Carola Schauer Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb
GABLER RESEARCH Information Engineering und IV-Controlling Herausgegeben von Professor Dr. Franz Lehner, Universität Passau (schriftführend), Professor Dr. Stefan Eicker, Universität Duisburg-Essen, Professor Dr. Ulrich Frank, Universität Duisburg-Essen, Professor Dr. Erich Ortner, Technische Universität Darmstadt, Professor Dr. Eric Schoop, Technische Universität Dresden
Die Schriftenreihe präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse der Wirtschaftsinformatik sowie interdisziplinäre Ansätze aus Informatik und Betriebswirtschaftslehre. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Pflege der Verbindung zwischen Theorie und Praxis durch eine anwendungsorientierte Darstellung sowie durch die Aktualität der Beiträge. Mit der inhaltlichen Orientierung an Fragen des Information Engineerings und des IV-Controllings soll insbesondere ein Beitrag zur theoretischen Fundierung und Weiterentwicklung eines wichtigen Teilbereichs der Wirtschaftsinformatik geleistet werden.
Carola Schauer
Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb Vergleich der Forschung im deutschsprachigen und nordamerikanischen Raum Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Ulrich Frank
RESEARCH
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Dissertation Universität Duisburg-Essen, 2010 Schauer, Carola u.d.T.: Wirtschaftsinformatik und Information Systems: Vergleich der Forschungskonzeptionen im deutschsprachigen und nordamerikanischen Raum
1. Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Stefanie Brich | Stefanie Loyal Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-8349-3017-0
Geleitwort Die vorliegende Dissertation ist auf ein sehr bedeutsames und zugleich hochaktuelles Thema gerichtet. Seit einiger Zeit ist in der Wirtschaftsinformatik eine Diskussion über die angemessene methodische Fundierung der Forschung zu verzeichnen. Sie gründet sich vor allem auf die Unterschiede zum Information Systems, das im angelsächsischen Bereich vorherrscht. In den letzten Jahren hat die zunehmende Internationalisierung der Forschung die Unterschiede deutlicher werden lassen. Insbesondere aus der Perspektive der Wirtschaftsinformatik führte diese Erkenntnis zu Friktionen, auf die die Fachvertreter in unterschiedlicher Weise reagiert haben. So ist in Teilen der Disziplin eine deutliche Abwehrhaltung gegenüber dem Modell des Information Systems zu verzeichnen, andere Fachvertreter bemühen sich in ihrer Arbeit um Anschlussfähigkeit an die Forschungskonzeption des Information Systems. Diese Ausgangslage, die für die Wirtschaftsinformatik eine gleichsam historische Dimension hat – es geht auch um die zukünftige Ausrichtung der Disziplin, bildet die Motivation der Dissertation von Carola Schauer. Die Arbeit, die im Rahmen eines mehrjährigen DFG-Projekts entstanden ist, zielt darauf, die Forschungskonzeptionen beider Disziplinen – Information Systems und Wirtschaftsinformatik – in differenzierter Weise zu vergleichen. Damit leistet sie einerseits einen Beitrag zur Objektivierung der mitunter emotional geprägten Debatte, andererseits liefert sie auch eine gehaltvolle Grundlage für die Bewertung der gegenwärtigen Situation und der Entscheidung über die zukünftige Entwicklung vor allem der Wirtschaftsinformatik. Um einen differenzierten Vergleich der Forschung in beiden Disziplinen zu ermöglichen, entwickelt Carola Schauer das bisher wohl elaborierteste Begriffssystem zur Kategorisierung von Publikationen in Wirtschaftsinformatik und Information Systems. Wenn ein Begriffssystem wissenschaftlichen Ansprüchen genügen soll, muss es begründet werden. Eine entsprechende Begründung ist allerdings nicht trivial – und auch sicher nicht mit letzter Gewissheit zu liefern. Carola Schauer begegnet diesem Problem mit einem überzeugenden Ansatz: Sie entwickelt zunächst Anforderungen an das Begriffssystem. Dazu unterscheidet sie strukturelle und inhaltliche Anforderungen. Anschließend vergleicht sie die entwickelten Begriffe in einer differenzierten hermeneutischen Analyse mit diesen Anforderungen. Während der Entwurf des Begriffssystems mit seinen ca. 2.000 Begriffen für sich genommen schon eine beachtliche Leistung darstellt, ist die darauf aufbauende Publikationsanalyse ein seltenes Beispiel für eine mit erheblichem Aufwand, hoher analytischer Sorgfalt und einer bewundernswerten Beharrlichkeit durchgeführten Studie, die einen neuen Meilenstein der Publikationsforschung in beiden Disziplinen setzt. Hier ist zum einen an den großen Umfang des Publikationskorpus zu denken: Insgesamt wurden 1.506 wissenschaftliche Artikel, davon 1.136 Artikel aus Information Systems und 371 Artikel aus der Wirtschaftsinformatik betrachtet. Das entworfene Begriffssystem hat Referenzcharakter für beide Disziplinen und bietet sich als Grundlage für die weitere Forschung an. Zum anderen sind die auf dem Begriffssystem aufbauenden Klassifizierungen mit großer Sorgfalt und dem steten Bemühen um eine
VI
Geleitwort
nachvollziehbare Begründung durchgeführt. Die vergleichende Betrachtung beider Disziplinen stützt sich dabei nicht allein auf die Publikationsanalyse. Vielmehr flossen in die Untersuchung auch weitere Arbeiten aus dem Kontext des erwähnten Projektes ein, das zusammen mit dem Kollegen Rolf Wigand von der University of Arkansas in Little Rock durchgeführt wurde. Sie beinhalten u.a. die historische Rekonstruktion der Entwicklung beider Disziplinen und umfangreiche Interviews mit Fachvertretern. Die Ergebnisse des umfassenden Vergleichs stellen deshalb eine gehaltvolle und belastbare Grundlage für die weitere Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der Wirtschaftsinformatik dar. Die Studie gewinnt dadurch zusätzlich an Wert, dass die Datenbank, in der die betrachteten Publikationen erfasst sind, über eine Web-Anwendung, die Carola Schauer implementiert hat, verfügbar gemacht werden. Das vorliegende Werk stellt einen sehr wichtigen Beitrag zur Metaforschung in der Wirtschaftsinformatik dar. Es bleibt ihm deshalb zu wünschen, dass es die hohe Resonanz findet, die es verdient.
Ulrich Frank
Vorwort Im Laufe der Jahre, die die Erstellung meiner Dissertation in Anspruch nahm, verstärkte sich für die Wirtschaftsinformatik-Community zunehmend die Relevanz der Frage danach, ob sich die Wirtschaftsinformatik für eine bessere internationale Sichtbarkeit und nachhaltigeren (internationalen) Erfolg an den Maßstäben des Mainstream der nordamerikanischen Information Systems-Forschung ausrichten sollte. Dieser Umstand spornte mich – insbesondere während des wochenlangen Lesens und Klassifizierens von Artikeln des umfangreichen Publikationskorpus – immer wieder dazu an, persönliche Frustrationsschwellen zu überwinden. Denn es erschien mir zunehmend – auch in meinem eigenen Interesse – wichtig, mich mit vordergründigen Unterschieden nicht zufrieden zugeben, sondern ein differenziertes und wohlbegründetes Bild beider Forschungskonzeptionen herauszuarbeiten. Ich hoffe, dass die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit einerseits interessierten Vertretern der Wirtschaftsinformatik dabei helfen, sich ein eigenes, kritisch differenziertes Bild der Wirtschaftsinformatik-Forschung als auch der nordamerikanischen Information SystemsForschung zu verschaffen. Andererseits würde es mich freuen, wenn die Ergebnisse die aktuellen Diskussionen zur Ausrichtung der Disziplin bereichern und damit der nachhaltigen und erfolgreichen Ausrichtung einer wissenschaftlichen Disziplin Wirtschaftsinformatik dienlich sind. Zum Gelingen dieser Arbeit trug sowohl das offene und anregende Arbeitsklima im Kontext der Forschungsgruppe Wirtschaftsinformatik und Unternehmensmodellierung an der Universität Duisburg-Essen als auch ein in vielerlei Hinsicht unterstützendes familiäres Umfeld bei. Einer Reihe von Personen möchte ich herzlich dafür danken, dass sie mir immer wieder mit wertvollem fachlichen Rat zur Seite standen: Dies sind insbesondere die Betreuer meiner Arbeit, Ulrich Frank und Rolf T. Wigand, sowie mein Mann, Hanno Schauer. Zudem gilt mein aufrichtiger Dank den vielen Helfern aus dem Umfeld der Arbeitsgruppe und meinem Familienkreis, die durch praktische Unterstützung die Fertigstellung meiner Dissertation erst möglich gemacht haben: Zu erwähnen sind hier neben diversen eifrigen studentischen Hilfskräften insbesondere Reinhard Thoene, der Techniker der Forschungsgruppe, meine Eltern, meine Schwester Vera mit ihrer Familie und – nicht zuletzt – mein Mann.
Carola Schauer
Inhaltsverzeichnis 1
Einführung..................................................................................................................... 1
Teil I: 2
Perspektiven und Methoden der Wissenschaftsforschung...................................... 11 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5
3
Hinführung zu Forschungsansatz und Forschungsfragen ................................ 9
Wissenschaftstheorie............................................................................................. 13 Wissenschaftssoziologie........................................................................................ 14 Wissenschaftshistorie/-geschichte......................................................................... 16 Informations-/Bibliothekswissenschaft................................................................. 17 Forschungsansatz und Abgrenzung der vorliegenden Arbeit ............................... 18
Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen....................................... 20 3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4
3.3 3.3.1 3.3.2
3.4
Merkmale der Forschung einer wissenschaftlichen Disziplin............................... 21 Besonderheiten des IS Research aus wissenschaftstheoretischer Sicht ................ 24 Forschungsgegenstand: IT-Artefakte und Handlungssysteme ..................................... 24 Merkmale und Abstraktionen denkbarer Forschungsziele ........................................... 28 Merkmale und Abstraktionen denkbarer Begründungsverfahren................................. 30 Merkmale und Abstraktionen denkbarer Zugangsarten................................................ 31
Annahmen zu Entwicklung und Status von WI und IS......................................... 34 Entstehungsgeschichte.................................................................................................. 34 Status ............................................................................................................................ 36
Forschungsfragen dieser Arbeit ............................................................................ 40
Teil II: Hinführung zu und Erläuterung der Forschungsmethode ............................. 43 4
Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research...................... 45 4.1
Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern ......................... 46
4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.1.5
Umfragen zu laufenden Dissertationen ........................................................................ 49 Erkenntnisziele bzw. Themenfelder der WI ................................................................. 52 Forschungsmethoden der WI (Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK).............. 54 Schlagwörter in der WI (auch Praktikerzeitschriften) .................................................. 61 Forschungsmethoden in WI und IS vergleichende Publikationsanalysen .................... 66
4.1.6
Forschungsthemen bzw. -gegenstände in WI und IS vergleichende Publikationsstudien....................................................................................................... 69
4.2 4.2.1 4.2.2
Empirische Studien zur IS-Forschung................................................................... 76 Fokus auf Forschungsmethoden (seit 1970er).............................................................. 77 Fokus auf Forschungsthemen (seit Ende 1980er)......................................................... 84
X
Inhaltsverzeichnis
4.2.3 4.2.4 4.2.5
4.3 5
Fokus auf Abgrenzung zu anderen „Computing-Disciplines“ (seit Ende der 1990er).......................................................................................................................... 93 Fokus auf IT-Artefakte im Kontext (seit 2001)............................................................ 99 Fokus auf Forschungsziele oder -ergebnisse .............................................................. 108
Zusammenfassende Würdigung .......................................................................... 116
Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit......................................................... 120 5.1 5.2 5.3 5.3.1 5.3.2
5.4 5.4.1 5.4.2
5.5 5.6
Vorgehensweise in drei Phasen........................................................................... 120 Publikationskorpus .............................................................................................. 122 Begriffssystem: Abstraktionen und Begründung ................................................ 126 Baumstruktur des Bezugsrahmens.............................................................................. 126 Begründung durch Überprüfung der Angemessenheit ............................................... 130
Einordnung der Publikationen: Abstraktionen und Begründung ........................ 135 Abstraktionen und Begriffsdefinitionen ..................................................................... 135 Begründung durch Überprüfung der Angemessenheit ............................................... 137
Forschungsfragen und Ergebnis-Thesen: Gegenstand und Begründung ............ 140 Chronologischer Ablauf der durchgeführten Forschungstätigkeiten .................. 143
Teil III: Ergebnisse – Begriffssystem und Thesen ........................................................ 147 6
Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research ...................... 149 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4
6.2
Grundlegende Abstraktionen............................................................................... 150 Zentrale Abstraktionen zur Beschreibung von Forschungsgegenständen .................. 152 Formalisierungsgrad und Abstraktionsniveau von Forschungszielen ........................ 163 Abstraktionen zur Beschreibung von Forschungsmethoden ...................................... 168 Exkurs: Würdigung des Ansatzes zur Konfiguration von Forschungsmethoden nach Frank .................................................................................................................. 169
Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND ............ 173
6.2.1
IT-bezogene Handlungskontexte ................................................................................ 175
6.2.2 6.2.3 6.2.4 6.2.5
Handlungskontexte ohne IT-Bezug ............................................................................ 183 IT-nahe Artefakte ....................................................................................................... 184 Sekundäre Informationen zum Forschungsgegenstand .............................................. 191 WI-/IS-Disziplin ......................................................................................................... 198
6.3 6.3.1 6.3.2
6.4 6.4.1 6.4.2
6.5 6.5.1
Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE ........................ 200 Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit........................................................ 200 Gestaltung der Wirklichkeit........................................................................................ 203
Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE .................. 206 Art des Zugangs.......................................................................................................... 206 Begründungsverfahren................................................................................................ 211
Überprüfung der Angemessenheit des Begriffssystems...................................... 213 Inhaltliche Anforderungen.......................................................................................... 214
Inhaltsverzeichnis
6.5.2
6.6 6.6.1 6.6.2 6.6.3 6.6.4
7
Strukturelle Anforderungen ........................................................................................ 215
Anwendung des Begriffssystems ........................................................................ 218 Anwendung der Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND ..................... 219 Anwendung der Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE .................................. 222 Anwendung der Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE ........................... 224 Praktische Hinweise zur Nutzung anhand typischer Anwendungsfälle ..................... 229
Auswertung anhand von Forschungsfragen ........................................................... 232 7.1 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.2.4 7.2.5 7.2.6 7.2.7
7.3 7.3.1 7.3.2 7.3.3 7.3.4 7.3.5
7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3
8
XI
Vorbemerkungen zur statistischen Auswertung.................................................. 232 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1) ....................................... 236 Forschungsziele .......................................................................................................... 237 Zugangsarten .............................................................................................................. 238 Begründungsverfahren................................................................................................ 239 Zugangsarten und Begründungsansätze für Ziele der Mainstream-Forschung .......... 240 Zusammenfassung der Ergebnisse in Form deskriptiver Thesen ............................... 242 Beschreibung der Angemessenheit der Forschungsziele und -methoden................... 244 Bezug zu Ergebnissen früherer Studien...................................................................... 251
Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2).................... 252 Perspektiven (handlungskontextübergreifend) ........................................................... 253 Perspektiven differenziert nach abstrakten Handlungskontexten ............................... 256 Perspektiven auf konkrete Handlungskontexte (Themen).......................................... 259 Zusammenfassung der Ergebnisse in Form deskriptiver Thesen ............................... 261 Bezug zu Ergebnissen früherer Studien...................................................................... 263
Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3) ......................................... 264
7.4.4
IT-nahe Artefakte als explizierter Forschungsgegenstand.......................................... 264 IT-nahe Artefakte als Forschungsziele ....................................................................... 267 IT-nahe Artefakte als Mittel des Zugangs zum Forschungsgegenstand (Teil der Forschungsmethode)................................................................................................... 269 Zusammenfassung der Ergebnisse in Form von deskriptiven Thesen........................ 271
7.4.5
Bezug zu Ergebnissen früherer Studien...................................................................... 275
Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze ..... 276 8.1 8.1.1 8.1.2 8.1.3 8.1.4 8.1.5
8.2
Kritische Bewertung............................................................................................ 276 Gemeinsamer „Kern“ der WI- und IS-Forschung ...................................................... 277 Kritische Bewertung der (Unterschiede bei) Forschungsmethoden ........................... 279 Bewertung der unterschiedlichen Perspektiven und Handlungskontexte................... 290 Bewertung der unterschiedlichen Rolle von IT-Artefakten........................................ 292 Zusammenfassung ...................................................................................................... 294
Erklärungsansätze................................................................................................ 295
8.2.1
Antriebskräfte der historischen Entwicklung ............................................................. 296
8.2.2 8.2.3
Einfluss methodischer Idealbilder .............................................................................. 296 Einfluss der Interessen der Anspruchsgruppe „IS-Professional” ............................... 297
XII
9
Inhaltsverzeichnis
Abschließende Bemerkungen und Ausblick ........................................................... 299 9.1 9.1.1 9.1.2
9.2 9.2.1 9.2.2
9.3
Beitrag zum Stand der Forschung ....................................................................... 299 Begriffssystem und Zuordnungen............................................................................... 299 Ergebnisthesen (Beschreibung, Bewertung, Erklärung)............................................. 301
Schlussfolgerungen und Handlungsoptionen ...................................................... 304 Profilierung durch Fokus auf den „IS-Professional“ .................................................. 304 Profilierung durch wissenschaftlichen Anspruch ....................................................... 305
Zukünftige Arbeiten ............................................................................................ 307
Literatur............................................................................................................................. 311 Anhang ............................................................................................................................. 323 A.1 A.2 A.3 A.4 A.5 A.6
In bisherigen Studien betrachtete Publikationsorgane ........................................ 323 Auswertungen zur Angemessenheit der Baumstruktur....................................... 326 Auswertungen zur Angemessenheit der Zuordnungen ....................................... 332 Kombinationsauswertungen zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume .... 335 Abbildung unabhängiger Variablen im Begriffssystem...................................... 340 Auswertungen im Hinblick auf Forschungsfragen.............................................. 341
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Tabelle 2:
Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5: Tabelle 6: Tabelle 7: Tabelle 8:
Tabelle 9: Tabelle 10:
Tabelle 11: Tabelle 12: Tabelle 13:
Tabelle 14: Tabelle 15: Tabelle 16: Tabelle 17:
Tabelle 18: Tabelle 19: Tabelle 20:
Gegenüberstellung einiger Eigenschaften der Entwicklung von WI und IS (siehe Kapitel 3.3 bzw. [Scha07a])............................................................. 2 Im Rahmen der Interviewstudien mit langjährigen Disziplinvertretern bestätigte Thesen zu typischen Forschungsansätzen in WI und IS (siehe [FSW08]) .............................................................................................. 3 Typischer Gegenstand und primäre Sichtweise metawissenschaftlicher Disziplinen...................................................................... 12 Einordnung der vorliegenden Arbeit entsprechend der Bezugnahme auf wissenschaftliche Disziplinen ................................................................. 19 Definitionen der Begriffe Wissenschaft, Disziplin und „scientific community“................................................................................................... 22 Systematisierung der Zugangsarten zur Realität nach Fokus und Mittelbarkeit .................................................................................................. 32 Ausgewählte Eckdaten zur frühen historischen Entwicklung von IS und WI........................................................................................................... 35 Im Rahmen von Publikationsanalysen betrachtete Zeitschriften, deren Verwendungshäufigkeit und ggf. im vorliegenden Text angewendete Akronyme...................................................................................................... 47 Bisherige Studien zur Forschung in WI und IS struktkuriert nach Disizplinbezug, Untersuchungsgegenstand und Zugangsart......................... 48 Gegenüberstellung erfragter Forschungsmethoden in den Dissertationsumfragen der WI (Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent)...................................................................................... 50 Gegenüberstellung der Ergebnisse zu Themenkategorien aus den jüngsten Dissertationserhebungen der WI ([StBu01], [HBB05]) ................. 51 Erkenntnisziele der Wirtschaftinformatik in den nächsten zehn Jahren, nach Heinzl und anderen ([HKH01], S. 230, 233)........................................ 53 Kategorien zur Einordnung bezüglich Forschungsmethode und „Anspruchsklasse“ nach Heinrich ([Hein05], S. 108 f) bzw. Heinrich und Heilmann ([HeHe06], S. 103) ................................................................ 55 In Beiträgen angegebene Forschungsmethoden nach Becker et al. ([BNOP09], S. 12)......................................................................................... 56 Übersicht der Inhalte der Hauptkategorien aus [StRi09] .............................. 65 Kategorien im Klassifikationsschema der Themen der WI nach [HeSt08] (S. 11 f) .......................................................................................... 71 Vergleich von Publikationsanalysen zu Forschungsmethoden im IS, die differenzierte Kategorien für Forschungsmethoden vorschlagen und anwenden................................................................................................ 78 In IS-Publikationsanalysen angewendete Klassifikationen für empirische Forschungsmethoden .................................................................. 81 In IS-Publikationsanalysen angewendete Klassifikationen für empirische Forschungsmethoden (Forts.) ..................................................... 82 Aktuelle Themenliste „subject areas“ von Palvia et al. ([PMP06], S. 1059 f., alphabetisch sortiert).................................................................... 85
XIV
Tabellenverzeichnis
Tabelle 21: Schlüsselwörter zur Klassifikation von IS-Forschungsartikeln nach Barki et al. [BRT93] (oberste zwei Hierarchieebenen)................................. 87 Tabelle 22: Gegenüberstellung der obersten Ebenen von Kategoriensystemen, die das Klassifikationsschema von Barki et al. ([BRT88], [BRT93]) anwenden....................................................................................................... 89 Tabelle 23: Berücksichtigte Zeitschriften in den Studien von Gorla und Walker [GoWA98] sowie Dwivedi et al. [DMW+09]............................................... 90 Tabelle 24: Kategorienbezeichner und Top-30 Begriffe der 5-factor solution aus [SEV+08] ...................................................................................................... 92 Tabelle 25: Übersicht der betrachteten Publikationen im Rahmen der Studien von Morrison und George [MoGe95] bzw. Vessey et al. (z. B. [VRG01]) ......... 94 Tabelle 26: Abbildung der Research Approaches von [MoGe95] bzw. [VRG02] auf Forschungsziele und Begründungsansätze.............................................. 95 Tabelle 27: Strukturierte Themenliste nach [VRG01] ..................................................... 96 Tabelle 28: Ebenen der Analyse („levels of analysis“) nach [VRG04] (S. 91) ............... 97 Tabelle 29: Publikationsanalysen und Abstraktionen zur Beschreibung des Forschungsgegenstandes IT-Artefakt............................................................ 99 Tabelle 30: Vergleich der Ergebnisse dreier Publikationsanalysen bezüglich der Konzeptualisierung von IT (Views) nach Orlikowski und Iacono ([OrIa01], [ALV07], [AWL+09]) ............................................................... 103 Tabelle 31: Kategorien für IT-Artefakte nach [NNE09] als Ergebnis der Analyse von IS-Beiträgen zwischen 1977 und 2006 (S. 228)................................... 107 Tabelle 32: Publikationsanalysen zur Forschungsergebnissen im IS............................. 109 Tabelle 33: Beispiele aus der Unternehmensmodellierung für IT-Artefakte als Forschungs-„Outputs“ nach [MaSm95] bzw. [HMP04] ............................. 111 Tabelle 34: Strukturierung der Schlüsselbegriffe in den „Pro Forma Abstract Templates“ nach „Research Outputs“ und „Research Activities“ ([AWK04], S. 4202).................................................................................... 112 Tabelle 35: Ergebnisse der Publikationsanalyse von Andoo-Baidoo et al. ([AWK04], S. 4198).................................................................................... 114 Tabelle 36: Kategorien für „Research Models“ nach [PMP06] (S. 1044 ff) ................. 115 Tabelle 37: Ergebnis der Zuordnung von Kategorien für „Research Models“ ([PMP06],S. 1053) ...................................................................................... 116 Tabelle 38: Stufenmodell der Teilziele, Zugangsarten und Begründungsverfahren der gewählten Forschungsmethode ............................................................. 121 Tabelle 39: Auflistung aller in bisherigen Studien mindestens zwei Mal betrachteten Publikationsorgane ................................................................. 123 Tabelle 40: Analysierte Publikationen (Forschungsbeiträge) nach Publikationsorgan, sowie jeweilige irrelevante Beiträge (Sonderbeiträge) nach Rubriken (1999-2004)............................................. 125 Tabelle 41: Auflistung von inhaltlichen und strukturellen Anforderungen an das zu entwickelnde Begriffssystem ...................................................................... 133 Tabelle 42: Zentrale Abstraktionen zur Überprüfung der Kohärenz der Einordnung der Publikationen......................................................................................... 138 Tabelle 43: Umfang des Begriffssystems....................................................................... 151 Tabelle 44: Perspektiven auf IT-bezogene Handlungskontexte..................................... 159
Tabellenverzeichnis
Tabelle 45: Größe des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND ....................................... 173 Tabelle 46: Konkrete Handlungskontexte (Nutzungsszenarien), Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext ANWENDUNG VON IS (ID 2099)..... 176 Tabelle 47: Konkrete Handlungskontexte (Nutzungsszenarien), Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext ANWENDUNG VON IS (Fortsetzung) ............................................................................................... 178 Tabelle 48: Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext MANAGEMENT VON IS (ID 9)....................................................................... 179 Tabelle 49: Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext ENTWICKLUNG/EINFÜHRUNG/ WARTUNG VON IS (ID 1963) ....................... 181 Tabelle 50: Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext (NEU-) ENTWURF VON ORGANISATION /REORGANISATION (ID 2173) ..................... 182 Tabelle 51: Perspektiven und Fragestellungen im ökonomischen Handlungskontext von IT-(NAHEN) UNTERNEHMEN (ID 1467)................... 183 Tabelle 52: Fragestellungen im Teilbaum HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG (ID 2046) ..................................................................................................... 184 Tabelle 53: Kategorien im Teilbaum (SEMI-)FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE (ID 46) ......................................................................................................... 186 Tabelle 54: Kategorien im Teilbaum ANWENDUNGSSYSTEME (ID 34) .......................... 188 Tabelle 55: Kategorien im Teilbaum ANWENDUNGSSYSTEME (Fortsetzung) ................ 189 Tabelle 56: Kategorien im Teilbaum KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN (ID 45) ......................................................................................................... 190 Tabelle 57: Kategorien des Teilbaums ANWENDUNGSDOMÄNE – (BETRIEBL.) TÄTIGKEIT/FUNKTION (ID 1179) ................................................................. 194 Tabelle 58: Kategorien des Teilbaums ANWENDUNGSDOMÄNE – BRANCHE (ID 15)..... 195 Tabelle 59: Kategorien des Teilbaums ANWENDUNGSDOMÄNE –REGION, UNTERNEHMENSTYP (ID 16, 18).................................................................. 196 Tabelle 60: Überblick der Kombinationen mit dem Teilbaum EINFLUSSFAKTOREN FÜR DEN ERFOLG/EFFEKTIVITÄT VON IS/IT (UNABHÄNGIGE VARIABLEN)................................................................................................. 197 Tabelle 61: Auszug der Kategorien im Teilbaum WI-/IS-DISZIPLIN – FORSCHUNG ...... 199 Tabelle 62: Kategorien zum Forschungsziel CHARAKTERISIERUNG DER EMPIRISCHEN WIRKLICHKEIT (ID 123) ........................................................ 201 Tabelle 63: Kategorien zum Forschungsziel GESTALTUNG DER WIRKLICHKEIT (ID 122) ....................................................................................................... 204 Tabelle 64: Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE – ART DES ZUGANGS (ID 157) ....................................................................................................... 207 Tabelle 65: Unterkategorien von BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (ID 160)......................... 212 Tabelle 66: Überprüfung der inhaltlichen und strukturellen Anforderungen an das Begriffssystem............................................................................................. 213 Tabelle 67: Auflistung der Häufigkeit der Anzahl Kinder (direkter Nachfolger) für Knoten in den grundlegenden Teilbäumen ................................................. 216 Tabelle 68: Überprüfung der Kohärenz der Anwendung des Bezugsrahmens zur Klassifikation des Publikationskorpus ........................................................ 218 Tabelle 69: Zulässige Kombinationen im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND .......... 221
XV
XVI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 70: Überblick der Anwendung der Teilbäume zum FORSCHUNGSGEGENSTAND zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit............................................... 222 Tabelle 71: Überblick der Anwendung der Teilbäume zum FORSCHUNGSZIEL zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit........................................................................................................... 224 Tabelle 72: Überblick der Anwendung der Teilbäume zur ART DES ZUGANGS zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit........................................................................................................... 227 Tabelle 73: Kombination von Begründungsansatz – Prototypenentwicklung (ID 652) und Forschungsziel: Systemimplementierung / Prototyp (ID 138) ....................................................................................................... 228 Tabelle 74: Überblick der Anwendung der Teilbäume zu BEGRÜNDUNGSVERFAHREN zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit............................................... 229 Tabelle 75: Exemplarische Anleitung zur Orientierung im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND .......................................................................... 230 Tabelle 76: Vorkommen von Mehrfachzuordnungen in für die nachfolgende Auswertung relevanten Teilbäumen............................................................ 233 Tabelle 77: Zuordnungen zu Kategorien des Teilbaums FORSCHUNGSZIELE ................ 237 Tabelle 78: Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum ART DES ZUGANGS (Kategorien der obersten Abstraktionsebene) ............................................. 238 Tabelle 79: Zuordnungen zu Kategorien des Teilbaums BEGRÜNDUNGSVERFAHREN ... 239 Tabelle 80: Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu SchwerpunktForschungszielen und Zugangsarten (mit mind. 2 % Anteil an WIoder IS-Artikeln) ......................................................................................... 240 Tabelle 81: Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu SchwerpunktForschungszielen und Begründungsverfahren ............................................ 241 Tabelle 82: Anwendung der Bewertungskriterien auf Forschungsziele, Zugangsarten und Begründungsverfahren .................................................. 245 Tabelle 83: Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE zuzüglich der Einordnung der Kategorien hinsichtlich Formalisierungs- und Abstraktionsniveau .................................................. 247 Tabelle 84: Zuordnungs- und Artikelanteile zu Kategorien mit teilweise unklaren Zugangsarten (Auszug aus Teilbaum ART DES ZUGANGS) ......................... 249 Tabelle 85: Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN zuzüglich der Einordnung der Kategorien hinsichtlich des Fokus auf Allgemeingültigkeit und Anwendbarkeit ......... 250 Tabelle 86: Zuordnungen der Artikel des Publikationskorpus zu Perspektiven auf IT-bezogene Handlungskontexte................................................................. 253 Tabelle 87: Zuordnungen der Artikel des Publikationskorpus zu konkreten Perspektiven auf IT-bezogene Handlungskontexte..................................... 254 Tabelle 88: Zuordnungsanteile der untersuchten IS-Artikel und WI-Artikel mit engem bzw. entferntem Bezug zur betriebswirtschaftlichen Sichtweise (Sonderperspektiven nicht berücksichtigt).................................................. 256
Tabellenverzeichnis
XVII
Tabelle 89: Zuordnungen zu Perspektiven differenziert nach Handlungskontexten (Grundgesamtheit: 229 Zuordnungen von WI-Artikeln, 948 Zuordnungen von IS-Artikeln)............................................................. 257 Tabelle 90: WI-Zuordnungen zu Perspektiven differenziert nach Handlungskontexten, mit bedingter Formatierung (Grundgesamtheit: 229 Zuordnungen von WI-Artikeln) ........................................................... 258 Tabelle 91: IS-Zuordnungen zu Perspektiven differenziert nach Handlungskontexten, mit bedingter Formatierung (Grundgesamtheit: 948 Zuordnungen von IS-Artikeln)............................................................. 259 Tabelle 92: Gegenüberstellung der Individuums- sowie Organisations-Perspektive und der IT-ermöglichten Handlungskontexte bzw. dem Handlungskontext Managemnt von IS........................................................ 260 Tabelle 93: Zuordnungen zu den Unterkategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4)....................................................................................... 265 Tabelle 94: Zuordnungen zu den Unterkategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE-ANWENDUNGSSYSTEME (ID 34).............................................. 266 Tabelle 95: Zuordnungen zu den Unterkategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE- KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN (ID 45) ............... 267 Tabelle 96: Zuordnungen zu FORSCHUNGSZIELEN mit dediziertem Bezug zu ITnahen Artefakten ......................................................................................... 268 Tabelle 97: Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE – ARTEFAKTE/KONZEPTE ................................................................................ 269 Tabelle 98: Beispiele für Beiträge, die als Zugangsart IT-nahe Artefakte gewählt haben ........................................................................................................... 270 Tabelle 99: Zuordnungs- und Artikelanteile IT-Artefakt bezogener Kategorien im TEILBAUM UNMITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS TEIL DER REALITÄT (ID 2413) .................................................................................... 271 Tabelle 100: Deutliche disziplinspezifische Unterschiede bei Forschungszielen und -methoden im Hinblick auf die Bewertungskriterien.................................. 280 Tabelle 101: Mainstream-Ziel-Methoden-Profile der untersuchten WI- und ISArtikel, vgl. Ergebnisthesen T.1.4 und T.1.5 (Artikelanteile) .................... 282 Tabelle 102: Beispiele für wenig überraschende bzw. kontingente Ergebnisse (Hypothesen) von IS-Arbeiten (ART DES ZUGANGS: BEFRAGUNG, BEGRÜNDUNGSVERFAHREN: „statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten“).................................................................................... 285 Tabelle 103: Beispiele für WI-Artikel mit dem Forschungsziel SOFTWAREBEZOGENE ARTEFAKTE und nicht ganz nachvollziehbarer, mittelbarer Zugangsart................................................................................................... 286 Tabelle 104: Zusammenfassung zentraler Aspekte der kritischen Bewertung von Forschungszielen und -methoden der untersuchten WI- und IS-Artikel..... 288 Tabelle 105: Zusammenfassung zentraler Aspekte der Bewertung von Handlungskontexten und Perspektiven ....................................................... 292 Tabelle 106: Zusammenfassung zentraler Aspekte der Bewertung der Rolle von ITArtefakten.................................................................................................... 294 Tabelle 107: Zusammenfassung zentraler Aspekte der Bewertung der IS- bzw. WIForschung .................................................................................................... 294 Tabelle 108: Übersicht der Erklärungsthesen und ihres Erklärungspotentials................. 295
XVIII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 109: In Studien betrachtete Zeitschriften bzw. Publikationsorgane (Teil 1)....... 324 Tabelle 110: In Studien betrachtete Zeitschriften bzw. Publikationsorgane (Teil 2)....... 325 Tabelle 111: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND .......................................................................... 326 Tabelle 112: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND (Forts.) ............................................................. 327 Tabelle 113: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE ................................................................................ 328 Tabelle 114: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE ....... 328 Tabelle 115: Auflistung aller Vaterknoten mit mehr als 10 direkten Nachfolgern mit mindestens einem Nachfolger mit mehr als zwei Zuordnungen (Teil 1).... 329 Tabelle 116: Auflistung aller Vaterknoten mit mehr als 10 direkten Nachfolgern mit mindestens einem Nachfolger mit mehr als zwei Zuordnungen (Teil 2).... 330 Tabelle 117: Auflistung aller Vaterknoten mit mehr als 10 direkten Nachfolgern mit mindestens einem Nachfolger mit mehr als zwei Zuordnungen (Teil 3).... 331 Tabelle 118: Auflistung aller „Sonstige“-Kategorien mit Angabe der vorgenommenen direkten und indirekten Zuordnungen ............................. 331 Tabelle 119: Anzahl Zuordnungen zu Blattknoten im gesamten Bezugsrahmen (Nachweis der Vollständigkeit)................................................................... 332 Tabelle 120: Anzahl Zuordnungen zu Nicht-Blattknoten im gesamten Bezugsrahmen ............................................................................................. 333 Tabelle 121: Gesamtüberblick der Anwendung der zentralen Teilbäume zur Klassifikation des Publikationskorpus ........................................................ 334 Tabelle 122: Kombinationsanalyse zum Nachweise der angemessenen Anwendung der sekundären Teilbäume bei der Klassifikation des Publikationskorpus ...................................................................................... 334 Tabelle 123: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND (ID 1548).................. 335 Tabelle 124: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2307) ..................................................................................................... 336 Tabelle 125: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4) ................................. 337 Tabelle 126: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum FORSCHUNGSZIEL (ID 121) .................................. 338 Tabelle 127: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (ID 160) ................... 338 Tabelle 128: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum ART DES ZUGANGS (ID 157) ................................ 339 Tabelle 129: Kategorien im Teilbaum Einflussfaktoren für den Erfolg/Effektivität von innerorganisationalen IS/IT (unabhängige Variablen) (ID 412) und Angabe der direkten sowie indirekten Zuordnungen .................................. 340 Tabelle 130: Zuordnungen zu Perspektiven und Handlungskontexten (Grundgesamtheit 1177 Zuordnungen, davon 229 WI und 948 IS) – Teil 1 ........................................................................................................... 341
Tabellenverzeichnis
XIX
Tabelle 131: Zuordnungen zu Perspektiven und Handlungskontexten (Grundgesamtheit 1177 Zuordnungen, davon 229 WI und 948 IS) – Teil 2 ........................................................................................................... 342 Tabelle 132: Zuordnungen zu Kategorien des Teilbaums ART DES ZUGANGS (unklare Zugangsarten sind in der ersten Spalte angekreuzt) ..................... 343 Tabelle 133: Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu SchwerpunktForschungszielen und Zugangsarten ........................................................... 344 Tabelle 134: Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu SchwerpunktForschungszielen und Begründungsverfahren ............................................ 345
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Abbildung 10: Abbildung 11:
Abbildung 12: Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15:
Abbildung 16: Abbildung 17: Abbildung 18:
Abbildung 19:
Abbildung 20: Abbildung 21:
Übersicht der Hauptkapitel und zentraler inhaltlicher und methodischer Bezüge .................................................................................. 7 Einordnung von Forschungsmethoden der WI bzw. des IS nach Wilde und Hess ([WiHe06], S. 14) ........................................................... 58 Verteilung der Beiträge auf Forschungsmethoden in der Studie von Wilde und Hess ([WiHe07], S. 284) ......................................................... 61 Verteilung der identifizierten Stichwörter auf Kategorien der ersten Ebene nach Steininger und Riedl ([StRi09], S. 8)..................................... 64 Vergleich der in WI- und IS-Beiträgen angewendeten Forschungsmethoden ([WiHe07], S. 5)..................................................... 68 Das direkte nomologische Netz des IT-Artefakts nach [BeZm03] (S. 187) .................................................................................................... 104 „Pro Forma Abstract Template“ für die Kategorie „Build Construct“ ([AWK04], S. 4202)................................................................................ 109 Konzeptuelles Modell der Baumstruktur des Bezugsrahmens in der Notation eines UML Klassendiagramms ................................................ 128 Begrifflicher Bezugsrahmen als Objektmodell (Auszug) ....................... 129 Konzeptuelles Modell der Zuordnung von Publikationen zur Baumstruktur........................................................................................... 136 Erläuterung zentraler Begriffe aus Baumsicht anhand eines beispielhaften Auszugs aus dem begrifflichen Bezugsrahmen (Teilbaum Forschungsmethode).............................................................. 137 Die ersten zwei Ebenen des Bezugsrahmens (entsprechend der in Kapitel 5.3.1 eingeführten Syntax) ......................................................... 150 Struktur des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND ................................ 153 Zentrale Teilbäume zu primären und sekundären Forschungsgegenständen......................................................................... 154 Einordnung verschiedener IT-NAHER ARTEFAKTE bezüglich der Anwendungsnähe und ihres Bezugs zur konkreten technischen Umsetzung............................................................................................... 161 Strukturierung des Teilbaumes ANWENDUNGSSYSTEME anhand von Nutzungsszenarien bestehend aus Handlungskontext und Nutzerrolle... 162 Struktur des Teilbaums FORSCHUNGSZIELE ............................................ 164 Differenzierung von Forschungszielen zur CHARAKTERISIERUNG DER WIRKLICHKEIT anhand von Formalisierungsgraden und Abstraktionsniveaus ................................................................................ 165 Differenzierung von Forschungszielen zur GESTALTUNG DER (MÖGLICHEN) WIRKLICHKEIT anhand Formalisierungsgraden und Abstraktionsniveaus ................................................................................ 167 Struktur des Teilbaums FORSCHUNGSMETHODE ...................................... 169 Meta-Modell zur Konfiguration von Forschungsmethoden nach Frank ([Fran06], S. 42) im Vergleich zu den grundlegenden Teilbäumen des Begriffssystems dieser Arbeit ................................................................. 170
XXII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 22: Konzeptuelles Modell zur Anleitung der Konfiguration von Forschungsmethoden nach Frank ([Fran06], S. 43)................................ 171 Abbildung 23: Erläuterung der tabellarischen Darstellungsform am Beispiel eines Teilbaumes im Bereich ANWENDUNG VON IS (ID 2099) (vgl. Tabelle 46) ...................................................................................... 174 Abbildung 24: Disziplinspezifische Auswertung des Formalisierungs- und Abstraktionsniveaus von Forschungszielen auf Basis von Zuordnungsanteilen................................................................................. 248 Abbildung 25: Zuordnungen von WI- bzw. IS-Artikeln zum Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE .............................................................................................. 273
„Ich bin dafür, dass Wissenschaftler philosophischer werden [..] und eine etwas weitere Perspektive einnehmen.“ ([Feye98], S. 119)
1 Einführung Internationale Kooperationen sind unter Wissenschaftlern ein tradiertes und geschätztes Mittel, um Forschungsziele zu erreichen. Neben solchen wissenschaftsinternen Bestrebungen zur Internationalisierung auf inhaltlicher Ebene gibt es seit geraumer Zeit einen zunehmenden externen, politischen Druck zur Internationalisierung der wissenschaftlichen Strukturen. Dadurch stellt sich für die wissenschaftlichen Disziplinen – insbesondere im europäischen Raum – die Frage, in welcher Form eine Anpassung bislang tradierter Strukturen und Verfahren angemessen bzw. einem (internationalen) Erfolg zuträglich ist. Damit ergibt sich für die jeweiligen Disziplinvertreter nicht zuletzt die Gelegenheit und Herausforderung, „philosophischer [zu] werden“ ([Feye98], S. 119) und eine „etwas weitere Perspektive ein[zu]nehmen“ (ebd.): Nationale Strukturen, Merkmale und auch der Erfolg der eigenen Disziplin sind einem internationalen Vergleich auszusetzen und kritisch zu reflektieren. Dieser Aufgabe hat sich auch die im deutschsprachigen Raum beheimatete Wirtschaftsinformatik (WI) zu stellen. Das internationale Pendant zur WI ist die Information Systems (IS1) Disziplin. Diese wird durch die nordamerikanische Forschercommunity dominiert, was sich insbesondere im hohen Ansehen von Zeitschriften (u. a. MIS Quarterly und Information Systems Research) und Konferenzen (insb. International Conference on Information Systems) des nordamerikanischen IS zeigt.2 Für einen gehaltvollen Diskurs über die internationale Ausrichtung der WI scheint es somit hilfreich, sich insbesondere mit dem nordamerikanischen IS (nachfolgend IS) zu beschäftigen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur WI herauszuarbeiten und zu bewerten. Sowohl WI als auch IS widmen sich dem Forschungsgegenstand Informations- und Kommunikationssysteme in Unternehmen bzw. Organisationen.3 Beide Disziplinen entstanden zu einem ähnlichen Zeitpunkt und unter ähnlichen Voraussetzungen, nämlich einer intensiven Nachfrage aus der Praxis nach entsprechend qualifizierten Absolventen aufgrund der rasanten Entwicklung der Informationstechnologien und ihrer zunehmenden Anwendung in der be-
1
Das Kürzel IS wird im Folgenden als Abkürzung für die Disziplin bzw. das Fach Information Systems verwendet. Ebenfalls gebräuchlich ist es, „IS“ als Abkürzung für den Begriff „Informationssystem(e)“ zu verwenden. Aus dem Kontext wird ersichtlich, ob das Kürzel für Informationssystem(e) oder für die Disziplin IS steht.
2
Dies wird in einschlägigen, teils weltweit erhobenen Journalrankings deutlich (u. a. [LRC04] und [RaMi05]), auch die offiziellen Rankinglisten der Wissenschaftlichen Kommission Wirtschaftsinformatik stufen die einschlägigen Publikationsorgane und Konferenzen des IS in der Kategorie „A“ ein [WKWI08].
3
Für Gegenstand und Ziel des IS siehe [IHD80], [Keen80], [BRT93] sowie [ASB99]. Für eine Definition des Gegenstands der WI siehe [WKWI94] (vgl. Kapitel 3.2).
C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_1, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
1 Einführung
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trieblichen Praxis (siehe [ScFr07], [ScSc07]). Bereits eine Auswertung historischer Dokumente deutet jedoch darauf hin, dass sich die Disziplinen in unterschiedlicher Weise fortentwickelt und positioniert haben. Tabelle 1 fasst Unterschiede hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Entwicklung, des Verhältnisses zur Praxis und der Rolle der Reflexionen über die eigene Disziplin zusammen (siehe ausführlich Kapitel 3.3). Wirtschaftsinformatik (WI)
Information Systems (IS)
Nachhaltigkeit der Entwicklung
Die historische Rekonstruktion der WI weist auf eine nachhaltige und – zumindest im nationalen Rahmen – erfolgreiche Entwicklung hin.
Der Erfolg der Entwicklung des nordamerikanischen IS zeigt sich vornehmlich im internationalen Ansehen ihrer Publikationsorgane; innerhalb ihrer eigenen Universitäten bestehen für an Business-Schools angesiedelte IS-Professoren offenbar (weiterhin) Legitimationsprobleme.
Verhältnis zur Praxis
Bereits seit ihren Anfängen zeichnet sich die WI durch intensive Beziehungen zur Praxis aus. Es gibt seit den Anfängen der Disziplin enge Verflechtungen mit Unternehmen verschiedenster Branchen.
Die anfänglich offenbar enge Beziehung des IS zur Praxis setzte sich nicht als wesentliches Merkmal durch. Schwierigkeiten der Business Schools insgesamt – wo ein Großteil der IS-Professoren angesiedelt ist – als auch des IS im Besonderen lassen sich in einer Vielzahl von Diskussionsbeiträgen zur „relevance“Debatte erkennen (siehe [Scha07]).
Reflexionen zur eigenen Disziplin
Reflexionen bzgl. des wissenschaftlichen Status der WI fanden bzw. finden nur vereinzelt statt.
Die Entwicklung des nordamerikanischen IS ist wesentlich geprägt durch wiederholte und ausführliche öffentliche Diskussionen zum Status und zum Erfolg der Disziplin.
Tabelle 1:
Gegenüberstellung einiger Eigenschaften der Entwicklung von WI und IS (siehe Kapitel 3.3 bzw. [Scha07a])
Hiermit einhergehend scheinen beide Disziplinen unterschiedliche methodische Ansätze zu präferieren; dies legen verschiedene aktuelle Beiträge von WI-Vertretern nahe (siehe beispielsweise [Fran07], [Zele09], [Fran10], [ÖBF+10]) und wird von den Ergebnissen einer Interviewstudie mit langjährigen Vertretern der Disziplinen ebenfalls bestätigt: Während die WI offenbar von gestaltungsorientierten Forschungsansätzen und konstruktionsorientierten Forschungszielen geprägt ist, sind in der IS-Disziplin insbesondere auf Erklärung ausgerichtete empirisch-positivistische Forschungsmethoden verbreitet (siehe Tabelle 2).
3
1 Einführung
Wirtschaftsinformatik (WI)
Information Systems (IS)
“Design-oriented research approaches, specifically developing prototypes and conceptual models, are the most common in WI.” ([FSW08], S. 401)
“Positivist, behaviorist (quantitative) research methods frequently determine the set of accepted research methods in IS.” ([FSW08], S. 400)
“Design and construction are the dominant objectives of WI research.” ([FSW08], S. 400)
“Explanation in terms of identifying correlations between variables to explain a phenomenon plays an important role in IS research.” ([FSW08], S. 399)
Tabelle 2:
Im Rahmen der Interviewstudien mit langjährigen Disziplinvertretern bestätigte Thesen zu typischen Forschungsansätzen in WI und IS (siehe [FSW08])
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojektes IFWIS („Internationaler Vergleich der Forschungsprogramme von Wirtschaftsinformatik und Information Systems“), welches die Forschung und Lehre in den Disziplinen Wirtschaftsinformatik und Information Systems vergleichend untersucht.1 Eingebettet in den Kontext des IFWIS-Projekts ist diese Arbeit darauf gerichtet, die Forschungskonzeptionen in WI und IS vergleichend zu untersuchen. Dabei soll eine kritische Analyse Unterschiede sowohl bzgl. der untersuchten Forschungsgegenstände, der angestrebten Forschungsziele, als auch der angewendeten Forschungsmethoden herausarbeiten und bewerten. Als Ergebnis wird ein differenziertes Bild der Forschung in IS und WI angestrebt, welches mit gehaltvollen Abstraktionen beschrieben und somit als Grundlage für einen Diskurs über die zukünftige (internationale) Ausrichtung der WI geeignet ist. Der Zugang zur Forschung in den Disziplinen geschieht über eine systematische Analyse von Veröffentlichungen in einschlägigen Publikationsorganen von WI und IS. Alle Artikel aus dem gewählten Publikationskorpus sind geeigneten Kategorien zuzuordnen. Auf Basis der vorgenommenen Zuordnungen werden daraufhin Thesen bezüglich der prägenden Eigenschaften und Unterschiede der Forschung in IS und WI abgeleitet. Das normative Selbstbildnis der Disziplin(en) sowie wissenschaftstheoretische Maßstäbe dienen als Grundlage zur Bewertung der herausgearbeiteten Eigenschaften und Unterschiede. Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse der WI- und der IS-Publikationen sicherzustellen, ist ein Kategorien- oder Begriffssystem anzuwenden, welches Forschungsgegenstände, -methoden und -ziele sowohl der WI als auch des IS in geeigneter Form abbildet. Die Auswertung bisheriger Publikationsanalysen sowie bestehender fachbezogener begrifflicher Bezugsrahmen kommt zu dem Schluss, dass diese für den Zweck der gehaltvollen und differenzierten Charakterisierung der Forschung in IS und WI nur begrenzt geeignet sind (siehe ausführlich Kapitel 4). Somit ist für die Zwecke der vorliegenden Arbeit die Erstellung eines eigenen Begriffssystems notwendig. Die Entwicklung eines solchen gemeinsamen Begriffs-
1
Für eine umfassende Darstellung der Ergebnisse des IFWIS-Projektes siehe www.icb.uni-due.de/um/ifwis.
1 Einführung
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systems für Forschung in WI und IS ist jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden, wie folgende Hinweise andeuten:
1
•
Es gibt eine Reihe von Anhaltspunkten dafür, dass WI- und IS-Forschung eine breite Vielfalt an Sichten auf den gemeinsamen Forschungsgegenstand Informationssysteme im organisationalen Kontext einnehmen, dabei unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund stellen und unterschiedliche Forschungsansätze bzw. -methoden verfolgen (vgl. [ScSc08]). So finden sich empirische Forschungsansätze behavioristischer Prägung, hermeneutische Ansätze und konstruktionsorientierte Arbeiten (siehe beispielsweise [Fran07], S. 162 ff). Insbesondere Disziplinvertreter des IS nutzen den Begriff „Referenzdisziplinen“ zum Verweis auf Disziplinen, deren Perspektive auf den Untersuchungsgegenstand oder forschungsmethodische Maßstäbe für die eigene Forschung angewendet werden1. Die WI sieht sich (auch) institutionell sowohl in der Betriebswirtschaft als auch in der Informatik verortet (siehe auch [Lang06]). Es ist anzunehmen, dass Forscher in IS als auch in WI ein breites Spektrum an Methoden und Themen bearbeiten, die die Vielfalt der Referenz- oder Nachbardisziplinen und somit der Perspektiven auf den Gegenstand abbilden (vgl. auch zur „Diversity“-Debatte [King93], [BeWe96], [Robe96]).
•
WI und IS sind an Themen der Praxis orientierte und – zumindest nach Meinung einiger langjähriger Disziplinvertreter – auch von Moden betroffene Disziplinen ([Lang06], [Lang05b]). Verschiedene empirische Studien untermauern den Eindruck, dass die wissenschaftliche Disziplin WI Themen adressiert, die als Mode oder „Hype“ eingestuft werden können ([Mert95], [Mert06a/b], [SRR08]). Eine Analyse exemplarischer Modethemen kommt zu folgenden Ergebnissen (vgl. [ScSc09]): Die Modewellen der WI entstammen nicht allein der Praxis, sondern auch die Wissenschaft beteiligt sich in erkennbarem Maße an der Verstärkung von Modewellen. Einige der Modewellen wurden sogar vornehmlich aus Kreisen der Wissenschaft initiiert und vorangetrieben. Ein verwässerter, kontingenter Aussagegehalt des namensgebenden Kernbegriffes eines Modethemas ist eine häufige Eigenschaft von Modewellen. Nur in Teilen sind entsprechende Begriffe für eine wissenschaftliche Behandlung angemessen konkret. Es ist also zu berücksichtigen, dass die in Veröffentlichungen der WI und des IS verwendeten Begriffe möglicherweise zu kontingent oder unscharf formuliert sind, als
Der Begriff Referenzdisziplinen (engl. „reference disciplines“) wurde 1980 von Keen geprägt, der im Rahmen der ersten ICIS-Konferenz dafür plädierte, dass sich die IS etablierte Forschungsfelder als Referenzdisziplinen suchen solle, die bzgl. „guter Forschung“ als Vorbilder dienen könnten: „An R.D. [i.e. Reference Discipline] is an established field to which one looks to get an idea of what good MIS research would look like“. ([Keen80], S. 10). Seit der Einführung des Begriffs durch Keen hat sich eine Reihe von Autoren mit der Rolle von Referenzdisziplinen in der IS-Disziplin auseinandergesetzt (z. B. [BRT93], [KeKr80], [CuSw86], [CSK93]).
1 Einführung
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dass ein direkter Vergleich auf der Basis vorgefertigter Schlagworte zu einem gehaltvollen Ergebnis kommen könnte. Vor dem Hintergrund der somit zu erwartenden Vielfalt an Themen und konkreten Untersuchungsgegenständen, Zielen und methodischen Ansätzen und der Kontingenz häufig verwendeter Modebegriffe besteht daher ein wesentliches Teilziel der Arbeit in der (Re-) Konstruktion eines Begriffssystems, welches für eine gehaltvolle Charakterisierung der Forschung in WI und IS geeignet ist. Die vier grundlegenden Facetten dieses Begriffssystems lassen sich von wissenschaftstheoretischen Grundbegriffen ableiten (siehe ausführlich Kapitel 3.1): 1) Forschungsgegenstand, 2) Forschungsziel, 3) Zugangsart zum Untersuchungsgegenstand und 4) Verfahren zur Begründung des Forschungsergebnisses. Im Rahmen der Publikationsanalyse wird somit jeder Forschungsbeitrag des Publikationskorpus (mindestens) je einer Kategorie aus den vier genannten Bereichen und somit insgesamt (mindestens) vier Kategorien des Begriffssystems zugeordnet. Die nachfolgenden Ausführungen sind in drei Hauptteile gegliedert; Abbildung 1 (S. 7) veranschaulicht die jeweils zugeordneten Kapitel, deren Ergebnisse sowie zentrale inhaltliche und methodische Bezüge: Teil I ist darauf gerichtet, den gewählten Forschungsansatz einzuordnen, grundlegende Annahmen explizit zu machen und Forschungsfragen abzuleiten: Kapitel 2 stellt dazu verschiedene Perspektiven und Disziplinen der Wissenschaftsforschung vor. Vor diesem Hintergrund wird der Forschungsansatz des vorliegenden Werks dargelegt und eingeordnet. Kapitel 3 führt die grundlegenden wissenschaftstheoretischen Begriffe ein und erläutert und begründet weitere zentrale Annahmen. Letztere betreffen das Selbstbildnis der Disziplinen aus wissenschaftstheoretischer Sicht sowie die Entwicklung und den aktuellen Status der Disziplinen aus wissenschaftssoziologischer Sicht. Abschließend werden die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit vorgestellt und begründet. Teil II betrachtet zunächst Vorgehensweisen und Abstraktionen bisheriger Studien, um auf dieser Grundlage die konkrete Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit darzustellen und von bisherigen Arbeiten abzugrenzen: Kapitel 4 widmet sich der kritischen Würdigung und Einordnung früherer empirischer Arbeiten zur Forschung in der WI- und IS-Disziplin. Dabei wird die Eignung
1 Einführung
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der gewählten Abstraktionen und methodischen Vorgehensweisen für die Zwecke der vorliegenden Arbeit geprüft. Im Anschluss stellt Kapitel 5 die Forschungsmethode dieser Arbeit vor. Die Auswahl des Publikationskorpus und die Vorgehensweise der Publikationsanalyse sowie der Erstellung des Begriffssystems werden erläutert und begründet. Teil III stellt die Ergebnisse der Arbeit in insgesamt drei Kapiteln vor: Kapitel 6 präsentiert das entwickelte Begriffssystem als zentrales Ergebnis dieser Arbeit. Grundlegende Abstraktionen und die Struktur der einzelnen Kategorien werden dargestellt und begründet. Abschließend werden Kriterien der angemessenen Anwendung des Begriffssystems formuliert und zur Bewertung der in der Publikationsanalyse vorgenommenen Zuordnungen genutzt. Kapitel 7 wertet die vorgenommenen Zuordnungen von WI- und IS-Publikationen zu den Kategorien des Begriffssystems aus. Diese Analyse orientiert sich an den in Kapitel 3.4 aufgestellten Forschungsfragen. Auf dieser Basis werden – zunächst deskriptive – Ergebnisthesen zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden der WI- und ISForschung aufgestellt. Kapitel 8 befasst sich mit der Reflexion der Ergebnisthesen. Dazu werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede vor dem Hintergrund des normativen Selbstbildnisses der Disziplinen (siehe Kapitel 3.2) bewertet. Im Anschluss werden mit Blick auf die historische Entwicklung und wissenschaftssoziologische Rahmenbedingungen (siehe Kapitel 3.3) Erklärungsansätze für die identifizierten Unterschiede vorgeschlagen. Die abschließenden Bemerkungen (Kapitel 9) fassen Beitrag und Grenzen der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammen und diskutieren vor dem Hintergrund der dargestellten Stärken und Schwächen von WI und IS Handlungsoptionen für die zukünftige Entwicklung der Disziplin WI. Zudem wird aufgezeigt, welche weiteren Forschungsfragen unter Verwendung von (Teil-) Ergebnissen dieser Arbeit zukünftig adressiert werden können.
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1 Einführung
Teil I (Hinführung zu Forschungsansatz und Forschungsfragen) 2. Forschungsansatz 3. Grundbegriffe und Annahmen Forschungsfragen
Teil II (Hinführung zu und Erläuterung der Forschungsmethode) 4. Bewertung bisheriger Studien
5. Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
Teil III (Ergebnisse) 6. Begriffssystem (Begründung, Anwendung) Abstraktionen
7. Auswertung Deskriptive Thesen
8. Reflexion Wertende Thesen Erklärende Thesen
Inhaltliche Bezüge Methodische Bezüge
Abbildung 1: Übersicht der Hauptkapitel und zentraler inhaltlicher und methodischer Bezüge
Teil I: Hinführung zu Forschungsansatz und Forschungsfragen
2 Perspektiven und Methoden der Wissenschaftsforschung Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen betreiben dezidierte Wissenschaftsforschung: Als Forschungsgegenstand betrachten sie die Wissenschaften im Allgemeinen und wissenschaftliche Publikationen im Besonderen. Für die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit scheint es angeraten, die verschiedenen Sichtweisen und Methoden dieser Wissenschaftsforschung zu betrachten und bezüglich ihrer Anwendbarkeit für das vorliegende Vorhaben zu bewerten. Forschung über die Wissenschaften (auch Meta-Forschung1) zielt auf die Beschreibung, Bewertung und Erklärung der Entwicklung und des Erfolgs von Wissenschaften. Entsprechende Beiträge beleuchten dabei in Teilen sehr unterschiedliche Perspektiven: Diese reichen von der Sichtweise der Philosophie, über Soziologie und Geschichte bis hin zu Politikwissenschaften, Recht und Ökonomie. Von diesen haben sich insbesondere die (1) Wissenschaftstheorie (Sichtweise der Philosophie), die (2) Wissenschaftssoziologie und (3) Wissenschaftsgeschichte als Disziplinen etabliert (siehe beispielsweise entsprechende Einträge in [Mitt04], Bd. 4). Dabei schließen sich die genannten Perspektiven nicht grundsätzlich aus: Verschiedene Beschreibungs- bzw. Erklärungsansätze für die Entwicklung der Wissenschaften, wie sie beispielsweise von Kuhn [Kuhn70] oder Oeser [Oese99] vorgestellt werden, berücksichtigen sowohl soziologische, als auch geschichtliche und wissenschaftstheoretische Zusammenhänge. Auch die (4) Informationswissenschaft bzw. die Bibliothekswissenschaft kann als Wissenschaft über die Wissenschaft, genauer, über die publizierten Ergebnisse der Wissenschaften eingeordnet werden (z. B. [Umst99]). Unter dem Begriff (5) Wissenschaftswissenschaft2 wird gemeinhin – entsprechend der Bedeutung des korrespondierenden englischen Bezeichners „science policy studies“ – diejenige meta-wissenschaftliche Disziplin verstanden, die sich mit Fragen der politischen Steuerung der modernen Wissenschaften beschäftigt (vgl. [Mitt04], Bd. 4, S. 759). Dabei liegt der Fokus der Betrachtung typischerweise auf den gesellschaftlich politischen Auswirkungen der wissenschaftlichen Erkenntnisse und technologischen Innovationen. Arbeiten aus dem Bereich Wis-
1
Von den hier als Meta-Wissenschaften eingeordneten Disziplinen deutlich abzugrenzen ist die Methode der Metaanalyse oder Research Synthesis, welche von einzelnen Fachwissenschaftlern der behavioristisch ausgerichteten Sozialwissenschaft (z. B.: [GGS81]) bzw. als Methode der Evidenz-basierten Medizin (z. B.: [RBK09], [DaCr98]) angewendet wird. Hier werden in Publikationen dokumentierte empirische Ergebnisse von Einzelstudien mit dem Ziel zusammengefasst, neue Theorien über kausale Zusammenhänge abzuleiten [GGS81].
2
Der Versuch, eine alle Perspektiven einschließende „Wissenschaftswissenschaft“ zu etablieren, war bislang erfolglos. Denn unter den verschiedenen Teildisziplinen ist kein gemeinsamer Forschungsansatz zu erkennen ([Mitt04], Bd. 4, S. 759).
C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_2, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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2 Perspektiven und Methoden der Wissenschaftsforschung
senschaft und Gesellschaft bzw. der Wissenschaftspolitik beschäftigen sich mit der Frage der sozialen, militärischen und/oder politischen Zwecksetzung der Wissenschaften und deren Folgen (Technikfolgeabschätzungen beispielsweise [BoWe04]). Ein Teil der Autoren geht dabei zwar von einem rationalen Fortschritt der Wissenschaften aus (z. B. [BDK73]). Gleichzeitig wird jedoch betont, dass die Entwicklung der modernen Wissenschaften zunehmend von den Interessen der Gesellschaft und Politik gesteuert wird.1 Die Betrachtungsperspektiven und typischen Untersuchungsgegenstände der vier erstgenannten meta-wissenschaftlichen Disziplinen (siehe Tabelle 3) werden in den nachfolgenden Teilkapiteln näher erläutert. Dazu werden die Ansätze ausgewählter Vertreter vorgestellt. Die Darstellung folgt nicht dem Anspruch, alle Facetten der jeweiligen Disziplinen erschöpfend darzustellen und zu bewerten. Vielmehr sollen die Ausführungen die charakteristischen Merkmale jeder Meta-Disziplin aufzeigen und sie voneinander abgrenzen, um ihren möglichen Beitrag für die Zwecke der vorliegenden Arbeit bewerten zu können. Meta-wissenschaftliche Disziplin
Primäre Sichtweise
Typischer Gegenstand der Betrachtung
(1) Wissenschaftstheorie
Philosophie
Theorien, Rationalität, Wahrheit, Objektivität (Kontext der Rechtfertigung)
(2) Wissenschaftssoziologie
Soziologie
Wissenschaftspraxis, soziale Interaktion der Wissenschaftler (Kontext der Entdeckung)
(3) Wissenschaftshistorie
Geschichte
Einflussfaktoren und Erklärungsansätze für wissenschaftliche Dynamik
(4) Informationswissenschaft / Bibliothekswissenschaft
Informationstheorie
Wissenschaftliche Publikationen: u. a. Zitationen, Ko-Autorenschaft
(5) Wissenschaftswissenschaft / science policy studies
Politik / Ökonomie
Steuerung der Wissenschaften, Technikfolgeabschätzungen
Tabelle 3:
Typischer Gegenstand und primäre Sichtweise meta-wissenschaftlicher Disziplinen
Die an fünfter Stelle erwähnte politische Sichtweise auf die Wissenschaften unterscheidet sich von den davor genannten Meta-Wissenschaften durch ihren ausschließlichen Fokus auf die externe Steuerung der Forschung. Die Wissenschaftstheorie, -historie und -soziologie sowie die Bibliothekswissenschaften betrachten dagegen primär wissenschafts- bzw. disziplininterne Faktoren und nur sekundär externe Faktoren. Auch das vorliegende Werk soll primär eine Innensicht auf die Forschung der Disziplinen WI und IS einnehmen. Daher wird auf die politische Sichweise der Wissenschaftswissenschaft nicht weiter eingegangen.
1
„Mit der Internalisierung extern gesetzter Zwecke ist deren spezifischer sozialer Umkreis in die wissenschaftliche Arbeit integriert. Je konkreter die Zwecke sind und je klarer sie in Interessenkonstellationen eingeordnet sind, desto stärker verliert Theoriebildung Neutralität – sie ordnet sich selbst in politische Strategien ein.“ ([BDK73], S. 136).
2.1 Wissenschaftstheorie
13
Im Anschluss an die Ausführungen zu den vier Meta-wissenschaftlichen Disziplinen (Kapitel 2.1 bis 2.4) wird der Forschungsansatz dieser Arbeit skizziert und bezüglich der beschriebenen Perspektiven eingeordnet (Kapitel 2.5).
2.1 Wissenschaftstheorie Die Wissenschaftstheorie unterscheidet sich bzgl. ihrer zentralen Frage an die Wissenschaften wesentlich von allen anderen Disziplinen, die auch die Wissenschaften zum Untersuchungsgegenstand haben. Die Wissenschaftstheorie beschäftigt sich als einzige – aber nicht ausschließlich – mit den Kriterien der Wissenschaftlichkeit, d. h. mit der Frage, welche Normen der Wissenschaft(spraxis) tatsächlich als wissenschaftlich ausgewiesen werden können. Betrachtet werden dazu die Untersuchungsgegenstände einer Wissenschaft oder Disziplin, ihre Erkenntnisziele und die zu diesem Zweck eingesetzten Methoden zur Begründung der Wahrheit oder Wissenschaftlichkeit der erzielten Erkenntnisse. Damit fokussiert die Wissenschaftstheorie i. Allg. auf den Kontext der Rechtfertigung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse; der Kontext der Entdeckung, d. h. die Frage wie Wissenschaftler auf die „Idee“ kamen oder kommen sollten, eine bestimmte Fragestellung auszuwählen, wird i. d. R. nicht thematisiert1. Exemplarisch sei dazu auf die Arbeiten von Popper verwiesen, dessen „Logik der Forschung“ keine Hinweise oder Empfehlungen für die Entdeckung der zu prüfenden (falsifizierenden) Hypothesen gibt [Popp71]. Insbesondere die Vertreter der klassischen Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts fokussieren in ihren Ausführungen ausschließlich auf die Naturwissenschaften und dabei zumeist auf die Physik als Idealform der Wissenschaften (Carnap, Popper, Lakatos, Feyerabend). Nach diesem Idealbild sind Theorien, welche auf Naturgesetzen basieren, typisches Ziel bzw. Ergebnis der wissenschaftlichen Forschung. Die von den klassischen Vertretern geäußerte Kritik an der (Letzt-)Begründbarkeit von empirischen Hypothesen der Naturwissenschaften (Induktionsproblem2) deutet jedoch bereits daraufhin, dass auch Begründungsverfahren für Erkenntnisse in den Sozialwissenschaften aus wissenschaftstheoretischer Sicht kritisch zu beurteilen sind. Denn hier steht der handelnde Mensch im Fokus, dessen Intention, Motivation
1
Die Differenzierung des „context of discovery“ (engl. für Entdeckungszusammenhang) und „context of justification“ (Rechtfertigungszusammenhang) wurde erstmals von Hans Reichenbach in seinem Werk „The Rise of Scientific Philosophy“ eingeführt (dts. Ausgabe: [Reic68], S. 260).
2
Das Induktionsproblem besagt, dass Allaussagen über die Realität nicht abschließend als wahr bewiesen werden können [Popp71]. Sondern abschließend können Allaussagen – nämlich durch Gegenbeispiele – nur als nicht wahr bewiesen werden (Falisifikationismus). Ein radikaler Falsifikationismus birgt jedoch ebenfalls fundamentale Schwierigkeiten: Denn die empirische Feststellung von Gegenbeispielen (Anomalien) in der Realität impliziert nicht denknotwendig, dass die jeweils zu prüfende (zu falsifizierende) Theorie keine Gültigkeit hat. Es bedeutet nur, dass die Interpretationstheorien bzw. Annahmen bzgl. Aufbau und Durchführung des Experiments oder der Beobachtung offenbar mit der zu prüfenden Theorie inkonsistent sind (diverse Beispiele in [Laka70]).
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2 Perspektiven und Methoden der Wissenschaftsforschung
und Zielsetzungen – im Gegensatz zum Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften – oftmals nicht zuverlässig empirisch erhoben werden können. Aus Sicht der Wissenschaftstheorie ist die Entwicklung der Wissenschaften bzw. des wissenschaftlichen Wissens zu großen Teilen rational erklärbar und rekonstruierbar (z. B. [Laka71], S. 105, auch [Popp71]).1 Einschlägige wissenschaftstheoretische Ansätze zur Beschreibung bzw. Erklärung des wissenschaftlichen Fortschritts lassen sich danach systematisieren, welche Rolle die Wissenschaftspraxis bei der Ableitung von Maßstäben der Wissenschaftlichkeit spielt:2 Die Ansätze von Carnap (Induktionismus) und Popper (naiver Falsifikationismus) können als vornehmlich bis ausschließlich normativ interpretiert werden und implizieren die Annahme eines Methodenmonismus. Eher deskriptiv mit starken Bezügen zur Wissenschaftspraxis sind die Arbeiten von Kuhn, Lakatos (methodologischer Falsifikationismus) und Feyerabend [Feye83] sowie die Werke von Vertretern der „new philosophy of science“ [Ners82]. Die Arbeiten mit starken Bezügen zur Wissenschaftspraxis können in Teilen auch der Wissenschaftssoziologie zugeordnet werden.
2.2 Wissenschaftssoziologie Die Wissenschaftssoziologie ist gekennzeichnet durch einen primären Fokus auf den Kontext der Entdeckung im Rahmen der wissenschaftlichen Praxen; Begründungsfragen sind zweitrangig. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen „Wissenschaftler als soziale Gruppe und ihre Interaktion mit anderen sozialen Gruppen“ ([Mitt04], Bd. 4, S. 733). Betrachtet man die Gemeinschaft der Wissenschaftler als soziales System, so lassen sich verschiedene Institutionen und Strukturen erkennen, die innerhalb einer Disziplin (oder Wissenschaftlergemeinschaft) aufgebaut und gepflegt werden (siehe insb. [Whit00]): Ein Merkmal ist dabei die Ausdifferenzierung spezialisierter Fakultäten, Fachbereiche und Institute an Hochschulen. Wissenschaftliche Gesellschaften und Vereine bieten ihren Mitgliedern ein ständiges Forum zur Koordination universitätsübergreifender Vorhaben. Traditionell werden für die Veröffentlichung und den Austausch anerkannter Forschungsergebnisse fachspezifische wissenschaftliche Zeitschriften herausgegeben, die den thematischen Fokus der Disziplin abdecken. Ebenfalls für den Austausch von Forschungsergebnissen und darüber hinaus für die Förderung der Kommunikation und Kollaboration in der Gemeinschaft werden Tagungen (Konferenzen, Workshops) organisiert. Darüber hinaus lassen sich beispielsweise bei öffentli-
1
„Each rational reconstruction produces some characteristic pattern of rational growth of scientific knowledge. But all of these normative reconstructions may have to be supplemented by empirical external theories to explain the residual non-rational factors. The history of science is always richer than its rational reconstruction. But rational reconstruction or internal history is primary, external history only secondary, since the most important problems of external history are defined by internal history.“ ([Laka71], S. 105).
2
Diese Systematisierung entstammt den anregenden Diskussionen, die im Rahmen des WissenschaftstheorieSeminars von Dr. Matthias Wille im Wintersemester 2007/2008 geführt wurden.
2.2 Wissenschaftssoziologie
15
chen Förderinstitutionen wissenschaftliche Disziplinen daran erkennen, dass sie einen eigenen Gutachterkreis stellen und dass für den betreffenden Themenbereich eigene langfristige bzw. umfangreiche Förderprogramme eingerichtet werden. Exemplarische Vertreter einer sozialwissenschaftlichen Wissenschaftsforschung sind (1) Kuhn und (2) Feyerabend. Nach ihrer Auffassung werden Theorien von der Forschergemeinschaft nicht aus rationalen, sondern aus sozialen oder psychologischen Gründen akzeptiert, abgelöst oder weiterentwickelt. Beispielsweise werden manche Lehrbücher im Nachhinein geändert: Sie interpretieren frühere Theorien und Forschungsergebnisse neu, um sie mit aktuellen Forschungsergebnissen kompatibel darzustellen. Ad (1): Kuhn unterscheidet zwei grundlegende Phasen der Wissenschaftsentwicklung: (i) die „normale“ Wissenschaft, in deren Rahmen es bzgl. der Forschungsstandards und relevanten Fragestellungen („Paradigma“) einen breiten Konsens gibt und Forschung kumulativ betrieben wird, sowie (ii) die Entwicklung durch Umwälzung oder Revolution, die keinem rationalen Prozess folgen muss und an deren Ende ein neues Paradigma stehen kann, welches inkommensurabel mit dem vorhergehenden ist. Auf konkrete Einflussfaktoren, die eine Revolution auslösen oder steuern geht er jedoch kaum ein, sondern fokussiert auf eine Beschreibung der historischen Entwicklung der Wissenschaften aus seiner Sicht [Kuhn70]. Auch er bezieht sich in seinen Ausführungen allein auf die traditionellen Naturwissenschaften bzw. die Physik. Ad (2): Feyerabend betont, dass die Geschichte einer Wissenschaft – er beschränkt sich ebenfalls auf die Naturwissenschaften – kein rationaler Prozess ist, sondern „komplex, chaotisch, voll von Fehlern“ ([Feye83], S. 16) sei. Als Wissenschaftstheoretiker plädiert er zwar dafür, eine Tradition „strenger Regeln“ der Wissenschaft zu etablieren, dass man ihr aber auf keinen Fall das „Alleinvertretungsrecht auf dem Gebiet der Erkenntnis“ einräumen dürfe ([Feye83], S. 17). Sowohl Kuhn als auch Feyerabend greifen in ihren Ausführungen auf historische Ereignisse und vergangene Entwicklungen der Naturwissenschaften zurück. Insofern können ihre Arbeiten in Teilen auch der Wissenschaftsgeschichte zugeordnet werden (s. u.). Vertreter des (radikalen) sozialen Konstruktivismus sehen den Entwicklungsprozess der Wissenschaften als durch soziale Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren konstruiert (z. B. Barnes [Barn77]). Als ein Vertreter der „social study of science“ nimmt Cole Bezug auf Elemente des sozialen Konstruktivismus und der Wissenschaftstheorie. Aus den Ergebnissen diverser empirischer Studien schließt er, dass sowohl die betrachteten Forschungsinhalte (rationale Faktoren), als auch die sozialen Randbedingungen des einzelnen Forschers und soziale Prozesse in der Wissenschaftsdisziplin, wie „intellectual authority“ und „reward system“ (Anreizsystem) die inhaltliche Entwicklung einer Wissenschaft maßgeblich beeinflussen ([Cole92], S. 20). Er differenziert zwei unterschiedliche Arten von Theorien oder Erkenntnisange-
16
2 Perspektiven und Methoden der Wissenschaftsforschung
boten: Theorien des „core“ sind demnach vielfach überprüft und von der Wissenschaft insgesamt akzeptiert; Theorien der „frontier“ sind jedoch erst einmal Forschungsergebnisse einzelner Forscher, die sich noch bewähren müssen, um von der Wissenschaft in den „core“ aufgenommen zu werden ([Cole92], S. 15 f.). Die von Cole verwendete Begrifflichkeit unterscheidet sich dabei deutlich von denen der Wissenschaftstheorie und reflektiert die soziologische Perspektive: Beispielsweise spricht er durchgängig von „consensus in science“ und betont damit – anstatt des Wahrheitswertes wissenschaftlicher Erkenntnis im Sinne der Korrespondenz mit der Realität – die Bewertung von Erkenntnisangeboten vor dem Hintergrund des Konsenses der Vertreter der entsprechenden Forschergemeinschaft. Seine Argumentation bezieht sich zwar primär auf die Naturwissenschaften, er unternimmt jedoch vereinzelt auch explizite Vergleiche mit den Sozialwissenschaften (insb. Kapitel 5 in [Cole92]).
2.3 Wissenschaftshistorie/-geschichte Die meta-wissenschaftliche Disziplin Wissenschaftshistorie (häufig auch synonym: Wissenschaftsgeschichte1) hat sich im Zeitverlauf stark gewandelt (siehe beispielsweise [Grös99], [Hagn01]). Die Wissenschaftsgeschichte, nach heutigem Verständnis (vgl. [Grös99], [Hagn01]), sucht nach Einflussfaktoren und Erklärungsansätzen für die wissenschaftliche Dynamik. Dabei werden – wenn möglich – diverse externe und interne Zusammenhänge berücksichtigt, um sowohl Entdeckungsprozesse als auch Prozesse der Begründung zu untersuchen. Historisch widmeten sich ausschließlich Vertreter der Naturwissenschaften den Fragen der Geschichte ihrer Wissenschaft. Zudem war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Wissenschaftsgeschichte auf einen Historismus reduziert. Dieser kennzeichnete sich u. a. dadurch, dass „geschichtliche Ereignisse in ihrer Einmaligkeit und Besonderheit gesehen werden“ ([Grös99], S. 10). Dabei werden Einzelpersönlichkeiten, insb. herausragende Wissenschaftler als die „eigentlichen geschichtsbildenden Kräfte“ ([Grös99], S. 10) verstanden. Hagner spricht in diesem Zusammenhang von „Geschichtswissenschaften als Erinnerungsdienst“ ([Hagn01], S. 11). Bis nach dem zweiten Weltkrieg hatte sich die Wissenschaftsgeschichte noch nicht als eigenständige Disziplin etablieren können, da sie sich nicht von den Naturwissenschaften emanzipiert hatte ([Hagn01], S. 12). Bis heute sehen diverse Autoren die Notwendigkeit, die Wissenschaftsgeschichte als Disziplin neu zu orientieren um ihr eine angemessene Legitimation zu verschaffen ([Bial90], [Grös99], [Hagn01]). Dabei wird weiterhin besonderer Wert darauf gelegt, dass die möglichen Einflussfaktoren und Erklärungsansätze für die historische Entwicklung der Wissenschaften sowohl „internalistische“ Ansätze wie Theorien, Wahrheit und Rati-
1
Die Begriffe Geschichte und Historie können i. e. S. differenziert werden: Demnach meint der Terminus „Geschichte die „vergangene Begebenheit“ und Historie die „Darstellung bzw. Erkundung dieser Geschehnisse“ (vgl. [Char95], S. 19).
2.4 Informations-/Bibliothekswissenschaft
17
onalität, als auch „externalistische“ Ansätze wie politische, soziale, ökonomische und ethische Zusammenhänge berücksichtigen sollen ([Hagn01], S. 9; siehe auch [Grös99]).
2.4 Informations-/Bibliothekswissenschaft Die Informationswissenschaft beschäftigt sich „mit allen theoretischen und praktischen Fragen der Verwaltung und Erzeugung von Wissen“ und zwar „auf der Basis der Informationstheorie“ ([Umst09], Eintrag zu „Informationswissenschaft“). Das im Rahmen der Wissenschaften erzeugte Wissen ist damit zwar auch Gegenstand der Informationswissenschaften. Jedoch werden nur quantitative Aspekte im Sinne der mathematischen Kommunikationstheorie (Sender-Empfänger-Modell nach [ShWe49]) untersucht. Ein Verstehen des betrachteten Wissens oder der Information ist dabei nur auf Ebene der Informationsverarbeitung relevant, d. h. allein die formale Semantik der kodierten Informationen wird berücksichtigt (siehe [Umst09] Eintrag zu „Verstehen (auf der Ebene der Informationsverarbeitung)“). Als Teil der Informationswissenschaften beschäftigen sich die Bibliothekswissenschaften mit „Einrichtungen, die [..] publizierte Informationen [..] sammeln, ordnen und verfügbar machen“ ([Umst09], Eintrag zu „Bibliothekswissenschaft“). Publikationen liegen zunehmend in digitaler Form vor und informationstechnische Unterstützung erleichtert den Zugriff auf und die Vernetzung bibliografischer Daten (insb. Science Citation Index (SCI)). Aus Sicht der Bibliothekswissenschaften besteht hierin ein bedeutendes Potential für die Erforschung der Entwicklung von Wissenschaften: „Bibliotheken haben in einer einmaligen weise die wissenschaftliche und literarische Leistung der Menschheit aufgezeichnet. An keinem anderen Ort läßt sich der Wissenszuwachs, der Wissensverlust und die gegenseitige geistige Befruchtung der verschiedensten Disziplinen so deutlich nachzeichnen, wie in den Bibliotheken dieser Welt. Dabei leisten uns Kataloge, Bibliographien und seit etwa einem viertel Jahrhundert auch online verfügbare Datenbanken wichtige Hilfe.“ [Umst99] (Schreibung der Originalquelle) Umstätter sieht daher die Bibliothekswissenschaft als eigene analytische Wissenschaftswissenschaft, welche das durch die Wissenschaften publizierte Wissen bzw. die publizierten Informationen anhand quantitativer Methoden untersucht [Umst99]. Nach der Ansicht Umstätters wird „Wissenschaft [durch die Methoden der Bibliothekswissenschaften] statistisch berechenbar, auch wenn wir natürlich nicht vorausberechnen können, wer wann welche Entdeckung machen wird.“ [Umst99].1
1
Für eine Erläuterung der Analyseverfahren der Bibliothekswissenschaften sowie der Unterscheidung der Informetrie, Bibliometrie, Szientometrie siehe zum Beispiel [Umst09], [Have09], [BaTu05].
18
2 Perspektiven und Methoden der Wissenschaftsforschung
Bibliometrische Verfahren, das heißt quantitative Analysen von Publikationen, Autorenschaften und Zitationen, werden aufgrund des durch den Einsatz von Informationstechnologien erleichterten Zugriffs auf bibliographische Informationen auch von Fachwissenschaftlern angewendet.1 An der Schnittstelle von Bibliothekswissenschaften und Wissenschaftssoziologie sind Studien einzuordnen, die die Verhältnisse zwischen dem quantitativ messbaren Wachstum der Wissenschaften und der sozialen Stellung oder Karriere von Wissenschaftlern untersuchen (z. B. [Mena71]).
2.5 Forschungsansatz und Abgrenzung der vorliegenden Arbeit Die beschriebenen meta-wissenschaftlichen Forschungsrichtungen bzw. die jeweils implizierten Annahmen über die Forschung finden wie folgt Anwendung im Forschungsansatz der vorliegenden Arbeit. Die Informations- bzw. Bibliothekswissenschaft nimmt unter den Metawissenschaften eine Sonderrolle ein: Sie betrachtet nicht primär die Inhalte bisheriger Forschung sondern reduziert ihre Betrachtung auf die anhand von Publikationen quantitativ messbaren Ergebnisse der Wissenschaften. Der Gehalt auf der Basis bibliometrischer Verfahren abgeleiteter Erkenntnisse über eine Disziplin ist dabei stark abhängig vom Abstraktionsniveau der informationstechnisch kodierten Publikationsmerkmale und somit der Kategorien, die zur Klassifikation der Publikationen angewendet werden. Daher wird zwar – in Anlehnung an die Bibliothekswissenschaften – für die vorliegende Arbeit angenommen, dass in wissenschaftlichen WI- bzw. IS-Zeitschriften und -Konferenzbänden veröffentlichte Artikel die Forschung in den Disziplinen WI und IS in geeigneter Weise – wenn auch mit Zeitverzug – repräsentieren (Grundannahme). Der Forschungsansatz des vorliegenden Werks grenzt sich jedoch gleichzeitig deutlich von den Informations- bzw. Bibliothekswissenschaften ab: Die Berechenbarkeit der Wissenschaft ist weder Annahme noch Zielsetzung der Arbeit. Vielmehr wird angenommen, dass eine gehaltvolle (quantitative) Auswertung der disziplinbezogenen Merkmale der Publikationen grundlegend eine geeignete Beschreibung der einzelnen Publikationen mithilfe eines gemeinsamen Begriffssystems voraussetzt. Grundbegriffe und Abstraktionen der Wissenschaftstheorie leiten die Beschreibung der WIund IS-Forschung an. Die Entwicklung und Begründung des gemeinsamen begrifflichen Bezugsrahmens erfolgt dabei primär innerhalb eines hermeneutisch-interpretativen Prozesses.2 1
Siehe z. B. [ReSc04] für eine Zitationsanalyse der Beiträge der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK oder [Bind06] für eine Untersuchung der Entwicklung des Controllings als Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre anhand bibliometrischer Analysen verschiedener betriebswirtschaftlicher Zeitschriften.
2
Quantitative Auswertungen sind der interpretativen Entwicklung des Bezugsrahmens nachgelagert. Hierin besteht also ein deutlicher Unterschied zu von anderen Fachwissenschaftlern verfassten meta-wissenschaftlichen Arbeiten, welche bibliometrische Verfahren unter Verwendung i. d. R. fest vorgegebener Kategorien anwenden, um das Vorkommen bestimmter Themen oder das Zitationsverhalten wissenschaftlicher Teildisziplinen zu untersuchen.
2.5 Forschungsansatz und Abgrenzung der vorliegenden Arbeit
19
Hierbei besteht eine wesentliche Aufgabe in der Strukturierung – bzw. Rekonstruktion – des Gegenstandsbereichs der untersuchten WI- bzw. IS-Forschung. Daher ist nicht nur die vorliegende Arbeit als solche sondern auch das entwickelte Begriffssystem dem Fach WI/IS selbst zuzuordnen. Wissenschaftstheoretische Kriterien dienen zudem der Bewertung der Wissenschaftlichkeit der untersuchten Publikationen. Dabei wird jedoch nicht das Ideal der Naturwissenschaften – wie häufig in wissenschaftstheoretischen Arbeiten üblich – als Maßstab verwendet, sondern ein erweitertes Verständnis der Wissenschaftlichkeit angewendet, welches die spezifischen Besonderheiten des Forschungsgegenstandes von WI bzw. IS berücksichtigt (siehe Kapitel 3.2). Der Einsicht von Lakatos folgend, dass die geschichtliche Entwicklung von Wissenschaften immer reichhaltiger ist, als nur deren rationale Rekonstruktion1, soll zur Erklärung der Unterschiede der Forschung in WI und IS die Rolle sozialer oder institutioneller Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Zur Erklärung der charakteristischen Merkmale und Unterschiede der IS- und WI-Forschung wird daher auch die Perspektive der Wissenschaftshistorie und soziologie eingenommen. Tabelle 4 fasst die Rolle der genannten Disziplinen zur Einordnung der vorliegenden Arbeit nochmals zusammen. Detaillierte Ausführungen zur Forschungsmethode dieser Arbeit finden sich in Kapitel 5. Disziplin
Rolle für den Forschungsansatz der vorliegenden Arbeit
Informations-/Bibliothekswissenschaft
Grundannahme: Publikationen sind repräsentativ für Forschung
Wissenschaftstheorie
Grundabstraktionen zur Beschreibung der Forschung Kriterien der Wissenschaftlichkeit zur Bewertung der Forschung
WI/IS
Abstraktionen zur Beschreibung des Gegenstands der Forschung
Wissenschaftssoziologie
Institutionelle Rahmenbedingungen zur Erklärung der Forschung
Wissenschaftshistorie
Historische Entwicklung zur Erklärung der Forschung
Tabelle 4:
1
Einordnung der vorliegenden Arbeit entsprechend der Bezugnahme auf wissenschaftliche Disziplinen
„The history of science is always richer than its rational reconstruction.“ ([Laka71], S. 105)
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen Die Zielsetzung dieser Arbeit, nämlich der differenzierte Vergleich der Forschung in WI und IS, soll nun durch Forschungsfragen konkretisiert werden. Aus wissenschaftstheoretischer Sicht ist dazu zunächst zu klären, was die Wissenschaft als solches kennzeichnet und über welche Merkmale wissenschaftliche Disziplinen zu identifizieren sind bzw. ihre Forschung zu beschreiben ist. Entsprechende grundlegende Begriffe und Abstraktionen – und damit auch grundlegende Annahmen darüber, was im Rahmen der vorliegenden Arbeit unter wissenschaftlicher Forschung verstanden wird – werden in Kapitel 3.1 eingeführt. Bereits der Forschungsgegenstand von WI und IS – Informationssysteme im organisationalen Kontext – impliziert eine Reihe spezifischer Merkmale und damit auch Herausforderungen für die Forschung. Daher werden, aufbauend auf den wissenschaftstheoretischen Grundbegriffen, die besonderen Merkmale der WI und IS-Forschung (also des IS Research insgesamt) erörtert (Kapitel 3.2). Auch diese Ausführungen machen Grundannahmen der vorliegenden Arbeit explizit. Die Darstellung der sich aus dem Forschungsgegenstand ergebenden methodischen Besonderheiten der WI- und IS-Forschung dient dabei zusätzlich der Einführung von wissenschaftstheoretischen Grundbegriffen zur späteren Einordnung der Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit. Ein Blick auf die Entwicklung der Disziplinen WI und IS aus wissenschaftssoziologischer Sicht bietet erste Hinweise auf mögliche Erklärungsansätze für Unterschiede in der Forschung des IS Research. Dazu werden in Kapitel 3.3 entsprechende Ergebnisse früherer Arbeiten der Autorin zusammengefasst (vgl. [ScFr07] und [Scha07a]). Die dargestellten Thesen bilden die Grundlage für die spätere Erklärung der Unterschiede von WI und IS. Unter Bezug auf die dargestellten Annahmen zur WI- und IS-Forschung werden abschließend die Forschungsfragen für die vorliegende Arbeit abgeleitet (Kapitel 3.4).
C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_3, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
3.1 Merkmale der Forschung einer wissenschaftlichen Disziplin
21
3.1 Merkmale der Forschung einer wissenschaftlichen Disziplin Grundlegend sei hier festgestellt, dass dieser Arbeit die Annahme zugrunde liegt, dass WI und IS sich als wissenschaftliche Disziplinen verstehen und folglich insbesondere einen wissenschaftlichen Anspruch verfolgen bzw. verfolgen sollten (vgl. [Fran08], S. 46). Um Forschung einer wissenschaftlichen Disziplin beschreiben zu können, ist zunächst das Verständnis der Begriffe „Wissenschaft“ und (wissenschaftliche) „Disziplin“ zu klären (siehe Tabelle 5): 1 •
Aus wissenschaftstheoretischer Sicht kann der Begriff Wissenschaft2 in zweierlei Weise interpretiert werden: Einerseits steht der Begriff Wissenschaft für eine Tätigkeit, welche darauf gerichtet ist, Wissen zu „schaffen“, dass den Ansprüchen wissenschaftlichen Wissens entspricht und insofern über das Alltagswissen hinausgeht (vgl. z. B. [Fran06], S. 33). Andererseits lässt sich der Begriff Wissenschaft als „Lebens- und Weltorientierung“ verstehen, dessen wesentliches Merkmal eine wissenschaftliche „Begründungspraxis“ ist ([Mitt04], Bd. 4, S. 719). Einzelne Wissenschaften werden als Teilpraxen verstanden, die „durch einen bestimmten Phänomen- oder Problembereich definiert“ sind ([Mitt04], Bd. 4, S. 719) und sich in Teilen deutlich bezüglich der Kriterien der Wissenschaftlichkeit für Forschungsergebnisse und -methoden unterscheiden. Beispiele für solche Wissenschaften sind die Naturwissenschaften und die Sozialwissenschaften.
•
Der Begriff Disziplin wird für Wissenschaftszweige oder Spezialgebiete der „großen“ Wissenschaften verwendet (vgl. Definition „Disziplin“ in [Dude90]). Jedoch ist nicht für jede Disziplin eine eindeutige Zuordnung zu einer der Wissenschaften möglich. Es wird sich zeigen, dass die WI- bzw. IS-Disziplin Überschneidungen zu mehreren Wissenschaften aufweist.
1
Eine weitere, vornehmlich soziologische Sicht auf die Wissenschaftspraxis reflektiert der Terminus „Wissenschaftlergemeinschaft“ oder „scientific community“. Dieser beschreibt eine Gruppe von Wissenschaftlern, die sich durch ihre gegenseitige „kritische Beurteilung [und] gegenseitige Anerkennung [..] der Fachkompetenz“ ([Mitt04], Bd. 3, S. 743) von anderen Vertretern oder Communities innerhalb einer Disziplin abgrenzen.
2
Im englischen Sprachraum wird der Begriff „Science“ (Wissenschaft) teilweise ausschließlich auf die Naturwissenschaften bezogen (vgl. beispielsweise Merriam Websters Online Dictionary, www.m-w.com). Im Rahmen dieser Arbeit soll jedoch der Begriff Wissenschaft im weiteren Sinne verstanden werden.
22
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
Begriff
Definition
Quelle
Wissenschaft als Weltorientierung oder Tätigkeit
„Bezeichnung für eine Lebens- und Weltorientierung, die auf eine spezielle, meist berufsmäßig ausgeübte Begründungspraxis angewiesen ist und insofern über das jedermann verfügbare Alltagswissen hinausgeht, ferner die Tätigkeit, die das wissenschaftliche Wissen produziert“
[Mitt04],
Wissenschaft als Teilpraxis
„W[issenschaft] heißt auch jede aus der [Wissenschaft im obigen Sinne] ausdifferenzierte Teilpraxis, sofern diese durch einen bestimmten Phänomen- oder Problembereich definiert ist.“
[Mitt04],
Disziplin
„[..] Wissenschaftszweig, Spezialgebiet einer Wissenschaft“
[Dude90]
Tabelle 5:
Definitionen der Begriffe Wissenschaft, Disziplin und „scientific community“
Bd. 4, S. 719
Bd. 4, S. 719
Der eigene Phänomen- oder Problembereich einer Disziplin ist – idealtypisch – durch spezifische Erkenntnisinteressen bezüglich eines gemeinsamen Forschungsgegenstandes (engl. research subject) gekennzeichnet. Zum Beispiel ist der „Mensch“ Gegenstand der Medizin, aber auch Gegenstand der Psychologie und verschiedener Teildisziplinen der Biologie. Dieser Untersuchungsgegenstand kann jedoch erst dann als Differenzierungskriterium herangezogen werden, wenn er um die jeweils ausgewählten Fragestellungen und Probleme, die in der Disziplin betrachtet werden, ergänzt wird ([Krüg87], S. 111). Die Medizin ist auf die physische Gesundheit gerichtet, die Psychologie auf das psychische Wohlergehen des Menschen. Man kann hier von einer spezifischen Perspektive einer Disziplin auf den Forschungsgegenstand sprechen. Sowohl die eingenommene Perspektive als auch der Forschungsgegenstand selbst impliziert Anforderungen an geeignete Untersuchungsmethoden und Begründungsverfahren. Untersuchungsmethoden sind insbesondere durch die Art des Zugangs zum Untersuchungsgegenstand gekennzeichnet. Die Naturwissenschaften beispielsweise sind durch einen primär empirischen Zugang zur Realität geprägt. Im Rahmen geisteswissenschaftlicher Arbeiten wird dagegen häufig mit nicht-empirischen Zugangsarten, wie Literaturquellen, gearbeitet. Als wissenschaftlich akzeptierte Forschungsziele bzw. -ergebnisse unterscheiden sich für die verschiedenen Wissenschaften bzw. Disziplinen strukturell in Teilen sehr deutlich: Zum Beispiel zielen die Naturwissenschaften darauf, Naturgesetze zu entdecken und hierauf aufbauende Theorien zu entwickeln; die Ingenieurwissenschaften richten ihre Forschung auf die Konstruktion komplexer Artefakte, wie Maschinen oder Bauwerke; die Forschungsergebnisse der Philosophie sind ausschließlich in Textform verfasst. Die Begründung der Gültigkeit der Ergebnisse wird dabei mit unterschiedlichen Verfahren nachgewiesen. Begründungsverfahren mögen dabei auf den Nachweis der Wahrheit oder der Angemessenheit1 des jeweiligen For-
1
Für eine Darstellung zur Begründung der Notwendigkeit der Erweiterung der Wahrheitskriterien um Angemessenheitskriterien siehe z. B. [Fran06], S. 35.
3.1 Merkmale der Forschung einer wissenschaftlichen Disziplin
23
schungsergebnisses gerichtet sein. Für eine Bewertung der Entwicklung und des Fortschritts einer Disziplin ist die Vergleichbarkeit der Forschungsergebnisse sowie der angewendeten Zugangsarten und Begründungsverfahren Voraussetzung. In der vorliegenden Arbeit soll die von Frank empfohlene generische Konzeption der Wissenschaft („generic conception of science“ [Fran06], S. 33) angenommen werden. Demnach misst sich die wissenschaftliche Qualität eines Forschungsergebnisses an dem Abstraktionsniveau (d. h. der Verallgemeinerbarkeit) und dem Neuigkeitsgehalt (Originalität) sowie an dem angewendeten Begründungsverfahren (vgl. [Fran06], S. 33 ff). Die Wissenschaftssprache bzw. die Sprache, die zur Formulierung eines Forschungsergebnisses verwendet wird, ist hierbei von zentraler Bedeutung (vgl. beispielsweise die Ausführungen von Frank zur Rolle der Sprache in [Fran06], S. 37 und dort angegebene Quellen). Denn Formalisierungs- und Abstraktionsniveau des angestrebten Forschungsziels prägen von Anfang an die Sicht des Forschers auf den Gegenstandsbereich und die Vorgehensweise der Forschung. Die dargestellten wissenschaftstheoretischen Grundbegriffe legen die Grundlage für das zu entwickelnde Begriffssystem zur Beschreibung der Forschung in WI und IS: Für jeden Forschungsbeitrag sind demnach vier zentrale Eigenschaften zu beschreiben, nämlich (siehe ausführlich Kapitel 6) •
der Forschungsgegenstand,
•
das Forschungsziel,
•
die Art des Zugangs und
•
das gewählte Begründungsverfahren.
24
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
3.2 Besonderheiten des IS Research aus wissenschaftstheoretischer Sicht Zur Ableitung spezifischer Forschungsfragen werden in den nachfolgenden Unterkapiteln die besonderen Merkmale des ISR aus wissenschaftstheoretischer dargestellt (vgl. für nachfolgende Ausführungen auch [Fran06], [Fran09]). Die vorgestellten Eigenschaften basieren auf Angaben von Disziplinvertretern zum Selbstbild des ISR, die somit normativ – und nicht notwendigerweise deskriptiv, also nicht tatsächlich vorkommend – zu verstehen sind. Die Ausführungen nehmen wiederholt auf die großen Wissenschaften Bezug, um Unterschiede (insbesondere zu den Naturwissenschaften) und Gemeinsamkeiten (insbesondere mit den Sozialwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften) zu verdeutlichen. 3.2.1
Forschungsgegenstand: IT-Artefakte und Handlungssysteme
Sowohl die WI als auch IS beschäftigt sich mit Informationssystemen im organisationalen Kontext. Ein entsprechender Konsens lässt sich aus den Verlautbarungen der Wissenschaftlichen Kommission Wirtschaftsinformatik (WKWI) bzw. den Äußerungen einschlägiger ISVertreter ableiten:
“Gegenstand der Wirtschaftsinformatik sind Informations- und Kommunikationssysteme (IKS) in Wirtschaft und Verwaltung” ([WKWI94], S. 80).
Keen definiert Information Systems Research als „the study of the Effective Design, Delivery and Usage of Information Systems in Organizations“ ([Keen80], S. 12).
Avgerou und andere beschreiben den Gegenstand der IS-Forschung wie folgt: “phenomena associated with the utilisation of information and communication technologies, primarily in the context of business organizations“ ([ASB99], S. 136)
Dabei wird der Forschungsgegenstand aus der Perspektive des Unternehmens betrachtet, d. h. es stehen Fragestellungen des wirtschaftlichen Erfolgs, der Effektivität und Effizienz von Unternehmen durch die Nutzung von IS im Mittelpunkt. 1 Diese Perspektive spiegelt sich in den verschiedentlich genannten inhaltlich-visionären Zielen für die WI wider: Mertens nennt wiederholt das Langfristziel der „sinnhaften Vollautomation“ ([Mert95], S. 48) bzw. der „Produktivitätssteigerung“ ([Lang06], S. 26); andere langjährige Vertreter sprechen von dem Ziel einer nachhaltigeren „Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des Systemmanagements“ oder von der effizienten und effektiven Unterstützung von Entscheidungsträgern durch IS ([Lang06],
1
Es finden sich vereinzelte Quellen, die dem Gegenstand der WI auch nicht-betriebliche Informationssysteme (z. B. [ÖBF+10], S. 3) zuzählen. Für das normative Selbstbildnis wird jedoch die – dem Namen Wirtschaftsinformatik entsprechende – betriebswirtschaftliche Sichtweise angenommen. Inwiefern die tatsächliche WI- bzw. IS-Forschung andere Perspektiven einnimmt wird an späterer Stelle untersucht (siehe Kapitel 7.3).
3.2 Besonderheiten des IS Research aus wissenschaftstheoretischer Sicht
25
S. 26). Das Ziel, zu einer effektiveren Nutzung von IS in Organisationen beizutragen wird auch von verschiedenen Vertretern des IS betont (z. B. [Keen87], S. 3, [Lang05b], S. 17). Vor diesem Hintergrund können WI und IS als Teile einer gemeinsamen Disziplin mit einer – zumindest aus normativer Sicht – ähnlichen Perspektive auf den gleichen Forschungsgegenstand angesehen werden. Diese integrierende Disziplin wird im vorliegenden Werk in Anlehnung an die Sprachregelung von Frank (in [Fran06]) mit Information Systems Research, abgekürzt ISR, bezeichnet. Zur Benennung der einzelnen Teildisziplinen WI bzw. IS werden die bekannten Kürzel verwendet. Wie im Profil der Wissenschaftliche Kommission WI bereits angedeutet ([WKWI94], S. 81), unterscheidet sich ISR von anderen Disziplinen durch seine Schnittstellenposition: Es betrachtet nicht allein soziale Systeme (wie die Sozialwissenschaften bzw. die Betriebswirtschaftslehre) noch allein technische Systeme (wie die Ingenieurwissenschaften bzw. die Informatik). Daher soll für die Zwecke der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an Frank folgende Definition des Forschungsgegenstandes von WI und IS gelten: Forschungsgegenstand des ISR sind Informationssysteme bzw. IT-Artefakte und zugehörige Handlungssysteme.1 3.2.1.1 Anwendungs- und Praxisorientierung Die Wissenschaftliche Kommission WI betont, dass die „Erfüllung betrieblicher Aufgaben“ ([WKWI94], S. 80) durch die WI-Forschung unterstützt werden soll. Frank formuliert explizit: „[ISR] should support people in practice with designing, introducing, managing and maintaining information systems” ([Fran06], S. 11). Anwendungs- oder Praxisorientierung wird auch von Keen als wesentliches Merkmal von ISR betont: “[IS] research is purposive; it is intended to influence action in some domain [..]. IS [research] rests on contributing to some aspects of effectiveness” ([Keen91], S. 27). Eine Reihe ähnlicher Anmerkungen von ISVertretern findet sich in den Beiträgen zur so genannten „Relevance“-Debatte (siehe [Scha07b]). Ein wesentliches normatives Merkmal des ISR ist somit – neben seinem wissenschaftlichen Anspruch – die gleichzeitige Praxisorientierung bzw. ein ausgeprägter oder zumindest erkennbarer Anwendungsbezug. 3.2.1.2 IT-Artefakte Der Forschungsgegenstand des ISR schließt bewusst nicht allein Informationssysteme i. e. S., also lauffähige Anwendungssoftware, ein. Denn verschiedene IT-nahe Artefakte sind bereits geeignet, bestimmte betriebliche Aufgaben direkt oder indirekt zu unterstützen (z. B. Spra-
1
“The subject of ISR are information systems and the context they are used in, hence an artefact and a social system.“ ([Fran06], S. 11).
26
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
chen der Organisationsmodellierung oder der konzeptuellen Modellierung).1 Der Begriff „ITArtefakt“ soll daher für die vorliegende Arbeit wie folgt im weiteren Sinne verstanden werden: Der Begriff IT-Artefakt schließt alle Formen von Hardware und Software, inklusive konkreter Anwendungssystemklassen und Informations- und Kommunikationstechnologien sowie alle Sprachen und sprachlich verfasste Artefakte ein, die im Rahmen der Entwicklung und Anwendung von Informationssystemen genutzt werden, und die nicht ausschließlich natürlich-sprachlich verfasst sind. Es finden sich innerhalb des ISR Auffassungen, die sich am Begriff des kulturellen Artefaktes orientieren und somit kulturelle und soziale Eigenschaften direkt mit dem Begriff des ITArtefakts verbinden (siehe insb. [OrIa01], S. 121). Es sei daher betont, dass der Begriff „ITArtefakt“ im Rahmen der vorliegenden Arbeit nur solche kulturellen und sozialen Aspekte einschließt, die in den jeweiligen Fachsprachen (d. h. in deren Syntax oder Semantik), in denen die IT-Artefakte verfasst sind, abgebildet sind. 3.2.1.3 Schnittstellenposition ergibt besondere Rolle der Sprache Aufgrund der gemeinsamen Betrachtung von Artefakten und sozialen Systemen muss ISR mit einer bemerkenswerten Vielzahl von Sprachen in unterschiedlichster Ausprägung umgehen:
1
IT-Artefakte sind selbst sprachlich konstituiert: Sie sind häufig vermittels einer Programmiersprache implementiert und weisen (primär) sprachliche Administrations- und Nutzerschnittstellen auf. Auch soziale Systeme wie Organisationssysteme sind in weiten Teilen durch Sprache bzw. sprachliche Abstraktionen konstituiert.
Zur Beschreibung von IT-Artefakten und Handlungssystemen werden Sprachen stark unterschiedlicher Formalisierungsniveaus verwendet: Sowohl formale und semiformale als auch informale Sprachen, sind Gegenstand des ISR. Dies sind einerseits informale betriebliche Konzepte und Abstraktionen; dazu zählt insbesondere die in weiten Teilen informale Sprache der Betriebswirtschafslehre. Andererseits spielen die – häufig formalen – Sprachen der Informatik, wie Programmiersprachen und Programmierkonzepte, zur Beschreibung von IT-nahen Artefakten ebenfalls eine große Rolle.
Zudem befasst sich ISR selbst mit der Entwicklung von semi-formalen Sprachen und Konzepten zur Unterstützung des zielgerichteten Entwurfs von Anwendungssystemen.
Vgl. auch IT-Artefakt-Begriff von Hevner et al.: „we include not only instantiations in our definition of the IT artifact but also the constructs, models, and methods applied in the development and use of information systems“ ([HMP04], S. 82).
3.2 Besonderheiten des IS Research aus wissenschaftstheoretischer Sicht
27
Entsprechende Forschungsergebnisse dienen insbesondere der Unterstützung der oben erwähnten Schnittstellenposition zwischen Anwendern aus dem Unternehmenskontext (Betriebswirtschaftslehre) und Entwicklern, welche die informationstechnische Perspektive einnehmen (Informatik).
Die Begrifflichkeiten der Sprache eines IS und der Sprache der Anwender beeinflussen sich gegenseitig. IS- bzw. IT-Artefakte sind über Kommunikationsschnittstellen zu verwenden; die Sprache eines IS prägt die Sprache der Anwender (z. B. „googeln“). IS werden zur Unterstützung von Handlungssystemen der Praxis entworfen. Somit werden sie ebenfalls von Begriffen und Abstraktionen – also der Sprache – des Handlungssystems geprägt.
Damit zeigt sich die besondere Rolle der Sprache für ISR in verschiedener Hinsicht: es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Sprachformen und Formalisierungsstufen, zwischen den Sprachen der Handlungssysteme und der IT-Artefakte gibt es gegenseitige Abhängigkeiten, zudem sind Forscher im ISR gefordert, die verschiedenen Fachsprachen aufeinander abzubilden und insofern als Übersetzer oder Moderator tätig zu sein (vgl. [Fran06], S. 29). 3.2.1.4 „Mögliche Welten“ Soziale Handlungssysteme und -strukturen verändern sich im Zeitverlauf. Die Sozialwissenschaften untersuchen typischerweise die jeweils aktuell existierenden Handlungssysteme, ggf. verbunden mit einem Rückblick auf Veränderungen im Zeitverlauf. Der Forschungsgegenstand des ISR weist diesbezüglich einen deutlichen Unterschied zum Untersuchungsgegenstand der Sozialwissenschaften auf: Informations- und Kommunikationstechnologien entwickeln sich in teilweise rasanter Geschwindigkeit. Gleichzeitig werden bestimmte Handlungssysteme erst durch die Nutzung von Informationstechnologien geschaffen bzw. ermöglicht. Dies gilt beispielsweise für soziale Strukturen, die durch die Nutzung des Internets ermöglicht wurden aber auch für (über-)betriebliche Strukturen, wie elektronische Märkte oder durch IT integrierte Wertschöpfungsketten. Somit scheint es – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Anspruchs der Anwendungs- und Praxisorientierung – ratsam, ISR nicht allein auf die Betrachtung bestehender Handlungssysteme zu richten, sondern auch informationstechnische Innovationen in Betracht zu ziehen und deren Beitrag zur Gestaltung neuer, innovativer Handlungssysteme – beispielsweise im Hinblick auf ihren Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen – zu untersuchen (vgl. [Fran07], S. 157). Frank spricht in diesem Kontext von „möglichen Welten“ als ein wesentliches Merkmal des Forschungsgegenstandes von ISR ([Fran07], S. 157, vgl. auch [Fran09]). Damit ist zumindest ein Teil des ISR mit einem – den Ingenieurwissenschaften ähnlichen – gestaltenden Anspruch verbunden. 3.2.1.5 Kontingenz Der Untersuchungsgegenstand der Naturwissenschaften verändert sich nicht (wesentlich) im Zeitverlauf und ist – so die allgemein akzeptierte Auffassung – allgemeingültigen und unver-
28
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
änderlichen (Natur-) Gesetzen unterworfen. Vor dem Hintergrund des Anspruchs der Anwendungsorientierung spielen Fragestellungen des Erfolgs der Nutzung von IT im Unternehmenskontext eine wichtige Rolle für ISR-Forschung. Dabei deutet das Wesen des Forschungsgegenstandes jedoch darauf hin, dass es – im Unterschied zu den Naturwissenschaften – keine allgemeingültigen Gesetze für erfolgreiche IT-Nutzung geben kann. Frank spricht diesbezüglich von der Kontingenz des Gegenstandsbereichs im ISR (vgl. auch für nachfolgende Ausführungen [Fran07], S. 158). Es lassen sich drei Ausprägungen dieser Kontingenz feststellen: 1) die Kontingenz der IT-Artefakte, 2) die Kontingenz der Handlungssysteme und 3) die Kontingenz der Sprache. Ad 1) Zentraler Bestandteil des Forschungsgegenstandes im ISR sind Informationssystem bzw. IT-Artefakte; diese werden von Einzelpersonen bzw. im Rahmen sozialer Strukturen (beispielsweise Teams) entworfen. Es kann angenommen werden, dass politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie persönliche Präferenzen diese Entwürfe beeinflussen. Damit weisen sie deutliche Gestaltungsspielräume auf; auch andere Entwürfe wären denkbar und könnten ggf. in ähnlichem Maße erfolgreich eingesetzt werden. Ad 2) Die betrachteten Handlungssysteme sind ebenfalls – wie der Gegenstand der Sozialwissenschaften – einer gewissen Kontingenz unterworfen. Motive, Ziele und Intentionen menschlichen Handelns sowie mögliche beeinflussende Faktoren lassen sich nicht vollständig erfassen. Das Handeln von Menschen im Zusammenhang mit der Entwicklung und Anwendung von Informationssystemen lässt sich daher nur unzureichend durch Gesetze oder Theorien nach dem Vorbild der Naturwissenschaften beschreiben. Ad 3) Zur Kommunikation wird im Handlungssystem Organisation oder Unternehmen die natürliche Sprache verwendet, die typischerweise nicht formal ist und damit selbst kontingent. Mit Begriffen werden in unterschiedlichen Zeiten und Organisationen bzw. Organisationsteilen verschiedene Bedeutungen verbunden. Die Einführung neuer Informationssysteme muss mit den damit verbundenen Herausforderungen umgehen. 3.2.2
Merkmale und Abstraktionen denkbarer Forschungsziele
Die Forschungsergebnisse des ISR müssen einerseits wissenschaftlichen Kriterien genügen und andererseits geeignet sein, den Anspruch der Anwendungs- bzw. Praxisorientierung zu erfüllen. Im Mittelpunkt des Gegenstandsbereichs steht der (wirtschaftliche) Erfolg bzw. die Angemessenheit von Handlungssystemen und IT-Artefakten. Diesbezüglich lassen sich drei denkbare Forschungsfragen unterscheiden, die auf verschiedene abstrakte inhaltliche Forschungsziele gerichtet sind. Ein Forschungsprojekt kann diesbezüglich auf mehrere der abs-
3.2 Besonderheiten des IS Research aus wissenschaftstheoretischer Sicht
29
trakten inhaltlichen Forschungsziele gleichzeitig gerichtet sein. Die nachfolgend dargestellte Unterscheidung erfolgt zu analytischen Zwecken:
Die Ingenieurwissenschaften, insbesondere die Informatik, aber auch die praktische, angewandte Betriebswirtschaftslehre, richten ihre Forschung u. a. auf die Gestaltung von Entwürfen zur Lösung spezifischer Anwendungsprobleme. Diesbezüglich wird im ISR die Frage adressiert: „Wie lässt sich ein Problem/eine Schwierigkeit im Gegenstandsbereich durch ein neues Handlungssystem/IT-Artefakt lösen?“ Damit sind ITArtefakte und entsprechende Handlungssysteme gleichzeitig Gegenstand und Ziel bzw. Ergebnis der Forschung.
Insbesondere aus Sicht der Praxis stellt sich grundsätzlich die Frage der Bewertung (auch Evaluation) des Erfolgs bzw. der Angemessenheit: „Ist ein Handlungssystem/IT-Artefakt erfolgreich bzw. angemessen?“ oder „Ist ein Handlungssystem/ITArtefakt erfolgreicher bzw. angemessener als ein anderes/als bisherige?“ Aus wissenschaftstheoretischer Sicht sind diese Verfahren zu den gängigen Verfahren der Praxis (wie „best practice“ Ansätzen) durch eine nachvollziehbare und in geeigneter Form begründete Vorgehensweise abzugrenzen.
Zentrales Ziel der klassischen Naturwissenschaften ist die Erklärung von empirischen Phänomenen. Im ISR richtet sich die Erklärung von Zusammenhängen auf die Frage: „Warum ist ein Handlungssystem/IT-Artefakt (nicht) erfolgreich?“ und sucht somit nach Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren für den Erfolg.
Jedes dieser inhaltlichen Forschungsziele setzt eine geeignet Beschreibung des jeweiligen konkreten Untersuchungsgegenstands voraus (z. B. „Wie sieht ein Handlungssystem/ITArtefakt aus?“ bzw. „Wie kann ein Handlungssystem/IT-Artefakt aussehen?“). Die angemessene und verständliche Konzeptualisierung bzw. Beschreibung von IT-Artefakten ist hierbei von zentraler Bedeutung und aufgrund der besonderen Rolle der Sprache gleichzeitig eine zentrale Herausforderung (vgl. [Fran06], S. 28). Daher kann als ein Kriterium zur Differenzierung von Forschungsarbeiten die sprachliche Verfasstheit bzw. das Formalisierungs- und Strukturierungsniveau der Forschungsergebnisse bzw. -ziele herangezogen werden. Nachfolgend werden drei prototypische Beispiele für Forschungsziele u. a. anhand ihrer sprachlichen Verfasstheit charakterisiert:
Erklärungen im behavioristischen Sinn werden als Hypothesen über Kausalzusammenhänge empirisch erfassbarer Variablen formuliert. Theorien, verstanden als Menge zusammenhängender bzw. Netz von Hypothesen und idealtypisch in der Form von Naturgesetzen, gelten im Rahmen der Naturwissenschaften als primäres Forschungsziel (siehe dazu beispielsweise die Arbeiten von Carnap, Popper und Lakatos). Empirisch überprüfte Hypothesen im behavioristischen Sinn sind insofern formal, als dass das Ausmaß der statistischen Korrelation (interpretiert als kausale Beziehungen entspre-
30
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
chend eines festgelegten Konfidenzmaßes) zwischen den empirischen Variablen expliziert wird.
Erklärungen oder Interpretationen im hermeneutischen Sinn über Zusammenhänge des Gegenstandsbereichs können ebenfalls in Form von Hypothesen formuliert sein; diese bilden jedoch keine Kausalzusammenhänge im naturwissenschaftlichen Sinn ab. Überprüfte Hypothesen im hermeneutischen Sinn sind natürlichsprachlich verfasst und nicht formal beschrieben. Bewertende oder beschreibende interpretative Forschungsergebnisse werden hierbei zudem häufig (ohne die Explikation von Hypothesen) in textueller Form dargestellt.
3.2.3
Forschungsergebnisse der Gestaltung im ISR sind Handlungssysteme und ITArtefakte. Handlungssysteme werden dabei häufig in Form von Organisations- oder Geschäftsmodellen oder in Form von Vorgehensmodellen sprachlich beschrieben. ITArtefakte können formal oder semi-formal spezifiziert werden, beispielsweise als Architekturkonzept, Modellierungssprache, Referenzmodell oder Prototyp. Insbesondere bzgl. neu gestalteter IT-Artefakte als Forschungsergebnis ist anzumerken, dass das tatsächliche Forschungsergebnis (beispielsweise das Architekturkonzept) in einer entsprechenden Veröffentlichung nicht vollständig abgebildet werden kann; somit besteht hier ein deutlicher Unterschied zwischen dem tatsächlichen und dem im Rahmen einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlichten Forschungsergebnis. Merkmale und Abstraktionen denkbarer Begründungsverfahren
Wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse unterscheiden sich vom Alltagswissen bzw. von der betrieblichen Praxis (insb. der Beratungspraxis bzw. dem „best practice“Ansatz) durch eine geeignete Begründung nach wissenschaftlichen Maßstäben. Die Wahrheit einer Erklärung, Beschreibung oder Bewertung bzw. die Angemessenheit einer Gestaltung sind in transparenter und der Kritik zugänglichen Weise darzulegen (vgl. [Fran06], S. 36 ff). Ansätze zur Begründung der Gültigkeit der gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen der Naturund Geisteswissenschaften lassen sich in Korrespondenz, Konsens und Kohärenz differenzieren (vgl. z. B. [Mitt04], Bd. 4, S. 595 f):
Das Kriterium der Korrespondenz mit der Realität wird zur Begründung von Erklärungen im behavioristischen Sinn verwendet: Eine Aussage bzw. eine Hypothese ist dann wahr oder gültig, wenn sie mit der Realität übereinstimmt. Im weiteren Sinne kann das Korrespondenzkriterium auch zur Begründung der Umsetzbarkeit oder Anwendbarkeit von abstrakten IT-Artefakten herangezogen werden: Ein IT-Artefakt ist dann umsetzbar, wenn es erfolgreich in Praxis oder Forschung angewendet wurde.
Das Konsenskriterium fordert eine Übereinstimmung in der Gruppe der Fachleute bzgl. der Wahrheit bzw. Angemessenheit des Forschungsergebnisses. Dies kann einer-
3.2 Besonderheiten des IS Research aus wissenschaftstheoretischer Sicht
31
seits durch ein konsensorientiertes Verfahren der Befragung von Fachleuten (z. B. Delphi-Studie) erreicht werden. Andererseits bietet die hermeneutische Methode Prinzipien der offenen und selbstkritischen Argumentation zur intersubjektiv nachvollziehbaren Darstellung und Begründung der Einschätzungen des Forschers ([Mitt04], Bd. 2, S. 883).
Das Kriterium der Kohärenz fordert die Stimmigkeit eines Forschungsergebnisses mit bestehenden Erkenntnissen. Dies kann im Rahmen hermeneutischer Verfahren durch die Darstellung der Übereinstimmung mit der Literatur dargestellt werden. Auch die Anwendung bestehender Theorien zur Ableitung neuer Erkenntnisse kann als Begründungsansatz im Sinne des Kohärenzkriteriums herangezogen werden. Ein weiteres Kriterium ist die Stimmigkeit des Forschungsergebnisses selbst, d. h. die Konsistenz der Teilergebnisse und die interne Konsistenz der verwendeten Begrifflichkeiten und Konzepte. Für gestaltungsorientierte Forschungsergebnisse kann das Kohärenzkriterium in einer weiteren Wendung verstanden werden: Die Integrationsfähigkeit eines neuen IT-Artefakts mit bestehenden und akzeptierten Abstraktionen und Artefakten unterstreicht bzw. begründet dessen Angemessenheit.
In den Formal- sowie den Ingenieurswissenschaften ist die Angemessenheit bzw. die Fehlerfreiheit von technischen Artefakten bzw. formalen Strukturen nachzuweisen. Dazu werden mathematische Verfahren auf formale Modelle angewendet. Die Begründungskriterien für den ISR sind somit um das Kriterium des Modell-basierten Nachweises der Angemessenheit zu ergänzen. 3.2.4
Merkmale und Abstraktionen denkbarer Zugangsarten
Die wissenschaftliche Methode erfordert eine geeignete Annäherung an den Untersuchungsgegenstand. Jeder Forscher steht vor der Herausforderung, sich seinem Forschungsgegenstand in einer Form zu nähern, die es ihm ermöglicht, die gesetzten Forschungsziele zu erreichen und zu begründen. Dies gilt sowohl für Arbeiten mit dem Ziel der Erklärung oder Bewertung als auch für solche mit dem Ziel der Gestaltung. Grundsätzlich kann man Zugangswege danach differenzieren, ob sie auf die handelnden Personen bzw. Organisationen fokussieren, oder ob Artefakte (welche in verschiedenen Handlungssystemen ggf. schon verwendet werden) im Mittelpunkt stehen. Orthogonal dazu können direkte und indirekte Zugangswege differenziert werden (siehe Tabelle 6).
32
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
Fokus
Direkter Zugang
Indirekter Zugang
Handeln von Individuen/ Organisationen
Der Zugang zur Realität erfolgt direkt über die handelnden Individuen bzw. Organisationen im Untersuchungsbereich (Methoden der empirischen Sozialforschung) Befragen Beobachten Teilnahme Experiment
Der Zugang zur Realität erfolgt mittels Informationsquellen über das Handeln von Individuen/ Organisationen, insb. Sekundärquellen
Unmittelbarer Zugang über Artefakte als Teil der Realität IT-nahe Artefakte Management-Frameworks oder Vorgehensmodelle Auch: Zugang für Meta-Forschung: Artefakte der Forschung (insb. Publikationen)
Mittelbarer Zugang über Artefakte als Modell der Realität: Bestehende Modelle / Theorien Simulationsmodell
Artefakte
Tabelle 6:
Wissenschaftliche Publikationen (Literaturstudium)
Systematisierung der Zugangsarten zur Realität nach Fokus und Mittelbarkeit
Auch hier ist zu betonen, dass sich die verschiedenen Zugangswege nicht ausschließen, sondern sich im Rahmen eines Forschungsprojektes ergänzen können. Fokus: Handeln von Individuen bzw. Organisationen Mögliche direkte Zugangsarten, welche auf das Handeln von Individuen bzw. Organisationen fokussieren, lassen sich aus den gängigen Methoden der empirischen Sozialforschung ableiten. Will man die soziale Realität empirisch erfassen, so lassen sich vier grundlegende direkte Zugangswege unterscheiden1: Befragen, Beobachten, Teilnahme und Experiment. Bei Befragungen und Beobachtungen strebt der Forscher i. A. danach, eine möglichst neutrale Position gegenüber dem zu untersuchenden Phänomen bzw. den befragten Personen einzunehmen. Dagegen umfasst die dritte Zugangsart Teilnahme Forschungsmethoden, in denen der Forscher die unabhängige Position aufgibt und danach strebt, durch den engen Kontakt mit den Beteiligten ein besseres Verständnis des untersuchten Problems zu erlangen (z. B. Aktionsforschung). Die vierte Zugangsart Experiment zeichnet sich dadurch aus, dass der zu untersuchende Realitätsausschnitt selbst vom Forscher planmäßig konstruiert wird. Werden nicht die Handelnden selbst befragt oder beobachtet, so können andere Informationsquellen (Sekundärquellen), welche über das Handeln von Individuen bzw. Organisationen Auskunft geben, als Zugangsweg genutzt werden. Ein Beispiel für diesen indirekten Zugang sind professionelle Informationsdienstleister oder Nachrichtensender. Fokus: Artefakte Um beispielsweise Anforderungen an neu zu entwickelnde Handlungssysteme bzw. ITArtefakte abzuleiten, können bestehende Konzepte oder Vorgehensmodelle bzw. bestehende 1
Vergleiche Standardwerke zu empirischen Methoden der Sozialwissenschaften, wie beispielsweise [Diek09].
3.2 Besonderheiten des IS Research aus wissenschaftstheoretischer Sicht
33
Anwendungssysteme oder IT-Artefakte selbst – quasi als Teil der Realität – betrachtet und somit als direkter Zugangsweg zum Untersuchungsgegenstand genutzt werden. Auch die Bewertung bzw. Evaluation entsprechender Artefakte setzt den direkten Zugang zum Artefakt voraus. Die vorliegende Arbeit wählt mit der systematischen Analyse von Publikationen eine weitere direkte Zugangsart: Publikationen werden hier als Teil der Forschungsrealität des ISR betrachtet. Artefakte, Konzepte oder Theorien sind häufig Modell der Realität und können insofern auch als indirekte Zugangsart zum Untersuchungsgegenstand dienen. Beispielsweise basiert die Entwicklung eines ökonomischen Modells auf der Beschäftigung mit bestehenden Modellen und ökonomischen Theorien, die für neue Untersuchungszwecke angepasst und erweitert werden. Auch Simulationsmodelle können als indirekter Zugangsweg zur Realität dienen: als Modell der Realität und damit als Ausgangspunkt zur Überprüfung entsprechender Thesen. Das Studium wissenschaftlicher Literatur zur Einbettung und Abgrenzung der eigenen Forschungsarbeit kann als gesonderter mittelbarer Artefakt-bezogener Zugang eingeordnet werden. Dieser ist von systematischen Publikationsanalysen zu unterscheiden, welche Veröffentlichungen als Teil der Forschungsrealität betrachten und damit als unmittelbaren Zugangsweg nutzen.
34
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
3.3 Annahmen zu Entwicklung und Status von WI und IS Die Entstehungsgeschichten von IS und WI lassen sich zum Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückverfolgen: Die technologischen Fortschritte in den 1950er und 1960er Jahren haben die Anwendung von Informationstechnologien in Unternehmen möglich gemacht und waren damit Grundlage für die Entwicklung der akademischen Disziplinen, die sich diesem Thema widmen. Ausgewählte wichtige Eckdaten der nachfolgenden historischen Entwicklung von WI und IS werden in Kapitel 3.3.1 vorgestellt (vgl. [ScFr07]1). Kapitel 3.3.2 bietet Einblicke bezüglich der Nachhaltigkeit der Entwicklung, der Rolle der Praxisorientierung sowie der Rolle der Reflexion von Disziplinvertretern über die eigene Disziplin. Die dargestellten Thesen sind Ergebnis einer interpretativen Analyse von Veröffentlichungen seit den frühen 1980er Jahren bis heute, die sich mit dem Stand und der Entwicklung der Disziplinen auseinandersetzen (vgl. [Scha07a]). 3.3.1
Entstehungsgeschichte
Die historische Entwicklung der WI – bzgl. Forschungsinstitutionen, Wissenschaftskommissionen und dedizierter Publikationsorgane – ist in verschiedenen Veröffentlichungen dokumentiert (z. B. [MeWe82], [MCE+02]). Zur Veranschaulichung der Entwicklung im Zeitverlauf werden in Tabelle 7 (S. 35) einige Eckdaten der Entwicklung der WI denen der ISDisziplin gegenübergestellt: Die erste deutschsprachige Habilitationsschrift mit einem dedizierten Schwerpunkt auf elektronischer Datenverarbeitung im Betrieb wurde 1966 von Mertens erstellt [Mert66]. Bereits Ende der 1960er Jahre wurden die ersten Lehrstühle mit Ausrichtung „Betriebsinformatik“ eingerichtet. Die Einrichtung weiterer Lehrstühle folgte in den 1970er Jahren. 1975 wurde die Wissenschaftliche Kommission Wirtschaftsinformatik (WKWI) im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft (VHB) gegründet und drei Jahre später (1978) folgte die Gründung eines Fachausschuss zum Thema „Betriebliche Anwendung der Datenverarbeitung“ (später Fachbereich Wirtschaftsinformatik) innerhalb der Gesellschaft für Informatik (GI). Obwohl seit Ende der 1970er Jahre neben Vertiefungsmöglichkeiten in betriebswirtschaftlichen Studiengängen bereits dedizierte WI-Studiengänge angeboten worden waren, wurde die erste Empfehlung für die Universitätsausbildung in der WI erst 1984 verabschiedet. Wiederum erst acht Jahre später folgte die erste Lehrplanempfehlung für WI-Diplomstudiengänge. Zwischenzeitlich war die erste Ausgabe der Zeitschrift „Wirtschaftsinformatik“ erschienen und 1993 fand die erste wissenschaftliche Konferenz „Wirtschaftsinformatik“ als WKWIFachtagung statt. 1
Die Ausführungen in Kapitel 3.3.1 wurden – bis auf geringfügige Änderungen – von der Autorin bereits für den Beitrag [ScFr07] (S. 123 ff ) verfasst und veröffentlicht.
35
3.3 Annahmen zu Entwicklung und Status von WI und IS
Wirtschaftsinformatik Erste Habilitation von Mertens mit dediziertem Schwerpunkt auf Elektronische Datenverarbeitung [Mert66] Erste Lehrstühle unter dem Namen “Betriebsinformatik”
Jahrzehnt 1966
Ende der 1960er
1967/68 1970er
Gründung der WKWI Erste Studienversuche dedizierter WI-Studiengänge
1975
GI-Fachausschuss „Betriebliche Anwendungen der Datenverarbeitung“
1978
Information Systems
1960er
1972 / 73
Erste IS Curriculavorschläge
1974
Erstes MIS Lehrbuch [Davi74] Gründung des CISR
1977
Erste Ausgabe der MIS Quarterly
1980er
Empfehlung zur Universitätsausbildung in Betriebsinformatik
1984
Erste Ausgabe der Zeitschrift “Wirtschaftsinformatik”
1990
Erste Lehrplanempfehlung für dedizierte WI-Diplomstudiengänge
1992
Erste “Wirtschaftsinformatik” Konferenz
1993
Tabelle 7:
Gründung des MISRC
1980
Erste ICIS Konferenz
1982
Überarbeitung der Curricula für Graduates/ Undergraduates [NCD82]
1994
Gründung der Association for Information Systems (AIS)
1990er
Ausgewählte Eckdaten zur frühen historischen Entwicklung von IS und WI
Neben der beachtlichen Zahl von Quellen zur Geschichte der WI findet sich nur eine sehr geringe Anzahl Publikationen, welche sich mit der historischen Entwicklung des IS bzw. MIS1 beschäftigen (z. B. [Powe03]). Die Webseite2 des MIS Research Center (MISRC) an der Universität von Minnesota gibt an, dass das MISRC im Jahre 1967/68 als erste dedizierte (M)ISForschungsinstitution gegründet wurde. Vier Jahre später wurden die ersten Curriculavorschläge für Bachelor und Master-IS-Studiengänge im Rahmen des ACM Model Curriculum veröffentlich ([Ashe72], [Coug73]). Seither wurden die Model Curricula für Bachelorund Masterstudiengänge im Abstand von mehreren Jahren wiederholt überarbeitet und angepasst ([NCD82], [DGC+97], [GoGr00], [GDV+03], [GGS+06]). 1974 veröffentlichte Gordon B. Davis das erste und seither weit verbreitete Lehrbuch für das Fach MIS [Davi74]. In den 1970er Jahren wurden weitere Forschungsinstitutionen gegründet 1
Nach anfänglichem Fokus auf das Studium von Management-Informationssystemen („Study of Management Information Systems MIS“ [VanH73]) wird der Disziplinbezeichner IS schon lange Jahre austauschbar mit dem Terminus MIS verwendet [Davi00]. Gleichzeitig wird ein erweiterter Forschungsgegenstand betrachtet, der verschiedenste Informationssysteme in betrieblichen Organisationen einschließt (z. B. [IHD80], [Keen80]) und damit über Managementunterstützungssysteme hinausgeht.
2
http://misrc.umn.edu/about/history/ (letzter Aufruf 29. Juli 2010)
36
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
(u. a. das Center for IS Research, CISR, an der MIT Sloan School for Information Management). Als Ergebnis einer gemeinsamen Initiative des MISRC und der Society for Information Management (SIM) wurde 1977 die erste Ausgabe der Zeitschrift MIS Quarterly herausgegeben, welche sich mittlerweile als das „Flaggschiff“ unter den IS-Zeitschriften etabliert hat (siehe z. B. [RaMi05], [LRC04]). Die erste International Conference on Information Systems (ICIS) fand im Jahre 1980 statt. Auf Initiative und mit deutlichem Einfluss des nordamerikanischen IS wurde 1993 die Association for Information Systems (AIS) gegründet, die darauf zielt, IS-Forscher weltweit zu vertreten. 3.3.2
Status
Die nachfolgend vorgestellten Thesen zum Status der Disziplinen WI und IS sind Ergebnis einer Auswertung von Publikationen über die WI bzw. IS seit den 1980er Jahren. Eine ausführliche Darstellung der relevanten Quellen findet sich in einem bereits veröffentlichten Forschungsbericht der Autorin [Scha07a]. Die Thesen, die als Annahmen zur späteren Begründung von Erklärungsansätzen dienen (siehe Kapitel 8.2), sind kursiv formatiert. Sie bieten Einblicke bezüglich der unterschiedlichen institutionellen Einbettung von WI und IS, ihrer Etablierung an Hochschulen sowie ihrem Verhältnis zur Praxis. 3.3.2.1 Nachhaltigkeit der Entwicklung: Legitimation Die historische Rekonstruktion der WI weist auf eine nachhaltige und – zumindest im nationalen Rahmen – erfolgreiche Entwicklung hin (für Details siehe [Scha07a], vgl. auch [ÖBF+10]). Dies bezieht sich einerseits auf die Größe der Disziplin in Form von Lehrstühlen, (akkreditieren) Studiengängen1, Publikationsorganen und wissenschaftlichen Konferenzen. Andererseits deuten auch die im Laufe der Zeit weiterentwickelten Rahmenempfehlungen für WI-Curricula auf eine zunehmende „Reife“ des Fachs. Seit Mitte der 1990er Jahre engagieren sich Vertreter der WI auch zunehmend im internationalen Forschungsumfeld. Der Erfolg der Entwicklung des nordamerikanischen IS zeigt sich vornehmlich im internationalen Ansehen ihrer Publikationsorgane; innerhalb ihrer eigenen Universitäten bestehen für viele IS-Professoren offenbar weiterhin Legitimationsprobleme (vgl. [Scha07a], S. 31): Insbesondere mehrere anerkannte wissenschaftliche Zeitschriften – u. a. MIS Quarterly (MISQ) seit 1977, Journal of MIS (JMIS) seit 1984, Information Systems Research (ISR) seit 1989 – und jährlicher wissenschaftliche Konferenzen – ICIS seit 1980 und Americas Conference on Information Systems (AMCIS) seit 1995 – deuten auf eine erfolgreiche Entwicklung der Disziplin hin. Die von Vertretern des IS initiierten akademischen Zeitschriften, wie MISQ, sind nicht nur in der nordamerikanischen Disziplin sondern auch in anderen Regionen hochgeschätzt: die genannten Zeitschriften sind als hochwertige Publikationsorgane in einschlägigen
1
Für eine detaillierte Darstellung aktueller WI-Studiengänge und Professuren siehe [Scha08].
3.3 Annahmen zu Entwicklung und Status von WI und IS
37
Ranglisten vertreten, z. B. RAE Ranking in England, VHB/WKWI Ranking in Deutschland [WKWI08]. Im Hinblick auf den Status der IS Professoren an den jeweiligen akademischen Institutionen – insbesondere den Business Schools – und die Verankerung der IS (MIS, CIS) Studiengänge an den Universitäten gibt es in der Literatur verschiedene Hinweise auf Unsicherheiten und Schwierigkeiten: Berichtet wird von fehlender Akzeptanz der IS-Forscher (z. B. [Robe96]) und – seit Ende der 1990er Jahre – von rückläufigen Studierendenzahlen und Nachfrageproblemen aufgrund des Platzens der Dot-Com-Blase und der Offshoring-Debatte (z. B. [HLN+05], [Davi06], [FLL08]). Eine nachhaltige Entwicklung des Fachs IS spiegelt sich deutlich in der Fortentwicklung der Model Curricula wider (siehe [ScSc07]). Nicht zuletzt ist die Akkreditierung eigener Studiengänge ein Indikator für den Reifegrad und die Eigenständigkeit einer wissenschaftlichen Disziplin. Da IS-Studiengänge zu großen Teilen in Business Schools integriert sind, werden in vielen Fällen die wirtschaftswissenschaftlichen Anteile der IS-Studiengänge entsprechend der AACSB1-Vorgaben akkreditiert [ImGo02]. Ein eigenständiger Akkreditierungsprozess (nur) für Undergraduate (M)IS-Studiengänge ist jedoch erst 2001 initiiert worden [ImGo02].2 3.3.2.2 Rolle der Praxisorientierung Bereits seit ihren Anfängen zeichnet sich die Disziplin WI durch intensive Beziehungen zur Praxis aus (für Details siehe [Scha07a], vgl. auch [ÖBF+10]): Der Aufbau der ersten Lehrveranstaltungen und Studiengänge wurde von starker Nachfrage aus der Praxis getrieben. Es finden sich zwei Zeitschriften, die primär darauf zielen, der Praxis Hilfestellung zu aktuellen Themen der WI zu bieten (HMD-Praxis der Wirtschaftsinformatik sowie Information Management & Consulting). Seit den Anfängen der Disziplin gibt es enge Verflechtungen mit Unternehmen verschiedenster Branchen und nicht wenige WI-Professoren besitzen eine eigene Beratungsfirma ([Lang06], S. 70). Eine dedizierte Praxisorientierung zeigt sich bereits in den Diskussionen zur Ausrichtung der „Betriebsinformatik“ in den frühen 1980er Jahren („der Praxis zu dienen“ [Stef82]). Der Praxisbezug wird darüber hinaus in allen Rahmenempfehlungen für die Lehre besonders betont. Die Anfänge des IS waren aufgrund der hohen Praxisnachfrage auch durch intensive Nachfrage von Studierenden geprägt, was Berichten nach zu deutlichen Engpässen bei qualifiziertem Lehrpersonal führte (z. B. [Sher02]). Die anfänglich offenbar sehr enge Beziehung zur Praxis setzte sich jedoch nicht als wesentliches Merkmal des IS durch. Schwierigkeiten und Besonderheiten der Business Schools insgesamt – wo ein Großteil der IS-Professoren ange-
1
Association to Advance Collegiate Schools of Business
2
Bis Januar 2006 wurden 20 undergraduate Studiengänge entsprechend den Richtlinien von Accreditation Board for Engineering and Technology (ABET) akkreditiert [GoBe06].
38
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
siedelt ist – als auch des IS im Besonderen lassen sich in einer Vielzahl von Diskussionsbeiträgen zur Relevance-Debatte erkennen (siehe [Scha07b]). 3.3.2.3 Rolle der Selbstreflexion Reflexionen bzgl. des wissenschaftlichen Status der Disziplin Wirtschaftsinformatik fanden nur vereinzelt statt (für Details siehe [Scha07a]); seit 2008 werden entsprechende Diskussionen mit relativ breiter Beteiligung geführt: In den 1980er Jahren wurden Diskussionen zum Status und zur Ausrichtung der Disziplin von verschiedenen Forschern geführt, jedoch nur vereinzelt aufgegriffen und kommentiert. Ebenfalls nur geringe Resonanz fanden spätere selbstkritische Diskussionen einzelner Disziplinvertreter (z. B. Mertens, Heinrich) in den 1990er Jahren. Ab Ende der 1990er Jahre wurden im Rahmen dedizierter Tagungen verschiedene wissenschaftstheoretische Fragestellungen untersucht (siehe ausführlich [Scha07], S. 15 ff). Nach der Auswertung von 14 Jahrgängen der Zeitschrift Wirtschaftsinformatik bescheinigte Heinrich der Wirtschaftsinformatik ein Defizit an methodischer Fundierung und Transparenz [Hein05]. Bis vor kurzem verblieben auch diese Diskussionen im relativ kleinen Kreis interessierter Forscher. Erst der zunehmende Druck zur internationalen Sichtbarkeit und zur Messung der wissenschaftlichen Leistung anhand von Publikationen in international anerkannten Zeitschriften führte dazu, dass die Rolle von Publikationen in anerkannten Zeitschriften und damit auch die Frage der methodischen Ausrichtung der WI-Forschung nun in breiteren Kreisen diskutiert wird: •
Der Juniorprofessoren- und Habilitanden-Workshop der Wirtschaftsinformatik 2007 fokussierte auf das Thema "Publizieren in (inter-) nationalen Zeitschriften [und] deren Rolle im Qualifikationsprozess“1. Eine WI-Orientierungsliste anerkannter wissenschaftlicher Zeitschriften wurde 2008 erstellt [WKWI08].
•
Es sind verschiedene Sammelbände erschienen, die sich mit der Frage der normativen methodischen und inhaltlichen Ausrichtung der WI auseinandersetzen ([JuMy08], [BKN09], [ÖWB10]). Jüngst veröffentlicht wurde darin ein Plädoyer zur (internationalen) Anerkennung gestaltungsorientierter WI-Forschung, welches von insgesamt zehn renommierten Vertretern der WI-Disziplin verfasst und unterzeichnet wurde [ÖBF+10].
Die Entwicklung des nordamerikanischen IS ist seit ihren Anfängen wesentlich geprägt durch wiederholte und ausführliche öffentliche Diskussionen zum Status und zum Erfolg der Disziplin. Hirschheim und Klein beschäftigen sich beispielsweise unter der Überschrift „a reflective
1
Siehe Programm zum Juniorprofessoren- und Habilitanden-Workshop der Wirtschaftsinformatik 2007 in Siegen, www.uni-siegen.de/fb5/cio/workshop/ (letzter Zugriff: 18. Mai 2010).
3.3 Annahmen zu Entwicklung und Status von WI und IS
39
history“ u. a. mit den Diskussionen, die bis dahin zum Status der Disziplin geführt worden waren [HiKl03]. Aus der Vielzahl von Debatten, zu jeweils aktuellen Problemen oder Herausforderungen der Disziplin, sei hier nur eine Auswahl dargestellt: •
Relevance-Debatte: Bereits 1987 formulierte Keen den dringenden Bedarf, eine klare „mission“ der Disziplin zu definieren um der Herausforderung der Behandlung praxisnaher Probleme bei gleichzeitig hochqualitativer Forschung, die über „academic consulting“ hinausgeht, zu begegnen [Keen87]. Seither gab es in wissenschaftlichen Zeitschriften und Konferenzbänden über 50 Beiträge zur Frage der Anwendungs- und Praxisorientierung der IS-Forschung und Lehre (siehe [Scha07b]), sowie eine Vielzahl von Diskussionsbeiträgen auf der AIS-World Mailingliste1.
•
Identity-Debatte: Zu Fragen der Identität und Legitimität der IS Forschung gab es ebenfalls zahlreiche Beiträge (u. a. [Keen80], [King93], [Carr03], [KiLy04], [GVV05], [RaWe09]). Dass die Frage der Rechtfertigung als eigenständige Disziplin auch heute noch bei vielen Vertretern des IS diskutiert wird, lässt sich u. a. an verschiedenen Diskussionsbeiträgen auf der AIS-World Mailingliste erkennen. 2
•
Diversity-Debatte: Im Rahmen der Diversity-Debatte wurde diskutiert, wie mit der offenbaren Vielfalt – insb. der Themen, aber auch der Methoden – in der IS-Forschung umzugehen sei (u. a. [King93], [BeWe96], [Robe96]).
•
Offshoring-Debatte und Debatte zum Umgang mit rückläufigen Studierendenzahlen: Eng verbunden mit früheren Fragen der Existenzberechtigung einer eigenen akademischen IS-Disziplin sind jüngere Diskussionen zu den Implikationen des Offshoring von IT-Arbeitskräften für den Arbeitsmarkt in den USA und die Nachfrage der Studierenden (u. a. [GVV05], [HLN+05], [Davi06], S. 22 f., [GDL+07], [FLL08], sowie ein diesbezügliches Sonderheft der Management Information Systems Quarterly in 2008, Band 32, Heft 2).
1
Siehe http://home.aisnet.org/displaycommon.cfm?an=1&subarticlenbr=65 (letzter Aufruf 21. Juni 2010)
2
Beispielsweise ergab die Aufforderung im Oktober 2006, „bumper sticker“-Sprüche zu sammeln, die das Wesen und die Attraktivität des Faches für Studenten einfach zusammen fassen sollen, über 100 Vorschläge (siehe http://docs.google.com/View?docid=ddbxn337_19srk73m, letzter Aufruf 21. Juni 2010).
40
3 Grundbegriffe, Grundannahmen und Forschungsfragen
3.4 Forschungsfragen dieser Arbeit Die nachfolgend vorgestellten Forschungsfragen beschreiben den inhaltlichen Fokus der vorliegenden Arbeit. Dazu wird auf die oben dargestellten Annahmen und Besonderheiten des ISR Bezug genommen. Der allgemeinen Zielsetzung der Arbeit entsprechend werden die Forschungsfragen im Laufe der Arbeit zunächst beschreibend in Form deskriptiver Ergebnisthesen – zuerst bezogen auf ISR insgesamt und dann WI und IS vergleichend – beantwortet (siehe Kapitel 7). Erst im Anschluss erfolgt die Bewertung der Ergebnisthesen anhand geeigneter Kriterien und die Suche nach Erklärungsansätzen (siehe Kapitel 8). Forschungsziele und -methoden Wie oben erläutert, weist ISR wesentliche Unterschiede zu den Naturwissenschaften auf (siehe Kapitel 3.2). Aufgrund der Kontingenz des Forschungsgegenstandes sind Theorien im Sinne zusammenhängender naturwissenschaftlicher Gesetze nicht als Forschungsergebnis des ISR zu erwarten (vgl. [Fran06], S. 12). Vor dem Hintergrund des Anspruchs der Wissenschaftlichkeit sollte die Forschung dennoch darauf gerichtet sein, Ergebnisse zu erzielen, die sich nicht auf Einzelfälle beziehen, sondern die Merkmale und Zusammenhänge beinhalten, welche für mehrere Fälle (beispielsweise Unternehmen, Branchen) der Realwelt bzw. der möglichen Welt relevant sind (vgl. „Abstraktions-Postulat“ nach [Fran06], S. 33 f bzw. [Fran07], S. 169 f). Trotz des zentralen normativen Merkmals der Anwendungsorientierung, ist eine klare Abgrenzung des ISR von gängigen Vorgehensweisen der Praxis, wie der Tätigkeit von Unternehmensberatern und dem Aufstellen von „best practices“ durch Unternehmen, anzustreben. Anhand geeigneter Analysekriterien sollen daher Forschungsziele und methoden der untersuchten WI- und IS-Artikel vergleichend analysiert werden: Forschungsfrage-1: Welche Forschungsziele werden angestrebt und welche Forschungsmethoden, d. h. Zugangsarten und Begründungsverfahren, werden angewendet, um diese zu erreichen? Inwiefern lassen sich Forschungsziele und -methoden hinsichtlich ihrer Angemessenheit – insbesondere bezüglich der Kontingenz des Gegenstandsbereichs und des wissenschaftlichen Anspruchs – beschreiben? Perspektiven auf den Forschungsgegenstand Eine einheitliche Perspektive auf den Forschungsgegenstand ist wesentliches Kennzeichen für eine Disziplin. Die historische Entwicklung und institutionelle Einbettung von WI und IS weist in Teilen bedeutende Unterschiede auf (siehe Kapitel 3.3). Gleichzeitig betonen Verteter von WI und IS die zentrale Rolle der betriebswirtschaftlichen Sichtweise für den ISR (siehe Kapitel 3.2.1). Daher sollen die Perspektiven, die im ISR tatsächlich auf den Forschungsge-
3.4 Forschungsfragen dieser Arbeit
41
genstand eingenommen werden, dediziert untersucht und hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausgewertet werden: Forschungsfrage-2: Welche Perspektiven auf den Forschungsgegenstand werden eingenommen? Inwiefern kann diesbezüglich von einer einheitlichen Perspektive gesprochen werden? Welche Rolle spielt dabei die dem Selbstbild entsprechende betriebswirtschaftliche Sichtweise? Rolle und Abstraktionsniveau der Betrachtung von IT-Artefakten IT-Artefakte sind zentrales Element des Forschungsgegenstandes des ISR (siehe Kapitel 3.2). Verschiedene Autoren weisen jedoch darauf hin, dass IT-Artefakte nicht in geeigneter Art und Weise bzw. nicht auf einem angemessenen Abstraktionsniveau berücksichtigt werden. Für die IS-Forschung stellen beispielsweise Orlikowski und Iacono in ihrem Beitrag mit dem Titel „Desperately Seeking the ‚IT’ in IT Research” fest, dass in Studien des IS eine Tendenz dahin besteht, IT-Artefakte als selbstverständlich zu nehmen ([OrIa01], S. 133). In eine ähnliche Richtung geht der Beitrag von Alter mit dem Titel: „Desperately Seeking Systems Thinking in the Information Systems Discipline“ [Alte04]. Vor diesem Hintergrund soll folgende Frage untersucht werden: Forschungsfrage-3: Welche Rolle spielen IT-Artefakte in der Forschung? Auf welchem Abstraktionsniveau werden IT-Artefakte betrachtet?
Teil II: Hinführung zu und Erläuterung der Forschungsmethode
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research Wesentliche Voraussetzung der systematischen Analyse von wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist ein geeignetes Begriffssystem zur Klassifizierung. Im Folgenden werden verwendete Begriffs- bzw. Kategoriensysteme früherer empirischer Studien vorgestellt, die auf die Beschreibung der Forschungsthemen und Forschungsmethoden in WI bzw. IS gerichtet sind. Die Darstellung fokussiert dabei auf die verwendeten Beschreibungskonzepte und deren Anwendbarkeit für das im Rahmen dieser Arbeit zu entwerfende Begriffssystem. Ergebnisse früherer Studien – also Thesen zum Stand der Disziplinen – werden ebenfalls betrachtet, wenn sie für die Forschungsfragen dieser Arbeit relevant sind. Die Besprechung der einzelnen Studien orientiert sich an folgender Gliederung:
Vorgehensweise und Zielsetzung: Zu Beginn erfolgt die Beschreibung grundlegender Eigenschaften der jeweils gewählten Vorgehensweise. Dazu gehören die empirische Basis (der betrachtete Zeitraum und ausgewählte Publikationsorgane), das Vorgehen und die Zielsetzung der Kategorienbildung sowie der Klassifikation der Beiträge.
Bewertung des Vorgehens (teilweise): In diesem Abschnitt wird, falls dazu Anlass besteht, Kritik an der Angemessenheit des Vorgehens bzw. dessen nachvollziehbarer Darstellung formuliert.
Kategorien und Abstraktionen: Hier werden zentrale Begriffe und Abstraktionen des Kategoriensystems entsprechend der Darstellung der jeweiligen Autoren erläutert.
Bewertung der Kategorien und Abstraktionen: Die kritische Einschätzung der von den Autoren verwendeten Begriffe und Abstraktionen für Kategorien erfolgt insbesondere vor dem Hintergrund der Zwecksetzung der vorliegenden Arbeit.
Ergebnisse: Die für die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit relevanten Ergebnisse der jeweiligen Studie werden kurz vorgestellt.
Bewertung der Ergebnisse (teilweise): Falls es angemessen erscheint, wird in diesem Abschnitt nochmals die Interpretation oder Gültigkeit der Ergebnisse – insbesondere aufgrund von Schwächen in der Vorgehensweise und/oder Begriffsbildung – kritisch bewertet.
Wo es angemessen erscheint, werden die bewertenden Ausführungen in einem Abschnitt unter der allgemeinen Überschrift „Bewertung“ zusammengefasst.
C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_4, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
46
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
Publikationsanalysen lassen sich grundlegend dahingehend unterscheiden, ob sie von WIForschern und somit primär aus Sicht der WI (Kapitel 4.1) oder von IS-Forschern und primär aus Sicht des IS (Kapitel 4.2) durchgeführt und veröffentlicht wurden. In beiden Gruppen bzw. Teilkapiteln finden sich auch Studien, die auf einen Vergleich von WI mit IS bzw. von IS in Nordamerika mit dem europäischen IS gerichtet sind. Dieses Kapitel schließt mit einer zusammenfassenden kritischen Würdigung der vorgestellten Publikationsstudien (Kapitel 4.3). Insgesamt werden nachfolgend 32 Publikationsanalysen näher betrachtet, davon 11 von Vertretern der WI und 21 aus dem IS. Einen einführenden Überblick über die in den Studien jeweils betrachteten Publikationsorgane bietet Tabelle 8. Sie zeigt die Anzahl der WI- bzw. ISStudien, die Artikel des jeweiligen Publikationsorgans analysieren.1 Der Tabelle sind die nachfolgend verwendeten Akronyme für Zeitschriften zu entnehmen. Einführend sei angemerkt, dass fast alle Studien in ihrer Analyse die Zeitschrift MIS Quarterly (MISQ) und/oder die WIRTSCHAFTSINFORMATIK (WIINF) mit einschließen. Allein die Studien von Mertens ([Mert95] und [Mert06]) betrachten ausschließlich die Zeitschrift Computerwoche (CW). Es sei nochmals betont, dass in diesem Kapitel nur solche Konzepte und Strukturierungsrahmen für IS-/WI-Forschung berücksichtigt werden, die in früheren Publikationsanalysen verwendet oder entwickelt wurden. Daher werden beispielsweise die Konzepte des Ansatzes von Frank zur Konfiguration von Forschungsmethoden (insb. [Fran06], [Fran07]) in diesem Kapitel (noch) nicht berücksichtigt (siehe hierfür Kapitel 6.1.4).
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern In der WI finden sich seit den Anfängen der Disziplin bis 2001 nur sechs Beiträge, welche auf die Beschreibung der thematischen und/oder methodischen Ausrichtung der WI gerichtet sind. Ein Beitrag im genannten Zeitraum zielt auf einen Vergleich von WI und IS [HeWi97]. In den letzten Jahren (seit 2004) hat die Anzahl entsprechender Beiträge deutlich zugenommen: Es finden sich insgesamt vierzehn weitere Veröffentlichungen, die auf die Beschreibung bzw. die Prognose der Forschung in der WI oder auf den Vergleich von WI- und IS-Forschung gerichtet sind. Tabelle 9 listet alle Beiträge geordnet nach Disziplinfokus, Untersuchungsgegenstand und Zugangsart auf.
1
Studien, die mehrfach veröffentlicht wurden, werden nur als eine Studie gezählt. Teilweise werden nur die jeweils IS-bezogenen oder als relevant erklärten Beiträge einer Zeitschrift betrachtet. Eine Aufstellung aller relevanten Publikationsanalysen pro Publikationsorgan findet sich im Anhang (Kapitel A.1).
47
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
Verwendetes Akronym
AMIT
CACM CW DS EJIS HMD
I&M
ISJ ISR IM&C ICIS
JAP
JIT JMIS
JSIS JAIS MISQ MS WIINF
Tabelle 8:
Name der Zeitschrift Academy of Management Journal Academy of Management Review Accounting Review Accounting, Management and Information Technology ACM Computing Surveys ACM Transactions on Database Systems ACM Transactions on Information Systems Communications of the ACM Computerwoche Data Base Decision Sciences Decision Support Systems European Journal of Information Systems Harvard Business Review HMD-Praxis der Wirtschaftsinformatik IBM Systems Journal Industrial Management & Data Systems Information & Management Information Society Information Systems Information Systems Frontiers Information Systems Journal Information Systems Management Information Systems Research Information, Management & Consulting International Conference on Information Systems International Journal of Electronic Commerce International Journal of Information Management International Journal of Technology Management Journal of Accountancy Journal of Applied Psychology Journal of Computer Information Systems Journal of Information Science Journal of Information Technology Journal of Management Information Systems Journal of Management Information Technology Journal of Organizational Computing and Electronic Commerce Journal of Strategic Information Systems Journal of the Association for Information Systems Management Information Systems Quarterly Management Science Sloan Management Review WIRTSCHAFTSINFORMATIK
Anm.
Europ.
WI
Europ. WI
Europ.
WI Konf.
Europ.
WI
WIStudien 2 3 1 4 2 1 2 2 1 -
ISStudien 3 1 2 2 3 3 1 12 3 8 2 4 3 1 1 9 1 1 1 3 1 17 2 1 1 1 1 1 1 3 11 1 1
2 9
2 2 21 12 3 1
Im Rahmen von Publikationsanalysen betrachtete Zeitschriften, deren Verwendungshäufigkeit und ggf. im vorliegenden Text angewendete Akronyme
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
48
Disziplin-Fokus WI
Untersuchungsgegenstand Forschungsthemen Forschungsmethoden (Rahmenbedingungen von Doktoranden)
Schlagworte / Keywords
Zugangsart Umfrage zu Dissertationen in der WI
CW
CW, WIINF Erkenntnisziele bzw. Themenfelder (u. a.)
WI vs. IS
Tabelle 9:
Befragung von Fachvertretern und Praktikern im Rahmen einer Delphi-Studie
Zeitbezug
Autoren
Referenz
1991
Back-Hock und Mertens
[BaMe91]
1992
Roithmayr und Kainz
[RoKa94]
2000
Stephan und Buxmann
[StBu01]
2004
Heidecke, Back und Brenner
[HBB05]
19751994
Mertens
[Mert95]
19952005
Mertens
[Mert06]
19942005
Steininger, Riedl und Roithmayr
[SRR08], [StRi09]
1995
Heinzl und andere
[KHP95a]
1999
König und andere
[HKH01]
WIINF, HMD
20032005
Heinrich und Heilmann
[HeHe06]
Forschungsmethoden: o Explikation von Forschungsmethoden o Art der Forschungsmethode o (Anspruchsklasse)
WIINF
19902003
Heinrich
[Hein04], [Hein05], [Hein06]
20042007
Becker und andere
[BNOP09]
19962006
Wilde und Hess
[WiHe06] [WiHe07]
Qualität der Forschungsmethode Abstrakte Forschungsgegenstände (Mensch, Aufgabe, Technik)
Empirische Beiträge in DS, I & M, ISR, JAP, WIINF, HMD, IM&C
19901996
Heinrich und Wiesinger
[HeWI97]
Forschungsmethode
WIINF (Ergebnisse zu IS-Zeitschriften aus [PLP+04])
19962006 bzw. 19932003
Wilde und Hess
[WiHe07]
Forschungsthemen
WIINF, HMD, MISQ, CACM
19942004
Herzwurm und Stelzer
[HeSt08]
Schlagworte
WIINF, HMD, IM&C, MISQ, ISR, ISJ, I&M, CACM
1994 2007
Steininger, Riedl und andere
[SRR+09]
Bisherige Studien zur Forschung in WI und IS struktkuriert nach Disizplinbezug, Untersuchungsgegenstand und Zugangsart
Untersuchungsgegenstand der Arbeiten sind Forschungsthemen bzw. Themenbereiche, Schlagworte und Forschungsmethoden. Am häufigsten werden dazu Beiträge in Zeitschriften bzw. deren Titel, Abstracts und Schlagwortangaben analysiert. Es gab zudem seit den 1990er Jahren insgesamt vier Umfragen zu Dissertationen in der WI. Im Anschluss an die Vorstellung der Dissertationsumfragen (siehe Kapitel 4.1.1) werden die weiteren Arbeiten nach Dis-
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
49
ziplinfokus bzw. nach Untersuchungsgegenstand eingeordnet diskutiert (siehe Kapitel 4.1.2 bis 4.1.6). Die Darstellung folgt der einleitend eingeführten Strukturierung. Publikationsanalysen, welche nicht direkt die Forschungsthemen oder -methoden der WI (wie reine Zitationsanalysen [ReSc04]) oder nur ein einzelnes Themenfeld untersuchen (wie die Untersuchung empirischer Beiträge zur Informationsmodellierung von Loos und Fettke [LoFe07]), werden nicht berücksichtigt. Ebenfalls nicht dezidiert betrachtet wird die im Kontext des IFWIS-Projektes durchgeführte Interviewstudie mit langjährigen Fachvertretern, da die Fragen der Interviewleitfäden offen formuliert sind und nicht auf ein Begriffssystem zur Beschreibung der Forschung in WI bzw. IS zielen (siehe [Lang06], [FSW08]). 4.1.1
Umfragen zu laufenden Dissertationen
Vorgehensweise und Zielsetzung Seit den 1990er Jahren wurden vier Umfragen zur thematischen und methodischen Ausrichtung laufender Dissertationen in der WI durchgeführt. Dazu wurden jeweils Fragebögen an WI-Professoren im deutschsprachigen Raum versendet und die Rücksendungen ausgewertet. Zielsetzung der ersten Erhebung war eine „Bestandsaufnahme [..], um bei ähnlichen Forschungsrichtungen Kontakte aufzubauen und Dissertationsthemen voneinander abzugrenzen“ ([BaMe91], S. 540). Roithmayr und Kainz leiten auf Basis der ein Jahr später durchgeführten Studie Hypothesen zum Stand der Disziplin Wirtschaftsinformatik ab und wollen damit einen Beitrag zur Paradigmendiskussion leisten [RoKa94]. Sie sehen u. a. einen verstärkten Bedarf an Theorienbildung und empirischen Studien. Die beiden jüngsten Erhebungen adressieren nicht nur – wie ihre Vorgänger – Forschungsthemen und -methoden der laufenden Dissertationen, sondern auch Rahmenbedingungen, wie Finanzierung und Dauer der Dissertationsvorhaben ([StBu01], [HBB05]). Kategorien Im Ergebnisbericht der ersten Studie sind 26 Themenkategorien genannt ([BaMe91], S. 541); der spätere Bericht von Roithmayr und Kainz hat diese Liste zu 40 Themenkategorien erweitert ([RoKa94], S. 181). Sie beinhaltet neben Begriffen für Anwendungsklassen (z. B. „Führungssysteme“) auch Branchen (z. B. „Industrie“, „Handel“), betriebswirtschaftliche Grundbegriffe („Aufbauorganisation“) und einzelne Technologien (z. B. „neuronale Netze“, „Kommunikationstechnologien“). Die Themengebiete der Studie von Stephan und Buxmann [StBu01] sind aus den Ergebnisberichten nicht vollständig zu rekonstruieren. Es werden nur die besonders häufigen Themengebiete genannt (u. a. „Architektur von IuK“ und „Netzmärkte und E-Commerce“ ebd. S. 413). In der jüngsten Erhebung wird die – bis dahin noch nicht veröffentlichte – Klassifikation von Herzwurm und Stelzer für Forschungsthemen verwendet ([HBB05], S. 229). Sie lehnt sich offenbar an den erst später publizierten Arbeitsbericht von Herzwurm und Stelzer [HeSt08] an (siehe Kapitel 4.1.6). Kategorien für Anwendungsberei-
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
50
che (zu Branche und betrieblicher Funktion) werden in der jüngsten Erhebung separat abgebildet [HBB05]. Die verwendeten Kategorien für Forschungsmethoden sind ebenfalls nur für die ersten beiden Umfragen in den Ergebnisberichten dokumentiert ([BaMe91], [RoKa94]). Im Ergebnisbericht der beiden jüngsten Umfragen sind (offenbar) nur die am häufigsten genannten Methoden aufgeführt ([StBu01], [HBB05]). Die Gegenüberstellung der Kategorien für Forschungsmethoden in Tabelle 10 zeigt eine starke Änderung der Bezeichner im Zeitverlauf: Aus der Kategorie „reine Literaturstudie“ wurde offenbar „Recherche“, die wenig überraschend von einem Großteil der Befragten als eine Forschungsmethode angegeben wurde. Empirische Arbeiten werden in früheren Umfragen als „Befragungen“ bezeichnet. Erst seit 2001 findet sich der Begriff „empirische Erhebung“ bzw. „empirische Untersuchung“, „Fallstudien“, „Verifikation über Praxiskontakte“ und in [HBB05] auch „Modellierung“. [BaMe91] (100 % = 317)
[RoKa94] (100 % = 317)
[StBu01] * (100 % = 107)
67,5
Prototypen am Rechner, Algorithmenentwicklung
61,8
Prototypen-, Algorithmenentwicklung
54,2
Erstellung von Prototypen
32,5
Reine Literaturstudie
33,4
Reine Literaturstudie
73,8
Recherche
22,1
Akten/Dokumentenanalyse
22,1
Akten/Dokumentenanalyse
[HBB05] * (100 % = 342)) 43
Prototypenentwicklung
12,0
Feldexperiment
13,2
Feldexperiment
6,0
Laborexperiment
9,8
Laborexperiment
4,4
Sekundäranalyse maschinell lesbarer Daten
3,8
Sekundäranalyse maschinell lesbarer Daten
0,0
Sonstige
7,9
Sonstige
20,5
Schriftliche Befragung
32,2
Schriftliche Befragung, Interviews
29,9
Empirische Erhebung
38
Empirische Untersuchungen
30,6
Mündliche Befragung
34,7
Expertenbefragung
36,4
Fallstudien
36
Fallstudienanalyse
51,4
Verifikation über Praxiskontakte 52
Modellierung
* keine vollständige Liste der im Fragebogen aufgeführten Forschungsmethoden im Bericht angegeben
Tabelle 10:
Gegenüberstellung erfragter Forschungsmethoden in den Dissertationsumfragen der WI (Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent)
Ergebnisse Die Auflistung der prozentualen Anteile liefert Einblicke in die thematische Ausrichtung der Dissertationslandschaft (siehe [BaMe91], S. 541, [RoKa94], S. 181): Beispielsweise beschäftigt sich über ein Drittel der Arbeiten mit Themen aus der Industrie und der Anteil der Arbeiten, die sich mit Methoden des OR befassen, sank von 1991 bis 1994 deutlich (von 15 % auf 8 %). Da die Themenkategorien in [BaMe91] bzw. [RoKa94] diverse Abstraktionen – u.a.
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
51
Branchen und Anwendungsklassen – beinhalten, ist es wenig überraschend, dass häufig Mehrfachzuordnungen vorgenommen wurden. Auch die in Teilen sehr abstrakten – teils auch schlagwortartigen – Kategorien der jüngeren Studien wurden häufig mehrfach ausgewählt. Die Kategorien in [StBu01] und [HBB05] lassen sich bis auf die gemeinsame Kategorie „Informations-/Wissensmanagement“ nicht aufeinander abbilden (siehe Tabelle 11), so dass auch kein gehaltvoller Vergleich der Ergebnisse möglich ist. [StBu01]
[HBB05] Architektur von Informations- und Kommunikationssystemen (45,8 %) Netzmärkte und E-Commerce (41,1 %) Zusammenhang zwischen IT und Organisation (41,1 %) Wissensmanagement / Informationsmanagement (35,5 %) Strategische Wirkungen von IS / Innovationen durch IS (29,0 %) Neuartige Anwendungssysteme (21,5 %) Neue Techniken der WI (20,6 %)
Tabelle 11:
Informationsmanagement (42 %) Architektur und Modellierung (39 %) Entwicklung betrieblicher IS (32 %)
Gegenüberstellung der Ergebnisse zu Themenkategorien aus den jüngsten Dissertationserhebungen der WI ([StBu01], [HBB05])
Nimmt man das von den Autoren vorgeschlagene Begriffsverständnis für Forschungsmethoden an, so kann im Zeitverlauf eine gewisse Kontinuität der empirischen Forschungsmethoden mit leicht steigenden Anteilen konstatiert werden (siehe Tabelle 10). Die dominante Rolle konstruktionsorientierter Forschung in der WI wird durch den seit den ersten Umfragen sehr hohen Anteil von Arbeiten zur Prototypenentwicklung bestätigt. Dieser ist laut der jüngsten Studie auf nun deutlich unter 50 % gesunken. Die sogenannte Forschungsmethode „Modellierung“ nimmt offenbar mittlerweile ebenfalls eine wichtige Rolle ein. Festzustellen bleibt, dass die Ergebnisse vermutlich nicht geeignet sind, ein Bild der WIForschung insgesamt zu vermitteln: Denn Habilitanden der WI sehen sich in besonderer Weise einem zunehmendem Druck zur Veröffentlichung in international angesehenen englischsprachigen Zeitschriften ausgesetzt. Dies geht nicht zuletzt mit einem gewissen Anpassungsdruck einher, den „wissenschaftstheoretischen Präferenzen“ ([Zele09], S. 233) einschlägiger Zeitschriften zu entsprechen, um die Chance auf Veröffentlichung zu erhöhen. Bewertung der Kategorien/Abstraktionen Die in den Dissertationserhebungen genutzten Themenkategorien weisen deutliche Schwächen auf: die früheren Arbeiten nutzen Themenlisten, die Begriffe verschiedenster Abstraktionen (Anwendungsklassen, Branchen) mischen ([BaMe91], [RoKa94]). Die jüngeren Studien nennen im Ergebnisbericht teils kontingente Begriffe, wie „E-Commerce“ und „Wissensmanagement“, denen sich – nicht zuletzt aufgrund ihres modischen Charakters – mehr als jede Dritte Arbeit zuordnet (siehe Tabelle 11).
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
52
Die hier als Kategorien für Forschungsmethoden verwendeten Begriffe mögen für die grobe Einordnung von WI-Forschung geeignet sein. Gleichzeitig ist ihre Eignung für eine differenzierte Analyse der forschungsmethodischen Ausrichtung kritisch zu beurteilen:
Völlig unklar bleibt die forschungsmethodische Ausrichtung der neuen Kategorie „Verifikation über Praxiskontakte“.
Die Kategorien beziehen sich teilweise ausschließlich auf das Forschungsziel („Prototypenentwicklung“) oder die Zugangsart („empirische Untersuchung“) und lassen die jeweils anderen forschungsmethodischen Aspekte, insbesondere das Begründungsverfahren offen (vgl. Kapitel 3.1).
Es scheint nicht angemessen, „Modellierung“ als Forschungsmethode zu beschreiben – nicht zuletzt, da Modellierungskonzepte sowohl Gegenstand als auch Ziel der WIForschung sein können. Zweitens ist anzunehmen, dass der Begriff „Modellierung“ von Vertretern unterschiedlicher Teilgebiete der WI unterschiedlich interpretiert wird: als Entwicklung ökonomischer Modelle, Entwurf von formalen Modellen in der Künstlichen Intelligenz oder als konzeptuelle Modellierung innerhalb der Unternehmensmodellierung bzw. Referenzmodellierung.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die in den Dissertationsumfragen verwendeten Kategorien zwar hilfreiche Anregungen liefern, aber für eine differenzierte Analyse der Forschung im Sinne der Zielsetzung der vorliegenden Arbeit letztendlich nicht geeignet sind. 4.1.2
Erkenntnisziele bzw. Themenfelder der WI
Vorgehensweise und Zielsetzung Die Studie von Heinrich und Heilmann untersucht, inwiefern die im Rahmen einer DelphiStudie von Heinzl und anderen1 ermittelten thematischen Ziele für die Wirtschaftsinformatik tatsächlich erfüllt wurden [HeHe06]. Dazu führten sie eine Publikationsanalyse von Beiträgen der HMD und der WIINF aus den Jahren 2003 bis 2005 durch. Die angewendeten Kategorien für Themenbereiche sind in Tabelle 12 (S. 53) aufgeführt.
1
Vor dem Hintergrund der Frage der Positionierung der Wirtschaftsinformatik im Wettbewerb mit den Nachbardisziplinen Betriebswirtschaftslehre und Informatik führten König, Heinzl und andere 1995 und 1999 jeweils eine Delphi-Studie mit Teilnehmern aus der Wirtschaft sowie wissenschaftlichen Vertretern aus den drei genannten Disziplinen durch ([KHP95a], [HKH01]). Im Ergebnis wurden Ranglisten von Erkenntniszielen für unterschiedliche Zeithorizonte aufgestellt. Sie sind als angestrebte Verbesserung des Wissens in einem Gegenstands- oder Themenbereich formuliert.
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
53
Bewertung der Kategorien/Abstraktionen Die Autoren weisen bereits darauf hin, dass die gewählten Formulierungen der Forschungsziele aus der Studie von Heinzl wenig geeignet sind, das tatsächliche Forschungsspektrum der WI differenziert zu beschreiben ([HeHe06], S. 105). Die genannten Themengebiete
sind in Teilen sehr abstrakt formuliert – „neuartige Anwendungssysteme“, „Beherrschung der Komplexität“;
manche überlappen sich deutlich – z. B. „Informationsmanagement“, welches laut Heinrich hier im weiteren Sinne verstanden wird ([HeHe06], S. 105) und „Human Resource Management in der Informationstechnik“;
andere verwenden kontingente Begriffe (Schlagworte) – „wertorientierte Unternehmensführung“ oder „Wandel von Informationssystemen“;
die beiden letztgenannten Forschungsziele – „Grundlagen der Wirtschaftsinformatik“ und „Schnittstellen der Wirtschaftsinformatik“ – lassen die konkrete thematische Ausrichtung völlig offen.
Vor dem Hintergrund des hohen Abstraktionsgrades der Begriffe und, in Teilen, ihrer Kontingenz sind die Ergebnisse der Delphi-Studien als Grundlage eines Begriffssystems zur Beschreibung des Forschungsgegenstandes des ISR im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht geeignet. Rang 1.
Forschungsziel (lies: „Verbessertes Wissen über…schaffen“) Beherrschung von Komplexität in Informations- und Kommunikationssystemen
2.
Netzmärkte und virtuelle Märkte
3.
Anwender- / Mensch-Maschine-Schnittstellen
4.
Informationsmanagement /Wissensmanagement
5.
Architektur von Informationssystemen
6.
neue Arbeitsteilungen und Formen von Kollaboration zwischen verschiedenen Akteuren
7.
neue Lehr- und Lernformen
8.
Künstliche-Intelligenz-Systeme / menschenähnliche Systeme
9.
gesellschaftliche Folgen des Einsatzes von Informationssystemen
10.
wertorientierte Unternehmensführung und Beitrag der Informations- und Kommunikationssysteme
11.
Human Resource Management in der Informationstechnik
12.
Management des Wandels von Informationssystemen sowie anderer Objekte
13.
neuartige Anwendungssysteme
14.
Grundlagen der Wirtschaftsinformatik
15.
Schnittstellen der Wirtschaftsinformatik
Tabelle 12:
Erkenntnisziele der Wirtschaftinformatik in den nächsten zehn Jahren, nach Heinzl und anderen ([HKH01], S. 230, 233)
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
54
Ergebnisse Heinrich und Heilmann stellen im Ergebnis ihrer Analyse fest, dass die gelisteten Themengebiete im Untersuchungszeitraum in Teilen nicht behandelt wurden, jedoch kein Beitrag gefunden wurde, der einem anderen als den hier gelisteten Themengebiet zuzuordnen wäre ([HeHe06], S. 103 f). Ersteres erklären sie unter anderem mit Schwerpunktheften, die das thematische Spektrum jeweils stark fokussieren ([HeHe06], S. 106). Letzteres lässt sich wohl damit erklären, dass die Teilnehmer der Delphi-Studie aufgrund ihrer verschiedenen fachlichen Hintergründe auch die gesamte Breite des Interessensspektrums der WI-Vertreter abdecken. 4.1.3
Forschungsmethoden der WI (Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK)
In der Zeitschrift WIINF veröffentlichte Beiträge wurden bisher in drei Publikationsanalysen hinsichtlich ihrer Forschungsmethode ausgewertet: Heinrich untersucht die Jahrgänge 1990 bis 2003 [Hein05]. Becker und andere führen die Studie von Heinrich fort und betrachten dazu die von 2004 bis 2007 erschienen Beiträge [BNOP09]. Wilde und Hess analysieren wissenschaftliche Beiträge der Jahrgänge 1996 bis 2006 [WiHe07]. 4.1.3.1 Heinrich (WIRTSCHAFTSINFORMATIK, 1990-2003) Vorgehensweise und Zielsetzung Zur Einschätzung des „Stellenwerts von Forschungsmethodik“ ([Hein05], S. 105) in der WI analysiert Heinrich Beiträge der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK von 1990-2003 (vgl. auch [Hein04] und [Hein06]). Dazu bildet er auf Basis der Durchsicht von Beitragstiteln und Kapitel- bzw. Abschnittsüberschriften Gruppen von Aufsätzen, die sich in unterschiedlicher Form mit Forschungsmethoden beschäftigen ([Hein05], S. 106 f). Eine Kategorie bilden solche Aufsätze, die ihre Forschungsmethode im Beitrag explizit machen ([Hein05], S. 107). Diese Artikel werden zusätzlich bezüglich ihrer konkreten Forschungsmethode und ihrer so genannten „Anspruchsklasse“ eingeordnet. Kategorien Die verwendeten Kategorien für Forschungsmethoden und Anspruchsklassen lassen sich in Teilen nur indirekt aus der Darstellung im Beitrag ableiten und werden vom Autor nicht näher erläutert (siehe Tabelle 13). Das Konzept der „Anspruchsklasse“ wird von Heinrich in einem gemeinsamen mit Heilmann veröffentlichten Aufsatz wiederverwendet. Die Bezeichner der Anspruchsklassen sind in der zweiten und dritten Spalte in Tabelle 13 gegenübergestellt. In dem späteren Beitrag werden die Anspruchsklassen einer „Wertigkeit“ zugeordnet. Diese bewertet die Anspruchsklassen hinsichtlich ihres Beitrags zur Schaffung verbesserten Wissens: Klasse III erlaubt demnach die höchstmögliche Verbesserung des Wissens über ein Erkenntnisobjekt ([HeHe06], S. 103).
55
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
Für die Einordnung der Klassen I und III beziehen sich die Autoren auf den Gültigkeitsbereich der Erkenntnisse (Bezug auf den Einzelfall in Klasse I und höhere Allgemeingültigkeit in Klasse III), eine Begründung für die Einordnung von Klasse II bleibt aus ([HeHe06], S. 103). Forschungsmethode
Anspruchsklasse [Hein05]
Anspruchsklasse [HeHe06]
Empirischer Forschungsansatz: - Primäranalysen: o Fragebogenmethode o Interviewmethode - Delphi-Studien Laborexperiment Modellierung/Implementierung von Prototypen Mehrstufige Feld/Laborstudien Aktionsforschung
Explorative Untersuchung Konstruktion von beliebigen Objekten Korrelationsanalysen Theorienbildung (Formulierung und Prüfung von Hypothesen) Deskriptive Untersuchung (Meta-Forschung)
Wertigkeit
Tabelle 13:
I
Beschreibung durch Fallstudien, Berichte und Tutorien
II
Gestaltung durch Entwicklung von Methoden, Konstruktion und Prototypenbau
III
Erklärung durch empirische Untersuchungen sowie durch (Weiter)Entwicklung /Adaption von Theorien und Modellen
Kategorien zur Einordnung bezüglich Forschungsmethode und „Anspruchsklasse“ nach Heinrich ([Hein05], S. 108 f) bzw. Heinrich und Heilmann ([HeHe06], S. 103)
Bewertung der Kategorien/Abstraktionen Die vom Autor gewählte Abstraktion der „Anspruchsklasse“ erschließt sich dem Leser aus mehreren Gründen nur teilweise: Grundsätzlich ist es irritierend, dass in [HeHe06] – vom Namen her – völlig andere Anspruchsklassen genutzt werden als in [Hein05]. Zudem finden sich unter den genannten Anspruchsklassen sowohl (abstrakte) Forschungsziele („ Konstruktion“ bzw. „Gestaltung“, „Beschreibung“ sowie „Erklärung“), Begründungsverfahren („Korrelationsanalysen“), als auch abstrakte Zugangswege zum Untersuchungsgegenstand („empirische Untersuchung“). Darüber hinaus sind die vorgeschlagenen Kategorien für Forschungsmethoden und Anspruchsklassen (in [Hein05]) nicht überschneidungsfrei. Ergebnisse Die Analyse kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass nur 11 % aller Beiträge die angewendete Forschungsmethode offen legen ([Hein05], S. 107). Zudem stellt Heinrich fest, dass sich die WI in den untersuchten Jahren in kaum bedeutsamer Weise bezüglich ihrer Forschungsmethoden entwickelt hat ([Hein05], S. 110). Die WI zeige sich „primär deskriptiv und gestaltend, kaum erklärend (und damit kaum Theorie bildend) und auch nicht prognostizierend“ ([Hein05], S. 110). Als Hauptgrund für die forschungsmethodischen Schwächen der WI sieht Heinrich das Fehlen der „forschungsmethodischen Bildung der Forscher“ ([Hein05], S. 113). Bewertung der Ergebnisse bzw. des Vorgehens Allein Titel und Abschnittsüberschriften dienen in der Studie von Heinrich als Basis zur forschungsmethodischen Einordnung der Beiträge. Es ist zwar durchaus zweckmäßig, die for-
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
56
schungsmethodische Qualität auch danach zu beurteilen, wie schnell sich dem Leser die angewendete Methode bei der Durchsicht eines Beitrags erschließt. Es scheint jedoch den Forschungstätigkeiten im Fach WI nicht gerecht zu werden, wenn nur Forschungsmethoden und -ziele von solchen Arbeiten beschrieben werden, die ihre Methode explizit (d. h. in Titel oder Überschriften erkennbar) thematisieren. Denn die Disziplin WI und die Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK und somit – hoffentlich – auch die Gutachter verfolgen wissenschaftliche Ansprüche. So ist davon auszugehen, dass auch ein Großteil der anderen Arbeiten, die ihre Forschungsmethode nach Heinrich nicht offen legen (89 %), dennoch ein forschungsmethodisch fundiertes Vorgehen angewendet hat. Dessen Ausprägung mag sich jedoch erst erschließen, wenn längere Textpassagen gelesen werden. Die Ergebnisse der Studie von Becker et al. [BNOP09] stützen diese Vermutung (siehe unten). 4.1.3.2 Becker et al. (WIRTSCHAFTSINFORMATIK, 2004-2007) Vorgehensweise und Zielsetzung Becker und andere führen die Studie von Heinrich fort und untersuchen wissenschaftliche Beiträge in der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK (2004-2007) im Hinblick auf die Explikation der verwendeten Forschungsmethode oder sonstiger wissenschaftstheoretischer Artefakte ([BNOP09], S. 8). Zur Einordnung wurde jedoch zusätzlich zu Titel und Überschriften, die Zusammenfassung (abstract) sowie das einleitende Kapitel berücksichtigt ([BNOP09], S. 8). Kategorien Becker und andere explizieren kein eigenes Begriffssystem zur Kategorisierung von Forschungsmethoden, sondern führen eine Liste der „angegebene[n] Forschungsmethoden“ ([BNOP09], S. 12) auf (siehe Tabelle 14).
Umfrage
Simulation
Fallstudie
Design Science
Dokumentenanalyse
Grounded Theory
Tabelle 14:
In Beiträgen angegebene Forschungsmethoden nach Becker et al. ([BNOP09], S. 12)
Bewertung der Kategorien/Abstraktionen Die hier genannten Begriffe stehen für unterschiedliche forschungsmethodische Aspekte und Abstraktionen. Sie schließen sich in Teilen nicht aus: Beispielsweise kann eine Arbeit, die dem „Grounded Theory“-Ansatz folgt, eine Umfrage beinhalten. Der Begriff „Design Scien-
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
57
ce“ steht nicht für eine konkrete Methode oder Vorgehensweise, sondern ist als allgemeiner Forschungsansatz zu verstehen1. Aufgrund der unterschiedlichen Abstraktionsniveaus sind auch die hier gewählten Kategorien für die Zwecke der vorliegenden Arbeit ungeeignet. Ergebnis und Ergebnisbewertung Im Ergebnis stellen Becker et al. eine positive „Trendwende“ ([BNOP09], S. 15) bezüglich der Offenlegung von Forschungsmethoden fest: In [Hein05] lag der Anteil bei nur 11 %, nun liegt er bei über 20 % der betrachteten Beiträge ([BNOP09], S. 10). Aufgrund der zusätzlichen Berücksichtigung von Textpassagen bei der Analyse der Beiträge bleibt unklar, ob die Feststellung auf eine tatsächliche Zunahme der Reflexion der Forschungsmethode durch die Autoren der untersuchten Publikationen zurückzuführen oder mit der leicht geänderten Vorgehensweise zu erklären ist. Nach der Meinung der Autoren ist der Anteil derjenigen, die ihre Forschungsmethode explizieren, insbesondere „im Vergleich mit dem methodischen Rigor der IS“ ([BNOP09], S. 16) noch nicht ausreichend, da immer noch nur ca. die Hälfte der untersuchten Beiträge forschungsmethodische oder wissenschaftstheoretische Aspekte explizit thematisiert ([BNOP09], S. 10). 4.1.3.3 Wilde und Hess (WIRTSCHAFTSINFORMATIK, 1996-2006) Vorgehensweise Wilde und Hess stellen auf der Basis von Lehrbüchern zu Forschungsmethoden, sowie mit Bezug auf Kategoriensysteme, die in Publikationsanalysen von IS-Zeitschriften zur Beschreibung von Forschungsmethoden verwendet werden, eine Liste von 10 (bis 14) Forschungsmethoden zusammen ([WiHe07], [WiHe06]). Diese Methodenliste wird zur Kategorisierung von 300 Beiträgen der WIRTSCHAFTSINFORMATIK (1996-2006) genutzt. Als Grundlage für die Klassifizierung dient dabei der gesamte Textkörper der untersuchten Beiträge ([WiHe07], S. 283). Begriffliche Abstraktionen und Kategorien Die Autoren reflektieren explizit den Begriff der Forschungsmethode. Sie nehmen dazu Bezug auf eine Definition aus einem Lehrbuch zu sozialwissenschaftlichen Methoden [RHH99]. Demnach kennzeichnen sich Forschungsmethoden durch handlungsanleitende, zielgerichtete und intersubjektiv nachvollziehbare Regeln, deren Befolgung oder Nichtbefolgung feststellbar
1
Auch wenn sich die jeweiligen Autoren auf die Interpretation von „Design Science“ im Sinne von Hevner et al. [HMP04] beziehen sollten, wird dadurch die konkrete Forschungsmethode (Forschungsziel, -zugang und begründung) nicht festgelegt.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
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ist ([WiHe07], S. 281). Die in Kapitel 3.2 dieser Arbeit auf Basis wissenschaftstheoretischer Grundlagen eingeführten Abstraktionen – struktureller Forschungsziele bzw. -ergebnisse, Begründungsarten und Zugangswege zum Untersuchungsgegenstand – werden in der Darstellung der Forschungsmethoden von Wilde und Hess nur in Teilen und nur indirekt berücksichtigt. Als Strukturierungsrahmen für die identifizierten Forschungsmethoden wählen die Autoren eine Vier-Felder-Matrix (genannt: Portfolio). Eine Dimension ist der „Formalisierungsgrad des bearbeiteten Gegenstandes [sowie] des zugrundeliegenden Regelsystems“ ([WiHe07], S. 282); eine zweite Dimension ist das „erkenntnistheoretische Paradigma“ nach [BePf05]. Es werden jeweils zwei Ausprägungsformen unterschieden: quantitativ und qualitativ für den Formalisierungsgrad sowie das konstruktionswissenschaftliche und verhaltenswissenschaftliche (behavioristische) Paradigma ([WiHe07], S. 281 f). Abbildung 2 zeigt die von Wilde und Hess vorgeschlagene Einordnung der Forschungsmethoden in das sogenannte Portfolio.
Abbildung 2: Einordnung von Forschungsmethoden der WI bzw. des IS nach Wilde und Hess ([WiHe06], S. 14)
Bewertung der Kategorien/Abstraktionen Zwar bemühen sich die Autoren um eine Begründung der vorgenommenen Einordnungen, jedoch überzeugen diese vielfach nicht. Dies ist wesentlich auf die Interpretation der Strukturierungsdimension „Paradigma“ zurückzuführen:
Behavioristische Forschung ist auf die Erklärung von Phänomenen gerichtet, die – nach dem Vorbild der Naturwissenschaften – mit Hilfe empirischer Beobachtungen messbar und anhand statistischer Verfahren begründbar sind (vgl. Ausführungen o-
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
59
ben, sowie beispielsweise [Fran06], S. 22). Die von Wilde und Hess als behavioristisch eingestuften Methoden können jedoch in Teilen nicht der behavioristischen Forschung zugeordnet werden, sondern sind nur im weiteren Sinne empirische, oder „erfahrungsbasierte“ ([WiHe06], S. 12) Forschung (z. B. Fallstudie).
Das konstruktionsorientierte Paradigma (von den Autoren auch als „Design Science“ bezeichnet) zielt, nach eigener Beschreibung, auf die „Entwicklung nützlicher ITLösungen“ ([WiHe07], S. 281). Zur Einordnung der Forschungsmethoden wenden die Autoren diese Definition jedoch nicht konsequent an. Sondern als Methoden mit „konstruktivem“ Anteil gelten auch solche, die einen „subjektiv-interpretativen Erkenntnisprozess“ betonen ([WiHe06], S. 12). Hermeneutisch interpretativ ausgerichtete Arbeiten bzw. Forschungsmethoden lassen sich nach gängigem Verständnis jedoch weder dem behavioristischen noch dem konstruktionsorientierten Ansatz zuordnen (vgl. [Fran06], S. 25 ff); dies wird im vorgeschlagenen Portfolio nicht berücksichtigt.
Nach der eigenen Definition richtet sich der Formalisierungsgrad am Untersuchungsgegenstand bzw. der Vorgehensweise aus. Eine explizite Berücksichtigung der sprachlichen Verfasstheit der Forschungsergebnisse wäre hier ein besser geeignetes Kriterium. Denn ein typischer Untersuchungsgegenstand im ISR kann je nach Fokus oder Perspektive sowohl mit formalen („quantitativen“) als auch mit informalen („qualitativen“) Mitteln beschrieben werden; dies gilt beispielsweise für die Abbildung von Unternehmensprozessen oder organisationalen Strukturen. Die gewählten Dimensionen zur Einordnung von Forschungsmethoden sind zu stark vereinfachend und werden den vielfältigen Ausprägungsformen der aufgeführten Methoden nicht gerecht. Einige Beispiele:
1
Der Referenzmodellierung wird ein höherer Formalisierungsgrad zugeordnet als dem Prototyping1. Die Entwicklung von Prototypen geht jedoch typischerweise mit der Programmierung und somit der Anwendung formaler Programmiersprachen einher. Dagegen nutzt die Referenzmodellierung typischerweise semi-formale Sprachen, weist somit einen geringeren Formalisierungsgrad auf. Bezüglich der Qualifizierung von Referenzmodellierung als Methode kann kritisch eingewendet werden, dass im Umfeld der (Referenz-)Modellierung sehr unterschiedliche strukturelle Forschungs-
Der Begriff „Prototyping“ ist hier offenbar der englischsprachigen IS-Literatur entnommen und meint „Entwicklung/Entwurf von Prototypen“. Dies entspricht nicht der Begriffsinterpretation aus dem Kontext der Softwaretechnik: Letztere versteht „Prototyping“ als iteratives Verfahren, welches sich u. a. dadurch auszeichnet, dass Rückmeldungen der Anwender auf frühere Versionen des Prototyps als Input für die Entwicklung des nachfolgenden Prototypen verwendet werden.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
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ziele und entsprechende Vorgehensweisen – beispielsweise zur Entwicklung von Sprachen, Modellen oder zur Anwendung von Modellen – üblich und denkbar sind.
„Grounded Theory“ wird von den Autoren als behavioristisch eingestuft. Diese Methode vereint jedoch in ihrem Vorgehen interpretativ-hermeneutische Anteile zur Aufstellung von Hypothesen mit behavioristischen Studien zur Hypothesenüberprüfung [GlSt67].
Forschungsmethoden, die im Kern eine Befragung einer größeren Grundgesamtheit durchführen, werden als „Querschnittsanalysen“ bezeichnet. Beispielhaft werden dazu Fragebögen, Interviews und die Delphi-Methode aufgeführt ([WiHe07], S. 282). Die Gruppe der Querschnittsanalysen wird dem behavioristischen Paradigma zugeordnet. Jedoch werden insbesondere Interviewstudien häufig und Studien nach der Delphi-Methode typischerweise im Sinne hermeneutische-interpretativer Forschung ausgewertet und nicht nach behavioristischen Maßstäben.
Deduktive Analysen werden nach dem Formalisierungsgrad der verwendeten Sprachkonzepte in formale, semi-formale („konzeptionelle“) und informale („argumentative“) Analysen unterteilt. Alle drei Methoden werden von den Autoren im Portfolio als „konstruktivistisch“ eingestuft. Dies scheint aufgrund der oben bereits genannten Kritik nicht angemessen. Offen bleibt auch, was genau unter den so genannten Forschungsmethoden der Deduktion verstanden wird. Der Begriff Deduktion wird hier offenbar nicht im engeren Sinne des deduktiven Schließens von abstrakten Kriterien oder allgemeingültigen Regeln auf einen Einzelfall verwendet. Denn „Kreativitätstechniken“ von den Autoren als „subjective, argumentative research“ ins Englische übersetzt, gelten hier auch als „Deduktion“ ([HeWi06], S. 7).
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Beiträge von Wilde und Hess ([WiHe06], [WiHe07]) deutliche Inkonsistenzen und irreführende Vereinfachungen aufweisen. Diese sind einerseits auf die falsche Verwendung wissenschaftstheoretischer Grundbegriffe und andererseits auf die fehlende Berücksichtigung grundständiger wissenschaftstheoretischer Abstraktionen, wie Begründungsverfahren und Forschungsziel zurückzuführen. Der jüngere Beitrag [WiHe07] zielt neben der Darstellung des Methodenspektrums der WI auf einen Vergleich mit dem Methodenspektrum der IS (siehe dazu unten). Dies mag Grund dafür sein, dass sich die Autoren bei der Sammlung und Benennung von Forschungsmethoden an der gängigen Begrifflichkeit in Publikationsstudien des IS orientieren. Die weitgehend unkritische Übernahme dieser Terminologie – beispielsweise quantitativ vs. qualitativ, induktiv
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
61
vs. deduktiv oder behavioristisch vs. konstruktiv – führt dazu, dass das dargestellte Portfolio im Ergebnis nicht überzeugt1. Ergebnisse Die Auswertung der Verteilung der analysierten Beiträge auf die Kategorien für Forschungsmethoden2 zeigt, dass hermeneutisch, interpretative Arbeiten den höchsten Anteil aufweisen (35 %, in Abbildung 3 „Argumentativ-deduktiv“). In etwa 15 % der Beiträge sind Fallstudien, ca. 13 % sind Entwicklungen von Prototypen.
Abbildung 3: Verteilung der Beiträge auf Forschungsmethoden in der Studie von Wilde und Hess ([WiHe07], S. 284)
Die Auswertungen bezüglich der Einordnung in das Portfolio und insbesondere der Bedeutung „quantitativer Methoden im Zeitverlauf“ ([HeWi07], S. 285) sind aufgrund der oben genannten Schwächen wenig aussagekräftig. 4.1.4
Schlagwörter in der WI (auch Praktikerzeitschriften)
Es wurden in der WI drei umfangreiche schlagwortbasierte Publikationsanalysen durchgeführt: zwei zeitlich aufeinander aufbauende Studien von Mertens ([Mert95], [Mert06]) und eine Studie von Steininger und anderen [SRR08]. Sie sind primär darauf gerichtet, die Rolle
1
Ein positivistisch eingeschränktes Wissenschaftsbild reflektiert dabei die Darstellung der „erkenntnistheoretischen Position“ der WI: „die Wirtschaftsinformatik [entwickelt] keine eigenen Gesetzmäßigkeiten als theoretisches Fundament. Sie versucht, basierend auf physikalisch-technischen Tatsachen und Gesetzmäßigkeiten anderer Disziplinen unvollständige Theorien im Sinne von ceteris-paribus-Hypothesen aufzustellen“ ([HeWi06], S. 3).
2
Jeder Beitrag wurde nur einer Kategorie zugeordnet; wenn mehrere Forschungsmethoden in einem Beitrag angewendet wurden, so wurde die Methode gewählt, „die zu den Kernergebnissen führte“ ([HeWI07], S. 283).
62
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
von Modebegriffen in der Wirtschaftsinformatikpraxis und -forschung im Zeitverlauf zu untersuchen. 4.1.4.1 Mertens (Computerwoche, 1975-2005) Vorgehensweise und Zielsetzung Aus der Sicht von Mertens, ist die Zwecksetzung der Forschung der WI sehr eng mit der Praxis der WI verwoben. Für die Bewertung des Fortschritts der Wirtschaftsinformatik hinsichtlich des Langfristziels der „sinnhaften Vollautomation“ ([Mert95], S. 48)1 sind für ihn das Handeln und die Erfolge der Praxis genauso wichtig, wie das Handeln und die Ergebnisse der WI-Forscher („Ich differenziere im allgemeinen nicht zwischen Wissenschaft und Praxis“ [Mert95], S. 26). Mertens untersucht daher Beiträge der Praktikerzeitschrift Computerwoche im Hinblick auf die Entwicklung von Themen der Wirtschaftinformatik (-forschung und praxis). Auf der Basis von Artikelüberschriften in den Beiträgen aus 31 Jahrgängen (19752005) bestimmt er relevante Schlagworte, die sich thematisch der Wirtschaftsinformatik zuordnen lassen ([Mert95], [Mert06]). Abstraktionen und Ergebnisse Die Untersuchung der gesammelten und in Teilen zu Kategorien zusammengefassten Begriffe kommt zu dem Ergebnis, dass es für einzelne Schlagworte (Themen) unterschiedliche „Fortschrittspfade“ gibt. Beispielsweise erfahren einige Begriffe kurzzeitige modische Übertreibungen, andere „verschwinden zeitweise ganz von der Bildfläche und werden später wieder ‚ausgegraben’“ ([Mert95], S. 34). In einem späteren Beitrag zeigt Mertens exemplarisch auf, inwiefern bestimmte Anwendungssysteme sich bereits dem Ziel der sinnhaften Vollautomation angenähert haben ([Mert06], S. 116 f). Bewertung Die vorliegende Arbeit ist dediziert darauf gerichtet, die Forschung der WI (und des IS) zu untersuchen. Dabei wird mit einer wissenschaftstheoretischen Sichtweise auf die Forschung angenommen, dass WI bzw. IS als wissenschaftliche Disziplinen insbesondere sowohl Erkenntnisziele als auch methodische Ansprüche verfolgen, die sie von der Praxis deutlich unterscheidet (vgl. Kapitel 3.2). Vor diesem Hintergrund, erscheint der Untersuchungsansatz von Mertens wenig zweckmäßig, denn für das vorliegende Vorhaben ist die (analytische) Trennung der Forschung von der Praxis und damit auch der entsprechenden Publikationsorgane wesentlich.
1
Die Auslegung des Attributs „sinnhaft“ soll an dieser Stelle nicht weiter thematisiert werden. Mertens erläutert seine Einschätzung in beiden Beiträgen jeweils kurz ([Mert95], [Mert06]). Eine Dissertation beschäftigt sich aus arbeitswissenschaftlicher Perspektive mit der Frage danach, welchen Automatisierungsgrad die WI anstreben sollte [Ever03].
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
63
4.1.4.2 Steininger und andere (div. Zeitschriften 1994 - 2007) Vorgehensweise und Zielsetzung Steininger und andere untersuchen in einer Schlagwort-basierten Studie eine Vielzahl Beiträge aus wissenschaftlichen und praxisorientierten Zeitschriften sowohl der WI als auch des IS. [SRR08] enthält eine Auswertung der Zeitschriften Computerwoche und WIRTSCHAFTSINFORMATIK im Hinblick auf in Wissenschaft bzw. Praxis dominante Begriffe sowie die Rolle von Moden. Ein Arbeitsbericht von Steininger und Riedl enthält ein umfangreiches Kategoriensystem, welches die Schlagworte thematisch ordnet [StRi09]. Er ist das Ergebnis der Analyse von allen – insgesamt über 65.5001 – Beiträgen [StRi09]. Die Auswertung der Schlagwortanalyse mit Fokus auf wissenschaftliche Beiträge in WI- und IS-Zeitschriften findet sich in [SRR+09]. Darin untersuchen sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Disziplinen WI und IS im Hinblick auf die Vielfalt der Begriffe (für Schlagworte bzw. Keywords) und Verlaufsmuster von Themenbereichen entsprechend dem Kategoriensystem von Steiniger et al. [StRi09]. Die Autoren sind zur Erstellung des Schlagwortkatalogs wie folgt vorgegangen2: Im ersten Schritt wurde eine umfangreiche Liste von (über 130 000) Schlagwörtern erstellt. Dazu wurden alle von den jeweiligen Beitragsautoren angegebenen Keywords erfasst. Falls keine Keywords angegeben waren, wurden die „für die IS und WI relevanten“ ([StRi09], S. 4) Stichwörter auf Basis von Titel und Abstract festgelegt. Nach der Vereinheitlichung der Schreibweise wurden – offenbar um die Komplexität zu reduzieren – alle Schlagworte aus der Liste gelöscht, denen weniger als 25 Beiträge zugeordnet waren. Welche Auswirkung diese Schritte jeweils auf den Umfang der Stichwortliste hatten, bleibt unklar. Daraufhin erfolgte die Bildung von Kategorien zur hierarchischen Gruppierung der Schlagworte, dabei orientierte man sich an dem Schlagwort-Klassifikationssystem von Barki und anderen [BRT93] sowie an Standardlehrbüchern der Wirtschaftsinformatik ([StRi09], S. 7). Bewertung der Vorgehensweise Die gewählte Vorgehensweise mag für eine Untersuchung der in Praxis und Forschung verwendeten (Mode-) Begriffe grundsätzlich geeignet sein. Es bleiben jedoch – insbesondere vor dem Hintergrund der Zielsetzung der Autoren – zumindest zwei Kritikpunkte offen: (1) Die Entscheidung, alle Schlagwörter aus der Liste zu löschen, die weniger als 25 mal genutzt wurden, birgt die Gefahr, dass Analysen auf Basis der später gebildeten Kategorien 1
Anzumerken ist, dass ein Großteil des Korpus, auf dessen Basis das Kategoriensystem entwickelt wurde, praxisorientierte Beiträge sind (ca. 84 %); allein ca. 50 % (ca. 34.000) aller betrachteten Beiträge entstammen der Zeitschrift Computerwoche.
2
Zwar fehlen in [SRR+09] konkrete Hinweise auf die Vorgehensweise der Verschlagwortung (insb. die Rolle der von den Verfassern jeweils angegeben Keywords). Aber es ist anzunehmen, dass auch für die jüngste – WI und IS vergleichende – Auswertung so vorgegangen wurde, wie es in [StRi09] bzw. [SRR08] dokumentiert ist.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
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(welche Stichworte eines ähnlichen Themas gruppieren) zu falschen Ergebnissen führen, da ggf. für den entsprechenden Themenbereich relevante Stichworte vorher gelöscht worden sind. (2) Die Bildung der Kategorien geschah offenbar ohne Rückbezug auf die entsprechenden Beiträge ([StRi09], S. 7), so dass nicht auszuschließen ist, dass die vom jeweiligen Autor intendierte Wendung – insbesondere kontingenter Begriffe – nicht der vorgenommenen Einordnung im Kategoriensystem entspricht. Kategorien Eine ausführliche Übersicht des Kategoriensystems von Schlagworten findet sich in [StRi09] (S. 9 ff). Die Kategorien der obersten Ebene („Top level“) sind aus Abbildung 4 ersichtlich.
Abbildung 4: Verteilung der identifizierten Stichwörter auf Kategorien der ersten Ebene nach Steininger und Riedl ([StRi09], S. 8)
In Tabelle 15 sind die Hauptkategorien anhand der korrespondierenden deutschen Bezeichner und dort eingeordneter Stichworte charakterisiert. Grundlegende Technologien bzw. technische Fragestellungen sind in vier Hauptkategorien zu finden („Technologien“, „Nachrichtentechnik, Datentechnik“, „Sicherheitsumgebung“), IT-nahe Sprachen sowie Methoden der Softwareentwicklung finden sich in der Kategorie „Softwaretechnik“. Anwendungssysteme teilen sich auf drei Themenbereiche auf: „Information Engineering“ enthält IS zur Unterstützung des Managements und betrieblicher Abläufe; „Knowledge Engineering“ beinhaltet IS zur Entscheidungsunterstützung, „Human Engineering“ listet IS zur Unterstützung der Kooperation und Kollaboration. Aspekte der Anwendung von IS aus Benutzersicht finden sich unter „Human Engineering“. Fragestellungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind in der Kategorie „Wirtschaftliches Umfeld“ aufgeführt. IT-nahe Branchen, sowie Meta-
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4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
Fragestellungen zur Disziplin (Forschung und Lehre) und rechtliche Begriffe sind in eigenen Kategorien zusammengefasst. Kategorienbezeichner (engl.=dts.)
Erläuterung anhand wesentlicher Schlagworte
Überdenkenswerte Einordnungen
Technologies = Technologien
allgemeine und spezifische Begriffe für Informationstechnologien (z. B. „Rechner“, „Computergrafik“)
auch „Endbenutzer EDV, end-user computing“
Communications Engineering = Nachrichtentechnik
allgemeine und spezifische Begriffe für Kommunikationstechnologien (z. B. „Rechnernetz“, „Server“)
Data Engineering = Datentechnik
enthält Begriffe zu Datenbanken, Datenmodellierung und Data Warehousing/ Data Mining
Security Environment = Sicherheitsumgebung
enthält technische Begriffe zur Datensicherheit sowie, das Jahr-2000-Problem
auch „Biometrie“
Software Engineering = Softwaretechnik
enthält Begriffe zur Programmierung, Softwareentwicklungsmethoden und Programmiersprachen, Standard-sprachen (wie UML; XML)
auch „Adoption“
Information Engineering = Informationsmanagement-Technik
enthält verschiedene „Informations (-system)“ Begriffe, darunter Anwendungssysteme (MIS, ERP) und Fragestellungen wie Systemintegration (EAI) und Information Retrieval
Knowledge Engineering = Wissensmanagement-Technik
enthält KI-Techniken, sowie verschiedene Anwendungssysteme (u. a. Expertensysteme und Entscheidungsunterstützungssysteme)
Human Engineering = Antropotechnik
enthält neben Begriffen zur Ergonomie und Benutzerfreundlichkeit auch Anwendungssysteme und Techniken zur Unterstützung der Kooperation und Kollaboration (inkl. Telearbeit und soziale Netzwerke)
Business Environment = Wirtschaftliches Umfeld
allgemeine betriebswirtschaftliche Grundbegriffe sowie in Teilen IT-spezifische betriebswirtschaftliche Aspekte oder Fragestellungen („ITStrategie“, „e-Business“)
IT-Business = IT-Wirtschaft
zählt IT-nahe Branchen auf
Research and Education = Forschung und Bildung
enthält u.a. Teildisziplinen der Wissenschaften und forschungsmethodische Ansätze
Legal Environment = Rechtliches Umfeld
enthält rechtliche Fragestellungen wie „Hacker“ und „Datenschutz“
Tabelle 15:
auch „best practices“ (!)
„IT-Kosten“ finden sich unter „ITStrategie“ und nicht unter „ITControlling“
auch „eGovernment“
Übersicht der Inhalte der Hauptkategorien aus [StRi09]
Bewertung Die auszugsweise Darstellung des Schlagwortkatalogs verdeutlicht die Schwierigkeit der eindeutigen Zuordnung der teils vielschichtigen Begriffe. Überdenkenswert scheint u. a. die Zuordnung der Begriffe „Adoption“, „best practices“ und „e-Government“. Für die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit scheint eine Stichwort-basierte Analyse von Forschungsbeiträgen darüber hinaus auch deshalb nicht geeignet, da von Beitragsautoren festgelegte Keywords – nicht zuletzt – dem Zweck dienen, ihre Beiträge zu bewerben. Daher ist anzunehmen, dass gezielt auch modische Begrifflichkeiten gewählt werden, die die Aktualität und Relevanz eines Beitrags vordergründig unterstreichen. Die vorliegende Arbeit ist jedoch gerade darauf gerichtet, Forschungsgegenstände in WI und IS so zu charakterisieren, dass von
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
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kontingenten und kurzlebigen Modebegriffen abstrahiert wird, um einen differenzierten Vergleich zu ermöglichen. 4.1.5
Forschungsmethoden in WI und IS vergleichende Publikationsanalysen
Es finden sich bislang zwei Studien von WI-Vertretern, die auf einen Vergleich der Forschungsmethoden von WI und IS gerichtet sind. Dies sind eine Arbeit von Heinrich und Wiesinger [HeWi97] und die oben vorgestellte Studie von Wilde und Hess [WiHe07]. 4.1.5.1 Heinrich und Wiesinger (1990-1996) Vorgehensweise und Zielsetzung Heinrich und Wiesinger analysieren Beiträge sowohl aus deutsch- als auch aus englischsprachiger Zeitschriften, hinsichtlich der Forschungsmethode [HeWi97]. Gegenstand der Untersuchung sind drei deutschsprachige Zeitschriften (WIINF, IM&C, HMD) und vier englischsprachige Zeitschriften (DS, I&M, ISR, JAP). Die Analyse wird eingeschränkt auf Beiträge, in denen über „empirische Untersuchungen berichtet wird“ ([HeWi97], S. 40). Spätere Ausführungen verdeutlichen die Vorstellung der Autoren, empirische Forschung sei ausschließlich nach behavioristischem Vorbild umzusetzen. Dies geht zumindest aus der Auswertung der Forschungsqualität hervor, die das Fehlen der Explikation von unabhängigen und abhängigen Variablen kritisiert (vgl. [HeWi97], S. 48). Denn nur Forschung im behavioristischen Sinn geht mit dem Anspruch einher, abhängige und unabhängige Variablen des Untersuchungsgegenstands – im naturwissenschaftlichen Sinn – zu explizieren. Kategorien Jeder als relevant identifizierte Beitrag wird bezüglich verschiedener forschungsmethodischer Aspekte eingeordnet. Dazu werden folgende Kategorien für Forschungsmethoden angewendet (ebd. S. 42 f):
Experimentelle vs. nicht-experimentelle Forschung
Feld- vs. Laborforschung
Querschnitts- vs. Längsschnittmethode
Primär- vs. Sekundäranalyse
Einzelfall- vs. Stichproben- vs. Gesamtanalyse
Zusätzlich werden verschiedene Datenerhebungstechniken im Sinne von empirischen Zugangsarten zum Untersuchungsgegenstand differenziert (ebd. S. 44 f):
Befragung (schriftliche Fragebögen oder mündliche Interviews),
Beobachtung,
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
Dokumentenanalyse,
sonstige Datenerhebungstechnik,
sowie alle denkbaren Kombinationen aus den obigen Zugangsarten.
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Die Autoren nennen für die Befragungskategorien zusätzliche Bewertungskriterien und werten diese für die WI- und IS-Zeitschriften vergleichend aus: Angaben zum Aufbau des Fragebogens, zur Art des durchgeführten Interviews oder zur Durchführung von Pretests (ebd. S. 43 f). Ergebnisse Eine die WI und IS vergleichende Auswertung erfolgt insbesondere im Hinblick auf die Qualität der Forschung bzw. der Anwendung von Forschungsmethoden. Diesbezüglich werden in den meisten Punkten einem größeren Anteil der WI als der IS-Forschung Qualitätsmängel bescheinigt (ebd. S. 42, 48). Bewertung der Vorgehensweise Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der ausgewählten Zeitschriften nur eingeschränkt repräsentativ für die wissenschaftlichen Disziplinen WI und IS: Da die Auswahl der Zeitschriften nicht begründet wird, ist wenig nachvollziehbar, warum die Zeitschrift „Journal of Applied Psychology“ als WI- bzw. IS-Zeitschrift eingeordnet wird. Auch ist der primär wissenschaftliche Anspruch der Zeitschriften IM&C und HMD in Frage zu stellen. Bewertung der Kategorien/Abstraktionen Für eine Betrachtung der forschungsmethodischen Unterschiede ausschließlich empirischer Arbeiten scheint die gewählte Differenzierung von methodischen Aspekten u. a. zu Stichprobe, Erhebungs- und Auswertungstechniken durchaus sinnvoll und angemessen. Positiv fällt insbesondere auf, dass Zugangsarten zum Untersuchungsgegenstand (Datenerhebungstechniken) in einer eigenen Kategorie abgebildet sind. Die vorliegende Arbeit benötigt ein Begriffssystem, welches für die Beschreibung verschiedener und insbesondere auch nicht-empirischer Forschungsmethoden geeignet ist. Spezifische Aspekte empirischer Forschung – wie Art der Stichprobe – sind daher zur vergleichenden, forschungsmethodenübergreifenden Charakterisierung, und damit für die Zwecke der vorliegenden Arbeit, nicht angemessen. 4.1.5.2 Wilde und Hess (1996-2006) Vorgehensweise und Zielsetzung Um die forschungsmethodische Ausrichtung der WI mit dem IS zu vergleichen, nutzen Wilde und Hess [WiHe07] ihre Analyse von Beiträgen der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK (siehe oben). Sie greifen zusätzlich auf eine Studie von Palvia und anderen [PLP+04] zu-
68
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
rück, welche Beiträge in IS-Zeitschriften aus den Jahren 1993 bis 2003 auswertet.1 Das jeweils verwendete Kategoriensystem zur Klassifikation von Forschungsmethoden ist in weiten Teilen identisch. Ergebnisse Die Gegenüberstellung der Verwendung einzelner Forschungsmethoden in WI- und in ISBeiträgen erlaubt einen ersten Einblick bezüglich der unterschiedlichen forschungsmethodischen Ausrichtung beider Disziplinen (siehe Abbildung 5): Die Ergebnisse der Studie von Wilde und Hess zeigen, dass während sich die WI dem Forschungsgegenstand primär mit hermeneutisch-interpretativen Arbeiten widmet (35 %), die IS auf die Anwendung von Befragungstechniken fokussiert, welche quantitativ ausgewertet werden (30 %). Fallstudien werden nach dem Ergebnis dieser Studie in ähnlichem Umfang genutzt. Die Entwicklung von Prototypen ist – laut dieser Gegenüberstellung – ausschließlich Forschungsmethode in der WI und nicht im IS. Labor- und Feldexperimente sind im IS mit ca. 15 % vertreten, kamen im Untersuchungszeitrum der WI jedoch kaum vor (1 %).
Abbildung 5: Vergleich der in WI- und IS-Beiträgen angewendeten Forschungsmethoden ([WiHe07], S. 5)
Bewertung Die von Wilde und Hess festgestellten deutlichen Unterschiede von WI und IS in der forschungsmethodischen Ausrichtung unterstreichen die Relevanz von Forschungsfrage-1, welche die Angemessenheit der Forschungsmethoden im ISR untersucht.
1
Der Betrachtungszeitraum für IS-Beiträge liegt damit 3 Jahre vor dem Zeitraum, den Wilde und Hess für die WI untersucht haben.
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
69
Für eine ausführliche Beschreibung und Kritik der Kategorien für Forschungsmethoden siehe die Ausführungen zu der Studie von Palvia und anderen sowie vergleichbaren Arbeiten im IS in Kapitel 4.2.1. 4.1.6
Forschungsthemen bzw. -gegenstände in WI und IS vergleichende Publikationsstudien
Es finden sich drei von WI-Vertretern verfasste Studien, die (u. a.) auf den Vergleich der Forschungsthemen bzw. -gegenstände in WI und IS gerichtet sind. Dazu gehören die oben bereits vorgestellte Arbeit von Heinrich und Wiesinger [HeWi97], eine Studie von Herzwurm und Stelzer [HeSt08], sowie die ebenfalls bereits vorgestellte Studie von Steininger und anderen [SRR+09]. 4.1.6.1 Heinrich und Wiesinger (1990-1996) Vorgehen und Zielsetzung Für einen thematischen Vergleich von WI und IS wurden die in der Studie von Heinrich und Wiesinger identifizierten empirischen Beiträge anhand von Schlüsselwörtern klassifiziert. Die Schlüsselwörter und damit indirekt die Beiträge wurden den „Komponenten von Informationssystemen“: Aufgabe, Mensch, Technik zugeordnet (vgl. [HeWi97], S. 45 f). Bewertung der Kategorien Zwar mögen die Kategorien „Aufgabe“, „Mensch“, „Technik“ geeignet sein, um die Facetten des Gegenstandsbereichs der WI beispielsweise im Rahmen eines Lehrbuchs zu beschreiben. Die Zuordnung einzelner Veröffentlichungen zu diesen Kategorien verlangt jedoch konkrete Zuordnungsregeln. Da diese von den Autoren nicht expliziert werden, verbleibt die Zuordnung der drei Schlüsselbegriffe intransparent und ist für Außenstehende kaum nachvollziehbar. Heinrich und Wiesinger begründen die Wahl nur dreier abstrakter Kategorien zur Einordnung der Forschungsgegenstände mit der somit ermöglichten Unabhängigkeit von Modebegriffen ([HeWi97], S. 46). Letzteres ist sicherlich zu unterstützen. Dennoch scheint es möglich – und für die vorliegende Arbeit notwendig – ein weitergehend differenziertes Begriffssystem zu entwickeln, welches ebenfalls von Modebegriffen (so weit möglich) abstrahiert und gleichzeitig eine gehaltvollere Beschreibung des Forschungsgegenstandes von Publikationen zulässt. Insbesondere erscheint die von Heinrich und Wiesinger vorgenommene Zuordnung von Beiträgen zu nur einer der drei Kategorien irreführend. Denn Wirtschaftsinformatik-Forschung zeichnet sich gerade dadurch aus, dass gleichzeitig Informationssysteme und Handlungskontexte berücksichtigt werden. Die Klassifizierung von Forschungsbeiträgen als „Aufgabe“, „Mensch“ oder „Technik“ erscheint vor diesem Hintergrund zu stark vereinfachend.
70
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
Ergebnisse und deren Bewertung Aufgrund des großen Interpretationsspielraums der Kategorien (Mensch, Aufgabe, Technik) und fehlender konkreter Zuordnungsregeln sind auch die Ergebnisse kaum nachvollziehbar. Demnach hat: „die englischsprachige Forschung [..] im Vergleich zur deutschsprachigen Forschung einen deutlichen Arbeitsschwerpunkt bei der Komponente Technik“ ([HeWi97], S. 46). Dass die Wirtschaftsinformatik im Ergebnis der Analyse bezüglich der Verteilung auf die Kategorien „Aufgabe, Mensch, Technik“ eine „ausgewogenere Forschungsorientierung“ ([HeWi97], S. 46) aufweist, mag nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass das angewendete Kategoriensystem von Heinrich – als langjährigem Vertreter und Kenner der WI – zur Beschreibung der WI-Forschung entwickelt worden ist (vgl. [Hein85]). 4.1.6.2 Herzwurm und Stelzer (1994-2004) Vorgehensweise und Zielsetzung Herzwurm und Stelzer stellen eine Publikationsanalyse vor, welche darauf gerichtet ist, „durch einen Vergleich der Forschungsgegenstände der Disziplinen WI und dem angloamerikanischen Pendant IS einen Beitrag zur Beschreibung der Wissenschaft WI zu leisten“ ([HeSt08], S. 2). Die Auswahl der relevanten Zeitschriften wird mit explizit aufgestellten Kriterien begründet (ebd. S. 6 ff). Untersucht werden zwischen 1994 und 2004 veröffentlichte Beiträge aus den Zeitschriften WIRTSCHAFTSINFORMATIK, HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik, MIS Quarterly und Communications of the ACM. Kategorien Die Autoren nutzen Themenbereiche der Lehre der WI, wie sie in Rahmenempfehlungen und Standardlehrbüchern dargestellt sind, als Kategorien zur Klassifikation der untersuchten WIund IS-Beiträge ([HeSt08], S. 11 f). Tabelle 16 (S. 71) listet die Themenbereiche auf, teilweise ergänzt um Erläuterungen der Autoren. Bewertung der Kategorien und Abstraktionen Es ist grundsätzlich in Frage zu stellen, ob eine Gliederungsstruktur für Lehrbücher und Curricula als Kategoriensystem für Forschungsthemen geeignet ist: Insbesondere anwendungsorientierte Forschung beschäftigt sich typischerweise nicht mit den Grundlagenthemen, die in der Lehre vermittelt werden. Die Anwendung des Kategoriensystems ist zudem kritisch zu bewerten, weil jeder Beitrag nur „genau einer Klasse“ ([HeSt08], S. 13) zugeordnet wird. Dies scheint insofern problematisch, als dass die gewählten Kategorien nicht überschneidungsfrei sind, sondern – wie für Gliederungen im Bereich der Lehre üblich – in Teilen aufeinander aufbauen und Abhängigkeiten untereinander aufweisen: dies gilt beispielsweise für die Kategorien (D) Softwaretechnik, (C) Datenmodellierung und (A) Architektur und Modellierung (siehe Tabelle 16).
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
Kategorie / Themenbereich
71
(Erläuterung nach [HeSt08], S. 11 f)
(A) Architektur und Modellierung (B) Entwicklung betrieblicher Informationssysteme (C) Datenmodellierung und Datenbanksysteme (D) Softwaretechnik
(softwaretechnische Grundlagen)
(E) Informationsmanagement (F) Anwendungen in ausgewählten Wirtschaftszweigen
(Anwendungssysteme in der Wirtschaft)
(G) Kommunikation
(Kommunikationstechnologien und –dienste)
(H) Künstliche Intelligenz (I) Operations Research (J) Grundlagen u. Methoden der Management Information
(Führungsinformationssysteme)
(K) Externe Informationsquellen
(kommerzielle Informationsanbieter)
(L) Informatik-Markt und -Recht
(Kenntnisse auf IT-Märkten)
(M) Rechner- und Betriebssysteme aus Nutzersicht (N) Research
(Wissenschaftstheorie, Lehre in WI/IS)
(O) Sonstige
Tabelle 16:
Kategorien im Klassifikationsschema der Themen der WI nach [HeSt08] (S. 11 f)
Bewertung des Vorgehens Die Autoren bemühen sich explizit um eine nachvollziehbare Begründung der Auswahl relevanter Zeitschriften: Kritisch zu hinterfragen ist jedoch die Anwendung der von den Autoren selbst aufgestellten Forderungen für die Zeitschriftenauswahl: Der wissenschaftliche Anspruch (Forderung II) der HMD-Praxis der Wirtschaftsinformatik ist fraglich; auch ist es nicht angemessen, die Zeitschrift CACM ausschließlich der Disziplin IS (Forderung I) zuzuordnen (vgl. [HeSt08], S. 7 ff). Obwohl von den Autoren selbst bereits zu Beginn des Beitrags festgestellt wird, dass sich die Themen von WI und IS in den Rahmenempfehlungen der Lehre unterscheiden, werden dennoch ausschließlich WI-Themenbereiche der Lehre zur Klassifikation von WI- und ISBeiträgen verwendet. Es ist daher anzunehmen, dass das Kategoriensystem zur Abbildung der IS-Forschungslandschaft noch weniger geeignet ist als zur Abbildung der WIForschungslandschaft (was sich auch in den Ergebnissen zeigt, siehe unten). Vor dem Hintergrund der genannten Kritikpunkte ist weder das von Herzwurm und Stelzer verwendete Begriffssystem noch die gewählte Vorgehensweise für die Zwecke der vorliegenden Arbeit geeignet. Ergebnisse und deren Bewertung Ergebnis der Analyse der WI-Beiträge ist u. a. eine Liste der Themen, mit denen sich die „WI-Forschung tatsächlich auseinandersetzt“ ([HeSt08], S. 16), die in weiten Teilen dem angewendeten Kategoriensystem entspricht; lediglich die Kategorien „Operations Research“ und „Sonstige“ weisen keine – nach Forderung der Autoren – signifikanten Anteile auf.
72
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
Etwa 10 % der IS-Beiträge sind der Kategorie „Sonstige“ zugeordnet; mit diesem Anteil ist „Sonstige“ die Kategorie mit dem dritt-größten Anteil IS-Beiträge ([HeSt08], S. 21). Dies lässt sich damit erklären, dass zur Festlegung der Kategorien ausschließlich auf Quellen der WI Bezug genommen wurde. Nicht zuletzt aufgrund der Schwächen im Kategoriensystem kommen die Autoren zu keinem gehaltvolleren Ergebnis als, dass WI und IS „nicht identisch“ ([HeSt08], S. 24) sind. 4.1.6.3 Steininger et al. (div. Zeitschriften 1994-2007) Vorgehensweise und Zielsetzung Steininger und andere nutzen ihre erstellte Liste von Schlagwörtern für einen Vergleich wissenschaftlicher1 Beiträge des WI und IS im Hinblick auf thematische Moden und Trends [SRR+09]. Die erstellte Liste von Schlagworten wird in drei Formen genutzt [SRR+09]: (1) Aus der Liste aller Schlagworte werden entsprechend der Häufigkeiten die Top-50Schlagworte aus WI und IS vergleichend gegenüber gestellt. (2) Die Top-50-Schlagworte werden bezüglich bestimmter Verlaufsmuster untersucht. Im Rahmen des Kategoriensystems untergeordnete Schlagworte werden dabei – falls vorhanden – in die Analyse mit einbezogen (die Autoren sprechen von „Bereichsabfragen“ [SRR+09], S. 482). Das heißt, je nachdem an welcher Stelle im Kategoriensystem ein zu untersuchendes Schlagwort eingeordnet ist, werden zur Analyse der Verlaufseigenschaften auch die relativen Häufigkeiten untergeordneter Schlagworte addiert. Dies trifft beispielsweise für das Schlagwort „Trust/Vertrauen“ zu, nicht jedoch für das Schlagwort „Business Intelligence“, weil diesem keine Unterkategorien zugeordnet sind (vgl. [StRi09]). (3) In einem dritten Schritt werden die Top-100-Schlagworte hinsichtlich ihres „thematischen Schwerpunktes“ ([SRR+09], S. 482) den einzelnen oder kombinierten Kategorien „Mensch“, „Aufgabe“, „Technik“ (ergibt sechs so genannten MAT-Klassen) zugeordnet, um die Forschung von WI und IS auf einem „abstrakten Niveau“ ([SRR+090], S. 487) zu vergleichen. Das Verhältnis der Mensch-Aufgabe-Technik-Abstraktion („MAT“) zum Kategoriensystem wird dabei nicht näher erläutert. Offenbar wurde die Zuordnung zu den sechs MAT-Klassen unabhängig von der Einordnung des jeweiligen Schlagwortes im Kategoriensystem vorgenommen ([SRR+09], S. 482). Bei mehr als 10 % der den MAT-Klassen zugeordneten Begriffen, gab es bei den zwei unabhängig voneinander zuordnenden Autoren des Beitrags keine Übereinstimmung (ebd. S. 482). Wie damit umgegangen wurde, bleibt unklar.
1
Auch wenn zur Begründung der Auswahl relevanter Zeitschriften auf einschlägige Zeitschriftenrankings verwiesen wir, kann man bezweifeln, ob die Zeitschrift Communications of the ACM tatsächlich ein primäres Publikationsorgan für IS-Forschung ist; auch ist fraglich, ob die Zeitschrift Information Management & Consulting einen vornehmlich wissenschaftlichen Anspruch verfolgt (vgl. die Auflistung des Korpus in [StRi09], S. 5 bzw. in [SRR+09], S. 481).
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
73
Kategorien und deren Bewertung Für eine kritische Darstellung des auf Basis der Schlagworte erstellten Kategoriensystems sei auf die früheren Ausführungen zu dieser Studie in Kapitel 4.1.4 verwiesen. Die Anwendung der MAT-Klassen ist, wie bereits für die Arbeit von Heinrich und Wiesinger dargelegt, kritisch zu hinterfragen. Es ist Steininger et al. zugute zu halten, dass sie nicht nur drei (Mensch, Aufgabe, Technik), sondern sechs Klassen für die Zuordnung verwendet haben. Zudem ist die Schlagwortliste verfügbar. Jedoch fehlt auch hier die transparente Zuordnung der Schlagworte zu den MAT-Klassen. Diese einzusehen wäre höchst interessant, da die Schlagworte in Teilen kontingent und somit verschiedene Zuordnungen denkbar sind: Zu einem Schlagwort lassen sich Forschungsfragen mit Fokus auf Mensch, Aufgabe oder Technik vorstellen. Als Beispiel sei „Outsourcing“ genannt, welches unter den Top-50 Schlagwörtern sowohl des IS als auch der WI zu finden ist. Ein Beitrag, welcher das Schlagwort „Outsourcing“ angibt oder im Abstract bzw. Titel nennt, mag Fragestellungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Perspektiven adressieren, die unterschiedlichen MAT-Klassen zuzuordnen wären: Beispielsweise wäre die Frage, welche Bestandteile der IT-Infrastruktur für das Outsourcing relevant sind, wohl dem Bereich Technik zuzuordnen; die Frage, wie sich die Einstellung der betroffenen Mitarbeiter nach dem Outsourcing einer Unternehmensfunktion geändert hat, scheint eher der Klasse Mensch zugehörig; die Frage nach zentralen Erfolgsfaktoren für die Vertragsgestaltung im IT-Outsourcing-Kontext könnte vielleicht der Klasse Aufgabe zuzuordnen sein. Ergebnisse und deren Bewertung Es wird festgestellt, dass 10 der Top-50 Schlagwörter in WI und IS gleichermaßen vorkommen ([SRR+09], S. 486): „e-Commerce“, „Electronic Data Interchange (EDI)“, „Enterprise Resource Planning (ERP)“, „Informationsmanagement (IM)“, „Informationstechnologie (IT)“, „Internet“, „IT-Sicherheit“, „Outsourcing“, „Software-Entwicklung“ und „Wissensmanagement“. Unter den Top-50 Schlagworten des IS finden sich überwiegend abstrakte Bezeichner für ITArtefakte („computer“, „software“, „information technology“) und vereinzelt konkretere Bezeichner: „e-mail system“ und „website“ ([SRR+09], S. 485 f). Die Bezeichner für IT-nahe Artefakte unter den WI-Schlagworten (der Top-50) sind zu größeren Teilen konkret: beispielsweise ist XML als IT-nahe Sprache genannt und ITIL als praxisnaher Standard. Ein weiteres Ergebnis sind deutlich höhere Anteile bei den Top-10-Schlagworten der IS als bei denen der WI ([SRR+09], S. 486). Die Schlussfolgerung der Autoren, dass mit dem höheren Abstraktionsniveau der IT-nahen Begriffe das Streben der IS-Forscher nach „allgemeingültigen Theorien“ ([SRR+09], S. 486) bestätigt wird, ist – unabhängig von einer Bewertung der Angemessenheit des Abstraktionsniveaus – durchaus nachvollziehbar. Offen bleibt jedoch die Frage, auf welchem Abstrakti-
74
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
onsniveau – unabhängig von den angegeben Schlagworten – sich die jeweiligen Studien tatsächlich mit IT-Artefakten beschäftigen. In dem Ergebnis der höheren Anteile der Top-Schlagworte des IS und der im Schnitt geringeren Anzahl Schlagworte pro Beitrag1 sehen Steininger und andere die – im Vergleich zur WI – konsequentere Verwendung zentraler Begriffe bestätigt und damit bessere Voraussetzungen für kumulative Forschung im IS ([SRR+09], S. 486). Eine genaue Betrachtung der relevanten Schlagworte mit besonders hohen Anteilen zeigt jedoch, dass diese gleichzeitig ein hohes Maß an Kontingenz aufweisen und damit kaum eine geeignete Grundlage für eine gehaltvolle inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Gegenstandsbereich darstellen: Fast 20 % aller betrachteten IS-Beiträge geben das Schlagwort „information technology“ an, weitere ca. 13 % „information management“. Auch den wenig spezifischen Begriffen „computer“ und „software“ ist jeweils ein höherer Anteil (je ca. 5,5 %) IS-Beiträge zugeordnet, als dem TopSchlagwort der WI („Internet“, 4,26 %). Als Ergebnis der Analyse von Verlaufsmustern wird „Business Intelligence“ als einziger „Trend“ der WI-Forschung festgestellt und „Trust“ als einziger „Trend“ der IS-Forschung, d. h. mit im Zeitverlauf kontinuierlich zunehmender Anzahl Beiträge. Für die WI werden unter den Top-50-Schlagwörtern 14 als „Mode“ identifiziert. Unter den Top-50-Schlagwörtern des IS werden keine „Moden“ sondern nur eine Reihe „wiederkehrender Moden“ (21) festgestellt.2 Aufgrund der fehlenden Nachvollziehbarkeit der Zuordnung der MAT-Klassen bei gleichzeitig hoher Kontingenz vieler Schlagworte ist die Aussagekraft der Ergebnisse zur Verteilung auf die MAT-Klassen äußerst kritisch zu bewerten (siehe [SRR+09], S. 488). Man kann ein gewisses Maß an Beliebigkeit bezüglich der Zuordnung der MAT-Klassen dadurch bestätigt sehen, dass die diesbezüglichen Ergebnisse von Steininger et al. im deutlichen Widerspruch zu den Ergebnissen von Heinrich und Wiesinger stehen3. Letztere sehen bei der Technik einen klaren Vorsprung des IS ([HeWi97], S. 46); die Ergebnisse von Steininger et al. geben jedoch an, dass die WI in der Kategorie Technik größere Anteile aufweist als die IS; vergleicht man die Summe aller Klassen, an denen Technik beteiligt ist, so liegen WI und IS ungefähr gleich auf ([SRR+09], S. 488). Auch trifft die von Heinrich und Wiesinger festgestellte Gleichverteilung der WI-Beiträge auf die Klassen in der jüngeren Studie nicht zu (vgl. [HeWi97], S. 46 sowie [SRR+09], S. 488). 1
Um die Kennzahl „durchschnittliche Anzahl Schlagworte pro Beitrag“ geeignet zu interpretieren, wäre es hilfreich zu wissen, bei wie vielen Zeitschriften (in IS bzw. WI) bereits vorhandene Keywords genutzt wurden und wo die Autoren selbst Schlagwörter auf Basis von Titel und Abstract festlegten.
2
Die Rolle von Moden wurde in der WI schon in den 1990er von Mertens thematisiert ([Mert95], [Mert06b]) und wird jüngst auch vereinzelt in der IS-Disziplin diskutiert, siehe dazu [RSW08] und [BaMy09].
3
Aufgrund des hohen Abstraktionsniveaus der gewählten Begriffe scheint diese Argumentation trotz der unterschiedlichen Betrachtungszeiträume der Studien vertretbar.
4.1 Empirische Studien zur WI-Forschung bzw. von WI-Vertretern
75
Abschließende Anmerkungen Die hier verwendeten Kategorien bzw. die gewählte Vorgehensweise sind – wie bereits an früherer Stelle dargelegt (siehe oben bzw. Kapitel 4.1.4) – für die Zwecke der vorliegenden Arbeit nicht angemessen. Die Auswertung der Top-50 Schlagworte wirft jedoch ein interessantes Licht auf die Unterschiede von WI und IS bezüglich der Verwendung von Schlagworten in Titel, Abstract und Schlagwortangaben der Verfasser. Die Gegenüberstellung der Top-50-Schlagworte deutet insbesondere an, dass IT-Artefakte – bzw. die zu deren Beschreibung verwendeten Begriffe – in WI und IS auf deutlich unterschiedlichem Abstraktionsniveau betrachtet werden ([SRR+09], S. 486). Dies unterstreicht die Relevanz der Forschungsfrage-3 dieser Arbeit, die darauf gerichtet ist, die tatsächliche Rolle und das Abstraktionsniveau der Betrachtung von IT-Artefakten in Arbeiten des ISR näher zu untersuchen (siehe Kapitel 3.4).
76
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung Bereits in den 1970er Jahren gab es innerhalb des IS erste Publikationsanalysen mit Fokus auf die forschungsmethodische Ausrichtung. Seither wurde eine Vielzahl von Beiträgen veröffentlicht, die darauf gerichtet sind, die IS-Forschung in ihrer thematischen und/oder methodischen Ausrichtung auf Basis von Publikationen zu beschreiben. Entsprechend der chronologischen Reihenfolge beginnt die nachfolgende Darstellung mit Studien zu Forschungsmethoden („research strategy/design/methodology/method“) im IS, die bereits in den 1970er Jahren stattfanden und bis heute regelmäßig durchgeführt werden (Kapitel 4.2.1). Erste Studien zu Forschungsthemen („research topics/themes“) wurden in den späten 1980er Jahren veröffentlicht (Kapitel 4.2.2). Seit den späten 1990er Jahren finden sich Publikationsanalysen, die darauf zielen, ISForschung von anderen „Computing Disciplines“ abzugrenzen. Da in diesem Zuge in Teilen neue Abstraktionen zur Beschreibung der Forschung eingeführt und angewendet wurden, widmet sich ein eigenes Kapitel entsprechenden Studien (Kapitel 4.2.3). Mit dem Beitrag von Orlikowski und Iacono [OrIa01] begann in 2001 eine Reihe von Arbeiten, die auf die Rolle und Konzeptualisierung des IT-Artefakts in der IS-Forschung fokussiert (Kapitel 4.2.4). Das letzte Teilkapitel 4.2.5 beschäftigt sich mit zwei jüngeren Arbeiten, die auf die Auswertung der Struktur von Forschungsergebnissen der IS-Forschung gerichtet sind. Unter anderem werden hier die von March und Smith [MaSm95] bzw. Hevner et al. [HMP04] vorgeschlagenen Abstraktionen zur Kategorisierung von IT-Artefakten als Forschungsergebnisse aufgegriffen. Die nachfolgende Darstellung bemüht sich um die vollständige Nennung aller Publikationsanalysen, welche Veröffentlichungen in einschlägigen, wissenschaftlichen Zeitschriften des IS auswerten und bei denen den jeweiligen Begriffs- oder Kategoriensystemen zur Beschreibung der Forschung eine zentrale Rolle zukommt. Dagegen werden primär szientometrische bzw. bibliometrische Publikationsanalysen, welche die Produktivität oder den Einfluss (impact) von Autoren bzw. Institutionen untersuchen (z. B.: [LeWe92], [CCC+02], [KLR07], [CWA09]) bzw. Studien, die als Mittel der Analyse primär (Ko-)Zitationsanalysen verwenden (z. B.: [Culn86], [Culn87], [CuSw86], [CLG91], [CSK93]), nicht betrachtet. Auch werden solche Arbeiten nicht berücksichtigt, die nur einzelne Zeitschriften bezüglich publizierter Beiträge bzw. Einreichungen zu bestimmten Themenbereichen im Zeitverlauf auswerten (z. B. [SwRa93] für Information Systems Research und [BaKa04] für Management Science).
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
4.2.1
77
Fokus auf Forschungsmethoden (seit 1970er)
Bereits in den 1970er Jahren wurden verschiedene Publikationsanalysen im IS durchgeführt, die darauf gerichtet waren, die forschungsmethodische Ausrichtung, insbesondere die Rolle empirischer Forschung im IS zu untersuchen. Ein Überblick der Kategorien für Forschungsmethoden, die zur Klassifikationen von IS-Publikationen in den 1970er und 1980er Jahren verwendet wurden, findet sich in [Gall91]. Es konnten zehn seit den 1980er Jahren veröffentlichte Studien identifiziert werden, welche eigene Konzepte zur Kategorisierung von Forschungsmethoden im IS vorschlagen und anwenden. Tabelle 17 gibt einen Überblick über die jeweils analysierten Publikationen und Unterschiede der gewählten Kategorisierungen.1 Vorgehensweise Der Großteil der betrachteten Publikationsanalysen untersucht sowohl empirische als auch nicht-empirische IS-Forschungsarbeiten, die in den gängigen nordamerikanisch geprägten wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden (siehe Tabelle 17, S. 78). Nur Orlikowski und Baroudi schränken ihre Analyse explizit auf empirische, sozialwissenschaftliche Arbeiten des IS ein ([OrBa91], S. 3 Fußnote 1). Mehrere Studien berücksichtigen sowohl in nordamerikanischen als auch in europäischen Zeitschriften veröffentlichte Beiträge des ISR, zwei davon sind auf einen dedizierten Vergleich des ISR in Nordamerika und Europa gerichtet ([EvKa97], [ChHi04]). Kategorien und Abstraktionen Die unterschiedlichen Begriffe, die zur Benennung des Untersuchungsgegenstandes verwendet werden – wie „research strategy“, „research design“, „research methodology“ – deuten bereits darauf hin, dass die jeweils angegebenen Kategorien für Forschungsmethoden nicht Methoden im engeren Sinn benennen, sondern in Teilen prototypische Muster oder Vorgehensweisen der Forschung. Der Einfachheit halber wird der Begriff Forschungsmethoden nachfolgend stellvertretend für die unterschiedlichen, oben genannten Bezeichner verwendet.
1
Hier nicht aufgeführt sind Beiträge, welche die untersuchten Publikationen nur in zwei Gruppen einteilen, wie beispielsweise die Studie von Olbrich, welcher IS-Konferenzbeiträge als „behavioral“ oder „design science“ klassifiziert [Olbr09].
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
78
Autoren, Referenz
Betrachtete Publikationen
Kategorisierung von …
Strukturierung
Erläuterung von Kategorien
Mehrfachzuordnung
Hamilton, Ives [HaIv82]
1970-1979 532 MIS-Artikel in 15 Zeitschriften
„research strategies“
Empirisch vs. nicht empirisch
Nein
Nein
Lending, Wetherbe [LeWe92] (analog: [VoWe84])
1984-1990 744 MIS-Artikel in 13 Zeitschriften
„research methodologies“
Empirisch vs. nicht empirisch
Ja
Nein
„research strategies“
Empirisch vs. nicht empirisch
Nein
Nein
„research design“
„positivist, interpretive, critical“
Nein
Nein
„research methodologies“
Empirisch vs. nicht empirisch
Ja
Nein
„research methodologies“
Liste
Nein (jedoch Beispiele)
Nein
„research design“
Liste1
Ja
Nein
„research methods”
Liste
Nein (jedoch ausführliche Literaturreferenzen)
Nein
„research methods”
„Positivist, interpretive, intervention“
Ja
Ja
„methodology“
Liste
Ja
Ja (bis 2)
Farhoomand, Drury [FaDr99] (analog: [Farh87])
Orlikowski, Baroudi [OrBa91] *
Evaristo, Karahanna [EvKa97] **
Claver et al. [CGL00]
Chen, Hirschheim [ChHi04] ** Vessey et al. [VRG02] (Kategorien angewendet in [ALV07]) MIngers [Ming03]+
Palvia et al. [PLP+04] (analog: [PMS+03],[PSK03])
1985-1996 2098 Artikel ICIS, CACM, ISR (ab 1990), I&M, JMIS, MISQ, MS EJIS und JSIS (ab 1991) 1983-1988 155 Artikel CACM, ICIS, MISQ, MS 1985 + 1990 21 + 21 (Europa) 117 + 197 (Nordamerika) Abgeschlossene Dissertationen 1981-1997 1121 Artikel I&M, MISQ (erst ab 1985) 1991-2001 1893 Artikel US: MISQ, ISR, JMIS, ICIS; Europa: AMIT, ISJ, JIT, EJIS 1995-1999 488 Artikel ISR, JMIS, MISQ, ISArtikel in MS und DS 1993-2000 (Anzahl unklar) US: ISR, MISQ, Europa: ISJ, EJIS, AMIT, JIT 1993-2003 1099 Artikel CACM, DS, I&M, ISR, JMIS, MISQ, MS
Anmerkungen: * Beschränkt sich explizit auf empirische IS Forschung, ** Zielt auf den Vergleich von IS-Forschung in Nordamerika mit IS-Forschung in Europa, + Kombination von Forschungsmethoden möglich
Tabelle 17:
1
Vergleich von Publikationsanalysen zu Forschungsmethoden im IS, die differenzierte Kategorien für Forschungsmethoden vorschlagen und anwenden
Die Autoren analysieren die betrachteten Publikationen zusätzlich bezüglich „empirical vs. non-empirical“, „quantitative vs. qualitative“ und „cross-sectional vs. longitudonal“ ([ChHi04], S. 205 f), dies geschieht jedoch offenbar ohne Bezug zu den jeweils zugeordneten Methoden.
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
79
Zur Strukturierung ihres Kategoriensystems wenden vier der zehn Studien die Unterscheidung empirischer und nicht-empirischer Forschungsmethoden an. Vier nutzen eine einfache Liste von Forschungsmethoden, ohne die einzelnen Methoden Oberkategorien zuzuordnen. Orlikowski und Baroudi sowie Mingers nutzen eine eigene Einteilung zur Strukturierung der Forschungsmethoden: In [OrBa91] wird positivistische, interpretative und kritische empirische IS-Forschung differenziert. Mingers unterscheidet positivistische, interpretative und „intervention“-Forschung [Ming03].1 Ein Hinweis darauf, dass die verwendeten Begriffe zur Benennung von Kategorien aus Sicht mancher Autoren offenbar – im Wortsinn – selbstverständlich sind, ist das Fehlen einer Erläuterung bzw. Definition der Kategorien in der Hälfte der Studien. Bei einem Teil der Arbeiten erfolgt die Erläuterung der Kategorien anhand von Beispielen [CGL00]. Andere bemühen sich um eine Begründung der verwendeten Kategorien durch Verweis auf deren Nennung in früheren Studien (insb. [VRG02]). In der Regel durfte eine Publikation nur einer Kategorie (Forschungsmethode) zugeordnet werden. Nur zwei der betrachteten Studien unterstützen die Zuordnung von mehr als einer Methode zu einem analysierten Beitrag ([Ming03], [PLP+04]). Die Gegenüberstellung der in den zehn Publikationsanalysen verwendeten Kategorien für Forschungsmethoden (siehe Tabelle 18 und Tabelle 19, S. 81) verdeutlicht einen relativ breiten Konsens bezüglich grundlegender empirischer Forschungsmethoden: Dazu gehören „Survey“, „Case Study“ sowie „Field Experiment“ und „Laboratory Experiment“. Unklar bleibt jedoch die Abgrenzung von „Field Study“ und „Survey“ bzw. die Unterschiede zwischen „Field Test“ und „Field Experiment“ (vgl. auch [ChHi04], S. 202). 2 Eine auffallend hohe Varianz der gewählten Begriffe wird dagegen bei den nicht-empirischen Forschungsmethoden deutlich (siehe letzte Zeile in Tabelle 18 und Tabelle 19, S. 81). Für gestaltungsorientierte Forschungsmethoden sind nur in insgesamt vier der betrachteten Studien eigene Kategorien vorgesehen. Die frühe Studie von Wetherbe und anderen (siehe [VoWe84]) ist insofern erwähnenswert, als dass sie „Engineering“ als Forschungsmethode nennt. Sie wird in [VoWe84] jedoch noch recht vage als „MIS research dealing with the application of science and mathematics“ (S. 6) definiert. Im Rahmen einer späteren Studie zählen Lending und Wetherbe insbesondere „descriptions of tools or methods” ([LeWe92], S. 5) zur „Engineering“-Methode. Gestaltungsorientierte Forschungsmethoden werden erst in jüngeren Studien wieder aufgegriffen, welche IS-Forschung in Nordamerika mit der in Europa
1
Da die Studie von Mingers die Kombination von Forschungsmethoden in der IS-Forschung untersucht, erlaubt seine Analyse auch die Zuordnung mehrerer Forschungsmethoden.
2
Um semantische Verzerrungen durch eine Übersetzung ins Deutsche zu vermeiden, werden nachfolgend im Text und in den tabellarischen Darstellungen i. d. R. die in den Studien verwendeten englischsprachigen Bezeichner für Kategorien zitiert.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
80
vergleichen ([EvKa97]) bzw. auf die Abgrenzung der IS-Forschung zu Forschung in anderen Computing Disciplines fokussieren ([VRG02], siehe auch Kapitel 4.2.3). Bewertung der Kategorien Insgesamt stehen die innerhalb einer Studie verwendeten Kategorien häufig für unterschiedliche Abstraktionen bzw. wissenschaftstheoretische Konzepte:
manche Kategorien stehen für konkrete Zugangsarten zum Untersuchungsgegenstand (z. B. „secondary data“ oder „participant observation“), lassen jedoch die Begründungsart offen,
einzelne Kategorien stehen für Begründungsansätze (z. B. formale, mathematische Beweise „proof“) und lassen das konkrete Forschungsziel offen,
manche Kategorien benennen Zielsetzungen der Forschung („instrument development“, „mathematical model“), die auf verschiedenen methodischen Wegen erreicht bzw. begründet werden können,
andere benennen abstrakte Ansätze der Forschung, die mit verschiedenen Zugangsarten und Begründungsansätze umgesetzt werden können (z. B. „critical theory“, „grounded theory“, „qualitative research“).
es bestehen in Teilen Elementbeziehungen zwischen Kategorien einer Ebene; dies gilt insbesondere für die Kategorie „qualitative research“ in [PLP+04], die laut Definition der Autoren fast alle weiteren gelisteten „methodologies“ beinhalten kann ([PLP+04], S. 4223 f).
Zusammenfassend, ist zu sagen, dass die in den bisherigen Publikationsanalysen verwendeten Kategorien für Forschungsmethoden für die Zwecke der vorliegenden Arbeit in weiten Teilen keine geeigneten Abstraktionen darstellen, da sie bezüglich der Zugangsarten bzw. Begründungsverfahren zu kontingent verbleiben und in Teilen nicht überschneidungsfrei sind (vgl. auch Kapitel 4.1.5).
81
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
[CGL00] „research methodologies“ X X
Kategorien Case study Field study Survey
[ChHi04] ** „research design“ X X
[VRG02] (auch [ALV07]) “research methods”
[Ming03] **, + “research methods”
[PLP+04] „methodology“
X X
X X X
X (experiment)
X X
X X (Descriptive, exploratory survey) X
Field test / experiment Laboratory study / experiment Action research Weitere empirische Methoden bzw. Ansätze
X
X
X
X
X (with human subjects)
X (experiment)
X
X
X
Protocol analysis Instrument development Ethnography Grounded theory
Nicht empirisch, interpretativ / hermeneutisch
Conceptual studies Illustrative studies Applied concepts
Other (positivist) Observation Participant observation Interview Consultancy Ethnography/ hermeneutics Critical theory Grounded theory Content analysis Simulation
Other
Conceptual analysis Data analysis Literature review Simulation Conceptual analysis/ mathematical Laboratory experiment (software) Concept implementation (proof of concept) System evaluation
Interview
Framework and conceptual model Qualitative re1 search Secondary data Literature analysis2 Library re3 search Content analysis Speculation / commentary Mathematical model
Anmerkungen: ** Zielt auf den Vergleich von IS-Forschung in Nordamerika mit IS-Forschung in Europa + Kombination von Forschungsmethoden möglich, gestaltungsorientierte Methoden in der untersten Zeile sind unterstrichen
Tabelle 18:
In IS-Publikationsanalysen angewendete Klassifikationen für empirische Forschungsmethoden
1
“includes case research [..] action research […] examination of documents” ([PLP+04], S. 4224)
2
“includes meta-analysis” ([PLP+04], S. 4223)
3
“based mainly on the review of existing literature” ([PLP+04], S. 4223)
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
82
[VoWe84], [LeWe92] „research methodologies“ X
[Farh87], [FaDr99] „research strategies“ X
X
X X
X X
X X
[EvKa97] ** „research methodologies“ X 1 X (X) X
X
X
X
X
X
[HaIv82] „research strategies“
Kategorien Case study Field study Survey Field test / experiment Laboratory study / experiment Action research Weitere empirische Methoden bzw. Ansätze Nicht empirisch, interpretativ / hermeneutisch
X X
[OrBa91] * „research design“ X
X
Conceptual Tutorial Review Other
Subjective/ Argumenta2 tive Theorem 3 Proof 4 Engineering
Non-Empirical
Protocol analysis Instrument development Mixed method n.a.
Conceptual Proof System development Modelling
Anmerkungen: * Einschränkung auf empirische Arbeiten ** Zielt auf den Vergleich von IS-Forschung in Nordamerika mit ISForschung in Europa, gestaltungsorientierte Methoden in der untersten Zeile sind unterstrichen
Tabelle 19:
In IS-Publikationsanalysen angewendete Klassifikationen für empirische Forschungsmethoden (Forts.)
Ergebnisse Dennoch lassen sich die Ergebnisse früherer Studien – auf einem geeignet hohen Abstraktionsniveau – verwenden, um (1) Einblicke in die historische forschungsmethodische Entwicklung der IS-Forschung zu erhalten und (2) Hinweise bezüglich prägender Unterschiede zwischen dem ISR in Nordamerika und in Europa abzuleiten. Ad 1) Hamilton und Ives kommen zu dem Ergebnis, dass über 70 % der IS-Forschung in den 70er Jahren einen nicht-empirischen Forschungsansatz verwendet ([HaIv82], S. 135). Dies wird beispielsweise durch die Ausführungen von Dickson und anderen bestätigt ([DSC77], S. 913 f). Eine Untersuchung von Farhoomand, die bis in die Mitte der 1980er Jahr reicht, kommt zu dem Ergebnis, dass sich (immer noch) weniger als die Hälfte der IS-Forschung empirischer Forschungsmethoden bedient [Farh87]. Der Trend zunehmender empirischer Forschungstätigkeiten wird in einer langfristigen Studie von Alavi und anderen bestätigt: Die Untersuchung von IS-Zeitschriftenartikeln (1968-1988) 1
“Application of questionnaires or interviews to a relatively large number of respondents.” ([EvKa97], S. 36)
2
“based more on opinion and speculation than observation” ([LeWe92], S. 6)
3
“non empirical [...] primarily Computer Science” ([LeWe92], S. 5)
4
“includes descriptions of tools or methods” ([LeWe92], S. 5)
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
83
ergab, dass seit Mitte der 1980er Jahre mehr empirische als nicht-empirische IS-Artikel veröffentlicht werden. Orlikowski und Baroudi kommen nach der Untersuchung von Zeitschriftenartikeln in den 1980er Jahren zu ähnlichen Ergebnissen, werden aber präziser bzgl. wissenschaftstheoretischer Grundannahmen, die der nunmehr stark verbreiteten empirischen Forschungsmethode zugrunde liegen. Demnach betrachtet der überwiegende Anteil der empirischen Studien nur einen ausgewählten Zeitpunkt („snapshot“) und zielt auf die empirische Überprüfung im Vorhinein festgelegter Beziehungen zwischen Phänomenen mit Hilfe von Umfragen oder Laborstudien ([OrBa91], S. 5 f). Sie sehen damit den Beleg für eine einseitig positivistische Ausrichtung der IS-Forschung, die – ihrer Meinung nach – von den Vertretern des IS als selbstverständlich angenommen und nicht in Frage gestellt wird. Sie führen daher im weiteren Verlauf des Beitrags aus, wie eine interpretative oder kritische IS-Forschung aussehen könnte ([OrBa91], S. 6 ff). Der weitergehende Rückgang der Verbreitung nicht-empirischer Forschung im IS seit Mitte der 1980er Jahre wird auch durch spätere Studien bestätigt. Beispielsweise deutet eine Untersuchung von IS-Zeitschriftenartikeln (1985-1996) darauf hin, dass der Anteil an „Case Studies“1 und Umfragen ansteigt, während der Anteil nicht-empirischer Arbeiten weiter abnimmt [FaDr99]. Ad 2) Die Studie von Evaristo und Karahanna bezieht sich auf abgeschlossene Dissertationen im IS-Bereich in Nordamerika und Europa in den Jahren 1985 und 1990 [EvKa97]. Neben deutlichen Unterschieden bzgl. der Disziplinen, auf welche zur theoretischen Fundierung der Arbeiten Bezug genommen wird, unterscheiden sich auch die präferierten Forschungsmethoden („research methodologies“). 1985 wendeten über 90 % der europäischen Arbeiten eine nicht-empirische Forschungsmethode an, 1990 sind es noch 64 %; dagegen werden bei nordamerikanischen Dissertationen empirische Methoden bevorzugt: ca. 70 % (siehe [Evka97], S. 35 f). In der Analyse von Chen und Hirschheim [ChHi04] werden Beiträge in nordamerikanischen und europäischen IS-Zeitschriften zwischen 1991 und 2001 vergleichend analysiert. Sie kommen u. a. zu dem Ergebnis, dass die Anwendung so genannter quantitativer Forschungsmethoden in den USA in dem Betrachtungszeitraum durchgängig sehr hoch und gegen Ende noch leicht angestiegen ist (insg. 46 %). Für Europa ist dagegen ein leichter Trend zunehmender Verbreitung sogenannter qualitativer Forschung zu erkennen (insg. 17 %, siehe [ChHi04], S. 212).
1
Die Autoren der Studien besitzen in Teilen unterschiedliche Auffassungen bzgl. der Definition einzelner Forschungsmethoden, wie zum Beispiel der „case study“. Es soll jedoch an dieser Stelle ausreichen, dass „case study“ allgemein als empirische Forschungsmethode verstanden wird.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
84
Bewertung der Ergebnisse Die Ergebnisse der bisherigen Studien deuten somit daraufhin, dass empirischen Zugangsarten und Begründungsverfahren anhand statistischer Verfahren („quantitative“ Methoden) in der IS-Disziplin im Zeitverlauf eine immer größere Rolle zukam. Im Vergleich legt dagegen die europäische IS-Forschung – und damit möglicherweise auch die WI – weniger Wert auf empirische Methoden bei gleichzeitiger Präferenz interpretativer (qualitativer) Begründungsansätze. Dies unterstreicht erneut die Relevanz von Forschungsfrage-1 in dieser Arbeit (siehe Kapitel 3.4), die darauf gerichtet ist, die Unterschiede zwischen WI und IS hinsichtlich der Forschungsziele und -methoden näher zu untersuchen und zu bewerten. 4.2.2
Fokus auf Forschungsthemen (seit Ende 1980er)
Regelmäßig werden Studien veröffentlicht, die Forschungsarbeiten des IS anhand von einfachen Themenlisten klassifizieren. Das erste Unterkapitel führt exemplarisch eine für diesen Zweck genutzte Themenliste an und diskutiert kritisch die Relevanz solcher Analyseansätze für diese Arbeit (Kapitel 4.2.2.1). Ein weiterer Großteil der Arbeiten mit Fokus auf Forschungsthemen im IS nimmt Bezug auf das Anfang der 1990er von Barki et al. veröffentlichte Keyword-Klassifikationsschema ([BRT88], [BRT93]). Dieses erlaubt die Beschreibung verschiedener Aspekte eines Forschungsgegenstandes mithilfe hierarchisch angeordneter Stichwortlisten. Kapitel 4.2.2.2 stellt die entsprechenden Publikationsanalyen vor und untersucht die Anwendbarkeit des Schemas für die vorliegende Arbeit. Die Publikationsanalyse von Sidorova und anderen zielt ebenfalls auf ein mehrstufiges Begriffssystem zur thematischen Charakterisierung von IS-Forschung. Ihre Arbeit hebt sich von früheren Publikationsanalysen jedoch insbesondere durch die gewählte Vorgehensweise ab: Das Klassifikationsschema ist Ergebnis einer automatisierten Wortgruppenanalyse [SEV+08]. Vorgehensweise und Ergebnisse, sowie deren Anwendbarkeit für die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit werden in Kapitel 4.2.2.3 vorgestellt. 4.2.2.1 Klassifikation anhand einfacher Themenlisten Zur Klassifikation von Forschungsthemen nutzt eine Reihe Publikationsanalysen selbst erstellte oder bereits in anderen Veröffentlichungen genutzte Themenlisten (z. B. [PMS+03], [PLP+04], [PMP06], [NNE09]). Beispielsweise nutzen Palvia et al. in verschiedenen Studien eine Auflistung von 24 bis 35 Themen bzw. Schlagworten.1 Die verwendeten Themenbezeichner werden dabei nicht explizit erläutert (siehe beispielsweise die Liste aus [PMP06] in
1
Palvia und andere nennen zwar als Bezugspunkt für IS-Themen das hierarchische Klassifikationsschema von Barki et al (siehe Kapitel 4.2.2.2). Im Ergebnis nutzen sie jedoch eine einfache Auflistung von Themen ohne diese den obersten Kategorien des Klassifikationsschemas zuzuordnen.
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
85
Tabelle 20), sondern es wird ein gemeinsames Verständnis vorausgesetzt. Einige Begriffe verbleiben jedoch deutlich kontingent: beispielsweise „Internet“ kann primär technisch als Netzwerktechnologie oder anwendungsorientiert als Plattform für Märkte oder soziale Strukturen gesehen werden, ähnliches gilt für „Innovation“ oder „Security“. Vor dem Hintergrund der Zielsetzung der vorliegenden Arbeit und der bereits dargelegten Komplexität und des Facettenreichtums des Forschungsgegenstandes des ISR, scheinen Themenlisten für eine differenzierte Auswertung der inhaltlichen Ausrichtung der Forschung im ISR nicht geeignet. Vielmehr sind Abstraktionen über den Gegenstandsbereich des ISR erforderlich, die eine gehaltvolle Beschreibung auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus erlaubt. Daher wird auf eine ausführliche Darstellung der entsprechenden Publikationsanalysen und dort angewendeten Themenlisten verzichtet. Vereinzelte Publikationsanalysen beschäftigen sich mit einem Vergleich der Themen (oder Schlagworte) in IS-Forschung und -Praxis. Diese nutzen zur Kategorisierung Themenlisten ([LGI99]) oder wenige ausgewählte Schlagworte bzw. Modebegriffe ([RSW08], [BaMy09]). Da auch diese Abstraktionen für die vorliegende Arbeit nicht zweckmäßig sind, wird auf die entsprechenden Studien ebenfalls nicht näher eingegangen. AI/ES/NN/KM
IS Evaluation/Control
BPR
IS Function App,
Communication
IS Implementation
CRM
IS Planning
Database/DBMS
IS Research
DSS
IS Staffing
E-Commerce
IS Usage Issues
EIS
IT Value
ERP
Media & Communication
EUC
Multimedia
GDSS
Networks/Telecomm
GIT
Outsourcing
Hardware
Res. Mgt/IS Mgt.
Innovation
SCM
Internal/Ext
Security
Internet
Software/Prog. Languages
IS Development
Theory of MIS
IS Education
WorkFlow Systems
Tabelle 20:
Aktuelle Themenliste „subject areas“ von Palvia et al. ([PMP06], S. 1059 f., alphabetisch sortiert)
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
86
4.2.2.2 Klassifikationsschema für Keywords von Barki et al., seine Anwendungen und Weiterentwicklungen Zielsetzung und Vorgehensweise [BRT93] Auf der Basis der Auswertung von fünf Jahrgängen der Zeitschriften MISQ, JMIS, I&M sowie den IS-Beiträgen in MS und CACM entwickelten Barki und andere ein Klassifikationsschema von Schlagwörtern („key word classification scheme“), welches dem Zweck dienen soll, (1) das Forschungsfeld IS zu beschreiben und (2) ein gemeinsames Vokabular für die Verschlagwortung von Forschungsbeiträgen bereitzustellen ([BRT93], S. 209). Kategorien und Abstraktionen Das Klassifikationsschema strukturiert Schlagworte in bis zu vier Hierarchieebenen, zudem werden Synonyme gekennzeichnet; Tabelle 21 listet die ersten zwei Ebenen auf.1 Neben einer Kategorie, welche Referenzdisziplinen des IS auflistet, und einer Kategorie zur MetaForschung im IS sind sieben Hauptkategorien zur Charakterisierung des Gegenstandsbereichs der IS-Forschung vorgesehen. IT-nahe Artefakte stehen im Fokus der Kategorien „Information Technology“ (Hardware und Software, inkl. Datenbanken) und „Information Systems“. Letztere strukturiert Begriffe für generische (HA) und domänenspezifische (HB) Anwendungsklassen, sowie für Komponenten und Eigenschaften von IS. Dem Management (E), der Entwicklung und dem Betrieb (F), sowie der Nutzung (G) von IS ist jeweils eine eigene Hauptkategorie gewidmet. Zwei weitere Kategorien erlauben die Charakterisierung relevanter bzw. im Rahmen der Forschung betrachteter Eigenschaften der Unternehmensumwelt (B) bzw. der Organisation (D). Bewertung der Kategorien Zentrales Merkmal eines Schlagwort-Klassifikationssystem ist, dass ein Forschungsbeitrag in der Regel durch mehrere Begriffe des Systems zu beschreiben ist. Insofern erscheint das von Barki et al. entwickelte Klassifikationssystem durchaus geeignet, die verschiedenen Aspekte des Forschungsgegenstandes des ISR abzubilden: Sowohl Aspekte des IT-Artefakts, als auch des sozialen Handlungssystems, der Nutzung, des Managements und der Entwicklung bzw. Einführung von IS sind abgebildet. Empirische Beiträge, welche die Rolle verschiedener Einflussfaktoren – beispielsweise Eigenschaften des Unternehmens, der Umwelt oder des Anwenders – für den Erfolg eines Anwendungssystems untersuchen, lassen sich in differenzierter Weise abbilden. Dagegen fehlen geeignete Kategorien für Arbeiten, die sich mit dem – eher für die WI typischen – Thema der Unternehmensmodellierung oder Referenzmodellierung beschäftigen. Daher scheint es für die Zwecke der vorliegenden Arbeit angeraten, die
1
Das vollständige Klassifikationsschema ist auf /www.misq.org/roadmap/classscheme/classification.htm verfügbar (letzter Zugriff am 2.6.2010).
87
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
Kategorien für IT-Artefakte (C bzw. H) zu erweitern bzw. weitere Kategorien unter IS Entwicklung und Betrieb (F) vorzusehen. A Reference Disciplines • • • • • • • • • • • • • • • •
AA BEHAVIORAL SCIENCE AB COMPUTER SCIENCE AC DECISION THEORY AD INFORMATION THEORY AE ORGANIZATIONAL THEORY AF MANAGEMENT THEORY AG LANGUAGE THEORIES AH SYSTEMS THEORY AI RESEARCH AJ SOCIAL SCIENCE AK MANAGEMENT SCIENCE AL ARTIFICIAL INTELLIGENCE AM ECONOMIC THEORY AN ERGONOMICS AO POLITICAL SCIENCE AP PSYCHOLOGY
E IS Management • • • • • • • • • • • •
F IS Development and Operations • • • • •
B External Environment • • • •
BA ECONOMIC ENVIRONMENT BB LEGAL ENVIRONMENT BC POLITICAL ENVIRONMENT BD SOCIAL ENVIRONMENT
C Information Technology • •
CA COMPUTER SYSTEMS CB SOFTWARE
D Organizational Environment • • • •
DA ORGANIZATIONAL CHARACTERISTICS DB ORGANIZATIONAL FUNCTIONS DC TASK CHARACTERISTICS DD ORGANIZATIONAL DYNAMICS
Tabelle 21:
EA DATA RESOURCES MANAGEMENT EB PERSONNEL RESOURCE MANAGEMENT EC HARDWARE RESOURCE MANAGEMENT ED SOFTWARE RESOURCE MANAGEMENT EE IS PROJECT MANAGEMENT EF IS PLANNING EG ORGANIZING IS EH IS STAFFING EI IS EVALUATION EJ IS CONTROL EK IS SECURITY EL IS MANAGEMENT ISSUES FA IS DEVELOPMENT STRATEGIES FB IS LIFE CYCLE ACTIVITIES FC IS DEVELOPMENT METHODS AND TOOLS FD IS IMPLEMENTATION FE IS OPERATIONS
G IS Usage • • • • •
GA ORGANIZATIONAL USE OF IS GB USERS GC TYPE OF IS SUPPORT GD TYPE OF IS ACCESS GE TYPE OF PROCESSING
H Information Systems • • • •
HA TYPES OF INFORMATION SYSTEMS HB IS APPLICATIONS AREAS HC COMPONENTS OF IS HD IS CHARACTERISTICS
I IS Education and Research • • • •
IA IS EDUCATION IB IS RESEARCH IC IS PROFESSIONAL SOCIETIES ID HISTORY OF IS
Schlüsselwörter zur Klassifikation von IS-Forschungsartikeln nach Barki et al. [BRT93] (oberste zwei Hierarchieebenen)
Vorgehensweisen der Anwendung des Klassifikationssschemas und deren Bewertung Das Klassifikationsschema wurde in einer Reihe von Publikationsanalysen angewendet und in Teilen angepasst (siehe Tabelle 22, S. 89):1
1
Das Klassifikationsschema wurde in weiteren Studien verwendet, die jedoch nicht im Fokus der vorliegenden Betrachtung liegen, siehe dazu die Auflistung in [DMW+09] (S. 3 f).
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
88
Eine frühere Version des Klassifikationsschemas (siehe [BRT88]) wird in der Studie von Farhomand und Drury angewendet. Sie untersuchen diverse Zeitschriften sowie die Proceedings der ICIS Konferenz über einen Zeitraum von 12 Jahren [FaDr99]. Je Beitrag werden bis zu drei Schlagworte mit Gewichtung zugeordnet ([FaDr99], S. 6).
Claver et al. untersuchen 16 Jahrgänge der Zeitschriften MISQ und I&M [CGL00]. Zur Bestimmung der Forschungsthemen – jeweils nur ein Thema pro Beitrag – wird das Klassifikationsschema aus [BRT93] um einzelne Themen (auf zweiter Ebene) erweitert; Kategorien auf oberster Ebene werden teilweise umbenannt bzw. neu gruppiert [CGL00].
Sinclair und andere führen die zwei obersten Hierarchieebene des Schemas von Barki et al. sowie der Zeitschrift CACM zu einem eigenen Kategoriensystem zusammen [SSW04]. Sie nutzen die neu gebildeten Hauptkategorien („general IS theories“) um Beiträge verschiedener Zeitschriften (CACM, DS, ISR, MS, MISQ) einzuordnen, die von 2002 bis 2003 veröffentlicht wurden. Nicht berücksichtigt werden u. a. Beiträge, die auf “product and/or interface design“ ([SSW04], S. 4244) fokussieren oder allein von Praktikern verfasst sind.
Die Kurzbeschreibung verdeutlicht, dass allein die Studie von Farhomand und Drury das Klassifikationsschema im intendierten Sinne verwendet: Hier sind pro Beitrag bis zu drei Zuordnungen von Schlagwörtern möglich. Die jüngeren Studien interpretieren das Klassifikationsschema nicht mehr als Schlagwortsystem, sondern nutzen es als Grundlage zur Bestimmung von Themen bzw. „IS theories“, welche für jeden untersuchten Beitrag eindeutig zu bestimmen sind. Angepasste Kategorien/Abstraktionen und deren Bewertung Tabelle 22 stellt die obersten Kategorienebenen der genannten Studien gegenüber. Das angepasste Klassifikationsschema von Claver et al. weist verschiedene Schwächen auf: Unter dem Begriff „Information technology“ werden nun generische Anwendungssysteme (DSS, EIS) neben Kommunikationstechnologien (EDI) – in Teilen auf einer Konkretisierungsebene – genannt. Domänenspezifische Anwendungssysteme sind gar nicht mehr im Klassifikationssystem vorgesehen. Datenbanken, die in der Wirtschaftsinformatik typischerweise als grundlegende Technologien eingestuft werden, finden sich als „Database“ unter dem Begriff „IS development life cycle“. In der Kategorie IS-Usage sind „inter-organizational systems“ eingeordnet, die bei Barki et al. den Anwendungssystemklassen (HA) zugeordnet sind.1 Diese Änderung wird von den Autoren nicht begründet und erscheint nicht zweckmäßig.
1
Diese Einordnung findet sich auch in dem Kategoriensystem von Steininger und Riedl [StRi09].
89
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
Für alle genannten Arbeiten gilt, dass sie höchstens ein zweistufiges Begriffssystem zur Klassifizierung anwenden. Folglich kommen die dritte und vierte Stufe der Konkretisierung des Schlagwortkataloges von Barki et al. nicht zu Anwendung. Anwendungen „key word classification scheme“ Barki et al. [BRT93] (bis zu vier Ebenen)
[FaDr99] (nutzen [BRT88]) „research themes“ (Bis zu 3 Zuordnungen pro Artikel, gewichtet)
Claver et al. [CGL00] (zwei Ebenen) “Topics” (Eine Zuordnung pro Artikel)
Sinclaire et al. [SSW04] (zwei Ebenen) “theoretical areas” (Eine Zuordnung pro Artikel)
Reference Disciplines
Reference Disciplines (25 %)
-
-
Information Technology
Technological Environment
Information Systems
Information Systems
Information technology (enthält u.a. DSS, GDSS, EDI, Telecommunications)
IS technologies (enthält Information Technology und Computer Systems)
IS Usage
IS Usage
IS usage (enthält u.a. IOS)
IS adoption and use (26 %)
IS Development and Operations
IS Development and Operations
IS development life cycle (24,2 % Ļ) (enthält u.a. Database)
IS design and development
IS Management
IS Management (17 %)
IS planning and implementation
IS management (31,7 % Ĺ) (enthält u.a. organizational impact/alignment)
IS management (16 %)
IS evaluation (18 %)
Organizational Environment
Organizational Environment
External Environment
External Environment
-
-
IS Education and Research
IS Education and Research
Others (IS research)
IS research
Tabelle 22:
IS in organizations
Gegenüberstellung der obersten Ebenen von Kategoriensystemen, die das Klassifikationsschema von Barki et al. ([BRT88], [BRT93]) anwenden
Ergebnisse Tabelle 22 gibt – falls vorhanden – die jeweiligen Anteile der zwei am häufigsten vertretenen Kategorien an. Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen und Verfahren der Zuordnung nur begrenzt gegeben. Dennoch lassen sich die Thesen ableiten, •
dass IS-Forschung traditionell einen Schwerpunkt im Bereich IS-Management hat, dass Themen zur IS-Entwicklung in den 1990er Jahren zunehmend weniger Beachtung geschenkt wurde, und
•
dass Arbeiten im Bereich „IS adoption and use“ aktuell einen klaren Schwerpunkt der IS-Forschung darstellen. Im Sinne von Forschungsfrage-2 dieser Arbeit nimmt demnach ein großer Anteil der IS-Forschung die Perspektive des Benutzers auf den Forschungsgegenstand ein.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
90
Vorgehensweise zur Identifikation fehlender Schlagwörter (und Bewertung) Der Autorin sind zwei Arbeiten bekannt, die darauf gerichtet sind, im Klassifikationsschema von Barki et al. (noch) fehlende Schlagworte mit Hilfe einer (semi-)automatischen Textanalyse bibliographischer Daten zu identifizieren ([GoWa98], [DMW+09]). Untersuchungsgrundlage sind jeweils die Stichwörter aus den Artikeln diverser Zeitschriften. Die Liste der jeweils berücksichtigten Publikationsorgane und Zeiträume findet sich in Tabelle 23. Studie
Gorla und Walker [GoWa98]
Dwivedi et al. [DMW+09]
Zeitraum
1985-1994
1990-2008
Zeitschriften
MISQ, CACM, ISR, MS, JMIS, DS, I&M Sowie: Academy of Management Journal Academy of Management Review ACM Computing Surveys ACM Transactions on Database Systems Business Horizons Computer Decisions DATA BASE Data Management Datamation Decision Support Systems Harvard Business Review IEEE Transactions on Software Engineering Infosystems Interfaces (ORSA TIMS) Journal of Computer Information Systems Journal of Information Systems Management Journal of Systems Management OMEGA Operations Research Sloan Management Review
EJIS, I&M, JMIS, MISQ, WIINF, ISR, CACM, JAIS, JSIS, JIT, ISJ Sowie: ACM Transactions on Information Systems Decision Support Systems Industrial Management & Data Systems Information Society Information Systems Information Systems Frontiers Information Systems Management International Journal of Electronic Commerce International Journal of Information Management International Journal of Technology Management Journal of Computer Information Systems Journal of Information Science Journal of Management Information Technology Journal of Organizational Computing and Electronic Commerce
Kriterium
Rankingliste in CACM im März 1995
ISI Web of Knowledge (Kategorien „Computer Science, Information Systems, Software Engineering“)
Tabelle 23:
Berücksichtigte Zeitschriften in den Studien von Gorla und Walker [GoWA98] sowie Dwivedi et al. [DMW+09]
Im Ergebnis geben die Autoren Listen noch fehlender Begriffe an, die aufgrund der Häufigkeit ihres Auftretens im Untersuchungszeitraum im Klassifikationsschema von Barki et al. noch zu berücksichtigen wären. Eine Reflexion der als fehlend identifizierten Begriffe bleibt in beiden Arbeiten jedoch gänzlich aus. Diesbezüglich fehlen •
die kritische Beurteilung des spezifischen Disziplinbezugs der identifizierten fehlenden Begriffe, der für einige in Frage zu stellen ist, wie beispielsweise für „Trends“, „Guidelines“, „Impacts“, „Selections“ ([GoWa98], S. 335) oder „measuring“ ([DMW+09], S. 9),
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
•
91
eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie die fehlenden Begriffe in das Kategoriensystem einzuordnen wären – beispielsweise die von Dwivedi identifizierten Begriffe im Umfeld der Modellierung („models“ [DMW+09], S. 9), sowie
•
eine Reflexion der Gründe für das Fehlen von Begriffen – außer der Nennung des Allgemeinplatzes, dass sich die Disziplin im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Gesamtbewertung der Abstraktionen/Kategorien Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Klassifikationsschema von Barki et al. insofern vielversprechend ist, als dass es (1) erlaubt, einen Forschungsbeitrag bezüglich verschiedener Aspekte zu beschreiben, und (2) eine hierarchische Struktur vorsieht, die spätere Analysen auf verschiedenen Abstraktionsniveaus ermöglicht. Das ursprüngliche Klassifikationsschema, sowie auch die Anpassungen und Ergänzungen weisen jedoch Lücken auf. Insbesondere aus Sicht gängiger WI-Forschungsthemen – wie beispielsweise der Modellierung – aber auch vor dem Hintergrund neuer technologischer Entwicklungen und Anwendungsszenarien (insb. im E-Commerce) sind die Themenkategorien zu restrukturieren und zu ergänzen. 4.2.2.3 (Re-)Konstruktion von Themenkategorien auf Basis einer automatischen Wortgruppen-Analyse Vorgehensweise und Zielsetzung Die Arbeit von Sidorova und anderen zielt auf die thematische „identity construction“ ([SEV+08], S. 468) – genauer gesagt die Rekonstruktion typischer Themen der IS-Forschung1 – mit Hilfe der automatischen Analyse von Wortgruppen („latent semantic analysis (LSA)“ ebd. S. 468). Grundlage der Analyse sind Abstracts der in MISQ, ISR und JMIS zwischen 1985 und 2006 publizierten Artikel (insg. 1615 Beiträge). Das in [SEV+08] genau beschriebene LSA-Verfahren bildet Themenkategorien auf Basis der Identifikation von zusammen auftretenden Wörtern („identification of repeating word usage patterns“ [SEV+08], S. 479). Die automatisch identifizierten Wortgruppen oder -muster wurden von zwei IS-Forschern unter Berücksichtigung der jeweiligen Begriffsmuster und Abstracts der relevanten Beiträge mit einem Kategorienbezeichner versehen (ebd. S. 471). Durch die Bildung unterschiedlich vieler (n) Wortgruppen aus der Grundgesamtheit, wurden Themenkategorien auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen gebildet (Faktorebene n).
1
Bezüglich der Zielsetzung ist die Studie von Sidorova et al. den noch vorzustellenden Arbeiten von Orlikowski und Iacono [OrIa01] bzw. Benbasat und Zmud [BeZm03] vergleichbar: Gesucht sind die spezifischen, identitätsstiftenden Themenbereiche der IS-Disziplin (siehe Kapitel 4.2.4).
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
92
Die Analyse der zu unterschiedlichen Faktorenkategorien gleichzeitig zugeordneten Beiträge („cross-loadings“) ergibt eine mehrstufige Themenhierarchie (siehe Anhang in [SEV+08]). Thematische Überschneidungen werden dabei durch die Mehrfachnennung von konkreteren Themenkategorien explizit gemacht – beispielsweise für „IT adoption“, welches in drei der fünf obersten Themenkategorien vorkommt (siehe Tabelle 5 in Anhang 8 in [SEV+08]). Die Autoren sprechen hier von „reseach themes“, welche mehreren „research areas“ gleichzeitig zugeordnet sind (ebd. S. 473). Kategorien Die fünf Themenkategorien der Faktorebene 5 („5-factor solution“) sind in Tabelle 24 gelistet. F5.#
F5 Label
Top 30 Terms
F5.1
IT and Organizations
plan, strateg, busi, firm, organiz, execut, competit, issu, organ, resourc, success, invest, industri, chang, project, system, coordin, role, implement, innov, integr, andvantag, technologi, compani, knowledg, inform, corpor, factor, capabl, valu
F5.2
IS Development
Dss, decision, design, system, prolbem, approach, method, requir, databas, techniqu, methodologi, expert, applic, analysi, tool, support, gener, framework, propos, prototyp, base, knowledg, evalu, structur, softwar, object, solv, maker, environ, plan
F5.3
IT and Individuals
Instrum, valid, measur, construct, perceiv, satisfac, usag, accept, reliabl, user, factor, eas, influenc, test, job, variabl, survei, comput, behavior, empir, success, individu, inten, attitud, scale, adop, train, relationship, determin, find
F5.4
IT and Markets
price, market, consum, product, seller, custom, buyer, onlin, cost, invest, electron, servic, supplier, firm, trade, network, valu, transac, trust, profit, internet, commerc, econom, optim, strategi, industri, vendor, increas, offer, reduc
F5.5
IT and Groups
gss, team, meet, task, commun, collabor, outcome, gdss, trust, facilit, work, particip, social, experi, support, interac, instrum, electron, learn, virtual, influenc, comput, individu, behavior, idea, perceiv, affect, em, structur, mediat
Tabelle 24:
Kategorienbezeichner und Top-30 Begriffe der 5-factor solution aus [SEV+08]
Ergebnisse Die Autoren interpretieren die fünf genannten Themenbereiche als intellektuellen Kern der IS-Disziplin: „The Information Systems academic discipline focuses on how IT systems are developed and how individuals, groups, organizations and markets interact with IT“ (ebd. S. 475). Die Analyse der Veränderungen der Kategorienzuordnungen im Zeitverlauf zeigt u. a., dass dem Themenbereich der Entwicklung von IS im Zeitverlauf weniger Aufmerksamkeit gewidmet wird und der Themenbereich IT und Märkte seit Ende der 1990er zunehmend deutlich mehr Aufmerksamkeit erhält (ebd. S. 476).
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
93
Bewertung der Kategorien Als abstrakte Aspekte des Untersuchungsgegenstands des ISR bzw. Perspektiven auf diesen sind die fünf identifizierten Themenkategorien durchaus geeignet. Für eine differenzierte und vergleichende Analyse des Gegenstandsbereichs von WI und IS, wie sie in der vorliegenden Arbeit angestrebt wird, ist jedoch eine weitergehende Konkretisierung der Kategorien notwendig. Bewertung der Vorgehensweise Der von Sidorova und anderen gewählte Forschungsansatz ist dem der vorliegenden Arbeit insbesondere hinsichtlich der Zielsetzung der Rekonstruktion eines Kategoriensystems auf Basis einer Publikationsanalyse ähnlich. In [SEV+08] erfolgt die Kategorienbildung zwar mithilfe eines automatischen Verfahrens, die Benennung der gebildeten Kategorien – auch der Teilkategorien – ist jedoch eine Interpretationsleistung. Die Auflistung der zugehörigen Wortmuster (siehe Tabelle 24) macht die Kategorienbenennung transparent. Aus zwei Gründen ist die von Sidorova und anderen gewählte Vorgehensweise für die vorliegende Arbeit jedoch nicht geeignet: Erstens werden kontingente Begrifflichkeiten – beispielsweise von Schlagworten – nur begrenzt durch unterschiedliche Einordnungen auf den verschiedenen Abstraktionsebenen (Faktorebenen) berücksichtigt. Zweitens soll die vorliegende Arbeit ein Kategoriensystem sowohl für WI- als auch für IS-Publikationen rekonstruieren und anwenden. Sie hat somit einen zweisprachigen Korpus zum Gegenstand, was die automatische Bildung von Themenbereichen deutlich erschwert. Die Bildung geeigneter Kategorien und die Einordnung von WI und IS-Beiträgen in ein gemeinsames Kategoriensystem erfordert daher grundlegend eine Interpretationsleistung und kann nicht automatisiert werden. 4.2.3
Fokus auf Abgrenzung zu anderen „Computing-Disciplines“ (seit Ende der 1990er)
Die in den Publikationsanalysen von Morrisson und George [MoGe95] sowie von Vessey, Ramesh und Glass ([VRG01], [VRG02], [GRV04]) verwendeten Abstraktionen zur Beschreibung von IS-Forschung werden nachfolgend wegen ihrer spezifischen inhaltlichen Ausrichtung gesondert diskutiert. Beide Studien sind u. a. darauf gerichtet, IS-Forschung von anderen „computing disciplines“ abzugrenzen [GRV04] bzw. die Rolle von SoftwareengineeringForschung im IS zu untersuchen ([MoGe95], S. 81).1 Daher kommt informationssystemnahen (technischen) Konzepten bei der Kategorienbildung eine größere Bedeutung zu.
1
Mindestens einer der Autoren besitzt jeweils einen fachlichen Hintergrund im Bereich Software Engineering bzw. „Computer Science“.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
94
Vorgehensweise und Zielsetzung Tabelle 25 (S. 94) führt die jeweils analysierten Zeitschriften und die Untersuchungszeiträume auf. Die Studie von Morrison und George bezieht sich auf Beiträge, die Ende der 1980er Jahre veröffentlicht wurden (1986-1991). Vessey und andere beziehen sich auf IS-Veröffentlichungen aus den Jahren 1995 bis 1999. Nachfolgend werden zunächst die verwendeten Abstraktionen vorgestellt. Die Kategorien beziehen sich auf Forschungsansätze, Forschungsthemen sowie die so genannte „level of analysis“ eines Beitrags. Auf die angewendeten Kategorien für Forschungsmethoden wurde bereits an frühere Stelle eingegangen (siehe Kapitel 4.2.1). Autoren
Literaturreferenz
Morrison und George Vessey et al.
Tabelle 25:
Empirische Basis Zeitraum
Anzahl Artikel
Zeitschriften
[MoGe95]
1986-1991
1180
CACM, MS, MISQ
[VRG01], [VRG02] , [GRV04]
1995-1999
488
ISR, JMIS, MISQ, IS-Artikel in MS und DS
Übersicht der betrachteten Publikationen im Rahmen der Studien von Morrison und George [MoGe95] bzw. Vessey et al. (z. B. [VRG01])
Kategorien für Forschungsansätze Morrison und George klassifizieren die Forschungsansätze („research approach“) der betrachteten Publikationen nach folgenden Kategorien (Beschreibung jeweils wörtlich übersetzt, siehe [MoGe95], S. 81 f):
„formulative research“: beinhaltet die Entwicklung oder Verfeinerung von Theorien, Modellen oder Bezugsrahmen,
„evaluative research“: beinhaltet – unter Anwendung der „scientific method” – die Aufstellung („generation“) von Theorien oder Modellen oder eine Beobachtung gefolgt von dem Aufstellen und Testen von Hypothesen,
„descriptive research“: hier werden Theorien oder Modelle entwickelt und beschrieben um als „input” für die Entwicklung von Theorieteilen, Gesetzen der Interaktion, Systemzuständen oder Modellgrenzen zu dienen,
„developmental research“: beinhaltet das Generieren von Wissen, um allgemeine Probleme zu erklären oder zu lösen.
Vessey und andere übernehmen diese Kategorien. Ohne dies näher zu begründen, ordnen sie zudem die Kategorie „developmental research“ der Kategorie „descriptive research“ unter ([VRG01], S. 17).
95
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
Bewertung der Kategorien für Forschungsansätze Die Definition der Kategorien in [MoGe95] (S. 81 f) ist unvollständig und in Teilen irritierend. Wie ist beispielsweise das so genannte Wissen aus dem „developmental research“ abzugrenzen von Theorien oder Modellen, die in den anderen Ansätzen offenbar zentral sind. Erst aus der späteren Anwendung der Kategorien und den dargestellten Beispielen lässt sich ein mutmaßliches Begriffsverständnis der Autoren rekonstruieren ([MoGe95], S. 85): „Formulative research“ beinhaltet demnach Arbeiten, die darauf gerichtet sind Phänomene im Gegenstandsbereich zu erklären (beispielsweise in Form von Hypothesen oder Theorien). Eine Überprüfung mit empirisch-statistischen Verfahren, die hier wohl als „scientific method“ verstanden wird, findet jedoch (noch) nicht statt. Die Überprüfung von Hypothesen und Theorien im behavioristischen Sinn (d. h. nach der „scientific method“) ist Fokus des Ansatzes des „evaluative research“. Zum Forschungsansatz des „descriptive research“ zählen die Autoren Beiträge, die Systemklassen oder konkrete Systemimplementierungen (Prototypen) vorstellen. Als „developmental research“ werden Arbeiten bezeichnet, in deren Fokus Vorgehensmodelle und Systementwicklungen zur Lösung spezifischer Anwendungsprobleme stehen. Die Nutzung der grundlegenden wissenschaftstheoretischen Abstraktionen erlaubt eine genauere Spezifikation der hier vorgeschlagenen Forschungsansätze anhand ihrer Forschungsziele und Begründungsansätze. Die Aufstellung in Tabelle 26 verdeutlicht die unklaren Grenzen der gebildeten Kategorien1: „Formulative research“ beinhaltet sowohl hermeneutisch begründete als auch mathematisch-formale Arbeiten. „Descriptive research“ bezieht sich auf Beschreibungen, die sich ggf. auch auf Prototypen beziehen können, den Arbeiten somit das Forschungsziel der Gestaltung zuzusprechen wäre. „Developmental research“ bezieht sich auf problemorientierte Gestaltungen von Vorgehensmodellen und Systemen; ob und inwiefern eine Begründung relevant ist, wird nicht thematisiert. Allein „evaluative research“ scheint klar definiert: Dies sind empirische Studien, die darauf zielen, Phänomene des Gegenstandsbereichs mit auf Basis statistischer Verfahren überprüften Hypothesen bzw. Theorien zu erklären. Forschungsansatz (nach [MoGe95])
Forschungsziel
Begründungsansatz
formulative
Erklären
hermeneutische Begründung oder mathematisch/formaler Nachweis
evaluative
Erklären
behavioristische Begründung durch statistische Auswertung
descriptive
Beschreiben/Gestalten
hermeneutische Begründung
developmental
Gestalten
Nachweis der Angemessenheit (versch. Wege denkbar)
Tabelle 26:
1
Abbildung der Research Approaches von [MoGe95] bzw. [VRG02] auf Forschungsziele und Begründungsansätze
Die Zuordnung ist insofern spekulativ, als das die Charakterisierung der Kategorien anhand der Beispiele aus [MoGe95] nicht ganz vollständig ist und Interpretationsraum lässt.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
96
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die hier vorgeschlagenen Kategorien für Forschungsansätze aufgrund der genannten Schwächen nicht für das Kategoriensystem der vorliegenden Arbeit eignen. Kategorien für Forschungsthemen und deren Bewertung Auch die Kategorien zur Beschreibung von Forschungsthemen reflektieren den beispielsweise im Vergleich zu dem Schema von Barki et al. stärkeren Fokus auf informationssystemnahe Konzepte (siehe Tabelle 27). Informatiknahe Bereiche wie Hardware- und Softwarekonzepte sowie Softwareentwicklung (bzw. -management) bilden jeweils eigene Kategorien. Die dem Punkt „Organizational concepts“ untergeordnete Themenliste deckt ein breites Spektrum der Anwendung und des Managements von IS ab. Computer concepts • • • •
Systems/software concepts • • • • • • • •
Systems/software management concepts •
Computer/hardware principles/architecture Inter-computer communication (networks, distributed systems) Operating systems (as an augmentation of hardware) Machine/assembler-level data/instructions
• • •
Organizational concepts • • •
System architecture/engineering Software life-cycle/engineering (incl. requirements, design, coding, testing, maintenance) Programming languages Methods/techniques (incl. reuse, patterns, parallel processing, process models, data models...) Tools (incl. compilers, debuggers) Product quality (incl. performance, fault tolerance) Human-computer interaction System security
• • • • • • • • •
Data/information concepts • • • • •
Data/file structures Data base/warehouse/mart organization Information retrieval Data analysis Data security
Problem domain specific concepts • • • • •
Scientific/engineering (incl. bio-informatics) Information systems (incl. decision support, group support systems, expert systems) Systems programming Real-time (incl. robotics) Edutainment (incl. graphics)
Tabelle 27:
Project/product management (incl. risk management) Process management Measurement/metrics (development and use) Personnel issues
Organizational structure Strategy Organizational alignment (incl. business process reengineering) Organizational learning /knowledge management Technology transfer (incl. innovation, acceptance, adoption, diffusion) Change management IT implementation IT usage/operation Management of “computing” function IT Impact Computing/information as a business Legal/ethical/cultural/political (organizational) implications
Societal concepts • • • •
Cultural implications Legal implications Ethical implications Political implications
Disciplinary issues • •
“Computing” research “Computing” curriculum/teaching
Strukturierte Themenliste nach [VRG01]
Aus Sicht des ISR sind einige Punkte zu spezifisch auf (hardware-)technische Grundlagen fokussiert und damit nicht mehr dem Gegenstandsbereich von IS bzw. WI zugehörig – wie
97
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
beispielsweise „assembler-level instructions“ oder „file structures“. Die Liste in der Kategorie „organizational concepts“ scheint für die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit dagegen nicht hinreichend strukturiert: „Strategy“ steht beispielsweise neben „information as a business“. Zudem weisen einige Begriffe eine hohe Kontingenz auf, wie z. B. „organizational learning/ knowledge management“. Kategorien für die Level of Analysis und deren Bewertung Vessey und andere nutzen als weiteres Klassifikationskriterium die „level of analysis“. Sie unterscheiden die technische Ebene („technical level“) und die Verhaltensebene („behavioral level“). Diese Ebenen werden in [VRG01] (S. 14) noch unter dem Begriff „unit/level of analysis“ eingeführt und begründet und später in [VRG04] nur noch als „level of analysis“ bezeichnet (siehe Tabelle 28). Technical level
Behavioral level
Abstract Concept System Computing Element (program, component, algorithm)
Tabelle 28:
Society Profession (i.e. IS-Discipline) External Business Context Organizational Context Project Group/Team Individual
Ebenen der Analyse („levels of analysis“) nach [VRG04] (S. 91)
Die Begriffe der technischen Ebene („technical level“) werden eingeführt, um „’technicallyoriented’ IS research“ ([VRG01], S. 14) zu würdigen. Die Kategorie „Abstract Concept“ wird anhand der Beispiele „a data or a mathematical model“ [VRG01], S. 14) eingeführt. Zusätzlich sind die Kategorien „(Computing) System“ und „Computing Element“ vorgesehen. Die Kategorien der „behavioral level“ entsprechen zu großen Teilen der Untersuchungseinheit („unit of analysis“) im Rahmen empirischer Studien („individual“, „group“, „organizational“, „societal“). Als Fokus des Untersuchungsgegenstands oder thematische Perspektiven sind die weiteren Kategorien in diesem Bereich zu interpretieren: „Project“ bezieht sich auf Arbeiten, welche „software project(s)“ und „software engineering issues“ ([VRG01], S. 15) betrachten. Der Kategorie „External Business Context“ (in [VRG01] „inter-organizational“) sind die Arbeiten zugeordnet, die auf inter-organisationale Aspekte fokussieren – als Beispiel wird EDI genannt (ebd., S. 15). Die Kategorie „Profession“ sammelt die Arbeiten, die sich mit der ISDisziplin selbst beschäftigen (ebd., S. 15). Bewertung der Kategorien für Level of Analysis Für eine umfassende Abbildung der Abstraktionen von IT-nahen Artefakten ist die Liste der „technical levels“ nur eingeschränkt geeignet. Unter anderem semi-formale Sprachen und Modelle sowie Standards wären zu ergänzen (siehe auch Anmerkungen zu Abstraktionen zur Beschreibung von IT-Artefakten in Kapitel 4.2.4).
98
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
Die „behavioral levels“ geben Hinweise auf die Charakterisierung der Perspektiven die auf den Untersuchungsgegenstand des ISR – IT-Artefakte im sozialen Kontext – eingenommen werden können. Jedoch wirkt die hier vorgenommene Vermischung von „unit of analysis“, Perspektiven und thematischen Schwerpunkten („Project“, „organizational“, „interorganizational“ und „Profession“) nicht überzeugend. Eine klare Trennung von Perspektiven auf den Forschungsgegenstand und Eigenschaften des Forschungsgegenstandes selbst wäre wünschenswert. Beispielsweise sind für den Forschungsgegenstand des Datenaustauschs zwischen Unternehmen Forschungsarbeiten aus verschiedenen Perspektiven denkbar: „individual“ (Einstellung der beteiligten Mitarbeiter), „societal“ (gesamtwirtschaftliche oder gesamtgesellschaftliche Auswirkungen) oder „organizational“ (die ökonomische Sichtweise der jeweils beteiligten Unternehmen). Ergebnisse Für die IS-Disziplin wird u. a. festgestellt, dass sie thematisch einen Schwerpunkt bei organisationalen Fragestellungen („Organizational Concepts“) aufweist: mehr als 65 % aller untersuchten Beiträge sind dieser Kategorie zugeordnet ([VRG04], S. 90). Ein ähnlich hoher Anteil der untersuchten IS-Beiträge verfolgt Forschungsansätze, die der Kategorie „evaluative“ zuzuordnen sind (66,8 %, ebd. S. 91). Mehr als 70 % der IS-Beiträge wird zudem einer „behavioral level of analysis“ zugeordnet (ebd. S. 91). Dagegen beschäftigt sich in etwa 98 % der untersuchten Computer Science-Beiträge bzw. ca. 88 % der untersuchten Software EngineeringBeiträge mit technischen Artefakten („technical level“). Gesamtbewertung Die Ergebnisse aus [VRG04] bestätigen die bekannten Unterschiede zwischen dem normativen Forschungsgegenstand der Informatik und dem ISR (vgl. Kapitel 3.2). Die letztgenannte Disziplin fokussiert auf Fragestellung der Anwendung von IT im Rahmen von Organisationen und Unternehmen. Erstere beschäftigt sich vornehmlich mit dem IT-Artefakt (Software) selbst. Für eine differenzierte Analyse der Rolle von IT-nahen Artefakten in der IS-Forschung, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit angestrebt wird, ist aus den oben genannten Gründen ein verbessertes Kategoriensystem notwendig, welches insbesondere sowohl die Zuordnung des betrachteten IT(-nahen) Artefakts als auch der eingenommenen Perspektive auf den Untersuchungsgegenstand zulässt.
99
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
4.2.4
Fokus auf IT-Artefakte im Kontext (seit 2001)
Um die These zu überprüfen, dass IT-Artefakte in der IS-Forschung zunehmend als selbsverständlich angenommen werden1, analysierten Orlikowski und Iacono IS-Forschungsbeiträge aus den 1990er Jahren. Die Ergebnisse wurden als Forschungskommentar in der Zeitschrift ISR veröffentlicht [OrIa01]. Auf ihn folgten eine Reihe weiterer Beiträge, die ISForschung bezüglich der Rolle von IT-Artefakten untersuchen. Diese Arbeiten unterstreichen die aktuelle Relevanz der Forschungsfrage-3 dieser Arbeit, welche auf die Untersuchung des Abstraktionsniveaus von IT-Artefakten als Untersuchungsgegenstand im ISR gerichtet ist. 4.2.4.1 Vorgehensweisen und Zielsetzungen Es wurden fünf IS-Studien durchgeführt, die die Rolle des IT-Artefakts in den Mittelpunkt stellen (siehe Tabelle 29). Sie wenden insgesamt drei verschiedene Kategoriensysteme an. Referenz
Abstraktionen zur Beschreibung des Forschungsgegenstandes
Autoren
Empirische Basis Zeitraum
Artikelanzahl
Publ.organe
[OrIa01]
Orlikowski, Iacono
Konzeptualisierung von IT als „Tool/Proxy/Ensemble/Nominal“
1990-1999
177 Artikel
ISR
[BeZm03]
Benbasat, Zmud
„IT artefact and nomological net”, „errors of inclusion/exclusion”
2001-2002
k.A.
ISR, MISQ
[ALV07]
Ayanso al.
Anwendung von [OrIa01] und [BeZm03]
2000-2006
549 Artikel
ISR, JMIS, MISQ
[NNE09]
Nevo et al.
„IT Artefacts Representations“: strukturierte Liste von ITArtefakten
1977-2006 (2008)
1056 Artikel
ISR, MISQ
[AWL+09]
Akhlaghpour et al.
Anwendung von [OrIa01]
2006-2008
196 Artikel
ISR, MISQ, JAIS
Tabelle 29:
et
Publikationsanalysen und Abstraktionen zur Beschreibung des Forschungsgegenstandes ITArtefakt
In [OrIa01] sowie [BeZm03] steht die Bewertung der analysierten Publikationen im Hinblick auf ihre Zugehörigkeit zum („unique/identifying“) Kern der IS-Forschung im Mittelpunkt. Dieser thematische Kern wird mit Bezug auf das IT-Artefakt definiert. Die Autoren formulieren Kriterien, die es erlauben, IS-Forschung entsprechend zu kategorisieren. Die Kriterien und Kategorien werden dabei dediziert begründet und ausführlich beschrieben. Ayanso et al. sowie Akhlaghpour et al. nutzen die von [OrIa01] bzw. [BeZm03] vorgeschlagenen Abstraktionen bzw. orientieren sich an diesen. Die jüngeren Arbeiten reflektieren die angewendeten Kategorien jedoch nicht weitergehend; im Mittelpunkt der Begründung steht stattdessen die gewählte Vorgehensweise der Zuordnung ([ALV07], S. 665 bzw. [AWL+09], S. 5) Nevo et al. entwickeln selbst ein Kategoriensystem für IT-Artefakte. Statt einer differenzierten Reflexion der verwendeten Abstraktionen erfolgt die Begründung der Kategorienwahl je1
„IT artifacts in IS research tend to be taken for granted or are assumed to be unproblematic. [..] IS research has not seriously engaged its core subject matter: the IT artifact“ ([OrIa01], S. 122).
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
100
doch nur indirekt durch Bezugnahme auf andere Arbeiten – d. h. durch die bloße Nennung von Literaturreferenzen (insb. [NNE09], S. 227 f). In den nachfolgenden Teilkapiteln werden die jeweils verwendeten Abstraktionen im Detail dargestellt und deren Anwendbarkeit für die Zwecke der vorliegenden Arbeit diskutiert. 4.2.4.2 Sichtweisen (Views) auf das IT-Artefakt [OrIa01] Kategorien und Abstraktionen Als Ergebnis ihrer Analyse schlagen Orlikowski und Iacono ein zweistufiges Kategoriensystem mit „Konzeptualisierungen“ von bzw. Sichtweisen („views“) auf IT vor [OrIa01]. Diese unterscheiden sich insbesondere bezüglich der Annahmen darüber, welche Auswirkungen auf und Einflussfaktoren für eine erfolgreiche Nutzung von IT – und damit für die IS-Forschung – relevant sind (ebd. S. 122): „Tool View“ (ebd. S. 123 f): Diese Kategorie fasst Sichtweisen zusammen, die primär die Effektivität von IS/IT bezüglich der intendierten Zwecksetzung – beispielsweise die Effizienz der Arbeitsprozesse – untersuchen. Entsprechend der gemeinsamen abstrakten Zwecksetzung werden die Unterkategorien „labor substitution tool“, „productivity tool“, „information processing tool“ und „social relations tool“ unterschieden. Anwendungsklassen werden in den hier zugeordneten Beiträgen häufig nur namentlich genannt und IT wird typischerweise als unabhängige Variable betrachtet. „Proxy View“ (ebd. S. 124 f): In dieser Sichtweise lassen sich wesentliche Eigenschaften von IT über ausgewählte Stellvertreter und typischerweise quantitativ messen. Diese Stellvertreter sind die Wahrnehmung der Anwender („perceptions“), die Verbreitung von IT („diffusion“) sowie die Ausgaben im Zusammenhang mit IT („capital“). „Ensemble View“ (ebd. 125 f): Diese Kategorie fasst vier stark unterschiedliche Sichtweisen zusammen, welche auf „dynamic interactions between people and technology“ (ebd. S. 126) fokussieren:
sozio-technische Fragestellungen im Kontext der Entwicklung und Einführung von IT („Technology as Development Project“),
die Anbieter-Sichtweise auf IT: sie beinhaltet IT-Märkte, -Branchen sowie gesetzliche Rahmenbedingungen auf nationaler oder internationaler Ebene („Technology as Production Network“),
die Sichtweise „Technology as Embedded System“: im Kern steht hier die Annahme, dass sich Einführung und Auswahl von IS/IT und der soziale Kontext der Nutzung gegenseitig stark beeinflussen,
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
101
die Kategorie „Technology as Structure“: ihr werden die Beiträge zugeordnet, nach deren Sichtweise IS/IT soziale Strukturen verkörpern: „technology here is seen to embody social structures“ (ebd. S. 127).
„Computational View“ (ebd. S. 127 f): Während die bisher genannten Kategorien ITArtefakte in einem sozialen oder ökonomischen Kontext zum Gegenstand haben, werden in der Sichtweise „Computational View“ die Eigenschaften und Problemlösungspotentiale der IT-Artefakte selbst in den Mittelpunkt gerückt. Orlikowski und Iacono sprechen von einem Fokus auf „the computational power of information technology“ (ebd. S. 127). Diese Sichtweise unterscheidet Arbeiten mit Fokus auf Prototypenentwicklung zur Problemlösung („Algorithm“) von Arbeiten, die darauf gerichtet sind, soziale und ökonomische Strukturen bzw. Phänomene in Form von konzeptuellen Modellen oder Simulationen abzubilden („Model“). „Nominal view“ (ebd. S. 128): Dieser Kategorie sollen die Arbeiten zugeordnet werden, die IT/IS zwar namentlich nennen, aber nicht tatsächlich darauf Bezug nehmen („invoke technology ‚in name only, but not in fact’“ ebd. S. 128). Dazu zählen die Autoren alle Beiträge, die den obigen Kategorien nicht zuzuordnen sind und insbesondere keine spezifische IT referenzieren: „IT artifacts are not described, conceptualized or theorized; technology is essentially absent from these articles“ (ebd. S. 128).1 Die gebildeten Kategorien werden im Hinblick auf ihren Bezug zum „core subject matter“ der Disziplin bewertet. Im Kern der Disziplin sollten, laut Orlikowski und Iacono, IT-Artefakte und der dynamische soziale Kontext ihrer Nutzung stehen (siehe [OrIa01], S. 133). Die Relevanz der gleichzeitigen Berücksichtigung der IT und des sozialen Kontexts spiegelt sich bereits in der Definition des von den Autoren verwendeten Artefaktbegriffs, welcher kulturelle Eigenschaften impliziert: „IT artifacts [are] those bundles of material and cultural properties packaged in some socially recognizable form such as hardware and/or software“ ([OrIa01], S. 121).2 Als zu stark von den Eigenschaften der IT-Artefakte abstrahierend bzw. zu stark vereinfachend bewerten sie Arbeiten des „Proxy View“ und des „Nominal View“. Arbeiten des „Computational View“ werden kritisiert, da sie Verwendungskontexte und -praktiken nicht berücksichtigen. Der „Ensemble View“ dagegen – so Orlikowski und Iacono – ist im Kern des Gegenstands der IS-Forschung (ebd. S. 130). Bewertung der Kategorien und Abstraktionen Im Hinblick auf die Anwendbarkeit der vorgeschlagenen „Views“ für die Zwecke der vorliegenden Arbeit ist grundlegend positiv festzuhalten, dass sie die Vielfalt der unterschiedlichen Sichtweisen auf den und Annahmen im Zusammenhang mit dem Forschungsgegenstand wür1
Publikationen über die IS-Disziplin selbst werden in [OrIa01] nicht betrachtet (ebd. S. 128).
2
Vergleiche auch die obigen Ausführungen zum Begriff des IT-Artefakts in Kapitel 3.2.1.2.
102
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
digen. Es werden fünf weitestgehend überschneidungsfreie Kategorien auf einem relativ hohen Abstraktionsniveau vorgeschlagen, die für eine Bewertung der IS-Forschung bezüglich ihrer Entfernung zum Kern-Forschungsgegenstand durchaus geeignet scheinen. Im Hinblick auf die Anwendung der Abstraktionen für die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit sind jedoch zwei Aspekte kritisch anzumerken: (1) die in Teilen nicht überzeugende Zusammenfassung von „Views“ auf oberster Ebene und (2) die fehlende Berücksichtigung relevanter Themengebiete. Ad 1) Die im „Embedded View“ zusammengefassten Perspektiven sind selbst recht vielfältig: Sie umfassen sozialwissenschaftliche als auch ökonomische Fragestellungen. Der „Proxy View“ umfasst quantitativ messbare Aspekte der Nutzung („Diffusion“, „Capital“) sowie die Wahrnehmungen der Nutzer („Perceptions“), die (nur) nach behavioristischer Auffassung quantitativ messbar sind. Ad 2) Bemerkenswert scheint, dass Forschung zum Themenbereich IT-Management (auch Management der IT-Abteilung) offenbar dem „Nominal View“ zuzuordnen sind und somit nicht dem Kern-Gegenstand des IS zugezählt werden; gleiches gilt für Methoden im Umfeld der Systementwicklung (siehe entsprechende Beispiele ebd. auf S. 128). Dagegen wird Fragestellungen zu IT-Märkten und IT-Branchen mit einer eigenen Kategorie („Production Network“) ein engerer Bezug zu IT-Artefakten bescheinigt. Diese Einordnung scheint jedoch fraglich, weil für beide Bereiche sowohl IT-spezifische als auch nicht-IT-spezifische Fragestellungen denkbar sind: Methoden des IT-Managements oder der Softwareentwicklung können die Besonderheiten von IT-Artefakten spezifisch berücksichtigen (z. B. Geschäftsprozessmodellierung) oder auch nicht (z. B. allgemeine Gruppenarbeitstechniken); gleichzeitig können Studien zur Entwicklung von IT-Branchen von den konkreten Eigenschaften der jeweiligen IT-Produkte der Branche vollständig abstrahieren (z. B. eine Untersuchung der Entwicklung des Marktes für Softwarefirmen in Indien) oder auf IT-spezifische Effekte dezidiert eingehen (z. B. Netzwerkeffekte). Da es nicht der Zielsetzung ihrer Analyse entspricht, liefern Orlikowski und Iacono keine Abstraktionen zur Beschreibung von IT-Artefakten selbst. Somit lässt das vorgeschlagene Kategoriensystem zu großen Teilen die – für eine differenzierte Analyse der IS-Forschung relevante – Frage unbeantwortet, auf welchem Abstraktionsniveau IT-Artefakte betrachtet werden.1
1
Nur für den „Tool View“ lässt sich ableiten, dass zugeordnete Arbeiten i. d. R. eine Anwendungsklasse zum Gegenstand haben. Den anderen Kategorien zugeordnete Arbeiten mögen IT/IS im Allgemeinen, konkrete Anwendungsklassen oder beispielsweise spezielle IT-nahe Sprachen betrachten.
103
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
Ergebnisse und deren Bewertung 177 Artikel der Zeitschrift ISR (1990-1999) wurden von Orlikowski und Iacono wie folgt den verschiedenen „Views“ zugeordnet (siehe Tabelle 30): Fast ein Viertel aller Beiträge ist dem „Nominal View“ zugeordnet, ein weiteres Viertel dem „Computational View“, nur ca. 12 % dem „Ensemble View“. Die restlichen 40 % teilen sich zu ähnlich großen Teilen auf den „Tool View“ und „Proxy View“ auf. Ayanso et al. [ALV07] sowie Akhlaghpour et al. [AWL+09] wenden die Kategorien von Orlikowski und Iacono an, um IS-Forschungsbeiträge aus jüngeren Jahren zu analysieren (siehe Tabelle 30). In [AWL+09] wird das zweistufige Kategoriensystem angewendet; in [ALV07] werden nur die fünf „Views“ der obersten Ebene zur Einordnung genutzt. Nach der jüngsten Studie ist der Anteil der Arbeiten des „Nominal View“ auf ein Drittel gestiegen und der Anteil der Arbeiten des „Computational Views“ hat sich deutlich verringert (auf ca. 10 %). [OrIa01]
[ALV07]
[AWL+09]
Empirische Basis:
ISR 1990-1999
ISR, JMIS, MISQ 2000-2006
ISR, MISQ, JAIS 2006-2008
Tool View
20,3 %
28,44 %
27,0 %
Proxy View
18,1 %
26,57 %
23,0 %
Ensemble View
12,5 %
21,68 %
10,2 %
Computational View
24,3 %
6,06 % (nur ISR: 16,53 %)
10,2 %
Nominal View
24,8 %
17,25 %
29,6 %
Tabelle 30:
Vergleich der Ergebnisse dreier Publikationsanalysen bezüglich der Konzeptualisierung von IT (Views) nach Orlikowski und Iacono ([OrIa01], [ALV07], [AWL+09])
Die in Teilen sehr unterschiedlichen Ergebnisse der drei Studien – dem „Ensemble View“ sind zwischen 10 % und 21 % der Arbeiten zugeordnet, dem „Computational View“ zwischen 6 % und 24 % und dem „Nominal View“ zwischen 17 % und 19 % – mögen sich durch die jeweils unterschiedliche Zeitschriftenauswahl oder durch tatsächliche Änderungen im Zeitverlauf erklären lassen. Zusätzlich sollte die Interpretation der Ergebnisse die oben angegebenen Kritikpunkte bezüglich der Kategorienbildung berücksichtigen (u. a., dass der „Nominal View“ auch Arbeiten zum IT-Management beinhalten kann). Zudem ist für die beiden jüngeren Studien anzumerken, dass diese trotz der Schwächen des Kategoriensystems dieses – zumindest in ihren Ausführungen – nicht weiter reflektieren und mögliche Schwierigkeiten der Anwendung der Kategorien im Rahmen der Analyse nicht inhaltlich diskutieren, so dass hier ggf. unterschiedliche Interpretationen der Kategorien zur Anwendung kamen. Für eine differenzierte Kategorienbildung entsprechend der Zwecksetzung der vorliegenden Arbeit scheint es unerlässlich, Kategorien zur Beschreibung der IT-Artefakte selbst zu bilden. Die Perspektiven und Sichtweisen, die sich in den von Orlikowski und Iacono vorgeschlagenen Kategorien widerspiegeln, sollten dann über zusätzliche Kategorien des Forschungsgegenstandes abgebildet werden. Ihr Beitrag liefert somit trotz der angemerkten Interpretations-
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
104
spielräume wichtige Hinweise im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen-2 und Forschungsfrage-3 der vorliegenden Arbeit. 4.2.4.3 Das direkte nomologische Netz des IT-Artefakts [BeZm03] Kategorien und Abstraktionen In der Arbeit von Benbasat und Zmud werden IT-Artefakte als technische Artefakte interpretiert, welche immer in einem sozialen Kontext eingebettet sind: „We conceptualize the IT artifact [..] as the application of IT to enable or support some task(s) embedded within a structure(s) that itself is embedded within a context(s). Here, the hardware/software design of the IT artifact encapsulates the structures, routines, norms, and values implicit in the rich contexts within which the artifact is embedded.“ ([BeZm03], S. 186). Ebenfalls in dem Bestreben, die Identität der IS-Forschung klarer abzugrenzen, schlagen Benbasat und Zmud eine Definition für das so genannte direkte nomologische Netz des ITArtefakts vor. Abbildung 6 zeigt die Elemente des direkten nomologischen Netzes, welches laut Benbasat und Zmud den spezifischen und identitätsstifenden Forschungsgegenstand des IS kennzeichnet. Demnach sollte sich spezifische IS-Forschung einem Element dieses nomologischen Netzes zuordnen lassen. Im Unterschied zur Einschätzung von Orlikowski und Iacono ordnen Benbasat und Zmud Methodenkompetenz und -praktiken im IS-Management und in der IS-Entwicklung offenbar dem Kern („core properties“ [BeZm03], S. 186) der IS-Forschung zu. Denn dieser enthält u. a. „The managerial, methodological, and technological capabilities as well as the managerial, methodological, and operational practices involved in planning, designing, constructing, and implementing IT artifacts“ sowie “The managerial, methodological, and operational practices for directing and facilitating IT artifact usage and evolution.” (ebd. S. 186).
IT managerial, methodological, and technological capabilities
The IT artifact
Usage
Impact
IT managerial, methodological, and operational practices
Abbildung 6: Das direkte nomologische Netz des IT-Artefakts nach [BeZm03] (S. 187)
Benbasat und Zmud argumentieren, dass viele Forschungsarbeiten im IS (1) keinen Bezug zum IT-Artefakt oder seinem direkten Umfeld aufweisen („error of exclusion“) oder (2) sich
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
105
mit Untersuchungsvariablen beschäftigt, die primär im Gegenstandsbereich anderer Disziplinen liegen („error of inclusion“): Ad (1) „Errors of exclusion“: Dies sind Studien, die zwar vordergründig im IT-Kontext stattfinden, beispielsweise Gruppenarbeit in Softwareentwicklungsteams untersuchen; deren betrachtete Fragestellung ist jedoch nicht für den IS-Kontext spezifisch und könnte beispielsweise mit nicht IS-Teams genauso gut durchgeführt werden: “research models that include neither the IT artifact nor at least one of the elements associated with its immediate nomological net” (ebd. S. 188). Ad (2) „Errors of inclusion“: Zwar wird bei diesen Studien das direkte Umfeld der ITNutzung betrachtet, wie beispielsweise die Nutzung von Webseiten, jedoch werden dabei Variablen untersucht, die typischerweise Gegenstand anderer Disziplinen (beispielsweise des Marketings) sind und von diesen in differenzierterer Form untersucht werden (können): “the significant causal distance that tends to separate the IS and non-IS constructs produces extensive theoretical ambiguity regarding if and how the IS constructs influence or are influenced by the non-IS constructs” (ebd. S. 190). Bewertung der Kategorien und Abstraktionen Im Hinblick auf die Anwendbarkeit der von Benbasat und Zmud eingeführten Abstraktionen zur Charakterisierung des Forschungsgegenstandes der IS-Forschung ist zu würdigen, dass das vorgeschlagene direkte nomologische Netz des IT-Artefakts Methoden und Praktiken der Softwareentwicklung und des IT-Managements dezidiert würdigt und somit zum Kern der ISForschung zählt. Gleichzeitig bleibt unklar, wie Beiträge zu IT-Märkten oder -Branchen einzuordnen sind. Die von Benbasat und Zmud vorgeschlagenen Konzepte zur Beschreibung der IS-Forschung beinhalten – wie in [OrIa01] – ebenfalls keine Abstraktionen zur Beschreibung des IT-Artefakts selbst. Ergebnisse und deren Bewertung Als Ergebnis einer Untersuchung zweier Jahrgänge (2001-2002) von MISQ und ISR ordnen die Autoren ein Drittel der Arbeiten als „errors of exclusion“ ein ([BeZm03], S. 188).1 Über die Verbreitung der „errors of inclusion“ werden keine Angaben gemacht. Möglicherweise nicht zuletzt deshalb, weil hier eine eindeutige Zuordnung, die die Einschätzung der „significant causal distance“ (ebd. S. 190) der jeweiligen Untersuchungsvariablen erfordert, schwerer fällt.
1
Die hohe Verbreitung von als „error of exclusion“ oder „errors of inclusion“ einzuordnenden Studien in der ISForschung behindert laut Benbasat und Zmud Bemühungen, eine „central identity“ der IS-Disziplin zu entwickeln (ebd. S. 192). “It is possible that the current emphasis with theories from other disciplines has distracted the IS research community from developing its own theories.“ ([BeZm03], S. 192).
106
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
Ayanso und andere greifen die Abstraktionen von Benbasat und Zmud auf [ALV07]. Sie ordnen die in ihrer Studie untersuchten IS-Artikel (2000 - 2006) den Kategorien „IT Artifact“, „IT Impact and Usage“, „IT Capabilites and Practices“ bzw. “Errors of Inclusion/Exclusion“. Der „Error“-Kategorie werden insgesamt ca. 19 % der Beiträge zugeordnet, ca. 10 % dem „IT Artifact“, und in etwa je ein Drittel den beiden übrigen Kategorien (ebd. S. 667). Eine Erläuterung der Interpretation der einzelnen, als sich gegenseitig ausschließend angenommenen, Kategorien bleibt in [ALV07] aus – insbesondere die Klärung des IT-Artefakt-Begriffs. Somit sind die Kriterien der Zuordnung zu den Kategorien – außer der „Error“-Kategorie, die in [BeZm03] erläutert ist – nicht transparent. Zudem werden „errors of inclusion“ und „errors of exclusion“ in einer Kategorie zusammengefasst. Das Ergebnis ist daher zu wenig aussagekräftig, um ein differenziertes Bild über die Rolle des IT-Artefaktes und seines nomologischen Netzes – im Sinne von Benbasat und Zmud – innerhalb der IS-Forschung zu liefern. 4.2.4.4 Kategorisierung von IT-Artefakten [NNE09] Kategorien und Abstraktionen Die Studie von Nevo und anderen [NNE09] ist die erste – der Autorin bekannte – Studie, welche darauf gerichtet ist, Beiträge der IS-Forschung hinsichtlich ihres Bezugs auf verschiedene IT-Artefakte zu klassifizieren. Dabei wird ein IT-Artefakt-Begriff verwendet, welcher IT-nahe Artefakte, wie konzeptuelle Modelle („models and methods“ ebd. S. 224), ausschließt. Sie nutzen eine Begriffsdefinition, die sie aus der Zusammenfassung verschiedener Definitionen in der IS-Literatur ableiten: „IT artifacts [are] artificial systems which are either prototyped or implemented […], a composite made up of some combination of software, hardware, database and network components with an information processing capability aimed at enabling individual, group and organizational tasks“ (ebd. S. 224). Zur Kategorienbildung wurden die von den Autoren der analysierten Artikel verwendeten Bezeichner aufgegriffen (siehe Beispiel ebd. S. 226) und die so identifizierten Anwendungsklassen teilweise zu gemeinsamen Oberkategorien zusammengefasst (siehe Tabelle 31). Wie oben bereits angedeutet, fällt auf, dass die Bildung von Oberkategorien von Nevo et al. nicht argumentativ sondern ausschließlich durch Bezug auf andere Publikationen begründet wird (ebd. S. 227 f). Die Autoren setzen sich nicht inhaltlich mit der Frage der angemessenen Abstraktionen für die Beschreibung von IT-Artefakten auseinander.
107
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
% out of IT Artifact papers per period IT Artifact
I 50
II 66
III 96
IV 108
V 110
VI 130
Management Support Systems: DSS; MIS, EIS; Expers Systems, KBS
56 %
30 %
30 %
44 %
15 %
11 %
Communications and Collaboration Tools: GSS; CMC
-
12 %
13 %
23 %
26 %
12 %
Interorganizational Systems: EDI, IOS, Electronic Markets, SCM
-
5%
7%
6%
11 %
14 %
Infrastructure Services: Hardwar; Operating System, Networks, Databases
8%
17 %
14 %
10 %
12 %
10 %
Enterprise Applications: Enterprise Systems, ERP, HR IS; Accounting IS; Inventory IS; CRM
8%
6%
8%
2%
1%
8%
Knowledge and Document Management Systems: DMS; KMS
2%
-
3%
4%
4%
8%
Operational Systems: POS/Electronic Payment Systems, TPS
2%
-
-
2%
5%
-
Resource Management Systems: Chargeback System; Resource Allocation System
-
3%
4%
-
2%
-
Computer Integrated Manufacturing and Engineering: MRP; CAD; CAM; CASE
12 %
3%
6%
4%
1%
1%
Consumer Website
-
-
-
-
3%
24 %
Computer Graphics
-
8%
1%
-
1%
1%
Multiple IT Artifacts
8%
9%
10 %
2%
11 %
3%
4%
8%
3%
4%
8%
9%
Other
1
1
Automated Data Collection Technology, Benchmarking System, Claim Processing System, Computer Based Modelling System, Computer Based Monitoring, Computer Based Tutorial/Technology-Mediated Learning Environment, Creativity Support System, Data Warehouse, Digital Rights Management System, Information Retrieval, Intranet, Performance-Monitoring System, Security System, Service Support System, Word Processing, Workflow Technology
Tabelle 31:
Kategorien für IT-Artefakte nach [NNE09] als Ergebnis der Analyse von IS-Beiträgen zwischen 1977 und 2006 (S. 228)
Bewertung der Kategorien und Abstraktionen Die Systematisierung von Anwendungsklassen und Hardware ist bei der gegebenen Vielfalt nicht trivial; gleichzeitig sollte eine gewählte Systematisierung argumentativ nachvollziehbar begründbar und begründet sein. Die von Nevo und anderen gewählte Systematisierung ist jedoch an vielen Stellen nicht überzeugend: •
Etwa die Einordnung von Expertensystemen als Managementinformationssysteme kann in Frage gestellt werden, da Expertensysteme (auch) zur Entscheidungsunterstützung für operative Problemstellungen intendiert sein können.
•
Die Interpretation des Begriffs „Operational Systems“ bleibt unklar: Sollte es sich hier um einen Sammelbegriff für Anwendungsklassen handeln, die Geschäftstransaktionen ausführen, so wäre zu begründen, warum „Electronic Markets“ nicht hier eingeordnet sind.
•
Offen bleibt zudem, was unter dem Kategorienbezeichner „Computer Graphics“ zu verstehen ist, ob es sich hier um eine spezifische Anwendungsklasse oder um eine Technologie handelt.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
108
•
Vor dem Hintergrund des spezifischen Bezugs zur IS-Entwicklung scheint es zudem empfehlenswert, „computer aided software engineering“-Werkzeuge (CASE) einer anderen Oberkategorie zuzuordnen als nicht IS-spezifische „computer integrated manufacturing“- Werkzeuge.
Insgesamt verbleibt der von Nevo et al. gewählte Ansatz zur Kategorisierung von ITArtefakten unbefriedigend. Da sowohl konzeptuelle als auch formale Modelle und Sprachen wesentliches Merkmal des ISR sind, scheint es grundlegend, für eine differenzierte Auswertung der Rolle verschiedener IT-naher Artefakte im ISR, (1) einen weiter gefassten ITArtefakt-Begriff heranzuziehen und (2) eine Kategorisierung zu wählen, die verschiedene Abstraktions- und Formalisierungsniveaus von IT-Artefakten berücksichtigt. Vielversprechende Ansätze für gehaltvolle Abstraktionen zur Klassifikation verschiedener ITArtefakte finden sich zwar bereits im Keyword-Klassifikationsschema von Barki et al (siehe Kapitel 4.2.2.2): Unter dem Stichwort „Information Systems“ werden „Typen“ von IS, die in verschiedenen Anwendungskontexten eingesetzt werden können, unterschieden von Anwendungsklassen („Application Areas“) und Teilen („Components“) sowie Eigenschaften („Charakteristics“) von IS ([BRT93], S. 219 f). Spätere Publikationsanalysen – dazu zählt auch die Studie von Nevo und anderen – greifen diese differenzierte Kategorisierung jedoch nicht auf. Ergebnisse Nevo et al. kommen zu dem Ergebnis, dass nur in etwa 50 % der Beiträge aus MISQ und ISR aus den letzten drei Jahrzehnten ein IT-Artefakt (in dem von ihnen verstandenen Sinne) konkret benennen. Die weiteren Ergebnisse sind oben in Tabelle 31 aufgelistet. Demnach hat sich die Disziplin im Zeitverlauf mit unterschiedlichen Anwendungssystemen beschäftigt: Bemerkenswert ist insbesondere der starke Fokus auf Management-IS Ende der 1970er Jahre (56 %), der im letzten betrachteten Zeitabschnitt nur noch bei ca. 11 % liegt. Jünger Arbeiten verteilen sich auf verschiedene weitere Anwendungsklassen, eine besondere Rolle kommt dabei den „Consumer Websites“ zu (24 %). 4.2.5
Fokus auf Forschungsziele oder -ergebnisse
Der Autorin sind zwei Beiträge bekannt, die (u.a.) auf die Auswertung verschiedener Arten von Forschungsergebnissen des IS fokussieren (siehe Tabelle 32). Andoh-Beidoo et al. [AWK04] und Palvia et al. [PMP06] betrachten IS-Forschung in einem ähnlichen Zeitraum: von 1998 bis 2002 bzw. bis 2003. Berücksichtigt werden in beiden Studien Artikel aus den Zeitschriften CACM, DS, ISR, JMIS, MISQ und MS. Palvia et al. untersuchen zusätzlich Beiträge aus I & M. Die Studien verwenden jedoch stark unterschiedliche Abstraktionen, Kategorien und Vorgehensweisen und werden daher in separaten Teilkapiteln näher vorgestellt.
109
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
Empirische Basis Referenz
Autoren
Abstraktion
[AWK04]
AndohBaidoo et al.
“Research Outputs”
19982002
947
CACM, DS, ISR, JMIS, MISQ, MS
[PMP06]
Palvia et al.
“Research Models”
19982003
1226
CACM, DS, I&M, ISR, JMIS, MISQ, MS
Tabelle 32:
Zeitraum
Anzahl Artikel
Publikationsorgane
Publikationsanalysen zur Forschungsergebnissen im IS
4.2.5.1 Forschungsergebnisse („Research Outputs“ [AWK04]) Vorgehensweise und Zielsetzung Andoh-Baidoo und andere untersuchen IS-Publikationen im Hinblick auf so genannte „Research Outputs“. Sie greifen zur Kategorienbildung auf Konzepte von March und Smith [MaSm95] bzw. Hevner et al. [HMP04] zurück. Die auf dieser Basis entwickelten 16 Kategorien (s. u.) werden von den Autoren mit Hilfe so genannter „pro forma abstract templates“ (kurz „templates“) beschrieben. Diese dienen als Basis, um jedem Beitrag eine der 16 Kategorien zuzuordnen ([AWK04], S. 4197 f). Die „templates“ fungieren dabei als abstrakte Beschreibungsmuster der für die Studie relevanten Inhalte der jeweiligen Publikation.1 Als Beispiel ist in Abbildung 7 das „template“ für die Kategorie „Build Construct“ dargestellt. Andoh-Baidoo et al. lehnen sich an einen Beitrag von Newman an, der das Konzept der „pro forma abstracts” einführt und zur Klassifikation der Ergebnisse von „Human-ComputerInteraction“-Forschung nutzt. Er definiert das Konezpt wie folgt: „Pro forma abstracts are templates, written in the style of normal abstracts, into which the results of research can be ‘slotted’ according to the category of method followed and research product generated.“ ([Newm94], S. 280). Newman verwendet diese „pro forma abstracts“ also als sprachliches Rahmenwerk zur Beschreibung von unterschiedlichen Arten von Forschungsergebnissen. New/Existing construct(s) in/for has/have been proposed/developed/enhanced.
Abbildung 7: „Pro Forma Abstract Template“ für die Kategorie „Build Construct“ ([AWK04], S. 4202)
Während die Entwicklung und Formulierung der „abstracts/templates“ im Beitrag von Newman eine zentrale Rolle spielen, thematisieren Andoh-Baidoo und andere den Prozess der Entwicklung der „templates“ dagegen nur am Rande. Sie erwähnen, dass alle Autoren an der Entwicklung der „templates“ beteiligt waren und verweisen auf die Auflistung aller sechzehn „templates“ im Anhang des Beitrags ([AWK04], S. 4197). Eine Begründung der „templates“ und der darin verwendeten Begriffe sowie eine Erläuterung ihrer Anwendung bleiben jedoch 1
Geprüft wurde also nicht, ob das „template“ syntaktisch auf den Abstract der Publikation abgebildet werden kann. Sondern das „template“ sollte geeignet sein, die jeweilige Publikation inhaltlich zu beschreiben.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
110
aus. Es wird lediglich berichtet, dass es wenig Schwierigkeiten („little difficulty“ [AWK04], S. 4198) dabei gab, das jeweils geeignete „template“ für jeden Beitrag zu ermitteln. Die Zuverlässigkeit der Einordnung wurde durch eine zweite Person geprüft, die 5 % der Beiträge unabhängig klassifizierte (Übereinstimmung von 89 %, siehe ebd., S. 4198). Kategorien und Abstraktionen Das Kategoriensystem von Andoh-Baidoo und anderen unterscheidet vier verschiedene Arten von Forschungsergebnisse („research outputs“), die vermittels unterschiedlicher Forschungsmethoden („research activities“) erzielt werden können. Dabei werden folgende konstruktionsorientierte Ergebnistypen unterschieden, welche im Sinne von Hevner et al. IT-Artefakte1 darstellen (vgl. [MaSM95], analog in [HMP04] und [AWK04]):
„Constructs“: sprachliche Konstrukte zur Problem- und Lösungsbeschreibung in einer Domäne („vocabulary of a domain“ [MaSm95], S. 256),
„Model“: Menge von Propositionen und Festlegungen von Beziehungen zwischen sprachlichen Konstrukten, Problem- und Lösungsbeschreibungen („a representation of how things are“ [MaSm95], S. 256) bzw. darüber, wie Lösungen aussehen können (mögliche Welten),
„Method“: Vorgehensweise oder Algorithmus, der Schritte zur Durchführung einer Aufgabe bzw. zur Problemlösung formuliert, beinhalten immer auch eine Sprache bzw. ein Modell zur Lösungsbeschreibung ([MaSm95], S. 257),
„Instantiation“: Realisierung eines Artefakts in seiner Umgebung („realization of an artifact in its environment“ [MaSm95], S. 248).
„Research Activities“ werden dem „Design Science“ („Build“ und „Evaluate“) und dem „Behavioral Science“ („Theorize“, „Justify“) zugeordnet:
1
„Design Science“: Artefakte können nach March und Smith grundlegend konstruiert oder gestaltet werden („built“), womit gezeigt wird, dass eine solche Konstruktion möglich ist („can be constructed“ [MaSm95], S. 258), und anschließend im Hinblick auf ihre Zweckmäßigkeit unter Anwendung geeigneter Kriterien evaluiert („evaluate“) werden.
„Behavioral Science“: Entworfene Artefakte können zudem Gegenstand theoretischer Untersuchungen sein („determine why and how the artifact worked or did not work“ [MaSm95], S. 259). Hier wird zwischen der Bildung von Theorien oder Hypothesen („theorize“) und der Überprüfung von Theorien bzw. Thesen unterschieden. Die Theo-
Nach Hevner et al. sind alle vier Ergebnistypen IT-Artefakte; das soziale bzw. kulturelle Umfeld zählen sie nicht dazu ([HMP04], S. 82).
111
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
riebildung und -überprüfung geschieht nach dem Vorbild der Naturwissenschaften ([MaSm95], S. 259) bzw. laut Hevner et al. im Sinne der „behavioral science“ (bzw. [AWK04]). Andoh-Baidoo et al. nutzen zur Kategorienbildung eine Matrix, welche „Research Outputs“ und die gerade genannten „Research Activities“ gegenüberstellt (siehe Tabelle 34). Diese Darstellung verleitet zu der Annahme, dass die aufgelisteten „Research Outputs“ in vier verschiedenen Formen erreicht werden können. Für die beiden als „Design Science“ deklarierten Forschungsaktivitäten („Build“ und „Evaluate“) sind die „Research Outputs“ tatsächlich wesentlicher Bestandteil der Forschungsergebnisse. Zur Veranschaulichung zeigt Tabelle 33 die exemplarische Anwendung der IT-Artfakt-Kategorien auf Forschung im Bereich der Unternehmensmodellierung – unter der Annahme, dass Prototypen als „Instantiations“ verstanden werden. Gestaltung
Evaluation (Bsp.)
Construct
Modellierungssprache
bzgl. Verständlichkeit und Lesbarkeit
Model
Referenzmodell
bzgl. Vollständigkeit und Angemessenheit
Method
Modellierungsmethode
bzgl. Nachvollziehbarkeit, Umsetzbarkeit in der Praxis
Instantiation
Prototyp eines Modellierungswerkzeugs
bzgl. der Benutzerfreundlichkeit
Tabelle 33:
Beispiele aus der Unternehmensmodellierung für IT-Artefakte als Forschungs-„Outputs“ nach [MaSm95] bzw. [HMP04]
Im „Behavioral Science“ jedoch verändert sich die Interpretation der Konzepte, hier sind ITArtefakte Gegenstand der Theoriebildung; die Forschungsergebnisse selbst sind in anderer Form sprachlich verfasst (beispielsweise als Hypothese oder Kausalmodell). Einblicke in die Definition bzw. Interpretation der Kategorien durch Andoh-Baidoo und andere bieten allein die Beschreibungen anhand von „templates“. Tabelle 34 führt die wesentlichen Begriffe der „templates“ für die einzelnen Kategorien auf. Die Varianz der Bezeichner innerhalb einer Zeile verdeutlich, dass bei verschiedenen „Research Activities“ hinsichtlich des gleichen „Research Outputs“ offenbar unterschiedliche Abstraktionen im Mittelpunkt stehen.
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
112
Research Acitivities: Build
Evaluate
Theorize
Justify „empirical or theoretical work performed…“
construct for
for building evaluated using
construct to study/explain/measure
.. to validate … …
model for
model for evaluated using representing
theoretical framework/model for studying/explaining relationships between that influence
.. to validate to effectively represents
Method
method/algorithm/ technique/ approach… for building
<method-type> for building evaluated using applied in <environment type>
method/approach for doing shows effectiveness using or <participants> in <environment/ situation>
.. to validate as effective in doing
Instantiation
as solution for <environment type> or <usertype>
evaluated using … <user-type> or <environment type>
Theory for explaining explains how works in <environment type>
.. for explaining how/why works in <user type> and/or <environment type>
Research Outputs:
Construct
Model
Tabelle 34:
Strukturierung der Schlüsselbegriffe in den „Pro Forma Abstract Templates“ nach „Research Outputs“ und „Research Activities“ ([AWK04], S. 4202)
Bewertung der Konzepte und Abstraktionen Die Studie von Andoh-Baidoo und anderen ist (1) hinsichtlich der genutzten Kategorien für Forschungsergebnisse bzw. -aktivitäten und (2) hinsichtlich der in den „templates“ verwendeten Begriffe kritisch zu bewerten. Ad (1): Grundsätzlich kann kritisiert werden, dass Forschungsarbeiten des IS nach der Annahme der Autoren, sich entweder dem „Design Science“ oder dem „Behavioral Science“ zuordnen lassen müssen. Erstens ist eine enge Integration der Entwicklung und der Überprüfung von Artefakten denkbar. Zweitens ist die Überprüfung der Zweckmäßigkeit oder des Erfolgs
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
113
von IT-Artefakten nicht denknotwendig an behavioristische Forschungsansätze gebunden; hier sind auch interpretative, hermeneutische empirische Arbeiten denkbar.1 Die gewählte Kategorisierung für IT-Artefakte ist durchaus ein sinnvoller Ansatz zur Beschreibung der sprachlichen Verfasstheit (vgl. Kapitel 3.2.2) von Ergebnissen konstruktionsorientierter WI-/IS-Forschung. Unklar bleibt, wie das Forschungsziel „Prototypenentwicklung“ einzuordnen ist, da die Kategorie „Instantiation“ die Realisierung eines Artefakts in seiner Umgebung, wie beispielsweise einem konkreten Unternehmen, fordert. Wünschenswert ist zudem eine differenzierte Kategorienbildung für Sprachkonstrukte, Modelle und Methoden unterschiedlicher Abstraktions- und Formalisierungsniveaus. Die hier vorgeschlagenen Kategorien bieten zudem keine geeigneten Abstraktionen für die sprachliche Struktur theoretischer Forschungsergebnisse im Sinne behavioristischer Forschung. Auch fehlen Hinweise für die Charakterisierung von Ergebnissen interpretativer, hermeneutischer Arbeiten. Ad (2) Die von Andoh-Baidoo und anderen formulierten „templates“ weisen verschiedene Schwächen auf (siehe Tabelle 34): Im Einzelfall zu konkretisierende Schlüsselbegriffe sind offenbar durch „<“ und „>“ gekennzeichnet. Sie werden jedoch nicht erläutert. Dadurch bleiben zentrale Fragen ungeklärt. Hier einige Beispiele:
Entspricht der „“ dem von den Autoren genutzten IT-ArtefaktBegriff?
Was ist unter einem „IT task“ zu verstehen? Wird „Method“ durchgängig gleichgesetzt mit „algorithm/technique/approach”? Was ist ein „approach“?
Der Bezug zu „IT-tasks” tritt bei einigen Kategorien erst bei den Aktivitäten „Evaluate“ oder „Justify“ auf. Warum spielen „IT-tasks“ dann bei der Entwicklung („Build“) von „Models“ und „Methods“ keine Rolle?
Warum ist der offenbar bei „Justify Model“ relevant, jedoch nicht bei „Theorize Model“?
Ergebnisse und deren Bewertung Im Ergebnis wird die überwiegende Mehrheit der Beiträge der Kategorie „Theorize Model“ zugeordnet (64 %, siehe Tabelle 35). Eine empirische Überprüfung („Justify“) im Sinne der „Behavioral Science“ nimmt nur ca. 2 % der analysierten Artikel vor. Letzteres steht im deutlichen Widerspruch zu früheren Studien, die die Rolle empirischer Arbeiten im IS als dominant einschätzen (siehe Kapitel 4.2.1).
1
Für Kritik am Design Science-Ansatz von Hevner et al. siehe auch Zelewski [Zele07] und Frank ([Fran06], S. 29 ff).
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
114
Aufgrund der dargestellten Schwächen der Studie – hinsichtlich der Nachvollziehbarkeit von Vorgehensweise und Begriffsklärung – sind die vorliegenden Ergebnisse für eine weitergehende Interpretation mit Bezug auf die IS-Forschungslandschaft insgesamt nicht geeignet. Research Activities Design Science Research Outputs
Tabelle 35:
Behavioral Science
Build
Evaluate
Theorize
Justify
4 (0.4)
1 (0.1)
39 (4.1)
4 (0.4)
Model
26 (2.7)
3 (0.3)
591 (62.4)
15 (1.6)
Method
122 (12.9)
42 (4.4)
52 (5.5)
2 (0.2)
Instantiation
35 (3.7)
9 (1.0)
2 (0.2)
0 (0.0)
Totals
187 (19.8)
55 (5.8)
684 (72.2)
21 (2.2)
Constructs
Ergebnisse der Publikationsanalyse von Andoo-Baidoo et al. ([AWK04], S. 4198)
4.2.5.2 Research Models [PMP06] Vorgehensweise und Zielsetzung Palvia et al. verstehen ein „Research Model“ als theoretisches – besser gesagt sprachliches oder visuelles – Abbild des Forschungsgegenstands („theoretical image of the object of study“ [PMP06], S. 1043), welches dem Zweck dient, Zusammenhänge zwischen Konzepten („interrelationships between ideas“) zu beschreiben oder zu erklären (ebd., S. 1043). Da es aus Sicht der Autoren bislang wenig Anleitung dafür gibt, wie ein geeignetes „Research Model“ für ein einzelnes Forschungsvorhaben zu entwickeln ist, führen sie eine Studie durch, die darauf gerichtet ist, eine so genannte „taxonomy“ von „Research Models“ aufzustellen (ebd., S. 1042). Sie analysieren dazu insgesamt 1226 IS-Artikel aus sieben IS-Zeitschriften (1998-2003). Jeder Beitrag ist bis zu zwei „Research Model“-Kategorien (s. u.) zugeordnet. Kategorien und Abstraktionen Die Autoren schlagen eine Liste von neun1 Kategorien für „Research Models“ vor, die sich insbesondere in ihrer sprachlichen Struktur (Formalisierungsniveau und Komplexität) unterscheiden. Enthalten sind u. a. konzeptuelle Modelle und formalisierte Hypothesen zu realweltlichen Zusammenhängen. Sie stellen somit gleichzeitig Forschungsergebnisse, bzw. deren sprachliche Verfasstheit, dar. Grundlegend werden die identifizierten „Research Models“ in zwei sich teils überschneidende Gruppen eingeteilt ([PMP06], S. 1043 f):
1
„Descriptive research models“: Diese listen Variablen („variables“) auf, ohne deren Zusammenhänge zu explizieren.
„Prescriptive research models“: Diese berücksichtigen die Zusammenhänge von Variablen („variables“) und sind daher deutlich komplexer.
Zuzüglich der Kategorien „No Model“ und „combination“.
115
4.2 Empirische Studien zur IS-Forschung
Die vorgeschlagenen Kategorien für „Research Models“ sind in Tabelle 36 vollständig aufgelistet. Eine kurze Erläuterung ist jeweils der dritten Spalte zu entnehmen. Für Beispiele sei auf den Beitrag von Palvia selbst verwiesen [PMP06]. Kategoriengruppe nach [PMP06]
Kategorie nach [PMP06]
Erläuterung
Descriptive
Listing of Variables
Auch begriffliche Bezugsrahmen
Listing of Variables and Levels
Enthält mögliche Ausprägungsformen
Descriptive/prescriptive
Listing of Variables and implicit relationships Simple grid
Prescriptive
Tabelle 36:
2x2 Tabelle
Complex grid
Würfel-Darstellung (z. B. 2x2x2)
Venn-Diagram
Grafische Mengendarstellung
Simple influence diagram (2-tier)
Kreis-Pfeil-Diagramm mit einer unabhängigen und einer abhängigen Variable
Multi-tier influence diagram
Kreis-Pfeil-Diagramm mit unabhängigen und abhängigen Variablen
Temporal influence diagram
z. B. Vorgehensmodell (dann präskriptiv im eigentlichen Sinn)
Mathematical Model
Formales mathematisches Modell
Kategorien für „Research Models“ nach [PMP06] (S. 1044 ff)
Bewertung der Kategorien und Abstraktionen Die Begriffe Variable („variable“) und präskriptiv („prescriptive“) werden beide in teils unüblicher Weise angewendet: •
Zur Beschreibung der verschiedenen Kategorien wird häufig der Begriff „variable“ genutzt. Dabei zeigt sich, dass dieser Terminus hier offenbar für sehr unterschiedliche Konzepte vewendet wird: neben abhängigen und unabhängigen Variablen i.e.S. (z. B. in einem „multi-tier influence diagram“) auch für sonstige Abstraktionen zur Beschreibung einer Domäne, wie Aufgaben oder Ereignisse (z. B. in einem „temporal influence diagram“).
•
Der Begriff „präskriptiv“ wird nicht in seiner gängigen Interpretation verwendet. Denn nur ein geringer Teil der hier eingeordneten Research Models kann als präskriptive Handlungsempfehlung verstanden werden – beispielsweise Vorgehensmodelle, die als „temporal influence diagram“ dargestellt sind.
Aus verschiedenen Gründen sind die vorgeschlagenen Kategorien zur Strukturierung von Forschungszielen für die Zwecke der vorliegenden Arbeit nur sehr eingeschränkt geeignet: •
Die gewählten Kategoriengruppen sind aufgrund der begrifflichen Unschärfe (s.o.) als auch aufgrund der starken Überschneidung der Gruppen nicht überzeugend. Hier sind andere Abstraktionen empfehlenswert, die beispielsweise den Formalisierungsgrad explizit berücksichtigen (vgl. Kapitel 3.2.2).
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
116
•
Zentrale Begriffe zur Beschreibung der Kategorien (z. B. „variable“) werden stark kontingent verwendet. Wünschenswert wäre hier eine klare Differenzierung und damit Würdigung auch nicht behavioristisch geprägter Arbeiten, die auf andere Abstraktionen als auf abhängige bzw. unabhängige Variablen im Gegenstandsbereich fokussieren.
Die Auflistung müsste insgesamt um weitere sprachliche Strukturen bzw. Artefakte ergänzt werden: Ergebnisse interpretativer, hermeneutischer Arbeiten sowie konstruktionsorientierter Arbeiten werden nur unzulänglich berücksichtigt. Ergebnisse Das Ergebnis der Zuordnung der von Palvia et al. analysierten Beiträge zu den Kategorien (siehe Tabelle 37) stellt die dominante Rolle von „multi-tier/simple influence diagrams“ in der IS-Forschung heraus (insg. ca. 42 %). 12,7 % listen „variables“ auf. Zudem können über 20 % der Beiträge keiner der hier vorgeschlagenen Kategorien zugeordnet werden. Dies scheint nicht zuletzt Indiz dafür, dass weitere sprachliche Strukturen bzw. Artefakte zu berücksichtigen sind (s.o.). Model
Frequency
Percentage
No Model
283
21.5 %
Listing of Variables
167
12.7 %
Listing of Variables and Levels
22
1.7 %
Listing of Variables & Implicit Relationships
12
0.9 %
Simple Influence Diagram
102
7.7 %
Multi-Tier Influence Diagram
460
34.9 %
Temporal Influence Diagram
54
4.1 %
Simple Grid
58
4.4 %
Complex Grid
11
0.8 %
Venn Diagram
18
1.4 %
Mathematical Model
119
9.0 %
Combination
11
0.8 %
Total
1317
100 %
Tabelle 37:
Ergebnis der Zuordnung von Kategorien für „Research Models“ ([PMP06],S. 1053)
4.3 Zusammenfassende Würdigung Die Zielsetzungen, Vorgehensweisen, Kategorien und Ergebnisse der oben vorgestellten WIund IS-Studien werden nun zusammenfassend im Hinblick auf ihre Eignung für die Zwecke der vorliegenden Arbeit bewertet. Zielsetzungen Die dargestellten WI- und IS-Studien unterscheiden sich in ihrer Zielstellung teilweise deutlich. Publikationsanalysen dienen im IS nicht zuletzt dem praktischen Zweck, im Ergebnis
4.3 Zusammenfassende Würdigung
117
vorbildliche oder archetypische IS-Forschung zu charakterisieren bzw. zu identifizieren. Explizit wird der normative Anspruch in den Arbeiten von Orlikowski und Iacono [OrIa01] bzw. Benbasat und Zmud [BeZm03], die Kriterien zur Bestimmung des Kerns der IS-Disziplin aufstellen. Dies gilt in ähnlicher Weise für die Studie von Sidorova et al. [SEV08], welche auf die „identity construction“ der Disziplin zielt. Die letztgenannte Studie von Palvia und anderen [PMP06] verfolgt mit der Erstellung einer so genannten Taxonomy üblicher „Research Models“ eine ähnliche, handlungsanleitende Zielsetzung.1 Die Publikationsanalysen von Heinrich [Hein05] und Becker et al. [BNOP09] zu Forschungsmethoden in der WI implizieren zwar grundlegend die Wertung und damit Handlungsempfehlung für die WI-Forschung, dass die verwendete Forschungsmethode in Abstract und/oder Text des Beitrags explizit zu machen ist (siehe Kapitel 4.1.3). Diese Einschätzung ist jedoch unabhängig von dem Ergebnis der Analyse, welches lediglich darstellt, inwiefern die Forschung diesem Ideal entspricht. Der Großteil der restlichen oben vorgestellten Publikationsstudien in der WI verfolgt einen primär deskriptiven Anspruch. Beispielsweise explizieren die Autoren der ersten Dissertationserhebung das Ziel der „Bestandsaufnahme“ ([BaMe91], S. 540). Auch die Autoren der Schlagwortanalysen zur Bestimmung von Moden und Trends im Zeitverlauf halten sich bezüglich der Bewertung von Moden oder Trends im Allgemeinen bzw. der Rolle einzelner Themen für die WI zurück (siehe Kapitel 4.1.4). Die IS-Disziplin nutzt die Reflexion der eigenen Disziplin zur Bekräftigung der eigenen Identität; die Selbstbetrachtung der WI durch ihre Vertreter dient jedoch i. d. R. nicht dem Zweck der Profilbildung oder Identitätsfindung. Dies bekräftigt die oben bereits dargelegte Einschätzung (siehe Kapitel 3.3.2), dass das Bemühen um Legitimation – in diesem Fall durch Identitätsfindung – im IS eine wesentlich größere Rolle spielt als in der WI. Vorgehensweisen Die gewählten Vorgehensweisen zur Analyse unterscheiden sich in Teilen deutlich. Bis auf zwei Ausnahmen basiert die Klassifikation der Beiträge in den besprochenen Publikationsanalysen auf dem Lesen von Titel, Abstract und bei Bedarf dem gesamten Text. Das Lesen und Klassifizieren wurde bei einigen Studien pro Beitrag von nur einer Person durchgeführt ([HeHe06], [CGL00], [VRG02], [BeZm03], [OrBa01]).2 In anderen Studien wurden ein Teil der Beiträge ([AWK04], [PMP06], [NNE09]) oder alle Beiträge ([FaDr99], [AWL+09]) von zwei Person unabhängig voneinander durchgelesen und eingeordnet.
1
Eine primär präskriptive Zielsetzung wird auch in einer weiteren Studie von Palvia und anderen besonders deutlich: Sie ist dediziert darauf gerichtet, „best practices“ für erfolgreiches Publizieren im IS zu identifizieren [PPS07]. Aufgrund des Fokus auf bibliometrische Analysen, wurde [PPS07] hier nicht im Detail vorgestellt.
2
Hier sind auch solche Studien aufgeführt, die nicht näher angeben, wie viele Personen jeweils einen Beitrag gelesen und klassifiziert haben. Da hier davon auszugehen ist, dass es keine systematische, unabhängige Klassifizierung durch eine zweite Person gab.
118
4 Würdigung und Einordnung bisheriger Arbeiten zum IS Research
Die Schlagwortanalysen von Mertens ([Mert95], [Mert06]) sowie Steininger und anderen ([SRR08], [StRi09]) nutzen zur Klassifikation – falls vorhanden – ausschließlich die von den Autoren jeweils angegebenen Schlagworte. Die Arbeit von Sidorova und anderen [SEV+08] wendet als einzige – im ersten Schritt – eine automatisierte Textanalyse (der Abstracts) an. Im zweiten Schritt erfolgte die Benennung der Kategorien jeweils durch zwei unabhängig voneinander arbeitende Forscher. Reflexion von Kategorien und Abstraktionen Die Beiträge [OrIa01], [BeZm03] und [ChHi04] sind insbesondere erwähnenswert, da sie das Vorgehen der Klassifikation nur allgemein beschreiben („examination“ oder „reviewing of [..] articles“)1 und gleichzeitig die gewählten Kategorien und Abstraktionen ausführlich reflektieren und begründen. Für einige weitere Studien musste leider festgestellt werden, dass eine inhaltliche Diskussion und Begründung ausbleibt ([NNE09], [ALV07], [AWL+09], [AWK04]); in einigen Fällen fehlt gar die grundlegende Beschreibung der angewendeten Kategorien vollständig ([PLP+04], [PMP06], [NNE09]). Stellenweise werden zentrale Begriffe nicht reflektiert und gleichzeitig stark kontingent bzw. uneinheitlich verwendet. Dies gilt insbesondere für den Begriff „variable“ in [PMP06] und diverse Begriffe, die Andoh-Baidoo et al. in den Beschreibungen der „pro forma abstract templates“ verwenden ([AWK04], siehe ausführlich entsprechende Abschnitt in Kapitel 4.2.5). Kategorien für Forschungsthemen bzw. -gegenstand Zusammenfassend lassen sich im Hinblick auf die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit die in bisherigen Studien genutzten Kategorien für Forschungsthemen wie folgt bewerten: Die vielfach verwendeten einfachen Themenlisten eignen sich nicht für eine differenzierte Abbildung der Komplexität des Gegenstandsbereichs. Auch ungeeignet sind reine Schlagwort-basierte Kategorisierungen, da sie die Kontingenz der Begriffe nicht angemessen abbilden. Die Kategorisierung „Mensch-Aufgabe-Technik (MAT)“ (verwendet in [SRR+09], [HeWi97]) ist aufgrund des hohen Abstraktionsniveaus und der unscharfen Trennung der Kategorien für den Zweck der vorliegenden Arbeit ebenfalls ungeeignet. Das durchaus vielversprechende Keyword-Klassifikationssystem von Barki et al. wurde in bisherigen Studien kaum in seiner intendierten Form zur Beschreibung des Forschungsgegenstandes verwendet (einzige Ausnahme ist [FaDr99]). Das Klassifikationssystem liefert Hinweise für eine differenzierte Beschreibung verschiedener Facetten des Forschungsgegenstandes, wäre jedoch noch um wesentliche Abstraktionen zu erweitern.
1
Ausführlich zitiert: „reviewing every article“ ([OrBa01], S. 122); „examination of [..] articles“ ([BeZm03], S. 186); „examined [..] articles“ ([ChHi04], S. 197, 203)
4.3 Zusammenfassende Würdigung
119
Es gibt verschiedene Ansätze für Kategoriensysteme, die Perspektiven auf den Forschungsgegenstand „IT-Artefakt“ abbilden (insb. [OrIa01], [BeZm03], sowie [SEV+08]). Diese weisen einerseits deutliche inhaltliche Überdeckungen auf, stimmen jedoch andererseits in Teilen nicht überein – insb. hinsichtlich der Relevanz der Themenfelder IT-Branchen, ITManagement und Methoden der Softwareentwicklung (siehe Kapitel 4.2.4). Für eine umfassende Abbildung aller Themenbereiche des ISR ist es jedoch angeraten, die letztgenannten Themen mit zu berücksichtigen. Kategorien für Forschungsziele Es gibt bereits vereinzelte Ansätze zur Beschreibung von IT-Artefakten sowie der sprachlichen Struktur von Forschungszielen. Diese sind jedoch um relevante Abstraktionen zu ergänzen, weiter auszudifferenzieren bzw. klarer zu definieren (siehe Kapitel 4.2.5). Kategorien für Forschungsmethoden Die dargestellten Begriffssysteme für Forschungsmethoden oder Forschungsansätze nutzen eine breite Vielfalt an Bezeichnern und Abstraktionen. An vielen Stellen konnte gezeigt werden, dass die vorgeschlagenen Kategorien archetypische Formen der Forschung bezeichnen, dabei auf unterschiedliche wissenschaftstheoretische Aspekte fokussieren und nicht überschneidungsfrei sind. Um eine klare Begrifflichkeit zu entwickeln, scheint es empfehlenswert, die an früherer Stelle (siehe Kapitel 3.2.1) wissenschaftstheoretisch motivierte Differenzierung von Forschungszielen, Zugangsarten und Begründungsansätzen im Begriffssystem der vorliegenden Arbeit konsequent anzuwenden. Ergebnisse Die Ergebnisse der vorgestellten Publikationsanalysen sind aufgrund der genannten Schwächen nur in Teilen geeignet, um Hinweise zur Beantwortung der Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit zu geben. Auf einzelne der oben beschriebenen Ergebnisse zur Forschung in WI und IS – welche nämlich Kategorien bzw. Begriffe nutzen, die sich auf das Begriffssystem der vorliegenden Arbeit abbilden lassen – wird im Rahmen der Auswertung der Forschungsfragen Bezug genommen (siehe Kapitel 7).
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit Die Auswertung früherer Publikationsstudien im vorherigen Kapitel hat deutlich gemacht, dass schon diverse Arbeiten veröffentlicht wurden, die darauf gerichtet sind, Forschung in WI und/oder IS zu beschreiben und (teilweise) zu bewerten. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass die Schwächen der bisherigen Studien insbesondere in den Abstraktionen und Begrifflichkeiten liegen, die zur Kategorienbildung und somit zur Klassifikation der Forschung verwendet werden. Daher wählt die vorliegende Arbeit eine Vorgehensweise, in der die Entwicklung des Kategoriensystems eine zentrale Rolle einnimmt.
5.1 Vorgehensweise in drei Phasen Die drei Schritte oder Phasen der Publikationsanalyse werden in Tabelle 38 anhand ihrer Teilergebnisse, Zugangsarten und Begründungsverfahren kurz beschrieben. Die drei Schritte der Analyse orientieren sich inhaltlich an den konkreten Forschungszielen der Arbeit (siehe Kapitel 1): 1. Schritt ist die Entwicklung eines Begriffssystems in drei Stufen (a bis c), 2. Schritt ist die Zuordnung der Publikationen zum Begriffssystem und 3. Schritt ist die Beantwortung der Forschungsfragen, ebenfalls in drei Stufen (a bis c). Zu 1.a und 1.b (grundlegendes Begriffssystem): Zunächst werden die grundlegenden Abstraktionen des Begriffssystems entwickelt: Auf Basis wissenschaftstheoretischer Grundlagen (siehe Kapitel 3.1) erfolgt die Einteilung des Begriffssystems in vier Bereiche: Forschungsgegenstand, Forschungsziel, Art des Zugangs und Begründungsansatz. Zentrale Kategorien zur Beschreibung von Forschungszielen und Forschungsmethoden (Zugangsart, Begründungsverfahren) werden von wissenschaftstheoretischen Grundbegriffen abgeleitet. Zudem werden Kategoriensysteme früherer empirischer Studien (siehe Kapitel 4) als Ausgangspunkt für Kategorien und Strukturierungsansätze für den Bereich Forschungsgegenstand verwendet. Zu 1.c (differenziertes Begriffssystem) und zu 2. (Zuordnungen): Die Ausdifferenzierung und Anwendung des Begriffssystems erfolgt daraufhin in einem iterativen Prozess; in Tabelle 38 wird dies durch eine gestrichelte Trennlinie verdeutlicht. Bei jeder zu klassifizierenden Publikation wird geprüft, ob das bestehende Begriffssystem zur Beschreibung bereits hinreichend geeignet ist oder einer Anpassung bedarf. Gegebenenfalls werden Erweiterungen oder Änderungen vorgenommen. Diese beziehen sich insbesondere auf Kategorien aus dem Bereich Forschungsgegenstand (z. B. Hinzufügen eines neuen Themas). Aber auch bei den forschungsziel- und forschungsmethodenbezogenen Kategorien werden auf C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_5, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
121
5.1 Vorgehensweise in drei Phasen
Blattebene bei Bedarf Anpassungen vorgenommen. Das Begriffssystem wird zusätzlich regelmäßig auf inhaltliche Konsistenz und strukturelle Ausgewogenheit geprüft und diesbezüglich angepasst. In diesem Prozess werden auch neue Abstraktionen eingeführt, die sich als geeignet erweisen, den Korpus gehaltvoll zu beschreiben. 3. a bis c (Beantwortung von Forschungsfragen): Die anhand des Begriffssystems beschriebenen Publikationen werden nun im Hinblick auf die Forschungsfragen (siehe Kapitel 3.4) ausgewertet. Die Analyse der Zuordnungen führt zunächst zu deskriptiven Thesen zur Forschung in WI und IS (Beschreibung 3.a). Die Bezugnahme auf wissenschaftstheoretische Grundannahmen und das normative Selbstbildnis des ISR ermöglichen die zusätzliche Analyse von Stärken und Schwächen (Bewertung 3.b). Um Erklärungsansätze für die identifizierten Eigenschaften der WI- und IS-Forschung zu finden, werden zusätzlich die historische Entwicklung und wissenschaftssoziologische Aspekte betrachtet (Erklärung 3.c). Schritt
Teilergebnis
1. Entwicklung eines Begriffssystems mit vier Bereichen: • Forschungsgegenstand, • Forschungsziel, • Art des Zugangs, • Begründungsverfahren
2. Zuordnung der Publikationen zum Begriffssystem
3. Beantwortung von Forschungsfragen
Tabelle 38:
Art des Zugangs
Begründungsverfahren
a) zentrale Kategorien für Forschungsziele und Forschungsmethoden (Zugangsart, Begründungsverfahren)
Literatur zu wissenschaftstheoretischen Grundlagen
b) zentrale Kategorien für den Forschungsgegenstand
Frühere empirische Studien zur WI- und ISForschung
c) differenziertes und überarbeitetes Begriffssystem für alle Teilbereiche
Publikationskorpus Begriffssystem
primär hermeneutisch/ Konsens, insb. Angemessenheit der Abstraktionen (iteratives Verfahren)
Jede Publikation ist durch mindestens vier Kategorien beschrieben
Publikation Begriffssystem
primär Kohärenz, insb. Konsistenz der Anwendung der Abstraktionen , auch hermeneutisch/ Konsens (in Teilen wiederholte Prüfung in iterativem Verfahren)
a) deskriptive Thesen
Einordnung der Publikationen im Begriffssystem
b) Stärken und Schwächen (bewertende Thesen)
deskriptive Thesen wissenschaftstheoretische Grundlagen und Quellen zum Selbstbild der Disziplinen
c) Erklärungsthesen
deskriptive Thesen Quellen zu Entwicklung und Status der Disziplinen
primär hermeneutisch/ Konsens, insb. Angemessenheit der Abstraktionen
Korrespondenz anhand quantitativer Auswertungen der Einordnungen hermeneutisch/ Konsens
hermeneutisch/ Konsens
hermeneutisch/ Konsens
Stufenmodell der Teilziele, Zugangsarten und Begründungsverfahren der gewählten Forschungsmethode
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
122
Im Anschluss an die Darstellung und Begründung des gewählten Publikationskorpus (Kapitel 5.2) werden die Zugangsarten und Begründungsverfahren für die drei zentralen Schritte der Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit im Detail vorgestellt: 1. Entwicklung eines Begriffssystem (Kapitel 5.3), 2. Zuordnung der Publikationen zum Begriffssystem (Kapitel 5.4) und 3. die Beantwortung von Forschungsfragen (Kapitel 5.5). Abschließend wird nochmals der genaue chronologische Ablauf der für die vorliegende Arbeit durchgeführten Forschungstätigkeiten erläutert (Kapitel 5.6).
5.2 Publikationskorpus Neben dem grundständigen Literaturstudium erfolgt der Zugang zum Gegenstandsbereich der Forschung in IS und WI – und somit zur Entwicklung des Begriffssystems – über einen Publikationskorpus von insgesamt 1507 Beiträgen. Dies sind wissenschaftliche Publikationen von zwei Konferenzreihen (WIKONF und ICIS) und sechs Zeitschriften (JAIS, JMIS, ISR, I&M, MISQ, WIINF) aus einem 6-Jahreszeitraum (1999 - 2004). Die Auswahl der Publikationsorgane orientiert sich an folgenden Kriterien: •
klarer Bezug zur WI-Disziplin oder nordamerikanischen IS-Disziplin,
•
prinzipielle Berücksichtigung der gesamten thematischen Breite des ISR (d. h. ohne grundsätzlichen spezifischen Fokus auf einen thematischen Teilbereich),
•
wissenschaftlicher Anspruch mit einem rigiden Begutachtungsverfahren und
•
hohes Ansehen in der Disziplin (entsprechend aktueller Rankings, z. B. [RaMi05]).
Alle in mindestens zwei früheren Publikationsanalysen (siehe Kapitel 4) betrachteten Publikationsorgane sind in Tabelle 39 aufgeführt. Die Publikationsorgane, die in der vorliegenden Arbeit betrachtet werden, sind fett gedruckt. Die Anzahl der früheren WI- bzw. IS-Studien (siehe Kapitel 4), in denen Artikel der jeweiligen Zeitschrift bzw. Konferenzreihe untersucht werden, ist der dritten bzw. vierten Spalte zu entnehmen. Ausschlussgründe für die aus dieser Liste nicht gewählten Zeitschriften sind in der vierten Spalte angegeben: Im Ergebnis erfüllen fünf der IS-Zeitschriften und eine WIZeitschrift (WIINF) die aufgestellten Kriterien. Wissenschaftliche Konferenzen sind ebenfalls ein wichtiges Forum für die Veröffentlichung aktueller Forschungsergebnisse. Daher werden sowohl die Tagungsbände der ICIS-Konferenz als auch die der Tagung Wirtschaftsinformatik (WIKONF) im Untersuchungszeitraum mit berücksichtigt.
123
5.2 Publikationskorpus
WIStudien
ISStudien
Ausschlussgrund
2
21
-
2
17
-
2
12
Nicht ISR-spezifisch
0
12
Nicht ISR-spezifisch
0
11
-
Information & Management
2
9
-
Decision Sciences
1
8
Nicht ISR-spezifisch
EJIS
European Journal of Information Systems
0
4
Kein nordamerik. IS
ISJ
Information Systems Journal
1
3
Kein nordamerik. IS
Akronym
Name der Zeitschrift
MISQ
Management Information Systems Quarterly
ISR
Information Systems Research
CACM
Communications of the ACM
MS
Management Science
JMIS
Journal of Systems
I&M DS
JIT
AMIT
Management
Information
Academy of Management Journal
0
3
Nicht ISR-spezifisch
ACM Computing Surveys
0
3
Nicht ISR-spezifisch
ACM Transactions on Database Systems
0
3
Nicht ISR-spezifisch
Data Base
0
3
(Studien aus den 1980er und 90ern, Platz 34 in [RaMi05])
Harvard Business Review
0
3
Nicht ISR-spezifisch
Journal of Information Technology
0
3
Kein nordamerik. IS
Sloan Management Review
0
3
Nicht ISR-spezifisch
Accounting Review
0
2
Nicht ISR-spezifisch
Accounting, Management and Information Technology
0
2
Kein nordamerik. IS
Decision Support Systems
0
2
Nicht ISR-spezifisch
ICIS
International Conference on Information Systems
0
2
-
JSIS
Journal of Strategic Information Systems
0
2
Nur Teilbereich des ISR
JAIS
Journal of the Association for Information Systems
0
2
-
WIINF
WIRTSCHAFTSINFORMATIK
9
1
-
HMD
HMD-Praxis der Wirtschaftsinformatik
4
0
Kein primär wiss. Anspruch
CW
Computerwoche
3
0
Kein wiss. Anspruch
IM&C
Information, Management & Consulting
2
0
Kein primär wiss. Anspruch
Tabelle 39:
Auflistung aller in bisherigen Studien mindestens zwei Mal betrachteten Publikationsorgane
In Vorbereitung auf die Analyse der Beiträge wurden alle Volltexte der ausgewählten Publikationsorgane im relevanten Untersuchungszeitraum (1999-2004) – bis auf wenige Ausnahmen – vollständig in digitaler Form als PDF-Datei verfügbar gemacht. Titel-, und Autorenangaben zu den einzelnen Beiträgen, sowie die Abstracts wurden in einem teil-automatischen Verfahren gesammelt. Bei der automatischen Erfassung der Jahrgänge der ausgewählten Zeitschriften und Konferenzen wurden teilweise auch Editorials und Einleitungen erfasst, die für die Analyse jedoch nicht relevant sind. Tabelle 40 (S. 125) differenziert daher die Anzahl relevanter und nicht relevanter – und damit auch nicht analysierter – Beiträge aus den ausgewählten Publikationsorganen. Gegenstand der Publikationsanalyse sind insgesamt 1507 wissenschaftliche Artikel, davon 1136 IS-Artikel und 371 WI-Artikel.
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
124
Verschiedene Beiträge der WIINF, WIKONF und der ICIS werden bewusst nicht in die Analyse mit einbezogen; die jeweilige Anzahl ist ebenfalls Tabelle 40 zu entnehmen: •
Beiträge aus den Sonderrubriken der Zeitschrift WIINF (WI State-of-the-Art, WI Schlagwort, WI Innovative Produkte, WI Praktikerbeitrag und Für Sie gesurft) werden nicht berücksichtigt. Die Beiträge der Rubrik „WI State-of-the-Art“ bereiten den Stand der Forschung zu einem bestimmten Gebiet auf und fassen Herausforderungen zusammen. Konkrete Lösungsvorschläge werden jedoch i. d. R. nicht formuliert. Daher werden grundsätzlich alle Beiträge dieser Rubrik nicht betrachtet.1 Die weiteren vier genannten Kategorien werden ebenfalls für die vorliegende Arbeit als nicht typische wissenschaftliche Rubriken eingeordnet und somit nicht betrachtet.
•
Neben den Track-Einführungen werden von der WIKONF auch solche Beiträge nicht berücksichtigt, die offenkundig reine Praktikerbeiträge sind; als Indiz gilt diesbezüglich das Fehlen von Literaturreferenzen.
•
Die analysierten Jahrgänge der Konferenzbände der ICIS beinhalten insgesamt 28 Artikel, die als „Extended Abstract“ ausgezeichnet sind. Diese werden nicht in die Analyse mit einbezogen. Anzumerken ist, dass es in 1999 eine Reihe von Artikeln ohne Abstract gibt, die aber teilweise einen üblichen Seitenumfang aufweisen. Hier wurden nur solche als „Extended Abstract“ eingeordnet, die keinen Abstract enthalten und gleichzeitig weniger als fünf Seiten umfassen – dies trifft auf einen zu („Vendor Screening in IT Contracting with a Pilot Project“).
1
Beispiele für Beiträge dieser Rubrik mit konstruktiven Anteilen, die dennoch nicht berücksichtigt werden, finden sich in Jg. 45, Nr. 4 der WIRTSCHAFTSINFORMATIK (2003),.Klein, Arnd; Krcmar, Helmut: WI State of the Art - Electronic Meeting Systems Paradox – Hindernisse für den Einsatz funktionierender Technik und Ansätze zu ihrer Überwindung, S. 421-433. Marx, Andreas; Rautenstrauch, Claus: WI State of the Art Systematisches Testen von Anti-Viren-Software, S. 435-443.
125
5.2 Publikationskorpus
Publikationsorgan
Sonderbeiträge (irrelevant)
Forschungsbeiträge (relevant)
Kürzel
Bezeichner
JAIS
Journal of the Association for Information Systems
59
JMIS
Journal of Management Information Systems
200
Rubrik
2
Editorial Introduction
11
Special Section/Issue Introduction
17
2
1
Editorial Notes
10
Andere ISR I&M MISQ
ICIS
Information Systems Research
119
Information & Management
Andere3
7
331
-
0
Management Information Systems Quarterly
126
-
0
International Conference on Information Systems (ICIS)
301
Extended Abstract
28
Summe IS WIINF
WIKONF
Anzahl
Einleitung1
1136 Zeitschrift Wirtschaftsinformatik
Konferenz Wirtschaftsinformatik
190
181
76 WI State-of-the-Art
21
WI Schlagwort
32
WI Innovative Produkte
19
WI Praktikerbeitrag
3
Für Sie gesurft
1
Track Einführung
10
Reiner Praktikerbeitrag oder -vortrag (insb. i.W. ohne Literaturreferenzen)
11
Summe WI
371
97
Summe insg.
1507
173
Tabelle 40:
Analysierte Publikationen (Forschungsbeiträge) nach Publikationsorgan, sowie jeweilige irrelevante Beiträge (Sonderbeiträge) nach Rubriken (1999-2004)
1
Beiträge mit vorwiegend einleitendem Charakter sind: Lyytinen, Kalle J.: Foreword to LEO Article. Journal of the Association for Information Systems, Volume 4, No. 1 (2003), pp. 195 – 196, sowie die Einleitung zur „Special Section Research Perspectives“ von D. W. Straub in Journal of the Association for Information Systems, Volume 4, No. 1 (2003), pp. 233 – 236.
2
Olfman, Lorne: Magid Igbaria (1958-2002): Remembering a Scholar. Journal of Management Information Systems, Volume 19, No. 3 (2002), pp. 7 – 9.
3
„Introduction to Special Issue“, „Research Notes“, „About Authors“ und „Authors’ Reply“
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
126
5.3 Begriffssystem: Abstraktionen und Begründung Das zu entwickelnde Begriffssystem soll geeignet sein, WI- und IS-Forschung in differenzierter Weise zu beschreiben. Dazu werden die zentralen Begriffe und Abstraktionen der Forschung in einem eigenen Begriffssystem rekonstruiert (siehe Kapitel 6). Zur Strukturierung eines Begriffssystems sind verschiedene Ansätze denkbar, u. a. Schlagwortverzeichnisse, Baumstrukturen oder hierarchische Strukturen (Taxonomien), Thesauri und Ontologien. Kapitel 5.3.1 begründet die Wahl einer Baumstruktur für die vorliegende Arbeit und definiert grundlegende Konzepte und Begriffe der gewählten Struktur. Das hier entwickelte Begriffssystem beansprucht nicht, das einzig gültige oder wahre begriffliche Referenzsystem – im Sinne der Korrespondenztheorie der Wahrheit – zu sein. Es stellt vielmehr ein Angebot an die Forscher-Community im ISR dar, um als geeignete Basis für einen gehaltvollen Diskurs über Stand und Ausrichtung der Disziplinen zu dienen. Mit den gewählten Verfahren zur Begründung der Eignung bzw. Angemessenheit des Begriffssystems für die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich Kapitel 5.3.2. 5.3.1
Baumstruktur des Bezugsrahmens
Der begriffliche Bezugsrahmen wird als Baumstruktur, genauer als hierarchisches Begriffssystem mit unbegrenzt vielen Konkretisierungsstufen entwickelt. Die Begründung der Wahl der Baumstruktur erfolgt in Kapitel 5.3.1.1. Die unterliegende Struktur des Begriffssystems wird in Kapitel 5.3.1.2 anhand eines konzeptuellen Modells definiert. Der begriffliche Bezugsrahmen kann als Objektmodell, d. h. als (im Rahmen der Arbeit einzige) Instanziierung des konzeptuellen Modells gesehen werden. Kapitel 5.3.1.3 thematisiert zusätzliche Anforderungen an die zulässige Struktur dieses Objektmodells und diskutiert Metriken zur Beschreibung des Begriffssystems. 5.3.1.1 Begründung der Wahl der Baumstruktur Mit dem Begriffssystem soll eine begriffliche Struktur geschaffen werden, die es erlaubt •
die gesamte WI-/IS-Forschung bzgl. methodischer und thematischer Aspekte
•
differenziert und gehaltvoll zu beschreiben,
•
um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Forschung zu identifizieren.
Für die vorliegende Analyse wird zu diesem Zweck eine Baumstruktur mit unbegrenzter Baumtiefe gewählt.1 So können einerseits inhaltlich unterschiedliche Publikationen differenziert eingeordnet werden. Andererseits erlauben abstrakte Oberkategorien die Analyse von Gemeinsamkeiten und Unterschieden auf höherem Abstraktionsniveau.
1
Dies gilt (auch) für die Beschreibung jedes einzelnen grundlegenden Bereichs: Forschungsgegenstand, Forschungsziel, Zugangsart und Begründungsverfahren (siehe Kapitel 3.1).
5.3 Begriffssystem: Abstraktionen und Begründung
127
Schlagwortverzeichnisse sind zwar ebenfalls baumartig strukturiert, jedoch weisen sie in der Regel nur eine Konkretisierungsstufe auf, d. h. die Schlagworte sind in Gruppen geordnet. Diese einfache Struktur hat gegenüber einer komplexeren Baumstruktur mit mehreren Ebenen zwar den Vorteil der vereinfachten Handhabung und Wartung. Sie geht jedoch mit dem Nachteil einher, dass sowohl gemeinsame Abstraktionen als auch wünschenswerte Konkretisierungen zumeist nicht abgebildet werden können. Das Begriffssystem der vorliegenden Arbeit ist darauf gerichtet, vier Aspekte der Forschung – nämlich Forschungsgegenstände, Forschungsziele, Zugangsarten und Begründungsverfahren – mit geeigneten Abstraktionen bzw. Begriffen so zu rekonstruieren, dass Begriffe mit kontingenter Semantik (z. B. so genannte Modethemen) wenn möglich nicht vorkommen.1 Eine Auszeichnung von Synonymen und Homonymen, wie sie von Thesauri unterstützt wird, ist hierbei nicht erforderlich. Eine Möglichkeit zur Anreicherung der Semantik der Begriffsstruktur ist die Differenzierung verschiedener Kanten- und Knotenarten. Diesbezüglich bietet beispielsweise die Unternehmensmodellierung eine Reihe von Konzepten, die zur semi-formalen Modellierung herangezogen werden könnten. Ein differenziertes konzeptuelles Modell des komplexen Gegenstandsbereichs scheint jedoch kaum handhabbar. Denn im Begriffssystem sollen u. a. alle Forschungsgegenstände, somit der komplette Gegenstandsbereich aller 1507 untersuchten Arbeiten abgebildet werden. Für eine streng formale Abbildung von Konzepten und deren Beziehungen bieten sich Ontologien an. Diese scheinen – neben den vorgenannten Gründen – für das vorliegende Vorhaben ebenfalls auch deshalb nicht geeignet, da die für Ontologien erforderliche Formalisierung von der abzubildenden Fachsprache des ISR in weiten Teilen nicht erfüllt wird (siehe Kapitel 3.2.1.5). 5.3.1.2 Konzeptuelles Modell der Baumstruktur Konzeptuell betrachtet besteht eine Baumstruktur aus Knoten, die durch Beziehungen miteinander verbunden sind. Abbildung 8 visualisiert das konzeptuelle Modell der Baumstruktur anhand eines einfachen UML-Klassendiagramms. Zur Unterstützung der Publikationsanalyse wurde ein Informationssystem entwickelt, welches für jeden Knoten die Angabe eines Bezeichners und einer Kurzbeschreibung jeweils in deutscher und in englischer Sprache erlaubt. Da sie zur Einordnung oder Beschreibung von Publikationen verwendet werden, werden Knoten hier Kategorien genannt. Jeder Knoten ist durch eine Nummer (ID) eindeutig identifizierbar. Das zusätzlich aufgeführte Attribut „IstAbstrakt“ bezieht sich auf Einschränkungen bezüglich zulässiger Zuordnungen zu den entsprechenden Objektkategorien (siehe dazu weitere Erläuterungen in Kapitel 5.4.1). 1
Auf den Umgang mit kontingenten Begrifflichkeiten wird im Rahmen der Vorstellung der Abstraktionen und der Anwendung des Begriffssystems in Kapitel 6 noch näher eingegangen.
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
128
Abbildung 8: Konzeptuelles Modell der Baumstruktur des Bezugsrahmens in der Notation eines UML Klassendiagramms
Abbildung 8 veranschaulicht, dass die Kategorien als Vaterknoten oder Kindknoten an der „konkretisiert“-Beziehung teilnehmen. Die angegebenen Kardinalitäten schränken die möglichen Beziehungen auf Objektebene wie folgt ein: Ein Vaterknoten kann durch beliebig viele Kindknoten konkretisiert werden. Jeder Kindknoten kann jedoch nur mit einem Vaterknoten in Beziehung stehen. Die Beziehung zwischen Vater- und Kindknoten ist als Konkretisierung oder Ausdifferenzierung des Begriffs des Vaterknotens durch den Begriff des Kindknotens zu interpretieren. Zu betonen ist jedoch, dass es zwischen den Knoten im Baum nur eine Art von Verbindung oder Beziehung gibt. Sie ähnelt den aus der Objektorientierung bekannten Beziehungen: Generalisierung, Spezialisierung und Instanziierung bzw. der Elementbeziehung. Rollenbeziehungen und Assoziationen werden im Bezugsrahmen nicht abgebildet. Es wird bewusst darauf verzichtet, die Semantik der Verbindung zwischen zwei Knoten konkreter festzulegen. 5.3.1.3 Begriffssystem als Objektmodell: Anforderungen und Metriken Formal betrachtet, ist ein Baum ein spezieller, gerichteter Graph mit genau einem Wurzelknoten, mit dem alle anderen Knoten indirekt oder direkt verbunden sind (zusammenhängend). Je zwei Knoten sind durch höchstens eine Kante verbunden (ohne Kreise). Damit ein Begriffssystem als Objektmodell des obigen konzeptuellen Modells diese Anforderungen an einen echten Baum erfüllt, müssen dem konzeptuellen Modell die folgenden einschränkenden Constraints bezüglich der gültigen Beziehungen in Objektmodellen hinzugefügt werden:
Es gibt einen Wurzelknoten, der im Objektmodell ausschließlich als Vaterknoten in Beziehung zu anderen Kategorien steht.
Alle Kategorien im Objektmodell müssen mit dem ausgezeichneten Wurzelknoten direkt oder indirekt in Beziehung stehen.
Eine Kategorie darf nicht gleichzeitig als Vater- und als Kindknoten an einer Beziehung teilnehmen.
Je zwei Kategorien dürfen nur durch einen Pfad (direkt oder indirekt) verbunden sein.
5.3 Begriffssystem: Abstraktionen und Begründung
129
Die Komplexität des Bezugsrahmens lässt sich anhand der Eigenschaften des zugehörigen Objektmodells beschreiben. Zu diesem Zweck seien die nachfolgend genannten Begriffe eingeführt:
Ein Kindknoten im Objektmodell ist direkter Nachfolger eines Vaterknotens, wenn beide durch eine konkretisiert-Beziehung direkt miteinander verbunden sind.
Ein Kindknoten heißt indirekter Nachfolger eines Vaterknotens, wenn der Kindknoten über mindestens eine weitere Kategorie (Zwischen-Vaterknoten) mit dem Vaterknoten verknüpft ist.
Eine Kategorie im Objektmodell ohne direkte Nachfolger, d. h. ohne weitere Konkretisierungen, ist ein Blatt. Alle Knoten, die weder Wurzel noch Blätter sind, heißen innere Knoten.
Die Höhe eines Knotens bzw. einer Kategorie im Objektmodell ergibt sich aus der Anzahl der Kanten des (eindeutigen) Weges von der Wurzel zu diesem Knoten. (Die Wurzel hat die Höhe 0.)
Alle Kategorien einer Höhe h bilden die h-te Konkretisierungsstufe des Baumes.
Der Bezugsrahmen ist in Abbildung 9 bis zur ersten bzw. zweiten Konkretisierungsstufe als Objektmodell des obigen konzeptuellen Modells dargestellt. Zur besseren Übersichtlichkeit sind nur die Attributwerte für die deutschsprachigen Bezeichner und die ID jedes Knotens angegeben. Die Teilbereiche ART DES ZUGANGS und BEGRÜNDUNGSVERFAHREN sind einem gemeinsamen Vaterknoten FORSCHUNGSMETHODE untergeordnet. Um bei der informationstechnischen Abbildung des Begriffssystems von der konkreten Ausprägung der Teilbereiche abstrahieren zu können, sind die grundlegenden Bereiche als Teilbäume einem zentralen Wurzelknoten (ID 0) untergeordnet.
Abbildung 9: Begrifflicher Bezugsrahmen als Objektmodell (Auszug)
Die zahlenmäßige Beschreibung des Begriffssystems durch Metriken ist geeignet, einen Eindruck der Komplexität des Begriffssystems zu vermitteln. Sinnvoll erscheint hierzu ein quan-
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
130
titativer Vergleich der Teilbäume bezüglich der relativen Komplexität und des Abstraktionsniveaus anhand folgender Maßzahlen:
Ein einfaches Maß für die Größe eines Teilbaumes ist die Anzahl der Begriffe oder Knoten.
Die Tiefe eines Teilbaumes enspricht der Anzahl Konkretisierungsstufen des Wurzelbegriffs.
Die Anzahl der direkten Nachfolger (Verästelung) pro innerem Knoten reflektiert die Konkretisierungsbreite, inhaltliche Breite oder Vielfalt der Nachfolgerbegriffe.
Metriken, welche sich allein auf das begriffliche Referenzsystem beziehen1, lassen sich unterschiedlich interpretieren. Hier einige Beispiele:
Relativ viele Knoten oder relativ viele direkte Nachfolger mögen die Vielfalt der bisherigen Sichten auf ein Themenfeld im betrachteten Publikations-Korpus oder die Vielschichtigkeit eines Themenbereichs selbst reflektieren. Die große Anzahl Knoten mag aber auch erst Ergebnis der (Re-)Konstruktion gewesen sein.
Der Grund für relativ kleine Teilbäume mit relativ wenigen direkten Nachfolgern und/oder relativ geringen Baumtiefen kann darin liegen, dass es zu dem entsprechenden Themenbereich im betrachteten Publikations-Korpus nur wenige Arbeiten gibt, dass die vorhandenen Arbeiten alle sehr ähnlich sind, oder dass das Thema grundsätzlich für die Disziplin nur eine Nischenstellung einnimmt.
Somit ist die quantitative Darstellung der genannten Metriken zwar geeignet, Teilbäume des Bezugsrahmens zu charakterisieren. Rückschlüsse von auffälligen Ergebniswerten auf die Themenfeldbearbeitung durch WI-/IS-Forscher oder auf Eigenschaften des Themenfeldes selbst sind jedoch nicht ohne Weiteres zulässig. Dennoch können auffällige Werte als Hinweise auf Themenfelder oder Begriffe dienen, die – auch zur Erklärung der bemerkenswerten quantitativen Werte – im Einzelnen interpretativ zu untersuchen sind. (Eine solche Auswertung ist jedoch nicht primärer Gegenstand dieser Arbeit.) 5.3.2
Begründung durch Überprüfung der Angemessenheit
Das Begriffssystem wird für den Zweck der gehaltvollen Beschreibung und des differenzierten Vergleichs der Forschung in IS und WI entwickelt. Dazu wird die in den untersuchten Veröffentlichungen verwendete Fachsprache rekonstruiert. Quelle der Rekonstruktion sind neben dem Publikationskorpus Veröffentlichungen zu wissenschaftstheoretischen Grundlagen, welche Begriffe und Abstraktionen zur Charakterisierung und Bewertung von Forschung
1
Das heißt Metriken, die nicht die Anzahl zugeordneter Publikationen betrachten.
5.3 Begriffssystem: Abstraktionen und Begründung
131
liefern (siehe Kapitel 3.1). Bezugspunkt sind zudem bestehende begriffliche Referenzsysteme, welche in früheren Publikationsanalysen zur Forschung in IS und WI verwendet wurden. Jedoch sind diese als Quelle der Rekonstruktion nur eingeschränkt geeignet, da die dort verwendeten Abstraktionen die Anforderungen der vorliegenden Arbeit in weiten Teilen nicht erfüllen (siehe Kapitel 4.3). Wie oben bereits erwähnt, wird das Begriffssystem nicht mit dem Anspruch entwickelt, das einzig denkbare Begriffssystem zur Beschreibung der Forschung in WI und IS zu sein, sondern es soll als ein mögliches Begriffssystem entwickelt werden, welches zur differenzierten Beschreibung der Forschung in WI und IS angemessen ist. Die gewählten Ansätze zur Begründung der Angemessenheit (Kapitel 5.3.2.1) und konkrete Anforderungen zu deren Überprüfung (Kapitel 5.3.2.2) werden nachfolgend vorgestellt. Es wird sich zeigen, dass die Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit aufgrund des stark hermeneutisch geprägten Begründungsverfahrens am ehesten mit den Publikationsstudien von Orlikowski und Iacono [OrIa01], Benbasat und Zmud [BeZm03] sowie Chen und Hirschheim [ChHi04] vergleichbar ist. Denn auch diese zeichnen sich – im Gegensatz zu vielen anderen früheren Studien (siehe Kapitel 4.3) – durch eine ausgeprägte Reflexion und hermeneutische Begründung der gewählten Abstraktionen zur Beschreibung des IS-Forschung aus (siehe Kapitel 4.3). 5.3.2.1 Begründungsansätze Zur Begründung der Zweckmäßigkeit und Angemessenheit des Bezugsrahmens können die Begründungskriterien Konsens und Kohärenz herangezogen werden. Das Konsens-Kriterium kann prinzipiell über zwei unterschiedliche Wege erfüllt werden: Erstens durch eine – systematisch herbeigeführte – Übereinstimmung der Einschätzung mehrerer ausgewählter Fachvertreter. Zweitens als hermeneutisch, interpretatives Verfahren, welches die Gültigkeit bzw. Angemessenheit des Ergebnisses für Fachvertreter nachvollziehbar macht. Der erstgenannte Weg zur Erfüllung des Konsens-Kriteriums durch einen systematischen Konsensfindungsprozess (beispielsweise eine Delphi-Studie) erscheint insbesondere aufgrund der (zu erwartenden) Komplexität des Begriffssystems ungeeignet. Stattdessen soll die Angemessenheit des Begriffssystems hermeneutisch begründet und dessen Herleitung nachvollziehbar und transparent gemacht werden:
Aus der Zielsetzung der Arbeit werden Anforderungen an die Abstraktionen und Begriffe des Bezugsrahmens abgeleitet und dokumentiert (siehe Kapitel 5.3.2.2). Diese werden an späterer Stelle zur Prüfung der Angemessenheit des entwickelten Bezugsrahmens angewendet (siehe Kapitel 6.5).
Die einzelnen durchgeführten Schritte zur Entwicklung des Bezugsrahmens werden ausführlich – und damit hoffentlich für den Leser in nachvollziehbarer Weise – vorgestellt (siehe Kapitel 5.6).
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
132
Das Kriterium der Kohärenz betont die Stimmigkeit und Konsistenz wissenschaftlicher Ergebnisse. Dabei bezieht sich die Kohärenz einerseits auf die stimmige Einordnung der Ergebnisse mit früheren Ergebnissen. Andererseits bezieht sich die Forderung nach Kohärenz auf die interne Konsistenz des Ergebnisses selbst. Zur Begründung der Kohärenz des begrifflichen Referenzsystems werden folgende Maßnahmen getroffen:
Das Begriffssystem ist gegenüber bestehenden begrifflichen Rahmenwerken abzugrenzen bzw. einzuordnen. Unterschiede zu den bestehenden begrifflichen Rahmenwerken sind zu begründen (siehe dazu ausführlich Kapitel 6).
Alle verwendeten und insbesondere die neu eingeführten Abstraktionen bzw. Begriffe sollten wohl begründbar sein und die jeweilige Fachsprache – beispielsweise der Ökonomie, der Informatik und der Wissenschaftstheorie – aufgreifen (siehe Darstellung der einzelnen Teilbäume in Kapitel 6). Konkret bedeutet dies, - dass die grundlegende Einteilung des Begriffssystems in vier Bereiche (Forschungsgegenstand, Forschungsziel, Zugangsart, Begründungsverfahren) sowie die zentralen Abstraktionen in den Teilbäumen Forschungsziele, Begründungsverfahren und Zugangsarten die Fachsprache der Wissenschaftstheorie aufgreifen sollten, und - dass die Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand die Fachsprache der betrachteten WI- bzw. IS-Forschung sowie gegebenenfalls der Ökonomie und Informatik in angemessener Form rekonstruieren sollten; neu eingeführte Abstraktionen und Strukturierungsansätze sind dabei dediziert zu erläutern und zu begründen.
Die genannten Begründungsansätze verdeutlichen zwar die methodisch fundierte Vorgehensweise, vermögen jedoch nicht, Restzweifel an der Angemessenheit oder Eignung der gewählten Abstraktionen im Begriffssystem gänzlich auszuräumen. Um das Begriffssystem als Forschungsergebnis einem kritischen Diskurs durch die Forscher-Community zur Verfügung zu stellen, kann der komplette Bezugsrahmen über eine Web-basierte Datenbank-Anwendung1 eingesehen werden. 5.3.2.2 Anforderungen an Abstraktionen und Begriffe des Begriffssystems Ein Begriffssystem wird immer auch durch den fachlichen Hintergrund desjenigen geprägt, der die Begriffe zusammenstellt und ordnet. Implizite Bewertungen bezüglich der Wichtigkeit bestimmter Kategorien oder Abstraktionen mögen die Auswahl relevanter Begriffe für den Bezugsrahmen beeinflussen. Daher ist für den Prozess der Entwicklung des Bezugsrahmens eine Offenheit oder auch Neugier insbesondere bezüglich der Forschungsansätze und themati1
Siehe www.icb.uni-due.de/um/ifwis.
5.3 Begriffssystem: Abstraktionen und Begründung
133
schen Bereiche zu fordern, die nicht direkt im Fachgebiet der Autorin liegen. Durch wiederholte kritische Überprüfungen der Begriffsstruktur soll die Objektivität bzw. die Transsubjektivität der Angemessenheit des Begriffssystems gefördert werden (siehe Kapitel 5.6). 1 Als Maßstab zur interpretativ-hermeneutischen Überprüfung der Angemessenheit des entwickelten Bezugsrahmens bzgl. seiner Zielsetzung werden nachfolgend weitere Anforderungen an das Begriffssystem abgeleitet und begründet. Der Großteil der Anforderungen bezieht sich auf die inhaltliche Ausrichtung einzelner Kategorien bzw. des Begriffssystems insgesamt. Zudem lassen sich Anforderungen an den strukturellen Aufbau des Bezugsrahmens formulieren (siehe Tabelle 41). Anforderungen an das Begriffssystem Inhaltliche Anforderungen: Das Begriffssystem soll … B.1
… die gesamte Breite der Arbeiten des Publikationskorpus (WI und IS) abdecken.
B.2
… eine trennscharfe Zuordnung der Arbeiten im Publikationskorpus ermöglichen.
B.3
… langfristig tragbare Abstraktionen verwenden.
B.4
… kontingente Begrifflichkeiten (Modebegriffe) vermeiden.
B.5
… auf oberster Ebene eine relativ kleine Anzahl Abstraktionen (pro grundlegendem Teilbaum) vorsehen.
B.6
… Mehrfachzuordnungen durch in geeigneter Form konkretisierte Kategorien (auf relativ niedrigem Abstraktionsniveau) unterstützen.
Strukturelle Anforderungen: Innere Knoten des Begriffssystems sollen … B.7
… mindestens zwei direkte Nachfolgerknoten besitzen (Minimalanforderung).
B.8
… (i. d. R.) nicht mehr als sieben direkte Nachfolgerknoten besitzen (Maximalanforderung).
Tabelle 41:
Auflistung von inhaltlichen und strukturellen Anforderungen an das zu entwickelnde Begriffssystem
Das zentrale Ziel der Entwicklung des Begriffssystems ist es, gehaltvolle Abstraktionen zu finden, die den Gegenstandsbereich sowie die Forschungsmethoden und -ziele der untersuchten Arbeiten in angemessener Weise abbilden und rekonstruieren. Das Begriffssystem soll einerseits zweckdienlich sein, die gesamte Breite der Arbeiten des Publikationskorpus aus WI und IS in angemessener Weise abzudecken (B.1). Andererseits sollen die Kategorien, die nicht in einer direkten oder mittelbaren Nachfolgerbeziehung stehen, sich semantisch so wenig überschneiden, dass eine trennscharfe Zuordnung der Beiträge möglich ist (B.2). Zwar bildet das Begriffssystem nur solche Aspekte ab, die von den untersuchten Publikationen behandelt werden; jedoch soll gleichzeitig versucht werden, langfristig tragbare Abstraktionen zu finden, die auch geeignet sind, andere Arbeiten aus dem Bereich IS/WI und insb. jüngere Arbeiten abzubilden bzw. einzuordnen (B.3).
1
Vergleiche auch analoge Argumente in der Werturteilsdebatte (z. B. bei [Pose00]).
134
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
Die Begriffe der jeweiligen Fachsprachen (auch der Nachbardisziplinen) sollten in ihrer gängigen Interpretation verwendet werden. Grundsätzlich ist für alle Abstraktionen dabei eine zweckdienliche Minimierung an begrifflicher Kontingenz gefordert (B.4). Insbesondere sind kontingente Modebegriffe1 – wenn möglich – nicht zu verwenden. Gemäß der Zielsetzung der vorliegenden Arbeit sollen die im Begriffssystem verwendeten Abstraktionen bzw. Kategorien einen gehaltvollen Vergleich beider Disziplinen ermöglichen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Disziplinen sollen in differenzierter Form rekonstruiert und ausgewertet werden. Insbesondere bezüglich des Gegenstandsbereiches sind IS und WI jedoch von einer ausgeprägten Vielfalt gekennzeichnet [ScSc08]. Um vor diesem Hintergrund eine vergleichende Auswertung durchführen zu können, ist für jeden der drei Bereiche (Forschungsgegenstand, -ziel und -methode) eine relativ kleine Anzahl von grundlegenden Abstraktionen anzustreben (B.5). Diese sind jeweils soweit durch Unterkategorien (Nachfolger) auszudifferenzieren, dass unterschiedliche Publikationen auch verschiedenen Kategorien zugeordnet werden können. Für einen gehaltvollen Vergleich der Unterschiede beider Disziplinen – auch im Hinblick auf Teilaspekte typischer Forschungsgegenstände, methoden oder -ziele – soll daher eine Publikation bei Bedarf durch mehrere Kategorien beschrieben, d. h. mehreren Kategorien jedes zentralen Teilbaums des Bezugsrahmens zugeordnet werden können (B.6). Dabei ist die Anforderung B.2 weiterhin zu berücksichtigen: Scheint es angemessen einen Beitrag durch zwei Kategorien eines Teilbaums zu beschreiben, so muss dies durch die entsprechende inhaltlich Vielfalt des Beitrags begründet sein und nicht durch die semantische Überschneidung zweier Kategorien. An den Aufbau der Baumstruktur sollen weitere Anforderungen gestellt werden, die geeignet sind, die Angemessenheit bzw. die Unangemessenheit der Abstraktionen des Begriffssystems zu bewerten: Besitzt ein Knoten im Innern der Baumstruktur nur einen Nachfolgerknoten, so deutet dies darauf, dass dieser oder sein Nachfolgerknoten überflüssig ist, da sie offenbar in keiner Abstraktionsbeziehung stehen. Besitzt ein Knoten im Innern der Baumstruktur eine übermäßige Vielzahl direkter Nachfolger, so deutet dies auf innere Knoten bzw. fehlende Abstraktionsstufen hin. Daher sollen Abstraktionen, d. h. innere Knoten im Begriffssystem, als (in der Regel) nicht angemessen gelten, wenn sie nur einen oder besonders viele direkte Nachfolgerknoten besitzen. Es soll somit zu jedem inneren Knoten mindestens zwei direkte Nachfolgerknoten geben (Minimalanforderung B.7). Um die Forderung nach einer nicht zu hohen Anzahl Nachfolger überprüfbar zu machen, werden in der Regel 7 direkte Nachfolger als zulässig eingestuft (Maximalanforderung B.8). Zeigt die Auswertung, dass es innere Knoten gibt, welche die Minimalanforderung oder die Maximalanforderung bezüglich der Anzahl di-
1
Zur Rolle von Modebegriffen in IS/WI siehe auch Kapitel 4.1.4 und die dort angegebenen Quellen, sowie einen eigenen Beitrag [ScSc09].
5.4 Einordnung der Publikationen: Abstraktionen und Begründung
135
rekter Nachfolger nicht erfüllen, so ist die Abweichung – wenn nötig für jeden Einzelfall – zu begründen.
5.4 Einordnung der Publikationen: Abstraktionen und Begründung Das Begriffssystem wird im Rahmen der Publikationsanalyse zur Einordnung der Zeitschriften- und Konferenzbeiträge verwendet. Anders formuliert, die Klassifikation einer Veröffentlichung geschieht durch die Zuordnung von mehreren Kategorien des Begriffssystems. Zentrale Abstraktionen und Regeln des Verfahrens der Einordnung einer Publikation in das Begriffssystem werden in Kapitel 5.4.1 vorgestellt. Die Angemessenheit der vorgenommenen Einordnungen wird – ebenfalls aufgrund der Komplexität des Bezugsrahmens – nicht anhand von statistischen Auswertungen von TestZuordnungen überprüft. Sie basiert vielmehr, analog zur Begründung des Bezugsrahmens selbst, auf der Prüfung explizierter Anforderungen an den Zuordnungsprozess bzw. die vorgenommenen Zuordnungen (siehe Kapitel 5.4.2). 5.4.1
Abstraktionen und Begriffsdefinitionen
Zur Abbildung der Zuordnungen wird das oben eingeführte konzeptuelle Modell der Baumstruktur um Konzepte für Publikationen (Zeitschriften- und Konferenzbeiträge) erweitert. Abbildung 10 visualisiert das erweiterte konzeptuelle Modell als UML-Klassendiagramm. Aufgrund der unterschiedlichen Struktur der Veröffentlichungsorgane werden Zeitschriftenbeiträge und Konferenzbeiträge als unterschiedliche Spezialisierungen einer gemeinsamen Oberklasse modelliert. Eine Publikation muss mit mindestens einer Person als Autor verbunden sein. Direkte Zuordnungen von Publikationen zu Kategorien sind durch die bidirektionale Assoziation „istDirektZugeordnet“ abgebildet. Jeder Publikation sind mindestens vier Kategorien – nämlich aus jedem der vier zentralen Teilbäume mindestens eine – zuzuordnen. Einer Kategorie muss nicht denknotwendig eine Publikation direkt zugeordnet sein. Eine Zuordnung heißt indirekt, wenn eine Publikation nicht der Kategorie selbst, sondern einem Kindknoten der jeweiligen Kategorie zugeordnet ist. Falls nicht näher spezifiziert, so zählen zur Menge der Zuordnungen einer Kategorie sowohl direkte als auch indirekte Zuordnungen. Eine Kategorie wird als abstrakt bezeichnet, wenn keine direkten Zuordnungen zulässig sind. Umgekehrt kann jedoch nicht von fehlenden Zuordnungen auf die Abstraktheit einer Kategorie geschlossen werden. Nur in den Fällen, in denen die Konkretisierung der Kategorie (Vaterknoten) durch die Menge der direkten Nachfolgerknoten vollständig ist, d. h. offenbar den kompletten derzeitigen Möglichkeitsraum abdeckt, und somit keine Zuordnung auf dem höhe-
136
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
ren Abstraktionsniveau des Vaterknotens sinnvoll ist, wird ein Vaterknoten als abstrakt gesetzt.
Abbildung 10: Konzeptuelles Modell der Zuordnung von Publikationen zur Baumstruktur
Abbildung 11 (S. 137) veranschaulicht die eingeführten Begriffe an einem exemplarischen Auszug aus dem Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE. Das dargestellte Diagramm entspricht einem Objektmodell des obigen konzeptuellen Modells in eigener Notation. Die Kategorien des Begriffssystems werden in Rechtecken bzw. in Ovalen (Blattknoten) dargestellt. Darin wird jeweils der deutschsprachige Bezeichner gefolgt von der ID der Kategorie in Klammern angegeben. Optional sind die direkten und indirekten Zuordnungen als Anzahl in der untersten Zeile jedes Kästchens angegeben. Abstrakte Kategorien sind durch gestrichelte Umrandungen gekennzeichnet. Diese Form der Darstellung wird in Kapitel 6.1 verwendet, um die grundlegenden Abstraktionen des Bezugsrahmens vorzustellen. Zur Beschreibung der Baumstruktur des Begriffssystems im Detail wird in späteren Kapiteln aus Platzgründen eine tabellarische Darstellung genutzt (siehe Kapitel 6.2).
5.4 Einordnung der Publikationen: Abstraktionen und Begründung
137
Abbildung 11: Erläuterung zentraler Begriffe aus Baumsicht anhand eines beispielhaften Auszugs aus dem begrifflichen Bezugsrahmen (Teilbaum Forschungsmethode)
5.4.2
Begründung durch Überprüfung der Angemessenheit
Die Zuordnung zu Kategorien des Begriffssystems wurde durch die Autorin selbst vorgenommen. Ob ein Beitrag korrekt eingeordnet ist, lässt sich nicht (vollständig) objektiv feststellen – das Kriterium der Korrespondenz ist somit zur Begründung nicht geeignet. Denn jeder Einordnung geht ein Interpretations- und Abstraktionsprozess durch die Autorin voraus, auf welchen u. a. das – bis dahin – genutzte begriffliche Referenzsystem einen nicht unwesentlichen Einfluss hat. Die Klassifikation einer Veröffentlichung durch Kategorien des begrifflichen Bezugsrahmens stellt somit letztendlich (nur) ein Angebot der thematischen und methodischen Einordnung dieser Publikation dar. Um auch dieses Angebot der ForscherCommunity verfügbar zu machen, erlaubt eine öffentlich zugängliche Web-basierte Datenbank-Anwendung1 den direkten Zugriff auf alle in der Datenbank abgelegten Informationen zu den Publikationen (siehe Abbildung 10, S. 136) und ihre Zuordnungen zum Begriffssystem. Die späteren Ausführungen zur Anwendung des Begriffssystems zur Klassifikation des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit sollen zudem die Nachvollziehbarkeit der vorgenom-
1
Siehe www.icb.uni-due.de/um/ifwis.
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
138
menen Zuordnungen verbessern und die zukünftige Anwendung des Bezugsrahmens erleichtern (siehe Kapitel 6.6). Die angemessene Anwendung des Begriffssystems zur Zuordnung von Publikationen wird zudem über zwei Wege sichergestellt: Zum einen ist der iterative Entwicklungsprozess des Begriffssystems verbunden mit einer wiederholten Überprüfung der Angemessenheit und Überarbeitung bisheriger Zuordnungen zu den jeweils betroffenen Kategorien (siehe Kapitel 5.6). Zum andern kann die interne Konsistenz (Kohärenz) der durchgeführten Einordnungen der Publikationen und somit die korrekte Anwendung der eingeführten Abstraktionen durch geeignete Metriken besser nachvollziehbar gemacht und ein Stück weit nachgewiesen werden. Zur Auswertung der Anzahl Zuordnungen werden zwei unterschiedliche Metriken herangezogen, die sich hinsichtlich der Leserichtung der Assoziation „istDirektZugeordnet“ unterscheiden:
Aus Sicht einer Kategorie im Begriffssystem, sei die Extension einer Kategorie die Menge aller Publikationen, die dieser Kategorie direkt oder indirekt zugeordnet ist.
Aus der Perspektive einer einzelnen Publikation sei die Kombination auf Ebene n die Menge aller Kategorien auf der Ebene n des Baumes, denen diese Publikation direkt bzw. indirekt zugeordnet ist.
Tabelle 42 listet zentrale Metriken zur Überprüfung der Angemessenheit der Zuordnungen aus beiden Sichten auf. Dabei wird sowohl auf die strukturellen und inhaltlich-semantischen Anforderungen des Begriffssystems als auch auf die eingeführten sichtspezifischen Abstraktionen Bezug genommen. Perspektive
Mengenbegriff / Metrik
Angemessenheits-Metriken
Kategorie
• Extension: Menge aller zugeordneten Publikationen
A.1 Keine leeren Extensionen für Blätter A.2 Keine direkten Zuordnungen zu abstrakten Kategorien
Publikation
• Kombination: Menge aller zugeordneten Kategorien
A.3 Vollständigkeit (jede Publikation ist zu allen grundlegenden Teilbäume zugeordnet) A.4 Vergleichbarkeit bzgl. Anzahl kombinierter Zuordnungen in zentralen Teilbäumen A.5 Semantik-Konformität der Kombinationen
Tabelle 42:
Zentrale Abstraktionen zur Überprüfung der Kohärenz der Einordnung der Publikationen
Aus der Perspektive der Kategorien sind zwei Kriterien zu erfüllen: A.1) Jede Blattkategorie muss mindestens eine direkte Zuordnung besitzen. Es darf also bei Blattkategorien keine leeren Extensionen geben. A.2) Abstrakten Kategorien darf kein Beitrag direkt zugeordnet sein. Nicht-vollständige Konkretisierungen sind tendenziell zu vermeiden, d. h. direkte Zuordnungen zu Begriffen oberhalb der Blattebene sind wohl zu begründen.
5.4 Einordnung der Publikationen: Abstraktionen und Begründung
139
Aus Publikationssicht werden drei weitere Anforderungen gestellt: A.3) Um der Anforderung der Vollständigkeit zu genügen, muss jeder Artikel bzgl. der grundlegenden Dimensionen eingeordnet sein. Konkret bedeutet dies: Jeder Beitrag muss mindestens einer Kategorie aus dem Teilbaum FORSCHUNGSZIEL (ID 121), FORSCHUNGSGEGENSTAND (ID 1548), ART DES ZUGANGS (ID 157) und BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (ID 160) zugeordnet sein (vgl. Abbildung 9, S. 129). A.4) Jeder Beitrag sollte in gleichartiger Weise gehaltvoll durch die zugeordneten Kategorien beschrieben sein (Vergleichbarkeit). Daher sollte die Anzahl Zuordnungen eines Artikels zu den einzelnen Teilbäumen (die Zuordnungskombinationen) für den Großteil der analysierten Beiträge ähnlich sein und starke Abweichungen sollten nachvollziehbar zu begründen sein. Um verschiedentlich facettenreiche Beiträge gegebenenfalls auch differenziert beschreiben zu können, sollen bezüglich der geforderten Anzahl Zuordnungen im Vorfeld der Analyse jedoch keine Einschränkungen gemacht werden, außer dass gemäß Anforderung A.3 alle Teilbäume abzudecken sind. A.5) Die Semantik der Kategorien und ihrer Eltern-/Kind-Beziehungen impliziert in Teilen Einschränkungen an bzw. Forderungen für gemeinsame Zuordnungen und Mehrfachzuordnungen eines analysierten Beitrags (Semantikkonformität der Kombinationen). Diese Anforderungen an semantikkonforme Kombinationen werden im Rahmen der inhaltlichen Darstellung des Bezugsrahmens für die einzelnen Teilbäume eingeführt und begründet (siehe Kapitel 6.2).
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
140
5.5 Forschungsfragen und Ergebnis-Thesen: Gegenstand und Begründung Die Forschungsfragen dieser Arbeit dienen als Ausgangspunkt für die Auswertung der Zuordnungen und leiten die Herleitung von Ergebnisthesen an (siehe Kapitel 3.4). Nachfolgend werden die inhaltliche Ausrichtung der angestrebten Thesen sowie das entsprechende Begründungsverfahren beschrieben. 5.5.1.1 Gegenstandsbereich Der Gegenstandsbereich der vorliegenden Untersuchung bzw. der aufgestellten Forschungsfragen und somit der aufzustellenden Thesen ist „wissenschaftliche Forschung“, die primär aus wissenschaftstheoretischer Sicht betrachtet wird (siehe Kapitel 3.2). Mögliche Ergebnisthesen formulieren Aussagen über diesen Ausschnitt der Realwelt und können beschreibende, wertende sowie erklärende Aspekte beinhalten:
Primär beschreibende Thesen beinhalten möglichst objektive Angaben zu einem (empirischen) Sachverhalt, ohne diesen zu werten oder zu erklären.
Wertende Thesen beinhalten eine wertende Aussage über einen beschriebenen (empirischen) Sachverhalt. Hier ist beispielsweise die wissenschaftstheoretische Bewertung des forschungsmethodischen Profils einer Disziplin einzuordnen.
Erklärende Thesen beinhalten eine Erklärung für einen beschriebenen (empirischen) Sachverhalt. Dazu können insbesondere wissenschaftssoziologische Aspekte berücksichtigt werden.
Die Forschung in WI und IS beschreibende Ergebnisthesen, die durch eine Analyse der Zuordnung der Publikationen zum begrifflichen Bezugsrahmen hergeleitet werden können, sind – denknotwendig – in ihrem möglichen Gegenstandsbereich eingeschränkt. Abstrakt gesprochen sind die aus einer inhaltlichen Publikationsanalyse zu ziehenden Erkenntnisse begrenzt auf die inhaltlich-strukturellen Aspekte der publizierten Forschung in den Disziplinen (Gegenstandsbereich, Strukturen/Theorien, Methoden, Zwecksetzung). Fragestellungen aus wissenschaftssoziologischer Perspektive oder mit Bezug auf die institutionellen Rahmenbedingungen der Disziplinen können nur insofern adressiert werden, wie sie Gegenstand der untersuchten Beiträge selbst sind. Für die vorliegende Arbeit bedeutet dies konkret, dass nur solche Aspekte betrachtet werden können, die als Ergbnis der Publikationsanalyse im begrifflichen Bezugsrahmen abgebildet sind.1 Der Herleitung deskriptiver Ergebnisthesen zur Forschung in WI und IS widmet sich Kapitel 7.
1
Zusätzlich können Meta-Eigenschaften der zugeordneten Veröffentlichung berücksichtigt werden – also beispielsweise die Frage, in welchem Publikationsorgan oder zu welchem Zeitpunkt ein Artikel veröffentlicht wurde. Entsprechende Fragestellungen liegen jedoch außerhalb des Fokus der vorliegenden Arbeit.
5.5 Forschungsfragen und Ergebnis-Thesen: Gegenstand und Begründung
141
Für ISR lässt sich aus der Literatur ein (normatives) Selbstverständnis oder Selbstbild herleiten. Zentrale Merkmale und Besonderheiten dieses Selbstbildes des ISR aus wissenschaftstheoretischer Sicht wurden in Kapitel 3.2 als Annahmen dargestellt. Sie bilden die Grundlage für die Formulierung bewertender Thesen. Denn die Bewertungsmaßstäbe richten sich an diesen angenommenen Zielvorstellungen aus und nehmen insbesondere Bezug auf wissenschaftstheoretische Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis. Kapitel 8.1 widmet sich der kritischen Bewertung der deskriptiven Ergebnisthesen. Ein Ansatz zur Erklärung (erklärende Thesen) der tatsächlichen Ausprägung der ISRForschung insgesamt sowie der Unterschiede zwischen WI- und IS-Forschung bietet die wissenschaftssoziologische Betrachtung der Disziplinen, wie beispielsweise institutionelle Rahmenbedingungen und Anreizsysteme für Forscher. Dazu wird Bezug genommen auf Kapitel 3.3, wo Annahmen zur historischen Entwicklung und institutionellen Einbettung von WI und IS vorgestellt werden. Ansätze zur Erklärung der Ergebnisthesen werden in Kapitel 8.2 diskutiert. 5.5.1.2 Gültigkeitsbereich Die Formulierung von deskriptiven Ergebnisthesen erfordert den (expliziten oder impliziten) Verweis auf einen Gültigkeitsbereich. Für die vorliegende Publikationsanalyse lässt sich dieser Gültigkeitsbereich anhand folgender Dimensionen beschreiben:
Reichweite: Die Aussage der These bezieht sich auf die Disziplin als Ganzes oder nur auf den Teil der Disziplin, der in den untersuchten Beiträgen bzw. Publikationsorganen repräsentiert ist (ggf. Einschränkung auf einzelne Publikationsorgane).
Zeitbezug: Die Aussage der These bezieht sich auf die Gegenwart oder nur auf den Zeitraum, der durch die untersuchten Beiträge abgedeckt ist (ggf. Einschränkung auf einzelne Jahrgänge).
Für alle Thesen sei hiermit folgender Gültigkeitsbereich festgelegt (falls nicht explizit anders genannt): Es wird die Annahme getroffen, dass die betrachteten Publikationsorgane die Forschung in WI bzw. in IS in angemessener Form repräsentieren und somit auch die abgeleiteten Thesen für die Disziplinen als Ganzes repräsentativ sind (siehe Kapitel 5.2). Gleichwohl kann jedoch insbesondere für die ausgeprägt heterogene Forschungslandschaft der WI nicht ausgeschlossen werden, dass es einzelne Themengebiete gibt, die im ausgewählten Korpus nicht abgebildet sind und somit die Gültigkeit der Thesen einschränken.1
1
Dies gilt beispielsweise für spezifische Themen, die zwar im Rahmen von Teilkonferenzen der Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI) oder im Rahmen eigener Workshops vertreten sind, jedoch nicht in der untersuchten Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK oder der Konferenzreihe Wirtschaftsinformatik zu finden sind.
142
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
Da sich Informationstechnologien und somit – anzunehmend – auch die Forschung in WI und IS im Zeitverlauf ändert, gilt für die Ergebnisthesen der Zeitbezug der untersuchten Jahrgänge (1999 – 2004) und nicht der Gegenwartsbezug. Ob sich die (überprüften) Hypothesen auch auf den heutigen Stand der Disziplinen anwenden lassen, hängt davon ab, inwiefern der betrachtete Gegenstandsbereich im Zeitverlauf durch die Forscher unterschiedliche Aufmerksamkeit erfährt. Für Themen (Forschungsgegenstände) scheinen solche Schwankungen im Zeitverlauf wahrscheinlicher als für Forschungsziele oder -methoden. Sollte also von einer starken Varianz des betrachteten Themas im Zeitverlauf auszugehen sein, so sind insbesondere „Negativ-Thesen“ kritisch zu sehen, d. h. wenn es im Untersuchungszeitraum zu diesem Themenbereich sehr wenige Arbeiten gibt, so mag es sein, dass vor oder nach dem Zeitraum schon oder erst sehr viel mehr Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht wurden. Für eine bessere Anwendbarkeit der (überprüften) Hypothesen auf den gegenwärtigen Status der Disziplinen ist also darauf zu achten, dass zur Formulierung von Hypothesen solche Abstraktionen (der Gegenstandsbereiche) gewählt werden, die möglichst keinen Mode-bedingten Interessensschwankungen im Zeitverlauf unterliegen. 5.5.1.3 Begründungsverfahren Die Begründung der deskriptiven Ergebnisthesen geschieht unter Rückgriff auf Auswertungen – der quasi geschaffenen Realität – der in den Bezugsrahmen eingeordneten Publikationen. In diesem Sinne kann das Korrespondenzkriterium zur Begründung der primär beschreibenden Thesen herangezogen werden. Die Begründung basiert in Teilen auf der quantitativen Auswertungen des relativen Anteils direkt oder indirekt zugeordneter Artikel zu den entsprechenden Kategorien des Bezugsrahmens. Teilweise wird zur Auswertung (zusätzlich) die Anzahl Zuordnungen zu einer Kategorie bzw. der jeweilige prozentuale Zuordnungsanteil berechnet. Beide Maßzahlen unterscheiden sich dann, wenn ein Artikel zum entsprechenden Teilbaum mehrere Zuordnungen aufweist (siehe dazu ausführlich Kapitel 7.1). Zur Begründung wertender oder erklärender Thesen werden primär interpretative Verfahren angewendet. Dabei werden zusätzliche Literaturquellen aus den Disziplinen WI und IS sowie zu wissenschaftstheoretischen Grundlagen und wissenschaftssoziologischen Rahmenbedingungen berücksichtigt.
5.6 Chronologischer Ablauf der durchgeführten Forschungstätigkeiten
143
5.6 Chronologischer Ablauf der durchgeführten Forschungstätigkeiten Im Vorfeld der eigentlichen Publikationsanalyse wurden verschiedene vorbereitende bzw. die späteren Schritte unterstützende Tätigkeiten durchgeführt. Dazu gehören insbesondere die Implementierung der Web-basierten Anwendung zur informationstechnischen Unterstützung, die datentechnische Erfassung der Publikationen und das Verfügbarmachen der Volltexte (siehe Kapitel 5.2).1 Nach Bereitstellung der notwendigen technischen Infrastruktur wurde die Publikationsanalyse durchgeführt. Der nach und nach entwickelte begriffliche Bezugsrahmen und die vorgenommenen Zuordnungen wurden dazu im entwickelten Web-basierten Anwendungssystem abgebildet. Die im Rahmen der Publikationsanalyse durchgeführten Tätigkeiten lassen sich, chronologisch betrachtet, in drei Phasen einteilen (vgl. Schritte aus Tabelle 38 auf Seite 121): 1. Grundlegung: Erstellung eines initialen Bezugsrahmens (Schritte 1a und 1b), 2. Analyse des kompletten Korpus: Einordnung aller Publikationen (Schritt 2) und parallel dazu Weiterentwicklung bzw. Überarbeitung des Bezugsrahmens in einem iterativen Prozess (Schritt 1c). 3. Nachbearbeitung: kritische Reflexion und Überarbeitung des gesamten Bezugsrahmens u. a. vor dem Hintergrund der Kriterien für die Angemessenheit der Baumstruktur und der Zuordnungen (Schritt 1 c und Schritt 2) Ad 1 (Grundlegung): Auf Basis der in der Literatur bereits verfügbaren Bezugsrahmen zu Themen und Methoden in IS und WI (siehe Kapitel 4) sowie wissenschaftstheoretischer Grundlagen (siehe Kapitel 3) wurde ein erstes Begriffssystem erstellt. Diese Struktur wurde mit Hilfe einer vorläufigen Klassifizierung von jeweils 65 Artikeln aus den Zeitschriften WIINF und JMIS (1999 bis 2001) angepasst. Der so entwickelte Bezugsrahmen ist in einem Arbeitsbericht [Lang05] dokumentiert und diente als Ausgangspunkt für die anschließende Publikationsanalyse. Ad 2 (Analyse des kompletten Korpus): Im Anschluss erfolgte die Analyse aller relevanten Artikel aus den gewählten Zeitschriften und Konferenzbänden für die Jahrgänge 1999 bis 2004 (siehe Kapitel 5.2). Dabei wurde der Bezugsrahmen nach Bedarf überarbeitet und erweitert. Die Einordnung eines Beitrags wurde wie folgt vorgenommen:
1
Titel und Abstract wurden für eine erste Einschätzung gelesen. Dann wurde das zugehörige Volltextdokument soweit durchgelesen, wie es für eine Einordnung in den bestehenden Bezugsrahmen notwendig war. Nur wenige Artikel ließen sich alleine auf-
Bei der Datenerfassung und für Teile der Implementierung waren verschiedene studentische Hilfskräfte behilflich: Thomas Lange, Jan Böttcher, Tobias Schmeing und Markus Gebhardt.
5 Forschungsmethode der vorliegenden Arbeit
144
grund des Abstracts einordnen; für den überwiegenden Teil musste mindestens die Einleitung, falls vorhanden das Methodenkapitel und das abschließende Kapitel gelesen werden.
Falls ein noch nicht im Bezugsrahmen befindlicher Aspekt für die Charakterisierung des Beitrags notwendig erschien, wurde eine neue (Unter-)Kategorie eingerichtet, um den Beitrag in geeigneter Weise abbilden zu können1. Insbesondere im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND wurde im Verlauf der Analyse für viele Artikel (zunächst) eine neue Kategorie eingerichtet, um im Nachhinein den Baum gegebenenfalls noch umstrukturieren zu können, ohne die Notwendigkeit, jeden betroffenen Beitrag erneut einzuordnen. Zudem wurden temporäre „Sonstiges“-Kategorien verwendet, um bis dato unpassende Beiträge zu sammeln. Die Teilbäume zu FORSCHUNGSZIELEN und FORSCHUNGSMETHODEN wurden ggf. auf Blattebene ergänzt, um spezifische methodische Ansätze bzw. konkrete Forschungsziele der untersuchten Publikation abzubilden.
Die Zuordnung eines Beitrags zu den entsprechenden Kategorien wurde daraufhin vorgenommen.
Nach der Einordnung aller relevanten Beiträge eines Publikationsorgans (einer Zeitschrift oder einer Konferenz) wurden Kategorien und Abstraktionen des Bezugsrahmens kritisch überarbeitet. In einem hermeneutischen Prozess wurde die gesamte Baumstruktur auf Verständlichkeit und Angemessenheit überprüft und Verbesserungen vorgenommen. Wichtige Anmerkungen zur Begründung der gewählten Begriffe, Abstraktionen und (Um-)Strukturierungen wurden festgehalten. Teilergebnisse basierend auf einem Zwischenstand des Bezugsrahmens und der Analyse sind in [ScFr07] veröffentlicht. Der Zeitraum der Analyse erstreckte sich insgesamt – mit verschiedenen Unterbrechungen – von Anfang 2006 bis Anfang 2009. Ad 3 (Nachbearbeitung): Nach der Einordnung aller 1507 relevanten Artikel wurde die Begriffsstruktur erneut einem kritischen Prüfprozess unterzogen. Dabei wurden die oben eingeführten Prüfkriterien zur Begründung der Baumstruktur und der Zuordnungen angewendet (siehe Tabelle 41 auf S. 133 und Tabelle 42 auf S. 138); dazu zählt u. a. die Prüfung
auf Restrukturierung der Nachfolger von „Sonstiges“-Kategorien bzw. der Neuzuordnung der als „Sonstige“ eingeordnete Beiträge (B.2, B.3),
1
der Neuzuordnung für Beiträge, die kontingenten Kategorien auf Nicht-Blattebenen zugeordnet sind (B.4),
der Ausgewogenheit der Konkretisierung einzelner Teilbäume (B.6, B.7, B.8),
Es wurden im Verlaufe der Analyse über 2400 Kategorien gebildet und in Teilen später aufgrund der Restrukturierung wieder gelöscht.
5.6 Chronologischer Ablauf der durchgeführten Forschungstätigkeiten
145
auf zusätzlich empfehlenswerte Abstraktionsebenen bei einer hohen Anzahl direkter Nachfolgerkategorien (B.8),
auf leere Extensionen (A.1),
der Vollständigkeit der Kombinationen (A.3) sowie
der Ausgewogenheit der Anzahl Zuordnungen pro Beitrag in den grundlegenden Teilbäumen (A.4).
Falls es sinnvoll erschien, wurden daraufhin Teilbäume restrukturiert und neue abstrakte Kategorien ergänzt. Insbesondere bei der Auflösung von „Sonstige“-Kategorien mussten Beiträge in Teilen neu zugeordnet werden. In diesem Fall wurden die entsprechenden Publikationen zum wiederholten Male gelesen, um die korrekte Neuzuordnung zu bestimmen. Zudem wurde die Verständlichkeit der Kategorienbezeichner und Abstraktionen der einzelnen Teilbäume durch einen zweiten Fachvertreter1 kritisch geprüft. Verbesserungen an Bezeichnern und in Teilen an der Strukturierung von Teilbäumen wurden daraufhin vorgenommen. Im Anschluss an die Durchführung der Publikationsanalyse erfolgte die Dokumentation des Bezugsrahmens und die Darstellung seiner Angemessenheit (siehe Kapitel 6). Ebenso erfolgte die Dokumentation und Begründung der Anwendung des Begriffssystem zur Klassifikation des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit (siehe Kapitel 6.6). Abschließend wurde die Auswertung der Zuordnungen vorgenommen, um die vorher aufgestellten Forschungsfragen zur WI- und IS-Forschung (siehe Kapitel 5.5) zu beantworten, Ergebnisthesen abzuleiten (siehe Kapitel 7) und zu interpretieren (siehe Kapitel 8).
1
Aus pragmatischen Gründen vorwiegend von Dr. Hanno Schauer.
Teil III: Ergebnisse – Begriffssystem und Thesen
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research Zur vergleichenden Charakterisierung der WI- und IS-Forschung ist ein geeignetes Kategoriensystem anzuwenden. Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte baumartig strukturierte Begriffssystem stellt die sprachlichen Mittel zur Beschreibung der Forschung in WI und IS bereit. Wie die obigen Ausführungen zur Forschungsmethode verdeutlicht haben, ist das Begriffssystem sowohl Mittel als auch Ergebnis der Publikationsanalyse. Die Sprachkonzepte des Begriffssystems sind dabei Abbild bzw. Rekonstruktion der Fachsprache der analysierten Publikationen sowie wissenschaftstheoretischer Grundbegriffe. Die zentralen Abstraktionen und Strukturierungsansätze des entwickelten Begriffssystems werden in Kapitel 6.1 eingeführt und begründet. Die darauf folgenden Kapitel stellen die im untersuchten Publikationskorpus identifizierte Vielfalt an konkreten Forschungsgegenständen, -zielen und -methoden vor und gehen dazu auf die Baumstruktur der drei grundlegenden Teilbäume im Detail ein (Kapitel 6.2 bis 6.4). Zur Darstellung der Kategorien des Begriffssystems seien drei Hinweise gegeben: •
Formatierungskonvention: Wesentliche Abstraktionen und Entwurfsentscheidungen für die Strukturierung des Begriffssystems sind jeweils kursiv im Text hervorgehoben. Kategorien bzw. Wurzelknoten von Teilbäumen sind im Text in KAPITÄLCHEN gesetzt. Blattkategorien werden im Text durch „Anführungszeichen“ kenntlich gemacht.
•
Vollständigkeit der Darstellung: Die Kategorien des Bezugsrahmens werden hier pro Teilbaum zwar umfassend vorgestellt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird jedoch teilweise darauf verzichtet, alle Blattkategorien eines Teilbaumes im Einzelnen aufzuführen. Das vollständige Begriffssystem kann auf www.icb.uni-due.de/um /ifwis/framework eingesehen werden.
•
Rolle von Kategorie-IDs: Um die nachfolgend vorgestellten Kategorien eindeutig dem Web-basierten Bezugsrahmen zuordnen zu können, sind in den grafischen bzw. tabellarischen Darstellungen der Baumstruktur die von der Web-Datenbank generierten IDs der Kategorien der ersten und ggf. zweiten Konkretisierungsebene des jeweiligen Teilbaums angegeben. Die IDs werden automatisch vergeben. Aus ihnen lassen sich somit keine Rückschlüsse auf die Einordnung einer Kategorie im Bezugsrahmen vornehmen.
Im Anschluss an die detaillierte Vorstellung aller Teilbäume werden die oben (in Kapitel 5.3.2) formulierten Anforderungen angewendet, um die Angemessenheit der Abstraktionen im Begriffssystem zu überprüfen (Kapitel 6.5). Zum Abschluss widmet sich Kapitel 6.5 Fragestellungen der Anwendung des Begriffssystems und prüft u. a. die Angemessenheit der im C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_6, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
150
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
Rahmen der Publikationsanalyse der vorliegenden Arbeit vorgenommenen Zuordnungen (vgl. Kapitel 5.4.2).
6.1 Grundlegende Abstraktionen An früherer Stelle wurde dargelegt, dass sich Forschung aus wissenschaftstheoretischer Sicht anhand seines Forschungsgegenstands, seines Forschungsziels und der gewählten Forschungsmethode – bestehend aus der Art des Zugangs und dem Begründungsverfahren – beschreiben lässt (siehe Kapitel 3.1). Wie bereits mehrfach erläutert, greift das entwickelte Begriffssystem der vorliegenden Arbeit diese Unterscheidung auf. Es besteht aus den drei grundlegenden Teilbäumen: FORSCHUNGSGEGENSTAND, FORSCHUNGSMETHODE und FORSCHUNGSZIEL. Die Forschungsmethode wird dabei über die beiden Aspekte BEGRÜNDUNGSVERFAHREN und ART DES ZUGANGS mit jeweils eigenen Teilbäumen charakterisiert. Abbildung 12 stellt die obersten drei Ebenen entsprechend der Baumstruktur des Bezugsrahmens dar. Hierbei wird die in Kapitel 5.4.1 eingeführte Notation verwendet.1
Abbildung 12: Die ersten zwei Ebenen des Bezugsrahmens (entsprechend der in Kapitel 5.4.1 eingeführten Syntax)
Alle dargestellten Knoten bzw. Kategorien sind abstrakt, d. h. dass die analysierten Publikationen diesen nur indirekt zugeordnet werden dürfen. Eine direkte Zuordnung der untersuchten WI- und IS-Beiträge darf nur zu nicht-abstrakten Nachfolgerknoten der hier angezeigten Kategorien erfolgen. Gleichzeitig ist es – entsprechend Anforderung A.3 (siehe Kapitel 5.4.2) –
1
Jede der hier angezeigten Kategorien der dritten Ebene besitzt mindestens eine weitere Ebene direkter Nachfolger im Begriffssystem. Da die Ausführungen in dem vorliegenden Kapitel auf die Abstraktionen und Konzepte des Begriffssystems fokussieren, wird auf die Annotation der Anzahl Zuordnungen verzichtet.
151
6.1 Grundlegende Abstraktionen
erforderlich, dass jede Publikation mindestens einer Kategorie aus jedem der vier Teilbäume (FORSCHUNGSGEGENSTAND, ART DES ZUGANGS, BEGRÜNDUNGSVERFAHREN und FORSCHUNGSZIEL)
zugeordnet ist.
Der Umfang des Begriffssystems lässt sich wie folgt beschreiben (siehe Tabelle 43): Anzahl Blätter und innere Knoten: Insgesamt umfasst der begriffliche Bezugsrahmen über 1500 Blätter und ca. 500 innere Knoten. Der Großteil der Kategorien (ca. 90 %) ist dem Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND zugeordnet. Die Teilbäume zur FORSCHUNGSMETHODE und zu FORSCHUNGSZIELEN beinhalten mit in etwa 70 bzw. 100 Blättern vergleichsweise wenige Kategorien. Anzahl abstrakter Knoten: Der Anteil der abstrakten Knoten (vgl. Kapitel 5.4.1) im Begriffssystem, denen die untersuchten Beiträge ausschließlich indirekt zugeordnet sind, liegt für die drei zentralen Teilbäume bei ca. 70 % der inneren Knoten. Zum Beispiel gibt es im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND 1472 Blatt-Kategorien, denen jeweils mindestens ein Beitrag zugeordnet ist, zudem sind 145 (= 449-304) der inneren Knoten auch Beiträge direkt zugeordnet. innere Knoten Teilbaum
abstrakte innere Knoten
Blätter
Anzahl
% von Gesamtzahl
Anzahl
% von Anzahl innerer Knoten
Anzahl
% von Gesamtzahl
449
88,91%
304
67,71 % (von 449)
1472
93,46%
Forschungsmethode
24
4,75%
17
70,83 % (von 24)
44
2,79%
Forschungsziele
32
6,32%
22
68,75 % (von 32)
59
3,75%
505
100,00%
343
69, 09 %
1575
100,00%
Forschungsgegenstand
1
Summe / Durchschnitt
Tabelle 43:
Umfang des Begriffssystems
Bereits an der vorliegenden Arbeit lässt sich erkennen, dass Forschung sich nicht denknotwendig nur einem einzelnen Untersuchungsgegenstand widmet, nicht nur ein einzelnes Ziel verfolgt und zudem häufig verschiedene Zugangsarten zum Untersuchungsgegenstand und Begründungsverfahren für Forschungsergebnisse verwendet werden. Daher ist es zur differenzierten Charakterisierung von Forschung grundlegend unerlässlich, bezüglich der genannten Aspekte – Gegenstand, Ziel, Methode – jeweils mehrere Ausprägungen zuzulassen. Daher dürfen einer untersuchten Publikation prinzipiell mehrere Kategorien der jeweiligen Teilbäume zugeordnet sein. Die Analyse des Publikationskorpus dieser Arbeit hat gezeigt, dass sich
1
Für die Berechnung der Gesamtzahl der Knoten sind die jeweiligen Wurzelknoten noch hinzuzufügen (innere Knoten + Blätter + Wurzeln der Teilbäume + oberster Wurzelknoten).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
152
die in den betrachteten Beiträgen repräsentierte Forschung i. d. R. durch ein bis maximal zwei Zuordnungen pro grundlegendem Aspekt beschreiben lässt.1 Zentrale Abstraktionen, die zur Strukturierung des Begriffssystems in den einzelnen Teilbäumen gewählt wurden, werden nachfolgend dargestellt und begründet. Der Fokus liegt dabei auf übergreifenden Abstraktionen, die durch die zumeist abstrakten Kategorien auf wurzelnaher Ebene repräsentiert werden. Die nachfolgenden Ausführungen orientieren sich an der Baumstruktur des Bezugsrahmens: Die zentralen Abstraktionen werden für die drei grundlegenden Teilbäume einzeln vorgestellt (Kapitel 6.1.1 bis 6.1.3). Der von Frank entwickelte Ansatz zur Konfiguration von Forschungsmethoden im ISR ([Fran06], [Fran07]) schlägt Abstraktionen vor, die in Teilen den hier vorgestellten ähnlich sind. Da seine Arbeit nicht auf einer empirischen Publikationsanalyse fußt, wurde sie noch nicht gewürdigt. Dies wird im Anschluss an die Vorstellung der zentralen Abstraktionen des Bezugsrahmens im Rahmen eines Exkurses nachgeholt (Kapitel 6.1.4). 6.1.1
Zentrale Abstraktionen zur Beschreibung von Forschungsgegenständen
Im Verlauf der Analyse des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit hat sich sowohl bezüglich der betrachteten Informationssysteme als auch bezüglich der untersuchten Kontexte eine große Spannbreite gezeigt: Konkrete Anwendungssystemklassen, formale Sprachen der Informatik aber auch nicht weiter ausdifferenzierte Sichten auf Informations- und Kommunikationstechnologien sind Gegenstand der analysierten Publikationen; untersuchte Handlungskontexte reichen von konkreten Nutzungskontexten, über das Management von IS im Unternehmen bis zum ökonomischen Agieren von IT-Unternehmen auf Märkten. Zur Differenzierung der Kategorien erscheinen die nachfolgend erläuterten grundlegenden Abstraktionen Handlungskontext und IT- Artefakt als geeignet. Auf ihrer Basis können wesentliche Eigenschaften der Forschungsgegenstände aller Beiträge des untersuchten Publikationskorpus beschrieben werden. Handlungskontext: In einem Handlungskontext gibt es verschiedene Teilnehmer bzw. Teilnehmerrollen, welche für einen bestimmten Handlungszweck interagieren. Beispiele für Handlungskontexte sind Märkte, Organisationen, Softwareentwicklungsprojekte, Peer-to-Peer-Netzwerke und Meetings. Forschungsfragestellungen nehmen typischerweise die Perspektive einer der Teilnehmerrollen ein (s. u.). Beispielsweise kann der Handlungskontext Softwareentwicklungsprojekt aus der Sicht eines (späteren) Anwenders oder aus der Sicht eines Entwicklers untersucht werden.
1
Kapitel 6.6 thematisiert u. a. konkrete Anforderungen an zulässige Mehrfachzuordnungen für die einzelnen Teilbäume und prüft im Anschluss, inwiefern diese im Ergebnis der Publikationsanalyse der vorliegenden Arbeit eingehalten werden.
6.1 Grundlegende Abstraktionen
153
Konkrete Handlungskontexte im Bereich der Anwendung von IS werden als Nutzungsszenarien bezeichnet (z. B. B2B-E-Commerce oder Peer-to-Peer-Netzwerke). IT-Artefakt (synonym IT-nahes Artefakt): Der Begriff IT- Artefakt wird in der oben (siehe Kapitel 3.2) eingeführten Wendung interpretiert: Demnach beinhaltet er •
alle Formen von Hardware und Software, inklusive konkreter Anwendungssystemklassen und Informations- und Kommunikationstechnologien, sowie
•
alle Sprachen und sprachlich verfassten Artefakte, die im Rahmen der Entwicklung und Anwendung von Informationssystemen genutzt werden, die nicht ausschließlich natürlichsprachlich verfasst sind. Dazu gehören Programmiersprachen, formale Sprachen1 (Graphen, Ontologien, PetriNetze) und semi-formale Sprachen (beispielsweise der konzeptuellen Modellierung).
Die oberste Ebene der Baumstruktur des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND wird in Abbildung 13 dargestellt. In ihr finden sich die beiden wesentlichen Eigenschaften wieder. Eine zentrale Rolle spielen die Teilbäume IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE und IT-NAHE ARTEFAKTE; sie sind daher fett gedruckt und um die direkten Nachfolgerkategorien ergänzt.
Abbildung 13: Struktur des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND
Nahezu alle Kategorien auf dieser zweiten Konkretisierungsstufe sind abstrakt; einzige Ausnahme ist die Kategorie MANAGEMENT VON IS, der bei Bedarf Beiträge direkt zugeordnet
1
Nicht jede formale Sprache (aus Mathematik oder Ökonomie) wird als IT-nahes Artefakt eingeordnet, sondern nur solche Sprachen, die tatsächlich zu dem Zweck der Unterstützung des IS-Entwicklungsprozesses oder der Nutzung von IS entworfen oder angewendet werden.
154
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
werden dürfen. Auch hier gilt, dass alle angezeigten Kategorien der zweiten Ebene noch in mehreren Stufen durch Unterkategorien konkretisiert werden. Die nachfolgenden Unterkapitel stellen wesentliche Entwurfsentscheidungen für den Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND vor. 6.1.1.1 Primäre und sekundäre Forschungsgegenstände Es sollen solche Kategorien oder Begriffe im Bezugsrahmen als primäre Forschungsgegenstände bezeichnet werden, die zur Beschreibung des Forschungsgegenstandes einer Arbeit hinreichend sind. Einige Kategorien sind als sekundär gekennzeichnet. Kategorien aus den jeweiligen Teilbäumen sind immer in Kombination mit einer weiteren primären Kategorie zur Beschreibung des Forschungsgegenstandes einer Arbeit zu verwenden; sekundäre Kategorien bieten also nur zusätzliche Informationen bezüglich eines primären Forschungsgegenstandes. Die entsprechende Charakterisierung der einzelnen Teilbäume erlaubt die Einschätzung des Stellenwerts der dort abgebildeten Informationen. Deren korrekte Anwendung im Rahmen der Zuordnung der Publikationen lässt sich durch entsprechende Kombinationsanalysen prüfen. Abbildung 14 verdeutlicht für alle Teilbäume deren Einordnung als primäre oder sekundäre bzw. primäre/sekundäre Beschreibungsmittel zur Charakterisierung des Forschungsgegenstands.
Abbildung 14: Zentrale Teilbäume zu primären und sekundären Forschungsgegenständen
Die Untersuchung des Korpus hat gezeigt, dass sich die Untersuchungsgegenstände i. d. R. durch einen differenziert beschriebenen – meist IT-bezogenen – HANDLUNGSKONTEXT hinreichend charakterisieren lassen. Die Handlungskontext-bezogenen Kategorien gelten daher als primäre Beschreibungsmittel für Forschungsgegenstände. In Arbeiten mit konkretem Handlungskontextbezug spielen IT-NAHE ARTEFAKTE – falls sie überhaupt benannt werden – nur eine sekundäre Rolle. Ein zusätzlicher Teilbaum zu SEKUNDÄREN INFORMATIONEN ZUM FORSCHUNGSGEGENSTAND erlaubt es, den Handlungskontext durch Angaben zu einer betrieblichen Funktion und/oder zu
6.1 Grundlegende Abstraktionen
155
einer bestimmten Branche, welche jeweils durch die betrachteten IT-nahen Artefakte unterstützt werden sollen, näher zu spezifizieren (z. B. kann ein Agenten-basiertes Informationssystem als IT-Artefakt zur Unterstützung der betrieblichen Funktion Beschaffung eingesetzt werden). In einigen der untersuchten Beiträge lässt sich der distinguierende Forschungsgegenstand anhand eines IT-Artefaktes bzw. anhand einer direkt mit einem IT-Artefakt verbundenen Fragestellung beschreiben, die weitestgehend unabhängig von einem konkreten Handlungskontext ist. Hier fungieren die IT-ARTEFAKT-Kategorien als primäre Beschreibungsmittel für den Forschungsgegenstand. Ob eine Kategorie des Teilbaumes IT-NAHE ARTEFAKTE im Rahmen einer Zuordnung als primäres oder sekundäres Beschreibungsmittel genutzt wird, lässt sich daran erkennen, ob gleichzeitig ein IT-BEZOGENER HANDLUNGSKONTEXT zugeordnet ist (sekundär), oder ob keine andere Kategorie bzw. nur weitere sekundäre Kategorien zugeordnet sind (primär). Arbeiten, die sich mit der Disziplin selbst beschäftigen (Meta-Forschung), werden dem Teilbaum WI-/IS-DISZIPLIN zugeordnet. Die hier vorgesehenen Kategorien sind ebenfalls als primäre Beschreibungsmittel einzuordnen. Sie befassen sich mit Fragestellungen der Forschung oder Lehre in IS bzw. WI. Forschungsbezogene Arbeiten behandeln dabei nicht nur Fragestellungen zu Forschungsmethoden und ihren Anwendungen. Sondern es sind hier auch solche Arbeiten eingeordnet, die sich primär inhaltlich mit der bisherigen Forschung in einem thematischen Teilbereich auseinandersetzen und mögliche Forschungsfragen für zukünftige Arbeiten aufzeigen. Zwar beziehen sich solche Arbeiten auch auf Handlungskontexte, die sich in den anderen Teilbäumen wiederfinden. Sie nehmen jedoch i. d. R. unübliche Perspektiven (s.u.) – häufig mehrere auf einmal – auf diese Handlungskontexte ein, weshalb die Einordnung dieser Arbeiten im Teilbaum WI-/IS-DISZIPLIN ratsam erscheint. 6.1.1.2 IS/IT-Bezug verschiedener Handlungskontexte Handlungskontexte lassen sich grundlegend dahingehend unterscheiden, welche Rolle ITArtefakte in diesen spielen. Folgende diesbezügliche Unterscheidung hat sich zur Strukturierung des Begriffssystems bewährt: Es gibt Handlungskontexte, die ohne IS/IT nicht bestünden, d. h. die insbesondere durch IS/IT erst konstituiert oder ermöglicht sind. Diese werden der Gruppe der IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTE zugeordnet. Der entsprechende Teilbaum enthält unterschiedliche konkrete Handlungskontexte (siehe Abbildung 13, S. 153). Ein klarer IT-Bezug ist bei den Kategorien zu ANWENDUNG VON IS, ENTWICKLUNG VON IS, sowie MANAGEMENT VON IS zu erkennen. Auch der Handlungskontext REORGANISATION INSB. VON PROZESSEN UND WORKFLOWS IM UNTERNEHMEN umfasst Fragestellungen, die wesentlich auf die Nutzung von IS/IT zur Unterstützung von Organisation und Prozessen bauen. Da ITUnternehmen bzw. IT-nahe Unternehmen ohne IS/IT nicht existieren würden, wird deren ökonomisches Handeln ebenfalls der Gruppe der IT-bezogenen Handlungskontexte zugezählt
156
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
(ÖKONOMISCHE FRAGESTELLUNGEN ÜBER IT- BZW. IT-NAHE UNTERNEHMEN ODER DIE ENTSPR. MÄRKTE). Kategorien aus dem Teilbaum zu IT-NAHEN ARTEFAKTEN können – als sekundäre Information zum Forschungsgegenstand – die Beschreibung eines IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTES um Informationen zum konkret betrachteten IT-nahen Artefakt ergänzen. Arbeiten, welche HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG untersuchen, befassen sich beispielsweise aus soziologischer bzw. psychologischer Sicht mit Kommunikationsverhalten, mit Wissensteilung oder Ideengenerierung, oder auch mit rein mathematischen Fragestellungen aus dem Bereich der Ökonomie (z. B. Finanzmathematik). 6.1.1.3 Annahmen bezüglich der Rolle von IS/IT in IT-bezogenen Handlungskontexten Unterscheidungskriterium für IT-bezogene Handlungskontexte sind die jeweils charakteristischen Annahmen bezüglich der Rolle von IS/IT, die für die entsprechenden Beiträge charakteristisch sind.1 In den dem Teilbaum ANWENDUNG VON IS zugeordneten Beiträgen werden IS als in einem gewissen Handlungskontext gegeben angenommen; sie dienen den Anwendern (Nutzer, Konsumenten) als Mittel zur Unterstützung bei der Durchführung betrieblicher oder sonstiger Tätigkeiten. Dieser Handlungskontext umfasst auch alle Aspekte der durch IT ermöglichten oder gestalteten Handlungskontexte und Geschäftsmodelle bzw. Kunden- oder Lieferantenbeziehungen. Entsprechende Fragestellungen werden typischerweise aus der Sicht von Anwendern oder anwendenden Abteilungen des Unternehmens (z. B. Marketing-Abteilung) gestellt. Der Oberbegriff des Teilbaums IS ANWENDUNG schließt folglich nicht aus, dass hier auch Managementfragestellungen (s. u.) zugeordnet werden; jedoch beziehen sich die hier zugeordneten Managementfragen nicht alleine auf die IS/IT, sondern immer auch auf den Anwendungskontext. Die konkreten Handlungskontexte im Teilbaum ANWENDUNG VON IS werden auch als Nutzungsszenario oder Nutzungskontext bezeichnet. Die Kategorien im Teilbaum MANAGEMENT VON IS IM UNTERNEHMEN implizieren, dass IS im Unternehmen vorhanden sind bzw. angeschafft werden sollen und eines dedizierten Managements bedürfen. Der Handlungskontext Management von IS im Unternehmen befasst sich mit typischen Management-Fragen der im Unternehmen eingesetzten IS/IT (ökonomische Evaluation ex-ante und ex-post, Organisation der IT-Mitarbeiter, IT-Strategie und Planung, ITOutsourcing); dediziert nicht im Fokus stehen mit IT/IS zusammenhängende Geschäftsmodelle/-beziehungen oder Fragestellungen zu neu ermöglichten sozialen Strukturen. 1
Die vorgenommene Differenzierung unterscheidet sich von der von Orlikowski und Iacono [OrIa01] insbesondere hinsichtlich der abgebildeten Themenbreite (vgl. Kritik in Kapitel 4.2.4). Die vorgeschlagenen Kategorien finden sich teilweise in [SEV+08] wieder (siehe kritische Ausführungen dazu in Kapitel 4.2.2.3). Die hier vorgenommene zusätzliche Unterscheidung von Kontexten und Perspektiven (s.u.) ist jedoch deutlich differenzierter als bisherige Ansätze.
6.1 Grundlegende Abstraktionen
157
Die Extension des dritten Teilbaumes ENTWICKLUNG, EINFÜHRUNG UND WARTUNG VON IS IM UNTERNEHMEN fokussiert darauf, dass IS entwickelt oder in das Unternehmen neu eingeführt werden und sich im Zeitverlauf verändern. Dieser Handlungskontext umfasst neben den verschiedenen Tätigkeiten der Softwareentwicklung (Softwaretechnik) u. a. den konkreten Handlungskontext von IS-Entwicklungsprojekten sowie von Einführungsprojekten für betriebliche Standardsoftware. Folgende Annahme bezüglich der Rolle von IS gilt im Teilbaum (NEU-)ENTWURF VON ORGANISATION/REORGANISATION: IS dienen als Mittel zum Zweck der Unterstützung der Analyse, des Entwurfs und der Umsetzung von bestehenden bzw. neuen Organisationsstrukturen und Abläufen. In diesem Handlungskontext lassen sich im Wesentlichen Fragestellungen zu konkreten Tätigkeiten und Aufgaben (beispielsweise Vorgehensmodelle der Geschäftsprozessanalyse oder des Business Process Reengineering) von erfolgsbezogenen Betrachtungen bisheriger Reorganisationsprojekte in der Praxis unterscheiden. Der Teilbaum ÖKONOMISCHE FRAGESTELLUNGEN ÜBER IT- BZW. IT-NAHE UNTERNEHMEN ODER DIE ENTSPRECHENDEN MÄRKTE betrachtet die Rolle von IS wie folgt: IS bzw. IT-nahe Artefakte sind wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells bzw. des Ergebnisses der Wertschöpfung des Unternehmens. Zu diesem Teilbaum zählt der Handlungskontext von ITUnternehmen und IT-nahen Unternehmen. Letztere umfassen neben Telekommunikationsfirmen auch Unternehmen, deren Geschäftsmodell zentral auf Informations- oder Kommunikationsdiensten baut. Typische Arbeiten untersuchen Geschäftsmodelle, Markt- oder Wettbewerbsstrukturen der genannten Branchen und Unternehmen. Die vorgenommene Differenzierung ist analytisch motiviert. Denn es sind Forschungsthemen vorstellbar, die sich gleichzeitig mit mehreren der genannten Aspekte beschäftigen. In der Regel lassen sich die untersuchten Publikationen jedoch genau einem der Teilbäume zuordnen. Eine Auswertung der kombinierten Zuordnungen zu diesem Teilbaum zeigt, dass sich ca. 98 % aller Beiträge, die einen IT-bezogenen Handlungskontext untersuchen, eindeutig einem der fünf genannten Teilbäume zuordnen lassen. Kombinierte Zuordnungen finden sich nur in sehr wenigen Fällen, sie betreffen zudem ausschließlich die drei Teilbäume ANWENDUNG VON IS, MANAGEMENT VON IS und IS-ENTWICKLUNG/EINFÜHRUNG/ WARTUNG. 6.1.1.4 Perspektiven auf Handlungskontexte Im Rahmen der Publikationsanalyse hat sich gezeigt, dass Forschungsarbeiten im ISR unterschiedliche Sichten oder Perspektiven auf IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE einnehmen. Beispielsweise nehmen manche Forschungsfragen auf den Handlungskontext des Softwareentwicklungprojektes die spezifische Sicht der zukünftigen Anwender ein und fokussieren auf deren Zufriedenheit bezüglich der Einbeziehung im Entwicklungsprozess. Andere Forschungsfragen betrachten auch Softwareentwicklungprojekte, jedoch aus der Perspektive des
158
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
Anbieter- oder Kundenunternehmens und stellen hierbei betriebswirtschaftliche Aspekte in den Mittelpunkt. Um die Vielfalt der im untersuchten Publikationskorpus adressierten Fragestellungen zu Handlungskontexten zu systematisieren, wird daher als weitere grundlegende Abstraktion zur Strukturierung des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND die Perspektive1 eingeführt. Perspektiven spezifizieren die Sichtweise aus der ein bestimmter Handlungskontext bzw. ein Nutzungsszenario untersucht wird. Sie implizieren, wessen Interessen in der Untersuchung adressiert werden und nehmen i. d. R. auf Konzepte und Annahmen einer bestimmten wissenschaftlichen Disziplin Bezug. Innerhalb eines IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTES können verschiedene Perspektiven eingenommen werden, beispielsweise die subjektive Perspektive des einzelnen Anwenders oder die (ökonomische) Sicht des beteiligten Unternehmens. Gleichzeitig kann sich eine Perspektive in verschiedenen Handlungskontexten wiederfinden, beispielsweise die des Unternehmens im Handlungskontext ANWENDUNG VON IS oder MANAGEMENT VON IS. Die in Tabelle 44 aufgelisteten Perspektiven sind aus der Rekonstruktion der in den analysierten Beiträgen jeweils eingenommenen Sichtweisen entstanden. Perspektiven werden teilweise durch Rollen konkretisiert; sie erlauben die Beschreibung der Rolle des jeweiligen Individuums oder der jeweiligen Organisation in einem bestimmten Handlungskontext. Eine Perspektive bzw. in Teilen eine Rolle verknüpft sich vielfach mit einer wissenschaftlichen Disziplin2, die typischerweise eine solche Sichtweise auf auch andere Handlungskontexte als die hier aufgeführten einnehmen. Hier handelt es sich einerseits um die Nachbardisziplinen Informatik und Betriebswirtschaftslehre bzw. Volkswirtschaftslehre, sowie andererseits um die Psychologie und Soziologie. Drei Perspektiven sind durch verschiedene Rollen weiter konkretisiert: (1) Arbeiten aus Individuumsperspektive übernehmen i. d. R. die typische Sichtweise der Psychologie und adressieren auch vergleichbare Fragestellungen. Sie fokussieren auf die persönlichen Eigenschaften, Einstellung, Wahrnehmung und das Verhalten von Individuen. Diese Individuen können in verschiedenen Handlungskontexten als Anwender von IS – dies sind allgemeine Nutzer, Konsumenten oder allgemeine Mitarbeiter – oder als IT (-Projekt)Mitarbeiter bzw. -Manager Fokus der Forschung sein.
1
Eine ähnliche Abstraktion – jedoch weniger ausdifferenziert – findet sich unter dem Bezeichner „level of analysis“ in der Publikationsstudie von Vessey und anderen [VRG04] (siehe diesbezüglich kritische Ausführungen in Kapitel 4.2.3).
2
Diesbezüglich wird in der IS-Disziplin auch der Terminus „reference discipline“ verwendet. Der Begriff wurde 1980 von Keen geprägt, der im Rahmen der ersten ICIS-Konferenz dafür plädierte, dass sich die IS etablierte Forschungsfelder suchen sollte, die bzgl. „guter Forschung“ als Vorbilder dienen könnten. Unter anderem Barki und andere greifen diesen Begriff wieder auf [BRT93].
159
6.1 Grundlegende Abstraktionen
Perspektive
Rollen
Typische Sicht der Disziplin
(1) Individuum
Anwender von IS (Nutzer, Konsument, allg. Mitarbeiter) IT-Mitarbeiter, IT-Manager IS-Projektteam-Mitglied, IS-ProjektManager
Psychologie
(2) Organisation (Unternehmen)
Im Outsourcing-Kontext: Klient/Kunde, Anbieter/Dienstleister Im Projekt-Kontext: Klient/Kunde, Anbieter/Berater/Entwickler Im Kontext elektronischer Markt: Marktbetreiber, Marktteilnehmer
Betriebswirtschaftslehre
(3) Konstituierende Aufgabe/Tätigkeit
Softwareenwickler (IT-)Berater (IT-)Projektmanager
Angewandte Informatik, Softwaretechnik, (Betriebswirtschaftslehre)
(4) Soziales System
(Systemsicht)
Soziologie
(5) Makro-/Marktökonomische Perspektive
n. a.
Mikro-/Makroökonomie
Tabelle 44:
Perspektiven auf IT-bezogene Handlungskontexte
(2) Beiträge aus Organisationsperspektive nehmen eine typische betriebswirtschaftliche Sicht auf den Handlungskontext ein. Übliche Fragestellungen beziehen sich auf Kosten und Nutzen oder den Erfolg (z. B. Effizienz, Effektivität) beispielsweise von bestimmten Anwendungssystemen, von Verfahren der Softwareentwicklung oder von IT-ermöglichten Geschäftsszenarien. In einzelnen konkreten Handlungskontexten nehmen Organisationen spezifische Rollen ein und verfolgen in dem betrachteten Kontext jeweils unterschiedliche Interessen: im OUTSOURCING- und im PROJEKT-Kontext die des Klienten oder Anbieters/Beraters und im Kontext des ELEKTRONISCHEN MARKT ES die des Marktbetreibers oder Marktteilnehmers. (3) Es gibt eine Reihe von Beiträgen, die ausschließlich auf die fachlichen Tätigkeiten und Aufgaben bestimmter Fachleute Bezug nehmen. Die spezifische Perspektive der konstituierenden Aufgaben bzw. Tätigkeiten erlaubt die Charakterisierung solcher Beiträge. Sie befassen sich mit Vorgehensweisen, die quasi das Tun des Entwicklers, Beraters oder Projektmanagers – also den konkreten Handlungskontext – erst konstituieren. Diese Perspektive bezieht sich auf die Aufgaben oder Tätigkeiten von Softwareenwicklern, (IT-) Beratern oder (IT-)Projektmanagern. Zwei weitere Perspektiven finden sich im untersuchten Publikationskorpus vergleichsweise selten; sie sind daher in Tabelle 44 nicht weiter ausdifferenziert: (4) Die Perspektive des sozialen Systems erlaubt die Charakterisierung von Arbeiten, die sich im Bereich der ANWENDUNG VON IS oder der ENTWICKLUNG VON IS mit bestimmten sozialen Strukturen beschäftigen, wie beispielsweise Projekt-Teams, Netzwerke oder OnlineCommunities. Fragestellungen, die das jeweilige soziale System insgesamt betrachten, werden hier zugeordnet. Diese betreffen insbesondere den Aufbau und die Entwicklung des sozialen Systems sowie Rollen und Interaktionsformen im sozialen System.
160
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
(5) Ökonomische Arbeiten, die nicht die Perspektive eines Einzelunternehmens einnehmen, sondern Fragestellungen auf makroökonomischer Ebene betrachten, sowie aus der Perspektive von Märkten verfasste Arbeiten, werden einer eigenen Perspektive zugeordnet (Makro/Markt-ökonomische Perspektive). Abschließend noch eine Anmerkung zur Abbildung der Perspektiven im unterstützenden Informationssystem der vorliegenden Arbeit: Im Hinblick auf eine möglichst einfache und flexible Datenstruktur des Begriffssystems, sind die Perspektiven und Rollen nicht dediziert abgebildet. Da die Perspektiven jeweils in verschiedenen Handlungskontexten angewendet werden, und konkretisierte Handlungskontexte bereits das primäre Strukturierungsmerkmal für den Teilbaum IT-BEZOGEN HANDLUNGSKONTEXTE darstellen, sind Perspektiven im Begriffssystem nicht hierarchisch abgebildet. Sondern die Zugehörigkeit einer Forschungsfrage zu einer Perspektive ist aus dem Kategorienbezeichner eines Vaterknotens abzuleiten. Auswertungen im Hinblick auf die Rolle verschiedener Perspektiven können mit geeigneten Stichwortsuchen durchgeführt werden.1 Dies scheint aufgrund der überschaubaren Anzahl der Perspektiven bzw. Rollen ein sinnvoller Ansatz. 6.1.1.5 Techniknähe und Anwendungsnähe von IT-nahen Artefakten Die im untersuchten Publikationskorpus als Forschungsgegenstand identifizierten IT-NAHEN ARTEFAKTE sind unterschiedlich spezifisch bezüglich der Anwendungsnähe und der Nähe zur technischen Umsetzung. Der Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE trägt diesem Rechnung. Er differenziert auf oberster Ebene folgende Kategorien (siehe Abbildung 13, S. 153): (SEMI-)FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE, ANWENDUNGSSYSTEME, KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN und NICHT AUSDIFFERENZIERTE SICHTEN AUF IUK TECHNOLOGIEN. Abbildung 15 ordnet die drei Hauptkategorien im Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE hinsichtlich ihrer Techniknähe und Anwendungsnähe bzw. Domänenspezifität ein. KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN sind – definitionsgemäß – techniknah und weitgehend domänenunspezifisch (Datenbanken, Multimedia, EDI). ANWENDUNGSSYSTEME implizieren typischerweise eine bestimmte Anwendungsdomäne (s. u.); Betrachtungen von Anwendungssystemen in den untersuchten Forschungsarbeiten variieren hierbei teils deutlich bezüglich der Techniknähe. Der Teilbaum (SEMI-) FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE beinhaltet sowohl domänenspezifische (z. B. Referenzmodelle, Standards) als auch domänenunabhängige Sprachen (z. B. Petri Netze, Graphen). Diese können hierbei entweder primärer Untersuchungsgegenstand (z. B.
1
Dies setzt voraus, dass jeder nicht abstrakte Knoten im Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE genau einer Perspektive zugeordnet werden kann, die aus den Vorgänger-Knoten eindeutig abzuleiten ist. Dass dies der Fall ist, wird an späterer Stelle im Rahmen der Beantwortung von Forschungsfrage-2 gezeigt (siehe Kapitel 7.3.1).
6.1 Grundlegende Abstraktionen
161
Petri Netze) oder als Mittel zur Lösung eines Anwendungsproblems (z. B. ein XML-basierter Standard) sekundärer Gegenstand der Forschung sein.
Abbildung 15: Einordnung verschiedener IT-NAHER ARTEFAKTE bezüglich der Anwendungsnähe und ihres Bezugs zur konkreten technischen Umsetzung
6.1.1.6 Zweckorientierung von Anwendungssystemen Die Vielfalt des Gegenstandsbereichs des ISR aber auch seine Empfindlichkeit gegenüber Modebegriffen zeigt sich insbesondere bei den Begriffen, die in Forschungsbeiträgen zur Bezeichnung von Anwendungssysteme bzw. Systemklassen verwendet werden.1 Die Begriffe stehen dabei häufig nicht für im technischen Sinne abgegrenzte Systeme, sondern bezeichnen aus Nutzersicht abgegrenzte Systeme. Dies gilt beispielsweise für an Kunden gerichtete Internetanwendungen, deren Webseiten möglicherweise nur einen Teil oder eine Sicht auf ein umfassenderes betriebliches Anwendungssystem darstellen. Im Bestreben, eine gehaltvolle Strukturierung der diversen Anwendungssystemklassen zu erzielen, wird folgendes Begriffsverständnis vorgeschlagen und für die Systematisierung der Kategorien angewendet: Anwendungssysteme stehen für solche primär Software-basierten Systeme bzw. Systemsichten oder -teile, die für einen (relativ) konkreten Anwendungszweck vorgesehen sind. Dieser Anwendungszweck legt i. d. R. einen Handlungskontext sowie eine Rolle fest, die der jeweilige Nutzer in dem Handlungskontext typischerweise einnimmt („Nutzerrolle“). Dementsprechend sind die Anwendungssysteme oder Systemklassen in verschiedene Handlungskontexte unterteilt sowie zum Teil unterschiedlichen Nutzerrollen zugeordnet (siehe Abbildung 16).
1
Vergleiche diesbezüglich auch die obigen kritischen Ausführungen zu bisherigen Ansätzen zur Kategorisierung von Anwendungssystemklassen in Kapitel 4.2.4.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
162
Anwendungssysteme (ID 34)
Handlungskontext: Unternehmen allg. (ID 2399)
Handlungskontext nicht-kommerziell (ID 2400)
Nutzerrolle: Mitarbeiter (unabhängig von betrieblicher Funktion) (ID 2389)
Nutzerrolle: Privatperson (ID 2396)
Nutzerrolle: Mitarbeiter in einer bestimmten Branche (ID 2384)
Nutzerrolle: Lehrende/Lernende (ID 2391)
Nutzerrolle: Mitarbeiter einer bestimmten betrieblichen Funktion (ID 1154)
Nutzerrolle: Anwender allg. (betriebl. und privat) (ID 2390)
Handlungskontext Konsum (Nutzerrolle: Konsument) (ID 2392)
Handlungskontext: IS-Entwicklung (Nutzerrolle: IS-Entwickler) (ID 2393)
Nutzerrolle: Manager/Entscheider im Unternehmen (alle Branchen) (ID 2394) Sonstige betriebliche IS/Algorithmen für die Lösung von Anwendungsproblemen (Nutzerrolle unbestimmt) (ID 2323)
Abbildung 16: Strukturierung des Teilbaumes ANWENDUNGSSYSTEME anhand von Nutzungsszenarien bestehend aus Handlungskontext und Nutzerrolle
Im HANDLUNGSKONTEXT UNTERNEHMEN nach folgenden Nutzerrollen strukturiert:
ALLG.
werden betriebliche Anwendungssysteme
•
Anwendungssysteme, die von Mitarbeitern in verschiedenen betrieblichen Funktionen genutzt werden (z. B.: ERP-Systeme, Dokumentenmanagementsysteme, Gruppenunterstützungssysteme),
•
betriebliche IS, die Mitarbeiter einer bestimmten betrieblichen Funktion oder einer speziellen Branche unterstützen und
•
Systeme zur Unterstützung von Managern bzw. Entscheidern.
Beiträge, die ein System oder eine Systemeigenschaft zur Lösung eines betrieblichen Anwendungssystems zum Gegenstand haben, wobei das System jedoch keiner gängigen Systemklasse – und auch keiner zentralen Technologie (s.u.) – zuzuordnen ist, sind der Kategorie SONSTIGE BETRIEBLICHE IS zuzuordnen. Nicht ausschließlich betriebliche und nicht konsumorientierte Handlungskontexte werden im Teilbaum HANDLUNGSKONTEXT: NICHT-KOMMERZIELL zusammengefasst. Hierunter fallen Anwendungssysteme, die sowohl im privaten als auch im betrieblichen Bereich gleichermaßen genutzt werden (beispielsweise Textverarbeitungssoftware und E-Mail), sowie Informationssysteme zur Unterstützung des Lehrens bzw. Lernens und Anwendungsklassen, die sich ausschließlich an Privatpersonen richten (beispielsweise Computerspiele).
6.1 Grundlegende Abstraktionen
163
Mit der zunehmenden Verbreitung des Internet sind konsumentenorientierte Anwendungssysteme zu einem Untersuchungsgegenstand des ISR geworden. Im HANDLUNGSKONTEXT KONSUM
tritt der Nutzer als (potentieller) Konsument auf.
In einem eigenen Handlungskontext eingeordnet sind Anwendungssysteme und Werkzeuge zur Entwicklung von IS (HANDLUNGSKONTEXTE: IS-ENTWICKLUNG). Dies scheint zweckmäßig, da Werkzeuge zur IS-Entwicklung nicht denknotwendig in einem betrieblichen Umfeld genutzt werden, sondern auch in nicht-kommerziellen Handlungskontexten (z. B. durch Studenten). Zudem wird durch den separaten Teilbaum die besondere Rolle der ISEntwicklungswerkzeuge als Forschungsgegenstand im ISR betont: Einerseits werden sie als eine Klasse von Anwendungssystemen mit einem spezifischen Nutzungsszenario untersucht. Andererseits sind sie zentrales Mittel sowohl zur Abbildung von Sprachkonzepten der Anwendungsdomäne auf die Abstraktionen der Sprachen der Softwareentwicklung (Programmiersprachen) als auch zur Unterstützung der Prozesse und Aufgaben in den verschiedenen Phasen der Softwareentwicklung. 6.1.2
Formalisierungsgrad und Abstraktionsniveau von Forschungszielen
Einführend ist anzumerken, dass die Abstraktionen und Kategorien für Forschungsziele unter zwei grundlegenden Annahmen gewählt wurden: Erstens wird angenommen, dass Forschungsergebnisse und Forschungsziele prinzipiell anhand der gleichen Begriffe und Abstraktionen beschrieben werden können. Zweitens wird angenommen, dass die in den untersuchten Veröffentlichungen präsentierten Forschungsergebnisse mit den Forschungszielen gleichgesetzt werden können. Das heißt, wenn in den folgenden Ausführungen von Forschungszielen und entsprechenden Kategorien gesprochen wird, so basieren diese auf den in den untersuchten Publikationen präsentierten tatsächlichen Forschungsergebnissen und nicht auf den – teils vagen – Zielformulierungen der jeweiligen Autoren. Die häufig vorgenommene Unterscheidung empirischer und nicht-empirischer Forschungsarbeiten wird auf oberster Ebene zur Differenzierung der zentralen Teilbäume im Bereich FORSCHUNGSZIELE aufgegriffen. Arbeiten, die auf die Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit gerichtet sind, werden unterschieden von solchen Arbeiten, die auf die Gestaltung der möglichen1 Realität gerichtet sind. Abbildung 17 (S. 164) visualisiert die ersten zwei bzw. drei Ebenen des Teilbaumes FORSCHUNGSZIELE. Der Großteil der Arbeiten ist entweder dem Teilbaum CHARAKTERISIERUNG DER EMPIRISCHEN WIRKLICHKEIT oder dem Teilbaum GESTALTUNG DER (MÖGLICHEN) WIRKLICHKEIT zuzuordnen (ca. 94 %). Gleichwohl finden sich Arbeiten, die Forschungsziele aus beiden Bereichen
1
Zur Relevanz möglicher Welten als Untersuchungsgegenstand und Forschungsziel im ISR siehe Kapitel 3.2.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
164
mit ähnlichen Schwerpunkten anstreben. Daher ist ggf. die Zuordnung mehrerer Zielkategorien, auch aus verschiedenen Teilbäumen möglich. Für eine klare Strukturierung der Forschungsziele der Arbeiten im untersuchten Korpus eignen sich die oben (siehe Kapitel 3.2.2) bereits eingeführten Abstraktionen: Formalisierungsniveau der sprachlichen Repräsentation und Abstraktionsniveau der inhaltlichen Ausrichtung des jeweiligen Forschungsziels. Deren Anwendung auf die beiden Hauptkategorien CHARAKTERISIERUNG
und GESTALTUNG wird in den folgenden Unterkapiteln erläutert.
Abbildung 17: Struktur des Teilbaums FORSCHUNGSZIELE
6.1.2.1 Forschungsziele der Charakterisierung der Wirklichkeit Abbildung 18 (S. 165) veranschaulicht die Einordnung der Zielkategorien im Teilbaum CHARAKTERISIERUNG DER WIRKLICHKEIT bezüglich
Formalisierungsgrad und Abstraktionsniveau.
Forschungsarbeiten, welche primär auf die empirisch fassbare Wirklichkeit blicken und diese zu charakterisieren versuchen, lassen sich grundlegend in vier Gruppen teilen (siehe Abbildung 17, vgl. Kapitel 3.2.2): •
Das Forschungsziel ERKLÄRUNG ist darauf gerichtet, Geschehnisse der Realwelt mittels quantitativ messbarer Zusammenhänge zwischen bestimmten Einflussgrößen und abhängigen Größen zu erklären. Forschungsziele dieser Kategorie sind typischerweise mit einem Allgemeingültigkeitsanspruch verbunden und beziehen sich seltener auf einzelne Artefakte oder Domänen. Sie werden zudem typischerweise mit formalen Mitteln beschrieben.
6.1 Grundlegende Abstraktionen
•
165
Arbeiten mit dem Ziel BESCHREIBUNG (QUALITATIV) versuchen, die Realwelt mit informalen Mitteln sprachlich zu charakterisieren. Sie sind in unterschiedlichem Maße strukturiert aufbereitet (beispielsweise durch Listen), jedoch in der Regel nicht mit formalen Mitteln beschrieben.
•
Arbeiten mit dem Ziel, bestehende Artefakte oder Konzepte zu bewerten oder zu vergleichen, werden der Kategorie EVALUATION VON ARTEFAKTEN/KONZEPTEN/VORGEHENSMODELLEN zugeordnet. Gegenstand der Evaluation sind unterschiedliche Artefakte; die Beschreibung des Evaluationsergebnisses erfolgt teilweise mit quantitativen, formalen Mitteln und teilweise informal sprachlich strukturiert.
•
Es findet sich eine Reihe von Arbeiten, die auf die Beschreibung der Realwelt mit quantitativen Mitteln zielt („Beschreibende Statistiken (quantitativ)“). Die entsprechende Kategorie ist aufgrund ihres Bezuges auf konkrete realweltliche Instanzen dem niedrigsten Abstraktionsniveau zugeordnet. Sie ist eine Blattkategorie und damit nicht abstrakt und wird nicht durch weitere Kategorien konkretisiert (siehe siehe Abbildung 17, S. 164). Die Zielsetzung „Beschreibende Statistiken (quantitativ)“ unterscheidet sich also von dem Ziel „Erklärung“ durch den fehlenden Erklärungsanspruch und die Einzelfallbetrachtung.
Abbildung 18: Differenzierung von Forschungszielen zur CHARAKTERISIERUNG DER WIRKLICHKEIT anhand von Formalisierungsgraden und Abstraktionsniveaus
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
166
6.1.2.2 Forschungsziele der Gestaltung der (möglichen) Wirklichkeit Gestaltungsorientierte Forschungsziele oder -ergebnisse lassen sich grundlegend in zwei Kategorien aufteilen (siehe Abbildung 17, S. 164): 1. ARTEFAKTE ODER (SPRACH-)KONZEPTE liegen in unterschiedlich formaler, strukturierter Form vor – beispielsweise als Softwareartefakt bzw. -entwurf, Modell oder Bezugsrahmen. In der Regel sind diese Artefakte potentiell einer IT-Unterstützung zugänglich bzw. darauf gerichtet, im Kontext des Entwurfs von IS angewendet zu werden. 2. HANDLUNGSSYSTEME ODER -EMPFEHLUNGEN sind als Handlungsanleitungen formulierte allgemeine Empfehlungen, die in unterschiedlichem Maße strukturiert vorliegen (z. B. Organisationsformen oder Geschäftsmodelle). Handlungssysteme/-empfehlungen lassen sich grundlegend danach unterscheiden, ob sie sich an Vertreter der Praxis oder – als Ergebnis der Meta-Forschung – an Vertreter der WI-/IS-Disziplin selbst richten. Sprachkonzepte und Handlungsempfehlungen sind auch als gemeinsames Forschungsergebnis einer Arbeit denkbar. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit (95 %) der untersuchten Beiträge mit einem gestaltungsorientierten Ziel entweder auf den Entwurf von Artefakten/Sprachkonzepten oder auf Handlungssysteme/-empfehlungen gerichtet ist. In Abbildung 19 sind die Zielkategorien den unterschiedlichen Formalisierungsgraden und Abstraktionsniveaus zugeordnet. Zielkategorien zum Teilbaum ARTEFAKT/KONZEPT sind in Rechtecken dargestellt, Zielkategorien des Teilbaums HANDLUNGSSYSTEM/-EMPFEHLUNG in Ovalen. Die Kategorien im Teilbaum GESTALTUNG DER (MÖGLICHEN) WIRKLICHKEIT lassen sich zumeist eindeutig bezüglich eines Abstraktionsniveaus und Formalisierungsgrades zuordnen. Die Zuordnung zu den einzelnen Feldern basiert dabei auf der Ausrichtung der im Korpus identifizierten gestaltungsorientierten Forschungsziele: •
Domänenunabhängig und somit auf einem relativ hohen Abstraktionsniveau sind die META-SPRACHEN UND METHODEN, die in Teilen mit formalen und teilweise mit semiformalen Sprachkonzepten beschrieben sind. IS-Entwicklungs- und Modellierungsmethoden beinhalten zwar immer auch eine Vorgehensweise, bzw. Handlungsempfehlungen zur Anwendung der Sprachkonzepte; aufgrund der zentralen Rolle der ITnahen Sprachkonzepte werden diese Methoden der Kategorie META-SPRACHEN UND METHODEN und damit dem Teilbaum ARTEFAKT/KONZEPT untergeordnet.
6.1 Grundlegende Abstraktionen
167
Abbildung 19: Differenzierung von Forschungszielen zur GESTALTUNG DER (MÖGLICHEN) WIRKLICHKEIT anhand Formalisierungsgraden und Abstraktionsniveaus
•
Die meisten EMPFEHLUNGEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN FORSCHUNG IN DER DISZIPLIN beziehen sich auf konkrete Forschungsmethoden oder Untersuchungsgegenstände und sind daher dem mittleren Abstraktionsniveau zugeordnet. Die Empfehlungen, die sich auf philosophische und erkenntnistheoretische Fragestellungen beziehen, abstrahieren jedoch von konkreten Forschungsmethoden und Gegenstandsbereichen, so dass diese Kategorie in Teilen auch in den Bereich domänenunabhängiger Ergebnisse fällt. Unter den Empfehlungen zur wissenschaftlichen Forschung in der IS-/WI-Disziplin finden sich Ergebnisse in allen Formalisierungsgraden.
•
Die EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS beinhalten Vorschläge für Organisationsformen, Geschäftsmodelle und Vorgehensmodelle; die entsprechenden Beiträge des Publikationskorpus weisen durchgängig einen konkreten Domänenbezug auf. Es finden sich sowohl informale, textuell verfasste Empfehlungen als auch Empfehlungen, beispielsweise in Form von Vorgehensmodellen, die mittels semi-formaler Sprachkonstrukte beschrieben sind.
•
Die domänenbezogenen Sprachkonzepte lassen sich bezüglich ihres Formalisierungsgrades differenzieren: als INFORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN sind begriffliche Bezugsrahmen eingeordnet; zu den SEMI-FORMALEN DOMÄNENBEZOGENEN
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
168
STRUKTUREN gehören konzeptuelle Referenzmodelle und Prozessmodelle; Ökonomische und spieltheoretische Modelle werden hier als FORMALE DOMÄNEN-MODELLE eingeordnet. •
6.1.3
Die Kategorie der SOFTWARE-BEZOGENEN ARTEFAKTE beinhaltet neben semi-formalen Architekturkonzepten und (formal) implementierten Prototypen auch eine Kategorie für Visionen von Informationssystemen, die rein sprachlich und informal dargestellt sind. Daher erstreckt sich das zugehörige Rechteck in Abbildung 19 auch zu geringen Teilen über den Bereich informaler sprachlicher Repräsentationen. Abstraktionen zur Beschreibung von Forschungsmethoden
Das Begriffssystem bildet zur Beschreibung von Forschungsmethoden die an früherer Stelle bereits eingeführten Abstraktionen zur Strukturierung möglicher Arten des Zugangs zum Untersuchungsgegenstand (siehe Kapitel 3.2.4) und möglicher Ansätze zur Begründung von Forschungsergebnissen (siehe Kapitel 3.2.3) ab. Zur vollständigen Beschreibung der Forschungsmethode einer untersuchten Arbeit des Publikationskorpus ist diese also mindestens einer Kategorie im Teilbaum ART DES ZUGANGS und mindestens einer Kategorie im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN zuzuordnen. Den untersuchten Publikationen ist die von den Autoren eines Beitrages als wesentlich dargestellte Zugangsart bzw. das als zentral zur Begründung dargestellte Verfahren zugeordnet. Sollten die Autoren jeweils mehrere Zugangsarten oder Begründungsverfahren als gleichwertig und wesentlich herausstellen, so sind für den entsprechenden Beitrag jeweils bis zu zwei Zuordnungen zulässig. Die beiden zentralen Teilbäume zur Beschreibung von Forschungsmethoden sind in Abbildung 20 bis zur zweiten Konkretisierungsebene dargestellt. ARTEN DES ZUGANGS sind im linken Teilbaum abgebildet. Sie können über Artefakte oder über handelnde Individuen bzw. Organisationen erfolgen. Zusätzlich werden direkte und indirekte Zugangswege entsprechend der in Kapitel 3.2.4 eingeführten Interpretation unterschieden. Die Kombination dieser Eigenschaften ergibt die vier in Abbildung 20 dargestellten abstrakten Unterkategorien. Der Zugangsweg des akademischen Literaturstudiums über „wissenschaftliche Veröffentlichungen“ ist über eine eigene Blattkategorie auf der zweiten Ebene abgebildet. So können die entsprechenden Arbeiten in der späteren Auswertung gesondert berücksichtigt werden. Der rechte Teilbaum visualisiert die aus Kapitel 3.2.3 bereits bekannten BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (siehe Abbildung 20): die drei Wahrheitskriterien (KOHÄRENZ, KORRESPONDENZ und KONSENS) sowie MODELL-BASIERTE Begründungsverfahren.
169
6.1 Grundlegende Abstraktionen
Forschungsmethode (ID 1549)
Art des Zugangs (ID 157)
Mittelbarer Zugang über Artefakte als Modell der Realität (ID 2414)
Unmittelbarer Zugang über Artefakte als Teil der Realität (ID 2413)
Mittelbarer Zugang zur Realität mittels Informationsquellen über das Handeln von Individuen/ Organisationen (ID 159)
Unmittelbarer Zugang zur Realität über handelnde Individuen/ Organisationen (ID 158)
Begründungsverfahren (ID 160)
Kohärenz (ID 190)
Korrespondenz (ID 189)
Konsens (ID 192)
Modell-basiert (ID 193)
Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium) (ID 180)
Abbildung 20: Struktur des Teilbaums FORSCHUNGSMETHODE
6.1.4
Exkurs: Würdigung des Ansatzes zur Konfiguration von Forschungsmethoden nach Frank
Der Ansatz von Frank zur Konfiguration von Forschungsmethoden ([Fran06], [Fran07]) ist der einzige der Autorin bislang bekannte Ansatz, der darauf gerichtet ist, für die WI bzw. für IS einen forschungsthemen-, forschungsziel- und forschungsmethodenübergreifenden Bezugsrahmen zu schaffen. Frank schlägt Abstraktionen vor, die nach bestimmten Regeln als Elemente der Forschung für ein konkretes Forschungsvorhaben im ISR zusammengestellt oder konfiguriert werden können. Die von Frank gewählten Grundabstraktionen weisen dabei deutliche Ähnlichkeiten mit den soeben vorgestellten grundlegenden Teilbäumen des Begriffssystems auf. Dies gilt insbesondere für die oberste Ebene des Bezugsrahmens. Gleichzeitig sind jedoch klare Unterschiede hinsichtlich der Zielsetzung und des Detaillierungsgrades beider Ansätze festzustellen, wie nachfolgend dargestellt wird. Vergleich der Zwecksetzung Der Ansatz von Frank nimmt eine ausschließlich normative Sicht auf die Disziplin(en) ein: Ausgehend von einem auf IS und WI angepassten Wissenschaftsideal, welches die Kriterien Abstraktion, Originalität und Begründung in den Mittelpunkt stellt, werden gültige Untersuchungsgegenstände („research subject“), Forschungsergebnisse („knowledge contribution“), und Begründungsverfahren („justification criterion/process“) aufgestellt (siehe Meta-Model in [Fran06], S. 42). Die oben vorgestellten Annahmen zum Selbstbild des ISR und seinen Besonderheiten basieren in Teilen auf den entsprechenden Ausführungen von Frank (siehe Kapitel 3.2). Die Zielsetzung der Entwicklung des Begriffssystems dieser Arbeit unterscheidet sich jedoch deutlich von der normativen Sicht, die Frank primär einnimmt: Der im Rahmen dieser Arbeit entwickelte begriffliche Bezugsrahmen soll die Forschung, wie sie tatsächlich stattfindet, differen-
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
170
ziert beschreiben können. Somit sind die hier zu wählenden Abstraktionen und Begriffe für die grundlegende Struktur so offen zu wählen, dass auch Forschung die nicht einem bestimmten normativen Bild entspricht, eingeordnet werden kann. Aus diesem Grunde findet sich im Begriffssystem der vorliegenden Arbeit beispielsweise eine Forschungszielkategorie BESCHREIBUNG
und Kategorien zur Beschreibung von HANDLUNGSKONTEXTEN OHNE IT-BEZUG.
Vergleich der Abstraktionen Frank definiert die wesentlichen Elemente zur Konfiguration von Forschungsmethoden im ISR anhand eines Meta-Modells (siehe Abbildung 21). Die vorgeschlagenen Konzepte werden im Rahmen des zugehörigen konzeptuellen Modells, welches die Konfiguration von Forschungsmethoden anleiten soll, noch weiter konkretisiert (siehe Abbildung 22, S. 171).
Abbildung 21: Meta-Modell zur Konfiguration von Forschungsmethoden nach Frank ([Fran06], S. 42) im Vergleich zu den grundlegenden Teilbäumen des Begriffssystems dieser Arbeit
Die für die vorliegende Arbeit gewählte Strukturierung von Forschungsgegenstand, -ziel und methode (bestehend aus Begründungsansatz und Zugangsart) lässt sich auf die Elemente des Ansatzes von Frank wie folgt abbilden (siehe Abbildung 21): „Research Subject“ steht bei Frank für die Abstraktion des Forschungsgegenstands. Dieser wird auf konzeptueller Ebene als soziotechnisches System modelliert, welches aus einem Handlungssystem („Action System“) und einem IS-Artefakt besteht und auf eine Anwendungsdomäne verweist (siehe Abbildung 22). Eine weitergehende Differenzierung von Handlungskontexten und ISArtefakten wird von Frank nicht vorgenommen.
171
6.1 Grundlegende Abstraktionen
Application Domain
Action System Socio-Technical System Semi-Formal Language
IS Artefact
Case Study
Natural Language
Language
Experiment
Formal Language
Theory
Abstraction of Factual
Correspondence Theory
Field Study
Coherence Theory
Literature Review
Truth
Theory Application
Consensus Theory
Virtual Discourse
Construction Hypothesis
Abstraction of Intentional
Formal Truth
Prototype
Interpretation
Formal Proof Conceptual Framework Purpose Design Artefact Critique Critique of Abstraction of Factual
Refutation
refers to supposed to justify validated through part of optional
Challenge Critique of Abstraction of Intentional
Adequacy
is a supports represented through
Evaluation
requires
Conformity Test Research Subject Representation Epistemological Contribution Abstract Knowledge Contribution Knowledge Contribution Justification Criterion Justification Procedure
Abbildung 22: Konzeptuelles Modell zur Anleitung der Konfiguration von Forschungsmethoden nach Frank ([Fran06], S. 43)
Das Konzept der „Representation“ (im konzeptuellen Modell zu finden als formale, semiformale und natürliche Sprachen) sowie die drei Arten der „Contribution“ finden sich im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE wieder. Auf konzeptueller Ebene unterscheidet Frank die erkenntnistheoretischen Forschungsziele Konstruktion („Construction“) und Kritik („Critique“). Diesen sind verschiedene abstrakte und konkrete Wissensziele zugeordnet. Dem erkenntnistheoretischen Ziel der Konstruktion sind u. a. Hypothesen, Theorien, Interpretationen, konzeptuelle Bezugsrahmen und gestaltete Artefakte („Design Artifact“) als Wissensziele zugeordnet. Die Wissensziele Widerlegung („Refutation“), Herausforderung („Challenge“) und Evaluation sind als Spezialisierung des Erkenntnisziels Kritik modelliert. Entsprechend dem konzeptuellen Modell können Erkenntnisziele der Konstruktion und Kritik verschiedentlich in Beziehung zueinander stehen („refers to“ bzw. „supports“, siehe Abbildung 22). „Justification criterion“ sowie „justification process“ entsprechen in Teilen den in den Teilbäumen BEGRÜNDUNGSVERFAHREN und ART DES ZUGANGS abgebildeten Konzepten. Im Gegensatz zu dem „justification process“ beziehen sich ARTEN DES ZUGANGS jedoch nicht nur auf die Rechtfertigung eines Ergebnisses, sondern können auch die explorative Annäherung
172
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
an einen Forschungsgegenstand charakterisieren. Die abstrakten Begründungsverfahren entsprechen weitestgehend den im Bezugsrahmen dieser Arbeit angewendeten Kategorien1. Die im begrifflichen Bezugsrahmen der vorliegenden Arbeit abgebildeten Zugangsarten und Begründungsverfahren sind jedoch, als Ergebnis der Analyse des Publikationskorpus, stärker ausdifferenziert (siehe dazu die detaillierte Vorstellung der entsprechenden Teilbäume in Kapitel 6.4). Abschließende Würdigung Der Konfigurationsrahmen von Frank und der Bezugsrahmen der vorliegenden Arbeit greifen zur grundlegenden Beschreibung von Forschung basale wissenschaftstheoretische Konzepte auf. Die weitergehende Konkretisierung und Spezialisierung (bzw. Instanziierung) der Konzepte unterscheidet sich jedoch – aufgrund der genannten unterschiedlichen Zielsetzung beider Arbeiten – deutlich: (1) bezüglich der Sprachmittel zur Beschreibung der Konzepte und Abstraktionen und (2) bezüglich der Rolle disziplinspezifischer Konzepte. Ad (1): Das Meta-Modell von Frank (und somit auch das konzeptuelle Modell) ist relativ komplex: es enthält sieben Grundabstraktionen, die in verschiedenen Beziehungen zueinander stehen können. Für die vorliegende Arbeit wurde im Hinblick auf die gewünschte Praktikabilität des Bezugsrahmens zur Klassifizierung und Analyse eine Baumstruktur zur Systematisierung der Kategorien gewählt. Drei bzw. vier grundlegende Teilbäume repräsentieren die zentralen wissenschaftstheoretischen Konzepte, die auf den nachfolgenden Konkretisierungsstufen weiter ausdifferenziert werden. Ad (2): Das von Frank eingeführte konzeptuelle Modell zur Konfiguration von Forschungsmethoden ist in weiten Teilen generisch und somit auch in anderen Disziplinen wie beispielsweise Informatik, Mathematik oder Betriebswirtschaftslehre anwendbar. Ein spezifischer Bezug zu WI bzw. IS findet sich bei Frank insbesondere in der normativen Konzeptualisierung des Forschungsgegenstands als sozio-technisches System. Der im Rahmen dieser Arbeit entwickelte begriffliche Bezugsrahmen ist dagegen darauf gerichtet, disziplinspezifische Merkmale des ISR beschreibend aufzudecken und – gemäß dem Korpus – das begriffliche Referenzsystem um geeignete, spezifische Abstraktionen zu erweitern. Somit ist der Bezugsrahmen der vorliegenden Arbeit noch in weiteren Stufen disziplinspezifisch ausdifferenziert, während das konzeptuelle Modell von Frank – insbesondere bezüglich des Forschungsgegenstandes – auf sehr abstrakter Ebene verbleibt und disziplinspezifische Abstraktionen nur im Ansatz vorschlägt.
1
Für die hier als „Justification Procedure“ modellierten Methoden der „Case Study“ und „Field Study“ gilt die an früherer Stelle (siehe Kapitel 4.2.1) geäußerte Kritik: Diese Begriffe werden in der Literatur teilweise mit unterschiedlicher Semantik verwendet und bleiben somit hinsichtlich der konkreten Zugangsart und dem konkreten Begründungsverfahren kontingent.
173
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND Aufbauend auf die eben eingeführten grundlegenden Abstraktionen zur Strukturierung des Begriffssystems wird nun zunächst der Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND im Detail vorgestellt. Die Strukturierungskriterien und Kategorienbezeichner des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND werden im Einzelnen erläutert. Für einen ersten Eindruck der Komplexität und des Umfangs listet Tabelle 45 die Wurzelknoten der fünf Teilbäume und die jeweilige Anzahl innerer Knoten und Blattknoten auf. Die beiden letzten Spalten der Tabelle geben an, in wie vielen Stufen die Kategorien des jeweiligen Teilbaumes mindestens und höchstens konkretisiert sind. TEILBAUM (WURZELKNOTEN)
Anzahl innere Knoten
Anzahl Blätter
Tiefe Minimum
Tiefe Maximum 11
IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2307)
251
883
5
HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG (ID 2046)
8
29
4
5
IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4)
87
236
4
8
SEKUNDÄRE INFORMATIONEN (ID 2149)
68
243
5
10
WI-/IS-DISZIPLIN (ID 11)
18
82
4
7
Tabelle 45:
Größe des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND
Die Gliederung der nachfolgenden Unterkapitel orientiert sich an den fünf in Tabelle 45 genannten Teilbäumen: •
Der Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE enthält mit 883 Blättern und 251 inneren Knoten, die sich auf fünf bis elf Ebenen verteilen, den Großteil der Kategorien zur Beschreibung von Forschungsgegenständen (siehe Kapitel 6.2.1).
•
Mit nur 29 Blättern und 8 inneren Knoten ist der Teilbaum zu HANDLUNGSKONTEXTEN OHNE IT-BEZUG der kleinste Teilbaum (siehe Kapitel 6.2.2).
•
Der Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE enthält 236 Blätter und über 80 innere Knoten, die sich auf bis zu 8 Ebenen verteilen (siehe Kapitel 6.2.3).
•
In einem vergleichbaren Detaillierungsgrad sind die SEKUNDÄREN INFORMATIONEN strukturiert. 243 Blätter und 68 innere Knoten verteilen sich auf 5 bis 10 Konkretisierungsstufen (siehe Kapitel 6.2.4).
•
Auch von relativ kleinem Umfang ist der Teilbaum WI-/IS-DISZIPLIN: Er besitzt 82 Blätter und 18 innere Knoten auf stellenweise bis zu 7 Konkretisierungsstufen (siehe Kapitel 6.2.5).
In diesem Kapitel – und auch in den nachfolgenden Kapiteln – wird die Baumstruktur der Kategorien in den jeweiligen Teilbäumen aus Platzgründen nicht mehr visuell als Baum sondern tabellarisch dargestellt. Die inneren Knoten des Bezugsrahmens werden darin vollständig aufgelistet. Ebenfalls aus Platzgründen wird jedoch stellenweise nur eine repräsentative Auswahl
174
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
der Blattebene angezeigt.1 Abbildung 23 erläutert am Beispiel eines Teilbaums des ITbezogenen Handlungskontextes ANWENDUNG VON IS, wie sich die Baumstruktur aus der tabellarischen Darstellung ableiten lässt.
Abbildung 23: Erläuterung der tabellarischen Darstellungsform am Beispiel eines Teilbaumes im Bereich ANWENDUNG VON IS (ID 2099) (vgl. Tabelle 46)
Die erste Zeile enthält die Spaltenbeschriftungen; ihr ist zu entnehmen, dass die primäre Strukturierung an Handlungskontexten orientiert ist, die in der ersten Spalte aufgelistet sind. Wurzelknoten (Ebene 0) sind linksbündig in einer eigenen (hier der zweiten) Zeile dargestellt. In den nächsten Zeilen folgen die direkten Nachfolgerkategorien dieses Wurzelknotens (1. Ebene); sie sind anhand der Einrückung und einem Aufzählungszeichen zu erkennen. In einzelnen Fällen werden die Kategorien für Handlungskontexte noch weiter ausdifferenziert (sieh z. B. Tabelle 47); die entsprechenden Kategorien sind dann ebenfalls in der ersten Spalte aufgeführt und dem jeweiligen Vaterknoten (abstrakten Handlungskontext) untergeordnet. Fragestellungen zu konkreten Handlungskontexten werden unterschiedlichen Perspektiven zugeordnet. Jeder Perspektive ist eine eigene Spalte (in Abbildung 23 die zweite bis vierte Spalte) gewidmet. Ist eine Perspektive auf einen Handlungskontext anwendbar, so finden sich Einträge in der entsprechenden Zelle. Dort wird die genaue Perspektive bzw. Rolle als Kategorie in Fettdruck angegeben (2. Ebene) und die zugehörigen Fragestellungen darunter aufgelistet (3. Ebene). Diese konkreten Fragestellungen sind in der Baumstruktur also immer Nachfolger der darüber angegebenen Perspektiven-Kategorien. Sie können dabei für Blattknoten
1
Für eine vollständige Darstellung des Begriffssystems siehe www.icb.uni-due.de/um/ifwis/framework.
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
175
stehen oder auch für eine Gruppe von Fragestellungen zu einem ähnlichen Thema. Ein Beitrag darf i. d. R. nur den konkreten Fragestellungen zugeordnet sein. In jedem Fall muss ein analysierter Artikel immer einer spezifischen Perspektive zugeordnet sein, die ihrerseits einer im oben definierten Sinne abstrakten Handlungskontext-Kategorie untergeordnet ist. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass die nachfolgend präsentierten Kategorien Ergebnis der Rekonstruktion der im untersuchten Publikationskorpus betrachteten Forschungsgegenstände und adressierten Fragestellungen sind (vgl. Kapitel 5.3 und 5.4). So bedeutet das Fehlen konkreter Fragestellungen zu einer bestimmten Perspektive in einem gewählten Handlungskontext, dass sich im analysierten Korpus keine Arbeit findet, die hier einzuordnen wäre. Es sind in vielen Bereichen Forschungsfragen vorstellbar, die über den hier entwickelten Bezugsrahmen hinausgehen (vgl. auch Kapitel 6.6.4). Sind jedoch aufgrund der Semantik eines Handlungskontextes zu einer bestimmten Perspektive keine Fragestellungen und somit auch keine einzuordnenden Publikationen denkbar, so wird die entsprechende Stelle in der Tabelle mit „n. a.“ (nicht anwendbar) gekennzeichnet. 6.2.1
IT-bezogene Handlungskontexte
Die fünf im vorigen Kapitel bereits eingeführten zentralen IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTE (siehe Abbildung 13, S. 153) werden in den folgenden Unterkapiteln im Detail beschrieben. 6.2.1.1 Handlungskontext: Anwendung von IS Die Handlungskontexte im Bereich der ANWENDUNG VON IS/IT werden grundlegend dahingehend unterschieden, ob der Anwendungsbereich, zu dessen Unterstützung IS/IT angewendet werden, schon „vor“ IS/IT Bestand hatte oder erst durch IS/IT ermöglicht wurde (siehe Tabelle 46 und Tabelle 47, S. 178). Werden die betrachteten IS zur Unterstützung von Tätigkeiten eingesetzt, die schon vor bzw. auch ohne IS/IT-Unterstützung existierten, so wird von HANDLUNGSKONTEXTEN IN ANWENDUNGSBEREICHEN OHNE PRIMÄREN IT-BEZUG gesprochen. Entsprechende Handlungskontexte werden nachfolgend auch als klassische Nutzungsszenarien bezeichnet. Diese werden in zwei Gruppen aufgeteilt: (1) Zu den NICHT-BETRIEBLICHEN HANDLUNGSKONTEXTEN zählen Szenarien der privaten Nutzung sowie der Nutzung durch Schüler oder Studenten. Untersuchungen zur Nutzung des Internet/WWW werden hier eingeordnet, wenn das Web ausschließlich als Informationssystem dient und der Anwender als Nutzer und nicht als Konsument betrachtet wird. (2) Klassische Fragestellungen bezüglich ORGANISATIONSINTERNER HANDLUNGSKONTEXTE richten sich u. a. auf den Erfolg und die Nutzerakzeptanz (engl. „adoption“) von innerbetrieblichen IS sowie auf Fragen der IS-Unterstützung für lokale Gruppenarbeitsszenarien. Typischerweise werden Eigenschaften der Nutzer aber auch des Unternehmens oder dessen Umwelt mit Maßzahlen des Erfolgs bzw. der Effektivität der Nutzung in Beziehung gesetzt.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
176
Individuumsperspektive
Organisationsperspektive
Perspektive des sozialen Systems
Nutzer IT-Adoption Einflussfaktoren für Nutzung und Nutzungserfolg Soziale und psychologische Aspekte der ITNutzung
n.a.
-
Nutzer (= allg. Mitarbeiter) Erfolgsmessung der Nutzung (direkt) IT-Adoption Soziale und psychologische Aspekte der ITNutzung als einzelner oder in Gruppen (auch zu Weitergabe von Wissen)
Unternehmen IT-Adoption Wissensmanagementbezogene Fragestellungen (mit IT-Bezug) Diverse betriebswirtschaftliche Fragestellungen aus Anwendersicht
-
ɘ NUTZUNG DES WWW/INTERNETS ALS ANWENDUNGSSYSTEM (BETRIEBLICH ODER PRIVAT) (ID 2232)
Nutzer Einfluss von Ladezeiten auf die wahrgenommene Performanz Suchleistung von Webseiten
-
ɘ SITZUNGEN (LOKAL) (ID 2091)
.
Unternehmen Effektivität
HANDLUNGSKONTEXT HANDLUNGSKONTEXTE IN ANWENDUNGSBEREICHEN OHNE PRIMÄREN IT-BEZUG (ID 2098) ɘ
NICHT BETRIEBLICHE HANDLUNGSKONTEXTE (PRIVATE NUTZUNG) (ID
2097)
ɘ ORGANISATIONSINTERNE HANDLUNGSKONTEXTE
(ID 5)
Tabelle 46:
Gruppe Moderator Einheit, Anonymität
Konkrete Handlungskontexte (Nutzungsszenarien), Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext ANWENDUNG VON IS (ID 2099)
Im Teilbaum HANDLUNGSKONTEXTE IN ANWENDUNGSBEREICHEN OHNE PRIMÄREN IT-BEZUG treten die Anwender von IS ausschließlich als Nutzer auf. Fragestellungen werden also aus der Perspektive des privaten Nutzers oder des Mitarbeiters als IS-Nutzer betrachtet. In ORGANISATIONSINTERNEN HANDLUNGSKONTEXTEN wird zudem die Organisations- bzw. Unternehmensperspektive eingenommen. Es gibt eine Reihe erst durch IT ERMÖGLICHTE HANDLUNGSKONTEXTE. Hier gestaltet die eingesetzte IS/IT den Handlungskontext und prägt entsprechende Nutzungsszenarien. Formen der IT-ERMÖGLICHTEN ARBEITSORGANISATION UND SOZIALEN INTERAKTION werden dabei grundlegend unterschieden von IT-ERMÖGLICHTEN GESCHÄFTSSZENARIEN. In beiden Bereichen finden sich verschiedene konkrete Handlungskontexte: Zu den IT-ERMÖGLICHTEN FORMEN DER ARBEITSORGANISATION UND SOZIALEN INTERAKTION zählen neben dem Handlungskontext Telecommuting, der zwar auch die IT-Nutzung voraussetzt aber schon vor der starken Verbreitung des Internet möglich war, verschiedene durch das Internet erst ermöglichte virtuelle Sozial- und Organisationsformen (wie VIRTUELLE COMMUNITIES, VIRTUELLE TEAMS und VIRTUELLE UNTERNEHMEN). Neben Fragestellungen aus Individuumsperspektive und vereinzelten Aspekten, die aus der Perspektive des Unternehmens
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
177
betrachtet werden, spielt hier im untersuchten Korpus die Perspektive des sozialen Systems eine zentrale Rolle. Letztere beinhaltet u. a. Fragestellungen zur spezifischen sozialen Struktur, Rollenverteilung, Entwicklungsverläufen und Interaktionsformen in den verschiedenen Formen computerunterstützter sozialer Interaktion. Der Handlungskontext der IT-ERMÖGLICHTEN GESCHÄFTSSZENARIEN wird in die Bereiche B2C-COMMERCE, B2B-COMMERCE und ELEKTRONISCHE MÄRKTE aufgeteilt (siehe Tabelle 47). Im untersuchten Publikationskorpus vorherrschend ist hier die Organisationsperspektive des Unternehmens u. a. mit Fragestellungen zur interorganisationalen Koordination und Kooperation im B2B-COMMERCE und Einfluss- bzw. Erfolgsgrößen für Unternehmen im B2CCOMMERCE. Im Bereich B2C-COMMERCE findet sich zudem eine Reihe von Fragestellungen aus der Individuumsperspektive der Konsumenten. Das heißt hier werden die Anwender – im Gegensatz zu den klassischen Anwendungsszenarien – nicht mehr (nur) als Nutzer betrachtet, sondern sie nehmen darüber hinaus die Rolle des Konsumenten oder Kunden des jeweils betrachteten Unternehmens ein. Für das Nutzungsszenario ELEKTRONISCHE MÄRKTE werden drei weitere Rollen für Organisationen und damit drei weitere Perspektiven unterschieden: (1) Marktteilnehmer sind einzelne Unternehmen oder Individuen (auch: Agenten), die als Käufer oder Verkäufer auf dem elektronischen Markt handeln. (2) Marktbetreiber agieren als Intermediäre zwischen den Transaktionspartnern und setzen als Gestalter von Märkten Rahmenbedingungen für das Handeln der Marktteilnehmer. (3) Die Sicht des Marktes selbst wird in der Markt-ökonomischen Perspektive abgebildet; hier finden sich insbesondere Fragestellungen der Effizienz von elektronischen Marktmechanismen. Für vereinzelt vorhandene Beiträge, die primär eine makroökonomische, gesellschaftliche, oder kulturelle Sicht auf den Handlungskontext Anwendung von IS einnehmen, ist eine gesonderte Kategorie vorhanden (VERSCHIEDENE NUTZUNGSSZENARIEN BETRACHTET AUS MAKROÖKONOMISCHER, GESELLSCHAFTLICH-KULTURELLER PERSPEKTIVE, siehe letzte Zeile in Tabelle 47).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
178
HANDLUNGSKONTEXT ERWEITERTE, IT-ERMÖGLICHTE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 1978) ɘ IT ERMÖGLICHTE FORMEN DER ARBEITSORGANISATION UND SOZIALEN INTERAKTION (ID
1957): - NETWORKS/ COMMUNITIES OF PRACTICE (ID 1915) - PEER-TO-PEER NETZWERKE (ID 1913) - TELECOMMUTING (ID 2314) - VIRTUELLE COMMUNITIES (ID 1914)
- VIRTUELLE TEAMS (ID 247) - VIRTUELLE UNTERNEHMEN (ID 359)
ɘ
Perspektive des sozialen Systems
Individuumsperspektive
Organisationsperspektive
Allg. Fragestellungen (ID 2045) Nutzer (Mitarbeiter, Kunde. Nutzer) Arbeitsveränderungen durch IT Umgang mit Information Overload Mitarbeiter Einflussfaktoren für die Annahme (adoption) von Wissen in online Communities of Practice Nutzer Vertrauen unter Teilnehmern in Peer-to-Peer Netzwerken
Allg. Fragestellungen (ID 2131) Unternehmen Stellgrößen computergestützer Arbeit
-
-
Mitarbeiter Einfluss persönlicher Eigenschaften auf die Entscheidung für Telecommuting Nutzer/Kunde/Mitarbeiter Vertrauen in Elektronischen Communities Einflussfaktoren für die Zufriedenheit mit der Nutzung von Avataren im Rahmen einer virtuellen Community
Unternehmen Entwicklung und Techniknutzung von Home Offices / Small Offices
Netzwerk/ Community Soziale Struktur von sog. Networks of Practice Netzwerk Wachstumsentwicklung von Peerto-PeerNetzwerken -
Mitarbeiter Persönliche Eigenschaften und Vertrauen in virtuelle Kollaboration -
Unternehmen Teamperformanz, Effektivität von virtuellen Teams
-
Unternehmen Konkrete Gegenstände der interorganisationalen Koordination/Kooperation Fragestellungen mit Fokus auf interorganisationale Beziehungen (Wertkette punktuell) Fragestellungen mit Fokus auf Wertkette als Ganzes (mehrstufig) Unternehmen Einfluss- und Erfolgsgrößen Fragestellungen zu EGovernement Fragestellungen zu Unternehmen im e-Commerce (insb. Kundenbeziehung, Preisbildung und Geschäftsmodelle für digitale Güter) Marktteilnehmer Wettbewerbsstrategien Vertrauen Marktbetreiber Marktstrukturen und -modelle Techn. Integration Ökonomische Perspektive des Marktes Ökonomische Markteffizienz
-
Unternehmen Einfluss einer virtual Community auf die Produktentwicklung
Unternehmen Erfolgsfaktoren einer virtuellen Lehr/Lernkooperation von Universitäten
Community Arten von Interaktionen in elektron. Diskussionsgruppen Wissensteilung/weiterleitung in einer Community Team Aufgabenkoordination in globalen, virtuellen Teams -
IT-ERMÖGLICHTE GESCHÄFTSSZENARIEN
(ID 1979): - B2B E-COMMERCE (ID 2095)
- B2C E-COMMERCE (ID 2094)
Konsument Nutzung von InternetShops/Diensten (Absicht, Einstellung, Wahrnehmung) Nutzung mobiler Dienste Preisgabe von persönlichen Daten
- ELEKTRONISCHE MÄRKTE (ID 1609)
-
-
-
MAKRO-ÖKONOMISCHE, GESELLSCHAFTLICH-KULTURELLE PERSPEKTIVE VERSCHIEDENE NUTZUNGSSZENARIEN (ID 1308)
Tabelle 47:
IS in Entwicklungsländern Produktivität eines Landes/einer Branche Kulturelle Aspekte der IS-Nutzung
Konkrete Handlungskontexte (Nutzungsszenarien), Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext ANWENDUNG VON IS (Fortsetzung)
6.2.1.2 Handlungskontext: Management von IS Im Bereich MANAGEMENT VON IS werden anhand des Gegenstandes, auf welchen sich das Management richtet, neben einer SONSTIGES-Kategorie, vier konkrete Handlungskontexte un-
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
179
terschieden (siehe Tabelle 48). Das Management kann sich auf die IT-ABTEILUNG BZW. DEREN MITARBEITER richten oder sich auf die Anwendungssysteme und Informationstechnologien im Unternehmen beziehen (MANAGEMENT DER IS/IT DES UNTERNEHMENS). HANDLUNGSKONTEXT
Individuumsperspektive
Organisationsperspektive
MANAGEMENT DER ITABTEILUNG/MITARBEITER (ID 215)
Nutzer (= allg. Mitarbeiter) Evaluation der ITMitarbeiter
Unternehmen Budget/ Verrechnungspreise Personalplanung Organisation/ Governance
MANAGEMENT VON IS/IT (ORGANISATIONSINTERNE IS/IT) (ID 92)
IT-Mitarbeiter Einflussfaktoren für die Auswahl von IT/IS (Anbietern)
Unternehmen Evaluation möglicher IT-Investitionen (ex-ante) zur Entscheidungsfindung (auch: Auswahl von IT/IS) Evaluation von IT-Investitionen/-Nutzung bzgl. Auswirkung auf Effektivität/Effizienz und ökonomische Erfolgsgrößen (ex-post) Management der IT-Produkte Strategische Ausrichtung am Unternehmen (alignment) Strategische IS/IT Planung Auswirkung von IT/IS auf Organisationsstrukturen
MANAGEMENT VON IS/IT AN DEN GRENZEN DES UNTERNEHMENS (ID 2121)
-
Unternehmen Sicherheit/Risikomanagement (IT-spezifische Risiken) Internet-spezifische Risiken Datenschutz
MANAGEMENT DES ITOUTSOURCING (ID 91)
IT-Mitarbeiter/Management Erwartungen, Zufriedenheit bzgl. Outsourcing
Klient Einflussfaktoren, Gestaltung, Bewertung der Outsourcing-Beziehung Auswahl von IT/IS (-Anbietern) Anbieter Wissensteilung Anbietercharakteristiken, -strategien IT-Tochtergesellschaften Geschäftsmodelle für Application Service Provider
SONSTIGES (ID 827)
Tabelle 48:
Elemente der Software Operations Support Expertise (ID 244) Marktwerteffekt der Schaffung einer neuen CIO-Stelle (ID 251) Organisationale Maßnahmen zur Förderung von Anwendervorschlägen (ID 218) Relevanz des IT-Managements für IT-unterstützte Kundenorientierung (ID 841)
Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext MANAGEMENT VON IS (ID 9)
Spezifische Managementfragestellungen bezüglich der IS/IT AN DEN GRENZEN DES UNTERNEHMENS sind in einem zusätzlichen Teilbaum separat vom allgemeinen Bereich des MANAGEMENTS VON IS/IT abgebildet. Dies erlaubt die gesonderte Betrachtung von solchen Fragestellungen u. a. zu IT-Sicherheit und Datenschutz, die sich erst durch den Zugriff auf betriebliche IS/IT von Personenkreisen außerhalb des Unternehmens – typischerweise Kunden oder Lieferanten – ergeben. In einem weiteren eigenen Teilbaum ist der spezifische Handlungskontext IT-OUTSOURCING, abgebildet, der zu den zuvor genannten Handlungskontexten zwar inhaltliche Überschneidun-
180
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
gen aufweist, jedoch die prägenden kontextspezifischen Sichten des Outsourcing-Klienten und -Anbieters berücksichtigt. Im Teilbaum MANAGEMENT VON IS ist die Organisationsperspektive vorherrschend. Die inhaltliche Breite der jeweiligen Fragestellungen ist in Tabelle 48 angedeutet. Es finden sich jedoch auch vereinzelte Fragestellungen aus Individuumsperspektive, beispielsweise im Handlungskontext des MANAGEMENTS DER IT-ABTEILUNG BZW. -MITARBEITER zur Zufriedenheit der IT-Mitarbeiter oder zur Einstellung der sonstigen Mitarbeiter bezüglich der Leistung der IT-Abteilung. Vier Beiträge, die sich im weiteren Sinne auf das IS-Management beziehen, lassen sich den bisherigen Kategorien nicht zuordnen. Für diese ist eine SONSTIGES-Kategorie mit vier Blattkategorien eingerichtet. 6.2.1.3 Handlungskontext: Entwicklung/Einführung/Wartung von IS Der letzte Teilbaum zu IT-bezogenen Handlungskontexten gruppiert die drei Handlungskontexte EINFÜHRUNG, ENTWICKLUNG und WARTUNG VON IS (siehe Tabelle 49, S. 181). Der Bereich EINFÜHRUNG VON IS schließt die Tätigkeit der Konfiguration von Standardanwendungssoftware mit ein; somit werden hier Fragestellungen zu aLLGEMEINEN ISEINFÜHRUNGSPROJEKTEN unterschieden von speziellen Fragestellungen, die insbesondere in Einführungs- und Konfigurationsprojekten für betriebliche Standardsoftware (ERPEINFÜHRUNGSPROJEKTE) relevant sind. Neben Beiträgen aus der Perspektive der (zukünftigen) Anwender und des einführenden Unternehmens findet sich ein Beitrag aus der Perspektive des sozialen Systems (Klient-Anbieter-Beziehung). Zudem sind verschiedene Beiträge als konstituierende Aufgabe eingeordnet: Sie schlagen Vorgehensweisen für die konkrete Durchführung von Projektaufgaben vor; diese beziehen sich auf die gegenseitige Anpassung von Organisation und ERP-System sowie die Benutzerschulung. Im Bereich ENTWICKLUNG VON IS sind die konstituierenden Aufgaben der Softwareentwickler und der IT-Projektmanager auf oberster Ebene eingeordnet, da sie für alle konkreten Handlungskontexte in gleicher Weise relevant – und konstituierend – sind. Dem allgemeinen Handlungskontext SOFTWAREENTWICKLUNGSPROJEKT kommt hier die größte Bedeutung zu. Nur vereinzelte Beiträge sind den beiden weiteren Handlungskontexten – INTEGRATIONSPROJEKTE NACH MERGERS & ACQUISITIONS und SOFTWAREENTWICKLUNG IN OPEN-SOURCE ENTWICKLERNETZWERKEN zugeordnet. Nichtsdestotrotz empfiehlt deren spezielle Ausrichtung jeweils die Bildung einer eigenen Kategorie, um die für den jeweiligen Handlungskontext spezifischen Fragestellungen abzubilden. Neben diesen drei projektbezogenen Handlungskontexten gibt es noch eine kleine Anzahl von Fragestellungen, die sich zwar auf den Bereich ISEntwicklung bezieht, jedoch auf keinen Projekt-Kontext (WEITERE FRAGESTELLUNGEN).
181
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
Beiträge zum Handlungskontext WARTUNG VON IS finden sich sowohl aus Unternehmenssicht, beispielsweise zur Softwareflexibilität (nach der Einführung), als auch als konstituierende Tätigkeiten, hier mit methodischen Hinweisen zum Daten-Reengineering und zum Wartungsaufwand. HANDLUNGSKONTEXT EINFÜHRUNG VON IS IM UNTERNEHMEN (ID 7) ɘ ALLG. ISEINFÜHRUNGSPROJEKTE (ID 2211) ɘ ERPEINFÜHRUNGSPROJEKTE (ID 2210)
ENTWICKLUNG VON IS (ID 6) ɘ INTEGRATIONSPROJEKTE NACH MERGERS & ACQUISITIONS (ID 2252) ɘ SOFTWAREENTWICKLUNG IN OPENSOURCE ENTWICK-
Individuumsperspektive (zukünftige) Anwender
Organisationsperspektive Unternehmen
(ID 2186) SOFTWAREENTWICKLUNGSPROJEKTE
(ID 2187)
Konstituierende Aufgaben/ Tätigkeiten Berater
Bilder von Technologien
Einflussfaktoren für Einführungserfolg
-
Benutzerschulung
wahrgenommenes Eingehen der Entwickler auf die Anforderungen der Anwender
Einflussfaktoren für Einführungserfolg Fragestellungen zur Anpassung von Organisation und ERP-System
Berater-AnbieterBeziehung Beziehung zwischen Klient und Berater bei der Konfiguration
Gegenseitige Anpassung von Organisation und ERP-System
-
Open-Source-Entwickler Wahrgenommene Kriterien für den Erfolg
Unternehmen Erfolgsfaktoren für postmerger Integrationsprojekte -
LERNETZWERKEN
ɘ
Perspektive des sozialen Systems
(zukünftige) Anwender Diagrammverständlichkeit Entwickler/Team-Mitglied Barrieren der Wiederverwendung Wahrnehmung von Teamkonflikten Projektmanager Entscheidungsstile von Projektmanagern
Unternehmen Erfolgskriterien für SWEntwicklungsprojekte Effektive Anwendung von Entwicklungsmethoden Maßnahmen und Metriken für die Qualität des Entwicklungsprozesses Einschätzung technischer Herausforderungen Umgang mit Schwierigkeiten und Risiken, Projektscheitern
-
Entwickler-Netzwerk Gruppendynamik in Open-Source Entwicklernetzwerken Projekt-Team Gruppeninteraktion Kooperative Arbeitsformen Kommunikationsnormen für die Koordination
Entwickler (ID 2202) Aufgaben im Entwicklungsprozess (insb. Ansätze der SW-Entwicklung, konzeptuelle Modellierung) Lösung von allg. informationstechnischen Problemen unabhängig von Anwendungsbezug Projektmanager (ID 76) Aufgaben im Projektmanagement
Anbieter/Entwickler Umgang mit Problemen auf der Client-Seite Klient/Kunde Einflussfaktoren für die Entscheidung zur Weiterführung von ITProjekten ɘ
WEITERE FRAGESTELLUNGEN
(ID 2190)
IT-Berater/-Entwickler Handlungskompetenz für IS-Projekte in Drittweltländern
IT-Entwicklungsfirmen Verbreitung Objektorientierter Sprachen Nicht-IT-Unternehmen mit IT-Abteilung Jahr 2000 Probleme
WARTUNG VON IS (NACHEINFÜHRUNG-PHASE) (ID 238)
Tabelle 49:
Unternehmen Flexibilität von Software und Teamperformanz Gemeinsame (Weiter-) Entwicklung von IS und Organisation
Entwickler DatenReengineering Metriken zum Wartungsaufwand
Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext ENTWICKLUNG/EINFÜHRUNG/ WARTUNG VON IS (ID 1963)
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
182
6.2.1.4 Handlungskontext: (Neu-)Entwurf von Organisation/Reorganisation Für den Handlungskontext (NEU-)ENTWURF VON ORGANISATION / REORGANISATION (INSB. BETRIEBLICHE PROZESSE, WORKFLOWS finden sich hauptsächlich Beiträge aus der Perspektive der konstituierenden Aufgaben, einige Beiträge aus Organisationsperspektive und nur ein einzelner Beitrag aus Individuumsperspektive (siehe Tabelle 50). HANDLUNGSKONTEXT
Individuumsperspektive
Organisationsperspektive
(NEU-)ENTWURF VON ORGANISATION / REORGANISATION (INSB. BETRIEBLICHE PROZESSE, WORKFLOWS) (ID 2173)
Seniore Manager (1) Einstellung zu BPR
Unternehmen Erfolgsfaktoren für BPR Effektivität der Werkzeugunterstützung für BPR
Tabelle 50:
Konstituierende Aufgaben/ Tätigkeiten Berater BPR-Projekte anleiten Geschäftsprozesse und Workflows neu entwerfen Neue Geschäftsprozesse einführen
Perspektiven und Fragestellungen im Handlungskontext (NEU-) ENTWURF VON ORGANISATION /REORGANISATION (ID 2173)
Bei den hier gewählten Kategorienbezeichnern wird das Bemühen deutlich, Schlagworte wenn möglich zu vermeiden. In allen Perspektiven findet sich zwar das Schlagwort Business Process Reengineering (BPR). Es gibt jedoch zusätzliche Fragestellungen (bzw. korrespondierende Arbeiten), die zwar auch Aspekte der Reorganisation im betrieblichen Umfeld thematisieren, jedoch das Schlagwort BPR nicht nutzen (z.B. der Entwurf von Geschäftsprozessen). Daher scheint es angemessen, für den Wurzelknoten dieses Teilbaums einen Bezeichner zu wählen, der den zentralen Handlungskontext unabhängig vom hier dominanten Schlagwort BPR beschreibt. 6.2.1.5 Ökonomischer Handlungskontext von IT-(nahen) Unternehmen Neben den bislang genannten IT-bezogenen Handlungskontexten gibt es weitere Fragestellungen, die sich auf solche Unternehmen beziehen, deren Geschäftsmodell stark auf Informations- und Kommunikationstechnologien bzw. IS baut. Aufgrund des spezifischen inhaltlichen Schwerpunktes auf ökonomische Fragestellungen – unabhängig von der Anwendung, dem Management oder der Entwicklung von IS bzw. unabhängig von Reorganisationsmaßnahmen – werden die entsprechenden Arbeiten in einem gesonderten Teilbaum zusammengefasst: ÖKONOMISCHE FRAGESTELLUNGEN ÜBER IT- BZW. IT-NAHE UNTERNEHMEN ODER DIE ENTSPR. MÄRKTE. Grundsätzlich ist zu sagen, dass hier ein relativ breites Spektrum betriebswirtschaftlicher Fragestellungen für verschiedene Branchen abgedeckt wird (siehe Tabelle 51). Fragestellungen zu IT-FIRMEN UND TELEKOMMUNIKATIONSUNTERNEHMEN werden dabei differenziert von Fragestellungen zu INFORMATIONS-/ KOMMUNIKATIONSFIRMEN, deren Geschäftsmodell zwar wesentlich auf den IS/IT-Einsatz baut, sich jedoch auf kein spezifisches IT-Artefakt bezieht; dazu gehören beispielsweise Dienstleister im Finanzbereich oder Anbieter mobiler Services.
183
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
Eine weitere Differenzierung von Unterkategorien erscheint aufgrund der geringen Anzahl zugeordneter Publikationen (insgesamt 33) nicht sinnvoll. HANDLUNGSKONTEXT IT-(NAHE) UNTERNEHMEN (ID 1467) ɘ IS/IT/TELCO FIRMEN (ID 1980)
ɘ INFORMATIONS-/ KOMMUNIKATIONSFIRMEN (ID 1981)
Tabelle 51:
Organisationsperspektive Auswirkung der Bekanntgabe von IT Investitionen auf Aktienwert oder Umsatz (ID 311) Einflussfaktoren für Umsatz und Überleben kleiner Internet-Firmen Peer-to-Peer-Geschäftsmodelle für Streaming-Medien Marketing für kleine Softwarefirmen (…) Geschäftsmodelle von mobile Services Auswirkung der IT auf Finanzdienstleister (…)
Marktperspektive -
Markt für Internet Search Engines Netzwerkeffekt in Softwaremärkten (…) -
Perspektiven und Fragestellungen im ökonomischen Handlungskontext von IT-(NAHEN) UNTERNEHMEN (ID 1467)
Die Fragestellung der Auswirkung der „Bekanntgabe von IT-Investitionen auf den Aktienwert oder Umsatz“ von Aktiengesellschaften ist hier ebenfalls eingeordnet. Zwar wird von den Autoren der insgesamt acht hier zugeordneten Beiträge keine genaue Branche der betrachteten Unternehmen angegeben. Aber aufgrund des Untersuchungsgegenstandes wird angenommen, dass IS/IT für das Geschäftsmodell der entsprechenden Unternehmen von zentraler Bedeutung ist. 6.2.2
Handlungskontexte ohne IT-Bezug
Zwar beschäftigt sich der überwiegende Teil der Forschungsarbeiten im ISR mit den soeben erläuterten IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTEN. Es gibt jedoch eine kleine Anzahl Arbeiten (im vorliegenden Korpus ca. 2 %), die Handlungskontexte untersuchen, in denen IS/IT keine spezifische Rolle spielen. Im entsprechenden Teilbaum HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG werden vier Themenbereiche unterschieden, die durch abstrakte Kategorien abgebildet sind (siehe Tabelle 52):
1
Fragestellungen zu FORMEN DER KOMMUNIKATION UND KOLLABORATION, die sich auf keinen IT-spezifischen Handlungskontext beziehen (auch nicht auf IT-Projekte),
Fragestellungen zu INFORMATIONEN UND MÄRKTEN, die zwar im weitesten Sinne mit Information zu tun haben, aber keine IT-spezifischen Aspekte untersuchen,
Fragestellungen, die sich dem weiten Themenbereich des WISSENSMANAGEMENTS1 zuordnen lassen, jedoch Aspekte der Konzeptualisierung von Wissen, der Wissensent-
Andere, IT-bezogene Fragestellungen zum Thema Wissensmanagement finden sich im Teilbaum ANWENDUNG VON IS (siehe Tabelle 47 auf Seite 178).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
184
stehung und der Maßnahmen des Wissensmanagement betrachten, die vom Einsatz bzw. von den Eigenschaften von IS/IT vollständig abstrahieren,
ÖKONOMISCH-MATHEMATISCHE FRAGESTELLUNGEN, welche allgemeine betriebswirtschaftliche Probleme adressieren, die sich auf keinen IT-spezifischen Handlungskontext beziehen.
Tabelle 52 listet für jeden genannten Bereich jeweils zwei exemplarische Fragestellungen1 auf. In der zusätzlichen Kategorie SONSTIGES finden sich weitere betriebswirtschaftliche und philosophische Arbeiten, die auf Informationen bzw. auf IT nur im weitesten Sinne Bezug nehmen, dazu gehören „Philosophische Untersuchung von Technologien und menschlichem Handeln“ und „Einschätzung der strategischen Relevanz von Informationen über die Unternehmensumwelt“. HANDLUNGSKONTEXT HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG (ID 2046) ɘ FRAGESTELLUNGEN ZU FORMEN DER KOMMUNIKATION/KOLLABORATION/KOOPERATION (OHNE IT-BEZUG) (ID 2361) ɘ FRAGESTELLUNGEN ZU INFORMATIONEN UND MÄRKTEN (ID 14)
ɘ WISSENSARBEITER/WISSENS/IDEENENTSTEHUNG/MAßNAHMEN DES WM (OHNE IT) (ID 2335) ɘ
ÖKONOMISCH-MATHEMATISCHE FRAGESTELLUNGEN (OHNE IT-BEZUG) (ID 2359)
ɘ SONSTIGES (ID 1189)
Tabelle 52:
6.2.3
Fragestellungen (Beispiele) Kommunikationsformen und -attribute in Organisationen Koordination und Kollaboration in verteilten, multidisziplinären Forschungsprojekten Auswirkung der Erstemmission über das Internet auf den Aktienwert Bündelung von Versicherungsleistungen zum Schutz gegen Diskriminierung Praktiken des sich Informierens von Wissensarbeitern (Individuumsperspektive) Mentoring und Storytelling zum Wissenstransfer (Organisationsperspektive) optimale Auswahl/Kombination von ZeitschriftenTarifmodellen für Bibliotheken ökonomische Bewertung von Informationen Philosophische Untersuchung von Technologien und menschlichem Handeln Einschätzung der strategischen Relevanz von Informationen über die Unternehmensumwelt
Fragestellungen im Teilbaum HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG (ID 2046)
IT-nahe Artefakte
Der Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE bildet einerseits Abstraktionen von IT-nahen Artefakten selbst ab: dazu gehören u. a. Sprachen, wie UML, IT-nahe Standards, wie XML und Anwendungssystemklassen, wie beispielsweise Workflowmanagementsysteme. Dies erlaubt es, den Beiträgen, die sich mit IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTEN beschäftigen (hier also bereits mindestens eine primäre Zuordnung existiert), als ergänzende Information das im Handlungskontext jeweils betrachtete IT-Artefakt zuzuordnen. Andererseits bildet der Teilbaum ITNAHE ARTEFAKTE Fragestellungen ab, die – weitestgehend unabhängig von konkreten Hand-
1
Den in Tabelle 52 angegebenen exemplarischen Blatt-Kategorien ist i. d. R. nur ein einzelner Beitrag zugeordnet.
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
185
lungs- oder Anwendungskontexten – Konzepte und Abstraktionen von IT-Artefakten als primären Forschungsgegenstand betrachten; beispielsweise die Frage danach, ob XML für einen bestimmten Zweck geeignet ist. Diese Fragestellungen sind den zugehörigen Konzepten in der Baumstruktur (hier XML) jeweils untergeordnet. Die drei zentralen Teilbäume gruppieren gleichartige IT-Artefakte (siehe Abbildung 13, S. 153). Sie werden in den nachfolgenden Unterkapiteln einzeln vorgestellt: (SEMI-) FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE (siehe Kapitel 6.2.3.1), ANWENDUNGSSYSTEME (siehe Kapitel 6.2.3.2) und KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN (siehe Kapitel 6.2.3.3). Zuvor jedoch einige Anmerkungen zu Beiträgen mit IT-Artefaktbezug, die nicht diesen drei Teilbäumen zugeordnet sind: Es gibt eine relativ kleine Anzahl Beiträge, in deren Beschreibung keine konkrete Technologie bzw. Anwendungssystemklasse benannt wird, sondern – von den Autoren – allgemeine Bezeichner verwendet werden. Der Teilbaum NICHT AUSDIFFERENZIERTE SICHTEN AUF IUK TECHNOLOGIEN bildet daher die entsprechenden Begriffe ab (u. a.: „IS-Infrastruktur”, „Kommunikationstechnologien“ und „Web-Technologien“). Darüber hinaus findet sich eine kleine Anzahl von Begriffen, die als IT-nahe Artefakte interpretiert werden können, sich jedoch keinem der vier genannten Teilbäume zuordnen lassen. Für diese ist eine eigene Kategorie SONSTIGE vorgesehen. Beispiele für hier eingeordnete ITArtefakte sind „LEO - Lyon's Electronic Office (ID 1346)“, „Open Source Software (ID 520)“1 und „PC“. Beiträge, die den Umgang mit Herausforderungen der Softwareentwicklung weitestgehend unabhängig von einem konkreten Anwendungsfall, Anwendungssystem, einer konkreten Technologie oder (semi-) formalen Sprache behandeln, sind dem Teilbaum ENTWICKLUNG VON IS (in IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE) untergeordnet. Im Umkehrschluss lässt sich folgern: Ist einem Beitrag kein konkretes IT-nahes Artefakt aus dem Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE oder aus dem Teilbaum ENTWICKLUNG VON IS zugeordnet, dann wird in diesem Beitrag kein bestimmtes IS bzw. IT-nahes Artefakt betrachtet. Ein möglicher Bezug zu IS/IuK im Allgemeinen lässt sich dann ggf. von dem zugeordneten Handlungskontext ableiten. 6.2.3.1 (Semi-) formale Sprachen und Konzepte Die Kategorie (SEMI-) FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE beinhaltet drei Teilbereiche: (1) formale Sprachen bzw. Strukturen, wie beispielsweise Graphen und Petri-Netze, (2) semiformale Sprachkonzepte bzw. diesbezügliche Fragestellungen (z. B. ER-Modell, sprachbezogene Fragen zur Prozessmodellierung) sowie (3) eine Kategorie zu XML und darauf basierenden Austauschstandards. 1
Dass es zur Blattkategorie „Open Source Software“ nur eine einzige Zuordnung gibt, bedeutet nicht, dass es nur einen Beitrag zum Thema Open Source Software gibt. Sondern es gibt nur einen Beitrag, der sich mit Open Source Software als IT-Artefakt beschäftigt, nämlich mit Open Source Software als Grundlage der Entwicklung eines betrieblichen Informationssystems.
186
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
Tabelle 53 listet die jeweiligen Sprachen und Konzepte sowie konkrete Fragestellungen weitestgehend vollständig auf. Es wurde nur an einer Stelle – aus Platzgründen – gekürzt; dies ist durch „(…)“ gekennzeichnet. Die in der linken Spalte angegebenen Kategorien sind überwiegend nicht abstrakt, außer solche Kategorien, die laut Bezeichner „Fragestellungen“ gruppieren. KATEGORIE Blattkategorien FORMALE SPRACHEN/STRUKTUREN (ID 2305) ɘ GRAPHEN / BÄUME (ID 582) Beschreibung operationaler Entscheidungsfindung als Kontextgraph (primär) (ID 2275) linguistische Verfahren zum Aufdecken von Täuschungen in computer-unterstützter Kommunikation (primär) (ID 981) Multi-trees (ID 2321) ɘ ONTOLOGIEN (ID 1125) Das Konzept der ontologischen Distanz (ID 2294) Lösung von Anwendungsproblemen mit IS basierend auf Ontologien (primär) (ID 2292) RDF (ID 1413) Regeln von Webseiten automatisch ableiten (primär) (ID 1836) Ähnlichkeitsmaße für Ontologien (ID 1848) Integration von Konzepten der Objektorientierung und von Petriɘ PETRI NETZE (ID 60) Netzen (ID 2284) SEMI-FORMALE MODELLIERUNGSKONZEPTE/-SPRACHEN (ID 63) ein ER-Modell für Kennziffernsysteme in Krankenhäusern (ID 2372) ɘ ANWENDUNGSDOMÄNENSPEZIFISCHE ein konzeptuelles Datenmodell für ein Produktionscontrolling KONZEPTE / SPRACHEN (ID 66) (ID 2369) ein Referenzmodell für die Planung von e-Learning im Unternehmen (ID 2373) Modellierung von Veränderungen (Ziele, Entscheidungen) im Unternehmen (ID 2059) Wissensnetzwerke: Modellierung und Organisation von Wissen in einer Unternehmensberatung (ID 2072) (…) ɘ OBJEKTORIENTIERTE KONZEPTE/ SPRACHEN (ID 1576) ɘ FRAGESTELLUNGEN ZU SPRACH Eine formale Semantik für EPKs (ID 2291) KONZEPTEN DER PROZESSMO Geschäftsregel-basierte Prozess- /Workflowmodelle (ID 1376) DELLIERUNG (ID 64) Transaktionskonzept für Workflows (ID 2039) ɘ FRAGESTELLUNGEN ZU SPRACH Datenmodelle ergänzt um Erklärungen (ID 1918) KONZEPTEN DER (DATEN-) MO Meta-Sprachkonzepte (ID 1391) DELLIERUNG (ID 65) Vor- und Nachteile optionaler Eigenschaften (ID 626) ɘ KONZEPTUELLE MODELLIERUNGS ER Modell (ID 710) SPRACHEN (ID 2304) UML (ID 56) AUSTAUSCHSTANDARDS / XML (ID 2401) ɘ AUSTAUSCHSTANDARDS (ID 455) Austauschformate für Produkte (ID 457) Austauschstandards für den Bereich e-learning (ID 437) Kommunikationsprotokolle (ID 608) Konvertierung versch. XML-basierter Austauschstandards (ID 1503) anwendungsdomänenspezifische XML-Schema/-Sprachen ɘ XML (ID 54) (ID 2308) Einschätzung der Angemessenheit für XML als Basis für digitale Lernunterlagen (ID 2302) Stand der Verwendung von XML in Managementunterstützungssystemen (ID 2296)
Tabelle 53:
Kategorien im Teilbaum (SEMI-)FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE (ID 46)
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
187
6.2.3.2 Anwendungssysteme Tabelle 54 und Tabelle 55 listen die im Teilbaum ANWENDUNGSSYSTEME erfassten Kategorien strukturiert nach dem intendierten Anwendungszweck sowie gegebenenfalls hinsichtlich verschiedener Nutzerrollen der jeweiligen Anwendungssystemklasse auf (siehe Kapitel 6.1.1.6). Die Kategorien der ersten und zweiten Konkretisierungsstufe sind abstrakt. Die in der dritten Spalte angegebenen Kategorien sind teilweise durch spezifische Anwendungssysteme weitergehend konkretisiert. Es lassen sich ANWENDUNGSSYSTEME FÜR MANAGER BZW. ENTSCHEIDER von Anwendungssystemen unterscheiden, die in bestimmten betrieblichen Funktionen oder Branchen eingesetzt werden (MITARBEITER EINER BESTIMMTEN BETRIEBLICHEN FUNKTION bzw. MITARBEITER IN EINER BESTIMMTEN BRANCHE).
Verschiedene Anwendungssysteme lassen sich eindeutig dem Unternehmenskontext zuordnen, jedoch keiner spezifischen betrieblichen Funktion oder Branche (MITARBEITER (UNABHÄNGIG VON BETRIEBLICHER FUNKTION), dazu gehören u.a. „Contentmanagementsysteme“, „ERP-Systeme“, die typischerweise funktionsübergreifend eingesetzt werden, und „Gruppenunterstützungssyteme“. Eine Reihe weiterer Systeme bzw. Algorithmen ist der Kategorie SONSTIGE BETRIEBLICHE IS untergeordnet; den jeweiligen Beiträgen ist gemein, dass der konkrete Nutzungskontext nicht näher spezifiziert ist oder ausschließlich ein bestimmtes Unternehmen betrifft (siehe „IS für Wirtschaftsprognosen (ifo)“). Neben den betrieblichen Anwendungssystemen gibt es eine breite Vielfalt an Anwendungsklassen, die keinen spezifischen Bezug zum betrieblichen Umfeld aufweisen (siehe Tabelle 55). Hier finden sich im Handlungskontext KONSUM insbesondere „Web-basierte Anwendungssysteme”. Für NICHT-KOMMERZIELLE HANDLUNGSKONTEXTE gibt es weitere Web- bzw. Internet-basierte Anwendungen (z. B.: „E-Mail“ oder „Community-Systeme“), die zwar auch im betrieblichen Kontext genutzt werden, jedoch nicht spezifisch für diesen entwickelt sind (ANWENDER ALLG. BETRIEBLICH UND PRIVAT). „e-Learning Software“ richtet sich an die spezifische Gruppe der LEHRENDEN UND LERNENDEN. Zu Anwendungssystemen, die primär für die private Nutzung (PRIVATPERSON) vorgesehen sind, gehören „File-Sharing Systeme“ und „vergnügungsorienterte IS“ (d. h. Computerspiele). Ein „System zur Unterstützung elektronischer Wahlen“ ist ebenfalls der Nutzerrolle PRIVATPERSON zugeordnet, da bei der Nutzung dieses Systems durch die Wähler kommerzielle Interessen nicht im Vordergrund stehen, sondern das Wählen als stimmberechtigtes Individuum durchgeführt wird.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
188
HANDLUNGSKONTEXT DER ANWENDUNG UNTERNEHMEN (ID 2399)
NUTZERROLLE MANAGER/ ENTSCHEIDER IM UNTERNEHMEN (ALLE BRANCHEN) (ID 2394)
MITARBEITER (UNABHÄNGIG VON BETRIEBLICHER FUNKTION) (ID 2389)
MITARBEITER EINER BESTIMMTEN BETRIEBLICHEN FUNKTION (ID 1154)
MITARBEITER IN EINER BESTIMMTEN
BRANCHE (ID 2384)
UNBESTIMMT: Sonstige betriebliche IS/Algorithmen für die Lösung von Anwendungsproblemen (ID¨2323)
Tabelle 54:
Anwendungssystemgruppen bzw. -klassen (teilw. mit Unterkategorien) Decision Support Systems (ID 41) Entscheidungsunterstützende Systeme (ID 40) Executive Support Systems (ESS) (ID 1132) Expertensysteme (ID 464) Geographical Information Systems (GIS) (ID 206) Group Decision Support Systems (ID 42) Management Accounting Information Systems (ID 1204) Management- Unterstützungssysteme (ID 354) Regelbasierte Systeme (ID 599) Wissensbasierte Systeme (ID 43) Contentmanagementsysteme (ID 36) Dokumentenmanagementsysteme (ID 2351) ERP - Systeme / betriebl. Standardanwendungssoftware (ID 39) Firmen-Intranet (ID 552) Group Support Systems (GSS) (ID 208) IS zur Unterstützung der Modellierung und des Managements von Prozessen (ID 2397) Wissensmanagement-Systeme (ID 468) Anwendungssysteme an Schnittstellen der Organisation (Märkte, Beschaffung, Verkauf) (ID 1157) Finanzinformationssysteme (ID 1700) Logistik (ID 1155) Marketing IS (ID 1971) Personalinformationssysteme (ID 385) Anwendungssysteme für die Finanzwirtschaft (ID 2385) Anwendungssysteme für Produktionsunternehmen (ID 1159) Bibliotheksinformationssystem (ID 1239) IS für Hochschulen (ID 2395) Krankenhaus IS casemix (ID 1575) Marktinformationssystemen in der Energiebranche (ID 1518) Medienproduktion und -verwaltung (ID 1156) Telemedicine IS (ID 782) Thesaurus-basiertes IS zur Analyse von Kriminalinformationen (primär) (ID 2295) Ansätze zur Konfiguration von Einbruchmeldesystemen und deren Kosten (primär) (ID 1822) ein IS für Wirtschaftsprognosen (ifo) (ID 2356) ein System zum Austausch von XML Dokumenten zwischen Supply Chain Partnern (primär) (ID 2301) ein System zur Untersützung eines vernetzten Verbesserungsmanagement (primär) (ID 406) Erklärungs- und Visualisierungsmechanismen in einem Modellierungswerkezug zum Verstehen von Datenmodellen (primär) (ID 2279) IS zur Analyse qualitativer Daten aus dem Web (ID 2340) IS zur Lösung von constraint-satisfaction-problems (ID 2367) Relevanz-Angaben bei Information Retrieval (primär) (ID 1649)
Kategorien im Teilbaum ANWENDUNGSSYSTEME (ID 34)
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
HANDLUNGSKONTEXT DER ANWENDUNG KONSUM (ID 2392)
NICHT-KOMMERZIELLE HANDLUNGSKONTEXTE
(ID 2400)
NUTZERROLLE KONSUMENT
ANWENDER ALLG. (BETRIEBL. UND PRIVAT) (ID 2390)
LEHRENDE/ LERNENDE (ID 2391) PRIVATPERSON (ID 2396)
IS-ENTWICKLUNG (ID 2393)
Tabelle 55:
IS-ENTWICKLER
189
Anwendungssystemgruppen bzw. -klassen (teilw. mit Unterkategorien) ein IS zur Unterstützung der Entscheidungshilfe beim Autokauf (ID 1000) Web-basierte Anwendungen (ID 299) allg. betriebliche/kommerzielle Webseiten (ID 633) Diskussions-Boards für Kunden (ID 1755) Web-basierte Anwendungssysteme zur individuellen Unterstützung von Konsumenten (ID 2381) Community-Systeme (ID 1498) E-Mail (ID 52) E-Mail Verteiler (ID 624) Elektronische Nachrichten/Messaging (ID 1598) elektronischer Kalender (ID 1211) Filter für Webseiten (ID 1561) Instant Messenger (ID 1977) Linguistik IS (ID 2398) Office-Anwendungen (ID 1158) Suchseiten / Suchmaschinen (ID 1192) Web Portale (ID 1279) Web-Foren (ID 1261) e-learning software (ID 392) File-Sharing Systeme (ID 512) Music sharing networks (ID 681) System zur Unterstützung elektronischer Wahlen (primär) (ID 2312) Touristen Informations- und Beratungssysteme (ID 2360) Vergnügungsorientierte IS (ID 341) IS zur Unterstützung der Softwareentwicklung und wartung (ID 489, 443, 711) Simulationswerkzeug zur Softwareentwicklung (ID 746) System zur Unterstützung des Entwurfs für Benutzerschnittstellen von Konversationen mit sehr vielen Teilnehmern (primär)
Kategorien im Teilbaum ANWENDUNGSSYSTEME (Fortsetzung)
6.2.3.3 Informationstechnologien Der Teilbaum KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN unterscheidet 15 Technologien bzw. Technologiegruppen. Tabelle 56 zeigt die Vielfalt der betrachteten Technologien; die Kategorien der ersten Konkretisierungsstufe sind nicht abstrakt, d. h. hier sind auch direkte Zuordnungen möglich. Sie reichen von „Agententechnologien“, über „Datenbanken“, „Internet“ und „Multi-Media“ bis zu „Verfahren der Künstlichen Intelligenz/Logik“. Einige Kategorien sind dabei nicht weiter ausdifferenziert (z. B. „Smart Cards“, „Internet“). Die verschiedenen VERFAHREN DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ/LOGIK und MOBILE TECHNOLOGIEN sind dagegen durch Unterkategorien noch weitergehend strukturiert.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
190
KATEGORIE AGENTENTECHNOLOGIEN / MULTIAGENTENSYSTEME (ID 47) CLIENT-SERVER SYSTEME / TECHNOLOGIE (ID 691) DATA MINING (ID 50) DATENBANKEN (ID 591)
EDI (ID 570) HYPERMEDIA (ID 522) INTERNET (ID 576) KONKRETE WEB TECHNOLOGIEN (ID 2403)
MOBILE TECHNOLOGIEN (ID 1445)
MULTI-MEDIA (ID 243)
PEER-TO-PEER TECHNOLOGIEN/NETZWERKE (ID 515) PROGRAMMIERSPRACHEN/-BIBLIOTHEKEN (ID 2404) SMART CARDS (ID 614) TECHNOLOGIEN ZUR ZERTIFIZIERUNG/ DIGITALE UNTERSCHRIFT (ID 427) VERFAHREN DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ/ LOGIK (ID 2405)
Tabelle 56:
Blattkategorien (ökonomische) Koordination in dezentralen Agentensystemen (primär) flexible Workflows in Agenten-basierten verteilten IS (primär) Web Log Mining Modifikation von Daten in probabilistischen relationalen Datenbanken (primär) OLAP-Datenmodell und Algebra Design von EDI-Controls (primär) Financial EDI betriebliche IS um Hypermedia-Ebene ergänzen Flash Intranet Web-Services Austausch von Produkt-/Transaktionsdaten zwischen mobilen Systemen durch ad-hoc Anwendungsintegration (primär) multimedia Nachrichten (MMS) PDAs (Personal Digital Assistants) Positionsortung / ortsbasierte Dienste Textnachrichten (SMS) WAP - WAP- Office-Anwendungen Kommunikationsmedien Video Virtual Reality
Enterprise Java Beans Java 2 Enterprise Edition (J2EE) Programmiersprache Java Case based reasoning Fuzzy logic - Fuzzy Cognitive Maps Genetische Algorithmen/Programmierung Machine Learning - Einsatz von machine-learning Techniken in betrieblichen Anwendungen (primär) Neuronale Netze - Lösung von Anwendungsproblemen mit IS basierend auf neuronalen Netzen (primär) - Regeln aus Neuronalen Netzen extrahieren
Kategorien im Teilbaum KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN (ID 45)
Die Abgrenzung der hier aufgeführten Informationstechnologien zu den Kategorien in den Teilbäumen (SEMI-) FORMALE SPRACHEN/KONZEPTE und ANWENDUNGSSYSTEME erfolgt anhand folgender Kriterien (vgl. Kapitel 6.1.1.5): Algorithmik/technische Umsetzung: Informationstechnologien implizieren denknotwendig formale Sprachen (u. a. zu deren Programmierung und Konfiguration); die hier
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
191
eingeordneten Technologien unterscheiden sich von den Konzepten des Teilbaums (SEMI-)FORMALE SPRACHEN/KONZEPTE jedoch i. d. R. eindeutig durch den expliziten Einbezug einer Algorithmik bzw. einer konkreten technischen Umsetzung1; dies wird beispielsweise bei der Einordnung der Verfahren der Künstlichen Intelligenz als KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIE deutlich. Anwendungsnähe/-spezifität: Die im Teilbaum KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN aufgeführten Begriffe abstrahieren vom konkreten Anwendungszweck und lassen sich so i. d. R. auch eindeutig von der Kategorie der ANWENDUNGSSYSTEME abgrenzen. Als Beispiel seien „Datenbanken“ genannt, welche für eine Vielzahl von Anwendungszwecken einsetzbar sind. Steht in einem Beitrag also eine zentrale Technologie im Vordergrund – und ist kein Bezug zu einer Anwendungssystemklasse ersichtlich – so ist der Beitrag der entsprechenden konkreten TECHNOLOGIE-Kategorie zuzuordnen (z. B. „Agenten“, „Webseiten“, „Data Mining“). Falls eine spezifische Systemeigenschaft im Vordergrund steht, welche durch diese Technologie unterstützt werden soll (z. B. Agenten), so wird dies ggf. als eigene Unterkategorie der entsprechenden Kategorie konkret benannt. Trotz der grundsätzlichen relativen Unabhängigkeit der Informationstechnologien von konkreten Anwendungszwecken sind den Kategorien in diesem Teilbaum auch anwendungsbezogene Beiträge zugeordnet. Diese fokussieren dabei jedoch nicht auf eine Anwendungssystemklasse, sondern auf eine Informationstechnologie im oben beschriebenen Sinne, welche als Mittel zur Lösung eines bestimmten Anwendungsproblems eingesetzt wird. Teilweise sind für diese Beiträge eigene Unterkategorien eingerichtet, z. B. „Lösung von Anwendungsproblemen mit IS basierend auf neuronalen Netzen (primär) (ID 62)“ – in anderen Fällen sind die anwendungsbezogenen Beiträge der Technologie-Kategorie, z. B. „Agententechnologie“ direkt zugeordnet. In der späteren Analyse lässt sich der Anwendungsbezug einheitlich über die entsprechenden kombinierten weiteren Zuordnungen der jeweiligen Publikationen auswerten – beispielsweise anhand eines zusätzlich zugeordneten Handlungskontexts oder einer Anwendungsdomäne. 6.2.4
Sekundäre Informationen zum Forschungsgegenstand
Zur umfassenden Beschreibung des Forschungsgegenstandes können neben den primären Kategorien zusätzliche sekundäre Kategorien verwendet werden. Diese ermöglichen u. a. die Analyse des untersuchten Publikationskorpus im Hinblick auf die Rolle der in den Beiträgen explizierten Branchen, Weltregionen oder Länder.
1
Ontologien – den formalen Sprachen zugeordnet – sind zwar nicht selten eng mit einer Verarbeitungslogik verknüpft, jedoch sind die Ontologiebeschreibungssprachen als formale Sprachen einzuordnen.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
192
Die im Teilbaum SEKUNDÄRE INFORMATIONEN ZUM FORSCHUNGSGEGENSTAND (ID 2149) aufgeführten Aspekte dienen der zusätzlichen Beschreibung des jeweils untersuchten Handlungskontextes. Gemein ist den hier abgebildeten Eigenschaften und Abstraktionen die Unabhängigkeit von dem – jeweils untersuchten – IT-Artefakt. Die Kategorien dieses Teilbaums sind ein Abbild all der Branchen, Regionen und spezifischen Unternehmenstypen, die in den untersuchten Artikeln von den Autoren explizit als für ihre Arbeit relevant hervorgehoben und benannt werden. Das heißt, wenn in dem entsprechenden Teilbaum ein Land nicht aufgeführt ist, bedeutet dies nicht, dass keine Studien in diesem Land durchgeführt wurden, sondern dass es im Publikationskorpus keinen Artikel gibt, der dieses Land explizit als Teil seines Forschungsgegenstandes benennt. Nachfolgend wird zunächst der Teilbaum ANWENDUNGSDOMÄNE vorgestellt, dessen Kategorien grundsätzlich für alle untersuchten Publikationen zur ergänzenden Beschreibung des jeweils untersuchten Handlungskontexts angewendet werden kann. Im Anschluss daran wird ein weiterer Teilbaum vorgestellt, welcher nur für eine bestimmte Teilmenge der untersuchten Beiträge exemplarisch die jeweils identifizierten UNABHÄNGIGEN VARIABLEN systematisiert. 6.2.4.1 Anwendungsdomäne Der Teilbaum ANWENDUNGSDOMÄNE erlaubt die nähere Beschreibung des jeweils untersuchten Handlungskontexts bezüglich folgender Aspekte:1
FUNKTIONEN UND TÄTIGKEITEN (ID 1179) im betrieblichen oder privaten Bereich, die vor bzw. unabhängig von der IT/IS-Nutzung bestehen2 (siehe Tabelle 57)
sowie Angaben zur BRANCHE (siehe Tabelle 58), WELTREGION oder einem speziellen UNTERNEHMENSTYP (siehe Tabelle 59).
Die im untersuchten Publikationskorpus betrachteten TÄTIGKEITEN (ID 1179) lassen sich vornehmlich dem betrieblichen Bereich zuordnen. Sie umfassen ALLGEMEINE ADMINISTRATIVE AUFGABEN BZW. TÄTIGKEITEN, ANWENDUNGSFELDER DER TRADITIONELLEN GRUPPENARBEIT3, BRANCHENSPEZIFISCHE TÄTIGKEITEN, DATEN- ODER INFORMATIONSBEZOGENE TÄTIGKEITEN, LEITUNGS- BZW. MANAGEMENTAUFGABEN und OPERATIVE FUNKTIONEN, wie „Beschaffung“, „Produktion“ und „Finanzwesen“. Da diese Anwendungsbereiche zwar häufig, jedoch nicht in jedem Fall im Hinblick auf die Nutzung von IS betrachtet werden, finden sich die Konzepte
1
Dieser Teilbaum wird von in etwa einem Drittel (456 von 1507) der untersuchten Beiträge genutzt.
2
Fragestellungen zu IT-ermöglichten Handlungskontexten werden grundsätzlich über den entsprechenden Teilbaum im Bereich ANWENDUNG VON IS abgebildet.
3
Durch IT erst ermöglichte Handlungskontexte der Gruppenarbeit werden im Teilbaum ANWENDUNG VON IS VIRTUELLE TEAMS / IT-GESTÜTZTE GRUPPENARBEIT (ID 247) als primäre Forschungsgegenstände abgebildet.
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
193
Anwendungskontext und Nutzerrollen, die zur Strukturierung der betrieblichen Anwendungssysteme verwendet werden (siehe Kapitel 6.2.3), hier nur implizit wieder. Im vorliegenden Teilbaum sind 12 BRANCHEN abgebildet, die teilweise noch in einer weiteren Stufe in verschiedenen Ausprägungen konkretisiert sind (siehe Tabelle 58). Aufgrund ihres spezifischen IT-Bezugs fasst ein gesonderter Bereich IT-HARDWARE UND -SOFTWAREBRANCHEN zusammen; dieser enthält sowohl Kategorien zur IT-spezifischen industriellen Fertigung als auch IT/IS-spezifische Dienstleistungen und -Beratungen. Branchen der INDUSTRIELLEN FERTIGUNG sowie SONSTIGE NICHT IT-SPEZIFISCHE DIENSTLEISTUNGEN/ BERATUNGEN sind zu jeweils eigenen Kategorien zusammengefasst. Daneben finden sich u. a. die Branchen FINANZWIRTSCHAFT, BILDUNGSEINRICHTUNGEN und INSTITUTIONEN DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG. Hier sei betont, dass die Bezeichner für Branchen auf Blattebene den analysierten Beiträgen selbst entnommen sind. Die Zusammenfassung zu Oberkategorien geschah vor dem Hintergrund der in den jeweiligen Artikeln dokumentierten inhaltlichen Ausrichtung. Im Teilbaum zur Beschreibung der REGION BZW. DES LANDES sind insbesondere die Regionen Asien und Europa durch konkrete Länder ausdifferenziert (siehe Tabelle 59). Es werden vier UNTERNEHMENSTYPEN unterschieden: kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) bzw. kleine Unternehmen, multi-divisionale Konzerne, multi-nationale Unternehmen und Unternehmenskooperationen (siehe Tabelle 59).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
194
KATEGORIEN (ABSTRAKT)
Blattkategorien
AUFGABEN/TÄTIGKEITEN IM UNTERNEHMEN (ID 20) ɘ ALLGEMEINE ADMINISTRATIVE AUFGABEN/TÄTIGKEITEN (ID 1958) ɘ ANWENDUNGSFELDER DER TRADITIONELLEN GRUPPENARBEIT (ID 25) ɘ BRANCHENSPEZIFISCHE TÄTIGKEITEN (ID 312)
ɘ DATEN-/INFORMATIONSBEZOGENE TÄTIGKEITEN/AUFGABEN (ID 24)
ɘ LEITUNGS-/MANAGEMENTAUFGABEN (ID 553)
ɘ OPERATIVE FUNKTIONEN (ID 23)
Buchen von Dienstreisen Raumplanung Arbeiten in kooperative Teams Aufdecken potentieller Gruppenkonflikte Brainstorming Förderung der Kreativität Kategorisierung bei der Gruppenarbeit Kollaboration in heterogenen Systemlandschaften Kollaborative Entscheidungsfindung kollaborative Prozesse Kollaborative Verwendung von Software Meetings Projektteams Strukturierte Modellierung Verhandlungen Demontageplanung und -steuerung dezentrale Patientensteuerung Evalulation von Kredit-Risiken Interne Märkte in Kreditinstituten Investment decisions of mining firms Klassifikation und Vorhersage von Krankheitssymptomen (AIDS/HIV) Konkursvorhersagen Meteorologische Vorhersagen Planung von Gebäuden mit komplexen geometrischen Figuren Planung von Richtlinien in der öffentlichen Verwaltung Qualitätssicherung in Bauprojekten Wahlen Dokumente Entscheidungen treffen Information / Wissen Wissen und Wissensarbeit Berücksichtigung von Wirtschaftsprognosen Geschäftsberichterstattung Informationen zur internen und externen Unternehmenssituation Marktanalysen Organisationsgestaltung/-formen Planung und Kontrolle Qualitätsmanagement Strategieplanung strategische Unternehmensführung und Performance Management Beschaffung Fertigung / Produktion Finanzwesen Kundenberatung/-dienstleistungen Logistik Marketing Personalwirtschaft
TÄTIGKEITEN ALS PRIVATPERSON (ID 27) Debatten zu politisch/gesellschaftl. Fragestellungen Nicht-arbeitsbezogene Informations-Aufgaben Unterhaltung im Auto
Tabelle 57:
Kategorien des Teilbaums ANWENDUNGSDOMÄNE – (BETRIEBL.) TÄTIGKEIT/FUNKTION (ID 1179)
195
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
KATEGORIEN
Blattkategorien
BRANCHE (ID 15) ɘ BAU/IMMOBILIEN (ID 2433) ɘ BILDUNGSEINRICHTUNGEN/ HOCHSCHULEN (ID 430)
ɘ FINANZWIRTSCHAFT
(ID 265)
ɘ GESUNDHEIT/ FITNESS (ID 2429)
ɘ HANDEL (ID 2427)
ɘ HUMANITÄRE HILFSORGA-
KATEGORIEN
Architekten Bauwirtschaft Bibliotheken Kindergärten/Vorschulen Universitäten / Fachhoschulen - Business Schools - Virtuelle Hochschulen öffentliche Schulen
ɘ INDUSTRIELLE FERTIGUNG (ID 2426)
Banken Finanzdienstleistungssektor Hypothekenbanken Online-Makler Sparkassen Terminbörsen Unternehmensanalysten Versicherungswirtschaft Krankenversicherungen - Wertpapierhandel
ɘ IT-HARDWARE/SOFTWAREBRANCHE (ID 309)
Fitness-/Sport-Center Gesundheitswesen - Gesundheitsbezogene Dienstleistungen - Krankenhäuser - Pharmaindustrie Bekleidungsverkauf Buchhandel Einzelhandel Tourismusgeschäft - Reisebüros
ɘ LOGISTIKBRANCHE (ID 2430)
-
ɘ SONSTIGE NICHT IT-
NISATIONEN
TURVERSORGER
(ID 2434)
Tabelle 58:
ɘ MEDIENBRANCHE (ID 539)
(ID 2431) Energieversorger/dienstleister Telekommunikationsbranche
SPEZIFISCHE DIENSTLEISTUNGEN/ BERATUNGEN
(ID 1317)
ɘ INFRASTRUK-
Blattkategorien
BRANCHE (FORTS.)
ɘ ÖFFENTLICHE VERWALTUNG (ID 361)
Industrielle Fertigung Automobilindustrie Elektronikindustrie Fertigungsindustrien i. Allg. Konsumgüterindustrie und -handel Luftfahrtindustrie Raumfahrtindustrie Rüstungsindustrie Schiffbau Schwerindustrie Stahlindustrie IT-Hardware-/SoftwareBranche Application Service Providers Computer - Handel EDI - Dienstleistungsanbieter Intermediator für eServices Internet-Service-Provider IT-Beratung IT-Dienstleistungen Online Datenbanken / Informationsanbieter Plattenlaufwerkbranche Prozessor-Hersteller Sicherheitsdienstleister Software-Branche Bahn Güterverkehr
e-Book industry Informationsdienstleister Musikindustrie/Plattenlabels ZeitschriftenVerlagswesen Zeitungsbranche Call Center Personalvermittlung/JobBörsen Steuerberatungsunternehmen Unternehmensberatungen Distriktverwaltung Gemeinderäte Polizei Regierungen der USStaaten USVerteidigungsministerium
Kategorien des Teilbaums ANWENDUNGSDOMÄNE – BRANCHE (ID 15)
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
196
KATEGORIEN
Blattkategorien
REGION (ID 16) ɘ AMERIKA (ID 871)
ɘ ASIEN (ID 751)
Blattkategorien
UNTERNEHMENSTYP (ID 18)
Latein-Amerika Nord-Amerika U.S.A. Brunei Darussalam China Hong Kong Indonesien Japan Korea Singapur Taiwan
ɘ AUSTRALIEN (ID 1117)
-
ɘ ENTWICKLUNGSLÄNDER (ID 17)
Indien Nepal
ɘ EUROPA (ID 872)
ɘ ISRAEL (ID 794)
-
ɘ SAUDI-ARABIEN (ID 719)
-
Tabelle 59:
KATEGORIEN ɘ KMUS (ID 19)
Kleine Unternehmen
ɘ MULTI-DIVISIONALE KONZERNE (ID 703)
-
ɘ MULTI-NATIONALE UNTERNEHMEN (ID 991) ɘ UNTERNEHMENSKOOPERATIONEN (ID 431)
-
-
Deutschland Dänemark Finnland Frankreich Großbritannien Griechenland Holland Spanien
Kategorien des Teilbaums ANWENDUNGSDOMÄNE –REGION, UNTERNEHMENSTYP (ID 16, 18)
6.2.4.2 Exemplarisch: Einflussfaktoren für den Erfolg bzw. die Effektivität von innerorganisationalen IS/IT Studien, welche ihre Untersuchung auf ein Kausalmodell von unabhängigen und abhängigen Variablen reduzieren, sind für die IS-Forschung im betrachteten Publikationskorpus typisch (siehe Kapitel 4.2.5.2 sowie spätere Ausführungen zu Forschungszielen in Kapitel 7.2.1). Die primären Teilbäume zum FORSCHUNGSGEGENSTAND sind inhaltlich an den abhängigen Variablen orientiert. Hier finden sich beispielsweise Kategorien für die Effektivität von IS1 und geschäftsbezogene Erfolgsgrößen2. Im Hinblick auf die Möglichkeit einer späteren vertiefenden Analyse erlaubt ein dedizierter Teilbaum die Zuordnung von Kategorien für unabhängige Variablen. Der Teilbaum EINFLUSSFAKTOREN FÜR DEN ERFOLG/EFFEKTIVITÄT VON IS/IT (ID 412) bildet im untersuchten Korpus analysierte Einflussfaktoren (d. h. unabhängige Variablen) für den geschäftsorientierten Erfolg bzw. die Effektivität von IS/IT in klassischen Handlungskontexten, d. h. in vor IT bereits existenten Anwendungsbereichen, ab.
1
Zum Beispiel „Direkte Erfolgsgrößen der Nutzung von IS/IT (ID 343)“ im Teilbaum ANWENDUNG VON IS.
2
Zum Beispiel „Geschäftsbezogene Erfolgsgrößen (ID 344)“ im Teilbaum MANAGEMENT VON IS.
197
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
Die identifizierten unabhängigen Variablen bzw. Einflussfaktoren lassen sich fünf Oberkategorien zuordnen: •
Persönliche Eigenschaften, Erfahrungen oder Einstellungen von Anwendern
•
Eigenschaften von Aufgaben (die durch IT zu unterstützen sind)
•
Eigenschaften des betrachteten IS
•
Unternehmenseigenschaften
•
Eigenschaften des Unternehmenskontextes (Umwelt, Branche, Wertkette)
Die ausführliche Baumstruktur dieses Teilbaumes wird an dieser Stelle nicht näher erläutert, da er sich nur auf einen kleinen Teil der untersuchten IS-Forschung bezieht und kein direkter inhaltlicher Bezug zu den Forschungsfragen dieser Arbeit besteht. Der interessierte Leser kann die Baumstruktur im Anhang A.5 einsehen. Tabelle 59 veranschaulicht in welchen Kombinationen die Kategorien dieses Teilbaums verwendet wurden. Die Kombinationstabelle ist wie folgt zu lesen: Der Teilbaum EINFLUSSFAKTOREN FÜR DEN ERFOLG … wird in vier verschiedenen Kombinationen genutzt. 10 Artikel, die diesem Teilbaum zugeordnet sind, sind gleichzeitig dem Handlungskontext MANAGEMENT VON IS/IT (ORGANISATIONSINTERNE IS) zugeordnet, jedoch nicht den beiden anderen aufgeführten Teilbäumen (Kombination a). Nur einer ist zusätzlich dem Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE zugeordnet (Kombination b). Die Mehrheit (16 + 20) der Artikel, die einem EINFLUSSFAKTOR (ID 412) zugeordnet sind, ist gleichzeitig einem KLASSISCHEN ANWENDUNGSKONTEXT (ID 2098) zugeordnet (Kombination c), davon sind 20 Artikel zudem einem IT-NAHEN ARTEFAKT zugeordnet (Kombination d). Teilbaum
Kombinationen
Summen
a
b
c
d
Einflussfaktoren für den Erfolg/Effektivität von IS/IT (unabhängige Variablen) (ID 412)
x
x
x
x
IS Anwendung – Nutzungsszenarien in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug (ID 2098)
0
0
x
x
Handlungskontext: Management von IS/IT (organisationsinterne IS) (ID 92)
x
x
0
0
IT-nahe Artefakte (ID 4)
0
x
0
x
Gesamtzahl Artikel
10
1
16
20
47
21,28
2,13
34,04
42,55
100,00
Gesamtanteil Artikel (von 47)
Berücksichtigt sind nur die Artikel, die zu den gelisteten Teilbäumen in Kombination mit einer Kategorie aus dem Teilbaum EINFLUSSFAKTOREN FÜR DEN ERFOLG .. zugeordnet sind. Die Anzahl der Zuordnungen pro Artikel und Teilbaum kann größer als 1 sein. Zusätzliche Zuordnungen der gelisteten Artikel zu weiteren Teilbäumen sind möglich.
Tabelle 60:
Überblick der Kombinationen mit dem Teilbaum EINFLUSSFAKTOREN FÜR DEN ERFOLG/EFFEKTIVITÄT VON IS/IT (UNABHÄNGIGE VARIABLEN)
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
198
6.2.5
WI-/IS-Disziplin
Fragestellungen zur WI-/IS-DISZIPLIN selbst, also der Meta-Forschung lassen sich in drei Kategorien einteilen:
FORSCHUNG: Dieser Teil beinhaltet diverse Aspekte zur methodischen und inhaltlichen Ausrichtung der Forschung in WI bzw. IS. Hier wäre beispielsweise die vorliegende Arbeit einzuordnen.
LEHRE: Hier werden Fragestellungen zur inhaltlichen und methodisch-didaktischen Ausrichtung der akademischen Lehre betrachtet.1
AKADEMISCHER STELLENMARKT: Da Fragestellungen zum akademischen Stellenmarkt nicht eindeutig dem Bereich Forschung oder Lehre zuzuordnen sind, ist für die entsprechenden Arbeiten2 eine eigene Kategorie vorgesehen.
Nur der Teilbaum zur FORSCHUNG ist über mehrere Konkretisierungsstufen strukturiert. Die zugehörigen Kategorien sind in Tabelle 61 abgebildet. Die Vielzahl verschiedener Fragestellungen, die WI- bzw. IS-FORSCHUNG untersuchen, lässt sich in vier Gruppen einteilen. 1. Einige Fragestellungen abstrahieren von konkreten Gegenstandsbereichen und Methoden (ABSTRAKTE FRAGESTELLUNGEN ZUR FORSCHUNG). Entsprechende Arbeiten widmen sich allgemeinen Eigenschaften des Gegenstandsbereichs des ISR, allgemeinen Theorien, erkenntnistheoretischen Fragestellungen oder allgemeinen Kriterien der Forschung, wie Praxisbezug oder Vielfalt. 2. Diverse Arbeiten widmen sich KONKRETEN FRAGESTELLUNGEN ZU SPEZIELLEN GEGENSTANDSBEREICHEN UND METHODEN. Sie leiten Forschungsfragen ab und machen auf einzelne themenspezifische Aspekte aufmerksam, die typischerweise mehrere Handlungskontexte oder Perspektiven gleichzeitig betreffen. Hier finden sich zudem Kategorien zur Einordnung von Beiträgen zu konkreten Forschungsmethoden wie beispielsweise „Aktionsforschung“, oder zu spezifischen methodischen Fragestellungen wie „statistische Verfahren“ zur Auswertung empirischer Daten. 3. Ein weiterer Bereich der Meta-Forschung ist die PRAXIS DER FORSCHUNG selbst. Hier finden sich u. a. Fragestellungen der Bewertung von Zeitschriften durch Rankings oder der Beurteilung von Begutachtungsprozessen.
1
Im Teilbaum Lehre (ID 109) finden sich vier Blattkategorien: „Auswirkung von Offshoring auf IS Management in der Praxis und IS Studieninhalte“ (ID 1904) , „Bewertung der Lehre“ (ID 1550), „Nachfrage nach Studienplätzen in IS Programmen und für IS-Absolventen“ (ID 1903), „Unterschiede der Priorisierung relevanter IS-Fähigkeiten aus Sicht der Praxis vs. Akademikern (ID 1232)“.
2
Für den vorliegenden Korpus je eine Publikation aus dem IS und eine aus der WI.
6.2 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsgegenstand
TEILBAUM, KATEGORIEN (ABSTRAKT)
199
Blattkategorien
ABSTRAKTE FRAGESTELLUNGEN ZUR FORSCHUNG (ID 2422) ɘ EIGENSCHAFTEN DES GEGENSTANDSBE (Un-)Sicherheit und Veränderung REICHS (ID 1789) Kontingenz soziale und politische Faktoren (bei der Evaluationsforschung in Unternehmen) ɘ THEORIEN UND GRUNDLEGENDE ABS Methoden als Theorien TRAKTIONEN (ID 1793) Notwendigkeit für vermehrtes System- und nicht nur Werkzeugdenken in IS Theorien zu Erklärung von Widersprüchlichkeit (…) ɘ ERKENNTNISTHEORETISCHE ARBEITEN Kritischer Realismus als philosophische Grundlage für IS(ID 1798) Forschung ɘ ALLGEMEINE (GÜTE-)KRITERIEN DER IS Generalisierbarkeit FORSCHUNG (ID 116) Anwendungs-/Praxisbezug Diversity / Vielfalt (…) KONKRETE FRAGESTELLUNGEN ZU SPEZIELLEN GEGENSTANDSBEREICHEN UND METHODEN (ID 2423) ɘ ARBEITEN ZU SPEZIELLEN THEMATISCHEN Forschungsfragen/-gelegenheiten (…) KONTEXTEN (ID 321) - Forschungsfragen im Bereich Wissensmanagement abgeleitet von diversen Disziplinen - Forschungsgelegenheiten für IS im Bereich Netz-gestützter Organisationen Überblick bzw. Auswertung bisheriger Forschungsarbeiten in einem Gebiet Sonstige primär inhaltliche Anmerkungen (…) - Anwendbarkeit der CSCW-Forschung auf Fragestellungen des kollaborativen e-Learnings - Berücksichtigung von Grenzen bei globalen, virtuellen Teams Sonstige primär methodische Anmerkungen (…) - Entwicklung eines Messinstruments für die BenutzerFähigkeiten - Fokus auf menschliche Interaktion und qualitative Methoden bei Studien zu GDSS ɘ FORSCHUNGSMETHODEN (ID 115) Aktionsforschung Aspekte statistischer Verfahren u. Analysen (…) - Invarianz von Mess-parametern - Zuverlässigkeit verwendeter Skalen Delphi-Methode Design Science Fallstudien (methodologische Sorgfalt) Interpretative Forschung / Hermeneutik Repertory Grid Ansatz PRAXIS DER FORSCHUNG (ID 1792) Kooperative Evaluation von Zeitschriften Soziale Strukturen in der IS Disziplin Umgang mit Plagiaten Veröffentlichungen / Zitationen (…) - Journal-Rankings - Maßzahlen für die Publikationsproduktivität der IS-Forscher - Wahrgenommene Qualität der Review-Prozesse bei IS Zeitschriften GRENZEN UND ENTWICKLUNG DER DISZIPLIN (ID 2424) ɘ STATUS UND ENTWICKLUNGSPERSPEKTI Entwicklung der Disziplin VEN DER DISZIPLIN (ID 1788) Erkenntnisziele Kern der Disziplin Legitimität Zustand der IS-Disziplin ɘ BEZIEHUNG VON IS ZU ANDEREN DISZIPLI Interaktion mit anderen Disziplinen NEN (ID 1791) IS als Referenzdisziplin Transdisizplinität des IS
Tabelle 61:
Auszug der Kategorien im Teilbaum WI-/IS-DISZIPLIN – FORSCHUNG
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
200
4. GRENZEN UND ENTWICKLUNG DER DISZIPLIN sind Gegenstand des letzten Teilbereiches. Hier mag es zwar in Teilen Überschneidungen mit Bereichen der Lehre geben. Jedoch wird bei entsprechenden Arbeiten typischerweise ein starker Fokus auf die Forschung gelegt. Beispielsweise würde die vorliegende Arbeit an dieser Stelle eingeordnet werden.1
6.3 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE Im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE werden Zielsetzungen der CHARAKTERISIERUNG DER EMPIRISCHEN WIRKLICHKEIT von Zielen der GESTALTUNG DER WIRKLICHKEIT unterschieden (vgl. Kapitel 6.1.2). 6.3.1
Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit
Die vier Kategorien bzw. Teilbäume der CHARAKTERISIERUNG DER WIRKLICHKEIT wurden in Kapitel 6.1.2.1 bereits eingeführt – BESCHREIBUNG, ERKLÄRUNG, EVALUATION VON ARTEFAKTEN/ KONZEPTEN und „Beschreibende Statistiken”. Die jeweiligen Unter- und Blattkategorien sind in Tabelle 62 vollständig aufgelistet. Die drei erstgenannten Teilbäume werden nun einzeln in den nachfolgenden Unterkapiteln erläutert. Die Blattkategorie „Beschreibende Statistiken“ wurde bereits oben erläutert (siehe Kapitel 6.1.2.1); ihr können Beiträge zugeordnet werden, die sich darauf beschränken, den Forschungsgegenstand durch statistische Daten zu beschreiben. 6.3.1.1 Beschreibung Die Kategorien im Teilbaum BESCHREIBUNG werden grundlegend anhand des Zeitbezugs unterschieden: Die gängige Form der Beschreibung bezieht sich auf den gegenwärtigen Zustand der Wirklichkeit (BESCHREIBUNGEN DES GEGENWÄRTIGEN ZUSTANDES DER REALWELT). Es gibt jedoch auch – im Publikationskorpus nur vereinzelt vorkommende – Beschreibungen, die über den aktuellen Zustand der Welt hinausgehen und zukünftige Szenarien oder Prognosen aufstellen (BESCHREIBUNG MUTMAßLICHER ZUKÜNFTIGER ENTWICKLUNGEN); im Unterschied zu den gestaltungsorientierten Zielen sieht sich der jeweilige Autor dabei typischerweise nicht als Gestalter möglicher, zukünftiger Welten, sondern eher passiv den prognostizierten Entwicklungen ausgesetzt.
1
Jedoch ist denkbar, dass ein einzelner Zeitschriftenbeitrag, der die vorliegenden Studie zwar nutzt, die Analyseergebnisse jedoch beispielsweise im Hinblick auf Praxisbezug der Forschung auswertet, als „Abstrakte Fragestellung zur Forschung“ einzuordnen wäre.
201
6.3 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsziele
TEILBAUM / UNTERKATEGORIEN
(Blatt-)Kategorien
BESCHREIBUNG (QUALITATIV) (ID 140) ɘ BESCHREIBUNG DES GEGENWÄRTIGEN ZUSTANDES DER REALWELT (ID 2408)
• deskriptive strukturierte Beschreibung (ID 147) - Begrifflicher Bezugsrahmen (ID 149) - Narrative Beantwortung von Forschungsfragen (ID 248) - Strukturierte Liste (ID 148) • deskriptive textuelle Beschreibung (ID 146) • präskriptiv gewendete Beschreibung (ID 2407) - Erfolgsfaktoren (ID 153) - Lessons learned (ID 728) • Sonstige Beschreibungen (ID 221) - Beschreibung anhand einer Metapher (ID 987) - Provokation / Anregung zum Diskurs (ID 222) - Vielschichtigkeit aufzeigen (ID 277) • Prognosen (ID 151) • Schätzung (ID 461) • Visionen (ID 152) • Zukunftsszenarien (ID 1522)
ɘ BESCHREIBUNG MUTMAßLICHER ZUKÜNFTIGER ENTWICKLUNGEN (ID 150)
ERKLÄRUNG (ID 139) ɘ ɘ ɘ ɘ ɘ
HYPOTHESE (ID 142) RESEARCH MODEL (ID 143) ÜBERPRÜFTE HYPOTHESE (ID 144) ÜBERPRÜFTES RESEARCH MODEL (ID 145) VERGLEICH VON ERKLÄRUNGSANSÄTZEN (QUANTITATIVE ZUSAMMENHÄNGE) (ID 262)
• Vergleich von Research Models (ID 303)
EVALUATION VON ARTEFAKTEN/ KONZEPTEN (ID 141) ɘ EVALUATION IT-NAHER ARTEFAKTE (QUANTITATIV UND QUALITTATIV) (ID 2113)
ɘ EVALUATION DURCH NACHWEIS QUANTITATIVER ZUSAMMENHÄNGE (ID 154)
ɘ INTERPRETATIVE EVALUATION (QUALITATIV) (ID 155)
ɘ VERGLEICH ALTERNATIVER VERFAHREN/ALGORITHMEN/ WERKZEUGE (QUANTITATIV) (ID 770)
• Evaluation (der Anwendbarkeit) von Standards (ID 2112) • Evaluation (der Anwendbarkeit) von Software/Prototypen (ID 830) • Evaluation von Algorithmen (ID 811) • Evaluation einer Modellierungsmethode (ID 1767) • Evaluation von Softwarekonzepten/-architekturen oder IS-nahen Konzepten (ID 2109) • Evaluation der Angemessenheit von Entscheidungskriterien/Metriken (ID 2411) • Evaluation mathematischer Modelle (ID 559) • Sonstige Evaluationen mit quantitativen Maßstäben (ID 2412): - Evaluation der Operationalisierung von Kategorien eines Bezugsrahmens (ID 1867) - Geordnete/priorisierte Liste (ID 1340) • Evaluation (der Anwendbarkeit) bestehender Theorien (ID 1625) • Evaluation eines Vorgehensmodells/Handlungsmodells (ID 723) • Evaluation von Bezugsrahmen (ID 724) • Evaluation sonstiger BWL-naher Konzepte (ID 2111) -
BESCHREIBENDE STATISTIKEN (QUANTITATIV) (ID 400)
Tabelle 62:
Kategorien zum Forschungsziel CHARAKTERISIERUNG DER EMPIRISCHEN WIRKLICHKEIT (ID 123)
202
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
Die Kategorien im Teilbaum BESCHREIBUNGEN DES GEGENWÄRTIGEN ZUSTANDES DER REALWELT sind noch in bis zu zwei weiteren Stufen konkretisiert. Die Differenzierung der Blattkategorien erfolgt einerseits hinsichtlich der Strukturiertheit der natürlichsprachlichen Beschreibung: diesbezüglich werden DESKRIPTIVE STRUKTURIERTE BESCHREIBUNGEN von DESKRIPTIVEN TEXTUELLEN BESCHREIBUNGEN unterschieden.
Differenzierungskriterium für die Blattkategorien ist andererseits die Neutralität oder Wertfreiheit der Beschreibung: hier werden die gerade genannten neutral formulierten deskriptiven Beschreibungen unterschieden von PRÄSKRIPTIV GEWENDETEN BESCHREIBUNGEN. Letztere charakterisieren den gegenwärtigen Zustand – beispielsweise in einem Unternehmen – und stellen dabei die aus Sicht der Autoren wichtigen „Erfolgsfaktoren“ oder „Lessons Learned“ in den Vordergrund. Die Kategorie „SONSTIGE BESCHREIBUNGEN“ enthält weitere Formen bzw. Zwecke von beschreibungsähnlichen Forschungszielen mit Gegenwartsbezug; beispielsweise Metapherbasierte oder provokative Darstellungen. 6.3.1.2 Erklärung Das Forschungsziel ERKLÄRUNG wird auf zwei Weisen konkretisiert (siehe Tabelle 62): in Form einer oder mehrerer Hypothesen (Ziel „Hypothese“) oder als Erklärungsmodell im Sinne des im IS gängigen Begriffs „Research Model“. Ein so genanntes Research Model bezeichnet demnach Erklärungsmodelle (auch: Kausalmodelle), die – üblicherweise mittels Kreis-Pfeil-Diagrammen visualisiert – die (kausale) Beziehungen zwischen verschiedenen unabhängigen und abhängigen Faktoren abbilden. Ein Erklärungsmodell impliziert hierbei eine Reihe von Hypothesen über ausgewählte Abstraktionen eines betrachteten Ausschnitts der Realwelt. Forschungsziele der ERKLÄRUNG werden weiterhin danach unterschieden, ob eine Hypothese bzw. ein Erklärungsmodell – zunächst ohne empirische Überprüfung – aufgestellt werden soll (Ziel „Hypothese“ bzw. „Research Model“) oder, ob eine aufgestellte Hypothese bzw. ein Erklärungsmodell empirisch überprüft werden soll (Ziel „Überprüfte Hypothese“ bzw. „Überprüftes Research Model“). Vergleiche verschiedener Erklärungsansätze – beispielsweise einzelner Einflussvariablen oder ganzer Erklärungsmodelle – auf Basis quantitativer Zusammenhänge werden ebenfalls den ERKLÄRUNGS-Forschungszielen zugeordnet: „Vergleich von Erklärungsansätzen (quantitative Zusammenhänge)“. 6.3.1.3 Evaluation von Artefakten/ Konzepten Forschungsziele der EVALUATION VON ARTEFAKTEN/ KONZEPTEN sind danach differenziert, ob die Evaluation einzelne Konzepte zum Gegenstand hat, oder ob sie alternative Gestaltungsvorschläge bzw. Artefakte vergleichend auswertet (siehe Tabelle 62). Für letztere ist ei-
6.3 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsziele
203
ne Kategorie vorgesehen (VERGLEICH ALTERNATIVER VERFAHREN/ALGORITHMEN/ WERKZEUGE (QUANTITATIV)). Alle anderen Kategorien dieses Teilbaums beziehen sich auf die nicht-vergleichende Evaluation einzelner Artefakte bzw. Konzepte. Da IT-nahe Artefakte auch als Forschungsgegenstand des ISR eine zentrale Rolle spielen, werden Evaluationsziele, die sich auf IT-nahe Artefakte beziehen, in einem eigenen Teilbaum abgebildet (EVALUATION IT-NAHER ARTEFAKTE). Zur Unterscheidung der Kategorien stehen hier die verschiedenen Arten von IT-Artefakten im Vordergrund. Dazu gehören Standards, Algorithmen, Prototypen und konzeptuelle Modelle bzw. Methoden. Eine Differenzierung formal (quantitativ) oder informal (qualitativ) dargestellter Evaluationsergebnisse wird aufgrund der geringen Anzahl jeweils zugeordneter Beiträge nicht vorgenommen.1 Evaluationsziele, die sich nicht auf IT-nahe Artefakte beziehen, werden primär danach unterschieden, ob sie formal (quantitativ) ausgerichtet (EVALUATIONEN DURCH DEN NACHWEIS QUANTITATIVER ZUSAMMENHÄNGE) oder mit informalen (qualitativen) Mitteln formuliert sind (INTERPRETATIVEN (QUALITATIVEN) EVALUATIONEN). Das Ziel der EVALUATION DURCH DEN NACHWEIS QUANTITATIVER ZUSAMMENHÄNGE) bezieht sich auf mathematische oder ökonomische Modelle und Metriken. Sonstige Beiträge zu Evaluationen mit quantitativen Maßstäben sind in einer eigene Kategorie gruppiert (SONSTIGE EVALUATIONEN MIT QUANTITATIVEN MAßSTÄBEN): Die Unterkategorie „geordnete/priorisierte Liste“ wurde eigens für einen Beitrag gebildet, dessen Evaluationsergebnis ein Ranking von Zeitschriften darstellt. Ebenfalls nur für einen einzelnen Beitrag, wurde die Kategorie „Evaluation der Operationalisierung von Kategorien eines Bezugsrahmens“ erstellt. Auch das Forschungsziel INTERPRETATIVE (QUALITATIVE) EVALUATION wird nach dem Gegenstand der Evaluation konkretisiert: diese sind Theorien, Vorgehens- oder Handlungsmodelle, begriffliche Bezugsrahmen und sonstige betriebswirtschaftliche Konzepte. 6.3.2
Gestaltung der Wirklichkeit
Die konkreten gestaltungsorientierten Forschungsziele, differenziert nach ARTEFAKT/KONZEPT bzw. HANDLUNGSSYSTEM/-EMPFEHLUNG sind in Tabelle 63 aufgeführt (vgl. Kapitel 6.1.2.2). Die Unter- und Blattkategorien beider Teilbäume werden in den nachfolgenden Abschnitten vorgestellt.
1
Das Formalisierungsniveau eines Forschungsergebnisses lässt sich jedoch i. d. R. vom gleichzeitig zugeordneten Begründungsverfahren ableiten (siehe Kapitel 6.4.2).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
204
TEILBAUM/UNTERKATEGORIEN
Blattkategorien
ARTEFAKT / KONZEPT (ID 1543) ɘ FORMALE DOMÄNEN-MODELLE (ID 128)
ɘ INFORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN (ID 2406) ɘ SEMI-FORMALE (DOMÄNENBEZOGENE) STRUKTUREN (ID 2409) ɘ META- SPRACHEN UND METHODEN (ID 290)
ɘ SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE (ID 129)
• • • •
Ökonomisches Modell / Spieltheoretisches Modell (ID 135) Metriken (ID 1171) Simulationsmodell (ID 136) Begrifflicher Bezugsrahmen (ID 126)
• konzeptuelle Domänen-Modelle (inkl. Referenz- und Prozessmodelle) (ID 134) • Kennzahlen(systeme) (ID 1417) • Formale Sprache (ID 556) - Relationenmodell (ID 580) • Modellierungskonzepte/-sprachen (ID 402) • Modellierungsmethode (ID 133) • IS- Entwurfsmethode (ID 276) • Algorithmus (ID 588) • Architektur-Entwurf (ID 407) • Systemimplementierung / Prototyp (ID 138) • Systemkonzept (ID 137) Jeweils nur eine Zuordnung: • Vision eines Systems (ID 1397) • Technische Konzeption (Hardware-Ebene) (ID 433) • Datenstruktur (ID 521)
HANDLUNGSSYSTEM/-EMPFEHLUNG (ID 1544) ɘ EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS (ID 1545)
ɘ EMPFEHLUNGEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN FORSCHUNG IN DER DISZIPLIN (ID 1546)
Tabelle 63:
• • • •
Geschäftsmodelle (ID 1469) Organisationsformen (ID 131) Vorgehensmodelle (ID 130) Weniger strukturierte Empfehlungen für die Unternehmenspraxis (Kritische Faktoren für den Erfolg u.ä.) (ID 132) • erkenntnistheoretisch/philosophische Empfehlungen (ID 1689) • methodologische/inhaltliche Empfehlungen (ID 245) • soziologisch/institutionelle Empfehlungen (ID 1547)
Kategorien zum Forschungsziel GESTALTUNG DER WIRKLICHKEIT (ID 122)
6.3.2.1 Artefakt/Konzept Im Bezugsrahmen sind fünf Gruppen ARTEFAKT/KONZEPT-bezogener Forschungsziele vorgesehen (siehe Tabelle 63): 1) Zu den FORMALEN DOMÄNENMODELLEN zählen – entsprechend den analysierten Beiträgen des Korpus – vornehmlich „ökonomische bzw. spieltheoretische Modelle“. Formale „Metriken“ für eine bestimmte Domäne sowie formale, domänenspezifische „Simulationsmodelle“ sind hier ebenfalls eingeordnet, finden sich im untersuchten Publikationskorpus jedoch vergleichsweise selten. 2) Gestaltungsorientierte begriffliche Bezugsrahmen bilden die einzige Kategorie im Teilbaum INFORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN. Als „Begriffliche Bezugsrahmen“ (auch englisch Frameworks) werden für bestimmte Anwendungszwecke neu entworfene oder neu angepasste Konstrukte, wie Kriterienkataloge, Klassifikationen und Typologien verstanden. Das gestaltungsorientierte Ziel des begrifflichen Bezugsrahmen lässt sich somit von „Begriff-
6.3 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsziele
205
lichen Bezugsrahmen“ im Teilbaum BESCHREIBUNG i. d. R. klar unterscheiden: Letztere weisen einen primär deskriptiven und nicht gestaltenden Charakter auf; sie verfolgen typischerweise keinen eigenen anwendungsbezogenen Zweck, sondern werden beispielsweise für den Einstieg in ein Forschungsthema zusammengestellt. 3) Der Gruppe der SEMI-FORMALEN DOMÄNEN-BEZOGENEN STRUKTUREN werden KONZEPTUwie Objektmodelle sowie Referenz- und Prozessmodelle zugeordnet. Auch „Kennzahlensysteme“ sind das Ergebnis einiger Beiträge im betrachteten Korpus. Da sie i. d. R. nur in Teilen formal spezifiziert sind, werden letztere auch der Gruppe der semi-formalen Strukturen zugerechnet.
ELLE DOMÄNEN-MODELLE,
4) Die Zielkategorie META-SPRACHEN UND -METHODEN umfasst Artefakte, die zum Entwurf von (Objekt-)Modellen bzw. von IS verwendet werden können. Es werden FORMALE SPRACHEN von KONZEPTUELLEN MODELLIERUNGSSPRACHEN unterschieden. Das „Relationenmodell“ ist als spezifische formale Meta-Sprache des Datenbank-Kontextes abgebildet. Modellierungsmethoden und IS-Entwurfsmethoden sind ebenfalls hier eingeordnet, da Sprachen – wie oben bereits erwähnt – wesentlicher Bestandteil von Methoden sind. 5) SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE sind Entwürfe und Instanzen von Informationssystemen, die in unterschiedlich formaler Spezifikation vorliegen; dies sind insbesondere „Systemkonzepte“, „Algorithmen“, „Architekturentwürfe“ und „Systemimplementierungen/Prototypen“. Sowohl im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND als auch im Teilbaum FORSCHUNGSZIEL spielen (IT-nahe) Artefakte eine wesentliche Rolle. Im abstrakten Sinne sind Artefakte sowohl Gegenstand als auch Ergebnis der untersuchten Beiträge. Die Begriffe für Artefakte innerhalb der Zielkategorie ARTEFAKT / KONZEPT (ID 1543) weisen jedoch nur teilweise Überschneidungen mit dem Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4) auf: Es finden sich beispielsweise „spieltheoretische Modelle“ oder „Algorithmen“ als Forschungsziele; diese sind jedoch nicht im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND enthalten. Umgekehrt sind ANWENDUNGSSYSTEME oder KONKRETE TECHNOLOGIEN (z. B. Agententechnologien) als Unterkategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE Gegenstand einiger der analysierten Arbeiten; diese Artefakte finden sich jedoch nicht als Forschungsergebnis bzw. -ziel im untersuchten Korpus und damit auch nicht im Begriffssystem. Allein im Forschungsbereich der konzeptuellen Modellierung gibt es Überschneidungen: Prozessmodelle bzw. -sprachen sind sowohl im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND als auch im Teilbaum FORSCHUNGSZIEL abgebildet. Dabei kann ein Beitrag sich beispielsweise mit einer konzeptuellen Modellierungssprache als Forschungsgegenstand beschäftigen; das zugehörige Forschungsziel kann, muss aber nicht denknotwendig, ebenfalls ein IT-nahes Artefakt sein (bspw. ein Referenzmodell). Denn auch andere Forschungsziele sind denkbar, wie beispielsweise Thesen bezüglich der Erfolgsfaktoren der Nutzung dieser Modellierungssprache.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
206
6.3.2.2 Handlungssystem/-empfehlung Es sind EMPFEHLUNGEN
FÜR DIE
UNTERNEHMENSPRAXIS zu unterscheiden von EMPFEHLUN(siehe Tabelle 63).
GEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN FORSCHUNG IN DER DISZIPLIN
Ein Teil der EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS wird in strukturierter, semiformaler Form formuliert; dazu gehören Geschäftsmodelle, Organisationsformen und Vorgehensmodelle. Eine Vielzahl von Beiträgen jedoch zielt auf die Formulierung von weniger strukturierten Empfehlungen und Handlungsanleitungen – Autoren sprechen diesbezüglich häufig von „implications for managers“, welche als kritische Faktoren für den Erfolg formuliert werden. Die entsprechende Kategorie „Weniger strukturierte Empfehlungen für die Unternehmenspraxis (Kritische Faktoren für den Erfolg u.ä.)“ weist vordergründig Ähnlichkeiten mit „präskriptiv gewendete Beschreibung“ aus dem Teilbaum BESCHREIBUNG auf. Beide Kategorien lassen sich jedoch i. d. R. klar abgrenzen: präskriptiv gewendete Beschreibungen sind primär vergangenheitsorientiert und identifizieren erfolgreiches Handeln in (empirisch) beobachteten Fällen als „Lessons Learned“ oder „Kritische Erfolgsfaktoren“. Die EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS dagegen sind dediziert gestaltungsorientiert: die Entwicklung innovativer Handlungsempfehlungen ist hier primäres Ziel. EMPFEHLUNGEN
ZUR WISSENSCHAFTLICHEN
FORSCHUNG
IN DER
DISZIPLIN beziehen sich auf
einen der drei folgenden Bereiche: •
„Erkenntnistheoretisch/philosophische Empfehlungen“ abstrahieren typischerweise von konkreten Methoden oder Themenfeldern und sind in natürlichsprachlicher Form verfasst.
•
„Methodologisch/inhaltliche Empfehlungen“ weisen einen konkreten Bezug zu Methoden und/oder Themenfeldern auf und können unterschiedlich formale Inhalte umfassen.
•
„Soziologische/institutionelle Empfehlungen“ wiederum sind typischerweise rein natürlichsprachlich verfasst und richten sich auf das Handeln im sozialen Umfeld der Forscher selbst.
6.4 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE Die Kategorien der Teilbäume ART DES ZUGANGS und BEGRÜNDUNGSVERFAHREN werden in den beiden folgenden Unterkapiteln detailliert vorgestellt. 6.4.1 Art des Zugangs Die grundlegende Unterscheidung der Zugangswege über Artefakte und über das Handeln von Individuen bzw. Organisationen wurde an früherer bereits Stelle eingeführt (siehe Kapitel 3.2.4). Die konkreten im untersuchten Publikationskorpus identifizierten unmittelbaren
207
6.4 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsmethode
und mittelbaren Zugangsarten sind in Tabelle 64 aufgeführt und werden nachfolgend erläutert. TEILBAUM/UNTERKATEGORIEN
Blattkategorien
UNMITTELBARER ZUGANG ZUR REALITÄT ÜBER HANDELNDE INDIVIDUEN/ ORGANISATIONEN (ID 158) ɘ BEFRAGEN (ID 162)
• • • • • •
ɘ BEOBACHTEN (ID 161)
ɘ EXPERIMENT (ID 171)
• • • •
ɘ TEILNAHME (ID 163)
• • • -
ɘ DIREKTE ERFAHRUNG (KONKRETER ZUGANG UNKLAR) (ID 173) ɘ DIVERSE (ID 172)
Befragung (Art unklar) (ID 382) Diskussion (informell) (ID 348) Fragebogen (ID 168) Persönliches Interview (ID 167) Beobachtung (Feld) (ID 165) Beobachtung des Nutzerverhaltens durch IT-/ISSystembeobachtung (ID 166) Experimentelle Webseite (fiktives Szenario, selbständig durchgeführt) (ID 1744) Feld-Experiment (ID 272) Labor experiment (ID 326) Test durch Anwendung der Software/Methode auf realistischen Testdatensätzen (ID 1650) eigenes Erleben (ID 170) Interaktion/Kollaboration (ID 330) teilnehmende Beobachtung (ID 169)
-
MITTELBARER ZUGANG ZUR REALITÄT MITTELS INFORMATIONSQUELLEN ÜBER DAS HANDELN VON INDIVIDUEN/ ORGANISATIONEN (ID 159) ɘ SEKUNDÄRQUELLEN (ID 174)
• Bestehende Statistiken/Umfrageergebnisse (Sekundärstudie) (ID 181) • Geschäftsdokumente/-berichte (ID 179) • Informationsdienstleister/Nachrichtensender (ID 281) • Webseiten (ID 278) -
ɘ MITTELBARE INFORMATIONEN AUS DER PRAXIS (ANFORDERUNGEN, KONKRETER ZUGANG UNKLAR) (ID 355) ɘ MITTELBARE INFORMATION - ZUGANG UNKLAR (ID 188) ɘ DIVERSE (ID 177)
-
MITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS MODELL DER REALITÄT (ID 2414) ɘ BESTEHENDE BEZUGSRAHMEN (ID 535) ɘ BESTEHENDE MODELLE / THEORIEN (ID 185) ɘ SIMULATIONSMODELL (ID 176)
• Computersimulation (ID 187)
UNMITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS TEIL DER REALITÄT (ID 2413) ɘ BESTEHENDE ARTEFAKTE DER / FÜR DIE FORSCHUNG (META-ZUGANG) (ID 2415) ɘ BESTEHENDE ARTEFAKTE DER / FÜR DIE PRAXIS (ID 175)
• • • • • •
Bestehende Research Models (ID 2417) Publikationsanalysen (ID 2416) Bestehende Management-Frameworks (ID 2418) Bestehende Modellierungssprachen/-konzepte (ID 184) Bestehende Systeme/Algorithmen (ID 182 Standards (ID 183)
WISSENSCHAFTLICHE VERÖFFENTLICHUNGEN (LITERATURSTUDIUM) (ID 180) ɘ (KEINE WEITEREN UNTERKATEGORIEN)
Tabelle 64:
-
Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE – ART DES ZUGANGS (ID 157)
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
208
6.4.1.1 Unmittelbarer Realitätszugang über handelnde Personen bzw. Organisationen Die auf Basis der Beiträge im Publikationskorpus erfassten konkreten Ansätze für die vier grundlegenden direkten empirischen Zugangsarten – BEFRAGEN, BEOBACHTEN, TEILNAHME und EXPERIMENT – werden nun vorgestellt. Eine BEFRAGUNG kann unterschiedlich stark (vor-)strukturiert sein und kann einzeln, zu zweit oder in Gruppen durchgeführt werden. Dementsprechend sind die folgenden Kategorien vorgesehen: •
Ein „Fragebogen“, ist i. d. R. stark strukturiert und wird nicht im persönlichen Beisein des Befragenden ausgefüllt (auch Web-basierte Fragebogen);
•
ein „Persönliches Interview“ zeichnet sich durch eine eher offene Fragestellung und durch das Beisein des Befragenden aus; die hier vorgesehene Kategorie schließt auch Telefoninterviews ein;
•
die Kategorie „Diskussion (informell)” beinhaltet offene Gruppengespräche, die zur Annäherung an den Gegenstandsbereich geführt werden.
Eine zusätzliche Kategorie „Befragung (Art unklar)” ist notwendig, um hier all diejenigen Beiträge zuzuordnen, in denen zwar von einer Befragung als Zugangsart berichtet wird, jedoch die von den Autoren gemachten Angaben bezüglich des Vorgehens unvollständig sind und somit keine Zuordnung zu den vorher genannten Kategorien vertretbar ist. Die Zugangsart BEOBACHTEN unterscheidet die Unterkategorien „Beobachtung (Feld)” und „Beobachtung des Nutzerverhaltens durch IT-/IS-Systembeobachtung“. Die erstgenannte Zugangsart bezieht sich auf reine Beobachtungen durch einen externen Betrachter, beispielsweise im Rahmen einer Fallstudie, im Feld, d. h. im (weitgehend) natürlichen Umfeld. Die Unterkategorie „Beobachtung des Nutzerverhaltens durch IT-/IS-Systembeobachtung“ erlaubt die Zuordnung von Arbeiten, deren Gegenstandsbereich auf die Nutzung konkreter Informationssysteme fokussiert, und die ausschließlich von entsprechenden Systemen generierte Dokumente (beispielsweise Log-Files, oder Diskussionsverläufe in Gruppenunterstützungssystemen) als Zugangsart nutzen. Die Zugangsart der TEILNAHME unterscheidet zwei methodische Herangehensweisen: Die “teilnehmende Beobachtung” kennzeichnet sich durch das Involvieren des Forschers im Untersuchungsfeld (auch Aktionsforschung); die Kategorie „Interaktion/Kollaboration” steht für Zugangsarten der ausgeprägten Zusammenarbeit und gezielten Interaktion mit Personen des Gegenstandsbereichs. Zusätzlich ist die Kategorie „Eigenes Erleben“ als teilnehmende Zugangsart zum Problembereich notwendig. Diese Zugangsart nutzt Erfahrungen im eigenen Praxisumfeld, die der Autor ohne das primäre Ziel einer wissenschaftlichen Untersuchung erlebt hat. Dazu zählt bei-
6.4 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsmethode
209
spielsweise die Teilnahme eines Praktikers an einem Einführungsprojekt für Anwendungssoftware, über dessen Erfolg in einer (späteren) Publikation berichtet wird. Je nach Ort der Durchführung eines EXPERIMENTS werden Feld- und Labor-Experimente unterschieden: Ein „Feld-Experiment” findet im – weitgehend – natürlichen Umfeld statt bzw. beinhaltet die Erledigung von Aufgaben für das natürliche Umfeld (beispielsweise für ein reelles Unternehmen). Ein Beispiel ist hier das Testen von Schulungsszenarien durch die parallele Durchführung und Evaluation reeller Schulungskurse. Das „Labor-Experiment“ wird in kontrollierter, nicht natürlicher Umgebung durchgeführt; hierzu zählen u. a. simulierte Szenarien und Aufgabenstellungen. Ebenfalls der Zugangsart EXPERIMENT werden zwei Sonderfälle zugeordnet, die nur in Teilen experimentellen Charakter i. e. S. aufweisen: als „experimentelle Webseiten“ bezeichnete Web-basierte Anwendungen, mit deren Hilfe der Anwender – ortsungebunden – ein fiktives Szenario durchspielen kann1, und der als experimentell bezeichnete „Test von Systemen oder Methoden unter Verwendung realistischer, fiktiver Datensätze“. Obwohl in wissenschaftlichen Untersuchungen, bzw. den entsprechenden Veröffentlichungen, i. d. R. nur eine oder maximal zwei primäre direkte empirische Zugangsarten zum Gegenstandsbereich ausgezeichnet werden, so gibt es doch eine Reihe von Beiträgen, die explizit mehr als zwei unmittelbare Zugangsarten nutzen. Für letztere ist daher eine eigene Kategorie „DIVERSE” vorgesehen. Darunter fallen insbesondere Fallstudien und Aktionsforschungsprojekte, die mehrere direkte Zugangsarten anwenden wie persönliche Interviews, Feldbeobachtung und teilnehmende, kollaborative Gruppensitzungen. Um auch die Beiträge – meist aus der Praxis – zuordnen zu können, die darüber berichten, dass der jeweilige Autor den Einsatz eines Systems oder Verfahrens offenkundig selbst erlebt hat, aber Informationen über die genaue Art des direkten Zugangs fehlen, ist die zusätzliche Kategorie „DIREKTE ERFAHRUNG” vorgesehen. 6.4.1.2 Mittelbarer Realitätszugang mittels Informationsquellen über handelnde Personen bzw. Organisationen Der Teilbaum MITTELBARER REALITÄTSZUGANG MITTELS INFORMATIONSQUELLEN ÜBER HANDELNDE PERSONEN BZW. ORGANISATIONEN beinhaltet vier Unterkategorien, von denen nur die Kategorie SEKUNDÄRQUELLEN weiter ausdifferenziert ist (siehe Tabelle 64, S. 207).
1
Der Experiment-Charakter ist hier in Frage zu stellen, da die Probanden das so genannte Webseitenexperiment nicht vor Ort, also nicht in kontrollierter Umgebung durchgeführt haben. Die Autoren einer der beiden hier zugeordneten Beiträge betonen zur Rechtfertigung jedoch, dass auf Nachfrage alle Probanden gesagt hätten, sie hätten mit keinem anderen über das Experiment gesprochen, weshalb ein entsprechender Bias auszuschließen sei ([DJT03], S. 20).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
210
Der Teilbaum SEKUNDÄRQUELLEN beinhaltet eine Reihe von Ansätzen zur Beschaffung von Informationen über den zu untersuchenden Gegenstandsbereich. Dazu gehören •
die Inanspruchnahme von professionellen „Informationsdienstleistern“ (dies beinhaltet auch Informationen, die von Nachrichtensendern bereitgestellt werden),
•
die Analyse von „Geschäftsdokumenten/-berichten“, die im Rahmen der üblichen Unternehmensabläufe erstellt werden,
•
die Auswertung von auf „Webseiten“ verfügbaren Informationen und
•
– insbesondere für Sekundärstudien – die Verwendung bestehender empirischer Studien durch die Analyse von „bestehenden Statistiken bzw. Umfrageergebnissen”.
Die auf oberster Ebenen eingeordnete Kategorie „Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar)“ ist für die Zuordnung von Beiträgen erforderlich, deren Autoren offenbar keinen direkten Kontakt zum Gegenstandsbereich hatten, ihre Ausführungen oder Entwicklungen jedoch augenscheinlich auf sonstigen (indirekten) praxisnahen Quellen beruhen. Der Teilbaum wird mit den Kategorien „Diverse“ und „Mittelbare Information“ vervollständigt. Letztere bezieht sich auf Zugangsarten, die zwar offenkundig nur mittelbar sind – der Einsatz eines Systems oder Verfahrens wurde nicht durch eigene Erfahrung erlebt – aber darüber hinaus nicht expliziert ist, auf welcher Basis die genannte Einschätzung zustande kam. 6.4.1.3 Unmittelbarer Zugang über Artefakte als Teil der Realität Im Teilbaum UNMITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS TEIL DER REALITÄT werden konkrete Zugangsarten danach unterschieden, ob sie sich auf Artefakte der Forschung oder der Praxis beziehen (siehe Tabelle 64, S. 207). Der unmittelbare Zugang über BESTEHENDE ARTEFAKTE DER BZW. FÜR DIE FORSCHUNG (META-ZUGÄNGE) ist geeignet, Untersuchungsfragen darüber zu beantworten, worüber oder wie Forschung in der Disziplin durchgeführt wird. Dazu werden beispielsweise „Publikationen“ im Rahmen systematischer Analysen bestimmter Publikationsorgane und Zeiträume (z. B. Zitationsanalyen) als Zugangsweg verwendet. Die Kategorie „bestehende Research Models“ erlaubt zudem die Einordnung von Arbeiten, die ein bestimmtes Forschungsmodell (z. B. das Technology Acceptance Model1) als Teil der Forschungsrealität betrachten, beispielsweise im Rahmen entsprechend fokussierter Publikationsanalysen.
1
Das Technology Acceptance Model (TAM) setzt Einflussfaktoren der Technologienutzung, wie Handhabbarkeit und wahrgenommene Nützlichkeit der IS/IT, mit der Nutzungsabsicht in Zusammenhang. Seit dem ersten Beitrag zum TAM [DBW89] gab es diverse Studien und Ansätze zur Verbesserung und Überprüfung dieses Kausalmodells (siehe [Chut09]).
6.4 Baumstruktur und Kategorien im Teilbaum Forschungsmethode
211
Werden BESTEHENDE ARTEFAKTE DER BZW. FÜR DIE PRAXIS als Teil der Realität betrachtet und somit als direkte Zugangswege genutzt, so dient dies unterschiedlichen Zwecken bzw. Forschungszielen: dem primären Forschungsziel der Evaluation des jeweiligen Artefaktes, zur Motivation einer eigenen Konstruktion (gestaltungsorientiertes Forschungsziel) oder dem Zweck, auf die Schwächen und Stärken beispielsweise im Hinblick auf die Nützlichkeit bestehender Artefakte hinzuweisen. Die den hier als Zugangsweg genutzten Artefakten zählen „bestehende Management-Frameworks bzw. Vorgehensmodelle“, wie beispielsweise die Balanced Score Card sowie verschiedene IT-nahe Artefakte: „Systeme/Algorithmen“, „Modellierungssprachen und -konzepte" und „IT-nahe Standards“. 6.4.1.4 Mittelbarer Zugang über Artefakte als Modell der Realität Einen indirekten, artefakt-bezogenen Zugang zum Untersuchungsbereich erlauben „bestehende Bezugsrahmen” und „bestehende Erklärungssmodelle bzw. Theorien” (siehe Tabelle 64, S. 207). Sie unterscheiden sich von Sekundärquellen insbesondere dadurch, dass sie vom Einzelfall – also vom einzelnen handelnden Individuum oder einzelnen Organisationen – abstrahieren. Ebenfalls als mittelbare Zugangsart zur Realität wird hier die „(Computer-) Simulation“ eingeordnet, welche Prozesse der Realität in einem formalen Modell abbildet, um deren Ablauf dann vermittels entsprechender Software nachzuahmen bzw. zu simulieren. Das Studium wissenschaftlicher Literatur – „wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium)” – kann als spezifischer mittelbarer Artefakt-bezogener Zugang interpretiert werden. Dieser ist insbesondere von systematischen Publikationsanalysen als unmittelbarem Zugangsweg zu unterscheiden. Die Zugangsart „WISSENSCHAFTLICHE VERÖFFENTLICHUNGEN (LITERATURSTUDIUM)” wurde bewusst auf oberster Ebene eingeordnet, um Verzerrungen bei der späteren Auswertung der Zuordnungen zu vermeiden. 6.4.2
Begründungsverfahren
Die bereits in Kapitel 3.2.3 eingeführten konkreten Ansätze zur Begründung von Forschungsergebnissen, finden sich als (Blatt-)Kategorien im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN wieder (siehe Tabelle 65). Das KORRESPONDENZ-Kriterium kann anhand der „statistischen Auswertung empirisch gewonnener Daten“ geprüft werden. Entsprechende Verfahren werden typischerweise zur Begründung von erklärenden Hypothesen oder Kausalmodellen verwendet. Zudem wird hier die „erfolgreiche Umsetzung bzw. Anwendung” eines IT-nahen Artefakts oder Vorgehensmodells – i. d. R. in der Praxis – als Korrespondenz-basiertes Verfahren eingestuft. Dies kann beispielsweise in Form von „exemplarischen Anwendungen an einzelnen Praxisbeispielen“ oder als „Prototypenentwicklung“ erfolgen.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
212
TEILBAUM (ABSTRAKTE KATEGORIEN) ɘ KORRESPONDENZ (ID 189)
Kinder-/Blattkategorien • Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194) • Erfolgreiche Umsetzung bzw. Anwendung (ID 195) - Anwendung an exemplarischem Praxisbeispiel (ID 928) - Protoypentwicklung (ID 652)
ɘ KOHÄRENZ (ID 190)
• Anwendung bestehender Theorien (ID 196) • Stimmigkeit mit Literatur (ID 197) • Integrationsfähigkeit (ID 198)
ɘ KONSENS (ID 192)
• Konsensfindungsprozesse (ID 199) • Hermeneutische Verfahren (ID 201) - entpsr. Bedarf in der Praxis (ID 350) - Veranschaulichung an fiktivem Beispiel (ID 1306)
ɘ MODELL-BASIERT (ID 193)
• Computersimulation (ID 203) • mathematische Analyse / Simulation (ID 202)
Tabelle 65:
Unterkategorien von BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (ID 160)
Es werden drei Arten von Kohärenz-Verfahren unterschieden: Die „Anwendung bestehender Theorien“ wird beispielsweise als Begründunsgkriterium für abgeleitete Hypothesen oder Handlungsempfehlungen herangezogen. Eine andere der KOHÄRENZ zugeordnete Möglichkeit der Begründung ist der Nachweis der „Stimmigkeit [der Ausführungen und Ergebnisse] mit der Literatur“. Die Angemessenheit konstruktionsorientierter Forschungsergebnisse kann u. a. mit deren „Integrationsfähigkeit“ mit bestehenden Systemen und Technologien begründet werden. Dem Teilbaum KONSENS zugeordnet sind „Konsensfindungsprozesse” und die nicht abstrakte Kategorie HERMENEUTISCHE VERFAHREN. Der Begründungsanspruch basiert bei HERMENEUTISCHEN VERFAHREN auf subjektiver Deutung und Interpretation. Zwei typische Ansätze sind durch Unterkategorien konkretisiert: der diskursive Nachweis des „entsprechenden Bedarfs in der Praxis” und die „Veranschaulichung [der Angemessenheit eines Forschungsergebnisses] an einem fiktiven Beispiel“. Im Teilbaum MODELL-BASIERTE Begründungsverfahren sieht das Begriffssystem die zwei Unterkategorien „computerbasierte Simulationen“ und „mathematische Analysen bzw. Simulationen” vor.
213
6.5 Überprüfung der Angemessenheit des Begriffssystems
6.5 Überprüfung der Angemessenheit des Begriffssystems Die Vorstellung des Bezugsrahmens abschließend werden die an früherer Stelle aufgestellten Anforderungen (siehe Kapitel 5.3.2) bezüglich der Angemessenheit des Begriffssystems überprüft. Die nachfolgenden Teilkapitel diskutieren im Detail zunächst die inhaltlichen Anforderungen (B.1 bis B.6) und im Anschluss daran die strukturellen Anforderungen (B.7 und B.8). Tabelle 66 listet die Anforderungen nochmals auf und fasst das jeweilige Überprüfungsergebnis zusammen. Anforderungen an das Begriffssystem
Ergebnis der Überprüfung
Inhaltliche Anforderungen: Das Begriffssystem soll … B.1
… die gesamte Breite der Arbeiten des Publikationskorpus (WI und IS) abdecken.
Alle Beiträge des Korpus sind mithilfe der Kategorien klassifzierbar (siehe Tabelle 121 im Anhang A.3, S. 334). „Sonstige“-Kategorien treten erst ab Ebene 3 bzw. 4 auf.
B.2
… eine trennscharfe Zuordnung der Arbeiten im Publikationskorpus ermöglichen.
Die Abgrenzung der Abstraktionen und Kategorien wird in den Kapiteln 6.1 ff ausführlich erläutert.
B.3
… langfristig tragbare Abstraktionen verwenden.
Zentrale Abstraktionen sind Handlungskontexte und ITnahe Artefakte im Teilbaum Forschungsgegenstand und wissenschaftstheoretische Grundbegriffe im Teilbaum Forschungsziele und Forschungsmethode (siehe Erläuterungen zu Abstraktionen in Kapitel 6.1)
B.4
… kontingente Begrifflichkeiten (Modebegriffe) vermeiden.
Die Begriffswahl für Abstraktionen und Kategorien wird in den Kapiteln 6.1 ff ausführlich erläutert. Modebegriffe finden sich im Bezugsrahmen nur auf Blattebene und an begründeten Stellen. Die Kontingenz der Begriffe im Bezugsrahmen selbst wird zusätzlich im Rahmen der Anwendung thematisiert (siehe Kapitel 6.6)
B.5
… auf oberster Ebene eine relativ kleine Anzahl Abstraktionen (pro grundlegendem Teilbaum) vorsehen.
In den grundlegenden Teibläumen finden sich zwischen zwei und fünf direkte Nachfolger der Wurzelknoten.
B.6
… Mehrfachzuordnungen durch in geeigneter Form konkretisierte Kategorien (auf relativ niedrigem Abstraktionsniveau) unterstützen.
Es gibt im Bezugsrahmen ca. 500 innere Knoten und ca. 1500 Blattknoten. Diese verteilen sich auf 3 bis 11 Ebenen in den grundlegenden Teilbäumen.
Strukturelle Anforderungen: Innere Knoten des Begriffssystems sollen … B.7
… mindestens zwei direkte Nachfolgerknoten besitzen (Minimalanforderung).
Für den Großteil der inneren Knoten ist diese Anforderung erfüllt. 75 innere Knoten weisen nur einen Nachfolger auf (Einzelkind). Dies lässt sich jedoch anhand der Abstraktionen bzw. des Korpus begründen (s.u.).
B.8
… (i. d. R.) nicht mehr als sieben direkte Nachfolgerknoten besitzen (Maximalanforderung).
Diese Anforderung ist für die Teilbäume Forschungsmethode und Forschungsziele erfüllt. Ausnahmen im Teilbaum Forschungsgegenstand sind aufgelistet und einzeln begründbar (s.u.).
Tabelle 66:
Überprüfung der inhaltlichen und strukturellen Anforderungen an das Begriffssystem
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
214
6.5.1
Inhaltliche Anforderungen
B.1 Abdeckung der gesamten Breite der Publikationen im Korpus Das Begriffssystem bildet den Gegenstandsbereich und das methodische Spektrum der Forschung aller Beiträge im Publikationskorpus ab. Dies zeigt sich u. a. daran, dass alle relevanten Beiträge den gegebenen Kategorien zugeordnet werden konnten (siehe Tabelle 121 im Anhang A.3, S. 334). Die semantische Eignung der gewählten Abstraktionen und Kategorien wurde in den obigen Kapiteln ausführlich erläutert. Die Bezeichner für Kategorien sind dabei so abstrakt gewählt, wie es für die jeweilige Konkretisierungsstufe angemessen scheint. Dabei wird die Verwendung kontingenter Begrifflichkeiten grundsätzlich vermieden. Nur in insg. 12 Ausnahmefällen sind „Sonstige“-Kategorien eingerichtet. Die seltene Nutzung dieser Kategorien (99 Zuordnungen, d. h. ca. 6,6 % der 1507 Artikel) zur Klassifikation des Publikationskorpus macht deutlich, dass es sich hier thematisch um Randerscheinungen handelt (siehe Tabelle 118 im Anhang A.2, S. 331). Zudem sind 97 % der zu „Sonstige“Kategorien vorgenommenen Zuordnungen indirekt. Das heißt: die jeweilige spezifische inhaltliche Ausrichtung ist i. d. R. in einem eigens angelegten Blattknoten beschrieben. Dies macht die Anwendnung der „Sonstige“-Kategorien transparent und somit gut nachvollziehbar. B.2 Unterstützung trennscharfer Zuordnungen Sowohl die gewählte Vorgehensweise der Entwicklung als auch die Darstellung des Bezugsrahmens unterstreichen das Bestreben, Anforderung B.2 zu erfüllen: Das Kriterium der semantischen Trennschärfe von Kategorien war einer der zentralen Maßstäbe für die verschiedenen Stufen der Überarbeitung des Begriffssystems (siehe Kapitel 5.6). Die obige Einführung und Begründung der Abstraktionen der verschiedenen Teilbäume erläutert und begründet die Kategorienbildung und Abgrenzung im Einzelnen (siehe Kapitel 6.1). Es bleibt dem Leser selbst überlassen, sich anhand der obigen Ausführungen und ggf. anhand des vollständigen Bezugsrahmens (siehe www.icb.uni-due.de/um/ifwis/framework) von der semantischen Eignung der Kategorien selbst zu überzeugen. B.3 Verwendung langfristig tragbarer Abstraktionen Die Darstellung der grundlegenden Abstraktionen des Bezugsrahmens (siehe Kapitel 6.1) verdeutlicht für jeden der zentralen Teilbäume des Begriffssystems das Bemühen um geeignete und auch langfristig tragbare Abstraktionen: Handlungskontexte und IT-nahe Artefakte sind die Grundabstraktionen zur Strukturierung des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND. Sie lassen sich vom Selbstbild der Disziplin ableiten und können daher als auch langfristig geeignete Abstraktionen angesehen werden. Konkrete Hnaldungskontexte und IT-nahe Artefakte können zukünftig an geeigneter Stelle im Begriffssystem ergänzt werden. Zur Bildung von
6.5 Überprüfung der Angemessenheit des Begriffssystems
215
Kategorien und Abstraktionen von FORSCHUNGSZIELEN und FORSCHUNGSMETHODEN werden über lange Jahre tradierte wissenschaftstheoretische Grundbegriffe verwendet. B.4 Vermeidung kontingenter Begriffe Die spezifische Begriffs- und Abstraktionenwahl für die einzelnen Teilbäume wird in den obigen Kapiteln ausführlich thematisiert. Dabei wird grundsätzlich vermieden, für Kategorienbezeichner im Bezugsrahmen als solche erkennbare Modebegriffe zu verwenden. Auf der Blattebene des Begriffssystems wird stellenweise dediziert die von den jeweiligen Autoren verwendete und in Teilen kontingente Begrifflichkeit verwendet, jedoch nur um in ausgewählten Bereichen die Begrifflichkeit der untersuchten Beiträge unverfälscht abzubilden. Insbesondere finden sich im Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE die in den analysierten Publikationen selbst genannten Begriffe, dies sind u. a. Bezeichner für Anwendungssysteme oder sonstige Sammelbegriffe für Informationstechnologien. Weitere Ausführungen und Hinweise zum Umgang mit kontingenten Begrifflichkeiten bzw. Schlagworten finden sich in Kapitel 6.6, welches die Anwendung des Bezugsrahmens näher thematisiert. Auch finden sich hier Hinweise darauf, wie typische Schlagwort-Themen im Bezugsrahmen abgebildet sind (Kapitel 6.6.4). B.5 Kleine Anzahl Abstraktionen auf oberster Ebene Im Bezugsrahmen finden sich auf oberster Ebene pro Teilbaum zwischen zwei und fünf zentrale Abstraktionen bzw. Teilbäume: im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE zwei, im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN vier und in den Teilbäumen FORSCHUNGSGEGENSTAND und ART DES ZUGANGS jeweils fünf. Damit ist Anforderung B.5 auf angemessene Weise erfüllt. B.6 Ausdifferenzierte Kategorien für gehaltvolle Mehrfachzuordnungen Aus Tabelle 43 (S. 151) geht hervor, dass der Bezugrahmen etwa 500 innere Knoten und 1500 Blattknoten enthält. Die Kategorien verteilen sich je nach Teilbaum auf 3 bis 11 Ebenen der Konkretisierung bzw. Abstraktion. Somit kann durchaus von einer stark ausdifferenzierten Baumstruktur gesprochen werden. Damit sind die Voraussetzungen für gehaltvolle Mehrfachzuordnungen in angemessener Form erfüllt. Das tatsächliche Ausmaß der Mehrfachzuordnungen wird in Kapitel 6.6 für die einzelnen Teilbäume vorgestellt. 6.5.2
Strukturelle Anforderungen
B.7 Minimalanforderung bzgl. direkter Nachfolger Die Anforderung B.7 besagt, dass jeder innere Knoten in der Baumstruktur mindestens zwei direkte Nachfolger haben sollte (Minimalanforderung). Diese Anforderung wird von ca. 85 % der inneren Knoten erfüllt (433 von 508 inneren Knoten, siehe Tabelle 67).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
216
Es hat sich im Laufe der Entwicklung des Bezugsrahmens gezeigt, dass es insbesondere für den Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND hilfreich ist, Ausnahmen von dieser Regel, das heißt Einzelkind-Knoten, zuzulassen. So finden sich im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND 63 Einzelkind-Knoten, im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE vier und im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE acht einzelne direkte Nachfolgerknoten (siehe Tabelle 67). Bis auf vier Ausnahmen sind diese Einzelkind-Knoten selbst Blätter (siehe Tabelle 111 bis Tabelle 114 im Anhang A.2, ab S. 326). Die vier inneren Einzelkind-Knoten finden sich im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND und lassen sich anhand der gewählten Abstraktion des jeweiligen Vater- oder Kindknotens begründen. Zu einer bestimmten Perspektive, Nutzerrolle oder Anwendungssystemklasse enthält der untersuchte Publikationskorpus bisher nur Arbeiten zu einem Aspekt bzw. zu einer Fragestellung. Es sind jedoch leicht weitere Forschungsfragen denkbar, die die Baumstruktur an dieser Stelle ergänzen könnten. Anzahl Kinder
Häufigkeit der Anzahl Kinder im Teilbaum Forschungsgegenstand
Forschungsmethode
Forschungsziele
0 (Blätter)
1472
44
59
1 (Einzelkinder)
63
4
8
2
87
10
8
3
88
3
6
4
55
6
7
5
49
1
3
6
32
1
1
7
22
8
11
9
12
10
8
11
1
12
6
13
5
14
4
15
1
17
2
18
1
19
1
20
1 69
92
23
1
Summe
1922
Tabelle 67:
Auflistung der Häufigkeit der Anzahl Kinder (direkter Nachfolger) für Knoten in den grundlegenden Teilbäumen
Die Bildung von Einzelkind-Knoten auf Blattebene lässt sich für die vorliegenden Fälle rechtfertigen: Sie erlauben die differenzierte Abbildung spezieller thematischer Ausrichtungen,
6.5 Überprüfung der Angemessenheit des Begriffssystems
217
denen – bis auf wenige, begründbare Ausnahmen1 – nur ein Beitrag zugeordnet ist (siehe dazu ebenfalls Tabelle 111 bis Tabelle 114 im Anhang A.2). Die Bezeichner der speziellen Blattknoten, die praktisch nur einen einzigen Beitrag abbilden, enthalten daher i. d. R. eine kurze Beschreibung des kompletten Gegenstandsbereichs der jeweiligen Arbeit. Dies erleichterte einerseits im Verlauf der Publikationsanalyse eine transparente Überprüfung und Restrukturierung der Abstraktionen und erhöht andererseits die Nachvollziehbarkeit der Einordnung dieser speziell ausgerichteten Beiträge für die spätere Nutzung des Begriffssystems. B.8 Maximalanforderung bzgl. direkter Nachfolger B.8 fordert, dass ein Knoten im Bezugsrahmen nicht mehr als sieben direkte Nachfolger besitzen soll (Maximalanforderung). Diese Anforderung wird von allen Kategorien in den Teilbäumen FORSCHUNGSMETHODE und FORSCHUNGSZIELE erfüllt. Im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND gibt es jedoch verschiedene Knoten, die mehr als sieben direkte Nachfolger besitzen (bis zu 23, siehe Tabelle 67). Insgesamt 54 Knoten, das sind ca. 10 % der inneren Knoten, im Bezugsrahmen entsprechen damit nicht der so genannten Maximalanforderung. Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass ein Großteil der Unterkategorien von entsprechenden Vaterknoten – die eine besonders hohe Anzahl Nachfolger besitzen – Blattkategorien darstellen und zudem die schon zu B.7 beschriebenen Spezialfälle abbilden. Berücksichtigt man nur noch solche Vaterknoten, die mehr als 10 direkte Nachfolger besitzen und von denen mindestens einer mehr als zwei Zuordnungen besitzt – d. h. keinen Spezialfall abbildet – so reduziert sich die Gruppe der Ausnahmefälle auf acht Knoten im Bezugsrahmen. In allen Fällen wurden die entsprechenden Unterkategorien gesondert auf zusätzliche mögliche Abstraktionen geprüft. Im Ergebnis erscheint es für jeden Einzelfall angemessener, die Maximalanforderung nicht einzuhalten, als zusätzliche künstliche Kategorien zu bilden. Im Anhang A.2, (Tabelle 115 bis Tabelle 117) sind alle entsprechenden Vaterknoten mit ihren direkten Nachfolgern aufgelistet. Die Häufigkeit der Verwendung (Anzahl Zuordnungen) und die Anzahl direkter Nachfolger ist für alle Kinder-Kategorien angegeben. Der interessierte Leser kann sich auf dieser Basis selbst ein Bild darüber machen, inwiefern die jeweils gewählte Kategorienbildung angemessen ist.
1
Beispielsweise ist „Kleine Unternehmen“ der einzige direkte Nachfolger von „Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)“. Die Einengung des Untersuchungsgegenstandes auf kleine Unternehmen wird hier durch die Bildung einer eigenen Kategorie in differenzierter Form abgebildet.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
218
6.6 Anwendung des Begriffssystems Das vorgestellte Begriffssystem stellt die Abstraktionen und begrifflichen Kategorien bereit, die angewendet wurden, um die WI-/IS-Artikel des Publikationskorpus zu beschreiben bzw. zu klassifizieren. Das vorliegende Kapitel soll nun einerseits Angemessenheitskriterien der Anwendung des Begriffssystems aufstellen bzw. konkretisieren und andererseits prüfen, inwiefern diese Kriterien von den vorgenommenen Zuordnungen – der WI-/IS-Artikel zu den Kategorien des Begriffssystems – erfüllt werden. Grundlegende Angemessenheitskriterien der Anwendung des Begriffssystems wurden bereits in Kapitel 5.4.2 eingeführt. Tabelle 68 gibt einen Überblick dieser fünf Kriterien und fasst die Ergebnisse der Prüfung zusammen. Angemessenheitskriterium
Prüfungsergebnis
A.1 Keine leeren Extensionen für Blätter
Jedem Blattknoten ist mindestens ein Beitrag zugeordnet (siehe Tabelle 119, S. 332)
A.2 Keine direkten Zuordnungen zu abstrakten Kategorien
Es gibt 166 innere Knoten mit direkten Zuordnungen; die entspr. Kategorien sind alle nicht abstrakt (siehe Tabelle 120, S. 333)
A.3 Vollständigkeit (jede Publikation ist allen vier grundlegenden Teilbäume zugeordnet)
Jede Publikation ist mindestens einer Kategorie aus den vier grundlegenden Teilbäumen zugeordnet (siehe Tabelle 121, S. 334).
A.4 Vergleichbarkeit bzgl. Anzahl kombinierter Zuordnungen in zentralen Teilbäumen
(siehe Teilbaum-bezogene Unterkapitel)
A.5 Semantik-Konformität der Kombinationen
(siehe Teilbaum-bezogene Unterkapitel)
Tabelle 68:
Überprüfung der Kohärenz der Anwendung des Bezugsrahmens zur Klassifikation des Publikationskorpus
Die Angemessenheitsmetriken A.1 bis A.3 beziehen sich auf den Bezugsrahmen insgesamt. A.4 und A.5 sind dagegen für die einzelnen Teilbäume separat zu prüfen. Zu A.1) Es gibt, wie gefordert keine leeren Extensionen bei Blattknoten, d. h. alle Blattkategorien im Begriffssystem werden verwendet (siehe Tabelle 119 im Anhang A.3, S. 332). Zu A.2) Wie gefordert finden sich keine Zuordnungen zu abstrakten Kategorien. Insgesamt sind nur 166 innere Knoten mit direkten Zuordnungen vorhanden; diese Kategorien sind alle nicht abstrakt (siehe Tabelle 120 im Anhang A.3, S. 333).1 Zu A.3) Alle Beiträge des Publikationskorpus sind den geforderten Teilbäumen des Bezugsrahmens zugeordnet. Etwa 99 % aller untersuchten Beiträge liegen bezüglich der
1
Eine abschließende Liste aller 166 Nicht-Blattknoten, denen Beiträge zugeordnet sind, findet sich auf www.icb.uni-due.de/um/ifwis/PublicationDB/statistics/index.php?lang=de&view=stats&mode =vollstaendigkeit.
6.6 Anwendung des Begriffssystems
219
Anzahl Zuordnungen zu den zentralen Teilbäumen im folgenden Rahmen, der entsprechend A.3 zulässig ist (siehe Tabelle 121 im Anhang A.3, S. 334):1 •
FORSCHUNGSGEGENSTAND: 1 bis 3 zugeordnete Kategorien pro Artikel,
•
FORSCHUNGSMETHODE: 2 bis 4 zugeordnete Kategorien pro Artikel und
•
FORSCHUNGSZIELE: 1 bis 2 zugeordnete Kategorien pro Artikel.
Die teilbaumspezifischen Kriterien der Vergleichbarkeit (A.4) und Semantik-Konformität der Kombinationen (A.5) werden in den folgenden Unterkapiteln ausführlich für die einzelnen grundlegenden Teilbäume diskutiert (Kapitel 6.6.1, 6.6.2 und 6.6.3). Dazu wird zunächst auf die spezifischen Einschränkungen jedes Teilbaums bezüglich Mehrfach- und Kombinationszuordnungen eingegangen; die diesbezüglichen – anhand von Kombinationsanalysen überprüfbaren – Forderungen werden mit „F.“ abgekürzt und über alle Teilbäume durchnummeriert. Zudem werden semantische Abhängigkeiten sowie begriffliche Überschneidungen zwischen den Teilbäumen thematisiert. Im Anschluss wird für jeden grundlegenden Teilbaum durch eine Kombinationsanalyse überblicksartig dargestellt, in welchem Ausmaß von dem Rahmen angemessener kombinierter Zuordnungen Gebrauch gemacht wurde. Um dem Leser den Nachvollzug der Anwendung des Begriffssystems im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu erleichtern, und um ihn bei der eigenen Nutzung des Bezugsrahmens anzuleiten, gibt ein zusätzliches Teilkapitel mit konkreten Beispielen zum Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND spezifische Hinweise zur Nutzung (Kapitel 6.6.4). 6.6.1
Anwendung der Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND
Um die Angemessenheit der Anwendung der Kategorien des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND zur Klassifizierung des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit nachvollziehbar zu machen, werden nun zunächst Anforderungen an semantikkonforme Mehrfach- bzw. Kombinationszuordnungen formuliert (Kapitel 6.6.1.1). Im Anschluss wird die diesbezügliche Angemessenheit der vorgenommenen Zuordnungen bei der Klassifikation des Publikationskorpus überprüft (Kapitel 6.6.1.2). 6.6.1.1 Zulässige semantikkonforme Mehrfach- und Kombinationszuordnungen Falls es zur gehaltvollen Beschreibung des Forschungsgegenstandes einer Arbeit notwendig erscheint, dürfen einem Artikel mehrere Kategorien aus dem Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND (siehe Kapitel 6.1.1) zugeordnet werden. Es ist folglich möglich, dass der Forschungsgegenstand eines Beitrags durch mehrere primäre und ggf. mehrere sekundäre Kategorien be-
1
Die höher liegende Anzahl Zuordnungen für insg. 28 Beiträge (1,67 %) ergibt sich jeweils aus der spezifischen thematischen bzw. methodischen Ausrichtung und kann im Einzelfall begründet werden.
220
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
schrieben ist. Dies impliziert zwar tendenziell einen erhöhten Aufwand für die Klassifikation eines Beitrags, da für die Bestimmung des Forschungsgegenstandes Kategorien aus mehreren Teilbäumen berücksichtigt werden müssen. Bei der gegebenen Breite und Vielfalt des Gegenstandsbereichs des ISR scheint eine solche Abbildung jedoch sinnvoll, da auf diese Weise Unterschiede und Gemeinsamkeiten des untersuchten Gegenstandsbereichs in differenzierter Form abgebildet und ausgewertet werden können. So ist eine Analyse des Publikationskorpus im Hinblick auf relevante Teilaspekte des Untersuchungsgegenstands möglich, wie beispielsweise der Rolle von IT-Artefakten oder des IT-Bezugs (siehe Kapitel 7.4). Aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung der einzelnen Teilbäume ist jedoch nicht jede denkbare Mehrfach- oder Kombinationszuordnung zulässig. Tabelle 69 gibt einen Überblick über die zulässigen und die nicht zulässigen Kombinationen für den Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND. Es gelten insbesondere folgende Einschränkungen, die sich aus der Bedeutung der Kategorien ergeben: F.1: Aufgrund der oben eingeführten Definition (siehe Kapitel 6.1.1) gilt, dass Kategorien aus dem Teilbaum SEKUNDÄRE INFORMATIONEN einem Beitrag immer in Kombination mit mindestens einer weiteren Kategorie aus einem primären Teilbaum zugeordnet sein müssen. F.2: Für den Teilbaum SEKUNDÄRE INFORMATIONEN gelten zusätzlich die folgenden einschränkenden Bedingungen: Kategorien aus den Teilbäumen ANWENDUNGSBEREICH: (BETRIEBL.) TÄTIGKEITEN/AUFGABEN OHNE PRIMÄREN IT-BEZUG (ID 1179) und EINFLUSSFAKTOREN FÜR DEN ERFOLG/EFFEKTIVITÄT VON IS/IT (UNABHÄNGIGE VARIABLEN) (ID 412) dürfen keinem HANDLUNGSKONTEXT OHNE IT-BEZUG zugeordnet sein. Die Kategorien mit sekundären Informationen zu Branche, Region bzw. Land und Unternehmenstyp können dagegen in Kombination mit jedem anderen Teilbaum zugeordnet werden. F.3: Für den Teilbaum HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG gilt: Da die hier gebildeten Kategorien spezielle thematische Bereiche beschreiben, die außerhalb des präskriptiven Gegenstandsbereichs des ISR liegen, soll ein Beitrag nur maximal einer der Kategorien dieses Teilbaums zugeordnet werden und ggf. zusätzlich einer sekundären Kategorie (Branche, Region und/oder Unternehmenstyp). Eine gleichzeitige Zuordnung zur Meta-Forschung (WI-/ISDISZIPLIN) ist ebenso – theoretisch – zulässig. Kategorien des Teilbaums HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG dürfen – definitionsgemäß – nicht gemeinsam mit Kategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE oder IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE zugeordnet werden.
221
6.6 Anwendung des Begriffssystems
WI-/ISDisziplin (ID 11)
Sekundäre Informationen (ID 2149)
IT-nahe Artefakte (ID 4)
IT-bezogene Handlungskontexte (ID 2307)
Handlungskontexte ohne ITBezug (ID 2046)
Handlungskontexte ohne ITBezug (ID 2046)
ja
ja (Branche, Region, Unt.typ)
nein
nein
nein
IT-bezogene Handlungskontexte (ID 2307)
ja
ja
ja
ja
IT-nahe Artefakte (ID 4)
ja
ja
ja
Sekundäre Informationen (ID 2149)
ja
ja
WI-/IS-Disziplin (ID 11)
ja
Erläuterung: „ja“ bzw. „nein“ bedeutet, dass die Kombination beider Teilbäume, d. h. die gleichzeitige Zuordnung mehrerer Kategorien aus diesen Teilbäumen zu einem Beitrag, zulässig bzw. nicht zulässig ist.
Tabelle 69:
Zulässige Kombinationen im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND
6.6.1.2 Anwendung der zentralen Teilbäume zur Klassifizierung des Publikationskorpus Tabelle 70 listet die im untersuchten Publikationskorpus vorgenommenen kombinierten Zuordnungen für den Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND auf. Kategorien aus den fünf Teilbäumen wurden in insgesamt 37 verschiedenen Kombinationen zugeordnet. Auf die im oberen Teil der Tabelle aufgelisteten 16 Kombinationen entfallen etwa 95 % aller klassifizierten Beiträge. Diesem Großteil der Beiträge sind eins bis maximal vier Kategorien aus dem Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND zugeordnet. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass die Anforderungen an semantikkonforme Zuordnungen erfüllt werden: Die Kategorien im Teilbaum SEKUNDÄRE INFORMATIONEN sind – wie gefordert – nur gemeinsam mit Kategorien anderer Teilbäume zugeordnet (F.1). Auch die Anforderung, dass Kategorien aus dem Teilbaum HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG nur einfach und nicht gemeinsam mit Kategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE zugeordnet werden dürfen, ist erfüllt (F.3). Gleiches gilt für die weiteren Anforderung hinsichtlich der Kombinationen mit dem Teilbaum HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG (F.2, F.3). 1
1
Nur fünf Beiträge sind gleichzeitig den Teilbäumen HANDLUNGSKONTEXTE OHNE IT-BEZUG und SEKUNDÄRE INFORMATIONEN zugeordnet. Für alle werden die geforderten Kriterien erfüllt (siehe Tabelle 122 im Anhang, S. 334).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
222
Handlungskontexte ohne ITBezug (ID 2046) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
IT-bezogene Handlungskontexte (ID 2307)
IT-nahe Artefakte (ID 4)
Sekundäre Informationen (ID 2149)
WI-/ISDisziplin (ID 11)
Gesamtzahl Artikel
Anteil (von 1507)
1 1 1 0 1 0 0 0 0 2 0 0 1 1 1 2
0 1 0 1 1 0 1 2 1 0 0 2 0 2 1 1
0 0 1 1 1 0 0 0 2 0 0 1 2 0 2 0
0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
508 245 169 107 89 76 52 32 27 24 23 20 20 20 19 10
1 0 0 0 1 1 0 0 0 0 2 0 1 2 0 0 1 1 2 2 2
0 1 0 0 0 2 0 3 1 2 0 3 3 1 0 0 0 1 0 1 1
0 0 0 1 3 1 1 0 3 2 1 1 0 1 1 2 1 3 2 2 4
1 1 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 1 1 0 0 0 0
9 6 5 5 5 5 5 4 3 3 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1
33.71 % 16.26 % 11.21 % 7.1 % 5.91 % 5.04 % 3.45 % 2.12 % 1.79 % 1.59 % 1.53 % 1.33 % 1.33 % 1.33 % 1.26 % 0.66 % (95,62 %) 0.6 % 0.4 % 0.33 % 0.33 % 0.33 % 0.33 % 0.33 % 0.27 % 0.2 % 0.2 % 0.2 % 0.13 % 0.13 % 0.13 % 0.07 % 0.07 % 0.07 % 0.07 % 0.07 % 0.07 % 0.07 %
1507
100.02 %
Kontrollsummen:
Tabelle 70:
6.6.2
Überblick der Anwendung der Teilbäume zum FORSCHUNGSGEGENSTAND zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit
Anwendung der Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE
Die Kategorien für FORSCHUNGSZIELE sind inhaltlich nicht überschneidungsfrei. Wie damit bei der Anwendung des Bezugsrahmens umzugehen ist bzw. im Rahmen der Analyse des Publikationskorpus umgegangen wurde, beschreibt Kapitel 6.6.2.1.
6.6 Anwendung des Begriffssystems
223
Auch für die Anwendung der Kategorien dieses Teilbaums lassen sich Anforderungen an semantikkonforme Mehrfachzuordnungen formulieren (siehe Kapitel 6.6.2.2). Deren Einhaltung im Rahmen der Klassifikation des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit wird anhand einer Kombinationsanalyse überprüft (siehe Kapitel 6.6.2.3). 6.6.2.1 Umgang mit inhaltlicher Überschneidung Forschungsziele können prinzipiell auf unterschiedlichen Abstraktions- und Formalisierungsniveaus formuliert sein. Folglich sind auch die Blattkategorien im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus spezifiziert und schließen sich in Teilen nicht aus. Dies gilt insbesondere für die Forschungsziele „(überprüfte) Hypothese (ID 144)”, „Bezugsrahmen (ID 126)” sowie die Konkretisierungen von HANDLUNGSEMPFEHLUNG (ID 1544). Bei der Zuordnung ist daher das konkreteste zutreffende Forschungsziel zuzuordnen. Folgende Beispiele erläutern, wie diese Zuordnungsregel anzuwenden ist: •
Ein „Research Model (ID 143)” impliziert definitionsgemäß eine Reihe von „Hypothesen (ID 142)”. Da „Research Models” eine speziellere Form von Forschungszielen darstellen, sind sie – falls zutreffend – dem Ziel „Hypothese“ vorzuziehen.
•
Wenn das Ergebnis der Evaluation einer Modellierungsmethode anhand von geprüften Hypothesen festgehalten wird, so wird das Ziel „Evaluation einer Methode (ID 1767)” dem Ziel der „überprüften Hypothese (ID 144)” vorgezogen, da ersteres konkreter ist.
•
Wird in einem Beitrag eine bestimmte Architektur entwickelt und für eine Anwendungsklasse empfohlen, so ist nicht die allgemeine Kategorie „Empfehlungen für die Unternehmenspraxis (ID 1545)“ – bzw. eine mögliche neue Unterkategorie – sondern das Artefakt-Ziel „Architektur-Entwurf (ID 407)” zuzuordnen.
6.6.2.2 Zulässige semantikkonforme Mehrfach- und Kombinatioszuordnungen Prinzipiell ist die Zuordnung mehrere Zielkategorien zu einem Beitrag zulässig. Es wird jedoch angenommen, dass ein untersuchter Forschungsbeitrag i. d. R. ein primäres Forschungsziel bzw. -ergebnis verfolgt und begründet. Daher wird folgende Forderung an Kombinationszuordnungen des Teilbaumes FORSCHUNGSZIELE gestellt: F.4: In der Anwendung sollten Kombinationen von zwei oder mehr der drei Hauptzielkategorien die Ausnahme sein. Gleiches gilt für Kombinationen innerhalb der Teilbäume. 6.6.2.3 Anwendung der zentralen Teilbäume zur Klassifizierung des Publikationskorpus Tabelle 71 verdeutlicht, dass mehr als 90 % der untersuchten Beiträge des Publikationskorpus nur ein Forschungsziel zugeordnet ist. Etwa 9 % wird mit zwei Forschungszielen klassifiziert. Somit kann F.4 als in angemessener Weise erfüllt betrachtet werden.
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
224
Gestaltung der WirkCharakterisierung der empirischen Wirklichkeit lichkeit (ID 122) (ID 123) Gesamt- Anteil Handlungs- BeschreiBeschreiEvaluation zahl (von Artefakte / system/bende Stabung Erklärung von ArteArtikel 1507) Konzepte emtistiken (qualitativ) (ID 139) fakten… (ID 1543) pfehlung (quantita(ID 140) (ID 141) (ID 1544) tiv) (ID 400) 1 0 0 0 0 0 557 36,96% 1 0 0 0 0 0 374 24,82% 1 0 0 0 0 0 176 11,68% 1 0 0 0 0 0 150 9,95% 1 0 0 0 0 0 87 5,77% 1 0 0 0 0 0 32 2,12% 91,3 % 1 1 0 0 0 0 32 2,12% 1 1 0 0 0 0 12 0,80% 1 1 0 0 0 0 12 0,80% 1 1 0 0 0 0 11 0,73% 1 1 0 0 0 0 10 0,66% 1 1 0 0 0 0 8 0,53% 1 1 0 0 0 0 7 0,46% 2 0 0 0 0 0 7 0,46% 0 0 0 2 0 0 6 0,40% 1 1 0 0 0 0 6 0,40% 1 1 0 0 0 0 4 0,27% 1 1 0 0 0 0 3 0,20% 1 0 0 0 1 0 3 0,20% 2 0 0 0 0 0 2 0,13% 1 1 0 0 0 0 2 0,13% 2 0 0 0 0 0 2 0,13% 1 1 0 0 0 0 2 0,13% 1 1 0 0 0 0 1 0,07% 1 1 1 0 0 0 1 0,07% Kontrollsummen: 1507 100%
Tabelle 71:
6.6.3
Anzahl Zuordnungen
1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 3
Überblick der Anwendung der Teilbäume zum FORSCHUNGSZIEL zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit
Anwendung der Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE
Grundlegend ist jeder Artikel beiden Teilbäumen zur FORSCHUNGSMETHODE zuzuordnen: dem Teilbaum ART DES ZUGANGS und dem Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (vgl. Anforderung A.3). Für eine angemessene Anwendung der Kategorien des Teilbaums ART DES ZUGANGS sollten die in Kapitel 6.6.3.1 beschriebenen Hinweise für den Umgang mit inhaltlichen Überschneidungen und begrifflicher Kontingenz berücksichtigt werden. Einschränkungen bezüglich zulässiger kombinierter Mehrfachzuordnungen werden in Kapitel 6.6.3.2 erläutert. Nach der Vorstellung der Anforderungen und Regeln der Anwendung wird deren Einhaltung im Rahmen der Klassifikation des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit überprüft (siehe Kapitel 6.6.3.3). Im Anschluss daran werden Anforderungen bzgl. Mehrfach- und Kombinationszuordnungen von Kategorien des Teilbaumes BEGRÜNDUNGSVERFAHREN – auch bezüglich Kombinationen
6.6 Anwendung des Begriffssystems
225
mit anderen Teilbäumen – vorgestellt (Kapitel 6.6.3.4). Abschließend wird die Anwendung der Kategorien für BEGRÜNDUNGSVERFAHREN im Rahmen der Klassifikation der Beiträge des Publikationskorpus beschrieben und deren Angemessenheit anhand der eingeführten Anforderungen überprüft (6.6.3.5). 6.6.3.1 Umgang mit inhaltlichen Überschneidungen und begrifflicher Kontingenz im Teilbaum ART DES ZUGANGS Inhaltlich ist bei der Zuordnung darauf zu achten, dass die primären, distinguierenden Zugangsarten zugeordnet werden. Zudem sind folgende Regeln zu berücksichtigen: Begriffe des Teilbaumes ART DES ZUGANGS werden von den Autoren der untersuchten Beiträge in Teilen selbst, jedoch teilweise mit unterschiedlicher Bedeutung, zur Beschreibung ihrer Forschungsmethode verwendet. Bei der Zuordnung der untersuchten Artikel zu einer Kategorie des Teilbaums ART DES ZUGANGS ist das oben (siehe Kapitel 6.4.1) vorgestellte Begriffsverständnis anzuwenden. Somit hat eine einheitliche Verwendung der Kategorien des Bezugsrahmens höhere Priorität als die von den Autoren der jeweiligen Beiträge verwendete Begrifflichkeit. Zum Beispiel gibt es Arbeiten, deren Methode von den Autoren als Experiment beschrieben wird, welche jedoch nicht der EXPERIMENT-Kategorie zuzuordnen sind: Besonders deutlich wird dies in einem Beitrag, bei dem es sich stattdessen um eine Befragung in mehreren Stufen ganz ohne experimentellen Charakter handelt.1 Ein Experiment geht üblicherweise mit mindestens einer Befragung der Probanden einher. Da angenommen werden kann, dass die Zugangsart EXPERIMENT einen entsprechendn Artikel forschungsmethodisch bereits hinlänglich differenziert beschreibt, wird in solchen Fällen auf die zusätzliche Zuordnung der Befragungsart verzichtet.2 Wissenschaftliche Arbeiten kennzeichnen sich in der Regel dadurch, dass themen- und methodenbezogene wissenschaftliche Literatur studiert und für die eigene Forschung berücksichtigt wird. Bei fast allen untersuchten Arbeiten ist aus dem Text durch entsprechende Referenzen erkennbar, dass auch die Zugangsart „Literaturstudium (ID 180)“ von den beteiligten Forschern angewandt wurde. Um daher die Unterschiede in den Zugangsarten deutlicher herauszuarbeiten, ist diese Zugangsart nur dann zuzuordnen, wenn das Literaturstudium von den Autoren als zentraler Zugang zum Gegenstandsbereich beschrieben wird.
1
Hann et al.: „Online Information Privacy: Measuring the Cost-Benefit Trade-Off“ im Konferenzband der ICIS 2002.
2
Dagegen wird im Kategoriensystem bewusst auf die Zugangsart „Case Study“ verzichtet, da diese die konkrete Zugangsart offen lässt, und somit für eine differenzierte forschungsmethodische Beschreibung ungeeignet ist.
226
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
6.6.3.2 Zulässige semantikkonforme Mehrfach- und Kombinationszuordnungen im Teilbaum ART DES ZUGANGS Es wurde bereits an früherer Stelle angedeutet, dass innerhalb eines Forschunsprojekts und auch innerhalb eines publizierten Forschungsartikels mehrere Zugangsarten von Relevanz sein können. Dabei scheint eine Begrenzung, hier auf maximal drei Zugangsarten, pro Artikel angemessen. Sind mehr als drei Zugangsarten für einen einzelnen Beitrag wesentlich, so ist die entsprechende Kategorie DIVERSE zuzuordnen. Auf diese Weise lassen sich aus dem Rahmen fallende Arbeiten, die eine Vielfalt von Zugangsarten nutzen, leicht identifizieren. F.5: Jeder Beitrag ist maximal drei Kategorien des Teilbaumes ART DES ZUGANGS zuzuordnen. 6.6.3.3 Anwendung der zentralen Teilbäume von ART DES ZUGANGS zur Klassifikation des Publikationskorpus Tabelle 72 zeigt die Anwendung der zentralen Teilbäume zur Klassifikation des Publikationskorpus. Das Gros der untersuchten Publikationen lässt sich genau einer der grundlegenden Zugangsarten zuordnen (ca. 87 %). Es gibt vereinzelte Beiträge, die mehrere Zugangsarten innerhalb eines Teilbaums verfolgen. In etwa 10 % der Beiträge sind verschiedenen Zugangsarten aus unterschiedlichen Teilbäumen zugeordnet. Insgesamt sind keinem Beitrag mehr als drei Zugangsarten zugeordnet. Damit ist F.5 hinlänglich erfüllt. 6.6.3.4 Zulässige semantikkonforme Mehrfach- und Kombinationszuordnungen im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN Den Zugangsarten ähnlich sind für einen Beitrag auch mehrere Begründungsverfahren denkbar. Da bei der Zuordnung auf den primären Ansatz zur Begründung des zentralen Forschungsergebnisses fokussiert werden soll, sollte ein Artikel jedoch möglichst nur einer Kategorie aus diesem Teilbaum zugeordnet sein: F.6: Jeder Beitrag ist möglichst genau einer Kategorie des Teilbaumes BEGRÜNDUNGSVERFAHREN
zuzuordnen. Ausnahmefälle sind zu begründen.
Einige Begründungskategorien besitzen deutliche begriffliche Überschneidungen mit Kategorien aus dem Teilbaum ART DES ZUGANGS bzw. FORSCHUNGSZIELE. Die nachfolgende Darstellung nicht zulässiger und zulässiger Kombinationen von begrifflich ähnlichen Kategorien verschiedener Teilbäume soll daher die semantischen Unterschiede der jeweiligen Kategorienbezeichner nochmals im Einzelnen erläutern.
227
6.6 Anwendung des Begriffssystems
Mittelbarer Zugang über .. Unmittelbarer Zugang über .. InformatiArtefakte als onsquellen handelnde InArtefakte als über das Modell der dividuen/ OrTeil der ReaRealität Handeln von ganisationen lität (ID 2413) Indiv./ Org. (ID 2414) (ID 158) (ID 159) 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 Kontrollsummen:
Tabelle 72:
0 0 1 0 1 1 0 0 1 0 0 0 2 0 0 0 1 1
0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 1 2 0 0 0 1 0 1
1 2 1 1 2 0 0 1 0 0 0 0 0 2 3 2 1 0
Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium) (ID 180)
Gesamtzahl Artikel
Anteil (von 1507)
Anzahl Zuordnungen
0 1 0 0 0
652 318 148 114 85
1 1 1 1 1
1 0 0 0 0 0 1 0 1 1 0 0 0 1 0 0 1 0
50 48 28 14 9 8 7 6 6 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1507
43,26% 21,10% 9,82% 7,56% 5,64% 87,38 % 3,32% 3,19% 1,86% 0,93% 0,60% 0,53% 0,46% 0,40% 0,40% 0,20% 0,13% 0,13% 0,13% 0,07% 0,07% 0,07% 0,07% 0,07% 100%
2 2 2 2 3 2 2 2 2 2 2 2 2 3 3 2 3 2
Überblick der Anwendung der Teilbäume zur ART DES ZUGANGS zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit
Es finden sich im betrachteten Korpus Arbeiten, welche darauf zielen, die technische Umsetzung eines Prototyps darzustellen. Zudem gibt es Arbeiten, die darauf zielen, andere Software-bezogene Artefakte, wie beispielsweise Systemkonzepte und Architekturentwürfe durch die Entwicklung eines Prototyps zu begründen. Die Begründung eines entwickelten Prototyps mit seiner Entwicklung ist jedoch wenig überzeugend. Daher sind entsprechende Kombinationen nicht zugelassen: F.7: Kombinationen von BEGRÜNDUNGSVERFAHREN „Prototypenentwicklung“ (ID 652) und FORSCHUNGSZIEL „Systemimplementierung / Prototyp“ (ID 138) sind nicht zulässig. Dagegen sind folgenden Kombinationen begrifflich ähnlicher Begründungsansätze und Zugangsarten unter geeigneten semantischen Voraussetzungen der Beiträge erlaubt:
BEGRÜNDUNGSANSATZ „Simulation“ (ID 176) UND ART DES ZUGANGS „ComputerSimulation“ (ID 187): Simulation ist im Bezugsrahmen sowohl als Zugangsart als auch als Modell-basiertes Begründungsverfahren aufgeführt. Dies erklärt sich durch den Forschungsansatz Simulation: Er kann als ein bestimmter Weg des Zugangs zum Gegenstandsbereich – nämlich über formale, mathematische Modelle als Abstraktionen
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
228
von Ausschnitten der Realität – oder als ein spezifisches Modell-basiertes Begründungsverfahren für Forschungsergebnisse, welche auf Basis der durchgeführten Simulationen abgebildet werden, angewendet werden. Kombinationen dieser beiden Kategorien sind dann denkbar, wenn der Untersuchungsgegenstand selbst ein IS ermöglichtes Handlungssystem (z. B. Peer-to-Peer-Netzwerk) ist.
BEGRÜNDUNGSANSATZ „entspr. Bedarf in der Praxis” (ID 350) und ART DES ZUGANGS „Anforderungen aus der Praxis“ (ID 355): Entsprechende Kombinationen sind zulässig und kennzeichnen stark praxisorientierte Beiträge, die i. d. R. mit dem Ziel der Entwicklung eines Systemkonzepts, Prototyps oder eines Architekturentwurfs verknüpft sind.
BEGRÜNDUNGSANSATZ „Stimmigkeit mit der Literatur“ (ID 197) und ART DES ZUGANGS „Literaturstudium“ (ID 180): entsprechende Kombinationen sind zulässig und beziehen sich auf stark literaturlastige Arbeiten, welche nicht auf konkrete Abstraktionen (Modelle) oder empirische Daten Bezug nehmen.
BEGRÜNDUNGSANSATZ „Anwendung bestehender Theorien“ (ID 196) und ART DES ZUGANGS „bestehende Modelle/Theorien“ (ID 185): entsprechende Arbeiten sind zulässig und kennzeichnen stark theoriebezogene Arbeiten, die sowohl als Weg des Zugangs zum Untersuchungsgegenstand als auch zur Begründung ihrer Ergebnisse auf bestehende Theorien Bezug nehmen.
6.6.3.5 Anwendung der zentralen Teilbäume von BEGRÜNDUNGSVERFAHREN zur Klassifikation des Publikationskorpus Tabelle 74 (S. 229)verdeutlicht, dass ca. 98 % der untersuchten Beiträge nur einem der vier Begründungsverfahren zugeordnet sind. Die verbleibenden ca. 2 % nutzen zur Begründung zwei ähnlich gewichtete Ansätze aus maximal zwei Teilbäumen. Damit ist Forderung F.6 in angemessener Weise erfüllt. Die vorgenommenen Zuordnungen haben auch F.7 berücksichtigt; die entsprechende Auswertung ist in Tabelle 73 dargestellt. Begründungsansatz: Protoypentwicklung (ID 652) 0 1
Tabelle 73:
Forschungsziel: Systemimplementierung / Prototyp (ID 138) 1 0
Gesamtzahl Artikel 56 44
Kombination von Begründungsansatz – Prototypenentwicklung (ID 652) und Forschungsziel: Systemimplementierung / Prototyp (ID 138)
229
6.6 Anwendung des Begriffssystems
Kohärenz (ID 190)
Konsens (ID 192) (inkl. hermeneutische Verfahren)
0 0 0 0 1
0 1 0 0 0
0 0 0 1 1 0 1 Kontrollsummen:
Tabelle 74:
6.6.4
1 1 1 1 0 0 0
Korrespondenz (ID 189) Statist. Erfolgreiche Auswertung Umsetzung empirisch bzw. Anwengew. Daten dung (ID 195) (ID 194) 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 1
1 0 0 0 1 0 0
Modellbasiert (ID 193)
Gesamtzahl Artikel
0 0 0 1 0
569 522 174 171 36
0 1 0 0 0 1 0
10 6 6 6 4 2 1 1507
Anteil (von 1507) 37,76% 34,64% 11,55% 11,35% 2,39% 97,69 % 0,66% 0,40% 0,40% 0,40% 0,27% 0,13% 0,07% 100%
Anzahl Zuordnu ngen 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2
Überblick der Anwendung der Teilbäume zu BEGRÜNDUNGSVERFAHREN zur Klassifikation des gesamten Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit
Praktische Hinweise zur Nutzung anhand typischer Anwendungsfälle
Um einerseits die Anwendung des Bezugsrahmens für die Klassifikation des vorliegenden Publikationskorpus nachvollziehbarer zu machen und andererseits dem Leser bei der Nutzung des Begriffssystems Hilfestellung zu leisten, werden nachfolgend intendierte Anwendungsfälle der Einordnung von Begriffen oder Themen diskutiert. Entsprechend ihrer Zielsetzung lassen sich drei Anwendungsfälle der Nutzung des Begriffssystems unterscheiden: a) Einordnung eines Beitrags unter Verwendung der Kategorien des Bezugsrahmens. b) Auffinden relevanter Kategorien zu einem bestimmten Schlagwort oder Thema. c) Erweiterung des Begriffssystems um zusätzliche aktuelle Themen oder Schlagworte (z. B. Web 2.0, Green IT, Nachhaltigkeit). Die Ansätze zur Orientierung im Begriffssystem, um die jeweilige Zielsetzung zu erreichen, sind dabei sehr ähnlich. Zunächst ist die Frage zu beantworten, welche abstrakten Aspekte – beispielsweise des Teilbaums FORSCHUNGSGEGENSTAND – für das betrachtete (einzuordnende oder gesuchte) Themenfeld bestimmend sind. Tabelle 75 zeigt anhand exemplarischer Teilbäume denkbare Antworten auf und gibt Beispiele für die Einordnung von Themen bzw. Forschungsgegenständen. Die nachfolgenden Hinweise gelten in analoger Form für die anderen grundlegenden Teilbäume (FORSCHUNGSZIEL und FORSCHUNGSMETHODE).
6 Begriffssystem zur differenzierten Beschreibung von IS Research
230
Welche(r) Aspekt(e) sind für das betrachtete Themenfeld bestimmend? (TEILBÄUME)
Beispiele für Themen, Forschungsgegenstände bzw. blattnahe Kategorien
Ein spezielles IT-NAHES ARTEFAKT (ID 4) (beispielsweise Anwendungsklasse oder Sprache)
Ontologien z. B. für das „Semantic Web“, konzeptuelle Referenzmodell oder, XML-basierte Standards
IS in einer bestimmten DOMÄNE (ID 2310) (Branche oder Anwendungsbereich)
IS in der Finanzbranche, IS zur Unterstützung im Marketing, betriebliche IS für KMUs
Eine bestimmte Sichtweise auf IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2307) (Anwendung, Management oder Entwicklung von IS) •
•
Für den Handlungskontext ANWENDUNG VON IS (ID 2099): Wird der HANDLUNGSKONTEXT DURCH IT ERST ERMÖGLICHT (ID 1978)? Handelt es sich dabei um o
ein primär SOZIALES ITNUTZUNGSSZENARIO (ID 1957)?
Peer-to-Peer Netzwerke oder Online Communities
o
ein primär KOMMERZIELLES ITNUTZUNGSSZENARIO (ID 1979)?
B2B- und B2C-Commerce (z. B. aus Nutzerperspektive „Trust“ oder aus Organisationsperspektive „Preisbildung im E-Commerce“) …
Für den Handlungskontext ENTWICKLUNG VON IS / ENTWICKLUNGSPROJEKTE (ID 6)): Handelt es sich um o
den spezifischen Kontext der OPENSOURCE-ENTWICKLUNG (ID 2186))?
Kooperation in Open-Source-Entwicklernetzen
o
KONKRETE AUFGABEN UND TÄTIGKEITEN
Anforderungserhebung, Aufwandsschätzung
der IS-Entwicklung (ID 2202) oder im Projektmanagement (ID 76)? o
SOZIALWISSENSCHAFTLICHE ODER ÖKONOMISCHE FRAGESTELLUNGEN (ID 2190)
Rolle von Projektleitern, Einflussfaktoren für den Erfolg von Entwicklungsprojekten
im Kontext von Softwareentwicklungsoder Einführungsprojekten? •
Für den Handlungskontext MANAGEMENT VON IS (ID 9): Was ist der konkrete primäre Gegenstand des Managements?
Tabelle 75:
o
IT/IS OUTSOURCING (ID 91)
Zufriedenheit der Mitarbeiter mit dem Outsourcing, Gestaltung von Outsourcingverträgen
o
IT/IS-ABTEILUNG/MITARBEITER (ID 215)
Karrieren von IT-Mitarbeitern, Verrechnungspreise für IT-Abteilung
o
FÜR UNTERNEHMENSINTERNE ZWECKE GENUTZTE IS/IT (ID 92)
Evaluation von betrieblicher IS (ex-ante oder expost), IS-Strategie
o
AN DEN SCHNITTSTELLEN DES UNTERNEHMENS EINGESETZTE IS/IT (ID 2121)
Sicherheit und Risikomanagement von IT/IS
Exemplarische Anleitung zur Orientierung im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND
Ad a) Einordnung eines Beitrags: Für die Beschreibung des Forschungsgegenstands eines Beitrags mit den Begriffen des Bezugsrahmens kann es notwendig sein, mehrere Kategorien zuzuordnen. Es gelten dabei die oben beschriebenen Einschränkungen für Mehrfachzuordnungen. Die Zuordnung eines Beitrags sollte zu einer nicht abstrakten Kategorie auf einer möglichst blattnahen Ebene vorgenommen werden. Falls der bestimmende Aspekt noch nicht hinreichend durch die vorhandenen Kategorien abgebildet ist, ist auf möglichst blattnaher Ebene eine geeignete Kategorie zu ergänzen. Ad b) Auffinden relevanter Kategorien: Soll der vorhandene Bezugsrahmen mit dem klassifizierten Publikationskorpus dazu verwendet werden, Arbeiten zu einem bestimmten Themen-
6.6 Anwendung des Begriffssystems
231
gebiet oder Schlagwort zu identifizieren, so sind zunächst die relevanten Teilbäume zu bestimmen. Dabei ist es möglich, dass sich ein gesuchtes Thema oder Schlagwort nicht durch eine einzelne Kategorie oder einen Teilbaum abbilden lässt (z. B. „E-Commerce“ oder „Open Source“). Auch hier ist das Begriffssystem von den abstrakten Ebenen ausgehend nach relevanten Abstraktionen bzw. Kategorien zu durchsuchen. Ad c) Erweiterung des Begriffssystems: Eine Erweiterung des Bezugsrahmens um aktuelle Themen oder Schlagworte erscheint nur anhand entsprechender konkreter Forschungsgegenstände von betrachteten Artikeln sinnvoll (siehe a). Die bloße Ergänzung des Bezugsrahmens um aktuelle Schlagworte wie „Green IT“ oder „Web 2.0“ entspricht nicht der Zwecksetzung des Begriffssystems. Vielmehr ist für einzelne zuzuordnende Beiträge, die Schlagworte beispielsweise im Titel aufgreifen, zu prüfen, welcher Forschungsgegenstand konkret untersucht wird: beispielweise Eigenschaften der Technologie Web 2.0 oder die Anwendung von Web 2.0 für eine verbesserte Kundenbindung. Zu diesem Zweck sind wiederum die zentralen, abstrakten Kategorien heranzuziehen und ggf. die jeweiligen Teilbäume auf möglichst blattnaher Ebene entsprechend zu ergänzen. Modewörter sollten auch in neu angelegten Kategorienbezeichnern nur in Verbindung mit konkretisierenden, erläuternden Begriffen verwendet werden, die den Forschungsgegenstand so präzise wie möglich schildern.
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen Zur Beantwortung der Forschungsfragen (siehe Kapitel 3.4) werden nachfolgend die mithilfe des Begriffssystems klassifizierten IS- und WI-Publikationen ausgewertet. Dabei wird, um die Nachvollziehbarkeit der Darstellung zu erhöhen, eine analytische Trennung deskriptiver und bewertender Aspekte vorgenommen. Das vorliegende Kapitel fokussiert dazu zunächst auf die deskriptive Auswertung. Unter Bezugnahme auf Kriterien bzw. Annahmen erfolgt erst im nachfolgenden Kapitel 8 die kritische Bewertung der beschriebenen WI- und IS-Forschung. Die Gliederung dieses Kapitels richtet sich an den drei Forschungsfragen aus: •
Forschungsfrage-1 zu Zielen und Methoden der Forschung (Kapitel 7.2),
•
Forschungsfrage-2 zu Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Kapitel 7.3),
•
Forschungsfrage-3 zur Rolle von und Abstraktionen für IT-Artefakte (Kapitel 7.4).
Zunächst wird die Abbildung der jeweiligen Forschungsfrage auf Begriffe und Abstraktionen im Bezugsrahmen erläutert. Im Anschluss erfolgt die statistische Auswertung der vorgenommenen Zuordnungen von WI- und IS-Artikeln. Auf dieser Basis werden deskriptive Thesen zur inhaltlichen Ausrichtungen der untersuchten WI- und IS-Artikel formuliert. Falls es Ergebnisse früherer Studien (siehe Kapitel 4) gibt, die sich mit den (deskriptiven) Ergebnissen der vorliegenden Arbeit vergleichen lassen, so wird abschließend auf diese Bezug genommen. Bevor die Auswertung des Publikationskorpus im Hinblick auf die Forschungsfragen vorgenommen wird, erläutert und begründet Kapitel 7.1 zunächst die gewählten Konventionen zur Analyse der statistischen Daten.
7.1 Vorbemerkungen zur statistischen Auswertung Die nachfolgende Auswertung orientiert sich, wie einführend beschrieben, inhaltlich an Forschungsfragen dieser Arbeit, welche auf Abstraktionen im Begriffssystem abgebildet werden. Unterschiede in der untersuchten WI- und IS-Forschung lassen sich prinzipiell auf der Basis der vorgenommenen Zuordnungen zu einem Teilbaum des Begriffssystems oder auf Basis der einem Teilbaum zugeordneten Artikel auswerten. Aufgrund der zulässigen Mehrfachzuordnungen weicht die Zahl der zugeordneten Artikel i. d. R. von der Zahl der Zuordnungen ab; dementsprechend unterscheiden sich üblicherweise auch die prozentualen Artikel- und Zuordnungsanteile. Die nachfolgenden Ausführungen gehen auf die Herausforderungen des Umgangs mit Mehrfachzuordnungen ein und erläutern die unterschiedliche Rolle von Zuordnungs- und Artikelanteilen für die Auswertung näher. Abschließend wird festgelegt, welche Anteilsunterschiede bzw. -verhältnisse im Rahmen der nachfolgenden Auswertung als signifikant gelten sollen. C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_7, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
233
7.1 Vorbemerkungen zur statistischen Auswertung
Mehrfachzuordnungen in WI- und IS-Artikeln Die Grundgesamtheit aller Zuordnungen zu einem Teilbaum weicht aufgrund von Mehrfachzuordnungen i. d. R. von der Gesamtanzahl diesem Teilbaum zugeordneter Artikel ab (vgl. Kapitel 6.5). Tabelle 76 gibt für jeden Teilbaum, der für die nachfolgende Auswertung relevant ist, die durchschnittliche Anzahl Zuordnungen pro Artikel an. Dabei steht „WI“ bzw. „IS“ für alle untersuchten WI- bzw. IS-Artikel des Publikationskorpus, die mindestens eine Zuordnung zum jeweiligen Teilbaum aufweisen. Der Tabelle ist zusätzlich zu entnehmen, wie häufig Mehrfachzuordnungen von zwei oder drei Kategorien eines Teilbaumes vorkommen. Betrachtet man beispielsweise den Teilbaum FORSCHUNGSZIEL, so sind von 371 WI-Artikeln, die diesem Teilbaum zugeordnet sind, ca. 9 % zweifach zugeordnet und über 90 % der WIArtikel ist nur eine Kategorie dieses Teilbaumes, d. h. nur ein Forschungsziel, zugeordnet. Ausgewählte Teilbäume FORSCHUNGSZIEL (ID 121) ART DES ZUGANGS (ID 157) BEGRÜNDUNGSVERFAHREN
(ID 160) IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2307) IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4) Durchschnitt
Tabelle 76:
durchschnittliche Zuordnungen pro Artikel (gerundet) WI IS
Anteil Artikel mit Ein- und Mehrfachzuordnungen WI 1
2
IS 3
von
1
2
3
von
1,09
1,09
90,57 % 9,43 %
-
371 91,55 % 8,36 % 0,09 % 1136
1,05
1,16
94,61 % 5,39 %
-
371 85,04 % 13,82 % 1,14 % 1136
1,02
1,02
97,57 % 2,43 %
-
371 97,71 % 2,29 %
-
1136
1,02
1,04
98,22 % 1,78 %
-
225 95,82 % 4,18 %
-
910
1,20
1,10
86,48 % 17,73 % 2,27 % 220 89,79 % 9,51 % 0,70 % 431
1,08
1,08
93,49 % 7,35 %
91,98 % 7,63 %
Vorkommen von Mehrfachzuordnungen in für die nachfolgende Auswertung relevanten Teilbäumen
Die weiteren Einträge in Tabelle 76 verdeutlichen, dass von der Möglichkeit der Mehrfachzuordnung in den für die Auswertung relevanten Teilbäumen auch insgesamt nicht übermäßig Gebrauch gemacht wurde (vgl. auch Kapitel 6.6): Durchschnittlich deutlich mehr als 90 % der WI- und IS-Beiträge besitzen nur eine Zuordnung zu den ausgewählten Teilbäumen. Im Durchschnitt etwa 7 % der Artikel sind einem der relevanten Teilbäume zweifach zugeordnet. Dreifache Zuordnungen finden sich nur in Einzelfällen; vier- oder mehrfache Zuordnungen treten nicht auf. Auf welche konkreten Teilbäume sich die mehrfachen Zuordnungen jeweils beziehen, kann – für WI und IS vergleichend gegenübergestellt – den Kombinationsauswertungen im Anhang A.4 entnommen werden. Rolle und Darstellung von Zuordnungsanteilen Zur differenzierten Auswertung der inhaltlichen Breite der WI- und IS-Forschung sind aus der Perspektive des Begriffssystems primär die dort abgebildeten Abstraktionen relevant und die dort vorgenommenen Zuordnungen zu berücksichtigen. Als statistische Basis ist diesbezüg-
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
234
lich die Anzahl bzw. der relative Anteil der Zuordnungen relevant. Denn um das inhaltliche bzw. methodische Spektrum eines Beitrags zu würdigen, der bspw. mehrere Zugangsarten verwendet hat oder mehrere thematische Aspekte untersucht, ist jede Kategorienzuordnungen gesondert zu zählen. Zur Berechnung der Zuordnungsanteile wird im Rahmen der nachfolgenden Auswertung jede Zuordnung gleich gewichtet. Das heißt, jede Zuordnung eines Artikels zu einer Kategorie zählt als eine Zuordnung, unabhängig davon ob der jeweilige Beitrag nur einer oder mehreren Kategorien des auszuwertenden Teilbaumes zugeordnet ist.1 Als Grundgesamtheit zur Bestimmung der prozentualen Zuordnungsanteile dient die Gesamtzahl Zuordnungen – von WIbzw. IS-Artikeln – zum jeweils betrachteten Teilbaum. Die Darstellung der Auswertungsergebnisse2 erfolgt in Form von Tabellen (z. B. Tabelle 77, S. 237), welche die Kategorienbezeichner (1. Spalte) und die jeweiligen Prozentanteile der Zuordnungen (2. Spalte für WI und 3. Spalte für IS) enthalten. Für die Darstellung bzw. Interpretation dieser Zuordnungstabellen gelten die nachfolgenden Konventionen: •
In der Tabelle und im nachfolgenden Text sind die Kategorienbezeichner für innere Knoten im Begriffssystem – wie gehabt – in KAPITÄLCHEN gesetzt; in der Tabelle nicht entsprechend formatierte Kategorienbezeichner befinden sich somit auf Blattebene. Im Text sind Kategorienbezeichner für Blattknoten in Anführungszeichen gesetzt. Zur besseren Lesbarkeit werden die Kategorienbezeichner im Fließtext stellenweise dem Satzbau angepasst. Als eindeutige Referenz wird daher – wo es hilfreich erscheint – zusätzlich die jeweilige Kategorien-ID mit angegeben.
•
Die Prozentangaben in der zweiten (WI) und dritten (IS) Spalte in Tabelle 77 beziehen sich jeweils auf die Grundgesamtheit aller direkten und indirekten Zuordnungen von WI- bzw. IS-Artikeln zum Teilbaum. Die prozentualen Anteile sind auf zwei Dezimalstellen gerundet.
•
Die Summe der prozentualen Anteile der Kategorien der höchsten Abstraktionsebene ergibt immer 100 %.
•
Unterkategorien sind in der ersten Spalte der Tabelle anhand der Einrückung zu erkennen. Die Summe der Anzahl Zuordnungen zu Unterkategorien kann dann kleiner – und somit nicht gleich – der Anzahl Zuordnungen zur jeweiligen Vaterkategorie sein,
1
Dies gilt auch für Zuordnungen zumTeilbaum SEKUNDÄRE INFORMATIONEN (ID 2149).
2
Die Auswertungen zu Zuordnungsanteilen basieren auf www.icb.uni-due.de/um/ifwis/PublicationDB /index.php?view=1&type=t&lang=de&mode=exportView&showId=1&showSubCat=0&countEntries=1 &rootId=0&ref_only=0&maxEbenen=1
ZUM
FORSCHUNGSGEGENSTAND
7.1 Vorbemerkungen zur statistischen Auswertung
235
wenn die Vaterkategorie nicht abstrakt ist. Entsprechende Anmerkungen finden sich ebenfalls für jeden Teilbaum direkt unterhalb der Tabelle. Reine Zuordnungstabellen finden insbesondere bei Auswertungen zum Teilbaum FORAnwendung. Denn hier wird das spezifische thematische Spektrum der Forschung in WI und IS untersucht und anhand neuer Abstraktionen beschrieben (siehe insbeSCHUNGSGEGENSTAND
sondere Kapitel 7.3 und 7.4). Rolle von und Umgang mit Artikelanteilen Zwar sind Zuordnungsanteile geeignet, aus der Perspektive des Begriffssystems das gesamte inhaltliche und methodische Spektrum der untersuchten IS- und WI-Forschung zu würdigen. Jedoch gibt es auch gute Gründe dafür, stellenweise die Sicht des Publikationskorpus einzunehmen und dafür die Artikelanteile (zusätzlich) auszuwerten: (1) Kombinationsanalysen, d. h. Analysen hinsichtlich gemeinsam verwendeter Kategorien oder Teilbäume, müssen auf Basis der Anzahl bzw. des relativen Anteils jeweils zugeordneter Artikel erfolgen, da die relevanten Eigenschaften mit Zuordnungsanteilen nicht beschreibbar sind (siehe insbesondere die Auswertungen in Kapitel 7.2.4). (2) Das Gros der früheren Studien zur methodischen Ausrichtung der WI- bzw. IS-Forschung nutzt Auswertungen, die auf Artikelanteilen basieren (siehe Kapitel 4). Da die Ergebnisthesen der nachfolgenden Auswertung sinnvoller Weise geeignet sein sollten, von anderen Forschern aufgegriffen, mit früheren Studien verglichen und überprüft zu werden, werden – wenn möglich – die jeweiligen Artikelanteile den Zuordnungsanteilen gegenüber gestellt. Bei der Formulierung der Ergebnisthesen werden, falls vorhanden, die jeweiligen Artikelanteile angegeben (beispielsweise in Kapitel 7.2.5). Die Darstellung der Artikelanteile1 in Tabellen erfolgt an geeigneten Stellen analog zur tabellarischen Präsentation der Zuordnungsanteile. Als Grundgesamtheit dient typischerweise die Anzahl aller WI- und IS-Artikel des Publikationskorpus. Aus der Tabellenbeschriftung geht jeweils hervor, ob es sich um eine Auflistung der Artikel- und/oder Zuordnungsanteile handelt, und auf welche Grundgesamtheit sich die prozentualen Anteile beziehen. Die prozentualen Artikelanteile zu Geschwisterkategorien einer Ebene addieren sich i. d. R. nicht zu 100 % auf, sondern sind – aufgrund von Mehrfachzuordnungen – in der Summe größer. In logischer Konsequenz sind auch die teilbaumbezogenen prozentualen Artikelanteile größer als die entsprechenden Zuordnungsanteile – und zwar durchschnittlich um den in Tabelle 76 angegebenen Faktor.
1
Die Auswertung der Artikelanteile basiert auf www.icb.uni-due.de/um/ifwis/PublicationDB/statistics/ index.php?view=stats&&mode=combinations
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
236
Signifikanz der Anteilsunterschiede Zur Bestimmung der Signifikanz der Anteilsunterschiede wird folgende Konvention angewendet: Als signifikant oder deutlich sollen Unterschiede zwischen den prozentualen Anteilen an WI- und IS-Artikeln bzw. Zuordnungen dann gelten, wenn •
das Verhältnis der Anteile mindestens 1:2 beträgt und
•
mindestens einer der disziplinspezifischen prozentualen Anteile größer ist als 2 % (dies entspricht 8 WI-Artikeln oder 23 IS-Artikeln).
•
Bei auffällig hohen Anteilen von 50 % oder mehr, soll ein Unterschied bereits als signifikant gelten, wenn das Anteilsverhältnis 1:1,5 beträgt.
In den Auswertungstabellen sind die jeweils signifikant größeren Anteile durch Fettdruck hervorgehoben. Da Mehrfachzuordnungen nur in relativ geringem Ausmaß vorkommen, gilt i. d. R., dass die signifikanten Anteilsunterschiede der Zuordnungen mit ebenfalls signifikanten – und teils noch deutlicher ausgeprägten – Unterschieden der jeweiligen Artikelanteile einhergehen.
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1) „Welche Forschungsziele werden angestrebt und welche Forschungsmethoden, d. h. Zugangsarten und Begründungsverfahren, werden angewendet, um diese zu erreichen? Inwiefern lassen sich Forschungsziele und -methoden hinsichtlich ihrer Angemessenheit – insbesondere bezüglich der Kontingenz des Gegenstandsbereichs und des wissenschaftlichen Anspruchs – beschreiben?“(Forschungsfrage-1) Zur Beantwortung der ersten Forschungsfrage wird zunächst ausgewertet, welche Forschungsziele, Zugangsarten und Begründungsverfahren die untersuchte WI- und ISForschung kennzeichnet (Kapitel 7.2.1 bis 7.2.4). Kapitel 7.2.5 fasst dann die – zunächst - deskriptiven Ergebnisse der Auswertung in Form von Thesen zusammen.1 Dem zweiten Teil der Forschungsfrage, nämlich der systematischen Bewertung der Ziele und Methoden der untersuchten Forschung mit den Sprachmitteln des Bezugsrahmens, widmet sich Kapitel 7.2.6.2 Abschließend wird in Kapitel 7.2.7 auf vergleichbare Ergebnisse früherer Studien verwiesen.
1
Die Bewertung der Forschungsziele und -methoden erfolgt erst in Kapitel 8.1.2.
2
Im Rahmen dieses Kapitels werden nur die grundlegenden Auswertungen im Hinblick auf eine Bewertung vorgestellt. Die eigentliche Bewertung der Angemessenheit der analysierten WI- und IS-Forschungsziele und -methoden erfolgt jedoch noch nicht (siehe dafür Kapitel 8.1.2).
237
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
7.2.1
Forschungsziele
In Tabelle 77 sind die relativen Anteile der Zuordnungen1 zum Teilbaum FORSCHUNGSZIELE für WI und IS vergleichend aufgelistet. Die Auswertung der Forschungsziele zeigt bereits auf oberster Ebene2 deutliche Unterschiede zwischen den Disziplinen auf: Fast 70 % aller ISZuordnungen in diesem Teilbaum beziehen sich auf ein Ziel aus dem Teilbaum CHARAKTERISIERUNG DER WIRKLICHKEIT. Dagegen ist die klare Mehrheit (ca. 73 %) der WI-Zuordnungen auf ein Ziel des Teilbaums GESTALTUNG DER WIRKLICHKEIT gerichtet. FORSCHUNGSZIEL CHARAKTERISIERUNG DER EMPIRISCHEN WIRKLICHKEIT (ID 123) Beschreibende Statistiken (quantitativ) (ID 400) BESCHREIBUNG (QUALITATIV) (ID 140) BESCHREIBUNG DES GEGENWÄRTIGEN ZUSTANDES DER REALWELT (ID 2408) BESCHREIBUNG MUTMAßLICHER ZUKÜNFTIGER ENTWICKLUNGEN (ID 150) ERKLÄRUNG (ID 139) Hypothese (ID 142) Research model / Erklärungsmodell (ID 143) Vergleich von Erklärungsansätzen (quantitative Zusammenhänge) (ID 262) Überprüfte Hypothese (ID 144) Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (ID 145) EVALUATION VON ARTEFAKTEN/KONZEPTEN/ VORGEHENSMODELLEN (ID 141) Evaluation durch Nachweis quantitativer Zusammenhänge (ID 154) EVALUATION IT-NAHER ARTEFAKTE (QUALITATIV UND QUANTITATIV) (ID 2113) Interpretative Evaluation (qualitativ) (ID 155) Vergleich alternativer Verfahren/ Algorithmen/Werkzeuge (quantitativ) (ID 770) GESTALTUNG DER WIRKLICHKEIT (ID 122) ARTEFAKTE / KONZEPTE (ID 1543) FORMALE DOMÄNEN-MODELLE (ID 128) INFORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN (ID 2406) META- SPRACHEN UND METHODEN (ID 290) SEMI-FORMALE DOMÄNEN-BEZOGENE STRUKTUREN (ID 2409) SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE (ID 129) HANDLUNGSSYSTEM/-EMPFEHLUNG (ID 1544) EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS (ID 1545) EMPFEHLUNGEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN FORSCHUNG IN DER DISZIPLIN (ID 1546)
WI-Anteil (in % von 406) 27,09 1,97 13,3
IS-Anteil (in % von 1233) 69,83 3,16 13,71
11,33
13,3
1,97
0,41
3,94 1,72 0,49
46,96 2,03 3,16
0
0,81
0,99 0,74
20,36 20,6
7,88 0
6 1,14
5,17
2,51
1,72
1,3
0,99 72,91 54,43 4,93 8,13 5,67 2,96 32,76 18,47 16,01 2,46
1,05 30,17 19,06 6,41 5,68 2,35 0,16 4,46 11,11 6,65 4,46
Anmerkung: Die hier hier angezeigten Oberkategorien (kursiv dargestellt) sind abstrakt. Daher ergibt die Summe der Anteile aller Unterkategorien (eingerückt dargestellt) den bei der zugerhörigen Oberkategorie angegebenen Anteil. In diesem Teilbaum gibt es durchschnittlich 1,09 Zuordnungen pro WI- und IS-Artikel.
Tabelle 77:
Zuordnungen zu Kategorien des Teilbaums FORSCHUNGSZIELE
1
Eine Auflistung der Artikelanteile für diesen Teilbaum findet sich an späterer Stelle in Tabelle 83 (S. 247).
2
Die vergleichende Auswertung der Rolle konkreter Zugangsarten erfolgt an späterer Stelle (siehe Kapitel 7.2.4)
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
238
Darüber hinaus lassen sich für beide Disziplinen im untersuchten Publikationskorpus ein bzw. zwei deutliche relative Schwerpunkte bei konkreten Forschungszielen identifizieren. Für ISArtikel sind dies insbesondere die Erklärungsziele „überprüfte Hypothese (ID 144)“ sowie „überprüftes Research Model/Erklärungsmodell (ID 145)“, auf die insgesamt etwa 41 % aller Zuordnungen entfallen. Ein deutlicher Schwerpunkt der konkreten Ziele der untersuchten WIArtikel liegt in der Gestaltung „software-bezogener Artefakte (ID 129)“ sowie der Aufstellung von „Handlungsempfehlungen für die Unternehmenspraxis (ID 1545)“. Auf die beiden letztgenannten Kategorien beziehen sich insgesamt ca. 49 % der WI-Zuordnungen. Die Menge der Publikationen, die die genannten Schwerpunkt-Forschungsziele verfolgt, wird nachfolgend als Mainstream-Forschung bezeichnet und an späterer Stelle weitergehend hinsichtlich der eingesetzten Forschungsmethoden näher untersucht (siehe Kapitel 7.2.4). 7.2.2
Zugangsarten
Tabelle 78 führt sowohl Zuordnungs- als auch Artikelanteile für den Teilbaum ART DES ZUGANGS auf. Es zeigen sich für den untersuchten Publikationskorpus hinsichtlich der Zugangsarten bereits auf der obersten Kategorienebene klare bzw. deutliche Anteilsunterschiede zwischen der WI- und IS-Forschung. Man erkennt u. a. die unterschiedliche Rolle von Artefakten als Zugangsweg zum Untersuchungsgegenstand: der Anteil der Zuordnung zu ARTEFAKTEN ALS MODELL DER REALITÄT (ID 2414), ist bei den untersuchten IS-Artikeln merklich größer als bei der untersuchten WIForschung (ca. 9,1 % zu 5,4 %). Umgekehrt verhält es sich bei dem Anteil der Arbeiten, die ARTEFAKTE ALS TEIL DER (BETRIEBLICHEN) REALITÄT (ID 2413) untersuchen: Dieser Zugang wurde in ca. 11 % der untersuchten WI-Artikel gewählt, jedoch nur in etwa 5,5 % der ISArtikel.
ART DES ZUGANGS (ID 157)
WI-Anteil in % Artikel Zuordnungen (von (von 391) 371)
IS-Anteil in % Artikel Zuordnungen (von (von 1319) 1136)
MITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS MODELL DER REALITÄT (ID 2414)
5,37
5,66
9,1
10,56
MITTELBARER ZUGANG ZUR REALITÄT MITTELS INFORMATIONSQUELLEN ÜBER DAS HANDELN VON INDIVIDUEN/ ORGANISATIONEN (ID 159)
15,86
16,71
10,84
12,41
UNMITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS TEIL DER REALITÄT (ID 2413)
11,00
11,05
4,78
5,55
UNMITTELBARER ZUGANG ZUR REALITÄT ÜBER HANDELNDE INDIVIDUEN/ ORGANISATIONEN (ID 158)
24,55
25,61
58,83
63,03
WISSENSCHAFTLICHE VERÖFFENTLICHUNGEN (LITERATURSTUDIUM) (ID 180)
43,22
45,55
16,45
19,10
Anmerkung: Im Teilbaum Art des Zugangs gibt es durchschnittlich pro WI-Artikel 1,05 Zuordnungen und pro IS-Artikel 1,16 Zuordnungen
Tabelle 78:
Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum ART DES ZUGANGS (Kategorien der obersten Abstraktionsebene)
239
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
Weiterhin deutlich ist der Anteilsunterschied bei direkten, empirischen Zugangsarten (UNMITTELBARER ZUGANG ÜBER HANDELNDE INDIVIDUEN/ORGANISATIONEN, ID 158): Hier liegt der IS-Anteil mit ca. 59 % (ca. 63 % Artikelanteil) deutlich über dem der WI-Zuordnungen bzw. Artikel (ca. 25 %). Dagegen ist der WI-Anteil an Zuordnungen, die sich auf die Zugangsart „wissenschaftliche Veröffentlichungen (ID 180)“ beziehen, mit ca. 43 % deutlich größer als der entsprechende IS-Anteil (ca. 16 % Zuordnungsanteil bzw. 19 % Artikelanteil). 7.2.3
Begründungsverfahren
Das Spektrum der Begründungsverfahren, die im untersuchten Publikationskorpus angewendet werden, ist aus Tabelle 79 ersichtlich.1 BEGRÜNDUNGSVERFAHREN
WI-Anteil (in % von 380)
IS-Anteil (in % von 1162)
KOHÄRENZ (ID 190)
3,95
2,75
Anwendung bestehender Theorien (ID 196)
3,42
2,15
Integrationsfähigkeit (ID 198)
0,53
0,09
Stimmigkeit mit Literatur (ID 197) KONSENS (ID 192) HERMENEUTISCHE VERFAHREN (ID 201) entpsr. Bedarf in der Praxis (ID 350) Veranschaulichung an fiktivem Beispiel (ID 1306) Konsensfindungsprozesse (ID 199) KORRESPONDENZ (ID 189) ERFOLGREICHE UMSETZUNG BZW. ANWENDUNG (ID 195)
0 58,42
0,52 28,23
57,89
27,62
11,58
0,69
3,68
0,77
0,53
0,6
30,53 23,42
55,94 8,09
Anwendung an exemplarischem Praxisbeispiel (ID 928)
9,47
Protoypentwicklung (ID 652)
6,05
1,81
7,11
47,85
Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194)
3,53
7,11
13,08
Computersimulation (ID 203)
0,26
0,43
mathematische Analyse / Simulation (ID 202)
6,84
12,65
MODELL-BASIERT (ID 193)
Anmerkung: Die hier hier angezeigten Oberkategorien (kursiv dargestellt) sind abstrakt. Daher ergibt die Summe der Anteile aller Unterkategorien (eingerückt dargestellt) den bei der zugerhörigen Oberkategorie (kursiv dargestellt) angegebenen Anteil. In diesem Teilbaum gibt es durchschnittlich 1,02 Zuordnungen pro WI- und IS-Artikel.
Tabelle 79:
Zuordnungen zu Kategorien des Teilbaums BEGRÜNDUNGSVERFAHREN
Auch hier zeigen sich bereits auf den ersten Blick bemerkenswerte Unterschiede zwischen den betrachteten WI- und IS-Artikeln: Die Zuordnungen der WI-Artikel weisen einen deutlichen relativen Schwerpunkt bei Konsens-orientierten, hermeneutischen Begründungsverfahren auf. Über die Hälfte (ca. 58 %) aller WI-Zuordnungen richten sich auf HERMENEUTISCHE VERFAHREN (ID 201); damit ist der WI-Anteil nahezu doppelt so groß wie der entsprechende IS-Anteil. Bei den MODELL-BASIERTEN, FORMALEN VERFAHREN (ID 193) zeigt sich dagegen ein relativer Schwerpunkt der IS-Artikel (ca. 13 % zu 7 %). Betrachtet man die Korrespon1
Der Übersichtlichkeit halber sind zunächst nur die Zuordnungsanteile aufgeführt. Die jeweiligen Artikelanteile sind Tabelle 85 (S. 250) zu entnehmen.
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
240
denz-basierten Begründungsverfahren, so ergeben sich auf der ersten Konkretisierungsstufe deutliche Unterschiede: Ein relativer Schwerpunkt der WI-Artikel liegt hier bei Verfahren der ERFOLGREICHEN UMSETZUNG ODER ANWENDUNG (ID 195, ca. 23 % zu 8 %). STATISTISCHE AUSWERTUNGEN EMPIRISCHER DATEN (ID 194) werden dagegen von einem deutlich größeren Anteil IS-Artikel als WI-Artikel genutzt (48 % zu 7 %). 7.2.4
Zugangsarten und Begründungsansätze für Ziele der Mainstream-Forschung
Nachfolgend werden die gemeinsamen Zuordnungen (Kombinationen) der vier oben identifizierten Mainstream-FORSCHUNGSZIELE (siehe Kapitel 7.2.1) mit ZUGANGSARTEN und BEGRÜNDUNGSVERFAHREN ausgewertet. Diese Auswertungen dienen an späterer Stelle als Basis für die Einschätzung der Angemessenheit der gewählten Forschungsmethoden in Abhängigkeit von den gewählten Forschungszielen (siehe Kapitel 8.1.2.2). Das Ergebnis der Kombinationsanalyse ist in Tabelle 80 und in Tabelle 81 (S. 241) dokumentiert.1 Die aufgeführten Prozentanteile entsprechen dem relativen Anteil an der Gesamtzahl WI- bzw. IS-Artikel. Artikelanteile über 2 % sind durch Fettdruck und Anteile über 10 % zusätzlich durch Unterstreichen hervorgehoben. FORSCHUNGSZIEL:
Überprüftes Überprüfte Research moHypothese del / Erklärungsmodell (ID 144) (ID 145)
ZUGANGSART: MITTELBARER ZUGANG ZUR REALITÄT MITTELS INFORMATIONSQUELLEN ÜBER DAS HANDELN VON INDIVIDUEN/ ORGANISATIONEN (ID 159) UNMITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS TEIL DER REALITÄT (ID 2413) UNMITTELBARER ZUGANG ZUR REALITÄT ÜBER HANDELNDE INDIVIDUEN/ ORGANISATIONEN (ID 158)
1
WI (in % von 371 Artikeln) SOFTWAREBEZOGENE ARTEFAKTE
(ID 129)
EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS
(ID 1545)
Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) (ID 355)
0,00%
0,00%
10,78%
2,70%
Sekundärquellen (ID 174)
4,85%
1,15%
0,00%
0,27%
Bestehende Artefakte der / für die Praxis (ID 175)
0,18%
0,00%
5,12%
0,81%
Befragen (ID 162)
9,45%
16,28%
1,08%
2,70%
Direkte Erfahrung (konkreter Zugang unklar) (ID 173)
0,00%
0,00%
2,16%
0,27%
Experiment (ID 171)
6,79%
4,75%
0,00%
0,00%
0,89%
0,71%
14,02%
8,63%
Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium) (ID 180)
Tabelle 80:
IS (in % von 1136 Artikeln)
Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu Schwerpunkt-Forschungszielen und Zugangsarten (mit mind. 2 % Anteil an WI- oder IS-Artikeln)
Zur besseren Übersichtlichkeit sind nur solche Begründungsansätze bzw. Zugangsarten aufgeführt, denen mindestens 2 % der WI- oder IS-Artikel zugeordnet sind. Die vollständigen Tabellen finden sich im Anhang A.6, ab Seite 344.
241
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
FORSCHUNGSZIELE:
Überprüfte Hypothese (ID 144)
Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (ID 145)
HERMENEUTISCHE VERFAHREN (ID 201)
1,24%
ERFOLGREICHE UMSETZUNG BZW. ANWENDUNG (ID 195) Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194)
BEGRÜNDUNGSVERFAHREN: KONSENS
KORRESPONDENZ
Tabelle 81:
IS (in % von 1136 Artikeln)
WI (in % von 371 Artikeln) SOFTWAREBEZOGENE ARTEFAKTE
EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS
(ID 129)
(ID 1545)
0,35%
20,49%
9,70%
0,18%
0,26%
13,48%
4,58%
19,46%
21,31%
0,00%
1,35%
Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu Schwerpunkt-Forschungszielen und Begründungsverfahren
Für die beiden von den untersuchten IS-Artikeln schwerpunktartig verfolgten Forschungsziele, nämlich „überprüfte Hypothese (ID 144)“ und „überprüftes Research Model (ID 145)“, spielen die Zugangsarten „Befragung (ID 162)“ und „Experiment (ID 171)“ eine zentrale Rolle (siehe Tabelle 80): In etwa Dreiviertel der IS-Artikel, die auf die Überprüfung eines Research Models gerichtet sind, führten die Autoren eine Befragung durch; ca. ein Viertel nutzte ein Experiment. Zur Überprüfung von einzelnen Hypothesen, die nicht als Research Models modelliert sind, wurden neben den beiden genannten Zugangsarten häufig „Sekundärquellen“ als Zugangsweg genutzt: Insgesamt beschreibt etwa die Hälfte der IS-Artikel, die auf die Überprüfung von Hypothesen gerichtet sind, eine Befragung und jeweils ca. ein Viertel das Experiment bzw. Sekundärquellen als Zugang zum Untersuchungsgegenstand. Zur Begründung werden in nahezu allen IS-Beiträgen, die auf die Überprüfung von Hypothesen oder Research Models gerichtet sind, die gewonnenen empirischen Daten statistisch ausgewertet (ID 194, siehe Tabelle 81). Knapp über der Einprozentgrenze liegen neben diesem Begründungsansatz nur „hermeneutische Verfahren (ID 201)“ (1,24 %) und die „mathematische Analyse bzw. Simulation (ID 202)“ (1,32 %). WI-Artikel, die auf die Entwicklung softwarenaher Artefakte gerichtet sind, nutzen hauptsächlich drei Zugangsarten (siehe Tabelle 80): Die größeren Anteile fallen hier auf das „wissenschaftliche Literaturstudium (ID 180)“ (ca. 14 % aller WI-Artikel) und auf „mittelbare Informationen aus der Praxis (ID 355)“ (ca. 11 % aller WI-Artikel). 5 % der untersuchten WIArtikel sind darauf gerichtet, SOFTWARENAHE ARTEFAKTE (ID 129) zu gestalten, und nutzen gleichzeitig „bestehende Artefakte der bzw. für die Praxis“ als Zugangsart. Ein kleinerer Anteil (ca. 2 % von allen WI-Artikeln) greift – bei der genannten Zielsetzung – auf „direkte Erfahrungen (ID 173)“ in der Praxis zurück; wie auch bei den mittelbaren Informationen aus der Praxis bleibt hier jedoch die konkrete Zugangsart unklar (siehe Kapitel 7.2.6.2). In etwa die Hälfte aller untersuchten WI-Artikel, die darauf gerichtet sind, EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS aufzustellen, basieren auf dem „Studium der wissenschaftlichen Literatur
242
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
(ID 180)“ (ca. 9 % aller WI-Artikel). Kleinere Anteile nutzen dazu „mittelbare Informationen aus der Praxis (ID 355)“ oder „Befragungen (ID 162)“ (jeweils ca. 3 % aller WI-Artikel). Die Begründung der Mainstream-Forschungsergebnisse von WI-Artikeln erfolgt meistens durch ein HERMENEUTISCHES VERFAHREN oder vermittels der Darstellung der „erfolgreichen Umsetzung bzw. Anwendung (ID 195)“ des jeweiligen Artefakts in der Praxis (siehe Tabelle 81): Etwa zwei Drittel der Arbeiten, die auf ein SOFTWARE-BEZOGENES ARTEFAKT oder auf EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS gerichtet sind, begründen ihre Ergebnisse hermeneutisch („hermeneutische Verfahren (ID 201)“); etwa ein Drittel der entsprechenden Arbeiten beruft sich auf eine ERFOLGREICHE UMSETZUNG BZW. ANWENDUNG der Ergebnisse in der Praxis. 7.2.5
Zusammenfassung der Ergebnisse in Form deskriptiver Thesen
Die obige Auswertung weist auf eine Reihe deutlicher forschungsmethodischer Unterschiede zwischen der untersuchten WI- und IS-Forschung hin. Die Auswertungsergebnisse werden nun in deskriptiven Thesen zusammengefasst.1 Die Betrachtung der Artikelanteile verdeutlicht die signifikanten Unterschiede von WI- und IS-Artikeln hinsichtlich der Zielsetzung. Die nachfolgende – zunächst deskriptive – These2 hält dieses Ergebnis fest: (T.1.1-Unterschied: Abstrakte Zielsetzungen) Während ca. 74 % der untersuchten IS-Artikel einem Ziel aus dem Bereich CHARAKTERISIERUNG DER WIRKLICHKEIT (ID 123) zugeordnet ist, ist ein ähnlich großer Anteil der WI-Artikel (ca. 77 %) dem dazu komplementären Bereich GESTALTUNG DER WIRKLICHKEIT (ID 122) zuzuordnen.
Betrachtet man die oberste Abstraktionsebene der zugeordneten Zugangsarten so ergeben sich für die Gruppe der untersuchten WI- und die Gruppe der betrachteten IS-Artikel deutlich unterschiedliche relative Schwerpunkte:
1
Bewertende Thesen insbesondere zum Abstraktionsniveau und zur Anwendungsorientierung der WI- und ISForschung sowie zur Angemessenheit der Forschungsprofile der Mainstreamforschung werden an späterer Stelle diskutiert (siehe Kapitel 8.1.2).
2
Die Formatierungskonventionen für Kategorienbezeichner von inneren Knoten und von Blattknoten werden innerhalb der Thesen weitgehend übernommen. Ausnahme sind nicht abstrakte innere Knoten: deren Bezeichner werden analog zu den Blattknoten in Anführungszeichen gesetzt – und nicht wie bisher in Kapitälchen.
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
243
(T.1.2-Unterschied: Zugangsarten) Die betrachteten IS-Artikel weisen deutliche relative Schwerpunkte bei direkten, empirischen Zugängen (ID 158) 1 sowie bei der Nutzung von ARTEFAKTEN ALS MODELL DER REALITÄT (ID 2414) als Zugangsart auf: Die IS-Artikelanteile liegen hier bei ca. 63 % bzw. 11 %. Dagegen liegen deutliche relative Schwerpunkte der untersuchten WI-Artikel bei der Zugangsart „wissenschaftliche Literatur (ID 180)“ sowie bei Zugangsarten, die ARTEFAKTE ALS TEIL DER REALITÄT (ID 2413) betrachten: Die WI-Anteile liegen hier bei 46 % bzw. 11 %.
Ebenfalls signifikante Unterschiede zeigen sich bezüglich der Verfahren, die zur Begründung der Forschungsergebnisse der untersuchten WI- und IS-Artikel angewendet wurden: (T.1.3-Unterschied: Begründungsverfahren) Die betrachteten IS-Artikel weisen deutliche relative Schwerpunkte bei „statistischen Auswertungen empirischer Daten (ID 194)“ sowie „Modell-basierten, formalen Verfahren (ID 193)“ auf: Die IS-Artikelanteile liegen hier bei ca. 49 % bzw. 13 %. Dagegen liegen deutliche relative Schwerpunkte der betrachteten WI-Artikel bei „hermeneutischen Begründungsverfahren (ID 201)“ und Verfahren der „erfolgreichen Umsetzung oder Anwendung (ID 195)“: Die WI-Artikelanteile liegen hier bei ca. 59 % bzw. 24 %.
Auf Basis der obigen Auswertung lassen sich sowohl für WI als auch für IS konkrete Schwerpunktforschungsziele feststellen, die den hier so genannten Mainstream der Forschung kennzeichnen: (T.1.4-Unterschied: konkrete Ziele der Mainstream-Forschung) Die größte Gruppe der untersuchten IS-Artikel ist auf ein Erklärungsziel – „überprüfte Hypothese (ID 144)“ oder „überprüftes Erklärungsmodell (ID 145)“ – gerichtet (insg. ca. 44 % aller IS-Artikel). Die größte Gruppe der untersuchten WI-Artikel ist auf die Gestaltung SOFTWARE-BEZOGENER ARTEFAKTE
(ID 129) oder auf die Aufstellung von HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS (ID 1545) gerichtet (insg. ca. 52 % aller WI-Artikel).
1
Unmittelbarer Zugang zur Realität über handelnde Individuen/ Organisationen (ID 158)
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
244
Die von dieser Mainstream-Forschung angewendeten Zugangsarten und Begründungsverfahren spiegeln die in T1.2 und T.1.3 festgestellten Unterschiede wider. Die Unterschiede des konkreten forschungsmethodischen Profils der Mainstream-Forschung lassen sich wie folgt – zunächst deskriptiv – zusammenfassen: (T.1.5-Unterschied: konkretes methodisches Profil der Mainstream-Forschung) Hauptzugangsarten der WI-Mainstream-Forschung ist das „wissenschaftliche Literaturstudium (ID 180)“ sowie die Nutzung „mittelbarer Informationen aus der Praxis (ID 355)“ (insg. ca. 75 %). Hauptzugangsart der IS-MainstreamForschung ist dagegen die BEFRAGUNG (ID 162) und das EXPERIMENT (ID 172) (insg. ca. 85 % aller IS-Artikel). Zur Begründung der Ergebnisse der WI-Mainstream-Forschung dienen „hermeneutische Verfahren“ (ID 201) und der Nachweis der „erfolgreichen Umsetzung bzw. Anwendung“ (ID 195). Die Begründung der Ziele der ISMainstream-Forschung erfolgt ausschließlich anhand der „statistischen Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194)“.
7.2.6
Beschreibung der Angemessenheit der Forschungsziele und -methoden
Im Hinblick auf die Bewertung der Angemessenheit der Forschungsziele und -methoden der untersuchten WI- und IS-Forschung sind zunächst Analysekriterien zu identifizieren, die sich in geeigneter Form auf das Begriffssystem abbilden lassen. Bereits in Kapitel 3.2 bzw. 3.4 wurde dargelegt, dass der Gegenstandsbereich des ISR – im Kontrast zu den Naturwissenschaften – von hoher Kontingenz geprägt ist und daher formalisierte Gesetzmäßigkeiten nach dem Vorbild der Naturwissenschaften (beispielsweise der Physik) kaum als Ergebnis zu erwarten sind bzw. deren Gültigkeit besonders kritisch zu hinterfragen ist. Gleichzeitig sind vom Einzelfall abstrahierende und präzise formulierte Ergebnisthesen bzw. Forschungsergebnisse aus wissenschaftstheoretischer Sicht grundsätzlich wünschenswert. Das Formalisierungs- und Abstraktionsniveau der Forschungsziele bzw. -methoden wird daher als ein Analysekriterium herangezogen. Der wissenschaftliche Anspruch der Disziplinen WI und IS empfiehlt eine klare Abgrenzung des ISR von gängigen Vorgehensweisen der betrieblichen Praxis und des Beratungswesens. Handlungsempfehlungen der Praxis (beispielsweise von Unternehmensberatungen) sind – zur Wahrung von Wettbewerbsvorteilen – häufig durch fehlende Transparenz bzw. eingeschränkte Nachvollziehbarkeit gekennzeichnet. Nachvollziehbare Vorgehensweisen und Begründungsansätze sollten jedoch aus wissenschaftstheoretischer Sicht zentrales Merkmal wissenschaftlicher Arbeiten sein. Die Nachvollziehbarkeit der Methoden und Ergebnisse der WIund IS-Forschung soll daher untersucht werden. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass die Orientierung an den Problemstellungen der Praxis wesentliches Merkmal des normativen Selbst-
245
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
bildnisses der Disziplinen WI und IS ist. Somit wird die Anwendungsorientierung als weiteres Kriterium zur Charakterisierung der Forschungsziele und -methoden verwendet. Auf den Bezugsrahmen der vorliegenden Arbeit abgebildet führen die genannten Analysekriterien zur folgenden Konkretisierung der Angemessenheitskriterien: •
FORSCHUNGSZIELE lassen sich bezüglich ihres Formalisierungs- und Abstraktionsniveaus sowie bezüglich ihrer Anwendungsorientierung auswerten (siehe Kapitel 7.2.1).
•
Es gibt verschiedene Kategorien im Teilbaum ART DES ZUGANGS, die solche Arbeiten kennzeichnen, bei denen die Zugangsart nicht vollständig bzw. nicht nachvollziehbar beschrieben ist. Mithilfe der Unterscheidung vollständig und nicht vollständig beschriebener Zugangsarten kann an dieser Stelle – im begrenzten Umfange – eine Auswertung hinsichtlich der Nachvollziehbarkeit vorgenommen werden (siehe Kapitel 7.2.6.2).
•
Im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN finden sich Verfahren, in deren Fokus der Nachweis der Allgemeingültigkeit steht (Abstraktionsniveau), und andere, die darauf gerichtet sind, insbesondere die Nützlichkeit (Anwendungsorientierung) der entsprechenden Forschungsergebnisse zu belegen (siehe Kapitel 7.2.6.3).1
Die Anwendung der verschiedenen Bewertungskriterien auf die einzelnen Teilbäume wird in Tabelle 82 zusammengefasst. Bewertungskriterien:
Anwendung der Kriterien auf folgende Teilbäume im Bezugsrahmen: FORSCHUNGSZIELE
Formalisierungsniveau Abstraktionsniveau
Tabelle 82:
BEGRÜNDUNGSVERFAHREN
Kapitel 7.2.6.1
-
-
Kapitel 7.2.6.2
Anwendungsorientierung Nachvollziehbarkeit
ART DES ZUGANGS
-
Kapitel 7.2.6.3 -
Anwendung der Bewertungskriterien auf Forschungsziele, Zugangsarten und Begründungsverfahren
Die nachfolgenden Unterkapitel werten die vorgenommenen Zuordnungen bezüglich der genannten Aspekte einzeln aus. Dabei werden disziplinbezogene Gemeinsamkeiten und Unterschiede der untersuchten WI- und IS-Artikel herausgearbeitet (siehe Kapitel 7.2.6.1 bis 7.2.6.3).
1
Die im Bezugsrahmen abgebildeten Begründungsverfahren abstrahieren von dem Formalisierungsniveau. Um dieses zu untersuchen, sind die entsprechenden Forschungsziele zu betrachten.
246
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
7.2.6.1 Formalisierungs- und Abstraktionsniveau sowie Anwendungsorientierung von Forschungszielen Die Kategorien im Teilbaum Forschungsziele lassen sich unterschiedlichen Formalisierungsniveaus – bezogen auf die sprachliche Repräsentation – und unterschiedlichen inhaltlichen Abstraktionsniveaus zuordnen. Tabelle 83 (S. 247) macht die Einordnung der verschiedenen Forschungsziele hinsichtlich ihres Formalisierungs- und Abstraktionsniveaus explizit. Abbildung 24 (S. 248) stellt die Summe der Zuordnungsanteile in zwei Balkendiagrammen gegenüber. Es ergeben sich deutliche relative Schwerpunkte der untersuchten WI-Beiträge bei semiformalen und informalen Forschungszielen (ca. 45 % bzw. 43 % der WI-Artikel) mit Artefakt- oder Domänenbezug (ca. 85 % der WI-Artikel). Dagegen zeigt sich für die untersuchten IS-Artikel ein relativer Schwerpunkt bei formalen Ergebnissen (ca. 39 % der IS-Artikel), die i. d. R. darauf gerichtet sind, vom Einzelfall zu abstrahieren bzw. mit einem Allgemeingültigkeitsanspruch verbunden sind, wie insbesondere die sogenannten Research Models (ca. 53,35 % der IS-Artikel). Es wird angenommen, dass Forschungsziele dann als anwendungsorientiert gelten, wenn sie konkreten realweltlichen Bezug aufweisen bzw. sich auf eine bestimmte Domäne oder ein ITnahes Artefakt beziehen. Die Auswertung verdeutlicht, dass die untersuchten WI-Artikel diesbezüglich einen deutlichen relativen Schwerpunkt aufweisen: Etwa 90 % der WIZuordnungen beziehen sich auf anwendungsorientierte Forschungsziele; der entsprechende IS-Anteil liegt bei vergleichsweise niedrigen ca. 50 %.
247
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
Formalisierungsniveau
Inhaltliches Abstraktionsniveau
formal
konkret
FORSCHUNGSZIEL (ID 121)
WI-Anteil in % Zuordnungen Artikel (von 406) (von 371)
CHARAKTERISIERUNG DER EMPIRISCHEN WIRKLICHKEIT (ID 123)
27,09
28,57
Beschreibende Statistiken (quantitativ) (ID 400)
1,97
BESCHREIBUNG (QUALITATIV) (ID 140)
13,3
BESCHREIBUNG DES GEGENWÄRTIGEN ZUSTANDES DER REALWELT (ID 2408)
11,33
informal
Artefakt/Domänenbezug
BESCHREIBUNG MUTMAßLICHER ZUKÜNFTIGER ENTWICKLUNGEN (ID 150)
1,97
ERKLÄRUNG (ID 139) formal informal
/
formal formal formal informal
/
formal
3,94
Hypothese (ID 142)
1,72
abstrakt
Research model / Erklärungsmodell (ID 143)
0,49
abstrakt
Vergleich von Erklärungsansätzen (quantitative Zusammenhänge) (ID 262)
0
abstrakt
Überprüfte Hypothese (ID 144)
0,99
abstrakt
Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (ID 145)
Artefakt/Domänenbezug
formal
0,74
4,31 1,89
46,96 2,03
0,54
3,16
50,79 2,20 3,43 0,88
0,81 1,08
20,36
0,81
20,6
22,10 22,36 6,51
6
EVALUATION IT-NAHER ARTEFAKTE (QUALITATIV UND QUANTITATIV) (ID 2113)
5,17
0
1,23 1,14
5,66
/ Artefakt/Domänenbezug
informal
Artefakt/Domänenbezug
Interpretative Evaluation (qualitativ) (ID 155)
1,72
formal
Artefakt/Domänenbezug
Vergleich alternativer Verfahren/ Algorithmen/Werkzeuge (quantitativ) (ID 770)
0,99
formal
Artefakt/Domänenbezug
informal
Artefakt/Domänenbezug
INFORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN (ID 2406)
abstrakt
META- SPRACHEN UND METHODEN (ID 290)
semi-formal
Artefakt/Domänenbezug
SEMI-FORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN (ID 2409)
2,96
semi-formal
Artefakt/Domänenbezug
SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE (ID 129)
32,76
HANDLUNGSSYSTEM/-EMPFEHLUNG (ID 1544)
0,44 0,41
7,88
formal informal
semi-formal
14,08
8,63
0
FORMALE DOMÄNEN-MODELLE (ID 128)
14,52
13,3
0
Evaluation durch Nachweis quantitativer Zusammenhänge (ID 154)
GESTALTUNG DER WIRKLICHKEIT (ID 122) ARTEFAKTE / KONZEPTE (ID 1543)
13,71
2,16
abstrakt
EVALUATION VON ARTEFAKTEN/KONZEPTEN/ VORGEHENSMODELLEN (ID 141)
3,43
3,16
14,02 12,40
konkret
73,59
69,83
2,16
informal
IS-Anteil in % Zuordnungen Artikel (von 1233) (von 1136)
2,73 2,51
1,89
1,3
1,08
72,91 54,43 4,93 8,13 5,67
1,14 1,05
77,36 58,76 5,93 8,89 6,20
30,17 19,06 6,41 5,68 2,35
3,23
18,47
informal
Artefakt/Domänenbezug
EMPFEHLUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS (ID 1545)
16,01
informal
Artefakt/Domänenbezug
EMPFEHLUNGEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN FORSCHUNG IN DER DISZIPLIN (ID 1546)
2,46
1,41
29,84 20,33 6,59 6,16 2,55 0,18
0,16 35,85 19,95 17,25
4,46 11,11 6,65
2,70
4,75 11,97 7,22 4,84
4,46
Aggregierte Anteile
Formalisierungsniveau
Inhaltliches Abstraktionsniveau
formal
9,12
9,97
36,33
39,16
formal / informal
7,88
8,63
24,9
26,93
semi-formal
41,39
44,74
6,97
7,30
informal konkret
41,62 13,3
42,58 14,56
31,8 16,46
32,21 17,33
Artefakt-/Domänenbezug
77,1
85,44
34,32
36,36
abstrakt 9,61 10,51 49,31 53,35 Anmerkung: Aggregierte Artikelanteile berücksichtigen Mehrfachzuordnungen und sind daher ungleich der Summe der Artikelanteile der Teilbäume; aggregierte Zuordnungsanteile entsprechen der Summe der Anteile der jeweiligen Teilbäume.
Tabelle 83:
Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE zuzüglich der Einordnung der Kategorien hinsichtlich Formalisierungs- und Abstraktionsniveau
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
248
9,12
formal
36,33
7,88
formal / informal
24,9
41,39
semi-formal
6,97
41,62
informal
31,8
0
10
20
30
WI-Anteil (in % von 406)
40
50
IS-Anteil (in % von 1233)
9,61
(vom Einzelfall) abstrahierend
49,31
77,1
Artefakt-/ Domänenbezug
34,23
13,3
konkret
16,46
0
20
40
WI-Anteil (in % von 406)
60
80
100
IS-Anteil (in % von 1233)
Abbildung 24: Disziplinspezifische Auswertung des Formalisierungs- und Abstraktionsniveaus von Forschungszielen auf Basis von Zuordnungsanteilen
7.2.6.2 Nachvollziehbarkeit der Zugangsarten Die Nachvollziehbarkeit der Art des Zugangs zum Untersuchungsgegenstand ist ein wesentliches Merkmal der forschungsmethodischen Qualität (siehe Kapitel 3). In dem Bemühen, für jede untersuchte Arbeit im Publikationskorpus die jeweils gewählte Art des Zugangs zuzuordnen, musste festgestellt werden, dass diese in einigen Fällen nicht vollständig offengelegt wird. Daher finden sich im Teilbaum ART DES ZUGANGS verschiedene Kategorien, die darauf gerichtet sind, diese unvollständig beschriebenen Zugangsarten abzubilden. Bei den hier zugeordneten Artikeln ist die wissenschaftstheoretische Forderung der Nachvollziehbarkeit des Zugangs zum Untersuchungsgegenstand nicht erfüllt. Tabelle 84 listet die entsprechenden fünf Kategorien mit den jeweiligen Zuordnungs- und Artikelanteilen auf.1
1
Einen Gesamtüberblick der Zuordnungen zu allen Kategorien im Teilbaum ART DES ZUGAGNGS bietet Tabelle 132 im Anhang auf Seite 343.
249
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
WI-Anteile in %
IS-Anteile in %
Zuordnungen (von 391)
Artikel (von 371)
Zuordnungen (von 1319)
Artikel (von 1136)
Mittelbare Information – Zugang unklar (ID 188)
1,53
1,62
0,3
0,35
Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) (ID 355)
13,55
14,29
1,29
1,50
Befragung (Art unklar) (ID 382)
1,28
1,35
0,76
0,88
Direkte Erfahrung (konkreter Zugang unklar) (ID 173)
5,37
5,66
0,91
1,06
2,3
2,43
0,83
0,97
24,03
25,07
4,09
4,66
ART DES ZUGANGS
eigenes Erleben (ID 170) Aggregierte Anteile
Anmerkung: Aggregierte Artikelanteile berücksichtigen Mehrfachzuordnungen und sind daher ungleich der Summe der Artikelanteile der Teilbäume; aggregierte Zuordnungsanteile entsprechen der Summe der Anteile der jeweiligen Teilbäume.
Tabelle 84:
Zuordnungs- und Artikelanteile zu Kategorien mit teilweise unklaren Zugangsarten (Auszug aus Teilbaum ART DES ZUGANGS)
Die Zuordnungsanteile inTabelle 84 – und damit auch die Anteile der WI-bzw. IS-Artikel – unterscheiden sich durchgängig deutlich für beide Disziplinen. Über 14 % der WI-Artikel beziehen wesentliche Informationen über den Forschungsgegenstand mittelbar aus der Praxis; über welche Informationsquellen der Zugang konkret erfolgte, ist in den entsprechenden Artikeln jedoch nicht dokumentiert („Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) (ID 355)“). Weitere ca. 1,6 % nutzen einen mittelbaren Zugangsweg, der nicht weiter erläutert ist („Mittelbare Information – Zugang unklar (ID 188)“). Es finden sich verschiedene Befragungen, deren konkretes Vorgehen sich dem Leser nicht erschließt („Befragung (Art unklar) (ID 382)“, ca. 1 %). Über 5 % der WI-Artikel basieren auf der direkten Erfahrung des Autors mit dem Gegenstandsbereich, der konkrete Zugang bleibt bei diesen Arbeiten jedoch auch unklar („Direkte Erfahrung (konkreter Zugang unklar) (ID 173)“). Etwas mehr als 2 % der WI-Artikel basieren offenbar auf berufspraktischen Erfahrungen im relevanten Handlungskontext („eigenes Erleben (ID 170)“). Mit welchen konkreten Mitteln der Gegenstand erschlossen wurde, bleibt auch bei diesen Arbeiten offen. Die korrespondierenden IS-Anteile liegen durchgängig bei maximal ca. 1,5 %. Somit liegt der Anteil der WI-Artikel mit unklaren bzw. nicht vollständig nachvollziehbaren Zugangsarten insgesamt bei bedenklichen ca. 25 % und der entsprechende IS-Anteil bei vergleichsweise wenigen 4,66 %. 7.2.6.3 Rolle von Allgemeingültigkeit und Anwendungsorientierung in Begründungsverfahren Verschiedene der hier aufgeführten Begründungsverfahren zeichnen sich durch einen spezifischen Begründungsfokus aus: Einige sind darauf gerichtet, die Allgemeingültigkeit der entsprechenden Forschungsergebnisse zu belegen. Andere zielen insbesondere darauf, die praktische Nützlichkeit oder Anwendbarkeit der jeweiligen Forschungsergebnisse zu begründen. Tabelle 85 ordnet jeder Kategorie des Teilbaumes BEGRÜNDUNGSVERFAHREN einem der bei-
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
250
den genannten Begründungsfoki zu. Ergänzend sind hier neben den Zuordnungsanteilen auch die Artikelanteile aufgeführt. Begründungsfokus Allgemeingültigkeit
Anwendbarkeit
WI-Anteil in % BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (ID 160) KOHÄRENZ (ID 190)
x x
3,95
IS-Anteil in %
Artikel (von 371)
Zuordnungen (von 1162)
4,04
2,75
Artikel (von 1136) 2,82
Anwendung bestehender Theorien (ID 196)
3,42
3,50
2,15
2,20
Integrationsfähigkeit (ID 198)
0,53
0,54
0,09
0,09
Stimmigkeit mit Literatur (ID 197) KONSENS (ID 192) HERMENEUTISCHE VERFAHREN (ID 201)
0 58,42
0 59,84
0,52 28,23
0,53 28,87
57,89
59,30
27,62
28,26
x
entpsr. Bedarf in der Praxis (ID 350)
11,58
11,86
0,69
0,70
x
Veranschaulichung an fiktivem Beispiel (ID 1306)
3,68
3,77
0,77
0,79
Konsensfindungsprozesse (ID 199) KORRESPONDENZ (ID 189)
0,53 30,53
0,54 31,27
x
ERFOLGREICHE UMSETZUNG BZW. ANWENDUNG (ID 195)
23,42
23,99
x
Anwendung an exemplarischem Praxisbeispiel (ID 928)
x x
Zuordnungen (von 380)
0,6
0,62
55,94
57,22
8,09
8,27
9,47
9,70
3,53
3,61
Protoypentwicklung (ID 652)
6,05
6,20
1,81
1,85
Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194)
7,11
7,28
47,85
48,94
7,11
7,28
13,08
13,38
Computersimulation (ID 203)
0,26
0,27
0,43
0,44
mathematische Analyse / Simulation (ID 202)
6,84
MODELL-BASIERT (ID 193)
7,01
12,65
Aggregierte Anteile zum Fokus Allgemeingültigkeit
10,53
10,78
50,00
50,88
12,94
Aggregierte Anteile zum Fokus Anwendbarkeit
39,21
43,13 %
9,64
11,88 %
Anmerkung: Aggregierte Artikelanteile berücksichtigen Mehrfachzuordnungen und sind daher ungleich der Summe der Artikelanteile der Teilbäume; aggregierte Zuordnungsanteile entsprechen der Summe der Anteile der jeweiligen Teilbäume.
Tabelle 85:
Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN zuzüglich der Einordnung der Kategorien hinsichtlich des Fokus auf Allgemeingültigkeit und Anwendbarkeit
Die Begründungsverfahren „Anwendung bestehender Theorien (ID 196)“ und „Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194)“ sind dediziert darauf gerichtet, die Allgemeingültigkeit bzw. Verallgemeinerbarkeit eines gegebenen Forschungsergebnisses zu belegen (siehe erste Spalte in Tabelle 85). Die Auswertung der aggregierten Zuordnungs- und Artikelanteile zu diesen Kategorien zeigt erneut deutliche Unterschiede zwischen WI- und IS-
7.2 Forschungsziele und -methoden (Forschungsfrage-1)
251
Forschung auf (siehe vorletzte Zeile in Tabelle 79): Der Anteil der IS-Arbeiten, die darauf gerichtet sind, durch ihr Begründungsverfahren die allgemeine Gültigkeit der Ergebnisse zu unterstreichen, ist mit ca. 51 % fast fünfmal so groß, wie der entsprechende Anteil an WIArtikeln (ca. 11 %). Folgende Begründungsverfahren sind dagegen dediziert praxis- bzw. anwendungsorientiert ausgerichtet (siehe zweite Spalte in Tabelle 85): •
„entpsr. Bedarf in der Praxis (ID 350)“ und
•
„Veranschaulichung an fiktivem Beispiel (ID 1306)“ sowie
•
ERFOLGREICHE UMSETZUNG BZW. ANWENDUNG (ID 195) mit den Unterkategorien „Anwendung an exemplarischem Praxisbeispiel“ und „Protoypentwicklung“.
Die entsprechende Auswertung (siehe letzte Zeile in Tabelle 79) zeigt, dass ca. 43 % der untersuchten WI-Artikel auf den Nachweis der praktischen Nützlichkeit bzw. Anwendbarkeit der Ergebnisse fokussiert. Der entsprechende IS-Anteil liegt dagegen bei nur ca. 12 %. 7.2.7
Bezug zu Ergebnissen früherer Studien
Die zentrale Rolle der so genannten Research Models in der IS-Forschung ist auch ein Ergebnis der Studie von Palvia et al.: demnach nutzen ca. 35 % der dort untersuchten IS-Artikel ein so genanntes „multi-tier influence diagram“ ([PMP06], S. 1053, siehe Kapitel 4.2.5). Verschiedene weitere Studien bestätigen die deutlichen methodischen Unterschiede zwischen der WI-Forschung bzw. der europäischen Forschung und der nordamerikanischen ISForschung: •
Die oben beschriebene Studie von Wilde und Hess ([WiHe07], siehe Kapitel 4.1.5) kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass Befragungen und Experimente einen wesentlichen Teil der IS-Forschung ausmachen (30 % + 15 % der untersuchten IS-Artikel). Dagegen ist die WI-Forschung – nach der Studie von Wilde und Hess – durch hermeneutisch-interpretative Arbeiten (30 %) und durch die Entwicklung von Prototypen (ca. 13 %) gekennzeichnet.
•
Evaristo und Karahanna stellen als ein Ergebnis der Analyse von in 1990 veröffentlichten Dissertationen fest, dass nicht-empirische Forschungsmethoden in den europäischen IS-Dissertationen mit einem Anteil von 64 % dominieren. Dagegen werden bei nordamerikanischen Dissertationen bevorzugt empirische Methoden angewendet (ca. 70 %). ([EvKa97], siehe Kapitel 4.2.1)
•
Chen und Hirschheim vergleichen Artikel in nordamerikanischen und europäischen IS-Zeitschriften. Ihre Ergebnisse bestätigen die zentrale und zunehmende Rolle, so
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
252
genannter „quantitativer“ Methoden im nordamerikanischen IS (ca. 46 %). ([ChHi04], siehe Kapitel 4.2.1) •
Heinrich und Wiesinger untersuchen Datenerhebungstechniken empirischer Arbeiten [HeWi97]. Sie stellen für die untersuchten IS-Artikel eine vergleichsweise höhere methodische Qualität fest als für die betrachteten WI-Artikel ([HeWi97], S. 44, siehe Kapitel 4.1.5). Die vorgestellte Auswertung des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit bestätigt – mit Fokus auf die Zugangsarten – die daraus abgeleitete These, dass die forschungsmethodische Qualität der IS-Arbeiten höher ist als die diesbezügliche Qualität der untersuchten WI-Artikel.
Ein Teil der aufgeführten Unterschiede der methodischen Ausrichtung der WI- und ISForschung wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Rahmen eines Sammelbandbeitrags von der Autorin veröffentlicht (siehe [ScFr07]). Dieser basiert jedoch nur auf der Analyse eines Teils des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit.
7.3 Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2) „Welche Perspektiven auf den Forschungsgegenstand werden eingenommen? Inwiefern kann diesbezüglich von einer einheitlichen Perspektive gesprochen werden? Welche Rolle spielt dabei die dem Selbstbild entsprechende betriebswirtschaftliche Sichtweise?“ (Forschungsfrage-2) Die Analyse des Selbstbildes des ISR stellt als Forschungsgegenstand IT-nahe Artefakte und die entsprechenden Handlungskontexte (sozialen Systeme) in den Mittelpunkt (siehe Kapitel 3.2). Diese normative Sicht auf den Forschungsgegenstand wird im Bezugsrahmen am besten vom Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2307) abgebildet. Zur Auswertung der zweiten Forschungsfrage wird daher die Analyse auf diesen Teilbaum eingeschränkt. Insgesamt wurden im Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE 1177 Zuordnungen vorgenommen. Dabei handelt es sich überwiegend um Einzelzuordnungen (1093), nur 42 Artikeln sind zwei Kategorien dieses Teilbaums gleichzeitig zugeordnet. Insgesamt deckt dieser Teilbaum somit ca. 78 % der relevanten Artikel des untersuchten Publikationskorpus ab. Wie oben (siehe Kapitel 6.1.1 und 6.2.1) beschrieben, unterscheiden sich die Kategorien des Teilbaums IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE auf abstrakter Ebene gemäß verschiedener Handlungskontexte; jede nicht-abstrakte Kategorie ist zusätzlich einer Perspektive zugeordnet. Die Auswertung der Zuordnungen zum Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE erfolgt in drei Schritten: Zunächst werden die vorgenommenen Zuordnungen zu Perspektiven unabhängig von Handlungskontexten ausgewertet (Kapitel 7.3.1). Die anschließende Analyse berücksichtigt zugeordnete Perspektiven und Handlungskontexte gleichzeitig (Kapitel 7.3.2).
253
7.3 Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2)
Ein dritter Schritt betrachtet ausgewählte konkrete Handlungskontexte bzw. Forschungsthemen und die darauf jeweils eingenommenen Perspektiven (Kapitel 7.3.3). Teilkapitel 7.3.4 fasst die Analyseergebnisse anhand deskriptiver Thesen zusammen. Kapitel 7.3.5 geht abschließend auf frühere Studien ein, deren Ergebnisse inhaltlichen Bezug zu den abgeleiteten Thesen aufweisen. 7.3.1
Perspektiven (handlungskontextübergreifend)
Die Beiträge des Publikationskorpus sind den fünf zentralen Perspektiven (siehe Kapitel 6.1.1.4) mit teilweise deutlich unterschiedlichen disziplinspezifischen Anteilen zugeordnet.1 Tabelle 86 zeigt die Zuordnungen zu den verschiedenen Perspektiven in aggregierter Darstellung; Tabelle 87 listet die Zuordnungen zu den ausdifferenzierten Teilperspektiven auf. Die hier aufgeführten Angaben sowie die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf die Anzahl direkter als auch indirekter Zuordnungen zu einem Teilbaum bzw. zu einer Perspektive. Grundgesamtheit zur Berechnung der prozentualen Anteile ist die Gesamtzahl der Zuordnungen zu dem hier betrachteten Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE: das sind 229 Zuordnungen von WI-Artikeln (61,7 % aller WI-Artikel) und 948 Zuordnungen von IS-Artikeln (83,5 % aller IS-Artikel). Perspektive Individuum Nutzer Organisation Soziales System Konstituierende Aufgaben Sonstige Summen Individuum + Nutzer
Tabelle 86:
Gesamt 165 199 595 43 135 40
WI 12 8 132 5 62 10
WI % (von 229) 5,24% 3,49% 57,64% 2,18% 27,07% 4,37%
IS 153 191 463 38 73 30
IS % (von 948) 16,14% 20,15% 48,84% 4,01% 7,70% 3,16%
1177
229
100,00%
948
100,00%
364
20
8,73%
344
36,29%
Zuordnungen der Artikel des Publikationskorpus zu Perspektiven auf IT-bezogene Handlungskontexte
Vergleich der Perspektiven auf den Forschungsgegenstand Betrachtet man die eingenommenen Perspektiven auf den Forschungsgegenstand, so zeigt sich für WI und IS mit der Organisationsperspektive2 ein gemeinsamer Schwerpunkt (ca.
1
Da die Perspektiven nicht differenziert im Datenmodell abgebildet sind, sondern aus den Bezeichnern der Kategorien ableitbar sind, erfolgt die Auswertung der Zuordnungen zu Perspektiven auf Basis einer Textsuche in Kategorienbezeichnern. Die Eindeutigkeit und Vollständigkeit der Zuordnung jeder nicht-abstrakten Kategorie in diesem Teilbaum (ID 2307) zu einer Perspektive lässt sich leicht zeigen (siehe dafür die Abfrage auf www.icb.uni-due.de/um/ifwis/PublicationDB/statistics/index.php?view=stats&&mode=term_search& &case_sensitive=0&&root=2307&&term=perspektive)
2
Da Perspektiven nicht eindeutig einem Knoten im Begriffssystem zuzuordnen sind, sondern sich an verschiedenen Stellen in der Baumstruktur wiederfinden, werden die Perspektivenbezeichner im Text nicht wie Kategorienbezeichner durch Kapitälchen sondern durch Kursivschrift hervorgehoben.
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
254
58 % bzw. 49 %, siehe Tabelle 86). Gleichzeitig ergeben sich deutliche Unterschiede insbesondere bezüglich der Rolle der Individuums-/Nutzerperspektive und der konstituierenden Aufgaben. Perspektive Individuum
Individuum-allg. Individuum-Entwickler Individuum-Konsument Individuum-Manager Individuum-Mitarbeiter Individuum-Gruppenmitglied Nutzer Nutzer allg. Nutzer-Mitarbeiter Nutzer privat OrganisaOrganisation tion Organisation-Anbieter Organisation-Klient Soziales System KonstituieKonstituierende Aufgaben (allg. inkl. Unterrende nehmensberater) Aufgaben Konstituierende Aufgaben IS Projektmanager Konstituierende Aufgaben IS Entwickler Sonstige Systemperspektive (Sonderrolle) Markteffizienz (ökonomische Perspektive) makro/kultur-Perspektive SUMMEN
Tabelle 87:
Gesamt 13 15 66 2 65 4 29 158 12 565 8 22 43
WI % (von 229) 0,44% 2,62% 0,87% 0,00% 1,31% 0,00% 0,87% 2,18% 0,44% 53,71% 0,44% 3,49% 2,18%
IS % (von 948) 1,27% 0,95% 6,75% 0,21% 6,54% 0,42% 2,85% 16,14% 1,16% 46,62% 0,74% 1,48% 4,01%
30 14 91 3 15 22
5,24% 1,31% 20,52% 1,31% 1,31% 1,75%
1,90% 1,16% 4,64% 0,00% 1,27% 1,90%
1177
100,00%
100,00%
Zuordnungen der Artikel des Publikationskorpus zu konkreten Perspektiven auf ITbezogene Handlungskontexte
Die Unterschiede im Einzelnen lassen sich Tabelle 87 (S. 254) entnehmen. Im untersuchten Publikationskorpus finden sich Arbeiten, die die Perspektive des IS-Entwicklers, des Konsumenten, des Managers oder Mitarbeiters eines Unternehmens oder die Sicht der einzelnen Mitglieder einer Gruppe einnehmen. Über alle Teilperspektiven bzw. Rollen summiert finden sich in der Individuumsperspektive etwa dreimal so viele IS-Artikelzuordnungen (ca. 16 %) wie WI-Artikelzuordnungen (ca. 5 %). Der Anteil der Zuordnungen zu einer Nutzerperspektive, ist bei den betrachteten IS-Artikeln ebenfalls um ein Vielfaches (Faktor 5,77) höher als bei den untersuchten WI-Artikeln. Die hier zugeordneten WI-Artikel nehmen überwiegend eine IS-Entwickler- oder Mitarbeiterperspektive ein (insgesamt ca. 6 % der Zuordnungen). Die Perspektive des Mitarbeiters (nicht des IS-Entwicklers) als Anwender oder Individuum ist dagegen für insgesamt etwa 23 % (ca. 7 % + 16 %) der IS-Artikel bestimmend. Die Konsumenten-Rolle ist für ca. 7 % der hier betrachteten Zuordnungen von IS-Artikeln relevant. In etwa 4 % der Zuordnungen von IS-Artikeln und nur ca. 2 % der Zuordnungen von WIArtikeln beziehen sich auf die Perspektive des sozialen Systems. Die Perspektive der konstituierende Aufgaben wird hauptsächlich von WI-Artikeln genutzt. Etwa ein Viertel der Zuordnungen von WI-Artikeln im Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGS-
7.3 Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2)
255
bezieht sich auf konstituierende Aufgaben. Über 20 % der WI-Zuordnungen beziehen sich auf Aufgaben von IS-Entwicklern. KONTEXTE
In den Bereich „Sonstige“ fällt eine kleine Anzahl Arbeiten, die sich auf die Effizienz von Märkten bezieht (15 Zuordnungen) bzw. eine makro-ökonomische oder gesamtgesellschaftliche Sicht auf einen IT-gestützten Handlungskontext einnimmt (22 Zuordnungen). Zudem nehmen drei weitere Arbeiten zwar dediziert Bezug auf den jeweiligen IT-gestützten Anwendungskontext, stellen jedoch in ihren Ausführungen primär die Eigenschaften des betrachteten IS in den Mittelpunkt („Systemperspektive“). Konformität mit betriebswirtschaftlicher Perspektive Die zweite Forschungsfrage richtet sich u. a. auf die Einschätzung der Konformität der Sichtweise der untersuchten Forschungsarbeiten mit der betriebswirtschaftlichen Perspektive. Diese Konformität soll durch folgende drei Stufen des Bezugs zum betrieblichen Kontext operationalisiert werden (siehe Tabelle 88 (S. 256)): •
Den engsten Bezug zur betriebswirtschaftlichen Sichtweise weist die Organisationsperspektive auf. Die Zuordnungsanteile liegen hier für die IS-Artikel bei ca. 49 % und für die WI-Artikel bei ca. 58 %.
•
Ebenfalls direkten Bezug zu einem betrieblichen Kontext – aber keine klassische betriebswirtschaftliche Sichtweise – besitzen die Individuums-, Nutzer- und Aufgabenperspektiven, die die Sicht bzw. die Aufgaben von Mitarbeitern in verschiedenen Positionen und Funktionen wiederspiegeln.1 In der Summe ergibt sich hier für die ISZuordnungen ein Anteil von ca. 36 % und für die WI-Zuordnungen ein Anteil von ca. 35 %.2
•
Die Sichtweise von Konsumenten und Privatpersonen sowie die Perspektive des sozialen Systems weisen nur indirekten Bezug zum betrieblichen Kontext auf. Auf die entsprechenden Kategorien fallen ca. 3,5 % der WI- und 12 % der IS-Zuordnungen.
Die untersuchten IS-Artikel weisen somit im Vergleich zu den untersuchten WI-Artikeln eine leichte Verlagerung der Zuordnungsanteile (um ca. 9 Prozentpunkte) zu Themenstellungen mit nur entferntem Bezug zum betrieblichen Kontext bzw. zur betriebswirtschaftlichen Sichtweise auf. Für beide Disziplinen gilt, dass die Mehrheit eine betriebswirtschaftliche Sichtwei-
1
Dazu gehört also nicht die Sicht von Konsumenten oder von Privatpersonen („Individuum-Konsument“ und „Nutzer privat“ in Tabelle 87).
2
Die Zahlen ergeben sich aus den Summen der Anteile folgender Perspektiven „Individuum-allg.“, „Individuum-Entwickler“, „Individuum-Konsument“, „Individuum-Manager“, „Individuum-Mitarbeiter“, „Individuum-Gruppenmitglied“, „Konst. Aufgaben“, „Konst. Aufgaben Projektmanager“, ´“Konst. Aufgaben IS Entwickler“, „Nutzer-allg“ und „Nutzer-Mitarb“ in Tabelle 87.
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
256
se einnimmt. Gleichzeitig kann für beide Disziplinen insgesamt von einer ausgeprägten Vielfalt der Perspektiven auf den Forschungsgegenstand gesprochen werden. Nähe zur betriebswirtschaftlichen Sichtweise enger Bezug
entfernter Bezug
Tabelle 88:
7.3.2
WI-Anteil (von 229)
IS-Anteil (von 948)
Organisationsperspektive
58 %
49 %
Erweiterter betrieblicher Kontext (Individuum, Nutzer, Aufgaben)
35 %
36 %
Organisationsexterne Sichten: Konsumenten, Privatpersonen, Soziales System
3,5 %
12 %
Zuordnungsanteile der untersuchten IS-Artikel und WI-Artikel mit engem bzw. entferntem Bezug zur betriebswirtschaftlichen Sichtweise (Sonderperspektiven nicht berücksichtigt)
Perspektiven differenziert nach abstrakten Handlungskontexten
Eine Perspektive kann sich auf unterschiedliche konkrete Handlungskontexte der ENTWICKLUNG, des MANAGEMENTS und der ANWENDUNG VON IS beziehen. Weitere Einblicke in die unterschiedliche Rolle verschiedener Perspektiven verspricht daher die zusätzliche Differenzierung der vorgenommenen Zuordnungen nach dem jeweils betrachteten Handlungskontext bzw. Anwendungsszenario. Tabelle 89 stellt Perspektiven und Handlungskontexte gegenüber. Um die Darstellung zu vereinfachen, sind die in Tabelle 87 unter „Sonstige“ eingeordneten Perspektiven hier nicht aufgeführt.1 Vergleich der Handlungs- und Anwendungskontexte Tabelle 89 (S. 257) stellt die Perspektiven und Handlungs- bzw. Anwendungskontexte gegenüber. Die Summen der prozentualen Anteile für die einzelnen Handlungskontexte sind in den untersten beiden Zeilen aufgeführt. Der Großteil der Zuordnungen (insgesamt ca. 87 % der WI-Zuordnungen und ca. 90 % der IS-Zuordnungen) bezieht sich auf die zwei Anwendungskontexte KLASSISCHE2 bzw. IT-ERMÖGLICHTE ANWENDUNGSKONTEXTE, den Handlungskontext der ENTWICKLUNG VON IS oder auf das MANAGEMENT VON IS; die entsprechenden Spaltenbezeichner sind in Tabelle 89 fett gedruckt. Auf die vier weiteren – nicht fett gedruckten Handlungskontexte – verteilt sich der restliche Anteil von ca. 10 %. Betrachtet man alleine die Zuordnungen zu Handlungskontexten, so zeigen sich auch hier teils deutliche Unterschiede zwischen den untersuchten WI- und IS-Artikeln: KLASSISCHE ANWENDUNGSKONTEXTE, d. h. Nutzungsszenarien, in denen IS zur Unterstützung traditionell manueller oder rechnerischer Tätigkeiten verwendet werden, spielen bei den untersuchten ISArtikeln eine deutlich größere Rolle als bei den WI-Artikeln (ca. 26 % zu 7 %). Mehr als ein Viertel der Zuordnungen (ca. 27 %) von IS-Artikeln bezieht sich auf einen IT-ERMÖGLICHTEN 1
2
Eine vollständige Gegenüberstellung von Perspektiven und differenzierten Handlungskontexten findet sich im Anhang A.6, ab Seite 341. „Klassische Anwendungskontexte“ dient als Kurzform für den Bezeichner NUTZUNGSSZENARIEN (ID 2098)
DUNGSBEREICHEN OHNE PRIMÄREN IT-BEZUG
IN
ANWEN-
257
7.3 Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2)
ANWENDUNGSKONTEXT; der entsprechende Anteil der WI-Artikel liegt bei mehr als einem Drittel aller Zuordnungen (ca. 38 %). Handlungskontexte:
Perspektiven: Individuum Nutzer
WI % IS % WI % IS %
Organisation
WI %
Soziales System
WI %
Konstituierende Aufgaben
WI % IS %
IS % IS %
Insg.
SUMMEN
WI % IS %
Tabelle 89:
KLASSISCHE HANDLUNGSKON TEXTE
ANWENDUNG - ITERMÖGLICHTE HANDLUNGSKONTEXTE
(ID 2098)
(ID 1978)
0,00% 0,42% 2,62% 18,67% 3,93% 6,33% 0,00% 0,63% 0,00% 0,00% 262 6,55% 26,05%
ANWENDUNG -
ENTWICK-
MANAGE-
EIN-
LUNG VON
MENT VON
IS (ID 6)
IS (ID 9)
FÜHRUNG VON IS
1,31% 9,60% 0,87% 0,00% 33,19% 13,82% 1,31% 2,32% 0,00% 0,00%
0,44% 0,95% 0,00% 1,27% 3,06% 5,70% 0,87% 0,95% 21,83% 5,80%
1,31% 4,96% 0,00% 0,00% 15,28% 17,19% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%
0,00% 0,00% 0,00% 0,21% 0,00% 1,48% 0,00% 0,11% 0,44% 0,53%
341 37,99% 26,79%
199 26,20% 14,66%
248 16,59% 22,15%
23 0,44% 2,32%
(ID 7)
(NEU-) ENTWURF VON OR-
IT- BZW. IT-NAHE UNTER-
GANISATION/ REORGANISA TION
NEHMEN ODER DIE ENTSPR. MÄRKTE
(ID 2173)
(ID 1467)
0,00% 0,11% 0,00% 0,00% 0,00% 1,05% 0,00% 0,00% 4,80% 1,37%
0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 2,18% 2,43% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%
2,18% 0,11% 0,00% 0,00% 0,00% 0,84% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%
35 4,80% 2,53%
33 3,49% 2,64%
14 2,18% 0,95%
WARTUNG VON IS (NACHEINFÜHRUNGPHASE) (ID 238)
Zuordnungen zu Perspektiven differenziert nach Handlungskontexten (Grundgesamtheit: 229 Zuordnungen von WI-Artikeln, 948 Zuordnungen von IS-Artikeln)
Bemerkenswert scheint weiterhin, dass der Anteil der IS-Zuordnungen zum Handlungskontext ENTWICKLUNG VON IS (ca. 15 %) ähnlich hoch ausfällt wie der Anteil der WIZuordnungen zum Handlungskontext MANAGEMENT VON IS mit ca. 17 %. Über ein Viertel der Zuordnungen von WI-Artikeln bezieht sich auf den Handlungskontext ENTWICKLUNG VON IS (ca. 26 %). Der Anteil der IS-Artikel, die sich mit einer Fragestellung aus dem Handlungskontext des MANAGEMENTS VON IS in Unternehmen beschäftigen, liegt bei etwa 22 %. Vergleich der Perspektiven auf Handlungs- bzw. Anwendungskontexte Aus der Gegenüberstellung von Perspektiven und Handlungskontexten in Tabelle 89 lässt sich erkennen, dass sich die in IS-Artikeln eingenommene Individuumsperspektive primär auf IT-ERMÖGLICHTE ANWENDUNGSKONTEXTE (etwa zwei Drittel, das sind ca. 10 % der Zuordnungen) und den Kontext des MANAGEMENTS VON IS (etwa ein Drittel, ca. 5 % der Zuordnungen) richtet. Die auch vornehmlich von IS-Artikeln eingenommene Nutzerperspektive bezieht sich fast ausschließlich (ca. 19 % bei 20 % Zuordnungen insg.) auf KLASSISCHE ANWENDUNGSKONTEXTE. Bei den WI-Artikeln mit Organisationsperspektive zeigt sich ein klarer Schwerpunkt auf ITANWENDUNGSKONTEXTE (etwa zwei Drittel, das sind ca. 33 % der Zuordnungen) und den Handlungskontext MANAGEMENT VON IS (etwa ein Drittel, das sind ca. 5 % der Zuordnungen). IS-Artikel, die eine Organisationsperspektive einnehmen, sind über alle Handlungskontexte gestreut; auf IT-ERMÖGLICHTE HANDLUNGSKONTEXTE und den Kontext des ISERMÖGLICHTE
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
258
MANAGEMENTS bezieht sich jeweils etwa ein Drittel der hier vorgenommenen ISZuordnungen. Die wenigen WI- und IS-Arbeiten, die die Perspektive des sozialen Systems einnehmen (2 % bzw. 3 %), untersuchen ausgewählte IT-ERMÖGLICHTE HANDLUNGSKONTEXTE, wie beispielsweise „Peer-to-Peer-Netzwerke“, „online Communities“ und „virtuelle Teams“ (vgl. auch Tabellen im Anhang A.6 ab S. 341). Vereinzelte WI- und IS-Arbeiten richten sich auf das soziale System von Softwareenwicklungsteams (Handlungskontext ENTWICKLUNG VON IS). Arbeiten aus der Perspektive der konstituierenden Aufgabe betrachten hauptsächlich den Handlungskontext der ENTWICKLUNG VON IS; der Anteil der WI-Zuordnungen liegt hier bei ca. 22 %, der IS-Anteil bei relativ geringen ca. 6 %. Die untersuchten Arbeiten aus der Perspektive der konstituierenden Aufgabe untersuchen zu deutlich geringeren Anteilen den Handlungskontext (NEU-) ENTWURF VON ORGANISATION/ REORGANISATION (ca. 5 % WI-Anteil bzw. ca. 1 % IS-Anteil). Vergleich der Schwerpunkte Die Gegenüberstellung von Perspektiven und Handlungskontexten weist für die betrachteten WI-Artikel eine etwas deutlichere Schwerpunktbildung aus. Zur Veranschaulichung zeigen Tabelle 90 und Tabelle 91 die bedingt formatierten Anteilsgrößen für die vier zentralen Handlungskontexte. Für die WI ergibt sich folgende Einteilung (siehe Tabelle 90): drei deutliche Schwerpunkte mit Anteilen über 15 % (fett und unterstrichen), (keine Schwerpunkte mit Anteilen zwischen 10 und 15 %), drei Bereiche mit Anteilen zwischen 2 und 10 % (kursiv) und 7 Bereiche mit Anteilen unter 2 % (grau). Handlungskontexte:
Perspektiven: Individuum Nutzer Organisation Soziales System Konstituierende Aufgaben Sonderrolle Schwerpunkt
Tabelle 90:
ANWENDUNG KLASSISCHE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2098) 2,62% 3,93%
ANWENDUNG - ITERMÖGLICHTE
HANDLUNGSKONTEXTE
(ID 1978) 1,31% 0,87% 33,19% 1,31%
ENTWICKLUNG VON IS (ID 6)
MANAGEMENT VON IS (ID 9)
0,44%
1,31%
3,06% 0,87%
15,28%
21,83% Ja
Ja
Nein Nein Ja Nein Ja Nein
1,31% Nein
Schwerpunkt
Ja
WI-Zuordnungen zu Perspektiven differenziert nach Handlungskontexten, mit bedingter Formatierung (Grundgesamtheit: 229 Zuordnungen von WI-Artikeln)
Die drei deutlichen Schwerpunkte der WI mit Anteilen zwischen 15 % und 33 % decken drei Handlungskontexte und zwei Perspektiven ab: IT-ERMÖGLICHTE HANDLUNGSKONTEXTE DER ANWENDUNG, ENTWICKLUNG VON IS und MANAGEMENT VON IS aus Organisationsperspektive bzw. aus Sicht der konstituierenden Aufgaben.
259
7.3 Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2)
Dagegen sind die IS-Artikel etwas breiter über Handlungskontexte und Perspektiven gestreut. Es finden sich (siehe Tabelle 91): zwei deutliche Schwerpunkte mit Anteilen über 15 % (fett und unterstrichen), dazu zwei Schwerpunkte mit (gerundet) zwischen 10 und 15 %, fünf Bereiche mit Anteilen zwischen 2 und 10 % (kursiv) und sechs Bereiche mit Anteilen unter 2 % (grau). Die vier Schwerpunkte der IS decken – mit Anteilen zwischen ca. 10 % und maximal 19 % – die drei Handlungskontexte der ANWENDUNG (KLASSISCHE HANDLUNGSKONTEXTE sowie ITERMÖGLICHTE HANDLUNGSKONTEXTE) und des MANAGEMENTS VON IS und drei Perspektiven (Individuum, Nutzer, Organisation) ab. Handlungskontexte:
Perspektiven: Individuum Nutzer Organisation Soziales System Konstituierende Aufgaben Sonderrolle Schwerpunkt
Tabelle 91:
7.3.3
ANWENDUNG KLASSISCHE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2098) 0,42% 18,67% 6,33% 0,63%
ANWENDUNG - ITERMÖGLICHTE
HANDLUNGSKONTEXTE (ID 1978) 9,60% 13,82% 2,32%
ENTWICKLUNG VON IS (ID 6) 0,95% 1,27% 5,70% 0,95%
MANAGEMENT VON IS (ID 9) 4,96% 17,19%
5,80% Ja
Nein
Ja Ja Ja Nein Nein Nein
1,05% Ja
Schwerpunkt
Ja
IS-Zuordnungen zu Perspektiven differenziert nach Handlungskontexten, mit bedingter Formatierung (Grundgesamtheit: 948 Zuordnungen von IS-Artikeln)
Perspektiven auf konkrete Handlungskontexte (Themen)
Die aus Organisationsperspektive betrachteten Handlungskontexte IT-ERMÖGLICHTE ANWENDUNGSSZENARIEN und MANAGEMENT VON IS stellen sowohl für die betrachteten WI-Beiträge als auch für die betrachteten IS-Artikel einen (deutlichen) Schwerpunkt dar. Die Betrachtung der ausdifferenzierten Kategorien in beiden Teilbäumen verspricht weitere Einblicke in das disziplinspezifisch unterschiedliche Themenspektrum des untersuchten Publikationskorpus. Tabelle 92 listet die konkreten Handlungskontexte gemeinsam mit den beiden hauptsächlich eingenommenen Perspektiven (Individuum und Organisation) auf.1 Sowohl bei den ITERMÖGLICHTEN ANWENDUNGSKONTEXTEN als auch beim Handlungskontext MANAGEMENT VON IS findet sich im betrachteten Publikationskorpus eine Reihe konkreter Handlungskontexte, die für die untersuchten WI- und IS-Artikel eine unterschiedlich große Rolle spielen. Alle konkreten Handlungskontexte, auf die aus Individuums- oder Organisationsperspektive mehr als 1 % der WI- oder IS-Zuordnungen entfallen, sind in Tabelle 92 – zusammen mit den zugehörigen Prozentangaben – fett gedruckt. Bei einem Verhältnis der disziplinbezogenen
1
Die vollständige Gegenüberstellung der Zuordnungen zu konkreten Handlungskontexten und Perspektiven findet sich im Anhang ab S. 341.
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
260
Anteile von 2:1 oder höher, wird der entsprechend größere Anteil durch Unterstreichung hervorgehoben. Es zeigt sich, dass die IS-Arbeiten aus Individuumsperspektive zu großen Teilen die konkreten Handlungskontexte B2C-COMMERCE (6,75 %) und MANAGEMENT DER IS-/IT-ABTEILUNG (4,11 %) betrachten. Der Zuordnungsanteil der WI-Arbeiten, die eine Individuumsperspektive einnehmen, ist für keinen der konkreten Handlungskontexte größer als 1 %; die WI-Arbeiten betrachten die hier ausgewählten Handlungskontexte nahezu ausschließlich aus Organisationsperspektive. Perspektiven: Handlungskontexte/Nutzungsszenarien:
Individuum
Organisation
Anzahl
WI %
IS %
Anzahl
WI %
IS %
IT ERMÖGLICHTE FORMEN DER ARBEITSORGANISATION UND SOZIALEN INTERAKTION ALLG. (ID 2045, ID 2031)
5
0,00%
0,53%
1
0,00%
0,11%
HOME OFFICES/TELECOMMUTING (ID 2314)
7
0,00%
0,74%
1
0,44%
0,00%
NETWORKS/COMMUNITIES OF PRACTICE (ID 1915)
2
0,00%
0,21%
0
0,00%
0,00%
PEER-TO-PEER NETZWERKE (ID 1913)
0
0,00%
0,00%
0
0,00%
0,00%
IT-
VIRTUELLE / ELEKTRONISCHE COMMUNITIES (ID 1914)
8
0,44%
0,74%
1
0,00%
0,11%
ERMÖGLICHTEN HANDLUNGSKONTEXTEN
VIRTUELLE TEAMS / ITGESTÜTZTE GRUPPENARBEIT (ID 247)
6
0,00%
0,63%
4
0,00%
0,42%
VIRTUELLE UNTERNEHMEN/ORGANISATIONEN (ID 359)
5
2,18%
0,00%
ANWENDUNG VON IS - NUTZUNGSSZENARIEN IN ERWEITERTEN,
(ID 1978)
MANAGEMENT VON IS IM UNTERNEHMEN (ID 9)
0
0,00%
0,00%
NUTZUNGSSZENARIO B2B COMMERCE (INKL. SCM) (ID 2095)
0
0,00%
0,00%
59
12,23%
3,27%
B2C COMMERCE (ID 2094)
66
0,87%
6,75%
105
10,48%
8,54%
ELEKTRONISCHE MÄRKTE / ONLINE MÄRKTE (ID 1609)
0
0,00%
0,00%
31
7,86%
1,37%
MANAGEMENT VON IS IM UNTERNEHMEN ALLG. (ID 9)
0
0,00%
0,00%
6
0,44%
0,53%
IT/IS OUTSOURCING (ID 91)
4
0,44%
0,32%
30
5,24%
1,90%
MANAGEMENT DER IS/ITABTEILUNG/-MITARBEITER (ID 215)
41
0,87%
4,11%
11
1,31%
0,84%
MANAGEMENT VON IS/IT (ORGANISATIONSINTERNE IS) (ID 92)
5
0,00%
0,53%
130
5,24%
12,45%
MANAGEMENT VON IS/IT (AUCH IS/IT AN DEN GRENZEN DES UNTERNEHMENS) (ID 2121) SUMMEN
Tabelle 92:
0
0,00%
0,00%
21
3,06%
1,48%
144
2,62%
14,56%
405
48,47%
31,01%
Gegenüberstellung der Individuums- sowie Organisations-Perspektive und der ITermöglichten Handlungskontexte bzw. dem Handlungskontext Managemnt von IS
7.3 Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2)
261
Etwa 12 % der Zuordnungen der IS-Artikel aus Organisationsperspektive bezieht sich auf den Handlungskontext MANAGEMENT VON ORGANISATIONSINTERNER IS/IT. Die in WI-Artikeln aus Organisationsperspektive konkret untersuchten Handlungskontexte mit im Vergleich zu den IS-Artikeln deutlich höheren Anteilen sind: B2B-COMMERCE (inkl. Supply Chain Management), ELEKTRONISCHE MÄRKTE, IT/IS OUTSOURCING sowie MANAGEMENT VON IS AN DEN GRENZEN DES UNTERNEHMENS. Aus der Gegenüberstellung wird eine Gemeinsamkeit der untersuchten WI- und IS-Artikel deutlich: Sie betrachten zu ähnlich hohen Anteilen Nutzungsszenarien im B2C-COMMERCE aus Organisationsperspektive (ca. 10 % WI und ca. 9 % IS). 7.3.4
Zusammenfassung der Ergebnisse in Form deskriptiver Thesen
Zur Einordnung der in den nachfolgenden Ergebnisthesen genannten prozentualen Anteile sei betont, dass diese sich auf Zuordnungen beziehen. Als Grundgesamtheit zur Berechnung der Zuordnungsanteile dient dabei die Gesamtzahl der Zuordnungen zum Teilbaum IT-BEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE. Diesem sind ca. 61,7 % aller WI-Artikel und 83,5 % aller IS-Artikel zugeordnet. Die handlungskontextübergreifende Auswertung der Zuordnungen zu Perspektiven hat u. a. zwei Gemeinsamkeiten der untersuchten WI- und IS-Artikel aufgezeigt: (T.2.1-Gemeinsamkeit: Rolle der betriebswirtschaftlichen Perspektive) Unter den untersuchten Artikeln, die einem IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXT zugeordnet sind, gibt es für beide Disziplinen einen Forschungs-Mainstream (von ca. 50 %), der die betriebswirtschaftliche Perspektive i. e. S. (Organisationsperspektive) einnimmt.
(T.2.2-Gemeinsamkeit:Vielfalt an Perspektiven) Von einer einheitlichen Perspektive auf den Untersuchungsgegenstand kann weder für den ISR insgesamt noch für die einzelnen Teildisziplinen WI oder IS gesprochen werden. Vielmehr findet sich unter den Artikeln, die einem IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXT zugeordnet sind, eine Vielfalt von Perspektiven.
Die Analyse der Gegenüberstellung von Perspektiven und Handlungskontexten erlaubt die deskriptiv vergleichende Darstellung der inhaltlichen Schwerpunkte der WI- bzw. IS-Artikel im betrachteten Publikationskorpus. Einen für beide Disziplinen ähnlich deutlichen Schwerpunkt findet sich nur für Arbeiten aus Organisationsperspektive im Bereich MANAGEMENT VON IS:
262
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
(T.2.3-Gemeinsamkeit: Rolle des Bereichs Management von IS aus Organisationsperspektive) Unter den WI- und IS-Artikeln, die einem IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXT zugeordnet sind, ist der Anteil der Zuordnungen zum Handlungskontext MANAGEMENT VON IS (ID 9) aus Organisationsperspektive ähnlich hoch (etwa 15 % bzw. 17 %).
Demgegenüber wurde eine Reihe signifikanter Anteilsunterschiede festgestellt (siehe Kapitel 7.3.1 und 7.3.2). Die betriebswirtschaftliche Perspektive (Organisationsperspektive) als auch die Aufgaben der IS-Entwickler stehen bei den betrachteten WI-Artikeln klar im Mittelpunkt (siehe Tabelle 90). Dagegen spielen psychologische Fragestellungen der Wahrnehmung und Einstellung von Nutzern und sonstigen Individuen in IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTEN nur eine sekundäre Rolle. Desweiteren stehen IT-ERMÖGLICHTE ANWENDUNGSKONTEXTE im Mittelpunkt der WI-Forschung; KLASSISCHEN ANWENDUNGSKONTEXTEN wird in den untersuchten WI-Forschungsbeiträgen verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit gewidmet. In den IS-Artikeln schwerpunktmäßig untersuchte Handlungskontexte und Perspektiven sind im Vergleich zu den WI-Artikeln breiter gestreut (siehe Tabelle 91). Beiträge aus Nutzerperspektive zu KLASSISCHEN ANWENDUNGSKONTEXTEN sind ein deutlicher Schwerpunkt der analysierten IS-Forschung, der sich bei den betrachteten WI-Artikeln nicht zeigt. ITERMÖGLICHTE ANWENDUNGSKONTEXTE werden von den IS-Artikeln zwar schwerpunktmäßig aus Organisationsperspektive betrachtet; ein weiterer relativ großer Anteil (knapp 10 %) nimmt hier jedoch eine Individuumsperspektive ein (beispielsweise die des Konsumenten im Web). Die beschriebenen Unterschiede lassen sich zu folgenden Ergebnisthesen zusammenfassen: (T.2.4-Unterschied: Rolle der Individuums- und Nutzerperspektiven) Unter den untersuchten IS-Artikeln ist der Zuordnungsanteil zu Individuums- oder Nutzerperspektiven ca. 3- bzw. über 5-mal so hoch wie der entsprechende WI-Anteil.
(T.2.5-Unterschied: Rolle klassischer Handlungskontexte) Der Anteil IS-Zuordnungen zu KLASSISCHEN ANWENDUNGSKONTEXTEN (ID 2098) ist mehr als 4-mal so groß wie der entsprechende WI-Anteil. Die jeweiligen ISArbeiten nehmen dabei überwiegend eine Nutzerperspektive ein.
7.3 Perspektiven auf den Forschungsgegenstand (Forschungsfrage-2)
263
(T.2.6-Unterschied: Rolle der konstituierenden Aufgabe sowie des Handlungskontext Entwicklung von IS) Unter den betrachteten WI-Artikeln ist der Anteil der Zuordnungen zu konstituierenden Aufgaben von Entwicklern oder Managern im IS-Bereich etwa 4-mal so hoch wie der entsprechende IS-Anteil. Dem Handlungskontext ENTWICKLUNG VON IS (ID 6) widmet sich ebenfalls ein höhere Anteil der WI-Artikel (Zuordnungsanteile von ca. 26 % zu ca. 15 %).
Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der aus Organisationsperspektive untersuchten konkreten Handlungskontexte lassen sich auf Basis der oben dargestellten Ergebnisse (siehe Kapitel 7.3.3) mit folgenden Ergebnisthesen zusammenfassen:1 (T.2.7-Unterschied: konkrete Handlungskontexte aus Organisationsperspektive) Der Anteil der IS-Artikel, die den Handlungskontext MANAGEMENT VON 92) aus Organisationsperspektive betrachten, ist deutlich höher als der entsprechende WI-Anteil. Demgegenüber liegt der Anteil WI-
ORGANISATIONSINTERNER IS/IT (ID
Artikel für die Handlungskontexte B2B-COMMERCE (ID 2095, inkl. Supply Chain Management), ELEKTRONISCHE MÄRKTE (ID 1609), IT/IS OUTSOURCING (ID 91) sowie MANAGEMENT VON IS AN DEN GRENZEN DES UNTERNEHMENS (ID 2121) im Vergleich zum jeweiligen IS-Anteil signifikant höher.
(T.2.8-Gemeinsamkeit: B2C-Commerce aus Organisationsperspektive) Die untersuchten WI- und IS-Artikel betrachten zu ähnlich hohen Anteilen Nutzungsszenarien im B2C-COMMERCE (ID 2094) aus Organisationsperspektive (Zuordnungsanteile von ca. 10 % für die WI-Artikel und ca. 9 % für die IS-Artikel).
7.3.5
Bezug zu Ergebnissen früherer Studien
Der identifizierte gemeinsame Schwerpunkt auf Themen des B2C-Commerce zeigt sich auch im Ergebnis der Schlagwort-basierten Publikationsanalyse von Steininger und anderen: e-Commerce ist nach deren Ergebnis ein Schlagwort, welches sowohl unter den Top-50 Schlagwörtern der untersuchten WI- als auch der untersuchten IS-Artikel zu finden ist ([SRR+09], S. 486, siehe Kapitel 4.1.6). Die ausgeprägte Rolle der Benutzer- bzw. Anwendungsorientierung in der IS-Forschung wird durch die Ergebnisse der Studie von Sinclaire et al. [SSW04] bestätigt, wonach etwa ein Viertel aller untersuchten IS-Artikel dem Themenfeld „IS adoption and use“ zuzuordnen ist (siehe Kapitel 4.2.2.2).
1
Die zusätzliche Aufstellung von Thesen zu unterschiedlich hohen Anteilen der Arbeiten aus Individuumsperspektive erscheint aufgrund der geringen Grundgesamtheit nicht angemessen.
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
264
7.4 Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3) Welche Rolle spielen IT-Artefakte in der Forschung? Auf welchem Abstraktionsniveau werden IT-Artefakte betrachtet? Wie bereits im vorherigen Kapitel wird auch Forschungsfrage-3 mit Bezug auf die Anzahl Zuordnungen zu den Kategorien der jeweils relevanten Teilbäume untersucht. IT-Artefakte sind dediziert im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND abgebildet – als Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4). Direkten Bezug auf IT-Artefakte nehmen darüber hinaus verschiedene Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSZIEL und ART DES ZUGANGS. Zur Beantwortung der dritten Forschungsfrage werden diese drei Teilbäume in den nachfolgenden Unterkapiteln einzeln betrachtet (Kapitel 7.4.1 bis 7.4.3). Im Anschluss werden auf dieser Grundlage Schlussfolgerungen im Hinblick auf die tatsächliche Rolle von IT-nahen Artefakten und deren Abstraktionsniveau in Form – zunächst – deskriptiver Thesen formuliert (Kapitel 7.4.4). Abschließend wird auf relevante Ergebnisse früherer Studien Bezug genommen, die die Ergebnisthesen stützen (Kapitel 7.4.5). 7.4.1
IT-nahe Artefakte als explizierter Forschungsgegenstand
Konkrete IT-nahe Artefakte sowie Abstraktionen verschiedener Arten von IT-Artefakten sind als Kategorien im Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4) abgebildet (siehe Kapitel 6.2.3). Während die im vorherigen Kapitel diskutierten IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTE Gegenstand von fast 80 % der untersuchten Publikationen sind, liegt der Gesamtanteil der Artikel, die sich dediziert mit einem IT-NAHEN ARTEFAKT als Forschungsgegenstand beschäftigen, bei nur ca. 43 %: Der disziplinbezogene Anteil liegt dabei für WI-Artikel mit ca. 60 % deutlich höher als der Anteil für IS-Artikel (ca. 38 %). Für das vorliegende Teilkapitel beziehen sich alle Prozentangaben auf die Gesamtmenge der Zuordnungen zum Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE: Grundgesamtheit sind somit 269 Zuordnungen von WI-Artikeln und 478 Zuordnungen von IS-Artikeln. Aufgrund der teilweise vorkommenden Mehrfachzuordnungen liegt die Anzahl der Zuordnungen etwas höher als die Anzahl unterschiedlicher Artikel, die Kategorien dieses Teilbaums zugeordnet sind (220 WIArtikel und 431 IS-Artikel). Der Fokus der nachfolgenden Analyse liegt auf der Auswertung von Zuordnungsanteilen, da das spezifische thematische Spektrum im Bereich IT-naher Artefakte hinsichtlich disziplinbezogener unterschiedlicher Schwerpunkte und Gemeinsamkeiten untersucht werden soll. Die Verteilung der Zuordnungen auf die zentralen Teilbäume geht aus Tabelle 93 (S. 265) hervor. Insgesamt – und auch bei disziplinspezifischer Betrachtung – bezieht sich die Mehrheit (ca. 55 % bzw. ca. 64 %) der Zuordnungen auf ANWENDUNGSSYSTEME. Für WI- und ISArtikel ähnlich hoch ist der Anteil der Zuordnungen zu KONKRETEN INFORMATIONSTECHNO-
265
7.4 Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3) LOGIEN:
Er liegt für beide Gruppen bei etwa 23 % der Zuordnungen. Ein deutlicher Unterschied der Anteile zeigt sich bei (SEMI-)FORMALEN SPRACHEN UND KONZEPTEN: Der Anteil der WI-Artikel (ca. 19 %) ist hier etwas mehr als zweimal so groß wie der Anteil der ISArtikel (ca. 9 %). Teilbaum
Gesamt
Gesamtanteil (% von 747)
WI (% von 269)
IS (% von 478)
(SEMI-) FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE (ID 46)
91
12,18%
18,59%
8,58%
ANWENDUNGSSYSTEME (ID 34)
454
60,78%
55,39%
63,81%
KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN (ID 45)
173
23,16%
23,79%
22,80%
NICHT AUSDIFFERENZIERTE SICHTEN AUF IUK TECHNOLOGIEN (ID 2402)
17
2,28%
1,86%
2,51%
SONSTIGES (ID 283)
12
1,61%
0,37%
2,30%
Summen
747
100,00%
100,00%
100,00%
Anmerkung: Die hier angezeigten Oberkategorien (kursiv dargestellt) sind abstrakt. In diesem Teilbaum gibt es durchschnittlich 1,2 Zuordnungen pro WI-Artikel und 1,1 Zuordnungen pro IS-Artikel.
Tabelle 93:
Zuordnungen zu den Unterkategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4)
Betrachtet man alleine die Zuordnungen zum Teilbaum ANWENDUNGSSYSTEME, so zeigen sich für WI- und IS-Artikel überwiegend nur leichte Unterschiede (siehe Tabelle 94). Für die betrachteten WI-Artikel ergibt sich ein deutlicher relativer Schwerpunkt: Dieser liegt bei Anwendungssystemen für MITARBEITER EINER BESTIMMTEN BETRIEBLICHEN FUNKTION; der WIAnteil beträgt hier 12 % und ist damit annähernd doppelt so hoch wie der entsprechende ISAnteil (ca. 7 %). Aus den analysierten IS-Artikeln ergibt sich ebenfalls nur ein deutlicher relativer Schwerpunkt, nämlich auf Anwendungssysteme, die von betrieblichen und privaten Nutzern gleichermaßen verwendet werden und nicht funktions- oder branchenspezifisch sind (Kategorie „ANWENDER ALLG. (BETRIEBL. UND PRIVAT)“, z. B. „E-Mail“, „Office-Anwendungen“). Auf diese entfallen ca. 6 % der Zuordnungen; dieser Anteil ist fast dreimal so hoch wie der entsprechende WI-Anteil von ca. 2 %. Ein Vergleich der disziplinspezifischen Anteile für den Teilbaum KONKRETE INFORMATIONS(ID 45) ergibt für die betrachteten WI- und IS-Artikel wieder jeweils einen relativen Schwerpunkt (siehe Tabelle 95). „Agententechnologien/Multi-Agentensysteme“ sind Gegenstand von ca. 7 % der WI-Artikel, denen ein konkretes IT-nahes Artefakt zugeordnet ist. Der entsprechende Anteil der IS-Artikel beträgt dagegen nur ca. 3 %. Für die IS-Artikel zeigt sich ein im Vergleich zu den WI-Artikeln relativ hoher Anteil an Arbeiten, die sich mit Verfahren der „Künstlichen Intelligenz“ beschäftigen: der IS-Anteil liegt hier bei etwa 5 %, der WI-Anteil bei nur ca. 2 %.
TECHNOLOGIEN
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
266
Anwendungssysteme zur Unterstützung von:
WI (% von 269)
IS (% von 478)
HANDLUNGSKONTEXT KONSUM (NUTZERROLLE: KONSUMENT) (ID 2392)
7,81
10,25
ein IS zur Unterstützung der Entscheidungshilfe beim Autokauf (ID 1000)
0
0,21
WEB-BASIERTE ANWENDUNGen (ID299)
7,81
10,04
HANDLUNGSKONTEXT NICHT-KOMMERZIELL (ID 2400)
7,81
9,62
NUTZERROLLE: ANWENDER ALLG. (BETRIEBL. UND PRIVAT) (ID 2390)
2,23
6,07
NUTZERROLLE: LEHRENDE/LERNENDE (ID 2391)
3,72
2,51
NUTZERROLLE: PRIVATPERSON (ID 2396) HANDLUNGSKONTEXT: IS-ENTWICKLUNG (ID 2393)
1,86 0,74
1,05 2,09
Simulationswerkzeug zur Softwareentwicklung (ID 746)
0
0,21
Software-Entwicklungswerkzeuge (ID 489)
0,37
0,42
SOFTWAREENTWICKLUNGSUMGEBUNGEN (ID 443)
0,37
1,05
SOFTWAREWARTUNGSWERKZEUGE (ID 711)
0
0,21
System zur Unterstützung des Entwurfs für Benutzerschnittstellen von Konversationen mit sehr vielen Teilnehmern (primär) (ID 2311) HANDLUNGSKONTEXT: UNTERNEHMEN ALLG. (ID 2399)
0 39,03
0,21 41,84
NUTZERROLLE: MANAGER/ENTSCHEIDER IM UNTERNEHMEN (ALLE BRANCHEN) (ID 2394)
7,06
9,41
NUTZERROLLE: MITARBEITER (UNABHÄNGIG VON BETRIEBLICHER FUNKTION) (ID 2389)
14,13
19,87
NUTZERROLLE: MITARBEITER EINER BESTIMMTEN BETRIEBLICHEN FUNKTION (ID 1154)
12,27
7,11
NUTZERROLLE: MITARBEITER IN EINER BESTIMMTEN BRANCHE (ID 2384)
4,46
4,39
SONSTIGE BETRIEBLICHE IS/ALGORITHMEN FÜR DIE LÖSUNG VON ANWENDUNGSPROBLEMEN (ID 2323)
1,12
1,05
Anmerkung: Die hier angezeigten Oberkategorien (kursiv dargestellt) sind abstrakt. Daher ergibt die Summe der Anteile aller Unterkategorien (eingerückt dargestellt) den bei der zugehörigen Oberkategorie (kursiv dargestellt) angegebenen Anteil.
Tabelle 94:
Zuordnungen zu den Unterkategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTEANWENDUNGSSYSTEME (ID 34)
267
7.4 Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3)
KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN (ID 45)
WI (% von 269)
Agententechnologien / Multi-Agentensysteme (ID 47)
6,69
IS (% von 478) 2,72
Client-Server Systeme / Technologie (ID 691)
0
0,21
Data Mining (ID 50)
1,86
2,09
Datenbanken (ID 591)
0
1,46
EDI (ID 570)
0,37
2,72
Hypermedia (ID 522)
0,37
0,42
Internet (ID 576)
0,74
1,88
KONKRETE WEB TECHNOLOGIEN (ID 2403)
2,6
0,63
Flash (ID 678)
0
Intranet (ID 370)
0
0,42
Web-Services (ID 53)
2,6
0
MOBILE TECHNOLOGIEN (ID 1445)
2,6
0,21
2,09
Austausch von Produkt-/Transaktionsdaten zwischen mobilen Systemen durch ad-hoc Anwendungsintegration (primär) (ID 1447)
0,37
0
multimedia Nachrichten (MMS) (ID 1819)
0
0,21
PDAs (Personal Digital Assistants) (ID 1449)
0,37
0,42
Positionsortung / ortsbasierte Dienste (ID 1452)
0,37
0
Textnachrichten (SMS) (ID 1818)
0
0,21
WAP (ID 1737)
0
0,42
MULTI-MEDIA (ID 243)
2,23
1,67
Kommunikationsmedien (ID 732)
0
0,21
Video (ID 1470)
0,74
0
Virtual Reality (ID 48)
0,37
0
Peer-to-Peer Technologien/Netzwerke (ID 515)
2,23
0,63
PROGRAMMIERSPRACHEN/-BIBLIOTHEKEN (ID 2404)
1,12
0,21
Smart Cards (ID 614)
0
0,42
Technologien zur Zertifizierung/digitale Unterschrift (ID 427)
0,74
0,21
VERFAHREN DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ/LOGIK (ID 2405)
2,23
5,44
Case based reasoning (ID 1108)
0
Fuzzy logic (ID 463)
0,37
0,21 0,21
Genetische Algorithmen/Programmierung (ID 551)
0,37
0,84
Machine Learning (ID 1033)
0
0,21
Neuronale Netze (ID 2303)
1,49
3,97
Anmerkungen: Die hier angezeigten Kategorien sind nicht abstrakt; daher ist insbesondere die Summe der Anteile aller Unterkategorien (eingerückt dargestellt) vielfach kleiner als der bei der zugehörigen Oberkategorie (kursiv dargestellt) angegebene Anteil. Aus Platzgründen sind nicht alle Unterkategorien aufgeführt.
Tabelle 95:
7.4.2
Zuordnungen zu den Unterkategorien des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE- KONKRETE INFORMATIONSTECHNOLOGIEN (ID 45)
IT-nahe Artefakte als Forschungsziele
Primär in gestaltungsorientierten aber auch in ausgewählten charakterisierenden FORspielen IT-nahe Artefakte eine zentrale Rolle. Daher soll die Untersuchung der unterschiedlichen Bedeutung von IT-Artefakten in der WI- und IS-Forschung auf SCHUNGSZIEL-Kategorien
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
268
die Betrachtung entsprechende Kategorien im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE1 ausgeweitet werden. Aus Tabelle 96 ist zu erkennen, dass der Anteil der Zuordnungen von WI-Artikeln bei zwei FORSCHUNGSZIEL-Kategorien mit dediziertem Bezug zu IT-nahen Artefakten deutlich höher ist als der entsprechende IS-Anteil: Etwa 5 % der Zuordnungen von WI-Artikeln zu Forschungszielen bezieht sich auf die EVALUATION VON IT-NAHEN ARTEFAKTEN (ID 2113); dieser Anteil ist doppelt so hoch, wie der Anteil der IS-Zuordnungen in diesem Teilbaum (ca. 2,5 %). Noch deutlicher wird der relative Schwerpunkt der WI-Artikel auf IT-nahe Artefakte, wenn man die gestaltungsorientierten Artefakt-Ziele betrachtet (ARTEFAKTE / KONZEPTE ID 1543): Hier ergibt sich ein Verhältnis von etwa 54 % (WI-Zuordnungsanteil) bzw. 59 % (WI-Artikelanteil) zu ca. 20 % der IS-Zuordnungen bzw. -Artikel. Das heißt, dass der Anteil der Arbeiten, die auf gestaltungsorientierte Ziele gerichtet sind, bei den betrachteten WIArtikeln fast 3-mal so groß ist, wie bei den untersuchten IS-Artikeln. WI-Anteil in % Artikel (von 371)
Zuordnungen (von 1233)
Artikel (von 1136)
Evaluation IT-naher Artefakte (qualitativ und quantitativ) (ID 2113)
5,17
5,66
2,51
2,73
Vergleich alternativer Verfahren/Algorithmen/ Werkzeuge (quantitativ) (ID 770)
0,99
1,08
1,05
1,14
Artefakte / Konzepte (ID 1543)
54,43
58,76
19,06
20,33
Kategorien
Charakterisierung / Evaluation (ID 123)
Gestaltung (ID 122)
Tabelle 96:
IS-Anteil in %
Zuordnungen (von 406)
Teilbaum
Zuordnungen zu FORSCHUNGSZIELEN mit dediziertem Bezug zu IT-nahen Artefakten
Die Betrachtung der weiteren Unterkategorien im Teilbaum ARTEFAKTE/KONZEPTE zeigt zudem, dass sich diese deutliche Mehrheit aus den Zuordnungen zu den IT-nahen Konzepten ergibt: das sind META-SPRACHEN UND METHODEN, SEMI-FORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN und SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE (siehe Tabelle 97): Hier ist der WIAnteil jeweils deutlich höher als der IS-Anteil – die Anteilsverhältnisse reichen von 2:1 für META-SPRACHEN UND METHODEN bis ca. 8:1 für SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE. Bezüglich FORMALER DOMÄNEN-MODELLE ist der Anteil der IS-Artikel dagegen leicht höher (ca. 5:6); bezüglich INFORMALER DOMÄNENBEZOGENER STRUKTUREN (dies sind begriffliche Bezugsrahmen) ist der WI-Anteil leicht höher (ca. 8:6).
1
Im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE gibt es pro WI- und IS-Artikel durchschnittlich 1,09 Zuordnungen.
269
7.4 Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3)
WI-Anteil in %
nicht denknotwendig ITnah
ARTEFAKTE/KONZEPTE (ID 1543) FORMALE DOMÄNEN-MODELLE (ID 128)
Artikel (von 371)
Zuordnungen (von 1233)
Artikel (von 1136)
6,41
6,95
4,93
5,39
Metriken (ID 1171)
0
0
0,41
0,44
Simulationsmodell (ID 136)
0,25
0,27
0,08
0,09
Ökonomisches Modell / Spieltheoretisches Modell (ID 135)
3,2
3,50
4,87
5,28
INFORMALE DOMÄNENBEZOGENE STRUKTUREN (ID. 2406) Begrifflicher Bezugsrahmen (ID 126) META- SPRACHEN UND METHODEN (ID 290)
Dedizierte IT-nahe Artefakte
IS-Anteil in %
Zuordnungen (von 406)
8,13 8,13 5,67
8,89 8,89 6,20
5,68 5,68 2,35
6,16 6,16 2,55
Formale Sprache
0,49
0,54
0,89
0,97
IS- Entwurfsmethode
0,25
0,27
0,49
0,53
Modellierungskonzepte/-sprachen
2,96
3,23
0,41
0,44
Modellierungsmethode
1,97
2,16
0,57
0,62
SEMI-FORMALE DOMÄNEN-BEZOGENE STRUKTUREN (ID 2409) Kennzahlen(systeme) Semi-formale konzeptuelle DomänenModelle (inkl. Referenz- und Prozessmodelle) SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE (ID 129)
2,96 0,99
1,97 32,76
3,23 1,08
2,16 35,85
0,16
0,18
0
0
0,16 4,46
0,18 4,75
Algorithmus
0,25
0,27
0,97
Architektur-Entwurf
4,93
5,39
0,32
1,06 0,35
Datenstruktur
0,25
0,27
0
0
Systemimplementierung / Prototyp
10,59
11,59
1,05
1,14
Systemkonzept
16,5
18,06
2,11
2,29
Technische Konzeption (HardwareEbene)
0,25
0,27
0
0
Anmerkung: Die hier angezeigten Oberkategorien (kursiv dargestellt) sind abstrakt. Daher ergibt die Summe der Zuordnungsanteile aller Unterkategorien (eingerückt dargestellt) den bei der zugehörigen Oberkategorie (kursiv dargestellt) angegebenen Anteil.
Tabelle 97:
7.4.3
Zuordnungs- und Artikelanteile im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE – ARTEFAKTE/KONZEPTE
IT-nahe Artefakte als Mittel des Zugangs zum Forschungsgegenstand (Teil der Forschungsmethode)
Verschiedene IT-nahe Artefakte können selbst als Teil der zu untersuchenden Realität betrachtet und somit als Weg des Zugangs zum Forschungsgegenstand genutzt werden. Zu denken ist hier an Beiträge, die bestehende Anwendungssoftware oder Sprachkonzepte beispielsweise mit dem Ziel der Klassifikation oder Evaluation untersuchen. Zwei Beispiele sind in Tabelle 98 mit den vorgenommenen Zuordnungen aufgeführt. Zwei Kategorien im Teilbaum ART DES ZUGANGS lassen sich der Gruppe der IT-nahen Artefakte zuordnen: „bestehende Modellierungssprachen/-konzepte (ID 184)“ sowie „bestehende Systeme/Algorithmen (ID 182)“. Der WI-Anteil der Zuordnungen liegt bei beiden Kategorien deutlich höher als der Anteil der IS-Zuordnungen (siehe Tabelle 99). Etwa 7 % der WIZuordnungen zu Zugangsarten entfallen auf „bestehende Systeme/Algorithmen (ID 182)“; der
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
270
entsprechende IS-Anteil ist weniger als halb so groß (ca. 3 %). Ein ähnliches Anteilsverhältnis gilt für die Zuordnungen zur Kategorie „bestehende Modellierungssprachen/-konzepte (ID 184)“, jedoch mit deutlich geringeren Anteilen (ca. 2 % bzw. 0,6 %). Huizingh, Eelko K. R. E.: The content and design of web sites: an empirical study. Information and Management, Volume 37, No. 3 (2000), pp. 123 – 134 Abstract: To support the emergence of a solid knowledge base for analyzing Web activity, we have developed a framework to analyze and categorize the capabilities of Web sites. [..] We have compared Web sites based on their source, industry, and size. On average, larger Web sites seem to be ‘richer’ and more advanced. Zuordnungen: Forschungsgegenstand: Handlungskontext Konsum (Nutzerrolle: Konsument) (2392) - Web-basierte Anwendungen (299) allg. betriebliche/kommerzielle Webseiten (633) Forschungsziele: Artefakte / Konzepte (1543) - Informale domänenbezogene Strukturen (2406) Begrifflicher Bezugsrahmen (126) Forschungsziele: Forschungsziele (121) - Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit (123) Beschreibende Statistiken (quantitativ) (400) Forschungsmethode: Unmittelbarer Zugang über Artefakte als Teil der Realität (2413) - Bestehende Artefakte der / für die Praxis (175) Bestehende Systeme/Algorithmen (182) Forschungsgegenstand: Nutzungsszenario B2C Commerce (2094) - Organisationsperspektive (i. d. R. B2C) (1983) Eigenschaften von Unternehmens-Webseiten (deskriptiv) (2251) Forschungsmethode: Begründungsverfahren (160) - Konsens (192) Hermeneutische Verfahren (201)
Tabelle 98:
Gerd tom Markotten, Daniela; Kaiser, Johannes: Benutzbare Sicherheit - Herausforderungen und Modell für E-Commerce-Systeme. Wirtschaftsinformatik, Volume 42, No. 6 (2000) Abstract: Die Gewährleistung von Sicherheit und Privatheit ist der entscheidende Faktor für den Erfolg des ECommerce. [..]Dieser Beitrag diskutiert die Gründe für mangelnde Benutzbarkeit von Benutzeroberflächen und leitet daraus neue Gestaltungskonzepte für benutzungsfreundliche Sicherheitssoftware ab. Anhand eines Modells, das auf Petri-Netzen basiert, wird praktisch veranschaulicht, wie diese Konzepte sinnvoll umgesetzt werden können. Zuordnungen: Forschungsmethode: Unmittelbarer Zugang über Artefakte als Teil der Realität (2413) - Bestehende Artefakte der / für die Praxis (175) Bestehende Systeme/Algorithmen (182) Forschungsgegenstand: Web-basierte Anwendungssysteme zur individuellen Unterstützung von Konsumenten (2381) - Sicherheits-Tools für Internet-Anwendungen (362) Ein benutzerfreundliches Sicherheits-Werkzeug für E-Commerce (426) Forschungsmethode: Begründungsverfahren (160) - Konsens (192) Hermeneutische Verfahren (201) Forschungsgegenstand: Nutzungsszenarien in erweiterten, IT-ermöglichten Handlungskontexten (1978) - Nutzungsszenarien: IT ermöglichte Geschäftsszenarien (auch: E/MCommerce/-Business) (1979) Nutzungsszenario B2C Commerce (2094) Forschungsgegenstand: (semi-) formale Sprachen und Konzepte (46) - Formale Sprachen/Strukturen (2305) Petri Netze (60) Forschungsziele: Artefakte / Konzepte (1543) - Software-bezogene Artefakte (129) Systemkonzept (137)
Beispiele für Beiträge, die als Zugangsart IT-nahe Artefakte gewählt haben
271
7.4 Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3)
WI-Anteil in % IT-ARTEFAKT-BEZOGENE UNMITTELBARE ZUGANGSARTEN
Zuordnungen (von 391)
BESTEHENDE ARTEFAKTE DER / FÜR DIE PRAXIS (ID 175)
10,23
Bestehende Management-Frameworks (ID 2418) Bestehende Modellierungssprachen/-konzepte (ID 184)
0,26
Artikel (von 371) 10,24 0,27
IS-Anteil in % Zuordnungen (von 1319) 3,79
Artikel (von 1136) 4,40
0,45
2,16 2,05
0,53 0,70
0,61
Bestehende Systeme/Algorithmen (ID 182)
6,91
7,28
2,73
3,17
Standards (ID 183)
1,02
1,08
0
0
Anmerkung: Die hier angezeigte Oberkategorie (kursiv dargestellt) ist abstrakt. Daher ergibt die Summe der Zuordnungsanteile aller Unterkategorien (eingerückt dargestellt) den bei der zugehörigen Oberkategorie (kursiv dargestellt) angegebenen Anteil.
Tabelle 99:
7.4.4
Zuordnungs- und Artikelanteile IT-Artefakt bezogener Kategorien im TEILBAUM UNMITTELBARER ZUGANG ÜBER ARTEFAKTE ALS TEIL DER REALITÄT (ID 2413)
Zusammenfassung der Ergebnisse in Form von deskriptiven Thesen
Im Hinblick auf die Beantwortung von Forschungsfrage-3 zeigen die obigen Auswertungen, dass (1) der Anteil der Arbeiten, die sich mit konkreten IT-nahen Artefakten beschäftigen, sich deutlich zwischen WI und IS unterscheidet. Darüber hinaus wird deutlich, dass (2) die entsprechenden WI- und IS-Arbeiten sich jedoch mit weitestgehend vergleichbaren Anteilen auf die betrachteten IT-nahen Artefakte verteilen. Eine Ausnahme bilden hier Arbeiten, die IT-nahe (semi-)formale Sprachen und Konzepte zum Gegenstand haben: Hier zeigt sich für die WI- und IS-Arbeiten mit IT-Artefaktbezug ein signifikanter Anteilsunterschied. Die Auswertung kommt zu dem weiteren Ergebnis, dass es (3) bei konkreten Informationstechnologien und Anwendungssystemen pro Disziplin nur eine Unterkategorie gibt, die bei den WIbzw. IS-Artikeln mit IT-Artefaktbezug deutlich höhere Zuordnungsanteile aufweist. Ad (1) Rolle des IT-Artefakts Etwa 60 % aller betrachteten WI-Artikel sind einem IT-NAHEN ARTEFAKT (ID 4) als Forschungsgegenstand zugeordnet; bei den IS-Artikeln sind dies nur ca. 38 % (Verhältnis von ca. 1,6:1). In den Teilbäumen zu Forschungszielen1 und Zugangsarten2 ist der entsprechende WIAnteil sogar um einen Faktor größer drei (1:3,3 bzw. 3,9) höher als der IS-Anteil. Somit kann folgende Ergebnisthese festgehalten werden:
1
IT-nahe Artefakte sind wesentlicher struktureller Bestandteil des Forschungsziels von etwa 47 % der betrachteten WI-Artikel und von nur ca. 12 % der untersuchten IS-Artikel. Diese Prozentzahlen ergeben sich aus der Summe der Anteile für Evaluation und Vergleich von IT-nahen Artefakten in Tabelle 96 und dem Anteil für gestaltungsorientierte Forschungsziele abzüglich der Anteile für rein formale oder informale domänenbezogene Konzepte bzw. Strukturen (siehe Tabelle 97): WI: ca. 5 + 1 + 54 – (5 + 8) = 47; IS: 3 + 1 + 20 – (6 + 6) = 12.
2
Etwa 9 % der WI-Artikel untersuchen IT-nahe Artefakte selbst als Teil der Realität und Zugangsweg zum Forschungsgegenstand. Dem gegenüber steht bei den betrachteten IS-Artikeln ein deutlich geringerer Anteil von ca. 3,3 %. Dies entspricht der Summe der Anteile für „Bestehende Modellierungssprachen/-konzepte“ und „bestehende Systeme/Algorithmen“ in Tabelle 99: WI: ca. 2 + 7 = 9; IS: ca. 0,6 + 2,7 = 3,3.
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
272
(T.3.1-Unterschied: Rolle von IT-Artefakten) IT-nahen Artefakten kommt in den untersuchten WI-Artikeln eine signifikant größere Rolle zu als in den untersuchten IS-Artikeln. Diesbezügliche Unterschiede der relativen Häufigkeiten von Zuordnungen sind bei den FORSCHUNGSGEGENSTÄNDEN deutlich (Faktor 1,6) und bei den FORSCHUNGSZIELEN und ZUGANGSARTEN besonders auffällig (Faktor 3,3 bzw. 3,9).
Ad (2) Abstraktionsniveaus der betrachteten IT-Artefakte Zur Überprüfung des Abstraktionsniveaus, auf welchem IT-nahe Artefakte Gegenstand der WI- und IS-Forschung sind, wurde die Grundgesamtheit auf alle Zuordnungen zu dem Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND – IT-NAHE ARTEFAKTE eingeschränkt. Abbildung 25 veranschaulicht nochmals die sich hier ergebenden Anteile differenziert nach Zuordnungen von WI- und IS-Artikeln. Es zeigt sich, dass der WI- und IS-Anteil der Arbeiten, die sich mit KONKRETEN INFORMATIbeschäftigen, insgesamt ähnlich hoch bei jeweils etwa einem Viertel liegt (ca. 24 % bzw. 23 %). Sowohl bei den untersuchten WI-Beiträgen als auch bei den ISArtikeln fällt mehr als die Hälfte der Zuordnungen auf ANWENDUNGSSYSTEME – mit etwa zehn Prozentpunkten Differenz (55 % bzw. 64 %). Diese Prozentpunktedifferenz zeigt sich gegengleich bei den SEMI-FORMALEN KONZEPTEN UND SPRACHEN: Der WI-Anteil der Zuordnungen zu (semi-) formalen Konzepten und Sprachen ist im Vergleich zum IS-Anteil mehr als
ONSTECHNOLOGIEN
doppelt so hoch (19 % zu 9 %). SEMI-FORMALE SPRACHEN UND KONZEPTE abstrahieren typischerweise sowohl von konkreten Technologien als auch von konkreten Anwendungssystemklassen. Somit lässt sich folgende – zunächst wertfreie – These formulieren: (T.3.2-Unterschied: Rolle semi-formaler Sprachen und Konzepte) Der Anteil der untersuchten WI-Artikel, die sich mit SEMI-FORMALEN SPRACHEN UND KONZEPTEN (ID 46) – und somit mit IT-nahen Artefakten auf einem relativ hohen Abstraktionsniveau – beschäftigen, ist deutlich höher als der entsprechende Anteil der IS-Artikel (ca. Faktor 2, bei einer auf die Zuordnungen zum Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE eingeschränkten Grundgesamtheit).
Der Kategorie „Nicht ausdifferenzierte Sichten auf IuK-Technologien“ ist zwar ein höherer IS-Anteil (ca. 2,5 %) als WI-Anteil (ca. 1,9 %) zugeordnet. Die Anzahl zugeordneter Artikel scheint jedoch für zuverlässige Rückschlüsse auf das Abstraktionsniveau insgesamt zu gering (12 bzw. 5 Artikel).
273
7.4 Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3)
WI-Zuordnungen (in % von 269)
Sonstiges (ID: 283); 0,37% Nicht ausdifferenzierte Sichten auf IuK Technologien (ID: 2402); 1,86%
(semi-) formale Sprachen und Konzepte (ID: 46); 18,59%
Konkrete Informationstechnologien (ID: 45) ; 23,79%
Anw endungssysteme (ID: 34); 55,39%
IS-Zuordnungen (in % von 478)
Sonstiges (ID: 283); 2,30% Nicht ausdifferenzierte Sichten auf IuK Technologien (ID: 2402); 2,51%
(semi-) formale Sprachen und Konzepte (ID: 46); 8,58%
Konkrete Informationstechnologien (ID: 45) ; 22,80%
Anw endungssysteme (ID: 34); 63,81%
Abbildung 25: Zuordnungen von WI- bzw. IS-Artikeln zum Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE
Ad (3): Untersuchte Anwendungssysteme und Informationstechnologien Fokussiert man auf die in den Arbeiten konkret untersuchten Anwendungssysteme und Informationstechnologien, so ergibt sich sowohl für die WI- als auch für IS-Artikel jeweils genau ein unterschiedlicher relativer Schwerpunkt (siehe oben): Für die untersuchten WI-Artikel liegt ein im Vergleich zu den IS-Artikeln relativer Schwerpunkt bei FUNKTIONSSPEZIFISCHEN BETRIEBLICHEN ANWENDUNGSSYSTEME (ID 1154) und „Agententechnologien“. Für die betrachteten IS-Artikel liegt ein relativer Schwerpunkt bei NICHT BETRIEBSSPEZIFISCHER ANWENDUNGSSOFTWARE (ID 2390, Z. B. „Office-Anwendungen“) und „Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI)“. Die nachfolgenden Thesen fassen dieses Ergebnis zusammen:
7 Auswertung anhand von Forschungsfragen
274
(T.3.3-Unterschied: relative Schwerpunkte bei konkreten Anwendungssystemen) Für die untersuchten WI-Artikel liegt ein im Vergleich zu den IS-Artikeln relativer Schwerpunkt bei FUNKTIONSSPEZIFISCHEN BETRIEBLICHEN ANWENDUNGSSYSTEMEN (ID 1154). Für die betrachteten IS-Artikel liegt ein relativer Schwerpunkt bei NICHT BETRIEBSSPEZIFISCHER ANWENDUNGSSOFTWARE (ID 2390). (Grundgesamtheit: IT-Artefakt bezogene Artikel)
(T.3.4-Unterschied: relative Schwerpunkte bei konkreten Informationstechnologien) Für die untersuchten WI-Artikel liegt ein im Vergleich zu den IS-Artikeln relativer Schwerpunkt bei „Agententechnologien (ID 47)“. Für die betrachteten IS-Artikel liegt ein relativer Schwerpunkt bei „Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) (ID 2405)“. (Grundgesamtheit: IT-Artefakt bezogene Artikel)
Die Anteile der Zuordnungen zu den in den Thesen nicht aufgeführten Anwendungssystemen und Technologien weisen keine deutlichen Unterschiede auf. Die ANWENDUNGSSYSTEMKategorien ohne signifikante Anteilsunterschiede können als Gemeinsamkeit von WI und IS in der folgenden Ergebnisthese festgehalten werden: (T.3.5-Gemeinsamkeit:betrachtete Anwendungssysteme) Die untersuchten WI und IS-Artikel untersuchen zu ähnlichen Anteilen „Konsumenten-Webseiten (ID 299)“, Anwendungssysteme für LEHRENDE/LERNENDE (ID 2391), für MANAGER/ENTSCHEIDER (ID 2394) sowie Anwendungssysteme für MITARBEITER EINER BESTIMMTEN (ID 2384) BRANCHE bzw. Anwendungssysteme, die UNABHÄNGIG VON EINER BETRIEBLICHEN FUNKTION (ID 2389) sind. (Grundgesamtheit: IT-Artefakt bezogene Artikel)
Eine entsprechende Schlussfolgerung hinsichtlich der Gemeinsamkeiten bei KONKRETEN INFORMATIONSTECHNOLOGIEN scheint nicht sinnvoll, da hier die Anzahl Zuordnungen insgesamt sehr gering ist und somit keine ausreichende Grundlage zur Thesenbildung darstellt (insgesamt 173 Zuordnungen zu ca. 45 Kategorien, siehe Tabelle 95 auf Seite 267).
7.4 Abstraktionen für IT-Artefakte (Forschungsfrage-3)
7.4.5
275
Bezug zu Ergebnissen früherer Studien
Nevo et al. stellen für Beiträge aus MISQ und ISR fest, dass nur ca. 50 % der untersuchten Artikel ein IT-Artefakt (in dem von ihnen verstandenen Sinne) konkret benannt wird (NNE09], siehe Kapitel 4.2.4). Dies bestätigt das Ergebnis der vorliegenden Arbeit, dass nur ein bemerkenswert kleiner Teil (hier ca. 38 %) der IS-Forschung konkrete IT-Artefakte als Forschungsgegenstand betrachtet. Es sind der Autorin bisher keine weiteren Studien bekannt, die darauf gerichtet sind, die unterschiedliche Rolle verschiedener semi-formaler Sprachen und Konzepte, Anwendungssysteme oder konkreter Informationstechnologie in der WI- und IS-Forschung zu untersuchen.
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze Zu Beginn der Arbeit wurde dargestellt, dass das normative Bild der Forschung in den Disziplinen WI und IS in Grundzügen deckungsgleich ist (siehe Kapitel 3.2). Wesentliche gemeinsame idealtypische Merkmale sind demnach der grundlegende Forschungsgegenstand – nämlich IT-Artefakte in organisationalen Handlungskontexten – sowie die Forderungen nach Wissenschaftlichkeit und Praxisorientierung der Forschung. Die Analyse des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit beantwortet die aufgestellten Forschungsfragen zur tatsächlichen WI- und IS-Forschung in Form deskriptiver Thesen (siehe Kapitel 7). Diese zeigen, dass sich in der tatsächlichen WI- und IS-Forschung zwar deutliche Gemeinsamkeiten identifizieren lassen. Jedoch gibt es auch eine Reihe wesentlicher Unterschiede bezüglich der untersuchten Forschungsgegenstände und angewendeten Methoden. Die nachfolgenden Ausführungen widmen sich nun der kritischen Reflexion der deskriptiven Ergebnisthesen des vorigen Kapitels.1 Dazu werden zunächst die in Form von Ergebnisthesen identifizierten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der untersuchten WI- und ISPublikationen kritisch bewertet (siehe Kapitel 8.1). Im Anschluss werden Erklärungsansätze für die identifizierten Unterschiede vorgeschlagen und begründet (siehe Kapitel 8.2).
8.1 Kritische Bewertung Eine Bewertung der methodischen und inhaltlichen Ausprägung von Forschung greift denknotwendig auf Annahmen bzw. Kriterien für geeignete oder idealtypische Forschung zurück. Die nachfolgenden Ausführungen orientieren sich einerseits an wissenschaftstheoretischen Bewertungskriterien (vgl. Kapitel 3.1). Dies impliziert die Annahme, dass sich die Disziplinen WI und IS als Wissenschaft verstehen bzw. verstehen sollten (vgl. beispielsweise [Fran08], S. 46, sowie Kapitel 3.2). Unter der Annahme, dass die Praxisorientierung bzw. der Anwendungsbezug eine weitere angestrebte Eigenschaft des ISR ist, soll zusätzlich bewertet werden, inwiefern die identifizierten Eigenschaften zur Förderung der Praxisorientierung der Forschung geeignet sind. Zudem wird die Eignung der identifizierten Eigenschaften zur Förderung der Profilbildung bzw. der Abgrenzung des ISR zu den Nachbardisziplinen als weiteres Bewertungskriterium untersucht. Diesem Kriterium liegt die Annahme zugrunde, dass die Disziplinen WI und IS
1
Da sich alle nachfolgenden Arbeiten auf die deskriptiven Ergebnisthesen aus Kapitel 7 berufen, lassen sich die jeweils relevanten Kategorien bzw. Teilbäume des Begriffssystems über die Ergebnisthesen eindeutig ableiten. Daher wird von nun an im Text auf die Nennung der jeweiligen Kategorien-IDs verzichtet.
C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_8, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
8.1 Kritische Bewertung
277
eine deutlichere Profilbildung und Abgrenzung zu den Nachbardisziplinen anstreben bzw. anstreben sollten (vgl. [Fran08] sowie die in Kapitel 3.3 angegebenen Quellen). Grundsätzlich erfolgt die nachfolgende Bewertung mit Blick auf die gesamte im Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit repräsentierte WI- und IS-Forschung. Betrachtet und bewertet werden also die wissenschaftliche Qualität, die Praxisorientierung und Profilbildung der Disziplinen insgesamt und nicht die Leistung oder der Erfolg einzelner Forscher. 8.1.1
Gemeinsamer „Kern“ der WI- und IS-Forschung
Mit Begriffen des entwickelten Begriffssystems ausgedrückt weisen IS und WI insbesondere Gemeinsamkeiten hinsichtlich des Forschungsgegenstandes auf. Die in fünf Ergebnisthesen (T.2.1, T.2.2, T.2.3, T.2.8 und T.3.5) identifizierten Eigenschaften beschreiben den gemeinsamen Kern der betrachteten WI- und IS-Forschung wie folgt: Organisationsperspektive (T.2.1): Die betriebswirtschaftliche Organisationsperspektive ist sowohl für die betrachteten IS-Artikel als auch für die untersuchten WIArtikel die Perspektive mit den höchsten Anteilen (von ca. 50 %). Damit ist die Organisationsperspektive prägend für den Forschungs-Mainstream in WI und IS. Vielfalt an Perspektiven (T.2.2): Gleichzeitig findet sich sowohl bei den untersuchten WI- als auch bei den untersuchten IS-Artikeln neben der Mainstreamforschung eine beachtliche Vielfalt und Breite an Perspektiven auf den allgemeinen Forschungsgegenstand. Management von IS aus Organisationsperspektive (T.2.3): Mit einem ähnlich hohen Anteil der WI- und IS-Artikel (ca. 15 % bzw. 17 %) ist der Bereich MANAGEMENT VON IS betrachtet aus der Organisationsperspektive wesentliches Merkmal des gemeinsamen Kerns der betrachteten WI- und IS-Forschung. B2C-Commerce aus Organisationsperspektive (T.2.8): Auch dem Handlungskontext B2C-COMMERCE widmen sich aus Organisationsperspektive WI- und ISArtikel des untersuchten Publikationskorpus zu ähnlich hohen Anteilen (ca. 10 % bzw. 9 %). Ausgewählte Anwendungssysteme (T.3.5): Betrachtet man jeweils die Gruppe der WIund IS-Artikel, die sich mit konkret benannten IT-NAHEN ARTEFAKTEN beschäftigen, so ergibt sich aus der Vielzahl der insgesamt betrachteten ANWENDUNGSSYSTEME eine kleinere Anzahl Anwendungssysteme, mit denen sich jeweils ein vergleichbar hoher Anteil WI- und IS-Artikel beschäftigt. Zum gemeinsamen Kern der WI- und IS-Forschung sind folgende Anwendungssystemklassen zu zählen: Konsumenten-Webseiten, Anwendungssysteme für Lehrende bzw. Lernende, Anwendungssysteme für Manager bzw. Entscheider sowie Anwendungssysteme für Mitarbeiter einer bestimmten Branche sowie
278
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
betriebliche Anwendungssysteme, die unabhängig von einer betrieblichen Funktion eingesetzt werden können. Die Analyse der Gemeinsamkeiten zeichnet die Organisationperspektive als zentrale Kerneigenschaft des ISR aus (T.2.1). Da sich die Organisationsperspektive jedoch mit der betriebswirtschaftlichen Sichtweise deckt, ist diese Perspektive alleine als Abgrenzungskriterium zur benachbarten Betriebswirtschaftslehre wenig geeignet. Die ansonsten festgestellte Perspektivenvielfalt (T.2.2) spricht zwar für die inhaltlich Breite der Forschung im ISR ist jedoch zur Förderung der Profilbildung und Abgrenzung zu den Nachbardisziplinen ebenfalls wenig geeignet. Zwei Handlungskontexte (betrachtet aus Organisationsperspektive) gehören zum festgestellten gemeinsamen Kern der untersuchten WI- und IS-Forschung. Diese sind das MANAGEMENT VON IS (T.2.3) und der durch elektronische Netze ermöglichte B2C-COMMERCE (T.2.8). Für eine klare inhaltliche Abgrenzung zur Betriebswirtschaftslehre ist hier jedoch die Berücksichtigung IS-spezifischer Fragestellungen des Managements bzw. des elektronischen Handels erforderlich. Zur Profilbildung sind also insbesondere solche Arbeiten geeignet, die die spezifischen Konzepte und Eigenschaften von Anwendungssystemen bzw. IT-Artefakten im Unternehmen berücksichtigen. Da jedoch IT-Artefakte als Forschungsgegenstand nicht zum gemeinsamen Kern des hier untersuchten ISR gehören (siehe T.3.1), besteht die Gefahr, dass – insbesondere in vielen IS-Artikeln – kein spezifischer Bezug zu IT-nahen Konzepten besteht (siehe Kapitel 8.1.4).1 Die identifizierte Liste der gemeinsam zu ähnlich hohen Anteilen untersuchten Anwendungssysteme bzw. -systemklassen deckt eine große Breite von Anwendungsdomänen ab (T.3.5). Der ausgeprägte Domänenbezug dieser Anwendungsklassen spricht tendenziell für die Praxisorientierung der entsprechenden Forschung; gleichwohl können die tatsächliche Praxisorientierung und deren Beitrag zur Profilbildung erst durch die Betrachtung der Forschungsziele bzw. -ergebnisse bewertet werden (s.u.). Abschließend ist festzuhalten, dass die hier beschriebenen gemeinsamen Eigenschaften von WI- und IS-Artikeln noch nicht ausreichen, um einen profilbildenden Kern des ISR zu beschreiben, welcher die WI- und IS-Forschung überzeugend und langfristig tragfähig von der Forschung in den Nachbardisziplinen abgrenzt.
1
Der Anteil der Artikel, die weder dem Teilbaum IT-NAHE ARTEFAKTE noch dem Teilbaum IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXTE zugeordnet sind, liegt für die untersuchten IS-Artikel bei ca. 9 % und für die untersuchten WI-Beiträge bei ca. 4 %. Die konkrete Bewertung der tatsächlichen Berücksichtigung IS-spezifischer Eigenschaften bei solchen Arbeiten, die zwar einem IT-BEZOGENEN HANDLUNGSKONTEXT nicht aber einem ITNAHEN ARTEFAKT zugeordnet sind (37 % der WI-Artikel bzw. 53 % der IS-Artikel), erfordert jedoch eine Einzelfallanalyse.
8.1 Kritische Bewertung
8.1.2
279
Kritische Bewertung der (Unterschiede bei) Forschungsmethoden
Die Auswertung hat gezeigt, dass sich die Forschungsergebnisse bzw. Forschungsziele und die angewendeten Forschungsmethoden im untersuchten Publikationskorpus deutlich unterscheiden – nämlich hinsichtlich (siehe Kapitel 7.2.5) •
der abstrakten Zielsetzungen (T.1.1),
•
der gewählten Zugangsarten (T.1.2),
•
der angewendeten Begründungsverfahren (T.1.3),
•
der konkreten Forschungsziele der Mainstreamforschung (T.1.4) sowie
•
des konkreten methodischen Profils der Mainstreamforschung (T.1.5).
Zur Einschätzung der Qualität bzw. Angemessenheit der Forschungsziele und -methoden im untersuchten Publikationskorpus wurden in Kapitel 7.2 bereits Auswertungen hinsichtlich des Formalisierungsniveaus, Abstraktionsniveaus und der Nachvollziehbarkeit sowie der Anwendungsorientierung durchgeführt. Diese bilden – neben den Ergebnisthesen T.1.1 bis T.1.5 – den Ausgangspunkt für die kritische Bewertung im vorliegenden Kapitel. Die nachfolgenden Ausführungen sind wie folgt strukturiert: Zunächst werden die Stärken und Schwächen der untersuchten WI- und IS-Artikel diskutiert (Kapitel 8.1.2.1). Dabei werden die Disziplinen einzeln sowie die methodischen Elemente – d. h. Ziele, Zugangsarten und Begründungsverfahren – jeweils separat bewertet. Die Bewertung der gegenseitigen Zweckmäßigkeit bzw. Eignung von Forschungsziel- und Forschungsmethodenkombinationen ist Gegenstand von Kapitel 8.1.2.2. Dabei wird einerseits der Beitrag der einzelnen Ziel-Methoden-Kombinationen zur Förderung wissenschaftstheoretischer Qualitätsmaßstäbe, wie Originalität und Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen untersucht. Andererseits wird geprüft, inwiefern die Praxisorientierung bzw. der Anwendungsbezug der Ergebnisse durch die angewendeten Methoden unterstützt wird. Um die Diskussion zu fokussieren, beschränken sich die Ausführungen in Kapitel 8.1.2.2 auf die IS- und WI-Mainstreamforschung. 8.1.2.1 Stärken und Schwächen von Forschungszielen und -methoden Die zu bewertenden Eigenschaften des identifizierten methodischen Profils (T.1.1 bis T.1.5) sind das Formalisierungsniveau, das Abstraktionsniveau, die Anwendungsorientierung und die Nachvollziehbarkeit der Forschung. Basierend auf der Auswertung in Kapitel 7 fasst Tabelle 100 nochmals die jeweiligen WI- und IS-Artikelanteile für die genannten Kriterien zusammen. In der letzten Zeile sind für jeden methodischen Teilaspekt zusätzlich die betreffenden deskriptiven Ergebnisthesen genannt.
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
280
Bewertungskriterien: Formalisierungsniveau
FORSCHUNGSZIELE
Nachvollziehbarkeit
BEGRÜNDUNGSVERFAHREN
WI
Semi-formal ca. 45 % Formal ca. 10 %
n.a.
n.a.
IS
Semi-formal ca. 7 % Formal ca. 40 %
n.a.
n.a.
WI
Abstrakt 10 % Artefakt-/ Domänenbezug 85 %
n.a.
Fokus auf Allgemeingültigkeit: 11 %
IS
Abstrakt 53 % Artefakt-/ Domänenbezug 36 %
n.a.
Fokus auf Allgemeingültigkeit: 51 %
WI
Artefakt-/ Domänenbezug bzw. konkret: 90 % (Zuordnungsanteil)
n.a.
Fokus auf Nützlichkeit in der Praxis: 43 %
IS
Artefakt-/ Domänenbezug bzw. konkret: 50 % (Zuordnungsanteil)
n.a.
Fokus auf Nützlichkeit in der Praxis: 12 %
WI
n.a.
ca. 25 % nicht vollständig nachvollziehbar
n.a.
IS
n.a.
4,66 % nicht vollständig nachvollziehbar
n.a.
T.1.1 (Unterschied: abstrakte Zielsetzungen) T.1.4 (Unterschied: konkrete Ziele der Mainstreamforschung)
T.1.2 (Unterschied:Zugangsarten) T.1.5 (Unterschied: konkretes methodisches Profil der Mainstream-Forschung)
Abstraktionsniveau
Anwendungsorientierung
ZUGANGSARTEN
Korrespondierende Ergebnisthesen
T.1.3 (Unterschied: Begründungsverfahren) T.1.5 (Unterschied: konkretes methodisches Profil der MainstreamForschung)
Anmerkung: Prozentangaben - wenn nicht anders angegeben – ausgedrückt in Artikelanteilen bezogen auf den gesamten Korpus (371 WI-Artikel und 1136 IS-Artikel)
Tabelle 100: Deutliche disziplinspezifische Unterschiede bei Forschungszielen und -methoden im Hinblick auf die Bewertungskriterien
Vor dem Hintergrund allgemeiner Kriterien der Wissenschaftlichkeit wird die Nachvollziehbarkeit der Forschung und insbesondere der gewählten Zugangsarten als erforderlich angesehen. Eine diesbezügliche Bewertung der untersuchten WI- und IS-Artikel ist daher bereits durch Bezugnahme auf die jeweiligen relativen Anteile in Tabelle 100 möglich. Eine Bewertung hinsichtlich der weiteren drei Kriterien – Formalisierungsniveau, Abstraktionsniveau und Anwendungsorientierung – erfordert jedoch ein differenzierteres Abwägen einerseits unter Berücksichtigung der spezifischen Eigenschaften des Forschungsgegenstandes des ISR sowie andererseits hinsichtlich möglicherweise konkurrierender Anforderungen an die Forschung. Häufig genanntes Beispiel im ISR sind hier die sich – vordergründig – ausschließenden Forderungen nach „Rigor“ (Formalisierungs- oder Abstraktionsniveau) und „Relevance“ (Anwendungsorientierung).1 Dass zur Würdigung der Komplexität des Gegenstandsbereichs eine Vielfalt an methodischen Ansätzen in der Disziplin insgesamt wünschenswert ist, wird von verschiedenen Autoren dar-
1
Siehe hierzu die entsprechenden Literaturhinweise in Kapitel 3.3.2.3.
8.1 Kritische Bewertung
281
gestellt (u. a. [King93], [BeWe96], [Robe96], [ÖBF+10]). Die Vielfalt der Forschungsmethoden der WI- bzw. IS-Forschung wird daher ebenfalls kritisch bewertet. IS-Forschung Eine Stärke der untersuchten IS-Artikel ist die Ausrichtung auf stark formalisierte und vom Einzelfall bzw. von konkreten Anwendungsfällen abstrahierende Forschungsergebnisse (40 % bzw. 53 % der IS-Artikel, siehe Tabelle 100). Ebenfalls positiv zu bewerten ist, dass die Zugangswege zum Untersuchungsgegenstand i. d. R. gut nachvollziehbar dargestellt sind (95 %, siehe Tabelle 100). Als weitere Stärke ist die hohe Verbreitung empirischer Zugangsarten einzustufen (T.1.2). Als Schwäche zeigt sich bei den untersuchten IS-Artikeln die untergeordnete Rolle der Anwendungsorientierung (Nützlichkeit) zur Begründung von Forschungsergebnissen: nur 12 % der IS-Artikel nutzen ein Begründungsverfahren, welches auf die Nützlichkeit oder Anwendbarkeit fokussiert (siehe Tabelle 100). Vor dem Hintergrund der Forderung nach einer Vielfalt an Forschungsmethoden muss zudem die einseitige Ausrichtung der IS-Mainstream-Forschung auf hauptsächlich zwei empirische Zugangsarten (Befragung, Experiment) und nur ein Begründungsverfahren als Schwäche festgestellt werden (T.1.5). Dabei ist jedoch zu würdigen, dass die untersuchten IS-Artikel insgesamt eine größere Bandbreite an Zugangsarten (insgesamt 9 mehr) nutzen als die untersuchten WI-Artikel (siehe Tabelle 132 im Anhang A.6, S. 343). WI-Forschung Eine klare Stärke der untersuchten WI-Artikel sind semi-formale Forschungsergebnisse bzw. Ergebnisse mit Artefakt- oder Domänenbezug (45 % bzw. 85 % der WI-Artikel siehe Tabelle 100). Eine weitere Stärke ist die ausgeprägte Anwendungs- und Gestaltungsorientierung, die sich in den Schwerpunktforschungszielen und den Begründungsverfahren wiederspiegelt (siehe Tabelle 100, T.1.5); 43 % der WI-Artikel fokussieren in ihrem Begründungsverfahren auf die Nützlichkeit bzw. Anwendbarkeit der Forschungsergebnisse. Als Schwäche der hier betrachteten WI-Artikel sind die bei etwa einem Viertel der WI-Artikel nicht bzw. unvollständig beschriebenen Zugangsarten festzustellen (siehe Tabelle 100). Insbesondere Ergebnisse von Praxisprojekten werden vielfach ohne konkrete Hinweise auf einen empirischen Zugang zu den relevanten Informationen präsentiert. Zu bedauern ist dabei das fehlende wissenschaftliche Niveau und die damit einhergehende unklare Trennung von (Beratungs-)Praxis und Wissenschaft. Nachvollziehbar dokumentierte empirische Forschungsarbeiten kommen unter den betrachteten WI-Artikeln nur selten vor. Dies ist als Schwäche einzustufen, da auch geeignete empirische Zugangsarten für die Berücksichtigung des Handlungskontextes der Anwendung von IT-nahen Artefakten notwendig sind.
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
282
Die eindeutige Bewertung der Vielfalt als Stärke oder Schwäche der hier betrachteten WIForschung fällt schwer. Denn einerseits ist – relativ zur methodischen Vielfalt in der ISMainstreamforschung – in der WI-Mainstreamforschung eine größere Vielfalt klar ersichtlich (siehe Tabelle 101, S. 282); dies gilt sowohl für Zugangsarten als auch für Begründungsverfahren. Andererseits fehlen empirische Zugangsarten weitestgehend. Diese jedoch sollten aus den gerade genannten Gründen ein wesentliches Element im Methodenportfolio der Disziplin darstellen. 8.1.2.2 Zweckmäßigkeit des Ziel-Methodenprofils Das Ziel-Methodenprofil der untersuchten WI- und IS-Mainstreamforschung wird nachfolgend diskutiert. Bewertungskriterium ist dabei einerseits die grundlegende Eignung der methodischen Mittel zur Erreichung der angestrebten Forschungsziele unter Berücksichtigung wissenschaftstheoretischer Anforderungen und des Anspruchs der Anwendungsorientierung. Andererseits soll die Vielfalt der im betrachteten Korpus angewendeten methodischen Ansätze ausgewertet werden. Als Ausgangspunkt der Diskussion fasst Tabelle 101 die zentralen Eigenschaften der jeweiligen Mainstreamforschung zusammen (vgl. Kapitel 7.2.4). Disziplin
MainstreamForschungsziele
Zugangsarten
Begründungsverfahren
WI
•
•
Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium) (ID 180) 14 % + 9 % Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) (ID 355) 11 % + 3 % Bestehende Artefakte der / für die Praxis (ID 175) 5 % + 1 % Befragen (ID 162) 1 % + 3 %
•
Befragen (ID 162) 9 % + 16 % Experiment (ID 171) 7 % + 5% Sekundärquellen (ID 174) 5 % +1%
•
•
Software-bezogene Artefakte (ID 129) 33 % Empfehlungen für die Unternehmenspraxis (ID 1545) 16 %
•
• • IS
• •
Überprüfte Hypothese (ID 144) 20 % Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (ID 145) 21 %
• • •
•
Hermeneutische Verfahren (ID 201) 20 % + 10 % Erfolgreiche Umsetzung bzw. Anwendung (ID 195) 14 % + 5 %
Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194) 20 % + 21 %
Tabelle 101: Mainstream-Ziel-Methoden-Profile der untersuchten WI- und IS-Artikel, vgl. Ergebnisthesen T.1.4 und T.1.5 (Artikelanteile)
IS-Mainstreamforschung Die in der IS-Mainstreamforschung hauptsächlich verwendeten empirischen Zugänge (Befragung, Experiment) scheinen für den Zweck der Überprüfung von erklärenden Hypothesen bzw. Research Models über den Gegenstandsbereich des ISR grundsätzlich geeignet. Es ist jedoch kritisch anzumerken und im Hinblick auf den vorliegenden Untersuchungsgegenstand zu bedenken, dass Befragungen nur „Rückschau“ halten können und Ergebnisse aus Laborexperimenten nur begrenzt auf die Unternehmenspraxis übertragbar sind (vgl. [ScFr07], S. 146).
8.1 Kritische Bewertung
283
Aus Sicht der Praxis geforderte anwendungsorientierte Innovationen sind als Ergebnis ausschließlich empirisch ausgerichteter Forschung daher nicht zu erwarten (vgl. [Fran08], S. 43). Die Frage danach, ob die statistische Auswertung empirischer Daten in besonderer Weise geeignet ist, die Gültigkeit erklärender Hypothesen bzw. Research Models im ISR zu begründen, muss kritisch beantwortet werden. Denn werden Hypothesen (oder Research Models) allein anhand der statistischen Auswertung der empirisch gewonnen Daten begründet, so impliziert dies die Gefahr, dass die Erklärung auf wenige, als messbar eingestufte Faktoren reduziert wird, wie dies in der Physik und in anderen Naturwissenschaften üblich ist. In typischen IS-Arbeiten nach behavioristischem Vorbild werden dazu unabhängige und abhängige Variablen identifiziert und vermutete kausale Zusammenhänge zwischen diesen anhand von statistisch signifikanten Korrelationen begründet. Wie oben (siehe Kapitel 3.2) bereits diskutiert, ist der Gegenstandsbereich des ISR jedoch von Kontingenz in mehrfacher Hinsicht geprägt (vgl. auch [Fran08], S. 43). Eine Reduktion des Forschungsgegenstandes auf einzelne Faktoren, für die einerseits gilt, dass deren Ausprägungen über empirische Zugangswege messbar und quantifizierbar sind und deren Abhängigkeiten andererseits mit statistischen Korrelationsverfahren belegt werden können, ist mit der Gefahr verbunden, dass die erzielten Erkenntnisse unbefriedigend verbleiben (vgl. auch [Fran08], S. 44). Denn auf diese Weise vereinfachte Modelle der Realität neigen entweder zu starker Kontingenz und weisen somit geringen Anwendungsnutzen auf oder sie sind inhaltlich wenig überraschend bzw. innovativ (ggf. auch tautologisch). Damit einhergehend ist die Frage zu stellen, ob zur Erreichung der Forschungsziele eine – i. d. R. sehr aufwendige – empirische Untersuchung tatsächlich geeignet ist, oder ob ein hermeneutischer Diskurs nicht ggf. in überzeugenderer Art und Weise zum Ziel führen könnte.1 Die Bewertung bezüglich des Überraschungspotentials oder der Kontingenz der Forschungsergebnisse muss für jeden einzelnen Artikel in differenzierter Weise durchgeführt werden. Sie ist von den im Begriffssystem abgebildeten Eigenschaften nicht direkt ableitbar. Es finden sich jedoch verschiedene Beiträge in der IS-Mainstreamforschung deren Erklärungsmodelle die genannten Schwächen aufweisen.2 Zur Veranschaulichung listet Tabelle 102 S. 285) drei exemplarische Artikel auf. In der zweiten Spalte der Tabelle sind für jeden Artikel die vorgenommenen Zuordnungen aufgeführt; die dritte Spalte enthält eine kurze Kritik der jeweiligen Ergebnisse, die sich insbesondere auf die im zugehörigen Abstract durch Fettdruck hervorgehobenen Textstellen bezieht.
1
Zur Trivialisierungstendenz und Unzumutbarkeit des Aufwands von empirischer Forschung im ISR siehe auch [Fran08] (S. 44).
2
Es ist zwar nicht auszuschließen, dass es auch WI-Artikel gibt, die die genannten Schwächen aufweisen. Aufgrund des deutlich kleineren Anteils von Artikeln mit dem beschriebenen Methoden-Ziel-Profil, ist jedoch davon auszugehen, dass sich deutlich weniger WI-Artikel mit den hier erwähnten Schwächen finden.
284
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
WI-Mainstreamforschung Die Frage nach der Eignung bzw. Angemessenheit mittelbarer oder direkter Informationen aus der Praxis (mit unklarem konkreten Zugang) als Ausgangspunkt bzw. Weg zur Gestaltung innovativer softwarenaher Artefakte lässt sich bereits mit den obigen Ausführungen beantworten (siehe Kapitel 8.1.2.1): Entsprechende WI-Artikel sind vielfach Ergebnis von Forschungsprojekten mit Praxispartnern: Somit mag eine gehaltvolle Darstellung der Domäne bzw. der Anforderungen zwar aus Sicht der Praxispartner als hinreichend empfunden werden. Aus Sicht der Wissenschaft ist es jedoch wünschenswert, dass transparent und nachvollziehbar dargestellt wird, über welche (empirischen) Wege die entsprechenden Informationen erlangt wurden. Denn dies ist notwendige – wenn auch häufig aufgrund der Komplexität der gestaltungsorienterten Forschungsergebnisse nicht hinreichende – Voraussetzung für die Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen. Tabelle 103 (S. 286) führt zwei exemplarische WIArtikel an, die zwar die Domäne bzw. Anforderungen anschaulich charakterisieren, die konkrete Zugangsart jedoch weitgehend offen lassen.1 Die Kritik im Einzelnen ist auch hier der dritten Spalte zu entnehmen und basiert auf den jeweils markierten zugeordneten Kategorien der zweiten Spalte. Bestehende Artefakte der bzw. für die Praxis können durchaus einen geeigneten Ausgangspunkt bzw. Weg zur Gestaltung innovativer softwarenaher Artefakte bilden. Wissenschaftliche Veröffentlichungen sind traditionell ein anerkannter Zugangsweg zur Untersuchung von Forschungsgegenständen. Sie scheinen damit grundlegend auch geeignet, um Anforderungen für die Gestaltung innovativer softwarenaher Artefakte oder für Handlungsempfehlungen für die Praxis zu entwickeln. Nachvollziehbare, empirische Zugangsarten fehlen im Mainstreamprofil der untersuchten WI-Artikel nahezu völlig. Nur vereinzelt wurden im untersuchten Publikationskorpus Befragungen für den Zweck der Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Praxis durchgeführt. Dieses weitgehende Fehlen von nachvollziehbaren empirischen Zugangsarten ist kritisch zu bewerten. Der Gegenstandsbereich des ISR umfasst ITArtefakte im Handlungskontext; um die Handlungskontexte angemessen zu berücksichtigen, empfiehlt es sich, (auch) empirische Zugänge zu nutzen. Gleichzeitig stellt die Gestaltung bzw. Evaluation innovativer Artefakte und Handlungssysteme (also: möglicher Welten) den empirischen Zugang vor besondere Herausforderungen (siehe Kapitel 3.2).
1
Es ließen sich hier ebenfalls IS-Artikel mit den genannten Eigenschaften aufführen. Wie oben dargestellt ist der relative Anteil an IS-Artikeln mit nicht vollständig beschriebenen Zugangsarten jedoch deutlich geringer als der entsprechende Anteil unter den WI-Artiklen.
285
8.1 Kritische Bewertung
Artikel (Titel, Zeitschrift Jg./Nr., Jahr, Abstract)
Zuordnungen zu Kategorien
Kurzbewertung
Task difficulty, task variability and satisfaction with management support systems Information and Management, Jg. 39, Nr. 7 (2002) Abstract:
•
Forschungsziel: -- … -- (123) - Erklärung (139) Überprüfte Hypothese (144) Forschungsmethode/Zugangsart: -- … -- Befragen (162) - Fragebogen (168) Forschungsmethode/Begründungsverfahren: -- … -- (189) Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (194) Forschungsgegenstand: -- … --Management- Unterstützungssysteme (354) Forschungsgegenstand: -- … -- Struktur von ManagementAufgaben (1063) Forschungsgegenstand: -- … -- - Zufriedenheit des Benutzers bzgl. des IS bzw. der Leistung (560)
Nicht überraschend und auch ohne empirische Basis begründbar scheint folgendes Ergebnis: Eine Systemunterstützung ist bei stark veränderlichen Managementaufgaben mit unterschiedlichem Informationsbedarf problematischer als bei weniger variablen Informationsanforderungen.
Forschungsziel: -- … -- Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (145) Forschungsmethode/Zugangsart: -- Befragen (162) - Fragebogen (168) - Web-basierter Fragebogen (676) Forschungsmethode/Begründung: -- … --Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (194) Forschungsgegenstand: -- … -- elektronischer Kalender (1211) Forschungsgegenstand: -- … --Persönliche Effektivität (der Nutzung von IS) (288)
Nicht überraschend und nahezu tautologisch ist folgendes Ergebnis: Die Verwendung eines gemeinsamen Kalenders zur Koordination mehrerer Mitarbeiter kann nur dann Erfolg haben, wenn er auch genutzt wird.
Forschungsziele: -- … -- Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (145) Forschungsmethode/Zugangsart: -- … -- Befragen (162) - Fragebogen (168) Forschungsmethode/Begründung: -- … -- Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (194) Forschungsgegenstand: -- Nutzerperspektive (Mitarbeiter) (1972) - Weitere Fragestellungen aus Anwendersicht (in organisationsinternen Handlungskontexten) (1606) - software piracy intention (956)
Die Anwendbarkeit der Erkenntnisse ist fraglich, da Konzepte auf hohem Abstraktionsniveau verbleiben Konzepte wie beispielsweise Einstellung des Individuums und subjektive Normen können auf vielfältige Weise interpretiert und operationalisiert werden. Gleichzeitig ist wenig überraschend, dass persönliche Einstellungen handlungsanleitend sind.
From its inception, the notion of management support systems (MSS) has been closely linked to task structure, which influences both the need for management support and the ability to provide it. This article presents the results of an empirical analysis to show the relation between task structure and satisfaction with MSS. Two dimensions of task structure are distinguished: task difficulty and task variability. The results of the analysis indicate that task difficulty negatively affects satisfaction with MSS, whereas the influence of task variability is insignificant. The provision of EIS functionality generally contributes to satisfaction with an MSS. This contribution is larger when task difficulty is high; as a result provision of EIS functionality fully compensates for the negative effect of task difficulty. However, task variability may frustrate this positive influence. Overall the effort indicates that, in researching the effectiveness of MSS success, one should not only look at the information that managers would like to have but also at the possibility of providing such information. The effect of both dimensions of task structure on this ability differs: task difficulty does not lead to problems, as long as the support does not require that cause–effect relations are understood but task variability leads to numerous exceptions when data are missing or not provided timely enough. If more features are build into the system, this situation tends to get worse.
Electronic coordination and collective action: use and effects of electronic calendaring and scheduling Information and Management, Jg. 42, Nr. 1 (2004) Abstract: The electronic calendar is a relatively simple ICT application that can have positive contributions to the coordination of activities in organizations. In this study, the realization of these benefits is analyzed in terms of collective action. Two kinds of benefits are distinguished: connectivity (an increased ability to reach other members of the organization) and communality (more information on time, location, and activities of coworkers). A theoretical model is developed and tested explaining the use and effects of electronic calendaring. It is found that collective use of the calendar (i.e. using the system for interpersonal coordination) is crucial to the realization of the benefits, and that the coordination benefits themselves are interrelated. Use and effects of electronic calendar are found to be dependent on a combination of task, user, and system characteristics.
Software Piracy in the Workplace: A Model and Empirical Test Journal of Management Information Systems, Jg. 20, Nr. 1 (2003) Abstract: Theft of software and other intellectual property has become one of the most visible problems in computing today. This paper details the development and empirical validation of a model of software piracy by individuals in the workplace. The model was developed from the results of prior research into software piracy, and the reference disciplines of the theory of planned behavior, expected utility theory, and deterrence theory. A survey of 201 respondents was used to test the model. The results indicate that individual attitudes, subjective norms, and perceived behavioral control are significant precursors to the intention to illegally copy software. In addition, punishment severity, punishment certainty, and software cost have direct effects on the individual's attitude toward software piracy, whereas punishment certainty has a significant effect on perceived behavioral control. Consequently, strategies to reduce software piracy should focus on these factors. The results add to a growing stream of information systems research into illegal software copying behavior and have significant implications for organizations and industry groups aiming to reduce software piracy.
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Tabelle 102: Beispiele für wenig überraschende bzw. kontingente Ergebnisse (Hypothesen) von ISArbeiten (ART DES ZUGANGS: BEFRAGUNG, BEGRÜNDUNGSVERFAHREN: „statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten“)
286
Artikel (Titel, Zeitschrift Jg./Nr., Jahr, Abstract) Agentenbasierter Rentenhandel Wirtschaftsinformatik, Jg. 41, Nr. 2 (1999) Abstract: Der Beitrag stellt die Ergebnisse eines Kooperationsprojektes der Deutsche Börse AG, Compaq Computer GmbH (vormals: Digital Equipment GmbH), living systems AG und des Lehrstuhls BWLWirtschaftsinformatik, Universität Gießen vor. Ziel war die prototypische Realisierung eines Elektronischen Handelssystems für den Rentenmarkt. Motivation für dieses Projekt sind die hohen Transaktionskosten und die mangelnde Effizienz des außerbörslichen Rentenhandels. Die wesentlichen Ergebnisse sind: Im deutschen Rentenmarkt wird der Großteil der Geschäfte bilateral oder über Broker abgewickelt. Durch eine Elektronisierung sind hohe Effizienzvorteile zu erwarten. Das Paradigma der Softwareagenten erweist sich insbesondere für die Kontrahentensuche als ein sehr leistungsfähiger Ansatz. Eine objektorientierte Modellierung sowie eine auf der FIPA-Spezifikation basierende Architektur stellen die Erweiterbarkeit, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Performance des Systems sicher.
Eine Werkbank für den Zuschnitt von objektorientierten Softwareprozessen Wirtschaftsinformatik, Jg. 44, Nr. 4 (2002) Abstract: Vorgehensmodelle für die SoftwareEntwicklung werden häufig als unflexibel, dogmatisch, überfrachtet und kreativitätshemmend kritisiert. Umgekehrt existiert bei den meisten Entwicklungsprojekten weder der Zeitrahmen noch das Budget, um das Projektvorgehen von Grund auf neu festzulegen. Der Beitrag skizziert ein SoftwareWerkzeug, mit dem individuelle Vorgehensmodelle aus einer Wissensbasis etablierter Grundbausteine und Prozessvarianten zusammengestellt und mit geringem Aufwand in Form eines Projektplans und eines Projekthandbuchs bereitgestellt werden können.
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
Zuordnungen zu Kategorien
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Stichwortartige Bewertung der Forschungsmethode
Forschungsziele: -- … -- Systemimplementierung / Prototyp (138) Forschungsmethode/Zugangsart: -- … -- Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) (355) Forschungsmethode/Begründung: -- … -- - Hermeneutische Verfahren (201) - entpsr. Bedarf in der Praxis (350) Forschungsgegenstand: -- … -- Agententechnologien / MultiAgentensysteme (47) Forschungsgegenstand: -- … -- - Branche (15) - Finanzwirtschaft (265)
Der Beitrag ist Ergebnis eines Forschungsprojekts mit diversen Praxispartnern. Die Autoren stellen durchaus überzeugend dar, dass für das entwickelte System in der Branche ein Bedarf besteht. Die Anwendungsdomäne wird umfassend beschrieben. Unklar bleibt, wie genau die Zusammenarbeit mit den Praxispartnern stattgefunden hat und wie die Informationen/Anforderungen zur Domäne bzw. Problemstellung (empirisch) gesammelt wurden.
Forschungsziele: -- … -- Systemimplementierung / Prototyp (138) Forschungsmethode/Zugangsart: -- … -- Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) (355) Forschungsmethode/Begründung: -- … -- - Korrespondenz (189) - Erfolgreiche Umsetzung bzw. Anwendung (195) Forschungsgegenstand: -- … -- Software-Entwicklungswerkzeuge (489) Forschungsgegenstand: -- Konstituierende Aufgaben im Projektmanagement (Projektmanagerperspektive) (76) - Planung von IS (-Projekten) (952) - Zusammenstellung eines Projektplans aus Prozessvarianten und Grundbausteinen (490)
Die Ableitung der Anforderungen an das entwickelte Software-Werkzeug bleibt in weiten Teilen unklar. Aus dem Text lässt sich entnehmen, dass es zusammen mit einem Praxispartner entwickelt wurde, der die Anforderungen bzw. den relevanten Handlungskontext bestimmt hat. Die Darstellung der Funktionalität des Werkzeugs ist nachvollziehbar und die prototypische Implementierung offenbar für den spezifischen Handlungskontext nützlich: „Die für den Zuschnitt eines Prozessmodells im Prototypen bereitgestellte Funktionalität hat sich als praktikabel erwiesen.“ (S. 322) Inwiefern das Werkzeug für weitere Handlungskontexte anwendbar ist, wird nicht ausführlich thematisiert.
Tabelle 103: Beispiele für WI-Artikel mit dem Forschungsziel SOFTWARE-BEZOGENE ARTEFAKTE und nicht ganz nachvollziehbarer, mittelbarer Zugangsart
Die in der WI-Mainstreamforschung vorwiegend gewählten hermeneutischen Verfahren können durchaus hinreichend überzeugende Begründungsansätze für die Angemessenheit bzw. Nützlichkeit softwarenaher Artefakte oder für Handlungsempfehlungen für die Unternehmenspraxis darstellen. Die Qualität der jeweiligen Begründung hängt jedoch davon ab, inwiefern die diskursiv-interpretative Begründung den Regeln eines kritisch differenzierten und nachvollziehbaren Diskurses tatsächlich genügt (vgl. z. B. [Mitt04], Bd. 2, S. 883). Diesbezüglich besteht die Gefahr, dass insbesondere bei Arbeiten mit praxisbezogenen Zugangsarten (direkte/indirekte Information aus der Praxis sowie Artefakte der bzw. für die Praxis) und/oder mit ausgeprägt anwendungsorientierten Forschungszielen der Einfluss der Themen-
8.1 Kritische Bewertung
287
interessen von (potentiellen) Drittmittelgebern1 bzw. der Einfluss von Modethemen2 über die Anforderungen eines kritischen und transparenten Diskurses gestellt werden. Softwarenahe Artefakte und Handlungsempfehlungen für die Praxis werden in einigen der untersuchten WI-Beiträge durch eine erfolgreiche Umsetzung bzw. Anwendung in der Praxis begründet. Aus wissenschaftlicher Sicht überzeugt dieser Begründungsansatz jedoch nur dann, wenn die Rahmenbedingungen der Umsetzung bzw. Praxisanwendung transparent dargestellt werden und deren Verallgemeinerbarkeit zudem kritisch reflektiert wird. Auch hier ist die Einflussnahme der Drittmittelgeber auf die Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit der Ergebnisse im Einzelfall kritisch zu prüfen. 8.1.2.3 Abschließende Bewertung Das dargestellte Methodenprofil der WI- und IS-Forschung weist sowohl zueinander komplementäre Stärken als auch Schwächen auf. Tabelle 104 (S. 288) fasst die wesentlichen Aspekte der kritischen Bewertung der methodischen Ausrichtungen zusammen. Die durch und vorgenommene Bewertung ist stark vereinfachend und dient nur einem Überblick der relativen Stärken und Schwächen der Disziplinen. Die tabellarische Darstellung ersetzt nicht die vorliegende differenzierte Bewertung in Textform. In der Spalte der Forschungsziele bzw. -ergebnisse sind die prägenden Zielkategorien aufgeführt, die von der deutlichen Mehrheit der untersuchten Artikel verfolgt werden. Aus den Zugangsarten und Begründungsverfahren der jeweiligen Mainstreamforschung ergeben sich Gefahren bzw. Risiken und Chancen für die Qualität der Forschungsergebnisse. Der Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen, die für aufeinander aufbauende bzw. kumulative Forschung in einer Disziplin notwendig ist, steht dabei die Anwendungsorientierung und der Innovationsgehalt bzw. das Überraschungspotential von Forschungsergebnissen gegenüber: •
Die relativ einseitige methodische Ausrichtung der IS-Mainstreamforschung impliziert einerseits das Risiko, dass die Ergebnisse nicht hinreichend anwendungsorientiert bzw. nicht innovativ oder überraschend sind. Andererseits ist mit ihr die Chance der besseren Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen und somit der kumulativen Forschung im ISR verbunden.
•
Das methodische Profil der WI-Mainstreamforschung impliziert die Chance auf anwendungsorientierte, praxisrelevante und innovative Forschungsergebnisse. Gleichzeitig ist sie mit dem Risiko verbunden, dass die Ergebnisse schlecht vergleichbar sind,
1
Zur Einflussnahme von Drittmittelgebern vgl. zum Beispiel [Lang06], S. 24.
2
Zur Rolle von Moden in der WI vgl. [Mert95], [Mert06b], [ScSc09], [SRR+09].
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
288
und dass daher die Forschung in der Disziplin nicht in ausreichender Weise aufeinander Bezug nimmt und aufbaut. Disziplin
IS
Forschungsziele/ergebnisse •
M a i n s t r e a m
•
M a i n s t r e a m
WI
vcn Domäne/Artefakt abstrahierende Ziele formale Ziele
Zugangsarten
•
Nachvollziehbarkeit
•
empirische Zugänge
•
Fehlen: Nützlichkeit bzw. Anwendbarkeit
o Befragung
Risiko: •
Begründungsverfahren
o Laborexperiment
Fehlen: Anwendungsorientierung, Innovationen
o Statistische Auswertungen
Chance: •
Vergleichbarkeit von Ergebnissen, kumulative Forschung
•
semi-formale, gestaltungsorientierte Ziele (Artefakt/Domänenbezug)
Risiko: •
Fehlen: Vergleichbarkeit von Ergebnissen, kumulative Forschung
•
Fehlen: Nachvollziehbarkeit
o Informationen aus der Praxis
•
Nützlichkeit, Anwendbarkeit
o hermeneutischer Diskurs o erfolgreiche Umsetzung
o bestehende Artefakte o wissenschaftliches Literaturstudium
Chance:
•
Anwendungsorientierte Ergebnisse,
•
Innovationen
Tabelle 104: Zusammenfassung zentraler Aspekte der kritischen Bewertung von Forschungszielen und methoden der untersuchten WI- und IS-Artikel
Die Problematik der Vergleichbarkeit von Ergebnissen in der WI-Forschung ergibt sich nicht allein aus dem oben bemängelten, teils intransparenten methodischen Vorgehen. Forschungsergebnisse, die darauf gerichtet sind, der Kontingenz und Komplexität des Forschungsgegenstandes gerecht zu werden, greifen auf Sprach- und Beschreibungsmittel zurück, die selbst eine in Teilen hohe Komplexität und Kontingenz aufweisen. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu den in der IS-Mainstreamforschung typischen Research Models, welche den Untersuchungsgegenstand auf wenige, empirisch – vordergründig einfach – messbare Faktoren reduzieren. Daher ist auch die Vergleichbarkeit von Arbeiten, deren Ergebnisse ausgewählte Perspektiven bzw. Foki auf den Forschungsgegenstand mit komplexen Sprachmitteln beschreiben, mit großen Herausforderungen verbunden. Dies gilt sowohl für interpretativempirische Arbeiten als auch für gestaltungsorientierte bzw. evaluierende Arbeiten (vgl. [Fran06], S. 12). Die Bewertung der WI- und IS-Artikel im Hinblick auf die drei zentralen Bewertungskriterien lässt sich also wie folgt zusammenfassen: Bezüglich (1) wissenschaftstheoretischer Maßstäbe der forschungsmethodischen Qualität weist die IS-Forschung klare Stärken auf, während die
8.1 Kritische Bewertung
289
WI-Forschung deutliche Schwächen zeigt (siehe Tabelle 104). Bezüglich der (2) Anwendungsorientierung ist jedoch die WI-Forschung deutlich besser gestellt als die IS-Forschung (siehe Tabelle 104). Bezüglich der Eignung zur (3) Profilbildung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin sind zwei Aspekte zu unterscheiden: Einerseits trägt die methodische Qualität der Forschung insofern zur Profilbildung bei, als dass die Wissenschaftlichkeit der Disziplin selbst gestärkt wird. Eine diesbezügliche Bewertung folgt daher Punkt (1). Andererseits kann die Profilbildung einer Disziplin durch disziplinspezifische Forschungsziele und -methoden befördert werden, die sie von den Zielen bzw. Methoden der Nachbardisziplinen abgrenzen: •
Die Forschungsziele bzw. -ergebnisse der IS-Mainstreamforschung nutzen Abstraktionen und Modelle (beispielsweise Research Models), die in den Nachbardisziplinen insbesondere an den Business Schools (siehe Kapitel 3.3.2.1) gängig sind und daher als Alleinstellungsmerkmal nicht geeignet sind.
•
Relative Schwerpunktziele der WI-Mainstreamforschung sind semi-formale IT-nahe Artefakte, Sprachen und Referenzmodelle. Ergebnisse dieser Art finden sich i. d. R. nicht in anderen (Nachbar-)Disziplinen: Die Informatik abstrahiert typischerweise von domänenspezifischen Konzepten, die Betriebswirtschaftslehre dagegen abstrahiert von IS-nahen Konzepten. Insofern kann zumindest ein Teil der typischen Ziele der WIMainstreamforschung als Alleinstellungsmerkmal und damit profilbildend für die Disziplin bewertet werden.
Abschließend zwei einschränkende Anmerkungen: Die dargestellte Kritik an den untersuchten WI- und IS-Artikeln fokussiert erstens auf die jeweilige Mainstreamforschung. Es sei daher nochmals betont, dass sich in beiden Disziplinen im betrachteten Publikationskorpus jeweils eine Reihe von Arbeiten finden, die Ziele, Begründungsverfahren und Zugangsarten angewendet haben, die außerhalb der typischen Mainstreamforschung liegen.1 Zweitens basiert die obige Gegenüberstellung der deutlich unterschiedlichen Methodenprofile auf den jeweils zugeordneten Kategorien des Begriffssystems. Dabei wurden die von den Autoren als wesentlich dargestellten Zielsetzungen bzw. Ergebnisse, Zugangsarten und Begründungsverfahren zugeordnet.2 Vor dem Hintergrund der angestrebten Nachvollziehbarkeit der Forschung ist anzunehmen bzw. zu empfehlen, dass eine wissenschaftliche Publikation alle relevanten methodischen Elemente offen legt. Gleichzeitig kann angenommen werden, dass im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit bzw. eines Forschungsprojekts Tätigkeiten
1
Zelewski weist zu Recht darauf hin, dass die IS-Forschung verfälschend dargestellt wird, wenn sie allein auf den Forschungsmainstream reduziert wird (siehe [Zele08], [Zele09]).
2
Die Regeln der Zuordnung werden in Kapitel 6.6 ausführlich erläutert.
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
290
durchgeführt bzw. Entscheidungen getroffen werden, die zwar methodische bzw. wissenschaftstheoretische Implikationen aufweisen, jedoch nicht expliziert werden – zum Beispiel: •
Es ist davon auszugehen, dass zufällige oder zumindest nicht dokumentierte empirische Beobachtungen bei einem Projektpartner sich auf die Priorisierung oder Bestimmung der Anforderungen für ein gestaltungsorientiertes Forschungsziel auswirken. Diese Beobachtungen sind i. d. R. nicht in entsprechenden WI-Arbeiten dokumentiert.
•
Die Auswertung empirisch gewonnener Daten mittels statistischer Verfahren setzt ein Konfidenzintervall zur Bestimmung signifikanter Korrelationswerte voraus. Die Festlegung des Konfidenzintervalls geschieht dabei in einem mehr oder weniger reflektierten diskursiven Prozess (vgl. [Fran07], S. 173). Diese hermeneutischen Elemente primär empirischer Arbeiten werden jedoch i. d. R. nicht explizit thematisiert.
Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, dass es nicht zuletzt von der methodischen Schule und Präferenz des Autors und/oder der Gutachter abhängen mag, welche forschungsmethodischen Elemente im Rahmen der Publikation der Ergebnisse als wesentlich dargestellt werden. 8.1.3
Bewertung der unterschiedlichen Perspektiven und Handlungskontexte
Die Analyse der in den untersuchten WI- und IS-Artikeln eingenommenen unterschiedlichen Perspektiven und betrachteten Handlungskontexte führte zu vier Ergebnisthesen: Demnach kennzeichnet sich die IS-Forschung durch eine besondere Betonung der Rolle der Individuums- und Nutzerperspektiven (T.2.4) sowie klassischer betrieblicher Handlungskontexte (T.2.5). Dagegen kennzeichnet sich die WI-Forschung durch einen relativen Schwerpunkt bei der Perspektive der konstituierenden Aufgaben und dem Handlungskontext Entwicklung von IS (T.2.6). Desweiteren wurden deutliche Anteilsunterscheide bei verschiedenen konkreten Handlungskontexten aus Organisationsperspektive identifiziert (T.2.7). Zur Bewertung der Ergebnisthesen soll zunächst die Eignung der eingenommenen Perspektiven und betrachteten Handlungskontexte zur Profilbildung und Abgrenzung der Disziplin untersucht werden: Insgesamt ist festzustellen, dass sowohl die Forschung in der WI als auch in der IS-Disziplin von einer großen Vielfalt an Perspektiven und betrachteten Handlungskontexten gekennzeichnet ist (vgl. T.2.2). Die sowohl für WI als auch für IS festgestellte dominante Perspektive der Organisation (vgl. T.2.1) und der gemeinsame Schwerpunkt auf den Handlungskontext Management von IS (vgl. T.2.3) wurden oben bereits diskutiert (siehe Kapitel 8.1.1). Wenige Arbeiten (28) des untersuchten Publikationskorpus befassen sich mit dediziert nichtIT-bezogenen Handlungskontexten (HANDLUNGSKONTEXT OHNE IT-BEZUG, ID 2046). Zudem finden sich Arbeiten, die auf im weitesten Sinne IT-bezogene Handlungskontexte eine makroökonomische oder gesellschaftliche Perspektive einnehmen und dabei von konkreten ITArtefakten bzw. spezifischen Handlungskontexten der IS-Anwendung oder -Entwicklung abs-
8.1 Kritische Bewertung
291
trahieren. Der Anteil zugeordneter Artikel bewegt sich dabei jeweils etwa im 1 %-Bereich, wobei der IS-Anteil deutlich höher ist als der jeweilige WI-Anteil. Das bloße Vorhandensein einzelner Arbeiten zu diesen thematischen Randbereichen scheint jedoch für die Profilbildung und Abgrenzung des ISR unkritisch. Ein kleiner Anteil Publikationen an den Schnittstellen bzw. Randbereichen des Gegenstandsbereichs scheint vielmehr durchaus hilfreich, um einen fruchtbaren Austausch mit den Nachbardisziplinen zu befördern. Deutliche Kritik bezüglich der Eignung zur Profilbildung für den ISR muss jedoch sowohl für die betrachteten WI- als auch für die IS-Artikel bezüglich solcher Perspektiven und Handlungskontexte geäußert werden, die nicht den Forschungsgegenstand des ISR i. e. S. betrachten und gleichzeitig von einem Großteil der Forschercommunity untersucht werden. Entsprechende Kritik richtet sich daher insbesondere auf die in T.2.4 und T.2.6 festgestellte inhaltliche Ausrichtung: •
IS-Arbeiten, die eine Nutzer- bzw. Individuumsperspektive (T.2.4) einnehmen, untersuchen die Einstellungen, Motive und das Verhalten von Einzelpersonen. Häufig werden dabei primär psychologische Fragestellungen untersucht und IT/IS-spezifische Aspekte spielen keine oder nur eine sekundäre Rolle. Beispielsweise gibt es im untersuchten Publikationskorpus über 50 IS-Artikel, die sich mit der Nutzung von Internet Shops und online Diensten (ID 292) beschäftigen und dabei die Absicht bzw. das Verhalten (ID 1996) oder die Einstellung bzw. Wahrnehmung (ID 1995) der Konsumenten untersuchen. Dabei wird in den meisten Arbeiten von konkreten IT-Artefakten abstrahiert: nur ein Teil der Arbeiten expliziert, anhand welcher Art von Webseite, die Thesen zum Benutzerverhalten geprüft wurden. Jedoch wird auch in diesen Fällen zumeist von IT-spezifischen Aspekten abstrahiert.1
•
1
Unter den – vorwiegend – WI-Artikeln, die sich konstituierenden Aufgaben bzw. Tätigkeiten der Softwareentwicklung widmen (T.2.6), finden sich einige, die deutliche Überschneidungen zur Angewandten Informatik bzw. Softwaretechnik aufweisen. Diese sind einer eigenen Unterkategorie zugeordnet („Aufgabe: Lösung von allgemeinen informationstechnischen Problemen der IS Entwicklung (unabhängig von konkreten Anwendungssystemen) (ID 2259)“). Für die hier zugeordneten Artikel ist kennzeichnend, dass sie von konkreten Eigenschaften der Domäne bzw. des betrieblichen Handlungskontexts abstrahieren.
Eine entsprechende Kombinationsananlyse (ID 292 | 4 | 633 | 1120) kommt zu folgendem Ergebnis: Von 55 Arbeiten sind 37 keiner Kategorie des Teilbaums IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4) zugeordnet; 16 der 55 Arbeiten sind der Kategorie „allg. betriebliche/kommerzielle Webseiten (ID: 633)“ oder „Web Shops/Stores (ID: 1120)“ zugeordnet. Nur 2 aus der Gruppe der Arbeiten zur NUTZUNG VON INTERNET SHOPS UND ONLINE DIENSTEN sind auch einer konkreten Web-basierten Anwendungssoftware zugeordnet.
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
292
Im erstgenannten Fall kann aufgrund eines fehlenden Bezugs vieler IS-Artikel zu konkreten IT-nahen Artefakten die Abgrenzung zu Arbeiten der Psychologie oder der Marketingforschung (Konsumentenforschung) in Frage gestellt werden. Im zweitgenannten Fall besteht die Schwierigkeit, entsprechende WI-Arbeiten zu Forschung in der Angewandten Informatik abzugrenzen, da ausschließlich auf IT-Artefakte fokussiert und von den Eigenschaften betrieblicher Handlungskontexte weitgehend abstrahiert wird. Eine Einschätzung darüber, ob die für IS-Forschung als typisch identifizierten Handlungskontexte und Perspektiven einen höheren Anwendungsbezug aufweisen als die für die WIForschung festgestellten typischen Sichtweisen und Handlungskontexte, kann nur in Teilen beantwortet werden. Aufgaben- und lösungsbezogene Themen (für die WI typisch, siehe T.2.6) scheinen für IS-Entwickler und das IS-Projektmanagement grundsätzlich von Interesse. Dagegen mögen Untersuchungen zum Konsumentenverhalten für IS-Entscheider in bestimmten Unternehmen bzw. für das allgemeine Management von besonderem Interesse sein. Zur weiteren Einschätzung des Anwendungsbezugs ist es jedoch unerlässlich, zusätzlich die konkreten Forschungsergebnisse und angewendeten -methoden zu bewerten (siehe Kapitel 8.1.2). Tabelle 105 fasst die beschriebene Einschätzung nochmals zusammen. Disziplin
IS
WI
Unterschiedliche prägende Perspektive Nutzer- bzw. Individuumsperspektive (T.2.4)
konstituierenden Aufgaben bzw. Tätigkeiten der Softwareentwicklung (T.2.6)
Eignung zur Profilbildung
Beitrag zur Praxisorientierung
Überschneidungen mit: • Psychologie, • Marketingforschung Überschneidungen mit: • Angewandte Informatik
(ggf. relevant für ITEntscheider) Potentiell relevant für ITProfessionals, -Projektmanager, -Entwickler
Tabelle 105: Zusammenfassung zentraler Aspekte der Bewertung von Handlungskontexten und Perspektiven
8.1.4
Bewertung der unterschiedlichen Rolle von IT-Artefakten
Die betrachteten WI- und IS-Artikel weisen deutliche Unterschiede bezüglich der Rolle von IT-Artefakten auf. These T.3.1 hält dieses Ergebnis wie folgt fest: „IT-nahen Artefakten kommt in den untersuchten WI-Artikeln eine signifikant größere Rolle zu als in den untersuchten IS-Artikeln. Diesbezügliche Unterschiede der relativen Häufigkeiten von Zuordnungen sind bei den Forschungsgegenständen deutlich (Faktor 1,6) und bei den Forschungszielen und Zugangswegen besonders auffällig (Faktor 3,3 bzw. 3,9).“ (T.3.1, siehe Kapitel 7.4.4) Betrachtet man allein die Gruppe der Artikel, die auf ein konkretes IT-Artefakt Bezug nehmen, so zeigen sich hier auch weitere deutliche Unterschiede zwischen WI und IS – einerseits bezüglich der Rolle semi-formaler Sprachen und Konzepte (T.3.2) und andererseits bezüglich der Rolle funktionsspezifischer betrieblicher Anwendungssoftware und nicht betriebsspezifischer Anwendungsklassen (T.3.3).
8.1 Kritische Bewertung
293
IT-Artefakte sind zentrales Element des normativen Forschungsgegenstandes des ISR. Im Hinblick auf eine klare Profilbildung und Abgrenzung zu den Nachbardisziplinen sollten ITArtefakte somit auch tatsächlich Gegenstand des ISR sein. Insofern kann der deutlich höhere Anteil IT-Artefakt-bezogener Arbeiten als Stärke der WI festgestellt werden. Für die ISDisziplin zeigt sich hier eine relative Schwäche: Denn der fehlende Bezug zu konkreten ITArtefakten birgt die Gefahr, dass die untersuchten Forschungsfragen in ähnlicher Weise und möglicherweise sogar methodisch fundierter von Nachbardisziplinen, wie der Betriebswirtschaftslehre oder Soziologie untersucht werden könnten. Prägendes Merkmal der WI-Forschung im untersuchten Publikationskorpus sind semi-formale Sprachen und Konzepte (T.3.2). Verstehen sich WI und IS als Mittler1 zwischen Anwendern und Systementwicklern, so bilden insbesondere semi-formale Konzepte ein geeignetes Abstraktionsniveau für Analysemethoden und Beschreibungssprachen (vgl. Kapitel 3.2). Vor diesem Hintergrund trägt dieses Merkmal der WI-Forschung sowohl zu einer verbesserten Profilbildung als auch potentiell2 zu einer stärkeren Anwendungsorientierung der Forschung bei. Die unterschiedlichen relativen Schwerpunkte auf nicht betriebsspezifische Anwendungssysteme (z. B. Office-Anwendungen) bei den IS-Artikeln und auf funktionsspezifische betriebliche Anwendungssysteme bei WI-Artikeln (T.3.3) sind als unterschiedlich anwendungsorientiert einzuschätzen. Denn es kann angenommen werden, dass domänenspezifische Anwendungssysteme (einer Branche oder betrieblichen Funktion), die geeignet sind, die Prozesse des Unternehmens individuell zu unterstützen, aus der Sicht eines IT-Praktikers von größerem Interesse sind, als allgemeine Office-Anwendungen, die keine unternehmensspezifischen Konzepte und Funktionen bereitstellen. Aus den beschriebenen Einschätzungen ergibt sich die in Tabelle 106 aufgeführte Gesamtbewertung: Sie fällt im Einzelnen und insgesamt für die untersuchten IS-Artikel negativ aus, während die betrachteten WI-Artikel bezüglich der genannten Punkte eine deutliche Stärke aufweisen.
1
Frank sieht in der Rolle des Moderators zwischen Entwicklern und Anwendern von Informationssysemen eine Kernaufgabe des ISR: „It is one of the core objectives of ISR to foster communication between business people and IT specialists, who are often separted by acultural chasm that causes friction and a waste of resources.” ([Fran06], S. 29).
2
Denn auch hier setzt die Einschätzung der Anwendungsorientierung die Bewertung der konkreten Forschungsergebnisse und methodischen Vorgehensweisen voraus.
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
294
Disziplin
Eignung zur Profilbildung
Unterschiedliche Rolle von IT-Artefakten
Beitrag zur Praxisorientierung
• Grundsätzlich deutlich geringerer Anteil Artikel mit konkretem IT-Bezug (ca. 37 %, T.3.1)
IS
• Relativer Schwerpunkt: nicht betriebsspezifische Anwendungssysteme (T.3.3) • Grundsätzlich deutlich größerer Anteil Artikel mit konkretem IT-Bezug (ca. 70 %, T.3.1)
WI
• Relative Schwerpunkte: o Semi-formale Sprachen/ Konzepte (T.3.2) o Funktionsspezifische betriebliche Anwendungssoftware (T.3.3)
Tabelle 106: Zusammenfassung zentraler Aspekte der Bewertung der Rolle von IT-Artefakten
8.1.5
Zusammenfassung
Tabelle 107 gibt einen Überblick über die wesentlichen Bewertungskriterien, die erörtert wurden. Bei der Interpretation ist zu beachten, dass die Auszeichnung als Stärke ( Schwäche ( wichten ist.
) oder
) für die drei betrachteten Aspekte jeweils individuell zu werten und zu ge-
IS-Forschung Aspekte der Forschung
Forschungsziele und -methoden (siehe Kapitel 8.1.2)
Eignung zur Profilbildung
Beitrag zur Praxisorientierung
WI-Forschung Eignung zur Profilbildung
methodische Fundierung:
methodische Fundierung:
Alleinstellungsmerkmal:
Alleinstellungsmerkmal:
Beitrag zur Praxisorientierung
Prägende Perspektive auf den Forschungsgegenstand (siehe Kapitel 8.1.3) Rolle von ITArtefakten (siehe Kapitel 8.1.4)
Tabelle 107: Zusammenfassung zentraler Aspekte der Bewertung der IS- bzw. WI-Forschung
Die IS-Forschung ist in methodischer Hinsicht in Teilen vorbildlich – insbesondere bezüglich der nachvollziehbaren Darstellung der methodischen Vorgehensweise empirischer Arbeiten. Dieser Vorbildcharakter gilt jedoch nicht für eine Reihe anderer Eigenschaften der ISForschung. Denn das methodische und inhaltliche IS-Forschungsprofil ist zur Förderung der Profilbildung im Sinne der Abgrenzung zu den Nachbardisziplinen weitestgehend nicht geeignet und trägt auch tendenziell nicht zur Praxisorientierung der Forschung bei. Die Stärken der WI-Forschung liegen dagegen insbesondere in der ausgeprägten Praxisorientierung sowohl der Ziele und Methoden als auch der Forschungsgegenstände. Zur Profilbil-
295
8.2 Erklärungsansätze
dung eignen sich insbesondere die IT-Artefakt-bezogenen Forschungsthemen und -ziele. Jedoch wurden auch Eigenschaften identifiziert, die die Profilierung der WI als wissenschaftliche und eigenständige Disziplin behindern. Dies ist einerseits die in Teilen nachlässige methodische Qualität der untersuchten WI-Publikationen und andererseits die deutliche Überschneidung mit Arbeiten aus dem Bereich der (angewandten) Informatik.
8.2 Erklärungsansätze Das vorliegende Kapitel sucht nach Erklärungsansätzen dafür, dass sich die Forschung in WI und IS so deutlich unterscheidet, obwohl das normative Selbstbildnis der Disziplinen in Grundzügen übereinstimmt. Dabei soll nicht näher auf solche Ursachen eingegangen werden, die direkt mit dem eingeschränkten zeitlichen Rahmen des Publikationskorpus der vorliegenden Arbeit zusammenhängen, wie Modethemen und unterschiedlich lange Publikationszyklen.1 Die Suche nach Erklärungsansätzen für die unterschiedlichen Eigenschaften der untersuchten WI- und IS-Forschung richtet sich vielmehr auf mögliche Einflussfaktoren, die die Forschung langfristig geprägt haben. Dabei wird angenommen, dass die auf hohem Abstraktionsniveau formulierten Ergebnisthesen, die sich auf abstrakte Kategorien im Begriffssystem beziehen, auch für die WI- bzw. IS-Forschung insgesamt, d. h. über den betrachteten Zeitraum und die untersuchten Publikationsorgane hinaus gültig sind. Tabelle 108 listet die drei zentralen Erklärungsthesen auf und deutet ihr jeweiliges Erklärungspotential an. Die einzelnen Erklärungsthesen werden in den nachfolgenden Teilkapiteln vorgestellt und diskutiert. Erklärungsthese
Liefert direkte Erklärung für
Erklärt insb. Unterschiede bzgl.
E.1: Einfluss unterschiedlicher historischer Antriebskräfte
IS- und WIForschungsprofil
der methodischen Ausrichtung der Forschung (T.1.1 bis T.1.5)
E.2: Orientierung des Forschungsgegentands an methodischen Idealbildern
IS-Forschungsprofil
der inhaltlichen Ausrichtung der Forschung bzgl. Perspektiven, Handlungskontexten und der allgemeinen Rolle von IT-Artefakten (T.2.4, T.2.5, T.2.7, T.3.1)
E.3: Einfluss der Interessen der „IS-Professionals“
WI-Forschungsprofil
der inhaltlichen Ausrichtung der Forschung bzgl. der Perspektive der konstituierenden Aufgaben und der Rolle verschiedener IT-Artefakte (T.2.6, T.3.2, T.3.3)
Tabelle 108: Übersicht der Erklärungsthesen und ihres Erklärungspotentials
1
Zum Beispiel ist die unterschiedliche Rolle von Agententechnologien und Verfahren der KI (T.3.4) dadurch erklärbar, dass diesen Themen auch in der Forschung – ähnlich einer Modeströmung – in einem begrenzten Zeitraum besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Die Veröffentlichungszyklen in wissenschaftlichen Publikationsorganen der WI und des IS sind jedoch in Teilen deutlich unterschiedlich lang. Dies mag als Erklärung dafür dienen, dass gewisse Modethemen in der WI etwas früher veröffentlicht werden, als in den Organen der IS-Disziplin, und damit im betrachteten Publikationskorpus in ungleichen Anteilen präsent sind.
296
8.2.1
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
Antriebskräfte der historischen Entwicklung
Um nach Ursachen für die in Form von Ergebnisthesen festgestellten Unterschiede der WIund IS-Forschung zu suchen, werden zunächst die Randbedingungen der historischen Entwicklung sowie das institutionelle Umfeld der Disziplinen betrachtet (vgl. Kapitel 3.3). Als ein Ansatz zur Erklärung der unterschiedlichen methodischen Ausrichtung und der damit verbundenen Stärken und Schwächen der WI- und IS-Forschung können die stark unterschiedlichen Antriebskräfte der historischen Entwicklung der Disziplinen gesehen werden. Das Bemühen um Legitimation prägte (und prägt) die Entwicklung der IS-Disziplin; während die WI-Disziplin schon früh eng mit der Praxis kooperierte und so einen – quasi natürlichen – Zugang zur anwendungsorientierten Forschung nutzen konnte (vgl. Kapitel 3.3 und ausführlich [Scha07a]). Die damit verbundenen Drittmitteleinnahmen für die Universitäten ließen Fragen der wissenschaftlichen Legitimation ihrer Disziplin in den Augen der WI-Vertreter i. A. nicht von besonderer Relevanz erscheinen. Es ist anzunehmen, dass diese unterschiedlichen Einflüsse in der Entwicklung der Disziplinen zur unterschiedlichen Rolle der Anwendungsorientierung (Begründung durch Nützlichkeit) bzw. der methodischen Sorgfalt (insb. der Nachvollziehbarkeit der Zugangsarten) führten (vgl. [ScFr07]): (Erklärungsthese E.1: Einfluss unterschiedlicher historischer Antriebskräfte) Im Streben nach Legitimation der eigenen Disziplin und Forschungstätigkeit im universitären Kontext der Business Schools orientierten sich viele IS-Vertreter an dem Vorbild behavioristischer, empirischer Forschung mit formalen (statistisch-quantitativen) Begründungsverfahren. Die traditionell enge Verbindung der WI-Vertreter zur Praxis, nicht zuletzt in der Rolle des Drittmittelgebers, führt vielfach zu dem Bestreben, praxisorientierte Forschungsziele und Vorgehensweisen anzuwenden. (Erklärungsansatz für T.1.1 bis T.1.5)
Die historisch bedingte Integration der meisten IS-Forscher in Business Schools mag zudem als Erklärung dafür dienen, dass konkrete IT-nahe Artefakte in vielen Arbeiten keine zentrale Rolle spielen (T.3.1), weil auf Instituts- bzw. Fachbereichsebene der Austausch mit Vertretern der Informatik nicht gängig ist. Gleichwohl ist festzuhalten, dass auch nur ein relativ kleiner Anteil der WI-Professoren einem Informatikinstitut (ca. 15 %) oder Fachbereich (ca. 7 %) zugeordnet ist; der Großteil der WI-Professoren bzw. -Institute ist in einen sozial- oder wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereich eingegliedert (siehe [Scha08], S. 10 f). 8.2.2
Einfluss methodischer Idealbilder
Ein Ansatz zur Erklärung der unterschiedlichen Schwerpunkte auf Perspektiven und Handlungskontexte ist die Methodeneinfluss-These, wonach die präferierte Forschungsmethode – für den Mainstream der IS-Forschung sind dies großflächige empirische Untersuchungen
8.2 Erklärungsansätze
297
(insb. Befragungen), für den Mainstream der WI-Forschung sind dies Projekte mit direktem Praxis- oder Artefaktbezug (siehe Kapitel 7.2.4) – die Auswahl des Forschungsgegenstandes beeinflusst. (Erklärungsthese E.2 „Methodeneinflussthese“: Orientierung des Forschungsgegentands an methodischen Idealbildern) Der mit der Praxis tendenziell weniger gut vernetzte IS-Forscher erhält für seine empirischen Arbeiten leichteren Zugang zu Konsumenten (z. B. Studenten) als zu Unternehmen.1 Daher werden deutlich häufiger als in der WI nicht-betriebsspezifische Handlungskontexte und Individuums- oder Nutzerperspektiven auf den Forschungsgegenstand ausgewählt (T.2.4, T.2.5). WI-Vertreter dagegen haben traditionell enge Kontakte zur Praxis und weniger enge methodische Vorgaben (vgl. Kapitel 3.3.2.2). Aufgrund des somit leichteren Zugangs zu Unternehmen erklären sich der engere Bezug zur Organisationsperspektive und der relative B2B-Schwerpunkt (T.2.7).
Bezüglich der Ergebnisthese T.3.1 zur unterschiedlichen allgemeinen Rolle von IT-Artefakten lässt sich die Methodeneinflussthese wie folgt anwenden: Die empirische Überprüfung der Angemessenheit von IT-nahen Artefakten bzw. gestaltungsorientierten Forschungsergebnissen ist mit großen Herausforderungen verbunden. Das methodische Idealbild eines empirischen Vorgehens und gleichzeitig der Abbildung der Realwelt auf wenige messbare Faktoren ist daher mit einer Überprüfung der Angemessenheit IT-naher Artefakte nur schwerlich vereinbar. Bei Annahme der Methodeneinfluss-These lässt sich zudem hinsichtlich T.3.3 argumentieren, dass Office-Anwendungen allgemein verfügbar und somit auch relativ einfach – ohne die Notwendigkeit des Zugangs zur Unternehmenspraxis – der empirischen Erforschung zugänglich sind. Betriebliche Anwendungssysteme mit funktionsspezifischen Konzepten jedoch können typischerweise nur gehaltvoll in Kooperation mit entsprechenden Unternehmen der Praxis erforscht werden. 8.2.3
Einfluss der Interessen der Anspruchsgruppe „IS-Professional”
Die Bewertung der WI- und IS-Forschung deutet daraufhin, dass die Zielgruppe2 der Forschung sich aus der Menge der untersuchten IS-Artikel aufgrund der Perspektivenvielfalt weniger klar ergibt als aus der Menge der untersuchten WI-Artikel. Insbesondere gibt die Aus-
1
Über entsprechende Schwierigkeiten berichten beispielsweise einige IS-Vertreter im Rahmen einer Interviewstudie (siehe [Lang05b], S. 46 f).
2
Aktuelle Arbeiten, die die Zielgruppe der gestaltungsorientierten WI-Forschung thematisieren, sprechen diesbezüglich von den „Anspruchsgruppen“ der Forschung (z. B. [ÖBF+10] und [Mert10]).
8 Reflexion der Ergebnisthesen: kritische Bewertung und Erklärungsansätze
298
wertung der Perspektiven und Handlungskontexte deutliche Hinweise darauf, dass die Interessen und Tätigkeiten von IS-Entwicklern bzw. IS-Entscheidern (nachfolgend gemeinsam als IS-Professionals bezeichnet) in der WI-Forschung eine sehr viel ausgeprägtere Rolle spielen als in der IS-Forschung. (Erklärungsthese E.3: Einfluss der Interessen der „IS-Professionals“) Die Schwerpunkte sowohl bezüglich der in den WI-Artikeln betrachteten Handlungskontexte als auch bezüglich der eingenommenen Perspektiven spiegeln den berufspraktischen Gegenstandsbereich von IS-Professionals wider (T.2.6). Berufliche Interessen von IS-Professionals sind dagegen nur ein Teil der inhaltlichen Schwerpunkte der IS-Artikel. Verschiedene Schwerpunkte gehen über das typische Interessensgebiet von dieser Berufsgruppe hinaus, dazu zählen insbesondere die Arbeiten aus Individuums- bzw. Nutzerperspektive (T.2.4).
Im Hinblick auf T.3.3 lässt sich – unter Annahme obiger „IS-Professional“-These – folgern, dass funktionsspezifische betriebliche Anwendungssysteme deshalb häufig Untersuchungsgegenstand der WI sind, weil sie im Kern des beruflichen Interessen von IS-Professionals stehen. Office-Anwendungen sind zwar für allgemeine Bürotätigkeiten unentbehrlich, aufgrund ihrer allgemeinen Verfügbarkeit und ihrer Abstraktion von spezifischen Anwendungsdomänen stehen sie jedoch nicht im Fokus der Interessen des IS-Professionals. In analoger Form lässt sich der relative Schwerpunkt der Rolle semi-formaler Sprachen und Konzepte (T.3.2) erklären: Entsprechende Abstraktionen sind wesentliches Mittel zur Förderung der Kommunikation zwischen den IS-Anwendern und IS-Entwicklern bzw. dem IS-Management. Sie stehen somit auch deutlich im Interesse der Gruppe der IS-Professionals.
9 Abschließende Bemerkungen und Ausblick Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit – das Begriffssystem und die Ergebnisthesen – sind, vor dem Hintergrund der Zielsetzung, selbst kritisch zu reflektieren. Kapitel 9.1 widmet sich daher der kritischen Würdigung des Beitrags der einzelnen Ergebnisse zum Stand der Forschung. Das zentrale Ziel der Arbeit bestand darin, ein differenziertes Bild der Forschung in IS und WI vorzulegen, welches mit gehaltvollen Abstraktionen beschrieben ist, um somit als Grundlage für einen Diskurs über die zukünftige (internationale) Ausrichtung der WI geeignet zu sein. In Kapitel 9.2 wird – auf Basis der aufgezeigten Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie Stärken und Schwächen – diskutiert, welche Handlungsoptionen sich für die Disziplin WI ergeben, sich im (internationalen) Wettbewerb auszurichten. Aus Platzgründen musste sich die Auswertung des Begriffssystems und der vorgenommenen Zuordnungen im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf wenige Untersuchungsfragen fokussieren. Das Begriffssystem und die vorgenommenen Zuordnungen bilden jedoch noch eine Vielzahl weiterer Aspekte zur Forschung in WI und IS ab, die in zukünftigen Arbeiten untersucht werden können. Möglichen Fragestellungen zukünftiger Arbeiten widmet sich daher Kapitel 9.3.
9.1 Beitrag zum Stand der Forschung Für die kritische Einschätzung des Beitrags der vorliegenden Arbeit zum Stand der Forschung ist die Originalität und der praktische Anwendungsnutzen des entwickelten Begriffssystems und der Ergebnisthesen zu bewerten.1 Zudem ist es unerlässlich, auch die Grenzen der Gültigkeit und Anwendbarkeit der Ergebnisse dieser Arbeit zu diskutieren. Diese Grenzen ergeben sich insbesondere daraus, dass die empirische Basis – nämlich der untersuchte Publikationskorpus – aus pragmatischen Gründen beschränkt werden musste. 9.1.1
Begriffssystem und Zuordnungen
Zentrales Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist ein umfangreiches Begriffssystem mit spezifischen Abstraktionen zur Beschreibung verschiedener Aspekte der Forschung in WI und IS. Die gewählte baumartige Struktur des Begriffssystems erlaubt, die Vielfalt und Komplexität der untersuchten Forschungsgegenstände, der Forschungsziele und -methoden einerseits diffe-
1
Zu den verschiedenen Begründungsverfahren siehe Kapitel 5. Die Begründung der Ergebnisse selbst erfolgt ausführlich in den jeweiligen Hauptkapiteln in Teil III.
C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4_9, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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9 Abschließende Bemerkungen und Ausblick
renziert abzubilden und andererseits durch geeignete Abstraktionen in ihrer Vielfalt zu reduzieren. Die nachfolgenden Ausführungen diskutieren die Originalität (siehe Kapitel 9.1.1.1) und Grenzen (siehe Kapitel 9.1.1.2) sowie den praktischen Anwendungsnutzen (siehe Kapitel 9.1.1.3) des Begriffssystems und der vorgenommenen Zuordnungen. 9.1.1.1 Originalität Die vorliegende Arbeit unterscheidet sich von früheren Studien zur WI- bzw. IS-Forschung (siehe Kapitel 4) grundlegend dadurch, dass jeder untersuchte Artikel hinsichtlich vier verschiedener Aspekte der Forschung – Forschungsgegenstand, Forschungsziel, Zugangsart und Begründungsverfahren – beschrieben ist. Bisherige Studien zur Analyse der Forschungsthemen in IS oder WI nutzen vielfach unstrukturierte Themenlisten oder Kategoriensysteme mit maximal ein bis zwei Konkretisierungsstufen; dabei fokussieren sie i. d. R. auf ausgewählte thematische Aspekte (siehe dazu ausführlich Kapitel 4). Die Rekonstruktion der untersuchten Forschungsgegenstände im Begriffssystem der vorliegenden Arbeit (Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND) nutzt Abstraktionen, die zur Beschreibung der WI- und IS-Forschung gleichermaßen geeignet sind. Die Abstraktionen für Handlungskontexte, Perspektiven und IT-Artefakte und die jeweils ausdifferenzierten Teilbäume bieten eine gehaltvolle Grundlage zur Identifikation und Bewertung der Gemeinsamkeiten aber auch der Unterschiede der Forschung. Mehrere Konkretisierungsstufen in allen zentralen Teilbäumen erlauben gleichzeitig die differenzierte Beschreibung der vielfältigen Forschungsthemen im ISR. Es wurde zwar bereits eine Vielzahl von Studien durchgeführt, die darauf gerichtet sind, die Forschungsmethoden in WI und/oder IS zu untersuchen. Jedoch weisen die bisher verwendeten Kategorien zur entsprechenden forschungsmethodischen Klassifizierung von Publikationen deutliche Schwächen auf (siehe auch dazu ausführlich Kapitel 4). Die bisher verwendeten Methodenbezeichner sind häufig kontingent: sie weisen inhaltliche Unschärfen und Überschneidungen auf (siehe insb. Kapitel 4.2.1). Mit den für das vorliegende Begriffssystem gewählten Strukturierungsansätzen für die Teilbäume FORSCHUNGSMETHODE (bestehend aus ART DES ZUGANGS und BEGRÜNDUNGSVERFAHREN) und FORSCHUNGSZIELE, die sich an wissenschaftstheoretischen Grundabstraktionen ausrichten, können die genannten Probleme vermieden werden. 9.1.1.2 Grenzen bzw. Beliebigkeit der Rekonstruktion Die vorgestellten Abstraktionen des Begriffssystems (siehe Kapitel 6) sind Ergebnis verschiedener intensiver Überarbeitungsphasen und Feedbackrunden (siehe Kapitel 5.6) und erwiesen sich für den untersuchten Publikationskorpus und die Analyseziele der vorliegenden Arbeit als geeignet. Dennoch kann einerseits nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass relevante
9.1 Beitrag zum Stand der Forschung
301
insbesondere thematische Facetten einzelner Beiträge nicht erfasst wurden. Andererseits sind auch andere sinnvolle Abstraktionen und Strukturierungsansätze für das Begriffssystem denkbar. Die hier vorgestellten Abstraktionen mögen sich jedoch nicht zuletzt aufgrund der relativ breiten empirischen Basis als fruchtbare Grundlage für einen gehaltvollen Diskurs über die Eigenschaften der Forschung im ISR in besonderer Weise eignen. 9.1.1.3 Praktischer Anwendungsnutzen Die Anwendung des begrifflichen Referenzsystems durch Dritte setzt einen deutlichen Einarbeitungsaufwand voraus. Die bereitgestellte Datenbank-basierte Web-Anwendung verspricht jedoch, die Navigation durch das Begriffssystem und damit die Einarbeitung und Nutzung des begrifflichen Bezugsrahmens durch Dritte zu erleichtern. Denkbare Nutzer des Begriffssystems sind insbesondere Studenten oder Forscher aus WI bzw. IS, •
die an einem umfassenden Bild der Forschung interessiert sind und sich beispielsweise über Perspektiven auf den Forschungsgegenstand oder methodische Ansätze informieren möchten, die außerhalb ihres bisherigen Interessensbereichs liegen, oder
die Kategorien des Begriffssystems auf einen anderen Publikationskorpus anwenden möchten.
Die bisherige Darstellung und systemtechnische Unterstützung des Bezugsrahmens ist nicht für die Verwendung durch Praxisvertreter ausgerichtet. Sie müsste in geeigneter Form (beispielsweise durch Schlagwortkataloge und Verweise auf Forschungsprojekte) ergänzt werden, um sie für Vertreter der Unternehmenspraxis sinnvoll nutzbar zu machen. 9.1.2
Ergebnisthesen (Beschreibung, Bewertung, Erklärung)
Die Ergebnisthesen zur Beschreibung, Bewertung und Erklärung der Forschung in WI und IS (siehe Kapitel 7 und 8) liefern mit den Beschreibungsmitteln des Bezugsrahmens ein Bild der Forschung in WI und IS, welches inhaltlich auf die drei Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit fokussiert. Die nachfolgenden Teilkapitel diskutieren den Innovationsgehalt bzw. die Originalität dieser Ergebnisse (siehe Kapitel 9.1.2.1), ihre Grenzen (siehe Kapitel 9.1.2.2) und ihren Anwendungsnutzen (siehe Kapitel 9.1.2.3). 9.1.2.1 Originalität Originalität der deskriptiven Thesen Die deskriptiven Ergebnisthesen gehen über die Ergebnisse bisheriger empirischer Studien zur IS-Forschung (vgl. Kapitel 4) insofern hinaus, als dass sie die Abstraktionen des Begriffssystems nutzen und somit ein differenziertes und vergleichbares Bild sowohl der Unterschiede als auch der Gemeinsamkeiten der Forschung in beiden Disziplinen liefern. Der Publikationskorpus als empirische Basis dieser Arbeit ist zudem der umfangreichste Korpus, der bisher für
302
9 Abschließende Bemerkungen und Ausblick
einen systematischen Vergleich der WI und IS-Forschung analysiert wurde (vgl. Tabelle 9 auf Seite 48). Inhaltlich bestätigen insbesondere die deskriptiven Thesen zu Forschungszielen und -methoden (siehe Kapitel 7) den von WI- und IS-Vertretern geäußerten, subjektiven Eindruck bezüglich zentraler Unterschiede der Disziplinen (vgl. Kapitel 1). Originalität der Stärken/Schwächen-Analyse Die Bewertung der WI- und IS-Forschung vermittelt ein facettenreiches Bild der Stärken und Schwächen beider Disziplinen (siehe Zusammenfassung in Kapitel 8.1.5). Auf Basis der Publikationsanalyse werden thematische und methodische Aspekte als auch die Rolle des ITArtefakts in der WI- und IS-Forschung kritisch bewertet. Im Ergebnis steht eine inhaltlich umfassende und gleichzeitig empirisch fundierte Stärken- und Schwächenanalyse. Damit geht auch dieses Ergebnis über die Resultate vergangener Studien deutlich hinaus, die jeweils nur ausgewählte Aspekte der Forschung analysieren und zu bewerten suchen (siehe Kapitel 4). Originalität der Erklärungsthesen Die vorgeschlagenen Erklärungsansätze basieren auf der Auswertung von historischen Dokumenten und Zeitzeugenberichten zur Entwicklung beider Disziplinen (vgl. Kapitel 3.3). Die ausführliche Recherche des institutionellen historischen Kontextes von WI und IS, die dazu im Rahmen des IFWIS-Projektes1 durchgeführt wurde, liefert eine gute empirisch Basis für die aufgestellten Erklärungsthesen. Die Verknüpfung wissenschaftssoziologischer Rahmenbedingungen mit der Bewertung der WI- und IS-Forschung aus wissenschaftstheoretischer Sicht geht über die Ergebnisse früherer Studien deutlich hinaus (vgl. Kapitel 4). Die aufgestellten Erklärungsthesen wurden in Teilen bereits an anderer Stelle von der Autorin (mit) veröffentlicht (vgl. Quellenangaben in Kapitel 8.2). 9.1.2.2 Grenzen Grenzen durch Fokus auf in Publikationen dokumentierte Forschungsmethoden Insbesondere die Charakterisierung der methodischen Ausrichtung der analysierten Publikationen muss sich – bei der gewählten Publikationsanalyse – an dem orientieren, was die jeweiligen Autoren in ihrem Beitrag als relevant ausweisen. Zuordnungen zu Zugangsarten bzw. Begründungsverfahren wurden nur dann vorgenommen, wenn sie von den Autoren als zentral für das Erreichen bzw. Begründen der Forschungsziele dargestellt werden. Änderungen der Forschungsziele oder -methoden im Zeitverlauf eines Forschungsprojektes, implizite Begründungsverfahren oder die Rolle des grundständigen Literaturstudiums zur Themenfindung werden auf diese Weise i. d. R. nicht abgebildet. 1
Siehe die Darstellung der IFWIS-Projektergebnisse auf www.icb.uni-due.de/um/ifwis.
9.1 Beitrag zum Stand der Forschung
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Grenzen der Bewertung von Forschungsmethoden Die Bewertung der Angemessenheit der Forschungsmethoden und -ziele im Rahmen der vorliegenden Arbeit orientiert sich an allgemeinen Bewertungs- bzw. Angemessenheitskriterien, die von der Qualität der Methodenanwendung bzw. von der Qualität einzelner Forschungsziele abstrahieren. Das heißt, die Qualität der Anwendung bestimmter Verfahren und die Qualität konkret erzielter Forschungsergebnisse werden nicht betrachtet. Denn diese hängt von Eigenschaften ab, die nicht im Bezugsrahmen abgebildet sind. Zwei Beispiele zur Erläuterung: (1) Eine fragebogenbasierte Umfrage erfordert ein geeignetes Verfahren zur Sicherstellung der Repräsentativität der Ergebnisse. (2) Ob eine hermeneutisch, interpretative Begründung überzeugt, hängt u. a. von der Nachvollziehbarkeit der konkreten Argumentation des Autors ab. In beiden Fällen sind für die wissenschaftstheoretische Bewertung der angewendeten Forschungsmethode weitere Kriterien heranzuziehen, die außerhalb des begrifflichen Bezugsrahmens dieser Arbeit liegen. Die Zuordnung eines analysierten Artikels zu einer bestimmten Zugangsart oder einem Begründungsverfahren deutet also (nur) daraufhin, dass die entsprechende Forschungsarbeit prinzipiell die zugeordneten Zugangswege bzw. Begründungsansätze angewendet hat. Ob dabei die gängigen Anforderungen zur Qualitätssicherung der Methode erfüllt werden, bleibt offen. Da jedoch alle Beiträge in Zeitschriften bzw. Konferenzbänden als Ergebnis einer wissenschaftlichen Begutachtung erschienen sind, wird angenommen, dass von der grundsätzlichen Angemessenheit der Methodenanwendung ausgegangen werden kann. Grenzen der Gültigkeit der Ergebnisthesen Die Ergebnisthesen malen ein Bild der WI- und IS-Forschung im untersuchten Publikationskorpus. Es wird angenommen, dass die analysierten Publikationsorgane repräsentativ sind für die Disziplinen; insofern können auch die Ergebnisthesen auf die gesamte WI- bzw. ISDisziplin angewendet werden (vgl. Kapitel 5.5.1.2). Die untersuchten Publikationen wurden im Zeitraum 1999 bis 2004 veröffentlicht. Daher können die Ergebnisse nur unter Vorbehalt auf die heutige Zeit angewendet werden (vgl. Kapitel 5.5.1.2). Der Großteil der Ergebnisthesen basiert auf Kategorien mit hohem Abstraktionsniveau. Die Beschreibungskonzepte abstrahieren hier also von kurzfristigen Modeströmungen. Somit scheint es durchaus gerechtfertigt, die Ergebnisthesen (welche sich auf Kategorien mit hohem Abstraktionsniveau beziehen) auch auf die heutige WI- und ISForschung anzuwenden. 9.1.2.3 Praktischer Anwendungsnutzen Die deskriptiven Thesen bieten dem interessierten Leser (Forscher, Praktiker, Student) ein differenziertes Bild über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Disziplinen. Darüber hinaus von handlungsleitendem Interesse sind die Ergebnisse der Stärken- und Schwächenanalyse und die Erklärungsthesen. Diese sind geeignet, den Status der WI- und IS-
9 Abschließende Bemerkungen und Ausblick
304
Forschung zu bewerten, Unterschiede zu erklären und auf dieser Basis Handlungsoptionen für die zukünftige Entwicklung der Disziplinen aufzuzeigen (siehe Kapitel 9.2).
9.2 Schlussfolgerungen und Handlungsoptionen Da die Autorin selbst in der Wirtschaftsinformatik beheimatet ist, sind die nachfolgenden Anmerkungen aus der Perspektive der WI verfasst und fokussieren – gemäß der Zielsetzung der vorliegenden Arbeit – auf die Handlungsoptionen der WI zur Positionierung im (internationalen) Wettbewerb. Die Stärken- und Schwächenanalyse (siehe Kapitel 8.1) hat gezeigt, dass die Forschung der WI eine Reihe von Stärken aufweist, die die Forschung im IS nicht besitzt. Damit wird die verbreitete Einschätzung (vgl. Kapitel 1 und Kapitel 3.3.2) bestätigt, dass die WI auch im Vergleich zum internationalen Umfeld als durchaus erfolgreiche Disziplin bezeichnet werden kann. Die zentrale Rolle, die die Perspektive des IS-Professionals hierbei spielt, wird nachfolgend diskutiert (siehe Kapitel 9.2.1). Als weiteres Ergebnis zeigt die Stärken- und Schwächenanalyse auf, dass die WI-Forschung deutliche Schwächen hinsichtlich der angewendeten Forschungsmethoden besitzt (siehe Kapitel 8.1). Welche Ansätze hier zur verbesserten Profilierung der WI als wissenschaftliche Disziplin – insbesondere vor dem Hintergrund der identifizierten Stärken und Schwächen der ISDisziplin – empfehlenswert sind, diskutiert Kapitel 9.2.2. 9.2.1
Profilierung durch Fokus auf den „IS-Professional“
Im Hinblick auf die angestrebte einheitliche Perspektive auf den Forschungsgegenstand, scheinen Sichtweise und Handlungskontext des IS-Professionals (IS-Entwickler und ITEntscheider) im betrieblichen Umfeld ein fruchtbarer Ansatz zur Profilbildung des ISR im Allgemeinen und der WI im Besonderen. Der Vergleich der Anteile zeigt, wie signifikant sich die WI-Forschung diesbezüglich von der IS-Forschung unterscheidet: Fasst man die Organisationsperspektive und die Perspektive der konstituierenden Aufgaben zur neuen „Perspektive des IS-Professionals“ zusammen, so ergibt sich für die betrachteten WI-Artikel ein deutlicher relativer Schwerpunkt von ca. 85 % (zu ca. 57 % der IS-Artikel). Auch der relative Schwerpunkt der WI-Forschung auf semi-formale Sprachen und Methoden (ca. 19 % zu 8 %) lässt sich in dieses Profil einbetten. Denn semi-formale Konzepte bieten Abstraktionen, die für Analysemethoden und Beschreibungssprachen an der Schnittstelle von Anwendern und Entwicklern in besonderer Weise geeignet sind (vgl. Kapitel 8.1.4). Damit wird eine zentrale Eigenschaft der IS-Professionals, dessen Perspektive eingenommen werden soll, betont – nämlich die des Vermittlers zwischen den Programmierern bzw. den Programmiersprachen und der Sprache der Anwender bzw. der Entscheider im betrieblichen Kontext.
9.2 Schlussfolgerungen und Handlungsoptionen
305
Die dedizierte Berücksichtigung des betrieblichen Handlungskontexts in der Forschung ist dabei notwendig, um die – bislang in Teilen noch unzureichende (siehe Kapitel 8.1) – Abgrenzung zur Forschung der (Angewandten) Informatik zu verdeutlichen. Gleichzeitig ist die explizite Berücksichtigung IT-naher Artefakte bzw. IT-spezifischer Fragestellungen erforderlich, um die WI-Forschung weiterhin deutlich zu den betriebswirtschaftlichen Nachbardisziplinen abzugrenzen (vgl. Ergebnisthese T.3.1 und Kapitel 8.1.4). Die Ausrichtung auf Fragestellungen, die für den betrieblichen Kontext der Entwicklung von IS bzw. des Managements von IS relevant sind, ist dazu geeignet, die Anwendungsorientierung der Forschung zu befördern. Rückt man in der Forschung die Perspektive der ISProfessionals in den Mittelpunkt, so fördert dies tendenziell auch die bessere Profilbildung der späteren Berufspraxis von Absolventen und somit die nachhaltige Etablierung der Studiengänge.1 Die genannten Vorzüge und der bisherige Erfolg der WI lassen es empfehlenswert erscheinen, auch zukünftig die Perspektive des IS-Professional, teils noch deutlicher, einzunehmen und zu vertreten. 9.2.2
Profilierung durch wissenschaftlichen Anspruch
Obgleich ein Fokus der WI-Forschung auf die IS-Professional-Perspektive mit vielen Vorteilen verbunden ist und durchaus als Erfolgsfaktor bezeichnet werden kann, ist dennoch der damit verbundenen Gefahr entgegenzuwirken, dass sich die Ansprüche hinsichtlich geeigneter Forschungsziele und -methoden alleine an den Anforderungen der Praxis orientieren (vgl. [Fran08], S. 51). Denn es kann angenommen werden, dass nicht zuletzt die starke Ausrichtung an den Ansprüchen der Drittmittelgeber aus der Praxis in der Vergangenheit zu methodischen Schwächen der WI-Forschung geführt hat (Erklärungsthese E.3). Geeignete und nachvollziehbare empirische Zugangsarten und Begründungsverfahren Die Analyseergebnisse zeigen, dass die WI-Forschung ausgeprägte methodische Schwächen besitzt (siehe Kapitel 8.1.2): Fast ein Viertel (!) der untersuchten WI-Artikel stellt die angewendete Zugangsart nicht vollständig und somit nicht nachvollziehbar dar. Etwa ein Viertel der untersuchten WI-Artikel nutzt einen direkten empirischen Zugang zum Forschungsgegenstand. Zieht man die Beiträge ab, die ihre Zugangsart nicht nachvollziehbar darstellen, so bleibt nur ein Anteil von ca. 16 % der WI-Artikel, die einen empirischen Forschungsansatz nutzen und gleichzeitig grundlegend nachvollziehbar darstellen (siehe Tabelle 132, S. 343). Da betriebliche bzw. organisationale Handlungskontexte jedoch wesentliches Merkmal des
1
Die negative Auswirkung zunehmender öffentlicher Debatten zum IT-Offshoring auf die Nachfrage nach ISStudiengängen mag nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass die IS-Disziplin es bislang nicht geschafft hat, ein klares Berufsbild zu vermitteln (vgl. Kapitel 3.3.2.3).
9 Abschließende Bemerkungen und Ausblick
306
Forschungsgegenstands des ISR bzw. der WI sind, ist es erforderlich, dass diese auch in geeigneter Weise empirisch untersucht werden. Hinsichtlich der Erfahrungen mit und der nachvollziehbaren Darstellung von empirischen Methoden und formalen Verfahren der statistischen Auswertung empirisch erhobener Daten weist die IS-Disziplin eine deutliche Stärke auf (siehe Kapitel 8.1.2). Das hohe Formalisiersungs- und Abstraktionsniveau der behavioristischen empirischen Forschung im IS übt wohl deshalb auf viele einen Reiz aus, weil Kausalmodelle (Research Models) als typische Forschungsergebnisse zumindest vordergründig eine kumulative Forschung befördern. Dennoch ist es nicht empfehlenswert, dieses Modell der behavioristischen Forschung für die WI einfach zu übernehmen. Denn Modelle kausaler Beziehungen zwischen Variablen stellen eine spezifische Art von Forschungszielen dar, die einen empirisch fassbaren Gegenstand – ähnlich dem der Naturwissenschaften – voraussetzen. Aufgrund der besonderen Eigenschaften des Forschungsgegenstands des ISR im Allgemeinen (siehe Kapitel 3.2) und der empfohlenen Perspektive des IS-Professional im Besonderen scheinen Kausalmodelle jedoch als Forschungsziele in der WI kaum angemessen (vgl. Argumentation in Kapitel 8.1.2.2). Sowohl hinsichtlich der im ISR angestrebten und in der WI vielfach erfolgreich umgesetzten Anwendungsorientierung als auch hinsichtlich der empfohlenen und in der WI weitgehend umgesetzten Perspektive des IS-Professionals weist die untersuchte IS-Forschung deutliche Schwächen auf (siehe Kapitel 8.1). Diese Schwächen sind – so die Erklärungsthese E.2 (Methodeneinflussthese) – zu großen Teilen darauf zurückzuführen, dass die Gegenstände der ISMainstreamforschung an forschungsmethodischen Idealbildern (hier der behavioristischen, empirischen Forschung) ausgerichtet sind. Es scheint daher angeraten, an dieser Stelle insofern von dem Vergleich zum IS zu lernen, als dass eine Ausrichtung der Forschungsgegenstände bzw. Forschungsfragen an dem methodischen Idealbild der behavioristischen IS-Forschung nicht erfolgversprechend und damit nicht empfehlenswert ist (vgl. [Fran08], S. 47). Vielmehr sollte sich die Auswahl der Zugangsarten zum Forschungsgegenstand und der Begründungsverfahren an den spezifischen Eigenschaften des Forschungsgegenstands ausrichten. Dazu gehört u. a. die dedizierte Berücksichtigung folgender Aspekte (siehe Kapitel 3.2.1): •
Kontingenz des betrieblichen Handlungskontexts: Menschliches Handeln ist nicht berechenbar und die Rahmenbedingungen des Einsatzes von IS/IT wandeln sich im Laufe der Zeit.
•
Besondere Rolle (auch: Kontingenz) der Sprache: Die Fachsprachen der Anwender und Entscheider sind in vielerlei Hinsicht kontingent; sie sind dabei insbesondere nicht vollständig formalisierbar; Fachbegriffe sind zudem bis zu einem gewissen Grad beliebige (Re-)Konstruktionen.
307
9.3 Zukünftige Arbeiten
•
Kontingenz der IT-Artefakte: IT-nahe Artefakt sind sprachlich verfasst und damit ebenfalls zu einem gewissen Grad beliebig; nicht nur eine Lösung für ein Anwendungsproblem ist denkbar oder angemessen.
Eine zentrale Herausforderung der gestaltungsorientierten Forschung ergibt sich aus der Kontingenz der IT-nahen Artefakte als Forschungsergebnisse: für ein Anwendungsproblem mögen verschiedene IT-nahe Artefakte (z. B. Modellierungssprachen) eine angemessene Lösung darstellen. Die Überprüfung der Angemessenheit neu gestalteter Handlungssysteme (neuer Welten) und komplexer IT-Artefakte, die noch nicht im unternehmenspraktischen Kontext verwendet werden, ist mit weiteren Herausforderungen verbunden. Dementsprechend ist auch der Erkenntnisfortschritt der Disziplin schwer festzustellen. Verschiedene aktuelle Beiträge widmen sich den forschungsmethodischen Herausforderungen der konstruktionsorientierten WI-Forschung und bieten Lösungsansätze an (u. a. [Beck10], [Fran10], [GeWi09])1. Zur Zusammenstellung geeigneter Forschungsmethoden gibt Frank in seinem Ansatz zur Konfiguration von Forschungsmethoden konkrete Hinweise (siehe [Fran06], [Fran07], vgl. Kapitel 6.1.4). Die WI-Disziplin scheint hier auf dem richtigen Weg: denn die bewusste Entscheidung für und Reflexion geeigneter Zugangsarten und Begründungsverfahren ist ein notwendiger Schritt zur Stärkung des wissenschaftlichen Profils der WI insgesamt und – auf individueller Basis – zur methodischen Fundierung jeder einzelnen Forschungsarbeit.
9.3 Zukünftige Arbeiten Die vorgenommenen Zuordnungen der WI- und IS-Artikel des Publikationskorpus zu dem Begriffssystem der vorliegenden Arbeit bieten Potential zur Bearbeitung verschiedener Fragestellungen, die über die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit hinausgehen. Weitere Forschungsfragen Im Einzelnen können weitere Fragestellungen zu spezifischen Teilbäumen im Bereich FORSCHUNGSGEGENSTAND
•
1
untersucht werden:
Beiträge über die Entwicklung und Ausrichtung der eigenen Disziplin können anhand der Zuordnungen zum Teilbaum WI-/IS-DISZIPLIN (ID 11) differenziert untersucht werden. Aus dem Publikationskorpus sind diesem Teilbaum 104 Artikel zugeordnet, die größtenteils der IS zugehörig sind (98, das entspricht 8 % aller untersuchten ISArtikel). Die differenzierte Kategorienbildung (18 Zwischenknoten, 83 Blätter) zeigt
Der in diesem Kontext teilweise zitierte Beitrag von Hevner et al. ist jedoch kritisch zu bewerten. Grundlegende Kritik ist beispielsweise zu äußern hinsichtlich der dort gewählten Konzeption von IT-Artefakten (vgl. Kapitel 4.2.5.1). Für weitere ausführliche Kritik zum Design Science-Ansatz von Hevner und anderen siehe Zelewski [Zele07] und Frank ([Fran06], S. 29 ff).
9 Abschließende Bemerkungen und Ausblick
308
die Vielfalt der hier eingeordneten Beiträge. Eine interpretative Analyse des Teilbaums bzw. der Zuordnung von IS- und WI-Beiträgen erscheint vielversprechend, um tiefere Einblicke in Gegenstand und Unterschiede der Meta-Forschung in beiden Disziplinen zu erhalten. •
Die SEKUNDÄREN INFORMATIONEN ZUM FORSCHUNGSGEGENSTAND (ID 2149) wurden im Rahmen dieser Arbeit nicht ausgewertet. Die hohe Anzahl (536) der vorgenommenen Zuordnungen zum Teilbaum ANWENDUNGSDOMÄNE (ID 2310) erlaubt die vergleichende Auswertung der zugeordneten WI- und IS-Artikel, beispielsweise im Hinblick auf den Fokus auf bestimmte Branchen.
Weitere themenspezifische Analysen Zusätzlich erlaubt das vorliegende Datenmaterial die Auswertung des Publikationskorpus im Hinblick auf die Rolle von Themen, die an verschiedenen Stellen im Bezugsrahmen abgebildet sind. Zum Beispiel findet sich das Thema der konzeptuellen Modellierung bzw. das Konzept „Modell“ im begrifflichen Referenzsystem an verschiedenen Stellen wieder. Diese differenzierte Abbildung erlaubt eine detaillierte Untersuchung, der Arten von Modellierungsforschung im ISR, sowie – darauf aufbauend – unter Bezugnahme auf wissenschaftstheoretische Kriterien, der Qualität der Forschung im Bereich (konzeptuelle) Modellierung. Ausgangspunkt der Identifikation relevanter Beiträge sind folgende Teilbäume zum FORSCHUNGSGEGENSTAND: •
In IT-NAHE ARTEFAKTE (ID 4): „semi-formale Modellierungskonzepte/-sprachen (ID 63)“ (39 indirekte Zuordnungen)
•
In (NEU-)ENTWURF VON ORGANISATION/REORGANISATION (INSB. BETRIEBLICHER PROWORKFLOWS) (ID 2173): „Geschäftsprozesse und Workflows entwerfen/modellieren/re-organisieren (ID 2162)“ (18 indirekte Zuordnungen) ZESSE UND
•
In ENTWICKLUNG VON IS (ID 6): „Konzeptuelle Modellierung (ID 70)“ (17 Zuordnungen)
Im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE sind folgende Kategorien der Modellierung zuzuordnen und für die Beantwortung einer entsprechenden Forschungsfrage zu berücksichtigen: •
DOMÄNEN-MODELLE (ID 291) (15 Zuordnungen) (enthält auch Phasenmodelle)
•
MODELLIERUNGSKONZEPTE/-SPRACHEN (ID 402) (17 Zuordnungen)
•
MODELLIERUNGSMETHODE (ID 133) (15 Zuordnungen)
Wiederverwendung und Weiterentwicklung des Web-basierten Werkzeugs Zur Durchführung der Publikationsanalyse und der vergleichenden Auswertung der Zuordnungs- und Artikelanteile wurde ein dediziertes Informationssystem entwickelt. Der Großteil der Funktionalität dieses Werkzeugs steht über eine Web-basierte Datenbankanwendung der
9.3 Zukünftige Arbeiten
309
interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.1 Somit können einerseits die Auswertungen nachvollzogen werden, die im Hinblick auf die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit durchgeführt werden. Andererseits stehen generische Analysewerkzeuge zur Verfügung, die die Auswertung des Publikationskorpus bezüglich weiterer – u. a. den oben genannten – Fragestellungen ermöglicht. Darüber hinaus stellt die Autorin das Werkzeug gerne interessierten Forschern für Weiterentwicklungen zur Verfügung. Diese können sich auf die Datenbasis beziehen, d. h. auf die Erweiterung des Publikationskorpus bzw. auf die Weiterentwicklung des Begriffssystems, oder auf die Implementierung neuer Auswertungen. Letztere könnten beispielsweise, da auch Autoren2 im Datenmodell differenziert abgebildet sind, gemeinsame Autorenschaften oder Forschungsarbeiten von einzelnen Disziplinvertretern analysieren.
1
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2
Konzept „Person“ und Beziehung „istAutorVon“ in Abbildung 10 (S. 136).
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Anhang A.1 In bisherigen Studien betrachtete Publikationsorgane
C. Schauer, Die Wirtschaftsinformatik im internationalen Wettbewerb, DOI 10.1007/978-3-8349-6229-4, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
Anhang
324
Akronym
Name der Zeitschrift
Anm.
# WI
CACM
0 Academy of Management Journal 0 Academy of Management Review Accounting Review 0 Accounting, Management and Europ. 0 Information Technology ACM Computing Surveys 0 0 ACM Transactions on Database Systems 0 ACM Transactions on Information Systems Communications of the ACM 2
CW
Computerwoche
DS
Data Base Decision Sciences
AMIT
EJIS
HMD
I&M
WI
3
0 1
Decision Support Systems 0 European Journal of Informa- Europ. 0 tion Systems Harvard Business Review 0 4 HMD-Praxis der Wirtschaftsin- WI formatik
IBM Systems Journal Industrial Management & Data Systems
0 0
Information & Management
2
Verwendung in # IS WI-Studien 3
Verwendung in IS-Studien [HaIv82]*, [LeWe92]* , [GoWa98]
1
[HaIv82]*
2 2
[HaIv82]*, [LeWe92]* [Ming03], [ChHi04]
3 3
[HaIv82]*, [LeWe92]* , [GoWa98] [HaIv82]*, [LeWe92]* , [GoWa98]
1
[DMWL09]
[HeSt08], [SRR+09]
12
[HaIv82]*, [OrBa91]+, [LeWe92]*, [BRT93]*, [MoGe95], [FaDr99] *, [PMS+03]/[PSK03]/[PLP+04], [AWK04]*, [PMP06], [SSW04]+, [GoWa98], [DMWL09]
[Mert95], [Mert06], [SRR08]/[StRi0 9]
0
[HeWI97]
3 8
2 4
[HeHe06], [HeWI97], [HeSt08], [SRR+09]
1 1
[HaIv82]* [DMWL09]
9
Information Society
0
1
[HaIv82]*, [LeWe92]*, [BRT93], [FaDr99], [CGL00], [PMS+03]/[PSK03]/[PLP+04], [PMP06], [GoWa98], [DMWL09] [DMWL09]
Information Systems
0
1
[DMWL09]
Information Systems Frontiers
0
1
[DMWL09]
ISJ
Information Systems Journal Information Systems Management
ISR
Information Systems Research
IM&C
Information, Management & Consulting
[HeWI97], [SRR+09]
3 0
[HaIv82]*, [LeWe92]* , [GoWa98] [HaIv82]*, [LeWe92]*, [VRG01]/[VRG02]/[GRV04]*, [PMS+03]/[PSK03]/[PLP+04], [AWK04]*, [PMP06], [SSW04]+, [GoWa98] [GoWa98], [DMWL09] [FaDr99], [Ming03], [ChHi04], [DMWL09] [HaIv82]*, [LeWe92]* , [GoWa98]
Europ. 1 0
[SRR+09]
3 1
[Ming03], [ChHi04], [DMWL09] [DMWL09]
2
[HeWI97], [SRR+09]
17
[LeWe92]*, [FaDr99], [SEV+08], [VRG01]/[VRG02]/[GRV04], [OrIa01], [BeZm03], [PMS+03]/[PSK03]/[PLP+04], [Ming03], [ChHi04], [ALV07], [NNE09], [AWL+09], [AWK04], [PMP06], [SSW04]+, [GoWa98], [DMWL09]
2
[SRR+09], [HeWI97]
0
WI
Tabelle 109: In Studien betrachtete Zeitschriften bzw. Publikationsorgane (Teil 1)
325
Anhang
Verwendung in WI-Studien
Akronym
Name der Zeitschrift
Anm.
# WI
# IS
Verwendung in IS-Studien
ICIS
International Conference on Information Systems International Journal of Electronic Commerce
Konf.
0
2
[OrBa91]+, [FaDr99]
0
1
[DMWL09]
International Journal of Information Management
0
1
[DMWL09]
International Journal of Technology Management
0
1
[DMWL09]
Journal of Accountancy Journal of Applied Psychology Journal of Computer Information Systems
0 1 0
1 0 1
[HaIv82]* [DMWL09]
Journal of Information Science
0
1
[DMWL09]
Journal of Information Technology Journal of Management Information Systems
Europ. 0
3
[Ming03], [ChHi04], [DMWL09]
0
11
Journal of Management Information Technology
0
1
[BRT93], [FaDr99], [VRG01]/[VRG02]/[GRV04], [ChHi04], [ALV07], [PMS+03]/[PSK03]/[PLP+04], [AWK04], [PMP06], [SEV+08], [GoWa98], [DMWL09] [DMWL09]
Journal of Organizational Computing and Electronic Commerce Journal of Strategic Information Systems Journal of the Association for Information Systems Management Information Systems Quarterly
0
1
[DMWL09]
0
2
[FaDr99], [DMWL09]
2
[AWL+09], [DMWL09]
21
[HaIv82]*, [OrBa91]+, [LeWe92]*, [BRT93], [FaDr99], [CGL00], [SEV+08], [MoGe95], [VRG01]/[VRG02]/[GRV04], [PMS+03]/[PSK03]/[PLP+04], [BeZm03], [Ming03], [ChHi04], [ALV07], [NNE09], [AWL+09], [AWK04], [PMP06], [SSW04]+, [GoWa98], [DMWL09] [HaIv82]*, [OrBa91]+, [LeWe92]*, [BRT93]*, [MoGe95], [FaDr99]*, [VRG01]/[VRG02]/[GRV04]*, [PMS+03]/[PSK03]/[PLP+04], [AWK04]*, [PMP06], [SSW04]+, [GoWa98] [HaIv82]*, [LeWe92]* , [GoWa98] [DMWL09]
JAP
JIT JMIS
JSIS JAIS MISQ
MS
Management Science
WIINF
Sloan Management Review WIRTSCHAFTSINFORMATIK
[HeWI97]
0 2
0
WI
0 9
[HeSt08], [SRR+09]
12
3 [SRR08]/[StRi09], 1 [HeHe06], [Hein06], [BNOP09], [WiHe07], [HeWI97], [WiHe07], [HeSt08], [SRR+09]
Tabelle 110: In Studien betrachtete Zeitschriften bzw. Publikationsorgane (Teil 2)
Anhang
326
A.2 Auswertungen zur Angemessenheit der Baumstruktur Einzelkind-Knoten (einziger direkter Nachfolger des Vaterknotens) Kategorienbezeichner (Id) Auswahl von IT/IS(-Anbietern) (1088) Computerspiele (1864) e-learning software (392) Organisationsperspektive (2253) Adoption/Verbreitung von IT/IS (2104) Anforderungen den Benutzern entlocken (845) Ansatz zur Verifizierung von Wissensbasen (primär) (2274) Ansätze zur Förderung der Kreativität in der Entwurfsphase (236) Auktion als dezentraler Koordinationsmechanismus für Wertketten (1772) Berücksichtigung der Risikoabneigung des Benutzers bei Expertensystemen (primär) (589) Berücksichtigung des sich bewegenden Autos und seiner Umgebung in einem Spiel (primär) (1863) betriebliche IS um Hypermedia-Ebene ergänzen (1244) Beziehung zwischen Klient und Berater bei der Konfiguration und Implementierung von konfigurierbarer Software (1902) CASE-Tools (693) “contingency pricing for information goods and services” (964) Denkbare Stellgrößen/Parameter für computergestützte Arbeit (1691) Ein benutzerfreundliches Sicherheits-Werkzeug für E-Commerce (426) ein Framework für Web-basierte Shop-Systeme (2378) ein komponentenbasiertes IS für den strategischen Einkauf (2371) Einflussfaktoren für den Einsatz (adoption) von WebTechnologien für e-Commerce (270) Einflussfaktoren für Fehler, und damit Risiken, beim End User Development (1934) Eingehen des Implementations-Teams auf Anfragen der Benutzer (CRM Modul des ERP Systems) (916) Einsatz von machine-learning Techniken in betrieblichen Anwendungen (primär) (2276) Einstellung und Förderung der Rolle von IT für BPR durch seniore Manager (1115) elektronischer Gruppenkalender (1242) Entscheidungsstile von IT- Projektmanagern (731) Entscheidungsunterstützungssystem für Investitionsentscheidungen von Bergbaufirmen (2357) Entwicklung der Bilder von Technologie als sozialer Prozess der Anwender mit Auswirkung auf den Einführungserfolg (1623) Erfolgsfaktoren für post-merger IS Integrationsprojekte (2254) Erwartungen an Informationssysteme (1238)
Position im Baum
Anzahl Zuordnungen
Vaterknoten
innerer Knoten innerer Knoten innerer Knoten innerer Knoten Blatt Blatt
2 1
Handlungskontext: Integrationsprojekte nach Mergers & Acquisitions (2252) Erfolgsgrößen (2102) Bestimmen der Anforderungen (285)
Blatt
1
Regelbasierte Systeme (599)
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
0
Mitarbeiterperspektive (2145)
1
Vergnügungsorientierte IS (341)
7 0
Nutzerrolle: Lehrende/Lernende (2391)
Individuumperspektive und Perspektive des sozialen Systems (Gruppe) (2201) dezentrale Koordination von Wertschöpfungsketten (2027) Expertensysteme (464)
Blatt
1
Computerspiele (1864)
Blatt
1
Hypermedia (522)
Blatt
1
Blatt
5
Perspektive des sozialen Systems: Berater/Anbieter - Klienten-Beziehung (2194) Softwareentwicklungsumgebungen (443)
Blatt
1
Preisbildung für Information Goods (659)
Blatt
1
Blatt
1
Allgemeine Arbeiten aus Organisationsperspektive (2131) Sicherheits-Tools für InternetAnwendungen (362)
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
End user development (734)
Blatt
1
Individuumperspektive: (zukünftiger) Anwender (2209)
Blatt
1
Machine Learning (1033)
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
Web Shops/Stores (1120) Anwendungssysteme für den Einkauf (2386) Adoption/Verbreitung von Internet/Ebusines (776)
Individuumperspektive (seniore Manager) (2221) elektronischer Kalender (1211) Individuumsperspektive: Projektmanager (2195) Entscheidungsunterstützende Systeme (40) Individuumperspektive: (zukünftiger) Anwender (2213)
Blatt
3
Organisationsperspektive (2253)
Blatt
1
Voreinstellung/Neigung (1257)
Tabelle 111: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND
327
Anhang
Einzelkind-Knoten (einziger direkter Nachfolger des Vaterknotens)
Blatt Blatt
Anzahl Zuordnungen 1 1
Blatt
1
Blatt
1
Petri Netze (60)
Blatt
1
Organisationsstruktur (812)
Blatt
1
Auswahl alternativer IS (721)
Blatt
1
Journal-Rankings (563)
Klassifikation externer Informationen (373)
Blatt
1
Kleine Unternehmen (695) Kollaboration in Supply Chains diskutiert mit Konzepten aus dem CSCW-Bereich (1403)
Blatt
6
Blatt
1
kollaborative Entscheidungsfindung (1035)
Blatt
1
Krankenversicherungen (817) Kriterien für den Erfolg von Open-SourceEntwicklungsprojekten (1777) Kritischer Realismus als philosophische Grundlage für IS-Forschung (1688) Management von IT-Risiken bei vernetzten Unternehmen (1502) Nachhaltigkeitsberichterstattung (1434)
Blatt
1
Blatt
1
Net enablement (2101)
Kategorienbezeichner (Id) Fuzzy Cognitive Maps (739) Ideen generieren (1945) Information Repositories zur Speicherung von Wissen (1168) Integration von Konzepten der Objektorientierung und von Petri-Netzen (2284) Interdependenzen und Unterschiede zwischen Organisationseinheiten (1167) IS Einschätzung bei Bekanntsein der Wahl durch andere (konkurrierende) Unternehmen (1321) Journal rankings for decision technology system journals (1010)
Position im Baum
Vaterknoten Fuzzy logic (463) Brainstorming (209) Repositories (allg. für Daten, Dokumente) (2070)
Zugriff auf externe Informationen (372) KMUs (19) interorganisationale Kollaboration (690) Entscheidungen basierend auf mehreren Kriterien (606) Versicherungswirtschaft (557) Individuumsperspektive: Entwickler (2199) Erkenntnistheoretische Arbeiten (1798)
Blatt
1
Blatt
1
IT/IS Risikomanagement (1129)
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
Blatt
1
Geschäftsberichterstattung (497) E-Commerce Leistungsfähigkeit (1075) Neue Geschäftsprozesse einführen (2220) Tourismusgeschäft (349)
Blatt
1
Lernen von Organisationen (98)
Blatt
1
Repertory Grid Ansatz (269)
Blatt
1
Individuumsperspektive: IT Entwickler/Berater (2200)
Blatt
1
Blatt Blatt Blatt
1 1 2
Unterstützung der Suche nach Informationen in verteilten Systemen (1402)
Blatt
1
vehicle routing (1047) virtual lab groups (978) WAP- Office-Anwendungen (1738) Web Log Mining (376)
Blatt Blatt Blatt Blatt
1 1 1 2
Web-Entwicklungswerkzeuge (740)
Blatt
1
wire and cable industry (1222)
Blatt
1
Partizipative Einführung von Geschäftsprozessen (u.a. Diskutieren über Prozessmodelle) (1527) Reisebüros (777) Relevanz des situativen Kontexts zum Verständnis für organisationales Lernen (849) Repertory Grids als Ansatz für cross-cultural Studies (286) Spezifische Anforderungen an Handlungskompetenz bzgl. der Entwicklung und Einführung von IT/IS in Drittweltländern (1524) Steuerung des Entwicklungsprozesses nach Anzahl gefundener Fehler (674) Struktur von Management-Aufgaben (1063) Studenteninformationssystem (629) System/Software-Häuser (484)
Steuerungs- und Kontrollansätze und instrumente (974) Aufgaben-Eigenschaften (881) IS für Hochschulen (2395) Software-Branche (502) Integration von betrieblichen Anwendungssystemen und Inhalten auf Webseiten (2258) Logistik (1046) virtuelle(s) Lernen/Kurse (434) WAP (1737) Data Mining (50) Software-Entwicklungswerkzeuge (489) Elektronikindustrie (1202)
Tabelle 112: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND (Forts.)
Anhang
328
Einzelkind-Knoten (einziger direkter Nachfolger des Vaterknotens) Position im Anzahl Kategorienbezeichner (Id) Baum Zuordnungen Computersimulation (187) Blatt 3 CEO letters to shareholders (1288) Blatt 1 Web-basierter Fragebogen (676) Blatt 41 Beobachtung des Nutzerverhaltens bei Blatt 5 Web-Anwendungen (1076)
Vaterknoten Simulationsmodell (176) Geschäftsdokumente/-berichte (179) Fragebogen (168) Beobachtung des Nutzerverhaltens durch IT-/IS-Systembeobachtung (166)
Tabelle 113: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSMETHODE
Einzelkind-Knoten (einziger direkter Nachfolger des Vaterknotens) Anzahl ZuordnunPosition im Baum gen Kategorienbezeichner (Id) These entwickeln (960) Blatt 3 Vergleich von Research Models (303) Evaluation von Software / eines Prototyps (1061)
Blatt
7
Blatt
9
Begrifflicher Bezugsrahmen (126) Relationenmodell (580) Vision eines Systems (1397) Phasenmodelle (533)
Blatt Blatt Blatt Blatt
103 2 1 2
Empfehlungen für den Entwurf von IS (1377)
Blatt
6
Vaterknoten Hypothese (142) Vergleich von Erklärungsansätzen (quantitative Zusammenhänge) (262) Evaluation (der Anwendbarkeit) von Software/Prototypen (830) Informale domänenbezogene Strukturen (2406) Formale Sprache (556) Systemkonzept (137) Vorgehensmodelle (130) Weniger strukturierte Empfehlungen für die Unternehmenspraxis (Kritische Faktoren für den Erfolg u.ä.) (132)
Tabelle 114: Auflistung aller Einzelkind-Knoten im Teilbaum FORSCHUNGSZIELE
329
Anhang
Geschwisterknoten Vaterknoten: Konkrete Informationstechnologien (abstrahieren i. d. R. von Anwendungszweck) (45) Agententechnologien / Multi-Agentensysteme (47) Client-Server Systeme / Technologie (691) Data Mining (50) Datenbanken (591) EDI (570) Hypermedia (522) Internet (576) Konkrete Web Technologien (2403) Mobile Technologien (1445) Multi-Media (243) Peer-to-Peer Technologien/Netzwerke (515) Programmiersprachen/-bibliotheken (2404) Smart Cards (614) Technologien zur Zertifizierung/digitale Unterschrift (427) Verfahren der Künstlichen Intelligenz/Logik (2405) Vaterknoten: Lernen/Training - Informationen/Wissen aneignen (26) Anleitung der Kommunikation/Kooperation im Lehr-/Lernkontext (1479) Anpassung von Lerninhalten für versch. Medien nach didakt. Gesichtspunkten (1483) berufliche Weiterbildung im Bereich OO-Softwareentwicklung und UML (1541) didaktische Aufbereitung von Lerninhalten (1478) eLearning zur Weiterbildung im Unternehmen (1481) Erstellung von Lerninhalten für eLearning (1477) Erstellung von Videos als e-Learning Content (1487) Hypermedia-gestützte Lehrbücher (436) kollaboratives Learning (1409) Lernen von Soft Skills (391) online Seminar (1486) OR/MS lernen und lehren (1384) personalisierte Zusammenstellung von Lernmaterialien (1480) Planspiel-Lernarrangements (1482) Prozessunterstützung für das Lernobjekt-Management (1485) Schulung im Bereich Workflowsysteme (1385) Virtuelle interdisziplinäre Lehrveranstaltungen (1408) virtuelle(s) Lernen/Kurse (434) zielgruppenorientierte e-Learning-Szenarien (1484) Vaterknoten: Organisationsperspektive (Out-)Sourcer/Klient (2123) Application Service Provider - Lock-In (1429) Application Service Provider Nutzung (1225) Aufgabenbezogenes Wissen als Entscheidungsgrundlage (1428) Auswahl von IT-Infrastruktur-Anbietern (507) Einfluss der Wahl der Outsourcing-Strategie auf den Erfolg des Outsourcings (680) Einfluss von Service-Level-Agreement (SLA) Eigenschaften auf die Beziehung zum OutsourcingAnbieter (1866) Einflussfaktoren für die Anzahl Outsourcinganbieter (1865) Einflussfaktoren für Outsourcing-Entscheidungen (1194) ex-ante Bewertung von IS-Outsourcing Optionen (1305) Gestaltung von Outsourcing-Verträgen (2125) Herausforderungen und Nutzen von IT Outsourcing im Bankensektor (2126) Interssen einzelner Niederlassungen bei der Auswahl von unternehmensweiten ERP-Systemen (1636) Maßnahmen zur Steuerung ausgelagerter IT-Entwicklungsprojekte (669) Outsourcing-Erfolg in Abhängigkeit des geteilten Wissens (1004) Sourcing von E-Commerce Dienstleistungen (1097) Vertrauensbildende Maßnahmen in ausgelagerte IS Entwicklungsprojekten (1174) Vorgehen und Kriterien bei der Auswahl von betriebsw. Standardsoftware (420) Wissenstransfer durch strategisches IT-Outsourcing (1775)
Anzahl Zuordnungen
Anzahl direkter Nachfolger
29 1 13 5 12 2 11 0 8 10 9 0 2 3 0
2 0 1 2 2 1 0 3 6 3 0 3 0 0 5
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 4 1
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0
1 1 1 1 1
0 0 0 0 0
1
0
1 3 1 1 1
0 0 0 0 0
1
0
1 1 1 1 1 1
0 0 0 0 0 0
Tabelle 115: Auflistung aller Vaterknoten mit mehr als 10 direkten Nachfolgern mit mindestens einem Nachfolger mit mehr als zwei Zuordnungen (Teil 1)
Anhang
330
Geschwisterknoten Vaterknoten: IT-Hardware-/Software-Branche (309) Application Service Providers (471) Computer - Handel (595) EDI - Dienstleistungsanbieter (478) Intermediator für e-Services (1586) Internet-Service-Provider (415) IT-Beratung (1856) IT-Dienstleistungen (1739) Online Datenbanken / Informationsanbieter (800) Platten-Laufwerk-Branche (824) Prozessor-Hersteller (1282) Sicherheitsdienstleister (428) Software-Branche (502) Vaterknoten: Anwendungsfelder der traditionellen Gruppenarbeit (25) Arbeiten in kooperative Teams (1268) Aufdecken potentieller Gruppenkonflikte (714) Brainstorming (209) Förderung der Kreativität (904) Kategorisierung bei der Gruppenarbeit (834) Kollaboration in heterogenen Systemlandschaften (983) Kollaborative Entscheidungsfindung (625) kollaborative Prozesse (942) Kollaborative Verwendung von Software (2076) Meetings (943) Projektteams (1950) Strukturierte Modellierung (1203) Verhandlungen (749) Vaterknoten: Nutzerperspektive: Anwender allg. (betriebl. und privat) (1605) Aufmerksamkeit des Anwenders (605) Einfluss der Wahrnehmung der affective quality eines IS auf die Nutzungsabsicht (1857) Einfluss des sozialen Umfelds auf individuelle IT-Nutzung (1584) Einfluss von Multi-Media auf Voreingenommenheit durch den ersten Eindruck (587) Einflussfaktoren bzgl. der Einstellung von Nutzern zu sich verändernden Technologien (1826) Einflussfaktoren für Angst im Umgang mit dem Computer (1342) Faktoren, die die Einstellung gegenüber neuer IS beeinflussen (1635) IT-Adoption als Entwicklungsprozess des Nutzers (1969) Präferenzen für / gegen computerunterstützte Kommunikation in Abh. vom kognitiven Stil (1068) Segmentierung von Benutzergruppen mit Hilfe von Zugehörigkeitsgraden zu Clustern (1733) Verständlichkeit von 2D- vs. 3D-Graphen (2364) Wahrgenomme Eigenschaften von Systemen, die die Nutzung behindern (1354) Zufriedenheit bei der Bearbeitung von spreadsheets im Team vs. allein (1312) Vaterknoten: Branche (15) Bau/Immobilien (2433) Bildungseinrichtungen/Hochschulen (430) Finanzwirtschaft (265) Gesundheit/Fitness (2429) Handel (2427) Humanitäre Hilfsorganisationen (1317) Industrielle Fertigung (2426) Infrastrukturversorger (2434) IT-Hardware-/Software-Branche (309) Logistik-Branche (2430) Medienbranche (539) Sonstige nicht IT-spezifische Dienstleistungen/Beratungen (2431) Öffentliche Verwaltung (361)
Anzahl Zuordnungen
Anzahl direkter Nachfolger
2 1 1 1 3 1 1 1 1 1 1 7
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1
1 1 2 1 1 1 3 1 1 2 1 1 2
0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
3 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 6 12 0 0 1 0 0 5 0 2 0 11
2 4 9 2 4 0 10 2 12 2 5 4 5
Tabelle 116: Auflistung aller Vaterknoten mit mehr als 10 direkten Nachfolgern mit mindestens einem Nachfolger mit mehr als zwei Zuordnungen (Teil 2)
331
Anhang
Geschwisterknoten Vaterknoten: Nutzerrolle: Anwender allg. (betriebl. und privat) (2390) Community-Systeme (1498) E-Mail (52) E-Mail Verteiler (624) Elektronische Nachrichten/Messaging (1598) elektronischer Kalender (1211) Filter für Webseiten (1561) Instant Messenger (1977) Linguistik IS (2398) Office-Anwendungen (1158) Suchseiten / Suchmaschinen (1192) Web Portale (1279) Web-Foren (1261)
Anzahl Zuordnungen
Anzahl direkter Nachfolger
4 8 2 1 1 1 1 0 0 2 3 1
0 0 0 0 1 0 0 2 2 2 0 0
Tabelle 117: Auflistung aller Vaterknoten mit mehr als 10 direkten Nachfolgern mit mindestens einem Nachfolger mit mehr als zwei Zuordnungen (Teil 3) Zuordnungen diindirekt rekt insg.
Id
Knoten
1189
Sonstiges
5
0
5
1922
Sonstige Fragestellungen
12
0
12
2002
Sonstige einstellungsbezogenen Aspekte
6
0
6
1968
Sonstige Fragestellungen
6
0
6
4
0
4
8
0
8
12
0
12
8
0
8
9
0
9
7
0
7
17
0
17
2
0
2
3 99
3 3
0 96
827
2323 283
2431 2419 2420
Sonstiges Sonstige betriebliche IS/Algorithmen für die Lösung von Anwendungsproblemen Sonstiges Sonstige nicht ITspezifische Dienstleistungen/Beratungen Sonstige primär inhaltliche Anmerkungen Sonstige primär methodische Anmerkungen
2412
Sonstige Beschreibungen Sonstige Evaluationen mit quantiativen Maßstäben
2111
Evaluation sonstige BWL-nah
221
Position im Teilbaum (Pfad zum Vaterknoten) Forschungsgegenstand - Handlungskontexte ohne IT-Bezug als primäre Forschungsgegenstände Forschungsgegenstand - IT-bezogene Handlungskontexte als primäre Forschungsgegenstände - Anwendung von IS - Nutzungsszenarien in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug - Nutzungsszenarien: organisationsinterne Handlungskontexte in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug - Organisationsperspektive Forschungsgegenstand - IT-bezogene Handlungskontexte als primäre Forschungsgegenstände - Anwendung von IS - Nutzungsszenarien in erweiterten, IT-ermöglichten Handlungskontexten - Nutzungsszenarien: IT ermöglichte Geschäftsszenarien (auch: E/MCommerce/-Business) - Nutzungsszenario B2C Commerce - Konsumentenperspektive (B2C) - Nutzung von Internet Shops und online Diensten - Einstellung/Wahrnehmung Forschungsgegenstand - IT-bezogene Handlungskontexte als primäre Forschungsgegenstände - Anwendung von IS - Verschiedene Nutzungsszenarien betrachtet aus makroökonomischer, gesellschaftlich-kultureller Perspektive Forschungsgegenstand - IT-bezogene Handlungskontexte als primäre Forschungsgegenstände - Management von IS im Unternehmen Forschungsgegenstand - IT-nahe Artefakte (als primärer oder sekundärer F.gegenstand) - Anwendungssysteme (mit Anwendungszweck für best. Handlungskontext und Nutzerrolle) - Handlungskontext: Unternehmen allg. Forschungsgegenstand - IT-nahe Artefakte (als primärer oder sekundärer F.gegenstand) Forschungsgegenstand - Sekundäre Informationen zum Forschungsgegenstand - Anwendungsdomäne - Domäne: Branche, Region, Unternehmenstyp - Branche Forschungsgegenstand - WI-/IS-Disziplin - Forschung - Konkrete Fragestellungen zu speziellen Gegenstandsbereichen und Methoden - Arbeiten zu speziellen thematischen Kontexten Forschungsgegenstand - WI-/IS-Disziplin - Forschung - Konkrete Fragestellungen zu speziellen Gegenstandsbereichen und Methoden - Arbeiten zu speziellen thematischen Kontexten Forschungsziele - Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit Beschreibung (qualitativ) - Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes der Realwelt Forschungsziele - Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit Evaluation von Artefakten/Konzepten/Vorgehensmodellen - Evaluation durch Nachweis quantitativer Zusammenhänge Forschungsziele - Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit Evaluation von Artefakten/Konzepten/Vorgehensmodellen - Interpretative Evaluation (qualitativ) -
Tabelle 118: Auflistung aller „Sonstige“-Kategorien mit Angabe der vorgenommenen direkten und indirekten Zuordnungen
Anhang
332
A.3 Auswertungen zur Angemessenheit der Zuordnungen Anzahl Zuordnungen
Anzahl Blattknoten, mit dieser Anzahl Zuordnungen
1 2 3 4 5 7 6 11 9 10 15 8 14 13 16 33 41 52
1291 122 34 25 15 13 12 7 6 6 5 4 3 2 2 2 2 2
17 18 20 23 24 27 32 38 40 42 44 45 47 51 54 56 63 70 73 77 103 127 133 149 173 255 257 386 583 Kontrollsummen:
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1582
% von 1582 81,61% 7,71% 2,15% 1,58% 0,95% 0,82% 0,76% 0,44% 0,38% 0,38% 0,32% 0,25% 0,19% 0,13% 0,13% 0,13% 0,13% 0,13% 98,17 % 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 0,06% 100,00%
Tabelle 119: Anzahl Zuordnungen zu Blattknoten im gesamten Bezugsrahmen (Nachweis der Vollständigkeit)
1
Die Anzahl hier erfasster Blattknoten weicht geringfügig von der in Tabelle 43 (S. 151) angegebenen Zahl (1575) ab, da hier auch der Teilbaum zur Kennzeichnung nicht-relevanter Beiträge mit sieben Blättern mitgezählt wird.
333
Anhang
Anzahl Zuordnungen
Anzahl innerer Knoten, mit entspr. Anzahl Zuordnungen
% von 510
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 21 29 31 37 38 39 58 62 70 92 118 329 466 Kontrollsummen
344 46 34 17 10 7 5 6 5 3 3 3 2 2 1 2 2 2 1 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 510
67,45% 9,02% 6,67% 3,33% 1,96% 1,37% 0,98% 1,18% 0,98% 0,59% 0,59% 0,59% 0,39% 0,39% 0,20% 0,39% 0,39% 0,39% 0,20% 0,20% 0,20% 0,39% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 0,20% 100,00%
Tabelle 120: Anzahl Zuordnungen zu Nicht-Blattknoten im gesamten Bezugsrahmen
1
Die Anzahl hier erfasster inneren Knoten weicht geringfügig von der in Tabelle 43 (S. 151) angegebenen Zahl (505) ab, da in der vorliegenden Tabelle auch die Wurzel des Teilbaums zur Kennzeichnung nicht-relevanter Beiträge sowie die Wurzelknoten der drei grundlegenden Teilbäume und der oberste Wurzelknoten mitgezählt werden.
Anhang
334
Forschungsgegenstand (ID 1548)
Forschungsmethode (ID 1549)
Forschungsziele (ID 121)
Gesamtzahl Artikel
Anteil (von 1507)
Anteil WI (von 371)
Anteil IS (von 1136)
1 2 3 1 2 1 4 2 3 1 1 2 3 2
2 2 2 3 3 2 2 2 3 3 4 4 2 3
1 1 1 1 1 2 1 2 1 2 1 1 2 2
498 487 165 72 70 62 38 32 19 13 10 9 9 8
25,88% 43,13% 14,02% 1,89% 2,43% 3,77% 1,89% 3,23% 1,35% 0,81% 0,00% 0,00% 0,54% 0,27%
35,39% 28,79% 9,95% 5,72% 5,37% 4,23% 2,73% 1,76% 1,23% 0,88% 0,88% 0,79% 0,62% 0,62%
4 1 3 5 1 1 2 3 4 7
3 5 3 2 3 4 4 4 2 2
1 1 2 1 3 2 2 2 2 1
3 2 2 2 1 1 1 1 1 1
33,05% 32,32% 10,95% 4,78% 4,64% 4,11% 2,52% 2,12% 1,26% 0,86% 0,66% 0,60% 0,60% 0,53% 99,00 % 0,20% 0,13% 0,13% 0,13% 0,07% 0,07% 0,07% 0,07% 0,07% 0,07%
0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,27% 0,27% 0,00% 0,27% 0,00%
0,26% 0,18% 0,18% 0,18% 0,09% 0,00% 0,00% 0,09% 0,00% 0,09%
1507
92%
100%
100%
Kontrollsummen:
Tabelle 121: Gesamtüberblick der Anwendung der zentralen Teilbäume zur Klassifikation des Publikationskorpus Handlungskontexte ohne IT-Bezug als primäre Forschungsgegenstände (ID 2046) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 Kontrollsummen:
Domäne: Branche, Region, Unternehmenstyp (ID 12) 0 0 1 1 1 2 2 3 4 0 1
Sekundäre Informationen zum Forschungsgegenstand (ID 2149) 1 2 1 2 3 2 3 3 4 0 1
Gesamtzahl Artikel 198 6 206 40 1 26 6 2 1 23 5
Anteil (von 514) 38,52% 1,17% 40,08% 7,78% 0,19% 5,06% 1,17% 0,39% 0,19% 4,47% 0,97%
Anteil WI (von 156) 38,46% 0,00% 41,67% 14,10% 0,00% 1,28% 1,28% 0,00% 0,00% 1,92% 1,28%
Anteil IS (von 358) 38,55% 1,68% 39,39% 5,03% 0,28% 6,70% 1,12% 0,56% 0,28% 5,59% 0,84%
514
100 %
100 %
100 %
Tabelle 122: Kombinationsanalyse zum Nachweise der angemessenen Anwendung der sekundären Teilbäume bei der Klassifikation des Publikationskorpus
335
Anhang
A.4 Kombinationsauswertungen zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume Handlungs-
IT-
kontexte ohne IT-
bezogene Handlungs-
Bezug (ID: 2046)
kontexte (ID: 2307)
0
1
0
0
1
1
0
1
0 0
IT-nahe
Sekundäre
WI-/IS-
Gesamt-
Disziplin (ID: 11)
zahl Artikel
0
0
0
0
0
1
0
1
1
1
0
0
0
0
1
0
0
1
0
0
0
0
2
0
0
32
0
0
1
2
0
27
1.79 %
5.39 %
0.62 %
0
2
0
0
0
24
1.59 %
1.08 %
1.76 %
1
0
0
0
0
23
1.53 %
0.81 %
1.76 %
0
0
2
1
0
20
1.33 %
2.43 %
0.97 %
0
1
0
2
0
20
1.33 %
0.81 %
1.5 %
0
1
2
0
0
20
1.33 %
2.16 %
1.06 %
0
1
1
2
0
19
1.26 %
0.27 %
1.58 %
0
2
1
0
0
10
0.66 %
0%
0.88 %
Artefakte (ID: 4)
Anteil IS
Anteil (von
Anteil WI
1507)
(von 371)
(von 1136)
508
33.71 %
22.64 %
37.32 %
245
16.26 %
16.44 %
16.2 %
0
169
11.21 %
11.59 %
11.09 %
1
0
107
7.1 %
13.75 %
4.93 %
1
0
89
5.91 %
4.04 %
6.51 %
76
5.04 %
1.89 %
6.07 %
52
3.45 %
7.28 %
2.2 %
2.12 %
5.12 %
1.14 %
Informationen (ID: 2149)
(95,62 %) 0
1
0
0
1
9
0.6 %
0%
0.79 %
0
0
1
0
1
6
0.4 %
0.27 %
0.44 %
0
0
0
0
2
5
0.33 %
0%
0.44 %
0
0
0
1
1
5
0.33 %
0.54 %
0.26 %
0
1
0
3
0
5
0.33 %
0.54 %
0.26 %
0
1
2
1
0
5
0.33 %
0.81 %
0.18 %
1
0
0
1
0
5
0.33 %
0.54 %
0.26 %
0
0
3
0
0
4
0.27 %
0.81 %
0.09 %
0
0
1
3
0
3
0.2 %
0%
0.26 %
0
0
2
2
0
3
0.2 %
0%
0.26 %
0
2
0
1
0
3
0.2 %
0%
0.26 %
0
0
3
1
0
2
0.13 %
0.27 %
0.09 %
0
1
3
0
0
2
0.13 %
0.27 %
0.09 %
0
2
1
1
0
2
0.13 %
0%
0.18 %
0
0
0
1
2
1
0.07 %
0.27 %
0%
0
0
0
2
1
1
0.07 %
0%
0.09 %
0
1
0
1
1
1
0.07 %
0%
0.09 %
0
1
1
3
0
1
0.07 %
0%
0.09 %
0
2
0
2
0
1
0.07 %
0%
0.09 %
0
2
1
2
0
1
0.07 %
0%
0.09 %
0
2
1
4
0
1
0.07 %
0%
0.09 %
1507
100.02 %
100%
100%
Kontrollsummen:
Tabelle 123: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum FORSCHUNGSGEGENSTAND (ID 1548)
Anhang
336
Entwicklung, Einführung und
(Neu-)Entwurf von Organisa-
Ökonom. Fragestellungen über
Anwendung von IS (ID: 2099)
1963)
0
1
0
0
0
589
51,89%
47,11%
53,08%
0
0
0
1
0
224
19,74%
16,00%
20,66%
0
0
1
0
0
212
18,68%
26,67%
16,70%
1
0
0
0
0
35
3,08%
4,89%
2,64%
0
0
0
0
1
33
2,91%
3,56%
2,75%
0
2
0
0
0
13
1,15%
0,00%
1,43%
0
0
0
2
0
10
0,88%
0,44%
0,99%
0
0
2
0
0
8
0,70%
1,33%
0,55%
0
1
1
0
0
7
0,62%
0,00%
0,77%
0
1
0
1
0
3
0,26%
0,00%
0,33%
0
0
1
1
0
1
0,09%
0,00%
0,11%
1135
100%
100%
100%
Unternehmen (ID: 9)
IT- bzw. IT-nahe Unternehmen/ Märkte
Anteil (von
tion/ Reorganisation (ID: 2173)
Kontrollsummen:
Management von IS im
Gesamt-
Wartung von IS in Unternehmen (ID:
zahl Artikel
1135)
Anteil WI Anteil IS (von 225) (von 910)
(ID: 1467)
Tabelle 124: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum ITBEZOGENE HANDLUNGSKONTEXTE (ID 2307)
337
Anhang
(semi-) formale Spra-
Konkrete Informati-
Nicht ausdifferenzierte Sich-
teme (ID: 34)
onstechnologien (ID: 45)
ten auf IuK Technologien (ID: 2402)
0
1
0
0
0
387
59,45%
51,36%
63,57%
0
0
1
0
0
103
15,82%
16,82%
15,31%
1
0
0
0
0
47
7,22%
9,55%
6,03%
0
1
1
0
0
26
3,99%
6,36%
2,78%
0
0
2
0
0
17
2,61%
1,82%
3,02%
1
1
0
0
0
17
2,61%
5,45%
1,16%
0
0
0
1
0
15
2,30%
1,82%
2,55%
0
0
0
0
1
11
1,69%
0,45%
2,32%
2
0
0
0
0
7
1,08%
1,36%
0,93%
0
2
0
0
0
6
0,92%
0,91%
0,93%
1
0
1
0
0
4
0,61%
1,36%
0,23%
1
1
1
0
0
2
0,31%
0,91%
0,00%
1
2
0
0
0
2
0,31%
0,45%
0,23%
0
0
1
1
0
1
0,15%
0,00%
0,23%
0
0
3
0
0
1
0,15%
0,00%
0,23%
0
1
0
0
1
1
0,15%
0,00%
0,23%
0
1
0
1
0
1
0,15%
0,45%
0,00%
0
3
0
0
0
1
0,15%
0,00%
0,23%
2
1
0
0
0
1
0,15%
0,45%
0,00%
3
0
0
0
0
1
0,15%
0,45%
0,00%
651
100%
100%
100%
chen und Konzepte (ID: 46)
Kontrollsummen:
Anwendungssys-
Sonstiges (ID: 283)
Gesamtzahl
Anteil (von
Anteil WI (von
Anteil IS (von
Artikel
651)
220)
431)
Tabelle 125: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum ITNAHE ARTEFAKTE (ID 4)
Anhang
338
Gestaltung der Wirklichkeit (ID 122) Artefakte / Konzepte (ID: 1543)
Handlungssystem/empfehlung (ID: 1544)
0 1 0 0 0 0 1 0 1 1 1
0 0 0 1 0 0 1 1 0 0 0
0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 Kontrollsummen:
Charakterisierung der empirischen Wirklichkeit (ID 123) BeschreiBeschreiEvaluation bende Stabung (quali- Erklärung von Artetistiken tativ) (ID: 139) fakten… (quantitativ) (ID: 140) (ID: 141) (ID: 400) 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 0 1 0 0
0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 2 0 0 1
0 0 0 0 1 1 0 0 0 1 0 1 1 0
1 0 0 2 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0
1 1 0 0 0 1 1 0 2 0 0 0 0 1
0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 0
Gesamtzahl Artikel 557 374 176 150 87 32 32 12 12 11 10 8 7 7 6 6 4 3 3 2 2 2 2 1 1 1507
Anteil (von 1507)
36,96% 24,82% 11,68% 9,95% 5,77% 2,12% 2,12% 0,80% 0,80% 0,73% 0,66% 96,41 % 0,53% 0,46% 0,46% 0,40% 0,40% 0,27% 0,20% 0,20% 0,13% 0,13% 0,13% 0,13% 0,07% 0,07% 100%
Anteil WI (von 371)
Anteil IS (von 1136)
4,04% 52,83% 10,24% 16,17% 5,93% 1,35% 1,35% 1,35% 2,16% 0,27% 1,35%
47,71% 15,67% 12,15% 7,92% 5,72% 2,38% 2,38% 0,62% 0,35% 0,88% 0,44%
0,00% 0,00% 0,81% 0,54% 0,81% 0,00% 0,00% 0,54% 0,00% 0,00% 0,27% 0,00% 0,00% 0,00% 100%
0,70% 0,62% 0,35% 0,35% 0,26% 0,35% 0,26% 0,09% 0,18% 0,18% 0,09% 0,18% 0,09% 0,09% 100%
Tabelle 126: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum FORSCHUNGSZIEL (ID 121)
Kohärenz (ID: 190)
Konsens (ID: 192) (inkl. hermeneutische Verfahren)
0 0 0 0 1
0 1 0 0 0
0 0 0 1 1 0 1 Kontrollsummen:
1 1 1 1 0 0 0
Korrespondenz (ID: 189) Erfolgreiche Statist. Umsetzung Auswertung bzw. Anempirisch wendung gew. Daten (ID: 195) (ID: 194) 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 1
1 0 0 0 1 0 0
Modellbasiert (ID: 193)
Gesamtzahl Artikel
0 0 0 1 0
569 522 174 171 36
0 1 0 0 0 1 0
10 6 6 6 4 2 1 1507
Anteil (von 1507)
Anteil WI (von 371)
Anteil IS (von 1136)
37,76% 34,64% 11,55% 11,35% 2,39% 97,69 % 0,66% 0,40% 0,40% 0,40% 0,27% 0,13% 0,07% 100%
6,47% 57,41% 23,72% 6,74% 3,23%
47,98% 27,20% 7,57% 12,85% 2,11%
0,81% 0,54% 0,27% 0,81% 0,00% 0,00% 0,00% 100%
0,62% 0,35% 0,44% 0,26% 0,35% 0,18% 0,09% 100%
Tabelle 127: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum BEGRÜNDUNGSVERFAHREN (ID 160)
339
Anhang
Mittelbarer Zugang über .. InformationsArtefakte als quellen über das Handeln Modell der von Indiv./ Realität (ID: 2414) Org. (ID: 159) 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 1 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 Kontrollsummen:
0 1 1 0 0 1 0 0 0 2 0 0 0 1 1
Unmittelbarer Zugang über ..
Artefakte als Teil der Realität (ID: 2413) 0 0 0 0 1 0 0 0
handelnde Individuen/ Organisationen (ID: 158) 1 0 0 0 0 1 2 1
0 0 0 1 1 0 0 1 2 0 0 0 1 0 1
1 2 0 0 1 0 0 0 0 0 2 3 2 1 0
Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium) (ID: 180)
Gesamtzahl Artikel
0 1 0 0 0 1 0 0
652 318 148 114 85 50 48 28
0 0 0 1 0 1 1 0 0 0 1 0 0 1 0
14 9 8 7 6 6 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1507
Anteil (von 1507)
Anteil WI (von 371)
Anteil IS (von 1136)
43,26% 21,10% 9,82% 7,56% 5,64% 3,32% 3,19% 1,86% 95,75 % 0,93% 0,60% 0,53% 0,46% 0,40% 0,40% 0,20% 0,13% 0,13% 0,13% 0,07% 0,07% 0,07% 0,07% 0,07% 100%
22,64% 42,59% 15,36% 5,12% 8,89% 1,35% 0,27% 0,81%
50,00% 14,08% 8,01% 8,36% 4,58% 3,96% 4,14% 2,20%
0,00% 0,00% 0,00% 0,81% 0,54% 0,54% 0,27% 0,27% 0,54% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 100%
1,23% 0,79% 0,70% 0,35% 0,35% 0,35% 0,18% 0,09% 0,00% 0,18% 0,09% 0,09% 0,09% 0,09% 0,09% 100%
Tabelle 128: Kombinationsauswertung zur Anwendung der grundlegenden Teilbäume im Teilbaum ART DES ZUGANGS (ID 157)
Anhang
340
A.5 Abbildung unabhängiger Variablen im Begriffssystem TEILBAUM ɘ AUFGABEN-EIGENSCHAFTEN (ID 881) ɘ EIGENSCHAFTEN DES BETRACHTETEN IS (ID 2233)
Fragestellungen (Unter- und Blattkategorien) Struktur von Management-Aufgaben (ID 1063) (1 + 0) Benutzerschnittstelle/Präsentation von Informationen/Daten (ID 2234) (0 + 3) •
Farbliche Markierung von Tabellen (ID 2235) (1 + 0)
•
Gestaltung der Anfrage-Schnittstelle (ID 2246) (1 + 0)
•
Gestaltung der Kommunikationsschnittstelle (ID 2245) (1 + 0) Eigenschaften von Webseiten (technische Aspekte des Benutzerinterface) (ID 1057) (0 + 3) •
Animationen auf Webseiten (ID 1299) (1 + 0)
•
Aufgabenabhängige Anpassbarkeit von (Such)Webseiten (ID 1311) (1 + 0)
•
Design-Elemente von Webseiten (ID 634) (1 + 0)
Flexibilität von IT Infrastrukturen (ID 805) (2 + 0) Problemmodellierungs-Komponente in GDSS (ID 899) (1 + 0)
ɘ EIGENSCHAFTEN DES UNTERNEHMENSKONTEXT (UMWELT, BRANCHE, WERTKETTE) (ID 882)
Verschiedene Eigenschaften des IS bzw. der IT Infrastruktur (ID 886) (2 + 0) Branchen-Kontext (ID 1193) (1 + 0)
Charakteristika der Partnerschaft zweier Unternehmen (ID 1128) (1 + 0) Eigenschaften des Marktes (ID 2114) (1 + 0) Umwelteigenschaften (ID 688) (0 + 4) •
Umweltdynamik (ID 689) (2 + 0)
•
Umweltunsicherheit (ID 683) (2 + 0) Versch. Kontextfaktoren / Unternehmenseigenschaften (ID 692) (4 + 0)
ɘ PERSÖNLICHE EIGENSCHAFTEN, ERFAHRUNGEN ODER EINSTELLUNGEN VON ANWENDERN (ID 879)
Eigenschaften von IS-Abteilungsleitern (ID 1266) (1 + 0)
gender-spezifische Unterschiede (ID 228) (1 + 0) Gewohnheiten (automatische Verhaltenstendenzen) (ID 1326) (1 + 0) Lern-Eigenschaften/-Stil (ID 1273) (1 + 0) Verschiedene Persönliche Eigenschaften (ID 697) (3 + 0) Verspieltheit und Ängstlichkeit mit dem Computer (ID 1250) (1 + 0) Voreinstellung/Neigung (ID 1257) (1 + 1) •
ɘ UNTERNEHMENSEIGENSCHAFTEN (ID 880)
Erwartungen an Informationssysteme (ID 1238) (1 + 0) Art der gesetzten IT-Ziele in de Organisation (ID 2319) (1 + 0) Einstellung des sozialen und institutionellen Umfelds bzgl. der IT (Kollegen, U.leitung, Chef etc.) (ID 1949) (1 + 0) Operative Organisationseigenschaften (ID 1929) (1 + 0) Organisationsstruktur (ID 812) (1 + 1) •
Interdependenzen und Unterschiede zwischen Organisationseinheiten (ID 1167) (1 + 0) Von Außen als erfolgreich eingeschätzte IT Anwender (ID 1973) (1 + 0)
Tabelle 129: Kategorien im Teilbaum Einflussfaktoren für den Erfolg/Effektivität von innerorganisationalen IS/IT (unabhängige Variablen) (ID 412) und Angabe der direkten sowie indirekten Zuordnungen
341
Anhang
A.6 Auswertungen im Hinblick auf Forschungsfragen Perspektiven und Handlungskontexte Gesamt Handlungskontexte/Nutzungsszenarien (Neu-)Entwurf von Organisation/Reorganisation (insb. betrieblicher Prozesse und Workflows) (ID 2173)
Nutzer
Organisation
WI %
IS %
Anzahl WI %
IS %
Anzahl WI %
IS %
Anzahl WI %
IS %
35
4,80
2,53
1
0,00
0,11
0
0,00
0,00
10
0,00
1,05
0,44
2,95
0
0,00
0,00
29
0,44
2,95
0
0,00
0,00
nicht-betriebliche Handlungskontexte in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug Anwendung von IS Nutzungsszenarien in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug (ID 2098)
Individuum
Anzahl
29 organisationsinterne Handlungskontexte in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug 204
6,11
20,04
0
0,00
0,00
144 2,18
14,66 60
3,93
5,38
Nutzung des WWW/Internets als Anwendungssystem (betrieblich oder privat) 10 Sitzungen (lokal) 19
0,00 0,00
1,05 2,00
0 4
0,00 0,00
0,00 0,42
10 0
0,00 0,00
1,05 0,00
0,00 0,00
0,00 0,95
IT ermöglichte Formen der Arbeitsorganisation und sozialen Interaktion allg.
6
0,00
0,63
5
0,00
0,53
0
0,00
0,00
1
0,00
0,11
Home Offices/Telecommuting
8
0,44
0,74
7
0,00
0,74
0
0,00
0,00
1
0,44
0,00
0 9
Networks/Communities of Practice
5
0,44
0,42
2
0,00
0,21
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
Peer-to-Peer Netzwerke
7
0,87
0,53
0
0,00
0,00
2
0,87
0,00
0
0,00
0,00
Virtuelle / elektronische Communities
16
0,87
1,48
8
0,44
0,74
0
0,00
0,00
1
0,00
0,11
Virtuelle Teams / ITgestützte Gruppenarbeit
20
0,44
2,00
6
0,00
0,63
0
0,00
0,00
4
0,00
0,42
Virtuelle Unternehmen/Organisationen
5
2,18
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
5
2,18
0,00
Nutzungsszenario B2B Commerce (inkl. SCM)
59
12,23
3,27
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
59
12,23
3,27
B2C Commerce
172
11,79
15,30
66
0,87
6,75
0
0,00
0,00
105 10,48
8,54
elektronische Märkte / online Märkte
43
8,73
2,43
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
31
7,86
1,37
22 allg. IS Einführungsprojekte 9 ERP-Einführungsprojekte 14
1,75 0,00 0,44
1,90 0,95 1,37
0 0 0
0,00 0,00 0,00
0,00 0,00 0,00
0 1 1
0,00 0,00 0,00
0,00 0,11 0,11
0 5 9
0,00 0,00 0,00
0,00 0,53 0,95
Entwicklung von IS allg.
112
22,71
6,33
1
0,44
0,00
0
0,00
0,00
6
0,44
0,53
Integrationsprojekte nach Mergers & Acquisitions
3
0,87
0,11
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
3
0,87
0,11
Softwareentwicklung in Open-Source Entwicklernetzwerken
4
0,44
0,32
1
0,00
0,11
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
Softwareentwicklungsprojekte (klassisch)
80
2,18
7,91
8
0,00
0,84
12
0,00
1,27
52
1,75
5,06
Wartung von IS (Nach-Einführung-Phase) (ID 238) 14
2,18
0,95
6
2,18
0,11
0
0,00
0,00
8
0,00
0,84
Anwendung von IS Nutzungsszenarien in erweiterten, ITermöglichten Handlungskontexten (ID 1978)
Anwendung von IS (versch. Nutzungsszenarien) (ID 1308) (gesellschaftlich/kulturell/makroökonom.) Einführung von IS im Unternehmen (ID 7)
Entwicklung von IS (ID 6)
Management von IS im Unternehmen allg.
6
0,44
0,53
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
6
0,44
0,53
IT/IS Outsourcing
34
5,68
2,22
4
0,44
0,32
0
0,00
0,00
30
5,24
1,90
52
2,18
4,96
41
0,87
4,11
0
0,00
0,00
11
1,31
0,84
135
5,24
12,97
5
0,00
0,53
0
0,00
0,00
130 5,24
12,45
3,06
1,48
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
21
3,06
1,48
3,49
2,64
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
28
2,18
Management der IS/ITManagement von IS Abteilung/-Mitarbeiter im Unternehmen (ID 9) Management von IS/IT (organisationsinterne IS)
Management von IS/IT (auch IS/IT an den Grenzen des Unternehmens) 21 IT- bzw. IT-nahe Unternehmen oder die entspr. Märkte(ID 1467) 33 SUMMEN
1177 100,00 100,00
165 5,24
16,14 199 3,49
20,15 595 57,64
Tabelle 130: Zuordnungen zu Perspektiven und Handlungskontexten (Grundgesamtheit 1177 Zuordnungen, davon 229 WI und 948 IS) – Teil 1
2,43 48,84
Anhang
342
Handlungskontexte/Nutzungsszenarien (Neu-)Entwurf von Organisation/Reorganisation (insb. betrieblicher Prozesse und Workflows) (ID 2173)
Anwendung von IS Nutzungsszenarien in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug (ID 2098)
4,80
1,37
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
organisationsinterne Handlungskontexte in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00
0 6
0,00 0,00
0,00 0,63
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00
Home Offices/Telecommuting
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00
Networks/Communities of Practice Peer-to-Peer Netzwerke
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00
3 5
0,44 0,00
0,21 0,53
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00
Virtuelle / elektronische Communities
0
0,00
0,00
7
0,44
0,63
0
0,00
0,00
Virtuelle Teams / IT-gestützte Gruppenarbeit
0
0,00
0,00
10
0,44
0,95
0
0,00
0,00
Virtuelle Unternehmen/Organisationen
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
Nutzungsszenario B2B Commerce (inkl. SCM)
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
B2C Commerce
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
1
0,44
0,00
Nutzung des WWW/Internets als Anwendungssystem (betrieblich oder privat)
elektronische Märkte / online Märkte Anwendung von IS (versch. Nutzungsszenarien) (ID 1308) (gesellschaftlich/kulturell/makro-ökonom.)
Entwicklung von IS (ID 6)
allg. IS Einführungsprojekte ERP-Einführungsprojekte Entwicklung von IS allg.
0,00
0,00
0
0,00
0,00
12
0,87
1,05
0,00
0,00
0
0,00
0,00
22
1,75
1,90
3
0,00
0,32
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
3 105
0,44 21,83
0,21 5,80
1 0
0,00 0,00
0,11 0,00
0 0
0,00 0,00
0,00 0,00 0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
Softwareentwicklung in OpenSource Entwicklernetzwerken
0
0,00
0,00
3
0,44
0,21
0
0,00
0,00
Softwareentwicklungsprojekte (klassisch)
0
0,00
0,00
8
0,44
0,74
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
Management von IS im Unternehmen allg.
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
IT/IS Outsourcing
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
Management der IS/IT-Abteilung/Mitarbeiter
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
Management von IS/IT (organisationsinterne IS)
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
Management von IS/IT (auch IS/IT an den Grenzen des Unternehmens)
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
IT- bzw. IT-nahe Unternehmen oder die entspr. Märkte(ID 1467) SUMMEN
0 0
Integrationsprojekte nach Mergers & Acquisitions
Wartung von IS (Nach-Einführung-Phase) (ID 238)
Management von IS im Unternehmen (ID 9)
Sonderrolle Anzahl WI % IS %
24
IT ermöglichte Formen der Arbeitsorganisation und sozialen Interaktion allg.
Einführung von IS im Unternehmen (ID 7)
Soziales System Anzahl WI % IS %
nicht-betriebliche Handlungskontexte in Anwendungsbereichen ohne primären IT-Bezug
Sitzungen (lokal)
Anwendung von IS Nutzungsszenarien in erweiterten, ITermöglichten Handlungskontexten (ID 1978)
Konst. Aufgaben Anzahl WI % IS %
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
5
1,31
0,21
135
27,07
7,70
43
2,18
4,01
40
4,37
3,16
Tabelle 131: Zuordnungen zu Perspektiven und Handlungskontexten (Grundgesamtheit 1177 Zuordnungen, davon 229 WI und 948 IS) – Teil 2
343
Anhang
Bewertung der Forschungsziele und -methoden Auswahl
X X
X
X
X
Art des Zugangs Mittelbarer Zugang über Artefakte als Modell der Realität (ID 2414) Bestehende Bezugsrahmen Bestehende Modelle / Theorien Simulationsmodell Mittelbarer Zugang zur Realität mittels Informationsquellen über das Handeln von Individuen/ Organisationen (ID 159) Diverse Mittelbare Information - Zugang unklar Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) Sekundärquellen Bestehende Statistiken/Umfrageergebnisse (Sekundärstudie) Geschäftsdokumente/-berichte Informationsdienstleister/Nachrichtensender Webseiten Unmittelbarer Zugang über Artefakte als Teil der Realität (ID 2413) Bestehende Artefakte der / für die Forschung (Meta-Zugang) Bestehende Research Models Publikationsanalysen Bestehende Artefakte der / für die Praxis Bestehende Management-Frameworks Bestehende Modellierungssprachen/-konzepte Bestehende Systeme/Algorithmen Standards Unmittelbarer Zugang zur Realität über handelnde Individuen/ Organisationen (ID 158) Befragen Befragung (Art unklar) Diskussion (informell) Fragebogen Persönliches Interview Beobachten Beobachtung (Feld) Beobachtung des Nutzerverhaltens durch IT-/ISSystembeobachtung Direkte Erfahrung (konkreter Zugang unklar) Diverse Experiment Experimentelle Webseite (fiktives Szenario, selbständig durchgeführt) Feld-Experiment Labor experiment Test durch Anwendung der Software/Methode auf realistischen Testdatensätzen Teilnahme eigenes Erleben Interaktion/Kollaboration teilnehmende Beobachtung Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium) (ID 180)
WI-Anteil (in % von 391) 5,37 0 5,12 0,26
IS-Anteil (in % 1319) 9,1 0,3 8,57 0,23
15,86 0 1,53
10,84 0,45 0,3
13,55 0,77
1,29 8,79
0,26 0 0 0,51 11,00 0,77 0 0,77 10,23 0,26 2,05 6,91 1,02
3,34 2,43 2,5 0,53 4,78 0,99 0,08 0,91 3,79 0,45 0,61 2,73 0
24,55 10,74 1,28 0 4,6 4,86 2,56 0
58,83 37,91 0,76 0,61 26,69 9,86 3,79 1,36
2,56 5,37 0,26 0,26
2,43 0,91 1,14 13,27
0 0 0,26
0,15 3,18 9,55
0 5,37 2,3 2,05 1,02 43,22
0,3 1,82 0,83 0,15 0,83 16,45
Anmerkung: Die hier hier angezeigten Oberkategorien (kursiv dargestellt) sind abstrakt. Daher ergibt die Summe der Anteile aller Unterkategorien (eingerückt dargestellt) den bei der zugerhörigen Oberkategorie (kursiv dargestellt) angegebenen Anteil. Im Teilbaum Art des Zugangs gibt es durchschnittlich pro WI-Artikel 1,05 Zuordnungen und pro IS-Artikel 1,16 Zuordnungen
Tabelle 132: Zuordnungen zu Kategorien des Teilbaums ART DES ZUGANGS (unklare Zugangsarten sind in der ersten Spalte angekreuzt)
Anhang
344
Schwerpunkt-Forschungsziele:
IS (in % von 1136 Artikeln) Überprüfte Hypothese (ID 144)
Softwarebezogene Artefakte (ID 129)
Empfehlungen für die Unternehmenspraxis (ID 1545)
0,00%
0,00%
0,00%
0,00%
Zugangsarten:
Mittelbarer Zugang über Artefakte als Modell der Realität (ID 2414)
Mittelbarer Zugang zur Realität mittels Informationsquellen über das Handeln von Individuen/ Organisationen (ID 159)
Unmittelbarer Zugang über Artefakte als Teil der Realität (ID 2413)
Unmittelbarer Zugang zur Realität über handelnde Individuen/ Organisationen (ID 158)
Bestehende Bezugsrahmen (ID 535)
WI (in % von 371 Artikeln)
Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (ID 145)
Bestehende Modelle / Theorien (ID 185)
0,79%
0,35%
1,08%
0,81%
Simulationsmodell (ID 176)
0,09%
0,09%
0,00%
0,00%
Diverse (ID 177)
0,09%
0,00%
0,00%
0,00%
Mittelbare Information - Zugang unklar (ID 188)
0,09%
0,00%
0,81%
0,27%
Mittelbare Informationen aus der Praxis (Anforderungen, konkreter Zugang unklar) (ID 355)
0,00%
0,00%
10,78%
2,70%
Sekundärquellen (ID 174)
4,85%
1,15%
0,00%
0,27%
Bestehende Artefakte der / für die Forschung (MetaZugang) (ID 2415)
0,09%
0,09%
0,00%
0,00%
Bestehende Artefakte der / für die Praxis (ID 175)
0,18%
0,00%
5,12%
0,81%
Befragen (ID 162)
9,45%
16,28%
1,08%
2,70%
Beobachten (ID 161)
1,15%
0,53%
1,08%
0,00%
Direkte Erfahrung (konkreter Zugang unklar) (ID 173)
0,00%
0,00%
2,16%
0,27%
Diverse (ID 172)
0,09%
0,00%
0,00%
0,27%
Experiment (ID 171)
6,79%
4,75%
0,00%
0,00%
Teilnahme (ID 163)
0,00%
0,00%
1,35%
1,35%
Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Literaturstudium) (ID 180)
0,89%
0,71%
14,02%
8,63%
Summen
24,55%
23,95%
37,48%
18,08%
Mehfachzuordnungen (mehr als eine Zugangsart)
2,41%
1,59%
1,62%
0,81%
Anmerkung: Aufgrund von Mehrfachzuordnungen ist die Summe der Prozentwerte einer Spalte leicht höher als der Gesamtanteil dem jeweiligen Ziel zugeordneter Beiträge. Die letzte Zeile jeder Tabelle gibt daher an, wie viel Prozent der Artikel mehr als einer Zugangsart bzw. mehr als einem Begründungsansatz zugeordnet sind.
Tabelle 133: Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu Schwerpunkt-Forschungszielen und Zugangsarten
345
Anhang
Schwerpunkt-Forschungsziele:
IS (in % von 1136 Artikeln) Überprüfte Hypothese (ID 144)
Softwarebezogene Artefakte (ID 129)
Empfehlungen für die Unternehmenspraxis (ID 1545)
0,09%
0,18%
0,54%
0,81%
Begründungsansätze: Kohärenz
Anwendung bestehender Theorien (ID 196)
WI (in % von 371 Artikeln)
Überprüftes Research model / Erklärungsmodell (ID 145)
Integrationsfähigkeit (ID 198)
0,00%
0,00%
0,54%
0,00%
Stimmigkeit mit Literatur (ID 197)
0,00%
0,18%
0,00%
0,00%
Hermeneutische Verfahren (ID 201)
1,24%
0,35%
20,49%
9,70%
Konsensfindungsprozesse (ID 199)
0,00%
0,00%
0,00%
0,27%
Erfolgreiche Umsetzung bzw. Anwendung (ID 195)
0,18%
0,26%
13,48%
4,58%
Statistische Auswertung empirisch gewonnener Daten (ID 194)
19,46%
21,31%
0,00%
1,35%
Computersimulation (ID 203)
0,09%
0,00%
0,00%
0,00%
mathematische Analyse / Simulation (ID 202)
1,32%
0,44%
0,81%
0,81%
Summe
22,38%
22,72%
35,86%
17,52%
Mehrfachzuordnungen (mehr als ein Begründungsansatz)
0,27%
0,36%
0,00%
0,27%
Konsens
Korrespondenz
Modell-basiert
Anmerkung: Aufgrund von Mehrfachzuordnungen ist die Summe der Prozentwerte einer Spalte leicht höher als der Gesamtanteil dem jeweiligen Ziel zugeordneter Beiträge. Die letzte Zeile jeder Tabelle gibt daher an, wie viel Prozent der Artikel mehr als einer Zugangsart bzw. mehr als einem Begründungsansatz zugeordnet sind.
Tabelle 134: Anteile mit kombinierten Zuordnungen zu Schwerpunkt-Forschungszielen und Begründungsverfahren