlich zu erstellen. x Art. 960: Aktiva dürfen höchstens zu ihrem Zeitwert bei Bilanzerstellung angesetzt werden. x Art. 961/962: Betriebsrechnung und Bilanz sind vom Firmeninhaber, ggf. von persönlich haftenden Gesellschaftern bzw. bei einer AG, KGaA, GmbH oder Genossenschaft von den mit der Geschäftsführung betrauten Personen zu unterzeichen. Bücher und Buchungsbelege sind während 10 Jahren aufzubewahren. In Abb. 6.4 ist der grundsätzliche Aufbau einer Schweizer Bilanz dargestellt. Bilanz Vermögen / Aktiva Umlaufx Flüssige Mittel vermögen x Wertschriften (UV) x Forderungen x Vorräte Anlagex Mobilien vermögen x Immobilien (AV) x Beteiligungen
Bilanzsumme
Schulden / Passiva x Kreditoren x Bankschulden x kurzfristige Rückstellungen
x Hypotheken x Darlehen x langfristige Rückstellungen x Aktienkapital x Reserven, Gewinn Bilanzumme
Kurzfristiges Fremdkapital (KFK) Langfristiges
Fremdkapital (LFK) Eigenkapital (EK)
Abb. 6.4 Grundstruktur der Bilanzpositionen (aus Rieder u. Siegwart 2001)
Abb. 6.5 zeigt die in der Schweiz gemäß Obligationenrecht (OR) Art. 663 vorgeschriebene Mindestgliederung einer GuV-Rechnung.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Betriebsaufwand - Material- und Warenaufwand - Personalaufwand - Abschreibungen
Betriebsertrag - Erlös aus Lieferungen und Leistungen - Finanzertrag
Betriebsfremder Aufwand
Betriebsfremder Ertrag - Mieteinnahme aus betriebsfremdem Gebäude
Ausserordentlicher Aufwand
Ausserordentlicher Ertrag - Gewinn aus Veräusserung von Anlagevermögen
Summe Aufwand
Summe Ertrag GuV-Summe / Jahresgewinn / Jahresverlust
Abb. 6.5 In der Schweiz vorgeschriebene Mindestgliederung der Erfolgsrechnung
In den folgenden drei Abbildungen ist exemplarisch die Verbuchung des Bauinventars im Jahresabschluss eines Bauunternehmens dargestellt. Abb. 6.6 stellt die Ermittlung des Betriebsinventars dar, Abb. 6.7 zeigt die GuVRechnung (Erfolgsrechnung) dieses Unternehmens und Abb. 6.8 die zugehörige Bilanz. Es lässt sich erkennen, wie sich die Ergebnisse aus der Unternehmensrechnung – Betriebsinventar CHF 811’000.– (Abb. 6.6) – und aus der GuV-Rechnung – Gewinn CHF 360’000.– (Abb. 6.7) – in der Bilanz wieder finden.
BETRIEBSINVENTAR per 31.12.1997 (Buchwerte gemäss Finanzbuchhaltung) Buchwert Buchwert vor Veränderungen 1. Januar Zugänge Abgänge Abschreibungen CHF CHF CHF CHF
FKto.
Objektbezeichnung
1600 1601 1602 1603 1604 1605 1606
Baumaschinen Tunnelbauinventar Kleingeräte, Werkzeuge Schwimmendes Inventar Hebegeräte Baracken, Baustellenwagen Div. Material für Förderbandanlagen Baustelleninventar
875'000.00
Nutzfahrzeuge, Anhänger Personenwagen Personentransporter, Kombiwagen Fahrzeuge
52'000.00 75'000.00 13'000.00 140'000.00
33'000.00 27'000.00
Maschinen Geräte, Werkzeuge Installationen, Einrichtungen Mobiliar Werkstätte, Lager Mobiliar Kantinen, Unterkünfte Hilfs- und Nebenbetriebe
20'000.00 32'000.00 10'000.00 2'000.00 1'000.00 65'000.00
5'000.00
Büromaschinen EDV-Anlagen Büromobiliar Büroinventar
2'000.00 27'000.00 51'000.00 80'000.00
1640 1641 1642
1660 1662 1664 1666 1668
1690 1695 1697
1670
Anlagen in Leasing Betriebsinventar
800'000.00 40'000.00 8'000.00 6'000.00 9'000.00 12'000.00
159'000.00 70'000.00 10'000.00 27'000.00 2'000.00 50'000.00 318'000.00
60'000.00
-39'000.00 -7'000.00 -1'000.00
460'000.00 51'000.00 11'000.00 16'000.00 4'000.00 3'000.00 25'000.00 570'000.00
50 50 65 50 50 25 50
-47'000.00
920'000.00 103'000.00 17'000.00 33'000.00 9'000.00 14'000.00 50'000.00 1'146'000.00
460'000.00 52'000.00 6'000.00 17'000.00 5'000.00 11'000.00 25'000.00 576'000.00
-5'000.00 -7'000.00 -6'000.00 -18'000.00
80'000.00 95'000.00 7'000.00 182'000.00
40'000.00 47'000.00 3'000.00 90'000.00
50 50 50
40'000.00 48'000.00 4'000.00 92'000.00
12'000.00 16'000.00 2'000.00 2'000.00
50 50 25 50 50
-1'000.00
25'000.00 32'000.00 9'000.00 5'000.00 1'000.00 72'000.00
32'000.00
13'000.00 16'000.00 7'000.00 3'000.00 1'000.00 40'000.00
-2'000.00 -2'000.00
2'000.00 34'000.00 49'000.00 85'000.00
1'000.00 17'000.00 24'000.00 42'000.00
50 50 50
1'000.00 17'000.00 25'000.00 43'000.00
120'000.00
60'000.00
50
60'000.00
1'605'000.00
794'000.00
-1'000.00 3'000.00 8'000.00
7'000.00 7'000.00
120'000.00 1'280'000.00
393'000.00
16.02.98 / Reg. 7.3 : 6.6 Seite 1 Buchwert 31. Dezember Abschreibungen CHF % CHF
-68'000.00
6 Unternehmensrechnung
Abb. 6.6 Beispiel Unternehmensrechnung – Betriebsinventar
Muster AG
811'000.00
77
78
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Erfolgsrechnung der Muster AG per 31.12.1997 ERTRAG
lfd. Jahr CHF
Vorjahr %
CHF
%
Bauleistungen Materialverkäufe Hilfs- & Nebenbetriebe Inventarmieten, Transporte Dienstleistungen sonstiger Umsatz Umsatz (exkl. MwSt.)
13'650'000.00 670'000.00 365'000.00 870'000.00 75'000.00 15'000.00 15'645'000.00
85.31 % 4.19 % 2.28 % 5.44 % 0.47 % 0.09 % 97.78 %
12'960'000.00 595'000.00 320'000.00 930'000.00 105'000.00 10'000.00 14'920'000.00
85.54 % 3.93 % 2.11 % 6.14 % 0.69 % 0.07 % 98.48 %
./. Erlösminderungen (Skonti etc.) Nettoumsatz
-95'000.00 15'550'000.00
-0.59 % 97.19 %
-60'000.00 14'860'000.00
-0.40 % 98.09 %
Finanzertrag übriger betrieblicher Ertrag ausserordentlicher Ertrag ERTRAG
65'000.00 135'000.00 250'000.00 16'000'000.00
0.41 % 0.84 % 1.56 % 100.00 %
35'000.00 175'000.00 80'000.00 15'150'000.00
0.23 % 1.16 % 0.53 % 100.00 %
1'800'000.00 10'650'000.00 195'000.00 322'000.00 385'000.00 425'000.00 160'000.00 290'000.00 794'000.00 150'000.00 97'000.00 160'000.00 15'000.00 20'000.00 175'000.00 2'000.00 15'640'000.00
11.51 % 68.09 % 1.25 % 2.06 % 2.46 % 2.72 % 1.02 % 1.85 % 5.08 % 0.96 % 0.62 % 1.02 % 0.10 % 0.13 % 1.12 % 0.01 % 100.00 %
1'620'000.00 9'950'000.00 240'000.00 365'000.00 468'000.00 425'000.00 135'000.00 275'000.00 850'000.00 150'000.00 75'000.00 110'000.00 15'000.00 25'000.00 175'000.00 2'000.00 14'880'000.00
10.89 % 66.87 % 1.61 % 2.45 % 3.15 % 2.86 % 0.91 % 1.85 % 5.71 % 1.01 % 0.50 % 0.74 % 0.10 % 0.17 % 1.18 % 0.01 % 100.00 %
360'000.00
2.30 %
270'000.00
1.81 %
AUFWAND Material Personal Unterakkordanten Transporte Unterhalt, Reparaturen Mieten, Leasing Versicherungen, Gebühren Verwaltung Abschreibungen Abschreibungen betr. Liegenschaften Finanzaufwand übriger betrieblicher Aufwand Aufwand übriger Liegenschaften Steuern ausserordentlicher Aufwand übriger betriebsfremder Aufwand AUFWAND Jahresgewinn
Abb. 6.7 Beispiel GuV-Rechnung (Erfolgsrechnung)
6 Unternehmensrechnung
79
Bilanz der Muster AG per 31.12.1997 lfd. Jahr
AKTIVA CHF
Vorjahr %
CHF
%
Flüssige Mittel Debitoren aus Lief. & Leistungen í Dritte – Konzerngesellschaften Übrige Forderungen Materialvorräte Angefangene Arbeiten Aktive Rechnungsabgr. (TRA) Umlaufvermögen
20.000,00
0,20 %
35.000,00
0,34 %
3.260.000,00 25.000,00 310.000,00 295.000,00 370.000,00 170.000,00 4.450.000,00
32,09 % 0,25 % 3,05 % 2,90 % 3,64 % 1,67 % 43,80 %
3.140.000,00 37.000,00 275.000,00 225.000,00 285.000,00 113.000,00 4.110.000,00
30,18 % 0,36 % 2,64 % 2,16 % 2,74 % 1,09 % 39,50 %
Land Werkhof Betriebliche Liegenschaften
3.000.000,00 1.500.000,00 4.500.000,00
29,53 % 14,76 % 44,29 %
3.000.000,00 1.650.000,00 4.650.000,00
28,83 % 15,86 % 44,69 %
Betriebsinventar * Sachanlagen
811.000,00
7,98 %
1.280.000,00
12,30 %
5.311.000,00
52,27 %
5.930.000,00
56,99 %
0,00 99.000,00 300.000,00 399.000,00
0,00 % 0,97 % 2,95 % 3,93 %
0,00 65.000,00 300.000,00 365.000,00
0,00 % 0,62 % 2,88 % 3,51 %
10.160.000,00
100,00 %
10.405.000,00
100,00 %
Kontokorrente, Darlehen – Konzerngesellschaften – Übrige Beteiligungen Finanzanlagen AKTIVA PASSIVA
lfd. Jahr
Vorjahr
CHF
%
CHF
%
Kurzfristiges Fremdkapital Kreditoren aus Lief. & Leistungen í Dritte – Konzerngesellschaften Passive Rechnungsabgr. (TRP) Kurzfristiges Fremdkapital
2.200.000,00 65.000,00 95.000,00 2.360.000,00
21,65 % 0,64 % 0,94 % 23,23 %
2.750.000,00 37.000,00 73.000,00 2.860.000,00
26,43 % 0,36 % 0,70 % 27,49 %
Langfristiges Fremdkapital í Dritte – Konzerngesellschaften Langfristiges Fremdkapital
3.000.000,00 500.000,00 3.500.000,00
29,53 % 4,92 % 34,45 %
3.000.000,00 500.000,00 3.500.000,00
28,83 % 4,81 % 33,64 %
Eigenkapital Aktienkapital Reserven Gewinnvortrag Gewinn ** Total Eigenkapital
3.000.000,00 900.000,00 40.000,00 360.000,00 4.300.000,00
29,53 % 8,86 % 0,39 % 3,54 % 42,32 %
3.000.000,00 750.000,00 25.000,00 270.000,00 4.045.000,00
28,83 % 7,21 % 0,24 % 2,59 % 38,88 %
10.160.000,00
100,00 %
10.405.000,00
100,00 %
PASSIVA
* siehe Abb. 6.6 Unternehmensrechnung - Betriebsinventar ** siehe Abb. 6.7 GuV- Rechnung (Erfolgsrechnung)
Abb. 6.8 Beispiel Bilanz
6.5 Die Erfassung langfristiger Fertigungsaufträge im Jahresabschluss der Bauunternehmung nach HGB und IFRS Die Problematik langfristiger Auftragsfertigung in der Bauindustrie zeichnet sich dadurch aus, dass Gewinne in vielen Fällen erst zum Ende einer mehrjährigen Bauzeit sicher ermittelt werden können. Die sich hieraus ergebende, verzerrte Darstellung der Unternehmenssituation macht eine
80
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
fallweise Projektbetrachtung langfristiger Fertigungsaufträge nötig, die besonders in den IFRS ihre Umsetzung findet. Bei der bilanziellen Erfassung dieser Projekte müssen die konkurrierenden Ziele Informationsgenauigkeit und -aktualität gegeneinander abgewogen werden. Bei der Rechnungslegung langfristiger Fertigungsaufträge nach HGB ist grundsätzlich die so genannte Completed-Contract Methode anzuwenden. Bei dieser dürfen Projekterlöse und -gewinne erst nach erfolgter (Teil-) Abnahme, verbunden mit einem Anspruch auf Gegenleistung und dem Gefahrenübergang, im entsprechenden Jahresabschluss angesetzt werden (Realisationsprinzip), wogegen antizipierte Verluste unabhängig vom Zeitpunkt des Eintritts unmittelbar zu erfassen sind (Imparitätsprinzip). Nach § 252 Abs. 2 HGB darf eine Teilgewinnrealisierung nur in begründeten Ausnahmefällen vorgenommen werden (siehe hierzu Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 40 und Rd. 181). Bei Gewinnaufträgen und Anwendung der IFRS ist die CompletedContract Methode grundsätzlich nicht zulässig. Im Gegensatz zum HGB sind periodenbezogene Erlöse hier nach der Percentage-of-Completion Methode oder der Zero-Profit-Margin Methode zu bewerten, welche im Folgenden näher erläutert werden. 6.5.1 Der langfristige Fertigungsauftrag in der GuV-Rechnung nach IFRS
Wird das Ergebnis eines langfristigen Fertigungsauftrages nach IAS 11 ermittelt und kann es verlässlich geschätzt werden, so müssen den Aufwendungen die korrespondierenden, leistungsbezogenen Erträge entsprechend dem Leistungsfortschritt im Geschäftsjahr gegenübergestellt werden (so genanntes matching). Dies geschieht durch Anwendung der Methode der Gewinnrealisierung nach dem Fertigstellungsgrad, Percentage-ofCompletion (PoC) Methode genannt. In der Berichtsperiode ihres Entstehens werden anteilige Auftragserlöse als Umsatz, Auftragskosten als Aufwand in der GuV erfasst (IAS 11.26). Der IAS 11 zielt damit auf eine wirtschaftlich zutreffende Periodisierung der Auftragskosten und Auftragserlöse (vgl. Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 83). Das Periodenergebnis ergibt sich sodann als Produkt aus Fertigstellungsgrad und geschätztem Projektergebnis unter Abzug der in den Vorperioden bisher realisierten Projektergebnisse. Bei Festpreisverträgen (fixed price contracts) gilt die Schätzung eines Periodenergebnisses als verlässlich, wenn die in IAS 11.23 genannten Bedingungen kumulativ erfüllt sind: 1. Zuverlässige Schätzung des Auftragserlöses (contract revenue)
6 Unternehmensrechnung
81
2. Wahrscheinlichkeit des Zuflusses von wirtschaftlichem Nutzen aus dem Vertrag 3. Zuverlässige Ermittlung der noch anfallenden Kosten (cost to complete) und des Fertigstellungsgrades (stage of completion) am Abschlussstichtag 4. Zuverlässige Ermittlung der entstandenen und dem Vertrag zurechenbaren Kosten (contract costs incurred). Für Kostenzuschlagsverträge (cost plus contracts) ist verlangt (IAS 11.24): 1. Wahrscheinlichkeit des Zuflusses von wirtschaftlichem Nutzen aus dem Vertrag 2. Auftragskosten müssen eindeutig bestimmbar und verlässlich zu bewerten sein, unabhängig davon, ob sie gesondert abrechenbar sind. Ist eine verlässliche Schätzung des Projektergebnisses nicht möglich, so sind nach der so genannten verkürzten PoC-Methode der Gewinn mit Null anzusetzen und Umsatzerlöse in Höhe der angefallenen Auftragskosten auszuweisen (zero-profit-margin method). Ist eine Ergebnisermittlung dann in einer Folgeperiode erstmals oder erneut möglich, so sind in dieser die den Vorperioden zuzuordnenden Teilgewinne nachzuholen (vgl. Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 41 und Rd. 120f). Ein wahrscheinlicher Gesamtverlust darf nicht periodisiert werden. Wie auch nach HGB muss er sofort und in vollständiger Höhe berücksichtigt werden (IAS 11.36). Sind hierbei vorherige Schätzungen zu korrigieren, so erhöhen in Vorperioden ausgewiesene Gewinne den nun anzusetzenden Verlust. Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit kann wahlweise nach dem Gesamtkostenverfahren (nature of expense method) oder dem Umsatzkostenverfahren (cost of sales method) ermittelt werden. Bei beiden Verfahren sind die Auftragskosten den nach Fertigstellungsgrad zu vereinnahmenden Umsatzerlösen anzupassen (revenue-cost approach), wenn sich die aufwandswirksam erfassten Auftragskosten von den Auftragskosten nach Fertigstellungsgrad unterscheiden (dies ist nicht der Fall, wenn die Ermittlung des Fertigstellungsgrades nach der Cost-to-Cost Methode erfolgte; siehe hierzu auch Abschnitt 6.5.3.3). Überschreiten die tatsächlichen Auftragskosten die nach Fertigstellungsgrad zu erfassenden Auftragskosten, so ist eine aktive Abgrenzung vorzunehmen, andernfalls eine Passive. Die andere mögliche Vorgehensweise, die Umsatzerlöse entsprechend den tatsächlichen Auftragskosten nach GuV plus Gewinnanteil anzupassen (grossprofit approach), ist grundsätzlich nicht zulässig, da sich der Gewinn zwar identisch ergibt, die Kosten und Erlöse jedoch variieren können, wenn die
82
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Ermittlung des Fertigstellungsgrades nicht nach der Cost-to-Cost Methode vorgenommen wurde (vgl. Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 159ff). Abb. 6.9 stellt die beschriebenen Formen der Ergebnisermittlung nach HGB und IFRS/IAS zusammenfassend dar. Dargestellt sind periodenbezogene Auftragserlöse (E) und Herstellungskosten (HK), Bestandsveränderungen (B), periodisierte Teilgewinne (G) sowie ein unperiodisierter Gesamtverlust (GV).
Abb. 6.9 Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisermittlung nach IFRS/IAS und HGB
6.5.2 Der langfristige Fertigungsauftrag in der Bilanz nach IFRS
Nicht vollständig abgerechnete, langfristige Fertigungsaufträge stellen sich in der Bilanz als Vermögen oder Schuld dar, wobei jeder Auftrag einzeln mit einem aktivischem oder passivischem Saldo auszuweisen ist (vgl. Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 156). Wie erwähnt kann bei Anwendung der IFRS, unter der Vorraussetzung einer verlässlichen Schätzung des Projektergebnisses, eine Gewinnrealisierung in der Bilanz bereits vor der Abnahme erfolgen. Für die Form der bilanziellen Darstellung einer Teilleistung ist maßgeblich, ob bereits eine Abschlagsrechnung gestellt worden ist. Ist dies der Fall, so wird sie, nach
6 Unternehmensrechnung
83
Abzug erhaltener Abschlagszahlungen, als Forderung aus PoC ausgewiesen (siehe Abb. 6.10). Überschreiten die Abschlagszahlungen die Abschlagsrechnungen, so ist der die Abschlagrechnung übersteigende Betrag zu passivieren, da er eine Verbindlichkeit gegenüber dem Auftraggeber darstellt. Der Teil der um das anteilige Ergebnis erhöhten und um ausgewiesene (Droh-)Verluste bereinigten Auftragskosten, für den noch keine Rechnung gestellt worden ist, wird als künftige Forderung aus Fertigungsaufträgen gesondert ausgewiesen (siehe Abb. 6.11). Ergibt sich ein negativer Saldo, so ist dieser als noch ausstehende Leistungsverpflichtung zu verstehen und als Verbindlichkeit aus PoC zu passivieren.
= Forderungen aus PoC
Abb. 6.10 Bilanzielle Erfassung von in Rechnung gestellter Leistung nach IFRS
= Leistung
Abb. 6.11 Bilanzielle Erfassung noch nicht in Rechnung gestellter Leistung nach IFRS
Sind Auftragskosten entstanden, denen in der abzuschließenden Periode keine Leistungen gegenüberstehen (z.B. geliefertes, aber noch nicht bei der Projektfertigstellung eingebrachtes Material), die jedoch in einer Folgeperiode abgerechnet werden können, so sind sie nach IAS 11.27 z.B. als unfertige Leistung aufzunehmen.
84
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
6.5.3 Anforderungen bei einer Teilgewinnrealisierung
6.5.3.1 Schätzung der Gesamterlöse
Auftragserlöse setzen sich aus dem ursprünglich vereinbarten Erlös sowie Zahlungen für Abweichungen (variations) am Gesamtwerk, Nachforderungen (claims) für im Preis nicht kalkulierte Kosten, Prämien (incentives) und Vertragsstrafen zusammen (vgl. hierzu IAS 11.11ff). Sie sind nach IAS 11.12 zum beizulegenden Zeitwert zu bewerten. Bei der Ermittlung der Gesamterlöse sind neben den bei Vertragsabschluss vereinbarten Erlösen somit auch solche Erlöse zu berücksichtigen, die erst während der fortlaufenden Projektfertigstellung aufgrund besonderer Sachverhalte entstehen (vgl. Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 56). So führen Zahlungen für Abweichungen (variations) am Gesamtwert zu Erhöhungen bzw. Verminderung der Gesamterlöse, wenn der Kunde Änderungen gegenüber dem zunächst vereinbarten Auftragsumfang veranlasst. Im Falle von Nachforderungen (claims) tritt eine Erhöhung der Gesamterlöse infolge des Anfalls von Mehrkosten ein, die der Kunde zu vertreten hat. Ist im Vertrag vereinbart worden, dass Prämienzahlungen bei Erfüllung oder Überschreitung der vereinbarten Leistung oder für die frühzeitige Erfüllung gewährt werden, so sind diese ebenfalls Bestandteile der Gesamterlöse. Minderungen der Auftragserlöse können indes im Falle von Preisnachlässen oder bei Vertragsstrafen wegen Verzugs des Auftragnehmers entstehen (IAS 11.12 c). Die Auftragserlöse dürfen nur insoweit berücksichtigt werden, soweit es wahrscheinlich ist, dass sie zu Erlösen bzw. Erlösminderungen führen und die Positionen verlässlich ermittelt werden können (IAS 11.11). Da Schätzungen der Gesamterlöse aufgrund ihrer Zukunftsbezogenheit unsicher sind, ist zu den jeweiligen Bewertungsstichtagen die Wahrscheinlichkeit der zukünftigen Realisierung der einzelnen Erlöskomponenten, insbesondere für die während der laufenden Projektfertigstellung entstehenden Erlöse aus Zahlungen aus Abweichungen (variations), Nachforderungen (claims) und Prämien (incentives) zu überprüfen und ggf. anzupassen. 6.5.3.2 Ermittlung vergangener und Schätzung zukünftiger Auftragskosten
Die Auftragskosten stellen neben den Auftragserlösen die wesentliche Grundlage der bilanziellen Bewertung dar. Zu ihnen zählen sämtliche Aufwendungen, die dem Auftrag direkt oder über eine sachgerechte Schlüsselung zugerechnet werden können, wobei nur solche Kosten ange-
6 Unternehmensrechnung
85
setzt werden dürfen, die im abzuschließenden Zeitraum tatsächlich entstanden (pagatorischer Kostenbegriff) und in die Projektfertigstellung eingeflossen sind. So sind kalkulatorische Kosten grundsätzlich nicht zu erfassen. Des Weiteren dürfen gelieferte, aber noch nicht eingebaute Materialien ebenfalls nicht angesetzt werden, es sei denn, sie wurden explizit für das Projekt gefertigt. Die sich aus Einzel- und Gemeinkosten zusammensetzenden Herstellungskosten nach HGB und IFRS sind in Abb. 6.12 vereinfacht gegenübergestellt, wobei die Gliederung nach § 255 Abs. 2 HGB auf die IFRS angewandt wurde. Detaillierter finden sich die Komponenten der Herstellungskosten in § 255 Abs. 2 HGB und IAS 11.16ff erläutert. Nach HGB bilden die anzusetzenden Einzelkosten die Untergrenze der Bewertung. Im Gegensatz zum HGB gibt es bei einer Bewertung nach den IFRS kein Wahlrecht hinsichtlich des Ansatzes der Gemeinkosten. Nach dem Vollkostenprinzip müssen sämtliche, dem Auftrag zurechenbare Kosten angesetzt werden, was sich positiv auf die Vergleichbarkeit der Abschlüsse unterschiedlicher Unternehmen auswirkt.
Einzelkosten Material Fertigung Sondereinzelkosten Gemeinkosten Material Fertigung Werteverzehr des Anlagevermögens Fertigungsbezogene Kosten Nicht fertigungsbezogene Kosten Vertriebskosten
HGB
IFRS
Pflicht Pflicht Pflicht
Pflicht Pflicht Pflicht
Wahlrecht Wahlrecht Wahlrecht Wahlrecht Wahlrecht Verbot
Pflicht Pflicht Pflicht Pflicht Verbot Verbot
Abb. 6.12 Auftragskosten nach HGB und IFRS (verkürzte Darstellung, vgl. u.a. Bergheimer (2005))
Die bereits entstandenen, dem Projekt zurechenbaren Auftragskosten werden auf Basis der Buchhaltung und mittels der Kostenrechnung abgegrenzt, wobei eine verursachungsgerechte Zuweisung der verschiedenen Gemeinkosten vielmals ein Problem darstellt. Aufgrund fehlender Wahlrechte ist einer genauen Ermittlung der projektbezogenen Gemeinkosten bei einem IFRS-Abschluss eine hohe Bedeutung beizumessen.
86
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Da die Schätzung zukünftig zu erwartender Auftragskosten von vielen Unsicherheiten geprägt und daher oft nur innerhalb einer gewissen Bandbreite möglich ist, muss deren Verlässlichkeit im Einzelfall geprüft werden (vgl. Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 52f). Die Genauigkeit hängt stark vom abgeschlossenen Vertrag ab. Eine Abschätzung der direkten Kosten kann über die Arbeitskalkulation erfolgen, wobei die Gemeinkosten für eine Gesamtkostenschätzung über ein angemessenes Verfahren zu beaufschlagen sind. 6.5.3.3 Ermittlung des Fertigstellungsgrades
IAS 11 gibt nicht vor, nach welchem Verfahren der Fertigstellungsgrad (stage of completion) zu ermitteln ist. Es ist vielmehr die Methode anzuwenden, die am verlässlichsten den Grad der Fertigstellung wiedergibt. Alle Methoden basieren entweder auf einer input- oder outputorientierten Betrachtungsweise. Nach IAS 11.30 bestimmt sich der Fertigstellungsgrad durch Anwendung der so genannten Cost-to-Cost Methode, durch eine Begutachtung der erbrachten (Input-)Leistung oder durch die Fertigstellung eines Anteils am Gesamtwerk. Bei der Cost-to-Cost Methode ermittelt sich der Fertigstellungsgrad als Quotient aus der Summe der in den vergangenen Perioden entstandenen Auftragskosten und den zum aktuellen Zeitpunkt geschätzten Gesamtkosten. Die Methode der „Begutachtung der erbrachten Leistung“ wird meist als ein inputorientiertes Verfahren interpretiert (so genannte effort-expended method), bei der sich der Fertigstellungsgrad beispielsweise als Quotient aus aufgewendeten und gesamt kalkulierten Arbeitsstunden ermittelt (hours-to-hours method). Bei der dritten Methode, der Begutachtung der Fertigstellung eines Anteils am Gesamtwerk, werden fertig gestellte Abschnitte zu dem Gesamtwerk ins Verhältnis gesetzt (Units-of-Delivery Methode). Abb. 6.13 gibt einen komprimierten Überblick über die verschiedenen Verfahren zur Ermittlung des Fertigstellungsgrades. Die Cost-to-Cost Methode und die Effort-Expended Methode liefern nur dann genaue Ergebnisse, wenn sich Kosten respektive mengenmäßiger Faktorinput proportional zu den Erlösen entwickeln, was jedoch oft nicht der Fall ist. Das outputorientierte Verfahren der „Fertigstellung eines Anteils am Gesamtwerk“ gilt theoretisch als am geeignetsten, da die Leistung unmittelbar festgestellt wird und der Fertigstellungsgrad damit nicht durch Kalkulationsfehler (wie bei der Cost-to-Cost Methode) oder ineffizient einge-
87
setzte Inputgrößen (wie bei der Effort-Expended Methode) verfälscht werden kann (vgl. Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 110 und Jacob Ring Wolf (2003), §18, Rd. 461). Es kann in der Bauindustrie meist jedoch nur in Ausnahmefällen dann kostengünstig angewandt werden, wenn der Leistungsstand über einen Bezugsmaßstab abgebildet werden kann (z.B. über das Verhältnis von erstellter zu gesamter Streckenlänge im Kanal- oder Straßenbau) (vgl. Pähz (2005), S.139). Bei komplexen Hochbaubaustellen ist ein solch vereinfachter, linearer Bezug nicht möglich.
Abb. 6.13 Verfahren zur Ermittlung des Fertigstellungsgrades (PoC-Methode)
Die Effort-Expended Methode sowie die outputorientierten Verfahren sind oftmals nicht praktikabel bzw. wirtschaftlich einsetzbar, weil die benötigten Daten nicht unmittelbar und ohne Erhebung, wie bei der Cost-toCost Methode, zur Verfügung stehen. Die Cost-to-Cost Methode bietet daher die beste Näherungslösung. Sie ist das bisher in der Praxis am häufigsten eingesetzte Verfahren (aus Adler Düring Schmaltz (2005), Abschn. 16, Rd. 112).
7 Kosten- und Leistungsrechnung Der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) ist Gegenstand des internen Rechnungswesens. Sie wird auch als kalkulatorische Rechnung (betriebliches Rechnungswesen) bezeichnet. In Abgrenzung dazu ist die Unternehmensrechnung mit der Finanzbuchhaltung zu sehen, die eine pagatorische Rechnung ist (s. Kap. 6). Die Kosten- und Leistungsrechnung bildet eine unternehmensindividuelle Struktur, die durch gesetzliche Bestimmungen nicht reglementiert ist. Dabei geht sie von den Leistungserstellungsprozessen des Unternehmens aus und liefert durch detaillierte Ermittlungen von Kosten und Leistungen eine Ziel-, Entscheidungs- und Führungsunterstützung im Unternehmen. Für die eigentliche Planung und Steuerung der Leistungserstellungsprozesse ist die Kosten- und Leistungsrechnung somit ein zentrales und unverzichtbares Arbeitsinstrument. Sie hat folgende Aufgaben zu erfüllen: x Systematische Ermittlung und Auswertung von Kosten, Leistungen und Ergebnissen mit dem Ziel, die Prozesse der Leistungserstellung im Betrieb nach dem Gebot der Wirtschaftlichkeit zu steuern und zu überwachen oder zumindest eine Grundlage dafür zu schaffen, x Lieferung von Grundwerten für die Ermittlung des Fertigstellungsgrades für den Jahresabschluss (s. Kap. 6.5), x Mengen- und Wertangaben für die betrieblichen Planungsprozesse, x Schaffung von Grundlagen für Investitionsentscheidungen (s. Kap. 5.2). In der für das Bauwesen relevanten Kosten- und Leistungsrechnung Bau (KLR Bau 2001) werden folgende Bereiche differenziert (s. Abbildung 7.1): x Baubetriebsrechnung, deren Aufgabe in der Erfassung und Bereitstellung von Werten für stellenbezogene, bereichsbezogene und gesamtbetriebliche Ermittlungen besteht. Dadurch werden Grundlagen für die Kalkulation und Steuerungsprozesse auf Basis von Soll-Ist-Vergleichen gelegt. Hier werden bestimmte Ausgangsdaten zur Bildung der Herstellungskosten nach dem Handels- und Steuerrecht sowie der innerbetrieblichen Verrechnungssätzen gebildet. x Bauauftragsrechnung, deren Hauptaufgabe in der Kostenermittlung für Bauleistungen vor, während und nach der Bauleistungserstellung besteht. x Soll-Ist-Vergleichsrechnung, in dessen Rahmen eine Gegenüberstellung und Abweichungsanalyse verschiedener Werte wie zum Beispiel Kos-
90
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
ten, Termine und Qualitäten vorgenommen wird und darauf aufbauend Steuerungsmaßnahmen ergriffen werden. x Kennzahlenrechnung, die es zur Aufgabe hat, für die zuvor genannten Bereiche entsprechende Kennzahlen zu generieren.
Abb. 7.1 Aufbau der Kosten- und Leistungsrechnung im Bauunternehmen (nach KLR 2001)
Die Gestaltung der Kosten- und Leistungsrechnung muss die individuellen Ansprüche des Unternehmens erfüllen, sollte jedoch stets aussagekräftig, realitätsnah und effizient sein. 7.1 Baubetriebsrechnung Die Baubetriebsrechnung erfasst die innerbetrieblichen Wertbewegungen. Sie wird in folgende Bereiche gegliedert: x Kostenrechnung, x Leistungsrechnung, x Ergebnisrechnung. Im Einzelnen lassen sich ihre Aufgaben wie folgt strukturieren (s. KLR Bau 2001): x Ermittlung von Kosten, Leistungen und Ergebnissen nach folgenden Merkmalen: - Stellenbezogen (Verwaltung, Baustelle, Bauhof): Unter anderem zur Abgrenzung und Kontrolle von Verantwortungsstellen, zur Erfassung der Kostenarten- und Leistungsartenstruktur der jeweiligen Stellen, zum innerbetrieblichen Vergleich sowie zur Ermittlung der Basis für erfolgsbezogene Vergütung. - Bereichsbezogen (Regionalbereiche, Bausparten, eigene Baustellen, Gemeinschaftsbaustellen): Zur Darstellung der Kostenarten- und
7 Kosten- und Leistungsrechnung
x x
x x
91
Leistungsstruktur je Bereich, weiterhin Betriebsvergleiche, Trends, Statistiken. - Gesamtbetrieblich: Integration der stellen- und bereichsbezogenen Werte und Mengen zur gesamtbetrieblichen Darlegung. Ermittlung innerbetrieblicher Verrechnungssätze bei Lieferungen oder Leistungen innerhalb des Betriebes. Ermittlung von Werten für die Kalkulation. Hieraus werden unter anderem Verrechnungssätze für Sozialkosten, Hilfsstoffe und/oder Kleingeräte sowie Werkzeuge, Geräte und Allgemeine Geschäftskosten ermittelt. Ermittlung von Grundwerten zur Bestimmung des Fertigstellungsgrades für bilanzielle Belange (s. Kap. 6). Bereitstellung von Zahlen für Soll-Ist-Vergleiche.
Zur Erfüllung der oben genannten Aufgaben ist unter anderem eine Verknüpfung mit der Unternehmensrechnung erforderlich. Über die Grundstruktur der zwei Rechnungskreise der Unternehmensrechnung wurde unter Ziffer 5.1 ausgeführt. 7.1.1 Kostenrechnung
Die Kostenrechnung hat folgende Fragen zu beantworten: x Welche Kosten entstehen? x Wo entstehen die Kosten? x Wer/was verursacht die Kosten?
Bestimmung der Kostenarten, Bestimmung von Kostenstellen, Bestimmung der Kostenträger.
Für die Steuerung eines Unternehmens muss den Entscheidungsträgern bekannt sein, welche Kosten in welchen Bereichen des Unternehmens anfallen. Die kostenstellen- und bereichsbezogenen sowie die gesamtbetrieblichen Ermittlungen der Baubetriebsrechnung ermöglichen dann eine Aussage über die wirtschaftliche Situation. Bei frühzeitigem Erkennen von Fehlern oder Fehlentwicklungen bietet sich somit die Möglichkeit, steuernd in die Prozesse einzugreifen. Weiterhin hat die Kostenrechnung zur Aufgabe, alle Kosten des Unternehmens auf die Produkte bzw. Leistungen zu beziehen, damit das Ergebnis ermittelt wird. Bei einem Bauunternehmen sind Bauleistungen die Bezugsgrößen, unabhängig davon, ob es sich um die einzelnen Positionen eines Leistungsverzeichnisses oder um eine komplexe Bauaufgabe im Schlüsselfertigbau handelt. Diese Zuordnung wird durch das Verursacherprinzip als Kostengliederungsprinzip sichergestellt, d.h. die Kosten werden denjenigen Produkten bzw. Leistungen zugeordnet, für deren Erstellung sie gelten.
92
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
7.1.1.1 Kostenartenrechnung
Für den korrekten Ablauf der Prozesse der Kosten- und Leistungsrechnung ist eine für alle Unternehmensbereiche einheitliche Kostenartengliederung erforderlich. Die KLR Bau 2001 differenziert folgende Kostenarten: x x x x x x x
Lohn- und Gehaltskosten für Arbeiter und Poliere, Kosten für Baustoffe und Fertigungsstoffe, Kosten des Rüst-, Schal- und Verbaumaterials, Kosten der Geräte und der Betriebsstoffe, Kosten der Geschäfts-, Betriebs- und Baustellenausstattung, Allgemeine Kosten, Fremdarbeitskosten und Kosten der Nachunternehmerleistungen.
In der Schweiz empfiehlt der Schweizerische Baumeisterverband die Einteilung der Kosten in folgende vier Kostenarten: x x x x
Lohn, Material, Inventar, Fremdleistung.
Jedes Unternehmen legt die Auswahl der Kostenarten individuell nach seinen Erfordernissen fest. 7.1.1.2 Kostenstellenrechnung
Ist eine vollständige Kostenerfassung anhand der Kostenarten erfolgt, werden die Kosten den Kostenstellen zugeordnet, d.h. den Bereichen, in denen sie entstanden sind. Hierzu werden Kostenstellen anhand der Betriebsorganisation definiert. Wichtig dabei ist, dass auch bei der Verrechnung der Kosten auf die Kostenstellen dem Verursacherprinzip Rechnung getragen wird. Nach der KLR Bau werden die Kostenstellen in Verwaltungskostenstellen, Hilfsbetriebe und Verrechnungskostenstellen sowie Baustellen (eigene Baustellen und Gemeinschaftsbaustellen) gegliedert. In Bezug auf die Kalkulation dient die Kostenstellenrechnung unter anderem einer differenzierten Aufschlüsselung der indirekten Kosten. Wie bereits in Kap. 5.1 ausgeführt wurde, kann das Ergebnis der einzelnen Kostenstellen und das Gesamtbetriebsergebnis mittels eines tabellarischen Betriebsabrechnungsbogens (BAB) vollzogen werden (s. KLR 2001). Darin wird in Matrixform eine Gegenüberstellung der Leistungen unter Beibehaltung der Kostenstellengliederung und der Kosten, die nach
7 Kosten- und Leistungsrechnung
93
betriebsindividuell definierten Kostenarten systematisiert sind, vorgenommen. 7.1.1.3 Kostenträgerrechnung
In der Bauwirtschaft sind Kostenträger im Wesentlichen die Bauleistungen. Daneben können auch andere Leistungen erbracht werden wie zum Beispiel Dienstleistungen in der Gebäudebewirtschaftung, die ebenfalls als Kostenträger aufzufassen sind. Jedes Produkt, jede einzelne Leistungsbzw. Abrechnungsposition oder das Bauwerk, welches als Komplex vom Kunden abgenommen wird, kann einen Kostenträger bilden. Die Kostenträgerrechnung kann in eine Kostenträgerzeitrechnung und eine Kostenträgerstückrechnung unterteilt werden. Die Kosträgerzeitrechnung weist die für die Kostenträger in der betrachteten Abrechnungsperiode (zum Beispiel Woche, Monat, Quartal oder Jahr) angefallenen Kosten aus. Die Kostenträgerstückrechung hat das Ziel, die Kosten der Produktionseinheiten zu ermitteln. Aufgrund dieser Funktion wird die Kostenträgerstückrechung auch als Kalkulation bezeichnet und im Rahmen der Bauauftragsrechnung detailliert behandelt. Hierzu gilt weiterhin, dass Kosten auch Kostenstellen im Rahmen der Baubetriebsrechnung zugewiesen werden, so dass diese den Charakter eines Kostenträgers erhalten (KLR 2001). Bei nachfolgenden Soll-Ist-Vergleichen werden die geplanten Kosten der Bauauftragsrechnung (Arbeitskalkulation) den Ist-Kosten positions- oder bauabschnittsweise gegenübergestellt. Dadurch gewinnen die einzelnen Positionen eines Leistungsverzeichnisses in der Baubetriebsrechnung ebenso den Charakter eines Kostenträgers. 7.1.2 Leistungsrechnung
Leistungen sind das bewertete Resultat der betrieblichen Tätigkeit. Die Leistungsrechnung dient der Leistungserfassung und Leistungsbewertung. Sie kann wie folgt gegliedert werden (KLR Bau 2001): x Leistungsartenrechnung: Dient der Erfassung von Leistungen in einer bestimmten Periode. Leistungsarten sind unter anderem Bauleistungen, Lieferungen und Leistungen an Arbeits- und Beihilfegemeinschaften, Dienstleistungen oder Waren. x Leistungsstellenrechnung: Dient der Zuordnung von Leistungen den Leistungsstellen. Die Leistungsstellen sind identisch mit den Kostenstellen wie Verwaltung, Hilfsbetriebe Baustellen zu bilden.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
x Verrechnung von innerbetrieblichen Leistungen: Sie können entweder mithilfe von Verrechnungssätzen als Gutschrift oder als kostenmindernde Verrechnung für die leistende Kostenstelle erfasst werden. Bei der Betrachtung von Baustellen wird die Leistung zum Stichtag als Produkt der tatsächlich erbrachten Leistungsmenge und des vertraglichen Einheitspreises (Erlös) unter Anwendung einer Leistungsabgrenzung erfasst. Die Abgrenzung ist notwendig, damit eine perioden- und verursachungsgerechte Leistungszuordnung analog der Kostenzuordnung erfolgt. So sind unter Umständen in den Einheitspreisen Vorgänge erfasst, die erst zu einem viel späteren Zeitpunkt als der betrachtete Stichtag erbracht werden. Dieser Leistungsanteil ist in der Betrachtung zu bereinigen. Im Ergebnis werden Einzelkosten der Teilleistungen der einzelnen Positionen ebenso wie die Gemeinkosten nach den Werten der Arbeitskalkulation (den unternehmerischen Projektzielgrößen entsprechend) in periodengerecht abgegrenzter Höhe berücksichtigt. Ungenauigkeiten können sich bei der Ermittlung der Leistungsmenge ergeben. Hier leisten moderne Methoden der Leistungsfeststellung Hilfe, wie sie in Kap. 7.3.2 dargelegt sind. Ferner ist der Begriff Leistungsmenge und der Begriff Menge abzugrenzen. Zur Ermittlung von Kosten wird der notwendige Verzehr von Produktionsfaktoren als Menge angesetzt. Dadurch können Menge und Leistungsmenge einer Position differieren. Der Verschnitt von Material, zum Beispiel Schalungshaut, wird in der Menge für die Kalkulation erfasst. In der Leistungsmenge wird dieser Wert nicht mehr berücksichtigt, sondern beispielsweise die effektiv geschalte Fläche entsprechend dem Leistungsverzeichnis ermittelt. 7.1.3 Ergebnisrechnung
Das Ergebnis ist als Differenz zwischen bewerteten Leistungen und Kosten definiert. Die Ergebnisse sind nach objektbezogenen und periodenbezogenen Ergebnissen zu differenzieren: x Kostenträgerergebnisse: Einer Abrechnungsperiode oder integriert über die gesamte Laufzeit des Kostenträgers. x Kostenstellenergebnisse: Einer Abrechnungsperiode oder seit Beginn bis zum Stichtag für Baustellen; Abrechnungsperiode für Hilfsbetriebe. x Ergebnisse von Kostenstellenbereichen: Einer Abrechnungsperiode bezogen auf Niederlassungsbereiche, Dienstleistungsbereiche oder Bausparten. x Betriebsergebnis.
7 Kosten- und Leistungsrechnung
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Das Betriebsergebnis ist eine besonders wichtige, periodenbezogene Größe, denn sie gibt letztendlich Auskunft darüber, ob ein Betrieb positiv seine Leistungserstellung gestaltet. Das Betriebergebnis wird wie folgt definiert (KLR 2001): Differenz sämtlicher betrieblicher Leistungen und Kosten einer Periode oder Summe sämtlicher periodenbezogener Ergebnisse der Kostenstellen einschließlich anteiliger Ergebnisse der Gemeinschaftsbaustellen. Dieses lässt sich wie folgt abbilden: Ergebnis der eigenen Baustellen ±
Ergebnis der Gemeinschaftsbaustellen (Ergebnisanteile aus Arbeitsgemeinschaften respektive Beihilfegemeinschaften Baustellenergebnis
±
Ergebnis der Hilfsbetriebe und Verrechnungskostenstellen
±
Ergebnis der Verwaltung
=
Betriebsergebnis
7.2 Bauauftragsrechnung Die Bauauftragsrechnung dient einer phasenorientierten Ermittlung aller Kosten, die durch die Leistungserstellungsprozesse verursacht werden (antizipativ oder tatsächlich). Die einzelnen Phasen sind durch Entscheidungsereignisse charakterisiert (s. Abbildung 7.2). Daher ist auch der Ablauf und Aufbau der Kalkulationsprozesse der einzelnen Phasen deren Zielsetzung entsprechend unterschiedlich. So ist zu differenzieren zwischen den Phasen: x Vorkalkulation: Kostenermittlung auf Basis der Vergabeunterlagen (Ausschreibungsunterlagen) oder interner Leistungsverzeichnisse und darauf aufbauend die Grundlage für die Preisbildung. x Arbeitskalkulation: Grundprozess der Arbeitsvorbereitung nach Auftragserteilung; eine der Grundlagen der Kontrolle und Steuerung der Leistungserstellungsprozesse. x Nachkalkulation: Ermittlung von Erfahrungswerten aus abgeschlossenen Leistungserstellungsprozessen. Abbildung 7.2 ordnet die einzelnen Kalkulationen den Stadien in den Leistungserstellungsprozessen zu.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Abb. 7.2 Kalkulationsphasen in den Leistungserstellungsprozessen eines Bauunternehmens
7.2.1 Vorkalkulation
Im Rahmen der Vorkalkulation werden auf Basis der Beschreibung der zu erbringenden Leistungen in definierten Gliederungsstufen die Werte der zu erwartenden Kosten ermittelt. Die möglichen Verfahren der Leistungsbeschreibung wurden in Kap. 3.3 dargelegt. Die Prozesse der Vorkalkulation sind bedeutend, denn im Ergebnis ist für die kalkulierende Unternehmenseinheit eine zuverlässige Basis für die Preisbildung respektive für die Preisbegründung zu schaffen. Die Vorkalkulation beinhaltet die Angebots-(Offert-), Auftrags- und Nachtragskalkulation. Zur Durchführung der Vorkalkulation existieren verschiedene Kalkulationsverfahren. Diese werden in Kap. 8 dargelegt.
7 Kosten- und Leistungsrechnung
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7.2.1.1 Angebots- bzw. Offertkalkulation
Die Angebots- bzw. Offertkalkulation wird üblicherweise in der Struktur der Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis des Auftraggebers respektive bei Leistungsprogramm (s. Kap. 3.3) auf Basis eines internen Leistungsverzeichnisses aufgebaut. Mittels der erstellten Angebotskalkulation mit allen für eine Leistungserstellung anfallenden Kosten kann der Angebotspreis gebildet werden. Jede Position des Leistungsverzeichnisses besteht aus einer Ordnungszahl oder Positionsnummer, dazugehörigen Massen (Vordersatz, quantitative Beschreibung der Leistung), dem Leistungstext (qualitative Beschreibung der Leistung), dem Einheitspreis sowie dem Gesamtpreis. Detaillierte Ausführungen dazu s. Teil 4. 7.2.1.2 Auftragskalkulation (Vertragskalkulation)
Die zum Zeitpunkt der erfolgten Vergabe aktuelle Angebotskalkulation wird als Auftrags- oder Vertragskalkulation bezeichnet. Sie wird mit der ursprünglichen Angebotskalkulation dann identisch sein, wenn sich keine Änderungen in den Vertragsverhandlungen ergeben haben. Änderungen können sich unter anderem durch Folgendes ergeben: -
Preisnachlässe, Zahlungsplananpassungen, Mehr- oder Mindermengen, Pauschalierung von Leistungen, Änderung der Qualitätsstandards, Verschiebung von Fristen.
Wenn im Zuge der Verhandlungen des Angebotes bestimmte Änderungen vereinbart werden, dann werden sie erfasst, bewertet und in die Auftragskalkulation eingearbeitet. 7.2.1.3 Nachtragskalkulation
Die Nachtragskalkulation dient der Kostenermittlung von Bauleistungen, die im Hauptvertrag nicht vereinbart wurden (so KLR Bau 2001). Grundsätzlich ist festzustellen, dass die zu erbringende (Bau)Leistung durch den Vertrag geregelt wird. Darin wird das „Bausoll“, also der „Bauinhalt“ (Was?) und gegebenenfalls die „Bauumstände“ (Wie?), definiert (Kapellmann/Schiffers 2000). In der Sphäre des BGB in Verbindung mit der Vergabe- und Vertragsordnung von Bauleistungen VOB werden gemäß § 2
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Nr. 1 VOB/B durch den vereinbarten Preis alle Leistungen abgegolten, die nach der Leistungsbeschreibung, den Besonderen Vertragsbedingungen, den Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen, den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (VOB/C) und der gewerblichen Vertragssitte zu vertraglichen Leistung gehören. Ändern sich im Verlauf des Projektes die Vertragsgrößen oder weichen die tatsächlichen Vertragsgrößen von den ursprünglich vereinbarten ab, kann daraus ein geänderter Vergütungsanspruch des Auftragnehmers abgeleitet werden. In der nachfolgenden Tabelle 7.1 wurden auf Basis der VOB/B ausgewählte Vergütungsregelungen zusammengetragen. Damit wird deutlich, welche Ereignisse eine nachträgliche Vergütungsanpassung auslösen können. Dabei wird der Kontext der Kalkulationsbasis dargelegt. Tabelle 7.1 Vergütungsanpassung nach VOB und dazugehörige Kalkulationsbasis (Beispiele) Vorgang Mit Anordnung des AG Leistungsänderung § 2 Nr. 5 VOB/B
Zusätzliche Leistung § 2 Nr. 6 VOB/B (§ 1 Nr. 4 VOB/B)
Wegfall von Leistungen durch (Teil)Kündigung oder Selbstübernahme durch den Auftraggeber § 8 Nr. 1 / § 2 Nr. 4 VOB/B
Planungsleistungen des AN aus § 2 Nr. 9 VOB/B i.V.m. § 632 Abs. 2 BGB, ggf. i.V.m. HOAI
Kalkulationsbasis Einheitspreisvertrag: Der neue Preis ist auf Basis der Auftragskalkulation zu führen (Guter Preis bleibt guter Preis, schlechter Preis bleibt schlechter Preis). Einrechnung von Mehr- und Minderkosten. Einflüsse aus geänderter Bauzeit erfassen. Pauschalvertrag: Änderung des Pauschalpreises auf Basis von § 2 Nr. 7 VOB/B. Berechnung auf Grundlage der Auftragskalkulation unter Einrechnung von Mehr- und Minderkosten. Einheitspreisvertrag: Die Mehrvergütung ist möglichst auf Basis der Auftragskalkulation (Erhalt des Preispegels). Für neue Leistungen müssen für die direkten Kosten ggf. „Marktpreise“ gemäß § 632 Abs. 2 BGB eingeholt werden (s. Kapellmann Langen 2003). Die Ankündigung ist von grundlegender Bedeutung für den Vergütungsanspruch. Pauschalpreis: Bei notwendigen Zusatzleistungen wird die zusätzliche Vergütung bei unverändertem Pauschalpreis nach den Grundlagen der Preisermittlung für diesen Pauschalpreis und den zusätzlichen Kosten für die zusätzliche Leistung bestimmt. Bei „Sonderwünschen“ ist der Auftragnehmer bei der Ermittlung der Mehrvergütung nicht an die Kalkulationsgrundlage für den Pauschalpreis gebunden (s. Vygen 2004). Einheitspreisvertrag: Anspruch auf volle Vergütung abzüglich ersparter Aufwendungen. Auf Verlangen Offenlegung der Auftragskalkulation (Urkalkulation). Pauschalvertrag: Anspruch auf volle Vergütung abzüglich ersparter Aufwendungen respektive gemindert um anderweitigen Erwerb. Erstellung von Zeichnungen, Berechnungen, Unterlagen auf Verlangen des AG und nicht einer geschuldeten Sollleistung aus dem Vertrag. Übliche Vergütung respektive Mindestsätze nach HOAI.
7 Kosten- und Leistungsrechnung
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Tabelle 7.1 (Fortsetzung) Ohne Anordnung des AG Mehr- oder Mindermengen § 2 Nr. 3 VOB/B
Notwendige oder nachträglich anerkannte Leistung § 2 Nr. 8 (2, 3) VOB/B Vertraglich vereinbart Lohn- / Materialpreisgleitklausel § 15 VOB/A
Anschlussauftrag § 1 Nr. 4 Satz 2 VOB/B i.V.m. §§ 631, 632 BGB Sonstiges Schadensersatzanspruch bei Behinderungen nach § 6 Nr. 6 VOB/B
Entschädigungsanspruch gemäß § 642 BGB
Änderung der Geschäftsgrundlage gemäß § 2 Nr. 7 Abs. 1 Satz 2 VOB/B und § 313 BGB n.F.
Nur beim Einheitspreisvertrag. Anspruch auf neuen Einheitspreis bei Abweichungen vom Vordersatz, wenn kein Ausgleich in anderen Positionen oder anderweitig erfolgt. Es gilt: Mehrmenge > 10%: neuer EP für Mehrmenge über 110%, Mindermengen > 10%: neuer EP für die gesamte Leistung. Grundlage bildet der Vertragspreis (Guter Preis bleibt guter Preis, schlechter Preis bleibt schlechter Preis; Offenlegung der Auftragskalkulation (Urkalkulation)) Berücksichtigung von Mehr- und Minderkosten. Die Vergütung berechnet sich nach den Grund-sätzen der §§ 2 Nr. 5 und 2 Nr. 6 VOB/B.
Änderung der Vergütung unter Anwendung der Bagatellund Selbstbeteiligungsklausel (definierte Werte, ab denen die Änderung aktiviert wird). Abgrenzung der Leistung beachten. Keine Bindung an die Kalkulationsgrundlage des ursprünglichen Auftrags. Vergütung wird vereinbart oder übliche Werte angesetzt. Behinderungen oder Bauablaufstörungen, die der Sphäre des AG zuzuordnen sind, erzeugen einen Schadensersatzanspruch. Schadensnachweis mit der Möglichkeit des Schätzung das Schadens nach § 287 ZPO. Behinderung durch nicht rechtzeitige oder mangelhafte, aber notwendige Vorunternehmerleistung respektive Verletzung der Mitwirkungspflicht des AG (Annahmeverzug). Vergütungsgleicher Entschädigungsanspruch ohne entgangenen Gewinn. Anpassung des Pauschalvertrages bedingt durch erhebliche Mengenabweichung, schwerwiegende Änderungen der Umstände; Festhalten am unveränderten Vertrag u.U. unzumutbar.
In der Schweiz wird die Vergütung unter anderem durch die Norm SIA 118 geregelt. Hierzu gehören unter anderem: x Veränderung der Kalkulationsgrundlage: Erhöhung oder Verminderung von Lohnkostenansätzen oder Preisen für Material, Transporte und Baustellenausstattung gegenüber der ursprünglichen Kostengrundlage (Art. 62 Abs. 2). Dadurch verändert sich die vom Bauherrn geschuldete Vergütung um eine Mehr- oder Mindervergütung. Für Leistungen zu Einheitspreisen und zu Globalpreisen gelten die Bestimmungen über die Teuerungsabrechnung (Art. 64 ff.). Bei Pauschalpreisen gelten diese Bestimmungen nicht. Der Nachweis erfolgt über ein Verfahren mit Mengennachweis (Art. 66-82). Alternativ kann beispielsweise ein in-
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x
x
x
x
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dexgebundenes Verfahren vereinbart werden (zum Beispiel Objektindex-Verfahren nach SIA 1080 oder Verfahren mit Gleitpreisformel), welches zu prozentualen Aufschlägen oder Abschlägen auf den vereinbarten Vertragspreisen führt. In der Vereinbarung sind die einzubeziehenden Kostenarten, das Ausmaß ihrer Berücksichtigung, die Indexquellen und die Berechnungsregeln zu bestimmen. Bestelländerungen: Der Bauherr ist ermächtigt, Bestelländerungen vorzunehmen. Wird dadurch die zu einem Einheitspreis gehörende Menge gegenüber der im Leistungsverzeichnis vorgesehenen Menge verändert und beträgt die Abweichung nicht mehr als 20%, bleibt der vereinbarte Einheitspreis für die gesamte Menge erhalten. Übersteigt die endgültige Gesamtmenge 120% der vorgesehenen Menge oder unterschreitet sie 80%, so wird auf Verlangen eines Vertragspartners für den 120% übersteigenden Teil bzw. für die ganze 80% nicht erreichende Menge ein neuer Einheitspreis auf der Basis der ursprünglichen Kostengrundlage (Art. 62 Abs. 2) vereinbart. Dieser Preis wird als Nachtragspreis dem Leistungsverzeichnis angefügt. Der Werkvertrag kann eine andere Toleranzgrenze als 20% festlegen, insbesondere dann, wenn das Leistungsverzeichnis für Baustelleneinrichtungen besondere Positionen vorsieht (Art. 9). Zusätzliche Leistungen: Leistungen, die nicht im LV ausgewiesen respektive die unter geänderten Bedingungen zu erbringen sind, sollten wenn immer möglich vor der Ausführung beschrieben und bepreist werden. Der Preis wird als Nachtragspreis bezeichnet. Der Nachtragspreis wird auf Grundlage des Preises für die ähnlichste vertragliche Leistung festgesetzt, unter Berücksichtigung des Unterschiedes zwischen ihr und der erforderlichen Leistung und auf der Basis der ursprünglichen Kostengrundlage (Art. 62 Abs. 2). Ist nach dem Leistungsverzeichnis ein solcher Preisaufbau nicht möglich, so wird auf der Basis der ursprünglichen Kostengrundlage (Art. 62 Abs. 2) ein neuer Einheitspreis vereinbart und ebenfalls als Nachtragspreis dem Verzeichnis angefügt. Bei Verschulden des Bauherrn wie mangelhafte Angaben in den Ausschreibungsunterlagen über den Baugrund hat der Unternehmer Anspruch auf eine zusätzliche Vergütung, die sich nach Maßgabe der sinngemäß anzuwendenden Art. 86 - 91 bestimmt. Der Unternehmer hat Anspruch auf eine zusätzliche Vergütung, falls außerordentliche Umstände wie Wassereinbrüche, Sturm oder Erdbeben eintreten, welche nicht vorausgesehen werden konnten oder welche nach den von beiden Vertragspartnern angenommenen Voraussetzungen
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ausgeschlossen waren, die Fertigstellung hindern oder übermäßig erschweren. Zu einer möglichst objektiven Behandlung von Mehrvergütungsansprüchen zwischen AN und AG sollte grundsätzlich beachtet werden: x Hinterlegung einer Kalkulationsgrundlage (Urkalkulation), x Rechtzeitige schriftliche Anzeige von Ansprüchen, x Sach- und fachgerechte Dokumentation. In Abbildung 7.3 sind die nachtragsrelevanten Einflüsse im Bauprozess in einer Übersicht dargestellt.
Abb. 7.3 Entstehungsstruktur von Nachträgen in einem Bauprojekt (aus Girmscheid 2004 b)
7.2.2 Arbeitskalkulation
Die Arbeitskalkulation ist eine der relevanten Basisgrößen für die Prozesssteuerung in der Phase der Projektrealisierung und statuiert die unternehmerischen Ziele des Projektes aus der Sicht des ausführenden Unternehmens. Sie bildet demnach die Fertigungsprozesse in kosten-, zeit- und qualitätsrelevanten Strukturen ab, ist die Fortentwicklung der Vertragskal-
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
kulation und wird im Rahmen der Arbeitsvorbereitung (AVOR) erstellt. Darin werden festgelegt: x Planwerte: Auf Basis der Vertragskalkulation werden die Zielwerte (Kosten, Termine mit Quantitäten und damit die Leistungsentwicklung sowie Qualitäten) für das Projekt formuliert. Sie sind über die gesamte Projektdauer fest. x Sollwerte: Stellen die Fortentwicklung der Planwerte während der Projektausführung auf Basis des Vertrages dar. Die Planwerte dürfen nur dann geändert werden, wenn diese Veränderungen vertraglich abgesichert sind. So zum Beispiel durch die unter Ziffer 7.2.1.3 diskutierten Vorgänge verbunden mit auftraggeberseitig anerkannten Nachtragsforderungen oder die Ausführung von Eventualpositionen. x Prognosewerte: Sind die Vorschau auf die Erreichung der Zielwerte auf der Grundlage von ermittelten Ist-Zahlen und den Abweichungsanalysen der Soll- und Ist-Werte. Die Zielwerte beziehen sich unter anderem auf: x x x x x x x
das Baustellenergebnis / den Deckungsbeitrag, die Terminziele, die Leistungsentwicklung, die Qualitäten, die Personaldisposition, die Materialdisposition, die Nachunternehmerleistungen (Fremdleistungen).
Die Anwendung und der Aufbau der Arbeitskalkulation unterscheiden sich von der Angebotskalkulation respektive Vertragskalkulation. Die letzteren Kalkulationen dienen dem Abschluss und der Handhabung eines Vertrages zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Bei der Arbeitskalkulation handelt es sich um eine reine unternehmensinterne Struktur, die primär der Projektleitung und den übergeordneten Managementebenen dient um definierte Zielgrößen zu identifizieren, diese in ihrer Entwicklung zu vergleichen, Abweichungen zu analysieren und aufbauend darauf Steuerungsmaßnahmen abzuleiten. Sie bildet somit ein substanzielles Element des Projektcontrollings. In Abbildung 7.4 ist die Einbindung der Arbeitskalkulation in die Steuerungs- und Abrechnungsprozesse dargestellt.
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Abb. 7.4 Stellung der Arbeitskalkulation im Projektcontrolling (aus Poggel 2001)
Der Aufbau der Arbeitskalkulation in Bezug auf Kosten ist wie folgt strukturiert: x Die Kosten der Positionen sind nach den Kostenarten zu gliedern. x Zur sinnvollen Verfolgung der Kostenarten müssen die Einzelkosten der Teilleistungen, die innerhalb einer Leistungsposition zusammengefasst sind, zeitgleich erbracht werden. Ist das nicht der Fall, müssen die Leistungen in Abschnitte gegliedert werden, die zeitgleich verfolgt werden können. Dadurch entstehen Unterpositionen, die eine zeitgerechte Kostenbewertung ermöglichen.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
x Die Kosten sind nach dem Kostencharakter zu gliedern, d.h. nach fixen und variablen (zeit- und mengenvariablen) Kosten. x Die Baustellengemeinkosten, die in der Angebotskalkulation über Zuschlagsätze auf die Einzelkosten der Teilleistungen aufgeschlüsselt wurden, werden in der Arbeitskalkulation in Form von Hilfspositionen erfasst. Werden von den Erlösen (Einheitspreisen) die Einzelkosten der Teilleistungen sowie die zuvor benannten Werte der Hilfspositionen subtrahiert, verbleibt der projektspezifische Deckungsbeitrag respektive nach Abzug der anteiligen Allgemeinen Geschäftskosten das Ergebnis. Die Arbeitskalkulation ist unentbehrlich und liefert unter anderem: x Eine transparente, operativ angelegte Struktur von Zielgrößen als Grundlage für die Steuerung der Projektprozesse. Diese Struktur muss den realen Bedingungen und dem Charakter der Aufgabe angepasst sein und Ansätze beinhalten, die einen Bezug zum real Machbaren aufweisen. x Eine detaillierte Kostenstruktur aller Teilleistungen und Aufnahme auftragsrelevanter Veränderungen im Verlauf des Projektes in den SollWerten. Hierzu zählt auch die Bestimmung von Vergabegrenzwerten für Baustofflieferungen und Nachunternehmerleistungen. x Ihre Anwendung führt zur Auseinandersetzung mit der Kosten- und Erlössituation sowie den Termin- und Qualitätsgrößen eines Projektes. Damit werden die angesetzten Kalkulationswerte einer Verifikation unterzogen. x Die Prognoserechnung zwingt zu einer immer aktuellen Bewertung von Chancen und Risiken eines Projektes. 7.2.3 Nachkalkulation
Die Nachkalkulation ist die Feststellung der in der Projektrealisierung erreichten Werte für die relevanten Zielgrößen und Ableitung daraus von Erfahrungswerten für künftige Kalkulationen vergleichbarer Leistungen oder von Werten für neue Prozesse, Identifikation von Schwachstellen und Bestimmung der Reaktionen darauf sowie Grundlagenbildung für das Benchmarking. In der Nachkalkulation werden die Ergebnisse von SollIst-Vergleichen für Stunden, Kosten und Mengen weiter verarbeitet und letztendlich auch der nach Abschluss des Projektes erreichte Deckungsbeitrag festgestellt. Damit werden realistische Daten für zukünftige Angebotsbearbeitungen erzeugt respektive vorhandene Datenbestände aktualisiert.
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Bei der Nachkalkulation wird unterschieden in: x Technische Nachkalkulation: Erfassung und Verarbeitung von Mengenund Leistungsdaten, x Kaufmännische Nachkalkulation: Erfassung und Verarbeitung von Kostendaten. Der Aufwand für die Nachkalkulation ist erheblich, so dass eine detaillierte Prozesserfassung unter anderem nach dem Gesichtspunkt der Prozesshäufigkeit und des Prozessgewichtes in den zu erwartenden respektive strategisch belegten Produkt-Markt-Segmenten zu entscheiden ist. Die Nachkalkulationen werden in der Struktur der Kostenarten durchgeführt. Bei hohem Anteil an Eigenleistung in der gewerblichen Ausführung, erfolgt die Nachkalkulation im Bereich der Lohnkosten. Konkret werden hier nach einer gründlichen Analyse beispielsweise Aufwandswerte für definierte Leistungen ermittelt. Hierzu wird die Anwendung des Bauarbeitsschlüssels BAS empfohlen. Bei den Stoffkosten ist durch die Möglichkeiten des Zugriffs auf diverse elektronische Bauportale die Ermittlung aktueller Kalkulationswerte sehr gut gegeben. Eine gründliche Nachkalkulation, die projektindividuell ist, sollte im Bereich der Gemeinkosten der Baustelle durchgeführt werden. Hier sind Erfahrungsgrößen von gewichtigem Wert für die Kalkulation künftiger Projekte. Im Bereich der Nachunternehmerleistungen ist die Nachkalkulation schwierig, denn die Werte unterliegen großen Schwankungen. Bedingt durch die kurze Reaktionszeit von Nachunternehmern auf Preisanfragen, ist die Bearbeitung der Kalkulation jedoch wenig beeinträchtigt. Die Auswahl der geeigneten Nachunternehmer bildet das eigentliche Entscheidungsproblem. 7.3 Soll-Ist-Vergleichsrechnung 7.3.1 Grundlagen
Die Soll-Ist-Vergleichsrechnung dient der Gegenüberstellung von Sollund Ist-Mengen, -Zeiten respektive -Werten sowie der Analyse gegebenenfalls auftretender Abweichungen. Unter dem Begriff Werte sind beispielsweise Qualitäten zu verstehen. Auf dieser Basis werden Entscheidungen zur Durchführung von Steuerungsmaßnahmen getroffen, wenn sie angezeigt sind. Soll-Ist-Vergleiche treten im Bauwesen innerhalb der Baubetriebsrechnung auf und haben gemäß KLR Bau folgende Aufgaben (nach KLR 2001): x Kontrolle und Steuerung des baubetrieblichen Geschehens, x Bildung von Kennzahlen,
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
x Datenbereitstellung für Nachkalkulationen als Kontrolle der Mengen-, Wert- und Zeitansätze der Vorkalkulation und Analyse der Abweichungen im Hinblick auf künftige Vorkalkulationen. Von besonderer Bedeutung ist die untrennbare Verknüpfung zwischen den Zahlenwerten und deren Zeitbezügen. Ein aussagekräftiger Soll-IstVergleich ist nur dann möglich, wenn das Zahlenwerk (zum Beispiel Kosten) und der Terminplan als Einheit bearbeitet werden. Abbildung 7.5 zeigt schematisch einen Soll-Ist-Vergleich zur Steuerung einer Baustelle während der Leistungserstellung.
Abb. 7.5 Basisablauf eines Soll-Ist-Vergleiches im Baustellencontrolling
Die Ermittlung der notwendigen Größen wird wie folgt vorgenommen:
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x Soll-Größen: Die Planwerte (aus der Arbeitskalkulation) werden mit der tatsächlich erbrachten Leistung verknüpft. So bedeutet beispielsweise die Ermittlung der Soll-Stunden die Verknüpfung (Multiplikation) des Aufwandswertes aus der Arbeitskalkulation (Planwert) mit der tatsächlich auf der Baustelle erbrachten Menge (Aufmass). x Ist-Größen: Entstammen im Wesentlichen der Buchhaltung respektive dem Berichtswesen der Baustelle. So werden die Soll-Stunden auf Basis von Stundenberichten der Baustelle ermittelt und in der Lohnbuchhaltung erfasst. x Prognose-Werte: Auswertung der Soll-Ist-Abweichungen und Projektion in die Zukunft (Anwendung von Prognoseverfahren wie zum Beispiel das Verfahren der exponentiellen Glättung). Ein Beispiel für die grafische Auswertung im Zuge eines Soll-IstVergleiches ist in Abbildung 7.6 dargestellt. Diese Summenkurven geben eine Gesamtübersicht über alle Leistungspositionen einer Baustelle.
ǻT=Verzögerte Fertigungstermin
Abb. 7.6 Abweichungsanalyse beim Soll-Ist-Kostenvergleich
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Das Problem der dargestellten Vorgehensweise besteht darin, dass die Auswertung der erfassten Daten in der Bauwirtschaft üblicherweise im Monatsrhythmus vorgenommen wird. Eine zeitnahe und damit aktive Prozesssteuerung ist dadurch nicht gegeben, denn bei Vorliegen der Analysedaten ist ein Teil der betrachteten Prozesse bereits abgeschlossen. Unter dem bedeutenden Aspekt der aktiven Prozesssteuerung sind die Monatsintervalle zumindest bei den kritischen Vorgängen unbedingt zu verkürzen. 7.3.2 Der zeitnahe Soll-Ist-Vergleich
Die unter Ziffer 7.3.1 dargestellte Vorgehensweise eines monatlichen SollIst-Vergleiches ermöglicht keine zeitnahe Prozesssteuerung. Daher sind dessen Zeitintervalle zu verkürzen, wobei die Ausprägung der Verkürzung projekt- und gewerkeindividuell zu bestimmen ist. Bei kritischen Vorgängen wird fallweise eine mindestens tägliche Aufnahme der Leistung erforderlich werden. Weiterhin ist zu konstatieren, dass in der Praxis eine Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Baustellenführungskräfte bezüglich der Verfügbarkeit von Analysedaten aus Soll-Ist-Vergleichen und den Vorgaben der Controllinginstrumente besteht. Die Ergebnisse einer hierzu im Bereich des Termin- und Kostencontrollings durchgeführten Studie sind in Abbildung 7.7 dargestellt. Daraus ist ersichtlich, dass ein signifikanter Unterschied in den Intervallen zwischen praktischer Durchführung auf der Baustelle, der als Anforderung ausgelegt werden kann, und der Vorgabe der Controlling-Systeme besteht. In der Konsequenz kann die Entwicklung individueller Werkzeuge des Baustellencontrollings durch Baustellenführungskräfte beobachtet werden, die keinen Bezug zu den Systemen des Unternehmens vorweisen. Hierdurch entsteht ein nicht zu unterschätzender Mehraufwand.
Abb. 7.7 Diskrepanz zwischen Vorgaben des Controllings und Durchführung in den Projekten (aus Heim 2002)
7 Kosten- und Leistungsrechnung
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Für die Durchführung von soliden Soll-Ist-Vergleichsrechnungen ist die Bestimmung der erbrachten Leistung als Basisprozess von besonderer Bedeutung. Das üblich angewendete Aufmaß kann jedoch die notwendige Datenausprägung und Datenverfügbarkeit (Zeitpunkt) nicht liefern. Die erfassten Elemente der Baustruktur müssen Attribute aufweisen, die neben Quantitäten zumindest Qualitäten und die Zeit abbilden. Eine solche Abbildung generiert ein wichtiges Beweiselement. So kann der gesamte Projektablauf in einer Raum-Zeit-Struktur dokumentiert werden. Sie wird dann nicht ausschließlich für die Zwecke der Abrechnung, sondern gleichberechtigt im Falle von notwendigen Rekonstruktionen bestimmter Bauzustände herangezogen wie zum Beispiel als Nachweis erbrachter, aber bereits verdeckter Leistungen. In Abbildung 7.8 ist der Aufbau eines hierzu notwendigen Bauwerks-Informationssystems dargestellt.
Abb. 7.8 Grundstruktur eines Bauwerks-Informationssystems (nach Motzko et al. 2004)
Das Bauwerks-Informationssystem integriert die Datenaufnahme- und Datenauswertprozesse und ermöglicht unter anderem: x Erfassung der erbrachten Ist-Leistung, gegliedert nach einer zuvor festgelegten Systematik (zum Beispiel Bauwerk, Bauteil, einzelne Position des LV), x Abgleich der Informationssituation zwischen Baustelle und Rechnungswesen (Berichtswesen),
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
x Ableitung der periodischen (zeitnahen) Soll-Ist-Vergleiche (Kosten, Termine, Qualitäten, Quantitäten), x Abweichungsanalyse und Ableitung notwendiger Steuerungsprozesse, x Erstellung von Prognosen über die voraussichtliche Entwicklung der erfassten Größen (so Kosten und Termine), x Leistungs- und Qualitätskontrolle von Nachunternehmern, x Dokumentation des Baufortschritts einschließlich Störungen im Bauablauf, Mängelerfassung und deren Beseitigung. Der Aufbau der Informationsdatenbank sollte sich dabei an den prinzipiellen Erfordernissen des operativen Projektmanagements sowie den Belangen der Supportprozesse innerhalb der Geschäftsprozesse orientieren. Die Leistungsaufnahme kann durch die Anwendung neuester Methoden aus dem Bereich der digitalen Messverfahren erfolgen. So wurde der Einsatz von Bildinformationssystemen zur Unterstützung der Dokumentation und Prozesssteuerung bei Baumaßnahmen im Bereich des Hochbaus und des Brückenbaus bereits untersucht und hat sich dabei bewährt (Heim Motzko 2002, Motzko et al. 2004). Zur Leistungserfassung können beispielsweise berührungslose Messverfahren angewendet werden. Unter der berührungslosen Vermessung ist die Ermittlung von Objektkoordinaten und Objektmaßen ohne die sonst üblichen Hilfsmittel (Zollstock, Maßband oder Reflektor) zu verstehen. Der Arbeitsbereich der berührungslosen Messverfahren befindet sich durch die ständige Verbesserung von digitalen Aufnahme- und Auswertesystemen in einem stetigen Wandlungsprozess. Durch die enorme Steigerung von Rechner- und Speicherleistung in den letzten Jahren ist es möglich geworden, digitale Aufnahmen von Kamerasystemen und Punktwolken von Laserscannern mit handelsüblichen Personal-Computern zu verarbeiten. Grundsätzlich lässt sich die berührungslose Vermessung in die photogrammetrischen und die lasergestützten Vermessungsmethoden unterteilen. Abbildung 7.9 zeigt einen Überblick der Vermessungsmethoden mit den jeweils nach dem heutigen Stand der Technik einsetzbaren Messsystemen. Die Grundlagen dieser Technologien können der einschlägigen Fachliteratur entnommen werden (so Luhmann 2003, Kraus 2003, Petrahn 2002).
Abb. 7.9 Überblick zu berührungslosen Messsystemen
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Nachfolgend wird beispielhaft auf mögliche Anwendungsszenarien zur Baufortschrittserfassung eingegangen. x Einbildmessung (Photogrammetrische Entzerrungsmessung) Die photogrammetrische Entzerrungsmessung eignet sich im Bauwesen besonders zur Vermessung von Objekten mit flächigen, ebenen Strukturen. So können mit dem Messverfahren der Entzerrungsmessung insbesondere Fassaden-, Wand-, Decken- und Fußbodenflächen aufgenommen und ausgewertet werden. Zu beachten ist allerdings die Gliederung der Aufnahmen in auswertbare Abschnitte bei Objekten, die nicht durch eine Bildaufnahme erfasst werden können. Dieses kommt dann vor, wenn keine ausreichende Distanz zwischen dem Aufnahmestandort und dem aufzumessenden Objekt erreicht werden kann. x Mehrbildmessung Die Mehrbildmessung erlaubt eine dreidimensionale Erfassung von Objekten. Damit dieses gewährleistet werden kann, müssen die betrachteten Objekte aus verschiedenen Perspektiven abgelichtet werden. Dies kann gerade bei komplexen Bauten mit vielen filigranen Bauteilen aufgrund von Abschattungen einen erheblichen Erfassungsaufwand bedeuten. Grundsätzlich eignet sich dieses Verfahren insbesondere beim Aufmaß von Rohbau- und Tiefbauarbeiten. Die Bildaufnahmen können über definierte Rundgänge oder mit fest installierten Kameras, die über Netzwerke angesteuert werden, angefertigt werden. Die Entwicklung der Aufnahmesysteme ist rasant und wird demnächst eine automatische Dokumentation des Baufortschritts in Raum und Zeit ermöglichen. Die Auswertung der Mehrbildmessung kann, wie die Einbildmessung auch, über Superposition oder über eine 3-D-Modellierung erfolgen. Während die Superposition eine einfache Kontrolle der ausgeführten Leistungen ermöglicht, wird über die Bauwerksrekonstruktion in der 3-DModellierung neben den ausgeführten Mengen auch ein bauzustandsbezogenes Bauwerksmodell geliefert. Dieses ist allerdings in der photogrammetrischen Aufbereitung erheblich aufwändiger. Eine Sonderstellung auf dem Gebiet der Mehrbildmessung nimmt die photogrammetrische Auswertung von Panoramaaufnahmen ein. Dabei werden von zwei definierten Höhenstandpunkten aus vollsphärische Aufnahmen durchgeführt und überlagert.
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Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Terminplanung OZ 10.20. 10
Kurztext Wandabschnitt W1 d=25cm, h=3,85m BEWEHREN SOLL IST EINSCHALEN SOLL IST BETONIEREN SOLL IST AUSSCHALEN SOLL IST
ARBEITSTAGE 1 2 3 4 5 6 7 8
Flexible Schnittstelle für weitere Software- und Dokumentationssysteme
Bildinformationssystem (Bilddokumentationen, Photogrammetrische Auswertungen etc.)
BIM (Bauwerksinformationsmodell)
Bsp.-Objekt: Wandabschnitt W1
CAD-System (3D-CAD-Modell, Schal-, Bewehrungspläne etc.)
AVA-System (Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung) Wände
Abb. 7.10 Photogrammetrische Auswertungen als Element eines BauwerksInformationssystems (Motzko et al. 2006)
Dieses System bietet alle Möglichkeiten der Entzerrungsmessung, wobei über das integrierte Anzeigeprogramm die Möglichkeit besteht, ohne Referenzfläche und Orientierung der Aufnahme, Messungen vorzunehmen (s. Abbildung 7.10). Im Gegensatz zur konventionellen Mehrbildmessung ist es jedoch bei diesem Verfahren nicht möglich, weitere Aufnahmen in das Modell zu integrieren, so dass ein zusammenhängendes Gebäudemodell gegenwärtig noch nicht generiert werden kann. 7.4 Kennzahlenrechnung Kennzahlen quantifizieren und charakterisieren Vorgänge im Unternehmen durch absolute und relative Werte. Die Kennzahlenrechnung unterstützt somit Bewertungs-, Steuerungs- und Dispositionsprozesse. Die KLR Bau (KLR Bau 2001) differenziert zwischen Grundzahlen und Verhältniszahlen. Grundzahlen sind absolute Zahlen und gliedern sich in: x Bestandszahlen: Das sind auf den Stichtag bezogene Grundzahlen wie der Vorrat an Baustoffen. x Bewegungszahlen: Das sind auf die Zeitperiode bezogene Grundzahlen wie der Verbrauch von Baustoffen im Berichtszeitraum. Verhältniszahlen werden aus Grundzahlen durch ihre Relationen gebildet. Dazu gehören:
7 Kosten- und Leistungsrechnung
113
x Gliederungszahlen: Bilden Strukturverhältnisse ab wie Anteile der Lohnkosten an den Gesamtkosten. x Beziehungszahlen: Wenn gleich geordnete jedoch wesensverschiedene Größen in Beziehung gesetzt werden wie Löhne und Arbeitsstunden. x Indexzahlen: Stellen eine grundwertbezogene Entwicklung von Größen dar wie zum Beispiel der Baupreisindex (Verlauf der Preisentwicklung der Herstellungskosten über die Zeit). Die Bestimmung der notwendigen Kennzahlen wird ein Unternehmen individuell nach den eigenen Bedürfnissen vornehmen. 7.5 Teilkostenrechnung, Vollkostenrechnung und Prozesskostenrechnung Die Zuordnung von Kosten zu den Kostenträgern kann im Rahmen der Kosten- und Leistungsrechnung im System der Vollkosten-, der Teilkosten- und der Prozesskostenrechnung erfolgen. Im System der Teilkostenrechnung werden den Kostenträgern ausschließlich die Kosten zugeordnet, welche durch die Leistungserstellung (so genannte beschäftigungsabhängige variable Kosten, s. Kap 7.7) bedingt sind. Die Gemeinkosten werden gesondert erfasst und nach variablen und fixen Kosten differenziert. Zum System der Teilkostenrechnung gehört die Deckungsbeitragsrechnung. Im System der Vollkostenrechnung werden im ersten Schritt den Kostenträgern die direkt nach dem Kostenverursacherprinzip zugehörigen Kosten (Einzelkosten) zugeordnet. In einem zweiten Schritt erfolgt eine Zuordnung von Kosten, welche indirekt errechnet und mit Hilfe von Schlüssel- oder Verrechnungssätzen auf mehrere Kostenträger umgelegt werden (s. Kap. 7.7). Zum System der Vollkostenrechnung gehören die in der Bauwirtschaft üblichen Kalkulationsverfahren über die Angebotssumme und mit vorbestimmten Zuschlagssätzen (s. Kap. 8). Das System der Prozesskostenrechnung als Teilbereich der Vollkostenrechnung wurde mit dem Ziel entwickelt, die stetig wachsenden Gemeinkostenblöcke einer verursachungsgerechteren Zuordnung zuzuführen. Detaillierte Ausführungen dazu sind Kap. 8 zu entnehmen.
114
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
7.6 Istkostenrechnung, Normalkostenrechnung, Plankostenrechnung und Sollkostenrechnung Bezüglich des zeitlichen Ursprungs der Datenbasis können Kosten in der Istkostenrechnung, der Normalkostenrechnung sowie der Plankostenrechnung (Abgrenzung zur Sollkostenrechnung) differenziert erfasst werden (s. Abbildung 7.11). Im Rahmen der Istkostenrechnung werden die tatsächlich angefallenen Kosten einer Periode verrechnet. Die effektiv verbrauchten Mengen werden mit Istpreisen (dies sind die tatsächlich vorliegenden Preise) bewertet. Sie charakterisiert sich durch eine vergangenheitsorientierte Betrachtung. In der Normalkostenrechnung werden mit Hilfe statistischer Mittelwertbildung die durchschnittlich entstandenen Istkosten der Vergangenheit gebildet, die als zukünftige Verrechnungssätze dienen. Dadurch lassen sich Preisschwankungen oder saisonale Schwankungen ausgleichen, doch der Vergangenheitsbezug wie bei der Istkostenrechnung bleibt bestehen. Die Plankostenrechnung ist auf die Zukunft ausgerichtet und basiert auf geplanten, prognostizierten Werten. So können mithilfe unterschiedlich profilierter Studien (Markt, Technik, Umwelt) die geplanten Leistungsmengen und die zugehörigen Kosten (ggf. auch Planverrechnungspreise) ermittelt werden. Die Plankosten haben einen Vorgabecharakter und üben damit eine wichtige Lenkungsfunktion aus. Von der Plankostenrechnung abzugrenzen ist die Sollkostenrechnung (s. Kap. 7.3). Die Sollkosten werden in der Weise ermittelt, dass die Planwerte in Bezug auf die Kosten mit den realen Leistungen verknüpft werden. Istkosten
reale Leistungseinheiten ( Menge ) * reale Kosten pro Einheit ¦ Istkosten Normalkosten (Mittelwert) mit t Zeit mehrerer Perioden t Plankosten geplante Leistungseinheiten (Menge) * geplante Kosten pro Einheit Sollkosten reale Leistungseinheiten (Menge) * geplante Kosten pro Einheit
Abb. 7.11 Definitionen der Ist-, Normal-, Plan- und Sollkosten
7.7 Ausgewählte kostentheoretische Grundlagen Die rein produktionsbezogenen Betrachtungen der Beziehungen zwischen Faktorinput und Produktoutput sind durch kosten- und preismäßige Bewertungen zwingend zu ergänzen. Diese zielen letztendlich darauf ab, die
7 Kosten- und Leistungsrechnung
115
Bauleistung einschließlich der Planungsleistung in einer beherrschbaren Kostenstruktur – in der Regel auf ein Kostenminimum ausgerichtet - zu erbringen. Dabei sind die relevanten Kosteneinflussgrößen zu berücksichtigen. Das ist die Menge aller Faktoren, die auf die Höhe der Kosten einwirken bzw. die Funktionsgesetze von Kostenverläufen festlegen. Solche Kosteneinflussgrößen bzw. Faktoren können zum Beispiel folgende sein: x Kapazitätsausnutzung von Maschinen, Arbeitskräften und sonstigen Einrichtungen, x Fertigungsprogramm bzw. Sortiment, x Qualität und Preise der Nachunternehmer- und Fremdleistungen sowie der Baustoffe, x Angewendete Bauverfahren, x Zeitliche Ablaufplanung, x Betriebsgröße, Betriebsorganisation und Führungsstruktur, x Vertriebs- und Werbepolitik. Innerhalb der Kosten- und Leistungsrechnung ist es erforderlich, für verschiedene Bewertungsprozesse die Kosten zielgerichteten Systematiken zu unterziehen. Der Detaillierungsgrad hängt hierbei von dem verfolgten Ziel (geforderter Nutzen) und dem damit verbundenen Aufwand ab. Der prinzipielle Aufbau der Kostenrechnung im Rechnungswesen eines Bauunternehmens wurde in Kap. 7.1 dargestellt. Bei der Abbildung der Kosten in einer Modellrechnung, sind unterschiedliche Kostencharaktere anzutreffen, die in den folgenden Ausführungen näher erläutert werden. 7.7.1 Direkte Kosten (Einzelkosten) und indirekte Kosten (Gemeinkosten)
In Kap. 7.5 wurden im Zusammenhang mit dem System der Vollkostenrechnung direkte und indirekte Kosten sowie ihre Zuordnung angesprochen. Demnach ist zu differenzieren zwischen Kosten, die einem Kostenträger direkt zugeordnet werden können und solchen, die für mehrere Kostenträger anfallen und somit auf diese oder die Gesamtheit aller Kostenträger zu verteilen sind. Direkte Kosten, auch Einzelkosten genannt, können der Teilleistung oder dem Kostenträger direkt zugerechnet werden. Sie werden in ihrer Gliederung den Erfordernissen des Betriebes angepasst und können in folgende Kostenarten unterschieden werden (s. auch KLR Bau 2001): x Lohn- und Gehaltskosten: Löhne und Gehälter, die unmittelbar einer Teilleistung zugeordnet werden.
116
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
x Kosten für Bau- und Fertigungsstoffe: Material, welches zur Erstellung einer bestimmten Teilleistung verwendet wird und ihr direkt zugeordnet werden kann. x Kosten der Geräte und der Betriebsstoffe: Kosten für ein Gerät, welches einer definierten Teilleistung zugeordnet ist, zum Beispiel ein Mobilkran für das ausschließliche Verlegen von Fassadenelementen. x Fremdarbeitskosten und Kosten der Nachunternehmerleistungen: Kosten für Leistungen von Dritten, die definierte Teilleistung erbringen, sofern für diese eine eigene Position (Kostenträger) vorhanden ist oder eine eindeutige Zuordnung zu einer Position möglich ist. x Sonstige Kosten (falls aus unternehmerischer Sicht situativ notwendig) Bei den indirekten Kosten, auch Gemeinkosten genannt, fehlt die Möglichkeit der Verrechnung auf einen Kostenträger, da sie für eine Reihe von Teilleistungen bzw. Kostenträgern anfallen. Sie können in der Regel einer Kostenstelle zugeordnet und in einem weiteren Schritt auf die Kostenträger verteilt werden. Ihre Gliederung kann ähnlich der Gliederung der Kostenarten der direkten Kosten erfolgen, wobei hier zusätzlich Kosten der Geschäfts-, Betriebs- und Baustellenausstattung und Allgemeine Kosten zu erfassen sind. Weiterhin ist bei der Kalkulation von Baupreisen eine Differenzierung in zwei Gruppen von indirekten Kosten vorzunehmen: x Indirekte Kosten der Baustelle (Gemeinkosten der Baustelle), die auf der Baustelle erzeugt werden und keiner Teilleistung direkt zurechenbar sind wie zum Beispiel Kosten der Bauleitung. x Indirekte Kosten des Unternehmens (Allgemeine Geschäftskosten), die in den baustellenübergreifenden Bereichen des Unternehmens entstehen wie zum Beispiel Kosten der Geschäftsführung. Detaillierte Ausführungen hierzu sind Teil 3 zu entnehmen. 7.7.2 Fixe und variable Kosten
Die Trennung in fix und variabel unterscheidet die Kosten hinsichtlich ihrer Struktur. Die Struktur der Kosten gibt die Abhängigkeit zwischen den Gesamtkosten eines bestimmten Bezugsobjektes und einer bestimmten Kosteneinflussgröße wieder. Die am häufigsten betrachtete Kosteneinflussgröße ist das Verhalten von Kosten bei Schwankungen der Beschäftigung bzw. der Kapazitätsausnutzung. Die Kapazität ist das maximale Leistungsvermögen von Arbeitskräften oder Inventargegenständen in quantitativer und qualitativer Hinsicht (Thommen Achleitner 2001). Der Kapazitätsausnutzungsgrad beurteilt, inwieweit eine Vollbeschäftigung vorliegt, indem der Quotient aus tatsäch-
7 Kosten- und Leistungsrechnung
117
licher Leistung und maximalem Leistungsvermögen gebildet wird. Die Kapazitätsausnutzung kann sich dabei auf die Anzahl der Arbeitskräfte, deren Arbeitsstunden sowie auf die Leistung von Maschinen und sonstigen Einrichtungen beziehen. Bezugseinheiten sind folglich Maschinenstunden, Arbeitsstunden oder erstellte Produkt- bzw. Leistungseinheiten. Kapazitätsausnutzungsgrad
tatsächliche Kapazitätsausnutzung * 100 [%] mögliche Kapazitätsausnutzung
Die Abhängigkeit zwischen den Gesamtkosten eines bestimmten Bezugsobjektes und einer bestimmten Kosteneinflussgröße (meist Kapazitätsausnutzung) ermöglicht eine Differenzierung der Kosten hinsichtlich ihrer Struktur in fix und variabel. Voraussetzung ist stets, dass alle übrigen Kosteneinflussgrößen für die Betrachtung gleich bleiben. Auf der ersten Ebene werden von der Kosteneinflussgröße unabhängige Kosten (fixe Kosten) und von der Kosteneinflussgröße abhängige Kosten (variable Kosten) unterschieden. Die fixen und variablen Kosten lassen sich auf einer zweiten Ebene noch weiter unterteilen (s. Abbildung 7.12).
Abb. 7.12 Gesamtkostenverläufe fixer und variabler Kosten
Fixe Kosten Fixe Kosten zeichnen sich dadurch aus, dass sie von der betrachteten Kosteneinflussgröße (Kapazitätsausnutzung) unabhängig sind (Abbildung 7.12 links). Wird eine andere Kosteneinflussgröße gewählt, können sie einen variablen Charakter erhalten. Es ist zu differenzieren zwischen absolutund intervall-fixen Kosten.
118
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
k = a/n
(absolut-)fixe Kosten K=a (K = a*nb, b=0)
regressiver Verlauf
Bezugseinheiten n
Bezugseinheiten n
Abb. 7.13 Absolut-fixe Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheitskosten
Absolut-fixe Kosten sind konstant und entstehen auf Unternehmensseite unabhängig davon, ob Leistungen erbracht werden oder nicht. Sie verbleiben auch dann konstant, wenn Veränderungen des Beschäftigungsgrades stattfinden. Auf Projektebene sind absolut-fixe Kosten unabhängig von der erbrachten Outputmenge. Hier sind zum Beispiel Mieten oder Auf- und Abbaukosten für ein Gerät (stationäre Betonpumpe) zu nennen. Die Kostenverläufe absolut-fixer Kosten entsprechen denen in Abbildung 7.13. Der Anteil der fixen Kosten pro Einheit sinkt, je größer die erstellte Leistungsmenge im Beobachtungszeitraum (Abbildung 7.13 rechts) ist, d.h. je höher der Kapazitätsausnutzungsgrad ist. Intervall-fixe oder sprung-fixe Kosten verbleiben innerhalb bestimmter Intervalle konstant. Die Intervallsprünge entstehen beispielsweise durch Aufstockung von Betriebsmitteln aufgrund einer Kapazitätserhöhung (s. Abbildung 7.14). Als Beispiel kann der Auf- und Abbau eines zusätzlichen Gerätes (stationäre Betonpumpe, s. Beispiel oben) aufgeführt werden, welcher zu einem Intervallsprung der Gesamtkosten führt.
Intervall-fixe Kosten
k = a/n, [I, II] k = b/n, [II, III] ...
Intervall-regressiver Verlauf K = a, [I, II] K = b, [II, III] ...
Bezugseinheiten n
Bezugseinheiten n
Abb. 7.14 Intervall-fixe Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheitskosten
7 Kosten- und Leistungsrechnung
119
Variable Kosten Variable Kosten ändern sich im Gegensatz zu den fixen Kosten in Abhängigkeit von der betrachteten Kosteneinflussgröße. Besteht zwischen den Kosten und der betrachteten Kosteneinflussgröße ein linearer Zusammenhang, so handelt es sich um proportionalen Kosten (s. Abbildung 7.15 links).
Abb. 7.15 Proportionale Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheitskosten
Bezieht man die proportionalen Gesamtkosten auf eine Bezugseinheit (Einheitskosten), so bleiben die Kosten pro Einheit konstant, denn durch den linearen Kostenverlauf ist der Anteil je Einheit gleich groß (Abbildung 7.15 rechts), d.h. der Kapazitätsausnutzungsgrad ist konstant. Neben dem proportionalen Gesamtkostenverlauf gibt es folgende drei Fälle von variablen Kosten. Degressiver Kostenverlauf (Abbildung 7.16): Die Gesamtkosten steigen in geringerem Maße als die betrachtete Kosteneinflussgröße, zum Beispiel Mengenrabatte oder Lohnkostenentwicklung bei Einarbeitungseffekten. Die Einheitskosten sinken, solange 0 < b < 1 ist.
degressive Kosten regressiver Verlauf K = a*nb, 0
Bezugseinheiten n
k = a*n(b-1), 0
Bezugseinheiten n
Abb. 7.16 Degressive Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheitskosten
120
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Progressiver Kostenverlauf (Abbildung 7.17): Die Gesamt- sowie die Einheitskosten steigen in größerem Maße als die erzeugte Menge, zum Beispiel bei Überstundenzuschlägen oder Transportkosten im Tunnelbau mit zunehmender Vortriebstiefe.
Abb. 7.17 Progressive Gesamtkosten und ihre Auswirkungen auf die Einheitskosten
Einheitskosten k = K/n
Gesamtkosten K
Regressiver Kostenverlauf (Abbildung 7.18): Regressive Gesamt- sowie Einheitskosten nehmen mit steigender Einflussgröße ab. Diese Kosten sind in der baubetriebliche Kalkulationspraxis höchst selten zu beobachten.
Abb. 7.18 Regressive Gesamtkosten und ihre Auswirkungen auf die Einheitskosten
Kombinierte Kosten In der Regel setzen sich die Kosten einer Teilleistung aus fixen und variablen Kostenanteilen zusammen. Sie werden als kombinierte Kosten bezeichnet.
K gesamt K fix k variabel* x
mit x = Leistungseinheiten
7 Kosten- und Leistungsrechnung
121
Einheitskosten k in CHF/m2
) m se tz en
be l
va ri a be l( U
va ria + fix
Gesamtkosten K in CHF
Abbildung 7.19 zeigt eine schematische Darstellung kombinierter Lohnkosten für die Teilleistung „Tunnelschalung“, die sich aus einmaligem Herstellen und Montage, mehrfachem Umsetzen und Demontage der Schalung ergeben. Die einmalige Herstellung sowie Montage und Demontage der Schalung erzeugt fixe Lohnkosten, die auf die Anzahl der Einsätze umgelegt werden. Somit nehmen die Einheitskosten für die Herstellung bei zunehmenden Einsätzen der Schalung ab. Jedes Umsetzen der Schalung erzeugt Lohnkosten und bewirkt somit eine Zunahme der Gesamtlohnkosten (linearer Kostenverlauf), pro Einsatz bleiben die Einheitskosten für das Umsetzen aber konstant.
Abb. 7.19 Kombinierte Kosten am Beispiel der Lohnkosten einer Tunnelschalung, schematisch Die Einheitslohnkosten für einen m2 geschalter Tunnelfläche sinken also mit der Anzahl der Einsätze der Schalung (degressiver Verlauf). Diese grafische Darstellung kann anhand des Beispiels in Abbildung 7.20 rechnerisch veranschaulicht werden.
122
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Abb. 7.20 Kombinierte Lohnkosten am Beispiel einer Tunnelschalung
Ein weiteres Beispiel für kombinierte Kosten als eine Integration von sprung-fixem und proportionalem Gesamtkostenverlauf aufgrund einer Leistungssteigerung durch den Einsatz mehrerer paralleler Arbeitsgruppen ist in Abbildung 7.21 dargestellt. Jede Aufsichtsperson kann ca. 10-15 Facharbeiter leiten. Muss die Facharbeiteranzahl aufgrund der Arbeitserfordernisse erhöht werden, so erhöht sich ab einem definierten Grenzwert die Anzahl der notwendigen Aufsichtspersonen. Falls der Einsatz mehrerer Arbeitsgruppen auf der Baustelle ohne gegenseitige Behinderung gleichzeitig erfolgen kann, vervielfachen sich mit der Leistung in einem linearen Zusammenhang auch die variablen (proportionalen) Kosten. Durch den Einsatz mehrerer Arbeitsgruppen wird die Dauer der leistungsabhängigen Aktivität verkürzt und damit die zeitabhängigen Kosten reduziert.
123
Abb. 7.21 Kostensprünge in Abhängigkeit von der Anzahl an Arbeitsgruppen
7.7.3 Einmalige, zeitabhängige und leistungsabhängige Kosten
Um hinreichende Transparenz für die vollständige Erfassung aller Kosten einer Leistung sicherzustellen, sind Kosten hinsichtlich ihrer Abhängigkeit von Ausführungszeit und Leistungserstellung in einmalige, zeitabhängige und leistungsabhängige Kosten zu unterscheiden. Einmalige Kosten entstehen unabhängig von der Zeit oder der erstellten Leistung. Zeitabhängige Kosten verändern sich in Abhängigkeit von der Dauer der Leistungserstellung, jedoch nicht mit zu- oder abnehmendem Leistungsumfang. In der Regel erhöhen sie sich mit einer Verlängerung der Bauzeit und nehmen bei einer Verkürzung ab. Leistungsabhängige Kosten verändern sich ausschließlich im Zusammenhang mit Änderungen der Leistung bzw. der Kapazitätsausnutzung. Die Gesamtkosten setzen sich aus den drei genannten Kostenkomponenten zusammen:
K gesamt K einmalig k zeitabhängig * t k leistungsabhängig * x mit: t = Zeiteinheiten x = Leistungseinheiten
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation 8.1 Einführung Die Kalkulationsphasen in den Leistungserstellungsprozessen wurden in Kap. 1, Bild 1.4 dargestellt. Demnach ist zu differenzieren zwischen der Angebots- respektive Auftragskalkulation als Vorkalkulationsphase, der Arbeits- und Nachtragskalkulation als Ausführungskalkulationsphase sowie der Nachkalkulation als Auswertungsphase. Die Angebotskalkulation ist für die Gewinnung von Bauaufträgen grundlegend und hat die Aufgabe, die zu erwartenden Kosten den Kostenträgern möglichst verursachungsgerecht zuzuordnen. Auf dieser Basis erfolgen die Preisbildung und weitere Auswertungen. Für die verschiedenen Profile der Leistungserstellung existieren unterschiedliche Kalkulationsverfahren, die im Bauwesen intensiv angewendet werden, denn das Leistungsspektrum dieses Industriezweiges erstreckt sich von der Fertigung eines singulären Produktes nach vorgegebener Planung bis hin zu Planung und Ausführung komplexer Bauanlagen. Nachfolgend werden die für das Bauwesen relevanten Kalkulationsverfahren dargelegt. In den Ausführungen wird nicht auf die Zielkostenrechnung (Target Costing) eingegangen. Die Zielkostenrechnung ist kein reines Kalkulationsverfahren, sondern ein umfassendes Kostenmanagementsystem (Schultz 2001), bei dem die zulässigen Kosten für Produkte auf Basis der am Markt erzielbaren Preise abgeleitet werden. Hierfür werden entsprechende technische Lösungen entwickelt und eingesetzt. Die Kostenbestimmung wird jedoch nach analogen Verfahren erfolgen, wie nachfolgend dargelegt. 8.2 Divisionskalkulation Die Divisionskalkulation bildet ein einfaches Kalkulationsverfahren und eignet sich insbesondere für so genannte Einproduktbetriebe, in denen ein einheitliches Produkt in großen Mengen hergestellt wird. Hierzu gehört zum Beispiel die Asphalt-, Zement-, Sand- oder Kiesherstellung. Es ist zwischen einstufiger, zweistufiger und mehrstufiger Divisionskalkulation zu unterscheiden (Schultz 2001). Bei der einfachen Divisionskalkulation werden die Gesamtkosten eines Betriebes für eine Zeitperiode ermittelt und durch die in dieser Zeitperiode erreichte Produktionsmenge dividiert:
126
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Stück - Selbstkost en
Gesamte Kosten Produktion smenge
Bei der zweistufigen Divisionskalkulation werden Lagerbestandsveränderungen berücksichtigt und in der Weise erfasst, dass die Herstellkosten auf die Produktionsmenge und die umsatzbezogenen Gemeinkosten (Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis, Gewinn, ggf. Bauzinsen) auf die Absatzmenge bezogen werden: Stück - Selbstkosten
Herstellkosten Umsatzbezogene Gemeinkosten Produktionsmenge Absatzmenge
Hierzu ein Berechnungsbeispiel. Wurden in einer Kiesgrube in einer definierten Periode 2.500 t Kies abgebaut und 2.000 t verkauft sowie Gesamtkosten in Höhe von 20.000 €, davon 4.000 € umsatzbezogene Gemeinkosten, erzeugt, so errechnen sich die Selbstkosten zu: Stück - Selbstkosten
16.000 € 4.000 € 2.500 t 2.000 t
8,40 € / t
Dieses einfache Verfahren kann auch auf mehrstufige einfache Produktionsprozesse im Rahmen der mehrstufigen Divisionskalkulation („Durchwälzmethode“) erweitert werden. 8.3 Äquivalenzziffernkalkulation Die Äquivalenzziffernkalkulation ist eine abgewandelte Form der Divisionskalkulation und findet Anwendung im Bereich der Sortenfertigung. Dazu gehört beispielsweise die Fertigung von Mauersteinen (einheitliche Technologie, dazugehörige Palette von Produkten). Den Grundgedanken des Verfahrens bildet die Annahme, dass die Produktionskosten ähnlicher Produkte mengenproportional zueinander sind. Je nach Erzeugnisgröße, Grad der Beanspruchung von Maschinen, Materialaufwand oder Arbeitskräfteeinsatz werden die einzelnen Produkte mit einer Äquivalenzziffer belegt, die als Faktor für die Preisermittlung verwendet wird. Werden beispielsweise in einem Betonfertigteilwerk Kanalrohre verschiedener Durchmesser gefertigt, so kann die Äquivalenzziffer im Verhältnis ihrer Gewichte zueinander festgelegt werden, wobei ein bestimmtes Fertigteilgewicht als Einheitssorte zu definieren ist. Die einzelnen Schritte sind dann: -
Berechnung der Äquivalenzziffern Ai (zum Beispiel als Quotient des Gewichtes der Sorte i und der Einheitssorte)
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation -
Berechnung der Schlüsselzahl SZi für jede Sorte (bei einer Produktionsmenge Mi je Sorte):
Ai Mi
SZ i -
Division der Gesamtkosten durch die Summe der ermittelten Schlüsselzahlen:
Qs -
6 Gesamtkosten 6 SZ i
Errechnen der Stückselbstkosten SKi für jede Sorte:
SK i -
127
Ai Qs
Errechnen der Gesamtselbstkosten GSKi für jede Sorte:
GSK i
SK i M i
8.4 Zuschlagskalkulation 8.4.1 Grundlagen
Die Zuschlagskalkulation wird üblicherweise dann angewendet, wenn es sich bei der Produktion um eine Einzel- oder Serienfertigung handelt, bei der mehrstufige Produktionsabläufe auftreten und unterschiedliche Kosten verursacht werden. Grundlage des Verfahrens ist die Gliederung der Kosten in direkte Kosten (Einzelkosten) und indirekte Kosten (Gemeinkosten). Dieses Vorgehen trägt den heterogenen, unikatbezogenen Bauleistungserstellungsprozessen Rechnung. Daher finden die Verfahren der Zuschlagskalkulation im Bauwesen breite Anwendung. In Abbildung 8.1 ist das Grundprinzip und in Abbildung 8.2 ein vereinfachtes Berechnungsschema des Verfahrens dargestellt. Nach der Art der Zuschlagsberechnung werden folgende Verfahren unterschieden: x Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen, x Kalkulation über die Angebotssumme, x Prozesskostenkalkulation.
128
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Abb. 8.1 Grundprinzip einer Zuschlagskalkulation (aus Girmscheid 2004 b)
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation
129
Abb. 8.2 Vereinfachtes Berechnungsschema der Zuschlagskalkulation (aus Girmscheid 2004 b)
130
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Die Gliederung der Kostenerfassung im Rahmen der Vorkalkulation (hier Angebotskalkulation) wird in einer Struktur (Kostengruppen) durchgeführt, die üblicherweise wie folgt gestaltet ist (nach KLR Bau 2001, Grundlagen s. Opitz 1940): Einzelkosten der Teilleistungen + Gemeinkosten der Baustelle ______________________________________ = Herstellkosten + Allgemeine Geschäftskosten + Bauzinsen ______________________________________ = Selbstkosten + Wagnis und Gewinn ______________________________________ = Angebotssumme ohne Umsatzsteuer + Umsatzsteuer ______________________________________ = Angebotssumme einschl. Umsatzsteuer 8.4.2 Die Prozessorientierung der Zuschlagskalkulation
Eine grobe Struktur von Prozessen eines Bauunternehmens ist in Abbildung 1.3 dargestellt. Darin wird zunächst zwischen Management- und Geschäftsprozessen differenziert. Die Gruppe der Managementprozesse ist einerseits der Ausrichtung des Unternehmens in die Zukunft und anderseits dem Vollzug der normativen und strategischen Vorgaben durch Umsetzung in operative Prozesse gewidmet. Die Geschäftsprozesse werden in Kernprozesse und Supportprozesse gegliedert. In den Kernprozessen, die mit den Leistungserstellungsprozessen synonym sind, findet die eigentliche Wertschöpfung des Bauunternehmens statt. Supportprozesse stellen eine Dienstleistungsebene dar, die notwendig ist, damit die Leistungserstellungsprozesse mit der notwendigen Effektivität und Effizienz im Sinne des Betriebes einerseits und in einer geordneten Struktur der Beziehungen des Unternehmens mit den Stakeholdern anderseits stattfinden können. Die Struktur der Management- und Geschäftsprozesse ist ebenso auf die Baustelle zu übertragen: x Managementprozesse: Leitung, Führung und Aufsicht der Baustelle x Geschäftsprozesse: o Technologische Kernprozesse (Komponenten der Leistungserstellungsprozesse):
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation
131
Herstellprozesse: Technik- und Logistikprozesse zur Herstellung des Bauwerks und seiner Teile (Erbringung der vertraglich vereinbarten Bauleistungen). Die Herstellprozesse sind für die Belange der Prozessplanung sinnvoll zu gliedern. Die Gliederung eines Leistungsverzeichnisses entspricht der Zerlegung des Gesamtablaufes in MakroAblaufabschnitte (REFA 1984). Zur Planung des Bauablaufes wird in der Regel die Anfertigung eines Arbeitsverzeichnisses erforderlich sein. Die Unterschiede zwischen beiden Größen bestehen darin, dass das Leistungsverzeichnis der genauen Beschreibung der Bauleistung dient, während das Arbeitsverzeichnis eine zeitliche und räumliche Folge der Ablaufabschnitte unter anderem durch Bemessung von Inputgrößen ermöglichen soll. Hilfsprozesse: Errichten und Betrieb der Baustelleneinrichtung als baubetriebliche Infrastruktur zur Durchführung der Herstellprozesse. Nebenprozesse: Bei den Herstell- und Hilfsprozessen fallen untergeordnete Leistungen an, die einen Verbrauch an Produktionsmitteln wie Lohn, Material und Inventar verursachen. Dieser Verbrauch ist in der Regel nur mit sehr hohem Arbeitsaufwand in absoluten Geldbeträgen erfassbar und wird daher im Rahmen der Nebenprozesse pauschal bestimmt. Supportprozesse: Die Gesamtheit aller Dienstleistungen für die Baustelle (analog Abbildung 1.3). -
o
Gemäß dieser Gliederung können die zugehörigen Kosten wie folgt gruppiert werden: Die Herstellprozesse erzeugen die direkten Kosten (Einzelkosten) der Teilleistungen. Diese werden generell bei den Verfahren der Zuschlagskalkulation prozessbezogen ermittelt. Die Kosten der Hilfsprozesse können unterschiedlich zugeordnet werden. Für die Baustelleinrichtung gilt beispielsweise gemäss Norm SIA 118, Art. 9, Abs. 1, dass diese in einer gesonderten Position des Leistungsverzeichnisses auszuschreiben sind. In einem solchen Fall werden die zugehörigen Kosten als direkte Kosten erfasst. Sollten keine eigenen LV-Positionen für die Baustelleneinrichtung ausgewiesen werden, so sind sie als indirekte Kosten (Gemeinkosten) der Baustelle zu erfassen. Die Nebenprozesse der Hilfs- bzw. Herstellprozesse verursachen indirekte Kosten (Gemeinkosten) der Baustelle, da sie keiner LV-Position direkt zugeordnet werden können.
132
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Die Managementprozesse zur Führung, Leitung und Steuerung der Baustelle verursachen indirekte Kosten (Gemeinkosten) der Baustelle. Die Supportprozesse als Komponenten einer Dienstleistung für die Baustelle werden in der Regel aus dem Stammunternehmen bezogen. Zu diesen Supportprozessen gehören z.B.: x x x x x x x x x
Unternehmensführung, Prozesse im Finanz- und Rechnungswesen, Beschaffung, Technische Bearbeitung, Basis- und baubegleitende AVOR, Rechtsberatung, Leistungen der Personalabteilung, Versicherungen und Finanzierung, Gutachten.
Die Supportprozesse verursachen Kosten, die den indirekten Unternehmenskosten (Allgemeine Geschäftskosten) zugeordnet werden. Die Zuschlagskalkulation läuft vereinfacht dargestellt in zwei Schritten ab. In einem ersten Schritt werden die direkten Kosten (Einzelkosten) der Teilleistungen (Herstell- und ggf. Hilfsprozesse) ermittelt. Im Anschluss daran werden die indirekten Kosten (Gemeinkosten) der Baustelle (Nebenund Managementprozesse), die indirekten Kosten (Allgemeine Geschäftskosten) des Unternehmens (Supportprozesse) sowie Risiko und Gewinn erfasst und den direkten Kosten als Zuschlag zugerechnet. Sowohl der Schweizerische Baumeisterverband (SBV 1996) als auch die deutschen Bauindustrieverbände (KLR 2001) führen in ihren Publikationen zwei Verfahren der Zuschlagskalkulation auf: x Die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen x Die Kalkulation über die Endsumme. Beide Kalkulationsverfahren werden nachfolgend erläutert. 8.4.3 Die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
Bei der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen werden zunächst die Kosten des Herstellprozesses und ggf. der Hilfsprozesse (soweit LVPositionen für die Baustelleneinrichtung ausgewiesen sind) direkt ermittelt. Die indirekten Kosten der Baustelle aus den Nebenprozessen (Baustellengemeinkosten) sowie den Managementprozessen der Aufsicht und Führung, die indirekten Kosten des Unternehmens (Supportprozesse) sowie Risiko und Gewinn werden aus der Baubetriebsrechnung und der Bauauf-
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation
133
tragsrechnung als Erfahrungswerte erhoben. Es findet keine projektspezifische Ermittlung von indirekten Kosten der Baustelle oder des Unternehmens statt (s. Abbildung 8.3). Häufig wird ein Wert für die Gesamtheit aller indirekten Kosten verwendet.
Direkte Kosten Baustelle n
Direkte Kosten Baustelle 4
Direkte Kosten Baustelle 3
Direkte Kosten Baustelle 2
Direkte Kosten Baustelle 1
Summe der indirekten Kosten aller Baustellen Indirekte Kosten des Unternehmens Risiko und Gewinn
Abb. 8.3 Schema der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
Die Zurechnung der indirekten Kosten zu den direkten Kosten der Teilleistungen geschieht mittels Kalkulationsfaktoren, die zunächst in einem Berechnungsschema ermittelt werden müssen. Das vom Schweizerischen Baumeisterverband (SBV 1996) verbreitete Schema der Zuschlagskalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen wandelt das Grundschema der Zuschlagskalkulation ab, indem die direkten Kosten der Teilleistungen nach den Kostenarten Lohn, Material, Inventar und Fremdleistungen unterteilt werden. Ferner werden die indirekten Kosten der Baustelle in Baustellengemeinkosten (Nebenprozesse) und Kosten für Aufsicht und Führung (Managementprozesse) unterteilt. Die Summe aus den direkten Kosten der Teilleistungen und den Baustellengemeinkosten ergibt die Werkkosten. Werden hierzu die Kosten für Aufsicht und Führung addiert, ergibt die Summe die Herstellkosten. Die weitere Addition der indirekten Kosten des Unternehmens, welche als Verwaltungs- und Geldkosten bezeichnet werden, ergibt die Selbstkosten (s. Abbildung 8.4). Wird, wie in der Schweiz meist üblich, die Baustelleneinrichtung in einer separaten Leistungsverzeichnisposition global bzw. nach fixen und zeitabhängigen Kosten ausgeschrieben und somit in der Kalkulation separat berechnet, ergeben sich im Allgemeinen nur geringe Baustellengemeinkostenanteile, die pauschal im Unternehmen
134
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Werkkosten
Fremdleistung
Inventar
Baustellengemeinkosten
Herstellkosten
Aufsicht und Führung
Material
Direkte Kosten der Teilleistungen
Verwaltungskosten
Selbstkosten
Geldkosten
Lohn
Indirekte Kosten der Baustelle
Endzuschlag
Risiko und Gewinn Indirekte Kosten des Unternehmens
Angebot ohne Mehrwertsteuer (Preis)
umgelegt werden müssen. Damit lässt sich die Ungenauigkeit, die der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen oft nachgesagt wird, durch differenzierte Zuschlagswahl anhand unterschiedlicher Projektgrößen oder Spartenspezifika weitgehend eliminieren. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass bei diesem Kalkulationsverfahren der interne Leistungsbezug für AVOR, Technisches Büro und andere Dienstleistungen nicht verursachergerecht der Baustelle belastet wird, sondern in die indirekten Kosten der Unternehmensführung eingeht. Eine ähnliche Gruppierung der direkten und indirekten Kosten wird in Deutschland vorgenommen.
Abb. 8.4 Stufen der Zurechnung der indirekten Kosten im Vorkalkulationsschema des SBV (SBV 1996)
Die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen ist insbesondere für die Kalkulation von Projekten mit ähnlicher Struktur, d.h. mit vergleichbaren Bauleistungen und Baumassen, vergleichbarem Auftragsvolumen sowie vergleichbaren Baustelleneinrichtungen geeignet. Dies trifft in vielen Fällen für die Bauaufgaben kleiner und mittelständischer Bauunternehmen zu. Es basiert auf der Annahme, dass sich das Verhältnis der indirekten zu den direkten Kosten und somit der Zuschlagssatz von Projekt zu Projekt, von Sparte zu Sparte sowie von vergangenen Betriebsrechnungsperioden zum zukünftigen Betrachtungszeitraum nicht oder nur geringfügig ändert (Besonderheiten der jeweiligen Baustelleneinrichtung sind zu berücksichtigen). Bereits beim Vergleich des Verhältnisses von indirekten zu direkten Kosten in den Sparten Hoch- und Untertagbau wird deutlich, dass dieses Verfahren ohne weiterführende Differenzierung der Höhe der Zuschläge ihre Schwächen offenbart. Auch der Schweizerische Baumeisterverband warnt davor, mit einheitlichen Zuschlägen zu operieren, da so bedeutende Besonderheiten einzelner Sparten nicht berücksichtigt werden können.
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation
135
Die bei den Kalkulationsverfahren mit vorbestimmten Zuschlagssätzen in der Praxis verwendeten Kalkulationsfaktoren für die indirekten Kosten differieren stark. Beispiele für unterschiedliche Sparten sind in Abbildung 8.5 angeführt. Nr. 1 2 3 4 5 6 7
Grundlohn 23,41 24,13 24,95 24,72 24,72 23,41 0,000
Lohn
Material
Inventar
2,106 2,128 2,192 2,322 2,244 2,328 0,000
1,050 1,050 1,144 1,050 1,050 1,050 0,000
1,100 1,100 1,144 1,100 1,100 1,100 0,000
Fremdleistung 1,050 1,050 1,071 1,050 1,050 1,050 0,000
Bezeichnung Hochbau Tiefbau Betonsanierung Untertagbau 1 Untertagbau 2 Nacht- + Sonntagsarbeit Reserve
Abb. 8.5 Beispiele für Kalkulationsfaktoren beim Kalkulationsverfahren mit vorbestimmten Zuschlagssätzen (Lieb 1997)
Aber auch innerhalb von Sparten sind aufgrund folgender Einflüsse unterschiedlich hohe Kalkulationsfaktoren anzusetzen: x Indirekte Kosten der Baustelle: Die Vielzahl von Kosten, die Teilleistungen nicht direkt zugerechnet werden können, variieren stark. Auch die projektspezifischen Risiken, sofern sie in den indirekten Kosten der Baustelle erfasst werden, sind projektindividuell anzusetzen. Somit schwanken die Baustellengemeinkosten innerhalb der Projekte einer Sparte. x Indirekte Kosten des Unternehmens: In Abhängigkeit von der Projektart und Sparte werden unterschiedliche unternehmensinterne Dienstleistungen in Anspruch genommen. Auch hier sollten unterschiedlich hohe Zuschläge angesetzt werden. x Risiko und Gewinn: Während der Gewinnanteil meist konjunkturabhängig ist, wird der Risikozuschlag im Regelfall unternehmens- und marktsegmentbezogen gewählt. Er soll die Unwägbarkeiten aus der allgemeinen unternehmerischen Tätigkeit abdecken. 8.4.4 Die Kalkulation über die Angebotssumme
Die Kalkulation über die Angebotssumme wird in zwei Schritten durchgeführt. In einem ersten Schritt wird die Angebotssumme ermittelt, indem die direkten Kosten der Teilleistungen des Bauwerks (Herstellprozesse), die direkten Kosten respektive die indirekten Kosten der Baustelleneinrichtung (Hilfsprozesse), die indirekten Kosten der Nebenprozesse, die indirekten Kosten für Aufsicht und Führung, die indirekten Unternehmenskosten sowie das Risiko und der Gewinn in ihrer absoluten Höhe, für das konkrete Projekt spezifisch bestimmt, addiert werden. In einem zweiten
136
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Schritt erfolgt die Umlage der indirekten Kosten auf die direkten Kosten in Form von Zuschlägen, so dass Einheitspreise für die Teilleistungen gebildet werden (Grundschema s. Abbildung 8.6).
IKB* 3
IKB* 4
IKB* n
Direkte Kosten Baustelle 4
Direkte Kosten Baustelle n
IKB* 2
Direkte Kosten Baustelle 2
Direkte Kosten Baustelle 1
IKB* 1
Direkte Kosten Baustelle 3
Indirekte Kosten des Unternehmens, Risiko und Gewinn
* IKB: indirekte Kosten der Baustelle
Abb. 8.6 Grundschema der Kalkulation über die Angebotssumme
Der genaue Ablauf der Kalkulation über die Angebotssumme mit der Kostengruppierung, wie sie in Deutschland üblicherweise verwendet wird (Basis KLR Bau 2001), ist in Abbildung 8.7 dargestellt. In diesem Verfahren werden die Kosten der Leistungserstellungsprozesse weitgehend exakt erfasst, jedoch wird der sekundäre interne Dienstleistungsbezug (Supportprozesskosten) oft als Zuschlag in den indirekten Kosten des Unternehmens berücksichtigt und kann als globaler Zuschlag über alle Baustellen gemäß ihrem Umsatzbeitrag verteilt werden. Eine exakte Kostenzuordnung wird bei besonders leistungsintensiven Projekten im Sinne der Prozesskostenrechnung in ausgewählten Bereichen individuell vorgenommen.
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation
137
Abb. 8.7 Ablaufschema für die Ermittlung der Angebotssumme im Rahmen der Kalkulation über die Endsumme (nach KLR Bau 2001)
138
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Die Kalkulation über die Angebotssumme wird bei komplexen Bauaufgaben, beispielsweise bei geräteintensiven Arbeiten des Untertagebaus, angewendet. Die Kosten der Herstell-, Hilfs-, sowie Managementprozesse werden projektspezifisch und verursachergerecht erfasst, so dass eine individuelle Zuschlagsbildung erfolgen kann. Allgemein wird das Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme im Vergleich mit der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen ein kostengenaueres Ergebnis liefern. 8.5 Die Prozesskostenkalkulation Die Ausweitung der indirekten zu den direkten Leistungsbereichen in Unternehmen führt zu einem deutlichen Anstieg der Gemeinkostenbereiche. Hierzu ist exemplarisch anzuführen, dass die zunehmende Mechanisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse eine starke Entwicklung sowohl der fertigungsnahen Gemeinkostenbereiche wie Arbeitsvorbereitung oder Qualitätssicherung als auch der fertigungsfernen Tätigkeitsfelder wie Beschaffung und Finanzierung bewirkt. Für die Bauwirtschaft trifft dieses ebenso zu wie die Tatsache, dass der Wandel von reinen Bauleistungsbetrieben zu Baudienstleistungsbetrieben diesen Effekt noch verstärkt. Die Notwendigkeit der Erfassung und verursachungsgerechten Zuordnung der in diesen Bereichen entstehenden Kosten führte schon vor längerer Zeit zur Entwicklung der Prozesskostenrechnung. Sie wird als Instrument zur Zurechnung der Kosten indirekter Leistungsbereiche (Gemeinkostenbereiche) eines Unternehmens auf die Kostenträger verstanden. Daraus resultierend kann die Prozesskostenrechnung ebenso als Verfahren der Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) aufgefasst werden (Schultz 2001). Den Ausgangspunkt der Prozesskostenrechnung bildet die Prozessanalyse, in deren Rahmen die in den Gemeinkostenbereichen stattfindenden Tätigkeiten erfasst werden. Hier werden innerhalb einer Kostenstelle in der Regel mehrere Teilprozesse ausgeführt, denen die verursachten Kosten zugeordnet werden. Als Bezugsgröße wird anschließend ein Kostentreiber (cost driver) festgelegt, welcher die Inanspruchnahme der Leistung abbildet. Als Kostentreiber kann zum Beispiel die Anzahl von Bestellvorgängen im Bereich der Beschaffung definiert werden. Anschließend wird der Prozesskostensatz bestimmt, welcher die durchschnittlichen Kosten für eine einmalige Durchführung eines Prozesses ausdrückt. Bei der Prozesskostenkalkulation muss neben dem Prozesskostensatz auch die von der Prozesskostenart in Anspruch genommene Menge bekannt sein. Der Prozesskostensatz wird durch den Prozesskoeffizienten abgebildet, der für ein
8 Verfahrensgrundlagen der Angebotskalkulation
139
Produkt angibt, welche Prozessmenge für ein einzelnes Produkt benötigt wird. Das bedeutet, dass bei einem Prozess, der eine große Outputmenge bedient, eine Outputeinheit mit indirekten Kosten geringer belastet wird als das der Fall bei einer geringeren Outputmenge ist. Für ein Bauunternehmen können im Sinne der Prozesskostenrechnung die indirekten Kosten des Unternehmens wie folgt gegliedert werden: x Dienstleistungsprozesse (interner Leistungsbezug der Baustelle): Prozesse, die quantifiziert werden können und den Kostenträgern respektive der Baustelle zugeordnet werden können. Dazu gehören solche Prozesse wie beispielsweise Kalkulation, Arbeitsvorbereitung, Technisches Büro, Teilprozesse im Rechnungswesen oder Rechtsberatung. x Steuerungsprozesse und weitere indirekte Kosten des Unternehmens, Risiko und Gewinn: Prozesse, die nicht eindeutig der Baustelle zugeordnet werden können. Dazu gehören Kosten der Geschäftsführung, Teilprozesse im Rechnungswesen oder Akquisition. Im Gegensatz zu den zuvor vorgestellten Verfahren der Zuschlagskalkulation, werden bei der Prozesskostenkalkulation alle Kosten der Leistungserstellungsprozesse, bestehend aus den Kosten der Herstellprozesse des Bauwerks mit den Hilfsprozessen der Baustelleneinrichtung, den Managementprozessen zur Leitung, Führung und Steuerung der Baustelle sowie den Kosten der Supportprozesse verursachergerecht und projektspezifisch ermittelt. Die indirekten Kosten der Baustelle werden hier in variable und fixe Kosten aufgeschlüsselt. Das Grundschema der Prozesskostenkalkulation in einem Bauunternehmen ist in Abbildung 8.8 dargestellt.
140
Teil 2: Kalkulation im Rechnungswesen
Steuerungsprozesse und weitere indirekten Kosten des Unternehmens, Risiko und Gewinn
IKB* 1
IKB* 2
IKB* 3
IKB* 4
IKB* n
Direkte Kosten Baustelle 2
Direkte Kosten Baustelle 3
Direkte Kosten Baustelle 4
Direkte Kosten Baustelle n
Dienstleistungsprozesse für Baustellen
Direkte Kosten Baustelle 1
Kalkulation, Tragwerksplanung, Rechtsberatung
* IKB: indirekte Kosten der Baustelle
Abb. 8.8 Grundschema der Prozesskostenkalkulation im Bauunternehmen
Die Anwendung des dargelegten Verfahrens wird unter anderem die Genauigkeit einer Kalkulation erhöhen und den internen Leistungsbezug der Baustelle in der Dienstleistungsebene des Unternehmens wie Arbeitsvorbereitung, Technisches Büro, Kalkulation, Rechtsberatung in seinem Wert projektspezifisch ausweisen. Den Prozessverantwortlichen der Baustelle wird deutlich, dass jede von der Dienstleistungsebene des Unternehmens bezogene Leistung einen Wert besitzt, was zum bewussten, kosten-nutzen-orientierten Umgang mit innerbetrieblichen Leistungen führt. Bedeutend ist dabei auch eine eindeutige Zuordnung der Besteller- und Lieferantenfunktion sowie der Leistungsaustauschmodalitäten. Darüber hinaus wird durch den Vergleich der Verrechnungssätze der Dienstleistungsebene mit Marktpreisen externer Dienstleister auch die Effizienz dieser Abteilungen transparent. Die Prozesskostenkalkulation erhöht gegenüber den zuvor genannten Zuschlagskalkulationen die innerbetriebliche Kostentransparenz für den Leistungsbezug besonders im Supportbereich des Unternehmens. Damit wird die Kostentransparenz in Bezug auf den Leistungsbeitrag der einzelnen Abteilungen deutlich. Die Prozesskostenkalkulation erfordert einen sehr hohen Aufwand, der unternehmensindividuell zu bewerten ist und deren Nutzen stark von der Relation der indirekten zu den Gesamtkosten abhängig sein wird. Es kann davon ausgegangen werden, dass ihr Einsatz in großen Unternehmenseinheiten sinnvoll ist.
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
9 Direkte Kosten der Teilleistungen Die direkten Kosten der Teilleistungen (Einzelkosten der Teilleistungen EKT) werden durch den Herstellprozess des Bauwerkes bestimmt. Dazu ist es erforderlich, den Herstellprozess sowie die Hilfsprozesse der Baustelleneinrichtung im Hinblick auf die eingesetzten Bauverfahren und deren zeitlichen Ablauf zu betrachten sowie weitere Projekteinflussgrößen zu berücksichtigen. In Abbildung 9.1 sind ausgewählte projekt- und prozessspezifischen Einflussdeterminanten auf die Kosten und Preisbildung dargestellt. Projekteinflussdeterminanten: Projektort Geometrie Bauzeit Qualität
Leistungserstellungsprozessdeterminanten: Baumethoden AVOR Arten der Ressourcen
Lohnkosten Materialkosten Gerätekosten Fremdleistungskosten Indirekte Kosten der Baustelle Indirekte Kosten der Unternehmensführung Risikokosten Gewinn
Preisbildung
Abb. 9.1 Einfluss der projekt- und prozessspezifischen Determinanten auf die Kosten und die Preisbildung (nach Girmscheid 2003)
142
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Die Bestimmung des einzusetzenden Bauverfahrens ist in Abhängigkeit von den Randbedingungen des Projektes mit bestimmter Methodik durchzuführen. Hierbei bieten sich unter anderem der kalkulatorische Verfahrensvergleich, die Methode der Grenzkostenbestimmung oder die Nutzwertanalyse an. Im Ergebnis ist das Bauverfahren zu wählen, welches die technischen, ökonomischen, qualitativen und ökologischen Anforderungen des Vertrages und die Ziele des ausführenden Unternehmens erfüllt. Die Basis für die Bestimmung der direkten Kosten der Teilleistungen (EKT) bildet die Leistungsbeschreibung (Details s. Kap. 3.3). Diese wird in eine Form transformiert, welche eine gründliche Ermittlung der voraussichtlichen Kosten ermöglicht. So wird beispielsweise eine Position einer Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis „2.360 m2 Tunnelschalung“ in kalkulierbare Teilprozesse wie etwa „2.360 m² Tunnelschalung Grundmontage“, „2.360 m² Tunnelschalung Einsatz“ und „2.360 m² Tunnelschalung Demontage“ mit eventuell weiter notwendigen Präzisierungsstufen gegliedert. Die kalkulierten Kosten werden nach einer unternehmensindividuell definierten Struktur der Kostenarten, die am Baukontenrahmen orientiert ist, erfasst. In Deutschland gibt die KLR Bau 2001 (KLR 2001) folgende Kostenarten zur Auswahl an: x x x x x x x
Lohn- und Gehaltskosten für Arbeiter und Poliere, Kosten für Baustoffe und Fertigungsstoffe, Kosten des Rüst-, Schal- und Verbaumaterials, Kosten der Geräte und der Betriebsstoffe, Kosten der Geschäfts-, Betriebs- und Baustellenausstattung, Allgemeine Kosten, Fremdarbeitskosten und Kosten der Nachunternehmerleistungen.
Im Gegensatz dazu sieht der Schweizerische Baumeisterverband eine Gliederung in vier Kostenarten vor (so genannte „Elemente der Vorkalkulation“): x x x x
Lohn, Material, Inventar, Fremdleistung. In den nachfolgenden Ausführungen erfolgt eine Gliederung nach: -
Lohnkosten, Materialkosten, Rüst-, Schal- und Verbaumaterial, Gerätekosten und Betriebsstoffen.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
143
Weiterhin wird eine Differenzierung zwischen den Bedingungen in der Schweiz und Deutschland vorgenommen. 9.1 Grundlagen der Lohnkostenkalkulation 9.1.1 Einführung
Die Kalkulation von Lohnkosten bedeutet die Erfassung aller Kosten, die durch den Einsatz gewerblicher Arbeitnehmer in den technologischen Kernprozessen erzeugt werden. Sie ist betriebsindividuell und projektbezogen durchzuführen. Die Basis der Bestimmung von Lohnkosten bilden Mittellöhne. Unter einem Mittellohn wird das arithmetische Mittel sämtlicher auf einer Baustelle oder in Teilbereichen einer Baustelle voraussichtlich entstehender Lohnkosten je Arbeitsstunde verstanden (KLR 2001). In diesem Kontext ist der Begriff Aufwandswert zu definieren, der manuellen Tätigkeiten zugeordnet ist. Nach REFA gilt:
Aufwandswert
Arbeitsaufwand (Std.) >Std/Einheit @ Menge (in gewählter Einheit)
Die Aufwandswerte für die Kalkulation können unterschiedlichen Quellen entnommen werden. Dazu gehören unter anderem: x Unternehmensinterne Werte, welche aus Nachkalkulationen oder anderen Aufzeichnungen gewonnen wurden. x Für den Bereich des Leistungslohns sind die Vorgaben des aktuellen Rahmentarifvertrages (s. Rahmentarifvertrag für Leistungslohn im Baugewerbe) zu berücksichtigen und hiernach die ArbeitszeitRichtwerttabellen als Vorgabewerte anzuwenden, falls keine andere Methodik bestimmt wird. Die individuellen Randbedingungen der Arbeitsaufgabe sind dabei zu würdigen. x Durchführung von Arbeitszeitstudien und Ableitung der benötigten Aufwandswerte. x Weitere Literaturquellen. x Expertenaustausch. Die Aufwandswerte unterliegen vielfältigen Einflüssen. Exemplarisch sind in den Abbildungen 9.2 und 9.3 zwei Phänomene dargestellt. In Abbildung 9.2 ist der Einfluss der Bewehrungsdichte auf den Verlegeaufwandswert bei Bewehrungsarbeiten abgebildet. In Abbildung 9.3 wurde das Phänomen der Ereignisdichte (Wiederholung gleicher Tätigkeiten innerhalb eines Herstellabschnittes) auf die Bestimmung des Einarbeitungseffektes bei Schalarbeiten dargestellt.
144
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Abb. 9.2 Einfluss der Bewehrungsdichte auf den Verlegeaufwandswert (Hoffmann 2000)
Abb. 9.3 Einfluss der Ereignisdichte auf den Einarbeitungseffekt bei Schalarbeiten (Motzko 1990)
Daraus ist erkennbar, dass die Bestimmung des Aufwandswertes unter Berücksichtigung mehrerer Einflussparameter erfolgen muss. Dazu zählen unter anderem die individuellen Randbedingungen der Bauaufgabe, die genaue Analyse der Plan- und Ausschreibungsunterlagen, das gewählte Bauverfahren oder die jahreszeitliche Einordnung der Produktionsprozesse. Durch die Multiplikation des Aufwandswertes mit der Menge der voraussichtlich auszuführenden Teilleistung werden die Lohnstunden ermittelt.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
145
Die Lohnkosten werden durch die Multiplikation der ermittelten Lohnstunden mit dem Kalkulationsmittellohn berechnet. 9.1.2 Lohnkostenkalkulation in der Schweiz
Zu den direkten Lohnkosten gehören gemäß SBV: x x x x
Grundlohn Zuschläge und Prämien Lohnnebenkosten Zulagen und Spesen.
9.1.2.1 Grundlohn
Als Grundlohn wird meist der im Landesmantelvertrag (LMV) für das schweizerische Bauhauptgewerbe festgelegte gesamtschweizerische Mindestlohn bezeichnet. Die Angaben des Landesmantelvertrages setzen bestimmte arbeitszeitliche Bestimmungen wie zum Beispiel die Wochenarbeitszeit voraus, die zwischen minimal 37,5 Wochenstunden (5 Tage je 7,5 Stunden) und maximal 45 Wochenstunden (5 Tage je 9 Stunden) bemessen wird. Angaben des Bundesamtes für Statistik (Statistisches Jahrbuch Schweiz 2002) mit einer Arbeitszeit von durchschnittlich 42,1 Stunden pro Woche für das Baugewerbe im Jahr 2000 verifizieren diesen Ansatz. Der Landesmantelvertrag unterscheidet anhand der Qualifikation der Arbeiter zwischen den Lohnklassen Bauarbeiter ohne und mit Fachkenntnissen, Bau-Facharbeiter, gelernter Bau-Facharbeiter und Vorarbeiter (Abbildung 9.4). Die Mindestlöhne ergeben sich in Abhängigkeit von der Qualifikation und der regionalen Zuordnung zu Zonen aus Abbildung 9.5. Weiterhin steht es Arbeitnehmern und Arbeitgebern frei, höhere Stundenlöhne zu vereinbaren.
146
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation Lohnklasse C Bauarbeiter B Bauarbeiter mit Fachkenntnissen
Voraussetzungen Bauarbeiter ohne Fachkenntnisse Bauarbeiter mit Fachkenntnissen, ohne bauberuflichen Berufsausweis, der vom Arbeitgeber aufgrund guter Qualifikation von der Lohnklasse C in die Lohnklasse B befördert wurde. Bei einem Stellenwechsel in einen anderen Baubetrieb behalten die Arbeitnehmenden die Lohnklasseneinteilung B. A Bau-Facharbeiter Bau-Facharbeiter ohne Berufsausweis, jedoch: 1. mit einem von der SPK* anerkannten Kursausweis oder 2. vom Arbeitgeber ausdrücklich als Bau-Facharbeiter anerkannt. Bei einem Stellenwechsel in einen anderen Baubetrieb behalten die Arbeitnehmenden die Lohnklasseneinteilung A. Bau-Facharbeiter wie Maurer, Strassenbauer, Q Gelernter BauFacharbeiter Zimmermann usw., mit einem von der SPK anerkannten Berufsausweis (Eidg. Fähigkeitszeugnis oder gleichwertiger ausländischer Fähigkeitsausweis) und mindestens dreijähriger Tätigkeit auf Schweizer Baustellen (Berufslehrzeit gilt als Tätigkeit). Bau-Facharbeiter, der eine von der SPK anerkannte V Vorarbeiter Vorarbeiterschule mit Erfolg absolviert hat oder vom Arbeitgeber als Vorarbeiter ernannt wird *SPK = Schweizerische Paritätische Berufskommision
Abb. 9.4 Lohnklassen und ihre Voraussetzungen gemäß LMV (LMV 2005)
Zone
ROT BLAU GRÜN
Lohnklassen V CHF/Std. 31.60 30.40 29.20
Q CHF/Std. 27.90 27.55 27.20
A CHF/Std. 26.85 26.50 26.20
B CHF/Std. 25.10 24.50 23.90
C CHF/Std. 22.30 22.00 21.75
Abb. 9.5 Mindestbasislöhne je Lohnklasse und Zone (LMV 2005)
Auf einer Baustelle werden die Leistungen von Arbeitnehmern mit unterschiedlichen Lohnklassen ausgeführt. Es ist daher für eine kostengenaue Kalkulation erforderlich, den mittleren Grundlohn einer typischen Equipe zu bilden. Der durchschnittliche Grundlohn ergibt sich aus den beteiligten Arbeitskräften und ihren Stundenlöhnen. Er kann auf verschiedene Unternehmensbereiche bezogen werden: x Betriebsmittellohn: Mittel aus den im Betrieb operativ an der Leistungserstellung auf Baustellen beschäftigten Personen, x Baustellenmittellohn: Mittel aus den auf der Baustelle operativ an der Leistungserstellung beschäftigten Personen,
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
147
x Gruppenmittellohn: Mittel aus den in einer Gruppe operativ beschäftigten Personen, z.B. bei Betonarbeiten. Abbildung 9.6 zeigt die Berechnung eines Gruppenmittellohns für eine Arbeitsgruppe von 12 unterschiedlich qualifizierten Arbeitern und einem Vorarbeiter. Pos
Bestandteile
Grundlagen, Hinweise, Berechnungen Anzahl
Ansatz CHF/h 31.00 29.50 27.00 25.00 22.10
Anteil CHF/h
Löhne des Unternehmens 101 102 103 104 105 106
Vorarbeiter Lohnklasse Q Lohnklasse A Lohnklasse B Lohnklasse C
1 2 3 5 2
108
Total
13
199
Basiskosten = mittlerer Grundlohn
31.00 59.00 81.00 125.00 44.20
340.20 26.17
Abb. 9.6 Gruppenmittellohn anhand der Anzahl der Arbeiter (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1, S. 1/112)
Die beteiligten Arbeitnehmer respektive die genaue Gruppengröße stehen jedoch in der Phase der Angebotskalkulation nicht immer exakt fest. In diesem Fall kann der Kalkulator gemäß SBV anstelle von Personen auf Basis von Erfahrungswerten aus ähnlichen Projekten eine prozentuale Verteilung der verschiedenen Lohnklassen als repräsentativ für die Baustelle annehmen (Abbildung 9.7). Pos
Bestandteile
Grundlagen, Hinweise, Berechnungen Anteil in %
Ansatz CHF/h 31.00 29.50 27.00 25.00 22.00
Anteil CHF/h
Löhne des Unternehmens 101 102 103 104 105 106
Vorarbeiter Lohnklasse Q Lohnklasse A Lohnklasse B Lohnklasse C
8 15 23 39 15
108
Total
100
199
Basiskosten = mittlerer Grundlohn
2.48 4.43 6.21 9.75 3.30 26.17 26.17
Abb. 9.7 Gruppenmittellohn anhand der prozentualen Verteilung der Lohnklassen als repräsentativ für die Baustelle (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1, S. 1/112)
Ferner ist beim Ansatz des Mittellohns darauf zu achten, dass dieser während der gesamten Bauzeit nicht in jedem Fall konstant bleibt. Besonders in der Anfangs- und Endphase eines Bauprojektes nimmt die
148
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Anzahl der Mitarbeiter pro Vorarbeiter oft ab. Damit steigt der (Gruppen-) Mittellohn (s. Abbildung 9.8).
Abb. 9.8 Änderung des Mittellohns während der Bauzeit
Gemäß SBV fließt der mittlere Grundlohn als Basiskosten in die weiteren Berechnungen der Lohnkosten ein. Bei sehr kleinen Arbeitsgruppen, bei denen der Polier produktiv mitarbeitet, wird seine Leistung anteilig in der Mittellohnberechnung berücksichtigt. Der Arbeitszeitaufwand eines Poliers, der nicht direkt einer Leistung zugewiesen werden kann, wird unter den Kosten für „Aufsicht“ erfasst (s. Kap. 10). 9.1.2.2 Zuschläge und Prämien
Zuschläge auf den Grundlohn ermöglichen eine Anpassung des Stundenlohns an spezielle Arbeitsbedingungen und sind im Landesmantelvertrag geregelt. Sie sollen die Mitarbeiter für die außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen entlohnen und sie zusätzlich motivieren (die aktuellen Bedingungen sind einzusetzen): x Überstunden: Bei Überschreiten der normalen Arbeitszeit ist ein Zuschlag von 25 % auf den Grundlohn zu zahlen. Zu beachten sind die Gleitstundenregelung nach Art. 26 LMV (hier LMV 2005) und die Bestimmungen bezüglich Nacht- und Sonntagsarbeit. x Reisezeit: Liegt die tägliche Reisezeit über 30 Minuten, so ist die 30 Minuten übersteigende Zeit mit dem Grundlohn zu vergüten. x Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit: Wird vorübergehende Nachtarbeit (im Sommer von 20.00 bis 05.00 Uhr, im Winter von 20.00 bis 06.00 Uhr), Arbeit an Sonntagen (von Samstag 17.00 bis Montag 05.00 oder 06.00 Uhr) und anerkannten Feiertagen (von 00.00 bis 24.00 Uhr) angeordnet, so sind Lohnzuschläge von 25 % oder 50 % zu bezahlen. Diese Zuschläge können nicht mit Überstundenzuschlägen kumuliert werden.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
149
x Arbeit im Wasser oder Schlamm: Sind Arbeiten unter erschwerten Bedingungen wie im Wasser oder Schlamm durchzuführen, so ist ein Lohnzuschlag von 20 % bis 50 % zu entrichten. x Untertagearbeiten: Gemäß LMV werden auf effektiv geleistete Arbeitsstunden folgende Lohnzuschläge gewährt: - Stufe 1 (vom Ausbruch bis zur inneren Verkleidung) CHF 3.-- pro Stunde, - Stufe 2 (Ausbauarbeiten) CHF 1.80 pro Stunde. Als Untertagearbeiten gelten auch vertikal abgeteufte Schächte von mehr als 20 m Tiefe. x Prämien sollen einen Motivations- und Leistungsanreiz darstellen. So gibt es beispielsweise Durchhalte-, Vortriebs- oder Erfolgsprämien. Alle vorgenannten Zuschläge und Prämien unterstehen der Beitragspflicht an Ausgleichskassen sowie Versicherungen und begründen daher auch Lohnnebenkosten. 9.1.2.3 Lohnnebenkosten
Die Lohnnebenkosten auf den Grundlohn sowie auf die Zuschläge und Prämien sind gesetzlich und vertraglich geregelt. Sie umfassen den Lohn für Feiertage, für Kurzabsenzen, bei Schlechtwetter, für Karenztage bei Unfall und Krankheit, für weitere Leistungen, für Ferien, den 13. Monatslohn und sämtliche Personalversicherungen. Lohnnebenkosten entstehen etwa zur Hälfte dadurch, dass der Arbeitnehmer entlohnt wird für Zeiten, in denen keine Arbeit stattfindet, so zum Beispiel die Urlaubszeit. Die Ermittlung der kalkulatorisch produktiven Arbeitszeit ist in Abbildung 9.9 dargestellt. Die grau hinterlegten Ausgangswerte stammen aus der Baubetriebsrechung und der Lohnbuchhaltung des Unternehmens. Ziel dieser Berechnung ist es, eine Ausgangsbasis für die Lohnkostenberechnung zu schaffen, die 100 % darstellt. Daher werden die Fehlzeiten bzw. Nichtarbeitszeiten als Bestandteil einer 100 %-Beschäftigung auf die Basis „100 % produktive Arbeitszeit“ umgerechnet.
150
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Berechnung der produktiven Arbeitszeit Kalkul. Bezugswert % Stunden Tage Anteil % ------------------ ------------------ ------------------------------------------------------------Tiefbau 13. Monatslohn
8.33
10.91
2112.00
251.43
100.00
130.89
Lohn für Ferien
210.99
25.12
9.99
13.08
Absenzen mit Kostenfolgen Lohn für Feiertage Lohn für Kurzabsenzen Lohn bei Schlechtwetter Lohn für Karenztage bei Unfall Lohn für weitere Leistungen Total Absenzen mit Kostenfolgen
61.88 8.45 55.97 5.28 10.14 141.72
7.37 1.01 6.66 0.63 1.21 16.87
2.93 0.40 2.65 0.25 0.48 6.71
3.84 0.52 3.47 0.33 0.63
Absenzen ohne Kostenfolgen Absenzen während Ausbildung Absenzen während Militär- u. Zivildienst Absenzen während Krankheit / Unfall Absenzen diverse Total Absenzen ohne Kostenfolgen
10.56 42.24 84.48 8.45 145.73
1.26 5.03 10.06 1.01 17.35
0.50 2.00 4.00 0.40 6.90
0.65 2.62 5.24 0.52
Total Absenzen und Ferien
498.43
59.34
23.60
1613.57
192.09
76.40
Jahresstunden gemäss LMV
Produktive Arbeitszeit auf der Baustelle
100.00
Ansätze aus Kostenrechnung
Abb. 9.9 Beispiel für die Berechnung der produktiven Arbeitszeit für die Sparte Tiefbau (SBV 1996)
Die Ergebnisse werden zur Lohnkostenkalkulation als kalkulatorische Bezugswerte eingesetzt. In Abbildung 9.10 ist ein Berechnungsbeispiel der Lohnnebenkosten dargestellt. Die Ansätze für die Berechnung stammen aus der Berechnung der produktiven Arbeitszeit sowie aus den Daten der Lohnbuchhaltung.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
Lohnnebenkosten Betriebspersonal
Grundlohn
151
Ansatz
Hochbau Tiefbau Untertag Zuschläge Prämien % % % % % ----------------- ----------------- ----------------- ----------------- ----------------100.00 100.00 100.00 100.00
Absenzen mit Kostenfolgen Lohn für Feiertage Lohn für Kurzabsenzen Lohn bei Schlechtwetter Lohn für Karenztage bei Unfall Lohn für weitere Leistungen
3.36 0.71 2.41 0.40 0.60
3.84 0.52 3.47 0.33 0.63
3.28 0.70 0.00 0.39 0.59
----------------- ----------------- ----------------- ----------------107.48 108.79 104.96 100.00 12.48 13.08 12.18 11.10 8.33 10.44 10.91 10.19 9.25 ----------------- ----------------- ----------------- ----------------130.40 132.78 127.33 120.36
Lohn für Ferien 13. Monatslohn (*)
Personalversicherungen Betriebspersonal: AHV, IV, EO und Verwaltung Betriebsunfallversicherung SUVA Kranken-Taggeldversicherung Familienausgleichskasse Personalvorsorge Militär-, Zivil- u. Zivilschutzdienstkasse Arbeitslosenversicherung Vollzugsfonds Bildungsfonds
5.25 6.16 3.30 1.50 4.50 0.33 1.50 0.05 0.25 ----------------22.84
./. Grundlohn
29.78 29.19 27.99 26.46 ----------------- ----------------- ----------------- ----------------160.18 161.97 155.32 146.82 100.00 100.00 100.00 100.00 ----------------- ----------------- ----------------- ----------------60.18 61.97 55.32 46.82
(*) Berechnet auf jeweilige "produktive Zeit auf Baustelle" Legende: AHV IV EO SUVA -
Alters- und Hinterlassenenversicherung Invalidenversicherung Erwerbsersatzordnung Schweizerische Unfallversicherungsanstalt
Abb. 9.10 Lohnnebenkosten Betriebspersonal (SBV 1996)
Die tatsächliche Höhe der Lohnnebenkosten, bezogen auf die Zurechnungsbasis Grundlohn, wird der Baubetriebsrechnung der Vorperioden entnommen und muss den unternehmenseigenen und projektbezogenen Randbedingungen entsprechend in der Angebotskalkulation berücksichtigt werden, da einige Ansätze der Lohnnebenkosten wie Feiertagslohn, Familienausgleichskasse und Betriebsunfallversicherung sektional, betrieblich und baustellenbezogen unterschiedlich sind. Bei der Schlechtwetterentschädigung ist eine Unterteilung in die Sparten Hochbau mit 2 bis 2,5 %, in Tief- und Straßenbau mit 3,5 bis 4,5 % sowie in Untertagbau mit 0 % Zuschlag auf den Grundlohn sinnvoll (Durchschnittswerte, bezogen auf die produktive Zeit auf der Baustelle).
152
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Gemäß Landesmantelvertrag sind dem Arbeitnehmer bei Versetzung an einen auswärtigen Arbeitsort die erforderlichen Aufwendungen zu vergüten. Die nachfolgend aufgeführten Zulagen und Spesen unterstehen nicht der Beitragspflicht an Ausgleichskassen und Versicherungen und begründen somit keine Lohnnebenkosten. Zu den Zulagen und Spesen gehören (SBV 1996): x x x x x x x x x x
Mittagszulagen, Versetzungszulagen, wenn Spesenersatz, Wegzulagen, wenn Spesenersatz, Fahrkostenentschädigung, Auslagenersatz bei Versetzung, Vergütung von Spesen aller Art, Nachtschichtzulage, wenn Spesenersatz, Höhenzulage, wenn Spesenersatz, Kleiderzulage bei außergewöhnlichem Verschleiß, Kilometerentschädigung für die Benutzung von Privatfahrzeugen.
9.1.2.4 Direkte Lohnkosten
Das Schema in Abbildung 9.11 verdeutlicht die Ermittlung der direkten Lohnkosten und liefert eine zusammenfassende Übersicht über deren einzelne Bestandteile.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
153
Abb. 9.11 Schema zur Ermittlung der direkten Kosten – Lohn (in Anlehnung an SBV 1996)
Basierend auf dem für die Baustelle repräsentativen Grundlohn (Abbildung 9.7) und den in Abbildung 9.10 ermittelten Lohnnebenkosten können die direkten Lohnkosten (s. Abbildung 9.12) berechnet werden. Tiefbau % L
DKL
Grundlohn (z.B. mittlerer Grundlohn) Lohnnebenkosten auf Grundlohn Zuschläge und Prämien Lohnnebenkosten auf Zuschläge und Prämien Zulagen und Spesen Direkte Kosten Lohn
Abb. 9.12 Berechnung der direkten Kosten - Lohn
L Lohn %
CHF
100.00 61.97 0.00 46.82 0.00 0.00
26.17 16.22 0.00 0.00 0.00
161.97
42.39
61.97
154
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
In Abhängigkeit vom Kalkulationsverfahren werden bei der Berechnung der Lohnkosten entweder der Grundlohn oder die direkten Lohnkosten eingesetzt. Beim Kalkulationsverfahren mit vorbestimmten Zuschlagssätzen dient der Grundlohn als Bezugsbasis für die Zuschläge zur Verrechnung aller auf den Lohn zu beziehenden Kosten. Im Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme bzw. der Prozesskostenkalkulation werden die Zuschläge zur Verrechnung der indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens auf die direkten Lohnkosten bezogen. 9.1.3 Grundlagen der Lohnkalkulation in Deutschland
9.1.3.1 Grundlöhne (Mittellöhne)
Die KLR Bau 2001 (KLR 2001) formuliert folgende Mittellöhne für die Bauwirtschaft: x Mittellöhne A (Mittellöhne Arbeiter): Mittellöhne ohne anteilige Kosten des Aufsicht führenden Personals, x Mittellöhne AP (Mittellöhne Arbeiter und Poliere): Mittellöhne mit anteiligen Kosten des Aufsicht führenden Personals, x Mittellöhne AS resp. APS: Mittellohn A resp. AP einschließlich der Anteile für lohngebundene Zuschläge, x Mittellöhne ASL resp. APSL: Mittellöhne AS resp. APS unter Einbeziehung der Lohnnebenkosten. Bei der Mittellohnberechnung ist unabhängig davon, ob sie auf Basis der Baubetriebsrechnung global oder projektindividuell vorgenommen wird, der aktuelle Stand der Tarifverträge zu berücksichtigen. Der Mittellohn ASL resp. APSL ist gegenüber dem Stundenverrechnungssatz abzugrenzen. Der Stundenverrechnungssatz beinhaltet – wie nachfolgend dargelegt wird – definierte Anteile der indirekten Kosten. Bei der Kalkulation der Lohnkosten gilt es gemäß den Bedingungen des I. Bundesrahmentarifvertrags für das Baugewerbe unter anderem zu berücksichtigen: x Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt 40 Stunden (Sommerarbeitszeit April bis November: 41 Stunden, Winterarbeitszeit Dezember bis März: 38 Stunden). x An einzelnen Werktagen anfallende Arbeitszeit kann durch Verlängerung der Arbeitszeit durch Mehrarbeitszuschlag an anderen Werktagen innerhalb von zwei Kalenderwochen ausgeglichen werden (zweiwöchiger Arbeitszeitausgleich).
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
155
x Durch Betriebsvereinbarung (wenn kein Betriebsrat besteht, durch Einzelvereinbarung) kann in einem zwölfmonatigen Ausgleichszeitraum eine vom Tarif abweichende Verteilung der Arbeitszeit auf einzelne Werktage ein Mehrarbeitszuschlag vereinbart werden. Voraussetzungen dafür sind: - Der Monatslohn wird für die Monate April bis November in Höhe von 178 Gesamttarifstundenlöhnen und für die Monate Dezember bis März in Höhe von 164 Gesamttarifstundenlöhnen gezahlt. - Für jeden Arbeitnehmer wird ein individuelles Ausgleichskonto eingerichtet, auf dem die Differenz zwischen dem Lohn für die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden und dem nach dem Absatz zuvor errechneten Monatslohn gutgeschrieben respektive belastet wird (ausgenommen Lohn für Leistungslohn-Mehrstunden). Das Arbeitszeitguthaben und der dafür einbehaltene Lohn dürfen zu keinem Zeitpunkt 150 Stunden, die Arbeitszeitschuld und der dafür bereits gezahlte Lohn 30 Stunden überschreiten. Beim Erreichen der 150 Stunden-Guthaben ist der Lohn für die darüber liegenden Stunden neben dem Monatslohn zu entrichten. Weitere Bestimmungen und Regelungen sind dem Gesetz zu entnehmen. Weiterhin gilt seit dem 29. Juli 2005 der II. Tarifvertrag zur Regelung der Mindestlöhne im Baugewerbe für die Lohngruppen 1 und 2. Alle inländischen und ausländischen Unternehmen müssen die Mindestlöhne einhalten. 9.1.3.2 Lohnbedingte Kosten
Zu den lohnbedingten Kosten zählen diverse Zulagen wie Stammarbeiteroder Leistungszulage sowie Zuschläge aus besonderen Bedingungen der Arbeitsaufgabe. Arbeitsbedingungen, welche von den üblichen Baustellenbedingungen abweichen, führen zu Zuschlägen, die dem Arbeitnehmer zu vergüten sind. Diese sind tariflich geregelt. Zu erfassen sind: x Überstunden (Mehrarbeit) Für die Überstundenberechnung gilt es die Bestimmungen zum Ausgleichskonto zu berücksichtigen. Zuschlag für Überstunden: 25 v. H.. x Nachtarbeit Die Nachtarbeit im Sinne der Zuschlagsbestimmung gilt in der Zeit von 20.00 bis 05.00 Uhr. Weiterhin: bei Zwei-Schichten-Arbeit in der Zeit von 22.00 bis 06.00 Uhr, bei Drei-Schichten-Arbeit für die in der Zeit der Nachtschicht geleistete Arbeit. Zuschlag für Nachtarbeit: 20 v. H..
156
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
x Sonn- und Feiertagsarbeit - Zuschläge für die geleistete Arbeit in der Zeit von 0.00 bis 24.00 Uhr. Zuschläge für Sonntage und gesetzliche Feiertage, sofern sie auf einen Sonntag fallen: 75 v. H.. - Arbeit an Oster- und Pfingstmontag, 1. Mai, 1. Weihnachtstag, auch wenn sie auf einen Sonntag fallen sowie für alle übrigen gesetzlichen Feiertage, Zuschläge: 200 v. H. x Erschwerniszuschläge Der BRTV definiert in § 6 Erschwerniszuschläge für bestimmte Arbeiten. Dazu gehören unter anderem Arbeiten mit Schutzkleidung, Arbeiten mit Atemschutzgeräten oder Taucherarbeiten. So wird beispielsweise bei Taucherarbeiten bis zu 10 m Tauchtiefe eine Erschwerniszulage von 24,15 € je Stunde zu vergüten sein. Die Erschwerniszuschläge gelten nicht vollumfänglich für alle Arbeitnehmer. Fallen Überstunden gleichzeitig mit Nacht- und Feiertagsstunden an, so sind die Zuschläge zu addieren. 9.1.3.3 Lohnzusatzkosten
Die Lohnzusatzkosten erfassen alle gesetzlich, tariflich und betrieblich bestimmte Soziallöhne und Sozialkosten einschließlich der lohnbezogenen Kosten. Die Soziallöhne beinhalten unter anderem (detaillierte Berechnung s. beispielsweise KLR 2001): -
Bezahlte arbeitsfreie Tage, Betriebliche Soziallöhne, Diverse Ausgleichsbeträge.
Die Sozialkosten beinhalten unter anderem: -
Gesetzliche Beiträge zur Renten-, Arbeitslosen-, Kranken-, Unfallund Pflegeversicherung, Insolvenzgeld, Arbeitsschutz, Tarifliche Sozialkosten: Urlaub, Zusatzversorgung, Weiterbildung, Betriebliche Sozialkosten.
Die lohnbezogenen Kosten erfassen Haftpflichtversicherungen sowie Beiträge zu den Berufsverbänden. Die Höhe der Lohnzusatzkosten ist von der gültigen Gesetzgebung und der Tarifsituation abhängig. Sie variieren periodisch beispielsweise durch die jährlich wechselnde Anzahl der bezahlten arbeitsfreien Tage. Der An-
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
157
teil der Lohnzusatzkosten ist erheblich. Der Zuschlag auf den Mittellohn A respektive AP liegt je nach Betrieb bei etwa 90% und darüber. 9.1.3.4 Lohnnebenkosten
Zu den Lohnnebenkosten zählen im Wesentlichen die Bereiche der Fahrtkostenabgeltung, Verpflegungszuschüsse sowie Auslösungen für Arbeitsstellen außerhalb des Betriebes, wie sie im § 7 des BRTV respektive in Einzelregelungen für besondere Fachgruppen (zum Beispiel Fliesen- und Plattenleger oder Isolierer) geregelt sind. Hierzu zählen: -
Fahrtkostenabgeltung, Verpflegungszuschuss, Auslösung, Unterkunftsgeld, Reisegeld- und Reisezeitvergütung, Freistellungen bei weit entfernten Baustellen.
Es wird grundsätzlich zwischen Arbeitsstellen mit täglicher Heimfahrt (§ 7 Nr. 3 BRTV) und Arbeitsstellen ohne tägliche Heimfahrt (§ 7 Nr. 4 BRTV) differenziert. Gegebenenfalls ist ein Zuschlag für Kleingeräte und Werkzeuge zu bilden. In Abbildung 9.13 ist die Berechnung des Mittellohnes APSL an einem einfachen Beispiel dargestellt. Randbedingungen der Berechnung sind: -
-
Schal- und Betonierkolonne mit einem Polier, der ausschließlich Aufsicht führt und einem Werkpolier, der zu 80 % mitarbeitet. Die Mitarbeiter erhalten eine Stammarbeiterzulage. Es ist ein Ausgleichskonto eingerichtet, so dass ein Anspruch auf Mehrarbeitszeitzuschlag nicht gegeben ist (§ 3 Nr. 1.43 BRTV). Die Arbeitskräfte sind länger als 10 Stunden von Zuhause weg, daher erhalten sie einen Verpflegungszuschuss (§7 Nr. 3.2 BRTV) Errichtet wird ein Hochbau bis 30 m Höhe, ein Teil der Arbeiten wird von Gerüsten der Breitenklasse W06 aus verrichtet (§ 6 Nr. 1.4 BRTV). Die Lohnzusatzkosten wurden mit 90 % angesetzt.
158
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation Berechnung des Mittellohns APSL Projekt Hochbaustelle (Bundesgebiet) Bauzeit 01.04.2006 bis 31.08.2006
= 5,0 Monate Gesamttarifproduktiv stundenlohn GTL
Arbeitskräfte gesamt 1 Lohngruppe Gehalt 6 5 4 3 2 1
2 Bezeichnung Polier Werkpolier Vorarbeiter Spezialfacharbeiter Facharbeiter Fachwerker Werker Arbeitskräfte:
3 Anzahl
4 Anteil
1 1 1 3 4 2 2 14
0 0,8 1 3 4 2 2 12,8
=
198,07 12,8
5 €/h
Gesamtlohn 6 €/h
24,00 16,73 15,30 14,56 13,34 12,30 10,20 Gesamtlohn:
24 16,73 15,3 43,68 53,36 24,6 20,4 198,07
Mittlerer Gesamttarifstundenlohn (GTL)
Lohnnebenkosten LNK
Lohnbedingte Zuschläge
Gesamtlohn Produktive Arbeitskräfte Überstunden (Mehrarbeit) Nachtarbeit Sonn- und Feiertagsarbeit Stammarbeiterzulage Erschwernis-Zuschlag Mittellohn AP Lohnzusatzkosten Mittellohn APS Art Fahrtkostenabgeltung Verpflegungskostenzuschuss Auslösung Unterkunftsgeld Reisegeld- und Reisezeitvergütung Freistellungen von weit entfernten Baustellen
Anteilige Lohnnebenkosten =
0% 0% 0% 10%
* mittlerer GTL * * mittlerer GTL * * mittlerer GTL * * mittlerer GTL * 1,45 €/h *
=
15,47 €/h
0% der Std. 0% der Std. 0% der Std. 100% der Std. 25% der Std.
90% vom Mittellohn AP € je AT 4,09 -
AT je Woche 4 -
Anzahl Arbeiter 12 -
-
-
-
-
-
Summe LNK:
Summe LNK Prod. AK * Std./Woche
=
Sonstiges: Mittellohn APSL
0,00 0,00 0,00 1,55 0,36 17,38 15,65 33,03
€/h €/h €/h €/h €/h €/h €/h €/h
Gesamt € 196,32 196,32 196,32 € 12,8 * 41,0 h
0,37 €/h
33,40 €/h
Abb. 9.13 Beispielrechnung für einen Mittellohn APSL
9.2 Materialkosten Materialkosten umfassen die Kosten für die Werkstoffe, Halbfertig- und Fertigteile, aus denen das Bauwerk aufgebaut ist. Sie setzen sich wie folgt zusammen:
9 Direkte Kosten der Teilleistungen -
-
-
159
Direkte Materialkosten: Sie ergeben sich aus dem Ankaufspreis netto abzüglich aller Rabatte, zuzüglich eventueller Transportkosten (s. Abbildung 9.14). Skonti werden nicht in Abzug gebracht. Kosten für Ladevorgänge, Zwischentransporte und Lagerung: Die Lohnkosten dafür können in die Aufwandswerte (Randstunden) der entsprechenden Teilleistungen, ansonsten in die indirekten Kosten der Baustelle eingerechnet werden. Verluste durch Transport, Lagerung und Bruch: Die Werte sind individuell anzusetzen. Verluste aus Verschnitt und Bearbeitung: Die Werte sind werkstoffabhängig anzusetzen. Entsorgungskosten.
Abb. 9.14 Schema zur Ermittlung der direkten Kosten – Material (in Anlehnung an SBV 1996)
In Abbildung 9.15 ist die Berechnung der Materialkosten für Betonstahl exemplarisch dargestellt.
160
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Abb. 9.15 Materialkosten am Beispiel des Betonstahls
Die Bestimmung der Materialkosten erlangt eine zusätzliche Bedeutung im Kontext der selbstverständlichen Arbeit an der Nachhaltigkeit im Bauwesen, verbunden mit der Befolgung der Vorgaben des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes (KrW-/AbfG). Auch ist zu berücksichtigen, dass das Bauvolumen beim Bauen im Bestand gegenüber dem Neubauvolumen deutlich zugenommen hat und eine bereits dominierende Größe im Markt für Bauleistungen darstellt. 9.3 Rüst-, Schal- und Verbaumaterial Die Bestimmung der Kosten für das Rüst-, Schal- und Verbaumaterial wird überwiegend auf Basis von Mietsätzen vorgenommen. In den vergangenen 15 Jahren hat eine deutliche Veränderung insbesondere des Rüstund Schalungsmarktes in Deutschland stattgefunden, die eine Verschiebung von einem Käufermarkt zu einem Mietmarkt bewirkt hat. Nach gegenwärtigen Schätzungen werden etwa 70-80 % des Schalungsgeschäftes über Miete abgewickelt. Einer der Gründe für diese Entwicklung ist die schwache Kapitaldecke vieler Bauunternehmen, welche die Investitionen in Geräte wie zum Beispiel Schalungen nicht mehr in ausreichendem Maße ermöglicht. Weiterhin hat sich die Auftragsstruktur insbesondere in ihrer zeitlichen Ausprägung geändert. Die Ausführungsfristen sind sehr kurz, die Akquisition neuer Projekte ist unsicher. Durch den Abbau von AVORKapazitäten in den Bauunternehmen entwickelte sich eine breite Dienstleistung auf Seiten der Schalungshersteller und Schalungslieferanten, welche in der Angebots- und Auftragsphase des Bauunternehmens die dort fehlende Kapazität ersetzt. Insbesondere bei sehr anspruchsvollen Bauwerken ist das Zusammenwirken der Schalungsexperten mit den Bauunternehmen sowie Planern unentbehrlich. Dadurch wird das eigentliche Mietgeschäft von kostenintensiven zusätzlichen Ingenieurleistungen begleitet, die ebenso zu kalkulieren sind. Nachfolgend wird die Preisstruktur für eine Mietschalung angegeben, wie sie vom Güteschutzverband Betonschalungen (GSV 2006) statuiert wurde:
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
161
x Miete für das Schalungsmaterial, zum Beispiel pro Monat. Die Miete enthält folgende Größen: - Verschleiß und technische Veralterung durch den Einsatz der Mietschalung auf der Baustelle, - Ggf. laufende Instandhaltung des Materials, - Instandsetzung des Materials außerhalb der Vorhaltezeit, - Verzinsung des eingesetzten Kapitals, - Wagnis und Gewinn. x Einmalbetrag - Lager- und Umschlagkosten, - Auftragsabwicklung, - Beratung und Vertrieb. x Zusatzleistungen (Besondere Leistungen). - Ingenieurleistungen in Form von statischen Berechnungen oder Schalungseinsatzplanung, - Transportleistungen, - Reparaturen von aufgrund unsachgemäßer Handhabung des Schalungsmaterials entstandenen Schäden, - Reinigung bei Rücklieferung des Schalungsmaterials. Die Zusatzleistungen sind dem Vermieter gesondert zu vergüten. Die Preisgestaltung für die Mietschalung kann zwischen Mieter und Vermieter vereinbart und im Angebot unterschiedlich dargestellt werden. Dabei können der Einmalbetrag und die Zusatzleistungen in andere Positionen eingerechnet oder auch als Einzelpositionen dargestellt werden. 9.4 Inventarkosten in der Schweiz Zum Inventar zählen Maschinen und Geräte, Betriebsmaterial und Maschinenwerkzeuge, die zur Durchführung von Bauleistungen benötigt werden, aber nicht am oder im Bau verbleiben (SBV 1996). Die Grundlage für die Berechnung der Inventarkosten bilden in der Regel unternehmenseigene Ansätze aus der Baubetriebsrechnung. Sind im Unternehmen keine geeigneten Ansätze vorhanden, können sie den Inventardokumentationen des Schweizerischen Baumeisterverbandes entnommen werden. Mit dem Einsatz von Geräten ist der Begriff Leistungswert zu definieren (in Abgrenzung zum Begriff des Aufwandswertes bei Lohnkostenkalkulation unter Ziffer 9.1.1):
162
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Leistungswert
Ausgeführte Menge [M] [M (m², m³, t) und t Zeiteinheit [t]
(h, d)]
Der Leistungswert ist der Zahlenwert, der die in einer Zeiteinheit (Stunde, Arbeitstag) ausgeführte Menge (m², m³, t) angibt. Zu beachten sind unterschiedliche Mengenbegriffe, zum Beispiel im Erdbau: x m³ Material in ungestörter Lagerung, x m³ Material in aufgelockertem Zustand auf einem LKW, x m³ im wieder eingebauten, verdichteten Zustand sowie unterschiedliche Zeitbegriffe, wie zum Beispiel: x 1 Arbeitstag (AT) = Definierte Anzahl von Arbeitsstunden z.B. 8 Ah, x Weiterhin im Baubetrieb üblich als Zeiteinheit bei Angaben zu Arbeitsabläufen: Minute, x Über größere Zeiträume (z.B. Terminplanung) = Wochen oder Monate, x Zeitbegriffe für ein Baugerät (notwendig u.a. für die Kalkulation von Baupreisen): u.a. Lebensdauer, Nutzungsdauer, Vorhaltezeit, Einsatzzeit, Stillliegezeit. In der Literatur gibt es einige Werke, die Leistungswerte von Geräten angeben (s. Girmscheid 2004 d). Die Leistungswerte können sehr stark in Abhängigkeit von den individuellen Randbedingungen eines Projektes und den erforderlichen Prozessabläufen variieren. Die Kalkulation der Inventarkosten wird von der TechnischBetriebswirtschaftlichen Abteilung des Schweizerischen Baumeisterverbandes durch folgende vier Dokumentationen unterstützt: x x x x
Schweizerische Bauinventarliste (SBIL 1994), Inventar-Grunddaten (IGD 2003), Betriebsinterne Verrechnungsansätze (BIV 2003), Regiekalkulation Inventar (RKI 2003).
Die Angaben in den Dokumentationen sind auf die Erfahrungswerte der Inventarbewirtschaftung verschiedener Unternehmen in der Schweiz abgestützt. Die Angaben über Verrechnungstage und Einsatzstunden werden als Durchschnittswerte über die Nutzungsdauer ermittelt. In allen vier Dokumentationen sind die Nummerierung und Bezeichnung der Geräte einheitlich und ermöglichen so eine schnelle Informationsaufnahme. Während die Schweizerische Bauinventarliste (SBIL) hauptsächlich Grundlagen liefert und für die Kalkulation von Baupreisen in der Regel nicht eingesetzt wird, sind in den Inventar-Grunddaten (IGD) alle für die Kalkulation von Inventarkosten erforderlichen Daten enthalten. Die Be-
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
163
triebsinternen Verrechnungsansätze (BIV) greifen die Daten der IGD auf und umfassen bereits in Prozent und in Franken formulierte Kostenansätze pro Monat, Stunde oder Einsatz. Die IGD und BIV stellen in der Regel die Basis für die Kalkulation von Inventarkosten in der Schweiz dar. Die zurzeit gültige Fassung liegt in Form der Betriebsinternen Verrechnungsansätze 2003 vor. Die Regiekalkulation Inventar wird nur für Regiearbeiten als Kalkulationsgrundlage herangezogen. Die Ermittlung der Inventarkosten kann ausführlich anhand der IGD und direkt anhand der BIV erfolgen. Dies wird im Anschluss an die Vorstellung der vier Dokumentationen in Kapitel 9.4.6 erläutert. 9.4.1 Schweizerische Bauinventarliste (SBIL 1994)
Die Schweizerische Bauinventarliste SBIL 1994 ist in neun Inventargruppen mit folgenden Informationen gegliedert: Verrechnungsgrundlagen: x Nutzungsdauer (ND) in Jahren, x Reparatur-/Revisionskosten (RR) in % des Maschinen- oder Geräteneuwertes, x Verrechnungstage (VT) pro Jahr. Verrechnungsansätze pro Monat: x Amortisation, Verzinsung und Stationierung (AVS) in % pro Monat, x Reparatur-/Revisionskosten (RR) in % pro Monat, x Total in % von AVS + RR. Über den mittleren Neuwert der Geräte werden keine Angaben gemacht, so dass aus dieser Dokumentation, die nur Verrechnungssätze in Prozent enthält, allein keine kalkulatorischen Ansätze abgeleitet werden können. Die SBIL liefert jedoch Grundlagen für alle vier Dokumentationen, so zum Beispiel die Systematisierung von Inventar, welche Inventararten gemäß Abbildung 9.16 umfasst.
164
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Inventar
Inventar ohne Anlagecharakter
Inventar mit Anlagecharakter
Inventar 01
Inventar 02
Inventar 03
Abb. 9.16 Inventararten SBIL 1994
Das Inventar mit Anlagecharakter - Inventar 01 - umfasst: x Maschinen (Kraft- und Arbeitsmaschinen zur Erzwingung und Übertragung von Kräften, z.B. Bagger, Trax), x Fahrzeuge (Fortbewegungsmittel zur Beförderung von Personen und Lasten, z.B. LKW, Dumper), x Geräte (technische Arbeitsmittel zur Erfüllung von Funktionen, z.B. Kran, Brecher, Förderband). Eine weitere Unterteilung des Inventars 01 in stationäre und mobile Maschinen und Geräte ist möglich. Das Inventar ohne Anlagecharakter wird untergliedert in: x Inventar 02: Betriebsmaterial (SBIL1994) - Baracken, Werkstätten - Ver- und Entsorgung der Baustelle - Abschrankungen und Einwandungen - Gerüste, Schalungen, Sprießelemente, Spundbohlen - Kleingeräte - Einzelteile - Materialien wie Rammträger, Leitungen etc. - Handwerkzeuge x Inventar 03: Werkzeuge für Maschinen, Geräte und Fahrzeuge - Spitzeisen - Trennscheiben - Bohrer - Bohrgestänge und Bohrkronen eines Jumbos
9 Direkte Kosten der Teilleistungen -
165
Sägeblätter Disken einer Tunnelbohrmaschine.
Das Inventar 02 ist Betriebsmaterial, das für temporäre Zwecke wie Spundwandbohlen zur Herstellung einer Baugrube oder Schalungen zur Herstellung von Stahlbetonbauteilen eingesetzt wird. Es besitzt eine Zeitbzw. Einsatzbeständigkeit und wird mengenmäßig erfasst. Berechnungsgrundlagen für Bestandteile des Inventars 02 sind in den Dokumentationen des SBV angegeben. Die kalkulatorischen Kosten ergeben sich meist aus den Investitionskosten, dividiert durch die Einsatzanzahl. Andere Gegenstände des Inventars 02 werden nicht auf längere Zeit hin abgeschrieben, sondern einmalig über die Anschaffungskosten der Baustelle in Rechnung gestellt. Demgegenüber sind kleine Geräte und Handwerkzeuge sowie Einzelteile des Inventars 02 Warenkategorien, deren einzelne bzw. mengenmäßige Erfassung nicht gerechtfertigt ist. Deshalb werden sie in der Regel nicht erfasst, sondern fließen in die Löhne als Zuschlag ein. Das Inventar 03 ist als Werkzeug ein notwendiger Bestandteil einiger Maschinen des Inventars 01 und gehört ausschließlich zum Inventar ohne Anlagecharakter. Zum Werkzeug zählen alle Bestandteile einer Maschine, die schnellem Verschleiß unterworfen sind. Werkzeuge werden normalerweise der Baustelle verkauft, d.h. sie werden für die jeweilige Baustelle in den meisten Fällen vollständig abgeschrieben. 9.4.2 Inventar-Grunddaten (IGD)
Diese Dokumentation (auf Datenträger verfügbar) liefert eine Übersicht über alle Grunddaten zur Kalkulation von Inventarkosten. Die Daten der SBIL sind in den Inventar-Grunddaten enthalten. Die Angaben der IGD gliedern sich in Maschinendaten, Betriebsmaterial- bzw. Werkzeugdaten, Grundlagen und Kalkulationsgrundlagen für die Inventararten 01, 02 und 03. Sie werden im Folgenden vorgestellt. Grunddaten I 01 Maschinen und Geräte Pos-Nr. 1 321.417
Positionsbezeichnung 2 Hyd-Bagger, Raupen, -18 t, 75 kW
Maschinen-Daten Mittlerer Motor- Energie- Einsatz- Haftpfl.- Verk.Neuwert leistung art gewicht versich. steuer
Gebühren
TSC Grundpauschale
CHF
CHF
3 273000
kW
t 4 72.00
5 D01
6 18.000
CHF
CHF
CHF
7
8
9
10
Grundlagen ND rr a
11
12 2
%
VT d
13
14
15
10
80
240
Abb. 9.17 Inventar 01-Grunddaten („linke Seite“); Beispiel Hydraulikbagger
166
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Maschinendaten der IGD für das Inventar 01 (Abbildung 9.17): x Mittlerer Neuwert (NW) in Franken als gewichtetes Mittel von repräsentativen Baumaschinen der entsprechenden Größe auf Preisbasis des Mittels des Vorjahres. x Motorleistung (ML) in kW für Elektroantrieb, in DIN-kW für Verbrennungsmotoren und in m3/min bei Druckluftantrieb. x Energieart (EA): elektrische Energie (E), Diesel (D), Benzin (B), Druckluft (DL). x Einsatzgewicht (EG) in Tonnen, gemittelt im Betriebszustand. x Haftpflichtversicherung (HV) in Franken pro Jahr für selbstfahrende Maschinen auf öffentlichen Verkehrswegen. x Verkehrssteuern (V) in Franken pro Jahr für selbstfahrende Maschinen auf öffentlichen Verkehrswegen, basierend auf den Werten maßgebender Kantone. x Gebühren (G) in Franken pro Jahr für Sonderbewilligungen, Schwerverkehrsabgaben und Vignetten. x Grundpauschale (GP) in Franken pro Einsatz (nur für gewisse Regiearbeiten). x Tarif-System-Code (TSC) zur Festlegung der Preisansätze für die betreffenden Positionen. Hier werden Ansätze für die Regiekalkulation und die betriebsinternen Verrechnungssätze unterschieden. Betriebsmaterialdaten der IGD für das Inventar 02: x Mittlerer Neuwert (NW) in Franken als gewichtetes Mittel von repräsentativen Betriebsmaterialien der entsprechenden Positionen. x Grundpauschale (GP) in Franken pro Einsatz (nur für gewisse Regiearbeiten). x Tarif-System-Code (TSC) zur Festlegung der Preisansätze für die betreffenden Positionen. Hier werden Ansätze für die Regiekalkulation und die betriebsinternen Verrechnungssätze unterschieden. Werkzeugdaten der IGD für das Inventar 03: x Mittlerer Neuwert (NW) in Franken als gewichtetes Mittel von repräsentativen Werkzeugen der entsprechenden Positionen. x Tarif-System-Code (TSC) zur Festlegung der Preisansätze für die betreffenden Positionen. Hier werden Ansätze für die Regiekalkulation und die betriebsinternen Verrechnungssätze unterschieden.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
167
Grundlagen der IGD für Inventar 01 und 02: x Nutzungsdauer (ND): "Anzahl Jahre, in denen ein Inventargegenstand wirtschaftlich genutzt werden kann." Die Nutzungsdauer ist nicht an der steuerlichen oder bilanziellen Abschreibungsdauer orientiert, zumal die Steuervorschriften von Kanton zu Kanton Unterschiede aufweisen. x Reparaturen und Revisionen (RR): "Zu erwartende Kosten für Reparatur, Revisionen und Verschleißteile während der wirtschaftlichen Nutzungsdauer, ausgedrückt in Prozenten zum mittleren Neuwert." x Verrechnungstage (VT): "Anzahl Tage pro Jahr, an denen ein Gegenstand auf der Baustelle vorgehalten und verrechnet wird (30 Tage pro Monat)." Grunddaten I 01 Maschinen und Geräte Pos-Nr. 1
Positionsbezeichnung 2
321.417
Hyd-Bagger, Raupen, -18 t, 75 kW
Kalkulationsgrundlagen Einsatz- Einsatz- EnergieEnergietage stunden verbrauch 1 kosten 2
Schmier Verbr.
Schmier Kosten
Masch. Bruch
KaskoVersich.
Selbstbehalt
d
%
CHF 21
%
%
%
h 16
l/kWh, % 18
17 900
CHF 19 .17
20 25
22
23
LK Ma
24 1.5
WF
25 25
26 M1
.15
Abb. 9.18 Inventar 01-Grunddaten („rechte Seite“); Beispiel Hydraulikbagger (IGD 2003)
Kalkulationsgrundlagen für Inventar 01 (Abbildung 9.18): x Einsatztage (ET): "Anzahl Tage pro Jahr, an denen eine Maschine oder ein Gerät im Einsatz steht." x Einsatzstunden (EH): "Anzahl Einsatzstunden pro Jahr". x Energieverbrauch für Antriebsmotoren (EV1) pro Betriebsstunde. x Energiekosten für Zweitmotoren mit anderer Energieart (EK2) in Franken pro Jahr. x Schmiermittelverbrauch (SV) in Prozent der Energiekosten. x Schmiermittelkosten (SK) für Geräte ohne Energieverbrauch in Franken pro Jahr. x Maschinenbruchversicherung (MB) in % NW/Jahr. x Kaskoversicherung (KV) in % NW/Jahr. x Selbstbehalt (SB) in % KV/Jahr. x Lohnkategorie Maschinist (LK Ma): eingeteilt in drei Lohnkategorien, die nicht identisch mit den Lohnklassen des Gesamtarbeitsvertrages (GAV) sind. x Wartungsfaktor (WF): "Die Wartung umfasst die Aufwendungen des Maschinisten für den normalen Maschinendienst auf der Baustelle wie Reinigung, Schmierung, Kontrollen und Auftanken." (Der Wartungsfaktor kann über Lohnstunden erfasst werden.).
168
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Kalkulationsgrundlagen der IGD für Inventar 02: x Einsatztage (ET): "Anzahl Tage pro Jahr, an denen ein Gegenstand im Einsatz steht." x Anzahl Einsätze (AE): "Anzahl Einsätze eines Gegenstandes, die bei einer normalen Beanspruchung möglich sind." x Einsatzdauer (ED):“Anzahl Tage, an denen ein Gegenstand für einen Einsatz normalerweise vorgehalten wird.“ x Energiekosten (EK): „Angabe der Energiekosten in Franken pro Tag“. x Lohnkategorie Maschinist (LK Ma): eingeteilt in drei Lohnkategorien, die nicht identisch mit den Lohnklassen des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) sind. x Wartungsfaktor (WF): "Die Wartung umfasst die Aufwendungen für den normalen Unterhaltsdienst auf der Baustelle." x Ersatzfaktor (EF): "Angabe, ob eine Ersatzverrechnung vorgegeben ist; J/N = Ja/Nein." Verrechnungs- und Kalkulationsgrundlagen der IGD für Inventar 03: x Anzahl Verwendungen (AV): "Ansatz für mögliche Verwendungen, bis ein Ersatz erforderlich ist.“ x Kosten für Schärfen (KS): "Kosten für ein einmaliges Schärfen oder Richten eines Werkzeuges." x Einsatzzeit (EZ): “Einsatzzeit in Stunden, bis Werkzeug abgenützt ist und geschärft werden muss.“ x Ersatzfaktor (EF): "Angabe, ob eine Ersatzverrechnung vorgegeben ist; J/N = Ja/Nein." Die Abbildungen 9.17 und 9.18 zeigen die aufgeführten Daten am Beispiel eines Hydraulikbaggers aus der Druckversion der IGD in der Darstellung zweier gegenüberliegender Seiten. Die CD-Rom-Version der IGD 2003 gliedert die Daten für das Inventar 01 ebenfalls in „rechts“ und „links“. In den IGD, BIV und RKI werden aufgrund des ungleichen Verschleißes zwei Einsatzbereiche unterschieden: -
Geltungsbereich 0 für den Normaleinsatz, Geltungsbereich 6 für den Untertageinsatz.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
169
9.4.3 Betriebsinterne Verrechnungsansätze (BIV)
Die Betriebsinternen Verrechnungsansätze basieren auf den Grunddaten der IGD und geben Inventarkosten pro Monat, pro Stunde oder pro Einsatz in Franken oder in Prozent des Neuwertes wieder. Die BIV ermöglichen somit den zügigen, direkten Zugriff auf Inventarkosten. Die Verrechnungsansätze für das Inventar 01 sind in der Dokumentation auf gegenüberliegenden Seiten angegeben. Die linke Seite (Abbildung 9.19) gibt die Verrechnungsansätze pro Monat Vorhaltezeit auf der Baustelle und die rechte Seite (Abbildung 9.20) die Verrechnungsansätze pro Einsatzstunde an. Betriebsinterne Verrechnungsansätze I 01 Maschinen und Geräte Pos-Nr. 1
Positionsbezeichnung 2
321.417
Hyd-Bagger, Raupen, -18 t, 75 kW
Verrechnungsansätze pro Monat Variable Kosten Total
Fixe Kosten Mittlerer Neuwert
Amort./Verzins. Versich./Stat.
zusätzl. Versich. Total und Gebühren
CHF
CHF 4
CHF 6
3 273000
% 5
5320
1.95
%
CHF 8
7
640
.23
5960
% 9
Reparatur Revision
AVS+ RR
FK+ RR
CHF 10
%
%
2.18
% 11
2730
12
1.00
13
2.95
3.18
Abb. 9.19 Verrechnungsansätze des Inventars 01 pro Monat (BIV 2003 - linke Seite) Betriebsinterne Verrechnungsansätze I 01 Maschinen und Geräte Pos-Nr. 1
Positionsbezeichnung 2
321.417
Hyd-Bagger, Raupen, -18 t, 75 kW
Verrechnungsansätze pro Stunde Fixe Kosten
Variable Kosten
Mittlerer Neuwert
Reparatur Revision
Energie
Total
CHF
CHF
CHF
CHF
3 273000
14
15 53.00
Total
16 24.30
Schmiermittel
Total
Fixe und Variable Kosten
CHF
CHF
CHF
17 20.00
18 5
19 49.40
102.40
Abb. 9.20 Verrechnungsansätze des Inventars 02 pro Stunde (BIV 2003 - rechte Seite)
Die Verrechnungsansätze für das Betriebsmaterial, Inventar 02, werden pro Monat Vorhaltezeit angegeben. Bei Schalungen liefern die BIV auch Verrechnungsansätze pro Einsatz. Für Werkzeuge, Inventar 03, erfolgen Angaben pro Betriebsstunde des Inventars 01. Die Betriebsinternen Verrechnungsansätze arbeiten mit fixen und variablen Kosten als Bestandteile der Inventarkosten. Ihre Angaben beinhalten keine Mehrwertsteuer und keinen kalkulatorischen Endzuschlag. Für die kostengenaue Kalkulation ist zu überlegen, inwieweit zusätzliche Versicherungen und Gebühren in der Inventarkostenberechnung zu berücksichtigen sind. Dementsprechend können entweder die AVS oder die kompletten Fixkostenansätze der BIV gewählt werden.
170
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
9.4.4 Regiekalkulation Inventar (RKI)
Die Dokumentation Regiekalkulation Inventar (RKI) wird bei der Kalkulation von Regiearbeiten (bzw. Stundenlohnarbeiten) angewendet. Die Norm SIA 118 regelt den Einsatz von Regiearbeiten mit und ohne Anordnung durch die Bauleitung. Die Regietarife der ebenfalls jährlich erscheinenden RKI beinhalten bereits kalkulatorische Zuschläge für Lohn- und Lohnnebenkosten der Arbeitnehmer, Kosten für persönliches Handwerkzeug, Magazin- und Bauplatzdienst, Materialkosten, Verwaltungs- und Geldkosten sowie Risiko und Gewinn (SIA 118 Art. 50 Abs. 1). 9.4.5 Die Kostenbezugsgröße Zeit
Im Zusammenhang mit der Ermittlung von Inventarkosten gibt es unterschiedliche Zeitbezugsgrößen, da Inventarkosten sowohl pro Monat oder Tag als auch pro Stunde oder Einsatz berechnet werden können. Ansatzpunkt ist der Wiederbeschaffungswert des Inventargegenstandes, der zuzüglich der übrigen Kostenbestandteile während seiner Nutzungsdauer eingenommen werden muss. Als Nutzungsdauer gilt die Anzahl der Jahre, in denen ein Inventargegenstand nicht technisch veraltet ist und wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Im Laufe der Nutzungsjahre wird ein Inventargegenstand jedoch nicht ganzjährig auf Baustellen benötigt, sondern befindet sich teilweise auf dem Werkhof. Die Zeit des Jahres, die ein Gerät nicht auf Baustellen vorgehalten wird, wird als Werkhofzeit bezeichnet. Diese unproduktiven Zeiten sind in Bezug auf die entstehenden Kosten zu berücksichtigen. Da ein Inventargegenstand nur während der Zeit auf Baustellen in Rechnung gestellt werden kann, arbeiten die Dokumentationen des SBV nicht mit Kalendertagen, sondern mit Vorhaltezeiten (Verrechnungsmonaten bzw. -tagen) sowie Einsatzzeiten in Stunden (siehe Abbildung 9.21). Die Verrechnungstage bezeichnen gemäß IGD die Anzahl der Tage pro Jahr, an denen ein Gerät auf der Baustelle vorgehalten wird, und ergeben somit die Vorhaltezeit. Ein Vorhaltemonat umfasst 30 Kalendertage, aber in Abhängigkeit vom Inventargegenstand beispielsweise nur 20 Vorhaltetage (zu einem Drittel des Monats ist das Gerät durchschnittlich auf dem Werkhof).
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
171
Abb. 9.21 Inventarkosten: Kostenbezugsgröße Zeit
Die in den Dokumentationen des SBV angegebenen Verrechnungsansätze pro Monat beinhalten aus Erfahrungswerten stammende durchschnittliche Werkhofzeiten. Daher kann mit dem Verrechnungsansatz pro Monat kostengerecht kalkuliert werden. Die Vorhaltezeit von Inventar auf einer Baustelle umfasst die Zeiten des An- und Abtransportes, den Auf-, Um- und Abbau, den eigentlichen Einsatz und die Stillliegezeiten des Gerätes auf der Baustelle sowie mögliche Wartungs- und Reparaturzeiten. Die IGD definiert die Einsatzzeit als die Anzahl der Tage oder Stunden pro Jahr, an denen eine Maschine oder ein Gerät im Einsatz steht, also den eigentlichen aktiven Einsatz. Aus Abbildung 9.21 ist ersichtlich, dass die eigentliche Einsatzzeit nur einen Teil der Vorhaltezeit darstellt. Diese Zeitunterschiede sind in den Verrechnungsansätzen pro Stunde berücksichtigt. Die Kosten der Vorhaltegeräte wie zum Beispiel Kran werden in der Regel mittels Verrechnungstagen berechnet, während die Kosten für Leistungsgeräte in manchen Fällen kostengenauer über die Einsatzstunden ermittelt werden. Die Dokumentationen des SBV geben beide Möglichkeiten an. Speziell bei langen Vorhaltezeiten von Großgeräten auf der Baustelle sollte der Werkhof der Baustelle Inventargegenstände nicht über Einsatzstunden, sondern durch Vorhaltesätze über die gesamte Vorhaltezeit verrechnen, um unproduktive Vorhaltezeiten zu reduzieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Geräte auf der Baustelle verbleiben, obwohl sie nicht eingesetzt werden, und für Arbeiten auf anderen Baustellen Fremdgeräte angemietet werden müssen.
172
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
9.4.6 Inventarkostenbestandteile IGD und BIV
Inventarkosten können sowohl anhand der Grundlagen der IGD berechnet werden als auch direkt aus den BIV abgelesen werden. Da für eine kostengenaue Kalkulation die Grundzüge transparent und somit prüf- bzw. anpassungsfähig sein sollten, erfolgt zunächst eine ausführliche Schilderung gemäß IGD. Generell werden Inventarkosten in fixen und variablen Kostenbestandteilen getrennt ermittelt. 9.4.6.1 Fixe Kosten
Fixe Kosten werden mittels so genannter AVS-Verrechnungsansätze in der Kalkulation von Baupreisen berücksichtigt. Die Betriebsinternen Verrechnungsansätze (BIV) zählen folgende Kosten zu den Fixkosten: x x x x
Amortisation, Verzinsung, Versicherung für die Abdeckung des Feuer- und Elementarrisikos, Stationierung (= abgekürzt AVS), x eventuelle zusätzliche Versicherungen und Gebühren. Die Ermittlung der AVS-Verrechnungsansätze für die fixen Kosten von Inventar umfasst zwei Schritte. In einem ersten Schritt werden die Jahreskosten für Amortisation, Verzinsung, Feuer- und Elementarrisiko sowie Stationierung berechnet und zu einem Gesamtbetrag aufsummiert. Dieser Gesamtbetrag wird in einem zweiten Rechnungsschritt zeitabhängig auf die durchschnittlichen Vorhaltemonate pro Jahr, die voraussichtlichen Einsatzstunden oder einsatz- bzw. leistungsabhängig auf die Einsätze eines Inventargegenstands umgelegt (Abbildung 9.22). Eventuell anfallende zusätzliche Versicherungen und Gebühren werden gesondert berechnet.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
173
Abb. 9.22 Umlage der Amortisations- und Verzinsungskosten auf die Einsatzzeiten (in Anlehnung an Lieb 1997)
Amortisation (A) Die Amortisation bedeutet im Fall von Inventar die Tilgung einer (Geld-)Schuld oder den Rückfluss des Kapitaleinsatzes bei betrieblichen Investitionen (BIV 2003). Am Ende der Nutzungsdauer, wenn das Gerät den theoretischen Wert "Null" hat, sollte durch Vermietung des Gerätes der Wiederbeschaffungswert mindestens erreicht sein. Die jährlichen kalkulatorischen Amortisationskosten ergeben sich aus der Division des aktuellen Wiederbeschaffungswertes durch die Nutzungsdauer (Abbildung 9.23). Der aktuelle Wiederbeschaffungswert ist den Neuwertangaben der SBV-Dokumentationen gleichbedeutend.
Abb. 9.23 Amortisation ohne Restwert (BIV 2003)
174
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Diese Methode entspricht einer kalkulatorischen Abschreibung mit gleichmäßiger (linearer), vollständiger Entwertung eines Gegenstandes.
Neuwert (NW) Nutzungsdauer (ND)
Amortisation
[CHF/Jahr]
Für Grossbaustellen werden Geräte teilweise eigens angeschafft und nach Beendigung des Einsatzes wieder verkauft. In solchen Fällen ist bei der Berechnung der Amortisationskosten der Restwert zu berücksichtigen (Abbildung 9.24)
Amortisation
Neuwert (NW) - Restwert (RW) Nutzungsdauer (ND)
[CHF/Jahr]
Abb. 9.24 Amortisation mit Restwert
Verzinsung (VZ) Die Verzinsung umfasst rechnerisch das in das Inventar eingesetzte, durchschnittlich gebundene Kapital (kalkulatorische Verzinsung). Das im Inventar eingesetzte Kapital sollte dabei mindestens eine Rendite von langfristigen Renten- oder Wertpapieren erbringen (BIV 2003). Da sich der Wert des Inventars nach Ablauf der Nutzungsdauer auf Null reduziert, wird während der gesamten Nutzungsdauer mit einem Mittelwert gerechnet (BIV 2003). Die jährlichen kalkulatorischen Verzinsungskosten werden aus der Multiplikation des halben Neuwerts mit dem Zinssatz ermittelt. Die IGD 2003 geben 6 % als aktuellen Kalkulationszinssatz an.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
Zu verzinsendes Kapital
Verzinsung
175
Neuwert (NW) [CHF] 2
Neuwert (NW) Zinssatz (ZS) x 2 100
[CHF/Jahr]
Sollte der Inventargegenstand am Ende der Nutzungsdauer mit einem Restwert verkauft werden können, so ermitteln sich das zu verzinsende Kapital und die Kosten für die Verzinsung wie folgt:
Zu verzinsendes Kapital
Verzinsung
Neuwert (NW) Restwert (RW) 2
[CHF]
Neuwert (NW) Restwert (RW) Zinssatz (ZS) x [CHF/Jahr] 100 2
Versicherung für die Abdeckung des Feuer- und Elementarrisikos (FE) Die Ansätze für Feuer- und Elementarrisiko entsprechen den Angaben von Versicherungsgesellschaften und können den „Konstanten Werten“ (BIV 2003) der BIV und IGD entnommen werden. Der in den IGD für 2003 angegebene Wert von FE = 0,59 % multipliziert mit dem Neuwert ergibt die Jahreskosten. Feuer - und Elementarrisiken
FE * Neuwert(NW) 100
[CHF/Jahr]
Stationierungskosten (S) Stationierungskosten im Sinne der BIV sind Aufwendungen des Werkhofs für das Inventar, die nicht direkt den Baustellen belastet werden können. Sie bestehen aus Kosten für Platzbeanspruchung, Unterhalt, Verwaltung und dergleichen. Der Wert wird mit einem Prozentsatz pro Jahr bestimmt. Der anzusetzende Prozentsatz zur Berechnung der Stationierungskosten kann den „Konstanten Werten“ der BIV entnommen werden. Der für 2003 angegebene Wert von S = 2.0 % multipliziert mit dem Neuwert ergibt die Jahreskosten.
Stationierungskosten
S * Neuwert ( NW ) 100
[CHF/Jahr]
176
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
AVS-Verrechnungsansätze pro Vorhaltemonat und pro Einsatzstunde Nachdem die einzelnen Fixkostenbestandteile mittels der Verrechnungsansätze der BIV pro Jahr bestimmt wurden, ermittelt sich der AVSVerrechnungsansatz für Maschinen und Geräte in Franken pro Monat aus der Summe der Jahreskosten dividiert durch die Anzahl der Verrechnungstage (VT) multipliziert mit 30. Der Verrechnungsansatz pro Einsatzstunde ergibt sich aus den Monatskosten multipliziert mit den Verrechnungstagen pro Jahr dividiert durch die Einsatzstunden respektive den Jahreskosten dividiert durch die Einsatzstunden. Die Berechnung der fixen Kostenbestandteile ist in Abbildung 9.25 zusammenfassend dargestellt. Berechnung - AVS pro Jahr Amortisation
Neuwert (NW) Nutzungsdauer (ND)
=
CHF ______,___
Verzinsung
Neuwert (NW) x Zinssatz (ZS) 2 x 100
=
CHF ______,___
Feuer-/Elementarrisiko
Neuwert (NW) x
Feuer-/Elementarrisiko (FE) 100
=
CHF ______,___
Stationierung
Neuwert (NW) x
Stationierung (S) 100
=
CHF ______,___
Jahreskosten =
CHF ______,___
Jahreskosten x 30 Verrechnungstage (VT)
=
CHF ______,___
Ansatz in CHF pro Monat x 100 Neuwert (NW)
=
Berechnung - AVS pro Vorhaltemonat Ansatz in CHF pro Monat
Ansatz in % pro Monat
_____ %
Berechnung - AVS pro Einsatzstunde (EH) Ansatz in CHF pro Stunde
Ansatz in CHF pro Monat x Verrechnungstage (VT) Einsatzstunden (EH) x 30
=
CHF ______,___
Abb. 9.25 Ansätze für Abschreibung, Verzinsung und Stationierung (AVS) pro Jahr, pro Vorhaltemonat und pro Einsatzstunde
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
177
Zusätzliche Versicherungen und Gebühren Zusätzliche Versicherungen sind in der Regel freiwillig durch das Unternehmen abzuschließen. Sie sind sinnvoll, wenn Risiken beispielsweise hinsichtlich Maschinen- oder Glasbruch, Montage oder Transport bestehen, und sind gemäß SBV dann abzuschließen, wenn die Risiken im Eintrittsfall einen relativ hohen Schaden verursachen bzw. die Existenz des Unternehmens gefährden können (SBV 1996). Die Höhe der Versicherungen hängt situativ von Gerät und Einsatz ab (Berechnung s. Abbildung 9.26). Die Ansatzwerte für die Jahreskosten können der IGD-Dokumentation entnommen und analog zu den AVSVerrechnungsansätzen auf Vorhaltemonate oder Einsatzstunden bezogen werden. Zusätzliche Gebühren können unter anderem für Sonderbewilligungen und Verkehrsabgaben anfallen.
Berechnung - Zusätzliche Versicherungen und Gebühren pro Jahr HV Haftpflicht
IGD, Spalte 7
=
CHF ______,___
V
Verkehrssteuer
IGD, Spalte 8
=
CHF ______,___
G
Gebühren - Sonderbewilligungen - Schwerverkehrsabgabe
IGD, Spalte 9
=
CHF ______,___
MB Maschinenbruchversicherung
IGD, Spalte 22
Neuwert (NW) x
MB 100
=
CHF ______,___
KV
Kaskoversicherung
IGD, Spalte 23
Neuwert (NW) x
KV 100
=
CHF ______,___
SB
Selbstbehalt Kasko
IGD, Spalte 24
Kasko (KV) x
SB 100
=
CHF ______,___
=
CHF ______,___
Jahreskosten
Abb. 9.26 Ansätze für zusätzliche Versicherungen und Gebühren pro Jahr
Sind zusätzliche Versicherungen oder Gebühren in den Kosten zu berücksichtigen, ermitteln sich die fixen Inventarjahreskosten aus der Addition der Jahreskosten für AVS und der Jahreskosten für Zusätzliche Versicherungen und Gebühren, wie in Abbildung 9.27 dargestellt. Die Umrechnung pro Vorhaltemonat erfolgt nach dem bekannten Schema: Summe der Jahreskosten dividiert durch die Anzahl der Verrechnungstage (VT) multipliziert mit 30.
178
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Berechnung - Total Fixkosten pro Jahr Jahreskosten für Abschreibung, Verzinsung, Stationierung
=
CHF ______,___
Jahreskosten für Zusätzliche Versicherungen und Gebühren
=
CHF ______,___
=
CHF ______,___
Jahreskosten x 30 Verrechnungstage (VT)
=
CHF ______,___
Ansatz in CHF pro Monat x 100 Neuwert (NW)
=
Jahreskosten Berechnung - Total Fixkosten pro Vorhaltemonat Ansatz in CHF pro Monat
Ansatz in % pro Monat
_____ %
bzw. Monatskosten für Abschreibung, Verzinsung, Stationierung
=
CHF ______,___
Monatskosten für Zusätzliche Versicherungen und Gebühren
=
CHF ______,___
=
CHF ______,___
=
CHF ______,___
Ansatz in CHF pro Monat Berechnung - Total Fixkosten pro Einsatzstunde (EH) Ansatz in CHF pro Stunde
Ansatz in CHF pro Monat x Verrechnungstage (VT) Einsatzstunden (EH) x 30
Abb. 9.27 Totale Fixkosten pro Jahr, Vorhaltemonat und Einsatzstunde
9.4.6.2 Variable Kosten
Nach SBV werden folgende Kosten zu den variablen Kosten gezählt: x Kosten für Reparatur/Revision, x Kosten für Energie und Schmiermittel, x Kosten für Wartung. Reparatur- und Revisionskosten (RR bzw. rr) Reparatur- und Revisionskosten umfassen neben Kosten für Reparaturen und Revisionen auch Kosten für Ersatz- und Verschleißteile sowie Servicearbeiten der Mechaniker. Diese Kosten sind je nach Art und Verschleißintensität der Maschinen sehr unterschiedlich. Bei Großbaustellen werden die Geräte oft in mehreren Schichten eingesetzt. Die maximale Nutzungsdauer ergibt sich somit aus der Grenze eines wirtschaftlichen Einsatzes von Schlüsselgeräten anhand der anfallenden Betriebsstunden und der damit verbundenen Revisions- und Reparaturkosten. Die anfallenden Revisions- und Reparaturkosten erhöhen sich mit steigender Anzahl der Einsatzstunden nicht linear (Abbildung 9.28) und vari-
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
179
ieren von Gerät zu Gerät. Nach einer gewissen Einsatzstundenzahl werden die Reparaturkosten so hoch, dass eine weitere wirtschaftliche Verwendung des Geräts kaum mehr möglich ist. Dies stellt das Ende der Nutzungsphase dar. Zur Berechnung der Reparaturkosten wird dennoch vereinfachend von einem linearen Verlauf ausgegangen.
Abb. 9.28 Vereinfachter und tatsächlicher Verlauf der Revisions- und Reparaturkosten (Lieb 1997)
Die in den BIV angegebenen Werte zur Ermittlung der Reparatur- und Revisionskosten sind eingehend geprüfte Erfahrungswerte. Die über die Nutzungsdauer durchschnittlich anfallenden Reparatur- und Revisionskosten der IGD in Prozent des Neuwertes werden über die Verrechnungstage umgelegt und als Monatsansatz in Franken und Prozent des Neuwerts angegeben. Für einen Stundenansatz ist die Angabe in Franken ausreichend. Die sinnvollere Bezugsgröße für die Verteilung der Reparaturkosten stellen die Einsatzstunden dar, da Reparaturen nur aus Einsatzzeiten resultieren. Rein rechnerisch besteht bei korrekter Verwendung der SBVGrunddaten kein Unterschied zu den BIV. Zu beachten ist, dass die Angaben der Reparatur- und Revisionskosten der IGD in Prozent des mittleren Neuwerts mit “rr“ abgekürzt, während die Verrechnungsansätze pro Monat bzw. pro Stunde in den BIV mit “RR“ bezeichnet werden.
180
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Berechnung - Reparatur und Revision (RR) pro Vorhaltemonat Neuwert (NW) x Reparatur/Revision (rr) x 30 Nutzungsdauer (ND) x Verrechnungstage (VT) x 100
Ansatz in CHF pro Monat
Ansatz in CHF pro Monat x 100 Neuwert (NW)
Ansatz in % pro Monat
=
CHF ______,___
=
_____ %
Berechnung - Reparatur und Revision (RR) pro Einsatzstunde (EH) Ansatz in CHF pro Monat x Verrechnungstage (VT) Einsatzstunden (EH) x 30
Ansatz in CHF pro Stunde
=
CHF ______,__
Abb. 9.29 Ansätze für Reparatur und Revision (RR) pro Vorhaltemonat und pro Einsatzstunde
Energie- und Schmiermittelkosten (ES) Unter Energie und Schmiermitteln sind flüssige, gasförmige sowie feste Betriebsstoffe, Heizöl, Schmierstoffe und elektrische Energie zu verstehen. Die Energiekosten ergeben sich aus den IGD-Angaben über Motorleistung, Energieart und Energieverbrauch. Die BIV nennen die jährlich festgelegte Energiepreise. Die Energiekosten in Franken pro Einsatzstunde werden gemäß Abbildung 9.30 ermittelt. Berechnung - Energiekosten pro Einsatzstunde (EH) Verbrennungsmotor: EK pro Stunde
Motorenleistung (P) x Energieverbrauch (EV) x Energiepreis (EP)
=
CHF ______,___
Elektromotor: EK pro Stunde
Motorenleistung (P) x Energieverbrauch (EV) x Energiepreis (EP) 100
=
CHF ______,___
Motorenleistung (P) x Energieverbrauch (EV) x Energiepreis (EP) 100
=
CHF ______,___
=
CHF ______,___
Druckluftmotor: EK pro Stunde
Energiekosten von Maschinen mit mehreren Motoren: n
EK pro Stunde
¦ EK
i
i 1
Abb. 9.30 Ansätze für Energie (EK) pro Einsatzstunde
Die Kosten der elektrischen Energie können anhand der installierten Leistung der auf der Baustelle eingesetzten Geräte, der Betriebszeit und des Tarifs kalkuliert werden (Girmscheid 2004 d). Die Schmiermittelkosten werden als prozentualer Aufschlag auf die Energiekosten aus den Inventar-Grunddaten errechnet und auf die Einsatzstunde bezogen. Sie umfassen die Kosten für Fette, Öle und Reinigungsmittel und werden gemäß Abbildung 9.31 ermittelt.
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
181
Berechnung - Schmiermittelkosten pro Einsatzstunde (EH) SK pro Stunde
Energiekosten (EK) x Schmiermittelverbrauch (SV) 100 Schmiermittelkosten (SK) Einsatzstunden
SK pro Stunde
=
CHF ______,___
=
CHF ______,___
Abb. 9.31 Ansätze für Schmiermittel (SK) pro Einsatzstunde
Bei Inventar ohne eigenen Motor werden die Schmiermittelkosten direkt in Franken angesetzt. Bedienungs- und Wartungskosten Bei den Bedienungs- und Wartungskosten handelt es sich um Kosten für Lohnstunden. Da es sich um Lohnkosten handelt, werden die Kosten der Maschinisten und Hilfsarbeiter nicht in den Inventarkosten berücksichtigt, sondern in den direkten Lohnkosten der Baustelle. Die Berücksichtigung der Wartungszeit erfolgt über den gewählten Stundenansatz für die Arbeitskräfte. Wartungskosten beinhalten den täglichen Maschinendienst wie Auftanken, Schmierarbeiten, Reinigen oder Ölwechsel, der vom Maschinisten ausgeführt wird. Der zeitliche Aufwand beträgt gemäß SBV 0.05 bis 0.15 h pro Betriebsstunde (SBV 1996). Die IGD geben zur Berechnung der Wartungskosten einen Wartungsfaktor an, der als Zuschlag auf den Maschinistenlohn gerechnet wird.
Berechnung - Wartungskosten (bei Lohnkosten zu berücksichtigen) Wartung =
WF * Maschinistenlohn
=
CHF ______,___
Abb. 9.32 Zuschlag auf den Lohn des Maschinisten für die Wartungskosten des Geräts
9.4.7 Verrechnung der Inventarkosten
Die fixen und variablen Inventarkostenbestandteile können nach SBV (SBV 1996) entweder in den Positionen der Baustelleneinrichtung oder in anderen Leistungsverzeichnispositionen erfasst werden. Für die Baustelleninstallation und -räumung sowie das Vorhalten der Baustelleneinrichtung sind nach Anforderung Art. 9 Norm SIA 118 eigene Positionen im Leistungsverzeichnis vorzusehen.
182
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Bei ausreichend genau bestimmbarer Bauzeit ist für das Einrichten, Vorhalten und Räumen der Baustelleneinrichtung normalerweise eine Installationspauschale ausgeschrieben. Speziell bei lang andauernden Untertagbauvorhaben, bei denen Unsicherheiten der geologischen Prognose einen großen Einfluss auf die Bauzeit haben, ist es sinnvoll, für das Vorhalten der Baustelleneinrichtung eigene Positionen für einmalige und zeitabhängige Kosten im Leistungsverzeichnis vorzusehen. Die Vorhaltekosten für die vertraglich festgelegte Bauzeit sind in der Installationspauschale bzw. in den Leistungsverzeichnispositionen zu erfassen. In Abbildung 9.33 ist das Schema des SBV zur Zurechnung der Inventarkosten abgebildet. Für die Verrechnung der Kosten des Inventars 01 gibt es verschiedene Ansätze, die in folgenden vier Varianten aufgegriffen werden: x Variante 1 und 2 x Variante 3 x Variante 4
Gebräuchliche Zurechnungsarten für stationäre Maschinen und Geräte, Gebräuchliche Zurechnungsart bei Arbeiten mit mobilen Maschinen und Geräten, Übliche Zurechnungsart für mobile Geräte im Untertagbau, bei der die Schlussinstandsetzung der Geräte den Baustelleneinrichtungen, die laufenden Reparaturen jedoch den Leistungsverzeichnispositionen zugerechnet werden (Trennung von RR).
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
183
Abb. 9.33 Schema zur Ermittlung der direkten Kosten – Inventar (in Anlehnung an SBV 1996)
184
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Die Varianten 1 und 3 bilden die Grundlage der SBV-Dokumentationen. Die Norm SIA 118 gibt in den Artikeln 9, 38, 43 und 123 Hinweise zur Verrechnung der Baustelleneinrichtungskosten, die sich in den Varianten 1 und 3 des SBV wieder finden. Grundlegend für eine kostengenaue Kalkulation von Inventarkosten ist allerdings nicht die Art und der Ort der Zurechnung, sondern vielmehr, dass alle anfallenden Kosten vollständig und transparent erfasst werden. Daher werden im Rahmen dieses Buches alle für den Inventargegenstand anfallenden fixen und variablen Kostenbestandteile ganzheitlich erfasst und dann in der Summe der betreffenden Position des Leistungsverzeichnisses zugerechnet. 9.4.8 Berechnung der direkten Kosten für Maschinen und Geräte Inventar 01
Zur Berechnung der Inventarkosten 01 für Baumaschinen und Baugeräte müssen die Herstellprozesse und die Leistungsketten projektspezifisch untersucht werden (Girmscheid 2004 d). Die Teilleistungsprozesse müssen im Gesamtleistungserstellungsprozess so angeordnet werden, dass für die Baumaschinen und Baugeräte auf der Baustelle weitgehend keine Stillliegezeiten auftreten. Zudem müssen die Leistungsgeräte auf die Leistungskette (z.B. Erdbaugeräte) abgestimmt werden. Dies betrifft auch die gesamte Versorgungs- und Entsorgungslogistik. Die Geräte sollten möglichst für die verschiedenen Teilprozesse einsetzbar sein. In Abbildung 9.34 ist die Berechnung der Inventarbasiskosten am Beispiel eines Hydraulikbaggers dargestellt. Die Kalkulationsgrundlagen wurden den Inventar-Grunddaten (IGD) entnommen. Die gleiche Berechnung für den Hydraulikbagger kann mittels der Betriebsinternen Verrechnungsansätze (BIV) und den dort angegebenen Verrechnungsansätzen pro Vorhaltemonat und pro Einsatzstunde erfolgen (Abbildung 9.35).
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
Pos-Nr.:
321.417 Hydraulikbagger, Raupenfahrwerk, bis 18 t, 75 kW
Kalkulationsgrundlagen Mittlerer Neuwert
273'000 CHF
Nutzungsdauer Vorhaltemonate pro Jahr Einsatzstunden pro Jahr Motorleistung Energieverbrauch Antrieb Energieverbrauch Zweitmotor Maschinist M1 Wartungsfaktor
10 240 900 75 0.17
Jahre Tage = 8 Monate Stunden kW l/kWh
62.00 CHF/h 0.15
Fixkosten pro Jahr Amortisation Verzinsung Zinssatz Feuer- und Elementarrisiko Stationierung Haftpflicht Verkehrssteuer Bewilligungen und Gebühren Maschinenbruchversicherung Kaskoversicherung Selbstbehalt
Franken
% von NW
CHF CHF CHF CHF
27'300.00 8'190.00 1'610.70 5'460.00
10.00 % 3.00 % 0.59 % 2.00 %
CHF CHF
4'095.00 1'023.75
1.50 % 0.38 %
Total Fixkosten pro Jahr
CHF
47'679.45
17.47 %
Total Fixkosten pro Vorhaltemonat
CHF 5'959.93
2.18 %
Total Fixkosten pro Einsatzstunde
CHF
6.00 % 0.59 % von NW 2.00 % von NW
% von NW 1.50 % von NW 25.00 % von Kasko
Variable Kosten
52.98
Franken
Reparatur + Revision
pro Jahr
80 % von NW
CHF
21'840.00
Reparatur + Revision
pro Vorhaltemonat (8 Monate/Jahr)
CHF
2'730.00
CHF CHF CHF
24.27 20.27 5.07
Reparatur + Revision pro Stunde Energie D 01; 75 kW * 0.17 l/kWh Schmiermittel
1.59 CHF/l 25 % von Energie
Total variable Kosten pro Einsatzstunde
CHF
49.61
Total fixe und variable Kosten pro Einsatzstunde
CHF
102.58
% von NW 8.00 %
Abb. 9.34 Inventarkosten nach IGD am Beispiel eines Hydraulikbaggers Pos.-Nr.:
321.417
Hydraulikbagger, Raupenfahrwek, bis 18 t, 75 kW Mittlerer Neuwert: 273’000 CHF Verrechnungsansatz pro Vorhaltemonat = fixe Kosten pro Monat + variable Kosten pro Monat 5’960 CHF + 2’730 CHF = 8'690 CHF pro Monat Verrechnungsansatz pro Einsatzstunde = fixe Kosten pro Stunde + variable Kosten pro Stunde 53.00 CHF + 49.40 CHF = 102.40 CHF pro Einsatzstunde
Abb. 9.35 Inventarkosten nach BIV am Beispiel eines Hydraulikbaggers
185
186
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
9.4.9 Berechnung der direkten Kosten für Betriebsmaterial Inventar 02
Bei der Berechnung der Inventarkosten 02 der Baustelle ist den Herstellund Hilfsprozessen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Bei den Kosten der konstanten Baustelleneinrichtung (Baucontainer) muss die Gesamtbau- und Einrichtungszeit beachtet werden. Bei Baubetriebsmaterial wie zum Beispiel Schalungen und Baugrubenverbau müssen die betroffenen Teilleistungen einer Gesamtprozessbetrachtung unterzogen werden, damit ihr Einsatz optimiert wird (ein mögliches Kriterium: kontinuierliche Anwendung). Daher ist eine Angebots-AVOR erforderlich, denn ohne eingehende Prozessbetrachtung können diese Inventarkosten nur sehr überschläglich ermittelt werden. Bei der Berechnung von Inventarkosten sind je nach Inventarart die jeweiligen Ansätze zu verwenden. Schalungskosten (Inventar 02) beispielsweise können pro Vorhaltemonat oder pro Einsatz berechnet werden. Für eine exakte Kalkulation der Inventar-, aber auch der Lohnkosten können prozessorientierte Überlegungen zur Einsatzhäufigkeit von Schalelementen, zur Menge des vorzuhaltenden Schalmaterials und zur voraussichtlichen Vorhaltezeit angestellt werden. Der Arbeitsprozess muss also bekannt sein, um die Kosten genau erfassen zu können. Die Zusammenhänge sind durch die Aufgliederung der Schalungskosten in Abbildung 9.36 verdeutlicht.
Abb. 9.36 Fixe und proportionale Anteile an den Schalungskosten
Die Veröffentlichungen des SBV erfassen alle diese Aspekte in ihren Kalkulationsangaben. In Abbildung 9.37 ist die Berechnung der einsatz-
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
187
bzw. leistungsabhängigen Inventarkosten für eine Wandschalung (AVS) dargestellt, bei der die Schalung fünf von acht möglichen Einsätzen auf der Baustelle erreicht und dort statt über die Vorhaltezeit über die Einsätze abgeschrieben wird. Inventar 02
Pos.-Nr.:
198.712
Wandschalungen Typ 2 2000 m2
Mittlerer Neuwert: 55.77 CHF pro m2; ca. 8 Einsätze möglich vorzuhaltende Menge: 400 m2 5 Einsätze für die Pos. 198.712 Anschaffungskosten: 22'308.- CHF für 400 m2 Schalfläche Verrechnungsansatz pro Einsatz = 7.02 CHF pro m2 7.02 CHF pro m2 * 400 m2 = 2'808 CHF pro Einsatz Gesamtkosten für Baustelle: 14'040.- CHF für 400 m2 Schalfläche und 5 Einsätze Restwert: 8'268.- CHF
Abb. 9.37 Einsatzabhängige Inventarkosten Wandschalung anhand des Einsatzes auf der Baustelle
9.4.10 Stillliegezeiten auf der Baustelle
Treten innerhalb einer Vorhaltezeit Stillliegezeiten auf, sind die dargestellten Kostenansätze als zu hoch zu bewerten. Durch die Stillliegezeit fallen weniger Reparaturen an. Weiterhin sind Stillliegezeiten auf dem Werkhof in den Durchschnittswerten der Vorhaltezeiten bereits erfasst. Daher können Stillliegezeiten innerhalb einer Vorhaltezeit mit einer Dauer von mehr als 10 Tagen im Rahmen einer wettbewerbsfähigen Kostenermittlung die Ansätze der Baugeräteliste 2001 (BGL 2001) wie folgt zur Anwendung kommen: x für die ersten 10 Kalendertage die volle Amortisation und Verzinsung sowie die vollen Reparaturkosten, x ab dem 11. Kalendertag 75 % der Abschreibung und Verzinsung zuzüglich 8 % von A+V für Wartung, die Reparaturkosten entfallen. Vorhaltekosten für Stillliegezeiten 1. bis 10. Kalendertag: (100% von A+V+R) 11. bis 21. Kalendertag: (75 % + 8 % von A + V) Vorhaltekosten für 21 Tage
(27'300.00+ 8'190.00+21'840.00) CHF/Jahr * 10 d 240 VT
= 2'388.75
83 % (27'300.00+ 8'190.00) CHF/Jahr * 11 d 240 VT
= 1'350.10 CHF
3'738.85
Abb. 9.38 Vorhaltekosten für Stillliegezeiten innerhalb der Vorhaltezeit am Beispiel des o. g. Hydraulikbaggers
188
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
9.5 Grundlagen der Gerätekostenkalkulation in Deutschland Geräte werden in Deutschland ebenso wie in der Schweiz nach Vorhaltegeräten (Geräteleistungen für verschiedene Teilleistungen, daher üblicherweise über die Vorhaltezeit der Baustelleneinrichtung zugewiesen) und Leistungsgeräten (Geräteleistung eindeutig einer Teilleistung zugeordnet) differenziert. Eine wichtige Grundlage für die Bestimmung der Gerätekosten bildet die Baugeräteliste 2001 (BGL 2001), die als Ergebnis der gemeinsamen Arbeit der Geräteausschüsse Deutschlands und Frankreichs im Sinne einer Basis für eine europäische Baugeräteliste vorliegt. Die wesentlichen Anwendungsbereiche der BGL 2001 sind: x Grundlage für die innerbetriebliche Verrechnung und zwischenbetriebliche Berechnung der Gerätevorhaltekosten, x Grundlage für Organisation und Disposition der Geräteverwaltungen von Unternehmen, x Beurteilung von Geräte- und Maschinenkosten, insbesondere bei Wirtschaftlichkeitsvergleichen, x Hilfsmittel für die Bewertung bei Versicherungsfällen und für gerichtliche Entscheidungen. Die Basis der BGL 2001 bildet das Prinzip der mittleren Neuwerte (fortgeschrieben über einen Erzeugerpreisindex) und der Durchschnittswerte bei technischen Daten, so dass konkrete Fabrikatbezeichnungen entfallen. Die Geräte sind tabellarisch in 24 Geräte-Hauptgruppen erfasst und entsprechend kodiert (Buchstabe des Alphabetes, zum Beispiel U für Schalungen und Rüstungen). Sie werden danach in Gerätegruppen (zum Beispiel U.0 für Schalungen), Geräteuntergruppen (zum Beispiel U.0.0 für Schalungselemente für senkrechte Schalungen) und Gerätearten (zum Beispiel U.0.00 für Wandschalungselemente) systematisiert. Jede Geräteart ist weiterhin mit einem monatlichen Abschreibungs- und Verzinsungsbetrag sowie dem Wert für monatliche Reparaturkosten versehen. Die BGL 2001 ist eine Grundlage für die Erfassung und Bewertung der mit dem Geräteeinsatz verbundenen Prozesse. Konkrete projektbezogene Werte für die Kalkulation werden, analog zur Vorgehensweise in der Schweiz, in der Regel betriebsintern festgesetzt. Dieses wird nur dann zuverlässig funktionieren, wenn ein solides Berichtswesen (zum Beispiel Betriebsstundenerfassung) und eine gründliche Analyse der Daten im Rahmen von Nachkalkulationen durchgeführt werden. In den nachfolgenden Ausführungen werden einige Grundlagen der Kalkulation von Geräten auf Basis der BGL 2001 dargelegt. Die unter Ziffer 9.4 gemachten Ausführungen haben den gesamten Kalkulationskom-
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
189
plex bereits sehr ausführlich behandelt, so dass nachfolgend auf die unterschiedlichen Begriffe und Ansätze abgestellt wird. Die Gliederung der Gerätekosten kann wie folgt vorgenommen werden: x Bereitstellungskosten: Lohn-, Material- und Fremdleistungskosten für - An- und Abtransport - Aufladen, Umladen und Abladen - Aufbau, Umbau und Abbau x Kosten der Gerätevorhaltung: - Kalkulatorische Abschreibung - Kalkulatorische Verzinsung - Reparaturkosten x Kosten des Gerätebetriebes: - Kosten der Betriebs- und Schmierstoffe - Kosten der Bedienung - Kosten für Wartung und Pflege x Allgemeine Geschäftskosten der Gerätevorhaltung (in der Regel Verrechnung unter den Allgemeinen Geschäftskosten eines Unternehmens): - Kosten der Lagerung - Kosten der Leitung und Verwaltung - Kosten für Versicherungen und Steuern. Auf Grundlage der BGL 2001 ergeben sich hierfür folgende Ansätze: x Für die Gerätevorhaltung: - Zeitbegriffe (s. Abbildung 9.39) Lebensdauer: Zeitspanne zwischen Herstellung und Ausmusterung (Verschrottung) des Gerätes. Nutzungsdauer: Zeitspanne, in der ein Gerät erfahrungsgemäß wirtschaftlich eingesetzt werden kann (Einflussgrößen: technische Überalterung, Verschleiß, Wartung und Pflege, Reparaturen, Witterungseinflüsse). Die Nutzungsjahre in der BGL 2001 stimmen mit den Nutzungsdauern der amtlichen steuerlichen AfA-Tabellen für den Wirtschaftszweig vom 01.09.1997 überein (steuerlich ist zu beachten, dass für Wirtschaftsgüter, die nach dem 31.12.2000 angeschafft wurden, eine Novellierung der AfA-Tabellen stattgefunden hat). Vorhaltezeit: Zeitspanne, in der das Gerät ausschließlich der Baustelle zur Verfügung steht. Hierzu gehören: An- und Rücktransport, Auf- und Abbau (ggf. Umrüstung), Betriebszeiten, baubetrieblich bedingte Wartezeiten, Verteil- und Verlustzeiten, Stillliegezeiten infolge höherer Ge-
190
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
walt, Wartung und Pflege, Reparaturzeiten (soweit die Baustelle für die Erhaltung der Betriebsbereitschaft zuständig ist), in der Regel Reparaturzeiten am Einsatzort, Reparaturzeiten infolge von Gewaltschäden. Sie beginnt mit dem Datum des Absendetages zum Einsatzort und endet mit dem Datum des Absendetages zum neuen Einsatzort respektive zum Bauhof oder mit dem Zeitpunkt des wirksamen Freimeldetermines. Gegebenenfalls ist die Zeit für das Verladen und den Rücktransport zum Bauhof beinhaltet. Die Bestimmung der Vorhaltemonate ist wichtig, denn die Abschreibung kann ausschließlich auf diesen Zeitraum bezogen werden. Einsatzzeit: Zeitspanne, in der ein Gerät für die Durchführung der Leistung eingesetzt ist (Vorbereitung und Abschluss der Arbeiten, Betriebszeit, baubetrieblich bedingte Wartezeiten, Verteil- und Verlustzeiten). Stillliegezeiten: Zeitspanne innerhalb der Vorhaltezeit auf der Baustelle, in der ein Gerät nicht eingesetzt werden kann (zum Beispiel durch höhere Gewalt) oder Zeitspanne bei fehlendem Auftrag. Reparaturzeiten: Zeitspanne, in der ein Gerät auf der Baustelle oder in einer Werkstatt repariert wird.
Abb. 9.39 Zeitbegriffe zur Bestimmung der Gerätekosten nach BGL 2001
Die dazugehörigen Zeiteinheiten sind: 1 Vorhaltemonat = 30 Kalendertage = 170 Vorhaltestunden (Einschichtbetrieb). Überstunden (Einsatzstunden über die 170 Vorhaltestunden je Monat respektive bei Vorhaltezeiten unter 1 Monat den Anteil übersteigende Einsatzstunden) gehen mit Kosten einer normalen Vorhaltestunde im Einschichtbetrieb in die Berechnungen ein. Für Geräte wie Bau-
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
191
stromverteiler, Transformatoren, Bauwagen (detailliert s. BGL 2001) werden keine Überstunden angesetzt. Mittlerer Neuwert, Abschreibung und Verzinsung Mittlerer Neuwert:
Ax
Au
ix 100
>€ @
Ax Mittlerer Neuwert für die Wiederbeschaffung im Jahr X A Mittlerer Neuwert der BGL 2001 ix Erzeugerpreisindex für Baumaschinen im Jahr X, bezogen auf das Jahr 2000 = 100 (s. Tabellen BGL 2001). Abschreibung und Verzinsung: Die kalkulatorische Abschreibung erfasst die Wertminderung der Geräte und ihre Verrechnung als Kosten. Sie wird in der BGL 2001 linear über die Nutzungsdauer vorgenommen (wie in Bild 9.23). Die kalkulatorische Verzinsung bezieht sich auf den noch nicht abgeschriebenen Restwert des an das Gerät gebundenen Kapitals. In Verbindung mit den Ausführungen zuvor bedeutet dies, dass die kalkulatorische Verzinsung mit einem vereinfachten kalkulatorischen Zinssatz von 6,5% und dem halben Neuwert über die Nutzungsjahre errechnet wird, wobei auf eine Zinseszinsrechnung verzichtet wird.
100 p u n u 100 v 2uv
k k v n p
100 § pun· ¨1 ¸ [%] 2 ¹ v ©
Monatlicher Satz für Abschreibung und Verzinsung in Prozent vom mittleren Neuwert Vorhaltemonate Nutzungsjahre Kalkulatorischer Zinssatz von 6,5%.
Der monatliche Satz für Abschreibung und Verzinsung ergibt sich zu:
K k u A [€/Monat]
192
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
K k A
Monatlicher Abschreibungs- und Verzinsungssatz in € [€/Monat] Monatlicher Satz für Abschreibung und Verzinsung in Prozent vom mittleren Neuwert [%] Mittlerer Neuwert [€]
Reparaturkosten Die BGL 2001 differenziert zwischen der Instandhaltung (30% der Reparaturkosten; Laufende Reparaturen währen der Vorhaltezeit auf der Baustelle) und Instandsetzung (70% der Reparaturkosten; Reparaturen außerhalb der Vorhaltezeit) als Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Betriebsbereitschaft von Geräten. Die angegebenen Werte beinhalten den Lohn- und Materialaufwand. Nicht beinhaltet sind darin die sich häufig ändernden Werte für Sozial- und Lohnnebenkosten sowie die Reparaturgemeinkosten, die zusätzlich zu berechnen sind. Weiterhin sind nicht erfasst die Wartung und Pflege sowie die Beseitigung von Gewaltschäden. Die in der BGL angegebenen Sätze und Werte sind Durchschnittswerte bezogen auf den mittleren Neuwert A über die gesamte Nutzungsdauer (Vorhaltemonate) unter der Annahme mittelschwerer Einsatzbedingungen, einschichtiger Arbeitszeit und fachgerechter Wartung und Pflege.
R r u A [€/Monat] R r A
Monatlicher Reparaturkostenbetrag [€/Monat] Monatlicher Satz für Reparaturen in Prozent vom mittleren Neuwert Mittlere Neuwert [€]
Nach den Kostenarten gliedern sich die Reparaturkosten überschlägig in 60 % Lohnkosten (ohne sonstige Gemeinkosten) sowie 40% Stoffkosten (frei Reparaturstelle ohne Mehrwertsteuer). Gesamtvorhaltekosten (K + R) -
Gesamtvorhaltekosten Vorhaltezeit u
-
Vorhaltekosten je Kalendertag
Vorhaltekosten Zeiteinheit
1 des Monatsbetrages 30
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
-
Vorhaltekosten je Vorhaltestunde
193
1 des Monatsbetrages. 170
Stillliegezeiten Für Stillliegezeiten innerhalb einer Vorhaltezeit gilt: - für die ersten 10 Kalendertage gilt der volle Satz für K + R, - ab dem 11. Kalendertag 75% für K, zusätzlich 8% von K, für Wartung und Pflege und R = 0. Zeitwert von Baugeräten Der für ein gebrauchtes Gerät im Verkauf erzielbare Betrag wird als Zeit-, Tages- oder Verkehrswert bezeichnet. Dieser ist abhängig vom mittleren Neuwert, dem Gerätealter und dem Gerätezustand. Nach BGL 2001 gilt für seine Bestimmung folgende Formel:
Az Az A ix
n g e
i 1 §ng · u Au x u ¨ e¸ 2 100 © n ¹
>€@
Zeitwert [€] Mittlerer Neuwert [€] Erzeugerpreisindex für Baumaschinen im Jahr x der Anschaffung bezogen auf 2000 = 100 (s. Tabelle 1, Zeile 2 BGL 2001) Nutzungsdauer in Jahren Gerätealter in Jahren Koeffizient für den technischen Zustand e = 1,0 neuwertig e = 0,9 sehr gut e = 0,8 gut e = 0,7 befriedigend e = 0,6 ausreichend e = 0,5 mangelhaft, bedingt betriebsbereit e = 0,3 mangelhaft, nicht betriebsbereit, jedoch reparaturfähig Für g n gilt:
ng n
0.
194
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Bewertung auslaufender Gerätearten Zur Bestimmung mittlerer Neuwerte von Geräten, die in der BGL 2001 nicht mehr erfasst sind, jedoch in der Baugeräteliste 1991 (BGL 1991) aufgeführt sind, kann folgende Formel angewendet werden:
A
A91 u
A A91 i00 = 115,5
x
i00 # 1,16 u A91 100
[€]
Mittlerer Neuwert, der Preisbasis 2000 der BGL 2001 entsprechend Mittlerer Neuwert gemäß BGL 1991 Erzeugerpreisindex für Baumaschinen für das Jahr 2000 (Preisbasis der BGL 2001) bezogen auf 1990 = 100 (Preisbasis der BGL 1991)
Kosten des Gerätebetriebes Kosten der Betriebs- und Schmierstoffe Der Wert für Betriebs- und Schmierstoffe bezieht sich auf den Verbrauch von Strom, Kraftstoffen, Gasen, Schmierölen und Reinigungsmitteln. Er ist von mehreren Größen abhängig wie zum Beispiel dem Gerät und dem Gerätezustand, der zu erbringenden Bauleistung und/oder der Qualifikation des Bedienpersonals. Nachfolgend einige Verbrauchsbeispiele: Baumaschinen und Kraftfahrzeuge pro Einsatzstunde (Eh) : 100 g (0,12 l) bis 175 g (0,21 l) Dieseltreibstoff / KW u. Eh Schmierstoffverbrauch: 10 % – 12 % der Treibstoffkosten Sonst: Bagger, bindiger Boden, Betriebsstunden ca. 60 – 85 % der Einsatzstunden: 0,16 – 0,18 l/KW u. Eh (+ 20 % Schmierstoffkosten) Planierraupen, mittlere Einsatzbedingungen: 0,16 – 0,20 l/KW u. Eh (+ 6 bis 8 % Schmierstoffkosten) Kipper: 0,08 – 0,10 l/KW u. Eh (+8 bis 10 % Schmierstoffkosten)
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
195
Kosten der Bedienung Hierunter sind im Wesentlichen die Lohnkosten der Geräteführer, gegebenenfalls weiteren Hilfspersonals wie notwendiger Einweiser, zu erfassen. Kosten für Wartung und Pflege Es handelt sich um Lohnkosten für Wartung und Pflege. In der Regel wird ein Zuschlag (ca. 10 %) auf die Lohnkosten der Bedienung angesetzt, da der Geräteführer die Wartung und Pflege außerhalb der Einsatzzeit vornehmen wird. 9.6 Fremdleistungskosten Ein Unternehmen wird aufgrund von Effizienzvorteilen, Kapazitätsauslastung und seines Leistungsspektrums nicht alle Bauleistungen selbst erbringen, sondern an Dritte – Nachunternehmer (Subunternehmer) oder Akkordanten – vergeben. In Abbildung 9.40 ist der hohe Anteil der Subunternehmerleistungen am Jahresumsatz in BRD-West abgebildet. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren gestiegen, ebenso wie die Bedeutung der Nachunternehmer insbesondere für das Bauhauptgewerbe.
Abb. 9.40 Anteil der Subunternehmerleistungen am Jahresumsatz im Bauwesen (Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, 2005)
Die Vergabe von bestimmten Leistungen an Dritte kann unter anderem aus folgenden Gründen erfolgen: x der Betrieb auf bestimmte Leistungen nicht eingestellt ist,
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Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
x Spezialunternehmen bestimmte Leistungen kostengünstiger oder mit
besserer Qualität erbringen können, x spezialisierte Nachunternehmen aus Gründen der Mangelhaftung ge-
wählt werden. Der erhöhte Preiswettbewerb hat dazu geführt, dass insbesondere große Bauunternehmen den gewerblichen Mitarbeiterstamm erheblich reduziert haben und spezialisierte Nachunternehmer einsetzen. Einen weiteren wichtigen Aspekt in der Betrachtung von Fremdleistungen bildet die Risikoverteilung bei Bauprojekten. Durch den Einkauf von Fremdleistungen kann der Hauptunternehmer sein eigenes Kostenrisiko reduzieren respektive auf den Subunternehmer verlagern, auch wenn er gegenüber dem Bauherrn weiterhin verantwortlich bleibt. Die direkten Fremdleistungskosten ergeben sich aus den Angeboten der Nachunternehmer oder deren Preislisten, wobei wie bei den Materialkosten Rabatte, nicht aber Skonti, abgezogen werden. An dieser Stelle ist zu vermerken, dass dem Unternehmer neben den Fremdleistungskosten ebenso Transaktionskosten entstehen, die unter anderem durch Ausschreibung, Selektion, Vergabe und den Bau begleitende Kontrolle verursacht werden. Diese Kosten müssen bei den indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens (Baustellengemeinkosten, Aufsicht und Führung sowie Verwaltungskosten) berücksichtigt werden. Zu den Fremdleistungen gehören nach Angaben des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV 1996): x Leistungen von Subunternehmern, x Leistungen von Akkordanten, x Aufträge wie Leistungen für Montage und Demontage von Geräten und Einrichtungen sowie Energieanschlüsse, x Mieten für Inventar, Installationsplätze, Zufahrten usw., x Honorare für Beratung, Baugrunduntersuchung, Mitarbeit von Ingenieuren und Architekten, Einsatz von Spezialunternehmen bei der Terminplanung usw., x Kosten für Bauwesenversicherungen, erweiterte Risikoabdeckung. In der Schweiz definiert die Norm SIA 118:1977/1991 im Art. 29 Abs. 1 den Begriff des Subunternehmers wie folgt: "Subunternehmer ist, wer auf Grund eines Werkvertrags mit dem Unternehmer einzelne oder alle der von diesem übernommenen Arbeiten auszuführen hat." Die Subunternehmer erbringen ihre Leistungen unter ihrer eigenen Aufsicht, nutzen jedoch die Baustelleninfrastruktur des Hauptunternehmers wie zum Beispiel die Baustellencontainer oder den Kran. Die Subunternehmer rechnen ihre
9 Direkte Kosten der Teilleistungen
197
Leistungen mit dem Hauptunternehmer ab, der einen Leistungsbereich als Fremdleistung weiter vergeben hat. Der Hauptunternehmer muss die vom Subunternehmer erbrachte Leistung vom Bauherrn anerkennen (abnehmen) lassen und in Rechnung stellen. Beispiele für Subunternehmerleistungen sind (SBV 1996): x x x x x x x x x x
Abbruch-, Aushub- und Transportarbeiten, Sondierbohrungen, Baugrubensicherung, Grundwasserabsenkung, Lehrgerüste, Pfahlfundationen, Injektionsarbeiten, Vorspannarbeiten, Abdichtungsarbeiten, Herstellung und Montage vorfabrizierter Elemente (sofern nicht nur Lieferung).
Der Subunternehmer übernimmt für seine Leistungen die volle Gewährleistung. Für gewöhnlich werden die Bauleistungen vom Subunternehmer zu den gleichen Vertragsbedingungen ausgeführt, wie sie auch für den Hauptunternehmer vereinbart wurden. Dem Hauptunternehmer obliegen hauptsächlich Bauleitungsaufgaben, so dass für die indirekten Kosten des Unternehmens, Risiko und Gewinn geringere Ansätze als bei Eigenleistungen berücksichtigt werden können. In Abgrenzung zum Subunternehmer (Schweiz) erbringt der Akkordant im Regelfall nur die Arbeitsleistung. Der Hauptunternehmer liefert das Baumaterial, gegebenenfalls die Bauhilfsstoffe und ist für die Aufsicht zuständig. Er stellt auch die Baumaschinen und Einrichtungen zur Verfügung. Typische Einsatzbereiche von Akkordanten sind folgende Arbeitsleistungen: x Bewehrung, x Schalung, x Mauerwerk. Es wird unterschieden zwischen selbstständigen und unselbstständigen Akkordanten (s. Abbildung 9.41). Unternehmen, die der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt SUVA nicht direkt unterstellt sind, werden als unselbstständige Akkordanten bezeichnet. In diesem Fall sind die relevanten Lohnnebenkosten vom Hauptunternehmer zu entrichten. Der Aufwand für Akkordanteneinsätze wird in der Kalkulation wie Baustellenlöhne behandelt und im Element Lohn erfasst. Die hierauf entfallenden Verwal-
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Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
tungskosten unterscheiden sich in ihrer Höhe nicht oder nur wenig von denen, die durch selbst ausgeführte Leistungen entstehen. Auch die Höhe der indirekten Kosten der Baustelle wird dadurch meist nicht verändert, da alle wesentlichen Bestandteile der Baustellengemeinkosten sowie Kosten für Aufsicht und Führung konstant bleiben. Selbstständige Akkordanten hingegen werden in der Kalkulation und in der Baubetriebsrechnung wie Subunternehmer berücksichtigt.
Abb. 9.41 Unterschied zwischen selbstständigen und unselbstständigen Akkordanten (SBV 1996)
In Deutschland werden in der Praxis gemäß der KLR Bau 2001 zu den Fremdleistungskosten die Fremdarbeitskosten sowie die Kosten der Nachunternehmerleistungen gezählt. Zu den Nachunternehmerleistungen werden solche zugerechnet, die in sich technisch abgeschlossen sind. Die Vertragsbedingungen sind in der Regel analog zu denen des Hauptunternehmers (nach VHB 2002 der Vertragspartner des Auftraggebers, hier als Bauherr aufzufassen). Das Nachunternehmen wird gegenüber dem Hauptunternehmen die Leistungserfüllungs- und Mangelansprüche erfüllen müssen. Bei der Vergabe der Leistungen an Nachunternehmer sind bei Vereinbarung der VOB/B die Bestimmungen des § 4 Nr. 8 zu berücksichtigen. Abzugrenzen von Nachunternehmerleistungen sind die Fremdarbeitsleistungen. Der Fremdunternehmer übernimmt Teile von Leistungen wie zum Beispiel das Verlegen der Bewehrung oder die Schalarbeiten, ohne dafür die Mangelansprüche oder weitere Bürgschaften zu übernehmen. In der Kalkulation werden diese Fremdarbeitskosten meistens als Sonstige Kosten im Bereich der Eigenleistungen des Hauptunternehmers erfasst.
10 Gemeinkosten der Baustelle 10.1 Indirekte Kosten der Baustelle in der Schweiz Die indirekten Kosten einer Baustelle (s. Abbildung 10.1) beinhalten die Kosten der Nebenprozesse der Herstell- und Hilfsprozesse sowie der Managementprozesse der Baustelle mit Führung und Aufsicht. Diese Kosten können den Teilleistungen, d. h. den Positionen des Leistungsverzeichnisses, nicht direkt zugeordnet werden. Indirekte Kosten der Baustelle
Managementprozesskosten Aufsicht und Führung
Personalkosten
Untergeordnete Elemente des Hilfsprozesses der Erstellung und des Betriebs der Baustelleneinrichtung
Lohnkosten
Materialkosten
Inventarkosten
Fremdleistungskosten
Handwerkzeug, pers. Ausrüstung Bauführung/ Poliere
Vermessung
Hilfskräfte
Personaltransporte
Unterkunft, Kantine
Personalbeschaffung
WerkhofMagazin
Holz
Transportversicherungen
Mengenrisiken
Betriebsmaterial
Spezialisten
Kleinmengentransporte
Kleingeräte
Transaktionen
Betriebshaftpflicht
Abb. 10.1 Indirekte Kosten der Baustelle (nach Girmscheid 2004 d)
Der Schweizerische Baumeisterverband nimmt bei den indirekten Kosten einer Baustelle eine Trennung in Baustellengemeinkosten und Kosten für Aufsicht und Führung vor. Die Baustellengemeinkosten werden je Kostenart erfasst und enthalten die Nebenprozesskosten, die den Herstellund Hilfsprozessen nicht direkt zugeordnet werden können. Für die Kalkulation ist die Erfassung der Kosten in ihrer Gesamtheit bedeutend. Daher wird unter Ziffer 10.1.3 eine auf den Angaben des SBV basierende Aufstellung dargelegt, die alle anfallenden indirekten Kosten der Baustelle be-
200
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
inhaltet und speziell bei der Kalkulation über die Angebotssumme und der Prozesskostenkalkulation eingesetzt werden kann. 10.1.1 Baustellengemeinkosten
Zu den Baustellengemeinkosten zählen die nachfolgend aufgeführten Kosten, die auch als Nebenprozesskosten der Hilfs- und Herstellprozesse bezeichnet werden können und die nicht oder nur mit erheblichem Aufwand zu ermitteln sind. Diese Kosten werden oft in Form von prozentualen Zuschlägen erfasst. Für die Bildung der Zuschläge für die indirekten Kosten der Baustelle (analog auch des Unternehmens) gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon besteht darin, die Zuschläge anhand von Erfahrungswerten des Unternehmens aus abgeschlossenen Baustellen zu bilden. Liegen solche nicht vor, können beispielsweise Werte aus der Literatur herangezogen werden. Dies ist nur dann als sinnvoll anzusehen, wenn die so gewählten Zuschläge unternehmens- und projektspezifisch auf Plausibilität geprüft und angepasst werden. Die Prüfung sollte sich nicht nur auf die Höhe der Zuschläge beziehen, sondern auch generell darauf, welche Kosten mittels Zuschlägen erfasst werden sollen. So können und sollten auch die folgenden Angaben des SBV durch unternehmens- bzw. projektspezifisch erforderliche Kosten ergänzt werden. Speziell bei der exakten Ermittlung der indirekten Kosten der Baustelle werden daher über den Umfang des SBV hinaus Angaben gemacht, die weitere mögliche Kosten einer Baustelle erfassen. x Baustellengemeinkosten der Kostenart Lohn Die Baustellengemeinkosten „Löhne“ wurden bis 1996 als Werkzuschläge bezeichnet. Unter ihnen sind folgende Kosten zu erfassen (SBV 1996): - Handwerkzeuge und persönliche Ausrüstung der Arbeiter einschließlich Unterhalt und Reparatur. Dazu gehören auch Berufsbekleidung oder Helme. - Personaltransporte. Sofern keine eigene Position im Leistungsverzeichnis vorgesehen ist oder Personaltransporte nicht in der Baustelleneinrichtung erfasst werden können, sind baustellenabhängige Personaltransporte (Unterhalt und Betrieb der Fahrzeuge) in den Baustellengemeinkosten zu erfassen. Die Lohnkosten für die Reisezeit des Personals und der Chauffeure werden unter "Zuschläge und Prämien" erfasst. - Kosten für Unterkunft und Kantine sind prozentual zu erfassen, sofern nicht kostendeckend gearbeitet wird.
10 Gemeinkosten der Baustelle
201
Personalbeschaffung und –betreuung. Die Kosten der Personalbeschaffung und -betreuung umfassen Personalbeschaffung, Personalausbildung, Personalbetreuung sowie Ehrengaben. Dazu gehören auch Kosten wie Abgangsentschädigungen und Lohnfortzahlungen im Todesfall. - Betriebshaftpflichtversicherung. Diese Versicherung deckt die Haftung des Betriebs gegenüber Dritten. Die Prämien richten sich nach der SUVA-pflichtigen Lohnsumme und der Höhe des gewünschten Deckungskapitals. x Baustellengemeinkosten der Kostenart Material Unter den Baustellengemeinkosten „Material“ sind folgende Kosten zu erfassen: - Werkhofmagazin. Raum- und Personalkosten des Werkhofmagazins werden als prozentualer Anteil auf die Materialkosten umgelegt. Raumkosten für Werkstatt, Zimmerei und Inventar sind hier nicht enthalten. - Verluste und Mengenrisiken. Zur Deckung der Kosten aus Lagerverlusten, Transportverlusten und -beschädigungen, Diebstahl und Mengenrisiko infolge Mehrverbrauchs wird ein Erfahrungswert des Unternehmens herangezogen. - Kleinmengentransporte. Kleinmengenlieferungen des Baumaterialhandels und des Werkhofmagazins erzeugen Mehrkosten gegenüber den kalkulatorischen Kostengrundlagen (Basiskosten). Der Ansatz hierfür wird durch das Unternehmen festgelegt. x Baustellengemeinkosten der Kostenart Inventar Die Inventarkosten sind verursachergemäß als direkte Kosten der Teilleistungen zu berücksichtigen. Für den Verbrauch von Betriebsmaterial oder Kleingeräten, welche für verschiedene Teilleistungen zur Verfügung stehen, ist dieses nicht möglich. Daher werden diese Kosten in den Baustellengemeinkosten erfasst. Hierbei kann, wenn die genauen Kosten nicht ohne großen Aufwand zu ermitteln sind, mit entsprechenden Zuschlägen operiert werden. Gemäß SBV sind folgende Zuschläge speziell für die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen möglich: - BGK-Zuschlag für Holz, - BGK-Zuschlag für Betriebsmaterial, - BGK-Zuschlag für Kleingeräte. -
Am Zuschlag für Holz kann verdeutlicht werden, warum für eine Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen spartenweise differierende Zuschläge erforderlich sind. Während Schalholz im Hochbau intensiv eingesetzt wird, nimmt seine Anwendung bei der Leistungserstellung im
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Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Spezialtiefbau ab. Folglich sind unterschiedliche Zuschläge Grundvoraussetzung für eine genaue Berücksichtigung der Kosten. x Baustellengemeinkosten der Kostenart Fremdleistung Im Rahmen einer Fremdvergabe von Leistungen können Risiken hinsichtlich der Leistungsfähigkeit, der Solidität und der Qualifikation des Subunternehmers bestehen. Der Hauptunternehmer wird unter Umständen Vorkehrungen treffen müssen, die bei der Kalkulation zu berücksichtigen sind. Hierzu gehören unter anderem: - Transportversicherungen, - Zuzug von Spezialisten mit höheren Löhnen, - Transaktionskosten für Fremdleistungen. Im Rahmen der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen kann hier mit einem erhöhten Zuschlag für Fremdleistungen gearbeitet werden. Bei der Kalkulation über die Angebotssumme gilt es, diese Kosten genau zu erfassen. 10.1.2 Kosten für Aufsicht und Führung
Je nach Größe und Dauer der Baumaßnahme sind unterschiedliche Führungs- und Administrationsmitarbeiter auf der Baustelle einzusetzen (s. Abb. 10.2). Zu den Managementprozesskosten für Aufsicht und Führung einer Baustelle zählen unter anderem die Kosten für: x x x x x x x x
Bauführer Oberpoliere und Poliere Betoningenieure und Maschineningenieure Vermessungsingenieure und -techniker Abrechnungstechniker Baukaufleute Lohnbuchhalter Schreibkräfte
Die Kosten werden aus den Gehältern, bezogen auf die Einsatzzeit für das Bauvorhaben, berechnet. Betreut ein Bauführer oder Abrechnungstechniker mehrere Baustellen gleichzeitig, werden seine Kosten ebenso wie die Aufsichtskosten, falls der Polier nicht im Mittellohn enthalten ist, anteilig verrechnet. Neben den Gehältern sind die Kosten für Porto, Telefon, Büromaterial, Bürokosten, Fahrzeug- und Reisekosten, Personalbeschaffung und Personalbetreuung sowie Bewirtung der Baustellengäste und Werbung für die Baustelle zu berücksichtigen.
Personalbestand
10 Gemeinkosten der Baustelle
203
Hilfsbetriebe Kalkulator Chef Bauführung Arbeitsvorbereitung Sekretariat Vermessung Abrechnung Bauführer Polier Vorarbeiter Baustellengröße Kleine
Mittlere
Großbaustellen
Abb. 10.2 Personalbestand der örtlichen Bauleitung in Abhängigkeit von der Baustellengrösse (aus Girmscheid 2004 d)
Für Porto, Telefon, Büromaterial und Bürokosten sind auf die zu kalkulierende Baustelle abgestimmte Erfahrungswerte anzusetzen. Bei den Fahrzeug- und Reisekosten ist die Verrechnung über Kilometerpauschalen üblich, in der die Amortisation, Verzinsung, Reparatur, Wartung, der Reifenverschleiß, die Betriebsstoffkosten, Steuer und Versicherung enthalten sind. Personalbeschaffung und -betreuung sowie Bewirtung und Werbung sind mittels Zuschlägen zu berechnen. Kosten für Unterkunft und Kantine hingegen können explizit für die auf der Baustelle vorgesehene Mannschaftsstärke ermittelt werden. x Aufsicht Als Aufsichtskosten werden die Kosten bezeichnet, die den Einsatz der Poliere bewerten, sofern sie nicht produktiv mitarbeiten. Erfahrungswerte zeigen, dass für 10 bis 15 Mann Baustellenpersonal ein Polier als Aufsicht in der Kostenberechnung zu berücksichtigen ist. Bei kleineren Arbeitsgruppen wirkt der Polier produktiv mit. In diesem Fall werden seine Lohnkosten im Mittellohn erfasst. Wird ein Großteil der Leistungen durch Subunternehmer und/oder Akkordanten erbracht, ist den Aufsichtskosten besondere Beachtung zu schenken. In solchen Fällen hat der Polier aus organisatorischen und vertraglichen Gründen auch dieses Personal zu beaufsichtigen.
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Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
x Führung Die Kosten für Führung setzen sich aus folgenden Bestandteilen zusammen: - Kosten für Bauführung, wobei eine Separierung der Kosten für nicht baustellenbezogene Tätigkeiten wie Kalkulation oder Verwaltung vorzunehmen ist. - Kosten für Vermessung und Absteckung, die von spezialisiertem Personal vorgenommen wird. - Kosten für technische Bearbeitung, Arbeitsvorbereitung und Überwachung bei anspruchsvollen Bauaufgaben, bei denen diese Tätigkeiten über die normale Bauführung hinausgehen (Beispiele: Bau- und Feldlabor für Baugrunduntersuchungen, Koordination der Ablaufplanung, Erschütterungsmessungen). - Kosten für das Baubüro fallen bei administrativen Aufgaben direkt auf der Baustelle an. Dies ist in der Regel bei großen, lang andauernden Bauvorhaben (z.B. im Untertagbau) der Fall. Sie werden meistens in einer gesonderten Vergütungsposition in der Baustelleneinrichtung berücksichtigt. Auf eine klare Abgrenzung zu den Verwaltungskosten als Bestandteil des Endzuschlags ist zu achten. Die Kosten für konstruktive Bearbeitung, AVOR, Baustoff- und Bodenuntersuchungen sowie Vermessung und Abrechnung sind anhand voraussichtlicher Einsatzzeiten und der Lohnkostenkategorien der eingesetzten Bearbeiter abzuschätzen. 10.1.3 Exakte Erfassung der indirekten Kosten einer Baustelle
Die indirekten Kosten einer Baustelle werden im Rahmen der Kalkulation über die Angebotssumme und der Prozesskostenkalkulation in einer separaten Berechnung erfasst. Eine Übersicht zur Erfassung der möglichen anfallenden indirekten Kosten einer Baustelle ist in den Abbildungen 10.3 und 10.4 wiedergegeben. Bei der Kalkulation von indirekten Baustellenkosten ist der Entsorgung von Baureststoffen erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. In der Regel sollten für diese Kosten spezielle Positionen im Leistungsverzeichnis vorgesehen werden. Ist dies nicht der Fall, sind sie aus Gründen der vollständigen Kostenerfassung bei den indirekten Kosten einer Baustelle zu berücksichtigen. Gleiches gilt für die Baustelleneinrichtungskosten. Sollten trotz der Forderung der SIA 118, Art. 9, Abs. 1 die bei der Ausschreibung vorzusehenden Leistungsverzeichnispositionen für Baustelleneinrichtungen fehlen, muss eine Erfassung der Kosten in den indirekten Kosten der Baustelle er-
10 Gemeinkosten der Baustelle
205
folgen, da diese auf die Leistungsverzeichnispositionen der Bauwerkserstellung umgelegt werden. Eine vollständige Ermittlung ist dabei grundlegend. Projekt :
Indirekte Kosten der Baustelle Kalkulation Kostenzusammenstellung A
Lohn (Std.)
Material(CHF)
Inventar (CHF)
Einmalige Kosten
1 Lohnbezogene Kosten/Baustellengemeinkosten BGK Löhne Lohnsumme Std. * Mittellohn I - Handwerkzeuge und persönliche Ausrüstung x % der - Personaltransporte x % der - Unterkunft und Kantine x % der - Personalbeschaffung und -betreuung x % der - Betriebshaftpflichtversicherung x % der 2 Besondere Risiken Eigenbeteiligung Preissteigerung Lohn ( x % * Bausumme) Besondere Bauversicherungen (z.B. Transport) Lizenzgebühren Bauleistungsversicherung ( x % * Bausumme) 3 Technische Bearbeitung Konstruktion lt. Angebot einschl. Bestandszeichnungen AVOR ( x % * Bausumme) Baustoff- und Bodenuntersuchungen Vermessung und Abrechnung Zuzug von Spezialisten Sonstiges (Fotos, Prospekte lt. Auftrag) Summe A: Einmalige Kosten, zeitunabhängig
= Lohnsumme Lohnsumme Lohnsumme Lohnsumme Lohnsumme Lohnsumme
Abb. 10.3 Exakte Erfassung der indirekten Kosten einer Baustelle – einmalige Kosten bei der Kalkulation über die Angebotssumme resp. Prozesskalkulation
Die indirekten Kosten der Baustelle lassen sich in einmalige Kosten und zeitabhängige bzw. leistungsabhängige Kosten aufgliedern. Zu den einmaligen Kosten zählen: x Lohnbezogene Kosten/Baustellengemeinkosten Löhne, x Kosten für besondere Risiken, x Kosten für technische Bearbeitung. Zu den zeitabhängigen bzw. leistungsabhängigen Kosten gehören: x Allgemeine Baukosten, x Bürokosten der Baustelle, x Sonderkosten. Teilbereiche der indirekten Baustellenkosten für die Nebenprozesse lassen sich nicht oder nur sehr aufwendig in einer Einzelentwicklung ermitteln, können aber wie bei der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen in Form von Zuschlägen beispielsweise auf Arbeiterlöhne, Gewicht oder installierte Motorleistung erfasst werden. Hierzu zählen vor allem die lohnbezogenen Kosten (Position 1 in Abb. 10.3) sowie die allgemeinen Baukosten (Position 4 in Abb. 10.4). Die Kosten für die übrigen Positionen werden nach der voraussichtlich eintretenden Höhe exakt ermittelt.
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Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Projekt :
Indirekte Kosten der Baustelle Kalkulation Kostenzusammenstellung B
Lohn (Std.)
Material (CHF) Inventar (CHF)
Zeitabhängige Kosten
4 Allgemeine Baukosten Hilfslöhne (Magaziner, Boten, Mischanlagenpersonal etc.) in Stunden Hilfsmaterial, wie z.B. Holz (x % der Inventarkosten) Kleingeräte (x % der Inventarkosten) sonstiges Betriebsmaterial (x % der Inventarkosten) Werkhofmagazin (x % der Materialkosten) Materialverluste (x % der Materialkosten) Kleinmengentransporte (x % der Materialkosten) 5 Bürokosten Allgemeines x CHF /Mon * x Mobiltelefon Bauführer x CHF /Mon * x Material, Spesen x CHF /Mon * x x km/Mon * x CHF Pkw-Betrieb 6 Sonderkosten Reinigung der Baustrassen u. lfd. Ausbesserungsarbeiten x CHF/Mon * Winterbaukosten Sonderwagnisse der Bauausführung Besondere Finanzierungskosten
Monate Monate Monate * x Monate x Monate
Summe B : zeitabhängige Kosten B
Zeitabhängige Kosten
7 Aufsicht und Führung 1,0 Bauführer x CHF /Mon * x Monate 0,5 Kaufmann x CHF /Mon * x Monate 0,3 Schreibkraft x CHF /Mon * x Monate 0,0 Polier x CHF /Mon * x Monate Gehaltsgebundene Kosten (Auswärtige Verpflegung, Autospesen usw.) x % von xx CHF Summe Aufsicht und Führung: Summe A + B + Aufsicht und Führung: Total - indirekte Kosten der Baustelle
Abb. 10.4 Exakte Erfassung der indirekten Kosten einer Baustelle – zeitabhängige Kosten sowie Summenzeile der einmaligen und zeitabhängigen Kosten
Die allgemeinen Baukosten bzw. Baustellengemeinkosten (Nebenprozesse) bestehen aus den Kosten für: x Hilfslöhne. Löhne für Arbeitskräfte mit bestimmten, allgemeinen Aufgaben, die keiner Teilleistung zugerechnet werden können, jedoch für den Betrieb der Baustelle notwendig sind: - Magaziner, - Elektriker, - Vermessungsgehilfen, - Laborgehilfen, - Boten, - Fahrer, - Wächter. x Transporte zur Versorgung der Baustelle (einschließlich Personaltransporte). Transportkosten entstehen durch laufende Versorgungsfahrten, meist durch Fahrten zwischen Werkhof und Baustelle. x Werkhofmagazin. Die Kosten des Werkhofmagazins (Raum- und Personalkosten) werden als prozentualer Anteil auf die Materialkosten um-
10 Gemeinkosten der Baustelle
207
gelegt. Raumkosten für Werkstatt, Zimmerei und Inventar sind hier nicht enthalten. x Verluste und Mengenrisiken. Diese Position dient zur Deckung der Kosten aus Lagerverlusten, Transportverlusten und -beschädigungen, Diebstahl und Mengenrisiko infolge Mehrverbrauchs. Der Ansatz beruht auf Erfahrungswerten des Unternehmens. x Kleinmengentransporte. Kleinmengenlieferungen sowohl des Baumaterialhandels als auch des Werkhofmagazins erzeugen Mehrkosten gegenüber den Kostengrundlagen (Basiskosten). Der Ansatz beruht auf Erfahrungswerten des Unternehmens. x Kleingeräte, Werkzeuge und sonstige Verbrauchsstoffe. Die Abgrenzung zwischen Kleingeräten und Werkzeugen, die vielfach mit einem Verrechnungssatz auf die Lohnkosten erfasst werden, und Kleingeräten sowie Werkzeugen, die der Baustelle mit Mietbeträgen belastet werden, wird nicht einheitlich gehandhabt. Die Kosten der sonstigen Verbrauchsstoffe werden in der Regel mit einem Verrechnungssatz auf die Lohnkostensumme aufgeschlagen. Zusätzlich zur Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen werden in der exakten Ermittlung Kosten umfassender auf ihr Auftreten hin geprüft. So kommen auch Sonderkosten zum Ansatz. Unter die Sonderkosten fallen: x Sonderrisiken der Bauausführung. x Versicherungen: spezielle Versicherungen, die nur für dieses eine Bauobjekt abgeschlossen werden, um Risiken abzudecken. x Lizenzgebühren: bei Verwendung patentrechtlich geschützter Bauverfahren. x ARGE-Kosten: technische und kaufmännische Federführungsgebühren und Kosten durch die Tätigkeit der Aufsichtsstelle. x Winterbaumaßnahmen wie zum Beispiel Beschaffung von Schutzkleidung, Heizgeräten und Notverglasungen. Die hier grundlegend dargestellte Aufzählung der möglichen indirekten Kosten einer Baustelle wird in den Berechnungsformblättern der Kalkulation über die Angebotssumme aufgegriffen (s. Teil 4). 10.2 Gemeinkosten der Baustelle in Deutschland Die Erfassung von Kosten, die durch den Betrieb einer Baustelle entstehen und sich keiner Teilleistung direkt zuordnen lassen, erfolgt in Deutschland analog zu den unter Ziffer 10.1 dargelegten Grundsätzen in der Schweiz.
208
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Abbildung 10.5 beinhaltet einen Katalog der zu erfassenden Kosten einschließlich der Kostenartenzuordnung auf Basis der KLR Bau (KLR 2001). In Abgrenzung zur KLR 2001 wurden hier die Bauzinsen nicht erfasst. Die Konditionen für Bauzinsen werden in der Regel nicht von der Baustelle bestimmt. Es handelt sich um eine durch den Betrieb und sein Rating bestimmte Größe. Daher werden sie in den umsatzbezogenen Kosten und Zuschlägen (s. Kap.11) erfasst.
Abb. 10.5 Katalog der Gemeinkosten der Baustelle und Kostenartenzuordnung (nach KLR 2001)
10 Gemeinkosten der Baustelle
209
Zu berücksichtigen ist ferner der Kostencharakter neben der zuvor vorgenommenen Kostenartenzuordnung. Nachfolgend werden exemplarisch einige dieser Elemente aufgeführt. x Einmalige Kostenanteile der Baustelleneinrichtung. Hierzu zählen u. a. Lohnkosten für das Laden von Baracken und Installationen, Frachtkosten, Auf- und Abbaukosten, Herstellen und Rückbau von Zufahrten und Baustellenstraßen. x Zeitproportionale Kostenanteile der Baustelleneinrichtung. Hierzu zählen die Vorhaltekosten der Baustellenausstattung und der Baustelleneinrichtung. x Gerätekosten. Die Gerätekosten, welche nicht den einzelnen Leistungspositionen oder einer Position für Baustelleneinrichtung zugeordnet werden, sind in einer Geräteliste zu erfassen, aus der u. a. die Beträge für Abschreibung, Verzinsung und Reparatur berechnet werden können. Zu den einmaligen Kostenanteilen der Gerätekosten zählen Lade- und Frachtkosten der Geräte sowie der Auf-, Um- und Abbau der Geräte. Zu den zeitproportionalen Kostenanteilen gehören die Abschreibung und Verzinsung, Reparaturkosten einschließlich der Schluss- und Grundreparatur. Zu den zeitproportionalen Kosten der Gerätekosten können in der Regel auch die Betriebskosten der Geräte eingeordnet werden. Die Leistungsbereitschaft der Bedienung sollte mit berücksichtigt werden. x Kosten für Nebenstoffe und Nebenfrachten. Nebenstoffe sind zum Beispiel Betontrennmittel oder Verbindungsmittel wie Nägel und Schrauben. Nebenfrachten sind die Transportkosten für Nebenstoffe, Werkzeuge und Büromaterialien. Die Kosten für Nebenstoffe und Nebenfrachten werden häufig mit einem Wert von 2-4 % bezogen auf die Nettolohnsumme angesetzt. x Kosten der örtlichen Bauleitung. Wesentlich sind die zeitproportionalen Gehaltskosten einschließlich der gehaltsgebundenen Kosten und Gehaltsnebenkosten. x Kosten der technischen Bearbeitung, Konstruktion und Kontrolle. Die Kosten der technischen Bearbeitung, Arbeitsvorbereitung oder diverser Untersuchungen sind meistens als einmalige Kosten zu erfassen. x Allgemeine Baukosten. Hierzu zählen beispielsweise Hilfslöhne einschließlich der Sozialkosten und Lohnnebenkosten, die als zeitproportionale Kosten zu erfassen sind. Pachten und Mieten sind zeitproportionale Kosten ebenso wie besondere Finanzierungskosten. x Sonderkosten. Von besonderer Bedeutung sind projektbezogene Sonderwagnisse. Führt ein Unternehmen einen Auftrag aus, welcher vom Profil der üblichen Tätigkeit des Unternehmens nicht entspricht, so sind im Bereich der Gemeinkosten der Baustelle die besonderen Wagnisse
210
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
eines solchen Auftrages zu werten. Diese Sonderwagnisse sind als einmalige Kosten zu erfassen ebenso wie besondere Bauwesenversicherungen oder Lizenzgebühren.
11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge Die umsatzbezogenen Kosten sind unter anderem durch die in Abbildung 1.3 dargestellten Support- und Managementprozesse verursacht. Die direkten Managementprozesse zur Führung, Leitung und Steuerung der Baustelle verursachen indirekte Kosten der Baustelle (Gemeinkosten der Baustelle), die in Kap. 10 dargelegt wurden. Zu differenzieren sind hierbei Managementprozesse des normativen und strategischen Managements, welche dem Bereich der Unternehmensführung zuzuordnen und damit den umsatzbezogenen Kosten zuzufügen sind. Weitere Supportprozesse im Sinne einer Dienstleistung für die Baustelle sind unter anderem: -
Lohnabrechnung der Baustelle Beschaffung Arbeitsvorbereitung Rechtsberatung.
Die detaillierte Ermittlung dieser Kosten und eine verursachungsgerechte Zuordnung sind problematisch. Ein Hilfsmittel hierzu bildet die Prozesskostenrechnung. Die Grundlagen der Prozesskostenkalkulation wurden in Kap. 8.5 dargelegt. Nachfolgend werden die Komponenten der umsatzbezogenen Kosten und Zuschläge diskutiert. 11.1 Allgemeine Geschäftskosten Die Allgemeinen Geschäftskosten entstehen durch den Betrieb eines Unternehmens und werden weitestgehend durch das Profil und die Aufbauorganisation bestimmt. Somit besteht ein enger Zusammenhang zwischen den Leistungserstellungsprozessen einerseits und den Managementprozessen respektive Supportprozessen andererseits. Zu den wichtigen Allgemeinen Geschäftskosten gehören: -
-
Gehälter der Geschäftsleitung, weitere Gehälter und Löhne der in den verschiedenen Abteilungen beschäftigten Personen einschließlich der gesetzlichen und tariflichen Sozialkosten Sachkosten der Verwaltung wie Kosten für die Verwaltungsgebäude einschließlich der Betriebskosten, Kosten der Ausstattung (EDV, Büromaterial), Reisekosten im allgemeinen Unternehmensinteresse, Werbungskosten
212 -
-
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Kosten des Fuhrparks der Verwaltung Steuern und öffentliche Abgaben Kosten des Bauhofes und weiterer Einrichtungen, soweit diese den einzelnen Baustellen nicht mit Hilfe von innerbetrieblichen Verrechnungssätzen zugeordnet werden Freiwillige soziale Aufwendung für die Belegschaft wie Betriebspensionen Beiträge für Organisationen und Verbände Versicherungen, soweit diese nicht einzelnen Baustellen zugeordnet werden Kalkulatorische Vergütung für den ohne festes Entgelt mitarbeitenden Unternehmer Kosten der Weiterbildung von Mitarbeitern.
Die Allgemeinen Geschäftskosten werden keiner detaillierten Ermittlung im Verlauf der Vorkalkulation unterzogen. Üblicherweise wird für Baustellen, soweit diese von ihrem Profil vergleichbar sind, ein einheitlicher Zuschlagssatz, der auf Basis vergangener Perioden ermittelt wird, verwendet. Die Allgemeinen Geschäftskosten sind in der Regel in ihrer Höhe kurzfristig gleich bleibend und werden periodisch überprüft. Vereinfacht kann angenommen werden, dass der Prozentsatz in Abhängigkeit von der Bauleistung im Mittel zwischen 6 und 10 % beträgt. Der Zuschlagssatz kann auf verschiedene Größen bezogen werden. So zum Beispiel auf die Bauleistung pro Periode, die Herstellkosten pro Periode oder auch die Lohn- und Gehaltskosten pro Periode. Die Berechnung des Zuschlagssatzes auf drei unterschiedliche Bezugsgrößen für die in der Schweiz so genannten Verwaltungskosten ist in Abbildung 11.1 dargestellt. Es gilt ferner zu berücksichtigen, dass im Unternehmen beim Einsatz von Nachunternehmern bestimmte Transaktionskosten entstehen. Diese sind zu bewerten und als Zuschlag in der Kalkulation ebenso zu berücksichtigen.
11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge
213
Abb. 11.1 Bezugsbasen für den einheitlichen Geschäftskostenansatz (aus Girmscheid 2004 b)
11.2 Bauzinsen Die individuelle Gestaltung des Bauvertrages bestimmt das Maß der notwendigen Vorfinanzierung der zu erbringenden Bauleistung seitens des ausführenden Bauunternehmens. Die durch die Bauleistung in einem Pro-
214
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
jekt entstehenden ausgabenwirksamen Kosten einschließlich der Teile der Allgemeinen Geschäftskosten des Unternehmens fallen in der Regel Wochen bis Monate vor Rechnungsstellung an den Bauherrn und somit auch vor Zahlungseingang an (Prinzip s. Abbildung 11.2).
Abb. 11.2 Zeitliche Abfolge von Ausgaben der Baustelle und Einnahmen (nach Lieb 1997)
In den meisten Fällen müssen Bauunternehmen ihre Bauleistung vorfinanzieren (Innen- oder Außenfinanzierung sowie Eigen- oder Fremdfinanzierung) und erhalten für die bereits erbrachten und anerkannten Teilleistungen entsprechende Abschlagszahlungen oder stellen den Anspruch auf Schlusszahlung auf (Schlussrechnung). Die Zahlungseingänge aus den Projekten müssen die Selbstkosten decken. Bei Vereinbarung der VOB/B sind die Zahlungsmodalitäten im § 16 geregelt. Daraus bestimmen sich die wichtigen Fristen, die für die Berechnung der Finanzierungskosten von Bedeutung sind. Die Vorfinanzierung als Vorauszahlung des Bauherrn auf noch nicht erbrachte Bauleistungen ist in der Bauwirtschaft selten anzutreffen. Die sich auf die Differenz der projektspezifischen Selbstkosten und Zahlungseingänge beziehende kalkulatorische Verzinsung (diese wird beispielsweise im Werkvertrag über einen Zahlungsplan bestimmt), ergibt über die Finanzierungsperiode die zinswirksamen Finanzierungskosten (siehe Abbildung 11.3).
11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge
215
Abb. 11.3 Kosten- und Zahlungsverlauf (schematisch)
Die Höhe dieser Finanzierungskosten richtet sich unter anderem nach folgenden Größen (SBV 1996): -
dem Zeitpunkt der Rechnungslegung dem im Werkvertrag festgelegten Zahlungsplan der Höhe der monatlichen Abschlagszahlungen in Bezug auf die erbrachten Bauleistungen (etwaige Einbehalte) die Dauer des Schlussabrechnungsprozedere und der Höhe der jeweiligen Bankzinssätze.
11.3 Risiko (Wagnis) Der Begriff Risiko wird unter anderem als die Gefahr, dass eine wirtschaftliche Betätigung misslingt oder zumindest nicht den erwarteten Erfolgt bringt, beschrieben (Schubert 1971). Daher ist die Bewertung von Risiken und Chancen in der Tätigkeit eines Unternehmens wichtig. Es kann weiterhin konstatiert werden, dass für die Belange der Bauwirtschaft in der Angebotsphase (Kalkulation) die Begriffe Risiko und Wagnis gleichgestellt werden können (Schubert 1971). Kalkulationsansätze für das Risiko decken keine tatsächlichen Kosten ab, sondern sind ein unternehmerisch
216
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
ermittelter Ansatz für eventuell eintretende (unsichere), ungünstige und kostenwirksame Ereignisse. Der Vorschlag über den Risikozuschlag respektive die Risikokosten erfolgt durch den Kalkulator oder den Angebotsprojektleiter. Die Entscheidung über die Höhe der zu berücksichtigenden Risikokosten sowie des Risiko- und Gewinnzuschlags wird in der Regel von der Geschäftsleitung des Unternehmens (auch Angebotskomitee, s. Kap. 4.1) festgelegt. Bezugsbasis für den Ansatz von Risiko und Gewinn sind die Selbstkosten. Die Summe aus den Selbstkosten sowie Risiko und Gewinn ergeben die Netto-Angebotssumme. Nachfolgend werden einige Empfehlungen zur Risikoermittlung gegeben. Ausführlicher wird dieser Themenkomplex in Teil 5 behandelt. x Allgemeine Risiken des Unternehmens Die allgemeinen Risiken ergeben sich aus dem Betrieb eines Bauunternehmens und beziehen sich nicht auf einen einzelnen Bauauftrag. Beispielsweise können sich aus einem Geschäftsfeld erhebliche, nicht vorhersehbare Risiken ergeben, wenn es vollständig von Aufträgen der öffentlichen Hand abhängig ist und aus konjunkturpolitischen Gründen die Investitionen gesperrt oder zurückgestellt werden. Ebenso können dem Unternehmen Risiken aus Finanzierung, Personal, Führung oder Gewährleistung entstehen. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass gemäß KLR Bau (KLR 2001) das allgemeine Unternehmerwagnis als Zuschlag auf die Herstellkosten einschließlich der Allgemeinen Geschäftskosten und Gewinn (Bauzinsen sind zu berücksichtigen, evtl. in den Allgemeinen Baukosten erfasst) zu berechnen ist. x Projektspezifische Risiken Die projektspezifischen Risiken ergeben sich aus der Abwicklung eines konkreten Projektes und sind in der Regel von anderen Projekten des Unternehmens unabhängig. Sie liegen in den Bereichen Recht (aus Vertrag, Gesetzgebung, Baubewilligung), Finanzen, Technik, Terminsituation, Management des betreffenden Projekts und den Risiken des Projektumfeldes. Risikokosten müssen differenziert analysiert und betrachtet werden. In der Baupraxis werden zwei Methoden angewendet: - die traditionelle, pauschale Risikozuschlagsmethode für die allgemeinen unternehmerischen und projektspezifischen Risiken, - die verursachergemäße Risikoermittlungs- und Risikozuschlagsmethode, die die Betrachtung in projektspezifische Risiken und allgemeine unternehmerische Risiken differenziert. Gemäß KLR Bau (KLR 2001) sind besondere projektbezogene Wag-
11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge
217
nisse der Bauausführung in den Gemeinkosten der Baustelle zu erfassen (s. Kap. 10.2). x Traditionelle Risikoermittlung nach SBV Nach Angaben des SBV (SBV 1996) ist ein Risikozuschlag (s. Abbildung 11.4) für alle potenziell Kosten verursachenden Unsicherheiten bei der Abwicklung eines Bauauftrages, für die keine Versicherung in Anspruch genommen wird oder werden kann, vorzusehen. Risiken eines Bauunternehmens sind demnach: - Kalkulationsrisiken (Leistungsannahmen), - Einführung neuer Arbeitsmethoden, - Anwendung neuer Baustoffe, - Teuerungsrisiken, Beschaffungsrisiken, - Ausführungsrisiken (verzögerte Planlieferung usw.), - Elementarrisiken (Wasser, Feuer, Frost usw.). Der SBV weist darauf hin, dass differenzierte Zuschläge für die Kostenarten Lohn, Material, Inventar und Fremdleistung sinnvoll sind und dass dem Risikozuschlag speziell bei komplexen Projekten eine erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen ist (s. Teil 4). Das traditionelle Vorgehen weist zwei Probleme auf: - Es kommt zu einer Vermischung von projektspezifischen Risiken und allgemeinen Risiken der Unternehmen. - Durch den Ansatz einer Pauschale ist nicht klar ersichtlich (auch nicht intern), was genau in ihr enthalten ist, ob sie sämtliche Risiken beinhaltet und vor allem, ob sie in ihrer Höhe richtig angesetzt ist. Die Empfehlungen des Schweizerischen Baumeisterverbandes zur Kalkulation der Risikokosten genügen den Erfordernissen einer verursachergemäßen Risikoermittlung daher nur bedingt. Der Risikozuschlag ergibt sich meist aus den tatsächlich in Anspruch genommenen Risikokosten im Mittel einiger Jahre in Prozent und wird den Selbstkosten zugerechnet.
218
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Abb. 11.4. Angebotskalkulation gemäß SBV (SBV 1996)
x Verursachergemäße Risikoermittlung Die traditionelle Methode bildet für die Verhältnisse der Gegenwart mit dem intensiven Preiswettbewerb einen wenig differenzierten und zu pauschalen Ansatz, der den zunehmenden Risiken der Unternehmen durch komplexe Leistungen und vertragliche Verschiebungen von Risiken nicht mehr gerecht wird. Vielmehr sollten die Risiken wie folgt in allgemeine unternehmerische und projektspezifische Risiken differenziert werden (vgl. Abbildung 11.5): - Projekteinzelrisikokosten. Detaillierte Kosten für identifizierte Projektrisiken der jeweiligen Gewerke, untergliedert in technische, rechtliche, finanzielle, terminliche, führungsbedingte und umfeldbedingte Risiken. - Projektpauschalrisikozuschlag. Pauschaler, prozentualer Zuschlag in Abhängigkeit von den Kosten der identifizierten Risiken für nicht identifizierte Projektrisiken, die sich auf im Einzelnen nicht zu erfassende Mehrkosten beziehen. Hierzu zählen u. a. die Risiken in den Leistungsansätzen oder in der Gewährleistung. - Unternehmerpauschalrisikozuschlag. Pauschaler, prozentualer Zuschlag in Abhängigkeit von den Selbstkosten eines Projektes für das allgemeine Unternehmerrisiko. Hierzu zählen die Risiken der Kapazitätsauslastung, Risiken in der Unsicherheit der Erzielung des budgetierten Jahresumsatzes etc.
11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge
219
Unternehmerrisiko Risiko, Gewinn bzw. Verlust Prozentualer Zuschlag für nicht identifizierte Projektrisiken
Nicht identifizierte Risiken R1 R2 R3 R4 R5 R6 Ri ... Rn
Detaillierte Kosten für identifizierte Projekteinzelrisiken
Verwaltungskosten
Geldkosten
Aufsicht und Führung Baustellengemeinkosten
Abb. 11.5. Risikobasierte Vorkalkulation (Girmscheid 2004 b)
Beim pauschalen Risikozuschlag werden die unternehmens- und projektspezifischen Risiken zusammengefasst. Dies ist in Wirklichkeit keine Risikoabsicherung, sondern die Abdeckung einer Risikovermutung. Moderne, risikoorientierte Bauunternehmen betrachten die Risiken von Bauprojekten nicht pauschal, sondern differenziert nach Einzelrisiken. Die Einzelrisiken werden nach Eintretenswahrscheinlichkeit (W) und Tragweite (T) kalkulatorisch bewertet und, wie die allgemeinen Risiken der Unternehmensführung, den Selbstkosten als Risiko zugeschlagen, wobei die identifizierten Projekteinzelrisiken, die nicht identifizierten Projektrisiken und das Unternehmerrisiko separat ausgewiesen werden. 11.4 Gewinn Die gewichtigsten Ziele innerhalb des Teilzielepentagons eines Unternehmens bilden die Ertragsziele (s. Kap. 1). Die Gewinnmaximierung steht hier im Vordergrund. Der Gewinn soll den Betrieb des Unternehmens langfristig sichern und darüber hinaus Innovationen ermöglichen, die unter anderem Wettbewerbsvorteile verschaffen sollen. Er ist keine Kostengröße, sondern bildet vielmehr ein angemessenes Entgelt für die unternehmerische Leistung, aus dem Investitionen und Rücklagen gebildet werden. Unter besonderen Auslastungs- oder Marktbedingungen kann es notwendig sein, einen Auftrag ohne kalkulierten Gewinn oder sogar unter den Selbstkosten zu akzeptieren. Aus einer Unterschreitung der Selbstkosten muss aber nicht unbedingt ein Verlust resultieren. Es ist auf kalkulatorische Kosten hinzuweisen, die zum Beispiel aus dem Ansatz einer kalkulatorischen Abschreibung auf das Inventar, im Falle einer positiven Differenz zu bilanziellen Abschreibung entstehen können (s. Kap. 5.3.3.1).
220
Teil 3: Die Kostengruppen der Kalkulation
Dauerhaft Angebote ohne Gewinnansatz zu legen, kann die Existenz eines Unternehmens gefährden. Gemäß SBV (SBV 1996) ist solches Vorgehen nur möglich, wenn: -
das Eigenkapitel den Wert der Betriebsanlage zum größten Teil abdeckt, bei Verlusten mit Geldabfluss genügend liquide Mittel vorhanden sind, Aussichten bestehen, die Vermögensverluste mittelfristig durch Gewinne zu kompensieren, im Unternehmen ein Rechnungswesen vorhanden ist, das die PreisKosten-Situation laufend und ausreichend ausweist, die indirekten Kosten des Unternehmens für ein bestimmtes Zeitfenster durch andere Aufträge bereits abgedeckt sind, eine Auftragslücke gefüllt wird, um Personal und Inventar auszulasten und die Kosten weitgehend abzudecken.
Zwischen der Angebotssumme und der Abrechnungssumme können aufgrund der real auftretenden Verhältnisse bei der Leistungserstellung Kostenverschiebungen eintreten, die sich auf den kalkulierten Gewinn auswirken. Hier können folgende drei Fälle unterschieden werden (Lieb 1996, s. Abbildung 11.6): Fall 1:
Die Selbstkosten steigen im Verhältnis gesehen geringer als die Abrechnungssumme. Der Anteil für Risiko und Gewinn erhöht sich gegenüber der Kalkulationsannahme.
Fall 2:
Die Selbstkosten steigen proportional (linear) zur Abrechnungssumme. Das Verhältnis Selbstkosten zu Gewinn bleibt unverändert. Der Gewinn steigt linear mit der Abrechnungssumme.
Fall 3:
Die Selbstkosten steigen stärker als die Abrechnungssumme und der Gewinn schrumpft proportional zu den steigenden Selbstkosten.
11 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge
221
Abb. 11.6. Veränderung des Anteils für Risiko und Gewinn bei unterschiedlich hohen Selbstkosten
11.5 Umsatzsteuer Endverbraucher haben für Lieferungen, Leistungen etc. eine Umsatzsteuer zu entrichten. Die Umsatzsteuer geht jedoch nicht in die Kosten des leistenden Unternehmens ein. Für ein Unternehmen bildet die Umsatzsteuer einen Durchlaufposten, denn die Umsatzsteuereinnahmen werden mit den gezahlten Umsatzsteuerbeträgen (beispielsweise an Lieferanten oder Nachunternehmen) saldiert. Der Überschuss ist an das Finanzamt abzuführen. Bei negativem Saldo wird der Fehlbetrag an das Unternehmen rückvergütet. Daher sind alle Kosten- und Preisansätze in der Kalkulation ohne Umsatzsteuer zu rechnen. Erst nach Ermittlung der Netto-Angebotssumme wird die Umsatzsteuer darauf verrechnet und ergibt die BruttoAngebotssumme, die dem Auftraggeber/Bauherrn als Angebotspreis zu unterbreiten ist.
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation Der Angebotsprozess wurde in Kap. 4 dargelegt. Weiterhin wurde in Kap. 8 festgestellt, dass die Zuschlagskalkulation das übliche Verfahren in der Bauwirtschaft ist, denn es berücksichtigt die Besonderheiten der heterogenen, unikatbezogenen Bauleistungserstellungsprozesse. Das Grundprinzip wurde dort ebenso erläutert. Die einzelnen Verfahren der Zuschlagsberechnung: die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen, die Kalkulation über die Angebotssumme sowie die Prozesskostenkalkulation unterscheiden sich im Wesentlichen im Grad der Erfassungstiefe der indirekten Kosten. Es ist zu berücksichtigen, dass die Zuschläge unterschiedlich gebildet werden können. Sie können entweder als dimensionsgebundene Größen (zum Beispiel in € oder CHF) oder dimensionslose Zuschlagsfaktoren (zum Beispiel in %) auftreten. Stehen die Zuschläge fest, kann die Ermittlung der Einheitspreise und der Netto-Angebotssumme für die Zuschlagskalkulation nach dem in Abbildung 12.1 dargestellten Grundprinzip in sechs Schritten erfolgen: 1. Ermittlung der direkten Kosten für jede Position des Leistungsverzeichnisses bezogen auf die Einheit, getrennt nach den jeweiligen Kostenarten (s. Kap. 9). 2. Ermittlung der direkten Kosten für jede Position bezogen auf die gesamte Leistung durch Multiplikation der für die Einheit ermittelten direkten Kosten für jede Kostenart mit dem im Leistungsverzeichnis ausgewiesenen Vordersatz der jeweiligen Position. 3. Ermittlung der kalkulationsverfahrensspezifischen Zuschläge für die indirekten Kosten. 4. Ermittlung der Gesamtkosten mit Zuschlägen für jede Position je Kostenart bezogen auf die Einheit. 5. Ermittlung des Preises je Einheit durch Addition der Kostenarten mit Zuschlägen jeder Leistungsverzeichnisposition. Anschließend Multi-
Deponierung Aushubmaterial
Grabenspriessung
Unterlagsbeton
Betonieren Fundament
Betonieren Wände
3
3'000 m
3'000 m3
1'200 m2
800 m2
400 m3
320 m3
4
5
6
7
8
9
Fugenband Bewegungsfugen
Abdichtung Decke
2'360 m
12.5 t
400 m
230 m
800 m2
2
70.5 t
12
13
14
15
16
17
18
1'160 m
Schalen Fundament
2
11
Schritt 1:
Abdichtung Wände
Fugenband Arbeitsfugen
Bewehrung - Betonstahlmatten S 550
X Abrechnungsmenge
=b*f
=b*g
X Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn
=b*e
Ermitteln der direkten Kosten je Kostenart für den Vorrdersatz
=b*h
Kostenarten ohne Zuschläge insgesamt Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHf i k l m
Schritt 2:
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF e f g h
Ermitteln der direkten Kosten je Kostenart je Einheit (auch Lohnstunden
Bewehrung - Betonstabstahl S 500
Schalen Wände/Decken
Betonieren Decke
304 m3
200 m2
10
Transport Aushubmaterial
Erdarbeiten - Aushub
Baustellenerschliessung pauschal
1
3'000 m3
Baustelleneinrichtung pauschal
d
3
c
Kurztext
2
1
b
1
a
Pos. Nr. Menge ME
Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
horizontale Addition der Kostenarten
= n + o + p +q
Angebotspreis:
0.00
Ermitteln der NettoAngebotssumme
Schritt 6:
vertikale Addition der NettoPositionspreise der Teilleistungen
Ermitteln des Preises je Einheit und für den Vordersatz der Teilleistungen
=b*r
Preis je Preis je Einheit in Teilleistung in CHF CHF r s
Schritt 5:
Ermitteln der Gesamtkosten mit Zuschlägen je Kostenart je Einheit
Schritt 4:
= ZLT * e = ZMT * f = ZIT * g = ZFT * h
Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in CHF in CHF in CHF in CHF n o p q
Ermittlung der Zuschläge
Schritt 3:
224 Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
plikation dieses Wertes mit dem Vordersatz zur Bildung des Gesamtpreises je Teilleistung (Einheitspreise und Positionspreise sind NettoAngaben). 6. Ermittlung der Netto-Angebotssumme durch Addition aller Positionspreise des Leistungsverzeichnisses.
Abb. 12.1 Formblatt einer Zuschlagskalkulation (nach Girmscheid 2004 b)
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation
225
12.1 Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Der erste Schritt zur Berechnung der Einheitspreise mittels einer Zuschlagskalkulation besteht in der Ermittlung der direkten Kosten gemäss Kapitel 9 und der darin erklärten Betrachtung des Herstellprozesses in Teilaufgaben, Teilleistungen und Teilprozessen. Hierbei wird festgestellt, welche Technologien und Kapazitäten in den Bauwerkserstellungsprozess zu integrieren sind, damit das kostengünstigste Ergebnis bei gleichzeitiger Erfüllung der vertraglich vereinbarten Merkmale der Bauleistung erzielt werden kann. Den Vorgängen werden die Aufwands- respektive Leistungswerte zugeordnet (s. Abbildung 12.2). Ziel hierbei ist, die abstrakten Beschreibungen der Positionen im Leistungsverzeichnis wie zum Beispiel „2.360 m2 Tunnelschalung“ in die Teilprozesse bzw. Vorgänge der Vorbereitung, des Schalungseinsatzes und der Demontage der Tunnelschalung zu gliedern und dabei die antizipierten Kosten nach Kostenarten zu erfassen, um so die direkten Kosten prozessorientiert zu bewerten. Die Gliederung der Kostenarten unterliegt den spezifischen Strukturen der Kosten- und Leistungsrechnung des kalkulierenden Unternehmens. Dabei wird der Herstellprozess der Leistungsverzeichnisposition in die leistungsspezifischen, Kosten beeinflussenden Teilprozesse der Herstellung und in die entsprechenden Kategorien Arbeitszeitverbrauch, Materialverbrauch, Gerätenutzung etc. untergliedert. Bezogen auf den Geräteeinsatz und die Erfassung der Gerätekosten wird auf das Kap. 9.5 verwiesen. Zu beachten ist die Differenzierung zwischen Vorhaltegeräten (Geräteleistungen für verschiedene Teilleistungen) und Leistungsgeräten (Geräteleistung eindeutig einer Teilleistung zugeordnet). Anhand des Beispiels „Leitungskanal in offener Tunnelbauweise“ (ausführliche Grundlagen in Anhang A) wird das Grundprinzip der Zuschlagskalkulation mit der in der Schweiz üblichen Gliederung der Kostenarten erläutert. Zu kalkulieren ist der Positionspreis für die Position „2.360 m2 Tunnelschalung mittels Schalwagen“ (Ein- und Ausschalen). Der Schalwagen samt Schalfläche hat auf der Baustelle 20 Einsätze à 118 m2. Damit alle Kosten einer Leistungsverzeichnisposition vollständig erfasst werden, sind die Kosten gemäß Kap. 7 in einmalige, zeitabhängige und leistungsabhängige Kosten zu gliedern. So ergeben sich folgende Teilprozesse für die Position Tunnelschalung: x Montage und Demontage des Schalwagens bzw. der Schalung (einmalig) und x Sequentielles, repetitives Ein- und Ausschalen einschließlich Reinigung (zeit- bzw. leistungsabhängig).
226
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Für die Teilprozesse bzw. Tätigkeiten der Leistungsverzeichnisposition sind die Kosten getrennt nach den Kostenarten zu erfassen. Kostenart Lohn Bei der Kalkulation müssen sämtliche, die Baustelle betreffenden Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Stehen sie zum Kalkulationszeitpunkt noch nicht erschöpfend fest, sind sinnvoll gewählte Annahmen zu treffen wie zum Beispiel Aufwandswerte oder die Arbeitszeit mit 8,4 Stunden pro Arbeitstag und 5 Arbeitstagen in der Woche. Die Aufwandswerte für die Erfassung der Dauer der Teilprozesse bzw. Vorgänge werden aus Nachkalkulationswerten des Unternehmens generiert. Liegen diese nicht vor, können sie aus den Standard-Analysen in der Schweiz, in Deutschland aus ARH-Tabellen, weiteren Literaturquellen respektive Arbeitszeitanalysen oder auch durch Angaben der Schalungshersteller (Anpassung an eigene Betriebsbedingungen notwendig) gewonnen werden. Für das vorliegende Beispiel sollen folgenden Aufwandswerte gelten: x Montage und Demontage der Tunnelschalung Arbeitsequipe : 1,0 Std./m2 (Kosten für Kranbeihilfe sind in der Position „Baustelleneinrichtung“ enthalten) x Ein- und Ausschalen Tunnelabschnitte (einschl. Reinigung) Arbeitsequipe : 0,50 Std./m2 (Einschalen) 0,25 Std./m2 (Ausschalen) Die Grundlohnermittlung erfolgt für die voraussichtlich auf der Baustelle einzusetzenden Arbeitskräfte und wird als repräsentativ für die Baustelle angenommen. x Grundlohn – Equipe: 26,17 CHF/Std. Kostenart Material Die Ansätze für das Material stammen aus Erfahrungswerten. x Montage und Demontage der Tunnelschalung Kleinmaterial etc.: 3,00 CHF/m2 x Ein- und Ausschalen der Tunnelabschnitte Kleinmaterial: 1,00 CHF/m2 Kostenart Inventar Die Inventarkosten können den Dokumentationen des SBV entnommen werden oder ergeben sich, wie im Fall des Schalwagens, direkt aus den
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation
227
Kauf- bzw. Mietpreisen. Die Schalung wird vier Monate auf der Baustelle vorgehalten. Schalfläche : Miete pro Einheit: 13,25 CHF/(Mon*m2) (BIV 2003, 134.213) Monatsmiete: 13,25 CHF/(Mon*m2)*118 m2= 1.563,50 CHF/Mon Es wird davon ausgegangen, dass der Grundbau des Schalwagens, den das Unternehmen mietet, für diese Baustelle um einen projektspezifischen Aufsatz erweitert werden muss. Dieser muss eingekauft werden: Schalwagen : Kaufanteil: Monatsmiete:
20.000.- CHF 5.000.- CHF/Mon
In Abbildung 12.2 ist die Ermittlung der direkten Kosten je Einheit dargestellt. Die Summe aller Kostenbestandteile der einzelnen Kostenarten ergibt sich durch vertikale Addition. Durch die Trennung in einmalige und zeitabhängige Kosten sowie in die einzelnen Kostenarten kann eine vollständige Erfassung der Kosten erreicht werden. Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich Pos. Nr.
Menge
ME
a
b
c
11.00 2'360.00 m2
Kurztext Leistungsdurchführung Entwicklung direkte Kosten d
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF e f g h
Tunnelschalung Montage/Demontage L: 2 * 118m2 * 1h/m2 = 236 h 2 2 236 h / 2360 m = 0.10 h/m
0.1000
M: 3 CHF/m2 * 118 m 2 = 354 CHF 354 CHF / 2360 m 2 = 0.15 CHF/m2 Schalarbeit L: 0.75 h/m2
0.1500
0.7500
M: Kleinzeug I:
1.0000
Schalung: 13.25 CHF/(mon*m2)*4mon*118m2=6'254.00 CHF 2 2 6'254.00 CHF/ 2360 m = 2.65 CHF/m
2.6500
Schalwagen: 20'000CHF+4mon*5'000CHF/mon=40'000 CHF 2 2 40'000 CHF / 2360 m = 16.95 CHF/m
Summe je Kostenart :
16.9500
0.85
1.15
19.60
0.00
Abb. 12.2. Ermittlung der Kosten pro Einheit, aufgeschlüsselt in Kostenarten ohne Zuschläge, gegliedert nach Arbeitsgängen und Tätigkeiten
228
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Die Summen je Kostenart werden in das Formblatt der Zuschlagskalkulation übernommen, das bereits in Abbildung 12.1 vorgestellt wurde. Diese Berechnung erfolgt für jede zu kalkulierende Position des Leistungsverzeichnisses. Die direkten Kosten, gegliedert nach Kostenarten, müssen für alle Positionen des Leistungsverzeichnisses, untergliedert in die Teilprozesse des Herstellungsvorgangs (wie in Abbildung 12.2 exemplarisch für die Position 12 erläutert), ermittelt werden. Die Summe der Kostenarten für jede Leistungsverzeichnisposition wird dann in das Formblatt (Abbildung 12.3) der Zuschlagskalkulation übernommen. Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich Pos. Menge Nr. a
ME
b
Kurztext Leistungsdurchführung Entwicklung direkte Kosten
c
d
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF e f g h
1
1
Baustelleneinrichtung pauschal
200.00
27'597.98
2
1
Baustellenerschliessung pauschal
144.78
4'181.40
3
3'000 m3
Erdarbeiten - Aushub
0.028
1.94
4
3'000 m3
Transport Aushubmaterial
5
3'000 m3
Deponierung Aushubmaterial
6
2
1'200 m
30.00 5.00
Grabenspriessung
0.60
7
800 m2
Unterlagsbeton
0.20
15.00
20.00
8
400 m3
Betonieren Fundament
0.70
200.00
9
624 m3
Betonieren Tunnelschale
0.75
200.00
10
200 m2
Schalen Fundament
0.80
11
2'360 m2
Schalen Wände/Decken
0.85
12
70.5 t
Bewehrung - Betonstabstahl S 500
14.00
170.00
13
12.5 t
Bewehrung - Betonstahlmatten S 550
12.00
1'000.00
14
400 m
Fugenband Arbeitsfugen
0.50
30.00
15
230 m
Fugenband Bewegungsfugen
0.50
35.00
16
800 m2
Abdichtung Decke
0.30
15.00
17
1'160 m2
Abdichtung Wände
0.60
15.00
6.82 1.15
Abb. 12.3 Formblatt: Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit
19.60
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation
229
12.2 Summe der Kostenarten ohne Zuschläge Im nächsten Schritt werden die direkten Kosten der Leistungsverzeichnispositionen für die dort angegebenen Vordersätze, getrennt nach den Kostenarten, d.h. die „Kostenarten ohne Zuschläge insgesamt“, ermittelt (Abbildung 12.4). Die „Kostenarten ohne Zuschläge insgesamt“ ergeben sich aus der Multiplikation der „Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit“ mit dem jeweiligen Vordersatz. Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich Pos. Menge Nr. a
ME
b
Kurztext Leistungsdurchführung Entwicklung direkte Kosten
c
d
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF e f g h
Kostenarten ohne Zuschläge insgesamt Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF i k l m =b*h =b*e =b*f =b*g
1
1
Baustelleneinrichtung pauschal
200.00
27'597.98
200.00
27'597.98
2
1
Baustellenerschliessung pauschal
144.78
4'181.40
144.78
4'181.40
3
3'000 m3
Erdarbeiten - Aushub
0.028
1.94
84.00
5'820.00
4
3'000 m3
Transport Aushubmaterial
5
3'000 m3
Deponierung Aushubmaterial
30.00
90'000.00
5.00
15'000.00
6
1'200 m2
Grabenspriessung
0.60
7
800 m2
Unterlagsbeton
0.20
8
400 m3
Betonieren Fundament
0.70
9
624 m3
Betonieren Tunnelschale
0.75
10
200 m2
Schalen Fundament
0.80
11
2'360 m2
Schalen Wände/Decken
0.85
12
70.5 t
Bewehrung - Betonstabstahl S 500
14.00
13
12.5 t
Bewehrung - Betonstahlmatten S 550
12.00
14
400 m
Fugenband Arbeitsfugen
0.50
30.00
15
230 m
Fugenband Bewegungsfugen
0.50
35.00
115.00
8'050.00
16
800 m2
Abdichtung Decke
0.30
15.00
240.00
12'000.00
17
1'160 m2
Abdichtung Wände
0.60
15.00
696.00
17'400.00
20.00 15.00
720.00
24'000.00
160.00
12'000.00
200.00
280.00
80'000.00
200.00
468.00 124'800.00 6.82
160.00
19.60
2006.00
2'714.00
170.00
987.00
11'985.00
1'000.00
150.00
12'500.00
200.00
12'000.00
1.15
1'364.00 46'256.00
6'610.78 293'449.00 109'219.38
105'000.00
Abb. 12.4 Formblatt: Kostenarten ohne Zuschläge insgesamt
12.3 Zuschläge und Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn bestimmen Das Ziel einer Zuschlagsbildung besteht darin, die indirekten Kosten der Baustelle (Neben- und Managementprozesse) bzw. des Unternehmens (Management- und Supportprozesse) sowie Risiko und Gewinn den direkten Kosten zur Einheitspreisbildung zurechnen zu können. Der verursachergemäße Genauigkeitsgrad der Zuschlagsbildung ist das Unterscheidungskriterium innerhalb der Verfahren der Zuschlagskalkulation.
230
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Als Resultate liegen bei allen Verfahren der Zuschlagsbildung die Kalkulationsfaktoren ZiT, wenn nötig der Totallohn TLT in der Schweiz respektive der Stundenverrechnungssatz in Deutschland für die einzelnen Kostenarten vor. Sind die Kalkulationsfaktoren ZiT und der Totallohn TLT ermittelt, kann das Grundprinzip der Zuschlagskalkulation zur Berechnung der Einheitspreise fortgesetzt werden. Hierbei ist anzumerken, dass die Kalkulationsfaktoren ZiT dimensionslose Faktoren sind, mit denen die direkten Kosten zu multiplizieren sind. Ausnahme bildet die Kostenart „Lohn“. Hier kann es sinnvoll sein, neben dem dimensionslosen Faktor den monetären Wert, d.h. den Totallohn TLT oder Kalkulationsstundenlohn (Stundeverrechnungssatz), einzusetzen. 12.4 Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit Sind die „Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit“ vollständig erfasst, können diese direkten Kosten mit den aus den einzelnen Kalkulationsverfahren ermittelten Kalkulationsfaktoren ZiT bzw. Totallohn TLT multipliziert werden. Dieses ist in Abbildung 12.5 dargestellt (Grundlage bildet Abbildung 12.1). Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich Pos. Menge Nr. a
ME
b
Kurztext Leistungsdurchführung Entwicklung direkte Kosten
c
d
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF e f g h
Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF n o p q = 69.77 * e = 1.17 * f = 1.26 * g = 1.13 * h
1
1
Baustelleneinrichtung pauschal
200.00
27'597.98
13'954.00
34'773.45
2
1
Baustellenerschliessung pauschal
144.78
4'181.40
10'101.30
5'268.56
3
3'000 m3
Erdarbeiten - Aushub
0.028
1.94
1.95
2.44
4
3'000 m3
Transport Aushubmaterial
5
3'000 m3
Deponierung Aushubmaterial
6
1'200 m2
Grabenspriessung
0.60
7
800 m2
Unterlagsbeton
0.20
15.00
13.95
17.55
8
400 m3
Betonieren Fundament
0.70
200.00
48.84
234.00
200.00
52.33
234.00
30.00
33.90
5.00
5.65
20.00
41.86
25.20
9
624 m3
Betonieren Tunnelschale
0.75
10
200 m2
Schalen Fundament
0.80
11
2'360 m2
Schalen Wände/Decken
0.85
12
70.5 t
Bewehrung - Betonstabstahl S 500
14.00
170.00
976.78
198.90
13
12.5 t
Bewehrung - Betonstahlmatten S 550
12.00
1'000.00
837.24
1170.00
1.15
6.82
55.82
19.60
59.30
8.59 1.35
14
400 m
Fugenband Arbeitsfugen
0.50
30.00
34.89
35.10
15
230 m
Fugenband Bewegungsfugen
0.50
35.00
34.89
40.95
16
800 m2
Abdichtung Decke
0.30
15.00
20.93
17.55
17
1'160 m2
Abdichtung Wände
0.60
15.00
41.86
17.55
Abb. 12.5 Formblatt: Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit
24.70
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation
231
Die in Abbildung 12.5 zur Berechnung eingesetzten Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn (hier TL = 69,77 CHF, ZMT = 1,17, ZIT = 1,26, ZFT = 1,13) entsprechen dem Ergebnis der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen (s. Kap. 13). Bei gleichen Kalkulationsfaktoren für Material, Inventar und Fremdleistung ergibt sich für die Kalkulation über die Angebotssumme ein Totallohn von 69,90 CHF (s. Kap. 14) und für die Prozesskalkulation von 69,19 CHF (s. Kap. 15). 12.4 Einheitspreise und Positionspreise Nachdem die Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit feststehen, lassen sich die Einheitspreise aus der horizontalen Addition der vier Kostenarten der jeweiligen Leistungsverzeichnisposition bilden (siehe Abbildung 12.8). Das Ergebnis ist der Preis je Einheit der im Leistungsverzeichnis beschriebenen Positionen (Einheitspreis). Der Positionspreis ergibt sich aus der Multiplikation des Einheitspreises mit dem dazugehörigen Vordersatz. Die Werte sind Netto-Werte. 12.5 Einheitspreise mittels Standard-Analysen Die in Kapitel 12.1 bis 12.4 vorgestellte rechnerische Ermittlung der Einheitspreise ist als zeitintensiv zu bewerten, da die Teilleistung in Teilprozesse zu gliedern ist und alle Angaben und Werte einzeln zu berechnen sind. Da ein Bauunternehmen lediglich auf 5 % bis 15 % der von ihm bearbeiteten Angebote einen Auftrag erhält, sind Rationalisierungsmaßnahmen in der Angebotsbearbeitung erforderlich. Diese liefert der Schweizerische Baumeisterverband mit den StandardAnalysen (SBV 2000), in denen Vorgaben für komplette Leistungsverzeichnispositionen enthalten sind. Die einzigen auszuwählenden Eingangswerte beziehen sich auf die Materialien und die Masse des zu erstellenden Bauteils. Die Empfehlungen des SBV zielen darauf ab, eine genaue Kalkulation ausschließlich für die erfahrungsgemäß bedeutsamsten etwa 20 % der LVPositionen, welche circa 80 % der Netto-Angebotssumme ausmachen, durchzuführen. Die verbleibenden LV-Positionen können zeitsparend anhand der Standard-Analysen kalkuliert werden. In den Abbildungen 12.6 und 12.7 ist ein Beispiel für die Ermittlung eines Einheitspreises anhand der Standard-Analyse dargestellt. Hierbei ist in einem ersten Schritt zu überlegen, ob die Kostenarten von der Gruppenleistung abhängig oder unabhängig sind (Gruppenleistungscode J = grup-
232
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
penabhängig, N = gruppenunabhängig), um so die Kosten auf die Abrechnungseinheit der Position beziehen zu können. Gruppenleistungsabhängig heißt, dass die Kosten in Lohnstunden angegeben sind. Nach der Ermittlung der direkten Kosten (Kostenarten ohne Zuschläge) werden im nächsten Schritt die Summen der vier Kostenarten Lohn, Material, Inventar und Fremdleistungen gebildet, jeweils getrennt nach gruppenleistungsabhängigen und gruppenleistungsunabhängigen Kosten. Die Summen der gruppenleistungsabhängigen Kostenarten werden durch die Gruppenleistung dividiert, um die Kosten je Einheit (im Beispiel in Abbildung 12.7 je „m3“) zu erhalten. Dieser Umrechnungsschritt bricht die Lohn- bzw. Inventarkosten auf die Abrechnungsmenge „1“ der Leistungsverzeichnisposition herunter. Nun können die Summen der direkten Kosten für die vier Kostenarten gebildet und anschliessend mit den dazugehörigen Kalkulationsfaktoren (Zuschlagsfaktoren ZiT) multipliziert werden. Die Summe der Netto-Kosten je Kostenart einer Leistungsverzeichnisposition ergibt den Einheitspreis. Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
Projekt: Pos.
Projekt-Nr.: 151,205 Beton für Wand und Stützmauer; Beton B 35/25, PC 300 kg/m3, wasserdicht, Wandhöhe cm 151 bis 300; Wanddicke cm 31 bis 35 Bestandteile der Kostenarten
Lohn: L01 L01 Summe: Material M01 M01 Summe: Inventar: I01 I01 I01 I01 Summe: I02
Lohn Beton Wände/Stützmauern Lohn Betonnebenarbeiten
Basiskosten pro Stunde (direkte Kosten)
GLC
Bemerkung
Aufwandswerte
ME
J J
Aufwandswert der Gruppe pro Stunde
5,75 2,25 8,00
h/h h/h h/h
23,59
CHF/h CHF/h CHF/h
1,03 1,03 1,03
m3/m3 m3/m3 m3/m3
138,00 13,00 151,00
CHF/m3 CHF/m3 CHF/m3 CHF/h CHF/h CHF/h CHF/h CHF/h CHF/m3
B 35/25 PC kg/m3 300 WD Betontransport
N N
Liefermenge pro m3
Umschlaggerät EM, 10 m3 Vibriernadel, HF-EM, 70 mm Umformer, EM, 5.0 kVA SM-Kran, LK, 60 mt/ 40m, stat.
J J J J
Aufwandswert der Gerätebedienung pro Stunde
1,00 2,00 1,00 1,00
h/h h/h h/h h/h h/h
6,65 1,90 2,75 26,40 37,70
diverses Betriebsmaterial
N
pauschal
1,00
-
1,00
Abb. 12.6 Einheitspreisermittlung anhand der SBV - Standard-Analysen (1)
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation
233
Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
Projekt:
Projekt-Nr.:
Annahme nach Standard-Analysen: Gruppenleistung
3
4,75 m /h 3
Gruppengrösse ca. 8 Mann => der Aufwandswert: A = 1/4.75 m /h = 0.21 h/m
Beschreibung
Bemerkung
1. Zeitabhängige Kosten Gruppenlohn pro Stunde ca. 8 Mann pro Stunde Gerätekosten pro Stunde Geräte pro Gruppe u. Stunde
Direkte Kosten der Gruppe 2. Leistungsabhängige Kosten 3 L: 188.72 CHF/h / 4.75 m /h 3 M: 1.03 * 151 CHF/m 3 I: 37.80 CHF/h / 4.75 m /h I02: pauschal Summe der direkten Kosten Kalkulationsfaktor (Bild 153) Netto-Kosten je Kostenart der LV-Position Einheitspreis der LV-Position
Menge ME
8 1 2 1 1
h/h h/h h/h h/h h/h
3
Basiskosten je Einheit 23,59 6,65 0,95 2,75 26,4
CHF/h CHF/h CHF/h CHF/h CHF/h
Direkte Kosten Lohn Material Inventar CHF/h CHF/h CHF/h 188,72 6,65 1,90 2,75 26,40 188,72 0,00 37,70 CHF/m 39,73
3
CHF/m
3
CHF/m
3
155,53 7,96 1,00 39,73
155,53
2,67 1,17 106,08 181,97 299,34
8,96 1,26 11,29 3 CHF/m
Abb. 12.7 Einheitspreisermittlung anhand der SBV - Standard-Analysen (2)
12.6 Netto-Angebotssumme Die Addition der Positionspreise für alle Positionen des Leistungsverzeichnisses ergibt die Netto-Angebotssumme. Dies entspricht dem letzten Schritt des Grundprinzips einer Zuschlagskalkulation und ist in Abbildung 12.8 exemplarisch dargestellt. Aufgrund von Auf- und Abrundungen im Verlauf des Rechenganges kann es gerade bei großen Leistungsmengen ggf. zu ungünstigen Kostendifferenzen kommen. Daher ist ein geeignetes Auf- oder Abrunden der Einheitspreise insbesondere bei Positionen mit hohen Vordersätzen von Bedeutung. Bezogen auf den Auftrag bildet die Netto-Angebotssumme die direkten Kosten, die indirekten Kosten der Baustelle sowie des Unternehmens und die gewählten Ansätze für Risiko und Gewinn ab.
234
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
Pos. Menge Nr. a
ME
b
c
1
1
2
1
3
Kurztext Leistungsdurchführung Entwicklung direkte Kosten
3'000 m
3
d
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF e f g h
Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. Preis je Einheit in Preis je Teilleistung in CHF CHF in h in CHF in CHF in CHF n o p q r s = 69.77 * e = 1.17 * f = 1.26 * g = 1.13 * h = n + o + p +q =c*r
Baustelleneinrichtung pauschal
200.00
27'597.98
13'954.00
34'773.45
48'727.45
48'727.45
Baustellenerschliessung pauschal
144.78
4'181.40
10'101.30
5'268.56
15'369.86
15'369.86
0.028
1.94
1.95
2.44
Erdarbeiten - Aushub
4
3'000 m3
Transport Aushubmaterial
5
3'000 m3
Deponierung Aushubmaterial Grabenspriessung
0.60
4.40
13'200.00
30.00
33.90
33.90
101'700.00
5.00
5.65
5.65
16'950.00
67.06
80'472.00
6
1'200 m2
7
800 m2
Unterlagsbeton
0.20
15.00
13.95
17.55
31.50
25'200.00
8
400 m
3
Betonieren Fundament
0.70
200.00
48.84
234.00
282.84
113'136.00
624 m
3
Betonieren Tunnelschale
0.75
200.00
52.33
234.00
9 10
200 m2
11
2'360 m2
Schalen Fundament
0.80
Schalen Wände/Decken
0.85
20.00
1.15
41.86
6.82
55.82
19.60
59.30
25.20
1.35
286.33
178'669.92
8.59
64.41
12'882.00
24.70
85.35
201'426.00 82'885.44
12
70.5 t
Bewehrung - Betonstabstahl S 500
14.00
170.00
976.78
198.90
1'175.68
13
12.5 t
Bewehrung - Betonstahlmatten S 550
12.00
1'000.00
837.24
1170.00
2'007.24
25'090.50
14
400 m
Fugenband Arbeitsfugen
0.50
30.00
34.89
35.10
69.99
27'996.00
15
230 m
Fugenband Bewegungsfugen
0.50
35.00
34.89
40.95
75.84
17'443.20
16
800 m2
Abdichtung Decke
0.30
15.00
20.93
17.55
38.48
30'784.00
17
1'160 m2
Abdichtung Wände
0.60
15.00
41.86
17.55
59.41
68'915.60
Angebotspreis:
1'060'847.97
Abb. 12.8 Netto-Angebotssumme
12.7 Kalkulationsschlussblatt Wie bereits in Kap. 4 dargelegt wurde, sind die Ergebnisse des Kalkulationsprozesses von dem verantwortlichen Projektleiter auf einem Kalkulationsschlussblatt zusammenzufassen und der Unternehmensleitung (ggf. dem Angebotskomitee) zur weiteren Entscheidungsfindung vorzulegen. Das Kalkulationsschlussblatt macht den Berechnungsvorgang der Kalkulation transparent und ermöglicht weiterhin eine Aufbereitung der Daten für die Baubetriebsrechnung (s. Abbildung 12.9). Aufgrund der übersichtlichen Darstellung kann eine Plausibilitätskontrolle des Kalkulationsprozesses durchgeführt werden. Dies geschieht auf Basis der Kostenarten und -gruppen der Kalkulation. Zur Verifikation der ermittelten Werte können Nachkalkulationswerte respektive verschiedene Publikationen herangezogen werden. Erfahrungswerte geben, in Abhängigkeit von der Größenordnung des Projektes, spartenspezifisch Anhaltswerte für die absoluten Beträge der einzelnen Kostenarten und -gruppen sowie für Verhältniswerte, bezogen auf die Angebotssumme.
12 Grundlagen der Durchführung einer Zuschlagskalkulation mittlerer Grundlohn CHF/h …… direkte Lohnkosten CHF/h ……
Stunden (h)
235
Gesamtkosten (CHF)
Direkte Kosten 1 2 3 4 5
direkte Lohnkosten direkte Materialkosten direkte Inventarkosten Summe direkte Kosten Eigenleistung (1+2+3) Fremdleistungen
6 Summe direkte Kosten gesamt (4+5) 7 Baustelleneinrichtung Auf- und Abbau 8 Baustelleneinrichtung Vorhalten x Monate 9 Summe Baustelleneinrichtung (7+8) Indirekte Kosten der Baustelle 10 Baustellengemeinkosten 11 Aufsicht 12 Führung 13 Summe Aufsicht und Führung (11+12) 14 Summe Indirekte Kosten der Baustelle (10+13) Mögliche Sonderkosten 15 16 17 18 19 20
Arbeitsvorbereitung Gutachten, Lizenzen Planung, Statik, Projektbearbeitung, Prüfgebühren Bauwesenversicherung Bürgschaften, Finanzierung Risiken
21 Sonderkosten Summe 15 bis 20 22 Herstellkosten der Eigenleistungen (4+14+21) 23 Herstellkosten gesamt (6+14+21) Indirekte Kosten des Unternehmens für Eigenleistungen 24 Geldkosten 25 Verwaltungskosten 26 Zuschlag auf Herstellkosten EL (22) =
……% ……% ……%
27 Selbstkosten der Eigenleistungen (22+26) Risiko und Gewinn für Eigenleistungen 28 Risiko und Gewinn ……% 29 (evtl. Federführung) ……% 30 Zuschlag auf Selbstkosten EL (27) =
……%
Indirekte Kosten des Unternehmens für Fremdleistungen 31 Geldkosten 32 Verwaltungskosten 33 Zuschlag auf Herstellkosten FL (5) = 34 Selbstkosten der Fremdleistungen (5+33) Risiko und Gewinn für Fremdleistungen 35 Risiko und Gewinn 36 (evtl. Federführung) 37 Zuschlag auf Selbstkosten FL (34) =
……% ……% ……%
……% ……% ……%
38 Kostenerhöhungen 39 Änderungen, Ergänzungen, Nachträge 40 Sonstiges 41 Angebotssumme netto: (27+30+34+37+38+39+40) 42 Mehrwertsteuer ……% 43 Angebotssumme brutto:
Abb. 12.9 Kalkulationsschlussblatt
So gibt zum Beispiel der SBV in seiner Veröffentlichung „Produktionskosten-Index“ die Struktur der Herstellkosten, d.h. die Anteile der Kostenarten an den Herstellkosten, für unterschiedliche Sparten an (Abbildung
236
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
12.10). Diese Angaben sind Durchschnittswerte und folglich nur innerhalb bestimmter Bereichsgrenzen als Kontrollwerte anwendbar. Bausparte Stein- und Betonbau, Mehrfamilienhaus Stein- und Betonbau, Einfamilienhaus Stahlbeton - Tiefbau Kanal- und Leistungsbau Straßenbau Straßenerneuerung Stahlbeton - Hochbau, Industriebau Stahlbeton - Hochbau, Verwaltungs-/Bürogebäude
Lohn 55,0 % 56,1 % 35,2 % 45,1 % 23,6 % 43,9 % 47,9 % 54,1 %
Kostenarten Material Inventar 33,8 % 9,1 % 32,5 % 11,1 % 36,3 % 15,1 % 35,6 % 17,1 % 53,3 % 16,3 % 34,5 % 18,6 % 41,6 % 9,8 % 32,6 % 12,3 %
Fremdleistung 2,1 % 0,3 % 13,4 % 2,2 % 6,8 % 3,0 % 0,7 % 1,0 %
Abb. 12.10 Struktur der Herstellkosten gemäss Produktionskosten-Index 2003/3 (SBV 2003 a)
Ausführliche Statistiken zu Kosten- und Preisstrukturen können für Deutschland den Publikationen des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie sowie des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe entnommen werden.
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen 13.1 Vorgehensweise nach SBV Das vom Schweizerischen Baumeisterverband aufbereitete und bereits in Kap. 8 vorgestellte Schema der Angebotskalkulation (SBV 1996) entspricht der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen. Die Ermittlung der direkten Kosten der Teilleistungen sowie die Bildung der Einheitspreise erfolgt nach dem in Kap. 12 dargestellten Grundprinzip der Zuschlagskalkulation. Die Zuschlagsbildung wird nachfolgend erläutert. Die Stufen der Zurechnung der indirekten Kosten sind Abbildung 8.4 zu entnehmen. Die Besonderheit der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen besteht darin, dass die indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens für die Kostenermittlung eines jeden Auftrages nicht projektspezifisch ermittelt, sondern anhand von Erfahrungswerten oder aus der Baubetriebsrechnung angesetzt werden. Der Ablauf dieses Kalkulationsverfahrens ist in Abbildung 13.1 dargestellt. Hier wird deutlich, dass die indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens den direkten Kosten der Teilleistungen in Form von Zuschlägen (Lik, Zik) zugerechnet werden. Ausgangspunkt für die Berechnung der Kalkulationsfaktoren bzw. des Totallohnes und Bezugsgröße sind die direkten Kosten der einzelnen Kostenarten. Sie werden daher auch Basiskosten genannt. Die Zuschlagsfaktoren für die Kalkulationsfaktoren ZiT werden gebildet, indem die Zuschläge für alle Neben-, Management- und Supportprozesse in Prozent auf die Basiskosten von 100 % aufaddiert werden. Den Basiskosten in Prozent (100 %) der einzelnen Kostenarten werden dann Schritt für Schritt Zuschläge für die indirekten Kosten der Baustelle, die indirekten Kosten des Unternehmens sowie für Risiko und Gewinn zugerechnet. Rechnerisch kann dieser Vorgang gemäß der Tabelle des SBV in Abbildung 13.2 erfolgen. Der Totallohn TLT und die Kalkulationsfaktoren ZiT als Ergebnisse der Tabelle enthalten somit alle Zuschläge für Baustellengemeinkosten, Aufsicht und Führung, Verwaltungs- und Geldkosten sowie Risiko und Gewinn.
238
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Leistungserstellungsprozess ab Baustelle 1. Direkte Kosten der Teilleistungen der Menge „1" für die einzelnen LV-Positionen einschliesslich der Position Baustelleneinrichtung für jede Kostenart getrennt ermittelt (Herstellund Hilfsprozesskosten) L
M
I
2. Vorbestimmte Zuschläge für restliche Baustellengemeinkosten (Nebenprozesskosten) auf Basiskosten
F
L
M
I
F
Zuschlag für Werkkosten (1) 1
L oder ZL1
ZM1
ZI1
ZFL1
Vorberechnete Zuschläge für Managementprozesse Aufsicht & Führung
Zuschläge für Herstellkosten Multipliziert mit der Ausschreibungsmenge der LV-Positionen
L
HK
oder ZLHK
ZMHK
ZFLHK
ZIHK
Zuschläge für Supportprozesse Verwaltungskosten Geldkosten
Zuschläge für Selbstkosten LSK oder ZLSK
ZMSK
ZISK
ZFLSK
Risikokosten des Projekts (nur nach risikobasierter Methode)
Zuschläge für Risiko und Gewinn des Unternehmens
Direkte Positionskosten je Kostenart
( L
M
I
FL )T
*
Ermittelter Totallohn ( TLT oder ZLT
Ermittelte Kalkulationsfaktoren
ZMT
ZI T
ZFLT )T
Multiplikation und anschließende Addition der Kostenarten 4. Netto-Angebotspreis für jede Position Senkrechte Addition aller Positionspreise 5. Netto-Angebotssumme
Abb. 13.1 Ablauf der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen Zik
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
Herstellkosten % L
Grundlohn (z.B. mittlerer Grundlohn) Lohnnebenkosten auf Grundlohn Zuschläge und Prämien Lohnnebenkosten auf Zuschläge und Prämien Zulagen und Spesen ……………………………………………… ………………………………………………
………. ……….
……….
Baustellengemeinkosten BGK Löhne - Hand-Werkzeuge und persönliche Ausrüstung - Personaltransporte - Unterkunft und Kantine - Personalbeschaffung und -betreuung - Betriebshaftpflichtversicherung - ……………………………………………. M
I
F
WK
CHF
100.00 ………. ………. ………. ………. ………. ……….
………. ………. ………. ………. ………. ………. ……….
………. ………. ………. ………. ………. ……….
………. ………. ………. ………. ………. ……….
M Material % %
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Material - Kosten für Werkhof-Magazin - Verluste und Mengenrisiken - Mehrkosten wegen Kleinmengentransporten - …………………………………………….
I Inventar % %
F Fremdleist. % %
100.00 ………. ………. ………. ………. 100.00
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Inventar - Kosten aus dem Inventarbereich - …………………………………………….
………. ………. ………. ……….
………. ……….
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Fremdleistungen - Kosten aus dem Fremdleistungsbereich - …………………………………………….
………. ……….
……….
……….
………. ……….
Werkkosten (1)
………. ……….
……….
……….
……….
Aufsicht und Führung Variante A auf Grundlohn:
100.00
Aufsicht Führung
Variante B auf Werkkosten (1): Aufsicht u. Führung HK
L Lohn %
239
………. ……….
………. ………. ………. ……….
……….
………. ………. ………. ………. ………. ………. ………. ……….
HK HK HK HK HK ZL / TL = ………. ………. ZM = ………. ZI = ………. ZF = ……….
Herstellkosten
Endzuschläge
SK
EZ
Zurechnungsbasis = Herstellkosten - Geldkosten auf Herstellkosten - Verwaltungskosten auf Herstellkosten
100.00 ………. ……….
100.00 ………. ……….
100.00 ………. ……….
100.00 ………. ……….
Selbstkosten - Risiko und Gewinn bzw. Verlust in % auf SK L:………% M:………% I: ………% F:………%
……….
……….
……….
……….
……….
……….
……….
……….
Zwischentotal - Abzüglich Zurechnungsbasis
………. 100.00
………. 100.00
………. 100.00
………. 100.00
Endzuschläge auf Herstellkosten
……….
Summe Herstellkosten + Endzuschläge o. MWST Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn
o. MWST
………. ………. ………. ………. ………. ………. ………. ………. ………. ……….
……….
……….
……….
ZLT / TLT = ………. ………. ZMT = ………. ZIT = ………. ZFT = ……….
Abb. 13.2 Berechnung der Kalkulationsfaktoren nach SBV - Formular „Werkkosten und Endzuschläge“ (SBV 1996)
Im Folgenden wird die Ermittlung der Kalkulationsfaktoren gemäß SBV anhand der Tabelle in Abbildung 13.2 vorgestellt.
240
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
13.1.1 Bildung der Zuschläge für die indirekten Kosten der Baustelle
Der SBV ermittelt den Zuschlag für die indirekten Kosten der Baustelle getrennt nach den Baustellengemeinkosten und den Kosten für Aufsicht und Führung in zwei Etappen. So ergeben sich aus den Baustellengemeinkosten Zuschläge für die Berechnung der Werkkosten (1) (L1, Zi1) und aus den Kosten für Aufsicht und Führung Zuschläge für die Berechnung der Herstellkosten (LHK, ZiHK). 13.1.1.1 Werkkosten (1) der Kostenart Lohn
Im Rahmen der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen werden die Baustellengemeinkosten der Kostenart Lohn prozentual dem mittleren Grundlohn zugerechnet. Die Berechnung des Grundlohns, der Zuschläge und Prämien, der Lohnnebenkosten sowie der Zulagen und Spesen erfolgt im Rahmen der Ermittlung der direkten Lohnkosten der Teilleistung. Die Ermittlung der direkten Lohnkosten wurde in Teil 3 „Die Kostengruppen der Kalkulation“, Kap. 9.1 ausführlich dargestellt. Der Zuschlag für die Baustellengemeinkosten ergibt sich aus der Baubetriebsrechnung und/oder aus Erfahrungswerten bei gleichartigen Projekten. Nachdem die direkten Kosten der Löhne und der Zuschlag für die Baustellengemeinkosten der Kostenart Lohn ermittelt sind, können die Werkkosten (1) gemäß dem Schema des SBV berechnet werden (s. Abbildung 13.3).
Abb. 13.3 Schema zur Ermittlung der Werkkosten (1) der Kostenart Lohn (in Anlehnung an SBV 1996)
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
241
Die rechnerische Ermittlung der Zuschläge zur Umlage der Baustellengemeinkosten der Kostenart Lohn auf die Basislohnkosten ist in Abbildung 13.4 dargestellt. Abbildung 13.4 knüpft rechnerisch an die Ermittlung der direkten Lohnkosten in Abbildung 9.12 an. Tiefbau % L
WK1
Grundlohn (z.B. mittlerer Grundlohn) Lohnnebenkosten auf Grundlohn Zuschläge und Prämien Lohnnebenkosten auf Zuschläge und Prämien Zulagen und Spesen ……………………………………………………. ……………………………………………………. Baustellengemeinkosten BGK Löhne - Handwerkzeug und persönliche Ausrüstung - Personaltransporte - Unterkunft und Kantine - Personalbeschaffung und -betreuung - Betriebshaftpflichtversicherung - ……………………………………………….…. Werkkosten 1
L Lohn %
CHF
100.00 61.97 0.00 47.79 0.00 0.00 ……. ……. …….
26.17 16.22 0.00 0.00 0.00 ……. …….
4.00 0.00 0.00 1.00 2.00 …….
1.05 0.00 0.00 0.26 0.52 …….
168.97
44.22
61.97
Abb. 13.4 Werkkosten (1) der Kostenart Lohn für die Sparte Tiefbau (SBV 1996)
13.1.1.2 Werkkosten (1) der Kostenart Material
Bezugsgröße für die Verrechnung der Baustellengemeinkosten Material sind die Basismaterialkosten franko Baustelle (Abbildung 13.5), die im Rahmen der Berechnung der direkten Kosten einer Baustelle in Kapitel 9.2 ermittelt wurden.
Abb. 13.5 Schema zur Ermittlung der Werkkosten (1) der Kostenart Material (in Anlehnung an SBV 1996)
242
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Die Baustellengemeinkosten Material bestehen aus den Kosten für das Werkhofmagazin, den Verlusten und Mengenrisiken sowie Mehrkosten für Kleinmengentransporte. Während die Kosten für das Werkhofmagazin in der Baubetriebsrechnung der vergangenen Jahre erfasst sind und den Baustellen anteilig zugeschlagen werden können, stammen die Ansätze für Verluste und Mengenrisiken sowie Mehrkosten für Kleintransporte aus Erfahrungswerten. Die Ermittlung des Zuschlags zur Umlage der Baustellengemeinkosten Material auf die Basismaterialkosten ist in Abbildung 13.6 dargestellt. M Material %
Tiefbau
M
WK1
Basiskosten (franko Baustelle) Baustellengemeinkosten BGK Material - Kosten für Werkhof-Magazin - Verluste und Mengenrisiken - Mehrkosten wegen Kleinmengentransporten - ……………………………………………….….
100,00
Werkkosten (1)
103,00
1,50 0,20 1,30 ….…
Abb. 13.6 Werkkosten (1) der Kostenart Material (SBV 1996)
13.1.1.3 Werkkosten (1) der Kostenart Inventar
Die Bezugsgröße für den Zuschlag der Baustellengemeinkosten der Kostenart Inventar sind die nach den Dokumentationen des SBV ermittelten direkten Inventarkosten (Grundlagen siehe Abbildung 9.32).
Abb. 13.7 Schema zur Ermittlung der Werkkosten (1) der Kostenart Inventar (in Anlehnung an SBV 1996)
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
243
Die Baustellengemeinkosten Inventar ergeben sich aus projektspezifisch festgelegten Zuschlägen für Holz, Betriebsmaterial, Kleingeräte und andere. Die rechnerische Ermittlung der Zuschläge zur Umlage der Baustellengemeinkosten Inventar auf die Basisinventarkosten ist in Abbildung 13.8 dargestellt. I Inventar %
Tiefbau
M
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Inventar - Zuschlag für Holz - Zuschlag für Betriebsmaterial - Zuschalg für Kleingeräte - ……………………………………………….….
WK (1) Werkkosten (1)
100,00 3,60 0,50 0,90 ….… 105,00
Abb. 13.8 Werkkosten (1) der Kostenart Inventar (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1)
13.1.1.4 Werkkosten (1) der Kostenart Fremdleistungen
Bei den Zuschlägen für die Kostenart Fremdleistung stellen die NettoAngebotssummen oder die Preisermittlungen aus den Preislisten der Subunternehmer die Basiskosten dar, denen die Baustellengemeinkosten der Kostenart Fremdleistung zugerechnet werden (Abbildung 13.9).
Abb. 13.9 Schema der Zurechnung Werkkosten (1) der Kostenart Fremdleistung (in Anlehnung an SBV 1996)
Die Basisfremdleistungskosten wurden als direkte Kosten im Rahmen der Kostengruppen der Kalkulation in Kapitel 9.6 erläutert. Die Baustel-
244
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
lengemeinkosten Fremdleistungen sind indirekte Kosten der Baustelle und in Kapitel 10.1.1 vorgestellt. Abbildung 13.10 enthält eine beispielhafte Berechnung der Zuschläge für die Baustellengemeinkosten auf die Basisfremdleistungskosten. Die Ansätze sind projektspezifisch von dem kalkulierenden Unternehmen zu treffen. F Fremdleistung %
Tiefbau
M
WK1
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Fremdleistung - Transportversicherungen - Zuzug von Spezialisten - Transaktionskosten - Diverse Kosten
100.00
Werkkosten (1)
101.20
0.00 0.00 1.20 ….…
Abb. 13.10 Werkkosten (1) der Kostenart Fremdleistung (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1)
13.1.1.5 Herstellkosten
Nach dem Schema des SBV ist die Zurechnung der Aufsichts- und Führungskosten zu den Werkkosten (1) auf verschiedene Arten möglich: Variante A: Die Aufsichts- und Führungskosten werden der Kostenart Lohn durch einen Zuschlag in Geldwerten oder Prozent auf den mittleren Grundlohn zugerechnet. Variante B: Die Aufsichts- und Führungskosten werden mit einem meist einheitlichen Prozentsatz auf die Werkkosten (1) aller vier Kostenarten umgelegt. Als Variante C können die Aufsichts- und Führungskosten bei maschinenintensiven Leistungen oder umfangreicher Fremdvergabe auch gewichtet auf alle vier Kostenarten verteilt werden. Kleine Bauunternehmen im stundenlohnintensiven Hochbau bevorzugen hauptsächlich die Variante der Umlage auf den Lohn. Ein hoher Mechanisierungsgrad und der damit im Verhältnis geringe Lohnkostenanteil führt jedoch zu einer Proportionalisierung der Zuschläge auf die Kostenart Lohn. Bei überhöhten Zuschlägen bewirken bereits kleine Leistungsverschiebungen eine ausgeprägte Veränderung der durch den Zuschlag angenommenen Kostenanteile. Dies kann zu einer Über- oder Unterdeckung der indirekten Kosten führen.
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
245
Mittelständische und große Bauunternehmen sowie Tief- und Untertagbauunternehmen bevorzugen die Umlage auf alle vier Kostenarten. Generell ist die Variante B gemäß den Empfehlungen des SBV angezeigt, wenn die Kostenanteile der einzelnen Kostenarten stark von der mittleren Betriebsnorm abweichen, d.h. nicht in den betriebsüblichen Rahmen passen. Weiterhin ist die Variante B bei Bauvorhaben mit einem hohen Anteil an Subunternehmer- bzw. Akkordantenleistungen unumgänglich. Variante A: Zurechnung auf die Kostenart Lohn Die Zurechnung der indirekten Kosten Aufsicht und Führung auf die Lohnkosten ist in Abbildung 13.11 dargestellt. Die indirekten Baustellengemeinkosten wurden bereits in den Kapiteln 13.1.1.1 bis 13.1.1.4 verursachergemäß auf die vier Kostenarten umgelegt.
Abb. 13.11 Schema der Zurechnung bei Umlage der Aufsichts- und Führungskosten nur auf die Kostenart Lohn (SBV 1996)
Die Kosten von Aufsicht und Führung werden in Form von prozentualen Zuschlägen auf die Basislohnkosten bezogen. Der Zuschlag wird entweder ermittelt (siehe Beispiel in Abbildung 13.12) oder aus Erfahrungswerten vergleichbarer Baustellen übernommen. Die Ermittlung erfolgt anhand der möglichen Gruppengrößen, die von einem Polier beaufsichtigt bzw. von einem Bauführer geleitet werden. Der Stundenlohn der Aufsichts- bzw. Führungskräfte wird prozentual auf den aufsummierten Stundenlohn der beteiligten Arbeiter bezogen. Die Löhne für die Berechnung der Zuschläge stammen aus der Mittellohnberechnung und können für Polier und Bauführer gemäß Abbildung 13.12 ermittelt werden.
246
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Aufsicht Ansatz Kosten % CHF/h
Führung Ansatz Kosten % CHF/h
36.59
45
Grundlohn Polier bzw. Bauführer Lohnnebenkosten auf Grundlohn %
62.95
Zulagen und Spesen auf prod. Stunden Auswärtige Verpflegung Autospesen Diverse Kosten
Werkkosten (1) Aufsicht / Führung
23.03
62.57
28.16
1.80 1.80 0.00
1.80 3.59 0.00
63.22
78.55
Hochbau
Tiefbau
Tiefbau
Untertag
15 25.98 389.70
(Beispiel) 6 26.17 157.02
13 26.17 340.21
12 26.98 323.76
Werkkosten (1); Aufsicht
63.22
63.22
63.22
63.22
Anteil in % auf Grundlohn
16.22
40.26
18.58
19.53
Anteil Führung: Anzahl Mitarbeiter Grundlohn/h Grundlohn x Anzahl Mitarbeiter
36 25.98 935.28
24 26.17 628.08
33 26.17 863.61
30 26.98 809.40
Werkkosten (1); Führung
78.55
78.55
78.55
78.55
Anteil in % auf Grundlohn
8.40
12.51
9.10
9.70
Anteil Aufsicht ohne eigene Mitarbeit: Anzahl Mitarbeiter Grundlohn/h Grundlohn x Anzahl Mitarbeiter
Abb. 13.12 Umlage der Aufsichts- und Führungskosten auf die Kostenart Lohn (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 2)
Durch die Variante der Zurechnung der Kosten für Aufsicht und Führung auf die Lohnkosten sind sowohl die Ermittlung wie auch die Überprüfung des Zuschlags für die Kosten für Aufsicht und Führung mit wenig Aufwand verbunden. Variante B: Zurechnung auf alle vier Kostenarten In Abbildung 13.13 ist das Schema für eine verursachergemäße Zurechnung der indirekten Kosten für Aufsicht und Führung auf alle vier Kostenarten der Werkkosten (1) dargestellt. Die indirekten Baustellengemeinkosten wurden bereits für eine verursachergemäße Zurechnung auf alle vier Kostenarten umgelegt. Im Gegensatz zur Zurechnung auf die Kostenart
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
247
Lohn ist diese Variante hinsichtlich der Bestimmung oder Überprüfung des Zuschlags aufwendiger. Für die Festlegung der prozentualen Zuschläge sind bei der Variante B die erforderlichen Größen einzeln im Voraus zu berechnen. Als Zurechnungsbasis dienen nun nicht mehr die Basiskosten, sondern die Werkkosten (1) der einzelnen Kostenarten. Weiterhin ist die voraussichtliche Dauer der Arbeiten auf der Baustelle festzulegen, anhand derer die Kosten für Aufsicht, Führung, Vermessung, technische Objektbearbeitung und Baubüro zu berechnen sind.
Abb. 13.13 Schema der Zurechnung bei Umlage auf alle vier Kostenarten (SBV 1996)
Das Verhältnis der Kosten von Aufsicht und Führung zu der Summe der Werkkosten (1) aller vier Kostenarten bildet den Zuschlag in Prozent für die Zurechnung.
248
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Durchschnittliche Belegschaft:
2 Mann Aufsicht 1 Mann Führung 22 Mann Belegschaft
Dauer der Arbeiten
30 Monate
Werkkosten (1): Löhne Material Inventar Fremdleistungen
(Anzahl x WK1 x h/Mt. x Mt.)
Total Werkkosten (1) Kosten für Aufsicht und Führung: Aufsicht Führung Vermessung Technische Bearbeitung Total Aufsicht und Führung Anteil auf Werkkosten (1)
(Anzahl x WK1 x h/Mt. x Mt.) (Anzahl x WK1 x h/Mt. x Mt.)
CHF CHF CHF CHF
3'989'036 3'036'650 2'390'400 210'040
CHF
9'626'126
CHF CHF CHF CHF
499'870 300'322 50'100 42'500
CHF
892'792
%
9.27
Abb. 13.14 Umlage der Aufsichts- und Führungskosten auf alle vier Kostenarten (SBV 1996, Anhang 2)
Die in Abbildung 13.14 dargestellte Vorgehensweise nach Variante B entspricht einem Mittelweg zwischen der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen und der Kalkulation über die Angebotssumme, weil tatsächliche, baustellenbezogene Kosten für Aufsicht und Führung zur Ermittlung des Zuschlags herangezogen werden. 13.1.2 Bildung der Zuschläge für die indirekten Kosten des Unternehmens
Zur Deckung der indirekten Kosten eines Unternehmens tragen im Wesentlichen alle Baustellen bei. In der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen kann entweder mit einheitlichen oder mit differenzierten Zuschlägen auf die einzelnen Kostenarten gearbeitet werden. Die Höhe der Verwaltungs- und Geldkosten wurde bereits im Rahmen der Kostengruppen der Kalkulation in Kap. 11 erläutert. Abbildung 13.15 veranschaulicht eine einheitliche Verteilung der Geldkosten der Baustelle und der Verwaltungskosten auf alle vier Kostenarten gemäss SBV.
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
249
Abb. 13.15 Einheitlicher Ansatz für Verwaltungs- und Geldkosten (in Anlehnung an SBV 1996)
Wesentlich präziser als der gleichmäßige Ansatz ist eine Belastung aller vier Kostenarten verursachungsgerecht mit unterschiedlichen Ansätzen für die Verwaltungskosten des Unternehmens. Dies ist darin begründet, dass Personal und Inventar im Gegensatz zu Material und Fremdleistungen deutlich höhere Verwaltungskosten erzeugen können und demzufolge auch mehr Kosten tragen sollten. Der SBV gibt als sinnvolle Gewichtung der vier Kostenarten ein Verhältnis von (L) 2 : (M) 1 : (I) 2 : (F) 1 an (SBV 1996). Wie stark die einzelnen Kostenarten mit den Geldkosten belastet werden, hängt von vertraglichen Vereinbarungen über den Zahlungszufluss bzw. -abfluss einer Baustelle und des Unternehmens ab. Im Fall von Fremdvergaben können beispielsweise entstehende Geldkosten teilweise auf den Subunternehmer verlagert werden. Daher ist es sinnvoll, wie bei den Verwaltungskosten, nicht mit einheitlichen, sondern mit differenzierten Zuschlägen auf die einzelnen Kostenarten zu kalkulieren (vgl. dazu Abbildung 13.15 und Abbildung 13.16). Der unterschiedliche Verteilungssatz lässt sich an dem proportionalen Anteil der jeweiligen Summe der direkten Kosten je Kostenart aller Positionen an der Gesamtsumme der direkten Kosten bilden, die aus Schritt 2 des Formblatts in Abbildung 12.1 entnommen werden kann. Damit erhält man eine verursachergemäße Zuordnung der Geldkosten auf die Kostenarten des jeweiligen Projekts.
250
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Abb. 13.16 Differenzierte Ansätze für Verwaltungs- und Geldkosten (in Anlehnung an SBV 1996)
Unabhängig davon, ob mit einheitlichen oder differenzierten Ansätzen gearbeitet wird, sind eine aktuelle Kostenrechnung und eine periodische Überprüfung der Ansätze von ausschlaggebender Bedeutung. 13.1.3 Bildung der Zuschläge für Risiko und Gewinn
Der Zuschlag für Risiko und Gewinn erfolgt auf die Selbstkosten (= Herstellkosten, Verwaltungs- und Geldkosten). Durch den Risiko- und Gewinnzuschlag bildet das Unternehmen, ausgehend von den Selbstkosten, seinen Angebotspreis. Kalkulatorisch betrachtet stellen die Selbstkosten mit zugerechnetem Risiko und Gewinn die Netto-Angebotssumme dar. Auch für Risiko und Gewinn bzw. Verlust kann der Zuschlag für alle Kostenarten einheitlich oder differenziert sein. In der Praxis wird für die Berücksichtigung von Risiko für Fremdleistungen meist ein niedrigerer Ansatz festgelegt als für die übrigen Kostenarten, weil der Subunternehmer einen Teil der unternehmerischen Risiken des Hauptunternehmers übernimmt. Der Anbieter der Fremdleistung berücksichtigt wiederum seinerseits einen Zuschlag für Risiko. Die Höhe des Risikoansatzes sollte im Zuge einer kostengenauen Kalkulation nach der verursachergemäßen Risikoermittlung (beschrieben in Teil 5) erfolgen. Für die Abdeckung des Risikozuschlags (siehe hierzu Kapitel 11.3) bei der traditionellen Methode werden die projektspezifischen Einzelrisiken, die nicht identifizierten Projektrisiken und die allgemeinen Unternehmensrisiken als ein pauschaler Prozentsatz auf die Selbstkosten bezogen. Viele
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
251
Unternehmen legen diesen Zuschlag aus den Erfahrungen mehrerer Jahre intuitiv fest. Die verursachergemäße Risikobetrachtungsmethode analysiert die Einzelrisiken projektbezogen und bewertet die Kosten. Auf dieser Basis werden die Risikokosten bzw. Risikozuschläge wie folgt festgelegt (s. Kap.18): x Projekteinzelrisikokosten – Risikokosten der Einzelprojektrisiken, x Projektpauschalrisikozuschlag – Pauschaler Zuschlag für nicht erkannte Projektrisiken, x Unternehmenspauschalrisikozuschlag – Pauschaler Zuschlag für das allgemeine Unternehmensrisiko. Für den Gewinnzuschlag ist eine einheitliche Vorgehensweise für alle Kostenarten praktikabel, weil ein Gewinn für alle Kostenbestandteile erzielt werden muss. 13.1.4 Ermittlung des Totallohns und der Kalkulationsfaktoren
In den vorausgegangenen Kapiteln wurde das Schema des SBV zur Ermittlung des Totallohns und der Kalkulationsfaktoren bei einer Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen eingehend erläutert und somit der Bearbeitungsschritt 3 (siehe Kapitel 12), die Bildung der Zuschläge, erarbeitet. In Abbildung 13.17 wurden folgende Vorermittlungen für die Zuschläge eingearbeitet: x x x x x x
Lohnnebenkosten (Abbildung 9.10) Baustellengemeinkosten - Lohn (Abbildung 13.4) Baustellengemeinkosten - Material (Abbildung 13.6) Baustellengemeinkosten - Inventar (Abbildung 13.8) Baustellengemeinkosten - Fremdleistung (Abbildung 13.10) Aufsichts- und Führungskosten, Variante A (Abbildung 13.12)
In Abbildung 13.17 und Abbildung 13.18 sind zwei Beispiele für die Ermittlung von Kalkulationsfaktoren dargestellt.
252
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Werkkosten
Tiefbau %
L
Grundlohn (z.B. mittlerer Grundlohn) Lohnnebenkosten auf Grundlohn Zuschläge und Prämien Lohnnebenkosten auf Zuschläge und Prämien Zulagen und Spesen
61.97 46.82
Baustellengemeinkosten BGK Löhne - Hand-Werkzeuge und persönliche Ausrüstung - Personaltransporte - Unterkunft und Kantine - Personalbeschaffung und -betreuung - Betriebshaftpflichtversicherung M
I
F
WK1
CHF
100.00 61.97 0.00 0.00 0.00
26.17 16.22 0.00 0.00 0.00
4.00 0.00 0.00 1.00 2.00
1.05 0.00 0.00 0.26 0.52
M Material % %
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Material - Kosten für Werkhofmagazin - Verluste und Mengenrisiken - Mehrkosten wegen Kleinmengentransporten
I Inventar % %
F Fremdleistung % %
100.00 1.50 0.20 1.30
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Inventar - Kosten aus dem Inventarbereich
100.00 1.00
0.26
5.00
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Fremdleistungen - Kosten aus dem Fremdleistungsbereich
100.00 1.20
Werkkosten 1 Aufsicht und Führung Variante A auf Grundlohn:
Variante B auf Werkkosten: HK
L Lohn %
169.97
Aufsicht Führung
40.25 12.51
Aufsicht u. Führung
0.00
ZL
Herstellkosten
HK
/ TL
HK
=
40.25 12.51 0.00 222.73
44.48
103.00
105.00
101.20
10.53 3.27 0.00
0.00 HK
58.29 ZM
0.00
0.00
= 103.00 ZI
HK
0.00
0.00
= 105.00 ZF
HK
0.00
= 101.20
Endzuschläge Zurechnungsbasis = Herstellkosten - Geldkosten auf Herstellkosten - Verwaltungskosten auf Herstellkosten SK
Selbstkosten - Risiko und Gewinn bzw. Verlust in % auf SK L: 5.00 % M: 5.00 % I: 5.00 %
F: 3.00 %
Zwischentotal - abzüglich Zurechnungsbasis EZ
Endzuschläge auf Herstellkosten
Summe Herstellkosten + Endzuschläge
o. MWST
Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn
o. MWST
T
100.00 2.00 12.00
100.00 2.00 6.00
100.00 2.00 12.00
100.00 2.00 6.00
114.00
108.00
114.00
108.00
5.70
5.40
5.70
3.24
119.70 100.00
113.40 100.00
119.70 100.00
111.24 100.00
19.70 43.8778
11.48
266.61
69.77
T
ZL / TL =
13.40
13.80
19.70
116.80 T
2.67 69.77 ZM =
20.69
11.24
125.69 T
1.17 ZI =
11.37 112.57
T
1.26 ZF =
1.13
Abb. 13.17 Kalkulationsfaktoren mit Umlage der Kosten für Aufsicht und Führung nur auf die Lohnkosten am Beispiel des Tiefbaus (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1)
Das Tiefbaubeispiel in Abbildung 13.17 zeigt dabei die Variante A mit Umlage der Aufsichts- und Führungskosten auf die Kostenart Lohn, während das Untertagbaubeispiel in Abbildung 13.18 die Variante B (Bezug zur Abbildung 13.14) mit durchgehend differenzierten Zuschlägen auf alle vier Kostenarten enthält.
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen Werkkosten
Untertagbau Stufe 1 %
L
Grundlohn (z.B. mittlerer Grundlohn) Lohnnebenkosten auf Grundlohn Zuschläge und Prämien Lohnnebenkosten auf Zuschläge und Prämien Zulagen und Spesen
56.41 47.79
Baustellengemeinkosten BGK Löhne - Hand-Werkzeuge und persönliche Ausrüstung - Personaltransporte - Unterkunft und Kantine - Personalbeschaffung und -betreuung - Betriebshaftpflichtversicherung
CHF
100.00 56.41 12.04 5.75 13.93
26.98 15.22 3.25 1.55 3.76
10.00 2.04 0.00 2.00 1.30
2.70 0.55 0.00 0.54 0.35
M Material % %
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Material - Kosten für Werkhofmagazin - Verluste und Mengenrisiken - Mehrkosten wegen Kleinmengentransporten
M
F
I Inventar % %
F Fremdleistung % %
100.00 1.50 0.20 1.30
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Inventar - Kosten aus dem Inventarbereich
I
100.00 0.00
0.00
1.40
Basiskosten Baustellengemeinkosten BGK Fremdleistungen - Kosten aus dem Fremdleistungsbereich
WK1
100.00 1.20
Werkkosten 1 Aufsicht und Führung Variante A auf Grundlohn:
Variante B auf Werkkosten: HK
L Lohn %
253
203.47
Aufsicht Führung
0.00 0.00
Aufsicht u. Führung
9.27 HK
ZL
Herstellkosten
/ TL
HK
=
0.00 0.00 18.86 222.34
54.90
103.00
101.40
101.20
0.00 0.00 5.09
9.27 HK
59.99 ZM
9.55
9.27 HK
= 112.55 ZI
9.40
9.27
= 110.80 ZF
HK
9.38
= 110.58
Endzuschläge Zurechnungsbasis = Herstellkosten - Geldkosten auf Herstellkosten - Verwaltungskosten auf Herstellkosten SK
Selbstkosten - Risiko und Gewinn bzw. Verlust in % auf SK L: 5.00 % M: 5.00 % I: 5.00 %
F: 3.00 %
Zwischentotal - abzüglich Zurechnungsbasis EZ
Endzuschläge auf Herstellkosten
100.00 2.00 12.00
100.00 2.00 6.00
100.00 2.00 12.00
100.00 2.00 6.00
114.00
108.00
114.00
108.00
5.70
5.40
5.70
3.24
119.70 100.00
113.40 100.00
119.70 100.00
111.24 100.00
19.70
Summe Herstellkosten + Endzuschläge o. MWST Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn
o. MWST
T
T
ZL / TL =
43.80
11.82
266.14
71.80
2.66
13.40
15.08
19.70
127.63 T
71.80 ZM =
21.83
11.24
132.63 T
1.28 ZI =
12.43 123.01
T
1.33 ZF =
1.23
Abb. 13.18 Kalkulationsfaktoren mit Umlage der Kosten für Aufsicht und Führung auf alle vier Kostenarten am Beispiel des Untertagbaus (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1)
Die Kalkulationsfaktoren ZiT bzw. der Totallohn TLT als Ergebnisse der Tabelle enthalten alle Zuschläge für: x x x x
Baustellengemeinkosten, Aufsicht und Führung, Verwaltungs- und Geldkosten, Risiko und Gewinn.
Die nun ermittelten Kalkulationsfaktoren bzw. der Totallohn können im Rahmen des Schritts 3 in das Grundprinzip einer Zuschlagskalkulation
254
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
(Kapitel12) einfließen und dienen so zur Ermittlung der Einheits- und Positionspreise (Abbildungen 12.5 und 12.8). 13.2 Vorgehensweise nach KLR Bau Die KLR Bau (KLR 2001) schlägt für die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen zwei Varianten vor. Bei der Variante 1 werden vorbestimmte Zuschläge für alle Gemeinkosten, für die Allgemeinen Geschäftskosten sowie für Wagnis und Gewinn gebildet. Auf Basis von Erfahrungswerten vergangener Perioden wird in der Regel nur ein Gesamtzuschlag für Gemeinkosten der Baustelle und die umsatzbezogenen Gemeinkosten gebildet. Die individuellen Randbedingungen der technologischen Kernprozesse eines Projektes werden somit nicht berücksichtigt. Zur Berechnung ist zunächst die Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen erforderlich. Der gesamte Komplex der Baustellengemeinkosten (zu berücksichtigen sind besondere Projektwagnisse) sowie der Allgemeinen Geschäftskosten wird als Erfahrungswert einmalig ermittelt und mit dem kumulierten Zuschlag aus kalkulatorischen Wagnissen (allgemeines Unternehmerwagnis) und dem Gewinn zusammengetragen. Mit diesem Wert werden die Einzelkosten der Teilleistungen beaufschlagt. Dadurch werden mehrere Aufträge (in der Regel eine Abrechnungsperiode betreffend) mit einheitlichen Gesamtzuschlägen kalkuliert, so dass die gesonderte Ermittlung der Gemeinkosten für jedes Angebot entfallen kann. Bei der Variante 2 werden die pauschalen Ansätze der Variante 1 präzisiert. Die vorbestimmten Zuschläge werden für Teile der Gemeinkosten der Baustelle, für die Allgemeinen Geschäftskosten sowie für Wagnis und Gewinn gebildet. Hierbei können die individuellen Randbedingungen eines Projektes, insbesondere solche, welche die Gemeinkosten der Baustelle betreffen, berücksichtigt werden. Dies betrifft nicht nur die Besonderheiten der technologischen Kernprozesse, sondern ebenso die projektspezifischen Wagnisse. Die Kalkulationsmethodik mit vorbestimmten Zuschlagssätzen wird in der Praxis beispielsweise bei spezialisierten Gerüstbauunternehmen in der Vertragsstruktur der selbstständigen Gerüstbauverträge angetroffen. In der diskutierten Vertragsstruktur werden mit einem spezialisierten Gerüstbauunternehmen Leistungen vereinbart, welche den Aufbau, die Vorhaltung sowie den Um- und Abbau eines Gerüstes betreffen, ohne dabei mit der eigentlichen Bauleistung vertraglich verbunden zu sein (Gessner Stüben 2003). Abzugrenzen davon ist der Fall, in dem ein ausführendes Unternehmen, welches ein Gerüst zur Erbringung der eigenen Leistung benötigt,
13 Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen
255
dieses ebenso anderen Unternehmen zur simultanen oder sukzessiven Nutzung zur Verfügung stellt. Darüber bedarf es einer besonderen Vereinbarung der Vertragspartner, da die Leistung als Besondere Leistung einzustufen und zusätzlich zu vergüten ist. So beispielsweise in folgenden Normen: x DIN 18330:2002 „Mauerarbeiten“. Nebenleistungen in Nr. 4.1.2: Auf-, Um- und Abbauen sowie Vorhalten der Arbeits- und Schutzgerüste, soweit diese für die eigene Leistung notwendig sind. Besondere Leistungen in Nr. 4.2.1: Vorhalten der Gerüste über die eigene Benutzungsdauer hinaus für andere Unternehmer. In Nr. 4.2.2: Umbau von Gerüsten. x DIN 18331:2002 „Beton- und Stahlbetonarbeiten“. Nebenleistungen in Nr. 4.1.4: Auf-, Um- und Abbauen sowie Vorhalten der Arbeits- und Schutzgerüste, soweit diese für die eigene Leistung notwendig sind. Besondere Leistungen in Nr. 4.2.3: Vorhalten der Gerüste über die eigene Benutzungsdauer hinaus für andere Unternehmen. Weiterhin in Nr. 4.2.4: Umbau von Gerüsten. In Abgrenzung zu der in der KLR Bau (KLR 2001) und in Kap. 7 dargelegten Kostenartengliederung, werden für die Belange der Kalkulation von reinen Gerüstarbeiten in der Praxis, auch für die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen, folgende Kostenarten erfasst (Ludmann 1994): x Lohnkosten - Antransport: Aufladen, Transportzeiten, Abladen - Aufbau - Umbau - Abbau - Rücktransport: Aufladen, Transportzeiten, Abladen x Vorhaltekosten für die Gerüste: - Kalkulatorische Abschreibung - Kalkulatorische Verzinsung - Reparaturkosten (im Wesentlichen Instandsetzung, die außerhalb der Vorhaltezeit durchgeführt werden muss; die Instandhaltung auf der Baustelle ist in der Regel nicht Sache des Gerüstbauunternehmens) x Bereitstellungskosten: An- und Abtransport, An- und Abladen, Auf-, Um- und Abbau, bereinigt um den Lohnkostenanteil x Anteilige Gerätekosten, falls erforderlich x Allgemeine Kosten: Lager- und Umschlagkosten, Auftragsabwicklung, Beratung und Vertrieb (einschließlich Bauleitung), Versicherungen x Materialschwund x Planungskosten x Weitere Gemeinkosten (zum Beispiel besondere Wagnisse) / Allgemeine Geschäftskosten
256
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
x Wagnis und Gewinn. Die Zuordnung der Kostenarten zu den Einzelkosten der Teilleistungen respektive den Zuschlägen erfolgt betriebsindividuell. Im Bereich der kleinen Unternehmen handelt es sich um sehr einfache Strukturen.
14 Kalkulation über die Angebotssumme Eine Alternative zu dem in Kap. 13 vorgestellten Kalkulationsverfahren mit vorbestimmten Zuschlagssätzen bildet das Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme. Die Grundsätze sowie das Ablaufschema nach der KLR Bau (KLR 2001) wurde in Kap. 8.4.4 dargelegt. Daher wird nachfolgend die detaillierte Vorgehensweise auf Basis der Strukturen des Kap. 13.1 weiter entwickelt. Bei der Kalkulation über die Angebotssumme werden die indirekten Kosten der Baustelle nicht in Form von prozentualen Zuschlägen erfasst, sondern in einem eigenen Berechnungsschritt für den zu kalkulierenden Bauauftrag berechnet. Die Bildung der Zuschläge und somit der Kalkulationsfaktoren ZiT bzw. des Totallohns TLT (in Deutschland Stundenverrechnungssatz) zur Ermittlung der Einheitspreise läuft in mehreren Stufen ab und ist umfangreich. Sie erfolgt in zwei Stufen mit sechs Schritten (s. Abbildung 14.1): Stufe 1: Ermittlung der vorläufigen Angebotssumme 1. Ermittlung der direkten Kosten der Teilleistungen getrennt nach Kostenarten gemäß dem Grundprinzip der Zuschlagskalkulation (s. Abbildung 12.2). 2. Berechnung der indirekten Kosten der Baustelle getrennt nach Kostenarten und Summenbildung über alle indirekten Kosten der Baustelle (s. Abbildung 14.2). 3. Ermittlung der indirekten Kosten des Unternehmens (Verwaltungsund Geldkosten) sowie Bildung der Selbstkosten (s. Abbildung 14.3) 4. Bildung der vorläufigen Netto-Angebotssumme durch Addition der direkten Kosten, der indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens sowie von Risiko und Gewinn (s. Abbildung 14.3). Bei diesem Kalkulationsverfahren steht demzufolge zunächst die Angebotssumme fest, bevor die Zuschläge und somit die Kalkulationsfaktoren ZiT bzw. der Totallohn TLT auf die Kostenarten der Leistungsverzeichnispositionen berechnet werden. Daher stammt auch die Bezeichnung der (Zuschlags-)Kalkulation über die Angebotssumme. Stufe 2: Ermittlung der Zuschläge 1. Festlegung bzw. Ermittlung von nach Kostenarten getrennten prozentualen Kalkulationsfaktoren für die Zuordnung der in den Schritten 2
258
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
und 3 festgestellten indirekten Kosten zu den Leistungsverzeichnispositionen (Abbildung 14.4). 2. Ermittlung der Netto-Angebotssumme: Die Multiplikation der Einheitspreise mit dem Vordersatz ergibt den Preis pro Leistungsverzeichnisposition. Die vertikale Addition der LV-Positionspreise ergibt die Netto-Angebotssumme. Wie auch bei der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen ist die Bildung der Zuschläge und somit der Kalkulationsfaktoren ZiT bzw. des Totallohns TLT ein Bestandteil der Kalkulation von Einheitspreisen, die in Kap. 12 beschrieben ist. Der Ablauf der Kalkulation über die Angebotssumme ist in Abbildung 14.1 dargestellt. Hier wird deutlich, dass lediglich die indirekten Kosten des Unternehmens mittels Zuschlägen Zik erfasst werden.
14 Kalkulation über die Angebotssumme
259
Abb. 14.1 Ablauf der Kalkulation über die Angebotssumme
Die Zuschlagsbildung wird im Folgenden dargestellt. Die direkten Kosten können dem Grundprinzip aus dem Formblatt in Abbildung 12.1 entnommen werden. Die Zuschlagsbildung beginnt folglich mit der exakten Berechnung der indirekten Kosten der Baustelle.
260
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
14.1 Indirekte Kosten der Baustelle Bei der Kalkulation über die Angebotssumme werden die indirekten Kosten der Baustelle in einer separaten Berechnung erfasst (Abbildung 14.2). Ziel hierbei ist, durch die exakte Erfassung der zu erwartenden Baustellengemeinkosten und der Kosten für Aufsicht und Führung eine höhere situative, projektbezogene Kostengenauigkeit zu erzielen. Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
Projekt : Leitungskanal
Indirekte Kosten der Baustelle Kostenentwicklung A
Lohn (Std.) Übrige Kosten (CHF) Einmalige Kosten
1 Lohnbezogene Kosten/Baustellengemeinkosten BGK Löhne Lohnsumme Std. * Grundlohn = Lohnsumme 6.624,94 26,17 CHF/h 173.374,68 CHF - Hand-Werkzeuge und persönliche Ausrüstung 6,00 % d. Lohnsumme - Personaltransporte 1,45 % d. Lohnsumme - Unterkunft und Kantine 0,00 % d. Lohnsumme - Personalbeschaffung und -betreuung 2,00 % d. Lohnsumme - Betriebshaftpflichtversicherung 1,30 % d. Lohnsumme 2 Besondere Risiken Eigenbeteiligung Preissteigerung Lohn Bauleistungsversicherung (0.3 % * gesch. 1Mio) 3 Technische Bearbeitung Konstruktion lt. Angebot einschl. Bestandszeichnungen Arbeitsvorbereitung (0.3 % * gesch. 1Mio) Sonstiges (Fotos, Prospekte lt. Auftrag) B
0,00 3.000,00 20.000,00 3.000,00 2.000,00
Zeitabhängige Kosten
4 Allgemeine Baukosten Hilfslöhne (Magaziner, Boten, Mischanlagenpersonal etc.) Nebenstunden 5 Bürokosten Allgemeines 300 CHF /Mon. * 5,0 Monate Mobiltelefon Bauführer 500 CHF /Mon. * 5,0 Monate Material, Spesen 500 CHF /Mon. * 5,0 Monate 1000 km/Mon. * 0,60 CHF /km * 5,0 Monate Pkw-Betrieb 6 Sonderkosten Reinigung der Baustrassen und laufende Ausbesserungsarbeiten: 1000 CHF /Mon. * 5,0 Monate Summe A + B : 7 Baustellengehälter 0,25 Bauführer 0,0 Kaufmann 0,0 Schreibkraft 1,0 Polier Summe Aufsicht + Führung :
10.402,48 2.513,93 0,00 3.467,49 2.253,87
12000,00 CHF 0,00 CHF 0,00 CHF 10000,00 CHF
/Mon * 5,0 /Mon * 0,0 /Mon * 0,0 /Mon * 5,0
0,0 150,0 1.500,00 2.500,00 2.500,00 2.900,00
5.000,00 150,00
61.037,78
0,00
15.000,00 0,00 0,00 50.000,00 65.000,00
150,00
126.037,78
Monate Monate Monate Monate
Summe A + B + Aufsicht + Führung :
Abb. 14.2 Formblatt: Indirekte Kosten der Baustelle
Oft lassen sich die indirekten Kosten der Baustelle nicht in einer Einzelentwicklung berechnen. Beispiel dafür ist der Bereich des Verbrauchsma-
14 Kalkulation über die Angebotssumme
261
terials in kleinen Mengen. Der zeitliche Aufwand für die exakte Erfassung dieser Kosten ist größer als die vermeintlich erzielte Genauigkeit. Diese indirekten Kosten der Baustelle werden daher bei der Kalkulation über die Angebotssumme in Form von Zuschlägen berücksichtigt. So zum Beispiel als Zuschlag auf Arbeiterlöhne (s. Abbildung 14.2, Ziffer 1) respektive bei hoch mechanisierten Baustellen auf das Gewicht oder die installierte Motorleistung der Baugeräte bezogen. Von besonderer Bedeutung ist eine möglichst exakte Bestimmung der Kosten für Aufsicht und Führung. Baustellenführungskräfte tragen im Wesentlichen Verantwortung für die sichere und mangelfreie Erfüllung der vertraglich vereinbarten Leistungen gegenüber dem Bauherrn (Auftraggeber) sowie für das Erreichen der gesteckten unternehmerischen Ziele. Die Baustellenführungskapazität ist unter anderem von der Komplexität der Bauaufgabe sowie dem Grad der Arbeitsteilung im Unternehmen abhängig. Je nach Bearbeitungstiefe der einzelnen Aufgaben wie zum Beispiel AVOR oder Berichtswesen durch die Baustelle, müssen für die durchzuführenden Prozesse ausreichende Kapazitäten eingesetzt werden. Mit zunehmender Arbeitsteilung wächst die Anzahl der Schnittstellen. Dieses führt zu einem erhöhten Koordinationsaufwand, der durch entsprechende Maßnahmen und Ressourcen abzudecken ist. In der Baupraxis kann häufig beobachtet werden, dass gerade in der wichtigen Anfangsphase eines Bauprojektes nicht ausreichend Betriebspersonal auf der Baustelle verfügbar ist. Damit entstehen Defizite in der Führung unter anderem durch Überlastung. Die Kosten der Baustellenführungskräfte können nicht den Einzelkosten der Teilleistungen direkt zugeordnet werden. Sie sind Bestandteil der Gemeinkosten. Hierbei ist zu differenzieren zwischen den Bauleiter- und Polierkosten. Die Bauleiterkosten werden in der Regel in den zeitabhängigen Gemeinkosten der Baustelle erfasst. In kleineren Unternehmen, in denen ein Bauleiter mehrere Baustellen betreut, kann es durchaus sinnvoll sein, die Bauleiterkosten den Allgemeinen Geschäftskosten zuzuordnen. Auch die Polierkosten können unterschiedlich erfasst werden (s. zum Beispiel Kap. 9.1.3). Eine Möglichkeit besteht in der Verrechnung im Mittellohn (so in Abbildung 9.13). Sie ist typisch für Betriebe mit einer arbeitsorientierten Produktionsweise, in der die Bauleistung von eigenen gewerblichen Mitarbeitern unter Aufsicht und gegebenenfalls Mitarbeit der eigenen Poliere erbracht wird. Erfüllt ein Polier im Wesentlichen Kontroll- und Steuerungsfunktionen wie zum Beispiel beim ausschließlichen Einsatz von Nachunternehmern, können die Polierkosten als Baustellengehalt in den zeitabhängigen Gemeinkosten der Baustelle erfasst werden. Dadurch werden die verschiedenen Tätigkeitsprofile entkoppelt.
262
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Die exakte Erfassung der indirekten Kosten der Baustelle führt zu einer höheren Kostentransparenz. 14.2 Vorläufige Netto-Angebotssumme Anhand des Formblattes in Abbildung 14.3 kann im Verfahren der Zuschlagskalkulation über die Angebotssumme die vorläufige NettoAngebotssumme gebildet werden. Dazu sind die ermittelten direkten Kosten unter gesonderter Ausweisung der Fremdleistungskosten und die indirekten Kosten der Baustelle gemäß Abbildung 14.2 einzutragen. Somit lassen sich die Herstellkosten der Baustelle berechnen. Nach der Ermittlung der Herstellkosten werden die Zuschläge für Verwaltungs- und Geldkosten, die in Kap. 11 behandelt wurden und sich auf die Herstellkosten beziehen, gebildet und die Selbstkosten des Angebotes ermittelt. Nach der Ermittlung der Selbstkosten werden die Risikozuschläge nach der traditionellen oder der risikobasierten Methode gebildet (s. Kap. 11.3), der Gewinn (s. Kap. 11.4) pauschal nach den von der Geschäftsführung festgelegten Ansätzen hinzugefügt und die vorläufige Netto-Angebotssumme ermittelt. Im Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme können für Eigen- und Fremdleistungen unterschiedlich hohe Zuschläge für die Verwaltungs- und Geldkosten angesetzt werden. Die jeweiligen Vor- und Nachteile sind im Zusammenhang mit den Kosten für Aufsicht (s. Kap. 10), den Verwaltungskosten (s. Kap. 11) sowie den Ansätzen für Risiko (s. Kap. 11.3 bzw. Teil 5) aufgeführt.
14 Kalkulation über die Angebotssumme
263
Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
Projekt : Leitungskanal Ermittlung der Zuschläge und der Angebotssumme
Kostenarten Direkte Kosten der Teilleistungen Indirekte Kosten der Baustelle zur Umlage Herstellkosten - eigene Leistungen Herstellkosten - Fremdleistungen Herstellkosten gesamt davon direkte Kosten Indirekte Kosten des Unternehmens Verwaltungskosten Geldkosten Summe der Zuschläge auf HK Indirekte Kosten des Unternehmens für eigene Leistungen Indirekte Kosten des Unternehmens für Fremdleistungen Selbstkosten - eigene Leistungen Selbstkosten - Fremdleistungen Selbstkosten gesamt Risiko und Gewinn Risiko Gewinn Summe der Zuschläge z auf SK Risiko und Gewinn für eigene Leistungen Risiko und Gewinn für Fremdleistungen Risko und Gewinn gesamt Angebotssumme
Lohn Std.
mittlere direkte Lohnkosten (Bild 78) = 42,39 CHF/Std Lohn Material Inventar Summe CHF CHF CHF CHF
6.610,78 280.230,96 150,00
6.358,50
293.449,00 109.219,38 126.037,78
Eigenleistung 8,50 % 2,00 % 10,50 %
682.899,34 132.396,28 815.295,62 105.000,00 920.295,62 787.899,34
Fremdleistung 6,00 % 1,00 % 7,00 %
10,50 %
von
815.295,62
85.606,04
7,00 %
von
105.000,00
7.350,00 900.901,66 112.350,00 1.013.251,66
Eigenleistung 2,00 % 3,00 % 5,00 % 5,00 % von 3,00 % von (Netto)
900.901,66 112.350,00
Fremdleistung 1,00 % 2,00 % 3,00 % 45.045,08 3.370,50 48.415,58 1.061.667,25
Abb. 14.3 Formblatt zur Berechnung der vorläufigen Netto-Angebotssumme bei der Kalkulation über die Angebotssumme
Mit dem Ausfüllen des Formblattes in Abbildung 14.3 ist der erste Schritt der Zuschlagsbildung im Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme beendet. Auf der Basis der vorläufigen Netto-Angebotssumme können die Kalkulationsfaktoren ZiT bzw. der Totallohn TLT auf die direkten Kosten getrennt nach Kostenarten für die Leistungsverzeichnispositionen zur Bildung des Angebotspreises rückgerechnet werden. 14.3 Kalkulationsfaktoren bzw. Totallohn bei der Kalkulation über die Angebotssumme Im Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme kann bei der Ermittlung der Kalkulationsfaktoren wie folgt vorgegangen werden (s. Abbildung 14.4):
264
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
x Die Geschäftsführung legt anhand von Erfahrungswerten und Analysen aus der Baubetriebsrechnung Kalkulationsfaktoren für die Kostenarten Material, Inventar und Fremdleistung unternehmenspolitisch sowie preispolitisch für einen bestimmten Zeitraum fest (im Beispiel in Abbildung 14.4 für Material 17 %, für Inventar 26 % und für Fremdleistung 13%). x Anhand dieser Vorgaben wird der Kalkulationsfaktor für die Kostenart Lohn (bzw. der Totallohn, in Deutschland der Stundenverrechnungssatz) als einzige Variable berechnet. Diese Vorgehensweise hat zur Folge, dass die zur Verteilung anstehenden indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens sowie Risiko und Gewinn zum Teil den direkten Kosten der Kostenarten Material, Inventar und Fremdleistung zu festgelegten Prozentsätzen bzw. mittels festgelegter Kalkulationsfaktoren zugerechnet werden. Die nach dieser Verteilung übrig gebliebenen Kosten ergeben den auf die Lohnkosten zu verrechnenden Zuschlag. Anhand des Formblattes in Abbildung 14.4 lässt sich der Kalkulationsfaktor der Lohnkosten bzw. der Totallohn TL berechnen. Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
Netto-Angebotssumme
1.061.667,25 -787'899,34
abzüglich direkte Kosten der Teilleistungen insgesamt zu verrechnender Zuschlag abzüglich gewähltem Zuschlag auf Materialkosten: Inventarkosten: Fremdleistungen: Summe gewählte Zuschläge: zu verrechnender Zuschlag auf Lohnkosten mittlere direkte Lohnkosten
273'767,90 Einzelkosten [CHF] Umlagebetrag [CHF] 17,00 % 293'449,00 49'886,33 26,00 % 109'219,38 28'397,04 13,00 % 105'000,00 13'650,00 91'933,37 [CHF/h]
Zuschlag auf Lohn
[CHF/h]
TOTALLOHN
[CHF/h]
181'834.53 x 100 % 280'230,96
=
64,89 %
-91'933,37 181'834,53 42,39 27,51 69,90
Abb. 14.4 Formblatt für die Berechnung der Kalkulationsfaktoren
Die Kalkulationsfaktoren für die Ermittlung der Einheitspreise der Kostenarten ergeben sich hier zu: x x x x
Material Inventar Fremdleistung Lohn ZL
ZM = (1 + 17/100) = 1,17 ZI = (1 + 26/100) = 1,26 ZF =(1 + 13/100) = 1,13 =(1 + 64,78/100) = 1,6478 oder TL = 69,85 CHF
14 Kalkulation über die Angebotssumme
265
Die so festgelegten bzw. ermittelten Kalkulationsfaktoren können im Grundprinzip der Zuschlagskalkulation (s. Kap. 12) eingesetzt und zur Ermittlung der Einheitspreise herangezogen werden (s. Abbildungen 12.1, 12.3 und 12.4).
15 Prozesskostenkalkulation Die Grundlagen der Prozesskostenkalkulation wurden in Kap. 8.5 dargelegt. Zur Durchführung ist zunächst eine Prozessanalyse anzufertigen, in deren Rahmen die in den Gemeinkostenbereichen stattfindenden Tätigkeiten erfasst werden. Die antizipierten oder verursachten Kosten sind innerhalb einer Kostenstelle den entsprechenden Teilprozessen zuzuordnen. Die Bezugsgröße bildet ein Kostentreiber, der folgende Eigenschaften aufweisen sollte (nach Löffler 1991): x x x x
der Kostentreiber soll 80% eines Teilprozesses erklären, der Kostentreiber soll mit den Prozesskosten korrelieren, der Kostentreiber soll erfassbar sein, der Kostentreiber soll Korrekturpotenzial aufweisen. Die Prozesskostentreiber können differenziert werden in: -
-
-
Transaktionstreiber: Haben die Aufgabe, die Durchlaufzahl eines Prozesses zu messen und zählen zu den kostengünstigsten aber auch ungenauen Kostentreibern. Für die Belange der Bauwirtschaft sind sie in den seltenen Fällen dann anzuwenden, wenn alle Teile der Produktion die Prozesse in etwa gleich stark beanspruchen. Zeittreiber: Haben die Aufgabe, die Zeitdauer für die Durchführung eines Prozesses zu messen, mit der eine Entzerrung der Ressourceninanspruchnahme erreicht wird. Hier beanspruchen Teile der Produktion die Prozesse in unterschiedlichem Maße. Zeittreiber sind genauer aber auch teurer als Transaktionstreiber. Intensitätstreiber: Bestimmen den Ressourceneinsatz bei jeder Durchführung und bilden somit die genausten aber auch die teuersten der formulierten Kostentreiber.
Als weitere Voraussetzung für die Prozesskostenkalkulation kann die Gliederung des Unternehmens in Cost- bzw. Profit-Center mit dem entsprechenden Abbild in der betrieblichen Kostenrechnung sinnvoll sein. Profit-Center sind organisatorische Teilbereiche, für die ein eigener Periodenerfolg ermittelt wird, welcher zur gewinnorientierten Beurteilung respektive Steuerung der Teilbereichsaktivitäten herangezogen wird (Gabler 1997). Sie operieren quasi wie selbstständige Unternehmen. Für den innerbetrieblichen Leistungsverkehr sollen die Kosten dem Projekt nach dem Umfang seines Leistungsbezugs in Rechnung gestellt werden. Die Prozesskostenrechnung wendet für den innerbetrieblichen Leistungsverkehr
268
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
konsequent marktwirtschaftliche Prinzipien an. Die innerbetrieblichen „Lieferanten“ für die Projekte werden, soweit wirtschaftlich sinnvoll, in Profit-Center (AVOR, Rechtsabteilung, Technisches Büro, Beschaffung) gegliedert, und die innerbetrieblichen "Kunden" können von den ProfitCentern Angebote verlangen und so vorab Kosten und Nutzen der nachgefragten Leistung abwägen. Zwar ist die Markttransparenz der innerbetrieblichen Leistungen, solange nicht der offene Anbietermarkt für solche Leistungen genutzt werden kann, damit noch nicht sichergestellt, jedoch kann zumindest eine tiefergehende Transparenz der Kostenstruktur für das einzelne Projekt erreicht werden. Der Anteil der durch die einzelne Baustelle verursachten Supportprozesskosten an den Gemeinkosten des Unternehmens ist von verschiedenen Größen abhängig. Hierzu zählen unter anderem: x x x x x x x x x x
Projektgröße, Projektwiederholung (Key Account), Projektkomplexität, Projektlaufzeit (Planungsphase und Bauzeit), Qualifikation der Projektorganisation, Organisationseffizienz (Entscheidungsstrukturen), Geografische Lage und politisches Umfeld, Anteil der Eigenleistung, Qualität der Planung, Qualität der Arbeitsvorbereitung.
Die Prozesskostenkalkulation (Abbildung 15.1) legt nicht mehr die Verwaltungskosten global nach einem vorherbestimmten Prozentsatz (gebildet aus dem Quotienten der budgetierten Verwaltungskosten und dem geplanten Umsatz innerhalb eines Geschäftsjahres) um. Sie bildet für bestimmte Leistungsbezüge aus den Profit-Centern zusätzliche Kostenpositionen für so genannte indirekte Supportprozesskosten aus dem internen Servicebereich. Dies beinhaltet Supportprozesskostenbudgets unter anderem für folgende Leistungen: x x x x x
AVOR, Arbeitskalkulation, Technisches Büro, Rechtsberatung, Beschaffung.
Damit werden der Baustelle nur Kosten für diejenigen spezifischen Supportleistungen in Rechnung gestellt, die sie auch in Anspruch nimmt. Die Baustelle kann die Supportprozesskosten somit hinsichtlich der Höhe
15 Prozesskostenkalkulation
269
beeinflussen. Die restlichen, nicht direkt in Rechnung zu stellenden Verwaltungskosten (z.B. Geschäftsleitung, Personalabteilung, Finanzbuchhaltung) werden weiterhin mit Zuschlägen auf die Herstellkosten umgelegt. Durch die Darstellung der Supportprozesskosten wird eine Transparenz dahingehend erzielt, dass kleine Baustellen im Verhältnis zur Gesamtbausumme unter Umständen höhere Supportprozesskosten ausweisen als Großbaustellen. Dies gilt auch für GU-Hochbaustellen (Koordination der Gewerke, spezifisches Werkgruppen-Know-how etc.) gegenüber reinen Rohbaustellen.
Abb. 15.1 Prozessorientierter Ansatz der Kosten- und Leistungsrechnung - Zurechnung der Kosten zu den Kostenträgern
In Abbildung 15.2 ist der Ablauf der Prozesskostenkalkulation dargestellt. Hier wird deutlich, dass alle indirekten Kosten, d.h. die indirekten Kosten der Baustelle und ein Großteil der indirekten Kosten des Unternehmens, welcher der Baustelle durch ihren Leistungsbezug zugewiesen werden kann, exakt erfasst werden und nur aus berechnungsmethodischen Gründen der Zuschlagskalkulation in Kalkulationsfaktoren ZiT umgerechnet werden, damit die Verteilung der indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens auf die direkten Kosten der Teilleistungen (Abrechnungspositionen) erfolgen kann.
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Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Abb. 15.2 Ablauf der Prozesskostenkalkulation
15 Prozesskostenkalkulation
271
Das Berechnungsverfahren zur Ermittlung der Einheitspreise bei der Prozesskalkulation entspricht dem Grundprinzip der Zuschlagskalkulation aus Kap. 12. Bei den Verfahren der Zuschlagskalkulation orientiert sich die Prozesskostenkalkulation an der Kalkulation über die Angebotssumme (s. Kap 14). Lediglich bei der Erfassung der indirekten Kosten des Unternehmens infolge von Supportleistungen für die Baustelle unterscheidet sich die Prozesskostenkalkulation von der Kalkulation über die Angebotssumme. Die Prozesskosten pro Kostenart werden als Produkt aus Prozessmenge und Prozesspreis ermittelt sowie aus zusätzlichem, baustellenbezogenem, prozessunabhängigem Aufwand, der auf Stundenbasis abgerechnet wird (Breuninger 1996). Diese Prozesskosten werden in ihrer voraussichtlich später verursachten Höhe bei der Kalkulation berücksichtigt. Die Summe aus den indirekten Kosten der Baustelle, den Supportprozesskosten der Verwaltung sowie den allgemeinen, nicht der Baustelle zuzuordnenden Verwaltungskosten und den Ansätzen für Risiko und Gewinn ergibt die auf die direkten Kosten umzulegenden indirekten Kosten (s. Abbildung 15.3). Zur Bildung der Einheitspreise können die durch die Kalkulationsfaktoren bzw. den Totallohn umzulegenden Kosten entweder einheitlich oder differenziert, wie in Abbildung 15.4 dargestellt, auf die als Zuschlagsbasis dienenden Kostenarten der abzurechnenden Teilleistungen des Leistungsverzeichnisses je Einheit verteilt werden. Abbildung 15.4 zeigt ein Formblatt zur Ermittlung der Kalkulationsfaktoren bei der Prozesskostenkalkulation. Die Vorgehensweise ist wie in Kap. 14 (s. Abbildung 14.4) beschrieben. Die hier ermittelten Zuschläge können im Grundprinzip zur Ermittlung der Einheitspreise eingesetzt werden (s. Kap. 12, Abbildungen 12.1, 12.5 und 12.8).
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Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
Projekt : Leitungskanal Ermittlung der Zuschläge und der Angebotssumme mittlere direkte Lohnkosten = 42,39 CHF/Std Lohn Lohn Material Inventar Summe Kostenarten Std. CHF CHF CHF CHF Direkte Kosten der 6.610,78 280.230,96 293.449,00 109.219,38 682.899,34 Teilleistungen Indirekte Kosten der 150,00 6.358,50 132.396,28 126.037,78 Baustelle zur Umlage 815.295,62 Herstellkosten - eigene Leistungen Herstellkosten - Fremdleistungen 105.000,00 Herstellkosten auf der Baustelle 920.295,62 davon direkte Kosten 787.899,34 Supportkosten (Pauschalvereinbarung mit Profit Center) Lohnbüro Planung der Bauhilfskonstruktion Einkauf Material/Subunternehmer Basis- und baubegleitende AVOR Arbeitskalkulation und Controllingkonzept Geldkosten (aus Cashflow) Summe Supportkosten
6.000,00 2.000,00 2.000,00 11.400,00 10.000,00 15.200,00 46.600,00
Rest indirekte Kosten des Unternehmens Verwaltungskosten Summe der Zuschläge auf HK Verwaltungskosten für eigene Leistungen Verwaltungskosten für Fremdleistungen Selbstkosten - eigene Leistungen Selbstkosten - Fremdleistungen Selbstkosten gesamt
Eigenleistung 5,00 % 5,00 % 5,00 % von 1,00 % von
Risiko und Gewinn Risiko Gewinn Summe der Zuschläge z auf SK Risiko und Gewinn für eigene Leistungen Risiko und Gewinn für Fremdleistungen Risiko und Gewinn gesamt
Eigenleistung 2,00 % 3,00 % 5,00 % 5,00 % von 3,00 % von
Netto-Angebotssumme
815.295,62 105.000,00
902.660,40 106.050,00
Fremdleistung 1,00 % 1,00 % 40.764,78 1.050,00 902.660,40 106.050,00 1.008.710,40 Fremdleistung 1,50 % 1,50 % 3,00 % 45.133,02 3.181,50 48.314,52 1.057.024,92
Abb. 15.3 Formblatt zur Berechnung der vorläufigen Netto-Angebotssumme bei der Prozesskostenkalkulation
15 Prozesskostenkalkulation
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Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich
1.057.024,92
Netto-Angebotssumme
-787'899,34
abzüglich direkte Kosten der Teilleistungen insgesamt zu verrechnender Zuschlag Supportkosten Kontrolle: indirekte Kosten des Unternehmens Indirekte Kosten der Baustelle Risiko und Gewinn abzüglich gewähltem Zuschlag auf Materialkosten: Inventarkosten: Fremdleistungen: Summe gewählte Zuschläge: zu verrechnender Zuschlag auf Lohnkosten
269'125,58 46.600,00 41.814,78 132.396,28 48.314,52 Einzelkosten [CHF] Umlagebetrag [CHF] 17,00 % 293'449,00 49'886,33 26,00 % 109'219,38 28'397,04 13,00 % 105'000,00 13'650,00 91'933,37
mittlere direkte Lohnkosten
[CHF/h]
Zuschlag auf Lohn
[CHF/h]
TOTALLOHN
[CHF/h]
269'125,58
-91'933,37 177'192,21 42,39
177'192.21 x 100 % 280'230,96
=
63,23 %
26,80 69,19
Abb. 15.4 Bildung der Kalkulationsfaktoren für die Berechnung der Einheitspreise bei der Prozesskostenkalkulation
Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass mit der Anwendung der Prozesskostenrechnung gegenüber beispielsweise der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen systematisch drei Effekte deutlich und gegebenenfalls gemildert werden (Coenenberg 1999): x Allokationseffekt: Dieser Effekt verdeutlicht die Verzerrung der Gemeinkosten bei der Zurechnung auf Produkte (hier beispielsweise Kostenstellen wie Baustellen). x Komplexitätseffekt: Dieser Effekt steht für die Beschreibung der Produktvielfalt in ihren Ausprägungsvarianten und der damit verbundenen Produktkomplexität. In der Zunahme der hergestellten komplexen Produkte wird der Hauptgrund für die Erhöhung der Gemeinkosten gesehen. Damit werden komplexere Produkte (Leistungen) mit höheren Gemeinkosten belastet. x Degressionseffekt: Der Degressionseffekt wird deutlich, wenn die Betrachtung die Herstellung verschiedener Produkte in unterschiedlichen Mengen erfasst. Üblicherweise ist davon auszugehen, dass größere Auftragsmengen einige Supportprozesse unterproportional beanspruchen. Mit Hilfe der Prozesskostenrechnung kann der Nachweis gelingen, dass die Prozesskosten pro Einheit bei steigender Outputmenge reduziert werden (wie zuvor diskutiert).
16 Aufbau der GU- und TU-Kalkulation
16.1 Besonderheiten der GU- und TUProjektabwicklungsformen Bei GU-, TU- und Systemanbieterprojektabwicklungsformen wird meist ein Gesamtpreis, d.h. ein Pauschal- bzw. Globalpreis oder ein GMP (Garantierter Maximalpreis), vereinbart. Ferner sind diese Projektabwicklungsformen dadurch gekennzeichnet, dass der Bauherr ein Gebäude oder eine Anlage schlüsselfertig von einem einzigen Unternehmer erhält (Girmscheid 2004 c). Bei der GU-Projektabwicklungsform übernimmt ein Unternehmer meist die schlüsselfertige Erstellung eines Gebäudes. Der GU bietet nach der Planungsphase auf der Basis eines ausgearbeiteten Leistungsverzeichnisses die Erstellung des Gesamtbauwerkes mit einem garantierten Gesamtpreis an. Bei der TU-Projektabwicklungsform übernimmt ein Unternehmer meist die Ausführungsplanung und die schlüsselfertige Erstellung eines Gebäudes. Der TU muss dem Bauherrn in der Regel in einer früheren Projektphase (z.B. Vorprojektphase) den Preis der Baumaßnahme garantieren (s. Abbildungen 2.4 und 3.5). Die heutige Wettbewerbsstruktur des Marktes sowie die sich daraus ergebenden Kompetenz- und Leistungsstrukturen der Unternehmen führen dazu, dass es kaum ein Unternehmen gibt, welches solche umfassenden Leistungen mit der gesamten Vielfalt an Gewerken als Eigenleistung erstellen kann. Die Leistungen werden oft in der Planung und in der Ausführung nach Gewerken an Spezialisten vergeben. Diese Struktur muss somit auch in der Kalkulation solcher Gesamtleistungsanbieter ein Abbild finden, damit die Entwicklung der einzelnen Werkgruppenbudgets einem gezielten Controlling unterworfen werden kann. Die Aufteilung der Kalkulation in einzelne Budgets gewinnt besonders hohe Bedeutung, wenn der Gesamtleistungsauftrag z.B. auf der Basis eines TU-Vertrages mit einem GMP sowie Value Engineering vergeben wird (Girmscheid 2004 c). Aufgrund eines solchen Vertragskonzeptes kann die Gesamtleistung in einer relativ frühen Phase auf der Basis eines GMP-Vertrags vergeben werden, da der Bauherr durch die so genannten "gläsernen Taschen" (Open-BooksVerfahren) über die Kosten bzw. Vergabe der einzelnen Gewerke informiert ist und zudem aufgrund des Value Engineerings an den möglichen
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Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Vergabegewinnen sowie an den Optimierungen des Gesamtbauwerks und der einzelnen Gewerke beteiligt wird. 16.2 Stufen der TU-Kalkulation und -Kalkulationsarten Im Rahmen der TU-Abwicklungsform beginnt der Präqualifizierungsbzw. Vergabewettbewerb der Totalunternehmen meist in der Konzeptphase des Bauprojektes (s. Abbildung 16.1). In der Konzeptphase führt der vom Bauherrn beauftragte Planer zur Beurteilung der Rentabilität der Gesamtinvestition meist eine Kostenschätzung auf der Basis von Nutzungs-, Raum- und Flächeneinheiten durch, um das Investitionsbudget des Bauherrn grob zu bestimmen (s. Abbildung 2.4). In dieser Phase werden auch die möglichen Erlöse aufgrund einer Vermietung oder Selbstnutzung ermittelt, so dass die Gesamtrendite des Projektes abgeschätzt werden kann. In der Konzeptphase werden meistens aus den TU- bzw. Systemanbietern durch ein Präqualifikationsverfahren ein bis drei Finalisten selektiert. Während der darauf folgenden, entscheidenden Vorprojektphase, die meist in einem Lösungswettbewerb mit einem garantierten Kostendach bzw. GMP mündet, beginnt für die TU das in sich abgestimmte Konzept der Kalkulation für das Gesamtleistungsprojekt. Der TU sollte über die Projekt- und Leistungserstellungsphasen ein einheitliches, gegliedertes Kalkulationsschema benutzen, das mit dem Fortschreiten des Projektes im Rahmen einer Budgetgliederung von einer Preisschätzung hin zu einer detailliert gegliederten Kalkulation verfeinert werden kann. Damit wird sichergestellt, dass kostenrelevante Änderungen in den Projektphasen ursachen-wirkungs-bezogen zurückverfolgt werden können. Die Stufen einer solchen Kalkulation können wie folgt gestaltet werden (s. Abbildung 16.1): x Präqualifikationsphase mit GMP 1: Grobkostenschätzung über Nutzungs-, Raum- und Flächeneinheiten, gegliedert nach Bauabschnitten, Bauteilen und Werkgruppen. x Vorprojektphase I mit GMP 2: Kostenschätzung über Raum- und Flächeneinheiten entsprechend den Ausbaustandards, gegliedert nach Bauabschnitten, Bauteilen sowie Gewerken. x Vorprojektphase II mit GMP 3: Kostenschätzung über die einzelnen Gewerke nach Bauabschnitten, Bauteilen, Bauelementen und Qualitätsstandards. x Bauprojektphase mit GMP 4: Optimierung und detaillierte Kalkulation der einzelnen Gewerke nach Bauabschnitten, Bauteilen, Bauelementen bzw. nach Leistungsverzeichnis.
16 Aufbau der GU- und TU-Kalkulation
277
Abb. 16.1 GU-/TU-Kalkulationsarten (aus Girmscheid 2004 b)
Die Gliederung nach Gewerken ermöglicht ein systematisches Controlling dieser Leistungen über die gesamten Projektphasen, in denen der TU dem Bauherrn gegenüber für die Einhaltung der in Auftrag vorgegebenen Leistungsbeschreibung in Bezug auf Funktionalität, Qualität und andere Merkmale sowie des Gesamtbudgets verantwortlich ist. Nur aufgrund einer bauabschnitts- und bauelementweisen sowie gewerkegruppenorientierten Budgetierung bzw. Kalkulation des Projektes lassen sich Änderungen der Qualität, Funktion und weiterer Größen des Bauprojektes ermitteln. Diese Grundbedingung garantiert dem Bauherrn wie auch dem Gesamtleistungsanbieter die Transparenz bezüglich der in Auftrag gegebenen und ausgeführten Leistungen. Durch Abschluss eines TU-Vertrages mit einer GMPund Value-Engineering-Vereinbarung erhält der Bauherr einen hohen Anreiz, den Auftrag für seine Bauleistungen bereits in einem sehr frühen Projektentwicklungsstadium an einen Gesamtleistungsanbieter zu vergeben. Die Anforderungen an einen TU, möglichst in einer frühen Projektphase mitzuwirken und damit seine eigene Wettbewerbsposition auf dem Markt zu verbessern, verlangt von den Unternehmen eine hohe Preis- und Kostentransparenz in Bezug auf das von ihnen angebotene Leistungsspektrum. Um dies zu erreichen, müssen solche Unternehmen sich auf Leistungssparten konzentrieren, um für sich eine Marktaktualität aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Der Gesamtleistungsanbieter benötigt in einem solchen
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Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
gestuften Kalkulationskonzept, in dem er bereits frühzeitig in die Kostenverantwortung eintritt, eine systematische und konsequente Datenbasis mit hoher Marktaktualität. 16.3 Strukturierung einer TU-Kalkulation auf GMP-Basis Das interne sowie das externe TU-Leistungsverzeichnis und eine moderne TU-Kalkulation sollten in Hauptgruppenbudgets nach den Werkgruppen bzw. Hauptgewerken untergliedert werden, die wiederum in Budgetuntergruppen unterteilt werden (Abbildung 16.2). Dabei können die Hauptgruppen in Rohbau, Technische Gebäudeausrüstung (TGA: Heizung/Klima/Lüftung), Raumbildender Ausbau, Fassade, Außenanlagen sowie Projektallgemeinkosten und die Budgetuntergruppen in Vergabewerkgruppen unterteilt werden. Die Kosten für Rohbau, TGA, Fassade, Ausbau und Außenanlagen können damit in der Summe jeweils in die Hauptgruppenbudgets zusammengefasst werden. Diese Hauptgruppen bilden dann zusammengefasst die Direktkosten der Bauwerkserstellung. Die Hauptgruppe "Projekt-Allgemeinkosten" wird untergliedert in x das TU-/GU-Honorar, das die Projekt- und Bauleitung sowie die Projektsteuerung enthält, x die indirekten Kosten des Unternehmens, x den Zuschlag für das Risiko der Unternehmensführung und den Gewinn, x Versicherungen, x Garantien und x Risikokosten des Bauprojektes. Die Projektrisikokosten sollten nach dem Schema der projektspezifischen Risikoentschädigung (s. Abbildung 18.21) ermittelt werden. Die Direktkosten der Bauwerkserstellung sowie die Summe der ProjektAllgemeinkosten ergeben dann die Gesamtkosten des Projektes (ohne Mehrwertsteuer), die auch gleichzeitig als Basis für den GMP dienen können. Bei einer solchen Gliederung bereits in der Vorprojektphase kann die Entwicklung der einzelnen Leistungsbudgets genau verfolgt werden. Während der Optimierungs- und Vergabephase in der Vorprojektphase II und in der Bauprojektphase können dann die Einsparungen in den einzelnen Haupt- bzw. Unterbudgets verfolgt und im Rahmen eines Value Engineering zwischen Bauherr und Unternehmer aufgeteilt werden. Dieses Konzept ermöglicht im weitesten Maß die "gläsernen Taschen" und bildet für den Unternehmer die Basis eines strukturierten Controllings über die gesamten Projektphasen von der vertraglich vereinbarten Leistung bis hin zur ausgeführten Leistung (Girmscheid 2004 c).
16 Aufbau der GU- und TU-Kalkulation
279
Abb. 16.2 Gliederung einer GU-/TU-Kalkulation
Der Gesamtleistungsanbieter hat aufgrund der Strukturierung des Budgetleistungsverzeichnisses sowie seiner Budgetkalkulation dem Bauherrn eine ausreichende Transparenz bezüglich der Leistungen während allen Phasen des Bauprozesses zu geben. Gleichzeitig kann er die ProjektAllgemeinkosten zu einem pauschalen Wert integrieren (Abbildung 16.2) respektive in zwei Werte, Risikoentschädigung und Honorar, untergliedern. Damit wird seine Gewinnmarge nicht dem Bauherrn bzw. dem Wettbewerb detailliert offen gelegt. Dies erscheint auch nicht sinnvoll, da der Gesamtleistungsanbieter durch das Garantieren eines GMP bzw. einer Pauschale das Massen- und Vollständigkeitsrisiko übernimmt. Zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit eines Gesamtleistungsanbieters und zur Erhaltung seiner Kostenführerschaft ist es unumgänglich, folgenden Aspekten besondere Bedeutung zuzumessen: x Auswahl der Marktsegmente und der Kundengruppen sowie der Objektarten, x Erstellen und Pflegen einer Preis- und Kostendatenbank, die sich speziell auf die Objektarten und die vielfachen Varianten der Konstruktionsarten und Ausbaustandards ausrichtet. Die Datenbank sollte für das dargestellte sequentielle Preis- und Kalkulationskonzept in
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Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
x eine Marktpreisdatenbank für Objekte, x eine Marktpreisdatenbank für die Elemente einzelner Werk- und Gewerkegruppen und x eine Datenbank für Subunternehmerpreise für Elemente und Leistungspositionen untergliedert werden. Die Marktpreisdatenbank für verschiedene Objektarten, gegliedert nach Konstruktionsart und Ausbaustandards, bezieht sich auf Flächen- und Raumeinheiten (der normative Bezug ist herzustellen). Sie muss für die entsprechenden Objekte permanent überprüft und aktualisiert werden, einerseits aus eigenen abgerechneten Projekten und andererseits aus zugänglichen Konkurrenzprojekten. Die Marktpreisdatenbank für Bauelemente und Werk- sowie Gewerkegruppen enthält Kosten bzw. Preise für ausgewertete Bauelemente sowie Werk- und Gewerkegruppen, die sich auf verschiedene Konstruktionsarten, Qualitätsstandards und andere Merkmale beziehen. Damit die Kostensicherheit und Kostenführerschaft des Gesamtleistungsanbieters im Wettbewerb erhalten bleibt, muss die Aktualität der Datenbanken sichergestellt werden. Ferner ist es erforderlich, dass neben den abgerechneten Projekten auch die detaillierten Offerten der Subunternehmer - bezogen auf die Gewerke - als Basis für die Raum- und Flächenpreisdatenbank bzw. Elementkostendatenbank herangezogen werden. Für eine schnelle und gezielte Erstellung von Angeboten im Rahmen von Gesamtleistungen ist es für einen Gesamtleistungsanbieter sinnvoll, für die einzelnen Gewerke einen Pool von Subunternehmern zu bilden, die seine Anforderungen hinsichtlich der Preisermittlung, der Qualität und der verlangten Abwicklung kennen. Nur ein Team mit Erfahrung in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit wird den hohen Qualitätsstandard einer Gesamtleistung erfüllen und somit zu einer Win-Win-Situation für den Bauherrn, den TU und die beteiligten Subunternehmer beitragen.
17 Preisvorbehalte
17.1 Baupreisteuerung in der Schweiz Die Vertragsnormen, so auch die Norm SIA 118, verstehen unter Teuerung die Veränderung von Preisen oder Kostengrundlagen zwischen zwei Stichtagen, beispielsweise dem Tag der Angebotsabgabe und der termingerechten Vollendung des Werks. Unter "Teuerung" versteht man dabei sowohl eine Erhöhung wie auch eine Verminderung der Preise oder Kostenansätze. Zwei Arten der Teuerung sind von Interesse: x die Baupreisteuerung, x die Produktionskostenteuerung. Diese Teuerungen werden in Einheitspreis- und Globalpreisverträgen anerkannt und können auf die verhandelten und vertraglich vereinbarten Preise angesetzt werden. Bei Pauschalpreisverträgen geht dies nicht. Daher muss der Unternehmer die Teuerung in diesen Fällen bei der Preisbildung berücksichtigen. Die Baupreisteuerung gibt dem Bauherrn Auskunft über die globale Entwicklung beispielsweise der Wohnungsbaukosten im Markt Zürich oder der Schweiz. In Abbildung 17.1 sind der Zürcher Wohnbaukostenindex und der Produktionskosten-Index des SBV dargestellt. Anhand des Wohnbaukostenindexes kann der Bauherr die Veränderung der im Markt (Angebot und Nachfrage) offerierten Baupreise ersehen. Ferner kann man aus dem Produktionskosten-Index die Entwicklung der Kosten für Lohn, Material, Maschinen und der Effizienzsteigerung erkennen.
282
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
Indizes bezogen auf das Jahr 2000 (= 100 %)
120.0 %
100.0 %
80.0 %
60.0 %
40.0 %
20.0 %
0.0 % 1973
1975
1977
1979
1981
1983
1985
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2001
Jahr Produktionskosten-Indizes (PKI-SBV) - Bausparte 1: Stein- und Betonbau, Mehrfamilienhaus (konventionelle Bauweise) (im Jahresmittel) Zürcher- (Preis-) Indizes der Wohnbaukosten - Teilindizes Baumeisterarbeiten (Stichtag jeweils 01.04.)
Abb. 17.1 Vergleich der Entwicklung des Zürcher Wohnbaukostenindex und des Produktionskosten-Index (SBV; Basis 2000)
Aus Abbildung 17.2 kann man die Entwicklung der Zement- und Bauholzkosten erkennen. Diese Kosten kennzeichnen die Kostengrundlage des Unternehmers auf der Materialseite. Wie aus Abbildung 17.1 zu sehen ist, müssen sich Baukosten (Bauherrensicht) und Produktionskosten (Unternehmersicht) nicht parallel entwickeln. Die Gründe dafür sind: x Die Baukosten des Bauherrn werden durch den Wettbewerb der Anbieter bestimmt. x Die Produktionskosten des Unternehmers werden einerseits durch seine Lieferanten und andererseits durch die unternehmensinternen Effizienzsteigerungen beeinflusst. Der Produktionskosten-Index beinhaltet Selbstkosten (zu Vollkosten) und Mehrwertsteuer, also keine Anteile für Risiko und Gewinn/Verlust.
17 Preisvorbehalte
283
Abb. 17.2 Vergleich der Entwicklung des Produzenten- und Importpreisindexes (bis 1993 Grosshandelspreisindex) für Portlandzement und Bauholz (Schweizerische Bauwirtschaft in Zahlen)
Für die Teuerungsabrechnung ist die Norm SIA 118, Art. 64 bis 82 maßgebend. Art. 64 SIA 118 geht auf den Grundsatz der Teuerungsabrechnung ein, während sich Art. 65 SIA 118 auf die Verfahren der Teuerungsabrechnung bezieht. Nach Art. 62 Norm SIA 118 wird der Preis im Regelfall am Stichtag der Einreichung des Angebotes als ursprüngliche Kostengrundlage festgelegt. Somit beginnt die Teuerung für alle Angebotsformen außer bei Pauschalpreisen an diesem Stichtag und endet mit der Erbringung der vereinbarten Leistung. Um diese Periode für Teuerungen terminlich einzugrenzen wird jedem Bauherrn empfohlen, die maximale Bauzeit vertraglich zu fixieren. Art. 62 der Norm SIA 118 unterscheidet folgende Kostengrundlagen: x x x x x
Lohnkostenansätze, Materialpreise, Transportkostenansätze für Material und Personen, Baustelleneinrichtungskosten, Ansätze für gesetzliche Umlagen.
Subunternehmerteuerungen werden wie die obigen Kostengrundlagen nach Art. 67 Norm SIA 118 betrachtet. Darunter fallen in der Praxis auch Versicherungsprämien. Art. 65 der Norm SIA 118 sieht für die Teuerungsabrechnung das Verfahren mit Mengennachweis oder alternativ indexgebundene Verfahren,
284
Teil 4: Durchführung der Angebotskalkulation in der Bauwirtschaft
z.B. das Objektindexverfahren nach SIA 1080 oder das Verfahren mit Gleitpreisformel, vor. Diese Verfahren führen zu Auf- bzw. Abschlägen auf die vereinbarten Vertragspreise. In Abbildung ist die Auswirkung der Teuerungsvereinbarung an zwei Projekten dargestellt.
Abb. 17.3 Schematische Darstellung der Auswirkung der Lohnkostenteuerung (nach Lieb 1996)
Für zusätzliche Informationen sei auf juristische Literatur zum Werkvertrag verwiesen. 17.2 Baupreisvorbehalte in Deutschland Die vertraglich vereinbarten Preise sind grundsätzlich für die im Bau-Soll enthaltenen Leistungen und damit zusammenhängenden Randbedingungen fest (Vygen 2004), ausgenommen den Fall der ebenso vereinbarten Preisgleitklauseln. Die Vereinbarung von Preisgleitklauseln ist nach § 15 VOB/A für den öffentlichen Auftraggeber dann zulässig, wenn wesentliche Änderungen der Preisermittlungsgrundlage zu erwarten sind, deren Eintritt oder Ausmaß ungewiss sind (nur dieser Fall, ansonsten Berücksichtigung in der Kalkulation). Die Möglichkeit der Preisanpassung über eine Preisgleitklausel kann jedoch nicht willkürlich vorgenommen werden, sondern erfordert eine sorgfältige Prüfung (Kapellmann Messerschmidt 2003), die im Falle einer Ablehnung im Vergabevermerk (§ 30 VOB/A) zu dokumentieren ist.
17 Preisvorbehalte
285
Zu den Preisgleitklauseln gehören unter anderem: Die Lohnpreisgleitklausel. Im Wesentlichen verwendet in Form der Centklausel. Für den öffentlichen Auftraggeber ist die Berechnung im Vergabehandbuch des Bundes im Aufgabenbereich des Finanzbauverwaltungen (VHB 2002) vorgegeben. Basis der Berechnung bilden die in der Angebotskalkulation (Auftragskalkulation) enthaltenen Lohnkosten (ohne etwaige Lohnzusatz- oder Lohnnebenkosten). Weiterhin wird ein maßgebender Tariflohn in Cent je Stunde festgelegt sowie ein Änderungssatz aus dem Quotienten des Personalkostenanteils und des maßgebenden Tariflohns ermittelt. Der Änderungssatz sagt aus, um wie viel Promille sich die (Gesamt-)Vergütung für die nach dem Lohnerhöhungsstichtag ausgeführten Leistungen ändert, wenn der maßgebende Ecklohn sich um 1 Cent erhöht. Wichtig bei der Berechnung ist die genaue Abgrenzung der bis zum Stichtag der Lohnerhöhung bereits erbrachten Leistung. Die Stoffpreisgleitklausel. Der in letzter Zeit stark gestiegene Stahlpreis und die in diesem Zusammenhang gefällten Urteile der Gerichte haben die Bedeutung dieses Preisbildungskomplexes aktualisiert (in Zeiten der Ölpreiskrise gab es analoge Vorgänge bei Bitumenerzeugnissen im Straßenbau). Es wird empfohlen, die Modalitäten hierzu vertraglich festzulegen, wenn nicht auf eine Preisanpassung wegen Änderung der Geschäftsgrundlage gemäß § 313 BGB n.F. abgestellt werden soll (Vygen 2004). Die Anwendung der Preisgleitklauseln ist vor allem bei Projekten mit langer Bauzeit angeraten. Die Anwendung richtet sich nach dem Wert der Veränderung. Bei der Vereinbarung der Centklausel des Bundes gilt es eine Bagatell- und Selbstbeteiligungsklausel anzuwenden. Hiernach muss der Abweichungsbetrag mindestens 0,5 % der Abrechnungssumme übersteigen, damit die Mehrvergütung wirksam wird. Preisanpassungen oder Preisänderungen müssen nicht zwingend durch Preisgleitklauseln abgedeckt werden. In Tabelle 7.1 wurden die zutreffenden Ereignisse in einer Auswahl dargelegt.
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten 18.1 Einleitung Jede unternehmerische Tätigkeit, so auch die Abwicklung von Bauprojekten, ist mit Risiken verbunden. Das Wort „Risiko“ wurde im 16. Jahrhundert aus dem Italienischen von risico, risco (heute rischio), übernommen. Risico bedeutete eigentlich „die Klippe, die zu umschiffen ist“, „gefährlicher Felsen“ bzw. in einer allgemeineren Form „gewagtes Unternehmen“ (Brockhaus 1992). Die Suche nach Risiken, deren Erkennen und Bewerten bei der Angebotsbearbeitung, dem Abschluss von Bauverträgen, der Planung und Durchführung einer Leistungserstellungsaufgabe ist unabdingbar, um gegebenenfalls daraus folgende wirtschaftliche Verluste ganz zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren und vorhandene Chancen aktiv zu nutzen. 18.1.1 Sicherheit, Unsicherheit und Risiko
Im Rahmen der Entscheidungstheorie werden Entscheidungen unter begrenzter Rationalität nach dem Sicherheitsgrad der Informationen unterschieden. Hierbei wird differenziert zwischen Entscheidungen unter „Sicherheit“, unter „Unsicherheit“ und unter „Risiko“. Sicherheit ist die Bezeichnung desjenigen (Un-)Kenntnisgrades unter begrenzter Rationalität, „…bei dem nur eine einzige Zukunftslage für möglich gehalten wird“ (Gabler 1993). Ein Ereignis wird demnach „sicher“ eintreten oder „sicher“ nicht eintreten. Unsicherheit ist ein Unkenntnisgrad, „…der auf der Unvorhersehbarkeit zukünftiger Ereignisse basiert“ (Gabler 1993). Hierbei wird unterschieden zwischen: x Unsicherheit erster Ordnung: Es sind keine Wahrscheinlichkeiten für den Eintritt zukünftiger Ereignisse bekannt. Es steht fest, dass bestimmte Ereignisse eintreten können.
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
x Unsicherheit zweiter Ordnung: Es ist unbekannt, welche Ereignisse in der Zukunft auftreten können. Ein Ereignis ist demnach unsicher, wenn es selbst oder die Wahrscheinlichkeit seines Eintretens nicht bekannt ist. Risiko bezeichnet den Unkenntnisgrad, „…bei dem für das Eintreten zukünftiger Ereignisse objektive Wahrscheinlichkeiten vorliegen“ (Gabler 1993). Objektive Wahrscheinlichkeiten ergeben sich durch die Auswertung von statistischen Datensätzen, zum Beispiel für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Produkt bei der Fließbandherstellung einen bestimmten Fehler aufweist. Bei einem Risiko ist also das (mögliche) zukünftige Ereignis bekannt, wobei die Wahrscheinlichkeiten „objektiv“ (nicht geschätzt) sein müssen. Für subjektive Wahrscheinlichkeiten kommt in der Entscheidungstheorie der Begriff „Ungewissheit“ ins Spiel: Ungewissheit ist ein Unkenntnisgrad, „…bei dem für das Eintreten zukünftiger Ereignisse zwar keine objektiven Wahrscheinlichkeiten vorliegen (Risiko), aber subjektive Wahrscheinlichkeiten gebildet werden können“ (Gabler 1993). Der Begriff subjektive Wahrscheinlichkeit impliziert damit, dass keine objektive, d.h. statistische Datenbasis zur Verfügung steht und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines bestimmten Risikos oder Fehlers nur geschätzt werden kann. Werden die Definitionen von Risiko und Ungewissheit für verschiedene Phänomene zugrunde gelegt, die üblicherweise mit dem Begriff Risiko bezeichnet werden, so wird deutlich, dass sie im eigentlichen entscheidungstheoretischen Sinn unter den Begriff „Ungewissheit“ fallen würde. Da der Begriff „Risiko“ sich aber umgangssprachlich auch (und gerade) bei subjektiven Wahrscheinlichkeiten eingebürgert hat, ist eine Abweichung von der gängigen Praxis aufgrund theoretischer Überlegungen nicht sinnvoll. 18.1.2 Der Begriff „Risiko“ in Bauprojekten
Eine große Anzahl von Autoren der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur definiert Risiken als negative Zielabweichungen (so Haller 1978). Die Gefahr einer Fehlentscheidung (Krelle 1957), das Verfehlen von Plandaten (Eucken 1965) oder die Möglichkeit einer ungünstigen zukünftigen Entwicklung in Form eines Schadens oder Verlustes (von Gehlen 1995) sind ebenfalls unter dieser Definition einzuordnen. Schubert spricht im Zusammenhang mit Risiko neben der Verlustgefahr auch von der „... Möglichkeit des Risikogewinns“ (Schubert 1971). In dieser Auffassung tritt die Doppelnatur des Risikobegriffs zu Tage. Die Schweizer Norm SIA 2007 (Merkblatt SIA 2001) greift diesen Sachverhalt
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
289
auf, indem Gefahren und Chancen als Risikofaktoren definiert werden. In diesem Zusammenhang sind die reinen Risiken von den spekulativen Risiken zu unterscheiden. Reine Risiken können sich grundsätzlich nur negativ auf die Zielerreichung auswirken, während spekulative Risiken demgegenüber sowohl die Möglichkeit einer positiven als auch einer negativen Zielabweichung beinhalten (Hölscher 1999). Die folgende Definition erweist sich als praktikabel: Der Begriff „Risiko“ bedeutet in Bauprojekten die Möglichkeit der Abweichung von konkreten Projektanforderungen in den Bereichen Kosten, Termine und Qualitäten, wobei potenzielle positive Abweichungen „Chance“ und eventuelle negative Abweichungen „Gefahr“ genannt werden. Das Ereignis selbst wird als Risiko bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt des Risikos ist die Eintretenswahrscheinlichkeit. Die Wirkung des Risikos ist die Tragweite. Im Fall von positiven Zielverfehlungen wird die Tragweite als Erfolg, im Fall von negativen Abweichungen als Schaden bezeichnet. Es ist erkennbar, dass die oben genannte Definition auf alle handelnden Personen sowie Unternehmen und damit auf die Sichtweise von Bauherren, Planern und Bauunternehmen anwendbar ist. Um Risiken zu strukturieren, ist es sinnvoll, die zahlreichen Einzelrisiken in Risikoarten zu unterteilen. Diese Unterteilung der Risiken ist nicht zum Selbstzweck vorzunehmen, sondern sie dient dazu, Risiken in den Risikomanagementprozess aufzunehmen. Die möglicherweise auftretenden Risiken müssen erkannt, durch Fachleute beurteilt und im Fall von Chancen genutzt bzw. bei Gefahren abgewehrt oder minimiert und damit einer spezifischen Behandlung zugeführt werden. Nur ein strukturiertes Vorgehen ermöglicht ein systematisches Erfassen und verhindert das ausschließlich zufällige Sammeln von Risiken. Die Systematisierung ermöglicht es auch, auf bestimmte Risikoarten spezialisierte Fachleute zur Durchführung des Risikomanagementprozesses hinzuzuziehen. Im Rahmen der Risikobewältigung existieren mehrere Möglichkeiten, Risiken abzuwehren. Der ursachenbezogene Ansatz der Risikobewältigung hat die Verminderung der Eintretenswahrscheinlichkeit unter Umständen bis auf 0 % zum Ziel. Die Wahl eines alternativen Bauverfahrens verhindert beispielsweise den Eintritt bestimmter Risiken vollständig. Der wirkungsbezogene Ansatz verfolgt die Verkleinerung der Tragweite im Falle eines Risikoeintritts. So verringert beispielsweise das Anbringen von Sicherheitsnetzen den Schaden im Fall des Absturzes einer Arbeitsperson. Eine Gliederung der Einzelrisiken in Risikoarten lässt sich demnach nach Ursache oder Wirkung ableiten (s. Abbildung 18.1).
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Abb. 18.1 Einteilung in Risikoarten nach dem Nutzen für die Risikoabwehr
Da im Fall eines Risikoeintritts selten nur eine einzige Auswirkung eintritt (s. Abbildung 18.3), ist eine Gliederung nach den Auswirkungen für die Risikobewältigung nicht sinnvoll. Besser eignet sich die Untergliederung nach Risikoarten im Hinblick auf die Ursache. Die Risikoarten fassen also Einzelrisiken zusammen, die auf gleiche oder ähnliche Ursachen zurückzuführen sind. Die Bereiche, in denen die Risikoursachen liegen, werden Risikofelder genannt. In der Hierarchiestufe unterhalb der Risikoarten sind die Einzelrisiken angeordnet, die eine Differenzierung der Risikoarten darstellen. Bei der Beschreibung von Einzelrisiken ergibt sich das Problem der Wahl des geeigneten Konkretisierungsgrades. Die Formulierung kann entweder global und hoch aggregiert oder sehr detailliert vorgenommen werden, so dass sich Risikoformulierungen nur noch in Details unterscheiden. Der Mittelweg zwischen den beiden Extremen stellt die anwenderfreundlichste Lösung dar. In Abbildung 18.2 ist der Zusammenhang zwischen Risikofeldern, Risikoarten und Einzelrisiken dargestellt. Der durch den Eintritt eines Risikos verursachte Schaden bzw. Erfolg kann unterschiedlicher Natur sein. Die Auswirkungen können beispielsweise in Form von zerstörten Bauwerksteilen, Gesundheitsschäden, nicht eingehaltenen Terminen oder auch Vergabegewinnen erwachsen. Bei der genauen Betrachtung der Risikoauswirkungen kann festgestellt werden, dass sie für ein Unternehmen finanzielle Folgen haben, auch wenn diese aufgrund der Schwierigkeiten bei der Schätzung nicht unmittelbar in Geldeinheiten ausgedrückt werden können. Eine Unterscheidung zwischen primären, sekundären und tertiären Risikofolgen ist diesbezüglich sinnvoll (s. Abbildung 18.3).
Verträge
Risikoarten des Bauprojekts
Gesetze / Normen
Garantien
Terminvorgaben
Ausschreibung Volkswirtschaft
Abb. 18.3 Systematisierung von Risikoauswirkungen
Art + Komplexität des Bauwerks
Abb. 18.2 Risikotypologisierung
Arbeitssicherheit Örtliche Gegebenheiten
AVOR
Projektplanung
Bauherr
Projektausführung
Architekt Sonstige Planer
Lieferanten
Subunternehmer
ARGE-Partner Projektorganisation
Personal
Schnittstellen
Führung / Controlling Natur / Umwelt
Politik
Öffentlichkeit / Nachbarn
Einzelrisiken des Bauprojekts
Risiken des Umfelds Managementrisiken Technische Risiken Finanzielle Risiken Terminliche Risiken Rechtliche Risiken
291 18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten Risikofelder des Bauprojekts
292
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
18.2 Risikomanagementprozess Das Risikomanagement (RM) ist ein Prozess, zu dessen Durchführung mehrere aufeinander folgende Teilprozesse, unterteilbar in sechs Abschnitte, durchzuführen sind (s. Abbildung 18.4): x x x x x x
Identifikation, Bewertung, Klassifizierung, Bewältigung, Berechnung der Risikokosten, Controlling.
Abb. 18.4 Risikomanagementprozess
Die Risikoidentifikation stellt die „Sammlung“ von Risiken dar und erfolgt ursachenbezogen. Eine mangelhafte Identifikation wirkt sich negativ auf den gesamten Risikomanagementprozess und damit auf die Projektabwicklung aus. Nur bei Risiken, die das Unternehmen und seine Entscheidungsträger erkannt haben, kann später durch Bewältigungsmaßnahmen eine Risikobegrenzung erreicht werden. Die Bewertung und Klassifizierung kann unter dem Oberbegriff Risikoanalyse zusammengefasst werden. Ziel der Risikobewertung ist die Prognose von Eintretenswahrscheinlichkeiten (W) und Tragweiten (T) der identifizierten Risiken, d.h. in welchem Grad sie das Erreichen der Projektziele gefährden können. Die Bewertung der Eintretenswahrscheinlich-
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
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keit erfolgt in der Regel ursachenbezogen in Prozent. Die Art der Quantifizierung der Tragweite richtet sich nach dem Zweck der Durchführung des Risikomanagementprozesses. Sie erfolgt generell wirkungsbezogen und ergibt sich aus den möglichen Auswirkungen im Fall des Risikoeintritts (W = 1). In der Angebotsphase gilt es, einen adäquaten Risikozuschlag auf das Angebot zu ermitteln. Deshalb ist eine Bewertung in Geldeinheiten sinnvoll. Soll der Fertigstellungstermin prognostiziert werden, so muss eine Bewertung in Verzugstagen angestrebt werden. Das Produkt aus Eintretenswahrscheinlichkeit W und Tragweite T ergibt den Erwartungswert der Risikokosten. Er setzt sich somit aus einer ursachen- und einer wirkungsbezogenen Größe zusammen. Die Bestimmung der Eintretenswahrscheinlichkeit kann über die Auswertung von statistischen Datensätzen oder Expertenschätzungen erfolgen. In Bauunternehmen stehen erfahrungsgemäß kaum umfangreiche Datensätze zur Verfügung, so dass Expertenschätzungen in den meisten Fällen die einzige Möglichkeit zur Bestimmung der Eintretenswahrscheinlichkeit eines Risikos bieten. Die Tragweite eines Einzelrisikos lässt sich generell durch drei verschiedene Methoden bestimmen: x Auswertung von statistischen Datensätzen, x Überschlägige Berechnung der Kosten bzw. Terminabweichungen (Kalkulation), x Schätzung von zu erwartenden Kosten bzw. Terminabweichungen durch erfahrene Personen/Experten. Auch hier gilt, dass in der Regel keine statistischen Datensätze in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen, so dass die Anwendung überschlägiger Berechnungen bzw. Kalkulationen oder Expertenschätzungen zweckmäßig ist. Allen Verfahren gemeinsam ist, dass zuerst ein Szenario des Risikoeintritts aufgestellt werden muss. Dieses Szenario beinhaltet eine genaue Analyse der möglichen Ursachen, des Risikoereignisses an sich sowie der sich daraus ergebenden Auswirkungen. Zur Bewertung von Risiken über Schätzungen existieren verschieden aufwändige und genaue Methoden (so Delphi-Methode in Schnorrenberg Goebels 1997 sowie Franke 1993). Alle Bewertungsmethoden besitzen jedoch die Gemeinsamkeit, dass die Qualität des Ergebnisses nur so gut ist wie die Qualität der Expertenschätzungen. Mit unpräzisen, oberflächlichen Risikoschätzungen ergeben sich nur wenig aussagekräftige Ergebnisse.
294
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Sollen beispielsweise bei einer Flussbaustelle die Kosten eines möglichen Hochwasserschadens bei einer Baugrube ermittelt werden, so muss basierend auf der vorgesehenen Spundwandhöhe (Annahme: 50-jähriges Hochwasser) abgeschätzt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein 100-jähriges Hochwasser eintreten kann (Annahme W = 5 %). Zur Bewertung der Tragweite von Risiken durch eine kalkulatorische Berechnung wird dann die Auswirkung des Risikos beim Eintreten simuliert. Dazu wird das wirkungsbezogene Szenario der Tragweite (Schaden) simuliert. Im Fall des Hochwassereintritts sind folgende zusätzliche Arbeiten und Aufwendungen gegenüber dem ausgeschriebenen Projekt „Baugrube als Pauschalpreisleistung“ zu berücksichtigen (Störfall): x Räumung der Baugrube von allen Maschinen und Geräten bei Erkennen des Hochwassers (Hochwasserwarnung), x Durchführung zusätzlicher Sicherungsmaßnahmen am Bauwerk (falls notwendig), x Kontrolliertes Fluten der Baugrube, x Nach Abklingen der Flut: Auspumpen der Baugrube, Reinigen und Reinstallieren der Geräte, Gerüste etc., x Verursachungsgerechte Erfassung der entstandene Kosten (Gemeinkosten der Baustelle, Stillstandskosten für die Geräte und Löhne). Aus diesem Szenario wird kalkulatorisch die Tragweite respektive der Schaden ermittelt. Aus dem Produkt der so ermittelten Tragweite und der zuvor geschätzten Eintretenswahrscheinlichkeit ergeben sich die Risikokosten dieses „Störfalls“. Die Risikoklassifizierung stellt die Schnittstelle zwischen Bewertung und Bewältigung dar. Die identifizierten Risiken besitzen aufgrund der Bewertung unterschiedliche Bedeutungen für das Projekt. Risiken mit großer Tragweite und hoher Eintretenswahrscheinlichkeit werden als bedrohlicher eingestuft als Risiken mit kleiner Tragweite und niedriger Eintretenswahrscheinlichkeit. Aufgabe der Klassifizierung ist es nun, die Risiken nach der Behandlungsbedürftigkeit zu sortieren, so dass in den anschließenden Teilprozessen die wichtigsten Risiken bearbeitet werden. Für dieses Vorgehen sprechen zwei Gründe: x Für die Projektbearbeitung stehen nur begrenzte Ressourcen (Zeit, Personal und Geldmittel) zur Verfügung. x Die Verhältnismäßigkeit zwischen Tragweite und Bewältigungsaufwand muss gewährleistet sein. In der Risikobewältigung ist zu untersuchen und zu entscheiden, wie mit den Risiken umzugehen ist, d.h. welche aktiven und reaktiven Maßnahmen
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
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geplant und umgesetzt werden sollen. Dieses Vorgehen wird in erheblichem Maß von der im Unternehmen implementierten Risikostrategie respektive von der Risikobereitschaft der Entscheider beeinflusst. Zunächst ist zu prüfen, welche Behandlungsalternativen überhaupt zur Verfügung stehen, um dann eine Entscheidung über eine angemessene Behandlung zu fällen. Diese muss bestimmte Vorgaben und Neben- bzw. Randbedingungen berücksichtigen und einhalten. Die gewählte Alternative erfordert anschließend eine angemessene Umsetzung. Da alle Behandlungsarten entweder mit Sicherheit (Versicherungsprämien, Maßnahmen zur Minimierung) oder mit einem gewissen Erwartungswert (Schaden bei eingetretenem Risiko) Kosten verursachen, ist eine Auswahl der Behandlungsart über die Risikokosten sinnvoll. Sollen die Gesamtrisikokosten eines Projekts berechnet werden, so erfolgt dies nach der Risikobewältigung. Da sich durch getroffene Entscheidungen und ergriffene Maßnahmen für das Unternehmen eine veränderte Risikosituation ergibt, müssen die vom Unternehmen zu tragenden Restrisiken neu bewertet werden. Den Abschluss des Risikomanagementprozesses bildet das Risikocontrolling, welches bei die Risikosituation, wie sie sich nach der Identifikation, der Analyse und der Bewältigung präsentiert hat, im weiteren Projektverlauf zu beobachten und zu steuern. Hierbei erfolgt eine Überprüfung, ob die gewählten Bewältigungsmaßnahmen wirksam und effizient sind. Es ist vor allem zu untersuchen, ob die gewünschte Wirkung erreicht wurde bzw. ob die gewählten Maßnahmen der Verhältnismäßigkeit der Situation angepasst sind. Treten Abweichungen zwischen Soll- und Ist-Größen auf oder ergibt sich eine neue Informationslage, so ist eine neue Risikoanalyse durchzuführen. Daraus kann die Notwendigkeit entstehen, neue Maßnahmen einzuleiten. 18.3 Einbindung des Risikomanagements in den Leistungserstellungsprozess Da sich die Risikolage eines Unternehmens kurzfristig entscheidend ändern kann, ist das operative Risikomanagement als kontinuierlicher Prozess über den gesamten Leistungserstellungsprozess des Unternehmens anzuwenden. Die Schwerpunkte der Durchführung einzelner Prozesselemente können dabei je nach Phase der Leistungserstellung variieren. Mindestens zu Beginn eines neuen Teilprozesses der Leistungserstellung ist der Risikomanagementprozess erneut durchzuführen (s. Abbildung 18.5).
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Abb. 18.5 Einbindung des RM in den Leistungserstellungsprozess eines Baubzw. Generalunternehmens
Der Risikomanagementprozess findet erstmalig in der Angebotsbearbeitung zur Ermittlung der Risikokosten Anwendung. Kommt es anschließend zu Verhandlungen mit dem Bauherrn, so führen diese in der Regel durch Forderungen oder Änderungswünsche des Bauherrn zu einer veränderten Risikolage. Dies erfordert wiederum ein erneutes Durchlaufen des Risikomanagementprozesses. Dazu werden die bereits identifizierten Risiken aus der Angebotsbearbeitung übernommen und durch die veränderte Ausgangslage neu entstandene Risiken identifiziert. Die Risikoanalyse ist nicht nur auf neu identifizierte Risiken anzuwenden, sondern auch bekannte Risiken sind dahingehend zu untersuchen, ob eine Modifikation der getroffenen Maßnahmen erforderlich ist. Mit dem Beginn eines neuen Durchlaufs des Risikomanagementprozesses sollte allerdings erst begonnen werden, wenn er für die vorangegangene Leistungserstellungsphase vollständig abgeschlossen ist, eine Veränderung in der Abwicklung der Leistungserstellung eintritt oder ein vorher nicht erkanntes Risiko sichtbar wird. 18.4 Operativer Ablauf der Risikoanalyse bei Angebotsbearbeitung Die Aufgabe des Risikomanagements ist es, den Risiken eines Werkvertrages bzw. Auftrages zu begegnen, die Risiken zu begrenzen, zu teilen, zu verteilen oder zu kompensieren. In der Angebotsphase verfolgt der Risikomanagementprozess mehrere Ziele: x Risikoorientierte Auswahl von Ausschreibungen, um den Quotienten aus der Anzahl abgegebener Angebote und der Anzahl erteilter Zuschläge zu erhöhen (aktive Selektion von Bauaufträgen, Girmscheid 2004 c).
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
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x Risikoorientierte Bearbeitung und Abgabe des Angebots (Berücksichtigung der adäquaten Risikokosten), um den Projekterfolg zu erhöhen und die Ergebnisse zielorientierter sicherzustellen (Girmscheid 2004a). Um diese Prämissen zu erfüllen, sind in der Angebotsphase verschiedene Arbeitsschritte bezüglich des Risikomanagements auszuführen (s. Abbildung 18.6): x Festlegung der Kriterien für einen vorzeitigen Abbruch der Angebotsbearbeitung, x Systematische Risikoidentifikation über einen Methoden-Mix, x Bewertung der Eintretenswahrscheinlichkeiten der Einzelrisiken, x Bewertung der Tragweiten der Einzelrisiken, x Klassifizierung der Risiken gemäß ihrer Behandlungsbedürftigkeit, x Ergreifen geeigneter und optimaler Bewältigungsmaßnahmen, x Erneute Bewertung der beim Unternehmen verbleibenden Restrisiken, x Ermittlung der Risikokosten aus den Restrisiken und Versicherungsprämien, x Integration dieses Betrages in das Angebot. In den folgenden Abschnitten werden die Hauptarbeitsschritte einer Risikoanalyse bei der Angebotsbearbeitung erläutert. 18.4.1 Festlegen der Go-/No-Go-Kriterien
Bevor mit der eigentlichen Angebotsbearbeitung begonnen wird, sind die Go-/No-Go-Kriterien für den vorzeitigen Abbruch der Angebotsbearbeitung respektive den Verzicht auf die Angebotsabgabe festzulegen. Dies ist in der Regel die Aufgabe der Geschäftsleitung. Sie kann vorgeben, dass die Tragweite eines Einzelrisikos einen Höchstbetrag nicht überschreiten darf. Dieser kann projektunabhängig oder projektspezifisch als definierter Teil des Projektvolumens oder kalkulierten Projektgewinns angegeben werden. Auch ein genereller Projektabbruch bei Auftritt eines bestimmten Einzelrisikos ist möglich.
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Abb. 18.6 Risikomanagementprozess in der Angebotsphase
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
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18.4.2 Risikoidentifikation
Für die Risikoidentifikation kommen mehrere Möglichkeiten kombiniert zum Einsatz. Es handelt sich dabei um x die intuitiv unstrukturierte Identifikation durch Pondering, Studium von Ausschreibungsunterlagen und Vertrag, Literaturanalysen sowie Interviews, x die intuitiv strukturierte Identifikation durch Brainstorming, Brainwriting oder andere Befragungstechniken, x die systematische Identifikation durch Anwendung von Checklisten. Ziel der Risikoidentifikation ist die umfassende und systematische Ermittlung aller für die Abwicklung eines Bauprojektes relevanten Risiken. Zu den Risiken sind sowohl externe Risiken, die sich beispielsweise aus einer Veränderung des Markt- und Branchenumfelds ergeben (Beispiel: Risiken bei der Beschaffung von Subunternehmerleistungen), aber auch interne Risiken wie zum Beispiel ungenügende Qualitätssicherung und nicht ausreichend qualifiziertes Fachpersonal, zu zählen. Durch die Risikoidentifikation sollen alle Risiken, die gegenüber der Projektabwicklung ein Bedrohungspotential besitzen, erkannt werden. Meist ist das Wissen um die Existenz eines Risikos auf Erfahrungen und Wissen begründet. Sollte der mit der Durchführung beauftragten Person die Erfahrung fehlen, so können Experten hinzugezogen werden. Die intuitive Risikoidentifikation erfolgt vor der systematischen Risikoidentifikation, um die Personen, die mit der Projektbearbeitung betraut sind, nicht durch eine vorgegebene Risikosystematik in ihrer Kreativität bei der Identifizierung einzuschränken. Sie erfordert die Fähigkeit, Diskrepanzen zu erkennen, Phantasie und Kombinationsgabe. 18.4.2.1 Intuitiv unstrukturierte Risikoidentifikation - Pondering
Die einfachste intuitive, unstrukturierte Methode ist das Pondering, welches aus dem Englischen übersetzt soviel wie „Grübelei“ bedeutet. Das Pondering ist ein Standardansatz zur Risikoidentifikation, für den lediglich eine Person, Papier, Stift und die Projektunterlagen benötigt werden (Chapman Ward 1997). Es wird ausschließlich über die Chancen und Gefahren sowie deren Ursachen in einem Projekt nachgedacht, und zwar ohne Leitfaden, Checklisten oder andere Hilfsmittel. Die Gedanken bringt der Durchführende sofort zu Papier. Dieses einfachste intuitive Verfahren sollte in jedem Fall durchgeführt werden, und zwar bevor andere Personen zur Risikoidentifikation hinzugezogen und die Projektunterlagen detailliert studiert werden. Mit Hilfe dieser Methode können sich die für die Risiko-
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
identifikation verantwortlichen Personen einen ersten Überblick über die möglichen Projektrisiken verschaffen. Eine etwas formalisiertere Variante des Pondering berücksichtigt bereits das systematische Studium von Projekt- und Vertragsunterlagen. Ergänzt werden kann dieses Verfahren durch Literaturanalysen und Expertenbefragungen. 18.4.2.2 Intuitiv strukturierte Risikoidentifikation - Brainstorming
Die Methoden des Brainstormings zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass eine bestimmte Anzahl von Personen in einer gemeinsamen Sitzung Risiken eines bestimmten Projekts sucht. Unter Ausnutzung gruppendynamischer Aspekte greifen die Teilnehmer alle Ideen auf und entwickeln sie weiter. Ein Protokollführer hält den Vorgang schriftlich fest. Die Leitung der Sitzung wird einem Moderator übertragen. Der Moderator ist mit der Einhaltung bestimmter Regeln betraut und sorgt für einen kontinuierlichen Ablauf der Sitzung. Nach einer vorgegebenen Dauer (maximal 30 Minuten, ansonsten wird die Sitzung ineffizient) bricht der Moderator die Sitzung ab, wertet die gefundenen Risiken aus und gruppiert sie nach Sphären. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt aufgrund ihrer Erfahrung, ihres Fachwissens und ihrer Funktion im Projekt. Die optimale Teilnehmerzahl liegt bei fünf Personen (Smith 1999). Eine zu große Gruppe birgt die Gefahr, dass sich einzelne Teilnehmer zu wenig an dem Vorgang beteiligen. Bei der Auswahl der Teilnehmer ist darauf zu achten, dass sich eine Gruppe zusammenfindet, von der ungewöhnliche Vorschläge zu erwarten sind. In die Gruppe einzubeziehen sind bevorzugt Personen, die Bereitschaft zeigen, sich in eine neue Aufgabe einzuarbeiten. Es ist von Vorteil, wenn die Teilnehmer schon an anderer Stelle Erfahrungen im Brainstorming gesammelt haben, die sie dann in die Sitzung einfließen lassen können. Es ist zu empfehlen, die Teilnehmer nicht ausschließlich aus den beteiligten Fachabteilungen auszuwählen, um die Gefahr einer zu subjektiven Stellungnahme zu vermeiden. Als vorteilhaft erweist sich ebenso die Teilnahme von Personen, die mit dem Thema nicht vertraut sind. Durch sie sind vollkommen neue Aspekte für die Thematik zu erwarten. Um das Brainstorming erfolgreich zu gestalten, sind in der Sitzung vier Regeln zu beachten (Schnorrenberg Goebels 1997): x Quantität vor Qualität: Es soll eine große Anzahl von Ideen angeführt werden, wobei deren Qualität zunächst unerheblich ist.
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301
x Aufgreifen von Ideen: Vorgetragene Ideen sollen als Anregungen verstanden und von den anderen Teilnehmern aufgegriffen und weiterentwickelt werden. x Keine „Ideenkiller“: Vorgebrachte Ideen dürfen innerhalb der Sitzung in keiner Weise kritisiert werden. x „Impulsive“ Nennung der Ideen: Die Ideen sind in beliebiger Reihenfolge ohne weitere Erklärungen zu nennen. Der Moderator schreibt die genannten Ideen für alle sichtbar auf (Flipchart, Tageslichtprojektorfolie). Bewährt hat sich auch die Kartentechnik (Metaplantechnik), bei der der Teilnehmer seine Ideenkarten an eine Wandtafel heftet. Im Anschluss an die Sitzung prüft der Protokollführer die notierten Risiken auf identische Nennung und fasst sie zusammen. Danach sind sie im Hinblick auf ihre Bedeutung für das Projekt zu betrachten und entsprechend einzuordnen. 18.4.2.3 Systematische, strukturierte Risikoidentifikation Checklisten
In einer Checkliste ist eine Vielzahl von Merkmalen und Ausprägungen zu einem abgegrenzten Themengebiet gesammelt und strukturiert dargestellt. Checklisten sind keine spezielle Erfindung zur Risikoidentifikation, können dort jedoch als Risikochecklisten sinnvoll eingesetzt werden. Risikochecklisten stellen keine Kreativitätstechnik dar, weshalb ihr Einsatz erst nach der intuitiven Identifikation erfolgen soll. Sie enthalten eine Zusammenstellung von Einzelrisiken unterschiedlicher Risikoarten. Die aufgeführten Risiken basieren beispielsweise auf den Ergebnissen des Brainstormings. Checklisten haben das Problem des Konkretisierungsgrades, d.h. sie können entweder wenige globale und hochaggregierte Risiken oder eine Vielzahl konkreter, kaum aggregierter Risiken enthalten. Bei extrem globaler Formulierung sind die Listen weniger hilfreich, da in diesem Fall festgestellt werden muss, aus welchen einzelnen Risiken sich die Verzeichniskomponenten zusammensetzen. Umfangreiche Listen von Risiken mit geringer Aggregation bergen das Problem der mangelnden Vollständigkeit und sind nicht besonders anwenderfreundlich, da sie viel Zeit zum Ausfüllen erfordern. Deswegen ist für die Erstellung von Checklisten einen Mittelweg zu finden. Optimal ist eine Gliederung nach Risikoarten sowie eine weitere Gruppierung bzw. Zusammenfassung von Einzelrisiken zu bestimmten Bereichen. Für die technischen Risiken können diese Gruppierungen zum Bei-
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
spiel für die Bereiche Baugrund, Baugrube und Gründung vorgenommen werden. Im Projektverlauf kann die mit der Durchführung betraute Stelle diese Checklisten aufgrund weiterer Erkenntnisse laufend korrigieren und ergänzen. Es besteht hierbei allerdings schnell die Gefahr, dass der Umfang in starkem Maß zunimmt. Eine übersichtliche Darstellung bei Berücksichtigung aller möglichen Risiken ist dann nicht mehr gewährleistet. Zu berücksichtigen ist ferner die Einstellung des Benutzers, bei dem ein solches Instrument als bürokratische Maßnahme aufgefasst werden kann. Die nach Durchlauf der drei Verfahren identifizierten Risiken werden auf einer projektspezifischen Risikosammelliste zusammengefasst, anschließend gebündelt und den weiteren Teilprozessen des Risikomanagements zugeführt. Eine Anwendung von projektspezifischen Risikosammellisten ist sinnvoll, damit die Ergebnisse der Risikoidentifikation anderen Projektmitgliedern für den projektbegleitenden Gebrauch zur Verfügung stehen. Der Einsatz von Risikosammellisten ist ein einfaches und nachvollziehbares Verfahren zur Dokumentation erkannter Risiken. Übersichtlich strukturierte Risikosammellisten eignen sich sehr gut als Diskussionsgrundlage für die weiteren Phasen des Risikomanagements.
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
303
Abb. 18.7 Beispiele für Checklisten (Busch 2003)
18.4.3 Risikobewertung
Die Bewertung der auf der Sammelliste enthaltenen Risiken muss meist getrennt nach Risikogruppierungen durch die jeweiligen Experten erfolgen. Eine Ausnahme können hier kleine Projekte bilden, die von dem jeweiligen Projektleiter umfänglich bearbeitet werden. Zu ermitteln sind Werte für die Eintretenswahrscheinlichkeit W und die Tragweite T der Einzelrisiken. Es können zwei verschiedene Varianten zum Einsatz kommen, die sich in ihrem Aufwand unterscheiden: x Qualitative Risikobewertung von W und T über feste Bewertungszahlen, x Quantitative Risikobewertung von W und T über deren absolute Größe. Die Ergebnisse beider Bewertungsverfahren werden dem entsprechenden Risiko in die Sammelliste zugeordnet.
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
18.4.3.1 Qualitative Risikobewertung von Eintretenswahrscheinlichkeit und Tragweite über feste Bewertungszahlen
Das erste Verfahren besteht darin, die Risikodeterminanten in einem schnellen und unkomplizierten Verfahren grob abzuschätzen, indem der Eintretenswahrscheinlichkeit und der Tragweite feste Werte zwischen 1 und 3, so genannte Bewertungszahlen, zugewiesen werden. Die Größe der Zahl bezieht sich auf die relative Größe der Eintretenswahrscheinlichkeit bzw. des Risikoschadens. Die Bedeutung der Werte kann Abbildung 18.8 entnommen werden. Aus der Risikobewertung lässt sich über eine multiplikative Verknüpfung der Risikowert ermitteln. Dieser kann Werte zwischen 1 (kleines Risiko) und 9 (großes Risiko) annehmen. Das Verfahren bewertet Risiken nicht in ihrer absoluten Höhe, sondern stellt einen relativen Bezug zwischen den Risiken dar. Ziel ist dabei, die Notwendigkeit der Risikobehandlung zu ermitteln.
Abb. 18.8. Risikobewertung mittels fester Bewertungszahlen
18.4.3.2 Quantitative Bewertung von Eintretenswahrscheinlichkeit und Tragweite über deren absolute Größe
Die zweite Methode, die quantitative Bewertung, welche zwar aufwändiger, dafür aber exakter ist, besteht darin, den Risikodeterminanten absolute Werte für die Eintretenswahrscheinlichkeit W in Prozent und die Tragweite T in Geldwerten (€, CHF) zu geben. Zu unterscheiden sind Punkt- und Intervallschätzungen. Bei einer Punktschätzung wird für die Tragweite lediglich ein Wert geschätzt. Sind für die Auswirkung eines Risikos verschiedene Szenarien möglich, so kann die Intervallschätzung eingesetzt werden. Dazu werden ein minimaler und ein maximaler Schaden bestimmt. Können verschiedene Szenarien auftreten, so sollte das wahrscheinlichste Szenario bewertet werden. In Verbindung mit einer Risikosammelliste ist die quantitative Bewertung in Abbildung 18.9 dargestellt. Durch eine Multiplikation von Eintretenswahrscheinlichkeit W und Tragweite T berechnet sich der Erwartungswert der Kosten des jeweiligen
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305
Einzelrisikos, welcher Grundlage der Risikoklassifizierung über die ABCMethode ist (s. Kap. 18.4.42). Bei der Bewertung der Risiken ist es wichtig, dass sie ohne die Berücksichtigung von eventuellen Bewältigungsmaßnahmen erfolgt. Ohne eine klare Trennung ist keine abgegrenzte Ermittlung der Risikokosten für das Angebot möglich, da ein Teil der tatsächlichen Kosten ansonsten bereits versteckt in den einzelnen Leistungspositionen enthalten ist. Bewertungsfelder Risikogruppe
Vertragsbedingungen Leistungsbeschreibung / Leistungsabgrenzung
Einzelrisiko
Komplettheitsklausel Der Bauherr hat Teile der von ihm gewünschten Leistung nicht explizit ausgeschrieben. Unklarheit hinsichtlich Leistungsumfang, Leistungs-stand, Leistungsabgrenzung. (LV, Baubeschreibung nicht vollständig bzw. eindeutig, Qualität der Pläne (Spezifikation))
Bonität/ Zahlungsmoral
Bonität/Zahlungsmoral des Bauherrn
Fremdleistungskalkulation
Kalkulation Haustechnik
Aushubarbeiten
Meißelarbeiten
Aushubarbeiten
Altlasten
Baugrube
SpundwandrammenFindlinge
Baugrube
Setzungen
Beschreibung des Einzelrisikos
Die Komplettheitsklausel ist in Offertartikel 15.3 enthalten. Die Planung ist für das 4. und 5. Geschoss sowie für die Gestaltung von Cafeteria und Restaurant noch nicht abgeschlossen und in der Leistungsbeschreibung noch nicht vollständig enthalten.
Die Bonität des Bauherrn wird momentan nicht als optimal eingestuft. Es werden Zahlungsverzögerungen von durchschnittlich 2 Monaten erwartet. Haustechnik: Die Angebotsfrist ist zu kurz. Kosten müssen ohne genauen NUPreis über Gewerkegrößen geschätzt werden. Es kann sein, dass beim Aushub größere Felsbrocken auftreten, die durch Meißeln zerkleinert werden müssen. Eventuell befindet sich ein ausgelaufener Öltank im Boden. Dies führt zu langsamem Aushub und Deponiekosten. Im Boden werden vereinzelt Findlinge vermutet. Dies kann beim Rammen der Spundwand zu starken Verzögerungen führen. Die Nachbarbebauung grenzt direkt an die Baugrube. Bei einer zu weichen Ausführung der Spundwand kann es zu Setzungen über der Toleranzgrenze kommen.
OffertArtikel Nr.
Quantitative Bewertung W [%]
T [CHF]
15.3
20%
240.000
36.1-3 37.1-5 38.2-4
40%
320.000
-
70%
300.000
II-2.3
35%
350.000
III-4.2
30%
30.000
III-4.4
75%
45.000
III-5.1
45%
65.000
III-5.3
5%
500.000
Abb. 18.9 Quantitative Risikobewertung in Verbindung mit einer Risikosammelliste (Busch 2003)
Bei der Multiplikation von W und T entsteht aus zwei Werten ein Erwartungswert. Durch die mathematische Verknüpfung der beiden Größen gehen Informationen verloren. Der Erwartungswert differenziert nicht zwischen Risiken mit kleiner Eintretenswahrscheinlichkeit und großer Tragweite und solchen mit hoher Eintretenswahrscheinlichkeit und geringer
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Tragweite. Für die spätere Risikobewältigung ist dieser Unterschied entscheidend, da grundlegend verschiedene Maßnahmen ergriffen werden müssen. Abhilfe schafft zum Beispiel die Portfolio-Darstellung als Methode der Risikoklassifizierung, die eine Differenzierung von W und T beibehält. 18.4.4 Risikoklassifizierung
18.4.4.1 Portfolio-Methode
Die Portfolio-Methode benötigt ein Koordinatensystem mit der Abszisse als „Tragweite“ und der Ordinate als „Eintretenswahrscheinlichkeit“. In dieses Diagramm werden nun sämtliche Risiken eingetragen. Je nach Lage der Einzelrisiken im Portfolio müssen unterschiedliche Bewältigungsmaßnahmen ergriffen werden. Generell gilt: Je weiter rechts oben im Koordinatensystem ein Risiko liegt, desto größer ist seine Gefahr für das Projekt und damit die Notwendigkeit der Behandlung. Basierend auf der Risikobewertung existieren zwei verschiedene Verfahren: x Portfolio-Darstellung aufgrund der qualitativen Bewertung, x Portfolio-Darstellung aufgrund der quantitativen Bewertung. Die einfachste Variante der Portfolio-Darstellung verwendet die nach der qualitativen Methode bewerteten Risiken. Für die Risikodeterminanten W und T liegen damit Werte zwischen 1 und 3 vor. Aus diesen drei Werten können sich bei einer Kombination von W und T neun verschiedene Positionen im Diagramm ergeben. Sämtliche möglichen Kombinationen und damit das Klassifizierungskriterium sind in Abbildung 18.10 dargestellt.
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
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Abb. 18.10 Klassifizierung eines Risikos aufgrund der qualitativen Bewertung (Locher 1980)
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Die zweite Möglichkeit besteht darin, Risiken aufgrund der quantitativen Bewertung unter Berücksichtigung absoluter Zahlenwerte für W [%] und T [€, CHF] in das Portfolio-Diagramm einzuzeichnen. Bei Verwendung absoluter Zahlenwerte ist es zusätzlich möglich, eine Unterscheidung zwischen Punkt- und Intervallschätzungen vorzunehmen. Liegen sowohl für W als auch für T Punktschätzungen vor, so ergibt sich die Darstellung des Risikos als Punkt. Eine Punkt- sowie eine Intervallschätzung ergeben eine horizontale bzw. vertikale Strecke. Dies entspricht der Verbindung der zwei Extrempunkte. Zwei Intervallschätzungen lassen sich als Rechteck (Quadrat) darstellen, wobei die niedrigen Werte für W und T die linke untere Ecke ergeben.
Abb. 18.11 Portfolioauswertung der Risikosammelliste
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
309
Um das Portfolio zu bilden, also die Bereiche hoher bzw. niedriger Kosten und Eintretenswahrscheinlichkeiten voneinander zu trennen, wurde das Diagramm zusätzlich in neun Felder unterteilt. In dem in Abbildung 18.11 dargestellten Beispiel wurden die Felder gleich groß gewählt. Das ergibt eine Drittelung des Diagramms. Je nach Lage der Risiken im PortfolioDiagramm sind unterschiedliche Bewältigungsmaßnahmen zu ergreifen. Oberste Priorität besitzen die Risiken in den Bereichen 5, 6, 8 und 9, da von ihnen die größte Gefährdung für das Projekt ausgeht. Bei diesen Risiken muss durch geeignete Maßnahmen eine Verminderung von Eintretenswahrscheinlichkeit und/oder Tragweite angestrebt werden. Da die Risiken in Bereich 3 lediglich über eine große Tragweite verfügen, aber nur selten auftreten, ist eine Absicherung über eine Versicherung denkbar. Die Risiken aus den Bereichen 1, 2, 4 und 7 können von dem Unternehmen übernommen und beispielsweise durch die Bildung von Rücklagen abgedeckt werden. Zusätzlich zur Unterteilung des Portfolios in die neun erwähnten Bereiche kann ebenso ein Bereich festgelegt werden, ab dem es nicht mehr akzeptabel ist, ein Risiko selbst zu übernehmen. Je weiter ein Risiko im Risikoportfolio rechts oben liegt, desto größer ist die Gefährdung, die von ihm ausgeht. Der Erfolg des Projektes durch einen Risikoeintritt wird maßgeblich beeinträchtigt. Es lässt sich ein Grenzbereich festsetzen, bei dessen Überschreitung ein Risiko selbst bei geringster Eintretenswahrscheinlichkeit nicht mehr akzeptabel ist. Um diesen Grenzbereich zu ermitteln, sind folgende Arbeitsschritte erforderlich: x Die Geschäftsleitung definiert einen Wert Rmax für die maximal akzeptablen probabilistischen Risikokosten eines Einzelrisikos. Die probabilistischen Risikokosten eines Einzelrisikos entsprechen dem Erwartungswert und ergeben sich aus dem Produkt von W und T des betreffenden Risikos. Der Wert für Rmax kann z.B. in Relation zum Projektvolumen oder zum geplanten Projektgewinn gewählt werden. x Wird die Funktion Rmax = W T = const. nach W aufgelöst, so ergibt sich die Funktion einer Hyperbel: W = Rmax / T x Da es Risiken gibt, die selbst bei geringster Eintretenswahrscheinlichkeit nicht mehr akzeptabel sind, muss die Geschäftsleitung zusätzlich einen Wert für die maximal akzeptable Tragweite Tmax eines Einzelrisikos vorgeben. Diese Vorgabe ergibt im Diagramm einen Grenzwert. Der sich aus diesen Angaben ergebende Risikoakzeptanzbereich ist in Abbildung 18.12 dargestellt. Aus dem Diagramm ist ersichtlich, dass für ein Unternehmen die akzeptable Tragweite von Risiken mit extrem gerin-
310
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Eintretenswahrscheinlichkeit [%]
ger Eintretenswahrscheinlichkeit größer ist als bei häufiger eintretenden Risiken. Die Form und die Größe des Akzeptanzbereiches hängen maßgeblich von der individuellen Risikoeinstellung des Unternehmens ab. Je risikofreudiger ein Unternehmen ist, desto kleiner wird der Bereich feststehen, in dem es Risiken nicht akzeptiert. Prinzipiell gilt, dass umso dringender Risikobewältigungsmaßnahmen ergriffen werden müssen, desto näher liegt das Risiko am nicht akzeptablen Bereich.
Abb. 18.12 Darstellung der Risikoakzeptanzbereiche
18.4.4.2 ABC-Analyse
Die ABC-Analyse ist eine wichtige Technik der Informationsaufbereitung (Synonyme: Pareto-Analyse, Lorenz-Kurve). Mit ihrer Hilfe werden Risiken in drei unterschiedliche Klassen aufgeteilt. Für den Einsatz der ABC-
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
311
Analyse als Klassifizierungsmethode bedeutet dies, dass eine Gruppierung der Risiken nach der Notwendigkeit ihrer Behandlung erfolgt. Die Einteilung in die drei Gruppen (A-, B- und C-Risiken) wird nach folgenden Merkmalen vorgenommen: x Gruppe A: Große Risiken, sehr beobachtungs-/behandlungs/betrachtungsbedürftig. x Gruppe B: Mittlere Risiken, beobachtungs-/behandlungs/betrachtungsbedürftig. x Gruppe C: Kleine Risiken, weniger beobachtungs-/behandlungs/betrachtungsbedürftig. Die gängigste Variante ist die Sortierung der Risiken über die Größe ihrer Erwartungswerte. Die Sortierung in A-, B- und C-Risiken ist Abbildung 18.13 zu entnehmen. Bei der Grenzziehung haben sich für die kumulierten Risikoerwartungswerte folgende Prozentzahlen durchgesetzt: Die A-Risiken machen etwa 70 % der Summe der Risikoerwartungswerte aus, die B-Risiken etwa 20 %, die restlichen 10 % verbleiben für die C-Risiken.
Abb. 18.13 Sortierung der Risiken nach der Größe des Risikoerwartungswertes
Mit Hilfe der Darstellung lassen sich die Risiken aus Abbildung 18.11 den verschiedenen Klassen zuordnen (Abbildung 18.13): A-Risiken: Risiko F1, Risiko R2 und Risiko F2, B-Risiken: Risiko R1 und Risiko T2,
312
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
C-Risiken: Risiko T3, Risiko T4 und Risiko T1. Oberste Behandlungspriorität besitzen die A-Risiken, gefolgt von den B-Risiken. Zuletzt werden geeignete Bewältigungsmaßnahmen für die CRisiken gesucht. Die Anwendung der ABC-Analyse weist folgende Vorteile auf: x Sie ermöglicht eine übersichtliche Darstellung der Risiken. x Kostenintensive Risiken lassen sich leicht von den weniger kostenträchtigen Risiken abgrenzen. x Die maßgebenden Risiken lassen sich leicht isolieren. Die ABC-Analyse hat den Nachteil, dass die Bedeutung der Aussagen, die auf der Basis des Diagramms möglich sind, stark von den gewählten Prozentgrenzen der Kategorien abhängen. Sind diese unzutreffend gewählt, wird den Risiken ein falsches Gewicht beigemessen. 18.4.5 Risikobewältigung
Die Risikobewältigung als dritte Phase des Risikomanagementprozesses umfasst mehrere Schritte: x Prüfen der Risiken auf Behandlungsalternativen, x Entscheidung für eine Behandlungsalternative, x Umgang mit der Behandlungsalternative, d.h. Ergreifen der erforderlichen Maßnahmen. Es ist zu beachten, dass Unsicherheiten auch mit Chancen verbunden sind. Es kann also keinesfalls darum gehen, alle möglichen Risiken eliminieren zu wollen, da eine erfolgreiche Projektdurchführung und eine gesunde Weiterentwicklung eines Unternehmens nur erreicht werden können, „wenn immer wieder Unsicherheiten in Kauf genommen und Risiken bewusst eingegangen werden. Die größte Gefahr für ein Unternehmen kann daraus entstehen, dass gar keine Risiken eingegangen werden. Erfolgreiche Unternehmen verstehen es in der Regel besonders gut, nur solche Risiken einzugehen, bei denen die vorhandenen Chancen gegenüber den damit verbundenen Gefahren deutlich überwiegen.“ (UBS 1998). Generell kommen folgende Behandlungsalternativen in Frage (s. Abbildung 18.14): x x x x
Vermeidung (Eliminierung), Verminderung, Transfer (Übertragung)/Versicherung, Übernahme (Akzeptieren).
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
313
Abb. 18.14 Risikobewältigungsmöglichkeiten
Grundsätzlich kann zwischen aktiven und passiven Maßnahmen der Risikobehandlung unterschieden werden. Die aktiven Maßnahmen nehmen direkt Einfluss auf die Risikostruktur. Es wird auf die Eintretenswahrscheinlichkeit und/oder die Schadenshöhe bei Eintritt eingewirkt (Girmscheid 1999). Passive Maßnahmen haben dagegen zum Ziel, für eine entsprechende Deckung zu sorgen, falls es zu einem Risikoeintritt kommt. Häufig kommt es zu einer Kombination mehrerer Bewältigungsmaßnahmen, um ein möglichst geringes Restrisiko zu erreichen. Das Ziel der Risikovermeidung ist es, entweder die Tragweite oder die Eintretenswahrscheinlichkeit eines Risikos auf der Wert 0 zu bringen. Die Risikovermeidung bietet von allen Behandlungsmöglichkeiten die größte Sicherheit. Dazu sind normalerweise im Vergleich zu anderen Behandlungsalternativen sehr aufwändige Maßnahmen, verbunden mit hohen Kosten, erforderlich. Sie beinhalten die Abänderung von Bauabläufen oder den Einsatz anderer, zuverlässigerer Bauverfahren wie zum Beispiel für das Risiko „Überflutung der Baugrube“ bei der Bemessung der Baugrube den Ansatz des Pegels des 100-jährigen Hochwassers. Bei Maßnahmen zur Risikoverminderung wird angestrebt, das Risiko über technische, operationelle, bauliche oder personelle Maßnahmen auf ein akzeptables Maß zu reduzieren. Das Risiko wird nicht komplett vermieden, sondern es verbleibt ein Restrisiko, welches vom Unternehmen zu übernehmen ist. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um vorbeugende Maßnahmen, die entweder ursachenbezogen oder wirkungsbezogen angesetzt werden und die Risiken (Eintretenswahrscheinlichkeit oder Tragweite) verringern. Ebenso wie die Vermeidung ist eine Verminderung nicht immer möglich. Beim wirkungsbezogenen Ansatz ist die Verminderung der Tragweite eines möglichen Risikoeintritts das Ziel. Dies erfolgt über eine Begrenzung des möglichen Schadens durch bestimmte Vorkehrungen. Die Risikoübertragung kann auf zwei Arten erfolgen:
314
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
x Versicherung des Risikos bei einem Versicherungsunternehmen, das geeignete Versicherungspolicen anbietet. x Vertraglicher Transfer des Risikos an Dritte, in der Regel auf andere Projektbeteiligte. Dies geschieht zum Beispiel durch vertragliche Backto-Back-Regelungen, mit deren Hilfe ein Bauunternehmen vom Bauherrn übernommene Risiken wie Terminrisiken vertraglich auf Nachunternehmer übertragen kann. Eine weitere Möglichkeit für ein Unternehmen der Bauwirtschaft, Risiken zu bewältigen, besteht in der Risikoübernahme. Ohne Anwendung einer der vorgenannten Bewältigungsmethoden verbleibt das gesamte Risiko beim Unternehmer. Mit Anwendung anderer Bewältigungsmöglichkeiten kann trotzdem noch ein Restrisiko bei ihm verbleiben. Der Unternehmer nimmt die Risiken bzw. Restrisiken bewusst in Kauf, wobei ihm dadurch zunächst keine Kosten entstehen. Für den Fall eines Risikoeintritts muss er Vorkehrungen eingeleitet haben (Rücklagenbildung, ausreichende Liquidität), auf die er im Schadensfall zurückgreifen kann. Eine bestimmte Rangordnung der Risikobewältigungsmöglichkeiten Vermeiden, Vermindern, Übertragen, Übernehmen - gibt es nicht. Es kommt stets auf das Verhältnis von Aufwand und Wirkung an. Bei den meisten Projektrisiken stehen dem Bauunternehmen mehrere Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung. 18.4.6 Berechnung der Risikokosten
Im Anschluss an die Risikobewältigung müssen die aufgrund der beim Unternehmen verbleibenden Restrisiken entstehenden Risikokosten sowie mögliche Transferkosten ermittelt werden, die in die Angebotssumme einfließen. Aufgrund von Maßnahmen der Risikobewältigung stellt sich die quantitative Situation von Eintretenswahrscheinlichkeit und Tragweite einzelner Risiken anders als zu Beginn dar. Risiken, die vermindert wurden, müssen neu bewertet werden. Zu unterscheiden sind wiederum zwei verschiedene Verfahren: x Praktiker-Methode, x Berechnung der Gesamtrisikokosten mittels Monte-Carlo-Simulation. 18.4.6.1 Berechnung der Risikokosten mittels der Praktiker-Methode
Die Praktiker-Methode ist das einfachste, übersichtlichste und am leichtesten nachvollziehbare Verfahren zur Berechnung der Risikokosten. Zur Durchführung ist die Neubewertung der Risikosituation, wie sie sich für das Bauunternehmen nach Ergreifen der Bewältigungsmaßnahmen ergibt,
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
315
notwendig. Für jedes Einzelrisiko wird wiederum eine quantitative Schätzung für die Eintretenswahrscheinlichkeit W und Tragweite T benötigt. Durch die Multiplikation beider Werte ergibt sich der Risikoerwartungswert des Einzelrisikos. Die Praktiker-Methode verlangt nun eine Addition sämtlicher Risikoerwartungswerte. Es wird der Erwartungswert des Risikos für alle identifizierten Risiken gebildet. Nachteilig an dem Ergebnis der Praktiker-Methode ist, dass die ermittelte Summe nichts über die Bandbreite der Risikokosten (Minimum und Maximum) und über die statistische Sicherheit des Ergebnisses aussagt. Das Ergebnis der Praktiker-Methode stellt lediglich ein mögliches (wenn auch wahrscheinliches) Szenario dar. Letztlich ist aber der Zufall für den Eintritt einer bestimmten Kombination von Einzelrisiken verantwortlich. Zudem müssen die Kosten für das Versichern von transferierten Risiken berücksichtigt werden. 18.4.6.2 Berechnung der Risikokosten mittels Monte-Carlo-Simulation
Die Monte-Carlo-Simulation ermöglicht die Wahrscheinlichkeitsverteilung für den monetären Risikoschaden in Abhängigkeit von vielfältigen Eingabegrößen, deren Unschärfen auf Grundlage von Erfahrungswerten und Expertenmeinungen abzuschätzen sind, darzustellen. In einer vorher festgelegten Anzahl von Simulationsläufen, wobei jeder Simulationslauf einem möglichen Risikoszenario entspricht, erfolgt die Kombination zufallsabhängiger Einzelrisiken zum Gesamtprojektrisiko. Die Berechnung wird rechnergestützt durchgeführt. Für die Durchführung dieser Simulation reicht allerdings der Umfang der Schätzwerte der Praktiker-Methode nicht aus. Um eine reale Bandbreite der Risikokosten zu erhalten, müssen Experten für jedes Einzelrisiko einen minimalen, einen wahrscheinlichen und einen maximalen Schaden sowie eine Eintretenswahrscheinlichkeit schätzen. Wie bei der Praktiker-Methode bereits erläutert, muss dies ebenfalls nach Ergreifen der Behandlungsmaßnahmen erfolgen. Für jedes Einzelrisiko benötigt die Simulation somit vier Input-Werte. Die Input-Daten werden in eine Arbeitsblatt übernommen (beispielsweise Excel-Tabellenblatt), welches als Grundlage für die Durchführung der Simulation dient (s. Abbildung 18.15).
316
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Projekt 1 MC-Simulation des Risikozuschlags auf Angebot Nr. 61/2002
Nr.
Kürzel Bezeichnung
1 2 3
R1 R2 F1
4
F2
5 6 7 8
T1 T2 T3 T4
Vertragsbedingungen - Komplettheitsklausel Leistungsbeschreibung unvollständig Bonität / Zahlungsmoral des Bauherrn Kostenüberschreitung Fremdleistungskalkulation Haustechnik Aushubarbeiten - Meisselarbeiten Aushubarbeiten - Altlasten Öltank Baugrube - Findlinge beim Spundwandrammen Baugrube - Setzungen an der Nachbarbebauung
Verteilungsfunktion BetaPERT EintretensMinimaler WahrscheinMaximaler wahrschein- Schaden [€] licher Schaden Schaden [€] lichkeit [%] [€]
Schadenssimulation [€]
Schadenssimulation inkl. Eintretenswahrscheinlichkeit [€]
20 % 20 % 20 %
170.000 90.000 150.000
190.000 140.000 170.000
220.000 170.000 210.000
198.637 153.915 161.692
15 %
100.000
130.000
190.000
145.929
0
30 % 40 % 25 % 5%
25.000 35.000 45.000 150.000
30.000 45.000 65.000 160.000
90.000 95.000 125.000 200.000
27.411 49.959 68.262 164.137
27.411 0 0 0 387.740
Total
198.637 0 161.692
Legende: Rote Werte: Von Experten geschätzte Eingangsvariablen (BetaPERT-Verteilung) Blaue Werte: Ausgangswerte der Simulation für einen Simulationsablauf Grüner Wert: Excel-Addition
Abb. 18.15 Restrisikokosten - Excel-Datenblatt zur Monte-Carlo-Simulation
Mit den geschätzten Werten der Tragweite erstellt die Software eine Dichtefunktion (entspricht der Schadensverteilung) für das betreffende Einzelrisiko. In Abbildung 18.16 ist die häufig verwendete BetaPERTVerteilung z.B. für die Position 5 „Aushubarbeiten - Meißelarbeiten“ für die Werte minimaler Schaden 25.000 €, wahrscheinlicher Schaden 30.000 € und maximaler Schaden 90.000 € dargestellt.
Abb. 18.16 BetaPERT-Verteilung für den Risikoschaden (Aushubarbeiten - Meisselarbeiten) - Auswahl der Tragweite je Szenario
Über eine Zufallszahl wählt die Software eine Schadenshöhe aus dem Diagramm aus. Eine weitere Zufallszahl bestimmt, ob das Risiko im aktuellen Simulationsdurchlauf überhaupt eintritt. Jedes Einzelrisiko benötigt damit zwei Zufallszahlen. Ist dieser Vorgang für jedes Einzelrisiko abgeschlossen, kommt es zur Addition der eingetretenen Risiken zum Gesamtprojektrisiko dieses Szenarios. 10.000 Simulationsdurchläufe ergeben 10.000 verschiedene Szenarien und damit Werte für das Gesamtprojektri-
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
317
siko. Die Verteilung dieser Werte lässt sich in einer Grafik als Dichte- und Verteilungsfunktion darstellen.
Abb. 18.17 Dichtefunktion der Risikokosten (in Tsd. € )
Abb. 18.18 Verteilungsfunktion der Risikokosten (in Tsd. €)
Aus den Diagrammen in den Abbildungen 18.17 und 18.18 lassen sich die maximalen Risikokosten in Abhängigkeit von einer statistischen Sicherheit ablesen. Bei einer statistischen Sicherheit von 90 % liegen die Risikokosten maximal bei 221.770 €. 18.5 Risikokalkulation in einem Bauunternehmen Wie bereits in Kapitel 11.3 kurz erläutert, ergeben sich die allgemeinen Risiken des Unternehmens aus dem Betrieb und beziehen sich nicht auf einen einzelnen Bauauftrag. Beispielsweise können sich aus einem Geschäftsfeld
318
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
erhebliche, nicht vorhersehbare Risiken ergeben, wenn das Unternehmen vollständig von Aufträgen der öffentlichen Hand abhängig ist und aus konjunkturpolitischen Gründen die Ausgaben gesperrt oder zurückgestellt werden. Weitere Risiken können aus ungünstigen Verschiebungen in der Finanzierung des Inventars durch Zinsmarktschwankungen, durch Personalfluktuation und des daraus resultierenden Know-how- und Kompetenzverlustes sowie aus Führungsfehlern entstehen. Die projektspezifischen Risiken ergeben sich aus der Abwicklung eines konkreten Projektes und sind in der Regel von anderen Projekten des Unternehmens unabhängig. Sie liegen in den Bereichen Recht (aus Vertrag, Gesetzgebung, Baubewilligung), Finanzen, Technik, Terminsituation, Management des betreffenden Projektes und den Risiken des Projektumfelds. Die traditionelle Risikoermittlung nach SBV (SBV 1996) wurde in Kap. 11.3 dargelegt (s. Abbildung 11.4). Werden die Risiken eines Projektes nach der Risikomanagementmethode differenziert analysiert und bewertet (Busch 2003), sollten die Risikokosten in der Kalkulation in drei Bestandteile unterschieden werden (s. Abbildung 18.19): x Projekteinzelrisikokosten: Detaillierte Kosten für identifizierte Projektrisiken der jeweiligen Gewerke, untergliedert in technische, rechtliche, finanzielle, terminliche, manageriale und umfeldbedingte Risiken. x Projektpauschalrisikozuschlag: Pauschaler, prozentualer Zuschlag in Abhängigkeit von den Kosten der identifizierten Risiken für nicht identifizierte Projektrisiken, die sich auf im Einzelnen nicht zu erfassende Mehrkosten beziehen. Hierzu zählen unter anderem die Risiken in den Leistungsansätzen oder in der Gewährleistung. x Risikotransferzuschlag: Versicherungskosten für an Dritte übertragene Projektrisiken sowie die Kosten für eingegangene Garantierisiken wie zum Beispiel für Ausführungsgarantien. x Unternehmerpauschalrisikozuschlag: Pauschaler, prozentualer Zuschlag in Abhängigkeit von den Selbstkosten eines Projektes für das allgemeine Unternehmerrisiko. Hierzu zählen die Risiken der Kapazitätsauslastung oder Risiken in der Unsicherheit der Erzielung des budgetierten Jahresumsatzes.
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
319
Abb. 18.19 Risikobasierte Vorkalkulation eines Bauunternehmers (Eigenproduktion)
Eine Übersicht der Projekt- und Unternehmensrisiken ist in Abbildung 18.20 dargestellt. Die allgemeinen Risiken des Bauunternehmens sind in der Gruppe 0 enthalten. Die projektspezifischen Risiken ergeben die Gruppen 1 bis 5. Sie unterteilen sich in: x x x x
(1) (2) (3) (4)
x (5)
Risiken der Angebotsbearbeitung bzw. –abgabe, Risiken der Vertragsverhandlungen bzw. Auftragserteilung, Risiken der technischen Bearbeitung bzw. Arbeitsvorbereitung, Risiken der Ausführung, bestehend aus Baustelleneinrichtung, Personalbereitstellung, Fertigung und Abnahme, Risiken aus Abrechnung und Zahlung, Gewährleistung und Rechtsstreitigkeiten.
320
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Abb. 18.20 Risiken bei Angebot und Ausführung einer Bauaufgabe (nach Schubert 1971, Bauer 1992)
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
321
18.6 Risikokalkulation in einem Generalunternehmen/Totalunternehmen Die Kalkulation über Gewerkegruppen stellt die am häufigsten verwendete Methode im Schlüsselfertigbau dar. Sie hat den großen Vorteil, dass sie der gewohnten Vergabe- und Ausführungsstruktur entspricht. Es kann ein direkter Bezug zwischen Kalkulation, Ausschreibung der Nachunternehmerleistungen, Kostenkontrolle (Budgetierung), Abrechnung mit dem Bauherrn mit gläsernen Taschen nach dem GMP-Prinzip und Rückkopplung zwecks Datengewinnung hergestellt werden. Es ist ratsam, der Angebotskalkulation eine einheitliche, detaillierte Gewerkegruppengliederung zugrunde zu legen. In Deutschland bildet diese Grundlage die VOB/C. Sie dient der Übersicht und Auswahl der zu kalkulierenden Einzelgewerkegruppen für die Kostenzusammenstellung, die spätere Vergabe und Kostenkontrolle und zur Abwicklungsanalyse während und nach Abwicklung des Bauvorhabens. Die Kalkulation wird im Einzelnen über zwei Wege beschritten: x Kalkulation der einzelnen Gewerkegruppen über Gewerkegruppenkenngrößen, x Kalkulation der einzelnen Gewerkegruppen über Leistungspositionen. Eine nach Gewerken gegliederte Kostenvorgabe wird als Budgetgruppe bezeichnet. Die Angebotssumme des GU setzt sich zusammen aus den drei Blöcken: x Budgetgruppen (Einzelbudgets der Nachunternehmervergabe), x Risikoentschädigung, x GU-Honorar. In Abbildung 16.2 ist das Schema der GU-/TU-Kalkulation dargestellt. Die Direktkosten der Bauwerkserstellung ergeben sich aus den Budgetgruppen der Nachunternehmervergabe für Planung (je nach Form des GU Kosten für die Ausführungsplanung, während beim TU bereits Kosten für die Vorplanung entstehen), allgemeine Baustelleneinrichtung, Rohbau, TGA, Fassade, Ausbau und Außenanlagen. Werden hierzu die Pauschale für die Risikoentschädigung (in den Vertragsentwürfen des Verbandes Schweizerischer Generalunternehmer VSGU wird die Pauschale der Risikokosten als Risikoentschädigung bezeichnet und in Prozent der späteren Abrechnungssumme angegeben) sowie das GU-Honorar addiert, so ergeben sich die Gesamtkosten des Projekts. Die Summe aus den direkten Kosten der Planung, Baustelleneinrichtung und Bauwerkserstellung, den indirekten Kosten für Versicherungen und
322
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Projektrisiko, Geldkosten, den Kosten für zu leistende Garantien, Bauleitung, Projektleitung und -steuerung und den Verwaltungskosten bildet die Selbstkosten des Generalunternehmens. Um die Angebotssumme zu erhalten, wird zu den Selbstkosten ein Zuschlag für das unternehmerische Risiko und Gewinn addiert. Dieser Zuschlag stellt somit den Übergang zwischen Kosten und Preis dar. Der Zuschlag kann einheitlich oder differenziert sein. Der Ansatz für Risiko enthält den Beitrag für das allgemeine Unternehmerwagnis. Hierunter sind solche Risiken zu verstehen, die sich aus dem Betrieb eines Generalunternehmens ergeben und sich nicht auf den einzelnen Bauauftrag beziehen. Bei der bisher verwendeten Form der GU-Vorkalkulation stellt sich die Frage, ob die detaillierten Risikokosten wirklich in der Angebotssumme enthalten respektive dem Generalunternehmen überhaupt bekannt sind, da bei einem festen prozentualen Zuschlag keine Notwendigkeit für eine detailliertere Ermittlung besteht. Sind die tatsächlich auftretenden Risikokosten höher als der prozentual berücksichtigte Zuschlag, so kommt es zu einer Unterdeckung der Kosten mit der Folge einer Verringerung des anvisierten Ergebnisses bzw. eines Verlustes. Um den angestrebten Projekterfolg zielsicher zu realisieren, muss die Risikoentschädigung die Risikokosten abdecken. Die Risikoentschädigung im Kalkulationsbudget der Hauptgruppe Projekt-Allgemeinkosten (s. Abbildung 16.2) setzt sich zusammen aus: x Risikokosten für eingegangene Projektrisiken, x Versicherungskosten für an Dritte übertragene Risiken (Versicherung etc.), x Kosten für eingegangene Garantierisiken. Die projektspezifischen Risikokosten für die eingegangenen Projektrisiken setzen sich wie folgt zusammen (s. Abbildung 18.21): x Risikokosten für identifizierte und bewertete Risiken, gegliedert nach den einzelnen Gewerkegruppen, x Risikokosten für identifizierte und bewertete allgemeine, vertragliche Risiken des Projekts, x Risikozuschläge für nicht identifizierte Risiken der Gewerkegruppen bzw. allgemeine vertragliche Risiken (relativ zu den Kosten der identifizierten Risiken). Die Summe dieser Risikokosten wird in die Untergruppe Projektrisikokosten des Hauptbudgets „Projekt-Allgemeinkosten“ eingesetzt (Abbildung 16.2). Risiken, die durch Versicherungen abzudecken sind, müssen
18 Risiken bei der Abwicklung von Bauprojekten
323
als Versicherungskosten in der Risikoentschädigung berücksichtigt werden. Dasselbe gilt ferner für die eingegangenen Garantierisiken. Die Struktur der Risikokosten entspricht dem Gerüst der Budgetgruppen der TU-Kalkulation. Diese detaillierten Risikokosten müssen dem GU bekannt sein, damit er ein wirkungsvolles Risikocontrolling durchführen kann.
Abb. 18.21 Schema zur Ermittlung der projektspezifischen Risikoentschädigung
Für ein effizientes Risikocontrolling ist es wichtig, die Kosten der identifizierten Risiken differenziert nach den zugehörigen SubunternehmerBudgets, Bauteilen oder Leistungspositionen zu ordnen und darzustellen. Dieser Vorgang ist zumindest innerhalb des Generalunternehmens intern durchzuführen. Ob dem Bauherrn die detaillierten Risikokosten in der Angebotsverhandlung erläutert werden oder lediglich ein pauschaler Prozentsatz Gegenstand der Verhandlungen sein soll, ist abhängig von der Geschäftspolitik, dem (Vertrauens-)Verhältnis zum Bauherrn und natürlich von der Höhe der ermittelten detaillierten Risikokosten in Relation zum normalerweise verwendeten pauschalen Prozentsatz. Liegen die detaillierten Risikokosten unterhalb der üblicherweise verwendeten Prozentpauschale, so wird der GU versuchen, seine tatsächlichen Risikokosten nicht offen legen zu müssen, um die absolut höhere Prozentpauschale im Vertrag festzuschreiben.
324
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Ziel jedes Generalunternehmers ist es, den angestrebten Projekterfolg zu realisieren und einen Gewinn zu erzielen. Zu den Selbstkosten wird ein unternehmerischer Risiko- und Gewinnzuschlag (R + G) addiert. Der unternehmerische Risikozuschlag deckt das Risiko der allgemeinen Unternehmensführung (Finanz-, Personal-, Managementrisiko etc.) ab. Die Risikokosten des Projektes und der Risikozuschlag gehören nicht zu den Kosten des Projektes bzw. Unternehmens. Durch Veränderung der Risikosituation während der Projektabwicklung kann es aber sowohl zu einer Verringerung wie auch zu einer Erhöhung des Projektergebnisses kommen. Reicht die vertraglich vereinbarte Risikoentschädigung zur Regulierung der Risiken nicht aus, so erhöhen sich die Kosten des GU. Da der GU ein Projekt in der Regel zu einem Pauschalpreis anbietet, führt diese Kostenerhöhung zu einer Verringerung des Projektergebnisses. Das hier vorgestellte Konzept der Projektrisikokostenermittlung sollte nicht ausschließlich von General- und Totalleistungsanbietern, sondern in jedem modernen, zielorientiert operierenden Bauunternehmen eingesetzt werden (s. Busch 2003). Die in einer Projektkalkulation berücksichtigten Risikokosten sind probabilistische Größen, die nicht in jedem Projekt ausgeschöpft oder unterschritten werden. Sie treten aber aus probabilistischer Sicht mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auf. Die Unternehmen sollen daher einen so genannten eigenen betriebsinternen Risikopool bilden, d.h. eine eigene Risikoversicherung, indem sie die in Projekten gewonnenen Risikokosten hinterlegen. Bei Risikoeintritt werden die Kosten projektübergreifend aus dem Risikopool beglichen. Bei den Einzelrisiken in den jeweiligen Projekten wird nicht die Tragweite (Schaden) eines Risikos eingesetzt, sondern die probabilistischen Risikokosten, d.h. die Erwartungswerte der Risikokosten. Aus diesem Grund wird klar, dass die Gesamtmenge aller Risiken in einem Projekt nicht komplett im jeweiligen Projekt, sondern im Rahmen der Vielzahl von Projekten im unternehmenseigenen Risikopool abgesichert (versichert) ist. Dieser Ansatz müsste bei der Ergebnisbewertung der Projekte bezüglich Risikodeckung und Gewinnabführung berücksichtigt werden.
19 Preisgestaltung und Preispolitik 19.1 Auswirkung von Angebot und Nachfrage Das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt auch auf dem Markt für Bauleistungen. Es findet Abbild in den am Markt erzielbaren Preisen. Das Unternehmen steht in einer direkten Interaktion zwischen seiner Angebotspalette und der Nachfrage des Marktes. Zu beachten ist hierbei das Leistungsprofil des Bauunternehmens. Angebot und Nachfrage können sich in der Bauwirtschaft im Ausschreibungsmarkt begegnen. Besteht in einem Marktsegment eine gute Marktlage, gekennzeichnet durch einen so genannten Nachfrageüberhang, wird dies als Verkäufermarkt bezeichnet. Der Nachfrageüberhang entsteht einerseits durch eine das Angebot übersteigende Nachfrage der Kunden und andererseits durch eine begrenzte Leistungskapazität der Leistungsanbieter (Unternehmen) in dem jeweiligen Marktsegment. Die Leistungsanbieter reagieren auf eine solche gute Marktlage meist mit: x x x x x
Realisierung höherer Preise, Erzielung größerer Gewinnspannen, Bildung finanzieller Reserven, Erhöhung der Investitionen und Abschreibungen, Erhöhung der Baukapazität.
Abbildung 19.1 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage. Die gute Marktlage kann durch eine Erhöhung der Baukapazität der Leistungsanbieter und/oder einen Rückgang der Baunachfrage im Marktsegment (Konjunkturrückgang oder Degenerierungsphase des Marktes) bedingt umschlagen. Dies führt zu einem Käufermarkt mit erheblichem Preisdruck auf die Leistungsanbieter. Die Auswirkungen einer schlechten Marktlage auf die Unternehmen sind: x Am Markt lassen sich nur noch wesentlich tiefere Preise realisieren. x Aus Gewinnen können Verluste werden, wenn die Kosten der Unternehmen nicht den erzielbaren Marktpreisen angepasst werden. x Die Investitionen sind geringer, möglicherweise sind Desinvestitionen notwendig. x Die Leistungsstruktur des Unternehmens muss überprüft und gegebenenfalls neu ausgerichtet werden.
326
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
x Die Baukapazität und die Geschäftsstruktur müssen zur Senkung der innerbetrieblichen Kosten der Nachfrage angepasst werden. x Oft müssen finanzielle Reserven für Restrukturierungen und zur Erschließung neuer Geschäftsfelder aufgelöst werden.
Abb. 19.1 Auswirkung von Angebot und Nachfrage (aus Girmscheid 2004 b)
19.2 Preisbildung Die Preisbildung eines Unternehmens hängt stark von der Interaktion zwischen der Marktnachfrage (MN) in Menge und Volumen und der Angebotskapazität (AK) der Wettbewerber am Markt ab. Das Verhältnis 'p = MN/AK ist ein Indikator, ob die Preise der anbietenden Unternehmen erhöht werden können oder ob sie je nach Angebotskapazität der Unternehmen sinken: x x x
'p 'p 'p
=1
Angebotspreise der Unternehmen gleich Nachfragepreis,
<1
Angebotspreis sinkt,
>1
Angebotspreis steigt.
19 Preisgestaltung und Preispolitik
327
Gleichgewichtspreise
Die Abhängigkeit von Nachfragemenge und Angebotskapazität in einem Marktsegment ist in Abbildung 19.2 dargestellt. Zwischen Nachfragemenge und Angebotskapazität der Unternehmen stellt sich ein Marktgleichgewichtspreis ein.
Abb. 19.2 Preis in Abhängigkeit von Angebotskapazität der Unternehmen und Marktnachfragevolumen(/Menge)
Kann das eigene Unternehmen zum oder unterhalb des Marktgleichgewichtspreises anbieten, hat es einen Anbietervorteil gegenüber den Wettbewerbern und wird entsprechend erfolgreich sein. Dabei liegt die Kunst der Preisgestaltung darin, nicht oder nur geringfügig unterhalb des Marktgleichgewichtspreises anzubieten. Tendenziell kann aus Abbildung 19.2 erkannt werden, dass der Marktgleichgewichtspreis bei hoher Marktnachfrage und geringer Angebotskapazität der Unternehmen steigt und bei geringer Marktnachfrage und hoher Angebotskapazität sinkt. Die Unternehmen sollten daher, wenn sie nicht die marktbeeinflussende Kraft zur Gestaltung der Preis haben, ihre Kapazität und somit ihre Kostenstruktur der Marknachfrage elastisch anpassen. Sie müssen grundsätzlich zumindest mittelfristig zur Realisierung von Innovationen Gewinn auf das eingesetzte Kapital erzielen. Daher müssen die Unternehmen die Differenz zwischen erzielbarem Marktpreis bzw. Erlös und den Selbstkosten aktiv gestalten. Dazu müssen sie immer wieder ihre unternehmerischen Fixkosten bzw. variablen Herstellkosten den Erfordernissen des Marktsegments anpassen (s. Abbildung 19.3).
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Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Abb. 19.3. Anpassung der Fixkosten bzw. variablen Kosten des Unternehmens an den erzielbaren Erlös
Die Preisgestaltung eines Unternehmens hängt stark von der Risikobereitschaft der Entscheidungsträger, dem Verhalten der Wettbewerber sowie der Marketing- und Wettbewerbsstrategie ab. Bei der Preisbestimmung sind generell folgende Orientierungen zu beobachten (Thommen Achleitner 2001): x x x x
Kostenorientierung, Gewinnorientierung, Nachfrageorientierung, Wettbewerbs- und Branchenorientierung.
Das Bauobjekt als Unikat und Einzelauftragsfertigung unterliegt in der Praxis vor allem der kostenorientierten Preisbildung. Daneben ist der Nachfrage-, Wettbewerbs- bzw. Branchenorientierung Aufmerksamkeit zu widmen. Bei der Gewinnorientierung gibt das Unternehmen ein gewisses Gewinnziel vor, von dem der Preis abgeleitet wird. Diese Regelung arbeitet mit der Variation der Angebotsmengen, die in der Baubranche jedoch nur bedingt durch das Unternehmen zu steuern sind, da die Wettbewerber ihre Angebotskapazität möglicherweise nicht verringern. Hier besteht jedoch für das Unternehmen die Möglichkeit, Selbstkosten zu reduzieren. So zum Beispiel durch den Einsatz von spezialisierten Subunternehmern, um zwischen Marktgleichgewichtpreisen das gesetzte Gewinnziel zu erreichen.
19 Preisgestaltung und Preispolitik
329
Die Nachfrageorientierung (s. Abbildung 19.2) ist für jedes Bauunternehmen aufgrund des fast in allen Baumarktsegmenten bestehenden (vollkommenen) Wettbewerbes, der zumindest zu einem theoretischen Marktgleichgewichtspreis führt, unumgänglich. Bei weitgehend konkurrenzlosen Angeboten an den Baukunden kann jedoch die Höhe des Preises aufgrund des durch den Auftraggeber empfundenen Nutzens abgeleitet werden. Dies ist in Marktnischen möglich, in denen quasi ein Nachfrageüberhang besteht wie zum Beispiel durch Spezialleistungen, die nur von wenigen Unternehmen angeboten werden können. 19.2.1 Kostenorientierung der Preisbildung
Im Kontext der Preisbildung sind die Systeme der Kosten- und Leistungsrechnung zu diskutieren. Hierbei ist zu differenzieren zwischen den Systemen der Vollkosten- und Teilkostenrechnung. Die in Teil 3 dieses Buchs beschriebenen Kalkulationsverfahren sind Verfahren der Vollkosten- bzw. der Prozesskostenrechnung. Hierbei werden den Kostenträgern alle Einzel- und Gemeinkosten der Leistungserstellung zugeordnet. Dieses vollzieht sich in zwei Schritten (KLR 2001): x Zurechnung von Kosten, die dem Kostenverursachungsprinzip folgend, direkt dem Kostenträger zuzuordnen sind (Einzelkosten). x Zurechnung von Kosten, die mit Hilfe von Schlüssel- respektive Verrechnungssätzen dem Kostenträger indirekt belastet werden (Gemeinkosten). Damit kann für jeden Kostenträger ein Ergebnis ausgewiesen und durch Addition das Betriebsergebnis ermittelt werden. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Kalkulationsverfahren hinsichtlich einer verursachergemäßen Erfassung der Kosten sind zu berücksichtigen. Die genaue Kenntnis der Selbstkosten ist folglich im Rahmen der Vollkostenrechnung unabdingbare Voraussetzung für eine seriöse Preisbildung durch das Unternehmen. Der Angebotspreis für ein Projekt wird auf Basis einer Kostenstruktur gebildet, die eine Deckung aller Kosten des Unternehmens beinhaltet. Im System der Teilkostenrechnung, in der Bauwirtschaft wird im Wesentlichen auf die Deckungsbeitragsrechnung abgestellt (KLR 2001), werden den Kostenträgern die direkt durch die Leistungserstellung verursachten Kosten (variable Kosten) zugeordnet. Die Kosten der Betriebsbereitschaft (fix behandelte Kosten) werden gesondert erfasst. Zu den fixen Kosten gehören solche, die dem Unternehmen entstehen, ohne dass der Auftrag erzielt wird wie zum Beispiel die Allgemeinen Ge-
330
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
schäftskosten. Variabel sind Kosten, die ausschließlich durch die Auftragserzielung entstehen und die entfallen, wenn der Auftrag nicht ausgeführt wird. Hierzu gehören beispielsweise Materialkosten oder Fremdleistungskosten. Zu beachten ist dabei, dass im Falle, wenn keine Aufträge realisiert werden, Teile der mit der Leistungserstellung verbundenen variablen Kosten wie Abschreibungen auf Geräte oder bestimmte Löhne, als Fixkosten zu behandeln sind. Die Differenz zwischen dem Erlös und den variablen Kosten eines Auftrags ergibt den Deckungsbeitrag des Auftrags. Der Deckungsbeitrag trägt zur Deckung der als fix betrachteten Kosten eines Unternehmens und zur Erzielung eines Gewinns bei. Ein Gewinn entsteht dem Unternehmen allerdings erst dann, wenn die Deckungsbeitragssumme aller Aufträge einer Periode größer ist als die als fix betrachteten Kosten des gleichen Zeitraums. Abbildung 19.4 zeigt den Zusammenhang zwischen den Kosten und den Erlösen der Leistungserstellung. Die Gewinnschwelle, d.h. der Punkt, an dem Erlöse und Gesamtkosten den gleichen Wert ausweisen (die fix betrachteten Kosten des Unternehmens sind gedeckt), wird auch als BreakEven-Point bezeichnet. Zu beachten ist, dass die abgebildete Gewinnentwicklung nur dann stattfinden wird, wenn der Beschäftigungsgrad adäquat ist.
Abb. 19.4 Prinzip der Deckungsbeitragsrechnung
19 Preisgestaltung und Preispolitik
331
Die Deckungsbeitragsrechnung betrachtet die Aufträge einer Periode integrativ im Hinblick auf die Erfolgssituation des Gesamtunternehmens. So kann das Unternehmen bei einer Überdeckung der Fixkosten durch bereits erfolgte oder sichere Aufträge aus beschäftigungs- oder marktpolitischen Gründen bei neuen Angeboten auf eine volle Deckung der Kosten verzichten und einen niedrigeren Angebotspreis ausweisen. Wie hoch ein solcher Fixkostenverzicht im Einzelfall ausfallen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab: x Wurde ermittelt, in welcher Höhe die als fix behandelten Kosten eines Betrachtungszeitraums bereits durch andere Aufträge gedeckt sind? x Ist absehbar, in welchem Zeitraum die Unterdeckung durch verbessertes Ergebnis anderer Aufträge ausgeglichen werden kann? x Wurden durch eine Vollkostenermittlung die Kosten für ein Bauwerk kalkuliert und wird nach Abschätzung eines Marktpreises mit Hilfe der Deckungsbeitragsrechnung die betriebswirtschaftliche Zulässigkeit und Sinnhaftigkeit einer Kostenunterdeckung nachgewiesen? Grundsätzlich ist festzuhalten, dass jegliche Unterdeckung der Kosten, ob mit oder ohne Rechtfertigung durch eine Deckungsbeitragsrechnung, nur dann vertretbar ist, wenn die Gesamtdeckung der Kosten innerhalb einer bestimmten Periode gewährleistet ist. Langfristig nicht erreichte Kostendeckungsgrade zu ignorieren und auf Kostendeckung in einer unbestimmten Zukunft zu hoffen, birgt große Gefahren für die Existenz des Unternehmens in sich. Die Stellschraube zur Preisoptimierung im Wettbewerb zur Erzielung der Kostenführerschaft wird häufig durch Anpassung der Fixkosten im Stammunternehmen und der variablen Kosten der Bauausführung angesetzt. Dies kann durch eine schlanke, flache Kernorganisation mit einem geringen Umfang an Basisinventar erfolgen. Die Kapazitätsanpassung des Unternehmens erfolgt dann durch Marktbezug, zum Beispiel durch das Anmieten von Inventar oder den Einsatz von Subunternehmern. Ferner können die variablen Kosten durch Einsatz neuer rationeller Bauverfahren und innovativer Unternehmensprozesse gesenkt werden.
19.2.2 Preisbildung bei der Fremdvergabe von Leistungen
Ebenso wie eine nicht kostendeckende Preisgestaltung für eigene Leistungen, kann eine verfehlte Gestaltung von Preisen für Subunternehmervergaben zu Verlusten führen.
332
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Abb. 19.5 Preisgestaltung bei Fremdvergabe
Zu beachten ist, dass der Fremdvergabepreis kleiner oder gleich der Summe der direkten Kosten der Teilleistungen sein muss, um die indirekten Kosten der Baustelle und des Unternehmens sowie den angesetzten Gewinn durch den Erlös zu sichern (s. Abbildung 19.5). 19.2.3 Wettbewerbs- und branchenorientierte Preisbestimmung
Bei der rein wettbewerbs- und branchenorientierten Preisbestimmung richtet das Unternehmen seine Angebotspreise ausschließlich auf die Preise der Wettbewerber aus. Diese ausschließliche Orientierung ist in der Baupraxis schon deshalb nicht möglich, da die Preise der Wettbewerber für ein Bauvorhaben im Vorfeld in der Regel nicht bekannt sind. Dennoch ist diese Orientierung als ein wichtiger Bestandteil der Preisbestimmung anzusehen. Aufgrund der laufenden Teilnahme an Ausschreibungen kennt das Unternehmen den ungefähren Marktpreis, der oft erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Die Ergebnisse der einzelnen Submissionen können in einer Datenbank, differenziert nach den Wettbewerbern, aufbereitet und ausgewertet werden. Dies liefert einen Überblick über die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens im Vergleich mit den wichtigsten Marktteilnehmern.
19 Preisgestaltung und Preispolitik
333
19.2.4 Kombinierte Preisbestimmung
Der an den Auftraggeber übermittelte Angebotspreis wird durch die Preispolitik, die im Verantwortungsbereich der Geschäftsleitung liegt, festgelegt. Bei dieser Festlegung fließen die zuvor aufgeführten preisgestalterischen Überlegungen ein, also die Kostensowie die Wettbewerbsorientierung. Bei der Preisbildung sind zwei unter Umständen gegenläufige Aspekte zu berücksichtigen, die in Abbildung 19.6 schematisch dargestellt sind. Einerseits kann sich ein Unternehmen auf Dauer nur erfolgreich am Markt positionieren, wenn es neben der Kostendeckung einen Gewinn erzielt, der nicht nur die Geschäftstätigkeit in Krisen absichert, sondern auch Innovationen ermöglicht, die dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Andererseits muss der erzielbare Marktpreis als wesentliches Gestaltungsmotiv herangezogen werden, um überhaupt einen Auftrag erhalten zu können. Liegt der Marktpreis weit über den für das Bauprojekt kalkulierten Kosten, ist es aus unternehmerischer Sicht als nicht sinnvoll zu bewerten, wenn die Geschäftsleitung einen nur geringen Gewinn festlegt. Diese Vorgehensweise ist nur bei einer Verdrängungsstrategie des Unternehmens als zweckmäßig anzusehen, wenn es gilt, Wettbewerber in der Weise zu unterbieten, dass die eigenen Marktanteile erhöht werden.
Abb. 19.6 Abstimmung der kosten- und marktorientierten Preisgestaltung
334
Teil 5: Risikobasierte Preisbildung
Marktpreis des Wettbewerbs
Angebotspreis des Unternehmens
Umgekehrt muss das Unternehmen, wenn am Markt keine ausreichenden Gewinnmargen erzielt werden können, gegebenenfalls kurzfristig mit Verlusten kalkulieren, um einen Auftrag zu erhalten. Langfristig muss es bezüglich seiner eigenen Wertschöpfung genauestens überprüfen, in welchen Bereichen es eigene Leistungen wettbewerbsfähig anbieten kann und in welchen nicht. Leistungen, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind, können dann beispielsweise durch Marktbezug von leistungsfähigen Nachunternehmern beschafft werden. Hierbei besteht die Gefahr, dass diese Leistungen von Wettbewerbern beliebig substituiert werden, die ebenfalls über einen Zugriff auf die entsprechenden Nachunternehmen verfügen. Im Rahmen der Preisbildung muss ein Unternehmen immer die errechneten Herstellkosten (Leistungserstellungskosten) würdigen. Sie dürfen auf gar keinen Fall manipuliert werden. Preispolitik darf nur bei vollkommener Kostentransparenz betrieben werden.
Abb. 19.7 Kosten- und Preisbildung
Aus dem Marktpreisniveau und der eigenen Kostenstruktur ergibt sich die Gewinnstruktur des Unternehmens. Daraus ist zu erkennen, dass der Erfolg des Unternehmens davon abhängt, die Kostenstruktur des Leistungserstellungsprozesses so effizient zu gestalten, dass eine ausreichende Gewinnstruktur generiert werden kann (s. Abbildung 19.7). Diese hängt vom Marktsegment und den dort agierenden Akteuren, dem Marktvolumen, der Anbieterkapazität sowie der Kostenstruktur des eigenen Unternehmens und möglicher Nachunternehmer ab. Die Herstellkosten und die Verwaltungs- und Geldkosten sind keine Konstanten, sondern Variable, die den Marktverhältnissen anzupassen
19 Preisgestaltung und Preispolitik
335
sind. Das bedeutet, dass der Leistungserstellungsprozess sowie die Management- und Supportprozesse im Unternehmen einem dynamischen Markteinfluss unterworfen sind und angepasst werden müssen, um eine optimale Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Dies schließt den Leistungserstellungsprozess mit Bauproduktionsmethoden, eigenen Geräten, Nachunternehmerleistungen, Kernprozessen sowie Organisation, Administration, Out- und Insourcing von Leistungen mit ein. Die Preisbildung wird weiterhin durch die Akquisitionspolitik des Unternehmens beeinflusst, die darauf hinzielt, eine kontinuierliche Beschäftigung bei bestmöglichen Gewinnchancen in einer bestimmten Marktsituation sicherzustellen. Ebenso wird durch eine geeignete Preispolitik versucht, eine adäquate Auslastung der betriebseigenen Produktionsmittel zu erreichen. Zu den betriebseigenen, operativen Produktionsmitteln zählen das Betriebspersonal, Baumaschinen und Geräte sowie allfällige Produktionseinrichtungen des Unternehmens. Die Forderung nach einer adäquaten Auslastung darf nicht einfach mit der Forderung nach einem möglichst großen Auftragsvolumen gleichgesetzt werden. Es ist vielmehr sinnvoll, eine vernünftige Preispolitik als Mittel zur Akquisition geeigneter Aufträge einzusetzen. In einer Marktsituation, die nur die Akquisition neuer Aufträge zulässt, bei denen ein Verlust zu erwarten ist, wird der Unternehmer sinnvollerweise danach trachten, die Beschäftigung seiner operativen Produktionsmittel mit einem Minimum an Auftragsvolumen sicherzustellen, um nicht unnötige Verluste einzukaufen. Es ist in einer solchen Situation demzufolge unternehmerisch kaum zu verantworten, Aufträge zu akquirieren, bei denen beispielsweise große Materiallieferungen zu nicht kostendeckenden Preisen eingeschlossen sind. Dasselbe gilt für Aufträge, für deren Ausführung Baumaschinen und Geräte von Dritten angemietet werden müssen, ohne dass diese Mietkosten in der Vorkalkulation voll eingerechnet werden können. Zudem muss jeder Unternehmer in einer solchen Marktsituation überprüfen, ob die Leistungskapazität an Personal und Inventar angepasst werden muss. In Abbildung 19.8 sind drei Unternehmen dargestellt, deren durchschnittliche Kostenstruktur für alle Aufträge innerhalb einer Bewertungsperiode gezeigt ist.
336
Unternehmensstrategie - Anpassung der Kosten an den Marktpreis Marktpreis R+G VK+GK
Angebot von Beurteilung
R+G VK+GK
R+G VK+GK DKT
DKT
DKT
+
+
IKB
IKB
Unternehmen A
Unternehmen B
Unternehmen C
Unternehmen B macht nur unterdurchschnittliche Gewinne; möglicherweise unzureichende Eigenkapitalverzinsung, keine Rücklagen für neue Geschäftsbereiche.
Unternehmen C macht keinen Gewinn. Weiterhin wird der Deckungsbeitrag zur Unternehmensführung nicht gewährleistet.
Mittelfristige Maßnahmen zur Gewinnsteigerung erforderlich:
Sofortmaßnahmen
Unternehmen A hat eine optimale, an den Wettbewerb angepasste Kostenstruktur in Bezug auf Einsatz der Produktionsmittel Kosten der allgemeinen Unternehmensführung
+ IKB
und erwirtschaftet ausreichende Gewinne.
Maßnahmen
Gewinne abschöpfen Langfristige Effizienzsteigerung in der Verwaltung sowie Produktivität
Abbau der Verwaltung
Abbau der VK der Administration
Fremdvergabe an billige Subunternehmer erhöhen
Effizienzsteigerung bei den eingesetzten Produktionsmitteln
Restrukturierung der Produktion
Fremdvergaben steigern Langfristig neue Leistungsangebote anvisieren
Überprüfung des Geschäftsfelds Neue Marktsegmente und Leistungsangebote angehen
Abb. 19.8 Anpassung der Kosten an den Marktpreis
Daraus lassen sich die Wettbewerbsposition und Gewinnstruktur dieser Unternehmen ableiten. Es ist erkennbar, dass Unternehmen A mit seiner Kostenstruktur die Angebote marktpreisgerecht platzieren kann, d.h. neben seiner Kostendeckung kann es die anvisierten Gewinne erzielen. Dagegen liegen Unternehmen B und C in ihrer Kostenstruktur so ungünstig, dass bei Auftragannahme die Kostendeckung und/oder die angesetzten Gewinne nicht erwirtschaften werden können. Die notwendigen strategischen und operativen Maßnahmen zur Erzielung des Unternehmenserfolgs aus Abbildung 19.8 sind demzufolge situativ zu veranlassen.
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation
Das in Teil 6 beschriebene Projekt „Leitungskanal“ bildet ein Beispiel und die Grundlage der im vorliegenden Buch dargestellten Überlegungen und Berechnungen zur Kalkulation und Preisbildung bei Bauprojekten. Es gliedert sich in die Bereiche der Definition des Bau-Solls mithilfe einer Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis sowie die Kalkulation zur Bestimmung der zu erwartenden Kosten und die Preisbildung. Darüber hinaus werden die zur Ermittlung der direkten Kosten der Teilleistungen erforderlichen Grundlagen aufgezeigt.
20 Leistungsbeschreibung Bei der Erweiterung einer Industrieanlage wird der im Querschnitt dargestellte Leitungskanal (Abbildung 20.1) zur Unterquerung einer Verkehrsfläche erforderlich. Da der Strassenoberbau erst nach Fertigstellung des Leitungskanals erfolgt, sind bei dieser Ausschreibung nur die Erdarbeiten für den Fundamentaushub ab Oberkante Planum anzubieten. Die Hinterfüllung erfolgt ebenfalls durch das Strassenbauunternehmen.
338
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation
Abb. 20.1 Querschnitt des Leitungskanals
Der Kanal mit einer Gesamtlänge von 200 m ist in 20 Blöcke mit jeweils 10 m unterteilt, um die Schwindspannungen zu begrenzen. Die einzelnen Blöcke sind in den Abschnitten Fundament mit Wandsockel und aufgehende Wand inklusive Decke zu betonieren. Als Baugrund steht Ton mit mittlerer bis hoher Plastizität an. Deshalb ist als Baugrubenverbau eine aufgelockerte Grabensprießung ausreichend. Ein Stromanschluss ist auf der Baustelle vorhanden. Für die Herstellung stehen laut Leistungsbeschreibung fünf Monate zur Verfügung.
20 Leistungsbeschreibung
339
Das nach dem Normpositionen-Katalog (NPK, CRB) aufgestellte Leistungsverzeichnis ist vereinfacht wiedergegeben und enthält zu Demonstrationszwecken nur die wichtigsten Positionen. Die Mengenangaben stammen aus der Berechnung anhand der Planunterlagen. Beispiel: Ermittlung der Schalflächen für LV-Pos.-Nr. 10 und 11 Schalflächen für Betonierabschnitt: x Fundamentschalung pro Abschnitt: 2 * 0.50m * 10.00m = 10.00 m2 x Tunnelinnenschalung: 2 * 2.00m * 10.00m + 3.00m * 10.00 m2 = 70.00 m2 x Tunnelaussenschalung: 2 * 2.40m * 10.00m = 48.00 m2 Total pro Betonierabschnitt = 128.00 m2 Total Pos. 10: Fundamentplatte: 10.00 m2 * 20 Betonierabschnitte = 200 m2 Total Pos. 11: Tunnelinnenschalung: 70.00 m2 * 20 Betonierabschnitte = 1.400 m2 Tunnelaussenschalung: 48.00 m2 * 20 Betonierabschnitte = 960 m2 Tunnelschalung Total Pos. 11 = 2.360 m2
340
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation
Projekt: Leitungskanal Pos.-Nr. H'pos. U'pos. Text NPK 113 D/95 - Baustelleneinrichtung 1 111 Gesamte Baustelleneinrichtung .001 für die Dauer der Leistungen des Unternehmers 2
3
4
200
Einheit
321
pauschal
……………
pauschal
……………
m3
Baustellenerschliessung einschliesslich Freimachen des Geländes
NPK 311 D/93 - Baumeisteraushub 221 U-Graben profilgerecht für Fundamente ausheben. .113 Aushub maschinell, ohne Behinderungen, Tiefe 3.00 m.
Menge Einheitspreis
3'000
……………
Transport, Ausmass fest, innerhalb- und ausserhalb der Baustelle .121 mit Ablad auf Deponie, Distanz 10 km.
m
3
3'000
……………
5
352
Gebühr für Abgabe Material auf Deponie. .112 Aushubmaterial, Ausmass fest.
m3
3'000
……………
6
421
Grabenspriessung, aufgelockert, gegenseitig abgestützt. .102 Zwischenräume bis 20 cm, Grabentiefe 3.00 m.
m
2
1'200
……………
m2
800
……………
m3
400
……………
m3
624
……………
m2
200
……………
m2
2'360
……………
7
8
9
10
11
NPK 313 D/92 - Beton- und Stahlbetonarbeiten 121 Unterlagsbeton, horizontal, unbewehrt. 3 .101 PC 150 kg/m , Dicke 5 bis 10 cm. 133
137
413
422
Beton für Streifenfundament, horizontal. 3 .102 Stahlbeton, Beton B 35/25, PC 300 kg/m . 3
Beton für Tunnelschale. Stahlbeton, Beton B 35/25, PC 300 kg/m , Wandhöhe 200 cm, Wanddicke 40 cm. Flachdecke horizontal, Plattendicke 40 cm. Fundamentschalung für gerades Streifenfundament mit konst. rechteck. .102 Querschnitt, ohne besondere Anforderungen, Schalhöhe 50 cm. Tunnelschalung mit Schalwagen, Seitenflächen senkrecht, Schalhöhe 200 und 240 cm. Schalung für Deckenuntersicht. Fläche horizontal, glatte Schalung Typ 2 Spriesshöhe 200 cm, Plattendicke 40 cm.
12
712
Betonstahl S 500, Fixlängen und auf der Baustelle abgelängte Lager.116 längen, d = 16 mm, liefern, schneiden, biegen, verlegen.
kg
70'500
……………
13
715
Bewehrungsnetz, Lagernetz unverschnitten, Stahl S 550, entsprechend .100 Bewehrungsplan, liefern, schneiden, biegen, verlegen.
kg
12'500
……………
14
656
Fugenband zum Abdichten der Arbeitsfugen. PVC, Bandbreite 350 mm, .111 Körperfugenband für Arbeitsfuge innenliegend, mit Randverstärkung.
m
400
……………
15
656
Fugenband zum Abdichten der Bewegungsfugen. PVC, Bandbreite 350 mm, .121 Körperfugenband für Bewegungsfuge innenliegend, mit Randverstärkung.
m
230
……………
m2
800
……………
m2
1'160
……………
16
17
NPK 172 D/00 - Abdichtung für Bauwerke unter Terrain und Brücken 541 Abdichtung mit bituminösen Beschichtungen. Kaltaufstrich Bitumenlösung .111 dreischichtig, liegende Flächen, Beton. 541
Abdichtung mit bituminösen Beschichtungen. Kaltaufstrich Bitumenlösung, .112 dreischichtig, stehende Flächen, Höhe bis 2.90 m, Beton.
Total:
Abb. 20.2 Leistungsverzeichnis nach dem Normpositionen-Katalog (NPK)
……………
21 Kalkulationsablauf
21.1 Entwicklung des Arbeitsprozesses Die Kalkulation einer Bauleistung erfordert im Vorfeld die Entwicklung einer Gliederung der Leistungserstellungsprozesse mit den dazugehörigen Unterprozessen respektive Vorgängen im zeitlichen Ablauf. Zunächst ist der Herstellprozess in Teilprozesse im Sinne einer hierarchischen Struktur zwischen Gesamtablauf, Teilablauf, Ablaufstufe und Vorgang zu untergliedern (Abbildung 21.1).
342
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation
Abb. 21.1 Gliederung des Herstellungsprozesses eines Kabelkanals in Teilprozesse Der Baustelleneinrichtungsprozess kann wie in Abbildung 21.2 dargestellt unterteilt werden.
Abb. 21.2 Gliederung des Baustelleneinrichtungsprozesses in Teilprozesse und Tätigkeiten
21.2 Entwicklung der Zeitansätze Die Zeitansätze werden für den direkten Leistungserstellungsprozess aus der Leistungsermittlung (z.B. Girmscheid 2004d) entwickelt. Basierend auf diesen Vorermittlungen können die Arbeitszeitansätze für dieses Beispiel vereinfacht wie folgt dargestellt werden: Baustelle einrichten: 1/2 Woche Aushub: 1 Woche
21 Kalkulationsablauf
-
343
Vorlauf vor Fundament beträgt 1/2 Woche (beginnt parallel mit Baustelle einrichten) Fundamente: (Vorlauf) 1 Woche 3 20 m Beton/Fundament 2 Fundamente Vorlauf eine Woche dann pro Woche 1 * Tunnelschale und 1 * Fundamente
Tunnelschale: 20 Wochen Tunnelschalung, Schalwagen 36 m3/Abschnitt Betonieren mit Pumpe (Dauer: ½ d/Abschnitt) Montage und Demontage der Tunnelschalung Arbeitsequipe : 1.0 Std./m2 (Kosten für Kranbeihilfe sind in Position „Baustelleneinrichtung“ enthalten) Ein- und Ausschalen Tunnelabschnitte Arbeitsequipe : 0.50 Std./m2 (Einschalen) 0.25 Std./m2 (Ausschalen) 1 Abschnitt pro Woche = 20 Wochen Baustelle räumen:
1/2 Woche
22 Wochen = 5 Monate Bauzeit Arbeitszeit:
8.4 h/d = 42 h/Woche
=
168 h/Monat
Aus den Überlegungen der Arbeitsvorbereitung ergibt sich der Wochentakt in Abbildung 21.3. Vorgang/Tage Tunnelschale Decke abstützen, Schalwagen vorziehen u. ausrichten Bewehren/Fugenband Schalen 2. Seite Betonieren Fundament Aus- bzw. Einschalen Bewehren Betonieren
MO
DI
MI
DO
FR
Abb. 21.3 Grobdarstellung des Wochentakts für Tunnelschale als Balkenplan
344
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation
Die wöchentliche Arbeitszeit von 42 Stunden entspricht ungefähr der durchschnittlichen betrieblichen Wochenarbeitszeit (Baugewerbe 2000: 42.1 Stunden pro Woche; Quelle: Statistisches Jahrbuch der Schweiz (2002)) und liegt im Rahmen des Zulässigen des Landesmanteltarifvertrages (LMV 2003). Die Werte führen zu einem Terminplan auf Teilablaufebene mit einer Vorgangspräzisierung ausgewählter Teilablaufelemente. Zeitansätze für die Hauptaktivitäten
Woche 1
Woche 2
Woche 3
Wochen 4 - 21
Woche 22
Baustelleneinrichtung Tunnelschalung installieren Absperrungen aufbauen Kanaldielen auf Abstand rammen Aushub 1. Etappe Grabenspriessung installieren Aushub 2. Etappe Unterlagsbeton Abdichtung Bodenplatte Fundamentplatte Schalen Bewehren Fugenband Betonieren Tunnelschale Schalen innen Bewehren Fugenband Schalen aussen Betonieren Abdichtung der Tunnelschale Rückverfüllen und Kanaldielen ziehen
Abb. 21.4 Aktivitätsterminplan
Die Zeitangaben für die Baustelleneinrichtung müssen/können denklogisch geschätzt werden, indem der Baustelleneinrichtungsprozess und seine Vorgänge betrachtet werden. Daraus wird die Anzahl der Bauarbeiter ermittelt, die an den einzelnen Tagen mit der Baustelleneinrichtung beschäftigt sind. Ziel muss es sein, ein logistisches System aufzubauen, welches es ermöglicht, antransportiertes Material und Geräte ohne Wartezeiten abzuladen und zu versorgen. Daher sind die Transporte zeitlich zu staffeln (Abbildung 21.5).
21 Kalkulationsablauf Baustelleneinrichtung installieren
Tag 1
Büro-/Magazin-/Mannschafts-/Toilettencontainer aufstellen Fundament vorbereiten Wasser- und Elektroanschluss Container ausliefern/abladen/aufstellen Bauzäune/Absperrungen ausliefern/abladen aufstellen
Tag 2
Tag 3
345
Anz. Arbeiter 2 2 2 2 3 3 3 3
Kanaldielen, Träger und Spriessen ausliefern/abladen
3
Seitenschalung der Fundamentplatte ausliefern/abladen
3
Tunnelschalung anliefern/abladen
3
Tunnelschalung zusammenbauen
3
Geräte ausliefern/abladen Selbstfahrende Bagger Vibrationsramme Mobilkran Nichtfahrende Geräte Verteilerschrank Umformer/Rüttler Handbohrmaschinen Kreissäge Aufgabenbesprechung
Abb. 21.5 Terminplan der Baustelleneinrichtung
durch Maschinisten
Lagerflächen vorbereiten: Stapelunterlagen erstellen
3A+2A+1P
Schalung/Holz etc. Summe Kleingeräte Lichtstrom
800 700 120 d/a 480 480 240 240 210 d/a
0.17 l/kWh 50 %
25 10
100 %
10
100 % 100 %
10 10
Reparatur *) in CHF/Mon.
Gesamtmiete in CHF
4
CHF 7'239.00 CHF 2'975.00 in dKdT **) CHF 8'045.00 CHF 1'926.00 CHF 39'884.00
5 5 5 5 5 5 5
CHF 70.00 CHF 78.00 CHF 42.00 CHF 31.00 CHF 78.00 CHF 270.00
CHF 25.00 CHF 40.00 CHF 50.00 CHF 20.00 CHF 40.00 CHF 125.00
Aufbau in h
in CHF
CHF 950.00 30 CHF 400.00 CHF 1'180.00 CHF 1'840.00 CHF 510.00 CHF 590.00 CHF 1'975.00 5 CHF 100.00 CHF 500.00
Abbau in h
in CHF
20
5
13.76 5 CHF 200.00
5 CHF 200.00
CHF 47'429.00 40 CHF 700.00
30 CHF 200.00
0.6 15.2
*) Ansätze entsprechend den Angaben der BIV 2003 **) dKdT = direkte Kosten der Teilleistungen (Variante 3, siehe Bild100)
17.5
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation
2 2 4 2 1 1 1
EinsatzEnergieSchmier- Vorhalte- Abschreibung stunden verbrauch mittel zeit Verzinsung *) in h/a l/kWh;%Leistg. %Energiek. in Mon. in CHF/Mon.
346
1 1
BIV 2003 Gewicht in t Leistung EnergieI 01 einzeln gesamt in kW art Pos.-Nr. Selbstfahrende Geräte Hydraulikbagger (Radfahrw.) (90) D01 322.513 Kran (110) E01 212.432 Nichtfahrende Geräte Verteilerschrank 752.142 0.20 0.40 Umformer für Rüttler 10 E01 186.122 0.4 0.8 Innenrüttler 182.332 0.01 0.04 Handbohrmaschinen 2 E01 992.213 Kreissäge 2.6 E01 921.213 0.40 0.40 Bauwagen 943.242 2.10 2.10 Miettoilette Bezeichnung
21.2.1 Baustelleneinrichtung
Abb. 21.6 Inventarliste Leitungskanal (Ansätze aus SBV-BIV 2003)
Anz.
21 Kalkulationsablauf
347
Vorhalten der Baustelleneinrichtung: x Vorhaltekosten siehe Geräteliste x Betriebskosten: Strom: Bezugskosten E01 (SBV-BIV 2003) 0.33 CHF/kWh Diesel: Verbrauch (SBV-IGD 2003) 0.17 l/kW*Eh Einsatzstunden (SBV-IGD 2003) 100 h/Monat (= EH*30/VT = 800 EH/a * 30 d/Mon / 240 Ed/a) Bezugskosten D01(SBV-BIV 2003) 1.64 CHF/l Schmierstoffzuschlag (SBV-IGD 2003) 25 % x Aufräumen und Reinigen: 10 h/Woche Einrichten und Räumen der Baustelle: Lade- und Frachtkostenverrechnungssätze für Geräte, Schalung etc. x Ladekosten für nichtfahrende Geräte: Verrechnungssatz Werkhof: 65.00 CHF/t Aufwand Baustelle: 0.5 h/t x Fahrzeit zur Baustelle: 1 h/Strecke Hydraulikbagger (Radfahrwerk) (SBV-RKI 2003): 251.00 CHF/h (vereinfacht werden die Kosten für Installation des Baggers mittels Regietarifansatz je Stunde der RKI 2003 angesetzt - Betrieb mit Miete (BmM).) Transport inkl. Auf- bzw. Abbau Kran: 75.00 CHF/h (Dauer ca. 4 h je Ereignis) x Auf- und Abbau Strom- und Wasseranschluss: 50h + 500.00 CHF x Auf- und Abbau lt. Geräteliste: 70h + 900.00 CHF 21.2.2 Erdarbeiten
Aushub mit Hydraulikbagger (1 m3-Tieflöffel, 90 kW) x Geräteleistung 600 m3/d bei durchschnittlich 8 h/d = 75 m3/h; die restlichen 0.4 h/d werden für Wartung und Pflege aufgewendet. x Lohnkosten des Geräteführers x Lohnkosten für 1 Mann Beihilfe bei den Aushubarbeiten x Betriebsstoffkosten: - Motorleistung 90 kW - Betriebsstoffverbrauch 0.17 l/kWh - Treibstoffkosten 1.64 CHF/l - Schmierstoffzuschlag 25 % Betriebs- und Schmierstoffkosten 90 * 0.17 * 1.64 * 1.25 = 31.37 CHF/Eh
348
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation
x
Gerätekosten/[EH] des Hydraulikbaggers Pos.-Nr.: 322.513 Fixe und variable Kosten (SBV-BIV 2003) 133.70 CHF/Eh
x
Kosten der Bodenabfuhr: Die Abfuhr erfolgt durch einen Subunternehmer, LKW-Nutzlast 12.0 t, einfache Transportentfernung 10 km; der Kostenansatz wurde anhand der vom SBV veröffentlichten Standard-Analysen und Richtpreistabellen zu 30 CHF/m3 feste Masse für Transport und 5 CHF/m3 f. M. für Entsorgung auf der Deponie geschätzt.
x
Grabenspriessung: Aufwandswert für den Verbau: 0.6 h/m2 Inventarkosten des Verbaumaterials:
20.00 CHF/m2
21.2.3 Beton- und Stahlbetonarbeiten, Abdichtung
x
Prozessorientierte Grundlagen zur Berechnung der Position 11 „Tunnelschalung“ Die Arbeitsequipe von sechs Arbeitern benötigt pro Person ca. 20 Stunden, um den Schalwagen für die Tunnelschalung zu montieren und zu demontieren. Das sind insgesamt 120 Stunden. Um den Einheitspreis pro Quadratmeter Schalfläche zu berechnen, muss diese Stundenanzahl auf die Quadratmeter bezogen werden. 120 Stunden / 118 m2 = ca. 1.0 h – Aufwandswert für die Montage/Demontage des Tunnelschalwagens
x
Aufwandswerte: Schalungsarbeiten Montage/Demontage Bewehrungsarbeiten Betonierarbeiten
Einbau Fugenband Abdichtungsarbeiten
Fundament Tunnelschale Tunnelschale Stabstahl verlegen Lagermatten verlegen Sauberkeitsschicht Fundament Tunnelschale Decke Wände
0.8 h/m2 0.75 h/m2 1.0 h/m2 14.0 h/t 12.0 h/t 0.2 h/m2 0.7 h/m3 0.75 h/m3 0.5 h/m 0.1 h/m2 0.2 h/m2*
21 Kalkulationsablauf
x
Material- bzw. Inventarkosten: Beton B 25/15 B 35/25 (einschl. Pumpe) Schalung Fundament, Typ 1 Tunnelschale, Typ 2 Kleinmaterial Tunnelschale De-/Montage Tunnelschale Schrauben etc. Schalwagen Kaufanteil Mietanteil Betonstabstahl S 500 (geschnitten und gebogen) Betonstahlmatten (Lagermatten) S 550 Fugenband Arbeitsfugen Bewegungsfugen Bitumenlösung
349
150.00 CHF/m3 200.00 CHF/m3 6.55 CHF/m2 13.25 CHF/m2 1.00 CHF/m2 3.00 CHF/m2 20.000 CHF 5.000.00 CHF/mon 170.00 CHF/t 1000.00 CHF/t 30.00 CHF/m 35.00 CHF/m 5.00 CHF/m2*Anstrich
21.3 Mittellohn Das Baustellenpersonal setzt sich aus zwei Maschinisten (dem Baggerund dem Kranführer) sowie einem Vorarbeiter und drei Arbeitern zusammen. Der Vorarbeiter arbeitet mit, ist also in den Mittellohn einzubeziehen. Ein Polier beaufsichtigt die Ausführung. Sein Grundlohn beträgt 36.59 CHF/h. Die Führung übernimmt ein Bauführer, der gleichzeitig vier etwa gleich große Baustellen überwacht (insgesamt 24 Arbeiter, mit einer Lohnsumme von insgesamt 628.08 CHF (siehe Abbildung 13.12)). Der Grundlohn des Bauführers beträgt 45.00 CHF/h. Der mittlere Baustellengrundlohn für das Betriebspersonal ergibt sich zu:
350
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation Bestandteile
Pos.
Grundlagen, Hinweise, Berechnungen Anzahl/ Anteil in %
Ansatz CHF/h
30.04 26.59 24.40 26.43 24.99 24.55 21.57
Anteil CHF/h
Löhne des Unternehmens 101 102 103 104 105 106 107
Vorarbeiter Kranführer Baggerführer Maurer Schaler Eisenleger Bauarbeiter
1 1 1 1 1 1 0
108
Total
6
199
Basiskosten = mittlerer Grundlohn
30.04 26.59 24.40 26.43 24.99 24.55 0.00 157.00
CHF/h 26.17
Übertragen auf Formular "Werkkosten und Endzuschläge"
Grundlohn
Abb. 21.7 Mittlerer Baustellengrundlohn
21.4 Ermittlung der direkten Kosten der Teilleistungen Zunächst werden die direkten Kosten für die Kostenarten je Position und Mengeneinheit ohne Zuschläge bestimmt. Am Beispiel der Schalungskosten für die Tunnelschale wird der prozessorientierte Ansatz zur vollständigen Kostenerfassung verdeutlicht. Institut für Bauplanung und Baubetrieb ETH Zürich Pos. Nr.
Menge
ME
a
b
c
11.00 2'360.00 m2
Kurztext Leistungsdurchführung Entwicklung direkte Kosten d
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdl. in h in CHF in CHF in CHF e f g h
Tunnelschalung Montage/Demontage L: 2 * 118m 2 * 1h/m2 = 236 h 2 2 236 h / 2360 m = 0.10 h/m
0.1000
M: 3 CHF/m2 * 118 m2 = 354 CHF 2 2 354 CHF / 2360 m = 0.15 CHF/m Schalarbeit L: 0.75 h/m2
0.1500
0.7500
M: Kleinzeug I:
1.0000
Schalung: 2 2 13.25 CHF/(mon*m )*4mon*118m =6'254.00 CHF 2 2 6'254.00 CHF/ 2360 m = 2.65 CHF/m
2.6500
Schalwagen: 20'000CHF+4mon*5'000CHF/mon=40'000 CHF 2 2 40'000 CHF / 2360 m = 16.95 CHF/m
Summe je Kostenart :
16.9500
0.85
1.15
Abb. 21.8 Entwicklung direkte Kosten der Tunnelschalung
19.60
0.00
21 Kalkulationsablauf
351
Die weiteren LV-Positionen werden im Rahmen dieses Beispieles weniger detailliert in der Tabelle von Abbildung 21.9 ermittelt. Die Ergebnisse werden in das Formblatt zur Zuschlagskalkulation übernommen. Hieran schließt sich Kap. 12 an.
352
Teil 6: Beispiel zur Kalkulation Pos. Kurztext Leistungsdurchführung Nr. Mengenangabe Entwicklung direkte Kosten
ME
1 Baustelleneinrichtung pauschal - Vorhalten lt. Geräteliste (Gesamtmiete = A+V+R) - Betriebskosten: Strom Kran: 40 kW x 0.5 x 700/12 h/Mon x 4 Mon. x 0.33 CHF/kWh x 1.10 Umformer: 10 kW x 1.0 x 480/12 h/Mon. x 5 Mon. x 0.33 CHF/kWh x 1.10 Bohrmaschinen.: 2 kW x 1.0 x 240/12 h/Mon. x 5 Mon. x 0.33 CHF/kWh x 1.10 Kreissäge: 2.6 kW x 1.0 x 240/12 h/Mon. x 5 Mon. x 0.33 CHF/kWh x 1.10 Licht: 0.6 kW x 20 d/Mon. x 5 h/d x 5 Mon. x 0.33 CHF/kWh - Aufräumen und Reinigen: 10 h/Wo x 4 Wo/Mon. x 5 Mon. 2 Baustellenerschliessung - Ladekosten für nichtfahrende Geräte 65.00 CHF/t x 16.78 t x 2 0.5 h/t x 16.78 t x 2 - Transport und Aufbau Kran, sowie Retour 4 h x 75.00 CHF/h x 2 4hx2 - Auf- und Abbau Strom- und Wasseranschluss - Auf- und Abbau lt. Geräteliste
24'912.00 1'694.00 726.00 72.60 94.38 99.00 200.00 200.00
0.00 27'597.98
2'181.40 16.78 600.00 8.00 50.00 70.00 144.78
3000 m
3
3000 m
3
1200 m
2
0.00
500.00 900.00 4'181.40
0.17
0.0273 0.41
0.0280
0.00
1.36 1.94
0.00
0.00
0.00
0.00
30.00 30.00
0.00
0.00
0.00
5.00 5.00
0.00
20.00 20.00
0.00
15.00 15.00
0.00
0.00
200.00 200.00
0.00
0.00
200.00 200.00
0.00
0.00
0.00
6.82 6.82
0.00
1.15
19.60 19.60
0.00
170.00 170.00
0.00
0.00
1'000.00 1'000.00
0.00
0.00
30.00 30.00
0.00
0.00
35.00 35.00
0.00
0.00
15.00 15.00
0.00
0.00
15.00 15.00
0.00
0.00
30 CHF/m
5 CHF/m
3
6 Grabenspriessung Lohn: 0.6 h/m2 2 Inventar: 20 CHF/m
0.60 0.60
7 Unterlagsbeton/Sauberkeitsschicht (geschätzt: Dicke durchschnittl. 10 cm)
800 m
2
2
Lohn: 0.20 h/m Beton B 25/15: 150 CHF/m3 x 0.10 m
0.20 0.20
8 Betonieren Fundament
400 m
3
3
Lohn: 0.7 h/m Beton B 35/25: 200.00 CHF/m3
0.70 0.70
9 Betonieren Tunnelschale
624m
3
3
Lohn: 0.75 h/m Beton B 35/25: 200.00 CHF/m3
0.75 0.75
10 Schalen Fundament
200 m
2
2
Lohn: 0.8 h/m Schalung: 6.82 CHF/m2
0.80 0.80
11 Schalen Tunnelschale
2360 m
2
2
Lohn: 0.85 h/m Material: 1.15 CHF/m2 2 Inventar: 19.60 CHF/m
0.85 1.15 0.85
12 Bewehrung - Betonstabstahl S 500 Lohn: 14 h/t Stabstahl S 500: 170.00 CHF/t
70.5 t
13 Bewehrung - Betonstahlmatten S 550 Lohn: 12 h/t Lagermatten, Typ K: 1000.00 CHF/t
12.5 t
14 Fugenband in Arbeitsfugen Lohn: 0.5 h/m Fugenband: 30.00 CHF/m
400 m
15 Fugenband in Bewegungsfugen Lohn: 0.5 h/m Fugenband: 35.00 CHF/m
230 m
16 Abdichtung der Decke
800 m2
14.00 14.00 12.00 12.00 0.50 0.50 0.50 0.50
2
Lohn: 0.1 h/m *Anstrich x 3 Anstriche Bitumenlösung: 5.00 CHF/m2*Anstrich x 3 Anstriche
0.30 0.30
17 Abdichtung der Wände 2
Lohn: 0.2 h/m *Anstrich x 3 Anstriche Bitumenlösung: 5.00 CHF/m2*Anstrich x 3 Anstriche
0.00
0.0007
3
5 Deponierung des Aushubmaterials
0.00
pauschal
3000 m3 3 Erdarbeiten - Frachtkosten Hydraulikbagger 1 h x 251.00 CHF/h x 2 / 3000 m3 1 h x 2 / 3000 m3 - Lohn Baggerführer + 1 Beihilfe (lediglich 8 Einsatzstunden (EH)) 3 (8.4 + 8.0) h/d / 600 m /d - Betriebsstoffe 3 90 kW x 0.17 l/kW*Eh x 1.59 CHF/l x 8 Eh/d x 1.25 / 600 m /d - A + V + R Bagger 3 102.30 CHF/h / 75 m /h 4 Transport des Aushubmaterials
Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit Lohn Material Inventar Fremdleistungen in h in CHF in CHF in CHF
1160 m
2
0.60 0.60
Abb. 21.9 Direkte Kosten je Kostenart L, M, I, F ohne Zuschläge je Einheit
21 Kalkulationsablauf
353
21.5 Angebotsabgabe Auf Basis der ermittelten Kalkulationswerte sind die Preise der Positionen des Leistungsverzeichnisses zu bilden. Die Übertragung der Preise in das Leistungsverzeichnis stellt den Abschluss der Angebotskalkulation dar. Projekt: Leitungskanal Pos.-Nr. H'pos. U'pos. Text NPK 113 D/95 - Baustelleneinrichtung 1 111 Gesamte Baustelleneinrichtung .001 für die Dauer der Leistungen des Unternehmers 2
3
4
5
6
7
8
200
Baustellenerschliessung einschliesslich Freimachen des Geländes
NPK 311 D/93 - Baumeisteraushub 221 U-Graben profilgerecht für Fundamente ausheben .113 Aushub maschinell, ohne Behinderungen, Tiefe 3.00 m 321
352
421
Transport, Ausmass fest, innerhalb- und ausserhalb der Baustelle .121 mit Ablad auf Deponie, Distanz 10 km
9
137
10
413
11
422
Menge
Preis je Einheit Preis gesamt
pauschal
CHF 48'727.45 CHF
48'727.45
pauschal
CHF 15'369.86 CHF
15'369.86
m3
3'000
CHF
4.40 CHF
13'200.00
m
3
3'000
CHF
33.90 CHF
101'700.00
Gebühr für Abgabe Material auf Deponie .112 Aushubmaterial, Ausmass fest
m
3
3'000
CHF
5.65 CHF
16'950.00
Grabenspriessung, aufgelockert, gegenseitig abgestützt .102 Zwischenräume bis 20 cm, Grabentiefe 3.00 m
m2
1'200
CHF
67.06 CHF
80'472.00
m2
800
CHF
31.50 CHF
25'200.00
3
400
CHF
282.84 CHF
113'136.00
m3
624
CHF
286.33 CHF
178'669.92
m2
NPK 313 D/92 - Beton- und Stahlbetonarbeiten 121 Unterlagsbeton, horizontal, unbewehrt 3 .101 PC 150 kg/m , Dicke 5 bis 10 cm 133
Einheit
Beton für Plattenfundament, horizontal 3 .102 Stahlbeton, Beton B 35/25, PC 300 kg/m Beton für Tunnelschale. Stahlbeton, Beton B 35/25, PC 300 kg/m3, Wandhöhe 200 cm, Wanddicke 40 cm, Deckendicke 40 cm, PC 300 kg/m3 Fundamentschalung für gerades Streifenfundament mit konst. rechteck. .102 Querschnitt, ohne besondere Anforderungen, Schalhöhe 50 cm Schalung für Tunnelschale, seitliche Schalhöhe 200 cm innen, aussen 240 cm Wandstärke 40 cm, Deckenstärke 40 cm - Schalung Typ 2
m
m
200
CHF
64.41 CHF
12'882.00
2
2'360
CHF
85.35 CHF
201'426.00
12
712
Betonstahl S 500, Fixlängen und auf der Baustelle abgelängte Lager.116 längen, d = 16 mm, liefern, schneiden, biegen, verlegen
to
70.50
CHF 1'175.68 CHF
82'885.44
13
715
Bewehrungsnetz, Lagernetz unverschnitten, Stahl S 550, entsprechend .100 Bewehrungsplan, liefern, schneiden, biegen, verlegen
to
12.50
CHF 2'007.24 CHF
25'090.50
14
656
Fugenband zum Abdichten der Arbeitsfugen. PVC, Bandbreite 350 mm, .111 Körperfugenband für Arbeitsfuge innenliegend, mit Randverstärkung
m
400
CHF
69.99 CHF
27'996.00
15
656
Fugenband zum Abdichten der Bewegungsfugen. PVC, Bandbreite 350 mm, .121 Körperfugenband für Bewegungsfuge innenliegend, mit Randverstärkung
m
230
CHF
75.84 CHF
17'443.20
m2
800
CHF
38.48 CHF
30'784.00
1'160
CHF
59.41 CHF
68'915.60
16
17
NPK 172 D/00 - Abdichtung für Bauwerke unter Terrain und Brücken 541 Abdichtung mit bituminösen Beschichtungen. Kaltaufstrich .111 Bitumenlösung, dreischichtig, liegende Flächen, Beton 540
Abdichtung mit bituminösen Beschichtungen. Kaltaufstrich Bitumenlösung, .112 dreischichtig, stehende Flächen, Höhe bis 2.90 m, Beton
m2
Netto-Angebotssumme: CHF 1'060'847.98 zzgl. Mehrwertsteuer 7.6 % Brutto-Angebotssumme: CHF 1'141'472.43
Abb. 21.10 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis zur Angebotsabgabe
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Abb. 1.1 Differenzierung in Formal- und Sachziele (in Anlehnung an Thommen 1996) ......................................................................3 Abb. 1.2 Ziele von Bauunternehmen (Diederichs 2002).............................4 Abb. 1.3 Prozesse in einem Bauunternehmen – Übersicht (weiterentwickelt nach Girmscheid 2004 b) ...........................6 Abb. 1.4 Kalkulationsphasen im Leistungserstellungsprozess....................8 Abb. 2.1 Abgrenzung Projektphase – Objektphase (nach Motzko 2001) .10 Abb. 2.2 Struktur der Kostenplanung und Toleranzbereiche der Kostenabweichung ................................................................12 Abb. 2.3 Wertschöpfungskette eines Bauprojektes in Anlehnung an die Projektphasen der Norm SIA 112 .........................................15 Abb. 2.4 Bauprojektphasen – Kostenschätzung des Bauherrn/ Architekten und Kostenkalkulation des Unternehmens (aus Girmscheid 2004 b) .......................................................16 Abb. 3.1 Möglichkeiten bei der Beschreibung von Leistungen (Wiederkehr 1991) ................................................................27 Abb. 3.2 Auszug aus einem Leistungsverzeichnis ....................................28 Abb. 3.3 Beispiel für einen Einheitspreis..................................................33 Abb. 3.4 Beispiel für einen Globalpreis ....................................................34 Abb. 3.5 Leistungsumfang der einzelnen Projektabwicklungsformen (nach Girmscheid 2004 a) .....................................................35 Abb. 4.1 Phasen und Meilensteine des Angebotsmanagements (nach Girmscheid 2004 a) ...............................................................40 Abb. 4.2 Grobablauf und Entscheidungsprozesse bei der Angebotsbearbeitung.............................................................41 Abb. 4.3 Grober Ablauf der Angebotsbearbeitung in einem Bauunternehmen (nach Girmscheid 2004 a) .........................43 Abb. 4.4 Angebots-Matrix-Organisation (Girmscheid 2004 b) ................45 Abb. 4.5 Funktionen und Aufgaben der Mitarbeiter einer AngebotsMatrix-Organisation (Girmscheid 2004 b)............................46 Abb. 5.1 Betriebliche Funktionsbereiche und Produktionsprozess...........48 Abb. 5.2 Struktur des Rechnungswesens in Bauunternehmen (nach KLR Bau 2001) ...........................................................49
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Abb. 5.3 Zusammenhang zwischen Finanz- und Leistungsbereich (nach Domschke Scholl 2003, S. 234) ..................................51 Abb. 5.4 Abgrenzung der Begriffe Aufwand und Kosten (aus Domschke Scholl 2003, S. 306) ....................................56 Abb. 5.5 Begriffsabgrenzung Ertrag und Leistung (aus Domschke Scholl 2003).................................................57 Abb. 6.1 Die Unternehmensrechnung im Bauunternehmen......................59 Abb. 6.2 Abschlussgrundlagen nach deutschem Recht – Übersicht, vgl. (Bergheimer 2005), (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 2002), (BilReG 2004).................................61 Abb. 6.3 Umschreibung der Größenklassen nach § 267 HGB..................65 Abb. 6.4 Grundstruktur der Bilanzpositionen (aus Rieder u. Siegwart 2001) ...............................................75 Abb. 6.5 In der Schweiz vorgeschriebene Mindestgliederung der Erfolgsrechnung ....................................................................76 Abb. 6.6 Beispiel Unternehmensrechnung – Betriebsinventar .................77 Abb. 6.7 Beispiel GuV-Rechnung (Erfolgsrechnung) ..............................78 Abb. 6.8 Beispiel Bilanz ...........................................................................79 Abb. 6.9 Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisermittlung nach IFRS/IAS und HGB......................................................82 Abb. 6.10 Bilanzielle Erfassung von in Rechnung gestellter Leistung nach IFRS..............................................................................83 Abb. 6.11 Bilanzielle Erfassung noch nicht in Rechnung gestellter Leistung nach IFRS...............................................................83 Abb. 6.12 Auftragskosten nach HGB und IFRS (verkürzte Darstellung, vgl. u.a. Bergheimer (2005)) ............................85 Abb. 6.13 Verfahren zur Ermittlung des Fertigstellungsgrades (PoC-Methode)......................................................................87 Abb. 7.1 Aufbau der Kosten- und Leistungsrechnung im Bauunternehmen (nach KLR 2001) ......................................90 Abb. 7.2 Kalkulationsphasen in den Leistungserstellungsprozessen eines Bauunternehmens.........................................................96 Abb. 7.3 Entstehungsstruktur von Nachträgen in einem Bauprojekt (aus Girmscheid 2004 b) .....................................................101 Abb. 7.4 Stellung der Arbeitskalkulation im Projektcontrolling (aus Poggel 2001)................................................................103 Abb. 7.5 Basisablauf eines Soll-Ist-Vergleiches im Baustellencontrolling ...........................................................................106 Abb. 7.6 Abweichungsanalyse beim Soll-Ist-Kostenvergleich ...............108 Abb. 7.7 Diskrepanz zwischen Vorgaben des Controllings und Durchführung in den Projekten (aus Heim 2002) ...............109
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Abb. 7.8 Grundstruktur eines Bauwerks-Informationssystems (nach Motzko et al. 2004) ...................................................109 Abb. 7.9 Überblick zu berührungslosen Messsystemen..........................111 Abb. 7.10 Abwicklung und photogrammetrische Auswertung einer Panoramaaufnahme sowie Datenintegration eines Objektelementes (Pilotprojekt, aufgenommen mit Spherocam VR, Motzko et al. 2006)...................................112 Abb. 7.11 Definitionen der Ist-, Normal-, Plan- und Sollkosten.............114 Abb. 7.12 Gesamtkostenverläufe fixer und variabler Kosten .................117 Abb. 7.13 Absolut-fixe Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheitskosten .....................................................................118 Abb. 7.14 Intervall-fixe Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheits-kosten ....................................................................118 Abb. 7.15 Proportionale Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheits-kosten ....................................................................119 Abb. 7.16 Degressive Gesamtkosten und ihre Auswirkung auf die Einheitskosten .....................................................................119 Abb. 7.17 Progressive Gesamtkosten und ihre Auswirkungen auf die Einheits-kosten ....................................................................120 Abb. 7.18 Regressive Gesamtkosten und ihre Auswirkungen auf die Einheits-kosten ....................................................................120 Abb. 7.19 Kombinierte Kosten am Beispiel der Lohnkosten einer Tunnelschalung, schematisch..............................................121 Abb. 7.20 Kombinierte Lohnkosten am Beispiel einer Tunnelschalung...............................................................................122 Abb. 7.21 Kostensprünge in Abhängigkeit von der Anzahl an Arbeitsgruppen ....................................................................123 Abb. 8.1 Grundprinzip einer Zuschlagskalkulation (aus Girmscheid 2004 b) .....................................................128 Abb. 8.2 Vereinfachtes Berechnungsschema der Zuschlagskalkulation (aus Girmscheid 2004 b) .....................................................129 Abb. 8.3 Schema der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen...................................................................................133 Abb. 8.4 Stufen der Zurechnung der indirekten Kosten im Vorkalkulationsschema des SBV (SBV 1996)....................134 Abb. 8.5 Beispiele für Kalkulationsfaktoren beim Kalkulationsverfahren mit vorbestimmten Zuschlagssätzen (Lieb 1997)..........................................................................135 Abb. 8.6 Grundschema der Kalkulation über die Angebotssumme ........136 Abb. 8.7 Ablaufschema für die Ermittlung der Angebotssumme im Rahmen der Kalkulation über die Endsumme (nach KLR Bau 2001) .........................................................137
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Abb. 8.8 Grundschema der Prozesskostenkalkulation im Bauunternehmen .................................................................140 Abb. 9.1 Einfluss der projekt- und prozessspezifischen Determinanten auf die Kosten und die Preisbildung (nach Girmscheid 2003) ......................................................142 Abb. 9.2 Einfluss der Bewehrungsdichte auf den Verlegeaufwandswert (Hoffmann 2000) ........................................144 Abb. 9.3 Einfluss der Ereignisdichte auf den Einarbeitungseffekt bei Schalarbeiten (Motzko 1990) ..............................................144 Abb. 9.4 Lohnklassen und ihre Voraussetzungen gemäß LMV (LMV 2005) ........................................................................146 Abb. 9.5 Mindestbasislöhne je Lohnklasse und Zone (LMV 2005) ......146 Abb. 9.6 Gruppenmittellohn anhand der Anzahl der Arbeiter (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1, S. 1/112).............147 Abb. 9.7 Gruppenmittellohn anhand der prozentualen Verteilung der Lohnklassen als repräsentativ für die Baustelle (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1, S. 1/112).............147 Abb. 9.8 Änderung des Mittellohns während der Bauzeit .....................148 Abb. 9.9 Beispiel für die Berechnung der produktiven Arbeitszeit für die Sparte Tiefbau (SBV 1996) .....................................150 Abb. 9.10 Lohnnebenkosten Betriebspersonal (SBV 1996) ..................151 Abb. 9.11 Schema zur Ermittlung der direkten Kosten – Lohn (in Anlehnung an SBV 1996)..............................................153 Abb. 9.12 Berechnung der direkten Kosten - Lohn.................................153 Abb. 9.13 Beispielrechnung für einen Mittellohn APSL ........................158 Abb. 9.14 Schema zur Ermittlung der direkten Kosten – Material (in Anlehnung an SBV 1996)..............................................159 Abb. 9.15 Materialkosten am Beispiel des Betonstahls ..........................160 Abb. 9.16 Inventararten SBIL 1994 ......................................................164 Abb. 9.17 Inventar 01-Grunddaten („linke Seite“); Beispiel Hydraulikbagger....................................................165 Abb. 9.18 Inventar 01-Grunddaten („rechte Seite“); Beispiel Hydraulikbagger (IGD 2003) ................................167 Abb. 9.19 Verrechnungsansätze des Inventars 01 pro Monat (BIV 2003 - linke Seite) ......................................................169 Abb. 9.20 Verrechnungsansätze des Inventars 02 pro Stunde (BIV 2003 - rechte Seite) ....................................................169 Abb. 9.21 Inventarkosten: Kostenbezugsgröße Zeit ...............................171 Abb. 9.22 Umlage der Amortisations- und Verzinsungskosten auf die Einsatzzeiten (in Anlehnung an Lieb 1997) ............173 Abb. 9.23 Amortisation ohne Restwert (BIV 2003)................................173 Abb. 9.24 Amortisation mit Restwert .....................................................174
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Abb. 9.25 Ansätze für Abschreibung, Verzinsung und Stationierung (AVS) pro Jahr, pro Vorhaltemonat und pro Einsatzstunde ................................................................176 Abb. 9.26 Ansätze für zusätzliche Versicherungen und Gebühren pro Jahr................................................................................177 Abb. 9.27 Totale Fixkosten pro Jahr, Vorhaltemonat und Einsatzstunde.......................................................................178 Abb. 9.28 Vereinfachter und tatsächlicher Verlauf der Revisionsund Reparaturkosten (Lieb 1997)........................................179 Abb. 9.29 Ansätze für Reparatur und Revision (RR) pro Vorhaltemonat und pro Einsatzstunde ................................180 Abb. 9.30 Ansätze für Energie (EK) pro Einsatzstunde..........................180 Abb. 9.31 Ansätze für Schmiermittel (SK) pro Einsatzstunde................181 Abb. 9.32 Zuschlag auf den Lohn des Maschinisten für die Wartungskosten des Geräts .................................................181 Abb. 9.33 Schema zur Ermittlung der direkten Kosten – Inventar (in Anlehnung an SBV 1996)..............................................183 Abb. 9.34 Inventarkosten nach IGD am Beispiel eines Hydraulikbaggers ................................................................185 Abb. 9.35 Inventarkosten nach BIV am Beispiel eines Hydraulikbaggers ................................................................185 Abb. 9.36 Fixe und proportionale Anteile an den Schalungskosten .......186 Abb. 9.37 Einsatzabhängige Inventarkosten Wandschalung anhand des Einsatzes auf der Baustelle...............................187 Abb. 9.38 Vorhaltekosten für Stillliegezeiten innerhalb der Vorhaltezeit am Beispiel des o. g. Hydraulikbaggers ..............................187 Abb. 9.39 Zeitbegriffe zur Bestimmung der Gerätekosten nach BGL 2001 ...................................................................190 Abb. 9.40 Anteil der Subunternehmerleistungen am Jahresumsatz im Bauwesen (Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, 2005) .............................................................196 Abb. 9.41 Unterschied zwischen selbstständigen und unselbstständigen Akkordanten (SBV 1996)....................................................198 Abb. 10.1 Indirekte Kosten der Baustelle (nach Girmscheid 2004 d).....201 Abb. 10.2 Personalbestand der örtlichen Bauleitung in Abhängigkeit von der Baustellengrösse (aus Girmscheid 2004 d) ............205 Abb. 10.3 Exakte Erfassung der indirekten Kosten einer Baustelle – einmalige Kosten bei der Kalkulation über die Angebotssumme resp. Prozesskalkulation ..........................207 Abb. 10.4 Exakte Erfassung der indirekten Kosten einer Baustelle – zeitabhängige Kosten sowie Summenzeile der einmaligen und zeitabhängigen Kosten...............................208
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Abb. 10.5 Katalog der Gemeinkosten der Baustelle und Kostenartenzuordnung (nach KLR 2001) ...........................210 Abb. 11.1 Bezugsbasen für den einheitlichen Geschäftskostenansatz (aus Girmscheid 2004 b) .....................................................215 Abb. 11.2 Zeitliche Abfolge von Ausgaben der Baustelle und Einnahmen (nach Lieb 1997) ..............................................216 Abb. 11.3 Kosten- und Zahlungsverlauf (schematisch) ..........................217 Abb. 11.4. Angebotskalkulation gemäß SBV (SBV 1996) .....................220 Abb. 11.5. Risikobasierte Vorkalkulation (Girmscheid 2004 b).............221 Abb. 11.6. Veränderung des Anteils für Risiko und Gewinn bei unterschiedlich hohen Selbstkosten ....................................223 Abb. 12.1 Formblatt einer Zuschlagskalkulation (nach Girmscheid 2004 b) ...................................................226 Abb. 12.2. Ermittlung der Kosten pro Einheit, aufgeschlüsselt in Kostenarten ohne Zuschläge, gegliedert nach Arbeitsgängen und Tätigkeiten ...........................................229 Abb. 12.3 Formblatt: Kostenarten ohne Zuschläge je Einheit ................230 Abb. 12.4 Formblatt: Kostenarten ohne Zuschläge insgesamt................231 Abb. 12.5 Formblatt: Kostenarten mit Zuschlägen je Einheit.................232 Abb. 12.6 Einheitspreisermittlung anhand der SBV Standard-Analysen (1) ........................................................234 Abb. 12.7 Einheitspreisermittlung anhand der SBV Standard-Analysen (2) ........................................................235 Abb. 12.8 Netto-Angebotssumme ...........................................................236 Abb. 12.9 Kalkulationsschlussblatt .........................................................237 Abb. 12.10 Struktur der Herstellkosten gemäss ProduktionskostenIndex 2003/3 (SBV 2003 a) ................................................238 Abb. 13.1 Ablauf der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen Zik .............................................................240 Abb. 13.2 Berechnung der Kalkulationsfaktoren nach SBV Formular „Werkkosten und Endzuschläge“ (SBV 1996)....241 Abb. 13.3 Schema zur Ermittlung der Werkkosten (1) der Kostenart Lohn (in Anlehnung an SBV 1996) ....................................242 Abb. 13.4 Werkkosten (1) der Kostenart Lohn für die Sparte Tiefbau (SBV 1996)............................................................243 Abb. 13.5 Schema zur Ermittlung der Werkkosten (1) der Kostenart Material (in Anlehnung an SBV 1996) ...............................243 Abb. 13.6 Werkkosten (1) der Kostenart Material (SBV 1996)..............244 Abb. 13.7 Schema zur Ermittlung der Werkkosten (1) der Kostenart Inventar (in Anlehnung an SBV 1996) ...............................244 Abb. 13.8 Werkkosten (1) der Kostenart Inventar (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1) ............................245
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Abb. 13.9 Schema der Zurechnung Werkkosten (1) der Kostenart Fremdleistung (in Anlehnung an SBV 1996)......................245 Abb. 13.10 Werkkosten (1) der Kostenart Fremdleistung (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1) ............................246 Abb. 13.11 Schema der Zurechnung bei Umlage der Aufsichts- und Führungskosten nur auf die Kostenart Lohn (SBV 1996)...247 Abb. 13.12 Umlage der Aufsichts- und Führungskosten auf die Kostenart Lohn (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 2) ............................248 Abb. 13.13 Schema der Zurechnung bei Umlage auf alle vier Kostenarten (SBV 1996) .......................................249 Abb. 13.14 Umlage der Aufsichts- und Führungskosten auf alle vier Kostenarten (SBV 1996, Anhang 2) ...................................250 Abb. 13.15 Einheitlicher Ansatz für Verwaltungs- und Geldkosten (in Anlehnung an SBV 1996)..............................................251 Abb. 13.16 Differenzierte Ansätze für Verwaltungs- und Geldkosten (in Anlehnung an SBV 1996)..............................................252 Abb. 13.17 Kalkulationsfaktoren mit Umlage der Kosten für Aufsicht und Führung nur auf die Lohnkosten am Beispiel des Tiefbaus (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1)............................................................................254 Abb. 13.18 Kalkulationsfaktoren mit Umlage der Kosten für Aufsicht und Führung auf alle vier Kostenarten am Beispiel des Untertagbaus (in Anlehnung an SBV 1996, Anhang 1) ............................255 Abb. 14.1 Ablauf der Kalkulation über die Angebotssumme .................261 Abb. 14.2 Formblatt: Indirekte Kosten der Baustelle..............................262 Abb. 14.3 Formblatt zur Berechnung der vorläufigen NettoAngebotssumme bei der Kalkulation über die Angebotssumme ..................................................................265 Abb. 14.4 Formblatt für die Berechnung der Kalkulationsfaktoren........266 Abb. 15.1 Prozessorientierter Ansatz der Kosten- und Leistungsrechnung - Zurechnung der Kosten zu den Kostenträgern ......................................................................271 Abb. 15.2 Ablauf der Prozesskostenkalkulation .....................................273 Abb. 15.3 Formblatt zur Berechnung der vorläufigen NettoAngebotssumme bei der Prozesskostenkalkulation ............275 Abb. 15.4 Bildung der Kalkulationsfaktoren für die Berechnung der Einheitspreise bei der Prozesskostenkalkulation.................276 Abb. 16.1 GU-/TU-Kalkulationsarten (aus Girmscheid 2004 b) ............279 Abb. 16.2 Gliederung einer GU-/TU-Kalkulation ..................................281
370
Abbildungsverzeichnis
Abb. 17.1 Vergleich der Entwicklung des Zürcher Wohnbaukostenindex und des Produktionskosten-Index (SBV; Basis 2000)...............................................................284 Abb. 17.2 Vergleich der Entwicklung des Produzenten- und Importpreisindexes (bis 1993 Grosshandelspreisindex) für Portlandzement und Bauholz (Schweizerische Bauwirtschaft in Zahlen)..........................285 Abb. 17.3 Schematische Darstellung der Auswirkung der Lohnkostenteuerung (nach Lieb 1996) ...............................286 Abb. 18.1 Einteilung in Risikoarten nach dem Nutzen für die Risikoabwehr.......................................................................292 Abb. 18.2 Risikotypologisierung.............................................................293 Abb. 18.3 Systematisierung von Risikoauswirkungen............................294 Abb. 18.4 Risikomanagementprozess .....................................................295 Abb. 18.5 Einbindung des RM in den Leistungserstellungsprozess eines Bau- bzw. Generalunternehmens ...............................298 Abb. 18.6 Risikomanagementprozess in der Angebotsphase..................301 Abb. 18.7 Beispiele für Checklisten (Busch 2003) .................................306 Abb. 18.8. Risikobewertung mittels fester Bewertungszahlen................307 Abb. 18.9 Quantitative Risikobewertung in Verbindung mit einer Risikosammelliste (Busch 2003).........................................308 Abb. 18.10 Klassifizierung eines Risikos aufgrund der qualitativen Bewertung (Locher 1980) ...................................................310 Abb. 18.11 Portfolioauswertung der Risikosammelliste.........................311 Abb. 18.12 Darstellung der Risikoakzeptanzbereiche ............................313 Abb. 18.13 Sortierung der Risiken nach der Größe des Risikoerwartungswertes ......................................................314 Abb. 18.14 Risikobewältigungsmöglichkeiten .......................................316 Abb. 18.15 Restrisikokosten - Excel-Datenblatt zur Monte-CarloSimulation ...........................................................................319 Abb. 18.16 BetaPERT-Verteilung für den Risikoschaden (Aushubarbeiten - Meisselarbeiten) - Auswahl der Tragweite je Szenario..........................................................319 Abb. 18.17 Dichtefunktion der Risikokosten (in Tsd. € ) .......................320 Abb. 18.18 Verteilungsfunktion der Risikokosten (in Tsd. €) ................320 Abb. 18.19 Risikobasierte Vorkalkulation eines Bauunternehmers (Eigenproduktion) ...............................................................322 Abb. 18.20 Risiken bei Angebot und Ausführung einer Bauaufgabe (nach Schubert 1971, Bauer 1992)......................................323 Abb. 18.21 Schema zur Ermittlung der projektspezifischen Risikoentschädigung ...........................................................326
Abbildungsverzeichnis
371
Abb. 19.1 Auswirkung von Angebot und Nachfrage (aus Girmscheid 2004 b) .....................................................330 Abb. 19.2 Preis in Abhängigkeit von Angebotskapazität der Unternehmen und Marktnachfragevolumen(/Menge).........331 Abb. 19.3. Anpassung der Fixkosten bzw. variablen Kosten des Unternehmens an den erzielbaren Erlös..............................332 Abb. 19.4 Prinzip der Deckungsbeitragsrechnung ..................................335 Abb. 19.5 Preisgestaltung bei Fremdvergabe..........................................336 Abb. 19.6 Abstimmung der kosten- und marktorientierten Preisgestaltung ....................................................................338 Abb. 19.7 Kosten- und Preisbildung .......................................................339 Abb. 19.8 Anpassung der Kosten an den Marktpreis ..............................341 Abb. 20.1 Querschnitt des Leitungskanals ..............................................344 Abb. 20.2 Leistungsverzeichnis nach dem Normpositionen-Katalog (NPK) ..................................................................................346 Abb. 21.1 Gliederung des Herstellungsprozesses eines Kabelkanals in Teilprozesse ....................................................................348 Abb. 21.2 Gliederung des Baustelleneinrichtungsprozesses in Teilprozesse und Tätigkeiten ..............................................348 Abb. 21.3 Grobdarstellung des Wochentakts für Tunnelschale als Balkenplan...........................................................................350 Abb. 21.4 Aktivitätsterminplan ...............................................................350 Abb. 21.5 Terminplan der Baustelleneinrichtung ...................................351 Abb. 21.6 Inventarliste Leitungskanal (Ansätze aus SBV-BIV 2003)....352 Abb. 21.7 Mittlerer Baustellengrundlohn................................................356 Abb. 21.8 Entwicklung direkte Kosten der Tunnelschalung...................356 Abb. 21.9 Direkte Kosten je Kostenart L, M, I, F ohne Zuschläge je Einheit .................................................................................358 Abb. 21.10 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis zur Angebotsabgabe......359
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1.1 Bedingungen für den Austausch von Ressourcen zwischen dem Unternehmen und dessen Umwelt – Auswahl (weiterentwickelt nach Hinterhuber 2004)..............................2 Tabelle 6.1 Grundprinzip einer Bilanz (Keil et al. 2001)..........................62 Tabelle 6.2 Die Aktiva der Bilanz nach § 266 Abs. 2 HGB .....................67 Tabelle 6.3 Die Passiva der Bilanz nach § 266 Abs. 3 HGB ....................68 Tabelle 6.4 Grundsätzlicher Aufbau einer GuV-Rechnung (Schultz 2001) .......................................................................70 Tabelle 6.5 GuV-Rechnung nach dem Gesamtkostenverfahren (§ 275 Abs. 2 HGB) ..............................................................70 Tabelle 6.6 Die GuV-Rechnung nach dem Umsatzkostenverfahren (§ 275 Abs. 3 HGB) ..............................................................71 Tabelle 6.7 Mindestinhalt der Bilanz nach IAS 1.68: Vermögenswerte (Assets)..................................................................................73 Tabelle 6.8 Mindestinhalt der Bilanz nach IAS 1.68: Schulden (Liabilities) ............................................................................73 Tabelle 6.9 Mindestanforderungen an die GuV-Rechnung nach IAS 1.81........................................................................74 Tabelle 6.10 Gesamtkostenverfahren nach IAS 1.91 ................................74 Tabelle 6.11 Umsatzkostenverfahren nach IAS 1.92 ................................74 Tabelle 7.1 Vergütungsanpassung nach VOB und dazugehörige Kalkulationsbasis (Beispiele) ................................................98
Stichwortverzeichnis
A Allgemeine Geschäftskosten 213 Amortisation 173 Angebotsmanagement 39 Aktive Akquisition 40 Angebotskomitee 43 Organisation 44 Passive Akquisition 41 Äquivalenzziffernkalkulation 126 Arbeitskalkulation 102 Aufwandsverträge 32 Selbstkostenerstattungsvertrag 32 Stundenlohnvertrag 32 Aufwandswert 143 B Bauvertrag 31 Detail-Pauschalvertrag 31 Einheitspreisvertrag 31 Global-Pauschalvertrag 31 Bauzinsen 215 Bedienungs- und Wartungskosten 181 Beschränkte Ausschreibung 19 Betriebsinterne Verrechnungsansätze (BIV) 169 BGL 2001 188
D Deckungsbeitragsrechnung 335 Divisionskalkulation 125 E EFB-Preis 30 Energie- und Schmiermittelkosten (ES) 180 F Finanzplanung 50 Formalziele 3 Freihändige Vergabe 19 Fremdleistungskosten 195 G Gemeinkosten der Baustelle 201 Gerätebetrieb 194 Kosten der Bedienung 195 Kosten der Betriebs- und Schmierstoffe 194 Kosten für Wartung und Pflege 195 Gerätevorhaltung 189 Bewertung auslaufender Gerätearten 194 Einsatzzeit 190 Lebensdauer 189 Mittlerer Neuwert, Abschreibung und Verzinsung 191
376
Stichwortverzeichnis
Nutzungsdauer 189 Reparaturkosten 192 Reparaturzeiten 190 Stillliegezeiten 190, 193 Vorhaltezeit 189 Zeitwert von Baugeräten 193 Gewinn 221 GU-Kalkulation 277 I Inventar-Grunddaten (IGD) 165 K Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlagssätzen 132, 239 Kalkulation über die Angebotssumme 135, 259 Kosten Direkte Kosten 115 Einmalige Kosten 123 Fixe Kosten 117 Indirekte Kosten 115 Kombinierte Kosten 120 Leistungsabhängige Kosten 123 Variable Kosten 119 Zeitabhängige Kosten 123 Kosten- und Leistungsrechnung 89 Arbeitskalkulation 102 Bauauftragsrechnung 95 Baubetriebsrechnung 90 Ergebnisrechnung 94 Kennzahlenrechnung 112 Kostenrechnung 91 Leistungsrechnung 93 Nachkalkulation 104 Soll-Ist-Vergleichsrechnung 105 Vorkalkulation 96 Kostengruppen 141
Direkte Kosten der Teilleistungen 141 Einzelkosten der Teilleistungen 141 Inventarkosten in der Schweiz 161 Lohnkostenkalkulation 143 Materialkosten 158 Rüst-, Schal- und Verbaumaterial 160 Kostenplanung in der Schweiz 13 Kostenplanung in Deutschland 11 L Leistungsbeschreibung 24 Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm 28 Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis 25 Leistungserstellungsprozess 5 M Managementprozesse 6 O Objekt 9 Öffentliche Ausschreibung 19 P Preis 58 Preisbildung 330 Preisgestaltung 329 Preispolitik 329 Preisvorbehalte 283 Preisgleitklauseln 287 Teuerungsabrechnung 285 Projekt 9 Projektabwicklungsformen 35
Stichwortverzeichnis
Projektphasen 15 Prozesskostenkalkulation 138, 269 Allokationseffekt 276 Degressionseffekt 276 Intensitätstreiber 269 Komplexitätseffekt 276 Kostentreiber 269 Transaktionstreiber 269 Zeittreiber 269 R Rechnungswesen 47 Abgrenzungsrechnung 55 Aufwand 53 Ausgaben 52 Auszahlungen 52 Einnahmen 52 Einzahlungen 52 Ertrag 52 Kosten 54 Kosten- und Leistungsrechnung 89 Leistungen 54 Unternehmensrechnung 59 Regiekalkulation Inventar (RKI) 170 Reparatur- und Revisionskosten (RR bzw. rr) 178 Risikobasierte Preisbildung 289 Risiko 290 Risikoarten 292 Risikoauswirkungen 294 Risikobewältigung 291 Risikotypologisierung 293 Sicherheit 289 Subjektive Wahrscheinlichkeit 290 Ungewissheit 290 Unsicherheit 289 Risikokalkulation 324
377
Risikomanagementprozess 294 Risikobewältigung 315 Risikobewertung 306 Risikoidentifikation 302 Risikokosten 317 S Sachziele 3 Schweizerische Bauinventarliste 163 Soll-Ist-Vergleichsrechnung 105 Standard-Analysen (SBV 2000) 233 Stationierungskosten (S) 175 Stillliegezeiten 187 T Teilgewinnrealisierung 80 TU-Kalkulation 277 U Umsatzsteuer 223 Unternehmensrechnung 59 Fertigstellungsgrad 86 Jahresabschluss nach deutschem HGB 63 Jahresabschluss nach IFRS/IAS 72 Jahresabschluss nach Schweizer Obligationenrecht 74 Unternehmensziele 3 V Vergabeunterlagen 21 Vergabeverfahren 19 Versicherung für die Abdeckung des Feuer- und Elementarrisikos (FE) 175 Vertragsunterlagen 23
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Stichwortverzeichnis
Verzinsung (VZ) 174 W Wagnis 217
Z Zusätzliche Versicherungen und Gebühren 177 Zuschlagskalkulation 127 Zuschlagskalkulation, Grundlagen 225