W i a r d Popkes
Der Brief des Jakobus T h H K 14
Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament In neuer Bearbeitu...
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W i a r d Popkes
Der Brief des Jakobus T h H K 14
Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament In neuer Bearbeitung unter Mitwirkung von Reimund Bieringer, Hermann Binder, Ingo Broer, Christfried Böttrich, Reinhard Feldmeier, Jörg Frey, Walter Grundmann f» Klaus Haacker, Günter Haufe, Harald Hegermann, Jens Herzer, Gottfried Holtz f, Traugott Holtz, Ulrich B. Müller, Peter Pilhofer, Petr Pokorny, Wiard Popkes, Eckart Reinmuth,Gottfried Schule, T h o m a s Söding, Werner Vogler t , Wolfgang Weiß und Wolfgang Wiefel t
herausgegeben von
Erich Fascher t> J o a c h i m R o h d e , U d o Schnelle u n d Christian W o l f f
14
Der Brief des Jakobus von W i a r d Popkes
Der Brief des Jakobus
von
Wiard Popkes
EVANGELISCHE VERLAGSANSTALT Leipzig
Meinen Studenten
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme T h e o l o g i s c h e r H a n d k o m m e n t a r z u m N e u e n T e s t a m e n t / in neuer B e a r b . unter M i t w . v o n H e r m a n n B i n d e r ... H r s g . v o n E r i c h Fascher L e i p z i g : E v a n g . Verl.-Anst. 1 4 . P o p k e s , W i a r d : D e r B r i e f des J a k o b u s . - 2 0 0 1 Popkes, Wiard: D e r B r i e f des J a k o b u s / v o n W i a r d P o p k e s . - L e i p z i g : E v a n g . Verl.-Anst., 2001 ( T h e o l o g i s c h e r H a n d k o m m e n t a r z u m N e u e n T e s t a m e n t ; 14) ISBN 3-374-01813-0
© 2 0 0 1 b y Evangelische Verlagsanstalt G m b H , L e i p z i g Printed in G e r m a n y • H 6 6 8 6 D a s W e r k ist einschließlich all seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Gesamtherstellung: Druckerei Böhlau, Leipzig I S B N 3-374-01813-0
Vorwort
Jakobus hat es seinen Auslegern nie leicht gemacht. Das zeigt die Geschichte der Interpretation mit ihren unterschiedlichen Positionen. Obwohl alle Kommentatoren (nur) über dasselbe Material verfügen, sind die Fragen über die geschichtliche Pla zierung und theologische Bewertung, über Verfasser, Adressaten, Form, Absicht, Hintergrund, kanonsgeschichtliche Stellung und über diverse Relationen (zu Jesus, Paulus, IPetr, zum Judentum, zur Weisheitstradition u. a.), von vielen Detailfragen gar nicht zu reden, bis auf den heutigen Tag strittig. Deswegen sind hier Sorgfalt und Besinnung hinsichtlich der Methoden besonders angebracht. Ein Kommentar (der notgedrungen immer auch eine Kommentierung anderer Auslegungen in Geschichte und Gegenwart sein wird) zum Jakobusbrief kann m. E . nicht einfach fertige Ergeb nisse präsentieren. Vielmehr sollte er die Leserschaft mit hineinnehmen in das Ge spräch über die exegetischen Möglichkeiten des Textes, die methodischen Ansätze und die Bewertung des Materials aus Umwelt und Vorgeschichte. Es braucht Arbeit, bis sich die eigene Sicht herauskristallisiert, so etwa könnte Jakobus es gemeint haben, wobei auch die Grenzen des Erkennens auftauchen; denn Jakobus läßt man ches im Unklaren. Vordringlich erschien mir, Gedankengang und Arbeitsweise des Jak zu erfassen und dabei die Prämissen der eigenen Interpretation transparent wer den zu lassen. Die Einführung ist deshalb relativ ausführlich ausgefallen; sie enthält immer wieder auch Uberblicke zur Forschung, besonders zur neueren, die nicht nur zahlreich, sondern auch reichhaltig ist. Die einzelnen Abschnitte orientieren einlei tend über generelle Aspekte; zudem nötigt der Text auch zwischendurch verschie dentlich dazu, im Vor- bzw. Rückblick Gedankengänge zu beleuchten und nicht lediglich die einzelnen Verse durchzumustern. Solche Ausführungen wollen die VersAuslegung entlasten und stützen. Der Leser gewinnt dabei zugleich einen Einblick in die Arbeit des Kommentators und dessen Ringen mit dem Text. Solch ein Verfahren entspricht dem Stil und Anliegen gerade dieses Briefes. Jako bus ruft zu Geduld und Ausdauer; das sollte sich auch auf seine Ausleger übertragen. Er verwickelt seine Leserschaft ins Gespräch und nötigt sie zum eigenen Beurteilen; nicht selten stellt er Fragen. Viele schon haben es unternommen, die Gedankengän ge sorgsam zu analysieren und sich ihre Meinung zu bilden. Als Interpret sitzt man gewissermaßen an einem großen Runden Tisch mit ihnen und versucht, sich am Gespräch über das rechte Verständnis zu beteiligen; als Schwierigstes erweist sich dabei immer wieder die Verständigung über die Prinzipien und Prämissen der JakAuslegung. Der eigene Standpunkt kann nur induktiv aus der intensiven Beschäfti gung mit dem Text selbst und im argumentativen Gespräch mit anderen Auslegern gefunden werden.
VI
Vorwort
Aus den dargelegten Gründen folgt der Kommentar nicht immer ganz den Ge pflogenheiten dieser Reihe. Ich danke dem Verlag und den Herausgebern des T h H K nicht nur für ihre hilfreichen Einzelhinweise, ihre Geduld und Mühewaltung, son dern auch dafür, daß sie den Kommentar trotzdem aufgenommen haben. Die Leser innen und Leser kann ich diesbezüglich nur um Nachsicht bitten. Wem ich bei dem genannten argumentativen Gespräch besonders zu Dank ver pflichtet bin, wird der informierte Leser unschwer erkennen. Namentlich erwähnen möchte ich, auch wegen des literarischen Austausches, Hubert Frankemölle, Franz Mußner und Christoph Burchard; letzterer ließ mir noch vor der Drucklegung das Typoskript seines Kommentars ( H N T ) zukommen. Z u danken habe ich für den Austausch ferner Richard Bauckham, Ralph Martin, Karl-Wilhelm Niebuhr, Fran c i s Vouga, Peter Müller, Petra von Gemünden, Donald Verseput, Rudolf Hoppe, Klaus Haacker, Thomas Söding, David Hellholm, Ernst Baasland, Joachim Molthagen und Moises Mayordomo-Marin. Gelernt habe ich ebenfalls aus der Diskussion nach Vorträgen, speziell in Oslo 1996 und Oxford 1998. Viele haben mir durch Hinweise und Materialbeschaffung geholfen: Klaus Wachtel, Ronald Deering, Chris Church, Alan Tuttle, Martin Rothkegel, Andre Heinze, Lars Heinrich, T h o m a s Nißlmüller, Rainer Mansel, Christoph Stenschke, Matthias Walter, Carsten Claußen, Thomas Reichert, Enno Edzard Popkes und Olaf Petzel, der zudem Korrektur las. Steffi Eggers hat in unermüdlicher Treue das Manuskript in den Computer übertra gen. Dank gebührt gleichfalls meinen Kollegen vom Theologischen Seminar für ihr Interesse und ihre Unterstützung. Freude hat mir die Beschäftigung mit Jakobus immer bereitet, auch wenn der Text manche Fragen unbeantwortet läßt. Es lohnt sich, auf diesen besonderen Zeugen des Neuen Testaments zu hören. Ich hoffe, daß sich bei der Lektüre etwas von dieser Freude und von der inhaltlichen Zielsetzung des Briefes überträgt.
Im Herbst 2000
Wiard Popkes
Inhaltsverzeichnis Abkürzungen Literatur
XI XVIII
Einleitung § 1 Prolegomena 1. Situation der Forschung 2. Methodologie und Kriterien 3. Fehlende Themen 4. Ausgangspunkt der Analyse
1 1 1 3 6
§ 2 Die text- und kanonsgeschichtliche Rezeption 1. Textüberlieferung 2. Kanonsgeschichte
7 7 9
§ 3 Die kommunikative Gestalt 1. Anrede an kollektive Größe 2. Probleme durch menschliches So-Sein 3. Gepflegte Sprache
11 11 13 13
§ 4 Inhaltliche Schwerpunkte und Situation der Adressaten 1. Themenbereiche 2. Situation der Adressaten 3. Schichtenübergreifendes Spannungsgefälle 4. Selbstverständnis der Adressaten 5. Grundlinien der Theologie des Jakobus
16 16 17 18 21 22
§ 5 Traditionen 1. Altes Testament und jüdische Tradition 2. Weisheitstradition 3. Jesus-Überlieferung 4. Beziehungen zu Paulus 5. Beziehungen zum 1. Petrusbrief 6. Weitere innerneutestamentliche Berührungen 7. Frühchristliche Schriften 8. Sachlich-situativer Vergleich
27 27 29 32 36 39 40 40 42
§ 6 Die kompositorische Gestalt 1. Gattungsbestimmung
44 45
VIII
Inhalt
2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Rhetorische Analyse Analysen von Jakobus 1 Thematische Einteilungen Didaktische Strukturvorschläge Einheitliches Thema Textbegriff Ergebnisse zur Kompositionsfrage
§ 7 Die Abfassungsverhältnisse 1. Entwicklung des Frühchristentums 2. Schriften des frühen 2. Jahrhunderts 3. Diaspora-Brief 4. Verfasserfrage 5. Entstehungsphasen 6. Ergebnis
47 49 51 52 53 54 56 59 59 60 61 64 68 69
Auslegung I. Präskript 1,1 70 IL Die rechte innere Einstellung 1,2-15 74 1. Texteingrenzung 74 2. Textüberlieferung 75 3. Text- und Kommunikationsstruktur 75 4. Traditionselemente 76 5. Redaktion und Intention 78 Vorbemerkungen zu 1,2-4 (Aufbau, Sinnlinien, Signale) 79 Auslegung V. 2-8 79 Vorbemerkungen zu 1,9-11 (Konstruktion, Interpretationsprobleme). . 93 Auslegung V. 9-11 94 Ergänzende Notizen zu 1,9-11 (Akzente, Intention) 99 Auslegung V. 12-15 99 III. Der Umgang mit dem Wort Gottes 1,16-27 110 1. Texteingrenzung 110 2. Text Überlieferung 111 3. Text-und Kommunikationsstruktur 112 4. Traditionselemente 114 5. Redaktion und Intention 117 Auslegung V. 16-21 119 Vorbemerkungen zu 1,22-25 (Argumentation und Begrifflichkeit). . 129 Auslegung V. 21-24 132 »Vollkommenes Gesetz der Freiheit« 138 Auslegung V. 25-27 143 IV. Glaube, Liebe, Taten und was dabei zu beachten ist 2,1-26 1. Texteingrenzung
152 152
Inhalt
IX
2. Textüberlieferung 153 3. Text- und Kommunikationsstruktur 154 4. Traditionselemente 155 5. Redaktion und Intention 157 Auslegung V. 1-7 158 Vorbemerkungen zu 2,8-13 (Gedankenfuhrung und Hintergrund) . 1 7 1 Auslegung V. 8-13 173 Vorbemerkungen zu 2,14-26 (Gedankengang und Hintergrund) . . . 182 Auslegung V. 14-17 190 Die crux interpretum 2,18 196 Auslegung V. 18-26 198 Ergänzende Notizen zu 2,14-26 (Glaube, Rechtfertigung; Rezeption, Fehlentwicklungen) 211 V. Verantwortliche Leiterschaft im Umgang mit dem Wort 3,1-12 1. Texteingrenzung 2. Textüberlieferung 3. Text- und Kommunikationsstruktur 4. Traditionselemente 5. Redaktion und Intention 6. Inhalt und kontextuelle Funktion Auslegung V. 1-12
215 215 216 216 217 218 218 219
VI. Das Verhältnis zur Welt 3,13-5,6 1. Texteingrenzung 2. Textüberlieferung 3. Text- und Kommunikationsstruktur 4. Traditionselemente 5. Redaktion und Intention
238 238 238 239 240 243
A) Weisheit, Streit und ihre Herkunft 3,13-4,3 Vorbemerkung zu 3,13-18 (Charakter und Position) Auslegung V. 1 3 - 1 8 . . Vorbemerkungen zu 4,1-3 (Charakter, Aufbau, Tradition und Realitätsbezug) Auslegung V. 1-3
244 244 245 258 262
B) Freundschaft mit Gott oder mit der Welt 4,4-12 266 Auslegung V. 4 267 Vorbemerkungen zu 4,5-6 (Schriftgebrauch, Syntax und Intention) 269 Auslegung V. 5-10 271 Ergänzende Bemerkung zu 4,7-10 (>Umkehr<) 280 Auslegung V. 11-12 280 C) An besonders Gefährdete 4,13-5,6 Vorbemerkungen zu 4,13-17 (Kontextuelle Relation, Struktur, Intention)
284 284
X
Inhalt
Auslegung V. 13-17 Vorbemerkungen zu 5,1-6 (Eigenart, Interpretationsansätze) Auslegung V. 1-6 Ergänzende Notizen zu 4,13-5,6 (Adressaten, Akzente, Intention) . . VII.Geduld, Gebet und anderes zum Umgang untereinander 5,7-20 1. Texteingrenzung 2. Textüberlieferung 3. Text- und Kommunikationsstruktur 4. Traditionselemente 5. Redaktion und Intention Auslegung V. 7-12 Vorbemerkungen zu 5,13-17 (Gedankengang, Akzente) Auslegung V. 13-17
287 297 302 312 314 314 315 316 317 319 320 337 339
Abkürzungen 1. Kanonische Schriften: Altes und Neues Testament Gen Ex Lev Num Dtn
= = = = =
Genesis ( 1 . Buch Mose) Exodus (2. Buch Mose) Leviticus ( 3 . B u c h M o s e ) N u m e r i (4. B u c h M o s e ) Deuteronomium
Jon Mi Nah Hab Zeph
= = = = =
Jona Micha Nahum Habakuk Zephanja
Jos Ri Ruth lSam 2Sam lKön 2Kön IChr 2Chr Esr Neh Est Hi Ps Prov
= = = = = = = = =
(5. Buch Mose) Josua Richter Ruth 1. S a m u e l 2. Samuel 1. K ö n i g e 2. Könige 1. C h r o n i k 2. Chronik
Hag Sach Mal Mt Mk Lk Joh
= = = = = = = = = = = = = = = = = =
Haggai Sacharja Maleachi Matthäusevangelium Markusevangelium Lukasevangelium Johannesevangelium Apostelgeschichte Römerbrief 1. K o r i n t h e r b r i e f 2 . Korintherbrief Galaterbrief Epheserbrief Philipperbrief Kolosserbrief 1. T h e s s a l o n i c h e r b r i e f 2. Thessalonicherbrief 1. T i m o t h e u s b r i e f
= = = = =
Esra Nehemia Esther Hiob Psalmen
Cant
= Proverbia (Sprüche Salomos) = Kohelet (Prediger S a l o m o ) = Canticum
Jes
(Hoheslied Salomos) = Jesaja
Koh
Jer Thr
= Jeremia = Threni (Klagelieder J e r e m i a s )
Ez Dan
= Ezechiel = Daniel
Hos
= = = =
Joel Am Ob
Hosea Joel Arnos Obadja
Apg Rom IKor 2Kor Gal Eph Phil Kol lThess 2Thess lTim 2Tim Tit Phlm Hebr Jak IPetr 2Petr ljoh 2Joh 3Joh Jud Apk
= 2. Timotheusbrief = Titusbrief = Philemonbrief = Hebräerbrief = Jakobusbrief = 1. Petrusbrief = 2 . Petrusbrief = 1. J o h a n n e s b r i e f = 2. Johannesbrief = 3. Johannesbrief = Judasbrief = A p o k a l y p s e des J o h a n n e s
XII
Abkürzungen
2. Außerkanonische Schriften a) A p o k r y p h e n d e s A l t e n u n d N e u e n T e s t a m e n t s ActAndr ActAndrMatth Actjoh ActPhil ActPl ActPIThecl ActPt ActPtPl ActThom ApkAbr ApkElias ApkEsr ApkMos ApkPt Arist Ascjes AssMos grBar
= Andreasakten = Andreas- und Matthiasak ten = Johannesakten = Philippusakten = Paulusakten = Paulus- u n d Theclaakten = = = = = = = = = = =
Petrusakten Petrus- u n d P a u l u s a k t e n Thomasakten A p o k a l y p s e des A b r a h a m A p o k a l y p s e des Elia A p o k a l y p s e des E s r a A p o k a l y p s e des M o s e A p o k a l y p s e des Petrus Aristeasbrief Ascensio Jesaiae Assumptio Mosis
3Esr 4Esr EvHebr EvNaz
= A p o k a l y p s e des B a r u c h (griechisch) = A p o k a l y p s e des B a r u c h (syrisch) = Damaskusschrift = Epistula Jeremiae = 3. B u c h E s r a = 4. Buch Esra = Hebräerevangelium = Nazoräerevangelium
EvPhil EvPt
= Philippusevangelium = Petrusevangelium
EvThom äthHen
= Thomasevangelium
syrBar Dam Epjer
grHen slavHen jdt JosAs Jub KgmPt LAB
= Äthiopisches Henoch buch = Griechisches H e n o c h b u c h = Slavisches H e n o c h b u c h = Buch Judith = = = =
Joseph und Aseneth Jubiläenbuch K e r y g m a Petri Liber Antiquitatum Biblicarum (Pseudo-Philo)
IMakk 2Makk 3Makk 4Makk Martjes MartPl MartPt MartPtPl OdSal OrMan Parjer ProtEyJak PsClemHom PsClemRec PsSal Sib Sir TestAbr TestHiob TestXII TestRub TestSim TestLev Testjud Testlss TestSeb TestDan TestNaph TestGad TestAss Testjos TestBenj Tob Visjes VitAd Weish
= = = = = = = =
1. M a k k a b ä e r b u c h 2. Makkabäerbuch 3. M a k k a b ä e r b u c h 4. Makkabäerbuch M a r t y r i u m des Jesaja M a r t y r i u m des Paulus M a r t y r i u m des Petrus M a r t y r i u m d e s Petrus u n d
Paulus = Oden Salomos = Oratio Manassis = Paralipomena Jeremiae = P r o t e v a n g e l i u m des J a k o bus = Pseudo-Clementinische Homilien = Pseudo-Clementinische Recognitionen = = = = = =
Psalmen Salomos O r a c u l a Sibyllina J e s u s Sirach Testament Abrahams Testament Hiobs T e s t a m e n t e der 1 2 Patri
= = = = = = = = = = = = = = = =
archen Testament Rubens Testament Simeons T e s t a m e n t Levis Testament Judas T e s t a m e n t Issaschars Testament Sebulons Testament D a n s Testament Naphthalis Testament G a d s T e s t a m e n t Assers Testament Josephs Testament Benjamins T o b i a s bzw. T o b i t V i s i o Jesaiae V i t a A d a e et Evae Weisheit S a l o m o s
= = = =
Baba Baba Batra Baba Mezia Baba Q a m m a
b) Judaica Aboth AbodZ AggBeresch Arakh
= = = =
Pirqe A b o t h Aboda Zara A g g a d a t Bereschit Mischnatraktat Arakhin
Bab BabB BabM BabQ
Abkürzungen Bar Bek Ber Bik CantR Chag Chul DeutR Ed EkaR Erub ExodR GenR Git Hör Jad Jeb Joseph Am Ap Bell Vit Ket Kil LevR Maas Mak Mech Meg Men Mid Midr MidrQoh Miq MQ MS Ned Neg Pes PesiktKah PesiktRab Philo Abr Aet Agric Cher ConfLing Congr Decal Det
= = = = = = = =
Baraita Bekorot Berakot Bikkurium Canticum Rabba Chagiga Chullin Deuteronomium Rabba
Ebr Flacc Fug Gig Her
= = = = = = = = =
Edujot Eka Rabbati Erubim Exodus Rabba Genesis Rabba Gittin Horajot Jadajim Jebamot
Jos LegAll
= = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = =
Josephus Antiquitates Judaicae Contra Apionem D e Bello J u d a i c o Vita Ketubbot Kiljajim Leviticus R a b b a Maasrot Makschirin M i d r a s c h Mechiltha zu E x Megilla Menachot Middot Midrasch M i d r a s c h zu Q o h e l e t Miqvaot M o e d qatan Maaser Scheni Nedarim Negaim Pesachim Pesikta K a h a n a Pesikta R a b b a t i Philo v o n A l e x a n d r i a D e Abrahamo D e Aeternitate M u n d i D e Agricultura D e Cherubim D e Confusione Linguarum D e Congressu Eruditionis Gratia = D e Decalogo = Q u o d D e t e r i u s Potiori insidiari soleat
Imm
LegGai Migr Mut OpMund Plant PostC Praem Prob QuaestEx QuaestGen SacrAbCain Sobr Somn SpecLeg Virt VitCont VitMos PsPhokyl IQ lQDta lQDtb lQGenApoc 1QH IQJesa lQJesb 1QM lQpHab lQpMich lQpZeph 1QS IQSa lQSb 4QExa 4Qflor 4Qpatr 4QpJes
XIII = = = = =
D e Ebrietate In F l a c c u m D e F u g a et I n v e n t i o n e D e Gigantibus Quis Rerum Divinarum
H e r e s sit = Q u o d D e u s sit I m m u t a bilis = D e Josepho = L e g u m Allegoriae = Legatio ad G a i u m = D e Migratione Abrahami = D e Mutatione N o m i n u m = D e Opificio M u n d i = D e Plantatione = D e Posteritate C a i n i = D e Praemiis et Poenis = Q u o d O m n i s Probus L i b e r sit = Q u a e s t i o n e s in E x o d u m = Q u a e s t i o n e s in G e n e s i m = D e Sacrificiis Abelis et Caini = D e Sobrietate = D e Somniis = D e Specialibus Legibus = D e Virtutibus = D e Vita Contemplativa = D e Vita Mosis = Pseudo-Phokylides = Höhle 1 von Q u m r a n = 1. D e u t e r o n o m i u m Handschrift = 2. Deuteronomium= = = = = =
Handschrift Genesisapokryphon Hodajoth (Dankpsalmen) 1. Jesajahandschrift 2 . Jesajahandschrift: M i l c h a m a h (Kriegsrolle) Habakuk-Kommentar
= F r a g m e n t aus M i c h a Kommentar = Zephanja-Kommentar = Gemeinderegel = A n h a n g zur G e m e i n d e r . = = = = =
Segenssprüche Exodushandschrift Florilegium Patriarchensegen K o m m e n t a r e z u Einzel s t ü c k e n des J e s a j a b u c h e s
XIV 4QpNah 4QpHos 4QpPs37 4Qtest 4QTestLev Qid QohR Sanh Schab Schebi Schebu Scheq SifrDt SifrLev
Abkürzungen = Nahum-Kommentar = K o m m e n t a r zu 2 S t ü c k e n
SifrNum Soph
aus H o s e a = K o m m e n t a r zu P s a l m 3 7
Sot Taan bTal
= = = = = = = = = = =
Testimonia T e s t a m e n t u m Levis Qidduschin Qohelet Rabba Sanhedrin Schabbat Schebiit Schebuot Scheqalim Sifre D e u t e r o n o m i u m Sifra Leviticus
jTal Tanch Targ Targjerusch Teh Tem Ter Tos WajRab Zeb
= = = = = = = = = = = = = = =
Sifre N u m e r i Sopherim Sota Taanit babylonischer T a l m u d jerusalemer T a l m u d Tanchuma Targum Targum Jeruschalami Tehorot Temura Terumot Tosefta Wajikra R a b b a Zebachim
3. Apostolische Väter Barn lClem 2Clem Did Diog Herrn HermM HermS HermV IgnEph IgnMg
= = = = = = = = =
Barnabasbrief 1. C l e m e n s b r i e f 2. Clemensbrief Didache Diognetbrief H i r t des H e r m a s Hermas, Mandata Hermas, Similitudines Hermas, Visiones
= B r i e f des I g n a t i u s an Epheser = B r i e f des Ignatius an die die Magnesier
IgnPhd IgnPol IgnRom IgnSm IgnTr MartPol Pap Polyk
= B r i e f des Ignatius an die Philadelphier = B r i e f des Ignatius a n Poly karp = B r i e f des Ignatius a n die Römer = B r i e f des Ignatius an die Smyrnäer = B r i e f des Ignatius an die Trallianer = M a r t y r i u m des Polykarp = Papias = B r i e f des Polykarp
4. Antike Schriftsteller und Kirchenväter AchTat AelArist Aesch AmmMarc AnthPal Aristoph
= = = = = =
Achilles T a t i u s Aelius Aristides Aeschylus A m m i a n u s Marcellinus A n t h o l o g i a Palatina Aristophanes
CorpHerm
= Corpus Hermeticum
Cratin Cypr
= = = = = =
Cyr Demosth Didask
Cratinus Cyprianus Cyrillus Demosthenes Syrische D i d a s k a l i a Digesten
= Aristoteles = Artemidor
Dig DioCass DioChrys
= D i o Cassius = Dio Chrysostomus
Aug Caes CAF
= = = = =
Or DiodSic DiogLaert DionHal
= = = =
Cat Cic ClemAl
Fragmenta = Cato = Cicero = Clemens Alexandrinus
Epic Diss Ench
nass = Epictet = Dissertationes = Enchiridion
Aristot Artemid Äthan Athen
Athanasius Athenaeus Augustinus Caesar Comicorum
Atticorum
Orationes D i o d o r u s Siculus D i o g e n e s Laertius Dionysius von Halicar-
XV
Abkürzungen Epiph Eur Euseb HE Euthal HermTrismeg Herod Hier Hippoer Hippol Horat Inst Iren Haer
= = = = = = = = = = = =
Epiphanius Euripides Eusebius von Caesarea H i s t o r i a Ecclesiastica Euthalius Hermes Trismegistos Herodot Hieronymus Hippocrates Hippolytus Horatius Instutiones
= Irenaus = Adversus Haereses
Isoer Just Apol Dial Lact Lib Liv Luc Philops VerHist Mar NHC Nicandr
= Isocrates = Justin Martyr = = = = = = = = = = =
Apologia Dialogus Lactantius Libianus Livius Lucianus P h i l o p s e u d e s sive Piscator Verae H i s t o r i a e Marcion N a g H a m m a d i Codices Nicandrus
5. Inschriften, Papyri, Quellen CC CIG CIJ ConstAp CSCO CSEC Dessau
DittOr
DittSyll
GCS
IG InscPerg
InscPriene
= Corpus Christianorum = Corpus Inscriptionum Graecarum = Corpus Inscriptionum Judaicarum = Constitutiones Apostolorum = Corpus Scriptorum Chri stianorum Orientalium = C o r p u s Scriptorum Ecclesicasticorum Latinorum = Inscriptiones L a t i n a e selectae, ed. H . D e s s a u , 1892-1916 = O r i e n t i s G r a e c i Inscrip tiones selectae, ed. W.
PER
PFay
PFlor
PGrenf
PGM
D i t t e n b e r g e r ( 1 9 0 3 ff.) = Sylloge Inscriptionum G r a e c a r u m , ed. W. D i t tenberger ( 1 9 1 5 ff.)
PLeid
= D i e griechischen christ lichen Schriftsteller der
PLond
ersten drei J a h r h u n d e r t e = Inscriptiones G r a e c a e = D i e Inschriften v o n Perg a m o n , ed. M . Frankel (1900) = D i e Inschriften v o n Priene, ed. F. Hiller v o n G a e r tringen ( 1 9 0 6 )
= Papyrus aus der S a m m l u n g des Erzherzogs R a i ner (nicht i m C o r p u s ed. Wessely, 1 8 9 5 ) = F a y u m T o w n s a n d their Papyri, ed. B . Grenfell, A . Hunt, D . Hogarth (1900) = Papyri Fiorentini, ed. G . Vitelli u n d D . C o m p a r e t ti ( 1 9 0 6 ff.) = N e w Classical Fragments, ed. B . Grenfell u n d A . Hunt (1897) = Papyri G r a e c a e M a g i c a e , ed. K . P r e i s e n d a n z ( 1 9 2 8 ff.) = Papyri G r a e c i M u s e i antiquarii p u b l i c i L u g d u m i Batavi, ed. C . L e e r m a n n s
POxy
PTebt
( 1 9 4 3 ff.) = G r e e k Papyri in the B r i tish M u s e u m , ed. F. K e n y o n u . a. ( 1 8 9 3 ff.) = T h e O x y r h y n c h u s Papyri, ed. B . Grenfell u n d A . H u n t ( 1 8 9 8 ff.) = T h e T e b t u n i s Papyri, ed. B . Grenfell, A . H u n t u. a. ( 1 9 0 2 ff.)
Abkürzungen
6. Andere Ablürzungen a. a. O . Abb. Abk. Abs. Abt. A.c.1. Adj. Adv. Akk. akt. Anm. Aor. apokr. App. arab. aram. Art. AT ad. Aufl. Ausg. Bd. bearb. bes. betr. bzw. ca. Cod. ders. dgl. d. Gr. d. h. d. i. Diss. ebd. Ed(s). ed. EH Ev. evang. evtl. Exk. f.
ff. FB FS Forts.
= = = = = =
a m angegebenen Ort Abbildung Abkürzung Absatz Abteilung A c c u s a t i v c u m Infinitivo
= = = = = = = = = =
Adjektiv Adverb Akkusativ aktiv Anmerkung Aorist apokryph textkritischer A p p a r a t arabisch aramäisch
= Artikel = Altes T e s t a m e n t = alttestamentlich = = = = = = =
Auflage Ausgabe Band bearbeitet besonders betreffend beziehungsweise
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circa Codex derselbe dergleichen, desgleichen
Fragm. Fut. Gen.
= Fragment = Futurum = Genitiv
gest.
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gestorben gegebenenfalls griechisch Heft hapax legomenon hebräisch Herausgeber herausgegeben von heilig
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Handschrift Handschriften im Jahre Imperativ Imperfekt Indikativ Infinitiv
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Jahrhundert johanneisch jüdisch Kapitel katholisch Kompositum Konjunktiv Lesart lateinisch lukanisch lutherisch Septuaginta Mittelalter Majuskel markinisch masoretisch maschinenschriftlich maskulinisch m i t anderen W o r t e n
ggfgriech. H. hapleg hebr. Hghg. von hl. Hs. Hss. i.J. Imp. Impf. Ind. Inf. Jh. joh. jüd. Kap. kath. Komps. Konj. LA lat. lk. luth.
= der G r o ß e = d a s heißt
LXX MA
= d a s ist = Dissertation = ebenda
Maj. mk. mas.
= = = = =
masch. mask. m . a. W.
= = = = = = = =
m. E. Min.
= meines Erachtens = Minuskel
Ms. Mss. mt. MT Nachdr. n. Chr. Neudr. Neutr. N.F.
= Manuskript
Editor(s) edited Ergänzungsheft Evangelium evangelisch
= eventuel = Exkurs = folgende Seite, folgender Vers, folgendes J a h r = folgende Seiten (Verse, Jahre) = Forschungsbericht = Festschrift = Fortsetzung
= = = = = = = =
Manuskripte matthäisch Masoretischer Text Nachdruck nach Christus Neudruck Neutrum N e u e Folge
Abkürzungen nhd. Nom. NT ntl. o. ä. Obj. o. g. o.J. P pal. par. Par(r) Part. pass. patr. paul. Perf. Pers. Plur. p. m. Präp. Präs. Präshist prot. ref. Reg. röm. S. s. sc. Schol.
%• S. 0 .
sog. Sp. s. u.
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neuhochdeutsch Nominativ Neues Testament neutestamentlich o d e r ähnlich
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Objekt oben genannt ohne Jahr Papyrus palästinisch parallel Parallele(n) Partizip passivisch patristisch paulinisch Perfekt Person
= = = = = =
Plural prima manus Präposition Präsens Präsens h i s t o r i c u m protestantisch
= reformiert = Register = römisch = = = = = = =
Seite siehe scilicet Scholien Singular siehe o b e n sogenannt
= Spalte = siehe u n t e n
XVII
Supl. Suppl. syn. Synon. s. v. s. Z . teilw. termtech theol.
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trans. u. a.
= transitiv = u n d andere, unter anderem = unseres E r a c h t e n s
u. E . übers. Übers. u. ö . usw. u. U . V. v. Chr. vgl.
Superlativ Supplement synoptisch Synonyma sub voce seiner Z e i t teilweise t e r m i n u s technicus theologisch
= übersetzt = Übersetzung = u n d öfter = u n d s o weiter = unter U m s t ä n d e n Vers(e) = vor C h r i s t u s = vergleiche
v.l. Vulg. WB
= varia lectio = Vulgata = Wörterbuch
Z. z. B . z. S t . z.T. z. W. z. Z t .
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Zeile z u m Beispiel zur Stelle z u m Teil zum Wort
= zur Z e i t
S a m m e l w e r k e u n d Zeitschriften s i n d n a c h S . Schwertner, Internationales A b k ü r z u n g s v e r zeichnis für T h e o l o g i e u n d G r e n z g e b i e t e , B e r l i n / N e w York 1 9 7 4 , a b g e k ü r z t .
Literatur D e r praktischen B e n u t z b a r k e i t w e g e n ist die Literatur o h n e U n t e r t e i l u n g e n (nach K o m m e n t a r e n , Aufsätzen usw., a b g e s e h e n v o n Q u e l l e n u n d Hilfsmitteln) d u r c h g e h e n d alphabetisch aufgeführt. Artikel aus N a c h s c h l a g e w e r k e n erscheinen d a g e g e n nur i m Text, nicht i m Lit.-Verzeichnis. D i e n o t w e n d i g e n A n g a b e n zu d e n A b k ü r z u n g e n finden sich bei Siegfried Schwertner, Internationales A b k ü r z u n g s v e r z e i c h n i s für T h e o l o g i e u n d G r e n z g e b i e t e , B e r l i n ( d e G r u y t e r ) , 2 . Aufl. 1 9 9 2 . N a c h s c h l a g e w e r k e i m S i n n v o n Q u e l l e n u n d Hilfsmitteln w e r d e n i m F o l g e n d e n nur insofern extra aufgeführt, als sie (oder ihre B e a r b e i t u n g ) neueren D a t u m s s i n d bzw. bei Schwertner nicht g e n a n n t w e r d e n . In der Regel w i r d nur n a c h Verfassername zitiert. B e i m e h r e r e n T i t e l n eines A u t o r s erfolgt die K e n n z e i c h n u n g i m Literatur-Verzeichnis m i t Hilfe eines Stichwortes in Fett d r u c k (z. B . A d a m s o n , E p i s t l e ) . D a s s e l b e gilt für abgekürzt zitierte W e r k e (z. B . B a u e r - A . ) .
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Literatur
XXXIII
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XXXIV
Literatur
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XXXVI
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Einleitung § 1 Prolegomena 1. Situation
der
Forschung
Eine Einleitung zum Jakobusbrief bedarf einer eigenen Einführung. Wie kommt es, daß die Erforschung von Abfassungsverhältnissen, Gattung, kirchengeschichtlicher Plazierung, traditionsgeschichtlicher Einordnung, vorausgesetzter Situation, theologi scher Beurteilung, Stellung im Kanon u. a. m. bereits über die Jahrhunderte zu unter schiedlichen Ergebnissen geführt hat, obwohl die verfügbaren Angaben und Materia lien sich nicht geändert haben? Der Brief selbst liefert nur wenige Anhaltspunkte für die Beantwortung; und das wenige ist oft mehrdeutig. Erst spät äußern sich andere Autoren in der Alten Kirche über Jak; und auch das gibt wenig her. Andere mögliche Querverbindungen zu biblischen und antiken Dokumenten unterliegen bereits wie der der Polyvalenz. Die Kargheit der Anhaltspunkte zeigt in der Interpretation nicht selten eine Überstrapazierung der einzelnen Daten, und verständlicherweise geraten die jeweils favorisierten Ansätze deshalb leicht miteinander in Konflikt. Es verbietet sich jedoch, die Fragen einfach als unbeantwortbar beiseite zu schieben. Denn eine Auslegung des Briefes ist ohne zumindest einige Vorentscheidungen nicht denkbar etwa in bezug auf die Art der Relation zur Jesus- bzw. Paulus-Tradition oder auf die Gedankenführung bzw. Struktur. Man muß dabei wohl oder übel mit einer gewissen Unschärferelation und mit Plausibilitätsmargen leben. Soweit irgend möglich, müs sen solche Entscheidungen auf induktivem Wege vom Text her erarbeitet werden. 1
2
2. Methodologie
und
Kriterien
Die Unterschiedlichkeit der Ergebnisse ruft nach der Klärung der Methodologie und der Kriterien. Interpretationsmethoden werden üblicherweise von einem literarischen Anwendungsgebiet auf ein anderes übertragen. Dazu gehören auch die klassischen Einleitungsfragen nach Art des Journalismus: Wer, wann, wo, womit usw.? Bei den Paulusbriefen etwa läßt der Befund viel eher eine Antwort zu. Z u den übertragenen Methoden zählen aber auch manche andere, darunter: Gattungsmodelle (von Par3
1
Z u r F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e vgl. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 ; K l e i n 15 ff.; K o n r a d t , T h e o l o g i e ; M ä r z 4 4
ff.;
C h u r c h ; Penner, R e s e a r c h ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 9 3 ff.; J o h n s o n , A n c B 1 2 4 ff., W r i t i n g s 4 5 3 ff.; J o n e s ; Pears o n ; B . W e i ß ; Wessel; P o p k e s , A d r e s s a t e n 9 ff. 2
F a y 3 9 7 f. - J a k geriet allenfalls n e b e n b e i in d e n S o g d e r D e b a t t e n a u f g r u n d n e u e r T e x t f u n d e ; z u Q u m r a n vgl. V e r s e p u t , W i s d o m ; D . L . B e c k ; G e r t n e r , T e r m s , M i d r a s h i m ; W a r d , C o n c e r n , J a m e s ; J a c o b s ; z u g n o s t i s c h e n S c h r i f t e n : S c h a m m b e r g e r ; z u N a g H a m m a d i : ( i n d i r e k t ) H a r t i n , S e r m o n , S a y i n g s , wise.
3
S o z. B . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 ff.
Einleitung
2 4
5
6
7
änese über Epistolographie bis hin zur Rhetorik ), Weisen einer Re-lecture , Wi derspiegelungstheorien oder religionsgeschichtliche Kategorisierungen . Solche Reapplikation bewährter Verfahren ist verständlich, aber auch kritikbedürftig. Je weni ger nämlich ein Dokument selbst hergibt, desto näher liegt die Versuchung zur Anwendung externer Modelle und damit auch die Verfremdungsgefahr. Die Ge schichte der Jak-Forschung ist geradezu voll von aus der Not geborenen Versuchen, immer wieder irgendwo anders den archimedischen Hebelpunkt zu finden. Natür lich spielen dabei auch allgemeinere Einschätzungen und Präferenzen hinsichtlich der Frühzeit des Christentums eine Rolle; so z. B. in bezug auf das Überwiegen des jüdisch-palästinischen oder des hellenistisch-römischen Einflusses, auf das Einwirken des Jesus-Gutes oder die Kontroversen in der Paulus-Rezeption ; ebenso in bezug auf die generelle Beurteilung von Pseudonymität. Erkenntnistheoretisch unterliegt auch die Behandlung von Einleitungsaspekten der Frage nach dem leitenden Inter esse - etwa Apologetik , innere Stimmigkeit der Ergebnisse oder theologische Werturteile u. a. - All dieses in Rechnung gestellt, bleibt als Aufgabe die Erhebung der Kriterien bei der Einschätzung einzelner Einleitungsaspekte. Hier gilt es vor allem zu unterscheiden zwischen externen Modellen und internem Befund, ebenso zwi schen strengen formalen Gesichtspunkten (z. B. Anrede, Numeruswechsel, rhetori8
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16
17
4
S o vor allem Dibelius, T h R 1 9 3 1 , Formgeschichte 2 3 8 ff, Geschichte 1 4 0 ff, K E K passim; kritisch dazu: B l a n k ; K ü r z d ö r f e r ; P o p k e s , P a r ä n e s e (speziell 3 0 ff.); vgl. S c h n a c k e n b u r g , P a r ä n e s e ; P a u l s e n , P a r ä n e s e ; S t r e cker, T R E 2 1 , L i t e r a t u r g e s c h i c h t e 1 0 6 ff.; S t a c h o w i a k ; Q u i n n , P a s t o r a l , O b s e r v a t i o n s ; d e J o n g e ; P e r d u e , Paraenesis, Character, S e m e i a 50; T h o m a s Schmeller: L T h K
3
VII (1998),
1 3 7 3 f. E i n P a r ä n e s e - F o r -
s c h u n g s p r o j e k t u n t e r d e r L e i t u n g v o n T r o e l s E n g b e r g - P e d e r s e n u n d J a m e s S t a r r läuft 2 0 0 0 / 2 0 0 1 in S k a n d i n a v i e n ; e i n e P u b l i k a t i o n d e r B e i t r ä g e ist g e p l a n t . 5
B e s o n d e r s F r a n c i s ; vgl. W h i t e , A N R W , L i g h t ; S t o w e r s , D i a t r i b e , Letter.
6
V g l . T h u r e n ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 ; W a t s o n , J a m e s 2 , J a m e s 3; D a v i d s , A N R W ; W u e l l n e r ; E l l i o t t , E p i s t le; W a c h o b , V o i c e 5 2 ff.
7
S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K (z. B . 8 5 ) in b e z u g a u f Sir; s. a l l e r d i n g s a u c h e b d . 6 4 1 . A n d e r s H a h n / M ü l l e r , T h R
8
A m e h e s t e n g e s c h i e h t d a s bei S c h l ü s s e n in b e z u g a u f S p r a c h - u n d S o z i a l n i v e a u . V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n
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D a s betrifft v o r a l l e m d i e E s c h a t o l o g i e ; d a z u B a a s l a n d , S t T h 1 9 8 2 , A N R W 1 9 8 8 ; Penner, E p i s t l e p a s s i m , besonders 121-213; Chester 16-20.
1 0
B e k a n n t ist d i e A n s i c h t , J a k sei e i n e s e k u n d ä r v e r c h r i s t l i c h t e j ü d i s c h e Schrift: S p i t t a , speziell in d e r Z u s p i t z u n g d u r c h M e y e r , z u g r u n d e liege in a l l e g o r i s c h e r F o r m e i n e M a h n u n g d e s P a t r i a r c h e n J a k o b a n s e i n e 1 2 S ö h n e . D a z u s. K ü r z d ö r f e r .
1 1
N a h e b e i m i r d i s c h e n J e s u s s e h e n J a k etwa: M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f ; S c h l a t t e r , Brief; Penner, E p i s t l e ; B a u c k h a m , W i s d o m ; B e r n h e i m ; D e p p e ; H a r t i n , S a y i n g s ; J o h n s o n , A n c B 8 9 ff.; W a c h o b / J o h n s o n ; vgl. n o c h Cummins; Moulton.
1 2
V g l . d a z u s o u n t e r s c h i e d l i c h e A n s ä t z e w i e z. B . H e n g e l , P o l e m i k ; J o h n s o n , A n c B 5 8 ff. 1 5 6 ; Walker.
1 3
D a z u etwa Mußner, Jakobusbrief; Cargal, N a m e .
1 4
Vgl. Neudörfer.
1 5
Vgl. Frankemölle, Netz; Tsuji; Konradt, Existenz 3 6 - 3 9 .
1 6
D i e F r a g e ist s p ä t e s t e n s seit d e r R e f o r m a t i o n s z e i t u n t e r d e r Ü b e r s c h r i f t » P a u l u s u n d J a k o b u s « bzw. » G l a u b e u n d W e r k e « virulent; vgl. e t w a E i c h r o d t , J a k o b u s , P a u l u s ; Fay; L a c k m a n n ; L a u t e n s c h l a g e r ; L o d g e ; L o h se, G l a u b e ; L ü h r m a n n ; M a r x s e n ; N i c o l ; Powell; C h a d w i c k ; S c h l a t t e r , G l a u b e ; S c h r ä g e , E t h i k ; S c h u l z ; Vers e p u t , Puzzle. - In j ü n g e r e r Z e i t trat d i e F r a g e » a r m u n d r e i c h « ( m i t e n t s c h i e d e n m e h r S y m p a t h i e für J a k ) h i n z u : vgl. A h r e n s ; B o g g o n ; C o u n t r y m a n ; M a i e r , R e i c h ; M a y n a r d - R e i d ; N o a c k ; P a t t e r s o n ; S o u c e k ; W r i g h t , D i s c o u r s e ; G r i m m ; Tiller; W h e e l e r . - V g l . i n s g e s a m t n o c h Preisker; V i a .
1 7
D a z u s. P o p k e s , C o m p o s i t i o n , 9 2 .
Prolegomena
3 18
sehe Fragen) und der Rekonstruktion von Themen auf einer Meta-Ebene. Desglei chen spielt die Unterscheidung zwischen einer synchronen und einer diachronen Betrachtungsweise eine Rolle: Was steuert die Komposition mehr, die Denkart des Verfassers oder die übernommene Tradition? Unvermeidbar zieht eine Entschei dung auf einem Feld Konsequenzen für andere Bereiche mit s i c h , so etwa bei der Kombination »Verfasser - Ort - Datum - Relation zu Paulus« in der Alternative zwi schen »der Herrnbruder Jak - Jerusalem - vor 62 - zumindest zeitgleich mit Paulus« und »Pseudonymus - irgendwo im Mittelmeerraum - gegen Ende des l . J h . s bereits auf die Paulus-Rezeption reagierend«. Das verständliche Verlangen nach »kla ren« Antworten scheint im ersten Fall viel eher befriedigt, während im zweiten Fall die Ungewißheit zunimmt; aber das liegt in der Natur der Sache. Man kann, wie es häufig geschieht, an die Aufgabe der Charakterisierung des Jak so herangehen, daß man zunächst dessen Schwerpunkte und Interessen herausstellt. Vielfach verweist man für die Erhebung des »geistigen O r t e s « auf die Nähe zur Her renwort-Tradition, zur jüd. Weisheit und zu anderen frühchristlichen Schriften (IPetr, Paulus, l C l e m u. a.). Das ethische Interesse bei Jak (bzw. auch sein M i l i e u ) wird betont, speziell das sozial-ethische . Theologisch treten seine Theozentrik und Eschatologie ins Zentrum, dazu noch spezielle Motive wie »Vollendung« oder das Interesse am » R e d e n « und natürlich »Glaube und Werke« . Solche Ent würfe haben ihre Vorteile, unterliegen aber auch der Gefahr, zu schnell zu wissen, worum es bei Jak geht. Es empfiehlt sich daher, zunächst eine gewisse Distanz zu wahren und eine ungewohnte Perspektive einzunehmen. 19
20
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3 0
3. Fehlende
Themen
Für die Bewertung des Befundes bei Jak ist eine Negativliste dessen, was auffälligerweise ganz bzw. weitgehend fehlt (obwohl es in den Metaphern teilweise vor kommt), nützlich. 31
1 8
1 9
S o e t w a K l e i n : d i e M o t i v e » Z i e l « u n d » W e g « s e i e n für J a k e n t s c h e i d e n d , a u c h s t r u k t u r e l l . D i e s e F r a g e läßt s i c h b e s o n d e r s e i n d r ü c k l i c h a n J a k 1 d e m o n s t r i e r e n ; V. 2 ff. u n d 13 ff. v e r w e n d e n j e w e i l s d i e V o k a b e l J t e i o a a u o g bzw. Jteiod^ü), freilich m i t u n t e r s c h i e d l i c h e m s e m a n t i s c h e n G e h a l t ; e b e n s o ist in b e i d e n F ä l l e n d e r E i n f l u ß v o n Sir ( 2 bzw. 15) s p ü r b a r . V g l . d a z u F r a n k e m ö l l e , T h e m a ; v o n L i p s , 4 1 2 ff.
2 0
Ä h n l i c h e S k i z z e bei Fay, 4 0 1 m i t A n m .
2 1
Vgl. Hahn/Müller, T h R 1998, 60.
20.
2 2
Z . B . Laws, C o m m e n t a r y 2-6 ( T h e environment), 6-26 ( T h e setting).
2 3
S o e n t w i r f t F r a n k e m ö l l e , Ö T K , s e i n e I n t e r p r e t a t i o n p r i m ä r v o n d e r S i r - R e z e p t i o n her. V g l . B a a s l a n d , S t T h
2 4
So Dibelius, K E K 5 8 - 6 6 (Armenfrömmigkeit
2 5
V g l . M u ß n e r , M o t i v a t i o n ; G e n c h 8 1 ff; L a w s , B a s i s ; M a s t o n ; S c h a w e ; S t a g g .
2 6
S o etwa Maynard-Reid; Ahrens.
1982; Bauckham,
Wisdom.
2 7
Z . B . Penner, E p i s t l e ; C h e s t e r 16 ff.
2 8
S o Klein.
2 9
Vgl. etwa Baker.
3 0
usw.).
D i e k l a s s i s c h e P e r s p e k t i v e d e r r e f o r m a t o r i s c h b e s t i m m t e n A u s l e g u n g ; z. B . L o h s e , G l a u b e ; L a u t e n s c h l a g e r ; Walker.
3 1
V g l . d a z u a u c h N i e b u h r , T e m p e l . - D a s A c h t e n a u f D e f i z i t e ist als n ü t z l i c h e s h e u r i s t i s c h e s I n s t r u m e n t ver wertbar; vgl. d a z u W. P o p k e s , T h e M i s s i o n o f J a m e s in H i s T i m e , in: C h i l t o n / N e u s n e r ,
H i s Brothers Keeper.
Einleitung
4
1. Es fehlt der familiär-häusliche Bereich (vgl. dagegen IKor, IThess, Kol-Eph, IPetr, Pastoralbriefe). Die Beziehung der Geschlechter zueinander kommt nur formelhaft-gesetzesbezogen in den Blick (Ehebruch: 2,10 f.; vgl. 4,4). Das Verhältnis unterschiedlicher Generationen zueinander (vgl. IPetr 5; IJoh 2; Pastoralbriefe) findet gar keine Erwähnung. Frauen und Kinder erscheinen lediglich als Objekte der Fürsorge (1,27; 2,15 f.); nur die biblische Figur Rahab wird als agierende positiv erwähnt, obschon die Bezeichnung JTOQVT] nicht ausgespart wird (2,25). 2,15 ist die einzige Stelle mit »Schwester« (&öeXqpr|), während »Frau« (yvvr\) fehlt. Zwar wird in 1,14 f. die Begierde (emGuuia) als Verführerin (s. die Verben in V. 14) und sub specie Empfängnis/Gebären dargestellt, dies aber rein metaphorisch. Man darf daraus nicht ohne weiteres schließen, daß f|8ovr| und £m6uu£iv in 4,1-3 (primär) auf sexuelle Begierde zu deuten sei. Die Welt des Jak ist vorwiegend maskulin. Die Anrede döekpoi (15x) mag »Schwestern« nicht ausschließen wollen; aber die relativ häufige Verwendung von »Mann« (&vr|Q, 6X, allerdings nie als Vokativ bzw. im Plural) schafft eine maskuline Gesamtorientierung. Desgleichen weisen die wenigen Angaben über kirchliche Funktionsträger auf Männer (3,1 f.: Lehrer und »vollkommener Mann«; vgl. auch 5,14: Älteste). 2. Christliche, speziell ekklesiologische Interna werden allenfalls kurz berührt; so in der Nennung der Funktionsträger an den genannten Stellen 3,1 und 5,14. Die Zusammenkunft der »Gemeinde« (exxXnoLa nur 5,14; in 2,2 öwaycoyri) wird in 2,2 f. 15 f. erwähnt; aber außer der möglicherweise liturgischen Formel »geht hin im Frieden« (2,16) erfahren wir nichts über die Art der Gottesdienste. Der Terminus Gonoxeia (1,26 f.) besagt kaum mehr als »Religion«. Theologisches Formelgut enthält 2,19 (»ein Gott«) und wohl auch 2,1 (»unser Herr Jesus Christus [der Herr] der Herrlichkeit«). Verglichen mit anderen ntl. Briefen, ist das wenig. Nichts wird gesagt über Apostel, Hirten, Charismen usw.; nur 5,10 erwähnt Propheten (welche?) als Vorbilder der Ausdauer. Es fehlen hymnische oder ähnliche Texte. Soteriologische Angaben erfolgen spärlich (ocp^eiv nur 1,21; 2,14; 4,12; 5,15.20). A m auffälligsten ist das nur zweifache Vorkommen von »Jesus Christus« (1,1; 2,1). Pneuma erscheint (neben 2,26, dort anscheinend anthropologisch) nur in der umstrittenen Stelle 4,5. Nicht behandelt wird schließlich auch das theologische Problem einer »zweiten Buße« wie es in Hebr 6,4-6 u. a.; Herrn (vgl. IJoh 5,16) anzutreffen i s t . Die Tendenz des Jak ist eher gegenteilig. 3. Praktisch vollständig schweigt sich Jak über das Judentum und dessen religiöse Praxis a u s . Nichts verlautet von Israel, Israeliten, Juden (und abgeleiteten Termini), Mose, Jerusalem, Tempel und dessen Kult, Priester, Hohepriester, Beschneidung , 32
33
34
35
36
3 2
S. d a z u i m K o m m e n t a r .
3 3
S. d a z u i m K o m m e n t a r .
3 4
V g l . J ü r g e n B e c k e r : T R E 7 ( 1 9 8 1 , 4 4 6 - 4 5 1 ) , 4 5 1 ; z u H e r r n : G u s t a v A d o l f B e n r a t h : e b d . ( 4 5 2 - 4 7 3 ) , 4 5 2 f. Hans-Friedrich Weiß, D e r Brief an die Hebräer ( K E K X I I I , 15. Aufl.), G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 9 1 , 3 4 7 - 3 5 1 » E x k u r s : Z u r F r a g e d e r A b l e h n u n g einer z w e i t e n f x e x d v o i a i m H e b r « ( 3 5 0 f. a u c h z u H e r r n ) .
3 5
V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 4 . 1 5 . 3 6 ; vgl. M a r s h a l l , C h a r a c t e r 1 - 1 0 9 . 2 4 8 ; L ü d e m a n n 2 0 1 ; P r a t s c h e r 2 0 9 - 2 1 3 . G r a v e s d a g e g e n v e r s t e h t J a k e i n f a c h als » r e p r e s e n t a t i v e o f J u d a i s t i c C h r i s t i a n i t y ( 8 3 - 1 0 7 ) ; W e s s e l 2 0 9 n e n n t J a k » t h e m o s t J e w i s h w r i t i n g in t h e N e w T e s t a m e n t « ; T o w n s e n d , E p i s t l e x x x i , a r g u m e n t i e r t : » N o w h e r e are J e w i s h p r a c t i c e s d e f e n d e d , t h e y are s i m p l y a s s u m e d « .
3 6
A n d e r s A l l i s o n 1 6 5 f. z u 1,21 m i t B e z u g a u f I P e t r 3 , 2 1 u n d V e r w e i s a u f ältere L i t e r a t u r .
Prolegomena
5
Sabbat, Reinheits- und Speisetora (1,27 ist viel zu allgemein), Fasten, jüdische Grup pen, Passa oder andere Feste; Warnung vor dem Götzendienst, auch nichts von der Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Die Verwendung des Wortes owaycoyri (2,2) besagt für sich nichts Gegenteiliges. Die Adressierung an die »12 Stämme in der Diaspora« (1,1) nimmt selbstverständlich auf Israel als Gottesvolk Bezug, überträgt jedoch eine Tradition auf eine neue christliche Situation. Nur metaphorisch verwen det werden »Erstlingsgabe« (1,18) und »Reinheit« (1,27; 4,8). Im Vergleich gerade mit dem MtEv, das in mancher Tendenz Jak nahesteht , ist die umfangreiche Fehl anzeige umso auffälliger; und das angesichts besonders der Parallelität beim Eidesver bot (5,12/Mt 5,34-37; vgl. 23,16-22), das bei Jak zudem keinen Hinweis auf Jerusa lem (so M t 5,35) oder den Tempel, das Tempelgold oder gar den Altar und das Opfer (so M t 23,16 ff.) enthält. Etwas anders ist die Lage in 2,14-26 im Vergleich zu R o m und Gal; auch Jak bezieht die Debatte über die Rechtfertigung aus Glauben auf die alttestamentlich-jüdische Tradition (Abraham, Rahab), läßt aber auch hier das für Paulus dabei wesentliche Streitthema »Beschneidung« unerwähnt. Anzufügen ist noch die Erwähnung einiger anderer atl. Gestalten (Hiob, 5,11; Elia, 5,17 f.). - Das Fehlen »der Teile der Tora, die sich auf den Tempelkult, die rituelle Reinheit, die vor geschriebenen Abgaben und bestimmte Speisevorschriften bezogen sind« , läßt sich teilweise aus der Diasporasituation der Adressaten (wie in anderen Fällen vergleich barer jüdischer Schriften) ^ erklären; in seiner Breite und Massivität geht der Nega tivbefund jedoch über das übliche Maß hinaus. 4. Keinerlei Rolle spielen Staat (Rom, Kaiser, I m p e r i u m ) , Behörden, Obrigkeit (vgl. dagegen etwa R o m 13,1 ff.; IPetr 2,13 ff), lokale Einrichtungen, Steuern, Zoll, Militär^ usw.; desgleichen »Völker«, Griechen, Barbaren und dgl. Nichts wird sicht bar an Verfolgungen seitens des Staates oder an Übergriffen seitens der Nachbar schaft. Einzig »die Reichen« bedrängen die Christen und »schleppen sie vor Gericht« (2,6). Gesellschaftliche Strukturen sind nur in sozialethischer Hinsicht relevant (2,24; 4,13-17; 5,1-6). Ebenfalls fehlen Angaben über die Sklaverei; der Wortstamm bovX- erscheint nur 1,1 im übertragenen Sinn, dgl. eXevBeo- in 1,25; 2,12; olxerng kommt gar nicht vor, ebenso die Stämme öiaxov- und i m a x o - ; xuoiog wird nur für Gott bzw. Christus verwendet, iJjtoxdaaa) nur in Beziehung auf Gott (4,7). Dieser Befund ist gerade im Vergleich mit IPetr auffällig. 5. Bis auf die Notiz über das »Zittern der Dämonen« (2,19) und das »Fliehen des Diabolos« (4,7) bleibt der Bereich der überirdischen »Mächte und Gewalten« (vgl. Kol 1,16; Eph 6,12 und dgl.) ungenannt; beide Stellen betonen die Unterlegenheit die ser Wesenheiten. Das Adjektiv »dämonisch« steht in 3,15 neben »irdisch und psy chisch«; angezeigt wird damit die »Welt« (»nicht von oben«) in ihrer Gefährlichkeit. 37
3 8
3
40
1
42
37 V g l . S h e p h e r d . 3 8
Niebuhr, Tempel 447.
3 9
S . a l l e r d i n g s a u c h d e n B e f u n d d e s A r i s t e a s - B r i e f e s , a u f d e n D e l l i n g 9 ff. B e z u g n i m m t .
4 0
N . A . B e c k 1 6 1 f. m e i n t zwar, a u c h in J a k v e r b o r g e n e a n t i - r ö m i s c h e B o t s c h a f t e n e n t d e c k e n z u k ö n n e n , u n d z w a r in d e r K r i t i k a n d e n R e i c h e n ( 1 , 1 0 ; 2 , 1 - 7 ; 5 , 1 - 6 ) . A b e r d i e s e A n g a b e n s i n d z u w e n i g spezifisch.
4 1
A b g e s e h e n v o n d e r M e t a p h o r i k in 4 , 1 ff.
4 2
M a i e r , I n w i e f e r n 8 9 f., m e i n t d a z u i m Z u s a m m e n h a n g v o n 1 , 1 3 - 1 8 , J a k b e t o n e d i e S e l b s t v e r a n t w o r t l i c h keit d e s M e n s c h e n ; d e s h a l b e r w ä h n e J a k bei der E n t s t e h u n g d e r S ü n d e d e n T e u f e l n i c h t .
Einleitung
6
'Äyye^og bezeichnet irdische Boten (2,25); »Himmel« ist in 5,12 traditionelle reli giöse Referenzgröße, in 5,18 ein meteorologischer Begriff (englisch eher »sky« als »heaven« ). Die »Hölle« wird nur einmal bei der Charakterisierung der Zunge er wähnt (3,6: »entzündet durch die Gehenna«). Die Welt des Jak ist also primär eine diesseitige. Der Befund entspricht dem Fehlen »übernatürlicher« Gaben (s. o. 3.2). Damit korrespondiert wiederum die Absenz apokalyptischer Symbolik oder Be schreibungen. Zwar ist von Parousia und Gericht die Rede (5,7 f. bzw. 2,12; 3,1; 4, 11 f.; 5,9) und sogar vom »Lebenskranz« (1,12). Aber es fehlen Termini wie »Men schensohn in den Wolken«, »letzte Posaune« oder dgl., ebenso der Hinweis auf eschatologische Schrecken oder Irrlehrer, Falschpropheten, Antichristen, Verführer usw. Sogar die Totenerweckung ist allenfalls nur in 5,15 impliziert. Die religiöse Welt des Jak ist nüchtern und unmythisch. ^ Bei aller Reichhaltigkeit der Thematik bietet Jak also gewissermaßen eine einge schränkte Welt dar. Wichtige Lebensbereiche fehlen, weil sie ihm teils in Hinsicht auf sein Kommunikationsziel und damit auch auf seine Beurteilung der Lage der Adressaten nicht relevant erscheinen, teils weil sie in seinem Kommunikationsrah men traditionell keine Rolle spielten (vgl. u. zu »Diasporabrief«), teils weil sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entsprechend entwickelt hatten. Besondere Zurückhaltung ist bei der Einschätzung der Relation zum Judentum zu wahren. 4
44
4. Ausgangspunkt
der
Analyse
Die Sachlage und die Forschungsgeschichte nötigen dazu, den Ausgangspunkt bei der Analyse der Einleitungsfragen sorgfältig zu wählen. Es empfiehlt sich nicht, bei um strittenen Aspekten einzusetzen. Dazu gehören Gattung, Struktur, Verfasserschaft ^, Datierung, Lokalisierung ; ebenso auch die Relation zu Paulus und zur Weisheits tradition. Weder für externe kompositorische »Baupläne« noch für Zeitbezüge noch für theologische Ortsbestimmungen Ist die Informationslage ausreichend klar, um darauf aufbauen zu können. Anzusetzen ist vielmehr bei internen Gesichtspunkten der Kommunikation zwischen Jak und seinen Adressaten. ? Eine Kommunikation wendet sich in bestimmter Weise (Anrede, Aussagen, Fragen, Imperative und dgl.) an die Leser bzw. Hörer und spricht sie auf bestimmte Punkte (Themen) an, und das mit einer Intention (zu bestärken, verändern, weiterzuführen, korrigieren usw.); dabei beruft sie sich auf Material (und ggf. auch auf Formen), die den Adressaten zumin dest so weit bekannt sein sollten, daß sie plausibel wirken. 4
46
4
48
4 3
Frankemölle, Ö T K 127:
4 4
V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 8 5 , z u r A u s w a h l a u s Sir; V e r s e p u t , W i s d o m 7 0 6 .
4 5
Innerweltlichkeit.
B e i d e r » H e r k u n f t « setzt B u r c h a r d , H N T , a n ( E i n l e i t u n g , 2 . 1 Verfasser, 2 . 2 A d r e s s a t e n , 2 . 3 Z e i t u n d O r t , 2.4 Integrität).
4 6
D a z u zählt n i c h t zuletzt d a s i m m e r w i e d e r r e k l a m i e r t e p a l ä s t i n i s c h e K o l o r i t ; vgl. e t w a Peter H . D a v i d s , P a l e s t i n i a n T r a d i t i o n s in the E p i s t l e o f J a m e s , in: C h i l t o n / E v a n s 3 3 - 5 7 .
4
? Ähnlich Tsuji 12.
4 8
V g l . » T h e m a / R h e m a « bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K z. B . 1 4 0 f.; H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n .
D i e text- u n d k a n o n s g e s c h i c h t l i c h e
Rezeption
7
Für Jak heißt das konkret, (nach einem Blick auf die text- und kanonsgeschichtli che Rezeption) die kommunikative Gestalt, also den Anrede-Charakter, ernst zu neh men und die sprachlichen Mittel zu beachten. Im Anschluß daran sind die inhalt lichen Schwerpunkte zu erfassen und dabei zugleich die sachliche Zielsetzung, eben so die Denk-, Sprach- und Überzeugungswelt des J a k . Im Spiegelbild kann von dorther auf die Probleme und Situation bei den Adressaten geschlossen werden. Die Kommunikation zwischen Jak und seinen Adressaten bezieht sich auf Vorgaben, deren Herkunft, Art und Verarbeitung soweit möglich zu analysieren sind (Tradition und Redaktion). Diese Beobachtungen ermöglichen wenigstens bis zu einem gewis sen Grad die Erfassung der Komposition und der Argumentationsweise des Briefes. Danach erst sind die Abfassungsverhältnisse näher zu besehen, und zwar im Vergleich mit zeitgenössischen Entwicklungen und Tendenzen. Die Verfasserfrage steht am Schluß der Untersuchungen. 4 9
§ 2 Die text- und kanonsgeschichtliche Rezeption 1.
Textüberlieferung
Die Geschichte der Textüberlieferung ist weithin die gleiche wie bei ähnlichen Schrif ten des NT. 1. Die erhaltene handschriftliche Bezeugung des griechischen Textes reicht bis ins 3. J h . zurück50 p20, p23; aus dem 3./4. stammt plOO, aus dem 4. folgen K und B, aus dem 5. J h . A, C , 048, 0166, 0173 und aus dem 5.16. p54. Nicht alle diese Hss. bieten den vollständigen Text. Der wegen seiner Abweichungen interessante Papyrus p74 datiert erst aus dem 7. Jh.51 Die lateinischen Hss.52 entstammen dem 7. (1 = 67), 7.-11. (t = x) und dem 9. J h . (ff = 6653). Die koptische Bezeugung setzt im 4. J h . :
4 9
5 0
Sein »semantisches Universum«. N ä h e r e A n g a b e n in E d i t i o C r i t i c a M a i o r I V / T e i l 2 B e g l e i t e n d e M a t e r i a l i e n ; ferner in: K u r t A l a n d ( H g . ) , T e x t u n d T e x t w e r t d e r g r i e c h i s c h e n H a n d s c h r i f t e n d e s N e u e n T e s t a m e n t s . I. D i e K a t h o l i s c h e n B r i e f e , B d . 1; 2 . 1 - 2 ; 3 , B e r l i n ( d e G r u y t e r ) 1 9 8 7 . E i n e u m f a n g r e i c h e D a r l e g u n g z u T e x t u n d K a n o n bietet M e y e r 81 0 8 . V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 5 3 - 5 5 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 9 7 ( a u c h z u p 2 0 ) ; M a y o r cclxxx ff. - T h i e d e h a t v e r s u c h t , d i e T h e s e v o n J . O ' C a l l a g h a n z u e r n e u e r n , d a s F r a g m e n t 8 a u s d e r 7. Q u m r a n - H ö h l e ( 7 Q 0 8 , J . M a i e r , Q u m r a n - E s s e n e r I 3 2 4 ) m i t J a k 1 , 2 3 - 2 4 z u identifizieren u n d s o m i t d e n B r i e f a u f d i e Z e i t v o r 6 0 , ja vor 5 0 zu datieren. K u r t A l a n d , N e u e neutestamentliche Papyri III: N T S 2 0 ( 1 9 7 3 / 7 4 ) , 3 5 7 - 3 8 1 ,
bes.
3 6 3 - 3 7 0 , h a t t e d i e T h e s e j e d o c h bereits als n i c h t s t i c h h a l t i g e r w i e s e n . Z u m e i n e n ist d i e I d e n t i f i z i e r u n g d e r Konfiguration von 6-7 B u c h s t a b e n völlig unsicher ( C . H . Roberts nennt fünf andere Identifikationsmög l i c h k e i t e n a u s d e r L X X ) ; z u m a n d e r e n w ü r d e d i e E i n o r d n u n g ntl. S c h r i f t e n in d i e s e Z e i t , L o k a l i t ä t u n d d i e s e n » S i t z i m L e b e n « e r h e b l i c h e P r o b l e m e bereiten. E s g i b t k e i n e n f r ü h e n B e l e g für J a k ; s o a u c h H a h n / M ü l ler, T h R 1 9 9 8 , 1 6 . 5 1
5 2
Z u s a m m e n s t e l l u n g bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 5 4 . H o r t xxvii: » o m i t t e d b y early L a t i n v e r s i o n « . V g l . K u r t A l a n d ( H g . ) , D i e alten U b e r s e t z u n g e n d e s N e u e n T e s t a m e n t s , d i e K i r c h e n v ä t e r z i t a t e u n d L e k t i o n a r e . D e r g e g e n w ä r t i g e S t a n d ihrer E r f o r s c h u n g u n d ihre B e d e u t u n g für d i e g r i e c h i s c h e T e x t g e s c h i c h t e ( A N T V ) , B e r l i n ( d e G r u y t e r ) 1 9 7 2 , d o r t b e s o n d e r s d i e B e i träge: B o n i f a t i u s Fischer, D a s N e u e T e s t a m e n t in l a t e i n i s c h e r S p r a c h e
1-92 ( 7 3 - 7 8 zu den Katholischen
B r i e f e n ) ; W a l t e r T h i e l e , P r o b l e m e d e r Versio L a t i n a in d e n K a t h o l i s c h e n B r i e f e n , 9 3 - 1 1 9 . 5 3
C o r b e y H a n d s c h r i f t ; d a z u M a y o r cclxxxiii u n d 3 - 2 7 (einschl. T e x t ) .
Einleitung
8
(achmimisch)54 ein, ebenso die sahidischen Hss. zu Jak (sa 15.33 usw.)55. Die syri sche Übersetzung ist seit dem 5. J h . verfolgbar (Peschitta).56 2. Die Zitation durch Kirchenschrifisteller ist vor Origenes (gest. 253/4) nicht klar nachweisbar.57 Origenes führt Jak 1,13.17; 2,26; 3,15; 4,7.10; 5,13.16 an.58 Aus dem 3. Jh. ist ferner Dionysius Alexandrinus zu nennen (1,13). Mehrfach ist das 4. Jh. ver treten; häufiger zitieren dabei Athanasius Alexandrinus (Jak 1,12.15.17.18.20; 2,19; 5,13) und Didymus Alexandrinus (Jak 1,1.2-6.8.12.13.15.16.17.20.24-25.27; 2,15. 16.19.23.24.26; 3,1.2.3.15.17; 4,7.8.12; 5,4.16.19.20). Aus späterer Zeit finden sich mehrere Zitate bei Johannes Chrysostomos (5. Jh.), Hesychius Hierosolymitanus (5.), Maximus Confessor (7.), Photius (9.), besonders aber bei Cyrillus Alexandrinus (5.). 3. Bei der Textrekonstruktion stößt man zwar wiederholt auf Varianten; insgesamt bietet sie jedoch keine großen Probleme. Die 2 6 7 2 7 . Auflage der Nestle-Aland-Ausgabe registriert an folgenden Stellen Revisionen gegenüber der 25. Auflage: in 1,22 (Abfolge zweier Wörter); 1,26 (zweimal avxovlkavxov); 4,8 (unterschiedliche Futur formen); 4,12 (vofxo08xr]g mit bzw. ohne Artikel); 4,14 (mit/ohne t o nach emaxaoOe); 5,4 (djteoTeQniievog/dqpvaxeQiifxevog und zwei verschiedene Perfektendun gen); 5,14 (mit/ohne auxöv); 5,16 (Simplex oder Kompositum); 5,20 (yivcooxexco/ yivobaxexe). Sinn oder Klarheit der Aussagen werden davon nicht wesentlich berührt. Die überwiegende Zahl der Varianten dient einer »Aufhellung« des Textes seitens der Abschreiber, vor allem auf dem Weg von: (a) Wortumstellungen; (b) Auslassung, Ein fügung oder Ersetzung von Wörtern; (c) Korrektur des Stils und des Sinnes. In aller Regel lassen sie sich leicht als solche erkennen (s. dazu die speziellen Einleitungen zu den Abschnitten und die Versexegese). Besonders weitgehend sind die Veränderungen in p74, so etwa in 1,27; 2,11.12; 3,5; 5 , 1 9 . Aufs Ganze gesehen ist die Texttradition des Jak zwar nicht so breit wie etwa bei den Evangelien oder den Paulinen, aber zumeist in sich klar und relativ früh. - An einigen Stellen jedoch zeigen sich Probleme, die auch zu Konjekturen führten, wie der Apparat der Editio Critica Maior zeigt. Das ist der Fall in 1,17 (Wortbestand, Abfolge, Fälle); 1,27 (Wortbestand, Sinn); 2,18 (Wortfolge, Satzteile); 3,3 (Wortbestandsauflösung, Satzform); 3,6 (Syntax); 4,2 (Sinnanstößig keit); 4 , 5 f (Wortbestand, Herkunft); 5,11 (Wortlaut, Sinn); 5,12 (Wortbestandsauflö sung). Obwohl die Uberlieferung des Textes kaum Fragen zuläßt, erheben sich doch Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen im jakText. Textgeschichtlich sind die Proble me nicht zu lösen; wohl aber ergeben sich daraus Hinweise darauf, die Arbeitsweise und evtl. auch Traditionsverarbeitung des Jak zu befragen. 59
60
5 4
Vgl. K u r t u n d Barbara A l a n d , D e r Text des N e u e n Testaments, Stuttgart ( D t . Bibelgesellschaft) 1 9 8 2 , 2 0 6 2 1 1 , speziell 2 1 0 .
5 5
5 6
Editio Critica Maior B 29. D a z u bei A l a n d , Ü b e r s e t z u n g e n (s. A n m . 5 2 ) : Pierre P r i g e n t , L e s c i t a t i o n s d e s Peres grecs
436-454, Her
m a n n J o s e f F r e d e , D i e Z i t a t e d e s N e u e n T e s t a m e n t s bei d e n l a t e i n i s c h e n K i r c h e n v ä t e r n
455-478;
A l a n d , T e x t 1 9 9 - 2 0 6 , speziell 2 0 2 f. V o n d e r V e t u s S y r a existieren n u r d i e vier E v a n g e l i e n ( e b d . 1 9 9 - 2 0 2 ) . Z u r » p a l ä s t i n i s c h - s y r i s c h e n V e r s i o n « e b d . 2 0 4 - 2 0 6 : w a h r s c h e i n l i c h 6. J h . ( 2 0 6 ) . - Z u r a l t a r m e n i s c h e n Ver s i o n s. B u r c h a r d , U b e r s e t z u n g . 5 7
E i n z e l h e i t e n bei d e r » k a n o n s g e s c h i c h t l i c h e n R e z e p t i o n « (s. u. § 2 , 2 ) .
5 8
A n g a b e n n a c h E C M B 2 6 , 1 6 - 2 7 . R . E . B r o w n ( 7 4 3 ) redet v o n 2 4 Z i t a t i o n e n .
5 9
Vgl. Mußner, Jakobusbrief 54.
6 0
H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 1 5 f.
D i e text- u n d k a n o n s g e s c h i c h t l i c h e
2.
Rezeption
9
Kanonsgeschichte 61
Die kanonsgeschichtliche Rezeption des Jak verlief zögerlich. 1. Es ist umstritten, wann die Rezeption überhaupt einsetzt. Als Belege kommen nicht in Betracht: lClem, Herrn, Barn, Did, J u d und d g l . , weil die Beziehungen mehrdeutig sind, eine literarische Abhängigkeit von Jak nicht nachweisbar ist und diese Schriften jedenfalls nicht Jak als Autorität voraussetzen. Auch für den Zeit raum ca. 150-200 finden sich keine deutlichen, unzweideutigen Spuren. Jak fehlt im Kanon Muratori (Ende 2. Jh.). Anklänge könnte evtl. Irenaus (178 Bischof von Lyon) bieten. Neben Adv haer. V 1,1 (factores sermonum facti initium facturae; vgl. Jak 1,22.18) und »lex libertatis« (IV 34,4/56,4) kommt noch IV 13,4/27,2 infrage (»Abraham selbst glaubte ohne Beschneidung und Sabbat-Beachtung Gott, und es wurde jenem zur Gerechtigkeit zugewiesen, und er wurde Freund Gottes genannt«). Das könnte evtl. eine Kenntnis des Jak implizieren ; freilich erklärte Irenaus nur IPetr und IJoh für kanonisch, nicht J a k . Der Befund bleibt also uneindeutig. Auch Tertullian (gest. ca. 222/223) bringt das Abraham-Beispiel, aber weniger deutlich. Wenig aussagekräftig ist auch der ohnehin magere Befund bei Hippolyt von Rom (gest. ca. 23 5 ) . Die Bezeugung in der lateinischen Kirche bleibt spärlich bis nicht existent, bis hin zu Cyprian (gest. 258) und Laktanz (gest. ca. 320). Das ändert sich erst bei Augustinus (gest. 430) und Hieronymus (gest. 420). - Clemens Alexan drinus (gest. vor 215) zitiert Jak nie, obwohl er laut Eusebius ( H E VI 1 4 , l ) die Katholischen Briefe ausgelegt hat. Freilich ist diese Notiz zu wenig genau, um den Beweis für eine Kenntnis des Jak tragen zu können. Die angeblichen Anspielungen bleiben ebenfalls mehrdeutig: Abraham als Freund Gottes (mehrfach) , Nächsten liebe und ß a o d i x o g (Strom 6,825), Eidesverbot (Strom V 1 4 . 9 9 ) . 2. »Origenes ist für uns der erste, der Jac namentlich zitiert und ... der sich über den Brief und seine Geltung ausspricht.« Wichtiger als die textlichen Übernahmen 6 2
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V g l . i n s g e s a m t M e y e r 8 - 1 0 8 ; B r o o k s ; L a w s , C o m m e n t a r y 2 0 - 2 6 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 9 3 ff
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D i e A n g a b e in J u d 1 ( » J u d a s , J e s u C h r i s t i D i e n e r , B r u d e r d e s J a k o b u s « ) o r i e n t i e r t s i c h a n d e r P e r s o n d e s J a k ( z i e m l i c h sicher d e s H e r r e n b r u d e r s ) , b e s a g t a b e r n i c h t s ü b e r ein S c h r e i b e n d e s s e l b e n . A n d e r s D i b e l i u s , K E K 5 2 . - E b e n s o d a r f m a n keinesfalls d a v o n a u s g e h e n , d a ß I P e t r d e n J a k v o r a u s s e t z e ; d a s V e r h ä l t n i s bedarf vielmehr der sorgfältigen Klärung.
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A l s o d i e S c h r i f t e n bis ca. 1 5 0 ; s. d a z u u. § 5 , 7 . G e g e n M e y e r ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 3 6 . 3 8 ; u. a. B r o o k s notiert: k e i n e sichere B e z e u g u n g v o r d e m A n f a n g d e s 3 . J h . s ( 4 7 ) , w o h i n er a u c h p 2 3 d a t i e r t ( 4 2 ) , w ä h r e n d d i e B e z e u g u n g d u r c h C l e m A l fraglich sei ( 4 3 f.). E i n e ä h n l i c h e Z u r ü c k h a l t u n g w i e g e g e n ü b e r J a k sei a b e r a u c h bei I P e t r u n d I J o h z u registrieren ( 4 8
6 5
6 6
ff.).
Ausführlich dazu Meyer 9-13. S o f e r n n i c h t B e z u g n a h m e a u f a l l g e m e i n e T r a d i t i o n vorliegt; s o D i b e l i u s , K E K 5 2 . K r i t i s c h z u r ü c k h a l t e n d auch Laws, C o m m e n t a r y 2 1 .
6 7
K ü m m e l 4 3 3 f.; H o r t xxvi f.; M e t z g e r , K a n o n 1 5 1 - 1 5 3 .
6 8
M e y e r 14 notiert: Z u J a k 1,1 u n d 5,1 d e n D a n i e l - K o m m e n t a r 3 , 6 bzw. 4 , 1 2 ; vgl. M e t z g e r , K a n o n 1 4 7 -
6 9
D i e » d i r e k t e n Ä u ß e r u n g e n « A u g u s t i n s ü b e r J a k bei B e r g a u e r 1 5 - 2 1 .
7 0
A b e r n o c h bei H i e r o n y m u s h e i ß t es: » m a n c h e h a l t e n i h n für u n e c h t « ; s. d a z u M e y e r 3 1 f.
7 1
V g l . M e y e r 4 2 - 4 8 ; Z a h n , F o r s c h u n g e n I I I 1 5 0 - 1 5 3 ; H o r t xxvii; M e t z g e r , K a n o n 1 3 1 - 1 3 5 ; M u ß n e r , J a k o
149.
b u s b r i e f 3 9 , d o r t a u c h z u P h o t i u s ( B i b l i o t h . c o d . 1 0 9 ) ; C a s s i o d o r u s ( D e instit. div. l i t t . 8 ) . 7 2
P a e d a g I I I 1 2 , 4 ; 4 2 , 3 ; S t r o m II 2 0 , 2 ; 1 0 3 , 2 ; I V 1 0 5 , 3 ; 1 0 6 , 1 . V g l . D i b e l i u s , K E K 5 2 .
7 3
M e y e r 4 4 m e i n t d a z u : w o h l eher a u s l C l e m bzw. M t .
Einleitung
10
(u. a.: »Werke des Glaubens; irdische Weisheit; dem Teufel widerstehen; Psalmen singen«)/^ sind die kanonischen Werturteile. Der Brief gilt ihm als »im Umlauf befindlich« ^; er zitiert ihn als »Schrift« und bezeichnet Jak als Apostel . Zwar zeigt Origenes eine gewisse Zurückhaltung bei der Identifizierung des Verfassers ; entscheidend ist aber, daß Jak »ein Apostel und seine Schrift eine apostolische und daher autoritative und inspirierte i s t « . Der Einfluß des Origenes wirkte sich auf das Ansehen des Jak im griechischen Osten überaus förderlich aus. 3. Man hat vermutet, daß Origenes seine Jak-Kenntnisse in Palästina gewann. Freilich ist der Befund bei Hegesippus (gest. ca. 180) negativ. Deutliche Spuren zeigt dagegen PsClemAlex Ad virgines, evtl. aus dem 3. J h . , aus Palästina/Syrien. Neben mehreren nicht sehr spezifischen Anklängen treten I 11,10 (Jak 1,5) und besonders I 11,4 (Jak 3,1 f.) hervor, zumal die Einleitung hier heißt »quod dicit [Scriptura]« 3. 4. Noch bei Eusebius von Caesarea (gest. 339) mischen sich unterschiedliche Töne. Er beendet seinen Bericht über Jakobus (und dessen Tod) mit den Worten: »der der Verfasser des ersten der katholischen Briefe genannt wird. Doch man sollte wissen, daß einige ihn für unecht halten. Nicht viele der Alten haben ihn (wie auch Jud) erwähnt. Dennoch wissen wir, daß diese - wie auch die anderen - öffentlich in den meisten Kirchen verlesen wurden« ( H E II 23,25). Seine ntl. Kanonsliste (III 25) bezeichnet die Evangelien und Apg, die Briefe des Paulus und den des Petrus, danach die Apk als anerkannte Schriften. »Aber unter den umstrittenen (Schriften), die jedoch der Mehrheit geläufig sind, gibt es den Brief des Jakobus, wie er genannt wird« ( 2 5 , 3 ) . 7
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Meyer 3 8 (insgesamt 3 8 - 4 2 zu Origenes); Metzger, K a n o n 1 3 5 - 1 4 1 . S . d i e S t e l l e n a n g a b e n in § 2 , 1 . 2 . J o h - K o m m e n t a r z u 8 , 3 4 : q)EQOU£vn, nicht w i e d e r z u g e b e n m i t »fälschlich s o g e n a n n t « , M e y e r 3 9 . P s s - K o m m e n t a r 1 1 8 , 1 5 3 , vgl. 3 0 , 6 ; J o h - K o m m e n t a r 3 , 3 1 , vgl. 1,8. Pss-Kommentar 65,4; Joh-Kommentar 3,31. D a z u M e y e r 4 0 - 4 2 ; M e i n e r t z 1 0 6 - 1 1 2 ; a n d e r s v e r h ä l t es s i c h b e i m J u d a s - B r i e f u n d bei d e r B e z e i c h n u n g » H e r r e n b r u d e r J u d a s « n a c h M t 1 3 , 5 5 (zitiert bei M e y e r 4 0 A n m . 6 ) . » U b e r d e s s e n B r ü d e r J o s e p h u n d S i m o n b e k e n n t er n i c h t s z u w i s s e n , ü b e r d e n ältesten dieser B r ü d e r J a c o b u s s a g t er nur, d a ß er d e r v o n P a u lus G a l 1,19 g e n a n n t e sei« ( e b d . 4 0 ; vgl. D i b e l i u s , K E K 5 2 ; M e t z g e r , K a n o n 1 3 8 ) . D e r T i t e l » B r u d e r d e s H e r r n « ist i h m a l l e r d i n g s w e g e n d e r f o r t d a u e r n d e n V i r g i n i t ä t M a r i a s s u s p e k t ( M e y e r 4 1 ; z u m P r o b l e m » J u n g f r ä u l i c h k e i t M a r i e n s / A p o s t o l i z i t ä t d e s J a k o b u s « N ä h e r e s bei M e i n e r t z , 1 1 0 - 1 1 2 ) . M e y e r 4 1 ; vgl. a u c h o. § 2 , 1 . 2 z u D i o n y s i u s v. A l e x a n d r i e n , d e s O r i g e n e s S c h ü l e r . M e y e r 3 0 f.; M e i n e r t z 1 1 3 - 1 2 5 ; Z a h n , F o r s c h u n g e n V I , 2 2 8 - 2 7 3 ; d o r t 2 2 8 - 2 5 0 Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r » s i c h e r e n F r a g m e n t e « , 2 6 1 ff. z u E p i p h a n i u s , » w o er v o n J k d e m G e r e c h t e n u n d a n d e r e n A n v e r w a n d t e n J e s u h a n d e l t « , 2 6 5 z u J a k 5 , 1 6 - 1 8 : » M i t t e n in d e r [bei E p i p h a n i u s ] in a l l e m W e s e n t l i c h e n n a c h H e g . w i e d e r e r z ä h l t e n G e s c h i c h t e d e s J k findet s i c h a u c h d i e E r z ä h l u n g v o n e i n e m G e b e t d e s J a k u m l a n g e e r s e h n t e n R e g e n « ; es sei aber, s o m e i n t Z a h n , w e n i g e r w a h r s c h e i n l i c h , d a ß sie a u s J a k 5 e r w a c h s e n sei, »als d a ß sie z u d e n alten T r a d i t i o n e n v o n J e r u s a l e m g e h ö r t , d e r e n H e g . viele g e s a m m e l t h a t « . M u ß n e r 3 9 ; M e y e r 3 3 f. ( d o r t 3 3 A n m . 8 eine k r i t i s c h e N o t i z z u D i b e l i u s , K E K , 5 1 ) . - L t . I n d e x bei F r a n z X a v e r F u n k ( n e u h g . v o n F r a n z D i e k a m p ) , Patres A p o s t o l i c i I I , T ü b i n g e n ( L a u p p ) 1 9 1 3 , w e r d e n e r w ä h n t : J a k 1 , 5 . 2 6 . 2 7 ; 2 , 1 . 8 . 1 7 f f ; 3 , 1 . 2 . 1 5 ; 4 , 6 . D i e D a t i e r u n g (vor o d e r n a c h O r i g e n e s ? ) ist u m s t r i t t e n ; vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 9 7 f. M e i n e r t z 1 2 7 f. m e i n t ( m i t H a r n a c k ) : A n f a n g d e s 3 . J h . s . I n I 1 1 , 1 heißt es: »laudetur Deus, q u i largiter o p i t u l a t u r o m n i b u s , q u i omnibus dat nec reprobat«; in I 1 1 , 4 : » n e q u e a t t e n d u n t a d it, q u o d d i c i t [ S c r i p t u r a ] : Ne multi inter vos sint doctores, fratres, n e q u e o m n e s sitis p r o p h e t a e . Qui in verbis. suis non praevaricatur, hic homo perfectus est, potens domare et subigere totum corpus suum«. V g l . d a r ü b e r h i n a u s s e i n e A n g a b e n » S c h r i f t « ( P s a l m e n - K o m m e n t a r z u 1 0 0 , 5 ) u n d » d e r heilige A p o s t e l « ( e b d . z u 5 6 , 2 ) , lt. M e y e r 3 2 ; vgl. M e t z g e r , K a n o n 1 9 4 ff.
Die kommunikative Gestalt
11 8
5. Die weitere Rezeptionsgeschichte braucht hier nicht verfolgt zu werden. 5 Der Brief setzte sich nur langsam durch, zumal im Westen.86 Die Frage, warum er erst so spät auf der Bühne der Geschichte auftaucht und sich nur mühsam durchsetzt, ist schwer zu beantworten. Wie alt ist er wirklich? Schadete ihm etwa das Fehlen eines klaren apostolischen »Merkzeichens« 88 oder die »Beschlagnahme« durch häretische Judenchristen ^? Oder geriet er längere Zeit »in die Verborgenheit«, weil er - als nicht genügend deutlich und christlich - erst einmal von IPetr und l C l e m verdrängt wur d e ^ ? Oder schadete ihm der anscheinend antipaulinische Duktus?9i Alle Hypothe sen solcher Art in Richtung auf die Devise »früh entstanden/spät wiederentdeckt« beruhen auf Vermutungen. Die Quellenlage spricht eine andere Sprache: späte Be zeugung, zurückhaltende Rezeption, Zweifel. Das deutet prinzipiell eher auf ein spä tes Entstehungsdatum. Die Gründe für eine Frühansetzung samt Erklärung des lan gen Nicht-Auftauchens müßten gewichtig sein, um den Beweis tragen zu können. 87
8
§ 3 Die kommunikative Gestalt 1. Anrede an kollektive
Größe
»Das einzige formale Charakteristikum des Briefes als ganzen ist die direkte persönli che und persönlich gestaltete Anrede an die Adressaten.«^ Jak wendet sich überwie gend an eine kollektive Größe (2. Pers. Plur.), die er immer wieder als »Brüder« (15mal, oft ergänzt durch »meine« oder gar »meine geliebten« anspricht. Einzelfälle sind in der Regel partitiv auf das Kollektiv (wie 1,5: »jemand von euch«; oder 2,2: »wenn jemand in eure Versammlung kommt«) bzw. auf die Gesamtheit (wie 1,13: »keiner«; 1,19: »jeder Mensch«) bezogen. Jak kann sich auch bestimmten Gruppen 1
85 S . d a z u K ü m m e l 4 4 1 ff.; M e i n e r t z 1 3 1 - 2 1 5 ; P a u l s e n , J a k o b u s b r i e f 4 9 2 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 9 7 ff. ( d o r t 1 0 1 - 1 0 5 i n s b e s o n d e r e z u r G e s c h i c h t e bis B e d a V e n e r a b i i i s , u n d zwar a u f d e r G r u n d l a g e d e r D i s s e r t a t i o n v o n M a t t h i a s K a r s t e n ) ; M e t z g e r , K a n o n 2 1 9 ff. - W i c h t i g w u r d e n s p ä t e r n a t ü r l i c h L u t h e r s k r i t i s c h e Ä u ß e r u n g e n u n d ihre R e z e p t i o n ( A n g a b e n bei K ü m m e l 3 5 8 . 3 6 0 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 4 2 - 4 7 ) ; E i c h h o l z , J a k o b u s 1 0 - 2 2 , skizziert d a s V e r s t ä n d n i s bei L u t h e r , bei d e n S c h w e i z e r R e f o r m a t o r e n s o w i e bei S . K i e r k e g a a r d u n d D . B o n h o e f f e r . Z u K i e r k e g a a r d s. a u c h B a u c k h a m , W i s d o m 1 5 9 - 1 7 4 . Z u L u t h e r u. a. h i n s i c h t l i c h » G e s e t z « s. F r a n k e m ö l l e , G e s e t z 1 8 9 ff. E r s t e k r i t i s c h e B e d e n k e n (zur V e r f a s s e r s c h a f t ) ä u ß e r t e E r a s m u s v o n R o t t e r d a m ; eine an L u t h e r erinnernde Polemik gegen den Brief selbst (»nichts v o n G o t t , C h r i s t u s , der G n a d e , v o m F r i e d e n « f i n d e t s i c h bei L u t h e r s K o n t r a h e n t C a j e t a n d e V i o ( M e i n e r t z 2 1 6 - 2 1 9 ) , d e r a u c h a n anderen Schriften des N T Zweifel anmeldete (Robert Bauer: L T h K
2
II 8 7 6 ) .
86 V g l . M e i n e r t z 1 3 1 ff. 8 7
B u r c h a r d , H N T (Einl. 7.3) weist zu Recht d a r a u f hin, d a ß »merkwürdigerweise« die Schriften v o n N a g H a m m a d i k e i n e S p u r d e s J a k zeigen, o b s c h o n d e r N a m e d o r t m i t d e m s o g . A p o k r y p h o n u n d zwei A p o k a l y p s e n v e r b u n d e n ist.
8 8
S o M e y e r 5 3 . A u c h M e i n e r t z 3 1 3 f. a r g u m e n t i e r t : Z w a r sei d i e a u s d r ü c k l i c h e B e z e u g u n g relativ s p ä t , a b e r S p u r e n r e i c h t e n bis in d i e älteste Z e i t z u r ü c k ( d a z u 5 5 ff.); G r ü n d e für d a s » Z u r ü c k t r e t e n « seien: d e r p r a k tische Inhalt, die A d r e s s i e r u n g an Judenchristen, der W i d e r s p r u c h zu Paulus u n d die geteilten Ansichten ü b e r d e n Verfasser.
8 9
S o Z a h n , E i n l e i t u n g I 8 8 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 4 2 .
9 0
S o M e y e r 3 0 7 , unter der A n n a h m e , d a ß J a k von diesen benutzt wurde.
9 1
A b e r g e r a d e d i e s findet s i c h in d e r älteren R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e als P r o b l e m n i c h t notiert!
9
2 T h o m a s , A n f e c h t u n g 1 9 0 f. V g l . B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 4 9 ff.; W u e l l n e r 5 - 1 1 .
Einleitung
12
zuwenden (wie 4,13 ff.; 5,1 ff) und ebenso Einzelne ansprechen (2,18-22). Er kehrt jedoch immer wieder zum »Ihr« als primärer Bezugsgröße zurück. Sich selbst bringt der Verfasser, abgesehen vom Präskript, nur ganz nebenbei (3,1 f.: »wir als Lehrer«) ins Spiel; es fehlen autobiographische oder sonstige narrative Partien.93 _ Der Autor leistet durchgehend nichts anderes als Überzeugungsarbeit an seinen Adressaten. Dazu verwendet er viele Imperative , ebenso rhetorische Fragend (z. B. 2,2-4.5), Casus (z. B. 1,5 f.), Urteile (z. B. 1,7 f.), sentenzenhafte Sprüche (wie 1,12.17.27; 2,13 u.a.) und viele N e g a t i o n e n (so 1,6.7.13.16.20.22 usw.). ? Jak arbeitet im Direkt verfahren, indem er belehrt (z. B. 2,8 ff), ins Unrecht setzt (so 2,2-7), Anweisungen erteilt (z. B. 2,12), Warnungen ausspricht (wie 1,16) oder zum Beweis auffordert (2,18; 3,13). Er kommt ohne Umschweife zur Sache; selten finden sich etwas länge re Argumentationsstücke (wie 2,8-13 oder 3,1-12). Jak bevorzugt die lectio brevis; er verfaßt keine Abhandlungen oder Traktate über Topoi". Der Stil ist knapp bis zur Abruptheit, fast staccato s o z u s a g e n . - Das Werben um Konsens kann schnell in Anklagen übergehen (z. B. 2,4 f.6 f.); die Zuwendung hin zu den »geliebten Brüdern« (1,16.19; 2,5) kann der scharfen Invektive »ihr Ehebrecher!« (4,4) und den damit ver bundenen Vorhaltungen (4,1-10) weichen. Die Tonart nimmt sogar etwa im Verlauf von Kap. 3 an Schärfe z u , um erst ab 5,7 wieder milder zu werden. Durchgehend ist Jak daran gelegen, die Adressaten dafür zu gewinnen, daß sie das »Ziel« (vgl. 1,4.12) erreichen, bzw. sie davor zu bewahren, es zu verlieren (vgl. die Umkehrter94
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V g l . B a a s l a n d , S t T h 1 9 8 2 , 1 1 9 f.: H o r t a t i o m i t E i n s c h l ä g e n v o n A r g u m e n t a t i o , a b e r k e i n e N a r r a t i o . D i e Z a h l variiert j e n a c h E i n s c h ä t z u n g , o b n i c h t eher ein I n d i k a t i v vorliegt; »seit J ü l i c h e r , E i n l e i t u n g 1 7 0 , w i r d s t e r e o t y p d i e Z a h l v o n 5 4 I m p e r a t i v e n a n g e g e b e n « ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 6 ) ; einige Z a h l e n bei P o p k e s , A d r e s s a t e n 11 A n m . 1 1 ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 1 : 5 8 m a l . F r a n k e m ö l l e selbst zählt 4 7 u n d h e b t d e r e n u n g l e i c h m ä ß i g e V e r t e i l u n g hervor: v o r a l l e m i m P r o l o g ( 8 m a l ) , E p i l o g ( 1 2 m a l ) u n d in 4 , 7 - 1 2 (1 l m a l ) . L t . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 6 : 2 3 - 2 4 , d a z u ein fingierter D i a l o g in 2 , 1 8 . E i n e L i s t e bietet M a y o r c c x x x i v f. J a k setzt d i e N e g a t i o n e n als M i t t e l g e g e n d i e v o n i h m w a h r g e n o m m e n e n N e g a t i v z u s t ä n d e ein (so 3 , 1 0 b ) ; d a h e r der A u s d r u c k » K o n t r a n e g a t i o n « ( P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 2 7 ) u n d generell d i e B e z e i c h n u n g d e s J a k als » K o r r e k t u r s c h r e i b e n « ( e b d . 1 2 6 - 1 2 8 ) ; vgl. d i e k r i t i s c h e W ü r d i g u n g bei K l e i n 2 7 f. D i b e l i u s , K E K , u n t e r s c h e i d e t drei s o g . A b h a n d l u n g e n ( 2 , 1 - 1 3 ; 2 , 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 2 ) v o n d e n ü b r i g e n » S p r u c h r e i h e n « . A b e r w a s d e c k t d e r A u s d r u c k a b ? N i r g e n d w o h a n d e l t J a k eine T h e m a t i k a u c h n u r e i n i g e r m a ß e n a u s f ü h r l i c h , u m f a n g r e i c h o d e r v o l l s t ä n d i g a b . B e i D i b e l i u s d i e n t d e r A u s d r u c k eher z u r D i f f e r e n z i e r u n g g e g e n ü b e r d e n n a c h seiner M e i n u n g recht u n v e r b u n d e n e n S p r u c h g r u p p e n . K r i t i s c h z u J o h n s o n , A n c B 1 2 f.; er m e i n t , g e w i s s e E i n h e i t e n seien » i n t e r n a l l y u n i f i e d « u n d k ö n n t e n » t o p i cally« definiert w e r d e n ; m a n e r k e n n e sie leicht als »essays«; d a z u zählten: 2 , 1 - 1 1 ; 2 , 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 2 ; 3 , 1 3 4 , 1 0 ; 4 , 1 3 - 5 , 6 ; 5 , 7 - 1 1 ; 5 , 1 3 - 1 8 . D i e T e x t e s i n d also teilweise d i e s e l b e n w i e bei D i b e l i u s . A l s F a l l s t u d i e vgl. J o h n s o n , N o v T 1 9 8 3 ; er w e n d e t sich g e g e n d a s a t o m i s i e r e n d e V e r f a h r e n v o n D i b e l i u s ( 3 2 8 ff.) u n d b e t r a c h t e t 3 , 1 3 - 4 , 1 0 »as a s i n g l e literary u n i t , n a m e l y as a call to c o n v e r s i o n w h i c h e m p l o y s t h e H e l l e n i s t i c topos o n e n v y (jieoL (pOövou)« ( 3 3 2 ) , w i e er e t w a bei A r i s t o t e l e s , P l u t a r c h o d e r D i o C h r y s , a b e r a u c h in d e r j ü d . W e i s h e i t s l i t e r a t u r (Sir 14; W e i s h 2; P h i l o , P o s t C 1 4 0 ff., J o s 5 ff.; T e s t X I I ) a n z u t r e f f e n sei. N e u e r e L i t e ratur bei J o h n s o n , N o v T 1 9 8 3 , 3 3 4 A n m . 3 3 , n e b e n B r a d l e y ( a l l g e m e i n z u T o p o s ; s. d a z u n o c h B a e u m e r ) speziell E . M i l o b e n s k i , D e r N e i d in d e r g r i e c h i s c h e n P h i l o s o p h i e ( K l a s s i s c h - P h i l o l o g i s c h e S t u d i e n 2 9 ) , W i e s b a d e n (Harrasowitz) 1 9 6 4 . D a s Topos-Verfahren überfordert j e d o c h die j a k Texte nicht unerheblich, s o w o h l s t r u k t u r e l l ( Z u s a m m e n h a n g ) als a u c h t h e m a t i s c h ( z u m Fall v o n 3 , 1 3 - 4 , 1 0 vgl. i m K o m m e n t a r ) .
100 M a y o r cclix faßt z u s a m m e n : J a k » v e r s c h w e n d e t k e i n e W ö r t e r ; er b e n u t z t k e i n e U m s c h r e i b u n g ; zeitweise, w i e in 2 , 1 , w i r d er s o g a r a u s Ü b e r v e r d i c h t u n g ( o v e r - c o n d e n s a t i o n ) o b s k u r « . N a c h seiner B e o b a c h t u n g (cclv) ü b e r s c h r e i t e n n u r zwei S ä t z e vier Z e i l e n : 2 , 2 - 4 u n d 4 , 1 3 - 1 5 . !0! B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 6 5 . D a r i n ist K l e i n (s. b e s o n d e r s 4 3 ff.) b e i z u p f l i c h t e n . 1 0 2
Die kommunikative Gestalt
13
minologie in 4,7-10; 5,19 f.). Seine Rolle ist weniger die des Lehrers (trotz 3,1) als die des Erziehers und Mahnrufers, teilweise bis hin zu prophetischen Zügen (so besonders in 4,1-5,6). Er verfolgt eine direktive Seelsorge, nicht eine des Abwägens oder im Stil von »einen guten Rat geben« 3 . 1 0
2. Probleme
durch
menschliches
So-Sein
Die Adressaten werden auf das hin angesprochen, was sie primär durch ihr menschliches So-Sein in Probleme bringen mag, mehr noch als durch äußere U m s t ä n d e . Die Kommunikation bezieht sich vor allem auf die anthropologischen und sozialethischen Aspekte der Theologie. Positiv geht es um die »Vollendung« (so bereits 1 , 4 ) 5 , das Aus reifen bis zum eschatologischen Ziel. Dazu bedarf es des Durchhaltens (1,3.12), der Standhaftigkeit (5,7). Mehr noch aber ist das Wissen um die Gefährdung aus einem selbst heraus vonnöten (1,5 ff. 13 ff. 16 usw.). Den Menschen gefährden vor allem Gespaltenheit nach innen und außen (1,8; 3,9-12; 4,4.8), Begierde, Haben-Wollen (1,13-15; 4,1 ff.13 ff), Konsequenzlosigkeit (1,22 ff), Vorteilnahme (2,1 ff), Rücksichts- und Gedankenlosigkeit (4,1-5,6), aber auch Selbsttäuschung (1,7.26 u. a.), Irr tumsfähigkeit (1,16), bis hin zum theologischen Selbstbetrug (2,14 ff). Auswirkung hat diese Problematik besonders im sozio-ekklesialen Bereich, speziell in der Behand lung von Niedrigen/Armen und Hohen/Reichen (1,27; 2,2-7.15 f.; 5,1-6); ebenso im kommunikativen Bereich (1,19-25; 3,1 ff); und das alles mit unmittelbaren Auswir kungen auf das Miteinander als Christen (3,1 ff; 4,1 ff; 5,8 f.). Die kommunikative Zielsetzung besteht in der handlungsorientierten Beeinflussung von Menschen, die man auf bestimmte Wertvorstellungen, Konsens-Grundlagen und Erfahrungen anspre chen kann. 104
10
3. Gepflegte
Sprache
Jak benutzt als Kommunikationsmittel eine nach Stil und Vokabular recht gepflegte Sprache. ^ Sie wird nicht ganz ohne Blick auf die Empfänger gewählt worden s e i n . 1. Der Wortschatz (560 Vokabeln, bei einem Wortbestand von 1735) liegt im Ver gleich mit im Umfang ähnlichen ntl. Schriften (IPetr: 545/1669; ITim: 541/1586) 1
1 0 3
107
A n d e r s Berger, F o r m g e s c h i c h t e 1 4 7 , d e r d i e » P a r ä n e s e i m J a k o b u s b r i e f « d e n » s y m b u l e u t i s c h e n G a t t u n g e n « ( 1 1 7 ff.) z u r e c h n e t .
104 Y g j C r a n f i e l d 1 8 4 : J a k b e t o n e d i e » s i n c e r i t y « u n d s p r e c h e a d h o m i n e m . 1 0
5 V g l . K l e i n 4 3 ff. ( » d a s v o l l k o m m e n e W e r k als Z i e l . . . « ) .
106 D a r a u f i s t i m m e r w i e d e r h i n g e w i e s e n w o r d e n ; vgl. z. B . D i b e l i u s , K E K 5 3 ff.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 6 - 3 0 (s. a b e r a u c h d i e E i n s c h r ä n k u n g 2 3 8 ) ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 73ff.; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 9 - 3 6 6 1 ; G i e ger; W i f s t r a n d ; K ü m m e l 3 6 2 ; Wessel 7 0 - 1 1 2
(literary c h a r a c t e r ) ; d i e k o m p l e t t e s t e D a r s t e l l u n g b i e t e t
i m m e r n o c h M a y o r ccxiv ff. L a r s R y d b e c k , R G G
4
I, 1 4 2 4 - 1 4 2 6 w e i s t u. a. a u f d i e stilistische N ä h e d e r
K a t h o l . B r i e f e z u d e n A p o s t . V ä t e r n h i n . - S t a t i s t s c h e A n g a b e n in d e r R e g e l n a c h M o r g e n t h a l e r . 1 0
? V g l . M a l h e r b e , E b e n e , b e s o n d e r s 2 1 2 f.; P o p k e s , A d r e s s a t e n 3 9 f. 8 9 ; K ü m m e l 3 6 2 ; V i e l h a u e r 5 6 8 f. Ä h n liches ist e t w a bei L k - A p g u n d H e b r z u b e o b a c h t e n , Z e u g e n d e r s e l b e n s o z i o - e k k l e s i o l o g i s c h e n
Entwick
lung. Sato 7 1 (mit A n m 4 1 ) vermerkt, die Leserschaft des J a k repräsentiere nur eine b e s t i m m t e Sozial schicht; e i n e » A n r e d e a n d i e A r m e n in der K i r c h e o d e r a n d e r e G r u p p e n i n n n e r h a l b u n d a u ß e r h a l b d e r K i r c h e läßt s i c h k a u m f i n d e n « .
Einleitung
14
im üblichen Bereich. Dasselbe gilt für die Anzahl der Vokabeln, die erstmals bei Jak vorkommen ( 1 0 - 1 2 ; IPetr 18; I T i m 19) oder die sonst nur außerhalb der L X X (16; IPetr 31; I T i m 57) bzw. nur in der L X X (12; IPetr 26; I T i m 10) belegt sind. Die Zahl der ntl. Hapaxlegomena liegt bei 34109 (IPetr 5 5 ; I T i m 7 4 m ) . _ Auffälliger schon ist stilistisch die Vorliebe für zusammengesetzte Adjektive (wie döidxQixog, a x a t ä o T a x o g ^ und Verbkomposita (so fehlt z. B. einfaches eQXOum ge genüber cur-, ela-, e|-, £Jt-, jraQ8QXOum) ; ebenso für den Gebrauch des Gen. von Abstrakta statt eines Adjektivs (z. B. »Hörer der Vergeßlichkeit« 1,25; »Welt der Ungerechtigkeit« 3,6) und für sog. technische Ausdrücke (speziell in 1,17c; 3,6a). Prägend ist eine reiche Metaphorik ^; Bildgeber sind vor allem die Bereiche: »Wind, Meer, Schiffahrt, Nautik, Astronomie« (1,6.17; 3,4), »Landwirtschaft, Pflanzen, Wald, Wasser« (1,10 £18; 3,5.12.17 f.; 5,7.17 f.), »alltägliches Leben« (1,23 f. 26; 3,2 f.; 5,2f.), »öffentliches Leben« (1,12; 4,1; vgl. 5,3), »Sexualität, Zeugung, Schwangerschaft, Geburt« (1,14 f. 18; 4,4), »Gift, Motten, Rost« (3,8; 5,2 f.). Grammatikalisch ist zu vermerken: eine Vorliebe für Aoriste (Imperfekt nur 2,22; auch der gnomische Aor. erscheint: 1,11, evtl. 1,24), ebenso für das Medium. Es fehlen genitivus absolutus und A. c. I., was Zufall sein k a n n . 2. Syntaktisch und stilistisch auffällig sind: kurze Satz-Passagen , Nicht-Verbindungen (Asyndeta) sowohl in der Aufzählung (z. B. 3,15.17; 4,2) als auch in 108
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M o r g e n t h a l e r , S t a t i s t i k 1 7 5 , n e n n t 1 2 W ö r t e r , d i e L i s t e 1 7 7 n u r 10: d v e t a o g , dvefxi^EöGai, d j t o o x i a a u e i , öaiuervixböng, 6ii|nJxos, O o n o x ö g , nokiioiikayyy^ rcooowjToXnujrceiv, yahyaymyzly; XQUooöaxTukog M a y o r ccxlvi zählt 13 H a p a x l e g o m e n a ( m i t d j t e i Q a o x o g ) ; z u d e m f ä n d e n sich f ü n f weitere V o k a b e l n w e d e r in d e r L X X n o c h s o n s t i m N T : ß p u e i v , evdÄ.iog, evjt£i0r|g, Ecprifieoeog, >caxr|(peia (Wessel 1 1 5 z ä h l t n o c h O o n o x o g h i n z u ) . B e i M a y o r ccxlvi f. a u c h d i e W ö r t e r , d i e z w a r in d e r L X X , a b e r s o n s t n i c h t i m N T v o r kommen. S o a u c h V i e l h a u e r 5 6 8 ; M a y o r k o m m t a u f 4 2 (ccxlvi f.); H a l s o n ( 3 0 8 f.) z ä h l t s o g a r 6 7 ntl. H a p a x l e g o m e na; v o n d i e s e n w ü r d e n 5 2 a u s d e r L X X u n d d o r t ü b e r w i e g e n d ( 3 4 ) a u s d e n W e i s h e i t s s c h r i f t e n s t a m m e n . D a r ü b e r h i n a u s seien 19 d e r 2 1 W ö r t e r , d i e s o n s t n u r n o c h in einer w e i t e r e n ntl. S c h r i f t v o r k o m m e n , e b e n falls in der W e i s h e i t s l i t e r a t u r z u h a u s e (vgl. a u c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 8 6 , z u r » g e i s t i g e n u n d s p r a c h l i c h e n H e i m a t « d e s J a k ) . E i n z e l b e o b a c h t u n g e n n o t i e r t M a y o r ccxlvii f., s o z. B . , d a ß i m N T n u r J a k v o n » W a l d « rede. D i b e l i u s , K E K 5 4 , w a r n t v o r I r r e f ü h r u n g e n a u f g r u n d v o n Z u f ä l l i g k e i t e n s o l c h e r Register. O t t o K n o c h , D e r E r s t e u n d Z w e i t e Petrusbrief. D e r J u d a s b r i e f ( R N T ) , R e g e n s b u r g ( P u s t e t ) 1 9 9 0 , 16. H e i n r i c h J u l i u s H o l t z m a n n , L e h r b u c h d e r h i s t o r i s c h - k r i t i s c h e n E i n l e i t u n g in d a s N e u e T e s t a m e n t , F r e i burg (Mohr) 1 8 8 6 , 3 1 7 . V i e l e B e o b a c h t u n g e n h a t m a n d a z u ü b e r d i e Z e i t notiert. A u s f ü h r l i c h z. B . Schlatter, B r i e f 7 7 - 8 4 ( s p r a c h liche M e r k m a l e ) ; D i b e l i u s , K E K 5 3 - 5 7 ( S p r a c h e u n d Stil); M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 7 - 3 0 ( W o r t s c h a t z , G r a m m a t i k u n d Stil, r h e t o r i s c h e E l e m e n t e ) ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 3 - 7 9 ( S p r a c h e ) ; M a y o r ccvi-cclvii ( G r a m m a t i k u n d Stil). M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 8 , stellt d e r e n 2 3 z u s a m m e n . K e i n V e r b ist j e d o c h m i t zwei P r ä p o s i t i o n e n z u s a m m e n g e s e t z t : M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 8 . A u f s t e l l u n g e n bei M a y o r ccxlvii, ccxlix f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 7 ; vgl. D i a z ; Spencer. - V g l . o. § 1,3 z u d e n fehl e n d e n S a c h b e r e i c h e n , die j e d o c h in der M e t a p h o r i k a u f t a u c h e n . V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 8 ; Wessel 1 1 4 f. D g l . fehlt der O p t a t i v , allerdings ist d a s in vielen ntl. Schriften e b e n s o der Fall; vgl. M a y o r ccxliii. G i e g e r gliedert d i e »figures o f s p e e c h « in »figures involving (I) r e s e m b l a n c e , (II) c h a n g e , (III) a m p l i f i c a t i o n , (IV) c o n d e n s a t i o n « . III etwa ist w i e d e r u m unterteilt in » b y m e a n s o f repetition, e x p a n s i o n , d e s c r i p t i o n « , I V in » b y m e a n s o f Omission, d i s c o n t i n u a t i o n « . Als Beispiele i m einzelnen seien g e n a n n t , u n d zwar für » e x p a n s i o n « : P l e o n a s m u s , H y p e r b o l e , Periphrasis, K l i m a x bzw. A n a b a s i s , E p e x e g e s e . Wessel 114: es finden sich n u r drei p e r i o d i s c h e Sätze, n ä m l i c h 2 , 2 - 4 ; 2 , 1 5 - 1 6 ; 4 , 1 3 - 1 5 . Liste bei M a y o r ccliv.
Die kommunikative Gestalt
15 120
der Antithese (z. B. 1,19; 2,13); viele Lautangleichungen (Paronomasia) , Wort spiele (z. B. 1,1 f. x«tQ8iv - xotQdv, 2,20 EQywv -ctQyy]), Alliterationen (nicht nur die beliebte Jt-Alliteration zu Anfang 1,2; auch in 1,17; teilweise in 4,13 f.; ferner mit 8 in 1,6; 3,8; mit X in 1,4; 3,4, u. a.) und gleiche Endungen (z. B. 2,19; 5,5.6); Wiederaufnahmen (sog. flashbacks ; so besonders öii|ruxos, 1,8; 4,8; »Gesetz der Freiheit« 1,25; 2,12; »zeigen/aus/Werke« 2,18; 3,13; xaXcog Jtoietv 2,8.19, dazu etli che Termini wie moxig, ooqpia, dXr|0eia, JtXovaiog, xajteiv-); Oppositionen (wie in 1,4-6: vollkommen/mangeln, glauben/zweifeln) 3. An rhetorischen Mitteln ist di^ Diatribe ^ zu erwähnen. Dazu zählen Appellfi guren bzw. pragmatische Figuren 5 . Neben rhetorischen Fragen und der MetapherVerwendung (s. o.) rechnen dazu: Einwände möglicher Kontrahenten (2,8.14.18; 4,5; vg. 1 , 1 3 ) 6 , harsche Anreden (2,20; 4,4.8), Vergleiche (1,6.10 f. 23 f.; 3,3 f.5. 7. 11 f.; 4,14; 5,7), Exempla (2,21-23.25; 5,11.17 f.), Personifikationen (1,15; 2,13; 4,1; 5,4), Ironie (2,19). 4. Schwieriger ist der semitische Spracheinfluß einzuschätzen. Fr. Mußner fuhrt dazu a u f : Parallelismus membrorum (z. B. 1,9), semitisierende Syntax (darunter »konjunktionslose Hypotaxe statt eines Konditionalsatzes«: 2,18; 4,7.8.10), »Biblizismen« (jtoinTfig \öyov 1,22; Jtpoooojtov taxußdveiv 2,1.9), abstrakte Ausdrucksweise (z. B. »Hörer der Vergeßlichkeit« 1,25), Stellung des Pronomens (nach Art der Suffi xe), Einzeltermini (Synagoge, Gehenna), Wiederholung des Pronomens (in 2,6), eine Einzelwendung (»Leben retten« 1,21; 5,20), imperativische Partizipien und Passivum divinum. Diese Präsentation ist differenziert zu beurteilen. Sicher ist Jak von »bibli scher« Sprache (LXX) mit beeinflußt, ebenso von frühchristlicher Tradition. Natür lich entstammen einzelne Wörter und Wendungen dem AT. Eine andere Frage ist, wie deutlich der Einfluß ist (beim Parallelismus membrorum etwa ist er es m. E. weniger) und inwieweit nicht auch ähnlicher Stil in der hellenistischen Koine vor kommt. Aufs Ganze gesehen, tritt die semitische Prägung deutlich hinter der griechi schen z u r ü c k . Die diversen Stilmittel wie Alliteration, Paronomasie u s w . wollen Jak gerade als griechisches Schreiben erkennen lassen. 121
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123
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1 2 0
A u f s t e l l u n g bei M a y o r ccl-ccliii; vgl. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 6 .
1 2 1
Einzelheiten bei M a y o r ccliif.
1
2 2
129
Baasland, A N R W 1988, 3658.
1 2 3
Vgl. Frankemölle, Netz. Vgl. auch unten § 6,8.4.
1 2 4
V g l . d a z u die N o t i z e n bei D i b e l i u s , K E K 5 6 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 9 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 6 ; Gieger; C h u r c h 4 5 - 9 1 (speziell z u J . H . R o p e s ) , generell B u l t m a n n ; Schmeller, D i a t r i b e ; S i d e b o t t o m 1 ff.
125 Vgl_ W i l h e l m Egger, M e t h o d e n l e h r e z u m N e u e n T e s t a m e n t . E i n f ü h r u n g in linguistische u n d historisch-kriti sche M e t h o d e n , F r e i b u r g ( H e r d e r ) 1 9 8 7 , 1 3 3 - 1 4 6 ( p r a g m a t i s c h e A n a l y s e ) . 1 2 6
S o läßt sich 2 , 1 4 ff. als D i a t r i b e bezeichnen (Heiligenthal 3 3 ff.).
i^Mußner, Jakobusbrief 30-32. 1 2 8
J a k ist a u c h k e i n e Ü b e r s e t z u n g eines a r a m ä i s c h e n O r i g i n a l s ; d i e s e früher e r ö r t e r t e F r a g e (s. M a y o r cclx-
1 2 9
Evtl. s o g a r H e x a m e t e r in 1,17; 4 , 5 .
cclxviii) w i r d h e u t e nicht m e h r gestellt.
Einleitung
16
§ 4 Inhaltliche Schwerpunkte und Situation der Adressaten 1.
Themenbereiche
Jak schneidet eine Fülle von Themenbereichen an: Glaube, Anfechtung, Ausharren, Vollkommenheit, Werke, Gebet, Zweifel, Gottes Wesen, Armut, Niedrigkeit, Reich tum, Leben, Begierden, Theodizee, Sünde, Tod, Reden, Tun, Gottes Wort, Seelenret tung, Religion, Reinheit, Sozialverhalten, Gesetz, Freiheit, Gericht, Barmherzigkeit, Rechtfertigung, Lehren, Lenkungsfähigkeit, Segen und Fluch, Weisheit, Streit, Frie de, Freundschaft mit der Welt bzw. mit Gott, Hochmut, Demut, Umkehr, Verleum dung, Geschäftspläne, Luxus, Unrecht, Langmut, Eid, Krankheit, Sündenbekennt nis, Rettung aus Verirrung. 1. Die Themen wie ihre Behandlung zeigen, daß Jak sich auf den Umgang mit Menschen, Gaben, Gütern und Gegebenheiten konzentriert; er schreibt keine Sach erörterungen als solche. Die Themen werden primär von der Seelsorge und von der Ethik her beleuchtet. Jak liefert keine sozio-ökonomischen Analysen, noch äußert er sich z. B. über die Weisheit in schöpfungstheologischer oder heilsgeschichtlicher Hin sicht. Ihn interessiert die Auswirkung auf zwischenmenschliches Verhalten. So wer den die Reichen in der Art der atl. Prophetie kritisiert; ihr Verhalten, nicht der Reich tum als solcher steht zur Debatte, es sei denn seine Vergänglichkeit (5,2 f.). Das glei che gilt für die Armut; im Vordergrund steht der Mensch (vgl. 1,11) in seiner Beziehung zu Gott, zu sich selbst und zu anderen. 2. Jak ist, wenn man so will, primär Ethiker. !30 Der Wertekodex steht für ihn klar; er glaubt genau zu wissen, was richtig ist. Seine Vorstellungen entsprechen weithin den aus der jüdisch-weisheitlichen und prophetischen sowie aus der jesuanischen und frühchristlichen Tradition überkommenen. Dazu zählen Gerechtigkeit, Barmherzig keit, Demut, Friedfertigkeit, Gottvertrauen, aktive Befolgung des Willens Gottes, Eindeutigkeit, Gemeinschaftssinn, eschatologisches Ziel- und Verantwortungsbe wußtsein. Das sind sozusagen konservative Werte. Nirgendwo gewinnt man den Ein druck, Jak wolle Neuerungen einführen. Vielmehr sorgt er sich darüber, daß seitens seiner Adressaten Bewährtes nicht festgehalten wird, daß die Integrität bedroht ist und daß damit das Erreichen des Ziels infrage gestellt wird. - Jak vertritt eine »Ethik auf dem Weg«. Der Mensch ist ein geschichtliches Wesen, gerufen hin zum Ziel der Vollkommenheit, den »Lebenskranz zu empfangen« (1,4.12). Geboren vom gött lichen Wort, gilt es, dieses heilbringende Wort zu ergreifen und umzusetzen (1,18. 21 ff.). Die Spanne des Durchhaltens reicht bis zur Parusie des Herrn (5,7 ff.). Der Mensch - auch und gerade der Christ - ist ein homo faber; ohne Wirken und Werke ist Leben nicht möglich. Man muß wissen und beachten, wohin man gehört und wohin man gelangen will bzw. soll. Weg und Ziel ^ werden von Gott bestimmt; dem muß man sich ungeteilt widmen. Das größte Problem des Menschen ist dabei sein 1
1
1 3 0
V g l . M u ß n e r , M o t i v a t i o n ; B l o n d e l ; A u n e , N a t u r e ; E a s t o n ; T e x t e u n d T h e m e n bei M a s t o n . E x k u r s » W i r t -
1 3 1
V g l . K l e i n s A n s a t z ; vgl. L a w s , B a s i s : E t h i k d e r I m i t a t i o D e i .
s c h a f t s e t h i k « bei B u r c h a r d , H N T 1 9 5 f.
Inhaltliche Schwerpunkte u n d Situation der Adressaten
17
Geteilt-Sein: im Inneren (1,8; 4,8), untereinander (4,1 ff.) und auch im Verhältnis zur Welt bzw. zu Gott (4,4). D e m entspricht ein zumindest praktischer Dualismus. Der »Welt« steht Gottes Wesen gegenüber; der »Weisheit von oben« die gegenteilige (3,13-18), dem Leben der Tod (1,12.15). Jak ist vor allem an den soziologischen und anthropologischen Implikationen interessiert. 32 Inmitten verschiedener Umstände gilt es, Kurs zu halten, eindeutig zu sein. 1
2. Situation
der
Adressaten
Spiegelbildlich kann man den jak Ausführungen ein Bild der Situation der Adressaten entnehmen. Gesellschaftliche Faktoren lassen sich dabei von theologisch-kirchlichen nicht trennen ^ 3 , weder in der Perspektive des Verfassers noch aus der Sicht der Adressaten. Wie die einschlägigen Passagen bei Jak (1,9-11.27; 2,1-7.15 f.; 3,912.14-18; 4,1-10.11 f. 13-18; 5,1-6.9) zeigen, verwoben sich Aspekte der sozialen Stellung und des sozialen Verhaltens mit solchen der theologischen Einschätzung. Ekklesiologisch notieren wir eine »Kirche des Wortes« (bzw. »der Wörter«) 4 , die ans Tun gemahnt werden muß. Man betet (1,5 f.; 4,2 f.; 5,13 ff.), hält Versammlun gen (2,2 ff.16), befaßt sich mit Gesetz und Schrift (1,25; 2,8 ff.21 ff; 4,5 f.), glaubt an den einen Gott (2,19), strebt nach Weisheit (3,13-18); man spricht Friedens- und Segenswünsche aus (2,16; 3,9 f.), man lehrt (3,1), betet Psalmen (5,13), übt Kran kenheilung und Sündenbekenntnis (5,14-16). Geleitet wird die Kirche von einer zahlenmäßig offenbar unbegrenzten Pluralität von Lehrern (s. zu 3,1). Auch die Ältesten agieren im Plur.; als ihre Tätigkeit wird freilich lediglich die Krankenheilung genannt (5,14 f.). Von Taufe und Abendmahl, Priestern und Hirten und dgl. schreibt Jak direkt nichts. Die Kontroversen (3,14 ff; 4,1 ff. 11 f.) »unter euch« (4,1) könnten sich u. U. zwar auch auf innerkirchliche Auseinandersetzungen bezogen haben; von Lehrstreitigkeiten und Irrlehren bzw. Irrlehrern verlautet allerdings nichts direkt (5,19 meint seelsorgerlich ein »von der Wahrheit abweichen«). Die Konflikte dürften 1 3
1 3 2
V g l . a u c h u. § 6 , 8 . 4 . K . W e i ß 1 0 8 e r k e n n t als d a s d e n J a k »zur E i n h e i t z u s a m m e n s c h l i e ß e n d e M o t i v : e i n e a u s g l ä u b i g e r B i n d u n g a n G o t t e n t s p r i n g e n d e A b s a g e a n alle F o r m e n u n d E r s c h e i n u n g e n d e r S ä k u l a r i t ä t « . T i l l e r 9 2 0 k e n n z e i c h n e t J a k als e i n e n d e r T e x t e » t h a t d e - e m p h a s i z e t h e g e o g a p h i c c o n t o u r s o f h e a v e n a n d hell a n d the d e t a i l s o f f u t u r e j u d g m e n t , b u t t h a t a d o p t the d u a l i s t i c d e f i n i t i o n o f reality t h a t is c h a r a c t e r i s tic o f a p o c a l y p t i c l i t e r a t u r e « . S . M . V a n Z y l e r k e n n t e i n e n d r e i d i m e n s i o n a l e n D u a l i s m u s , n ä m l i c h d e r A k t a n t e n , d e s R a u m e s u n d d e r Z e i t . V g l . a u c h W o l m a r a n s , d e r als M o t i v a t i o n s z i e l d i e V e r h e i ß u n g d e s ewi gen Lebens der Furcht vor V e r d a m m u n g gegenüberstellt.
1 3 3
Z u m F o l g e n d e n : P o p k e s , A d r e s s a t e n 5 3 - 1 2 4 , m i t B e z u g n a h m e a u f S o u c e k , T r o c m e u. a. V g l . ferner S a t o 7 1 . W a h r s c h e i n l i c h spielt a u c h d i e T r a d i t i o n d e r » G o t t e s f ü r c h t i g e n « e i n e R o l l e (vgl. z u 2 , 1 9 ) ; s. d a z u G ü l zow, S k l a v e r e i 1 2 - 1 5 ; d e r s . , G e g e b e n h e i t e n 1 9 4 ff.; K . G . K u h n / H . S t e g e m a n n , P r o s e l y t e n : P R E S u p p l . I X 1 2 4 6 - 1 2 8 3 ; Bernd Wander, Gottesfürchtige u n d Sympathisanten. Studien z u m heidnischen Umfeld von Diasporasynagogen ( W U N T 104), T ü b i n g e n (Mohr) 1998; T h o m a s M . Finn, T h e God-Fearers Reconsid e r e d : C B Q 4 7 ( 1 9 8 5 ) , 7 5 - 8 4 ; S . J . D . C o h e n , C r o s s i n g the B o u n d a r i e s a n d B e c o m i n g a J e w : H T h R 8 2 ( 1 9 8 9 ) , 1 3 - 3 3 ; N i e b u h r , I d e n t i t ä t , in: J . M e h l h a u s e n ( H g . ) , P l u r a l i s m u s u n d I d e n t i t ä t , G ü t e r s l o h ( M o h n ) 1 9 9 5 , 3 4 7 f.
1 3 4
V i e l e s bei d e n A d r e s s a t e n (in d e r S i c h t d e s J a k ) e r i n n e r t a n d i e R e f o r m a t i o n s z e i t (s. P o p k e s , A d r e s s a t e n 7 5 mit A n m . 131); daher auch das Stichwort »Frühprotestantismus« (ebd. 1 0 4 . 1 1 9 ) . J o h n s o n , Writings 4 5 4 : a u f d e n K o n t r a s t z w i s c h e n R e d e n u n d T u n w i e s e n a u c h bereits d i e h e l l e n i s t i s c h e n M o r a l i s t e n h i n .
Einleitung
18
daher allgemein im Konkurrenz- und Prestigedenken, das auch den Alltag (Beruf, Geschäft, Fortkommen) einbezog, zu orten sein.
3. Schichtenübergreifendes
Spannungsgefälle
Soziologisch notieren wir ein schichtenübergreifendes Spannungsgefälle. 1. Die angesprochene Gemeinde ist, aufs Ganze gesehen, eher in einer unteren »Mittelschicht« (s. dazu später in 3.2-3) anzusiedeln. 35 Sie unterscheidet sich von Leuten in Lumpen und solchen in prächtigen Gewändern (2,2-4); »die Armen« müs sen ihr besonders anbefohlen (2,5 f.), vor »den Reichen« muß gewarnt werden (2,6 f.). Die Mehrheit ist offenbar zu Hilfeleistungen in der L a g e . 3 6 Viele scheinen auf Besitzzuwachs und Konsum aus zu sein (4,1-3). Ebenso hat es anscheinend Status veränderungen um des Glaubens willen gegeben, deren man sich »rühmen« soll, und zwar für Niedrige wie Reiche (1,9 f.). Sklaven erwähnt Jak nicht, nur einmal (5,4) Feldarbeiter/Lohnarbeiter. Vom falschen Geschäftsgebaren reden 4,13-17, vom un zulässigen Umgang mit Reichtum und Lohnabhängigen 5,1-6. Die Tatsache allein, daß Jak solche Bereiche einbezieht, weist auf eine Entwicklung zu vermehrtem Wohl stand (wenigstens bei einigen) hin, wie sie ähnlich in der Apg und den Pastoralbrie fen begegnet. 37 Die soziale Spannweite wuchs und damit auch das Spannungspo tential. Ahnlich wie L k / A p g ^ plädiert Jak für einen karitativen Besitzausgleich, nicht für einen asketischen oder kommunitären Besitzverzicht. 2. Die Bezeichnung »auf trebende Mittelschicht« ist primär wirtschaftlich zu verste hen. ! 3 9 Rechtlich-ständisch kannte das gesellschaftlich quasi als Pyramide aufgebau te Imperium Romanum der frühen Kaiserzeit nur zwei Schichten: eine Ober schicht (honestiores) und eine Unterschicht (humiliores). Die Unterschicht ist noch weiter aufgeteilt in die plebs urbana und die plebs rustica - also nach Stadt und Land. Die Plebs setzt sich zusammen aus ingenui (Freigeborenen), liberti (Freigelassenen) und servi (Sklaven). Die Oberschicht beginnt beim Stand (ordo) der Dekurionen und führt über den der Ritter und Senatoren zum K a i s e r . Zur Oberschicht zu gehören, setzte natürlich auch Vermögen voraus; aber auch unter den humiliores gab 1
1
1
140
141
135 V g l . S a t o 5 8 - 6 3 ; als G e f a h r s p r i c h t J a k d a s R e i c h w e r d e n a n . J a k s e l b s t g e h ö r e als » L e h r e r « w o h l d e r g l e i c h e n Sozialschicht an (66 A n m . 2 9 ) . 1 3 6
A u c h w e n n 2 , 1 5 f. d a r a u f zielen sollte, d i e H i l f e a u s d e r » G e m e i n d e k a s s e « z u leisten; s o m e i n e n D r e x h a g e , W i r t s c h a f t 1 6 ff. 3 4 , u n d B u r c h a r d , G e m e i n d e 3 2 5 . V g l . n o c h S e l v i d g e .
1 3 7
N ä h e r e s u n d L i t e r a t u r d a z u bei P o p k e s , A d r e s s a t e n 7 1 ff., speziell 7 8 - 8 1 . W e i t e r e s s. H a h n / M ü l l e r , T h R
1 3 8
D i e F o r m e l bei L k l a u t e t » W o h l t ä t i g k e i t u n d G e n ü g s a m k e i t « ; s o F r i e d r i c h W i l h e l m H o r n , G l a u b e u n d
1 9 9 8 6 6 f. ( z u T s u j i ) . H a n d e l n in d e r T h e o l o g i e d e s L u k a s ( G T A 2 6 ) , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 8 3 , 1 1 9 . - W e l t i n 1 6 5 ff. ( i m K a p i tel ü b e r » d a s A r i s t o k r a t i s c h e « z u r c h r i s t l i c h e n E r f a h r u n g » w i t h e l i t i s m « : J a k w a r n t v o r b e s o n d e r e r A u f m e r k s a m k e i t g e g e n ü b e r d e n R e i c h e n in d e r G e m e i n d e . 1 3 9
V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 8 5 ff.; J u s t i n J . M e g g i t t , Paul, Poverty a n d S u r v i v a l , E d i n b u r g ( C l a r k ) 1 9 9 8 , 4 1 - 7 3 (zur Ö k o n o m i e ) . D e s w e i t e r e n d i e A r b e i t e n v o n J u d g e ; D r e x h a g e , W i r t s c h a f t ; G r i m m ; G r a n t , B ü r g e r 7 8 ff. (»Arbeit u n d Berufe« ). B u r c h a r d , H N T , E x k u r s » Z u r sozialen L a g e der Adressaten«.
1 4 0
S . d a z u Alföldy, G e s e l l s c h a f t , S o z i a l g e s c h i c h t e .
1 4 1
Vgl. außer Alföldy noch K . Christ, R ö m i s c h e Geschichte. Einführung, Q u e l l e n k u n d e , Bibliographie, D a r m s t a d t ( W B G ) 1 9 7 3 , 1 9 4 f.; K l o p p e n b o r g , 1 2 7 ff.; P o p k e s , A d r e s s a t e n 8 5 f. ( f a m i l i a C a e s a r i s ) .
Inhaltliche Schwerpunkte u n d Situation der Adressaten
19
es Vermögende. Das System war in gewissem Grad zudem stufenweise durchlässig; man konnte mit Geschick, Fähigkeiten, Beziehungen, Protektion, Glück und Geld aufsteigen. Andererseits mußte man sich bemühen, auf der sozialen Leiter nicht abzu s t e i g e n . Das ganze Bild wird weiter diversifiziert durch konjunkturelle, juristische (so bei Fragen des Bürgerrechts einer Stadt oder gar Roms) und herkunftsmäßige (Landsmannschaften, Fremdlinge, Beisassen, Reisende u s w . ) . Aspekte und solche der kollektiven »Lebensorganisation« (Familien, H ä u s e r , Sippen). 3. Jak hat ein differenziertes gesellschaftliches Bild vor Augen, wie es vielerorts im Imperium Romanum anzutreffen war. (a) Soziologisch betrachtet, bewegten sich sei ne Adressaten primär in aufstrebenden Kreisen der humiliores, mit einem gewissen Abstand zu den ganz Armen und mit einer Tendenz hin zu wirtschaftlich erfolgrei cheren K r e i s e n . (b) Geographisch gesehen, gibt es kaum Hinweise auf eine nähere Einengung. Aus verschiedenen Gründen wurde Rom als Entstehungsort vorgeschla g e n . 4,13-17 könnte auf Schiffahrt und Hafennähe anspielen; man hat daraus auf Phönizien oder Alexandrien geschlossen. 7 Aber der Text legt nichts fest. Ahnliches gilt von 5,4 und möglichen Latifundienbesitzern. Palästinisches oder syrisches Kolo rit erkennen m a n c h e in Wendungen wie »Früh- und Spätregen« (5,7); aber auch das ist keineswegs sicher und brauchte auch lediglich die Autorperspektive wiederzu g e b e n . Die Adressierung an »die zwölf Stämme in der Diaspora« (1,1) verweist, sofern sie geographisch zu verstehen ist, auf die weite O i k o u m e n e . (c) Politisch betrachtet, ist von Verfolgungen seitens der Behörden keine Rede. Bedrückungen 142
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142 V g l K l o p p e n b o r g , b e s o n d e r s 1 3 0 ff., u. a. z u d e n I n s t i t u t i o n e n d e r clientelia u n d a m i c i t i a . » D a s b e d e u t e t , d a ß der Wettbewerb nicht zwischen den wirtschaftlich horizontal ausgelegten Schichten, sondern vielmehr z w i s c h e n d e n vertikal g e o r d n e t e n >Pyramiden< s t a t t f a n d « ( 1 3 2 ) . 143 V g l . d i e P r o b l e m a t i k in I P e t r ; d a z u : J o h n H . Elliott, A H o m e for t h e H o m e l e s s . A S o c i o l o g i c a l E x e g e s i s o f 1 Peter, Its S i t u a t i o n a n d Strategy, P h i l a d e l p h i a ( F o r t r e s s ) 1 9 8 1 ; F e l d m e i e r . 1 4 4
1 4 5
N ä h e r e s in P o p k e s , A d r e s s a t e n 7 3 . K l o p p e n b o r g 1 3 5 ff. o r d n e t d i e j a k G e m e i n d e n d e n V e r e i n e n z u , » d i e a u s d e n n i e d r i g e n S c h i c h t e n z u s a m m e n g e s e t z t waren u n d die verschiedene Strategien entwickelt h a b e n , u m sich vor A u s b e u t u n g zu schüt z e n « ( 1 3 5 ; N ä h e r e s 1 4 6 ff.). E i n a n d e r e s » V e r h a l t e n s m u s t e r « , t y p i s c h für d a s p a u l i n i s c h e K o r i n t h , stelle e i n e S i t u a t i o n dar, » w o d i e O b e r s c h i c h t e n u n d U n t e r s c h i c h t e n a n w e s e n d w a r e n u n d w o d u r c h d i e A n w e s e n h e i t d e r O b e r s c h i c h t G e w i n n e v e r s c h i e d e n e r A r t erzielt w u r d e n « ( 1 3 5 ) . E i n e b e s o n d e r e R o l l e s p i e l t e d a b e i d a s P a t r o n a g e - S y s t e m ( 1 4 2 ff.); S c h u t z v o r k e h r u n g e n d a g e g e n e n t f a l t e J a k in 1 , 1 1 ; 5 , 1 - 1 1 u n d 2 , 1 - 1 3 ( 1 5 0 f.). Z u r S a c h e vgl. w e i t e r T h o m a s S c h m e l l e r , H i e r a r c h i e u n d E g a l i t ä t . E i n e s o z i a l g e s c h i c h t l i c h e U n t e r s u c h u n g paulinischer G e m e i n d e n u n d griechisch-römischer Vereine ( S B S 1 6 2 ) , Stuttgart ( K B W ) 1 9 9 5 .
1 4 6
D i e G r ü n d e s i n d s p r a c h g e s c h i c h t l i c h e r A r t u n d w e r d e n a u s d e r N ä h e z u l C l e m , B a r n , H e r r n usw. e r s c h l o s sen. L a w s , C o m m e n t a r y 26; Marshall, Character 2 1 1 - 2 5 0 , Local.
1 4 7
S. d a z u i m K o m m e n t a r z u 4 , 1 3 - 1 7 . - J o h n s o n v e r w e i s t v o r a l l e m a u f 1 , 1 1 ; 3 , 6 ; 3 , 1 1 f.; 4 , 1 3 ; 5 , 4 . 7 .
1 4 8
V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 6 1 f. F ü r P a l ä s t i n a z. B . : H a d i d i a n ; W i l h e l m M i c h a e l i s , E i n l e i t u n g in d a s N e u e T e s t a m e n t , B e r n ( H a l l e r ) 3. Aufl. 1 9 6 1 , 2 7 4 - 2 8 2 ; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 8 3 f.; G e y s e r ; Penner, E p i s t le 7 5 ff. 2 6 0 . F ü r G a l i l ä a : E l l i o t t - B i n n s 1 2 5 (zu 5,7: m e h r l ä n d l i c h als s t ä d t i s c h ) . A b w ä g u n g der A r g u m e n t e bei D e p p e 1 9 1 - 1 9 4 : P a l ä s t i n a b l e i b e zwar »eine g u t e H y p o t h e s e « a b e r d i e B e g r ü n d u n g e n seien n i c h t ü b e r Zweifel e r h a b e n ( 1 9 4 ) . - F ü r Syrien: N o a c k 2 4 ; S h e p h e r d 5 0 . - F ü r A l e x a n d r i a : S c h n e l l e 4 0 2 ( A n h a l t s p u n k te: » M e e r / W a s s e r « in 1,6; 3 , 7 . 1 2 ; 5 , 7 . 1 8 ; »Schiffe« in 3 , 4 ; » g l o b a l e H a n d e l s b e z i e h u n g e n « in 4 , 1 3
1 4 9
ff).
S . d a z u i m K o m m e n t a r z. S t . ; Penner, E p i s t l e 2 6 3 : D e r T e x t läßt k e i n e » b e w u ß t i n t e n d i e r t e n J e r u s a l e m e r Beziehungen« erkennen.
1 5 0
H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 6 5 ; N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e ; T s u j i . W e i t e r e s d a z u u. in § 7 , 3 u n d i m K o m m e n tar z u 1 , 1 . J ü d i s c h e A n w o h n e r g a b es ( a u s u n t e r s c h i e d l i c h e n G r ü n d e n ) u. a. in M e s o p o t a m i e n , Ä g y p t e n , K l e i n a s i e n , G r i e c h e n l a n d , Italien, C y r e n a i c a u n d w e i t e r i m W e s t e n . V g l . d i e L i s t e n A p g 2 , 9 - 1 1 ; 6 , 9 ; I P e t r 1 , 1 ; P h i l o L e g G a i 2 8 1 f. B a r c l a y b e f a ß t sich z u e r s t m i t Ä g y p t e n , d a n a c h m i t » a n d e r e n m e d i t e r r a n e n O r t -
Einleitung
20
erfolgen durch »die Reichen«, die sogar »vor Gericht schleppen« (2,6 f.); das ist jedoch keine staatliche Maßnahme. Dasselbe gilt für das Vorenthalten von Lohn (5,4). Nur 5,6 erwähnt ein »Töten des Gerechten«; die Angabe ist allerdings inter pretationsbedürftig. Pogrome oder auch nur Angriffe seitens böswilliger Nachbarn oder Kollegen (wie in IPetr 4,3 ff.) werden nicht notiert. Eher schon sind Ubergriffe untereinander zu beklagen (3,14; 4,1 ff), wobei freilich auch diese Angaben unter schiedlich gedeutet werden. Es ist jedoch reine Vermutung und wenig wahrschein lich, sie auf Auseinandersetzungen im Zusammenhang des Jüdischen Krieges 66-70 zu b e z i e h e n . Das Problem bei den Adressaten sieht Jak gerade in ihrer »Freund schaft mit der Welt« (4,4); sie richten sich nach den Maßstäben der Welt, verhalten sich dementsprechend und erstreben Gewinn und Lust nach Art der Welt. 1 5 1
152
4. M a n hat versucht, die g e s a m t e K o r r e s p o n d e n z (Autor u n d Adressaten) in e i n e m quasi-sektenhaften eschatologischen Milieu zu verorten. *53 Ä h n l i c h wie es bei M t der Fall sei, h a b e der j a k Kreis in kritischer N ä h e z u m J u d e n t u m g e s t a n d e n . 5 4 N e b e n einer eschatologischen B a l d - E r w a r t u n g (s. 5,7 ff.) h a b e d e n Kreis ein geradezu jurisdiktionelles G e m e i n s c h a f t s l e b e n geprägt, vergleichbar m i t d e n Q u m r a n - E s s e n e r n . Speziell w i r d die S z e n e in J a k 2 , 2 - 4 d a h i n g e h e n d a u s g e l e g t : In dieser » S y n a g o g e « sei m a n z u m Z w e c k der R e c h t s p r e c h u n g z u s a m m e n g e k o m m e n . A l s j ü d i s c h e Sekte h a b e der Kreis a u c h Verfolgungen seitens der J u d e n e r l i t t e n . - G e g e n eine solche Plazierung ist j e d o c h anzuführen: D i e S z e n e 2 , 2 - 4 handelt nicht v o n J u r i s d i k t i o n ; die E s c h a t o l o g i e ist w e n i g s p e zifisch; j ü d i s c h e T h e m e n fehlen weithin; ein »Erbstreit« über das A T u n d d a s V o l k - G o t t e s - S e i n (wie bei M t ) ist nicht erkennbar; d a ß »die R e i c h e n « J u d e n seien, legt der Text n i r g e n d w o nahe. D a m i t verlieren a u c h die A n g a b e n über ein »sektenhaftes M i l i e u « ihre Plausibilität. 1
1 5 5
1 5 6
157
5. E i n anderer Versuch der V e r o r t u n g der internen S p a n n u n g e n (speziell in 2 , 1 - 3 , 1 2 ; vgl. 5 , 1 6) bezieht diese a u f d e n K o n f l i k t zwischen Wandercharismatikern u n d lokalen F ü h r e r n (z. T . reiche Patrone der G e m e i n d e ) . Z u r D e b a t t e stehe laut 3 , 1 - 1 2 die Lehrqualifikation; die in 2 , 1 4 - 2 6 geforderten »Werke« seien (wie die bei A b r a h a m u n d R e b e c c a ) solche der G a s t f r e u n d s c h a f t , u n d zwar hier g e g e n ü b e r d e n W a n d e r p r e d i g e r n . Letztere seien a u c h m i t d e n » A r m e n für die Welt« in 2 , 1 - 1 2 identisch; sie dürften nicht hinter d e n L o k a l h o n o r a t i o r e n zurückgestellt w e r d e n . N i c h t also u m einen sozialen K l a s s e n k o n f l i k t h a n d e l e es sich, s o n d e r n u m d e n zwischen zwei christlichen T r a ditionskreisen (vgl. D i d , M t , E v T h o m ) . D i e A d r e s s a t e n m ü ß t e n nicht nur in Palästina u n d W e s t syrien zu s u c h e n sein; vielmehr ließen sich ähnliche Verhältnisse a u c h a u f die D i a s p o r a , inkl. p a u l 1 5 8
159
lichkeiten«: C y r e n a i c a , Syrien, A s i a , R o m . - Als D i a s p o r a galt u r s p r ü n g l i c h (seit d e m b a b y l o n i s c h e n Exil) der O s t e n ; vgl. M a y o r cxxxvii ( m i t H i n w e i s a u f J o s e p h Bell p r o o e m 1,2); g a n z a n d e r s also als in IPetr 1,1 (nördliches u n d mittleres K l e i n a s i e n ) . S. dazu i m Kommentar. T o w n s e n d , Z e a l o t r y (etwas z u r ü c k h a l t e n d e r in E p i s t l e xxxiv f.): für die J a h r e vor 6 6 g e b e es bei J a k H i n w e i s e a u f d e n z u n e h m e n d e n »class warfare« seitens nationalistischer j ü d . G r u p p e n u n d a u f die V e r s u c h u n g für die christliche G e m e i n d e in J e r u s a l e m , n a c h materieller Sicherheit z u greifen u n d in d i e bewaffnete A u s e i n a n d e r s e t z u n g involviert z u werden; s. 4 , 1 - 4 ; M a r t i n , L i f e - S e t t i n g , W B C lxviii f.: J a k h a b e in diesen T u r b u lenzen z u m F r i e d e n gerufen ( L i f e - S e t t i n g 1 0 0 ) . !53 W a r d , C o n c e r n ; Penner ( b e s o n d e r s 2 6 9 f.), J o h n s o n , A n c B 8 3 ; vgl. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 8 . 6 1 . 6 7 . V g l . Penner, E p i s t l e 2 6 9 f. ( d o r t A n m . 1 L i t e r a t u r ) . W a r d , Partiality, C o n c e r n . D e s h a l b w e r d e a u c h W e r t a u f gleiche K l e i d u n g (wie v o r e i n e m r a b b i n i s c h e n G e r i c h t ) gelegt; v g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 6 7 . Z u d e n A u s w i r k u n g e n a u f d e n K o n t e x t in J a k 2 vgl. Penner, E p i s t l e 2 7 0 . Penner, E p i s t l e 2 7 0 ff.; » d i e R e i c h e n « w ä r e n d e m n a c h »rival J e w i s h g r o u p s « u. ä. ( 2 7 3 ) . A u c h M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f p a s s i m , sieht die ( a r m e n ) C h r i s t e n v o n (reichen) J u d e n b e d r ü c k t . Patterson. V g l . bereits ders., T h e G o s p e l o f T h o m a s a n d J e s u s , S o n o m a (Polebridge) 1 9 9 3 , 1 7 8 - 1 8 8 ( z u 2 , 1 - 3 , 1 2 ) . Z u m P h ä n o m e n vgl. T h e i ß e n 7 9 - 1 0 5 ; Schmeller, W a n d e r c h a r i s m a t i k e r . S o vor allem W a r d , A b r a h a m . 1 5 1
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Inhaltliche Schwerpunkte u n d Situation der Adressaten
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M i s s i o n s g e m e i n d e n , ü b e r t r a g e n . - S c h o n der letzte A s p e k t b l e i b t f r a g w ü r d i g ; u n s i c h e r ist z u d e m d i e I n t e r p r e t a t i o n der » W e r k e « A b r a h a m s
(s. z. S t . ) ; 3 , 1 - 1 2 g e h t n i c h t v o n e i n e m
» w i r / i h r « a u s ( w o b e i d e r Verfasser d i e Seite der W a n d e r c h a r i s m a t i k e r
Gegensatz
vertreten w ü r d e )
1 6 0
; wenn
l a u t 2 , 2 ein M e n s c h in L u m p e n ( d . h. ein » W a n d e r n d e r « ) » h i n e i n k o m m t « ( a n s c h e i n e n d v o n u n t e r w e g s ) , k a n n m a n d i e s e l b e T e r m i n o l o g i e n i c h t g u t für d e n L o k a l p a t r o n v e r w e n d e n . D i e T h e s e läßt z u viele F r a g e n u n b e a n t w o r t e t .
4. Selbstverständnis
der
Adressaten
Das theologische Selbstverständnis der Adressaten scheint ihrem gesellschaftlichen Ver halten entsprochen zu haben. Man kann von einem theologischen Reduktionismus sprechen. Aus ihrer eigenen Perspektive könnte man sie etwa mit folgenden Stich wörtern charakterisieren : 1. (a) » Weltoffenheit und Liberalität«. Was Jak als Weltliebe tadelt, ist für die Adres saten vielleicht so etwas wie Engagement im Beruf, Chancenausnützung, Vorankom men im Leben gewesen (4,1 ff. 13-16; 5,1-6). Traditionelle, »gesetzliche« Grenzen sind durchbrochen; das »Gesetz der Freiheit« (1,25;2,12) gilt auch im Alltag. - (b) »Aufstieg und Prestige«. Die sozio-ökonomischen Gegebenheiten lassen anscheinend nur die Wahl zwischen Verelendung und Emporkommen (2,1 ff.). Das Evangelium setzt positive Lebensenergien frei; der Lebensstandard wird gefördert. Die Orientie rung nach »oben« (sozial gesehen) erzeugt eine Erfolgsmentalität (2,2 ff.; 4,1 ff. 13-16; 5 , l - 6 ) , verbunden mit Geltungsanspruch, der sich auch auf kirchliche Befähigun gen (wie speziell zum Lehrer-Sein: 3,1 ff.) auswirkt. - (c) »Offene Gesellschaft und (gesunde) Rivalität«. Nicht nur die römische Gesellschaft bot Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch die christliche Gemeinde. Die offene Zahl der Lehrer (3,1) etwa begün stigt Entfaltungsmöglichkeiten; auch sonst scheint keine Hierarchie das Einbringen unterschiedlicher Begabungen erschwert zu haben. Konkurrenzdenken, Eifersüchte leien, Überheblichkeit und mangelnde Rücksichtnahme bildeten die Kehrseite sol cher relativen Chancengleichheit (3,9 f. 14; 4,1 ff.). - (d) »Etablierung und Selbstrechtfertigung«. Die Adressaten haben sich in der Welt eingerichtet und wissen das offenbar auch zu rechtfertigen (1,26;2,8 ff. 14 ff; 3,13 f.). Die Versammlungen sind anscheinend einladend (2,2-4); man glaubt an den einen Gott (2,19), betet, man ist fromm, religiös usw. (1,26; 2,16; 3,9 f.; 4,2 f.; 5,13 f f ) . Gewiß, nicht immer versteht man die Wege Gottes, so daß sich u. U. die Theodizeefrage erhebt (1,13). Muß man jedoch für jede Geschäftsreise extra den Willen Gottes erfragen (4,13 ff)? Könnte das nicht evtl. gar nach heidnischer Augurenschau aussehen? 161
1 6 2
1 6 0
J a k v o t i e r t j e d o c h n i r g e n d s f ü r Besitzverzicht; v o m » U n t e r w e g s - S e i n « ist g e r a d e b e i d e n R e i c h e n d i e R e d e
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S . d a z u P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 2 1 - 1 2 4 . V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 6 7 f.; R u e g g 2 3 7 : » O n v o i t ainsi s e
(1,11; 4,13 f f ) . d e s s i n e r l ' i m a g e d ' u n e c o m m u n a u t e d e la fin d u p r e m i e r siecle, o u v e r t e a u x p o s s i b i l i t e s q u e l'actualite p o l i t i q u e et e c o n o m i q u e offre a u x villes d e p r o v i n c e « . 162 V g l d a s p r o t e s t a n t i s c h e B e r u f s - u n d A r b e i t s e t h o s , speziell i m C a l v i n i s m u s (s. o. z u m S t i c h w o r t » F r ü h p r o testantismus«). M a x Weber, D i e protestantische Ethik. E i n e A u f s a t z s a m m l u n g , hg. von J o h a n n e s Winckelm a n n ( S i e b e n s t e r n - T B 5 3 - 5 4 ) , M ü n c h e n / H a m b u r g (Siebenstern) 1 9 6 5 ( = 1 9 2 0 ) ; II Kritiken u n d Antikri tiken, G ü t e r s l o h ( M o h n ) 5. Aufl. 1 9 7 8 .
Einleitung
22
2. Es ist diese vermeintliche Normalität der christlichen Existenz, die Jak nicht hin zunehmen bereit ist. Einmal aus theologischen Gründen, so daß er fragt: Ist die Beziehung zu Gott angemessen, lebendig, gott-gemäß (1,16 ff; 2,5 ff. 8-13;3,9f.l418; 4,4 ff.; 5,4.8 f 1 2 ) ? 3 Oder ist sie funktionalisiert worden zugunsten eines Chris tentums des »do it yourself«, das nicht auf Gott hört (2,8 ff.;4,l ff 13-17)? Z u m ande ren aus sozial-ethischen Gründen, mit den Fragen: Geraten nicht zu viele unter die Räder - die vermeintlich Unbrauchbaren, nur Hinderlichen (1,27; 2,2 ff.)? Wird nicht die Gemeinschaft ausgehölt und mißbraucht (2,14 f.; 3,9 f. 13-18; 4,1 ff; 5,16)? Und ferner aus anthropologisch-eschatologischen Gründen: Wird der Mensch wieder »ganz«, »ungeteilt«, »integriert«? Wird er sein von Gott gestecktes und ermög lichtes Ziel erreichen (1,2 ff.l2;26 f.; 2,12 f. 14 ff.; 3,2.9-12; 5,7 ff.)? 1 6
5. Grundlinien
der Theologie
des
Jakobus
1
Die Grundlinien derjak Theologie ^ ergeben folgendes Bild. 1. Jak denkt theozentrisch. Das Wort 6eög gehört zu den geläufigsten Vokabeln bei i h m . 5 Oft wird ebenfalls xuQiog verwendet , teilweise auch für Jesus Christus (1,1; 2,1, in beiden Fällen eindeutig abgesetzt) ; manche Stellen können nicht ein deutig zugewiesen w e r d e n , was entsprechend für »Name (des Herrn)« g i l t . Jak ist anscheinend nicht an einer deutlichen Differenzierung zwischen Gott und Chri stus gelegen. Gott wird ferner als Gesetzgeber bezeichnet (2,10 f.; 4,12), und zwar in enger Verbindung zu »Richter« bzw. Gericht (2,12 f.; 4,9.11 f.; dazu noch 5,9-12). Zweimal tritt »Vater« zu »Gott« (1,27) bzw. »Herr« (3,9); an beiden Stellen geht es um die Beziehung zu Gott (6or]Oxeia bzw. et^oyea)), die durch »Vater« eine stärker persönliche Färbung erhält; speziell ist Gottes Fürsorge für Menschen impliziert. Daneben wird Gott »Vater der Lichter« genannt (1,17). Das alles sind relativ kon ventionelle Aussagen. Wichtig ist für Jak die Verläßlichkeit, Unveränderbarkeit (1,17) und vor allem die unbezweifelbare Güte Gottes. Gott schenkt, ohne zu be schämen oder zu beschimpfen (1,5), allerdings nur dem Beter mit lauteren und ein deutigen Vorsätzen (1,6-8; 4,1-3). Z u m Gebet kann ermutigt werden (5,13 ff). Das Schreien der Benachteiligten erreicht Gottes (des »Herrn Zebaoth«) Ohren (5,4). Von ihm (»von oben«) kommt Gutes (1,17). Gott ist unversuchbar zu bösen Dingen und verleitet niemanden zum Fall (1,13). Ebenso ist die »Weisheit von oben« quali tativ eindeutig positiv (3,17 f.). Bei Gott gibt es keinerlei Unklarheiten oder Grauzo nen (1,17); deshalb darf das Verhältnis zu ihm auch nicht gespalten oder unklar sein 16
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1 6 3
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1 6
D i e T h e o z e n t r i k b e t o n t b e s o n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K p a s s i m ; ein G e g e n s a t z z u r C h r i s t u s - B e z o g e n h e i t sei darin allerdings nicht zu erblicken. M a n k a n n bei J a k d u r c h a u s v o n einer T h e o l o g i e s p r e c h e n ; m i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 0 5 ff.; a n d e r s B u r chard, H N T 18-20.
5 1 , 1 . 5 . 1 3 . 2 0 . 2 7 ; 2 , 5 . 1 9 . 2 3 ; 3 , 9 ; 4 , 4 . 6 . 7 . 8 . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 0 7 f., w e i s t z u R e c h t a u c h a u f p a s s i v a d i v i na u n d andere implizite E r w ä h n u n g e n hin.
1 6 6
1,7; 3 , 9 ; 4 , 1 0 . 1 5 ; 5 , 4 . 7 . 8 . 1 0 . 1 1 . 1 4 . 1 5 . 67 W o h l a u c h 5 , 7 . 8 ( P a r u s i e ) . 168 V g l d i e E x e g e s e v o n 5 , 1 1 . 1 4 . 9 S. besonders zu 2 , 7 u n d 5,14. Vgl. R u c k - S c h r ö d e r 2 3 2 - 2 3 8 . J
1 6
169
Inhaltliche Schwerpunkte u n d Situation der Adressaten
23
(1,6-8; 3,8-12; 4,4 ff.; 5,12). Gnade und Hilfe gewährt er dem, der sich ihm in Glau ben und Demut nähert (1,6-8; 4,6-10.15; 5,15-18). Der ganze Brief ist ein Plädoyer für Gottes Eindeutigkeit, Güte und Verläßlichkeit, einschließlich seiner Unbestech lichkeit (2,13; 5 , l - 6 ) . Die Gottesdarstellung des Jak trägt insofern apologetische Züge; die Theodizeefrage kommt expressis verbis 1,13 zu Wort, implizit auch sonst (so 1,16 f.). Jak möchte seine Adressaten Gottes gewiß machen, damit alle Gespaltenheit, aller Zweifel und alles Versagen auf menschlicher Seite überwunden werden. Gottes Ver läßlichkeit gründet in seinem Wesen; als »Vater der Lichter« ist er in seiner Unveränderlichkeit über die Wechselhaftigkeit der Natur erhaben (1,17) ; mit dem Bösen hat Gott nichts zu schaffen (1,13; 3,15-18). Der Wille Gottes ist auf Gutes und Heil aus, sei es als Schöpfer (1,18.21), sei es als Lenker menschlicher Lebensgestaltung (4,15-17). Seine Güte erweist sich nicht nur im Geben, sondern auch in seiner Barm herzigkeit, ist doch Erbarmen der Maßstab im Gericht (2,13). Gottes Herz ist mit den Niedrigen, Mittellosen, Bedürftigen und Mißhandelten (1,9; 1,27; 2,2 ff. 15 f.; 4,6-10; 5,1-6.14-16), nicht mit den Hochmütigen (1,10 f.; 4,6). Seine Gerechtigkeit steht menschlichem Zorn fern (1,20); Sanftmut und Friede entsprechen dagegen sei nem Wesen (1,21; 3,13.17 f.). Die jak Gotteslehre ist, wie solche Gegensätze zeigen, durchaus dualistisch angelegt, ohne daß Jak eigens etwas zur Herkunft des Bösen bringt (vgl. zu 1,13-15; 2,4; 3,6; 5,1-6). Man kann nicht zugleich Freund Gottes und der Welt sein (4,4); Gottes Weisheit steht in klarem Gegenüber zu der »irdischen, psychischen, dämonischen«, die zu »Fanatismus, Parteiengeist, Chaos und jederlei Übel« führt (3,15 f.). Was »Religion« (Oorjöxeia) heißt, hat deswegen klare Kontu ren: für die Bedürftigen eintreten und sich von der Welt unbefleckt halten (1,27). Eine Christologie entfaltet Jak nicht eigens. Sie ist weitgehend Teil der Gotteslehre, wie die Verbindung in 1,1 und der Gebrauch von »Herr« (s. o.) anzeigen. Der »Herr Jesus Christus« (sowohl 1,1 als auch 2,1 verwenden die volle Bezeichnung) ist auf jeden Fall Hoheitsfigur - neben Gott und als K y r i o s . Er ist der »Herr der Herr lichkeit« (2,1; s. im Kommentar zum näheren Verständnis). Seine Parusie steht bevor (5,8 f.), wobei er zugleich als Richter amtiert (5,9; vgl. im Kommentar). Jak denkt also offenbar nur an den erhöhten und wiederkehrenden Christus; von seiner Inkarnation wird ebensowenig etwas ausgeführt wie von seinem Tod oder seiner Auferweckung. Die wenigen christologischen Aussagen spiegeln die Einstellung eines Christen, dem Christus als Autorität gegenwärtig etwas bedeutet. - Von einer Pneumatologie findet man bei Jak so gut wie gar keine Spuren. 2,26 ist doch wohl 1 7 0
1 7 1
m
173
174
175
176
170 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 7 f. 171 N ä h e r e s in d e r E x e g e s e v o n 1 , 1 7 , a u c h z u einer g e w i s s e n V e r w a n d t s c h a f t m i t A r i s t o t e l e s ü b e r d e n » u n b e wegten Beweger«. 172 V g l . d e n E x k u r s bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 7 6 - 3 8 7 . 1
7 3
D a s H e r r - S e i n C h r i s t i stellt a u c h F r a n k e m ö l l e h e r a u s : e b d . 3 7 9 ff.
174 D i e Stelle ist s c h o n w e g e n d e r S y n t a x u m s t r i t t e n . 175 U m s t r i t t e n ist d i e F r a g e , o b J a k - a u c h für d i e C h r i s t o l o g i e - W e i s h e i t s t h e o l o g i e § 5,2 (mit Literatur). Skeptisch Burchard, H N T
ü b e r n i m m t ; s. d a z u u.
155-158.
6
17 Z w a r v e r b u c h t m a n für J a k e i n e R e i h e v o n B e z u g n a h m e n a u f d i e J e s u s - T r a d i t i o n (s. u. § 5 , 3 ) , d i e j e d o c h n i e als s o l c h e g e k e n n z e i c h n e t w i r d . F a k t i s c h b e t r a c h t e t J a k dieses G u t als A u t o r i t ä t ; d e s s e n u n g e a c h t e t , tritt d e r i r d i s c h e J e s u s bei J a k n i c h t in E r s c h e i n u n g .
24
Einleitung
anthropologisch zu verstehen, desgleichen 4,5 (der Vers ist allerdings kaum aufklärbar; s. z. St.). Wörter wie »Charisma« verwendet Jak nicht. - Auch die Soteriologie ist bei Jak Teil der Gotteslehre; einen christologischen Zusammenhang legt er nicht dar. Heils wirksam ist laut 1,18.21 das »Wort der Wahrheit« bzw. das »eingepflanzte Wort«, mit dem Gott »uns zur Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe« macht und das »die Seelen retten kann«. Soteriologische Terminologie findet sich auch in 2,14 ff. Teilweise ist dort die Rettung im Endgericht gemeint (vgl. 2,13), teilweise aber ist anscheinend auch an einen gegenwärtigen Heilsstand gedacht (vgl. zu 2,23). Dieselbe Ambivalenz findet sich in 5,15 f im Kontext von Krankenheilung und Sündenvergebung. Unbestritten ist Gottes Wille auf Heil aus; die zeitliche Komponente (futurisch-eschatologisch oder gegenwärtig) ist für Jak nicht entscheidend (vgl. auch zu 1,4 »vollkommen und unver sehrt sein«; 3,2 »vollkommener Mann«; 5,6 »des Gerechten«), Auf jeden Fall ist die soteriologische Perspektive wesentlich für die christliche Existenz. Gottes Absicht ist, daß wir (in Ausdauer und Geduld) das Ziel erreichen, den »Lebenskranz« empfangen (1,12), das »Reich ererben« (2,5; vgl. 5,7 ff); entsprechend soll der Christ sich gegen über gefährdeten Weggenossen geradezu soteriologisch verhalten (5,19 f.: ejuatoecpeiv, ocp^eiv). Spiegelbildlich zeigen das ebenfalls die Gerichtsaussagen: Barmherzigkeit wird sich gegen das Gericht durchsetzen (2,13); rechtes Gemeinschaftsverhalten und eindeutige Rede entheben dem Gericht (5,9.12). Gott kann freilich auch ins Verderben bringen, nicht nur retten (4,12); das ist gegenüber einem Mißbrauch der Güte Gottes zu betonen. Die Begrifflichkeit »rechtfertigen/Gerechtigkeit« (2,21.23.24.25) wird im Kontext der offenbar umstrittenen Auslegung von Gen 15,6 benutzt; Jak greift sie angesichts der Begründung der Rechtfertigung auf: »nicht aus Glauben ohne Werke«. Als Interpretamente erscheinen »nützen, retten« (2,14-17) und »Freund Gottes ge nannt werden« (2,23). Gerade letzteres, also die uneingefärbte gute Beziehung zu Gott ist Ausdruck des Heils (vgl. 4,4). 2. Die Eschatologie ist für Jak zwar kein eigenständiges Thema, aber gleichwohl ein wichtiger Aspekt, und zwar als Zielpunkt des »Menschen auf dem Weg«. Das hat Auswirkungen auf die Ethik, die entsprechend eine »Ethik auf dem Weg« ist (s. o. 1 . 2 ^ 7 ) ; deswegen spielen Ausdauer und Geduld eine große Rolle (1,3 ff; 5,7 ff). Das Eschaton umfaßt positive wie kritische Elemente, Vollendung wie Gericht. Verhei ßung und Verpflichtung signalisieren »vollkommen und unversehrt« (1,4) und »Kranz des Lebens« (1,12). Positive Zielangaben enthalten zudem die ocp^eiv-Aussagen (speziell 1,21; 2,14; 4,12; 5,20) und »Erben der ß a ö d e i a (Gottes)« (2,5); Jak expliziert freilich diese für ihn eher überkommenen Begriffe nicht. Die »Parusie des Herrn« ist einerseits Motivation zu Ausdauer und Stärkungsmaßnahmen (5,7 f.), andererseits Warnung vor gemeinschafts-schädigendem Verhalten (5,9). Denn sie ist mit dem Gericht verbunden (5,9.12). Gottes Gericht wendet sich primär gegen nega tives zwischenmenschliches Verhalten (2,12 f.; 3,1; 4,11 f.; 5,3 f.9.12); die Konse quenzen für die Ethik liegen auf der Hand, speziell Barmherzigkeit (1,27; 2,2 ff. 13.15f.; 5,4). Das Gericht trifft ebenso die Hochmütigen und Selbstgefälligen (4,7 ff; 5,1-6); Demut und Selbsterniedrigung sind angesagt ( 1 , 9 - 1 1 ; 4,7-10). 178
1 7 7
7 8
D o r t auch Literatur. In 1 , 9 - 1 1 ist a l l e r d i n g s n i c h t a n d a s e s c h a t o l o g i s c h e G e r i c h t g e d a c h t ; s. z. St.
Inhaltliche Schwerpunkte
u n d Situation der Adressaten
25
Angesichts des unbestechlichen Gerichts ohne Ansehen der Person wird zu kritischer Selbstanalyse gemahnt (1,19 f.22-25.26 f.; 2,1 ff. 14 ff; 3,1 ff. 13-18; 4,1 ff. 11 f 1317; 5,9.12), damit man nicht der Selbsttäuschung anheimfällt, nicht zuletzt in der mißbräuchlichen Rezeption theologischer Werte, darunter Gerechtigkeit Gottes (1,20), Freiheit (1,15; 2,12), Liebesgebot (2,8 ff), Glaube (2,14-26), Lehrdienst (3,1 ff.) und Weisheit (3,13-18). Man kann das Ziel verfehlen. Zwar ist Gottes Ver heißung (1,12; 2,5) eindeutig, aber der Christ ist vor Verirrung (1,16; 5,19 f.) nicht gefeit. Falsche Heilssicherheit ist deswegen fehl am Platze. Das von Gott gesetzte Eschaton als solches ist klar; das Problem bildet der Mensch selbst (vgl. o. § 3,2). Er muß sich immer wieder am Eschaton orientieren und korrigieren. 3. Die jak Anthropologie ist relational ausgerichtet; der Mensch steht in Beziehung zu anderen. Jak legt darauf Wert, daß die Beziehungen geklärt sind und bleiben. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Ekklesiologie und auf das Verhältnis zu Gott. Weil Gott und Welt dualistisch zueinander stehen (s. o. § 4,1), muß die Beziehung des Christen zur Welt von kritischem Abstand bestimmt sein (1,27); man darf nicht »Freund der Welt« sein (4,4). Der Kosmos begegnet vor allem als Verführer zu unso zialem Streben (2,2 ff; 4,1-3.13-17; 5,1-6), speziell zu Reichtum und Prestige. Eben die Unsozialität bis hin zur Inhumanität macht das Wesen der Welt aus. Orientierung an der Welt führt zu Streit, Rücksichtslosigkeit, Chaos, Ungerechtigkeit (2,2 ff; 3,6. 19 f. 13-18; 4,1 ff; 4,13-5,6); an solchen Stellen greift Jak sogar zu einer bei ihm sonst kaum vorhandenen transzendenten Begrifflichkeit (3,6.15; 4 , 7 ) . Kosmos steht somit für eine Existenz in negativen, schädlichen Beziehungen. Der Christ soll nicht nur in Demut vor Gott Distanz zur Welt wahren (4,7 ff), sondern auch sein eigenes Verhalten überprüfen (1,26 f.; 3,1 ff. 13-18; 4,1-3). Die größte Gefährdung geht von der »Welt in ihm« aus (1,13-15; 3,5 ff; 4,1-3). Gegenüber der Orientierung hin zur Welt steht die Relation zu Gott; sie kann und soll ungetrübt und eindeutig sein, nicht »zweigeteilt« (1,8; 4,8). Das Vokabular dafür entstammt teilweise der kultischen Tra dition: »rein, heilig« usw. (1,27; 3,17; 4,8), teils der forensischen: »gerecht, unvorein genommen, untadelig« usw. (1,20; 2,1.8 ff. 21-25; 3,1 f.; 4,9 f.; 5,9.12). Die Relation zu Gott, dem Vater, soll gekennzeichnet sein durch Glaube (1,6), Demut (4,7 ff.) und Gerechtigkeit (5,16); dann steht das Gebet unter der Erhörungs-Verheißung (1,5 ff; 4,1-3; 5,13 ff). Wesentlicher als die individuelle Relation zu Gott (so 1,5-8; 5,13) ist für Jak die kollektive, also unter Einbeziehung der Mitmenschen und speziell Mit christen. Die Menschen sind xaO' ÖUXHOOÖIV Oeoü geschaffen (3,9); diese einzige Stel le mit dem Motiv »imago Dei« wendet sich gegen das Verfluchen von Menschen und stellt zugleich klar, wie die Eulogie Gottes aussehen muß. Wie für IJoh (2,9 ff; 3,14 ff; 4,7 ff.) ist es für Jak unmöglich, daß jemand Gott liebt und die Geschwister übel behandelt (bis hin zur gleichen Konkretion: Jak 2,15 f.; IJoh 3,17). Ist die Bezie hung jedoch in beiderlei Richtung klar, so wird der Mensch ein »Freund Gottes« wie Abraham (2,23; 4,4). Dann kann Gott zu Recht »Vater« genannt werden (1,27; 3,9). 1 7 9
Die Ekklesiologie kommt bei Jak direkt nur im Kontext von Ethik und Anthropo logie zur Sprache. An kirchlichen Interna zeigt er kaum Interesse (s.o. § 1,3.2). Von
179 S. d a z u o . § 1 , 3 . 5 .
Einleitung
26
Bedeutung sind einmal die Beziehungen untereinander, besonders bei unterschied lichen Gruppierungen; zum anderen die Verantwortung und Hilfe innerhalb der Kir che. Aspekte des Status (1,9-11) und des Wohlstands bzw. Ansehens (2,2fT.15f.) können sich spalterisch auswirken; das Streben nach Reichtum und Anerkennung untergräbt die Gemeinschaft und deren Basis (2,4 ff.; 3,13-18; 4,1 ff 13-17; vgl. 5,1-6). Der Friede in der Gemeinde wird gestört (3,13-4,3). Rechtes ekklesiales Ver halten dagegen stärkt die Kräfte der Gemeinschaft (5,7 ff); man baut einander auf, statt gegeneinander zu »seufzen« (5,9); die Wahrhaftigkeit ist unangefochten (3,14; 5,12). Nachdruck wird auf die Hilfe füreinander im Gebet gelegt, speziell im Fall von physischer Bedürftigkeit (5,14 ff). Gerade darin liegt die Aufgabe der »Presbyter der Gemeinde«. Solche Gebetshilfe betrifft nicht zuletzt die Bewältigung von Sünden, für deren Bekennen untereinander in der Gemeinde ein angstfreier Raum sein muß (5,16). Vordringlichster Dienst in der Gemeinschaft ist geradezu die Hilfe gegenüber gefährdeten Mitchristen (5,19 f.). Die anthropologische Erkenntnis, daß der Mensch sich selbst gefährdet, indem er sich selbst betrügt, schlägt sich auch auf die Ekklesiologie nieder; der Jak-Brief ist aus diesem Grund vor allem ein Dokument theologischer Seelsorge an der Gemeinde und ihren Gliedern. Wichtig ist solche Seelsorge besonders gegenüber den in der Kirche Verantwortlichen. So entwickelt Jak in 3,1 ff. Leitgedanken für die »Lehrer«, prägt doch ihr Wort, ihr Verhalten und Vorbild das Miteinander. Auch hier ist kritische Selbstanalyse angezeigt und die Frage der persönlichen sowie geistlichen Integrität (angesichts von Segen und Fluch: 3,9 f.) zu stellen. Davon betroffen ist auch die Verquickung zwischen Status-Fragen in der Kirche und in der Gesellschaft (vgl. o. § 4,2; § 4,3.1; § 4,4.1-2). U m Unfriede, Chaos und Parteiengeist zu vermei den, müssen die Verantwortlichen nach der Quelle ihrer Weisheit gefragt werden (3,13-18). Welche Auswirkungen Gottes Weisheit hat und wie Kirche deshalb aus sehen soll und kann, ist eindeutig (3,17 f.; der Kontrast folgt in 4,1 ff.). Damit die christliche Gemeinschaft Kirche des Wortes (vgl. 1,18 ff.) bleiben kann und nicht zur Kirche der leeren bzw. schädlichen Wörter verkommt (1,22 f.; 2,2 ff. 14 ff; 3,1 ff), ist die Besinnung auf den rechten Umgang mit dem Wort Gottes ekklesiologisch essentiell (vgl. o. § 4, 2). 180
Z u m V e r s t ä n d n i s v o n J a k 3 s. d i e A u s l e g u n g v o n 3 , 1 - 1 2 ( m i t E i n f ü h r u n g P k t . 6 ) u n d 3 , 1 3 - 1 8 ( m i t d e n V o r b e m e r k u n g e n zu 3 , 1 3 - 1 8 ) .
Traditionen
27
§ 5 Traditionen Kaum eine Zeile bei Jak ist ohne irgendeinen Traditionsbezug. Ständig finden sich Gedanken, Motive, Formulierungen, Vokabeln alttestamentlicher, jüdischer, jüdisch hellenistischer, griechischer und frühchristlicher H e r k u n f t . Es findet sich wenig Neues oder wirklich Originales bei Jak. Daraus ergibt sich eine dreifache Frage: (a) Was hat Jak übernommen? (b) Woher bezog er das Material? (c) In welcher Weise arbeitete er es e i n ? 3 - Die augenfälligsten Berührungen bestehen zu einigen mehr oder minder ausgewiesenen AT-Stellen; zur weisheitlichen und prophetischen Tradi tion; zur Jesus-Tradition; zu IPetr, Hebr, Joh; zu Paulus; zu frühchristlichen Schriften vor und nach 100 n. Chr.; zu diversen hellenistischen Materialien. Es empfiehlt sich, den Befund differenziert zu registrieren. 181
182
lg
1. Altes Testament
und jüdische
Tradition 184
Altes Testament und jüdische Tradition sind in abgestufter Darbietung vertreten. 1. Dreimal zitiert Jak »die Schrift« (f| ygayr]), zweimal als »redend« (2,23; 4,5), einmal mit »gemäß« (2,8). Jedesmal folgt ein atl. Satz: Lev 19,18 in Jak 2,8; Gen 15,6 in 2,23; Prov 3,34 in 4,6. Nirgendwo erfolgen Angaben über Fundort oder Autor (auch nicht »im Gesetz« o. dgl.). Ferner bringt 2,11 die theozentrische Aussage »der da sagte - sagte auch«; es folgt der Anfang der 2. Dekalogtafel Ex 20,13 f.; Dtn 5,17 f. Ahnlich ist in 4,11 f. vom »einen Gesetzgeber und Richter« die Rede, aber ohne Schriftwort. Ebenfalls erwähnt Jak mehrere biblische Personen: 2,21-23 Abraham, Isaak; 2,25 Rahab; 5,10 »Propheten«; 5,11 Hiob; 5,17 f. Elia. Das meiste Material findet sich also in Jak 2 und im Schlußabschnitt 5,7-20. 2. Darüber hinaus gibt es eine Anzahl von »biblischen Wendungen« - wie z. B. »in die Ohren des Herrn Zebaoth« (5,4) oder »das Gras verdorrte« (1,10 f.). Manche For scher 85 vertreten die Meinung, Lev 19 sei nicht nur in 2,8 zitiert, sondern stehe auch sonst mehrfach im Hintergrund: Lev 19,12 in 2,7 bzw. in 5,12; V. 13 in 5,4; V. 19 in 2,1.9; V. 16 in 4,11; V. 17b in 5,20; V. 18a in 5,9 (neben V. 18b in 2,8). Auch zu diversen anderen Stellen des AT hin hat man Verbindungen aufzuzeigen versucht; so 1
1 8 1
I m w e i t e r e n S i n n s t e h t J a k hier in d e r T r a d i t i o n d e r » h e l l e n i s t i s c h e n M o r a l i s t e n « ; vgl. M a l h e r b e , E x h o r t a tion, Moralists; M a l i n a ; M e e k s ; Betz, Lukian; Hartlich; d a z u n o c h Einzelstudien wie A m s t u t z ; A u n e , N a t u re; C o l l i n s , A t h e n s ; W e l t i n ; F i o r e ; F i t z g e r a l d , Perjury; G i l l ; H e i l i g e n t h a l ; J o h n s o n , N o v T 1 9 8 3 ; K e n n e d y ; K o l l m a n n , Schwurverbot; Perdue, Sage.
1 8 2
Dibelius, K E K 3 6 , Geschichte 1 4 1 , spricht (im Z u s a m m e n h a n g von Paränese) von geradezu internationa ler T r a d i t i o n . V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 9 ff.; K o n r a d t , T h e o l o g i e ; N e u e r W e t t s t e i n ; Fay; D a v i d s , T r a dition.
183 V g l . P o p k e s , S c r i p t u r e . 1 8 4
M a t e r i a l bei C a n t i n a t , E p i t r e s 1 7 - 2 0 . H a n s o n , U t t e r a n c e s n o t i e r t e 1 9 8 3 ; » N i e m a n d h a t bisher, s o w e i t ich w e i ß , ein g a n z e s W e r k d e m S c h r i f t g e b r a u c h in J a k g e w i d m e t . . . « ( 1 4 6 ) .
1 8 5
J o h n s o n , L e v i t i c u s , A n c B p a s s i m ; z u r ü c k h a l t e n d e r H a n s o n , U t t e r a n c e s 1 4 7 . J o h n s o n m e i n t , es g e b e e i n e n cluster effect ä h n l i c h w i e bei P s P h o k y l i d e s 9 - 2 1 ( L e v i t i c u s 3 9 2 f.). A u c h G i e r e i n t e r p r e t i e r t J a k als e i n e n M i d r a s c h ü b e r L e v 1 9 , m i t b e s o n d e r e m H i n w e i s a u f d a s » k ö n i g l i c h e G e s e t z « ; J a k vertrete » e i n r a d i k a l e s V e r s t ä n d n i s v o n R e i n h e i t u n d E i n b e z i e h u n g in d i e G e m e i n s c h a f t « ( 1 0 6 ) .
Einleitung
28 186
z. B. in 3,17 f. zu Jes 3 2 , 1 5 - 1 7 . Sogar Midraschim hat man vorgeschlagen (Nähe res in § 6,1.2). Die Midrasch-Form bietet sich jedoch aufgrund der Kürze der jak Aussagen kaum an. 3. Daneben gibt es eine Reihe von nicht aufgezeigten Übernahmen, speziell aus den deuterokanonischen Schriften des AT (Apokryphen). Mit großer Sicherheit beziehen sich z. B. Jak 1,2 ff. auf Sir 2 und Jak 1,13-15 auf Sir 15,11 ff; aber Jak läßt davon nichts erkennen. Weitere Berührungen finden sich etwa zwischen Jak 1,27-2,1 und Sir 35,12 ff. u. ä . Auch andere primär weisheitliche Literatur (Weish, Test XII u. a.) wird aufgegriffen - aber nie als (heilige) Schrift o. dgl. behandelt. Mögli cherweise war der Kanon des Jak ähnlich wie bei Paulus auf die Schriften des hebräi schen AT begrenzt, sofern wir angesichts der schmalen Textbasis hier von einem Kanon reden dürfen. 4. Nicht anders stellt sich die Lage hinsichtlich der atl. Pseudepigraphen ? und Philos von Alexandrien dar; ebenso der sonstigen jüd. Tradition ^, vor allem also des Bereichs von Haggada, Midrasch, Legende, Typologie, Allegorie, Paraphrasen u s w . Besonders die atl. Figuren bei Jak scheinen davon geprägt worden zu sein; so etwa Abraham in J u b 228-230 und im T a l m u d 3 ; desgleichen Rahab oder E l i a , wie auch andere Stellen im N T zeigen. So findet sich z. B. die Zeitangabe bei Elia »3 li Jahre« nicht im AT, aber in der Tradition, speziell Lk 4,25 f. Der Einfluß der Pseudepigraphen usw. bei Jak ist spürbar, wird allerdings niemals erkennbar gemacht. Jede Angabe bedarf zudem der eigenen Nachprüfung, was Jak voraussetzt. 5. Es ist eine alte Streitfrage, in welcher Form Jak das Material rezipierte. Uberwie gend nimmt man an, daß dies in eher mündlicher Weise geschah, nicht durch Rück griff auf Schriften (wie Sir) d i r e k t . Selbst dort, wo die Berührungen recht eng sind (wie eben bei Sir), ist die Verwendung durch Jak fragmentarisch und auswahlhaft. Trotzdem kann man nicht sagen, er habe die vielen Stücke - auch säkularer Herkunft - total amalgamiert und internalisiert, so daß sie gar nicht mehr als Ubernahmen spürbar wären. Sie hinterlassen vielmehr ständig Spuren; der bekannte stichworthaft und sprunghaft erscheinende Schreibstil des Jak erklärt sich zum nicht geringen Maß 1 8 7
188
1 8 9
1
0
1
192
19
x
194
195
196
1 8 6
H a n s o n , Utterances 1 4 7 - 1 5 5 .
1 8 7
S . b e s o n d e r s F r a n k e m ö l l e , T h e m a , Ö T K 8 5 u n d p a s s i m ( d o r t 6 4 1 a l l e r d i n g s a u c h d a s E i n g e s t ä n d n i s , bei 4 , 1 3 ff. k ö n n e e i n e literarische A b h ä n g i g k e i t v o n Sir 3 9 , 1 6 - 3 5 n i c h t b e w i e s e n w e r d e n ) .
188 V g l
v
o
n
L i p s ; K ü c h l e r ; Zeller; C o l l i n s , W i s d o m .
189 V g l . P o p k e s , S c r i p t u r e 2 1 8 ; K o c h 3 3 . 4 7 . 1 9 0
Davids, Pseudepigrapha.
1 9 1
V g l . d i e teilweisen B e r ü h r u n g e n e t w a m i t P s P h o k y l i d e s ; d a z u s. B o t t i n i ; v a n d e r H o r s t , P s e u d o - P h o c y l i d e s , Sentences; T h o m a s , Phokylides.
1 9 2
H a n s o n , Utterances 1 4 7 - 1 5 5 .
1 9 3
H a n s o n , U t t e r a n c e s 1 4 7 ff.; W a r d , A b r a h a m ; Penner, E p i s t l e 6 3 - 7 0 .
1 9 4
H a n s o n , R a h a b , R e p o r t 5 2 7 , U t t e r e a n c e s 1 5 4 f.; Y o u n g . Z u Elia: J o y n e s ; M . O h l e r , E l i a i m N e u e n T e s t a ment. U n t e r s u c h u n g e n zur B e d e u t u n g des alttestamentlichen Propheten i m frühen C h r i s t e n t u m , Berlin ( d e G r u y t e r ) 1 9 9 7 ; d e r s . , G e s t a l t e n 1 8 4 - 2 0 3 . E i n z i g H i o b w i r d i m N T n a m e n t l i c h n u r hier e r w ä h n t . V g l . d a z u H a a s ; J o a c h i m J e r e m i a s , T h W N T II 9 3 0 - 9 4 3 ; J a n L a m b r e c h t , E W N T II 2 8 5 - 2 9 0 . D i e S t u d i e v o n Hainthaler bezieht sich a u f den Inhalt des H i - B u c h e s , nicht a u f die Person.
1 9
5 M a t e r i a l bei S t r . - B . I I I 7 6 1 .
1 9 6
S o D i b e l i u s , K E K 4 3 f.: m i t t e l s P r o p a g a n d a , P r e d i g t usw.; H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 3 ; P o p k e s , S c r i p t u r e 2 1 9 ff.
Traditionen
29
auch aus der Verarbeitung von Traditionssplittern, die er aus verschiedenen »Quellen« (u. a. Florilegien, Sekundärübernahmen, Notizen) erhielt. Man gewinnt den Ein druck, Jak habe sich eine Art Zettelkasten angelegt ^ 7 , aus dem er sich dann bedient - zuweilen auch mit nicht gerade glücklicher H a n d . Jedenfalls geht er mit seinen Quellen nicht schonend um, sondern benutzt sie ad libitum. 6. Sogar die atl. Zitate könnten auf sekundäre Rezeption zurückgehen. Für die damalige Zeit war der Zugang zu umfangreicheren Quellentexten alles andere als selbstverständlich, auch hinsichtlich des A T . Oft mußte man sich mit Exzerpten, Testimonien, Florilegien und anderen Sekundärquellen behelfen. Jak teilt zwei sei ner ausdrücklich ausgewiesenen Schriftbelege mit Paulus. Bei Gen 1 5 , 6 ist das für das N T sogar exklusiv der Fall, auch wenn die Nennung von Isaaks Opfer und von Rahab bei Paulus fehlen. Ebenso ist die Art der Aufnahme von Lev 19,18 als Krone des Gesetzes, separat (nicht als Teil des Doppelgebotes) und in Kombination mit der 2. Dekalogtafel verwendet, nur diesen beiden gemeinsam (s. z. St.). Das dritte Zitat (Prov 3,34) teilt Jak mit IPetr 5,5, zudem in einem ähnlichen Sachkontext (s. z. St.). Es ist somit durchaus möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich, daß Jak sein atl. Mate rial, das ohnehin polemisch eingesetzt wird, der frühchristlichen Tradition (evtl. sogar den einschlägigen Schriften) entnahm; er reicherte es dann mit weiteren Facetten der allgemeinen AT-Rezeption an (wie z. B. über Rahab; vgl. Hebr 11 u. a . ) . 1 9 8
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2.
Weisheitstradition
Es steht außer Frage, daß Jak stark von der weisheitlichen Tradition des (hellenisti schen) Judentums beeinflußt wurde, wie die mancherlei Beziehungen zu Prov, Pss, Weish, Tob, Sir, Test XII, Philo, PsPhokyl u. a. zeigen. °3 Vielfach handelt es sich dabei um eine praxis-orientierte Ausrichtung. Eine andere Frage ist, ob Jak eine weis heitstheologische Linie vertritt und, wenn ja, welche. 2
197 V g l . D i h l e 2 0 1 z u P l u t a r c h s A r b e i t s w e i s e . - J a k w ä r e d e m n a c h m e h r in d e r g r i e c h i s c h e n B i l d u n g z u h a u s e als in d e r j ü d . - r a b b i n i s c h e n m i t ihrer B e v o r z u g u n g d e r m ü n d l i c h e n T r a d i t i o n . W i r g e r a t e n d a m i t a l l g e m e i n a u f d a s T e r r a i n v o n M ü n d l i c h k e i t u n d Schriftlichkeit; s. d a z u B i n d e m a n n 2 1 6 f.; G e r h a r d S e l l i n / F r a n c o i s V o u g a ( H g . ) , L o g o s u n d B u c h s t a b e . M ü n d l i c h k e i t u n d Schriftlichkeit i m J u d e n t u m u n d C h r i s t e n t u m der A n t i k e ( T A N Z 2 0 ) , T ü b i n g e n / B a s e l (A. F r a n c k e ) 1 9 9 7 ; J o a n n a D e w e y ( H g . ) , O r a l i t y a n d T e x t u a l i t y in Early Christian Literature (Semeia 6 5 ) , Atlanta (Scholars) 1995; M a r t i n Hengel, J u d e n t u m u n d Helle n i s m u s ( W U N T 1 0 ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 3 . Aufl. 1 9 8 8 , 1 2 0 ff. 1 9 8
D a s b e o b a c h t e t m a n m . E . g e r a d e a n s c h w i e r i g e n Stellen w i e 1 , 9 - 1 1 ; 3 , 5 f.; 4 , 5 f. (s. d a z u P o p k e s , C o m p o s i t i o n 9 9 - 1 0 3 ) ; vgl. z u d e n S t .
199 V g l . a l l g e m e i n K o c h . 200 V g l . J o h n s o n , A n c B 2 8 ; E k k e h a r d M ü h l e n b e r g z u d e n g r i e c h i s c h e n F l o r i l e g i e n : T R E 11 ( 1 9 8 3 ) , 2 1 5 - 2 1 9 , u n d F r a n z B r u n h ö l z l z u d e n l a t e i n i s c h e n : e b d . 2 1 9 - 2 2 1 . F ü r Q u m r a n ist 4 Q 1 7 4 ( F l o r i l e g i u m ) u n d
4Q
1 7 5 ( T e s t i m o n i a ) z u registrieren; vgl. M a i e r , Q u m r a n - E s s e n e r II 1 0 2 - 1 1 0 . 2 0 1
V g l . H a h n , G e n e s i s ; M o s i s ; d e s w e i t e r e n n o c h A n d r e a s L i n d e m a n n , D i e S c h r i f t als T r a d i t i o n . B e o b a c h t u n g e n z u d e n b i b l i s c h e n Z i t a t e n i m E r s t e n K o r i n t h e r b r i e f , in: K n u t B a c k h a u s / F . G . U n t e r g a ß m a i r ( H g . ) , Schrift u n d Tradition ( F S J o s e f Ernst), Paderborn (Schöningh) 1 9 9 6 ,
199-225.
202 V g l . P o p k e s , S c r i p t u r e . 203 S . d a z u d i e Ü b e r s i c h t e n bei H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 2 - 4 6 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 8 1 f. 5 6 1 - 5 7 1 u n d p a s s i m ; B a a s l a n d , S t T h 1 9 8 2 , A N R W 1 9 8 8 ; K l e i n 2 4 - 2 6 ; K o n r a d t , T h e o l o g i e 6 5 - 7 2 ; M ä r z 5 1 ff.; B u r c h a r d , H N T E x k u r s » D i e R o l l e d e r W e i s h e i t « ; ferner: H a l s o n ; K i r k ; B a c k h a u s ; B a u c k h a m , W i s d o m ; B i n d e m a n n ; B o t t i n i , S e n t e n z e ; C a r p e n t e r ; C h a f f i n ; C o l l i n s , W i s d o m ; Fay; G i l b e r t ; G o w a n ; H a r r i n g t o n ; H a r t i n , wise;
Einleitung
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2
1. A n g e s t o ß e n w u r d e die F r a g e in neuerer Z e i t n a c h Vorarbeiten v o n H a l s o n , K i r k u. a . ° 5 d u r c h eine g a n z e R e i h e v o n A u t o r e n . U. Lucks A n s a t z k ö n n t e m a n existenz-theologisch n e n n e n . D a s S c h l ü s s e l m o t i v sei »weise w e r d e n d u r c h die E r f a h r u n g des L e b e n s u n d L e i d e n s « (vgl. J a k 1,24) 207 D C h r i s t / d e r G l a u b e erreiche d u r c h L e i d e n u n d A n f e c h t u n g die V o l l k o m m e n h e i t . W ä h rend m a n n a c h j ü d . Vorstellung d u r c h d a s G e s e t z zur Weisheit g e l a n g e , g e h ö r e n für J a k o b u s G l a u b e u n d Weisheit z u s a m m e n , w o b e i G l a u b e d a s » D u r c h h a l t e n in der A n f e c h t u n g , i m L e i d e n « sei u n d d a s » L e i d e n als V e r s u c h u n g u n d A n f e c h t u n g « gerade a m G e b o t entstehe, u n d zwar als L e i d e n dessen, »der trotz seines R e c h t t u n s l e i d e t « . J e s u s h a b e »diesen W e g des G l a u b e n s als nicht zwei felnden Vertrauens e r ö f f n e t « . — R. Hoppes Sicht ist ähnlich: » I m G l a u b e n teilt sich die v e r b o r g e ne Weisheit G o t t e s m i t , die d e m M e n s c h e n eschatologische Verheißung zuspricht, i m G l a u b e n m u ß der M e n s c h die Weisheit, welche er e m p f a n g e n hat, aufgreifen u n d j e n e u verwirklichen.« D i e Weisheit ist d u r c h die E r p r o b u n g des » G l a u b e n s , die zur V o l l k o m m e n h e i t fuhren soll, erreich bar« ; zugleich e r m ö g l i c h t sie als G a b e d a s B e s t e h e n der E r p r o b u n g . H o p p e identifiziert z u d e m die Weisheit g e r a d e z u m i t C h r i s t u s als d e m » H e r r n der H e r r l i c h k e i t « . Z u m i n d e s t in der A n n ä h e r u n g treten d a m i t Weisheit, G l a u b e u n d C h r i s t u s in dieselbe Perspektive. - A u c h P. J. Hartin, der d e n Einfluß v o n Q a u f J a k aufzuweisen b e m ü h t ist (vgl. u. § 5,2.3 ) , m e i n t , J a k identifiziere die Weisheit m i t J e s u s , der als zur R e c h t e n G o t t e s E r h ö h t e r die R o l l e der Weisheit a u s ü b e . J a k g e h e darin über Q h i n a u s , w o J e s u s (nur) der B o t e der Weisheit sei, w ä h r e n d M t J e s u s s o g a r in der R o l le der inkarnierten Weisheit sehe. - G a n z a n d e r e W e g e beschreitet W. Bindemann. E r erkennt einen Konflikt zwischen J a k u n d seinen A d r e s s a t e n u m die Weisheit. Letztere hätten sich als Weisheits lehrer verstanden; ihre Weisheit h a b e k o s m i s c h - s p e k u l a t i v e (s. 1,17f.) u n d m a g i s c h e ( 5 , 1 2 ff.) Z ü g e g e h a b t ; sie sei z u m H e r r s c h a f t s i n s t r u m e n t v e r k o m m e n ( 2 0 0 ) . J a k »ist nicht a n ihren i d e o l o g i schen P r ä m i s s e n interesssiert«, s o n d e r n will » a u f Verhaltensweisen seiner Leser Einfluß n e h m e n « ( 1 9 5 ) . J a k m a c h e deutlich, d a ß die sozialen M i ß s t ä n d e bei d e n A d r e s s a t e n » A u s d r u c k einer frag w ü r d i g e n F r ö m m i g k e i t s i n d « ( 2 0 0 ) . O b m a n freilich die G e g n e r p o s i t i o n in dieser W e i s e rekon struieren k a n n , ist m . E . zweifelhaft (s. z. S t . ) ; die j a k R e p l i k bliebe z u d e m seltsam blaß. 2 0 6
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2 . H. Frankemölle, der J a k weithin als »eine relecture v o n J e s u s S i r a c h « l i e s t , äußert sich h i n sichtlich einer W e i s h e i t s - T h e o l o g i e z u r ü c k h a l t e n d e r . F ü r J a k sei Weisheit »nicht als allgemein 216
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H o p p e ; v a n d e r H o r s t , P s e u d o - P h o c y l i d e s ; d e J o n g e ; K ü c h l e r ; v o n L i p s ; L u c k , Weisheit, J a k o b u s b r i e f , T h e o l o g i e ; Perdue, S a g e ; Reese; S i m o n ; Verseput, W i s d o m ; Wall; Zeller. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 8 6 , notiert, d a ß bereits 1 8 3 2 d i e Parallelen z u Philo d u r c h M . S c h n e c k e n b u r g e r z u s a m m e n g e s t e l l t w u r d e n , später bestätigt d u r c h C . Siegfried, Philo v o n A l e x a n d r i e n als Ausleger des A l t e n Testaments, Jena 1875 (Neudruck Aalen 1970). Ältere L i t e r a t u r bei L u c k , T h e o l o g i e 10; C a r p e n t e r ; s. ferner D i b e l i u s , K E K 3 5 - 4 3 : S i d e b o t t o n 4 f.; B a a s l a n d , S t T h 1 9 8 2 , 1 2 3 f.; K ü c h l e r 5 6 9 ; M u ß n e r , Tauflehre 2 4 8 f.; v o n L i p s , speziell 4 0 9 ff. Vgl. dazu Mußner, Jakobusbrief 2 5 3 - 2 5 8 ; Klein 24-26; Konradt, Theologie 6 5 - 7 2 ; Frankemölle, Ö T K 5 6 4 ff.; H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 2 ff.; P o p k e s , A d r e s s a t e n 2 4 ff. - Felder, W i s d o m , v e r k n ü p f t die F a k t o ren Weisheit, G e s e t z u n d »social c o n c e r n « bei J a k . E r versucht, d e n »ethischen P r a g m a t i s m u s « des J a k ver ständlich z u m a c h e n . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 3 , finden sein E r g e b n i s nicht ü b e r z e u g e n d . L u c k , Weisheit 2 5 3 f. D e r s . , J a k o b u s b r i e f 1 7 1 f.; vgl. T h e o l o g i e 1 4 f. » D i e i m d u r c h h a l t e n d e n G l a u b e n in der E r f a h r u n g des L e i d e n s g e w o n n e n e Weisheit g i b t d e m M e n s c h e n d i e Fähigkeit, in der Welt, d i e d u r c h U n r e c h t g e k e n n z e i c h net ist, n a c h d e m G e b o t G o t t e s z u leben« ( J a k o b u s b r i e f 1 7 2 ) . - F ü r L u c k ist b e s o n d e r s J a k 1,2-4 u n d 3 , 1 3 18 wichtig, d a z u a u c h W e i s h 7 , 2 2 - 3 0 u n d Sir 6 , 2 3 - 3 1 . 3 7 ; vgl. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 2 . D e r s . , J a k o b u s b r i e f 1 7 5 ; vgl. Weisheit 2 5 5 f.; T h e o l o g i e 2 3 . H o p p e 1 4 7 . V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 2 f.; K o n r a d t , T h e o l o g i e 6 6 - 6 8 ; K l e i n 2 5 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 566; Popkes, Adressaten 2 4 . Hoppe 43. D e r s . , 7 2 - 8 1 , m i t H i n w e i s a u f I K o r 2 , 8 ( 7 7 ) u n d M t 1 1 , 1 5 f. ( 8 0 f.). H a r t i n , S a y i n g s 1 3 5 . K r i t i s c h z u H a r t i n s A n s a t z : H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 4 f. B i n d e m a n n , speziell 1 9 2 - 1 9 9 .
Traditionen
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menschliches P h ä n o m e n s o n d e r n einzig u n d allein als G a b e G o t t e s « zu verstehen ( Ö T K 5 6 9 ) . J a k sei ein Vertreter einer »Weisheitstheologie« nicht aber einer Weisheitschristologie ( 5 6 8 ) . A u c h hier setze sich der theozentrische A n s a t z d u r c h . J a k ü b e r n e h m e nicht d i e T r a d i t i o n (s. Prov 8 - 9 ; W e i s h 6 - 9 ; Sir 2 4 ) der Personifizierung bzw. H y p o s t a s i e r u n g der Weisheit ( 5 7 0 ) . V o n Sir h a b e J a k »die s c h ö p f u n g s t h e o l o g i s c h orientierte Weisheitstheologie« rezipiert; er h a b e Sir vor allem des Aktionsziels w e g e n als Basis g e w ä h l t , u n d dieses sei d a s g e l i n g e n d e » L e b e n des einzelnen u n d der C h r i s t e n untereinander in der G e m e i n d e « ( 5 7 0 ) . - F ü r R. Bauckham ist J a k ein Weisheitslehrer. E r vertrete keine W e i s h e i t s - C h r i s t o l o g i e , d. h. er identifiziere J e s u s nicht m i t der personifizierten Weisheit. J a k m a c h t e sich vielmehr J e s u Weisheit zu eigen (die er aus der m ü n d l i c h e n T r a d i t i o n der J e r u s a l e m e r G e m e i n d e k a n n t e ) . J e s u s selbst lehrte »in der Weise j ü d i s c h e r sapientialer T r a d i t i o n « ( W i s d o m 3 1 ) . B a u c k h a m verknüpft d i e b e i d e n weisheitlichen Einflüsse a u f Jak: z u m einen die j ü d . paränetische Weisheitstradition (Prov, Sir u. a.) u n d z u m anderen d i e weisheitliche L e h r e J e s u ; d e n n »in g e w i s s e m S i n n waren sowohl J e s u s wie J a k o b u s j ü d i s c h e Weisheitslehrer« ( 3 0 ) . Bei J a k k o m m e es d a r a u f a n zu erfassen, wie » J a k o b u s , als ein j ü d i s c h e r Weisheitslehrer, sich d i e Weisheit J e s u aneignet u n d sie weiterfuhrt« ( 3 1 ) . J a k sei als ein » K o m p e n d i u m « zu lesen, u n d zwar vor allem v o n A p h o r i s m e n ( 1 0 8 - 1 1 1 ) . Inhaltlich unterscheide sich diese Weisheitslehre nicht v o n der J e s u in d e n S y n o p t i k e r n ; J a k entfalte einiges nur ausführlicher, vor allem » s p e e c h ethics« ( 1 0 7 ) . 2 1 7
218
3. Weisheitlichen Einfluß h a t m a n a u c h (wie stellenweise bereits e r k e n n b a r w u r d e ) v o n der Jesus-Tradition her aufzuzeigen versucht, speziell v o n der L o g i e n q u e l l e h e r , u n d zwar vielfach a u f der Basis der T h e s e v o n J . M . R o b i n s o n , H . K o e s t e r u n d J . S . K l o p p e n b o r g , w o n a c h d i e älte re S c h i c h t ( Q l ) p r i m ä r v o n weisheitlichen E r m a h n u n g e n g e p r ä g t sei, w ä h r e n d Q 2 vor allem d a s baldige Gericht v e r k ü n d e . Z w a r reflektiere J a k a u c h ü b e r d a s W e s e n der Weisheit ( 3 , 1 3 - 1 8 ) ; in erster L i n i e vertrete er j e d o c h d i e L i n i e der praktisch-weisheitlichen I n s t r u k t i o n e n für d a s Leben. M a n c h e F o r m e n seien ähnlich wie in Q, d a r u n t e r S p r u c h g u t , d i d a k t i s c h e E r m a h n u n gen, M a k a r i s m e n , Weherufe, V e r g l e i c h e . ^ U m s t r i t t e n ist freilich d a s Verhältnis zur ( G e r i c h t s - ) E s c h a t o l o g i e . W ä h r e n d H a r t i n darin eine j a k E r w e i t e r u n g der Weisheitstradition erblickt, m e i n e n a n d e r e , d i e E s c h a t o l o g i e b i l d e v i e l m e h r d e n p r i m ä r e n R a h m e n , in d e n d i e sapientialen E l e m e n t e eingezeichnet w ü r d e n . Z u g l e i c h ergibt sich d a r a u s eine R ü c k f r a g e a n d i e V a l e n z der K l o p penborgischen Konstruktion. 2 1 9
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4. Es ist fraglich, ob es so etwas gab wie eine »einheitliche weisheitliche Theologie«, auf der Jak aufbauen k o n n t e . Gemeinsam ist allen jüdisch-weisheitlichen Ansätzen das Bemühen, »den Einzelmenschen, Gesellschaft, Geschichte und Kosmos verstehen zu 225
2 1 7
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 7 0 ; J a k d u r c h b r e c h e z u d e m » d i e kultische O r i e n t i e r u n g v o n J e s u s S i r a c h u n d dessen B i n d u n g der Weisheit a n einen b e s t i m m t e n S t a n d « . B a u c k h a m , W i s d o m 3 1 , m i t B e z u g a u f seine R e z e n s i o n v o n H a r t i n , Sayings: J T S 4 4 ( 1 9 9 3 ) , 2 9 8 - 3 0 1 . H o p p e 1 1 9 - 1 2 2 , speziell 1 2 1 f. z u d e n B e r ü h r u n g e n m i t der Q - Ü b e r l i e f e r u n g der m a t t h ä i s c h e n G e m e i n de. K r i t i s c h z u solch e i n e m H i n t e r g r u n d : Penner, Epistle 1 1 6 - 1 2 0 ; B a u c k h a m , W i s d o m 3 1 . F o r s c h u n g s b e r i c h t b e i C h r i s t o p h e r M . T u c k e t t , Q a n d t h e H i s t o r y o f E a r l y Christianity. S t u d i e s o n Q, E d i n b u r g h ( C l a r k ) 1 9 9 6 , 6 4 ff.; a u c h zu A . D . J a c o b s o n ( 6 2 ff.). - D a s meist-zitierte W e r k ist J o h n S. K l o p p e n b o r g , T h e F o r m a t i o n o f Q: Trajectories in A n c i e n t W i s d o m C o l l e c t i o n s ( S t u d i e s in A n t i q u i t y a n d C h r i s t i a n i t y ) , P h i l a d e l p h i a (Fortress) 1 9 8 7 . V g l . z. B . J a c k s o n - M c C a b e , D i a s p o r a 5 0 4 ; H a r t i n , S e r m o n , S a y i n g s , wise. K r i t i s c h d a z u : Penner, Epistle 1 1 6 - 1 2 0 . V g l . H a r t i n , wise 4 8 8 - 4 9 0 . H a r t i n , wise 4 9 9 ; J a c k s o n - M c C a b e , D i a s p o r a 5 0 5 - 5 0 8 . 3 H a r t i n , wise 4 8 4 - 4 8 8 . J a c k s o n - M c C a b e , D i a s p o r a ; Penner, Epistle 1 1 6 - 1 2 1 . 5 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 8 3 , g e g e n v o n L i p s 4 3 7 A n m . 2 1 6 . Z u r V o r g e s c h i c h t e s. Küchler. - L u c k geht z u stark v o n e i n e m d e m J a k » v o r g e g e b e n e n weisheitlichen H o r i z o n t « a u s ( J a k o b u s b r i e f 1 7 9 ) ; vgl. m e i n e K r i tik: P o p k e s , A d r e s s a t e n 2 6 f. B u r c h a r d , H N T 1 5 7 f.: »Weisheit fehlt i m T h e m a s a m t z u g e h ö r i g e m erstem H a u p t t e i l ( 1 , 2 - 4 ; 1 , 1 2 - 3 , 1 1 ) ... Z u d e m m u ß sie erbeten w e r d e n , w a s J a k v o n W o r t , G e s e t z , k o m m e n d e m C h r i s t u s nicht s a g t . . . Weisheit g e h ö r t also nicht zur G r u n d a u s s t a t t u n g des C h r i s t e n u n d spielte bei seiner
2 1 8
2 1 9
2 2 0
2 2 1
2 2 2
2 2
2 2 4
2 2
Einleitung
32
226
wollen und daraus Handlungsanweisungen abzuleiten«. Bei Jak fällt jedoch bereits auf (s. o. § 1,3), wie viele Lebensbereiche, die sonst für die weisheitliche Ethik wichtig sind, unerwähnt bleiben, darunter der häuslich-familiäre Bereich, Freundschaft, Sexualität, Fleiß/Faulheit. Jak rezipiert die praktisch-weisheitliche Tradition zu aus schnitthart , als daß man den Brief einfach als »Weisheitsschrift« bezeichnen könnte. ^ Das gilt auch für die fraglos zu registrierenden Formparallelen, ebenso aber auch für die Rezeption des Jesus-Materials, wobei die Verbindung mit eschatologischen und anderen Elementen letztlich gegen eine doppelte Q-Rekonstruktion spricht. Fraglos verwendet Jak weisheitliche Tradition; aber er wendet sich nicht an »meine Kinder« (o. ä.) im Stil der Weisheit. Er belehrt nicht in der Art der proverbialen Weisheit, son dern argumentiert, warnt, korrigiert und m a h n t . 5. Die Weisheits-Theologie bei Jak, zumal in 3,13-18, wird man nicht überschätzen dürfen. Außer der Notiz in 1,5 ist dies der einzige Abschnitt zum Thema. Er betont den friedlichen Charakter echter Weisheit, die geradezu selbstverständlich als »von oben« kommend bezeichnet wird. 3i Die Weisheit erscheint hier eher als Kraft denn als Person; eine Identifizierung mit Jesus ist nicht nahegelegt. Sie wird auch nicht wirklich mit Glaube und Gebot in Verbindung gebracht. Jak geht nicht auf ein »Lei den am Gebot« u. dgl. (s. o. § 5,2.1 zu U. Luck) ein, sondern das Problem ist Streit sucht und Täuschung (gegenüber der Wahrheit und sich selbst). Weisheit erweist sich somit für Jak in der gott-gemäßen Gestaltung des Lebens, zumal des gemeinsamen Lebens (s. im übrigen z. St.). 227
228
22
230
2
3.
Jesus-Uberlieferung
Die Beziehung des Jak zur Jesus-Uberlieferung ist unverkennbar; sie wird freilich quan titativ, überlieferungsgeschichtlich und chronologisch unterschiedlich eingeordnet. 232
1. D e r U m f a n g d e r B e r ü h r u n g e n z u d e n S y n o p t i k e r n ist u n t e r s c h i e d l i c h beurteilt w o r d e n . D . B . D e p p e hat die Ergebnisse v o n 6 0 Autoren aus den Jahren 1 8 3 3 bis 1 9 8 5 zusammengestellt; insge s a m t k o m m e n sie a u f 1 8 4 Parallelen, a b e r n u r g u t 6 der A u t o r e n (also 10 % ) k o n n t e n sich a u f 4 0 Parallelen e i n i g e n , g u t 15 ( = 2 5 % ) a u f 2 5 .
2 3 3
I n j ü n g e r e r Z e i t s c h w a n k t der U m f a n g z w i s c h e n
B e k e h r u n g n o c h k e i n e R o l l e ... D i e T h e o l o g i e d e s Briefs ist a l s o als W e i s h e i t s t h e o l o g i e
nicht
sinnvoll
bezeichnet«. 2 2 6
Frankemölle, Ö T K 8 4 .
2 2 7
Vgl. v o n Lips 4 3 3 ; J a c k s o n - M c C a b e , Diaspora 507.
2 2 8
S . bereits M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 4 9 : d i e Z a h l d e r B e l e g e reicht k e i n e s w e g s a u s , u m » W e i s h e i t « als Z e n t r a l -
2 2 9
J a c k s o n - M c C a b e , D i a s p o r a 5 0 7 : n u r sehr a l l g e m e i n k a n n m a n v o n » m o r a l e x h o r t a t i o n « r e d e n .
2 3 0
Ähnlich Verseput, W i s d o m 7 0 6 .
b e g r i f F a n z u s e h e n ; vgl. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 5 .
2 3 1
B e m e r k e n s w e r t ist d i e N ä h e z u G a l 5 , 2 1 f. » F r u c h t d e s G e i s t e s « . I m ü b r i g e n w e i s t J a k 3 , 1 3 - 1 8 e i n i g e auf fällige B e r ü h r u n g e n m i t I K o r 1-2 a u f (vgl. U l r i c h W i l c k e n s , T h W N T V I I 5 2 6 ) . D e r H i n t e r g r u n d ist a l s o differenziert z u b e t r a c h t e n u n d n i c h t e i n f a c h i n einer g l e i c h s a m b e r e i t l i e g e n d e n W e i s h e i t s t r a d i t i o n z u ver orten.
2 3 2
Ü b e r b l i c k u n d L i t e r a t u r bei: H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 4 - 5 7 ; K l e i n 1 9 6 f.; M u ß n e r 4 7 - 5 2 ; H o p p e 1 1 9 -
2 3 3
D e p p e 2 3 1 - 2 5 0 , besonders 2 3 8 .
1 2 2 ; H a r t i n , S a y i n g s 1 3 9 ff., S e r m o n ; D e p p e ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 5 6 - 1 7 6 .
Traditionen
33 2 3 4
einer relativ i n k l u d i e r e n d e n M a x i m i e r u n g , n ä m l i c h 2 7 Stellen ( M u ß n e r ) bzw. 2 6 ( H a r t i n ) über eine A u s w a h l 18 ( H a h n / M ü l l e r ) 3 5 , 16 ( B r o w n ) 3 6 bis hin z u einer stark z u r ü c k h a l t e n d e n M i n i m i e r u n g , die außer e i n e m einzigen e i n d e u t i g e n Fall ( 5 , 1 2 / M t 5 , 3 4 - 3 7 ) n u r w e n i g e wahrscheinli c h e B e z u g n a h m e n z u l ä ß t 3 7 , n ä m l i c h : in 1,5 u n d 4 , 2 f. ( M t 7 , 7 par.); 2 , 5 ( M t 5,3 par.); 4 , 1 1 f. ( M t 7,1 par.); d a n e b e n n o c h 2 , 8 (via R o m 1 3 , 8 - 1 0 ) . Alles ü b r i g e sei der g e m e i n s a m e n j ü d . T r a d i t i o n z u z u r e c h n e n . N a c h D e p p e ( 2 3 7 f.) heißen d i e 2 5 häufigst g e n a n n t e n Parr., aufgeführt in der R a n g folge n a c h der A n z a h l ihrer Befürworter: 2
2
2
Jak
5,12
=
Mt
1,22-25
5,33-37 7,24-26
L k 6A7-49
7,7 5,3
1,5 2,5 5,2
6 , 1 9 f.
2,13 3,18 4 , 1 1 f.
5,7 5,9 7,1-2a
3,12
7,16
2,8 4,4
22,39 6,24
l,19b-10 1,6
5,22a 21,21
1,2
5,ll-12a
11,9 6,20 12,33b 6,36 6,43 6,37 6,44 10,27
Mk
12,31
16,13 11,23 6,22-23a 6,24.25b
5,1 4 , 2 f.
7,7 5.11.12b 23,12
5,10-lla 4,10
11,9 6,22.23b I4,ll;18,l4b 6,21.25b
4,9 1,4 4,4a
5,48 12,39a; 16,4a 7,11 6,34
1,17 4 , 1 3 f. 5,9b
8,38 11,13 12,16-21
24,33b
5,17
13,29b 4,25
N i m m t m a n die ( i n s g e s a m t ) z u m e i s t v o r g e s c h l a g e n e n B e r ü h r u n g e n (in der j a k A b f o l g e ) z u s a m m e n , s o ergibt sich f o l g e n d e A u f s t e l l u n g : Jak
1,2
Freude über Anfechtungen
1,4
Vollkommenheit bitten/geben
6 , 2 2 f. 6,36 11,9
Glaube/Zweifel
7,7 21,21
1,10 f.
Reichtum, wie Gras
6,30
12,18
1,17
Vater, g i b t G u t e s
11,13
1,19 f. 1,22
Ärger
7,11 5,22
Täter/Hörer
7,24
1,23
Nur-Hörer, gleicht...
7,26
6,47 6,49
1,5 1,6
2 3 4
Lk
M t 5 , 1 1 f. 5,48 Mk
11,23
H a r t i n , S a y i n g s 1 4 1 - 1 4 3 , m i t d e m V e r m e r k , n u r d i e »close a s s o c i a t i o n s a n d a l l u s i o n s « seien e i n b e z o g e n , d a n e b e n g e b e es » m a n y o t h e r m o r e general echoes o r parallels in t h o u g h t « ( 1 4 3 ) . 235 H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 4 . R . E . B r o w n 7 3 4 f. T o w n s e n d , E p i s t l e xxix läßt 11 gelten. 37 K l e i n 1 9 6 f.
2 3 6
2
34
Einleitung Jak
2,5 2,6 2,8 2,10 2,11 2,13 2,14-26 2 , 1 5 f. 3,1-12 3,12 3,18 4,4 4,4 4,8 4,9 4,10 4,11 4,13-15 4,17 5,1 5,2f. 5,5 5,6 5,7 5,8 5,9a 5,9 5,10 5,12 5,17 5 , 1 9 f.
Gott/die Armen Mt Widersacher Liebesgebot ganzes G e s e t z halten Mord, Ehebruch L o h n der B a r m h e r z i g k e i t Liebeswerke/Heil N a c k t e kleiden Zunge/Gefahr Frucht/Pflanze Friedfertige ungetreue Menschen zwei H e r r e n d i e n e n reines H e r z lachen/weinen erniedrigen/erhöhen n i c h t richten nicht i m v o r a u s s o r g e n Gutes tun E l e n d über d i e R e i c h e n R e i c h t u m , zerfressen Prasser nicht töten Warten a u f Saat nahes E n d e n i c h t g e g e n e i n a n d e r seufze n Richter vor der T ü r P r o p h e t e n als Vorbilder nicht s c h w ö r e n Elia-Beispiel Irrenden helfen
Lk
5,3.5
6,20 18,3 10,27 16,17
2 2 , 3 9 f. 5 , 1 8 f. 5,21-30
6,36
5,7 25,31-46 2 5 , 3 4 f. 1 2 , 3 6 f. 7,16-18
3,11 6 , 4 3 f.
5,9 12,39 6,24 5,8
11,29 16,13 6,25 14,11; 18,14
5,5; 2 3 , 1 2 7,1 f. 6,34
6 , 3 7 f. 12,47 6,24
6,19-21
12,33 16,19
f.
5 , 2 1 f. Mk 4,26-29 1,15 5 , 2 2 ; 7,1 24,33 5 , 1 1 f. 5,33-37
12,36-38
13,29
6,23 4,25 17,3
18,15
D i e A n k l ä n g e a n d a s M a t e r i a l der B e r g p r e d i g t / F e l d r e d e fallen b e s o n d e r s ins A u g e . D i e restlichen B e r ü h r u n g e n m i t M k - , M t - u n d L k - G u t spielen d a n e b e n eine eher beiläufige u n d u n t e r g e o r d n e t e Rolle. 2 . Traditionsgeschichtliche L i n i e n hat m a n teils eher über Q ^ , teils eher über d e n a l l g e m e i n e n Bereich des . » B e r g p r e d i g t m a t e r i a l s « , teils über die m a t t h ä i s c h e T r a d i t i o n , teils d a g e g e n viel breiter gestreut in der A u f n a h m e jüd.-christlichen M o t i v g u t s aufzuzeigen versucht. W i e bereits o b e n in § 5,2.3 notiert w u r d e , unterliegen die Versuche m i t B l i c k a u f eine b e s o n d e r e B e z i e h u n g zwischen J a k u n d einer speziellen Q - S c h i c h t (sofern es solche ü b e r h a u p t g a b ) bzw. mehreren S c h i c h t e n B e d e n k e n hinsichtlich der Rekonstruierbarkeit u n d Aufweisbarkeit. G e g e n eine b e s o n dere B e z i e h u n g zur » B e r g p r e d i g t « w u r d e eingewendet, d i e B e r g p r e d i g t sei in der v o r l i e g e n d e n F o r m erst ein m a t t h . R e d a k t i o n s p r o d u k t D a s ist so j e d o c h zu literarisch-einlinig g e d a c h t ; a u c h die B e r g p r e d i g t b e r u h t a u f T e i l s a m m l u n g e n , u n d J a k ü b e r n i m m t a u c h lediglich » B e r g p r e d i g t 2
239
8
2 4 0
2 4 1
2 4 2
2 3 8
S . o. z u H a r t i n u. a. P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 5 6 - 1 7 6 , m i t B e z u g a u f v o n C a m p e n h a u s e n , E n t s t e h u n g 1 4 0 f. S o S h e p h e r d u n d Feliks G r y g l e w i c z , L'Epitre d e St. J a c q u e s et L'fivangile d e St. M a t t h i e u : R T K 8 , 3 ( 1 9 6 1 ) , 3 3 - 5 5 . V g l . d a s Referat bei D e p p e 1 5 0 - 1 5 8 . S . a u c h H o p p e 1 1 9 - 1 2 2 . 1 V g l . K l e i n 1 9 6 ; D i b e l i u s , K E K 4 5 f. U l r i c h L u z , D a s E v a n g e l i u m n a c h M a t t h ä u s I ( E K K 1 / 1 ) , Z ü r i c h usw. ( B e n z i g e r / N e u k i r c h e n e r ) 1 9 8 5 , 1 8 5 1 8 7 ; vgl. K l e i n 1 9 6 f. u n d Penner, E p i s t l e 1 0 4 (kritisch z u H a r t i n ) . N ä h e r e s : P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 6 1 ff.
2 3 9
2 4 0
24
2 4 3
2 4 2
2 4 3
Traditionen
35
m a t e r i a l « , d a s in der einen u n d a n d e r e n F o r m in der frühen K i r c h e u m l i e f u n d b e s o n d e r s zur E i n w e i s u n g N e u g e t a u f t e r v e r w e n d e t w o r d e n sein d ü r f t e . D a n e b e n ist n i c h t z u ü b e r s e h e n , d a ß sich vieles (aus der » B e r g p r e d i g t « ) bei J a k nicht wiederfindet (z. B . die G o l d e n e R e g e l ) . B e i aller B e h u t s a m k e i t ist j e d o c h d i e N ä h e zwischen d e n b e i d e n Textbereichen n i c h t z u v e r k e n n e n . D a s betrifft nicht n u r d a s M a t e r i a l , s o n d e r n a u c h d e n w a r n e n d e n u n d k o r r i g i e r e n d e n T o n , w a s d u r c h d i e a l l g e m e i n e sachlich-situative N ä h e zwischen J a k u n d M a t t h n o c h verstärkt w i r d . - Jak b e n e n n t diese T r a d i t i o n n i e m a l s als » v o m H e r r n bzw. v o n J e s u s « h e r k o m m e n d (vgl. d a g e g e n I K o r 7 , 1 0 fF.).248 A n s c h e i n e n d liegt i h m d a r a n nichts; evtl. weiß er v o n der H e r k u n f t a u c h weiter nichts. F ü r ihn ist der sachliche G e h a l t a u s s c h l a g g e b e n d . Aufs G a n z e g e s e h e n , w i r d es zutreffen, d a ß d i e se M a t e r i a l i e n - z u s a m m e n m i t a n d e r e n , spezial sapientialen - in d e n a l l g e m e i n e n Vorrat des frühchristlichen U n t e r w e i s u n g s g u t e s eingeflossen waren; a u c h in d e n E v a n g e l i e n erhalten sie erst d u r c h d e n E r z ä h l r a h m e n einen direkten B e z u g z u J e s u s als Lehrer u n d Verkündiger. D i e A n o n y m i t ä t der Stoffe b r a u c h t also nicht z u ü b e r r a s c h e n . 2 4 4
2 4 5
2 4 6
2 4 7
2 4 9
25
3. N a c h A u f f a s s u n g verschiedener Interpreten *) verweist die B e r ü h r u n g m i t d e m J e s u s - G u t a u f eine b e s o n d e r e sachliche u n d zeitliche N ä h e zwischen J e s u s u n d d e m H e r r n b r u d e r . H i e r sei n o c h n i c h t »theologisiert« w o r d e n . Vor a l l e m die E t h i k v e r b i n d e d i e b e i d e n . Solche Schlüsse kön n e n j e d o c h allenfalls n u r unterstützendes G e w i c h t besitzen; ableiten läßt sich d i e p o s t u l i e r t e N ä h e d a r a u s nicht, s c h o n gar nicht in c h r o n o l o g i s c h e r H i n s i c h t u n d b e z ü g l i c h der Identifizierung des Verfassers. I m ü b r i g e n steht die E t h i k bei J a k sehr w o h l i m R a h m e n t h e o l o g i s c h e r E r w ä g u n g e n , die - u m i m Bereich der E v a n g e l i e n zu bleiben - d u r c h a u s d e m R e d a k t i o n s s t a d i u m speziell bei M t entspricht: D i e C h r i s t e n m ü s s e n inzwischen w i e d e r lernen, ihren G l a u b e n in d i e p r a k t i s c h e T a t umzusetzen. 2 5 1
2 4 4
P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 5 6 f f , Paränese 1 2 7 ff; vgl. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 5 f. Weiteres b e i P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 5 8 f.; u. a. der G r u n d s a t z des gleichen M a ß e s , d a s M o t i v der B l i n d h e i t , d a s Verhältnis z w i s c h e n M e i s t e r u n d J ü n g e r n , Splitter bzw. B a l k e n i m A u g e , G l e i c h n i s v o m H a u s b a u , fal sche P r o p h e t e n , zwei W e g e . Popkes, Adressaten 1 5 8 . S. d a z u § 5 , 8 . 3 . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 6 , schreiben, b e i P a u l u s sei z u differenzieren: » I n s e i n e n S t e l l u n g n a h m e n z u G e m e i n d e p r o b l e m e n beruft er sich d a n n u n d w a n n a u f d e n >Herrn< u n d zitiert J e s u s w o r t e . A b e r i n d e n p a r ä n e t i s c h e n A b s c h n i t t e n seiner Briefe, w o d i e B e r ü h r u n g e n m i t H e r r e n w o r t e n u n v e r k e n n b a r s i n d , liegen die D i n g e e b e n s o w i e i m J a k . E s h a n d e l t sich u m z u m Teil d e u t l i c h e A n s p i e l u n g e n , o h n e d a ß sie als s o l c h e k e n n t l i c h g e m a c h t w e r d e n . « M . E . w i r d hier z u einfach v o n » p a r ä n e t i s c h e n A b s c h n i t t e n « g e s p r o c h e n ; a u c h in I K o r 7 geschieht d o c h Paränese! (vgl. P o p k e s , P a r ä n e s e 1 0 u n d p a s s i m ) . D i e p a r ä n e t i s c h e R e z e p t i o n der J e s u s - W o r t e ist w a h r s c h e i n l i c h k o m p l i z i e r t e r verlaufen. Vielleicht sollte m a n zeitlich differenzieren; d a n n w ä r e der B e f u n d v o n 1 K o r 7 früher als der bei J a k e i n z u o r d n e n . 9 B u r c h a r d , G e m e i n d e 3 2 0 f.; K l e i n 1 9 7 ; H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 6 f. V g l . a u c h B a u c k h a m , W i s d o m 9 3 : » J a m e s ' i n d e b t e d n e s s t o the t r a d i t i o n o f the sayings o f J e s u s s h o u l d n o t b e u n d e r s t o o d i n t e r m s o f allusion, b u t in t e r m s o f creative a p p r o p r i a t i o n a n d r e - e x p r e s s i o n « (vgl. ä h n l i c h 1 1 1 ) . S o etwa M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 3 3 0 f.; Kittel, O r t , V ä t e r ; Penner 2 5 9 ff; A d a m s o n , J a m e s 1 6 9 ff; D a v i d s , C o m m e n t a r y 2 - 2 2 ; de r s . , J e s u s : d i e C h r i s t e n h a t t e n » t h e b a s i c t e a c h i n g o f J e s u s « m e m o r i e r t ; J a k sei » H a l a k h a a u f der G r u n d l a g e der J e s u s t r a d i t i o n « , in w e l c h e r »the oral l a w (the t r a d i t i o n ) is a m p l i f i e d a n d a p p lied t o c o n c r e t e s i t u a t i o n s b y m e a n s o f a r g u m e n t a n d O l d T e s t a m e n t exegesis«; W a c h o b / J o h n s o n . V g l . Hahn/Müller, T h R 1998, 60-64. J a k vertrete n o c h eine » a r c h a i s c h e « T h e o l o g i e (vgl. F a y 4 1 2 ) o h n e g r o ß e c h r i s t l i c h - t h e o l o g i s c h e E n t f a l t u n g . 5 Z u r E s c h a t o l o g i e vgl. e h e s t e r 1 6 - 2 0 ; Kittel, V ä t e r 6 8 ff; B a a s l a n d , S t T h 1 9 8 2 .
2 4 5
2 4 6
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2 4
2 5 0
2 5 1
2
2 5 2
2
36
Einleitung
4. Beziehungen
zu Paulus 2
Die Beziehungen zu Paulus bzw. zu einer paulinischen Tradition 53 bilden eins der klassischen Themen in der Jakobusforschung. 54 In der Regel wird es theologisch inhaltlich unter der Rubrik »Glaube und Werke« behandelt; die relative Chronologie ist damit eng verknüpft. Über 2,14-26 hinaus hat man Berührungen entdeckt, die jeweils eher traditionsgeschichtlich, theologisch oder sogar persönlich-polemisch interpretiert w e r d e n . 2
255
256
1. D i e Argumentation
in 2 , l 4 - 2 6
2 5 7
w e n d e t sich g e g e n e i n e n G l a u b e n o h n e W e r k e (die Q u a l i f i z i e
r u n g » n u r allein« b r i n g t e i n z i g J a k 2 , 2 4 ) ; sie ist a n t i t h e t i s c h k o n z i p i e r t . I m N T w i r d n u r hier u n d in R o m 4 , 3 ; G a l 3 , 6 b e i m T h e m a G l a u b e u n d R e c h t f e r t i g u n g G e n 1 5 , 6 zitiert. D e r J a k - T e x t legt nahe, d a ß eine gegenteilige Ansicht korrigiert werden s o l l .
2 5 8
D a ß d i e s e m i t P a u l u s z u t u n hat, ist
d e s h a l b sehr w a h r s c h e i n l i c h , weil g e r a d e P a u l u s s i c h p r o n o n c i e r t e n t s p r e c h e n d g e ä u ß e r t h a t . D i e beiden anderen Möglichkeiten - daß Paulus a u f J a k respondiere oder daß beide unabhängig von e i n a n d e r t h e o l o g i s i e r e n — w e r d e n d e m l o g i s c h e n G e f ä l l e n i c h t g e r e c h t . D i e relative C h r o n o l o g i e b e s t i m m t s i c h d u r c h d e n A b s t a n d z w i s c h e n d e n b e i d e n P o s i t i o n e n . I m m e r w i e d e r ist n o t i e r t w o r d e n , d a ß J a k n i c h t v o n d e n » W e r k e n d e s Gesetzes« redet; d i e D i s k u s s i o n h a t s i c h offensichtlich ver lagert, w a s a u c h für d e n G l a u b e n s b e g r i f f g i l t .
2 5 9
D i e v o n J a k anvisierte P o s i t i o n ist n i c h t d i e g e n u -
i n - p a u l i n i s c h e , s o n d e r n eine vereinseitigte, j a verzerrte. J a k k l a g t d a s ein, w a s bei P a u l u s » d e r in d e r L i e b e t ä t i g e G l a u b e « ( G a l 5 , 6 ) heißt. D i e H o m o n y m i t ä t d e s W o r t e s » W e r k « bzw. » G l a u b e « b e d e u tet n o c h k e i n e s e m a n t i s c h e Identität; J a k u n d P a u l u s m ü s s e n n i c h t ü b e r d a s s e l b e reden, a u c h w e n n sie d a s s e l b e W o r t g e b r a u c h e n .
2 6 0
Gegen e i n e s o l c h e A b l e i t u n g h a t m a n v o r a l l e m f o l g e n d e Argumente
angeführt.
2 6 1
Eine Polemik
w i e d i e s e v o n seiten d e s J a k g e g e n P a u l u s sei für d a s C h r i s t e n t u m i m 1. J h . o h n e P a r a l l e l e
2 6 2
; ein
253 V g l . als Ü b e r b l i c k : H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 7 - 5 9 ; K l e i n 1 9 7 - 2 0 4 . - Z u r s p ä t e r e n P a u l u s - J a k o b u s - R e l a t i o n v g l . L i n d e m a n n , P a u l u s 2 4 0 - 2 5 2 ; L ü d e m a n n II 1 9 4 - 2 0 5 ; S c h e n k e . R e n s b e r g e r h i n g e g e n
notiert
nichts dazu. 2 5 4
E s ist d e r m a ß e n verbreitet, d a ß m a n leichter d i e L i t e r a t u r n e n n t , d i e g e g e n d i e D o m i n a n z p r o t e s t i e r t ; s o . z. B . B a u c k h a m , W i s d o m 1 1 1 (es folgt d e n n o c h e i n A b s c h n i t t » J a m e s a n d P a u l « 1 1 3 - 1 4 0 ; P e n n e r 2 5 7 ( i m e i n z e l n e n 47-74); z u r ü c k h a l t e n d a u c h J o h n s o n , A n c B 5 8 - 6 5 .
2 5 5
H e n g e l , P o l e m i k , läßt d e n H e r r e n b r u d e r J a k o b u s z w a r in i n d i r e k t e r F o r m , a b e r m a s s i v , p e r s ö n l i c h w i e t h e o l o g i s c h , g e g e n P a u l u s n o c h z u d e s s e n L e b z e i t e n (ca. 5 8 - 6 2 ) p o l e m i s i e r e n ( 2 5 2 f . ) . S o ziele b e i s p i e l s w e i s e J a k 4 , 1 3 - 1 6 g e g e n » e i n e M e t r o p o l e n u n d P r o v i n z e n u m f a s s e n d e , l a n g f r i s t i g g e p l a n t e >globale< R e i s e s trategie, m i t m o n a t e - , j a j a h r e l a n g e n A u f e n t h a l t e n i n e i n z e l n e n G r o ß s t ä d t e n , m i t d e m Z i e l , H e i d e n u n d J u d e n z u >gewinnen«< ( 2 5 5 ) , a l s o g e g e n d a s M i s s i o n s w e r k d e s P a u l u s . Ä h n l i c h e s v e r m u t e t H e n g e l e t w a z u m S c h w u r v e r b o t ( 2 6 0 f.) o d e r z u r K r a n k e n h e i l u n g ( 2 6 1 f.); stets w ü r d e n d e s P a u l u s p e r s ö n l i c h e E i n s t e l l u n g u n d sein V e r h a l t e n a n g e g r i f f e n . — D i e s e T h e s e n h a b e n m e i n e s W i s s e n s k e i n e n A n k l a n g g e f u n d e n , u n d d a s m i t R e c h t . V g l . d i e K r i t i k bei K l e i n 2 8 f.; P e n n e r 5 1 - 5 3 .
2
56Vgl. H e i l i g e n t h a l 4 9 ff.
2 5 7
Näheres ( u n d Literatur) i m Vorwort zu 2 , 1 4 - 2 6 .
2 5 8
D i e s ist e i n w i c h t i g e s u n d v i e l f a c h v e r t r e t e n e s A r g u m e n t ; e b e n s o H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 7 f .
2
59 V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 3 5 f. 5 8 .
2 6 0
Hahn/Müller, T h R 1998, 4 1 .
2 6 1
A u s f ü h r l i c h u n l ä n g s t Penner, E p i s t l e 5 3 - 7 4 . - G a n z a n d e r e W e g e b e s c h r e i t e t n e u e r d i n g s H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n : J a k 2 , 1 4 ( » d e r G l a u b e rettet«) n e h m e k e i n p a u l i n i s c h e s M o t i v auf, s o n d e r n e i n s y n o p t i s c h e s (z. B . M k 5 , 3 4 ) . P a u l u s w e n d e s i c h i n R o m 4 g e g e n eine P o s i t i o n w i e i n J a k 2 , u n d zwar a u s j ü d i s c h e r T r a d i t i o n . J a k kritisiere a l s o viel eher P e t r u s als P a u l u s . S . d a z u i m K o m m e n t a r z u 2 , 1 4 ff.
262 Penner, E p i s t l e 5 3 - 5 5 ; allenfalls für d a s 2 . J h . sei sie d e n k b a r . D a s A r g u m e n t läßt sich a l s o für e i n e S p ä t d a tierung verwenden.
Traditionen
37
2
264
» m i r r o r - r e a d i n g « 6 3 sei a u c h generell u n z u l ä s s i g u n d u n w a h r s c h e i n l i c h . Ferner sei es schwer vorstellbar, d a ß J a k Paulus o d e r eine p a u l i n i s c h e G r u p p e d e r m a ß e n m i ß v e r s t a n d ; u n d w a r u m b e s c h r ä n k e sich d a n n die K o n t r o v e r s e a u f nur einen A b s c h n i t t bzw. A s p e k t ? Z u d e m dürfe m a n 2 , 1 4 - 2 6 nicht v o m K o n t e x t (speziell 1 , 2 2 - 2 , 2 6 ) i s o l i e r e n . D i e Parallelen seien i m ü b r i g e n gar nicht s o e i n d e u t i g klar u n d erklärten sich eher a u s g e m e i n s a m e r T r a d i t i o n , wie g e r a d e a u c h d a s Abraham-Beispiel z e i g e . A u s der S p r a c h e v o n 2 , 1 4 - 2 6 k ö n n e m a n k e i n e S c h l ü s s e für eine P a u l u s - T r a d i t i o n ziehen; d i e j a k Begrifflichkeit sei eher g e m e i n - n e u t e s t a m e n t l i c h . Ferner sei zu beachten, d a ß weite Teile v o n Rom o d e r G a l in J a k gar nicht berücksichtigt w ü r d e n ; bei einer lite rarischen A b h ä n g i g k e i t wäre ein anderer T a t b e s t a n d zu e r w a r t e n . E i n e A n a l o g i e zu solch einer B e n u t z u n g eines Paulustextes finde sich n i r g e n d s . W e d e r die A b h ä n g i g k e i t v o n Paulus n o c h eine P o l e m i k g e g e n ihn sei s o m i t zu rechtfertigen. - N u n steht u n d fällt d i e P a u l u s - J a k - R e l a t i o n keineswegs m i t einer literarischen B e n u t z u n g s h y p o t h e s e . O b J a k Paulus-Briefe (Rom, evtl. G a l , l-2Kor) kannte u n d , falls j a , wie er sie benutzte (z. B . exzerpierte), ist eine g e s o n d e r t e Frage. Z u d e m b e s c h r ä n k e n sich die B e r ü h r u n g e n nicht n u r a u f 2 , 1 4 - 2 6 , wie n o c h gezeigt w e r d e n wird. E n t s c h e i d e n d j e d o c h ist der sachliche Reflex i m S i n n v o n T h e s e (Paulus) u n d A n t i t h e s e ( J a k ) , die freilich nicht direkt erfolgte, s o n d e r n über die Z w i s c h e n s t u f e einer verwilderten P a u l u s - T r a d i t i o n . M a n sollte d e s h a l b in der T a t nicht v o n einer ami-paulinischen Polemik r e d e n . E i n i g e der e r w ä h n t e n G e g e n a r g u m e n t e lassen sich i m ü b r i g e n e b e n s o g u t für eine S p ä t d a t i e r u n g v e r w e n d e n , n ä m l i c h : Polemik, M i ß v e r s t ä n d n i s , A u s w a h l , T e r m i n o l o g i e . W e n n e i n g e w e n d e t wird, o h n e eine » a priori A n n a h m e v o n A n t i - P a u l i n i s m u s in J a k 2 « sei eine R e k o n s t r u k t i o n der notierten P a u l u s - J a k R e l a t i o n gar nicht m ö g l i c h , d a n n k a n n m a n d e n V o r w u r f leicht z u r ü c k g e b e n . W i e s o oft in der J a k - F o r s c h u n g b e r ü h r t m a n d e n Bereich v o n g e w a c h s e n e n U b e r z e u g u n g e n , unter d e n e n die A r g u m e n t a t i o n leicht S c h a d e n n i m m t . Letztlich zählen die Wahrscheinlichkeit u n d D u r c h s i c h t i g k e i t der B e f u n d d e u t u n g ; u n d diese weisen ( m . E . ) a u f eine R e a k t i o n seitens des J a k g e g e n ü b e r einer sich paulinisch gebenden Gedankenfront. 2 6 5
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A u c h theologisch sollte m a n differenziert u r t e i l e n . D a s b e g i n n t bereits d a m i t , in 2 , 1 4 - 2 6 nicht d a s theologische Z e n t r u m des Briefes zu sehen, s o gewiß d a s ein wichtiger A b s c h n i t t i s t . E b e n s o d a r f 2 , 1 4 - 2 6 nicht v o m K o n t e x t (speziell 2 , 1 - 1 3 ) separiert w e r d e n . D a s übergreifende Ziel des G l a u b e n s ist für J a k dessen B e w ä h r u n g ( 1 , 3 ; 2 , 1 ff.) in der Praxis, a u c h g e g e n ü b e r fal schen t h e o l o g i s c h e n A n s i c h t e n . D i e Rechtfertigungslehre tritt dabei nicht als T h e m a für sich, d a s 2 7 6
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Penner, E p i s t l e 5 5 . 264 Y g i g r u n d s ä t z l i c h d a s C a v e a t v o n K l a u s Berger, D i e impliziten G e g n e r . Z u r M e t h o d e d e r E r s c h l i e ß u n g v o n » G e g n e r n « in n e u t e s t a m e n t l i c h e n T e x t e n , in: D i e t e r L ü h r m a n n / G e o r g Strecker ( H g . ) , K i r c h e ( F S Günter Bornkamm) Tübingen (Mohr) 1980, 373-400. 65 Penner, Epistle 5 6 - 5 8 . 266 Penner, E p i s t l e 5 8 f. D i e s A r g u m e n t ist nicht n e u u n d für die F r a g e einer P l s - K o n t r o v e r s e n u r b e d i n g t rele vant. V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 1 . Penner, E p i s t l e 6 0 ff. V g l . a u c h H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n . 268 Penner, E p i s t l e 6 3 - 6 7 m i t H i n w e i s a u f l C l e m u n d H e b r ( 6 5 ) . Viel eher sei J a k v o n I M a k k 2 , 5 2 beeinflußt ( 6 5 f.); s o etwa a u c h H e i l i g e n t h a l 5 1 ; Berger, A b r a h a m 3 7 4 . S . d a z u i m K o m m e n t a r . Penner, E p i s t l e 6 6 - 7 0 . Penner, Epistle 7 1 f. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 3 8 , m e i n t z u d e m , bei einer S p ä t d a t i e r u n g m ü ß t e a u f die P a u lusbriefe direkt B e z u g g e n o m m e n w o r d e n sein (vgl. 2Petr 3 ) . A b e r nicht e i n m a l die A p g e r w ä h n t i r g e n d einen solchen Brief! Penner, E p i s t l e 7 1 f. K l e i n 1 9 7 ff.; u n d B i n d e m a n n 2 0 2 ff. halten es für wahrscheinlich, d a ß J a k Rom u n d I K o r k a n n t e ; S a t o 6 7 f.: R o m u n d G a l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1998, 4 L V g l . Penner, E p i s t l e 7 4 . Hahn/Müller, T h R 1998, 36-41. Näheres i m Vorwort zu 2,14-26. E b e n s o Verseput, Puzzle 1 0 5 . Z u m G l a u b e n s b e g r i f f s . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 3 5 f. 2
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Einleitung
38
erst errungen werden m ü ß t e , auf, s o n d e r n geradezu als ideologischer Störfaktor i m (praktisch-) theol o g i s c h e n D i s k u r s . D i e D i s k u s s i o n bei J a k ist ekklesiologisch-ethischer, nicht p r i m ä r soteriologischer N a t u r wie bei P a u l u s ^ _ letzteres w i r d vielmehr bei J a k g e r a d e infrage gestellt. D i e A u s g a n g s b e d i n g u n g e n s i n d g a n z unterschiedlich. F ü r Paulus g e h t es u m die Frage n a c h d e m H e i l s w e g (den d a s G e s e t z n i c h t bietet), für J a k u m die Verbindlichkeit des G l a u b e n s . J a k ist k e i n A n t i pauliner. V i e l m e h r b e w e g e n ihn wie Paulus jeweils zugespitzte Fragestellungen. Paulus m ö c h t e jederlei S e l b s t e r l ö s u n g des M e n s c h e n , J a k m ö c h t e jederlei S e l b s t t ä u s c h u n g des G l a u b e n s a u s schließen. B e i d e treffen sich bei der T ä t i g k e i t des G l a u b e n s in der L i e b e , v o n der J a k 2 , 1 ff. b e k a n n t l i c h h a n d e l t , o b w o h l er d a b e i nicht explizit v o n A g a p e redet, weil er a n s c h e i n e n d einen M i ß b r a u c h des L i e b e s g e b o t s a u s r ä u m e n will. Paulus will die » R e l i g i o n « n i c h t in » E t h i k « aufgehen lassen; J a k will j e n e n i c h t v o n dieser g e t r e n n t s e h e n . - Eigenartigerweise tritt, verglichen m i t Paulus, das T h e m a »sola gratia« g e g e n ü b e r »sola fide« bei J a k völlig z u r ü c k . E s scheint, d a ß d i e ser A s p e k t , der b e k a n n t l i c h bereits i m J u d e n t u m d u r c h a u s akzeptiert w a r , viel w e n i g e r z u m strittigen P a u l u s - E r b e g e h ö r t e . J a k jedenfalls entfaltet seine A k z e n t s e t z u n g nicht in diese R i c h t u n g . 2 7
2 8 0
2 8 1
2 8 2
2 8 3
2 8 4
2. Auch in 2,8 ff existieren enge Berührungen hin zu paulinischem Material. Nur hier und in Rom 13,8-10 (vgl. Gal 5,14) wird Lev 19,18 gewissermaßen als »Krone des Gesetzes« bezeichnet und unmittelbar mit dem Anfang der 2. Dekalogtafel verbunden (s. z. St.). Man kann die ganze Passage als Auseinandersetzung mit einer sich paulinisch gebenden Position lesen, die das Liebesgebot ideologisch ausgehöhlt h a t . Hier - nicht in 2,14 ff. - greift Jak das Thema »Gesetz« auf, dargelegt interessanterweise speziell an dem einzigartigen Syntagma »Gesetz der Freiheit« (ebenfalls in 1,25). Auch in 2,1-13 äußert sich Jak kritisch gegenüber Fehldeutungen (Näheres dazu im Kommentar). Der Abschnitt 3,13-18 kommt den Äußerungen von 1 Kor 2-3 sehr nahe, teilweise bis in die Terminologie hinein (s. z. St.). Echte, göttliche Weisheit wird der irdischen, psychischen Zanksucht usw. gegenübergestellt. Möglicherweise bestehen auch hier traditionsgeschichtliche Beziehungen. Allerdings können einige Berührungen auch aus allgemeinem frühchristlichem Gut stammen - so etwa der Katalog in 3,17 (vgl. Gal 5,22 f.), »ungeheuchelt« (3,17), »Frucht der Gerechtigkeit« (3,18), »Erben« (2,5), oder »unversehrt« (1,4; vgl. lThess 5 , 2 3 ) . Immerhin jedoch gibt es eine Reihe weiterer Kontaktstellen zum Corpus Paulinum hin - so bei »Herr der Herrlichkeit« (2,1; vgl. IKor 2,8), »Begierde/Tod« (1,13-15; vgl. Rom 6,23; 7,7 ff.); Vorzugsstellung der Armen (2,5; vgl. IKor 1,26-28). - Ähnlichkeiten in Jak 1,2 f. mit Rom 5,35 überschneiden sich mit solchen zu IPetr 1,6 f., zumal in der Form eines klimaktischen Kettenschlusses. Der Ansatz bei der Anfechtungsthematik bringt jedoch 285
286
287
279 M i t Heiligenthal 5 0 . Ebenso Hahn/Müller, T h R 1998, 36. G e g e n L a u t e n s c h l a g e r 1 8 3 , m i t H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 3 6 , unter B e z u g a u f L i n d e m a n n , Paulus 2 4 9 . 282 Verseput, Puzzle 1 0 8 £ , verweist a u f d e n j ü d i s c h e n H i n t e r g r u n d hinsichtlich »to divorce ethics f r o m religion«. Vgl. Popkes, Adressaten 4 3 ; L ü d e m a n n 2 0 1 . D a s zeigten nicht zuletzt d i e Q u m r a n - F u n d e ; s. O t t o Betz, R e c h t f e r t i g u n g in Q u m r a n , in: J o h a n n e s Friedrich u. a. ( H g . ) , R e c h t f e r t i g u n g ( F S E r n s t K ä s e m a n n ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) u n d G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 7 6 , 1 7 3 6 , speziell 2 7 ; Siegfried Schulz, Z u r R e c h t f e r t i g u n g a u s G n a d e n in Q u m r a n u n d bei Paulus: Z T h K 5 6 ( 1 9 5 9 ) , 1 5 5 - 1 8 5 ; vgl. Popkes, Gerechtigkeitstradition 3 f. D a z u gehören: d i e R e z e p t i o n v o n L e v 1 9 , 1 8 ; » G e s e t z der Freiheit«; » . . . wer das ganze G e s e t z e r f ü l l t . . . « ( 2 , 1 0 ) , s. d a z u i m K o m m e n t a r . V g l . Popkes, Paränese 1 4 0 - 1 4 9 . D i e s e Stellen s i n d vielfach m i t e i n a n d e r in B e z i e h u n g gesetzt w o r d e n ; z. B . D i b e l i u s , K E K 1 0 4 f.; T h o m a s , Anfechtung; Nauck, Freude; D e p p e 6 3 - 6 5 ; Popkes, Adressaten 132.152. 2 8 0
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2 8 7
39
Traditionen
weitergehende traditions- und formgeschichtliche Implikationen mit sich (vgl. auch die Relation zu Sir 2), auf die bei der Behandlung der Komposition zurückzukom men ist. 3. Aufs Ganze gesehen, wird man also die Beziehungen zu Paulus nicht auf 2,14-26 und die Thematik »Glaube/Werke« begrenzen und konzentrieren dürfen. Generell ist anzunehmen, daß, wenn an einer Stelle eine wichtige Verbindung vorliegt, sich auch anderswo Berührungen ergaben. Dabei darf die überlieferungsgeschichtliche Frage nicht außer Acht gelassen werden, wie solche Beziehungen zustande kamen, d. h. sowohl die allgemeine kirchen- und theologiegeschichtliche Entwicklung als auch die intertextuelle Relation sind zu b e s e h e n . Jak behandelt nicht ein isoliertes theologi sches Thema (in 2,14-26), sondern schreibt auf dem Hintergrund der Entwicklung der (paulinischen) Missionskirchen. Möglicherweise gewann er sogar Zugang zu einigen paulinischen Kerntexten, evtl. freilich nicht auf direktem Weg, sondern durch mündliche oder schriftliche Vermittlung. 288
5. Beziehungen
zum
1.
Petrusbrief 2 8 9
Die Beziehungen zu IPetr betreffen vor allem Jak 1-2 und 5 . So ähneln sich 1,2-4 und IPetr 1,6 f. z. T bis in den Wortlaut; ebenso 4,6-10 und IPetr 5,5 f., einschließ lich desselben Zitats. Vgl. ferner zu Jak 1,12: IPetr 1,8 f. (die Gott lieben, sollen das Ziel des Glaubens erlangen) und IPetr 3,14: 4,14 (selig, wer im Leiden durchhält). Auch IPetr 1,24 f. bringt Jes 40,6 f., bei Jak verteilt auf 1,10 f. und 18. Das Motiv der »Geburt« hat IPetr in 2,1 f.; ebenso »Ablegen des Schmutzes« 1,21, vgl. IPetr 1,2325; 2,1. Mehrere Motive in Jak 1,26-2,1 (Frömmigkeit, Reinheit gegenüber der Welt, Gott und Vater, Ansehen der Person) finden sich auch in IPetr (1,3 f. 17.19; 2,5 ff. 11 ff.). Schließlich gibt es Berührungen in Jak 5,7-20 zu IPetr 4,7 ff.: Nähe des Endes, angemessenes Verhalten, Gebet, Sünden zudecken (einschließlich Anspielung an Prov 10,12), zudem die Wendung »vor allen D i n g e n « und das Motiv »Herzen stärken« (IPetr 5,10). - Die Frage nach dem Zustandekommen der Berührungen wird traditionell mit der Formel »aus gemeinsamer Tradition« 1 beantwortet. Die form-prägenden Kräfte sind jedoch auffällig genug, um nach weitergehenden Lösun gen Ausschau zu halten. Immerhin betreffen sie jeweils primär den Rahmen der Brie fe. Gemeinsame AT-Elemente kommen hinzu, darüber hinaus noch das Problem 290
29
2 9 2
2 8 8
S o w e i t m a n m i t einer P a u l u s - J a k o b u s - B e z i e h u n g r e c h n e t , g e h t m a n in d e r R e g e l d a v o n a u s , J a k w e n d e sich g e g e n e i n e n m i ß v e r s t a n d e n e n , j a d e g e n e r i e r t e n P a u l i n i s m u s ; vgl. z. B . B l o n d e l 1 4 6 f.; L i n d e m a n n , P a u l u s 2 4 3 ff.; L ü d e m a n n 1 9 4 ff; S o u c e k ; T r o c m e .
2 8 9
V g l . Ferris; B o i s m a r d ; B r a u m a n n 4 0 9 f.; L o h s e , G l a u b e 13 ff; Penner, E p i s t l e 7 2 m i t A n m . 1; v o n L i p s 4 2 8 m i t A n m . 1 9 1 ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 3 5 ff 1 4 9 ff
2 9 0
2 9 1
I m N T nur J a k 5,12 u n d IPetr 4,8. S o z. B . Penner, E p i s t l e 7 2 . O d e r m a n n i m m t e i n e A b h ä n g i g k e i t d e s I P e t r v o n J a k a n , weil I P e t r t h e o l o g i s c h weiter e n t w i c k e l t sei; s o z. B . H e n g e l , P o l e m i k 2 5 1 .
2 9 2
D i e E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e v o n I P e t r ist m i t e i n i g e n F r a g e n b e h a f t e t (vgl. V i e l h a u e r 5 8 4 f.): L i e g t e i n e P r e d i g t a n N e u g e t a u f t e z u g r u n d e ? L a s s e n sich » W a c h s t u m s r i n g e « e r k e n n e n ? W u r d e d i e P r e d i g t d u r c h M a h n u n g e n e r g ä n z t u n d v e r a l l g e m e i n e r t s o w i e d a s G a n z e schließlich i m B l i c k a u f V e r f o l g u n g a k t u a l i s i e r t (4,12
ff)?
40
Einleitung
der Akolouthie bei Jak, also die Frage nach der Einarbeitung der Teile. Eine Möglichkeit besteht in der Annahme einer Beeinflussung jeweils durch (eine) ntl. Neophyten-Unterweisungs-Tradition. Nicht auszuschließen ist freilich auch, daß Jak den IPetr wenigstens teilweise exzerpierte. Antworten lassen sich jedoch allenfalls in einer Gesamttheorie der jak Traditionsaufnahme finden. 293
6. Weitere innerneutestamentliche
Berührungen
Einige weitere innerneutestamentliche Berührungen betreffen folgende Bereiche. 1. Sofern Jak 1,18.21 auf dem Hintergrund frühchristlicher Konversions- und Taufaussagen zu deuten i s t , legen sich Berührungen außer mit IPetr vor allem mit Kol-Eph nahe, nämlich: Wiedergeburt, Erstlingsfrucht (Kol 1,10; Eph 2,15; 4,21-24; 5,26); Ablegen/Annehmen (Kol 3,8). Dazu kommt evtl. noch: Erwählung und Verheißung des Reiches (Gottes) für die, die Liebe üben (Jak 2,5.7; Eph 1 , 4 ) . 9 5 2. Mit Hebr verbinden Jak die Motive der Anfechtung (2,18; 3,8 f.; 4,15) und Vollendung (2,10), die atl. Exempla Abraham/Isaak (11,17-19) und Rahab (11,31), dazu »Geduld üben« (6,12-15). Die Berührungen sind eher sporadisch und allgemein, ohne einen formgeschichtlich deutlicheren Rahmen. 3. Gleiches gilt für ljoh. ^ D a ist einmal der Zusammenhang zwischen Weltliebe, Prahlen (mit seinem Vermögen), Begierde des Fleisches und der Augen (IJoh 2,1517; Jak 4,1 ff. 13 ff.), zum anderen das Sich-Verschließen gegenüber der Not des Bruders (IJoh 3,17; Jak 2,15 f.). Eine eher formgeschichtliche Parallele liegt in der Schlußanweisung vor: sich um in die Irre Gehende zu kümmern (IJoh 5,16 f.; Jak 5,19 f . ) 294
2
2
297
7 . Frühchristliche
Schriften
Besonders im Hinblick auf gleiche, z. T spät nachweisbare Vokabeln, auf einige Formulierungen und auf einige atl. Anspielungen ist der Vergleich mit den frühchristlichen Schriften aus der Zeit von ca. 95 bis 150 von Interesse. 298
2 9 3
2 9 4
2 9 5
V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 3 6 ff.; M u ß n e r , T a u f l e h r e 6 6 . V g l . B r a u m a n n ; M u ß n e r , T a u f l e h r e ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 4 7 ; s. z. S t . D i e T r a d i t i o n s g e s c h i c h t e bei d e n M o t i v e n » d a s R e i c h e r b e n « u n d » d i e i h n l i e b e n « ist n o c h weiter g e f ä c h e r t , z. T. m i t d e r T a u f t h e o l o g i e v e r k n ü p f t . V g l . G ü n t e r H a u f e , R e i c h G o t t e s bei P a u l u s u n d in d e r J e s u s t r a d i tion: N T S 3 1 ( 1 9 8 5 ) , 467-472; K a r l D o n f r i e d , T h e K i n g d o m o f G o d in Paul, in: W. W i l l i s ( H g . ) , T h e K i n g d o m o f G o d in 2 0 t h - C e n t u r y I n t e r p r e t a t i o n , P e a b o d y 1 9 8 7 , 1 7 5 - 1 9 0 .
2 9 6
Vgl. Popkes, Adressaten 6 7 ; dort a u c h zu Vowinckel. Epistolarisch vergleicht Francis die beiden Schriften.
2 9 7
Vgl. dazu Popkes, Paränese 149. E i n e n hilfreichen Ü b e r b l i c k z u d e n A p o s t o l . V ä t e r n bietet J o h n s o n , A n c B 2 6 - 4 8 ( m i t L i t e r a t u r ) . V g l . D i b e l i u s , K E K 4 9 - 5 1 (zu H e r r n ) , 5 1 f. (zu l C l e m ) ; M a y o r lxxiv ff.; Y o u n g ; A m s t u t z 1 1 6 f.; G e y s e r 3; S c h o e p s 3 4 9 . - V o n d e n bei J a k e i n i g e r m a ß e n auffälligen V o k a b e l n f i n d e n s i c h in d e n A p o s t o l i s c h e n V ä t e r n ebenfalls: d X a ^ o v E i a , duetQxooXög, d u i a v x o g , d o m X o g / a j t i A o g , dvooÖEV, dqpavi^oo, CUJQIOV, d j t X ö g xxX, d v i m ö x p i x o g , d x a x a o x a a i a xxX,, ßXaocpn^isa), ö a j i a v d a ) , öiijnjx-, ö i a x p i v ü ) , ö i c d o y - , EJtumju-ayv, Epig, EpiÖEia, eXeoc, xxX, E i o n v i x ö g , EjtixvYXdvoo, B o n o x E i a , f | ö o v r | , x a x a X a ? i - , x a x a ö u v a a x E o o , xd^iva), taxujtpög, voue>6£xng, öcpE^og, ö X ö x ^ n o o g , övEiöitoo/övEiöog, j t X a v d ü ) , J t a o o v o i a , j t o a i j i ) f | g xxX, jtEvÖEO), j t E i o a o u o g , j i Q o o w j t o X n ^ i a ( a b e r n u r l x ) , m x o ö g xxX, ofjg, ox£vd£oo, Q i m o g KTX, x a X a i J t o o o - , x o ö j t o g ,
2 9 8
Traditionen
41
Die wichtigsten Berührungen sind: Jak
1,2 1,3 f. 1,2-4
vielerlei B e d r ä n g n i s s e Prüfung, ausharren
H e r m S 7,4 (=66,4) H e r m V 4,3,4 (=24,4)
vollkommen, Werk
IgnSmll,2f.
1,5.17
Gottes Geben i m G l a u b e n bitten
H e r m M 2,4 (=27,4); S 2,7 (=51,7)
1,5 f. 1,5-8
H e r m M 9,11 (=39,11)
Zweifel ÖLOJJ'UXOC; (u. D e r i v a t e ) 9 9 2
1,8; 4 , 8
H e r m M 9 (=39) l C l e m 23,2; 2 C l e m 11,2.5; 19,2; Barn 19,5; D i d 4 , 3 ; H e r m M 9 (I4x); 10,2 (=40,2); V 4,1,4.9 (=22,4.8); S 6,1,2 ( = 6 1 , 2 ) ; 6,3,5 (=63,5); 9 , 2 1 , 1 f. ( = 9 8 , 1 f.) u. ö.
1,8;3,8.16 1,12 1,14 1,14 f. 1,15 1,21 1,26; 3 , 2 f. 1,27
dxaxaoxaA u s d a u e r , Ziel Verfuhrung Begierde, T o d
Diog9,l H e r m M 4,1,2 (=29,2)
Tod
JustDial 100
gebären
eingepflanzte G a b e zügeln
B a r n 1,2; 9 , 9 H e r m M 1 2 , 1 , 1 f. ( = 4 4 , 1 f.)
sich rein halten
H e r m M 12,6,5 (=49,5) H e r m S 1,8 ( = 5 0 , 8 )
Waisen u n d Witwen A r m e reich
2,5 2,6
lästern xaxaÖDvaoxeiJco B e t o n u n g der W e r k e
2 , 1 4 ff.
Abraham, Freund Gottes Abraham, G e n 15,6
2,21-23 2,23 2,25 3,13
H e r m S 6,3,5 (=63,5) lClem 35,4
H e r m S 2,5 ( = 5 1 , 1 ) ; 9,26,2 (=103,2) H e r m S 8,6,4 (=72,4) H e r m M 12,5,1 (=48,1) lClem 30,3; 38,2 l C l e m 10,1; 17,2 l C l e m 10,6
Rahab Weisheit in g u t e n
l C l e m 12,1-7
W e r k e n zeigen
lClem 38,2
G l a u b e v o n o b e n hat Kraft;
3,15
Zweifel ist irdisch 3,16 4 , 1 ff.
F ü h r e r in Eifersucht
H e r m M 9,11 (=39,11) l C l e m 14,1
Eifersucht, K r i e g usw.
l C l e m 3,2-4; 46,5
4 , 5 f.
Z i t a t Prov 3 , 3 2
lClem 30,2; I g n E p h 5,3
»der G e i s t , d e n er in uns w o h n e n ließ«
H e r m M 3,1 ( = 2 8 , 1 ) ; S 5,6,5 ( = 5 8 , 5 ) H e r m M 12,2,2-4 (=45,2-4)
4,7
Teufel, Furcht, F l u c h t
4,8
H e r z e n reinigen
H e r m V 3 , 9 , 8 ( = 1 7 , 8 ) ; 5,7 ( = 2 5 , 7 )
E l e n d derer m i t gespaltener Seele
H e r m M 12,5 (=49,5) l C l e m 2 3 , 2 f . 2 C l e m 1 1 , 2 f. 3 0 0
H e r m M 1 2 , 6 , 1 - 4 ( = 4 9 , 1 f. 4 )
4 , 8 f.
E l e n d der Zweifler
4 , 1 1 f.
Heiligung, üble Nachrede
a
2 9 9
3 0 0
lva
H e r m V 3 , 7 , 1 ( = 1 5 , 1 ) ; S 1,3 ( = 5 0 , 3 ) l C l e m 30,1-3; 2 C l e m 4,3 H e r m M 2 , 2 f. ( = 2 7 , 2 f.)
xaJiEivög, x ^ y^y^N i c h t i n d e n A p o s t o l i s c h e n V ä t e r n k o m m e n vor: djroxuEiv, djroaxiaouxx, ßoexa), öauxx^ü), ö i a o j t o g d , Eujrooog, emxr|Ö£iog, eoojtoov, Ei)jt£i0f|g, E(pr|[XEQ-, i'jutog, x a x a x a v x - , xaxioco, ök)Xi>£o), nagaXkayr). V o l l s t ä n d i g e L i s t e b e i Kraft. Z u öiojjuxog s. D i b e l i u s , K E K 4 9 A n m . 1; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 3 5 f.; Seitz, A n t e c e d e n t s , A f t e r t h o u g h t s ; M a r s h a l l , L o c a l ; Porter. I n l C l e m 2 3 als Schriftzitat, in 2 C l e m 11 als p r o p h e t i s c h e s W o r t bezeichnet.
42 Jak
Einleitung retten/verderben
HermS 9,23,4 (=100,4); M
4,14
»wie D a m p f «
lClem
4,16
H o c h m u t , Prahlerei
4,12
l C l e m 2 1 , 5 ; H e r m M 6,2,5 S 8,9,1
(=36,5);
(=75,1)
5,5
»fressen«
Barn
5,1-6
A u f r u f an Reiche30i
H e r m V 3 , 9 (=17,1)
5,11
noXvon'kayxvoc,
(etc.)
12,6,3 (=49,1)
17,6
10,3
H e r m V 1,3,2
( = 3 , 2 ) u.
ö.;
J u s t D i a l 55302 Eid,
5,12 5,19
f.
Wahrhaftigkeit
J u s t A p o l I 16
R e t t u n g Irrender
2 C l e m 1 5 , 1 ; 17,1 f.; B a r n
Prov
2Clem
10,12
19,10
16,4
Die Diskussion in der Literatur bewegt sich überwiegend um die Frage einer literari schen Abhängigkeit, einmal generell in traditionsgeschichtlicher Hinsicht, zum ande ren aber auch mit kanonsgeschichtlicher Relevanz. Die verbreitetste Meinung ist, Jak habe wie die anderen aus ähnlichen (primär paränetischen) »Strömen« geschöpft, eine literarische Abhängigkeit in der einen oder anderen Richtung sei nicht aufweisbar.303 Dabei bezeuge Jak jedoch ein relativ früheres Stadium, weil die anderen Schriften die Materialien weiter fortentwickelt hätten.304 Daneben steht die Auffas sung, daß l C l e m , Herrn usw. als frühe Bezeugungen des von ihnen benutzten Jak gel ten dürfen, also für eine relativ frühe Existenz und Anerkennung des Jak sprechen.305 Das Material reicht dafür aber nicht aus. Die Berührungen sind insgesamt zu wenig spezifisch, zu sporadisch und formgeschichtlich zu wenig deutlich, als daß man über eine allgemeine Kenntnis diverser überlieferter Materialien hinausgehen darf. Signifi kant bleibt jedoch die Nähe im Motiv- und Sprachbereich; auch Jak scheint hier in erheblicher Weise zuhause zu sein.306
8. Sachlich-situativer
Vergleich
Im sachlich-situativen Vergleich steht Jak Schriften wie dem MtEv, dem Hebr und den Pastoralbriefen, z. T. auch Lk-Apg nahe. Allgemein betrachtet, treten für die 2. bzw. 3. Generation typische Gefahren zutage, vor allem die Erschlaffung der geistlichen Spannkraft und das Problem des hier und da wachsenden Wohlstands.3°7 1. Die Pastoralbriefe ringen u. a. darum, wie man bei intendierter Weltoffenheit und unter sozialen Unterschieden einen christlichen Lebenswandel pflegt. Die H a b gier gilt als besondere Gefahr ( l T i m 6,9 f.; vgl. 3,3; Tit 1,7). Nicht Askese, aber Ge-
3 0 1
Z u » a r m / r e i c h « bei J a k u n d H e r r n s. D i b e l i u s , K E K 5 0 A n m . 1. 302 V g l . d a z u M a y o r 1 6 5 . 303 S o e t w a D i b e l i u s , K E K 4 9 - 5 3 . 304 D i b e l i u s , K E K 5 0 ( A n m . l z u H e r r n ) . 305 S o M e y e r 5 9 - 7 2 . J a k v e r f o l g t in seiner D i k t i o n - i m V e r g l e i c h z u m b r e i t e n , a u s u f e r n d e n , l ä n g l i c h e n Stil v o n l C l e m , H e r r n u n d B a r n - e i n e lectio brevior, ä h n l i c h w i e 1 Petr, v e r g l e i c h b a r in g e w i s s e r W e i s e m i t D i d , d i e a b e r viel stär ker e i n e A n s a m m l u n g v o n E i n z e l a b s c h n i t t e n ist. N ä h e r e s : P o p k e s , A d r e s s a t e n 7 8 flf. G e g e n e i n e n » n e u e n K o n s e n s u s « w e n d e t sich J u s t i n J . M e g g i t t , P a u l , Poverty a n d Survival, E d i n b u r g h (Clark) 1 9 9 8 : Paulus u n d seine L e u t e waren a r m . 3 0 6
3 0 7
Traditionen
43
nügsamkeit, Selbstdisziplin, schlichte Frömmigkeit und Sachlichkeit werden gefor dert. Ein Problemkonglomerat scheint sich aus der Verbindung zwischen den Fakto ren (Irr-)Lehre, Reichtum und Zank/Rivalität ergeben zu haben (vgl.lTim 6,3-10), wie es sich auch in Jak 3-4 widerzuspiegeln scheint. 2. Auch in Lk-Apg beobachtet man die Gefährdung der Gemeinde durch wach senden Wohlstand bei einigen und dessen Rückwirkung auf die Gemeinschaft,308 verbunden mit den Faktoren Macht, Einfluß und Abhängigkeit. Es existieren sozioökonomische Unterschiede und Spannungen. Lk bringt die Lösung - ähnlich wie Jak - auf die Formel »Wohltätigkeit und Genügsamkeit«309. Nicht Askese, aber Be sitzverzicht zwecks Wohltätigkeit wird empfohlen. 3. Die Berührungen zwischen Jak und Mß betreffen nicht nur das »Bergpre digtmaterial« (s. o.), sondern auch eine ähnliche Lageeinschätzung. Die Christen müssen ans Tun der Worte Jesu erinnert werden; das ist heilsrelevant (Mt 7,21-29). Die Motive Gerechtigkeit und Frucht (Jak 3,17 f.) spielen auch bei M t eine wesent liche Rollern, desgleichen Barmherzigkeit3i2. Der konsequenzlosen Gemeinde droht das Gericht. Ekklesiologisch scheint auch M t relativ »ämterlos« zu sein (s. 23,812).3i3 Wie Jak betont M t eine praktische Frömmigkeit und Grundhaltung. 4. Neben den Motiv-Parallelen zwischen Jak und Hebr (s. o.) ist ebenso die gene relle Situation ein Vergleichspunkt.314 Der Hebr richtet sich an Christen, die im Glauben müde und auch welt-zugewandt geworden sind. Das Modell der Wüsten wanderung Israels stellt das Versuchungsmotiv heraus. Wie bei Jak soll man Ausdau er lernen, damit das Ziel nicht verfehlt wird. 5. Der Vergleich mit den genannten ntl. Schriften stellt Jak in eine allgemeine^ Situation am Ausgang des 1. Jh.s. Typische Probleme der 2.-3. Generation werden sichtbar: Nachlassen der Spannkraft und der Tätigkeit des Glaubens, Welt-Zugewandtheit, Wohlstand und Prestigedenken, soziale Unterschiede, Gruppenegoismus. In der einen oder anderen Weise versuchen die Schriften, diesen Problemen zu begeg nen. Die Unterschiede zwischen ihnen überwiegen unverkennbar; trotzdem lassen sich die Gemeinsamkeiten in der Frontstellung nicht übersehen. Jak ist ein Teil einer 10
3 0 8
L i t e r a t u r bei P o p k e s , A d r e s s a t e n
79-81.
309 M i t H o r n , G l a u b e u n d H a n d e l n (s. o. A n m . 138).
D o r t (243)
auch zu den theologischen u n d personalen
Spannungen: Gewinrlstreben, verbunden mit »Selbstüberheblichkeit, Selbstrechtfertigung u n d Verachtung a n d e r e r « . D a s G a n z e ist n i c h t n u r ein w i r t s c h a f t l i c h e s P r o b l e m , s o n d e r n a u c h eins d e s G l a u b e n s u n d d e r F r ö m m i g k e i t , d a m i t zugleich der E t h i k u n d des Gemeindeverständnisses. 310 3 1 1
C o o p e r ; S h e p h e r d ; H e n g e l , P o l e m i k 251
( m i t M t sei J a k t h e o l o g i s c h » a m n ä c h s t e n v e r w a n d t « ) .
Vgl. Popkes, Gerechtigkeitstradition.
3 1 2
S . d a s Z i t a t v o n H o s 6,6
in 9,13
3 1 3
D a s b e z i e h t s i c h lt. 23,8
s o g a r a u f » L e h r e r « . Z u r D i s k u s s s i o n s. H u b e r t F r a n k e m ö l l e , A m t s k r i t i k i m M a t
thäus-Evangelium? Bibl
und
12,7.
54 (1973), 247-262; S a m u e l
Byrskog, Jesus the O n l y T e a c h e r . D i d a c t i c Authority
a n d T r a n s m i s s i o n in A n c i e n t Israel, A n c i e n t J u d a i s m a n d t h e M a t t h e a n C o m m u n i t y ( C B , N T S . S t o c k h o l m ( A l m q v i s t & W i k s e i l ) 1994; gart ( K B W )
1974, 159-163;
E d u a r d Schweizer, M a t t h ä u s u n d s e i n e G e m e i n d e ( S B S 71),
24),
Stutt
D e n n i s C . Duling, T h e M a t t h e a n B r o t h e r h o o d a n d M a r g i n a l Scribal L e a -
d e r s h i p , in: P h i l i p F. E s l e r ( H g . ) , M o d e l l i n g E a r l y C h r i s t i a n i t y . S o c i a l - s c i e n t i f i c s t u d i e s o n t h e N e w T e s t a m e n t in its c o n t e x t , L o n d o n ( R o u t l e d g e ) 1995; a n d S t a t u s in M a t t h e w s G o s p e l : S B L . S P 3 1 4
3 1
30,
N ä h e r e s u n d L i t e r a t u r bei P o p k e s , P a r ä n e s e
5 S. d a z u H a h n / M ü l l e r , T h R
1998, 65-70.
St. H u m p h r i e s - B r o o k s , Indicators o f Social O r g a n i s a t i o n
Atlanta (Scholars)
111-115.
1991, 31-49.
44
Einleitung
allgemeinen Bewegung, die ein Abgleiten zu verhindern und eine rechte praxis pietatis zu fördern sucht.
§ 6 Die kompositorische Gestalt Die Frage nach Aufbau, Gliederung, Form und Struktur des Jak durchzieht die Geschichte der Forschung von Anfang an.316 Eine Skizzierung dieser Geschichte erscheint deshalb angebracht. Immer wieder hat man neue methodische Ansätze angewendet, um Struktur, Argumentationsstrategie, Charakter und Gedankengang zu definieren.317 Eigenartigerweise ähneln sich die Ergebnisse trotz differenter M e thoden in nicht geringem Maße, und zwar vor allem darin, daß man immer wieder bestimmte Abschnitte (wie z. B. 2,14-26) meint klar herausstellen zu können, während andere Passagen (speziell 1,2 ff.) notorische Problemgebiete bleiben. Die Strukturfrage hängt mit der nach der Akolouthie zusammen. Schwierigkeiten bereitet vor allem die Frage der Kohärenz auf der Ebene der pragmatischen Intention3i8, daneben auch die der Kohäsion auf semantischer Ebene3i9 weniger die der Konnexität auf syntaktischer Ebene.320 £ ) Strukturproblem als ganzes hängt wiederum mit der Gattungsfrage zusammen; welchem Genre ist Jak zuzuordnen? Welches methodische Vorgehen ist deswegen angemessen? Eine Reihe von methodischen Überschneidungen ist zudem zu registrieren, etwa zwischen rhetorischen und thematischen Ansätzen. Eine wesentliche Rolle spielt schließlich auch das Verhältnis zwischen synchronen und diachronen Aspekten sowie deren Aufnahme in der Bewertung von Interund Intratextualität, in Hinblick sowohl auf die Struktur als ganze als auch auf die Akolouthie im einzelnen. Was ist der Traditionsübernahme zuzuschreiben, was dem eigenen Gestaltungsplan des Autors? )
a s
1. 21
Eine klare Gattungsbestimmung^ Parallelen vorhanden sind.
Gattungsbestimmung ist für Jak schwierig, weil nicht genügend deutliche
1. D i e v o n M . Dibelius322 v o r allen a n J a k u n d P s l s o k r a t e s D e m o n i c e a aufgezeigte D e f i n i t i o n v o n »Paränese«
bzw. » p a r ä n e t i s c h e Lehrschrift« als einer relativ d i s p a r a t e n S a m m l u n g v o n S p r ü c h e n ,
316 Ü b e r b l i c k b e i H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 9 . 1 6 - 2 4 ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 4 - 3 6 5 9 ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 18-23, C o m p o s i t i o n ; Paulsen, Jakobusbrief. 3 1 7
Darunter: inhaltlich-thematische
u n d Kriterien (Leitbegriffe, T h e m a - R h e m a , O p p o s i t i o n e n ) ,
formale
A s p e k t e (aus Epistolographie, Rhetorik, Paränese), Textpragmatik. V g l . d i e grundlegenden Anfragen bei Wuellner. 3 1 8
V g l . T s u j i 5 1 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K p a s s i m .
3 1 9
S. dazu Frankemölle, Netz.
3 2 0
Z u r D i f f e r e n z i e r u n g s. C o n t e .
3 2 1
V g l . d e n Ü b e r b l i c k bei H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 4 - 2 9 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 4 - 7 0 ; T s u j i 5 - 1 2 ; J o h n s o n , A n c B 16-25; Baasland, A N R W 1988, 3 6 4 9 - 3 6 5 4 ; Popkes, Adressaten 10-18; Aune, Environment, Literature.
3 2 2
I m G e f o l g e v o n W e n d l a n d u n d H a r n a c k ; s. D i b e l i u s , K o l o s s e r , K E K , T h R 1 9 3 1 , F o r m g e s c h i c h t e , G e s c h i c h t e ; V g l . P a u l s e n , J a k o b u s b r i e f , P a r ä n e s e ; S c h n a c k e n b u r g , P a r ä n e s e ; H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 5 f.; P o p k e s , P a r ä n e s e 3 0 ff.
45
Die kompositorische Gestalt S p r u c h r e i h e n u n d kleinen A b h a n d l u n g e n , d i e für d i e F o r s c h u n g l a n g e in G e l t u n g s t a n d , z u n e h m e n d e K r i t i k a u f sich g e z o g e n .
3 2 4
3 2 3
hat
W e d e r treffen d i e g a t t u n g s g e s c h i c h t l i c h e n V o r a u s s e t z u n
gen z u , n o c h p a ß t J a k selber in solch ein S c h e m a . D e r P a r ä n e s e - B e g r i f f hat sich m e r k l i c h a u s g e weitet u n d v e r ä n d e r t .
3 2 5
Speziell s i n d » S i t u a t i o n s v e r b o t « u n d » K o n t e x t v e r b o t «
3 2 6
weithin a u f g e h o
b e n w o r d e n . G e w i ß ist » S i t u a t i o n « für J a k in e i n e m weiteren S i n n z u fassen als etwa bei P a u l u s ; d e s w e g e n b r a u c h e n d i e A u s f ü h r u n g e n j e d o c h n i c h t zeitlos »usuell« (statt »aktuell«) z u sein. M a n k a n n die B r ü c h e bei J a k a u c h n i c h t einfach d e m G e n r e zuweisen, w i e d a s bei D i b e l i u s geschieht; d i e F r a gen der K o n t e x t u a l i t ä t u n d K o h ä s i o n b e d ü r f e n einer a n d e r e n E r k l ä r u n g . 2 . Seit längerem bereits hat m a n versucht, J a k als Midrasch zu l e s e n
3 2 7
(vgl. o. § 5 , 1 . 2 ) . N e b e n ein
zelnen Stellen w u r d e a u c h der g e s a m t e Brief entsprechend eingestuft. M . G e r t n e r sieht in J a k eine M i d r a s c h - H o m i l i e über H o s 1 0 , 2 i m A n s c h l u ß an Ps 1 2 , 1 - 5 (bzw. 2 - 6 ) , der selber ein M i d r a s c h über die Prophetenstelle, sei, u n d zwar m i t den T h e m e n G l a u b e , G l a u b e u n d Werke, Z u n g e , Feindschaft gegen G o t t , B e d r ü c k u n g der A r m e n .
3 2 8
A . Blenker rekurriert a u f d a s H i o b - B u c h , speziell H i 1-32
u n d 4 2 , 7 - 1 2 in Relation zu J a k 1,2-17 u n d 4 , 1 3 - 5 , 1 1 . J a k beziehe seine T h e m a t i k weithin dort her.
3 2 9
in J a k .
D . L . B e c k findet in l Q S / l Q S a die gleiche T h e m e n f o l g e u n d eine siebenteilige O r d n u n g wie 3 3 0
Viel A n k l a n g h a b e n diese Vorschläge nicht gefunden; der N a c h w e i s ist schwer zu führen.
D e r m e t h o d i s c h ähnliche Versuch v o n A . Meyer, J a k sei eine Allegorie, n ä m l i c h ein ursprünglich j ü d . T e s t a m e n t des J a k o b an seine zwölf S ö h n e , entbehrt ebenfalls der sicheren B a s i s . 3. M e h r f a c h hat m a n »Katechismus«
o. ä. v o r g e s c h l a g e n .
332
der (gottesdienstlichen) Paraklese« - vorgetragen v o n e i n e m » M a h n r e d n e r « lich wie in Q u m r a n .
3 3 4
3 3 1
K . Kürzdörfer d e n k t an »das G e n u s 3 3 3
an die G e m e i n d e ähn
R . B . H a l s o n versteht die Epistel als S a m m l u n g katechetischen Materials z u m
G e b r a u c h in d e n Kirchen, »hervorgegangen aus einer besonderen >Schule< v o n K a t e c h e t e n « .
3 3 5
J . W a n k e führt J a k a u f ein christliches »Lehrerkollektiv« zurück, das d a m i t » G e m e i n d e p a r ä n e s e « betreibe.
3 3 6
E . L o h s e bezeichnet J a k »als eine A r t H a n d b ü c h l e i n christlicher E t h i k « , »als ein kleines
323 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 4 f. ( m i t L i t e r a t u r ) . Berger, F o r m g e s c h i c h t e 1 4 7 ; T s u j i 7 - 1 0 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 ; P e r d u e / G a m m i e , S e m e i a 5 0 ; H e n g e l , P o l e m i k 2 4 8 - 2 5 0 ; P o p k e s , P a r ä n e s e 3 0 ff.; K ü r z d ö r f e r 10; T h o m a s , A n f e c h t u n g 1 8 6 . 1 9 0 ; B a a s l a n d , S t T h 1982, 135 A n m . 2. 325 V g l . T h o m a s , P h o k y l i d e s ; P e r d u e , C h a r a c t e r ; P e r d u e / G a m m i e , S e m e i a 5 0 ; P a u l s e n , Paränese; P o p k e s , Reconsidered, Paränese. Z w e c k s K l a r s t e l l u n g (vgl. K o n r a d t , E x i s t e n z 11 A n m . 6 - 7 ) : V o n » K o n t e x t v e r b o t « redete e r s t m a l s B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 2 7 ; d e n a n a l o g e n A u s d r u c k » S i t u a t i o n s v e r b o t « b r a c h t e m e i n e s W i s s e n s i c h in d i e D i s k u s s i o n ( A d r e s s a t e n 3 3 ) . V g l . jetzt a u c h B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 3 . 2 : » m a n k ö n n t e a u c h n o c h e i n Präzisierungsverbot erfinden«. H a n s o n , Report. Vgl. allgemein Bodendorfer/Millard. G e r t n e r , M i d r a s h i m ; kritisch d a z u M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 5 8 f. - H e i l g e n t h a l 3 9 b e z e i c h n e t J a k 2 , 2 1 - 2 4 als M i d r a s c h . P r o c k t e r b e t r a c h t e t J a k 4 , 4 - 6 als M i d r a s c h ü b e r N o a h . J a c o b s b e l e u c h t e t d e n » M i d r a s c h - H i n t e r grund« von J a k 2,21-23. Blenker. D i e T h e m a t i k s t a m m e teilweise aus d e m falschen Verhalten d e r F r e u n d e H i o b s : falsches R i c h t e n , G l a u b e u n d W e r k e , falsche B e l e h r u n g anderer, i n n e r e Z e r r i s s e n h e i t . ° B e c k ; er unterteilt J a k e n t s p r e c h e n d : 1 , 2 - 1 8 ; 1 , 1 9 - 2 7 ; 2 , 1 - 1 3 ; 2 , 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 2 ; 3 , 1 3 - 5 , 6 ; 5 , 7 - 2 0 . V g l . d i e K r i t i k bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 4 7 f. A u s f ü h r l i c h s t e K r i t i k bei K ü r z d ö r f e r 2 8 - 8 6 ; vgl. T s u j i 1 1 . E i n e M o d i f i k a t i o n des A n s a t z e s v o n M e y e r b i e tet H a r t m a n n : » D e r christliche Verfasser J a k o b u s h a t seine briefliche P a r ä n e s e ... a n d i e in G n 2 9 , 3 2 - 3 5 , 1 8 g e g e b e n e n u n d j e d e m J u d e n sicher geläufigen E r k l ä r u n g e n des N a m e n s der 1 2 S ö h n e a n g e k n ü p f t , i n d e m er jedesmal d i e I n h a l t s d e u t u n g wie ein Stichwortbenutzt, z u d e m er d a n n ... einiges a u s f ü h r t « ( 6 4 ) . Beispiel J a k 1 , 2 - 1 8 R ü b e n G e n 2 9 , 3 2 » D e r H e r r h a t angesehen mein Elend« ( 6 4 f.). V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 5 . Z u m p a s t o r a l e n u n d p r e d i g t h a f t e n C h a r a k t e r des J a k . K ü r z d ö r f e r 1 0 m i t B e z u g a u f M o f f a t t ; vgl. L o n g e n e c k e r , E x e g e s i s 1 8 9 . V g l . B a a s l a n d , S t T h 1 9 8 2 , 1 1 9 f.: h o r t a t i o . K ü r z d ö r f e r 1 0 7 - 1 2 5 . V g l . B o R e i c k e , D i a k o n i e , F e s t f r e u d e u n d Z e l o s in V e r b i n d u n g m i t d e r altkirchlichen Agapenfeier ( U U A 1951:5), Uppsala (Lundequistska)/Wiesbaden (Harrassowitz) 1 9 5 1 , 3 4 5 . H a l s o n 3 1 2 f. 6 Wanke 508-510. 3 2 4
3 2 6
3 2 7
3 2 8
3 2 9
3 3
3 3 1
3 3 2
3 3 3
3 3 4
3 3 5
3 3
Einleitung
46
E n c h i r i d i o n für d i e F r a g e n des christlichen A l l t a g s « . D i e K a t e c h i s m u s f o r m sei » v o n der späteren H o m i l e t i s i e r u n g überlieferter Paränese« (wie etwa bei H e r m a s ) z u u n t e r s c h e i d e n . 4 . A n d e r e s c h l a g e n »Traktat«
J a k ein T r a k t a t ü b e r d i e U n g e s p a l t e n h e i t d e s G l a u b e n s ,
3 3 8
für L . F. R i v e r a ü b e r »weises V e r h a l t e n
in d e n d e r g r o s s e n P r ü f u n g v o r a u s l a u f e n d e n P r ü f u n g s s i t u a t i o n e n « mit paränetischer A b z w e c k u n g « 5. Mischformen ga
3 4 2
3 3 7
vor; d a m i t w i r d m e i s t e n s ein T h e m a v e r k n ü p f t . F ü r G . S c h u l e ist
3 4 0
3 3 9
, für G . S t r e c k e r ein » T r a k t a t
.
vertreten L . T . J o h n s o n
3 4 1
( » p r o t r e p t i s c h e r D i s k u r s in B r i e f f o r m « ) u n d F. V o u -
, d e r K a p . 1 als P a r ä n e s e b e z e i c h n e t , K a p . 2 als D i a t r i b e , K a p . 4 - 5 als p r o p h e t i s c h e s O r a k e l
u n d d e n R e s t als L o g i e n a u s s y n o p t i s c h e r T r a d i t i o n . K . B e r g e r w e i s t J a k d e r p r o t r e p t i s c h e n s y m bouleutischen Literatur z u .
3 4 3
6 . V e r s u c h e , J a k g a t t u n g s m ä ß i g i n s g e s a m t d e r Diatribe^ sich n i c h t d u r c h g e s e t z t .
3 4 5
ten, diverse F r a g e n a r t e n , S t i l m i t t e l , W e n d u n g e n tungsbestimmung.
zuzuordnen (so J . H . R o p e s ) , haben
Z w a r f i n d e n s i c h Z ü g e der D i a t r i b e (fiktive D i a l o g e , fiktive O p p o n e n u s w . ) . A b e r d a s reicht n i c h t a u s für e i n e G a t
3 4 6
7 . S e i t einiger Z e i t g e w i n n t d i e Briefform
wieder mehr A n k l a n g .
3 4 7
Teils g e h t es d a b e i a l l g e m e i n
u m d i e F r a g e , o b d i e e p i s t o l a r i s c h e n T e i l e i n J a k für e i n e s o l c h e G a t t u n g s b e s t i m m u n g a u s r e i c h e n , speziell i m H i n b l i c k a u f d e n S c h l u ß . positiv zu b e a n t w o r t e n .
3 4 9
3 4 8
V o n d e r hellenistischen E p i s t o l o g r a p h i e her ist d i e F r a g e
E i n h e i t l i c h e R e g e l n für Briefe existierten in d e r A n t i k e n i c h t . I m m e r h i n
g i b t sich d a s S c h r e i b e n in 1,1 selbst als B r i e f z u e r k e n n e n ; es g e h ö r t e a m e h e s t e n zur G a t t u n g d e r litterae p u b l i c a e ( H . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 ) . D e r e p i s t o l a r i s c h e A n s a t z w i r d s o d a n n e i n m a l in R i c h t u n g speziell a u f d i e B r i e f e r ö f f n u n g h i n weiter verfolgt, a l s o in H i n b l i c k a u f eine e i n f a c h e o d e r s o g a r d o p p e l t e G e s t a l t d e r E x p o s i t i o n (F. O . F r a n c i s ) .
3 5 0
D e s w e i t e r e n fragt m a n n a c h einer b e
s t i m m t e n Tradition aufgrund des Präskripts, nämlich d e m jüdischen D i a s p o r a b r i e f
3 5 1
, w o m i t ein
337 L o h s e , G l a u b e 1 1 . 1 6 f . 2 2 . 338 Schille; er e n t w i c k e l t d a s T h e m a a u s 1,2 ff.: »Weil G o t t u n g e s p a l t e n ist ( h a p l o s ) , soll d e r G l a u b e n i c h t gespalten erscheinen (dipsychos)« (77). 339 R i v e r a 1 4 5 - 1 6 9 . 3 4 0
Strecker, L i t e r a t u r g e s c h i c h t e 7 2 .
4
3 1 Johnson, AncB 24. 4
3 2 V o u g a 16. 3 4
3 Berger, F o r m g e s c h i c h t e 1 4 7 .
3 4 4
D i e D e f i n i t i o n v o n D i a t r i b e hat sich m i t der Zeit verändert; Begriffsgeschichte bei Schindler, D i a t r i b e 15 4 ; d o r t ( 2 0 f.) a u c h K r i t i k a m A n s a t z v o n S t o w e r s , D i a t r i b e . V g l . T s u j i 6 A n m . 1 1 z u B u l t m a n n (»Stil d e r kynisch-stoischen
Volkspredigt«, Stowers (»in der philosophischen
Schule verwendeter Diskurs«) u n d
S c h i n d l e r (der d i e V i e l f ä l t i g k e i t u n d V a r i a b i l i t ä t b e t o n t ) . D a v i d E . A u n e , D i a t r i b e : R G G
4
II ( 1 9 9 9 ) , 8 3 2
f., e r k e n n t drei A s p e k t e i n d e r n e u e r e n D i s k u s s i o n : ( 1 ) literarisches G e n r e ( S t o w e r s ) o d e r i n f o r m e l l e r litearischer Stil ( S c h i n d l e r ) ? ( 2 ) S o z i a l e r K o n t e x t : p o p u l ä r e m ü n d l i c h e P r e d i g t d u r c h K y n i k e r u n d S t o i k e r o d e r p r i m ä r i n d e r P h i l o s o p h e n s c h u l e ( S t o w e r s ) ? ( 3 ) B e i Pls u n d J a k Ü b e r n a h m e eines p ä d a g o g i s c h e n Stils, d e r i m U m f e l d d e r P h i l o s o p h e n s c h u l e n e n t w i c k e l t w u r d e . A u n e definiert: » D i e D . w i r d d u r c h i h r e n d i a l o gischen C h a r a k t e r b e s t i m m t , einschließlich der V e r w e n d u n g imaginärer O p p o n e n t e n , hypothetischer E i n w ä n d e u n d falscher K o n k l u s i o n e n « ( 8 3 2 ) . 4
3 5 D a z u s. C h u r c h 4 5 - 9 1 ; T s u j i 6 f.; F a y 4 0 5 . Z u P a u l W e n d l a n d : P o p k e s , P a r ä n e s e 3 0 . 3 4 6
S c h i n d l e r , D i a t r i b e , ä u ß e r t sich s k e p t i s c h d a r ü b e r , o b D i a t r i b e ü b e r h a u p t (also n i c h t n u r i m Fall v o n J a k ) e i n e G a t t u n g s b e z e i c h n u n g sei ( 3 3 - 5 4 . 9 8 f . ) .
347 V g l . T s u j i 5 f.; N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e , m i t B e z u g a u f T a a t z . F r ü h e r : M a y o r ( d a z u C h u r c h 1 3 - 4 4 ) . 3 4 8
I m m e r h i n existiert e i n P r ä s k r i p t . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 6 , fragt z u R e c h t , »wie der Verfasser selbst sein S c h r e i
3 4 9
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 7 - 7 0 ; F r a n c i s ; S t o w e r s , Letter; W h i t e , A N R W , L i g h t ; K l a u s B e r g e r , H e l l e n i s t i s c h e
b e n verstehen wollte« - als » B r i e f a n k o n k r e t e A d r e s s a t e n , d a r ü b e r h i n a u s ... als R u n d b r i e f a n alle C h r i s t e n « . G a t t u n g e n i m N e u e n T e s t a m e n t : A N R W II 2 5 . 2 ( 1 9 8 4 , 1 0 3 1 - 1 4 3 2 ) , 1 1 3 2 - 1 1 3 8 . 1 3 2 6 - 1 3 6 3 ;
Strecker,
L i t e r a t u r g e s c h i c h t e 56ff.; A b r a h a m J . M a l h e r b e , A n c i e n t E p i s t o l o g r a p h y T h e o r i s t s , A t l a n t a 1 9 8 8 ; Penner, Epistle 1 3 3 - 1 3 9 . 3
50 S . o. § 6 , 3 .
351 T s u j i 5 - 5 0 ; N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e ; V e r s e p u t , W i s d o m 7 0 2 f. H o p p e , Q D 1 7 1 - 1 7 5 .
47
Die kompositorische Gestalt inhaltlich-situativer A s p e k t b e r ü h r t ist. Fazit: I n A n b e t r a c h t d e s e i g e n e n S i g n a l s (in 1 , 1 )
3 5 2
spricht
in d e r T a t viel für d i e B r i e f f o r m . Freilich b l e i b t d i e A n g a b e relativ f o r m a l . D i e d a r a u s evtl. erfol genden K o n s e q u e n z e n gehen methodisch über diese Z u o r d n u n g hinaus.
8. Insgesamt bietet die Gattungsfrage nur bedingt Aufschluß über die kompositori sche Gestalt des Jak. Von 1,1 her hat »Brief« Priorität, was aber nur eine Rahmenan gabe darstellt. Daß Jak Elemente von Paränese, Diatribe, evtl. sogar von Hortatio, Protreptik und Midrasch enthält, ist unbenommen; aber als Gattungsbezeichnung sind diese Termini nicht genügend scharf. Dasselbe trifft auf »Traktat« zu; wenn damit die gedrängte Behandlung eines Themas oder Themenbereiches gemeint ist, so entspricht das weder der Fülle der inhaltlichen Aspekte bei Jak noch deren argumen tativer Durchführung im Anrede-Stil. Jak dürfte einiges aus der frühchristlichen kate chetischen Tradition übernommen haben, wie auch der Vergleich mit IPetr und dem Bergpredigtmaterial zeigt, speziell aus der Unterweisung an Neophyten. Aber er knüpft daran nur an; eine Gattungsbezeichnung ergibt sich daraus nicht.
2. Rhetorische
Analyse
Wie auch bei anderen Teilen des N T hat man die Struktur des Jak von der klassischen Rhetorik her untersucht.353 Zumeist denkt man dabei an den Aufriß des ganzen Werks, z. T. aber auch von einzelnen Abschnitten.354 Davon zu unterscheiden ist die Beobachtung, Jak habe rhetorische Elemente und Stilformen verarbeitet.355 Rhetori sche Modelle werden zuweilen auch in Kombination mit epistolarischen verwen det. 356 I allgemeinen überschneidet sich der Ansatz zudem mit einer thematischen Analyse. Ein besonderer Schwerpunkt liegt - ähnlich wie im Fall der Epistolographie - bei der Analyse der Eröffnung des Jak. m
1. R h e t o r i s c h e S t r u k t u r a n a l y s e n d e s J a k g e h e n m e i s t e n s v o n der b e k a n n t e n Schrittfolge propositio, ll.
3 5 8
argumentatio
undperoratio
aus.
3 5 7
exordium
y
A l s p e r o r a t i o gilt in d e r R e g e l 5 , 7 - 2 0 , seltener 5 , 7 -
D i e a r g u m e n t a t i o reiche b i s 5 , 6 ; sie k a n n ihrerseits n o c h in c o n f i r m a t i o , t r a n s i t u s u n d c o n -
3 5 2
Z u r F r a g e d e r U r s p r ü n g l i c h k e i t d e s P r ä s k r i p t s s. u . § 7 , 3 .
3 5 3
F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e bei: T h u r e n 2 6 7 ff.; K l e i n 3 5 ff.; B i n d e m a n n 1 9 3 ff.; F a y 4 0 3 - 4 0 7 ; W a c h o b , V o i c e 5 2 ff. S a c h - Ü b e r b l i c k bei A n d e r s o n ; k r i t i s c h C l a s s e n . F ü r d a s N T s i n d b e s o n d e r s d i e A r b e i t e n v o n G e o r g e A . K e n n e d y g r u n d l e g e n d , w i d e r g e s p i e g e l t i n seiner F S : D u a n e F. W a t s o n ( H g . ) , P e r s u a s i v e Artistry. S t u d i e s in N e w T e s t a m e n t R h e t o r i c ... ( J S N T . S S 5 0 ) , S h e f f i e l d (A.P.) 1 9 9 1 ; p a r a d i g m a t i s c h H a n s D i e t e r B e t z , G a l a t i a n s . A C o m m e n t a r y o n P a u l s L e t t e r t o the C h u r c h e s i n G a l a t i a ( H e r m e n e i a ) , P h i l a d e l p h i a ( F o r t r e s s ) 1 9 7 8 . F ü r J a k s. W u e l l n e r . V g l . weiter: G e r d S c h u n a c k , N e u e r e l i t e r a t u r k r i t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n s v e r f a h r e n in d e r a n g l o - a m e r i k a n i s c h e n E x e g e s e : V u F 4 1 ( 1 9 9 6 , 2 8 - 5 5 ) , 3 6 - 4 2 ; D e n n i s L . S t a m p s , R h e t o r i c a l C r i t i cism o f the N e w Testament: Ancient a n d M o d e r n Evaluations o f A r g u m e n t a t i o n , in Stanley E . Porter/ D a v i d T o m b s , A p p r o a c h e s to t h e N e w T e s t a m e n t ( J S N T . S S 1 2 0 ) , Sheffield (A.R) 1 9 9 5 ,
129-169.
354 S o W a t s o n z u J a k 2 u n d 3 . 3 5 5
D i e R h e t o r i k ü b e r s c h n e i d e t sich d a b e i teilweise m i t der D i a t r i b e u n d a n d e r e n S t i l m i t t e l n (s. o. § 3 , 3 ) .
3 5 6
S o z. B . K l e i n 3 3 ff., d e r d i e A r g u m e n t a t i o 2 , 1 - 5 , 6 i n s e c h s M a h n r e d e n m i t e t w a gleicher L ä n g e einteilt. Vgl. die kritische Rezension d u r c h M a r t i n Karrer: T h L Z 1 2 1 ( 1 9 9 6 ) , 6 6 3 - 6 6 5 .
3 5 7
Z . B . T h u r e n ; K l e i n ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , J a k o b s b r e v e t 1 7 8 (der i m e i g e n t l i c h e n K o m m e n t a r a l l e r d i n g s eine konventionell-inhaltliche
E i n t e i l u n g verfolgt; vgl. a u c h 1 8 1 f. z u einer s t ä r k e r t h e m a t i s c h e n ) .
358 S o K l e i n ; 5 , 7 - 2 0 sei d e r B r i e f s c h l u ß .
Einleitung
48 3 5 9
futatio unterteilt w e r d e n . U n t e r s c h i e d l i c h b e s t i m m t wird d a s e x o r d i u m ; hier schlagen d i e tradi tionellen Schwierigkeiten bei J a k zu B u c h e . Z u w e i l e n w i r d s o g a r zwischen e i n e m weiteren u n d e i n e m »eigentlichen« e x o r d i u m d i f f e r e n z i e r t . Ebenfalls überlagern sich z. T. d i e T e r m i n i exor d i u m u n d p r o p o s i t i o . A u c h wird d i e A b g r e n z u n g unterschiedlich v o r g e n o m m e n ; d a s e x o r d i u m (im weiteren S i n n ) reiche bis 1,12 ( W u e i l n e r ) , bis 1,15 ( B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 u n d J a k o b s brevet) o d e r bis 1,18 ( T h u r e n ) . A l s p r o p o s i t i o gilt d a n n der R e s t v o n J a k 1. Teilweise geht m a n j e d o c h sofort zur a r g u m e n t a t i o über (Wuellner: 1 , 1 3 - 5 , 6 ) , sofern m a n nicht bereits a b 1,2 m i t der p r o p o s i t i o b e g i n n t (Klein: 1 , 2 - 2 7 ) . Ü b e r w i e g e n d läßt m a n die a r g u m e n t a t i o m i t 2 , 1 b e g i n n e n . 360
3 6 1
3 6 2
3 6 3
2 . E i n s der P r o b l e m e der rhetorischen A n a l y s e zeigt sich in 5>7-20. E i n i g e teilen die Verse in recapitulatio ( T h u r e n : V 7 - 1 1 ; Wuellner V 7 f.) u n d »eigentliche p e r o r a t i o « (Wuellner: V. 9 - 2 0 ) bzw. c o n q u e s t i o ( T h u r e n , V. 1 2 - 2 0 ) . E s ist j e d o c h zu bezweifeln, d a ß 5 , 7 - 2 0 ü b e r h a u p t als p e r o ratio zu bezeichnen ist. D e n n v o n der peroratio erwartet m a n d o c h eine B ü n d e l u n g u n d Z u s p i t z u n g der A r g u m e n t e , a u c h p s y c h o l o g i s c h abgezielt a u f Z u s t i m m u n g h i n , nicht d a g e g e n eine recht a b r u p t e G e d a n k e n f o l g e m i t n e u e n T h e m e n wie in 5 , 7 - 2 0 . 3 6 4
3 6 5
66
3. E. Baasland^ erkennt zwei D u r c h g ä n g e i m H a u p t t e i l . E i n m a l 1 , 1 6 - 2 2 als p r o p o s i t i o p r i m a ; 1 , 2 3 - 2 7 amplificatio; 2 , 1 - 3 , 1 2 a r g u m e n t a t i o , confirmatio. Z u m a n d e r e n 3 , 1 3 - 1 8 als p r o p o s i t i o s e c u n d a ; 4 , 1 - 6 amplificatio; 4 , 7 - 5 , 6 a r g u m e n t a t i o , confutatio. D e r G r u n d ist p r i m ä r inhaltlicher Art; i m zweiten D u r c h g a n g w e r d e J a k in Inhalt u n d Stil harscher, a n g r i f f i g e r . Diese Beobach t u n g h a t einiges für sich, ist j e d o c h nicht aus der rhetorischen A n a l y s e entstanden, s o n d e r n a u s inhaltlichen E r w ä g u n g e n a u f sie übertragen. 4. D.EWatson meint, d a ß s o g a r einzelne A b s c h n i t t e ( 2 , 1 - 1 3 . 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 2 ) in sich e i n e m »grie chisch-römischen A r g u m e n t a t i o n s s c h e m a « der R h e t o r i k f o l g e n . A m Beispiel v o n 2 , 1 - 1 3 heißt das: p r o p o s i t i o ( V 1), ratio (Beweis v o m e x e m p l u m , V. 2 - 4 ) , confirmatio ( V 5 - 7 ) , exornatio (V. 81 1 , m i t V. 8 als iudicatio u n d V. 9 - 1 1 als weiterer confirmatio), c o n p l e x i o (V. 1 2 f.). In allen Fällen handele es sich u m eine deliberative R e d e ; sie blicke in die Z u k u n f t u n d intendiere, »der H ö r e r schaft v o n einer b e s t i m m t e n H a n d l u n g s f o l g e a b z u r a t e n « . Kritisch ist d a g e g e n zu vermerken: Bei allen wertvollen B e o b a c h t u n g e n i m einzelnen bleibt der E i n d r u c k einer S c h e m a t i s i e r u n g , w e n n A b s c h n i t t a u f A b s c h n i t t nach d e m s e l b e n »pattern« rekonstruiert werden; d a s ist des G u t e n zuviel. 367
3 6 8
3 6 9
3 7 0
5. L. Thuren u n t e r n i m m t nicht n u r eine rhetorische R e k o n s t r u k t i o n , s o n d e r n geht a u c h der B e o b a c h t u n g nach, w a r u m diese S t r u k t u r s o schlecht erkennbar sei. »In guter R h e t o r i k dürfen die taktischen B e w e g u n g e n oft nicht zu klar identifizierbar sein«, z u m a l , w e n n der A u t o r a n n i m m t , d a ß die H ö r e r s c h a f t g u t d a m i t b e k a n n t sei ( 2 8 3 ) . D i e G e s c h i c h t e der J a k - I n t e r p r e t a t i o n zeige, » d a ß die Strategie ein z u h o h e s R i s i k o e i n g i n g « . D i e E m p f ä n g e r h ä t t e n d a s T e x t - A r r a n g e m e n t n u r 3 7 1
359 B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 : 2 , l - 3 , 1 0 a ; 3 , 1 0 b - 1 2 ; 3 , 1 3 - 5 , 6 . E t w a s a n d e r s ders., S t T h 1 9 8 2 : 1 , 1 9 - 3 , 1 2 confir matio; 3,13-5,6 confutatio. 360 T h u r e n 2 8 2 : 1 , 1 - 1 8 bzw. 1,1-4; Wuellner: 1 , 2 - 1 2 bzw. 1,2-4. S o n e n n t K l e i n 3 9 f. 1 , 2 - 2 7 d o p p e l t e p r o p o s i t i o . S o a u c h m i t E n t s c h i e d e n h e i t v o n L i p s 4 1 4 ff. B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 unterteilt: 1 , 1 6 - 1 8 transitus, 1 , 1 9 - 2 7 p r o p o s i t i o ; ders., J a k o b s b r e v e t : 1 , 1 6 - 2 2 p r o p o s i t i o ( p r i m a , die p r o p o s i t i o s e c u n d a w ä r e 3 , 1 3 - 1 8 m i t 4 , 1 - 6 als a m p l i f i c a t i o u n d 4 , 7 - 5 , 6 als c o n f u t a t i o ) , 1,16-27 amplificatio. A n d e r s Klein, der 5 , 1 2 - 2 0 nicht m e h r rhetorisch, s o n d e r n epistolarisch erklärt; die peroratio u m f a s s e 5 , 7 - 1 1 . Heinrich L a u s b e r g , H a n d b u c h der literarischen Rhetorik. E i n e G r u n d l e g u n g der Literaturwissenschaft, Stutt gart (Franz Steiner), 3 . Aufl. 1 9 9 0 , 2 3 6 - 2 4 0 ( § § 4 3 1 - 4 4 2 ) . Vgl. Popkes, C o m p o s i t i o n 9 5 ; T h u r e n 2 7 3 f. B a a s l a n d , J a k o b s b r e v e t 1 7 8 . D a s rhetorische G e n u s des J a k b e s t i m m t er ( A N R W 1 9 9 8 , 3 6 - 5 5 ) als »eine s y m b u l e u t i s c h e R e d e , o d e r besser ... eine weisheitliche L e h r r e d e ( h o r t a t i o ) « . S o bereits B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 6 4 f.; e b e n s o K o n r a d t , E x i s t e n z 3 1 3 . S . die D i a g r a m m e bei W a t s o n , J a m e s 2 , 9 7 . 1 1 8 , m i t » p a t t e r n o f e l a b o r a t i o n « ; ders., J a m e s 3 , 5 1 . 6 4 . Watson, James 3,53; James 2,100. T h u r e n 2 8 2 (mit D i a g r a m m ) . T h u r e n 2 8 4 ; m a n beachte d e n Titel seines Aufsatzes. T h u r e n erwägt z u d e m , o b der B r i e f s e k u n d ä r zwecks P u b l i k a t i o n h e r a u s g e g e b e n w o r d e n sei. D a s k ö n n t e erklären, w e s h a l b S c h l u ß g r ü ß e u n d a n d e r e spezifische I n f o r m a t i o n e n ü b e r die A d r e s s a t e n fehlten. - S o l c h e H y p o t h e s e n fuhren letztlich aber z u nichts.
3 6 1
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Die kompositorische Gestalt
49
schwer identifizieren k ö n n e n . D i e s e T h e s e läuft m . E . selbst ein h o h e s R i s i k o , n ä m l i c h d e n T e x t zu überfordern, u m etwas aufzufinden, was er evtl. gar nicht enthielt.
6. Die rhetorische Analyse hat, aufs Ganze gesehen, für die Frage von Aufbau und Kom position des Jak nicht viel neue Erkenntnisse gezeitigt. Ihre Strukturierung des Jak weicht kaum von der nach anderen Methoden ab. Die Erklärung speziell von 5,7-20 läßt zu viele Fragen offen. Der rhetorische Ansatz ist de facto weithin ein Versuch, die (alten) Probleme von Kap. 1 zu lösen. Festzuhalten ist die Beobachtung gewissermaßen eines Tonartwechsels im Laufe von Jak 3 (Baasland) - aber das ist eine inhaltliche Frage.
3. Analysen
von Jakobus
1
Eine ganze Reihe von Analysen erkennt in Jak 1 eine Disposition oder Exposition des übrigen Briefes. Demnach reiße Jak die meisten Themen zunächst kurz an, um sie später weiter auszuführen. Auf diese Weise erkläre sich sowohl das Akolouthie-Problem in Kap. 1 als auch die Themenfolge danach, darüber hinaus noch die inhaltli che Schwerpunktsetzung. Methodisch überlagern sich dabei verschiedene Ansätze. 72
1. A u s der hellenistischen E p i s t o l o g r a p h i e leitet E O. Francis^ e i n e doppelte Brieferöffnung ab: 1,2-11 u n d 1 2 - 2 5 , gefolgt v o n d e m »Scharnier« 1,26 f. D i e b e i d e n E r ö f f n u n g s a u s s a g e n bildeten die E x p o s i t i o n der b e i d e n H a u p t t e i l e 2 , 1 - 2 6 u n d 3 , 1 - 5 , 6 . S i e enthielten die h a u p t s ä c h l i c h e n » a r g u m e n t a t i v e n Interessen des Briefes ... in sorgfältig ausbalancierten t h e m a t i s c h e n A u s s a g e n eingeführt d u r c h technische liturgisch-epistolarische W ö r t e r für » F r e u d e « u n d » S e g e n « . P. H . D a v i d s folgt d e m i m P r i n z i p , erkennt j e d o c h drei t h e m a t i s c h e H a u p t b l ö c k e : 2 , 1 - 2 6 ( A r m u t u n d Freigiebigkeit); 3 , 1 - 4 , 1 2 (sauberes R e d e n ) ; 4 , 1 3 - 5 , 6 (Prüfung d u r c h R e i c h t u m ) . Ebenfalls a u f epistolarischer E b e n e strukturiert T. C . P e n n e r : 1,2-12 Brieferöffnung; 1 , 1 3 - 4 , 5 eigentliches Briefkorpus; 4 , 6 - 5 , 1 2 A b s c h l u ß des K o r p u s ; 5 , 1 3 - 2 0 Briefschluß. - E s ist m . E . freilich fraglich, o b die epistolarische Basis, speziell i m S i n n der d o p p e l t e n E r ö f f n u n g , tragfähig ist. D e r P r o b l e m a t i k v o n J a k 1 werden die Vorschläge nicht wirklich gerecht. 2 . A u c h M. Tsuji folgt der E i n t e i l u n g ^ 1,2-27 E i n l e i t u n g , 2 , 1 - 5 , 6 H a u p t t e i l , 5 , 7 - 2 0 S c h l u ß teil. D a b e i bilde 5 , 7 - 2 0 eine Inclusio zu 1,2-12 ( m i t d e m M o t i v » V e r s u c h u n g e n u n d G e d u l d « ) , D i e E i n l e i t u n g h a b e eine D o p p e l s t r u k t u r (V. 2 - 1 2 . 1 3 - 2 7 ) , w o b e i V. 1 3 - 2 7 d a s Vorige amplifiziere. D e r H a u p t t e i l wird relativ konventionell unterteilt ( 7 3 ff.): 2 , 1 - 2 6 ; 3 , 1 - 4 , 1 2 ; 4 , 1 3 - 5 , 6 . E r b e h a n d e l e zwei T h e m e n : » A r m u n d R e i c h « sowie » i n n e r g e m e i n d l i c h e Zwietracht« w o b e i d a s erste T h e m a zweifach v o r k o m m e (in 2 , 1 - 2 6 u n d 4 , 1 3 - 5 , 6 ) . D i e übergreifende T h e m a t i k sei die O p p o s i t i o n zwischen G o t t u n d Welt. - E i n e detaillierte Feinstruktur erkennt a u c h M. Konradfi . D e r Prolog 1,2-12 fungiere als s u m m a r i s c h e E x p o s i t i o n , w o b e i V. 2 - 4 p r o g r a m m a t i s c h »die G r u n d d i m e n s i o n e n christlicher E t h i k « skizziere u n d V. 5 - 1 1 »dieses G r u n d g e r ü s t « ausgestalte. D a s K o r p u s 1,135,6 u m f a s s e zwei H a u p t t e i l e ( 1 , 1 3 - 3 , 1 1 / 1 2 u n d 3 , 1 2 / 1 3 - 5 , 6 ) , die die E x p o s i t i o n entfalteten. J e d e r 3 7 3
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3 7
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372 V g l . a u c h Stowers, Letter; Penner 1 2 3 f f . 1 2 8 . Z u Francis u n d D a v i d s s. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 0 . 2 6 . 373 Francis 1 1 8 . D a v i d s , C o m m e n t a r y 2 3 - 2 8 u n d D i a g r a m m ( 2 9 ) . D i e d o p p e l t e E r ö f f n u n g enthalte drei T h e m e n g r u p p e n , die i m C o r p u s chiastisch a u f g e n o m m e n w ü r d e n : (a) A n f e c h t u n g (testing) erzeugt F r e u d e ( 1 , 2 - 4 ) u n d S e g e n ( 1 , 1 2 - 1 8 ) ; (b) Weisheit d u r c h G e b e t ( 1 , 5 - 8 ) u n d : sauberes R e d e n enthält k e i n e n Ä r g e r ( 1 , 1 9 - 2 1 ) ; (c) A r m u t übertrifft R e i c h t u m ( 1 , 9 - 1 1 ) u n d : G e h o r s a m erfordert Freigiebigkeit ( 1 , 2 2 - 2 5 ) . 375 Penner, E p i s t l e 1 3 3 ff. 376 T s u j i 5 9 ff.; vgl. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 2 3 f. 377 K o n r a d t , E x i s t e n z 3 1 1 - 3 1 5 . 3 7 4
Einleitung
50
Teil des K o r p u s w i r d n o c h wieder e i n m a l (thematisch) untergliedert: 1 , 1 3 - 2 5 ( G o t t e s H e i l s h a n deln) u n d 1 , 2 6 - 3 , 1 1 / 1 2 (wahrer G o t t e s d i e n s t ) sowie 3 , 1 2 / 1 3 - 4 , 1 2 u n d 4 , 1 3 - 5 , 6 . A l s E p i l o g folgt 5,7-20.378 3. W Wuellner betrachtet 1,2-4 als eigentliches e x o r d i u m , d e m in V. 5 - 1 1 die narratio u n d V. 12 die p r o p o s i t i o (Aktionsziel, zugleich transitio) folgen. D i e a r g u m e n t a t i o ( 1 , 1 3 - 5 , 6 ) teilt er in sechs Abschnitte ( 1 , 1 3 - 2 7 ; 2 , 1 - 1 3 ; 2 , 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 8 ; 4 , 1 - 1 2 ; 4 , 1 3 - 5 , 6 ) , weitgehend m i t der Abfolge v o n jeweils » n e g a t i v / p o s i t i v « . - L. 77 Johnson notiert z w a r , daß einige Abschnitte sich leichter the matisch definieren ließen als andere (wie 2 , 1 2 f.; 4 , 1 1 f.). E r strukturiert d a n n aber: 1,2-27 E p i t o m e der E r m a h n u n g ; 2 , 1 - 2 6 Taten des G l a u b e n s ; 3 , 1 - 1 2 Kraft u n d Gefahr der R e d e ; 3 , 1 3 - 4 , 1 0 R u f zur Konversion; 4 , 1 1 - 5 , 6 Beispiele der A r r o g a n z ; 5 , 7 - 1 1 G e d u l d in Anfechtung; 5 , 1 2 - 2 0 R e d e n in der Glaubensgemeinschaft. - H. von Lips betrachtet 1,2-12 als s u m m a r i s c h e E x p o s i t i o n , die abschnitts weise einzelne Briefteile p r ä f i g u r i e r e : (a) 1,2-4 für 1,13-16 (Versuchung); 2 , 1 - 1 3 . 1 4 - 2 6 ( G l a u b e u n d Werke); 3 , 1 - 1 2 ( v o l l k o m m e n ) ; ferner (b) 1,5-8 für 1,17-26 ( G a b e , Bitten); 3 , 1 3 - 1 8 (Weisheit); 4 , 1 - 3 (bitten); 5 , 1 3 - 1 8 (beten); 5 , 1 9 f. (Weg); s o d a n n (c) 1,9-11 für 2 , 1 ff. (reich, d e m ü t i g ) ; 4 , 4 - 1 2 (erhöhen, erniedrigen); 4 , 1 3 - 1 7 ( r ü h m e n ) ; 5 , 1 - 6 ( R e i c h t u m ) ; schließlich (d) 1,12 als Inclusio v o n 1,2-12 für 5,7 ff. (Ausharren, Seligpreisung). - Ähnlich geht H. Frankemöllevor. Allerdings wird nicht g a n z klar, o b für ihn das e x o r d i u m ( 1 , 2 ff) bis V. 12 oder V 18 r e i c h t ; der Akzent liege j e d o c h a m A n f a n g , bei der »Vielfalt der A n f e c h t u n g e n « , die i m weiteren Verlauf expliziert w ü r d e n . Es verweisen d a n n : 1,3 a u f 5 , 7 - 2 0 ( G e b e t , A u s d a u e r ) ; 1,4 ( G r u n d t h e s e ) a u f 1,19-27 ( v o l l k o m m e n e s Werk) u n d a u f 3 , 1 - 1 2 ( v o l l k o m m e n e r M e n s c h ) ; 1,5 a u f 3 , 1 3 - 1 8 ( v o l l k o m m e n e Weisheit); 1,6-8 a u f 2 , 1 4 - 2 6 ( G l a u b e ) ; 1,9-11 a u f 2 , 1 - 1 3 u n d 4 , 1 3 - 5 , 6 (Solidarität m i t d e n A r m e n ) ; 1,12 a u f 4 , 1 - 1 2 ( D e m u t ) . - M. Kleina bezeichnet 1,2-27 als d o p p e l t e p r o p o s i t i o m i t d e n T h e m e n »Ziel« (V. 2 - 1 8 ) u n d »Weg« (V. 1 9 - 2 7 ) . Sie w ü r d e n in der argumentatio ( 2 , 1 - 5 , 6 ) in sechs etwa gleich langen M a h n reden m i t diversen Inhalten für unterschiedliche (!) Personengruppen entfaltet: 2 , 1 - 1 3 . 1 4 - 2 6 ; 3 . 1 1 2 . 1 3 - 1 8 ; 4 , 1 - 1 2 ; 4 , 1 3 - 5 , 6 ; die Inhaltsangaben bleiben die traditionellen. - Chr. Burchard faßt » 1 , 2 11 als s u m m a r i s c h e Exposition< (von L i p s ) « , d. h. als » E r ö f f n u n g : W a s i m B r i e f k o m m t « u n d gliedert d a s C o r p u s 1 , 1 2 - 5 , 6 in zwei H a u p t t e i l e , n ä m l i c h 1 , 1 2 - 3 , 1 1 ( » M a h n u n g e n an alle: Verlaßt e u c h a u f die G ü t e eures S c h ö p f e r s u n d werdet T ä t e r des v o l l k o m m e n e n G e s e t z e s der Freiheit«, m i t d e n A b s c h n i t t e n 1 , 1 2 - 2 5 G r u n d l e g u n g , 1 , 2 6 - 3 , 1 1 E r l ä u t e r u n g e n ) u n d 3 , 1 2 - 5 , 6 (»Schelte der U n v o l l k o m m e n e n : K e h r t u m « , u n d zwar 3 , 1 2 - 4 , 1 2 an streitsüchtige Besserwisser u n d Weltfreun de, 4 , 1 3 - 5 , 6 a n reiche W e l t f r e u n d e ) . D e r B r i e f s c h l u ß 5 , 7 - 2 0 ( » E r m u n t e r u n g . E r i n n e r u n g a n G r u n d r e g e l n . Verheißung«) w i r d eingeteilt in V. 7 - 1 1 . 1 2 - 1 8 . 1 9 f. 379
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4. Kann man von einem neuen Konsensus^ reden? Die alte Position von M . Dibelius, Jak sei eine weitgehend plan- und zusammenhanglose Sammlung von Einzelsprü chen, wurde durch diese Erkenntnisse zweifellos erschüttert. Die vielen Beobachtun gen zeigen eine Fülle von Anhaltspunkten. Dennoch bleiben kritische Anfragen. Im wesentlichen arbeiten die Vorschläge mit einer Doppelprämisse, nämlich: es gibt eine
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I m einzelnen w i r d diese S t r u k t u r v o n K o n r a d t n o c h viel weiter ausgefeilt. F ü r Wuellner ist J a k eine d i k a n i s c h e R e d e , aber a u c h w e r b e n d . J o h n s o n A n c B 1 2 ff. E r charakterisiert J a k als »a f o r m o f p r o t r e p t i c d i s c o u r s e in e p i s t o l a r y f o r m « ( 1 5 9 ) . V o n L i p s 4 1 4 ff. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 3 5 - 1 3 8 . 1 6 2 . 1 7 5 ff. D i e Z u o r d n u n g v o n 1 , 1 3 - 1 5 u n d 1 , 1 6 - 1 8 ist m . E . nicht g a n z klar. « K l e i n 3 9 f. B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 3 . 2 . » D a m i t ist nicht b e h a u p t e t , d a ß d i e U n t e r t e i l e des H a u p t t e i l s ihren K o p f in d e r E x p o s i t i o n regelrecht u n d n u r i h n auslegen o d e r d a ß u m g e k e h r t d i e E x p o s i t i o n n a c h t r ä g l i c h a u s S t o f f u n d Text des H a u p t t e i l s a b g e z o g e n ist; es ist nicht bestritten, d a ß T h e m e n , d i e e i n e n Unterteil b e s t i m m e n , a u c h a n d e r s w o v o r k o m m e n . « - D i e B e r u f u n g a u f v o n L i p s ist allerdings z u modifizieren; d e n n dieser betrachtet 1 , 2 - 1 2 »als s u m m a r i s c h e E x p o s i t i o n des J a k o b u s b r i e f s « ( 4 2 2 ) . So Hahn/Müller, T h R 1998, 24.
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Die kompositorische Gestalt
51
Exposition, und diese wird thematisch strukturiert entfaltet. Die Vorschläge bewegen sich weitestgehend auf synchroner Ebene, auch wenn mit erheblicher Traditionsauf nahme gerechnet w i r d . ? Zudem fällt auf, daß die Einteilung in Abschnitte kaum neue Erkenntnisse gegenüber traditionellen, vielfach thematisch bestimmten Ent würfen z e i g t . Ist der Textbegrifjß ^ evtl. doch zu literarisch-statisch, zu architekto nisch, zu wenig dynamisch, auch in intertextueller Hinsicht? Stimmt die genannte Doppelprämisse? Die Divergenzen bei der Themenbestimmung raten zur Zurück haltung. Die thematischen Aspekte, so gewiß sie Anhalt im Text haben, stellen eher bestimmte Perspektiven dar als ein zweifelsfrei erkennbares Strukturkonzept, das Jak verfolgte. Es scheint, daß in der Forschung ästhetische Gesichtspunkte teilweise die analytischen überlagern. 38
388
8
4. Thematische
Einteilungen
Thematische Einteilungen ohne Expositionsteil finden sich auch sonst in der Litera tur. ^ 1. E Vouga^ , dem R. M a r t i n ^ weitgehend folgt, erkennt drei Teile: 1,2-19a (Anfechtungen bestehen); l,19b-3,18 (das Wort verwirklichen; widerstehen); 4 , 1 5,20 (die göttliche Providenz bezeugen). Jeder Abschnitt leite sein Thema extra ein (1,2-4; 1,19b; 4,1-10). - Vier Abschnitte stellt C - Ä Amphoux heraus ? : 1,1-27 (Anfechtung und Hoffnung); 2,1-26 (in der Synagoge); 3,1-4,10 (tägliches Leben); 4,11-5,20 (Gericht und Errettung). Man erkennt wiederum, wie leicht thematische Einteilungen, von subjektiven Erwägungen nicht unbeeinflußt, zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. 2. T. Cargal bezeichnet seine M e t h o d e als ein »strukturelles semiotisches M o dell«, das zu einer »Diskursanalyse« führe. Jak enthalte vier größere »diskursive Ein heiten«, gekennzeichnet durch die »Parallelen zwischen >invertierten< (inverted) und >gesetzten (posited) Inhalten< ihrer jeweiligen >Einführungen< und >Abschlüsse«<: 1,121 (Thema: das eingepflanzte Wort annnehmen, um vollkommen zu sein); 1,22-2,26 (Werke des Wortes); 3,1-4,12 (eine angemessene Haltung zu sich selbst haben durch Selbsterniedrigung); 4,11 (sic)-5,20 (den Nächsten zurückbringen). Ausgangspunkt ist 1,1: die Wiederherstellung der Diaspora (im spirituellen Sinn), wieder aufgenom3
1
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3 8 7
S o e t w a bei F r a n k e m ö l l e u n d v o n L i p s in b e z u g a u f d i e S i r - R e z e p t i o n .
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S o g a r d i e E i n t e i l u n g bei D i b e l i u s w e i s t m a n c h e U b e r e i n s t i m m u n g e n d a m i t auf.
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Vgl. Wuellners Protest.
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E i n e n U b e r b l i c k ü b e r l i n g u i s t i s c h - s t r u k t u r a l e F o r s c h u n g e n u n d ihre S t r u k t u r i e r u n g d e s J a k g i b t P a r i d a e n s 8 6 - 1 2 7 (zu C a r g a l , Terry, E k s t r o m , R o u n t r e e , T o r a k a w a / H i l l , H a r t i n , K o t z e ) .
391 V o u g a 2 0 - 2 3 . 3
92 M a r t i n , W B C ciii-civ.
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Amphoux, Bib 1981, N T S
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C a r g a l , R e s t o r i n g 1 - 5 6 ( A u f b a u 5 2 f.), zur M e t h o d e ( G r e i m a s i a n s t r u c t u r a l s e m i o t i c s ) 3 1 ff., speziell 3 6 -
1978/79.
3 8 . V g l . d i e k r i t i s c h e R e z e n s i o n d u r c h P. H . D a v i d s : C B Q 5 6 ( 1 9 9 4 ) , 5 8 3 f. ( » a t h e o r y w h i c h o v e r r i d e s w h a t c a n b e clearly d e m o n s t r a t e d a b o u t the literary s t r u c t u r e o f t h e E p i s t l e « ; » I c h h a b e d e n s t a r k e n Ver d a c h t , d a ß e i n z e l n e E r k e n n t n i s s e als n ü t z l i c h g e f u n d e n w e r d e n , d a ß a b e r d a s G e s a m t b i l d v o n J a k v e r w o r fen w e r d e n w i r d « ; d a s B u c h »wirft 2 0 0 0 J a h r e F o r s c h u n g u m « ) .
Einleitung
52
men in 5,19 f. Das spektakulärste Resultat ist, daß 1,2 (indikativisch gelesen) die Meinung der Gegner (!) vertrete, die Jak dann zurückweise. ^ 39
5. Didaktische Auch auf anderen, stärker didaktischen
Strukturvorschläge Wegen wurden Strukturvorschläge erarbei-
tet.396 3 9 7
1. P B. R. Forbes g e h t d a v o n a u s , d a ß der B r i e f in d e n G e m e i n d e n v e r l e s e n w e r d e n sollte. D a z u war eine E i n t e i l u n g in » h a n d l i c h e kleine A b s c h n i t t e « erforderlich, j e d e r in sich verständlich, die aber i n s g e s a m t ein » k o h ä r e n t e s u n d integriertes G a n z e s « b i l d e t e n . E i n e n n e u e n V e r s u c h z u m »oral s t r u c t u r i n g in J a m e s « hat M. A. M. Paridaens u n t e r n o m m e n . Schlüsselhinweise für solch eine S t r u k t u r seien » W i e d e r h o l u n g ( a n a p h o r a , Parallelen u n d I n k l u s i o n e n ) u n d A n k ü n d i g u n g des z u d i s k u t i e r e n d e n T h e m a s « . W ä h r e n d der W e g , J a k als » M a k r o C h i a s m u s « z u verstehen, nicht weiterführe ( 1 7 5 - 1 8 6 ) , erweise sich d a s E l e m e n t »inclusio« (als eine A r t » r u d i m e n t ä r e r C h i a s m u s « , 1 8 6 ) , v e r b u n d e n m i t » A n k ü n d i g u n g der T h e m e n « , als nützlich ( 1 8 7 ff.)- E s ergebe sich folgender A u f b a u : D i e Teile 1 , 2 - 2 5 E i n l e i t u n g u n d 5 , 7 - 2 0 C o n c l u s i o seien jeweils parallel zweigeteilt in A »schwierige S i t u a t i o n « ( 1 , 2 - 1 2 ; 5 , 7 - 1 2 ) u n d B »Verhalten« ( 1 , 1 3 - 1 5 : » s ü n d i g e s Verhalten«; 5 , 1 3 - 1 8 : »Beispiele positiven Verhaltens«, a u s m ü n d e n d in die » W i e d e r h e r s t e l l u n g d e s S ü n d e r s : 5 , 1 9 - 2 0 ) . D i e » T h e m e n a n k ü n d i g u n g « erfolge in 1 , 2 6 - 2 7 : » R e d e n , T a t e n , Weltlichkeit« (als B e g i n n des Teiles 1 , 2 6 - 4 , 3 ) . D a v o n w ü r d e z u n ä c h s t (A) in 2 , 1 - 1 1 die »Weltlichkeit: die S ü n d e der B e v o r z u g u n g « behandelt, bevor in 2 , 1 2 eine weitere T h e m e n a n k ü n d i g u n g folge ( » R e d e n , T a t e n « ) , a b g e h a n d e l t als ( B ) » T a t e n der B a r m h e r z i g k e i t « in 2 , 1 3 - 2 6 u n d als ( C ) » R e d e n u n d Z o r n « in 3 , 1 - 4 , 3 . E i n weiterer Teil ( 4 , 4 - 5 , 6 ) kehre zur »Weltlichkeit« z u r ü c k (»die S ü n d e des Stolzes«). 3 9 8
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D i e s e S t r u k t u r i e r u n g hat (wie andere ähnliche) einen eher architektonisch z u n e n n e n d e n Z u schnitt, stark d a r a n interessiert, T h e m e n g r u p p e n u n d E n t s p r e c h u n g e n zu rekonstruieren. U n k l a r bleibt, inwiefern sich darin ein a u s g e s p r o c h e n oraler, also a m Vorlesen u n d H ö r e n orientierter C h a r a k t e r w i d e r s p i e g e l n soll. 2 . R. Obermüller sieht in J a k einen Lehrer, der g e r a d e z u an d e n f ü n f F i n g e r n einer H a n d j e d e n A b s c h n i t t n a c h d e m S c h e m a »thesenartige S t e l l u n g n a h m e , personelle Beispiele, S i t u a t i o n , t h e o l o gische Reflexion, p r a k t i s c h e S c h l u ß f o l g e r u n g « d u r c h g e h e . 4 0 1
F. Fry u n t e r s u c h t J a k a u f H a u p t - u n d N e b e n t h e m e n hin. E r findet 1 8 E i n h e i t e n m i t j e e i n e m H a u p t t h e m a . I n s g e s a m t ergebe sich eine D r e i t e i l u n g (A) 1 , 2 - 1 8 , ( B ) 1 , 1 9 - 4 , 1 2 u n d w i e d e r u m (A) 4 , 1 3 - 5 , 1 8 . D e r B-Teil ( 6 0 % des G a n z e n ) , n a c h A u f f o r d e r u n g e n ( 1 ) u n d W a r n u n g e n (2) aufgeteilt, habe die Struktur 1 - 1 - 2 - 1 - 2 - 1 - 2 - 2 . Alle T h e m e n v o n B ließen sich als »Test« definieren; d a s G e s a m t t h e m a des Briefes laute » P r ü f u n g u n d B e w ä h r u n g « (bzw. » P r ü f u n g des G l a u b e n s « , 4 3 5 ) . D i e A - T e i l e stellten d a s T h e m a dar, d a z u n o c h die T e x t - S i t u a t i o n » r e i c h / a r m « ; der B-Teil führe d e n Test i m einzelnen d u r c h . D e r R a h m e n ( 1 , 1 ) begrüße s o z u s a g e n die T e s t a b s o l v e n t e n bzw. ( 5 , 1 9 f.) 4 0 2
3 9 5
Cargal, Restoring 61-63. 96 V g l . B e a s l e y - M u r r a y 1 8 f. F o r b e s 1 4 8 . A u c h J o h n s o n , A n c B 1 1 - 1 4 , b e t o n t die m ü n d l i c h e K o m m u n i k a t i o n . F o r b e s 1 4 9 . S o unterteilt er z. B . d i e 53 Verse d e s ersten A b s c h n i t t s ( 1 , 1 - 2 , 2 6 ) in f ü n f » a l m o s t e q u a l sections o r p a r a g r a p h s « , n ä m l i c h 1,1+2-11.12-21.22-27; 2 , 1 - 1 3 . 1 4 - 2 6 ( 1 5 0 ) . Paridaens 1 7 0 . P a r i d e a n s ' 2 3 5 (tabellarisch). O b e r m ü l l e r 2 3 5 . S o w i r d z. B . 1,2-17 m i t » G o t t hat allen etwas g e g e b e n « ü b e r s c h r i e b e n u n d in die Verse 2 - 4 . 5 - 1 1 . 1 2 - 1 3 . 1 4 - 1 5 . 1 6 - 1 7 eingeteilt. 402 p 431 T a b e l l a r i s c h e G e s a m t s t r u k t u r : 435. Tabelle 1 enthält » m a j o r t h e m e s « ( 4 2 9 ) , T a b e l l e 2 » s e c o n d a r y t h e m e s « (433). 3
3 9 7
3 9 8
3 9 9
4 0 0
4 0 1
r
v
D i e kompositorische Gestalt richte d i e D u r c h g e f a l l e n e n auf. - K D .
53
Tollefion m e i n t , J a k v e r f o l g e a u f d e m W e g z u m Z i e l , n ä m
lich der christlichen Reife, s i e b e n S c h r i t t e : 1,2-18 K o n f r o n t a t i o n m i t A n f e c h t u n g e n ; 1 , 1 9 - 2 7 G o t t gefallen; 2 , 1 - 2 6 G l a u b e n d e m o n s t r i e r e n ; 3 , 1 - 1 8 sich k o n t r o l l i e r e n ; 4 , 1 - 1 2 Prioritäten setzen; 4 , 1 3 5,6 für d i e E w i g k e i t l e b e n ; 5 , 7 - 2 0 G o t t v e r t r a u e n .
4 0 3
3. Keiner dieser Vorschläge hat größere Resonanz gefunden - zu Recht; dazu sind sie zu konstruktivistisch. Immerhin jedoch sind die methodischen Ansätze nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, weil sie versuchen, praktische Umstände zu berück sichtigen. Man beobachtet aber auch hier das Bemühen, einen durchkonstruierten Bauplan aufzudecken. Die Frage jedoch bleibt, ob Jak so etwas enthält.
6. Einheitliches
Thema 404
Verschiedentlich hat man versucht, das eine »unifying theme« ( H i e b e r t ) des Jak zu finden. 1. M. K. Rustler sieht als einheitliches T h e m a »die christliche Lösung der sozia len Spannungen«, entfaltet in drei Hauptteilen: 1,2-27 »grundlegend-dogmatisch«; 2,1-3,12 »praktisch-moralisch«; 3,13-5,20 »endgültig-eschatologisch«, wobei jeder Teil in sich als These-Antithese-Synthese aufgebaut s e i . - Das Operieren mit den Mitteln der inhaltlichen Systematik und dispositionellen Architektonik läßt sich leicht erkennen und entsprechend kritisieren. 2. Bestimmte Stellen hat man als Schlüsselstellen herausgestellt. So dient l , 2 - 4 laut Tielemann als Anzeiger des Doppelthemas »Glaubensschwäche« (ausgeführt in 1,5-2,13) und »Selbstüberhebung« (behandelt in 2,14-3,18: »nicht nur Worte, son dern auch Taten!«). Die beiden Hauptteile werden jeweils untergliedert in einen the oretischen und einen praktischen Abschnitt (z. B. 1,12-25 und 1,26-2,13) Der Rest umfasse abschließende Ermahnungen (4,1-5,11) und spezielle Fragen ( 5 , 1 2 - 2 0 ) . Auch l,19(-26) gilt als Exposition für das Korpus: (a) schnell zum Hören, langsam zum Reden und zum Zorn; (b) die Zunge zügeln, Waisen und Witwen aufsuchen, (c) 4 0 5
406
407
4 0 8
409
4
° 3 T o l l e f s o n 6 2 ff. A . C a n a b i s s , A N o t e o n J a c o b s « H o m i l y : E v Q 4 7 ( 1 9 7 5 ) , 2 1 9 - 2 2 2 , e r k e n n t i n J a k e i n e H o m i l i e , d i e sich n a c h e i n a n d e r a n G e m e i n d e l e i t e r , D i a k o n e , Lehrer, W i t w e n bzw. J u n g f r a u e n u n d P ö n i t e n t e n richte.
4 0 4
E s l a u t e , s o m e i n t H i e b e r t , U n i f y i n g : »tests o f a living f a i t h « , w o b e i er v o n 1,3 a u s g e h t . V g l . a u c h B r a u m a n n 4 0 3 : » O f f e n b a r b i l d e t also d a s G l ä u b i g w e r d e n , d e r T a g d e s H e r r n u n d d i e B e w ä h r u n g i n d i e s e m I n t e r i m d e n H i n t e r g r u n d d e s Briefes«; P r e t o r i u s lokalisiert d a s » k o m m u n i k a t i v e Z e n t r u m « d e s Briefs i n e i n e m » M u s t e r v o n H i n w e i s e n « a u f » s a l v a t i o n a l c o n s e q u e n c e s « , d. h. d i e A u s w i r k u n g v o n T a t e n a u f d i e e s c h a t o l o g i s c h e E r l ö s u n g . - F a y 4 0 8 ff. ä u ß e r t sich k r i t i s c h z u V e r s u c h e n , » d e n J a k o b u s b r i e f u n t e r ein T h e m a z u stellen u n d m i t H i l f e dieses e x e g e t i s c h e n G e n e r a l s c h l ü s s e l s d e n g e s a m t e n T e x t a u f s c h l i e ß e n z u w o l len«.
4 0 5
R u s t l e r 1 8 . V g l . a u c h S . H . O n g , A S t r a t e g y for a M e t a p h o r i c a l R e a d i n g o f t h e E p i s t l e o f J a m e s , L o n d o n
4 0 6
Rustler 6 0 .
( U . P. o f A m e r i c a ) 1 9 9 6 : L e b e n als E r p r o b u n g d u r c h G o t t . 4 0 7
S . a u c h d i e T h e s e , d e r B r i e f (bzw. sein H a u p t t e i l ) sei e i n e R i n g k o m p o s i t i o n ; s o z. B . d e Vries, brief: u m 2 , 2 0 - 2 5 ; Reese: u m 3 . 1 - 1 8 . Vgl. Burchard, H N T Einleitung 3.2.
4 0 8
A u c h S c h u l e 7 3 ff. g e w i n n t v o n 1,2 ff. her d a s G e s a m t t h e m a bzw. d i e T h e s e d e s Briefes: »Weil G o t t u n g e s p a l t e n ist ( h a p l o s ) , soll d e r G l a u b e n i c h t g e s p a l t e n e r s c h e i n e n ( d i p s y c h o s ) « ( 7 7 ) .
4
09 T i e l e m a n n 6 1 1 .
54
Einleitung 410
sich von der Welt unbefleckt h a l t e n . Die drei Teile würden (wie E. Pfeiffer meint) entfaltet in 1,20-27 (2,1-13 sei eine »Episode« außerhalb des Schemas), 3,1-12 und 3,13-4,13. N u r zwei Mahnungen erkennt C . N o e s g e n in 1,19, nämlich »schnell zu hören« (ausgeführt in 1,20-2,26) und »langsam zu reden und zum Zorn« (negativ dargelegt in 3,1-4,12 und weiter in 4,13-5,20). In ähnlicher Weise soll 1,26 f. (laut H . J . C l a d d e r ^ ) die Schlüsselfaktoren liefern (drei Anforderungen der Weis heit: die Zunge zügeln, Werke der Barmherzigkeit vollbringen, sich von der Welt unbefleckt halten); sie würden im Hauptteil 2,1-3,14, obschon in umgekehrter Rei henfolge, dargelegt: Respekt vor Personen (2,1-11), Werke der Barmherzigkeit (2,1226) und Sünden der Zunge (3,1-14). Die gegenteiligen Ansichten würden in 3,154,8a zurückgewiesen, wobei die Abfolge erneut umgekehrt würde; der Rest (4,8b5,20) enthalte verschiedene Mahnungen. Als (seelsorgerliches) Aktionsziel des Jak wurde 5,19 f. verstanden : die Zurück bringung der Abirrenden. - Gewiß ist jeweils Richtiges gesehen; aber die Tragweite der Aspekte ist begrenzt. Zudem macht sich allzu leicht ein thematischer Konstrukti vismus breit. 3. Versuche wie die dargestellten mögen sich zwar nicht bewährt haben; dennoch ist die Frage nach dem »unifying theme« legitim und, wie auch die im Vorigen notier ten Vorschläge zeigen, keineswegs gering verbreitet. O b man daraus jedoch eine Struktur ableiten kann, ist eine andere, zweifelhafte Überlegung. 411
4 1 2
4
414
7.
Textbegriff
Gegenüber den vielfachen Versuchen, in J a k aus verschiedenen Perspektiven eine wohldurchdachte, sorgfältig geplante, geradezu durchkalkulierte architektonische Struktur zu finden, erhebt sich die Frage, ob solch ein Textbegriff letztlich nicht zu sta tisch ausfällt. Schon W. Wuellner forderte einen »prozessualen Textbegriff« 5; man kann ihn auch als dynamischen bezeichnen. Einzubeziehen ist die pragmatische Intention des Verfassers ; ebenso das Wechselspiel zwischen Tradition und Redaktion, also die Intertextualität; dazu noch die Intratextualität, d. h. Verweise und Rückbezüge im Text. Einige Probleme (u. a. Jak 1) lassen sich evtl. auf diese Weise eher verständlich machen. 41
416
4 1 0
V g l . R u s t l e r 1 0 f.; bereits Pfeiffer 1 6 7 .
4 1 1
Pfeiffer 1 6 3 ff.
4 1 2
C . N o e s g e n , Geschichte der neutestamentlichen O f f e n b a r u n g . II. Geschichte der Apostolischen Verkündi g u n g , M ü n c h e n ( B e c k ) 1 8 9 3 , 9 8 . W e i t e r e s d a z u bei P a r i d a e n s 7 f.
4 1 3
C l a d d e r , A n l a g e 3 7 ff., A u f b a u 3 0 3 ff. Z u 1 , 2 6 f. vgl. a u c h F r a n c i s 1 1 8 - 1 2 1 : d i e d o p p e l t e B r i e f e r ö f f n u n g w e r d e hier k u r z w i e d e r h o l t . - A u c h für F r a n k e m ö l l e ( Ö T K 3 2 3 - 3 2 5 ) gilt, in R e k u r s a u f Pfeiffer u n d C l a d der, 1 , 1 9 - 2 7 , r h e t o r i s c h g e s e h e n , als P r o p o s i t i o ; vgl. B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 9 .
4 1 4
4 1
B r a u m a n n 4 0 4 ; ä h n l i c h K ü r z d ö r f e r 1 0 4 - 1 0 6 ; vgl. C a r g a l 5 0 f.
5 Wuellner 12.
4 1 6
W u e l l n e r 1 2 ; vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K p a s s i m .
55
Die kompositorische Gestalt
1. Intratextuell hat m a n a u f s o g . flashbacks, Verbindungswörter, Stichwörter, Q u e r v e r w e i s e u n d dgl. a u f m e r k s a m g e m a c h t . 1 7 S o b e o b a c h t e t R . B . C r o t t y einige k o r r e s p o n d i e r e n d e Passagen — etwa zwischen 2 , 1 - 2 6 u n d 4 , 1 1 - 5 , 1 1 oder zwischen 1 , 1 9 - 2 7 u n d 5 , 1 2 - 1 8 . E . B a a s l a n d spricht v o m »Teppich-Muster« mit Wiederholungen und Steigerungen. S o d u r c h z ö g e n Stichwörter mehrere A b s c h n i t t e ( 0 e 6 g , Jtiaxig, egyov usw.), oft: aber trifft m a n sie n u r zweimal an; s o fxaxdQiog, G e s e t z der Freiheit, xaAxoc; Jtoietv, a y e vi3v. - B e s o n d e r s auffallend s i n d diese d u r c h lediglich zwei S i g n a l e hergestellten B e z i e h u n g e n ; etwa die »Leerstelle« betr. »Weisheit« in 1,5 in b e z u g a u f 3 , 1 3 - 1 8 ; o d e r die t e r m i n o l o g i s c h e W i e d e r a u f n a h m e v o n 1,8 in 4 , 8 o d e r v o n 4 , 9 in 5 , 1 ; e b e n s o v o n 1,16 in 5 , 1 9 f.; ferner die K o r r e s p o n d e n z zwischen 2 , 1 - 1 3 u n d 2 , 1 4 - 2 6 in b e z u g a u f C a s u s , Schriftbeleg u n d xaXcbg Jtoetv; desgleichen zwischen 2 , 1 8 u n d 3 , 1 3 . O h n e d a ß m a n gleich eine ausgefeilte S y s t e m a t i k - etwa i m S c h e m a v o n A n d e u t u n g u n d amplificatio - v e r m u t e n m u ß , s i n d diese Textsignale für d e n j a k Textbegriff u n d die G e d a n k e n f ü h r u n g wesentlich. M a n sollte d a r ü b e r aber nicht vergessen, d a ß J a k vielfach W ö r t e r o d e r M o t i v e nicht wieder aufgreift (z. B . » Z o r n « 1,19 f. o d e r »Waisen u n d W i t w e n « 1,27). E s empfiehlt sich z u d e m a u c h , seine W o r t w a h l zu beachten; s o fällt z. B . auf, d a ß » a r m « (jixcoxög) expressis verbis n u r in 2 , 2 - 6 v o r k o m m t , »reich« d a g e g e n in 1,10 f.; 2 , 5 f.; 5 , 1 . 4
4 1 8
4 1 9
4 2 0
2 . Beachtenswert ist a u c h die v o n E . B a a s l a n d u. a. notierte zunehmende Schärfe des Tones i m zweiten Teil des Briefes, etwa a b 3 , 1 3 bis 5,6. N u r hier findet sich z u d e m ein spezialisierter A d r e s satenkreis ( 4 , 1 3 ff; 5,1 ff). M ö g l i c h e r w e i s e b e d a r f die verhandelte M a t e r i e s a m t H i n t e r g r u n d u n d S i t u a t i o n einer aggressiveren G a n g a r t . Z u m i n d e s t e m o t i o n a l ist der B r i e f nicht völlig i m G l e i c h g e wicht. 3. D i e Textsignale, die eine E i n g r e n z u n g v o n A b s c h n i t t e n erfordern, s i n d seltener u n d weniger klar, als m a n oft m e i n t . J a k schafft fast überall Übergänge, a u c h w e n n m a n sie »künstlich« n e n n e n m a g u n d a u c h w e n n in der S a c h e häufig S p r ü n g e zu s p ü r e n s i n d . D a s betrifft etwa d e n U b e r g a n g v o n 1,12 zu 1 , 1 3 - 1 5 . J a k m ö c h t e das T h e m a » A n f e c h t u n g « weiterführen; w a s berechtigt d a z u , hier eine Z ä s u r v o r z u n e h m e n ? D e s g l e i c h e n ist es keineswegs klar, zwischen 1,18 u n d 19 zu tren nen, z u m a l das Verb in V. 19 e b e n s o g u t Indikativ wie I m p e r a t i v sein k a n n ; u n d w i e s o erfolgt hier ein » T h e m e n w e c h s e l « , w o d o c h s o e b e n erst in V. 18 \6yoc, eingeführt w u r d e u n d V. 2 1 d a z u in enger B e z i e h u n g steht? J a , m a n k ö n n t e V. 19 f. s o g a r entbehren; V. 18 w ü r d e in V. 2 1 eine g u t e F o r t s e t z u n g finden (s. z. S t . ) . 4 2 1
4. Die Komposition des Jak sollte nicht nur synchronisch, sondern ebenfalls diachro nisch, intertextuell untersucht werden. Augenfälligerweise bezieht sich Jak (implizit) immer wieder auf Traditionsteile - wie z. B. in 1,2 ff. 13 ff. auf Sir, dazu noch auf Stücke wie in IPetr 1 und Rom 5; oder in 1,18.21 evtl. auf Konversionstradition. Durchgängig gewinnt der Leser den Eindruck, daß Jak solche Tradition recht eigen willig und bruchstückhaft verwendet, ohne sich groß um seine Quellen (wie immer sie aussahen) oder auch um einen glatt fortlaufenden Text zu kümmern. Die Tradi tionsanalyse zeigt durchgehend eine Fülle von Anleihen und Anlehnungen aus dem alttestamentlich-jüdischen, hellenistischen und frühchristlichen Bereich. Jak ver wischt dabei nicht die Spuren; die Traditionselemente bleiben einigermaßen erkenn-
4i7Adamson, J a m e s 9 0 - 9 2 ; A m p h o u x , N T S 1 9 7 8 / 7 9 ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 8 f.; Crotty. V g l . a u c h bereits D i b e l i u s , K E K , o b w o h l es d o r t vor allem u m S t i c h w o r t v e r b i n d u n g e n z w i s c h e n a n g r e n z e n d e n Pas s a g e n geht. C r o t t y 4 5 ff. B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 6 8 . F ü r i h n ist 3 , 1 3 - 1 8 ein »Schlüsseltext«. V o m W o r t s c h a t z d o r t ließen sich z u allen Teilen des Briefes L i n i e n ziehen ( 3 6 5 9 ) . S. o. § 6 , 2 . 3 . B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 6 5 . D a r a u f verweist D i b e l i u s , K E K , i m m e r wieder. 4 1 8
4 1 9
4 2 0
4 2 1
56
Einleitung
bar, obwohl er sie selten erkennbar macht. Sie werden sicher teilweise für die jak Akolouthie verantwortlich sein. Ein solches Arbeitsverfahren - per »Zettelkasten« kann es mit sich bringen, daß Jak Faktoren auch nur mit-rezipiert, ohne ihnen weiter nachgehen zu wollen (so u. U. in 4,11 xaxaXaAico).
8. Ergebnisse
zur
Kompositionsfrage
Folgende Punkte zur Kompositionsfrage sollten festgehalten werden. 1. Daß Jak eine weithin kontextlose Kollektion von Einzelteilen sei, dürfte eine überholte Ansicht sein. Gattungsmäßig ist Jak ein Gebilde sui generis. Die Briefform ist deutlich; aber daraus ergeben sich keine weitergehenden Schlüsse für die Struktur. Daß Jak paränetische, diatribische, rhetorische, u. U. sogar midraschhafte Züge ent hält, ist unbenommen; aber das gehört zur materia, nicht zur forma. Unbestreitbar ist ebenfalls die ständige Einarbeitung von Tradition verschiedener Herkunft. Schließ lich sollte man sorgfältig die pragmatische Intention registrieren. Die Komposition ist von Belehrungen, Zurückweisungen, Richtigstellungen, Warnungen, Ratschlägen usw. durchzogen. Daraus ergibt sich eine dynamische Gestalt. 2. Jede »Ein-teilung« gerät in Gefahr, einen fortlaufenden Text zu zerstückeln. Nur mit Zurückhaltung und eher aus praktischen Gründen behandelt dieser Kommentar »Abschnitte«, besser: Textpartien, aber fast mit schlechtem Gewissen; denn häufig gibt es Uberlagerungen zwischen Textpartien, und das aus verschiedenen Gründen; so z. B. bei der Relation von 1,13-15 zum Vorigen wie zum Folgenden; desgleichen bei 1,26 f. Die Zäsur zwischen Kap. 2 und 3 ist einigermaßen deutlich. Viel weniger klar ist jedoch die Position von 3,1-12 zu bestimmen; denn die Relation zum Fol genden ist unverkennbar. Zwischen 3,13 und 5,6 gibt es - trotz 4,11 f. und dem dop pelten Anfang in 4,13 und 5,1 - kaum einen Absatz. Daß mit 5,7 eine andere Partie beginnt, ist durch Anrede und Inhalt nahegelegt. An zwei Stellen versucht dieser Kommentar, einen kompositorischen Akzent zu set zen. Einmal wird 1,16-18 zum Folgenden gezogen, obwohl es Beziehungen zu 1,13-15 g i b t . Aber der übliche Neueinsatz mit 1,19 (thematisch, imperativisch) erscheint ungerechtfertigt, zumal V. 18 und 21 auseinandergerissen würden. Zum zweiten wird 3,1-12 als eine Art Ubergangs- oder Einleitungsabschnitt betrachtet. Die Beziehungen zum Folgenden sind unübersehbar; aber die Textpartie hat auch ein gewisses eigenes Recht. Zudem geht Jak alsbald zu einem zweiten, aggressiveren Teil über. 3. Thematische Einteilungen werden dem Text nur bedingt gerecht, denn sie sugge rieren allzu leicht, Jak wolle Thema um Thema abarbeiten, und sei es auf dem Weg der Amplifikation. Dazu ist er nun doch zu wenig systematisch. Selbstverständlich gibt es bestimmte Schwerpunkte; aber Jak behandelt keine Topoi. Seine Argumenta tion ist dialogisch, argumentativ, auch situationsbezogen. In diesem Zusammenhang ist auch ein Text wie 2,14-26 zu besehen. So wichtig er ist, so wenig läßt Jak selbst erkennen, daß dies der »Zentralteil«, das »Herzstück« oder dgl. sei. Die argumentati422
4 2 2
M i t B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , Jakobsbrevet. D i e V e r b i n d u n g zu 1,13-15 betont K o n r a d t , Existenz.
Die kompositorische Gestalt
57
ven Zusammenhänge greifen viel weiter und verschlungener aus, etwa in bezug auf »Glaube« (1,1; 2,1; 5,15) oder auf die analoge Argumentationsfigur in 2,18 und 3,14. 4. Leitende Ideen und charakteristische Denkweisen hat man mit gutem Recht dem Text entnommen. Dazu gehört generell das Denken in Oppositionen^, im einzelnen wie insgesamt. So hebt die Gegenüberstellung von »Gott und W e l t « einen ganz wesentlichen Zug hervor. Ebenso hat aber auch das anders geartete Wortpaar »Ziel und W e g « 5 sein Recht. Andererseits ist es fraglich, ob man Jak als eine Entfaltung des Themas »Anfechtungen, Tests«^ lesen kann (vgl. z. St.). Gewiß besitzen einige Fragen bei Jak ein deutliches Gewicht - darunter soziale und ekklesiale Spannungen und Probleme, theologische Fehlurteile, menschliches Verhalten (nicht zuletzt beim Reden); aber man sollte die Thematik nicht künstlich systematisierend reduzieren. Daß Jak bestimmte Ziele verfolgt, ist offensichtlich, vor allem: Ausdauer bis zum Eschaton, Eindeutigkeit des Lebens, Verantwortungsbewußtsein, Friedfertigkeit. Man mag auch 5,19 f. als Signum seiner eigenen Absicht lesen. Aus dem allen ergibt sich ein inhaltlich-intentionales Ganzes, aber noch nicht eine Struktur. 5. Es gibt in der Tat einigen Anhalt für die Ansicht, daß Jak zu Anfang einige The men anreißt, die er später aufgreifen wird. Aber wird die Exposition wirklich klar? Schon die Differenzierung zwischen einem »eigentlichen« (1,2-4) und einem »weite ren« Exordium (bis wohin?) oder gar die These einer doppelten Eröffnung (F. O. Francis) zeigen die Sperrigkeit des Textes, der in sich holprig ist und dabei mehrere diachrone Aspekte aufweist. Was legt wirklich nahe, einen bestimmten »Abschnitt« als die summarische Exposition auszugeben? Auch das »semantische I n v e n t a r « ver mittelt nur eine begrenzte Antwort. 6. Jak scheint sich grundsätzlich an einen einzigen Adressatenkreis zu wenden. Zwar gibt es Schwerpunkte und Spezialisierungen (so 4,13 ff.; 5,1 ff.); Jak kehrt jedoch im mer wieder zur Anrede an seine »Brüder« zurück. Eine Aufteilung auf unterschiedli che Personengruppen ^ legt der Text nicht nahe und damit auch keine kompositori sche Zerstückelung. 7. Dieser Kommentar verzichtet aus methodischen Gründen auf einen ausgefeilten und austarierten Bauplan. Damit ist keinesfalls angedeutet, Jak verfolge keinen inne424
4 2
26
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42
4 2
3 V g l . o. § 3 , 3 . 2 u n d § 4 , 1 . 2 . F r a n k e m ö l l e , N e t z , Ö T K p a s s i m ; W u e l l n e r ; C a r g a l 2 9 2 - 2 3 2 ( L i s t e d e r » o p p o sitions o f actions«; Elliott 7 8 notiert »a consistent pattern o f negative assessments a n d positive exhortations« b e z ü g l i c h d e s p e r s ö n l i c h e n u n d s o z i a l e n V e r h a l t e n s (s. d a z u d i e L i s t e 7 5 - 7 7 ) , d a r u n t e r » c o m p l e t e n e s s a n d w h o l e n e s s « g e g e n ü b e r » d i v i s i o n a n d f r a g m e n t a t i o n « ( 7 1 ) . E i n e r d e r w i c h t i g s t e n G e g e n s ä t z e sei » p u r i t y a n d p o l l u t i o n « ( 7 3 ) ; S p e n c e r klassifiziert n a c h » m i s e r i f i c a n d beatific i m a g e s « , d. h. w a s d e r T e u f e l b e w i r k t bzw. w a s G o t t will, d i e L e s e r w ü r d e n z u r E n t s c h e i d u n g g e r u f e n ; R h o a d s stellt u. a. g e g e n ü b e r : zwei W e g e q u a V i s i o n fürs L e b e n bzw. » h u m a n c o n d i t i o n « ( n ä m l i c h F r e u n d e G o t t e s o d e r F r e u n d e d e r W e l t ) , leere R e l i gion u n d Transformation (das eingepflanzte Wort der Wahrheit).
4 2 4
S . o . § 6 , 3 . 2 zu Tsuji. 5 Betont durch Klein. S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K z u 1,2 ff.; Fry; V o u g a ; M a r t i n , W B C ; D a v i d s , C o m m e n t a r y ; H i e b e r t , U n i f y i n g . 427 V g l . D a v i d s , Perspectives, d e r als S c h w e r p u n k t e n e n n t : L e i d e n s t h e o l o g i e (incl. » h e a l t h o f t h e C o m m u n i t y « u n d p e i r a s m o s , 98, eschatologische Vorfreude, Armenfrömmigkeit), Glaube-Weisheit-Gebet. S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 5 3 - 1 6 5 ( » D e r P r o l o g als L i e f e r a n t d e r S t i c h w o r t e u n d d e r S t r u k t u r d e s B r i e f e s « , z u 1 , 2 - 1 8 ) , m i t D i a g r a m m ( 1 6 2 ) ; » D i e eigentliche K o h ä r e n z d e s Briefes liegt bei g l e i c h b l e i b e n d e m A k t i o n s ziel i m s e m a n t i s c h - t h e m a t i s c h e n B e r e i c h « ( 1 6 3 ) ; vgl. B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 9 z u 3 , 1 3 - 1 8 . S o Dibelius, K E K ; jetzt a u c h wieder Klein.
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4 2 6
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4 2 9
58
Einleitung
ren Zusammenhang. Gerade die Fülle der verschiedenen intratextuellen Signale macht eine Systematik (epistolarischer, rhetorischer, thematischer oder sonstiger Art) schwierig. Die pragmatisch-intentionale, bezugnehmende, korrigierende, orientie runggebende Argumentationsweise erzeugt ein eher unruhiges Ganzes mitsamt aller lei Quer- und Rückverweisen. Auch thematisch hängen die Aspekte durchaus zusam men und lassen sich nicht einfach auf verschiedene Topoi aufteilen. (Die verwende ten Überschriften der Abschnitte im Kommentar dienen vornehmlich als Lesehilfen und Inhaltsangaben). Das Ineinander der Argumentationsaspekte deutet auch auf eine relativ zusammenhängende Problemkonstellation bei den Adressaten hin. Das Geflecht der Argumentationsstruktur korrespondiert mit dem der Traditionsverarbeitungy die auf Schritt und Tritt inhaltlich wie formal spürbar ist. Die Fülle der Anleihen aus verschiedenen Traditionsbereichen wirkt sich direkt auf die Komposi tion aus. Jak ging anscheinend gut vorbereitet an die Abfassung seines Schreibens her an. Das Modell eines »Zettelkastens« (s. o. § 5,1.5) mag dabei die Art der Verarbei tung der Traditionen erhellen, bis hin zu gelegentlichen Ungereimtheiten im Gedan kenfortschritt. Was Jak charakterisiert, ist die große Menge von Bezugnahmen und Einzelaspekten auf gedrängtem Raum mit ständiger Wirkabsicht im Blick auf die Adressaten. 8. Traditions- und redaktionsgeschichtlich betrachtet, besteht Jak aus einem Rah menteil, der spirituelle Grundfaktoren (darunter Glaube, Wachstum, Anfechtungen, Ausdauer, Wort Gottes, Frömmigkeit, Fürsorge) anspricht. Hier sind die Parallelen zu IPetr, Sir und zum Bergpredigtmaterial spürbar. Dieser Rahmenteil bezieht sich auf so etwas wie eine Einweisung in die christliche Existenz. Jak baut den Rahmen aus, indem er auf einige (aktuelle) Probleme aufmerksam macht (Weisheitsmangel, Zwiespältigkeit, Niedrigkeit und Hoheit, Theodizee, Tatenlosigkeit, Murren). Der Rahmenteil umfaßt zunächst weitgehend Kap. 1 sowie dann 5,7-20. Die Problematik in Kap. 2 ist thematisch zwar aus verschiedenen Traditionen her nahegelegt (vgl. wie der Sir, IPetr ), hat aber ihren Ort in einer sozio-ökonomischen Entwicklung, die einen Pseudopaulinismus als Hintergrund hat. Ein Übergangsstück (3,1-12) verweist auf die Verantwortung der leitenden Kräfte in der Kirche hin, um daraufhin die kon kreten sozio-ekklesialen Auswüchse (Streit, Hochmut, Habsucht, Nörgelei, Prahlen, Torheit und Unrecht der Reichen) aufs Korn zu nehmen (3,13-5,6). Der Hinter grund in den paulinisch-hellenistischen Missionsgemeinden ist nach wie vor spürbar, aber allgemeiner und weniger ideologisch-griffig. Der Schlußrahmenteil (5,7-20) lenkt zu den Themen Ausdauer und praxis pietatis zurück. Dieser Aufriß ist weitge hend diachronisch-intertextuell orientiert. Die von Jak behandelten Probleme/The men bilden ein Gemisch aus Erfahrung (Tradition) und Aktualität. Ein durchgehen des Element ist die pragmatische Intention, nämlich die in mancherlei Hinsicht gefährdete Kirche wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.
§ 7 Die Abfassungsverhältnisse D e m Brief selbst ist darüber wenig zu entnehmen; vieles muß indirekt erschlossen wer den, und zwar aus dem Text selbst wie auch aus dem Vergleich mit anderen Schriften. Nicht alle Fragen lassen sich genügend eindeutig beantworten.
1. Entwicklung
des
Frühchristentums
Auf der heute allgemein akzeptierten Grundlage, daß Jak eine genuin christliche Schrift ist, bietet eine Verortung der Probleme und Tendenzen, die behandelt werden,
in der theologie-, kirchen- und sozialgeschichtlichen
Entwicklung des
Frühchristentums
einen allgemeinen Anhalt. 1. Die sachliche Nähe speziell zu Mt, Hebr, Past, Lk-Apg (z. T. auch zu ljoh; s. o. § 5,6 und 8) zeigt ein fortgeschrittenes Stadium, etwa in den letzten zwei Jahrzehnten des 1. Jh.s, evtl. sogar um die Jahrhundertwende. Auch Jak hat eine Kirche vor Augen, die an die Verpflichtung zum ethischen Tun erinnert werden muß, die durch Wohlstand und Weltlichkeit gefährdet ist und die an die Grundlagen zurückgeführt werden muß. Dabei scheint sich eine ähnliche Gemeindestruktur wie bei M t bemerk bar zu machen, d. h. wenig ämter-orientiert.430 Die Gemeinde als ganze wird ange sprochen; sie ist der Träger der Verantwortung.^ 1 Eine vergleichbare ökonomische Lage wird eher bei Lk-Apg und in den Past erkennbar. - Damit ist nicht ausgeschlos sen, daß es nicht auch bereits früher einige der bei Jak vorkommenden Probleme gab; so etwa der Kontrast zwischen Streit und Weisheit (IKor). Entscheidend jedoch ist das allgemeine Bild der Adressaten, das sich uns darbietet. 2. Die relative zeitliche Ansetzung basiert nicht nur auf dem Verhältnis zu Paulus432; allerdings wiegt dieser Faktor beträchtlich. Von allen vorgeschlagenen M ö g lichkeiten bleibt m. E. die wahrscheinlichste, daß Jak eine Position voraussetzt und zu korrigieren versucht, die paulinische Gedanken einseitig und fälschlicherweise ver wendet, also eine Art Parolen-Paulinismus. 33 Der zeitliche Abstand zwischen Paulus und Jak dürfte nicht unerheblich gewesen sein. Jak greift Paulus nicht direkt oder gar persönlich an; das ist nicht sein Thema. Vielmehr stehen längerfristige theologische Fehlentwicklungen zur Debatte. 3. Daß Jak bei aller Verwurzelung in der alttestamentlich-jüdischen Tradition kaum auf spezifisch jüdische Themen Bezug nimmt (s. o. § 1,4), ist, abgesehen von den Diaspora-Gegebenheiten 34, zumindest ein Zeichen dafür, daß sie für seine Kor respondenz unerheblich (geworden) sind. Der Befund deutet eher auf ein fortge4
4
4 3 0
W e n n M t in S y r i e n ( A n t i o c h i e n ) z u l o k a l i s i e r e n ist, e r g ä b e s i c h ein K o n t r a s t z u m m o n a r c h i s c h e n E p i s k o p a t bei I g n a t i u s . M a n k ö n n t e g a r v e r m u t e n , d a ß I g n a t i u s seinerseits d i e s e l b e n P r o b l e m e e b e n v o m e i n e n starken A m t her zu lösen versuchte.
4 3 1
V g l . o. § 5 , 8 . 3 .
4 3 2
V g l . o. § 5 , 4 . M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 - 7 1 ; B i n d e m a n n ; K l e i n u. a.
4 3 3
S o e t w a s s c h e i n t es a u c h bereits l a u t I K o r g e g e b e n z u h a b e n ; vgl. 1 , 1 2 ff.; 5 , 9 ff.; 8 , 1 ff.; w o h l a u c h S c h l a g worte wie 6 , 1 2 / 1 0 , 2 3 ; 7 , 1 .
4 3 4
Niebuhr, Diasporabriefe, Tempel.
60
Einleitung
schrittenes Stadium der hellenistischen Christenheit. Dagegen spricht nicht, daß die Zerstörung von Jerusalem und Tempel im Jahre 70 nicht erwähnt w i r d , 5 deren Existenz also noch vorauszusetzen seien. Man kann genauso gut argumentieren, daß auch dieser Faktor unerheblich geworden ist. Auch andere Notizen, die man auf Palä stina deuten w o l l t e , erweisen sich als nicht schlüssig. 4. Die sachliche Nähe von Jak zur Jesus-Tradition, speziell zum Bergpredigt-Mate rial (s. o. § 5,3), ist chronologisch nicht aussagekräftig; Bezugnahmen darauf sind jederzeit möglich. Die verschiedentlich notierte Affinität zur mt Tradition paßt zu der auch sonst beobachtbaren Nähe zwischen Jak und Mt. Der Rekurs auf das JesusMaterial zeigt zudem, daß Jak selbst (im Unterschied zu seinen Adressaten) nicht in paulinischer Tradition steht. Daß Jak nicht auf Jesus als Urheber verweist, liegt an der Art des Materials und dessen Verwendung. Das Material wurde offenbar bald Allge meingut der Unterweisung. 5. Die Verarbeitung von Traditionen als solche besagt im allgemeinen wenig über die Abfassungsverhältnisse. Immerhin jedoch greift Jak auf die Jesus-Tradition der Sache nach in ähnlicher Weise wie M t zurück. Die Umstände nötigten dazu, einige Punkte wieder nachdrücklich klarzustellen, darunter tätige Frömmigkeit und Ge richt. Dabei wurde dieses Traditionsgut fortlaufend auch durch weisheitliche Elemente angereichert, bot doch gerade die Weisheit einen alten Erfahrungsschatz. Die Ausdifferenzierung der christlichen Lebensgestalturrg erforderte einen solchen Wachstumsprozeß. Er führt uns in ein weiterentwickeltes Stadium. 6. Schon die Weisheitstradition (bes. Sir) wußte um die Anfechtungen und Gefahr dungen auf dem Weg des Frommen. Jesu eigener Weg, beginnend mit Taufe und Ver suchung, bot ein sprechendes Modell für die Rezeption solcher Züge, speziell für die Unterweisung der N e o p h y t e n . Jak griff auf diese frühchristliche Tradition zurück, wie besonders der Vergleich mit IPetr zeigt (s. o. § 5,5). An dieser Stelle interessiert nur die zeitliche Ansetzung, die wiederum auf ein relativ fortgeschrittenes Stadium hindeutet. 43
436
437
438
2. Schriften
des frühen
2.
Jahrhunderts 4 3 9
Das Verhältnis zwischen Jak und den Schriften des frühen 2. Jh.s (incl. l C l e m ) wird unterschiedlich bewertet (s. o. § 2,2), auch was die Chronologie betrifft. 1. Auch wenn die Berührungen weder im Blick auf eine literarische Abhängig keit - gleich welcher Art (s. o. § 5,7) - noch kanonsgeschichtlich als frühe Bezeugung
4 3 5
A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 f.: es b i e t e sich k e i n e p a s s e n d e S i t u a t i o n n a c h 7 0 .
436 y l . o. § 4 , 3 . g
4 3 7
Ä h n l i c h K l e i n ; vgl. a u c h d i e R e z e p t i o n d e s M a t e r i a l s in d e n A p o s t o l i s c h e n V ä t e r n . S . d a z u H a g n e r ( l C l e m ) ; H e l m u t K ö s t e r , S y n o p t i s c h e Ü b e r l i e f e r u n g bei d e n A p o s t o l i s c h e n V ä t e r n ( T U 6 5 = V / 1 0 ) , B e r lin ( A k a d e m i e ) 1 9 5 7 ; C . N . J e f f o r d , T h e S a y i n g s o f J e s u s in t h e T e a c h i n g o f the T w e l v e A p o s t l e s , L e i d e n (Brill) 1 9 8 9 .
4 3 8
S. dazu Popkes, Paränese 1 2 7 - 1 2 9 .
4 3 9
V g l . K i t t e l , V ä t e r . Z u r z e i t l i c h e n A n s e t z u n g v o n l C l e m s. n e u e r d i n g s E r l e m a n n , d e r für ein früheres D a t u m als 9 6 p l ä d i e r t .
61
Die Abfassungsverhältnisse
des Jak (s. o. § 2,2) gewertet werden dürfen, so existiert doch eine gewisse Nähe im geistigen Milieu. Die Denk- und Sprachwelt, das »semantische Universum«, zeigt star ke Ähnlichkeiten. Uber die Anklänge hinaus (s. o. § 5,7) zeigt bereits ein Blick auf den allgemeinen Wortschatz, wie viele Vokabeln hüben und drüben auftauchen, wobei nicht einmal der rein statistische Befund ausschlaggebend ist, sondern die all gemeine Wortwahl. Jak unterscheidet sich darin von thematisch vergleichbaren Briefen wie Kol, Eph oder P a s t . 2. Als besonders auffällig ist immer wieder der Befund bei öripux- notiert wor d e n . Zwar gibt es gedankliche Vorläufer im AT, bei Philo, in Q u m r a n 3 ; aber die Verbreitung bei den Apostolischen Vätern ist signifikant. O. J . F. S e i t z schlägt als Quelle die Schrift »Eldad und Modad« (s. HermV 2,3,4, =7,4) vor; S. S. Marshall * vermutet eine stadt-römische Lokaltradition, H . Frankemölle eine Wortschöpfung durch Jak. Bemerkenswert ist zudem (in Jak 4,8) die Kombination mit taXatJtcoQog, die auch in (inkl. Verb und Nomen) l C l e m 23,3; 2Clem 11,1 f.; HermV 3,7,1 (=15,1) und S 1,3 (=50,3) auftaucht. ? Auf jeden Fall ist das Wort in Umlauf und offenbar charakteristisch für eine geistige Situationseinschätzung. Das rückt Jak in die Zeit kurz vor bzw. nach 100. 3. F. W. Young macht auf eine Einzelheit aufmerksam, die evtl. sogar die Abhän gigkeit des Jak von lClem anzeigen könnte. Beide Schreiben - und nur sie - notieren nämlich, Rahab habe die Boten »auf einem anderen Weg/in die entgegengesetzte Richtung« gesandt. Angesichts des viel breiteren AT-Gebrauchs bei 1 Clem könnte die Notiz evtl. auf 1 Clem selbst zurückgehen, woher Jak sie übernommen h a b e . 4. In summa: Der Befund bietet keine sicheren Beweise, aber doch kumulative Annäherungswerte. Vom Denk- und Sprachmilieu her gehört Jak ins späte 1. J h . 440
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449
3.
Diaspora-Brief
Vom Präskript her ist Jak ein »Diaspora-Brief«^, der Zerstreuung« wendet.
4 4
der sich an »die zwölf Stämme in
° V g l . o. § 3 , 3 . 1 .
4 4 1
D o r t k o m m t n o c h der g a n z andere S a t z b a u hinzu: Genitiv-Ketten, lange Sätze, liturgische Elemente.
4 4 2
Z u r L i t e r a t u r s. o. A n m . 2 8 0 . F e r n e r E d u a r d Schweizer, T h W N T I X 6 6 6 .
4 4 3
N ä h e r e s bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 3 6 ff.; a u c h z u r Z w e i - W e g e - L e h r e .
4 4 4
Seitz, Antecedents, Aiterthoughts.
4 4
5 Marshall, Local.
4 4 6
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 3 8 , m i t Verweis a u f M a y o r 4 2 .
4 4 7
I n H e r m S V I n i c h t d i r e k t z u s a m m e n ; öia|rux- d o r t in 1,2 ( = 6 1 , 2 ) , xataxutcüQ- in 2 , 7 ; 3 , 1 ( = 6 2 , 7 ; 6 3 , 1 ) .
4 4 8
B e i M t e n t s p r i c h t d e m in e t w a » K l e i n g l a u b e « ; vgl. D a n O . V i a , S e l f - D e c e p t i o n a n d W h o l e n e s s in P a u l a n d M a t t h e w , M i n n e a p o l i s 1 9 9 0 ; G e r h a r d B a r t h , G l a u b e u n d Z w e i f e l in d e n s y n o p t i s c h e n E v a n g e l i e n : Z T h K 72 (1975), 269-292.
4 4
9 Young 339-345.
4 5 0
D i e B a s i s a r b e i t lieferte T a a t z (deren ntl. V e r g l e i c h s o b j e k t d i e P a u l u s b r i e f e s i n d ) ; d a r a u f a u f b a u e n d : N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e , I d e n t i t ä t , T e m p e l ; T s u j i 1 8 - 5 0 ; V e r s e p u t , W i s d o m 7 0 2 ff.; G e n r e 9 9 ff. (der B r i e f w o l l t e gelesen w e r d e n als ein »>covenantal letter to the D i a s p o r a l d e r T r o s t u n d U n t e r w e i s u n g a n g e s i c h t s d e r H o f f n u n g a u f d i e e r w a r t e t e W i e d e r h e r s t e l l u n g bietet« 1 1 0 ) ; H o p p e , Q D
171-175. - Neuere Forschung zum
T h e m a D i a s p o r a bei R u t g e r s 1 5 - 4 4 ; zur literarischen P r o d u k t i o n in der w e s t l i c h e n D i a s p o r a 2 3 5 - 2 8 4 .
Einleitung
62 1
1. Die Adressierung (1,1) ist in sich sozusagen »trans-real«, weil es ein 12-Stämme-Vblk wie im AT seit Jahrhunderten faktisch nicht mehr gab und weil zumindest ein Teil Israels (auch nach 70) nicht in der Diaspora, sondern in Palästina lebte.452 Das Präskript setzt zunächst das Doppelsignal »Volk Gottes« (12 Stämme) und »Dia spora«. Dies lädt zu einer Rekonstruktion im übertragenen Sinn ein 53; mit anderen Worten: Die Adressierung verzichtet anscheinend absichtlich auf eine klare Angabe über die Abfassungsverhältnisse. Sie will dagegen etwas über die Kommunikationssi tuation besagen: Der Brief geht ins »Ausland«. Damit ist aber nicht impliziert, daß die Adressaten ihre Situation mit Empfindungen wie »Heimweh« verbanden. ^ 2. In der jüdischen Literatur finden sich mehrere Beispiele von Diasporabriefen: Jer 29,1-23; 2Makk l , l - 1 0 a und l,10b-2,18; Epjer; syrBar 78-86; Parjer 6,19-25; 7,2434; dazu rabbinische B r i e f e , solche der Elephantine-Kolonie (AP 21 und 30), BarKochba-Briefe; aus dem N T sind Apg 15,23-29 und IPetr zu erwähnen. ^ Die Funktion der jüd. Diasporabriefe bestand laut I. Taatz hauptsächlich in der Stärkung der Einheit zwischen Mutterland und Diaspora - durch Information, kultische u. a. Anweisungen, Ermahnung usw. »So wird die Gemeinschaft des Kultes, des Glaubens und des Gebets gefordert und praktiziert.« I. Taatz unterscheidet zwischen Ge meindeschreiben und »prophetisch autorisierte(n) Schreiben«. K.-W. Niebuhr be zeichnet (unter der Überschrift »Das Gottesvolk in der Bewährung«) als ein Gat tungsmerkmal die Intention, »die Identität der Angeredeten als Glieder des Gottes volkes zu s t ä r k e n « . ^ M . Tsuji deutet die Anfechtungsthematik im Rahmen von Jak (1,2-12; 5,7-12) sogar als Gattungsmerkmal (Jer 29,1-23; Epjer; syr Bar 78-86; vgl. Parjer 6,19-25 sowie IPetr 1,6; 4,12 f . ) . 5 9 4
4
4
455
4
457
4
4
4
51 V g l . T s u j i 2 2 - 2 5 . Vgl. syrBar 7 8 - 8 6 »An die neuneinhalb S t ä m m e jenseits des Flusses«. In 7 8 , 4 werden allerdings 12 S t ä m m e e r w ä h n t . - Z u Z a h l e n a n g a b e n s. J . M . G . Barclay, 4 A n m . 1. V e r w a n d t i m N T ist I P e t r 1 , 1 ; a u c h d o r t ö i a o j t o o d , aber v e r b u n d e n m i t d i r e k t e n g e o g r a p h i s c h e n A n g a b e n u n d d e m i n t e r p r e t i e r e n d e n W o r t » F r e m d l i n g e « ( e b e n s o 2 , 1 1 , w i e a u c h H e b r 1 1 , 1 3 ) , s. d a z u vgl. o. § 5 , 5 . T r o m p 1 5 . 2 5 . A n d e r s d a g e g e n W e s s e l 2 0 7 ( u n t e r B e z u g a u f Z a h n ) ; D i a s p o r a s t e h e für e i n e » f r e m d e u n d f e i n d l i c h e W e l t « . V g l . a u c h C o l l i n s , A t h e n s ; R u t g e r s 19 f f . 4 l f., z u m F o r s c h u n g s s t r e i t ü b e r d a s E m p f i n d e n d e r D i a s p o r a - J u d e n . » D i e alte u n d n u n e r l e d i g t e > L a c r i m o s a < - I n t e r p r e t a t i o n d e r j ü d i s c h e n G e s c h i c h t e w u r d e d u r c h eine a b g e l ö s t , d i e d i e G e s c h i c h t e d e r j ü d i s c h e n G e m e i n d e n d e r D i a s p o r a als E r f o l g s - S t o r y d a r stellt ... A b e r d a s ist n i c h t d a s e i n z i g m ö g l i c h e S c e n a r i o . . . « ( 4 2 ) . D a r u n t e r drei B r i e f e v o n G a m a l i e l I; s. S a n h I I b ; p S a n h I 2 , 1 8 d ; T S a n h II 6. T s u j i 3 2 - 3 4 v e r g l e i c h t n o c h J u d u n d 2 P e t r s o w i e i m E x k u r s A p k ( 3 4 f.) u n d l C l e m ; Polyk; M a r t P o l ( 3 5 f.). Z u l C l e m usw. vgl. a u c h V e r s e p u t , W i s d o m 7 0 2 m i t A n m . 3 6 ( » c o v e n a n t a l d i a s p o r a e p i s t l e s « ) . 57 T a a t z 1 0 4 . N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e 1 7 ( d a f ü r v e r g l e i c h t er d i e drei A u s s a g e z u s a m m e n h ä n g e G o t t e s v e r s t ä n d n i s , G o t tesvolk, Z u k u n f t e r w a r t u n g e n ; es folgt d i e T o r a - P a r ä n e s e . F ü r d i e I n t e n t i o n k o m m e n E p j e r ; 2 M a k k 1-2; s y r B a r 7 8 - 8 6 u n d Parjer 6 , 1 7 - 2 3 J a k n a h e : 3 2 ) ; e b e n s o T e m p e l 4 5 2 .
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T s u j i 2 5 f. Ä h n l i c h V e r s e p u t , W i s d o m 7 0 2 f., d e r sich v o r a l l e m a u f v a n U n n i k s S t u d i e ü b e r » d a s S e l b s t v e r s t ä n d n i s d e r j ü d i s c h e n D i a s p o r a « b e r u f t , w o n a c h m a n d a s L e b e n in d e r D i a s p o r a i m a l l g e m e i n e n als S t r a f e b e u r t e i l t h a b e (van U n n i k 7 9 ) , als v e r l ä n g e r t e s E x i l ( m i t Verweis a u f O . H . S t e c k , Israel u n d d a s g e w a l t s a m e G e s c h i c k d e s P r o p h e t e n , W M A N T 2 3 , N e u k i r c h e n 1 9 6 7 ) , als » a p a i n f u l e x p e r i e n c e r e q u i r i n g p e r s e v e r a n c e in t h e h o p e o f G o d ' s u l t i m a t e t r i u m p h o n b e h a l f o f his p e o p l e « ( 7 0 3 ) . D i e D i a s p o r a b r i e f e » n o t o n l y c o n s o l e d t h e a s s e m b l e d d i a s p o r a c o m m u n i t i e s in t h e m i d s t o f their affliction b u t a l s o a d m o n i s h e d t h e m r e g a r d i n g their c o v e n a n t r e s p o n s i b i l i t i e s in h o p e o f a n e x p e c t e d r e s t o r a t i o n « ; k o n s t a n t g e b l i e b e n seien » d e r T o n d e r T r ö s t u n g in A n f e c h t u n g e n u n d d e r A p p e l l a n d i e M o t i v a t i o n s k r a f t d e r Z u k u n f t s h o f f n u n g « . J a k s e n d e a u f d i e s e m H i n t e r g r u n d ein klares S i g n a l a u s , w i e sein B r i e f z u lesen sei, n ä m l i c h als »ein M i t g l i e d einer b e s o n d e r e n F a m i l i e v o n T e x t e n , d i e A n w e i s u n g e n a n d a s v e r s t r e u t e G o t t e s v o l k ü b e r m i t t e l n i n E r w a r -
63
Die Abfassungsverhältnisse
Es erheben sich jedoch drei Fragen: (a) Gab es eine feste Tradition samt Tradi tionsträgern, oder handelt es sich lediglich um eine gelegentlich auftauchende Kom munikationsweise? (b) Wie deutlich lassen sich Formmerkmale erkennen? (c)Wurde die Existenz in der Diaspora im allgemeinen als Anfechtung, ja Strafe empfunden? Bei allen Fragen ist Zurückhaltung geboten, zumal beim angeblichen Gattungsmerk mal »Anfechtung«. Der Befund in den zitierten Schriften sieht anders aus. Epjer 1 ff. verweist erst einmal auf den Zusammenhang zwischen Sünde und Exil, dann vor allem auf den Götzenbild-Kult und mahnt zur Nicht-Assimilation (4-6). SyrBar informiert und tröstet zugleich hinsichtlich des Unglücks, das auch Gericht sei (78,4 f.); das jetzige Leiden diene zum Heil (78,6). Und der Brief des Baruch an Jeremia (Parjer 6,19-25) ruft zur Freude darüber auf, daß Gott die Zeit der Trauer und des Exils beenden will ( 6 , 1 6 . 2 1 . 2 4 ) . In allen genannten Fällen ist die Exilsthema tik ausschlaggebend. Von »Anfechtungen«, über die man sich freuen sollte (so Jak 1,2), ist nicht die Rede. Daß Geduld vonnöten ist, liegt in der Sache selbst. Jak sagt jedoch nichts über die Zerstörung Jerusalems, über das Exil oder andere Verfolgun gen. Der Ausdruck öiaojtOQd selbst besagt (in hellenistischer Zeit) nicht, »daß die Umgebung der nicht in Judäa wohnenden Juden fundamental feindlich war«; das Wort wurde »in der Antike nicht mit >Heimweh< verbunden, sondern primär im Kontext des Lobes Gottes verwendet«. 1 Sowohl bei der Beurteilung der DiasporaSituation als auch der epistolarischen Formmerkmale ist somit Zurückhaltung ange zeigt. Dasselbe gilt für die erste Frage; ein Traditionsträgerkreis ist nicht erkennbar; anscheinend handelt es sich um eine gelegentlich geübte Praxis, die immer wieder Nachahmer fand. - Nur im allgemeinen Sinn kann man also Jak als einen Diaspora brief bezeichnen, der vom traditionellen Zentrum aus Klärung in der Diaspora schaf fen will. Er erteilt aber gerade keine kultischen u. a. Weisungen , sondern zielt auf theologische Differenzierung und praktische Konsequenz. 3. Relevanz scheint die Adressierung an die Diaspora auch für die Absenderangabe zu haben. Implizit wird als Ursprungsort das Land Israel, genauer noch Jerusalem signalisiert. Die Selbstbezeichnung »Gottes und des Herrn Jesus Christi Knecht« (Jak 1,1) wurzelt in der atlttestamentlich-jüdischen Würdeprädikation eines besonde ren Beauftragten Gottes - wie Abraham, Jakob, Mose, J o s u a . Unterstrichen ist also die Autorität, gleichsam »von Gottes (und Christi) G n a d e n « . 5 460
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t u n g göttlicher Treue« ( 7 0 3 ) . A n d e r s die Akzente bei S ö d i n g , D i a s p o r a z u Jak; J a k h a b e »nicht die Entfer n u n g v o n J e r u s a l e m v o r A u g e n o d e r d i e i r d i s c h e P i l g e r s c h a f t d e s w a h r e n , n ä m l i c h h i m m l i s c h e n Israel, s o n d e r n d a s L e b e n als M i n d e r h e i t i n v e r s c h i e d e n e n O r t s g e m e i n d e n , d i e n o c h w e n i g K o n t a k t u n t e r e i n a n d e r h a b e n ... V o n einer B e d r ä n g u n g d e r C h r i s t e n d u r c h d i e p a g a n e M a j o r i t ä t v e r l a u t e t nichts; d i e P r ü f u n g e n , die ihnen auferlegt sind, sind die A n f e c h t u n g e n d u r c h ihren eigenen M a n g e l . . . « ( 2 3 1 ) . 4
60Taatz79. T r o m p 15 u n d 2 5 . S o etwa auch A p g 15,23-29. V g l . W a l t e r Z i m m e r l i / J o a c h i m J e r e m i a s , T h W N T V 6 5 3 - 6 7 6 ; T s u j i 4 4 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 2 2 . E b e n s o N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e 4 2 2 f.; v g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 0 f. - A n d e r s h i n g e g e n I P e t r 1,1 » A p o s t e l J e s u C h r i s t i « ; 2 P e t r 1,1 k o m b i n i e r t » K n e c h t u n d A p o s t e l J e s u C h r i s t i « . A u c h J u d 1 findet s i c h » J e s u C h r i s t i ö o i j ^ o g « , d i e f o l g e n d e A n g a b e » B r u d e r d e s J a k o b u s « m u ß n i c h t u n b e d i n g t eine W ü r d e s t e l l u n g des J a k o b u s voraussetzen; sie k ö n n t e auch einfach eine identifizierende Klarstellung bezwecken. 5 V g l . i m N T : L k 2 , 2 9 ; A p g 2 , 1 8 ; 4 , 2 9 ; 1 6 , 1 7 ; I P e t r 2 , 1 6 ; A p k 7 , 3 , w o » K n e c h t G o t t e s « e b e n f a l l s als E h r e n titel v o r k o m m t .
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Einleitung
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4. Rückwirkungen hat die Diaspora-Angabe auch auf die vorausgesetzte Situation der Adressaten und die behandelte bzw. gerade nicht behandelte Thematik (vgl. o. § 1,4). In Diasporabriefen der jüd. Tradition spielten nämlich, wie Niebuhr heraus gestellt hat, »Weisungen aus dem Bereich des Tempelkultes und der auf das Land Israel bezogenen Gebote ... so gut wie keine Rolle.466 Auch wenn sich aus diesem Umstand nicht alle Konturen bei Jak erklären lassen, hilft die Kategorisierung als Diasporabrief auch in dieser Hinsicht zur besseren Erfassung des Gesamtcharakters des Schreibens.
4.
Verfasserfrage 467
Die Verfasserfrage ist ein altes, umstrittenes Poblem. - Nach allgemeiner A n s i c h t kommt von den verschiedenen Personen mit dem Namen »Jakobus« im N T wohl nur der Bruder des Herrn als implizierter Autor infrage; aber ist er auch der reale Autor? 1. Nicht in Betracht kommen: (a) des Alphäus Sohn, einer der Zwölf (Mk 3,18); »der Kleine«, Sohn einer Maria (Mk 15,40; vgl. 16,1); der Vater des Apostels Judas (Lk 6,16; Apg 1,13) - von diesen ist außer ihren Namen nichts bekannt; ebenso (b) der Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes, einer der Zwölf (Mk 1,19f; 3,17; 5,37 u. ö.), der laut Apg 12,2 früh (ca. 44) umgebracht wurde. Ganz unwahrschein lich (c) ist eine Identifizierung von Alphäus' Sohn und Herrenbruder , zumindest fraglich (d) die zwischen »dem Kleinen« und dem Herrenbruder. 2. Jakobus, »der Bruder des H e r r n « , wird in Gal 1,19 (vgl. ähnlich M k 6,3 = M t 13,55, hier zusammen mit anderen Namen, dazu Schwestern) so direkt erwähnt. Er dürfte mit dem Jakobus identisch sein, der bald in Jerusalem eine leitende Rolle übernahm: IKor 15,7; Gal 2,9.12; Apg 12,17; 1 5 , 1 3 ; 21,18; dazu evtl. auch J u d 1,1. Laut dem Bericht bei Josephus (Ant 20,9,1=20,200) ließ ihn der Hohepriester Anonus/Ananus II. i . J . 62 steinigen. Ähnliches erwähnt Hegesippus (bei Euseb, H E II 2 3 , 4 - 1 8 ) . 4 7 3 Jakobus soll den Beinamen »der Gerechte« getragen haben (Euseb, H E II 1,2; 23,7), wie auch die Nag Hamadi-Texte zeigen (EvThom 12 468
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4 6 6
Niebuhr, Diasporabriefe 4 4 1 zuTestXII.
4 6 7
S o e t w a K ü m m e l 3 6 3 ; R. E . B r o w n 7 4 1 ; S c h n e l l e 3 9 8 ff; V i e l h a u e r 5 7 8 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 ff.; J o h n s o n , A n c B 8 9 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 ff; zu a n d e r e n V o r s c h l ä g e n vgl. T s u j i 3 8 f. V g l . ferner C a r r o l l .
468 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 f. 4 6 9
4 7 0
D a f ü r p l ä d i e r t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9. » B r ü d e r « J e s u w e r d e n a u c h M k 3 , 3 1 p a r . ; J o h 7 , 5 ; A p g 1,14; I K o r 9 , 5 e r w ä h n t , d u r c h g e h e n d u n t e r s c h i e d e n v o n d e n » A p o s t e l n « ( a u c h in G a l 1 , 1 9 ) . V g l . E u g e n R u c k s t u h l , J a k o b u s ( H e r r e n b r u d e r ) : T R E 16 ( 1 9 8 7 ) , 4 8 5 - 4 8 8 ; A l a n d , E n t w ü r f e 2 3 3 - 2 4 5 ; W i l l i a m R . Farmer, J a m e s the Lord's« Brother, a c c o r d i n g to Paul, in: C h i l t o n / E v a n s 1 3 3 - 1 5 3 ; Pratscher 1 9 9 ff. (zur V e r w a n d t s c h a f t v o n J a k u n d J e s u s in der S i c h t der A l t e n K i r che); 2 2 0 f. (zur B e z i e h u n g z w i s c h e n B r i e f u n d H e r r e n b r u d e r ) .
4 7 1
D e n in A p g 1 5 , 2 3 ff. e r w ä h n t e n B r i e f verfaßte allerdings d i e g e s a m t e in J e r u s a l e m v e r s a m m e l t e G e m e i n schaft.
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Z u d e n T e x t e n s. Painter 1 3 2 - 1 4 3 .
4 7 3
A u s f ü h r l i c h e D a r s t e l l u n g der E u s e b - T e x t e bei Painter 1 0 5 ff.; e b e n s o bei Pratscher 1 7 8 ff. ( » D a s g r o ß k i r c h l i che J a k o b u s b i l d « ) ; M a r t i n , W B C xxxi-lxix. Z u d e n christlichen B e r i c h t e n ü b e r d a s M a r t y r i u m s. H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 7 5 - 7 9 ; R . B a u c k h a m , F o r W h a t OfFence W a s J a m e s P u t to D e a t h ? , in: C h i l t o n / E v a n s 1 9 9 - 2 3 2 (mit Quellenanalyse); C r a i g A. Evans, Jesus a n d James: Martyrs o f t h e T e m p l e , ebd. 2 3 3 - 2 4 9 ; Jones; z u m Bei n a m e n »der G e r e c h t e « H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 7 9 - 8 1 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 3 m i t A n m . 6.
Die Abfassungsverhältnisse
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öixaiog). In der weiteren frühchristlichen Literatur wird die Position des Jakobus teil weise stark in den Vordergrund geschoben; so im EvHebr (erster Auferstehungs z e u g e ) , in EvThom 12 (über alle Apostel hinaus) und bei PsClemens. Jakobus wird zum ersten Bischof Jerusalems. ^ Genannt wird sein Name allerdings primär in judenchristlichen Kreisen. Damit ist allerdings nicht ein Anti-Paulinismus impli ziert. 3. In Erwägung gebracht wurde auch die Möglichkeit einer NamensverwechslungAll Demnach hätte jemand, der tatsächlich »Jakobus« hieß (der Name war sehr gebräuchlich), der aber nicht mehr identifizierbar ist, den Brief verfaßt. Später wurde dieser Autor fälschlicherweise mit dem Herrenbruder identifiziert. Mit dieser These versucht man, die Argumente sowohl für Authentizität (u. a. das Fehlen der literari schen Charakteristika von Pseudonymität) als auch die für Pseudonymität (besonders die Datierung in Relation zu Paulus, nach dem Tod des Herrenbruders i. J . 62) ernst zunehmen. Die Abfassung fiele dann in die 70er Jahre. Auch die schleppende Akzep tanz in der Alten Kirche würde sich so erklären. - Die These hat keine eigene Argu mentationsbasis, sondern arbeitet mit dem Prinzip »historischer Plausibilität«. Sie erklärt freilich weder die Entstehung noch die spätere Umbenennung näher. 4. Die Verfasserangabe in 1,1 hält sich merklich zurück, fast bedeckt. Die Figur des Jakobus tritt weniger als Person denn als Symbol in Erscheinung. Wahrscheinlich soll sie Autorität signalisieren; ob das absichtlich so kurz geschieht, ist schwer zu beant worten. Waren Person, Position und Autorität dermaßen klar und programmatisch, daß sich weiteres erübrigte? Braucht die Angabe nicht mehr auszusagen, oder will sie es nicht? Die übliche Interpretation, daß hier die Stimme »des« Jakobus aus der Hauptstadt der Heilsgeschichte zu Worte kommen will bzw. soll, dürfte zutreffen; man sollte jedoch gegenüber einer Überladung der Aussage behutsam sein. 5. Die Verfasserangabe wird weithin als fiktional bewertet. Das bedeutet, daß irgend jemand gemeint hat, im Namen des Herrenbruders eine Botschaft an die Christenheit in aller Welt ausgehen zu lassen; dazu lieh er sich die Autorität jenes Namens. Die Intention wäre relativ breit angelegt, nämlich die Kirche zu stärken und zur Räson zu rufen. Zeitlich kann das kaum vor den letzten Jahren des 1. Jh.s gesche hen sein. 6. Die Verfasserangabe wird auch von den Vertretern der Authentizität^ entspre chend interpretiert, was die Intention betrifft. Demnach habe sich der Herrenbruder vor dem Jahr 62 an die Gesamtchristenheit mit derselben (oben genannten) Inten tion gewandt. Freilich dürfte solch eine Art »Enzyklika« für die Frühzeit der Kirche eher eine Auffälligkeit und ein Wagnis gewesen sein als in einer weniger übersicht lichen späteren Phase. Es existiert zudem kein Reflex einer solchen jakobeischen, d. h. 474
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74 B e i H i e r o n y m u s , V i r l l l 1 2 , 2 .
475 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 f.; H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 9 8 ff. 476 P r a t s c h e r K a p . 3; H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 9 2 - 9 8 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 0 . V g l . a u c h V o o r s t . 477 P a t t e r s o n . 478 V g l . T s u j i 3 9 A n m . 2 1 6 . 479 L i s t e bei T s u j i e b d . , u. a. A d a m s o n , J a m e s 3 - 5 2 ; H a r t i n , S a y i n g s 2 3 3 - 2 4 0 ; S t u l a c 1 3 - 1 7 ; M a y n a r d - R e a d 5 1 1 ; M o o 1 7 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 - 8 . 2 3 7 - 2 4 0 ; C a r r o l l ; Powell 3 1 3 ; J o h n s o n , A n c B A18-121 scheinlich).
(wahr
Einleitung
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durch Name, Position und Autorität des Herrenbruders untermauerten Aktion in der neutestamentlichen und frühchristlichen Literatur (inkl. Apg 1 5 ) . Verbunden mit den bisher gesammelten Gesichtspunkten über die Abfassungsverhältnisse, ist eine Entstehung im späteren 1. Jh. oder sogar Anfang des 2. Jh.s wahrscheinlicher. 4 8 0
7. E i n e völlig andere L a g e w ü r d e sich ergeben, w e n n d a s Präskript nicht ursprünglich zu d e m D o k u m e n t g e h ö r t hätte. D i e s e bereits 1 8 9 7 d u r c h A . v o n H a r n a c k erörterte H y p o t h e s e wurde 1997 d u r c h S . R . Llewelyn erneut zur D i s k u s s i o n gestellt. D i e A r g u m e n t a t i o n setzt b e i m , s o m e i n t m a n , sehr generellen, praktisch s i t u a t i o n s l o s e n C h a r a k t e r einer losen S a m m l u n g paränetischen M a t e r i als e i n . D a r a u s w i r d gefolgert, d a s Präskript sei sehr viel später a n die vor ca. 1 5 0 erstellte S a m m l u n g angefugt w o r d e n ; die S a m m l u n g blieb z u n ä c h s t in Vergessenheit, bis a m E n d e des 2 . J h . s i m Präskript des J a k o b u s N a m e erschien, w a s zur A u f n a h m e in d e n K a n o n führte. M . D i b e l i u s , der die a l l g e m e i n e C h a r a k t e r i s i e r u n g des Briefes teilte, betrachtete 1,1 nicht als Interpolation. D i e s p ä te A n e r k e n n u n g sei n a c h seiner A u f f a s s u n g a u f d a s paränetische M a t e r i a l zurückzuführen, d a s i m L a u f e d e s 2 . J h . s uninteressant w u r d e . Llewelyn n u n will D i b e l i u s ' A r g u m e n t e widerlegen u n d d a d u r c h H a r n a c k s T h e s e wieder zur G e l t u n g bringen. Z u n ä c h s t h a b e d a s D o k u m e n t d e m n a c h als ein »essay« o h n e A d r e s s i e r u n g existiert. A h n l i c h wie Q u n d E v T h o m h a b e es als »lose K o m p i l a t i o n v o n S p r ü c h e n in der W e i s h e i t s t r a d i t i o n « i m » o r t h o d o x e n « U m f e l d nicht überleben k ö n n e n ; des J a k o b u s N a m e sei dieser S a m m l u n g d a n n vorangestellt w o r d e n , u m sie zu erhalten. - D a s H a u p t p r o b l e m dieser D a r s t e l l u n g liegt darin, d a ß sie ausschließlich n a c h inneren Kriterien urteilt. Ä u ß e re A n h a l t s p u n k t e in der Textüberlieferung g i b t es nicht. D e m k ö n n t e m a n entgegenhalten, d a ß K o p i e n natürlich erst n a c h der k a n o n s g e s c h i c h t l i c h e n A k z e p t i e r u n g g e m a c h t w u r d e n . B e i Inter p o l a t i o n s v e r m u t u n g e n fällt d i e Beweislast i m m e r ihren Vertretern zu. Ihre A r g u m e n t e erweisen sich j e d o c h als nicht stichhaltig. J a k ist keine situationslose S a m m l u n g ; wie s c h o n D i b e l i u s regis trierte, w ü r d e m a n (bei einer Interpolation) eine kräftigere H e r a u s s t e l l u n g des H e r r e n b r u d e r s erwarten; die Ü b e r l e g u n g e n z u m » Ü b e r l e b e n « paränetischen M a t e r i a l s entbehren klarer A n h a l t s p u n k t e . M a n k a n n also d a b e i bleiben, d a s Präskript als z u m u r p r ü n g l i c h e n D o k u m e n t d a z u gehörig anzusehen. 4 8 1
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8. Die Debatte über Früh- bzw. Spätdatierung bewegt sich, insgesamt gesehen, um folgende Gesichtspunkte : (a) das Sprachniveau, d. h. das gute Griechisch; (b) das Gesetzesverständnis; (c) die Relation zu Jesus und (d) zu Paulus; (e) die theologiege486
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D i e s e G e g e n p r o b e w i r d m e i s t e n s unterlassen; selbstverständlich h a t e i n a r g u m e n t u m e silentio einen b e grenzten Beweiswert, d e n n o c h sollte m a n d i e F r a g e nicht außer A c h t lassen. D i e a n g e b l i c h e n T e x t ü b e r n a h m e n d u r c h IPetr, l C l e m u. a., d i e als A r g u m e n t e für eine F r ü h d a t i e r u n g a n g e f ü h r t w e r d e n , bilden ein völ lig anderes G e n u s , a b g e s e h e n v o n ihrer Fraglichkeit. H a r n a c k 4 8 5 ff.: D i e A d r e s s a t e n wechseln s t ä n d i g in J a k . A b g e s e h e n v o n 1,1, d e u t e nichts a u f einen B r i e f ( 4 8 7 ) ; der Verfasser der » D i d a s k a l i l e e n , T r o s t r e d e n , Prophetieen, S t r a f p r e d i g t e n usw.« ( 4 8 7 ) , der nicht vor 1 2 0 gelebt h a b e , sei nicht identisch m i t d e m R e d a k t o r , der erst a m E n d e des 2. J h . s gewirkt h a b e . D a s 2 . J h . h a b e ü b e r h a u p t keinen J a k o b u s b r i e f besessen, m i t a n d e r e n W o r t e n : d a s Präskript sei nicht älter als d a s a u s g e h e n d e 2 . J h . ( 4 8 8 f.). D i e K o m p i l a t i o n sei zwar bereits vor der M i t t e des 2 . J h . s erfolgt; aber sie sei » s o lange relativ in der V e r b o r g e n h e i t geblieben als sie d e n N a m e n des J a k o b u s n o c h nicht trug« ( 4 8 9 ) . - Z u H a r n a c k s Position s. d i e D i s k u s s i o n bei M a y o r clxxviii-cxciii; H e n g e l , P o l e m i k 2 5 0 . Llewelyn 3 8 5 ff. Als B r i e f sei J a k » u n z u s t e l l b a r « ( 3 8 5 ) , ähnlich bereits D e i ß m a n n 2 0 6 . D i b e l i u s ' A r g u m e n t e : ( 1 ) d i e P a r o n o m a s i e in 1,1.2 xaipeiv - xapdv ( 2 ) d a s Präskript heroisiert d e n Ver fasser nicht als B r u d e r d e s H e r r n . — G e g e n e i n Verständnis v o n 1,1 als I n t e r p o l a t i o n a u c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 131. Llewelyn 3 9 3 . 485 V g l , Llewelyn 3 8 9 f. zur F r a g e der F u n k t i o n einer Z u s a t z a n g a b e » H e r r e n b r u d e r « . M a n sollte d i e F u n k t i o n des Präskripts aber nicht z u stark v o n solch e i n e m Titel a b h ä n g i g m a c h e n . 6 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 f. 2 3 7 - 2 4 0 ; T s u j i 3 9 - 4 3 ; J o h n s o n , A n c B 1 0 8 - 1 1 1 .
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Die Abfassungsverhältnisse
schichtliche Position; (f) die kanonsgeschichtliche Rezeption; (g) die kirchen- und theologiegeschichtliche Situation. Dazu sei folgendes angemerkt. Z u a: Die Einschät zung des Sprachniveaus bleibt ambivalent; selbst wenn auch in Palästina das Griechi sche stärker verbreitet w a r , könnte u. U. ein Übersetzer in Anspruch genommen worden s e i n . Die stilistische Qualität zielt auf jeden Fall auf Akzeptanz im griechi schen S p r a c h r a u m ; der Wortschatz deutet auf eine spätere Zeit (s. o. § 5,7). Die Beweislast tragen in diesem Punkt die Vertreter der Authentizität. Z u b: Dasselbe gilt bei der Frage der Nomos-Observanz. Jak behandelt alle typisch jüdischen Themen nicht, einschließlich des sog. Ritualgesetzes (s.o. § 1,4). Daß er ein traditioneller N o mist i s t , wird im Brief keinesfalls deutlich. Die Aussagen speziell über das »Gesetz der Freiheit« und das Liebesgebot abstrahieren die Thematik eher. Auf Frühdatie rung weist kaum etwas. Zu c: Die Relation zum Jesus-Gut ist sachlich-allgemeiner Art. Überlieferungsgeschichtliche Erwägungen zu Q u s w . (s. o. § 5.3) besagen nichts für eine Frühansetzung. Jedenfalls wird eine persönliche Nähe zu Jesus nirgends erkennbar. Z u d: Daß Jak paulinische Gedanken voraussetzt, bleibt die wahr scheinlichere Lösung (s. o. § 5,4). Der sachliche Abstand (entstellter Paulinismus) spricht für einen eben solchen auch in der Chronologie. Daß Jak dann auf PaulusBriefe hätte Bezug nehmen sollen (wie es 2Petr 3,15 f. geschieht) , ist kein Argu ment; auch die Apg zeigt nichts davon. Daß Paulus z. Zt. der Apg und Past »längst >domestiziert< und >heimgeholt«< w a r , ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Z u e: Bei Jak fehlen in der Tat »frühkatholische« Merkmale - wie Amtsdenken, Sakramen talismus und Parusieverzögerung. ^ Tatsächlich ist die theologische Welt des Jak eher »frühprotestantisch« zu nennen. Aber auch hier darf man die theologiegeschichtliche Entwicklung nicht verallgemeinern, wie etwa parallele Züge bei M t zeigen. Im übri gen sollte man Jak 5,8 f. nicht überinterpretieren, was eine zeitlich verstandene Naherwartung betrifft (vgl. z. St.). Zu f: Die späte Rezeption des Jak gibt zu denken. Ist die Argumentation für eine Frühansetzung stringent, »daß das Wissen um Rang und Rolle dieses Mannes in der Urgemeinde seinen Brief nicht auf die Dauer unter gehen lassen k o n n t e « ? Es gibt jedoch keine frühen Spuren, weder vom Text her noch vom Wissen über solch ein Dokument. Solch ein Brief hätte dann doch zu einer früheren Zeit wieder in Erscheinung treten müssen! Die zögerliche Rezeption deutet 487
488
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4 8 7
S . d i e E i n s c h r ä n k u n g bei T s u j i 4 1 f., z u J . N . Sevenster, D o Y o u K n o w G r e e k ? H o w m u c h G r e e k c o u l d t h e first J e w i s h C h r i s t i a n s h a v e k n o w n ? ( N T . S 1 9 ) , L e i d e n (Brill) 1 9 6 8 , u n d z u H e n g e l , P o l e m i k 2 5 1 f. V g l . weiter M a r t i n H e n g e l , J u d e n t u m u n d H e l l e n i s m u s . S t u d i e n z u ihrer B e g e g n u n g u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g P a l ä s t i n a s bis z u r M i t t e d e s 2 . J h . s v. C h r . ( W U N T 1 0 ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 3 . A u f l . 1 9 8 8 ; d e r s . , T h e >Hellenization< o f J u d a e a in t h e First C e n t u r y after C h r i s t . I n C o l l a b o r a t i o n w i t h C h r . M a r k s c h i e s , L o n d o n / P h i l a d e l p h i a 1 9 8 9 . A u c h Penner, E p i s t l e 7 4 h ä l t d i e S p r a c h e für ein u n z u r e i c h e n d e s D a t i e r u n g s mittel.
4 8 8
S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8. K r i t i s c h d a z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 ; T s u j i 4 3 .
4 8 9
Vgl. Malherbe, Ebene.
4 9 0
S o meinen L u d w i g u n d Lautenschlager.
4 9 1
S . i m K o m m e n t a r b e s o n d e r s z u 2 , 8 ff.
4 9 2
Z u m P r ä s k r i p t vgl. T s u j i 4 0 f.
4 9 3
So meint Mußner, Jakobusbrief 238.
4 9 4
So Mußner, Jakobusbrief 238.
4 9
5 Vgl. Mußner, Jakobusbrief 238.
4 9 6
So Mußner, Jakobusbrief 239.
Einleitung
68
eher auf eine nicht-gefestigte, relativ spät auftauchende Position. Zu g: Das Argu ment, es ließe sich »keine kirchen- und theologiegeschichtliche Situation am Ende des 1. Jh.s nennen, in die hinein oder aus der heraus der Brief geschrieben w ä r e « , läßt sich m. E. leicht mit dem Blick auf die in verschiedenen frühchristlichen Schrif ten (s. o. § 5,4-8; § 7,1-2) sichtbar werdenden Züge entkräften. Die Beweislast liegt also m. E. in allen Aspekten bei den Vertretern der Frühdatie rung. In Umkehrung der zitierten Gegenthese sollte man formulieren: »Es können also keine überzeugenden Gründe genannt werden«, die für »eine Verfasserschaft durch den Herrenbruder Jakobus sprechen würden«. 497
5.
Entstehungsphasen 498
Man hat erwogen, ob der Brief in verschiedenen Stufen bzw. Phasen e n t s t a n d . Die These bezieht sich vor allem auf zwei Aspekte. 1. Traditionsgeschichtlich könnte das eine oder andere »Grundmuster« (pattern) des Briefes auf den Herrenbruder zurückgehen. Dafür könnte der homiletische Stil sprechen. Eine »Schule« des Jakobus hätte solches Material aufbewahrt und später zusammengestellt und zur Geltung gebracht. 2. Die These soll zudem die sprachliche Eleganz erklären, und zwar in Anlehnung an die traditionelle Sekretärshypothese. Speziell könnte so auch das Fortleben einiger Semitismen plausibel werden. 3. Beide Aspekte sind in sich nicht völlig ohne Basis; denn »Schulen« gab es auch sonst im Frühchristentum, speziell bei Paulus; und Formulierungshilfe konnte durch aus in Anspruch genommen werden. Es ist jedoch zweifelhaft, ob man für den Fall des Jak wirklich Ansatzpunkte dafür im Text findet. Dann ist solch eine These nicht mehr als eine eventuelle Hilfskonstruktion, um die Zurückführung auf den Namen des Autors verständlicher zu machen. Die These ist jedoch zu wenig fundiert.500 499
4 9 7
Mußner, Jakobusbrief 240, mit besonderem Nachdruck.
4 9 8
Wall 9; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 2 ; M a r t i n , W B C Ixxvi. V g l . d i e k r i t i s c h e A n a l y s e bei T s u j i 4 3 f.; F r a n k e
4 9 9
M i t t o n 9 u n d L o n e c k e r 1 8 9 m e i n e n t r o t z einer z e i t l i c h e n A n s e t z u n g d e s Briefes v o r 6 2 , in J e r u s a l e m h a b e
mölle, Ö T K 53. m a n B e s u c h e r n » s o m e r e c o r d o f J a m e s ' c h a r a c t e r i s t i c t e a c h i n g « a u s g e h ä n d i g t . H a l s o n 3 1 2 f. a r g u m e n t i e r t , d e r B r i e f sei » e i n e K o l l e k t i o n k a t e c h e t i s c h e n M a t e r i a l s ... a u s einer b e s o n d e r e n >Schule< v o n K a t e c h e t e n . D a s v o n dieser S c h u l e a u f b e w a h r t e u n d b e n u t z t e M a t e r i a l w u r d e in d i e F o r m einer
Weisheitstradition
g e g o s s e n ... I n d e r g e g e n w ä r t i g e n G e s t a l t w u r d e d e r B r i e f z u s a m m e n g e s t e l l t , n a c h d e m d a s M a t e r i a l m e h r als e i n e G e n e r a t i o n l a n g b e n u t z t w o r d e n w a r « ; d i e K a t e c h e t e n s c h u l e »is to b e c o n n e c t e d w i t h J a m e s o f J e r u s a l e m « ; n a c h s e i n e m M a r t y r i u m w u r d e n ihre M i t g l i e d e r verstreut. D e r B r i e f sei » n i c h t z u l a n g e n a c h d e r Verbreitung« des M t zu datieren. 5 0 0
D i e Z w e i - S t u f e n - T h e o r i e h a b e ich s e l b s t f r ü h e r ( P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 8 7 f.) in E r w ä g u n g g e z o g e n , v e r f o l g e sie j e d o c h n i c h t weiter.
Die Abfassungsverhältnisse
6.
69
Ergebnis
Als Ergebnis — nach der m. E. immerhin deutlichen Wahrscheinlichkeit bemessen sei zur Frage der Abfassungsverhältnisse festgehalten: 1. Der Brief wurde in fortgeschrittener neutestamentlicher Zeit verfaßt, etwa um die Wende vom 1. zum 2. Jh.^ Das zeigt sich besonders in der sachlichen und sprach lichen Nähe zu verschiedenen Schriften aus der Zeit zwischen ca. 85 und dem Anfang des 2. Jh.s. 2. Das Schreiben greift das »Phänomen« (von einer regelrechten »Tradition« wird man kaum sprechen können) des Diasporabriefes auf. Hier wendet sich der »Ur sprungsort« an die Diaspora zwecks Stärkung, Warnung, Mahnung, Weiterführung und Korrektur. Allerdings werden dabei keine speziell »palästinischen« Anliegen gel tend gemacht. Adressat ist die Christenheit im »Ausland«. 3. Der Brief verwendet Namen, Position und Autorität des Herrenbruders Jako bus, ist aber nicht dessen eigenes Produkt, sondern stellt ihn in die Rolle des Verfassers eines Diasporabriefes; aus der implizierten Verantwortung wendet er sich an die »12 Stämme in der Diaspora«. 4. Die Frage des tatsächlichen Abfassungsortes ist nicht mehr lösbar. Für Palästina spricht nichts Entscheidendes; das gleiche gilt für Alexandrien.502 Die Nähe zu IPetr, lClem503 . . könnte evtl. für Rom plädieren lassen; aber auch diese Faktoren sind nicht genügend klar. 1
u
5 0 1
a
K ü m m e l 3 6 5 : d i e A b f a s s u n g s z e i t »läßt s i c h s c h w e r l i c h g e n a u e r als a u f d a s E n d e d e s 1. J h . s f e s t l e g e n « . V i e l h a u e r 5 8 0 d a t i e r t » z w i s c h e n 8 0 , u n d 1 3 0 « . S c h n e l l e 4 0 2 : E n d e d e s 1. J h . s B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 2 . 3 : » d i e letzten J a h r z e h n t e d e s 1. J h . s « (vgl. d i e » t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e V e r w a n d t s c h a f t m i t M t u n d I P e t r « ) .
502 y g i
o. § 4 , 3 . 3 . B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 2 . 3 : d e r B e f u n d s p r i c h t w e d e r für e i n e l ä n d l i c h e G e g e n d ( P a l ä
s t i n a ) n o c h für e i n e H a f e n s t a d t (speziell A l e x a n d r i a ) ; d i e N ä h e z u M t u n d d a s A p o s t e l k o n z i l s a m t F o l g e n deuten a m ehesten a u f Antiochia. 503 S . o . § 5 , 5 u n d 7.
Auslegung I. Präskript 1,1
(1) J a k o b u s , G o t t e s u n d des H e r r n J e s u C h r i s t i Diener, D i a s p o r a - z u m frohen G r u ß .
den zwölf S t ä m m e n in
der
1 Das Präskript ist einfach aufgebaut. D e m Namen folgt als Apposition eine quasi titulare Qualifizierung (öoüXog), die auf zwei Genitive (0eoi3 x o d X U Q L O U I n o o i j X Q I G T O I J ) bezogen ist. Die Adressaten werden kollektiv genannt. Als ihr Ort erscheint lediglich ev x f j ö i a ö J T O Q Q t . Der Gruß ist kurz und ohne erkennbaren theologischen Gehalt (xaiQeiv). Die Identität des »Jakobus« läßt der Text weitestgehend offen. Der N a m e scheint einen konkreten Verfasser zu bezeichnen, wahrscheinlich den »Herrenbruder« Jakobus, sei es tatsächlich, sei es fiktional. In Verbindung mit den »12 Stämmen« könnte auch eine symbolische Relation zum atl. Patriarchen Jakob mitschwingen.3 Die Selbstbezeichnung »Diener« signalisiert altorientalisch-atl.-jüd. Würdeprädikation. Im N T erscheint öoüXog 0eoi3 nur noch Tit 1,1 (für Paulus) ; geläufiger ist bovXoq X Q L Ö T O D ( 1 T ] Ö O 1 3 ) : Rom 1,1; Phil 1,1; Gal 1,10; 2 Petr 1,1. Jak nennt sich dagegen nicht »Apostel« , welches die in den ntl. Briefen verbreitetste Absenderbezeichnung ist (Rom 1,1; IKor 1,1; 2Kor 1,1; Gal 1,1; Kol 1,1; Eph 1,1; 1 T i m 1,1; 2 T i m 1,1; Tit 1,1; 1 Petr 1,1; 2Petr 1,1), und zwar überwiegend zusammen mit »Jesu Christi«. Liegt der Grund für die Absenz von »Apostel« darin, daß »der Jakobustradition bekannt war, daß der Herrenbruder Jakobus nicht Apostel gewesen war«?? Das ist nicht auszuschließen. Ebenso fehlt eine sonstige nähere Kennzeich nung durch verwandtschaftliche oder kollegiale Beziehungen; insbesondere gilt das für eine Bezeichnung wie »Bruder des Herrn« , die man bei »Jakobus« evtl. erwarten 1
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1
J o h n s o n , A n c B 1 7 0 : » b e m e r k e n s w e r t e i n f a c h u n d >säkular<«. B e r e i t s C a j e t a n d e V i o m e r k t e a n : » p r o f a n o m o r e « (ebd. 169; M e i n e r t z 2 1 8 A n m . 1).
2
S . d a z u in d e r E i n l e i t u n g § 7, 4.
3
V g l . F r a n k e m ö l l e . Ö T K 1 2 4 . V i e l w e i t e r g e h t b e k a n n t l i c h A r n o l d M e y e r ( 1 7 6 ff.): d e r B r i e f sei u r s p r ü n g lich e i n e j ü d i s c h - h e l l e n i s t i s c h e S c h r i f t g e w e s e n , verfaßt i m N a m e n d e s P a t r i a r c h e n J a k o b als d e s s e n T e s t a m e n t (vgl. G e n 4 9 ; J u b 4 5 , 1 6 ; T e s t X I I ) , s t r u k t u r i e r t als » e i n e A l l e g o r e s e ü b e r J a k o b u n d d i e z w ö l f
Stäm
m e « ( 2 4 0 ff.). V g l . d i e K r i t i k bei K ü r z d ö r f e r 2 8 - 8 6 . 4
V g l . W a l t e r Z i m m e r l i / J o a c h i m J e r e m i a s : T h W N T V 6 5 3 - 6 7 0 ; T s u j i 4 4 f. I m A T z. B . G e n 3 2 , 1 1 ; J o s 1 4 , 7 ; R i 2 , 8 ; 2 S a m 7 , 4 ; 8 , 2 9 ; Ps 8 9 , 4 . 2 1 ; 1 0 5 , 2 6 . 4 2 ; 1 1 9 , 3 8 . 7 6 ; 1 3 4 , 1 ; 1 4 3 , 1 2 ; J e s 4 1 , 8 ; 4 8 , 2 0 ; E z 2 8 , 2 5 ; D a n 9 , 1 1 ; M a l 4 , 4 ( = 3 , 2 2 ) ; I M a k k 4 , 3 0 , b e s o n d e r s für A b r a h a m , J a k o b , M o s e , J o s u a . A b e r a u c h für d i e P r o pheten: A m 3,7; Jer 4 4 , 4 ; l Q p H a b 2,9; 7 , 5 . D i e griech.-hellenistische Tradition kennt ähnliches: E u r i p Ion 3 0 9 ; D i o C a s s 6 2 , 5 , 2 ; A p u l M e t 1 1 , 1 5 u. a.
5
Vgl. n o c h A p g 1 6 , 1 7 »Diener des höchsten Gottes«.
6
A n d e r s IPetr 1,1, das nächst-verwandte Präskript.
7
S o Frankemölle, Ö T K 129.
8
V g l . B e r n h e i m , b e s o n d e r s 11 ff. S o G a l 1,19; vgl. J u d 1 , 1 ; M k 6 , 3 par. L l e w e l y n 3 8 9 : D i e F u n k t i o n einer solchen A n g a b e wäre lediglich eine personale Identifizierung gewesen (gegen Dibelius).
71
1,1
könnte; damit korrespondiert die durchgehende Nicht-Kennzeichnung von JesusTradition im Brief. Auch hier kennen wir die Gründe nicht. Fakt ist, daß sich der Absender mit dem einen »Titel« »Diener/Knecht/Sklave« begnügt. Die Relation von »Diener« scheint binitarisch zu sein: zu Gott und zu Jesus Christus. Eine solche K o m bination findet sich auch in den paulinischen Briefen, obschon anders formuliert (z.B. IKor 1,1; Gal 1,1), vor allem im abschließenden Wunsch der Präskripte (z. B. R o m 1,7; IKor 1,3). F r a n c i s Vouga hat allerdings vorgeschlagen, beides, »Gott und Herr«, hier auf Jesus Christus zu beziehen, weil auch in 1,27 und 3,9 die Titel zusammenstünden; dann würde Jak Jesus als Gott bezeichnen - eine im N T seltene Aussage (vgl. Joh 20,28). Dagegen spricht jedoch: »Jak ist ambivalent in seiner Ver wendung von kyrioSy ... doch ist er anderswo nicht unsorgfältig bei seiner Bezeich nung theos, die sich klar auf ho pater bezieht«. Der »Diener« Jakobus stellt sich somit zu zwei Gestalten in Beziehung, zu einer »himmlischen« und zu einer »geschicht lichen«. N i m m t man jedoch 2,1 hinzu, so ist Jesus Christus primär der Kyrios (dort mit »unser« und »der Herrlichkeit«). D e m entspricht zudem die Selbstbezeichnung öoDXog unmittelbar. Die verschiedenen Vorkommen von KVQIOC, bei Jak differen zieren allerdings nicht klar zwischen Gott und C h r i s t u s . Das läge gar nicht in sei nem Sinn. Die Nähe zu 0eög signalisiert auch in 1,1 eine Hoheitschristologie. Der Name Jesus Christus steht für Herrschaft. Wir wissen nicht, welche Kyrios-Vorstellungen bei den Adressaten des Jak vorhanden waren. Immerhin ist bekannt, daß der Titel im 1. J h . allgemein im Vordringen (vom Osten zum Westen) war, nicht nur im religiösen, sondern auch im politischen Bereich (Kaisertum). Die ntl. Verwendung von Kyrios für Jesus hat verschiedene Wurzeln. 5 Deutlich ist jedoch der inhaltliche Akzent, nämlich »die theonome Hoheit des Prädikats« . Jesus Christus besitzt gött liche Weisungs- und Gestaltungsmacht. Damit setzt Jak ein theo- und christologisches Zeichen über sein Schreiben. Er selbst versteht sich als öoDXoc; dieses Herrn. Damit signalisiert er für sich selbst zugleich Hoheit und Demut. Er will nichts mehr, aber auch nichts weniger, als den Willen des Herrn nahebringen. - Und zwar »den 12 Stämmen (in der Diaspora)«. Natürlich ist das von Hause aus eine Bezeichnung für das gesamte Israel als Gottesvolk, die Nachkommenschaft der 12 Söhne Jakobs 9
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A m a u s g e p r ä g t e s t e n in I K o r 8 , 6 . V g l . M a r t i n , W B C 7. V g l . V o u g a 3 1 u n d 3 6 , a u c h z u e i n i g e n a l t k i r c h l i c h e n A u s l e g u n g e n . Karrer, P r ü f u n g 1 6 8 f., m e i n t z u R e c h t : » D a s K e n n z e i c h n e n d e u n s e r e r F o r m e l ist ihre S c h w e b e : 0EÖg m u ß n i c h t a u f J e s u s b e z o g e n w e r d e n , k a n n es a b e r ... A u c h bei z w e i g l i e d r i g e r A u f l ö s u n g r ü c k t d i e F o r m e l G o t t u n d d e n H e r r n J e s u s , d e n G e s a l b t e n , a u f s engste z u s a m m e n . «
1 1
1 2
Johnson, A n c B 168. I n 1,7 ist K y r i o s w o h l G o t t ( w e g e n V 5 ) ; 3 , 9 G o t t ( w e g e n » V a t e r « ) ; 4 , 1 0 G o t t (s. V. 7 f.); 4 , 1 5 eher G o t t ( w e g e n d e r v e r b r e i t e t e n T r a d i t i o n ) ; 5,4 G o t t ( w e g e n » S a b a o t h « ) ; 5 , 7 f. C h r i s t u s ( w e g e n » P a r u s i e « ) ; 5 , 1 0 eher G o t t ( w e g e n d e r atl. T r a d i t i o n ) ; 5 , 1 1 unklar, w o h l G o t t ( w e g e n V. 1 0 ) ; 5 , 1 4 . 1 5 u n k l a r . V g l . i n s g e s a m t R u c k - S c h r ö d e r 2 3 2 - 2 3 8 (zu J a k ) u n d 1 1 - 6 3 ( F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e z u » N a m e G o t t e s « ) .
1 3
Ä h n l i c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 2 9 - 1 3 1 . A l l g e m e i n e r : Karrer, J e s u s C h r i s t u s 3 4 6 .
1 4
H a h n , H o h e i t s t i t e l 6 9 f. V g l . R i c h a r d A . H o r s l e y ( H g . ) P a u l a n d E m p i r e . R e l i g i o n a n d P o w e r in R o m a n I m p e r i a l Society, H a r r i s b u r g (Trinity) 1 9 9 7 , b e s o n d e r s d i e B e i t r ä g e v o n S . R . F. Price ( R i t u a l s a n d Power, 4 7 ff.) u n d P. Z a n k e r ( T h e P o w e r o f I m a g e s , 7 2 ff.).
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Karrer, J e s u s C h r i s t u s 3 4 0 ff.; 3 4 6 z u » H e r r d e r H e r r l i c h k e i t « .
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K a r r e r 3 4 8 . V g l . 3 4 6 » h o h e C h r i s t o l o g i e als E x p l i k a t i o n d e s M o n o t h e i s m u s « .
17 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 2 9 - 1 3 1 .
Präskript
72
(Gen 49,28; Ex 25,3; Jos 4,5; I K o n 18,31; Ez 47,13; Sir 44,23; Ps Sal 17, 26-28; Sib 3,248; syr Bar 77,2; 78,4; Jos Ant 1,221; Apg 7,8). Seit der Zerstörung des Nordrei ches i. J . 722 v. Chr. ist »12 Stämme« nur noch eine ideelle Größe; die Hoffnung auf eine eschatologische Wiederherstellung bleibt aber erhalten: Hos 2,2, Jer 3,18; Ez 37,19.24; Sir 30,13 Hs; Ps Sal 11,7; 17,28; syr Bar 7 8 , 7 . Das findet auch bei Jesus seinen Ausdruck: in der Berufung des Zwölferkreises (Mk 3,14 parr; vgl. IKor 15,5) und in Worten wie M t 19,28 par., ebenso in Apk 7,5 ff.; 21,12 ff.; vgl. Apg 1,6. Jak geht also insofern von einer »realisierten Eschatologie« aus, als die 12 Stämme immer hin einen Ansprechpartner darstellen. 9 Die Näherbestimmung »in der Diaspora« ist aus der Perspektive Palästinas (Judäas, Jerusalems) formuliert und blickt von dort aus auf das nichtjüdische »Ausland«. Das Nomen öiaojrood kommt im N T außer Joh 7,35 und IPetr 1,1 nur hier v o r und ist praktisch überhaupt eine rein biblische Vokabel. In der jüdischen Literatur erscheint es zumeist als Objekt und das in »Kontexten, die Gottes Omnipotenz, Gerechtigkeit und Erbarmen betonen«. 3 Das Wort wird dort »hauptsächlich verwendet, um Gott zu preisen, der die Macht hat, die Verstreuten zu sammeln«, nicht »um die bemitleidenswerte Situation der Leute zu beschreiben, die im Ausland l e b e n « . Der Sprachgebrauch in IPetr 1,1 (vgl. 1,17) legt den Akzent dagegen auf die Fremde im Gegensatz zur »himmlischen« Heimat. ^ Jak läßt weder den einen noch den anderen Akzent erkennen. Er verwendet »12 Stämme in der Diaspora« doch wohl im übertragenen Sinn für Christen. Dem nach ist die Kirche das wahre, neue, eschatologische I s r a e l . Der Ausdruck »12 Stämme« ist auf jeden Fall theologisch-ekklesiologisch gefüllt. Fraglich ist, ob Diaspora »primär eine soziale ... Kategorie« darstellt, d. h. »die Minorität in anders gläubiger Umwelt« bezeichnen soll ?. Gewiß bedeutete Diaspora faktisch immer auch Minorität und Bewährung. Aber die Situation im Römischen Reich ist, zumin dest im Blick auf die jüdischen Erfahrungen, differenziert zu betrachten. In Jak 1,1 signalisiert »in der Diaspora« zunächst einmal »im A u s l a n d « , dann aber auch einen heilsgeschichtlichen Ubergangszustand bis zur Sammlung des Gottesvolks durch sei18
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F e r n e r 1 Q M 2 , 2 f.; 3 , 1 4 f.; l Q S a 1 , 1 5 . 2 9 . V g l . S t r . - B . I V 9 0 2 - 9 0 9 .
1 9
D a r i n st eh t J a k i m N T e i n z i g a r t i g d a ( a u c h I P e t r 1 ist a n d e r s ) , v e r g l e i c h b a r allenfalls m i t d e r A p k .
2 0
Z u » D i a s p o r a b r i e f « s. E i n l e i t u n g § 7, 3 . 2 .
2 1
Vgl. Dieter Sänger: E W N T I 7 4 9 - 7 5 1 . D a s Verb erscheint ebenfalls nur 3x ( A p g 8,1.4; 1 1 , 1 9 ) .
2 2
A n d e r s d a s V e r b ! D a s S u b s t a n t i v s o n s t n u r bei P l u t u n d evtl. bei E p i c (lt. P l u t ) . V g l . S ä n g e r 7 4 9 ; T r o m p 2 1 m i t A n m . 2 8 ; v a n U n n i k , D i a s p o r a 7 4 f. I n d e r L X X ist ö l d O J T O Q d n i e m a l s Ü b e r s e t z u n g v o n n^i: o d e r
nbl
als E x i l , V e r b a n n u n g ( S ä n g e r ) . 2 3
T r o m p 2 1 f.
2 4
T r o m p 3 2 . D a s w i r d erst m i t d e r Z e i t i m c h r i s t l i c h e n S p r a c h g e b r a u c h s o ( e b d . ) . A n d e r s M a r t i n , W B C 1 1 :
2 5
V g l . F e l d m e i e r ; S ä n g e r : E W N T I 7 5 0 ; J o h n H . E l l i o t t , A H o m e for t h e H o m e l e s s . A S o c i o l o g i c a l E x e g e s i s
in A p g 1 1 , 1 9 b e s t e h e e i n e N ä h e z u 0X,tipig. o f 1 Peter, Its S i t u a t i o n a n d Strategy, M i n n e a p o l i s ( F o r t r e s s ) 2 . A u f l . 1 9 9 0 (er v e r s t e h t d i e T e r m i n o l o g i e w ö r t l i c h - s o z i o l o g i s c h , n i c h t ü b e r t r a g e n - s p i r i t u e l l ) . V g l . a u c h Phil 3 , 2 0 . 2 6
M i t S ä n g e r 7 5 0 . A d r e s s a t ist n i c h t d a s J u d e n t u m , a u c h n i c h t d a s J u d e n c h r i s t e n t u m ; d e n n e i n e D i f f e r e n z i e r u n g z w i s c h e n H e i d e n - u n d J u d e n c h r i s t e n ist bei J a k n i c h t e r k e n n b a r . V g l . M a r t i n , W B C 8 f.
2
?
2 8
So Frankemölle, Ö T K 127; ähnlich Sänger 7 5 0 . B a r c l a y p a s s i m ; T r o m p 2 5 ff. V i e l f a c h i n t e g r i e r t e n sich d i e J u d e n d u r c h a u s in d i e G e s e l l s c h a f t , u n d d a s bei aller I d e n t i t ä t s w a h r u n g u n d A b g r e n z u n g . » D i a s p o r a « signalisiert d e s w e g e n n i c h t e i n e U n z u f r i e d e n h e i t d a r über, d a ß m a n n i c h t in J u d ä a w o h n t ( T r o m p 3 3 ) .
2 9
B u r c h a r d , H N T z. S t . : hier » O r t s - n i c h t Z u s t a n d s b e s t i m m u n g « .
1,1
73
nen Herrn. So betrachtet, zeigt Jak bereits im Präskript eine eschatologische Perspek tive. - Der Schlußgruß xaioeiv bietet zwar eine gute Uberleitung per Paronomasie zu Xaodv in V. 230, entstammt aber zunächst einmal der griechischen Brieftradition. Der Infinitiv ist ein Aufruf, sich zu freuen, fröhlich zu sein. Die Form des Präskripts weist Jak als einen griechischen Verfasser aus, anders als Paulus, der das orientalische Schema ausbaut.3i Der griechischen Form entspricht die sprachliche Qualität des Schreibens.
3 0
V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 3 2 , a u c h z u a n g e b l i c h e n Parallelen - Papyr G i e s s e n 2 1 ; I g n E p h 1,1; I g n P h l d 1 0 , 1 (so W u e l l n e r 4 0 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 2 f.); »dieses stilistische M i t t e l (ist) n i c h t als >auch s o n s t beliebte S t i c h w o r t v e r b i n d u n g < ... z u w e r t e n , s o n d e r n als s i n g u l ä r redaktionell zu v e r s t e h e n « . V g l . n o c h T a a t z 1 0 6 f.
3 1
D o r t werden nicht nur Absender u n d Adressaten genannt, sondern der G r u ß wird z u m Segenswunsch. Vgl. W h i t e , A N R W 1 7 3 4 ; S c h n i d e r / S t e n g e r , S t u d i e n 3 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 2 1 f.
IL Die rechte innere Einstellung 1,2-15 (2) F ü r j e d e r l e i F r e u d e h a l t e t e s , m e i n e B r ü d e r , w e n n i m m e r i h r i n m a n c h e r l e i A n f e c h t u n g e n fallt, (3) w i s s e n d , d a ß d a s P r ü f u n g s m i t t e l eures G l a u b e n s A u s d a u e r bewirkt; (4) d i e A u s d a u er a b e r s o l l e i n v o l l k o m m e n e s W e r k h a b e n , d a m i t i h r v o l l k o m m e n u n d k o m p l e t t s e i d , a n n i c h t s M a n g e l l e i d e n d . ( 5 ) W e n n a b e r j e m a n d v o n e u c h M a n g e l a n W e i s h e i t h a t , s o l l er (sie) erbitten von Gott, der vorbehaltlos allen gibt u n d nicht zu S c h a n d e n bringt, u n d i h m wird g e g e b e n w e r d e n . (6) E r bitte a b e r i m G l a u b e n , keinerlei B e d e n k e n t r a g e n d . D e n n wer B e d e n ken trägt, gleicht d e m G e w o g e des Meeres, das v o m W i n d bewegt u n d hin u n d her geworfen w i r d . ( 7 ) N i c h t m e i n e j e n e r M e n s c h , d a ß er e t w a s v o m H e r r n e m p f a n g e n w i r d , ( 8 ) e i n M a n n , in der Seele gespalten, chaotisch in allen seinen Wegen. (9) E s r ü h m e sich aber der niedrige B r u d e r ( i n ) l seiner E r h ö h u n g , ( 1 0 ) d e r reiche a b e r (in) seiner E r n i e d r i g u n g , d e n n w i e d i e B l ü t e d e s G r a s e s w i r d er vergehen. (11) E s g e h t n ä m l i c h d i e S o n n e a u f m i t (ihrer) G l u t , u n d das G r a s verdorrt, u n d seine B l ü t e verfallt, u n d die Wohlgestalt seines Angesichts vergeht. E b e n s o w i r d a u c h der Reiche in seinen R e i s e n / U n t e r n e h m u n g e n verwelken. (12) Selig der M a n n , der d i e A n f e c h t u n g a u s h ä l t ; d e n n , b e w ä h r t g e w o r d e n , w i r d er d e n K r a n z d e s L e b e n s empfangen, d e n (Gott) verheißen hat denen, die ihn lieben. (13) N i e m a n d , der angefochten/versucht wird, sage: »Von G o t t werde ich versucht«. D e n n G o t t ist u n v e r s u c h b a r z u b ö s e n D i n g e n , er s e l b s t a b e r v e r s u c h t n i e m a n d e n . ( 1 4 ) J e d e r w i r d v i e l m e h r v e r s u c h t d u r c h s e i n e eigene Begierde, gelockt u n d geködert. (15) D a n n gebiert die schwanger gewordene Begierde die S ü n d e , die zur V o l l e n d u n g g e k o m m e n e S ü n d e aber b r i n g t d e n T o d z u r Welt.
1.
Texteingrenzung
A u s v e r s c h i e d e n e n G r ü n d e n besteht Uneinigkeit darüber, w o die in 1,2 b e g i n n e n d e Passage zu e i n e m vorläufigen A b s c h l u ß k o m m t . D a s epistolographische M o d e l l v o n F. O . F r a n c i s sieht in 1,211 u n d 1 2 - 2 5 eine d o p p e l t e Brieferöffnung. Verbreiteter ist die U n t e r t e i l u n g zwischen V. 2 - 1 2 u n d V. 13 ff, u n d zwar v o n traditionsgeschichtlichen, inhaltlichen u n d expositionellen G e s i c h t s p u n k t e n her. 3 Beliebt ist aber a u c h der A b s c h l u ß n a c h V. 18, weil in V. 19 ein neues T h e m a beginne.^ N a c h rhetorischem M o d e l l bilden 1,2-12. bzw. 1,2-18 das E x o r d i u m . 5 E i n e interessante Variante d a z u schlägt E . B a a s l a n d vor: V. 2 - 1 5 e x o r d i u m , V. 1 6 - 1 8 transitus, V. 1 9 - 2 7 p r o p o s i t i o . G r a m m a t i k a l i sche u n d inhaltliche A s p e k t e raten dazu, m i t V. 15 zunächst einmal einzuhalten. D i e Ihr-Anrede, v o n der V. 2 - 4 b e s t i m m t sind, kehrt erst in V. 16 wieder, w ä h r e n d V. 5 - 1 5 die 3. Pers. S g . verwenden, also Einzelfälle behandeln, u n d zwar a u c h dort, w o sie v o n der Sache (V. 12) oder v o n der F o r m u l i e r u n g (V. 13 f.) her kollektive B e d e u t u n g h a b e n . In V. 16 liegt, so betrachtet, ein N e u a n s a t z vor. - D a s inhaltliche G e r ü s t der V. 2 - 1 5 bildet das Stichwort J i £ i o a o u . ö c ; - J t e i o d ^ e i v - cuteioacrcoc;, das nur hier v o r k o m m t (V. 2 . 1 2 . 1 3 . 1 4 ) , a u c h w e n n der semantische G e h a l t zu oszillieren scheint. D a s n ä c h ste unmittelbare Signal an die Leser bietet V. 16 (direkte A n r e d e ) ; ab hier wird die E i n t e i l u n g allerdings n o c h schwieriger (dazu später). 2
6
D i e kontextuelle Plazierung v o n V. 5-8 u n d besonders v o n V. 9 - 1 1 ist notorisch schwierig. Verschiedentlich stellt m a n deshalb V. 2 - 4 als eigene Passage heraus; nach d e m rhetorischen M o d e l l gilt
1
2
3
4
5
6
D a s ev b e i x a u x ö ö ö a t bezeichnet d e n Inhalt bzw. G e g e n s t a n d d e s R ü h m e n s , d e s h a l b k a n n bei d e r Ü b e r s e t z u n g d a s »in« entfallen. W e g e n der I n t e r p r e t a t i o n s s c h w i e r i g k e i t e n v o n V. 9 - 1 1 ist es j e d o c h festgehalten. S. E i n l e i t u n g § 6, 3 . 1 . V o n L i p s 4 1 4 ff. u. a. S . E i n l e i t u n g § 6, 2 - 4 . S . E i n l e i t u n g § 6, 2 . Baasland, Jakobsbrevet und A N R W 1988.
Textüberlieferung
75
7
sie als E x o r d i u m i m engeren S i n n . D i e thematische W i e d e r a u f n a h m e v o n V. 3-4 in V. 12 bildet j e d o c h eine deutliche K l a m m e r . D a das M o t i v »versuchen« aber in V. 1 3 - 1 5 fortgeführt wird, e m p fiehlt es sich, eine Z w i s c h e n p a u s e nicht bereits nach V. 1 2 , s o n d e r n erst n a c h V. 15 einzulegen.
2.
Textüberlieferung
G e w i c h t i g e u n d u m s t r i t t e n e P r o b l e m e der Textüberlieferung existieren in 1,2-15 k a u m . M e h r e r e Varianten weisen a u f U n k l a r h e i t e n i m T e x t h i n . - In V. 3 g i b t es Varianten z u ö o x l u m o v V\I(ÜV t f j g jTLötecog (wortgleich m i t IPetr 1,7). W e n i g e H s s ziehen ö ö x i | x o v (das E r p r o b t e ) vor. D i e A b f o l g e der letzten drei g e n a n n t e n W ö r t e r w i r d variiert; teilweise w e r d e n a u c h einzelne dieser W ö r t e r ersetzt o d e r a u s g e l a s s e n . D i e Varianten weisen a u f ein d o p p e l t e s V e r s t ä n d n i s p r o b l e m , n ä m l i c h d i e B e d e u t u n g des N o m e n s ( ö o x i u i o v ) u n d die R e l a t i o n v o n v\iCbv. — P r i m ä r stilistische G r ü n d e hat in V. 5 d i e E r s e t z u n g v o n ur| d u r c h o u x . V e r b e s s e r u n g e n m e i n t e m a n a n a i x e i T c o (Plur., V o k a b e l ) , xoü ö i ö ö v x o g 9 e o ü (Aor., A b f o l g e , S t r e i c h u n g v o n 0eoi3) v o r n e h m e n z u m ü s s e n . - D i e E i n f ü g u n g v o n d m o T o r v u n d z.T. v o n ö x i Xr|i|)£Tai (aus V. 7 e n t n o m m e n ) bei bzw. statt öiaxQivö|i£VOc; (z. T . in d e n Plur. gesetzt) in V. 6 soll der V e r d e u t l i c h u n g d i e n e n , hervorgerufen d u r c h D e u t u n g s p r o b l e m e bei ö i a x Q i v e a G a i . - E n t s p r e c h e n d e Varianten erscheinen in V. 7 bei » d a ß er etwas v o m H e r r n e m p f a n g e « . - In V. 8 soll yäq einen engeren S i n n z u s a m m e n h a n g herstellen. - Ä n d e r u n g e n in der W o r t f o l g e v o n 6 ddeXqpög (teilweise ausgelassen bzw. o h n e Art.) 6 x a j t e i v ö g e v x(p u x p e i avxov in V. 9 erstreben w o h l eine glattere, klarere A u s s a g e w e i s e . - U n t e r s c h i e d l i c h e H s s lassen in V. 11 d a s eine o d e r d a s a n d e r e amov a u s , v e r m u t l i c h als S i n n k o r r e k t u r e n . M e h r f a c h verändert w u r d e »in seinen R e i s e n « ( b e s o n d e r s a n Stelle v o n J t o o e i a i c ; trat: eujtooeiaic; bzw. j t o v T ] Q L a i g bzw. J t a o eifieiaig bzw. TaXaiJtcaQiaig), sicher ein H i n w e i s a u f ein S a c h p r o b l e m . - M e h r e r e H s s verallgem e i n e r n in V. 1 2 a » M a n n « z u » M e n s c h « . D i e Z e i t f o r m v o n u J t o ^ e v e i ist a n sich offen (Präsens o d e r F u t u r ) ; einige H s s stellen d i e futurische M ö g l i c h k e i t heraus. - D i e E i n f ü g u n g v o n »der H e r r « o d e r » G o t t « (als S u b j . z u »er verhieß«) in V. 1 2 b m ö c h t e eine vermeintliche L ü c k e f ü l l e n . E i n zelne Varianten s i n d ö i x a i o g für öoxijioc; u n d vixr]g für ^cafjg. - In V. 13 ersetzen einige H s s (darunter a u c h n) ctJto (von G o t t ) d u r c h u j t ö , w o d u r c h G o t t direkt zur h a n d e l n d e n Person w ü r d e . D i e A k z e n t u i e r u n g v o n d j t o x u e i (z. T . ersetzt d u r c h xixxei) in V. 15 leitet sich v o n der B e s t i m m u n g des W o r t s t a m m e s her. 8
9
1 0
3. Text- und
Kommunikationsstruktur
J a k o b u s b e g i n n t m i t einer direkten A n r e d e an seine » B r ü d e r « , o h n e j e d e A n g a b e ü b e r Veranlass u n g , M o t i v a t i o n , R e l a t i o n , Vorgeschichte seines S c h r e i b e n s o d e r über d i e S i t u a t i o n a u f ihrer o d e r seiner Seite. D e r A u t o r will Interpretationsanleitung für b e s t i m m t e L e b e n s l a g e n bieten (V. 2 ) E r beruft sich dafür a u f d a s W i s s e n der A d r e s s a t e n (V. 3 ) , bevor er eine indirekte A u f f o r d e r u n g (V. 4 a ) anschließt, gefolgt v o n einer A b s i c h t s a n g a b e (V. 4 b ) , der w i e d e r u m eine spezifizierende B e m e r k u n g angefügt ist (V. 4 c ) . D i e A u f f o r d e r u n g in V. 4 a ist s a c h b e z o g e n , w ä h r e n d V. 4 b - c wieder in der 2 . Pers. Plur. gehalten ist. - D i e Passage V. 5-8 spezifiziert die S c h l u ß b e m e r k u n g v o n V. 4 in einer b e s t i m m t e n R i c h t u n g ( M a n g e l a n Weisheit), b e z o g e n a u f Einzelfällle ( j e m a n d ) , u n d enthält H a n d l u n g s a n w e i s u n g e n (»er soll bitten« V. 5.6, »er m e i n e nicht« V. 7 ) u n d E r l ä u t e r u n g e n (über G o t t e s G e b e n , V. 5 b ; d a s Zweifeln, V. 6 b ; d a s W e s e n des g e s p a l t e n e n M e n s c h e n , V. 8 ) . D i e l o g i schen V e r k n ü p f u n g e n s i n d recht eng: Stichwortfortführungen ( » b i t t e n « , »zweifeln«), K o n j u n k t i o -
7 Wuellner; v o n L i p s 4 1 6 . V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 3 5ff.1 7 5 ff; T h u r e n 2 8 2 . M e t z g e r , T e x t u a l C o m m e n t a r y 6 7 9 , diskutiert n u r V a r i a n t e n z u jeweils e i n e m V / o r t in V. 3 . 1 2 . 9 Vgl. Mußner, Jakobusbrief 75. Metzger, Textual C o m m e n t a r y 6 7 9 . 8
1 0
76
Die rechte innere Einstellung
n e n ( d e V. 5 . 6 , y d o V. 6 b . 7 ) u n d Partizipien (V. 5 b . c . 6 a . b . c ) . D i e k o m m u n i k a t i v e A u s r i c h t u n g ist klar u n d in sich geschlossen: E r m u t i g u n g (V. 5) u n d K l ä r u n g (V. 6 a ) b e z ü g l i c h des B i t t e n s , K o n t r a s t i e r u n g m i t einer falschen E i n s t e l l u n g (V. 6 b - 8 ) . - O h n e s e m a n t i s c h e K o h ä s i o n u n d fast o h n e syn taktische K o n n e x i o n folgen V. 9 - 1 1 , s o d a ß a u c h die F r a g e der a r g u m e n t a t i v e n K o h ä r e n z s c h w i e rig w i r d . W i e in V. 5-8 findet sich eine A u f f o r d e r u n g (»er soll sich r ü h m e n « , V. 9 ) , b e z o g e n a u f zwei unterschiedliche M e n s c h e n typen (V. 9 - 1 0 a ) , v o n d e n e n aber n u r der zweite d u r c h Vergleichsbilder in B e g r ü n d u n g s f o r m (V. 1 0 b . 1 l a . b ) in s e i n e m zukünftigen S c h i c k s a l g e k e n n z e i c h n e t w i r d . A u c h q u a n t i t a t i v erhält er viel m e h r A u f m e r k s a m k e i t . D i e k o m m u n i k a t i v e F u n k t i o n v o n V. 9 - 1 1 i m K o n t e x t ist nicht o h n e weiteres erkennbar; der Text w ü r d e a u c h o h n e V. 9 - 1 1 verständlich b l e i b e n u n d a n s c h e i n e n d a n K o h ä r e n z nicht verlieren. - O h n e Ü b e r g a n g greift der M a k a r i s m u s V. 1 2 a d i e s e m a n t i s c h e L i n i e v o n V. 2 - 4 wieder (in g e w i s s e m S i n n s o g a r d a s ävr\Q v o n V. 8 ) auf, i m m e r n o c h , o b w o h l generalisierend, i m S g . formuliert. V. 1 2 b b r i n g t eine B e g r ü n d u n g i m F u t u r (wie V. 1 0 b . I I b ) , erläutert d u r c h einen Relativsatz i m A o r i s t (V. 1 2 c ) . O h n e Zweifel bildet V. 12 eine inclusio z u V . 2 - 4 . D a m i t w i r d die positive K o m m u n i k a t i o n s a u s r i c h t u n g , die k l a r V . 2 - 4 . 5 , aber a u c h V. 6 a . 9 u n d s o g a r V. 1 0 a kennzeichnet, die freilich a u c h w a r n e n d e (V. 6 b - 8 ) u n d d r o h e n d e E l e m e n t e (V. 10b. 11) enthält, vorläufig a b g e s c h l o s s e n . D e r Leser erhält weithin ein klares V e r h a l t e n s m u s t e r a n g e b o t e n . N u r in V. 9 - 1 1 scheint es nicht seine Wahl, s o n d e r n seine S t e l l u n g z u sein, d i e jeweils ein b e s t i m m t e s Verhalten als w ü n s c h e n s w e r t erscheinen läßt. W ä h r e n d in V. 2 - 8 . 1 2 g r u n d s ä t z l i c h j e d e r ( C h r i s t ) a n g e s p r o c h e n ist, fallen V. 9 - 1 1 d u r c h die p e r s o n a l e Differenzierung a u s d e m R a h m e n . - D i e A u s s a g e n V. 1 3 - 1 5 betreffen w i e d e r g r u n d s ä t z l i c h j e d e n . D e r W o r t s t a m m J t e i g a - lie fert d e n Ü b e r g a n g , w o b e i die s e m a n t i s c h e K o h ä s i o n d a s größte P r o b l e m darstellt. W i e in V. 7 w i r d eine falsche M e i n u n g z u r ü c k g e w i e s e n , s o g a r in der F o r m wörtlicher R e d e (V. 1 3 a ) . D i e f o l g e n d e n B e g r ü n d u n g s t e i l e (V. 1 3 b - l 4 ) s i n d d u r c h ö e (V. 1 3 b . l 4 a . 1 5 b ) , Partizipien (V. I 4 b . l 5 a ) bzw. eine T e m p o r a l k o n j u n k t i o n ( e i x a V. 1 5 a ) e n g m i t e i n a n d e r v e r w o b e n . A l s S u b j e k t e erscheinen n e b e n G o t t (V. 1 3 , wie s c h o n V. 5, implizit V. 12) jetzt B e g i e r d e u n d S ü n d e als Personifikationen. V. 1 3 15 b i l d e n ein a b g r e n z e n d e s N a c h w o r t zur d a m i t a b g e s c h l o s s e n e n J t e i o a o u o g - T h e m a t i k . W i e in V. 1 0 b - 1 1 e n d e t a u c h diese Passage i m N e g a t i v e n ( T o d ) ; d a s Verb d j t o x u e i v bildet ein S t i c h w o r t für die F o r t s e t z u n g (V. 1 8 ) . 1 1
4.
Traditionselemente
Inhaltlich u n d teilweise s o g a r formal ist eine F ü l l e v o n B e z i e h u n g e n zur jüd.-hellenistischen u n d zur frühchristlichen T r a d i t i o n erkennbar. G e d a n k e n , V o k a b e l n , W o r t v e r b i n d u n g e n , M o t i v e , Z i t a te, F o r m e n w i e K e t t e n s c h l u ß , M a k a r i s m u s u. a. ergeben V e r b i n d u n g e n speziell zur Weisheitslitera tur ( b e s o n d e r s Sir, W e i s h , teilweise P h i l o ) , z u IPetr, R o m u n d d e n S y n o p t i k e r n . (1) A n erster Stel le rangieren die B e z i e h u n g e n z u Sir 2 .
1 2
D o r t heißt es: W e r G o t t d e m H e r r n d i e n e n will, soll seine
Seele e i g J t e i Q a a ^ ö v vorbereiten ( 2 , 1 ) ^ 3 D e r Eleve w i r d zur G e r a d h e i t u n d T r e u e gerufen, u m für schwere Z e i t e n ( x a i o ö g ejTaycoYflG? V. 2 ) g e w a p p n e t z u sein, D e m ü t i g u n g e n ( x a j t e i v c o a i g ) e i n g e schlossen (V. 4 f.); » d e n n i m Feuer w i r d G o l d geprüft« ( d o x i j A a ^ e x a i V. 5; vgl. W e i s h 3 , 5 ff.). D e r H e r r w i r d sich des G e t r e u e n a n n e h m e n (Sir 2 , 6 ) ; der L o h n bleibt nicht a u s (V. 8 ) ; ewige F r e u d e u n d E r b a r m e n w a r t e n (V. 9 ) . N o c h nie ließ G o t t j e m a n d e n i m S t i c h (V. 10 f.). M a n soll vertrau ensvoll zu G o t t beten ( 2 , 6 . 8 . 1 3 ) . E i n dreifaches W e h e (V. 1 2 - 1 4 ) gilt d a g e g e n d e n Z a g h a f t e n u n d d e m S ü n d e r , »der a u f zwei P f a d e n w a n d e l t « (V. 1 2 ) , d e n U n e n t s c h l o s s e n e n u n d d e n e n o h n e A u s d a u e r (uJTOfxovr|, V. 1 4 ) . » D i e d e n H e r r n lieben« (V. 1 6 ) , »die ihn fürchten« (V. 1 5 . 1 6 . 1 7 ) , halten
1 1
Vgl. Conte.
1 2
V o n L i p s 4 1 7 ff.; F r a n k e m ö l l e , T h e m a u n d Ö T K z. St.; S i m o e n s .
1 3
n e i o a o u o g in S i r 2 , 1 ; 6 , 7 ; 2 7 , 5 . 7 ; 3 6 ( 3 3 ) , 1 ; 4 4 , 2 0 ; J t e i o d ^ e i v 4 , 1 7 ; 1 3 , 1 1 ; 1 8 , 2 3 ; 3 1 ( 3 4 ) , 1 0 ; 3 7 , 2 7 ; 39,4.
Traditionselemente
77
14
seine W e g e u n d d a s G e s e t z . In Sir 1 5 , 1 1 ff. w i r d der a n G o t t gerichtete V o r w u r f zurückgewiesen, er verleite z u m Abfallen u n d zur V e r i r r u n g . ^ G o t t haßt vielmehr alles S c h ä n d l i c h e ; er läßt u n s die freie Wahl; weder b e n ö t i g t n o c h gestattet er die S ü n d e (vgl. a u c h Philo D e t 1 1 2 ) . - A n weiteren B e r ü h r u n g e n m i t der j ü d . Weisheitsliteratur ist z u registrieren: B e w ä h r u n g fuhrt zur A u s d a u e r (z. B . 4 M a k k 1,10 ff.); o h n e Weisheit ist V o l l k o m m e n h e i t u n m ö g l i c h (Weish 9 , 6 ) ; m a n soll W e i s heit v o n G o t t erbitten (Weish 7 ff.; Sir 3 9 , 6 ) , der d e n B i t t e n d e n nicht verletzt (Sir 1 8 , 1 8 ; 2 0 , 1 4 f.; 4 1 , 2 2 ) ; b e i m B e t e n soll m a n nicht k l e i n m ü t i g sein (Sir 7 , 1 0 ) . D e r H e u c h l e r w a n k t wie ein Schiff im S t u r m (Sir 3 2 , 2 ) , w ä h r e n d die T u g e n d der Weisheit d u r c h alle U n b i l d e n trägt (Weish 4 , 1 ff.). G e w a r n t w i r d vor der G e s p a l t e n h e i t des H e r z e n s (Sir 1,28; 2 , 1 2 ff.) u n d vor D o p p e l z ü n g i g k e i t (Sir 5,9); S e l b s t e r n i e d r i g u n g vor G o t t ist erforderlich (Sir 3 , 1 8 f.). D e r R u h m (xai>x lM' ) des R e i c h e n , A n g e s e h e n e n u n d A r m e n ist einzig die F u r c h t G o t t e s (Sir 1 0 , 2 2 ) ; R e i c h t u m vergeht wie ein S c h a t ten (Weish 5,8 f.; vgl. ä t h H e n 9 6 , 4 ff.). G o t t w i r d die Gottesfürchtigen e r h ö h e n u n d ihnen eine K r o n e g e b e n (Sir 15,1 ff.; W e i s h 5 , 1 5 f.). D i e B e g i e r d e e m p f ä n g t u n d gebiert d e n W a h n ; sie ist der A n f a n g aller S ü n d e (Philo C h e r 5 7 ; A p o k M o s 1 9 ) . - Alle diese N o t i z e n ergeben eine n a h e z u lückenlose Parallelität zwischen J a k 1,2-15 u n d der Weisheitstradition. G e r a d e d e s h a l b fällt die partielle N i c h t - K o n g r u e n z bei J a k 1,10 f. auf. Z w a r redet a u c h Sir 2 v o n E r n i e d r i g u n g u n d G r o ß W e r d e n ? ( 2 , 3 : i v a atJ^nOfjg ejt ecr/axcov oov); aber die schroffe E n t g e g e n s e t z u n g v o n N i e d r i g e n u n d R e i c h e n ist in Sir d a m i t nicht v e r b u n d e n . Sir k a n n A r m e u n d R e i c h e parallelisieren ( 1 0 , 2 2 ; 1 1 , 1 4 ) oder ihren U n t e r s c h i e d b e t o n e n ( 1 3 , 1 8 ff.). A b e r es findet sich a u c h der M a k a r i s m u s desje nigen R e i c h e n , der u n t a d e l i g erfunden wird ( 3 4 [ = 3 1 ] , 8; vgl. 1 3 , 2 4 ; 4 4 , 6 f.), u n d der T a d e l an d e n A r m e n , der h o c h m ü t i g ist ( 2 5 , 2 ) . A u c h Testjos 10 deckt J a k 1,10 f. nicht völlig a b ; d o r t führt d a s W i s s e n , d a ß alles vergehen w i r d (xd J t d v x a J t a Q e X e u o e x a i ) , zur F u r c h t G o t t e s ( 1 0 , 5 f . ) . Der o h n e h i n schwierige Z u s a m m e n h a n g v o n J a k 1,9-11 w i r d also d u r c h die Weisheitstradition nicht völlig aufgeklärt. (2) D i e innerntl. Parallelen betreffen vor allem J a k 1 , 2 - 4 . 1 0 f. 12. Z u V. 2 - 4 zei gen IPetr 1,6 f. u n d R o m 5 , 3 - 5 deutliche B e r ü h r u n g e n . 9 D i e J t o i x d o i J t e i Q a o u o i führen laut IPetr »jetzt ein wenig, sofern es n ö t i g ist«, zu Trauer. S i e d i e n e n dazu, d a ß x ö ö o x i ^ i i o v ujicov xfjg moxeoog als n o c h wertvoller d e n n G o l d , geprüft ( d o x i j x d ^ e i v ) i m Feuer, erfunden werde z u m L o b ... bei der O f f e n b a r u n g C h r i s t i . W ä h r e n d sich also der V o r g a n g bis in d e n W o r t l a u t gleicht, diffe riert die E m o t i o n : Trauer, nicht F r e u d e wie bei J a k (s. freilich d a n n IPetr 1,6 i m Vorblick a u f d e n »letzten K a i r o s , an d e m ihr j u b e l t . . . « ) . R o m 5 spricht v o m R ü h m e n ( x a u x ö c ö B a i ) in B e d r ä n g nissen (OXiipeig), m i t d e m W i s s e n (eidöxeg), d a ß die D r a n g s a l A u s d a u e r ( i m o | i o v f | ) bewirkt ( x a x e Q y d ^ e x a i ) , diese w i e d e r u m B e w ä h r u n g ( ö o x i u r | ) . A u c h hier existieren wörtliche Ü b e r e i n s t i m m u n g e n ; d a z u k o m m e n der Verweis a u f d a s W i s s e n u n d der K e t t e n s c h l u ß . - D i e Parallelen hier m i t IPetr reichen n o c h über J a k 1,2-4 hinaus: D i e , die G o t t lieben, sollen d a s Ziel des G l a u bens erlangen ( I P e t r 1,9); wer i m L e i d e n durchhält, ist selig zu preisen ( 3 , 1 4 ; 4 , 1 4 ) . - A u c h zu d e n S y n o p t i k e r n , b e s o n d e r s zur B e r g p r e d i g t , g i b t es Parr.: F r e u d e über A n f e c h t u n g e n ( M t 5 , 1 1 f.); R u f zur V o l l k o m m e n h e i t ( 5 , 4 8 ) ; Verheißung der G e b e t s e r h ö r u n g ( 7 , 7 ) ; R e i c h t u m vergeht wie G r a s ( 6 , 3 0 ) ; vor Glaubenszweifeln w i r d gewarnt ( M k 1 1 , 2 3 f.; M t 2 1 , 2 1 ) . - Schließlich k ö n n e n einige weitere Ä h n l i c h k e i t e n (neben R o m 5 , 3 - 5 ) aus d e m C o r p u s P a u l i n u m e r w ä h n t werden: die U n v e r sehrtheit als Lebensziel ( I T h e s s 5 , 2 3 ) ; G o t t w a c h t über d a s M a ß der A n f e c h t u n g e n ( I K o r 1 0 , 1 3 ) ; die S ü n d e erwächst aus der B e g i e r d e ( R o m 7 , 7 ff.); ihr S o l d ist der T o d ( R o m 6 , 2 3 ) . - A u c h v o m N T her betrachtet, steht J a k also in einer Tradition, die sich teils k o m p a k t e r , teils verstreuter, aber i n s g e s a m t recht w e i t g e h e n d a u c h a n d e r s w o wiederfindet. 1 6
r
1
a
5
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1
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1 9
2 0
Vgl. Frankemölle, T h e m a . H i e r w i r d j e d o c h nicht jceiod^eiv verwendet. Ä h n l i c h a u c h Philo M i g r 1 4 8 . V g l . v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 3 m i t A n m . 1 2 . V g l . v o n L i p s 4 1 8 . E b d 4 2 0 : D i e O p p o s i t i o n v o n E r n i e d r i g u n g u n d E r h ö h u n g ist selten bei Sir, n ä m l i c h 1 , 2 . 3 . 5 (7); 3 , 1 8 . 2 0 . Vgl. v o n Lips 4 2 1 . V g l . d a z u B o i s m a r d 1 6 2 - 1 6 6 ; L i n d e m a n n , Paulus 2 4 1 f. D i e intendierte freudige R e z e p t i o n der A n f e c h t u n g bei J a k k ö n n t e A n z e i c h e n der gezielten U m k e h r u n g einer gegenteiligen T r a d i t i o n hier sein; die T r a d i t i o n k e n n t j e d o c h m e h r e r e A s p e k t e (s. u.).
78
D i e rechte innere Einstellung
5. Redaktion
und
Intention
A n g e s i c h t s der n a h e z u flächendeckenden T r a d i t i o n s v e r b u n d e n h e i t stellt sich d i e F r a g e u m s o d r i n g licher, w o u n d w i e J a k seine eigenen A k z e n t e setzt, welche W i r k l i c h k e i t er vor A u g e n hat u n d w i e er d a s M a t e r i a l ordnet. W a s m ü ß t e seinen L e s e r n a u f d e m H i n t e r g r u n d ihres W i s s e n s u n g e w ö h n lich u n d b e m e r k e n s w e r t erscheinen? W a s h i n g e g e n d a r f als geläufig gelten? W a s erzeugt b e s o n d e r e Aufmerksamkeit? (1) D a ß A n f e c h t u n g e n F r e u d e - u n d n i c h t etwa W a c h s a m k e i t (wie M k 1 4 , 3 8 parr.; I K o r 10,1 ff.) o d e r d i e B i t t e u m ihre A b w e n d u n g ( M t 6 , 1 3 par.) o d e r T r a u e r ( I P e t r 1,6 f.) - a u s l ö s e n , findet sich der S a c h e n a c h a u c h i m T o p o s » F r e u d e i m L e i d e n « o d e r i m Z u s p r u c h M t 5 , 1 1 f. par. D i e i m N T e r s c h e i n e n d e n u n t e r s c h i e d l i c h e n R e a k t i o n e n w i e a u c h d i e F o r m u l i e r u n g in J a k 1,2-4 legen es aber k e i n e s w e g s n a h e , V. 2 f. e t w a als » n o r m a l e A n t w o r t a u f B e d r ä n g n i s s e « seitens der A d r e s s a t e n u n d V. 1 2 als A u s d r u c k ihrer P o s i t i o n z u betrachten, d i e J a k d u r c h V. 4 infrage s t e l l e . V i e l m e h r folgt J a k hier einer b e s t i m m t e n L i n i e , d i e G e d a n k e n a u s Sir 2 u n d M t 5 usw. k o m b i niert, e t w a n a c h der D e v i s e : S c h w i e r i g k e i t e n bieten W a c h s t u m s c h a n c e n . - Ebenfalls ist d i e A n f e c h t u n g g e r a d e der m a n g nichts n e u e s , w i e IPetr 1,7 zeigt. E i n neuer A k z e n t ist h i n g e g e n die V e r b i n d u n g m i t e o y o v , u n d b e k a n n t l i c h ist g e r a d e d i e B e t o n u n g der T a t / d e s Werkes ein wesentli ches A n l i e g e n des J a k ( 1 , 2 2 ff.; 2 , 1 4 ff.). D e r G l a u b e soll ein W e r k » h a b e n « ( 1 , 4 ; 2 , 1 4 . 1 7 . 1 8 , vgl. a u c h 2 , 1 ) . D i e M o t i v e der V o l l k o m m e n h e i t u n d des e s c h a t o l o g i s c h e n Ziels w i e d e r u m s i n d tradi tionell. - J a k unterstreicht also in 1 , 2 - 4 . 1 2 , d a ß m a n P r o b l e m e n nicht ausweichen, s o n d e r n sie bestehen soll; sie bieten G e l e g e n h e i t , d a ß der G l a u b e zur T a t w i r d u n d d a ß die C h r i s t e n d i e Reife hin zur e s c h a t o l o g i s c h e n V o l l e n d u n g erlangen. 2 1
22
(2) In V. 5 - 1 1 w e r d e n verschiedene M e r k p o s t e n g e n a n n t , d i e als B e d i n g u n g e n für d a s D u r c h halten u n d d i e E r l a n g u n g des Ziels z u b e a c h t e n sind. Sie als begrüßenswerte Tests, also als JtOLXiAoi j t e i o a a u x H v o n V. 2 , a n z u s e h e n (wie H . F r a n k e m ö l l e a r g u m e n t i e r t ) , geht a n i h r e m Inhalt v o r b e i . Z w a r h e b t sich » m a n n i g f a c h « in V. 2 syntaktisch h e r v o r , u n d d i e Inclusio V. 12 b i n d e t V. 5 - 1 1 in die G e s a m t a u s s a g e ein; aber die L o g i k der V. 5 - 1 1 ist anderer A r t als » P r ü f u n g e n « . D e r T r a d i t i o n e n t s p r e c h e n d , weisen V. 5-8 a u f n o t w e n d i g e V o r a u s s e t z u n g e n für d a s G e l i n g e n des W e g e s u n d a u f zu v e r m e i d e n d e F e h l e i n s c h ä t z u n g e n (Zweifel, Zerrissenheit), w o b e i J a k d a s N e g a t i v e hervorhebt. D a s ist j e d o c h etwas anderes als eine B e n e n n u n g der Testbereiche, d i e i m weiteren V e r l a u f des B r i e fes »amplifiziert« w ü r d e n . - In V. 9 - 1 1 s i n d zwar d i e M o t i v e » r ü h m e n « , » E r n i e d r i g u n g u n d E r h ö h u n g « u n d » R e i c h t u m ist v e r g ä n g l i c h « konventionell; aber die b e s o n d e r e D r i n g l i c h k e i t der L a g e v e r ä n d e r u n g des R e i c h e n geht e b e n s o ü b e r die weisheitliche T r a d i t i o n h i n a u s w i e der I m p e r a t i v a n zwei gegensätzliche Standesvertreter. A u c h V. 9 - 1 1 k e n n z e i c h n e n V o r a u s s e t z u n g e n für d a s E r l a n g e n des Ziels, jetzt aber n i c h t a l l g e m e i n g ü l t i g für alle, s o n d e r n für b e s t i m m t e G r u p p e n u n d ihre R e a k t i o n a u f ihre erfolgte S i t u a t i o n s v e r ä n d e r u n g . Offensichtlich ist diese T h e m a t i k für J a k i m B l i c k a u f seine A d r e s s a t e n b e s o n d e r s wichtig. 23
24
2 5
2 6
(3) D i e M o t i v e » E n t l a s t u n g G o t t e s angesichts m e n s c h l i c h e r S ü n d e « u n d »die B e g i e r d e e m p fängt u n d gebiert« s o w i e der Z u s a m m e n h a n g zwischen B e g i e r d e , S ü n d e u n d T o d s i n d traditionell. Inhaltlich fällt j e d o c h in V. 1 3 - 1 5 auf, d a ß der G e d a n k e des j r e i o d ^ e i v m i t G o t t als S u b j e k t zwar kräftig z u r ü c k g e w i e s e n , aber i m m e r h i n d a d u r c h deutlich zur S p r a c h e g e b r a c h t wird. H i e r i n dürfte eher ntl. T r a d i t i o n ( M t 6 , 1 3 par.; 1 K o r 1 0 , 1 3 ) als jüd.-weisheitliche zur G e l t u n g k o m m e n . T r o t z einer gewissen s e m a n t i s c h e n S p a n n u n g k o p p e l t J a k d a m i t d i e S i n n e i n h e i t V. 1 2 - 1 5 a n d i e A u s s a -
2 1
2 2
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2 4
2 5
2 6
Nauck; T h o m a s , Anfechtung. W i e Cargal, Restoring 59-63, meint. Frankemölle, Ö T K 137. E b d . 1 3 6 betont. E s g e h e in V. 5 - 1 1 u m drei P r ü f u n g e n in b e z u g a u f M ä n g e l , s o m e i n t F r a n k e m ö l l e : ( 1 ) M a n g e l an Weisheit (V. 5 ) ; ( 2 ) M a n g e l a n G l a u b e (V. 6 - 8 ) , ( 3 ) M a n g e l a n richtiger S e l b s t e i n s c h ä t z u n g bei A r m e n u n d R e i c h e n (V.9-11). A n d e r s als Sir 2 b r i n g t J a k keine W e h e r u f e a n die Reichen.
1,2
79
gen v o n V. 2 f. u n d 1 2 . D a s S i g n a l a n die L e s e r in b e z u g a u f d i e » m a n n i g f a c h e n A n f e c h t u n g e n « heißt also n i c h t n u r » g e r n e akzeptieren, d u r c h s t e h e n u n d d a r a n w a c h s e n « , s o n d e r n a u c h »die S ü n de richtig o r t e n « u n d » I r r t ü m e r v e r m e i d e n « .
Vorbemerkungen
zu 1,2-4 (Aufbau,
Sinnlinien,
Signale)
D i e Passage gliedert sich in zwei H a u p t s ä t z e (V. 2 a . 4 a ) m i t jeweils e i n e m d u r c h eine K o n j u n k t i o n eingeleiteten N e b e n s a t z (V. 2 b . 4 b ) u n d e i n e m Part. (V. 3 a . 4 c ) , d a s i m ersten Fall d u r c h einen wei teren K o n j u n k t i o n a l s a t z (V. 3 b ) ausgeführt w i r d . D i e b e i d e n S a t z g e b i l d e w e r d e n relativ locker d u r c h ein de m i t e i n a n d e r verknüpft (V. 4 a ) . V. 3 b . 4 a s i n d sachlich u n p e r s ö n l i c h ( 3 . Pers. S g l . ) for muliert; alles ü b r i g e bezieht sich direkt a u f die A n g e r e d e t e n . E s ist nicht sofort klar ersichtlich, o b r\yr\oaoQE (V. 2 ) i m p e r a t i v i s c h o d e r indikativisch g e m e i n t i s t . D e r A n f a n g ist literarisch stilisiert (4fache J t - A l l i t e r a t i o n in V. 2 ) ; unter die Stilisierung fallen a u c h d a s b e t o n t vorangestellte »jede« u n d d a s u n g e w ö h n l i c h nachgestellte » v i e l f a c h e « . E i n e n nicht streng d u r c h g e f ü h r t e n K e t t e n schluß b i l d e n in V. 3 - 4 » A u s d a u e r « u n d » v o l l k o m m e n « . D a s s e m a n t i s c h e Inventar ( S i n n l i n i e n ) 3 0 u m f a ß t p r i m ä r W ö r t e r der inneren E i n s t e l l u n g bzw. Beschaffenheit ( F r e u d e , W i s s e n , G l a u b e , A u s dauer, v o l l k o m m e n , m a n g e l n ) . D a z u treten einige T e r m i n i der V e r ä n d e r u n g bzw. P r o d u k t i o n (fal len, bewirken, W e r k ) ; b l a ß erscheint d a n e b e n » h a b e n « (V. 4 ) . J a k reißt o h n e j e d e H i n f u h r u n g sogleich eine R e i h e v o n T h e m e n a n . W i e die v e r w a n d t e n T e x t e Sir 2 , 1 ff. s o w i e Rom 5, 3 - 5 u n d 2 7
28
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3 1
1 Petr 1,6 f. (vgl. n o c h M t 5,3 ff.) u n d y i v o b a x o v T e g (V. 3 ) zeigen, setzt J a k offenbar a u c h bei d e n A d r e s s a t e n eine gewisse K e n n t n i s der M a t e r i e u n d der Z u s a m m e n h ä n g e v o r a u s . D a z u zählen fol g e n d e S i g n a l e : der G l ä u b i g e w i r d A n f e c h t u n g e n u n d P r ü f u n g e n ausgesetzt, die der B e w ä h r u n g u n d A u s d a u e r d i e n e n u n d z u m Ziel fuhren. D i e A n f e c h t u n g e n sollen, a u c h w e n n sie hart erschei nen, p o s i t i v a n g e n o m m e n w e r d e n . J a k verweist a u f dieses » W i s s e n « (V. 3 a ) , d a s bereits in der F o r m eines K e t t e n s c h l u s s e s vorliegt. A u s d e m W i s s e n u m einen b e k a n n t e n V e r ä n d e r u n g s v o r g a n g (V. 3 b 4 ) sollen die A d r e s s a t e n M u t s c h ö p f e n ; d a s ist die einzige H a n d l u n g s a n w e i s u n g in dieser Passage. Alles ü b r i g e dient dafür als B a s i s , u n d zwar i m M o d u s der b e w ä h r t e n V e r h e i ß u n g , d i e in V. 3 aller d i n g s deutlicher (Indikativ »bewirkt«) ausfällt als in V. 4 ( I m p e r a t i v »soll h a b e n « m i t i v a - S a t z ) . D i e Ü b e r n a h m e v o n » m a n g e l n « v o n V. 4 c zu V. 5 a ( m a n soll bitten) zeigt, d a ß J a k k e i n e n q u a s i a u t o m a t i s c h e n V o r g a n g i m B l i c k hat. - J a k b e g i n n t also (in V. 2 ) m i t e i n e m p o s i t i v e n , sich a n d i e e m o t i o n a l e Aufnahmebereitschaft: w e n d e n d e n S i g n a l , d a s inhaltlich breit a u s l ä d t , a b e r vieles u n e r l ä u t e r t läßt. D a b e i s p r i c h t er » u n t e r B r ü d e r n « , n i c h t e t w a als L e h r e r (vgl. 3 , 1 f.) a n S c h ü l e r o d e r a n » K i n d e r « (xexva), w i e in d e r W e i s h e i t s t r a d i t i o n verbreitet (so a u c h S i r 2 , 1 ) . S e i n e K o m m u n i k a t i o n s e b e n e ist d e m n a c h w e n i g e r d i e der P ä d a g o g i k (in d e r d i e T h e m e n ebenfalls z u H a u s e s i n d ) als d i e der G l a u b e n s e r f a h r u n g . J a k steht d a r i n d e n ntl. V e r g l e i c h s t e x t e n n ä h e r als der j ü d i schen Weisheit. 3 2
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2 Jak wendet sich an Adressaten, die er als »meine Brüder« bezeichnet (so auch 2,1.14; 3,1.10.12; 5,12.19); die Bruder-Anrede wird im Brief durchgehalten, manchmal variiert durch dyajtriTOi (1,16.19; 2,5), daneben bloßes döeAxpoi (4,11a;
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I n der Regel zieht m a n e i n e n I m p . vor; a n d e r s C a r g a l , R e s t o r i n g 5 7 ff. I m N T a u c h L k 1,1 f.; A p g 1 , 1 ; I P e t r 1,1 f.6 f.; H e b r 1,1 - also jeweils ( w i e b e i J a k ) a m A n f a n g eines S c h r e i b e n s ; d a s s e l b e trifft a u f d e n A n f a n g der B e r g p r e d i g t M t 5 , 3 - 6 z u . 9 Frankemölle, Ö T K 137.140. V g l . die A n g a b e n ( a u c h zur L i t e r a t u r ) bei W i l h e l m Egger, M e t h o d e n l e h r e z u m N e u e n T e s t a m e n t . E i n f ü h r u n g in linguistische u n d historisch-kritische M e t h o d e n , F r e i b u r g ( H e r d e r ) 1 9 8 7 , 9 6 ff. Bildlich g e s p r o c h e n : J a k fällt m i t der A n f e c h t u n g s t ü r ins H a u s . »Meine Brüder« auch 2,1.14; 3,1.10.12; 5,12.19. V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 8 9 ff.
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Die
rechte innere Einstellung
5,7.9.10). Mehrfach begegnet zwar auch avr\Q (1,8.12.20.23; 2,2; 3,2), aber nie in der Anrede, während döeXqpri nur als logisches Objekt erscheint (2,15). Die BruderAnrede wird aufgrund der allgemeinen Ausrichtung bei Jak (s. Einleitung § 1, 3.1) vorwiegend wörtlich verstanden worden sein, muß jedoch nicht exkludierend inter pretiert werden. Die im Frühchristentum - aber auch anderswo - für »Glaubensge nossen« u. dgl. geläufige Bezeichnung »Bruder« kann als »Mitchrist« wiedergegeben werden. Sie ist die im N T (u. a. bei Paulus: 113 x) verbreitetste Anrede für Christen; die Kirche fußt dabei auf jüd. Tradition. Trotz der Verbreitung verliert das Wort nicht den Charakter der familiären Nähe und Verbundenheit. Die andere M ö g lichkeit, nämlich »Kinder« (texva, Texvia, so l j o h 2,1 usw.), die eher der weisheit lichen Tradition entsprechen würde (vgl. Sir 2,1 u. a.), wählt Jak nicht. Die konven tionelle Anredeform signalisiert als solche in der Kommunikation zwischen Jak und seinen Adressaten nur den Aspekt der »Mitchristlichkeit«; erst die Beifügung »gelieb te« (kaum schon »meine« ) unterstreicht ein Näheverhältnis. - Jak beginnt mit einem psychologischen A p p e l l , der ein ungeteiltes Gefühl ( j t a o a xotQd) in Zu sammenhang mit einem unvorhersehbaren, passiven und gefahrvollen Geschehen (jT8Qi7tijTT8iv) und vielgestaltigen unliebsamen Situationen (jteioaauoi JtoixiXoi) bringt. Der Autor appelliert an die innere Einstellung (r\yr\oaoQe) der Adressaten, die es ihnen ermöglichen soll, schwierige existentielle Widerfahrnisse positiv zu bewälti gen, ja als Chance zu benützen. Daß solch ein psychologischer Appell richtig ver standen wurde, war in der damaligen hellenistischen Welt nicht selbstverständlich. Zwar bildet xagä auch eine Brücke zu xaioeiv (V. 1); das Freuden-Motiv ist jedoch in diesem Zusammenhang traditionell. Gemeint ist etwas Gegenwärtiges (nicht: eschatologische Vor-Freude, so eher IPetr 1). Der übliche Gegensatz zu x Q d lautete Trauer (kv7ix))A Jak wertet x«Qd hoch; er ist damit unabhängig von einer Gleichset zung mit r|8ovr| (s. 4 , 1 . 3 ) , ebenso von der stoischen Affektenlehre, die erst über den Umweg der »guten Affekte« (etJJtdOeia) die volkstümliche Positiv-Bewertung der Freude teilen k a n n . Das an sich profane Wort %a.Qa bezeichnet Freude, Fröhlich34
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H a n s F r h . v o n S o d e n : T h W N T I 1 4 6 z u J o s e p h u s , P l a t o ( V o l k s g e n o s s e n ) , X e n o p h o n ( F r e u n d e ) , für M i t g l i e d e r einer r e l i g i ö s e n G e n o s s e n s c h a f t (Papyri, I n s c h r i f t e n u. a . ) ; B a u e r - A . 2 8 - 3 0 , a u c h z u d Ö E k p ö r n g . H . v o n S o d e n 1 4 5 f.; J o h a n n e s B e u t l e r : E W N T I 6 7 - 7 2 , d o r t 6 8 z u m A T ( » G l a u b e n s g e n o s s e « ) u n d 7 0 z u Q u m r a n u n d den Rabbinen, 7 1 zu Bar K o c h b a (Anrede an Soldaten). S. Beutler: E W N T I 6 8 . S o wechselt etwa auch R o m 7,1.4 oder I K o r 1,10.11 i m selben Gedankenabschnitt von »Brüder« zu »mei ne B r ü d e r « ; b e i d e s b l e i b t i m K o n v e n t i o n e l l e n . - F ü r » g e l i e b t e « ist d e r B e f u n d b e i J a k s c h o n d e s h a l b b e m e r k e n s w e r t , weil er d e n W o r t s t a m m äyan- a u ß e r in v o r g e p r ä g t e n F o r m u l i e r u n g e n (so in 1 , 1 2 ; 2 . 5 . 8 ) m e i d e t . V e r m u t l i c h ist d e s w e g e n a u c j i » g e l i e b t e B r ü d e r « e i n e ü b e r n o m m e n e W e n d u n g . Vgl. z u m hellenistischen (stoischen) S y s t e m des Pathos: H a n s C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 0 - 3 5 3 ; rheto risch: H e i n r i c h L a u s b e r g , H a n d b u c h d e r l i t e r a r i s c h e n R h e t o r i k , S t u t t g a r t ( S t e i n e r ) 3 . A u f l . , 1 9 9 0 , § 2 5 7 . V g l . A d a m s o n , E p i s t l e 8 8 f., z u »all j o y « . S . o. z u » F r e u d e i m L e i d e n « : N a u c k ; T h o m a s , A n f e c h t u n g ; C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 8 f.; K l a u s Berger: E W N T I I I 1 0 7 9 - 1 0 8 3 . I m N T vgl. M t 5 , 1 1 ; I P e t r 1,6. Bauer-A. 1747. S o n o c h b e i P l a t o (s. C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 1 , 3 6 ff.); A r i s t o t v e r w e n d e t x«QCt k a u m n o c h ( e b d . 352,11.14). V g l . C o n z e l m a n n : 3 5 2 , 1 5 ff. A f f e k t e g e l t e n d o r t als F e h l u r t e i l e d e s L o g o s . N i c h t s t o i s c h ist d a r i n P h i l o (ebd. 3 5 5 f.).
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keit, Jubel; es kann auch religiöse Freude (vor Gott, über Gottes Geschenke) bedeu t e n . Jak stellt voran: »jede Freude/alles, was Freude heißt«, d. h. »lauter Freude«. ^ Verwandt damit ist das Motiv der »vollkommenen F r e u d e « . 'Hyeoiiai bedeutet hier (wie oft im N T ) »meinen, glauben, halten für«, bezeichnet also ein geistiges Wertur teil, eine bestimmte Ansicht über etwas. Das Verb ist aufgrund der Gedankenfüh rung imperativisch zu verstehen; würde es sich um eine Aussage handeln , müßte eine Art Beurteilung (zustimmend oder im Widerspruch) folgen. Jak ruft also dazu auf, bestimmte Ereignisse als Anlaß zur positiven Reaktion zu begreifen. 'Oxav heißt »wenn immer« (iterativ), ist also von »falls« (edv) zu unterscheiden. ^ Jak blickt auf verschiedene, wiederkehrende (nicht nur mögliche) Wechselfälle des Lebens mit Namen JteiQaouog. Das im Profangriechischen sehr seltene Wort kommt in der jüdi schen und frühchristlichen Literatur gehäuft vor50 und bildet dort einen eigenen theologischen Topos. Wichtigste Referenzpunkte sind im A T die Versuchung in der Wüste (Ex 17,7; Dtn 6,16; 9,22: Massa = JteiQaouog), im N T die Versuchung Jesu (Mt 4,1 ff. parr; Hebr 2,18; 4,15) und die letzte Bitte des Vater-Unser (Lk 11,4 par; Did 8,2).51 Schon in Israel gab es ein »ausgesprochen religiöses« Interesse52 an der Thematik speziell hinsichtlich der Erprobung des Frommen (Abraham, Hiob usw.), des leidenden Gerechten, der weisheitlichen Pädagogik (Weish 3,5 u. a.), der Anfein dungen durch Satan und auch der Herausforderung Gottes durch das Volk (vgl. 1 Kor 10,1-13; Hebr.). Das Ideal bilden die Standhaften, die Gott die Treue halten. Das ebenso semantische wie theologische Problem besteht darin, daß JteiQaouog ambiva lent ist, d. h. Versuchung (tentatio) wie Erprobung (probatio) umfassen kann. G e meint sein kann einerseits eine harte, aber wohlgemeinte, förderliche Belastung53, anderseits eine böswillige Verleitung zum Fall (so auch Jak 1,13 ff.). Das logische Sub44
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C o n z e l m a n n : 3 5 3 ff. z u A T , J u d e n t u m u n d a u c h P h i l o . B e i P a u l u s s t e h t x<xod n i e für e i n e p r o f a n e S t i m m u n g ( e b d . 3 5 9 , 1 4 ) . V g l . a u c h d i e V e r w e n d u n g für F e s t - , H o c h z e i t s - , E r n t e f r e u d e in d e r B i b e l .
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B . R e i c k e / G . B e r t r a m : T h W N T V 8 8 5 - 8 9 5 ; B - D - R § 2 7 5 . 2 : p r ä d i k a t i v , m e i s t e n s v o r a n g e s t e l l t ; artikellos: » j e d e r b e l i e b i g e « ; vgl. 6Xog u n d e x a o x o g . E b e n s o H y o n S u k H w a n g , D i e V e r w e n d u n g d e s W o r t e s Jtäg in d e n p a u l i n i s c h e n B r i e f e n , D i s s . E r l a n g e n 1 9 8 5 , 1 2 (»>völlig<, >lauter<, >von j e g l i c h e r Art< o d e r >allerlei<... i m S i n g u l a r ... h e i ß t es >jeder<, >jeder b e l i e b i g e ... a u c h oft >ganz, alle< m i t v e r a l l g e m e i n e r n d e m C h a r a k t e r « ) ; J o h n s o n , A n c B 1 7 6 f., n i m m t es a d v e r b i a l ( » c o n s i d e r it entirely as j o y « ) ; es s t e h e d e r G e s p a l t e n h e i t in V. 7 8 gegenüber.
4 6
J o h 1 5 , 1 1 ; 1 6 , 2 4 ; l j o h 1,4. V g l . d a z u H . C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 6 1 , 1 3 ff. (zu J o h ) , 3 5 5 , 2 6 ff. ( R a b binisches).
4 7
B a u e r - A . 6 9 6 . I m N T : A p g 1 5 , 2 2 ; 2 6 , 2 ; 2 K o r 9 , 5 ; P h i l 2 , 3 . 6 . 2 5 ; 3 , 7 . 8 ; l T h e s s 5 , 1 3 u. a.
4 8
S o m e i n t C a r g a l , R e s t o r i n g 6 2 f. 7 5 .
4 9
B e i J a k f i n d e t es s i c h n u r hier. E s s t e h t freilich e d v oft n a h e : E W N T II 1 3 1 5 .
50 V g l . P o p k e s : E W N T I I I 1 5 1 - 1 5 8 ; vgl. G i e l e n : Z N W 1 9 9 8 ; J . B . G i b s o n , T h e T e m p t a t i o n s o f J e s u s in E a r ly C h r i s t i a n i t y , S h e f f i e l d (A.P.) 1 9 9 5 . - I n L X X b e s o n d e r s in D t n u n d S i r m i t 5 bzw. 6 B e l e g e n . I m N T e r s c h e i n t d a s S u b s t a n t i v 2 1 x , d a v o n 7 x in L k - A p g , 4 x i m C o r p u s P a u l i n u m , j e 2 x in I P e t r u n d J a k ; l x in 2Petr. D a s V e r b jteiod^Eiv 3 8 x i m N T , d a v o n 1 7 x in S y n . u n d A p g , 7 x C o r p . P a u l . ; 6 x H e b r ; 4 x J a k . H i n z u k o m m e n 4 x EXJtEipd^Eiv. F a s t v ö l l i g o h n e B e f u n d : J o h , l - 3 J o h , a b e r a u c h Rom, l T h e s s , Phil, E p h , K o l . B e i d e n A p o s t V ä t e r n : S u b s t a n t i v 4 x , jtEioa l x , d a s V e r b jtEiodcD 5x. B e i P h i l o fehlt J t E i o a o u d g (dgl. b e i J o s e p h u s ) ; h ä u f i g d a g e g e n Jteloa ( 1 9 x ) , jreiodü) ( 4 3 x ) , JtEiod^ü) n u r 4 x . 5 1
Vgl. Grayston; Popkes, Bitte.
52 H . S e e s e m a n n : T h W N T V I ( 2 3 - 3 7 ) 2 4 , 1 6 . 5 3
F ü r d i e W e i s h e i t s l i t e r a t u r ( a u c h für P h i l o ) steht d e r ( g r i e c h . ) G e d a n k e d e r E r z i e h u n g i m V o r d e r g r u n d : S e e s e m a n n 2 5 f.
D i e rechte innere Einstellung
82
jekt wird oft (wie auch hier) nicht genannt, so daß Herkunft und Abzweckung nicht (sogleich) zu erkennen sind. In beiden Fällen bleibt das Element der Beanspruchung, inkl. des Zerbruchsrisikos. Im N T finden sich beide Linien, wobei Jesu Versuchung überwiegend als satanischer Verfuhrungsversuch, aber auch (so Hebr 2,17 f.; 5,8) als gbtt-gewollter Lernprozeß des Leidens interpretiert wird. Die letzte Bitte des VaterUnser wie auch die Gethsemane-Mahnung M k 14,38 parr. (»betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt«) lassen die mögliche Erfahrung für jeden Christen deutlich werden. »Der Jt8LQaö|i6g trifft ... immer nur die G l ä u b i g e n « , die Kinder G o t t e s . Insofern ist es ein paradoxes Privileg, gerade wegen des Glaubens zu den Angefochtenen zu gehören. Jak übernimmt diese Linie; Anfechtungen (wohl im Sinn von Erprobun gen) sind in der Tat Anlaß zur Freude. Man erkennt daran indirekt seinen Glaubens stand, und man erhält die Möglichkeit des geistlichen Wachstums. Daß die Anfech tung der Taufe folgt, ist ein urchristlicher Topos.57 D e m Gläubigen ergeht es ebenso wie seinem Meister Jesus (Mk 1 parr., Hebr 2,18; 4,15) und bereits dem Volk Israel (IKor 10,1-13). Dasselbe bezeugt IPetr 1,3 ff. Jak kann also auf Neophyten-Erfahrung zurückgreifen. Das Adj. »vielgestaltig, mannigfaltig« erscheint auch IPetr 1,6 mit »Anfechtungen«; es verweist auf eine große Bandbreite von Realisierungsmög lichkeiten (ähnlich wie z. B. bei Krankheiten: M k 1,34 parr.). Jak führt nicht aus, woran man denken soll. Schwerlich sind »Mängelzustände« ä la V. 5 ff. gemeint , denn ein Defizit ist kein JteiQaouog, sondern ein Problem bei der Bewältigung von Anfechtungen. Eher legt sich nahe, daß Jak die Leser an Bekanntes aus der früh christlichen Tradition im Sinn z. B. von M t 5,11 f. erinnern möchte (vgl. auch Sir 2), also Verleumdungen, Unrecht usw. (vgl. 2,6 f.; 5,1 f f . ) . Eine solche eher konventio nelle Interpretation bietet sich auch angesichts des semantischen Wechsels in 1,13 ff. an. Gegen eine Beziehung auf V. 5-11 und für ein allgemeines, offenes Verständnis von »mancherlei Anfechtungen« spricht auch das Verb »fallen«, das ein »in mißliche Umstände geraten« bezeichnet. Daß der Konj. Aor. die Vorzeitigkeit der Handlung bezeichnen soll, daß Jak also auf die Freude nach bestandenen Anfechtungen abhe54
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K . G . K u h n , J t e i o a o u d g - d u a p t i a - O&Q'E, i m N e u e n T e s t a m e n t u n d d i e d a m i t z u s a m m e n h ä n g e n d e n V o r stellungen: Z T h K 4 9 ( 1 9 5 2 ) 2 0 2 .
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A u c h J e s u s w i r d als » S o h n G o t t e s « a n g e s p r o c h e n ( M t 4 , 3 p a r . ) .
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B u r c h a r d , H N T z. S t . : n i c h t » b e s o n d e r e R e i f e p r ü f u n g e n w i e bei A b r a h a m o d e r J o s e p h « ; d i e A n f e c h t u n g e n » d u r c h z i e h e n d i e S o n d e r e x i s t e n z , d i e d i e A d r e s s a t e n kraft ihres G l a u b e n s in d e r D i a s p o r a d e r W e l t . . . f ü h ren m ü s s e n « . A u f sie w i r k t » v o n a u ß e n d i e W e l t « ( V e r h ö h n u n g , S c h i k a n e n , A n p a s s u n g s d r u c k ; V e r l o c k u n g z u E r w e r b , P r e s t i g e , G e n u ß ) ; i n n e n i m C h r i s t e n ist d i e B e g i e r d e a k t i v (sie » k ö d e r t i h n z u r W e l t l i c h k e i t « ) . J a k » d e n k t d a b e i k e i n e s w e g s a n E x z e s s e (der B r i e f e n t h ä l t k e i n e n L a s t e r k a t a l o g , v o n S e x u a l i t ä t u n d A l k o h o l ist e r s t a u n l i c h e r w e i s e n i r g e n d s d i e R e d e ) « .
5 7
V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 3 6 ff".
58 I m N T n o c h M k 1 , 3 4 parr.; 2 T i m 3 , 6 ; T i t 3 , 3 ; H e b r 2 , 4 ; 1 3 , 9 ; I P e t r 1,6; 4 , 1 0 . B a u e r - A . 1 3 7 0 f.: »vielfar b i g « , a u c h » v i e l d e u t i g « ; L - S - J 1 4 3 0 : a u c h » k o m p l e x , w a n d e l b a r « . W e i t h i n b e k a n n t w a r d i e o x o d JtoixiXr] A t h e n s (die » b e m a l t e W a n d e l h a l l e « ) , d a s L e h r h a u s d e s Z e n o n ( u m 3 0 0 v. C h r . ) . 5 9
A n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 8 7 f. 2 0 9 - 2 1 1 . A u c h d i e s y n t a k t i s c h e P o s i t i o n v o n J t o i x i X o i g d e c k t d a s n i c h t
6 0
V g l . K l e i n 4 8 f.; z u R e c h t a u c h : » . . . läßt sich d a r a u s n i c h t o h n e weiteres s c h l i e ß e n , d a ß hier v o n Verfol
ab. g u n g e n d i e R e d e ist«. 6 1
B a u e r - A . 1 3 0 9 . I m N T : u n t e r R ä u b e r fallen ( L k 1 0 , 3 0 ) , in U n t i e f e n ( A p g 2 7 , 4 1 ) . V g l . z. B . H e r o d 1 , 9 6 (unter Gewaltherrschaften geraten).
83
1,2-3 62
b e , ist zwar philologisch möglich*^, legt sich aber vom Gedankengang kaum nahe, unbenommen des Umstands, daß JteQiJteönxe von der Sache her eine punktuelle Vor zeitigkeit gegenüber dem eher durativen f|yr|oaö68 impliziert. Der Akzent liegt gera de bei der Bewältigung des Schweren, das man mit Freude akzeptieren soll. 3 Der Appell von V. 2 wird in V. 3 durch den Rückgriff auf das Wissen der Adressaten abge stützt. Statt des (aus V. 2) zu erwartenden Wortes »Anfechtungen« erscheint jetzt t ö öoxiuiov als Subjekt. Der Wortstamm öoxui- ist von der Tradition vorgegeben, wahr scheinlich in einer Form wie Sir 2,5a »denn im Feuer wird Gold geprüft, bewährt (öoxuid^exai)«. In IPetr 1,7 ( T Ö Ö O X I U I O V eures Glaubens, wertvoller als durch Feuer bewährtes Gold) geht es um Vorgang und Ergebnis der Prüfung; öoxiuiov meint dort »Echtheit«. In Rom 5,4 (Ausdauer bewirkt öoxiuV|, diese bewirkt Hoff nung) ist die Ausdauer Subjekt in bezug auf öoxui-, also entgegengesetzt zu Jak 1,3. Während Jak in 1,12 dem traditionellen Gedanken folgt (der »bewährte Mann« als Ergebnis des Vorgangs), setzt er in V. 3 die aktive Komponente für öoxui- ein. Der Glaube wird geprüft; nicht eigentlich bewährt er sich (wie in IPetr 1,7). »Des Glau bens« ist dann genitivus obiectivus: der Glaube ist dem Prüfungsmittel ausgesetzt; er selbst ist passiv. Daß Jak überhaupt vom G l a u b e n redet, kann von der Tradition her gegeben sein; aber immerhin geschieht es (vgl. später zu 2,1.14 ff.), freilich ohne jede Erläuterung. Theoretisch denkbar wäre, daß statt von »Glaube« auch von »Lie be« oder »Hoffnung« als Objekt der Prüfung die Rede wäre; allerdings fehlen beide Nomina bei Jak. Einstweilen ist »Glaube« nicht viel mehr als ein von der Tradition bekanntes Wort ohne große Auswirkung auf den Kontext, nicht viel mehr als ein Interpretationsfaktor für »Anfechtungen«. »Glaube« steht hier im Kontext des geist lichen Reifungsprozesses. Vom Gedankengang her legt sich hier die Ubersetzung von möTig mit »Vertrauen« nahe. Die geistliche Pädagogik stellt die möxig der Erpro bung, dem Test aus. - Die frühchristliche Erfahrung lehrt, daß ein bestimmter Wir kungsprozeß abläuft: A bewirkt (xaT8QYd^8t8i 9) B, B bewirkt C (so R o m 5,3). Das Verb xaTeoyci^oum bezeichnet ein Bewirken, Hervorrufen, Vollbringen. Bei Jak wird über den Wirkungsmechanismus (Ursache, Logik, Vorgang usw.) nichts näher ausge führt. Vergleichbare Stellen benutzen teils eher werkhafte Terminologie (Rom 7,1520: neben Jtodööeiv und Jtoietv), teils ebenfalls einfach (xaT-)eQydI;eiv (so etwa 2Kor 7,10 f.: Trauer führt zu Tod bzw. Eifer). Jak denkt wahrscheinlich instrumental 64
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So Mußner, Jakobusbrief 64.
63 E W N T II 1 3 1 6 . D i e d o r t a n g e g e b e n e n ntl. B e l e g e ( M t 5 , 1 1 ; 9 , 1 5 ; M k 4 , 1 5 f . 2 9 - 3 2 ; 8 , 3 8 ; L k 6 , 2 2 ;
Rom
2 , 1 4 ; 2 K o r 1 3 , 9 ) s i n d j e d o c h vielfach a u c h bzw. eher i m g l e i c h z e i t i g e n S i n n d e u t b a r (so M t 5 , 1 1 ; M k 4 , 1 5 f.; 8 , 3 8 ; L k 6 , 2 2 ; Rom 2 , 1 4 ; 2 K o r 1 3 , 9 ) . 6 4
E s ist v ö l l i g u n n ö t i g , d a s Part, h i e r als E r s a t z für e i n e n I m p . z u l e s e n ( g e g e n M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 4 : i m p e r a t i v i s c h u n d b e g r ü n d e n d ) . J a k b e l e h r t hier n i c h t , s o n d e r n ruft W i s s e n a b .
65 G e r d S c h u n a c k : E W N T I 8 2 5 f.: O f t in d e r W e i s h e i t s t r a d i t i o n
(Prov, W e i s h , S i r ) ; z. B . Ps 1 1 , 7 ; P r o v 2 7 , 2 1 ;
Sir 2 , 5 . 66 E W N T
1829.
67 D i b e l i u s , K E K 1 0 1 ; M a r t i n , W B C 1 5 ; E W N T I 8 2 9 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : L ä u t e r u n g s m i t t e l . 6 8
B u r c h a r d , H N T z. S t . : IliOTig ist » d a s e x k l u s i v e G o t t e s v e r h ä l t n i s , d a s d i e C h r i s t e n w i e s c h o n d i e atl. F r o m m e n ... a u s d e r W e l t . . . h e r a u s h e b t . . . H e i d e n h a b e n n i c h t e i n e n a n d e r e n G l a u b e n , s o n d e r n k e i n e n « .
69 D a s V e r b f i n d e t s i c h i m N T a u ß e r J a k 1,3 u n d I P e t r 4 , 3 n u r bei P a u l u s ( 2 0 x ) , d a v o n 1 l x in Rom u n d d o r t w i e d e r u m 6 x in Rom 7 (V.
8.13.15.17.18.20).
84
D i e rechte innere Einstellung
bzw. modal (vgl. eoyov in V. 4). Das »Prüfungsmittel« bewirkt insofern Ausdauer, als das Vertrauen geläutert wird und wächst. - Auf »Ausdauer« (i>Jtouovf|)70 zielten auch andere antike Richtungen, besonders Weisheit, Apokalyptik und Stoa. Der Akzent fiel in der Regel auf die langfristige aktive und passive Widerstandsfähigkeit. Im Blick auf Belastungen (bis hin zum Martyrium), die Zeitdehnung usw. war die Stärkung der Person angesagt. Ausdauer wird zur positiven Eigenschaft des Getreuen, From men und Gläubigen. Jak unterstreicht die Bedeutung von imouovri in 1,12 und 5,11 durch den zweifachen Makarismus. Im Blick steht der geistlich reife und zur Aktivität fähige Christ (1,12: »die Anfechtung aushalten«). Ausdauer ist kein Ziel in s i c h , kein Heroismus und auch mehr als eine Art Zeitüberbrückungstugend (zwischen dem »schon« und »noch nicht«); i)Jtouovf| meint gereiftes tragfähiges Vertrauen (jtioxtg). Zugleich steht imouovf| bei Jak für »Hoffnung« (etatic;). Dieses Wort fehlt bei ihm (auch als Verb); in der ntl. Tradition freilich stehen Ausdauer und Hoffnung früh miteinander verbunden (so auch Rom 5, 3 f . ) . Insofern Ausdauer ganz auf das Ziel der Vollendung hin ausgerichtet ist (V. 4), ist für Jak darin Hoffnung enthalten; Priorität gebührt jedoch der aktiven Konkretion des Durchhaltens. 4 In V. 4a wird der Kettenschluß zwar bei den Nomina (Ausdauer, vollkommenes Werk), nicht jedoch beim Verb ( x a T 8 Q y d ^ 8 x a i , so Rom 5,3 f.) fortgesetzt; es ist deshalb auch unklar, ob die Einleitung von V. 3a (»wissend, daß...«) weiterhin gilt. Der indirekte Imperativ (»soll haben«) ^ impliziert als logisches Subjekt doch wohl die Adressaten; d. h. es liegt an ihnen, daß die Ausdauer zum gewünschten Ergebnis führt. Die per sonale Ausrichtung auf die Adressaten wird im Finalsatz (V. 4b-c) explizit. Jak zielt auf das Sein (fjxe) der Menschen; das geht über einen bloß sachlichen Wirkungspro zeß h i n a u s . Wahrscheinlich verändert er deshalb die Kettenschluß-Tradition. Leitendes Stichwort ist xeXeiog , das zudem in V. 4b.c zweifach abgestützt wird 71
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F r i e d r i c h H a u c k : T h W N T I V 5 8 5 - 5 9 3 . D a s W o r t s t e h t a u c h in Rom 5 , 3 f., n i c h t h i n g e g e n in I P e t r 1 ( d o r t erst 2 , 2 0 ) .
7 1
D a s ist eher in d e n h e l l e n i s t i s c h e n P h i l o s o p h i e n d e r Fall, w o A t a r a x i e , A p a t h i e u. d g l . z u m a n e r z o g e n e n H a b i t u s w e r d e n s o l l e n . D e r K o n t e x t d o r t ist d a s G l ü c k l i c h - S e i n in d e r U n a b h ä n g i g k e i t g e g e n ü b e r d e r S i t u a t i o n u n d in d e r B e h e r r s c h u n g d e r L e i d e n s c h a f t e n . V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 0 6 .
7 2
Vgl. auch Hauck: T h W N T I V 5 8 9 , 2 9 - 3 1 .
7 3
D i e D o p p e l t r i a s l T h e s s 1,3 v e r k n ü p f t G l a u b e - L i e b e - H o f f h u n g m i t W e r k - M ü h e - A u s d a u e r . V g l . Ps 2 6 , 1 4 .
7 4
Ä h n l i c h H a u c k : T h W N T I V 5 9 2 ; D i b e l i u s , K E K 1 0 1 ; S c h n i d e r 2 7 ; L a w s , C o m m e n t a r y 5 3 , u. a.
7 5
B u r c h a r d , H N T z. S t . : F o r m a l eher W u n s c h als Befehl.
7 6
V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 6 7 f.
7 7
S a t o 7 2 f. n o t i e r t , d a ß d e r erste Teil v o n V. 4 ( » G e d u l d a b e r h a b e ein v o l l k o m m e n e s W e r k ! « ) o h n e Paralle le bei Rom
5 u n d I P e t r 1 sei. » V o l l k o m m e n e s W e r k « sei w a h r s c h e i n l i c h » p e r s ö n l i c h e S c h ö p f u n g d e s
A u t o r s « u n d für i h n » e i n S c h l ü s s e l b e g r i f F « . 7 8
B e i J a k n o c h m a l s in 1 , 1 7 ( G a b e v o n G o t t ) : 1 , 2 5 ( G e s e t z d e r F r e i h e i t ) ; 3 , 2 ( M a n n ) ; d a z u d a s V e r b 2 , 2 2 ( G l a u b e ) . - V g l . Z m i j e w s k i ; K o n r a d t , E x i s t e n z 2 6 7 - 2 8 5 ; K l e i n 4 3 - 8 1 ; W a l t e r s 1 3 0 f.; d u Plessis (zu J a k : 2 3 3 ff.); F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 9 5 - 4 9 9 ( E x k u r s ) ; H . H ü b n e r : E W N T I I I 8 2 1 - 8 2 4 ; G . D e l l i n g : T h W N T V I I I 6 8 - 8 5 ; R. N e w t o n Flew, T h e I d e a o f P e r f e c t i o n in C h r i s t i a n T h e o l o g y . A H i s t o r i c a l S t u d y o f t h e C h r i s t i a n I d e a l for the P r e s e n t L i f e , L o n d o n ( O x f o r d U n i v . Press) 1 9 3 4 . H a r t i n , Perfect, b e t o n t d i e N ä h e z u M t 5 , 3 - 1 2 . 4 4 - 4 8 : m a n w i r d d u r c h L e i d e n v o l l k o m m e n ; vgl. L u c k , W e i s h e i t ; D a v i d s , P e r s p e c t i v e s 2 7 ff. ( L e i d e n s t h e o l o g i e ) ; G o w a n ( M ä r t y r e r - H i n t e r g r u n d ) ; C r o y ; G a r l a n d . - In d e r g r i e c h . P h i l o s o p h i e ist »voll k o m m e n « v e r b u n d e n mit der T u g e n d , ebenfalls mit der Glückseligkeit u n d d a d u r c h mit der Bedürfnislo sigkeit: »es fehlt n i c h t s « (vgl. D e l l i n g 7 0 f.). I n d e r a t l . - j ü d . T r a d i t i o n liegt d e r A k z e n t a u f » u n g e t e i l t « , u n d zwar v o r a l l e m in B e z i e h u n g z u G o t t ( » i h m g a n z g e h ö r e n « u s w . ) , » g e r e c h t « u n d »rein« n a h e s t e h e n d ; vgl. D e l l i n g 7 3 f.; H ü b n e r 8 2 2 ; K l e i n 5 4 - 6 5 . 8 1 .
1,3-4
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(öXöxXriQOi, ev firjöevi Xeutöjievoi). Der Wortstamm TEXEI- kommt im N T zwar nicht gerade häufig vor? , er scheint jedoch in der frühchristlichen Unterweisung eine gewisse Rolle gespielt zu h a b e n . Angesprochen wird dabei nicht ein Perfektionismus !, sondern der geistliche Wachstumsprozeß hin zur »erwachsenen« Reife. Die Vollkommenheit bewegt sich in Jak 1 zwischen Bewährung (vgl. V. 12) und Nicht-Mangeln an Weisheit (V. 5). Vollkommenheit ist im N T ein Qualitätsbegriff 3; demgegenüber betont öXöx^rjQOc; eher die quantitative Vollständigkeit. Verwandt ist die Segensformel lThess 5,23: »der Gott des Friedens heilige euch oXoxeXetg, und OXÖXXTJQOV müsse euer Geist usw. unanstößig in der Parusie unseres Herrn ... bewahrt werden«. Die Kombination der beiden Wörter xeXeioc; und 6X6xXr|QOc; findet sich also auch sonst, u. a. bei P h i l o . Zunächst einmal (V 4a) unterstreicht Jak die Qualität nur des »Werkes« ; die personale Ausrichtung und Ausarbeitung kommt erst in einem Folgesatz zur Sprache (V. 4b). Der Ausdruck egyov könnte neben Jtioxig! - bereits im Blick auf Kap. 2 gewählt sein; Vollkommenheit muß konkrete Verwirklichung s e i n . Der Mensch erscheint bereits hier als homo faber. Nur so erreicht er auch als Person die Reife und Vollständigkeit (V. 4b). Das ist primär anthropologisch gedacht; erst als Rahmen spielt auch die Eschatologie eine Rolle ( s . V 12).90 Christsein ist somit ein Reifeprozeß; in Widrigkeiten geschieht Wachstum, und zwar als Aktivität, ja gerade Produktion (»Werk«). Die Person ist stets auf ihre (ethische) Tätigkeit bezogen. 1 Die Person ist zugleich aber auch mehr 9
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T e ^ e i o g 19x, xeXeiöü) 2 3 x , xeXetöxr]g u n d xe^eicootg j e 2x, xe^eicog l x . G e w i s s e S c h w e r p u n k t e b i l d e n d a b e i H e b r , J o h , M t , P a u l u s , K o l u n d a u c h J a k . A u c h in d e r L X X finden sich n i c h t sehr viele Stellen; etwas z a h l reicher ist x e t a i ö o ) vertreten. S o g a r d i e W e i s h e i t s s c h r i f t e n e n t h a l t e n n u r relativ w e n i g e B e l e g e (x£>.etog n u r W e i s h 9 , 6 ; S i r 4 4 , 1 7 ) . B r e i t e s Interesse zeigt d a g e g e n P h i l o (s. D e l l i n g 7 1 f.; K l e i n 5 7 f.; W a l t e r s 1 2 3 ) . Vgl. Popkes, Vollkommenheit, Wholeness, Paränese 145. M i t K o n r a d t , E x i s t e n z 2 6 9 . B u r c h a r d , H N T : d a s S p r a c h f e l d F o r t s c h r i t t fehlt. I K o r 2 , 6 ; 3 , 1 ff.; 1 3 , 1 0 ; 2 K o r 1 3 , 1 1 ; Phil l,6ff; 3 , 9 ff.; K o l 1,28; 2 , 1 0 ; 3 , 1 ff.; E p h 4 , 1 3 ; H e b r 5 , 1 2 - 1 4 ; vgl. M t 5 , 4 8 ; 1 9 , 2 1 . D e r Z u s t a n d d e s » M i l c h l i n g s « soll ü b e r w u n d e n w e r d e n ( H e b r 5 , 1 2 ; I K o r 3 , 1 ff; vgl. I P e t r 2 , 2 ) . A n d e r s K l e i n 6 3 , weil bei J a k d a s B i l d v o n d e n v r | j u o i n i c h t v o r k o m m e . - B u r c h a r d , H N T z. St.: V. 4 zielt » n i c h t a u f G e m e i n s c h a f t s - o d e r W e l t g e s t a l t u n g , s o n d e r n d e n C h a r a k t e r « . 83 W e r n e r Foerster: T h W N T III 7 6 5 ; K l e i n 6 3 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 0 6 ff. - D i e Q u a l i t ä t zeigt sich lt. I K o r 2 , 6 - 1 6 ; H e b r 6 , 1 ff. in tieferer E r k e n n t n i s ; lt. I K o r , 3 , 1 ff i m H a l t e n d e s F r i e d e n s (vgl. J a k 3 , 1 3 ff); lt. Rom 1 2 , 2 ; Phil 1,10; H e b r 5 , 1 4 d a r i n , d a ß m a n G o t t e s W i l l e n z u p r ü f e n v e r m a g ; lt. H e b r 5 , 1 1 ff. in d e r F ä h i g k e i t , a n d e r e z u lehren (vgl. J a k 3 , 1 f.). Foerster: T h W N T III 7 6 5 f. I m N T n u r n o c h l T h e s s 5 , 2 3 . V g l . A p g 3 , 1 6 (die e i n z i g e Stelle i m N T m i t o^oxTjQia ): V o l l b e s i t z d e r k ö r p e r l i c h e n F u n k t i o n e n . V g l . I K o r 1,8; Phil 1,6: d a s g u t e W e r k v o l l e n d e n ; Phil 1,10: » d a m i t ihr l a u t e r u n d t a d e l l o s s e i d « . V g l . F o e r s t e r 7 6 5 f.; K l e i n 6 3 f.; oft m i t JtavxeXrig. V g l . B l o n d e l 1 4 6 f.; Z m i j e w s k i 2 9 5 ff: » v o l l k o m m e n « ist ein, w e n n n i c h t s o g a r das t h e o l o g i s c h e S c h l ü s s e l w o r t für J a k . V g l . d u Plessis 2 3 4 : » A >perfect work< is ... o n e >working perfectly<«; als A m p l i f i k a t i o n v o n i m o u o v r i b e t o n e d i e W e n d u n g : » L e t c o n s t a n c y p r o d u c e its füll a n d p r o p e r fruits« ( m i t R o p e s 1 3 7 ) . D e r G l a u b e soll s o k o n s t a n t in seiner A n w e n d u n g sein, » t h a t it w o r k s o u t p r o p o r t i n a t e results«. Ü b r i g e n s : » D i e W e n d u n g e o y o v xeXeiov läßt sich - z u m i n d e s t in e t h i s c h e m K o n t e x t - vor d e m J a k o b u s b r i e f n i r g e n d w o n a c h w e i s e n « (Klein 5 4 mit A n m . 6 6 ) . 8 0
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J a k g e h t es u m d i e » G a n z h e i t des C h a r a k t e r s « : d u Plessis 2 3 5 . V g l . K l e i n 6 4 . 8 1 : d i e e s c h a t o l o g i s c h e u n d d a m i t a u c h s o t e r i o l o g i s c h e P e r s p e k t i v e ist d e m H e l l e n i s m u s fremd. Vgl. Klein 8 1 , der die ethische K o m p o n e n t e hervorhebt. V o l l k o m m e n h e i t »bezeichnet,... zumindest nicht in erster L i n i e , d i e G a n z h e i t d e r G o t t e s b e z i e h u n g « . J a k s t e h e hierin d e m H e l l e n i s m u s n ä h e r als d e m A T .
D i e rechte innere Einstellung
86
als das, was sie hervorbringt. Das betont V. 4b durch die Fortführung und Ergänzung von te^eiog sowie durch das Verb f|te. Die Integrität des Menschen ist das Ziel des Prozesses; im Blick auf 1,18.21 könnte eine schöpfungstheologische und soteriologi sche Perspektive damit verbunden sein, d. h. der Mensch soll (wieder) zu dem wer den, wozu er erschaffen wurde; der Referenzpunkt von »vollkommen« ist dann nicht nur die Ethik (so wichtig sie für Jak ist) sondern letztlich Gott selbst (»vollkommen coram D e o « ) . - V. 4c rundet die Aussage ab und präpariert den Ubergang zu V. 5 f. Die Erfahrung, daß der Mensch ein fehlerhaftes Mängelwesen ist (vgl. 3,2), darf nicht als Vorwand der Nachlässigkeit dienen; anthropologisch essentieller Mangel ist kein unabwendbares Schicksal. Das von Jak implizierte Menschenbild orientiert sich an der Ganzheit (vgl. im Kontrast 1,8; 4,4.8). Die Formulierung ev u/nöevi XeiJiöfxevoi schließt dabei eher an die hellenistische Begriffstradition von »vollkom men« an als an die atl. (s.o.), insofern als der Gedanke der Vollständigkeit und Voll zähligkeit der Positivfaktoren im Vordergrund steht. 93 5 In Anknüpfung an die generelle Zielsetzung in V. 494 wendet sich Jak real möglichen (ei + Ind.) Einzelfällen unter den Adressaten (tig tiutov) zu, samt Handlungsanweisungen (aixeiTü)) und Ver heißung (öo0r|oeTai).95 Ebenso viel Raum erhält die Charakterisierung des Wesens Gottes (zwei Partizipien). Drei Elemente treten in V. 5 hervor: Weisheitsmangel, »bitten-erhalten« sowie Gottes Reaktion. Davon wird in V. 6 »bitten« entfaltet, und zwar im Blick auf die innere Einstellung (möxig) des Bittenden; V. 7 führt »empfangen« weiter. In V. 5 liegt der Akzent dagegen auf der Charakterisierung Gottes. - Daß als einzige Mangelerscheinung die Weisheit genannt wird, erscheint kontextuell überra schend. Nur noch in 3,13-17 verwendet Jak den Wortstamm ooqp-, dort freilich besteht das Problem primär in falscher Weisheit, und zwar im Kontrast zur »Weisheit von oben«, nur indirekt im Mangel an (rechter) Weisheit (s. freilich die Verbindung zu 3,1 ff.). Wahrscheinlich ist Jak (in 1,5) im Hinweis auf die Weisheit traditionsge bunden, besteht doch ein verbreiteter Zusammenhang zwischen Vollkommenheit und Weisheit. A m eindrücklichsten besagt Weish 9,6: Auch ein Vollkommener würde ohne die Weisheit von Gott nicht geachtet werden.97 Ebenfalls ist bekannt, daß Weisheit eine Gabe Gottes ist (Weish 7,7 u. a.; Sir 1,10.26 u. a.). Die Relation von Jak 1,2 zu Sir 2,1 ff. legt zudem einen Rückbezug auf Sir 1 (»Alle Weisheit kommt vom Herrn«) n a h e . »Weisheit« ist, so betrachtet, in Jak 1,5 ein konventionelles Sig nal. Weisheit ist nach traditioneller Lehre für ein gelingendes und bei Gott akzep92
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D a s Z i e l ist d a n n d i e r e s t i t u t i o a d i n t e g r u m . A n d e r s K l e i n 6 3 . 8 1 . D i e t h e o z e n t r i s c h e G e s a m t a u s r i c h t u n g d e s J a k sollte d a b e i g e n ü g e n d b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n . J a k liegt a n d e r K l ä r u n g d e r B e z i e h u n g z u G o t t bzw. z u r Welt; erst d a r a u s e n t s t e h t H e i l u n g ( 3 , 1 3 - 1 8 ; 4 , 7 ff.). E t h i s c h e F e h l l e i s t u n g e n e n t s p r i n g e n d e r F e h l schaltung auf diesem Gebiet.
93 V g l . G e r h a r d D e l l i n g : T h W N T V I I I 7 0 f., b e s o n d e r s z u A r i s t o t u n d S t o a . 9 4
N i c h t n u r d u r c h p u r e S t i c h w o r t - V e r b i n d u n g ; m i t H o p p e 3 1 u. a., g e g e n D i b e l i u s , K E K 1 0 6 ( » ä u ß e r l i c h « , weil d e r G e d a n k e » M a n g e l a n W e i s h e i t « g a r n i c h t d e n g a n z e n S p r u c h d u r c h z i e h e ) .
95 B a k e r 2 4 1 n o t i e r t z u R e c h t : d e r zweite S a t z f u n g i e r t z u g l e i c h als A p o d o s i s z u m e r s t e n u n d als B e d i n g u n g für d e n d r i t t e n . 96 V g l . H o p p e 3 2 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 1 2 ff. 97 S . ferner P r o v 2 , 7 ; 2 9 , 1 0 ; 1 Q S 4 , 2 2 ; 1 Q H 1,36; I Q S a 1 , 2 8 . V g l . D e l l i n g : T h W N T V I I I 7 0 - 7 2 ; K ü c h l e r 5 5 3 - 5 9 2 ; H o p p e 3 3 , z u S t o a u. a. 98 V g l . v o n L i p s 4 1 7 f.
87
1,4-5
tables Leben unabdingbar (Sir 1); ohne sie kann das angestrebte Ziel (V. 4) nicht erreicht werden.99 Weniger sicher ist, ob Jak zugleich einen heilsgeschichtlich-eschatologischen Hinweis impliziert. Demnach würde die Weisheit dem Glaubenden ermöglichen, »die Geschichte aus der göttlichen Perspektive zu s e h e n « ; die Erwählten erhielten diese Gabe, um den Anfechtungen dieses Äons widerstehen zu können (vgl. 1QS 1 1 ) . Unwahrscheinlich ist die Interpretation, daß die Weisheit gerade zum Verstehen der (ungerechten) Leidenserfahrungen (V. 2-4) erforderlich sei, weil dem Frommen »die gerechte Ordnung der Welt« zusammenbreche. Jak läßt den Hinweis auf die Weisheit unerläutert. An der Konvention orientiert, wird der Leser - mindestens zunächst - an die praktische Lebensweisheit denken. Etwas anderes ist, daß Jak bereits einen Merkposten im Blick auf 3,1 ff. 13 ff. notieren möchte, wonach die sozio-ekklesialen Probleme gerade daraus stammen, daß man sich nicht von der göttlichen Weisheit lenken läßt. Jak differenziert aber in 1,5 (noch) nicht zwischen akzeptabler und inakzeptabler Weisheit; die hier zu erbittende Weisheit ist vielmehr eindeutig ein Bonum. - Wahrscheinlich greift Jak auf das Aussagepaar »bittet, so wird euch gegeben« zurück (Mt 7,7 par. Lk 1 1 , 9 ) . Ao0r|O8Tai ist zweifellos passivum divinum (nach »er bitte von Gott«); es stößt sich ein wenig mit dem aktivischen ÖLÖovtog. Die Aussage über Gott (V. 5b-c) ist deshalb wohl ein jak Einschub, und zwar mit besonderem theologischem Gewicht. Die atl., jüd. und frühchristliche Tradition ist der festen Gewißheit, daß Gott Gebet erhört (z. B. Ps 2,8; Jes 30,19, Prov 15,29; Hi 8,5 f.; Sir 1,26; 2,10; M t 18,19; 21,22). Jak braucht daran nur zu erinnern. Unwahrscheinlich ist dagegen, daß Jak Gebets-Enttäuschungen seitens der Adressaten ä la 4,3 aufgreift und insofern korrigiert, als er die Erhörungsgewißheit auf innere Werte (wie Weisheit) statt äußerer Vorurteile bezieht ; denn die Verheißung der göttlichen Antwort ist hier in 1,5 ungeteilt und unspezifiziert. Jak ermutigt zum Gebet. Vom »bitten« (aiteco) handeln auch 1,6 und 4,2.3a.b. Weitere Gebetstermini sind 6erioig (5,16), ev%r] (5,15), ev/ourn (5,16), 7iQoozv%r] (5,17) und Jtooo£i>xoum ( 5 , 1 3 . 1 4 . 1 7 . 1 8 ) . Jak scheint also zwischen »bitten« (in Kap 1 und 4) und »beten« (im Schlußabschnitt) zu unterscheiden. O b eine weitere Differenzierung zwischen Aktiv (1,5 f.; 4,3a) und Medium (4,2b.3b) vorliegt , braucht 100
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99 S o a u c h d e r A k z e n t bei S c h n i d e r 3 2 ; F r a n k e m ö ü e , Ö T K 2 1 3 f., m i t V e r w e i s a u f W e i s h 7 , 7 . 1 5 ; 8 , 2 1 ; 9 , 4 ; P r o v 2 , 6 ; S i r 3 , 6 . 9 . V g l . a u c h Sir 4 , 1 7 zur p ä d a g o g i s c h e n S t r e n g e d e r W e i s h e i t . 100 D a v i d s , C o m m e n t a r y 7 2 ; vgl. I K o r 1-2. 1 0 1
D a v i d s ebd. m i t H i n w e i s a u f syrBar 4 4 , 1 4 ; 5 9 , 7 ; 4 E s r 8 , 5 2 ; ä t h H e n 5,8; 9 8 , 1 - 9 ; 1 0 0 , 6 . D i e g e n a n n t e n
1 0 2
S o m e i n t L u c k , J a k o b u s b r i e f 1 7 2 ; vgl. d e r s , T h e o l o g i e 14 f., W e i s h e i t 2 5 3 ff. K r i t i s c h d a z u : P o p k e s , A d r e s -
Stellen sind j e d o c h nicht besonders aussagekräftig. saten 2 4 - 2 7 . J a k lokalisiert Glaubenszweifel u n d T h e o d i z e e p r o b l e m anders; das Innere des M e n s c h e n selbst ist v e r a n t w o r t l i c h , s. V. 6 - 8 . 1 3 - 1 5 . 103 V g l . H a r a l d H e g e r m a n n : E W N T I I I 6 1 9 . 104 M i F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 1 6 . - V g l . a u c h u. z u V. 6, w o ein weiterer s y n . A n k l a n g v o r l i e g e n k ö n n t e : » B i t t e t
d e s G l a u b e n s « , vgl. M k 1 1 , 2 4 u. a. 105 A n d e r s D i b e l i u s , K E K 1 0 6 . 106 D a g e g e n fehlt EQCOxdo). 1 0 7
E v t l . z u differenzieren als » b i t t e n « u n d » f o r d e r n « ; vgl. W a l t e r R a d i : E W N T I 1 0 3 ; G u s t a v S t ä h l i n : T h W N T I 1 9 1 f. I m N T s t e h e n e t w a d i e H ä l f t e d e r B e l e g e i m M e d i u m ( R a d i 1 0 2 ) . D i e V e r t e i l u n g i m N T ist u n g l e i c h m ä ß i g ; d i e m e i s t e n S t e l l e n f i n d e n sich in d e n E v a n g e l i e n ; bei P a u l u s n u r I K o r 1 , 2 2 . S o n s t n o c h in K o l , E p h , IPetr.
D i e rechte innere Einstellung
88
bei 1,5 f. nicht behandelt zu werden. Der Wortstamm a l t - bezeichnet ein Verlangen, das zwischen Bitten und Fordern changieren k a n n . Gott gegenüber (wie in Jak 1,5 f.) kommt verständlicherweise nur das Bittgebet infrage. - Die Eindeutigkeit Gottes erscheint Jak bereits hier (vgl. 1,13-17) des Notierens wert. Der Grund dafür wird nicht angegeben; die unmittelbare Fortsetzung (V 6 fF.) führt die Spur nicht weiter, sondern lenkt in die Anthropologie über. Es reicht wohl nicht aus, die Aussagen über Gott nur als Kontrast zu denen über den Menschen zu f a s s e n ; dafür sind die kriti schen Implikationen über Gott in 1,13 ff. zu ausgeprägt. Der ganze Brief ist ein Plä doyer für Gottes Verläßlichkeit, Unveränderlichkeit, Güte, Unbestechlichkeit und Eindeutigkeit. Die Aussagen in l,5b.c sind kontextuell überschießend und tradi tionsgeschichtlich ohne direktes Vorbild. Zunächst (V. 5b) wird Gottes Geben doppelt qualifiziert: J t ä ö i v und a j t X ä x ; . Jak setzt die Reihe mit J t a g fort (1,2.5. 8. 17.19.21); das Wort entspricht seiner ganzheitlichen Gesamtkonzeption. Hier wirkt es fast apologetisch, als ob Zweifel an Gottes Unparteilichkeit ausgeräumt werden sollten.H3 Daß Gott »auf einfache Weise« gibt, ist eine im N T und A T ungewöhnli che A u s s a g e . Vorgaben existieren dagegen in der jüd. Tradition (u. a. bei Philo) und in der hellenistischen Philosophie 5, stellenweise auch im Hinblick auf die Ein heit Gottes. Weil Gott einer ist, gibt er auf einfache W e i s e . Der semantische Ge halt von djtXcoc; reicht recht weit, nämlich bis hin zu »freigiebig«, »ohne Neben- bzw. Hintergedanken« /', »ohne Zögern«, »vorbehaltlos«. Man redet auch vom »einfa chen«, d. h. klaren, eindeutigen Auge (Mt 6,22); der Tor dagegen gibt mit zwei Augen 108
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S t ä h l i n 1 9 1 fF.
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A n d e r s d e r A k z e n t bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 2 0 f.
1 1 0
V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 7 f.; P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 9 9 - 2 0 2 .
1 1 1
Frankemölle. Ö T K 2 1 7 (»erstaunliche Gottesprädikate«).
1 1 2
D a s A d v e r b cur^cög b e z i e h t s i c h a u f » g e b e n « , n i c h t e t w a a u f J t ä o i v (»allen o h n e A u s n a h m e « ) ; m i t R i e s e n feld, H a p l o s ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 1 6 .
113 Y g l S c h n i d e r 3 1 f.: G o t t m a c h t k e i n e A u s n a h m e n . #
1 1 4
D a s A d v e r b e r s c h e i n t i m N T n u r hier; d i e T e r m i n o l o g i e w i r d s o n s t a n t h r o p o l o g i s c h , n i e t h e o z e n t r i s c h ver w e n d e t ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 1 7 ) . Z u r L X X vgl. A m s t u t z 3 8 f.; z u M t 6 , 2 2 f. S y r e e n i .
1 1 5
S. N e u e r Wettstein 1 2 4 9 - 1 2 5 4 (primär i m K o n t e x t v o n » i m G e h e i m e n geben, angemessen e m p f a n g e n « ) . T i t e l u n d T h e m a d e s T e s t l s s s i n d r e g e l r e c h t » D a s V e r m ä c h t n i s d e s I s s a c h a r negl &Ji?iÖTr|Tog«, 1. - D i b e l i u s , K E K 1 0 6 f., u n t e r s c h e i d e t zwei V a r i a n t e n d e r G r u n d b e d e u t u n g » l a u t e r « : (1) g u t m ü t i g , g ü t i g , f r e i g i e b i g , h o c h h e r z i g (so z. T. in T e s t l s s ; J o s e p h A n t V I I 3 3 2 ) ; vgl. A m s t u t z 1 0 1 f. » n e i d l o s « ; (2) g e r a d e , o h n e H i n t e r g e d a n k e n , r ü c k h a l t l o s , o h n e B e d e n k e n (so H e r r n M 2 , 1 . 4 . 6 [= 2 7 , 1 . 4 . 6 ] ; S 9 , 2 4 , 2 f. [= 1 0 1 , 2 f.]). T i m S c h r a m m : E W N T I 2 9 6 differenziert für T e s t l s s : 3 , 8 : G ü t e , 3 , 2 f.: G e r a d h e i t . V g l . A m s t u t z 1 6 - 4 1 z u r L X X , 4 1 - 6 3 zur jüd.-hellenistischen Literatur, 6 3 - 9 6 zur Literatur der J u d e n Palästinas, 9 6 - 1 1 6 z u m N T , 1 1 6 - 1 5 7 z u d e n f r ü h c h r i s t l i c h e n S c h r i f t e n ( 1 1 8 : E i n f a c h h e i t w u r d e e i n T o p o s in d e r P o l e m i k g e g e n r h e t o rische T e c h n i k ) ; E d l u n d 5 1 ff. Z u P h i l o u n d s e i n e m m o n o t h e i s t i s c h e n A n s a t z s. M o n t e s - P e r a l , speziell 8 6 9 8 ( » N u r d a s S e i e n d e ist d e r e i n z i g e G o t t « ) . V g l . a u c h G e r h a r d Sellin, G o t t e s e r k e n n t n i s u n d G o t t e s e r f a h r u n g bei P h i l o v o n A l e x a n d r i e n , in: H a n s - J o s e f K l a u c k ( H g . ) . , M o n o t h e i s m u s u n d C h r i s t o l o g i e . Z u r G o t t e s f r a g e i m h e l l e n i s t i s c h e n J u d e n t u m u n d i m U r c h r i s t e n t u m , F r e i b u r g ( H e r d e r ) 1 9 9 2 , 1 7 ff.
1 1 6
D e m entspricht das »einfache« Gebet. Vgl. syrBar 4 8 , 2 6 ; M e c h E x 14,4.8; 2 0 , 2 2 ; F r g m T a r g G e n 2 2 , 1 4 (»in m e i n e m H e r z e n w a r k e i n Z w i e s p a l t « ) . A u c h b e i m T o r a - S t u d i u m ist E i n f a c h h e i t n ö t i g . » E i n f a c h h e i t b e i m B e t e n ist ein in d e r s p ä t e r e n c h r i s t l i c h e n Ü b e r l i e f e r u n g h ä u f i g e s T h e m a « ( A m s t u t z 8 6 ) ; s. a b e r a u c h s c h o n g r i e c h . Parallelen; s o X e n o p h M e m 1 , 3 , 2 ( S o k r a t e s b e t e t e ctJt^cög u m d a s für i h n G u t e , d e s s e n K o n k r e t i o n d e n G ö t t e r n ü b e r l a s s e n d ) ; M a r c A u r e l 5 , 7 , 2 . V g l . A m s t u t z 8 6 ff. ( » E i n h e i t - G a n z h e i t « ) .
1 1 7
Vgl. 2 K o r 8,2; 9 , 1 1 . 1 3 i m Z u s a m m e n h a n g m i t der Kollekte, die ebenso freigiebig wie o h n e H i n t e r g e d a n
1 1 8
V g l . S c h r a m m : E W N T I 2 9 6 f.; D a v i d s , C o m m e n t a r y 7 1 f.; D i b e l i u s , K E K 1 0 6 f.
k e n g e g e b e n w e r d e n soll.
89
1,5-6 119
(Sir 20,14 f F . ) - Der Bezug auf die Einheit Gottes legt die Konnotation »ungeteilt« nahe, d. h. also Gott gibt »ohne Vorbehalt«. - Das Verb öveiöi^o) bezeichnet in L X X und N T zumeist die grobe Schmähung, u. a. in der Leidenstheologie (z. B. Jesus: M k 15,32 par.; Hebr 11.26; 13,13; Christen: M t 5,11 par.; 1 Petr 4,12-18; Hebr 10,33). »Nörgeln« ist im Vergleich dazu eine zu schwache W i e d e r g a b e . Jak greift einen Topos über das rechte Geben (und Empfangen) bzw. über verbreitetes Fehlverhalten dabei a u f . 3 Seine Wortwahl fällt freilich kräftig aus: Gott reagiert auf Bitten in keiner Weise despotisch, herab-würdigend, »mit Schimpf und Schande«. Daß Gott nicht ein vertrauenloses (1,7) bzw. ein mißbrauchtes, egoistisches, hedonistisches Gebet erhört (4,1-3), steht auf einem anderen Blatt. Was aber zum Erreichen des Ziels (1,4.12) erforderlich ist, gibt er wie selbstverständlich. 6 ist eine Ausfuhrung zu dem aus V 5 aufgenommenen Imperativ aixeixco, und zwar hinsichtlich der Einstellung des Bittenden. Zentraler Terminus ist öiaxQiveaOai, beidemal im Partizip. V. 6b begründet V. 6a mit Hilfe eines Vergleichs aus der Natur. Einen Rückbezug zu V 3 bildet Jtioxic;. V. 6 ist fast nur negativ-abwehrend gehalten; diese Linie setzt sich durch V. 7-8 fort; die Tonart wird deutlich kritischer. - Die Handlungsanweisung erfolgt zweifach: bitten ev moxei, ^/nöev öiaxoivö^ievog. Dabei erläutert offenbar der zweite Faktor den ersten. Jak fuhrt also in den Bereich »Glaube und Zweifel«, obschon die Wortbedeutungen nicht ohne weiteres festliegen. Entsprechend V. 3 ist Jttöxic; auch hier mit »Vertrauen« wiederzugeben. 5 Der Sachgrund dafür wurde in V. 5 angezeigt: das Wesen Gottes. Das Gebet soll und darf dem entsprechen, an den es sich wendet. Solches »Bitten des Glaubens« (ähnlich wie 5,15) kann mit Erhörung rechnen. AiaXQlV£ö0ai bedeutet im Medium »Bedenken tragen, zweifeln«, obschon diese Bedeutung vor dem N T nicht belegt i s t ; sie bietet sich hier jedoch an. Auch anderswo im frühchristlichen Schrifttum begegnet die Spannung zwischen Zweifel und G l a u b e : M k 11,23 f. par., R o m 4,20; 14,23; breite Erörterung findet sie H e r m M 9. Verwandt ist auch Eph 4,13 f.: Das Ziel des Weges ist u. a. die »Einheit 120
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S i r 2 0 , 1 5 ( » H e u t e g i b t er, m o r g e n f o r d e r t er z u r ü c k « ) . V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 9 .
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D i b e l i u s , K E K 1 0 7 : » o h n e B e d e n k e n « . E t w a s a n d e r s d e r A k z e n t bei A m s t u t z 1 1 0 f.: G o t t » r ä s o n i e r t d a b e i n i c h t , o b er g e b e n solle, w e r d e s s e n w ü r d i g sei. E r g i b t a j r t a ö g , s p o n t a n ... J a c . 1,5 s t e h t e i n d e u t i g i m S t r o m d e r j ü d i s c h - c h r i s t l i c h e n P a r ä n e s e . D i e s e a b e r legt ourtaög i m S i n n e v o n s p o n t a n a u s « .
121 V g l . M i c h a e l L a t t k e : E W N T II 1 2 6 5 - 1 2 6 7 ; J o h a n n e s S c h n e i d e r : T h W N T V 2 3 9 - 2 4 1 ; s c h i m p f e n , schelten, s c h m ä h e n , V o r w ü r f e m a c h e n , zur L a s t legen, lästern, leiden lassen, b e d r ä n g e n , zur S c h a u stellen, S c h m a c h u n d S c h a n d e b e r e i t e n . I n d e n P s a l m e n b e s o n d e r s v o m V e r h a l t e n d e r G e g n e r ; m e h r f a c h bei S i r u n d bei P h i l o , d e r W o r t s t a m m a u c h i n T e s t X I I ( T e s t j u d 1 3 , 3 ; 1 7 , 4 ; T e s t R u b 4 , 2 . 7 ; 6 , 3 u. a . ) . 1 2 2
1 2
Gegen Dibelius, K E K 108; Lattke 1267; Frankemölle, Ö T K 2 1 9 .
3 S. u. a. P r o v 3 , 2 8 ; P s P h o k y l 2 2 ; P s S a l 5 , 1 3 ff.; S i r 8 , 1 5 ff; 2 0 , 1 4 ff; 4 1 , 2 2 ( 2 8 ) ; P h i l o C h e r 1 2 2 f.; D e m o s t h e n e s O r 1 8 , 2 6 9 ; P l u t M o r a l i a 6 3 e - 6 4 a ; vgl. N e u e r W e t t s t e i n 1 2 4 9 ff; A m s t u t z 1 0 3 ff; » o v e i ö i ^ e i v h a t s e i n e n festen P l a t z in d e r L e h r e v o m r e c h t e n G e b e n « ( A m s t u t z 1 1 1 A n m . 9 2 ) . V g l . S c h n e i d e r : T h W N T V 2 4 0 , 2 6 - 2 9 (zu J a k 1,5).
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D e m g e g e n ü b e r w a r V. 4 c - 5 v o n » M a n g e l « b e s t i m m t ; M a n g e l l ä d t z u m » A u s g l e i c h « ein. D e s h a l b sollte m a n V. 6 b - 8 n i c h t m i t » M a n g e l a n G l a u b e « ü b e r s c h r e i b e n ( g e g e n F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 3 1 ) .
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S o durchgehend die K o m m e n t a r e .
2
* 6 V g l . G e r h a r d D a u t z e n b e r g : E W N T I 7 3 2 - 7 3 8 ; F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T I I I 9 4 8 - 9 5 1 . I m A k t i v ist d i e B e d e u t u n g : b e u r t e i l e n , e n t s c h e i d e n , r i c h t e n , U n t e r s c h e i d u n g e n v o r n e h m e n (vgl. z u 2 , 4 ) . » B e d e n k e n t r a g e n « a u c h z. B . A p g 1 0 , 2 0 . 127 V g l . G e r h a r d B a r t h , G l a u b e u n d Zweifel in d e n s y n o p t i s c h e n E v a n g e l i e n : Z T h K 7 2 ( 1 9 7 5 ) , 2 6 9 - 2 9 2 .
D i e rechte innere Einstellung
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des Glaubens« als »vollkommener Mann«, so daß wir nicht mehr Unmündige sind, »wie Wogen geworfen und umhergetragen von jedem Wind der Lehre«. Vermutlich kann Jak somit auf Bekanntes, geradezu Topisches hinweisen. Vertrauen ist von der Sache her ungeteilt, total; das betont auch ur]Ö£v, »in keiner Hinsicht«. Über mögliche Ursachen des Zweifeins sagt Jak nichts; es bleibt auch offen, ob er eine Polemik impliziert (vgl. bereits zu V. 5). Auf jeden Fall verträgt die motig keinerlei Einfärbungen; ihre Tragkraft (s. V. 3 f.) würde dadurch beeinträchtigt. Das »nicht Bedenken tragen« zielt nicht psychologisch-anthropologisch auf ein fanatisches, ideologisches, anti-intellektuelles, krampfhaftes Verdrängen von Seitengedanken, sondern theologisch auf die Korrespondenz mit dem Wesen Gottes; das Problem von 4,4 Freund Gottes und der Welt zugleich sein zu wollen - taucht bereits auf. Nicht-Vertrauen bedeutet Nicht-Achtung Gottes. Das Problem ist hier nicht einfach ein charakterlich-psychologisches , sondern ein geistlich-personales: Wer ist Gott für den Beter? - Jak vergleicht (eoixev, nochmals 1,23) den Zweifler mit dem Meeresgewoge; das Bild ist in der Antike geläufig, zumal für die schwankende Meinung des Volk e s . KMöoov GaXdoong bezeichnet das ganze Gewoge, vor allem in der Brandung, nicht nur die einzelne Welle. 30 Die Metaphorik wird durch die beiden Partizipien gesteigert und präzisiert; die Naturgewalten machen mit dem Wasser, was sie wollen; das Wasser kann ihm weder Halt noch Festigkeit entgegensetzen. Es wird vom Wind getrieben und b e w e g t . Das tertium comparationis liegt (wie auch V. 8 bekräftigen wird) in der Halt- und Positionslosigkeit des Betenden. D a er sich nicht Gott gegenüber festlegt, wird er zum Spielball dessen, was im Leben auf ihn einströmt; er bildet keinen ruhigen Gegenpunkt zu Gottes Verhalten; folglich kann er nichts empfangen (V. 7). 7-8 Die Negativaussage von V. 6 wird zweifach verstärkt, nämlich im Blick auf das Gebet und auf die Person. V. 8 ist eine doppelte Apposition zu »jener Mensch« (mit zwei Adjektiven: öiipuxog, a x a t d o t a x o g ) ; die semantischen Variationen (Mensch - Mann, Gott - Herr, zweifeln - gespalten) sind wohl nur stilistisch als Vermeidung von Wiederholungen b e g r ü n d e t . Einige Elemente aus V. 5-6 dienen dem steigernden Rückbezug, nämlich: »irgend etwas (xi)« gegenüber »nichts (urjöev)« 128
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T h e o p h r a s t n e n n t u n t e r d e n » C h a r a k t e r e n « ( N r . 1 8 ) a u c h d i e E i g e n s c h a f t d e r djüioxia d i e er als » e i n e U n t e r s t e l l u n g d e r U n g e r e c h t i g k e i t g e g e n ü b e r j e d e r m a n n ( i m ö ^ n u ^ i g xig d ö i x i a g x a x d Jtdxcov)« definiert. S o l c h ein M e n s c h sei d e r m a ß e n voller M i ß t r a u e n , d a ß er z. B . s e i n G e w a n d n i c h t d o r t h i n z u r R e i n i g u n g g e b e , w o es a m b e s t e n g e m a c h t w i r d , s o n d e r n d o r t , w o d e r W ä s c h e r i h m g u t e S i c h e r h e i t biete. J a k h a t d e m g e g e n ü b e r G r u n d s ä t z l i c h e s in d e r B e z i e h u n g d e s M e n s c h e n z u G o t t v o r A u g e n . - Z u R e c h t k n ü p f t etwa B a r k m a n v o r a l l e m bei 1,8 a n , w e n n er J a k als » A p o s t e l d e r P e r s ö n l i c h k e i t s i n t e g r a t i o n b e z e i c h n e t « (38.49.53.75).
1 2 9
N e u e r W e t t s t e i n 1 2 5 5 f.; P h i l o M i g r 1 4 8 ( ü b e r U n e n t s c h l o s s e n e ) ; J e s 5 7 , 2 0 ( ü b e r d e n G o t t l o s e n ) ; S i r 2 9 , 1 7 ( V e r m ö g e n d e w u r d e n d u r c h B ü r g s c h a f t e n » w i e e i n e M e e r e s w o g e ins S c h w a n k e n g e b r a c h t « ) ; 3 3 , 2 b ( » d e r in s i c h h e u c h l e r i s c h e M a n n ist w i e ein S c h i f f i m S t u r m « ) .
1 3 0
Dibelius, K E K 1 1 1 , m i t Hinweis a u f Philo Sacr A b C a i n 9 0 u n d G i g 5 1 . B e i d e V e r b e n s i n d ntl. H a p a x l e g o m e n a . D i e F o r m d v e u i ^ ü ) k o m m t ü b e r h a u p t e r s t m a l i g hier bei J a k vor, k l a s s i s c h ist d v e u o ü ) (vgl. M a y o r 4 1 f.); d i e B e d e u t u n g ist ( i m Pass.) n a t ü r l i c h » v o m W i n d b e w e g t w e r d e n « (vgl. E W N T I 2 3 2 ) . QiJti^co f i n d e t s i c h ebenfalls oft z u s a m m e n m i t » W i n d « ( D a n 2 , 2 5 ; A r i s t 7 0 ; P h i l o A e t 1 2 5 ; G i g 5 1 ; M i g r 1 4 8 ; E p i c F r g m 2 ; D i o C h r y s O r 3 2 , 2 3 ) ; es b e d e u t e t » s c h a u k e l n , h i n u n d h e r t r e i b e n « ( E W N T I I I 5 1 0 f.). S o M a r t i n , W B C 2 1 . W i n d i s c h 7 b e t r a c h t e t es als t y p i s c h für d i e j ü d . - c h r i s t l i c h e M o r a l , » d a ß sie v o n M ä n n e r n a u s g e b i l d e t u n d in erster Linie a u f M ä n n e r z u g e s c h n i t t e n ist«; vgl. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 1 . Z u r » m a s k u l i n e n Welt« bei J a k s. E i n l e i t u n g § 1, 3 . 1 .
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91
1,7-8
sowie »alle (Wege)« gegenüber »(Gott gibt) allen«. Dazu kommt die Lautangleichung oleoGoo - 8OLX6V. Jak legt offensichtlich Nachdruck auf die Aussage insgesamt; sach lich ist V. 7-8 nämlich weitgehend redundant; Neues wird kaum gebracht; vielmehr wird das Vorige (V. 5-6) ausgebaut. Dabei steht die Problematik der Person im Vordergrund. Jak wehrt eine falsche Erwartung (in V. 7) ab; ob man im Adressaten kreis tatsächlich solche Meinungen hegte, läßt die Formulierung als immerhin mög lich erscheinen. Trotz des Rückverweises auf »einer von euch« (V. 5) klingt »jener Mensch« recht distanziert und generell ; Jak stößt in die anthropologischen Impli kationen vor. Die Vokabel für »meinen« ( o i O | i a i ) ist für das N T ausgefallen 34; sie bezeichnet eine subjektive Lageeinschätzung. Jak eröffnet damit die Reihe über menschliche Selbsttäu schungen (1,13.16.25.26 usw.). »Empfangen« könnte evtl. (s. zu V. 5 f.) aus einer Tra dition wie M t 7,8 par. stammen, ist aber in der Gebetssprache verbreitet (vgl. 4 , 3 ) . »Irgend e t w a s « hat hier exkludierenden Sinn. »Herr« kann (nach V. 5) nur Gott (nicht Christus) meinen. Die Charakterisierung des unerhörbaren Gebets steht anscheinend hart im Raum neben der Verheißung in V. 5. Aber die Voraussetzungen sind eindeutig verteilt; auf Gottes Seite bestehen keine Unklarheiten, die Probleme ent stehen durch die falsche Einstellung (»nicht im Glauben«, V. 6) des Beters. Dadurch wird Gott geradezu gebunden, der Gabenfluß blockiert. Jak sieht hier ein Haupt problem, das er gegenüber seinen Adressaten herausstellen muß. Das Problem wird individuell-persönlich lokalisiert; es ist nicht auf das Kollektiv abwälzbar. Der Beter steht immer persönlich vor Gott; die Versagung der Bitte ist in ihm selbst begründet. Das Wort »in der Seele gespalten, doppel-seelisch« (öiip'uxog) ist bei Jak erstmals nachgewiesen (auch 4,8). Gehäuft erscheint es bei den Apostolischen V ä t e r n . Es bleibt unerkennbar, ob es sich um eine jak Wortprägung 9 oder gar um einen »loka len Ausdruck (in R o m ) handelte; wahrscheinlich war es ein damals neues, umlau fendes Wort. Vorstufen und Synonyme gab es verschiedene. Schon Plato redet 133
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J a k f o r m u l i e r t n i c h t » s o l c h e i n B r u d e r « o. d g l .
1 3 4
J a k zieht s o n s t ( 1 , 2 6 ; 4 , 5 ) Ö O X E C Ü vor. D i e V o k a b e l e r s c h e i n t i m N T n u r n o c h Phil 1,17; l j o h 1 1 , 2 5 . A u c h in d e r L X X ist sie n i c h t h ä u f i g , v e r b r e i t e t d a g e g e n i m H e l l e n i s m u s ( s o allein b e i P h i l o 2 2 9 x ) ; seltener d e m g e g e n ü b e r i n d e n A p o s t V ä t e r n ( l C l e m 3 0 , 4 ; 2 C l e m 6 , 6 ; 1 4 , 2 ; 1 5 , 1 ; z u I g n T r s. B a u e r - A . 1 1 4 0 ) .
135 V g l . A r m i n Kretzer: E W N T I I 8 3 0 f. 1 3 6
Vgl. ähnlich M t 5 , 2 3 .
1 3 7
V g l . e t w a M t 6 , 1 4 f.
1 3 8
S . E i n l e i t u n g § 5 , 7; L i n d e m a n n , C l e m e n s b r i e f e 8 3 f. V g l . a u c h d e n E x k u r s b e i B u r c h a r d , H N T z u 1,8.
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Dahingehend argumentiert Frankemölle, Ö T K 238. S . M a r s h a l l , L o c a l ; vgl. S e i t z , A n t e c e d e n t s u n d A f t e r t h o u g h t s ; Porter.
141 Y g l G i l l 2 2 6 - 2 3 9 ü b e r » G r e e k p o e t i c a n d p h i l o s o p h i c a l m o d e l s o f s e l f - d i v i s i o n « . D i s k u t i e r t w i r d b e i d e n G r i e c h e n v o r a l l e m M e d e a s V e r h a l t e n (s. E u r i p M e d , b e s o n d e r s 1 0 7 8 - 1 0 8 0 ) , d a z u n o c h P l a t o H i p p i a s I I 3 6 9 ff", ü b e r A c h i l l ( H o m e r II 9 , 6 4 5 - 6 4 8 ) . T h e m a ist d e r p s y c h o - e t h i s c h e K o n f l i k t . G a l e n greift d i e D i s k u s s i o n i m Z u s a m m e n h a n g m i t seiner K r i t i k a n d e r s t o i s c h e n P s y c h o l o g i e b e i C h r y s i p p auf. F ü r G a l e n ist d i e P s y c h e e i n k o m p l e x e s G e b i l d e a u s r a t i o n a l e n u n d n i c h t - r a t i o n a l e n T e i l e n . E r liest M e d e a s M o n o l o g als K o n f l i k t z w i s c h e n V e r n u n f t (koyio\io<;) u n d Ä r g e r (Ovfxög); v g l . P l a t o , R e p 4 3 8 d - 4 4 3 b ( z u H o m e r O d 2 0 , 1 8 - 2 1 ) . C h r y s i p p vertritt d a g e g e n d i e ü b l i c h e s t o i s c h e L i n i e , j e d e M o t i v a t i o n sei r a t i o n a l ; j e d e e m o t i o n a l e E r f a h r u n g b e d e u t e d i e Z u s t i m m u n g z u einer » f r i s c h e n « I m p r e s s i o n , d a ß e t w a s g u t o d e r s c h l e c h t sei (Gill 2 2 7 ) . In b e z u g a u f den Konflikt zwischen E t h i k u n d E m o t i o n bestehe d i e generelle Linie der griech. P h i l o s o p h e n b e i d e r I n t e r p r e t a t i o n s o l c h e r F ä l l e a u s d e r P o e s i e d a r i n , s i e f ü r D a r s t e l l u n g e n einer » i n c o m p l e t e o r defective ethical d e v e l o p m e n t « z u h a l t e n ( 2 3 8 ) .
D i e rechte innere Einstellung
92
1 4 2
vom »zweifachen, vielfachen (öiJtXxyüg, KoXkanXovg) M a n n « ; Sir vom »geteilten Herzen« ( l , 2 8 ) 3 , von »doppelzüngig« (öiyXaxjoog: 5,9.14; 6,1; 28,13); TestAss 2,5 vom »Doppelantlitz« (öiJtooocojtog); Barn 19,17 und Did 2,4 von »doppel-meinend« (öiyvcbfiCDv). Von Dtn 6,5 her (Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele usw.) ist die atl.-jüd. Tradition gegenüber der Gespaltenheit natürlich allergisch; darauf neh men auch die Qumran-Stellen Bezug (QS 1,1 ff. 5,8 f.; 1 Q H 14,26; 15,10; 16,7.17; D a m 15,9 f f . ) . l C l e m 11,2 nennt als typisches Beispiel »der Zweifelnden und bezüglich der Macht Gottes Schwankenden« (ötapu/oi xod öuaid^ovreg) Lots Frau (Gen 19,17.26). A m nächsten kommt H e r m M 9 (=39) Jak 1,6-8; denn auch dort steht die Dipsychia dem erhörlichen Gebet entgegen. Z u m Wortfeld gehören dort: Bedenken haben (öia^oyi^o)), zaudern, irre werden, zögern (öioxd^o)); solchen Leu ten stehen die »Vollkommenen im Glauben« (6XoxeA,elg övxeg ev xfj moxei) gegen über, die das Erbetene erhalten werden. 5 Die Gespaltenheit widerspricht der Ein heit Gottes (Jak 1,5-8). Die Orientierung auf Gott hin duldet keine Halbheit und Interessenspaltung (ä la 4,4 f f . ) ; der desintegrierte und desorientierte M e n s c h ? ist kein Partner für Gott, dessen Gaben ergebnislos versickern bzw. sogar mißbraucht würden. - Der Wortstamm d x a x a o x a - erscheint noch in 3,8 (Zunge, Übel) und 3,16 (Ergebnis von Streit u s w . ) . Das Wortfeld umfaßt: Krieg (Lk 21,9), Aufruhr (xaoaxr|), Streit bzw. Friede (IKor 14,33), unruhig (Jes 54,11), ruhelos (HermM 2,3 (=27,3). Aktivische wie passivische Elemente können impliziert sein, hier in 1,8 scheint eine Mischung vorzuliegen. Solch ein Mensch ist chaotisch, schwankend, unstetig, ruhelos, ungeordnet. Darauf verweist auch die Fortsetzung »auf allen seinen Wegen«. Das könnte wiederum vom AT her geprägt sein: Dtn 10,12; vgl. Ps 91,11; 145,17; Jer 16,17. Die Wendung »alle Wege« macht es unwahrscheinlich, daß an das Zwei-Wege-Motiv gedacht i s t . Es geht nicht um die richtige Weg-Entscheidung; vielmehr ist der Betroffene überall halt- und orientierungslos; er ist chaotisch in sich und schafft C h a o s . Seine Wege führen zu nichts Brauchbarem oder Ordentlichem. l 4
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Die doppelte anthropologische Ausführung in V. 8 soll klarstellen, daß keine per sonale Basis für das erhörliche Gebet vorhanden ist. Der Kausalzusammenhang zwi-
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4
R e p 3 9 7 e ; » v i e l g e s t a l t i g « in K o n t r a s t z u » j e d e r verrichtet n u r e i n e n B e r u f « . W e i t e r heißt es 5 5 d : W e r n i c h t frei v o n Z w e i f e l n ist, ist ein zwiefacher M e n s c h .
1 4 3
V g l . H o s 1 0 , 2 ; Ps 1 1 , 3 u. a.; W e i s h 1,1 f.; 1 Q H 4 , 1 4 .
1 4 4
M a n h a t d e s h a l b s o g a r a n e i n e e s s e n i s c h e W o r t b i l d u n g g e d a c h t , s. bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 1 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 3 6 f.
145 V g l . n o c h H e r r n M 9 , 1 f. (= 3 9 , 1 f.): » W i r f d e n Zweifel v o n d i r u n d zweifle nie d a r a n , o b d u e t w a s v o n G o t t e r b i t t e n sollst, i n d e m d u bei d i r d e n k s t : w i e k a n n i c h e t w a s v o m H e r r n e r b i t t e n u n d e m p f a n g e n , d e r ich s o oft g e g e n i h n g e s ü n d i g t h a b e ? M a c h e d i c h v o n s o l c h e n B e d e n k e n frei, s o n d e r n b e k e h r e d i c h m i t d e i n e m ganzen Herzen z u m H e r r n u n d bitte ihn o h n e Z a u d e r n . . . « . H6 y g l A m s t u t z 8 6 ; v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 2 f. 147 V g l B a r k m a n 4 9 : J a k b e n u t z e » d e n A u s d r u c k >zwiespältig<, u m d i e V e r f a s s u n g d e r Seele in d i e s e m K o n f l i k t #
m i t s i c h s e l b s t z u b e s c h r e i b e n . P s y c h o l o g e n n e n n e n es >Ambivalenz<. 1 4
8 Vgl. Albrecht O e p k e : T h W N T III 4 4 9 . I m N T außer J a k n o c h L k 2 1 , 9 ; I K o r 14,33; 2 K o r 6,3; 1 2 , 2 0 (im L a s t e r k a t a l o g ) ; vgl. a u c h I T h e s s 5 , 1 4 ( » e r m a h n t d i e a u s d e m T a k t G e r a t e n e n , d x d x x o v g « ) .
1 4 9
Z u m M o t i v d e r W e g - S c h e i d u n g s. W i l h e l m M i c h a e l i s : T h W N T V 5 3 ff.; g e g e n D a v i d s , C o m m e n t a r y 7 4 f., u. a.
1 5 0
M a r t i n . , W B C 2 0 , d e n k t b e s o n d e r s a n d a s S c h w a n k e n u n t e r V e r f o l g u n g . A b e r d a r a u f l i e g t d e r A k z e n t bei J a k hier s c h w e r l i c h .
Vorbemerkungen zu 1,9-11
93
sehen Beten und Verhalten ist reziprok. Es gilt nicht nur: »Wer beim Beten ... keine Gewißheit hat, ist auch im Handeln ohne inneren H a l t « , sondern auch das Umge kehrte; das eine entspricht dem anderen. Jak fügt V 8 asyndetisch an, so daß man etwa mit »ein geteilter Mann, der er ist, unstetig ...« übersetzen muß. Jak liegt daran, die Disqualifikation für ein erhörliches Beten aufzuzeigen. Das Problem ist im Wesen und Verhalten des Menschen verwurzelt; doch dieser unterliegt offenbar der Selbst täuschung. 151
Vorbemerkungen
zu 1,9-11 (Konstruktion,
Interpretationsprobleme)
N a c h V. 5 - 8 b r i n g t J a k m i t V. 9 - 1 1 einen weiteren E i n s c h u b in d e n S a c h z u s a m m e n h a n g » G l a u b e A n f e c h t u n g - A u s d a u e r - V o l l e n d u n g « . D e m H i n w e i s a u f d a s ungeteilte Vertrauen z u G o t t folgt d i e N o t i z über zwei Standesvertreter. W i e d e r u m liegt d a s G e w i c h t b e i d e r N e g a t i v p r ä s e n t a t i o n . D i e K o n s t r u k t i o n erscheint a u f d e n ersten B l i c k einfach: e i n e m indirekten A u f r u f 5 2 (xoruxacrGu), I m p . der 3 . Pers. S g . ) folgen zwei bzw. drei N o m i n a t i v e , d a z u zweimal e i n »in« + D a t . + avxov. B i s V. 1 Oa liegt eine w e i t g e h e n d e antithetische Parallelität vor, m i t e i n e m ( a n s c h e i n e n d ) g e m e i n s a m e n N o m i n a t i v ( 6 aöeXqpöc;) u n d d e m s e l b e n Verb. D i e A n t i t h e t i k ist in V. 9 d e r S a c h e n a c h rein (»nie d r i g / H ö h e « ) , w ä h r e n d in V. 1 0 a statt d e s z u erwartenden »der h o h e « etwas ü b e r r a s c h e n d 6 JtX,0'6öi05153 steht. Weitere I n k o n g r u e n z e n s i n d z u notieren. D i e W o r t a r t e n v\po<; u n d xajteivcoaig entsprechen einander nicht g a n z . 5 4 Z u d e m : W ä h r e n d ö e in V. 9 d e n Ü b e r g a n g v o m Vori gen anzeigt, markiert es in V. 1 0 d i e Antithese. D i e K e n n z e i c h n u n g d e s R e i c h e n geht unverhält n i s m ä ß i g weit über V. 1 0 a h i n a u s . 5 5 Bereits V. 1 0 b g i b t eine erste E x p l i k a t i o n (öxi-Satz i m F u t u r ) , der in V. 11 eine l a n g e B e g r ü n d u n g s a m t R e p r i s e (oikooc;...) folgt. - T r o t z d e r a n s c h e i n e n d (über w i e g e n d ) klaren Parallelstruktur bleiben P r o b l e m e , die z u g a n z unterschiedlichen Interpretationen geführt h a b e n . Ist ( 6 ) izXovoioc, Adjektiv, a b h ä n g i g v o n » B r u d e r « ? O d e r ist es selbständiges S u b stantiv? Ist »der R e i c h e « also ein B r u d e r oder n i c h t ? 5 6 Ist xajieivoaoic; (V. 1 0 ) n o m e n actionis ( » E r n i e d r i g u n g « ) o d e r eher Z u s t a n d s b e s c h r e i b u n g , also » N i e d r i g k e i t « e n t s p r e c h e n d » H ö h e « ? W a n n ist ( i m Fall eines n o m e n actionis) d i e E r n i e d r i g u n g anzusetzen? G e s c h a h sie bereits, o d e r steht sie n o c h aus - etwa b e i m individuellen T o d o d e r b e i m E s c h a t o n ? — E i n e Position d e r K o m mentare lautet: D e r R e i c h e ist (wegen 1,1 Od; 2 , 6 f.) kein C h r i s t ( B r u d e r ) , seine E r n i e d r i g u n g 1
1
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1
1 5 7
151 S o D i b e l i u s , K E K 1 1 3 . E s trifft nicht zu, d a ß V 9 - 1 2 nicht als »direct e x h o r t a t i o n « a n z u s e h e n sei, w i e i m m e r m a n speziell die A u s sage über d e n R e i c h e n verstehe (s. u.); s o n d e r n d a ß es u m »the s t a t i n g o f b a s i c principles c o n c e r n i n g t h e h u m a n c o n d i t i o n before G o d « g e h e (so J o h n s o n , A n c B 1 9 1 ) . A h n l i c h m e i n t bereits D i b e l i u s , K E K 1 1 3 , es liege »keine A u f f o r d e r u n g i m eigentlichen S i n n e « vor, s o n d e r n die W e n d u n g b i l d e »eine R e d e f o r m , m i t der a u c h s o n s t - L X X Jer 9 , 2 3 f.; I R e g 2 , 1 0 ... d a s Sein v o m S c h e i n u n t e r s c h i e d e n w i r d « . D e n n d a s T h e m a v o n 1 , 9 - 1 1 laute » v o m U n t e r g a n g des R e i c h e n « . » V 9 zeichnet n u r d i e Folie d a z u « . D a m i t w ü r d e V 9 j e d o c h i m G r u n d e überflüssig. D i e I s o l i e r u n g eines » S p r u c h s « (V. 1 0 f.) ist für die j a k G e d a n k e n f u h r u n g p r o b l e matisch. 1 D a s P e n d a n t d a z u (jtxcoxog) findet sich n u r 2 , 2 - 6 . S. B a u e r - A . s. v.: Z u s t a n d ( H ö h e ) u n d V o r g a n g ( E r n i e d r i g u n g ) . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 1 ( 6 Zeilen g e g e n ü b e r n u r 1). M a y n a r d - R e i d 3 8 - 4 7 hält d i e F r a g e für falsch gestellt. Keinesfalls d ü r f e m a n »reich« a n d » a r m « i n e i n e m »semireligiösen S i n n « verstehen ( 4 3 ) , w a s s o w o h l bei d e r heroischen w i e d e r ironischen I n t e r p r e t a t i o n (s. u.) geschehe; für J a k w ü r d e n s ä m t l i c h e R e i c h e n in dieselbe negative K a t e g o r i e fallen ( 4 4 ) . I n 1,9-11 stel le J a k e i n e n K o n t r a s t z w i s c h e n d e m A r m e n u n d d e m R e i c h e n auf, w o b e i seine S p r a c h e in b e z u g a u f d e n ö k o n o m i s c h R e i c h e n » a n ironic twist« aufweise, u m d e s s e n E r n i e d r i g u n g z u unterstreichen; vgl. L k 1 2 , 1 3 21 (44). E t w a D i b e l i u s , K E K 1 1 4 ; L a w s , C o m m e n t a r y 6 3 f.; J o h n s o n , A n c B 1 9 1 ; K l e i n 9 7 f.; K o n r a d t , E x i s t e n z 1 4 5 f.; vgl. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 4 . 1 5 2
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94
D i e rechte innere Einstellung
w i r d b e i m T o d bzw. G e r i c h t e r f o l g e n ; a l s o k a n n »er r ü h m e s i c h « für i h n n u r b i t t e r e I r o n i e , j a S a r k a s m u s bedeuten. D a g e g e n steht die I n t e r p r e t a t i o n
1 5 8
s p r o c h e n ; d e r A u f r u f ist in b e i d e n F ä l l e n ernsthaft, (zumindest sub specie D e i )
1 5 9
: b e i d e m a l s i n d (in V. 9 / 1 0 a ) C h r i s t e n a n g e n i c h t i r o n i s c h ; d i e E r n i e d r i g u n g ist bereits
erfolgt o d e r w i r d n o c h g e s c h e h e n . - S y n t a x u n d W o r t l a u t s p r e c h e n
für d i e zweite L ö s u n g , d. h . ein g l e i c h m ä ß i g e s V e r s t ä n d n i s v o n xouxao"9o) u n d d i e Ü b e r o r d n u n g v o n 6 d ö e t a p ö c ; für b e i d e V e r s e , a u c h w e n n d i e L a g e in V. 1 l d a n d e r s z u s e i n s c h e i n t . D i e A n s i c h t , ein R e i c h e r k ö n n e p e r d e f i n i t i o n e m k e i n C h r i s t s e i n , ist e i n e p e t i t i o p r i n c i p i i . d e n (V. 1 0 b - l l ) s o n s t n o c h N e g a t i v e s g e s a g t w i r d
1 6 1
1 6 0
Was im Folgen
, s o l l t e d i e I n t e r p r e t a t i o n v o n V. 9 - 1 0 a n i c h t
p r ä j u d i z i e r e n . - T r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h fällt a u f (s. o . ) , d a ß J a k hier ü b e r d i e w e i s h e i t l i c h e n V o r g a b e n h i n a u s g e h t ; d e n n d o r t ( S i r ) fällt d i e B e u r t e i l u n g v o n A r m e n u n d R e i c h e n d u r c h a u s differen ziert a u s . A b e r a u c h J a k vertritt n i c h t e i n e e i n f a c h e P o s i t i v - N e g a t i v - G e g e n ü b e r s t e l l u n g .
1 6 2
9-10a Ausgangspunkt ist das vorangestellte xavxäoQiD. Möglicherweise ist Jak gera de auch in der Verwendung dieses Wortes 3 durch Tradition bestimmt, und zwar nicht nur im Sinn des verbreiteten Verbots des Selbstruhmes, sondern speziell in der Form des paradoxen Rühmens - wie auch in R o m 5,3 (s. o. zu V. 3-f.): »sich der Bedrängnisse r ü h m e n « . N u r so verliert das für J a k an sich negativ besetzte x a v / ä o G a i (so 4,16) hier seine moralische Illegitimität, denn »rühmen« ist in der Regel Ausdruck einer Selbstdarstellung zu Ungunsten anderer, oft auch der Selbst überschätzung. 65 Die jüd. Tradition betont deshalb ebenso wie die paul. Theologie das, dessen man sich wirklich rühmen darf, nämlich der Gnade G o t t e s . Auch in Schwachheit, Leid und Niedrigkeit kann sich Gottes Gnade so erweisen, daß daraus wirklich Rühmenswertes entsteht. Auf solche eine Veränderung hebt V. 9 ab, genau er: auf eine Statusveränderung, »gibt doch Gott den Niedrigen Gnade« (4,16, Zitat von Prov 3,34); Gott wird die erhöhen (uipoböei), die sich erniedrigen bzw. die er niedrigt werden (jtajteivobBrvTe, 4,10). Der »niedrige Bruder« hat also Grund und Anlaß, sich »(in) seiner Höhe« zu rühmen. - Tajteivog bezeichnet zugleich einen Zustand, einen Status und eine Gesinnung, angesiedelt zwischen »arm« (jtxooxög, 1 6
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166
!58 S o z . B . R o p e s 1 4 5 f.; S c h n i d e r 3 6 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 4 . D i b e l i u s , K E K 1 1 4 , n e n n t d a s d i e (für d e n R e i c h e n ) » h e r o i s c h e « V e r s i o n , g e g e n ü b e r d e r » i r o n i s c h e n « . B u r c h a r d , H N T z . S t . : »weil V. 1 0 s y n t a k t i s c h ein Teil v o n V. 9 ist u n d b e i d e v o n V. 2 - 1 2 , s o l l t e d i e A n r e d e d ö e t a p o i V. 2 a u c h f ü r ö KXOVOIOC,
gelten«;
d i e s e r sei freilich e i n W e l t f r e u n d , e i n H a l b c h r i s t . 1 5 9
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 5 - e b e n s o d i e E r h ö h u n g d e s N i e d r i g e n s u b s p e c i e fidei (vgl. 2 , 5 ) .
1 6 0
D i e a n d e r e n B e l e g e für Tikovoioc, i n 2 , 6 f. u n d 5 , 1 ff k ö n n e n d i e B e w e i s l a s t n i c h t t r a g e n , z u m a l a u c h f ü r
1 6 1
E s trifft n a t ü r l i c h z u , d a ß e s i n V. 1 0 b u m d i e F l ü c h t i g k e i t d e s R e i c h e n , n i c h t d e s R e i c h t u m s , g e h t ( K o n -
5 , 1 ff u m s t r i t t e n ist, o b es s i c h u m reiche C h r i s t e n h a n d e l t o d e r n i c h t . Ä h n l i c h B o g g a n 2 5 9 f. r a d t , E x i s t e n z 1 4 5 f.). V o n s e i n e m D a h i n s c h e i d e n , » u n d z w a r i m G e r i c h t « ( e b d . 1 4 6 ) , ist freilich s o n i c h t die Rede. 162 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 3 , g e g e n B u r c h a r d , G e m e i n d e 3 2 2 . 1 6 3
J a k ist einer d e r w e n i g e n i m N T ( a u ß e r d e m C o r p u s P a u l i n u m u n d H e b r ) , d i e d e n W o r t s t a m m ü b e r h a u p t verwenden. Vgl. zu 4,16.
1 6 4
D a s ü b e r s i e h t D i b e l i u s , K E K 1 1 3 ; s. o. i n d e n V o r b e m e r k u n g e n z u 1 , 9 - 1 1 .
165 V g l . J . Z m i j e w s k i : E W N T I I 6 8 0 - 6 9 0 . G e g e n d e n S e l b s t r u h m ( a l l e r d i n g s o f t m i t a n d e r e n V o k a b e l n v e r b u n d e n ) w e n d e t sich verbreitet d i e hellenistische u n d j ü d . Antike; vgl. R u d o l f B u l t m a n n : T h W N T I I I 6 4 6 , 1 8 ff, s o T h e o p h r a s t C h a r 2 3 u. a.; A r i s t o t P o l 1 3 1 1 b ; P h i l o ( B u l t m a n n 6 4 8 , 7 - 2 8 ) ; l K ö n 2 , 1 0 ; P s 4 8 , 7 ; P r o v 2 5 , 1 4 ; 2 7 , 1 u. a. B o g g a n 2 4 1 m e i n t , x o u x a o u m b e d e u t e hier e h e r » t o t r u s t « bzw. » t o r e j o i c e o r exult«. 1 6 6
S o e t w a J e r 9 , 2 2 f. (zitiert i n I K o r 1 , 3 1 ; 2 K o r 1 0 , 1 6 f.; l C l e m 1 3 , 1 ; a u c h i m L X X - Z u s a t z z u l S a m 2 , 3 ) ; 1 K o r 1 , 1 8 - 3 1 ; 2 K o r 1 0 - 1 3 . V g l . ferner M t 2 3 , 1 1 ; L k 1 4 , 1 1 ; 1 8 , 1 4 .
95
l,9-10a 167
Jtevng) und »demütig« (jtQaiJc;). Der niedrigen, unbedeutenden, armseligen Stel lung korrespondiert die bescheidene, demütige, u. U. auch unterwürfige Einstellung. Neben der sozialen Verwendung gibt es im AT, Judentum und N T auch die spiri tuelle, die Bescheidenheit vor Gott; Gott gegenüber ist nur diese Gesinnung ange bracht; er wird sie mit Gnade belohnen (4,6). Jak denkt hier, wie der Kontrast zu »reich« beweist, durchaus an soziale Niedrigkeit. Es gibt »Brüder« von geringerem gesellschaftlichen Einfluß und Ansehen. Vor Gott stehen sie jedoch anders da; sie wurden gleichsam geistlich geadelt; in Gottes Augen sind sie »hoch« geachtet. Die »Höhe« ist bereits Realität coram Deo; der Vorgang der Erhöhung durch Gott ist schon erfolgt. Dessen dürfen und sollen sie sich rühmen. Das hat auch ekklesiale Konsequenzen; denn es verleiht ihnen - zumal gegenüber den weltlich Einflußrei chen - eine andere Selbsteinschätzung: »Wenn ich bei Gott etwas zähle, darf ich mich getrost in der Gemeinde neben anderen bewegen«. In der Kirche geschieht soziale Regruppierung; die üblichen Differenzierungen sind in die Einheit »in Christus« hin ein aufgehoben. Die neue Statuszuweisung gilt auch kontrafaktisch. _ Der »rei che Bruder« soll sich seiner xajteivcoöig rühmen, also seiner Herabstufung. Daß er »vergehen, dahinschwinden« wird (V. 10b. l l d ) , muß damit nicht identisch sein. Näher legt sich eine Analogie zu V. 9: er erfährt eine Statusveränderung, indem er Christ wird, und das nicht nur vor Gott, sondern auch im »brüderlichen« Miteinan der. Seine ekklesiale Stellung ist nicht mehr durch sein Reich-Sein bestimmt; er kann die sonst üblichen Privilegien nicht in Anspruch nehmen. Jak denkt in 1,9 f. primär in Status-Kategorien ? ; finanzielle Aspekte kommen erst in 2,14 ff. unter anderer Perspektive in den B l i c k . V. 10 macht nur Sinn, wenn es sich um einen reichen »Bruder« handelt; an ihm geschieht etwas von Gott her, dessen er sich wirklich rüh men kann, daß nämlich seine Person von seinem Vermögen gelöst wird und er schlicht »Bruder« sein kann, ohne Privilegien und Prahlereien (ä la 4 , 1 6 ) . »(In) sei ner Erniedrigung« ist am besten als vorzeitiges und gegenwärtig geltendes Geschehen (nomen actionis) verständlich. Im Sinn des paradoxen Rühmens (s. o.) gilt es, die Veränderung zu akzeptieren, die einen vom unakzeptablen Rühmen (4,16) befreit. Der Wortstamm JtXovöiog/jrXoiJTOc; erscheint neben 1,10 f. noch 2,5 f. und 5,1 f., dort beidemal eindeutig negativ besetzt mit den Konnotationen Gewalt, Unrecht, Luxus, Überfluß, dazu noch Unweisheit. Hier liegt ein besonderes Problempotential vor - nicht nur bei den Habenden, sondern wohl auch bei den Möchte-Gern-Reichen. Reichtum ist natürlich ein relativer Begriff. Der griech. W o r t s t a m m be168
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Touteiv- bei J a k in 1 , 9 . 1 0 ; 4 , 6 . 1 0 . - V g l . H e i n z G i e s e n : E W N T I I I 7 9 8 - 8 0 4 . D i o d S i c 1 1 , 8 7 , 2 : E i n s c h r ä n k u n g der G e l t u n g des V e r m ö g e n d e n .
»68 S . d i e » E i n h e i t s k a t a l o g e « G a l 3 , 2 8 ; I K o r 1 2 , 1 3 ; K o l 3 , 1 1 ; vgl. Rom
1 0 , 1 2 ; I K o r 9 , 1 9 - 2 1 ; G a l 5,6; 6 , 1 5 .
D a h i n t e r s t e h t alte p r o p h e t i s c h e E r w a r t u n g in V e r b i n d u n g m i t d e m n e u e n B u n d u n d d e r G e i s t a u s g i e ß u n g (Joel 3 , 1 f.; J e r 3 1 , 3 4 ) . V g l . P o p k e s , P a r ä n e s e 1 5 5 f. 1 6 9
V g l . G e r d T h e i ß e n , J e s u s b e w e g u n g als c h a r i s m a t i s c h e W e r t r e v o l u t i o n : N T S 3 5 ( 1 9 8 9 , 3 4 3 - 3 6 0 ) 3 5 5 .
1 7 0
E s ist z u b e a c h t e n , d a ß in V. 9 - 1 0 a z w e i m a l t o u t e i v - e r s c h e i n t , n i c h t » a r m « .
171 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 4 f. 1 7 2
Mit Schnider 36.
1 7 3
Ä h n l i c h B o g g a n 2 4 7 : eine U m k e h r u n g ist eingetreten, der a r m e B r u d e r w u r d e z u m reichen - et vice versa.
1 7 4
F r i e d r i c h H a u c k / W i l h e l m K a s c h : T h W N T V I 3 1 6 ff.; d o r t 3 2 2 a u c h z u d e n bei d e n atl. P r o p h e t e n v o r ausgesetzten Verhältnissen.
96
D i e rechte innere Einstellung
zeichnet eine »Fülle«, und zwar an unterschiedlichen Gütern. ^ 5 I materiellen Sinn als wirklich »reich« galt z. Zt. des N T noch nicht einmal jemand mit einem jährlichen Einkommen von 20.000 Sesterzen und dem Eigentum von vier Sklaven. ^ Cato d. A. soll aus seinem Vermögen von 4 Mill. Sesterzen mehr als 200.000 S. Jahreseinkom men bekommen haben. Für Rabbi Tarphon (um 110 n. Chr.) galt als reich, wer 100 Weinberge, 100 Äcker und 100 Sklaven sein eigen nennt. 177 Nun dürfen solche gro ßen Zahlenangaben das allgemeine Bild nicht trüben. Die - zumal weisheitliche Reichtumskritik 78 ist weniger an den Zahlen als an den generellen Gefahren des Wohlstandes orientiert; Gleiches ist bei Jesus, den Synoptikern und anderswo im N T zu beobachten. 79 Gewiß ermöglicht Reichtum Hilfe für a n d e r e ; problematisch ist jedoch, das Herz daran zu hängen (Mt 6,19-21; M k 4,19 u. a.). Die Verbindung mit xaiteiv- bei Jak verweist speziell auf die Statusfrage; Reichtum bedeutet in der R e g e l auch Einfluß, Ansehen, Macht. Die bei Jak vorausgesetzten sozio-ökonomischen Ver hältnisse implizieren neben Macht (2,6 f.) vor allem Uberfluß (5,2 f.), Grundbesitz (5,4) und wohl auch Großhandel (4,13 ff). Entscheidend sind für ihn nicht die abso luten Dimensionen, sondern der relative Abstand zu anderen Schichten und die en dogenen Gefahren für die Betroffenen selbst wie für andere. Wie reich der Jttayuöioc; in 1,10 f. tatsächlich war, läßt Jak offen. Auch die Metaphorik (blühen, verwelken) besagt nicht viel. Es genügt, einen gewissen Wohlstand (»mehr als nötig«) anzuneh men. Der Reichtum ist aus der Sicht des Jak eine so große Gefahr, daß er ihm hier eine relativ breite Betrachtung widmet. Demgegenüber erscheint V. 10a fast als ein Ubergangsgedanke; evtl. erklärt sich daraus auch die etwas undeutliche Formulierung 6 JtXoi3öLog. 10b-ll Die recht lange Ausführung expliziert und begründet V. 10a. Das Subjekt von V. 10b ist dasselbe wie das in V. 10a; es wird in V 1 l d wiederholt. V. l l a - c haben mehrere Subjekte: Sonne, Blüte (ävOog, auch bereits in V. 10b, mittels »wie« neben das Subjekt plaziert) und Wohlgestalt. Die Klammer »so - auch« m
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D a r u n t e r a u c h W e i s h e i t , G e d a n k e n ( H a u c k / K a s c h , a. a. O . 3 1 7 ) . V g l . w e i t e r H e l m u t M e r k l e i n : E W N T
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S t e g e m a n n 7 9 (so J u v e n a l ) . I n N o r d a f r i k a b e z a h l t e m a n allein für E h r e n ä m t e r bis z u 2 0 . 0 0 0 S e s t e r z e n . B e i
III 2 7 3 - 2 7 8 . P e t r o n i u s 3 7 - 3 8 f i n d e n sich d i e Z a h l e n 8 0 0 . 0 0 0 u n d 1 M i l l i o n als I n d i k a t o r e n v o n R e i c h t u m ; vgl. E r i c h A u e r b a c h , M i m e s i s . D a r g e s t e l l t e W i r k l i c h k e i t in d e r a b e n d l ä n d i s c h e n L i t e r a t u r , B e r n ( F r a n c k e ) 7. A u f l . 1 9 8 2 , 2 8 ff. W e i t e r e D a t e n bei F i n l e y 1 1 5 ff. (u. a. ü b e r d a s L a n d g u t eines H i p p a r c h o s i . J . 9 2 / 9 3 n. C h r . i m Wert v o n 1 0 0 Millionen Sesterzen, »also einhundertmal der Mindestbesitz, den m a n brauchte, u m S e n a t o r sein z u k ö n n e n , u n d u n g e f ä h r f ü n f z i g m a l d a s J a h r e s e i n k o m m e n s e i n e s Z e i t g e n o s s e n P l i n i u s d e s J ü n g e r e n . . . « ) . D i e Z a h l e n s i n d freilich jeweils a u c h in B e z i e h u n g z u d e n ö r t l i c h e n bzw. r e g i o n a l e n G e g e b e n h e i t e n z u setzen. L t . P l i n i u s d. J . , e p . 1 , 1 9 , m u ß t e ein D e c u r i o m i n d e s t e n s 1 0 0 . 0 0 0 S e s t e r z e n b e s i t zen; d a s galt z u n ä c h s t j e d o c h e i n m a l für s e i n e H e i m a t s t a d t C o m u m ( C o m o ) ; vgl. Peter G a r n s e y / R i c h a r d Salier, T h e R o m a n E m p i r e , B e r k e l e y (Univ. o f C a l i f o r n i a Pr.) 1 9 8 7 , 1 1 4 . - Z u m K a u f w e r t vgl. T a c . A n n . I 17: 1 D e n a r T a g e s s o l d (als F o r d e r u n g ; K l a g e ü b e r p r ä t o r i a n i s c h e K o h o r t e n , d i e t ä g l i c h 2 e r h i e l t e n ) ; M t 2 0 , 1 ff.: 1 D e n a r als T a g e l ö h n e r - S a t z . Z u r U m r e c h n u n g : 1 D e n a r = 4 S e s t e r z e n . W e i t e r e E i n z e l h e i t e n d a z u bei K a r l M a t t h i a e / E d i t h S c h ö n e r t - G e i ß , M ü n z e n a u s d e r u r c h r i s t l i c h e n U m w e l t , B e r l i n ( E V A ) 1 9 8 1 , 2 9 f. 3 8 ; C h r i s t o p h e r H o w g e g o , G e l d in d e r A n t i k e n Welt. W a s M ü n z e n ü b e r G e s c h i c h t e v e r r a t e n , D a r m s t a d t (WBG) 2000. 1 7 7
N ä h e r e s bei S t e g e m a n n 7 9 .
1 7 8
H a u c k / K a s c h : T h W N T V I 3 2 2 f.; z u r g r i e c h . - p h i l o s o p h i s c h e n E t h i k 3 1 8 - 3 2 1 ; z u P h i l o 3 2 4 .
^ M k
1 0 , 2 3 parr.; M t 6 , 2 5 - 3 4 ; 1 3 , 2 2 ; 1 9 , 2 3 f.; L k 6 , 2 3 - 2 5 ; 1 2 , 1 3 - 2 1 ; 1 6 , 1 9 - 3 1 ; l T i m 6 , 1 7 - 1 9 . W e i t e r e s bei
H a u c k / K a s c h 3 2 5 ff; M e r k l e i n : E W N T I I I 2 7 4 - 2 7 7 . 1 8 0
S o z . B . P h i l o J o s 1 4 4 ( H a u c k / K a s c h 3 2 4 , 3 8 f.).
1 8 1
A u c h S k l a v e n k o n n t e n u. U . ü b e r g r o ß e V e r m ö g e n v e r f ü g e n , o b s c h o n als a b h ä n g i g e M e n s c h e n .
97
l,10a-ll
((bg-oütcag: V. 10b. 1 l d ) bezieht den Vergleich beidemal auf den Reichen. Man kann deshalb nicht »die Sentenz von der Vergänglichkeit auf den Christen (=Bruder) generell« beziehen. Damit kommt freilich eine satzlogische Schwierigkeit auf: Inwiefern ist nur der Reiche (bzw. reiche Bruder) vergänglich? Ist es nicht jeder Mensch? Logischer wäre die Formulierung: der Reichtum vergeht (wie 5,2 f.). Jak formuliert anscheinend in abkürzender Weise; das wirkt auch auf V. 10a zurück (6 JtXo'uoioc;, ohne »Bruder«). Jak kann gleichsam nicht schnell genug zu seinem Hauptthema hier gelangen, nämlich der Problematik des Reichen. Leitendes Motiv dabei ist die Vergänglichkeit, wobei freilich das Tertium des Vergleichs noch genau zu besehen ist. Inhaltlich entsprechen V. 10b und 1 l d einander, syntaktisch ist V. 10b mit V. 10a durch ein öxi verknüpft; V. 1 la-c begründen V. 10b. Das öxi in V. 10b kann begründend oder auch rezitativ gemeint sein; beides ergibt Sinn. Die an das A T anspielende Metaphorik 3 in V. 11 wirkt deutlich bereits auf V. 10b voraus; als ÖTi-recitativum müßte man mit Gedankenstrich und Anführungszeichen übersetzen, ein »wie geschrieben steht« implizierend. Der Konnex zwischen dem Aufruf zum Rühmen und der futurischen Vergänglichkeitsaussage würde dann etwas lockerer ausfallen als bei einer strikt kausalen Interpretation von öxi, die sich deswegen weniger anbietet, als in der Tat eine biblische Anspielung folgt. Die Wörter oog avOog XOQXOV stehen immerhin so auch in Jes 40,6. Daß Jak auf Jes 40 Bezug n i m m t , zeigen auch die Wendungen »und versengt das Gras« (bei Jes allerdings im Passiv) sowie xcd xö ävOog (avxov nicht in Jes) e^EJteoev. In Jes 40,1 ist übrigens auch vom »Erniedrigen« die R e d e . 5 IPetr 1,24 f. bringt Jes 40,6 f. ebenfalls, und zwar ausdrücklich, wörtlich und vollständig als Z i t a t . In Jes und IPetr dient die Aussage dem Kontrast zwischen der Vergänglichkeit »allen Fleisches« (ähnlich ip 102,15) und Gottes ewigem Wort; Jak bezieht sie nur auf den Reichen. Seine Wortwahl scheint zudem von frühchristlicher warnender Paränese mit beeinflußt zu sein. M k 4,6 sagt über das Schicksal der Saat, die auf Steine fiel: xcd öxe avexedev 6 fjXiog exau^iaxioOri x a i . . . 8§r]Qdv0ri (V. 17: bei Drangsal und Verfolgung) . Das Motiv der » S c h ö n h e i t des Angesichts« fügt Jak ebenfalls hinzu (nicht in Jes 40); eine gewisse Berührung besteht darin zu M t 6,29 f. Jak stellt sich also ein verlängertes Schriftwort (das aber nicht als 182
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G e g e n F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 5 ; V. 1 l d sei I n k l u s i o n z u V. 1 0 a . » E r s t 1,1 l d b e z i e h t d e n V e r g l e i c h v e r e n g t a u f d e n R e i c h e n « , w o b e i d a s » a u c h (der R e i c h e ) « in V. 1 l d sehr b e t o n t s t e h e ( 2 4 9 ) . 183 V g l . G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 3 0 5 f. 184 V g l . V o u g a 4 7 ; M a r t i n , W B C 2 3 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 8 . Ä h n l i c h e Z ü g e f i n d e n s i c h a u c h in 4 Q 1 8 5 (s. M a i e r II 1 3 3 ) , e i n e m » S a p i e n t i a l W o r k « ü b e r d i e H i n f ä l l i g k e i t d e s M e n s c h e n ; vgl. T. E l g v i n : N T S 4 3 (1997) 604. J e r u s a l e m s xajtEivcoöig w i r d b e e n d e t ; j e d e r B e r g soll e r n i e d r i g t w e r d e n . V g l . v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 3 0 8 f., z u m u n t e r s c h i e d l i c h e n B i l d g e b r a u c h bei J a k u n d IPetr. L k 8 , 1 3 : ev xaipo) jtEipao|ioi3. D i e D o r n e n w e r d e n interpretiert (V. 1 4 ) als » S o r g e n , R e i c h t u m u n d L ü s t e des Lebens«. D a s g u t g r i e c h . W o r t EVJtQEJteia f i n d e t sich i m N T n u r hier. I n d e n A p o s t V ä t e r n n u r H e r r n V 1,3,4 (= 3,4), häufiger das A d j . » S a l o m o in all s e i n e m G l a n z w a r n i c h t g e k l e i d e t w i e eins v o n d i e s e n . W e n n n u n G o t t d a s G r a s d e s A c k e r s , d a s h e u t e d a s t e h t u n d m o r g e n in d e n Ö f e n g e w o r f e n w i r d , s o k l e i d e t . . . « . V g l . P h i l o S p e c L e g I 3 1 1 f. (s. N e u e r W e t t s t e i n 1 2 5 7 f.): M a n soll s i c h n i c h t d e s R e i c h t u m s (usw.) n o c h d e r k ö r p e r l i c h e n W o h l g e s t a l t (öO)|iaTog £i)|ioQ(pLa) r ü h m e n ; sie v e r g e h e n s c h n e l l , n i c h t d a g e g e n d a s G u t e . F e r n e r T e s t H i 3 3 : K ö n i g e verg e h e n ; ihre H e r r l i c h k e i t u n d ihr R u h m w e r d e n w i e ein S p i e g e l s e i n . v
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Die
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rechte innere Einstellung
solches erkennbar gemacht wird) zusammen. Mit M k 4 par. Lk 8 berührt er sich ten denziell hinsichtlich der Warnung vor Gefahren; freilich geht dort die Gefahr vom Reichtum (u. a.) aus, hier ist dieser selbst (genauer: sein Inhaber) gefährdet. - Zweimal (V. 10b. 1 ld) betont Jak, daß der Reiche »vergehen« bzw. »dahinschwinden« 90 wird. Darauf läuft der Vergleich mit der » B l u m e des Grases« hinaus. V. l l a - c legt fast pedantisch im einzelnen dar, wie das geschieht: die aufgehende Sonne bringt H i t z e , die das Gras austrocknet, so daß die Blüte abfällt. Als Zusatz wird noch das ZugrundeGehen des schönen A n b l i c k s notiert. Der beschriebene Vorgang erzeugt Traurigkeit beim Betrachter. Der Vergleichspunkt ist das Vergehen, nicht etwa ein »gerechtes Gericht, verdientes Verderben« oder dgl. Die doppelte Nennung von »Blume« und der Zusatz »Wohlgestalt des Antlitzes« bringt ein ästhetisches Element ins Bild: es sieht eine Weile schön aus, aber nichts bleibt. Das könnte als Nebenzug hinsichtlich »Rei cher« mitklingen (»prunkvoll, aber nicht von Dauer«). n a o e ^ e ü ö e t a i und ^lapavOrjoexai sind logische Futura. Jak hebt nicht - bzw. nicht direkt - auf das Sterben der Reichen oder gar ihr Scheitern im Eschaton a b . Der Skopus des Vergleichs lautet daher nicht: »angesichts des Todes verliert der Reich tum seine B e d e u t u n g « . Die Aoriste in V. l l a - c sind als gnomische präsentisch wiederzugeben: so etwas passiert ständig, immer wieder. Diese Erfahrung wird auf das Schicksal des Reichen angewendet: auch er wird nicht Bestand haben, sondern schnell vergehen, und zwar »auf seinen Reisen«. Die Angabe bildet eine gewisse Parallele zu V. 8 »auf allen (nicht in V. 1 ld) seinen Wegen«. Evtl. wird auf die Geschäftsreisen in 4,1317 ( j t O Q e u e o ö a i , eujtooeueöGai) vorausverwiesen ; allerdings werden »die Reichen« lt. 5,1 ff. nicht entsprechend charakterisiert. Gerade im Plural kann Jtooeia aber auch »Unternehmungen« bzw. »Lebenswandel« bedeuten. Dieses allgemeinere Verständ nis deckt das gesamte Treiben des Reichen ab, nicht allein das Unterwegs-Sein. Der Reiche ist nicht nur gleichsam statisch reich, sondern Reich-Sein ist auch eine bestimmte Art der Lebensgestaltung und -führung. Doch davon bleibt nichts. Auf das Reich-Sein kann sich niemand etwas einbilden; vielmehr (wie in V. 10a gesagt) soll der Reiche sich seiner Relativierung, ja Herabstufung freuen. 1
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»Vergehen« ä h n l i c h a u c h z. B . M t 5 , 1 8 ; M k 1 3 , 3 1 parr. Z u » d a h i n s c h w i n d e n « vgl. B a u e r - A . 9 9 6 (u. a. in G r a b i n s c h r i f t e n ) . V o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 3 0 5 , interpretiert d a s V e r g e h e n e s c h a t o l o g i s c h . I m N T n u r in der R e z e p t i o n v o n Jes 4 0 , 6 f.: J a k 1,10 f.; IPetr 1,24; a v O o g b e d e u t e t » B l u m e , B l ü t e « ( E W N T I 2 3 8 ) . K o r r e k t w ä r e allerdings » B l u m e des Feldes« (wie 1 0 2 , 1 5 ) ; »des G r a s e s « ist falsche Ü b e r s e t z u n g in Jes 40,6. Vgl. Laws, C o m m e n t a r y 64. 192 Y g ] L s , C o m m e n t a r y 6 4 , z u V o r s c h l ä g e n , hier sei a u f spezifisch p a l ä s t i n i s c h e Verhältnisse, i n s b e s o n d e r e a u f d e n heißen W ü s t e n w i n d angespielt. A b e r d a s B i l d ist für d i e m e d i t e r r a n e Welt klar. Ä h n l i c h e s a u c h bei P l i n Ä N a t H i s t 2 1 , 1 : D i e N a t u r schärft B l u m e n u n d ihren D u f t für d e n T a g z u r g r o ß e n B e w u n d e r u n g d e r M e n s c h e n ; sie b l ü h e n auffällig, u m schnell z u v e r d o r r e n ( q u a e s p e c t a t i s s i m e floreant celerr i m e m a r c e s c e r e ) . - D a s Verb cutöMajui signalisiert V e r d e r b e n . 1 9 1
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M a o c d v o u m heißt (Pass.) » a u s g e l ö s c h t w e r d e n , d a h i n s c h w i n d e n , v e r w e l k e n « ( E W N T II 9 4 7 ) . I m N T n u r hier. V g l . H i 1 5 , 3 0 ; J o s e p h A n t 1 1 , 5 6 : D i e W a h r h e i t gibt u n s nicht m i t d e r Z e i t v e r g e h e n d e S c h ö n h e i t (oi> x d l X o g XQOVÜ) [xaoaivofAevov) n o c h Ü b e r f l u ß , der v o m Schicksal g e r a u b t wird, s o n d e r n d a s , w a s g e r e c h t u n d legal ist. M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 4 ( g e g e n M u ß n e r u. a . ) . A n sich ein geläufiger T o p o s ; s o H i 1 5 , 2 9 ff.; K o h 5 , 1 3 f.; Sir 1 4 , 1 1 - 1 9 ; L k 1 2 , 2 0 . S o z. B . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 5 . - I I o Q E i a i m N T n u r n o c h L k 1 3 , 2 2 . B a u e r - A . 1 3 8 7 . V g l . Prov 2 , 7 ; l C l e m 4 8 , 4 ; H e r r n S 5 , 6 , 6 (= 5 9 , 6 ) . L a w s ; C o m m e n t a r y 6 2 . 6 5 , übersetzt tref f e n d »in m i d - c a r e e r « .
1,10-12
Ergänzende
99
Notizen zu 1,9-11 (Akzente,
Intention)
D i e Verse k ö n n t e n , v o m G e d a n k e n g a n g 1,2-12 her gesehen, a u c h fehlen. J a k b r i n g t sie aber d e s halb, weil er seine A d r e s s a t e n a u f d i e G e f a h r e n v o n W o h l s t a n d , Einfluß, Prestige u. d g l . hinweisen m ö c h t e , wie der weitere B r i e f m e h r f a c h belegt; aber d a s ist nicht alles ( o b w o h l u m f a n g m ä ß i g d a s m e i s t e ) , w a s J a k hier ausführt. V i e l m e h r setzt er in 1,9-11 zwei verschiedene A k z e n t e . Z u n ä c h s t fordert er z u m ( p a r a d o x e n ) R ü h m e n auf, u n d zwar a u f g r u n d einer z u m i n d e s t vor G o t t bereits erfolgten, aber a u c h bereits ekklesial relevanten S t a t u s v e r ä n d e r u n g . W ä h r e n d der N i e d r i g e v o n G o t t e r h o b e n w u r d e , b e d e u t e t d a s C h r i s t w e r d e n für d e n R e i c h e n eine g r u n d l e g e n d e Relativierung seines S t a n d e s u n d Einflusses. D e r eine wie der a n d e r e darf, j a soll sich d e s s e n freuen, d a r ü b e r stolz sein, ist d o c h beides A u s w i r k u n g der G n a d e G o t t e s . V o n einer ironisch-sarkastischen A u f f o r d e r u n g a n » d e n « (unchristlichen) R e i c h e n , selbst sein s c h l i m m e s E n d e zu r ü h m e n , k a n n keine R e d e sein. E i n zweiter A k z e n t ist d a n n die Vergänglichkeit des R e i c h t u m s ; freilich b r i n g t J a k nicht d a s A b s t r a k t u m , s o n d e r n h ä n g t d i e D a r l e g u n g e n , d i e er der biblischen T r a d i t i o n e n t n i m m t , u n m i t t e l bar an d i e Person des jtXoijöioc; a n . D a f ü r g a b der Text v o n J e s 4 0 insofern zusätzlichen A n h a l t , als es d o r t u m »alles Fleisch« geht, also u m Personen. F ü r J a k gilt es, ein T r u g b i l d zu desillusionieren. R e i c h - S e i n ist v e r l o c k e n d ; es sieht zwar s c h ö n a u s , unterliegt j e d o c h d e m Vergehen. D i e s e s V e r g e h e n erfolgt g e r a d e z u zwangsläufig naturhaft, wie d a s biblische B i l d zeigt. D a s M o t i v des G e r i c h t s sollte m a n d a m i t nicht v e r m i s c h e n . - D i e logischen P r o b l e m e der A u s f u h r u n g e n in V. 9 - 1 1 (s. o. V o r b e m e r k u n g ) erklären sich a m ehesten aus der K o m b i n a t i o n dieser b e i d e n A k z e n t e , d i e J a k der T r a d i t i o n e n t n i m m t : p a r a d o x e s R ü h m e n u n d Vergänglichkeit des R e i c h t u m s . D i e S p i t z e legt J a k a u f d a s vergängliche Schicksal des Reichen; d e s w e g e n personalisiert er etwas eigenwillig u n d nicht g a n z l o g i s c h d a s , w a s eigentlich für d a s A b s t r a k t u m bzw. für alle M e n s c h e n (wie in J e s 4 0 gesagt) gilt. - E r s t m a l s greift J a k hier in d a s soziale G e f ü g e der G e m e i n d e ein, u n d zwar b e m e r k e n s w e r terweise z u n ä c h s t e i n m a l positiv (vgl. a u c h V. 2 ) . E s besteht G r u n d z u m x a u x ^ a Ö a i , weil G o t t S t a t u s v e r ä n d e r u n g e n v o r n i m m t , die einen positiven Effekt h a b e n ; u n d d a s nicht nur für d e n N i e d r i g e n , s o n d e r n a u c h für d e n R e i c h e n d e m sich für sein Verhalten speziell in der G e m e i n d e eine g a n z n e u e Basis bietet. M i t d e m positiven A s p e k t verknüpft J a k freilich gleich d e n negativen H i n w e i s a u f d i e Flüchtigkeit dessen, w a s das L e b e n eines R e i c h e n üblicherweise a u s m a c h t . A n s c h e i n e n d g i b t es unter d e n A d r e s s a t e n zu viele, die m i t W o h l s t a n d u n d Einfluß liebäugeln, u n d a u c h einige, d i e wirtschaftlich g u t dastehen; d i e einen wie die anderen werden d a b e i » F r e u n d e der Welt«, nicht »Freunde Gottes« ( 4 , 4 ) .
12 Der Vers ist syntaktisch mehrfach gestaffelt. D e m kurzen, prädikatlosen Hauptsatz folgt ein Relativsatz im Präsens, der durch einen Nebensatz im Futur (Xri^exai) begründet (öxi) wird, der wiederum einen Relativsatz zum Objekt (Kranz) im Aorist nach sich zieht. Der öxi-Satz enthält zudem ein Part, im Aor. (Y£v6(ievog), der zweite Relativsatz eins im Präsens (ayajtooöiv). Überwiegend ist von der Aktivität des Menschen (im Sg.) die Rede: er hält aus, ist ein Bewährter geworden, wird empfangen, er liebt (nur der Schluß wechselt in den Plur.). Von Gott ist direkt gar nicht die Rede; allerdings kann das Subjekt von »er verhieß« ebenso wie cu&xöv nur ihn meinen; ebenso ist analog zu V. 7 bei ^ruiijjexai ein »vom Herrn« zu ergänzen. Inhaltlich besteht eine gewisse Spannung zwischen den Bedingungen der Seligpreisung: einerseits Aushalten und Bewährung, andererseits »ihn lieben«. Die Schlußnotiz wirkt angehängt und formelhaft (auch wegen des P l u r . " ) . Kontextuell greift Jak auf die Stichwörter in V. 2-4 zurück: Aushalten, Anfechtung, Bewährung; aus V. 7 tritt »er 1
!99 Plur. erst w i e d e r 1 , 2 0 . 2 3 ; 2 , 2 ; 3 , 2 . 2 0 0
B o i s m a r d 1 6 7 : V. 1 2 h a t e i n e e i g e n e V o r g e s c h i c h t e .
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D i e rechte innere Einstellung
100
wird empfangen« hinzu, aus V. 8 »Mann«. Vom Kranz redet Jak nur hier, vom Leben nur noch 4,14 f., von ^laxao- 1,25; 5,11. Damit erweist sich 1,12 als überwiegend rückwärtsgewandt; der Vers schließt den Gedankengang von 1,2 ff. ab. Nach vorne deuten nur »selig«, »verheißen« und »die ihn lieben« wegen der analogen Formu lierungen in 1,25 und 2,5. - Formgeschichtlich betrachtet, bringt Jak nur hier einen Makarismus, denn die Verwendung des Terminus in 1,25 und 5,11 erfolgt satz intern. Der Wortstamm |j,axao- ist im Griechischen geläufig, ja z. T. ein »abgeblaß tes Alltagswort« mit der Bedeutung glücklich, begünstigt, privilegiert (auch gesell schaftlich), s e l i g . Synonyme sind etjöai^iov und öXßiog, die beide im N T feh l e n . Überwiegend gilt die Bezeichnung Personen, im AT i m m e r , wo sie npx und andere Wörter wiedergibt ^, zumeist in den Psalmen und bei S i r . Auch die Form des Makarismus (»glücklich, der ...«) findet sich im Griechischen, mit der Neigung zur G n o m e ? . Er kann sowohl im Kontrast als auch in der Entsprechung zur Wirk lichkeit g e l t e n . Die »griechische Lebensphilosophie« hat ihr Pendant in der »Lebensweisheit des AT«, wo der Makarismus für die Weisheitsschriften eigentüm lich i s t ? : i|> 1,1; 31,1 f.; 33,9 u. ö.; Prov 3,13; 8,34; Sir 14,1.2.20 u. ö . Gepriesen wird hier vor allem eine dem göttlichen Willen gemäße, fromme Lebensgestaltung. Der Makarismus ist darin Ausdruck des Tun-Ergehen-Zusammenhanges. Der »Zuspruch wird durch den Hinweis auf das Leiden des Frommen paradox ver stärkt.« Auf diesem Hintergrund sind die sog. eschatologisch-apokalyptischen Makarismen zu verstehen, die auf eine transzendente Herrlichkeit verweisen (PsSal 17,44; äthHen 58,2; 81,4; syrBar 10,6 f. u. ä.; vgl. 4Makk 17,18). Im Blickpunkt steht dabei vor allem der E i n z e l n e . Speziell die hellenistisch-jüd. Literatur führt den Tun-Ergehen-Zusammenhang »über die Todesgrenze hinaus« f o r t : s. Weish 4,2; 5,15 f. u. a.; Sir 15,6; 4 8 , 1 1 . Die Frage des Glücklich-Seins, die von der griechi schen Philosophie auch auf die jüdische Weisheit Einfluß gewinnt, kann also unter schiedlich beantwortet werden. Jak 1,12 folgt zunächst der aus dem AT geläufigen Formulierung »glücklich ist der Mann, der ...« (Ps 1,1; 32,2; Jes 56,2; Prov 8,34 u. a.) die im N T sonst zurücktritt. 201
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D a s Verb E J t a Y Y E ^
w
n u r in d e n f o r m e l h a f t e n W e n d u n g e n 1 , 1 2 u n d 2 , 5 ; d a s S u b s t a n t i v fehlt. B u r c h a r d ,
H N T : E s b l e i b t offen, w a n n u n d w i e G o t t d e n K r a n z d e s L e b e n s v e r h i e ß . 2 0 2
S o a u c h z. T. i m N T ; d a s zeigt sich a u c h i m G e b r a u c h d e s K o m p a r a t i v s ( » b e s s e r d r a n « ) , e t w a I K o r 7 , 4 0 . Friedrich H a u c k : T h W N T I V 3 6 5 ; deshalb wird das W o r t von den Dichtern sogar gemieden. Vgl. G e o r g Strecker: E W N T II 9 2 6 . A l s t e r m t e c h e r s t m a l s bei A r i s t o t R h e t I 1 3 6 7 b , 3 3 ( H a u c k 3 6 6 , 1 7 f.).
2
° 3 H a u c k 3 6 5 f.: P l a t o R e p I 3 5 4 a ; A r i s t o t E t h N i c 1 1 0 1 a .
2 0 4
G e o r g B e r t r a m : T h W N T I V 367,44 f. I m A T n i e für G o t t , a n d e r s als bei d e n G r i e c h e n ( 3 6 8 , 5 f.) u n d bei Philo ( 3 6 9 , 2 0 ) .
2
»5 B e r t r a m 3 6 7 , 1 0 ff.
2 0 6
2
E i n e g e w i s s e H ä u f i g k e i t a u c h in Prov, J e s , T o b , 4 M a k k .
07 H a u c k , T h W N T I V 3 6 6 , 1 9 ff; vgl. S t r e c k e r : E W N T II 9 2 7 .
2 0 8
H a u c k 3 6 6 , 2 7 ff: in G r a b s p r ü c h e n w i e in S i e g e s s p r ü c h e n .
2 0 9
S . H a u c k 3 6 6 , 3 2 u n d B e r t r a m 3 6 7 , 3 5 ff Sir 2 5 , 7 - 1 0 h a t e i n e g a n z e S a m m l u n g v o n M a k a r i s m e n .
2 1 0
S e l t e n in Q u m r a n ; vgl. 4 Q 1 8 5 II 8 . 1 3 .
2
2
" Strecker: E W N T II 9 2 7 ; s. H i 5 , 1 7 ; D a n 1 2 , 1 2 ; T o b 1 3 , 1 6 ; 4 M a k k 7 , 2 2 u. a. 1
2
Frankemölle, Ö T K 262.
2 1 3
Frankemölle, Ö T K 2 6 4 (mit Literatur).
2
H a u c k : T h W N T I V 3 7 0 : a u ß e r M t 1 1 , 6 par.; L k 1 4 , 1 5 .
1
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1,12
Jak 1,12 ist nicht an einer Umkehrung der Verhältnisse (wie Lk 6,20-23 u. a.) orien tiert, sondern an der Kontinuität, die zur Belohnung führt. Das Interesse haftet spe ziell an der Standhaftigkeit, nicht am Fortschritt. 5 'Yjtouiveiv bei jreiQaouov bedeutet hier: aushalten, nicht wanken, die Stellung halten, Kurs bewahren, Treue bewahren; also mehr als nur ein passives Erdulden, ein »über-sich-ergehen-lassen«. Wie bereits in V. 2 sagt Jak nichts Näheres über die Art der Anfechtung. Die generelle Formulierung läßt die inhaltliche Füllung offen; alles Belastende und Gefährliche kann gemeint s e i n . Die Wendung ööxuioc; yevojievog unterstreicht das »Aushalten«. Jak nimmt dabei das in V. 3 modifizierte Bewährungs motiv wieder auf, jetzt näher an der Tradition (Rom 5,4) befindlich: die Bewährung ist Produkt des Aushaltens. Wie in V. 4 ist Jak jedoch primär an der Person orientiert; für den Lebenskranz ist qualifiziert, wer (nach der geläufigen Metapher) wie Gold im Feuer bestanden hat. Beide Termini, Aushalten und Bewährung, signalisieren Stärke in einer Auseinandersetzung. Nahe verwandt im N T sind die Uberwindersprüche, besonders in Offb 2-3 (2,7 usw.), auch in R o m 8,37; IJoh 2,13 f.; 4,4; 5,4 f., mit ähnlichen Verheißungen, darunter auch die »Krone des Lebens« (nur noch Apk 2, 1 0 2 1 7 ) . Vom »Beharren bis ans Ende« mit Zusage der Rettung reden auch M k 13,13 parr.; M t 1 0 , 2 2 . Die »Kombination der Motive Glücklichpreisung, Standhaftig keit in Anfechtungen, Verleihung des Lebenskranzes und Gottesliebe« ist so weder im AT noch N T noch anderswo b e l e g b a r , obschon die Wendungen im einzelnen eine breitere oder engere Tradition aufweisen. Die meisten Berührungen bestehen zu Sir 1-2, nämlich »Lohn für Beständige« (2,6 f f ) , »Kranz des Jubels« (1,11) und »die den Herrn lieben« (2,15 f . ) . Jak ist somit stark der Sir-Tradition verhaftet; er scheint in V. 12 unter Rekurs auf diese Tradition den Abschnitt 1,2-12 abrunden zu wollen. Als ganzer ist V. 12 relativ generell und konventionell gehalten. »Kranz des Lebens« erscheint zwar sonst nur Apk 2,10; aber das Motiv ist verbreitet. Das Bild der Kranz verleihung stammt aus dem W e t t k a m p P , das auch übertragen und spirituell ver wendet wurde (vgl. z. B. Ps 21,4; 1 Kor 9,25), nicht zuletzt in der Weisheitsliteratur (Prov 4,9; 14,24; Sir 1,11.18), auch auf das Eschaton bezogen (Weish 4,2; 5,16; Sir 15,6; 4Makk 17,15; 2Tim 4,7 f.; IPetr 5,4; Apk 3,11; vgl. Herrn S 8,2,1=68,1). Der Genitiv »(Kranz) des Lebens« ist wahrscheinlich epexegetisch (»d. h. das L e b e n « ) 3 , 21
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5 A n d e r s in Sir 3 4 , s. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 6 8 .
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D i e S t a n d h a f t i g k e i t d e s F r o m m e n ist i m J u d e n t u m ein g ä n g i g e s M o t i v : L u d w i g 1 5 0 . - M a n c h e d e n k e n a n V e r f o l g u n g usw. (vgl. J o h n s o n , A n c B 1 8 8 ) . L a w s , C o m m e n t a r y 6 7 , e r w ä g t e i n e n Z u s a m m e n h a n g m i t » A r m u t « (V. 9 ) . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 5 f., verweist a u f W e i s h 3 , 5 f. u n d I P e t r 3 , 1 4 .
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2
D o r t m a r t y r o l o g i s c h g e p r ä g t (»Sei g e t r e u bis in d e n T o d « ) . V g l . L u d w i g 1 5 0 .
8 V g l . ferner W e i s h 3 , 5 ff.; 4 M a k k 7 , 2 2 ; I P e t r 3 , 1 4 ; H e r r n V 2 , 2 , 7 (= 6 , 7 ) .
*9 L u d w i g 1 5 0 .
220 V g l
v
o
n
L i p 418. I n Sir 2 , 6 e r s c h e i n t a u c h » P r ü f u n g w i e G o l d i m F e u e r « (vgl. o. z u V. 2 - 4 ) . V g l . C a l d u c h S
Benages 1 3 5 - 1 5 1 : G o t t u n d die Weisheit unterziehen den J ü n g e r der Prüfungen, u n d zwar aus Liebe; das Z i e l b e s t e h t in R e i n i g u n g u n d S t ä r k u n g . 2 2 1
E s ü b e r t r u g sich a u c h a u f d i e E h r u n g i m D i e n s t für d i e Ö f f e n t l i c h k e i t : P l a t o L e g 9 4 3 c ; vgl. H e b r 2 , 7 - 9
2 2 2
W. G r u n d m a n n : T h W N T V I I 6 2 5 f.
( J o h n s o n , A n c B 1 8 8 ) . F e r n e r a l l g e m e i n a u f d i e S y m b o l i k für F r e u d e , S i e g u n d H e r r s c h a f t ( V o u g a 5 0 ) . 223 V g l . B u r c h a r d , H N T z. S t . : D i e m e i s t e n lesen » K r a n z « als M e t a p h e r ; d a n n ist d e r G e n . e p e x e g e t i s c h . » J a k n i m m t a b e r w o h l d i e T r a d i t i o n auf, d a ß d e n b e w ä h r t e n F r o m m e n ... n a c h T o d o d e r W e l t e n d e ein K r a n z ... w i n k t « ( T e s t B e n j 4 , 1 u. a . ) .
102
D i e rechte innere Einstellung
evtl. auch Genitiv des Inhalts, kaum einer der Qualität. Das »Leben« wiederum ist Signum biblischer Heilserwartung. Jak selbst behandelt es jedoch nicht weiter tiefg e h e n d ; die Notiz in V. 12 ist also eher ein traditioneller Merkposten. In Anbetracht der auch sonst von Jak vertretenen Eschatologie wird die Formulierung »er wird empfangen« futurisch-eschatologisch (nicht: logisch) zu verstehen sein. Der Bewährte wird von Gott wie einen Kranz das ewige Leben erhalten. Das ist eine der wenigen soteriologischen Aussagen bei Jak; sachlich entspricht sie 1,18.21 und teilweise 1,4. - Die (pluralische!) Wendung »die ihn lieben« kommt zusammen mit »die er verheißen hat« ebenso in 2,5 vor, auch dort am Schluß der Aussage. Jak entfaltet auch dieses Element anderswo nicht weiter. Die Wendung ist traditionell und formelhaft. Eine Motiwerbindung mit »Kranz« existiert nicht nur in Sir 1-2 (s. o.), sondern auch 2Tim 4,8. »Liebe zu Gott« gehört zum Urgestein des atl.-jüdischen Glaubens von Dtn 6,4 und vom Dekalog (Ex 20,5 f.; Dtn 5,9 f.) her. « Im N T erscheint die Wendung xotg aycxJtCDöiv auxov noch R o m 8,28; IKor 2,9; vgl. der Sache nach IKor 8,4; Eph 6,24; 2 T i m 4,8; l j o h 4,20; 5,1 f.; dazu l C l e m 29,1 u. a. In der atl. und jüd. Tradition wird damit parallelisiert »die ihn fürchten« (wie Sir 2,15 f.) oder »und seine Gebote halten« (oder ähnlich ): Dtn 7,9; 10,12; 11,1. 13. 22 u. a. 118,47 ff; Neh 1,5; Dan 9,4 u. a.; 1 Q H 16,13; D a m 19,2; Jub 20,7; TestBenj 3,1; PsSal 14,1 u.a. Im N T enthält demgegenüber nur l j o h 5,2 die Kombination »lieben und Gebote halten«. Von speziellem traditionsgeschichtlichen Interesse ist IKor 2,9c (»was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben«), weil es sich um ein nicht-nachgewiesenes Schriftwort handelt. *) Die Verbreitung im N T ist also sporadisch und formelhaft. Die beiden jak Stellen (1,12; 2,5) belegen das; in beiden Fällen wäre die Aussage auch ohne die Wendung (»das er verhieß denen, die ihn lieben«) verständlich. Jak scheint sie in der vorliegenden Form (mit £Kr\yyeikaTo) eher der ntl. Tradition entnommen zu haben als der LXX; denn dort steht »verheißen« (anders als im N T ) selten 3i, auch nicht in Sir, wo »Gott lieben« auch in nicht-formelhafter Weise erscheint (2,15 f . ) . Die »Verheißung des Lebens« findet sich im N T noch l T i m 4,8; 2 T i m 1,1; Tit 1,2. 33 Damit relativiert sich auch das bereits angezeigte Problem der doppelten Begründung für »selig denn er wird empfangen«: Durchhalten und Bewährung oder Liebe zu Gott? Der Akzent fällt auf den ersten Faktor; der zweite sieht eher wie eine liturgische Abrundung aus. D a Jak sie allerdings in 2,5 224
225
226
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22
229
23
2
2 3 2
2
2 2 4
V g l . G . B e r t r a m : T h W N T II 8 5 6 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 6 2 ; n e b e n a n d e r e n M e t a p h e r n w i e W e g , B a u m ,
2 2 5
I n 4 , 1 4 f. w i r d » L e b e n « p r i m ä r i m S i n n v o n b l o ß e r E x i s t e n z b e t r a c h t e t .
Quelle des Lebens. 2 2 6
I n d e r p a g a n e n V e r w e n d u n g v o n » K r a n z « fehlt dieser A s p e k t ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 6 3 ) .
2 2 7
2 2
M a t e r i a l bei L u d w i g 1 4 4 - 1 5 0 .
8Vgl. Ernst Jenni: T h H A T I 70-72.
2 2 9
S . L u d w i g 1 4 4 - 1 5 0 . - D i e W e n d u n g e n s i n d A u s d r u c k d e r » c o v e n a n t a l r e l a t i o n s h i p « z w i s c h e n G o t t u n d seinem Volk (Johnson, A n c B 189).
2
30 V g l . K o c h 3 6 - 4 1 . E r v e r g l e i c h t L A B 2 6 , 1 3 ; l C l e m 3 4 , 8 ; 2 C l e m 1 1 , 7 ; 1 4 , 5 ; M a r t P o l 2 , 3 u. a.; E v T h o m 1 7 . N i c h t in allen B e l e g e n st e ht » d i e i h n l i e b e n « ( 3 8 A n m . 2 1 ) . E i n g e w i s s e r E i n f l u ß b e s t e h t w o h l v o n J e s 6 4 , 3 .
2 3 1
L e d i g l i c h i|> 5 5 , 9 ; 2 M a k k 2 , 1 8 ( J o h n s o n , A n c B 1 8 8 ) . U n s i c h e r ist d i e B e z e u g u n g d e r W e n d u n g in J o s A s 1 5 , 7 ; H s B e n t h ä l t sie; a n d e r s d a g e g e n d e r T e x t bei C h r . B u r c h a r d , J S H R Z I I / 4 , 6 7 6 f.
2 3 2
D a s relativiert F r a n k e m ö l l e s A b l e i t u n g ( Ö T K 2 6 7 ) .
2 3 3
D i e beiden Präskripte verwenden wiederum formelhafte Sprache.
1,12-13
103
wiederholt, hat sie dennoch eine theologisch richtungweisende Funktion, nämlich die generelle Theozentrik zu unterstützen. Die Ausrichtung auf Gott - statt auf die Welt (4,4) - ist von grundlegender Wichtigkeit für ein gelingendes Dasein und das Erreichen des von Gott verheißenen Zieles. 13 Jak will eine bestimmte Interpreta tion der Anfechtungserfahrung absolut (»niemand, keinen«) ausgeschlossen sehen; sie wird in der Form einer Zitation (erstmals wörtliche Rede bei Jak; später noch in 2,3.16.18; 4,13; vgl. 4,15) gebracht. Die richtigstellende Begründung der Abweisung folgt zunächst in V. 13b in bezug auf Gott, während V. 14 f. die Gegenthese enthal ten. Zur Debatte steht die Herkunft der Versuchung - und damit des Bösen (V. 13b) und des Todes (V. 1 5 b ) . Die Debatte erfolgt im Hinblick auf das Verständnis Got tes (V. 13) und dann auch des Menschen (V. 14 f.). Durchgehendes Stichwort in V. 13-14 ist Jteioä^eiv, einschließlich des vor Jak nicht nachgewiesenen Adjektivs cutei2 3 4
2
oaoTog 35.
Die Aufnahme der Jteioa-Linie von V. 2.12 erfolgt unter deutlicher semantischer Veränderung. Waren vorher begrüßenswerte Anfechtungen im Sinn von Erprobun gen gemeint, so stellt bereits V. 13 durch den Kontrast zu Gottes Tun die negative Sei te heraus, die durch V. 14 f. vollends ausgeführt wird: Versuchung als Verleitung zum Bösen. Kontextuell ergibt sich dadurch das Problem der semantischen Inkonsistenz. 36 Man kann argumentieren, Jak spiele mit der Mehrschichtigkeit des Termi nus. Dennoch bleibt die Frage nach der Eindeutigkeit seiner Begriffsbestimmun gen, und das nicht nur hier. Jak scheint hier an einer konkordanten Wortverwendung freilich gar nicht primär interessiert zu sein; ihn bewegt die Sachfrage, ob jemand durch 38 Gott »in Probleme« gebracht wird. Er verneint das entschieden und nimmt damit im atl.-jüd. und frühchristlichen Spektrum eine radikale Position ein. In Gen 22,1; Ex 16,4; 20,20; Dtn 8,2; 13,4; Ri 2,22; Sir 44,20; I M a k k 2,52 heißt es durch aus, daß Gott Menschen (Abraham u. a.) der Anfechtung aussetzt, wie immer das des näheren gemeint ist. ^ Ja, Stellen wie A m 3,6 oder 2Sam 24,1 ff. (Davids Volkszäh lung) nennen Gott sogar als Verursacher des Bösen. Die Tendenz im Judentum ver lief jedoch in die entgegengesetzte Richtung, d. h. hin zur Entlastung Gottes; dabei gab es freilich verschiedene Modifikationen. Nach Weish 3,5 »erprobt« Gott nur für kurze Zeit. Das verbindet sich mit dem Erziehungsgedanken (vgl. Prov 3,11; Ps 118,18; Hi 5,17 f; Hos 5,2; 7,12 ff.; Sir 2,1; Jub 19,8 f.), der Strafen und Härte für nützlich hält. Auf der anderen Seite werden feindlichen Instanzen die Belastungen zugewiesen (Satan oder a n d e r e n ) . Auch im N T spiegelt sich die Problematik. 2
2 3 7
2
2
9
240
2 3 4
2 3 5
241
D e r W o r t s t a m m x a x - n o c h in 1 , 2 1 ; 3 , 8 ; 4 , 3 ; 5 , 1 0 . 1 3 ; O d v a x o g n u r 1,15 u n d 5 , 2 0 , » t o d b r i n g e n d « 3 , 8 . K l a s s i s c h h e i ß t es d i t e i o a x o c ; : B a u e r - A . 1 6 6 . J o s e p h u s v e r w e n d e t b e i d e s : B e l l 3 , 6 3 ; 5 , 3 6 4 ; 7 , 2 6 2 .
2 3 6
A n d e r s B u r c h a r d , H N T : E i n » P e r s p e k t i v w e c h s e l « tritt ein; » s e m a n t i s c h ä n d e r t s i c h in V. 13 n o c h n i c h t s « . I s a a c s u n t e r s c h e i d e t z w i s c h e n P r ü f u n g e n , E r p r o b u n g e n (trials) in 1 , 2 - 1 2 u n d V e r s u c h u n g e n ( t e m p t a t i o n s ) in l , 1 3 - 1 9 a .
2 3 7
S o z. B . L a w s , C o m m e n t a r y 6 9 f.; K o n r a d t , E x i s t e n z 1 2 0 . E i n e a n d e r e M ö g l i c h k e i t w ä r e z u s a g e n , in V. 2 . 1 2 g e h e es u m d i e ä u ß e r e S i t u a t i o n , in V. 1 3 - 1 5 u m d a s A n g e f o c h t e n w e r d e n v o n i n n e n ( K o n r a d t , Existenz 116).
2 3 8
Ä J t ö s t a t t vno
2 3 9
V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 1 0 4 f. H i 1-2; I C h r 2 1 ( S a t a n ) g e g e n ü b e r l S a m 2 4 ( D a v i d ) ; J u b 1 7 , 1 6 ff. ( M a s t e m a ) g e g e n ü b e r G e n 2 2 ( A b r a ham).
2 4 0
2 4 1
a u c h in 5,4 (s. d o r t ) . D i f f e r e n z i e r e n d : Schlatter, B r i e f 1 2 8 ; a n d e r s D a v i d s , C o m m e n t a r y 8 2 .
V g l . P o p k e s : E W N T I I I 1 5 1 - 1 5 8 ; A d r e s s a t e n 1 2 9 ff.
104
D i e rechte innere Einstellung
Der Teufel versucht Jesus (Mk 1 parr.) und die Christen (lThess 3,5; IKor 7,5). Man betet, Gott möge nicht in Versuchung fuhren, sondern von dem Bösen erlösen (Mt 6,13). Der Christ wird getröstet, Gott werde nicht über Gebühr belasten, sondern retten ( IKor 10,13; 2Petr 2,9; Apk 2,10; 3,10). Die Quelle der Versuchung liege im Menschen, in der Schwachheit des Fleisches (Mk 14,38) und in menschlichen Gelüsten ( I K o r 10,6 ff.; l T i m 6,9) - wie auch Jak 1,14 f. sogleich darlegen wird. Die Möglichkeit, daß jemand Behauptungen wie die in V. 13 zurückgewiesenen auf stellte, kann verschiedene Ursachen haben; man sollte die Aussagen nicht nur als Aus flüchte bezeichnen. 3 Immerhin konnte man biblische Belege (s. o.) anführen. O b manche Kreise darüber hinaus sogar ein negatives Gottesbild aus Passagen des A T entwickelten und sich davon distanzierten , kann man allenfalls fragen. Auf jeden Fall ist Jak hier wie auch 1,16 f. bemüht, jederlei Schatten von Gott fernzuhalten. Gott steht weder passiv (V. 13ba) noch aktiv (V. 13bß) mit einer Verleitung zum Bösen in Beziehung. Jak befindet sich bei dieser Auffassung in alter und breiter Tra dition, wobei es nicht entscheidend ist, ob er hier tatsächlich auf Sir 15,11-20 rekurriert ^, wonach Gott nicht gegen sein Wesen handele, für seine Pläne Sünder nicht nötig habe und weder Sünde befohlen noch Unrecht gestattet habe. Im Judentum äußern sich ähnlich etwa ätHen 9 8 , 4 und mehrfach Philo ?: von Gott kommt nur Gutes, nichts Böses. Auch die griech. Philosophie kennt die Thematik. Plato (Rep II 379-381) verwirft die Ansicht der Dichter (Homer, Aischylos), »daß Gott irgend jemandem Ursache des Bösen geworden ist, da er doch gut ist« ( 3 8 0 b ) . Die besondere Spitze liegt bei Jak in der Verbindung mit »versuchen«. Daß Gott ajteioaoTog xaxcov sei, ist am besten mit »unversuchbar zu bösen Dingen« wieder z u g e b e n . Gott kann nicht Objekt von Versuchung sein 50, l bösem Handeln verleitet werden, wie er auch seinerseits (betontes ouxoc;) niemanden zum Bösen ver führt. Die Aussage V. 13 macht insgesamt nur Sinn, wenn Jteiod^eiv in malo sensu verstanden wird, wozu bereits xaxcov nötigt, mehr aber noch V. 14 f.: das Ergebnis ist Sünde und Tod. Die Entlastung Gottes wird positiv bald folgen (V. 17). Zunächst ist für Jak via negationis (s. das a-privativum von ajteioaoTog) Klarheit geschaffen wor2 4 2
24
244
24
2 4 6
24
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249
2
a
s o
z
u
2 4 2
Z u b e a c h t e n ist d a b e i d i e G e b e t s s p r a c h e (wie a u c h in M k 1 4 , 3 8 p a r r . ) .
2 4 3
G e g e n S c h r ä g e , J a k o b u s b r i e f z. S t . H a n d e l t es s i c h u m fingierte o d e r w i r k l i c h e G e g n e r ? V g l . F r a n k e m ö l l e ,
2 4 4
V g l . S c h l a t t e r , B r i e f 1 2 7 : » W a n n e n t s t a n d d e r erste M a r k i o n i t ? E s w ä r e M a r k i o n n i c h t m ö g l i c h g e w e s e n ,
Ö T K 284. e i n e K i r c h e z u s a m m e l n , w e n n sein K a m p f g e g e n d e n S c h ö p f e r n i c h t vielen d a s g e s a g t h ä t t e , w a s a u c h sie dachten«. 2 4 5
V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 9 ; F r a n k e m ö l l e , T h e m a 3 3 ff.; S i m o e n s . A n d e r s e t w a K o n r a d t , E x i s t e n z 1 1 6 A n m . 1 0 4 : B e i S i r fehle d i e t h e o l o g i s c h e K o m p o n e n t e ; er s p r e c h e v o m M e n s c h e n a l l g e m e i n , J a k v o m C h r i s t e n ; S i r h a b e d e n freien W i l l e n d e s M e n s c h e n v o r A u g e n , J a k d i e B e g i e r d e . V g l . B u r c h a r d , H N T 7 2 .
2 4 6
2 4
D i e S ü n d e w u r d e n i c h t a u f E r d e n g e s c h i c k t , s o n d e r n M e n s c h e n s c h u f e n sie a u s s i c h selbst.
7 S p e c L e g II 1 1 . 5 3 ; C o n f L i n g 1 6 1 . 1 8 0 ; L e g A l l II 7 8 u. a.; s. N e u e r W e t t s t e i n 1 2 5 8 ff.; M o n t e s - P e r a l 1 0 2 f.
2 4 8
T e x t e bei N e u e r W e t t s t e i n 1 2 6 0 - 1 2 6 2 . H ö c h s t e n s sei G o t t d e r U r h e b e r h e i l s a m e r S t r a f e n .
2 4 9
A h n l i c h H . R . B a l z : E W N T I 2 8 6 f. K o n t e x t u e l l w e n i g s i n n v o l l w ä r e » u n e r f a h r e n in b ö s e n D i n g e n « (vgl. D i b e l i u s , K E K 1 2 3 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 7 A n m . 5 ) . S p i t t a 3 3 f. h ä l t d e n T e x t für u n v e r s t ä n d l i c h .
2 5 0
D a s ist e i n e A b w e i c h u n g v o n einer a n d e r e n L i n i e , w i e sie I K o r 1 0 , 9 s i c h t b a r w i r d : d i e W ü s t e n g e n e r a t i o n »provozierte« ( e j t e i g a o a v , neben exjteipd^ü)) G o t t . D a r a u f wie a u f D t n 6 , 1 6 bezieht sich D a v i d s , M e a n i n g (vgl. C o m m e n t a r y 8 2 f.) m i t d e m R e s u l t a t : G o t t sollte n i c h t d u r c h b ö s e M e n s c h e n a u f d i e P r o b e gestellt w e r d e n . A b e r S e m a n t i k w i e S a t z l o g i k s p r e c h e n d a g e g e n .
105
1,13-15
den; das Gottesbild ist fleckenlos. Jak stellt diese Aussage apodiktisch hin; es fehlt jede Erörterung - speziell im Hinblick auf die biblische und christliche Vorgeschichte. Jak ist insofern kein Schriftausleger. Die Wahrheit der Aussage hält er offenbar für in sich evident. Theologisch vertritt er dabei einen dualistischen A n s a t z ^ : Gutes und Böses sind säuberlich zu trennen. Das Böse stammt nicht von Gott, ohne daß allerdings die Herkunft des Bösen aufgewiesen würde. Es quillt gewissermaßen aus dem Menschen hervor (V. 14); einen kosmologischen Dualismus (das Böse als gegnerisches Ur-Prinzip) kennt Jak nicht (auch nicht in 3,6.8 oder 3,15 f.). 14-15 Der Entlastung Got tes (V. 13) läßt Jak die Behaftung des Menschen - ausnahmslos und persönlich (exaoxog) - bei seiner eigenen (löia) Problematik folgen (V. 14). Das Subjekt wech selt in V. 15a zu »Begierde« und in V. 15b zu »Sünde«. Jak verbindet die beiden Ver se durch ein temporales »danach« ^ ; für ihn bildet das Ganze eine Art Kettenschluß bzw. Klimax mit innerer Konsequenz. Theoretisch könnte allerdings sowohl nach V. 14 als auch nach V. 15a Schluß sein; die Aussage bliebe in sich sinnvoll und abge rundet. Das wirft Fragen nicht nur nach der metaphorischen Kohäsion und dem Tra ditionshintergrund, sondern auch nach der Logik auf. Jak formuliert nach wie vor apodiktisch. Die Passage bildet einen Sachkontrast zu V. 12. Intratextuelle Berüh rungen bestehen zu 4,1-3 (nur dort noch der Wortstamm zmQv\i-) und 5,19 f. (Verirrung, Sünde, Tod). - Was JteiQo^eiv bedeutet, wird in V. 14 durch ein Agens (Be gierde) und zwei Verben (im Part.) beschrieben. Die syntaktische Konstruktion ist nicht völlig deutlich; »durch die Begierde« scheint sich zunächst direkt an »er wird versucht« anzuschließen, analog zu »von Gott« in V. 13. Danach aber ist »durch die Begierde« logisches Subjekt der beiden Partizipien: »durch die Begierde fortgerissen und verlockt«. 53 Jak liest den Satz offenbar als Einheit. Nur hier (V. 14 f.) bringt er das N o m e n 5 4 emOuuia, und zwar im Sg., anders als in den meisten ntl. Belegen (besonders in Lasterkatalogen), die den Plur. bevorzugen. ^ Ohne Einführung oder Erläuterung wird die emOuuxa als Urheberin der Versuchung hingestellt. Das Fehlen eines qualifizierenden Adjektivs wie x a x r | (so z. B. Kol 3,5) läßt die Begierde als etwas in sich Negatives erscheinen. 56 Jak rechnet sie offenbar zu den negativen Leiden schaften bzw. Affekten (jtdOr]), und zwar in etwa gemäß der stoischen Zusammen stellung: emOuuia 5 7 und f|8ovf| sowie cpoßog und Xv7tr\, wobei die jeweils erstge nannten (Begierde und Furcht) futurisch ausgerichtet sind, die letzteren (Vergnügen und Trauer) präsentisch. 58 Im Griechischen kommt auch die Differenzierung zwi schen »allgemeinen (xoivai)« und »eigenen (löiai)« Begierden vor. 59 Ebenfalls kann 2
2
2
2
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2
2
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2
2
2 5 1
Vgl. Konradt, Existenz 86.
2 5 2
B u r c h a r d , H N T 7 3 : p r o m p t , als n ä c h s t e s .
2 5 3
Vgl. Dibelius, K E K 123; H a u c k 60; K o n r a d t , Existenz 8 5 A n m . 3 0 1 . Davids, C o m m e n t a r y 84, meint, die R e l a t i o n sei in d e r S c h w e b e g e h a l t e n .
2
54 D a s V e r b in 4 , 2 .
2 5 5
Rom
1,24; 6 , 1 2 ; G a l 5 , 1 6 . 2 4 ; E p h 2 , 3 ; 4 , 2 2 u. a. T e i l w e i s e a u c h z u s a m m e n m i t » e i g e n e « (iöi,a bzw.
e a u x c o v ) : 2 T i m 4 , 3 ; J u d 18; 2 P e t r 3 , 3 . 2 5 6
A n s i c h ist e m O u u x a v o x m e d i a , a l s o n e u t r a l . V g l . F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T I I I 1 6 8 ff.
2 5 7
Z u r e m O u u i a r e c h n e t d i e S t o a Z o r n , E r o s u. a. ( B ü c h s e i 1 6 9 , 5 ) .
2
58 B ü c h s e i 1 6 8 , 5 - 1 6 9 , 2 .
D a s s e l b e bei 4 M a k k 1 , 2 2 f. ( 1 7 0 , 1 5 ff.). V g l . J a k 4 , 1 - 3 : f j ö o v r j z u s a m m e n
emOuumv. 2
59 A r i s t o t E t h N i c II 1 1 0 5 b , 2 1 u. a. ( B ü c h s e i 1 6 8 A n m . 6 ) .
mit
106
D i e rechte innere Einstellung 260
gesagt werden, daß die Begierde Sünde s e i . Der jak Text läßt freilich nicht erken nen, aus welchen Traditionen er des näheren schöpft. Die L X X verwendet emOvfxia überwiegend n e u t r a l , kann damit aber auch die gottlose Begierde bezeichnen; auch das sexuelle Verlangen kann gemeint sein (Num 11,4.34; 33,16 f. u. a.; Prov 6,25; Sus 32, vgl. 4Makk 2,4 f.; Sir 4 0 , 2 2 ) . Die sexuellen Konnotationen bilden jedoch nur eine relativ geringe Teilmenge des semantischen Feldes von em0v|iia (auch im Profangriechischen 3); der anthropologische Ansatz in der Affektenlehre ist viel breiter angelegt, wobei die Beziehung zur Ethik natürlich außer Frage steht. Das gleiche ist bei Philo festzustellen, der von 8JTi0u|jia häufig als einer negativen Regung s p r i c h t ; ähnlich 4 M a k k (1,3.22 f.). Pointierter noch ist die jüdische Aus legung des Dekalogs, wonach das 10. Gebot (oi>x 8JU0u[xr|oeic; Ex 20,17; Dtn 5,21) die Quintessenz des ganzen Gesetzes s e i 5 ; dieses Motiv unterliegt auch R o m 7,7 ff. Das N T verwendet emOvfxia ebenfalls überwiegend negativ, d. h. im Sinn von »böses Verlangen«. Jak steht insofern in einer breiten T r a d i t i o n . 7 Ein Verweis auf die rabbinische Lehre vom bösen und guten Trieb ist weder nötig noch angebracht; denn dort geht es um den K a m p f zwischen zwei Trieben, die »beide dem Menschen von Gottes Hand anerschaffen« wurden (vgl. dagegen die Abgrenzung in V. 1 3 ! ) . - Jak statuiert also, es gebe in jedem Menschen einen negativen Drang, der zu diesem Men schen gehöre (iöia); dieser Drang sei der Urheber der Versuchung, er wirke also nega tiv auf das Tun und Ergehen des Menschen ein. Jak redet hier explizit nicht vom Willen des Menschen oder von der Willensfreiheit, so gewiß er diese implizit voraus setzt. In Verbindung mit V. 13 ist auf jeden Fall jede Schicksalhaftigkeit ausge schlossen. Woher die ejti0v|j,ia stammt, woher also letztlich die Kapazität zum Sün digen abzuleiten ist, läßt Jak unerwähnt. Er geht von dem Faktum aus, daß es eben so sei. Anthropologisch ergibt sich damit folgende Konstellation: (1) Der Mensch ist für seine Taten und sein Ergehen selbst verantwortlich; er ist dem Zug zum Sündigen nicht hilflos ausgeliefert. (2) Z u m Menschen gehört eine innere Kapazität, die ihn in die Sünde führen kann. (3) Diese Kapazität ist nicht identisch mit dem Ego/Selbst des Menschen 70, auf das sich vielmehr der Drang der Begierde richtet. (4) Der 261
2 6 2
26
264
26
266
26
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2
260 p i
u t
M o r a l i a X 4 4 9 d ( B ü c h s e i 1 6 9 , 6 f.), w o b e i P l u t freilich e i n e F r e m d m e i n u n g zitiert.
2 6 1
B ü c h s e i 1 7 0 ; teilweise s o g a r p o s i t i v : G e n 3 1 , 3 0 ; D t n 1 2 , 2 0 f.; P r o v 1 1 , 2 3 ; 1 3 , 1 9 ; W e i s h 6 , 2 0 ; S i r 6 , 3 7 u. a. A u c h in J o s e p h A n t II 5 1 sexuell v e r s t a n d e n . 3 Sexuell: P l a t o P h a i d 8 3 b ; P h a i d r 2 3 2 b . B ü c h s e i 1 7 0 , 1 0 ff.; für P h i l o ist d i e B e g i e r d e n i e d r i g s t e r Seelenteil ( p l a t o n i s i e r e n d g e d a c h t ) bzw. einer d e r vier A f f e k t e ( s t o i s c h ) ; vgl. C o n f L i n g 2 1 ; C o n g r 1 7 2 ; M i g r 6 0 u. a. B e i J o s e p h u s f i n d e t s i c h h ä u f i g e r e i n e neutrale V e r w e n d u n g (Büchsei 1 7 0 , 1 9 - 2 1 ) .
2 6 2
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2 6 4
2 6
5 V i t A d l 9 : d i e B e g i e r d e ist aller S ü n d e A n f a n g . E b e n s o P h i l o D e c a l 1 4 2 . 1 5 0 . 1 7 3 . P o s i t i v n u r L k 2 2 , 1 5 ; Phil 1 , 2 3 ; I T h e s s 2 , 1 7 . A n d e r s v e r h ä l t es s i c h b e i m V e r b . I n g e w i s s e m M a ß e e n t s p r i c h t EMOVUIA d e r ADP^ bei P a u l u s ( M a r t i n , W B C 3 6 ) .
2 6 6
2 6 7
B u r c h a r d , H N T 7 2 : EMOVOIA »ist hier w e d e r d e r u n t e r s t e d e r drei p l a t o n i s c h e n S e e l e n t e i l e ... n o c h einer s o n d e r n d e r T r i e b z u m B ö s e n ... J a k f o l g t j ü d i s c h e r T r a d i t i o n « .
d e r vier s t o i s c h e n H a u p t e f f e k t e 2 6 8
Z u »Yetser« s. S t r . - B , I V / 1 , 4 6 6 - 4 8 3 ( d a s Z i t a t 4 6 8 ) ; B ü c h s e i : T h W N T I I I 1 7 0 . A u c h d e r H i n w e i s a u f Sir 1 5 , 1 4 ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 8 6 ) t r ä g t n i c h t weiter. D o r t g e h t es u m W i l l e n s f r e i h e i t ( ö i a ß o i ^ i o v ) . A n d e r s Marcus; A d a m s o n , Epistle 7 1 . Burchard, H N T 73: J a k nennt keinen natürlichen guten Gegentrieb; die r a b b i n i s c h e n zwei T r i e b e (in d e r L X X s t e h t ü b r i g e n s nie e m O u u i a für 12T) g e h ö r e n d a h e r » n u r a m R a n d hierher«.
2 6 9
E r w i r d d e u t l i c h z w i s c h e n EMO'ÜUIA u n d ß o M r j a i g u n t e r s c h i e d e n (s. V 1 8 ) ; B ü c h s e i 1 6 9 , 7 f. S o a u c h v o n G e m ü n d e n , Einsicht 4.
2 7 0
107
1,13-15
Mensch birgt also ein Konfliktpotential in sich, das ihn mit sich selbst in Probleme stürzen kann. Jak nimmt den Ausgangspunkt nicht bei der Sünde, die dann ihrerseits bei der Begierde ansetzen würde (so R o m 7,7 ff.) ; vielmehr ist die Sünde erst Ergebnis der Begierde (V. 15a). Die Sünde ist nicht die treibende Macht, sondern Folge einer Triebkraft, ja eines Triebes. - Die in V. 14b benutzte Metaphorik ent stammt der Sprache der Jäger und Fischer: »fortreißen, wegziehen und a n l o c k e n « . Die anscheinend sachlich umgedrehte Reihenfolge erklärt sich evtl. aus dem Brauch, erst die Fische aus ihrem Revier zu vertreiben, um sie dann zu k ö d e r n sofern nicht ohne Beachtung der Reihenfolge parallel an die Gewalt und den Char me der Versuchung gedacht wird. ^ Beide Termini werden auch übertragen verwen det. Von der Begierde heißt es oft, daß sie »verlockt«. Evtl. liegt eine Anspielung auf die Gegenspielerin der Weisheit vor. So warnen Prov 5 und 7 vor den Verlockun gen der Dirne (doch wohl wörtlich g e m e i n t ) , deren Wege in Sünde und Tod fuh ren (5,5.22 f.; 7,23.27), ohne daß freilich dieselben Verben wie in Jak 1,14 vorkom men. - N u n ist die Gesamtmetaphorik in V. 14 f. jedoch nur bedingt eindeutig. Es ist die Rede von zwei Geburtsvorgängen (xixx8i,djtoxi)8i) obschon nur von einer Empfängnis (ovXkaßovoa), aber nicht von Vaterschaft ^. Soll etwa ein Genera tionsverhältnis Großmutter (Begierde) - Mutter (Sünde) - Enkelkind (Tod) be schrieben werden? Wieviel Interesse liegt an solcher G e n e a l o g i e ? Das Motiv der Hure, sofern es überhaupt im Hintergrund steht, trägt nicht w e i t ; denn diese ist nicht auf Schwangerschaft aus. Wahrscheinlich folgt Jak nur gebräuchlichen Rede mustern (wie sie besonders Philo verwendet ), die Empfängnis und Geburt auf see271
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A u c h n i c h t b e i m » F l e i s c h « (vgl. P a u l u s ) ; o d g ^ n u r in 5 , 3 , in g a n z a n d e r e r V e r w e n d u n g . - V g l . L u c k , G u t e 2 3 1 : V. 1 3 - 1 5 sei » e i n e k l e i n e D i a t r i b e ü b e r d i e A r t u n d W e i s e , w i e es z u S ü n d e u n d T o d k o m m e n k a n n « ; d i e A b f o l g e a u f d e m W e g d e s T o d e s ( e m S u u i a , d ^ a p t i a , Odvaxoc;) e n t s p r i c h t d e r i m J u d e n t u m ü b l i c h e n , w ä h r e n d P a u l u s in Rom 7 , 7 - 1 3 d i e G e s c h i c h t e v o m S ü n d e n f a l l n e u s c h r e i b t (der W e g l a u t e t jetzt v 6 ( i o g , d u n o x i a , O d v a x o g , w o b e i d i e Emö'uuia » d a s W e r k d e r d u r c h d i e T h o r a a u f e r w e c k t e n , ins L e b e n g e r u f e n e n S ü n d e « sei, 2 3 2 ) .
272 V g j M a y o r 5 4 . D a s K o m p o s i t u m E^Etatü) i m N T n u r hier; d a s S i m p l e x ( » z i e h e n , s c h l e p p e n « ) m e h r f a c h , u. a. J a k 2 , 6 . AE^Ed^ü) n o c h 2 P e t r 2 , 1 4 . 1 8 ( L a s t e r k a t a l o g e ) . #
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A d a m s o n , E p i s t l e 7 2 , k o n j i z i e r t ECpEXxöfXEVog, » a t t r a c t e d « . D e n n d a s K o m p o s i t u m E ^ E X X C D w e r d e i m k l a s sischen Griechisch nicht metaphorisch entsprechend benutzt. Vgl. Mayor 54, mit Hinweis auf O p p i a n 3,316; 4,359; X e n o p h Kyrop 8,1,32; M e m 3,11,18. M a y o r 5 4 f. V g l . P h i l o P r o b 1 5 9 : » W e n n d i e S e e l e n ä m l i c h z u d e n B e g i e r d e n g e t r i e b e n o d e r d u r c h d i e L u s t verlockt oder durch Furcht aus der B a h n geworfen oder durch Trauer geschrumpft oder durch Z o r n gefan g e n w u r d e , v e r s k l a v t sie s i c h . . . « .
2 7 6
P l a t o T i m 6 9 d ; 7. B r i e f 3 2 5 b ; X e n o p h K y r o p 8 , 1 , 3 2 ; P h i l o A g r 1 0 3 ; E p i c E n c h 3 4 ; A e l i a n N a t A n 6 , 3 1 (vgl. Bauer-A. 554).
2 7 7
E b e n s o z. B . K o h 7 , 2 6 ; T e s t R u b 2 - 5 ; T e s t j o s 3 ff.; T e s t B e n j 7.
2 7 8
I n d e r L X X fehlt bekeäC^U) g a n z , es k o m m t v o r in V i t A d 1 9 , 1 ; 2 6 , 3 ; J o s A s 2 1 , 2 1 (hier p o s i t i v ) ; (eE,)e\KU) u n d -xi3o) f i n d e n sich in d e r L X X , a b e r u n s p e z i f i s c h g e b r a u c h t . 279 V g l . v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 4. S p i t t a 3 4 - 3 9 m e i n t : D e r b ö s e G e i s t s c h w ä n g e r t d i e B e g i e r d e (vgl. T e s t B e n j 7; T e s t R u b 2 f.); vgl. d i e S c h w ä n g e r u n g E v a s d u r c h d i e S c h l a n g e n a c h s p ä t e r e r j ü d . A u f f a s s u n g . 280 y g L P h i l o L e g A l l II 8 2 i m p o s i t i v e n S i n n ; » d i e T u g e n d g e b a r ( X E X O X E V ) d a s G l ü c k « . 2 8 1
2 8 2
M i t Frankemölle, Ö T K 2 8 8 ; K o n r a d t , Existenz 8 6 A n m . 304; von G e m ü n d e n , Einsicht 4 A n m . 18, gegen M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 8 f., u. a. P o s t C 7 4 : D i e v o n der L e i d e n s c h a f t s c h w a n g e r e Seele g e b i e r t K r a n k h e i t e n usw. (zu G e n 4 , 1 8 ) . C h e r 5 7 : D e r N o u s s c h w ä n g e r t die Aisthesis; diese e m p f ä n g t (ovKkaßovoa) u n d g e b i e r t (XIXXEI) d a s g r ö ß t e Ü b e l der S e e le, n ä m l i c h die Eitelkeit.
D i e rechte innere Einstellung
108
lische Vorgänge beziehen (vgl. bereits Ps 7,25). Daß Jak dabei auch an die Verführung Evas im P a r a d i e s denkt, ist m ö g l i c h . Das würde auch die Fortsetzung erklären, daß nämlich die Sünde den Tod hervorbringt, ist doch der Sündenfall Adams und Evas die Einbruchsteile des Todes (Gen 2,17; 3,3 f.; R o m 5,12; 6,23; IKor 15, 21 f . ) . 5 Offenbar ist Jak daran gelegen, an dieser Stelle nicht nur den Menschen bei seiner eigenen Problematik hinsichtlich Anfechtung/Versuchung und Begierde (also bei den anthropologischen Faktoren) zu behalten, sondern auch auf die ethischen, ontologischen und transzendenten Implikationen hinzuweisen: so entstehen Sünde und Tod. Das ist im Kontrast zum Lebens-Ziel V. 12 und auch bereits zum leben schaffenden Wort V. 1 8 gesagt. Zugleich bildet die Aussage einen Teil des Gesamt rahmens des Briefes; denn von Sünde und Tod wird am Schluß wieder die Rede s e i n . ? - Die drei Faktoren Begierde, Sünde und Tod bilden eine Kettenabfolge. Jak setzt die Begriffe als bekannt voraus. Er erläutert keinen, nicht einmal emOupiia. Die Frage, worauf die Begierde zielt, kann intratextuell bis zu einem gewissen Grad von 4,1-3 gefüllt werden; im übrigen könnte sich Jak auf den Dekalog (von dem er Teile in 2,11 zitiert) beziehen. Gemeint ist dann das begehrliche, besitzergreifende, egois tische, auf das eigene Wohlergehen zielende, rücksichtslose, den anderen nicht ach tende Streben; sachlich entspricht das der falschen Weisheit in 3,14-16. Diese Be gierde »empfängt und gebiert« Sünde. Das ist ein naturhafter, organischer und damit geradezu naturgesetzmäßiger Vorgang. Es bleibt offen, wie und von wem die Begier de »empfängt«; daran haftet nicht das Interesse, sondern an der Zwangsläufigkeit. Die Metaphorik in V. 15b ist weniger klar. Meint &JtOTeA,eö0eTöa ebenfalls einen biologischen Vorgang (d. h. die Sünde wäre ihrerseits geschlechtsreif geworden); oder ist gemeint, die Sünde sei an ihr »Ziel g e l a n g t « ; oder bietet Jak nur eine rhetorische Parallele zu ovllafiovoa ? ? Das Verb djtoxeAio) bedeutet »vollbringen«. Die Passiv form hier läßt in Verbindung mit ajtoxueiv eher an ein »zur Vollendung kommen, heranwachsen« denken statt an ein aktives »das Maß vollmachen» im Sinn einer fort gesetzten Tatsünde, obwohl das einen passenden Kontrast zu xekeiov eoyov in V 4 abgeben würde. Ohne daß Jak groß auf eine Genealogie abheben würde, betont er auch hier den naturhaften Prozeß, daß Sünde den Tod zur Welt bringt. 'Ajioxueiv 283
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S. Philo C h e r (vorige A n m . ) , direkt a u f A d a m u n d E v a b e z o g e n . A p k M o s 19: D i e S c h l a n g e tat an d i e F r u c h t d a s G i f t ihrer V e r s u c h u n g , d. h. ihrer B e g i e r d e ; d e n n d i e B e g i e r d e ist d e r A n f a n g aller S ü n d e . V g l . l T i m 2 , 1 4 . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 9 : V. 14 f. »lassen ... unwillkürlich a n d e n B e r i c h t der G e n e s i s ... d e n k e n « . F r a g l i c h ist aber, o b (auch) a n G e n 6,1 ff. (die V e r m i s c h u n g der G ö t t e r s ö h n e m i t d e n M e n s c h e n t ö c h t e r n ) g e d a c h t ist. V g l . d a z u Philo I m m 3: W e n n d a s L i c h t des V e r s t a n d e s beschattet ist, v e r b i n d e n sich d i e G e f ä h r t e n der F i n sternis m i t d e n ... L e i d e n s c h a f t e n , »welche er T ö c h t e r der M e n s c h e n n a n n t e « , u n d sie b r i n g e n F r u c h t für sich selbst (d. h. » d a s G e s c h l e c h t der L a s t e r « ) , n i c h t für G o t t (das w ä r e n d i e v o l l k o m m e n e n T u g e n d e n ) hervor.
F ü r Sir 4 1 , 4 ist der T o d d a s S c h i c k s a l aller M e n s c h e n v o n G o t t a u s . A h n l i c h K o h . Z u Recht betont von Konradt, Existenz 85. 7 5 , 1 5 . 1 6 . 2 0 ; dgl. W a h r h e i t ( 1 , 1 8 u n d 5 , 1 9 ) . Z u t r e f f e n d v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 4: » D a s z e u g e n d e S u b j e k t ist n i c h t g e n a n n t . W a s interessiert, ist der a u t o m a t i s c h e , u n a u f h a l t s a m eskalierende Prozeß ... D a b e i m a c h t d i e Filiationsreihe d e n Z u s a m m e n h a n g zwi s c h e n u n s i c h t b a r e r U r s a c h e u n d sichtbarer F o l g e , zwischen I n n e n u n d A u ß e n b e w u ß t . . . « . V g l . D i b e l i u s , K E K 1 2 7 ( » . . . d i e V e r w e n d u n g der K e t t e n r e i h e zur D a r s t e l l u n g innerer V o r g ä n g e in ihrer G e s e t z m ä ß i g k e i t « ) . D a s Verb djtOTEÄia) i m N T n u r n o c h L k 1 3 , 3 2 (ein P r o p h e t m u ß in J e r u s a l e m » e n d e n « ) . S o B a u e r - A . 2 0 2 ; speziell »vollendet w e r d e n d u r c h d i e T a t « , unter H i n w e i s a u f Plato L e g 8 2 3 d ; 7. B r i e f 3 3 6 c. So Dibelius, K E K 125.
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109
1,15
bezeichnet zumeist den weiblichen Anteil beim »ins Leben bringen«, u. U. aber auch (wie sogleich in V. 18) den des Mannes. ^ Möglicherweise wählte Jak das relativ sel tene Wort zusammen mit ajroTeA.eöOeTöo: wegen des gleichen Anlauts, um so ein Verb zur Verfugung zu haben, das auch auf Gottes Tun (V. 18) anwendbar war. - Daß »der Tod geboren« wird, ist eine contradictio in adiecto. 93 Es handelt sich um die »Tod-Geburt« schlechthin, nicht um eine »Totgeburt«, die gleichsam nur ein bedau erlicher Betriebsunfall der Natur ist. Das Bild ist bewußt anstößig. Daß der Tod in der Welt ist, ist Folge des - individuellen - Sündenfalls (ebenso R o m 5,12 in bezug auf Adam), nicht eine metaphysische Vorgabe. Auch für Jak (vgl. 5,20) ist der Tod der große, »letzte« Feind (wie IKor 15,25 f.). 2
2
2
2 9 2
B a u e r - A . 1 8 8 . B e i d e F o r m e n bzw. A k z e n t u i e r u n g e n s i n d m ö g l i c h : djtoxuEO) u n d d j t o x ' u a ) . F r ü h e r e V e r s u c h e , d a n a c h a u f w e i b l i c h e bzw. m ä n n l i c h e A n t e i l e a u f z u t e i l e n (s. M a y o r 5 6 ) , s i n d z u R e c h t fallen g e l a s s e n w o r d e n . - I m N T n u r J a k 1 , 1 5 . 1 8 ; in d e r L X X n u r 4 M a k k 1 5 , 1 7 ( w e i b l i c h ) ; n i c h t in d e n P s e u d e p i g r a p h e n d e s A T (lt. D e n i s ) , n i c h t in A p o s t V ä t e r n .
2
93 V o u g a 5 5 .
III. Der Umgang mit dem Wort Gottes 1,16-27 (16) T ä u s c h t e u c h nicht, m e i n e geliebten B r ü d e r ! (17) J e d e g u t e G a b e u n d jedes v o l l k o m m e n e G e s c h e n k i s t v o n o b e n , h e r a b k o m m e n d v o m V a t e r d e r L i c h t e r , b e i d e m es k e i n e A b w a n d lung oder Verfinsterung aufgrund von Veränderung gibt. (18) Aus (seinem) Willensentschluß h e r a u s b r a c h t e er u n s d u r c h d a s W o r t d e r W a h r h e i t z u m L e b e n , d a m i t w i r s o z u s a g e n (ein gewisser) E r s d i n g seiner Geschöpfe seien. (19) Ihr wißt d o c h , m e i n e geliebten Brüder: Jeder M e n s c h soll schnell sein z u m H ö r e n , l a n g s a m z u m Reden, l a n g s a m z u m Zorn. (20) D e n n der Z o r n eines M a n n e s schafft nicht Gerechtigkeit G o t t e s . (21) D e s h a l b , a b l e g e n d alles S c h m u t zige u n d all d i e viele S c h l e c h t i g k e i t , n e h m t i n S a n f t m u t d a s eingepflanzte W o r t a n , d a s eure Seelen z u retten vermag. (22) Werdet aber Täter des Wortes u n d nicht n u r Hörer, euch selbst betrügend. (23) D e n n w e n n j e m a n d ein H ö r e r des Wortes ist u n d nicht ein Täter, der gleicht e i n e m M a n n , d e r i m S p i e g e l d a s G e s i c h t seines » G e w o r d e n s e i n s « betrachtet; ( 2 4 ) er b e t r a c h t e t e s i c h n ä m l i c h u n d i s t f o r t g e g a n g e n , u n d s o g l e i c h v e r g a ß er, w a s f ü r e i n e r e r w a r . ( 2 5 ) W e r aber, sich vertiefend in d a s v o l l k o m m e n e Gesetz der Freiheit u n d (darin) verharrend, nicht z u m vergeßlichen Hörer, s o n d e r n z u m T ä t e r des W e r k e s g e w o r d e n ist, d e r w i r d selig sein in s e i n e r T a t . ( 2 6 ) W e n n j e m a n d m e i n t , r e l i g i ö s z u s e i n , w ä h r e n d er s e i n e Z u n g e n i c h t z ü g e l t , s o n d e r n sein H e r z irrefuhrt, d e s s e n R e l i g i o n ist nichtig. (27) R e i n e u n d unbefleckte R e l i g i o n vor G o t t u n d d e m Vater ist diese: sich u m W a i s e n u n d W i t w e n in ihrer B e d r ä n g n i s k ü m m e r n , sich fehlerlos von der Welt halten.
1.
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D i e verschiedenen E r w ä g u n g e n darüber, o b bereits m i t 1,13 o d e r erst m i t V 16 o d e r gar erst m i t 1,19 eine n e u e Passage b e g i n n t , w u r d e n bereits bei der E i n g r e n z u n g v o n 1,2-15 b e h a n d e l t . A u f j e d e n Fall setzt V. 16 m i t der A n r e d e » m e i n e geliebten B r ü d e r « , d i e in dieser F o r m b a l d (V. 19) n o c h e i n m a l , s o n s t nur n o c h 2 , 5 erscheint, ein deutliches T e x t s i g n a l . G e w i ß b i l d e n V. 1 7 - 1 8 inhaltlich einen gewissen ( u n d zwar positiven) K o n t r a s t zu V. 1 3 - 1 5 ; aber es s i n d a u c h V e r b i n d u n gen zu V. 19 ff. v o r h a n d e n , vor a l l e m a d v o c e m » W o r t « . - D e r W o r t s t a m m nkav- erscheint bei J a k nur hier (V. 16) u n d a m S c h l u ß des Briefes ( 5 , 1 9 f.); d o r t k o m m t w i e hier ( 1 , 1 8 ) a u c h »Wahrheit« (&Xr|6£ia) vor, w o m i t die L o g o s - A u s s a g e n v o n 1 , 1 8 . 2 1 . 2 2 . 2 3 eröffnet werden.3 D a s erlaubt die A n n a h m e , d a ß 1 , 1 6 - 1 8 u n d 5 , 1 9 f. einen gewissen R i n g u m d a s Briefcorpus legen. D e m entspricht, d a ß a u c h v o m T o d nur in 1,15 (also u n m i t t e l b a r zuvor) u n d 5 , 2 0 die R e d e ist; 1,15 ist z u d e m m i t 1,18 d u r c h a j t o x u e i v v e r k n ü p f t . Z u m i n d e s t ist 5 , 1 9 f. als ein deutlicher R e k u r s a u f 1, (15.) 1 6 - 1 8 a n z u s e h e n . E s g i b t d e m n a c h g u t e G r ü n d e , m i t 1,16 einzusetzen, nicht erst m i t V. 1 9 . D e r R ü c k b e z u g a u f 1 , 1 3 - 1 5 , speziell V. 1 5 , w i r d d a m i t nicht g e m i n d e r t , wie J a k ü b e r h a u p t scharfe Z ä s u r e n nicht schätzt. M i t 1,16 ff. läutet er ein i h m wichtiges A n l i e g e n ein: die A d r e s s a t e n sollen sich nicht v o n der W a h r h e i t a b b r i n g e n lassen, ist es d o c h g e r a d e d a s » W o r t der W a h r h e i t « , d a s sie z u m L e b e n g e b r a c h t hat (V. 18) u n d d a s als »eingepflanztes W o r t « ihre »Seelen zu retten verm a g « (V. 2 1 ) . D i e s e A u s s a g e n erfolgen a u f d e m d u n k l e n H i n t e r g r u n d der » T o d e s g e b u r t « v o n V. ( 1 3 - ) 1 5 . - W i c h t i g für d i e T e x t e i n g r e n z u n g ist e b e n s o der Z u s a m m e n h a n g zwischen 1,18 u n d 2 1 , die b e i d e d a s T h e m a » W o r t « b e h a n d e l n u n d wahrscheinlich eine z u s a m m e n h ä n g e n d e T r a d i t i o n aufgreifen (s. u . ) . D e m g e g e n ü b e r läßt sich V. 1 9 - 2 0 leicht als redaktioneller E i n s c h u b erklä1
2
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4
S o f e r n m a n V. 1 6 nicht einfach als A b s c h l u ß des V o r i g e n betrachtet. D e s w e g e n schlägt B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , vor, V. 1 6 - 1 8 als transitus zur p r o p o s i t i o V. 1 9 - 2 7 z u verstehen. » W o r t « u n d » V e r f e h l u n g « s o n s t bei J a k n u r n o c h in 3 , 2 . » V e r i r r u n g « u n d » W a h r h e i t « a u c h I J o h 1,8. V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 5 6 . - N i c h t s o klar ist h i n g e g e n d i e L a g e bei OÜ)£EIV, d a s zwar 1,21 m i t 5 , 2 0 verb i n d e t , aber a u c h 2 , 2 4 ; 4 , 1 2 ; 5 , 1 5 z u finden ist. D a s s e l b e gilt für d f i a p i i a : in 1 , 1 5 ( u n d 1,26) sowie 5 , 2 0 , aber a u c h in 2 , 9 ; 4 , 1 7 ; 5 , 1 5 f. N o c h w i e d e r a n d e r s sieht der B e f u n d bei £(DT| aus: 1 , 1 2 u n d 4 , 1 4 .
Texteingrenzung
111
ren.5 E s ist z u d e m keineswegs gesichert, d a ß V. 19 m i t e i n e m I m p e r a t i v eingeleitet wird; ein I n d i kativ p a ß t s o w o h l s y n c h r o n i s c h als a u c h d i a c h r o n i s c h besser (s. u . ) . M a n sollte also m i t V. 19 nicht einen n e u e n H a u p t a b s c h n i t t b e g i n n e n , wie viele m e i n e n . - D i e Z u o r d n u n g v o n 1 , 1 6 - 2 7 z u m Briefganzen gestaltet sich in der Literatur schwierig, w i e verschiedene Vorschläge zeigen. E i n län gerer erster H a u p t t e i l b e g i n n e in 1,19b (bis 3 , 1 8 : » A n w e n d u n g des W o r t e s « : Fr. V o u g a , R . P. M a r t i n ) o d e r in 1,22 (bis 2 , 2 6 : »Werke des W o r t e s « : T. C a r g a l ) . O d e r : bis 1,22 reiche die H a u p t t h e se (V. 1 6 - 2 2 , p r o p o s i t i o p r i m a ) , V. 2 3 - 2 7 seien deren amplificatio ( E . B a a s l a n d ) . I m M o d e l l der d o p p e l t e n BrieferöfTnung ( 1 , 2 - 1 1 . 1 2 - 2 5 ) bilden V. 2 6 f. ein »literarisches Scharnier« zu d e n fol g e n d e n » H a u p t t e i l e n « . 9 D a s P r o b l e m der T e x t e i n g r e n z u n g reflektiert also d i e F r a g e n der S t r u k t u r nicht n u r v o n 1 , 1 6 - 2 7 , s o n d e r n a u c h des g a n z e n ersten K a p i t e l s u n d des Briefes i n s g e s a m t . - D i e m e i s t e n K o m m e n t a t o r e n legen eine Z ä s u r zwischen 1,27 u n d 2 , 1 , weil d i e erneute Ihr-Anrede a u c h einen n e u e n t h e m a t i s c h e n S c h w e r p u n k t e i n f ü h r e . D i e s e Z ä s u r ist, s o betrachtet, sachlich sinnvoll u n d formal berechtigt. S i e ist j e d o c h nur in e i n g e s c h r ä n k t e m M a ß aufrecht zu erhalten. S o w o h l v o n d i a c h r o n e n als a u c h v o n s y n c h r o n e n G e s i c h t s p u n k t e n w i r d sie relativiert. B e i 1,26 f.; 2 , 1 ff. fällt auf, d a ß Sir 3 5 = 3 2 u n d IPetr 1-2 mehrere der T h e m e n ebenfalls k o m b i n i e r e n , d i e bei J a k in prima facie überraschender Weise z u s a m m e n s t e h e n . Bei Sir s i n d d a s : V e r s o r g u n g der W a i sen u n d W i t w e n , die B e z i e h u n g zu G o t t als V a t e r / S o h n , die ethische Opfer-Interpretation u n d jrQOOCDjrov taxußctveiv. In IPetr finden sich: »heilig i m Verhalten«, » G o t t als Vater a n r u f e n « , »er richtet o h n e A n s e h e n der Person«, »erlöst aus der N i c h t i g k e i t eures L e b e n s w a n d e l s « . E s greift a u c h zu kurz, J a k 1,26 f. lediglich als »Stichwortlieferant« für spätere » A m p l i f i k a t i o n e n « z u v e r s t e h e n . D e n n erst d i e a u f g e n o m m e n e n Traditionen erklären, w o h e r J a k d i e T h e m e n z u s a m m e n s t e l l u n g b e z o g u n d w e s h a l b er in 2 , 1 ff. sogleich m i t ^ Q o o c o j t o ^ n ^ i a fortsetzt. - A u f synchroner E b e n e ist z u notieren, d a ß 2 , 8 . 1 2 f. zwei A s p e k t e v o n 1 , 1 9 - 2 5 zu e i n e m gewissen A b s c h l u ß bringen, n ä m lich »reden u n d t u n « sowie » G e s e t z der F r e i h e i t « ; ferner bezieht sich 2 , 1 4 ff. z u m i n d e s t per A n a logie a u f 1 , 2 2 - 2 5 (»nicht nur s o n d e r n a u c h T ä t e r « ) . M i t 2 , 1 ff. b e g i n n t J a k also n u r b e d i n g t etwas N e u e s . N e u ist p r i m ä r die W i e d e r a u f n a h m e v o n » G l a u b e « ( 1 , 2 . 6 ) . B e v o r J a k die A u s f u h r u n gen g e r a d e zu d e m eigenartigen T h e m a » G e s e t z der Freiheit« (nur 1,25; 2 , 1 2 ) z u e n d e führt, m u ß der B o d e n bei d e n A d r e s s a t e n erst aufbereitet w e r d e n ( 2 , 1 - 7 ) , i n d e m K o n k r e t e s z u m Sozialverhal ten der G e m e i n d e g e b r a c h t wird. 6
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2.
Textüberlieferung
D i e d u r c h a u s nicht w e n i g e n Varianten reflektieren z u m e i s t die P r o b l e m e der logischen V e r k n ü p fung der Sätze, speziell bei deren E i n l e i t u n g e n , bei d e n logischen Partikeln u n d bei der Wortstel l u n g . D a n e b e n beschäftigten sich die Abschreiber m i t einigen inhaltlich eigenartigen A u s s a g e n (bes. in V. 1 7 b . 2 3 b . 2 7 b ) . W i r k l i c h e Zweifel über die Textgestalt existieren j e d o c h k a u m , a b g e s e h e n vielleicht v o n der W o r t f o l g e in V. 2 2 . - G e w i c h t i g e r ist die Interpunktionsfrage, speziell in V. 2 1 : die K o m m a s e t z u n g n a c h ^QatJxrjTi (so n o c h N e s t l e - A l a n d 2 7 . Aufl.) ist p r o b l e m a t i s c h ; m a n läßt
5
Mit Konradt, Existenz 7 6 . M a r t i n , W B C 4 3 ff. C a r g a l , R e s t o r i n g 9 3 ff.; vgl. Verseput, Prayers. 8 Baasland. A N R W 1988. Francis 1 1 8 ; ähnlich, D a v i d s , C o m m e n t a r y ; teilweise a u c h Penner 1 3 3 . V g l . B u r c h a r d , H N T z. St.; 1 , 2 6 3 , 1 1 b r i n g e » E r l ä u t e r u n g e n . Beispiele für reinen ethischen G o t t e s d i e n s t , der i m G e r i c h t zählt«. I n 1 , 2 6 f. n e h m e J a k » e x e m p l a r i s c h v o r w e g , w a s i h m wichtig ist«. S o etwa D i b e l i u s , K E K 156; v o n L i p s ; Wuellner; F r a n k e m ö l l e , Ö T K ; Klein; Francis; D a v i d s , C o m m e n t a ry; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 u n d J a k o b s b r e v e t ; A m p h o u x , N T S 1 9 7 8 / 7 9 . Einzelheiten in der T r a d i t i o n s a n a l y s e u n d Versexegese. K r i t i s c h z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 4 f. 13 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 1 2 . 6
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1 2
Der U m g a n g mitdem Wort Gottes
112
das Satzzeichen besser fort (so jetzt a u c h in der E d i t i o C r i t i c a M a i o r ) . - D i e V a r i a n t e n » h e r a b k o m m e n d v o n « u n d »ist« in V. 1 7 a erstreben eine sprachliche V e r e i n f a c h u n g bzw. syntaktische K l ä r u n g , d i e Z u f u g u n g v o n yag
in V. 1 8 a eine V e r k n ü p f u n g , e a u x o ü in V. 1 8 b eine Präzisierung. -
D i e E r s e t z u n g v o n cttrexunoev d u r c h »er m a c h t e « in V. 1 8 a soll d e n s e m a n t i s c h e n A n s t o ß beseiti gen.
- D a s S y n t a g m a nagaXkayi]
f\ XQOJifjg a j t o o x i a ö L i a (V. 1 8 b ) ist in dieser F o r m » d i e a m
w e n i g s t e n u n b e f r i e d i g e n d e L e s a r t « u n t e r vielen V a r i a n t e n . mie,
14
A u s sachlichen G r ü n d e n ( A s t r o n o
M e t e o r o l o g i e ) h a t m a n versucht, T] n i c h t als » o d e r « , s o n d e r n als Artikel z u lesen, d a s letzte
W o r t in d e n G e n . , d a s vorletzte in d e n N o m . z u transformieren bzw. d a s zweite u n d dritte W o r t u m z u s t e l l e n . D i e A u s s a g e a b s i c h t des J a k w i r d d a v o n j e d o c h n i c h t g r u n d s ä t z l i c h b e r ü h r t . - In V. 19 1
w u r d e versucht, d a s a b r u p t e l ö t e 5 a b z u f a n g e n , i n d e m m a n ein ö e bzw. » ( ü b r i g e n s ) , m e i n e g e l i e b ten B r ü d e r « ( o . ä.) ergänzte, es strich, d u r c h cocrxe ersetzte oder ein x a i , vor eöxu) einfugte. -
Die
K o m p o s i t u m f o r m x a x e Q y a ^ x a i in V. 2 0 ist stilistische A n g l e i c h u n g (vgl. 1,3); laboriert w u r d e a u c h a n j t ä ö a v Q u u j r a o i a v x a i J i e Q i o o e i a v x a x i a g . D i e Z u f u g u n g v o n » d e r Weisheit« ( n a c h » S a n f t m u t « ) in V. 2 1 will i m S i n n v o n 3 , 1 3 präzisieren, d i e E r s e t z u n g v o n
ULWOV
d u r c h f|Lio>v
(V. 2 1 ) d i e A u s s a g e t h e o l o g i s c h richtigstellen. - Letzteres gilt a u c h v o n der Variante ( T ä t e r bzw. H ö r e r ) » d e s / r G e s e t z e ( s ) « (statt »des W o r t e s « ) in V. 2 2 . 2 3 (vgl. V. 2 5 , A n g l e i c h u n g der Stellen u n t e r e i n a n d e r ) . - D i e S t r e i c h u n g v o n ö x i (V. 2 3 a ) b e r u h t v e r m u t l i c h a u f d e s s e n U n d e u t l i c h k e i t ( b e g r ü n d e n d o d e r e r l ä u t e r n d ? ) . - D i e E r s e t z u n g v o n yeveöecog d u r c h yvcböecog bzw. y e v v r | ö e a ) g in V. 2 3 b dürfte ein Lesefehler sein o d e r a u f ein V e r s t e h e n s p r o b l e m z u r ü c k g e h e n . - S y n t a k t i s c h - l o g i sche F r a g e n w a r f das » d e n n « in V. 2 4 a u f ( S t r e i c h u n g o d e r E r s e t z u n g d u r c h ö e ) . - D e r s p r a c h l i c h e n G l ä t t u n g sollen in V. 2 5 a d i e E r g ä n z u n g v o n o u x o g bzw. d e s s e n S t r e i c h u n g in V. 2 5 b d i e n e n . D e r S a c h l o g i k w o l l e n einige H s s . in V. 2 5 b d u r c h d i e Z u f u g u n g v o n » H ö r e r d e s G e s e t z e s « ( u n d T ä t e r 16
des Werkes) a u f h e l f e n ; A n l a ß z u diversen O p e r a t i o n e n b o t a u c h ev xfj J i o i r | o e i a u x o ü e a x a i a m S c h l u ß v o n V. 2 5 : Präsens statt F u t u r bzw. W e g l a s s u n g , xajretvcoöig statt » T a t « . - D e n K o n n e x v o n V. 2 6 z u m V o r i g e n bei ei' xig bearbeitete m a n d u r c h E i n f ü g u n g v o n ö e o d e r per E r s e t z u n g d u r c h ei' xi, ö ö x i g bzw. ö x i , e b e n s o w o h l a u c h d u r c h d e n Z u s a t z » u n t e r e u c h « bei e l v a i . Teilweise w u r d e 0 Q n ö x ö g d u r c h e x e p ö ö o ^ o g o d e r mcrxög ersetzt, vielleicht ein sachlicher E n t s c h ä r f u n g s v e r s u c h . D i e Variante bei » z ü g e l n « ist stilistischer A r t (beide V e r b f o r m e n in 3 , 2 f.). Präzisieren soll d a s zwei fache tavxov
(statt a u x o ü ) . - A u c h d e n K o n n e x V. 2 6 / 2 7 wollte m a n deutlicher herstellen ( d u r c h
y d p bzw. ö e ) . D i e A u s l a s s u n g v o n xo> (vor 0eo>) hat stilistische G r ü n d e , e b e n s o d i e W a h l der 2 . Pers. Plur. in V. 2 7 b .
1 7
D e r v o m G e d a n k e n g a n g her ü b e r r a s c h e n d e S c h l u ß - T e i l s a t z w i r d d u r c h p 7 4
u n d L a k t a n z v e r ä n d e r t zu: »sie (also nicht: sich selbst) z u b e s c h ü t z e n (vor der W e l t ) « .
3. Text-und
1 8
Kommunikationsstruktur
F o r m a l betrachtet, ergibt sich eine recht klare Struktur. J a k w e n d e t sich d r e i m a l (V. 1 6 . 1 9 . 2 2 ) a n die G e s a m t h e i t d e r Leser, d i e ersten b e i d e n M a l e z u d e m m i t der A n r e d e » m e i n e geliebten B r ü d e r « . D i e b e i d e n ersten P a s s a g e n (V. 1 6 - 1 8 . 1 9 - 2 1 ) e n d e n jeweils m i t einer A u s s a g e über G o t t e s W o r t , die in V. 2 2 f. a u f g e n o m m e n w i r d . D i e dritte Passage (V. 2 2 - 2 7 ) w i r d d u r c h ein d o p p e l t e s ei' xig gegliedert (V. 2 3 - 2 5 . 2 6 - 2 7 ) . In k o m m u n i k a t i v e r H i n s i c h t ist d i e L a g e j e d o c h erheblich k o m p l i zierter. - J a k b r i n g t in V. 16 ein W a r n s i g n a l a n seine Leser i n s g e s a m t ; weil s o w o h l V. 13 als a u c h V. 17 eine A p o l o g i e G o t t e s enthalten, ist d i e Referenzrichtung
offen. B e l e h r e n d e n
Charakter
h a b e n V. 17 f.: »Alles G u t e k o m m t v o n G o t t ; er ist u n w a n d e l b a r ; er h a t u n s m i t d e m W a h r h e i t s -
1 4
M e t z g e r , T e x t u a l C o m m e n t a r y 6 7 9 f. !5 M e t z g e r 6 8 0 . » D e s G e s e t z e s « findet sich a u c h als V a r i a n t e in V. 2 2 . 2 3 , a b e r n i c h t i n d e n s e l b e n H s s . w i e in V. 2 5 . Vielleicht a u s d e m G r u n d , d a ß m a n d e n ersten Teil nicht als A . c . I . mißversteht. V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 1 3 A n m . 6. S o n d e r l e s a r t e n v o n p 7 4 a u c h in 2 , 1 1 . 1 2 . 1 8 . 2 0 . D a s V e r b i)Jt8Qaojtt^8iv erscheint relativ h ä u f i g i n d e r L X X ; u. a. Prov 2 , 7 f. R o b e r t s b e v o r z u g t die L A v o n p 7 4 .
1 6
1 7
1 8
Text- u n d Kommunikationsstruktur
113 1 9
w o r t zur Erstlingskreatur geschaffen«. N u r hier (V. 1 8 ) findet sich ein » w i r / u n s « in J a k l . D i e stark g r u n d s ä t z l i c h - t h e o l o g i s c h e A u s s a g e v o n V. 1 7 f., die d u r c h ihre Breite eine deutliche G e w i c h t u n g trägt, m ü n d e t in eine recht allgemeine Z i e l a n g a b e in V. 1 8 b . E s bleibt offen, w a s d e n n » E r s t ling seiner G e s c h ö p f e sein« impliziert. - Ü b e r g a n g s l o s bringt V. 1 9 d i e T h e m a t i k »hören, reden, Z o r n « , w o b e i g r a m m a t i s c h in d e r S c h w e b e bleibt, o b l ö t e Indikativ o d e r I m p e r a t i v ist, o b J a k also a n ein W i s s e n erinnert o d e r es erst vermittelt (s. aber bereits o. u n d z . S t . ) . Einstweilen wird n u r d a s T h e m a » Z o r n « weitergeführt (V. 2 0 ) u n d a u f das T h e m a » G e r e c h t i g k e i t G o t t e s « b e z o g e n (von d e m vor 2 , 2 1 - 2 5 nicht wieder die R e d e sein w i r d ) . D e r imperativischen B e l e h r u n g (ecrtü)...) V. 1 9 b - 2 0 schließt sich in V. 2 1 als F o l g e r u n g ( ö i ö ) eine inhaltlich recht weit gefaßte H a n d l u n g s b e s c h r e i b u n g oder -anweisung (V. 2 1 a ) u n d ein positiv gehaltener A u f r u f m i t Verheißungscharakter a n (V. 2 1 b ) . V. 2 1 gleicht eher V. 18 u n d k ö n n t e o h n e weiteres d o r t direkt anschließen. V. 19 f. er s c h e i n e n s o m i t als d i g r e s s i o , d e r e n T h e m e n i m f o l g e n d e n z u m e i s t n i c h t m e h r v o r k o m m e n : s c h n e l l / l a n g s a m , Z o r n u n d d e r R u f zur Hörbereitschaft ( i m folgenden ist d a s H ö r e n als m ö g l i c h e s N u r - H ö r e n g e r a d e d a s P r o b l e m , d e m die T a t gegenübergestellt w i r d ) . D a s k o m m u n i k a t i v e S i g n a l v o n V. 19 f. entbehrt s o m i t d e r kontextuellen D e u t l i c h k e i t . 2 0
In V. 2 2 - 2 5 geht es u m d a s T u n ( j t o i T y t r | c ; , jioirjois), z u n ä c h s t des L o g o s ( O b j . , V. 2 2 f.), also i m A n s c h l u ß a n V. 2 1 , d a n n des Werkes (V. 2 5 ) , a b g e s c h l o s s e n d u r c h eine M a k a r i s m u s - F o r m u l i e r u n g (V. 2 5 b ) . D e r N u r - H ö r e r w i r d übrigens nirgends s o n s t als hier ( 1 , 2 2 . 2 3 . 2 5 ) thematisiert. D i e I n t e n t i o n ist deutlich: E s k o m m t a u f d a s T u n an; d a s H ö r e n ( a u c h des W o r t e s Gottes!) allein g e n ü g t nicht. - N i c h t so klar ist der Vergleich in V. 2 3 b - 2 5 z u m T h e m a »Vergeßlichkeit«, d a s eben falls n u r hier (V. 2 4 f.) v o r k o m m t . Statt u m d a s H ö r e n geht es jetzt u m d a s S e h e n (V. 2 3 b - 2 4 ) . D a s B i l d v o m S i c h - i m - S p i e g e l - B e t r a c h t e n (V. 2 3 b - 2 4 ) scheint nicht a u s z u r e i c h e n . 3 D i e F o r t s e t z u n g (V. 2 5 a ) bringt n u r teilweise eine O p p o s i t i o n bei d e n Verben (»fortgehen/verharren«); d a s positive G e g e n ü b e r liegt a n s c h e i n e n d i m O b j . » v o l l k o m m e n e s G e s e t z d e r Freiheit« selbst; aber d a s b e d a r f der g e n a u e r e n U n t e r s u c h u n g (s. z. St.). S o w o h l v o m G e s e t z als a u c h v o n d e r Freiheit w a r bisher nicht d i e R e d e g e w e s e n (das S y n t a g m a » G e s e t z d e r Freiheit« erscheint s o n s t n u r n o c h in 2 , 1 2 ) , w ä h r e n d d i e Stichwörter » v o l l k o m m e n « u n d »Werk« d i e L i n i e v o n 1,4.17 aufgreifen. J a k scheint die k o m m u n i k a t i v e Kraft der A u s s a g e in V. 2 5 b h o c h einzuschätzen u n d d a m i t z u rechnen, d a ß sie b e i m Leser a u f B e k a n n t h e i t u n d Verstehen trifft, soll d o c h g e r a d e hier d e r U n t e r s c h i e d zwischen » H ö r e r der Vergeßlichkeit« u n d » T ä t e r des Werkes« klargestellt w e r d e n . - D i e formale Parallele z u V. 2 3 in V. 2 6 (»wenn j e m a n d « ) scheint d a r a u f h i n z u d e u t e n , d a ß V. 2 6 - 2 7 eine weitere E x p l i k a t i o n des Satzes V. 2 2 b r i n g e n soll. D a s M a t e r i a l ist bei J a k w e i t e s t g e h e n d n e u u n d z u m größeren Teil sogar singulär: Oqtjöxöc;, -xeia (nur hier), »zügeln«, » Z u n g e « , » H e r z « , » b e t r ü g e n « (nur hier), »hohl« (nur hier), »rein u n d m a k e l l o s « ( n u r hier), » W i t w e n u n d W a i s e n a u f s u c h e n « ( n u r hier), » u n b e fleckt« ( n u r hier), xööjiog. M e h r e r e (sogar erstmals verwendete) F a k t o r e n w e r d e n also i m folgen d e n nicht wieder a u f g e n o m m e n . D i e P r o b l e m v e r o r t u n g in d e r subjektiven F e h l e i n s c h ä t z u n g b e g e g n e t e u n s d a g e g e n bereits mehrfach ( 1 , 7 . 1 3 . 2 2 , jetzt erstmals m i t ö o x e t v ) . H i e r wie a n d e n vorigen Stellen ist d a s k o m m u n i k a t i v e G e s c h e h e n offenbar a u f d i e K o r r e k t u r einer (latenten) G e g e n p o s i t i o n gerichtet. - M a n h a t vorgeschlagen, d e r A u f b a u v o n 1 , 1 9 - 2 7 erkläre sich aus einer chiastischen S t r u k t u r . D i e drei T e r m i n i » H ö r e n , R e d e n , Z o r n « (V. 19) w ü r d e n z u n ä c h s t »in ver änderter R e i h e n f o l g e entfaltet« (V. 2 0 Z o r n , V. 2 2 - 2 5 H ö r e n , V. 2 6 - 2 7 R e d e n / Z u n g e ) . D i e D u r c h b r e c h u n g des C h i a s m u s ( R e d e n zuletzt, nicht H ö r e n ) wolle d a s R e d e n b e t o n e n . A u c h d i e folgen d e n A u s f u h r u n g e n seien chiastisch aufgebaut: V. 2 6 f. w ü r d e n expliziert in 3 , 1 - 1 2 ( Z ü g e l n der Z u n g e ) , 2 , 1 4 - 2 6 (wahre F r ö m m i g k e i t ) u n d 2 , 1 - 1 3 (fehlerlos v o r d e r Welt s e i n ) . A b e r ist d a s rich21
2 2
2
24
1 9
2 0
2 1
2 2
2 3
2 4
Erst wieder 2 , 1 . 2 1 ; 3 , 3 . 6 ; 4 , 5 ; 5 , 1 7 , o h n e P e r s o n a l p r o n o m e n in 3 , 1 f. S . u. z. St., o b d a s Partizip narrativ-voraussetzend o d e r indirekt-imperativisch g e m e i n t ist. - M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 1 notiert, d a ß V. 2 1 als Antithese z u » Z o r n « (V. 2 0 ) sehr a l l g e m e i n ausfällt. Außerdem nur noch 4 , 1 1 . Als A d j e k t i v a u c h 1,12; als Verb 5 , 1 1 . Vgl. Frankemölle, Ö T K 3 4 1 . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 3 f., m i t B e z u g a u f Pfeiffer u n d C l a d d e r , A n l a g e . V g l . a u c h C o l l i n s , C o h e r e n c e ; er unterteilt: V. 1 9 - 2 1 . 2 2 - 2 5 . 2 6 - 2 7 .
Der U m g a n g mitdem Wort Gottes
114
tig gesehen? Steht das Verhältnis zur Welt nicht eher in 4 , 1 ff. zur D e b a t t e ? S i n d die t h e m a t i s c h e n C h a r a k t e r i s i e r u n g e n v o n 2 , 1 - 1 3 u n d 2 , 1 4 - 2 6 zutreffend? W a r u m fehlen so viele Stichwörter i m weiteren Verlauf des Briefes? - D i e s e K r i t i k richtet sich a u c h g e g e n die d a m i t v e r w a n d t e T h e s e , 1 , 1 9 - 2 7 sei, rhetorisch gesehen, als P r o p o s i t i o zu verstehen, deren A m p l i f i c a t i o i m Briefcorpus e r f o l g e . D i e P r o p o s i t i o liefere »wichtige S t i c h w o r t e « für die A m p l i f i k a t i o n : R e d e n / Z u n g e in 3,1 ff.; »Aussehen der H e r k u n f t « (V. 2 3 ) in 2 , 1 - 1 3 ; » N u r - H ö r e r u n d T ä t e r des Wortes« in 2 , 1 4 - 2 6 ; S a n f t m u t u n d Z o r n in 3 , 1 3 - 1 8 . G e w i ß k a n n m a n sagen, der A b s c h n i t t zeichne sich als Propositio d u r c h b r e v i t a s / K ü r z e , a b s o l u t i o / V o l l s t ä n d i g k e i t u n d p a u c i t a s / P r ä g n a n z a u s . A b e r erwecken D u k tus u n d D i k t i o n wirklich d e n E i n d r u c k , ein weiterer »Stichwortlieferant« (der erste u n d eigentliche sei der P r o l o g 1,2-18)29 sein? W i e d e r u m : w o bleiben etliche Stichwörter - wie z. B . Z o r n , H ö r bereitschaft:, N u r - H ö r e r , Vergeßlichkeit u n d die zahlreichen E l e m e n t e in V. 2 6 f.?30 G e w i ß , andere Stichwörter erscheinen später wieder, teils fanden sie sich a u c h bereits v o r h e r . J a k liebt s o g a r sol che flashbacks. E i n e andere F r a g e ist j e d o c h , o b sich die eigene Struktur der Passage aus der F u n k tion, das C o r p u s zu strukturieren (als p r o p o s i t i o / a m p l i f i c a t i o ) , herleiten läßt. Ist der kohärenz-sperrige Text wirklich in dieser Weise rekonstruierbar? B e v o r z u g t J a k nicht d o c h eher ein lockeres A s s o ziationsverfahren? U n d : was ist a u f das K o n t o der T r a d i t i o n s ü b e r n a h m e zu verbuchen? 25
26
2 7
2 8
z
u
31
4.
Traditionselemente
D a ß G o t t n u r G u t e s u n d V o l l k o m m e n e s g i b t (V. 1 6 ) , weiß a u c h d a s Judentum (Philo S a c r A b C a i n 6 3 ; M i g r 7 3 ) . E s k e n n t ihn a u c h als Vater des L i c h t s (TestAbr 7 , 6 ; A p o k M o s 3 6 ) . D a s L i c h t sei die s c h ö n s t e v o m H i m m e l k o m m e n d e G a b e (Philo A b r 1 5 7 f f ) . G o t t ä n d e r t sich n i c h t (Philo I m m 2 0 - 3 2 ; L e g A l l 2 , 3 3 . 7 2 ; C h e r 8 8 - 9 0 ; S o m n 2 , 2 2 1 ; P o s t C a i n 2 8 ) . 3 4 - Ebenfalls w i r d d i e willentli che S c h ö p f u n g d u r c h G o t t b e t o n t (Philo O p M u n d 16; 4 4 ; 7 7 ; 1 3 8 ) . - V o m » W o r t der W a h r h e i t « redet bereits d a s A T ( z . B . D t n 2 2 , 2 0 ; Ps 1 1 9 , 4 3 ; Prov 2 2 , 2 1 ) . D a s S y n t a g m a » E r s t l i n g der G e s c h ö p f e « findet sich so zwar nicht in der j ü d . T r a d i t i o n ; i m m e r h i n s a g t Philo j e d o c h ü b e r d a s V o l k Israel, d a ß es »wie eine E r s t l i n g s g a b e des g a n z e n M e n s c h e n g e s c h l e c h t s d e m S c h ö p f e r u n d Vater z u g e w i e s e n w u r d e « (...• TOV GUUjravToc; avOocbjrcov yevovc, o i d Tic; . . . &jraQxr| . . . : S p e c L e g 3 2
3 3
35
25 B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 (eine p r o p o s i t i o s e c u n d a folge in 3 , 1 3 - 1 8 ) ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 5 . S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 4 . A n d e r s v o n L i p s 4 1 6 : V. 1 7 ff. greifen M o t i v e der G a b e u n d d e s Bittens aus 1,5-8 auf, d i e in 3 , 1 3 ff.; 5 , 1 3 - 1 8 u n d 5 , 1 9 f. fortgeführt w ü r d e n . S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 4 . T h u r e n sieht d i e Z u s a m m e n h ä n g e f o l g e n d e r m a ß e n : d i e p r o p o s i t i o 1 , 1 9 - 2 7 m i t d e n K o m p o n e n t e n » R e d e / W o r t , T a t , G e l d « erfahre in der A r g u m e n t a t i o n 2 , 1 - 5 , 6 die A m p l i f i k a t i o n »Tat/Geld« (2,1-26), »Rede/Weisheit« (3,1-4,12) und »Rede/Tat/Geld« (4,13-5,6). S o Frankemölle, Ö T K 3 2 5 . E b d . 3 2 4 f. A u s V. 1 6 - 1 8 k a n n m a n h i n z u f u g e n : Lichter, V e r ä n d e r u n g , E r s t l i n g s g e s c h ö p f , S c h m u t z , a b l e g e n , e i n g e pflanztes W o r t , Seelen retten. S o G e s e t z der Freiheit, W e r k , v o l l k o m m e n , Z u n g e zügeln, Welt, v o n o b e n , W a h r h e i t , L o g o s , G e r e c h t i g keit, R e t t e n , S a n f t m u t , T ä t e r . V g l . S t r . - B . III 7 5 2 . M i g r 7 3 heißt es, G o t t s c h e n k e d e n G e h o r s a m e n nichts U n v o l l k o m m e n e s ( d x e Ä i g ) , jrXf|QT| ö e >tai xsXeia J t d v t a . V g l . freilich L a w s , C o m m e n t a r y 7 2 - 7 4 : es g e b e i m J u d e n t u m » n o certain p r e c e d e n t « , weil d i e H s s . hier nicht völlig p r o b l e m l o s seien. Z u Q u m r a n s. e b d . sowie M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 0 - 9 2 : 1 Q S 3 , 2 0 f.; D a m 5,18. Z u Philo, der b e k a n n t l i c h eine eigene Schrift z u m T h e m a verfaßte ( Q u o d D e u s sit I m m u t a b i l i s ) , s. M o n tes-Peral 1 2 1 - 1 3 1 ( » u n v e r ä n d e r l i c h « ) , vgl. 9 8 - 1 1 4 (»das w a h r e G u t e « ) ; C h r i s t i a n N o a c k , G o t t e s b e w u ß t sein. E x e g e t i s c h e S t u d i e n zur S o t e r i o l o g i e u n d M y s t i k b e i Philo v o n A l e x a n d r i a ( W U N T I I 1 1 6 ) , T ü b i n gen (Mohr) 2 0 0 0 . 5 K x i o u a k o m m t n i c h t g e r a d e h ä u f i g in der L X X vor: W e i s h 9 , 2 ; 1 3 , 5 ; 1 4 , 1 1 ; Sir 3 6 , 2 0 ( 1 7 ) ; 3 8 , 3 4 ; 3 M a k k 5,11. 2 6
2 7
2 8
2 9
3 0
3 1
3 2
3 3
3 4
3
Traditionselemente und J u d e n t u m 4,180).
3 6
115
- M a h n u n g e n z u m H ö r e n u n d W a r n u n g e n vor U n b e d a c h t s a m k e i t , A u f b r a u s e n u n d
Z o r n (V. 2 0 ) g e h ö r e n z u m S t a n d a r d r e p e r t o i r e n i c h t n u r d e s J u d e n t u m s (Sir 1,22; 4 , 2 9 ; 5 , 1 1 ; 1 0 , 1 8 ; W e i s h 1 0 , 3 ; Prov 1 3 , 3 ; 2 9 , 2 0 f.; A b o t h 5 , 1 1 f . ) . jedoch nicht.
3 8
3 7
E i n e A u s s a g e w i e in 1,20 b e g e g n e t u n s
D a s s e l b e gilt weithin a u c h für V. 2 1 , bei d e m sich n u r Einzelteile n a c h w e i s e n las
sen; z u »einpflanzen« vgl. z. B . J o s e p h A p II 1 6 9 , aber a u c h bereits D t n 3 0 , 1 1 - 1 4 (»das W o r t ist u n s n a h e , in M u n d u n d H e r z , d a m i t wir es t u n « ) u n d 4 Q D i b H a m 2 , 1 2 - 1 4 (die T o r a ins H e r z ein 39
p f l a n z e n ) ; z u » W o r t a n n e h m e n « vgl. z. B . Prov 2 , 1 ; 4 , 5 ; 1 0 , 8 ; zur A u s s a g e »das T u n d e s G e b o t s errettet« Sir 3 , 1 . - F ü r d a s J u d e n t u m steht außer Zweifel, d a ß G o t t e s W o r t e d u r c h d i e M e n s c h e n » g e t a n « w e r d e n m ü s s e n (z. B . E x 2 4 , 3 ; L e v 1 8 , 5 ) .
4 0
S c h o n d i e F o r m u l i e r u n g J t o i r | T c d Xoyov
(1,22)
ist s e m i t i s c h ; griechisch w ü r d e sie d e n » W o r t - P r o d u z e n t e n « , d. h. d e n R h e t o r bezeichnen. D i e explizite G e g e n ü b e r s t e l l u n g v o n » n u r Hörer, n i c h t a u c h T ä t e r « e n t s p r i c h t h i n g e g e n n i c h t direkt 4 1
der j ü d i s c h e n T r a d i t i o n , w o als P e n d a n t z u m T u n eher d a s (bloße) S t u d i e r e n erscheint, w i e d i e Rabbinen betonen.
4 2
- D i e M e t a p h e r v o m Spiegel ist zwar in der a n t i k e n religiösen Literatur ver
breitet, in d e m bei J a k 1,23 f. v e r w e n d e t e n S i n n s o n s t j e d o c h n i c h t n a c h w e i s b a r .
43
Weish 7,26
n e n n t d i e Weisheit G o t t e s u. a. d e n Spiegel der g ö t t l i c h e n E n e r g i e , w a s aber eher H e b r 1,3 ent spricht.
4 4
- A u c h d a s S y n t a g m a » G e s e t z der Freiheit« erscheint n i c h t in der j ü d i s c h e n Literatur. -
D i e M a h n u n g , G o t t e s W o h l t a t e n u n d G e b o t e n i c h t z u vergessen, findet sich verbreitet i m A T ( D t n 4 , 9 . 2 3 . 3 1 ; 6 , 1 2 ; 2 6 , 1 6 - 1 9 ; Pss u. ö . ) ; e b e n s o der S c h u t z für d i e W a i s e n u n d W i t w e n ( D t n 2 7 , 1 9 ; 4
H i 2 2 , 9 u. ö.; Sir 3 5 , 1 4 f . ) . 5 - D a s Verb » i m Z a u m halten« fehlt zwar in der L X X ; m a n vergleiche j e d o c h Philo S o m n 2 , 1 6 5 zur K o n t r o l l e des R e d e n s ; e b e n s o Prov 1 0 , 1 9 : »Wer seine Z u n g e beherrscht, ist k l u g « ; P s P h o k y l 5 7 : G e f ü h l e w i e d e n Z o r n kontrollieren. — D i e textkritische Vari a n t e v o n p 7 4 (s. o.) in V. 2 7 ließe sich v o m A T her u n t e r m a u e r n ; vgl. Prov 2 , 7 . - Z u r schen T r a d i t i o n g i b t es m e h r e r e Parallelen zu n o t i e r e n .
46
- Z u 1,16 u/f|
JtAaväöOe w i r d
hellenisti zwar unter
H i n w e i s a u f E p i c D i s s I V 6 , 2 3 g e r n e gesagt, es h a n d e l e sich u m eine verbreitete F o r m e l der D i a tribe.
4 7
E s finden sich aber außerhalb des N T k a u m weitere S t e l l e n .
48
- A n d e r e r M e i n u n g als
H o m e r , Z e u s teile w i e a u s zwei F ä s s e r n g u t e u n d s c h l i m m e G a b e n a u s (Ilias 2 4 , 5 2 5 - 5 2 8 ) , w a r
3 6
Vgl. N e u e r Wettstein 1267, dort i m Kontext. 37 V g l . B a k e r 2 3 ff. Z o r n schließt d i e Weisheit aus; vgl. J o h a n n e s Fichtner: T h W N T V 3 9 5 , 1 5 ff.; H ö r e n u n d Weisheit g e h ö r e n e n g z u s a m m e n : Sir 6 , 3 3 . 3 5 ; 2 1 , 1 5 ; T e s t D a n 4 , 3 ; 1 Q S 4 , 1 0 ; 5 , 2 5 ; a u c h P l u t a r c h M o r a lia 5 0 2 e , u. a. 8 V g l . D i b e l i u s , K E K 1 4 1 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 7 . 39 4 Q 5 0 4 F r g . I K o l . II (bei M a i e r I I 6 0 6 f.). V g l . K l e i n 1 3 6 f. D i e M e t a p h e r » e i n g e p f l a n z t e s W o r t « findet sich in A T u n d N T n u r hier ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 9 ) , a u c h n i c h t bei Philo. D a s A d j . e\icpVTOQ, i n d e r L X X n u r W e i s h 1 2 , 1 0 , in d e n P s e u d e p i g r a p h e n n u r V i t A d 3 3 , 4 . V g l . a u c h v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 7 0 f. V g l . H e r b e r t B r a u n : T h W N T V I 4 6 7 f. - » T ä t e r des G e s e t z e s « n u r I M a k k 2 , 6 7 ; » T u n des G e s e t z e s « a u c h Sir 1 9 , 2 1 ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 7 ) . Vgl. die K o m m e n t a r e zu M t 7,26 u n d Rom 2,13. U l r i c h L u z , M t ( E K K ) I 4 1 2 f.; U l r i c h W i l c k e n s , Rom ( E K K ) I 1 1 3 f. S o A b o t h 1 , 1 5 . 1 7 ; vgl. 3 , 1 8 ; Philo P r a e m 7 9 ff. ( ü b e r d a s E i n h a l t e n der G e b o t e ) . 3 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 2 f. V g l . d i e L i t e r a t u r z u I K o r 1 3 , 1 2 . Sir 12,11 hat einen anderen Sinn. 5 V g l . ferner Sir 4 , 1 0 ; D a m 6 , 1 4 f. N e u e r Wettstein 1 2 6 3 - 1 2 7 5 ( n u r bis einschl. J a k 1 , 2 3 ) . D i e B e h a u p t u n g , es h a n d e l e sich u m eine geläufige F o r m e l d e r hellenistisch-rhetorischen D i a t r i b e , läßt sich s o n i c h t halten. V g l . G r e e v e n , G a b e 3 . G e g e n D i b e l i u s , K E K 1 2 9 f. ( m i t H i n w e i s a u f d a s v e r w a n d t e e g a j t a x a o O e in E p i c D i s s II 2 0 , 7 f. u n d 2 2 , 1 5 ) ; J o h n s o n , A n c B 1 9 5 ; L a w s , C o m m e n t a r y 7 2 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 0 ; V o u g a 5 6 ; H . B r a u n : T h W N T V I 2 3 0 - 2 5 4 (in hellenistischen T e x t e n fehle d e r t a d e l n d e T o n ; » d a s J t X a v ä ö O a i g e s c h i e h t o h n e S c h u l d « : 2 3 3 ) ; A b r a h a m J . M a l h e r b e , P h i l o s o p h e r s 8 0 . - Bei E p i c D i s s I V 6 , 2 3 heißt es: » S o l l i c h v e r k ü n d e n , >Männer, laßt e u c h nicht t ä u s c h e n , m i r g e h t es g u t , m i c h b e k ü m m e r t nicht A r m u t usw.« N i c h t in d e r L X X , a u ß e r in einigen H s s bei J e s 4 4 , 8 . V g l . H . B r a u n : T h W N T V I 2 3 3 . Z u m N T s. G r e e ven, G a b e 3 f. 3
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Der U m g a n g mit d e m Wort Gottes
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D i o C h r y s O r 3 2 , 1 5 f., später a u c h T h e m i s t i o s O r 6 , 7 9 c - d : V o n o b e n k o m m e nur S e g e n s r e i c h e s . - D i e a s t r o n o m i s c h e n A s p e k t e in J a k 1,17b s i n d g e m e i n - a n t i k e T r a d i t i o n . 50 _ D i e UnVeränder lichkeit des G ö t t l i c h e n lehren A r i s t o t ( » u n b e w e g t e r B e w e g e r « ) , die S t o a u. a. - D i e dreifach geglie derte G e s a m t a u s s a g e v o n V. 1 7 liest sich wie eine Z u s a m m e n f a s s u n g der aristotelischen G o t t e s l e h r e : (1) V o n G o t t geht G u t e s a u s , ist die N a t u r d o c h ein d y a ö o v ; (2) G o t t ist der B e w e g e r des H i m m e l s , des 5. E l e m e n t s ; (3) G o t t ist der u n b e w e g t e Beweger, weit über allem W e r d e n u n d Ver gehen. - D i e Verhaltensregel 1,19b taucht m i t der einen oder anderen A k z e n t u i e r u n g verschie dentlich auf: h ö r e n - d e n k e n - r e d e n ( D i o C h r y s O r 3 2 , 2 ) ; w e n i g reden, viel h ö r e n ( L u c D e m 5 1 ) , »der M e n s c h hat zwei O h r e n , nur einen M u n d « usw. (Plut M o r 3 9 b ; 5 9 2 f - 5 9 3 a ; D i o g L a e r t I 9 2 ; V I I 2 3 ) . Verbreitet ist a u c h d a s rhetorische Paar » s c h n e l l - l a n g s a m « . Ü b e r d e n T o p o s » Z o r n « schrieb m a n regelrechte A b h a n d l u n g e n (so P l u t ) . D i e K o m b i n a t i o n der drei Faktoren » h ö r e n r e d e n - Z o r n « ist s o allerdings vor J a k nicht b e l e g t . - D i e B e s e i t i g u n g alles U n r e i n e n ( 1 , 2 1 ) gilt bei d e n P h i l o s o p h e n als n ö t i g e p r o p ä d e u t i s c h e M a ß n a h m e ( L u c V i t A u c t 3; T h e o n S m y n I 1 u. a . ) . 5 1
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- D i e G e g e n ü b e r s t e l l u n g v o n Z o r n u n d S a n f t m u t bringt bereits Aristot ( E t h N i c 1 1 2 5 b ; R h e t o r i k 1 3 8 0 h ) . D e n T e r m i n u s euxpuxoc; Xoyog k e n n t a u c h die hellenistische P h i l o s o p h i e . Z u r m e t a p h o r i s c h e n V e r w e n d u n g v o n »sich i m Spiegel betrachten« s. bereits i m vorigen A b s c h n i t t ; sie ist allerdings »keineswegs s o häufig, wie b e h a u p t e t w i r d « . - D a s S y n t a g m a » G e s e t z der Freiheit« fin det sich in der hellenistischen Literatur g e n a u s o w e n i g wie in der j ü d i s c h e n . — V o m » Z ü g e l n « rede ten a u c h die G r i e c h e n m e t a p h o r i s c h ( L u k i a n V. S a m . , V o m T a n z 7 0 : O b j . = L e i d e n s c h a f t e n ) . D i e innerntl Parr s i n d stellenweise bemerkenswert deutlich, s o d a ß sich a u c h v o n hier aus die Frage n a c h der T r a d i t i o n s g e b u n d e n h e i t v o n 1 , 1 6 - 2 7 stellt. D i e M a h n u n g \ir\ jrX,aväö0Tie ( 1 , 1 6 ) erscheint mehrfach bei Paulus ( I K o r 6 , 9 ; 1 5 , 3 3 ; G a l 6 , 7 ) , d a z u L k 2 1 , 8 . D i e G e b e t s u n t e r w e i s u n g L k 1 1 , 1 3 par. M t 7 , 1 1 betont, d a ß v o n G o t t (nur) G u t e s zu erwarten ist. D a s L i c h t - S e i n G o t tes » o h n e j e d e Finsternis in I h m « h e b t a u c h l j o h 1,5 hervor. - D i e wichtigste F r a g e ist, o b J a k in 1,18.21 frühchristliche B e k e h r u n g s - bzw. Tauftradition a u f g r e i f t . Speziell werden d a z u IPetr u n d K o l / E p h h e r a n g e z o g e n , z u d e m weitere Stellen i m C o r p u s P a u l i n u m , bei d e n S y n o p t i k e r n u n d bei J o h , u n d zwar zu folgenden Stichwörtern u n d M o t i v e n : (Wieder-, N e u - ) G e b u r t ( I P e t r 1,3,23; T i t 3 , 5 ; J o h 3,5 f f ) , G e s c h ö p f ( 2 K o r 5 , 1 7 ; G a l 6 , 1 5 ; K o l 3 , 1 0 ; E p h 2 , 1 0 ; 4 , 2 4 ) , W o r t der Wahrheit (Kol 1,5 f.; E p h 1,13; vgl. 2 K o r 6 , 7 ; 2 T h e s s 2 , 1 3 ; 2 T i m 2 , 1 5 ) , E r s t l i n g zur Soteria ( 2 T h e s s 2 , 1 3 ) , A b l e g e n v o n S c h m u t z , L a s t e r n usw. ( I P e t r 2,1 f.; 3 , 1 1 . 2 1 ; Rom 1 3 , 1 2 ; K o l 3 , 8 ; E p h 4 , 2 2 f f ; H e b r 1 2 , 1 ) , A n n e h m e n des N e u e n ( K o l 3 , 1 0 ff.; E p h 4 , 1 4 ) , b e s o n d e r s des Wortes ( M k 4 , 1 3 - 2 0 parr.; M t 1 5 , 1 3 ; I K o r 3 , 6 ) , E i n p f l a n z u n g (vgl. Rom 6 , 5 ) , R e t t u n g der Seelen (vgl. IPetr 1,9; 3 , 2 0 ) . Z w a r lassen sich Einzelteile a u c h anders h e r l e i t e n ; es ist aber g e r a d e der k u m u l a t i v e Effekt, der für 57
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N e u e r Wettstein 1 2 6 4 f. D i b e l i u s , K E K z. St.; E W N T III 7 1 f. Vgl. Klein 6 6 - 6 8 . V g l . O t f r i e d H ö f f e , Aristoteles, M ü n c h e n (Beck) 1 9 9 6 , 1 5 0 ff. Dibelius. K E K 143. Weiteres M a t e r i a l bei J o h n s o n , A n c B 1 9 9 f.; N e u e r Wettstein 1 2 7 0 f. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 6 (in D i s k u s s i o n m i t D i b e l i u s ) . Texte: N e u e r Wettstein 1 2 7 2 - 1 2 7 4 . J a c k s o n - M c C a b e , G o s p e l , verweist u. a. a u f C i c e r o L e g 1,18 f. D i e j a k A u s s a g e sei a m besten a u f s t o i s c h e m H i n t e r g r u n d z u verstehen; d o r t k o m m e sie d e m » N a t u r g e s e t z « nahe. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 2 (gegen D i b e l i u s , K E K 1 4 7 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 5 , u. a.). N e u e r Wettstein 1 2 7 5 verzeichnet n u r einen Beleg: Plut. M o r a l i a 4 2 b . V g l . weiter M a y o r 7 1 f. 59 V g l . J o h n s o n , A n c B 2 1 0 . Vgl. Klein 6 7 . V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 2 5 f f ; P a r ä n e s e 1 0 7 - 1 1 1 . 1 4 9 ff.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f ; Tauflehre; M o t i v a t i o n ; K o n r a d t , E x i s t e n z 4 1 ff. K r i t i s c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 1 . D i s k u s s i o n s ü b e r b l i c k bei K l e i n 1 2 1 ff. S . ferner l T h e s s 1,6; 2 , 1 3 ; I K o r 1 5 , 1 ; K o l 2,6; A p g 2 , 4 1 ; 8,14; 1 1 , 1 ; 1 7 , 1 1 . Z . B . K l e i n 1 3 5 - 1 3 7 z u V. 2 1 »eingepflanztes W o r t « . G e g e n T a u f t r a d i t i o n spreche, d a ß die W e n d u n g »das W o r t a n n e h m e n « sonst i m frühchristlichen M i s s i o n s k o n t e x t für die A n f a n g s p h a s e v o r k o m m e . - Bei J a k ist 50 51 52 53 5 55 56 4
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Redaktion u n d Intention
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die A d a p t i o n der frühchristlichen T r a d i t i o n s p r i c h t . G e w i ß , es g i b t a u s ntl. Z e i t keine liturgi schen o d e r katechetischen Texte; die A n g a b e n m ü s s e n vielmehr a u s d e m N T erschlossen w e r d e n . D o c h dürften d i e A n h a l t s p u n k t e zahlreich g e n u g sein, u m R ü c k s c h l ü s s e a u f eine solche T o p i k z u gestatten u n d sie als H i n t e r g r u n d für A u s s a g e n w i e J a k 1,18.21 plausibel z u m a c h e n . A u f j e d e n Fall ist der H i n t e r g r u n d d o r t sorgfältig a b z u s u c h e n . - D a s P r o b l e m d e s Z o r n e s (V. 1 9 b - 2 0 ) erwäh n e n d i e bereits z u V. 1 8 . 2 1 h e r a n g e z o g e n e n A b s c h n i t t e K o l 3 (V. 8 ) u n d E p h 4 (V. 3 1 ) n e b e n a n d e ren W o r t - S ü n d e n , d a z u M t 5 , 2 1 f. u n d D i d 3 , 2 ( z u s a m m e n m i t M o r d ) . Insofern als a u c h » G e r e c h t i g k e i t « ein katechetisches S t i c h w o r t i m N T i s t , steht V. 2 0 ebenfalls in dieser T r a d i t i o n . D a s s e l b e gilt für » S a n f t m u t « ; es b e g e g n e t w i e d e r u m in K o l 3 (V. 12) u n d E p h 4 (V. 2 ) , d a z u IPetr 3,4.15; M t 5,5; 2 K o r 10,1; G a l 5,23; 6 , 1 ; 2 T i m 2 , 2 5 ; Tit 3,2. - Die Gegenüberstellung von Hören u n d T u n (V. 2 2 ff.) ist in dieser F o r m charakteristisch für d a s F r ü h c h r i s t e n t u m , w i e M t 7 , 2 4 ff. u n d w o h l a u c h Rom 2 , 1 3 belegen. N a h e a n J a k 1 , 2 3 - 2 5 stehen L k 8 , 1 5 ; 1 1 , 2 8 (»das W o r t G o t t e s h ö r e n u n d b e w a h r e n « , in 1 1 , 2 8 m i t M a k a r i s m u s ) u n d J o h 8 , 3 1 ? ° (im W o r t J e s u b l e i b e n ) . - Z u r S p i e g e l m e t a p h e r ist allenfalls I K o r 1 3 , 1 2 vergleichbar. »Vergessen« spielt i m N T k a u m eine R o l l e . E b e n so signalisiert Jtagaxujrxeiv kein ntl. M o t i v (das Verb findet sich n o c h - K o n t e x t »leeres G r a b « L k 2 4 , 1 2 ; J o h 2 0 , 5 . 1 1 ; sowie IPetr 1,12 - S e h n s u c h t der E n g e l ) . - D i e W a r n u n g v o r d e m S e l b s t b e t r u g (V. 2 2 . 2 6 ) erscheint verschiedentlich i m N T , u n d zwar m i t itapa^oyt^BaOaL K o l 2 , 4 u n d m i t outaxäv/djcdTT] K o l 2 , 8 ; E p h 4 , 2 2 ; 5 , 6 ; M k 4 , 1 9 par.; 2 T h e s s 2 , 1 0 ; H e b r 3 , 1 3 . - D e r M a k a r i s m u s des T u n s k o m m t in dieser F o r m n u r n o c h J o h 1 3 , 1 7 vor. D i e K o m b i n a t i o n »Waisen u n d W i t w e n « erscheint i m N T s o n s t n i c h t ; die V e r s o r g u n g v o n W i t w e n e r w ä h n t n u r l T i m 5 , 1 6 kurz. D i e V o k a b e l Oonaxeia/Opnaxöc; ruft ebenfalls keine M o t i v z u s a m m e n h ä n g e i m N T w a c h . W ä h r e n d s o m i t für J a k l , 2 5 - 2 7 a w e n i g ntl. Vergleichsmaterial vorliegt, bietet d i e Schlußzeile in V. 2 7 b eine auffällige Parallele z u IPetr 1 , 1 4 - 1 6 . 2 2 (heiliges Verhalten, D i s t a n z z u r W e l t ) . Dort findet sich n ä m l i c h a u c h d a s M o t i v der B e v o r z u g u n g ( r c Q o a c n j t o X n L U p i a , V. 1 7 ) , v o n d e m J a k als b a l d reden w i r d ( 2 , 1 . 9 ) . D a r a u s w i e d e r u m ergibt sich eine interessante R ü c k k o p p l u n g z u Sir 3 5 ( = 3 2 ) , 12 ff. w o d i e M o t i v e » G o t t e s unparteiisches R i c h t e n « , » N o t der W a i s e n u n d W i t w e n « u n d »rechter G o t t e s d i e n s t « s a c h l o g i s c h z u s a m m e n s t e h e n (s. o . ) . 6 5
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G e r a d e in 1 , 1 6 - 2 7 b e g e g n e t u n s ein recht kompliziertes S c h a c h t e l s y s t e m a u s d i a c h r o n e n u n d syn c h r o n e n E l e m e n t e n . U n v e r k e n n b a r rekurriert J a k a u f T r a d i t i o n unterschiedlicher H e r k u n f t . W a s ergibt sich d a r a u s kontextuell? Welche H a u p t - u n d N e b e n l i n i e n verfolgt J a k ? - Insofern sich V. 1 6 a u f das F o l g e n d e b e z i e h t , stehen die A u s f ü h r u n g e n unter d e m Vorzeichen der W a r n u n g vor M i ß d e u t u n g e n u n d Irreführungen; J a k a r g u m e n t i e r t e b e n s o p r o p h y l a k t i s c h w i e korrigierend. D i e s e 75
es d e n C h r i s t e n allerdings bereits »eingepflanzt«. — V g l . a u c h F r a n k e m ö l l e s B e d e n k e n z u » a b l e g e n / a u f n e h m e n « ( Ö T K 3 3 1 f.). Z u 1 , 1 8 » W o r t der W a h r h e i t « s o a u c h K l e i n 1 2 9 - 1 3 4 . A n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 0 1 . 65 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 1 ; ähnlich L o h s e , E t h i k 1 3 0 - 1 3 3 . F ü r d e n E i n f l u ß v o n T a u f - T h e o l o g i e : B o i s m a r d 1 6 7 ff.; B r a u m a n n 4 0 5 ff. (zu 1 , 1 8 u n d a n d e r e n Stellen). 67 S . a u c h l T i m 2 , 8 ; T i t 1,7. V g l . W i l h e l m Pesch: E W N T II 1 2 9 4 - 1 2 9 7 ; G u s t a v Stählin: T h W N T V 4 1 9 448. P o p k e s , Paränese 1 4 2 f.; G e r e c h t i g k e i t s t r a d i t i o n . P o p k e s , Paränese 1 4 7 f. J o h 8 , 3 2 ff. erscheinen z u d e m a u c h n o c h die M o t i v e W a h r h e i t u n d B e f r e i u n g . Allenfalls n o c h H e b r 1 3 , 1 6 . A n d e r s in Phil 3 , 1 3 . N u r i n einer V a r i a n t e in M k 1 2 , 4 0 . S o n s t n u r A p g 2 6 , 5 ; K o l 2 , 1 8 . V g l . J o h n s o n , Taciturnity. S o g a r d a m X o g findet sich IPetr 1 , 1 9 , d o r t allerdings b e z o g e n a u f d a s O p f e r l a m m C h r i s t u s . D i e V o k a b e l erscheint i m N T s o n s t n u r n o c h l T i m 6 , 1 4 ; 2Petr 3 , 1 4 . S . o.; m i t K l e i n 6 7 . 6 4
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Der U m g a n g mit d e m Wort Gottes
h e r m e n e u t i s c h e S p u r tritt in V. 2 2 u n d 2 6 erneut z u m Vorschein; ein d o p p e l t e r S e l b s t b e t r u g w i r d angezeigt, w o b e i der erste (V. 2 2 - 2 5 ) d a s Vergessen des T u n s , der zweite ( V 2 6 f.) d a s leere (reli giöse) D a h e r r e d e n enthält. E s geht also u m d e n rechten U m g a n g m i t d e m W o r t ; d a s W o r t ( G o t tes) will z u p r a k t i s c h e n K o n s e q u e n z e n führen. V o m W o r t G o t t e s h a n d e l n a u c h V. 18 u n d 2 1 , ein m a l als s c h ö p f u n g s w i r k s a m e s » W o r t der Wahrheit«, s o d a n n als z u ergreifendes, h e i l s a m e s » e i n g e pflanztes W o r t « . G e r a d e hierbei k a n n sich J a k offenbar a u f frühchristliche B e k e h r u n g s t r a d i t i o n beziehen. D a m i t ist die g e w i c h t i g e A u s s a g e in V. 17 über G o t t e s G ü t e u n d U n v e r ä n d e r b a r k e i t v e r b u n d e n ; dieses G o t t e s v e r s t ä n d n i s k a n n sich a u f breite A k z e p t a n z verlassen, klingt d a r i n d o c h j ü d i s c h e , hellenistische u n d frühchristliche T r a d i t i o n auf. D a s H a n d e l n G o t t e s (V. 18) findet (so die traditionelle E r w a r t u n g ) seine F o r t s e t z u n g i m e n t s p r e c h e n d e n R e a g i e r e n des M e n s c h e n (V. 2 1 ) . - E i n e N e b e n l i n i e scheint in V. 19 f. e i n g e s c h o b e n z u sein, u n d zwar speziell d i e E r w ä h n u n g des Z o r n s (V. 2 0 ) i m Vorgriff a u f d a s , w a s es vor a l l e m a b z u l e g e n gilt, w o b e i J a k in der G e g e n überstellung v o n Z o r n u n d S a n f t m u t nicht n u r a u f a l l g e m e i n e hellenistische T r a d i t i o n , s o n d e r n in V e r b i n d u n g m i t » G e r e c h t i g k e i t « speziell a u f frühchristliche N e o p h y t e n - T r a d i t i o n zurückgreifen k a n n . A n s c h e i n e n d ist der S e i t e n h i e b a u f zorniges G e b a r e n unter C h r i s t e n , d a s evtl. s o g a r t h e o l o gisch falsch interpretiert w u r d e (»der Z o r n bewirkt . . . « ) , für J a k wichtig. D a s W o r t » Z o r n « erscheint zwar n i c h t wieder, w o h l aber ein ähnliches Verhalten ( 3 , 1 3 - 1 6 ; 4 , 1 ff.); u n d z u m T h e m a » G e r e c h t i g k e i t « w i r d in 2 , 1 4 ff.; 3 , 1 7 f. einiges dargelegt w e r d e n . D e m g e g e n ü b e r s i n d d i e rest lichen Inhalte v o n V. 19 eher eine a l l g e m e i n e , weniger profilierte E r i n n e r u n g a n s a t t s a m B e k a n n tes. E b e n d e s h a l b legt sich d i e indikativische (nicht die imperativische) B e d e u t u n g v o n l'öxe n a h e ; J a k ruft B e k a n n t e s in E r i n n e r u n g . D i e verbreitete M e i n u n g vieler K o m m e n t a t o r e n , J a k eröffne m i t V. 19 einen n e u e n A b s c h n i t t m i t e i n e m n e u e n T h e m a , i n d e m er imperativisch belehrenderweise die A d r e s s a t e n a u f etwas a u f m e r k s a m m a c h e , w i r d d e m Text w e d e r s y n c h r o n i s c h n o c h d i a c h r o nisch gerecht. D i e B e l e h r u n g ist erst i m ecrcco-Satz enthalten. - In V. 2 2 - 2 5 k n ü p f t J a k m i t der A u s sage »nicht n u r h ö r e n , s o n d e r n a u c h t u n « i m a l l g e m e i n e n S i n n bei der j ü d i s c h e n T r a d i t i o n an, s p e ziell j e d o c h bei der frühchristlichen A k z e n t u i e r u n g , w o b e i s o g a r P a u l u s ( R o m 2 , 1 3 ) e i n b e z o g e n werden k a n n . Inhaltlich bildet d a s d i e H a u p t l i n i e . D i e n a h e z u k r y p t i s c h e n A u s s a g e n in V. 2 3 b 2 5 , die a u c h aus d e n T r a d i t i o n e n n u r spurenhaft z u belegen s i n d , k ö n n t e n spezielle M e r k p o s t e n darstellen, w o b e i d a s S y n t a g m a » G e s e t z der Freiheit« vorausweist a u f 2 , 8 - 1 3 . 7 6
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E i g e n a r t i g ist d a s Geflecht v o n K o n t e x t u a l i t ä t u n d Intertextualität in V. 2 6 f. T r a d i t i o n s g e p r ä g t v o m A T u n d J u d e n t u m her ist die A u s s a g e über die karitative F ü l l u n g der G o t t e s v e r e h r u n g , a u f d i e J a k a n s c h e i n e n d zielt (vgl. die H a u p t l i n i e in V. 2 2 - 2 5 ) . D a s M o t i v der S e l b s t b e h e r r s c h u n g b e i m R e d e n g e h ö r t zur a l l g e m e i n e n T r a d i t i o n , ist hier bei J a k aber n i c h t profiliert; er w i r d es später (3, ff.) erneut b e h a n d e l n . In V. 2 7 verschachtelt J a k v e r m u t l i c h zwei M o t i v k o m p l e x e miteinander. Sir 3 5 ( = 3 2 ) , 1 2 ff. liefert nicht n u r die M o t i v e » V e r s o r g u n g der W a i s e n u n d W i t w e n « u n d »rechte G o t t e s v e r e h r u n g « , s o n d e r n a u c h »die Person nicht a n s e h e n « , w o m i t J a k z u 2 , 1 ff. gelangt. » U n p a r teiisch beurteilen« findet sich a u c h in IPetr 1 , 1 4 - 1 6 , d o r t v e r b u n d e n m i t »heilig g e g e n ü b e r der Welt«, w o v o n J a k 1,27b redet. E s scheint d e s h a l b s o , d a ß J a k p r i m ä r d e m F a d e n v o n Sir 3 5 ( = 3 2 ) bis hin z u » A n s e h e n der Person« folgt, o h n e j e d o c h s ä m t l i c h e v o n dessen M o t i v e n später wieder aufzugreifen (darunter: G o t t e s v e r e h r u n g , Reinheit, Waisen u n d W i t w e n ) . Weil i h m die D i s t a n z zur Welt w i c h t i g ist (s. bes. 4 , 1 ff.), b a u t er dieses E l e m e n t a u s der IPetr-Tradition einschließlich » A n s e h e n der Person« ein, o b w o h l die A u s s a g e v o n V. 2 7 b i m K o n t e x t weniger a n g e b r a c h t z u sein scheint, w a s a u c h einige alte A b s c h r e i b e r b e o b a c h t e t e n u n d z u »verbessern« s u c h t e n (s. o. z u p 7 4 ) . 8 0
D i e I n t e n t i o n des J a k in 1 , 1 6 - 2 7 richtet sich p o s i t i v also a u f d a s rechte Verständnis d e s s e n , w a s G o t t m i t s e i n e m W o r t a n u n s g e t a n hat u n d w a s er d a m i t a u s l ö s e n will. N e g a t i v zielt J a k a u f d e n
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V g l . B a k e r 9 9 - 1 0 4 z u r S a c h a n a l y s e . Z u r » T h e o l o g i e d e s W o r t e s « in 1 , 1 9 - 2 7 s. B l o n d e l 1 4 8 ff. D a s W o r t Oeög fällt hier freilich n i c h t ; n a c h V. 13 f i n d e t es sich erst w i e d e r in V. 2 0 . 2 7 . A b e r d i e A n g a b e n » v o n o b e n « u n d »Vater d e r L i c h t e r « s i n d i n h a l t l i c h e i n d e u t i g .
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M i t J o h n s o n , A n c B 1 9 8 f.
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Z u 1 , 1 9 - 2 7 vgl. Cranfield 1 8 6 - 1 8 9 .
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V g l . V e r s e p u t , Prayers.
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S e l b s t b e t r u g , d e r generell i m t a t e n l o s e n u n d u n k o n t r o l l i e r t e n R e d e n liegt. W a s d a r u n t e r d e s n ä h e ren z u v e r s t e h e n ist, w i r d d u r c h ein p a a r e i n g e s t r e u t e S t i c h w ö r t e r m a r k i e r t , a u f d i e J a k teilweise z u r ü c k k o m m e n w i r d : G e r e c h t i g k e i t G o t t e s , G e s e t z der Freiheit, Z ü g e l n d e r Z u n g e u n d D i s t a n z zur W e l t . S o b e t r a c h t e t , h a t der A b s c h n i t t a u c h e x p o s i t i o n e l l e F u n k t i o n , a l l e r d i n g s relativ u n g e o r d n e t , m e h r i m Stil v o n M e r k p o s t e n , e i n g e f l o c h t e n z u n ä c h s t e i n m a l a u f g r u n d v o n d i a c h r o n e n Vorgaben. Solche Stichwörter werden d a n n zu flashbacks u n d Querverweisen. D e r Ü b e r g a n g z u m F o l g e n d e n ist a u f g r u n d d e r g e n a n n t e n d i a c h r o n e n V e r f l e c h t u n g e n d u r c h a u s fließend, liegt d o c h d a s S t i c h w o r t » A n s e h e n d e r P e r s o n « ( 2 , 1 . 9 ) u n m i t t e l b a r a u s der T r a d i t i o n bereit.
16 Die Aufforderung \ir\ jrAaväoBe kommt bei Jak nur hier vor. Sie fehlt in der L X X (außer in einigen Hss. bei Jes 44,8); in der profanen Literatur ist sie lediglich bei Epic Diss 4,6,23 nachgewiesen. Wohl aber findet sie sich mehrfach bei Paulus (Gal 6,7; 1 Kor 6,9; 15,33); ähnlich auch L k 2 1 , 8 ; M k 13,5 f.; M t 24,4 £11.24 im Aktiv; l j o h 3,7. Das Verb JtXavdo) bezeichnet im N T und Judentum die Verführung und Irreleitung bzw. das Irregehen. Häufig steht das Bild der verirrten Schafe dahinter (ip 118,176; Jes 53,6; Ez 34,4.16; M t 18,12 f.; 1 Petr 2 , 2 5 ) . 3 Verführer sind Irrlehre^, falsche Propheten, der Teufel , Menschen (auch reflexiv), mehrfach im eschatologischen Rahmen. Die drei genannten Paulus-Parallelen verweisen jeweils voraus auf die folgende A u s s a g e . Wie in IKor 6,9 f. folgt auch bei IgnEph 16,1; Phd 3,3 die Aussage, daß bestimmte Leute »das Reich Gottes nicht erben werden«. Evtl. benutzt Jak eine frühchristliche, gebräuchliche W e n d u n g , die den (eschatologischen) Ernst seiner Mahnung unterstreicht. Sie steht inhaltlich im Kontrast zu »Wahrheit« (V. 18) und wird von »sich selbst betrügen« (V. 22) aufgenommen. Schon das zeigt an, daß V. 16 nicht nur auf V. 17, sondern auf das Folgende insgesamt vorausweist. - Die Form JttaxväoGe kann als Aktiv oder Passiv verstanden sein, wie die unterschiedlichen Übersetzungen zeigen: sich irrend, in die Irre gehen , oder: sich verführen lassen . Wegen der Parallele in 5,19 könnte sich auch hier eine passivische Interpretation nahelegen. Jak hat sonst jedoch Irrlehrer von außen nicht im Blick; zudem liegt ihm an der Verantwortlichkeit der Adressaten. Dafür spricht auch die Sachparallele in 1,22, ebenso bereits 1 , 7 . 1 3 . Deshalb ist die Übersetzung »Täuscht euch nicht!« vor81
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V g l . o. T r a d i t i o n s a n a l y s e .
82 O t t o B ö c h e r : T h W N T I I I 2 3 3 - 2 3 8 ; G a r r i s o n 8 1 . 8 3
A u c h » K i n d e r « s i n d O b j . d e r Irreleitung; s o e t w a l j o h 3 , 7 .
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E t w a l j o h 2 , 2 6 ; 3 , 7 ; 2 P e t r 2 , 1 5 ; A p k 2 , 2 0 . S o g a r J e s u s trifft dieser V o r w u r f : J o h 7 , 1 2 . 4 7 ; M t 2 7 , 6 4 .
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5 A p k 12,9; 20,3.8.10.
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Z. B.2Tim3,13.
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S o a u c h B r a u n : T h W N T V I 2 4 5 , 2 6 f. A n d e r s M a l h e r b e , P h i l o s o p h e r s 8 0 : i n d e r D i a t r i b e m e i s t a m E n d e .
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V g l . G a r r i s o n 8 1 f. B e i I g n s o n s t n o c h M a g n 8 , 1 . A u c h i n G a l 6 , 6 ff. f i n d e t s i c h e i n e e s c h a t o l o g i s c h e W a r nung.
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D i b e l i u s , K E K z. S t . ; W i n d i s c h ; B r a u n : T h W N T V I 2 4 6 , 1 f.; K l e i n 6 7 . V i e l e d a g e g e n b e t r a c h t e n V. 1 6 als E i n l e i t u n g s f o r m e l z u V. 17; s o G r e e v e n , G a b e 4 ; L a w s , C o m m e n t a r y 7 2 ; S c h r ä g e , J a k o b u s b r i e f z. S t . ; V o u g a 5 6 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 9 f.; S c h n i d e r 4 3 .
91 S o z. B . S c h n i d e r 4 2 ; V o u g a 5 1 . 92 D a f ü r p l ä d i e r t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 8 9 . 93 S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 4 ; M a r t i n , W B C 2 9 ; Wall 8 2 ( d o n o t b e d e c e i v e d ) . V g l . B r a u n : T h W N T V I 2 4 6 ; G r e e v e n , G a b e 6 f.; B a u e r - A . 1 3 3 7 f. 94 Ä h n l i c h Sir 1 5 , 1 2 .
Der U m g a n g mit dem Wort Gottes
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zuziehen. - Jak stellt das Folgende erst einmal unter diese Mahnung; der Mensch (auch der Christ) ist nicht nur ein Irrtumswesen, sondern er unterliegt auch dem Selbstbetrug. Als eine Art Leitwort ist V. 16 mehr als nur »Scharnier« , » Ü b e r g a n g « oder »Brücke« , sondern besitzt ein eigenes Aussagegewicht, so gewiß er auch V. 1315 mit V. 17 ff. verbindet. Aber er ist für sich ein deutliches Signal an die Leser. Dieses wird durch »die emotionale Gemeinschaft einwerbende A n r e d e « unterstrichen, die sich alsbald (V. 19) wiederholen wird. 17 Syntaktisch ist die Aussage dreiglied rig, zunächst (1) »jede gute Gabe ...«, dann (2) ihre Herkunft »vom Vater der Lich ter«, schließlich (3) eine ausschließende Bemerkung über diesen Vater. Inhaltlich konzentriert sich V. 17 jedoch auf nur zwei Aspekte: (1) die Gabe »von oben« und (2) Gottes Wesen. Die Wortwahl ist geradezu exquisit. Nur hier erscheinen bei Jak ööaig (im N T noch Phil 4,15), ÖCDQTIUXX (im N T nur noch Rom 5,16), xaxaßaivco, qpcog, jTaQaXAayri, XQOJtr| und a j t o a x i a a u a (die drei letzten sind ntl. H a p a x l e g o m e n a ) . Wichtiger noch ist der feierliche Stil. Erstmals wohl entdeckte George Benson 1749, daß die erste Zeile einen fast lupenreinen Hexameter a b g i b t : J t ä o a öoalg dyaGfi x a i Jtäv b(x)QX\ \ia xeX,elov. Daraus resultieren Anschlußfragen: Ist er Zufallsprodukt oder intendiert? Hat Jak ihn überhaupt bemerkt? Falls Hexameter: Zitiert Jak, oder hat er ihn selbst gebildet? Wie weit reicht dann der erste S a t z ? Eine Zitation ist prinzipiell denkbar, nur fehlt ein B e l e g . Möglich ist natürlich, daß Jak von sich aus bewußt so formulierte , obwohl anderswo »metrisch-poetische(n) Formung« bei ihm nicht erkennbar i s t . Allerdings stellt sich damit das syntaktische Problem: Ist die »Hexameter«-Zeile ein Satz in sich (nur unter dieser Bedingung könnte er über nommen sein), oder steht sie (für Jak) in fester Verbindung mit dem Prädikat ävcoGev e a x L V xaxaßatvov usw.? Zwar könnte der Hexameter in sich ein doppelter Nominal satz ohne Kopula (»ist« wäre zu ergänzen) sein und wäre dann aufzulösen als: »Jede Gabe ist gut, und jedes Geschenk ist v o l l k o m m e n . « Aber die Fortsetzung (»ist von oben, herabkommend«) wäre ebenso ungeschickt wie mißdeutlich ; deshalb ist die 96
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M i t W i n d i s c h 8. V g l . G e o r g Strecker, J o h - B r i e f ( K E K ) z u l j o h 1,8 ( b e w u ß t e S e l b s t t ä u s c h u n g ) ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 0 (gefährliche V e r b l e n d u n g ) . 96 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 8 8 . 97 D i b e l i u s , K E K 1 3 0 ; R u c k s t u h l 1 3 . 98 M a r t i n , W B C 3 7 . 99 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 9 0 . 1 0 0
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D i e W ö r t e r k o m m e n ü b e r h a u p t g a n z selten vor: L - S - J 2 1 7 ; B a u e r - A . 1 9 6 . G r e e v e n , G a b e 1 m i t A n m . 1; B - D - R § 4 8 7 , 2 . V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 4 2 A n m . 1 2 . E i n M a n g e l liegt i m z w e i t e n V e r s f u ß vor, d a - o i g e i n e k u r z e S i l b e ist. A d a m s o n , E p i s t l e 7 4 f., m ö c h t e d e n T e x t e m e n d i e r e n ; J a k h a b e e i n e n älteren g r i e c h . S p r u c h zitiert; ein » a u s Z e u s « sei v o r » v o n o b e n « e i n z u s c h i e b e n . - F ü r d i e s e n V o r s c h l a g existiert k e i n e B a s i s .
!03 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 9 3 . 1 0 4
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So Frankemölle, ebd. 2 9 2 . Greeven, G a b e 2. S o G r e e v e n , G a b e 8; D a v i d s , C o m m e n t a r y z. S t . G r e e v e n a r g u m e n t i e r t : D i e F o r m e l in V. 1 6 a leite i m N T z u m e i s t g e f o r m t e s T r a d i t i o n s g u t ein (3 ff.); J a k spiele b e w u ß t d a r a u f a n : » I h r k e n n t j a d a s S p r i c h w o r t « ( 1 3 ) . G r e e v e n p a r a p h r a s i e r t : »Irrt e u c h n i c h t , liebe B r ü d e r ! Ihr k e n n t j a d a s S p r i c h w o r t J e d e G a b e ist g u t , u n d j e d e s G e s c h e n k ist v o l l k o m m e n e U n d w a r u m ? Weil es v o n o b e n s t a m m t , h e r a b k o m m t v o m V a t e r d e s Lichts ...« (13).
10 V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 4 2 A n m . 12; K l e i n 6 7 ; D i b e l i u s , K E K 1 3 0 A n m . 1; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 0 f.
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übliche syntaktische Auflösung (»jede gute Gabe ... i s t von oben«) vorzuziehen. Jak könnte freilich einen Hexameter als einen Traditionssplitter eingebaut und ergänzt haben. D a eine Vorlage fehlt, muß jedoch die Frage unbeantwortet bleiben, ob ein Hexameter übernommen wurde oder nicht. Weil das Versmaß ohnehin nicht lupenrein ist, bleibt auch ungewiß, ob Jak intendierte oder überhaupt bemerkte, daß der Stil ins Poetische hinübergeht. So oder so hebt sich der Anfang von V. 17 stilis tisch hervor; denn eine gewisse formale Feierlichkeit enthält er zweifellos. Damit ist ein Signal für die Wichtigkeit gesetzt. Für die syntaktische Verknüpfung von ävcoBev eoxiv (als Prädikat) mit den vorangehenden Nominativen (als Subjekt), also gegen einen selbständigen Hexameter-Satz, spricht übrigens auch die Parallele mit 3,17 (nur noch dort findet sich »gut« zusammen mit »von oben«). Die Weisheit ist lt. 3,17 f. in besonderem Maß Konkretion des Gebens Gottes, wie bereits 1,5 anzeigt. Auch dieser doppelte Konnex hebt die Bedeutung von 1,17 hervor. — Der erste Teil von V. 17 wird zunächst von drei Elementen beherrscht (bevor der Gedanke zur Qualifizie rung Gottes übergeht): Inklusivität (»jede«), Qualität (»gut, vollkommen«) und Her kunft (»von oben, herabkommend«). Aöoic; meint hier wie auch öcbonuxx die Gabe, das G e s c h e n k . Die Traditionsanalyse zeigt den breiten Konsens im Judentum, in der griech. Tradition und im Frühchristentum , daß Gott nur Gutes und nichts Unvollkommenes gibt. Jak akzentuiert nun seinerseits, genau besehen, folgenderma ßen: Was immer an guter und vollkommener Gabe zu nennen i s t - sie kommt von oben herab. Gewiß ist damit auch ein apologetischer Kontrast zu V. 13 impliziert, wo Gott und Versuchung entschieden voneinander distanziert w u r d e n . J a k sagt in V. 17 aber nicht einfach: »von Gott kommt nur G u t e s « , sondern zunächst akzen tuiert er umgekehrt: »alles Gute kommt von Gott«. Natürlich ist darin eingeschlos sen, daß alles Gute eine Gabe i s t . Aber wichtiger ist die Herkunft, die von einem nicht nur räumlichen , sondern auch qualitativen Dualismus ausgeht. Was nicht »von oben« stammt, kann nicht gut sein (so auch 3,15 f.)- Jak arbeitet bereits auf die klare Unterscheidung zwischen Gott und Welt (so besonders 4,4) hin. - Den Vor gang beschreibt xaxaßaivco zwar bildlich, aber damit nicht näher inhaltlich. Die Katabasis läßt die Gabe geradezu personifiziert erscheinen; die analogen Stellen im NT raten jedoch von weiteren Ausdeutungen ab. - Die Vater-Aussage über Gott 110
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E i n e c o n i u g a t i o p e r i p h r a s t i c a »ist h e r a b k o m m e n d « ist z w a r d e n k b a r , a b e r s y n t a k t i s c h u n w a h r s c h e i n l i c h ; vielmehr bildet das Partizip eine A p p o s i t i o n . M i t Mußner, J a k o b u s b r i e f 9 1 .
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S o u. a. V o u g a ; J o h n s o n , A n c B ; M a r t i n , W B C . B u r c h a r d , H N T z. S t . : D i e s i e b e n W ö r t e r s i n d bei J a k k e i n N o m i n a l s a t z , s o n d e r n S u b j e k t v o n V. 1 7 a .
1 1 0
N i c h t d a s G e b e n (so Phil 4 , 1 5 ) ; vgl. B a u e r - A . 4 1 1 f. u n d 4 2 4 . D a s W o r t ist s o m i t p a s s i v i s c h , n i c h t a k t i visch verstanden. Vgl. a u c h Philo LegAH 3 , 7 0 .
1 1 1
B e s o n d e r s M t 7 , 1 1 (also ein Teil a u s d e r B e r g p r e d i g t ) par. L k 1 1 , 1 3 .
1 1 2
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 0 A n m . 4: d i e A d j e k t i v e s i n d k o n d i t i o n a l .
1 1 3
Vgl. Mußner, J a k o b u s b r i e f 9 0 : deshalb k o m m e nicht v o n G o t t , was d e n T o d bringt. Schlatter, Brief 1 3 2 -
1 1 4
So Konradt, Existenz 43.
1 1 5
S o Schlatter, Brief 1 3 2 . Vgl. I K o r 4 , 7 (»Was hast d u , das d u nicht e m p f a n g e n hättest?«).
1 3 6 u n t e r s t r e i c h t d e n K o n s e n s m i t d e r s t o i s c h e n G o t t e s l e h r e , d a ß G o t t fern v o n a l l e m B ö s e n sei.
"6 Vgl. Schnider 4 3 . 1 1 7
M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f : J a k b e t o n t d i e H e r k u n f t (wie 3 , 1 7 ) , n i c h t d a s H e r a b s t e i g e n .
1 1 8
V o m H i m m e l k o m m e n h e r a b (vgl. B a u e r - A . 8 2 9 ) : ein G e f ä ß ( A p g 1 0 , 1 1 ; 1 1 , 5 ) ; d a s n e u e J e r u s a l e m ( A p k 3 , 1 2 ; 2 1 , 2 . 1 0 ) ; R e g e n ( M t 7 , 2 5 . 2 . 7 ) usw., a u c h d e r G e i s t bei J e s u T a u f e ( M k 1 , 1 0 p a r r . ) .
122
Der U m g a n g mit dem Wort Gottes
klingt ganz anders als die in 1,27 und 3,9 (Gott/Herr und Vater); sie verweist - wie alles übrige in V. 17 - gleichsam in den Bereich des »gestirnten Himmels über uns«. Das Judentum weiß um den »Vater des Lichts« (der Plur. »Lichter« nur bei Jak) und um die Unveränderlichkeit Gottes, letzteres auch die griech. Philosophie! , und auch in Stellen wie l j o h 1,5 ist jede Finsternis von Gott ferngehalten. Hinter »Vater der Lichter« dürfte die atl. Schöpfungstradition stehen (Gen 1,14 ff.; vgl. Jer 4,23; Ps 135,7); die Entmythologisierung der Sternenwelt liegt jedoch für Jak weit zurück, ihn interessiert die reine, lichtvolle Qualität Gottes, i - Die astronomischen Angaben (in V. 17c) bewegen sich im Rahmen des damaligen üblichen Wissens; inwiefern es sich dabei um regelrechte termini technici handelt, ist zweitrangig. i YlagaXkayr] ist die »Veränderung« allgemein. Im Rahmen der Licht-Metaphorik bleibt die nähere Beschreibung »Abschattung, Verfinsterung« , und zwar XQOJtfjc;. Auch XQOJTT| kann allgemein »Veränderung« bedeuten, aber auch spezifischer astronomisch die »Son nenwende«. N i m m t man TQOJtfig als Gen. originis, so ergibt sich entweder »Schat ten aufgrund des täglichen Umlaufs der Sonne bzw. des im Jahresverlauf wechselnden Sonnenstandes« oder »Verfinsterung aufgrund einer Sonnenfinsternis bzw. durch Wolken«. Vermutlich denkt Jak an das Letztere, und zwar in der Richtung von Sir 17,31 L X X (»Was ist heller als die Sonne? Auch diese verfinstert sich [exXeijtei]«) bzw. Weish 7,18 f. (»Veränderungen der Sonnenwenden [XQOJTOOV dXkayaq] und Wechsel der Zeiten, die Zyklen des Jahres und die Stellungen der G e s t i r n e « ) . Uber all dem steht Gott als der »unbewegte Beweger« (s. o. »Traditionselemente« zu Aristoteles) unveränderlich. Zwar behält Jak die Licht-Metaphorik aus der Tradition bei; aber der Akzent liegt nicht auf: »Gott ist Licht, ist somit gut, und von ihm kommt nichts Böses«, sondern auf: »bei Gott gibt es keine saisonale oder physische oder sonstwei che Veränderungen; deshalb ist Verlaß auf die Güte Gottes und auf seine G a b e n « . Theologisch steht diese Aussage der vom hellenistischen Judentum (besonders Philo) 19
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S . o. » T r a d i t i o n s e l e m e n t e « . A n d e r s a k z e n t u i e r t V e r s e p u t , Prayers: d e r H i n t e r g r u n d liege n i c h t in G o t t e s o n t o l o g i s c h e r U n v e r ä n d e r l i c h k e i t , s o n d e r n in seiner T r e u e ; d a r a n e r i n n e r t e n d i e j ü d i s c h e n M o r g e n g e b e t e , d i e d a s Sch'ma b e g l e i t e n u n d s i c h a u f d i e S c h ö p f u n g b e z i e h e n . V g l . H a n s C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 4 7 . J a k d ü r f t e s i c h hier k a u m g e g e n A s t r o l o g i e o d e r S o n n e n k u l t w e n d e n (vgl. V o u g a 5 8 ) . V g l . n o c h G o t t l o b S c h r e n k : T h W N T V 1 0 1 5 (zu »Vater« u n d » W i e d e r g e b u r t « ) . V g l . L a w s , C o m m e n t a r y z. S t . D i b e l i u s , K E K 1 3 1 , m e i n t , J a k v e r w e b e t e c h n i s c h e u n d u n t e c h n i s c h e T e r minologie. B a u e r . - A . 1 2 5 3 : als a s t r o n o m i s c h e r t e r m t e c h selten. V g l . 2 K ö n 9 , 2 0 ; E p i c D i s s I 1 4 , 4 . 3 B u r c h a r d , H N T z. S t . : W e c h s e l d e r H e l l i g k e i t . S. B a u e r . - A . 1 6 4 9 ( w o j e d o c h » V e r ä n d e r u n g « v o r g e z o g e n w i r d ) . E i n e alte D e b a t t e w i r d ü b e r e i n e K o n j e k t u r d e s T e x t e s (der klar b e z e u g t ist, j e d o c h d i v e r s e V a r i a n t e n aufweist) g e f ü h r t , n ä m l i c h d i e (1) U m s t e l l u n g v o n fj h i n t e r Tpojcfjg, ( 2 ) d i c o a x i d a u m o g als G e n i t i v u n d (3) ein weiteres fj v o r d e m letzten W o r t ; d a s w ü r d e e r g e b e n : » d e r o h n e W e c h s e l ist u n d w e d e r W e n d e k e n n t n o c h F i n s t e r n i s « ( D i b e l i u s , K E K 1 3 1 - 1 3 3 ) . A u c h K l e i n 6 6 h ä l t d e n T e x t für v e r d e r b t .
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S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 2 ; A d a m s o n , E p i s t l e 9 7 ; R u c k s t u h l 13; J o h n s o n , A n c B 1 9 7 . V g l . H e r o d 2 , 1 9 ; Plato L e g 7 6 7 c . V g l . ferner H i 3 8 , 3 3 . Vgl. Otfried Höffe, Aristoteles, M ü n c h e n (Beck) 1 9 9 6 , 1 5 3 - 1 5 9 ( » D e r kosmologische Gottesbegriff«). Als p l a t o n i s c h e s A x i o m galt: G o t t ist d x o e j t o g ; so a u c h P h i l o S o m n 8 , 2 2 1 . V g l . M o n t e s - P e r a l 1 2 1 f.; L a w s , Commentary 74. A h n l i c h D i b e l i u s , K E K 1 3 3 . - A n d e r s liegt d e r A k z e n t bei d e r e s c h a t o l o g i s c h e n E r w a r t u n g , einst w e r d e es k e i n e N a c h t m e h r g e b e n (Jes 6 6 , 1 9 ; A p k 2 1 , 2 5 ; 2 2 , 5 ; E x R 1 8 , 9 ) ; vgl. Schlatter, B r i e f 1 3 6 .
123
1,17-18 129
rezipierten griech. Vorstellung von der Unwandelbarkeit Gottes n a h e . Des Jak Interesse liegt jedoch nicht bei einer isolierten Aussage dieser Art über Gott, verwen det er doch überwiegend durchaus personale, fast anthropomorphe Formulierungen über Gott und dessen Handeln (1,5.13; 2,5; 3,9; 4,4.6.7 f.). Die hier gewählte For mulierung soll die Verläßlichkeit und Eindeutigkeit Gottes unterstreichen. Was Gott ist, gibt und tut (s. V. 18 ff.), ist eindeutig, zweifelsfrei gut und auf Gutes a u s . 18 Ohne jede Übergangspartikel folgt diese Aussage der vorigen; Subjekt bleibt »der Vater der Lichter«. Exponiert steht die Willensangabe gleich zu Anfang; das finite Verb (djtexiJ'noev) greift im Kontrast V. 15 auf. Erstmals verwendet Jak das Personal pronomen der 1. Pers. Plur. (f||iäg), und das gleich zweifach. Neu sind auch die Fak toren »Wort« und »Wahrheit« sowie »Erstling« und »Geschöpfe«. Die Aussage von V. 18 ist zweigeteilt; sie richtet sich auf Gottes Tat und auf Gottes Absicht, beides durch gehend auf »uns« bezogen. - Die Auslegung ist seit jeher umstritten, und zwar unter drei Aspekten mit jeweils diversen Optionen. (1) Welchen Vorgang meint V. 1 8 a : a) die Erschaffung (direkt schöpfungstheologisch ) der Menschen (anthropolo gisch), b) die »Hervorbringung« des Volkes Israel (heilsgeschichtlich) oder c) die »Wiedergeburt« der Christen (soteriologisch und auch ekklesiologisch)? (2) Was bezeichnet »Wort der Wahrheit«: a) die Tora, b) die Weisheit oder c) die christliche Heilsbotschaft, das Evangelium? (3) Worauf bezieht sich «Erstling«: a) zeitlich auf die eschatologische Erlösung aller Menschen, ja aller Kreatur, oder b) qualitativ auf die besondere Relation zu Gott als dessen Eigentum samt Distanz zur Welt? Wie sich im folgenden erweisen wird, erscheint die Position lc/2c/3b als die sinnvollste; das soll auf argumentativem Wege dargelegt werden. - Verständlicherweise kommt es zu gewissermaßen exegetischen Koalitionen, speziell zwischen »Erschaffung der Men schen« (la) und »Tora« (2a) sowie andererseits zwischen »Wiedergeburt« (lc) und »Evangelium« (2c). Es gibt jedoch auch Stufenmodelle; etwa: Eins baut auf dem anderen a u f ; oder: Jak läßt zunächst bewußt »Leerstellen«, die er erst später (durch »Amplifikation«) füllt ; oder: Es handelt sich um eine creatio c o n t i n u a . Metho disch hat man die Fragen zu klären versucht vor allem mit Hilfe von Wort- und Motivstudien (besonders zu »Wort/Wahrheit« und »Erstling«), Kontextanalysen (be sonders zu V. 13-15 und auf der Linie »Wort/Gesetz«, auch zu f|fiag), traditionsge130
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S. o. » T r a d i t i o n s e l e m e n t e « . U n b e w e g l i c h k e i t b e d e u t e t n i c h t e t w a Passivität ( M o n t e s - P e r a l 1 2 3 ) . B e i P h i l o k a n n e i n e d r e i f a c h e U n v e r ä n d e r l i c h k e i t G o t t e s differenziert w e r d e n ( e b d . 1 2 2 ) : in r ä u m l i c h e * , p h y s i s c h e r u n d moralischer Hinsicht.
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D a r i n ist V e r s e p u t s A n l i e g e n , Prayers 1 7 7 - 1 9 1 , b e r e c h t i g t . E r v e r s u c h t , d i e A n g a b e n (inkl. » S c h ö p f e r d e r L i c h t e r « : 1 8 0 ) a u s j ü d i s c h e n M o r g e n g e b e t e n h e r z u l e i t e n . - A b g e s e h e n v o n d e r D a t i e r u n g d e r T e x t e (vgl. 1 8 1 ) , stellt d i e s e m a n t i s c h e A n d e r s a r t i g k e i t ein P r o b l e m für s o l c h e i n e H e r l e i t u n g dar.
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B i n d e m a n n 1 9 3 - 1 9 5 m e i n t , in V. 17f. » S p l i t t e r eines W e i s h e i t s m y t h o s « e r k e n n e n z u k ö n n e n . G o t t sei U r h e b e r d e r G e s t i r n e w i e a u c h d e r Weisheit; vgl. W e i s h 7 , 2 5 f. A b e r d i e K o m b i n a t i o n v o n M o t i v e n , S t i c h wörtern u n d Belegstellen ergibt kein schlüssiges Resultat; so auch K o n r a d t , Existenz 4 4 A n m . 19.
1 3 2
J o h n s o n , A n c B 1 9 7 f., u n t e r t e i l t d i e F r a g e ä h n l i c h : S c h ö p f u n g , B u n d , G n a d e ( 2 0 5 ) .
1 3 3
D e r A u s d r u c k » k o s m o l o g i s c h « ist w e n i g e r a n g e b r a c h t ( m i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 0 4 ) . E s g e h t n i c h t u m d i e
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S o z. B . J o h n s o n , A n c B z. S t .
Erschaffung des K o s m o s , s o n d e r n v o n »uns«, also jedenfalls M e n s c h e n . »35 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 9 8 f. 3 0 4 f. 1 3 6
Ebd. 304.
124
Der U m g a n g mit d e m Wort Gottes
schichtliche Vorgaben (z. B. der Einfluß von Philo oder Ps 119, vor allem aber der frühchristlichen Bekehrungstheologie) und des inner-ntl. Vergleichs (u. a. mit IPetr). - Wir fragen zunächst nach dem Duktus bei Jak. Als erstes betont er den souveränen Willensakt des lt. V. 17 erhabenen G o t t e s . Die »Schöpfung« ist sein eigenes Vorhaben, in keiner Weise deduzierbar. Dieser Gedanke war unter Juden und Christen unbestritten. Der Terminus djtoxueiv (nur hier und V. 15 im N T ) ist insofern überraschend, als er an sich den weiblichen Anteil (»gebären«) bezeichnet. N u n redet allerdings bereits das AT metaphorisch vom »Hervorbringen« ( y e v v d ü j ) durch Gott (Dtn 32,18; Ps 2,7; ip 109,3; Spr 8 , 2 5 ; ebenso Philo LegAll III 219; ConfLing 63; Ebriet 30 f . ) . D e m entspricht im N T das »aus Gott/dem Geist geboren (yevvdco) werden« (Joh 1,13; 3,3.5-8; IJoh 2,29; 3,9; 4,7; 5,1.4.18; Hebr 1,5; 5,5). Der Sprachgebrauch ist demnach so außergewöhnlich nicht; Jak fühlt sich frei, den Terminus djtoxueiv aus V. 15 hierher zu übertragen. Das doppelte fjuxxc; ist insofern wichtig, als es zumindest die »geliebten Brüder« (V. 16.19) und den Autor einschließt. Es besitzt bzw. verleiht zudem einen gewissen Bekenntnischarakter. J a k redet also nicht über irgendein Ereignis der Geschichte, sondern zielt auf das »mea/nostra res agitur« (das spricht gegen die Optionen la-b, s. o.). Er verwendet jedoch nicht die Vokabel »wieder/neu« (geboren werden), sei es jtaXiyYeveaia (soTit 3,5),dvaY£vvd(o (IPetr 1,23), ävooOev yevveOfjvai (Joh 3,3.7), jtdXiv (böiveiv (Gal 4,19) oder xaivf] xtioig (2Kor 5,17; Gal 6,15). Ebenfalls findet sich kein direktes Wort über die T a u f e (gewissermaßen als Geburtsort). Der in V. 18a beschriebene Vorgang ist deshalb primär durch die Bestimmung von »Wort der Wahrheit« zu erheben. Kontextuell ist zu berücksichtigen, daß Xoyog der tragende Terminus auch für V. 21-23 ist, bevor Jak dann in V. 25 mit vöuog den Gedanken aufgreift; das heißt aber keinesfalls, daß die Termini austauschbar s e i e n . Auffällig ist die Qualifizierung von »Wort« durch dXriOeiag. Daß Gott durch sein »Wort« die Schöpfung vollbrachte , ist biblisches Allgemeingut seit Gen 1 und besagt hier weiter nichts Besonderes. Die Liste der Syntagmata »Wort/Wahrheit« und »Gesetz/ 137
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S . a u c h J o h 1 , 1 3 . V g l . V o u g a 5 8 . D e r K o n t r a s t z u » B e g i e r d e « in V. 14 f. (so M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 3 ; C a r gal, R e s t o r i n g 8 5 ) sollte n i c h t ü b e r s t r a p a z i e r t w e r d e n . B u r c h a r d , H N T z. S t . : » D a ß d e r S c h ö p f e r sein W e r k w o l l t e o d e r d u r c h b l o ß e n W i l l e n schuf, ist g e m e i n a n t i k « ( P l a t o , P s a l m e n ) .
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1 3
Vgl. Montes-Peral 1 8 1 - 2 0 5 .
9 S o e t w a P h i l o O p M u n d 1 6 . 4 4 . 7 7 . 1 3 8 ; P l a n t 14; C o n f L i n g 1 6 6 . 1 9 6 .
1 4 0
1 4 1
In d e r L X X n u r 4 M a k k 1 5 , 1 7 . B a u e r - A . 1 8 8 ( a k z e n t u i e r t als d j r o x u e c o ) . S o a u c h bei P h i l o , e t w a O p M u n d 1 6 1 ; L e g A l l 1 , 1 5 ; C h e r 5 4 ; SacrAbCain 3.103.
1 4 2
V g l . F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T I 5 5 7 . D a s W o r t w i r d für d e n v ä t e r l i c h e n w i e m ü t t e r l i c h e n
Anteil
gebraucht (663). 1 4 3
1 4 4
Sir 2 4 , 6 ( 1 0 ) v e r w e n d e t xxi^eiv. Lt. Ebriet 3 0 hat G o t t sozusagen Verkehr mit der Erkenntnis q u a Mutter. - Vgl. noch Jes 4 2 , 1 4 ;
1QH
9 , 3 5 f. 1 4 5
D a r i n s t i m m e n K o n r a d t , E x i s t e n z 6 2 , u n d F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 0 5 , ü b e r e i n . E s ist r i c h t i g , d a ß d e r A s p e k t
1 4 6
M i t K o n r a d t , E x i s t e n z 7 1 f.; d o r t ( A n m . 2 1 4 ) e i n e L i s t e derer, d i e gleicher (u. a. L a w s , B a a s l a n d , B u r c h a r d )
allenfalls i m p l i z i e r t ist, a b e r n i c h t d e n T o n t r ä g t . bzw. a n d e r e r M e i n u n g s i n d ( L u c k , H e i l i g e n t h a l , M a r t i n , L a u t e n s c h l a g e r , L u d w i g , K l e i n ; es k o m m e n h i n zu: Walker, F r a n k e m ö l l e ) s i n d . K o n r a d t m e i n t , d a ß d i e A k z e n t e w e c h s e l n . 1 4 7
S o G e n 3 , 1 ; Ps 3 3 , 6 ; 1 0 7 , 2 0 ; 1 4 6 , 1 5 ; J e s 5 5 , 1 1 ; W e i s h 1 8 , 1 5 ; Sir 4 3 , 2 6 u. a.
125
1,18 148
W a h r h e i t « , der wirklichen Vergleichstellen zu Xöyoc; (im Sg.) &X,T)6eiag, konzentriert sich vor allem auf ip 1 1 8 , 4 3 ; PsSal 16,10; TestGad 3,1 und äth/grHen 99,2; 104,9 £150; dazu kommen im N T 2Kor 6,7; Kol 1,5; Eph 1,13; 2 T i m 2 , 1 5 . Inwiefern jedoch ist Jak dadurch bestimmt? Zur Klärung dieser Frage ist es angebracht, den Befund bei Jak zunächst weiter zu erheben. Die Zielangabe in V. 18b setzt zwei Termini zueinander in Beziehung: »Erstling« und »Geschöpfe«. Der Genitiv X X I O U O T C D V ist partitiv: »der erste Teil der Geschöpfe«. Das im N T und L X X seltene Wort xxiO|ia ( l T i m 4,14; Apk 5,13; 8,9 und Weish 9,2; 13,5; 14,11; Sir 36,20; 38,34; 3Makk 5,11) bezeichnet immer das von Gott Geschaffene , nicht nur M e n s c h e n , sondern auch andere Lebewesen (s. z. B. Apk 8,9), sogar Lebensmittel ( l T i m 4,4). Das bestimmende Wort ist hier ajtaQxn, das freilich durch xiva relativiert wird (»gewissermaßen«). 'AjtaQXT] bedeutet von Hause aus die » E r s t g a b e « , in der L X X zumeist kultisch verwendet, allerdings auch in recht weitem Sinn (»alle religiösen Stiftung e n « ) . Die »Erstfrucht« kann sich auf Menschen, Tiere und Pflanzen beziehen; insofern ist die Verbindung mit »Geschöpfe« in Jak 1,18 die übliche. Im übertragenen Gebrauch gilt etwa auch Israel als »Erbteil« Gottes, »aus dem ganzen Menschengeschlecht ausgesondert gleichsam (ola xig) als Erstling für den Schöpfer und Vater« (Philo SpecLeg 4 , 1 8 0 ) . Das Wort kann verschiedene Akzente annehmen: Weihegabe, Vorzugsstellung, Anfang. Im ntl. Sprachgebrauch spiegelt sich das wider: »heiliger Grundbestand« (Rom 11,16; vgl. 2Thess 2 , 1 3 ? ; Apk 14,4), Angeld (Rom 8,23; vgl. 2Kor 1,22; 5,5), Erster (IKor 15,20.23; 1 6 , 1 5 ) . Qualitative und numerische bzw. zeitliche Aspekte können ineinander übergehen (vgl. Rom 1 6 , 5 ) . Ist Jak 1,18 als »Anbruch der neuen Schöpfung« etwa im Sinn von Rom 8,19 ff. zu verstehen, oder meint Jak, daß Menschen Gottes Eigentum werden? - So weit die Erhebung des Befundes. Die Kommentatoren entnehmen ihm unterschiedliche Schlüsse, (a) Die eine P o s i t i o n (sie entspricht der o.gen. la/2a) argumentiert, daß die Mehrzahl der jüdischen Stellen mit »Wort/Wahrheit« nomistisch zu verstehen sei, daß nur bei Jak ein Schöpfungskontext v o r k o m m e und daß sich die Aussage bei Jak 149
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M a t e r i a l bei L u d w i g 1 5 1 - 1 5 3 . D i e Parallelität d e r S y n t a g m a t a als s o l c h e ist w e n i g a u s s a g e k r ä f t i g . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 4 , n e n n t für d i e V e r b i n d u n g v o n W o r t u n d W a h r h e i t i m A T : D t n 2 2 , 2 0 ; 2 S a m 7 , 2 8 u. a.; Ps 1 1 8 , 4 3 u. a.; J e r 2 3 , 2 8 u. a.
1 4 9
F ü r F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 0 1 , ist d i e s e r P s a l m d e r A u s g a n g s t e x t für alles w e i t e r e .
150 D a z u s. L u d w i g 1 5 3 - 1 5 6 ; K o n r a d t , E x i s t e n z 6 9 - 7 1 . V g l . ferner P r o v 2 2 , 2 1 ; K o h 1 2 , 1 0 ; ä t h H e n 1 9 , 1 ; P h i l o S o m n 1,23; J o s e p h A n t 1 6 , 1 0 8 . !5i V g l . S c h n a c k e n b u r g , B o t s c h a f t II 2 0 0 . 1 5 2
B a u e r - A . 9 2 6 . I n s o f e r n b r a u c h t avrov n i c h t b e s o n d e r s b e t o n t z u sein ( a n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 6 ) .
1 5 3
B a u e r - A . 9 2 6 zu J a k 1,18: »gewiß m i n d e s t e n s z u n ä c h s t . . . M e n s c h e n « . 4
15 A l e x a n d e r S a n d : E W N T I 2 7 8 - 2 8 0 ; G e r h a r d D e l l i n g : T h W N T I 4 8 3 f. 155 D e l l i n g 4 8 3 , 3 8 . 1 5 6
P h i l o v e r w e n d e t d a s W o r t h ä u f i g ( 9 5 x ) . N a c h S i r 2 4 , 9 ist d i e W e i s h e i t e i n e » E r s t f r u c h t « .
1 5 7
» G o t t e r w ä h l t e e u c h als E r s t l i n g z u m H e i l « .
158 S o a u c h l C l e m 4 2 , 4 . 159 V g l . D e l l i n g : T h W N T I 4 8 4 , 1 2 - 1 4 ; K o n r a d t , E x i s t e n z 5 9 ff. 1
6 0
D e z i d i e r t v e r t r e t e n d u r c h L u d w i g 1 5 6 f.; a u f d e r s e l b e n L i n i e liegt L a u t e n s c h l a g e r 1 6 7 f.: keinerlei H i n w e i s e auf Christus, den Geist, Versöhnung, Erlösung.
161 N ä m l i c h : Ps 1 1 9 , 4 3 ; ä t h H e n 1 0 4 , 1 0 ; w o h l a u c h T e s t G a d 3 , 1 ; ä t h H e n 9 9 , 2 ; g r H e n 1 0 4 , 9 ; S i f r D t 4 1 . W e i s h e i t l i c h - n o m i s t i s c h g e p r ä g t seien P r o v 2 2 , 2 1 ; K o h 1 2 , 1 0 . U n s i c h e r b l e i b e n ä t h H e n 1 4 , 1 ; P s S a l 1 6 , 1 0 . 1 6 2
So auch Frankemölle, Ö T K 3 0 1 , gegen Mußner, Jakobusbrief 94.
126
Der U m g a n g mit d e m Wort Gottes
auch »stark von den christlichen Stellen ... unterscheidet«. Also dürfte sich Jak »be wußt auf jüdisch-nomistischem Boden« bewegen. (ß) Eine weniger radikale Posi tion (auch sie orientiert sich weitgehend an der Konstellation la/2a) besagt, daß Jak die »Vorstellung vom Wort als Medium der schöpferischen Tätigkeit Gottes mit christlichem Vokabular« verbinde, dies jedoch »in der Schwebe« h a l t e . Erst in nachpaulinischer Zeit habe sich die Verwendung von »Wort der Wahrheit« im Sinn von »Evangeliumsverkündigung« herausgebildet, aber nicht im technischen Sinn; Jak sei auch nicht literarisch davon a b h ä n g i g . (y) Auf der entgegengesetzten S e i t e (Konstellation lc/2c/3b) lauten die Argumente vor allem: Auch sonst in der Bibel ist »Schöpfungsterminologie in Heilsaussagen ... geläufig«; djtaQxf) bezeichne sonst nie die Menschheit als »Krone der Schöpfung«; das »Aufnehmen« (öe/ourn) des Xöyog in 1,21 passe nicht zu »Schöpfungswort«; die Konversion werde frühchristlich auch sonst als Geburt bzw. Lebensempfang bezeichnet (IPetr 1,3.23; 2,2; Tit 3,5); auch nach jüd. Verständnis (1 Q H 11,19 ff. u. a.; JosAs; Philo Virt 179; Abr 70; Migr 122 u. a.) komme die Konversion dem Ubergang vom Tod zum Leben gleich, ebenso im N T (Lk 15,24.32; R o m 4,17 u. a . ) ? ; ancxQXt] sei nicht eschatologisch-menschheitlich, sondern als »Eigentum« Gottes/Christi zu verstehen, woraus Distanz zur Welt und sittliche Verpflichtung folgten; Xöyog d^nOeiag deute nicht bzw. nicht s i c h e r auf die Identifizierung »von Wahrheit undTora/Gebot«; vielmehr bilde im Judentum die »Hinwendung zur Wahrheit... einen stehenden Topos«; aufs Ganze gesehen, rei che das »Wortgeschehen ... von der Verkündigung ... bis zur ethischen Unterwei s u n g « . - Die unterschiedlichen Ergebnisse raten zur methodologischen Behutsam keit. Zunächst ist festzuhalten, daß Jak zurückhaltend formuliert, d. h. ohne explizite soteriologische, christologische oder pneumatologische Notizen, wenn man den Be fund im übrigen N T vergleicht. Zu bedenken ist ferner, was motiv- bzw. begriffs geschichtliche Untersuchungen zu leisten vermögen, nämlich doch nicht mehr, als Möglichkeiten aufzuzeigen; die bloße Möglichkeit, daß »Wort der Wahrheit« auch für Tora bzw. Weisheit stehen konnte, besagt noch nichts für das jak Verständnis. Wichtiger sind Kontext, theologisches Milieu und Intention; und diese Faktoren wei sen in eine andere Richtung (nämlich der Faktoren lc, 2c und 3b). Kompositorisch betrachtet, arbeitet Jak hier mit der Verschachtelung unterschiedlicher Traditionsstü cke, nämlich in V. 18 und 21 über das wirkungskräftige Wort Gottes, in V. 19 f. über Hören und Reden sowie in V. 22 ff. über Hören und Tun. Der Hintergrund dieser Traditionen liegt am ehesten in der frühchristlichen Konversions-Theologie und 163
164
165
166
16
168
169
1 6 3
Ludwig 157.
1 6 4
Frankemölle, Ö T K 3 0 1 .
1 6 5
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 0 1 . 2 K o r 6 , 7 sei n u r Teil eines K a t a l o g s .
1 6 6
U m f a n g r e i c h e A r g u m e n t a t i o n bei K o n r a d t , E x i s t e n z 4 1 - 7 4 . Z u m H i n t e r g r u n d vgl. U l r i c h M e l i ,
Neue
S c h ö p f u n g . Eine traditionsgeschichtliche u n d exegetische Studie zu e i n e m soteriologischen G r u n d s a t z p a u linischer T h e o l o g i e ( B Z N W 5 6 ) , B e r l i n ( d e G r u y t e r ) 1 9 8 9 , d e r a l l e r d i n g s n i c h t a u f J a k 1 ,1 8 e i n g e h t . D e r B e g r i f f d e r » n e u e n S c h ö p f u n g « sei f r ü h j ü d i s c h e n U r s p r u n g s (vgl. J e s 4 3 , 1 9 ; J u b 1,29; 4 , 2 6 ; 1 Q H 1 3 [ 5 ] , 11 ff.; 1 Q S 4 , 2 5 ; 1 1 Q T R [ 1 1 Q 1 9 ] 2 9 , 9 ; ä t h H e n 7 2 , 1 ; L A B 2 , 9 f.) u n d bereits v o n P a u l u s a u s der v o r p a u l i n i s c h - f r ü h c h r i s t l i c h e n T r a d i t i o n (aktualisiert in der s o g . a n t i o c h e n i s c h e n G e m e i n d e ) e n t n o m m e n ( 3 8 9 f.). 1 6 7
K o n r a d t , E x i s t e n z 5 6 - 5 8 , b e z i e h t hier a u c h J a k 5 , 1 9 f. ein, e b e n s o 1,14 f. als » R ü c k f a l l in d e n T o d « ( 5 8 ) .
1 6 8
E i n g e w i s s e s P r o b l e m b l e i b e n für K o n r a d t , E x i s t e n z 7 0 f., d i e Stellen in ä t h H e n .
1 6 9
D i e letzten Z i t a t e : K o n r a d t , E x i s t e n z 7 3 f.
127
1,18-20
-Unterweisung. Jak ist vor allem an den Logos-Aussagen orientiert, während Nomos nur in V. 25 in der besonderen Gestalt des »Gesetz der Freiheit« hineinkommt. Wie in der Traditionsanalyse bereits dargestellt, steht Jak 1,18 einem Kranz von ntl. Aus sagen sehr nahe, die ihrerseits jüd. Konversionstheologie aufgreifen; es ist anzuneh men, daß er sich gegenüber seinen Adressaten auf die gemeinsame Basis bezieht. Es ist etwas »eingepflanzt« , das es zu ergreifen gilt (V. 21); dieses »Wort« ist offen sichtlich identisch mit dem »Wort der Wahrheit«, das dann nichts anderes als das Evangelium sein kann (s. o. Lösung 2c); die Interpretation von Xöyoc; als Tora oder Weisheit ist eine weder diachronisch noch synchronisch befriedigende Lösung (gegen Vorschlag 2a-b). Mit den Bezugnahmen auf die Konversion verschachtelt Jak Lek tionsteile aus der Unterweisungstradition, die den rechten Umgang mit dem Wort beleuchten. In diesem Sachkontext gewinnt auch V. 18 seinen pragmatischen Sinn. Die jak Intention, bezogen gerade auf f||iäc;, wie sie in V. 18b ausgesprochen i s t , besteht schwerlich in einer Belehrung über Gottes schöpferische Tätigkeit im allge meinen (gegen Lösung l a ) , auch nicht als creatio continua, sondern in der geistlichen Wegführung für die Adressaten, wozu sich V. 19 ff. sogleich weiter äußern werden. Anknüpfungspunkt ist die Konversion, die Lebensvermittlung durch Gott. Dieses Geschehen erfolgt durch das wahrhaftige bzw. Wahrheit schaffende W o r t . Der dualistische Hintergrund von V. 16 setzt sich fort von Leben/Tod (s. V. 15) zu Wahr heit/Verirrung (V. 16). Der Xöyog aXriOeiac; hat somit befreienden Charakter. Gera de die Qualifizierung durch »Wahrheit« pointiert das Besondere an diesem Gesche hen, das über die »übliche« Schöpfung hinausreicht, nämlich das, was in der jüd.christlichen Tradition Neuschöpfung (xouvf] xtiatg) heißt. - Gewiß ist Jak im allgemeinen an der ethischen Verpflichtung und an der Distanz zur Welt interes s i e r t . Aber 1,18b akzentuiert anders, ist doch von »seinen Geschöpfen« die Rede, von denen die Angesprochenen einen »Teil« (Gen. part.) bilden. Deshalb ist eher an das Motiv des »erwählten Volkes« zu denken (vgl. Lösung 3b, vgl. l b ) , also an alte Israel-Tradition (z. B. Dtn 7,7 ff.; 10,15); selbstverständlich schließt die Erwählung Verpflichtungen ein (so etwa Dtn 10,12 ff). Jak übernimmt darin also heilsgeschichtlich-ekklesiologisches Gedankengut. Inwiefern er damit auch eine universale, soteriologische und eschatologische Perspektive verbindet, bleibt ungesagt und steht somit jedenfalls nicht im Vordergrund. Als Interpretationslinie ergibt sich somit: Es ist Gottes ausdrücklicher Wille, daß er uns (in der Konversion) durch sein schöpferi sches Wort, das aus der Wahrheit stammt und Wahrheitsqualität besitzt, d. h. das Evangelium, zum neuen Leben gebracht hat, und zwar mit dem Ziel, daß wir als Got tes eigenes, erwähltes Volk zu ihm in besonderer Beziehung stehen. 19-20 Wie in V. 16 wendet sich Jak an seine »geliebten Brüder«. Die Fragen der kontextuellen Ver knüpfung und der Struktur von V. 19 haben zu diversen Varianten in den Hss. 170
171
172
173
170 V g l d
a
z
u
Jackson-McCabe, Gospel.
1 7 1
V g l . G i e g e r 4 5 - 4 8 , speziell 4 7 : als » t y p e « sei d i e A u s s a g e » o p e n for m e a n i n g for b o t h J e w s a n d C h r i s t i a n s « .
1 7 2
D e r G e n . aÄ/n0Eiag (der in d e r L i t e r a t u r w e n i g b e h a n d e l t w i r d ) ist a m e h e s t e n als q u a l i t a t i s o d e r o r i g i n i s
B u r c h a r d , H N T z. S t . : » B e t r o f f e n s i n d ... Verfasser u n d A d r e s s a t e n als C h r i s t e n « . zu verstehen. 1 7 3
S o d e r A k z e n t bei K o n r a d t , E x i s t e n z 6 1 ff.
Der U m g a n g mit dem Wort Gottes
128
1 7 4
geführt (vgl. o.). Das löte steht übergangslos im R a u m , das öe (nach eöxco) an scheinend beziehungslos. "EÖXOO leitet ein dreifaches eig xo ein, zunächst zweimal mit einem Verb, dann mit einem Substantiv. »Langsam zum Zorn« ist doch wohl eine Ergänzung zum zweiten Glied (»langsam zum Reden«) 5 , am Gegensatz »schnell langsam« partizipierend. Jak steuert auf das Thema »Zorn« zu, dem er in V. 20 eine Begründung folgen läßt, die auf ein ganz neues Motiv Bezug nimmt: »Gerechtigkeit Gottes«. Dieses Syntagma kommt bei ihm so nur hier v o r . Auch vom Zorn, von der Bereitschaft zum Hören und vom Gegensatz »schnell - langsam« redet Jak nur hier. Thematisch bilden V. 19 f. demnach eine digressio. - Die Traditionsanalyse (s. o.) zeigt einerseits eine weite Verbreitung der Motive »hören - denken - reden« bzw. »wenig reden - viel hören«, des Gegenübers »schnell - langsam« und des Topos » Z o r n « . Andererseits ist jedoch die Kombination »hören - reden - Zorn« so vor Jak nicht b e l e g t . V. 19b ist also nicht ein in toto übernommener Spruch ^; kon ventionell ist vielmehr nur »schnell zum Hören - langsam zum R e d e n « , auch wenn Tayvc, als Adj. nur hier im N T v o r k o m m t . Die semantische Opposition »Zorn eines Mannes - Gerechtigkeit Gottes« findet sich so ebenfalls nur hier. Offen bar setzt Jak Kenntnis darüber voraus, was »Gottes Gerechtigkeit« meint. Konventio nell ist die Verbindung zwischen »Unrecht« (döixia) und »Zorn, Gericht« als dessen Folge (so R o m 1,18; 2,8; 3 , 5 ) bzw. zwischen »Rechtfertigung« und »Rettung vor dem Zorn« (Rom 5,9). A m nächsten kommt noch Sir 1,22: »Nicht kann ungerech ter Eifer (O^jiög) gerechtfertigt werden, denn das Gewicht seines Eifers bringt ihn zu Fall«. Aber Jak ist viel polemischer in seiner Antithetik, nicht allein in V. 20 selbst, sondern auch in Relation zu »Sanftmut« in V. 2 1 . Aufgrund des großen Bekanntheitsgrades der Aussage von V. 19b sollte man laxe nicht als Imperativ, sondern als Indikativ fassen 83 (s. bereits o.). Jak ruft Basiswissen ab - »ihr wißt doch ... - das gilt für jeden Menschen«. Inhaltlich ist V. 19 ein »Gemeinplatz der ethischen B e l e h r u n g « , kennzeichnend in der Weisheitsliteratur für die Unterscheidung zwischen klugen und törichten Menschen. Jak schreitet 1 7
176
177
178
17
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1 8 2
1
184
1 7 4
M a r t i n , W B C 2 9 , r e c h n e t V. 1 9 a als S c h l u ß n o t i z z u m A b s c h n i t t V. 1 2 - 1 9 a u n d ü b e r s e t z t » N o t e this, m y d e a r b r o t h e r s « . B u r c h a r d , H N T z. S t . : l o t e n i e L X X , früchristlich n u r hier, »ist d e s h a l b w o h l n i c h t I n d i k a tiv ( s o a b e r 3 M a k k 3 , 1 4 ; J o s Bell I I I 3 7 4 ; A n t I X 1 4 5 ? . . . ) , s o n d e r n I m p e r a t i v « . A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 0 A n m . 1, u n d K l e i n 1 1 9 m i t A n m . 2 , d i e d i e D r e i z a h l für t y p i s c h j ü d i s c h h a l t e n ; m i t H i n w e i s a u f Sir 5 , 1 1 ; K o h 7 , 9 ; P r o v 1 3 , 3 ; 2 9 , 2 0 ; P s S a l 1 6 , 1 0 b ; ferner S t r . - B . I I I 7 5 3 . I n 2 , 2 3 u n d 3 , 1 8 s t e h t ein e i n f a c h e s ö i x a i o o v v r i ; d a s k a u s a t i v e V e r b ö u x x a i ö o o f i n d e t sich 2 , 2 1 . 2 4 . 2 5 . 177 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 0 A n m . 1, u n d M a r t i n , W B C 4 7 , b e i d e m i t d e m H i n w e i s a u f H . A l m q u i s t , P l u t a r c h u n d d a s N e u e T e s t a m e n t ( A S N U 1 5 ) , U p p s a l a ( A p p e l b e r g ) 1 9 4 6 , 1 3 0 f. B o t t i n i , S e n t e n z e 1 7 8 ; J o h n s o n , T a c i t u r n i t y 3 3 8 f. 1 7 5
1 7 6
1 7 8
B a k e r 8 5 : d e r U r s p r u n g d e s t r i p a r t i t e n S p r u c h s ist u n b e k a n n t . B u r c h a r d , H N T z. S t . : D i e T r i a s s c h e i n t sel ten z u sein (er n e n n t D i o C h r s y O r 3 2 , 3 ; L u c D e m 5 1 ) . M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 7 , g e g e n D i b e l i u s , K E K z. S t . V g l . P r o v 2 9 , 2 0 u. a. D a g e g e n 1 2 x als A d v e r b . K l a s s i s c h e s M a t e r i a l bei H e r m a n n K l e i n k n e c h t : T h W N T V 386ff.; G u s t a v S t ä h l i n , e b d . 4 2 7 . 183 M i t M a y o r 6 4 f.; R e i c k e 1 9 f.; Schlatter, B r i e f 1 3 9 ; J o h n s o n , A n c B 1 9 9 , i m G e g e n s a t z z u r M e h r z a h l d e r K o m m e n t a r e , s o D i b e l i u s , K E K 1 3 9 f.; W i n d i s c h 10; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 9 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 2 ; Cantihat 100; Laws, C o m m e n t a r y 80. 1 7 9
1 8 0
1 8 1
1 8 2
1 8 4
L a w s , C o m m e n t a r y 8 0 , m i t H i n w e i s a u f Sir 5 , 1 1 ; 2 0 , 5 - 7 ; P r o v 1 0 , 1 9 ; 1 6 , 3 2 ; A b o t h 1 , 1 5 . 1 7 ; 2 , 1 0 u. a.
129
1,19-20
jedoch weiter zum Thema »Zorn«. V. 20 macht den Eindruck einer Gegenthese zu der Auffassung, man könne mit Zorn Gottes Gerechtigkeit bewirken, herbeischaf f e n . 'OQYT] braucht nicht nur einen Affekt zu bezeichnen; es kann auch das Straf gericht meinen und impliziert in der Ausübung Gewaltanwendung. Bis auf R o m 10,19 und 2Kor 7,11 f. wird im N T menschlicher Zorn negativ bewertet. Der Zorn ist Gottes Recht; menschlicherseits gibt es keine ö i x a i a OQyr|, keinen »heiligen Z o r n « . Wen könnte Jak korrigieren wollen? Wenig wahrscheinlich ist die Aus kunft: demagogische, apokalyptische, zelotische jüdische Kreise, die sich aufrühre risch gegen die Römer äußerten und die »Gerechtigkeit Gottes« als neue Sozialord nung verstanden. Denkbar, aber kaum nachweisbar, wäre eine Tradition wie der sog. Stürmerspruch Jesu (Mt 11,12 par. L k 16,16) über die Gewaltanwendung gegenüber der Gottesherrschaft. Evtl. nimmt Jak bereits hier prophylaktisch auf sei ne Kritik am Verhalten der Adressaten in 3,13 ff.; 4,1 ff. Bezug; dort jedoch ist von »Zorn« direkt nicht (mehr) die Rede. Wahrscheinlicher ist somit eine Anknüpfung an »Bergpredigtmaterial«, das in der Neophyten-Unterweisung Verwendung fand. Dort wird nicht nur der Zorn als Quelle des Tötens und der Zerstörung der Gemeinschaft genannt (Mt 5,21 ff.), sondern es spielt auch das Motiv »Gerechtigkeit« eine gewich tige Rolle (Mt 5,6.10.20; 6 , 1 . 3 3 ) . »Gerechtigkeit« scheint in der frühchristlichen Neophyten-Unterweisung ein bedeutendes Stichwort gewesen zu s e i n ; das Wort feld umfaßt u. a. Friede, Frucht, ewiges Leben, Wahrheit, Heiligung, Vollkommen heit, Reich Gottes. Dabei ist »Gerechtigkeit« sowohl G e s c h e n k als auch Lebens ausrichtung, Ermöglichung und Verpflichtung, wobei der Akzent natürlich wechseln k o n n t e . Jak könnte an diese Tradition (etwa im Sinn von M t 5,20-22) erinnern wollen. Zorniges Gebaren gehört zum »Schmutz« und zum »Bösen«, die »abgelegt« werden müssen (V. 21). Was Gottes »schöpferisches« und »rettendes« Wort in Gang gesetzt hat, nämlich »Gottes Gerechtigkeit«, ist inkompatibel mit »Manneszorn«. Vielmehr ist »Sanftmut« (auch das ein Stichwort der Neophyten-Unterweisung) am Platz (V. 21). 185
186
187
1 8 8
189
190
191
192
193
Vorbemerkungen Argumentation
zu 1,22-25
(Argumentation
und
Begrifflichkeit)
u n d Begrifflichkeit in diesen Versen stellen d i e K o m m e n t i e r u n g v o r
besondere
S c h w i e r i g k e i t e n . D i e u n t e r s c h i e d l i c h e n A u s l e g u n g s p o s i t i o n e n b e l e g e n d i e F ü l l e der A s p e k t e , U n klarheiten, P r o b l e m e u n d A n s a t z p u n k t e ; es e m p f i e h l t sich, i m V o r w e g e i n e K l ä r u n g z u v e r s u c h e n .
1 8 5
» G e r e c h t i g k e i t s c h a f f e n « a u c h ip 1 4 , 2 ; A p g 1 0 , 3 5 ; H e b r 1 1 , 3 3 .
186 B a u e r - A . 1 1 7 2 - 1 1 7 4 ; H . K l e i n k n e c h t u. a.: T h W N T V 3 8 2 - 4 4 8 ; W i l h e l m Pesch: E W N T I I 1 2 9 3 - 1 2 9 7 . 1 8
i
? S. etwa die Lasterkataloge Kol 3,6.8; E p h 4 , 2 6 . 3 1 ; l T i m 2 , 8 .
g 8
G . Stählin: T h W N T V 4 2 0 .
189 R e i c k e 2 0 f.; M a r t i n , W B C 4 8 . 1
9 0
Vgl. Popkes, Gerechtigkeitstradition (dort Literatur).
191 V g l . R o m 6 , 1 2 - 2 3 ; 1 4 , 1 7 ; I K o r 1 , 3 0 ; 2 K o r 3 , 9 ; 6 , 7 ; 1 1 , 1 5 ; Phil 1 , 1 1 ; E p h 4 , 2 4 ; 5 , 9 ; 6 , 1 4 ; I P e t r 2 , 2 4 ; 3,14.18; H e b r 5,13; 1 2 , 1 1 ; l j o h 2,29; 3,10. Vgl. Popkes, Paränese 1 4 2 . 1
9 2
B u r c h a r d , H N T z. S t . : i m V o r b l i c k a u f 2 , 2 1 - 2 5 » G o t t e s A n e r k e n n u n g , d i e d e m b e w ä h r t e n folgt...«.
193 V g l d i D i f f e r e n z i e r u n g e n b e i M a r t i n , W B C 4 7 f.; D a v i d s , C o m m e n t a r y 9 2 f. #
e
Rechttun
Der U m g a n g mitdem Wort Gottes
130
Z u unterschiedlichen Deutungen h a b e n in 1 , 2 2 - 2 5 ( b e s o n d e r s i n V. 2 3 - 2 5 ) vor a l l e m f o l g e n d e Probleme geführt, (a) W a s b e s a g t der Vergleich in V. 2 3 b - 2 4 ? 9 4 In welcher R e l a t i o n steht er z u m T h e m a » T ä t e r , nicht n u r H ö r e r « ? (b) Inwiefern ist d a s Vergessen d e s eigenen »Aussehens« (?) m i t d e m » N i c h t - T u n « z u korrelieren? W a s b e d e u t e t d a b e i jrQOöcojrov xfjg yeveoeux; ouxcru? (c) In welcher R e l a t i o n steht d e r Vergleich s o d a n n z u V. 2 5 ? Ist V. 2 5 Teil des Vergleichs o d e r eine k o m m e n tierende F o l g e r u n g ? W i e ist d a s Verhältnis von x a x a v o e l v (V. 2 3 . 2 4 ) z u JiaoaxijJtxeiv (V. 2 5 ) z u b e s t i m m e n ? D i e S i n n l i n i e n d e r Verben d i v e r g i e r e n 9 5 z u d e m : e i n m a l » h ö r e n - t u n « (V. 2 3 a ) , d a n n »sehen - fortgehen - vergessen - b l e i b e n « (V. 2 3 b - 2 5 a ) , schließlich »werden - sein« (V. 2 5 b ) . E b e n falls variieren d i e t r a g e n d e n N o m i n a : X o y o g (V. 2 2 . 2 3 ) , vojxog (V. 2 5 ) , £ Q Y (V. 2 5 ) - alle s i n d sie freilich m e h r o d e r m i n d e r direkt m i t » T ä t e r / T u n « v e r b u n d e n , (d) W a s b e d e u t e t d a s D o p p e l s y n t a g m a vouoc; x e ^ e i o g 6 xfjc; e ^ B e p i a g ? 1
1
o v
1. Z u r Struktur d e r Passage k a n n bereits folgendes festgestellt w e r d e n . D i e A u f f o r d e r u n g z u m T u n des W o r t e s (V. 2 2 ) n i m m t d i e z u m » A n n e h m e n d e s eingepflanzten W o r t e s « auf; insofern ist V. 2 2 f. eine E x p l i k a t i o n v o n V. 2 1 . » W o r t « w i e d e r u m k a m erstmals in V. 18 vor. D e r F a d e n läuft also v o n V. 18 über V. 2 1 z u V. 2 2 ff., w ä h r e n d V. 1 9 - 2 0 eine digressio b i l d e n (s. o . ) . D i e A u s s a g e v o n V. 2 2 ist klar: M a n soll d a s » W o r t « n i c h t n u r hören, s o n d e r n a u c h t u n ; andernfalls b e t r ü g t m a n sich selbst. D a s w i r d in V. 2 5 b wieder aufgegriffen: »nicht ein H ö r e r (der Vergeßlichkeit), s o n d e r n T ä t e r d e s Werkes - darin w i r d er selig sein«. A u c h V. 2 3 a , der weithin n u r V. 2 2 wiederholt ( o h n e v ö u o v ) , ist i n sich klar. D i e P r o b l e m e b e g i n n e n a b V. 2 3 b . W a s soll d e r Vergleich ausrichten? U n d was b e s a g t V. 2 5 a ? 1 9 6
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F. V o u g a stellt drei M ö g l i c h k e i t e n d e r Verknüpfung innerhalb von V. 22-25 h e r a u s . (a) V. 2 2 2 5 b i l d e n ein G a n z e s ; d a s T h e m a lautet » T ä t e r / N i c h t - T ä t e r « ; d i e A u s s a g e lautet: es k o m m t a u f d i e Beständigkeit a n . (b) V. 2 2 - 2 4 b i l d e n ein selbständiges G l e i c h n i s ^ , a u s d e m V. 2 5 d i e L e h r e zieht; d e r S i n n ist etwa d e r w i e in d e n G l e i c h n i s s e n J e s u : E i n J ü n g e r , d e r fortgeht z u seinen T a g e s geschäften, verliert d i e N a c h f o l g e a u s d e n A u g e n , (c) V. 2 2 - 2 5 s i n d eine A l l e g o r i e ; d e r Spiegel ist das W o r t / G e s e t z ; der M e n s c h soll z u rechter E r k e n n t n i s finden. - I n sachlicher H i n s i c h t entscheid e t sich bei d e r R e l a t i o n d e r Verse untereinander, unter welchen V o r a u s s e t z u n g e n j e m a n d lt. V. 2 5 als »glücklich« z u preisen ist. W i e w i r d j e m a n d ein » T ä t e r d e s Werkes«? L i e g t d e r A k z e n t b e i m Ü b e r w i n d e n der Vergeßlichkeit? O d e r spielen d i e Verben u n d O b j e k t e (speziell » v o l l k o m m e n e s G e s e t z d e r Freiheit«) eine e n t s c h e i d e n d e Rolle? - L o g i s c h e V e r k n ü p f u n g e n bestehen für J a k e i n m a l darin, d a ß d e r Vergleich in V. 2 3 f. d e n S e l b s t b e t r u g (V. 2 2 b ) belegen soll; z u m a n d e r e n i m S y n t a g m a » H ö r e r d e r Vergeßlichkeit« selbst (V. 2 5 ) , d. h. in d e m G e d a n k e n , d e r b l o ß e H ö r e r leide a n Vergeßlichkeit - u n d d a m i t a u c h a n Tatenlosigkeit. Z i e l p u n k t der g a n z e n Passage ist zweifellos, d a ß j e m a n d z u m T ä t e r werden soll (jtoirixr|g V. 2 2 . 2 3 . 2 5 , Jtoiriöig V. 2 5 ) . Insofern h a n d e l t es sich u m eine R i n g k o m p o s i t i o n v o n V. 2 2 z u 2 5 . S y n t a k t i s c h endet d e r Vergleich z u n ä c h s t e i n m a l m i t V. 2 4 ; V. 2 5 setzt n e u a n (»wer aber . . . « ) . 1 9 8
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2 . H ö r t d i e Spiegelmetapher m i t V. 2 4 auf, o d e r setzt sie sich in V. 2 5 fort? Ist V. 2 5 ein weiterführender u n d k o m m e n t i e r e n d e r G e d a n k e o d e r Teil d e s Vergleichs? A n d e r s g e w e n d e t : F o r m u liert J a k d e n Vergleich v o m Verglichenen h e r ? ° 3 W o gerät m a n in eine allegorische Interpretation? - D a s ausführlichste Plädoyer für einen d i e V. 2 3 b - 2 5 übergreifenden Vergleich liefert L . T . 2 0 2
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Vgl. Dibelius, K E K 147. J o h n s o n , M i r r o r 6 3 6 : eine v e r w i r r e n d e K o m b i n a t i o n » o f aural, visual, a n d spatial i m a g e s « . K o n r a d t , E x i s t e n z 1 7 0 ff. Sigal 3 3 9 ff. betrachtet 1 , 2 2 - 2 5 als ein S t ü c k H a l a k h a . V o u g a 6 4 , ü b e r n o m m e n v o n C a r g a l , R e s t o r i n g 1 0 1 f. Z w e i M e n s c h e n w e r d e n m i t e i n a n d e r verglichen; einer geht fort, der a n d e r e bleibt; »l'existence se forge d a n s la p a t i e n c e et la resistance« , vgl. 1 , 2 - 4 ( V o u g a 6 4 ) . B u r c h a r d , H N T z. St.: » V 2 3 - 2 4 erläutern V. 2 2 b m i t e i n e m G l e i c h n i s : der S e l b s t b e t r u g des N u r h ö r e r s ist tödliche Krankheit«. V g l . d a z u bei D i b e l i u s , K E K 1 4 7 . K o n r a d t , E x i s t e n z 1 7 2 f.: V. 2 5 ( M a k a r i s m u s ) a n t w o r t e t a u f V. 2 2 b . So Dibelius, K E K 147. S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 0 ; vgl. K o n r a d t , E x i s t e n z 1 7 3 : V 2 5 ist » d e m Vergleich nachgestaltet«.
Vorbemerkungen zu 1,22-25
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Johnson. E r r ä u m t ein: »das G e s e t z wird nicht explizit ein Spiegel genannt«, m e i n t aber, i m p l i zit seien es »zwei Spiegel: der eine vorgehalten v o n der >Natur<, der a n d e r e v o m >Gesetz G o t t e s < « . ° 5 Was soll m a n in j e d e m der Spiegel sehen? W e s h a l b redet J a k v o m F o r t g e h e n u n d Vergessen bzw. v o m B l e i b e n u n d N i c h t - V e r g e s s e n ? D i e A n t w o r t leitet J o h n s o n a u s der p r a k t i s c h e n P h i l o s o p h i e der Zeit h e r . D o r t h a b e der Spiegel als m o r a l i s c h e M e t a p h e r gedient, u n d zwar z u m Z w e c k der Selbsterkenntnis u n d Selbst-Verbesserung. A u c h L e b e w e s e n k ö n n e n z u m Spiegel des besseren Ver haltens w e r d e n , vor allem E t h i k - L e h r e r u n d V ä t e r als g u t e Vorbilder. D a b e i sollen (Wert-) U r t e i le z u T a t e n w e r d e n u n d n i c h t z u b l o ß e n W o r t e n (Plut. M o r a l i a 8 4 b ) . D e r s o e r w o r b e n e H a b i t u s ist ein A k t der E r i n n e r u n g ( 8 5 b ) . W i e für Philo ( V i t C o n t 7 8 ) sei für J a k » G o t t e s G e s e t z ein Spiegel für die ethische U n t e r w e i s u n g « . N i c h t o h n e G r u n d verweise J a k später a u f mehrere ethische B e i spiele ( A b r a h a m , R a h a b , H i o b , E l i a ) . ° 9 E s k o m m e also d a r a u f an, in d a s » G e s e t z der Freiheit« als einen Spiegel der m o r a l i s c h e n B e s s e r u n g i n s t ä n d i g z u s c h a u e n . - D i e v o n J o h n s o n aufgezeigten A s p e k t e s i n d in der T a t nicht z u übersehen. E s bleibt j e d o c h ein gewichtiges logisches P r o b l e m . D e r Vergleich in V. 2 3 b . 2 4 ist d a r a u f angelegt, d a ß j e m a n d , der in d e n Spiegel g e s c h a u t hat, a l s b a l d d e m Vergessen anheimfällt. D a s S p i e g e l b i l d k a n n offenbar gar n i c h t i m G e d ä c h t n i s haften. W ü r d e V. 2 5 nicht folgen, bliebe der Vergleich in sich v o l l a u f a u s s a g e k r ä f t i g . In V. 2 5 w i r d d e m g e g e n über v o n etwas d e m Spiegel(bild) U n g l e i c h e n g e s p r o c h e n , d a s M e n s c h e n nicht vergessen läßt, s o n dern zur T a t bringt. »Spiegel« u n d » G e s e t z « g e h ö r e n als solche s o m i t unterschiedlichen K a t e g o r i e n an; d i e A r t des B e t r a c h t e n s ist d a g e g e n vergleichbar u n d weist Ä h n l i c h k e i t e n auf. D i e P r ä m i s s e , implizit sei d a s G e s e t z ein Spiegel, läßt sich d e m n a c h k a u m halten. M a n k a n n allerdings die F r a g e aufwerfen, o b J a k (wie a u c h a n d e r s w o ) d i e verschiedenen A s p e k t e seiner T r a d i t i o n ü b e r h a u p t n a h t los u n d l o g i s c h a m a l g a m i e r t hat (vgl. etwa zu 3 , 6 f.). D a n n wäre er in der T a t v o n einer S p i e g e l m e t a p h o r i k w i e in der P h i l o s o p h i e beeinflußt gewesen, hätte sie j e d o c h in V. 2 3 b . 2 4 m i t anderer P o i n t e verwendet, u m in V. 2 5 d a s B i l d w i e d e r u m z u verändern; d e n n hier ist er viel stärker a n der Q u a l i f i z i e r u n g des N o m o s interessiert. W i e d e m a u c h sei, m a n w i r d g u t d a r a n tun, d e n T e x t logisch nicht zu überfrachten u n d eine A l l e g o r i s i e r u n g zu v e r m e i d e n . W i r notieren als Z w i s c h e n ergebnis: D i e L ö s u n g b bei V o u g a (V. 2 3 f. b i l d e n ein G l e i c h n i s , a u s d e m V. 2 5 d i e L e h r e zieht) verdient d e n V o r z u g . D a s G e s e t z ist nicht selbst als Spiegel v e r w e n d e t ( g e g e n L ö s u n g c ) . 2
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3. D a m i t ist d i e sachliche Schwierigkeit der Verbindung zwischen V.23f. und25 allerdings n o c h nicht völlig aufgelöst. Inwiefern erliegt d e n n ein H ö r e r e b e n s o der Vergeßlichkeit w i e der S p i e g e l betrachter? »Vergeßlichkeit« ist j a der h a u p t s ä c h l i c h e V e r b i n d u n g s p u n k t zwischen V. 2 4 u n d 2 5 . In V. 2 5 g e h t es wieder u m d a s T u n , v o n d e m V. 2 3 b . 2 4 nicht h a n d e l t e n . M a n sollte diesen A s p e k t n i c h t v o n V. 2 5 n a c h V. 2 3 b . 2 4 rückübertragen (der Spiegelbetrachter h a b e keine aktiven K o n s e q u e n z e n g e z o g e n ) der Vergleich zielt in V. 2 4 n u r a u f d i e Vergeßlichkeit, n i c h t a u f d a s N i c h t T u n . D i e V e r b i n d u n g zwischen N i c h t - T u n u n d Vergeßlichkeit ist für.Jak eine s a c h - i m m a n e n t e , d i e v o n V. 2 3 a . 2 5 her z u l ö s e n ist. - Weitere V e r k n ü p f u n g e n zwischen V. 2 4 u n d 2 5 bestehen in d e n 2 1 1
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Johnson, Mirror 632-645. Johnson, Mirror 636. J o h n s o n , M i r r o r 6 3 6 ff. Als B e l e g e w e r d e n angeführt: S e n e c a N a t u r a l e s q u a e s t i o n e s I 7,4; 1 7 , 2 f.; d e m e n tia I 1 , 1 7 ; 7 . 1 ; 1 5 , 3 ; Ira 3 6 , 1 - 3 ; P l u t M o r a l i a 9d.fi 1 0 b ; 12d; 14a; 8 4 b . c ; 8 5 b ; 139f; I 4 l d ; 9 6 7 d ; E p i c D i s s II 1 4 , 1 7 - 2 3 ; Philo V i t C o n t 2 5 . 2 6 . 2 9 7 8 . 8 5 . 8 8 ; W e i s h 7 , 2 6 u. a. - E i n e n a n d e r e n W e g beschreitet D e n y e r , der R e k u r s a u f (Ps)Plato A l k i b i a d e s 1 3 2 c - 1 3 3 c n i m m t . I m Z e n t r u m steht d o r t d i e p l a t o n i s c h e U n t e r s c h e i d u n g zwischen d e m S i c h t b a r - K ö r p e r l i c h e n u n d d e m v o l l k o m m e n e n Bereich der Ideen, z u d e m d i e Seele gehört. Wer (wie J a k 1 , 2 2 - 2 5 ) in einen Spiegel schaut, erhält lediglich ein inferiores A n n ä h e r u n g s b i l d ech ter S e l b s t e r k e n n t n i s . J a k vergleiche einen solchen flüchtigen E i n d r u c k m i t d e m H ö r e n o h n e T u n . D a r u n t e r A m e i s e n (Plut M o r a l i a 9 6 7 d ) . Johnson, Mirror 6 4 1 . 09 E b d . 6 4 1 - 6 4 5 . A u c h V i a 2 6 3 : » T h e fact that 1 : 2 3 - 2 4 is self-contained a n d that 1:25 i n t r o d u c e s a n e w i d e a ... w o u l d s e e m to i n d i c a t e that 1 : 2 3 - 2 4 a n d 1:25 were n o t originally c o n n e c t e d « . E t w a : sein s c h m u t z i g e s (V. 2 1 ) G e s i c h t zu w a s c h e n o d e r a u f V e r u n s t a l t u n g e n z u achten; vgl. M a r t i n , W B C 5 0 ; als H i n t e r g r u n d solcher E r w ä g u n g e n dient, w a s Philo V i t M o s I I 11 über P r i e s t e r w a s c h u n g e n schreibt ( L a w s , C o m m e n t a r y 8 6 ) . D a g e g e n w e n d e t sich m i t R e c h t K o n r a d t , E x i s t e n z 1 7 4 .
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Der U m g a n g mit dem Wort Gottes
V e r b p a a r e n x a x a v o e i v / j t a Q a x i J J t T e L V u n d a j t e Q X O u m / j t a o a u i v e i v . D e n B e w e i s für eine übergrei fende Allegorie k ö n n e n sie nicht liefern, d e n n in b e i d e n S a c h b e r e i c h e n (sich i m S p i e g e l betrach t e n / s i c h ins v o l l k o m m e n e G e s e t z der Freiheit vertiefen) s i n d sie j e für sich s t i m m i g . O b unter schiedliche G r a d e der B e t r a c h t u n g s i n t e n s i t ä t vorliegen, ist k e i n e e n t s c h e i d e n d e F r a g e . Schwieriger ist d a s G e g e n ü b e r v o n F o r t g e h e n u n d B l e i b e n z u b e s t i m m e n . In V. 2 4 legt es d i e S a c h e n a h e : N i e m a n d s c h a u t e n d l o s in d e n Spiegel, d a s F o r t g e h e n fuhrt z u m Vergessen. A b e r inwiefern »wird«(!) j e m a n d , der b e i m v o l l k o m m e n e n G e s e t z »verharrt«, d a b e i o d e r g a r d a m i t (?) z u m » T ä t e r des Wer kes«? W i e d e r u m h a n d e l t es sich u m eine s a c h - i m m a n e n t e Frage, d i e aus V. 2 5 selbst z u l ö s e n ist. I m m e r h i n k a n n festgehalten w e r d e n : D e r Vergleich zielt a u f d i e Vergeßlichkeit (nicht a u f die B e s t ä n d i g k e i t (gegen L ö s u n g a bei V o u g a ) . 2 1 2
4 . D i e Ergebnisse der A n a l y s e v o n 1 , 2 2 - 2 5 lassen sich f o l g e n d e r m a ß e n z u s a m m e n f a s s e n . I m Z e n t r u m steht die B e t o n u n g des T u n s (V. 2 2 a . 2 3 a . 2 5 b . c ) ; a u f d e m T u n liegt die V e r h e i ß u n g (V. 2 5 c ) . D e m T u n steht d a s N u r - H ö r e n g e g e n ü b e r (V. 2 2 . 2 3 a . 2 5 b ) . W e r nicht zur T ä t i g k e i t gelangt, b e t r ü g t sich selbst (V. 2 2 b ) . D i e S e l b s t t ä u s c h u n g w i r d m i t e i n e m Vergleich illustriert (V. 2 3 b . 2 4 ) , d e s s e n t e r t i u m c o m p a r a t i o n i s — n ä m l i c h die Vergeßlichkeit — d i e A n w e n d u n g in V. 2 5 b e s t i m m t . D a b e i w i r d zugleich an d a s M o t i v des H ö r e n s in V. 2 2 (das i m Vergleich V. 2 3 f. k e i n e R o l l e spielt) a n g e k n ü p f t ; es k o m m t d a r a u f an, d a s T u n nicht z u vergessen (V. 2 5 b ) . V. 2 5 ist s o m i t v o n V. 2 3 f. a b z u k o p p e l n ; er zieht die L e h r e a u s d e m Vergleich u n d ist nicht Teil desselben. V. 2 3 2 5 s i n d nicht als Allegorie z u lesen. D e r Spiegel-Vergleich h e b t nicht a u f Selbsterkenntnis ab, s o n dern a u f die F l ü c h t i g k e i t des E i n d r u c k s (nicht des B e t r a c h t e n s ) . D a s G e s e t z (V. 2 5 a ) ist nicht als besserer Spiegel v e r s t a n d e n , der bessere Selbsterkenntnis brächte. V. 2 5 b e t o n t eine dauerhafte B e s c h ä f t i g u n g m i t e i n e m b e s t i m m t e n G e s e t z , zugleich u n d v o r a l l e m aber d a s N i c h t - V e r g e s s e n des T u n s . D e r S e l i g p r e i s u n g (V. 2 5 c ) liegt s o m i t eine d o p p e l t e B e d i n g u n g (V. 2 5 a . b ) z u g r u n d e : Beharr lichkeit u n d T u n . Weil die Intensität bzw. D a u e r des Betrachtens a u c h s c h o n i m Vergleich v o r k a m (V. 2 3 b . 2 4 a ) , liegt der A k z e n t in V. 2 5 a u f d e m T u n , d a s nicht vergessen w e r d e n darf. D i e l o g i s c h e n O b j e k t e wechseln v o n L o g o s (V. 2 2 a . 2 3 a ) zu » v o l l k o m m e n e r N o m o s der Freiheit« (V. 2 5 a ) u n d W e r k (V. 2 5 b ) ; der letzte F a k t o r unterstreicht n o c h e i n m a l d a s B e w i r k e n (vgl. 1,4). D e r L o g o s (als W o r t G o t t e s : V. 1 8 . 2 1 ) k a n n als » v o l l k o m m e n e s G e s e t z , d a s der Freiheit« in E r s c h e i n u n g treten, u n d zwar als O b j . christlicher A u f m e r k s a m k e i t . D i e s e r N o m o s konkretisiert sich (wie 2 , 8 - 1 2 zei g e n ) als »königliches G e s e t z « , des näheren als das G e b o t der N ä c h s t e n l i e b e . J a k k a n n bei seinen A u s f ü h r u n g e n u n d seiner W o r t w a h l a u f d a s Verstehen seiner A d r e s s a t e n rechnen, d e s h a l b erläutert er speziell » G e s e t z der Freiheit« nicht; näherer A u f s c h l u ß läßt sich a m ehesten v o n 2 , 8 ff. her er warten.
21 Durch ÖLO sowie durch die semantische Opposition »Sanftmut/ Z o r n « 3 bindet Jak V. 21 an V. 19 f. (speziell V. 20) an. Das erste Partizip (outoOejievoi) und das finite Verb (öe^aoOe) betreffen das Handeln der Adressaten, während V. 21 c die Wirkkraft des Wortes beschreibt. Schwierig ist die syntaktische Zuordnung von »in Sanft mut«: gehört es zu »ablegen« oder zu »annehmen«? Das Aor.-Part. &jro08[xevoi kann vorzeitig oder gleichzeitig aufgelöst werden; es ist allenfalls implizit imperativisch, trägt also nicht den Akzent der Aussage als Handlungsanweisung. Der syntaktische Schwerpunkt liegt vielmehr zuerst beim Imperativ »nehmt an!«, daneben in der Qua lifizierung des Wortes als rettender Kraft (appositiver Partizipialsatz). - Zugang zu V. 21 hat man vor allem durch Kontextanalyse (speziell die Xoyog-Linie V. 18.21. 22 ff.), Begriffgeschichte (»eingepflanztes W o r t « ) und Formgeschichte (Taufpar21
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V i a 2 6 3 b e t o n t : » J a m e s m i s s e s t h e real p o i n t o f 1 : 2 2 - 2 4 a n d i n t r o d u c e s t h e i d e a o f t h e l a w in 1:25 in a d i s cordant way«.
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B e r e i t s b e i A r i s t o t e l e s , s. o. » T r a d i t i o n s l e m e n t e « .
i V g l . Dibelius, K E K 145.
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V o r b e m e r k u n g e n zu 1,21
änese oder ähnliches?) zu gewinnen versucht. Ebenfalls spielt die Metaphorik (able gen, annehmen, einpflanzen) eine Rolle: Kleidung, Vegetation, Geburt? Methodisch gesehen, empfiehlt sich der Ansatz beim Ganzen, nicht bei den Einzelteilen. - Das tragende Gerüst von V. 21 besteht aus den drei Komponenten: »Böses ablegen«, »das Wort annehmen« und »das Wort ist rettungskräftig«. Das weist (wiederum, s. besonders zu V. 18) auf frühchristliche Konversionsterminologie als Traditionshinter grund, auch wenn sie (wie hier) postkonversional angewendet w i r d . 5 In dieser Tra dition ist Ablegen (ajroxiOnui) des Schlechten topisch (ebenso R o m 13,12; Kol 3,8 ff.; Eph 4,22 ff.; IPetr 2,1 f.; 3 , 1 1 . 2 1 2 1 6 ; Hebr 12,1; l C l e m 13,1; 57,2; 2Clem 1,6; HermS 9,23,5 [=100,5]). Auch das »Annehmen des Wortes« ist in der Mission zu Hause (Lk 8,13; Apg 8,14; 11,1; 17,11; IThess 1,6; 2 , 1 3 ) / \ obschon wiederum ursprünglich in der Erstbegegnung mit dem E v a n g e l i u m . Besonders auffällig ist die Berührung mit IPetr 1,23-2,2; dort ist zunächst die Rede von »wiedergeboren aus unvergänglichem Samen durch das Wort Gottes« (vgl. Jak 1, 10 f.) mit der Deutung des .»Wortes« auf das Evangelium; es folgt der Hinweis auf das Ablegen alles Bösen (mit Lasterkatalog). ^ Von der »Rettung der Seelen« handelt gleichfalls IPetr 1,9; 3,20 (vgl. 1,22; 2,25). Damit sind die drei genannten Grundfaktoren von Jak 1,21 abgedeckt, so daß anzunehmen ist, daß Jak sich auf konversionale Tradition bezieht und sie als Erinnerung im Blick auf eine Erneuerung der Bekehrung benutzt. Es trifft zu, daß Jak dabei ein Theologe des Wortes ist und daß kein Hinweis auf irgendeinen Taufsakramentalismus o. dgl. vorliegt. Dessenungeachtet, bedient er sich der Konversionsterminologie. Es gibt noch zuviel »Altes« bei den Adressaten, speziell den Zorn (V. 19 f.). Die Ausdrücke » S c h m u t z « und »Schlechtes« sind dabei konventionell (IPetr 3,21 bzw. Kol 3,8; Eph 4,31; IPetr 2,1). Mit JteQiooeia drama tisiert Jak das Motiv: »all die viele Schlechtigkeit« . Die schwierig zu bestimmende syntaktische Position von »in Sanftmut« rührt wohl daher, daß Jak als Kontrast zu »Zorn« ein weiteres Stichwort der Konvertitenbelehrung , nämlich JtQaOrnc;, nicht völlig geschickt einfügte. ^ Es ist sinnvoller, »in Sanftmut« auf »annehmen« als auf »ablegen« zu beziehen. - Daß Logos in V. 21 dasselbe »Wort« wie in V. 18 und 22 f. meint, ist unbestritten. In V. 18.21b liegt der Akzent freilich bei der göttlichen 21
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215 V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 7 5 - 7 7 ; D i b e l i u s , K E K 1 4 4 - 1 4 6 . Hier auch »Schmutz«. S . freilich a u c h P r o v 2 , 1 ; 4 , 5 ; 1 0 , 1 8 ; S i r 6 , 2 3 ; 5 1 , 1 6 . G e g e n D i b e l i u s , K E K 1 4 6 ; K l e i n 1 3 6 ; e i n e R e - l e c t u r e ist d e s w e g e n d o c h n i c h t a u s g e s c h l o s s e n ! V g l . o. in d e r T r a d i t i o n s a n a l y s e z u d e n Q u e r v e r b i n d u n g e n z w i s c h e n J a k 1 , 2 6 f.; 2 , 1 ff. u n d I P e t r 1 , 1 4 - 1 6 . S o a u c h L a w s , C o m m e n t a r y 8 4 f.; v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 7: p o s t c o n v e r s i o n a l e M a h n r e d e . D a r i n h a t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 0 - 3 3 3 , R e c h t . A l l i s o n 1 6 5 f. sieht e i n e n H i n w e i s a u f d i e B e s c h n e i d u n g (unter B e z u g a u f IPetr 3 , 2 1 ) . In A p k 2 2 , 1 1 parallel m i t » U n r e c h t t u n « . M i t D i b e l i u s , K E K 1 4 4 f. D o r t a u c h a b g r e n z e n d z u a n d e r e n s y n t a k t i s c h e n Z u o r d n u n g e n ; s o bei W i n d i s c h , der a u c h Q i m a o i a v m i t x a x i a g v e r b i n d e t ( » d i e g a n z e S c h m u t z m a s s e d e r S c h l e c h t i g k e i t « ) . 224 V g l . P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 7 f. S o a u c h K l e i n 1 2 0 . 1 3 5 . B u r c h a r d , H N T z. S t . b e t o n t d i e O p p o s i t i o n z u » Z o r n « ; b e s t i m m t w e r d e hier d a m i t der »Wechsel, nicht das Leben danach«. 226 M i t K l e i n 1 2 0 A n m . 1 1 , d e r a u f a n a l o g e F o r m u l i e r u n g e n m i t öexoueii h i n w e i s t : I T h e s s 1,6 ( m i t F r e u d e ) ; A p g 1 7 , 1 1 ( m i t aller B e r e i t w i l l i g k e i t ) . V g l . a u c h S i r 3 , 1 7 a (»in S a n f t m u t v o l l b r i n g e d e i n e W e r k e « ) . A n d e r s Dibelius, K E K 144. 2 1 6
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Der U m g a n g mit dem Wort Gottes
Wirkkraft, während in V. 21a.22 f. der Mensch in die Aktivität gegenüber dem Logos tritt. Einzigartig im N T ist die Qualifizierung £Uxpuxog. 7 In der Auslegung stehen sich drei Positionen gegenüber. (1) Jak nehme auf die hellenistische, besonders stoische Lehre von der »angeborenen, von Natur aus eingepflanzten Vernunft« Bezug. Auch wenn terminologische Anleihen bei der Stoa gemacht worden sein sollten, so steht dieser Interpretation das »retten können« entgegen; davon redet die Stoa nicht. (2) Im Hintergrund stehe deuteronomistische T r a d i t i o n , ausgehend von Dtn 30,1.11-14; vgl. Jer 33,31; Sach 1,6; Ps 37,31; Prov 3,1. Kernpunkt sei, daß Gottes Wort uns nahe, im Herzen sei und wir es beherzigen sollen; futurisch gewendet in Jer 3 1 . Auch für Jak bezeichne das Wort in erster Linie »Gesetz« auf der dtn. L i n i e . Man muß freilich unterscheiden zwischen »Einstiftung des Wortes« (so Jer 31) und der Internalisierung des Gesetzes durch die F r o m m e n . Weil bereits im N T Dtn 30,14 im Sinn von »Wort des Glaubens« aufgegriffen wird (Rom 10,8), ist es wenig wahrscheinlich, daß Jak direkt und unabhängig auf die atl.-jüd. Linie zurückgriff. Vielmehr ist die Position (3) vorzuziehen, die »eingepflanztes Wort« auf die christliche Konversion zurückführt, unbeschadet einer christlichen Transformation der Aussagen von D t n 30 usw. ^ D a n n steht »Wort« hier nicht (einfach) für »Gesetz«, sondern für die »rettende B o t s c h a f t « . Die Christen haben das Wort angenommen als Wort Gottes, nicht als Wort der Menschen, und es w i r k t in ihnen (lThess 2,13). Das Wort wird in die Menschen »gesät« (Mk 4,15; M t 13,19; Lk 8,11 f. 15), »geschrieben« ( l C l e m 2,8; vgl. HermS 8,3,3 [=69,3]); ja, die Gnade der Geistesgabe bzw. die Gabe der Lehre wird »eingepflanzt« (euxpmoc;: Barn 1,2; 9 , 9 ) . D e m entspricht in IPetr 1,23 der »unvergängliche Same«, aus dem die Christen »wiedergeboren« s i n d . Auch die Herleitung von »eingepflanztes Wort« verweist demnach auf dieselbe Tradition wie bei den anderen Elementen von 1,21, nämlich auf die christliche Konversion. Bei der Bekehrung erhielten die Adressaten eine sie im Inneren verändernde »Eingebung« von Gott her. 22
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D a s A d j . k o m m t in L X X u n d N T n u r n o c h W e i s h 1 2 , 1 0 ( » a n g e b o r e n e S c h l e c h t i g k e i t « ) vor. Ä h n l i c h e n e g a tive A n l a g e n n e n n t P h i l o I m m 1 0 1 ; F u g 1 2 2 ; S p e c L e g 1 3 8 ; V i r t 2 3 ; P r a e m 5. » A n g e b o r e n « a u c h P s P h o k y l 1 2 8 ; J o s e p h Bell 1,88; A n t 1 6 , 2 3 2 ; J u s t A p o l II 8. D a h i n t e r steht g u t g r i e c h . T r a d i t i o n ( L - S - J 5 5 1 ) .
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Vgl. Klein 135-137. N ä h e r e s bei K l e i n 1 3 5 A n m . 9 3 ; J a c k s o n - M c C a b e , G o s p e l ; vgl. V o u g a 6 3 . ° K l e i n 1 3 6 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 2 ; vgl. K o n r a d t , E x i s t e n z 7 8 f. W e i t e r e B e l e g s t e l l e n bei K l e i n 1 3 6 A n m . 9 8 - 1 0 0 . S o K l e i n 1 3 7 ; vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 2 . S o d i e K r i t i k d u r c h K o n r a d t , E x i s t e n z 7 8 . 4 E s r 9 , 3 1 redet v o m E i n s ä e n d e r T o r a ; 4 Q 5 0 4 F r g . 1 K o l . II 13 ( M a i e r II 6 0 7 ) v o m E i n p f l a n z e n d e r T o r a ins H e r z . Sir 2 4 , 1 2 d a g e g e n h a n d e l t v o m » W u r z e l n d e r W e i s h e i t « in G o t t e s V o l k . V g l . v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 7 0 : d a s A d j e k t i v k a n n » a n - , e i n g e b o r e n « oder auch »eingepflanzt« bedeuten.
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Z u r b r e i t e n R e z e p t i o n v o n D t n 3 0 , 1 1 - 1 4 bei P h i l o s. K o n r a d t , E x i s t e n z 7 8 A n m . 2 5 9 . M i t K o n r a d t , E x i s t e n z 7 9 ; ä h n l i c h M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 2 f.; S c h n i d e r 4 8 f. 236 y G e m ü n d e n , E i n s i c h t 7: E u ^ u x o g X ö y o g ist A n t i p o d e d e r kmQv\xia. » D i e G e b u r t . . . d u r c h d a s W o r t d e r W a h r h e i t ist i m L e b e n d e s C h r i s t e n i m m e r w i e d e r d u r c h d i e A n n a h m e d e s in d e r K o n v e r s i o n e i n g e b o r e n e n bzw. e i n g e p f l a n z t e n W o r t e s ... z u a k t u a l i s i e r e n . « N a c h J o h 5 , 3 8 ; l j o h 1 , 1 0 b l e i b t d a s W o r t in u n s .
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V g l . a u c h Rom 6 , 5 o v u x p m o i , p e r s o n a l v e r s t a n d e n , i m K o n t e x t d e r T a u f e . H a n s H ü b n e r : E W N T I I I 8 2 4 . So auch Konradt, Existenz 79.
135
1,21-22 240
Die Metaphorik oszilliert zwischen »Pflanzung« (Agrikultur) und »Erzeugen/ G e b ä r e n « (vgl. V. 18). Eine strikte Abgrenzung zu ziehen, ist schwierig, weil beide Bilder physiomorph sind; für »Geburt« spricht die Beziehung zu V. 18 (ämKvr]OEv). Das aktivische »ablegen/annehmen« gehört dagegen in die Gewand-Metaphorik, die in der Tauftradition verbreitet ist (Kol 3,8 f f . ) . Allerdings modifiziert Jak die Bild welt durch die - auch logisch schwierige - Kombination zwischen »annehmen« und »eingepflanztes Wort«; aktivische und passivische, sozio- und physiomorphe Faktoren überlagern einander. Wie kann man etwas »Eingepflanztes«, gar mit der Neugeburt »Angeborenes« »annehmen«? Dieselbe Problematik ergibt sich in der Fortsetzung V. 22 f. bei »das Wort tun«. Solche Probleme werden anscheinend jedoch der jak Intention untergeordnet; ihm ist darin gelegen, daß Gottes Gaben (auch der Glaube: 2,14 ff.) in die Tat umgesetzt werden. Insofern bedeutet öexoum mehr als »akzep tieren«, nämlich: die Gabe aufgreifen, nutzen und praktizieren. 3 - Einstweilen (V. 21c) betont Jak jedoch die Rettungskraft dieses W o r t e s . Dabei steht öuvauxxi nicht für eine bloße Möglichkeit, sondern für die K r a f t . 5 Die Blickrichtung dürfte dabei eschatologisch sein; das entspricht der allgemeinen Perspektive bei Jak (so etwa 1,12). Abgesehen von der umstrittenen Stelle 5,15, ist oco^eiv (4,12; 5,20; ebenso wohl auch 2,14) auf die Vollendung hin - auch in bezug auf das Endgericht (vgl. 2.12 f.; 4,9 f.) - ausgerichtet. Wer sich an dieses »Wort« hält, verfügt über die Kraft quelle, die ihn durchträgt und ihm die Zielorientierung vermittelt. 22 Der Vers enthält eine (durch uovov eingeschränkte) Gegenüberstellung des Verhaltens in bezug auf den Logos (als dessen Täter bzw. Hörer) sowie eine warnende Kommentie rung im Part., stilistisch als etymologische Paronomasie XÖYog/jtaQaX,oyi^8O0aL gestaltet. Die Wortwahl weist Besonderheiten auf. Von sechs ntl. Belegen für JtoiT]tf|g finden sich vier bei Jak (1,22.23.25; 4 , 1 1 ) , sonst im Sinn von »Täter« nur R o m 2.13 (»des Gesetzes«), daneben »Dichter« in Apg 17,28. IIoir]Tr|c; als »Täter« ist Semi tismus. Ganz parallel liegt der Befund bei dxQoatr|g; es kommt im N T nur Jak 1,22.23.25 und R o m 2,13 vor. Selten im N T ist JtaQaX,oyi^8o6ai (nur noch Kol 2 , 4 ) . 9 Ein uovov verwendet Jak noch in 2,24, ebenfalls bei einer Verneinung. Obwohl in der L X X nur I M a k k 2,67 das Syntagma »Täter des Gesetzes« ^ vor kommt, ist es für die atl.-jüd. Tradition selbstverständlich, daß Gottes Wort(e)/ Gesetz zu tun i s t / s i n d . Die Formulierung »nur Hörer, nicht auch Täter« ist in die241
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G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 7 0 f.
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Einseitig betont von Konradt, Existenz 7 8 . D o r t freilich » a u s z i e h e n / a n z i e h e n « . 3 V g l . Baker 9 1 .
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V g l . Mußner, Jakobusbrief 29; Frankemölle, Ö T K 3 3 9 .
IloLTiaig i m N T n u r J a k 1,25.
» E b e n s o D i b e l i u s , K E K 1 4 6 ; W i n d i s c h z. S t . ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 4 . D a s W o r t fehlt bei P h i l o ; in d e n atl P s e u d e p i g r a p h e n n u r P s S a l 4 , 1 1 u n d F r g M a n 2 , 2 3 , 3 . »Tun des Gesetzes« auch Sir 1 9 , 2 1 . 51 H e r b e r t B r a u n : T h W N T V I 4 6 7 f. S o E x 2 4 , 3 ; L e v 1 8 , 5 (zitiert in G a l 3 , 1 2 ) ; D t n 2 8 , 5 8 ; 2 9 , 2 9 ; 3 0 , 8 ff.; E z e c h 3 3 , 3 2 ; S i r 1 5 , 1 5 ; 1 9 , 2 0 ( a l l g e m e i n e r g e h a l t e n : S i r 3 , 1 ; 5 1 , 1 8 ; Prov 6 , 3 ) ; A b o t h 1,17; 5 , 1 4 ; 7 , 2 6 f. u . a .
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B u r c h a r d , H N T z. S t . : » M i t d e m W o r t d e r W a h r h e i t h a t G o t t d e n C h r i s t e n m e n s c h e n also n i c h t n u r m i t W i s s e n als M a c h t a u s g e r ü s t e t , s o n d e r n m i t einer K r a f t a n l a g e ... E s ist d a s G e g e n s t ü c k z u r B e g i e r d e « . M i t Konradt, Existenz 80.
136
Der U m g a n g mit d e m Wort Gottes 2
ser Gestalt freilich christlich, nicht j ü d i s c h . ^ Sie begegnet neben R o m 2,13 speziell in der Jesus-Tradition 53 (Mt 7,21 ff.; Lk 8,15; 11,28; vgl. M t 5,19). J a k legt auch sonst Wert auf das Tun (neben 1,22 f. 25 noch 2,12.13; 3,18; 4,17; 5,15); auf dem Tun liegt Heilsverheißung (so auch M t 7; Lk 8; R o m 2,13; vgl. Sir 3,1). Man darf annehmen, daß J a k hier von der jesuanisch-frühchristlichen Tradition, die ihrerseits auf der jüd. beruht, beeinflußt wurde. In dieser Tradition ist das » W o r t « 5 4 immer zugleich Gabe wie Aufgabe. Gottes Wort erschließt den Weg zum Leben, und als sol ches muß es auch befolgt werden. Indikativ und Imperativ sind nicht voneinander zu trennen oder gar gegeneinander auszuspielen. Weil Jak im Blick auf die Adressaten das Tun hervorheben muß, begnügt er sich mit kurzen Strichen bei der Darlegung der heilschaffenden Kraft des Wortes. Wie in Kap 2 ausgeführt wird, haben seine Adressaten noch einiges zu lernen in puncto praxis pietatis. Gleichwohl ist yiveoQz kaum ingressiv gemeint (»werdet [nun endlich mal] Täter . . . « ) , sondern betont ein aktives Sein (»seid also«). Die Partikel öe bedeutet hier etwa »also nun«. Es gehört zu den Eigentümlichkeiten des Menschen, sich selbst zu betrügen. naQaXoyi^8O0ai b e d e u t e t ^ : falsches Spiel treiben (z. B. mit Lohn: Gen 3 1 , 4 1 ; mit Jesu Geboten: 2Clem 17,6), betrügen (parallel mit Heuchelei: Ign M g 3,2), täuschen (durch falsche Vbrspielungen: Kol 2,4). Im reflexiven Gebrauch sind Täter und Opfer identisch. Diese Gespaltenheit 57 begegnet bei Jak auch in öiipuxog (1,8; 4,8). Neben der allgemein anthropologischen Problematik gibt es die spezielle Gefährdung beim frommen Menschen, stehen zu bleiben bei der spirituellen Initialerfahrung, d. h. beim Hören, Nur-Reden (auch im Sinn der Anrufung Gottes, vgl. M t 7,21) oder beim »schon Satt-Sein« ( I K o r 4,8), und zu meinen, das Wesentliche sei bereits er reicht. Die Heilserfahrung ist vielmehr, recht besehen, immer der Anfang eines Weges, wo es zu »wachsen, reifen« 58 (IKor 3,1 ff.; Hebr 5, 12; Kol 1,11.28 u. a.) und zu »bleiben« (Joh 8,31 ff) gilt. Die Dialektik des »schon - noch nicht« will immer wieder gelernt und in die Praxis umgesetzt sein. Das Problem der Selbsttäuschung treibt Jak verschiedentlich um (so 1,6-8.13.26; 2,9 ff 18 ff; 3,9-12.14; 4,3 ffll f. 13 ff; 5,1 ff); der Mensch ist aus sich selbst angefochten. Dieser Aspekt ist Jak so wichtig, daß er ihn (in bezug auf »Hörer und Täter«) in V. 22-25 negativ und positiv weiter entfaltet. 23a D e m Imperativ in V. 22 folgt eine Begründung in der Form eines Konditionalsatzes im Indikativ. Die Aufforderung im Plur, etwas zu sein bzw. zu werden, wird transponiert in die Betrachtung eines konkreten Exempels (ei'Tic;), wie es denn aussieht, wenn jemand (»nur« von V. 22 wird nicht wiederholt) ein Hörer und nicht ein Täter des Wortes ist. Die vorangehende Aufforderung bedarf offen sichtlich einer begründenden Erklärung; selbst wenn Jak hier auf Jesus-Tradition (wie 2
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S. o. T r a d i t i o n s a n a l y s e .
53 V g l . H a r t i n , S a y i n g s 1 7 0 f.
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E s ist n i c h t n ö t i g , X ö y o g hier als » G e b o t « - i m G e g e n s a t z z u V. 1 8 . 2 1 - z u fassen; g e g e n M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 4 f.
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Mit Davids, C o m m e n t a r y 96.
56 B a u e r - A . 1 2 5 3 .
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F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 9 , r e d e t m i t R e c h t v o n S c h i z o p h r e n i e . D e r M e n s c h l e b t in einer S c h e i n w i r k l i c h k e i t . Vgl. Zmijewski; Schule.
258 V g l . P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 5 f.
137
l,23a-24
Mt 7,21.24.26) zurückgreifen konnte, genügt die Aussage als solche noch nicht. Sie benötigt vielmehr für ihre Evidenz einen Vergleichsfall - wie ganz entsprechend im Schlußdoppelgleichnis der Bergpredigt/Feldrede. Das Vergleichsmaterial wird hier wie dort einem völlig anderen Erlebensbereich entnommen; Jak bringt (in V. 23b-24) nicht etwa einen unmittelbar einschlägigen Demonstrationsfall aus der Gemeinde praxis, wie das in 2,2-4.15 f. geschehen wird. V. 23a enthält im übrigen kein neues Material über V. 2 2 hinaus. Notierenswert bleibt die Beziehung auf den Logos (anders dann in V. 25). Der Konditionalsatz leitet die Frage ein, was geschieht, wenn jemand das Wort nicht »tut«. Der folgende Vergleich steht demnach unter der Per spektive »Unterlassen des Tuns«; diese Beobachtung ist für die sachgemäße Erfassung von V. 23b-25 wichtig. 23b-24 Jetzt folgt die Darlegung des in V. 23a eingeleite ten Vergleichs, der zunächst (V. 23b) lediglich die Beschreibung einer bestimmten Tätigkeit enthält: Jemand beschaut sein Gesicht in einem Spiegel. Die Formulierung 801X8V + Dativ wird dann durch einen weiteren Hauptsatz (V. 24) näher ausge führt, der die dargestellte Tätigkeit sowohl in der Sache fortsetzt (der Betrachtung folgen das Fortgehen und das Vergessen) als auch begründet (ydg); erst diese begrün dende Explikation legt den soeben beschriebenen Fall als Verstehenshilfe für die Behauptung von V. 22-23a aus. Ohne V. 24 bliebe V. 23a als logisches Beweismittel stumm. Das tertium comparationis ergibt sich demnach aus dem in V. 24 notierten Vorgang: »Wer nicht nach dem Wort handelt, dem bleibt vom Gehörten soviel, wie dem der sich im Spiegel beschaut, von seinem Spiegelbild: er vergißt e s « . Aufgrund der Formulierungen JTQÖooojtov xfjg yevEoeiDC, amov (V. 23) und ojtolog fjv (V. 24) hat man nun freilich gefolgert, die Spiegelmetapher ziele auf die Selbsterkenntnis , die auf diesem Weg jedoch nicht zu erlangen sei (sondern nur durch die ausdauernde Gesetzesbetrachtung, V. 2 5 ) . Das würde dann über ein einfaches tertium compa rationis (wie soeben dargelegt) hinausreichen. Beschreibt also V. 23b.24 »den Nor m a l f a l l « , oder steckt ein tieferer Aspekt darin? Zu Recht verweist man darauf, daß xaxavoetv nicht ein flüchtiges, oberflächliches Betrachten m e i n t und daß es in V. 24 nicht heißt »wie er aussah«, sondern »was für einer er w a r « . Aber ist in V. 23 der Genitiv xfjg yeveaecog wirklich überschießend, »überflüssig, nachklappend« ? Dient also »Spiegel« nicht (bzw. nicht nur) als Metapher der Vergänglichkeit , geht es Jak in der Tat um Selbsterkenntnis? - Nun verwendet Jak in dem formal kor respondieren Stück 1,6b den Vergleich auf das tertium comparationis hin, wobei die 259
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E b e n s o i n 1,6, d o r t als B e l e g f ü r d e n Zweifel, d e r n i c h t s e m p f ä n g t (V. 7 ) . D i b e l i u s , K E K 1 4 7 ; v g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 1 7 4 . B u r c h a r d , H N T z. S t . fragt: » A b e r v e r g i ß t e i n S p i e g e l g u c k e r i n d e r R e g e l s o f o r t ? A n t i k e B e l e g e s c h e i n t es n i c h t z u g e b e n « . V g l . d e n E x k u r s d o r t z u 1 , 2 3 f. (Hintergrund des Spiegelbildes).
261 V g l . V o u g a 6 5 m i t V e r w e i s a u f H i 3 7 , 1 8 ; S i r 1 2 , 1 1 ; W e i s h 7 , 2 6 ; S e n e c a N a t u r a l e s q u a e s t i o n e s I 1 7 , 4 ; E p i c Diss II 1 4 , 2 1 . 262 V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 1 7 4 f.; Schlatter, B r i e f z. S t . 2 6 3
K o n r a d t , Existenz 174: »nicht einen törichten Menschen«. Vgl. Cargal, Restoring 1 0 3 .
2 6 4
Z . B. Laws, C o m m e n t a r y 86.
2 6 5
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 0 : »zielt also a u c h a u f d i e i n n e r e B e s c h a f f e n h e i t « .
266 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 0 f.; er v e r n e i n t d i e F r a g e u n d zieht b e s o n d e r s 1 , 1 1 h e r a n ( » S c h ö n h e i t d e s A u s s e h e n s « ) ; z u d e m w e r d e i n 1 , 2 3 d u r c h jtoöocoJtov e i n U b e r g a n g z u 2 , 1 . 9 2 6
7 S o TestHi 33,8. Vgl. Konradt, Existenz 1 7 4 A n m . 18.
angebahnt.
III. D e r U m g a n g m i t d e m W o r t G o t t e s
138
Vergleichsteile »Mensch/Welle« eine klare Differenzierung erlauben (der Zweifelnde ist genauso haltlos wie das Meeresgewoge). Das legt auch für l,23b.24 eine Begrenzung auf den Vergleichspunkt »es bleibt nichts« zumindest nahe. Das Syntagma JTQOGWJTOV tfjg yeveöewg amov braucht nicht mehr zu bedeuten als »das Aussehen, das er von Geburt aus h a t « . In eine solche »einfache« Interpretationsrichtung weist auch die (reflexive) Wiederaufnahme der Aussage in V. 24a: »er betrachtete sich selbst« (xax8vör]ö8v 8<XUT6V, dasselbe Verb wie in V. 23b). Andere wollen darüber hinausgehen ^ und in xfjg yeveöewg avxov einen Hinweis auf die imago Dei, also auf Gottes Schöpfungsintention , oder auf soziale R o l l e n sehen. Auch die Beziehung von yeveoig zur christlichen Neugeburt (1,18) wurde erwogen; dann würde es in V. 23 f. »um das Vergessen der dem Christen durch Gottes Heilshandeln bereits zukommenden Beschaffenheit« g e h e n . Erforderlich sind solche Erwägungen jedoch nicht; die Ge fahr einer allegorischen »Eisegese« liegt allzu n a h e . Der Vergleich zielt also nicht auf zwei Arten der Selbsterkenntnis, sondern auf das Vergängliche, das sich im Vergessen ausprägt. 268
26
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273
»Vollkommenes
Gesetz der
Freiheit«
D a s D o p p e l s y n t a g m a vöuog xeXeiog/6 xfjg etauGepiag (1,25) bzw. die einfache Version vouog eXeuSegiag (2,12) ist G e g e n s t a n d vielfacher kontroverser E r ö r t e r u n g g e w o r d e n . Festzuhalten ist
zunächst n o c h einmal, d a ß weder vöfiog xeXeiog n o c h vofiog eXeuGepiag in dieser F o r m u l i e r u n g s o n s t i n d e r g e s a m t e n antiken Literatur v o r k o m m e n . B e i d e F o r m u l i e r u n g e n s i n d d e m n a c h nicht o h n e weiteres a u f g r u n d v o n V o r g a b e n auflösbar. - In d e r F o r s c h u n g finden sich sehr differente L ö s u n g s a n s ä t z e , die a u f u n t e r s c h i e d l i c h e n W e g e n u n t e r n o m m e n w u r d e n , teils stärker a u f s y n c h r o ner, teils eher a u f d i a c h r o n e r E b e n e . D a b e i spielen nicht n u r die jeweiligen E r g e b n i s s e bei 1,18.21 (zu W o r t , G e s e t z usw.) m i t eine Rolle, s o n d e r n d a r ü b e r h i n a u s a u c h weitreichende E i n s c h ä t z u n g e n der G e s e t z e s t h e m a t i k i m J u d e n t u m u n d frühen C h r i s t e n t u m . 1. B e i vö^iog xeXeiog ist das Adjektiv unterschiedlich interpretiert w o r d e n : » v o l l k o m m e n , weil es v o n G o t t s t a m m t « ; i m G e g e n s a t z » z u m u n v o l l k o m m e n e n (rituellen) G e s e t z des A T « ; » i m S i n n e seiner G a n z h e i t « (wie öXog in 2 , 1 0 ) ; weil es »ein inklusives K o n z e p t ist, d a s d i e Vorschriftsunterweisung des A l t e n u n d N e u e n T e s t a m e n t s u m f a ß t « ; weil es das v o n J e r u n d E z ver2 7 4
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2 6 8
Dibelius, K E K 148; Davids, C o m m e n t a r y 98; Johnson, Mirror 6 3 4 ; Mußner, Jakobusbrief 145; Laws, Commentary 86. Vgl. Cargal, Restoring 102. V g l . M a r t i n , W B C 5 0 ; S i d e b o t t o m 3 5 ; S c h n i d e r z. S t . V g l . V o u g a 6 5 . Evtl. sei eine versteckte Ironie enthalten: y^VEOig als »edles G e s c h l e c h t « ; vgl. A . Kretzer: E W N T I 8 8 2 - 8 8 4 ; » w a s b i n ich!«. K o n r a d t , E x i s t e n z 1 7 5 . D a g e g e n s p r i c h t j e d o c h d a s T e m p u s »was für einer er war«. A u c h d i e D i a g r a m m e z u r Parallelität v o n V. 2 3 - 2 4 u n d 2 5 bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 6 ; M a r t i n , W B C 5 0 f.; u n d J o h n s o n , M i r r o r 6 3 4 , e n t g e h e n d e r G e f a h r nicht g a n z . G e g e n Allegorese a u c h B a k e r 9 4 . 274 Y g i j F r a n k e m ö l l e , G e s e t z 1 7 7 - 1 8 0 ; Karrer, P r ü f u n g 1 7 4 - 1 7 7 ( » D a s G e s e t z d e s J a k i s t . . . v o n v o r n h e r ein christlich e i n z u o r d n e n « , 1 7 7 ) ; G o p p e l t 5 3 3 ff. S c h n i d e r 5 1 ; vgl. F a b r i s 1 5 4 ff. 1 8 0 . B e i S c h n i d e r rindet sich z u d e m a u c h »weil es d i e g a n z e W ü r d e d e s Menschen schützt«. Vollenweider 1 8 5 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 9 . Schräge, Ethik 2 9 3 ; ebenso Schulz 6 4 5 : »das ganze Gesetz i m Unterschied zu den Einzelgeboten«. Gustav S t ä h l i n : T h W N T V I I I 7 5 : parallel z u öXöxfo'iQog in 1,4. V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 8 7 . d u Plessis 2 3 7 ( m i t B e z u g a u f Pss 19 u n d 1 1 9 ) . 2 6 9
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» V o l l k o m m e n e s G e s e t z der Freiheit«
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2 7 9
heißene, v o n G o t t in unsere H e r z e n gepflanzte G e s e t z i s t ; »weil es d e n M e n s c h e n g a n z für seinen S c h ö p f e r in A n s p r u c h n i m m t « ; als eschatologisches G e s e t z , i m xeXoq v e r a n k e r t ; »das G e s e t z , w o d u r c h das v o l l k o m m e n e Werk, d. h. der totale G e h o r s a m g e g e n G o t t , e r m ö g l i c h t w i r d « . Interpretiert wird es a u c h aus ntl. Q u e r v e r w e i s e n , speziell » G e s e t z C h r i s t i « ( G a l 6 , 2 ; vgl. I K o r 9 , 2 1 ; R o m 3 , 2 7 ; 8 , 2 ; Bergpredigt; H e b r ) . Alle Versuche verdeutlichen d a s m e t h o d o l o g i sche P r o b l e m des a n g e m e s s e n e n A n s a t z p u n k t e s . - B e i vo\iog eXevSegiag stellt sich das P r o b l e m der A u f l ö s u n g des Genitivs D e n k b a r ist: G e n . o b i e c t i v u s , q u a l i t a t i s , originis bzw. s u b i e c tivus o d e r ein » G e n . des Zweckes u n d der R i c h t u n g « . J a k formuliert übrigens nicht partizipial »befreiendes G e s e t z « ( v o u o g eX,£v6eQü)v) u n d a u c h nicht personal » G e s e t z der Freien« ( v ö u o g ekevQzQiöv). A u c h hier stellt sich die Frage n a c h e i n e m a n g e m e s s e n e n A n s a t z p u n k t . M e t h o d i s c h gesehen, sollte die A u f l ö s u n g des G e n . nicht a m A n f a n g s t e h e n ; sie k a n n sich n u r aus anderen B e o b a c h t u n g e n ergeben. - E s ergibt sich: B e i d e W e n d u n g e n ( v o l l k o m m e n e s G e s e t z , G e s e t z der Freiheit) k ö n n e n nicht aus sich selbst heraus definiert werden. D a s gilt für die B e s t i m m u n g des 2 8 0
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Adjektivs xeXeioc; ebenso wie für die des G e n . xfjg e^euBepiac;. 290
2 . A u f d e m W e g der »semantischen Kontextanalyse« wird vor allem die R e l a t i o n z u m » W o r t der Wahrheit« (V. 18) u n d z u m »eingepflanzten W o r t « (V. 2 1 ) h e r v o r g e h o b e n . Für H . Frank e m ö l l e z. B . ist das » G e s e t z der Freiheit« m i t d e m » W o r t « i d e n t i s c h . J a k verstehe » G e s e t z « theozentrisch, nicht a n t h r o p o l o g i s c h . I h m gehe es » u m die Q u a l i t ä t der Freiheit der T o r a selbst«, wohl »ausgelöst d u r c h die s c h ö p f u n g t h e o l o g i s c h e A u s s a g e in 1,17 f . « . Inhaltlich sei »Sozialethik in ekklesialer Perspektive« (s. 2 , 1 fT.) g e m e i n t . M i t R. Heiligenthal wird gefolgert, » d a ß G l a u b e u n d G e s e t z ... z u m i n d e s t funktional identisch< s e i e n « . A u c h M . K o n r a d t stellt die R e l a t i o n zu V. 1 8 . 2 1 heraus, lehnt aber eine A u s t a u s c h b a r k e i t der Begriffe a b . V i e l m e h r beziehe sich » W o r t « a u f G o t t e s H e i l s h a n d e l n , » G e s e t z « a u f das » d a r a u f a u f b a u e n d e ( n ) bzw. darin e i n s t i m m e n d e ( n ) T u n des M e n s c h e n « . J a k rede v o n der Freiheit des C h r i s t e n , der das G e s e t z b e f o l g t . Der Rückbezug a u f V. 18 ff., j a a u f V. 13 ff. verweise für V. 2 5 a u f die »rechte A n n a h m e des euxpirtoc; Xöyog 291
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9 Fabris p a s s i m ; H a n s H ü b n e r : E W N T III 8 2 4 . 280 G o p p e l t 5 3 5 ; vgl. K u r t N i e d e r w i m m e r : E W N T I 1 0 5 8 . H . Preisker, D a s E t h o s des U r c h r i s t e n t u m s , G ü t e r s l o h 2 . Aufl. 1 9 4 9 , 1 3 3 . 282 T s u j i 1 1 1 . 283 M a y o r 7 3 . S t u h l m a c h e r , G e s e t z , v e r w e n d e t n u r d e n Titel o h n e näheren B e z u g a u f J a k . Eigenartigerweise w i r d diese F r a g e n u r w e n i g beachtet; vgl. S c h n a c k e n b u r g , B o t s c h a f t I I 2 1 3 f.; K o n r a d t , E x i s t e n z 9 3 - 1 0 0 ; F r a n k e m ö l l e , G e s e t z 2 0 5 f. 285 I m S i n n e v o n » G e s e t z , d a s zur Freiheit führt«; s o D i b e l i u s , K E K 1 4 8 ff.; D a v i d s , C o m m e n t a r y 9 9 ; G e r h a r d Delling: T h W N T V I I I 7 5 ; H a n s H ü b n e r : E W N T III 8 2 4 . 286 D a h i n tendiert F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 6 . 3 5 3 (das G e s e t z ist Freiheit); »freies G e s e t z « , a n a l o g 5 , 1 5 ( » G e b e t des G l a u b e n s « ) ; 3 5 4 : Freiheit des Gesetzes. D a g e g e n w e n d e t sich K o n r a d t , E x i s t e n z 9 5 . Als » G e s e t z , d a s aus der Freiheit s t a m m t « . - H i e b e r t , Epistle 1 3 7 , schreibt zwar » s u b j . « , m e i n t aber » o b j « : » . . . d e n o t i n g that this law p r o d u c e s t h e experience o f f r e e d o m « . 288 S c h n a c k e n b u r g , B o t s c h a f t II 2 1 3 : »das zur Freiheit fuhrt«, w a s nicht alternativ zu e i n e m G e n . qualitatis stehen müsse. 289 L e i d e r w i r d d a s nicht i m m e r g e n ü g e n d beachtet; z u m e i s t greift m a n allzu schnell n a c h d e r L ö s u n g »das G e s e t z , d a s befreit«; s o a u c h wieder z. B . M a r t i n , W B C 5 0 ; Wall 8 3 . 290 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 5 2 , u. a. 291 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 5 3 ; vgl. H o p p e 94; C a r g a l , R e s t o r i n g 104; K l e i n 144; J o h n s o n , M i r r o r 6 3 4 (vgl. a u c h 1,17 » v o l l k o m m e n e G a b e « ) ; K o n r a d t , E x i s t e n z 9 5 f. 292 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 5 3 - 3 5 5 . 293 E b d . 3 5 4 . 294 E b d . 3 5 5 . 295 Heiligenthal 3 1 . 296 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 5 5 . D a b e i b e t o n e » G l a u b e « d e n a n t h r o p o l o g i s c h e n , » G e s e t z « d e n theozentrischen Aspekt. K o n r a d t , E x i s t e n z 7 1 f. E b e n s o G o p p e l t 5 3 3 . 298 K o n r a d t , E x i s t e n z 7 2 . 299 E b d . 9 5 . I n » G e s e t z der Freiheit« liege kein G e n . qualitatis vor.
2 8 1
2 8 4
2 8 7
2 9 7
III. D e r U m g a n g m i t d e m W o r t G o t t e s
140
n a c h seiner i m p e r a t i v i s c h e n S e i t e «
3 0 0
; d e r C h r i s t - v o n i h m , n i c h t v o m M e n s c h e n a l l g e m e i n sei
hier d i e R e d e - trete »in d i e d u r c h d a s W o r t vermittelte Freiheit v o n d e r B e g i e r d e ein« u n d ergrei fe d i e » M ö g l i c h k e i t d e s T u n s d e s v o m G e s e t z g e w i e s e n e n G u t e n « .
3 0 1
I m Gericht (2,12) werde dann
» ü b e r p r ü f t , o b ein C h r i s t e n m e n s c h d i e d u r c h d a s G e s e t z e r m ö g l i c h t e Freiheit b e w a h r t h a t « . 3. W ä h r e n d e t w a F r a n k e m ö l l e u n d K o n r a d t d e n diachronen halten
3 0 3
, a k z e n t u i e r e n d e s s e n Vertreter teils eher d e n h e l l e n i s t i s c h - s t o i s c h e n , d e n a t l . - j ü d .
jesuanischen oder den paulinischen Hintergrund.
3 0 2
A s p e k t für w e i t g e h e n d irrelevant 3 0 4
, den
D a b e i spielt n i c h t n u r » G e s e t z der Freiheit«,
s o n d e r n a u c h » v o l l k o m m e n e s G e s e t z « eine R o l l e . - »Freiheit« ist ein urgriechischer T e r m i n u s .
3 0 5
C h a r a k t e r i s t i s c h ist dafür d i e F o r m u l i e r u n g : »Frei ist, wer lebt, w i e er will« ( E p i c D i s s . I V 1 , 1 ) 3 ° 6 , u n d zwar i m B e r e i c h d e r tot eqp' f|ulv, d e s u n s zur V e r f ü g u n g S t e h e n d e n . Frei ist d e r W e i s e , d e r m i t d e m g ö t t l i c h e n L o g o s u n d W i l l e n k o n f o r m g e h t . D i e Freiheit w i r d d u r c h G e s e t z e reguliert u n d b e s c h ü t z t ; d i e b e i d e n E l e m e n t e s i n d also n i c h t G e g e n s ä t z e .
3 0 7
E s gilt, d e n g ö t t l i c h e n L o g o s - N o m o s
des K o s m o s z u f i n d e n , u n d zwar als B a s i s u n d R a h m e n der Freiheit. I m J u d e n t u m n i m m t speziell Philo solche G e d a n k e n a u f .
3 0 8
D e r S u c h e des Weisen nach d e m N o m o s entspricht jüdischerseits 3
die d e s F r o m m e n n a c h d e r T o r a ( = W e i s h e i t ) , d i e i h m ein G o t t gefälliges L e b e n e r m ö g l i c h t . ° 9 D e r E i n f l u ß dieser T r a d i t i o n a u f J a k w ü r d e eine I n t e r p r e t a t i o n
» G e s e t z , d a s Freiheit g e w ä h r t
und
bewahrt« nahelegen. 4 . M i t d i e s e m H i n t e r g r u n d w i r d oft e i n e
frühchristliche
Entwicklung
3 1
v e r b u n d e n . ° Für Krei
se, d i e d i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t d e m J u d e n t u m n i c h t s o s c h r o f f w i e P a u l u s geführt h ä t t e n , h a b e J e s u A u t o r i t ä t m i t d e r Z e i t d i e d e r T o r a überstrahlt; d i e W o r t e J e s u ( z u m a l d i e B e r g p r e digt
3 1 1
) seien z u m n e u e n G e s e t z g e w o r d e n . I m G e f o l g e v o n B e s t r e b u n g e n d e s h e l l e n i s t i s c h e n
J u d e n t u m s , das G e s e t z zu vereinfachen u n d , m i t Blick a u f die hellenistische Welt, die ethische K o m p e t e n z u n d Kompatibilität des Gesetzes herauszustellen
3 0 0
3 0 1
3 1 2
, h a b e m a n sich d e s R i t u a l g e s e t z e s
E b e n s o G o p p e l t 5 3 4 f.: es g e h e u m d i e R e l a t i o n z w i s c h e n I n d i k a t i v u n d I m p e r a t i v . Konradt, Existenz 9 5 .
3
02 E b d . 9 9 . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 5 4 : d a s S y n t a g m a ist n i c h t a u s j ü d . o d e r hellenistischer T r a d i t i o n a b l e i t b a r ; n i c h t n u r d i e F o r m u l i e r u n g , a u c h d e r G e d a n k e ist singulär. K o n r a d t , E x i s t e n z 9 7 , m e i n t d a g e g e n , es h a n d e l e sich w o h l u m s t o i s c h e s G e d a n k e n g u t , d a s d u r c h d a s (hellenistische) J u d e n t u m v e r m i t t e l t w u r d e , a b e r v o n J a k » e r s t m a l s begrifflich a u f d e n P u n k t g e b r a c h t « w u r d e . 304 V e r s u c h e , » G e s e t z d e r Freiheit« a u s j ü d . E r b e h e r z u l e i t e n (so z. B . F a b r i s ) , e n t b e h r e n d e r s i c h e r e n Basis; vgl. F. S t . J o n e s , » F r e i h e i t « i n d e n B r i e f e n d e s A p o s t e l s P a u l u s . E i n e h i s t o r i s c h e , exegetische u n d r e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e S t u d i e , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 8 7 , 2 2 0 f. A n m . 6 7 . Z u m e i s t w i r d A b o t h 6 , 2 zitiert ( E x 3 2 , 1 6 sollte cheruth [=Freiheit] g e l e s e n w e r d e n ; » d e n n es g i b t für d i c h k e i n e n F r e i e n a u ß e r d e m , d e r sich m i t d e m S t u d i u m d e r T o r a b e s c h ä f t i g t « ) . A b e r d i e Stelle ist s p ä t . A n d e r e T e x t e (wie E x R 1 2 , 2 » E r f ü h r t e s i e a u s d e r F i n s t e r n i s u n d d e m T o d e s s c h a t t e n , a u s d e m eisernen J o c h z u m J o c h d e r T o r a , a u s d e r Sklaverei i n d i e F r e i heit«) u n t e r s t r e i c h e n i n erster L i n i e d i e e n g e V e r b i n d u n g z w i s c h e n E x o d u s u n d B e f r e i u n g . 305 V g l . Vollenweider; H e i n r i c h Schlier: T h W N T I I 4 8 4 - 5 0 0 ; J o n e s , Freiheit; H a n s W e r n e r B a r t s c h / R o m a n H e i l i g e n t h a l u. a.: T R E X I 4 9 7 - 5 1 1 ; D . N e s t l e : R A C V I I I 2 6 9 - 3 0 6 . D a s gilt u r s p r ü n g l i c h für d i e Polis, s p ä t e r für d e n E i n z e l n e n . E s f i n d e n sich s o g a r recht h ä u f i g F o r m u l i e r u n g e n m i t » G e s e t z + G e n . « ; v g l . H e r m a n n K l e i n k n e c h t : T h W N T I V 1 0 1 7 ; B a u e r - A . 1 0 9 7 ; V o l l e n w e i d e r 3 5 8 . » G e s e t z einer S t a d t « e t w a k a n n b e d e u t e n : d a s G e s e t z , d a s e i n e S t a d t e n t w i c k e l t e , d a s für sie c h a r a k t e r i s t i s c h ist u n d ihr L e b e n p r ä g t . S o speziell P h i l o P r o b . D e r S a t z » d i e m i t d e m G e s e t z l e b e n , s i n d frei« ( P r o b 4 5 ) , gelte i m e i g e n t l i c h e n S i n n n u r für d i e J u d e n . V g l . P o p k e s , L i b e r t y 1 3 9 f. 3 0 3
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V g l . e b d . 1 3 9 ; V o l l e n w e i d e r 1 2 3 ff. W i c h t i g e T e x t e w i e A r i s t , W e i s h , J o s A s b e n u t z e n e ^ E v O e o i a nicht; 4 M a k k n u r in 1 4 , 2 (s. d a z u D i b e l i u s , K E K 1 5 0 ) . S o e t w a D i b e l i u s , K E K 1 5 1 f. S o S t u h l m a c h e r , G e s e t z 2 3 9 ; s. bereits d e n U n t e r t i t e l seines A u f s a t z e s . V g l . N i e b u h r , G e s e t z ; vgl. A . d e Pury, Q o h e l e t et le c a n o n d e s k e t u b i m : C o l l o q u i u m B i b l i c u m L o v a n i e n s e 3 0 . J u l i - 1 . A u g . 1 9 9 7 ( » C e t t e t r o i s e m e p a r t i e d u c a n o n p a r a i t o r g a n i s e e s e l o n le p r i n c i p e d ' u n e a n t h o l o g i e d e g e n r e s litteraires, c o n c e p t b i e n atteste ä p a r t i r d e l ' e p o q u e h e l l e n i s t i q u e « ) , m i t B e z u g n a h m e a u f B . L a n g , » T h e Writings«: A Hellenistic Literary C a n o n in the H e b r e w Bible: L I S O R - S y m p o s i u m » C a n o n i z a t i o n and Decanonization«, Leiden Jan. 1997.
» V o l l k o m m e n e s Gesetz der Freiheit«
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314
entledigt. S o verstehe a u c h J a k d e n N o m o s als v o l l k o m m e n e s S i t t e n g e s e t z , u n d zwar g e g e n über d e m » u n v o l l k o m m e n e n G e s e t z der K n e c h t s c h a f t « . » D a s G e s e t z C h r i s t i wird d a g e g e n in L i e b e u n d Freiheit e r f ü l l t . « A u c h o h n e solche kultkritischen A s p e k t e w i r d festgestellt: » D i e d u r c h J e s u s C h r i s t u s g e w o n n e n e Freiheit v o m G e s e t z spricht d e m C h r i s t e n in der Erfüllung des Gesetzes Freiheit zu; in der Freiheit der L i e b e ... w i r d d a s G e s e t z der Freiheit e r f ü l l t . « Noch anders g e w e n d e t : G e s e t z m e i n e » d e n W i l l e n G o t t e s , der s o w o h l n a c h atl. wie ntl. E t h i k fordert, d e m Nächsten Gutes zu t u n . « Verschiedentlich wird a u f \p 1 8 , 8 B e z u g g e n o m m e n (»Das G e s e t z des H e r r n ist v o l l k o m m e n u n d w e n d e t d i e Seelen h e r u m , emoxQeqpcov. D i e W e i s u n g des H e r r n ist verläßlich u n d m a c h t d e n U n w i s s e n d e n weise«); d o r t steht j e d o c h ctpiofiog ( z u d e m p r ä dikativ), e n t s p r e c h e n d d e m hebräischen DDP (unversehrt, fehlerfrei, v o l l s t ä n d i g ) . D a m i t verknüpft m a n die Verheißung J e r 3 1 , 3 1 - 3 4 ; »es ist d a s G e s e t z der Freiheit, weil es d a s e s c h a t o l o g i s c h e G e s e t z i m S i n n e v o n J e r 3 1 , 3 1 ff. i s t . « D a s G e s e t z g e h ö r e wesenhaft: m i t Freiheit z u s a m m e n . O d e r , v o n xeA,eioc; her betrachtet: J a k d e n k e heilsgeschichtlich, n ä m l i c h a n d i e V o l l e n d u n g des Gesetzes d u r c h J e s u s ( M t 5 , 1 7 ) . In ähnlicher Weise wird diese L i n i e a u f M t 1 1 , 2 8 - 3 0 ; 1 7 , 2 6 hin gezogen. - E i n e spezielle Variante einer biblischen Intertextualität ist der R e k u r s a u f L e v 2 5 u n d D t n 15,1-11 (Sabbat- und Erlaßjahr). J a k h a b e die p r o p h e t i s c h e R e z e p t i o n dieser T r a d i t i o n (z. B . J e s 6 1 , 1 f.) ü b e r n o m m e n , w o n a c h d e n U n t e r d r ü c k t e n (s. J a k 1 , 2 6 - 2 , 1 1 ) Befreiung verheißen w i r d ( o b s c h o n es in L e v 2 5 dqpeoic; heiße, nicht eA,eu6eQia). D a s sei typisch für G o t t e s k o m m e n de Herrschaft (vgl. J u b 1 , 1 5 - 1 8 ; L k 4 , 1 4 - 3 0 ; 6 , 2 0 - 3 8 ; 1 1 , 2 - 4 ) , u n d g e r a d e d a s greife J a k m i t d e m A u s d r u c k vöuoc; ßaoiXixoc; ( 2 , 8 ) auf. D a s » G e s e t z der Freiheit« sei s o m i t d a s G e s e t z der k o m m e n d e n Gottesherrschaft ( 2 , 5 ) . 3 1 5
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5. Bezieht sich J a k a u f paulinische Tradition? G e r a d e d i e F o r m e l » G e s e t z der Freiheit« k ö n n t e in diese R i c h t u n g w e i s e n . D i e auffälligste Parallele bietet R o m 8 , 2 : » D e n n d a s G e s e t z des G e i s t e s des L e b e n s in C h r i s t u s J e s u s befreite (f|Xeu6eQü)oev) dich v o m G e s e t z der S ü n d e u n d des T o d e s « . Zweifellos ist der B e i t r a g des Paulus z u m T h e m a »Freiheit« der b e d e u t e n d s t e i m N T ; d a s gleiche gilt v o n » G e s e t z « . A b e r wie k ö n n t e m a n sich einen Z u s a m m e n h a n g m i t J a k vorstellen? - D e n k b a r ist (a) eine Traditionslinie, die »Freiheit« u n d » G e s e t z C h r i s t i « ( G a l 6 , 2 ; vgl. 5 , 1 3 ; R o m 8,2) ver bindet. E s k o m m e hinzu: D a s M o t i v v o m » G e r i c h t d u r c h d a s G e s e t z « ( J a k 2 , 1 2 ) ist der S t o a wie Philo fremd, nicht j e d o c h d e m frühen C h r i s t e n t u m , einschließlich P a u l u s . Allerdings v e r w e n d e 3 2 6
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V g l . j e d o c h a u c h C h e s t e r 3 7 : m a n d ü r f e e silentio nicht o h n e weiteres folgern, d a ß J a k d a s R i t u a l g e s e t z ver warf; d i e F r a g e m ü s s e vielmehr offen bleiben. D i b e l i u s , K E K 1 5 2 . S o a u c h wieder T s u j i 1 1 0 - 1 1 5 ; evtl. bestehe eine B e z i e h u n g z u d e n » H e l l e n i s t e n « der A p g ( 1 1 4 ) . T s u j i d e n k t d a n e b e n aber a u c h a n » N ä c h s t e n l i e b e « ( 1 1 1 f.). N o m o s stehe für d a s atl. G e s e t z , aber i m ethischen S i n n e . Vollenweider 1 8 5 . F ü r K l e i n 1 4 0 ist d a s nur ein N e b e n a s p e k t . ^ V o l l e n w e i d e r 185. H o p p e 9 7 ; w e d e r g e h e es u m »Freiheit v o m G e s e t z « n o c h u m »Freiheit d u r c h d a s G e s e t z « . Mußner, Jakobusbrief 107. 9 S o z. B . M a r t i n , W B C 5 1 ; vgl. a u c h H o p p e 9 5 . Fabris 2 3 9 , der d i e L i n i e h i n zur Weisheitstradition (Weish 9 , 1 7 ) verlängert. - D a s J u d e n t u m entwickelte allerdings keinen B e g r i f f eines » n e u e n Gesetzes der Freiheit« a u f der Basis v o n J e r 3 1 o d e r E z 3 6 , also i m S i n n e eines Gesetzes, d a s d e m » n e u e n B u n d « entsprechen w ü r d e . V g l . P o p k e s , L i b e r t y 1 4 0 . G o p p e l t 5 3 5 ; ü b e r n o m m e n v o n M a r t i n , W B C 5 1 . » E s fordert d e n M e n s c h e n so, d a ß es ihn zugleich d u r c h die G n a d e für e i n neues Verhalten frei m a c h t « ( G o p p e l t 5 3 5 ) . E b e n s o C a r g a l , R e s t o r i n g 1 0 4 . S o interpretiert G o p p e l t 5 3 5 d e n G e n . Mußner, Jakobusbrief 109. Fabris 2 4 0 ; d a z u k o m m e n n o c h J o h 8 , 3 2 ff.; M t 5 , 1 7 ; 7 , 1 2 ; 2 K o r 3 , 3 - 6 . 1 7 ; Rom 8,2.4; 1 3 , 8 - 1 0 ; G a l 5 , 1 4 (241). 5 Wall 9 3 - 9 9 . A n d e r s liegen die D i n g e in b e z u g a u f J o h ; w o er v o n Freiheit spricht ( 8 , 3 0 ff.), e r w ä h n t er d a s G e s e t z nicht, bzw. w o d a s » n e u e G e b o t « erscheint ( 1 3 , 3 4 ; 1 5 , 1 2 ; l j o h 2 , 7 f. u. a.), fehlt »Freiheit«. So Klein 143. K l e i n 1 4 3 verweist a u f Rom 2,6; I K o r 3 , 1 3 ; 2 K o r 5 , 1 0 ; ferner l T i m 5 , 2 4 f.; IPetr 1 , 1 7 . 3 1 4
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III. D e r U m g a n g m i t d e m W o r t G o t t e s
142
J a k » G e s e t z der Freiheit« anders als P a u l u s . Identisch m i t d e m » W o r t der Wahrheit« u n d d e m »ein gepflanzten W o r t « , u m g r e i f e es » a u c h die F u n k t i o n e n , die bei Paulus d a s E v a n g e l i u m ... u n d d i e G a b e des heiligen G e i s t e s i n n e h a b e n « . - Freilich, w e n n »Freiheit« bei J a k s o n s t keine R o l l e spielt, w e s h a l b b r i n g t er d a n n diese offenbar v o r g e p r ä g t e F o r m e l ? O d e r formuliert er etwa d o c h aus e i g e n e m U b e r l e g e n heraus, weil i h m s o viel »an der Verantwortlichkeit u n d Entscheidungsfreiheit des M e n s c h e n l i e g t « ? - D e n k b a r ist (b) a u c h e i n e andere V e r b i n d u n g . Bereits in I K o r ist erkenn bar, d a ß es in d e n p a u l i n i s c h e n G e m e i n d e n zu e i n e m ü b e r z o g e n e n Freiheitsverständnis k o m m e n konnte. In G a l 5 verhandelt P a u l u s »Freiheit« sowie ihre G e f ä h r d u n g in e i n e m Z u s a m m e n h a n g (V. 1 . 1 3 ) u n d stellt d e m sofort d a s L i e b e s g e b o t zur Seite - als E r f ü l l u n g v o n J i ä g v ö u o g u n d unter Z i t a t i o n v o n L e v 1 9 , 1 8 ( 5 , 1 4 ; vgl. R o m 1 3 , 8 - 1 0 ) . Paulus b e t o n t a u c h s o n s t d i e q u a s i n o m o s h a f t e B i n d u n g an C h r i s t u s ( G a l 6 , 2 : x a i oüxcog avajrXriQcboexe x ö v v ö u o v x o ü X q i c t x o ü , I K o r 9 , 2 1 : er sei ein e v v o u o g X q i o x o ü ; vgl. in der S a c h e R o m 6 , 1 2 ff.). D a s weitere Gesetzesverständnis bei P a u lus ist b e k a n n t e r m a ß e n nicht o h n e D i a l e k t i k u n d insofern u. U . a u c h m i ß d e u t b a r (was gleich falls v o m Freiheitsverständnis gilt). Steht J a k ähnlichen F e h l e n t w i c k l u n g e n g e g e n ü b e r wie Paulus in I K o r o d e r G a l ? S i n d d a b e i evtl. a u c h d a s » G e s e t z der Freiheit« u n d s o g a r d a s G e b o t der N ä c h stenliebe zu S c h l a g w o r t e n g e w o r d e n , d i e es n e u zu justieren gilt? D i e s e F r a g e n erheben sich speziell i m Z u s a m m e n h a n g v o n 2 , 8 - 1 3 ; v o n 1 , 2 5 allein k ö n n e n sie n i c h t b e a n t w o r t e t werden; bei 2 , 8 ff. m u ß d i e F r a g e wieder aufgegriffen w e r d e n . 3 2 9
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6 . A l s vorläufiges Ergebnis notieren wir: Weil J a k die W e n d u n g » v o l l k o m m e n e s G e s e t z der Frei heit« bei seinen Lesern als b e k a n n t bzw. verständlich voraussetzt, k a n n eine b l o ß s y n c h r o n e A n a l y se d e n H i n t e r g r u n d n i c h t erfassen; für d i e K l ä r u n g der k o m m u n i k a t i v e n A b s i c h t ist sie allerdings unerläßlich. F ü r d i e d i a c h r o n e U n t e r s u c h u n g ist a u f d i e K o n s t e l l a t i o n der F a k t o r e n bei J a k zu a c h ten, a u c h i m V o r b l i c k a u f 2 , 8 ff; d a s heißt vor allem, der F a k t o r e n : G e s e t z , Freiheit, V o l l k o m m e n heit, L i e b e s g e b o t . N ä h e r als d i e stoische L i n i e u n d ihre hellenistisch-jüd. R e z e p t i o n , als B e z u g n a h m e n a u f J e r 3 1 o d e r L e v 2 5 u n d a u c h als ein a b g e m i l d e t e r frühchristlicher N o m i s m u s stehen J a k A u s s a g e n bei Paulus. J a k k ö n n t e einer ähnlichen P r o b l e m l a g e g e g e n ü b e r s t e h e n wie Paulus; j a , sie wäre eine A u s w i r k u n g derselben. V o n allen u n s b e k a n n t e n Traditionsbereichen weist der p a u l i n i sche d i e m e i s t e n B e r ü h r u n g e n m i t J a k auf. A u c h d o r t konzentriert sich d a s G e s e t z i m G e b o t der N ä c h s t e n l i e b e ( R o m 1 3 , 8 - 1 9 ; G a l 5 , 1 4 ) , u n m i t t e l b a r m i t »Freiheit« verknüpft ( G a l 5 , 1 . 1 3 ) ; es ist die R e d e v o m » G e s e t z C h r i s t i « , d a s es zu erfüllen gilt ( G a l 6 , 2 ; vgl. I K o r 9 , 2 1 ) , u n d v o m » G e s e t z des G e i s t e s . . . « , d a s v o m » G e s e t z der S ü n d e u n d des T o d e s befreit« ( R o m 8 , 2 ) . W e n n i r g e n d w o i m N T eine Parallele z u m » v o l l k o m m e n e n G e s e t z der Freiheit« zu finden ist, d a n n hier. Alle ü b r i g e n A b l e i t u n g e n m ü s s e n sich m i t H i l f s k o n s t r u k t i o n e n behelfen. D i e H e r l e i t u n g a u s der P a u l u s - T r a d i tion b e d e u t e t nicht, d a ß nicht a u c h Paulus selbst a u f m a n c h e r l e i frühchristliche A n s ä t z e z u r ü c k greifen k o n n t e , d i e sich ihrerseits a u f alttestamentliches, j ü d i s c h e s u n d anderes M a t e r i a l b e z o g e n ; das zeigt sich speziell in der V e r b i n d u n g m i t d e m G e b o t der N ä c h s t e n l i e b e . - D i e G e n i t i v - A u f l ö s u n g v o n v ö u o g e X e u ö e Q i a g bleibt schwierig. O b w o h l die A n a l o g i e R o m 8 , 2 zu e i n e m G e n . obiect. rät ( » G e s e t z hin zur Freiheit«), k ö n n t e ein G e n . qualitatis d e n G e d a n k e n n o c h a n g e m e s s e ner u n d weiter erfassen: ein G e s e t z m i t Freiheitsqualität, d a s aus der Freiheit s t a m m t u n d Freiheit z u m Ziel hat (das w ü r d e einen G e n . o r i g i n i s u n d obiect. m i t u m f a s s e n ) . D e m Inhalt n a c h steht d a s G e b o t der N ä c h s t e n l i e b e i m V o r d e r g r u n d , wie 2 , 8 zeigt. - Wesentliche A u s f u h r u n g e n z u m » G e s e t z d e r Freiheit« folgen erst in 2 , 8 ff. B e i 1 , 2 5 bleiben einige Leerstellen; J a k läßt vieles u n g e s a g t .
329 K l e i n 1 4 4 . 330 S o K l e i n 1 4 4 . 331 V g l . P o p k e s , L i b e r t y 1 3 7 . K l e i n 1 4 4 will diese Ü b e r l e g u n g nicht gelten lassen. 332 U m s t r i t t e n ist zwischen Vollenweider u n d J o n e s , Freiheit, speziell d i e Frage, o b Paulus d i e Freiheit v o m G e s e t z vertrat; vgl. K o n r a d t , Existenz 9 3 A n m . 3 6 9 . - Z u r D e b a t t e über das paulinische Gesetzesverständnis vgl. jetzt J e n s Schröter, D i e Universalisierung des Gesetzes i m Galaterbrief. E i n Beitrag z u m Gesetzesver ständnis d e s Paulus, in: U d o K e r n ( H g . ) , D a s Verständnis d e s Gesetzes bei J u d e n , C h r i s t e n u n d i m Islam, M ü n s t e r ( L I T ) 2 0 0 0 , 2 7 - 6 3 (dort L i t e r a t u r - A n g a b e n ) .
1,25
143
D a s » v o l l k o m m e n e G e s e t z der Freiheit« ist in d e r S a c h e a m ehesten als d a s » G e s e t z C h r i s t i « das christliche G e s e t z d e s n e u e n B u n d e s m a n es als »Sittengesetz« b e z e i c h n e t
3 3 5
3 3 4
3 3 3
,
, z u verstehen. M a n trifft n i c h t g a n z d e n P u n k t , w e n n
; es ist a u c h » N o r m christlicher F r ö m m i g k e i t « .
3 3 6
Seinen
S c h w e r p u n k t h a t es b e i m G e b o t der N ä c h s t e n l i e b e ( 2 , 8 ) . J a k verliert kein W o r t ü b e r d a s W e s e n der Freiheit, s c h o n gar n i c h t g e m ä ß der alten U n t e r s c h e i d u n g zwischen »Freiheit v o n « u n d A u c h eine R e l a t i o n z u 1,14 f. (Freiheit v o n d e r B e g i e r d e )
3 3 8
sein; a b e r J a k führt es e b e n n i c h t a u s .
3 3 7
w i r d e b e n s o w e n i g expliziert w i e der
G e d a n k e einer F r e i s e t z u n g v o n u n s selbst z u m D i e n s t a n a n d e r e n . 3 4 0
»für«.
3 3 9
S a c h l i c h m a g d a s impliziert
E r verweist n u r a l l g e m e i n a u f einen B e r e i c h , w o Freiheit
gilt, » a n g e s a g t « ist. J a k v e r w e n d e t » v o l l k o m m e n e s G e s e t z der Freiheit« als eine A r t k o m m u n i k a t i ves S i g n a l a n seine Leser, o h n e d i e inhaltliche R i c h t u n g näher a n z u g e b e n . A n d i e s e m P u n k t w i r d n u n d i e s y n c h r o n e A n a l y s e wichtig. A m ehesten bietet d i e R ü c k b i n d u n g a n V. 1 8 . 2 1 , also an d i e A u s s a g e n ü b e r d a s W i r k e n d e s göttlichen W o r t e s a n u n s , einigen A u f s c h l u ß . Freiheit ist d e m n a c h geschaffen w o r d e n d u r c h d i e » G e b u r t d u r c h d a s W o r t der W a h r h e i t « , d i e u n s als V o l k G o t t e s in eine b e s o n d e r e B e z i e h u n g z u i h m stellt. In V. 1 5 - 1 8 b e g e g n e t u n s d i e G e g e n ü b e r s t e l l u n g v o n W a h r h e i t u n d Verirrung, L e b e n u n d T o d . D i e Freiheit der K i n d e r G o t t e s besteht d a r i n , d a ß sie G o t t e s W a h r h e i t u n d L e b e n s k r a f t erfahren h a b e n . D i e s e l b e Wirkkraft e r w ä h n t V. 2 1 : D a s m i t der K o n v e r s i o n »eingepflanzte« W o r t schafft H e i l u n d R e t t u n g . D i e Freiheit ist m i t der d u r c h G o t t ermöglichten Konversion d e m C h r i s t e n Xöyog - v ö u o g tauschbar.
3 4 2
m
3 4 1
zuteil g e w o r d e n . Insofern ist es richtig, w e n n d i e L i n i e
V. 1 8 . 2 1 . 2 2 f.25 d u r c h g e z o g e n wird. A l l e r d i n g s s i n d d i e Begriffe n i c h t a u s -
A ö y o g steht u m f a s s e n d e r für » W o r t G o t t e s « ; v ö u o g ist d a s G e s e t z , u n t e r d e m d i e
C h r i s t e n angetreten s i n d , d a s G e s e t z C h r i s t i ; es vermittelt W e g - W e i s u n g u n d will befolgt sein. D a s » W o r t « k a n n a u c h S u b j e k t sein, der N o m o s ist O b j . J a k ist v o r a l l e m a m T u n interessiert, w i e d e r S c h l u ß - M a k a r i s m u s in V. 2 5 c darlegt.
25 Die Logik von V. 25 bedarf der Klärung. Selig gepriesen wird jemand, der (a) sich in ein/das vollkommene(s) Gesetz, das der Freiheit, vertieft hat und der (b) verweilte, nicht ein Hörer der Vergeßlichkeit wurde, sondern ein Täter des Werkes. Die genannten Verbformen sind Aor.-Part. Wie also wird jemand »selig in seinem Tun« werden (Futur)? Was ist dabei wichtiger: der Gegenstand des Betrachtens (das »vollkommene Gesetz der Freiheit«) oder die Art des Betrachtens (sich vertiefen, verharren, nicht ein vergeßlicher Hörer werden)? - Hagammeiv ist hier am ehesten mit »sich hineinbegeben, sich vertiefen« wiederzugeben. Die Vokabel meint ein »sich vorbeugen, u m Einblick zu gewinnen« (3 der 5 ntl. Stellen beschreiben dabei Szenen an 343
333 K l e i n 1 4 1 . 334 H i e r h a b e n d i e H i n w e i s e a u f Jer 3 1 (s. o. i m T e x t Pkt. 5 ) ihr R e c h t . 335 V g l . D i b e l i u s , K E K 1 5 2 . 336 D i b e l i u s , K E K 1 4 8 ; vgl. H o p p e 1 2 9 . 337 V e r s c h i e d e n e V o r s c h l ä g e d a z u bei H o p p e 9 6 f.; K o n r a d t , E x i s t e n z 9 5 A n m . 3 8 3 . D a s b e t o n t K o n r a d t , E x i s t e n z 9 5 f. ( m i t L i t e r a t u r in A n m . 3 8 3 ) ; a n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 8 . 9 Martin, W B C 5 1 ; Mußner, Jakobusbrief 108. E b e n f a l l s fehlt eine Ä u ß e r u n g ä la Rom 8 , 2 zur » B e f r e i u n g v o m G e s e t z d e r S ü n d e u n d des T o d e s « ; eine D i a lektik dieser A r t findet sich bei J a k nicht. A n d e r s H o p p e 9 7 . V g l . B u r c h a r d , H N T ( i m E x k u r s z u 1,25, D a s v o l l k o m m e n e G e s e t z d e r Freiheit): »Weil d a s G e s e t z z u m W o r t d e r W a h r h e i t g e h ö r t ( o d e r es ist), d a s z u E r s t l i n g e n m a c h t . . . u n d g e g e n d i e B e g i e r d e a u s r ü s t e t i s t 8Ä.£V0£QLa eher d i e d e r freien C h r i s t e n ... als d i e d e s G e s e t z e s , d i e es h e r v o r b r i n g t , d u r c h d r i n g t , b e s t i m m t ... D a s G e s e t z ist G o t t e s G e b u r t s g e s c h e n k a n d e n C h r i s t e n « . M i t K o n r a d t , E x i s t e n z 7 1 f. B a u e r - A . 1 2 5 1 ; E W N T III 6 8 . S o a u c h in Prov 7 , 6 L X X (sich v o n d e r T ü r a u f d i e S t r a ß e b e g e b e n ) u n d P h i l o L e g G a i 5 6 (in B e r a t u n g e n e i n d r i n g e n ) . D a s V e r b b e i P h i l o n u r hier; es fehlt (lt. Schlatter, B r i e f 1 5 0 ) bei J o s e p h u s .
3 3 8
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3 4 0
3 4 1
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144
III. D e r U m g a n g mit d e m W o r t G o t t e s 344
Jesu Grab: Lk 24,12; Joh 2 0 , 5 . 1 1 ) . Im Hinblick auf die zahlreichen Berührungen zwischen Jak und IPetr fällt auf, daß auch dort (1,12) das Verb erscheint (die Engel hatten Sehnsucht, in das den Propheten Verborgene, jetzt den Christen Verkündigte Einblick zu gewinnen). Der durch Jtapax'UJTTeiv und JtaQajieveiv bezeichnete Vorgang ist deutlich: Jemand vertieft sich dauerhaft in den Nomos. Wie steht dazu der Y£v6u£Vog-Satz, dessen Metaphorik auf V. 23 f. zurückgreift (Hörer, Täter, Vergeßlichkeit)? Das Sich-Vertiefen und Verharren erzeugt doch ebensowenig wie der Nomos von selbst einen Täter. Es ist auch keine Rede davon, daß der Betrachter eine bessere Selbsterkenntnis g e w i n n e ; und selbst dann wäre die Umsetzung in die Tat damit noch nicht gewährleistet. Man sollte deshalb übersetzen: »und dabei nicht ein Hörer sondern ein Täter ... geworden ist«. Die Verantwortung des Handelns liegt auch hier beim Menschen. - Vom »Vergessen« redet Jak nur hier in 1,24 f. Der Gen. ist qualitativ: »ein Hörer von vergeßlicher A r t « . Objekt des Vergessens ist in V. 25 doch wohl das T u n , wie der Gegensatz »Täter des Werkes« belegt; der Sachverhalt ist somit ein anderer als in V. 24, wo es um das »wer er war« des Spiegelbildes ging. Vergeßlichkeit ist ein menschlicher Defekt, der die Kontinuität der Sinneseindrücke, des Denkens und die sich dabei ergebenden Konsequenzen abb r i c h t . Daß Jak gerade egyov als Objekt des Tuns (Gen. obiect.) einführt, liegt in seiner generellen Betonung des Wirkens begründet. Es handelt sich lediglich um eine Akzentverlagerung gegenüber V. 22 f. (»des Wortes«), also um die Sinn-Nuance: »Täter des vom Wort verlangten Werkes«. - In V. 25 läuft syntaktisch alles auf den Makarismus hinaus, dessen Subjekt die drei Aor.-Part. JtaQaxuipac;, Jtaoapieivac;, y8VÖ|i8Vog aufgreift. Seligpreisungsterminologie bringt Jak nur noch in 1,12 und 5,11 (Verb); Form und Inhalt lassen somit V. 25 besonders bedeutsam werden. Die Bedeutsamkeit wird auch aus eoyov erkennbar, das erstmals seit 1,4 wieder erscheint, um dann in 2,14-26 breit thematisiert und in 3,13 (vgl. 2,18) noch einmal aufgegriffen zu werden. Schon hier bereitet Jak die Diskussion von »Glaube und Tat« in Kap. 2 vor. Weil in 2,12 (also kurz vor 2,14 ff.) auch das Syntagma »Gesetz der Freiheit« wiederum vorkommt, ergibt sich von 1,25 eine weitere Brücke zu Kap. 2 hin. Das wird durch den Gebrauch von vouog (1,25, mehrfach in 2,8-12, sonst nur 4,11) bestätigt. - In kurzen Worten notiert V. 25a.b, wie man »selig in seinem Tun« wird. Die Verben JtaQaxujrceiv und Jtaoau^veiv beschreiben einen auf Dauer angelegten 345
346
347
348
349
3 5 0
3 5 1
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344 Ä h n l i c h S i r 2 1 , 2 3 . 3 4 5
V g l . L . G o p p e l t , D e r erste P e t r u s b r i e f ( K E K ) 1 0 9 m i t A n m . 9 0 u n t e r H i n w e i s a u f g r H e n 9 , 1 u n d M t 1 3 , 1 6 f. 1 9 par.: » d i e P r o p h e t e n b e g e h r t e n z u s e h e n / h ö r e n , w a s ihr s e h t / h ö r t « . S c h l a t t e r , B r i e f 1 5 0 d e n k t a n d i e K ö r p e r h a l t u n g d e s s e n , d e r d i e T o r a liest u n d s i c h z u r T o r a r o l l e b e u g t .
3 4 6
S c h l a t t e r , B r i e f 1 5 2 : d i e J t a o a u o v r | i m T u n ist d i e Parallele z u r ujiou-ovrj 1,3.
3 4 7
S. o. i m V o r w o r t z u 1 , 2 2 - 2 5 .
3 4 8
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 1 , e r k e n n t d i e P r o b l e m a t i k : w a s d e r M e n s c h » i n w e n d i g ist, k a n n i h m k e i n S p i e g e l zeigen
d i e s k a n n i h m n u r >durch d a s W o r t d e r Wahrheit< ( 1 8 a ) i m A k t d e r A n n a h m e ( 2 1 b ) o f f e n b a r t
w e r d e n , a b e r erst d a n n , w e n n d i e A n g e r e d e t e n als H ö r e r a u c h >Täter d e s Wortes< ( 2 2 a ) g e w o r d e n s i n d « . V o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 8: » D a s B e w a h r e n d e r c h r i s t l i c h e n I d e n t i t ä t b e d a r f d e r u n a b l ä s s i g e n A u s e i n andersetzung mit d e m Wort Gottes.« 3 4 9
3
D a s S u b s t a n t i v k o m m t i m N T ü b e r h a u p t n u r hier vor.
50 B a u e r - A . 5 9 9 » v e r g e ß l i c h e r H ö r e r « ; D i b e l i u s , K E K 1 5 2 : d e r G e n . ersetzt d a s A d j . V g l . a u c h S i r 1 1 , 2 7 .
3 5 1
A n d e r s M a r t i n , W B C 5 0 » . . . not forgetting what he has heard«.
3 5 2
V o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 8: V e r g e s s e n w i r d als k o g n i t i v e s D e f i z i t c h a r a k t e r i s i e r t .
145
1,25
Vorgang. Wichtig scheint jedoch auch das zu sein, wohinein man sich vertieft und worin man verharrt. Erstmals finden sich hier die Termini vöuog und e^euöeota (ein Wort, das bei Jak überhaupt nur als Teil dieses Syntagma in 1,25 und 2,12 vor k o m m t ) , während xe^eioc; bereits in l , 4 a b . l 7 gebraucht w u r d e . Jak qualifiziert vouog zunächst durch »vollkommen« und fügt dann noch »das der Freiheit« hinzu als besonderes Interpretament. Kontextuell ist »vollkommenes Gesetz« leichter erfaß bar, weil es mit »vollkommenes Werk« (1,4) und »vollkommene Gabe« (von Gott: 1,17) korrespondiert. Intratextuell ist »Freiheit« dagegen nicht ableitbar. Zu notieren ist freilich, daß man lt. 2,12 »durch das Gesetz der Freiheit« gerichtet wird. - Welche Rolle spielt das »vollkommene Gesetz der Freiheit«? Das Adj. »vollkommen« signali siert bei J a k etwas Unübertreffliches und in diesem Sinn Eschatologisches; etwas von höchster Qualität, Reife und Vollständigkeit. Anscheinend besteht lt. 1,25 die Vollkommenheit nun gerade in der Relation zur Freiheit. Bereits die Qualifizierung durch »vollkommen« dient als particula differentiae; Jak hätte sonst auch »Gesetz Gottes« o. ä. schreiben können. Er hat also etwas Bestimmtes im Sinn, mit dem auch seine Adressaten etwas anfangen können. 57 »Vollkommenes Gesetz« ist eine Bezeich nung der Qualität, nicht der Quantität (»ganzes G e s e t z « ) . Andeutungen über die Qualität liefern nur die Faktoren »vollkommen«, »Freiheit« und in 2,8 flf. »das könig liche Gesetz« gemäß dem Nächstenliebegebot sowie die Rolle im Gericht. Weil in 2,12 der Faktor »vollkommen« gegenüber »der Freiheit« entfällt, ist letzteres wichti ger. Andererseits ersetzt »königlich« in 2,8 offenbar »vollkommen«. Wenn Jak das Gesetz »vollkommen« nennt, so wird das - falls es nicht seine eige ne Wortwahl sein sollte - auf frühchristliche Neophyten-Tradition zurückgehen. Dort spielt xeXeioq/ xe^eioxng eine wichtige Rolle als Anzeige von geistlicher R e i f e . »Vollkommenes Gesetz« bezeichnet dann die bestmögliche Lebensbasis. Dieses Gesetz wiederum ist mit der Freiheit offenbar untrennbar verbunden. — Anders als 1,18.21, wo der Logos als an uns wirkkräftig dargesellt wird, ist der Nomos in V. 25 nur Objekt menschlicher Aufmerksamkeit; dieser Wechsel war bereits gegenüber dem Logos mit »annehmen« (V. 21) und »Täter« (V. 22) eingeleitet worden. Von einer eigenen Wirksamkeit des Nomos ist in V. 25 direkt nicht die Rede. Der Nomos bewirkt oder gewährleistet für sich noch keinen »unvergeßlichen« Eindruck, wie man folgern müßte, wenn Nomos als Teil des Vergleichsbildes einen »besseren Spiegel« a b g ä b e . Das Vergessen ist vielmehr im Wesen des Menschen angelegt; der Unter schied zwischen V. 23-24 und V. 25 besteht freilich darin, daß man sein Spiegelbild nicht festhalten kann, das Tun jedoch durchaus nicht der Vergeßlichkeit anheimfal353
354
355
3 5 6
3
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V e r b u n d A d j . fehlen völlig.
3 5 4
D a n e b e n n o c h in 3 , 2 ( m i t » M a n n « ) . D i e V e r b e n T E ^ E I Ö C D in 2 , 2 2 u n d T E ? I E ( 0 in 2 , 8 s t e h e n in V e r b i n d u n g mit vouog.
3 5 5
D i e A u s s a g e b l i e b e a u c h o h n e » d a s der F r e i h e i t « sinnvoll.
356 V g l . M a r t i n , W B C lxxix-lxxxii. 357 V g l . K l e i n 1 4 3 . 358 V g l . d a z u bei 2 , 1 0 . A n d e r s H o p p e 1 2 9 . 359 V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 3 6 ff.; W h o l e n e s s 3 1 9 ff. 360 V g l . M t 5 , 4 8 ; H e b r 5 , 1 4 ; Phil 3 , 1 5 ; I T h e s s 5 , 2 3 ; s. ferner I K o r 2 , 6 ; 3 , 1 ff.; Phil 1 , 6 - 1 1 ; E p h 4 , 1 3 . 3 6 1
V g l . o. i m V o r w o r t z u 1 , 2 2 - 2 5 , speziell z u J o h n s o n .
146
III. D e r U m g a n g mit d e m W o r t G o t t e s
len muß. Gewiß, dieser Nomos hat auf jeden Fall eine hohe Qualität, die es aufmerksam und dauerhaft zu betrachten gilt; das Betrachten gewährleistet für sich jedoch noch kein Täter-Werden.362 Jak argumentiert nicht: »Wer sich vertieft in den ... Nomos ... und verharrt, der wird/ist geworden ... ein Täter des Werkes«.363 Vielmehr steht der y£vöu£Voc;-Satz offenbar konditional (»sofern er n i c h t s o n d e r n ... wurde«); auch und gerade gegenüber dem »vollkommenen Gesetz der Freiheit« gilt es, das Tun nicht zu vergessen. Dieser Nomos wird nicht mit einem defizitären Gesetz verglichen, sondern in seiner Qualität als unbedingt beachtenswert vorgestellt. Das Doppelsyntagma »vollkommenes Gesetz der Freiheit« setzt für sich und im Vorgriff auf 2,8-12 betrachtet ausgesprochen positive Signale, was seinen semantischen Gehalt betrifft. Der kommunikative Wert muß damit allerdings nicht identisch sein. Man wird und soll an das »Gesetz Christi« und die damit gegebenen Möglichkeiten christlicher Existenzgestaltung in Freiheit und Liebe denken (s. o.). Doch eben dieser Nomos wird auch zum kritischen Faktor (2,12). Jak erinnert an den hohen Stellenwert dieses Gesetzes und zugleich an den rechten Umgang damit. Worauf es auf jeden Fall und vor allem ankommt, ist die Umsetzung in die Tat. 3 6 4 Darauf verweist auch die Wiederaufnahme der Terminologie »hören — tun« ab V. 25b von V. 2 2 - 2 3 a her im Gegensatz zur Sinnlinie »sehen« in V. 23b-25a. Selig gepriesen wird der »Täter des Werkes«. Wie in 1,12 verwendet J a k eine Futurform (eoxai). Sie muß freilich nicht eschatologisch sein, wird der Betreffende doch »in seinem Tun«, nicht durch es365 selig sein. Das Tun ist etwas Gegenwärtiges; deshalb auch das Selig-Sein. Das Futur hat also eher logischen Charakter. D a s »Glücklich-Sein« erfährt nur der aktive Mensch; im Sinn der synoptischen Evangelien gesprochen: der Mensch in der konkreten, praktizierten Nachfolge Jesu. »Selig« signalisiert dabei weit mehr als ein Gefühl des Wohlbefindens, nämlich die Erfahrung der neugestalteten Existenz des Christen auf der Basis des »Gesetzes Christi« in der täglichen Ausübung.366 26-27 Ähnlich wie in V. 23 liegt auch hier ein Fall (»wenn jemand«) der Selbsttäuschung vor. Das zentrale Stichwort heißt jetzt 0oriox6c;/0Qr]GX£ia. Zunächst (V. 26) erfolgt die Beurteilung einer nichtigen Frömmigkeit, deren Kriterium die Nichtbeherrschung der Zunge ist. Die Bemerkung über den Betrug des Herzens ist überschießend; der Satz wäre auch ohne sie sinnvoll. D e m wird (V. 27) die bei Gott unanstößige Frömmigkeit gegenübergestellt; sie bezieht sich einmal auf das aktive Verhalten gegenüber »Waisen und Witwen«, zum anderen auf das eigene Verhältnis zur »Welt«. Hauptsächliche Sinnlinien sind: Umgang mit dem eigenen Körper (seine Zunge zügeln, sein Herz betrügen, sich selbst fernhalten von), Makellosigkeit (rein, unbefleckt, unanstößig), Not (Waisen, Witwen, Bedrängnis) und »Religion«. ?
3 6 2
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 1 , b e t o n t : d e r M e n s c h ist i m W e r d e n , G o t t h i n g e g e n ist u n v e r ä n d e r l i c h . A b e r ist d a s hier i m p l i z i e r t ?
3 6 3
A n d e r s setzt d e n A k z e n t G e r h a r d D e l l i n g : T h W N T V I I I 7 5 . 1 2 - 1 4 : » D a s g a n z e W e r k t u t , w e r a u f d a s v o l le, g a n z e G e s e t z d e r F r e i h e i t ... s t ä n d i g ... s o a c h t h a t
d a ß er es t u t . . . « . B a c k h a u s 1 4 8 ü b e r s e t z t : » D e r
aber, d e r s i c h h i n e i n b ü c k t ... u n d a u s h a r r t , d e r n i c h t ein H ö r e r d e r V e r g e ß l i c h k e i t g e w o r d e n ist, s o n d e r n ein T ä t e r d e s W e r k e s
d i e s e r w i r d selig s e i n ... in s e i n e m T u n « .
3 6 4
E b e n s o G . D e l l i n g : T h W N T V I I I 7 5 , 1 5 . D a s T u n ist d e r S k o p u s .
3 6 5
Frankemölle, Ö T K 3 4 1 : m o d a l , nicht instrumental.
3
66Vgl. o. z u 1,12.
1,26-27
147
Nach V. 19 f.23 ff. ist dies die dritte Richtigstellung im Umgang mit dem »Wort« im weiteren Sinne: verletzender (V. 20), tatenloser (V. 22-25) und jetzt unkontrol lierter Umgang. Die Inkongruenz der beiden »Definitionen« von Frömmigkeit in V. 26 und 27 ist verschiedentlich notiert worden.367 V. 26 moniert nicht in Entspre chung zu V. 27a.b die Absenz der sozialen Tat, sondern das unbeherrschte Reden; darin steht er V. 19 f. nahe. Die Aussage von V. 27c verläuft in noch wieder anderer Richtung: rechte Distanz zur Welt. 368 Jak stellt also drei Problemfelder fest: beim Reden, bei der Armenfürsorge und bei der eigenen Lebensgestaltung. Er wird auf sie zurückkommen, auf »Zunge zügeln« in 3,5-8, auf Barmherzigkeit und das Verhalten gegenüber Armen in 2,1-26 (speziell 2,2-6.9.13.15 f.), aber auch in 5,1-6, und auf die Distanz zur Welt in Kap 4-5 (speziell 4,4 ff. 13 ff; 5,1-6). So betrachtet, besitzt 1,26 f. in gewissem Maß expositioneilen Charakter für das folgende.369 Allerdings tauchen wesentliche Stichwörter später nicht wieder auf: Oorioxeta, d j c a t a v , fxdxaiog, auiavxoc;, öoqpavög, %f\Qa, OXltyig, ä o j t d o g . 3 7 0 Ähnliche Probleme wie in 1,26 f. behandelt Jak in der Tat später weiter; sie haben dann jedoch auch ihre eigene Thematik und Terminologie (wie vor allem JCQOOO)jro^T]fX'ipia, Glaube und Werke, Lehrer, Segen und Fluch, Weisheit, Auseinandersetzungen, Freundschaft, Erlangen von Reichtum). Vorsichtiger sollte man deshalb nur von Querverbindungen oder flashbacks reden, nicht von Stichwörtern und Amplifikation. Sicher ist Jak auch nicht nur von expositioneilen Gesichtspunkten bei der Zusammenstellung dieser Faktoren in 1,26 f. geleitet. Vielmehr spielt die Intertextualität eine wesentliche Rolle, wie die Traditionsanalyse bereits zeigte.371 Jak hat seine Thesen also aus diesen auch sonst von ihm verwendeten Traditionen entnommen und hier zum einen als weiteren Fall von Selbstbetrug (speziell im Umgang mit dem Wort), zum anderen als Vorblick auf weitere Ausführungen und als Uberleitung zu 2,1 ff. zusammengestellt. Gerade der unmittelbar zuvor erwähnte Begriff »Gesetz der Freiheit« bedarf noch der nähe ren Behandlung (s. 2,8-13); aber dafür muß der Boden bei den Adressaten erst auf bereitet werden, indem zunächst Grundsätzliches zur »Frömmigkeit« (1,26 f.) und Konkretes zum Sozialverhalten (2,1-7) gebracht wird. Oorjoxeia steht für »Religion in ihrem äußeren, zeremoniellen und öffentlichen Aspekt«372. Die antike Literatur verwendet das Wort sowohl im allgemeinen Sinn von »religiöses Verhalten, Religionsausübung« als auch mit negativer Akzentuierung
367 D i b e l i u s , K E K 1 5 3 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 1 0 - 1 1 3 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 5 9 ; K o n r a d t , E x i s t e n z 1 9 8 f. D i e A b w e i c h u n g v e r s u c h t e n s c h o n p 7 4 u. a. z u k o r r i g i e r e n (s. o. z u r T e x t ü b e r l i e f e r u n g ) . D a f ü r : R o b e r t s 2 1 5 f.; d a g e g e n : J o h a n s o n 1 1 8 f. V g l . n o c h M a t t h e w B l a c k , C r i t i c a l a n d E x e g e t i c a l N o t e s o n T h r e e N e w T e s t a m e n t T e x t s . H e b r e w s x i . l 1, J u d e 5 , J a m e s i . 2 7 , in: A p o p h o r e t a ( F S E r n s t H a e n c h e n , B Z N W 3 0 ) , B e r lin ( d e G r u y t e r ) 1 9 6 4 , 3 9 - 4 5 . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 6 1 , m e i n t , V. 2 7 sei » w i e ein K o m p e n d i u m d e s g e s a m t e n J a k o b u s b r i e f e s « . V g l . bereits C l a d d e r , A n l a g e , u n d d i e bei H a u c k , B r i e f 9 1 f. A n m . 7 9 , G e n a n n t e n . E b e n f a l l s x a O d p o g nicht; s. a b e r x a 0 a o ü ; E i v 4 , 8 . A u c h Sir m a h n t die Versorgung der Waisen u n d W i t w e n an (4,10, m i t der Verheißung »so wird G o t t dich S o h n n e n n e n « ; vgl. 3 5 = 3 2 , 1 4 f . = 1 7 f. [zur Z ä h l u n g vgl. G e o r g S a u e r . J S H R Z I I I / 5 , G ü t e r s l o h 1 9 8 1 , 5 9 0 ] ) u n d i n t e r p r e t i e r t d a s O p f e r e t h i s c h ( 3 5 = 3 2 , 1 ff.); a u c h er v e r b i n d e t d a m i t d a s T h e m a JtQÖöoojtov taxußdvEtv - w i e J a k 2 , 1 . 9 (Sir 3 5 = 3 2 , 1 2 f . = l 4 f.). A u c h I P e t r bietet m e h r e r e Parallelen: » h e i l i g i m Ver h a l t e n « , » G o t t als V a t e r a n r u f e n « , »er richtet o h n e A n s e h e n d e r P e r s o n « , » e r l ö s t e x xfjg [ l a t a i a g vuxöv dvaöTQO(pf)5« ( 1 , 1 5 - 1 8 ) .
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V o u g a 6 6 ; vgl. D i b e l i u s , K E K 1 5 3 .
III. D e r U m g a n g m i t d e m W o r t G o t t e s
148
373
als »(heidnischer) Kult, Götzendienst«. Jak wählt einen wenig »biblischen« Ausdruck374 und das evtl. in etwas distanzierter, aber durchaus in akzeptierender Weise. Wiederzugeben ist 0QT]ax£ia hier etwa mit »Religion, Gottesverehrung, Pietät (im weiteren Sinn)«.375 _ In V. 26 geht es um eine falsche Selbsteinschätzung376 als »religiöser Mensch«. Jemand beurteilt sich selbst in Hinsicht auf seine Observanz in bezug etwa auf Gottesdienstteilnahme, Gebete, Einhaltung zeremonieller Pflichten, Auftreten in der Öffentlichkeit usw.377 J k scheint den »nur-religiösen« Menschen vor Augen zu haben, den »Sonntagschristen«, der meint, er habe sich in puncto «iustitia adversus deum«378 nichts vorzuwerfen. Zwei Bewertungen stellt Jak dem in den beiden Partizipialsätzen (»nicht zügelnd sondern irreführend ...«) entgegen, bevor er abschließend (V. 26c) das Urteil fällt. Der Partizipial-Teil hat konzessiven Charakter: »Obwohl er nicht einmal die Zunge zügeln kann«379, sondern nur sein Herz täuscht.380 Die Bedeutung von djiaxdco (djtdxr], 8^ajtaxd(o)38i ist Täuschung, sowohl im Sinn von Betrug382 als auch von Illusion383. I N T »betrügen, verführen, betören, täuschen« u. a. der Reichtum (Mk 4,19 par.), die Begierde (Eph 4,22), nichtige Lehre (Kol 2,8; Eph 5,6), aber auch Menschen (2 Petr 2,10 f f ) . Wenn sich jemand selbst täuscht, so lebt er in einer Illusion, die hier sogar sein Innerstes, das Herz, erfüllt.384 A J konkrete Problemanzeige und zugleich Kriterium gilt bei Jak das unbeherrschte Reden, im Bildwort: die Zunge nicht am Zügel führen, wie man ein Pferd lenkt und kontrolliert (vgl. 3,2 ff).385 Jak läßt offen, was des näheren gemeint ist.386 I Vorgriff auf Kap. 3 wird man annehmen dürfen, daß Verantwortungslosig5
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3 7 3
K a r l L u d w i g S c h m i d t : T h W N T I I I 1 5 6 f. s p r i c h t s o g a r v o n » i n s e n s u b o n o / m a l o « . A b e r d a s ist evtl. etwas ü b e r z o g e n (s. d o r t A n m . 1 1 ) . B e i P h i l o e t w a finden sich b e i d e A k z e n t e ; p o s i t i v z u m j ü d . K u l t ( F u g 4 1 ; L e g G a i 2 3 2 . 2 9 8 ) , negativ über heidnische Religion (SpecLeg 1,315; I m m 2 1 [im Gegensatz zu e v o e ß e i a u n d ö a i o r r i s ] ) ; ä h n l i c h W e i s h 1 4 , 1 8 (V. 1 2 ff. 2 7 : d e r A n f a n g d e s A b f a l l s e r f o l g t e bei d e n G ö t z e n b i l d e r n ) . B e i J o s e p h u s steht 6QT|OX8ia für: j ü d . R e l i g i o n , öffentlicher T e m p e l k u l t ( A n t 1 , 2 2 2 ; 4 , 7 4 ; 5 , 3 3 9 u. a . ) ; in l C l e m 4 5 , 7 heißt es p o s i t i v ü b e r D a n i e l u n d seine F r e u n d e : » e r h a b e n e r u n d glorreicher D i e n s t d e s H ö c h s t e n « , parallel z u » i n f r o m m e r u n d u n t a d e l i g e r A b s i c h t G o t t d i e n e n ( ö o i ^ e v e i v ) « ; vgl. 6 2 , 1 . V g l . S c h m i d t : T h W N T I I I 1 5 8 ( d o r t eine L i s t e a n d e r e r T e r m i n i ) . I m N T findet sich d a s S u b s t a n t i v n u r n o c h A p g 2 6 , 5 ( j ü d . R e l i g i o n ) u n d K o l 2 , 1 8 ( » D e m u t u n d V e r e h r u n g d e r E n g e l « ; vgl. V. 2 3 ) . I n d e r L X X n u r 5 x , u n d z w a r in d e n A p o k r y p h e n (Weish; 4 M a k k 5 , 7 . 1 3 ) . R e l a t i v h ä u f i g v e r w e n d e n es d a n n d i e A p o l o g e t e n ( M a r t i n , W B C 5 2 ) . D a s A d j . QQT\OXÖC, v e r w e n d e t in N T u n d L X X n u r J a k . D a s A d j . d a n n e n t s p r e c h e n d m i t »religiös, f r o m m « ; d a s S u b s t a n t i v sollte m a n d a h e r n i c h t m i t » G o t t e s d i e n s t « w i e d e r g e b e n . V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 1 1 f. D i e W e n d u n g ei'xig ö o x e l . . . ( e i v a i ) findet sich v e r s c h i e d e n t l i c h bei P a u l u s : I K o r 3 , 1 8 ; 8 , 2 ; 1 1 , 1 6 ; 1 4 , 3 7 ; G a l 6 , 3 ; Phil 3 , 4 . D u r c h g e h e n d stellt sie d a s , w a s folgt, i n f r a g e . Vgl. Gerhard Delling, D e r Gottesdienst im Neuen Testament, Göttingen ( V & R ) 1 9 5 2 , 2 3 . S o definiert C i c e r o : R e l i g i o n ist i u s t i t i a a d v e r s u s d e o s ; K a r l P r ü m m , R e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e s H a n d b u c h für d e n R a u m d e r altchristlichen U m w e l t , R o m ( P ä p s t l . B i b e l i n s t . ) 1 9 5 4 , 6 9 . 9 Dibelius, K E K 153. 380 B u r c h a r d , H N T z. S t : äXkä »leitet hier k e i n e n E r s a t z ein, also eher s t e i g e r n d « . 3 7 4
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A l b r e c h t O e p k e : T h W N T I 3 8 3 f.; A r m i n Kretzer: E W N T I 2 8 0 f. D a s W o r t k o m m t in d e r L X X h ä u f i g vor. G e r i c h t l i c h v e r f o l g b a r ; z. B . P O x y 1 0 2 0 , 8 ( O e p k e 3 8 4 , 1 5 f.). S o v o r a l l e m i m T h e a t e r : O e p k e 3 8 4 , 1 8 ff. 384 V g l H i 3 1 , 2 7 » m e i n H e r z b e t ö r e n « . 385 V g l . n o c h A p k 1 4 , 2 0 . I n J a k 3 ist, g e n a u b e s e h e n , n i c h t v o m Z ü g e l n , s o n d e r n v o m Z ä h m e n d e r Z u n g e d i e R e d e ( 3 , 8 ) ; d a s B i l d v o m Z ü g e l n / L e n k e n d e r P f e r d e bzw. Schiffe ist t r a d i t i o n e l l (s. o. » T r a d i t i o n s e l e m e n t e « u n d in d e r E x e g e s e v o n 3 , 2 f f ) . 386 M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 1 2 , d e n k t a n religiösen Streit a u s f r o m m e m Eifer, evtl. z w i s c h e n J u d e n c h r i s t e n u n d Paulus-Anhängern. 3 8 2
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149
1,26-27
keit beim Reden und dadurch ausgelöste Streitigkeiten in der Gemeinde anvisiert werden. Im Rückgriff auf 1,19 f. kann man auch auf vorschnelles und vor allem zor niges Reden hinweisen. Ebenfalls offen bleibt dabei, ob Jak lediglich allgemein menschliches Versagen oder den speziellen Umgang mit dem »Wort« Gottes (s. be sonders 1,22 f.) vor Augen hat; diese Frage kann allenfalls die Interpretation von 3,1 ff. klären (sie wird die letztgenannte Lösung befürworten). - Die Beurteilung sol cher »Frömmigkeit« als uaxcaog (V. 26c) bedient sich eines geprägten Terminus der atl. Götzenpolemik : etwas ist n i c h t i g . Schon in der griech. Tradition hatte die ses Wort einen »umfassenden metaphysischen Grundton«; es tastet einen Wert an; »da beginnt ein Stück vermeintlichen Seins in die Welt des Scheins a b z u s i n k e n « . In der L X X heißen uaxcaa »in erster Linie ... die Götter« der Heiden. »Nichtig« sind auch etwa die lügnerischen Worte von falschen Propheten und Götzen (Sach 10,2; Ez 13,6 f f . ) . Dieselbe Linie begegnet uns im N T : nichtige Gedanken der Welt-Wei sen (IKor 3,20), leere Spekulationen ( I T i m 1,3 ff; Tit 1,10 ff.; 3,9), Irrlehrer (2Petr 2, 18), das Leben vor der Konversion (Apg 14,15; IPetr 1,18; Eph 4 , 1 7 ) . Jak beur teilt somit solche Opnöxeia genauso wie Götzendienst; sie ist eine pseudo-religiöse Scheinwirklichkeit. Die positive Qualifizierung von 0QT]öxeia bietet V. 27 zunächst durch zwei Adjek tive, verbunden mit einer doppelten Aussage über Gott, dann durch zwei InfinitivSätze. » R e i n und unbefleckt « ( x a O a o a x a i a u i a v x o c ; ) sind nicht direkte semantische Oppositionen zu »nichtig«. Sie entstammen der Opferkultsprache , weitgehend ebenso dann »ohne Fehl« ( ä a m X o c ; ) - was eine ethische Verwendung nicht ausschließt. Kult-Kritik ist damit bei Jak allenfalls hintergründig verbun den. Bereits die atl. Propheten erheben die soziale Verantwortung über die kulti sche Observanz "; das wird im N T ü b e r n o m m e n . Kultische Fragen liegen für Jak 387
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387 H o r s t R o b e r t Balz: E W N T II 9 7 5 f. 3 8 8
O t t o B a u e r n f e i n d : T h W N T I V 5 2 5 - 5 3 0 . D o r t 5 2 5 , 2 0 ff. z u m U n t e r s c h i e d z u x e v ö g (»wertlos, weil i n h a l t s los«): »wertlos, weil t ä u s c h e n d o d e r w i r k u n g s l o s « . In d e r L X X h ä u f i g bei J e s a j a ( 1 , 1 3 ; 2 , 2 0 ; 2 9 , 8 ; 3 0 , 7 . 1 5 - 2 8 u . a . ) , Ezechiel (z. B . 8 , 1 0 ; 1 3 , 6 - 9 . 1 9 ) , in d e n Pss (so e t w a \p 5,9; 1 1 , 1 2 ) u n d Prov ( 1 2 , 1 1 ; 2 1 , 6 u. a.); bei S i r nur 34 (=31),5.
389 B a u e r n f e i n d : T h W N T I V 5 2 5 , 3 2 f. u n d 3 8 f. 3 9 0
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B a u e r n f e i n d 5 2 7 , 1 8 f. U n t e r fxdxaiog vereint sich eine g a n z e R e i h e h e b r ä i s c h e r W ö r t e r ( 5 2 6 f.). S o g a r d e r christliche G l a u b e w ü r d e o h n e d i e T o t e n a u f e r s t e h u n g u n t e r dieses V e r d i k t fallen: I K o r 1 5 , 1 7 . L t . Rom 8 , 2 0 ist d i e g e g e n w ä r t i g e S c h ö p f u n g d e r N i c h t i g k e i t ( = V e r g ä n g l i c h k e i t ) verfallen. V g l . z. B . E z 2 2 , 2 6 ; Rom 1 4 , 2 0 ; I T i m 1 , 1 5 .
3 V g l . L e v 5,3; N u m 5,3; D t n 2 1 , 3 3 ; m o r a l i s c h W e i s h 4 , 2 ; 8 , 2 0 ; k u l t i s c h H e b r 7 , 2 6 ; vgl. I P e t r 1,4; ethisch H e b r 1 3 , 4 . N e b e n x a O a o ö g a u c h H e r r n M 2 , 7 ( = 2 7 , 7 ) , n e b e n ä a j t i A o g S 5 , 6 , 7 ( = 5 9 , 7 ) . V g l . B a u e r - A . 8 9 f. B e i d e s z u s a m m e n a u c h Plut. M o r a l i a 3 8 3 b . 3 9 5 e .
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5 S. G e n 7 , 3 ; 8 , 2 0 ; L e v 4 , 1 2 ; 7 , 1 9 ; 1 1 , 3 2 ; 1 5 , 3 2 ; N u m 8,7; D t n 1 2 , 1 5 ; H e b r 1 0 , 2 2 .
3 9
6 B a u e r - A . 2 3 4 ; i m N T k u l t i s c h in I P e t r 1,19; 2Petr 3 , 1 4 ; vgl. H e r r n V 4 , 3 , 5 ( = 2 4 , 5 n e b e n x a O a o ö g ) . N i c h t in L X X .
7 V g l . F r i e d r i c h H a u c k , R u d o l f M e y e r : T h W N T III 4 1 6 - 4 3 4 . S o z. B . \p 5 0 , 1 2 ; Prov 1 2 , 2 7 ; T e s t B e n j 8 , 2 . 398 V g l W i n d i s c h 1 3 , d e r s i c h g e g e n eine B e z u g n a h m e a u f » p h a r i s ä i s c h e n R i t u a l i s m u s « w e n d e t . R e i c k e d e n k t a n z e l o t i s c h e C h r i s t e n , d i e d a s L i e b e s g e b o t n i c h t b e f o l g t e n . K u l t k r i t i k v e r n e i n e n u. a. L a w s , C o m m e n t a r y 9 2 ; S e i t z , L a w 4 8 3 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : a n g e w e n d e t w i r d d e r » T o p o s S i t t l i c h k e i t ist d e r b e s t e Kult<«.
3 9
3 " J e s 1,10 ff.; 5 8 , 6 ; M i 6 , 6 - 8 ; H o s 6,6; 8,1 ff.; A m 2 , 6 ff. u. ö. V g l . a u c h d i e p h i l o s o p h i s c h e K u l t k r i t i k (so e t w a Plut. M o r a l i a 1 6 6 , » A b e r g l a u b e « ) , d i e i m hellenistischen J u d e n t u m teilweise ü b e r n o m m e n w i r d ; s o P h i l o S p e c L e g 1,15; T e s t j o s 4 , 6 ; vgl. E . F e r g u s o n , A N R W II 2 3 . 2 , 1 1 5 2 - 1 1 6 2 . 4 0 0
S. d a s Z i t a t v o n H o s 6 , 6 in M t 9 , 1 3 ; 1 2 , 7 . Ferner M k 7 , 1 - 1 2 par.; Rom 1 2 , 1 f. E b e n s o H e r r n M 2 , 7 ( = 2 7 , 7 ) ; S 5,7,1 (=60,1).
III. D e r U m g a n g m i t d e m W o r t G o t t e s
150
fern; auch die Wahl des Terminus 6QT]ax8ia/6QT]öx6g signalisiert nicht, daß er den Adressaten ein opferkultisches Religionsverständnis vorwirft. Er kritisiert das sub jektive Sicherheitsgefühl, die äußerliche »religious correctness« sei ausreichend. Für Jak steht außer Frage, daß die rechte Gottesverehrung mit der sozialen Verantwor tung einhergehen muß. »Rein und unbefleckt« sind nicht einfach aus sich selbst her zu definieren, sondern coram Deo: »bei (jtaQd) Gott und (dem) Vater«. Die Wen dung kommt bei Jak nur hier v o r (s. aber 3,9: Herr und Vater). »Vater« erinnert an 1,16. Wiederum zeigt sich das theozentrische Denken des Jak; hier aber ist die Got tesbezeichnung am persönlichsten gehalten. - Wahre Frömmigkeit verlangt Fürsorge für die Mittellosen und Eintreten für die Schutzlosen. Die Waisen und Witwen gel ten im A T geradezu klassisch als die Bedürftigsten hinsichtlich Versorgung und Rechtslage. Der fromme Jude wußte um die religiöse Verpflichtung zur Hilfe; die sen Ärmsten gilt Gottes besondere Z u w e n d u n g . Im Frühchristentum betonen das neben Jak wieder HermV 2,4,3 (=8,3); M 8,10 (=38,10); S 9,26.2 (=103,2); Barn 20,2; IgnSm 6 , 2 . ° 5 Die Zufugung »in ihrer Bedrängnis« schaltet jeden Zweifel aus. Auch OÄIipic; ist aus der atl. Tradition geläufig , zumal im Sinn der Bedrängnis, Not, Bedrückung des Volkes I s r a e l und der Gerechten . Es gilt, solche Bedrängten »aufzusuchen«. Das Verb emoxejrtoum umfaßt eine Reihe von Bedeutungsnuan c e n , auch in der L X X , darunter Krankenbesuche (als Liebesdienst oder ärztliche U n t e r s u c h u n g ) bzw. »sich um etwas kümmern, für etwas s o r g e n « . In dieser Ver wendung erscheint es im N T M t 25,36.43; Apg 7,23; 15,36; Hebr 2 , 6 . Jemand sucht Menschen auf, kümmert sich um sie, hilft ihnen g g f . Solche Sozialfürsorge ist also Bring- bzw. Hingehschuld. Jak verweist auf ein soziales Grundgebot (wie Jesus in M t 25,35 ff. in bezug auf Jes 58,7). »Religion« erweist ihre Qualität immer daran, wie man den »Geringsten« (Mt 25,40.45) Beachtung und Hilfe zukommen läßt; die Beispiele in Jak 2,2 f. 15 f.; 5,4.6 belegen es. - »Sich fehlerlos von der Welt zu halten« (V. 27c) erinnert zunächst an das »Ablegen des Schmutzes« V. 2 1 a . Erstmalig 401
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S c h o n g a r n i c h t als K r i t i k a m J u d e n t u m ( m i t L a w s , C o m m e n t a r y 9 2 ) .
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H a u c k , B r i e f 9 0 m i t A n m . 7 5 . Vgl. I C h r 2 9 , 1 0 ; Weish 2 , 1 6 ; Sir 2 3 , 1 . 4 ; 3 M a k k 5,7; Philo LegAll 2 , 6 7 ; I K o r 1 5 , 2 4 ; E p h 5 , 2 0 ; a u s g e f ü h r t e r I T h e s s 1,3 u n d in a n d e r e n P r ä s k r i p t e n (wie 2 K o r 1,3); Rom 1 5 , 1 6 .
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S. o. in d e r T r a d i t i o n s a n a l y s e .
4 0 4
E x 2 2 , 2 1 - 2 3 ( a b V. 2 0 w e r d e n p e r s o n a e m i s e r a b i l e s a u f g e f ü h r t [ M a r t i n N o t h , D a s zweite B u c h M o s e , A T D V, 1 5 0 ] ) ; D t n 1 0 , 1 8 ; 2 4 , 1 7 ; 2 7 , 1 9 ; J e s 1 , 1 7 . 2 3 ; J e r 5 , 2 8 ; 7 , 6 ; 2 2 , 3 ; E z 2 2 , 7 ; Ps 1 0 , 1 4 ; 6 8 , 6 ; 8 2 , 3 ; 1 4 6 , 9 ; P r o v 2 3 , 1 0 ; Sir 4 , 1 0 ; 3 5 ( = 3 2 ) , 7 ; 2 M a k k 3 , 1 0 . 405 V g l . a u c h J . - U . K r a u s e , W i t w e n u n d W a i s e n i m f r ü h e n C h r i s t e n t u m , W i t w e n u n d W a i s e n i m R ö m i s c h e n R e i c h IV, S t u t t g a r t 1 9 9 5 , s a m t d e r s c h a r f e n K r i t i k d a r a n d u r c h G . S c h ö l l g e n : Z A C 1 ( 1 9 9 7 ) , 1 3 7 - 1 4 0 . < * H e i n r i c h Schlier: T h W N T I I I 1 4 0 - 1 4 2 . 4
4
07 Z . B . E x 4 , 3 1 ; D t n 4 , 2 9 ; R i 6 , 9 ; 1 0 , 6 - 1 6 . B e s o n d e r s in d e n Pss: \p 3 3 , 2 0 ; 3 6 , 3 9 ; 4 9 , 1 5 ; 7 6 , 3 ; 1 3 7 , 7 u. a.; a u c h Sir 2 , 1 1 ; 6 , 8 . 1 0 ; 2 2 , 2 3 u. a. 09 H e r m a n n W o l f g a n g Beyer: T h W N T II 5 9 5 - 6 0 2 .
4 0 8
4
4 1 0
4 1 1
4 1 2
4 1 3
4 1 4
E b d . 5 9 6 , 4 5 ff. E b d . 5 9 7 , 9 ff.; als B i l d w i r d g e r n » H i r t - H e r d e « v e r w e n d e t : J e r 2 3 , 2 ; S a c h 1 1 , 1 6 ; E z 3 4 , 1 1 f.; S i r 7 , 2 2 ; 49,15(18). D a n e b e n bedeutet das Verb i m N T auch: A u s s c h a u halten, achtgeben u n d (von G o t t ) gnadenhaft h e i m s u c h e n ( J o a c h i m R o h d e : E W N T II 8 4 f.). Vgl. Laws, C o m m e n t a r y 89. V g l . a u c h 2 P e t r 2 , 2 0 ; 3 , 1 4 . J o h a n s o n b e t o n t , K o s m o s s t e h e hier n i c h t e i n f a c h »in t h e social s e n s e o f >mank i n d in g e n e r a h « ( 1 1 8 ) , v i e l m e h r : » . . . x o o f x o g m a y b e t a k e n in J a 1 , 2 7 t o m e a n a widespreaddisposition and power in mankindfor evil in Opposition to God« ( 1 1 9 ) .
1,26-27
151 4l
taucht xoouog auf; ähnlich dualistisch formuliert dann auch 4 , 4 . 5 Die »Welt« ver ursacht offenbar Befleckungen, Makel, Verunreinigungen, Schandflecken (vgl. 3,6). In kultischer Terminologie gedacht, würde eine Unbrauchbarkeit vor Gott entste hen. Möglich, aber nicht sicher ist, daß Jak ähnlich wie in Kap 4-5 speziell an »die den irdischen Genüssen und dem Reichtum verfallene Welt« 7 denkt. Eine Distan zierung von der »Welt«, nicht aber ein Rückzug aus ihr, ist a n g e s a g t . »Freundschaft mit der Welt« kann es für den Christen nicht geben, will er nicht öiipuxog werden (4,4.8). 416
41
418
4 1 5
E b e n s o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 1 3 . N i c h t s o klar ist d i e L a g e in 2 , 5 u n d 3 , 6 . - K o n r a d t , E x i s t e n z 1 9 9 ,
4 1 6
V g l . S c h r ä g e , J a k o b u s b r i e f 2 3 f.; J a k ethisiere a l l e r d i n g s . S e i t z , L a w 4 8 3 , u n d L a w s , C o m m e n t a r y 9 2 : J a k
4 1 7
So Mußner, Jakobusbrief 113.
b e t o n t d i e D i s s o z i a t i o n v o n d e r T o d e s s p h ä r e (vgl. 1 , 1 5 ) . r e i n t e r p r e t i e r t d e n K u l t ; vgl. Rom 1 2 , 1 ; I P e t r 2 , 5 . 4 1 8
M i t K o n r a d t , E x i s t e n z 1 9 9 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 6 4 f., u. a. B u r c h a r d , H N T z. S t . e r i n n e r t a n d a s » S c h e m a S o l i d a r i t ä t n a c h i n n e n - A b g r e n z u n g n a c h außen«< (vgl. 1 Q S 1 , 9 - 1 1 u. a . ) .
IV. Glaube, Liebe, Taten und was dabei zu beachten ist 2,1-26 (1) M e i n e B r ü d e r , h a l t e t n i c h t d e n G l a u b e n a n u n s e r e n H e r r n J e s u s C h r i s t u s , ( d e n H e r r n ) der Herrlichkeit, in B e v o r z u g u n g e n . (2) Falls n ä m l i c h in eure V e r s a m m l u n g ein g o l d b e r i n g ter M a n n in g l ä n z e n d e r K l e i d u n g k o m m t , a b e r a u c h ein a r m e r in l u m p i g e r K l e i d u n g k o m m t , (3) ihr a b e r a u f d e n schaut, der die g l ä n z e n d e K l e i d u n g t r ä g t u n d (ihm) s a g t >Du, setze dich h i e r s c h ö n hin< u n d z u d e m A r m e n s a g t > D u , stell d i c h h i e r h i n o d e r s e t z e d i c h u n t e r m e i n e F u ß b a n k , (4) h a b t ihr d a n n nicht bei euch (selbst) d i s k r i m i n i e r e n d geurteilt u n d seid z u R i c h t e r n m i t b ö s e n U n t e r s c h e i d u n g e n g e w o r d e n ? (5) H ö r t , m e i n e g e l i e b t e n B r ü d e r , h a t G o t t n i c h t d i e i n d e r W e l t A r m e n e r w ä h l t a l s R e i c h e i m G l a u b e n u n d E r b e n s e i n e s R e i c h e s , d a s er d e n e n v e r h i e ß , d i e i h n l i e b e n ? (6) I h r j e d o c h h a b t d e m A r m e n d i e E h r e g e r a u b t . U n t e r d r ü k k e n e u c h n i c h t d i e R e i c h e n , u n d s c h l e p p e n n i c h t s i e e u c h v o r G e r i c h t ? (7) L ä s t e r n n i c h t s i e d e n g u t e n N a m e n , d e r ü b e r e u c h a n g e r u f e n w u r d e ? (8) W e n n i h r e i n e r s e i t s i n d e r T a t d a s königliche Gesetz haltet g e m ä ß der Schrift(stelle) >Du sollst deinen N ä c h s t e n lieben wie dich selbst<, d a n n h a n d e l t i h r r i c h t i g . ( 9 ) W e n n i h r a b e r b e v o r z u g t , b e w i r k t i h r S ü n d e ( u n d w e r det) d u r c h d a s G e s e t z als Übertreter gerügt. (10) D e n n wer d a s g a n z e Gesetz hält, aber in e i n e m sich verfehlt, ist aller s c h u l d i g g e w o r d e n . (11) D e n n d e r s p r a c h >Du sollst nicht ehe b r e c h e n ^ s a g t e a u c h > D u s o l l s t n i c h t töten<. W e n n d u a b e r n i c h t d i e E h e b r i c h s t , j e d o c h tötest, bist d u ein Übertreter des Gesetzes geworden. (12) S o redet u n d so handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. (13) D e n n erbarmungsloses G e r i c h t (trifft) d e n , d e r n i c h t E r b a r m e n p r a k t i z i e r t e . E r b a r m e n t r i u m p h i e r t ü b e r d a s G e r i c h t . ( 1 4 ) W a s i s t d e r N u t z e n , m e i n e B r ü d e r , falls j e m a n d b e h a u p t e t , G l a u b e n z u h a b e n , a b e r k e i n e T a t e n hat? K a n n d e n n etwa d e r G l a u b e i h n retten? (15) Falls ein B r u d e r o d e r eine Schwester ohne K l e i d u n g sind u n d der täglichen N a h r u n g entbehren, (16) j e m a n d von euch i h n e n a b e r s a g t e >Geht h i n i n F r i e d e n , m ö g e t i h r g e w ä r m t u n d e r n ä h r t w e r d e n d , i h r i h n e n j e d o c h nicht d a s L e i b e s n o t w e n d i g e gebt, w a s ist der N u t z e n ? (17) S o ist a u c h der G l a u b e , w e n n e r n i c h t T a t e n h a t , t o t b e i s i c h s e l b s t . ( 1 8 ) A b e r es w i r d j e m a n d s a g e n : D u h a s t G l a u ben u n d ich Taten; zeige mir deinen G l a u b e n ohne die Taten, u n d ich werde dir aus meinen T a t e n ( m e i n e n ) G l a u b e n z e i g e n . ( 1 9 ) D u g l a u b s t , d a ß e i n e r G o t t ist; d u h a n d e l s t r i c h t i g ; a u c h die D ä m o n e n g l a u b e n (das) u n d zittern. (20) Willst d u aber erkennen, d u »inhaltsloser« M e n s c h , d a ß d e r G l a u b e o h n e d i e T a t e n n i c h t s z ä h l t ? ( 2 1 ) A b r a h a m , u n s e r Vater, w u r d e er n i c h t a u s d e n T a t e n g e r e c h t f e r t i g t , a l s er I s a a k , s e i n e n S o h n , a u f d e n A l t a r d a r b r a c h t e ? ( 2 2 ) D u siehst, d a ß der G l a u b e z u s a m m e n w i r k t e mit seinen Taten u n d d a ß aus den Taten der G l a u b e z u m Ziel k a m , (23) u n d d a ß die Schrift(stelle) erfüllt w u r d e , die sagt >Abraham g l a u b t e G o t t , u n d (es) w u r d e i h m z u G e r e c h t i g k e i t a n g e r e c h n e t u n d er w u r d e F r e u n d G o t t e s g e n a n n t ^ (24) Ihr seht, d a ß der M e n s c h a u s Taten gerechtfertigt wird u n d nicht a u s G l a u b e n allein. (25) W u r d e in gleicher Weise nicht a u c h R a h a b , die H u r e , aus Taten gerechtfer tigt, die die B o t e n a u f n a h m u n d a u f a n d e r e m W e g hinausließ? (26) D e n n wie der K ö r p e r o h n e G e i s t tot ist, s o ist a u c h d e r G l a u b e o h n e Taten tot. 1
1.
Texteingrenzung
A u f die diversen syn- u n d d i a c h r o n i s c h e n B e z i e h u n g e n v o n 2 , 1 ff. zu 1,16 ff. (bes. V. 2 2 - 2 7 ) w u r d e bereits in der E i n l e i t u n g zu 1 , 1 6 - 2 7 hingewiesen. T r o t z allem ist es berechtigt, in 2 , 1 d e n B e g i n n eines n e u e n Absatzes zu sehen. J a k b r i n g t nicht nur eine weitere A n r e d e » m e i n e B r ü d e r « , s o n d e r n läßt a u c h d u r c h die zweite (nach 1,1 u n d zugleich letzte) N e n n u n g des N a m e n s »Jesus C h r i s t u s « erkennen, d a ß etwas inhaltlich W i c h t i g e s folgt, so daß sich eine Z ä s u r rechtfertigt. - Weil 3,1 f.
D i e letzten sechs W ö r t e r s t e h e n n i c h t in G e n 1 5 , 6 , s c h e i n e n v o n J a k j e d o c h z u m Z i t a t g e r e c h n e t w o r d e n z u sein; a n d e r n f a l l s b i l d e n sie e i n e Parallele z u » d a ß d i e S c h r i f t erfüllt w u r d e « .
Texteingrenzung/Textüberlieferung
153
nicht nur wieder m i t der A n r e d e » m e i n e B r ü d e r « b e g i n n t , s o n d e r n a u c h t h e m a t i s c h einen n e u e n A k z e n t (»Lehrer«) setzt u n d s o g a r zeitweilig in die W i r - R e d e übergeht, ist ein A b s a t z n a c h 2 , 2 6 unstrittig. Fraglich ist d a g e g e n , o b a u c h zwischen 2 , 1 3 u n d 14 eine U n t e r b r e c h u n g vorliegt. D a f ü r spricht zwar der formale N e u e i n s a t z » m e i n e B r ü d e r « in 2 , 1 4 , der allerdings a u c h s c h o n 2 , 5 g e g e b e n ist, u n d die K o n z e n t r a t i o n a u f das T h e m a » G l a u b e u n d W e r k e « in V. 1 4 - 2 6 , s o d a ß hier ein in sich relativ h o m o g e n e r A b s c h n i t t vorliegt. A b e r mehrere G e s i c h t s p u n k t e raten d a z u , 2 , 1 - 2 6 als G a n z e s zu b e t r a c h t e n . Z u m einen ist die V e r b i n d u n g v o n 2 , 1 4 ff. z u m V o r i g e n in 2 , 1 2 - 1 6 d u r c h die e s c h a t o l o g i s c h e Gerichtsperspektive u n d d a s T h e m a B a r m h e r z i g k e i t g e g e b e n . Ferner hatte 2 , 1 das T h e m a » G l a u b e n « bereits deutlich eingeläutet. Vor allem aber s i n d 2 , 1 - 1 3 u n d 1 4 - 2 6 nicht unerheblich parallel strukturiert (s. d a z u A b s c h n i t t 3 ) . D i e i m m e r wieder anzutreffende relative Isolierung v o n 2 , 1 4 - 2 6 entbehrt der ausreichenden G r u n d l a g e . 2
3
2.
Textüberlieferung 4
G r a v i e r e n d e textkritische P r o b l e m e enthält J a k 2 n i c h t . J e d o c h weisen eine h o h e A n z a h l v o n Vari anten a u f I n t e r p r e t a t i o n s p r o b l e m e an mehreren Stellen hin. D a s P r o b l e m der syntaktischen Bezie h u n g der W ö r t e r in V. l b spiegelt sich a u c h in d e n H a n d s c h r i f t e n (Wortfolge), e b e n s o d a s des etwas k o m p l i z i e r t e n S a t z b a u s v o n V. 3, d a z u der A n s c h l u ß v o n V. 4 . In V. 5 b bereitete das Ver s t ä n d n i s v o n T U ) X O Ö J I C O P r o b l e m e , in V. 8 a vor allem die W e n d u n g vöfxov t e X e i t e ß a o i X i x ö v u n d x a x a tf]v ygacpfrv (nicht d a g e g e n in V. 2 3 , ebenfalls i m S g . ) . In V. 1 0 a stießen sich verschiedene H s s . an tr]Qr|örj (Wortwahl u n d Verbform; Varianten v o n d e n Verben TeXeoo wie in V. 8 o d e r jtXrjQÖoo) u n d JtxaiOTj (ebenfalls V o k a b e l u n d F o r m ) . In V. 11 wollen einige d i e A b f o l g e der G e b o te »richtigstellen«, in V. 1 3 b Z e i t u n d A k t i o n s a r t v o n » r ü h m e n « . P r o b l e m e bereitete e%Vi V 14 u n d V. 17 sowie jeweils der A n s c h l u ß V. 1 4 / 1 5 u n d V. 1 5 / 1 6 . D e r n o t o r i s c h schwierige V. 18 zeigt Varianten bei » d e i n « , » m e i n « u n d » o h n e / a u s « , z u d e m zweimal in der W o r t f o l g e . In V. 19 variieren W o r t f o l g e u n d W o r t b e s t a n d v o n »einer ist (der) G o t t « erheblich. D a s seltene W o r t afjyr| in V. 2 0 ersetzen viele H s s (zumeist d u r c h »tot«, wie V. 1 7 u n d 2 6 , einige d u r c h »leer«). D a s (bei J a k einzi ge) Imperfekt ö u v r i g y e i (V. 2 2 ) verändern einige H s s . ins P r ä s e n s . E i n m ö g l i c h e s M i ß v e r s t ä n d n i s bei a y v e X o i soll m i t unterschiedlichen M i t t e l n ( » S p ä h e r « , » B o t e n Israels«) a u s g e r ä u m t w e r d e n . A n d e r e Varianten d i e n e n der V e r d e u t l i c h u n g o d e r zeigen einzelne Interpretationsrichtungen. D e r bereits in 1,27 m i t einer E i g e n a r t aufwartende p 7 4 vertritt a u c h in K a p . 2 S o n d e r l e s a r t e n : V. 6 » e u c h « , V. 7 » u n d « , V. 11 a j t o o x d x r i g (statt » Ü b e r t r e t e r « ) , V. 12 » W o r t « (statt » G e s e t z « ) , V. 1 8 b (Wortfolge), V. 2 0 »leer« (statt »nutzlos«). A n s o n s t i g e n kleineren A b w e i c h u n g e n bei unterschied lichen Z e u g e n seien n o c h erwähnt: V. 2 Artikel vor » S y n a g o g e « , V. 5 b »Verheißung« (statt » K ö n i g s herrschaft«), V. 6 b Varianten zu oi3x, V. 7 a x a i (statt o u x ) , V. 14 S t r e i c h u n g des Artikels vor öqpeXog (ebenso V. 1 6 ) , » d u sagst« (statt » j e m a n d s a g t « ) , V. 15 »oder« (statt » u n d « vor » m a n g e l n d « ) , H i l f s v e r b - E r g ä n z u n g (cböiv), V. 2 3 geringfügige » K o r r e k t u r « des Z i t a t s G e n 1 5 , 6 u n d E r s e t z u n g v o n » F r e u n d « d u r c h » K n e c h t « (evtl. a u c h dies eine »biblische« K o r r e k t u r ) , V. 2 4 E i n f ü g u n g v o n x o i v u v , V. 2 6 logische R e t o u c h e n (Streichung v o n » d e n n « , zweimal E i n f ü g u n g des direkten A r tikels). m
5
6
7
2
3
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5
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Als e i n G a n z e s ( » o n e single topic->faith a n d deeds«<) betrachtet a u c h J o h n s o n , A n c B 218f., 2 , 1 - 2 6 . B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 2 7 f. b e t o n t d e n Z u s a m m e n h a n g u. a. d u r c h d a s A r g u m e n t , d i e F r a g e in V . 1 4 sig nalisiere » F o r t s e t z u n g , nicht N e u a n f a n g « . Ä n d e r u n g e n zwischen N e s t l e - A l a n d 2 5 . u n d 2 6 . Aufl. s i n d nicht z u registrieren. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 4 2 A n m . 1: » . . . u m d a d u r c h die g r u n d s ä t z l i c h e G e l t u n g z u m A u s d r u c k zu b r i n g e n « . A u c h Schlatter, B r i e f 2 0 1 b e v o r z u g t d a s Präsens. F ü r diese L A tritt K i l p a t r i c k ein. V g l . u. z u m B e f u n d v o n » F r e u n d G o t t e s « i m AT.
154
IV. G l a u b e , L i e b e , Taten ...
3. Text-und
Kommunikationsstruktur
8
D i e M a h n u n g , den G l a u b e n nicht in » B e v o r z u g u n g v o n M e n s c h e n « zu »haben« (V. 1), gibt fürs erste die inhaltliche R i c h t u n g an; das Stichwort » B e v o r z u g u n g « wird in V. 9 n o c h einmal a u f g e n o m m e n , » G l a u b e « erst a b V. 14. J a k w e n d e t sich zunächst an die G e s a m t h e i t der Adressaten ( 2 . Pers. PI. u n d P e r s o n a l p r o n o m e n v\i- in V. 1-12, d a n a c h nur n o c h V. 16 u n d 2 4 , abgesehen v o n der A n r e d e in V. 1 4 ) . Rhetorische Fragen, die a u f B e j a h u n g zielen, beherrschen die A r g u m e n t a t i v e n in V. 2 - 4 . 5 . 6 b 7. A u c h der erzählte C a s u s »wenn . . . « (Eventualis) s a m t D i a l o g (V. 2 - 3 ) ist Teil einer solchen Frage. J a k appelliert also an die Urteilskraft der Leser, verstärkt n o c h d u r c h d e n Appell ans H ö r e n (V. 5 ) . D a s eigene Urteil des A u t o r s enthält bereits V. 6a; deshalb bilden V. 6 b - 7 eine Parenthese bzw. E r g ä n zung. - Beurteilende u n d belehrende Ausführungen charakterisieren V. 8 - 1 3 . D a s Verhalten der Adressaten wird antithetisch gewertet (»wenn . . . « , i m Realis: V. 8 - 9 ) . D a s T h e m a » B e v o r z u g u n g « wird jetzt in den K o n t e x t des Gesetzes ( v ö f x o g V. 8 . 9 . 1 0 . 1 1 . 1 2 , s o n s t nur n o c h 1,25 u n d 4 , 1 1 ) gestellt, w o b e i zugleich aus 1,25 » G e s e t z der Freiheit« wieder aufgegriffen wird. E r s t m a l s erscheinen direkte Bibelzitate, eingeleitet d u r c h » g e m ä ß der Schrift(stelle)« (V. 8) bzw. »der d a sprach« (V. 1 1 ) . Ein resultativer Appell scheint V. 12 zu sein (wenn die Verben imperativisch aufzulösen s i n d ) . Lehr satzstil h a b e n V. 10 u n d 1 3 . D e r A b s c h n i t t V. 8-13 ist s o m i t viel grundsätzlicher, sozusagen bibel d o g m a t i s c h e r gehalten als der vorige. J a k fragt nicht, s o n d e r n belehrt über N o r m e n für Verhalten u n d G e r i c h t . Inhaltlich lenkt der S c h l u ß (V. 13) zurück z u m T h e m a N ä c h s t e n l i e b e (wovon V 8 handelte) bzw. Barmherzigkeit. - D e r rhetorische Stil v o n V. 1 4 - 1 7 gleicht d e m v o n V. 1-7: die A n r e de an die »Brüder« (V. 1 4 , letztmals in K a p . 2) leitet einige rhetorische Fragen ein (V. I 4 a . b . l 5 - 1 6 ) , die jetzt aber (also anders als in V. 2 - 7 ) a u f eine negative A n t w o r t zielen (»nicht nützlich« V. I 4 a . l 5 f.; »er rettet nicht« V. 1 4 b ) . W i e in V. 2-3 stehen die Fragen i m Eventualis u n d behandeln einen k o n kreten C a s u s s a m t D i a l o g (V. 15a) über zwischenmenschliches Fehlverhalten. W i e d e r appelliert der Verfasser an das Urteilsvermögen der Leser. A n d e r s als in V. 2 - 3 wird hier zweimal die A u s s a g e eines x i g erwähnt. In V. 14 erhebt » j e m a n d « eine (theologisch offenbar falsche) Aussage. In V. 16 ist » j e m a n d « deutlicher als »einer v o n euch« bezeichnet; er gibt sich f r o m m , verhält sich j e d o c h unsozi al. D a s Nicht-Eingreifen der G e s a m t h e i t der Adressaten wird gerügt (V. 1 6 b ) . O b es sich b e i d e m a l u m denselben Tic; handelt oder u m zwei, m a c h t in der S a c h e keinen wesentlichen Unterschied. D i e B e z i e h u n g zwischen V. 14 u n d V. 15 f. b e d a r f freilich der K l ä r u n g . E n t s c h e i d e n d ist beidemal die fal sche theologische Einstellung. O b allerdings der x i g in V. 1 4 . 1 5 f. m i t d e m v o n V 18 fF. identisch ist, d a r f wegen des »aber« u n d der sachlich anderen Position in V. 18 bezweifelt w e r d e n . In V. 1 4 - 1 7 lautet das T h e m a : G l a u b e n , aber keine Werke »haben« (V. 1 4 . 1 7 a ) . D i e B e u r t e i l u n g durch den Ver fasser ist eindeutig, wie er abschließend konstatiert: ein G l a u b e »nur für sich selbst« ist »tot« (V. 1 7 b ) ; er » k a n n nicht retten« (V. 14b) D i e W e n d u n g x i x ö ö c p e ^ o g ( V I 4 a . l 6 b ) bildet eine inclusio. D i e D i s k u s s i o n u m G l a u b e u n d Werke k ö n n t e hiermit bereits als geklärt gelten u n d abgeschlossen wer den. J a k setzt sie j e d o c h n o c h eine Strecke fort. - In V. 18 fügt sich eine D e b a t t e m i t einer u n g e n a n n t e n Person (einem weiteren x i g ) , e i n e m »Interlokutor« an, u n d zwar weiterhin über die Bezie h u n g zwischen d e m » H a b e n « v o n G l a u b e u n d Werken, jetzt markiert durch die W ö r t e r »ohne« (V. 1 8 . 2 0 ) , »aufzeigen« ( V 18) u n d »aus« (V. 1 8 . 2 1 . 2 2 ) . Inhalt u n d Tragweite v o n » G l a u b e n « werden berührt (V. 1 9 ) , u n d die Schrift: wird zitiert (Abrahams Rechtfertigung: V. 2 1 . 2 3 ) . D i e 2 . Pers. S g . beherrscht die Szene; erst V. 2 4 kehrt z u m Plur. zurück. V o n der Satzkonstruktion her scheinen d e m nach V. 1 8 - 2 3 einen S o n d e r d i a l o g zu bilden; es bleibt j e d o c h n o c h zu prüfen, wie weit der E i n w a n d des Interlokutors reicht u n d wessen Seite er vertritt. D e r T o n ist schrofT ( V 1 9 b . 2 0 a ) ; aber w i e d e r u m zielt der A u t o r a u f das bessere E r k e n n e n des Angeredeten (V. 2 0 a . 2 2 a ) , a u c h in den Fragen V. 2 0 . 2 1 . - Inhaltlich direkt, aber formal anders ( 2 . Pers. Plur.) schließen sich V. 2 4 - 2 6 an. Z u n ä c h s t wird das evidente » Q u o d erat d e m o n s t r a n d u m « konstatiert (V. 2 4 ) , d a n n aber n o c h durch ein weiteres 9
10
11
8
V g l . a u c h M a r c o n i u n d Polhill, P r e j u d i c e .
9
Mußner, J a k o b u s b r i e f 123, notiert sogar einen scharfen Gegensatz.
1 0
D a s V e r b d y a j t ä v m i t d e m O b j e k t » M e n s c h e n « n u r hier; m i t » G o t t « in 1 , 1 2 u n d 2 , 5 .
1 1
A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 2 8 , d e r d i e E i n t e i l u n g V. 1 4 - 2 0 . 2 1 - 2 6 v o r n i m m t .
Text- u n d Kommunikationsstruktur/Traditionselemente
155
AT-Beispiel ( R a h a b ) in der F o r m einer zu bejahenden rhetorischen F r a g e ergänzt (V. 2 5 ) . B e i d e Verse (V. 2 4 f.) h a n d e l n v o n der Rechtfertigung aus Werken; in V. 2 4 a wird der G e g e n s a t z d u r c h d a s »aus G l a u b e n allein« (dieses u o v o v hat i m N T hier nur J a k o b u s ; vgl. 1,22 » n u r H ö r e r « ) verschärft. D i e g e s a m t e D e b a t t e u m G l a u b e u n d Werke schließt V. 2 6 a b , w o b e i V. 2 6 b w e i t g e h e n d m i t V. 17 u n d 2 0 b identisch ist, w ä h r e n d V. 2 6 a d u r c h einen a n t h r o p o l o g i s c h e n Vergleich (»Leib o h n e G e i s t « ) ein neues E l e m e n t einbringt. - Aufs G a n z e gesehen, existiert also eine gewisse Parallelstruktur v o n V. 1-13 u n d 1 4 - 2 6 (Fallbeispiele i m Eventualis, Schriftbelege; xaXcoc; Jtoietv V. 8 . 1 9 ) m i t den beiden S c h w e r p u n k t e n »Ansehen der Person« sowie » G l a u b e o h n e W e r k e « .
1 2
Weniger leicht durchsichtig
s i n d der a r g u m e n t a t i v e Z u s a m m e n h a n g v o n V. 8 - 1 3 sowie U m f a n g u n d Rolle des InterlokutorAbschnitts V. 18 ff. - K o m m u n i k a t o r i s c h zentral ist die Ü b e r z e u g u n g s a b s i c h t des A u t o r s . E r a p p e l liert an E i n s i c h t u n d Urteilsvermögen, führt F e h l m e i n u n g e n a d a b s u r d u m (so V. 6 f. 1 4 - 1 6 . 2 0 ) , belehrt des Besseren, überfuhrt die Adressaten der I n k o n s e q u e n z , argumentiert m i t den M i t t e l n der L o g i k , bezieht sich a u f anerkannte G r u n d s ä t z e u n d Erfahrungen (wie V. 2 6 a ) u n d läßt d i e H e i l i g e Schrift für seine A n s i c h t sprechen. D e r Verfasser w e n d e t sich gegen Fehlverhalten (V. 2 f. 15 f.), I n k o n s e q u e n z (V. 5 - 7 ) , aber a u c h g e g e n F e h l m e i n u n g e n (V. 1 4 ff. 18 fT.). N e b e n d i e K o r r e k t u r u n d B e l e h r u n g tritt also d i e D e s t r u k t i o n v o n fehlerhafter T h e o l o g i e u n d Praxis.
4.
Traditionselemente
D i e T r a d i t i o n s e l e m e n t e in J a k 2 s i n d unterschiedlicher A r t . (1) A l s s o l c h e g e k e n n z e i c h n e t e B i b e l zitate b r i n g e n V. 8 ( L e v 1 9 , 1 8 ) , V. 11 ( E x 2 0 , 1 3 f.; D t n 5 , 1 7 f.) u n d V. 2 3 ( G e n 1 5 , 6 ) . E n g d a m i t v e r b u n d e n s i n d d i e atl. E x e m p l a z u A b r a h a m / I s a a k (V. 2 1 ) u n d R a h a b (V. 2 5 ) . D a r i n unterschei d e t sich K a p . 2 v o m R e s t d e s Briefes, a u s g e n o m m e n n u r 4 , 5 f., w o d i e Schrift j e d o c h eher zur B e k r ä f t i g u n g dient, w ä h r e n d es in 2 , 8 - 1 1 u n d V. 2 0 - 2 6 a u c h u m d i e richtige, strittige S c h r i f t a u s l e g u n g z u g e h e n scheint. B i b l i s c h e E x e m p l a bieten s p ä t e r a u c h 5 , 1 0 f. 1 7 f. (2) Verschiedene traditionelle M o t i v e u n d M o t i v - V e r b i n d u n g e n b e s t i m m e n streckenweise d i e Darlegungen.
1 3
D e r Einfluß v o n Sir 3 5 , 1 1 ff. a u f J a k 2 , 1 - 1 3 ist bereits v o n 1,26 f. her e r k e n n b a r
(s. d o r t ) : G o t t ist ein unparteiischer Richter, der sich b e s o n d e r s der A r m e n a n n i m m t , der d e n G e r e c h t e n R e c h t schafft u n d der G e r i c h t hält. O b L e v 1 9 , 1 5 ff. ü b e r d a s Z i t a t v o n 1 9 , 1 8 in V. 8 h i n a u s i m H i n t e r g r u n d v o n J a k 2 steht, ist v e r m u t e t w o r d e n ,
1 4
b e d a r f j e d o c h der K l ä r u n g . I m m e r
hin w i r d 1 9 , 1 5 , d a s viel besser u n d direkter g e p a ß t hätte, g e r a d e n i c h t zitiert. D a ß G o t t der N o t helfer der E l e n d e n u n d A r m e n ist, lehren s c h o n d i e P s a l m e n ( 9 , 1 9 ; 4 0 , 1 8 u. a . ) . » d e n A r m e n entehren« (V. 6 a ) entspricht nur teilweise Sir 1 0 , 2 3 ;
1 6
1 5
Die Wendung
d e n n d o r t ( 1 0 , 1 9 ff.) lautet d i e
F r a g e , wer E h r e v e r d i e n e u n d wer nicht, u n d zwar u n a b h ä n g i g v o n R e i c h t u m , A u s s e h e n u n d A r m u t . A u c h ein A r m e r , der v e r s t ä n d i g ist, dürfe n i c h t verachtet w e r d e n . D i e F o r t s e t z u n g ( 1 0 , 2 4 ) beläßt » G r o ß e n , R i c h t e r n , M ä c h t i g e n « d i e E h r e ; nur sei keiner größer als der, der d e n H e r r n fürch tet. J a k 2 , 6 b . 7 g e h t also a n d e r e W e g e als Sir 1 0 . - D i e in V. 5 z u s a m m e n g e s t e l l t e n M o t i v e » G o t t
12 V g l . ferner F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 2 4 , s o w i e J o h n s o n , A n c B 2 4 6 , z u omtoq in V. 1 2 u n d 2 6 . J o h n s o n n o t i e r t z u d e m : V. 8 - 1 2 a r g u m e n t i e r e n halachisch, V. 2 0 - 2 5 h a g a d i s c h . D i e H a u p t d i f f e r e n z z w i s c h e n d e n b e i d e n Teilen b i l d e d e r Interlokutor. D ö p p e r k e n n t hinter 2 , 1 - 1 3 d e n r a b b i n i s c h e n G e d a n k e n v o n gemilut chassadim (Erweis v o n B a r m h e r z i g keit), d e r in d e r E r k e n n t n i s basiert, » d a ß sich b e i G o t t selber B a r m h e r z i g k e i t u n d G e r e c h t i g k e i t d u r c h d r i n g e n u n d E r b a r m e n u n d R e c h t zur G r u n d l a g e d e r S c h ö p f u n g g e h ö r e n « ( 6 7 f., A u f l i s t u n g der A s p e k t e v o n B a r m h e r z i g k e i t in J a k 2 , 1 - 1 3 : 7 1 ) , u n t e r B e z u g n a h m e a u f K l a u s M ü l l e r , D i a k o n i e i m D i a l o g m i t d e m J u d e n t u m . E i n e S t u d i e z u d e n G r u n d l a g e n sozialer V e r a n t w o r t u n g i m j ü d i s c h - c h r i s t l i c h e n G e s p r ä c h ( V D W I 1 1 ) , H e i d e l b e r g 1 9 9 9 , 1 4 4 ff. J o h n s o n , L e v i t i c u s 1 9 u n d A n c B z. St.; G i e r e 8 5 ff. D a s M o t i v ist in A T , J u d e n t u m u n d N T verbreitet. V g l . M a u r i c e G i l b e r t , W i s d o m o f the Poor: B e n Sira 1 0 , 1 9 - 1 1 , 6 , in: P a n c r a t i u s C . B e e n t j e s ( H g . ) , T h e B o o k o f B e n Sira in M o d e r n R e s e a r c h ( B Z A W 2 5 5 ) , Berlin (de G r u y t e r ) 1 9 9 7 , 1 5 3 - 1 6 9 . 1 3
1 4
1 5
1 6
156
IV. G l a u b e , Liebe, Taten .
erwählte d i e A r m e n « (vgl. I K o r 1 , 2 6 - 2 8 ) , » E r b e n der G o t t e s h e r r s c h a f t « ( M t 2 5 , 3 4 ; I K o r 6 , 9 f.; 1 5 , 2 0 ; G a l 5 , 2 1 ) u n d » d i e ihn lieben« (wie bereits 1,12; vgl. E x 2 0 , 6 ; D t n 5 , 1 0 u. a.; Ps 5 , 1 1 ; Sir 2,16;
i m N T Rom 8 , 2 8 ; 2 T i m 4 , 8 )
1 7
k ö n n t e n w e n i g s t e n s in g e w i s s e m U m f a n g d u r c h
liche katechetische T r a d i t i o n vermittelt w o r d e n s e i n .
1 8
frühchrist
Weitere traditionelle M o t i v e , d i e J a k verar 19
beitet, s i n d : » H e r r der H e r r l i c h k e i t « (V. 1; s. ä t h H e n 2 2 , 1 4 ; 6 3 , 2 f. ;
I K o r 2 , 8 ; vgl. A p g 7 , 2 ) ;
» G e w a l t g e g e n B e d ü r f t i g e u n d W e h r l o s e « (V. 6 b ; J e r 7 , 6 ; 2 2 , 3 ; E z 1 8 , 1 2 ; 2 2 , 7 . 2 9 ; A m 4 , 1 ; 8,4 u . a. 2 0
P r o p h e t e n ; W e i s h 2 , 1 0 ; 1 7 , 2 ) ; » g e h t in F r i e d e n « (V. 1 6 ) ; »ein G o t t « (V. 1 9 ; s. D t n 6 , 4 u n d d i e breite j ü d i s c h e R e z e p t i o n ) ; » F r e u n d G o t t e s « (V. 2 3 , d a z u s p ä t e r ) . (3) A u s der hellenistischen D i a tribe u n d v e r w a n d t e n B e r e i c h e n
2 1
(z. T. a u c h i m N T ) e n t n a h m J a k W e n d u n g e n w i e » D u h a n
delst/ihr h a n d e l t richtig« (V. 3 . 1 9 ; vgl. D i o C h r y s O r . 4 7 , 2 5 ) , » W a s n ü t z t es?« (V. 1 4 . 1 6 ; vgl. E p i k tet D i s s . I 4 , 1 6 u . ö.; P l a t o , G o r g i a s 5 0 4 e ; 5 1 3 e ; Sir 2 0 , 3 0 ; 4 1 , 1 4 ; Philo M i g r 5 5 ; P o s t C 8 6 ; I K o r 1 5 , 3 2 ) ; »Willst d u wissen?« (V. 2 0 ) , geläufiger allerdings in der F r a g e f o r m »Weißt d u / w i ß t ihr 2 2
n i c h t ? « ; » d u leerer M e n s c h « (V. 2 0 ; E p i k t e t D i s s . I 2 1 , 2 ; II 6 , 1 7 ; P l u t M o r a l i a 4 6 9 b u. a.; vgl. i m NT
Rom 2 , 1 . 3 ; 9 , 2 0 ; G a l 3 , 1 ) . (4) M e h r f a c h greift J a k offensichtlich frühchristliche,
teilweise
bereits j ü d . F o r m u l i e r u n g e n auf, d e r e n g e n a u e r e H e r l e i t u n g u n d B e d e u t u n g freilich weniger leicht e i n d e u t i g festzustellen s i n d . D a z u rechnen - außer d e m G e b o t der N ä c h s t e n l i e b e ( L e v 1 9 , 1 8 ) , d a s a u c h in d e n S y n o p t i k e r n
2 3
u n d bei P a u l u s erscheint - d i e b e i d e n S y n t a g m a t a » G e s e t z der Freiheit«
(V. 1 2 , s. bereits 1,25) u n d » k ö n i g l i c h e s G e s e t z « (V. 8 ) , d i e in dieser F o r m allerdings n u r bei J a k v o r k o m m e n . Traditionell bzw. geläufig s i n d : » Ü b e r t r e t e r des G e s e t z e s « (V. 9 . 1 1 ; 2 M a k k 1 5 , 1 0 ; J o s e p h A n t 8 , 1 2 9 ; Rom 2 , 2 3 ; vgl. Rom 2 , 2 5 . 2 7 ; G a l 2 , 1 8 ) ; » d a s g a n z e G e s e t z halten, n i c h t in e i n e m P u n k t v e r s a g e n « (V. 1 0 ; s. a u c h 3 , 2 , vgl. D t n 2 7 , 2 6 ; E x R 3 1 [ 9 2 c ] z u E x 2 2 , 2 4 ; G a l 5 , 3 , aber a u c h in der S t o a : P l u t M o r a l 1 0 4 6 f.); » d e n (guten) N a m e n a u s r u f e n ü b e r « (V. 7; vgl. A p g 2 , 3 8 ; 1 0 , 4 8 ; aber a u c h bereits D t n 2 8 , 1 0 ; J e r 7 , 3 0 ; 1 4 , 9 ; 2 M a k k 8 , 1 5 u. a . ) ; » e r b a r m u n g s l o s e s G e r i c h t « (V. 1 3 ; vgl. Prov 1 7 , 5 ; Sir 2 8 , 4 - 6 ; T o b 4 , 9 - 1 1 ; M t 5 , 7 ; 1 8 , 1 9 . 3 4 ; 2 5 , 4 5 f.). (5) J a k 2 weist relativ w e n i g e B e r ü h r u n g e n m i t IPetr auf. A b g e s e h e n v o m Ü b e r g a n g v o n J a k 1 z u 2 m i t d e m M o t i v » U n p a r t e i l i c h k e i t « ( I P e t r 1,17), ist n o c h » L ä s t e r n « ( J a k 2 , 7 ; IPetr 4 , 4 ) z u e r w ä h n e n . D a s Z u r ü c k treten der Ä h n l i c h k e i t e n ü b e r r a s c h t n a c h d e n zahlreichen B e r ü h r u n g e n in J a k 1 ( u n d a u c h w i e d e r in K a p 4 ) . - E r s t m a l s treten g e w i s s e Parallelen z u I J o h
2 4
in E r s c h e i n u n g ( a u c h sie w e r d e n in J a k 4
w i e d e r k e h r e n ) , w o ebenfalls d i e N i c h t - Ü b e r e i n s t i m m u n g v o n W o r t u n d T a t s o w i e d a s V e r s a g e n der Hilfe a n B e d ü r f t i g e n , j a M o r d g e r ü g t w e r d e n ( I J o h 2 , 9 - 1 1 ; 3 , 1 7 f.; J a k 2 , 1 1 . 1 5 f.). - A u c h H e b r 1 1 , 1 7 - 1 9 n e n n t A b r a h a m s D u r c h h a l t e n i m G l a u b e n s a m t Vertrauen a u f d e n G o t t , der v o n d e n T o t e n erweckt ( 1 1 , 2 1 ff.; vgl. Rom 4 ) , aber n i c h t d i e R e c h t f e r t i g u n g a u s (bzw. n i c h t aus) W e r k e n . E t w a s später ( H e b r 1 1 , 3 1 ) erscheint a u c h R a h a b als G l a u b e n s z e u g i n (s. J a k 2 , 2 5 ) , aber a u c h bei ihr o h n e H i n w e i s a u f die R e c h t f e r t i g u n g . (6) V o n b e s o n d e r e r B r i s a n z ist d i e F r a g e , o b J a k 2 a u f p a u l i nisches T r a d i t i o n s g u t z u r ü c k g r e i f t .
25
A b g e s e h e n v o n V. 1 4 - 2 6 ( b e s o n d e r s V. 2 1 - 2 4 ) , w o r a u f des
einzelnen n o c h z u r ü c k z u k e h r e n ist, existieren einige B e r ü h r u n g e n in F o r m u l i e r u n g bzw. G e d a n -
1 1 8
1 9
2 0
2 1
2 2
2 3
2 4
2 5
7
V g l . ferner T e s t S i m 3 , 8 ; ä t h H e n 1 0 8 , 8 ; PsSal 4 , 2 9 ; 6 , 9 ; 1 0 , 4 ; 1 4 , 1 . Vgl. Mußner, J a k o b u s b r i e f 120, zu »die ihn lieben«. H i e r z u s a m m e n mit: H e r r d e r Geister, d e r M ä c h t i g e n , Herrscher, Weisheit. N ä h e r e s s. u. i n der E x e g e s e v o n 2 , 1 5 - 1 6 . W a c h o b , V o i c e 5 9 ff., e r k e n n t i n 2 , 1 - 1 3 n a c h r h e t o r i s c h e m M o d e l l (er bezieht sich speziell a u f C i c e r o R h e t o r i c a a d H e r e n n i u m ) d i e H e r a u s a r b e i t u n g eines » T h e m a s « (V. 1, q u a » a b w e h r e n d e r R a t « , yv(b\ir\ ctJtoTQ8Jtxixr|), d a s i m F o l g e n d e n b e g r ü n d e t w i r d , u n d zwar m i t V. 2 - 4 als ratio u n d V. 5 - 1 1 als p r o b a t i o , i m einzelnen: V. 5 - 7 als A r g u m e n t a u s e i n e m Beispiel ( p a r a d e i g m a V. 5 u n d o p p o s i t i o V. 6 - 7 ) , V 8 - 1 1 als A r g u m e n t a u s e i n e m Urteil ( m i t p r o p o s i t i o a u f g r u n d des g e s c h r i e b e n e n G e s e t z e s V. 8, ex c o n t r a r i o V. 9 , F o l g e r u n g a u s d e m Urteil a u f g r u n d d e s G e s e t z e s V. 1 0 , c o n f i r m a t i o m i t H i l f e g e s c h r i e b e n e r B e z e u g u n g V. 1 1 ) . V. 1 2 - 1 3 b i l d e n d i e c o n c l u s i o ( G e s a m t b i l d 6 3 ; D e t a i l - V e r g r ö ß e r u n g e n 6 4 , 7 1 , 7 8 , 9 0 , 9 8 , 1 0 4 ) . I m N T R o m 6 , 1 6 ; 1 1 , 2 ; I K o r 3 , 1 6 ; 5,6; 6 , 2 f . 9 . 1 5 . 1 9 ; 9 , 1 3 . 2 4 . V g l . E b e r s o h n ; Berger, G e s e t z e s a u s l e g u n g ; W i s c h m e y e r ; S i m o n L e g a s s e , » E t q u i est m o n p r o c h a i n ? « E t ü d e sur l'objet d e l ' a g a p e d a n s le N o u v e a u T e s t a m e n t ( L e D i v 1 3 6 ) , 1 9 8 9 ; B u r c h a r d , L i e b e s g e b o t , N ä c h s t e n l i e begebot; Nissen. V g l . V o w i n c k e l , b e s o n d e r s 4 8 - 6 6 ; Schlatter, B r i e f 7 3 - 7 7 ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 2 7 . 8 2 f. V g l . o. E i n l e i t u n g V 4 .
Traditionselemente/Redaktion und Intention
157
ken, die hier n o c h einmal zusammengestellt seien: »Unparteilichkeit« (V. 1: R o m 2,1 f.): » H e r r der D o x a « (V. 1; I K o r 2 , 1 8 ) ; » G o t t erwählte die A r m e n « (V. 5; I K o r 1,26 ff.); » E r b e n der Gottesherr schaft« (V. 5; I K o r 6,9 f.; 1 5 , 2 0 ; G a l 5 , 2 1 ) ; »die ihn lieben« ( R o m 8 , 2 8 ; vgl. 2 T i m 4 , 8 ) ; »Übertreter des Gesetzes« (V. 9 . 1 1 ; R o m 2 , 2 3 . 2 5 . 2 7 ; G a l 2 , 1 8 ; 5 , 3 ) ; die Herausstellung v o n L e v 1 9 , 1 8 sozusa gen als K r o n e des Gesetzes, zitiert o h n e K o m b i n a t i o n m i t d e m G e b o t der Gottesliebe, aber der 2 . Dekalogtafel vorgeschaltet u n d m i t d e m »Einhalten des ganzen Gesetzes« verbunden (V. 8 - 1 1 ; R o m 1 3 , 8 - 1 0 ; G a l 5 , 1 4 ) ; das Bekenntnis zu d e m einen G o t t (V. 19; I K o r 8,6; vgl. E p h 4 , 6 ; l T i m 2 , 5 ) . Solche B e r ü h r u n g e n brauchen, zumal w e n n sie sich nicht exklusiv a u f d a s C o r p u s P a u l i n u m bezie hen, nicht mehr als eine allgemeine G e d a n k e n - N ä h e zu implizieren; i m Z u s a m m e n h a n g m i t d e m Material aus 2 , 1 4 - 2 6 gewinnen sie j e d o c h kumulatives G e w i c h t . - F ü r eine B e z u g n a h m e v o n J a k 2 auf paulinische T r a d i t i o n spricht die i m Frühchristentum nur hier, u n d obendrein antithetisch vor gebrachte Berufung auf die Rechtfertigung A b r a h a m s , »unseres (Vor-) Vaters«, aus G l a u b e n , nicht aus Werken, unter Zitation v o n G e n 1 5 , 6 ( R o m 4 , 1 fF.; G a l 3,6 fF.). R o m 4 verweist zwar a u F d i e N a c h k o m m e n s c h a f t , nicht j e d o c h auF Isaaks OpFerung ( A q e d a ) . G e w i ß Formuliert a u c h Pls antithetisch, nämlich einer i m J u d e n t u m verbreiteten Ansicht gegenüber. Weil J a k 2 sich als Antithese gegen die se Antithese wendet, bleibt die Ansicht, daß J a k 2 auF paulinisches G e d a n k e n g u t (in welcher Gestalt u n d V e r w e n d u n g auch i m m e r ) B e z u g n i m m t , die angemessenste Erklärung. 26
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5. Redaktion
und
Intention
D i e eigene Arbeit des A u t o r s ist in K a p 2 unmittelbarer zu erkennen als vorher, u n d d a m i t auch sei ne Intention. J a k benutzt verschiedene Arten v o n TraditionsstofFen, u m seine A r g u m e n t a t i o n zu stüt zen. E r beruft sich a u f anerkannte G r u n d s ä t z e , läßt verschiedene M o t i v e aus der engeren christlichen u n d weiteren Tradition anklingen u n d operiert nicht zuletzt a u f d e m G e b i e t der richtigen Schrift auslegung. A u f der festen Basis von Bibel, Bekenntnis, Prinzipien, Erfahrungswahrheiten u n d Ü b e r z e u g u n g kritisiert er die Adressaten, u m ihr Verhalten s a m t ihren Einstellungen wieder zurecht zu bringen. J a k will überzeugen, richtige Urteile herbeiführen. Seine Rhetorik ist eher dikanisch-überführend (genus iudiciale) als symbouleutisch-weiterführend (genus deliberativum). J a k fühlt sich genötigt, die K u n s t der R e d e - u n d Verhandlungsführung zu benutzen, die darin liegt, den anderen ins Unrecht zu setzen. - D i e Intention des Autors besteht in beiden analogen Passagen ( 2 , 1 - 1 3 u n d 1 4 - 2 6 ) darin, sowohl Fehler i m sozialen Verhalten als auch in der theologischen Einstellung zu kor r i g i e r e n . In V. 1 4 - 2 6 liegt der Fehler in einer d u r c h mißbrauchte theologische (anscheinend pauli nische) Tradition genährten Einstellung, der G l a u b e allein ( x a O ' kavxr\v, %ü)Qic, t ü t v eoyoov, fiovov) g e n ü g e zur Seligkeit. D e r daraus resultierende Q u i e t i s m u s läßt es an ekklesio-sozialen K o n s e q u e n z e n m a n g e l n . In 2 , 1 - 1 3 ist die B e v o r z u g u n g der Reichen u n d E n t e h r u n g der A r m e n A u s d r u c k der fehl geleiteten sozialen A u s r i c h t u n g der Adressaten. D a ß a u c h dahinter eine falsche theologische Einstel l u n g liegt, legen V. 8-13 nahe. J a k fährt j a nach V. 7 nicht einfach m i t einem A u f r u f zu D e m u t u n d B e s s e r u n g fort, s o n d e r n fügt eine bibel-dogmatische Erörterung an. A u c h hier ist eine fehlgelaufene paulinische Tradition a n z u n e h m e n (wie n o c h näher gezeigt werden wird), die die Konzentration a u f das N ä c h s t e n l i e b e - G e b o t als R e d u k t i o n der G e b o t e mißverstand u n d die belehrt werden m u ß , d a ß ihr Verhalten (jrQoaamoXnu/ijjia, V 9) S ü n d e ist. E i n falsches Freiheitsbewußtsein (»Gesetz der Frei heit«, V. 12) k ö n n t e die Fehler n o c h gefördert haben. In beiden analogen Abschnitten wäre d a n n das xaXcog j t o l 8 l v (V. 8 . 1 9 ) als eingeschränkte B e j a h u n g zu v e r s t e h e n (»schön u n d g u t - aber«): N ä c h 28
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T r o t z aller Zweifel bei B u r c h a r d , K o n r a d t , J o h n s o n , Penner, C a r g a l u. a. m i t D i b e l i u s , E i c h h o l z , K l e i n , M u ß n e r u. a. Vgl. H a h n , Genesis. V g l . C r a n f i e l d 1 8 9 - 1 9 3 (»respect o f p e r s o n s « ) . 3 3 8 - 3 4 2 ; Felder; H e l d ; Phifer; D y r n e s s 1 4 (zu V. 13: » T h i s t h e n is h o w m e r c y t r i u m p h s , n o t j u s t in s h o w i n g impartiality, b u t in loving hospitality a n d w e l c o m e f o r t h o s e in n e e d . « ) . A n d e r s J o h n s o n , A n c B 2 3 1 . 2 4 1 : in V. 8 b e f ü r w o r t e n d , in V. 1 9 (»vielleicht in d i r e k t e m K o n t r a s t « z u V. 8 ) ironisch, sarkastisch.
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
158
stenliebe u n d M o n o t h e i s m u s - in O r d n u n g , aber sie dürfen nicht zu L e e r f o r m e l n v e r k o m m e n , s o n d e r n m ü s s e n zu p r a k t i s c h e n K o n s e q u e n z e n g e l a n g e n .
1 Jak greift das T h e m a m a n g erstmals seit 1,3.6 wieder auf, erweitert es christologisch und stellt es in Relation zu einer (falschen) Behandlung und Beurteilung von Men schen. 30 Der Satz ist imperativisch zu verstehen; in der Koine kann bei Negationen der Imperativ den Konjunktiv ersetzen. Als indikative Frage wäre der Satz nicht sinn voll, weil das ur| die Frage verneinen würde; Jak setzt jedoch das Gegenteil voraus, wie V. 2 ff. zeigt.3i - »Glauben haben« (ebenso 2,14.18) bezeichnet sonst ( M k 4,40; 11,22; M t 21,21; L k 17,6; Apg 14,9; R o m 14,22; IKor 13,2; l T i m 1,19; auch 4Makk 16,12) den vertrauensvollen Glaubensakt im Gegensatz zum Zweifel.32 Hier ist dagegen der Besitz eines geradezu objektivierbaren Gutes und der Umgang damit gemeint. Der Glaube wird dabei aufweisbar (vgl. V. 18), man kann ihn in unter schiedlicher Weise handhaben. - Neben 1,1 findet sich hier die einzige Erwähnung von »Kyrios Jesus Christus« bei Jak, jetzt aber erweitert durch »unser (Herr)« und Tfjg 8ö^T]g am Schluß.33 Die relativ lange christologische Formulierung bereitet Interpre tationsprobleme, speziell die Beziehung von tfjg öö§r]g, dazu auch die Bestimmung der Genitive. Jak verwendet das Wort 8 6 § a sonst nicht.34 Wahrscheinlich kombiniert er hier zwei frühchristliche bekenntnishafte Wendungen, nämlich »(unser) Herr Jesus Christus« und »Herr der Herrlichkeit«.35 Letzteres erscheint im N T nur noch IKor 2,8, ebenfalls christologisch gemeint. Wahrscheinlich handelt es sich ursprünglich um ein apokalyptisches Gottesprädikat,36 das in IKor 2 mit der »Weisheit Gottes« verbunden steht. - Wie aber ist das ganze Syntagma »xf]v J I I Ö T I V ... tfjg öö^rjg« auf synchroner Ebene aufzulösen? In Relation stehen »Glaube« und »Herr ...« sowie »Herr ...« und xfjg öö^rjg. Gegen die Verbindung »Glaube an die Herrlichkeit unseres Herrn . . . « 3 7 spricht die Wortfolge. Der Genitiv tfjg 86§r]g ist wahrscheinlich qualitativ38, d. h.: zum Wesen Christi gehört Herrlichkeit, Glanz, Licht.39 Denkbar, aber weniger naheliegend ist ein Gen. epexegeticus bzw. appositivus: »Herr der die Herrlichkeit i s t « . Möglich ist aber auch ein Gen. auctoris bzw. originis: Christus ist Ursprung der Herrlichkeit. Erst der Kontext kann letzten Aufschluß geben. 40
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Schlatter, G l a u b e 4 2 4 , n o t i e r t als » d r i t t e V e r a n l a s s u n g , d e n W e r t d e s G l a u b e n s z u b e t o n e n « ( n e b e n 1,3 u n d 1,6) d e n » K a m p f g e g e n d i e V e r d e r b n i s d e r L i e b e z u r w i l l k ü r l i c h e n , v o n d e r G e r e c h t i g k e i t a b g e s c h i e d e n e n Gunst«. Vgl. Mayor 79; Ropes 46; Johnson, A n c B 2 2 0 . Luck, Jakobusbrief 175. S . d a z u Karrer, P r ü f u n g 1 7 1 - 1 7 3 ( » H e r e i n n a h m e J e s u in G o t t e s H e r r l i c h k e i t « , 1 7 2 ) ; M u ß n e r , C h r i s t o l o g i e 1 1 2 f. ( i m p l i z i e r t ist a u c h J e s u A u f e r s t e h u n g v o n d e n T o t e n ) . A u c h d a s S y n o n y m xiur| fehlt ( a u ß e r i n a x u i d ^ a ) 2 , 6 ) ; ö o x e a ) in 1,26; 4 , 5 heißt n u r » m e i n e n « . M i t J o h a n n e s Schneider, D o x a . Eine bedeutungsgeschichtliche Schule, G ü t e r s l o h (Rufer) 1 9 3 2 , 1 3 5 ; vgl. Martin, W B C 5 9 . Einen liturgischen Hintergrund n i m m t auch Schnider 5 6 an. W o l f g a n g S c h r ä g e , D e r erste B r i e f a n d i e K o r i n t h e r I ( E K K V I I / 1 ) 2 5 5 m i t H i n w e i s a u f ä t h H e n 2 2 , 1 4 ; 2 5 , 3 ; 6 3 , 2 . I m A T v e r b r e i t e t ist d a s M o t i v d e r » H e r r l i c h k e i t d e s H e r r n « ; vgl. C l a u s W e s t e r m a n n : T h H A T I 8 0 2 ff. V g l . b e i M a y o r 7 9 . B u r c h a r d , C h r i s t o l o g i e 3 5 4 - 3 5 9 , H N T z. S t . , zieht Tfjg öö^ng z u xi]v m o x i v , » G l a u b e an d i e Herrlichkeit«. M i t Dibelius, K E K 160; Frankemölle, Ö T K 3 7 5 . M a y o r 8 1 f. d e n k t a n d a s a t l . - j ü d . M o t i v » S c h e k h i n a « ; vgl. M a r t i n , W B C 6 0 . S o z u e r s t B e n g e l ; s. M a y o r 8 0 - 8 2 ; H o r t 4 7 f.; L a w s , C o m m e n t a r y 9 5 - 9 7 .
159
2,1 41
Welchen argumentativen Wert hat der Hinweis auf die D o x a ? Vom Kontext her könnte der Kontrast zum falschen Glanz des Besuchers (2,2 f.) und zur Entehrung des Armen (V. 6) mitspielen. Die Nähe zu Sir 35,11 f. unterstützt diesen Aspekt, wo es heißt: Gott ist ein gerechter Richter, bei ihm gilt nicht öö^a JiQoacbjtov, oi> A,f|u^£Tai JtQÖacojrov em J t x c o x o v . In diesem Fall paßt der Gen. qualitatis am besten: allein Christus hat »Ansehen«. Jak könnte aber auch »Glaube« erläutern wollen; dann legt sich ein Gen. originis nahe: unser Glaube an Christus erwartet die Herrlichkeit von ihm her, er ist ihr Ursprung (vgl. 1,4.12: Vollkommenheit, Lebenskranz). 3 Anders als in 1,3 f. 12 geht es in Kap. 2 jedoch um die Gefährdung des Glaubens (vgl. bereits 1,5 ff. 13 ff), nicht um seine Vollendung. Deshalb wiegt die kontextuelle Relevanz (V. 2 f.6) von Doxa schwerer. Dann ist betont: Die Christus-Ehre (Gen. qualitatis) regelt auch das zwischenmenschliche Geschehen. Die Übersetzung »(Glaube an) unseren Herrn Jesus Christus (den Herrn) der/von Herrlichkeit« fängt das am ehesten ein. - Die hier zu m a n g gehörenden Genitive werden zumeist als objektive ausgelegt (Glaube an C h r i s t u s ) , gelegentlich aber auch als subjektive. So meint L. T. Johnson, Glaube sei sonst bei Jak (2,19.23) an den Vater gerichtet; die Jesus-Logien im Brief sprächen für die Interpretation »the faith of Jesus in G o d as reflected in his teaching«. 5 Weder der eine noch der andere Grund ist m. E. jedoch überzeugend. U. Luck rekurriert von »Herr der Herrlichkeit« (s. o. zu IKor 2,8) auf Weisheitstradition: Jesus gewann teil an der Doxa; die Weisheit verbürgt die Teilnahme. Christus eröffnete den Weg dorthin; es ist der Weg des Glaubens. Die Christen sollen den Glauben Jesu (Gen. subiectivus) h a b e n . Diese Interpretation bemüht jedoch zu sehr einen allgemeinen sapientialen Hintergrund für Jak. Das Verständnis »Glaube an ...« ist die bessere Lösung. - Beim Plural JtQoacojtoXniJApiai denkt Jak an Akte der Bevorzugung. Die Zusammenstellung mit »Glaube« ist in dieser Gestalt singulär und in der Sache eigenartig. Die Formulierung »den Glauben haben/halten in ...« verweist auf den M o d u s des gestalteten Lebens, nicht nur des uns begegnenden. Lt. 2,9 ist JiQoacojtoXnji'ipLa aktive Sünde. Auch sonst im N T wird sie negativ beurteilt; sie verletzt die Gleichbehandlung von Menschen, vor allem vor Gericht; dem Richter ist sie untersagt. Als Kompositum finden sich Nomen, Verb und Verbaladjektiv erst im N T (Apg 10,34; R o m 2,11; Kol 3,25; Eph 6,9; IPetr 1,17) ; die Wendung als solche 42
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E r a s m u s , C a l v i n u. a. v e r s t a n d e n ö ö ^ a als » A n s i c h t , M e i n u n g « u n d v e r b a n d e n d a s W o r t m i t J t o o o o o j t o Xr]u/i|)ia: » B e v o r z u g u n g e n a u s (persönlicher) M e i n u n g « ; s. M a y o r 7 9 f.; A d a m s o n , E p i s t l e 1 0 3 . D a g e g e n s p r e c h e n j e d o c h W o r t f o l g e , T r a d i t i o n u n d s e m a n t i s c h e r G e h a l t . T o w n s e n d , C o m m u n i t y 1 1 6 f., m e i n t » t h a t J a m e s is here referring to J e s u s as the S h e k i n a h o f G o d « ; d a s w i e d e r u m b e d e u t e : G o t t w o h n t bei s e i n e m Volk.
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S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 1 6 : g e g e n d e n P e r s o n e n k u l t in d e r G e m e i n d e ; e b e n s o S c h n i d e r 5 6 ; K o n r a d t , E x i s t e n z 1 3 7 ; B u r c h a r d , H N T z. S t .
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E s c h a t o l o g i s c h e D o x a - V e r h e i ß u n g f i n d e t sich: Rom 3 , 2 3 ; 8 , 3 0 ; P a r u s i e in D o x a : M k 8 , 3 8 u. a.; D o x a als
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S o u. a. R o p e s 1 8 7 ; C h a i n e 4 0 ; C a n t i n a t 1 2 0 .
L o h n u. ä.: Rom 2 , 7 . 1 0 ; 5 , 2 ; 8 , 1 8 ; I K o r 2 , 7 . 4 5
J o h n s o n , A n c B 2 2 0 ; er v e r w e i s t b e s o n d e r s a u f 2 , 5 . 8 ; d e s h a l b : »>der G l a u b e , d e r v o n J e s u s s t a m m t < i m
4 6
L u c k , J a k o b u s b r i e f 1 7 4 f. E r i n t e r p r e t i e r t » G l a u b e n h a b e n « i m G e g e n ü b e r z u m Zweifel.
S i n n e v o n >durch J e s u s a u s g e s p r o c h e n e . 4 7
Evtl. ist ev a u c h l o k a l , a d v e r b i a l o d e r s o z i a t i v z u v e r s t e h e n : » b e i , in Z u s a m m e n h a n g m i t « .
4 8
N i c h t in L X X u n d P r o f a n g r ä z i t ä t . V g l . E d u a r d L o h s e : T h W N T V I 7 8 0 f.; K l a u s B e r g e r : E W N T I I I 4 3 3 435; Held.
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
160
(jtQÖaoojtov Xaußdveiv) ist jedoch in der L X X verbreitet, vor allem in bezug auf Gott, der keine Bevorzugung vornimmt (ebenso im N T ; s. die o. gen. Stellen, dazu noch Gal 2,6). Gott ist unbestechlich; er beurteilt nicht nach Stand, Rang, Geltung; er ergreift keine Partei, läßt sich durch nichts blenden. Von Haus aus ist das hebräische D ^ S XÖJ eigentlich ein positiver Terminus des Begrüßungszeremoniells: dem Niedergebeugten wird »das Gesicht gehoben«, d. h. er darf sich zeigen.50 Die negative Konnotation wurde jedoch bald dominant, also der Mißbrauch des »Person-Ansehens« bei Gericht. Bei Gott kommt keinerlei Mißbrauch vor (vgl. o. zu Sir 35,11 f.). Deshalb steht JtQOO(DJtoXr]UA|na bei Jak in scharfem Kontrast zu »Herr der Herrlichkeit«. Wer an diesen Herrn glaubt, kann sich solches ungöttliche Verhalten nicht erlauben. - nooa(DJto?aiu/ipia ist zwar bevorzugt ein forensischer Terminus; er kann aber auf verschiedene Lebenssituationen angewendet werden. Für sich allein bestimmt er noch nicht die Umstände des folgenden Casus; diese können vielmehr erst aus 2,2-4 selbst erschlossen werden.51 2-4 Jak konkretisiert jetzt, wie JtQoacojtoXrifxipia aussieht bzw. aussehen kann. Die Verse bilden ein längeres Satzgefüge, nämlich einen Bedingungssatz im Eventualis (mehrfache Protasis in V. 2 f., Apodosis in V. 4) mit eingeflochtener wörtlicher Rede (V. 3b.c), in eine zu bejahende Frage ausmündend (V. 4).52 V. 4 könnte auch als Aussage verstanden werden; dann würde das oi) aber nur für die erste Hälfte gelten, und das mit positivem Sinn von ö i a x o i v o u m (»ihr habt bei euch nicht nach gesundem Urteil entschieden«). Passender ist jedoch, V. 4 als Appell an das Urteilsvermögen der Adressaten (wobei ov für beide Sätze gilt) zu verstehen; der Kommentar des Verfassers folgt erst im letzten Wort ( j t o v T i Q c b v ) und in V. 5 f. - Die Sinnlinien beim beschriebenen Fall sind in V. 23: in eine Versammlung kommen, auffällige Bekleidung, äußerer Anschein, jemanden ansprechen und einen Platz zuweisen; in V. 4: beurteilen und Innenbereich ( e v eauxotg), dazu eine ethische Kategorie (jtovtiqcov). Das Innere (V. 4) kommt, so argumentiert Jak, im Äußeren, ja Äußerlichen (V. 2 f.) zum tätigen Ausdruck. Vieles andere läßt der Text offen: den Status der Besucher und ihre Beziehung zur versammelten Gruppe, den Zweck ihres Kommens, die Art und Zielsetzung der Versammlung, den Wortsinn von Gvvaywyr]. Die Anrede ist ein nicht differenzierendes »ihr«, das als Kollektiv handelt und verantwortlich gemacht wird. Die Szene wird von der Erlebnisperspektive der Versammlung her entworfen. - Gewiß kann man sagen, daß die rhetorische Funktion des Textes wichtiger sei als die historische Bezugnahme.53 Aber Jak konstruiert nicht einfach ein übertriebenes, unrealistisches Demonstrationsbeispiel. 54 Eine solche Stilisierung würde den Zweck gefährden, die Adressaten auf eine bei ihnen prinzipiell mögliche Gefahrensituation hin anzusprechen.55 Zumindest zeigt das Beispiel (wie auch das in 2,15 f.), daß sich die Adressaten sozio-ökono49
4 9
Z u m s e m a n t i s c h e n F e l d vgl. Berger, a. a. O . : w a h r h a f t i g , r i c h t e n , B e s t e c h u n g , sozialer U n t e r s c h i e d . S . e t w a D t n 1,17; 1 0 , 1 7 ; L e v 1 9 , 1 5 u. a.
5 0
In d e r L X X w i r d d a b e i n e b e n
taxußdveiv
a u c h 0om|xd£eiv u n d ywcboxetv verwendet.
51 V g l . H e l d . 5 2
V. 4 k ö n n t e a u c h Teil d e r P r o t a s i s sein; es e n t s t ü n d e d a n n j e d o c h ein A n a k o l o u t h .
53 J o h n s o n , A n c B 2 2 7 . 5
4
Anders Dibelius, K E K 161-163.
55 S o d i e m e i s t e n n e u e r e n K o m m e n t a r e , z. B . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 8 7 ; S c h n i d e r 5 7 ; L a w s , C o m m e n t a r y 9 8 .
161
2,2-4
misch zwischen den beiden Schichten aufhalten; auch V. 5 f. bestätigt den Abstand zu Armen und Reichen. - Erstmals und nur in diesem Abschnitt verwendet Jak das Wort J t x c o x o g (2,2.3.5.6). Es bedeutet »bettelarm« im Unterschied zu »bedürftig« (jtevng).56 l d Sache beschreibt Jak in 2,15 dasselbe: jemand hat nichts anzuziehen und nichts zu essen. Das Griechentum kannte keine religiös motivierte Armenfursorge; anders dagegen das Judentum.57 Jak legt jetzt aber (anders als in 2,15 f.) darauf kein Gewicht; bedeutsam ist vielmehr die Geringachtung (vgl. V. 6a) eines Men schen. Eine theologische Qualifizierung bringt dann V. 5. - In der Forschung hat man aus Details in Kombination mit anderen Stellen bei Jak verschiedene Schlüsse gezogen. (1) Der Ausdruck »Synagoge« verweise auf judenchristliches, ja palästini sches Milieu; die christlichen Gemeinden hätten sich noch im Synagogenverband befunden.58 (2) Die Versammlung diene der Verhandlung von Rechtsangelegenhei ten, das Urteilen als Richter sei wörtlich zu nehmen.59 (3) Es handele sich um einen Gottesdienst ähnlich wie IKor 14,23 ff. (4) Der Wohlhabende weise sich durch den Goldring und das helle Gewand als zum Ritterstand gehörig a u s . Er werbe in der Gruppe um Stimmen und Unterstützung.62 (5) Die mit den örtlichen Verhältnissen unvertrauten Besucher seien entweder Christen von außerhalb (vgl. D i d 12) oder U n g l ä u b i g e oder Neophyten . (6) Der Text reflektiere den Konflikt zwischen christlichen Wandercharismatikern (arm) und ortsansässiger Elite (reiche Patrone u. d g l . ) . Als Gottesdienstbesucher würden sie ungleichmäßig behandelt. Alle diese Annahmen stehen in der Gefahr, den Text zu überfordern. - Nur hier wird im N T eine christliche Versammlung(sstätte) ovvaywyr) genannt; J a k kennt freilich auch den Ausdruck exxXr]öia, der dort (5,14) aber die Gruppe, nicht den Ort bezeichnet. Einen Anhalt für Frühdatierung und jüdisches Milieu bietet das Wort ovvaywyr] nicht. Gerade in spätapostolischer Zeit und danach gibt es Belege für eine christli che Verwendung: H e r m M 11,9.13 f. (=43,9.13 f.); Hebr 10,25 (Kompositum); IgnPol 4,2; Tr 3; JustDial 6 3 , 5 . - Unklar bleibt, ob Jak an eine Versammlung oder an n
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56 V g l . F r i e d r i c h H a u c k / E r n s t B a m m e l : T h W N T V I 8 8 5 - 9 1 5 ( d o r t 8 8 7 , 4 f.: d i e Jievia w e h r t sich g e g e n d i e V e r w e c h s l u n g m i t d e r jrcooxeta); H e l m u t M e r k l e i n : E W N T I I I 4 6 6 - 4 7 2 . B e i J a k fehlt d i e W o r t g r u p p e JT8VT]5, j r e t v d a ) (die i m N T i m m e r h i n 2 4 x v o r k o m m t ) ; m e h r f a c h b r i n g t er d e m g e g e n ü b e r TCUTEIV- ( 1 , 9 . 1 0 ; 4,6.10; i m N T insgesamt 38x). 5 7
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B o l k e s t e i n p a s s i m ; vgl. d e n E x k u r s bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 6 - 8 4 , zur j ü d . A r m e n f r ö m m i g k e i t . A d a m s o n , Epistle 105. S o v o r a l l e m W a r d , Partiality, C o n c e r n 7 8 - 1 0 7 ( m i t Verweis a u f Q u m r a n ) ; d o r t a u c h d a s A r g u m e n t , n a c h r a b b i n i s c h e r R e g e l ( S i f r e L e v 1 9 , 1 5 ; S a n h 6 , 2 ) m ü ß t e n d i e P r o z e ß g e g n e r gleich g e k l e i d e t sein. I h m schließt sich D a v i d s , E p i s t l e 1 0 9 , a n ; ä h n l i c h M a r t i n , W B C 6 1 , d e r I K o r 6 , 1 ff.; M t 1 8 , 1 7 h e r a n z i e h t . A u c h D y r n e s s 13 redet v o n » a p p e a r i n g b e f o r e c o u r t t r i b u n a l s « .
6 0
V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 1 0 1 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 8 8 : es liege e i n e A m p l i f i k a t i o n v o n 1 , 9 - 1 1 vor; es h a n d e l e
6 1
V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 9 8 f.; J u d g e 5 2 ; D a v i d s , E p i s t l e 1 0 8 ; R e i c k e 2 7 .
sich u m M i t c h r i s t e n . F e l d e r 5 5 d e n k t a n Besucher. 6 2
Reicke 27. Kritisch dazu Ernst Bammel: T h W N T V I 9 1 0 A n m . 2 4 0 .
6 3
D a v i d s , E p i s t l e 1 0 9 : C h r i s t e n h ä t t e m a n n i c h t Plätze a n w e i s e n m ü s s e n . S . d a z u bereits D i b e l i u s , K E K 1 6 8 .
6 4
B u r c h a r d , G e m e i n d e u n d H N T z. St.: evtl. Interessierte v o n a u ß e n (vgl. I K o r 4 , 2 3 - 2 5 ) ; d i e A d r e s s a t e n soll ten sich n i c h t s o v e r h a l t e n , » d a ß s i e A r m e n d e n U b e r t r i t t z u m G l a u b e n e r s c h w e r e n ( u n d d e n R e i c h e n w o m ö g l i c h z u leicht m a c h e n ) « .
6 5
S. Einleitung § 7 , 1 . K l o p p e n b u r g HervTeolStud: gegen »patronage«.
6 6
E s ist i m m e r h i n d e n k b a r , d a ß d e r A u t o r w e g e n eines i n t e n d i e r t e n B e z u g e s z u m H e r r e n b r u d e r u n d z u m j ü d .
6 7
Weitere B e l e g e bei W o l f g a n g S c h r ä g e : T h W N T V I I 8 3 9 , a u s g e r e c h n e t s o g a r bei d e n M a r c i o n i t e n ( 8 3 9 , 2 0 - 2 2 ) .
M i l i e u a b s i c h t l i c h s o stilisierte. D e r B e f u n d z u m T e r m i n u s b i e t e t a b e r a u c h d a z u k e i n e k l a r e G r u n d l a g e .
162
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
ein Gebäude denkt. Das Verb »hineinkommen« und die Erwähnung von Sitzgele genheiten brauchen nicht unbedingt für das letztere zu sprechen, sondern blieben auch im ersten Fall sinnvoll. Jak ist an einer einseitigen Sinnbestimmung anscheinend gar nicht interessiert. Daß man sich in einem Gebäude - also nicht im Freien - ver sammelte, legt die Nennung von »Schemel« zwar nahe; aber damit ist nicht gesagt, daß »Synagoge« Name eines bestimmten Gebäudes war. Man traf sich vornehmlich in geeigneten Häusern; architektonisch gesehen, waren die frühchristlichen Ver sammlungsstätten entsprechend eingerichtete Privathäuser. 9 Das trifft auch weithin für die jüdischen Stätten zu. Die Zuweisung der Plätze besagt nichts über bestimmte »Synagogen-Typen«70 _ Alle Aufmerksamkeit lenkt die Darstellung auf die beiden Besucher und die Reaktion der Versammelten. Die Versammlung ist für unterschied liche Menschen zugänglich, also wohl eine »normale« Zusammenkunft zum Gottes dienst (wie IKor 14,23 ff.). O b die beiden genannten Besucher Christen sind oder nicht, ist für den Bericht unerheblich; bedeutsam ist der soziale Unterschied. Beide 68
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6 8
J a k v e r w e n d e t d a s W o r t i m w e i t e s t e n S i n n : L a w s , C o m m e n t a r y 1 0 0 f.; vgl. S c h r ä g e : T h W N T V I I 8 3 6 .
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V g l . L . M i c h a e l W h i t e , T h e S o c i a l O r i g i n s o f E a r l y C h r i s t i a n A r c h i t e c t u r e ( H a r v T h S t 4 2 ) , Valley F o r g e (Trinity) I 1 9 9 0 , speziell K a p . 2 - 3 (christlich) u n d 4 ( D i a s p o r a - J u d e n t u m ) . D e r a r c h ä o l o g i s c h e B e f u n d ver weist für d i e Z e i t d e s f r ü h e n C h r i s t e n t u m s in e b e n d i e s e R i c h t u n g . - I n j ü n g e r e r Z e i t ist d a s T h e m a » j ü d . S y n a g o g e n w e s e n in d e r A n t i k e « vielfach d a r g e s t e l l t u n d erörtert w o r d e n , u. a. z u d e n F r a g e n : W e l c h e S y n a g o g e n g e b ä u d e s i n d für P a l ä s t i n a n a c h w e i s b a r , speziell für d i e Z e i t v o r 7 0 n. C h r . (s. A u s g r a b u n g e n in G a m l a ) ? B e d e u t e t d a s W o r t » G e b ä u d e « o d e r » V e r s a m m l u n g « (was e r g i b t d i e T h e o d o t u s - I n s c h r i f t in J e r u s a l e m , w a n n ist sie z u d a t i e r e n ) ? S . d a z u A . T. K r a a b e l , T h e D i a p o r a - S y n a g o g u e : A r c h a e o l o g i c a l a n d E p i g r a p h i c E v i d e n c e s i n c e S u k e n i k : A N R W II 1 9 . 1 , 4 7 7 - 5 1 0 ( A n g a b e n z u S u k e n i k s A r b e i t e n bei S c h r ä g e : ThWTSTT V I I 7 9 9 ) ; K . A t k i n s o n , O n F u r t h e r D e f i n i n g t h e F i r s t - C e n t u r y C E S y n a g o g u e : F a c t o r F i c t i o n ? A R e j o i n d e r to H . C
K e e : N T S 4 3 ( 1 9 9 7 ) , 4 9 1 - 5 0 2 ; D . U r m a n / P . V. M . F l e s h e r ( H g . ) , A n c i e n t S y n a g o -
g u e s : H i s t o r i c a l A n a l y s i s a n d A r c h a e o l o g i c a l D i s c o v e r y ( S P B 4 7 , 1 ) , L e i d e n (Brill) 1 9 9 5 ; H . C . K e e , D e f i n i n g the F i r s t - C e n t u r y C E S y n a g o g u e : Problems a n d Progress: N T S 4 1 ( 1 9 9 5 ) , 4 8 1 - 5 0 0 ; ders., T h e C h a n ging M e a n i n g o f Synagogue: A R e s p o n s e to Richard Oster: N T S 4 0 ( 1 9 9 4 ) , 1 8 1 - 1 8 3 ; ders., T h e Transfor m a t i o n o f t h e S y n a g o g u e after 7 0 C E : its I m p o r t for E a r l y C h r i s t i a n i t y : N T S 3 6 ( 1 9 9 0 ) , 1-24; L e s l i e J . H o p p e , T h e S y n a g o g u e s a n d C h u r c h e s o f A n c i e n t Palestine, C o l l e g e v i l l e ( L i t u r g i c a l Pr.) 1 9 9 4 ; M . C h i a t , H a n d b o o k o f S y n a g o g u e A r c h i t e c t u r e , C h i c o ( S c h o l a r s ) 1 9 8 2 ; L . I. L e v i n e ( H g . ) , T h e S y n a g o g u e in L a t e A n t i q u i t y , P h i l a d e l p h i a ( A S O R ) 1 9 8 7 ; d e r s . ( H g . ) , A n c i e n t S y n a g o g u e s R e v e a l e d , J e r u s a l e m (Israel E x p l o r . S o c . ) 1 9 8 1 ; D o n a l d D . B i n d e r , I n t o t h e T e m p l e C o u r t s : T h e P l a c e o f t h e S y n a g o g u e in t h e S e c o n d T e m p l e P e r i o d ( S B L . D S 1 6 9 ) , A t l a n t a ( S B L ) 1 9 9 9 ( B i n d e r m e i n t , S y n a g o g e n in P a l ä s t i n a s c h o n v o r 7 0 n. C h r . seien v o n B a u u n d O r g a n i s a t i o n h e r »hilfsweise S a k r a l r ä u m e g e w e s e n , d i e r ä u m l i c h d i e S a k r a l i t ä t d e s T e m p e l s c h r e i n s a u s d e h n t e n u n d d e n J u d e n ü b e r a l l d i e T e i l n a h m e a m Z e n t r a l k u l t g e s t a t t e t e n « , 3 2 ; vgl. d i e kritischen N o t i z e n v o n Leslie J . H o p p e : C B Q 6 2 [ 2 0 0 0 ] , 3 4 9 - 3 5 1 ) . S. jetzt a u c h C l a u ß e n , zur F o r s c h u n g ( 4 1 ff.) u n d a u s f ü h r l i c h z u m B e f u n d h i n s i c h t l i c h d e r a n t i k e n S y n a g o g e n ( 9 8 - 3 0 7 : T e r m i n o l o g i e , U r s p r ü n ge, Architektur, Funktionen, Rechtslage u n d -praxis, O r d n u n g , geographische Verbreitung). C l a u ß e n hebt d e n C h a r a k t e r als » H a u s s y n a g o g e « hervor, a n d e n d i e f r ü h c h r i s t l i c h e H a u s g e m e i n d e in m a n c h e r W e i s e a n k n ü p f e n k o n n t e ( 3 0 8 ff.). N i e b u h r , I d e n t i t ä t 3 4 5 , zieht e i n e V e r b i n d u n g z u d e n collegia, d. h. s i c h » n a c h A n a l o g i e religiöser V e r e i n e z u o r g a n i s i e r e n « . K l a u c k II 5 2 , notiert: D i e M i t g l i e d e r v e r s a m m l u n g eines Ver eins k a n n a u c h in n i c h t j ü d i s c h e n Q u e l l e n ovvaywyr], S y n a g o g e , g e n a n n t w e r d e n ( L S C G 1 7 7 , 9 3 f.; 1 3 5 , 2 0 ) « . Z u d e n D i a s p o r a - S y n a g o g e n : Rutgers 9 7 - 1 3 5 (mit geographisch gegliederter Tabelle 1 2 7 - 1 3 0 ) . 7 0
S c h r ä g e : T h W N T V I I 8 3 6 A n m . 2 5 6 , g e g e n L e o n a r d R o s t , A r c h ä o l o g i s c h e B e m e r k u n g e n z u einer Stelle d e s J a k ( J k 2 , 2 f.): P J B 2 9 ( 1 9 3 3 ) 5 3 - 6 6 , d e r d i e M e i n u n g v e r t r a t , J a k h a b e e i n e n g a l i l ä i s c h e n S y n a g o g e n t y p v o r A u g e n (der j e d o c h für d a s 1. J h . n i c h t n a c h w e i s b a r ist); m a n k ö n n e s o g a r d i e L a g e d e r S i t z g e l e g e n heiten bestimmen.
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V g l . a u c h d i e » S e g e n s f o r m e l « in 2 , 1 6 , s o f e r n J a k hier w i e d o r t a n d i e s e l b e S i t u a t i o n d e n k t . D i e C h r i s t l i c h k e i t d e s A r m e n ( q u a A r m e r ) ist e b e n s o w e n i g T h e m a w i e d a s » S e e l e n h e i l d e s R e i c h e n « ( D i b e lius, K E K 1 6 9 ) . - D a ß m a n H o n o r a t i o r e n d e n U b e r t r i t t erleichtern w o l l e , g e h t a u s d e m T e x t n i c h t h e r v o r ( a u c h n i c h t a u s 2 , 1 4 ff.; s. u . ) .
163
2,2-4
werden wie selbstverständlich »zugelassen«. Erst V. 5 mit der Qualifizierung »reich im Glauben« und »die ihn lieben« läßt erkennen, daß es sich in V. 2 f. um einen gläubi gen armen Menschen handelt. - Die Besucher werden unterschiedlich behandelt; das impliziert eine »Beurteilung« (V. 4), aber keinerlei Gerichtsverhandlung - weder über die Besucher noch über einen anderen Streitfall. - Den Akzent legt Jak auf die Zurücksetzung des Armen, wie V. 5-6a zeigen. Die Gegenfigur ist nur von ihrem Erscheinungsbild her gekennzeichnet. Das »glänzende Gewand« braucht nicht eine toga Candida zu bedeuten; lt. Lk 23,11; Apg 10,30 tragen auch Engel solche Gewän der. Zudem ist die Gegenüberstellung der Kleidung topisch; so erhielt etwa Joseph vor der Audienz beim Pharao dvxi QVJtcbong XaujtQdv eoOfjxa (Philo Jos 105). Ein Goldring ist hier eher Zeichen von Eitelkeit und Prunksucht als Insignie des ordo equester. Goldschmuck wurde damals gern als Luxus und Privilegiertengehabe ange prangert. 73 Jak kritisiert, daß die Adressaten sich beeindrucken lassen; die Absichten des »Mr. Goldfinger« sind völlig belanglos - also etwa, ob er auf Stimmenfang unter wegs ist; der Text sagt darüber nichts. - Auch der Arme wird hier nur als Objekt ekklesialen Fehlverhaltens vorgestellt, und zwar hinsichtlich seiner Menschenwürde, nicht seiner Bedürftigkeit (anders als 2,15 f . ) . - Mit Ironie zeichnet Jak das »Auf schauen«^ und die Beflissenheit der Versammlung (V. 3a). Möglicherweise bedeutet xaXoog als Höflichkeitsformel einfach »bitte«76; es kann aber auch mit xdOou adver bial verbunden sein und entweder den Komfort (»bequem«) oder die öffentliche Stel lung (»in dir geziemender Weise«) betonen. D e m Armen wird dagegen Desinteresse (»dies oder das, es ist mir egal«), Distanzierung (»dorthin«) und Degradierung (wört lich übersetzt: »unter meinen Schemel«) signalisiert - letzteres eine hyperbolische Redensart (gemeint ist: »auf den Fußboden«77), wobei »mein« evtl. auf Einzelsitze schließen läßt. - Die Szene zeigt Berührungen mit Lev 1 9 , 1 5 . Der Kontext in Lev 19 betrifft die Prosopolempsia vor Gericht. N u n folgt dem Hinweis auf Lev 19,18 (Nächstenliebegebot) in Jak 2,8 sogleich die Reprise von »Prosopolempsia«. Zusam74
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7 3
V g l . I P e t r 3 , 3 . E p i k t e t k a r i k i e r t ( D i s s I 2 2 , 1 8 - 2 1 ) e i n e n w e i ß h a a r i g e n G r e i s XQVOOve, bamvXiovc, e/cov noXkovc, (also g l e i c h m e h r e r e g o l d b e r i n g t e F i n g e r ) als b e s s e r w i s s e r i s c h e n S c h w ä t z e r u n d als H a l u n k e n . W e i t e r e T e x t e z u m R i n g e - T r a g e n u n d z u a n d e r e n M e t h o d e n d e s B e e i n d r u c k e n s in: N e u e r W e t t s t e i n 1 2 7 6 1 2 8 1 ; ferner d i e B e i t r ä g e v o n D . K o n s t a n , C l a r e n c e E . G l a d u n d T r o e l s E n g b e r g - P e d e r s e n in: F i t z g e r a l d , Friendship, 7 - 1 9 . 2 1 - 5 9 . 6 1 - 7 9 , über die Unterscheidung zwischen Freunden u n d Schmeichlern; H a n s - J ü r gen H o r n , Art. G o l d : R A C X I , 1 9 8 1 , 8 9 5 - 9 3 0 . Schlatter, B r i e f 1 6 7 m e i n t , d e r s c h m u t z i g e A n z u g d e s A r m e n m a c h e d e n Fall z u s ä t z l i c h d a d u r c h p e i n l i c h , d a ß m a n als J u d e d e n S a b b a t i m G o t t e s d i e n s t d u r c h d e n » S a b b a t r o c k « z u e h r e n h a t t e . - A b e r d i e s e r U m s t a n d m u ß hier n i c h t v o r a u s g e s e t z t sein; J a k d e u t e t n i c h t s d g l . a n . I m N T ist EJitßXejteiv recht selten; d a s W o r t i m p l i z i e r t » w o h l w o l l e n d e s I n t e r e s s e « (vgl. L k 1,48; 9 , 3 8 ) . ™ Dibelius, K E K 164 mit A n m . 3. D i b e l i u s , K E K 1 6 5 A n m . 3 ; selbstverständlich nicht » u n t e r d e n S c h e m e l « . D i e R e d e w e n d u n g k ö n n t e a u s d e m r ö m i s c h e n B r a u c h t u m bei F o r u m s t a m m e n : »der a u f d e n locus inferior V e r w i e s e n e s t a n d m i t d e m K o p f e t w a in der H ö h e d e s i m ö ö i o v d e s p r ä s i d i e r e n d e n M a g i s t r a t s « (vgl. C i c A d A t t i c u m II 2 4 , 2 ) . A b e r bei J a k sitzt der Betreffende. B a u e r - A . 1 6 8 7 verweist (in Z u s a m m e n h a n g m i t Ps 1 1 0 , 1 ; M t 5 , 3 5 usw.) a u f d i e F o r m u l i e r u n g bzw. I n t e r p r e t a t i o n » j m d n . z u m F u ß s c h e m e l fiir j m d n . m a c h e n , d . h. i h n völlig u n t e r w e r f e n , s o d a ß m a n i h m d e n F u ß a u f d e n N a c k e n z u setzen v e r m a g « ; für J a k 2 , 3 d ü r f t e d a s j e d o c h ü b e r z o g e n sein, o b s c h o n d a m i t d e r b e l e i d i g e n d e K l a n g d e u t l i c h wird. B a u e r - A . 1 6 8 0 f. übersetzt: » u n t e n a n d e n S c h e m e l « . D e r Vers d o r t v e r b i e t e t d a s Jtoietv d ö i x o v b e i m R i c h t e n ; m a n soll d e n A r m e n n i c h t d i s k r i m i n i e r e n (ov Xr|u/i|)T] jiQÖocojtov Jtxcoxoi)) n o c h s i c h v o m M ä c h t i g e n b e e i n d r u c k e n lassen {ovbe Oauuxxöeig jtQÖocojtov bvv&OTOv); v i e l m e h r soll m a n d e n N ä c h s t e n i n G e r e c h t i g k e i t r i c h t e n . 7 4
7 5
7 7
7 8
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
164
men mit anderen Faktoren könnte das auf eine Beeinflussung von 2,2-4 durch Lev 19 deuten.79 Allerdings liegt der Casus in V. 2 f. anders als in Lev 19, wo vom Ansehen der Kleidung nicht die Rede ist. Zudem zitiert Jak in 2,8 auffälligerweise gerade nicht den sachlich viel näher liegenden Schriftbeleg Lev 19,15; es ist nicht sicher, ob er ihn (wie Lev 19 insgesamt) überhaupt kannte. Es bleibt daher ungewiß, ob die forensi sche Terminologie in V. 4 von dorther beeinflußt wurde. - Die Formulierung speziell von V. 4a ist eine alte crux. Sämtliche Varianten aus folgenden Komponenten hat man durchgespielt: (1) Frage- oder Aussagesatz, (2) innerliches oder zwischen menschliches ev eauxotg, (3) aktive oder passive Bedeutung von öiaxpiveoGai (4) unterschiedlicher semantischer Gehalt von öiaxoiveoGai: separare (trennen, spalten), discrimen facere (Unterschiede machen), iudicare (beurteilen, richten, überlegen) und dubitare (zweifeln, Bedenken tragen), wobei im einzelnen der Gehalt positiv oder negativ angesetzt wird. Konsensus besteht weithin darin, V. 4 als Frage zu ver stehen (s. dazu bereits o.). Als Lösungen werden hauptsächlich vertreten: (a) »Habt ihr nicht unter/bei euch Unterscheidungen vorgenommen?« - also discrimen face re und zwischenmenschliches Geschehen (ev eautoic; = ev aA,X,r|Xoig). (b) »Habt ihr euch dann nicht untereinander geschieden?« - also wie zuvor, aber im medialen Sinn, bzw. sogar separare. (c) »Habt ihr nicht Unterscheidungen in euren Köpfen (minds) vorgenommen?« - wie vorher, aber als inneres Geschehen, (d) »Habt ihr nicht in euch selbst gezweifelt?« - dubitare als innerlicher Vorgang. - Eine Klärung ergibt sich am ehesten aus dem sachlich analogen V. 4b: die Adressaten haben sich im übertragenen S i n n - zu Richtern gemacht, und zwar »der bösen Überlegungen«. Der Gen. JTOVTJQCOV ist qualifizierend : die »Richter« haben sich von üblen Motiven leiten lassen. Als öia^oyiauoi können sogar die gerichtlichen Entscheidungen direkt bezeichnet werden. Jedenfalls sind die Gedanken der »Richter« böse, verdorben. Jak wählt forensische Sprache, obwohl der Fall doch »nur« von gesellschaftlichen Diffe renzierungen zu handeln scheint. Aber eben in der Zusammenfugung dieser beiden Sinnlinien, (Un-)Höflichkeit und Gericht, liegt die Pointe: Faktisch kommt solche Behandlung von Menschen einem Gerichtsurteil gleich. Auch kontextuell ist die Sinnlinie »Ungleichbehandlung vor Gericht« dominant, wie die Reprise von V. 1 in V. 9 zeigt, signalisiert JToa(j0JToA,r]u/i|na doch vor allem den forensischen Kontext. Hier entsteht der Konflikt mit dem »königlichen Gesetz« (V. 8, aus Lev 19,18) und dem »Gesetz der Freiheit« (1,25; 2,12). Ebenfalls juridisch geprägt sind V. 6b. 12 f. Jak will also mit V. 4 die Bewertung des Casus keineswegs abschließen; vielmehr zielt er kon textuell auf das theologische Selbstverständnis der Adressaten und konfrontiert sie 80
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S o J o h n s o n , Leviticus. Vgl. Einleitung § 5 , 1 .
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S c h n i d e r , D a v i d s , S c h r ä g e , V o u g a z. S t . , D a u t z e n b e r g : E W N T I 7 3 3 . 81 D i b e l i u s , K E K 1 7 0 . 8 2
Laws, C o m m e n t a r y 102.
8 3
V g l . H e l d ; R o p e s z. S t . S c h n i d e r 5 9 h ä l t d a s für m ö g l i c h . E b e n s o XQITT|C; in 4 , 1 1 f.; 5 , 9 , b e i d e m a l m i t B e z u g a u f G o t t . Evtl. ein S e m i t i s m u s ( D i b e l i u s , K E K 1 7 0 ) ; ä h n l i c h L k 1 8 , 6 . K e i n e s f a l l s liegt ein G e n . o b i e c t i v u s v o r ( R i c h ter ü b e r b ö s e G e d a n k e n ) .
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6 V g l . S i r 2 7 , 5 ; P T e b t 2 7 , 3 5 ; P L e i d B I 1 3 ; s. G o t t l o b S c h r e n k : T h W N T II 9 7 f. - A i a X o Y i o y ö g k a n n i m G r i e c h i s c h e n ( a u c h in d e r L X X ) p o s i t i v e w i e n e g a t i v e Q u a l i t ä t b e s i t z e n ; i m N T ist es w e i t h i n n e g a t i v g e b r a u c h t , z. B . M k 7 , 2 1 p a r . ; L k 2 , 3 5 ; 5 , 2 2 ; 6 , 8 ; 9 , 4 6 f.; R o m 1 , 2 1 ; I K o r 3 , 2 0 ; Phil 2 , 1 4 ; l T i m 2 , 8 .
165
2,4-5
mit dem ihnen bevorstehenden göttlichen Gericht. - Die Interpretation von V. 4a ergibt sich also aus dem Kontext. Von »Zweifeln« (öiaxQiveaGai als dubitare) ist in 2,1 ff. nicht die Rede. ? Vielmehr geht es hier um discrimen facere und iudicare zugleich: Unterscheidungen vornehmen, Menschen bewerten und beurteilen. Analog zu »böse Gedanken« wird ev eauxolc; »bei euch selbst« meinen, obwohl ein »unter euch« nicht ausgeschlossen ist. 5 Als Ganzes ist V. 5 eine zu bejahende rhetorische Frage. Die Anrede »meine geliebten Brüder« (so nur noch 1,16.19) und der Ruf zum Hören (so nur hier) verleihen ihr Nachdruck, geradezu »etwas dringend Beschwö rendes« . Jak zielt auf Einverständnis aufgrund der gemeinsamen religiösen Basis. Kontextuell betrachtet, fügt er dem Vorwurf der Ungleichbehandlung (V. 2-4) die Sonderstellung der Armen hinzu. Das geschieht fast exkurshaft; auch ohne V. 5 blie be der Gedankengang sinnvoll. Statt dessen holt Jak in V. 5 recht weit aus; die Aussa ge scheint ihm bedeutsam zu sein. Subjekt im Haupt- und Relativsatz ist Gott, im Partizip am Schluß sind es Menschen. Die inhaltliche Füllung des Hauptsatzes ergibt sich aus drei Akkusativ-Objekten, die ihrerseits durch (ev +) Dativ- bzw. GenitivAngaben qualifiziert werden. Der Vers enthält eine Reihe inhaltsschwerer Begriffe: Erwählung, Arme/Reiche, Welt, Glaube, Erbe, ß a a i l e i a , Verheißung, Liebe zu Gott. Jak greift somit tief in den theologischen Traditionsvorrat. Worauf will er bei dieser Fülle primär hinaus? - Hinsichtlich Zeitangaben, Empfängern und »Zuwendung« besteht Erläuterungsbedarf. (1) Die Aussagen beginnen in der Vergangenheit (»er erwählte«, Aor.), zielen zunächst anscheinend auf die Gegenwart (»Reiche im Glau ben«), lenken dann aber in der Sache offenbar in die Zukunft über (»Erben der Herr schaft«, »die er verhieß«), konditioniert durch ein Präsens-Partizip (»die ihn lieben«). (2) Hinsichtlich der Empfänger stehen zwei Aussagen nebeneinander: Einerseits beschenkt der erwählende Gott die Armen; andererseits verheißt er die Herrschaft »denen, die ihn lieben«. Wer also ist letztlich Empfänger des göttlichen Segens: die Erwählten, die Armen oder die Gott Liebenden? (3) Auch hinsichtlich der Zuwen dung durch Gott gibt es mehrere Faktoren: Die Armen sollen »reich im Glauben« sein sowie »Erben des Reiches«, das denen »verheißen« ist, die ihn lieben. Wer also empfängt wann was? - Daß sich Gott der Armen und Elenden als Helfer annimmt, ist feste Tradition in Judentum und Christentum. In der Tradition der sog. Armen frömmigkeit gehen dabei die Begriffe »arm« und »fromm« weithin ineinander über, insofern als der Arme, Elende, Bedrängte sein Vertrauen ganz auf Gott richtet. Als 8
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D a ß in 1,6 d a s W o r t ein Z w e i f e l n m e i n t , ist für 2 , 4 n i c h t a u s s c h l a g g e b e n d (»zweifeln« a u c h M k 1 1 , 2 3 par.; A p g 1 0 , 2 0 ; 1 1 , 1 2 ; Rom 4 , 2 0 ; 1 4 , 2 3 ) . A b e r a u c h » U n t e r s c h i e d e m a c h e n « k o m m t i m N T v o r ( M t 1 6 , 3 ; A p g 15,9; I K o r 11,29; J u d 2 2 ) , dgl. »beurteilen, richten« ( I K o r 6,5; 1 1 , 3 1 ; 1 4 , 2 9 ) , »bevorzugen« ( I K o r 4 , 7 ) , » s t r e i t e n « ( A p g 1 1 , 2 ; J u d 9 ) . » Z w e i f e l n « ist also k e i n e s w e g s der ntl. G e b r a u c h ( m i t D i b e l i u s , K E K 1 6 9 , g e g e n R o p e s u. a . ) .
8 8
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 9 0 . V g l . a u c h F e l d e r 5 6 ff.; Phifer 2 8 2 n o t i e r t als A u s r i c h t u n g d e s J a k : » D i e R e i c h e n
8
S o D t n 2 6 , 7 ; Ps 9 , 1 9 ; 1 0 , 1 4 . 1 7 ; 1 8 , 2 8 u. a.; J e s 1 1 , 4 ; 2 5 , 4 ; J e r 2 2 , 1 6 ; L k 4 , 1 8 f.; 6 , 2 0 par.; 7 , 2 2 par.; I K o r
u n d die A r m e n werden von den grenzenlosen Möglichkeiten Gottes umfaßt«. 9
1,26-28. 90 Ps 9 , 1 0 - 1 9 ; 1 0 , 2 ff.; 3 4 , 5 ff; 3 7 , 1 4 ff. u. a. D e r A r m e w i r d m i t d e n H e i l i g e n gleichgesetzt: P s S a l 5 , 2 . 1 1 ; 10,6; 1 5 , 1 ; 18,2. Eine der Selbstbezeichnungen der Q u m r a n - G e m e i n s c h a f t lautet » G e m e i n d e der A r m e n « ( 4 Q p P s 3 7 I I I 1 0 f ) . V g l . ferner i m N T G a l 2 , 1 0 ; I K o r 1 6 , 1 ; 2 K o r 8,4; 9 , 1 ( H e i l i g e ) . M u ß n e r , J a k o b u s brief 7 0 , spricht v o m »Idealtyp des F r o m m e n « .
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IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n
»arm« gelten sie lt. Jak »der Welt«; TÜ) xoofxco dürfte dativus modi bzw. ein Dativ der Beziehung sein (vor bzw. gegenüber der Welt). Singular ist jedoch die Aussage, daß Gott die Armen »erwählt« hat. Die nächste Parallele bietet IKor 1,27 f.: »Gott erwählte das Törichte, Schwache, Unedle der Welt, das Verachtete und das Nicht Seiende«. Die atl., jüd. und frühchristliche Tradition weiß von der Erwählung des Kleinen (Israel: Dtn 5,6-8; 9,5 f.; Bethlehem: Mi 5,1 ff.; David: l S a m 16) sowie von der Erhöhung der Niedrigen und der Verstoßung der Reichen (Ps 147,6; 2Sam 22,28; Lk 1,52). Jak rezipiert die Tradition, die von Gottes besonderer Zuwendung zu den Elenden spricht; kontextuell ist ihm das als Argument gegen das gemeindliche Verhalten wichtig. Jak denkt aber nicht an eine exklusive Erwählung der Armen; denn das würde die Adressaten von allen genannten Verheißungen ausschließen. Wie in 1,12 gilt die Verheißung vielmehr »denen, die ihn lieben« - ebenfalls eine über kommene Wendung (s. bei 1,12). »Arme vor der Welt« kann somit nur im Sinn der »Armen-Frömmigkeit« gemeint sein. Weder werden alle im sozio-ökonomischen Sinn Armen quasi automatisch reich im Glauben, noch ist »die Armen« ein Gleichname für »Christen«. Entscheidend ist vielmehr die Liebe zu Gott. - Jak begnügt sich nicht damit zu sagen, daß Gott die Armen erwählte, und sei es wie in IKor 1,27 f. gleichsam aus Ingrimm über die Weisen, Starken usw. Auch verweist er nicht wie M t 6,19 f. auf ein »Schätze sammeln im Himmel«. Vielmehr zielt die Erwählung auf ein »reich sein im G l a u b e n « . Damit ist nicht eine Entschädigung für entgangenen irdi schen Wohlstand gemeint. Vielmehr ist das gläubige Vertrauen das einzige, was diese Armen haben; ihr Reichtum besteht in ihrem G l a u b e n . Das ev ist wohl lokal zu ver stehen. Wer ihnen dieses Kapital nimmt, versündigt sich in besonderem Maße (vgl. Mk 9,42 par. M t 18,6: »einen der Kleinen, die auf mich vertrauen, zu Fall bringen«). IIiOTig trägt hier (wie auch in 1,6; 5,15) den Akzent »Vertrauen«, hoffnungsvolle Zuwendung. In Umkehrung der Verhältnisse in der Welt gilt solch eine Existenz, die einzig vom totalen Gottvertrauen getragen wird, als ein Privileg; die Erwählung ist eine Auszeichnung. Jak wertet Jttätig als »Vertrauen auf Gott« hoch. Im vorliegen den Fall geht es nicht darum, daß diese Menschen (qua Subjekt) auch »Werke haben« (s. 2,14 ff.), sondern es geht um die Wertschätzung von Menschen (qua Objekt), die außer ihrem Elend nur Gottvertrauen haben. - »Erben der Basileia«: Jak verwendet beide Wörter nur hier. »Verheißen« erscheint noch 1,12, auch dort verbunden mit »denen, die ihn lieben«. Das Motiv »erben«, biblisch ursprünglich in der Landverhei91
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9 1
V g l . B - D - R § 1 9 7 f. Z u » a r m v o r d e r W e l t « vgl. 2 K o r 1 0 , 4 ; A p g 7 , 2 0 . G e g e n » a r m a n w e l t l i c h e m B e s i t z «
9 2
V g l . S c h l a t t e r , B r i e f 1 6 9 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 9 1 f.
s p r i c h t d e r G e g e n s a t z »reich i m G l a u b e n « ( D i b e l i u s , K E K 1 7 1 ) . 9 3
In d e r S a c h e ä h n l i c h w i e M t 5,3 bei d e n J I T C O / O I Jtvei>|xaTi (vgl. d a z u P o p k e s , G e r e c h t i g k e i t s t r a d i t i o n
18).
V g l . T e s t j u d 2 5 , 4 : i m R e i c h G o t t e s w e r d e n d i e u m d e s H e r r n w i l l e n A r m e n reich g e m a c h t w e r d e n (jrccoxoi j r X o i m o 0 r | O O V T a i ) . D i e Stelle fehlt a l l e r d i n g s in d e r a r m e n i s c h e n V e r s i o n ; vgl. E . B a m m e l : T h W N T V I 895. 9 4
V g l . Schlatter, B r i e f 169; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 120; Schnider 5 9 . D i e A r m e n sind nicht besonders reich an Glauben.
Etwas anders H a u c k ,
B r i e f 100f.: B e s i t z e r
innerer Kräfte u n d
Güter. -
Die
Akkusative
jtXouoio'ug u n d X X T J Q O V Ö U O U C ; h a b e n f i n a l e n bzw. k o n s e k u t i v e n S i n n ( d a m i t bzw. a u f d a ß sie s e i e n . . . ) , n i c h t e t w a k a u s a l e n ( d a n n h ä t t e G o t t d i e A r m e n e r w ä h l t , weil sie r e i c h a n G l a u b e n u n d E r b e n d e s R e i c h e s sind). 9 5
D i b e l i u s , K E K 1 7 1 : » i m G l a u b e n « e n t s p r i c h t ev
9 6
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 9 1 : d e n R e i c h e n ist e i n e s o l c h e E r f a h r u n g n i c h t m ö g l i c h .
XQIOTCÜ.
167
2,5-6a 97
ßung zuhause (Ex 32,13; N u m 26,52 ff. u. a.), wurde bereits im Judentum und verstärkt im Christentum spiritualisiert und eschatologisiert. »Das Reich Gottes (nicht) erben« findet sich im N T als Verheißung (Mt 25,34) wie auch als Warnung bzw. Abgrenzung (IKor 6,9.10; 15,20; Gal 5,21). Auch Jak kann nur das »Reich Gottes« meinen; die Formulierung »das Reich (Gottes) erben« ist bereits abgeschliffen. Die im N T außerhalb der Synoptiker seltene Verwendung von »Reich Gottes« ist in der Tauf-Paränese verwurzelt. »Erbe« ist unmittelbar mit »Gottes-Kindschaft« verbunden. Erbe-Sein ist ein Recht des Kindes; der Erbe (bzw. die Erbin) hat Teil an der »Besitzgemeinschaft« der familia Dei. Die Verheißung hat eschatologische Qualität; aber das Erbe-Sein bezeichnet ein bereits gegenwärtiges Statusrecht. - Die beiden Aoriste »(Gott) erwählte, verhieß« sind zeitlich nicht näher fixiert. Sie sind als komplexive Aoriste aufzulösen: Gott hat das so statuiert (ebenso 1,12). Bei Gott ist das keine Frage der Zeitmessung; er reagiert nicht sekundär; seine Regelungen stehen längst fest. 6a Der kurze Satz ist zugleich Aussage wie Urteil. Er bezieht sich sowohl auf den Casus V. 2-4 als auch auf die Ausführung von V. 5. Der »Arme« (V. 2. 3.5.6) ist nicht nur der erwähnte Besucher, sondern (wegen V. 5, Plur.) auch generisch der von Gott Erwählte. Den Kontrast zu V. 5 markiert der Anfang »Ihr jedoch«. Das Verhalten der »geliebten Brüder« steht im krassen Gegensatz zu Gottes Handeln. Der Aor. »ihr entehrtet« bezieht sich zunächst auf den geschilderten Casus (aoristus historicus); durch die Verbindung mit V. 5 erhält er aber grundsätzlichen, nahezu gnomischen Charakter. 3 - Inmitten der sonst primär juridischen Sprachwelt des Kontextes (s. zu V. 1.4.5b.8 ff.) wechselt Jak jetzt in ein anderes Sinn-Paradigma über, nämlich das von Ehre und S c h a n d e . Das entspricht dem Casus von V. 2-4, der aber zunächst (V. 4 f.) rechts-terminologisch interpretiert wurde. Abgesehen von 5,7 (»kostbare Frucht«), verwendet Jak den Wortstamm TUA- nur hier. Der semantische Gehalt von diiud^ü) ist klar: entehren, nicht wertschätzen, der Schande preisgeben. 5 In der Bezugnahme auf die Armen steht Jak in alter jüdischer, primär weisheitlicher 98
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97 J o h a n n e s H . F r i e d r i c h : E W N T II 7 3 7 f. 9 8
V g l . Ps 1 6 , 5 £ ; ä t h H e n 3 9 , 4 ff. H ä u f i g b e g e g n e t d i e W e n d u n g » d a s e w i g e L e b e n e r b e n « : ä t h H e n 4 0 , 9 ; M k 1 0 , 1 7 parr.; L k 1 0 , 2 5 u. a.; I P e t r 1,4; H e b r 1,14; 6 , 1 2 u. a. A l s E r b e e r s c h e i n e n ferner: H e r r l i c h k e i t , L e b e n s k r a n z u. a.; s. Rom 8 , 1 7 ; G a l 3 , 2 9 ; 4 , 7 ; T i t 3 , 7 ; I P e t r 1,4.
99 S o J o h 3 , 3 . 5 ; Rom
1 4 , 1 7 ; I K o r 4 , 2 0 ; 6,9f. V g l . G ü n t e r H a u f e , R e i c h G o t t e s bei P a u l u s u n d in d e r J e s u s -
t r a d i t i o n : N T S 3 1 ( 1 9 8 5 ) 467-472; K a r l D o n f r i e d , T h e K i n g d o m o f G o d in P a u l , in: W. W i l l i s ( H g . ) , T h e K i n g d o m o f G o d in 2 0 t h - C e n t u r y I n t e r p r e t a t i o n , P e a b o d y 1 9 8 7 , 1 7 5 - 1 9 0 ; G . J o h n s o n , » K i n g d o m o f G o d « S a y i n g s in P a u l s E p i s t l e s , in: F r o m J e s u s to P a u l ( F S F. W. B e a r e ) , 1 9 8 4 , 1 4 3 - 1 5 6 ; P o p k e s , A d r e s s a ten 1 2 1 . 1 4 1 . 100 V g l . A d r i a n S c h e n k e r , G o t t als V a t e r - S ö h n e G o t t e s . E i n v e r n a c h l ä s s i g t e r A s p e k t einer b i b l i s c h e n M e t a p h e r : F r Z P h T h 2 5 ( 1 9 7 8 , 3 - 5 5 ) 2 6 f.; a u c h in: d e r s . , T e x t u n d S i n n i m A l t e n T e s t a m e n t . T e x t g e s c h i c h t l i che u n d bibeltheologische Studien, F r i b o u r g / G ö t t i n g e n 1 9 9 1 , 1-53. 1 0 1
S c h e n k e r , F r Z P h T h 18
ff25
ff;
H a n s D o m b o i s , E v a n g e l i u m u n d soziale S t r u k t u r e n , W i t t e n ( L u t h e r )
1967, 28-33. 1 0 2
1 0 3
1 0 4
A n d e r s d a g e g e n e t w a T i t 1,2 » v o r e w i g e n Z e i t e n v e r h e i ß e n « . Dibelius, K E K 172. Ä h n l i c h I K o r 1 1 , 2 2 : Ihr b e s c h ä m t d i e , d i e n i c h t s h a b e n .
105 V g l , P l a t o , P h a i d o n 1 0 7 b ; X e n o p h o n K y r o p a i d 1 , 6 , 2 0 . - I m N T s. M k 1 2 , 3 - 5 parr. n e b e n v e r p r ü g e l n , a u f s H a u p t s c h l a g e n , j a töten; Rom 1 , 2 1 - 2 4 : d i e V e r w e i g e r u n g d e r E h r u n g G o t t e s f ü h r t z u r E n t e h r u n g d e s e i g e n e n S o r n a ; 2 , 2 3 : G e s e t z e s ü b e r t r e t u n g e n e n t e h r e n G o t t ; A p g 5 , 4 1 : in d e r V e r f o l g u n g w e r d e n C h r i s t e n » u m des N a m e n s willen« entehrt.
168
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
Tradition. »Wer die Bedürftigen entehrt, der sündigt; selig aber ist, wer sich der Armen erbarmt« (Prov 14,21); ja, »wer dem Bedürftigen Gewalt antut, versündigt sich an dem, der ihn geschaffen hat. Wer ihn (Gott) aber ehrt, erbarmt sich des Armen« ( 1 4 , 3 1 ) . Eine Entehrung muß nicht immer Gewaltzufügung implizieren; wie der Casus hier zeigt, steht im Zentrum die Mißachtung der Menschenwürde, zumal die des Schutz bedürftigen - ganz im Gegensatz zu Gottes Einstellung. 6b-7b Gegenüber V. 6a dreht Jak die Subjekt-Objekt-Beziehung um. Er sagt nicht »... aber die Reichen hofiert ihr!« Vielmehr wird jetzt betrachtet, was die Reichen den Adressaten (nicht: den Armen) antun. Ebenfalls wechselt das Tempus; das Präsens (vorher Aor.) deutet auf ein ständiges Ergehen. Angesprochen wird die Erfahrung der Adressaten; sie kön nen die beiden parallelen rhetorischen Fragen ehrlicherweise nur bestätigen. Von den Reichen ist generell als gesellschaftlicher Schicht die Rede, nicht als konkreten Ein zelpersonen. Erstmals seit 1,10 f. werden sie wieder erwähnt (danach nur noch 5,1); sie stehen in einem merkwürdigen Kontrast zu den »Reichen im Glauben« von V. 5. In V. 6b erscheinen sie als Bedrücker, in V. 7 als Lästerer; V. 6b bewegt sich also auf sozio-ökonomischem und juristischem Feld, V 7 auf religiösem. Die Reichen sind offensichtlich mächtig, ungerecht und u n f r o m m . - In V. 6b werden zwei Handlungen notiert: unterdrücken und vor Gericht schleppen. Hintergrund, U m stände, Art und Weise usw. bleiben unaufgeschlüsselt. Wahrscheinlich sollen beide Handlungen im Zusammenhang verstanden werden; die Terminologie legt die Vor gänge jedoch nicht näher fest. KaxabvvaoxevEiv besagt »mit Gewalt niederdrüc ken«; in sozial-ethischer Bedeutung im N T nur h i e r . Der Ausdruck ist besonders aus der atl.-prophetischen Sozialkritik bekannt (Unterdrückung der Rechtlosen und Armen: Dtn 24,7; Jer 7,6; 22,3; Ez 18,12; 22,7.29; A m 4,1; 8,4; Hab 1,4; Sach 7,10; Mal 3,5; Weish 2,10; 1 7 , 2 ) . Verschiedene Formen ungerechter Machtausübung können impliziert sein; »die Reichen« deutet hier zunächst auf wirtschaftliche Macht. Denkbar sind somit Wucher, überhöhte Preise, Hungerlöhne (vgl. 5,4), Verdrän gung, Übervorteilung, Schulden, Repressalien u. dgl. - »Vor Gericht schleppen« (im N T ähnlich noch Apg 16,19) impliziert zunächst ein kraftvolles, gewalttätiges, über mächtiges »Ziehen und Z e r r e n « . Immerhin wird nicht einfach nur nackte Gewalt ausgeübt, sondern Gewalt in formal-rechtlicher Gewandung. Eig XQixr|Qia wird hier »vor Gerichtshöfe« heißen, denn die andere Bedeutung »Rechtssache, Rechtshan106
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n o c h Prov 2 2 , 2 2 : » B e r a u b e n i c h t d e n B e d ü r f t i g e n - a r m , w i e er ist, u n d e n t e h r e n i c h t d e n S c h w a c h e n
in d e n T o r e n « . A b g e s c h w ä c h t bei Sir 1 0 , 2 3 : » E s ist n i c h t g e r e c h t , d e n v e r s t ä n d i g e n A r m e n z u e n t e h r e n ; u n d es g e z i e m t sich n i c h t , e i n e n s ü n d i g e n M a n n z u v e r h e r r l i c h e n « . L t . R o m 8 , 3 0 ; L k 1 5 , 7 2 g e h ö r e n z u r Wiederherstellung des Verlorenen auch Ehre u n d W ü r d e . 1 0 7
1 0 8
F e l d e r 5 9 n o t i e r t die W i c h t i g k e i t d e r P e r s o n a l p r o n o m i n a . » O l J t l o i J O i o i . . . ist v e r b r e i t e t e , oft g e r i n g s c h ä t z i g e G r u p p e n b e z e i c h n u n g « . S i e g e h e n a b e r n i c h t als G r u p p e g e g e n d i e A d r e s s a t e n v o r ( B u r c h a r d , H N T z. S t . ) .
1 0 9
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 9 4 , b e m e r k t z u t r e f f e n d : D i e R e i c h e n v e r h a l t e n s i c h leider s t a t u s s p e z i f i s c h . - B o g g a n 2 6 6 f. m e i n t , J a k w e n d e sich n i c h t s o sehr g e g e n d i e R e i c h e n als g e g e n d i e G e m e i n d e l e i t e r . W i e in 5 , 1 - 6 w ü r d e n d i e R e i c h e n n i c h t als s o l c h e verurteilt, s o n d e r n w e g e n spezifischer V e r g e h e n . E h r h a r d t 4 3 5 ff", ver gleicht zu 2,5 u n d 5,1 A p k 3 , 1 7 .
1 1 0
S o n s t noch A p g 10,38: d u r c h den Teufel.
1 1 1
V g l . Felder, Partiality 5 8 f.
1 1 2
V g l . A l b r e c h t O e p k e : T h W N T II 5 0 0 f.
1
!3 Weitere A n g a b e n bei B a u e r - A . 9 2 0 .
169
2,6-7b
del« ergibt wenig Sinn. Die Reichen wollen also ihr vermeintliches Recht gerichtlich erzwingen. Denkbar sind zivil- wie strafrechtliche Prozesse. Woran nun Jak denkt, ist allenfalls aus dem weiteren Horizont abzuleiten. Völlig unwahrscheinlich ist ein primär innerjüd. Geschehen, d. h. reiche (!) Juden hätten Christen vor die örtlichen jüd. Schiedsgerichte g e b r a c h t . Die Juden waren in der Regel eher arm und in solchen Angelegenheiten tolerant, abgesehen von Lehrstreitigkeiten. Im Hintergrund dürfte auch nicht das Jesus-Wort M k 13,9 ff. (um Jesu willen den Gerichten überantwortet und in den Synagogen geschlagen, vor Fürsten und Könige gestellt werden) stehen; denn dort ist von Machenschaften der Reichen keine Rede. Nichts deutet ferner auf Steuereintreiber aus dem Ritterstand (s. o. zu V. 2 ) . 7 Näher liegen Verhältnisse wie in Apg 16,19 ff; 19,23 ff; die Beeinträchtigung von Geschäftsinteressen führte stellenweise zu Anklagen vor G e r i c h t . Allgemeiner sind die Angaben in l T i m 6,1; IPetr 3,16; 4,4: Christen sahen sich Verleumdungen als angebliche Übeltäter ausgesetzt. Diese Interpretationen gehen vom Verhältnis »Nichtchristen contra Christen« aus. Innerchristlich käme als Parallele IKor 6,1 ff. in Betracht: Christen gehen gegeneinander vor G e r i c h t . Die Frage, ob mit »den Reichen« überhaupt bzw. auch Christen gemeint sein können, kann erst bei V. 7 erörtert werden. V. 6b appelliert an eine allgemeine Erfahrung seitens der Adressaten, daß ein MachtSchwäche-Verhältnis rücksichtslos gegen sie ausgenutzt wird. Das Verb ßA,aoqpr)U£iv (V. 7) gestattet einigen Interpretationsspielraum: üble Nachrede, in Verruf bringen, verhöhnen, verspotten, schmähen bis hin zur Lästerung im Sinn der religiösen Herabwürdigung. Objekt ist der »gute Name, der über euch ausgerufen wurde«. Im A T und Judentum läßt die »Ausrufung des Namens (sc. Gottes)« jemanden bzw. etwas zum Eigentum (Gottes) werden: Gottes Volk, andere Per114
115
116
n
118
119
120
1 1 4
B u r c h a r d , H N T z. S t . : » . . . d a ß sie einzeln a r m e V e r w a n d t e , K l i e n t e n , S k l a v e n , T a g e l ö h n e r (s. 5 , 4 ) , M i e t e r , S c h u l d n e r , Bittsteller, vielleicht s c h w ä c h e r e K o n k u r r e n t e n k u r z halten u n d s c h i k a n i e r e n , j e d e n f a l l s n i c h t u n t e r s t ü t z e n « . - I m r ö m i s c h e n R e c h t s s y s t e m d a m a l s w a r es für L e u t e g e r i n g e r e n S t a n d e s g a r n i c h t m ö g l i c h , e i n e n Prozeß g e g e n H ö h e r g e s t e l l t e einzuleiten; m a n wollte d a m i t d e n R e s p e k t g e g e n ü b e r letzteren w a h r e n ( B r u c e W. W i n t e r , After Paul Left C o r i n t h . T h e I n f l u e n c e o f S e c u l a r E t h i c s a n d S o c i a l C h a n g e , G r a n d R a p i d s [ E e r d m a n s ] 2 0 0 1 , 5 8 - 6 0 ) . I n s o f e r n b e l e u c h t e t J a k 2 , 6 n u r d i e potentielle » N o r m a l i t ä t « . V g l . M a x Käser, D a s 2
r ö m i s c h e Privatrecht. I. D a s a l t r ö m i s c h e , d a s v o r k l a s s i s c h e u n d d a s klassische R e c h t , M ü n c h e n ( B e c k ) 1 9 7 1 , § § 2 0 ( 8 3 - 8 5 ) u n d 6 5 ( 2 7 5 - 2 7 9 ) zur nicht g e g e b e n e n bzw. e i n g e s c h r ä n k t e n H a n d l u n g s f ä h i g k e i t v o n U n m ü n d i g e n , F r a u e n u. a.; § 6 7 ( 2 8 3 - 2 8 9 ) zur rechtlichen S t e l l u n g der S k l a v e n . 1 1 5
G e g e n M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 2 2 ; H i e b e r t , E p i s t l e 1 6 0 ; A d a m s o n , E p i s t l e 1 1 0 f.
1 1 6
Vgl. Terence L . D o n a l d s o n , Zealot a n d Convert: T h e O r i g i n o f Pauls Christ-Torah Antithesis: C B Q 51 ( 1 9 8 9 ) 6 5 5 - 6 8 2 . - D a ß m a n c h e reiche G ö n n e r u n d B e s c h ü t z e r (als » G o t t e s f ü r c h t i g e « ) v o n d e n J u d e n z u d e n C h r i s t e n überliefen, weist a u f d i e ö k o n o m i s c h e u n d rechtliche N i e d r i g s t e l l u n g d e r S y n a g o g e n hin.
1 1 7
G e g e n L a w s , C o m m e n t a r y 1 0 4 f. - Z u m Zollwesen vgl. Fritz H e r r e n b r ü c k , J e s u s u n d d i e Zöllner. H i s t o r i s c h e
1 1 8
V g l . J o a c h i m M o l t h a g e n , D i e ersten K o n f l i k t e der C h r i s t e n in der g r i e c h i s c h - r ö m i s c h e n Welt: H i s t o r i a 4 0
1 1 9
D a s w i r d e r w o g e n bei L a w s , C o m m e n t a r y 1 0 4 f.; Polhill, P r e j u d i c e . - E s ist freilich k e i n e s w e g s sicher, d a ß
u n d neutestamentlich-exegetische U n t e r s u c h u n g e n ( W U N T II 4 1 ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 1 9 9 0 , speziell K a p . 3 - 6 . ( 1 9 9 1 ) 4 2 - 7 6 ; Dibelius, K E K 174. I K o r 6 ein V o r g e h e n g e g e n A r m e (so e t w a A . C . M i t c h e l l , R i e h a n d P o o r in the C o u r t s o f C o r i n t h : L i t i g i o u s n e s s a n d S t a t u s in 1 C o r i n t h i a n s 6 . 1 - 1 1 : N T S 3 9 [ 1 9 9 3 ] 5 6 2 - 5 8 6 ) w i d e r s p i e g e l t ; vgl. a u ß e r d e n K o m m e n t a r e n : J . D . M . D e r r e t t , J u d g e m e n t a n d 1 C o r i n t h i a n s 6: N T S 3 7 ( 1 9 9 1 ) 2 2 - 3 6 ; B r u c e W. Winter, C i v i l L i t i g a t i o n in S e c u l a r C o r i n t h a n d the C h u r c h . T h e F o r e n s i c B a c k g r o u n d to 1 C o r i n t h i a n s 6 . 1 - 8 : N T S 3 7 (1991) 559-572. 1 2 0
H e r m a n n W o l f g a n g Beyer: T h W N T I 6 2 0 - 6 2 4 . D o r t 6 2 1 , 1 3 ff. b e s o n d e r s z u m W o r t f e l d bei Philo. » L ä s t e r u n g « findet sich a u c h in urchristlichen L a s t e r k a t a l o g e n ( K o l 3 , 8 u. a.).
170
IV.
Glaube, Liebe, Taten
sonen, Tempel usw.: Dtn 28,10; 2 K ö n 8,43; Jes 43,7; Jer 14,9; 15,6; A m 9,12; 2Chr 7,14; 2Makk 8,15; PsSal 9,9 u. a. Im N T erscheint die Formulierung nur hier. Zu meist deutet man Jak 2,7 christologisch-tauftheologisch (getauft »auf den Namen«, wo der Name Jesu ausgerufen w u r d e ) . H . Frankemölle hält dem entgegen, daß das zwar möglich, aber nicht gesichert sei; der »Name (des Herrn«) sei in 5,10.14 der Gottes; auch 1,18.21 sei theozentrisch. Trotz dieser Bedenken dürfte die Qualifizie rung naXöv auf den Namen Christi hinweisen. Der N a m e Jesu (Christi) wurde lt. Apg 2,38; 8,16; 10,48; 19,5 (vgl. M t 28,19) bei der Taufe e r w ä h n t . Gewiß, »guter Name« könnte auf eine jüd. Umschreibung des Gottes-Namens zurückgehen ; im christlichen Kontext legt sich jedoch der Christus-Name unmittelbar nahe. Das bele gen auch ähnliche Wendungen mit (ejri)xaA,eiv bei HermS 8,1,1 (=67,1); 8,6,4 (=72,4); 9,14,3 (=91,3); vgl. 9,12,4.8 (=89,4.8); 9,13,2 f. (=90,2 f.) u. a. Der Name Jesu Christi war für die Christen nicht nur Zentrum der Heilserfahrung (wie Apg 4,12.17 f.; 5,28), sondern wurde auch zum Grund von Haß, Verwerfung und Verfol gung seitens der Umwelt (Mt 10,22; Lk 6,22; 21,12; IPetr 4,14.16). Der Name Christi gewann dabei zunehmend Identitäts-bildenden und emotionalen Wert. In der Form Xoioxiovög (Apg 11,26; 26,28; 1 Petr 4,16) wurde er im Laufe der Zeit gefährlich im Sinn der Anklage um des nomen ipsum willen (PlinJ, ep. 96-97; evtl. auch IPetr 4,16). Das ist jedoch bei Jak nicht der H i n t e r g r u n d ; denn Spuren staat licher Verfolgung fehlen; die Reichen lästern den Namen, nicht werden die Christen um des Namens willen angeklagt. - Welches spezielle Interesse freilich hätten die Rei chen an solcher Lästerung? Wollten sie die Christen als religiöse Gruppe diffamieren, um sie leichter ausbeuten zu können? Muß man jedoch davon ausgehen, daß es sich um reiche Nichtchristen handelt, die über den christlichen Glauben in irgendeiner Weise spotteten? Wären die Reichen selbst Christen, würden sie den »guten Namen« selber tragen und ihn durch ihr »unsolidarisches« Verhalten zum Spott m a c h e n , also etwa wie in IKor 6,1 ff. gemeint. Allerdings bleibt dann unerklärt, weshalb Jak sie nicht direkt anspricht; das eqp i>[xäg scheint das ouxoi nicht zu inkludieren, wie auch das deutliche Gegenüber der beiden Gruppen in V. 6b belegt. Die Frage »Sind die Reichen Christen oder nicht?« sollte aber noch aus anderer Perspektive beleuchtet werden. Welche Funktion hat V. 6b.7 im Kontext? Weshalb wird überhaupt auf das üble Verhalten »der Reichen« hingewiesen? Wozu dient der recht pauschale Angriff auf eine Personengruppe? Nur hier (V. 5-7) operiert Jak expressis verbis mit dem Gegenüber »Arme/Reiche«. Beide werden wiederum von den Adressaten unterschie den, wie die Pronomina zeigen. Das mag soziologisch verständlich sein, erzeugt aber Probleme bei der religiösen Zuordnung. Wenn V. 5 nicht-exklusiv zu verstehen ist 121
122
123
124
125
126
3
1 2 1
S o z. B . D i b e l i u s , K E K 1 7 5 ; M u ß n e r , T a u f l e h r e 6 2 . - D i e A u s r u f u n g d e s N a m e n s C h r i s t i w ü r d e d i e B e s i t z e r g r e i f u n g d u r c h i h n s i g n a l i s i e r e n (vgl. Rom 6 , 1 1 ff.).
1 2 2
Frankemölle, Ö T K 3 9 6 - 3 9 8 .
1 2 3
P a u l u s ist d a r i n z u r ü c k h a l t e n d e r ; vgl. I K o r 1 , 1 3 . 1 5 ( g e t a u f t elg x o Ö V O L U X ) g e g e n ü b e r I K o r 1 2 , 1 3 ( g e t a u f t eig ev OÖÖLUX bzw. j w e D L i a ) ; G a l 3 , 2 7 u n d Rom 6 , 3 ( g e t a u f t eig X Q I O T O V ['Inocröv]).
1 2 4
B u r c h a r d , H N T z. S t . : » J a k k a n n ... sehr w o h l d e n s c h ö n e n N a m e n G o t t e s (vgl. der k ö n n t e bei d e r T a u f e g e n a n n t w o r d e n s e i n « .
1 2
5 M i t Dibelius, K E K 174.
1 2 6
S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 9 5 : J a k w o l l e sie d a v o n a b b r i n g e n .
1 3 4 , 3 ) m e i n e n ... A u c h
2,6-7b
171
(die Verheißungen gelten nicht nur den Armen), kann man das auch für V. 6b.7 reklamieren (auch Christen könnten zu den gefährdeten Reichen gehören). Wahr scheinlich übernimmt Jak den traditionellen Gegensatz »arm/reich«, weil er die Ver werflichkeit, ja auch die Absurdität der JtQOOCOJtoX.n^ia, wie im Casus V. 2 f. darge stellt, daran verdeutlichen will. Die Tradition »arm/reich« führt ihn zu einem kleinen Exkurs in V. 5-7, bevor er alsbald (V. 9) zum Thema JtQOOCOJtoXn^iipLa zurückkehrt. Ansprechpartner ist für Jak durchgehend das »ihr«; deren Verhältnis anderen gegenü ber steht im Zentrum. Trotz V. 5 ist »der Arme« nicht das Thema für Jak, ebensowe nig »die Reichen« in V. 6 f. Insofern ist es eine nebensächliche und letztlich nicht beantwortbare Frage, ob die einen bzw. die anderen Christen sind oder nicht. Die Intention des Jak besteht darin, die Adressaten vor konkreter falscher Lebensausrich tung zu warnen, und zwar in ihrer Behandlung von Menschen, die nicht derselben sozialen Schichtung angehören wie sie selbst.
Vorbemerkungen
zu 2,8-13
(Gedankenführung
und
Hintergrund)
1. G e g e n ü b e r 2 , 1 - 7 wechselt der Stil; statt m i t echten bzw. rhetorischen F r a g e n äußert sich J a k jetzt in l o g i s c h - b e g r ü n d e n d e r u n d feststellender Weise. Z w e i parallelen, aber a n s c h e i n e n d antitheti schen K o n d i t i o n a l s ä t z e n i m Realis (V. 8 f.) folgen zwei B e g r ü n d u n g e n (V. 1 0 . 1 l a ) , d a n a c h ein wei terer » w e n n « - S a t z i m Realis (V. I I b ) u n d eine F o l g e r u n g (V. 12) s a m t B e g r ü n d u n g (V. 1 3 ) . T h e m a t i s c h n e u u n d d e n A b s c h n i t t b e s t i m m e n d ist d a s T h e m a N o m o s (V. 8 . 9 . 1 0 . 1 1 . 1 2 , sonst nur 1,25 u n d 4 , 1 1 ) . E r s t m a l s a u c h w i r d die Schrift ins Spiel gebracht. 2 . D i e V e r b i n d u n g zu 2 , 1 - 7 ist d u r c h d a s T h e m a JtQOöu):jToXr]u/ipia g e g e b e n (V. 1.9). E s liegt eine m e h r als nur lockere S t i c h w o r t v e r k n ü p f u n g vor; vielmehr beleuchtet J a k jetzt die t h e o l o g i s c h e n H i n t e r g r ü n d e der festgestellten Fehleinstellung. D a s einleitende e l j i e v x o i in V. 8 steht k a u m adversativ zu V. 6 a ; d e n n V. 6 a ist bereits selber N e g a t i v p a r t ( ö e ) zu V. 5, u n d dazwischen steht n o c h V. 6 b - 7 . D a s u i v x o i weist also nicht zurück, s o n d e r n v o r a u s a u f V. 9 ( d e ) . D a m i t stellt sich natürlich die F r a g e , w i e s o J a k in V. 8 g e r a d e L e v 1 9 , 1 8 zitiert u n d welchen a r g u m e n t a t i v e n S i n n V. 8 besitzt. Eigenartigerweise zitiert J a k (wie bereits festgestellt) nicht L e v 1 9 , 1 5 , d a s R e c h t s b e u g u n g u n d B e v o r z u g u n g verbietet, also näher gelegen hätte als 1 9 , 1 8 . E s g e h t i h m offenbar u m eine g r u n d s ä t z l i c h e D e b a t t e m i t d e n Adressaten über die Basis ihres H a n d e l n s ; u n d dafür scheint i h m das Z i t a t L e v 1 9 , 1 8 ( N ä c h s t e n l i e b e ) a n g e b r a c h t zu sein. 3. J a k stellt d a s Verhalten der A d r e s s a t e n in die Perspektive der B e u r t e i l u n g , u n d zwar p r i m ä r d u r c h d a s G e s e t z . In forensischer S p r a c h e werden sie als » T ä t e r « m i t d e m » G e r i c h t « konfrontiert. Z w e i m a l heißt es » Ü b e r t r e t e r « (V. 9 . 1 1 ) , zweimal ist v o m » G e r i c h t « die R e d e (V. 1 2 . 1 3 ) . D a z u k o m m e n » S ü n d e t u n « , »überführt w e r d e n « (V. 9 ) u n d » s c h u l d i g sein« (V. 1 0 ) . D e m k o r r e s p o n d i e ren Verben des m e n s c h l i c h e n H a n d e l n s : erfüllen (V. 8 a ) , tun (V. 8 b . 1 2 . 1 3 ) , schaffen (V. 9 ) , halten (V. 1 0 ) , ehebrechen u n d töten (V. 1 1 ) ; d a n e b e n erscheinen je e i n m a l » w e r d e n « (V. 11) u n d »reden« (V. 1 2 ) . - D i e B e u r t e i l u n g s g r u n d l a g e ( N o m o s ) scheint allerdings der K l ä r u n g zu bedürfen. D a r a u f deutet eine m e h r f a c h e Q u a l i f i z i e r u n g v o n » G e s e t z « . In V. 8 ist v o m » k ö n i g l i c h e n G e s e t z « die R e d e , in V. 12 v o m » G e s e t z der Freiheit« (wie 1,25). V. 10 differenziert zwischen »das g a n z e G e s e t z « u n d »eins - alle«, w ä h r e n d V. 9 u n d 11 einfach v o m » G e s e t z « (in V. 9 m i t Artikel, in V. 11 o h n e ) h a n d e l n . Einerseits geht es also u m ein näher gekennzeichnetes G e s e t z , w o b e i » k ö n i g l i c h e s 1 2 7
1 2 8
1 2 9
1 2 7
A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 2 3 ; D a v i d s , E p i s t l e 1 1 4 - 1 1 6 : Ihr h a b t (zwar) d e n A r m e n m i ß a c h t e t , aber w e n n ihr d a s k ö n i g l i c h e G e b o t e r f ü l l t d a n n h a n d e l t ihr g u t . L e v 1 9 , 1 7 h ä t t e evtl. für J a k 2 , 9 gepaßt: d e n B r u d e r zurechtweisen (eX.6YX6iv). i ^ V g l . Martin, W B C 67. 1 2 8
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
172
G e s e t z « u n d » G e s e t z d e r Freiheit« wahrscheinlich m i t e i n a n d e r sowie m i t L e v 1 9 , 1 8 identisch s i n d . H i e r liegt offenbar d e r S c h w e r p u n k t b e i d e n A d r e s s a t e n , d e n n sie » v o l l b r i n g e n « (xeXeco) dieses G e s e t z (V. 8 ) u n d w e r d e n d a n a c h gerichtet w e r d e n (V. 1 2 ) . A u f der a n d e r e n Seite w i r d b e t o n t : hält m a n d a s g a n z e G e s e t z , d a n n k a n n m a n es nicht n u r auswahlhaft erfüllen (V. 1 0 f . ) . E i n e s o l c h e E r ö r t e r u n g ü b e r d a s G e s e t z u n d seine G e l t u n g w i r d a m ehesten a u f d e m H i n t e r g r u n d d e r früh christlichen G e s e t z e s r e z e p t i o n v e r s t ä n d l i c h . B e k a n n t l i c h g e w a n n d a b e i d a s L i e b e s g e b o t ( o b n u n als D o p p e l g e b o t o d e r n u r als G e b o t d e r N ä c h s t e n l i e b e
1 3 0
) eine h e r a u s g e h o b e n e B e d e u t u n g , w i e es s o
i m J u d e n t u m n i c h t d e r Fall war. D a s N ä c h s t e n l i e b e g e b o t L e v 1 9 , 1 8 spielt in d e r z e i t g e n ö s s i s c h e n j ü d . Literatur k e i n e entschei d e n d e R o l l e . Zitiert u n d als »großer u m f a s s e n d e r G r u n d s a t z in der T o r a « bezeichnet w i r d es erst b e i R a b b i A q i b a (SifrLev 1 9 , 1 8 ) .
1 3 1
Verschiedentlich w i r d d a s N ä c h s t e n l i e b e g e b o t indirekt aufgegrif
fen ( J u b 2 0 , 2 ; 3 6 , 4 . 8 ; S i r 1 3 , 1 5 ; A b o t h 1,12 Hillel; T e s t l s s 5 , 2 ; 7 , 6 ) 1 3 2 stellenweise b e i m j ü d . N e o phyten-Unterricht.
1 3 3
D a s D i a s p o r a j u d e n t u m stellte n e b e n d e r G o l d e n e n R e g e l ( T o b 4 , 1 5 ; A r i s t
2 0 7 ; s l a v H e n - 6 1 , 1 ) in d e r A n k n ü p f u n g a n d e n H e l l e n i s m u s v o r a l l e m d a s D o p p e l p r i n z i p » F r ö m m i g k e i t ( g e g e n ü b e r G o t t ) u n d G e r e c h t i g k e i t ( g e g e n ü b e r d e n M e n s c h e n ) « heraus (euoeßeia bzw. oöLOxrjg u n d
134
dixaiocruvr]) ,
w o b e i letzteres a u c h d u r c h ( p i X a v ö o c o m a ersetzt w i r d .
1 3 5
A r t S u m m e d e s G e s e t z e s galt z u d e m der D e k a l o g , a u c h in proselyten-katechetischer dung.
1 3 6
D i e s e m Zweck diente auch Lev 1 9
1 3 7
A l s eine Verwen
, aber eigenartigerweise n i c h t 1 9 , 1 8 . I m C h r i s t e n
t u m d a g e g e n w u r d e d a s L i e b e s g e b o t z u m A u s l e g u n g s k a n o n d e s G e s e t z e s ( M k 1 2 , 3 1 ff. parr.; Rom 1 3 , 9 , ; G a l 5 , 1 4 ; J o h 1 3 , 3 4 f.; l j o h 2 , 7 f.). D a s k o n n t e a u c h z u E i n s e i t i g k e i t e n u n d M i ß v e r s t ä n d nissen führen, w i e sie J a k 2 offenbar voraussetzt; d a s heißt: a u s d e r S u m m e d e s G e s e t z e s w a r ein E i n z e l g e b o t g e w o r d e n . E s w u r d e d e s h a l b n ö t i g , d i e ratio legis n e u z u entfalten bzw. z u e n t d e c k e n , u m einer t h e o l o g i s c h e n B e l i e b i g k e i t z u w e h r e n . 4 . W i e in d e r E i n l e i t u n g z u 2 , 1 - 2 6 bereits notiert, ist eine g e w i s s e A n a l o g i e z u 2 , 1 4 ff. festzu stellen. A u c h d o r t folgt d e r B e h a n d l u n g d e s C a s u s eine t h e o l o g i s c h e E r ö r t e r u n g s a m t Schriftver weis (V. 2 3 ) . W i e in 2 , 8 w i r d in V 1 9 eine a n sich richtige t h e o l o g i s c h e Position m i t d e m K o m m e n t a r xaAxog JtoieTv versehen. Z u fragen ist weiter, o b n i c h t hier w i e d o r t kritisch a u f eine » p a u linische« T r a d i t i o n B e z u g g e n o m m e n w i r d .
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I m m e r h i n ist n i c h t n u r G e n 1 5 , 6 eine p a u l i n i s c h e
Kardinalstelle, s o n d e r n a u c h L e v 1 9 , 1 8 . L t . Rom 1 3 , 8 - 1 0 u n d G a l 5 , 1 4 w i r d d a s g a n z e G e s e t z i m G e b o t d e r N ä c h s t e n l i e b e erfüllt. N u r in Rom 1 3 , 8 - 1 0 u n d J a k 2 , 8 findet sich d i e H e r a u s s t e l l u n g v o n L e v 1 9 , 1 8 g l e i c h s a m als K r o n e d e s G e s e t z e s , separat v e r w e n d e t (also n i c h t als D o p p e l g e b o t d e r Liebe),
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d e r zweiten D e k a l o g t a f e l vorgeschaltet, b e g i n n e n d m i t » e h e b r e c h e n « , u n d v e r b u n d e n
W ä h r e n d d a s G e b o t d e r L i e b e z u G o t t u n s t r i t t i g w a r u n d o f f e n b a r keiner I n t e r p r e t a t i o n b e d u r f t e , erfährt d i e A u s r i c h t u n g a u f M e n s c h e n i m N T m e h r e r e M o d u l a t i o n e n : M t 5 , 4 3 f. Feindesliebe; J o h 1 3 , 3 4 f. d i e J ü n g e r sollen e i n a n d e r lieben, w i e J e s u s s i e liebte; Rom 1 3 , 8 - 1 0 u n d G a l 5 , 1 4 N ä c h s t e n l i e b e ; E p h 5 , 2 5 ff. L i e b e des M a n n e s zur E h e f r a u n a c h C h r i s t i V o r b i l d in b e z u g a u f d i e G e m e i n d e ; l j o h 2 , 1 0 u. a. B r u d e r l i e be. V g l . a u c h d i e F r a g e n a c h d e r B e s t i m m u n g des N ä c h s t e n i n L k 1 0 , 2 9 . 3 6 . S t r . - B . I 3 5 7 ; N i s s e n 2 8 8 ff.; L e n h a r d t / P e t e r v o n der O s t e n - S a c k e n , R a b b i A k i v a , Berlin 1 9 8 7 , 178f. - H i e r w i e i n T a r g j e r u s c h I ist d a s G e b o t v e r k n ü p f t m i t d e r G o l d e n e n Regel: S t r . - B . I 3 5 3 . 3 5 7 ; N i s s e n 3 9 3 f. P h i l o u n d J o s e p h u s zitieren L e v 1 9 , 1 8 nicht. Z u Q u m r a n vgl. W i s c h m e y e r 1 6 5 ; e b e n s o 1 6 4 z u Sir ( N a t u r gesetz); d o r t 3 1 ( 3 4 ) , 5 a u c h d i e G o l d e n e R e g e l . V g l . W i s c h m e y e r 1 6 6 (zu Hillel). Z . B . Arist 1 3 1 f. ( z u s a m m e n m i t »ein G o t t « ) ; Philo S p e c L e g II 6 3 . S o e t w a P h i l o D e c a l 1 1 0 : (piMvOowJtoi u n d (piAöOeoi. V g l . Berger, G e s e t z e s a u s l e g u n g 1 4 3 ff. T e n d e n z ist, ö i x a i o a u v T ] als B a r m h e r z i g k e i t bzw. als H a l t e n aller G e b o t e z u verstehen; B e r g e r 1 5 4 . 1 5 8 ; E t h e l b e r t Stauffer: T h W N T I 4 0 f. V g l . Berger, G e s e t z e s a u s l e g u n g 2 0 1 . 2 7 0 ; N i e b u h r , G e s e t z 6 1 ff. (allerdings n u r bei Philo, L A B u n d J o s e phus); Wischmeyer 163. N i e b u h r , G e s e t z 6 0 ff. ( m i t A n m . 2 0 5 ) . 2 3 5 ff.; vgl. N i s s e n 2 7 8 - 3 0 8 ; Berger, G e s e t z e s a u s l e g u n g 8 0 - 1 7 6 . D i e F r a g e w i r d für 2 , 8 ff. relativ selten erörtert. A u f p a u l i n i s c h e n S p r a c h h i n t e r g r u n d verweist E c k a r t ; vgl. ferner B e t z , F r e e d o m . 9 S o M k 1 2 , 2 8 - 3 4 ; M t 2 2 , 3 6 - 4 0 ; L k 1 0 , 2 5 - 2 8 ; D i d 1,2. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 0 2 , schließt v o n 2 , 5 a u f d a s D o p p e l g e b o t . A b e r d o r t findet sich kein G e b o t , s o n d e r n (wie in 1,12) eine traditionelle F o r m e l .
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m i t » d a s g a n z e G e s e t z e i n h a l t e n « . Z w a r erscheint b e i M t 5 , 4 3 e i n m a l d a s N ä c h s t e n l i e b e g e b o t für sich u n d in M t 1 9 , 1 8 f. s o g a r in V e r b i n d u n g m i t d e r zweiten D e k a l o g t a f e l , a b e r e b e n n i c h t v o n d i e ser a b g e h o b e n , s o n d e r n g e r a d e z u als Teil d e r s e l b e n . R o m 1 3 , 1 0 fügt h i n z u : d i e A g a p e x a x ö v OVK
egya^exai Rom
(vgl. d e n W o r t l a u t J a k 2 , 9 ) . V o m
2 , 2 7 die Rede, i m
Kontext dort
VOJIOV
xeA,eiv
auch von
ist a u ß e r J a k 2 , 8 i m N T s o n u r n o c h in
»Übertretung« (2,23.25.27) und
»richten«
( 2 , 1 2 . 1 6 . 2 7 ) , a l s o ä h n l i c h w i e bei J a k hier. Ferner bietet G a l 5 e i n e e n g e R e l a t i o n z w i s c h e n »Freih e i t « (V. 1.13 f.) u n d » d a s g a n z e G e s e t z e i n h a l t e n « (V. 3 ) . D a ß d a s S y n t a g m a » G e s e t z d e r Freiheit« a u f p a u l i n i s c h e T r a d i t i o n z u r ü c k z u f ü h r e n sein k ö n n t e , w u r d e bereits b e i 1,25 erörtert. D i e F r o n t s t e l l u n g in J a k 2 , 8 - 1 3 s c h e i n t also der in 2 , 1 4 ff. n i c h t u n ä h n l i c h z u s e i n , d. h. fehlgelaufene p a u l i n i s c h e T r a d i t i o n aufzugreifen. I m f o l g e n d e n ( b e s o n d e r s z u V. 1 0 ) w i r d s i c h d i e s e E i n s c h ä t z u n g weiter e r h ä r t e n .
8 Der Konditionalsatz im Realis setzt voraus, daß die Adressen tatsächlich das »königliche Gesetz« halten. Das ist festzuhalten, obwohl von uivxoi und vom Kontext her Zweifel daran aufkommen könnten. Jak hält ihnen nicht eine wünschenswerte Eventualität vor Augen, sondern geht von einem Verhalten aus. In sich und im Gegenüber zu V. 9 (ei Ö£ ...), und nicht etwa zu V. 6a (s. o.), enthält V. 8 eine positive Aussage. Als particula emphatica dürfte fxevtoi ein verstärktes uiv darstellen. Ein zweifelndkonzessiver Akzent (»wenn ihr wirklich . . . « ) braucht vom Wort her nicht enthalten zu sein. Man kann also übersetzen: »Wenn ihr einerseits in der Tat...«. Die Probleme von V. 8 bestehen in der Bestimmung von »königliches Gesetz«, der Formel »gemäß der Schrift« und der Notiz »ihr handelt wohl«. - Kontextuell könnte ß a a d i x ö g auf »(Erben der) Herrschaft« in V. 5 zurückverweisen. Dann wäre das Gesetz der Gottesherrschaft gemeint, evtl. sogar einfach »Gottes königliches G e s e t z « . Freilich ist ßaöiAeta in V. 5 eine Größe der zukünftigen Verheißung. Zumeist versucht man deshalb, das Adjektiv begriffsgeschichtlich - also diachron, nicht synchron - zu füllen. Der Sinn (auch in bezug auf »Gesetz«) ist dann: »von königlicher Würde, Art, Herkunft, Rang« bzw. »dem König gehörig, angemessen.« Die antike Philosophie plädiert für die Ubereinstimmung zwischen Recht und Herrschaft; ist das der Fall, dann regiert ein König richtig, was wiederum identisch ist mit der Herrschaft des richtigen Gesetzes. Weil das Syntagma »königliches Gesetz« immerhin relativ geläufig war, legt sich auch für Jak 2,8 die Bedeutung »Gesetz von königlichem Rang« nahe. Damit ist zugleich eine Hervorhebung, ja Uberordnung und Vorrangstellung impliziert. 140
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140L-S-J 1 1 0 2 f (B I I 4 b ) . 1 4 1
V g l . J o h n s o n , A n c B 2 3 0 ; H a u c k , B r i e f 1 0 5 : I n W a h r h e i t liege k e i n H a l t e n d e s G e s e t z e s vor.
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D e r W o r t s t a m m ß a o - e r s c h e i n t s o n s t n i c h t bei J a k .
1 4
3 S o Frankemölle, Ö T K 4 0 0 - 4 0 2 ; Chester 3 8 .
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Material bei L - S - J 3 0 9 ; Bauer-A. 2 7 3 ; K a r l - L u d w i g S c h m i d t : T h W N T I 5 9 3 ; D o d d , Bible 3 9 ; D e i ß m a n n 3 1 0 ; Dibelius, K E K 178. - D a s Adjektiv k o m m t i m N T nur noch J o h 4 , 4 6 . 4 9 ; A p g 12,20f. vor u n d bedeutet d o r t jeweils » d e m K ö n i g z u g e h ö r i g « , u n d zwar i n b e z u g a u f P e r s o n e n w i e S a c h e n
1 4
;
5 Vgl. 2 M a k k 3 , 1 3 ; 4 , 2 5 ; Weish 6,20; Plato ep. V I I I 3 5 4 c ; PsPlato M i n o s 3 1 7 c ; verschiedene Inschriften; E p i c D i s s I V 6 , 2 0 ; P h i l o V i t M o s I I 1 ff.; 1 4 , 2 ; S p e c L e g I V 1 6 8 .
146 V g l p l a t o e p . V I I I 3 5 4 c . V g l . D o d d , B i b l e 3 9 : v ö u o c , ß a o i l i x ö g sei » a l m o s t a c o m m o n - p l a c e o f G r e e k p o l i tical w r i t e r s « g e w e s e n . D i e B e d e u t u n g s c h w a n k t e z w i s c h e n » a l a w g i v e n b y o r w o r t h y o f a k i n g « ( d a s u n t e r s c h e i d e d e n w a h r e n K ö n i g v o m T y r a n n e n ) u n d » l a w w h i c h is itself t h e k i n g « . F e l d e r 6 0 f.: i m H i n t e r g r u n d steht »königliches Gesetz«. 1 4 7
M i t H o p p e u. a., g e g e n F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 0 2 ( d i e T o r a sei i n s g e s a m t g ö t t l i c h ) ; J o h n s o n , A n c B 2 3 0 (all t h e law, n o t r e s t r i c t e d t o L e v 1 9 , 1 8 ) .
174
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
Übrigens verweisen beim Gebot der Nächstenliebe weder Jak noch Paulus auf eine Herkunft bzw. einen Charakter als Herrenwort Jesu. - Die seltene Formel x a x d xfjv YQOt(pf|v bezieht sich syntaktisch primär auf »königliches Gesetz«, nur indirekt auf das Verb »erfüllen«. K a x d steht für eine Entsprechung, daneben auch für Ursprung und A u t o r i t ä t , YQaqpri hier doch wohl eher für »Schriftstelle«, nicht für »die Schrift insgesamt«. Die Schriftstelle zeigt an, was mit »königlichem Gesetz« gemeint ist, nämlich das G e b o t der Nächstenliebe. Wie auch anderswo im Frühchristentum gilt das Liebesgebot als norma normans, als Kanon des Gesetzes. Die Adressaten haben es sich als solches zu eigen gemacht. A m Wortlaut des LXX-Textes nimmt weder Jak noch sonst jemand im N T eine Änderung vor. - Abgesehen von den Formeln »denen, die ihn lieben« (1,12; 2,5) und »geliebte Brüder« (1,16.19; 2,5), verwendet Jak nur hier das Verb ayanäv (das Substantiv fehlt). Das Wort hat bekanntlich einen ausgesprochenen »biblischen« Hintergrund und K l a n g . Semantisch bezeichnet es in dieser Tradition die positive, hilfreiche Zuwendung vor allem zu Personen (vgl. den Kontext Lev 19 oder R o m 12,10a). II)a]öiov wird, obwohl ein Adjektiv, substantivisch oder adverbial g e b r a u c h t . Besser als die superlativische Übersetzung, die den Radius eingrenzt, ist »der/die Nahestehende«. Gemeint ist ein Mit-Sein, ein konkretes Gegenüber, also eine Beziehung, die beiderseits bedeutsam sein kann und nicht einfach übergangen werden d a r f . Die nähere Bestimmung ergibt sich aus dem Lebenskontext. Daraus resultierten - auch im Judentum - Debatten darüber, wie weit bzw. eng der Beziehungskreis r e i c h e . Lev 19,18 zeigt an: der Maßstab der Selbstliebe soll die Unterschiedslosigkeit der Menschen, die Gleichwertigkeit des anderen b e t o n e n . Daß dazu auch der Arme rechnet, wissen bereits Prov 14,21; Testlss 5,2; s. dann Lk 10,25-37. - Die Adressaten »erfüllen« das königliche Gesetz. Zumeist findet sich im N T dafür j t A j i q o w (Gal 5,14; R o m 13,8.10; vgl. 8,4), vöuov xetaTv nur noch R o m 2 , 2 7 . Der Akzent liegt weniger auf Vollständigkeit als auf dem »zur Tat werden l a s s e n « . Jak erkennt an (Realis), daß die Adressaten die Erfüllung des königlichen Gesetzes ernstnehmen. Er kommentiert: xaXcog Jtoietxe - eine relativ magere Notiz im Gegenüber zu dem, was in V. 9b folgt. Auch die Wiederholung in V. 19 gibt zu denken. Erteilt er ein volles 148
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V g l . W i l h e l m K ö h l e r : E W N T II 6 2 4 - 6 2 7 . 149 M i t H a n s H ü b n e r : E W N T I 6 3 7 . B e i J a k fehlt £vxo^r|. !5i S . d i e V o r b e m e r k u n g e n z u 2 , 8 - 1 3 ( P k t . 3 ) . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 0 2 , m e i n t d a g e g e n , L e v 1 9 , 1 8 d i e n e hier als L e r n h i l f e u n d M a ß s t a b für d a s g a n z e G e s e t z . M i r b l e i b t d i e s e D e u t u n g unklar. 1 5 0
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N u r in M t 5 , 4 3 fehlt »wie dich selbst«.
^ V g l . Gerhard Schneider: E W N T I 19-29; Ethelbert Stauffer/Gottfried Quell: T h W N T I 2 0 - 5 5 . i54Klaus H a a c k e r : E W N T III 2 6 5 - 2 6 9 ; J o h a n n e s F i c h t n e r : T h W N T V I 3 0 9 - 3 1 6 . !55 B a u e r - A . 1 3 5 1 f. V g l . Berger, G e s e t z e s a u s l e g u n g 1 0 0 f. ( s y n o n y m z. B . m i t xoivoovöc;). S . d a z u Berger, G e s e t z e s a u s l e g u n g ; N i s s e n . I m N T n e b e n L k 1 0 a u c h Rom 1 5 , 2 ; E p h 4 , 2 5 : B r ü d e r (so a u c h J a k 4 , 1 1 f.). F e l d e r 6 3 ff. m e i n t , J a k b e t r a c h t e L e v 1 9 , 1 8 als n u r ein G e b o t u n t e r a n d e r e n i m M o r a l g e s e t z des AT. J a k betone die »Einheit des Moralgesetzes« (65, zu 2 , 1 1 ) . T h e i ß e n , R e l i g i o n 1 0 9 f.: d a s G e b o t d e r N ä c h s t e n l i e b e e n t h ä l t d i e T e n d e n z z u r G l e i c h b e r e c h t i g u n g . V g l . J o s e p h Bell 2 , 4 9 5 . A u c h ( p u X d o o e i v u n d jtodoaEiv w e r d e n v e r w e n d e t (s. Rom 2 , 2 5 f.). M i t H a u c k , B r i e f 1 0 5 . A n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 0 3 , d e r a u f d a s M o t i v f e l d » v o l l k o m m e n « bei J a k h i n weist (u. a. 1 , 2 5 ) . - H . H ü b n e r : E W N T I I I 8 3 0 - 8 3 2 : v o l l e n d e n , erfüllen, u. a. 1 5 6
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2,8-9
oder ein eingeschränktes Lob? Zumeist entscheidet man sich für das erste. Eine gewisse Einschränkung, u. U. sogar mit ironischem Unterton, ist aber nicht auszu schließen. Jak würde dann vermerken: »Das ist durchaus und an sich richtig gehandelt; doch darüber ist noch mehr zu sagen.« 9 Es folgt das kritische Gegenüber zu V. 8, wieder im Realis formuliert. Jetzt wird das in V. 1 eingeleitete Hauptthema erneut direkt angesprochen. Das Verb JtQOötojroXrjureTv ist übrigens ein Neologismus und kommt nur hier v o r . Anscheinend liegt Jak an der festen Begrifflichkeit, deshalb verwendet er nicht das übliche JtQÖacojtov Xaußdveiv. Die besondere Gefahr solchen Tuns betrifft lt. V. 1 gerade den christlichen Glauben, über den alsbald (V. 14 ff.) noch mehr zu sagen sein wird. Bisher hatte Jak anhand des Casus in V. 2 f. stärker auf die konkreten Implikationen des Tuns hingewiesen: daß man sich von schlechten Gedan ken leiten läßt (V. 4), Gottes Einstellung zuwider handelt (V. 5-6a), Partei für die fal sche Seite nimmt. Das war rational-plausibel geurteilt. Jetzt äußert er sich direkter und drastischer, und zwar »im Namen des Gesetzes«. - »Ihr bewirkt, produziert (eoyd^eoöe) Sünde.« Jak begnügt sich nicht mit einem einfachen »ihr sündigt«, son dern betont das menschliche Schaffen, wie bereits in 1,20 (negativ) und 1,3 (positiv, K o m p o s i t u m ) . Die Sünde wiederum führt lt. 1,15 zum Tod; damit ist indirekt das Motiv vom Tot-Sein des Glaubens ohne gute Werke in 2,17.26 eingeläutet. Aber damit nicht genug; Jak läßt »überfuhrt vom Gesetz als Übertreter« folgen, stellt die Sachfrage also vor das Forum des Gesetzes. - Die Grundbedeutung von eXzyxew ist: Konfronta tion eines Täters zwecks Klarstellung der Nichtübereinstimmung seines Tuns mit einem S t a n d a r d . In der ntl. Bekehrungsterminologie bezeichnet das Wort die klä rende Überwindung der inneren Gespaltenheit einer Person; dabei gewinnt es auch die Konnotation »aufdecken, ans Licht bringen« und »strafen«. Jak betont freilich die Anklage, nicht die Bekehrung. Das Gesetz deckt auf, überführt jemanden, und zwar »als Übertreter«. Das Gesetz handelt hier quasi als Person; es »macht die Sünde justitia b e l « . IIaQaßdxT]g ist ein im N T relativ selten vorkommendes Wort (bei Jak noch in 2,11). Zuhause ist der Wortstamm im Rechtsleben; in der L X X bezieht sich der 161
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S . bereits in d e r E i n l e i t u n g z u 2 , 1 - 2 6 u n t e r » R e d a k t i o n u n d I n t e n t i o n « ; D a v i d s , E p i s t l e . V g l . a u c h d e n S p r a c h g e b r a u c h in d e n K y n i k e r b r i e f e n ; s o N r . 2 8 ( D i o g e n e s a n d i e H e l l e n e n ) : A b r a h a m J . M a l h e r b e ( H g . ) , T h e C y n i c Epistles ( S B L . S B S t 12), Atlanta (Scholars) 1986, 1 2 0 Z . 8 ; 1 2 2 Z . 2 8 ; 1 2 4 Z . 8 . D a s P e r s o n a l s u b s t a n t i v n u r in A p g 1 0 , 3 4 . H a u c k , B r i e f 1 0 8 , weist d a r a u f h i n , d a ß Sir s o l c h e F r a g e n o f t ä u ß e r l i c h - o p p o r t u n i s t i s c h b e h a n d e l e . 164 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 0 5 . S . a u c h M t 7 , 2 3 ( = Ps 6 , 9 ) : U n r e c h t schaffen. D i e W e n d u n g » S ü n d e schaf fen« e r s c h e i n t i m N T n u r hier. B e i H e r r n ist eQyäC,eoQai in ä h n l i c h e n V e r b i n d u n g e n b e l i e b t ( H a u c k , B r i e f 108 A n m . 26). T r o e l s E n g b e r g - P e d e r s e n , E p h e s i a n s 5 , 1 2 - 1 3 : eXey%eiv a n d C o n v e r s i o n in t h e N e w T e s t a m e n t : Z N W 8 0 ( 1 9 8 9 ) 8 9 - 1 1 0 , speziell 9 7 u n d 1 0 0 . I m N T e r s c h e i n t d a s V e r b 17x, b e s o n d e r s in s p ä t e r e n B r i e f e n . 166 E n g b e r g - P e d e r s e n 1 0 0 f . 1 0 8 - 1 1 0 ; s. I K o r 1 4 , 2 4 f.; E p h 5 , 1 2 f.; J o h 3 , 2 0 f. V g l . Felix P o r s c h : E W N T I 1041-1043. 167 M i c h a e l Wolter: E W N T I I I 3 4 ; s. R o m 4 , 1 5 . V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 0 6 : d a s e i g e n t l i c h e S u b j e k t ist G o t t , d e r eine G e s e t z g e b e r ( 4 , 1 2 ) . 168 V g l J o h a n n e s S c h n e i d e r : T h W N T V 7 3 3 - 7 4 1 . D e r G r u n d liegt w o h l i m a n d e r e n S ü n d e n v e r s t ä n d n i s d e s N T ( e b d . 7 3 5 , 1 5 ff.). n a o a ß d x r i g fehlt in d e r L X X s o w i e bei P h i l o u n d J o s e p h u s ( 7 3 7 , 2 5 ) . I m N T k o m m t es in R o m ( 4 x ) u n d G a l ( l x ) vor, d a z u l T i m ( l x ) u n d H e b r ( 2 x ) . 169 N ä h e r e s b e i S c h n e i d e r 7 3 3 , 2 7 ff., u. a. z u Inschriften: M i ß a c h t u n g v o n B e s t i m m u n g e n , W o r t b r u c h , Ver t r a g s v e r l e t z u n g u. d g l . 1 6 2
1 6 3
1 6 5
#
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
176
Terminus (als Verb) vor allem auf das Schuldig-Werden an Gottes Gesetz und Wort. Jak beläßt es bei der pauschalen Angabe »durch das Gesetz«; er hätte, wie gezeigt, direkt Lev 19,15 anführen können, aber das geschieht nicht. Das Verbot der Vorteilgabe ist im A T allerdings nicht nur dort in Lev 19, sondern mehrfach ausge sprochen (Ex 23,6; Dtn 1,17; 10,17; 16,19 f.) sowie im Judentum und Frühchri stentum geläufig (s. o. zu 2,1); zudem entspricht es allgemeinem Rechtsempfinden. Weshalb stellt Jak dann etwas als Vergehen gegen das Gesetz heraus, das eigentlich selbstverständlich ist? Wissen denn die Leser nichts davon? Eine Belehrung über das, was JtQoaa)JtoX,T]|j,i^ia konkret bedeuten kann, hatte er in V. 2 ff. gegeben; ein Irrtum über das »Was« ist somit ausgeräumt. Aber ist das »Daß« der Unerlaubtheit von Vor teilgabe nicht ebenso als klare Regelung voraussetzbar? Existierten bei den Adressaten etwa doch Vorstellungen über das Gesetz, die der Korrektur bedurften? Diese Fragen leiten zu V. 10 über. 10 Jak wechselt von der Anrede zum ebenso generalisierenden wie jeweils den konkreten Einzelfall treffenden Stil »wer immer ...«, im A o r . for muliert. V. 10 soll V. 9 und wohl zugleich V 8-9 insgesamt begründen (yäg). Die Struktur wird vom Gegensatz »halten - fehlgehen« sowie von der Relation »ganz, eins, alle« bestimmt. Das Verb inpetv ist im N T in solchen Sachzusammenhängen geläufig, freilich in ungleichmäßiger Verteilung. Gegenüber TeA,eiv in V. 8 ist rnoetv schwächer: einhalten, beachten, befolgen, ÜTaieiv (vgl. 3,2) bedeutet: ansto ßen, straucheln, fehlen, irren, ins Unglück g e r a t e n . Nicht nur die groben, intentionalen Fehler, sondern sogar die kleinen Mißgeschicke und Unachtsamkeiten haben fatale Folgen (wie beim Lehren: 3,2 ff). Nur die Vollständigkeit zählt; andern falls ist man »alles schuldig«. Die Ergänzung von evi und Jtdvxcov ist wahrscheinlich generell »in einem/allen Punkte(n)« zu fassen. 4 E v o x o g mit Gen. heißt hier »schul dig gegenüber einer Sache« (vgl. IKor 1 1 , 2 7 ) . Das Vergehen haftet an der Person; sie ist zu einem evo/og »geworden«. - Judentum und Hellenismus waren sich über die Unteilbarkeit von Gesetz und Recht, die »Solidarität der T u g e n d e n « einig. So besagt die atl. Tradition etwa: Man muß »alle Worte dieses Gesetzes tun« (z. B. Dtn 29,29), »alles, was ich euch aufgetragen habe« (z. B. Dtn 1,3.18 u. ö . ) . Die Nega tiv-Version (»wer ein Gebot nicht hält, hält alle nicht«) diente den Rabbinen zur Gleichgewichtung der G e b o t e . Auch Paulus zitiert (polemisch) den Grundsatz: Gal 3,10 (=Dtn 27,26); 5 , 3 . Interessanterweise findet sich im Judentum auch die 170
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S o e t w a E x 3 2 , 8 ; N u m 1 4 , 4 1 ; J e s 6 6 , 2 4 ; a u c h bei » E h e b r u c h « (Sir 2 3 , 1 8 ; 4 2 , 1 0 ) . V g l . S c h n e i d e r 7 3 4 , 9 ff.
1 7 1
Evtl. ein g n o m i s c h e r A o r . (so M a r t i n , W B C 6 9 ) .
1 7 2
V g l . R e i n h a r d K r a t z : E W N T III 8 4 9 - 8 5 1 . D i e B e d e u t u n g w e c h s e l t oft zu: a u f b e w a h r e n , e r h a l t e n , b e h a l ten, b e s c h ü t z e n . D a s V e r b fehlt bei M k , L k , H e b r , selten bei P a u l u s , h ä u f i g d a g e g e n bei J o h (s. J o h 8 , 5 1 f f ; 1 4 , 5 . 2 1 f f ; 1 5 , 1 0 . 2 0 ; l j o h 2 , 3 ff.; 3 , 2 2 . 2 4 ; 5 , 3 . 1 8 ) . D i e L X X zieht z u m e i s t q r u X d a a e i v vor.
1 7 3
Bauer-A. 1 4 5 5 . I m N T sonst nur R o m 1 1 , 1 1 ; 2Petr 1,10.
1 7 4
M i t R o p e s 1 9 9 f. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 2 4 : vouxo; ä h n l i c h H a u c k , B r i e f 1 1 0 : E i n z e l g e b o t .
^
Weitere M ö g l i c h k e i t e n i m N T : Strafe ( M k 1 4 , 6 4 par.); Vergehen ( M k 3 , 2 9 ) . Vgl. R. Kratz: E W N T 1 1 1 1 7 f.; L a w s , C o m m e n t a r y 1 1 2 .
1 7 6
M a y o r 2 1 4 f. V g l . B o y l e 6 1 2 f. m i t H i n w e i s a u f S e n e c a benefic.
1 7 7
V g l . a u c h Q u m r a n : 1 Q S 1,3 f. 8 f.; 9 , 1 3 .
1 7 8
S t r . - B . III 7 5 5 . S o z . B . E x R 3 1 ( 9 2 c ) ü b e r d a s Z i n s e i n n e h m e n . F e r n e r : E i n e G e b o t s ü b u n g w i r d d u r c h e i n e w e i t e r e b e l o h n t , e i n e Ü b e r t r e t u n g d u r c h e i n e a n d e r e bestraft ( A b o t h 4 , 2 ) .
1 7 9
V g l . weiter 4 M a k k 5 , 2 2 : kleine u n d g r o ß e G e s e t z e s ü b e r t r e t u n g e n s i n d gleich. Ä h n l i c h Philo L e g A l l III 2 4 1 .
177
2,10-11 180
positive Version: »Wer ein Gebot hält, hält a l l e . « Die Paradoxie wird durch den Gedanken aufgehoben, es komme auf die richtige Grundeinstellung des Menschen an: »Wo alles zusammen-stimmt, gilt: wer eine Tugend hat, hat alle«. So formulieren nicht nur Philo VitMos II 7 und Testlss 1-2; sondern auch hellenistische und römi sche Autoren vertreten eine solche Meinung (DiogLaert 125; Stob Eklogai II 63; Cicero Off II 1 0 , 3 5 ) . Seneca bringt als stoisches D o g m a den Satz »Wer ein Laster hat, hat alle« (De beneficiis 4,21,1; 5 , 1 5 , 1 ) , also die Negativ-Version, und zwar in einem Jak 2 nicht unähnlichen Kontext: Wohltaten geben bzw. annehmen, ohne den Stand der Personen anzusehen; denn bei Wohltaten komme es auf den Geist der Handlung a n . 3 - Vertritt Jak einen rigorosen N o m i s m u s ? Geht der »Blick für die Wertunterschiede« verloren? Nun formuliert Jak jedoch nicht den dann zu erwar tenden Grundsatz: »Wer das Gesetz hält, muß es ganz halten; denn bereits ein Verge hen verletzt alle Gebote« (Schluß vom Prinzip auf die Totalität)! Vielmehr argumen tiert er: »Wer das ganze Gesetz hält, aber in einem fehlt, ist aller schuldig« (Schluß von »ganz« auf »alle«). Impliziert ist doch wohl bei denen, die »das ganze Gesetz halten«, die Intention, nichts auszulassen, sondern alles einzuhalten, zumindest de f a c t o . Wer dieses Vorhaben pflegt, wird in der Tat an der Vollständigkeit gemessen. Will Jak überhaupt einen Grundsatz statuieren, oder argumentiert er nicht eher kommunika tiv von den Vorgaben und Intentionen der Adressaten her? Lautet ihr Anspruch etwa, sie hielten ja in der Tat das ganze Gesetz - und zwar durch das Gebot der Nächsten liebe? Immerhin könnten sie sich auf Paulus berufen: 6 yö.Q J t ä g vouog ev evl koyw jT8Jt^r|QCüTai, nämlich Lev 19,18 (so Gal 5,14); und Rom 13,8 f. sagt: »Wer den anderen liebt, vöuov jteJt^r|Qü)xev«, denn das (und nun folgt »du sollst nicht ehebre chen, töten, stehlen, begehren und irgendein anderes Gebot«) ev x(b Xöyq) xovxu) avaxecpataxuyÖTCU, nämlich Lev 19,18. Jak würde die Adressaten dann auf ihren eigenen Anspruch und Standard ansprechen und sie dabei behaften, indem er die Zu sammenfassung des Gesetzes durchbuchstabiert. Eben das geschieht in V. 11, und zwar anhand derselben Dekalog-Gebote wie bei Paulus. Liest man den Text auf einem solchen frühchristlich theologie-geschichtlichen Hintergrund, stellt sich das Problem des angeblichen rigorosen Nomismus ganz anders dar. Nicht Jak vertritt einen sol chen, sondern die Adressaten sind einem Fehlschluß erlegen. 11 Der Vers wirkt auf den ersten Blick etwas pedantisch, indem zweimal die Verbindung zwischen densel ben beiden Geboten notiert wird, zunächst als Wort Gottes, dann als Tat des Men schen. V. 1 l c ist zudem Reprise von V. 9 c . Zunächst (V. I I a ) wird statuiert »der 181
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S t r . - B . III 7 5 5 ; I V 2 2 . S o speziell M i d r P s 1 5 § 7 ( 6 0 a ) ; S a n h 8 1 a ü b e r R . A q i b a , d e r d a m i t R a b b a n G a m a liel tröstet.
1 8 1
D i e T e x t e i m e i n z e l n e n bei D i b e l i u s , K E K 1 8 0 . V g l . a u c h P l u t M o r a l i a 1 0 4 6 f.; ferner T i t 1 , 1 5 : D e n R e i n e n ist alles rein, d e n B e f l e c k t e n n i c h t s .
1 8 2
D a r a u f v e r w e i s t bereits A u g u s t i n u s e p . 1 6 7 (an H i e r o n y m u s ) ; s. M a y o r 9 3 ; H a u c k , B r i e f 1 1 2 A n m . 3 6 . 3Vgl. Boyle612f. 184 V g l S c h r ä g e ; H a u c k ; W i n d i s c h ; D i b e l i u s ; D a v i d s z. S t . ; n i c h t selten w i r d er als » j ü d i s c h « g e k e n n z e i c h n e t . Frankemölle, Ö T K 4 0 7 , meint, dagegen spreche i m Kontext nur »Gesetz der Freiheit«.
1 8
1 8 5
S o Dibelius, K E K 180. - Eine Differenzierung zwischen Ritual- u n d Sittengesetz würde das Problem nicht l ö s e n ; vgl. H a u c k , B r i e f z. S t . ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 1 1 .
1 8 6
A n d e r s sieht d i e L a g e in G a l 5,3 a u s . D o r t m u ß erst d a r a u f h i n g e w i e s e n w e r d e n , d a ß » d a s g a n z e G e s e t z z u t u n « sei (uaQTi>QOum . . . Jtavxi avOocbjtcp J I E Q I T E U A ' O I I E V P ö t i öcpEiXETnc; e o r i v O\OV T Ö V v ö u o v j t o i f ] o a i ) .
1 8 7
Dibelius, K E K 183, notiert dazu: »was zu beweisen war«.
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
178
sagte, sagte auch«; V. 1 l b ist dagegen wieder (wie V. 8.9) ein Konditionalsatz im Realis. - Inhaltlich zentral sind die beiden ersten Gebote der zweiten Dekalogtafel, und zwar in der Reihenfolge »ehebrechen - morden«. Diese Abfolge entspricht einer damals verbreiteten T e n d e n z ; sie findet sich auch: in der L X X (B) von Ex 20,1315 und Dtn 5,17-19; Philo; PsPhokyl 3 - 6 ; Papyrus Nash; PsPhilo LibAnt 11,10; im NT190 Lk 18,20 und Rom 13,9; später Barn 20,1; Justin Dial 93 u. a. Mit »mor den« beginnen dagegen: H T zu Ex 20 und Dtn 5; Targumim; Joseph Ant 3,91; M t 5,21-30; 19,18; M k 10.19. - Das »Wort« (eforcbv, eiJtev) Gottes, des »einen Gesetz gebers und Richters« (4,12), ist durchaus deutlich, konkret und lebensbezogen, refe riert Jak. Es betont die Unantastbarkeit von Ehe und Leben; sie stehen unter dem besonderen Schutz Gottes; jeder Ubergriff ist untersagt. - Als Realis besagt V. I I b , daß der Verfasser davon ausgeht, der Angeredete begehe zwar nicht Ehebruch, mor de jedoch. Nun könnte es sich freilich um ein lediglich rechts-theoretisches, logisches Problem handeln, weil die beiden Gebiete vom AT her in dieser Zusammenstellung gegeben sind und die 2. Pers. Sg. exemplarischen Charakter haben kann. Jak würde nur belegen, was bereits in V. 9 ausgesprochen wurde: »du bist ein Übertreter des Gesetzes«. Es stellt sich jedoch die Frage, ob V. 11 situativ gedeutet werden darf. Immerhin ist in 4,2 und 5,6 vom Morden die Rede, zumindest im Sinn von »ihr geht über Leichen«. Die Anrede |ioixaX,ideg (fem.) in 4,4 ist dagegen sicher übertragen gemeint; auf Ehe- und Sexualfragen kommt Jak sonst nicht zu sprechen. Bei einem engen Rückbezug von V. 11 auf das Vorige (2,2 f f . ) 3 würde Jak sagen: »Euer Ver halten läuft auf Mord hinaus.« Immerhin wird die Verachtung des Nächsten bereits in Prov 14,21 als Sünde gekennzeichnet. Hätte er rein logisch-theoretisch argu mentieren wollen, so hätte Jak die Argumentation auch umkehren können (»wenn du nicht mordest, aber die Ehe b r i c h s t . . . « ) . Das geschieht jedoch nicht; offenbar liegt ihm doch an einer inhaltlichen Akzentuierung, nämlich des Mordens. Darauf ver weist auch der weitere Kontext: »nicht Barmherzigkeit üben« (V 13.15 f.). - Jeden falls paßt dieser Akzent gut in die Gesamtargumentation seit 2,1. Jak benennt erst 188
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V g l . d a z u N i e b u h r , G e s e t z 1 6 - 1 8 ; N i k o l a u s Walter: J S H R Z I V / 3 , 1 9 7 ; F r i e d r i c h H a u c k : T h W N T I V 7 3 8 A n m . 2; K r i s t e r S t e n d a h l , T h e S c h o o l o f St. M a t t h e w a n d its U s e o f t h e O l d T e s t a m e n t , C o p e n h a g e n (Vill a d s e n & C h r i s t e n s e n ) 1 9 6 8 , 6 0 - 6 4 ; Berger, G e s e t z e s a u s l e g u n g 2 5 8 ff. Z u r V o r g e s c h i c h t e d e s D e k a l o g s vgl. auch Vokes; Grant, Decalogue; Lincke; G . Müller; G ü n t e r Stemberger, D e r D e k a l o g im frühen J u d e n t u m : J B T h 4 ( 1 9 8 9 ) 9 1 - 1 0 3 ; Y. A m i r , D i e Z e h n G e b o t e bei P h i l o n v o n A l e x a n d r i e n , in: d e r s . , D i e h e l l e n i s t i s c h e G e s t a l t d e s J u d e n t u m s bei P h i l o n v o n A l e x a n d r i e n ( F J C D 5 ) , N e u k i r c h e n 1 9 8 3 , 1 3 1 - 1 6 3 ; z u d e r d e s E h e bruchsverbots Bottini, Sentenze 1 7 3 - 1 7 5 . V g l . N i k o l a u s W a l t e r 1 9 7 ; E i n b r u c h in f r e m d e E h e n - M ä n n e r l i e b e - B l u t v e r g i e ß e n . !90 In M k 1 0 , 1 9 e i n i g e H s s . S o D i b e l i u s , K E K 1 8 3 ; z u e r g ä n z e n sei etwa: » S o s e i d a u c h ihr, w e n n ihr a n d e r e G e b o t e haltet, e u c h a b e r mit eurem parteiischen B e n e h m e n gegen das Liebesgebot versündigt«, Übertreter des-Gesetzes. 1 8 9
1 9 1
1 9 2
1 9 3
1 9 4
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S . E i n l e i t u n g § 1,3. B e r e i t s A u g u s t i n u s ( e p 1 6 7 ) b e z i e h t V. 11 z u r ü c k a u f V. 8: »weil er g e g e n d i e L i e b e verstieß, w o r i n d a s g a n ze G e s e t z h ä n g t « . B e d a V e n e r a b i i i s setzt d i e V o r t e i l g a b e m i t M o r d u n d E h e b r u c h g l e i c h ( J o h n s o n , A n c B 233). S. auch M t 5 , 2 1 - 2 6 , w o M o r d m i t Z o r n u n d V e r w ü n s c h u n g des Bruders verknüpft wird. T e s t G a d 4 (gegen d e n H a ß ) ist hier z u a l l g e m e i n g e h a l t e n , S i r 3 4 , 2 4 z u speziell (s. a b e r z u J a k 5 , 5 f.). L e d i g l i c h als F r a g e k a n n m a n n o t i e r e n , o b d i e A d r e s s a t e n e t w a a u f ihre i n t a k t e E h e m o r a l s t o l z w a r e n (vgl. P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 1 8 ) ; in d e n G e d a n k e n g a n g w ü r d e d a s p a s s e n , a b e r weil J a k s o n s t n i e s o l c h e A s p e k t e a n s p r i c h t , w i s s e n wir z u w e n i g ü b e r d e n m ö g l i c h e n H i n t e r g r u n d .
2,11-13
179
einmal (in 2,1) das Verhalten der Adressaten als JtQOöWJtoXnu/i|na; er beschreibt und bewertet es in V. 2-7, um dann die Vorteilgabe in V. 9 als Sünde zu bezeichnen. Mit V 8 kommt ein anderes Element hinein, das in V. 10 f. fortgeführt wird: die Adres saten behaupten fälschlicherweise, mit dem Liebesgebot hielten sie das ganze Gesetz. Aber ihr Verhalten straft sie Lügen. Sie haben nicht begriffen, was das Gebot Lev 19,18 impliziert; und sie haben den Bezug auf den Dekalog vergessen. 12-13 Die beiden Verse werden durch ein »denn (ydo)« sowie durch »tun« und »Gericht« mit einander verklammert. Subjekt in V. 12 ist »ihr«; in V. 13 dagegen sind es zwei Abstrakta im Sg.: Gericht und Erbarmen. Ein syntaktisches und inhaltliches Problem bildet das unverbundene Nebeneinander der Vershälften 13a/b. V. 12 greift termino logisch auf 1,19.22-25 zurück: Xdkelv (1,19), JtoieTv, Jtoinxfig, jtoinoig (1,22 f.25), vöuog xfjg eXevQeQiac, (1,25). Von Erbarmen (eXeog, 2,13) war bisher noch nicht die Rede. Die Verbindungen zu 2,1 ff. sind: vöuog (V. 8-11), XQioig, XQixf|g, öiaxQiveiv (V. 4; vgl. »überführt werden«, »schuldig sein«: V. 9 f.) sowie JtoieTv (V. 9; s. aber den Formelcharakter). Jak führt also vor allem die Gedanken von 1,19-25 und 2,8-11 einem Abschluß zu, wobei der Casus in 2,2 ff. mit hineinspielt. Der Zusammenhang zwischen »Reden und Tun« sowie »Gesetz der Freiheit« wird so zuende gebracht, daß er in die Perspektive des Gerichts und dieses wiederum in die des Erbarmens bzw. Nicht-Erbarmens gestellt wird. Gewiß hat V. 13 nach Form (zwei kurze »Statements« nebeneinander) und Inhalt (Gericht, Erbarmen) einen gewissen Eigencharakter. 97 Jak liebt aber auch sonst solche abrundenden Sätze (1,12; 2,26; 3,18; 4 , 1 7 ) . M a n sollte deshalb weder V. 12 f. als selbständige kleine Einheit behandeln 99 noch V 13 vom Kontext als freistehende Sentenz isolieren. - Das dop pelte oikoog in V. 12a ist wahrscheinlich sowohl als Konsequenz des Vorigen (speziell V. 8-12) als auch in bezug auf das dbg ... in V. 12b zu lesen. Jak zieht aber eben nicht nur die Konsequenz (Handlungsanweisung), sondern verweist auch auf das Gericht (Handlungsbeurteilung). Die beiden finiten Verben sind vom kontextuellen Sinnge fälle her als Imperative aufzulösen. Das zweifache oikcog mit x a i stellt eine feste Gleichung her: »So redet und so handelt auch!« Der Akzent liegt auf dem JtoieTxe wie überall im K o n t e x t . Das Reden ist keineswegs falsch; es muß nur in die Tat umgesetzt werden. Diese zunächst formale Aussage wird inhaltlich einmal durch das, was in V. 8-11 positiv notiert war, gefüllt, also durch das Gebot der Nächstenliebe und den im Dekalog manifesten Willen Gottes. Die Aussage (in V. 12) könnte, so 1 9 6
1
1 9 8
1
200
201
1 9 6
I m weiteren n u r n o c h 3 , 1 7 (im Tugendkatalog); x a x a x o u x ä a G a i erscheint n o c h einmal 3 , 1 4 (sonst n u r n o c h Rom 1 1 , 1 8 ) .
197 V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 1 1 7 : b e i d e A u s s a g e n seien n u r l o s e m i t d e m v o r i g e n v e r b u n d e n u n d e r s c h e i n e n » p r o v e r b i a l in f o r m « ; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 1 8 : u r s p r ü n g l i c h frei u m l a u f e n d ; D i b e l i u s , K E K 1 9 3 : V. 1 3 sei e i n » s e l b s t ä n d i g e r S p r u c h « , w a s a u c h » s e i n e g e s c h l o s s e n e F o r m « zeige; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 2 6 f.: feste Sentenz. 1 9
8 V g l . H a u c k , Brief 115.
1 9 9
Teilweise geschieht das sogar bei Frankemölle, Ö T K 4 1 1 - 4 1 9 .
2 0 0
S o d u r c h w e g die K o m m e n t a r e . M ö g l i c h wäre an sich a u c h der Indikativ, also die K o n s t a t i e r u n g » S o redet
2 0 1
A n d e r s B u r c h a r d , G e m e i n d e , d e r in V e r b i n d u n g m i t 2 , 1 4 ff. d e n A u f r u f z u r U n t e r w e i s u n g v o n U b e r t r i u n
u n d s o h a n d e l t i h r « . A b e r w a s sollte s o l c h eine F e s t s t e l l u n g hier? w i l l i g e n i m G e s e t z d e r F r e i h e i t e r k e n n t . V g l . j e t z t H N T z. S t . : »V. 1 2 f o r d e r t . . . u m f a s s e n d e n G e s e t z e s g e h o r s a m in W o r t u n d T a t « .
180
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
betrachtet, mit JtoieTxe enden; Jak füllt sie jedoch auch noch durch den Hinweis auf das Gericht »durch das Gesetz der Freiheit«, syntaktisch verbunden durch (bg [xeXAovxeg. Das Verb \ieXkeiv verwendet Jak nur hier. Es braucht darin nicht nur die Zukünftigkeit oder Unausweichlichkeit zu liegen , sondern könnte auch ein Selbst verständnis bezeichnen, im Sinn der »beabsichtigten H a n d l u n g « ° 3 . Auf jeden Fall unterstreicht u^XAovxeg: »Ihr werdet so gerichtet werden - das ist gewiß«. Evtl. klingt zudem ein Unterton mit: »Ihr wollt es ja selbst s o ! « - Die seltene Formulierung »durch das Gesetz (öia vöuxru) gerichtet werden« - nicht wie üblich »dem Gesetz gemäß, x a x a (xöv) v ö u o v « ° 5 - läßt das Gesetz zum logischen Subjekt werden. For mulierung und Gedankenzusammenhang berühren sich eng mit R o m 2,12 f.: »Die im Gesetz sündigten, werden durch das Gesetz gerichtet werden; denn nicht die Hörer des Gesetzes sind bei Gott gerecht, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden«. Die Verkopplung zwischen »Gericht« und »Gesetz« ist natür lich in der Sache angelegt und konventionell, auch im J u d e n t u m . Die Spitze bei Jak liegt aber bei dem besonderen »Gesetz der Freiheit«. Gerade mit diesem Gesetz werden sich die Adressaten beim Gericht konfrontiert sehen. Daß dabei an das eschatologische Gericht Gottes gedacht ist, steht außer Frage. - In 1,25 hatte Jak offen gelassen, wofür dieses Gesetz inhaltlich steht. Auch jetzt wird das Syntagma nicht expliziert. Seine Verwendung hat eher kommunikatorische als informatorische Funk tion. Die Leser wissen offensichtlich, was damit gemeint ist. Jak scheint einen beson deren Nerv treffen zu wollen, der mit »Freiheit« zusammenhängt, fast als wolle er sig nalisieren: »Euer geliebtes Gesetz der Freiheit, auf das ihr so stolz seid, wird euer Richter sein«. Eine inhaltliche Füllung läßt nur der Kontext (2,8 ff.) erkennen. Jeden falls liegt es nahe, dieses Gesetz mit dem »königlichen«, d. h. mit dem Gebot der Nächstenliebe (V. 8) zu identifizieren. Konkretere Hinweise auf den Inhalt der jak Interpretation liefert der weitere Kontext: ^ die Fürsorge für die Waisen und Witwen ( 1 , 2 7 ) , die Achtung des Armen (2,2 ff.) und die Hilfe für Bedürftige (2,15 f.). Jak hat im übrigen klargestellt (V. 10 f.), daß es keine illegitime Aushöhlung des »Geset zes der Freiheit« geben darf. In V. 13 wird mit »Erbarmen« noch ein besonderer Aspekt folgen. Jak kritisiert dieses Gesetz keineswegs; entscheidend ist für ihn, daß es wirklich getan und nicht mißbraucht wird. V. 12 trägt einen warnenden Unterton, wie immer man die kommunikatorische Situation einschätzt. Möglicherweise wenn nicht sogar wahrscheinlich - bezieht sich Jak auf frühchristliche theologische Fehlentwicklungen im Einflußbereich der paulinischen Mission. Ähnlich wie in 2,14 ff. würde Jak auch hier einem theologischen Reduktionismus entgegentreten. 202
2
2 0 4
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208
2 0 2
M a r t i n , W B C 7 0 : » z u k ü n f t i g e A k t i o n , d i e g e w i ß ist«. B a u e r - A . 1 0 1 5 f.: i m B e g r i f f s t e h e n , u n a u s w e i c h l i c h sein, » w i r d g e w i ß . . . « .
2
2
2
°3 Bauer-A 1015. °
4
V g l . H a u c k , B r i e f z. S t . ( w o l l e n ) .
° 5 S o z. B . ( m i t v ö u o c j J o h 1 8 , 3 1 ( m i t x o i v e i v ; L k 2 , 2 2 . 3 9 ; J o h 1 9 , 7 ; ( m i t e v u o M j ) L k 2 3 , 5 6 . V g l . W i l h e l m K ö h l e r : E W N T II 6 2 6 .
2 0 6
2 0 7
Vgl. Frankemölle, Ö T K 4 1 4 . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 0 9 f., b e t o n t , a u c h V . 1 4 ff. k ö n n e w i e eine G e r i c h t s s z e n e (s. V. 1 2 f.) g e l e s e n w e r d e n ; d i e r h e t o r i s c h e n F r a g e n in V 14 seien a u s d e r sicheren P o s i t i o n v o n V. 1 2 f. f o r m u l i e r t .
2 0 8
I m A T fällt auf, d a ß d i e Z u s a m m e n s t e l l u n g v o n K a r d i n a l t u g e n d e n m e h r f a c h m i t d e m E i n t r e t e n für W a i sen u n d W i t w e n v e r b u n d e n ist: J e s 1 , 1 7 ; J e r 2 2 , 3 ; S a c h 7 , 9 f.
181
2,12-13
Aber selbst wenn solch eine Kommunikationssituation mit einer speziellen Polemik nicht impliziert sein sollte, bleibt der Aspekt der besonderen Konfrontation in der Sache: Es ist gerade dieses Gesetz, das sie richten wird. - 2,13a ist ein Nominalsatz; »erbarmungslos« steht prädikativ; zu ergänzen ist: »wird sein, wird ergehen«. Die Logik richtet sich nach dem ius talionis: im Gericht begegnet man seinem eigenen Verhalten; der Tat-Ergehen-Zusammenhang holt einen e i n . ° 9 Entscheidendes Krite rium ist »Erbarmen, Barmherzigkeit«. Das Adjektiv aveX,eog scheint Jak übrigens selbst geprägt zu h a b e n . Er verwendet den umfassenderen Ausdruck eX,eog, nicht den verengten eA,er]|ioai)vr] (»Armenliebe als Tugend und Armengabe als T a t « ) . Während die L X X eine große Anzahl an Stellen mit eX,eog aufweist (zumeist für ipö), begegnet uns das Substantiv im N T nur 2 7 m a l , dabei in der Formulierung »Barm herzigkeit üben, Gutes tun (jtoieTv)« lediglich Lk 1,72; 10,37 und Jak 2,13. Das Wort hat vom AT her einen deutlich religiösen Klang. Gott selbst läßt Erbarmen erge h e n ^ (vgl. etwa Lk 1,50.54.58.72.78 mit den Rückbezügen auf Ps 97,3; 102,17; 105,8; 106,45; Jes 60,1 f . ) . Ebenso verlangt Gott ein entsprechendes Verhalten zwischen Menschen (so z. B. Hos 6,6, rezipiert in M t 9,13; 12,7). Mit X Q i ö i g zusam men findet sich eXeog ntl. in M t 23,23, aber parallel, nicht antithetisch. Die Wurzel für diese Zusammenstellung liegt im AT; danach stehen Gerechtigkeit, Barmherzig keit, gerechtes Gericht, Wahrheit und Friede sehr wohl miteinander in Einklang; die Verletzung eines Elements beeinträchtigt auch die anderen. ^ Im Judentum wurde mehrfach das Verhältnis zwischen Gerechtigkeit und Gnade erörtert, und zwar mit dem Ergebnis: Im gegenwärtigen Aon triumphiere Gottes Barmherzigkeit über das R e c h t ; das werde erst im Endgericht anders, wenn es keine Umkehrmöglichkeit mehr g e b e . Insofern liest sich V. 13a wie eine prophetische und rabbinische R e g e l . Auch Jak betont: Im Endgericht wird es für den Mitleidlosen kein Mitleid geben. ^ - Was besagt dann der ohne Konjunktion angeschlossene V. 13b, daß näm lich Erbarmen über das Gericht triumphiere? KaxaxauxcxöOai bezeichnet die Geste des S i e g e r s . Jak bedient sich der Metapher einer streitigen Auseinandersetzung: Erbarmen, Barmherzigkeit (eA,eog) erringt den Sieg über Gericht, Verurteilung ( x o i ö i g ) . Wessen Erbarmen - Gottes oder des Betroffenen? Jak verzichtet auf nähe2
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2
2 1 4
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221
209 1m N T b e s o n d e r s M t 7 , 7 ; 1 8 , 2 9 . 3 4 ; 1 5 , 4 5 f.; v g l S i r 2 , 1 8 ; 5,6; 1 6 , 1 1 - 1 4 ; T o b 4 , 5 - 1 1 ; 1 2 , 7 - 1 0 ;
14,8-11.
V g l . H e i l i g e n t h a l 2 9 8 f. 2 1 0
V g l . B a u e r - A . 1 2 7 ; a t t i s c h heißt es d v n t a r i g .
2 1 1
V g l . F e r d i n a n d S t a u d i n g e r : E W N T I 1 0 4 4 : z\er\\ioovvr\
ist i m k l a s s i s c h e n G r i e c h i s c h u n b e k a n n t . V g l .
T e s t A b r 16. - J a k h a t m e h r als n u r A l m o s e n i m B l i c k ( m i t H e i l i g e n t h a l ) . 2 1 2
S t a u d i n g e r : E W N T I 1 0 4 6 - 1 0 5 2 . E s fehlt bei M k , J o h , A p g . D i e e n t s p r e c h e n d e n V e r b e n k o m m e n
etwa
e b e n s o h ä u f i g vor. 2 1 3
I m A T ist z u m e i s t G o t t d a s S u b j e k t v o n » B a r m h e r z i g k e i t t u n « . V o n M e n s c h e n ausgesagt: Sir 2 9 , l ; T e s t S e b u l 5 , l .
2 1 4
D i e h y m n i s c h e F o r m ist n i c h t zufällig; s. S t a u d i n g e r
2
1047.1049.
15 V g l . ä h n l i c h e K a r d i n a l w e r t e in J e s 1,17; J e r 2 2 , 3 ; M i 6 , 8 ; S a c h 7 , 9 f.; Ps 8 5 , 9 - 1 4 ; J u b 1,16 f.
2 1 6
Nissen 9 9 - 3 2 9 (»Gericht u n d Gnade«); »Barmherzigkeit drückt das Recht nieder« (110).
2 1 7
Nissen
2
114.
i s D i b e l i u s , K E K 1 8 3 f.
2 1
9 V g l . S t r . - B . I I I 7 5 5 . R . A q i b a : i m G e r i c h t g i b t es k e i n M i t l e i d .
2 2 0
B a u e r - A . 8 3 5 , d o r t a u c h e i n e G l a d i a t o r e n - I n s c h r i f t . I m N T n u r n o c h J a k 3 , 1 4 u n d Rom
1 l , 1 8 a . b (»sich
b r ü s t e n , g r o ß t u n , e r h a b e n sein ü b e r « ) . In der L X X n u r J e r 2 7 ( = 5 0 ) , 1 1 . 3 8 ; S a c h 1 0 , 1 2 . N u r i m p l i z i t h e i ß t d a s W o r t » f u r c h t l o s s e i n « (so z. B . L a w s , C o m m e n t a r y 1 1 8 ; S p i t t a 7 0 f.; S c h n i d e r 6 7 ) . 2 2 1
V o u g a 8 2 betont zu Recht: nicht der G l a u b e , sondern das E r b a r m e n triumphiert.
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
182
re Angaben. Das Judentum betont, daß der Mensch seinem Nächsten Unrecht erlas sen und nicht an Zorn, Haß und Groll festhalten soll; andernfalls dürfe er nicht auf Vergebung hoffen (Sir 2 8 , 1 - 7 ) . Ja, Barmherzigkeit (eXenuoouvr]) sühnt Sünden (Sir 3,30) bzw. rettet aus dem Tod und reinigt von jeder Sünde (Tob 12,9). N u n spricht Jak nicht von S ü h n e , sondern von einem Widerstreit. Gegenüber dem Gericht hält das Erbarmen Bestand - und nur dieses, so wird man ergänzen dürfen. Der Verzicht auf einen Gen. subiectivus bei eXeog (wessen Erbarmen?) könnte beab sichtigt sein; beides ist impliziert: Das menschliche Erbarmen findet Respons beim Erbarmen G o t t e s . V. 13b ist dann positiver Gegen-Satz zur »Regel« V. 13a. Gottes Gericht fragt zu allererst nach praktiziertem Erbarmen. Nur dieses triumphiert über das Gericht; denn das Erbarmen entspricht Gottes eigenem Wesen und Willen. 5 Das theologische Leitwort eXeog interpretiert auch »lieben« (ayanäv), das Jak, abge sehen von der Anrede, nur formelhaft (1,12; 2,5) und im Zitat (2,8) bringt; mögli cherweise mangelte es diesem Wort in seinem Umfeld an theologischer Schärfe und K l a r h e i t . »Erbarmen« ist also für Jak ein hoch-theologischer und -ethischer Begriff. Er signalisiert eine göttlich-menschliche Solidargemeinschaft, die sich gegenüber dem weniger Begüterten und Begabten, ja vor allem dem Bedürftigen und Herabge setzten (vgl. 1,9-11; 4,7 ff.) b e w ä h r t . Das ist Gottes höchst eigenes Wesen. In die ser Richtung will Jak auch das »Gesetz der Freiheit« interpretiert wissen. 222
223
224
22
226
227
Vorbemerkungen
zu 2,14-26
(Gedankengang
und
Hintergrund)
B e k a n n t l i c h s t e h t g e r a d e d e r A b s c h n i t t 2 , 1 4 - 2 6 vielfach i m Z e n t r u m d e s Interesses a n J a k , w a s nicht heißen m u ß ,
er sei » d a s Z e n t r u m « d e s B r i e f e s .
unter den Bezeichnungen »Paulus und J a k o b u s «
2 2 2
2 2 9
2 2 8
S o l c h e s Interesse firmiert
, »Glaube und W e r k e «
2 3 0
vorzugsweise
, »Rechtfertigungsleh-
Ä h n l i c h P s P h o c y l 9 - 1 2 ( w o a u c h » n i c h t n a c h A n s e h e n richten!« e r s c h e i n t ) ; D a n 4 , 2 7 b L X X ; T B Q 9 , 3 0 : » S o l a n g e d u b a r m h e r z i g bist, e r b a r m t sich d e r B a r m h e r z i g e ü b e r d i c h « ( S t r . - B . I 2 0 3 ; e b e n s o d i e N e g a t i v seite b S c h a b b 1 5 1 b ) .
2 2 3
M i t K o n r a d t , Existenz 3 0 0 A n m . 8 9 ; anders Lautenschlager 1 8 2 (bei R a h a b dienen die Werke der B a r m h e r z i g k e i t als K o m p e n s a t i o n f ü r E h e b r u c h ) . D y r n e s s 1 4 sieht e i n e n K o n t r a s t z u V. 1 1 .
2 2 4
D a s e n t s p r i c h t d e n zitierten r a b b i n i s c h e n Stellen ( S t r . - B . I 2 0 3 ) .
2 2 5
M a n c h e K o m m e n t a t o r e n m e i n e n , e i n e n W i d e r s p r u c h z u 2 , 1 0 registrieren z u m ü s s e n ; s o e t w a L a u t e n schlager 1 8 2 .
226
m
g r u n d s ä t z l i c h e r W e i s e H a y s 2 0 0 ff.: w e d e r » L i e b e « n o c h » B e f r e i u n g « seien für d a s »focal i m a g e « d e r
ntl. E t h i k a u s r e i c h e n d . Ü b r i g e n s fehle äyäm)
a u c h in A p g (auffälligerweise speziell in d e n l u k S u m m a r i e n
d e r a p o s t o l i s c h e n P r e d i g t ) u n d e r s c h e i n e n u r selten i n H e b r u n d A p k . V g l . a u c h W i l s o n p a s s i m . 2 2 7
V g l . D y r n e s s 14: » S h o w i n g mercy is t h e w a y t h a t love will e x p r e s s itself in this n e w Community.«
2 2 8
L i t e r a t u r b e i B u r c h a r d , H N T z. S t . ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 4 2 f. u. a.; s o W a l k e r ; L a c k m a n n ; L o h s e , G l a u b e ; Schräge, Ethik 2 6 7 - 2 6 9 ; G o p p e l t 5 4 0 - 5 4 2 ; L i n d e m a n n , Paulus 2 4 0 - 2 5 2 ; D a s s m a n n 108-118; L ü d e m a n n 1 9 7 - 2 0 4 ; . Z u 2 , 1 4 - 2 6 s. P o p k e s , A d r e s s a t e n 6 3 ff. 1 1 5 f f ; H e i l i g e n t h a l 2 7 . K r i t i k a n d e r Ü b e r s c h ä t z u n g v o n 2 , 1 4 - 2 6 z u R e c h t b e i F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 2 1 f. V g l . w e i t e r F a y 4 1 0 ff. ( u . a. z u m E r k e n n t n i s i n t e r e s se); B l o n d e l 1 4 7 ( W e r k e d e r L i e b e ) ; E c k a r t 5 2 4 (Vergleich m i t 1 , 1 9 - 2 5 ) ; N e u d o r f e r 2 8 5 ff. ( g e g e n L a u t e n s c h l a g e r u. a . ) . B u r c h a r d , H N T z. St.: 2 , 1 4 - 2 6 ist ein E x k u r s z u 2 , 1 2 f. » E r ... s o l l . . . z u m H a n d e l n f u h r e n , n i c h t n u r z u E i n s i c h t « . T h e o l o g i s c h e s H a u p t s t ü c k d e s Briefes »ist eher 1 , 1 2 - 2 5 , w e n n ü b e r h a u p t e i n e s « .
2 2 9
O d e r umgekehrt. Z . B . Jeremias; Eichholz, Jakobus; Bauckham, W i s d o m 113-140; Lodge.
230 Y g j
z
ß W a l k e r ; L a u t e n s c h l a g e r ; E i c h h o l z , G l a u b e ; L o r e n z e n . - Schweizer, E i n l e i t u n g 1 0 5 f., n o t i e r t d e n
U n t e r s c h i e d , d a ß J a k » W e r k « i m Plur. v e r w e n d e , P a u l u s d a g e g e n d e n S g . , » w o er v o n Ä u ß e r u n g e n d e s G l a u b e n s s p r i c h t « . A u f s G a n z e g e s e h e n , sei J a k e i n e » W a r n u n g v o r billiger G n a d e « ( 1 0 6 ) . B u r c h a r d , H N T
Vorbemerkungen zu 2,14-26 re«
2 3 1
u .ä. I m p l i z i e r t ist d a b e i n i c h t n u r d i e h i s t o r i s c h e F r a g e n a c h d e r zeitlichen u n d s a c h l i c h e n
Relation zwischen J a k u n d P a u l u s des
183
ntl. K a n o n s
2 3 3
2 3 2
, sondern mehr noch die nach der theologischen S t i m m i g k e i t
, n a c h d e m Verhältnis z w i s c h e n j ü d i s c h e m u n d c h r i s t l i c h e m V e r s t ä n d n i s v o n
Glauben und Werken
2 3 4
, v o r a l l e m aber d i e n a c h der K l a r h e i t d e r R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e .
235
Auf
d e m H i n t e r g r u n d dieser R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e k a n n der j a k G e d a n k e n g a n g gar n i c h t s o r g f ä l t i g g e n u g analysiert w e r d e n . den.
2 3 7
2 3 6
D a b e i m u ß a u c h der e n g e r e u n d weitere K o n t e x t e i n b e z o g e n wer
E b e n f a l l s ist z u u n t e r s u c h e n , inwieweit n e u e r e A n s ä t z e bei d e r S t r u k t u r i e r u n g
2 3 8
zur K l ä
rung beitragen. D i e verschiedenen Interpretationsvorschläge w i e d e r u m sind daraufhin zu besehen, m i t w e l c h e n V o r a u s s e t z u n g e n hinsichtlich K e n n t n i s s e n u n d V e r s t e h e n a u f S e i t e n d e s J a k bzw. sei ner Leserschaft: sie r e c h n e n . 1. E i n e erste U n t e r e i n h e i t b i l d e n V. 14-17.
D i e F r a g e in 2 , 1 4 a xi x ö öqpeXog w i r d in V. 1 6 c als
i n c l u s i o w i e d e r aufgegriffen u n d in V. 1 7 d u r c h eine c o n c l u s i o (ouxcog . . . ) a b s c h l i e ß e n d (so s c h e i n t es w e n i g s t e n s a u f d e n ersten Blick) b e a n t w o r t e t . Z u r D e b a t t e steht d a s » H a b e n « v o n G l a u b e u n d W e r k e n . D i e V e r b i n d u n g d e r F a k t o r e n G l a u b e u n d W e r k e d u r c h d a s V e r b » h a b e n « ist e i g e n t ü m lich für d i e j a k B e h a n d l u n g d e r T h e m a t i k , allerdings n u r in 2 , ( 1 . ) 1 4 - 1 8 a , n i c h t m e h r in V. 1 8 b - 2 6 ; o b sie freilich v o n i h m s t a m m t , ist eine a n d e r e F r a g e . D a s A r g u m e n t a t i o n s z i e l d e s J a k ist z u n ä c h s t e i n m a l in V. 1 7 enthalten: E i n G l a u b e ( S u b j e k t ) , d e r k e i n e W e r k e » h a t « , ist t o t . Kombination »Glauben (Objekt) h a b e n «
2 4 0
2 3 9
D i e umgekehrte
findet sich V. 14 ( u n d w i e d e r V. 1 8 ) ; sie w i r d p r o b l e -
m a t i s i e r t . D a s U r t e i l d e s A u t o r s w i r d d u r c h zwei rhetorische F r a g e n m i t d e n S t i c h w ö r t e r n » n u t z e n « (V. 1 4 . 1 6 ) u n d »retten« (V. 14) s o w i e d u r c h d i e F e s t s t e l l u n g d e s T o t - S e i n s (V. 1 7 ) a u s g e s p r o c h e n .
2 3 1
2 3 2
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2 3 5
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z. St.: » T h e m a i s t . . . d a ß G l a u b e allein, i n V. 1 2 vertreten d u r c h d i e E r w a r t u n g , n a c h d e m G e s e t z d e r F r e i heit i m G e r i c h t w o h l w o l l e n d beurteilt z u w e r d e n , d o r t n i c h t rettet, weil er o h n e >Werke< t o t ist«. Z . B . H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n ; vgl. a u c h C o m p t o n . S . d a z u d i e E i n l e i t u n g § 5,4. - S t u h l m a c h e r I I (zu 2 , 1 4 - 2 6 s. 6 0 - 6 6 ) will d i e K r i t i k , » d i e in 2 , 1 4 - 2 6 a n d e r p a u l i n i s c h e n A u f f a s s u n g v o n R e c h t f e r t i g u n g g e ü b t w i r d « , in d a s Verhältnis z w i s c h e n J a k u n d P a u l u s ein o r d n e n ( 6 1 ) ; er sieht » i m J a k e i n w i r k l i c h v o m H e r r e n b r u d e r a u t o r i s i e r t e s Z i r k u l a r s c h r e i b e n a n d i e C h r i s tenheit in der D i a s p o r a « , das »den gemäßigten Paulusgegnern den R ü c k e n « stärkt, »die d e n H e i d e n (nur) d i e T a u f e u n d d i e E i n h a l t u n g d e r v o m L i e b e s g e b o t her g e w i c h t e t e n ( J e s u s - ) T o r a a b f o r d e r t e n « ( 6 3 ) . Z . B . Eichholz, J a k o b u s ; B a u c k h a m , W i s d o m 1 1 2 - 1 5 7 »James in canonical context«, 1 1 3 - 1 4 0 z u »James a n d Paul«; L ü h r m a n n 7 8 (»Klarheit der Schrift«). Vgl. Ernst B a m m e l , G l a u b e III. Zwischentestamentliche Zeit u n d rabbinisches J u d e n t u m : T R E 13 ( 1 9 8 4 ) 3 0 4 f.; M a r t i n B u b e r , Z w e i G l a u b e n s w e i s e n , Z ü r i c h 1 9 5 0 . A u c h d i e A b r a h a m - R e z e p t i o n spielt d a b e i eine w e s e n t l i c h e R o l l e , w a s sich i n d e n z a h l r e i c h e n n e u e r e n S t u d i e n w i d e r s p i e g e l t ; s. d a z u P. M ü l l e r ; Berger, A b r a h a m ; H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 0 f.; L a m b r e c h t ; L o n g e n e c k e r , A b r a h a m (er b e t o n t , d a ß es f ü r d i e A b r a h a m - R e z e p t i o n a u f d i e j e w e i l i g e n U m s t ä n d e a n k o m m t ) ; M a y e r ; N e u b r a n d ; Roloff; S a n d m e l ; S o a r d s ; Siker; W i e s e r ; M a r t i n H e n g e l , J u d e n t u m u n d H e l l e n i s m u s ( W U N T 1 0 ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 3 . A u f l . 1 9 8 8 , 5 5 2 f. (zur W e r t s c h ä t z u n g A b r a h a m s bei d e n H e l l e n i s t e n i m f r ü h e n 2 . J h . v. C h r . ) . Z u » G l a u b e « vgl. n o c h C a n t i n a t , foi, u n d S a t o 6 7 : » D i e K i r c h e n m i t g l i e d e r , d i e d e r A u t o r i m S i n n e hat, h a b e n o f f e n b a r d e n ethi s c h e n E r n s t des P a u l u s beiseite g e l a s s e n u n d d i e W o r t e d e s P a u l u s z u i h r e m e i g e n e n N u t z e n s o a u s g e l e g t , d a ß sie ihren Status quo rechtfertigen. D i e K r i t i k d e s A u t o r s zielt g e r a d e a u f d i e s e e g o z e n t r i s c h e Idealisierung des Glaubens«. S o b e s o n d e r s d i e l u t h e r i s c h e I n t e r p r e t a t i o n , einschließlich d e r F r a g e d e r » S a c h k r i t i k « - z u m e i s t a n J a k ; vgl. N e u d o r f e r ; M a r x s e n ; S c h u l z 6 4 2 ff. Z u r ü c k h a l t e n d S c h r ä g e , E t h i k 2 6 9 . N a c h w i e v o r h e r v o r r a g e n d : D i b e l i u s , K E K 1 8 4 ff. m i t zwei E x k u r s e n ( D a s A b r a h a m - B e i s p i e l , 2 0 7 - 2 1 4 ; G l a u b e u n d Werke bei Paulus u n d Jakobus, 2 1 4 - 2 2 1 ) . Neuere Literatur bei Konradt, Existenz 2 0 7 - 2 4 8 . Z u r Stilistik s. W e s t h u i z e n . B u r c h a r d , H N T z. S t . , gliedert: »V. 1 4 - 1 7 m a c h e n d a s T h e m a v o r l ä u f i g p l a u s i bel«; V. 1 8 - 2 6 R e a k t i o n a u f E i n w a n d (V. 1 8 a ) ; J a k b r i n g t » z u n ä c h s t d e n E i n w e n d e r i n B e w e i s n o t (V. 1 8 1 9 ) u n d b e w e i s t i h m d a n n seine e i g e n e T h e s e d a r a n , d a ß A b r a h a m a u f G r u n d v o n T a t e n als g e r e c h t a n e r k a n n t w u r d e (V. 2 0 - 2 3 ) « . V. 2 4 zieht d a r a u s V e r a l l g e m e i n e r u n g , w e n d e t sich w i e d e r a n d i e A d r e s s a t e n ; V. 2 5 stützt d e n S a t z d u r c h Beispiel, V. 2 6 d u r c h Vergleich; d a m i t a b s c h l i e ß e n d n o c h e i n m a l d a s T h e m a . B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 2 7 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 2 1 ff.; g e g e n D i b e l i u s , K E K z. S t . S o v o n d e r R h e t o r i k ( W a t s o n , J a m e s 2 ) o d e r P o e t i k ( B ü r g e ) her. D e m e n t s p r i c h t p o s i t i v 1,4: D i e A u s d a u e r soll ein v o l l k o m m e n e s W e r k h a b e n . A n d e r s gemeint in 2 , 1 : d e n G l a u b e n halten, behandeln.
IV. G l a u b e , L i e b e , Taten .
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D i e F o r m u l i e r u n g in V. 1 4 c klingt n o c h recht kategorisch. N u n fügt J a k aber in V. 1 7 c alsbald q u a lifizierend an: »der G l a u b e x a 6 eauxfrv ist t o t « , ähnlich wie später in V. 2 4 b »aus G l a u b e n , u\övov«. D a m i t qualifiziert er d e n G l a u b e n , der nicht zu retten v e r m a g , näher als einen G l a u b e n , der bei sich selbst b l e i b t . - Intratextuell erinnert 2 , 1 4 c an 1,21 (»das eingepflanzte W o r t k a n n die Seelen r e t t e n « ) . D i e S a c h l a g e in 2 , 1 4 ff. gleicht der in 1 , 2 2 - 2 5 bis zu e i n e m gewissen G r a d . D o r t w u r d e in ähnlicher Weise vor d e m I r r t u m gewarnt, das bloße (u\6vov; d a s W o r t nur 1,23 u n d 2 , 2 4 ) Z u h ö r e n reiche a u s ; w a s zählt ( z u m »Selig-Sein« 1,25), ist vielmehr d a s T u n des Wortes ( 1 , 2 3 ) bzw. des Werkes ( 1 , 2 5 ) . D a s T h e m a » G l a u b e « fuhrt 2 , 1 4 - 2 6 zwar über 1 , 2 2 - 2 5 hinaus; aber die E n t s p r e c h u n g zwischen N u r - H ö r e n u n d N u r - G l a u b e n ist evident. D a s P r o b l e m liegt h ü b e n u n d d r ü b e n bei der praktischen K o n s e q u e n z l o s i g k e i t . J a k hat offensichtlich einen inaktiven G l a u b e n im Visier. A n d e r s als in 1 , 2 2 - 2 5 führt J a k jetzt a b e r e i n e b e s t i m m t e B e h a u p t u n g eines » J e m a n d « an u n d bringt d a m i t einen M e i n u n g s s t r e i t zur S p r a c h e : J e m a n d sagt ( 2 , 1 4 b ) , »er h a b e G l a u b e n « . D e m stellt der A u t o r sofort die Qualifizierung zur Seite: »er hat aber keine W e r k e « . V. 1 4 c scheint d a r a u f h i n z u d e u t e n , d a ß der s o e b e n Zitierte selbst ( u n d nicht nur J a k als K o m m e n tierender) d a m i t die H e i l s e r w a r t u n g v e r b i n d e t . 5
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D a s Beispiel in V. 15 f. redet v o n einem Verhalten zwischen Christen; es zeigt eine z u m i n d e s t gedankenlose Einstellung einiger gegenüber armen M i t - C h r i s t e n . K o m m e n die so Dargestellten gar nicht auf den G e d a n k e n , daß echter G l a u b e mit praktizierter F r ö m m i g k e i t einhergehen m u ß ? J a k stellt Fragen, u m die Differenz deutlich werden zu lassen. D i e Frageform ist nicht nur Stilmittel, s o n dern impliziert als G e g e n ü b e r eine falsche Einstellung b e i m T h e m a » G l a u b e « . D i e Primärfrage in 2 , 1 4 - 1 7 lautet: » W o z u ist das nützlich?« J a k wendet sich gegen einen defizitären G l a u b e n , u n d zwar in einer Weise, daß der G l a u b e i m Z u s a m m e n h a n g mit der Heilsfrage zunächst schlechte N o t e n zu b e k o m m e n scheint. D i e N o t i z x a 6 ' tavxr\v a m Schluß deutet d a n n aber a u f weiteren A r g u m e n t a tionsbedarf hin: Inwiefern ist der i m vorigen kritisierte G l a u b e unzureichend? Abgesehen davon, ist V. 1 4 - 1 7 in sich abgerundet u n d sachlich abgeschlossen, wie das »Todesurteil« V. 1 7 c zeigt. 245
2 . E i n e weitere Untereinheit scheint in V. 18-20 vorzuliegen. In 2 , 1 8 wird die W o r t k o m b i n a tion v o n » h a b e n « u n d » G l a u b e « bzw. »Werke« zunächst fortgeführt, d a n n aber sogleich d u r c h die E l e m e n t e ö e i x v u u i (»aufzeigen, beweisen«: V. 18b.c) u n d xwgic, ( » o h n e , getrennt v o n « : V. 1 8 b . 2 0 ) modifiziert. I m einzelnen bereitet V. 18 eine U n s u m m e an P r o b l e m e n , die wir j e d o c h einstweilen zurückstellen k ö n n e n , weil m a n d e n G e d a n k e n g a n g a u c h u n a b h ä n g i g v o n ihrer K l ä r u n g relativ g u t weiter verfolgen k a n n . M e t h o d i s c h gesehen, ist es bedenklich, v o n einer n o t g e d r u n g e n nicht p r o blem-freien Interpretation des V. 18 a u s d e n G e d a n k e n g a n g zu entwerfen. D a s ist speziell g e g e n die A u f f a s s u n g e i n z u w e n d e n , V. 1 8 c enthalte die D i s p o s i t i o n für d a s F o l g e n d e ; J a k wolle in V. 1 9 2 6 sein Versprechen einlösen, » d e n G l a u b e n als rettende G r ö ß e d a r z u l e g e n « . D e r Aufweis in V. 18c bezieht sich schließlich a u f »aus meinen W e r k e n « ; a u f diese rekurriert J a k j e d o c h i m folgen d e n gar nicht. F ü r d e n G e d a n k e n g a n g ist die B e o b a c h t u n g wesentlich, d a ß a u f j e d e n Fall V. 2 0 ein Urteil enthält, das d e m in V. 17 entspricht: G l a u b e o h n e W e r k e ist d o y r i (ertraglos, 246
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A n d e r s ist d i e L a g e in 5 , 1 5 : » D a s G e b e t d e s G l a u b e n s wird i h n retten«, allerdings d e n K r a n k e n , also j e m a n d anders. Ahnliches besagt 5 , 2 0 . Zcp^eiv erstmals wieder seit 1 , 2 1 ; d a n a c h n o c h 4 , 1 2 ; 5 , 1 5 . 2 0 . - V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 3 4 ff. K o n r a d t , E x i s t e n z 2 3 7 (iustitia inactiva). J e d o c h n u r implizit! 5 G a n z ähnlich I J o h 3 , 1 7 . M i t V. 18 t u t sich jeder K o m m e n t a t o r schwer. E i n e glatte, a u f allgemeinen K o n s e n s s t o ß e n d e L ö s u n g gibt es in der F o r s c h u n g nicht. 7 K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 3 ; B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 3 7 f. I n V 1 8 b heißt es d a g e g e n » d e i n e n G l a u b e n « . V. 2 0 scheint die Passage a b V 1 8 z u beschließen. Freilich heißt es in V. 2 0 nicht ovv, s o n d e r n ö e . D a r a u s k ö n n t e m a n a u f E r ö f f n u n g einer n e u e n Einheit folgern; s o K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 6 f., der allerdings V 2 0 m i t V 2 1 - 2 3 u m der S a c h e willen e n g z u s a m m e n sieht. Cf. B a u e r - A . 2 1 0 . A u c h M t 2 0 , 3.6; I T i m 5 , 1 3 » o h n e B e s c h ä f t i g u n g « ; T i t 1 , 1 2 »faule B ä u c h e « . J a k b r i n g t ein s c h ö n e s Wortspiel m i t egya.
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Vorbemerkungen zu 2,14-26
185
u n b r a u c h b a r ) . In V. 2 6 w i r d J a k d i e W e n d u n g f| m o r i g Xu)Qig eoycov n o c h e i n m a l aufgreifen, also in s e i n e m Abschlußurteil; d e s h a l b findet sich a u c h bereits in V. 2 0 d i e m a ß g e b l i c h e A u s s a g e d e s J a k . In V. 2 0 spricht also der A u t o r selbst (wieder), wie i m m e r m a n d i e R o l l e n in V. 18 ff. verteilt sehen will. D i e b e i d e n x^Qig-Sätze in V. 1 8 . b . 2 0 bilden für V. 1 8 - 2 0 eine inclusio. D i e scharfe Invektive in V. 2 0 a bestärkt d e n E i n d r u c k , d a ß V. 1 8 - 2 0 eine in sich a b g e r u n d e t e kleine E i n h e i t ist. T h e m a ist d i e Aufweisbarkeit bzw. Beweisbarkeit d e s G l a u b e n s ( b e i d e m a l ist maxie; O b j e k t v o n ö e i x v u u x ) . E r s t m a l s w i r d in V. 1 9 » g l a u b e n « ( z w e i m a l Verb) inhaltlich b e s t i m m t , n ä m l i c h als G l a u b e a n d e n einen G o t t . V o n d i e s e m G l a u b e n k a n n m a n j e d o c h nicht a u f heilvolle A u s w i r k u n g e n b e i m S u b j e k t schließen (V. 1 9 b ) . W i e d e r u m also ist (implizit) d i e V e r b i n d u n g zwischen G l a u b e u n d H e i l i m Blick. M i t V. 1 8 hatte eine A r t S o n d e r d i a l o g m i t e i n e m J e m a n d b e g o n n e n . D i e s e r D i a l o g k ö n n t e — w i e a u c h d i e S a c h d i s k u s s i o n - m i t V. 2 0 b e e n d e t sein; aber J a k setzt beides fort. 3. E s folgt in V. 2 1 d e r H i n w e i s a u f A b r a h a m u n d d a s T h e m a R e c h t f e r t i g u n g . W e s h a l b b r i n g t J a k diese b e i d e n E l e m e n t e ? W a s k ö n n e n sie d e m bisherigen D i s k u r s n o c h beifugen? Inwiefern h a n delt es sich evtl. u m eine digressio? I m m e r h i n lenkt die S c h l u ß c o n c l u s i o V. 2 6 z u V. 2 0 z u r ü c k u n d sagt nichts m e h r z u m T h e m a Rechtfertigung. I n n e r h a l b v o n V. 2 1 - 2 6 b i l d e n V. 21-23 eine weite re U n t e r p a s s a g e . - D i e V e r b i n d u n g zwischen » G e r e c h t i g k e i t « u n d » b e w i r k e n « (eQyäQeoQai) war b i s l a n g n u r 1,20 aufgetaucht, allerdings in einer V e r n e i n u n g (»der Z o r n eines M a n n e s bewirkt keine G e r e c h t i g k e i t G o t t e s « ) . A b r a h a m dient als Beweis d e r R e c h t f e r t i g u n g a u s W e r k e n (V. 2 1 a ) . Von s e i n e m G l a u b e n ist in d e m Schrifthinweis ( G e n 2 2 ) allenfalls implizit die R e d e ; erst i m Z i t a t v o n G e n 1 5 , 6 (V. 2 3 ) heißt es expressis verbis » A b r a h a m g l a u b t e G o t t « . J a k sieht (in V. 2 1 ) offen bar in A b r a h a m s T a t d e n e n t s c h e i d e n d e n Vertrauensbeweis; e n t s p r e c h e n d V. 18 k ö n n e m a n also bei A b r a h a m aus d e m W e r k a u f d e n G l a u b e n zurückschließen. Insofern ist V. 2 1 ein N a c h t r a g z u V. 1 8 - 2 0 . A b e r J a k k o m m t es nicht n u r d a r a u f an, s o n d e r n a u f das T h e m a Rechtfertigung, w i e V. 2 3 . 2 4 . 2 5 - also a u c h über d a s A b r a h a m - B e i s p i e l h i n a u s - belegen. D i e B e h a n d l u n g d e r A b r a h a m - T h e m a t i k u m f a ß t V. 2 1 - 2 3 . D e m entspricht die B e i b e h a l t u n g der A n r e d e in d e r 2 . Pers. S g . , also des » S o n d e r d i a l o g s « . D i e F o l g e r u n g a u s d e m H i n w e i s a u f A b r a h a m s T a t ist bereits in V. 2 2 enthalten, u n d zwar in d e r G e s t a l t eines A p p e l l s a n d i e E i n s i c h t (ßXejteig) - n a c h d e m A p p e l l v o n V. 2 0 a n die E r k e n n t n i s (OeXeig ö e y v ö j v a i ) . D i e d o p p e l t e A u s s a g e über die m o x i g in V. 2 2 ist frei lich k o m p l e x u n d kontextuell ü b e r r a s c h e n d : » D e r G l a u b e wirkt m i t seinen W e r k e n z u s a m m e n ; d e r G l a u b e w i r d aus d e n W e r k e n v o l l e n d e t . « J a k fugt hinzu, d a ß s o die Schrift(stelle) G e n 1 5 , 6 ( a n die er a n h ä n g t : » u n d w u r d e F r e u n d G o t t e s g e n a n n t « ) erfüllt w u r d e . D i e A u s s a g e n in V. 2 2 s i n d m i t d e n bisherigen nicht völlig k o n g r u e n t ; d e n n jetzt heißt es nicht m e h r » G l a u b e o h n e W e r k e ist tot, n u t z l o s « , s o n d e r n d e r G l a u b e w i r d m i t d e n W e r k e n i n eine A r t Interaktion gestellt, erhält d a m i t eine positive F u n k t i o n u n d gilt g e r a d e z u als Ziel d e r Werke. D i e L o g i k ist in V. 2 2 a nicht g a n z deutlich; d e n n w a s soll ein » Z u s a m m e n w i r k e n m i t d e n W e r k e n « b e d e u t e n ? Ebenfalls ist nicht o h n e weiteres klar, w i e d e r G l a u b e »aus d e n Werken vollendet« wird. A n s c h e i n e n d ist V. 2 2 eine Schnittstelle in der a r g u m e n t a t i v e n Verarbeitung v o n T r a d i t i o n e n , die n o c h b e s o n d e r e r B e a c h tung b e d a r f . J a k arbeitet a u f die rechte Interpretation d e s Z i t a t s G e n 1 5 , 6 h i n , d a s v o n A b r a 2 5 1
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J a c o b s betrachtet 2 , 2 1 - 2 3 als einen M i d r a s c h a u f d e m H i n t e r g r u n d f r ü h j ü d i s c h e r E x e g e s e . D e r H i n w e i s a u f A b r a h a m reflektiere » a c o m p l e x o f ideas w i d e l y current i n early times, relating t o A b r a h a m ' s love for God as characterized b y his faith-obedience, his total Submission t o t h e D i v i n e will« ( 4 6 1 ) . D a r i n sieht K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 7 f., richtig. V. 2 4 ist N e u e i n s a t z . D i b e l i u s , K E K 197: D e r Verfasser g e h t u n m e r k l i c h v o n der D i a l o g f o r m a b . R i c h t i g d a g e g e n K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 7 ff. 54 Teilweiser C h i a s m u s ; V. 2 2 a G l a u b e - Verb - Werke; V. 2 2 b W e r k e - G l a u b e - Verb. 55 D i b e l i u s , K E K 2 0 0 f. D a s P r o b l e m zeigt sich in d e n U b e r s e t z u n g e n . D i b e l i u s , K E K 2 0 1 : »der G l a u b e hilft d e n W e r k e n « ; L a u tenschlager 1 8 0 : der G l a u b e hat zur R e c h t f e r t i g u n g A b r a h a m s lediglich (!) m i t g e w i r k t (vgl. 1 8 0 A 7 8 z u S t u h l m a c h e r ) ; K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 9 f.: » D e r G l a u b e wirkte (kontinuierlich) m i t d e n W e r k e n z u s a m m e n « . S c h n i d e r 6 7 » D e r G l a u b e h a l f seinen W e r k e n « ( 7 3 Interpretation: » D e r G l a u b e arbeitet m i t , i n d e m er die W e r k e hervorruft, sie unterstützt u n d i h n e n hilft«); A d a m s o n , E p i s t l e 1 2 1 »faith s h a r e d in his w o r k s « . 257 V g l . B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 4 2 : V 2 2 will » d e n G l a u b e n h e r u n t e r s p i e l e n « (s. aber K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 9 ) . 2 5 2
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IV. G l a u b e , Liebe, Taten .
186
h a m s G l a u b e u n d R e c h t f e r t i g u n g handelt, aber nicht (direkt) v o n seinen W e r k e n , w ä h r e n d d i e A n s p i e l u n g a u f G e n 2 2 in V. 2 1 b expressis verbis weder v o n ( A b r a h a m s ) G l a u b e n n o c h v o n W e r k e n n o c h v o n der R e c h t f e r t i g u n g s p r a c h . J a k stellt der g a n z e n U n t e r p a s s a g e V. 2 1 - 2 3 j e d o c h p o i n tiert v o r a n : A b r a h a m 8 Ö i x a i ( b 0 T ] , u n d zwar »aus W e r k e n « . J a k b a u t a n s c h e i n e n d a b V. 2 1 e i n e m a n d e r e n , gegenteiligen Verständnis v o n G e n 1 5 , 6 v o r . E r bezieht G e n 15 bereits i m V o r w e g a u f G e n 2 2 , d. h. Isaaks O p f e r u n g , d i e A q e d a . D a b e i w i r d a u c h A b r a h a m s G l a u b e n e u beleuchtet (V. 2 2 ) . J a k m u ß t e a u f S e i t e n seiner A d r e s s a t e n offenbar m i t d e m H i n w e i s a u f A b r a h a m s G l a u b e n u n d R e c h t f e r t i g u n g ( s a m t Schriftzitat) rechnen als A r g u m e n t g e g e n seine eigenen A u s f u h r u n g e n über die m o x i g . W i e a u c h a n d e r s w o bei J a k ist an solchen Schnittstellen ein gewisses S c h w a n k e n in der G e d a n k e n f ü h r u n g z u b e o b a c h t e n . D a ß J a k f o r m a l die D e b a t t e ü b e r A b r a h a m i m S o n d e r d i a l o g m i t d e m av0Qu)Jtog x e v ö g (V. 2 0 ) ablaufen läßt, scheint b e a b s i c h t i g t z u sein: N u r ein törichter M e n s c h k a n n d a s G e g e n t e i l dieser A r g u m e n t a t i o n b e h a u p t e n . 2 5 8
2 5 9
4. E i n e letzte E i n h e i t b i l d e n V 24-26. M i t V. 2 4 kehrt J a k zur A n r e d e i m Plural z u r ü c k , o h n e d a n n j e d o c h weiter m i t d e n A n g e r e d e t e n in direkte K o m m u n i k a t i o n z u treten. E r b r i n g t zwei Fest stellungen (V. 2 4 . 2 6 ) u n d eine rhetorische F r a g e (V. 2 5 ) . E n t s p r e c h e n d V. 2 2 w i r d in V. 2 4 der A r g u m e n t a t i o n s e r t r a g a d o c u l o s d e m o n s t r i e r t (»ihr seht«); V. 2 6 b folgert w i e V. 1 7 d u r c h ein oikcng, jetzt aber mittels eines a n t h r o p o l o g i s c h e n Vergleichs ( V . 2 6 a ) . G e n a u betrachtet, zieht V. 2 4 die K o n s e q u e n z aus V. 1 4 - 1 7 u n d V. 2 1 - 2 3 zugleich; d e n n »gerechtfertigt w e r d e n a u s W e r k e n « ist das in V. 2 1 a n g e g e b e n e (neue) T h e m a u n d »nicht aus G l a u b e n allein« entspricht d e m » G l a u b e für sich« in V. 1 7 c . D a s R a h a b - B e i s p i e l unterstreicht diese A r g u m e n t a t i o n : »Sie w u r d e a u s W e r k e n gerechtfertigt«, w o b e i ihre e n t s c h e i d e n d e T a t g e n a n n t wird. V o n R a h a b s G l a u b e ist expressis verbis nicht d i e R e d e , o b w o h l der K o n t e x t (einschließlich V. 2 6 ) zeigt, d a ß J a k weiterhin p r i m ä r a m T h e m a » G l a u b e / W e r k e « interessiert ist. V. 2 6 d a g e g e n greift m i t der F o r m u l i e r u n g m o x i g X ^ Q ? eQycov a u f V. 1 8 - 2 0 zurück, speziell a u f V. 2 0 b , z u d e m m i t »tot« a u f V. 1 7 c . E s fehlt in V. 2 6 j e d o c h eine qualifizierende B e m e r k u n g w i e in V. 1 7 . 2 4 (»für sich«, »allein«); d a s Urteil w i r d einfach ü b e r d e n » G l a u b e n o h n e . . . « gefällt. A m S c h l u ß kehrt J a k s o m i t zur einfachen, g r u n d s ä t z l i c h e n Feststellung ü b e r d i e R e l a t i o n zwischen G l a u b e u n d W e r k e n zurück: G l a u b e o h n e W e r k e ist tot. K r i t e r i u m ist die L e b e n d i g k e i t ; o h n e W e r k e ist der G l a u b e wie ein lebloser K ö r p e r . 1
5. J a k h ä t t e d i e G e d a n k e n ü b e r » G l a u b e u n d W e r k e « d u r c h a u s a u c h o h n e R e c h t f e r t i g u n g s t h e m a t i k , A T - B e i s p i e l e ( A b r a h a m , R a h a b ) u n d Z i t a t i o n v o n G e n 1 5 , 6 darlegen k ö n n e n . V. 21-25 b r i n g e n eine gewisse sachliche U n r u h e in d e n A r g u m e n t a t i o n s g a n g . Speziell die Stelle G e n 1 5 scheint für J a k ein Störfaktor z u sein. E r scheint z u d e m g e m e r k t z u h a b e n , d a ß seine Interpretation vielleicht d o c h nicht g a n z stringent für d e n W i d e r p a r t a u s s a h . D e s w e g e n fügt er ( a u c h n a c h der c o n c l u s i o V. 2 4 ) n o c h d a s R a h a b - B e i s p i e l hinzu; d e n n hier b e s t a n d a n s c h e i n e n d k e i n e U n s i c h e r heit. V o n R a h a b s G l a u b e sagt zwar d i e Schrift expressis verbis n i c h t s , w o h l aber v o n ihrer T a t ; also w a r hier a u c h nichts mißzuverstehen, anders als evtl. bei A b r a h a m . D i e T e x t e e r w ä h n e n aller d i n g s a u c h n i c h t eine R e c h t f e r t i g u n g R a h a b s ; d a ß J a k e ö i x a i d ) 6 T ] zufügt, zeigt sein t h e o l o g i sches u n d a r g u m e n t a t i v e s Interesse a n . D i e s e r Beleg stützt seiner A n s i c h t n a c h die s o e b e n geliefer te Interpretation des A b r a h a m - B e i s p i e l s : » d e r / e i n M e n s c h w i r d aus d e n W e r k e n g e r e c h t f e r t i g t . . . « (V. 2 4 ) . - D i e s e F o r m u l i e r u n g n u n steht b e k a n n t l i c h in enger sprachlicher N ä h e z u Rom 3 , 2 8 , w o Paulus seine A r g u m e n t a t i o n vorläufig abschließt, bevor er m i t » A b r a h a m , u n s e r e m Vater« ( 4 , 1 ) , m i t d e s s e n R e c h t f e r t i g u n g nicht e § EQywv ( 4 , 2 ) u n d d e m Schriftbeleg G e n 1 5 , 6 ( 4 , 3 ) b e g i n n t : 2 6 0
2 6 1
2 6 2
2 5 8
V g l . L a u t e n s c h l a g e r 1 7 9 m i t A n m . 7 1 : weit geeigneter w ä r e n G e n 2 2 , 1 6 f.; 2 6 , 5 ; I M a k k 2 , 5 2 ; Sir 4 4 , 2 0 ; J u b 2 3 , 1 0 gewesen, u n d zwar in e i n e m V e r s t ä n d n i s , w i e es P a u l u s vertritt. 59 M i t D i b e l i u s , K E K 2 0 0 . ^o Z u G e n 1 5 , 6 s. H a h n , G e n e s i s ; M o s i s 2 2 5 ff. A n d e r s H e b r 1 1 , 3 1 , w o a u c h R a h a b in d i e R e i h e » i m G l a u b e n . . . « gestellt w i r d . - J o s 2 , 9 - 1 1 enthält ein B e k e n n t n i s der R a h a b , d a s d e m in J a k 2 , 1 9 nicht u n ä h n l i c h ist: » D e n n der Herr, euer G o t t , ist G o t t i m H i m m e l o b e n u n d a u f der E r d e u n t e n « . J a k h ä t t e d a s g u t v e r w e n d e n k ö n n e n ; o b er d a v o n w u ß t e , ist zwei felhaft. V g l . L a u t e n s c h l a g e r 1 8 2 . A b g e s e h e n v o n ihrer R e t t u n g d u r c h V e r s c h o n u n g ; aber d a s ist etwas a n d e r e s .
2
2
2 6 1
2 6 2
Vorbemerkungen zu 2,14-26
187
» W i r folgern n ä m l i c h : ö i x a i c n j a ö a i m a x e i dvOocojiov %(x)Qi<; EQywv s c h e i n e n a u c h d i e W e n d u n g e n » A b r a h a m , unser V a t e r «
2 6 4
W
vo\iov«
(3,28).
2 6 3
H i e r er-
L
u n d X Q ? eovcov (wie J a k 2 , 1 8 . 2 0 . 2 6 ) .
Ä h n l i c h p o i n t i e r t äußert sich P a u l u s in G a l 2 , 1 6 : ov ö i x a i c n j x o a dv0Qü)JTog e § e D y c o v vo\iov
edv
6 i d m a x e c n g . E s folgt in G a l 3 der H i n w e i s a u f A b r a h a m , eingeleitet m i t d e m Z i t a t v o n G e n 15,6.
2 6 5
J a k argumentiert offenkundig antithetisch
266
, u n d d a s n i c h t n u r der S a c h e n a c h (»er w u r -
d e a u s W e r k e n gerechtfertigt«: V. 2 1 . 2 4 , a u c h V. 2 5 ) , s o n d e r n a u c h in d e r D i k t i o n : » u n d nicht a u s G l a u b e n allein« (V. 2 4 ) . D i e adverbiale N o t i z » n i c h t . . . allein« zielt p o l e m i s c h a u f d i e A u s s c h l i e ß lichkeit der G e g e n f o r m u l i e r u n g ( m a x e i . . . X ^ Q ? EQywv..). 1
S i e zeigt j e d o c h zugleich eine gewisse
K o n z e s s i o n a n (»nicht nur, a b e r a u c h nicht v ö l l i g o h n e « ) . O f f e n b a r schätzt J a k d e n G l a u b e n a n sich j a n i c h t n e g a t i v ein. E r k ö n n t e n i c h t einfach u m g e k e h r t konstatieren: » . . . gerechtfertigt (ganz) o h n e G l a u b e n « ; d e s h a l b m u ß er u o v o v h i n z u s e t z e n . dem
2 6 7
P a u l u s will d i e » W e r k e (des G e s e t z e s ) « a u s
R e c h t f e r t i g u n g s g e s c h e h e n a u s g e s c h l o s s e n sehen, nicht aber J a k a n a l o g d e n G l a u b e n . D e s h a l b
k a n n er in V. 2 2 a u c h v o m cruveQYelv u n d x e ) i £ i c n j ö 0 a i d e s G l a u b e n s reden, w i e i m m e r diese b e i d e n Verben d e s näheren g e m e i n t s i n d . W e n n d e r G l a u b e W e r k e » h a t « , ist ein positiver Prozeß z u verzeichnen. D e r G l a u b e b e h i n d e r t d i e W e r k e nicht, n o c h u m g e k e h r t . V i e l m e h r tritt ein Reifevorg a n g ein, w i e ihn bereits 1,3-4 anspricht: D e r e r p r o b t e G l a u b e bewirkt A u s d a u e r ; diese soll ein vollkommenes Werk »haben«, damit die Christen » v o l l k o m m e n u n d unanstößig werden«. Eine s o l c h e p o s i t i v e E n t f a l t u n g w ü n s c h t sich J a k , u n d e b e n diese e r k e n n t er bei A b r a h a m ( 2 , 2 1 - 2 3 ) . D i e s e r g l a u b t e G o t t , b e w a h r t e d a s Vertrauen g e r a d e in der E r p r o b u n g ( A q e d a ) ; bei i h m wirkten G l a u b e u n d T a t H a n d in H a n d ; sein G l a u b e w u r d e » v o l l k o m m e n « , d. h. g e m ä ß 1,3 f. 1 2 »gereinigt u n d gereift«. S e i n Verhalten gipfelt in der G e r e c h t s p r e c h u n g u n d E r n e n n u n g z u m F r e u n d G o t t e s - s o interpretiert J a k offensichtlich d a s Z i t a t G e n 1 5 , 6. D a ß J a k antithetisch a r g u m e n t i e r t , w i r d z u m S c h l u ß n o c h e i n m a l d a r a n erkennbar, d a ß er es n i c h t bei seiner e i g e n e n D a r s t e l l u n g des A b r a 1
h a m - B e i s p i e l s beläßt, s o n d e r n in V. 2 4 . 2 6 zwei negative A b g r e n z u n g e n ( x a i oi>% .., X ^ Q ? •••) b r i n g t . D i e D e u t u n g der H e i l i g e n Schrift ist strittig; es g e n ü g t nicht, d i e eigene - richtige - Interp r e t a t i o n d a r z u l e g e n ; m a n m u ß a u c h d i e falsche z u r ü c k w e i s e n . 6. E i n e für d i e E r f a s s u n g d e s G e d a n k e n g a n g e s - g e r a d e bei d i e s e m A b s c h n i t t - wesentliche F r a ge ist, v o n w e l c h e n Voraussetzungen
J a k a u s g e h t u n d m i t w e l c h e n er b e i seiner Leserschaft rechnen
k a n n . Inwiefern d a r f m a n d i e s y n c h r o n e T e x t e b e n e d u r c h d i a c h r o n e V o r g e g e b e n h e i t e n g l e i c h s a m u m eine D i m e n s i o n erweitern, i n d e m m a n d i e relativ k n a p p e n A u s s a g e n inhaltlich d u r c h R e k u r s e a u f d a m a l s - w a h r s c h e i n l i c h - G ä n g i g e s , B e k a n n t e s auffüllt? D i e s e m e t h o d o l o g i s c h e F r a g e stellt sich bei j e d e r Textinterpretation, in u n s e r e m Fall j e d o c h b e s o n d e r s e i n d r i n g l i c h , speziell in s e m a n tischer u n d m o t i v g e s c h i c h t l i c h e r H i n s i c h t . V o n w o h e r füllt J a k seine T e r m i n i , d. h. wie versteht er aus »seiner« T r a d i t i o n her G l a u b e , W e r k e , d i e G e s t a l t A b r a h a m s , R a h a b s usw.? D i e F r a g e b e r ü h r t sich teilweise m i t der, w e l c h e (frühchristlichen) G e s p r ä c h s p a r t n e r bzw. K o n t r a h e n t e n J a k i m B l i c k h a b e n k a n n ; letzteres tangiert j e d o c h p r i m ä r d i e F r a g e der G e s p r ä c h s s i t u a t i o n . J e t z t g e h t es u m d i e k o n z e p t i o n e l l e n V o r a u s s e t z u n g e n bei J a k u n d seiner Leserschaft. Speziell: d e n k t J a k ü b e r A b r a h a m etwa s o wie Philo v o n A l e x a n d r i e n o d e r später d i e R a b b i n e n ? G e r a d e der augenfällig j ü d i s c h e K o n text ist hier w i c h t i g , a b e r a u c h g e n a u z u b e s e h e n . W i e tief ist J a k in dieser T r a d i t i o n verwurzelt? Darf, j a m u ß m a n d e s h a l b für 2 , 1 4 - 2 6 a n n e h m e n , d a ß er ü b e r G l a u b e u n d W e r k e ä h n l i c h d a c h t e , wie d a s m e h r h e i t l i c h i m J u d e n t u m der Fall w a r ?
2 6 8
D i e konzeptionellen Vorgaben würden dann
w e i t g e h e n d a u c h d e n G e d a n k e n g a n g unseres A b s c h n i t t s b e s t i m m e n . Verschiedentlich w i r d in der
2 6 3
D a ß J a k nie » W e r k e des Gesetzes« schreibt, ist b e k a n n t , steht aber a u f e i n e m a n d e r e n Blatt. I n 2 , 1 4 - 2 6 fehlt » G e s e t z « , allerdings e b e n s o in 1 , 2 - 1 2 u n d 5 , 7 - 2 0 (vgl. F r a n k e m ö l l e , G e s e t z 2 0 2 f.). N ö u o g erscheint außerhalb von K a p . 2 (V.8.9.10.11.12) nur noch 1,25 u n d 4 , 1 1 . A u c h w e n n d a s eine geläufige j ü d i s c h e B e z e i c h n u n g ist (s. z. S t . ) . V g l . L a m b r e c h t 3 f f ; P. M ü l l e r , B T h Z 1 9 9 9 ; N e u b r a n d ; Wieser. E x k u r s b e i B u r c h a r d , H N T . 6 5 V g l . L u d w i g 1 8 8 f. Vgl. Lautenschlager 181. L a u t e n s c h l a g e r 1 8 1 will u o v o v a u c h i m ersten G l i e d ergänzen: » d a ß a u s Werken (allein) d e r M e n s c h gerechtfertigt w i r d . . . « . 6 8 V g l . M a n n s 1 4 3 ff.
2 6 4
2
2 6 6
2 6 7
2
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
188
F o r s c h u n g d a r g e l e g t , A b r a h a m u n d R a h a b h ä t t e n i m J u d e n t u m als ( U r - ) P r o s e l y t e n g e g o l t e n ; d a r a u s erkläre s i c h a m ehesten d e r R e k u r s in V. 19 a u f d e n G l a u b e n a n d e n e i n e n G o t t .
2 7 0
2 6 9
Abra
h a m u n d R a h a b w ü r d e n sich als Proselyten z u d e m » i n b e s o n d e r e r W e i s e als V o r b i l d e r für h e i d n i sche Adressaten« e i g n e n .
2 7 1
Ferner g a l t e n b e i d e i m J u d e n t u m vielfach als gastfreundschaftlich u n d
b a r m h e r z i g ; d e s h a l b h ä t t e sich für J a k d a s in V. 15 f. g e w ä h l t e B e i s p i e l n a h e g e l e g t .
2 7 2
Die Hingabe
Isaaks w u r d e in der j ü d i s c h e n T r a d i t i o n »als E r w e i s u n d B e w ä h r u n g d e s G l a u b e n s A b r a h a m s ver s t a n d e n « ; i n s o f e r n i m p l i z i e r e V. 2 1 , d a ß hier a u c h v o m G l a u b e n d i e R e d e s e i .
2 7 3
Nicht nur das,
a u c h d i e R e c h t f e r t i g u n g A b r a h a m s ( G e n 1 5 , 6 ) w a r m i t » d e r V e r s u c h u n g « (d. h. d e r A q e d a , der B i n d u n g Isaaks) bereits v e r b u n d e n w o r d e n (so expressis verbis I M a k k 2 , 5 2 ) . J a k 2 , 2 1 - 2 3 lasse »sich o h n e weiteres als E n t f a l t u n g d e r hier v o r l i e g e n d e n V e r b i n d u n g v o n G e n 1 5 , 6 m i t G e n 2 2 lesen«.
2 7 4
Z u d e m findet sich G e n 1 5 , 6 s c h o n m i t d e m T i t e l » F r e u n d G o t t e s « v e r k n ü p f t ( J u b 1 9 , 9 ) .
F ü r e i n e a n t i p a u l i n i s c h e F r o n t s t e l l u n g bei J a k w ü r d e n d e m n a c h A n z e i c h e n u n d N o t w e n d i g k e i t fehlen. S c h w e r e r läßt sich d a b e i freilich d a s R a h a b - B e i s p i e l e i n o r d n e n , n i c h t w e g e n d e s G l a u b e n s Motivs
2 7 5
, s o n d e r n weil v o n ihrer R e c h t f e r t i g u n g n i r g e n d s s o n s t d i e R e d e i s t .
2 7 6
- D a s M o t i v des
r e t t e n d e n G l a u b e n s sei p r i m ä r eine frühchristliche » B a s i s ü b e r z e u g u n g « , o b s c h o n es a u c h H i n w e i s e in j ü d i s c h e n T e x t e n g e b e .
2 7 7
D a s V e r s t ä n d n i s v o n G l a u b e n u n d W e r k e n u n d a u c h d e s H e i l s bei J a k
s t i m m t e n d a g e g e n w e i t h i n m i t d e m j ü d . überein, speziell h i n s i c h t l i c h der Verdienstlichkeit der Werke.
2 7 8
— W a s steuert d e m n a c h d i e A r g u m e n t a t i o n d e s J a k : d i e innere L o g i k der T r a d i t i o n o d e r
e i n e F r o n t s t e l l u n g , extern ( g e g e n e i n e n P a u l i n i s m u s )
2 7 9
o d e r n u r intern (wie evtl. in d e r E i n r e d e
V. 18 ersichtlich)? D a s P r o b l e m d e r E i n r e d e b e d a r f der g e s o n d e r t e n B e h a n d l u n g . D i e A l t e r n a t i v e z u einer e x t e r n e n F r o n t s t e l l u n g lautet, J a k w o l l e n a c h V. 18 d a s d o r t g e g e b e n e V e r s p r e c h e n » u n d ich w e r d e dir a u s m e i n e n W e r k e n d e n G l a u b e n aufzeigen« e i n l ö s e n , u n d zwar a n h a n d der atl. B e i s p i e le. W i e bereits notiert, rekurriert J a k j e d o c h gar n i c h t a u f »seine ( e i g e n e n ) W e r k e « . G e g e n eine s o l c h e » i n t e r n e « L ö s u n g s p r i c h t a u c h der D u k t u s , speziell d i e p o i n t i e r t e V o r a n s t e l l u n g v o n » g e r e c h t -
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S o K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 5 . 2 3 3 . 2 3 6 . 2 4 6 f. V g l . zur ntl. R e z e p t i o n J o s e f Pichler, A b r a h a m , in: O h l e r , G e s t a l ten 5 4 - 7 4 ; ferner O e m i n g . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 5 f. Konradt, Existenz 2 4 7 . M a n n s 144. Anders Laws, C o m m e n t a r y 138. F ü r R a h a b s. J o s 2 , 1 2 ; K o n r a d t E x i s t e n z 2 4 7 ; W a r d , A b r a h a m . V g l . J o h n K o e n i g , H o s p i t a l i t y : P a r t n e r s h i p with Strangers as Promise a n d M i s s i o n , Philadelphia (Fortress) 1 9 8 5 . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 8 . V g l . A l a n F. S e g a l , T h e A k e d a h : S o m e R e c o n s i d e r a t i o n s , in: H u b e r t C a n c i k u. a. ( H g . ) , G e s c h i c h t e - T r a d i t i o n - R e f l e x i o n . F S M a r t i n H e n g e l , B d . I J u d e n t u m ( h g . v o n Peter S c h ä f e r ) , Tübingen (Mohr) 1996, 99-116. K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 8 , a u c h 2 4 4 : d i e Z i t a t i o n v o n G e n 1 5 , 6 sei k e i n e » P r ä v e n t i v m a ß n a h m e ; sie ist viel m e h r d e r s t i m m i g e Z i e l p u n k t d e r A n k ü n d i g u n g v o n V 1 8 b ß , rettenden Glauben s e h e n z u l a s s e n . . . « . D i e selbe V e r b i n d u n g b e z e u g e n a u c h S i r 4 4 , 2 0 ; J u b 1 9 , 8 f. u n d P h i l o I m m 4; A b r 1 6 7 f f . 2 6 2 ff. E b e n s o H e i l i g e n t h a l 5 1 f.; Penner, E p i s t l e 6 4 f. V g l . n o c h J a c o b s ( 2 , 2 1 - 2 3 als M i d r a s c h ) . - Z u r R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e v o n G e n 1 5 , 6 s. H a h n , G e n e s i s ; O e m i n g . I m m e r h i n expressis verbis i n H e b r 1 1 , 3 1 u n d l C l e m 1 2 , 1 . 7 f. A n d e r s W a l k e r 1 8 4 ; g e g e n i h n u. a. K o n radt, Existenz 2 4 6 ( A n m . 2 3 4 gegen Y o u n g ) . Vgl. n o c h C h a d w i c k . Z u r R a h a b - T r a d i t i o n vgl. G e r h a r d Kittel: T h W N T III 1-3; H a n s o n , R a h a b ; d a z u d i e L i t e r a t u r z u M t 1: J o h n N o l l a n d , T h e F o u r (Five) W o m e n a n d O t h e r A n n o t a t i o n s i n M a t t h e w s G e n e a l o g y : N T S 4 3 ( 1 9 9 7 ) 5 2 7 - 5 3 9 ; R i c h a r d B a u c k h a m , Tamar's Ancestry a n d R a h a b s M a r r i a g e . T w o Problems in the M a t t h e a n G e n e a l o g y : N o v T 3 7 ( 1 9 9 5 ) 3 1 3 - 3 2 9 . - K o n r a d t , E x i s t e n z 2 4 6 f., b l e i b t hier d e n A u f w e i s s c h u l d i g . M a r i a n n e G r o h m a n n , D i e E r z m ü t t e r , in: O h l e r , G e s t a l t e n 9 7 - 1 1 6 , b e h a n d e l t n u r S a r a , H a g a r , R e b e k k a u n d Rahel. K o n r a d t , E x i s t e n z 2 3 2 f. n e n n t I M a k k 2 , 5 2 ; 4 E s r 9 , 7 f.; 1 3 , 2 3 ; s y r B a r 5 7 , 2 ; 5 9 , 2 ; L A B 2 3 , 6 . V g l . a u c h Burchard, H N T E x k u r s z u m »Verhältnis v o n G l a u b e n u n d Taten« in 2 , 1 4 - 2 6 : » G l a u b e u n d Taten verhal ten sich also n i c h t z u e i n a n d e r w i e T h e o r i e u n d Praxis, G e s i n n u n g u n d H a n d e l n o d e r R e d e n u n d T u n ... S i e e n t s p r e c h e n v i e l m e h r d e m a n t i k e n D u a l F r ö m m i g k e i t u n d G e r e c h t i g k e i t o. ä. als A u s d r u c k g e l u n g e n e n Lebens ...«. L a u t e n s c h l a g e r 1 7 2 f.; d o r t e i n e L i s t e d e s j a k G l a u b e n s i n h a l t s . B a u c k h a m , W i s d o m 1 2 0 - 1 2 7 : alle drei D i m e n s i o n e n v o n G l a u b e n f i n d e n sich bei J a k : Z u s t i m m u n g z u r W a h r h e i t , V e r t r a u e n u n d T r e u e . F ü r eine » i n t e r n e « L ö s u n g p l ä d i e r t w i e d e r B u r c h a r d , H N T ( E x k u r s z u 2 , 2 0 - 2 5 , A b r a h a m usw.).
Vorbemerkungen zu 2 , 1 4 - 2 6
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fertigt« in V. 2 1 u n d d i e W i e d e r a u f n a h m e des M o t i v s in V 2 5 bei R a h a b . J a k treibt nicht einfach n u r »die Frage n a c h d e m eschatologisch-soteriologischen N u t z e n u n d Wert des G l a u b e n s « u m , s o n d e r n d i e T h e s e , der M e n s c h werde aus G l a u b e n gerechtfertigt, w ä h r e n d d i e Werke dafür nicht zählten. D i e s e T h e s e findet sich s o u n d d e r m a ß e n pointiert n u r bei Paulus. W a s J a k a u s der j ü d . T r a d i t i o n über d i e Interpretation v o n A b r a h a m u n d R a h a b i m einzelnen wußte, ist schwer zu ermitteln, d a r f j e d o c h nicht o h n e weiteres vorausgesetzt werden. D i e b e i d e n G e s t a l t e n erscheinen bei i h m nicht als Vorbilder der B a r m h e r z i g k e i t (vgl. zu V. 15 f.), desgleichen nicht als Ur-Proselyten (zu V. 1 9 ) . A u c h w e n n J a k einen Z u s a m m e n h a n g zwischen G e n 2 2 u n d 1 5 , 6 bereits k a n n t e , s o a r g u m e n t i e r t er nicht wie I M a k k 2 , 5 2 , i n d e m er beides ineinander ü b e r g e h e n läßt. V i e l m e h r ver k n ü p f t er die Teile in der Weise, d a ß er zuerst d a s a n s c h e i n e n d u m s t r i t t e n e S t i c h w o r t »rechtferti g e n « bringt, d a n n d i e A q e d a - T r a d i t i o n , zwischendrin eine Interpretation (V. 2 2 ) , u n d d a n a c h erst G e n 1 5 , 6 , u n d zwar unter d e m A s p e k t der Schrift-Erfüllung. G e n 1 5 , 6 wird also d u r c h V. 2 1 f. a r g u m e n t a t i v vorbereitet u n d zurechtgelegt. 2 8 0
7. Kontextuelle Beobachtungen k ö n n e n sich a u f d i e inhaltliche Q u a l i f i z i e r u n g v o n 2 , 1 4 - 2 6 nicht unerheblich auswirken. S o m e i n t C h r i s t o p h B u r c h a r d , in 2 , 1 ff. w e r d e geregelt, »wie m a n sich zu potentiellen N e u l i n g e n v e r h ä l t « . D e r A u f r u f in 2 , 1 2 , » s o zu s a g e n u n d s o zu t u n « , beziehe sich a u f »das g a n z e G e s e t z « . D a s » G e s e t z der Freiheit« verheiße: »der T ä t e r wird selig sein in s e i n e m T u n « ( 1 , 2 5 ) . D e r I m p e r a t i v » S o redet!« ( 2 , 1 2 ) b e s a g e n u n a u c h : zu potentiellen N e u l i n g e n »so« zu reden, » d e n n sie b r a u c h e n d a s G e s e t z « . D e r J e m a n d in V. 14 h a b e »die G a b e der Werke« nicht; er sei ein N e u c h r i s t , »der es nur z u m Besitz des G l a u b e n s g e b r a c h t h a t « . E r h a b e d i e G a b e der Wer ke d e s h a l b nicht, weil die G e m e i n d e nicht »so« (V. 12) zu i h m geredet hat - etwa »weil sie e i n e m H o n o r a t i o r e n d e n Übertritt erleichtern wollte«. E s nütze d e m N e u c h r i s t e n nichts (s. V. 1 4 . 1 7 ) , w e n n d i e G e m e i n d e » i h m d e n G l a u b e n bezeugt (oder vermittelt), aber die G a b e der Werke nicht gibt«. D e r E i n w e n d e r in V. 18 sei d a n n »eine A r t liberaler J a k o b u s c h r i s t « , der d a s ausspricht, »was J a k o b u s in V. 1 4 - 1 7 als Verhalten der G e m e i n d e für m ö g l i c h ansetzt . . . « . W o z u V. 1 8 b auf fordere (»zeigen . . . « ) , sei » p u r e A n k ü n d i g u n g . D e r R e s t des K a p i t e l s führt sie aus . . . « , n ä m l i c h als Gegenbeweis. - Z u m letzten Faktor hatten wir bereits notiert, d a ß J a k n a c h V. 18 keinen Auf weis a u s seinen W e r k e n durchführt. B u r c h a r d s g r u n d l e g e n d e A n n a h m e , in 2 , 1 ff. h a n d e l e es sich u m potentielle N e u c h r i s t e n , bleibt reine V e r m u t u n g , o b s c h o n eine m ö g l i c h e ( J a k läßt d a s völlig offen). D a ß aber V. 12 (»so redet«) die U n t e r w e i s u n g solcher L e u t e i m » G e s e t z der Freiheit« bezwe cke, strapaziert d e n Text. D a ß der N e u l i n g in 2 , 1 4 ff. d i e » G a b e der Werke« nicht » h a b e « , weil m a n ihn nicht o r d n u n g s g e m ä ß unterwiesen h a b e , setzt eine dritte H y p o t h e s e a u f d i e b e i d e n vorigen. D a ß j e m a n d nicht G l a u b e n bzw. Werke »hat«, b e s a g t keineswegs, d a ß m a n i h m sie nicht » g a b « . W a s b e d e u t e t i m ü b r i g e n » G a b e der Werke«? D a s ist d o c h nicht identisch m i t einer U n t e r w e i s u n g im » G e s e t z « - v o n d e m sich z u d e m in 2 , 1 4 - 2 6 keine S p u r findet! D i e A u s f ü h r u n g e n B u r c h a r d s g e w i n n e n s o m i t p r i m ä r eine h e r m e n e u t i s c h e F u n k t i o n , i n d e m sie u n s n ö t i g e n , eingefahrene G l e i se n e u u n d g e n a u e r zu besehen. 2 8 1
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8. D e r a r g u m e n t a t i v e n D y n a m i k m i t s a m t ihren Strittigkeiten wird ein p r i m ä r rhetorisches Modell nur teilweise gerecht. Andererseits m a c h t es a u f einige z u m i n d e s t unterschwellige I m p l i k a t i o n e n a u f m e r k s a m . A m weitesten geht d a b e i D u a n e F. W a t s o n , der eine parallele rhetorische S t r u k t u r v o n 2 , 1 - 1 3 u n d 2 , 1 4 - 2 6 b e o b a c h t e t u n d jeweils eine k o m p l e t t e » R e d e « m i t ihren g r u n d 2 8 7
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S o Konradt, Existenz 2 2 0 . ißurchard, Z N W 1980 27-45. B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 2 8 - 3 0 . N ä h e r e s : ders., G e m e i n d e . E s g e h e u m F r e u n d e , »die vielleicht eintreten wollen« ( Z N W 1980, 28). B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 3 0 . Ü b l i c h e r w e i s e w u r d e d a s G e s e t z b e i m Ü b e r t r i t t gelehrt (vgl. 1,21). Burchard, Z N W 1980, 23-35. 5 Burchard, Z N W 1980, 36-38. Ä h n l i c h L a u t e n s c h l a g e r 176: »V. 1 8 b b i l d e t . . . d a s G l i e d e r u n g s p r i n z i p für d e n R e s t des K a p i t e l s « . W a t s o n , J a m e s 2 , 9 4 - 1 2 1 , speziell 1 0 8 ff.; vgl. ders, J a m e s 3 , 4 8 - 6 4 , w o er dieselbe A n a l y s e m i t 3 , 1 - 1 2 u n t e r n i m m t . - A u c h W a c h o b , Voice 5 9 - 1 1 3 , erkennt in 2 , 1 - 1 3 eine rhetorisch d u r c h g e f ü h r t e Einheit. S . o. einleitend bei » T r a d i t i o n s e l e m e n t e « .
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IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
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l e g e n d e n Teilen erkennt. D a s b e d e u t e t für 2 , 1 4 - 2 6 folgendes. D e r p r o p o s i t i o V. 14 (inhaltlich wiederholt in V. 1 7 . 2 0 . 2 4 . 2 6 ) folge in V. 15 f. d i e ratio (Beweis a u s d e m B e i s p i e l ) . V. 1 7 - 1 9 b r i n g e n die c o n f i r m a t i o , b e s t e h e n d a u s A n t i z i p a t i o n u n d Personifikation (V. 1 8 a ) , D i l e m m a (V. 1 8 b ) sowie A n t i z i p a t i o n u n d Ironie (V. 1 9 ) . D i e exornatio sei in V. 2 0 - 2 5 enthalten, aufgeteilt in amplificatio (V. 2 0 : e x c l a m a t i o u n d e p i p h o n e m a ) , Beweis v o m E x e m p e l (V. 2 1 f.), i u d i c a tio (V. 2 3 , hier ein »übernatürliches O r a k e l « ) , amplificatio (V. 2 4 , W i e d e r h o l u n g der p r o p o s i t i o ) u n d ein erneuter Beweis v o m E x e m p e l (V. 2 5 ) . D e n A b s c h l u ß bilde d i e c o m p l e x i o bzw. c o n c l u s i o V. 2 6 , die eine s i m i l i t u d o (V. 2 6 a ) benutze. W a t s o n s H i n w e i s e a u f d e n T o p o s » N ü t z l i c h k e i t « , a u f Ironie, Beweis d u r c h ein Beispiel, k o m m u n i k a t i v e u n d e m o t i o n a l e A s p e k t e usw. s i n d nicht neu, treten s o j e d o c h z u e i n e m rhetorischen E n s e m b l e z u s a m m e n . Pointiert ist die K e n n z e i c h n u n g des Schriftzitats als » G e r i c h t s o r a k e l « . Allerdings wird d u r c h solch eine A n a l y s e leicht der Blick a u f i m H i n t e r g r u n d liegende Faktoren (so d i e Strittigkeit der Interpretation v o n G e n 1 5 , 6 ) v e r d e c k t . Ebenfalls k o m m e n die M o d u l a t i o n e n der s o g . p r o p o s i t i o (V. 1 4 . 1 7 . 2 0 . 2 4 . 2 6 ) nicht g e n ü g e n d zur G e l t u n g . F ü r d i e schwierige s o g . Interlokutor-Stelle V. 18 bietet W a t s o n als L ö s u n g eine A n t i z i p a tion an, d. h. der R h e t o r n e h m e einen m ö g l i c h e n E i n w a n d v o n O p p o n e n t e n v o r a u s , u m ihn z u widerlegen. A u c h d a s ist keine n e u e B e o b a c h t u n g , s o n d e r n b e k a n n t e r D i a t r i b e - S t i l . Aufs G a n z e gesehen, lenkt die rhetorische A n a l y s e zu R e c h t d i e A u f m e r k s a m k e i t a u f d e n stark d i a l o g i schen Stil sowie a u f d e n F l u ß der verschiedenen A r g u m e n t a t i o n s b e s t a n d t e i l e . Wesentliche Hilfe zu e i n e m u m f a s s e n d e n Verständnis des A b s c h n i t t s bietet sie j e d o c h nicht; d a z u ist der A n s a t z zu s c h e m a t i s c h u n d zu w e n i g analytisch a u s d e m Text selbst heraus e r h o b e n . 2 8 8
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E i n e poetische Struktur m e i n t G a r y M . B ü r g e in 2 , 1 4 - 2 6 entdecken zu k ö n n e n . D a s G a n z e sei ein G e d i c h t in zwei Teilen (I-II, nämlich V. 1 4 - 2 0 u n d 2 1 - 2 6 ) ; jeder Teil umfasse zwei Strophen (A u n d B ) , wobei A n o c h m a l s in A u n d A' zu unterteilen sei. D i e s e Abschnitte (A,A',B) enthalten jeweils vier Zeilen. E i n e »Stufen-Struktur« liege vor. S o habe I A die Struktur: (1) Was nützt es, m e i ne Brüder, (2) w e n n j e m a n d sagt, er h a b e G l a u b e n , (3) aber keine Werke hat, (4) kann ihn sein G l a u be etwa retten? N u n entsprechen die Teile I u n d II nicht einander (I A , A ' , B ; II A , B , A ' ) . B ü r g e schlägt deshalb vor, die Abfolge zu ändern. D i e ursprüngliche Struktur h a b e auch für I gelautet: A , B , A ' . D a r aus ergebe sich der G e d a n k e n g a n g : Rettet der G l a u b e (V. 14c)? N e i n ! (Es folgt als Beleg V. 1 9 ) . Willst d u ein Beispiel nutzlosen G l a u b e n s sehen (V. 2 0 ) ? D i e A n t w o r t d a r a u f sei in V. 15 f. enthal ten. Außer d e m formalen A s p e k t der S y m m e t r i e spricht j e d o c h nichts für solch eine U m s t r u k t u r i e rung. D u r c h a u s richtig beobachtet ist dagegen, daß bei V. 2 0 / 2 1 ein Einschnitt liegt; i m vorigen geht es u m ein unspezifisches » J e m a n d « , d a n a c h u m ein spezifisches »die Schrift«. 2 9 7
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14 Nach den Feststellungen in V. 10-13 wechselt Jak in den dialogischen DiatribeStil über. Er befragt die »Brüder« nach ihrer Meinung über eine bestimmte Position. Syntaktisch besteht V. 14 aus zwei rhetorischen Fragen, die beide auf ein Nein zielen.
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E i n e c o m m e m o r a t i o bzw. 87tiTOUT| ( W a t s o n , J a m e s 2 , 1 0 8 ) . E i n e p r o p o s i t i o m i t E x e m p e l v e r w e n d e oft d e n T o p o s d e s G e w i n n s , d e r Nützlichkeit: W a t s o n , J a m e s 2 , 108. O d e r c o m p l e x i o (ebd. 1 1 2 ) . Bzw. c o m m u n i c a t i o : G e g n e r w e r d e n in d i e K o m m u n i k a t i o n e i n b e z o g e n (ebd. 1 1 4 ) . E i n e A r t K l i m a x (ebd. 1 1 4 ) . W a t s o n m e i n t d a z u ( J a m e s 2 , 1 2 0 f.): D i e D i a t r i b e wolle » p ä d a g o g i s c h u n d e r m a h n e n d « sein, nicht p o l e m i s c h . D e r O p p o n e n t sei fiktional; der R h e t o r g e h e a u f (mögliche) E i n w ä n d e seiner S t u d e n t e n e i n (so s p e ziell z u 2 , 1 8 - 2 0 ) . W a t s o n , J a m e s 2 , 1 1 1 f. S o a u c h W a t s o n selbst (ebd. 1 1 9 ) : J a k 2 , 1 4 - 2 6 sei »particularly diatribal«. B ü r g e 3 1 - 4 5 . E r bezieht sich ( 3 3 ) u. a. a u f die U n t e r s u c h u n g v o n Rom 1 0 , 8 - 1 1 d u r c h N . W. L u n d u n d v o n M t 1 3 , 1 3 - 1 7 ; L k 1 1 , 9 - 2 3 d u r c h K . Bailey ( 3 4 f.; 4 2 f.). Teil I: » D i e generelle F r a g e , indirekt, unspezifisch«, j e m a n d ; Teil II: »Schriftillustrationen, spezifisch« ( d i e Schrift). Bürge 41.
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2,14
Die erste Frage bezieht sich auf eine Aussage im Eventualis (eav ... XeyT]), die zweite ist faktisch wieder eine Feststellung. Ausgangspunkt des Ganzen ist die Aussage eines Jemand, »Glauben zu haben«, während er keine Werke hat. Letzteres gehört nicht mehr zur zitierten Aussage, sondern ist eine kommentierende Ergänzung seitens des Autors. 99 Die Aussage des Jemand bleibt zunächst isoliert im Raum stehen. Jak bezieht den Jemand auch nicht direkt auf die Adressaten (durch ein UJICDV, ev vulv o. ä.). Die Eventualisform braucht nicht zu implizieren, daß solche Aussagen real nicht vorkamen; vielmehr handelt es sich offenbar um eine durchaus im Umkreis des Jak vorkommende A u s s a g e , die ihm so wichtig erscheint, daß er daran einen längeren Diskurs anschließt. Kontextuell mag das Stichwort »tun« in 2,13 Jak dazu geführt haben, jetzt das Thema »Werke« anzuschneiden. Wesentlicher jedoch ist die situative Nötigung, d. h. es gab Leute, die solche Auffassungen vertraten. Als eine Art Parole kann »ich habe Glauben« provozierend wirken. Warum sollte jemand so reden? Jemand scheint sich »behaupten« zu wollen, indem er sagt, er »habe« etwas, nämlich maxie;. Damit wird Jtiöxig von vornherein pointiert, ja eingeengt, standpunkthaft behandelt. Semantisch bleibt Jtiaxig, so betrachtet, o f f e n ; jemand könnte behaupten, er habe »Zutrauen« oder »Treue« oder ein bestimmtes religiöses Gut. Gefüllt wird der Terminus einerseits von seinem positioneilen Hintergrund her, anderseits von der jak Kommentierung. Für Jak ist klar: dieser Glaube hat keine Auswirkungen auf das Leben, er ist werkelos. Durch V. 14b wird ferner deutlich, daß es sich um ein wichtiges religiöses Gut handelt, weil damit die Frage des Heils verbunden werden kann. - Das Motiv des »rettenden Glaubens« erscheint auch sonst im N T ; außer in den synoptischen Wundergeschichten findet es sich in den Bekehrungsgeschichten der Apg (14,9; 16,30 f . ) ° 5 - selten hingegen bei Paulus (Rom 10,9). Auch Jak nennt es 5,15 im Zusammenhang mit Krankenheilungen, und zwar positiv, ohne jede Polemik. Es ist deswegen ganz unwahrscheinlich, daß er in 2,14 ff. gegen eine aus der Wundertradition ? stammende Parole polemisiere. Eher bezieht er sich auf Aussagen wie die genannten in der Apg, wobei aber ein fundamentaler Unterschied zu berücksichtigen ist: In der Apg ist der Bekehrungsglaube gemeint, also das Initialgeschehen des Christ-Werdens; Jak dagegen denkt an das Christ-Sein; man »hat« den Glauben bereits und kann sich sogar darüber äußern. 2
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299 M i t J o h n s o n , A n c B 2 3 7 , u. a. 300 M i t M a r t i n , W B C 8 0 ; L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 0 £ ; R e i c k e 3 2 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : » W a r u m d e r J e m a n d k e i n e T a t e n h a t , sollte m a n n i c h t z u g e n a u w i s s e n w o l l e n : als A n f ä n g e r i m G l a u b e n ? als n i c h t g e n u g b e l e h r ter A r m e r o d e r als Reicher, d e m m a n K o n z e s s i o n e n m a c h t e . . . ? als e h e m a l i g e r H e i d e , d e m m a n d a s G e s e t z erließ . . . ? als j e m a n d , d e r S p i r i t u a l i t ä t a u f K o s t e n d e r v i t a activa l e b t . . . ? « . 301 S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 1 . 302 M a r t i n , W B C 8 0 , u n d M o o 9 9 d e n k e n a n d i e » L e h r e r « v o n 3 , 1 als Q u e l l e d e r » M i ß v e r s t ä n d n i s s e « . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 2 9 f.: n i c h t » K a r i k a t u r d e s G l a u b e n s « ( g e g e n E i c h h o l z ) o d e r ein n a c k t e s » d e r G l a u b e « (gegen Walker). 304 M k 5 , 3 4 parr.; 1 0 , 5 2 par.; L k 7 , 5 0 ; 1 7 , 1 9 . 3°5 Weiteres M a t e r i a l bei K o n r a d t , E x i s t e n z 2 1 1 . D a r i n h a t H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n 1 8 2 , (teilweise) R e c h t . V g l . a u c h B i e d e r 1 0 6 f. Rom 1 0 , 9 d ü r f t e a u f u r c h r i s t l i c h e T a u f l i t u r g i e a n s p i e l e n (vgl. U l r i c h W i l c k e n s , D e r B r i e f a n d i e R ö m e r [ E K K V I / 2 ] 1 9 8 0 , 2 2 7 ) ; d i e F o r m u l i e r u n g w ü r d e d a n n v o r p a u l i n i s c h sein. 307 V g l . M k 1 1 , 2 3 parr.; I K o r 1 3 , 2 z u m G l a u b e n , d e r B e r g e versetzt. G e g e n H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n 1 8 5 f.: J a k m e i n e eher P e t r u s als P a u l u s . 3 0 3
3 0 6
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3 0 8
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IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
192
Wegen der Prominenz der Aussagen über den Glauben bei Paulus (und im Zusam menhang mit den anderen Indizien [s. o.]) darf ferner vermutet werden, daß bereits Jak 2,14 diesen Hintergrund reflektiert, hier also eine »(pseudo-)paulinische« Stimme erklingt.309 Der jak Maßstab für die Bewertung von JTIÖTIC; ist eindeutig: sie muß »Werke haben«. 10 J k wird sogleich in V. 15 f. darlegen, daß epya für ihn »Taten der Barmherzigkeit« sind. Das gestaltete Leben also ist der Bewährungs- und Bezeu gungsraum. - Jak bringt zwei Qualitätskriterien: »nützlich« und »retten«. Die Frage TI TO öcpe^og ist bekanntlich eine verbreitete Formel der D i a t r i b e mit dem Sinn »Wozu ist das nützlich, gut?« Die Formel für sich signalisiert noch keinen »eschatologischen N u t z e n « , sondern ist generell anwendbar, schließt also auch den »sozialen Nutzen« (s. V. 15 f.) ein. Mit V. 14b lenkt Jak den Blick jedoch auf das »Heil«. Wie 1,21 und 4,12 belegen, kennt auch Jak ocp^eiv im Sinne der eschatologischen Ret tung coram D e o . Er übernimmt damit frühchristliche Tradition. Den eschatologi schen Aspekt verstärkt zudem 2,13. Trotzdem fällt auf, wie formelhaft Jak hier for muliert und argumentiert; man bewegt sich auf bekanntem gemeinsamen Terrain. Jak stellt mit V. 14b eine implizite Gegenthese auf: »dieser Glaube kann ihn nicht ret ten«. Intratextuell ist damit 1,21 angesprochen: ^ »Das eingepflanzte Wort ist kräf tig (öuvd^ievog), die Seelen zu retten«. Für die jak Soteriologie wird damit deutlich, daß nur der von Gott ausgehende ^öyog Rettungsqualität besitzt, nicht etwa ein menschlicher religiöser Standpunkt. 15-16 Ein Fallbeispiel soll die erörterte Frage klarstellen (inclusio V. 14a. 16c). Ahnlich wie schon in 2,2-4 stehen dabei Wortbei träge im Zentrum, und wiederum ist der Handlungsort augenscheinlich der Gottes dienst. Das gewählte Darstellungsmaterial liegt zu nahe am Erleben der Adressa t e n , als daß man V. 15 f. lediglich als einen »Vergleich« mit dem tertium comparationis »Nutzlosigkeit« bezeichnen k ö n n t e . Jak präsentiert also ein Beispiel werkelosen Glaubens. Die Form des Eventualis deutet lediglich auf die Möglichkeit des Geschehens, nicht auf eine Realitätsferne. Der Fall soll die Adressaten in ihrem Gewissen treffen, er spricht die Affekte stark an.318 Der geschilderte Fall handelt zunächst (V. 15) nur von der Befindlichkeit einiger Leute; erst V. 16 bringt szenische Elemente hinein. Die Personen sind »ein Bruder oder eine Schwester«, zweifellos Bezeichnungen für »Mit-Christen«. Die familiäre Sprache unterstützt hier die per3
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311
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313
3 1 4
3
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309 M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 0 . 310 V g l . d e n K o n t e x t ü b e r W e r k e u n d G l a u b e in s y r B a r 1 4 , 1 2 ; 2 4 , 1 ; 5 1 , 7 ; 4 E s r 7 ( 5 ) , 7 7 ; 8 ( 6 ) , 3 2 ff, ferner J o h 8,39 (Johnson, A n c B 238). » T a t e n der L i e b e « ( e n t s p r e c h e n d G a l 5 , 6 ) w ä r e s a c h g e r e c h t , a b e r n i c h t j a k , der A g a p e als N o m e n n i c h t ver wendet. N i r g e n d s formuliert J a k »Werke des Gesetzes« (anders Paulus). S . o. d i e E i n l e i t u n g z u 2 , 1 - 2 6 . I m N T n u r n o c h I K o r 1 5 , 3 2 . S . i m V o r w o r t z u 2 , 1 4 - 2 6 . - L o r e n z e n : » n ü t z l i c h vor Gott«. V g l . W e r n e r Foerster: T h W N T V I I 9 9 7 : R e t t u n g i m E n d g e r i c h t . 5 So auch Johnson, A n c B 238. E b e n f a l l s in l j o h 3 , 1 7 f.: » w e n n j e m a n d s e i n e n B r u d e r d a r b e n sieht u n d sein M i t e m p f i n d e n verschließt, w i e k a n n d i e L i e b e G o t t e s in i h m b l e i b e n ? « . M i t M a r t i n , W B C 8 4 , g e g e n D i b e l i u s , K E K 1 8 8 , M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 1 , u. a. A u c h d i e A n a l o g i e zu 2 , 2 - 4 s p r i c h t für eine »realistische« A u s r i c h t u n g . M a n b e a c h t e a u c h » j e m a n d von euch« in V I 6 . M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 3 2 : D i e A d r e s s a t e n sollen sich i m Fall w i e d e r f i n d e n . 3 1 1
3 1 2
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193
2,15-16
sönliche Nähe und Hilfsverpflichtung3i9 eindrücklich. Die feminine Form a ö e t a p T ] erscheint im N T immerhin 25mal, sowohl im physischen Sinn als auch im übertragenen (so IKor 7,15; 9,15; Rom 16,1; Phlm 2; I T i m 5,2). Jak stellt das Schicksal der Brüder und Schwestern gleich; das zeigt sich auch im beide verbindenden Plur. der Adjektive/Partizipien yv\ivoi und X,£m;6[X£VOi, der angesichts des »oder«, weil unnötig, überrascht.320 Das Verb vnaQxew hebt den Zustand hervor; diese Leute sind nicht nur »einmal« in eine Notlage geraten, sondern so sieht ihre Existenz in aller Verletzbarkeit ständig aus.321 Als erstes nennt Jak die Nacktheit und spricht damit nicht nur die physische (Kälte, Schutz), sondern auch die psychische Not (Scham, Schande) 322 zumal bei einer Frau. N u n wird kaum gemeint sein, daß diese Leute völlig bekleidungslos auftraten, sondern sie konnten sich nicht »ordentlich, angemessen« anziehen323 evtl. besaßen sie nur ein Untergewand324. Hinzu kommt der Mangel an täglicher Nahrung. Tpocpi] bedeutet das, was die Ernährung gewährleistet325; 8(pr|U£Qog unterstreicht die ständige Existenzfrage »von Tag zu Tag«.326 _ J k fährt fort: Angesichts solcher Notlage würde nun »einer von euch« sich zu diesen Menschen mit schönen Worten wenden (V. 16). Zunächst: vnäyeTZ e v EIQT|VT). Die Wendung greift doch wohl die atl. Formel nt>tib D*? auf (Ri 18,6; l S a m 1,17; 20,42; 29,7; 2Sam 15,9; J u d 8,35; Jub 18,16)327, die auch ins N T Eingang fand; in M k 5,34 und Lk 7,50; 8,48 folgt sie jeweils der Aussage vom »rettenden Glauben« (f| J t i ö T i g ÖOU ö e a o o x e v ö e ) . Evtl. hat Jak sie einer solchen Tradition entnommen. In Apg 16,36 findet sich eine ähnliche Formulierung im Mund des neubekehrten Gefängniswärters; aber anscheinend läßt Lk ihn bewußt »Bibelgriechisch« sprechen.328 D i Wendung trägt einen feierlichen, fast liturgischen, jedenfalls religiös-formelhaften Charakter329 und enthält mehr als nur den Ausdruck »einer gewissen freundschaftlichen Gesinn u n g « 3 3 0 . Gewiß, »im Ernstfall gesprochen würden (die Worte) eine Verhöhnung bedeuten«;33i Jak scheint diese Schärfe provozieren zu wollen, um die Nutzlosigkeit a n >
?
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3 1 9
V g l . J o h a n n e s B e u t l e r : E W N T I 6 7 - 7 2 , b e s o n d e r s 6 8 . 7 0 . » B r u d e r « ist e n g m i t » N ä c h s t e r « v e r b u n d e n ( 4 , 1 1 - 1 2 ) . I m A T u n d Q u m r a n ( 1 Q S 6 , 2 2 ; I Q S a 1 , 1 8 ) steht » B r u d e r « a u c h für » G l a u b e n s g e n o s s e « . R a b b i n i s c h e s bei S t r . - B . I 2 7 6 .
3 2 0
O b es sich u m ein E h e p a a r (so C a n t i n a t 1 4 1 f.; M a r t i n , W B C 8 4 ) h a n d e l t , b l e i b t v ö l l i g u n s i c h e r ; erford e r l i c h ist d a s für d e n S i n n z u s a m m e n h a n g n i c h t . D a g e g e n s p r i c h t d a s » o d e r « .
3 2 1
Vgl. B - D - R ß 4 1 4 . 1 ; Martin, W B C 84.
3 2 2
V g l . W a c h o b , V o i c e 1 7 8 ff. (freilich z u 2 , 1 ff.).
3 2 3
V g l . J e s 2 0 , 2 f.; 5 8 , 7 ; 2 M a k k 1 1 , 1 2 . In H i 2 2 , 6 h e i ß t es: » d u pflegtest d e n N a c k t e n d i e K l e i d e r a u s z u z i e hen«.
324 V g L M
t
5 , 4 0 par. L k 6 , 2 9 . D a s O b e r g e w a n d galt als E x i s t e n z m i n i m u m .
325 E W N T I I I 8 8 8 . 3 2 6
D a s A d j e k t i v e r s c h e i n t i m N T n u r hier; d a s S u b s t a n t i v in L k 1 , 5 . 8 . V g l . a u c h d i e F o r m u l i e r u n g e n d e r B r o t B i t t e i m V a t e r - U n s e r L k 1 1 , 3 par. M t 6 , 1 1 .
3 2
7 Vgl. Martin, W B C 84.
3 2
8 B - D - R § 4 . 3 A n m . 8. V g l . C h a r l e s K i n g s l e y B a r r e t t , A c t s ( I C C ) II 8 0 1 ; W
3 2 9
Foerster: T h W N T II 4 0 9 .
V g l . d e n F r i e d e n s w u n s c h in d e n ntl B r i e f e n i m P r ä s k r i p t u n d a m E n d e (Rom
1 5 , 1 3 . 3 3 ; G a l 6 , 1 6 ; Phil
4 , 7 . 9 ; 3 J o h 1 5 ) ; g e m e i n t ist d a b e i d e r F r i e d e G o t t e s . T r o c m e 6 6 3 u n d R e i c k e g e h e n s o weit, a n e i n e n regelrechten G o t t e s d i e n s t - S c h l u ß g r u ß zu denken; d a g e g e n spricht sich L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 1 , aus. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 3 3 : d e r F r i e d e G o t t e s , s u b s p e c i e a e t e r n i t a t i s g e s e h e n , ist in G e f a h r . 3 3 0
3 3
Gegen Dibelius, K E K 188, mit Frankemölle, Ö T K 4 3 2 .
* Dibelius, K E K 188.
194
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
frommer Redensarten herauszustellen.332 Auch die beiden übrigen Imperative GeouaiveöOe x a i xoQxdi^eoOe sind wahrscheinlich »fromme Wünsche«, wobei das Passiv dem Medium vorzuziehen ist.333 Damit nämlich wird die Erfüllung des Wun sches an Gott (logisches Subjekt) weitergegeben, während ein mediales »zieht euch warm an und eßt euch satt«334 allzu platt ausfiele. Der Wunsch entspricht sachlich formal genau der bereits genannten Aussage in M k 5,34 »gehe hin in Frieden und sei geheilt von deiner Plage«, nur daß hier dem Wort die Kraft der Erfüllung innewohnt, ©eouxxivoum und xoQxd^co nehmen natürlich auf die in V. 15 geschilderte Not (nichts anzuziehen und zu essen) Bezug. Gepuxxivojiai bedeutet »(sich) wärmen«, ggf. durch Kleidung (so auch H a g 1,6; Hi 31,20).335 Xooxd^co ist von Hause aus auf das Mästen von Vieh bezogen336 i d dann aber auch für die Sättigung von Men schen gebräuchlich.337 Die Konnotation »richtig schön satt«338 bleibt erhalten. Die se frommen Wünsche sind letztlich verkappte Gebete.339 Ihr heuchlerisches Wesen offenbart sich vor dem im AT, Judentum und Frühchristentum verbreiteten Wissen340 die von Gott gegebene Verpflichtung, Bedürftigen zu helfen, verwurzelt sowohl in der prophetischen (so Jes 58,7, worauf M t 25,31-40 Bezug nimmt) als auch in der weisheitlichen Tradition (Prov 3,27 f.). - Die vorletzte Zeile von V. 16 notiert noch einmal den Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung. Es geht um die Zuwendung der emxr|öei(x TOV öcbuxxxog. 'Emxfiöeia erscheint zwar im N T nur hier (vgl. Apg 24,25 v. 1.), ist aber ein für die leiblichen Nöte geläufiger Ausdruck.341 Das Wort bezeichnet das, was für einen bestimmten Zweck passend und geeignet ist, u. a. auch bezogen auf die Nahrung. Jak geht davon aus, daß die Adressaten durchaus dazu in der Lage waren, den Bedürftigen das Nötige »zu geben«, ob nun individuell oder kollektiv.342 _ Nicht erst V. 17, schon die letzte Zeile von V. 16 zieht einen Schluß aus dem dargelegten Fall. »Was nützt das?«, so heißt es wieder wie bereits in V. 14a. )
u
3 3 2
w
r
m
M i t Frankemölle, Ö T K 4 3 3 , gegen Schräge, Jakobusbrief 3 1 .
333 Pur Passiv: L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 1 ; M a y o r 9 7 f.; A d a m s o n , E p i s t l e 1 2 3 . A n d e r s M a r t i n , W B C 8 5 ; D a v i d s , Commentary 122. 3 3 4
So Dibelius, K E K 189.
3 3 5
D u r c h Feuer M k 1 4 , 5 4 , 6 7 ; J o h 1 8 , 1 8 . 2 5 . Z u s a m m e n mit »sättigen« J e s 4 4 , 1 6 .
3 3 6
P a p e II 1 3 6 7 ; B a u e r - A . 1 7 6 2 ; L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 1 . I m N T vgl. A p k 1 9 , 2 1 .
3 3 7
I m N T m e h r f a c h ; s. E W N T I I I 1 1 2 8 . V g l . u. a. M t 5 , 6 . In Phil 4 , 1 2 g e g e n ü b e r Jteiväv u n d n e b e n
3 3 8
A d a m s o n , E p i s t l e 1 2 2 , m e i n t , es liege ein V u l g a r i s m u s vor, e t w a » s i c h v o l l h a u e n « . V g l . P l a t o R e p . I X 2 8 6 ;
jtEQiaaeijeiv. s. L - S - J 1 9 9 9 f. (»feed, f a t t e n , p r o p . o f c a t t l e « ) . 339 V g l . G o r d o n P. W i l e s , P a u l s I n t e r c e s s o r y Prayers. T h e S i g n i f i c a n c e o f t h e I n t e r c e s s o r y Prayer P a s s a g e s in t h e L e t t e r s o f S t P a u l ( S N T S . M S 2 4 ) , C a m b r i d g e (U.P.) 1 9 7 4 , 2 2 - 4 4 ; G e r h a r d F r i e d r i c h , D i e F ü r b i t t e i m N e u en T e s t a m e n t , in: d e r s . , A u f d a s W o r t k o m m t es a n . G e s a m m e l t e A u f s ä t z e (hg. J o h a n n e s H . F r i e d r i c h ) , Göttingen ( V & R ) 1978, 431-456. 3 4 0
V g l . s l a v H e n 5 1 , 1 . 3 ; J o s e p h A p II 2 1 1 . S t r . - B . I V 5 3 7 - 6 1 0 . I m r ö m . - h e l l e n i s t i s c h e n B e r e i c h f i n d e t s i c h d a z u relativ w e n i g . D e r N e u e W e t t s t e i n 1 2 8 7 v e r z e i c h n e t n u r e i n e P l a u t u s - S t e l l e ü b e r d e n H i a t u s z w i s c h e n W o r t u n d T a t . V g l . z u m g a n z e n F r a g e n k r e i s B o l k e s t e i n ( b e s o n d e r s 4 1 8 ff.): d i e o r i e n t a l i s c h e k a r i t a t i v e T r a dition beruht a u f der starken sozialen Schichtung, w ä h r e n d die westliche von der Gleichheit der M e n schen/Bürger ausgeht.
3 4 1
V g l . D i b e l i u s , K E K 1 8 9 m i t A n m . 4; s o I M a k k 1 4 , 3 4 . O f t a b e r a u c h i m k l a s s i s c h e n G r i e c h i s c h ( M a y o r
3 4 2
D a s J u d e n t u m k a n n t e für s o l c h e Z w e c k e d e n s o g . A r m e n z e h n t e n , u. a. für r e i s e n d e A r m e ; Pea 8 , 7 ; A b o t
9 9 ) ; s o T h u c 7 , 2 0 , 7 4 u. a.; H e r o d 1,16; D i o n H a l 6 , 2 3 , 3 ; 8 , 4 1 , 5 ; P h i l o F l a c c 1 4 3 . 5 , 9 . V g l . S t r . - B . I V 5 6 5 ff.; B o l k e s t e i n 5 4 f.
195
2,16-17
Damit wird V. 15 f. in das Verdikt über einen nutzlosen Glauben einbezogen343, obwohl dort nicht direkt von Glauben die Rede ist. 17 Der Vers gliedert sich in einen Urteilssatz (im Indikativ) und in einen Bedingungsatz (im Konjunktiv, Even tualis); genau besehen, enthält aber auch der Urteilssatz noch eine weitere Bedin gung, nämlich x a f f eauxf)v. Jak wendet sich somit gegen einen in doppelter Weise inadäquaten Glauben: dieser »hat keine Werke« und ist x a 0 eouxf)v. Die erste Wen dung greift V. 14 wieder auf. Der richtige Glaube »hat« Werke in der Weise, daß er sie »aufweisen« (V. 18b) kann, oder wie ein Körper Geist hat (V. 26) oder wie die »Frucht der Gerechtigkeit« gesät wird und aufgeht (vgl. 3,18). Hat der Glaube die Werke nicht, so bleibt er x a 0 ' eouxr)v, was besser mit »für sich allein« als mit »in sich« wiedergegeben wird.344 Wie V 24 (»aus Glaube allein«) zeigt, ist Jak an einer Präzi sierung gelegen: das Urteil richtet sich nicht einfach gegen jederlei Jtioxtg schlechthin, sondern gegen eine werkelose, die für sich allein bleibt. Einen solchen Glauben beur teilt er als »tot«. Die Prädizierung könnte proleptisch von V. 26 her gewählt sein, wo direkt von einem somatischen, also biologischen Sachverhalt die Rede ist. »Tot« wird allerdings auch im übertragenen Sinn verwendet. Die meistgenannten Beispiele dafür sind Epic Diss III 16,7 und 23,28.345 I 16,7 geht es dort um die Wirkkraft von Wor ten; gegenüber solchen, die auf Urteilen (öoyunxa) basieren, seien solche, die ledig lich von den Lippen kommen, ctxova x a i vexod, also schlaff und kraftlos. Auch in 23,28 werden Worte beurteilt. Erziele der Logos eines Philosophen nicht eine effek tive Einladung an potentielle Hörer, so sei er vexrjog, d. h. wirkungslos. So betrach tet, würde Jak zunächst nur auf die Wirkungslosigkeit solcher Pistis abheben.346 Somit liegen »tot« und »nutzlos« ebenso wie aoyog (V. 20) und [xdxoaog (1,26) auf einer Linie.347 »Solcher Glaube führt zu nichts Brauchbarem.« - Die Verbindung mit dem Vorigen stellt Jak durch oikcog x a i . . . eoxtv her. Dieselbe Formulierung348 findet sich auch 1,11; 2,26 und 3,5, immer mit einer Feststellung im Indikativ verbunden. Hier in V. 17 hängt Jak sie an die in V. I 6 d implizierte Antwort an: »das ist nutzlos«.349 Das Urteil trifft jetzt den »Glauben« direkt. Kommentatoren, die V. 15 f. lediglich als Vergleich betrachten, verstehen V. 17 als Darlegung des tertium compa3
n
3 4 3
In V. 1 5 f. h a t J a k d e n G l a u b e n n i c h t a u s d e n A u g e n verloren; m i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 3 4 ( g e g e n H a u c k und Walker). 344 M i t D i b e l i u s , K E K 1 9 0 f.; M a y o r 9 9 ( » i n w a r d l y d e a d « ) ; R o p e s 2 0 8 (»in itself, i n w a r d l y « ) . S o bereits d i e V u l g a t a ( s e m e t i p s a ) , w ä h r e n d d i e A l t l a t e i n e r m i t m o r t u a et s o l a ü b e r s e t z e n . L e t z t e r e s k ö n n t e t a u t o l o g i s c h , erstes als ü b e r f l ü s s i g e r s c h e i n e n ( D i b e l i u s ) . V g l . G e n 3 0 , 4 0 ; 4 3 , 2 2 ; 2 M a k k 1 3 , 1 3 ; A p g 2 8 , 1 6 ; Rom 1 4 , 2 2 . 5 S o D i b e l i u s , K E K 1 8 9 A n m . 5; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 2 . V g l . ä h n l i c h Rom 7 , 8 » o h n e G e s e t z ist d i e S ü n d e t o t « , sie ist n i c h t n o n - e x i s t e n t , s o n d e r n f o l g e n l o s , o h n e W i r k k r a f t . E s heißt z w a r d a n n in V 9 » d i e S ü n d e l e b t e a u f ( a v e ^ n ö e v ) , als d a s G e b o t k a m « ; a b e r d a s b e d e u tet, » d a ß sie n u n m e h r ihre W i r k k r a f t z u m Z u g e g e b r a c h t h a t « ( U l r i c h W i l c k e n s , Rom [ E K K ] II 8 1 , m i t H i n w e i s a u f J a k 2 , 1 7 . 2 6 ) ; vgl. n o c h P a u l A l t h a u s , P a u l u s u n d L u t h e r ü b e r d e n M e n s c h e n . E i n V e r g l e i c h , G ü t e r s l o h ( B e r t e l s m a n n ) , 2 . A u f l . 1 9 5 1 . - Viel weiter g e h t J o h n s o n , A n c B z. S t . , in b e z u g a u f d e n Fall v o n V. 15 f.: »sie w e r d e n s t e r b e n « . - W e n i g e r n a h e liegen d i e » t o t e n W e r k e « ( a u f d e m H i n t e r g r u n d v o n G ö t z e n o p f e r p o l e m i k ; vgl. J e s 4 1 , 2 3 f.), a u f d i e M a y o r 9 9 verweist.
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3 4 6
3 4 7
A n d e r s d e r A k z e n t bei W a l k e r 1 6 8 : » t o t v o r G o t t « ; n i c h t » u n f r u c h t b a r , o h n e L e b e n s ä u ß e r u n g « , s o n d e r n in e s c h a t o l o g i s c h e r P e r s p e k t i v e m i t f o r e n s i s c h e r B e d e u t u n g . - B u r c h a r d , H N T z. St.: v e x p o g »hier n i c h t m a u s e t o t , s o n d e r n l e b - , kraft-, o r i e n t i e r u n g s l o s « . Einfaches oikeag noch 2,12; 3,10. 9 Vgl. Walker 167.
3 4 8
3 4
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
196
rationis, d. h. des näheren: vexod.350 Andere ziehen die Verbindung zwischen den Versen enger und betrachten V 17 als Auslegung des Beispiels.35i Wie bereits zu V 15 f. notiert, sollte der Realcharakter des Falles nicht unterbewertet werden. So sieht wer keloser Glaube in der Praxis aus, und entsprechend ist er zu beurteilen, notiert Jak.352
Die crux interpretum
2,18
D i e alte crux interpretum 2 , 1 8 relativiert sich i m G e s a m t g e d a n k e n g a n g bis z u e i n e m g e w i s s e n G r a de, d e n n die j a k A r g u m e n t a t i o n s r i c h t u n g z u m Verhältnis zwischen G l a u b e u n d W e r k e n ist d u r c h 2 , 1 4 - 1 7 ( » h a b e n , nicht h a b e n « ) u n d 2 , 2 0 ff. (»ohne«) wenigstens e i n i g e r m a ß e n deutlich. D i e » E i n rede« k ö n n t e eine Z w i s c h e n e p i s o d e darstellen, in der J a k d i e F r a g e des » h a b e n « d u r c h d i e Auf f o r d e r u n g z u m »zeigen, b e w e i s e n « in die für ihn zutreffende R i c h t u n g lenkt. D i e P r o b l e m e rühren aus f o l g e n d e n E i n z e l p u n k t e n : (1) A b g r e n z u n g der E i n r e d e (die m i t älX 8Q8L xig V. 1 8 a eingeleitet wird) n a c h hinten; (2) I n t e r p u n k t i o n u n d B e s t i m m u n g v o n F r a g e - bzw. A u s s a g e s a t z , speziell in V. 18a; (3) syntaktische B e d e u t u n g der P e r s o n a l p r o n o m i n a , speziell in V. 18a; (4) syntaktische R e l a t i o n v o n xayco: z u e'xco o d e r z u e i n e m (zu ergänzenden) »ich sage«?; (5) syntaktische S t e l l u n g v o n » o h n e W e r k e « in V. 1 8 b : z u »zeige« o d e r z u » d e i n e n G l a u b e n « ? ; (6) B e s t i m m u n g der Position u n d R o l l e des Interlokutors: S e k u n d a n t , O p p o n e n t , S o p h i s t o d e r sonstiges?; (7) R e l a t i o n des J e m a n d in V. 18 z u d e m in V. 1 4 . D i e unterschiedlichen L ö s u n g s v o r s c h l ä g e lassen sich a m besten a n h a n d der ersten F r a g e darstellen. D i e kürzeste Version b r i n g t H e i n z N e i t z e l : die E i n r e d e u m f a s s e lediglich die F r a g e » H a s t d u G l a u b e n ? « D i e A n t w o r t laute: » U n d ich (sc. w e r d e s a g e n ) : Ich h a b e W e r k e . Z e i g e m i r . . . « . K a y a ) impliziere also ein v e r b u m d i c e n d i u n d sei nicht S u b j e k t z u e Q y a e'xco. D i e i m G r i e c h i s c h e n nicht n o t w e n d i g e H i n z u n a h m e der P e r s o n a l p r o n o m i n a verweise a u f eine G e g e n ü b e r s t e l l u n g » d u / i c h « . 3 5 5 E ) E i n w a n d wie a u c h V. 1 8 c ( » u n d ich werde dir ... zeigen«) setzen Zweifel an des J a k Position v o r a u s . J a k a r g u m e n t i e r e , d a ß d i e F r a g e des Interlokutors falsch gestellt sei, »weil n i e m a l s a u s d e m G l a u b e n a u f Werke, s o n d e r n i m m e r n u r u m g e k e h r t aus d e n W e r k e n a u f G l a u b e n g e s c h l o s s e n w e r d e n k a n n « . - D i e längste Version vertritt J o s e f Z m i j e w s ki. In V. 1 8 - 2 1 spiele sich ein D i a l o g zwischen d e n S t a n d p u n k t e n » n u r G l a u b e « (V. 14) u n d » n u r W e r k e « ab, vertreten d u r c h d e n J e m a n d v o n V. 14 u n d d e n v o n V. 1 8 a . N i c h t J a k äußere sich in V. 1 8 - 2 1 , s o n d e r n die Position » n u r W e r k e « , die die Position » n u r G l a u b e « in V. 19 ironisiere u n d in V. 2 0 f. m i t d e m A b r a h a m - B e i s p i e l a t t a c k i e r e . J a k ergreife erst a b V. 2 2 wieder d a s W o r t ; er selbst sehe die A b r a h a m s g e s c h i c h t e nicht so einseitig, w e n d e sich (nur) g e g e n eine Isolierung des G l a u b e n s u n d n e n n e d e n G l a u b e n o h n e W e r k e tot, aber n i c h t n u t z l o s . - N i c h t g a n z so weit reicht die E i n r e d e lt. C h r i s t i a a n F. D o n k e r , der V. 1 8 - 1 9 als E i n w a n d eines G e g n e r s versteht. Sti listisch seien V. 1 8 - 1 9 eine konzentrische S y m m e t r i e , w o b e i d i e A - E l e m e n t e d a s » d u « enthalten (V. 18a. 19a), die B - E l e m e n t e d a s » u n d ich« (V. 1 8 a . c ) ; i m Z e n t r u m ( C , V. 1 8 b ) stehe »die A u f f o r d e r u n g an d e n Verfasser, seinen >Glauben z u zeigen, o h n e die W e r k e d a b e i in A n s p r u c h zu neh3 5 3
3 5 4
e r
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3 5 7
358
3 5 9
350 D i b e l i u s , K E K ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 2 . V g l . L a w s , C o m m e n t a r y ; M a r t i n , W B C z. S t . V e r s c h i e d e n e K o m m e n t a t o r e n ( M u ß n e r ; D a v i d s u. a.) verweisen a u f G a l 5 , 6 als G e g e n b e i s p i e l . 353 V g l . treffende K e n n z e i c h n u n g d u r c h M c K n i g h t , » T h e U n i d e n t i f i a b l e I n t e r l o c u t o r « . E x k u r s z u » D e r Z w i s c h e n r e d n e r u n d sein E i n w u r f « bei B u r c h a r d , H N T ; E r g e b n i s : der » Z w i s c h e n r e d n e r ist also V e r m i t t ler«. D a s D u sei eins »der lebhaften E x e m p l i f i z i e r u n g « . Neitzel, Z N W 1 9 8 2 ; er n e n n t als V o r g ä n g e r seiner A n s i c h t vor allem H . v o n S o d e n (s. A n m . 1 7 ) . V g l . K a r rer, P r ü f u n g 1 7 0 A n m . 18, der sich Neitzel anschließt. G e g e n D i b e l i u s . E b e n s o z. B . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 1 8 . 56 Neitzel, Z N W 1 9 8 2 , 2 9 0 . Z m i j e w s k i 3 0 2 ff. K r i t i s c h K o n r a d t , E x i s t e n z 2 1 7 A. 6 2 . 358 Z m i j e w s k i 3 0 5 - 3 0 7 . 359 Z m i j e w s k i 3 0 7 - 3 1 2 . 3 5 1
3 5 2
3 5 4
3 5 5
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3 5 7
Die crux interpretum 2 , 1 8
197
3 6 0
men<«. D e r G e g n e r sei ein Paulinist, »der m e i n t , der Verfasser vertrete i m G r u n d e einen antip a u l i n i s c h e n , j ü d i s c h e n S t a n d p u n k t betreffs der W e r k e « . D e r Verfasser präsentiere ihn, weil er d i e sen, d u r c h a u s seriös g e m e i n t e n E i n w a n d e r w a r t e . » D e r Verfasser fragt n a c h d e n W e r k e n der Brüder, der G e g n e r fragt n a c h d e m G l a u b e n des V e r f a s s e r s . « D e r G e g n e r vertrete dieselbe »Par teilosung« wie der J e m a n d in V. 1 4 . E r unterscheide (anders als der Verfasser) zwischen e i n e m wertlosen, nicht rettenden G l a u b e n (den der Verfasser vertrete u n d der über d e n Inhalt v o n V. 19 nicht hinausreiche) u n d d e m richtigen, rettenden G l a u b e n ; der Verfasser m ü s s e für d i e R e t t u n g W e r k e in A n s p r u c h n e h m e n , nicht so der G e g n e r . G e r a d e letzteres zeige, d a ß er d e n richtigen G l a u b e n h a b e . D e r Verfasser solle i h m o h n e R e k u r s a u f die W e r k e zeigen, d a ß sein G l a u b e i h m etwas nütze; » d a w i r d sich zeigen, wie wertlos dein G l a u b e ist - , d a n n werde ich dir g e r a d e aus mei nen W e r k e n < d e n G l a u b e n z e i g e n « , u n d zwar d e n »richtigen«. I m ü b r i g e n h a b e der Verfasser d e m G e g n e r die b e i d e n F o r m u l i e r u n g e n X ^ Q ^ 6>v egycov u n d e x xörv EQyodv in d e n M u n d gelegt. - D i e neueren L ö s u n g s v e r s u c h e b e t o n e n d u r c h w e g d e n d u r c h d i e P e r s o n a l p r o n o m i n a markierten G e g e n s a t z zwischen » d u « u n d »ich«; d a m i t n i m m t m a n A b s t a n d v o n der Interpretation »der eine hat G l a u b e n , der andere Werke«, wie sie M . D i b e l i u s ( i m S i n n e einer »sophistische[n] Trennung von G l a u b e n und Werken«) v e r t r a t . E i n i g ist m a n sich h e u t e ebenfalls darüber, d a ß V. 1 8 a u n d 1 9 a nicht einfach als Fragesätze zu gelten h a b e n ( d e m entsprechen die neueren Text a u s g a b e n ) . K o n s e n s besteht weithin a u c h in der A b l e h n u n g der s o g . S e k u n d a n t e n - H y p o t h e s e ; viel m e h r h a n d e l e es sich u m einen regelrechten E i n w a n d g e g e n d e n Verfasser. H . F r a n k e m ö l l e notiert j e d o c h zu Recht, d a ß m a n sich »zu sehr a m Begriff >Gegner< festgebissen« h a b e . - Bei der Pro b l e m l ö s u n g sollte eine positioneile Z u o r d n u n g erst als letztes versucht werden. L ö s u n g e n o h n e M o d i f i k a t i o n e n a m W o r t l a u t verdienen d e n V o r z u g . D a s gilt g e g e n d a s Verständnis v o n V. 1 8 a als Frage u n d gleichfalls g e g e n die stille E i n f ü g u n g v o n »ich sage« (nach » u n d ich«) in V. 18a, also g e g e n d e n V o r s c h l a g v o n H . Neitzel. F o r m a l endet der D u - I c h - D i a l o g erst m i t V. 2 2 , d e n n die D u A n r e d e setzt sich v o n V. 1 9 a . b b r u c h l o s in V. 2 0 a u n d 2 2 a fort; die A r g u m e n t a t i o n Z m i j e w s k i s , d e n D i a l o g s c h o n m i t V. 2 1 schließen zu lassen, ist insofern nicht stringent. D a r a n krankt, formal betrachtet, a u c h der V o r s c h l a g D o n k e r s . T r o t z d e m ist es sachlich zutreffend, V. 2 0 ( u n d d a m i t a u c h V. 2 1 ) aus der B e h a u p t u n g des J e m a n d v o n V. 1 8 a h e r a u s z u n e h m e n ; d e n n die Position v o n V. 2 0 ist m i t der v o n V. 1 7 sachlich identisch. Z u d e m besteht ein U n t e r s c h i e d zwischen V. 19 u n d 2 0 : w ä h r e n d V. 19 einen b e s t i m m t e n G l a u b e n s i n h a l t infrage stellt, will V. 2 0 zu einer richtigen E r k e n n t n i s leiten. D i e Verben in der 2 . Pers. S g . m o x e i i e i g (V. 19a) u n d 0eÄ,eig (V. 2 0 a ) h a b e n s o m i t eine unterschiedliche k o m m u n i k a t i v e F u n k t i o n , w o b e i Jioielg (V. 1 9 b ) bereits z u m folgen d e n überleitet. D e r G e d a n k e n g a n g des Textes a b V. 18 zeigt folgendes Gefälle. N o c h u n g e a c h t e t der F r a g e , w o die E i n r e d e v o n V. 1 8 a aufhört, lassen sich z u n ä c h s t zwei Positionen erkennen: J e m a n d (»ich«) hat W e r k e , ein anderer (»du«) G l a u b e n . A l s D i a l o g m u ß der S a t z eine F o r t s e t z u n g finden; d e n n eingeleitet w i r d er als B e h a u p t u n g seitens eines J e m a n d , d i e sich a n s c h e i n e n d kritisch in d a s bisher D a r g e l e g t e einschaltet (älX EQEI xig); für sich allein m a c h t diese B e h a u p t u n g w e n i g S i n n (wenn m a n an der H e r v o r h e b u n g der P e r s o n a l p r o n o m i n a festhält, d. h. a n d e r s als D i b e l i u s ) . A l s o g e h ö r t a u c h V. 1 8 b zur E i n r e d e . E i n e B e w e i s f ü h r u n g w i r d verlangt bzw. versprochen; in bei d e n Fällen g e h t es u m d e n Aufweis des G l a u b e n s . W e g e n der parallelen F o r m u l i e r u n g in V. 2 0 u n d 2 6 sollte m a n » o h n e W e r k e « direkt zu » G l a u b e « ziehen, nicht zu »zeige«; g e m e i n t ist eine m o x i g 3 6 1
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T
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360 D o n k e r 2 3 5 - 2 3 7 . 361 D o n k e r 2 3 9 , v g l . 2 3 3 . 362 D o n k e r 2 3 9 . 363 D o n k e r 2 3 1 f. 364 D o n k e r 2 3 3 . 365 D o n k e r 2 3 4 . 366 D o n k e r 2 3 8 . 367 D i b e l i u s , K E K 1 9 2 f. 368 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 4 0 . 369 V g l . d i e K o n j e k t u r v o n Pfleiderer (s. d a z u D i b e l i u s , K E K 1 9 4 ) , b a s i e r e n d a u f d e m a l t l a t e i n i s c h e n T e x t ff. moxiv und
EQya w e c h s e l n ihre
Stelle.
IV. G l a u b e , Liebe, Taten .,
198
Xü)Qig-xci)V-8QY(üv, d. h. ein werkloser G l a u b e . D e m wird, n i c h t g a n z a n a l o g , d a s Versprechen gegenübergestellt, e x xdrv e g y c o v [iov XTJV JCLGXLV aufzuweisen. D a s P e r s o n a l p r o n o m e n \iov dürfte sich, g e n a u zwischen d e n b e i d e n F a k t o r e n s t e h e n d , w a h r s c h e i n l i c h s o w o h l a u f » W e r k e « als a u c h auf
» G l a u b e n « beziehen; d e n n der B e w e i s w i r d natürlich aus d e n j e e i g e n e n W e r k e n geführt, u n d
e n t s p r e c h e n d zur v o r i g e n Z e i l e g e h t es u m » m e i n e n G l a u b e n « . E b e n s o w i e in 3 , 1 3 w i r d ein Auf weis für eine b e s t i m m t e innere Befindlichkeit ( G l a u b e bzw. Verständigkeit) verlangt u n d als m ö g lich a n g e s e h e n . D e m o n s t r a t i o n s g e b i e t ist h ü b e n wie d r ü b e n »Werke«; lt. 3 , 1 3 w e r d e n sie selbst gezeigt, lt. 2 , 1 8 w i r d »aus i h n e n « etwas gezeigt; d e n n W e r k e s i n d o f f e n k u n d i g etwas S i c h t b a r e s . E r s t a n i h n e n zeigt sich, o b j e m a n d etwas »hat« o d e r nicht. D e r I n t e r l o k u t o r b e h a u p t e t lt. V. 1 8 , d a ß er G l a u b e n hat u n d ihn a u c h d e m o n s t r i e r e n k a n n . D e m g e g e n ü b e r disqualifiziert er d e n G l a u b e n des a n d e r e n als »werklos« u n d impliziert d a m i t die N i c h t a u f w e i s b a r k e i t s o l c h e n G l a u b e n s . D e r » B e w e i s a n t r a g « in V. 1 8 b entspricht in der S a c h e d u r c h a u s der j a k A u f f a s s u n g selber, kritisiert J a k d o c h in V. 2 0 . 2 6 d e n » G l a u b e n - o h n e - d i e - W e r k e « . D i e kritische A n f r a g e an eine G l a u b e n s p o s i t i o n wie
in V. 19 liegt a u f derselben L i n i e w i e d i e bisherige E i n r e d e ( z u m i n d e s t V. 1 8 b )
D o n k e r R e c h t ; sie entspricht aber a u c h der Position des J a k s e l b e r . l o k u t o r d o c h ein S e k u n d a n t ? E r l a u b t j e d o c h d i e F o r m e l älX etwas anderes als d i e E i n r e d e eines G e g n e r s ?
3 7 2
3 7 1
3 7 0
; darin h a t
D e m n a c h w ä r e also der Inter
e o e T xig aus stilistischen G r ü n d e n
D a s b r i n g t u n s z u r ü c k zur F r a g e , w a s hier » G e g n e r «
heißen k a n n . Verschiedentlich w u r d e zu R e c h t a u f d e n s o p h i s t i s c h e n , fiktiven, ironischen, rhetori schen C h a r a k t e r der E i n r e d e a u f m e r k s a m g e m a c h t .
3 7 3
E i n A n z e i c h e n dafür ist d i e Schwierigkeit,
deren E n d e zu b e s t i m m e n , w a s a u c h f o r m a l nicht s o leicht ist, w i e wir s a h e n . D e r Ü b e r g a n g v o n V.
19 z u V. 2 0 bleibt hart (wie g e h t a u s V. 19 hervor, d a ß der w e r k l o s e G l a u b e u n n ü t z ist?). D i e
Z u o r d n u n g v o n V. 19 ist b e s o n d e r s unsicher, aber kontextuell nicht a u s s c h l a g g e b e n d . D e s J a k eige ne M e i n u n g enthalten V. 1 8 a - 2 0 . D a n n testet V. 1 8 a s o etwas w i e ein Verteilspiel d u r c h ; darin hat D i b e l i u s der S a c h e n a c h R e c h t . D u r c h l e u c h t e t w i r d d a b e i d i e T r a g w e i t e der b e i d e n S t a n d p u n k t e v o n V. 18a; Z i e l p u n k t ist d i e Aufweisbarkeit (V. 1 8 b ) . J a k ist gar nicht d a r a n interessiert, hier eine wirkliche G e g e n p o s i t i o n vorzuführen; erst V. 2 1 k o m m t indirekt d a r a u f zu s p r e c h e n . N u r insofern stellt d i e » E i n r e d e « eine a n d e r e Position als d i e des J a k dar, als sie versucht, d a s » H a b e n « m i t zwei v e r s c h i e d e n e n O b j e k t e n a u f zwei v e r s c h i e d e n e Personen zu v e r t e i l e n
3 7 4
, zumal wenn die F o r m u
l i e r u n g »ich h a b e G l a u b e n « d e m J a k v o n Adressatenseite her z u g e t r a g e n w u r d e (s. o . ) ; eine s o l c h e A u f t e i l u n g aber k a n n J a k nicht akzeptieren; d e n n d a s bloße » H a b e n « v o n G l a u b e n ist für ihn ein sachlich unhaltbarer S t a n d p u n k t . D i e E i n r e d e dient letztlich n u r der weiteren D e s a v o u i e r u n g der in V. 14 geäußerten Position »ich h a b e G l a u b e n « , sofern d i e W e r k e fehlen. N i c h t V. 1 8 a , s o n d e r n 18b
bildet d e n e n t s c h e i d e n d e n A r g u m e n t a t i o n s p u n k t in der » E i n r e d e « . B e h a u p t u n g e n ü b e r ein
» H a b e n « k ö n n e n v o n verschiedener S e i t e aufgestellt w e r d e n ; wesentlich ist (wie in 3 , 1 3 ) d i e Auf weisbarkeit. D a m i t ist d i e D e b a t t e ü b e r d a s » H a b e n « v o n G l a u b e bzw. W e r k e n a b g e s c h l o s s e n . D e r J e m a n d v o n V. 14 ist j e d o c h n i c h t m i t d e m v o n V. 18 identisch; d e n n in V. 18 sagt der J e m a n d nicht »ich h a b e G l a u b e n « , s o n d e r n »ich h a b e W e r k e « . Aufs G a n z e g e s e h e n , besitzt V. 18 k o n t e x tuell keine e n t s c h e i d e n d e B e d e u t u n g . D i e S t i m m e des J a k ist (in V. 1 4 - 2 6 ) u n ü b e r h ö r b a r : G l a u b e o h n e W e r k e führt zu nichts, rettet nicht, ist tot u n d nicht aufweisbar. E b e n an der k o n k r e t e n W i r k s a m k e i t des G l a u b e n s ist J a k vor a l l e m gelegen; w e n n b e i d e » z u s a m m e n a r b e i t e n « , aber a u c h n u r d a n n , k o m m t der G l a u b e zu s e i n e m Ziel, zur » V o l l e n d u n g « (V. 2 2 , vgl. 1,3 f.).
18 Die Diskussionslage wird komplizierter; ein Interlokutor mischt sich ein. Die For mel äXk' 8 Q 8 L Tic; enrstammt dem dialogischen Stil der Diatribe.375 W j einleitend bereits dargestellt, ist der sophistische und rhetorische Charakter der Einrede zu e
3™ E b e n s o D i b e l i u s , K E K 7
3 1 Dibelius, K E K
190.
190.
7
3 2 Dibelius, K E K 185. 7
3 3 Dibelius, K E K 3
7 4
3 7
5 Dibelius, K E K
Vgl.
Walker
190.193; Frankemölle, Ö T K
425
f.440.
171. 1 8 5 mit A n m .
1. I m N T ä h n l i c h R o m
9,19;
1 1 , 1 9 ; I K o r 1 5 , 3 5 (hier e x a k t i d e n t i s c h ) .
2,18
199
beachten; sie dient primär der Herausarbeitung des wesentlichen Diskussionsgegenstandes,376 nicht der Darstellung einer Gegenposition. Sophistisch problematisiert wird die in V. 14 erwähnte Position in Form der Behauptung »ich habe Glauben«. Eine solche Position wird nun gewissermaßen mit unterschiedlichen Rollen durchge spielt: »Du hast Glauben, ich habe W e r k e « . Was ist dazu zu sagen? Die Doppelbe hauptung bleibt als solche zunächst einmal stehen. Für ihr Verständnis hat man viel Mühe aufgewendet. So fand man z. B. in der Aussage »du hast Glauben« einen Reflex von IKor 12,4.11 (vgl. Rom 12,6-8; Apg 6,2-4), also von einer speziellen Gabe der m a n g . 378 Oder man meint, die beiden Aussagen bezögen sich auf »richtigen Glau ben« (»Du, Jakobus, hast doch Glauben, nicht wahr?«).379 Aber Vorschläge dieser Art verändern unter der Hand den semantischen Gehalt von m a n g . Auf keinen Fall darf eine Erklärung von V. 18a die von V. 18b blockieren. Denn den entscheidenden Aspekt bildet das Stichwort öeixvuui. Es geht um die Aufweisbarkeit, um die E m pirie. Die erste Aufforderung zielt ironisch auf eine Unmöglichkeit, nämlich die »jTLOTig-xcoQig-TOüV-eQYCOV« aufzuzeigen. Zeigen kann man nur, was wirklich existiert; für Jak aber kann ein Glaube-ohne-Werke (so auch V. 20.26) »als empirisches Phä nomen nicht existieren«.380 D k Aufforderung zum »Aufzeigen«, d. h. zum Beweis, ist, rhetorisch gesehen, in der Gerichtsrede, aber auch in der Lobrede zuhause.38i Es geht um den »Erkenntniswert der Taten«382 D J Werke haben Zeichencharakter und stehen bei einer Beurteilung über den Worten383; beide sollten miteinander überein stimmen, so daß sich Anspruch und Wirklichkeit decken. Jak nimmt diese Tradition auf, speziell aus der kynisch-stoischen Tugendlehre: »Die Werke sind der nach außen tretende Teil der Tugend. « 3 8 4 Die Aufforderung in V. 18b kann somit auf breites Ver ständnis stoßen: Selbstverständlich sollte sich eine innere Befindlichkeit in tätiger Ausprägung verifizieren lassen. Dem entspricht die Fortsetzung V. 18c385 Natürlich kann der Gegenbeweis jederzeit angetreten werden. Das Personalpronomen \xov bezieht man am besten auf beides: Werke und Glaube (s. bereits o.). Analog zu V. 18c würde »meinen Glauben« passen; der Beweis wird aber jedenfalls aus »meinen Werken«386 geführt. Die angesprochene Beweisführung »aus Werken« (vgl. 3,13) diffe renziert, genau betrachtet, zwischen zweierlei »Glaube«: einerseits einer »maxigXOC)Qig-x(bv-BQY(jL)v, anderseits einer ex xcbv eQyarv auf- und nachweisbaren m a n g . 377
#
e
:
3 7 6
V g l . S c h m e l l e r , D i a t r i b e 3 2 8 z u Rom 1 1 , 1 9 : d i e F u n k t i o n d e s E i n w a n d e s b e s t e h t d a r i n , » e i n e n N e u a n s a t z z u e r m ö g l i c h e n u n d d i e A r g u m e n t a t i o n ins Z e n t r u m d e s p a u l i n i s c h e n A n l i e g e n s ü b e r z u l e i t e n « . S. ferner 4 M a k k 2,24; Barn 9,6.
3 7 7
D a s k o m m t d e r P o s i t i o n v o n D i b e l i u s n a h e : d e r eine h a t G l a u b e n , d e r a n d e r e W e r k e ; a l s o w i e elc. - exeooc.. R o p e s 2 0 8 f. n u a n c i e r t leicht: » O n e h a s p r e - e m i n e n t l y faith, a n o t h e r h a s p r e - e m i n e n t l y w o r k s « .
3 7 8
V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 3 f.; R o p e s 2 0 8 f.; H e i l i g e n t h a l 3 5 . 379 Ygl_ L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 3 z u H o r t u n d R e i c k e . 380 W a l k e r 1 7 1 . » D i e W e r k e s i n d d i e k o n s t i t u i e r e n d e W i r k l i c h k e i t d e s G l a u b e n s « ( 1 7 2 ) . 3 8 1
P l a t o T h a e t e t u s 2 0 0 e ; L e g 8 9 6 b ; H e r o d I V 1 5 0 ; E p i c D i s s I 6; M t 4 , 8 ; M k 1,14; L k 2 4 , 4 0 ; I K o r 1 2 , 3 1 ; A p k 1,1. Vgl. J o h n s o n , A n c B 2 4 0 .
3 8 2
Nicht u m den Leistungscharakter (Heiligenthal 2 5 ) .
3 8 3
H e i l i g e n t h a l 14 f.
3 8 4
H e i l i g e n t h a l 3 5 : u. a. i m K ö n i g s s p i e g e l . J a k v e r s t e h e Pistis »als eine S e i n u n d T a t u m f a s s e n d e T u g e n d « ( 3 6 ) . 385 V g l . c l V o r b e m e r k u n g z u 2 , 1 8 z u r F r a g e , o b J a k o d e r d e r I n t e r l o k u t o r hier z u W o r t k o m m t . S a c h l i c h ist d a s j e d e n f a l l s d i e P o s i t i o n d e s J a k . m
3 8 6
e r
S o d i e m e i s t e n I n t e r p r e t e n . V g l . n o c h B u r c h a r d , H N T zu 2 , 1 8 : » A b e r es g i n g J a k b i s h e r n i c h t d a r u m , d a ß G l a u b e o h n e T a t e n u n v o r h a n d e n , u n b e w e i s b a r o d e r u n r i c h t i g ist, s o n d e r n d a ß er n i c h t rettet«.
200
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
Jak geht es sowohl um die Kritik eines leeren Glaubens als auch um die rechte Zuord nung von maxie; und epyov, und das bereits von 1,2-4 an.387 Der Glaube soll sich bewähren und ein eoyov xe^eiov »haben«. Jak betreibt keine Fundamentalkritik des Glaubens, sondern korrigiert eine Fehlbehandlung des Themas. Wichtig ist, daß der Glaube ins Leben hinein wirkt. Die eoya haben mit Werkgerechtigkeit nichts zu tun, sondern sind Lebenszeichen wirklichen Glaubens.388 19 Der Dialog wendet sich weiter dem »Du« und dem Thema »Glaube« zu, jetzt verbal (oi) moteueic;) und inhaltlich gefüllt (öxi-Satz). Es folgt eine doppelte Kommentierung, einmal in bezug auf das Verhalten; sodann im Blick auf ganz andere »Glaubende«. Eine Fortsetzung mit der Position eines »Ich« wie in V. 18 oder in bezug auf die Werke gibt es nicht; alles Licht fällt auf die fehlerhafte Nur-Glaube-Position. Die rhetorische Frage ov moxeueig zielt offenbar direkt auf die Position des Angesprochenen, nicht nur auf eine hypothetische Möglichkeit. Der Glaubensinhalt heißt nach den besten Hss. elg eoxiv 6 0eög.389 Das entspricht dem atl.-jüd. Grundbekenntnis von Dtn 6 , 4 3 9 0 . Die sog. Monotheismusformel ist auch im Frühchristentum verbreitet (Mk 2,7; 10,18 par.; 12,29.32; M t 23,9; Joh 8,41; R o m 3,30; IKor 8,4.6; 12,2; Gal 3,20; 4,8; IThess 1,9; Eph 4,6; I T i m 2,5), aber auch in der hellenistischen Literatur bekannt.39i Das Fehlen der Christologie fällt natürlich besonders ins Auge. Die christ liche Mission setzte - wie das Judentum - beim Gottesglauben an.392 Auch Jak 2,19 könnte auf einen diasporajüdischen Hintergrund hinweisen.393 Evtl, spiegelt sich in diesem Bekenntnis des näheren die Position frühchristlicher »Gottesfürchtiger«, die aus bestimmten, vor allem gesellschaftlichen Gründen, nicht Volljuden geworden waren, um dann zum Christentum abzuwandern, das vermeintlich eine geringere Eintrittshürde darbot. Der »Glaube« schien ja zu genügen, und den meinten sie im wesentlichen bereits mitzubringen.394 _ Der angeblich so leere Glaube an den einen Gott wird nun bei Jak nicht wieder unter das Kriterium der Werke gestellt. Zunächst erfolgt die im Kontext doch wohl ironische395 Bemerkung »richtig handelst du« (vgl. zu 2,8). Dann wird, kontextuell überraschend, auf den Glauben der Dämonen hin gewiesen. Offenbar wird impliziert »dasselbe glauben auch396 die Dämonen«, also auf den erwähnten Glaubensinhalt abgehoben. Die Fortsetzung »und sie zittern« stellt
3 8 7
H e i l i g e n t h a l 2 8 - 3 3 ; z u 1,3 f.: » D a s W e r k i s t . . . e i n e F i l i a t i o n d e s G l a u b e n s . « 388 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 4 2 ; er v e r g l e i c h t M t 5 , 1 3 - 1 6 ; 7 , 1 5 - 2 3 ; G a l 5 , 1 9 - 2 6 ; I K o r 3 , 5 - 7 ; 2 K o r 5 , 2 - 2 0 ; Rom 2 , 1 2 - 4 , 8 ; 1 3 , 1 - 7 s o w i e J o h E v u n d Past. D i e V a r i a n t e n h e i ß e n lt. E d i t i o C r i t i c a M a i o r : elg eoxiv Oeög, elg 6 Oeög, elg 6 Oeög eoxiv, elg Oeög eoxiv, 6 Oeög elg eoxiv, Oeög elg eoxiv, 6 Oeög eoxiv, Oeög eoxiv. V g l . H e b r 1 1 , 6 . 390 L X X : xiJQiog 6 Oeög f)uü>v x v o i o g eig eoxiv. H a n s - D i e t e r B e t z : E W N T I 9 7 0 ; G e r d T h e i ß e n , B i b l i s c h e r G l a u b e in e v o l u t i o n ä r e r S i c h t , M ü n c h e n ( K a i ser) 1 9 8 4 , 6 5 ff. E p i c E n c h 3 1 : » W i s s e : w a s d e n G l a u b e n a n d i e G ö t t e r a n l a n g t , s o ist es d i e H a u p t s a c h e , d a ß d u d i e r i c h t i g e n V o r s t e l l u n g e n v o n i h n e n hast, n ä m l i c h d a ß sie v o r h a n d e n s i n d u n d d a s Weltall g u t u n d g e r e c h t v e r w a l t e n . . . « . I m N T b r i n g t n u r J a k sie »explizit als G l a u b e n s f o r m e l « (Karrer, P r ü f u n g 1 7 0 ) . 3 8 9
3 9 1
9
3 2 I T h e s s 1,9 f.; H e b r 6 , 1 f.; 1 1 , 6 . H a h n , G e n e s i s ; L u c k , T h e o l o g i e 2 7 ; vgl. M a r s h a l l , C h a r a c t e r K a p . I - I I ; H e i l i g e n t h a l 3 7 . 4 7 . V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 6 5 f. F ü r 2 , 1 9 w i r d d e r i r o n i s c h e C h a r a k t e r z u m e i s t a n e r k a n n t ; s o z. B . J o h n s o n , A n c B 2 4 1 ; differenziert F r a n k e m ö l l e , Ö T K 444.446; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 2 5 ; M a r t i n , W B C 8 9 . D a s x a i w i r d besser n o c h d u r c h » s o g a r « w i e d e r g e g e b e n ( J o h n s o n , A n c B 2 4 1 ) .
3 9 3
3 9 4
3 9 5
3 9 6
201
2,19-20
klar, daß die Dämonen nicht etwa positiv als »untergebene G o t t h e i t e n « ^ , sondern negativ als »widergöttliche, übernatürliche Wesenheiten« dargestellt w e r d e n . Opiooeiv bedeutet »schaudern, erbeben, zittern«, und zwar als unfreiwillige Reaktion des Körpers wie bei Fieber, oft in der Beschreibung der Reaktion bei Angst verwendet.399 Damit ist jedoch noch nicht gesagt, daß Jak an Exorzismus als Hintergrund d e n k t , obschon auch dabei vom Zittern der Dämonen die Rede sein k o n n t e . Jak ist nicht an einem bestimmten Vorgang oder Ereignis interessiert, sondern einzig an dem Kontrast zwischen vermeintlich sichergehender Orthodoxie und faktischer Gleichstellung mit widergöttlichen Gestalten. Beide »glauben«, daß »einer Gott ist«. Damit wird moteueiv hier aber keineswegs »ein total ausgehöhlter, intellektualistischer Glaubensbegriff« , denn der Glaube an den einen Gott bleibt auch im Frühchristentum ein Fundamentalbekenntnis. Aber was unterscheidet vom Glauben der Dämonen? Nach biblischem Verständnis führt richtiger Glaube dazu, »Gott zu lieben aus ganzem Herzen usw.« (Dtn 6,5) bzw. ihm »zu dienen« (lThess 1 , 9 ) . Der Unterschied wird ebenso an Jesu Begegnungen mit Dämonen deutlich; sie erkennen, wer er ist, und wissen zugleich, daß ihr Verderben angebrochen ist (Mk 1,24; 3,11; 5,7). Der Unterschied besteht somit darin, ob eine positive Beziehung entsteht bzw. entstehen kann. Abgekürzt gesprochen: Dtn. 6,4 drängt auf V. 5 hin; ohne diese Konsequenz bleibt die Aussage vom »einen Gott« eine Leerformel. Statt zur Gottes liebe kann sie auch zum Schaudern f u h r e n . Über die Gründe für letzteres äußert sich Jak nicht; wahrscheinlich denkt er an die befreiende und richtende Macht Got tes, die die Dämonen verspüren. Es handelt sich also nicht einfach um einen philo sophisch-theoretischen, sondern um einen kämpferischen Monotheismus. Die D ä monen haben vor Gott keine Zukunft, keine Heilserwartung. Indirekt fügt Jak damit ein Argument zu V. 14 über einen nicht-rettenden Glauben an. 20 Die Tonart wird rauher. Die Anrede »du hohler Mensch« ^ ist zwar den Gepflogenheiten des Dialogs in der Diatribe e n t n o m m e n , wirkt aber kontextuell überaus emotional und argu mentativ als argumentum ad hominem fast überzogen. Die Wendung als ganze ist ein 398
400
401
402
403
404
40
406
3 9 7
I n d e r g r i e c h i s c h e n L i t e r a t u r w e r d e n D ä m o n e n v e r b r e i t e t als G o t t h e i t e n a n g e s e h e n ; z. B . P l a t o A p o l 2 6 b ; Eurip Bacch 894; auch A p g 17,18. Vgl. Johnson, A n c B 2 4 1 .
398 O t t o B ö c h e r : E W N T I 6 4 9 - 6 5 7 . 399 I m N T H a p a x l e g o m e n o n . V g l . e t w a P l a t o P h a e d r 2 1 5 a ; P h i l o D e r 1 4 0 ; S o m n I 1 4 2 ; F l a c c 1 1 5 . 400 S o E W N T I I I 1 0 4 8 f.; J o h n s o n , A n c B 2 4 1 ; H e i l i g e n t h a l 3 8 ; vgl. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 9 ; W i n d i s c h z. S t . ; E . P e t e r s o n , EYE 0 E O 2 ( F R L A N T 2 4 ) , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 2 6 , 2 9 5 - 2 9 9 . 401 S t e l l e n a n g a b e n ( Z a u b e r p a p y r i ) in E W N T I I I 1 0 4 8 f.; B a r r e t t / T h o r n t o n 3 5 ff.; H e i l i g e n t h a l 3 7 ; D i b e l i u s , K E K 1 9 7 ; L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 6 f. S . ferner J u s t D i a l 4 9 , 8 ; J o s e p h Bell V 4 3 8 . A n e i n e a p o t r o p ä i s c h e F o r m e l d e n k e n W a r d , A b r a h a m 2 8 5 ; M u ß n e r z. S t . ; P e t e r s o n (a. a. O . ) . 4 0 2
S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 9 ; ä h n l i c h S c h r ä g e , E t h i k 2 8 9 ; S c h n a c k e n b u r g , B o t s c h a f t II 2 1 9 . A n d e r s F r a n kemölle, Ö T K 444; Burchard, Z N W 1980, 39.
4 0 3
D a s i m p l i z i e r t : d e n W i l l e n G o t t e s erfüllen. V g l . u. a. Rom
4 0 4
W e n n m a n s o will, ist d a s E r s c h a u d e r n als R e a k t i o n e i n ( o b s c h o n u n g e w o l l t e s u n d p a s s i v i s c h - i n d u z i e r t e s )
1 2 , 1 f.
»Werk« der D ä m o n e n . Schwerlich darf m a n mit Frankemölle, Ö T K 4 4 7 , schreiben: » F ü r J a k sind die D ä m o n e n ein B e i s p i e l für C h r i s t e n , bei d e n e n G l a u b e u n d W e r k e a u s e i n a n d e r f a l l e n « . D a s trifft n i c h t d e n Punkt; J a k verwischt nicht die Fundamentaldifferenz zwischen irrenden Christen u n d D ä m o n e n . 4 0 5
D i e V e r w e n d u n g v o n (b b e i m V o k a t i v ist i m N T selten ( M a r t i n , W B C 9 0 ) ; J a k s c h r e i b t a l s o w i e d e r » k l a s s i s c h e n S t i l « . B u l t m a n n , D i a t r i b e 14: » t ö r i c h t e r S c h ü l e r « .
4
06 V g l . E p i c D i s s 1 2 1 , 2 ; II 6 , 1 7 ; 1 9 , 8 ; I V 4 , 3 5 ; P l u t T r a n q u 8 = M o r a l i a 4 6 9 b ; P h i l o S p e c L e g 1 3 1 1 ; J u s t D i a l 64,2. Vgl. im N T
Rom 2 , 1 ; 9 , 2 0 ; G a l 3 , 1 .
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
202
vorwurfsvoller Angriff auf das Verständnisvermögen einer Person, wobei sich xevog auf den »Kopf« bezieht und nicht etwa hier anzeigt, der Glaube des Angeredeten sei » l e e r « . Gemeint ist also seine T o r h e i t . Der Appell an die Einsicht (OeXeic; öe yvoovai) stößt insofern auf ungünstige Voraussetzungen und wenig Erfolgsaussichten. Die Terminologie läßt das Bild verzweifelter Bemühungen eines Lehrers mit einem dummen Schüler entstehen. Für Jak ist das Verhältnis von Glaube und Werken also eine Frage der besseren Einsicht, die man rational argumentieren kann und muß. Wie in V. 18 und 26 steht die Beurteilung der >>JtiöTig-x(uQLg-(Tcbv-)eQYa)v« zur Debatte. Anders als in V. 26 haben V. 18.20 den Artikel bei eQyoov, vielleicht um anzuzeigen, daß an bestimmte Werke, nämlich solche der Barmherzigkeit gedacht i s t . ° 9 XcuQtg bezeichnet eine Disjunktion; vgl. im N T »ohne Verbindung mit« (z. B IKor 4,8; Eph 2,12). Die Disjunktion schafft: eine sachliche Unmöglichkeit (z. B. etwas zu voll bringen Joh 15,5, Mann bzw. Frau zu sein IKor 11,11). Jak betont: löst man den Glauben von den Werken, will man ihn separat existieren lassen, so ist er otQyöc;. Die Vokabel wurde natürlich wegen des Wortspiels mit epya gewählt. Es macht aus dem Werk ein »Unwirken« (d-privativum). Der Akzent ist teils »nutzlos« (Mt 12,36), teils »ohne Betätigung« (Mt 20,3.6; l T i m 5,13; Tit 1,12 hier als S c h i m p f w o r t ) . Bei Jak kommen beide Aspekte zusammen: solcher Glaube bewirkt nichts und ist n u t z l o s . - Die Position und Funktion von V. 20 im Kontext sind aufgrund des ein leitenden öe nicht völlig klar. Als Summierung des Vorhergehenden sollte man ein ovv e r w a r t e n . Soll also das Abrahambeispiel eingeleitet w e r d e n ? 5 In der Sache steht V. 20 parallel zu V. 17, nicht jedoch in der Sprachform. Trotzdem sollte die Berührung mit V. 17.18 nicht gering veranschlagt werden; noch ist der Aspekt »recht fertigen« nicht erwähnt worden. Wie V. 26 zeigen wird, ist die gesamte Argumenta tion letztlich eine Sacheinheit. In V. 20 wird aufgrund der Einrede in V. 18 ein Zwischenfazit g e z o g e n . Es wird noch einmal festgestellt, daß ein Nur-Glaube zu nichts führt; er setzt nichts in Bewegung und schafft keinen Nutzen. 21 Der Vers beginnt mit einer negativen These in der Form einer rhetorischen Frage (V. 21a): »Wurde Abraham etwa nicht aus Werken gerechtfertigt?«. D e m schließt sich per participium coniunctum ein Hinweis auf die Opferung Isaaks an (V. 21b). Daß die The407
408
4
4 1 0
411
412
413
414
41
416
4 0 7
S o teilweise d i e ältere L i t e r a t u r ; s. D i b e l i u s , K E K 1 9 8 A n m . 1.
4 0 8
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 4 0 : » e i n s c h l e c h t B e r a t e n e r « ( n a c h E p i c u n d J u s t ) . Z u x e v ö g i m N T s. A p g 4 , 2 5 (= Ps 2 , 1 ) ; I K o r 1 5 , 1 0 . 5 8 ; l T h e s s 2 , 1 ; 2 K o r 6 , 1 : o h n e W i r k u n g , o h n e E r g e b n i s . K e v ö g k a n n a u c h m o r a l i s c h d i s q u a l i f i z i e r e n d g e m e i n t sein; vgl. R i 9 , 4 ; 1 1 , 3 L X X .
4
°9 So B - D - R § 252; Hauck, Brief 131; Frankemölle, Ö T K 448.
4 1 0
J o h a n n e s B . Bauer: E W N T III 1 1 8 2 - 1 1 8 4 .
4 1 1
M o o 1 0 7 a h m t d a s n a c h : »faith t h a t h a s n o w o r k s d o e s n o t w o r k « . V g l . M a r t i n , W B C 9 0 .
4 1 2
V g l . E W N T I 3 6 0 ; b e i d e A s p e k t e s i n d b e i 2 P e t r 1,8 m ö g l i c h . V g l . w e i t e r J o s e p h A n t 1 2 , 3 7 8 ; P h i l o
4 1 3
J a k s a g t n i c h t s ü b e r » ( n u t z l o s ) in b e z u g a u f « . W a l k e r 1 7 4 e r g ä n z t » d a s H e i l « , i n t e r p r e t i e r t a l s o s o t e r i o l o -
S p e c L e g II 8 6 . 8 8 . g i s c h . A h n l i c h S c h l a t t e r , G l a u b e 4 2 9 : » U n w i r k s a m , ägyr],
heißt das G l a u b e n nicht deswegen,
weil
s c h l e c h t h i n k e i n e W i r k u n g e n v o n i h m a u s g i n g e n , s o n d e r n d e s w e g e n , weil es d a s e i n e g r o ß e E r g e b n i s , a u f das alles a n k o m m t , d i e E r r e t t u n g u n d E i n f ü h r u n g ins R e i c h , n i c h t e r l a n g t . « D o c h J a k b e t o n t d a s n i c h t direkt. 4 1 4
Mußner, Jakobusbrief 139.
4 1 5
S o L a w s , C o m m e n t a r y 1 2 8 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 3 9 f.
4 1 6
Evtl. k a n n m a n m i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 4 8 , s a g e n , V. 2 0 h a b e e i n e » ü b e r l e i t e n d e F u n k t i o n « .
203
2,20-21
se dem Leser als Gegenthese erscheinen muß, zeigt bereits ihre absolute und unvor bereitete Gestalt. Jak wendet sich gegen eine andere Deutung des Verhaltens Abra hams, aller Wahrscheinlichkeit nach die des Paulus (s. die Vorbemerkungen zu 2,1426). Das Stichwort »rechtfertigen« läßt Jak erstmals und überraschend in die Diskus sion einfließen, auch die Nennung Abrahams erfolgt völlig unvorbereitet. ^Zwar erwähnt Gen 15,6 die Rechtfertigung Abrahams; Jak bringt das jedoch erst etwas spä ter (V. 23). In gewisser Weise erläutern V. 22 f., was Jak unter »rechtfertigen« versteht. Aber zunächst stellt eöixaia)0r] eine semantische Leerstelle dar. Wie soll der Leser sie füllen? Setzt Jak als Vorverständnis allgemeine jüdische bzw. frühchristliche Begriff lichkeit voraus, oder greift er ein paulinisches Theologoumenon a u f ? Generell ist für den ntl. Sprachgebrauch festzuhalten, daß das Verb öixaiöoo lediglich 39mal erscheint, davon 25mal bei Paulus (ohne Past.), 7mal in Lk/Apg. Die griechische Vokabel bedeutet an sich »für recht und billig halten« sowie »richten, bestrafen«. 9 Die forensische Terminologie bezeichnet demnach hier Abraham als einen »Gerech ten«, ohne daß an ein eschatologisches Gericht gedacht werden m ü ß t e . Wie aber steht das in Relation zur Darbringung I s a a k s ? Das Verb avaqpeoeiv, termtech für »opfern«, findet sich in Gen 22 L X X nicht direkt in dem bei Jak zitierten V. 9 (dort heißt es ejteGnxev), wohl aber im Kontext (V. 2.13). Das Partizip Aor. aveveyxag wird in der Regel temporal übersetzt, oft aber kausal interpretiert. Beides liegt dicht beisammen; auf jeden Fall scheint die Darbringung die direkte Voraussetzung der Rechtfertigung zu sein. Die Passivform eöixaiobGri impliziert Gott als logisches Subjekt, so daß Übersetzungen wie »Abraham erwies sich als Gerechten« den Kern nicht treffen. 3 Die Rechtfertigung erfährt Abraham mitten in seinem Leben mit Gott, nicht etwa als Anfangserfahrung, auch nicht als Krönung am (oder gar nach) Ende seines Lebens, und von Sündenvergebung ist hier nicht die R e d e . Das Ver hältnis zwischen Gott und Abraham ist am besten doch wohl im Rahmen der Bundestreue zu verstehen. Abrahams Tat ist ein Erweis seiner Treue zu Gottes Wort, und Gottes Antwort stellt fest, daß Abraham dem Bundesethos entspricht. 4
4 1 8
41
420
421
422
42
4 2 4
425
4 1 7
D a s B e i s p i e l in 2 , 1 5 f. m a g z w a r in d e r S a c h e Ä h n l i c h k e i t e n m i t j ü d i s c h e n D a r s t e l l u n g e n A b r a h a m s h a b e n (so W a r d , A b r a h a m 2 8 8 ) ; a b e r J a k verlegt d o r t d i e S z e n e v ö l l i g in d i e S i t u a t i o n d e r A d r e s s a t e n ( » j e m a n d v o n e u c h « ) . B u r c h a r d , H N T z. St . : » J a k b e r u f t sich a u f A b r a h a m ( u n d R a h a b V. 2 5 , d i e P r o p h e t e n 5 , 1 0 , H i o b 5 , 1 1 , E l i a 5 , 1 7 f. ...) ä h n l i c h w i e E p i k t e t a u f S o k r a t e s o d e r D i o g e n e s . . . « .
4 1 8
V g l . V o r b e m e r k u n g e n z u 2 , 1 4 - 2 6 ( P k t . 5 - 6 ) . D i e K l ä r u n g d e r V o r a u s s e t z u n g e n ist e i n e für d i e K o m m e n
4 1 9
In d e n E v a n g e l i e n n u r M t 1 1 , 1 9 par. L k 7 , 3 5 ( Q ) . U b e r w i e g e n d e r s c h e i n t d a s V e r b i m Passiv. V g l . P a s s o w
tierung wesentliche Vorfrage, die nicht i m m e r ausreichend beachtet wird. I 6 8 8 ; Karl Kertelge: E W N T I 7 9 7 . 4
20 M i t D i b e l i u s , K E K 1 9 9 .
4 2 1
V g l . d a z u L u k a s K u n d e r t , D i e O p f e r u n g / B i n d u n g I s a a k s ( W M A N T 7 8 - 7 9 ) , N e u k i r c h e n 1 9 9 8 (I z u A T ,
4 2 2
Temporal: Johnson, A n c B 237; Martin, W B C 76; Mußner, Jakobusbrief 140; Schnider 67; Laws, C o m
F r ü h j u d e n t u m u n d N T ; II z u r a b b i n i s c h e n T e x t e n ) . m e n t a r y 1 1 9 ; M o f f a t t 4 2 . K a u s a l z. B . D i b e l i u s , K E K 2 0 0 . B e h u t s a m e r F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 4 9 , d e r ferner a n f ü h r t : relativisch, m o d a l , u n d d e r sich z u R e c h t g e g e n eine v o r z e i t i g e F e s t l e g u n g a u f d i e K a u s a l i t ä t w e n d e t , J a k lasse eine » U n b e s t i m m t h e i t s s t e l l e « . 4 2 3
M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 4 1 . A n d e r s J o h n s o n , A n c B 2 4 2 » s h o w n to b e r i g h t e o u s « ; besser H o r t 6 3 » a p -
4 2 4
V g l . M a r t i n , W B C 9 1 ; D i b e l i u s , K E K 1 9 9 . 2 1 0 f.
p e a r r i g h t e o u s in G o d ' s s i g h t « o d e r M a r t y 1 0 4 » G o d s a n c t i o n s his r i g h t e o u s n e s s « . 4 2
5 Mit Martin, W B C 92.
204
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n . 426
Bereits Gen 22,16-18 interpretiert die Aqeda in dieser W e i s e : »Weil du dies getan hast, werde ich deine Nachkommenschaft segnen«. Ahnlich äußern sich auch J u b 23,10; Sir 44,19 f.; IMakk 2,51 f.; sie betonen Abrahams Bundestreue. IMakk 2,52 spricht sogar direkt von Rechtfertigung (ekoyioQr\ rxuxcp eig öiaxaiooi3vr]v). Sir 44,20 und I M a k k 2,52 nennen die Aqeda JteiQaouog. In der jüdischen Tradition galt Abraham ohnehin als Gestalt der Erprobungen; die zehnte, letzte und schwerste war die Aqeda (Jub 19,8; Aboth 5 , 4 ) . Jak stellt allerdings keine direkte Beziehung zu dem Stichwort JteiQaouog h e r . Eine weitere jüdische Tradition hat man in V. 21 zu erkennen gemeint, und zwar wegen des Plurals » W e r k e « (auch in V. 22). Abra ham galt (vor allem aufgrund von Gen 18) als Muster der Gastfreundschaft. Eben wegen seiner Verdienste gerade dieser Art nun sei Abraham die Opferung Isaaks erlas sen w o r d e n . Aber eine solche Gedankenkette würde V. 21 die Wucht nehmen; der Plural »Werke« erklärt sich viel leichter daraus, daß Jak eine Gegenthese (wie R o m 3,28; 4,2; Gal 2,16) im Blick hat. Ein weiterer Zug aus Sir 44,20 und IMakk 2,52 könnte jedoch auch Jak bestimmen; dort wird notiert, daß sich Abraham in der Erprobung als moxög erwies. Liest man V. 21 von V. 18 her, so gilt, daß aus Abra hams Werken auf seine moxig geschlossen werden kann. Das widerspricht zudem einer Interpretation, die in V. 21 jederlei Beziehung zwischen Rechtfertigung und Glaube ausgeschlossen sehen w i l l . Jak wird sich dazu in V. 22 ff. noch äußern. In V. 21 setzt er den Akzent anders; hier betont er die Wichtigkeit der Werke, ohne die es eine Rechtfertigung Abrahams nicht gegeben hätte. Abraham war eben von ande rem Kaliber als die Vertreter der Position einer »JtiöTig-xcoQig-xa)v-8QYW - Dieser Abraham ist »unser Vater«. Das Frühchristentum übernahm aufgrund seines heilsge schichtlichen Selbstverständnisses diese von Hause aus jüdische Bezeichnung (Mt 3,9; Joh 8,39.53; Rom 4,1; 2Kor 11,22; l C l e m 3 1 , 2 ) . Die Wendung besagt also nichts über eine judenchristliche Adressatenschaft des Briefes. Daß Jak sie hier ver wendet, impliziert einen gewissen Streit über wahre Abrahamskindschaft, wahr scheinlich mit seinen »paulinischen« Kontrahenten. Der Streit entzündete sich gera de an der Stellung zum Glauben, betont doch Gal 3,7: ol ex moxeoog, ovxoi vloi eiöiv AßQad|x. Jak verwendet zwar nicht des Syntagma »Kinder Abrahams«, aber die For mel »Abraham, unser Vater« besagt dasselbe. 22 Formal gesehen, bewegt sich Jak hier immer noch im Rahmen des »Sonderdialogs«. V. 22 zieht einerseits die Folge rung (»du siehst«) aus V 21 und leitet andererseits zum Schriftzitat in V. 23 über. Danach (V. 24) wendet sich Jak wieder an die »ihr«. In V. 22a.b erfolgen zwei Aussa gen über die Jtioxig als Subjekt mit den finiten Verben Ö W T J Q Y d exe^eiobOr]. Bei4 2 7
428
429
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431
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433
v<<
4 3 4
9
8 1
4 2 6
u n
So zu Recht Mußner, Jakobusbrief 1 4 1 . 7 V g l . 4 M a k k 9 , 2 1 ; 1 6 , 1 9 f. 2 8 ; 1 7 , 6 ; 1 8 , 2 0 ff. A n d e r s d e r A k z e n t bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 2 . 9 W a r d , A b r a h a m 2 8 6 ff. V g l . C h a d w i c k . 30 S o u. a. P h i l o , A b r 1 6 7 ; G e n R 4 9 , 4 ; l C l e m 1 0 , 1 2 . Weiteres bei W a r d , A b r a h a m 2 8 6 f. 431 W a r d , A b r a h a m 2 8 , 7 u n t e r H i n w e i s a u f G e n R 5 5 , 4 ; 5 6 , 5 ; J o s e p h A n t I 2 3 3 . 432 D i b e l i u s , K E K 2 0 9 ff.; H o p p e 1 1 1 . 433 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 0 - 4 5 2 , g e g e n W a l k e r 1 7 5 ff; S c h u l z 6 4 8 f. 34 S. J e s 5 1 , 2 ; 4 M a k k 1 6 , 2 0 ; A b o t h 5 , 2 f. 1 9 . B e i P a u l u s Rom 4 , 1 1 f.; 9 , 7 f.; G a l 2 , 7 . 2 9 . V g l . L a m b r e c h t ; P. M ü l l e r ; N e u b r a n d ; Roloff; S o a r d s ; W i e s e r . 4 2
4 2 8
4 2
4
4
205
2,21-22
de Verben stehen in Vergangenheitsformen (Imperfekt und Aor.). Der Appell an das Sehen rekurriert auf den durch das Schriftwort vermittelten Augenschein. Weil m a n g im Folgenden das Subjekt ist, vom Glauben aber expressis verbis in V. 21 nicht die Rede war, ist impliziert, daß die Tat Abrahams seiner maxig entsprang. V. 22 interpretiert damit V. 21 nachträglich in der Weise, daß zwar die Rechtfertigung aus den Werken geschah, daß die Jtiaxig jedoch durchaus auch eine Rolle spielt. Im Fall Abrahams handelt es sich um eine »maxig-öi)v-xoTg-8YOig«. Jak formuliert das freilich aktivisch: f| Jtiaxig auvr|QY£i xoig £Qyoig amov. Das Verb ovvEQyelv darf nicht abgeschwächt werden zu »unterstützen, helfen«.435 Die Aktivität geht vom Glauben a u s , und zwar im vorliegenden Beispiel Abrahams dauerhaft, wie das bei Jak (einzige!) Imperfekt z e i g t . Das Verhalten des Abraham zeigt für Jak ein Zusammens p i e l von Glaube und Werken, ohne daß er es im einzelnen erläutert. Der Text läßt nicht erkennen, ob Jak an weitere Taten (als die Aqeda) denkt, auch wenn formuliert ist »seine Taten«. Das ist auch nicht entscheidend, denn die erwähnte Tat läßt sich ohne weiteres als eine Kette von Einzelentscheidungen und -Taten verstehen. Iliaxig ist eine unzerlegbare, nicht multiplizierbare Grundhaltung, während sich die Aktivität pluralisch auswirkt. Es geht Jak vor allem um das Prinzip, das »Zusammenwirken«. Durch das Verb öwegyelv erhöht sich zwar der Anteil der Wörter mit £Qy-, aber das beeinträchtigt nicht die Partnerschaft von Glaube und Werken. - Jak führt den Gedanken in V. 22b noch weiter: »aus den Werken wurde der Glaube vollendet«. Trotz des Fehlens von amov bei beiden Gliedern ist, wie Aorist und Kontext (speziell V. 23) zeigen, weiterhin an Abraham gedacht, aber die Formulierung tendiert zugleich ins Grundsätzliche. Te^eioüv ist auf Vollständigkeit ausgerichtet. Zunächst einmal heißt das, daß der Glaube ein Ziel h a t ; er existiert nicht einfach für sich hin, sondern will/soll zur vollen Entfaltung, zur Reife gelangen. Darauf hatte Jak bereits in 1,2-4 aufmerksam g e m a c h t , indem er moxig, i)Jtoux)vf| und egyov xeXeiov mit der Zielsetzung Iva f)xe xeXeioi zusammenschaltet. Gelebter Glaube will 4 3 6
437
438
439
440
441
442
4 3 5
S o a l l e r d i n g s B a u e r - A . 1 5 7 0 ( n a c h » m i t w i r k e n « ) ; vgl. D i b e l i u s , K E K 2 0 0 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 4 2 . K r i tisch d a g e g e n F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 4 ; H e i l i g e n t h a l 4 1 : Z u s a m m e n w i r k e n g l e i c h r a n g i g e r G r ö ß e n , m i t H i n w e i s a u f T e s t R u b 3 , 6 ; T e s t G a d 4 , 5 . 7 . E b e n s o H o p p e 1 1 4 f.; K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 9 . D i f f e r e n z i e r e n d W o l f - H e n n i n g O l l r o g : E W N T I I I 7 2 6 - 7 2 9 : a n s i c h » M i t - o d e r Z u s a m m e n w i r k e n « bei P e r s o n e n » U n t e r s t ü t z u n g , H i l f e l e i s t u n g , Z u w e n d u n g « (so b e s o n d e r s i m p a u l i n i s c h e n S c h r i f t t u m ) . V g l . o. i m V o r w o r t z u 2 , 1 4 - 2 6 ü b e r u n t e r s c h i e d l i c h e Ü b e r s e t z u n g e n . — Z u m P r o b l e m d e s S y n e r g i s m u s vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 455
4 3 6
f.
H o p p e 1 1 5 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 4 2 : d e r G l a u b e sei d a s P r i m ä r e , d e n W e r k e n v o r g e o r d n e t . Z u r ü c k h a l t e n d e r F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 5 : z w a r zeitliche, a b e r n i c h t s a c h l i c h e P r i o r i t ä t d e s G l a u b e n s . Z u m V e r g l e i c h m i t P a u l u s hier s. L o d g e ( d e r a u c h 1 , 2 2 - 2 5 u n d 3 , 1 3 - 1 8 m i t h e r a n z i e h t ) .
4 3 7
E s ist n i c h t e n t s c h e i d e n d , o b d a s I m p e r f e k t m e h r d u r a t i v (so M a r t i n , W B C 9 3 , ; A d a m s o n , E p i s t l e 1 3 0 ) o d e r iterativ (so K o n r a d t , E x i s t e n z 2 2 9 ) z u n e h m e n ist. B i e d e r 1 0 3 b e t o n t d e n w i e d e r k e h r e n d e n » V o l l z u g seines G e h o r s a m s « .
4 3 8
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 4 2 s p r i c h t , n i c h t g a n z g l ü c k l i c h , v o n » S y n t h e s e « ; vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 4 . E i n s c h ö n e s W o r t s p i e l i m E n g l i s c h e n bei M a r t i n , W B C 9 3 : faith »>worked< w i t h w o r k s t o p r o d u c e a >working faith<«.
4 3
9 A n d e r s M a r t i n , W B C 9 3 , w e g e n d e s Plur. (s. o. bei V. 2 1 ) .
4 4 0
M a r t i n , W B C 9 3 : C o m p l e t i o n , b r i n g t o m a t u r i t y . V g l . H a n s H ü b n e r : E W N T I I I 8 2 1 f. F r a n k e m ö l l e , ÖTK
4 5 6 f., z u R e c h t : n i c h t E r g ä n z u n g . A d a m s o n , E p i s t l e 1 3 0 : v o r h e r n i c h t » d e f e c t i v e « .
4 4 1
H o p p e 1 1 5 ; d a r i n liege e i n e D i f f e r e n z z u m J u d e n t u m ( H i 2 3 , 1 0 ; P h i l o A b r 1 7 7 ) .
4 4 2
H o p p e 1 1 6 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 6 f.
206
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
sich »verwirklichen«, »auswachsen«.443 Im Fall Abrahams geschah das (Aorist) tat sächlich, und zwar anscheinend gerade in seinem Verhalten bei der Aqeda. Dieses »vollendet werden« erfolgte ex XÜJV coycov. Die Formulierung mit ex ist kontextuell vorgegeben (V 18.21), auch die Rechtfertigung geschah ex xcov coycov. Von Hause aus ist ex räumlich konzipiert ; in übertragener Bedeutung mit kausaler Nuance erscheint es in der (paulinischen) Rechtfertigungslehre und gewinnt dort auch einen instrumentalen Sinn. Zu übersetzen ist demnach »aufgrund der Werke«, ja, »mittels der W e r k e « . Die Werke sind gleichsam die Quelle, aus der der Glaube das schöpft, was er zu seiner Vervollkommnung benötigt. 23 Die Aussagen von V. 22 werden mit einem weiteren Aorist fortgesetzt, jetzt jedoch ist f| yoaqpf) Subjekt, nicht mehr f| m a n g . Gedacht ist offenbar weiterhin primär an die Aqeda und was sich daraus ergab: eben darin/dabei wurde f| yQaqpf| erfüllt. Zeitlich liegt Gen 15 vor Gen 22; das scheint Jak gewußt zu haben und insofern kann er die Aqeda-Szene als Erfüllung einer Ankündigung verstehen. Genau genommen, sorgte Gott selbst (passivum divinum) für die Erfüllung, denn auch bei e^oyioOr] und e x ^ O n ist »Gott« logisches Subjekt. Jak zitiert zunächst Gen 15,6 fast genau nach der L X X , abgesehen von dem öe nach e m ö x e u a e v , fügt dann aber die Notiz über die Gottesfreundschaft Abra hams an; sie stammt aus der jüdischen Tradition (in Jub 19,9 findet sie sich bereits mit Gen 15,6 verbunden). Für Jak umfaßt die »Schriftaussage« offensichtlich beide Elemente: Rechtfertigung und Gottesfreundschaft. Dabei scheint das zweite das erste zu interpretieren , so daß sich eine interpretatio hellenistica der Rechtfertigungs lehre ergibt. Während im A T und noch mehr im N T das Motiv »Gottesfreundschaft« peripher b l e i b t , war es dem alten Griechentum eine geläufige Vorstellung. ^ Die klassische Philosophie und Dichtung wurden dabei freilich zurückhaltender, und zwar wegen der Kritik am herkömmlichen Gottesbegriff. 1 P l a t o erörtert das Motiv qpdog Oetoig einerseits von der Gerechtigkeit her (die Gott stets folgt), 444
445
446
447
448
449
4
45
4 5 2
453
4 4 3
W e n n m a n s o will, k ö n n t e m a n hier ( n a c h A r i s t o t e l e s ) v o n d e r E n t e l e c h i e d e s G l a u b e n s r e d e n . - N i c h t z u schnell sollte m a n a u f » r e t t e n d e n G l a u b e n « f o l g e r n , g e g e n H o p p e 1 1 5 f.; K o n r a d t , E x i s t e n z 2 3 0 .
4 4 4
4 4
Gerd Lüdemann: E W N T I 977-980.
5 A d a m s o n , Epistle 130.
4 4 6
Vgl. Mußner, Jakobusbrief 143; Frankemölle, Ö T K 4 5 7 ; Martin, W B C 93; anders M a y o r 104; Ropes 2 2 1 : J a k f o l g e n i c h t d e m S c h e m a v o n P r o p h e t i e u n d E r f ü l l u n g , s o n d e r n G e n 15 b e s t ä t i g e d i e A u s s a g e d e s J a k . A b e r d a d u r c h w i r d 8JtXr]Qü)0r| d i e K r a f t g e n o m m e n . V g l . n o c h O e m i n g .
4 4 7
In d e r L X X st eh t d a v o r ein x a i . J a k h a t d i e s e l b e T e x t f o r m w i e Rom 4 , 3 ; l C l e m 1 0 , 6 ; J u s t D i a l 9 1 . In G a l
4 4 8
M i t Mußner, J a k o b u s b r i e f 144; H o p p e
3 , 6 o h n e Partikel ( w o h l w e g e n x a O c b g ) . 117; Burchard, Z N W
1980, 4 3 : »Freund Gottes« geht über
»gerecht« noch hinaus. 4 4
9 K . T r e u : R A C X I 1 0 4 9 . 1 0 5 1 . D e r atl. W e l t ist der G e d a n k e v o n H a u s e a u s f r e m d ; vgl. G u s t a v S t ä h l i n : T h W N T I X 1 5 3 . 1 5 6 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 8 ; P e t e r s o n , G o t t e s f r e u n d 1 7 5 ff. Z u Sir s. Reiterer; F i t z g e rald, F r i e n d s h i p ; S c h r e y : T R E X I 5 9 3 f.; z u m N e u p l a t o n i s m u s D . G e o r g i , J S H R Z I I I / 4 , 4 2 5 (zu W e i s h 7 , 1 4 ) . Z u W e i s h : Stella L a n g e , T h e W i s d o m o f S o l o m o n a n d P l a t o : J B L 1 9 3 6 , 2 9 3 - 3 0 2 .
4
50 T r e u : R A C X I 1 0 4 4 ; vgl. H e i n z - H o r s t S c h r e y : T R E X I 5 7 3 f.; S t ä h l i n : T h W N T I X 1 4 9 . D i e F r e u n d s c h a f t galt als » M u t t e r d e r T u g e n d e n « ( S c h r e y 5 9 1 , z u P y t h a g o r a s ) . N a c h g r i e c h i s c h e m V e r s t ä n d n i s k o n n t e m a n sich d u r c h T u g e n d G o t t z u m F r e u n d m a c h e n ( S c h r e y 5 9 3 ) . M ö g l i c h e r w e i s e h ä l t J a k d i e Pistis für s o l c h e i n e Tugend, demonstrierbar an A b r a h a m .
4 5 1
E i n z e l h e i t e n bei T r e u 1 0 4 5 f.: ein N e u t r u m ( d a s G ö t t l i c h e ) läßt s i c h n i c h t in p e r s ö n l i c h e B e z i e h u n g z u M e n s c h e n b r i n g e n . B e s o n d e r s A r i s t o t e l e s hält eine n ü c h t e r n e D i s t a n z .
452 Y g j P e t e r s o n , G o t t e s f r e u n d 1 6 8 , d e r d o r t d e n U r s p r u n g v e r m u t e t . 4 5 3
D a s ist n i c h t d a s s e l b e w i e cpiAog Oeoü.
207
2,22-23
andererseits vom Prinzip »Ähnliches folgt dem Ähnlichen« (Leg IV 716). Für die Kyniker und Stoiker sind die Weisen Freunde Gottes, die alles mit Gott teilen. Die jüdisch-hellenistische Weisheitsliteratur kommt dem nahe: Wer die Weisheit erwarb, schloß Freundschaft mit Gott (Weish 7 , 1 4 ) . Die Weisheit »rüstet Gottesfreunde und Propheten aus« ( 7 , 2 7 ) . Die L X X übersetzt zurückhaltend (so Jes 41,8; 51,2; 2Chr 20,7; Dan 3,35 bei A b r a h a m ? ) , anders dagegen Philo, der Abraham als Freund Gottes bezeichnet (Abr 273; Sobr 56; Migr 4 5 ) , ebenso J u b 19,9; ApkAbr 9,6; 10,6; TestAbr 13,1.6; D a m 3 , 2 . 9 Zwar ragen Abraham und Mose (SacrAbC 131) hervor; aber der Titel gebührt für Philo allen Weisen bzw. Frommen (LegAll 3,1) bzw. für die Rabbinen allen Tora-Studenten (Abot 6 , 1 ) > ja ganz Israel (DtnR 3 [200d]). Im N T bringt nur Jak Formulierungen über Gottesfreundschaft (2,23 und 4 , 4 ) ; die Linie setzt sich in l C l e m 10,1; 17,2 f o r t . Gottesfreund schaft meint ein personales Näheverhältnis, das die Aspekte Vertrautheit und Partizi pation einschließt. Intratextuell zielt Jak bereits auf den grundlegenden Kontrast zwi schen der Freundschaft mit G o t t und mit der Welt (4,4). Abraham hat insofern eine Vorbildfunktion für die Christen; und damit auch sein Glaube, der »mit seinen Werken zusammenwirkte« (2,22). Einen solchen Frommen kann Gott als »gerecht« und als »Freund« bezeichnen. Ausgangspunkt für Gottes Handeln ist Abra hams Glaube; von seinen Werken ist nicht mehr die Rede; Jak hatte die Aussage »Abraham glaubte Gott« bereits durch V. 21 f. interpretiert und abgesichert; Glaube bedeutet hier absolutes Vertrauen, das sich in der Praxis b e w ä h r t . Eben dieses Ver halten wurde ihm von Gott eig öixcaooi>vr]v angerechnet. O b dabei an »eine Art 454
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E p i k t e t w i r d m i t d e m a n o n y m e n E p i g r a m m geehrt: » . . . x a i qpiAog d O a v d x o i g « . E p i k t e t stellt F r e u n d s c h a f t u n d Freiheit z u s a m m e n als i n n e r e W e r t e , d i e alles ü b e r s t e i g e n ( D i s s 4 , 3 , 9 ) :
»fkevQeQOC, yag eiui
x a i cpilog
TOV OeoCJ, u m i h m freiwillig z u g e h o r c h e n « . Z u G r a b i n s c h r i f t e n vgl. S c h r e y : T R E X I 5 9 3 . S. a u c h T r e u : R A C I X 1 0 4 7 f. z u P l u t a r c h , z u m S y l l o g i s m u s d e s D i o g e n e s ( D i o g L a e r t 6 , 3 7 . 7 2 ) , z u r K r i t i k seitens d e r E p i k u r ä e r u n d z u m N e u p l a t o n i s m u s ( G o t t e s f r e u n d s c h a f t als Z w i s c h e n s t u f e z u r u n i o m y s t i c a ) . 4
55 D i e t e r G e o r g i , J S H R Z I I I / 4 ( 1 9 8 0 ) 4 2 5 m i t A n m . z u V. 1 4 c : D i e m i t d e r h i m m l i s c h e n W e i s h e i t B e g a b t e n s i n d ihrer B i l d u n g a u s g e s e t z t ; d a r a u s e r h a l t e n sie G a b e n , d i e sie für d i e G o t t e s f r e u n d s c h a f t e m p f e h l e n .
Zu
Sir vgl. J e r e m y C o r l e y , F r i e n d s h i p A c c o r d i n g t o B e n S i r a , in: R e n a t e E g g e r - W e n z e l / I n g r i d K r a m m e r ( H g . ) , D e r E i n z e l n e u n d s e i n e G e m e i n s c h a f t bei B e n S i r a ( B Z A W 2 7 0 ) , B e r l i n 1 9 9 8 ( d e G r u y t e r ) 1 9 9 8 , 6 5 - 7 2 ; Reiterer. 4 5 6
V g l . G e o r g i 4 2 8 f. N u r hier findet sich in d e r L X X e x a k t d e r T i t e l qpiAog Oeoü.
4 5 7
D i r e k t d a g e g e n E x 3 3 , 1 1 bei M o s e . V g l . a u c h
4 5 8
P h i l o v e r w e n d e t a u c h d e n S y l l o g i s m u s d e s D i o g e n e s für M o s e ( V i t M o s I 1 5 6 ) : T r e u : R A C X I 1 0 5 0 .
4
138,17.
59 E b e n s o d i e R a b b i n e n : S t r . - B . I I I 7 5 5 .
4
^o V g l . S t ä h l i n : T h W N T I X 1 5 6 , 1 7 ; Schlatter, B r i e f 2 0 3 A n m . 2 . S o d i e P r o p h e t e n ( P h i l o V i t M o s I 1 5 6 ) , v o r nehmlich jedoch Abraham.
4 6 1
Z u m - eher s p ä t e r e n - A l t e r v o n A b o t h (generell u n d u m s o m e h r v o n K a p . 6 ) vgl. G ü n t e r S t e m b e r g e r , D i e i n n e r r a b b i n i s c h e Ü b e r l i e f e r u n g v o n M i s c h n a A b o t , in: H u b e r t C a n c i k u. a. ( H g . ) , G e s c h i c h t e - T r a d i t i o n - R e f l e x i o n ( F S M a r t i n H e n g e l ) , I J u d e n t u m (hg. Peter S c h ä f e r ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 1 9 9 6 ,
4
62 V g l . n o c h L k 1 2 , 4 u n d J o h 1 5 , 1 3 . 1 5 ;
4 6 3
511-527.
21,15-17.
S p ä t e r d a n n C l e m A l u n d I r e n a u s ; s. T r e u : R A C X I 1 0 5 2 f. Z u n ä c h s t a b e r h e r r s c h t bei d e n
Apostolischen
V ä t e r n u n d bei d e n A p o l o g e t e n w e i t e r h i n Z u r ü c k h a l t u n g . 464 V o r a u s s e t z u n g d a f ü r ist d i e » W e i s h e i t v o n o b e n « ( 3 , 1 7 f.). 4 6 5
W i e s e r 7 9 ff. s p r i c h t - w o h l z u s c h e m a t i s c h ( H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 1 3 4 f.) - u. a. v o m » B e w ä h r u n g s m o d e l l « bei A b r a h a m (zu G a l 3 u n d Rom 4 ) .
4
66 S o a u c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 7 .
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .
208 467
468
himmlische B u c h f ü h r u n g « gedacht ist, darf bezweifelt w e r d e n ; denn Jak will betonen, daß Abraham zum Freund Gottes »erklärt« (exX,r|6r]) wurde, und das bereits zu dessen Lebzeiten (»er wurde Freund Gottes g e n a n n t « ) . Die »Anrechnung zur Gerechtigkeit« versteht Jak wahrscheinlich als Akt im Rahmen der Bundesbeziehun gen (vgl. o . ) ; Abraham erwies sich den Anforderungen gewachsen und bekam dafür das Prädikat »gerecht« verliehen. Der Aspekt »Rechtfertigung« scheint für Jak primär von argumentativ-polemischem Interesse zu sein, will er doch eine bestimm te Interpretation und Verwendung von Gen 15,6 ausschalten. ! Er ist sich bewußt, daß das Aussagegewicht einer Schriftstelle bedeutend ist. So schließt er Gen 15,6 durch ejrAr]Qü)6r] an das Vorige an und wendet das Zitat damit gegen seine Kontra henten. Gen 15 sei von vornherein auf Gen 22 bezogen und dort in Erfüllung gegangen. 24 Ähnlich wie bei ßAijteig in V. 22 wendet sich Jak an die »Einsicht« (ooäxe), meint er doch, den Fall ad oculos demonstriert zu h a b e n . Der Inhalt von V. 24 (ÖTI ...) kommt V. 21a nahe: Rechtfertigung geschieht e§ eQywv. Der Streit punkt lautet demnach auch hier: Rechtfertigung; sie bleibt das Thema. Die Aussage über Abraham gilt generell für »den Menschen« (äv0QO)Jtog, ebenso Paulus in Rom 3,28; Gal 2,16). - Nach V. 23 (Glaube) mag man V. 24a (Werke) überraschend fin den, aber selbstverständlich ist V 23 im Sinne des Vorigen zu lesen. Der Akzent kann also wieder wechseln: Auf die Werke kommt es an! Sie sind die »Quelle« (ex) der Rechtfertigung. Die Polemik geht noch einen Schritt weiter: x a i ovx ex maxeoog uovov (V. 24b). O b Jak damit eine gegnerische Parole aufgreift , ist ungewiß. Argumentativ-logisch ist JLIÖVOV für Jak unverzichtbar. Jak wendet sich sowohl gegen eine Ausschließlichkeit der »Rechtfertigung aus Glauben« als auch gegen eine Ausschlie ßung des Glaubens aus der Rechtfertigung. Soeben (V 23) war noch die Wichtigkeit des Glaubens für die Rechtfertigung beleuchtet worden; also muß der Glaube dabei eine Rolle spielen, wie auch schon V. 22 darlegte. Aber es darf keinesfalls zu einem Glaubensmonismus kommen, der den Glauben isolieren und gegen die Werke aus spielen würde. Positiv heißt das »Rechtfertigung auch aus Glauben«. Daß Jak so nicht formuliert, liegt an seiner polemischen Zielsetzung. Er wird dabei zum Verteidiger eines Glaubens, der nicht zur Karikatur seiner selbst w i r d . Jede Alternative zwi469
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S o D i b e l i u s , K E K 2 1 3 , m i t B e z u g a u f A b o t h 3 , 1 6 ; J u b 3 0 , 1 9 f. (ebenfalls 2 0 1 m i t B e z u g a u f A b r a h a m s L o h n ) . M i t H o p p e 117; K o n r a d t , E x i s t e n z 2 3 9 f. D i b e l i u s , K E K 2 0 2 , versteht G e n 1 5 , 6 als G o t t e s s p r u c h über A b r a h a m s ganzes L e b e n . 470 o. zu V. 2 1 . D a s k o m m t d e m K o n z e p t »covenantal n o m i s m « bei E . P. S a n d e r s nahe; in: Paul a n d Palestinian J u d a i s m , P h i l a d e l p h i a 1 9 7 7 ; Paul, the L a w a n d the J e w i s h People, P h i l a d e l p h i a 1 9 8 3 ; J e w i s h L a w f r o m J e s u s to the M i s h n a h . Five S t u d i e s , P h i l a d e l p h i a 1 9 9 0 . Ä h n l i c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 7 , zur »rhetorischen Strategie« des J a k . M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 7 : » E r will sie in der A u t o r i t ä t der S c h r i f t . . . verstricken u n d f a n g e n « . G e n 1 5 , 6 ist eine A r t G o t t e s u r t e i l . - V o m K o n t e x t in G e n 15 ( N a c h k o m m e n - V e r h e i ß u n g ) läßt J a k nichts e r k e n n e n - a n d e r s Paulus in Rom 4 , 1 8 ff. B u r c h a r d , H N T z. St.: » D e r Z w i s c h e n r e d n e r ist widerlegt, J a k zeigt d e n A d r e s s a t e n d a s E r g e b n i s in Verallge meinerung«. D i e V e r b f o r m ist p r ä s e n t i s c h - u n d s o m i t »überzeitlich« (Mußner, J a k o b u s b r i e f 1 4 5 ) . W i e d e r liegt ein passiv u m d i v i n u m vor (ebd. 1 4 6 ) . V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 4 5 A n m . 7 als Frage; M a r t i n , W B C 9 6 . - M u ß n e r 1 4 5 notiert ferner: J a k schreibt nicht ex JtioxecDg \i6vt\c, (»aus b l o ß e m G l a u b e n « ) , 6 Vgl. Martin, W B C 96; Via 2 5 5 - 2 5 7 .
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209
2,23-25
sehen Glaube und Werken ist für Jak ebenso unverständlich wie falsch. 25 Ein wei teres, ähnliches atl. Beispiel soll belegen, daß die Rechtfertigung e§ 8Qy(ov erfolgt (V. 25a, als rhetorische Frage). Jak bekräftigt die polemische Argumentation. Das Rahab-Exempel hat er aus der allgemeinen jüd.-frühchristlichen Tradition genom m e n . ^ Von Rahabs Glaube ist zwar in Hebr 11,31 und in l C l e m 12,1 die Rede, nicht jedoch bei Jak oder in Jos 2 f f . Von einer »Rechtfertigung« Rahabs findet sich sonst nirgendwo e t w a s ; eben daran aber ist Jak gelegen, ohne daß er erläutern würde, was er darunter versteht. Die Bezeichnung JIOQVT] für Rahab ist traditionell ; sie ist pejo rativ, herabsetzend (»Prostituierte«). Gleichwohl wurde Rahab in der jüdischen Tradi tion zur H e r o i n e . Jak scheint an dem einen wie dem anderen nicht interessiert zu sein; er moralisiert die kurze Erzählung nicht, etwa durch einen Hinweis auf eine Reue Rahabs mitsamt Sündenvergebung o. d g l . Fast sachlich wird vielmehr berichtet, sie habe die Kundschafter aufgenommen und »auf anderem Weg« herausgelassen ; alle sonstigen in Jos 2 erwähnten Einzelheiten bleiben unerwähnt (anders 1 Clem 12,1-7). Die Rechtfertigung Rahabs liegt für Jak auf jeden Fall in der Vergangenheit ( A o r . ) . Die Partizipien i)jto8e^a[X8vr] und exßaX,oi3oa (ebenfalls Aor.) könnten t e m p o r a l oder sogar kausal gemeint sein; auf jeden Fall sind sie Explikation von 8 ^ epycov. Wie beschreibt Jak den Vorgang? Während die anderen Texte in der Regel von »Spähern« (xaxdoxojtoi) r e d e n , schreibt Jak cr/Y ^ - Diese »Boten« scheinen doch wohl die des Josua zu s e i n . Rahab »nimmt sie auf«, ohne daß aus dem Verb VJtoöexoum auf eine besondere Gastfreundschaft oder ein »Werk der Barmherzigkeit« geschlossen werden s o l l t e . Sachlich allemal wichtiger ist das exeoa ooep exßdMeiv. Diese Handlung ist der jüdischen und frühchristlichen Literatur außer Jak und l C l e m 12 477
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A n g e z e i g t d u r c h d a s A d v e r b o^ioicog. D a m i t erfolgt ein R ü c k g r i f f a u f V. 2 1 . D i e b e i d e n Verse 2 1 u n d 2 5 e r g e b e n e i n e n s y m m e t r i s c h e n A u f b a u . Evtl. w ä h l t J a k d i e b e i d e n Fälle, u m ein m ä n n l i c h e s n e b e n ein w e i b l i c h e s Beispiel o d e r a u c h e i n e n J u d e n n e b e n eine H e i d i n (so M u ß n e r 1 5 1 A n m . 7 ) z u stellen. D y r n e s s 14 n o t i e r t e i n e n K o n t r a s t z u V. 1 1 .
4 7 8
P a u l u s h i n g e g e n v e r w e n d e t es nicht. Z u R a h a b vgl. d i e L i t e r a t u r z u M t 1,5: R . B a u c k h a m : N o v T 3 7 ( 1 9 9 5 )
4 7 9
A u c h d i e j ü d . T r a d i t i o n w e i ß d a v o n k a u m etwas; s. G r ä ß e r 1 8 4 .
3 1 3 - 3 2 9 ; J . N o l l a n d : N T S 4 3 ( 1 9 9 7 ) 5 2 7 - 5 3 9 . Z u H e b r 11 vgl. E r i c h Gräßer, H e b r ( E K K ) III 1 8 3 - 1 8 6 . 4 8 0
S. o . V o r w o r t z u 2 , 1 8 - 2 6 .
4 8 1
V g l . H a n s o n (bei G r ä ß e r 1 8 4 A n m . 2 2 ) . E i n i g e H s s ( a u c h bei l C l e m 1 2 , 1 ) v e r s u c h e n e i n e A b s c h w ä c h u n g d u r c h » s o g e n a n n t e « . D a s W o r t v e r w e n d e n bereits J o s 2 , 1 ; 6 , 1 7 . 2 3 . 2 5 w i e a u c h H e b r 1 1 , 3 1 , n i c h t a b e r J o s e p h A n t 5 , 8 . 3 0 ; i m T a r g u m ist sie e i n e » W i r t i n « ( L a w s , C o m m e n t a r y 1 3 7 ) . V g l . G o t t f r i e d Fitzer: E W N T III 3 3 3 336.
4 8
2 S t r . - B . I 2 0 - 2 3 ; G e r h a r d Kittel: T h W N T III 1-3; O t t o M i c h e l , H e b r ( K E K ) 4 1 4 . U n d zwar als F r a u J o s u a s u n d als A h n h e r r i n J e r e m i a s u n d Ezechiels, w i e a u c h J e s u ( M t 1), ebenfalls als M u s t e r p r o s e l y t i n . Z u j ü d . L e g e n d e n vgl. a u c h D o w d 3 6 9 ( R a h a b s S c h ö n h e i t , P r o p h e t i n , a r c h e t y p i s c h e J a h w e - K o n v e r t i t i n ; ihr B e k e n n t nis in J o s 2 , 1 1 sei ein E c h o v o n D t n 4 , 3 9 ) .
4 8 3
A n d e r s in d e r j ü d . T r a d i t i o n : m u s t e r h a f t e R e u e ; s. S t r . - B . I 2 0 f.
4 8 4
S . in d e r E i n l e i t u n g ; n u r l C l e m u n d J a k berichten diese Einzelheit ( Y o u n g ) . Z u l C l e m vgl. H a n s o n , R a h a b
4 8 5
D i e e s c h a t o l o g i s c h e Perspektive ( R e t t u n g i m G e r i c h t usw.) fehlt d e m n a c h .
53-60; Hagner, Use 2 5 1 - 2 5 6 . 4 8 6
D a n n w ä r e n sie zeitgleich o d e r vorzeitig m i t eöixaiobOr].
4 8 7
S o a u c h H e b r 1 1 , 3 1 u n d l C l e m 1 2 , 2 . J o s 2 , 1 ff. L X X berichtet v o n M ä n n e r n bzw. J ü n g l i n g e n , h a t a b e r a u c h das V e r b x a x a o x o j t e i ) 8 i v (vgl. d i e H s s . ) .
488 Y o u n g 3 4 2 f. n i m m t an: d e s L a n d e s k ö n i g s , weil R a h a b (wie in l C l e m 12) n u r d e s s e n B o t e n »in a n d e r e r R i c h t u n g « (als d i e K u n d s c h a f t e r ) f o r t s e n d e n k ö n n e . A b e r diese A r g u m e n t a t i o n ist ü b e r z o g e n . 4 8 9
A n d e r s W a r d , A b r a h a m 2 8 5 . V g l . S c h n i d e r 7 5 . l C l e m 1 2 , 1 . 3 redet in d e r T a t v o n qpiAo^evia, q p i l ö ^ e v o g .
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
210 490
u n b e k a n n t . Der Referenzpunkt von »anders« ist unklar (anders, als sie gekommen w a r e n , oder: anders, als Rahab den Häschern sagte?) Jak läßt Einzelfragen offen; speziell auch, ob Rahabs Rechtfertigung mit ihrer Verschonung beim Fall Jerichos in Verbindung gebracht werden s o l l . Wichtig ist ihm im argumentativen Zusammenhang allein, daß »die Werke« auch in diesem Fall den Grund der Rechtfertigung darstellen. Eine Parallele zu »Freund Gottes« wie bei Abraham findet sich hier nicht. Man kann lediglich annehmen, daß sich die Rechtfertigung Rahabs für Jak im allgemeinen Sinn darin ausdrückt, daß ihr, der Jtöovn, eine so positive Stellung in der Geschichte des Gottesvolkes zuteil wurde. 26 Der Abschnitt schließt mit einer wiederholten These über die möTig-x(OQig-8QYü)v. Anders als in V. 21-25 greift Jak das Thema öixaioüoOai nicht wieder auf, sondern lenkt mit vexod zu V. 17 zurück. In V. 21 hatte er den so zu beurteilenden Glauben näher als »ohne Werke« bezeichnet, was der Aussage von V. 17 entspricht: wenn der Glaube keine Werke hat, bleibt er x a 6 eauxr|v. In V. 26 werden somit V. 17 und 21 miteinander verquickt. Es ist deutlich, daß Jak nicht einfach über »den Glauben« urteilt, sondern über den »Glauben ohne Werke«. Die abschließende Aussage bezieht sich nicht etwa primär auf das Rahab-Beispiel. Das einleitende yäg signalisiert eine zusammenfassende Begründung, zielt aber insbesondere auf den Vergleich (&OKEQ yäg). Der Vergleich und damit auch die strukturelle Korrespondenz zwischen V. 26a und b ist in allen Teilen strikt durchformuliert: diajteQ-oiküjg x a i , m. a. W : A X^Q ? B vexQÖvfd] eaxiv. Einzig der Sg. Jtveuuaxog entspricht nicht dem Plur. egycov, aber das ist unwesentlich. Worauf zielt der Vergleich? Er ist auf sein tertium comparationis hin zu lesen »A ohne B ist tot«, nicht jedoch als verkappte A l l e g o r i e . Vergleiche dieser Art kennt die Antike auch sonst; so etwa Quintilian Rhetorik 9,22,4: »fehlen in einer Rede Bewegung und Wirkung (motus atque actus), so fällt sie zu Boden, so wie ein Körper des belebenden Geistes entbehrt (et velut agitante corpus spiritu c a r e t ) « ; ebenso Curtius 10,6,19: »ein Soldatenhaufen ohne Führer ist wie ein Körper ohne Geist« (militaris sine duce turba corpus sine spiritu e s t ) . Die Terminologie bei J a k weist in den griechisch-römischen Sprachraum, nicht in den 491
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4 9 7
4 9 8
N o c h e i n e n a n d e r e n A k z e n t setzt G r ä ß e r ( E K K , III 1 8 4 ) bei H e b r 1 1 , 3 1 : R a h a b h a b e d i e K u n d s c h a f t e r U£x' 8Lpr|VT|g a u f g e n o m m e n ; F r i e d e n u n sei (wie in J a k 3 , 1 8 ) » F r u c h t d e r G e r e c h t i g k e i t « . 4 9 0
Y o u n g 3 4 1 - 3 4 4 ; s o n s t s t e h t i m m e r i m M i t t e l p u n k t , R a h a b h a b e sie u n t e r F l a c h s v e r s t e c k t .
4 9 1
M a y o r 1 0 6 m e i n t d a z u : » d u r c h ein F e n s t e r s t a t t d u r c h d i e T ü r , u n d z u m B e r g s t a t t d i r e k t z u m L a g e r d e r
4 9 2
S o H e b r 1 1 , 3 1 (ov cruvajtobXexo). In l C l e m 1 2 , 1 . 5 f. h e i ß t es: eacoOr) bzw. ö i a a c p ^ e i v .
4 9 3
A n d e r s H a u c k , B r i e f z. S t . ; W a l k e r 1 8 7 ; M a r t i n , W B C 9 8 , teilweise a u c h D i b e l i u s , K E K z. S t .
Israeliten«.
4 9 4
D a s betont Konradt, Existenz 247: Folgerung.
4 9 5
Vgl. K o n r a d t , Existenz 2 4 7 , zu Luther ( W A T R 5 , 1 5 7 ) : » E r vergleicht den G l a u b e n mit d e m Leib, w ä h r e n d besser d e r G l a u b e m i t d e r S e e l e z u v e r g l e i c h e n w ä r e « . B u r c h a r d , H N T z. S t . : M a n d a r f d e n V e r g l e i c h n i c h t » a u f d a s g e m e i n s a m e >ist tot< r e d u z i e r e n « ; er w ä r e d a n n ü b e r f l ü s s i g . V i e l m e h r f o l g e , » d a ß d e r G l a u b e n i c h t d i e T a t e n h e r v o r b r i n g t (erst r e c h t n i c h t u m g e k e h r t ) u n d b e i d e n i c h t T e i l e v o n e i n a n d e r s i n d , s o n d e r n b e i d e sich z u e i n e m l e b e n d i g e n C h r i s t e n m e n s c h e n e r g ä n z e n « .
4 9 6
D e n T e x t f ü h r t R u d o l f H o p p e in a n d e r e m Z u s a m m e n h a n g a n : D e r erste T h e s s a l o n i c h e r b r i e f u n d d i e a n t i k e R h e t o r i k . E i n e P r o b l e m s k i z z e : B Z 4 1 ( 1 9 9 7 , 2 2 9 - 2 3 7 ) , 2 3 5 . - Z u m t e r t i u m » t o t « s. a u c h Rom XOOQLC;
4 9
yäg
vö\iov
auapTia v e x p d .
? Z i t i e r t bei M a y o r 1 0 6 .
4 9 8
Ist OGJUXX evtl. s c h o n m i t B l i c k a u f 3 , 2 . 3 . 6 g e w ä h l t ? ( S o M a r t i n , W B C 9 8 ) .
7,8b:
2,25-26
211
4
s e m i t i s c h e n . " Gleichwohl könnte Jak an Stellen wie Gen 2,7; 6,17; 7,15; Ez 37,8 f.; Ps 104,29; Koh 1 2 , 7 denken, wo der »Geist« das belebende Element darstellt. IIvei3|ia(bei Jak außer 4,5 nur hier) ist wahrscheinlich wie das ganze Vergleichsmate rial einer volkstümlichen, dichotomischen Anthropologie entlehnt ; anders scheint Jak von ipux^l zu denken (lt. 1,21; 5,20 wird sie »gerettet«), so daß er nicht diese Vokabel einsetzt. Noch zu des Jak Zeiten mag man das Wortspiel mit o
501
502
50
Ergänzende (Glaube,
Rechtfertigung;
Notizen
zu
Rezeption,
2,14-26 Fehlentwicklungen)
1. D i e g e s a m t e Passage 2 , 1 4 - 2 6 h a n d e l t p r i m ä r v o m Glauben (das N o m e n in V. 1 4 . 1 7 . 1 8 . 2 0 . 2 2 . 2 4 . 2 6 , d a s Verb in V. 1 9 ) . Syntaktisches oder logisches S u b j e k t ist m e h r f a c h moxig, nicht »Werke«; a u c h als O b j e k t erscheint G l a u b e . W e s h a l b thematisiert J a k d i e moxic;? E s scheint, als wolle er e i n e m falschen Verständnis v o n G l a u b e n wehren, vor M i ß v e r s t ä n d n i s , E n t l e e r u n g u n d M i ß b r a u c h w a r n e n . N i r g e n d w o kritisiert J a k hier expressis verbis d e n G l a u b e n als solchen; d a s entspricht d e n übrigen, allesamt d u r c h a u s positiven A u s s a g e n über die moxig i m Brief: 1,3 ( B e w i r k e n v o n A u s d a u e r ) , 1,6 (bitten i m Vertrauen c o n t r a Zweifel), 2 , 1 (den - christozentrischen - G l a u b e n b e w a h ren vor Parteilichkeit), 2 , 5 (die A r m e n sind reich ev moxei) u n d 5 , 1 5 (das G e b e t des G l a u b e n s ret tet d e n K r a n k e n ) . Ü b e r a l l redet J a k d a b e i v o m » G l a u b e n d e r G l ä u b i g e n « , d. h . d e r C h r i s t e n , nir g e n d s d a g e g e n v o m G l a u b e n bei d e r B e k e h r u n g , d e r j e m a n d erst C h r i s t w e r d e n läßt. D i e soteriologische F r a g e erörtert J a k a n d e n g e n a n n t e n Stellen nicht, a b g e s e h e n v o n d e r Hilfe für andere ( 5 , 1 5 ) ; in 2 , 1 4 - 2 6 taucht sie d a g e g e n offenbar mehrfach auf. J a k b r i n g t keine D e f i n i t i o n der Pistis (V. 19 ist eher eine typische I n h a l t s a n g a b e ) , s o n d e r n stellt sie in R e l a t i o n z u anderen t h e o l o gischen G r ö ß e n . V o r allem interessiert i h n d a s Verhältnis z u d e n e g y a (V. 1 4 . 1 7 . 1 8 . 2 0 . 2 1 . 2 2 . 2 4 . 2 5 . 2 6 ) . D i e s e s wird beschrieben d u r c h d i e Verben » h a b e n « (V. 1 4 . 1 7 . 1 8 ) u n d »aufzeigen aus« (V. 1 8 ) sowie d i e Präposition x^Q^ (V. 1 8 . 2 0 . 2 6 ) . D i e F o r m u l i e r u n g » G l a u b e n h a b e n « scheint J a k v o n Adressatenseite her aufzugreifen, wie bereits d i e Z i t a t i o n in V. 1 4 . 1 8 n a h e l e g t . Er selbst k ö n n t e d a n n die verlängernde R e p l i k »Werke h a b e n « gewählt h a b e n . Jedenfalls stört sich J a k a n d e m bloßen B e h a u p t u n g s s a t z »ich h a b e G l a u b e n « , o h n e d a ß d i e B e h a u p t u n g m i t d e m » H a b e n v o n W e r k e n « einherginge (V. 1 4 ) . J a k definiert a u c h »Werke« nicht näher; er läßt j e d o c h erkennen, welche A r t W e r k e er meint, n ä m l i c h : B a r m h e r z i g k e i t a n A r m e n (V. 1 5 f.), B e f o l g e n des Auftrags G o t t e s (V. 2 1 ) u n d Fluchthilfe bei Verfolgten (V. 2 5 ) . N i c h t a u s jederlei »Werk« k a n n m a n 5 0 5
5 0 6
4 9 9
Zw^io: »ist ein a u s g e s p r o c h e n griech. W o r t « , w ä h r e n d d a s A T »kein W o r t für >Leib< besitzt« ( E d u a r d S c h w e i zer: E W N T III 7 7 2 ) . 500 T vgl. L k 2 3 , 4 6 ; J o h 1 9 , 3 0 . D a s B i l d ist nicht etwa p l a t o n i s c h (philonisch) gedacht: K ö r p e r als G e f ä n g n i s der Seele. 502 Schweizer: E W N T III 7 7 2 . V g l . F r a n k e m ö l l e , O T K 4 7 7 (aus alltäglicher E r f a h r u n g ) . Walker 1 8 6 f. b e t o n t d a s »tot-sein«; nicht g e m e i n t sei »wertlos« o d e r » r e g u n g s l o s « (das sei » g e k ü n s t e l t « ) , s o n d e r n »leblos«. D e r G l a u b e »lebt erst m i t d e n W e r k e n u n d d u r c h die W e r k e « . Z e n t r a l sei d a s P r o b l e m der » E n e r g i e l o s i g k e i t « des G l a u b e n s ( 1 8 8 ) . 504 V g l . L ü h r m a n n , G l a u b e 3 7 ; M ä r z 6 0 . 505 V g l . J e n H i n w e i s bei N e u d o r f e r 2 9 4 : G l a u b e u n d W e r k e stehen bereits l T h e s s s 1,3 z u s a m m e n . A n d e r s inhaltlich 2 , 1 , evtl. aber a u c h d o r t p o l e m i s c h aufgegriffen. I
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N
212
IV. Glaube, Liebe, Taten .,
offenbar a u f » G l a u b e « zurückschließen. D i e e n t s c h e i d e n d e n Urteile über d i e Pistis o h n e W e r k e notiert der T e x t u n ü b e r s e h b a r in a u s g e s p r o c h e n e r Deutlichkeit: eine solche Pistis ist t o t (V. 1 7 . 2 6 ) u n d nutzlos (V. 2 0 , vgl. V. 1 4 . 1 6 ) . Positiv z u bewerten ist d e m n a c h n u r e i n » G l a u b e m i t W e r k e n « , d. h . eine Pistis, d i e nicht »bei sich selbst« bleibt (V. 1 7 ) , d i e nicht unter d a s Verdikt des ^lövov fällt (V. 2 4 ) . D a m i t stellen sich wesentliche Anschlußfragen. E i n m a l : W i e d e n n stellt sich J a k einen » g e s u n d e n « G l a u b e n vor? W i e d e n k t er sich dessen Verhältnis z u d e n W e r k e n (speziell i m S i n n v o n V. 2 2 ) ? Z u m anderen: W o u n d wie erweist sich d i e » N ü t z l i c h k e i t « eines richtigen G l a u b e n s ? Vor w e l c h e m F o r u m u n d n a c h welchen Kriterien wird d a s beurteilt? B e i d e F r a g e n lassen sich unter einem Aspekt zusammenfassen. 2 . D e r A s p e k t d e r Bewertung des Glaubens charakterisiert 2 , 1 4 - 2 6 . Inwiefern ist ein werkloser G l a u b e nutzlos u n d tot? J a k b e g i n n t m i t d e r Frage xi to öqpe^og (V. 14, in 16 w i e d e r h o l t ) . D a s K r i t e r i u m ist s o m i t z u n ä c h s t d i e N ü t z l i c h k e i t , freilich o h n e A n g a b e des B e g ü n s t i g t e n . V o m K o n text V. 1 2 f. her legt sich d i e Perspektive des eschatologischen G e r i c h t s n a h e , d. h . »nützlich für d e n Betreffenden selbst« (eschatologischer N u t z e n ) . D a s Beispiel bzw. d e r Vergleich in V. 15 f. scheint d e n B e w e i s j e d o c h a u s d e m g e g e n w ä r t i g e n sozio-ekklesiologischen G e s c h e h e n z u ziehen, d . h . »nützlich für d i e mittellosen G e s c h w i s t e r « (sozialer N u t z e n ) . E s fragt sich allerdings, o b d a m i t d i e Spitze des C a s u s v o n V. 15 f. zutreffend erfaßt ist (s. z. S t . ) . Weil n u n J a k zwischen die N ü t z l i c h k e i t s v e r m e r k e die N o t i z » k a n n d e r G l a u b e i h n d e n n etwa retten?« (V. 14c) stellt, steht i m K o n t e x t d o c h d i e S o t e r i o l o g i e zur D e b a t t e . J a k konstatiert also z u n ä c h s t etwas v o n e i n e m b e s t i m m t e n G l a u b e n , w a s er nicht k a n n , n ä m l i c h r e t t e n . D a s Verb ocp^eiv (sonst n o c h 1 , 2 1 ; 4 , 1 2 ; 5 , 1 5 . 2 0 ) w i r d als b e k a n n t vorausgesetzt u n d nicht erläutert. D a s s e l b e ist b e i »rechtfertigen« (V. 2 1 . 2 4 . 2 5 ) der Fall. W e l c h e n Einfluß ü b t hier der K o n t e x t (speziell 2 , 1 3 f.) aus? Steht a u c h 2 , 1 4 2 6 unter d e r eschatologischen Gerichtsperspektive? S i n d d i e T e r m i n i » n ü t z e n « , »retten« u n d »rechtfertigen« p r i m ä r futurisch z u v e r s t e h e n ? W i e bereits notiert, schillert d i e F r a g e xi x ö öcpeta>c; (V. 1 4 a . 16c) z u n ä c h s t zwischen konkreter G e g e n w a r t u n d e s c h a t o l o g i s c h e m G e r i c h t . D i e rhetorische Frage v o n V. 1 4 c (|if] ö u v a x c u f) moxig o c o o a i a u x ö v ) scheint d a g e g e n d o c h w o h l eschatologisch-soteriologisch g e m e i n t z u sein. D e m w ü r d e eine sachliche U b e r e i n s t i m m u n g m i t V. 1 2 f. entsprechen. D a s Beispiel A b r a h a m s ( u n d w o h l a u c h R a h a b s ) ist j e d o c h nicht futurischsoteriologisch ausgerichtet; d e n n d i e R e c h t f e r t i g u n g geht d o r t m i t d e r E r n e n n u n g z u m F r e u n d G o t t e s einher bzw. m ü n d e t in sie, erfolgt also z u Lebzeiten d e s / d e r G e n a n n t e n . A n das eschatologische G e r i c h t ist d e m n a c h nicht d u r c h g ä n g i g in V. 1 4 - 2 6 g e d a c h t . J a k d e n k t hier weniger in K a t e g o r i e n der Z e i t als des Qualitätsurteils, wie das wiederholte »ist« in V. 1 7 c . 2 0 b . 2 6 b belegt. D i e ihn beschäftigende Qualitätsfrage w i r d in d e n Adjektiven »tot, ergebnislos« (jeweils b e i d e m drei fachen eöxiv) deutlich. N i c h t n u r die zukünftige rettende Q u a l i t ä t des G l a u b e n s steht zur D e b a t t e , s o n d e r n e b e n s o d i e g e g e n w ä r t i g e L e b e n s ( u n ) f ä h i g k e i t , d i e sich bereits jetzt u n d hier s o z i o - e k k l e siologisch auswirkt. E i n e Alternative zwischen sozialer u n d eschatologischer N ü t z l i c h k e i t g e h t a m jak D e n k e n vorbei. Selbstverständlich erfolgt d i e B e u r t e i l u n g c o r a m D e o , w i e 2 , 1 2 f. belegt. Vor G o t t e s G e r i c h t bestehen nicht hehre religiöse E i n s t e l l u n g e n u n d f r o m m e s V o k a b u l a r (vgl. M t 7 , 2 1 ff.), s o n d e r n »wer B a r m h e r z i g k e i t tut« bzw. d e r » T ä t e r des W o r t e s « ( 1 , 2 3 ) . D e r A k z e n t liegt für d e n M e n s c h e n a u f d e m T u n i m G e g e n ü b e r z u m bloßen H ö r e n ( 1 , 2 2 - 2 5 ) , a u c h w e n n JtoieTv bzw. jtoir]xr|5 in 2 , 1 4 - 2 6 nicht eigens v o r k o m m e n ; »tun« ist in »Werke« integriert. I n letzter T i e f e l a u 5 0 7
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E i n e in solchen A r g u m e n t a t i o n e n a n sich geläufige Frage: J o h n s o n , A n c B 2 3 7 , u. a. (s. z. S t . ) . 508 Z . B . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 0 8 . 509 W a l k e r 1 6 5 . D i b e l i u s , K E K 1 8 8 , betont: d a s t e r t i u m c o m p a r a t i o n i s ist nur: U n f r u c h t b a r k e i t . - A b e r a n d e r s als in V. 2 6 a b r i n g t J a k e i n Beispiel a u s d e m L e b e n der G e m e i n d e , nicht n u r einen Vergleich. K o n r a d t , E x i s t e n z 2 0 9 , m e i n t , » d a ß J a k o b u s in V. 1 4 b nicht a l l g e m e i n fragt, o b G l a u b e rettet, s o n d e r n o b der G l a u b e i h n rettet«. D i e A r g u m e n t a t i o n ist m . E . etwas ü b e r z o g e n . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 1 0 ff. u. a. 3 K o n r a d t , E x i s t e n z 2 3 9 , w e n d e t sich g e g e n d a s M o t i v einer » h i m m l i s c h e n B u c h f ü h r u n g « hier (so D i b e l i u s , K E K 2 1 2 f.). G e g e n Walker 1 7 9 u n d p a s s i m . 5 1 0
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E r g ä n z e n d e N o t i z e n z u 2,14-26
213
tet die B e w e r t u n g s f r a g e für J a k , w a s zur Freundschaft m i t G o t t (V. 2 3 ; vgl. 4 , 4 ) qualifiziert. E r k o n zentriert sich d a b e i g a n z a u f d e n m e n s c h l i c h e n Anteil; der Anteil G o t t e s ( G n a d e , V e r g e b u n g usw.) bleibt dahingestellt ( i m H i n t e r g r u n d , so d a r f m a n v e r m u t e n ) . D a s P r o b l e m bei » G l a u b e « ist, a u f welche Seite er gehört. J a k m ö c h t e v e r m e i d e n , d a ß » G l a u b e « v o m k o n k r e t e n M e n s c h s e i n a b g e l ö s t wird, u n d M e n s c h s e i n ist i m m e r a u c h T ä t i g k e i t , h o m o - f a b e r - S e i n . 3. Rezeptionsgeschichtlich ist J a k 2 , 1 4 - 2 6 vor allem s u b verbo »Rechtfertigungslehre« verhandelt w o r d e n u n d d a b e i stark in die K r i t i k seitens der reformatorischen T h e o l o g i e geraten. D i e R e z e p tion schließt natürlich die D i s k u s s i o n speziell zwischen der lutherischen u n d der r ö m i s c h - k a t h o l i schen K i r c h e ein. In der T a t scheint J a k in der D e b a t t e u m G l a u b e n u n d W e r k e eine kritische G e g e n p o s i t i o n zu einer A u f f a s s u n g zu vertreten, d i e der reformatorischen F o r m e l iustificatio sola fide z u m i n d e s t n a h e k o m m t (vgl. V. 2 4 ) . M a n wirft J a k vor, d a ß er »die W e r k e « a u f K o s t e n des » G l a u b e n s « hochhalte, w o b e i m a n fairerweise d u r c h a u s notiert, d a ß er nicht v o n d e n »Werken des Gesetzes« redet. Z u g l e i c h aber versteht m a n d a s , w a s bei J a k » W o r t « heißt, p r i m ä r als » G e s e t z « . E s k o m m t nicht v o n ungefähr, d a ß m a n J a k i m m e r wieder t h e o l o g i s c h als » n u r j ü d i s c h « verortet hat. I m G r u n d e seien d i e Positionen des Paulus (wie a u c h des L u t h e r t u m s ) u n d des J a k nicht m i t e i n a n d e r vermittelbar, s o d a ß sich H a r m o n i s i e r u n g s v e r s u c h e erübrigten. D i e F u n d a m e n t a l k r i tik gilt der j a k S o t e r i o l o g i e ; sie sei m i t der des Paulus unvereinbar, j a » n o c h nicht e i n m a l tridentin i s c h « , wisse J a k d o c h »nichts v o n einer d u r c h C h r i s t u s g e s c h e n k t e n G e r e c h t i g k e i t « . N i c h t nur das Verständnis v o n Jtiöiig bei J a k steht d a m i t zur D i s k u s s i o n , s o n d e r n zugleich a u c h seine C h r i s tologie u n d S o t e r i o l o g i e . E i n e reformatorische Position, d i e sich zwischen Paulus u n d J a k ent scheidet, fühlt sich » z u evangelischer K r i t i k a n J a k g e r u f e n « . 5 1 5
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H e r m e n e u t i s c h ist angesichts der v e h e m e n t e n K r i t i k an J a k z u n ä c h s t e i n m a l die F r a g e n a c h sei ner I n t e n t i o n u n d t h e o l o g i s c h e n G e s p r ä c h s s i t u a t i o n z u stellen. J a k legt keine t h e o l o g i s c h e n G r u n d l a g e n ; in der T a t findet sich k a u m etwas zur C h r i s t o l o g i e u n d S o t e r i o l o g i e . D i e G n a d e n l e h re k o m m t gar nicht in d e n B l i c k ( X « Q I C ; erscheint nur 4 , 6 , aus Prov 3 , 3 4 ) . E s ist (allzu) leicht, J a k etwa a u f g r u n d eines p a s s i o n s - s o t e r i o l o g i s c h e n Defizits abzuwerten. J a k hat eine a n d e r e I n t e n t i o n u n d , rezeptionsgeschichtlich betrachtet, a u c h F u n k t i o n : E r will F e h l e n t w i c k l u n g e n korrigieren. D a r i n liegt seine t h e o l o g i s c h e B e d e u t u n g , g e r a d e a u c h in 2 , 1 4 - 2 6 . D a r a u f i s t zu achten, will m a n n i c h t einer urteilenden E x e g e s e (die m a n allzu leicht m i t d e m W o r t »Sachkritik« b e m ä n t e l t ) anheimfallen. - J a k setzt ein b e i m Verhältnis zwischen G l a u b e , W e r k e n u n d N u t z e n / R e t t u n g . A l s P r o b l e m steht i h m der C h r i s t vor A u g e n , der sagt, er h a b e G l a u b e n , j e d o c h keine W e r k e aufzu weisen hat. Faktisch u n d s o g a r a u c h i d e o l o g i s c h sieht J a k d a b e i G l a u b e u n d W e r k e a u s e i n a n d e r g e rissen, j a g e g e n e i n a n d e r ausgespielt. E r w e n d e t sich offensichtlich nicht nur g e g e n d a s faktische Fehlen v o n W e r k e n , s o n d e r n a u c h g e g e n eine Position, die m e i n t , a u f W e r k e verzichten zu k ö n n e n , j a zu m ü s s e n . D a s eigentliche P r o b l e m hinter der Fragestellung v o n 2 , 1 4 - 2 6 ist, w i e s o es über h a u p t z u e i n e m » G l a u b e n - o h n e - W e r k e « k o m m e n k a n n bzw. k o n n t e . L i e g t d a s a m Verständnis v o n G l a u b e bzw. v o n Werken? O d e r steht dahinter lediglich m e n s c h l i c h e S c h w ä c h e ? D a ß J a k in 2 , 1 4 2 6 keinen e i n s a m e n K a m p f ausficht, zeigt n e b e n der parallelen Passage in 1,22 ff. (vgl. 2 , 8 ff.) vor allem M t m i t seiner B e t o n u n g des T u n s u n d des F r u c h t - B r i n g e n s . A u c h d o r t ist eine falsche E i n stellung, nicht nur ein Fehlverhalten i m Visier. J a k sieht seine K i r c h e also t h e o l o g i s c h gefährdet. Die Position des Christen im Kontext von S ü n d e u n d Heil, Heilsempfang u n d menschlicher R e a k t i o n b e d a r f n a c h seiner E i n s c h ä t z u n g der d r i n g e n d e n B e s i n n u n g . 5 1 9
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521
5 1 5
Walker; L a u t e n s c h l a g e r ; L u d w i g . S o bereits M a r t i n Luther, zitiert bei K ü m m e l 3 6 0 . S p ä t e r d a n n S p i t t a 1 - 1 3 . Lautenschlager 284. 518 Paul A l t h a u s , bei K ü m m e l 3 6 7 . 519 V g l . N e u d ö r f e r . D a s P r o b l e m t a u c h t i m 16. J h . b e i m » a n t i n o m i s t i s c h e n Streit« der G n e s i o l u t h e r a n e r wieder auf. D e r Streit b e z o g sich v o r a l l e m a u f d i e F r a g e d e s tertius u s u s legis u n d e n t f a c h t e sich a n d e m S a t z d e r E i s e n a c h e r S y n o d e v o n 1 5 5 6 » G u t e W e r k e s i n d n o t w e n d i g z u m H e i l « . N ä h e r e s bei R u d o l f Keller: T R E 1 3 , 5 1 2 - 5 1 9 , speziell 5 1 5 . 521 Vgl. J o s e f Ernst, M a t t h ä u s . E i n theologisches Portrait, D ü s s e l d o r f ( P a t m o s ) 1 9 8 9 , 1 0 7 - 1 1 8 (zu M t 6 , 1 - 7 , 2 7 ) . 5 1 6
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214
IV. G l a u b e , L i e b e , T a t e n .,
Z u d e n » g r ö ß t e n S c h w i e r i g k e i t e n « bei der E r a r b e i t u n g der » G e m e i n s a m e n E r k l ä r u n g zur R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e « zwischen der K a t h o l i s c h e n K i r c h e u n d d e m L u t h e r i s c h e n W e l t b u n d g e h ö r t e § 4 . 4 über » D a s S ü n d e r s e i n d e s G e r e c h t f e r t i g t e n « . J a k w ü r d e w a h r s c h e i n l i c h z u n ä c h s t e i n m a l d a s k a t h o l i s c h e A n l i e g e n »der E r n e u e r u n g u n d H e i l u n g des inneren M e n s c h e n « teilen, u n d zwar m i t der Perspektive, d a ß d i e » g ö t t l i c h e B a r m h e r z i g k e i t . . . d e n M e n s c h e n befähigt, in sei ner A n t w o r t a u f d a s G e s c h e n k G o t t e s m i t der G n a d e G o t t e s m i t z u w i r k e n « . Z u g l e i c h aber w ü r de J a k seinen e i g e n e n B e i t r a g z u m T h e m a » G e r e c h t e r u n d S ü n d e r z u g l e i c h « beisteuern. J a k sieht n ä m l i c h d i e e r w ä h n t e n t h e o l o g i s c h e n F e h l s c h a l t u n g e n bei » G l a u b e u n d W e r k e n « in der S e l b s t t ä u s c h u n g g e r a d e d e s f r o m m e n M e n s c h e n verwurzelt, der d a s b a r m h e r z i g e T u n der L i e b e vergißt u n d sich d u r c h a u s »religiös« d ü n k t (vgl. 1,26 f.). Insofern erinnert J a k in seiner W e i s e d i e C h r i s t e n an ein » s i m u l p e c c a t o r « ; sie s i n d » S ü n d e r zugleich« i m S i n n der real existierenden G e f ä h r d u n g d u r c h sich selbst, nicht einfach i m (evtl. gar theoretischen) S i n n einer s t ä n d i g e n A n g e w i e s e n h e i t a u f die G n a d e G o t t e s . A u f j e d e n Fall w e n d e t sich J a k g e g e n eine T h e o l o g i e der Schlagwörter, dar unter a u c h motte; u n d äyaizr] (von der er j a nur selten u n d d a n n in kritischem K o n t e x t , 2 , 8 ff., handelt; ähnliches gilt für X&QIC,). Ihn interessiert die Q u a l i t ä t d e s s e n , wofür die W ö r t e r stehen. Paulinisch g e s p r o c h e n , geht es J a k u m d i e moxic; öl äyäjir\<; eveQycnjuivri ( G a l 5 , 6 ) ; »lebendiger G l a u b e erweist sich ... >wirksam< W e r k e hervorbringend< (eveoycnjiJ-evri, m e d i a l v e r s t a n d e n ) « . J a k k ö n n t e sich m i t s e i n e m A n l i e g e n an d e n 6 4 . Artikel des H e i d e l b e r g e r K a t e c h i s m u s anschlie ßen; d o r t heißt es a u f d i e F r a g e , o b d i e G n a d e n l e h r e nicht »sorglose u n d verruchte L e u t e « hervor bringe: » N e i n : D e n n es u n m ö g l i c h ist d a ß d i e s o C h r i s t o d u r c h w a h r e n G l a u b e n s i n d eingepflanzt nicht F r u c h t der D a n k b a r k e i t sollen b r i n g e n « . J a k w ü r d e freilich erörtern wollen, w i e s o d a s » u n m ö g l i c h « sei u n d wie m a n der F e h l e n t w i c k l u n g wehren k a n n . D e n n er sieht unter seinen A d r e s s a t e n allzu viele »sorglose u n d verruchte L e u t e « , die er a u f d e n richtigen W e g zurückzuführen sucht. D a s ist sein A n l i e g e n , u n d darin besteht sein B e i t r a g zur a n g e s p r o c h e n e n T h e m a t i k . 5 2 2
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Zitiert nach: Texte a u s der V E L K D 8 7 / 1 9 9 9 . D i e G e m e i n s a m e E r k l ä r u n g zur R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e . Alle offiziellen D o k u m e n t e v o n L u t h e r i s c h e m W e l t b u n d u n d Vatikan; d a s Z i t a t steht S. 2 6 in der » A n t w o r t der Katholischen Kirche« v o m 2 5 . 6 . 1 9 9 8 . E b d . 2 6 . 2 7 . Z u m weiteren t h e o l o g i s c h e n H i n t e r g r u n d u n d H o r i z o n t s. E b e r h a r d J ü n g e l , D a s E v a n g e l i u m v o n der R e c h t f e r t i g u n g des G o t t l o s e n als Z e n t r u m des christlichen G l a u b e n s . E i n e t h e o l o g i s c h e S t u d i e in ö k u m e n i s c h e r A b s i c h t , T ü b i n g e n ( M o h r ) 2 . Aufl. 1 9 9 9 ; T h o m a s S ö d i n g ( H g . ) , W o r u m geht es in d e r Rechtfertigungslehre? D a s biblische F u n d a m e n t d e r » G e m e i n s a m e n E r k l ä r u n g « v o n katholischer K i r c h e u n d L u t h e r i s c h e m W e l t b u n d ( Q D 1 8 0 ) , F r e i b u r g ( H e r d e r ) 1 9 9 9 ; ders., D e r S k o p o s d e r p a u l i n i s c h e n R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e . E x e g e t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n e n in ö k u m e n i s c h e r A b s i c h t : Z T h K 9 7 ( 2 0 0 0 ) 4 0 4 - 4 3 3 . 524 U d o B ö r s e , D e r B r i e f a n die G a l a t e r ( R N T ) , R e g e n s b u r g (Pustet) 1 9 8 4 , 1 8 3 . 525 W i l h e l m N i e s e i ( H g . ) , B e k e n n t n i s s c h r i f t e n u n d K i r c h e n o r d n u n g e n d e r n a c h G o t t e s W o r t reformierten K i r c h e , Z o l l i k o n - Z ü r i c h ( E V Z ) 3 . Aufl. (o. J . ) 1 6 4 . 5 2 3
V. Verantwortliche Leiterschaft im Umgang mit dem Wort 3,1-12 (1) W e r d e t nicht (zu) viele Lehrer, m e i n e B r ü d e r , w i s s e n d , d a ß wir ein größeres G e r i c h t e m p f a n g e n w e r d e n . ( 2 ) D e n n w i r a l l e g e h e n v i e l f a c h fehl; w e n n j e m a n d i m W o r t n i c h t f e h l g e h t , s o ist dieser ein v o l l k o m m e n e r M a n n , fähig, a u c h d e n g a n z e n K ö r p e r z u lenken. (3) W e n n wir d i e Z ü g e l in d i e M ä u l e r der Pferde legen, d a m i t sie u n s g e f u g i g werden, d a n n leiten wir a u c h ihren g a n z e n K ö r p e r . (4) Siehe, a u c h die Schiffe, d i e s o g r o ß s i n d u n d d u r c h r a u h e W i n de u m h e r g e t r i e b e n werden, sie werden d u r c h ein sehr kleines R u d e r gelenkt, w o h i n die A b s i c h t des S t e u e r n d e n will. (5) S o ist a u c h die Z u n g e ein kleines G l i e d u n d r ü h m t sich g r o ßer D i n g e . Siehe, ein so kleines Feuer setzt einen so g r o ß e n W a l d in B r a n d . (6) A u c h d i e Z u n g e (ist) e i n F e u e r ; a l s u n g e r e c h t e W e l t s t e h t s i e d a u n t e r u n s e r e n G l i e d e r n , d i e d e n g e s a m t e n L e i b beschmutzt, die sowohl d e n K r e i s l a u f des Werdens e n t f l a m m t als a u c h (selbst) ent f l a m m t ist d u r c h d i e G e h e n n a . (7) D e n n j e d e A r t ( N a t u r ) der T i e r e u n d V ö g e l , d e r K r i e c h tiere u n d Fische w i r d u n d w u r d e (bereits) g e z ä h m t d u r c h die m e n s c h l i c h e A r t ( N a t u r ) . (8) D i e Z u n g e a b e r k a n n k e i n e r d e r M e n s c h e n z ä h m e n ; ein c h a o t i s c h e s Ü b e l (ist sie), voll t o d b r i n g e n d e n G i f t e s . ( 9 ) E b e n m i t i h r p r e i s e n w i r d e n H e r r n u n d Vater, u n d e b e n m i t i h r v e r fluchen wir die M e n s c h e n , die d e m E b e n b i l d Gottes g e m ä ß (erschaffen) w u r d e n . (10) A u s d e m s e l b e n M u n d geht hervor Segen u n d Fluch. D a s sollte, m e i n e Brüder, so nicht gesche hen/sein. (11) L ä ß t die Quelle etwa aus derselben Ö f f n u n g das S ü ß e u n d das Bittere spru deln? (12) K a n n etwa, m e i n e Brüder, ein F e i g e n b a u m Oliven o d e r ein W e i n s t o c k Feigen b r i n gen? E b e n s o w e n i g (kann) eine salzige (Quelle) Süßwasser hervorbringen.
1. Die
Texteingrenzung
D i e T e x t e i n g r e n z u n g ist z u m Vorigen deutlicher als z u m F o l g e n d e n . N a c h d e m A b s c h l u ß der B e h a n d l u n g v o n » G l a u b e u n d Werke« in 2 , 2 6 w e n d e t sich J a k an » m e i n e B r ü d e r « m i t e i n e m ver n e i n e n d e n I m p e r a t i v z u m T h e m a »Lehrer, V e r a n t w o r t u n g , Verfehlung u n d V o l l k o m m e n h e i t « , jetzt sogar a u f ein »wir« b e z o g e n (3,1 f.). Als S t i c h w o r t v e r b i n d u n g z u m Vorigen ist allenfalls ocbfxa notierbar ( 2 , 2 6 ; 3 , 2 ) . D i e M o t i v k o m b i n a t i o n »Wort, zügeln, L e i b « leitet d a n n v o n V. 2 aus zu einer relativ l a n g e n Passage über, die vor V. 13 nicht abreißt, o b w o h l die m a h n e n d e A p p l i k a t i o n a u f » m e i n e B r ü d e r « bereits V. 1 Ob erfolgt. D i e Passage m ü n d e t in negativ gehaltene rhetorische Fragen (V. 11 f.); eine explizite R ü c k b i n d u n g an V. 1 f. liegt nicht vor. - E i n e gewisse Z ä s u r zwischen V. 12 u n d V. 13 ergibt sich d u r c h eine veränderte F r a g e f o r m (Wer? S g : V. 1 3 a ) , die A u f f o r d e r u n g z u m Beweis (V. 1 3 b ) u n d d u r c h n e u e M o t i v e (Weisheit, Streitsucht usw.), die teilweise z u K a p . 2 zu r ü c k l e n k e n (Beweis, W e r k e : 3 , 1 3 , vgl. 2 , 1 8 ) . E i n e sachliche R ü c k b i n d u n g des F o l g e n d e n zu 3,1 f. scheint die E r w ä h n u n g verantwortlicher B e g a b u n g s t r ä g e r in 3 , 1 3 zu implizieren. E i n e S t i c h w o r t v e r b i n d u n g stellt »bitter« (V. 1 1 . 1 4 ) dar, desgleichen a x a x d a x a x o v (V. 8) zu d x a x a ö x a a i a (V. 1 6 ) . - Ist s o m i t , aufs G a n z e gesehen, die E i n g r e n z u n g v o n 3 , 1 - 1 2 zwar b e g r ü n d b a r , s o ergeben sich zugleich j e d o c h Fragen n a c h der kontextuellen E i n b e t t u n g u n d F u n k t i o n des A b s c h n i t t s . E r m a c h t d e n E i n d r u c k einer Ü b e r l e i t u n g bzw. E i n l e i t u n g ; n a c h 3,1 f. wartet m a n n o c h a u f eine d e u t lichere A p p l i k a t i o n als die in V. 3 - 1 2 . D e r Blick öffnet sich s o m i t a u f die F o r t s e t z u n g h i n . 1
1
V g l . S a t o 6 4 f. E r hält für wahrscheinlich, » d a ß d i e Lehrer« als » d i e Weisen u n d V e r s t ä n d i g e n « ( 3 , 1 3 ) gal ten, d i e ihre eigenen A n h ä n g e r s a m m e l n k o n n t e n ( 3 , 1 4 - 1 6 ) u n d i m s t a n d e w a r e n , d u r c h ihre erzieherischen u n d gottesdienstlichen T ä t i g k e i t e n ( 2 , 3 . 1 6 ; 3 , 9 ) d i e g a n z e K i r c h e z u leiten ( 3 , 2 - 4 ) . D a r a u s e n t s t a n d aller d i n g s a u c h Streit, s o d a ß sich d e r Blick bis 4 , 1 - 4 richtet. C u l p e p p e r 4 0 5 ff. b e h a n d e l t J a k 3 als ein G a n z e s , unterteilt in V. l - 5 a (ein kleines G l i e d m i t großer Kraft kontrollieren), 5 b - 1 2 (ein rastloses Ü b e l z ä h m e n ) , 1 3 - 1 8 (wahre Weisheit e r k e n n e n ) .
V. Verantwortliche Leiterschaft
216
2.
Textüberlieferung.
D i e meisten Varianten bezwecken eine K l ä r u n g der j a k Sätze. Relativ viele bieten V. l a . 2 b . 4 b . 6 . 7 . 8 . 1 2 . M e h r f a c h hat m a n d i e W o r t f o l g e verändert (V. 3, zweimal; V. 7 . 8 . 1 1 ) ; verschiedent lich w u r d e ein »so« verstärkt o d e r eingefugt (V. 5 . 6 . 1 2 ) , e b e n s o ein Artikel (V. 4 ) , ein d v (V. 4 ) . V e r ä n d e r u n g e n an V e r b f o r m e n u n d -Zeiten finden sich in V. 2 . 4 . 9 . - Inhaltlich weitergehend s i n d divergierende Schreibweisen: jroA,DÖiödaxata)i (»Viel-Lehrer«, V. 1 ) , i'öe bzw. i d o u (in V. 3 , a n a l o g zu V. 4 ) , statt ei ö e (»wenn n u n « ) , u n d \izyakav%ei (V. 5 ) . S i e d e u t e n a u f S a c h - bzw. S a t z p r o b l e m e . - S c h w i e r i g ist vor allem die K o n s t r u k t i o n v o n V. 6, wie mehrere O p e r a t i o n e n a m Text bele gen. - D i e Varianten in V. 3 (jtQÖg statt elg), V. 8 d x a x d ö x e x o v u n d V. 1 2 o t i ö e u i a jrnyn. betref fen d e n Stil bzw. d i e V e r d e u t l i c h u n g . - E i n e theologische A n g l e i c h u n g (an Stellen wie I K o r 8,6) enthält V. 9 ( 0 e ö v ) . - Textkritisch U m s t r i t t e n e s enthält d i e Passage also nicht, w o h l aber eine R e i he v o n Unklarheitsindizien.
3. Text-und
Kommunikationsstruktur
D i e A d r e s s a t e n treten n u r zu A n f a n g (V. l a ) als h a n d e l n d e S u b j e k t e in E r s c h e i n u n g (»werden, w i s s e n « ) , d a n a c h n o c h zweimal (V. 1 0 b . 12a) indirekt als A n g e r e d e t e . F ü r d i e K o m m u n i k a t i o n w i c h tig ist d a b e i d i e bei J a k in dieser D i c h t e auffallige N e n n u n g v o n » m e i n e B r ü d e r « in V. 10 u n d 1 2 . E i n e H a n d l u n g s a n w e i s u n g ist a n sie direkt nur in V. 1 (»werdet nicht viele Lehrer«) gerichtet, d a z u indirekt in V. 10 »das soll so nicht sein». D a s »siehe« (in V. 4 . 5 ) ist n u r eine Stilform. - D i e m e i s t e n Sätze h a b e n w e c h s e l n d e S u b j e k t e , ü b e r w i e g e n d S a c h g e g e n s t ä n d e i m S g . : A b s i c h t / B e w e g u n g (ÖQUT) V. 4 b ) , Z u n g e (V. 5 a . 6 a ) , Feuer (V. 5 b ) , K o s m o s (V. 6 a ) , Physis (V. 7 ) , S e g e n u n d F l u c h (V. 1 0 a ) , Q u e l l e (V. 1 1 ) , F e i g e n b a u m (V. 1 2 ) ; z u d e m ( i m Plur.) Schiffe (V. 4 ) . - Z w e i p e r s o n a l e A u s s a g e n i m S g . h a b e n b e s o n d e r e s G e w i c h t , z u m a l in ihrem inhaltlichen K o n t r a s t : »Wer i m W o r t nicht fehl geht, ist ein v o l l k o m m e n e r M a n n , fähig, a u c h das ganze ocouxx a m Z ü g e l zu führen« (V. 2 b ) , u n d : » N i e m a n d k a n n d i e Z u n g e z ä h m e n . . . « (V. 8 a ) . - D i e logische S t r u k t u r der Passage w e n d e t sich z u n ä c h s t (V. 2 ) der V o r a u s s e t z u n g v o l l k o m m e n e r L e n k u n g s f ä h i g k e i t zu. D i e V. 3 - 5 werden v o m K o n t r a s t zwischen kleiner U r s a c h e u n d großer W i r k u n g b e s t i m m t . W ä h r e n d die Vergleichsmotive » Z ü g e l / P f e r d e « u n d » R u d e r / S c h i f f e « (V. 3 - 4 ) konstruktiven Inhalt h a b e n , h e b t die Ü b e r t r a g u n g a u f die Z u n g e (V. 5 b ) die destruktive W i r k u n g hervor. D a s b ö s e W e s e n der Z u n g e unterstreicht V. 6; diese A u s s a g e b e g r ü n d e n u n d erweitern V. 7-8 m i t der in der N a t u r singulären U n z ä h m b a r k e i t der Z u n g e , deren negatives W e s e n zusätzlich b e n a n n t wird. J e t z t tritt a u c h die Frage des K ö n n e n s bzw. N i c h t - K ö n n e n s wieder in E r s c h e i n u n g (V. 8 a . 1 2 , vorher in V. 2 ) , a n g e w e n d e t m i t Hilfe des Gesetzes des W i d e r s p r u c h s bzw. der Unvereinbarkeit (V. 9 - 1 2 ) , w o b e i V. 9 - 1 0 a d i e » u n m ö g l i c h e M ö g l i c h k e i t « des faktischen Verhaltens herausstreicht. D i e A r g u m e n t a t i o n besteht s o m i t aus drei E l e m e n t e n : (1) L e i t u n g s f ä h i g k e i t u n d deren A u s w i r k u n g , (2) Gefährlichkeit der Z u n g e u n d (3) K r i t i k a n der W i d e r s p r ü c h l i c h k e i t k o n k r e t e n R e d e n s . - D i e syntaktische u n d s e m a n t i s c h e L o g i k gerät d o r t ins W a n k e n , w o J a k d a s T h e m a » Z u n g e « (yXCoooa n u r in V. 5 . 6 . 8 ) m i t der F e u e r - M e t a pher (unter der Perspektive v o n U r s a c h e u n d W i r k u n g ) einfuhrt (V. 5 f.). D i e M o t i v e » K o s m o s der U n g e r e c h t i g k e i t « u n d »das g a n z e S o r n a verunreinigen« verlassen d i e F e u e r - T h e m a t i k . L t . 1,27 g e h ö r e n » K o s m o s « u n d »verunreinigen« z u s a m m e n . J a k scheint diese M o t i v e jetzt g e r a d e w e g e n der A u s w i r k u n g e n a u f das » G a n z e « hereinzubringen (V. 6, wieder odb\ia). D i e Z u n g e stiftet viel U n h e i l unter d e n M e n s c h e n , a u c h in der K i r c h e . D e s h a l b ist die E i n d e u t i g k e i t i m R e d e n vor dringlich (V. 9 - 1 2 : S e g n e n / F l u c h e n ) . D e m d x a x d o x a x o v x a x ö v (V. 8) m u ß E i n h a l t g e b o t e n wer d e n , d a m i t nicht Unfriede u n d C h a o s ( d x a x a o x a o i a : V. 16, vgl. 1,8) herrschen. A b 3 , 8 b bereitet J a k s o m i t d e n U b e r g a n g zu 3 , 1 3 - 5 , 6 v o r . 2
3
2
Vgl. Klein
3
S o auch Klein
102. 102.
Textüberlieferung/Kommunikationsstruktur
4.
217
Traditionsgebundenheit
D i e starke T r a d i t i o n s g e b u n d e n h e i t des Abschnitts ist vielfältig u n d e i n g e h e n d aufgewiesen w o r d e n . Atl., hellenistisch-jüd. (besonders Sir u n d Philo) sowie griechische S p u r e n s i n d reichlich zu f i n d e n . - » E s hatte offenbar Tradition, vor A m t e r n o. ä. zu w a r n e n « . D a ß alle M e n s c h e n Fehler m a c h e n (V. 2 ) , ist allgemeine Erfahrung. In der Regel plädiert m a n d a r a u s a u f Verzeihung u n d , hinsichtlich der Fehler b e i m R e d e n , a u f Z u r ü c k h a l t u n g , Selbstkontrolle, j a S c h w e i g e n . - V o n der K u n s t u n d der Wirkkraft b e i m L e n k e n v o n Pferden u n d Schiffen (V. 3 - 4 ) redet m a n oft, sogar in dieser K o m b i n a t i o n . Traditionell gilt das als Anzeichen menschlicher Ü b e r l e g e n h e i t über die N a t u r (nach d e m G e s e t z v o n »kleine U r s a c h e - große W i r k u n g « ) . - B e k a n n t ist ebenfalls, d a ß W o r t e bzw. Begierden schnell Streit entfachen k ö n n e n (V. 5 ) . - In V. 6 s i n d mehrere M o t i v e traditionell, speziell »Welt der Ungerechtigkeit«, » L a u f bzw. R a d des Werdens« u n d » G e h e n n a « (s. i m einzelnen in der K o m m e n tierung). - V o n der B e h e r r s c h u n g der T i e r e bzw. der N a t u r (V. 7 ) reden A T e b e n s o wie die S t o a . Vor D o p p e l z ü n g i g k e i t wird verschiedentlich gewarnt, sei es generell als Z e i c h e n v o n C h a r a k t e r l o s i g k e i t , sei es als V o r w u r f g e g e n Richter, die G o t t anrufen u n d , m i t derselben Z u n g e , falsches Urteil fällen. A m nächsten k o m m t Sir 2 8 , 1 2 : » M a n k a n n m i t d e m s e l b e n M u n d ein Feuer anfachen o d e r es d u r c h S p u c k e n a u s l ö s c h e n « . - Als m e r k w ü r d i g e Rarität wird v o n e i n e m F l u ß (in Sizilien) erzählt, der aus einer Q u e l l e sowohl salziges als a u c h trinkbares Wasser s p e n d e t (V. I I ) . - D a s N a t u r g e s e t z »wie die Pflanze - so die Frucht« wird vielfach als B i l d verwendet, z. B . g e g e n die A b w e h r unsinni ger W ü n s c h e . - D a s W o r t p a a r »Segen u n d F l u c h « verkörpert alte biblische T r a d i t i o n ( D t n 1 1 , 2 6 ; 3 0 , 1 9 u. a.). Evtl. spielt a u c h das jesuanisch-frühchristliche M o t i v »segnen, die e u c h verfluchen« ( M t 5 , 4 4 ; R o m 1 2 , 1 4 ) m i t hinein. D i e A u s s a g e J e s u , d a ß alle M e n s c h e n über jedes u n n ü t z e W o r t (pfjuxx) Rechenschaft ablegen m ü s s e n u n d daß m a n aus seinen W o r t e n ( ^ ö y o i ) gerechtfertigt bzw. verurteilt w i r d ( M t 1 2 , 3 6 f.), besitzt d a g e g e n keinen direkten H a f t p u n k t hier i m Text u n d hat, w e n n ü b e r h a u p t , nur allgemeinen Einfluß a u s g e ü b t . - M a t e r i a l m ä ß i g fugt J a k der T r a d i t i o n w e n i g hinzu. D a ß er die Bilder negativ statt positiv (wie ü b e r w i e g e n d in der Tradition) anwendet, weist a u f sei nen Interpretationsrahmen. A u c h sonst registriert m a n v o r w i e g e n d A k z e n t e , die J a k in der Verar b e i t u n g des Materials setzt (so in V. 6 . 7 . 8 ) . R e i n v o m Material her betrachtet, ließe sich d a s übliche Verständnis rechtfertigen, a u c h J a k beteilige sich a m Abfassen einer » A b h a n d l u n g « über d e n » T o p o s « der B e h e r r s c h u n g des R e d e n s , als »Ausführung« bzw. A m p l i f i k a t i o n v o n 1,19 f. 2 6 f. , w o b e i J a k vor allem nur das Gefahrenpotential der Z u n g e b e t o n e . D i e s e Interpretation geht j e d o c h a n der redaktionellen Verarbeitung vorbei. 4
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V g l . N e u e r Wettstein u. a.; B a k e r 1 0 5 - 1 2 2 . B u r c h a r d , H N T z. S t . , m i t B e z u g a u f E p i c E n c h 3 7 u. a. Sir 5 , 1 5 ; 1 9 , 4 ff.; 2 2 , 2 7 ff. J o h n s o n , T a c i t u r n i t y 3 2 9 f f : N e b e n S c h w e i g e n w i r d d i e K ü r z e der R e d e e m p fohlen. Z . B . A r t e m i d o r (s. N e u e r Wettstein 1 3 0 3 ) u. a. Sir 5,9; 6 , 1 (vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 8 5 f.). 9 Plato L e g II 6 5 9 a ( N e u e r Wettstein 1 3 1 4 ) . A n t i g M i r 1 3 3 , 1 - 3 ( N e u e r Wettstein 1 3 1 5 ) . N e u e r Wettstein 1 3 1 6 f. b r i n g t Plut M o r a l 472e-f; E p i c D i s s II 2 0 , 1 8 - 1 9 ; M a r c A n t V I I I 15; S e n E p 8 7 , 5 . V g l . v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 6 8 f. D i b e l i u s , K E K 2 2 2 . ; J o h n s o n , A n c B 2 5 4 f.: essay. !3 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 8 0 f. S i g n i f i k a n t s i n d bereits d i e Ü b e r s c h r i f t e n in d e n K o m m e n t a r e n ; z. B . » V o n der M a c h t der Z u n g e « ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 7 8 ) , » V o n der B e h e r r s c h u n g der Z u n g e « ( S c h n i d e r 8 1 ) , » T h e h a r m f u l effects o f the u n c o n trolled t o n g u e ( M o o 1 1 8 ) , » T h e Power o f the T o n g u e « ( L a w s , C o m m e n t a r y 1 3 9 ) , » T h e Power a n d Peril o f S p e e c h « ( J o h n s o n , A n c B 2 5 3 ) . Z u r ü c k h a l t e n d e r d a g e g e n f o r m u l i e r e n M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 5 7 (»War n u n g vor der L e h r s u c h t w e g e n der D ä m o n i e der Z u n g e « ) , B u r c h a r d , H N T 1 3 3 ( » S c h u l m e i s t e r t nicht, d i e Z u n g e ist b r a n d g e f ä h r l i c h « , z u 3 , 1 - 1 1 ) , Schlatter, B r i e f 2 0 7 ( » D a s R i n g e n u m d a s h e i l s a m e W o r t « ) , V o u g a 9 3 (»L'ethique d e la c o m m u n i c a t i o n « , z u 3 , 1 - 1 3 ) , C u l p e p p e r ( » T h e Power o f W o r d s a n d the Tests o f T w o W i s d o m s « , zu V 1-13). 3
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1 4
V. Verantwortliche Leiterschaft
218
5. Redaktion
und
Intention
D i e redaktionellen S c h w e r p u n k t e liegen in der R a h m u n g (V. 1 f.9 f.) u n d in der »Klebestelle« V. 6. J a k bezieht d e n b e k a n n t e n S a t z »alle m a c h e n Fehler«, der für alle M e n s c h e n bei verschiedenen T ä t i g k e i t e n gilt (»errare h u m a n u m est«), speziell a u f Lehrer u n d L o g o s . E r entwirft: d a s Idealbild eines M e n s c h e n , der i m L o g o s keine Fehler m a c h t , d e s h a l b v o l l k o m m e n ist u n d »das G a n z e « z u lenken v e r m a g . V. 2 ist n i c h t Ü b e r g a n g s v e r s , s o n d e r n Z i e l p u n k t dieser E i n g a n g s a u s s a g e . - D i e n ä c h s t e Traditionseinheit (in V. 3 - 4 ) , die v o n der E i n f l u ß m ö g l i c h k e i t »großer R o l l e n « handelt, ü b e r n i m m t J a k als B e k r ä f t i g u n g der » g r o ß e n Rolle« des Lehrers. D e m folgt die Traditionseinheit über d i e Gefährlichkeit der Z u n g e (in V. 5 - 8 ) . D e r A n s c h l u ß in V. 5 f. gelingt J a k n i c h t g a n z glatt. I h m ist dieser F a k t o r j e d o c h wichtig, weil er d a s d a d u r c h angerichtete U n h e i l h e r v o r h e b e n will u n d weil er die A u s w i r k u n g e n a u f » d a s G a n z e « sieht. - D i e Traditionseinheit ü b e r D o p p e l z ü n g i g k e i t u n d U n v e r e i n b a r k e i t (in V. 9 - 1 2 ) bezieht J a k a u f » S e g e n u n d F l u c h « u n d g i b t ihr d a m i t w i e d e r u m eine spezielle Z u s p i t z u n g , d i e evtl. v o n einer g a n z anderen biblischen T r a d i t i o n (s. o.) beeinflußt wird. D i e W i e d e r h o l u n g des M o t i v s (in V. 9 u n d 10a) u n d d i e indirekte A u f f o r d e r u n g in V. 1 0 b lassen erkennen, d a ß hier der sachliche Z i e l p u n k t für J a k liegt, v o n d e m a u s er d a n n z u V. 13 fF. überleitet. J a k d e n k t an d a s , w a s in der christlichen G e m e i n d e laut wird; speziell d a r a n , w i e d u r c h unverantwortlichen W o r t g e b r a u c h der F ü h r u n g s l e u t e A l l z u m e n s c h l i c h e s w i r k s a m w i r d u n d d a d u r c h U n f r i e d e u n d Streit entstehen. 1 5
1 6
1 7
1 8
6. Inhalt
und kontextuelle
Funktion
Fragt m a n n a c h der E i n b e t t u n g u n d F u n k t i o n der Passage 3 , 1 - 1 2 i m weiteren K o n t e x t , so ergibt sich (wie o b e n bereits a n g e d e u t e t ) der E i n d r u c k einer Ü b e r l e i t u n g bzw. E i n l e i t u n g . In K a p . 2 hat te J a k d i e T h e m a t i k v o n G l a u b e , L i e b e , G e s e t z , G e r i c h t u n d T a t e n in praktisch-theologischer u n d b i b l i s c h - d o g m a t i s c h e r H i n s i c h t erörtert: D e r G l a u b e d a r f n i c h t d u r c h falsche B e h a n d l u n g g e r a d e des S c h w ä c h e r e n entstellt u n d entleert werden. A b 3 , 1 3 w e n d e t sich J a k d e n S p a n n u n g e n unter d e n A d r e s s a t e n zu, w o b e i er a u f d i e richtige Q u e l l e v o n Weisheit u n d d a m i t a u c h v o n Frieden auf m e r k s a m m a c h t . W o v o n h a n d e l n d a n n aber 3 , 1 - 1 2 , u n d w a s bezweckt der A b s c h n i t t ? In der L i t e ratur (s. o.) wird er z u m e i s t als »kleine A b h a n d l u n g « ü b e r d a s T h e m a » Z u n g e « b e h a n d e l t , also als A u s f ü h r u n g ü b e r ein a n t h r o p o l o g i s c h e s T h e m a . E r gilt d a n n als A m p l i f i k a t i o n v o n 1,19 f. 2 6 f. N u r e i n g a n g s ( 3 , 1 ) berühre J a k k u r z u n d v o r ü b e r g e h e n d die Verantwortlichkeit der G e m e i n d e l e h rer, u m d a n n m i t V. 2 z u m g e n a n n t e n T h e m a » G e f a h r der Z u n g e « , w a s j a alle M e n s c h e n betreffe, ü b e r z u l e i t e n . D i e s e A u s l e g u n g w i r d j e d o c h weder d e m D u k t u s n o c h d e m Inhalt n o c h der T r a d i tion n o c h d e m K o n t e x t gerecht. Viel näher legt sich eine ekklesiologische D e u t u n g . - V e r s u c h e einer ekklesiologischen A u s l e g u n g erscheinen eher s p o r a d i s c h u n d zaghaft in der Literatur. N a c h e i n e m B e i t r a g v o n W a n d e l erneuerte in jüngerer Z e i t v o r a l l e m B o R e i c k e die T h e s e , nicht n u r 1 9
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1 5
D i e s e A n w e n d u n g findet sich a u c h b e i d e n R a b b i n e n , steht aber nicht i m V o r d e r g r u n d . S o A b o t h 1 , 1 1 ; 4 , 1 3 ; B a b M 3 3 b . - N e u e r W e t t s t e i n 1 2 9 1 - 1 3 0 1 b r i n g t 2 3 Vergleichstexte. V g l . T h e m i s t O r 2 2 , 2 7 6 b - c ( N e u e r W e t t s t e i n 1 2 9 5 f.): E s liegt a u ß e r h a l b d e r m e n s c h l i c h e n N a t u r , g a r nicht z u fehlen. N i c h t sei d e n S t o i k e r n z u g l a u b e n , » d a ß es bisweilen u n t e r d e n M e n s c h e n s o l c h e g e b e n k a n n , w i e sie welche als weise u n d trefflich erfinden, [ d e n n d a s sind] k e i n e M e n s c h e n m e h r « . R e c h t h a b e h i n g e g e n eine Inschrift: in A t h e n ; » d e n n a u c h sie weist es allein d e n G ö t t e r n zu, alles richtig z u m a c h e n « . Gegen Dibelius, K E K 2 2 5 . V g l . S i m p l E p i c t I 4 6 8 , 1 - 1 3 ( N e u e r Wettstein 1 2 9 1 ) : » D e s h a l b d a r f m a n nicht voreilig d i e allzu g r o ß e n R o l l e n ü b e r n e h m e n , d i e eines L e h r e r s o d e r P h i l o s o p h e n o d e r die eines S t e u e r m a n n e s a u f e i n e m S c h i f f o d e r die eines H e r r s c h e r s in einer S t a d t « . 19 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 8 0 . D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 3 5 ; S c h n i d e r 8 1 , u. v. a. W a n d e l g e h t d e n Text s y n t a k t i s c h , logisch u n d p h i l o l o g i s c h d u r c h . D i e 1. Pers. Plur. in V. 2 beziehe sich (wie in V. 1) a u f die L e h r e r ( 6 8 5 ) , » L e i b « in V. 2 nicht a u f die m e n s c h l i c h e n Glieder, s o n d e r n a u f die 1 6
1 7
1 8
2 0
2 1
Redaktion/Intention/Inhalt/kontextuelle V.
Funktion
219
1, s o n d e r n d e r g a n z e A b s c h n i t t ziele a u f d i e V e r a n t w o r t u n g der Kirchenlehrer. I h m folgt,
o b s c h o n b e h u t s a m e r , F. V o u g a .
2 2
Reicke
2 3
setzt bei » L e i b « ein. W e s h a l b rede d e r A u t o r s o ü b e r d e n
» L e i b « ? D i e A n t w o r t laute: » E r d e n k t tatsächlich a n d i e G e m e i n d e , deren >Zunge< d e r Lehrer o d e r Prediger ist.« W i e bei Paulus sei » L e i b « ein S y m b o l für d i e K i r c h e .
2 4
D i e Illustrationen in V. 3 ff.
w ü r d e n n u r a u f dieser L i n i e S i n n e r g e b e n . D i e A u s s a g e in V. 3 w e r d e erst d a n n relevant, w e n n d i e Z u n g e d i e A k t i o n e n eines separaten, viel größeren L e i b e s steuere; n o r m a l e r w e i s e h a b e eine Person k e i n e P r o b l e m e d a m i t , ihre körperlichen B e w e g u n g e n z u kontrollieren (V. 2 ) . D a s s e l b e gelte für V. 4 . Z u d e m h a b e d a s S c h i f f für d i e frühen C h r i s t e n ein beliebtes S y m b o l für d i e K i r c h e d a r g e stellt. D a s R u d e r e n t s p r e c h e der Predigt, d i e gefährlichen W i n d e seien d i e m e n s c h l i c h e n Interessen u n d Irrungen
(vgl. E p h 4 , 1 4 ) . D e r S t e u e r m a n n sei s o m i t d e r G e m e i n d e l e i t e r , hinter d e m d i e
G e s t a l t C h r i s t i d u r c h s c h i m m e r e . - D i e E i n w ä n d e g e g e n eine s o l c h e P o s i t i o n setzen, a b g e s e h e n v o n der S y m b o l i k , v o r n e h m l i c h bei der A u s s a g e u n d F u n k t i o n v o n V. 2 ein. J a k w o l l e hier einen » Ü b e r g a n g zur A b h a n d l u n g « schaffen, w a s i h m d u r c h d i e Z u f ü g u n g v o n » d e n g a n z e n K ö r p e r z ü g e l n « gelinge. so KoXkd
2 5
2 6
Inhaltlich m e i n e c t J t a v x e g bereits d i e M e n s c h e n , n i c h t m e h r speziell d i e L e h r e r , e b e n n i c h t n u r d a s L e h r e n . J a k verstehe d i e Lehrer e x e m p l a r i s c h , p a r s p r o t o t o ;
2 7
3 , 1 - 1 2 seien
28
a n t h r o p o l o g i s c h ausgerichtet, erst 3 , 1 3 - 1 8 e k k l e s i o l o g i s c h . K r i t i k w i r d ebenfalls i m B l i c k a u f Ter minologie und Kontext geäußert. v o n öcöfxa h i n ;
3 0
29
N i c h t s d e u t e a u f ein p a u l i n i s c h - e k k l e s i o l o g i s c h e s V e r s t ä n d n i s
a u ß e r d e m greife J a k nicht Irrlehren an, s o n d e r n p e r s ö n l i c h e Rivalitäten.
A m leichtesten angreifbar in der A r g u m e n t a t i o n v o n R e i c k e ist d i e ins A l l e g o r i s c h e ü b e r g e h e n d e S y m b o l a u f l ö s u n g v o n L e i b , Schiff, R u d e r u n d W i n d . D a s s i n d keine t r a g e n d e n A r g u m e n t e . V o n zentraler B e d e u t u n g ist j e d o c h d i e A n a l y s e v o n V. 2 ; hier entscheidet sich in der T a t d e r W e g der Interpretation. W i c h t i g ist ebenfalls ein sorgfältiges B e a c h t e n der j a k G e d a n k e n f ü h r u n g
daraufhin,
w i e er m i t d e n W ö r t e r n » L e i b « u n d » Z u n g e « u m g e h t . W o erscheinen sie, w i e v e r b i n d e t J a k sie? D i e o . g e n . K r i t i k a n R e i c k e in der A n a l y s e v o n V. 2 erweist sich bei näherer B e t r a c h t u n g als eine p e t i tio p r i n c i p i i , w i e u n t e n n o c h näher ausgeführt w e r d e n wird. E s m a n g e l t ihr a n S t r i n g e n z , u n d sie entkräftet wesentliche A r g u m e n t e nicht, speziell zur l o g i s c h - s a c h l i c h e n V e r k n ü p f u n g
zwischen
» n i c h t i m W o r t Fehler b e g e h e n « u n d » d e n g a n z e n K ö r p e r z ü g e l n « . G e w i ß , V. 2 a ist, für sich 31
g e n o m m e n , ein » A l l g e m e i n p l a t z « . A b e r a u f e b e n d i e s e m H i n t e r g r u n d b e t o n t J a k d a s B e s o n d e r e des
Kirchenlehrers: Fehler ( i m W o r t ) s i n d hier fatal. D i e ü b e r s c h i e ß e n d e B e m e r k u n g in V. 2 c
(»fähig, . . . « ) zielt g e r a d e a u f d i e V e r a n t w o r t u n g g e g e n ü b e r e i n e m s e p a r a t e n größeren G a n z e n , w i e R e i c k e zurecht v e r m e r k t . J a k g e h t es z u n ä c h s t (in V. 2 - 4 ) gar n i c h t u m d i e Z u n g e ( A n t h r o p o l o g i e ; v o n der Z u n g e ist erst in V. 5 d i e R e d e ) , s o n d e r n u m d i e V e r a n t w o r t u n g Einzelner für d a s G a n z e (Kybernetik).
32
D i e s e s M o t i v greift er in V. 6 a l s b a l d wieder auf. - F ü r d i e e k k l e s i o l o g i s c h e Inter
p r e t a t i o n spricht ebenfalls d i e W e i t e r f u h r u n g d e s G e d a n k e n g a n g e s in V. 9 - 1 2 , w i e o b e n dargelegt. D e r g e s a m t e I n t e r p r e t a t i o n s r a h m e n verweist darauf. W i e bereits g e s a g t , ließe sich rein v o m T r a d i t i o n s m a t e r i a l her d a s ü b l i c h e V e r s t ä n d n i s rechtfertigen, J a k beteilige sich a m A b f a s s e n einer kleinen
G e m e i n d e ( 6 8 7 - 6 8 9 ) , d e r Vergleich in V. 3 darauf, w i e »der L e h r e r d u r c h d i e G e w a l t seiner R e d e ... d e n O r g a n i s m u s der G e m e i n d e leiten k a n n « ( 6 9 1 ) . V o u g a 9 4 stellt v e r s c h i e d e n e » c o n n o t a t i o n s ecclesiales« z u s a m m e n : Lehrer, W o r t , L e i b , Schiff, S e g e n u n d F l u c h , G o t t a n r u f e n als H e r r n u n d Vater. D e r S a c h k o n t e x t d e r P a r ä n e s e hier sei d e r s e l b e w i e in 2 , 1 - 2 6 . u n d 3 , 1 4 - 1 8 , n ä m l i c h »la vie d e c o m m u n a u t e s chretiennes«. 3 R e i c k e 3 7 f. R e i c k e 3 7 verweist a u f I P e t r 3 , 2 0 u n d d i e A p o s t V ä t e r . Dibelius, K E K 2 2 5 ; Frankemölle, Ö T K 4 9 2 ; Tsuji 8 0 mit A n m . 1 7 7 . Schnider84. Frankemölle, Ö T K 482. Frankemölle, Ö T K 480. V g l . D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 3 9 , z u V. 3 . 30 D i b e l i u s , K E K 2 2 5 m i t A n m 4 (gegen W a n d e l ) . D i b e l i u s , K E K 2 2 5 A n m . 1; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 3 5 . V o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 9 f., setzt ebenfalls b e i m S t e u e r u n g s p r o b l e m ein, l a n d e t j e d o c h b e i der A n t h r o p o l o g i e (z. B . S t e u e r u n g d e r Affekte). 2 2
2
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3 1
3 2
V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
220
» A b h a n d l u n g « über d e n » T o p o s « der Beherrschung des R e d e n s . A b e r J a k schreibt keine A b h a n d lungen, s o n d e r n verfolgt eine p r a g m a t i s c h e Intention, n ä m l i c h die Verantwortlichen
in
der
G e m e i n d e a u f ihre V e r a n t w o r t u n g h i n z u w e i s e n u n d v o r u n b e d a c h t e m , s c h ä d l i c h e m R e d e n usw., b e s o n d e r s v o r D o p p e l z ü n g i g k e i t z u w a r n e n , u m d a n n ( 3 , 1 3 - 1 8 ; 4 , 1 ff.) d i e Q u e l l e n v o n F r i e d e n u n d U n f r i e d e n a u f z u z e i g e n . K i r c h l i c h e K y b e r n e t i k ist sein A n l i e g e n , n i c h t a l l g e m e i n e A n t h r o p o logie.
1 Der Vers gliedert sich in eine Aufforderung und eine Begründung, verknüpft durch einen Hinweis auf vorhandenes Wissen. Die Aufforderung richtet sich, wie bei Jak auch sonst häufig, an die »Brüder«; die Begründung dagegen enthält das bei Jak ganz seltene »wir«. Zur Behandlung steht das »Lehrer werden«; das »größere Gericht« rät zu einem »nicht viele«. Wesen und Funktion von Lehrer-Sein werden nicht erörtert, sind also als bekannt vorausgesetzt. Die Lehrer sind neben den »Ältesten der Gemein de« (5,14) die einzigen bei Jak erwähnten kirchlichen Funktionsträger; er rechnet sich selbst unter die Lehrer (3,1 f.). Bei den Lehrern liegt eine besondere Verantwortung für die Kirche. Der Umgang mit dem »Wort« ist für die jak Kirche entscheidend. Hierarchisch-sakramentale Züge (Binde- und Lösegewalt, Opferwesen usw.) treten ebensowenig in Erscheinung wie charismatische (auch 5,14 nicht) oder prophetische (5,10 ist anders gelagert). Letzteres überrascht, weil sonst im N T Propheten und Leh rer oft nebeneinander v o r k o m m e n . Daß hinter 3,1 eine Art alter judenchristlicher Protorabbinat stehe, ist kaum wahrscheinlich. Eher gehört 3,1 in eine Entwick lungsphase der Wort-Dienste , wo die Prophetie teilweise durch Pseudoprophetie in Mitleidenschaft gezogen wurde (Mt 7,15 ff.; 24,11.24; l j o h 4,1; 2Petr 2,1). Die (»gesunde«) Lehre gewann an Bedeutung (vgl. die Pastoralbriefe) , obwohl die Leh rer stellenweise selbst ebenfalls in den Verdacht der Irrlehre gerieten (Apg 20,29 f.; Eph 4,14; l T i m 1,3; Hebr 13,9). Die Aufgabe der Lehrer37 bestand vor allem wohl darin, die Christen auf dem richtigen Weg zu führen und zu halten (durch Weiterga be und Interpretation der Jesus-Tradition, Auslegung der heiligen Schrift, konkrete ethische Wegweisung usw.). Ahnliches hat wahrscheinlich auch Jak im Sinn, vom 33
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3 3
I K o r 1 2 , 2 8 f.; 1 4 , 6 ; A p g 1 3 , 1 ; D i d 1 1 - 1 5 ; d i e K o m b i n a t i o n s t e h t ihrerseits i n V e r b i n d u n g m i t » A p o s t e l und Propheten»: I K o r 12,28; E p h 4 , 1 1 ; A p k 18,20; D i d 1 1 .
3 4
Z i m m e r m a n n 2 1 4 - 2 1 9 ( Z u s a m m e n f a s s u n g ) , u n d zwar für S y r i e n , m i t H i n w e i s a u f A p g 1 3 , 1 ; i n d i e s e r T r a d i t i o n s t e h e a u c h J a k 3 , 1 . D i e Stelle b e z e u g e z w a r d e n Verfall, a b e r a u c h n o c h d i e E x i s t e n z » d e s a l t e n j u d e n c h r i s t l i c h e n A m t e s d e r D i d a s k a l o i « ( 1 9 4 - 1 9 6 . 2 0 7 f.). V g l . d a z u P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 0 8 ff.
3 5
3 , 1 ist i n d e r T a t Z e u g e einer K r i s e d e s f r ü h c h r i s t l i c h e n L e h r e r t u m s ( m i t Z i m m e r m a n n 2 0 5 ff.), a b e r n i c h t aufgrund v o n S p a n n u n g e n zwischen judenchristlicher a n d angeblich paulinischen Didaskaloi (wie Z i m m e r m a n n 2 0 7 m e i n t ) , s o n d e r n a u s i n h ä r e n t e n G r ü n d e n . S a t o 6 5 : » D i e T a t s a c h e aber, d a ß s i e >Lehrer< sein w o l l e n k o n n t e n , läßt v e r m u t e n , d a ß d i e s k e i n rein c h a r i s m a t i s c h e s A m t war. V i e l m e h r k o n n t e m a n w o h l a u f g r u n d d e s i n n e r g e m e i n d l i c h e n A n s e h e n s bzw. d e r e n t s p r e c h e n d e n M a c h t s t e l l u n g i n d i e s e s A m t g e w ä h l t o d e r d a m i t b e a u f t r a g t w e r d e n « . D a r a u s erkläre s i c h a u c h leicht, d a ß es z u » E i f e r s u c h t u n d Z a n k s u c h t « k a m .
3 6
l T i m 2 , 7 . 1 2 ; 2 T i m 1 , 1 1 ; 2 , 2 . I n n e r g e m e i n d l i c h e L e h r e : R o m 1 2 , 6 f.; G a l 6 , 6 ; I K o r 1 2 , 1 8 f.; 1 4 , 6 . 2 6 ; E p h 4 , 1 1 ; A p g 1 3 , 1 ; H e b r 5 , 1 2 ; vgl. J o h 1 4 , 1 6 ; 1 6 , 1 2 f.
3 7
Baasland, S t T h 1982, meint, 3,1 deute an, »daß die Belehrung von (durchreisenden) Lehrern vorgetragen w u r d e « , u n t e r B e z u g a u f S c h ü r m a n n 1 1 6 ff. A b e r d e r T e x t b r a u c h t n i c h t s o v e r s t a n d e n z u w e r d e n . - A d a m s o n , E p i s t l e 1 3 9 ü b e r s e t z t m i t » r a b b i s « (vgl. R o p e s 2 2 6 ) ; d e s J a k A u s s a g e sei a u f d e m H i n t e r g r u n d d e s D i a s p o r a - J u d e n t u m s z u v e r s t e h e n , w o eine G e m e i n d e e i n e n » o r d e r o f >teachers«< h a t t e , d e r hier i n G e f a h r s t a n d , d u r c h u n w ü r d i g e K a n d i d a t e n ü b e r r a n n t z u w e r d e n . L e t z t e r e s ist z u t r e f f e n d , d i e v o r a u s g e s e t z t e S z e nerie k a u m .
3 8
V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 1 4 3 f. F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e b e i Z i m m e r m a n n 3 6 - 6 8 .
221
3,1-2
Ganzen seines Schreibens her geurteilt. - Eine quantitative Zurückhaltung der Leh rer ist wegen der hohen Verantwortung erforderlich. Die Übersetzung »nicht (zu) vie le solltet ihr Lehrer werden«39 ist gegenüber »tretet nicht bei jeder Gelegenheit als Lehrer a u f « vorzuziehen; noXXoi grenzt die Anzahl derer, die Lehrer werden (yiveöOe), ein; es steht nicht adverbial. Jak geht von einem prinzipiell offenen Lei tungssystem aus. Vorausgesetzt ist also keine fest umgrenzte Gruppe, sondern eine zugleich »demokratisch« allgemein zugängliche wie auch - wegen Position, Verant wortung und Qualität - geistlich-oligarchische bzw. aristokratische Gemeindefuhrung. Gerade diese Mischung hinsichtlich Zugangsmöglichkeiten, Qualifikation und Dienstverständnis führte zu der von Jak beanstandeten Situation. Nur Qualifizierte sollten den Lehr-Dienst suchen, und zwar wegen der damit verbundenen Verantwor tung, die sich im jiel^ov X Q t f x a ausdrückt, h a t doch das Lehren weitreichende Aus wirkung für einen größeren Kreis. KQIUXX bedeutet »Strafurteil« ; darauf verweist auch »verfehlen« in V. 2. Das Urteil e r g e h t im eschatologischen Gericht. Ahnlich wie in IKor 3,13 ff könnte evtl. an die Beurteilung primär des Tuns gedacht sein, nicht unbedingt an die Verurteilung der Person; aber Jak läßt das offen, weil er die beson dere Verantwortung der Lehrer herausstellen möchte. Daß um^ov einen besonders hohen Maßstab bzw. ein eindringlicheres Nachforschen impliziert, mag nicht aus geschlossen sein; im Vordergrund steht jedoch die Korrespondenz zwischen Tatfolge und Beurteilung. Das »mehr« des Urteils ist im »mehr« der Position und des Wissens darum begründet (wie entsprechend in M k 12,40 parr.; R o m 2,17 ff; Ez 33,1-9). Aufs Ganze von V. 1 gesehen, macht bereits die Eindringlichkeit der Aussage, ver bunden mit dem »wir«, es ganz unwahrscheinlich, daß Jak nur im Vorübergehen und nur als ein Exempel unter vielen möglichen anderen für menschliche Fehlbarkeit die Thematik »Lehrer/Lehren« berühren wolle. Er eröffnet vielmehr einen eigenen The menbereich. 2 Der für das Gesamtverständnis der Passage zentrale V. 2 soll V. 1 begründen (ya.Q). Der Aussagesatz V 2a dient als Kontrast zum Rest des Verses, einem Konditionalsatz im Realis mit doppelter Apodosis (V. 2b.c). Leitgedanke ist »verfehlen« im Gegenüber von »wir alle ... vielerlei« und »wer im Logos nicht ...«. D e m entspricht die erste Folgerung (V. 2b): »der (ist) ein vollkommener Mann.« Damit könnte dieser Gedankengang abgeschlossen sein. Der Aussage über das Sein folgt jedoch eine weitere über das Können (V. 2c): »fähig, auch den ganzen Leib zu lenken - zügeln«. - Letztmals bei Jak begegnen hier die Wörter ^öyog (mehrfach in 1,18-23), xe^eiog (vorher in 1,4.17.25, personal aber nur 1,4) und jrcaieiv (2,10). Mit V. 2b werden somit einige Linien beendet; V. 2c ist bereits im Blick auf das Fol40
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44
3 9
M i t D i b e l i u s , K E K 2 2 3 f.; S c h l a t t e r 2 0 9 ( J a k w a r n e »vor d e m Z u d r a n g z u m L e h r e r g e s c h ä r t « ) ; C r a n f i e l d 3 3 8 ff.; L a w s , C o m m e n t a r y 1 3 9 - 1 4 1 ; K l e i n 7 8 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 7 8 . 4 8 2 - 4 8 4 .
4 0
S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 5 9 . Z u r ü c k h a l t e n d a u c h J o h n s o n , A n c B 2 5 5 ( » T h e r e is n o r e a s o n to t h i n k t h a t t o o m a n y w e r e b e c o m i n g t e a c h e r s « ) , t r o t z seiner Ü b e r s e t z u n g 2 5 3 . W a n k e 5 0 8 m e i n t , d i e L e h r e r h ä t t e n e i n e n a b g e g r e n z t e n K r e i s g e b i l d e t , » d e r z w a r a u f V e r g r ö ß e r u n g h i n offen war, sich a b e r d o c h d e u t l i c h v o n den übrigen Gemeindemitgliedern abhob«.
4 1
G e g e n Mußner, J a k o b u s b r i e f 159 A n m . 3.
4 2
J a k redet d i e » B r ü d e r « k o l l e k t i v a n ; a u c h H e b r 5 , 1 2 v e r w e n d e t d e n Plur.
4 3
W i e a u c h s o n s t in ä h n l i c h e n Z u s a m m e n h ä n g e n : M k 1 2 , 4 0 parr.; Rom 3 , 8 ; G a l 5 , 1 0 ; l T i m 5 , 1 2 ; 51,3. Ebenso Dibelius, K E K 223.
4 4
Vgl. Laws, C o m m e n t a r y 144.
lClem
222
V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a r t 4
gende formuliert, aber nicht nur auf V. 3-4, 5 sondern auch weiter auf V. 6 (»den gan zen Leib«) und V. 8.12 ( ö w a u m ) . - Der verbreitete Erfahrungssatz, daß »wir alle vie lerlei Fehler begehen« , dient Jak nicht zur Entschuldigung; er zielt vielmehr darauf, daß auch die Lehrer dem »errare humanum est« unterworfen s i n d . Jak begründet nicht, weshalb Vollkommenheit darin besteht, »im Wort nicht Fehler zu begehen«; dahinter steht alte Spruchweisheit (wie in Prov 10,19; 13,3; 18,20 f; 21,23; Sir 37,16-18 zu finden). Die Aussage gilt auch nicht nur für Lehrer, für sie aber ganz besonders. Anthropologisch betrachtet, wird wiederum der Mensch als Rede-Wesen bedeutsam. Auf dem Hintergrund von 1,19 ff. ist auch hier an verletzende und lee re Worte zu denken. Jak greift allerdings das Motiv des Zorns (1,19 f.) nicht wieder auf. - Die Bezeichnung »ein vollkommener Mann« läßt sich bis zu einem gewissen Grad aus der antithetischen Spruchreihe Prov 1 0 veranschaulichen, speziell die »Verständigkeit« (Prov 10,19: vor)|i(DV eorj), aber auch sonst das Gelingen des Lebens, der Segen, die Weisheit. Zur Vollkommenheit gehören für Jak auch Bewährung und Handeln (1,3 f.), vor allem die soziale Tat (1,26 f.; 2,1 ff.; 3,13-18; 4,1 ff). Daß die Vollkommenheit sich auch in der Selbstbeherrschung *) manifestieren kann, ist sach lich unstrittig. Aber ist davon hier die Rede? Vom »Zügeln der Zunge« (so 1,26) han delt V. 2, genau betrachtet, nicht. Erst in V. 8 findet sich »die Zunge zähmen«; von der Zunge ist vor V. 5 nicht die Rede. Die Fehlerlosigkeit im Wort ist Voraussetzung (»wenn - dann«) der übrigen Aussagen in V. 2b.c. Objekt von »zügeln« ist »Leib«, nicht das Wort oder das Sprechorgan; man darf die logische Reihenfolge nicht umdrehen. V. 2c hat im Blick, daß »der ganze Leib am Zügel geführt« wird, und das ohne ein eavxov; es könnte demnach der eigene Körper oder auch ein anderer »Leib« (wie in V. 3) gemeint sein. Wichtig ist Jak jedoch, daß es sich um den »ganzen (öX,ov) Leib« handelt (so auch V. 3.6); die Beziehung zwischen Teilgrößen und dem Ganzen steht im Blick. Jak verzichtet weitgehend auf die Charakterisierung des »vollkommenen Mannes«; für ihn ist es selbstverständlich, daß sich Vollkommenheit - auch und gerade - im Umgang mit dem Wort zeigt. Aber ist das, für sich genommen, sein Thema hier? Den Kommentatoren ist immer schon aufgefallen, daß V. 2c eine weitere Note herein bringt. Das geschieht jedoch nicht lediglich zwecks eines Übergangs zu V. 3 ff, son dern weil jetzt die wichtigste Dimension der Lehrtätigkeit zur Sprache kommt, näm lich das »Zügeln bzw. Lenken« des »ganzen Leibes«. Das ist mehr als das, was in Sir 46
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4 9
5
4
5
S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 9 3 , u. a.
4 6
Z u JtxaicL) s. o. b e i 2 , 1 0 .
4 7
E s w i r d a l l e r d i n g s n i c h t g e s a g t » w e n n s c h o n alle f e h l g e h e n — d a n n erst recht d i e L e h r e r « ( s o F r a n k e m ö l l e , ÖTK
4 8
490).
B a k e r 1 2 4 m e i n t , d a s a n s i c h u n n ö t i g e ä j i a v x e g s i g n a l i s i e r e e i n e n »shift o f f o c u s t o t h e u n i v e r s a l p r o b l e m o f Controlling t h e t o n g u e « .
4 9
P r o v 1 0 , 1 2 s t e h t a u c h h i n t e r J a k 5 , 2 0 (vgl. I P e t r 4 , 8 ) .
5 0
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 9 2 . - V o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 9, d e u t e t 3 , 1 - 1 1 als » S t e u e r u n g s p r o b l e m , d a s P r o blem der Sebstkontrolle, das über die kognitive D i m e n s i o n hinausgeht« u n d das J a k an der Z u n g e exem plifiziere. S i e v e r s t e h t oööjia hier als » s e i n e n L e i b , bzw. s i c h s e l b s t « u n d a u c h » n o c h w e i t e r i m S i n n v o n >Person«< ( 1 0 m i t A n m . 5 0 ) ; d i e M e t a p h e r %dkivay(Dyelv w e r d e » h ä u f i g i m H i n b l i c k a u f d a s I n - Z a u m - h a l t e n v o n n e g a t i v k o n n o t i e r t e n A f f e k t e n u n d i h r e n A u s d r u c k s o r g a n e n - w i e d e r Z u n g e - g e b r a u c h t « . M . E . tref fen d i e A u s f ü h r u n g e n n i c h t d e n T e x t .
223
3,2-3
37,14 ff. über Beratung und Handeln, Planen und Herz sowie über die »vier Zweige Böses und Gutes, Leben und Tod« gesagt ist, wo es heißt: »Und stets herrscht über sie die Zunge« (37,18). XaXivayooYetv bedeutet nicht einfach nur »zurückhalten, kontrollieren« (»im Zaum halten«) , sondern eigentlich »am Zügel führen« (vgl. Iiexdyeiv in V. 3 f.: Pferde, Schiffe lenken). Die kybernetischen Fähigkeiten stehen Jak vor Augen. Daß V. 2c lediglich auf die Kontrolle über den eigenen Körper abzielt , ergibt sich keineswegs zwingend aus der Formulierung. Inwiefern würde eine eigene »Ganzkörper-Kontrolle« durch das Nicht-Fehlgehen im Wort erreicht? Weder Erfahrung noch Biologie können das belegen. Man sollte »den ganzen Leib« deshalb weiter und grundsätzlicher fassen, wie V. 3 ff. bestätigen. Die Möglichkeit, daß Jak an die kybernetischen Fähigkeiten der Lehrer denkt, paßt viel besser in den Kontext. Der Akzent liegt somit auf V. 2c; darauf will die Argumentation von V. 2 hinaus. 3 Jak setzt in V. 3 das bei ihm seltene »wir« von V. 1 fort. Die textkritische Entscheidung zu Anfang von V. 3 beeinflußt die Erhebung des Aussagesinnes hier, ja auch des Kontextes. Die LA ei öe (»wenn nun«) ist besser bezeugt; die Variante l'öe ist jedoch vom Itazismus her lautgleich (sie könnte also ebenso »wenn nun« bedeuten wie »siehe«). D a V. 4 mit ibov beginnt, dürfte l'öe (verstanden als »siehe«) eine Angleichung sein; Jak verwendet l&ov 5mal, ei öe 6mal, jedoch l'öe sonst nicht. Die LA »wenn nun« (ei öe) wird auch dem Duktus des Verses besser gerecht; »siehe« paßt bei der 3. Pers. (so in V. 4) besser als bei der 1. Pers. V. 3 ist demnach ein Konditionalsatz im Realis. Es ist keineswegs nötig, die Apodosis für »sinnwidrig« zu erklären, mit dem Argument, sie füge dem »damit sie uns gehorchen« nichts hinzu; zu erwarten wäre statt dessen ein »laßt auch uns für denselben Zweck einen Zügel in unsere Lippen legen«. Eine solche Korrektur hat ihre Wurzel in einer falschen Interpretation von V. 2. Der Vergleich zielt vielmehr durchaus sinnvoll darauf, daß das Zügeln zwecks Gehorsam in der Lenkungsfähigkeit »auch« (xai!) des Ganzen resultiert. Die Aussage von V. 3 hat ihren Schwerpunkt im Schlußsatz. Das Bild vom PferdeZügeln ist dagegen konventionell. Der Akzent liegt bei der kybernetischen Dimension, beim u£tdyeiv des »Ganzen«, bedeutet das Verb doch »von einem Ort zu einem anderen führen, in eine andere Richtung lenken, den Kurs ä n d e r n . « Entscheidend ist nicht, ob Jak ein »positives«, »optimitisches« Motiv über die Möglichkeiten des Menschen aufgreift. Vom Vorzeichen in V. 1 f. her betrachtet, liegt ihm vielmehr an 51
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D a f ü r steht k l a s s i s c h xaÄ,ivoi3v: L - S - J 1 9 7 2 . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 0 , d e n k t s o g a r a n d i e » g a n z e T r i e b w e l t (die j a m i t d e m L e i b w e s e n t l i c h z u s a m m e n h ä n g t ) « ( m i t H i n w e i s a u f A b o t h IV, 1). A b e r d a v o n s a g t J a k n i c h t s . - B u r c h a r d , H N T z. St.: » Z c ö u a b e z e i c h n e t bei J a k d e n l e b e n d i g e n E r d e n m e n s c h e n , in d e s s e n G l i e d e r n a u c h bei C h r i s t e n n o c h L ü s t e z u b ö s e n G e d a n k e n , W o r t e n u n d W e r k e n reizen ... V 2 b b e d e u t e t weder, d a ß S p r a c h z u c h t S e l b s t b e h e r r s c h u n g verursacht n o c h d a ß m a n m i t W o r t e n seine Glieder beherrschen k a n n (beides s t i m m t nicht), sondern entweder, d a ß m a n a n s p r a c h l i c h e r F e h l l o s i g k e i t , weil schwer, d e n V o l l k o m m e n e n e r k e n n t o d e r d a ß der, d e r m i t d e r Z u n g e d a s S c h w e r e b e h e r r s c h t (vgl. V 5 - 8 ) , es b e i m g a n z e n ( ü b r i g e n ) K ö r p e r leicht schafft«.
A u s f ü h r l i c h e D i s k u s s i o n bei M e t z g e r , T e x t u a l C o m m e n t a r y 6 8 1 f. V g l . D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 3 8 ; D i b e lius, K E K 2 2 6 . M a y o r 1 0 5 ; ä h n l i c h S p i t t a 9 3 (er m e i n t , d i e S t e l l u n g v o n xärv i'jtJtoov zeige g e g e n ü b e r V. 2 e i n e n n e u e n Gedanken an). 55 B a u e r - A . 1 0 3 4 ; L - S - J 1 1 1 1 ; E W N T II 1 0 1 9 . 56 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 9 0 ; S c h n i d e r 8 4 . 5 4
V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
224
der Verantwortung derer, die die Gemeinde durch ihr Wort lenken, und das gerade angesichts des Spannungsbogens zwischen Einfluß und Irrtum. 4 Wie auch sonst bei den antiken Autoren verstärkt das Bild vom Schiffe-Steuern das vom Pferde-Lenken.57 Die inhärente Sachlogik, daß ein kleines Ruder ein großes Schiff zu lenken vermag, dient Jak als konventionelles Argument. Jak beläßt es allerdings nicht bei dem Motiv »kleine Ursache - große Wirkung«, sondern füllt das Bild weiter auf durch die Motive »umhergetrieben58 durch rauhe59 Winde - in gerader Weise ge führt (djOijveiv) « und »wohin die Absicht/Bewegung des Steuernden will«. Die problematischen U m s t ä n d e und das subjektive Wollen (und Können) werden her vorgehoben. Jak erwähnt nur ein einziges Ruder. Antike Schiffe hatten deren eins oder zwei; es handelte sich um »seitlich am Heck angebrachte breite R u d e r « bzw. »lange Ru d e r « . »Überaus klein« (wenn man eXd/iöxog als Elativ nimmt, was sinnvoller ist als ein Superlativ) ^ ist das Ruder natürlich nur im Vergleich mit dem Schiff als ganzem. Archäologische Funde aus der Zeit zeigen Schiffe mit einer Länge von bis zu 45 m . Antike Texte ergeben für ägyptische Getreideschiffe der »Isis-Klasse« 55 m Länge, 13,75 Breite, 13,25 Höhe Deck/Kiel, mit einer geschätzten Ladekapazität von über 1.200 t . 7 Lt. Apg 27,30 waren 276 Personen an Bord jenes Schiffes; Josephus berich60
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57 S o P h i l o L e g A l l 2 , 1 0 4 ; O p M u n d 8 8 ; S o p h A n t i g 4 7 7 ; P s - A r i s t o t M e c h a n V 5, 8 5 0 b 2 8 - 3 0 ; L u c r e t I V 8 9 6 9 0 6 (s. N e u e r W e t t s t e i n 1 3 0 4 f.). 5 8
' E X a u v o o : » t r e i b e n , r u d e r n , d a h i n t r e i b e n « ( E W N T I 1 0 3 8 ) , i n t r a n s i t i v (z. B . M k 6 , 4 8 ) u n d t r a n s i t i v ( p a s s . z . B . L k 8 , 2 9 ; 2 P e t r 2 , 1 7 ) . I m B l i c k steht d i e v o m W i n d a u s g e ü b t e G e w a l t , u n d zwar m e h r in d e m S i n n , d a ß d i e S c h i f f e u m h e r g e t r i e b e n , als d a ß sie a n g e t r i e b e n w e r d e n . Z u d e n W i n d e n i m M i t t e l m e e r vgl. K e t t e n b a c h 5 5 ff.
5 9
SxÄJjQÖg b e d e u t e t » r a u h , h a r t « , i m N T z u m e i s t in V e r b i n d u n g m i t » H e r z « ( n u r in b i b l i s c h e r L i t e r a t u r ) bzw. » H a l s « ( b e i d e s z u s a m m e n s c h o n T e s t S i m 6 , 2 ) ; vgl. Peter Fiedler: E W N T I I I 6 0 6 - 6 0 8 . K o n n o t i e r t s i n d v o r a l l e m d i e a n h a l t e n d e S t a r r h e i t (vgl. R o m 2 , 5 » n i c h t u m k e h r b e r e i t « ) u n d e n t g e g e n - s t e h e n d e H ä r t e (vgl. M k 1 0 , 5 ; M t 2 5 , 2 4 ; H e b r 3 , 8 . 1 5 ; J o h 6 , 6 0 ) . Z u s a m m e n m i t » W i n d « ist n i c h t n u r d e s s e n
Heftigkeit
g e m e i n t , s o n d e r n v o r a l l e m d e r U m s t a n d , d a ß er b e h a r r l i c h e i n e K r a f t a u s ü b t , d i e n i c h t leicht z u b e h e r r s c h e n ist. 6 0
E W N T II 1 9 4 : » g e r a d e m a c h e n , l e n k e n « ; vgl. J o h 1,23 (Jes 4 0 , 3 ) . E b e n d a r i n b e s t e h e n A u f g a b e u n d K u n s t d e s S t e u e r n d e n . D a s V e r b f i n d e t sich in ä h n l i c h e r V e r w e n d u n g a u c h z . B . bei P h i l o A b r 7 0 ; C o n f L i n g 1 1 5 ; L e g A l l 3 , 2 2 4 ; D e c a l 6 0 . W e i t e r e s M a t e r i a l bei D i b e l i u s , K E K 2 3 1 .
6 1
' O Q U T | : »Eifer, B e g i e r « ( E W N T II 1 3 0 3 ) , A n d r a n g , innerer D r a n g , A n t r i e b ( P a p e II 3 8 1 ) , i m N T s o n s t n u r A p g 1 4 , 5 , vgl. 1 8 , 2 1 (ÖQurjua); d a s V e r b o p u m v ü ) bzw. OQfxda) b e d e u t e t : b e w e g e n , in B e w e g u n g setzen, a n t r e i b e n , a n r e g e n ( P a p e II 3 8 0 f.). D a s s u b j e k t i v e M o m e n t w i r d s o m i t hier b e t o n t , u n t e r s t r i c h e n d u r c h »er will«.
6 2
J o h n s o n , A n c B 2 5 7 : M a s s e u n d Kraft erschweren die Kontrolle.
6 3
W. K r e n k e l , A r t . Schiffe: d t v - L e x i k o n d e r A n t i k e ( = L e x i k o n d e r A l t e n W e l t ) , K u l t u r g e s c h i c h t e I I , M ü n c h e n ( D T V ) 1 9 7 1 , 1 1 0 f.
6 4
E a r l H i l g e r t , A r t . Schiff, B o o t : B H H III 1 6 9 4 - 1 6 9 6 . V g l . B a u e r - A . 1 3 2 1 . B e i zwei R u d e r n w u r d e ein Q u e r b a l k e n benutzt: R a p s k e 3 3 .
6 5
A n d e r s J o h n s o n , A n c B 2 5 7 , der wegen des Kontrastes den Superlativ bevorzugt.
6 6
R a p s k e 3 0 f.; d o r t L i t e r a t u r . V g l . K e t t e n b a c h 1 3 0 .
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R a p s k e 3 1 . V o r a l l e m d i e B e s c h r e i b u n g d e s » A l e x a n d r i n e r s « d u r c h L u k i a n N a v i g i u m 6 w i r d in d e r L i t e r a tur z u g r u n d e g e l e g t (zur G l a u b w ü r d i g k e i t vgl. K e t t e n b a c h 1 3 0 A n m . 8 ) . D i e A b m e s s u n g e n b e t r u g e n d e m n a c h : L ä n g e 6 0 m , G e s a m t h ö h e 1 5 m , M a s t h ö h e 1 5 m . M a n e r r e c h n e t e d a r a u s e i n e G r ö ß e v o n bis z u 3 5 0 0 B R T u n d e i n e L a d e k a p a z i t ä t v o n b i s z u 1 3 0 0 t. A n d e r e B e r e c h n u n g e n e r g e b e n : 4 5 - 5 0 m L ä n g e ,
12-12,5m
B r e i t e , V e r d r ä n g u n g 1 3 0 0 B R T , T r a g f ä h i g k e i t ca. 9 0 0 t. S . K e t t e n b a c h 1 2 3 - 1 3 0 . W e i t e r e D a t e n z u m a n t i k e n S c h i f f b a u bei J . S . M o r r i s o n / J . F. C o a t e s / N . B . R a n k o v , T h e A t h e n e a n T r i r e m e . T h e H i s t o r y a n d Reconstruction o f an Ancient G r e e k Warship, C a m b r i d g e (U.P.), 2. Aufl. 2 0 0 0 .
225
3,4-5 68
tet sogar von 600 Passagieren. Auch wenn die Mehrzahl der Schiffe kleiner war (ca. 15-30m lang), war die nautische und instrumentale Leistung eindrücklich. - Das Material des Bildes ist für Jak aber nur Mittel zum Zweck. Sein Akzent liegt bei der verpflichtenden Möglichkeit, ein Schiff auch durch Widrigkeiten hindurch auf Kurs zu halten, und beim Angewiesen-Sein des Ganzen auf die Willenskraft und Kunst des Steuermannes. Er betont also gewissermaßen Standes-Kompetenz und -Pflicht des Kyberneten. Eine rein anthropologische Interpretation wird dem jak Duktus nicht gerecht, ebensowenig eine geradezu allegorische Auflösung des Bildes (Steuermann = menschliches Verlangen, Ruder = Z u n g e , Boot = L e i b ) . 5 Der Vers gliedert sich in zwei zunächst selbständige Aussagen. In V. 5a zieht mittels »so auch« (wie in 1,11; 2,17.26) die Konsequenz der vorangegangenen Vergleiche für die Zunge (yX(booa nach 1,26 erstmals nun wieder in 3,5.6.8). Auch jetzt gilt das Prinzip »kleines Instru ment - große Bedeutung« ; statt ein Wort über die Auswirkung wählt Jak freilich eine viel stärker subjektive Aussage: [xeydXa av%el. Das Verb a u / e w (nur hier im N T ) bedeutet »prahlen, stolz sein, laut erklären« ; es kann positiv, aber eher noch negativ gebraucht werden. Jak parallelisiert also nicht einfach mit V. 3 f.: »So läßt sich mit der Zunge vieles, nämlich der ganze große Leib beherrschen.« Die subjektive For mulierung hält die Folgerung vielmehr in der Schwebe. Jak sagt auch nicht, wie es V. 2 entspräche: »so lenkt der Mensch mit der Zunge . . . « 5 . Von der Tradition her illus trieren die Bilder vom Wagenlenker und Steuermann die positive Herrschaft der Ver nunft. Entsprechendes über die Zunge findet sich jedoch nicht. Der negative Kontrast wird zumeist mit dem Bild von Begierde und Leidenschaft beschrieben, wobei das Motiv von der Zunge als Instrument der Leidenschaften dem natürlich benachbart ist. Jak kommt auf das Thema »Lust, Begierde« allerdings erst wieder in 4,1 ff. zu sprechen (f)öovod 4,1.3; emOufxeiv 4,2, vgl. vorher 1,14 f.). Ihm liegt hier in Kap. 3 am menschlichen Wortgebrauch. - Die erneute Einleitung in V. 5b mit 69
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J o s e p h Vit 15.
6 9
E s ist d a r a n z u e r i n n e r n , d a ß v o n dieser n o c h g a r n i c h t d i e R e d e war.
7 0
Vgl. Johnson, A n c B 2 5 8 .
7 1
D a s b e s a g e n a u c h d i e in N e u e r W e t t s t e i n 1 3 0 6 f. e r w ä h n t e n T e x t e E u r A n d r 642-644
(aus kleinem A n l a ß
e r w e c k t d i e Z u n g e oft a r g e n H a d e r ) u n d E u r F r 4 1 1 ( a b s o l u t e V e r s c h w i e g e n h e i t ; V e r g l e i c h m i t einer klei n e n F a c k e l , d i e ein G e b i r g e in B r a n d setzen k a n n ) . 7 2
7 3
L-S-J 285; Bauer 248. D i e K o m m e n t a r e s i n d u n t e r s c h i e d l i c h e r A u f f a s s u n g ; positiv: z. B . J o h n s o n , A n c B 2 5 8 (the tongue's c l a i m s are c o r r e c t ) ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 9 3 f.; n e g a t i v e T e n d e n z bei Schlatter, B r i e f 2 1 6 f. ( » n o c h n i c h t u n z w e i d e u t i g g e s a g t , d a ß d i e s e W i r k u n g e n in u n e r m e ß l i c h e m U n h e i l b e s t e h e n . A b e r d i e s e r G e d a n k e ist d e u t l i c h s c h o n hier in d e r N ä h e « ) ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 1 ( » d a s V e r b u m ... d r ä n g t r a p i d in m a l a m p a r t e m « ) ; D i b e l i u s , K E K 2 3 2 (es k l i n g t » i m m e r n o c h n e u t r a l , ... a b e r d i e f o l g e n d e n A u s f ü h r u n g e n g e b e n d e m n e u tralen W o r t e i n e p e s s i m i s t i s c h e D e u t u n g « ) .
7 4
S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 9 3 f., u n d zwar a n t h r o p o l o g i s c h v e r s t a n d e n . N o c h a n d e r s a k z e n t u i e r t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 1 : » Ä h n l i c h ist a n u n d für sich a u c h d i e Z u n g e ein kleines G l i e d , m i t d e m es m ö g l i c h sein sollte, d i e g a n z e T r i e b w e l t d e s L e i b e s z u b e h e r r s c h e n « .
7 5
D i b e l i u s , K E K 2 3 2 , m e i n t , J a k h a b e d i e B i l d e r » u m g e t ö n t : n i c h t d e r M e n s c h , n i c h t d e r L o g o s ist d e r L e n ker, s o n d e r n d i e Z u n g e « . V g l . d a z u k r i t i s c h M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 1 A n m . 6.
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P h i l o , L e g A l l 3 , 2 2 3 ff; S p e c L e g 4 , 7 9 ; P l u t M o r a l 5 0 7 a - b ( d e g a r r u l i t a t e 1 0 ) . B e i d e A u t o r e n w e c h s e l n ins B i l d v o m Feuer, u m d e n s c h l e c h t e n Z u s t a n d d e s M e n s c h e n z u b e s c h r e i b e n : D i b e l i u s , K E K 2 3 3 .
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D i b e l i u s , K E K 2 3 4 f., v e r w e i s t a u f P l u t M o r a l 1 3 8 f ( C o n i u g a l i a P r a e c e p t a 4 ) , 4 5 4 e ( D e c o h i b e n d a ira 4 ) ; P h i l o S p e c L e g 4 , 8 3 ; D e c a l 4 9 . 1 7 3 ; S o m n 2 , 9 3 ; V i t M o s 2 , 5 8 ; S i r 2 8 , 2 2 u. a.
V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
226
Ibov (wie soeben in V. 4) bringt ein neues Beispiel, das ebenfalls verbreitet ist: Ein kleines Feuer entzündet einen großen W a l d . Der Feuerbrand dient konventionell zur Illustration der schlimmen Herrschaft der Leidenschaften. In der jüd. Tradition verbindet sich damit das Motiv vom schlimmen Einfluß des schlechten und leicht fertigen R e d e n s , so daß sich die Fortsetzung in V. 6 (»auch die Zunge ist ein Feu er«) unmittelbar anbietet. In V. 5b löst Jak die Bilder von Zunge und Feuer jedoch noch nicht auf; er läßt die Leser noch darüber nachdenken, was »sie rühmt sich gro ßer Dinge« implizieren mag, und über die doppelte Dimension des »so bemessen« (f|Xixog, bezogen auf Feuer und H o l z ) 3 staunen. - Die kontextuelle Funktion von V. 5 liegt vor allem darin, das Thema »Zunge« in den vorliegenden Gedankengang ein zuführen. Subjekt waren bislang Menschen (V. 2.3.4, auch in 1,26); erst ab V. 8 wird die Zunge wieder zum Objekt bzw. Instrument. In V. 5 f. jedoch ist sie selbst das Subjekt. Dadurch erhält sie eine gewisse Eigenständigkeit, die über eine anthropolo gische und soziologische Kapazität hinausreicht; die Implikationen schildert Jak als bald. 6 Das Problem des Verses beschreibt Peter Davids treffend dahingehend, der Verfasser habe »gängige Formulierungen und Ausdrücke angehäuft, die, unidioma tisch genommen, eine Mixtur von Metaphern und Grammatik sind . . . « . 5 Ergibt die Zusammenstellung überhaupt Sinn? Worin liegt das tertium comparationis der Metaphern? Wie ordnen sich die Einzelteile zusammen? Verschiedentlich hat man sogar Textverderbnis vermutet; so auch M . Dibelius, der die Wörter 6 xöouog bis fieXeaiv r\\i(bv als späteren Zusatz betrachtet. - Der Vers enthält sechs Bestandtei l e , von denen fünf yXcoooa als Subjekt haben; das zweite Element ist wahrschein lich appositioneil angehängt: (1) Die Zunge (ist) ein Feuer; (2) »der Kosmos der Ungerechtigkeit«; (3) die Zunge »steht da« (xaGiotaxai) in/unter unseren Gliedern; 78
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Evtl. liegt e i n e L a u t a n g l e i c h u n g v o n a v d j t m z u J t x a i e i in V 2 vor.
7 9
V g l . N e u e r W e t t s t e i n 1 3 0 6 f.: E u r F r 4 1 1 ( e b e n d i e s e n S p r u c h zitiert P l u t M o r a l 5 0 7 b [de g a r r u l i t a t e 1 0 ] ) . E l l i o t t - B i n n s , M e a n i n g : n i c h t W a l d - , s o n d e r n B u s c h f e u e r , w o m i t a u c h leichter p a l ä s t i n i s c h e s K o l o r i t e r r e i c h b a r w ä r e (vgl. d e r s . , G a l i l e a n 4 5 f.). K r i t i s c h d a z u D i b e l i u s 2 3 3 A n m . 3; s y m p a t h i s i e r e n d : M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 2 A n m . 1.
8 0
S . d i e Stellen in d e n v o r i g e n A n m . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 2 A n m . 2 , n e n n t : H o m e r Ilias 2 , 4 5 5 ; P i n d a r P y t h 3 , 3 6 f.; P s P h o k y l 1 4 4 ; P h i l o D e c a l 3 2 .
8 1
Ps 3 9 , 2 - 4 ; P r o v 1 6 , 2 7 ; 2 6 , 2 1 ; S i r 2 8 , 2 2 ; vgl. J e s 3 0 , 2 7 ; P s S a l 1 2 , 2 f.
8 2
S c h l a t t e r , B r i e f 2 1 6 f.: » D e r U b e r g a n g v o n d e r Z u n g e z u m F e u e r ist a u c h d a d u r c h v e r a n l a ß t , d a ß v o n j e h e r die F o r m der F l a m m e m i t der Z u n g e verglichen wurde«.
8 3
Schlatter, B r i e f 2 1 7 : » f | X i x o g fragt z u n ä c h s t n u r n a c h d e m M a ß , o h n e d a ß s i c h d a m i t e i n e S c h ä t z u n g ver b i n d e t , d i e es als g r o ß w e r t e t « ; es w u r d e d a m i t » a b e r oft a u c h d a s E r s t a u n e n ü b e r d i e G r ö ß e eines G e g e n standes ausgesprochen«.
8 4
V 7 bereitet, s a t z l o g i s c h b e t r a c h t e t , V. 8 vor.
8 5
Davids, C o m m e n t a r y 144. Vgl. Baker 126.
8 6
V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 0 3 , a u c h z u r L i t e r a t u r ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 3 f.
8 7
Dibelius, K E K 2 3 7 , a u c h zu früheren Versuchen.
8 8
Ä h n l i c h a u c h C u l p e p p e r 4 1 0 : (a) » d i e Z u n g e ist ein F e u e r « , (b) » d i e W e l t d e r U n g e r e c h t i g k e i t « , (c) » d i e Z u n g e setzt ein ( a p p o i n t s ) in u n s e r e n G l i e d e r n « , (d) e i n e R e i h e v o n drei R e l a t i v s ä t z e n : 1. » d e n g a n z e n L e i b v e r u n r e i n i g e n d « , 2 . » d e n Z y k l u s d e r N a t u r in B r a n d s e t z e n d « , 3 . » e n t z ü n d e t d u r c h d i e H ö l l e « . E r f ü g t d i e Teile d a n n w i e folgt z u s a m m e n ( 4 1 1 ) : » T h e t o n g u e is i n d e e d a fire. T h e t o n g u e is set as t h e w o r l d o f u n r i g h t e o u s n e s s a m o n g o u r m e m b e r s : it defiles t h e w h o l e b o d y , sets fire t o t h e cycle o f n a t u r e , a n d is set o n fire b y G e h e n n a « .
8 9
Mußner, Jakobusbrief 162.
227
3,5-6
(4) sie verunreinigt den ganzen Leib; (5) sie entflammt den Kreislauf des Werdens; (6) sie wird von der Gehenna entflammt. Die Ubersetzung ist nicht nur durch die Frage der syntaktischen Zuordnungen erschwert, sondern auch durch weitere Probleme: fehlende Kopula in Element 1, semantischer Gehalt vom xööuog, Auflösung des Gen. xfjg döixiag, Bedeutung von ev (bei u^Xeaiv), Wortsinn von x a 9 i o x a x a i , Her leitung und Bedeutung von xpo/og (xoo/og = Rad oder xpö^og = Umlauf?), idioma tischer Gehalt des Syntagma xpo^og xfjg yeveoecog. Syntaktisch kann man die beiden ersten Elemente als Nominalsatz (plus Präposition) verstehen: »Auch die Zunge ist ein Feuer, der Kosmos des Unrechts.« Möglicherweise ist Element 2 aber auch zum folgenden zu ziehen: »(Als) der Kosmos des Unrechts steht die Zunge unter unseren Gliedern da«. Beide Varianten sind möglich; syntaktisch ist die letztere sinnvoller. Der Rest des Verses (Elemente 4-6) besteht aus appositioneilen Partizipien, zwei im Aktiv, eins im Passiv. - Das Syntagma 6 xööuog xfjg döixiag dürfte mit »die unge rechte Welt« am besten wiedergegeben sein ; vgl. die Formulierungen Lk 16,9.11; 18,6; äthHen 4 8 , 7 . Frühere Versuche, xoojiog als »Schmuck« (d. h. die Zunge macht das Böse attraktiv) oder als »Inbegriff, Totalität« zu verstehen, erübrigen sich. Jak verweist somit auch hier (wie in 1,27; 2,5; 4,4) auf »die Welt« als einen Bereich in Konfrontation mit G o t t . Was will Jak aussagen? Die Metaphorik der Elemente 1, 5 und 6 liegt bei »Ent zünden, Brennen«: Die Zunge ist ein Feuer, das sowohl etwas in Brand setzt als auch selber durch etwas entflammt wird. Damit wird das Bild von V. 5b fortgeführt. Dem gegenüber befassen sich Elemente 3 und 4 mit der Somatik: Die Zunge »steht da« unter/in den Gliedern, und sie verunreinigt den Leib. Das »kosmische« Element 2 hat eine eigene Metaphorik, die der einen oder der anderen angegliedert werden kann. Was ist für Jak die sinn-tragende Grundmetaphorik, synchronisch betrachtet, »Feuer, brennen« oder »Leiblichkeit«? Die Frage ist nicht auf diachronem Wege lösbar. Jak hat, wie auch sonst, unterschiedliche Traditionselemente zusammengefügt, ohne sich groß darum zu kümmern, daß z. B. die Metapher »brennen« nicht ohne weiteres mit der von »verunreinigen« kompatibel ist. - Einige Interpreten betrachten die somati sche Metaphorik als Grundschicht. H . Frankemölle etwa deutet gerade von Element 2 (»böse Welt«) her den Vers als Aussage über den Menschen als Mikrokosmos, wobei Jak hier zunächst nur »die katastrophalen Auswirkungen im Menschen als einer Welt im kleinen« reflektiere. ^ Zu xaOioxaxai meint er: »Trotz der Erfahrungen mit der ambivalenten Macht der Zunge ist sie eingesetzt/bestellt/steht fest unter unseren Gliedern.« F. Mußner meint (innerhalb des anthropologischen Modells): Die 90
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S o e t w a F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 7 8 ; S c h n i d e r 8 1 . A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 3 : » U n d d i e Z u n g e als ein
9 1
D i b e l i u s , K E K 2 3 6 ; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 4 2 ; K l e i n 1 0 4 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 2 f.
9 2
Ebenfalls im Freer-Logion zu M k 16,14.
Feuer, (ja) als d i e u n g e r e c h t e W e l t [schlechthin] s t e ht d i e Z u n g e d a u n t e r u n s e r e n G l i e d e r n « .
9 3
S. d a z u Dibelius, K E K 2 3 6 . Vulgata: universitas iniquitatis; Luther: eine Welt der Bosheit.
9 4
V g l . H e r m a n n S a s s e : T h W N T I I I 8 9 4 ; H o r s t R o b e r t B a l z : E W N T II 7 6 9 .
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Frankemölle, Ö T K 501.503. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 0 5 . E s sei » e i n b l e i b e n d e s a n t h r o p o l o g i s c h e s G r u n d p r o b l e m « , d a ß » d i e Z u n g e s t ä n d i g v o n d e r H ö l l e in B r a n d g e s e t z t w i r d « ( 5 0 7 ) . A u c h » R a d d e s W e r d e n s « w i r d a n t h r o p o l o g i s c h g e d e u t e t als »Existenz im Werden« (509).
228
V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
eigentliche Aufgabe der Zunge wäre, den Leib im Zaume zu halten; statt dessen beschmutzt sie ihn, obwohl man als Objekt eher erwarten würde »die ganze Seele«. Auch abgesehen von den Vorschlägen Mußners, läuft die primär anthropologischmikrokosmische Deutung am Duktus des Textes vorbei. Vielmehr ist festzustellen: Im Gefolge von V. 5 thematisiert Jak die »Feuergefahr« der Zunge; demnach ist der Faktor (und damit auch die Metapher) »Feuer, brennen« konstitutiv für den Sinn. Die doppelte Apposition über das aktive und passive Brennen erläutert die Identifi kation von Zunge und Feuer - ein konventionelles Motiv, nicht zuletzt aus atl.-jüd. Tradition bekannt. Daß die Zunge von der G e h e n n a " entflammt wird, fußt auf dem - besonders in der Apokalyptik, auch im N T - verbreiteten Motiv des »hölli schen, ewigen Feuers« (Dtn 32,22; Jes 66,24; M t 5,22; 18,8; 25,41; M k 9,44.46.48; Apk 21,8; äthHen 90,26 f. u. a.; syrBar 59,10 u. a.; 4Esr 7 , 3 6 ) . Weder die L X X noch Philo oder Josephus verwenden übrigens das Wort » G e h e n n a « ; Jak folgt also wahrscheinlich einer frühchristlichen Linie. Die Verbindung zwischen »Zunge« und »Höllenfeuer« ist s e l t e n und deswegen sprechend für die jak Aussage. Jak ist aber nur am Aspekt »Feuer« interessiert; über die Gehenna als Strafort ° 3 oder Sitz des Teufels sagt der Text nichts. Zu drei Stellen im Brief bestehen semantische Berührungen: 1,27; 4,1 und 4,4. Lt. 1,27 soll man sich »unbefleckt von der Welt halten«; die Welt ist demnach aktiv ver unreinigend. Lt. 4,1 »streiten die Lüste in euren G l i e d e r n « ; entsprechend ist das Bild in 3,6 zu verstehen: die Glieder bilden gleichsam ein Ensemble; unter ihnen hat die Zunge eine besondere »Stellung«. In 4,4 ist xaÖLOxaxai reflexiv gemeint: »der pla ziert s i c h « 5 . Ein reflexiver Gebrauch in 3,6 würde ergeben: »als die Welt des Unrechts hat sich die Zunge in unseren Gliedern p l a z i e r t « . O b aber an eine Akti vität der Zunge gedacht ist, bleibt fraglich. Die Übersetzung »sie steht da« bzw. »sitzt« ist sicherer und zureichend. Die Zunge ist demnach unter den menschlichen Gliedern Einbruchsteile der Ungerechtigkeit, die mit der in 3,17 f. hervorgehobenen 97
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M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 3 f., m i t H i n w e i s a u f T e s t A s s 2 , 7 . V g l . n o c h B u r c h a r d , H N T z. S t .: » d i e Z u n g e b e f l e c k t . . . d a s e i g e n e o ö ö u a , i n d e m sie S c h a n d e ü b e r es b r i n g t « .
9 8
Ps 1 2 0 , 3 f.; P r o v 1 6 , 2 7 ; S i r 2 8 , 2 2 f.; b e s o n d e r s P s S a l 1 2 , 1 ff.: D e r B o s h a f t e s t e c k t m i t l ü g n e r i s c h e r Z u n g e
9 9
V g l . d a z u J o a c h i m J e r e m i a s : T h W N T I 6 5 5 f.; O t t o B ö c h e r : E W N T I 5 7 4 - 5 7 6 ; G i e g e r 5 1 - 5 4 ( G e h e n n a
H ä u s e r in B r a n d
v o n B o s h e i t e n t z ü n d e t ; er v e r w i c k e l t H ä u s e r m i t g i f t i g e n R e d e n in K r i e g .
» f u n c t i o n s as a t y p o l o g i c a l figure for t h e o r i g i n o f t h e tongue's d e s t r u c t i v e p r o p e n s i t i e s « ) ; S t r . - B , I V 1 0 1 6 1 1 6 5 ( S c h e o l , G e h i n n o m u. G a n E d e n ) . 1 0 0
S. a b e r a u c h d i e I n t e r p r e t a t i o n v o n B a u c k h a m , T o n g u e . E r w e n d e t s i c h g e g e n d i e A n s i c h t , d i e G e h e n n a sei d i e K r a f t q u e l l e d e s Ü b e l s d e r Z u n g e . V i e l m e h r r e d e V. 6 a m S c h l u ß d a v o n , d a ß d i e Z u n g e n a c h d e m ius t a l i o n i s in d i e s e m F e u e r selber bestraft w e r d e ; vgl. P s S a l 1 2 u n d Ps 1 2 0 , 3 f.
1 0 1
J . Jeremias: T h W N T I 6 5 5 , 3 0 - 3 3 .
1 0 2
A p k A b r 3 1 , 7 : D i e G e g e n e r Israels » s o l l e n ... in d e m F e u e r a u s d e r Z u n g e A z a z e l s v e r b r e n n e n « . ; Sir 5 1 , 4 f.: » ( D u h a s t m i c h errettet) v o n d e r E r s t i c k u n g d u r c h d a s F e u e r r i n g s u m m i c h her u n d m i t t e n a u s d e m F e u er, d a s ich n i c h t a n g e z ü n d e t h a t t e ; a u s d e r T i e f e d e s S c h o ß e s d e r U n t e r w e l t u n d v o n d e r u n r e i n e n Z u n g e , v o n d e m t r ü g e r i s c h e n W o r t g e g e n ü b e r d e m K ö n i g , v o n der V e r l e u m d u n g d e r f a l s c h e n Z u n g e . « V g l . K l e i n 1 0 5 f.
1 0 3
A n d e r s K l e i n 1 0 6 f.: » D i e Z u n g e w i r d z u r S t r a f e für ihre Z ü g e l l o s i g k e i t in d e r H ö l l e b r e n n e n « , p a r s p r o t o t o gedacht, g e n a u s o wie die »Welt der Ungerechtigkeit«.
1 0 4
D a s ist d o r t w a h r s c h e i n l i c h a n t h r o p o l o g i s c h g e m e i n t , n i c h t e k k l e s i o l o g i s c h .
1 0 5
S o L a w s , C o m m e n t a r y 1 4 0 . B a u e r - A . 7 9 2 s i e h t bei b e i d e n J a k - S t e l l e n P r o b l e m e .
1 0 6
S o L a w s , C o m m e n t a r y 1 4 6 (the t o n g u e a p p o i n t s itself as t h e w i c k e d w o r l d a m o n g o u r m e m b e r s ) .
229
3,6
Gerechtigkeit kontrastiert. Die böse Welt und das Höllenfeuer kommen durch die Zunge zur Wirkung. Die unheilvolle Aktivität der Zunge beschreiben zwei unterschiedliche Bilder: »den ganzen Leib verunreinigen« und »den Kreislauf des Werdens entzünden«. Wie so verunreinigt die Zunge den Leib? Zjtilog, onikovv bezeichnet Schmutz und (Schand-)Flecken, etwa auf Bildern (Weish 15,4), Kleidern (Jud 23) und Personen (Eph 5,27; in V. 28 acbfxaxa!); das Wort wird sogar personifiziert (2Petr 2,13 für fleischlich Lebende) bzw. allegorisiert (HermS 9,6,4 [=83,4]; 9,8,7 [=85,7]; 9,26,2 [=103,2] für Diakone, die ihren Dienst schlecht ausüben, Witwen und Waisen um den Unterhalt berauben und sich im Amt bereichern). Von Jak 1,27 und HermS 9 legt sich auch hier eine sozio-ekklesiologische Interpretation nahe: Die gesamte »Körperschaft« wird durch böses Reden gleichsam »in den Dreck gezogen«. Die parallele Wendung »den Kreislauf des Werdens entzünden« wird bei Jak darauf zielen, daß böses Reden das Werden und Wachsen menschlichen (Zusammen-) Lebens gera dezu »versengt«. Ob, wie überwiegend bevorzugt, 6 xpo/ög (= das Rad) gelesen wer den s o l l t e , ist nicht sinn-entscheidend; das Syntagma wird zumeist mit »Kreis(lauf) des W e r d e n s « wiedergegeben. O b dahinter orphische Gedanken vom Wer den und Vergehen l i e g e n , ist für Jak 3,6 kaum direkt relevant. Näher stehen hellenistische und (hellenistisch-)jüd. 3 sprichwörtliche Wendungen über die Unbeständigkeit und Wechselhaftigkeit des Lebens. Damit ist jedoch die Beziehung zu »in Brand setzen« noch nicht geklärt. Die Wendung ist ursprünglich evtl. in Gedanken über die periodische Zerstörung des Universums z u h a u s e ; Jak hätte sie 107
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F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 0 9 , verläßt die M e t a p h o r i k : D i e Z u n g e »vernichtet« nicht n u r d e n L e i b , s o n d e r n d e n g e s a m t e n V e r l a u f des L e b e n s in seiner E n t w i c k l u n g . E b e n f a l l s L a w s , C o m m e n t a r y 1 5 0 : In Speech m a n i d e n tifies h i m s e l f w i t h that total hostility to G o d . U n k l a r bleibt hier V o u g a 9 9 : » p u i s s a n c e d e d e s t r u c t i o n « . 108 V o u g a 9 9 hält sie für m ö g l i c h . So D i b e l i u s , K E K 2 4 0 ; B a u e r - A . 1 6 5 0 f. ( m i t Literatur); e r w o g e n w i r d aber a u c h x o ö x o g m i t der D e u t u n g » d . U m l a u f od. d. L a u f b a h n des D a s e i n s « . M a t e r i a l i m E x k u r s bei B u r c h a r d , H N T 1 4 4 f., der d a s M e n s c h e n l e b e n bezeichnet sieht, » n i c h t n u r d a s eigene; o b d a s individuelle A u f u n d A b , d e n B o g e n v o n der G e b u r t bis z u m T o d (eher n i c h t d i e G e n e r a t i o n e n f o l g e ) o d e r b e i d e s o d e r d i e u n g l e i c h e V e r t e i l u n g v o n G l ü c k s g ü t e r n , ist k a u m zu s a g e n « . H O F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T I 6 8 2 f.; D i b e l i u s , K E K 2 3 8 - 2 4 0 , »>Rad< o d e r >Kreislauf des Werdens«< 2 4 0 ; E W N T III 8 8 9 (»das R a d des D a s e i n s « ) . B a u e r - A . 3 1 0 : » J k 3 , 6 scheint aus d e m S p r a c h g e b r . der o r p h i s c h e n M y s t e r i e n z u s t a m m e n Rad des Werdens ... B e i J k w o h l s. u r s p r ü n g l . B e d . e n t f r e m d e t u. g a n z verblaßt d. Lebenslauf«. M a t e r i a l bei B ü c h s e i u n d D i b e lius, a. a. O . , d o r t freilich z u m e i s t z u x v x X o g . In der O r p h i k ( u n d bei d e n P y t h a g o r e e r n ) ist d a s T h e m a der ewige K r e i s l a u f der Seele, der n u r d u r c h R e i n i g u n g u n d W e i h e b e e n d e t w e r d e n k a n n ; e b e n d a r a u f zielen die o r p h i s c h e n W e i h e n . S t a t t x v x X o g erscheint in d e n T e x t e n e i n m a l a u c h (xfjg yeviöEOic, x o o x ö g (Ixion w i r d als Strafe für seinen Ü b e r m u t aufs R a d geflochten). H2 V g l . e b d . , u. a. H e r o d o t 1,207; Philostr V i t A p 8,8; A n a c r e o n t 3 2 , 7 - 1 8 ; Plut M o r a l 1 0 3 c - 1 0 4 b ( N e u e r W e t t stein 1 3 0 8 ) . P s P h o k y l 2 7 ( » L e i d e n ist allen g e m e i n s a m ; d a s L e b e n ist ein R a d ; W o h l b e f i n d e n ist u n b e s t ä n d i g « , x o i v d jtdOn Jtdvxoov, 6 ßiog t o o x ö g , d o x a x o g öXßog; vgl. d a z u v a n der H o r s t , S e n t e n c e s 1 3 2 f.; d o r t weiteres M a t e rial); S i b 2 , 8 7 ; Philo S o m n 2 , 4 4 . R a b b i n i s c h e s bei S t r . - B . I 8 2 0 f. S c h a b b a t 1 5 1 b s p r i c h t v o n e i n e m s t ä n d i g r o t i e r e n d e n R a d in dieser Welt; wer h e u t e reich (bzw. a r m ) ist, k ö n n t e es m o r g e n nicht sein. D e n G e d a n k e n einer p e r i o d i s c h e n W e l t v e r b r e n n u n g entwickelte als erster w o h l H e r a k l i t . V o n A n a x i m a n d e r ü b e r n a h m er d a b e i d e n G l a u b e n a n einen K r e i s l a u f der D i n g e . A u s d e m Feuer sei alles h e r v o r g e g a n g e n ; alles w e r d e d e s h a l b a u c h w i e d e r i m Feuer a u f g e h e n . D i e P y t h a g o r e e r w e n d e t e n d a s M o t i v des Kreislaufs nicht n u r a u f d i e Seelenlehre an, s o n d e r n a u c h a u f die K o s m o l o g i e (die H i m m e l s k ö r p e r d r e h e n sich u m ein Welt- o d e r Z e n t r a l f e u e r ) . S. T h e o d o r G o m p e r z , G r i e c h i s c h e D e n k e r . E i n e G e s c h i c h t e der a n t i k e n P h i l o s o p h i e , B e r 1 0 9
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230
V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
dann als konventionelle Reminiszenz mit den erwähnten Aussagen über die Wechselhaftigkeit des Daseins verbunden. Das Feuer der Zunge läßt Gewordenes vergehen (vgl. auch 1,11). Die unheilvolle Aktivität der Zunge hat demnach auch aus dieser Perspektive eine soziale Dimension. Die Zunge ist eben Kommunikationsinstru ment. Eine rein selbstreflexive Auslegung (Beschmutzen des eigenen Leibes, Verbren nen des eigenen Werdens) ist unbefriedigend. Vermutlich ist deshalb auch die Wen dung »den ganzen Leib beschmutzen« so zu verstehen, daß unheilvolles Reden (be sonders der Verantwortlichen, s. V 1-4) die ganze Gemeinschaft beeinträchtigt ähnlich wie in der Turmbau-Allegorie bei HermS 9. 7 Der Vers, der den positiven Kontrast zu V 8 bildet und zusammen mit V. 8 die Aussage von V 6 begründet (yotQ), ist nicht nur von V. 8 her entworfen, sondern wie V. 3-4 Teil der traditionellen Dar stellung der menschlichen Überlegenheit über die Natur. Bereits Sophokles (Antigone 332 ff.) bewundert den Menschen bei der Schiffahrt, beim Pflügen, beim Einfan gen von Vögeln, Wild und Meerestieren, beim Zähmen von Pferden und Bergtieren; desgleichen faszinieren ihn die Kultur, Kunst und Erfindungen des Menschen; er notiert freilich auch die Ambivalenz zwischen gutem und bösem Treiben (366-375). Ebenso rühmen die Stoiker, daß sich der Mensch die Kraft und Schnelligkeit, sogar den Spürsinn der Hunde zunutze macht (Cic, Nat.deor. II 60.63; Sen, Beneficiis II 2 9 , 4 ) H 5 . Die Beherrschung der Kreaturen ist ebenfalls von Gen 1,26; 9,2 her geläu fig; dort findet sich auch die vierfache Einteilung, in 9,2 sogar in gleicher Abfolge wie bei Jak (Wild, Vögel, Kriechtiere, F i s c h e ) . - Jak spielt mit den unterschiedlichen Bedeutungen von »Physis«: Gattungen der Tiere, menschliches Wesen. 17 Aauxx^eiv ist ein geläufiger A u s d r u c k n für das Beherrschen, Bändigen und Bezwingen (Obj.: Naturgewalten, wilde Tiere, Metalle, Länder, T o b s ü c h t i g e ) , ebenfalls für das Zäh men (Domestizieren) und Unterjochen (Obj.: Personen, Gebiete). Als Mittel dazu dienen entweder überlegene Kraft oder Kunstfertigkeit, Technik und List. »Die menschliche Natur« impliziert hier bei Jak sicher das letztere; die eine qpiioig (Ver standesfähigkeiten) ist der anderen (reine Gewalt) überlegen. Die Verdoppelung des Verbs (Präsens und Perfekt) dient wohl nur zur rhetorischen H e r v o r h e b u n g (»wird und ist bereits gezähmt w o r d e n « ) . 8 Jak verknüpft zwei unterschiedliche Aussa gen über die Zunge: ihre Unbezähmbarkeit und ihr übles Wesen. Dabei führt V. 8a den Kontrast zu V. 7 fort, während V. 8b sachlich eher V 6 entspricht. Es ist immer wieder vermutet worden, V. 8b könne aus »einem anderen poetischen Zusammen116
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l i n / L e i p z i g (Ver. W i s s . Verleger), 4. Aufl. 1 9 2 2 , 5 5 . 9 3 ff. V g l . n o c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 0 4 ; L a w s , C o m m e n t a r y 1 5 1 . D i e s e r H i n t e r g r u n d erklärt eher d e n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n » K r e i s l a u f d e s W e r d e n s « u n d Feuer. " 5 S. auch E p i c D i s s I V 1,24-26; Philo S p e c L e g 2 , 1 0 4 . 1 1 6
Vgl.
auch Philos
K o m m e n t i e r u n g , S p e c L e g 4 , 1 0 0 ff.
(besonders 1 1 0 - 1 1 6 ) , zur Herrscherposition:
O p M u n d 8 3 - 8 8 . E i n e 4 e r - R e i h e bietet a u c h ä t h H e n 7 , 5 ( V ö g e l , L a n d t i e r e , R e p t i l i e n , F i s c h e ) . D i e P e t r u s V i s i o n in A p g 1 0 , 1 2 ; 1 1 , 6 n e n n t F i s c h e n i c h t . - F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 1 1 , v e r m u t e t e i n e S a c h b e z i e h u n g z w i s c h e n K r i e c h t i e r e n u n d Gift: (V. 8 ) ; d a s ist z w a r d e n k b a r , a b e r u n n ö t i g . n ? B e l e g e z u b e i d e n A s p e k t e n bei H e l m u t K ö s t e r : T h W N T I X 2 6 9 . 1 1 8
L - S - J 368; Bauer-A. 340.
H9 S o M k 5 , 4 . 1 2 0
M i t D i b e l i u s , K E K 2 4 2 , d e r J o h 1 0 , 3 8 u n d H e b r 6 , 1 0 vergleicht; d o r t s t e h t freilich jeweils A o r . / P r ä s e n s .
1 2 1
M a y o r 1 2 0 : » t h e a r t o f t a m i n g is n o n e w t h i n g , b u t h a s b e l o n g e d t o t h e h u m a n r a c e f r o m t h e first«.
231
3,7-8 122
hange ... e n t s t a m m e n . « Syntaktisch deutet darauf die Nominativform (Dibelius: »wie Ausrufe«) hin, obwohl Akkusative zu erwarten wären. - Seit V. 2 verfolgt Jak die beiden Linien: das menschliche Können, das hier erstmals seine Grenze findet, und die (u. U. zerstörerische) Auswirkung menschlichen Redens. Eine dritte Linie wird sich ab V. 9 anschließen: der ambivalente Gebrauch der Zunge. Erstmals seit V. 2b verwendet Jak wieder öuvaoÖai, öuvaxög, auch jetzt in bezug auf Menschen. Der Akzent fällt auf ouöeic; im Kontrast zu J t ä o a von V. 7, gerade in der räumlichen Tren nung vom Gen. dv9Qobjtü)v. 3 V. 8a ist eine Behauptung, deren Begründung unnö tig erscheint. Jak geht anscheinend von einem Erfahrungswert aus, der allerdings in der Tradition nicht entsprechend weit verbreitet i s t . A m nächsten kommen Aussa gen über die Geschwätzigkeit als unbezwingbares Übel, ä\ia%6v xi x a x o v ( P l u t ) und die üble Nachrede (naxakakiä) als einen »Chaos-Dämon«, dxaxdoxaxov öaiuxWiov (HermM 2,3 [=27,3]). Sir 28,23 vergleicht die »dritte Zunge« mit einem los gelassenen Löwen und reißenden Panther. Der rabbinische Befund ist uneinheit lich. Midr Ps 52 § 6 sagt, von allen Gliedern sei nur die Zunge wie in ein Gefängnis (Kinnbacken und Zähne) gelegt ; und doch könne kein Mensch gegen sie beste hen. Andererseits heißt es mehrfach (GenR 67 u. a.), drei Glieder befänden sich in der Gewalt des Menschen: Hände, Mund und Zunge (nicht dagegen Augen, Ohren, Nase); mit dem Mund könne man Gutes oder auch Böses reden. Eine solche Aussa ge kommt bei Jak dann in 3,9-12 zur Geltung. Die Behauptung, die Zunge könne kein Mensch bändigen, ist kein starrer anthro pologischer L e h r s a t z ; wohl aber soll der Mensch aus der Erfahrung an seine Verführbarkeit und Schattenseiten erinnert werden. Gerade als Redewesen ist er gefähr det und gefährlich. Die Aussagen von V. 8b führen nicht etwa zur Konsequenz des Schweigens - was würde ein Lehrer dann anfangen? Vielmehr soll man sich beim Reden bewußt sein, mit welchem bedrohlichen Potential man umgeht. Die Zunge ist nämlich ein »ruheloses Übel«. Wie in 1,13.21 steht x a x ö g , x a x i a für das Böse gene rell im Gegensatz zu Gott. Für die Vokabel d x a x d a x a x o g , -oia hat Jak ein gewisses Faible (s. 1,8; 3,8.16) 30; neben »chaotisch, unordentlich, unstet« ist auch der Kontrast zu »Friede« (3,16 f.; vgl. IKor 14,3) bedeutsam.^ Ebenso ist die Zunge »voll« (vgl. auch hier den Kontrast zu 3,17) »todbringenden Gifts«. Dieses Motiv, 12
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J
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122 S p i t t a 1 0 2 ; D i b e l i u s , K E K 2 4 2 . 123 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 6 A n m . 5, z u A u g u s t i n u s ' A k z e n t u i e r u n g a u f M e n s c h e n ( » k e i n e r d e r Men schen«)-, d u r c h G o t t e s G n a d e u n d B e i s t a n d sei es h i n g e g e n m ö g l i c h , d i e Z u n g e z u z ä h m e n . - S . e b d . u n d M a y o r 1 2 0 z u alten V e r s u c h e n (bereits bei d e n P e l a g i a n e r n ) , d a s S a c h p r o b l e m v o n V. 8 a p e r F r a g e s a t z a u s der W e l t z u s c h a f f e n . 1 2 4
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Sir 2 8 , 2 2 ff. m e i n t s o g a r : D i e b ö s e Z u n g e h a t k e i n e M a c h t ü b e r d i e , d i e G o t t e r n s t n e h m e n ; sie w ü r d e n d u r c h ihre F l a m m e n i c h t v e r s e n g t .
5 Plut M o r a l 5 0 9 c ( D e garrulitate 13). Sir 2 8 , 2 0 : Ihr J o c h ist eisern, ihre F e s s e l n s i n d e h e r n . Sir 2 2 , 2 7 rät, ein S c h l o ß bzw. eine S c h i l d w a c h e a n d e n M u n d z u l e g e n u n d ein Siegel a n d i e L i p p e n ; 2 8 , 2 4 26: S c h l o ß u n d Riegel. * 8 M i t S p i t t a 1 0 1 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 1 2 , u. a. 129 V g l . d a g e g e n S i r 1 9 , 8 : M a n soll n u r r e d e n , w e n n S c h w e i g e n S c h u l d w ä r e . D a s A d j . k o m m t i m N T n u r bei J a k vor, d a s S u b s t a n t i v a u c h bei P a u l u s ( 3 x ) u n d L k ( l x ) . V g l . P r o v 2 6 , 2 8 L X X : » E i n e falsche Z u n g e h a ß t d i e W a h r h e i t , ein u n k o n t r o l l i e r t e r M u n d schafft U n r u h e n « . I m L a s t e r k a t a l o g a u c h l C l e m 3 2 , 2 ; vgl. 1 4 , 1 ; 4 3 , 6 . 1 2 6
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V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
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speziell in Verbindung mit der Schlange, ist geläufig: Ps 64,4; 140,4; Hi 20,16; 1 Q H 5,26 f.; zu »Gift« in bezug auf Menschen vgl. TestGad 5,1; Philo LegGai 166; Sib III 32; zur »todbringenden« Zunge vgl. Ps 57,5; Sir 2 8 , 2 1 . ! 3 2 Das Wort log erscheint im N T neben Jak 3,8; 5,3 nur noch R o m 3,13, wo Ps 140,4 aufgenommen wird. Die Charakterisierung der Zunge als verderben-bringender Macht ist somit keine neue Erkenntnis. Jak benutzt sie zur Dramatisierung der Lage. 9 Jak kehrt (nach V. 1-3) zum »wir« zurück, allerdings nur in V. 9; die Verbindung zur Passage über die Zunge (V 5-8) wird durch das doppelte ev auxfj (instrumental verstanden) hergestellt. Von der Zunge ist jetzt letztmals die Rede; der zu V 9 weitgehend parallele V. 10 formu liert »aus dem M u n d geht hervor ...« (oxö|ia bei Jak nur 3,3.10). Die Mahnung in V. 10b und das Bild in V. 11 beziehen sich, genau besehen, auf den Mund, lokal ver standen (»Quellort«, s. das ex in V. 10a. 11), während die Bilder in V. 12 von einem physischen Produzieren (jtoieiv, danach auch in 3,18) handeln. Solche differenzie renden Notizen 33 helfen mit zu erklären, weshalb V. 10 in der Sache nur eine Wiederholung von V. 9 ist und weshalb V. 9 in doppelter Weise geradezu feierli che Ausweitungen enthält: »den Herrn und Vater« sowie »die nach Gottes Ebenbild geworden sind.« V 10 konstatiert demgegenüber nur einen objektlosen Vorgang. Der tragende Kontrast in V. 9 (wie in V. 10) ist: »preisen bzw. segnen« gegenüber »verfluchen«, durch das zweifache ev auxfj wirkungsvoll in Parallele gestellt. Das eigentlich Unvereinbare wird tatsächlich Realität. Der Kontrast zwischen evXoyeiv und x a x a p ä o O a i (beide Wörter bei Jak nur hier bzw. als Nomina in V. 10) ist alte jüd. Tradition seit Dtn 11,26 ff.; 30,1 ff. D e m Volk wird dort die Wahl zwischen ihnen »vorgelegt«; daß beides, Segen wie Fluch, letztlich von Gott »ausgeht«, ist dabei kein theologisches Problem. 35 Für Jak liegt die eigentliche Problematik im mensch lichen »wir«; die Zunge ist in V. 9 nur ein Instrument, das zum Guten oder Bösen benutzt werden kann. Die generelle »höllische Feuergefahr« (so V 5-8) ist allenfalls nur noch teilweise im Blick; denn jetzt heißt es, daß man mit der Zunge immerhin Gott preist. V. 9 ist am ehesten als Erfahrungswissen zu bezeichnen, 36 wobei das »wir« gerade das Problem auch bei gläubigen Menschen hervorhebt. 37 Bereits die Weisheitsliteratur reflektiert dieses Phänomen;!38 sogar der paganen Philosophie ist es nicht fremd. 39 Die Kennzeichnung mit »Doppelzüngigkeit« oder »Zwiespalt der Zunge« wird dem Problem nur teilweise gerecht. In V. 5-8 wurde die Zunge als eindeutig böse beschrieben; lt. V 9 liegt der Zwiespalt aber im Menschen selbst, der 1
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132 V g l Schlatter, B r i e f 2 2 6 : » D e r Ü b e r g a n g v o n der Z u n g e z u m G i f t l a g d e n A l t e n n a h e , d a d i e M e i n u n g ver breitet war, d a ß d i e S c h l a n g e m i t ihrer Z u n g e vergifte«. 1 3 3
V g l . D i b e l i u s , K E K 2 4 4 f.: H i n t e r V. 9 - 1 2 steht eine a n d e r e ( n ä m l i c h j ü d . ) T r a d i t i o n als hinter V. 3 ff.
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Frankemölle, Ö T K 5 1 3 : rhetorische Eindringlichkeit.
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T h r 3 , 3 8 : A u s d e m M u n d des A l l e r h ö c h s t e n k o m m t B ö s e s u n d G u t e s ; aber er p l a g t u n d b e t r ü b t n i c h t v o n H e r z e n (V. 3 3 ) ; vgl. A m 3 , 6 . J a k g e h t a u f s o l c h e T h e o d i z e e - F r a g e n hier nicht ein (vgl. allerdings 1 , 1 3 - 1 7 ) . E b e n f a l l s erscheint n i c h t d a s M o t i v » S e g n e t , d i e e u c h v e r f l u c h e n « ( M t 5 , 4 4 ; Rom 1 2 , 1 4 ) .
1 3 6
N i c h t e t w a ein G e m e i n p l a t z ; m i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 1 4 f., g e g e n D i b e l i u s , K E K 2 4 4 .
137 V g l . h i n g e g e n d a s G e l ö b n i s in 1 Q S 1 0 , 2 1 ff.: T r u g u n d T ä u s c h u n g e n sollen nicht a u f m e i n e L i p p e n k o m m e n . 1 3 8
V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 1 5 f. (der a u f Sir 2 3 , 1 u. a. h i n w e i s t ) . E s verteilt sich nicht a u f G l ä u b i g e u n d Ungläubige, sondern umfaßt beide.
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9 P l a t o L e g II 6 5 9 a ( N e u e r W e t t s t e i n 1 3 1 4 ) .
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So Frankemölle, Ö T K 5 1 2 , zu 3,9-12.
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3,8-9 141
die Zunge zu unterschiedlichen Zwecken verwendet . Der Mensch selbst bildet das Problem, indem er dieselben Möglichkeiten einerseits zum Segen, andererseits aber auch zum Fluch verwendet. Eher könnte man von einer Art Schizophrenie reden, die gerade den homo religiosus betrifft, wie die unterschiedlichen Objekte in V. 9 notie ren. In der Vertikalen, also dem »Herrn und Vater« gegenüber, geschieht Eulogie, in der Horizontalen, gegenüber den Mitmenschen dagegen Verfluchung. Die Anstö ßigkeit liegt also in einem Doppelten: sowohl im Verfluchen des Mitmenschen als auch im Gebrauch ein und desselben Organs für Segen und Fluch. Es gehört zur traurigen Erfahrungsweisheit, daß Menschen nach außen gute Worte sagen, aber im Herzen fluchen (Ps 6 2 , 5 ) , daß »Ruhm und Unehre im Reden liegen« (Sir 5 , 1 3 ) . Die Ambivalenz kennt auch P l a t o : ein Richter ruft Gott an und spricht mit derselben Zunge falsches Urteil. Jak kann also bei V. 9 auf breiten Konsens zählen. - Weil »ver fluchen« auf konkrete Adressaten bezogen ist, möchte Jak vermutlich jederlei Flu c h e n beseitigt sehen. Wendungen wie euXoynTÖc; 6 Oeog (oder ähnlich) 5 sind ste hende biblische Formeln. Wahrscheinlich soll hier das Objekt »den Herrn und Vater« einen bewußt liturgischen Klang erzeugen (s. o. zu 2 , 1 6 ) ; vgl. speziell I C h r 2 9 , 1 0 und Jes 6 3 , 1 6 , ebenfalls Sir 2 3 , 1 . 4 (hier beidemal mit einem dritten Element in der Anrede: »o Herr, mein Vater und Gebieter bzw. Gott«). Die zunächst als überschießend erscheinende Wendung »die nach Gottes Ebenbild geworden sind« soll die biblische Färbung markieren, vor allem jedoch die enge Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpfen hervorheben. Gen 1 , 2 6 (die Stelle klang bereits in 3 , 7 an), worauf sich Jak offenbar bezieht, spricht von der Erschaffung des Menschen x a t ' eixova ... x a i xaO' 6UX)LOOÖIV(LXX). 7 Für Jak, bei dem eixcbv fehlt, trägt xaO' öuoioooiv 0eo13 das volle Gewicht der schöpfungsmäßigen Gotte benbildlichkeit. Ihm ist dabei vor allem an den Implikationen und Konsequenzen gelegen. Verbreitet ist im Judentum das Verbot, den nach Gottes Bild (bzw. Antlitz) geschaffenen Nächsten (bzw. Menschen, Gottes Geschöpf) zu verachten (Mech Ex 2 0 , 2 6 ; G e n R 2 4 , 8 ; slavHen 4 4 , 1 ) ; Jak 3 , 9 am nächsten kommt in der Sache slavHen 142
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V g l . T e s t B e n j 6 , 5 ff.: » D i e g u t e G e s i n n u n g h a t nicht zwei Z u n g e n , d e s S e g e n s u n d d e s F l u c h s , der S c h a n d e u n d der E h r e s o n d e r n h a t n u r ein lauteres, reines G e m ü t . . . S i e h a t kein d o p p e l t e s G e s i c h t o d e r G e h ö r ... V o n Beliar aber ist j e d e s W e r k zwiespältig . . . « . 142 V g l B a k e r 1 3 1 ; es w e r d e d e u t l i c h , d a ß G o t t ( n i c h t C h r i s t u s ) g e m e i n t sei; w i e i n 1 , 2 7 b e r u h e d i e B r u d e r schaft der M e n s c h e n a u f der Vaterschaft G o t t e s . 143 p i L e g II 6 5 9 a . F l u c h e n ( x a t a p ä a G a i ) u n d S c h w ö r e n ( ö u v o a ) , s. 5 , 1 2 f.) s i n d n i c h t d a s s e l b e . D a s A T v e r b i e t e t n i c h t s ä m t liche F l ü c h e ( n u r d i e g e g e n E l t e r n E x 2 1 , 2 7 ; g e g e n H e r r s c h e r E x 2 2 , 2 7 , g e g e n B e h i n d e r t e L e v 1 9 , 1 4 ) ; h a r m l o s e F l ü c h e e r w ä h n e n z. B . P r o v 1 1 , 2 6 ; 2 4 , 2 4 ; 2 6 , 2 ; S i r 4 , 5 ; 2 1 , 2 7 . 5 M a t e r i a l b e i H e r m a n n W o l f g a n g Beyer: T h W N T I I 7 5 1 ff., speziell 7 5 6 , 5 ff. u n d 7 6 1 f.; Evloy^öq e r s c h e i n t i m N T n u r in D o x o l o g i e n u n d w i r d n i e a u f M e n s c h e n b e z o g e n ( 7 6 2 , 2 4 f f ) . Z u r B e z i e h u n g z w i s c h e n J a k 3 , 9 u n d G e n 1 , 2 6 vgl. T r a u g o t t H o l t z : E W N T I I 1 2 5 3 ; L a w s , C o m m e n t a r y 156. I n d e r L X X k o m m t o u m o o a i g relativ selten ( n u r 8 x ) vor, n u r in G e n 1 , 2 6 für » E b e n b i l d G o t t e s « , v g l . a b e r a u c h ö[iOiü)|ia n e b e n ouoiooaig ( z . B . E z 1 , 5 . 1 0 . 2 6 ) ; h ä u f i g e r w i r d eixcov v e r w e n d e t : G e n 1 , 2 6 ( n e b e n ö|iotü)aig); 1,27; W e i s h 2 , 2 3 ; S i r 1 7 , 3 ; I K o r 9 , 7 ; 2 K o r 3 , 1 8 ; 4 , 4 ) . P h i l o o r d n e t in seiner A u s l e g u n g v o n G e n 1 , 2 6 elxcov z u s a m m e n m i t d e m voDg, d e m » H e g e m o n d e r P s y c h e « ; der V e r s t a n d sei » e i n e A r t G o t t für den, d e r i h n t r ä g t « (tQÖJtov x i v d Geög cov xov ( p e o o v c o g ) . G e n 1 f u g e x a 6 ' ouoicooiv h i n z u »zur A n z e i g e d e s e x a k t e n A b b i l d e s , d a s e i n e n k l a r e n A b d r u c k h a t « (elg e u x p a a i v a x o i ß o ü g Exuayeiov x o a v ö v r u j t o v e'xovxog), O p M u n d 6 9 - 7 1 . a t o
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V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
52,1-6: »Selig, wer seinen Mund öffnet zum Lobe des Herrn! Verflucht, wer seinen Mund öffnet zur Schmähung seines Nächsten! Selig, wer alle Werke des Herrn preist! Verflucht, wer ein Geschöpf des Herrn verächtlich macht!« An diesen Stellen wird wie bei Jak die Unverletzlichkeit und Würde des Menschen betont. Auch wenn Jak 1,18 einzig auf die Neuschöpfung zielen sollte (s. dort), bleibt als Grundstruktur der Schöpfung lt. 3,9 gültig, daß Menschen ihren Wert durch ihre Bezogenheit auf Gott haben. Darauf gründet Jak den Schutz der Menschenrechte; die kulturelle und zivili satorische Leistungsfähigkeit des Menschen (s. V. 3 f.7) bleibt an dieser Stelle uner wähnt. - Das einzige »wir« in den Ausfuhrungen über das von der Zunge ange stiftete Unheil knüpft an die kritische Selbsterkenntnis von V. 2a an, die jetzt auf die praxis (im)pietatis angewendet wird. Die konkrete Gefährdung - auch, ja gerade der in der Kirche Verantwortlichen - besteht darin, daß der Verehrung Gottes nicht die Achtung des Mitmenschen entspricht. Jak läßt unausgesprochen, was positiv anstelle des Verfluchens zu treten hätte, ob also evkoyelv auch ein menschliches Objekt haben könnte. 50 Der Inhalt ist erst von 3,17 her zu füllen. Ebenso ergibt sich von 3,14.16; 4,1 ff, wohin das Verfluchen fuhrt. Verfluchen bedeutet: das Lebens recht absprechen ( M k l l , 1 3 ff), aus der Gemeinschaft, auch mit Gott, ausschließen (Gal 3,10 ff), verfolgen, beleidigen, schmähen, anfeinden, hassen (Mt 5,11.44). 10 Der Vers umfaßt zwei Aussagen: V. 10a wiederholt die paradoxe Beobachtung von V. 9; in V. 10b wendet sich Jak erstmals seit 3,1 wieder direkt an die »Brüder«, indem er »dieses so« nicht geschehen sehen will. Von der Sache her betrachtet, ist V. 10a redundant. Das ließe sich allerdings ebenfalls von V. 9 behaupten; dort aber zeigen die Verbindung mit den Ausführungen über die Zunge und die doppelte Ausführung über die Objekte (des Preisens bzw. Fluchens) das besondere Interesse des Autors. Demnach könnte V. 10a von der Tradition mitgeliefert und deswegen in Form und Inhalt evtl. sogar älter als V. 9 s e i n . Jak hätte V. 10b auch an V. 9 anschließen, also direkt auf die menschliche Tätigkeit abzielen können. Jak scheint sich jedoch mehr am logischen Modell des Gesetzes vom Widerspruch zu orientieren: Was nicht sein kann, darf auch nicht auftreten. Dieses Gesetz wird durch die Eindeutigkeit von Her kunft (Quelle, Baum: V. 11 f.) und Ergebnis illustriert. D e m entspricht die Formu lierung in V. 10a. Wenn V. 10a also nicht Traditionsteil sein sollte, könnte Jak ihn als Überleitung und Bekräftigung formuliert haben; auf jeden Fall wird er als Basis für V. 11 f. dienen. - Das alte Wort XQ ! » das im N T nur hier und in der L X X nur Prov 148
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F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 1 7 , fragt, o b hier eher v o n V. 7 her d a s H e r r s c h e n ü b e r d i e K r e a t u r e n o d e r v o n V. 10 ff. h e r d i e I n t e g r i t ä t d e s M e n s c h e n (welcher e i n e g e s p a l t e n e Z u n g e w i d e r s p r ä c h e ) g e m e i n t ist. - J a k d e n k t hier m . E . j e d o c h t h e o z e n t r i s c h , n i c h t a n t h r o p o z e n t r i s c h .
149 V g l . d i e S a c h p a r a l l e l e in l j o h : M a n k a n n n i c h t G o t t l i e b e n u n d d e n B r u d e r h a s s e n . W e i t e r e B e r ü h r u n g e n z w i s c h e n J a k u n d 1 J o h bei V o w i n c k e l u n d F r a n c i s . 1 5 0
D a s w ü r d e freilich n i c h t d e m ntl. S p r a c h g e b r a u c h (s. o.) e n t s p r e c h e n . D i e a n d e r e , n a h e l i e g e n d e F o r m u l i e r u n g , n ä m l i c h » d e i n e n N ä c h s t e n l i e b e n « , findet bei J a k ebenfalls k e i n e V e r w e n d u n g , o b w o h l er d a s G e b o t kennt (2,8).
1 5 1
D a s s p i e g e l t s i c h u. a. d a r i n , d a ß d i e K o m m e n t a r e V. 1 0 a w e i t g e h e n d u n b e a c h t e t lassen. B u r c h a r d , H N T z. S t . : » E i n e j ü d i s c h - w e i s h e i t l i c h e k l i n g e n d e S e n t e n z « .
152 V g l . E p h 4 , 2 9 : » B ö s e s W o r t soll n i c h t a u s e u r e m M u n d h e r a u s t r e t e n « . 1 5 3
V g l . B - D - R § 3 5 8 . 1 ; B a u e r - A . 1 7 9 5 z u r s o n s t i g e n B e z e u g u n g in altchristlicher Zeit: T e s t H i 3 7 , 6 ; E p A r i s tid 2 3 1 ; J u s t D i a l 3 3 , 3 ; relativ h ä u f i g bei M a r c A u r e l .
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3,10-12
25,27 sowie 4Makk 8,26A vorkommt, ist unhellenistisch, soll also klassisches Kolorit v e r m i t t e l n . ^ Die Wendung ov %QT\ zeigt an, daß etwas nicht notwendig ist, bzw. (schärfer noch:) daß etwas notwendigerweise nicht sein sollte (es darf nicht sein); dann auch: es geziemt (jemandem) nicht. 55 Jak nimmt seine Brüder in Pflicht, daß ihre Rede nicht nur eindeutig und unzwiespältig, sondern auch eindeutig positiv sei. 11 Hier und in V. 12a argumentiert Jak mit rhetorischen Fragen, die ihre Evidenz aus naturgesetzlichen Beobachtungen erhalten. 157 Sie greifen V. 10a auf, wollen dessen Aussage somit auf die naturgesetzliche Ebene stellen: Was da »aus dem Mund hervorgeht«, ist widernatürlich; Sünde ist eine Perversion der Schöpfung. 158 Lt. 4Esr 5,1 ff. gehört zu den Zeichen der Endzeit, daß die Natur in Unordnung g e r ä t ^ , darunter auch: »im süßen Wasser findet sich salziges« (5,9); ähnlich Apk 8,11. TestGad 5,1 sagt über den Haß, daß er alles durcheinander bringt; »das Süße nennt er b i t t e r « . Gift, Fluch und Bitterkeit füllen lt. R o m 3,13 f. (Zitat Ps 140,4; 10,7) den Mund der S ü n d e r . - Der Gegensatz »süß - bitter« ist konventionell, gerade in bezug auf (un)genießbares Wasser (vgl. besonders Ex 1 5 , 2 2 - 2 5 ) . Die Bit terkeit (mxQog als Adjektiv im N T nur Jak 3,11.14) des Wassers stammt in der Regel von Salzen. 3 Jak differenziert zwischen Quelle und Öffnung (ÖJtr| im N T noch Hebr 11,38: Felsspalt) wohl nur aus stilistischen Gründen. Man kannte allerdings Gebiete (u. a. am Toten Meer), wo es sowohl Süßwasser- als auch Salzwasserquellen gab. Es ist aber zu bezweifeln, daß man sich deshalb das Untergrundreservoir als gemischt vorgestellt hätte. »Aus derselben Öffnung« ist ebenso gewählte, bildhafte Sprache wie ßpueiv (nur hier im N T , nicht in der L X X ) , das klassisch jedoch zumeist intransitiv verwendet wurde (quellen, quellen l a s s e n ) . 12 Z u m dritten- und letz tenmal in 3,1-12 spricht Jak das »Können« a n . 5 In V. 2 und 8 handelt es sich um menschliches (Un-)Vermögen; die Natur dagegen »kann« nur ihren Gesetzen folgen. Das zentrale Stichwort lautet J t o i f j o a i , hier im Sinne von »hervorbringen, produzie1
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!54 H ä u f i g bereits bei H o m e r u n d d e n P o e t e n ; S t e l l e n bei P a p e II 1 3 7 2 f.; L - S - J 2 0 0 4 . 1 5 5
S o z. B . H o m e r Ilias 7 , 1 0 9 ( » N i m m d o c h B e d a c h t , M e n e l a o s , d u G ö t t l i c h e r , n i c h t j a g e z i e m t d i r / s o u n b e s o n n e n e W u t ; d r u m fasse d i c h , herzlich b e t r ü b t z w a r . . . « ) .
156 V g l . B a k e r 1 3 2 f. z u d e n I n t e r p r e t a t i o n s m ö g l i c h k e i t e n v o n V. 1 0 b . A m e h e s t e n k o m m e infrage: J a k d r ü c k t m e h r a u s als B e d a u e r n , n ä m l i c h U n w i l l e n , u n d z w a r m i t d e m Z i e l , d i e B r ü d e r z u r b e s s e r e n K o n t r o l l e d e r Z u n g e z u m o t i v i e r e n . M i t S c h r ä g e (z. S t . ) sei f e s t z u h a l t e n , d a ß für J a k e i n e K a p i t u l a t i o n v o r d e m Ü b e l d e r Z u n g e nicht infrage k o m m e . 157 V g l . in d e r E i n l e i t u n g z u 3 , 1 - 1 2 ( u n t e r » T r a d i t i o n s g e b u n d e n h e i t « ) z u A n t i g M i r 1 3 3 , 1 - 3 ( N e u e r W e t t s t e i n 1315). 1 5 8
1 5 9
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 2 0 : sie ist n a t u r w i d r i g u n d s o m i t a b s u r d u n d w i d e r g ö t t l i c h . D a s M o t i v d e r w i d e r n a t ü r l i c h e n F e i n d s c h a f t - z u m a l als Z e r b r u c h d e r F a m i l i e - ist in A T , J u d e n t u m u n d N T w e i t verbreitet; d e n P r o p h e t e n gilt d a s als A u d r u c k v o n U n h e i l s z e i t , für d i e A p o k a l y p t i k ist es Z e i c h e n d e r E n d z e i t ; vgl. M i c h 7 , 6 ; J e s 3 , 5 ; 1 9 , 2 ; J e r 9 , 3 f.; ä t h H e n 1 0 0 , 1 - 3 ; s y r B a r 4 8 , 3 2 ; 7 0 , 3 f.; 4 E s r 6 , 2 4 ; M k 13,12; M t 10,21; bSanh 97a.
160 V g l . a u c h Sir 2 7 , 6 : » d i e K ü s s e d e s F e i n d e s s i n d t r ü g e r i s c h ...; d e m H u n g r i g e n s c h m e c k t alles B i t t e r e s ü ß « . 1 6 1
E p h 4 , 3 1 stellt B i t t e r k e i t z u s a m m e n m i t G r i m m u n d Z o r n ( i m L a s t e r k a t a l o g ) . H e r m M 5 , 1 ( = 3 3 , 6 ) n e n n t d e n J ä h z o r n b i t t e r u n d u n b r a u c h b a r ; 1 2 , 4 , 6 ( = 4 7 , 6 ) d e s T e u f e l s G e b o t e s c h w e r u n d bitter.
1 6 2
B i t t e r e s W a s s e r gilt in N u m 5 , 1 7 ff. s o g a r als v e r f l u c h t e s Wasser.
163 V g l . » b i t t e r e T r ä n e n » : M t 2 6 , 7 5 ; L k 2 2 , 6 2 ( A d v e r b ) . 164 V g l . B a u e r - A . 2 9 5 , d o r t a u c h Stellen z u m t r a n s i t i v e n G e b r a u c h . 1 6 5
F ü r B u r c h a r d , H N T z. S t . , b e g i n n t a b 3 , 1 2 d e r zweite H a u p t t e i l d e s J a k , bis 5 , 6 ( » S c h e l t e d e r U n v o l l k o m menen: Kehrt um«).
236
V. V e r a n t w o r t l i c h e L e i t e r s c h a f t
ren«. Die rhetorische Frage in V. 12a signalisiert die Evidenz des bereits sprichwört l i c h e n Erfahrungswissens. Während Sir 27,5-7 die Kultivierung des Vorgangs vor Augen hat (»die Pflege eines Baumes bringt seine Frucht an den Tag; so das Wort, das ein Mensch in seinem Herzen erwogen hat«), verweist die Jesus-Tradition 7 (Mt 7,16-18 par. Lk 6,43-45; M t 1 2 , 3 3 - 3 7 ) dabei auf den Kontrast »gut/böse« und stellt sogar den Zusammenhang zum Reden her: »Aus der Überfülle des Herzens spricht der Mund« (Lk 6,45; M t 12,34). Anders als die syn. Stellen legt Jak den Akzent jedoch nicht auf die Erkennbarkeit, sondern auf die Identität von Subjekt und Objekt in bezug auf die P r o d u k t i o n . Anders auch als die Synoptiker verwen det Jak das Bild nicht in hyperbolisch-ironischer Weise (von Dornsträuchern und Disteln erwartet man kein Obst). Weinstock und Feigenbaum stellen traditionell ein Paar harmonischen Glücks dar ( l K ö n 5,5; Mi 4 , 4 ) . 7 0 In der Natur gehört Gleiches zu Gleichem; ^ die Frucht (s.u. 3,18!) ist invariabel. Was V. 12b besagen soll, war bereits den alten Textabschreibern unklar. 172 D e m abrupten 73 o i k e 7 4 geht kein »weder« voraus; sachlich wird es durch die rhetorische Doppelfrage von V. 12a ersetzt. Manche Hss. und viele Kommentatoren interpretie ren: »Keine salzige Quelle (als Solequelle verstanden) bringt Süßwasser hervor«; das dürfte den Sinn in der Tat am ehesten treffen. H . Frankemölle ergänzt dagegen als Subjekt den Menschen: Er kann »aus Salzigem kein Süßwasser m a c h e n « . Das o i k e legt jedoch eine Analogie zu V. 12a nahe: »aus A kann nur A kommen, nicht B«. 166
1 6
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176
166 y g i U l r i c h L u z , D a s E v a n g e l i u m n a c h M a t t h ä u s ( E K K ) 1 4 1 0 m i t A n m . 7 1 : A u s d e r F r u c h t e n t s t e h t bzw. w i r d der B a u m e r k a n n t . E b e n s o M t 1 2 , 3 3 b . 1 6 7
L t . L u z , M t ( E K K ) I 4 0 5 A n m . 3 3 g i b t es k e i n e d i r e k t e n j ü d . Parallelen z u m G l e i c h n i s v o n B a u m u n d Frucht. 168 E v T h o m 4 5 w e i c h t n u r g e r i n g f ü g i g a b . V o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 6 8 f., v e r m e r k t , d i e M e t a p h o r i k in J a k 3 , 1 2 besetze alle P f l a n z e n positiv, w ä h r e n d in d e n S y n o p t i k e r n q u a l i t a t i v g u t bzw. schlecht k o n n o t i e r t e k o m b i n i e r t seien. J a k g e h e es »allein u m d i e U n v e r e i n b a r k e i t v o n G a t t u n g s u n s p e z i f i s c h e m ... u n d u m d e n E i n k l a n g m i t d e r N a t u r « . A n d e r s liege es bei d e r Q u e l l e n - M e t a p h o r i k ( p o s i t i v e u n d n e g a t i v e Q u a l i f i k a t i o n ) . Weil J a k a b e r d i e B a u m F r u c h t - M e t a p h o r i k n i c h t e n t s p r e c h e n d M t 7 , 1 6 einsetze, s t e h e er hier n i c h t in der syn., s o n d e r n in d e r k y n i s c h - s t o i s c h e n T r a d i t i o n ; s. P l u t M o r a l 4 7 2 f ; E p i c D i s s 2 , 2 0 , 1 8 f.; M a r c A u r e l 4 , 6 1 ; 8 , 1 5 . 4 6 ; 1 0 , 8 6 ; Sen E p 87,25.
1 6 9
1 7 0
Vgl. Eva Oßwald, Art. Feigenbaum: B H H I 4 6 7 . Vgl. Carl Werner Müller, Gleiches zu G l e i c h e m . E i n Prinzip frühgriechischen D e n k e n s ( K P S 3 1 ) , Wies b a d e n 1 9 6 5 : D e r G r u n d s a t z ö^ioiov OUXHCÜ, d e r »in seiner p l a t o n i s c h - a r i s t o t e l i s c h e n F o r m v o r a l l e m in d e n F r e u n d s c h a f t s l e h r e n d e s H e l l e n i s m u s n a c h w i r k t « ( 1 9 1 ) , d i e n t e in d e r f r ü h e n n a t u r p h i l o s o p h i s c h e n S p e k u l a t i o n ( E m p e d o k l e s , A n a x a g o r a s u. a.) z u r E r k l ä r u n g d e r S o n d e r u n g d e r v e r s c h i e d e n e n E l e m e n t e ( k o s m i sches O r d n u n g s p r i n z i p ) , d e r E i n h e i t d e s K o s m o s u n d d e r E r k e n n t n i s m ö g l i c h k e i t ( G l e i c h e s e r k e n n t G l e i ches, 1 7 4 - 1 7 6 ) . D a s v o r s o k r a t i s c h e P r i n z i p erlebte d u r c h P o s e i d o n i u s eine R e n a i s s a n c e ; er g r ü n d e t e » s e i n e Sympathielehre a u f die kosmische Verbundenheit des Gleichartigen« ( 1 9 1 ) . 172 y g i D i b e l i u s , K E K 2 4 8 f. z u T e x t v e r b e s s e r u n g s v e r s u c h e n . K l o s t e r m a n n m e i n t , d e r T e x t sei w e g e n d e s H o m o i o t e l e u t o n yXvnv v e r s t ü m m e l t ; m a n solle besser lesen: S o k a n n w e d e r e i n e s ü ß e F l ü s s i g k e i t eine sal zige h e r v o r b r i n g e n n o c h eine salzige S ü ß w a s s e r .
1 7 1
17
3 Dibelius, K E K 248. D i v e r s e H s s . setzen ein oikooc; d a v o r bzw. ersetzen es d u r c h oi>öe. 175 V g L B a u e r - A . 8 0 ( m i t der E i n s c h r ä n k u n g , evtl. sei d e r T e x t n i c h t in O r d n u n g ) ; D i b e l i u s , K E K 2 4 8 ; S c h n i d e r 8 8 ; J o h n s o n , A n c B 2 6 3 ; ä h n l i c h Schlatter, B r i e f 2 3 0 . Frankemölle, Ö T K 5 1 9 , allerdings m. E . o h n e ausreichende B e g r ü n d u n g . 1 7 4
1 7 6
237
3,12
Dann wiederholt V. 12b den Gedanken von V. 11, moduliert und steigert das Motiv der Nichtgleichzeitigkeit hin zu dem der Ausschließlichkeit; das Bild von V. 11 wird also im Sinne desjenigen von V. 12a » u m g e m o d e l t « . V. 12b ist keine für Jak über flüssige Glosse späterer H a n d , sondern Übergang zu 3,13 f f . Zwar wird die Metaphorik in V. 18 dieselbe sein wie in V. 12a (Frucht); aber zunächst konzentriert sich Jak auf das »Bittere« (V. 14). Mit V. 12 will er - wie auch die wiederholte Anre de zeigt - einschärfen, daß das Resultat nie anders sein kann und darf als der Ur sprung. Dabei unterstreicht V. 12b den warnenden Ton des ganzen Abschnitts 3 , 1 12: Aus Ungenießbarem entsteht nichts Genießbares! Die Voraussetzungen beim menschlichen Handeln - speziell der Verantwortlichen in der Kirche - müssen klar sein. Die Fortsetzung in 3,13 ff konkretisiert die Aussage in den Bereich der Lebens praxis und der geistlichen Voraussetzungen hinein. 177
1 7 8
179
177 Ä h n l i c h D i b e l i u s , K E K 2 4 8 . 178 G e g e n D i b e l i u s , K E K 2 4 8 f. 179 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 1 9 . A u c h er g i b t z u ( 5 2 1 ) , d a ß J a k d e n F a d e n v o n 3 , 1 n i e a u s d e n A u g e n v e r l o r u n d in V. 13 fF. fortsetzt.
VI. Das Verhältnis zur Welt 3,13-5,6 A u s G r ü n d e n der praktischen Übersichtlichkeit w i r d diese Passage u n d d a m i t a u c h die Ü b e r s e t z u n g in drei Teile untergliedert. W i e i m F o l g e n d e n dargelegt, soll sie j e d o c h als ein G a n z e s betrach tet u n d b e h a n d e l t werden.
1.
Texteingrenzung.
E s s i n d in der Literatur mancherlei G r ü n d e dafür aufgeführt w o r d e n , d i e Passage z u unterteilen, vor allem: unterschiedliche T h e m e n , A d r e s s a t e n , F o r m e n u n d Stilfiguren. G e w i ß s i n d solche A s p e k t e zu notieren; d e n n o c h empfiehlt es sich aus g r u n d s ä t z l i c h e n E r w ä g u n g e n , sich d e m j a k G e d a n k e n g a n g a u f einer längeren Strecke auszusetzen, sofern nicht z w i n g e n d e A r g u m e n t e d e m w i d e r s p r e c h e n . - Bereits der Ü b e r g a n g v o n 3 , 1 - 1 2 zu V. 13 ff. bietet keine strenge Z ä s u r (s. o. in der E i n f ü h r u n g zu 3 , 1 - 1 2 , » T e x t e i n g r e n z u n g « ) . D i e T h e m a t i k »Streit u n d Friede« verknüpft 3 , 1 3 18 d a n n m i t 4 , 1 ff. D a r a u s entwickelt sich die P r o b l e m a t i k der falschen W e l t - Z u g e w a n d t h e i t , die 4 , 1 - 1 0 , aber a u c h 4 , 1 3 - 5 , 6 durchzieht. D a s S t ü c k 4 , 1 1 f. ist z u kurz, u m eine Z ä s u r zu rechtferti gen. Z w a r fallen 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 formal aus d e m R a h m e n ( b e s o n d e r e A n r e d e n ) ; aber der K o n nex in der S a c h e (s. speziell 4 , 9 f. u n d 5,1) sollte nicht unterschätzt werden. Erst m i t 5,7 b e g i n n t eine n e u e Passage, die m i t d e m A u f r u f zu G e d u l d u n d A u s h a r r e n z u m T h e m a v o n 1,3.12 z u r ü c k lenkt u n d a u c h d i e M o t i v e T o d / L e b e n , S ü n d e , Wahrheit u n d S e e l e n - R e t t u n g aus 1,15 ff. aufgreift. 1
2
Als eine E i n h e i t für sich versteht 3 , 1 3 - 5 , 6 a u c h E . B a a s l a n d . E r notiert nicht nur, d a ß J a k hier in Stil u n d Inhalt eine schärfere T o n a r t a n k l i n g e n l ä ß t ; er m e i n t d a r ü b e r h i n a u s , v o m S t a n d p u n k t einer rhetorischen S t r u k t u r a n a l y s e aus 3 , 1 3 - 1 8 als p r o p o s i t i o s e c u n d a , 4 , 1 - 6 als deren amplificatio u n d 4 , 7 - 5 , 6 als confutatio verstehen zu s o l l e n . D a s rhetorische M o d e l l (s. d a z u die E i n l e i t u n g § 6, 2) u n d die innere S t r u k t u r der Passage (s. d a z u i m F o l g e n d e n Pkt. 3 dieser E i n f ü h r u n g ) d a h i n g e stellt, behalten B a a s l a n d s a l l g e m e i n e B e o b a c h t u n g e n R e c h t u n d Relevanz. 3
4
2.
Textüberlieferung.
B . M . M e t z g e r erörtert in » A T e x t u a l C o m m e n t a r y « lediglich Varianten in 4 , 4 . 5 . 1 4 (mehrere) u n d 5,4. D r e i V e r ä n d e r u n g e n s i n d zwischen der 2 5 . u n d 2 6 . A u f l a g e des N e s t l e - A l a n d - T e x t e s zu regis trieren, u n d zwar eine V e r b f o r m ( 4 , 8 ) , der Artikel z u vouoOexrjc; ( 4 , 1 2 ) u n d eine V o k a b e l v a r i a n t e dqruoxeQelv: 5 , 4 ) . G r a v i e r e n d e S i n n v e r s c h i e b u n g e n ergeben sich d a b e i wie bei d e n m e i s t e n a n d e ren Varianten nicht; sie finden sich vor a l l e m zu 3 , l 4 a . l 5 a l 8 a ; 4 , l a . 3 . 4 . 5 . 7 . 9 . 1 0 . 1 1 . 1 3 . 1 4 . 1 5 ; 5 , 3 a . 6 . 7 . 1 0 . 1 1 . 1 2 . 1 4 . 1 6 . 1 7 . 1 9 . 2 0 . Verschiedentlich liegen logisch-syntaktische R e t u s c h e n bzw. E r g ä n z u n g e n vor ( d p a , x a i , d e , o u v , y d p , o u x e x i d)g: 3 , 1 4 . 1 6 ; 4 , 2 . 3 . 4 . 7 . 1 0 . 1 1 . 1 2 . 1 3 . 1 4 ; 5 , 5 . 6 ) . D a n e b e n registriert m a n W o r t u m s t e l l u n g e n bzw. - a u s l a s s u n g e n (in 3 , 1 4 . 1 5 ; 4 , 1 . 1 1 . 1 4 ; 5 , 3 ) , A n g l e i c h u n g e n S i m p l e x / K o m p o s i t u m (in 3 , 1 4 ; 4 , 1 6 ) , P l u r . / S g . (in 3 , 1 4 ) , G e n . / D a t . (in 4 , 4 ) , unser/euer (in 4 , 1 4 ) , geläufigeres W o r t (in 4 , 9 , statt u^xaxQajuycco). Inhaltlich schwerer w i e g e n : in 3 , 1 3 E i n l e i t u n g als K o n d i t i o n a l - (ei xig) statt Fragesatz; 3 , 1 7 Z u f u g u n g v o n epycov; 4 , 4 E r g ä n z u n g d u r c h (lOLXoi x a i bzw. d u r c h x o u x o u (bei x o a u o u ) ; 4 , 5 x a x c o x r j o e v statt des kausativen x a x q ) 5
1
Z . B . Penner, R e s t o r i n g : 4 , 6 - 5 , 1 2 ( c o n c l u s i o n ) ; D a v i d s , C o m m e n t a r y : 3 , 1 - 4 , 1 2 ( p u r e Speech) + 4 , 1 3 - 5 , 6 (testing t h r o u g h wealth); F r a n k e m ö l l e , Ö T K : 3 , 1 3 - 1 8 (Von der wahren Weisheit) + 4 , 1 - 1 2 ( V o m U n f r i e d e n in d e r G e m e i n d e u n d seinen U r s a c h e n ) + 4 , 1 3 - 5 , 6 ( V o n d e r trügerischen A u t o n o m i e d e r reichen C h r i s t e n ) ; J o h n s o n , A n c B : 3 , 1 3 - 4 , 1 0 (call t o c o n v e r s i o n ) + 4 , 1 1 - 5 , 6 ( e x a m p l e s o f a r r o g a n c e ) . B a a s l a n d , J a k o b s b r e v e t 1 7 7 f.; vgl. ders., A N R W 1 9 8 8 , 3 6 6 4 f. 3 Baasland, A N R W 1988, 3665. B a a s l a n d , J a k o b s b r e v e t 1 7 7 f. N ä h e r e s b e i Metzger, T e x t u a l C o m m e n t a r y 6 8 3 ; E C M .
2
4
5
Texteingrenzung/-Überlieferung/-struktur
239
6
xioev; in 4 , 1 2 verschiedene O p e r a t i o n e n , u . a. bei d e n Infinitiven; 4 , 1 3 . 1 5 K o n j u n k t i v e statt F u t u r a ; 4 , 1 4 Wechsel in d i e 3 . Pers. Plur. u n d verschiedene Versuche bei » d e n n ein D a m p f seid ihr«; 5,5 odpxag (vgl. V. 3 ) statt xagöiag. Schließlich s i n d zwei klassische K o n j e k t u r e n z u registrieren: in 4 , 2 qpGovetxe statt qpoveuexe ( E r a s m u s ) u n d in 4 , 5 xöv 6 e ö v statt qp6övov (Wettstein). D i e m e i s t e n P r o b l e m e h a b e n also 3 , 1 4 ; 4 , 2 . 4 f.l 1 f. 1 3 - 1 5 u n d 5,4 f. bereitet, o h n e d a ß freilich a m T e x t b e s t a n d als s o l c h e m Zweifel b e s t ü n d e n , a b g e s e h e n vielleicht v o n 4 , 2 . 5 u n d 5 , 4 7
3. Text-und
Kommunikationsstruktur
J a k w e n d e t sich g a n z ü b e r w i e g e n d a n ein »ihr«, d a s z u m i n d e s t für 3 , 1 3 - 4 , 1 2 u m f a s s e n d g e m e i n t
ist; die A n r e d e n jioixaXiöec; ( 4 , 4 ) , öiajnjxoi (4,8) u n d aöetapoi ( 4 , 1 1 ) bezeichnen dasselbe G e g e n über. Partitiver A r t s i n d d a g e g e n d i e b e i d e n A u s r u f e »die ihr . . . « in 4 , 1 3 u n d 5 , 1 ; a u c h hier geht es u m eine Pluralität. N u r a n einer Stelle ( 4 , I I b . 1 2 b ) findet sich ein » d u « . E i n »wir« b e g e g n e t als zitierte A u s s a g e in 4 , 1 3 . 1 5 . D i e 3 . Pers. S g . erscheint i m R a h m e n v o n B e l e h r u n g s s ä t z e n ( 3 , 1 5 - 1 8 ; 4 , 4 . 1 l b . 17), in A u s s a g e n über G o t t ( 4 , 6 . 8 . 1 0 . 1 2 . 1 5 ) bzw. d e n Teufel ( 4 , 7 ) , über d i e Schrift ( 4 , 5 ) , über L a c h e n u n d F r e u d e ( 4 , 9 ) u n d über d e n G e r e c h t e n ( 5 , 6 ) . U n k l a r ist d a s S u b j e k t v o n e m J i o 6 e i in 4 , 5 ( G o t t o d e r der G e i s t ? ) . D i e K o m m u n i k a t i o n s s t r u k t u r ist also, i n s g e s a m t gesehen, deutlich a u f d a s plurale G e g e n ü b e r b e z o g e n . D a s gilt a u c h für d e n Fragesatz in 3 , 1 3 »wer bei e u c h . . . ? « , d e r z u m i n d e s t eine generalisierende T e n d e n z hat; d i e F o r t s e t z u n g in 3 , 1 4 ist d a n n a u c h pluralisch. E b e n s o v e r a l l g e m e i n e r n d dürfte d a s » d u « in 4 , 1 1 f. g e m e i n t sein. - Fragesätze finden sich außer in 3 , 1 3 a n u r n o c h in 4 , l a . b . 4 a . 5 - 6 a . l 2 c , w o b e i d i e letztgenannten s ä m t l i c h r h e t o r i s c h s i n d . I n 4 , 1 3 u n d 4 , 4 b liefert J a k die A n t w o r t gleich m i t . 3 , 1 4 b w ü r d e als Fragesatz g u t p a s s e n ; aber a u f g r u n d des ur| wäre d i e erforderliche positive A n t w o r t nicht e i n d e u t i g . U n k l a r ist in 4 , 5 - 6 a , w o u n d wie oft ein Fragezeichen z u setzen ist. - J a k b e g i n n t zwar d i a l o g i s c h ( 3 , 1 3 f.), b r i n g t d a n n j e d o c h erst e i n m a l B e l e h r u n g über d i e rechte Weisheit ( 3 , 1 5 - 1 7 , w o m i t d a s T h e m a Weisheit a b g e s c h l o s s e n w i r d ) . E i n e H a n d l u n g s a n w e i s u n g o d e r eine s o n s t i g e K o n s e q u e n z folgt expressis verbi nicht. V i e l m e h r führen d i e n ä c h s t e n F r a g e n (in 4 , 1 . 4 . 5 f.) d i e Leser in die A p o r i e ihrer L e b e n s g e s t a l t u n g einschließlich ihrer p r a x i s pietatis (alxeoo), u n t e r s t ü t z t d u r c h d a s Z e u g n i s d e r Schrift. D i e d o p p e l t e , aggressive A n r e d e in 4 , 4 . 8 zielt darauf, ein » s o w o h l - als a u c h « bei d e n L e s e r n in ein »entweder o d e r « z u v e r w a n d e l n . D i e Imperative in 4 , 7 - 1 0 ziehen d i e H a n d l u n g s k o n s e q u e n z . S i e v e r b i n d e n sich in V. 7 . 8 . 1 0 m i t Verheißungen; d e m g e g e n ü b e r enthält V. 9 b eine U n h e i l s p r o p h e t i e . - D i e in 4 , 1 l a folgende H a n d l u n g s a n w e i s u n g , a u f die ekklesiale B i n n e n k o m m u n i k a t i o n b e z o g e n , w i r d in 4 , 1 1 f. alsbald d u r c h eine B e l e h r u n g abgelöst. D a m i t geht a u c h ein s e m a n t i s c h e r S c h w e n k einher, d e n n n e b e n d a s xaxa^a^elv tritt d a s xpiveiv, d a s a b V. I I b allein, u n d zwar in R e l a t i o n a u f d e n vouog bzw. d e n N ä c h s t e n , d i e S z e n e beherrscht. D i e D u - F o r m in V. I I b . 1 2 b spitzt d i e A u s s a g e d a h i n g e h e n d p e r s ö n l i c h z u , d a ß d i e W a r n u n g j e d e n m ö g l i c h e n Fall a b d e c k t u n d d a ß sie a u s d e r Variabilität der z w i s c h e n m e n s c h l i c h e n K o n t a k t e a u f die E b e n e d e s G r u n d s ä t z l i c h e n , j a der K o m p e t e n z G o t t e s g e h o b e n wird. - D i e Passage 4 , 1 3 - 1 7 läuft a u f d i e K r i t i k a n d e r xca>xr]aic; b e s t i m m ter L e u t e z u (V. 1 6 ) ; der B e w e r t u n g s s a t z V. 1 6 b w i r d d u r c h einen a n d e r e n (V. 1 7 ) über unterlassenes JtoieTv (wohl m i t B e z u g a u f das JioieTv in V. 1 3 . 1 5 ) ergänzt. D i e K o n s t r u k t i o n d a v o r ist a n a k o l u t i s c h . D a s partizipiale S u b j e k t in 4 , 1 3 w i r d in V. 1 4 relativisch fortgeführt u n d d u r c h einen parenthetischen S a t z (V. 1 4 b : »ihr seid ...«) erweitert, bevor ein substantivierter A . c . I . m i t P r ä p o sition (V. 1 5 a ) d a s ^ e y e i v - M o t i v v o n V. 1 3 a wieder a u f n i m m t . B e i d e m a l (V. 1 3 . 1 5 ) w i r d d a s 8
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S. dazu i m K o m m e n t a r . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 6 A n m . 2 , hält &JtEOT£QT)uivoc; für eine A n g l e i c h u n g a n M a l 3 , 5 . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 9 , betrachtet 3 , 1 3 z u R e c h t als nicht rhetorisch. S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 6 , der aber a u c h einen I m p . für sinnvoll hält. A n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 6 ; er verweist a u f B - D - R § 4 2 7 , 2 , bei negierten V e r b e n sei eine positive A n t w o r t m ö g l i c h . B - D - R g i b t d a s j e d o c h nicht her.. D e r W o r t s t a m m m oocp- erscheint außer 1,5 n u r 3 , 1 3 . 1 5 . 1 7 .
V I . D a s Verhältnis zur Welt
240
Xeyeivdurch eine zitathafte A u s s a g e gefüllt. J a k hebt also a u f d a s eine b e s t i m m t e L e b e n s e i n s t e l l u n g verratende R e d e n a b . D i e Passage als g a n z e m ü n d e t aus in der d o p p e l t e n Feststellung v o n S ü n d e (V. 16 JtovnQot, V. 17 d f x a o r i a ) . E i n e H a n d l u n g s a n w e i s u n g ist in V. 1 5 b enthalten; sie bleibt freilich materialiter recht u n b e s t i m m t (»dieses u n d jenes t u n « ) ; J a k hat es a u f d i e innere E i n s t e l l u n g g e g e n ü b e r G o t t e s W i l l e n a b g e s e h e n . E i n e sozialethische K o m p o n e n t e b r i n g t erst V. 17 hinein. - In der Passgae 5 , 1 - 6 m i s c h e n sich die Z e i t e b e n e n (Präsens, Perfekt, A o r i s t , F u t u r ) vielfach d u r c h e i n ander. E s ü b e r w i e g e n A u s s a g e n über d i e Vergangenheit, die die G e g e n w a r t b e s t i m m e n ( « . . . ist verm o d e r t , zerfressen, verrostet, a n g e k o m m e n ; ihr h a b t g e s a m m e l t , geschwelgt, gepraßt, e u c h g e nährt, verurteilt, getötet«) u n d über d i e G e g e n w a r t (»er ruft, er widersteht n i c h t « ) ; d a n e b e n steht Futurisches ( k o m m e n d e s U n h e i l ; « . . . w i r d bezeugen, verzehren«). D i e einzige H a n d l u n g s a n w e i s u n g ist der A u f r u f zur K l a g e a m A n f a n g ( 5 , 1 ) ; w a s d e m folgt, liegt n i c h t ( m e h r ) in der H a n d der A n g e r e d e t e n . V e r g a n g e n h e i t u n d G e g e n w a r t b e s t i m m e n die Z u k u n f t . D e r A u f r u f scheint sachlich einer Verurteilung g l e i c h z u k o m m e n , die d a n n b e g r ü n d e t wird. N i c h t sofort ersichtlich ist, wie Verg a n g e n h e i t u n d Z u k u n f t z u s a m m e n s p i e l e n u n d w a s der A b s c h n i t t letztlich intendiert (Urteil o d e r W a r n u n g ) . T r o t z des gleichen A n f a n g s unterscheiden sich 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 erheblich v o n e i n a n der. - D e r g e s a m t e Teil 3 , 1 3 - 5 , 6 ist v o n e i n e m scharfen, harschen T o n d u r c h z o g e n , u n d d a s s o g a r n o c h in z u n e h m e n d e m M a ß e . Positive A u s s a g e n enthalten direkt n u r 3 , 1 7 f., indirekt a u c h 3 , 1 3 b ; 4 , 1 5 . 1 7 , d a z u die Verheißungen in 4 , 7 . 8 a . 1 0 . U b e r w i e g e n d j e d o c h herrscht A n k l a g e vor, u n d zwar g e g e n bitteren Eifer, Streit, H a b s u c h t , »Weltliebe«, Verurteilen, Ü b e r h e b l i c h k e i t , L u x u s u n d U n r e c h t . D e r U n f r i e d e untereinander k o r r e s p o n d i e r t m i t der »Verweltlichung« bei d e n A d r e s s a t e n . 1 2
4.
Traditionselemente
E s v e r w u n d e r t nicht, d a ß J a k a u c h in 3 , 1 3 - 5 , 6 eine Fülle v o n T r a d i t i o n s e l e m e n t e n enthält. W a s er bringt, ist d e m M a t e r i a l n a c h weithin b e k a n n t . D a b e i m u ß m a n freilich n a c h E i n z e l p a s s a g e n u n d H i n t e r g r u n d differenzieren. A u f s G a n z e gesehen, treten a u c h hier die V e r b i n d u n g e n zur j ü d . W e i s heitstradition (Prov, Sir, Philo, Weish) wieder stark hervor; stellenweise k e n n t sich a u c h der hellenistische M e n s c h in der a n g e s p r o c h e n e n M a t e r i e generell a u s , u n d einiges erklärt sich aus der j ü d . p r o p h e t i s c h e n T r a d i t i o n . - A l l g e m e i n hellenistisch m i t g e p r ä g t e Passagen s i n d vor allem 4,1-2; 4,1315 und 5,2 f. ^ S c h o n Plato ( P h a e d 6 6 b - d ) führt » K r i e g e , U n r u h e n u n d S c h l a c h t e n « a u f (den K ö r p e r u n d dessen) e m O u u i a i z u r ü c k , u n d £fjta>g steht in einer R e i h e m i t u ß g i g , d ö i x i a u n d qpOövoi ( L e g III 6 7 9 c ) . B e s o n d e r s die S t o a w e n d e t sich g e g e n d i e G e f a h r der Leidenschaften (so C i c F i n i b 4 4 : ex c u p i d i t a t i b u s o d i a , discidia, discordiae, seditiones, bella n a s c u n t u r ) , a u s d e n e n U n h e i l zwischen M e n s c h e n u n d a u c h in ihrem Inneren e n t s t e h t . - G e l ä u f i g ist a u c h (bei J a k 4 , 1 3 - 1 5 ) die K r i t i k an der Torheit b e i m G e s c h ä f t e m a c h e n ( S e n . E p 1 0 1 , 4 f.; A n t h o l G r a e c a V I I 6 3 0 , Petronius 1 1 5 , 1 4 f . ) , nicht zuletzt a u f weiten Seereisen ( P h i l e m o n Fr. 1 0 6 ; H o r a z , E p . I 1 , 4 1 - 4 8 ; J u v e n a l 1 4 , 2 7 2 - 2 8 4 ) 1 8 ; d e n n d a s G l ü c k ist wechselhaft ( S e n . T h y e s t 6 1 5 - 6 2 2 ) u n d der m o r g i g e T a g u n g e w i ß ( S o p h o k l e s O e d C o l 5 6 5 ff.; T h e o k r i t Idyll 1 3 , 1 - 4 u. a . ) . D e s h a l b richte m a n sich a u f d a s » S o G o t t will« ein ( A r i s t o p h Plut 3 4 6 f.; 1 1 8 6 - 9 0 u. a . ) . - Differenziert liegen 1
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Vgl. Baasland, A N R W 1988, 3 6 6 5 . »3 S . N e u e r Wettstein 1 3 1 8 ff. N e u e r Wettstein 1 3 2 2 . V g l . a u c h Plato L e g 8 6 2 d ; X e n o p h o n M e m I 2 3 ( N e u e r Wettstein 1 3 2 2 f.). J o h n s o n , A n c B 2 7 6 , u n d N o v T 1 9 8 3 , m e i n t , der literarische T o p o s D e invidia w e r d e hier v o n J a k a u f g e griffen. V g l . kritisch d a z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 8 2 : » K r i e g « usw. w e r d e n a u c h bei S o p o k l e s u. a. i m ü b e r tragenen Sinn gebraucht. N e u e r Wettstein 1 3 2 3 . E b d . 1 3 2 5 f. Ebd. 1326-28. E b d . 1 3 2 8 ff. V g l . a u c h B a c k h a u s 1 5 0 f. N e u e r Wettstein 1 3 3 2 - 1 3 3 4 . 1 4
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Traditionselemente
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die D i n g e bei J a k 5 , 2 f. Z w a r w i r d G o l d als b e s t ä n d i g g e r ü h m t (z. B . P a u s a n V I I I 1 8 , 5 ) ; M o t t e n u n d W ü r m e r fressen es nicht, j e d o c h zerfleischt es selber der Sterblichen S i n n ( P i n d a r Fr. 2 2 2 ; ä h n lich Plut M o r a l 1 6 4 f - 1 6 5 a ) . - D i e E i n h e i t 3,13-18 verarbeitet einiges aus der j ü d i s c h e n W e i s heitstradition; aber a u c h hier ist differenziert v o r z u g e h e n . D a s S y n t a g m a öoqpög x a i e j u ö t t i u x o v ( 3 , 1 3 ) entspricht D t n 1 , 1 3 . 1 5 ; 4 , 5 f. L X X , die M a h n u n g zur S a n f t m u t Sir 1,27; 3 , 1 7 ; 4 , 8 ; 1 Q S 5 , 2 5 , der T a t b e w e i s A b o t h 3 , 9 b . 1 7 b . W e n i g e r v o r g e p r ä g t ist 3 , l 4 ; a u c h Sir enthält hierzu nicht viel Spezifisches ( 4 0 , 1 ff. h a n d e l t v o n m e n s c h l i c h e m J a m m e r a l l g e m e i n ) . D i e N e g a t i v r e i h e in 3 , 1 5 m a c h t einen z u s a m m e n g e s t ü c k e l t e n E i n d r u c k : (a) e m y e i o g fehlt in der L X X , k o m m t aber bei Philo vor ( C h e r 1 0 1 ) u n d i m N T n e b e n J o h 3 , 1 2 m e h r f a c h bei P a u l u s ( I K o r 1 5 , 4 0 ; 2 K o r 5 , 1 ; Phil 2 , 1 0 ; 3 , 1 9 ) ; (b) opu/ixös k ö n n t e evtl. d u r c h Philo beeinflußt s e i n , findet sich j e d o c h ähnlich bei Paulus ( I K o r 2 , 1 4 ; 1 5 , 4 4 . 4 6 ) u n d J u d 19; (c) ö a i u o v i o ) 6 r i g ist H a p a x - l e g o m e n o n i m N T u n d vorher nicht belegt. A u f s G a n z e gesehen, fußt also V. 15 eher a u f innerchristlicher T r a d i t i o n . A u c h 3 , 1 6 verweist vor a l l e m in ntl. P r o b l e m k a t a l o g e ( R o m 1,29; 1 3 , 1 3 ; I K o r 3 , 3 ; 2 K o r 1 2 , 2 0 ; G a l 5 , 2 0 f.; Phil 1,15; I T i m 6 , 4 ; T i t 3 , 3 ; IPetr 2 , 1 ) , selbst w e n n einzelne E l e m e n t e a u c h a n d e r s w o vork o m m e n ; s o » C h a o s u n d Streit« bei D i o n H a l , R o m A n t i q u 6 , 3 1 , 1 ; Prov 2 6 , 2 8 . » T ö r i c h t e s , B ö s e s « (cpcröXov) ist ein gut-ntl. W o r t ( J o h 3 , 2 0 ; 5 , 2 9 ; R o m 9 , 1 1 ; 2 K o r 5 , 1 0 ; T i t 2 , 8 ) ; vgl. Plato R e p 5 1 9 a ; Prov 5,3; 2 2 , 8 u . a . D a ß die Weisheit v o n o b e n k o m m t ( 3 , 1 5 . 1 7 ) , ist biblische L e h r e (Weish 7 , 7 ; 8 , 2 1 ; 9 , 4 ; Sir 1,1.9; 2 4 , 3 - 8 ; 3 9 , 8 f.). D e r P o s i t i v - K a t a l o g in 3 , 1 7 a greift T e r m i n i auf, die teils in der j ü d . T r a d i t i o n (so etwa 1 Q S 4 , 3 ) , teils aber a u c h in der S t o a b e h e i m a t e t s i n d . B e i d y v o g vgl. z. B . i|j 1 1 , 7 ; Prov 2 1 , 8 , aber a u c h D i o g L a e r t 7 , 1 9 . Ä h n l i c h e s gilt für e m e i x r | g u n d e t J J t £ i 0 r | g . A m ausfuhrlichsten ist die e n t s p r e c h e n d e L i s t e in W e i s h 7 , 2 2 f. D e u t l i c h j ü d . ist in 3 , 1 7 b der H i n w e i s a u f e ' X e o g . V o n d e n » F r ü c h t e n der Weisheit« redet a u c h Sir 1,16; 6 , 1 9 ; 2 4 , 1 9 . D a s W o r t d 6 i d x Q i x o g (ntl. H a p a x - l e g o m e n o n ) findet sich in der L X X n u r Prov 2 5 , 1 . » U n g e h e u chelt« scheint w i e d e r u m ein beliebtes ntl. B e i w o r t zu sein ( R o m 1 2 , 9 ; 2 K o r 6 , 6 ; 2 T i m 1,5; IPetr 1,22). D i e Q u a l i f i k a t i o n der Weisheit als »friedfertig« ( 3 , 1 7 ) ist weisheitlich n i c h t direkt b e l e g t (vgl. aber Sir 4 , 8 ; 5 0 , 2 3 ) . » F r u c h t der G e r e c h t i g k e i t « ( 3 , 1 8 ) erscheint in A m 6 , 1 2 ; Prov 1 1 , 3 0 ; 1 3 , 2 L X X , i m N T Phil 1 , 1 1 . - Z u 4,1-4: D e n Z u s a m m e n h a n g zwischen L e i d e n s c h a f t e n u n d U n f r i e d e ( 4 , 1 - 2 ) attestieren a u c h T e x t e wie 4 M a k k 1 , 2 0 - 2 7 ; Sir 2 8 , 8 ff. u n d Philo D e c a l 1 4 2 . 1 5 1 - 1 5 3 , w o b e i f | ö o v r | u n d a u c h e m O u u i a g e b r a u c h t werden; i m N T IPetr 2 , 1 1 . D a s frühchristliche Vers t ä n d n i s v o m » B e t e n « ( 4 , 3 ) hat seine Wurzeln in A T u n d J u d e n t u m . D i e A n r e d e in 4 , 4 g e h t a u f atl. Prophetie z u r ü c k (Jes 5 4 , 4 ff.; 5 7 , 3 ; H o s 3 , 1 ; 9,1 u. a . ) . D a s M o t i v der F r e u n d s c h a f t hat eine griechische V o r g e s c h i c h t e , w i r d aber in der L X X a u f G o t t b e z o g e n ( E x 3 3 , 1 1 ; W e i s h 7 , 1 4 . 2 7 ) ; vgl. Sir 6 , 1 7 ; J u b 3 0 , 2 0 . - Z u 4,5-12: W ä h r e n d der H i n t e r g r u n d v o n 4 , 5 u n k l a r ist, bietet 4 , 6 ein Z i t a t (Prov 3 , 3 4 ) . 4 , 7 - 1 0 weisen mehrere Parallelen zu IPetr 5 auf. V o m B e s t e h e n g e g e n ü b e r d e m Teufel h a n d e l t a u c h E p h 6 , 1 1 , v o n dessen F l u c h t T e s t S i m 3 , 5 ; T e s t D a n 8 , 1 ; T e s t N a p h 8,4. D a s 2 1
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Ebd. 1336-1338. Z u »bitter« s. W i l h e l m M i c h a e l i s : T h W N T V I 1 2 2 f. D i e V o k a b e l eoiOeia ist vorntl. n u r b e i A r i s t o t Pol 1 3 0 2 b , 4 ; 1 3 0 3 a , 14 belegt. 3 V g l . E d u a r d Schweizer: T h W N T I X 6 6 2 - 6 6 4 ; H o p p e 6 5 A n m . 2 ; G e r h a r d Sellin, D e r Streit u m die Aufe r s t e h u n g d e r T o t e n . E i n e religionsgeschichtliche u n d exegetische U n t e r s u c h u n g v o n 1 K o r i n t h e r 1 5 ( F R L A N T 1 3 8 ) , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 8 6 , 1 8 1 - 1 8 9 ( i p v x i x ö g - J i v e u u a T i x ö g ) : »der M e n s c h ... als irdisches W e s e n b l e i b t . . . o h n e d i e I n s p i r a t i o n der Weisheit (bzw. d e s P n e u m a s ) als ganzer v e r g ä n g l i c h « (s. W e i s h 6 9), 186. Evtl. ist P a u l u s selbst d u r c h Philo beeinflußt (vgl. Sellin, a. a. O . 1 8 7 ) . A b e r d a s m u ß für J a k nicht a u s s c h l a g g e b e n d sein. E s k o m m t a u c h in der S t o a u n d bei Philo vor (s. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 4 8 ) . 6 Vgl. H o p p e 5 2 A n m . 5. Vgl. Johnson, A n c B 274. » Hoppe 55. Vgl. Frankemölle, Ö T K 552. S o etwa L k 11,1 ff. par. M t 6 , 5 ff. (speziell V 7 ) . V g l . S t r . - B . III 7 5 7 z u r a b b i n i s c h e n Stellen ü b e r falsches B e t e n (z. B . S a n h 1 0 6 b ) . Vgl. schon Spitta 117.
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V I . D a s Verhältnis zur Welt
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D e m u t s m o t i v ist j ü d i s c h verbreitet (u. a. Sir 2 , 1 7 ) , e b e n s o d i e Reziprozität der Z u w e n d u n g zu bzw. d u r c h G o t t ( M a l 3 , 7 ; T e s t D a n 6 , 2 ) , d g l . d a s T h e m a H e i l i g u n g . J ü d . - p r o p h e t i s c h e n H i n t e r g r u n d h a b e n 4 , 9 (vgl. J e s 3 2 , 1 1 f.; J e r 4 , 8 ; J o e l 1,8-11 u. a.; 2 S a m 1 9 , 1 ; N e h 8 , 9 ; vgl. Sir 2 7 , 1 3 ; 3 8 , 1 0 ) u n d 4 , 1 0 ( H i 5 , 1 1 ; 2 2 , 2 9 ; E z 1 7 , 2 4 ; 2 1 , 3 1 ; S p r 9 , 2 3 ; Sir 3 , 1 8 ; vgl. M t 2 3 , 1 2 ) . D a s M o t i v » V e r l e u m d u n g « ( 4 , 1 0 ) findet sich verbreitet i m J u d e n t u m (Lev 1 9 , 1 6 ; Ps 1 5 , 3 ; 5 0 , 2 0 ; 1 0 1 , 5 ; Prov 2 0 , 1 3 ; T e s t G a d 5,3 f.; Testlss 3 , 4 ; PsSal 1 2 , 1 - 5 ; Sir 7 , 1 2 ff.; W e i s h 1 , 1 1 ) , selbst w e n n die V o k a bel naxakakk a u m v o r k o m m t . A u c h Prov 1 7 , 5 weiß: »Wer des D ü r f t i g e n spottet, v e r h ö h n t d e s sen S c h ö p f e r « . D i e A u s s a g e über G o t t als d e n einzigen G e s e t z g e b e r u n d Richter, der retten u n d verderben k a n n ( 4 , 1 2 ) , ist gleichfalls j ü d i s c h e n U r s p r u n g s (Ps 7 5 , 8 ; D t n 3 2 , 3 9 ; l S a m 2 , 6 ; 2 K ö n 5,7; Sir 3 5 , 1 2 . 2 2 f.), o b w o h l einige Faktoren a u c h griechisch belegt s i n d . N i c h t so d u r c h g ä n g i g j ü d i s c h beeinflußt ist 4,13-17. D a ß n i e m a n d die Z u k u n f t k e n n t ( 4 , 1 4 a ) , ist A l l g e m e i n w i s s e n , natürlich a u c h in der Weisheitsliteratur (Prov 1 6 , 9 ; 2 7 , 1 ; Sir 1 1 , 1 8 f.; Philo L e g G a i 3 , 2 2 6 f . ) . J ü d i s c h belegt ist der Vergleich des L e b e n s m i t d e m R a u c h ( H o s 1 3 , 3 ) bzw. m i t d e m W i n d h a u c h ( H i 7 , 7 ; 1 Q M 1 5 , 1 0 ; 4 E s r 4 , 2 4 ) . Verbreitet ist a u c h der H i n w e i s a u f G o t t e s Z u l a s s e n ? ( 4 , 1 5 ) : H i 2 3 , 1 3 ; Ps 1 1 5 , 3 ; Prov 2 1 , 1 ; Weish 9 , 1 3 ; 1 Q S 1 1 , 1 0 f.; m e h r f a c h a u c h i m N T ( I K o r 4 , 1 9 ; 1 6 , 7 ; A p g 1 8 , 2 1 ; H e b r 6 , 3 ; IPetr 3 , 1 7 ) . D i e G e d a n k e n v o n 4 , 1 6 k l i n g e n allenfalls indirekt in Stellen w i e W e i s h 5,6 ff.; Prov 2 1 , 2 4 auf. - Bei 4 , 1 7 ist »jedes traditionsgeschichtliche S u c h e n b i s l a n g o h n e Erfolg« g e b l i e b e n . 3 3
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Viel stärker atl.-jüd. g e p r ä g t ist 5,1-6. B i s in d e n W o r t l a u t hinein gleich reden a u c h die Pro p h e t e n (Jes, J e r u. a . ) über d a s W e h k l a g e n angesichts des k o m m e n d e n G e r i c h t s ( 5 , 1 ) . V o n der N u t z l o s i g k e i t des R e i c h t u m s ( 5 , 2 - 3 ) i m G e r i c h t handelt z. B . Prov 1 1 , 4 , v o n seiner Vergänglich keit der W e i s h e i t s p s a l m 4 9 . A n d e r e Weisheitstexte (wie Sir 5,1 ff; 1 0 , 1 0 ff; 1 1 , 4 ; 2 9 , 1 0 ) raten d e s h a l b d a z u , rechtzeitig G u t e s zu tun (z. B . Sir 2 9 , 9 ff). Z u m Verfall v o n K l e i d e r n d u r c h M o t t e n vgl. b e s o n d e r s H i 1 3 , 2 8 (ferner J e s 5 0 , 9 ; 5 1 , 8 ; Ps 3 8 , 1 2 ; Prov 2 5 , 2 0 ) . D i e W e r t u n b e s t ä n d i g k e i t irdischer Schätze beschreibt ähnlich M t 6 , 1 9 f., d a s Zerfressen des Fleisches N u m 1 2 , 1 2 . In 5,4 f. existieren wörtliche A n k l ä n g e a n J e s 3 , 9 ( x u o i o g oaßacbO) u n d J e r 1 2 , 3 ( S c h l a c h t t a g ) . Z u »das B l u t schreit g e n H i m m e l « (u. ä.) vgl. G e n 4 , 1 0 ; ä t h H e n 4 7 ; 9 7 , 5 , vor allem aber D t n 2 4 , 1 4 f., weil a u c h d o r t m i t d e m Vorenthalten des L o h n e s v e r b u n d e n (dazu a u c h Sir 3 4 , 2 5 f.). D a s M o t i v des Schlachttages ( 5 , 5 ) ist i m J u d e n t u m s o w o h l eschatologisch ( z . B . J e s 3 4 , 5 - 8 ; J e r 4 6 , 1 0 ; ä t h H e n 9 4 , 8 ff; 1 Q H 1 5 , 1 7 u. a.) als a u c h irdisch-retrospektiv (Sir 3 4 , 2 0 - 2 2 ; vgl. S a c h 1 1 , 4 ff) b e l e g t . G e g e n d i e U n t e r d r ü c k u n g des A r m e n w e n d e n sich z. B . Ps 3 7 ( 3 6 ) 14 f.32 ff; A m 5 , 1 2 ; Prov 1 , 1 1 ; Weish 2 , 1 0 ff; Sir 1 3 , 2 4 ; ä t h H e n 9 6 , 5 ff u. a. - M e h r e r e A n k l ä n g e a n christliche Schriften a u s der Z e i t Ende 1. Jh./erste Hälfte 2. Jh. fallen auf: l C l e m 3 8 , 2 (in J a k 3 , 1 3 ) ; H e r m M 9 , 1 1 [ = 3 9 , 1 ] (in 3 , 1 5 ) ; l C l e m 1 4 , 1 (in 3 , 1 6 ) ; 3 , 2 - 4 (in 4 , 2 f.); l C l e m 3 0 , 2 ; I g n E p h 5,3 (in 4 , 6 : d a s Z i t a t Prov 3 , 3 4 ) ; l C l e m 2 3 , 3 f . ; 2 C l e m 1 1 , 2 f.; H e r m V 3 , 7 , 1 [ = 1 5 , 1 ] ; S 1,3 [ = 5 0 , 1 ] (zu 4 , 8 f., b e s o n d e r s die K o m b i n a t i o n ö i i p ^ x o g u n d x a X a u t c o Q ä v ) ; l C l e m 3 0 , 1 - 3 ; H e r m M 2 , 2 f. [ = 2 7 , 2 f . ] ; 8,3 [ = 3 8 , 3 ] (in 4 , 1 1 f.); l C l e m 1 7 , 6 (in 4 , 1 4 ) ; H e r m M 6 , 1 , 6 [ = 3 5 , 1 ] ; 6 , 2 , 6 [ = 3 6 , 6 ] ; B a r n 1 0 , 3 (in 5 , 5 ) . 4 2
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V g l . 2 M a k k 9 , 1 2 . D i e Sir-Stellen h a b e n einen recht allgemeinen C h a r a k t e r . 33 V g l . Ps 2 4 , 4 ; Sir 3 8 , 1 0 . R . Meyer: T h W N T III 4 2 4 f. 34 R a b b i n i s c h e Stellen bei S t r . - B . I 2 2 6 f f . 9 0 5 . 35 V g l . G . Kittel: T h W N T I V 3 - 5 . N o u o e e x r i g in L X X n u r 9 , 2 0 ; h ä u f i g bei Philo ( 1 3 0 x ) . 37 V g l . Friedrich B ü c h s e i : T h W N T III 9 2 1 . 9 3 3 f. 38 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 4 1 , verweist a u f d i e H ä u f i g k e i t v o n » Z e i t « bei Sir ( 6 0 x ) . Z u r j ü d . Weisheit s. a u c h B a c k h a u s 1 5 1 f. I n d e r L X X fehlt allerdings d a s S y n t a g m a »der W i l l e G o t t e s / d e s H e r r n « ( J o h n s o n , A n c B 1 9 6 ) . Ebenfalls bei Philo; s o P o s t C 14; S a c r A b C a i n 7 6 . Frankemölle, Ö T K 644. Einzelheiten s. u. z. St. Z u m T h e m a » R o s t « in r a b b i n i s c h e n T e x t e n s. S t r . - B . I V 8 6 6 f. E s ist j e d o c h nicht sicher, d a ß die W e n d u n g t e r m t e c h für d a s e s c h a t o l o g i s c h e G e r i c h t ist; vgl. L a w s , C o m m e n t a r y 2 0 3 f. 3 6
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Traditionselemente/Redaktion und Intention
B e s o n d e r s d a s teilweise gleiche V o k a b u l a r ist d a b e i zu notieren. — Aufs G a n z e gesehen, bringt J a k also wieder nicht viel N e u e s . M e h r f a c h greift er a u f weithin b e k a n n t e G e d a n k e n u n d E r f a h r u n g e n zurück. D a b e i b e r ü h r e n sich allgemein-hellenistische M o t i v e m i t jüd.-weisheitlichen, so über B e g i e r d e n u n d Streit wie a u c h über d a s törichte N i c h t - B e r ü c k s i c h t i g e n der Vergänglichkeit v o n Z e i t u n d Besitz. D i e A k z e n t e B u ß e u n d G e r i c h t s t a m m e n d a g e g e n a u s d e m A T . D a b e i ist freilich z u b e d e n k e n , d a ß J a k m a n c h e s a u c h d u r c h d a s j ü d . bzw. d a s frühchristliche S c h r i f t t u m vermittelt b e k a m ; eine einseitige B e e i n f l u s s u n g d u r c h Schriften wie Sir liegt j e d o c h w e d e r inhaltlich n o c h for m a l v o r . J a k variiert M a t e r i a l u n d Stil d u r c h a u s n a c h seinen A b s i c h t e n . — E i n offenes P r o b l e m bietet traditionsgeschichtlich d a s angebliche Z i t a t in 4 , 5 b . 6 a . 4 5
5. Redaktion
und
Intention. 4 6
J a k schreibt a u c h hier keine »kleinen A b h a n d l u n g e n « ; er geht nicht deskriptiv vor, s o n d e r n will e i n e m pluralen G e g e n ü b e r etwas vermitteln. D a f ü r setzt er die unterschiedlichen Traditionsele m e n t e gezielt u n d flexibel ein. S e i n A u s g a n g s p u n k t ist die Feststellung v o n »bitterem Eifer u n d Selbstsucht« bei d e n A d r e s s a t e n ( 3 , 1 4 ) . W a s über die Weisheit zu sagen ist, dient der K l ä r u n g der S i t u a t i o n u n d fuhrt - in V e r l ä n g e r u n g der A u s s a g e n p a a r e über » S e g e n u n d F l u c h , G o t t u n d M e n schen« ( 3 , 9 f.) - zur F u n d a m e n t a l u n t e r s c h e i d u n g zwischen »göttlich u n d irdisch«. D i e positive L i n i e ( 3 , 1 7 f.) w i r d n u r i m Vorbeigehen gestreift. D i e b e k a n n t e R e l a t i o n zwischen B e g i e r d e n u n d Streit erweitert J a k u m eine kritische Analyse der praxis pietatis, speziell des B e t e n s ( 4 , 1 - 3 ) ; u m d a n n unter B e z u g n a h m e a u f p r o p h e t i s c h e T r a d i t i o n zur B u ß e zu rufen u n d , wieder etwas allge m e i n e r unterstützt, d a v o r zu warnen, G o t t u n d dessen G e s e t z zu kritisieren ( 4 , 1 1 f.). A u f breite Z u s t i m m u n g trifft der T a d e l a n die p r a h l e n d e n Geschäftsreisenden, die G o t t u n d dessen Z e i t g e w ä h r u n g vergessen; e b e n s o die c o n d i t i o J a c o b i ( 4 , 1 5 ) . D a s törichte u n d ungerechte Verhalten der R e i c h e n u n d L a n d b e s i t z e r k a n n a n g e m e s s e n n u r m i t atl.-prophetischen M o t i v e n a n g e p r a n g e r t werden. D a s eigene A n l i e g e n des J a k k o m m t vor allem in der scharfen Differenzierung zwischen » v o n o b e n - nicht v o n o b e n « ( 3 , 1 5 . 1 7 ) , »Freundschaft m i t G o t t - m i t der Welt« ( 4 , 4 ) u n d m i t d e m T e u fel ( 4 , 7 ) z u m A u s d r u c k . H i e r ist nur ein » E n t s c h e i d u n g s d u a l i s m u s « a n g e b r a c h t . Wer sich d e m verschließt, verbleibt i m U n h e i l s z u s t a n d ; er ist e b e n s o unweise wie u n f r o m m u n d hat die b ö s e n F o l g e n selbst zu verantworten. J a k bleibt aber nicht b e i m A l l g e m e i n e n h ä n g e n , s o n d e r n verknüpft das G a n z e m i t sozialkritischen A u s s a g e n ; d e n n die Freundschaft m i t der Welt schlägt sich g e r a d e i m H a b e n - W o l l e n ( 4 , 3 . 1 3 ff; 5,2 f.), in der V e r d r ä n g u n g des N ä c h s t e n ( 4 , 1 f. 11 f.), i m Unterlas sen des G u t e s - T u n ( 4 , 1 7 ) u n d b e s o n d e r s in der gewissenlosen A u s b e u t u n g L o h n a b h ä n g i g e r ( 5 , 4 6) nieder. Wer also nicht v o n G o t t e s Weisheit geleitet wird, ist unfriedfertig u n d unsozial. D i e Z u w e n d u n g zu G o t t u n d zu seiner Weisheit w i r d a u c h die Q u e l l e v o n Streit, H a b s u c h t u n d U n r e c h t versiegen lassen. D i e s e G e d a n k e n teilt J a k m i t verschiedenen a n d e r e n Vertretern des F r ü h c h r i s t e n t u m s ( i m N T u n d darüber h i n a u s ) . E i n e b e s o n d e r e N ä h e zeigt sich zu IPetr 5. Evtl. impliziert 3 , 1 5 a u c h eine K r i t i k a n gewissen p a u l i n i s c h e n K r e i s e n . 47
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D a s ist in A b g r e n z u n g z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K , z u v e r m e r k e n . G e g e n ü b e r J o h n s o n ist festzuhalten, d a ß J a k keine T o p o i bearbeitet. G e g e n D i b e l i u s , K E K , teilweise a u c h g e g e n F r a n k e m ö l l e , Ö T K (hier z. B . 5 6 1 ; 5 7 4 f.; 5 7 8 ) . S o a u c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 9 9 . D e r A u s d r u c k w i r d vor allem v o n R u d o l f B u l t m a n n für d i e j o h T h e o l o gie verwendet, so: T h e o l o g i e d e s N e u e n T e s t a m e n t s , T ü b i n g e n ( M o h r ) 3 . Aufl. 1 9 5 8 , 3 7 3 . A u c h hierin w i r d eine gewisse S a c h n ä h e zwischen J a k u n d J o h erkennbar. D i e s e b e i d e n C h a r a k t e r i s t i k a k o m m e n einander sehr n a h e (s. z u 3 , 1 6 f.), a u c h bei Philo u n d in der S t o a (die »alle N i c h t w e i s e n als cpauXoi beurteilt«: U l r i c h W i l c k e n s : T h W N T V I I 474,4 f.; vgl. O t t o M i c h e l : T h W N T 1X173-175). 9 V g l . u . z . St.
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V I . D a s Verhältnis zur Welt
A) Weisheit,
Streit und ihre Herkunft
3,13-4,3
(13) W e r ist weise u n d verständig unter euch? E r zeige a u s g u t e m W a n d e l seine Taten in d e r S a n f t m u t der Weisheit. (14) W e n n ihr j e d o c h bitteren Eifer h a b t u n d Parteiengeist in eurem H e r z e n , ( d a n n ) ü b e r h e b t e u c h n i c h t u n d l ü g t nicht g e g e n d i e Wahrheit! 1 5 N i c h t ist dies d i e W e i s h e i t , d i e v o n o b e n h e r a b k o m m t , s o n d e r n (sie i s t ) i r d i s c h , u n g e i s d i c h , d ä m o n i s c h . ( 1 6 ) D e n n w o Eifer u n d Parteiengeist (sind), d o r t (herrschen) U n o r d e n d i c h k e i t u n d jede schlechte S a c h e . ( 1 7 ) D i e W e i s h e i t v o n o b e n d a g e g e n i s t z u e r s t l a u t e r , s o d a n n f r i e d l i c h , m i l d e u n d sanft, voller B a r m h e r z i g k e i t u n d guter Früchte, u n v o r e i n g e n o m m e n , ungeheuchelt. (18) D i e F r u c h t aber der Gerechtigkeit w i r d i m Frieden gesät für die, die Frieden stiften. (1) W o h e r ( k o m m e n ) K r i e g e u n d w o h e r K ä m p f e unter euch? N i c h t etwa daher: a u s euren L ü s t e n , die in e u r e n G l i e d e r n s t r e i t e n ? ( 2 ) I h r b e g e h r t , u n d i h r h a b t n i c h t ; i h r t ö t e t u n d eifert, u n d i h r k ö n n t (es) n i c h t e r l a n g e n ; i h r k ä m p f t u n d f u h r t K r i e g e ; i h r h a b t n i c h t , w e i l i h r n i c h t b i t t e t . (3) I h r b i t t e t u n d e m p f a n g t n i c h t , w e i l i h r s c h l e c h t b i t t e t , d a m i t i h r (es) i n e u r e n L ü s t e n v e r zehrt.
Vorbemerkung
zu 3,13-18
(Charakter
und
Position)
Von unterschiedlichen m e t h o d i s c h e n A n s ä t z e n aus hat m a n versucht, 3 , 1 3 - 1 8 als S c h l ü s s e l a b schnitt darzustellen, u n d zwar nicht nur für 3 , 1 3 - 5 , 6 ( 3 , 1 3 - 1 8 sei p r o p o s i t i o s e c u n d a ) , s o n d e r n sogar für d e n B r i e f als g a n z e n . S o m e i n t H . F r a n k e m ö l l e , 3 , 1 3 - 1 8 b i l d e » f o r m a l d a s Z e n t r u m u n d inhaltlich d a s S u m m a r i u m des g e s a m t e n B r i e f e s « . I m m e r h i n m a c h e » J a k o b u s hier explizit die Weisheit selbst z u m eigentlichen T h e m a « ; es h a n d e l e sich hier » - a n a l o g z u S p r 8 , 2 2 - 9 , 1 2 , z u E k k l 4 , 1 7 - 5 , 6 u n d Sir 2 4 - u m d i e M i t t e des J a k o b u s b r i e f e s « . B e i einer d e r m a ß e n h e r a u s g e h o b e n e n E i n h e i t hat m a n d a n n a u c h eine stärker formale, g e r a d e z u ästhetische S t r u k t u r b e s c h r e i b u n g vorg e n o m m e n . 3 , 1 3 - 1 8 sei ein S u m m a r i u m m i t V. 15 als M i t t e , g e f o r m t d u r c h » h ö c h s t e s gestalterisches K ö n n e n « , u n d zwar als R i n g k o m p o s i t i o n m i t V. 13 u n d 1 7 f. als R a h m e n ( s a m t h a n d l u n g s orientiertem I m p u l s ) , eingeschlossen d a r i n V. 14 u n d 16 (»die d a s innere u n d äußere Fehlverhalten« skizzieren) u n d V. 15 als » t h e o l o g i s c h e H a u p t o p p o s i t i o n « . D e r Text sei n ä m l i c h » n a c h d e m Prinzip der antithetischen S y m m e t r i e « m i t »einander k o n t r a s t i e r e n d e n « E l e m e n t e n a n g e o r d n e t . W i r d eine solche D a r s t e l l u n g d e m Text in seiner p r a g m a t i s c h - i n t e n t i o n a l e n A u s r i c h t u n g j e d o c h gerecht? In ihrer thetischen u n d in sich zugleich antithetischen A r t b i l d e n V. 1 5 - 1 8 einen B l o c k für sich; V. 13 f. s i n d j e d o c h kontextuelles E i n b i n d u n g s e l e m e n t . F ü r eine R i n g k o m p o s i t i o n fehlen d i e klaren A n h a l t s p u n k t e . G e w i ß besitzen V. 1 5 - 1 8 d u r c h d e n lehrhaften, die Weisheit selber betreffenden Stil einen b e s o n d e r e n Charakter. Andererseits aber expliziert J a k d a s T h e m a nicht weiter (öocpia s o n s t nur 1 , 5 ) , s o n d e r n k n ü p f t alsbald in 4 , 1 ff. an 3 , 1 4 an. D e r D o p p e l k a t a l o g in 3 , 1 5 u n d 17 bietet n a t u r g e m ä ß eine R e i h e v o n Stichwörtern u n d Q u e r v e r b i n d u n g e n . Wiederum k o m m e n aber mehrere T e r m i n i nur hier bei J a k , j a z. T. i m N T vor (ntl. H a p a x - l e g o m e n a sind: EJüiöxri^icov, ö a i u o v i ( b ö r | g , d ö i d x Q i x o g ) . J a k liegt speziell an d e m kontextuell w i c h t i g e n M o t i v 5 0
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50 B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 6 5 . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 2 3 . Z u 3 , 1 6 - 4 , 3 vgl. Perkins 2 8 3 ff. ( » W e i s h e i t s t r a d i t i o n e n beschäftigen sich nicht m i t Weisheit als Privatbesitz. V i e l m e h r : Weisheit ist ein öffentlicher B e s i t z « , 2 8 3 ) . A u c h E r n s t B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 8 f., betrachtet 3 , 1 3 - 1 8 als Z e n t r a l a b s c h n i t t des Briefes. F r a n k e m ö l l e , a. a. O . 53 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 2 4 £ F r a n k e m ö l l e löst d a s P r o b l e m a u f f o l g e n d e Weise: » D i e U n b e s t i m m t h e i t s s t e l l e in 1,5 (Was ist Weisheit?) w u r d e a b 1 , 1 9 ff. in i m m e r n e u e n A n l ä u f e n inhaltlich u m s c h r i e b e n u n d k a n n jetzt in 3 , 1 3 ff. in thesenhafter F o r m z u s a m m e n g e f a ß t w e r d e n « ( Ö T K 5 2 3 f.). M . E . ist d a m i t w e d e r der C h a r a k t e r v o n 3 , 1 3 - 1 8 n o c h die V o r g e s c h i c h t e bzw. L i n i e n f ü h r u n g in J a k zutreffend erfaßt. 55 D a r a u f w e i s t B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , hin. 5 1
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3,13
» F r i e d e n « (V. 1 7 f . ) . I n s g e s a m t a l s o sollte 3 , 1 3 - 1 8 - bei aller W i c h t i g k e i t für d e n B r i e f - n i c h t z u s t a r k h e r a u s g e s t e l l t w e r d e n , w e d e r für d e n g a n z e n B r i e f n o c h für d i e P a s s a g e bis 3 , 6 .
13 Formgeschichtlich betrachtet, vermengt Jak hier Diatribe-Stil und ein vor allem im Semitischen beheimatetes56 Schema: »Wer (als Frage) der (mit Imperativ)«.57 Die (nicht-rhetorische!) Frage fordert dazu heraus, sich zu einem Selbstanspruch zu bekennen. Als Verb ist in V. 13a ein »ist« zu ergänzen, das aber zugleich ein »versteht sich als« impliziert. Die so provozierte Person soll den Tatbeweis für ihr Selbstver ständnis führen. Die Rahmung in V. 13 bildet ooqpög, ooqpia. Damit läutet Jak die Behandlung des Themas »Weisheit« ein (3,13.15.17). Weisheit ist nicht selbstevi dent; sie muß sich vielmehr nach bestimmten Kriterien beweisen. Weisheit ist zum ambivalenten Begriff geworden, so daß zwischen »guter« Weisheit und ihrem Gegen teil differenziert werden muß (V. 15-17). Jak geht von einer Krise der Weisheit aus; nicht alles, was sich Weisheit nennt, ist »Weisheit von oben«. Erst im praktischen Vollzug erweist sich die ethische Qualität. Die Weisheit wird vor das Forum der Ethik geladen. - Die Kombination »weise und verständig« findet sich bereits D t n 1,13.15 (bezogen auf Stammeshäupter); 4,5 f. L X X (auf das ganze Volk)59. Solche und ande re Stellen (wie D a n 1,4; 5,11; 6,4) bezeichnen eine Elite. Auch die zeitgenössische Philosophie lehrt, daß Weisheit Wissen (emoTf|UT]) i s t . Speziell kann emoxrifxoov (nur hier im N T ) die Konnotation des »Experten« haben und eine gewisse Überle genheit signalisieren.61 Wahrscheinlich greift Jak »Weisheit« als Stichwort von Seiten seiner Adressaten (Selbstanspruch) a u ß und setzt »verständig« hinzu, um den pro vozierenden Effekt zu erhöhen und wohl auch u m eine gewisse Ironie hineinzubrin gen. Der Weisheks-Anspruch dürfte wahrscheinlich gerade von rechthaberischen Lehrern stammen,*^ womit der Faden von 3,1 aufgegriffen wird. Das anvisierte Pro blem besteht darin, daß solche »self-styled chief p e o p l e « Unfrieden in der Gemein de gesät h a b e n . - Der in V. 13b geforderte Vorgang umfaßt ein »sichtbar, erkenn bar werden lassen« mit Hilfe einer Anschauungs- und Demonstrationsmasse (»aus dem guten Lebenswandel«) von Taten (als Objekt des Aufzeigens) der angesproche nen Person (amov). Die Schlußwendung »in Sanftmut der Weisheit« ist nicht paral lel zu »aus gutem Wandel« als Präpositionalbestimmung zum Verb (»zeige«) zu zie h e n , sondern als Qualifizierung der Taten zu verstehen. Gewiß, Jak verbindet hier zwei G e d a n k e n : den Tatbeweis aus dem Leben und die Rolle der Sanftmut der 58
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56 V g l . M a r t i n , W B C 1 2 8 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 9 A n m . 2 . 57 V g l . R i 7 , 3 ; J e s 5 0 , 1 0 ; \p 3 3 , 1 3 f.: 1 0 6 , 4 3 ; S i r 6 , 3 4 ; l C l e m 5 4 , 1 . 58 M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 9 , g e g e n D i b e l i u s , K E K 2 5 1 . 59 Ä h n l i c h P h i l o P r a e m 1 4 ; M i g r 5 8 ; vgl. S i r 1,4. 6 0
H o p p e 4 5 ; dort Belege.
6 1
B a u e r - A . 6 0 8 ; vgl. R o p e s 2 4 4 .
6 2
I m f o l g e n d e n e r s c h e i n t n u r n o c h oocp-, n i c h t m e h r e m o T r | | i ü ) v .
63 M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 6 9 ; M a r t i n , W B C 1 2 8 , u. a. 64 M a r t i n , W B C 1 2 8 . 65 T h e i ß e n , R e l i g i o n 1 5 2 , n o t i e r t z u R e c h t , d a ß d i e zwei W e i s h e i t e n in 3 , 1 3 - 1 8 n i c h t zwei u n t e r s c h i e d l i c h e n sozialen Schichten z u z u o r d n e n sind, wohl aber unterschiedlichen sozialen Einstellungen. W a h r e Weisheit ist n u r D e m ü t i g e n z u g ä n g l i c h . 6 6
G e g e n Mußner, Jakobusbrief 170 A n m . 3.
67 V g l . D i b e l i u s , K E K 2 5 1 ; M a r t i n , W B C 1 2 9 .
246
V I . D a s Verhältnis zur Welt
Weisheit dabei; aber daraus erfolgt keine spannungsvolle Konkurrenz. Erkennbar werden die Taten in der Lebensgestaltung. Ähnliche Formulierungen mit avaoTQoepr] (bei Jak nur hier^s) bieten IPetr 2,12 (xaXr|); 1,15; 3,1 f.; 2Petr 3,11 (heilig) und besonders IPetr 3,16b (dya0r|, in V. 16a: »mit Sanftmut«) oder, im Kontrast, IPetr 1,18 (»leer«); 2Petr 2,7 (»in Schwelgerei«); vgl. weiter Hebr 13,7 (in Verbindung mit christlichen Führern); l T i m 4,12 (gegenüber »im W o r t « ) . »Guter Lebenswandel« ist also eine Standardwendung in der zeitgenössischen frühchristlichen Literatur.70 _ Spezifischer (als »guter Wandel«) zur Sache redet »in Sanftmut der Weisheit«, bezogen auf »seine Werke«. Nicht alle möglichen Taten taugen als Beweis, sondern nur solche, die auf dem Gebiet (lokales ev) der Sanftmut der Weisheit getan wurden.7i Den Inhalt bestimmendes Wort ist TCQavxr\c, (zuvor in 1 , 2 1 ) 7 2 Auch hierbei begegnet uns ein im Frühchristentum und in seiner Umwelt verbreitetes Stichwort. ^ Sanftmut äußert sich als Freundlichkeit, Milde, Verständnisbereitschaft, Demut, Langmut, Rücksicht und Nachsicht. Nur eine so bestimmte Weisheit ist akzeptabel, wie V. 17 f. ausführen wird. Der Gen.aoqpiag verweist wohl nicht auf den U r s p r u n g der Sanftmut, sondern vertritt das Adjektiv (»weisheitliche S a n f t m u t « ) . Qualifizierender Faktor ist die Sanftmut. Die Rolle von Sanftmut und Demut heben auch Sir 3,17 (beim Vollbringen der Werke) und 1QS 5,25 (einander zurechtweisen in Wahrheit und Demut) hervor. Die Rabbinen wiederum betonen mehrfach, daß die Taten die Weisheit überragen sollen, nicht umgekehrt (Aboth III 9b. 17b; vgl. IV 5a). Für Jak ergibt sich eine klare ethische Richtung: Weisheit zeigt sich in Taten auf dem Feld der vorbildlichen Lebensgestaltung mit dem Prädikat der Friedlichkeit. Was nicht dem Frieden dient, verdient nicht den Titel »weise«. 14 Jak wendet sich direkt an sein plurales Gegenüber, und zwar mit einem Bedingungssatz im Realis. Der doppelt ausgedrückten Voraussetzung (V. 14a) folgt eine ebenso doppelt formulierte imperativische Apodosis (V. 14b). Das \ir\ schließt hier einen Aussagesatz aus, ebenso auch einen Fragesatz (vgl. o. in der Einführung zu 3 , 1 3 - 5 , 6 , »Text- und Kommunikationsstruktur«). - Der vorausgesetzte innere Befund (»im Herzen haben«) soll nicht in ein Fehlverhalten münden. Das Stichwort »bitter« verbindet V. 14 mit V. I I . Die Kombination £fjA,oc; x a i eoiBeia erscheint nochmals in V. 1 6 , von wo aus durch d x a x a ö x a o i a auch eine Beziehung zu d x a x d ö x a x o g in V 7 besteht. Die Wiederaufnahme in V. 16 zeigt, daß Jak £fjA,og und eoiBeia als das eine Grundproblem ansieht. 69
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68 I n d e r L X X selten; n u r T o b 4 , 1 4 ; 2 M a k k 6 , 2 3 . 6 9
Z u d e n Past. vgl. d e s w e i t e r e n J ö r g B a u m g a r t e n : E W N T I 2 2 3 .
7 0
A l l e r d i n g s k o m m t d a s M o t i v a u c h in d e r p r o f a n e n L i t e r a t u r vor; s. B a u e r - A . 1 2 1 f.
7 1
Ä h n l i c h d i e P a r a p h r a s e n bei R o p e s 2 4 4 u n d M a r t i n , W B C 1 2 9 .
7 2
M i t Recht so Ropes 244.
7
I m N T : M t 11,29; 2 1 , 5 ; I K o r 4 , 2 1 ; 2 K o r 1 0 , 1 ; E p h 4,2; T i t 3,2; IPetr 3 , 1 4 . 1 6 . Vgl. Popkes, Paränese
3
1 4 7 f. Z u r H o c h s c h ä t z u n g in d e r h e l l e n i s t i s c h e n E t h i k vgl. B o l k e s t e i n 1 0 8 - 1 1 0 . 1 4 0 . 3 0 0 - 3 0 3 . 3 1 2 ; s o bereits A r i s t o t R h e t 1 3 6 6 b , E t h N i c 1 1 0 8 a . 1 1 2 5 b 1 1 2 9 b . 7 4
S . ferner d e n T u g e n d k a t a l o g in V. 17; d o r t findet sich a u c h d a s v e r b r e i t e t e S y n o n y m e m e i x e i a ; i m N T b e i d e n e b e n e i n a n d e r 2 K o r 1 0 , 1 ; T i t 3 , 2 u. a. D e r G e g e n s a t z ist oft » Z o r n « .
7
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S o M a r t i n , W B C z. S t .
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Mit Dibelius, K E K 2 5 1 .
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IlLXQog n u r a n d i e s e n b e i d e n S t e l l e n bei J a k .
7 8
B e i d e W ö r t e r n u r an diesen Stellen bei J a k .
247
3,13-14
Die Aussage in V. 14a sollte deshalb als ein zusammengehöriges Phänomen betrachtet werden: Eifer und Selbstsucht/Parteiengeist befinden sich beide »im Herzen«; die Voranstellung des Verbs hat rhetorische Gründe. - Der semantische Gehalt von V. 14a ist relativ eindeutig. Die Qualifizierung durch »bitter« macht den »Eifer« negativ. Zusammen mit eQiOeia ergibt sich ein Mini-Lasterkatalog; längere Lasterkataloge im N T enthalten ebenfalls die beiden Wörter (2Kor 12,20, hier auch d x a x a a x a oia; Gal 5,20; vgl. auch Phil 1,15.17; IKor 3,3; Eph 4,31; ferner Sir 30,24 tfthoc, x a i 0D(iög, ebenso 40,4.9 zusammen mit weiteren Negativfaktoren; l C l e m 3,2). ZfjXog steht in solchen Fällen für Mißgunst und Eifersucht, hat also eine deutlich negativ ausgerichtete zwischenmenschliche K o m p o n e n t e . 'EoiOeia ist vor Paulus überhaupt nur bei Aristot (Polit 1302b,4; 1303a, 14) nachgewiesen, wo es ein Buhlen um Parteiengunst bedeutet. Die Ableitung des Wortes von 8Qig/Streit (die Bedeutung wäre dann: Streitsucht) ist unsicher; wahrscheinlicher ist die Bedeutung »Selbstsucht und Eigennutz« (von £Qi0ei>oum). 3 Möglicherweise wählt Jak (wie auch Paulus) den Ausdruck gerade wegen der Beziehung auf Parteiengunst; man könnte dann mit »Parteiengeist, Günstlingsgeist« übersetzen. - Der Realis-Satz besagt, daß nach Meinung des Verfassers die Adressaten tatsächlich von solchen Affekten erfüllt sind. Das steht im scharfen Kontrast ( ö e ) zu ihren in V. 13 implizierten Ansprüchen. Was Jak lt. V. 14b vermieden sehen will, ist, daß sie sich durch ihr Auftreten in Widerspruch zur »Wahrheit« stellen. Das Kompositum x a x a x a u x ä o O a i erscheint im N T nur in R o m 11,18 (2x) und Jak 2,13; 3,14. Der Sinn ist durchgehend »sich überlegen geben/zeigen«. Gegen ein Ruhmreden wendet sich auch 4 , 1 6 . In 2,13 verbindet Jak das x a x d im Verb mit dem Gen.; das ist ein Grund, in 3,14b »überhebt euch nicht« nicht direkt mit »(lügt nicht) gegen die Wahrheit« zu verknüpfen, sondern zwei eigenständige Aussagen zu konstatieren. Der Akzent liegt beim ersten Faktor, der Überheb79
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S . a u c h d a s V e r b ^Tj^öo) in 4 , 2 - z u s a m m e n m i t » m o r d e n « . B e i d e r Ü b e r t r a g u n g d e r W o r t g r u p p e m x g - » a u f d a s seelische G e b i e t « h e r r s c h t » d i e E m p f i n d u n g d e s U n a n g e n e h m e n , W i d e r w ä r t i g e n , a u c h W i d e r w i l l i g e n « vor; i m N T » E r b i t t e r u n g , G r o l l , erregt z ü r n e n d e G e s i n n u n g d e m N ä c h s t e n g e g e n ü b e r « : W i l h e l m M i c h a e lis: T h W N T V I 1 2 2 , 9 - 1 1 ; 1 2 5 , 3 f. V g l . d e n E x k u r s z u Eifer u n d N e i d bei S c h n i d e r 9 5 f. I n d e r p h i l o s o p h i s c h e n T r a d i t i o n w i r d v o m S c h ü l e r »Eifer« als A u s d r u c k d e r L o y a l i t ä t z u m M e i s t e r v e r l a n g t , a u c h a u f K o s t e n a n d e r e r Lehrer, w o r a u s Streit e n t s t e h e n k a n n . ZfjXog s t e h t i n s o d e r n EQiOeia n a h e ( d a z u s. i m F o l g e n d e n ) : B r u c e W. W i n t e r , After P a u l Left C o r i n t h . T h e I n f l u e n c e o f S e c u l a r E t h i c s a n d S o c i a l C h a n g e , Grand Rapids (Eerdmans) 2 0 0 1 , 38-40.
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J o h n s o n , A n c B 2 7 1 , v e r w e i s t a u f d i e B e s c h r e i b u n g v o n N e i d (cpOövog) u n d E i f e r ftfjXog) bei A r i s t o t R h e t 1 3 8 7 b - 1 3 8 8 b . B e i d e , N e i d w i e Eifer, s i n d ein K u m m e r ( M j t n ) , u n d z w a r £fjXog »ein K u m m e r ü b e r s i c h t lich v o r h a n d e n e g e s c h ä t z t e G ü t e r , d i e m a n selber a u c h h a b e n k ö n n t e , b e i s o l c h e n , d i e u n s v o n N a t u r g l e i c h s t e h e n , u n d z w a r n i c h t , weil d e r a n d e r e sie h a t , s o n d e r n weil m a n selber sie n i c h t h a t . D a h e r ist £f]A,og e i n e e d l e R e g u n g (emeixeg) e d l e r M e n s c h e n , d e r N e i d e i n e s c h l e c h t e u n d bei s c h l e c h t e n M e n s c h e n (xö öe (pOoveiv qpaüXov x a i (pautaov)«. A r i s t o t w e r t e t also £fjXog a n d e r s als J a k ; i m ü b r i g e n ist » N e i d « ein b e i J a k u n t e r g e o r d n e t e r A s p e k t (so z u R e c h t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 2 3 . 5 2 5 ) . V g l . n o c h W e i s h 6 , 2 4 : W e i s h e i t h a t m i t N e i d nichts gemeinsam.
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R o m 2 , 8 ; 2 K o r 1 2 , 2 0 ; G a l 5 , 2 0 ; Phil 1,17; 2 , 3 . Sonst v e r w e n d e t n i e m a n d i m N T d a s W o r t . D e r Z u s a m m e n h a n g d o r t ist d i e F r a g e , w a r u m es z u A u f s t ä n d e n u n d V e r f a s s u n g s w e c h s e l n k o m m t ; einer d e r G r ü n d e sei d i e A m t e r e r s c h l e i c h u n g . 3 B a u e r - A . 6 2 6 ; H e i n z G i e s e n : E W N T II 1 3 0 f. D e u t l i c h adversativ; m i t J o h n s o n , A n c B 2 7 0 , u n d M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 0 f. D o r t xcuJxäoOai u n d navx^oic,. D a s S i m p l e x n o c h 1,9. A n d e r s D i b e l i u s , K E K 2 5 2 ( » d a n n p r a h l t d o c h n i c h t m i t L ü g e n d e r W a h r h e i t z u m Trotz«); s. a b e r a u c h ebd. A n m . 4.
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V I . D a s Verhältnis zur Welt 87
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lichkeit. Der zweite Faktor kennzeichnet dieses Verhalten als L ü g e und Wider spruch zur Wahrheit. »Die Wahrheit« meint zunächst die Faktizität. Aus 1,18 (s. o. z. St.) und 5,19 sollte man keine weitgehenden schöpfungstheologischen oder weis heitlichen Schlüsse für 3,14 ziehen. Die beiden Stellen unterstreichen jedoch intratextuell den hohen Rang von »Wahrheit«, werden damit doch Gottes Wort (1,18) und geradezu die Christlichkeit (5,19: »rechter Weg«) charakterisiert. Zugleich stellt der Hinweis auf die Wahrheit noch einmal den Kontrast zu V. 13 heraus: Man muß ehrlich aufzeigen, was vor Gott Bestand behalten kann. — Wovon redet Jak konkret? H. Frankemölle geht von »im Herzen« aus und sieht ein anthropologisches, kein sozialethisches Problem (das folge erst in 3,16). Jak gehe es um eine »Grundorientie rung«, um den »kardialen Zwiespalt des Menschen«, um den Kampf verschiedener Affekte. Dazu würde dann auch besser V. 14b als Fragesatz passen. - D a jedoch V. 14b eine Aufforderung ist, hat Jak die Auswirkungen auf die Gemeinschaft von vornherein im B l i c k . Das Problem besteht auch weniger in einem »Zwiespalt« als in einer negativen Besetzung des Herzens. Die in V. 14a angeführten Affekte zielen auf ein die Gemeinschaft schädigendes Verhalten. Jak geht es in V. 14b um mehr als um eine Repression der Affekte (»laßt sie nicht zum Ausdruck kommen!« ); er verbannt das gesamte ebenso unaufrichtige wie unberechtigte Überlegenheitsgehabe von der Bildfläche - generell und speziell von derjenigen der Weisheit. Was die Adressaten erfüllt, ist nicht »die Sanftmut der Weisheit« (V. 1 3 ) , sondern das Verlangen, die Gemeinschaft für das jeweils eigene Prestige und den eigenen Vorteil zu mißbrau chen, den Frieden mißachtend. Daß sie dabei eine falsche »Liebe zur Wahrheit« treibe, geht aus der Formulierung von V. 14b nicht hervor. Wahrscheinlich ist an ihren »Anspruch auf Weisheit« zu denken ; denn darauf zielen V. 13.15.17. Das bedeutet ferner, daß öocpia, aoqpog als Problem von Seiten der Adressaten im Text steht, nicht als Thema einer »Abhandlung«. 15 Der Rückbezug von »nicht ist die se die Weisheit« liegt nicht unmittelbar zutage. Zwar erschien öoqpia in 3,13, war dort aber (zumindest in V. 13b) positiv gefüllt. Welche Weisheit greift Jak nun an? Wendet er sich gegen ein von dem seinen ganz unterschiedliches Verständnis von Weisheit oder gegen ein Mißverständnis bzw. einen Mißbrauch von Weisheit? Will er sagen »eure Weisheit ist falsch« oder »ihr habt gar nicht begriffen, was Weisheit 89
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D a s x a i k ö n n t e e x p l i k a t i v sein; s o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 1 . D e r W o r t s t a m m i p e u ö - k o m m t n u r hier bei J a k vor. B u r c h a r d , H N T z. S t . : a n l ü g e n , a u c h v e r l e u m d e n , w a s hier w e g e n » W a h r h e i t « i m S i n n v o n 1,18; 5 , 1 9 besser p a s s e .
8 9
Ä h n l i c h Sir 4 , 2 5 ; in T e s t G a d 5,1 h e i ß t es: d e r H a ß b e k ä m p f t d i e W a h r h e i t .
90 A n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 6 ; R o p e s 2 4 6 : » c h r i s t l i c h e W a h r h e i t « . 9 1
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 3 - 5 3 5 . A u s g e w o g e n e r urteilt d e m g e g e n ü b e r v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 5: ein Z u s a m m e n h a n g zwischen Innen u n d Außen.
9 2
In 3 , 1 6 ( W i e d e r a u f n a h m e v o n V 14) fehlt » i m H e r z e n « ; d i e W e n d u n g w a r a l s o für J a k s o n ö t i g nicht.
9 3
Vgl. R o p e s 2 4 5 : wildes Verlangen, seine eigene M e i n u n g durchzusetzen; fanatische Inbrunst; selbstsüchti ge A m b i t i o n .
9 4
So Ropes 246.
9 5
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 2 6 : » S a n f t m u t « ist A n t o n y m z u » B i t t e r k e i t « .
9 6
G e g e n M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 1 ; s c h o n g a r nicht: »wie sich vielleicht die j u d a i s t i s c h e n F a n a t i k e r e i n b i l d e n « .
9 7
Mit Dibelius, K E K 2 5 2 .
9 8
G e g e n Frankemölle, Ö T K 536. Richtig U. Wilckens ( T h W N T V I I 526): J a k polemisiert.
9 9
Vgl. H o p p e 59-66; Laws, C o m m e n t a r y 160-162.
249
3,14-15
ist«? Letzteres dürfte eher zutreffen,i°° unbeschadet des Anspruchs der Adressaten, weise zu sein (s. V. 13a). Eine religiös-weltanschauliche Gegenposition - etwa im Sinn griechischer Philosophie ! oder gar gnostischer S y s t e m e - aber wird bei Jak nicht erkennbar. Der Differenzpunkt liegt bei »von oben« (V. 15.17); Jak bestrei tet den Adressaten, daß das, was sie als Weisheit bezeichnen, »von o b e n « , d.h. von Gott s t a m m e . Ihr Denken beruht nicht auf göttlicher Eingebung. »Von oben« nämlich »kommt herab« nur Gutes, wie auch 1,17 bereits lehrte; die Auswirkungen sind eindeutig (3,17 f.). Weil die Adressaten nicht »in Frieden säen« (V. 18), besitzen sie keine Weisheit. Weisheit wiederum ist eine göttliche Gabe; Jak denkt auch hier theozentrisch. Darin folgt er der jüdischen Weisheitstradition, wonach »die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang ist« (Ps 111,10; Prov 1,7). Weisheit stammt von Gott her (Weish 7,7; 8,21; 9,4; Sir 1,1.9; 19,20 ff; 39,6). - Jak füllt die »offene Meta p h e r « avooOev in V. 15b durch einen dreifachen, sich steigernden Kontrast, der räumliche und wesensmäßige Züge umfaßt. Die primäre Opposition zu »von oben« lautet »irdisch«. Sie entspricht der Gegenüberstellung von »irdisch« und »himm l i s c h « (4Esr 4,21; Joh 3,12 f.; IKor 15,40; vgl. Phil 3,19 f.; 2Kor 5,1 f.).'Emyeiog kann negativ oder neutral akzentuiert werden. Philo (LegAll I 43) spricht sogar von himmlischer und irdischer Weisheit, wobei die letztere ein ui[XT]|ia der ersten, des Archetyps, sei. Paulus wiederum kontrastiert in IKor 1-2 die Weisheit des Kosmos (1,20) bzw. dieses Äons (2,6) mit der überlegenen Weisheit Gottes, die der Kosmos nicht erkannte (1,21); Gott machte die Weltweisheit zur Torheit (1,20). Die Weisheit Gottes ist nur unter bestimmten Bedingungen zugänglich (2,6-16) und zudem mit Streit unvereinbar (3,1 ff). Auf jeden Fall und zumindest signalisiert emyeiog die irdische Begrenztheit und damit auch Vergänglichkeit. - Die Opposition »Weis heit von oben - irdisch« erschien Jak offenbar als noch nicht genügend eindeutig und aussagekräftig. Er fügt als nächstes i|ruxixr|i hinzu. Der Terminus wurzelt von Hau se aus in der Anthropologie. In der jüd. Auslegung von Gen 1,27 und 2,7 bildete sich, teilweise mit platonisierendem Einschlag, ein Modell von der Erschaffung des Men10
102
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13
1 0 0
Ä h n l i c h Sir 1 9 , 1 8 ff. V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f z. St . : P s e u d o w e i s h e i t .
1 0 1
V g l . d i e S i t u a t i o n e t w a bei K o h ; s. d a z u L u d g e r S c h w i e n h o r s t - S c h ö n b e r g e r , » N i c h t i m M e n s c h e n g r ü n d e t d a s G l ü c k « ( K o h 2 , 2 4 ) . K o h e l e t i m S p a n n u n g s f e l d j ü d i s c h e r W e i s h e i t u n d hellenistischer
Philosophie
( H B S 2 ) , F r e i b u r g ( H e r d e r ) 1 9 9 4 , speziell 2 3 3 ff. Z u r S i t u a t i o n bei Sir s. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 8 . 5 4 4 . 1 0 2
S o S c h a m m b e r g e r u. a.; d a g e g e n m i t R e c h t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 4 0 f.
i°3 M i t D i b e l i u s , K E K 2 5 4 ; L a w s 1 6 2 ; a n d e r s H o p p e 6 1 - 6 6 . 1 0 4
I m S i n n d e r g ö t t l i c h e n H e r k u n f t i m N T n u r n o c h bei J o h ( 3 , 3 . 7 . 3 1 ; 1 9 , 1 1 ) .
1 0 5
J a k verwendet nicht die K o n t r a s t f o r m u l i e r u n g »Weisheit von unten«.
106
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 4 7 . - D a ß w a h r e W e i s h e i t v o n G o t t ( v o m H i m m e l ) s t a m m t , ist für d i e j ü d . T r a d i t i o n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ; vgl. Ps 5 1 , 8 ; J e r 9 , 1 1 ; H i 2 8 , 2 0 - 2 3 ; K o h 2 , 2 6 ; D a n 2 , 2 0 - 2 3 ; P r o v 2 , 6 ; 8 , 3 1 ff.; W e i s h 7 , 1 5 ff; 9 , 1 3 ff.; 1 Q S 4 , 3 f. u. a.
i°7 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 8 . i°
8
1 0 9
Dibelius, K E K 253. D a s W o r t ejtiyeiog ist k l a s s i s c h weit verbreitet, fehlt a b e r in d e r L X X .
no V g l . O . M i c h e l : E W N T II 6 0 f. 1 1 1
D a z u s . H o p p e 6 0 f.
1
1 2
1J
3 V g l . d a z u H o p p e 6 1 - 6 6 ; Schweizer: T h W N T I X 6 6 2 - 6 6 4 (zu / o i x o g 4 6 0 - 4 6 8 ) ; G . Sellin, D e r Streit u m
Z u m W o r t f e l d vgl. E d u a r d Schweizer: T h W N T I X 4 6 3 . 6 6 3 . d i e A u f e r s t e h u n g der T o t e n , G ö t t i n g e n 1 9 8 6 , 1 8 1 - 1 8 8 .
250
VI. D a s Verhältnis zur Welt
sehen in zwei Stufen (Idee und Abbild) bzw. von zwei Menschen-Klassen heraus: Der erste Mensch ist Gottes Logos/Weisheit/Geist, der zweite ist irdisch, P s y c h e . Die Psyche wiederum, identifiziert mit der »verfluchten Erde« von Gen 3,17, erregt das Schlechte und bringt S c h m e r z e n . 5 Die wichtigste Opposition zu »psychisch« ist »pneumatisch« : IKor 2,13 f.; 15,44-46; J u d 19 (nur noch an diesen Stellen er scheint tyvxinöc, im N T ) ; deshalb bietet sich die Wiedergabe mit »ungeistlich« a n . ? Auch diese Gedanken bewegen sich im Bereich der jüd.-hellenistischen Anthropolo gie. Bei Jak spielen jedoch weder Anthropologie noch Pneumatologie hier eine Rolle; ihm ist das Wort tyvxixöc, anscheinend als ein Terminus im Zusammenhang mit der Weisheit überkommen, der die niedere Qualität anzeigt. 9 - Als dritte Qua lifizierung bringt Jak ein sonst (in L X X , klassischer Literatur, N T ) unbekanntes Adjektiv: öaiuovia)ör]g. Nur in 2,19 verweist Jak noch auf Dämonen, nicht etwa in 4,1 ff. als Urheber von Kriegen. Die Aussage über die Gehenna (3,6) weist auf zer störerische Macht; der Diabolos erscheint dagegen eher als überwindbar (4,7). M ö g licherweise ist das Adjektiv »dämonisch« Eigenbildung durch J a k . Von Dämonen wird sonst nicht in Verbindung mit der Weisheit gesprochen. 3 Jak scheint also einen eigenen Akzent setzen zu wollen. Die Bedeutung könnte bei »dämonen g l e i c h « oder bei »dämonischen Ursprungs« 5 liegen. Die Relation zu »von oben« und zu den Aussagen in 2,19; 3,6.16 spricht für das letztere. »Hier sind böse Einflüs se am Werk!«, konstatiert J a k . Man hat versucht, die drei Adjektive spiegelbildlich für das Weisheitsverständnis der Adressaten zu l e s e n . Die Gegner hätten dann ihre Weisheit als »himmlisch, pneumatisch und göttlich« bezeichnet. Solch ein Umkehrschluß entbehrt jedoch kla rer Anhaltspunkte im Text. Wie immer man die (als Analogon dienende) Gegenfront des Paulus in IKor rekonstruieren m a g , das Pendant bei den jak Adressaten trägt deutlich weniger klare Konturen. In der Auffassung, daß echte Weisheit Frieden 114
n
116
11
1 1 8
n
1 2 0
121
1 2 2
1 2
124
1 2
1 2 6
127
1 2 8
4
11 P h i l o O p M u n d 1 3 4 f.; L e g A l l 1,31 f.; C o n f L i n g 4 1 . 6 2 . 1 4 6 . V g l . S c h w e i z e r : T h W N T I X 4 6 2 - 4 6 5 . 115 P h i l o , L e g A l l 3 , 2 4 7 ; S c h w e i z e r : T h W N T I X 6 6 2 . u
6
D i b e l i u s , K E K 2 5 3 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 1 ; Sellin, a. a . O . 1 8 1 - 1 8 8 ; vgl. H o p p e 6 1 z u r O p p o s i t i o n ocouaxixög.
1 1 7
U m Mißverständnisse zu vermeiden.
U8 Z u P h i l o s. S e l l i n , a. a. O . ; S c h w e i z e r : T h W N T 1 X 4 6 4 f. 9
11 V g l . S c h w e i z e r : T h W N T I X 6 6 2 . A u s J a k 3 , 1 5 e r g i b t sich m . E . n i c h t , d a ß hier » d a s P r o b l e m d e r E r k e n n t nis G o t t e s u n d seiner G e h e i m n i s s e z u r D i s k u s s i o n « s t e h e ( g e g e n Schweizer, e b d . 664,14
f.).
120 P a p y r u s - B e l e g e (s. B a u e r - A . 3 3 8 ) s t a m m e n a u s christlicher Z e i t . V g l . O . B ö c h e r : E W N T I 6 6 6 ; W e r n e r F o e r s t e r : T h W N T II 1 7 . D a s gilt a u c h für
90,6 Sym.
1 2 1
S p r a c h l i c h e V e r w a n d t s c h a f t zeigt H e r m M 9 , 1 1 (= 3 9 , 1 1 ) : » D e r G l a u b e ist avcoOev, v o m H e r r n ...; d i e
1 2 2
So meint Frankemölle, Ö T K 539.
öi/ipD/ia d a g e g e n ist ein ejtiyeiov Jtveüun v o m T e u f e l . . . « . D e r G l a u b e h a t K r a f t , d e r Z w e i f e l n i c h t . 1 2 3
D i e »Archonten dieses Ä o n s « ( I K o r 2 , 6 . 8 ) sind wahrscheinlich irdische, nicht mythische M a c h t h a b e r ; m i t J u l i u s S c h n i e w i n d , D i e A r c h o n t e n d i e s e s Ä o n s , I. K o r . 2 , 6 - 8 , in: d e r s . , N a c h g e l a s s e n e R e d e n u n d A u f s ä t z e (hg. v o n E . K a h l e r ) , B e r l i n ( T ö p e l m a n n ) 1 9 5 2 , 1 0 4 - 1 0 9 . A n d e r s e t w a W o l f g a n g S c h r ä g e , D e r E r s t e B r i e f an die Korinther I ( E K K V I I / 1 ) , 1 9 9 1 , 2 5 0 .
1 2 4
H o r t 84; Laws, C o m m e n t a r y 1 6 1 .
125 O . B ö c h e r : E W N T I 6 5 6 ; B a u e r - A . 3 3 8 ; J o h n s o n , A n c B 2 7 2 ; A d a m s o n , E p i s t l e 1 5 2 . 1 2 6
V g l . n o c h I T i m 4 , 1 ; I J o h 4 , 1 f f : Irrlehren s i n d d a s W e r k d e s T e u f e l s .
1 2 7
U. Wilckens: T h W N T V I I 526.
128 V g l . H e l m u t M e r k l e i n , D e r erste B r i e f a n d i e K o r i n t h e r I ( Ö T K 7 / 1 ) 1 9 9 2 , 1 1 4 ff. z u d e n » P a r t e i e n « ; » D i e k o r i n t h i s c h e >Weisheit< u n d ihr r e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e r
(Forschungsgeschichte
Hintergrund«).
251
3,15-16
erzeugt, sind sich Paulus und Jakobus einig (IKor 3,1 ff; Jak 3,17 f.). Für den Text des Jak genügt die Annahme einer Verwilderung von weisheitlichem Anspruch. Es ist auch nicht völlig sicher, daß »Jk 3,15 eindeutig in die jüd Weisheit als Ort dieses Sprachgebrauchs« (d. h. ip^x^ög) w e i s t . Immerhin sprach man in der hellenisti schen Welt verbreitet von aocpia/ooqpög, zumal unter dem Einfluß der S t o a . Zumindest für die Auffassung des Jak könnte eine solche Linie infrage kommen; dar auf verweist neben der in Stoa und bei Philo geläufigen Gegenüberstellung von ooqpög und qpaüXog (s. u. zu 3,16) auch das für Jak und die Stoa gemeinsame Krite rium der Ethik. Festzuhalten bleibt, daß die Beanspruchung der Weisheit von Seiten der Adressaten stammt. Unklar jedoch ist, was sie damit inhaltlich verbanden. Mög licherweise ist auch in Jak 3 (wie in Jak 2) auf beiden Seiten ein Nachwirken paulinischer Tradition zu konstatieren. Die Adressaten hätten sich in einer paulinisch-korinthischen Tradition verstanden; Jak hätte bewußt paulinische Termini aus eben diesem Zusammenhang (speziell ojwxixög, evtl. auch emyeiog) verwendet. Jak sieht keine Notwendigkeit, über den Weisheitsanspruch der Adressaten zu diskutieren; ihr Ver halten straft sie Lügen. 16 Unter Wiederaufnahme von V. 14a begründet (yötg) V. 16 das Verdikt von V. 15. Ein lokal gefaßter (»wo - dort«) Kausalzusammenhang wird konstatiert, offensichtlich aufgrund von Erfahrungswissen. Das in V. 14a bereits notierte Hauptproblem, nämlich Mißgunst/Eifersucht und Selbstsucht/Parteien geist, resultiert mit sachlicher Notwendigkeit in der Zerrüttung der sozialen Verhält nisse. Jak läßt »im Herzen« (so V. 14) jetzt fort; selbstverständlich haben die genann ten Affekte ihren Sitz im Personzentrum. Das Klima ist gestört, weil das leitende Interesse der Beteiligten darauf zielt, jeweils möglichst viel Anerkennung, Einfluß, Position und Gefolgschaft zu erlangen. Der aristotelische Gebrauch von epiGeia (s. o. zu V. 14) im gesellschaftlichen Kontext illustriert die Verhältnisse grundlegend. Im Kontext der christlichen Gemeinde und im Blick auf ihre Lehrer ( 3 , 1 ) wirkt sich solch ein Ungeist besonders zerrüttend aus. Jak wird dabei von konkreten Erfahrun gen - ähnlich wie Paulus Gal 5,15 ff. - ausgehen. Das erste Resultat lautet axataöTaöia. Jak hatte das Adjektiv bereits in 1,8 (wan kelmütig, schwankend) und 3,8 (unruhig, friedlos) verwendet. Als Negation von x a t d ö i a o i g (transitiv: Einrichtung, Befriedung, Restoration, Uberwindung von Spaltungen; intransitiv: Festigkeit, geordneter Zustand, angemessene H a l t u n g ) be zeichnet ctxataöTaöia (im Sg. wie Plur.) Instabilität, Unruhe, Unordnung, Verwir rung, Schwanken u s w . Als Relationstermini erscheinen: Frieden/Krieg (Jak 3,18/4,1; Lk 21,9; H e r m M 2,3 [=27,3]); 5,1,7 [=34,7], Unordnung (IKor 14,33), widrige Lebensumstände (2Kor 6,5), Verderben, Mangel (Tob 4,13), Unwahrheit (Prov 26,28), Laster der Zerstrittenheit (2Kor 12,20; l C l e m 14,1). Der durchgehen de Zug ist, daß das Leben nicht in geordneten und gedeihlichen Bahnen verlaufen 129
130
1 3 1
1 3 2
133
134
129 W i e E . S c h w e i z e r ( T h W N T I X 6 6 2 , 1 2 f.) m e i n t . 130 U . W i l c k e n s : T h W N T V I I 4 7 3 f.; vgl. D i b e l i u s , K E K 2 5 5 . 131 A n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 4 7 . 132 D e n Z u s a m m e n h a n g b e t o n e n zu R e c h t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 3 ; M a r t i n , W B C 1 3 2 f.; W a n k e 4 9 3 , u. a.
133L-S-J913. 4
13 B a u e r - A . 5 7 f.; J o h n s o n , A n c B 2 7 3 . D a s W o r t ist d u r c h a u s k l a s s i s c h .
252
V I . D a s Verhältnis zur Welt 1
k a n n . 3 5 Im Rückblick auf V. 15 wird deutlich, daß die wahre Weisheit »von oben« unmöglich solche Folgen aufweisen kann. Bereits Sir 19,20 ff. heißt es ähnlich, daß alle Weisheit Furcht Gottes und Tun des Gesetzes sei; nicht sei Weisheit Kenntnis der Schlechtigkeit; der Mangel an Weisheit führe zu böser Verschlagenheit. Die Wendung J t a v qpaüXov Jtoäyua bedeutet wohl mehr als ein vages »et ce t e r a « . Kontrastierende Relationstermini zu qpoüXog sind sowohl dyaOog/xaxog/ xaXog (Jak 3,17; R o m 9,11; 2Kor 5,10; 3Makk 3,22; Prov 22,8) als auch ooqpog/ ouvexog (Prov 16,21, verbreitet in der Stoa und bei Philo 37). Als Verben (mit qxxv'ka als Obj.) erscheinen vor allem einerseits »tun« (jTodöaeiv/jToieiv, Joh 3,20; 5,29; R o m 9,11; 2Kor 5,10; vgl. Jak 3,16 JtQäy|ia), andererseits »reden« (u. a. zusammen mit: Worte/Zunge, Tit 2,8; Hi 6,3.25; Sir 20,16). Jak denkt wegen jtQäyuxx und der Opposition zu »voll ... guter Früchte« (V. 17) primär an schlechte H a n d l u n g e n . Möglicherweise hat ihn aber auch die stoisch-weisheitliche Tradition, nach der qpoüXog »unweise« bedeutet, mit beeinflußt bei der Wortwahl. 9 - D a JtQäyuxx auch eine Gerichtssache bezeichnen kann (IKor 6,1), schlägt L. T. Johnson als eine Deutungs möglichkeit unter Bezug auf Jak 2,6 vor, Jak ziele auf Fälle ab, wo Reiche die Armen vor Gericht z ö g e n . Das ist jedoch nur eine entfernte, kaum wahrscheinliche Inter pretationsmöglichkeit. Näher liegt, an das Verhalten der Gemeindeverantwortlichen zu d e n k e n . Ihr Ehrgeiz bewirkt allenthalben nur Schlechtes, Zerstörung, Zerris senheit, Unfrieden, d. h. zugleich: absolut Weisheitwidriges. 17 Die Beschreibung der wahren Weisheit »von oben« erfolgt im Gegenüber zunächst (in V. 17a) zu V. 15 (auch dort mit drei Adjektiven), sodann auch zu V. 16, der seinerseits V. 14 fortführt. Der ganze Komplex V. 14-16 wiederum bildet den kritischen Kommentar zu dem in V. 13a implizierten Selbstanspruch. Erst jetzt in V. 17 f. wird positiv ausgeführt, wel che Konturen wirkliche Weisheit hat und welche Art von Taten ein Weiser zu erbrin gen hat (ab 4,1 schlägt der Ton wieder ins Kritische zurück). Anders als in V. 13 f., aber wie in V 15 f. spricht Jak ad rem (Weisheit), nicht direkt ad hominem (ooqpog, »ihr«). Uber die Weisheit wird eine Ist-Aussage gemacht, und zwar thetisch konsta tierend. Jak muß sich seiner Sache sicher sein; er weiß eine breite Tradition auf seiner Seite. - Formal ist V. 17 ein abgestufter Tugendkatalog, unterteilt in »zuerst«, »so dann« (drei positive Adjektive) , eine doppelte »voll«-Bestimmung und zwei Privativ-Adjektive. Der Katalog V. 17 steht zudem der Preislied-Tradition nahe, wie ein 136
1
138
1 3
140
141
142
143
4
!35 V g l . R o p e s 2 4 8 ; A d a m s o n , E p i s t l e 1 5 3 ; M a r t i n , W B C 1 3 2 ( A n a r c h i e ) ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 8
(wider
göttliche U n o r d n u n g ) . 1 3 6
Gegen Mußner, Jakobusbrief 172.
137 O . M i c h e l : T h W N T I X 1 7 3 , 3 5 f.; U . W i l c k e n s : T h W N T V I I 4 7 4 ; G o t t l o b S c h r e n k : T h W N T III 2 5 8 , 4 1 . 4 8 f. D i e m e i s t e n L X X - S t e l l e n s t e h e n in d e n Weisheitsschriften: H i 6 , 3 . 2 5 ; 9 , 2 3 ; P r o v 5 , 2 ; 1 3 , 6 ; 1 6 , 2 1 ; 2 2 , 8 ; 2 8 , 9 ; Sir 2 0 , 1 6 - d a n e b e n n u r n o c h 3 M a k k 3 , 2 2 . 1 3 8
H o r t 8 5 u n d M a r t i n , W B C 1 3 2 , i n t e r p r e t i e r e n » w e r t l o s « , J o h n s o n , A n c B 2 7 3 , » n i e d r i g , billig, g e m e i n « . V o n d e r W o r t g e s c h i c h t e her s t e h e n d i e s e K o n n o t a t i o n e n j e d o c h n i c h t i m V o r d e r g r u n d .
1 3 9
D e s h a l b interpretiert Frankemölle, Ö T K 5 4 8 : töricht, u n f r o m m , böse.
1 4 0
J o h n s o n , A n c B 2 7 3 : C e r t a i n l y , l a w s u i t s a r e a m o n g the clearest d e m o n s t r a t i o n s o f e n v y a n d c a u s e s o f a k a -
1 4 1
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 3 , d e n k t a n L e h r e r ä h n l i c h w i e in M t 2 3 , 8 ff., w a h r s c h e i n l i c h j u d a i s t i s c h e .
1 4 2
D u r c h A l l i t e r a t i o n v e r b u n d e n , e b e n s o d i e b e i d e n letzten A d j e k t i v e .
tastasia.
1 4 3
D e r S c h l u ß v o n V. 1 7 b i l d e t s o m i t e i n e n k l e i n e n v e r n e i n t e n L a s t e r k a t a l o g .
253
3,16-17 144
14
Vergleich mit IKor 1 3 , 4 - 7 und Weish 7,22-30 zeigt. 145 Der epideiktische Stil ^ hebt das Unbezweifelbare der Darlegung hervor. Ebenfalls aufgegriffen wird die bibli sche Tradition von Kardinalwerten 47, die stellenweise auch als Definitionen der Got tesherrschaft: (Rom 14,17 f.) oder der »Frucht des Geistes« (Gal 5,22 f.) vorkommen. Die durch das uiv in V. 17 angedeutete Fortsetzung in V. 18 ( ö e ) weist in diese Motiv-Welt. Die in 1,17 und 3,15 notierte Linie (»von oben« kommt nur Heilsa mes), die auf biblische und andere Erfahrungen zurückgreift , mündet in eine Wesensbeschreibung der Weisheit. - Durch J T Q Ü ) T O V 9 deutlich abgehoben, gewinnt &yvf| eine Leitfunktion. 50 Wie 4,8 (Verb, parallel mit xaOaoi^ü)) zeigt, denkt Jak an eine innere (»Herz«) Läuterung vor Gott. Der ursprüngliche kultische Sinn des Wor tes (frei von Schuld, die Gottes Heiligkeit verletzt) könnte noch mitschwingen. Der LXX-Befund zeigt mehrere Facetten: die lauteren Worte Gottes (ip 11,7), heilige Ehrfurcht (ip 4,18), reines Herz (Prov 20,9), Gottes lautere und richtige Wege (Prov 21,8; Gegenbegriff: »krumm«), ehrbare Reden der Lauteren (Prov 15,26; in Opposi tion zu ungerechtem Wort). Im N T bedeutet dyvog unschuldig (2Kor 7,11), tadellos ( I T i m 5,22; Tit 2,5; IPetr 3,2). Christus selbst ist in seiner Lauterkeit Maßstab christlicher Heiligung (IJoh 3,3). Phil 4,8 bringt das Wort in einem Tugendkatalog, der viel populärphilosophisches G u t aufgreift; Phil 1,17 steht es in Opposition zu 8 Q i 0 e i , a g (vgl. Jak 3,14.16!). Indem J a k an erster Stelle die Weisheit (nicht direkt den Weisen) dyvög nennt, will er die Gott selbst gemäße heilige Reinheit und Lau terkeit b e t o n e n ; daß diese die ethische Lauterkeit einschließt, versteht sich von selbst; ebenso, daß Unrecht und Parteiengeist damit unvereinbar sind. Wiederum denkt Jak theozentrisch. Die Gruppe der drei 8-Adjektive vereinigt im N T seltene Vokabeln: eiQTjvixog ver wendet nur noch Hebr 12,11; emeixf|g erscheint noch 4 m a l , ei>JT80r|g ist Hapaxlegomenon. Sie alle signalisieren die überlegene Güte eines rechten H e r r s c h e r s . 1
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S. dazu H o p p e 58. V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 7 f. B e i J a k fehlen freilich J t ä v - A u s s a g e n w i e in W e i s h 7 u. a. 146 Y g j d a z u R a l p h B r u c k e r , > C h r i s t u s h y m n e n < o d e r >epideiktische Passagen S t u d i e n z u m S t i l w e c h s e l i m N e u e n T e s t a m e n t u n d seiner U m w e l t ( F R L A N T l 7 6 ) , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 9 7 , 2 6 6 - 2 7 9 ( E p i d e i k t i s c h e s in a n t i k e n B r i e f e n ) . W i e J e s 1,17; J e r 2 2 , 3 ; M t 2 3 , 2 3 u. a. V g l . P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 2 . K a r d i n a l t u g e n d e n i m h e l l e n i s t i s c h - r ö m . R a u m b e i B o l k e s t e i n 1 0 2 - 1 1 4 ; 1 3 3 - 1 4 9 (ÖLxaLOOi3vTi,xQnoT6TT]5,Ei)xoLva)'nOLa, evovvaXXaE,ia, JtQaiöxng, ( p i X a v O o c o m a , e t a o g , EXeuOeoiörnc; u. a . ) ; s. b e s o n d e r s A r i s t o t R h e t 1 3 6 6 b , 1. ^ Vgl. K o n r a d Weiß: T h W N T V I I 6 9 6 . 9 D a s W o r t n u r hier bei J a k . D a s A d j . ist in L X X u n d N T selten ( 7 x bei P h i l o ) ; s. a b e r a u c h d a s V e r b a y v i ^ e i v . V g l . F r i e d r i c h H a u c k : T h W N T I 1 2 3 f. - D i b e l i u s , K E K 2 5 6 , m e i n t , d i e V o r a n s t e l l u n g v o n a y v ö g e n t s p r e c h e n i c h t d e m G e d a n k e n g a n g , d e n n es k l i n g e » i n d i e s e m Fall sehr a l l g e m e i n « . 1 4 5
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1 5 0
!5i H o r s t R o b e r t Balz: E W N T I 5 2 - 5 4 . V g l . 1 , 2 7 » u n b e f l e c k t v o n d e r W e l t « . 152 V g l . 4 M a k k 1 8 , 7 ff.; 2 K o r 1 1 , 2 ( K e u s c h h e i t ) ; 4 M a k k 5 , 3 7 ; 1 8 , 2 3 (lautere M ä r t y r e r s e e l e ) . V g l . J o h n s o n , A n c B 2 7 3 : rein u n d m o r a l i s c h u n s c h u l d i g . A u c h d i e S t o a k a n n d e n W e i s e n äyvöc, n e n n e n : H o p p e 5 2 A n m . 5 . 15 V g l . D i b e l i u s , K E K 2 5 6 A n m . 2 . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 1 , schließt v o n 1,5 darauf, d a ß G o t t n i c h t v o n A f f e k t e n b e s t i m m t ist. A b e r ist d e r T e x t hier d a r a n interessiert? D a s Substantiv nur A p g 24,4; 2 K o r 10,1. 157 V g l . H e r b e r t Preisker: T h W N T II 5 8 5 - 5 8 7 . 1 5 3
4
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254
V I . D a s Verhältnis zur Welt 158
Z u m Herrscher-Ideal der A n t i k e gehören als vorzügliche Verhaltensweisen der »Söhne Gottes«, bezogen auf (1) die Macht: das Friedenstiften , Großzügikeit gegenüber Feinden (darunter die dementia C a e s a r i s ) und Milde (emeixeia); bezo gen auf (2) den Besitz: Freigiebigkeit, liberalitas; bezogen auf (3) Bildung: vor allem Weisheit. Natürlich ist für Jak das Friedenhalten im Kontext von besonderer Dring lichkeit; zugleich aber kann er vom Herrscher-Ideal her umfassend an die Verant wortlichen in der Gemeinde appellieren. - Die Weisheit wird traditionell nicht als friedfertig oder friedensstiftend apostrophiert. Jak setzt also einen besonderen Akzent, wohl vom Herrscher-Ideal h e r , das Jesus im Sinn einer »Wertrevolution« auf seine Anhänger überträgt. Friede bedeutet in der jüd.-hellenistischen Tradition des N T sowohl Ruhe (die griechische Komponente) als auch Wohlbefinden, HeilSein (von vbtö her; die L X X setzt durchgehend diese beiden Wörter i n e i n s ) . Gegen begriff ist auf jeden Fall Krieg, dazu alle möglichen Arten von Ü b e l . Für das Juden tum ist Friede letztlich das Gute schlechthin, das von Gott k o m m t , parallel mit Heil, Gottesherrschaft und Gerechtigkeit (z. B. Jes 52,7 ff). Die Weisheit ist als 8LQTivixr| eine konstruktive, das gedeihliche Zusammenleben ermöglichende göttli che Ordnungsmacht. - Das gut griech. Wort emeix^g/emeixeia bezeichnet das, was anständig, recht und billig ist, was sich g e h ö r t , dann besonders die Mäßigkeit, ja Milde im Rechtsverhalten. Diese Großzügigkeit steht gegen Gewalttätigkeit (Epic Frgm 5,10; vgl. auxxypc; l T i m 3,3; Tit 3,2) und o x o k o g (hart, übel, IPetr 2,18) und parallel besonders zur jTQOurnc; (2Kor 10,1; Tit 3 , 2 ) . Milde ist Ausdruck von Hoheit und Würde, also Herrscherprivileg, auch in der jüd. und ntl. T r a d i t i o n : bei Königen (Est 3,13 u. a.; Joseph Ant 10,83 u. ä.), Mose und anderen Gesetzgebern (Philo Virt 81 u. ö.), Propheten ( 4 B a o [2Kön] 6,3 u. a.), Würdenträgern (Apg 24,4), auch Gott (Ps 85,6 u. ö.) und Christus (2Kor 10,1; vgl. Phil 4,5). Die noble Ge sinnung vermag die unterschiedlichen Probleme und Verhältnisse ohne kleinliche Rechtsanwendung heilsam zu lösen. 159
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G e r d T h e i ß e n , J e s u s b e w e g u n g als c h a r i s m a t i s c h e W e r t r e v o l u t i o n : N T S 3 5 ( 1 9 8 9 ) 3 4 3 - 3 6 0 , speziell 3 4 8 fF.; J o c h e n Bleicken, Verfassungs- u n d Sozialgeschichte des R ö m i s c h e n Kaiserreiches I ( U T B 8 3 8 ) , Paderborn ( S c h ö n i n g h ) 4. A u f l . 1 9 9 5 , 7 9 - 9 4 , speziell 8 3 fF.
!59 V g l . B l e i c k e n 9 0 . 1 6 0
S e n D e d e m e n t i a a d N e r o n e m : e i n e K a r d i n a l t u g e n d d e s K a i s e r s . V g l . B l e i c k e n 8 9 f.: D e r B e g r i f f g e h ö r t in den Bereich des Strafrechts ( G n a d e gegenüber G e g n e r n ) .
1 6 1
S. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 2 . S i r 4 , 8 ist sehr a l l g e m e i n e r A r t .
162 V g l . a u c h B u r c h a r d , H N T z. S t . , z u e m e i x r | g : » E s p a ß t z u W e i s e n a b e r a u c h als H e r r s c h e r - , G e s e t z g e b e r Richter-, Vorgesetztentugend«. 163 W. F o e r s t e r : T h W N T II 4 0 5 ff. 1 6 4
Foerster 4 0 6 .
165 V g l . G e r h a r d D e l l i n g , D i e B e z e i c h n u n g > G o t t d e s Friedens< u n d ä h n l i c h e W e n d u n g e n in d e n Paul u s b r i e fen, in: E . E . E l l i s / E . G r ä ß e r ( H g . ) , J e s u s u n d P a u l u s ( F S W. G . K ü m m e l ) , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 7 5 , 7 6 - 8 4 . 1 6 6
H . Preisker: T h W N T II 5 8 5 - 5 8 7 . I n d e r L X X fast n u r in d e n j ü n g e r e n Teilen; bei P h i l o relativ h ä u f i g ( 2 7 x bzw. l O x ) .
167 H o m e r Ilias 1 9 , 2 1 s o g a r für d i e W e r k e d e r G ö t t e r . W e i t e r e Stellen bei Preisker 5 8 5 , 1 0 ff.; 5 8 6 , 7 ff. 168 A r i s t o t E t h N i c 1 1 3 7 a (die M i l d e r u n g d e r s t r e n g e n R e c h t s a n s p r ü c h e u n t e r B e a c h t u n g d e r S o n d e r v e r h ä l t n i s s e in E i n z e l f ä l l e n ) ; P l a t o L e g V I 7 5 7 e ; T h u c I V 1 9 , 2 ; I s o c 4 , 6 3 ; 1 8 , 3 4 ( N a c h s i c h t ) . 169 P l u t Pericl 3 9 (I 1 7 3 c ) u. a. S . Preisker 5 8 6 , 7 ff.; B o l k e s t e i n 1 0 8 . 1 4 0 . B e i A r i s t o t f i n d e t s i c h e i n i g e s z u m T h e m a » S a n f t m u t « : E t h N i c 1 1 0 8 a , 6; 1 1 2 5 b , 2 6 ff.; 1 1 2 9 b , 2 2 ( B o l k e s t e i n 1 4 0 ) . 1
7 0
H e l l e n i s t i s c h e s M a t e r i a l bei Preisker 5 8 5 f.
255
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1
Die übliche Bedeutung von etmei0r|c; (eimeiOeia) ist: folgsam, gehorsam ? , und zwar aus Einsicht, nicht durch Gewalt (Philo Hypoth 7,3; vgl. 6,2.4.8; Virt 15; 4Makk 1 2 , 6 ) . Als Bezugsgröße ([Dativ-]Objekt) hier bei Jak kämen dann Gott bzw. seine Gebote i n f r a g e . Eine passive Aussage liegt hier allerdings nicht auf der Linie der beiden vorigen Adjektive; der Gedanke der leichten Leitbarkeit der Weisheit (nicht des Weisen) wäre zudem ungewöhnlich. Zu erwägen ist deshalb hier eine aktive B e d e u t u n g : die Weisheit erlangt Folgsamkeit auf sanfte Art. Dann würde auch ei>jT£i6r|g eine Herrschertugend bezeichnen. - Die Wendung »voll . . . » mag in Kontrast zu 3,8 gewählt sein, ebenso ekzoc, in bezug auf 2,13. Von der atl.-jüd. Tradition her ist Barmherzigkeit (e^eoc;, hebräisch zumeist Ion) eindeutig positiv und zudem theozentrisch bestimmt (Ex 34,6; Jer 33,11 u. ö . ) ; diese Tradition redet von Gottes barmherziger, gnädiger Hilfe. Der griechische Befund ist dagegen ambivalent. Die Stoa rechnet eXeoc, als Leidenschaft und Traurigkeit (jtdOoc; und XI3JTT|) zu den »Krankheiten der Seele«, unwürdig des W e i s e n . Klassisch freilich geziemt eXeog dem E d l e n , und zwar als Affekt der Rührung gegenüber unverschuldetem Ü b e l , gefährlich allerdings speziell für den Richter. Für Jak ist ekzoc, eindeutig positiv. Darin zeigt sich nicht nur die Tradition des Jak, sondern, was kontextuell wichtiger ist, seine Aussageabsicht: Auch in diesem Verhalten offenbart sich eine Herrschertugend. - Das Frucht-Motiv ist verbreitet, in der Weisheitstradition und speziell in der ntl. Einweisung der Neophyten : M t 3,8.10 par.; 7,16-20 par.; 21,41-43; Lk 13,6-9; Joh 15,1 ff.; Rom 6,21 f.; Gal 5,22 f.; Phil 1,11.22; Eph 5,9; Hebr 12,11. Wesentliche Aspekte dabei sind (neben dem Geist: Gal 5,22 f.; 6,8) Gerechtigkeit (Rom 6; Phil 1; Eph 5) und Friede (Gal 5,22-6,9; Hebr 12,11, die alsbald auch bei 172
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171 B a u e r - A . 6 5 5 ; L - S - J 7 2 6 . 172 y g i A d a m s o n , E p i s t l e 1 5 5 ; M a r t i n , W B C 1 3 4 : yields t o p e r s u a s i o n . 173 V g l . E p i r j ) i I I I 1 2 , 1 2 : D i e Z u - bzw. A b n e i g u n g e n sollen d e r V e r n u n f t g e h o r c h e n . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 3 , verweist a u f d i e s t o i s c h e u n d p h i l o n i s c h e A f f e k t e n l e h r e u n d ü b e r s e t z t » o h n e A f f e k t e / u n g e s p a l t e n « bzw. » w o h l a u s g e w o g e n / e i n f a c h / r u h i g (vgl. d e n B e g r i f f t r a n q u i l l i t a s a n i m i . . . ) « . D i e d a b e i a n g e n o m m e n e N ä h e z u r e u j t d O e i a - L e h r e (vgl. H a n s C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 2 . 3 5 6 ) d ü r f t e j e d o c h n i c h t o h n e w e i t e res g e g e b e n sein. 174 Y g j L _ S - J 7 2 6 s u b II: » p e r s u a s i v e , o f a rein«, s o O p p i a n u s A p a m e n s i s C y n e g e t i c a I 3 1 3 . V g l . a u c h E p i c D i s s II 1 0 , 8 : als » K e n n z e i c h e n b r ü d e r l i c h e n V e r h a l t e n s « ( D i b e l i u s , K E K 2 5 7 A n m . 4 ) n e b e n Jtaoaxü)Qr|aig (Platz m a c h e n ) u n d etiepnuia (lt. L - S - J 7 3 6 d u r c h a u s aktiv: » u s e o f w o r d s o f g o o d o m e n « ) . 175 I m N T u^OTÖg a u c h s o n s t g e l e g e n t l i c h bei T u g e n d - bzw. L a s t e r z u s a m m e n s t e l l u n g e n , s o R o m 1,29; 1 5 , 1 4 ; 2Petr2,l4. 176 R . B u l t m a n n : T h W N T II 4 7 5 - 4 7 9 . 177 B u l t m a n n 4 7 5 ; H o p p e 5 5 ; B o l k e s t e i n 1 4 2 f. S o Z e n o n ( S t o i c V e t F r I I I 1 0 9 , 2 4 : m o r b u s a n i m i ) ; a n d e r e s p r e c h e n v o n e i n e m » F e h l e r d e r Seele« ( v i t i u m a n i m i : e b d . I I I 1 1 0 , 3 ) ; lt. C h r y s i p p u s k a n n k e i n W e i s e r m i t l e i d i g sein ( e b d . I 5 2 , 1 6 ) . G a n z a n d e r s d i e S c h u l e d e s E p i k u r (s. D i o g L a e r t 1 0 , 1 1 8 : » D e r W e i s e ... v e r p r ü g e l t n i c h t seine S k l a v e n , s o n d e r n zeigt M i t l e i d u n d verzeiht d e n G u t w i l l i g e n « ) c
ss
178 B u l t m a n n 4 7 4 ( D e m o s t h 2 2 , 5 7 ) ; B o l k e s t e i n 1 4 1 - 1 4 3 : Positiv s c h o n D e m o k r i t 1 0 7 a . 2 5 5 . P l a t o ä u ß e r t e r h e b l i c h e erzieherische B e d e n k e n ( R e p 4 l 5 b - c ; 6 0 5 d ; L e g 9 3 6 b - c ) , A r i s t o t r e c h n e t M i t l e i d z u d e n A f f e k ten ( E t h N i c 1 1 0 5 b , 2 1 ; s. b e s o n d e r s R h e t 1 3 8 5 - 1 3 9 0 : M i t l e i d ist ein L e i d , d a s ich e m p f i n d e , w e n n ich bei e i n e m a n d e r e n u n v e r d i e n t e s schweres U n g l ü c k w a h r n e h m e u n d f ü r c h t e , d a ß es m i c h selbst o d e r e i n e n d e r M e i n i g e n ebenfalls treffen k ö n n t e ) . 179 B u l t m a n n : T h W N T II 474,14 ff. ( m i t H i n w e i s a u f A r i s t o t R h e t 1 3 8 5 b , 13 f.). 180 B u l t m a n n 4 7 5 , 8 ff. 181 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 5 (s. Sir 1,16; 6 , 1 8 f.; 2 4 , 1 7 - 1 9 ; vgl. 3 7 , 2 0 f.; 5 0 , 1 0 ) . 182 V g l . P o p k e s P a r ä n e s e 1 4 6 f.
256
VI. D a s Verhältnis zur Welt
Jak (3,18) erscheinen. Weisheit ist fruchtbar; ihre Früchte sind gut (vgl. die Gegen überstellung in 3,12!), und zwar im sozial-ethischen Sinn. - Die Zufugung der bei den &-Adjektive 3 liegt auf der Linie der für Jak typischen Abgrenzungen; döidX Q I T O C ; ist Hapax-legomenon und auch in der L X X selten (nur Prov 25,1). Der semantische Gehalt von öiaxQivo|iai ist bei Jak selbst undeutlich: zweifeln ( 1 , 4 ) oder parteiisch sein ( 2 , 4 ) ; die Relation zur »Parteiengunst« spricht für das letztere. Daß die Weisheit nicht zweifelt, versteht sich von selbst; Jak dürfte also hier die Nicht-Parteinahme vor Augen haben (daher die Ubersetzung »unvoreingenom men«). Damit setzt sich die Linie der Herrschertugenden fort. - Aus der frühchrist lichen Neophyten-Tradition dürfte dvimöxQitoc; stammen. Das Wort ist in der L X X selten (nur Weish 5,18; 1 8 , 1 5 ) und in der profan-griech. Literatur erst nachbib lisch bezeugt. Relativ häufig aber wird es im N T verwendet, und zwar für Agape (Rom 12,9; 2Kor 6,6), für Glaube ( I T i m 1,5; 2 T i m 1,5) und für Philanthropie (IPetr 1,22), und zwar in paränetischem Sachzusammenhang. 7 Jak will damit einen traditionellen Wert unterstreichen, nämlich die Lauterkeit der Gesinnung, womit sich sowohl der Ring zu dyvr| hin schließt als auch ein weiteres Traditionsstück ein geleitet wird. 18 Auf den feierlichen Stil ist immer wieder hingewiesen w o r d e n . Jak setzt auch an anderen Stellen ähnliche Akzente (1,12.26 f.; 2,13; 4,12.17; 5,20), in der Regel mit eschatologischer Ausrichtung. Zunächst einmal schließt sich V. 18 hier V. 17 (|iev - öe) an, wobei öe fortführend, nicht adversativ ist. 90 Die Satzstruk tur und Aussage sind insofern interpretationsbedürftig, als das Verb (öjreiQexai) pas sivisch-absolut steht und der nachfolgende Dativ (totg ...) mehrdeutig ist, ebenso auch der Gen. öixatoaijvng. Was soll gesagt werden: Sät Gott (passivum divinum) die Frucht für die Friedensmacher (Dat. c o m m o d i ) , oder wird diese von ihnen selbst (Dat. auctoris) g e s ä t ? Besteht die Frucht aus Gerechtigkeit (Gen. epexegeticus), oder entstammt sie ihr (Gen. o r i g i n i s ) ? 3 - Das Syntagma »Frucht der Gerech tigkeit« findet sich in der L X X A m 6 , 1 2 ; Prov 3,9 (Plur.); 11,30 (aus ihr wächst der Baum des Lebens); 13,2 (man ißt sie), christlich Phil 1,11; vgl. Hebr 12,11 (mit eionvixög); HermS 9,19,2 [= 96,2] (parallel: Frucht der Wahrheit); ferner Epikur frgm. 519 (sie ist d i a p a ^ i a ) . Das Motiv des Fruchtbringens ist im N T freilich weiter verbreitet, u. a.: Frucht des Geistes (Gal 5,22), des Lichts (Eph 5,9), des Werkes 18
1 8 4
1 8 5
1 8 6
1 8
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1 8 9
1
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192
19
1 9 4
195
1 8 3
A u c h i m Preislied W e i s h 7 , 2 2 - 3 0 , a l l e r d i n g s a n d e r e V o k a b e l n (s. V. 2 2 f.).
1 8 4
D a h e r » u n e r s c h ü t t e r l i c h « bei I g n (s. B a u e r - A . 3 1 ) .
185 V g l . H a u c k , B r i e f 1 8 5 : »es w i r d a n d i e G e t e i l t h e i t v o n V. 9 f. g e d a c h t sein ( R o p e s ) ... D a s u n b e i r r t Ein^ h e i t l i c h e ihrer Ä u ß e r u n g e n k o m m t d a n n d u r c h d a s W o r t z u m A u s d r u c k « . 1 8 6
B e i P h i l o n u r Q u a e s t G e n 3 , 2 9 ( R a l p h M a r c u s , L o e b C l a s s i c a l Library, S u p p l . I 2 1 7 A n m . e: »sincere n a t u r e « ) .
187 V g L P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 7 f. 1 8 8
l g
S o z. B . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 5 : r e t a r d i e r e n d ; fast n u r l a n g e S i l b e n . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 8 : g e t r a g e n .
9 H o p p e 6 7 - 7 1 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 8 . O b s o l c h e V e r s e a m E n d e v o n » A b h a n d l u n g e n « s t e h e n , ist e i n e andere Frage.
!90 M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 5 . 1 9 1
H o p p e 6 7 , L a w s , C o m m e n t a r y 1 6 5 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 9 f. (V. 1 8 a : F r i e d e als G a b e , V. 1 8 b : F r i e d e als Aufgabe).
!92 M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 5 . 193 V g l L a w s , C o m m e n t a r y 1 6 5 f. 1 9 4
J
»Ihr v e r w a n d e l t sie elg m x o d v « (s. J a k 3 , 1 1 . 1 4 ) . V g l . a u c h J e s 3 2 , 1 7 .
95 H a n s - T h e o W r e g e : E W N T II 6 2 2 f.
257
3,17-18
(Phil 1,23); als Verb: Frucht bringen, machen (Rom 6,21 f.; 7,4 f.; Kol 1,6.10; M t 5,9; vgl. Hi 25,2; Prov 10,10; Ps 34,15*96); ebenfalls »unfruchtbar« Eph 5,11; Tit 3,14; 2Petr 1,8 (vgl. IKor 14,14; J u d 12). Die Art der Frucht entspricht dem »neuen Sein«; die Gen. bezeichnen zumeist den Ursprung: Geist, Licht, auch Gerechtigkeit. Besonders Rom 6,11-23 expliziert den neuen Stand als »Diener der Gerechtigkeit«; die Frucht besteht in Heiligkeit (dyiaöfiög) und ewigem Leben (V. 21 f.).*97 Wem die Gerechtigkeit zuteil wurde (als Geschenk), der darf ein positiv-fruchtbares Leben führen. 98 Mit diesem Gedanken knüpft Jak an bekannte frühchristliche und teil weise auch weisheitliche Tradition*99 an. - Die Beziehung zwischen Gerechtigkeit und Friede ist alt und verbreitet; so Jes 32,16-18 (das Werk der Gerechtigkeit ist F r i e d e ) ; ip 71,7 (Gerechtigkeit und »die Menge des Friedens«); 84,11 (eXeoc; und d?a]0eia begegnen sich, Gerechtigkeit und Friede küssen einander). Rom 14,17 defi niert geradezu die Gottesherrschaft als »Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heili gen G e i s t « . Auch hierbei braucht Jak nur auf Bekanntes zu rekurrieren. °3 Jak verknüpft die Faktoren »Frucht der Gerechtigkeit« und »Friede« zunächst durch das Motiv des »Säens« - auch das ein verbreitetes Element der frühchristlichen Tradition * (vgl. M k 4,3-9.13-20 parr.; IKor 9,11; 2Kor 9,6; Gal 6,7 f.). Jak liegt am Vorgang des Säens, nicht des Erntens, wozu »Frucht« an sich besser p a ß t . ° 5 Das Säen kann nur »im Frieden« geschehen (nur diese Wortverbindung erlaubt der Satz). Kontextuell ist diese Feststellung entscheidend; sie schließt jedes unfriedliche Verhal ten in der Gemeinde aus; vgl. bereits 1,20 (Zorn bewirkt nicht Gottes Gerechtig keit^). Implizites Subjekt bei »säen« ist daher doch wohl die Adressatenschaft, nicht Gott (passivum divinum). Zwar gibt es bei Jak Fälle des passivum divinum (1,5; 2,12.24; 5,15 f . ) ; aber der Kontext ist dort eindeutig. Die Aussage jedoch, daß Gott selbst »Frucht der Gerechtigkeit in Frieden sät«, wäre ungewöhnlich und wird vom Kontext hier nicht nahegelegt. Muß die Schlußnotiz (tote; ...) dann als dativus commodi (»zugunsten der Friedensmacher«) aufgelöst werden, um eine bloße Wiederholung zu vermeiden? Weshalb fugt Jak die Notiz jedoch überhaupt hinzu? Der Satz bliebe auch ohne sie verständlich; also möchte er einen besonderen Akzent 1
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'96 R a b b i n i s c h e s M a t e r i a l bei S t r . - B . I 2 1 5 ff. 197 V g l . P o p k e s , G e r e c h t i g k e i t s t r a d i t i o n 1 2 ff. !98 V g l . P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 2 f. 199 S i r 1,16: F r ü c h t e d e r W e i s h e i t . 200 Y g j L a w s , C o m m e n t a r y 1 6 5 . 2 0 1
V g l . J o h n W. Olley, ' R i g h t e o u s n e s s ' in t h e S e p t u a g i n t o f Isaiah: A C o n t e x t u a l S t u d y ( S B L . S C S S ) , M i s s o u la ( S c h o l a r s ) 1 9 7 9 , 1 0 3 - 1 0 5 .
202 y g i P o p k e s , G e r e c h t i g k e i t s t r a d i t i o n 1 6 . 2 0 3
L t . P r o v 3 , 7 s i n d d i e W e g e d e r W e i s h e i t F r i e d e n . L a w s , C o m m e n t a r y 1 6 6 , schließt a u s d e r Parallelität zwi s c h e n P r o v 1 1 , 3 0 u n d 3 , 1 8 , d a ß m i t d e m F r i e d e n d e r G e r e c h t i g k e i t d i e W e i s h e i t s e l b s t g e m e i n t sei.
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G e r a d e in d e r N e o p h y t e n - B e l e h r u n g w i c h t i g ; vgl. P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 6 f. D i b e l i u s , K E K 2 5 8 : in P r o v 1 1 , 3 0 e r s c h e i n e d i e F r u c h t als S a a t ; a u s d e r F r u c h t d e r G e r e c h t i g k e i t w a c h s e der L e b e n s b a u m .
2 0 6
Ä h n l i c h M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 5 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : » J a k k o m m t es a b e r d a r a u f a n , w a s für w e n w ä c h s t , n i c h t w o d u r c h w e n « . D e n T o n liege n i c h t a u f d e r A u s s a a t , s o n d e r n a u f d e r E r z e u g u n g v o n F r u c h t der Gerechtigkeit.
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D a r a u f verweist H o p p e 6 8 . S o D i b e l i u s , K E K 2 5 8 ; für D a t . c o m m o d i a u c h H o p p e 6 9 . A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 5 ; J o h n s o n 275.
V I . D a s Verhältnis zur Welt
258
setzen. »Frieden schaffen« trägt einen hoheitlichen Charakter (s. in V. 17 zu elpr)vixög); als 8iQT|voJtoiög kann Gott (Philo SpecLeg II 192) oder ein Herrscher bezeichnet werden (DioCass 72,15 u. a . ) . Jak erinnert gerade die Verantwortlichen an das »noblesse oblige«. Ein ganz bestimmtes Handeln ist angezeigt. O b Jak eine Verheißung (Dat. commodi: »für die Friedensstifter«) impliziert oder nur das Tun (Dat. auctoris: »gesät durch die Friedensmacher«) unterstreichen will, läßt die For mulierung offen. Vom Gesamtduktus der Verse her legt sich eine Verheißung aller dings näher. Da »säen« auf Zukunft (Ernte) angelegt ist, stellt sich die Frage nach einer even tuellen eschatologischen Ausrichtung. R. H o p p e will aus dem jak Verständnis von öixaioöwr] ableiten, daß »vor allem die Gerechtigkeit vor Gott im eschatologischen Gericht gemeint ist« (68). Dann müsse oneigexai passivum divinuum sein, toig ... Dat. commodi. Im übrigen stehe der Abschnitt 3,13-18 in gewisser Analogie zu 2,14 ff, wo der im Gericht rettende Glaube diskutiert werde. »Die Weisheit >von oben< bringt als Gabe Gottes jene in V. 17 aufgezählten Eigenschaften schon immer mit...«, so gewiß sie »je neu ... in die Tat umgesetzt werden« muß (70). - Fraglos betont Jak die Herkunft (»von oben«) und damit die lautere Qualität (wie auch in 1,17) der Weisheit. Von einer Gabe ist in 3,13-18 aber allenfalls indirekt die Rede. Jak liegt an der Eindeutigkeit; dem noblen Charakter der Weisheit muß das Verhalten der Ver antwortlichen entsprechen. Die beiden wichtigsten Termini dafür sind dyvög und 8iQT|vr| (V. 17). Hier liegen bei den Adressaten die Probleme. Das »Säen in Frie d e n « ! l i t natürlich ein prozeßhaftes Geschehen. ! Eine eschatologische Kompo nente mag nicht auszuschließen sein, steht aber nicht im Vordergrund des jak In teresses; denn übergangslos setzt er in 4,1 seine kritische Analyse der Situation bei den Adressaten fort. 2 0 9
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Vorbemerkungen
zu 4,1-3
(Charakter,
Aufbau,
Tradition
und
Realitätsbezug)
1. Allen N a c h d r u c k legt J a k a u f die Verben bzw. S u b s t a n t i v e u n d a u f einige U m s t a n d s w ö r t e r (»woher, aus, in, weil«), die er z . T . sogar wiederholt. D e m g e g e n ü b e r fehlen alle D a t i v - u n d A k k u s a t i v o b j e k t e ; es bleibt u n g e s a g t , g e g e n w e n u n d u m was die K r i e g e gefuhrt werden, m i t w e m die G l i e d e r streiten, w o n a c h m a n begehrt, was m a n nicht erlangt, zu w e m u n d w o r u m m a n bittet u n d was m a n nicht e m p f ä n g t , was m a n verzehren w i l l . F o r m u l i e r u n g u n d R e a l i t ä t s b e z u g stehen a u f diese Weise z u e i n a n d e r in e i n e m e n g e n , n a c h K l ä r u n g rufenden Wechselverhältnis. - D a s s e m a n tische Inventar zeigt f o l g e n d e S i n n l i n i e n : (1) Kriegswesen, S o z i o l o g i e , (2) Psychologie, A n t h r o p o logie, Triebwelt, (3) Besitz, K o n s u m , (4) R e l i g i o n , Pietät. D i e M i s c h u n g e n variieren; z u n ä c h s t ste hen Kriegswesen u n d Psychologie z u s a m m e n ; d a n n löst die R e l i g i o n d a s Kriegswesen a b (V. 2 b ) ; die Trieb weit erscheint z u m S c h l u ß n o c h e i n m a l . D a s s e m a n t i s c h e Inventar verweist bereits a u f die Struktur. Einerseits g i b t es die u m g r e i f e n d e inclusio f | ö o v a i (V. I b . 3 b ) ; andererseits inkludiert das 213
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°9 Weiteres M a t e r i a l bei W. Foerster: T h W N T II 4 1 7 f.; S t r . - B . I 2 1 5 - 2 1 8 (zu M t 5 , 9 ) ; U l r i c h L u z , D a s E v a n g e l i u m n a c h M a t t h ä u s I ( E K K 1 / 1 ) 2 1 3 . Z u r T e r m i n o l o g i e vgl. J e s 2 7 , 5 ; Prov 1 0 , 1 0 L X X ; K o l 1,19 f. H o p p e 6 7 f f ; i h m folgt F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 9 f. E s geschieht d u r c h d i e A d r e s s a t e n , nicht d u r c h G o t t (s. o.). V g l . S c h n i d e r 9 5 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 5 9 : d a s N a t u r b i l d weise a u f eine A n t h r o p o l o g i e d e s W e r d e n s . B e i d e n E r g ä n z u n g s v e r s u c h e n entstehen verständlicherweise Interpretationsdifferenzen. Vgl. auch Tsuji 173.
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Vorbemerkungen zu 4,1-3
259
W o r t p a a r » K r i e g u n d K a m p f « V l a . 2 b . D a s M a t e r i a l der F r a g e v o n V i a w i r d also in V 2 b n o c h e i n m a l aufgegriffen. - I n s g e s a m t unterteilen sich d i e Verse in eine F r a g e (V. l a ) , die in einer weiteren (offenbar rhetorischen) F r a g e ihre A n t w o r t findet (V. l b ; T h e m a : d a s W o h e r der K r i e g e ) , u n d in eine R e i h e v o n K o n s t a t i e r u n g e n (V. 2 - 3 : T h e m a : A n s t r e n g u n g e n u n d E r f o l g l o s i g k e i t ) . V. 2 - 3 s c h e i n e n V. 1 z u explizieren. D i e s e r A u f b a u geht nicht m i t d e m der S i n n l i n i e n k o n f o r m ; d a r a u s entstehen S t r u k t u r p r o b l e m e . - D e r Stil ist a g g r e s s i v , » s t a c c a t o « , a n k l a g e n d , k o m p r o m i ß los. J a k vermittelt d e n A n s c h e i n , er sei über d a s Verhalten der A d r e s s a t e n g u t informiert. E r rechnet z u d e m m i t Ü b e r e i n s t i m m u n g bei seiner D i a g n o s e in V. l b . D a r a u s ergibt sich d i e F r a g e n a c h gemeinsamen Traditionen. 2 1 5
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2. Z u den meist-notierten Struktur- u n d Verständnisproblemen gehören Wortsinn u n d kontextuelle S t e l l u n g v o n (poveuexe (V. 2 a ; T e x t v e r d e r b n i s ? ) sowie d a s Fehlen eines x a i in V. 2 b n a c h J T o X e u £ i T £ . D a m i t v e r b u n d e n ist die F r a g e der I n t e r p u n k t i o n in V. 2 ; einige A u s l e g e r setzen n a c h (pov8i)8T8 einen ( D o p p e l - ) P u n k t . - M e h r e r e S t r u k t u r m o d e l l e für V. 2 - 3 liegen m i t e i n a n d e r i m Wettstreit. E i n chiastisches S c h e m a m i t vier a n a l o g e n Z e i l e n s c h l ä g t D i b e l i u s vor, w o b e i d i e K o n j e k t u r (pGovetxe (ihr neidet) u n d d i e L e s a r t m i t x a i in V. 2 ( u n d ihr h a b t nicht) vorg e z o g e n w e r d e n . D i e Z e i l e n in der A b f o l g e a l / b l / b 2 / a enthalten d e m n a c h jeweils d e n K o n t r a s t »ihr (Verb) - nicht (Verb) ihr«; b 2 u n d a 2 h a b e n jeweils n o c h eine zusätzliche B e g r ü n d u n g . - E i n anderes, ebenfalls s y m m e t r i s c h e s M o d e l l erkennt zwei D o p p e l z e i l e n m i t einer U n t e r b r e c h u n g n a c h JToXeu^Txe ( o h n e folgendes x a i ) . D i e b e i d e n j e ersten Z e i l e n g e h e n über eine K o n t r a s t i e r u n g h i n a u s , i n d e m sie eine F o l g e h i n z u n e h m e n , w o b e i ein P u n k t hinter ( p o v e u e x e z u setzen sei: »Ihr b e g e h r t u n d h a b t nicht, (deshalb) m o r d e t ihr. Ihr b e n e i d e t u n d k ö n n t nicht erlangen, (deshalb) streitet u n d k ä m p f t i h r « . - E i n v e r w a n d t e s , aber a s y m m e t r i s c h e s M o d e l l operiert m i t zwei Vierzeilern sowie einer U n t e r t e i l u n g n a c h j r o ^ e ^ i e i x e . D i e erste S t r o p h e folge d e m T u n - E r g e h e n Z u s a m m e n h a n g : »Ihr b e g e h r t u n d h a b t nicht/ihr m o r d e t u n d eifert/und k ö n n t nicht erlangen/ihr k ä m p f t u n d führt K r i e g e « . D i e zweite S t r o p h e basiere a u f d e m S c h e m a » T u n - M i ß e r f o l g « , füge aber zwei B e g r ü n d u n g s s ä t z e u n d einen Finalsatz h i n z u : » N i c h t h a b t ihr, weil ihr nicht bittet/ihr bittet u n d e m p f a n g t nicht/weil ihr schlecht b i t t e t / u m es in euren L ü s t e n z u v e r s c h w e n d e n « . M i t m ö g l i c h e m Textausfall rechnet H . W i n d i s c h ; hinter J T O ^ 8 ^ 1 8 1 T 8 m ü s s e ein e n t s p r e c h e n d e s U r teil ausgefallen sein; d i e jetzige F o r t s e t z u n g biete keinen p a s s e n d e n N a c h s a t z . - Alle S t r u k t u r i e r u n g e n , die a u f K o n j e k t u r e n , Textausfall, syntaktischen E r g ä n z u n g e n u n d der B e v o r z u g u n g einer varia lectio basieren, befinden sich v o n vornherein i m N a c h t e i l . D i e L A ( p o v e u e x e ist a u f j e d e n Fall lectio difficilior u n d s o m i t vorzuziehen. Z u fragen ist aber g r u n d s ä t z l i c h , inwieweit der T e x t selbst e i n d e u t i g e S t r u k t u r s i g n a l e enthält. Zergliedert er sich ü b e r h a u p t in ein S c h e m a ? E i n deutliches Z e i c h e n bietet d i e W o r t k e t t e »bitten« in V. 2 b . 3 a ; sie operiert m i t p a r a d o x e n Steigerungsef218
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5 A n d e r s d a g e g e n Sir 1 8 , 3 0 f.; 2 8 , 8 ff. L a w s , C o m m e n t a r y 1 6 9 ; J o h n s o n , A n c B 2 7 5 ; C a r g a l , R e s t o r i n g 1 5 5 ; vgl. M a y o r 1 3 1 . Hauck, Brief 191. M a y o r 1 3 0 : »ihr eifert« ist d a n a c h eine A n t i k l i m a x . E r a s m u s ' K o n j e k t u r qpOovEiTE stellt beides a u f eine E b e ne: N e i d u n d Eifer. N i c h t w e n i g e H s s e r g ä n z e n es. 220 M a y o r 1 3 1 ; H o r t u n d R o p e s z.St.; kritisch d a z u M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 8 A n m . 3 . D i b e l i u s , K E K 2 6 1 f. V g l . D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 5 7 f.; C a r g a l , R e s t o r i n g 1 5 6 . a l : EJti0U|iEiTE usw.; b l : cpOoveiTE usw.; b 2 : [XCIXEOOE usw.; a 2 : OLLTELTE USW. C a r g a l , R e s t o r i n g 1 5 7 f. ( d o r t A n m . 6 2 weitere L i t e r a t u r ) . D i e s e I n t e r p u n k t a t i o n w ä h l t e n bereits B . F. W e s t c o t t / F . J . A . H o r t , T h e N e w T e s t a m e n t in t h e O r i g i n a l G r e e k , C a m b r i d g e / L o n d o n 1 8 8 1 . ; sie findet sich a u c h in d e n Ü b e r s e t z u n g e n » R e v i s e d S t a n d a r d V e r s i o n « u n d » N e w English Bible«; Laws, C o m m e n t a r y 169; Cargal, Restoring 158. 5 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 8 5 f. 226 w / i n J i s ^ 2 7 (unter B e v o r z u g u n g v o n qpOovELTE); vgl. D i b e l i u s , K E K 2 6 1 A n m . 2 . E n t s p r e c h e n d z u »ihr h a b t n i c h t « u n d »ihr k ö n n t es n i c h t erreichen«. W i n d i s c h füllt d i e L ü c k e j e d o c h n i c h t d u r c h e i n e n h y p o t h e t i s c h e n Vorschlag. 228 y g i d i K r i t i k a n E r a s m u s ' K o n j e k t u r bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 8 f.; S c h n i d e r 9 9 ; D a v i d s , C o m m e n t a ry 1 5 8 f. 2 1 6
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V I . D a s Verhältnis zur Welt
260
fekten. H i e r h a b e n wir ein deutliches S t r u k t u r e l e m e n t . Ferner fällt die W i e d e r h o l u n g v o n oi>x exexe V. 2 a . e auf; in V. 2 a h a n d e l t es sich freilich u m eine F o l g e a u s s a g e , in V. 2 e d a g e g e n u m eine T h e s e , die b e g r ü n d e t wird. S a c h l i c h parallel steht d e m ersten ot>x e'xere die Z e ile » u n d ihr k ö n n t nicht e r l a n g e n « (V. 2 c ) . J a k h a t in V. 2 - 3 diese b e i d e n E l e m e n t e (Wortkette » b i t t e n « , »ihr h a b t nicht«) i n e i n a n d e r v e r s c h o b e n , aber strukturell nicht z u e i n e m e b e n m ä ß i g e n A u s g l e i c h g e b r a c h t . E r zielt a n s c h e i n e n d früh (V. 2 a ) a u f » b e g e h r e n u n d nicht h a b e n « , schiebt aber n o c h » S t r e i t « - E l e m e n t e n a c h . D i e S i n n l i n i e n d o m i n i e r e n über eine klare Struktur. D i e U n t e r t e i l u n g v o n V. 2 - 3 ergibt sich s o m i t a m ehesten v o n der W i e d e r h o l u n g o u x e x e x e in V. 2 e her. V. 2 a - d b i l d e n einen ersten K o m p l e x m i t vier Einzelteilen ( e m 0 u u £ i x e . . . , qpoveuexe x a i ov ö u v a a ö e | i d x £ ö 0 e . . . ) , w ä h r e n d i m zweiten K o m p l e x (V. 2 e - 3 c ) zwar zwei parallele A n s ä t z e (o'ux e x e t e cdxelxe...) v o r h a n d e n s i n d , die syntaktische S t r u k t u r j e d o c h d u r c h B e g r ü n d u n g s - u n d Finalelem e n t e ( ö i d T O . . . , 6 t o x i . . . t v a ) b e s t i m m t wird. 2 2 9
3. W a s trägt eine T r a d i t i o n s a n a l y s e zur F r a g e der S t r u k t u r i e r u n g aus? D i e T h e s e in V. 1 vermittelt hellenistisches, j ü d i s c h e s u n d r ö m i s c h e s A l l g e m e i n g u t , d a ß n ä m l i c h aus L e i d e n s c h a f t e n K ä m p f e , U n r u h e n usw. e n t s t e h e n . D i e N e g a t i v q u a l i f i z i e r u n g der f | ö o v c d entspricht g a n z der durchaus einseitigen - A n s i c h t bei S t o i k e r n , K y n i k e r n , 4 M a k k u n d Philo. D i e T r a d i t i o n verb i n d e t also d i e militärischen u n d p s y c h o l o g i s c h - a n t h r o p o l o g i s c h e n M o t i v e . E in f lu ß v o n L a s t e r k a t a l o g e n verraten in V. 2 d i e V er ben e m ö u ^ e l v , qpovetv, £ r ] X o ' ö v . A u c h diese A u s s a g e n b e r u h e n a u f der V e r b i n d u n g v o n militärischen u n d p s y c h o l o g i s c h e n A u s s a g e n . — D a s W o r t p a a r » b i t t e n u n d e m p f a n g e n « in V. 2 f. k ö n n t e J e s u s - T r a d i t i o n anzeigen; s. b e s . M t 7 , 7 ff. (bes. V. 8) par. L k 11,9-13. Z w i s c h e n J a k u n d seinen A d r e s s a t e n sind d a n n die B e d i n g u n g e n strittig, u n t e r welc h e n diese beiderseits b e k a n n t e V e r h e i ß u n g gilt. W o r t w a h l u n d A r g u m e n t a t i o n s s t r u k t u r v o n V. 2 f. lassen sich g u t d a r a u s a b l e i t e n . 5 J a k u m r a h m t diese S i n n l i n i e in V. 2 f. m i t der p s y c h o l o g i s c h e n ( e m 6 u u £ L V u n d f | d o v a i , ) . D a b e i n i m m t » b e g e h r e n « zugleich a u c h d i e j ü d i s c h e D e k a l o g - I n t e r p r e tation auf, w o n a c h d a s 1 0 . G e b o t S u m m e u n d S p i t z e des G a n z e n , d a s B e g e h r e n s o m i t die G r u n d s ü n d e sei (vgl. o. zu 1,14 f . ) . - U n a b g e d e c k t ist bisher d a s »Streiten der B e g i e r d e n in d e n G l i e d e r n « in V. I b . Verbreitet ist d a s M o t i v des Streits der G l i e d e r u n t e r e i n a n d e r u m die Vorrangstell u n g ? ; gefährdet ist in d i e s e m Fall d i e E i n h e i t des L e i b e s (vgl. I K o r 1 2 ) . J a k hat j e d o c h nicht d e n Streit der Glieder, s o n d e r n d e n der L ü s t e »in d e n G l i e d e r n « i m Blick. Philo u. a. k e n n e n d e n K a m p f der L e i d e n s c h a f t e n i m M e n s c h e n . D i e Leidenschaften ringen in der I ^ D X ^ I ) w o b e i sie d e n niederen Teil des M e n s c h e n ( B r u s t , B a u c h ) vertreten; ihr G e g e n p a r t ist d a s Intellektuelle ( d i d v o i a , voüg, Xoyog, ö C D c p Q O ö t J v n ) . G e f ä h r d e t ist in d i e s e m Fall die ethische Q u a l i t ä t des M e n s c h e n , speziell seine Friedensfähigkeit. J a k steht d e m d u r c h a u s n a h e . V e r w a n d t d a m i t ist d a s M o t i v d e s R i n g e n s v o n zwei T r i e b e n ( » b ö s e r / g u t e r Trieb« in d e n R a b b i n i c a ) bzw. zwei G e i s t e r n 2 3 0
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D i e V e r s u n t e r t e i l u n g bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 8 6 , w i r d d a b e i ü b e r n o m m e n : V. 2 a - e ; 3 a - c . V g l . o. d i e E i n f ü h r u n g z u 3 , 1 3 - 5 , 6 ( » T r a d i t i o n s e l e m e n t e « ) . S . N e u e r W e t t s t e i n 1 3 1 8 ff. S o z. B . P l a t o P h a e d 6 6 b - d ; L e g 8 6 2 d ; Philo D e t 174; J o s 5 6 f.; P r a e m 9 4 . V g l . G u s t a v Stählin: T h W N T II 9 1 3 - 9 1 9 , a u c h z u a n d e r e n L i n i e n . D e r » b ö s e T r i e b « entspricht in etwa der ( b ö s e n ) » L u s t « (s. e b d . 9 1 9 , 3 3 - 4 8 ) . V g l . Plato L e g 6 7 9 c , T e s t G a d 4 , 6 ; l C l e m 3 , 4 - 6 , 3 ; Sir 1 8 , 1 7 . 2 1 ; l j o h 3 , 1 5 . Alxeco b e i P a u l u s n u r I K o r 1,22. I n d e n E v a n g e l i e n (genauer: in Q ) heißt es nie, d a ß J e s u s für sich selber m i t d i e s e m W o r t »bitte«. S . Walter R a d i : E W N T I 1 0 3 ; G . Stählin: T h W N T I 1 9 2 . S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 9 , u. a. V g l . a u c h l j o h 5 , 1 5 . 235 V g l . aber a u c h u. z. St. zur M ö g l i c h k e i t einer weiteren T r a d i t i o n s a u f n a h m e in V. 2 a . S . Rom 7 , 7 ff.; Philo D e c a l 1 4 3 ; 4 M a k k 2 , 6 ; V i t A d 1 9 (die e m O u u i a ist » d a s H a u p t « j e d e r S ü n d e ) . V g l . H a n s H ü b n e r : E W N T II 6 8 f. ? Vgl. Johannes Horst: T h W N T I V 583; Frankemölle, Ö T K 583. Philo L e g A l l 1,86; 3 , 2 1 . 1 1 6 ; D e t 1 7 4 ; E b r 7 5 ; G i g 5 1 ; J o s 5 6 ; P r a e m 9 1 . 9 4 . S o Philo L e g A l l 3 , 1 1 6 ; E b r 7 5 ; G i g 5 1 ; P r a e m 8 8 . V g l . a u c h IPetr 2 , 1 1 : d i e sarkischen B e g i e r d e n streiten g e g e n d i e Psyche. Philo L e g A l l 3 , 1 1 6 ; D e t 1 7 4 . Philo L e g A l l 3 , 2 1 ; 3 , 1 1 6 ; J o s 5 7 . G . Stählin: T h W N T II 9 1 9 . 2 3 0
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Vorbemerkungen zu 4,1-3 (Qumran)
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u m d e n M e n s c h e n . U n g e w ö h n l i c h ist aber d i e F o r m u l i e r u n g » . . . d i e in euren G l i e -
d e r n streiten« (V. l b ) . E i n e gewisse Parallele bietet Rom 7 , 5 (vgl. 6 , 1 3 ff.): »die J i a 0 r | ^ a T a o d e r S ü n d e n ... wirkten in u n s e r e n G l i e d e r n (7,7
2 4 4
, u m d e m T o d Frucht zu bringen«, zumal bald darauf
ff.) d a s W i r k e n der e m G u u i a dargelegt w i r d . N u n ist a u c h für Rom 6 f. der
u n d e u t l i c h - »vielleicht einer älteren j ü d i s c h e n bzw. hell. T r a d i t i o n « e n t s t a m m e n d (A) 2 0 ; s y r B a r 4 9 , 3 ; A b o t h R . N a t h a n 16; T e s t R u b 3 .
2 4 6
2 4 5
Hintergrund
, evtl. T e s t A b r
S e h r klar u n d n a h e l i e g e n d s i n d diese letzt-
g e n a n n t e n T e x t e für J a k allerdings nicht. D e r S c h l u ß a u f ein S t ü c k P a u l u s - R e z e p t i o n bei J a k scheint v o n allen H e r l e i t u n g e n d i e n ä c h s t l i e g e n d e z u sein. D a s w ü r d e n i c h t n u r d e n A n s c h l u ß m i t em0uu£LT£ erklären, s o n d e r n a u c h d i e A r t u n d K ü r z e der F o r m u l i e r u n g . S i e w ä r e d a n n eine Anspielung a u f den Adressaten bekanntes Paulus-Gut. -
V o n der T r a d i t i o n s v e r b r e i t u n g
her
betrachtet, greift J a k also a n f a n g s ein b e k a n n t e s M o t i v a u f ( b e g e h r e n d e E m o t i o n e n v e r u r s a c h e n Streit). E i n P a u l u s - A n k l a n g erinnert a n d e n O r t (bzw. d a s I n s t r u m e n t )
2 4 7
d e s Streites u n d lenkt
ü b e r z u m e m G u u i a - M o t i v , w o r a u s d i e zentrale A u s s a g e in V. 2 a entfaltet w i r d . S i e w i r d z u n ä c h s t d u r c h L a s t e r k a t a l o g - M a t e r i a l amplifiziert, bevor sie in i h r e m E r g e b n i s t e i l (»ihr h a b t nicht«) a u f g e n o m m e n u n d m i t J e s u s - G u t verknüpft wird. D i e S c h l u ß - i n c l u s i o dürfte redaktionell sein. 4 . W o v o n reden d i e Verse? D i e A n t w o r t h ä n g t selbstverständlich v o n der P l a z i e r u n g d e s g a n z e n D o k u m e n t s a b . Differenziert w i r d in der Literatur n a c h d e m K r i t e r i u m » w ö r t l i c h / ü b e r t r a g e n « (bei » K r i e g e « usw.), n a c h der G r u p p e n z u g e h ö r i g k e i t u n d n a c h der Z e i t . Vertreter eines w ö r t l i c h e n Vers t ä n d n i s s e s a r g u m e n t i e r e n , i m j ü d . - n a t i o n a l e n R a h m e n sei es für d i e C h r i s t e n a u f g r u n d zelotischer U m t r i e b e zur k o n k r e t e n B e g e g n u n g m i t K ä m p f e n g e k o m m e n .
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Zumeist denkt m a n dabei an
eine frühere o d e r spätere P h a s e des J ü d i s c h e n K r i e g e s 6 6 - 7 0 . S p ä t e r datiert, stehen »die Leser ... als christliche N a c h f o l g e r d e s j ü d i s c h e n Z e l o t i s m u s « d a . Neigungen« u . d g l . stellt.
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2 5 0
2 4 9
Ihr T r e i b e n reiche bis z u »terroristischen
; sie h ä t t e n i m r ö m i s c h e n S t a a t eine religiös-anarchistische B e w e g u n g d a r g e -
D a d u r c h seien einzelne C h r i s t e n in M a r t y r i u m u n d T o d g e t r i e b e n w o r d e n (»ihr t ö t e t « ) .
D a s w ö r t l i c h e V e r s t ä n d n i s d e r betreffenden W ö r t e r w i r d h e u t e aber n u r n o c h selten vertreten; d i e m e i s t e n K o m m e n t a t o r e n ziehen (zu R e c h t ) einen m e t a p h o r i s c h e n S i n n vor. Inhaltlich d e n k t m a n oft a n d e n P a r t e i e n - U n g e i s t in der G e m e i n d e , speziell der L e h r e r . sen K l a s s e n « w u r d e als L ö s u n g s m o d e l l v o r g e s c h l a g e n .
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A u c h »der N e i d der besitzlo-
A n d e r e I n t e r p r e t a t i o n e n m e i n e n , J a k rede
v o n d e n M e n s c h e n generell ( o h n e direkten B e z u g zur S i t u a t i o n der A d r e s s a t e n ) ;
2 5 4
oder: J a k
schreibe präventiv eine A r t warnend-didaktisches futurisches Präsens (»Wenn ihr begehrt, d a n n werdet ihr m o r d e n « ) ;
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oder: J a k werte »die innerchristlichen Streitigkeiten als eschatologische K r i e -
S o 1 Q S 3 , 1 7 ff.; 4 , 2 3 . V g l . a u c h T e s t S i m 3 , 3 . U n t e r d e n Stellen m i t \ieXoc, i m N T vgl. b e s o n d e r s K o l 3 , 5 ( » T ö t e t d i e G l i e d e r a u f E r d e n - U n z u c h t , U n reinheit, JtdOog, ejuOuuiav x a x r | v u s w . « ) . O t t o Michel, D e r Brief an die R ö m e r ( K E K ) zu 6,13. S o E d u a r d Schweizer, D i e S ü n d e in d e n G l i e d e r n , in: O t t o B e t z u. a. ( H g . ) , A b r a h a m u n s e r Vater. J u d e n u n d C h r i s t e n i m G e s p r ä c h ü b e r d i e Bibel ( F S O t t o M i c h e l ) , L e i d e n (Brill) 1 9 6 3 , 4 3 7 - 4 3 9 . S . u. in d e r E x e g e s e v o n 4 , 1 . S . o. E i n l e i t u n g § 4 , 3 ü b e r M a r t i n u n d T o w n s e n d . V g l . Schlatter, B r i e f 2 4 0 - 2 4 3 ; A d a m s o n , E p i s t l e 3 3 3 . B o R e i c k e , D i a k o n i e , F e s t f r e u d e u n d Z e l o s in V e r b i n d u n g m i t d e r altchristlichen A g a p e n f e i e r ( U U A 1 9 5 1 : 5 ) , U p p s a l a / W i e s b a d e n ( L u n d e q i s t s k a / H a r r a s s o w i t z ) 1 9 5 1 , 3 3 9 f f , d a s Z i t a t 3 4 2 ; s. ferner: « . . . Leser, w e l c h e d i e K i r c h e b e i n a h e z u einer Parteiangelegenheit m a c h e n u n d d a s G o t t e s r e i c h d u r c h A g i t a t i o n , T e r ror u n d a n d e r e materielle V e r a n s t a l t u n g e n h e r b e i z w i n g e n w o l l e n « ( 3 4 0 ) ; » Ä u s s e r u n g e n eines p o l i t i s c h - s o z i alen A n a r c h i s m u s o d e r >Zelotismus«< ( 3 4 8 ) . R e i c k e , D i a k o n i e 3 4 1 : »Ja, s o g a r K r i e g e u n d Streitigkeiten k o m m e n b e i i h n e n vor, 4 , 1, i n d e m sie m o r d e n u n d zelotisch tätig s i n d (^ntaröv), streiten u n d k ä m p f e n ... J a k ... k a n n d a b e i u n m ö g l i c h i m b i l d l i c h e n S i n n e geredet h a b e n . » Reicke, A n c B 4 5 . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 7 6 ; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 5 6 ; O t t o B a u e r n f e i n d : T h W N T I V 5 3 3 (Wortstreit). Windisch 26. y g i L a w s , C o m m e n t a r y 1 7 1 f. Vgl. Laws, C o m m e n t a r y 172.
V I . D a s Verhältnis zur Welt
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ge«. - D i e j a k D i k t i o n ist zu direkt, als daß nicht unmittelbar Probleme bei den Christen a n g e sprochen wären. D e r Schluß v o n der T e r m i n o l o g i e a u f eine spezifische historische G e g e b e n h e i t (jüd. Zeloten als A u f s t a n d s b e w e g u n g gegen R o m ) ist keineswegs zwingend; die Tradition der Lasterkata loge erklärt die Wortwahl durchaus. A u c h sonst gibt es bei J a k keine Hinweise a u f Auseinanderset zungen m i t der Judenschaft oder d e m I m p e r i u m R o m a n u m . J a k differenziert hier auch nicht zwi schen sozialen S c h i c h t e n . E r hat konkrete M i ß s t ä n d e vor A u g e n ; er schreibt nicht präventiv-di daktisch. - Synchronisch hat m a n von Stellen wie 2 , 1 1 . 1 5 f.; 4 , 1 7 ; 5,4-6 d a r a u f geschlossen, daß J a k an konkrete Tat- bzw. U n t e r l a s s u n g s s ü n d e n m i t teilweise verheerenden Folgen denkt. D i e s e Stellen sind hier insofern relevant, als J a k nicht nur Wortgezänk i m Blick hat, sondern z u m i n d e s t auch sozi ale Folgen des Streitens. »Kriege u n d K ä m p f e « wird m a n in der Tat metaphorisch zu deuten haben; aber der Streit bei den Christen sollte nicht a u f eine intellektuelle E b e n e begrenzt gesehen werden. G e r a d e wirtschaftliche Interessen treten in K a p 4 - 5 deutlich hervor. Ekklesiale Streitigkeiten ( u m Prestige, Einfluß, G e h ö r usw.) werden sich m i t s o z i o - ö k o n o m i s c h e n (gesellschaftliche Position, Vor a n k o m m e n , Aufstieg usw.) vermischt h a b e n . Z u d e m läßt es die F o r m u l i e r u n g v o n V i a offen, inwieweit sich die in V. 1 -3 genannten Auseinandersetzungen a u f das zwischenchristliche Verhältnis beschränkt oder auch darüber hinaus a u f das zur U m w e l t bezogen haben. I m m e r h i n schreibt J a k ev ijfxlv, was »unter euch« u n d »bei euch« heißen kann; er formuliert nicht reflexiv x a i äXkr\ko)v (s. dazu weiter die K o m m e n t i e r u n g v o n 4 , 1 ) . D i e Ziele der G e l ü s t e u n d Begierden liegen wahr scheinlich i m L e b e n in seiner ganzen Breite (Ansehen, Erfolg, R e i c h t u m , materielle u n d ideelle Vor teile). D i e so Angegriffenen befanden sich d a n n nicht nur i m R a u m der G e m e i n d e , sondern auch in in der Welt des Berufs, der Nachbarschaft u n d des öffentlichen L e b e n s . D a r a u f verweist deutlich sogleich die Fortsetzung 4 , 4 : L i e b e zur Welt. - Als Adressat des a i x e i v kann nur G o t t infrage k o m men; in V. 2-3 geht es also u m die praxis pietatis. D a m i t ist j e d o c h in keiner Weise präjudiziert, wor auf sich die W ü n s c h e richten. Rein innerkirchliche Begehrlichkeiten werden d e m D u k t u s des Textes k a u m gerecht, unbeschadet v o n Rivalitäten auch unter Christen, seien es Einzelne oder sogar S i p p e n . 2 5 7
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5
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1 In scharfem Kontrast zum Friedensgemälde in 3,17 f. konstatiert Jak Kriege und Kämpfe bei den Adressaten. Das Faktum steht für ihn fest; ein Bezweifeln von seiten der Leser erscheint ausgeschlossen. Was interessiert, ist die Herkunft (zweifaches Jtö08v). Die Frage wird sofort mit einer weiteren beantwortet (evxei36ev), die (wegen des oux) nur bejaht werden kann. - Die Termini jro^eji- und \ia%- sind im N T nega tiv besetzt; sie werden nie positiv als Metaphern etwa für den christlichen Lebenskampf verwendet. »Krieg« (jtoXejioc;) ist der übergreifende Ausdruck, »Kampf« (jidxT]) bezeichnet das konkrete Ausfechten. Beides zielt auf Verdrängung, ja Vernichtung des Gegners. Auch im übertragenen Sinn der Wörter sind Rücksichtslosigkeit und Bru talität impliziert. Wahrscheinlich denkt Jak an Rivalitäts- und Verdrängungskämpfe von Christen gegenüber Mitchristen und anderen. Es herrscht kein Friede in der Gemeinde. - Der Ursprung des Unfriedens liegt selbstverständlich nicht bei Gott (s. bereits 1,13 ff.). Auch »Höllenspuren« (wie in 3,6) und Dämonie (3,15) werden in 4,1 ff. nicht aufgeführt. Die Quelle ist eindeutig, wie evxeüBev signalisiert. Krieg 260
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O t t o B o c h e n E W N T III 3 0 7 . Richtig: F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 7 6 . Vgl. Popkes, Adressaten 53-90. S . d a g e g e n D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 5 6 »in C h r i s t i a n Community«. O . B a u e r n f e i n d : T h W N T I V 5 3 3 f.; ders.: T h W N T V I 5 1 5 , 1 6 ff. V g l . 2 T i m 2 , 2 3 f.; T i t 3 , 9 . A n d e r s OToaTe-üOiiai, s. I T i m 1,18; 2 T i m 2,4; vgl. I K o r 9,7; 2 K o r 10,3. 261 V g l . B a u e r - A . 1 0 0 6 u n d 1 3 7 3 f. M a y o r 1 2 9 differenziert: a n d a u e r n d / A u s b r u c h . 262 V g l . o. in d e n V o r b e m e r k u n g e n z u 4 , 1 - 3 (Pkt. 4 ) z u ev uutv. 263 S c h r ä g e , J a k o b u s b r i e f z. St., meint: d a s war d e m Verf. w o h l »zu m y t h o l o g i s c h - m e t a p h y s i s c h , j a gefährlich«.
4,1
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entstammt, »wie doch jedermann weiß« (vgl. die Traditionsanalysen in der Einführung zu 3,13-5,6 und in den Vorbemerkungen zu 4,1-3), den »Lüsten«. Jak teilt die Ein schätzung von f|öovou mit vielen Zeitgenossen. Die Wortgeschichte deutet freilich auf eine verzweigte ethische und anthropologische Diskussion. Im Hintergrund steht die Frage nach dem, was Freude macht; rjöovfj bezeichnet den gegenwärtigen Genuß, während »Begierde« (emBuuia) auf die Zukunft gerichtet ist. Als Gegenbegriffe zu f|6ovr| erscheinen teils Schmerz, Trauer und Mühe, teils aber auch Tugend und Ver nunft. Der Gefühlsaspekt (Freude/Schmerz) ist unstrittig, nicht jedoch die Zuordnung zu den »Leidenschaften« (jtdBr]) und zum Glücksverständnis (euöaiuovia). Ist r)öovr| etwas Gutes oder Schlechtes oder ethisch Neutrales? An dieser Frage unterscheiden sich die nachsokratischen philosophischen Schulen. Kriterium ist das Verhältnis zu Natur, Vernunft und Tugend. Weithin ist f|6ovr| ein »edler Begriff«. Die ethische Proble matik lösten manche (Aristot., Epic. u. a.) durch die Differenzierung zwischen höheren und niederen f|öovai. Kritisch eingestellt waren vor allem Stoiker und Kyniker; sie wollten den Menschen durch Vernunft, nicht durch A f f e k t e geleitet sehen. Diese Linie übernehmen 4Makk (die Urteilskraft [Xoyiöfxiög] muß die Affekte beherrschen) und weitgehend P h i l o . Auch für ihn steht die f|6ovr| im Gegensatz zur Vernunft; er stellt zudem die Verbindung zum 10. Gebot her (Decal 142 ff.): die emGuuia ist auf f|8ovf| (Vergnügen) a u s . Für Jak ist f|öovr| in V. 1 anscheinend ein » A n t r i e b « und steht insofern semantisch kmQv\ila nahe. In V. 3 freilich handelt es sich - als Ergebnis von Verlangen und Erbitten - mehr um das Lust-Erleben selber. Jak steht jedenfalls anthropologisch-ethisch (wie Stoa, 4Makk und Philo) dem inneren Verlangen und des sen Ausleben skeptisch gegenüber (vgl. M k 7,15). - Das »Streiten der Lüste« geschieht »in den Gliedern - eine möglicherweise von Paulus beeinflußte Formulierung (s.o.). Es heißt nicht, daß die Glieder gegeneinander kämpfen. »Glieder« bezieht sich auch schwerlich auf Gemeindemitglieder , ist also nicht korporativ, sondern individuell persönlich zu verstehen. Sind die Glieder Ort oder M i t t e l des Streitens ? Wahr scheinlich ist das ev lokal gemeint; ein Dat. instrumentalis müßte deutlicher formu liert sein. Die rjöovai streiten also im Menschen mit allen seinen Betätigungsmög264
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I m N T ist f | ö o v r | ein relativ s p ä t e s u n d seltenes W o r t : L k 8 , 1 4 ; T i t 3 , 3 ; 2 P e t r 2 , 1 3 ; J a k 4 , 1 . 3 . A u c h in d e r L X X selten ( a u ß e r in 4 M a k k ) . V g l . G u s t a v S t ä h l i n : T h W N T II 9 1 1 - 9 1 8 . » D i e W e r t u n g d e r fjöovrj g e h ö r t z u d e n G r u n d f r a g e n d e r p h i l o s o p h i s c h e n W e r t l e h r e u n d E t h i k « ( 9 1 5 , 8 f.). 5 S t ä h l i n : T h W N T II 9 1 7 , 3 7 f. V g l . a u c h d i e v e r b r e i t e t e F r a g e n a c h d e m G l ü c k : K l a u c k II 7 5 ff. D i e t r a d i t i o n e l l e n vier H a u p t a f f e k t e s i n d , aufgeteilt n a c h » a n g e n e h m o d e r u n a n g e n e h m « u n d » b e z o g e n a u f V o r h a n d e n e s o d e r N i c h t v o r h a n d e n e s « f | ö o v r | , ejtiB'uuia, Xvm], (poßoc;. S o a u c h P h i l o D e c a l 1 4 3 . 1 4 6 . V g l . F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T III 1 6 8 . V g l . S t ä h l i n : T h W N T II 9 1 8 f.; L u c k , G u t e 2 3 0 . P h i l o D e c a l 1 4 2 : f|6ovr| ist eines d e r n&Qr\ aj^xfjc;. 1 5 1 identifiziert d i e H e d o n e m i t d e m E r o s , u n d z w a r » n a c h einer F r a u o d e r n a c h R u h m o d e r i r g e n d e i n e m a n d e r e n V e r g n ü g e n « . 1 5 3 : A l l e K r i e g e e n t s t a n d e n a u s einer Q u e l l e , n ä m l i c h d e r B e g i e r d e n a c h B e s i t z o d e r R u h m o d e r V e r g n ü g e n . J a k qualifiziert ihn n i c h t als » b ö s e n T r i e b « , a n d e r s als i m r a b b i n i s c h e n M a t e r i a l . M i t D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 5 7 , g e g e n R o p e s 2 5 3 ; vgl. C a r g a l , R e s t o r i n g 1 5 5 . V g l . d a g e g e n B u r c h a r d , H N T z. St: » D a es in V i a u n d a b V. 2 u m Streit u n t e r d e n A d r e s s a t e n g e h t , d e u t e t m a n V. l b a m b e s t e n e n t s p r e c h e n d u n d n i c h t a u f e i n e n d e n Streit v e r u r s a c h e n d e n K a m p f i m M e n s c h e n « . S o J . H o r s t : T h W N T V 5 7 2 (s. aber a u c h A n m . 9 4 : evtl. l o k a l ) . A n d e r s a k z e n t u i e r t B u r c h a r d , H N T z. St.: » D i e L ü s t e s i n d also n i c h t g e g e n , s o n d e r n a u f e t w a s a u s , u n d zwar g e w o h n h e i t s m ä ß i g ...; i m B i l d g e b l i e b e n a u f B e u t e , d i e i m K r i e g S o l d a t e n r e c h t ist«.
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V I . D a s Verhältnis zur Welt
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lichkeiten (dafür steht »Glieder«). Jak läßt nicht erkennen, daß die Lüste etwa gegen die Vernunft, die bessere Einsicht u. dgl. stritten. Aber auch ein K a m p f der f|8ovai gegeneinander um die Vorherrschaft ist nicht unbedingt impliziert. Es genügt zu registrieren, daß Jak den Menschen als ein von Emotionen und Begierden »angefochtenes« Wesen sieht; Lustempfindungen wollen ihn überwältigen und zu Tätigkeiten »hinreißen«, die soziale Auseinandersetzungen herbeiführen. Der Unfriede in der Welt wurzelt somit in der Instabilität, ja in der Friedlosigkeit des Menschen. Der Mensch ist in sich selbst ein Kampfgeschehen. 2a In 1,14 f. hatte Jak emGuuxa bereits in den Zusammenhang von Versuchung, Sünde und Tod gestellt. In 4,2 läßt sich dem Verb der pejorative Sinn vom Kontext her entnehmen. Jak steht wiederum in der Tradition von Stoa, Philo und 4Makk, wo das Verlangen (em0i)[xeiv) als einer der vier Hauptaffekte (neben Lust, Trauer, Furcht) negativ bewertet wird. »Verlangen« wird dabei vom »Wollen« (ßoi3X,eo0oa, 0eXeiv) qualitativ unterschieden. 5 Der breitere Sprachgebrauch (auch in der LXX) für em0vu£iv ist dagegen durchaus neutral (vox m e d i a ) , teilweise auch im N T , wo jedoch die Tendenz zum Negativen (besonders beim Substantiv) unübersehbar ist, speziell bei P a u l u s . - In der Affektenlehre (wie sie etwa Philo Decal 143 ff. darlegt) ist es geradezu Schicksal der 87X101)uxa, auch bei angestrengtestem Bemühen das Erzielte nicht zu erreichen; die Wortwahl gleicht der bei Jak: TV%ZIV ... eqpi%veio0ca 8' aöuvaxoöv (Decal 146). Das Verlangen bleibt stets durstig; es enthält in sich die Strafe des Tantalus (149). Aussage und Formulierung bei Jak (speziell in V. 2c) sind also nicht überraschend neu. Eigentümlich ist allerdings das zweifache objektlose ovx exexe. Sollte Jak eine Anspielung eingeflochten haben? Im Kontext von »bitten und empfangen« (vgl. M t 7,7 ff. par.) würde sich ein Jesus-Wort wie M k 4,25 parr. (»wer da hat, dem wird gegeben«; auch bei Q: M t 25,29 par.) anbieren. Traditionsaufnahme könnte erklären, weshalb Jak thesenhaft gerade diese Formulierung in V. 2a voranstellt. - »Ihr tötet und eifert« ist Konkretisierung des »Verlangens«. Das Wortpaar »ihr kämpft und führt Krieg« bildet die Fortsetzung auf gleicher Linie. Wenn überhaupt etwas, so fällt »ihr eifert« aus dem Rahmen des Worrfeldes »Kriegswesen«. Die Wortwahl sowohl von qpoveuexe als auch von ^nXoiJTe könnte kontextbedingt sein; denn »eifern« nimmt zweifellos »Eifer« in 3,14.16 auf, und qpoveuexe könnte zusammen mit uoixaXIöeg (4,4) aufgrund des Dekalogzitats in 2,11 (Ehebruch und Mord) gewählt sein (sog. »flashbacks«). - Im übertragenen Sinn verstanden, unterstreicht qpoveuexe die Skrupellosigkeit und böse Radikalität, mit der das »Verlangen« gegenüber anderen durchgesetzt werden soll (»ihr geht über Leichen!«), wohl im täglichen Verdrän273
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M i t H a u c k , B r i e f 1 8 9 . D e s h a l b ist V o r s i c h t g e b o t e n g e g e n ü b e r einer I n t e r p r e t a t i o n als i n n e r e G e s p a l t e n heit (vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 8 3 ; C a r g a l , R e s t o r i n g 1 5 5 ) .
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H a u c k , B r i e f 1 8 9 : W i e e i n e k a m p f b e r e i t e S c h a r in d e n G l i e d e r n . A h n l i c h S c h r ä g e , J a k o b u s b r i e f z. S t . J o h n s o n , N o v T 1 9 8 3 u n d A n c B 2 7 6 f., leitet d i e A u s s a g e n v o m T o p o s » N e i d « a b ; a b e r J a k r e d e t hier n i c h t v o n qpOövog (vgl. 4 , 5 ) .
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5 F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T III 1 6 9 ; ß o M o u m folgt in 4 , 4 .
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Büchsei 168.170.
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H a n s H ü b n e r : E W N T II 7 0 f.
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Vgl. noch I K o r 4,7; 2 K o r 6,10; 8,12.
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V o n d e n 1 2 cpoveuw-Stellen i m N T ( S c h w e r p u n k t e in M t u n d J a k m i t 5 bzw. 4 Stellen) s i n d 8 D e k a l o g R e z e p t i o n : H . R . Balz: E W N T I I I 1 0 4 2 .
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4,2-3
gungswettkampf. Die Wiedergabe von £r]X6ü) mit »rücksichtslos, ja fanatisch sein« dürfte hier die Intention des Jak am ehesten treffen. Wiederum engt Jak den semantischen Gehalt des Verbs stark ein. Von Hause aus und auch im N T ist JjjXöo) breit angelegt : sich begeistern für, ein Ziel erstreben, sich ereifern für, werben um, beneiden. Jak akzentuiert die Aspekte Mißgunst, Affekt-Bestimmtheit und Rücksichtslosigkeit. - Das Problem, das angestrebte Ziel (nicht) erreichen zu können, signalisieren neben emOuuia auch ö w a o O e (vgl. o. zu 3,2.8) und emruxetv. D e m im N T seltenen Verb e m r u Y x d v ü ) (erlangen, erreichen) eignet von Hause aus das Element der Ungewißheit jedes Schicksalhaften (TV%r]). Jak betont: Weder die Anstrengung als solche noch gar die eingesetzten Mittel fuhren zum Ziel. Zu diesen Mitteln gehören einerseits der Kampf, andererseits auch das B i t t e n . 3 Bevor Jak letzteres kommentiert, hebt er nochmals (inclusio zu V. la, jetzt in umgekehrter Folge) das kriegerische Treiben der Adressaten hervor, über welches zu urteilen ist:. »Mit Gewalt läßt sich nichts erreichen!« Die Aussage wirft noch einmal Licht auf die Ziele der Adressaten und des Jak Meinung. Ein generell auf das Lust-Prinzip und das HabenWollen aufgebautes Leben führt nicht zu Glück und Erfolg, schon gar nicht in Gottes Beurteilung, und auch nicht im Hinblick auf die Stellung und das Miteinander in der Gemeinde (vgl. M k 10,42-44). 2b-3 Nach Abschluß der Sinnlinie »Kriegswesen« beleuchtet Jak die der »praxis pietatis«, strukturiert durch das dreifache »bitten«, das doppelte »weil« und das einfache »damit«. Inhaltlich geht es um das rechte Beten. Ausgangsbeobachtung ist wie in V. 2a das »ihr habt nicht«; in V. 3a wird es durch »ihr empfangt nicht« variiert - die zweite Variante neben »ihr erlangt nicht«. - Anders als in 1,5 f., wo a i T i ü ) (im Aktiv) nur »bitten« heißen kann, changiert die Bedeutung jetzt möglicherweise zwischen »fordern« und » b i t t e n « . In 5,13-18 verwendet Jak eine ganz andere Gebetsterminologie ( j i Q O ö e v x - , öerioig). ^ Wenn der Wechsel Medium/Aktiv/Medium in 4,2-3 überhaupt von Bedeutung sein s o l l t e , dann würde der Akzent von »bitten« zu »fordern« und zurück zu »bitten« wechseln. Das entspräche jedoch nicht 1,5 f. Vielleicht ist die Aktiv-Form in V. 3 von M t 7,7.11 par. Lk 11,9-13 her bedingt (dort durchgehend Aktiv, parallel mit ^rrriü)). Auf jeden Fall treibt Jak eine Art rhetorisches Versteckspiel mit den Adressaten: »Ihr bittet nicht ihr bittet zwar - ihr bittet schlecht«. Er stellt ihr Beten zunächst generell infrage, 280
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D i d 3 , 2 : Z o r n f ü h r t z u m M o r d ; n i e m a n d sei ein Eiferer o d e r s t r e i t s ü c h t i g n o c h ü b e r e r r e g b a r ; d e n n a u s all d e m e n t s t e h e n M o r d e . M t 5 , 2 1 f.: D e r M o r d e n t s t a m m t d e m Z o r n . V g l . S c h l a t t e r , B r i e f 2 4 3 .
2 8 1
A l b r e c h t S t u m p f f : T h W N T II 8 8 4 ff. A u s g e s p r o c h e n p o s i t i v e t w a I K o r 1 2 , 3 1 ; 1 4 , 1 . 1 2 . 2 9 ; 2 K o r 1 1 , 2 ; IPetr 3 , 1 3 ; T i t 2,14.
2 8 2
N o c h in Rom 1 1 , 7 ; H e b r 6 , 1 5 ; 1 1 , 3 3 . E t w a s h ä u f i g e r d a s S i m p l e x . V g l . O t t o B a u e r n f e i n d : T h W N T V I I I 2 3 8 ff., speziell 2 3 9 , 1 3 f f , z u m N T 2 4 1 f. » U n g e w ö h n l i c h e s G e s c h e h e n « in A p g 1 9 , 1 1 ; 2 8 , 2 ; Rom 1 1 , 7 .
2 8 3
S o a u c h H e r m M 9 , 5 (= 3 9 , 5 ) : D i e Zweifler e r l a n g e n g a r n i c h t s v o n d e m , w a s sie e r b i t t e n TÜ)V aiTT]UXXTÜ)v).
2 8 4
M a t e r i a l b e i G . S t ä h l i n : T h W N T I 1 9 1 f. » F o r d e r n « i m N T z. B . I K o r 1 , 2 2 ; I P e t r 3 , 1 5 ; » b i t t e n « M t 7 , 1 1 par.; A p g 3 , 2 ; s c h i l l e r n d M t 5 , 4 2 par. D i e V e r b e n öeouxxi u n d e o ü r r d w fehlen. E i n e viel d i s k u t i e r t e F r a g e ; vgl. S t ä h l i n 1 9 1 f.; B - D - R § 3 1 6 . 2 ; B a u e r - A . 4 8 . S i e alle v e r n e i n e n e i n e n U n t e r schied. Vgl. l j o h 5,15; J o h 1 6 , 2 4 , 2 6 . A n d e r e E r k l ä r u n g s v e r s u c h e bei S t ä h l i n 1 9 2 ; so: B i t t e n m i t d e n L i p p e n / m i t d e m H e r z .
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(k.KiTvyxävovoi
J a k m e i n t n i c h t e t w a zwei G r u p p e n - d i e e i n e n b e t e n , d i e a n d e r e n b e t e n g a r n i c h t . M i t D a v i d s , C o m m e n tary 1 5 9 ; g e g e n S p i t t a 1 1 5 .
V I . D a s Verhältnis zur Welt
266
um dann die Aussage zu modifizieren und zu präzisieren. Ihr Beten ist kein Beten, weil es mißbrauchtes Beten i s t . - Möglicherweise weist der konstatierende Stil auf tatsächliche Frustrationserfahrungen der Adressaten mit dem erwähnten Verhei ßungswort Jesu (Mt 7,7-11 par. Lk 11,9-13, ebenso M k 11,23 f. par; Lk 17,6 par.; vgl. IKor 13,2) und darüber hinaus generell auf das Problem des unerhörten Gebets hin. Deshalb mußten die Bedingungen für ein Beten, das erhört wird, klargestellt werden. 90 Bei Jak erfolgt das hier via negationis (»ihr betet schlecht«), in 1,5 f. mit dem Gegenüber »im Glauben, nicht im Zweifel«. Das Adverb xaxoog (nur hier bei Jak) bezeichnet, von den anderen Stellen, die denselben Wortstamm benutzen (1,13.21; 3,8), her geurteilt, die Gott-widrige Einstellung (vgl. 4 , 4 ) ; rechtes Beten geschieht vielmehr in der Unterordnung unter Gott ( 4 , 7 ) . Jak erläutert das »schlechte Beten« mit dem Absichtssatz, der als inclusio den Bogen zurück zu V. l b schlägt. Das Verb öajtavdü) betont weniger die Nutznießung als das Verzehren, Auf brauchen (vgl. etwa Lk 15,14) . 3 Was immer die Angesprochenen zu erlangen trach ten, es soll ihnen Lustgewinn bringen und wird bei ihren Lust-Erlebnissen (s. o. zu fjöovai) konsumiert, »ver-braucht«. Das ist Ausdruck ihrer Weltliebe (4,4). Sol cher Mißbrauch des Gebets muß »un-erhört« bleiben. 289
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B) Freundschaft
mit Gott oder mit der Welt
4 4-12 y
( 4 ) I h r t r e u l o s e n L e u t e , w i ß t i h r n i c h t , d a ß d i e F r e u n d s c h a f t d e r W e l t F e i n d s c h a f t G o t t e s ist? W e r n u n e i n F r e u n d d e r W e l t s e i n w i l l , s t e l l t s i c h a l s F e i n d G o t t e s d a r . ( 5 ) O d e r m e i n t ihr, d i e S c h r i f t ( s t e l l e ) s a g e v e r g e b l i c h [ z u m N e i d v e r l a n g t d e r G e i s t , d e n er i n u n s h a t e i n w o h n e n l a s s e n ; ( 6 ) g r ö ß e r e G n a d e a b e r g i b t er; d e s h a l b s a g t s i e / e r ] » G o t t w i d e r s t e h t d e n H o c h m ü t i g e n , d e n N i e d r i g e n a b e r g i b t er G n a d e « . (7) Unterstellt euch also G o t t ; widersteht d e m Teufel, u n d e r w i r d v o n e u c h f l i e h e n . ( 8 ) N a h t e u c h G o t t , u n d er w i r d s i c h e u c h n a h e n . R e i n i g t e u r e H ä n d e , ihr S ü n d e r , u n d heiligt eure H e r z e n , ihr in der Seele G e s p a l t e n e n . (9) W e h k l a g t u n d trauert u n d weint; euer L a c h e n werde in Trauer verkehrt u n d eure Freude in Niedergeschla g e n h e i t . ( 1 0 ) W e r d e t e r n i e d r i g t v o r d e m H e r r n , u n d er w i r d e u c h e r h ö h e n . ( 1 1 ) R e d e t n i c h t feindselig gegeneinander, B r ü d e r . Wer gegen (seinen) B r u d e r feindselig redet o d e r seinen B r u d e r verurteilt/richtet, redet feindselig gegen das Gesetz u n d verurteilt/richtet das Gesetz. W e n n d u aber d a s Gesetz richtest, bist d u nicht Täter, s o n d e r n Richter des Gesetzes. (12) E i n e r i s t [der] G e s e t z g e b e r u n d R i c h t e r , d e r r e t t e n u n d v e r n i c h t e n k a n n . D u a b e r , w e r b i s t d u , der d u d e n N ä c h s t e n richtest?
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D i e K o m m e n t a r e v e r w e n d e n hier g e r n M e t a p h e r n p a a r e ; so: » D i e B e g e h r l i c h k e i t h a t d a s rel. L e b e n n i c h t erstickt, a b e r vergiftet« ( W i n d i s c h 2 7 ) ; o d e r : » d i e B e g i e r d e v e r h i n d e r t d a s G e b e t z w a r nicht, v e r d i r b t es a b e r « ( S c h r ä g e , J a k o b u s b r i e f z. S t . ) .
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S o D i b e l i u s , K E K 2 6 2 f.; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 5 9 . D i b e l i u s v e r w e i s t a u f L k 1 8 , 7 ( A u s e r w ä h l t e ) ; I J o h 5 ,
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V g l . W e i s h 1 4 , 2 9 : G ö t z e n d i e n e r s c h w ö r e n x a x w g (= a ö i x o o g ) u n d d e n k e n x a x c ö g ü b e r G o t t .
2 9 2
W i e s i n g e r 1 7 2 . J o h n s o n , A n c B 2 7 8 , b e t o n t d i e B e z i e h u n g zur Z u n g e 3 , 6 ; vgl. I M a k k 7 , 4 2 ; J o s e p h A n t
1 4 . 1 6 ; H e r m V 3 , 1 0 , 6 f. (= 1 8 , 6 f.: F a s t e n ) ; M 9 , 4 (= 3 9 , 4 : n i c h t zweifeln).
6,299. 2 9 3
2 9 4
B a u e r - A . 3 4 1 : a u s g e b e n , a u f w e n d e n ( V e r m ö g e n ) ; übertr.: a u f r e i b e n , e r s c h ö p f e n . J a k läßt n i c h t n ä h e r e r k e n n e n , w e l c h e f | ö o v a i er i m B l i c k hat; vgl. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 0 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : O f f e n b a r k o m m e n d i e A d r e s s a t e n n i c h t z u m V e r b r a u c h . » J a k redet also n o c h n i c h t z u d e n wenigen Reichen, die nicht g e n u g kriegen k ö n n e n ( 4 , 1 3 - 5 , 6 ) , sondern zu der großen, jedenfalls repräsen tativen M i t t e l g r u p p e v o n A n g e h ö r i g e n d e r M i t t e l s c h i c h t d i e m i t K ö p f c h e n u n d E l l e n b o g e n v o r a n k o m m e n wollen«.
267
4,4
4 Die Anrede »Ehebrecher« ([xoi/aXiöeg) steht gemeinsam mit »morden« (4,2) im Stichwortzusammenhang mit 2,11 (Dekalog-Zitate); trotzdem bleibt die Frage, wa rum Jak diese aggressive Tonart anschlägt und zudem die feminine Form w ä h l t . Die geläufige Erklärung bleibt die wahrscheinlichste: Jak knüpft an die prophetische Tradition des AT an (Hos 1-3 u. a . ) . Danach besteht zwischen Gott und seinem Volk ein Treueverhältnis wie zwischen Mann und Frau bzw. Bräutigam und Braut (vgl. 2Kor 11,2 f.; Apk), das gebrochen w u r d e . Christen hätten sich also Gott gegenüber durch die »Liebe zur Welt« versündigt, wären »fremd-gegangen«. - Ergän zend, aber nicht unbedingt konstitutiv, hat man erwogen, die feminine Form spiele auf sexuelle Begehrlichkeiten (s. V. 1-3) a n . Das ist zwar denkbar, aber kontextuell wenig wahrscheinlich. - Unter Bezugnahme auf Prov 30,20 hat man den Akzent von der Untreue auf die fehlende Reue zu verlegen versucht; dagegen spricht jedoch die Fortsetzung in V. 4: »die Welt lieben«. - Denkbar wäre auch eine andere Konstel lation: Das Femininum kennzeichnet Verfuhrerinnen300 i Stil von Prov 2,12 ff.; 5,1 ff.; 6,20-7,27, die zugleich selber ihre Ehe brechen (s. Prov 2,16; 7,19 ff). In Prov nun ist die Verführerin die Gegenspielerin der Weisheit (vgl. o. zu Jak 1,14 f.). Im Kontext von Jak 3-4 würden also die Verantwortlichen in der Gemeinde als deren Verführer angeklagt; sie wären das Gegenteil der Weisheit. Der Akzent wechselt aller dings gerade in 4,4 in Richtung auf die Beziehung zur Welt; der »Ehebruch« besteht in der qpiXia TOV X O Ö U O V . Zudem wendet sich Jak kollektiv an die Adressatenschaft. Es besteht also keine Notwendigkeit, eine andere als die genannte atl.-prophetische Linie für Jak anzunehmen. Auffällig ist die zweifache, nahezu wortgleiche Formulierung in V. 4a/b, haupt sächlich unterschieden durch die Modulation vom Begriff (»Freundschaft«) hin zur Person (»wer nun Freund sein will«). Die Ausschließlichkeit wird nicht durch einen einfachen Umkehrschluß fortgeführt (Feindschaft zur Welt sei Liebe zu Gott);30i das wäre von der Sache her unzulässig. Das Problem liegt vielmehr einzig in der Hin wendung zum Kosmos. Das unterstreichen die Verben in V. 4b: ßouXnÖfj als bewuß ter, zielgerichteter Akt der Präferenz302 xaOiöTaxai hier als »stellt sich dar, zeigt sich, erweist sich« oder auch »ernennt sich selbst« (vgl. o. zu 3,6).303 Die konkrete Gefähr dung der Adressaten besteht (lt. V. 4b) in einer falschen Entscheidung, die freilich von vornherein zum Scheitern verurteilt ist; denn Anbiederung an die Welt führt (wortspielhaft formuliert) zur Ausbürgerung bei Gott. 295
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m
?
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N u r hier findet sich ein f e m i n i n e r V o k a t i v bei J a k .
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H o s 3 , 1 ; 9 , 1 ; J e s 5 4 , 4 ff.; 5 7 , 3 , u. ö. V g l . z. B . D i b e l i u s , K E K 2 6 3 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 0 . V g l . a u c h P h i l o R e r D i v H e r 2 4 3 ( N e u e r W e t t s t e i n 1 3 2 3 ) . » E h e b r e c h e r i s c h e s G e s c h l e c h t « in M k 8 , 3 8 ; 9,19; M t 12,39; 16,4.
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L a w s , C o m m e n t a r y 1 7 4 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 9 7 : evtl. e n t h a l t e qpiAia e i n e s e x u e l l e K o m p o n e n t e , a n d e r e r seits w e i s e d i e m a s k u l i n e F o r m qpiAog a u f b e i d e G e s c h l e c h t e r .
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S c h m i t t 3 3 4 f. L t . L - S - J 1 1 4 1 u n d P a p e II 1 9 8 ist u m / d ö ) , -EVÜ) a u c h transitiv. In P r o v 5 , 3 ; 6 , 2 6 : J t ö o v n . A n d e r s d e r A k z e n t in d e n S i r - T e x t e n (s. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 9 8 ) ; d o r t g e h t es u m ein schnelles U m s c h l a g e n v o n F r e u n d s c h a f t in F e i n d s c h a f t . V g l . G . S t ä h l i n : T h W N T I X 1 5 4 f. W i e in 3 , 4 ( S t e u e r m a n n ) ; n i c h t affekthaft w i e bei emQv\ielv ( g e g e n C a r g a l , R e s t o r i n g 1 6 0 ) . V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 1 : vorziehen. So Laws, C o m m e n t a r y 174.
268
V I . D a s Verhältnis zur Welt
V. 4a besitzt Lehr- und Grundsatzcharakter, entsprechend eingeleitet durch ein »Wißt ihr nicht?« Inhalt und Einleitung verweisen auf Traditionsgut. Man hat des wegen V. 4a als ein Zitat aus der frühchristlichen Paränese bezeichnet. Nun kann OVK ol'öaxe freilich auch die Bedeutung »versteht, begreift ihr nicht?« h a b e n ; ° 5 aber die Verdoppelung der Aussage in V. 4a/b deutet hier eher auf etwas so B e k a n n t e s , daß man dann mit der Formulierung »wer nun ... will« die Konsequenz ziehen kann. Die Verdoppelung könnte auch darin begründet sein, daß Jak in V. 4b zur persona len Form überleitet, um den Anschluß an das Zitat Prov 3,34 in V. 6 vorzubereiten. Zugleich dient das Zitat als Grundlage des »Wissens«, auf das V. 4a Bezug nimmt. Nur hier im N T erscheint das Abstraktum cpiXia. Intratextuell ist qpiX,ia/(piA,og durch 2,23 (Freund Gottes) vorbereitet. »Freundschaft« hat griechischen, nicht semitischen Hintergrund, war aber längst vom hellenistischen Judentum usurpiert worden.307 Für den Griechen stellte Freundschaft die höchstmögliche Art menschlichen Zusam menlebens dar (»Freunden ist alles gemeinsam«), bis hin zum Einsatz des Lebens für einander. Schlechte Erfahrungen freilich führten zur Frage der Qualifikation für wah re Freundschaft. Letzteres ist für Jak hier irrelevant; hier geht es um »gemeinsame Sache machen« und »die Gunst s u c h e n « . - Die Frage, ob »Freund der Welt« und »Feind Gottes« mehr aktiven (Gen. obiectivus) oder passiven Sinn (»geliebt/als Feind betrachtet von«) haben, ist von Text und Tradition her kaum zu entscheiden. Evtl. versteht Jak das erste Syntagma stärker aktivisch (Liebe zur Welt), das zweite eher pas sivisch (Gottes Reaktion). Der reziproke Charakter sollte aber in beiden Fällen nicht verkannt werden. Für Jak ist entscheidend, daß die Bindung an die Welt den Men schen in einen unvereinbaren Gegensatz zu Gott b r i n g t . Zurecht betont man, hier liege ein ethischer Entscheidungsdualismus vor, kein (gnostischer) Seinsdualis mus. Trotzdem darf man die Negativbewertung der »Welt« nicht herunterspielen (vgl. o. zu 1,27; 2,5; 3 , 6 ) ; sie steht der bei Joh nahe. Jak warnt nicht immanent durch den Hinweis auf böse Folgen im Leben, sondern theozentrisch auf Gottes in seinem Wesen begründete Einstellung. Was Feindschaft im Verhältnis zu Gott be deutet, war hellenistischen, jüdischen und frühchristlichen Lesern durchaus k l a r : Ungnade, Unversöhntheit, Unsegen, Widerstand, vergebliches Aufbäumen. 304
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304 S p i t t a 1 1 7 ; D i b e l i u s , K E K 2 6 4 . K r i t i s c h d a z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 9 8 . 305 B a u e r - A . 1 1 2 8 . A l l e r d i n g s existiert k e i n S a t z dieser A r t . V g l . J o h n s o n , A n c B 2 7 9 . A m n ä c h s t e n n o c h k o m m t l j o h 2 , 1 5 . 307 V g l . G u s t a v S t ä h l i n : T h W N T I X 1 1 2 ff.; K . T r e u , A r t F r e u n d s c h a f t : R A C V I I I , 1 9 7 2 , 4 1 8 - 4 3 4 ; C a r o l i n e W h i t e , C h r i s t i a n F r i e n d s h i p in the F o u r t h C e n t u r y , C a m b r i d g e (U.P.) 1 9 9 2 , 1 3 - 4 4 ( k l a s s i s c h e F r e u n d schaftstheorien). S t ä h l i n 1 5 5 . V g l . d i e B e i t r ä g e bei Reiterer; F i t z g e r a l d , F r i e n d s h i p . Q u a l i f i z i e r t w a r e n n a c h g r i e c h . A n s i c h t n u r » G u t e « ; für d i e j ü d . W e i s h e i t n u r » G o t t e s f u r c h t i g e « (so e t w a S i r 6 , 1 6 f.). Sir 3 7 , 1 differenziert: » n u r d e m N a m e n nach Freunde«. 3 0 6
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V g l . B a k e r 2 4 3 : F r e u n d s c h a f t v e r l a n g t u. a. L o y a l i t ä t , R e s p e k t , K o m m u n i k a t i o n , A u f r i c h t i g k e i t , V e r t r a u e n , H i l f e , U n t e r s t ü t z u n g u n d O p f e r . H a u c k , F r e u n d s c h a f t 2 1 8 , m e i n t , in J a k 4 , 4 fehle d a s p e r s ö n l i c h e E l e m e n t ; i m ü b r i g e n sei P h i l i a i m G e g e n s a t z z u A g a p e d e r S a c h e n a c h n i e universal ( 2 2 3 ) . K o m p a r a t i v i s c h d a g e g e n 2 T i m 3 , 4 : cpiAr|öovai fxäXXov fj cpiAöOevoi. 311 V g l . D i b e l i u s , K E K 2 6 3 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 9 9 . E i n H i n w e i s a u f I P e t r 4 , 2 f. z w e c k s K o n k r e t i o n (so L a w s , C o m m e n t a r y 1 7 4 ) reicht n i c h t a u s . 313 W e r n e r Foerster: T h W N T II 8 1 3 , 2 7 ff.; vgl. J o h n s o n , A n c B 2 8 0 . S o z . B . Ps 8 , 3 ; 8 9 , 5 2 ; 9 2 , 1 0 ; 1 1 0 , 1 ; P h i l o S p e c L e g 3 , 8 8 ; R o m 5 , 1 0 ; 8 , 7 ; 1 1 , 2 8 ; A i s c h y l o s P r o m e t h 1 1 9 ; X e n o p o h o n K y r o p 5 , 4 . 3 5 . F e i n d s c h a f t ist G e g e n b e g r i f f z u x a T a M - a y n - V e r w a n d t ist d a s M o t i v d e r T h e o m a c h i e . 3 1 0
3 1 2
Vorbemerkungen zu 4,5-6
Vorbemerkungen
zu 4,5-6 (Schriftgebrauch,
269
Syntax und
Intention)
1. I n 4 , 5 f. finden w i r eine d e r drei E r w ä h n u n g e n v o n YQCtcpr| bei J a k (neben 2 , 8 . 2 3 ) u n d eine d e r b e i d e n v o n Jtveij^a ( n e b e n 2 , 2 6 ) . D i e s e b e i d e n F a k t o r e n g e h ö r e n z u einer K e t t e v o n S c h w i e r i g keiten, d i e 4 , 5 f. z u r crux i n t e r p r e t u m m a c h e n . - Z w a r b r i n g t V. 6 b n a c h d e m w i e d e r h o l t e n Xeyei ein Z i t a t (Prov 3 , 3 4 ) ; aber für die W ö r t e r n a c h d e m ersten Xeyei fehlt jeglicher Z i t a t i o n s Beleg. H i n w e i s e a u f i|) 4 1 , 2 tragen nicht; a u c h eine m ö g l i c h e H e x a m e t e r - F o r m schafft n o c h kein Z i t a t herbei. Z w a r findet sich d i e F o r m u l i e r u n g »der G e i s t , d e n er w o h n e n ließ...« a u c h H e r m M 3 , 1 [ = 2 8 , 1 ] (der G e i s t , d e n G o t t in d i e s e m Fleisch w o h n e n ließ, soll als w a h r erfunden w e r d e n ) u n d S 5 , 6 , 5 [ = 5 9 , 5 ] ( G o t t ließ d e n präexistenten G e i s t in e i n e m erwählten Fleisch w o h nen); aber a u c h nicht m e h r u n d keineswegs als S c h r i f t w o r t . - W i e s i n d S u b j e k t u n d O b j e k t in V. 5 b z u b e s t i m m e n ? Ist es (wie s o n s t in V. 6 ) G o t t , d e r d e n G e i s t , d e n er in uns w o h n e n ließ, verlangt? O d e r wechselt d a s S u b j e k t , s o d a ß der G e i s t , d e n G o t t in u n s w o h n e n ließ, verlangt? - W a s 3 1 4
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ist der semantische G e h a l t der W ö r t e r Jtoög (p6övov u n d emjtoSeiv? D a s Verb £Jtuto6eTv bezeich3 1 8
net n i r g e n d s s o n s t in d e r Bibel G o t t e s T u n , o b w o h l es a n sich ein »verlangen n a c h . . . « m e i n t . Ist es für J a k ( H a p a x - l e g o m e n o n ) negativ besetzt? S e m a n t i s c h negativ ist jedenfalls JtQÖc; q p 6 6 v o v ; die verbreitete adverbiale U b e r s e t z u n g » e i f e r s ü c h t i g « ist - b e z o g e n a u f G o t t e s E i n s t e l l u n g u n d H a n d e l n - hier unhaltbar. Z w a r k ö n n e n ^fjXog u n d qp66vog für m e n s c h l i c h e s Verhalten s y n o n y m auftreten ( I M a k k 8 , 1 6 ; T e s t S i m 4 , 5 ; T e s t G a d 7 , 2 ; l C l e m 3 , 2 ; 4 , 7 ; 5 , 2 ) ; aber in d e r Bibel w i r d » N e i d « n i e m a l s adverbial m i t G o t t e s T u n in V e r b i n d u n g g e b r a c h t , d e n n qp6övog »ist des G u t e n unfähig«. — Welcher G e i s t ist hier g e m e i n t , d e r heilige G e i s t (der n e u e n S c h ö p f u n g ) o d e r der m e n s c h l i c h e G e i s t , d e n G o t t bei der ersten S c h ö p f u n g als L e b e n s e n e r g i e ü b e r g a b ( G e n 2 , 7 ; 6 , 1 7 ) ? N u r v o n letzterem k ö n n t e ü b e r h a u p t gesagt w e r d e n , d a ß er oft b ö s e N e i g u n g e n z e i g t . W ä r e J a k 4 , 5 b ein F r a g e s a t z m i t ur| ( A n t w o r t also: » n e i n « ) , k ä m e d i e erste M ö g l i c h k e i t infrage. D i e B e d i n g u n g ist j e d o c h nicht v o r h a n d e n ; also bleibt n u r d a s a n t h r o p o l o g i s c h e V e r s t ä n d n i s . — D i e W e n d u n g f] ÖOX81T8 leitet einen Fragesatz ein; w o e n d e t er? O d e r h a n d e l t es sich s o g a r u m mehrere Fragen? N a c h N e s t l e - A l a n d / E C M steht d a s (einzige) Fragezeichen n a c h /doiv in V. 6 a . A n d e r e Plaz i e r u n g e n s i n d v o r g e s c h l a g e n w o r d e n (s. u . ) . - W o h i n g e h ö r t u s i ^ o v a öe öiöoooiv yäqiv in V. 6a? Auffällig ist, d a ß die letzten drei W ö r t e r a u c h a m E n d e des Z i t a t s in V. 6 a v o r k o m m e n . W a s ist d a s B e z u g s w o r t für d e n K o m p a r a t i v »größere ...«? U n d e u t l i c h bleibt a u c h d i e B e z i e h u n g v o n ö i o Xeyei. W i e s o »deswegen»? W e r spricht: d i e Schrift, G o t t o d e r der Geist? S c h o n V. 5 b litt a n d e r F r a g e d e r Subj ektbestimmung. 3 1 9
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2 . D i e L ö s u n g s v o r s c h l ä g e setzen z u m e i s t bei d e r S u b j e k t b e s t i m m u n g in V. 5 b a n , d a z u a u c h bei der S a t z u n t e r t e i l u n g u n d s o g a r bei der Textkritik. - D i e verbreitetste L ö s u n g n i m m t V. 5 a als F r a ge u n d V. 5 b als A u s s a g e s a t z m i t G o t t als S u b j e k t ; d a s Fragezeichen steht d a n n n a c h d e m » Z i t a t «
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Vgl. Popkes, Scripture; Burchard, H N T 171-174 (Exkurs » Z u Jakobus 4,5«). Gebser 3 2 9 beginnt mit d e m Z i t a t , » . . . d a ß die d e s p e r a t i o a n i h n e n w o h l d a s B e s t e sey«. C . B . C a r p e n t e r . D i v e r s e V o r s c h l ä g e b e i M a r t i n , W B C 1 4 9 ; d a r u n t e r a u c h » E l d a d u n d M o d a t « bei H e r m V 2 , 3 , 4 (= 7 , 4 ) . J e r e m i a s , Z N W 1 9 5 9 , d e n k t a n die T h e o d o t i o n - V e r s i o n v o n H i 1 4 , 1 5 b u n d T a r g u m z u G e n 2 , 2 : G o t t trägt n a c h s e i n e m W e r k B e g e h r e n . W i n d i s c h 2 7 ; vgl. B - D - R § 4 8 7 , 2 A n m . 6 (auch z u d e n M ä n g e l n ) : J t o ö g (pOovov e m j t o G e i x ö Jtveüfxa 6 xaxä)XLoev ev f|ulv. V g l . D i b e l i u s , K E K 2 6 4 - 2 6 9 ; m a n h a t erörtert, o b es sich evtl. u m ein » u m l a u f e n d e s W o r t « o. dgl. h a n d e l te. V g l . R o m 8 , 9 . 1 1 ; T e s t B e n j 6,4; T e s t N a p h 8 , 6 - in d e n T e s t X I I g e h t es freilich u m die Verschiedenheit der Geister. L a w s , C o m m e n t a r y 1 7 7 . E s heißt nicht »to o p p o s e « (gegen M a r t i n , W B C 1 5 0 ; M i t t o n 1 5 5 f.). Laws, C o m m e n t a r y 177. S o z. B . D i b e l i u s , K E K ; S c h n i d e r z. St.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 7 2 . 6 0 2 ; C a r g a l , R e s t o r i n g 2 2 5 . Alle n e h m e n G o t t als S u b j e k t . V g l . M i t t o n 1 5 5 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 3 ( » V o n e i n e m >Neid< G o t t e s i s t . . . i m A T nie die R e d e « ) . V g l . M a r t i n , W B C 1 5 0 . K o h L X X übersetzt » W i n d « in d e m S y n t a g m a » H a s c h e n n a c h W i n d « m i t Kvev\xa: 1 , 1 4 . 1 7 usw. V g l . a u c h 1 Q S 3 , 1 8 - 4 , 2 6 ( » G e i s t der Falschheit«).
V I . D a s Verhältnis zur Welt
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a m E n d e v o n V. 5 : » S a g t die Schrift vergeblich: >Gott verlangt eifersüchtig n a c h d e m G e i s t , d e n er in u n s w o h n e n l i e ß < ? « D i e s e L ö s u n g k r a n k t a m s e m a n t i s c h e n G e h a l t v o n JtQÖc; qp66vov u n d ejiutoOet (s. o.) sowie a m K o n t e x t . W e l c h e n S i n n sollte diese F r a g e hier ergeben? W a s w i r d z u d e m aus | x e i £ o v a xxX in V. 6a? - Alternativ w i r d J T v e ü u x x als S u b j e k t in V. 5 b v e r s t a n d e n . Es ergeben sich d a n n zwei Fragesätze: » S p r i c h t die Schrift vergeblich? Eifert der G e i s t , d e n er ( G o t t ) in u n s w o h n e n ließ, z u m N e i d hin?« A u c h hier entsteht d a s P r o b l e m , w a s m i t u £ i £ o v a usw. wird. M a n m u ß einen S u b j e k t w e c h s e l in K a u f n e h m e n . Z u d e m wirkt die erste F r a g e b e z i e h u n g s l o s ; u n d : heißt f| YQaqpri » d i e Schrift« generell, nicht eher »die Schriftstelle« (wie in 2 , 8 . 2 3 ) ? Vor allem: müßfte in V. 5 b n i c h t eine negative A n t w o r t erwartet w e r d e n , also ein ur| s t e h e n ? - W a s b e s a g t V. 6 a ? A u f d e n ersten B l i c k scheint es z u m Z i t a t zu g e h ö r e n ; d a h e r d a s Fragezeichen n a c h %ÖIQIV bei N e s t e - A l a n d / E C M . M a n c h e sehen d a r i n j e d o c h eine A r t einleitenden M i d r a s c h z u V. 6 b : » D a f ü r verleiht er, w e n n ihr i h m treu seid, a u c h u m s o größere G n a d e « . A b e r w a s zeigt a n , d a ß V. 6 a nicht z u m Z i t a t g e h ö r e n soll? M ü ß t e ein » M i d r a s c h « nicht besser g e k e n n z e i c h n e t u n d w e n i g e r e n i g m a t i s c h - k u r z d u r c h g e f ü h r t sein? Welches G e w i c h t v e r m a g d a s d e z u tragen? E i n »dafür« (s. o.) w ä r e d v x i 1013x01) o. ä.; a u c h steht k e i n ällä, u m »eine a b r u p t e W e n d e « anzugeben. Übrigens k o m m e n t i e r t keine der frühchristlichen Schriften, d i e Prov 3 , 3 4 v e r w e n d e n ( I P e t r 5 , 5 ; l C l e m 3 0 , 2 ; I g n E p h 5 , 3 ) , die W ö r t e r »er g i b t G n a d e « , g e s c h w e i g e d e n n »größere G n a d e « . - Textkritisch bieten sich, a b g e s e h e n v o n der L A ( j i q ö c ; ) qpovov ( » z u m M o r d « ; in d e n M i n u s k e l n 1 8 1 . 1 2 4 3 . 2 4 9 2 , die d a s inhaltliche P r o b l e m n u r n o c h verschärfen w ü r d e ) k e i n e V a r i a n t e n an. S o k a n n m a n allenfalls K o n j e k t u r e n ins Spiel b r i n g e n . B e k a n n t l i c h s c h l u g Wettstein a n dieser Stelle (jtQog) x ö v 6 e 6 v v o r ( m i t » G e i s t « als S u b j e k t des S a t z e s ) . Aber was wäre an kontextuellem Sinn gewonnen? Als Z i t a t bliebe der S a t z z u d e m weiterhin u n b e l e g t . - R a d i k a l e r ist der V o r s c h l a g einer V e r ä n d e r u n g der Satzteil-Abfolge in V. 5 f., n ä m l i c h V. 5 b . 5 a . 6 b . 6 a , u n t e r F o r t l a s s u n g des ö i ö Xeyei in V. 6 . A u s zwei Z i t a t e n w ü r d e sich n u r n o c h eins ergeben; V. 6 a w ä r e ein N a c h w o r t z u m Z i t a t . Z u lesen w ä r e also: ( 1 ) » D e r G e i s t , d e n er in u n s w o h n e n ließ, eifert z u m N e i d h i n « (kein Fragezeichen) (2) » O d e r m e i n t ihr, die Schrift s a g e vergeblich:« - (3) Prov 3 , 3 4 als Z i t a t ( d a n a c h Fragezeichen) (4) » E r g i b t aber ( n o c h ) größere G n a d e « . I m m e r h i n w ä r e n d a m i t d i e leidige Zitatfrage erledigt u n d die S i n n p r o b l e m e recht plausibel g e l ö s t . N u r , w i e erklärt m a n sich d i e A b f o l g e v e r ä n d e r u n g ? D e r handschriftliche B e f u n d liefert k e i n e n A n h a l t . E s bleibt aber d a s in der Textkritik b e k a n n t e P h ä n o m e n eines H o m o i o t e l e u t o n : d e ö l ö o d o t v (V. 6 a . c ) 323
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xdQiv
3. W e l c h e R i c h t u n g s h i n w e i s e bietet der K o n t e x t ? - D i e Verse 4 , 1 - 3 u n d b e s o n d e r s V. 4 enthalten d e n scharfen K o n t r a s t zwischen G o t t u n d »weltlichem« Verhalten. D i e F r a g e »wißt ihr nicht?« in V. 4 a k ö n n t e d u r c h ein Schriftzitat g u t b e a n t w o r t e t w e r d e n , i n s b e s o n d e r e hinsichtlich der R e a k t i o n G o t t e s . D i e s e F u n k t i o n erfüllt d a s Z i t a t Prov 3 , 3 4 d u r c h a u s . D i e p e r s o n a l e L i n i e v o n V. 4 b w i r d in V. 6 aufgegriffen (bzw. bereits v o n V. 4 a z u V. 4 b a u f d a s Z i t a t h i n m o d u l i e r t ) ; in g u t j a k Stil ergibt sich z u d e m ein A n k l a n g v o n x a 6 i o x a x a i (V. 4 ) z u d v x L x d o a e x a i (V. 6 ) . D e r A n s c h l u ß
323 S o D i b e l i u s , K E K ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K , u. a. z. S t . L a w s , C o m m e n t a r y 1 6 7 u n d S c r i p t u r e ; A d a m s o n , E p i s t l e 1 7 0 - 1 7 2 ; J o h n s o n , A n c B 2 8 2 ; Penner, E p i s t l e 1 5 2 ; B u r c h a r d , H N T z. St. V g l . O t t o M i c h e l : T h W N T V 1 5 8 (»der G e i s t , d e m G o t t eine W o h n u n g in u n s angewiesen hat«). J o h n s o n , A n c B 2 8 2 , notiert d a s P r o b l e m , hält es j e d o c h für w e n i g e r gewichtig. D i b e l i u s , K E K 2 6 4 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 0 5 ; Penner, Epistle 1 5 3 . B a k e r 2 2 5 f. zieht d e n R ü c k s c h l u ß , d a ß das e n i g m a t i s c h e Z i t a t in 4 , 5 » p o i n t s to a >lesser< gace«. C . B . C a r p e n t e r : V. 5 b - 6 a sei » i n t r o d u c t o r y gloss«. S o J o h n s o n , A n c B 2 8 2 : » V i e l m e h r g i b t er eine größere G a b e « ; d a s »adversative ö e « sei m i t » M a x i m a l s t ä r ke« z u interpretieren. Einzelheiten bei D i b e l i u s , K E K 2 6 9 A n m . 1. Friedrich L ü c k e , notiert b e i G e b s e r 3 3 7 A n m . ( d o r t 3 2 9 - 3 4 7 eine u m f a n g r e i c h e D o k u m e n t a t i o n d e r B e s c h ä f t i g u n g m i t d e m P r o b l e m , speziell b e i d e n alten griech. A u s l e g e r n w i e O e k u m e n i u s u n d T h e o p h y lakt; d a z u B e d a , E r a s m u s , G r o t i u s ) . V o n d e n n e u e r e n K o m m e n t a r e n registriert n u r bei D i b e l i u s , K E K 2 6 9 A n m . 1. D e r erste S a t z w ä r e eine a n k l a g e n d e P a r a d o x i e : D e r G e i s t ( a n t h r o p o l o g i s c h ) , d e n wir G o t t v e r d a n k e n , w i r d (bei euch) pervertiert z u m N e i d e n . 3 2 4
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4,5-6
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v o n V. 6 zu V. 7 ff. ist glatt u n d logisch: In einer Serie v o n I m p e r a t i v e n w e r d e n die K o n s e q u e n z e n für die A d r e s s a t e n dargelegt, u n d zwar, wie a u c h vorher, theozentrisch verstanden. D e r H i n w e i s a u f die Schrift u n d g e r a d e diese Stelle Prov 3 , 3 4 ist a r g u m e n t a t i v u n d kontextuell p a s s e n d . D e r S a c h z u s a m m e n h a n g bliebe a u c h d a n n sinnvoll, w e n n V. 5 b - 6 a fehlten; er wäre s o g a r straffer. - Intertextuell fallen die e n g e n B e z i e h u n g e n zwischen 4,6b-10 u n d IPetr 5,5 ff ins A u g e . B e i d e ( u n d nur sie i m N T ) zitieren Prov 3 , 3 4 ; b e i d e rufen auf, d e m D i a b o l o s (nur hier jeweils in IPetr u n d J a k ) zu widerstehen (avTiöTnxe, jeweils H a p a x - l e g o m e n o n in IPetr u n d J a k ) ; b e i d e e r m a h n e n zur S e l b s t d e m ü t i g u n g (TaJteivü)6r]T£, jeweils nur hier) vor G o t t , der sie aufrichten (ui|Joi3v, a u c h d a s nur hier) wird. B e i d e v e r w e n d e n a u c h ujtOTdYryre (für J a k H a p a x - l e g o m e n o n ) , o b s c h o n in unterschiedlicher A u s r i c h t u n g . A n d e r s als IPetr, der angefochtene C h r i s t e n stärken m ö c h t e , will J a k E i n s t e l l u n g u n d L e b e n s w e i s e der Rezipienten in die B u ß e fuhren. - M ö g l i c h e r w e i s e hat J a k d a s Z i t a t Prov 3 , 3 4 nicht direkt aus der Schrift geschöpft, s o n d e r n s e k u n d ä r ü b e r n o m m e n , u n d zwar hier g e w i s s e r m a ß e n i m Paket m i t d e n weiteren Parallelen zu IPetr 5 , o b n u n a u s einer g e m e i n s a m e n T r a d i t i o n o d e r s o g a r direkt v o n 1 Petr. W i e a u c h sonst, scheint J a k seine Vorlagen eher in der F o r m eines »Zettelkastens« als in längeren Passagen benutzt zu h a b e n . - D a s fuhrt zu der (zugegeb e n radikalen) Frage, o b sich bei der T e x t e n t s t e h u n g v o n 4 , 5 f., also bei der T r a d i t i o n u n d R e d a k tion des v o r g e g e b e n e n Materials, Fehler e i n s c h l i c h e n . M ö g l i c h e r w e i s e betrachtete J a k d e n Satz V. 5 b als z u m Z i t a t gehörig, o b w o h l er u r s p r ü n g l i c h eher ein R e s t s t ü c k a u s der vorher b e h a n d e l t e n T h e m a t i k des H a b e n - W o l l e n s bildete; d o r t h i n ( 4 , 3 f.) p a ß t er inhaltlich besser. Teile des Satzes V. 5 b k ö n n t e n a u s der in H e r m M 3,1 [=28,1]; S 5 , 6 , 5 [ = 5 9 , 5 ] (vgl. Rom 8,9.11 u n d Test X I I ) erscheinenden T r a d i t i o n ( E i n w o h n u n g des G e i s t e s ) s t a m m e n . J a k wäre also m i t s e i n e m »Zettelkasten« in U n o r d n u n g geraten. D e n k b a r ist sogar, d a ß J a k gar nicht w u ß t e , d a ß V. 5 b kein Schriftzitat ist. E i n Versehen führte a u c h zur V e r d o p p e l u n g des d e ÖLÖODÖIV %aQiv, d a s e i n m a l zutreffend, e i n m a l j e d o c h irrtümlicherweise d a s »Zitat« beendete. D i e W ö r t e r [ l e i ^ o v a u n d ö i ö keyei s i n d d a n n A n z e i c h e n der redaktionellen A n p a s s u n g s b e m ü h u n g e n . S o u n g e w ö h n l i c h w ä r e solch ein V o r g a n g bei J a k g a r nicht einmal, g e h t er d o c h a u c h a n d e r s w o (vgl. zu 1,5-12; 1,16-27; 2,8-13; 3 , 5 ff.) nicht i m m e r sehr q u e l l e n - s c h o n e n d vor; speziell a n Ü b e r g a n g s s t e l l e n achtet er nicht sonderlich a u f eine saubere A k o l o u t h i e . 3 3 1
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4. S o wie uns 4 , 5 f. textlich überliefert sind, bleiben die Verse ein k a u m lösbares P r o b l e m , in d a s m a n m i t verschiedenen M i t t e l n L i c h t z u b r i n g e n versucht. Welche V o r s c h l ä g e d a b e i n u n m e h r o d e r m i n d e r plausibel erscheinen m ö g e n , einen kontextuell klaren B e i t r a g bieten V. 5 b - 6 a nicht, g a n z zu schweigen v o n d e n I n t e r p r e t a t i o n s p r o b l e m e n dieser W ö r t e r u n d v o m fehlenden Z i t a t b e leg. - F ü r die E r h e b u n g der Intention der Passage ist m a n a u f V. 5 b - 6 a nicht angewiesen. J a k will einerseits v o n V. 4 her die A b l e h n u n g d u r c h G o t t erläutern u n d belegen; andererseits b a u t er die B r ü c k e zur einzig akzeptablen E i n s t e l l u n g G o t t g e g e n ü b e r (V. 7 ff). D a s Z i t a t Prov 3 , 3 4 h ä n g t v o n H a u s e a u s eher m i t der F o r t s e t z u n g in V. 7 ff z u s a m m e n , wie IPetr 5 zeigt. J a k z o g es hier heran, u m klarzustellen, d a ß Ü b e r h e b l i c h k e i t z u m Scheitern verurteilt ist.
5-6 Was besagt die Frage: »Meint ihr etwa, die yQaqpf| spreche xevcög ...«? Dient sie rein rhetorisch der Untermauerung der beiderseits akzeptierten Autorität der Schrift? Impliziert sie Unkenntnis bei den Adressaten? Oder zielt sie gar kritisch auf einen Mangel an Schrift-Treue? Zweifel gegenüber der Schrift werden jedoch nirgends sonst erkennbar. Wahrscheinlich meint f| YQaqpf| hier wie in 2,8.23 ohnehin konkret »die Schriftstelle«; dann legt sich eine rhetorische Verstärkung nahe. Das Adverb
3 3 1
In derselben, v o n der L X X etwas a b w e i c h e n d e n F o r m ( ö Oeög statt x u o i o g ) . E i n Vergleich zwischen 4 , 6 - 1 0 u n d IPetr 5 , 5 - 9 b e i B o i s m a r d 1 7 7 ff. 332 y g i P o p k e s , C o m p o s i t i o n 9 9 - 1 0 3 . Evtl. besteht a u c h eine V e r b i n d u n g zur T r a d i t i o n v o n 3 , 1 7 f.; d e n n in T e s t B e n j 6 (Preislied ü b e r d e n » g u t e n R a t « , in m a n c h e m J a k 3 , 1 7 f., ähnlich) findet sich a u c h der Satz: XTJQIOC; E V am(b x a x o i x e t . V g l . O . M i c h e l : T h W N T V 1 5 8 , 3 9 f. 3 3 3
272
V I . D a s Verhältnis zur Welt
xevä)g334 umfaßt begründende (»ohne Ursachen«) wie auch finale (»ohne Absicht«) Aspekte. Letztlich ist die Perspektive wieder theozentrisch: Gott weiß sehr wohl, was er (durch die Schriftstelle) aus welchem Grund und zu welchem Zweck sagt. - Wegen der völlig unsicheren exegetischen Ausgangslage in V. 5b-6a sind Erhebungen zu einer jak Pneumatologie von dieser Stelle ebenso schwer möglich wie von 2,26 aus. Prima vista ist 2,26 anthropologisch zu verstehen; ob Nebentöne anderer Art mit schwingen, läßt sich evtl. vermuten (vgl. o. z. St.). Im Hinblick auf den negativen Wortsinn von Jtpög qpOovov und emjtoOet ist in 4,5 an den Geist des Menschen zu denken, der aber - gut biblisch gedacht - eine Gabe Gottes ist. Dieser Geist ist ver suchlich zum Bösen, was vom heiligen Geist unmöglich gesagt werden könnte. Immerhin bleibt das Wissen darum bestehen, daß der Mensch seine Lebensfähigkeit von Gott erhalten hat. Es wird differenziert zwischen dem Geist und »uns«; »wir« sind gleichsam ein »Gehäuse«, das Gott hat »bewohnen« lassen335 durch den Geist. Den Adressaten wird vorgehalten, daß sie gerade das mißbrauchen, was sie allererst zum Leben befähigt.336 - Das Wort imeofiqpavoc; wird ganz überwiegend in tadeln dem Sinn gebraucht.337 In der griechischen Tradition steht es zwischen »gewalttätigrechtsverachtend« (Hybris) und »eitel prahlend« und bezeichnet den, der arrogant, anmaßend ist und andere verachtet. Im AT, besonders in den Psalmen und Weis heitsschriften, wird Überheblichkeit/Hochmut/Übermut als ebenso widergöttlich wie ethisch verwerflich betrachtet; der Fromme/Weise kann sich davon nur distanzie ren (z. B. Prov 13,10; Sir 10,12; 13,20; 15,8; 32,18 u. a.). Der Hochmut steht dem Spott nahe; so lautet gerade Prov 3,34a im Hebräischen »der Spötter spottet Er«. Auch im N T gehört der Terminus unter die Laster (Mk 7,21 f.par. M t 15,19, dort aber ohne diese Vokabel; Rom 1,29-31; 2Tim 3,2)338, zusammen mit Blasphemie, Unsin nigkeit, Hybris und Prahlerei. - In Lk 1,51 f. stehen den Hochmütigen (und Mächti gen) ebenso wie im Prov-Zitat bei Jak 4,6 und IPetr 5,5 die Touteivoi gegenüber, die Gott erhöht (uipoü) wie Jak 4,10; IPetr 5,6). Die Überheblichen versündigen sich sowohl gegenüber Gott als auch den Mitkreaturen, indem sie beide verachten, nur das eigene Recht und den eigenen Vorteil suchen und sich törichterweise auf die eigene Position verlassen. Dieses Urteil ist Juden, Christen und Griechen gemeinsam; insofern kann sich Jak mit dem Prov-Zitat auf einen breiten Konsens stützen. - Während der Gegensatz zu i)Jteor|(pavog im N T »der Demütige« und in der L X X »der Fromme« u. ä. ist, ist es etwa bei Plato der ehrbare und anständige Bürger.339 Die biblische Linie betont auf jeden Fall die Einstellung Gott gegenüber als entscheidendes Kriterium. Ganz in dieser Richtung entfaltet Jak den Gedanken (4,7 f f ) . Wie »Demütige« (vgl. o. zu 1,9) Gegenbegriff zu »Hochmütige« ist, so »Gnade geben« zu »sich entgegenu #
3 3 4
a <
H a p a x - l e g o m e n o n i m N T ; in d e r L X X n u r J e s 4 9 , 4 (vergeblich a r b e i t e n ) . D a s A d j . bei J a k n o c h 2 , 2 0 i m Vokativ.
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K a x c o x i ö e v d ü r f t e k o m p l e x i v e r A o r . sein.
3 3 6
V g l . E d u a r d Schweizer: T h W N T V I 4 4 5 , 1 2 - 1 5 . D a ß a l l e r d i n g s 7ivev\ia m i t oocpia ( 3 , 1 7 ) i d e n t i s c h sei (so
3 3 7
G e o r g B e r t r a m : T h W N T V I I I 5 2 6 - 5 3 0 . I m N T selten (5x, d a z u e i n m a l d a s S u b s t a n t i v ) , verbreitet in L X X .
3 3 8
Bertram 526-528.
B i e d e r 1 1 1 f.), ist w e n i g e r n a h e l i e g e n d . B e i J a k f o l g e n realtiv b a l d Prahlerei ( 4 , 1 6 ) u n d m e n s c h e n v e r a c h t e n d e G e w a l t ( 5 , 1 - 6 ) . 33
9 P l a t o M e n 9 0 a . V g l . B e r t r a m 5 2 6 f.
273
4,6-8a
stellen«. Das Wort dvxixdoöoo erscheint noch einmal in 5,6: »Widerstand leisten« (vgl. auch R o m 13,2; Apg 18,6); es signalisiert ein kämpferisches Entgegentreten (so z. B. auch gegen die f|8ovai: Diog 6,5). - Xdpig34o steht im Hellenismus vielfach für die Gunsterweisung eines Herrschers.341 Das hebräische Pendant (aus der Wurzel |]n) betont die gütige Zuwendung, gerade den Armen und Niedrigen gegenüber (z. B. Prov 14,31; 28,8), indem man »gibt« (Ps 37,21), hilft, schont usw.342 l der Erlösungslehre wird im Judentum das Verhältnis zwischen Werken und Gnade diskutiert.343 Überwiegend wird X&QK; im Sg. gebraucht; ^ Gnade ist in der Bibel offenbar nicht quantifizierbar, einteilbar oder multiplizierbar. Sie bezeichnet vielmehr die Grundqualität einer positiven Hinwendung zu dem, der sich seiner Grenzen und Angewiesenheit bewußt ist. Sie bewirkt eine heilvolle Beziehung, einschließlich der »Erhöhung« aus der Niedrigkeit (4,10). »Gnade geben« ist ein Herrscher-Privileg (vgl. zu 3,17 f.); die Rezeption von Prov 3,34 orientiert sich nicht am Gerichtsmodell (Straferlaß), sondern am Königsmodell (Gunsterweisung). 7-8a In 4,7-10 werden direkte Konsequenzen für die Adressaten (durchgehend 2. Pers. Plur.) aus dem Vori gen gezogen.345 Bestimmend ist die Beziehung zu Gott: M a n soll sich ihm unterstel len (V. 7a), sich ihm nahen (V. 8a) und sich vor dem Herrn demütigen (V. 10a). In V. 8a ist die Aussage reziprok (sich nahen): Gott antwortet in gleicher Weise (vgl. V. 10). In V. 7b.c dagegen kommt ein ganz anderes Element hinein, in sich wiederum reziprok: dem Teufel widerstehen, der fliehen wird. Der erste Aufruf (V. 7a) könnte demnach eine Generalanweisung sein, die im folgenden entfaltet wird.346 E J Anre de erscheint erst in V. 8b (»ihr Sünder und Zwiespältigen«). Der Inhalt von V. 8b-9 bezieht sich kritisch auf den Ist-Zustand der Adressaten; in V. 7 - 8 a . l 0 ist er demge genüber deutlich optimistischer.347 Die Verbindung zwischen den beiden Teilen (V. 7 - 8 a . l 0 und V. 8b.9) könnte in der Tradition der »Einlaß-Tora zum Heiligtum«348 liegen. - Fast alle tragenden Termini in V. 7-8a sind bei Jak neu bzw. sogar einmalig. Nur hier erscheinen imoxdooco, dvOiaxn^i, 6tdßoXog349 d ( p e ^ y « , dazu eyyi^eiv noch einmal 5,8. Auffällig und kontextuell überraschend ist besonders die Erwäh nung des Teufels; abgesehen von 3,6 (Gehenna) und 3,15 (»dämonisch«), ist Jak äußerst zurückhaltend in der Nennung böser Mächte.350 Synchronisch könnte beabn
3
n e
u n
3 4 0
D a s W o r t bei J a k n u r hier; d a s fällt g e g e n ü b e r d e m sehr d i c h t e n G e b r a u c h bei 1 Petr auf.
3 4 1
H a n s C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 6 5 , 3 0 f. D e m e n t s p r i c h t in L X X d i e B e d e u t u n g » s c h e n k e n « b e i m V e r b ,
3 4 2
W a l t e r Z i m m e r l i : T h W N T I X 3 6 7 . D i e B e d e u t u n g b r e i t e in d e r L X X w i e a u c h i m k l a s s i s c h e n G r i e c h i s c h
e b d . 3 7 9 , 1 9 f. ist a l l e r d i n g s g r ö ß e r ( C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 7 9 , 9 f f ; 364,44 ff.). 3 4 3
3 4 4
C o n z e l m a n n 3 7 8 f. ( R a b b i n e n ) , 3 8 0 f. ( P h i l o ) . D a s gilt für N T u n d J u d e n t u m , w ä h r e n d i m K a i s e r k u l t m e i s t e n s d e r Plur. ( G n a d e n e r w e i s u n g e n ) v e r w e n d e t wird (Zimmerli/Conzelmann: T h W N T I X 371,20; 384; 3 6 5 , 3 6 ) .
3 4 5
D a s W o r t o i i v e r s c h e i n t erst a b J a k 4: 4 , 4 . 7 . 1 5 ; 5 , 7 . 1 6 .
3 4 6
Ä h n l i c h M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 4 . Z u r S t r u k t u r vgl. w e i t e r D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 6 5 ; C a r g a l , R e s t b r i n g
3 4 7
J o h n s o n , A n c B 2 8 4 » p o w e r f u l o p t i m i s m « (zu V. 7 - 8 a ) .
163. 34
8 S o e t w a Ps 15 u n d 2 4 . V g l . H a n s - J o a c h i m K r a u s , P s a l m e n I ( B K X V / 1 ) , N e u k i r c h e n 3 . A u f l . 1 9 6 6 , 1 1 1 f. u n d 1 9 6 f.
3 4 9
3 5 0
» S a t a n « fehlt g a n z . I m U n t e r s c h i e d z u T e s t X I I u n d Q u m r a n zeigt J a k a u c h hier k e i n I n t e r e s s e a n » b ö s e n G e i s t e r n « u. d g l . T h e o r e t i s c h k ö n n t e V. 7 b - c s o g a r fehlen; d e r T e x t e n t h i e l t e k e i n e e r k e n n b a r e L ü c k e .
274
V I . D a s Verhältnis zur Welt
sichtigt sein, jederlei Ausrede hinsichtlich der Bedrängung durch feindliche transzen dente Gewalten beiseite zu räumen: »Den Teufel kann man leicht in die Flucht schla gen, er ist ein Feigling«. Diachronisch steht Jak Texten nahe, die mehrere der Fakto ren hier enthalten. Verwandt sind vor allem Aussagen in den Test XII351. Vom Flie hen des Teufels, Beliars bzw. der bösen Geister reden TestSim 3,5; TestDan 5,1-3; TestNaph 8,4; TestBenj 5,2. Voraussetzung dafür ist: Zuflucht beim Herrn nehmen (TestSim 3,5), Zorn und Lüge ablegen (TestDan 5,1-3), sich Gott nahen (TestDan 6,1 f.), Gutes tun (TestBenj 5,2), die Bosheit Belias fliehen (TestBenj 7,1). Das positive Ergebnis lautet: Gott nimmt Wohnung unter euch (TestDan 5 , l - 3 ) , der Herr liebt euch (TestNaph 8,4). Das »Widerstehen« ist an diesen Stellen allenfalls indirekt ausge sagt; es findet sich in christlichen Texten: Eph 6,1; IPetr 5,9; HermM 12,5,8 [=48,8]; in HermM 12,4,7 [=47,7] heißt es: »den Teufel nicht fürchten«. Vom Fliehen des Teu fels weiß auch HermM 12,5,2 [=48,2]. - Der Aspekt »sich Gott nahen - Gott naht sich« ist viel weiter verbreitet (im N T aber nur noch Hebr 7,19). Die atl.-jüd. Tradi t i o n ^ kennt dabei eine Ambivalenz. Einerseits zeichnet sich der Gott Israels durch seine Nähe aus (Dtn 4,7); er naht sich, wenn man sich ihm nähert (Sach 1,3), wenn man ihn anruft (Ps 145,18; Thr 3,5), bzw. soll man ihn anrufen, solange er nahe ist (Jes 55,6); Gott naht sich denen, die zerbrochenen Herzens sind (Ps 3 4 , 1 9 ) . Andererseits kann es gefährlich werden, sich dem heiligen Gott zu nähern (z. B. Lev 10,1 ff); des wegen ist das Nahe-Kommen z. B. lt. Ex 19,21 f. nur den Priestern, nicht dem Volk gestattet. Eben deshalb gibt es Zugangsbedingungen (z. B. N u m 16,5) speziell für den Tempel (Ps 15; 24 u. a.). Die Heiligkeit Gottes verträgt kein Verunreinigt-Sein; gerade die versteckten Übertretungen sind zu bereinigen^ _ * auch Jak alsbald betonen wird (V. 8 b ) . Das - ohnehin reziproke - Motiv des »sich nahen« entstammt hier in Jak 4 einer anderen Tradition als der urchristlich-eschatologischen, die Jak in 5,8 auf greift. - Wie so häufig, verarbeitet Jak also auch hier überkommene Materialien. Dar aus erklärt sich nicht nur die Erwähnung des Teufels, sondern auch die durchaus kühn erscheinende Aussage »er wird von euch fliehen«. Es ist bekannt, daß man dem Teufel widerstehen^ soll und kann. Im Kontext ist das für Jak jedoch eher ein Seitengedan ke. Wichtiger ist die positive Beziehung zu Gott. Beide dabei verwendeten Verben haben durchaus positiven Klang und verweisen noch nicht (wie V. 8b.9) auf Buße, Umkehr von schlechten Wegen usw. Sich Gott zu »unterstellen« 58 impliziert: (1) sei nen Schutz in Anspruch nehmen (gerade als xajteivog, s. V. 6 und 10) und (2) seine Führung anerkennen, ihr zu folgen. Auch in Rom 13,1 f. findet sich das Gegenüber von i)jtotdöoco und avmdööouxxi (Jak 4,6b), dazu noch dvOiötriui, und zwar in 352
3
354
w
e
3 5 6
3
3 5 1
3
3
V g l . d e n E x k u r s bei S c h n i d e r 1 0 4 f.
52 V g l . o. z u 4 , 5 b . 5
3
V g l . H e r b e r t Preisker: T h W N T II 3 3 0 .
354 V g l
a
u
c
h G o t t e s K l a g e : D a s V o l k n ä h e r t sich m i r m i t d e m M u n d , a b e r n i c h t m i t d e m H e r z e n ( J e s 2 9 , 1 3 ) .
3
55 V g l . K r a u s , P s a l m e n I 1 9 7 .
3
56 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 1 0 , e r w ä g t für J a k e i n e k u l t k r i t i s c h e T r a d i t i o n . A b e r d a s d ü r f t e s c h w e r l i c h zutreffen.
3
57 S o e t w a M t 4 , 1 ff. par. L k 4 , 1 ff.; M k 3 , 1 5 . 2 2 ff.; L k 1 3 , 3 2 ; E p h 6 , 1 1 f.; I P e t r 5 , 8 ; vgl. J u d 9; A p k 1 2 , 7 ff. D a s V e r b a v O i o r n u i besitzt d e u t l i c h m i l i t ä r i s c h e K o n n o t a t i o n e n (vgl. J o h n s o n , A n c B 2 8 3 ) .
3 5 8
E i n e » h e l l e n i s t i s c h e V o k a b e l « : G e r h a r d D e l l i n g : T h W N T V I I I 4 0 , 9 ; 4 1 , 1 8 ; d o r t a u c h zur V e r t e i l u n g i m N T . D i e b e i d e n o. g e n . A s p e k t e (vgl. D e l l i n g 4 1 , 5 ff.) f i n d e n s i c h a u c h in L X X .
4,8a-c
275
Relation zu den »Exousien«; die Wortkombination ist also keine jak Erfindung. Jak verteilt sie freilich auf zwei unterschiedliche Subjekte (Gott und »ihr«): Damit Gott einen nicht in die Schranken weisen muß, soll man sich seiner Überlegenheit unter ordnen. Das impliziert ein gegenseitiges Näheverhältnis (V. 8a). Das für beide Sub jekte und reziprok gebrauchte Verb eyyi^eiv läßt hier natürlich die Bedeutung »sich bekehren« nicht zu. Sinn und Voraussetzung sind beim atl. Bundesverhältnis zu suchen, das auf Nähe angelegt ist. 59 8b-c Die beiden Aufforderungssätze (»reinigt ... und heiligt...«) ergeben einen lupenreinen Parallelismus membrorum, verbunden durch ein einfaches »und«. Vielleicht spiegelt sich darin eine bewußte rhetorische Taktik des Autors; denn, kontextuell betrachtet, sind Ungleichheiten zu beobachten! Die erste Hälfte (V. 8b) besteht nämlich nur aus Wörtern, die bisher in dieser Form noch nicht vorkamen und (bis auf d^aoTCöAxH in 5,20) auch nur hier erscheinen. Demgegenüber enthält V. 8c wichtige flashbacks: öujruxoi (1,8), Herz (1,26; 3,14; 5,5.8), dazu auch dyv- (3,17). Rechnet man in V. 8b den flashback des Wortstamms xaOao- (1,27) h i n z u , ergeben sich insgesamt vor allem drei Bezugsstellen, näm lich 1,5-8 (Gespaltenheit; Thema: Mangel an Weisheit, Beten im Glauben); 1,26 f. (Herz, rein; Thema: Gottesverehrung) und 3,13-18 (Herz, heiligen; Thema: Weis heit). - Die traditions-gepragte inhaltliche Verbindung mit dem Motiv »sich Gott nahen« wurde bereits in V. 8a deutlich. Wer in Gottes Nähe treten will, muß »rein« sein; die ursprünglich kultische Kategorie war seit langem auch ethisch gefüllt wor den. Waschungen (speziell der Hände) waren fester Bestandteil des Ritus (Ex 30,172 1 ) 3 6 i wurden aber auch auf die ethische Metaphorik übertragen (Jes 1,16; Hi 22,30; Ps 18,21.25; 24,4: 26,6). - Die allgemein gehaltene Bezeichnung »Sünder« entspricht der generellen Aussage. Das Wort djiaQtcoXoc; ist in griech. wie jüd. Gebrauch ein grober Ausdruck für »die Negation von Recht, Ordnung und Sitte«, in der L X X (besonders in den Psalmen) polemisch und verallgemeinernd verwendet für die Gegenspieler der Frommen, geradezu ein Schimpfwort (Heiden, Gottlose, Unmoralische u s w . ) . Auch im N T ist das weithin der F a l l . Bei Jak paßt es in den (traditionellen) Zusammenhang mit »Ehebrecher« (4,4). - »Hände und Herz« kön nen auch sonst ein Begriffspaar bilden (Ps 24,4). Sir 2,12 kombiniert sogar die Fak toren (furchtsame) Herzen, (erschlaffte) Hände, d^iaoTOoXöc; und »gehen auf zwei Pfaden«, steht also Jak 4,8 besonders nahe (vgl. auch Sir 38,10). Traditionell ist auch das Motiv »reines Herz« (Ps 24,4; 51,12; 73,1), vor allem in der Psalmen-Frömmig keit und im übrigen dort, wo der kultische Reinheitsgedanke spiritualisiert w u r d e . 3
360
s o
?
362
363
364
359 V g l . Preisker: T h W N T II 3 3 1 , 2 4 . - Z u P h i l o e b d . 3 3 0 , 3 8 - 4 0 ( L e g A l l II 5 5 ff.; I m m 1 6 1 ) : G o t t in einer A r t m y s t i s c h e r N a c k t h e i t b e g e g n e n , w o alles S t e r b l i c h e abfällt. 360 D a s A d j . »rein« n o c h in 1,7; d f x a Q i i a in 1,5; 2 , 9 ; 4 , 1 7 ; 5 , 1 5 . 1 6 . 2 0 . 361 V g l . E x 1 6 ( P r ä p a r a t i o n b e i m J ö r n K i p p u r ) . F r i e d r i c h H a u c k : T h W N T I I I 4 1 6 ff.; R u d o l f M e y e r : T h W N T III 4 2 1 - 4 2 7 . F ü r d i e ntl. Z e i t : M k 7 , 2 - 5 ( P h a r i s ä e r ) . R a b b i n i s c h e s bei S t r . - B . I 6 9 8 - 7 0 4 ; E d u a r d L o h s e : T h W N T I X 4 1 5 , 2 7 ff; 4 1 9 , 2 7 ff. I m N T vgl. 2 K o r 7 , 1 , s o n s t eher z u s a m m e n m i t » B l u t J e s u C h r i s t i « : H e b r 9 , 1 4 . 2 2 ; I J o h 1,7.9; A p k 7 , 1 4 . 362 K a r l - H e i n r i c h R e n g s t o r f : T h W N T I 3 2 4 - 3 2 7 . 363 S o u. a. L k 7 , 3 7 . 3 9 ; » Z ö l l n e r u n d S ü n d e r « (s. b e s o n d e r s M t 1 1 , 1 9 ) ; » e h e b r e c h e r i s c h e s u n d s ü n d i g e s G e s c h l e c h t « ( M k 8 , 3 8 ; 9 , 1 9 ; M t 1 2 , 3 9 u. ö.); I T i m 1,9 f. ( L a s t e r k a t a l o g ) . V g l . R e n g s t o r f 3 3 1 ff. 364 pr. H a u c k : T h W N T I I I 4 2 0 f.; 4 2 9 ; d o r t a u c h N ä h e r e s z u J o s e p h , P h i l o , A r i s t , T e s t X I I . R a b b i n i s c h e s bei S t r . - B . I 2 0 5 f.
V I . D a s Verhältnis zur Welt
276
Das spiegelt sich im frühchristlichen Befund: M t 5,8; I T i m 1,25; 2 T i m 2,22; IPetr 1,22; auch H e r m V 3,9,8 [=17,8]; M 5,7 [=25,7]; M 12,6,5 [=49,5].365 Der besondere Akzent bei Jak liegt in der doppelten Motivaufnahme von 3,14.17 und 1,8 her: Das menschliche Herz muß wie die Weisheit »lauter« sein, insbesondere frei sein von »Eifer und Partei-Wesen« sowie von »innerer Gespaltenheit«. Der Gedanke, daß ein »Gespaltener« das »Herz läutern« soll, entspricht nicht der üblichen Logik, sondern klärt sich aus dem jak Grundanliegen (ähnlich wie Sir 2,12), die Zwiespältigkeit in Einstellung und Verhalten der Adressaten zu überwinden. Fraglos verbindet Jak damit sozial-ethische Konsequenzen. Im Kontext von 4,7-10 steht jedoch die eindeutige Beziehung zu Gott im Vordergrund. Auch das tiefe Problem der Zwiespältigkeit kann ebenso wie das der Unfriedfertigkeit (beides steht im Gegensatz zur Weisheit: 3,13-18) nur in der ungeteilten Hinwendung zu Gott gelöst werden, nicht durch Selbstkorrektur oder Selbstüberwindung. Auch hier wird der theozentrische Ansatz des Jak wirksam. 9 Der Vers unterteilt sich in zwei unterschiedliche Hälften: V. 9a umfaßt drei parallele Imperative in der 2. Pers. Plur. Aor.; V. 9b dagegen ist im Imperativ 3. Pers. Sg. gehalten und bildet in sich bei allerdings nur einem gemeinsamen Verb einen Parallelismus membrorum, inhaltlich vom »reversal motif« strukturiert, also der Umkehrung der Verhältnisse. Das Subjekt von V. 9b bleibt ungenannt. Terminologisch sind V. 9a und b durch jrevO- verknüpft. Das Vokabular umfaßt nicht weniger als vier ntl. Hapax-legomena: xaAmjtWQea) (das Substantiv noch 5 , 1 ) , yeX,og (als Verb Lk 6,21.25), [letaTQejto) und x a T r | ( p £ i a 9 . Selten im N T erscheint auch jtevOog (noch 3 Stellen in Apk). - Auffälligerweise gibt es die Wortkombination öiijwxoc; (V. 8) und xaX,aura)Q- auch in l C l e m 23,3 f., und zwar als angebliches Schriftzitat: taXaijrcoQOi eioiv oi öiipuxoi, ebenso in 2Clem 11,2 f. (dort als prophetisches Wort ausgegeben) und HermS 1,3 [=50,3]: äqpQov x a i öiipu/e x a i taX,aia)JtcoQ8 avOQome. Möglicherweise lenkt eine gemeinsame Tradition J a k zu dieser Wortwahl im Übergang von V. 8 zu 9. Damit würden sich auch Interpretationsprobleme bei TaA,auto)Qf|aaT£ leichter erklären lassen. Die Bedeutung der beiden anderen Imperative in V. 9a ist klar: Die Adressaten sollen trauern und Wehgeschrei erheben. Die beiden Termini bilden ein geläufiges Paar: 2 K ö n 19,2; 2Esdr 18,9 (=Neh 8,9); M k 16,10; Lk 6,25; Apk 18,11.15.19. Sie signalisieren Klage über Tod, Verlust bzw. über das Ende einer guten Z e i t . Ahnliche Aussagen gehören zur prophetischen Büß- und Unheilsverkündigung (wie Jer 4,8; Joel 2,12 f.; A m 5,16; M i 2,4; Sach 11,1 f.). Der Ruf zur Wehklage in Jak 4,9a zielt also bereits ab auf die Umkehrung der Verhältnisse (s. V. 9b), allerdings als präsentisches Geschehen und somit als Zeichen der inneren Erschütterung und zugleich der Umkehrbereits c h a f t . - Der semantische Gehalt von tataxutooQ- ist: Elend, Mühsal, Zustand des 366
367
3 6 8
36
370
371
365 V g l . a u c h » r e i n e s G e w i s s e n « in I T i m 3 , 9 ; 2 T i m 1,3; » d i e S e e l e h e i l i g e n « I P e t r 1 , 2 2 (ayvi^ü) wie Jak 4,8; x a O a o ö g in 1 , 2 2 b ist textlich u n s i c h e r ) ; b e i d e s z u s a m m e n a u c h bei J o s e p h (Bell 6 , 4 8 ; A n t 9 , 2 6 1 f.). 3 6 6
In I J o h 3 , 3 ist d i e B e z u g s g r ö ß e s o g a r G o t t selbst: » s i c h l ä u t e r n , w i e j e n e r l a u t e r ist«; vgl. L e v 1 9 , 2 .
3 6 7
Penner, E p i s t l e 1 6 1 f.
3 6 8
36
D a s Adj. noch R o m 7,24; A p k 3,17.
9 F e h l t a u c h in L X X .
3 7 0
Vgl. H a u c k 204; K . - H . Rengstorf: T h W N T I 6 5 8 .
3 7 1
V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 6 . E s liegt k e i n p r o p h e t i s c h e s F u t u r i m S i n n e d e r U n a u s w e i c h l i c h k e i t vor.
4,9
277
Jammers, Plage372 auch Rom 3,16 (s. 13,3; Jes 59,7); 7,24; Apk 3,17 (in einer Reihe mit anderen Vokabeln des Elends). Das Verb373 i J selten transitiv verwendet; häufig steht es im Passiv - beides trifft für Jak 4,9 nicht zu. Intransitiv müßte es heißen: »seid elend«, was meistens hin zu »fühlt euch elend« verlängert wird.374 Zutreffender wäre eine transitiv-reflexive Form (»macht euch elend«). Man hat gefragt, wie der Imperativ umgesetzt werden soll; eine der Antworten lautet: durch Askese.375 Aber das intransitive Verb »geht auf das Dulden, nicht auf das Leisten«376. I Verbund mit den beiden anderen Verben in V. 9a wird eine Bedeutung wie »betrachtet euch als in jammervoller Lage« die nächstliegende sein. Mit Dibelius bleibt jedoch zu vermuten, daß in der Tradition eher eine prophetische Unheilsverkündigung (wie Lk 6,21.25) als ein Bußruf gemeint war; das dürfte insbesondere für V. 9b gelten. - In V. 9b zeigt | i 8 x a T Q a j t f | x c o die Verkehrung ins Gegenteil an; die Bedeutung des Imperativs im Passiv ist: »(es) soll sich verkehren, umwandeln« bzw. »es soll umgewandelt werden«.377 Wer ist logisches Subjekt? Im A T ist es bei entsprechenden Aussagen fast immer Gott (vgl. 65,6; Joel 3,4; Dtn 23,6 u. a.). Dann wäre Jak 4,9 eine Unheilsweissagung. Oder ist V. 9b als indirekter Bußruf zu verstehen, wobei die Angesprochenen selbst den Umschwung herbeizuführen hätten ? 3 7 8 D Imperativ in V. 9a könnte auch V. 9b bestimmen; tatsächlich soll man ja trauern usw. Aber weshalb verändert Jak die grammatische Form? Im Blick auf 5,1 und vor allem auf 4,10 liegt ein passivum divinum näher.379 Zu interpretieren ist dann: »Weint - denn Gott wird euer Gelächter ohnehin in Wehklage verkehren!«. Wortlaut und Inhalt von V. 9b stehen den Weherufen Lk 6,24 f. nahe, zumal wenn man Jak 5,1 ff. hinzunimmt: Die Reichen haben ihren Trost dahin, die Gourmands werden hungern, o i yeXxövxeg vDv . . . jtev0f|O£T£ x a i x A , a u o e T e . 3 8 0 Jak stellt »Lachen« parallel zu »Freude«. Der Wortsinn von »Lachen« (yeXäiß) ist nicht sofort auf »törichtes Lachen«38i festgelegt. In der nicht-biblischen Antike382 gehörte das Lachen sogar zum Wesen der Götter. Lk 6,21 handelt vom eschatologischen Lachen der jetzt Weinenden, also in genauer Umkehrung der Abfolge bei Jak. Die Grundbedeutung des Wortes ist breit; sie reicht vom frohen Lachen bis zum Spott. In der L X X überwiegt der Aspekt der Überlegenheit, auch bei den wenigen Stellen, die von einem ye^dco ; s o
w
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m
e r
372 L - S - J 1 7 5 3 ; E W N T I I I 7 9 4 f. S. e t w a E p i c D i s s I 3 , 5 ; I I I 2 6 , 3 ; I V 6 , 1 8 ; ip 3 7 , 7 ; J o s A s 6 . 5 . 7 ; W e i s h 3 , 1 1 ; 1 3 , 1 0 ; l C l e m 1 5 , 6 (= ap 1 1 , 6 ) ; H e r m V 3 , 7 , 1 ( = 1 5 , 1 ) ; S 6 , 2 , 7 ( = 6 2 , 7 ) ; 6 , 3 , 1 ( = 6 3 , 1 ) . L - S - J 1 7 5 3 . - Z i e m l i c h h ä u f i g in L X X , b e s o n d e r s bei Jer. ? 4 S o z. B . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 6 ; M a r t i n , W B C 1 5 4 ( » b e m i s e r a b l e « ) ; s k e p t i s c h D i b e l i u s , K E K 2 7 1 f. E r a s m u s , G r o t i u s ; vgl. M a y o r z. S t . 6 Dibelius, K E K 2 7 1 . 377 V g l . B a u e r - A . 1 0 4 0 . S i n n g l e i c h ist fxexaotQecpa) (dieses in A p g 2 , 2 0 , vgl. J o e l 3 , 4 ; 77,44; Sir 1 1 , 3 1 ; als V. 1. a u c h J a k 4 , 9 ) , s. E W N T II 1 0 3 1 . 1 0 3 3 ; G e o r g B e r t r a m : T h W N T V I I 7 2 9 . Ü b e r w i e g e n d i m A k t i v bzw. M e d i u m s t e h e n d a g e g e n d i e fxetaxQejtCD-Stellen in 4 M a k k ( 6 , 5 ; 7 , 3 . 1 2 ; 1 5 , 1 1 . 1 8 ; s o n s t n i c h t in L X X ) . Z u r S a c h e vgl. l S a m 2 , 5 - 1 0 ; H i 5,1 ff; 3 6 , 5 ff.; Ps 7 4 , 8 u. ö.; J e r 3 1 , 1 3 ; S i r 1 0 , 1 4 ff. 3 7 3
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S o E W N T II 6 7 3 ( » . . . als Z e i c h e n d e r H i n w e n d u n g z u G o t t « ) . M a r t i n , W B C 1 5 5 ; W i n d i s c h 2 8 ( » F o r d e r u n g , n i c h t D r o h u n g « ) ; B u r c h a r d , H N T z. St.: D e r I m p e r a t i v richtet sich » f a k t i s c h a n d i e A d r e s s a t e n « . 9 Mit Frankemölle, Ö T K 616. D a s Wortpaar »weinen/lachen« auch K o h 3,4. 381 A n d e r s E W N T I 5 7 8 . V g l . P r o v 1 0 , 2 3 ; K o h 7 , 6 f.; S i r 2 1 , 1 0 ; 2 7 , 1 3 . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 6 : » a u s g e lassenes G e l ä c h t e r « . 2 K . - H . R e n g s t o r f : T h W N T I 6 5 6 ff. 3 7
3 8 0
38
278
VI. D a s Verhältnis zur Welt
Gottes (ty 2,4; 36,13; 58,9) bzw. der Weisheit (Prov 1,26) reden.383 Das könnte evtl. auch in Jak 4,9, kritisch gemeint, mitschwingen. In Verbindung mit %aga ist jedoch nicht von der Gestalt des Lachens, sondern von Anlaß und Einstellung dabei auszugehen; denn %aga ist klassisch-griechisch wie biblisch ein positiver Begriff (s.o. zu 1,2).384 Entscheidend ist, ob jemand zu Freude und Lachen berechtigt ist oder nicht. Unter Bezug auf Jes 48,22 L X X führt Philo aus: »Keinem Bösen (cpauXco) ist es gestattet, sich zu freuen« (Mut 169). Was für Philo psychologisch gemeint ist, versteht Jak mit der alttestamentlich-prophetischen Tradition vom Gericht Gottes her: D e m Bösen wird das Lachen vergehen.385 Die Metaphorik von JtevOog enstammt der Trauer, besonders der Totenklage386 (Gen 23,2; N u m 14,39; M k 16,10; vgl. M t 9,15; Apk 18,11.15.19), daneben auch Trauer z. B. über die Sünde (IKor 5,2; vgl. 2Kor 12,21; 2Clem 2,6). Karr|(p£ia bedeutet Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit aus Entsetzen oder aus Traurigkeit.387 Man kann sie laut Philo vor allem daran beobachten, wie jemand aus den Augen s c h a u t : Trauer (kvnr]) erfüllt diese mit Sorge und Bedrückung.3 9 Gegenbegriffe sind yeXcog (Somn II 167 f . ) bzw. x Q^ (Abr 151).*Das Niederschlagen der Augen ist durchaus auch Zeichen disziplinierter, angemessener Trauer (Abr 255 ff., speziell 2 6 0 ) 3 9 1 ; das Aussehen der Weisheit freilich ist nicht voller Kummer, Sorge, Niedergeschlagenheit (Plant 167). Wie die anderen Substantive in Jak 4,9b (Lachen, Freude, Trauer) ist auch xarriqpeia nicht von einer unmäßigen Gefühlsbetontheit bestimmt, sondern sie alle sind Ausdruck durchaus normaler menschlicher Reaktionen auf unterschiedliche Gegebenheiten des Lebens. Verändern werden sich die Voraussetzungen, und zwar radikal, und damit auch die emotionale Lage. 10 Formal und inhaltlich schließt V. 10 an V. 6c xajteivög, V. 7a (»sich Gott unterstellen«) und V 8a (entsprechendes Verhalten) an. Die Beziehung zu Gott hat Vorrang. Wie in V. 7a steht das Verb im Imp. Pass. Aor. Zugleich bildet V. 10 die positive Konsequenz zu V. 8b-9; xajteivcbOriTe erfaßt offenbar, was vorher kritisch gesagt wurde. Neben dem unmittelbaren Kontext ist die Relation zu 1,9 f. wichtig; denn nur dort und hier erscheint das Gegensatzpaar xajteiv- und vtyo-, hier jedoch nicht auf unterschiedliche Gruppen (dort: Niedrige und Reiche) unterteilt. 388
8
3 9 0
3 8 3
3 8 4
a
R e n g s t o r f 6 5 9 , dort 6 5 8 A n m . 9 - 1 0 zu J o s e p h u s . D a s S u b s t a n t i v ist n o m e n a c t i o n i s : S i c h - F r e u e n . V g l . H . C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 0 - 3 6 2 . I m G r i e c h i s c h e n s t e h t es f | ö o v r | n a h e ( 3 5 1 , 3 5 f.). B e i d e n S t o i k e r n u n d P h i l o ist es Teil d e r Ei>jtd0Eiai ( 3 5 2 f . 3 5 5 f.), der » g u t e n S t i m m u n g e n d e r S e e l e « , v e r b u n d e n m i t d e r T u g e n d ( W e r d i e T u g e n d h a t , h a t s t ä n d i g e F r e u d e : Philo M u t 167).
3 8 5
W i e A m 8 , 1 0 : G o t t w i r d d i e F e s t t a g e in L e i c h e n f e i e r n , d i e f r ö h l i c h e n L i e d e r in W e h k l a g e n
verwandeln.
D a s G e g e n ü b e r v o n T r a u e r u n d F e s t e n a u c h bei P h i l o P r a e m 1 7 1 . 3 8 6
H ä u f i g s o in L X X . V g l . H o r s t R o b e r t B a l z : E W N T I I I 1 6 2 . E t w a P h i l o A b r 2 6 0 .
3 8 7
L - S - J 9 2 7 . L t . P l u t M o r a l i a II 5 2 8 c d e f i n i e r t m a n xarr|(peia als e i n e Xvnr\, d i e n a c h u n t e n b l i c k e n läßt.
3 8 8
P h i l o A b r 1 5 1 ; S p e c L e g I I I 1 9 3 . D e r S a c h e n a c h e b e n s o L k 1 8 , 1 3 . D a s S u b s t a n t i v e r s c h e i n t n i c h t in L X X
3 8 9
E i n s t e h e n d e s W o r t p a a r ist o v v v o i a x a i x a t r | ( p E i a bei P h i l o : C h e r 3 7 ; P l a n t 1 6 7 ; S o m n II 1 6 8 ; A b r 1 5 1 ;
( n u r l x d a s A d j . : W e i s h 1 7 , 4 ) ; r e c h t h ä u f i g ( 1 5 x ) a b e r bei P h i l o ( d a s V e r b 1 9 x ) . J o s 8 9 . 1 7 0 ; S p e c L e g I I I 1 9 3 u. a. - B e i s t e i g e n d e m D r u c k u n d b e i A r g e r w e r d e d e r B l i c k b l u t i g ; s o A b r 5 2 ; S p e c L e g III 193. 3 9 0
H i e r f i n d e n s i c h zwei a u s f ü h r l i c h e , g e g e n s ä t z l i c h e » S t i m m u n g s k a t a l o g e « m i t v i e l e n S y n o n y m e n .
3 9 1
Sie wird von übermäßigen Klagepraktiken abgehoben.
279
4,9-10
392
Der Topos »Erniedrigung und Erhöhung« verkörpert alte biblische T r a d i t i o n , z. B. l S a m 2,7 f.; Hi 5,11; 22,29; Prov 3,33-35; 29,23.25; Ez 17,24; 21,31; Dan 4,34; Sir 2,17; 3,18; Testjos 10,3 f.; 18,1; 1 Q H 3,19 f.; M t 18,4; 23,12; Lk 14,11; 18,14; IPetr 5,5 f. Während Jak 4,10 nur die positive Aussage bringt, enthält 4,6b beides, Gottes Mißfallen und Gunst. Das Jesus-Logion Lk 14,11; 18,14; M t 23,12 (evtl. aus Q ) formuliert den Gegensatz sogar mit denselben beiden Haupttermini »erniedrigen/erhöhen«. Jak 4,10 ist offenbar von dieser Tradition geprägt, evtl. sogar von dem Jesus-Logion selbst. - Das passivische Verb in V. 10a wird in der Regel als Medium gedeutet: »erniedrigt e u c h « . 5 Auch IPetr 5,6 (unmittelbar nach dem Zitat Prov 3,34) verwendet das Passiv, während in Sir 2,17; 3,18 das Aktiv mit Reflexiv p r o n o m e n steht. Immerhin kehrt Jak in V. 10 zur 2. Pers. Plur. (nach der 3. Sg. in V. 9b) zurück. Er scheint in der Tat eine Handlungsanweisung - ebenso wie in V. 7a vor Augen zu haben. Trotzdem könnte das Passiv den Vorgang qualifizieren wollen. Inwiefern ist »erniedrigt werden« denn ein selbst-induziertes Geschehen? Betrifft es primär die innerliche Einstellung? Von 1,9 f. her betrachetet, sind damit konkrete Besitz- und Statuseinbußen impliziert. »Sich demütigen lassen« bedeutet dann auch, daß einem etwas genommen wird. Man tritt dann »vor Gott« mit »leeren Händen«, die die demütige Gesinnung demonstrieren. Die (auch in L X X und N T ) geläufige Formel evcbmov X U Q I O V wird hier mehr als nur lokale Bedeutung haben, nämlich »vor den Augen Gottes - in der Verantwortung vor Gott«, dem Richter. Kupiog sig nalisiert auch bei Jak den, der das Sagen hat (vgl. 1,1.7; 4,15; 5,14); die Verbindung zu »Richter« ist in 4,12 sowie 5,7.9 gegeben. - Ist das Futur von »erhöhen« ein logisches oder ein eschatologisches? Der traditionelle Topos (s. o.) versteht es eher als ein logi sches; ebenso das Präsens in 4,6c. Im Kontext hier interpretieren sich »Gnade geben« und »erhöhen« ohnehin gegenseitig. Gleichwohl dürfte »erhöhen« in 4,10 entspre chend der klar eschatologischen Verheißung 1,12 (also direkt nach 1,9-11!) zumindest auch auf die eschatologische Perspektive hin ausgerichtet sein. Daß Gott durch Erhö hen »Gnade gibt« bedeutet nicht, daß ein konkreter Statusverzicht sofort wieder durch eine Status-Anhebung im spirituellen Bereich belohnt würde. Das könnte die Demut in Gefahr bringen. Gewiß, »wahre« Erhöhung kommt von G o t t ; aber es geht hier nicht nur um echte oder falsche Höhe, sondern primär darum, daß wir unser Geschick in Gottes Hände übergeben. Im Vordergrund steht nicht die zeitliche, sondern die theozentrische Perspektive. 393
3 9 4
39
396
3 9 7
398
399
392 y g i
E d u a r d Schweizer, E r n i e d r i g u n g u n d E r h ö h u n g bei J e s u s u n d s e i n e n N a c h f o l g e r n ( A T h A N T 2 8 ) ,
Z ü r i c h ( Z w i n g l i ) 1 9 6 2 , speziell 2 1 ff. 393 R a b b i n i s c h e s bei S t r . - B . I 1 9 2 - 1 9 4 ; 2 4 9 f.; 7 7 4 . 3 9 4
H a r t i n , Q - S a y i n g s 1 8 5 f., m e i n t , d a s L o g i o n b i l d e d e n u n m i t t e l b a r e n H i n t e r g r u n d für J a k . T s u j i 1 2 8 m e i n t d a g e g e n , es s t a m m e n i c h t a u s Q, s o n d e r n sei eher ein frei u m l a u f e n d e s W o r t .
395 S o W i e s i n g e r 1 8 1 ; M a y o r 1 4 2 ; W i n d i s c h 2 8 ; D i b e l i u s , K E K 2 7 2 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 1 7 ; D a v i d s , W B C 168. 396 I n 2 , 1 7 m i t »ihre S e e l e n « . 397 Bzw. » v o r G o t t « . I n L X X ca. 5 4 0 x , i m N T 9 4 x . V g l . H e l m u t K r ä m e r : E W N T I 1 1 3 0 f., d o r t a u c h zur S t r e u u n g ( i m N T b e s o n d e r s h ä u f i g in L k - A p g u n d A p k ) . B e i J a k n u r hier. 398 V g l . K r ä m e r 1 1 3 1 . 399 V g l . D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 6 8 : » t r u e e x a l t a t i o n ... c o m e s n o t f r o m t h e w o r l d , b u t f r o m G o d « .
V I . D a s Verhältnis zur Welt
280
Ergänzende
Bemerkung
zu 4,7-10
(»Umkehr«)
In 4 , 7 - 1 0 finden sich n e u n I m p e r a t i v e in der 2 . Pers. Plur., ein I m p e r a t i v in der 3. Pers. S g . s o w i e drei Indikative des F u t u r s in der 3. Pers. S g . D o m i n a n t ist s o m i t der A u f r u f zur (kollektiven) B u ß e , v e r b u n d e n m i t drei V e r h e i ß u n g e n u n d (wahrscheinlich) einer U n h e i l s a u s s a g e (V. 9 b ) . D a s G a n z e ist als R e a k t i o n a u f die kritische A n a l y s e u n d a u f d a s G n a d e n a n g e b o t G o t t e s (V. 6 c ) konzipiert. D i a c h r o n i s c h betrachtet, v e r m e n g t J a k d i e T r a d i t i o n e n » B u ß r u f « u n d » U n h e i l s p r o p h e t i e « . Z w a r fehlen b e g r ü n d e n d e Partikel zwischen d e n b e i d e n M o t i v e n (speziell in V. 9 ) , aber offensichtlich d i e n t bei J a k d a s zweite M o t i v als m o t i v i e r e n d e B e g r ü n d u n g für d a s erste. D i e U m k e h r des M e n schen steht unter d e m Vorzeichen der U m k e h r u n g der Verhältnisse d u r c h G o t t . W a s b e d e u t e t demnach U m k e h r ? 4 0 0
1. D i e A u s s a g e n s i n d ü b e r w i e g e n d personal strukturiert, u n d zwar theozentrisch, a b g e s e h e n v o n » d e m Teufel w i d e r s t e h e n « . U m k e h r bzw. B u ß e ist s o m i t zuerst ein G e s c h e h e n in R e l a t i o n z u G o t t : (sich) unterstellen, n a h e n , d e m ü t i g e n ; d a z u : sich a b w e n d e n . U m k e h r bedeutet, G o t t als Herrscher, Richter, Beschützer, G n a d e n - G e w ä h r e r z u akzeptieren. D i e R e l a t i o n z u i h m u m f a ß t ein i)jro, kyyvc, u n d e v c u m o v , w o b e i eins m i t d e m anderen z u s a m m e n h ä n g t . N u r wer sich G o t t unterstellt, k a n n sich i h m n a h e n u n d vor seinen A u g e n sein. 2 . U m k e h r b e d e u t e t als zweites (V. 8 b - c ) Reinigung und Heiligung. D e r kultische H i n t e r g r u n d ist bei J a k längst spiritualisiert, aber d e s w e g e n nicht b e d e u t u n g s l o s . A n g e s p r o c h e n s i n d in i h r e m H u m a n u m beeinträchtigte L e u t e ; ihr P r o b l e m besteht in ihrer » G e m e i n h e i t « u n d » G e s p a l t e n h e i t « , d. h. in ihrer S c h u l d u n d N i c h t - I n t e g r i t ä t . D i e alten kultischen T e r m i n i weisen d i e R i c h t u n g zur T h e r a p i e , n ä m l i c h s o z u s a g e n zur D e s i n f e k t i o n der T ä t i g k e i t s o r g a n e ( H ä n d e ) u n d zur L ä u t e r u n g des P e r s o n z e n t r u m s ( H e r z ) . D i e H e i l u n g d e s H u m a n u m erfolgt c o r a m D e o ; a u c h d a s b e s a g t diese T e r m i n o l o g i e ; g r u n d l e g e n d e H e i l u n g k a n n o h n e H e i l i g u n g nicht g e s c h e h e n . W e n n der M e n s c h sich anschickt, G o t t - g e m ä ß d e n v o n G o t t erlassenen B e d i n g u n g e n - zu b e g e g n e n , geschieht die restitutio ad i n t e g r u m , i n d e m G o t t G n a d e gewährt. 3. U m k e h r u m f a ß t als drittes a u c h eine emotionale K e h r t w e n d u n g (V. 9 a ) . U m k e h r g e h t gleich s a m nicht o h n e T r ä n e n v o n s t a t t e n . D i e G e f ü h l e betreffen d i e Miserabilität, in d i e der M e n s c h g e k o m m e n ist. D i e e s c h a t o l o g i s c h e Z u k u n f t w i r d zeigen, d a ß d e m B ö s e n d a s L a c h e n vergehen w i r d (V. 9 b ) . D e r M e n s c h trägt Trauer über sich selbst. D a s ist d a s g e n a u e G e g e n t e i l zur Ü b e r h e b lichkeit, die in V. 6 b v e r m e r k t w u r d e . D i e s e A r r o g a n z äußert sich, w i e in 3 , 1 3 - 4 , 4 dargelegt w u r de, in Streit, S ü c h t e n u n d D e s o r i e n t i e r u n g g e g e n ü b e r G o t t u n d der Welt. O h n e eine tiefreichende innere E r s c h ü t t e r u n g findet m a n d a r a u s keinen A u s w e g . 4 . A m E n d e steht d a s Erhöht-Werden d u r c h d e n H e r r n (V. 1 0 b ) . U m k e h r fuhrt d u r c h die Tiefe, aber in d i e H ö h e . D i e E r h ö h u n g ist identisch m i t d e m E m p f a n g der G n a d e (V. 6 c ) . E r h ö h u n g b e d e u t e t die W i e d e r h e r s t e l l u n g des H u m a n u m , d. h. als E b e n b i l d G o t t e s (vgl. 3 , 9 ) . V o l l e n d e n w i r d sich dieser V o r g a n g i m E s c h a t o n (vgl. 1 , 4 . 1 2 ) . E s ist d a s G r u n d a n l i e g e n des J a k , d a ß die M e n schen diesen W e g g e h e n , u m an dieses Ziel z u g e l a n g e n .
11-12 Kontextueller Anschluß, logischer Aufbau und Realitätsbezug bereiten Schwierigkeiten. Weshalb greift Jak jetzt das Thema x a x a X a X e i v auf? Weshalb kehrt er (kurzzeitig) zum Bereich der »Bruderschaft« zurück? Weshalb moduliert er 401
402
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4 0 1
4 0 2
T h e o l o g i s c h b e d e u t s a m für J a k ist die B e o b a c h t u n g v o n S a t o 7 0 : »Ferner l o h n t es sich, a u f das extra nos der G n a d e i m J B zu achten. D e r A u t o r sagt nie, m a n solle g u t e >Werke< aufhäufen, u m G n a d e zu erlangen. Viel m e h r läßt sich v o n 4 , 9 f. - ein Text, d e m die Kritiker des J B s k a u m A c h t u n g schenken - her klar sehen: U m der göttlichen G n a d e zu b e g e g n e n , m u ß der M e n s c h zunächst seinen H o c h m u t zerschlagen b e k o m m e n . P a u linisch g e s p r o c h e n , m u ß die G e s i n n u n g , sich die eigene Gerechtigkeit z u schafffen, g a n z u n d gar scheitern«. D i e V o k a b e l n u r hier bei J a k . D r e i m a l » B r u d e r « in 4 , 1 1 . Als A n r e d e zuletzt in 3 , 1 2 , d a n a c h erst w i e d e r a b 5,7. Als O b j . i n n e r g e m e i n d lichen H a n d e l n s k o m m t » B r u d e r / S c h w e s t e r « s o n s t n u r 2 , 1 5 f. vor. E r s t m a l s hier ak\r)ku)V, s o n s t n u r n o c h 5,9.16.
281
4,11-12
xaxaXaXeiv hin zu xpiveiv? Weshalb gelangt er alsbald zu »das Gesetz richten»? Inwiefern steht die göttliche Autorität infrage? Was geht überhaupt konkret bei dem allem vor? - Auffällig ist im Vergleich mit den Imperativen V. 7-10 die ausführliche Begründung der einen - negativen - Handlungsanweisung hier: »Redet nicht gegen einander!« Das Vergehen gegen die Bruderschaft wird nicht in seinen zerstörerischen Folgen für die Gemeinschaft, sondern als Vergehen gegen das Gesetz, ja gegen Gott entfaltet. Das unterscheidet V. 11 f. von den anderen frühchristlichen Stellen mit xaxaXaXetv bzw. xaxaXaXid. In R o m 1,30; 2Kor 12,20; IPetr 2,1404 findet sich die Terminologie in Lasterkatalogen, ebenso l C l e m 30,1.3; H e r m M 8,3 [=38,3]; S 6,6,5 [=65,5]; S 9,15,3 [ = 9 2 , 3 ] . Dort ist xaxaXaXetv zwar ein gewichtiges Laster, wird aber nirgends so singulär behandelt wie hier und auch nirgends mit XQiveiv bzw. vöfxog verbunden. A m nächsten kommt TestGad 5,4 f.: »Er sprach nicht gegen einen Frommen, weil ihn die Gottesfurcht beherrscht. Weil er sich furchtet, den Herrn zu beleidigen, so will er niemals einem Menschen Unrecht tun . . . « . Jak greift viel wei ter aus; er bringt zwei Belehrungen (V. 1 l b . 12a, jeweils 3. Sg.) und zwei Du-Anreden (V. 11c. 12b), davon die zweite als rhetorische Frage. Der argumentative, inhaltliche und rhetorische Einsatz ist bemerkenswert. - KaxaXaXeTv ist ein im Profangriechi schen relativ seltenes W o r t . Die L X X - S t e l l e n berichten von feindseligem Reden (sogar gegen Gott) in unterschiedlichen Situationen und Arten (verleumden, lästern, murren, sich widersetzen). Das Verleumdungsverbot ist im Judentum verbreitet (s. außer den genannten Stellen noch Lev 19,16; PsSal 12,1-5; Sir 7,12 ff.). Auch Prov 17,5 weiß: »Wer den Bedürftigen verspottet, der verhöhnt dessen Schöpfer.« MidrQoh 9,12 (44b) sagt: «... wer Verleumdungen redet, der sündigt am Himmel und an der Erde.« Die Vokabel xaxaXaX- wird jedoch in der hellenistisch-jüd. Literatur selten dabei verwendet. Auch fehlt die direkte Verknüpfung mit »richten« und »Gesetz«, was bei Jak gerade die Pointe ausmacht. Jak stellt die Nähe zu xoivei her, indem er bei de Wörter (verbunden durch »oder« bzw. »und«) faktisch identifiziert. Das Vergehen gegen die Gemeinschaft erhält - wie auch die Beziehung zu »Gesetz« zeigt - forensische Qualität. Man »macht sich zum Richter« des Bruders bzw. Nächsten. Das geht über ein bloßes »schlecht über jemand reden« h i n a u s . Daß man sich zum Richter über das 403
4 0 5
4 0 6
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4 0 3
V g l . H e r m V 8 , 7 , 2 (= 7 3 , 2 ) : d i e KaxaXdkoi
4 0 4
In I P e t r 3 , 1 6 k o m m t d i e V e r l e u m d u n g v o n a u ß e n .
4
05 Ä h n l i c h W e i s h 1 , 1 1 ;
h a b e n k e i n e n F r i e d e n in sich selbst.
4 9 , 2 0 (s. a b V. 18) 1 0 0 , 5 (vgl. V. 3 - 7 ) ; P r o v 2 0 , 1 3 ( n u r L X X : s. V. 10 ff.). R a b b i n i
s c h e K a t a l o g e bei S t r . - B . I 9 0 5 . 406 V g l
a u c
h T e s t l s s 3 , 4 , als Teil d e r Einfalt. D i e s e s M o t i v a u c h H e r m M 2 , 2 f. (= 2 7 , 2 f.). D i e W o r t g r u p p e fin
d e t sich sehr h ä u f i g bei H e r r n ( 2 7 , 2 f.; 3 8 , 3 ; 6 5 , 5 ; 7 3 , 2 ; 9 2 , 3 ; 1 0 0 , 3 ; 1 0 3 , 7 ) u n d d e n A p o s t V ä t e r n : l C l e m 3 0 , 1 . 3 ; 3 5 , 5 . 8 ; 2 C l e m 4 , 3 ; B a r n 2 0 , 2 ; Polyk 2 , 2 ; 4 , 3 . V g l . G e r h a r d Kittel: T h W N T I V 5; D i b e l i u s , K E K 272. 4 0 7
Kittel 3: D a s S u b s t a n t i v ist s o g a r a u ß e r b i b l i s c h g a r n i c h t n a c h g e w i e s e n , in L X X n u r W e i s h 1 , 1 1 . D i e W o r t g r u p p e fehlt bei J o s e p h ; bei P h i l o n u r L e g A l l II 6 6 f. ( A u f n a h m e v o n N u m 1 2 , 8 ) u n d 7 8 ( N u m 2 1 , 7 ) . In L a s t e r k a t a l o g e n bei P h i l o u n d S t o a k o m m t sie s o n s t n i c h t vor.
4
08 A l s Verb: N u m 1 2 , 8 ; 2 1 , 5 . 7 ; H i 1 9 , 3 ; i|> 4 3 , 1 6 (v.l.); 4 9 , 2 0 ; 7 7 , 1 4 ; 1 0 0 , 5 ; 1 1 8 , 2 3 ; P r o v 2 0 , 1 3 ; H o s 7 , 1 3 ; M i
4
09 A u s f u h r l i c h d a z u S t r . - B . I 2 2 6 - 2 3 1 .
4
10 V g l . K l e i n 1 2 5 .
3,7; M a l 13,16.
4 1 1
E s ist a u c h n i c h t u n b e d i n g t gesagt, d a ß solches R e d e n i m G e h e i m e n g e s c h i e h t (wie J o h n s o n , A n c B 2 9 2 , meint).
282
V I . D a s Verhältnis zur Welt
Gesetz erhebt, muß Jak den Adressaten augenscheinlich erst beibringen; insofern bleibt zu fragen, ob man sich tatsächlich über Gesetz und Gesetzesauslegung s t r i t t . Der Realis-Satz in V. 11c kann auch als rein logische Deduktion von V. 1 l b her ver standen werden. Jak betont die Wortgruppe XQivco/xQiTr|g. Das Verb erscheint hier viermal; Objekt ist zweimal der Nomos, je einmal der Bruder und der Nächste. »Richter« ist einmal der Mensch (mit dem »Gesetz« als Objekt; Gen. obiectivus) im Gegenüber zum »Täter des Gesetzes«; zum anderen ist es »der eine Gesetzgeber«. Jak geht von der Unverletzlichkeit des N o m o s aus; der Mensch hat ihn nicht »gesetzt« (-Oeing); er ist nicht befugt, sich über das Gesetz in der Weise zu erheben, daß er es beurteile und verändere. Die Legislative hat absolute Priorität vor der Jurisdiktion. Die Rollen sind zwischen Gott und den Menschen klar verteilt: Gott ist Gesetzgeber und Richter; der Mensch hat den Nomos zu »tun« (jtoirvrr|g). Was »richten« impliziert, besagt die Wendung »retten oder verderben«; Jak denkt hier also in strafrechtlichen Katego rien. - Daß Gott der Gesetzgeber ist, beruht auf biblischer T r a d i t i o n . Das gleiche gilt für sein Richter-Sein ; im N T ist davon freilich seltener die Rede (Jak 4,12; 5,9; 2Tim 4,8; Hebr 1 2 , 2 3 ) . Im A T findet sich die Wendung »fähig, zu retten und zu verderben« so nicht; wohl aber kommen die beiden Aussagen je für sich häufig v o r . Die nächste Parallele ist M t 10,28 (anders in Lk 1 2 , 4 ) . Die Opposition »retten, gerettet werden - verloren gehen« haben im N T auch M k 8,35 parr.; Lk 6,9 (etwas anders M k 3,4); 19,10; IKor 1,18. Auf gut jüd. Tradition beruht schließlich auch das elg des M o n o t h e i s m u s (vgl. 2,19) - mit der Kardinalstelle Dtn 6,4. Jak bewegt sich also auf festem biblischen Fundament, von dem aus er die Abweichler in die Schran ken weist. Sie maßen sich de facto göttliche Privilegien an. - Wie ist die viergliedrige Gleichung zu verstehen: xaxaX,aX,eiv döekpoij = XQiveiv töv döekpöv = xaTaX,aX,etv v6[xou= XQiveiv vö^iov? Viele Ausleger ^ sehen die innere Logik durch Lev 19,16-18 gegeben; der hier gemeinte Nomos sei also das Liebesgebot, das Jak in 2,8 selbst als »königliches Gesetz« zitiert hatte; daraus erkläre sich auch das Objekt töv JtXnoiov in V. 12c. Eine - obschon nicht verbale - Berührung ergebe sich zu Lev 19,16 (»ver412
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A n d e r s S c h l a t t e r , B r i e f 2 5 8 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 8 f. (gesetzliche R e c h t h a b e r e i g e w i s s e r J u d e n c h r i s ten g e g e n ü b e r d e n H e i d e n c h r i s t e n ) . M a r t i n , W B C 1 6 4 , sieht d e n g l e i c h e n Streit hier w i e in 2 , 1 4 - 2 6 ; J a k w e n d e sich gegen p s e u d o - p a u l i n i s c h e A n t i n o m i s t e n .
O . Pfleiderer h a t t e a n g n o s t i s c h e
Gesetzeskritik
g e d a c h t (vgl. D i b e l i u s , K E K 2 7 3 A n m . 3 ) . 4 1 3
Z u » G o t t als G e s e t z g e b e r « s. K l e i n 1 6 3 - 1 6 5 . N o u o O e x n g ist ntl. H a p a x - l e g o m e n o n . I n L X X n u r Ps 9 , 2 1 ; d a s V e r b l l x (inkl. 4 M a k k 5 , 2 5 ) . D a s V e r b i m N T H e b r 7 , 1 1 ; 8 , 6 . - U n b e r ü c k s i c h t i g t k a n n hier d e r A s p e k t » M o s e als G e s e t z g e b e r « b l e i b e n ; bei P h i l o M o s 2 , 9 , bei J o s e p h A n t
1,19.
4 1 4
E i n g e m e i n - s e m i t i s c h e s M o t i v ; i m A T verbreitet: V o l k m a r H e r n t r i c h : T h W N T I I I 9 2 3 - 9 2 5 ; a b e r a u c h i m
4 1 5
U n b e r ü c k s i c h t i g t b l i e b e n hier d i e M e n s c h e n s o h n - A u s s a g e n .
4 1 6
V g l . J o h n s o n , A n c B 2 9 4 . S o z . B . O Ü ) ? E I V D t n 3 3 , 2 9 ; R i 2 , 1 6 ; 3 , 9 ; 6 , 1 4 ; l S a m 4 , 3 ; \p 3 , 8 u . ö . ; M i 6 , 9 u.
4 1 7
M t : » z u v e r d e r b e n in d e r G e h e n n a « ; L k : » n a c h d e m T ö t e n in d i e G e h e n n a z u w e r f e n « .
4 1 8
V g l . H a n s D i e t e r B e t z : E W N T I 9 7 0 ; E t h e l b e r t Stauffer: T h W N T II 4 3 2 - 4 4 0 ; S t r . - B . II 2 8 - 3 0 . E r ist
G r i e c h i s c h e n : F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T I I I 9 3 3 f. V g l . Sir 3 5 , 1 1 ff.
a.; S i r 2 , 1 1 . c u t ö M u u i : E x 1 9 , 2 4 ; L e v 1 7 , 1 0 u. a.;
5 , 7 u . ö . ; J e s 1 , 2 5 u. a.; W e i s h 1 8 , 5 .
a l l e r d i n g s a u c h d e m H e l l e n i s m u s n i c h t f r e m d . V g l . G e r d T h e i ß e n , B i b l i s c h e r G l a u b e in e v o l u t i o n ä r e r S i c h t , M ü n c h e n ( K a i s e r ) 1 9 8 4 , 7 4 ff. ( A T ) , 8 6 ff. ( H e l l e n i s m u s ) . Z u d e n ntl. E r w e i t e r u n g e n s. B e t z 9 7 0 f. 41
9 S o J o h n s o n , A n c B 2 9 3 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 2 1 f.; D i b e l i u s , K E K 2 7 3 ; S c h n i d e r 1 0 6 ; M i t t o n 1 6 6 ; M a r tin, W B C 1 6 3 ; K l e i n 1 2 6 ; vgl. H e i l i g e n t h a l 3 1 .
283
4,11-12 420
421
leumden«). Ein anderer A n s a t z geht vom »Gesetz der Freiheit« (1,25; 2,12), dessen Jtoir)xr|c; man ja sein soll (1,23.25), aus. Unter Heranziehung von R o m 14,4 wird vöuog dann gedeutet als »der dem einzelnen geltende Gotteswille«; das Gesetz der Freiheit lege »den einzelnen nicht auf bestimmte Gebote« fest; niemand dürfe »den anderen verurteilen, weil sein Tun von dem von mir für richtig gehaltenen a b w e i c h t . « Eine weitere Interpretationsmöglichkeit ist, daß nur eine künstliche, nämlich traditionsgeschichtliche Verknüpfung besteht, so daß »der ganze motivieren de Passus ursprünglich nur dem lieblosen Richten galt und dem Verleumdungsverbot erst angefügt w u r d e . « Für ein gewisses Eigengewicht von V. 1 l b - 1 2 c wird speziell auf den Einfluß der Jesus-Tradition (Mt 7,1 f f . p a r . ) oder der frühchristlich-paränetischen Tradition 5 hingewiesen. - Die Verbindung zum Liebesgebot ist intratextuell (zu Jak 2) enger als intertextuell (zu Lev 19). Immerhin hatte Jak diesen Nomos besonders herausgestellt; auch der Wechsel zu JtX/rioiov (nur 2,8; 4,12) könnte sich von dort herleiten. Lev 19,16 L X X redet vom »Gehen mit Trug in dei nem Volk«, nicht von xataXxxXetv. Ausgerechnet jedoch in 19,15 heißt es: ev öixaioöWT] XQiveig xöv jtXr]öiov oov - man soll demnach den Nächsten richten (!), obschon natürlich in Gerechtigkeit. Das entspricht nicht dem, was Jak schreibt. Der Verweis auf Lev 19 kann also nicht alles erklären, sondern nur die Deutung von Nomos als S c h u t z g e b o t zugunsten des Nächsten (wie in Jak 2). Weitere Faktoren scheinen hier bei Jak zusammengeflossen zu sein. Möglicherweise gehören dazu die Jesus-Logien M t 7,1 par. (obwohl bei Jak die Form eines strengen Verbots f e h l t ) und M t 1 0 , 2 8 . Damit ist allerdings der Anschluß zwischen xataXaXetv und XQtveiv noch nicht geklärt. Möglicherweise ist »verleumden« eins der Stichwörter aus der relativ reichlichen frühchristlichen Tradition (s. o.), das Jak zusammen mit ande ren Faktoren aufgriff. Abgesehen von IPetr 2 , 1 , sind vor allem l C l e m und Herrn bemerkenswert. In l C l e m 3 0 , l - 3 umrahmen xataX,aXid-Aussagen das Zitat von Prov 3,34; in HermS 8,7,1 f. [=73,1 f.] folgen den öwpuxoi sogleich die öhpuxoi x a i xatdXaXoi. HermS 9,23,2 [=100,2] stehen »die gegeneinander etwas haben« mit den »Verleumdern« zusammen. H e r m M 12,6,1 f. [=49,1 f.] heißt es, »furchtet nicht den Teufel!« (vgl. Jak 4,7). Schließlich ruft dieselbe Stelle (M 12,6,3 [=49,3]) dazu auf, töv Jtdvta öwd^ievov, ooooai x a i djtoXeaai, zu fürchten (ähnlich auch S 9,23,4 [=100,4]). Ein ähnliches Stichwortnetzwerk könnte auch Jak zur Verfügung gestan den haben. Er baute es in 4,6-12 in seine Argumentation ein und erweiterte diese nach seinen Zielen. In V. 4,11 f. ist es die Erweiterung hin zum Verbot, sich über den 422
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420 W i n d i s c h 2 8 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 7 . 421 W a l t e r G u t b r o d : T h W N T I V 1 0 7 4 f. 422 G u t b r o d 1 0 7 5 . 423 D i b e l i u s , K E K 2 7 4 ( » v i e l l e i c h t « ) . 424 y g i
H a r t i n , S a y i n g s 1 6 7 ; B a k e r 1 7 9 ; K l e i n 1 2 5 f. ( a l l e r d i n g s n i c h t d i r e k t a u f M t 7 , 1 par. z u r ü c k g e f ü h r t ) .
425 V g l . T s u j i 1 2 9 ; D e p p e 1 1 9 . S . Rom 2 , 1 ff.; 1 4 , 1 ff.; I K o r 4 , 5 ; 5 , 3 . 1 2 ; 1 0 , 2 9 ; K o l 2 , 1 6 . - B e i M t s t e h t d a s H a n d e l n d e s R i c h t e n d e n i m V o r d e r g r u n d , bei J a k d i e P e r s o n d e s R i c h t e n d e n ( K l e i n 1 2 6 ) . 426 Nö[xog n u r 1 , 2 5 ; 2 , 8 - 1 2 u n d 4 , 1 1 . 427 ' A y a j t ä v M e n s c h e n g e g e n ü b e r n u r 2 , 8 . 428 V g l . T s u j i 1 2 9 . 429 V g l . a u c h d i e a n d e r e n s y n . Stellen; s.o. 430 l C l e m 3 0 , 3 heißt es ü b r i g e n s » g e r e c h t f e r t i g t m i t W e r k e n , n i c h t m i t W o r t e n « .
VI. D a s Verhältnis zur Welt
284
Nomos als Richter zu erheben. - Nicht eigentlich der Imp. in V. I I a , sondern die gesamte Begründung trägt den intentionalen Akzent, rhetorisch signalisiert durch den zweifachen Du-Satz, beide Male als Seins-Aussage (el) formuliert. Wer bist du denn - einer, der sich über das Gesetz als Richter erhebt, statt es zu tun; einer, der dem Nächsten als Richter begegnet? Gerade nach den Passagen 3,13 ff; 4,1 ff.7 ff. verweist Jak noch einmal grundsätzlich auf den Umgang von Christen untereinander. Daß dabei Zungen-Sünden (darunter eben auch naxakakelv) eine fatale, große Rol le spielen, hat Jak mehrfach dargelegt. Jetzt erinnert er noch einmal an das »Grund gesetz des Gottesvolkes«, von Gott selbst gegeben, der allein Richter ist. Dieses Gesetz untersagt, daß sich ein Christ über den anderen als Richter dünkt, der retten oder verderben könnte. Jak geht es um das Grundsätzliche. Eine individuell je anders gear tete Nomos-Bestimmtheit (als plurales »Gesetz der Freiheit«, s. o.) ist in V. 11 f..kaum im Blick. Die grundsätzliche Ausrichtung spricht auch gegen ein Verständnis des Richtens im Sinn von 2,6 (daß Reiche die Armen vor Gericht gezogen hätten).431 Immerhin sollte man den Sachverhalt aber nicht nur in die Innerlichkeit verlegen. Der in 4,1 ff. skizzierte Verdrängungskampf äußerte sich wohl nicht nur in bösen Worten; sondern man focht auch mit härteren Bandagen, u. U. sogar vor Gericht (vgl. IKor 6,1-8).
C) An besonders
Gefährdete
4,13-5,6
( 1 3 ) W o h l a n n u n ihr, d i e i h r s a g t : H e u t e o d e r m o r g e n w e r d e n w i r f a h r e n i n d i e s e S t a d t u n d d o r t e i n J a h r z u b r i n g e n u n d H a n d e l t r e i b e n u n d G e w i n n m a c h e n . ( 1 4 ) Ihr, d i e i h r n i c h t d a s M o r g e n k e n n t ( u n d ) w e l c h e s e u e r L e b e n ( s e i n w i r d ) . D e n n e i n D a m p f s e i d ihr, d e r n u r k u r ze Zeit s i c h t b a r ist, u n d d a n n ist er verflogen. (15) A n s t a t t d a ß ihr sagt: W e n n d e r H e r r will, werden wir sowohl leben als a u c h dieses oder jenes tun. (16) N u n aber r ü h m t ihr euch in euren Prahlereien. J e d e s solches R ü h m e n ist übel. (17) D e m n u n , der weiß, O r d e n t l i c h e s z u t u n , u n d (es) n i c h t t u t , i s t es S ü n d e . ( 1 ) W o h l a n n u n , i h r R e i c h e n , b r e c h t i n T r ä n e n a u s , h e u l e n d ü b e r euer bevorstehendes E l e n d . (2) E u e r R e i c h t u m ist verfault, u n d eure G e w ä n d e r s i n d v o n M o t t e n zerfressen. (3) E u e r G o l d u n d Silber s i n d verrostet, u n d ihr Gift w i r d g e g e n euch z u m B e l a s t u n g s z e u g n i s sein u n d euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr h a b t in d e n letzten T a g e n S c h ä t z e angehäuft. (4) Siehe, der L o h n der Arbeiter, die eure Felder abgeerntet h a b e n , der v o n euch vorenthalten w u r d e , schreit, u n d die Hilferufe der Erntearbeiter s i n d in die O h r e n des H e r r n Z e b a o t h g e k o m m e n . (5) Ihr h a b t a u f E r d e n ü p p i g gelebt u n d geschwelgt; ihr h a b t eure H e r z e n ernährt a m T a g der S c h l a c h t u n g . (6) Ihr h a b t d e n Gerechten u m sein R e c h t g e b r a c h t u n d (ihn) getötet; er widersteht euch nicht.
Vorbemerkungen
zu 4,13-17
(Kontextuelle
Relation,
Struktur,
Intention)
1. D u r c h die i m N T singulare Einführungspartikel d y e (nur hier in 4 , 1 3 u n d 5,1) erhebt sich sogleich die D o p p e l f r a g e n a c h F o r m u n d Intention der b e i d e n Passagen 4,13-17 und 5,1-6 sowie n a c h ihrem Z u s a m m e n h a n g untereinander. E i n e weitere, viel diskutierte Frage lautet, o b die in
4 3 1
Erwogen von Frankemölle, Ö T K 6 2 2 , mit Querverweis auf I K o r 6,1-8.
Vorbemerkungen zu 4,13-17
285 4 3 2
4 , 1 3 - 1 7 (bzw. 5 , 1 - 6 ) A n g e r e d e t e n ü b e r h a u p t C h r i s t e n sein k ö n n e n . Ebenso sind Anschluß und F u n k t i o n v o n 4 , 1 7 umstritten. D a z u d e m 4 , 1 3 - 1 7 m i t d e r m a ß e n vielen g e r a d e z u universal b e k a n n t e n M o t i v e n arbeitet, stellt sich die Frage n a c h der spezifischen A b s i c h t bei J a k u m s o d r i n g licher. - D i e separate B e h a n d l u n g v o n 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 wird in der Literatur p r i m ä r inhaltlich begründet. W ä h r e n d in 5 , 1 - 6 d e n R e i c h e n (V. 1) ü b e r h a u p t kein A u s w e g e i n g e r ä u m t werde u n d der d u r c h U n r e c h t e r w o r b e n e R e i c h t u m der G r u n d b e s i t z e r (V. 4 ) nicht nur vergänglich sei (V. 2 ) , s o n d e r n a u c h a n k l a g e n d z u m H i m m e l schreie (V. 4 ) , scheine J a k in 4 , 1 3 ff. d a s G e s c h ä f t e u n d G e w i n n m a c h e n als solches keineswegs anzugreifen, s o n d e r n lediglich d a s Vergessen des W i l lens G o t t e s , d a s Prahlen u n d d a s Unterlassen g u t e n T u n s . - Andererseits w e r d e n für d i e Identifi z i e r u n g der A d r e s s a t e n v o n 4 , 1 3 - 1 7 m i t d e n e n v o n 5 , 1 - 6 formale u n d ebenfalls inhaltliche G r ü n de g e l t e n d g e m a c h t . S c h o n die identische E i n f ü h r u n g dye v ü v ot ... verweise a u f Gleichheit, nicht a u f Parallelität. In 4 , 1 3 - 1 7 fehle bekanntlich d a s e n t s c h e i d e n d e Verb; V. 1 3 - 1 5 bilden ein Anakoluth. Diese »grammatische Leerstelle« fülle erst 5,1 aus; erst jetzt w ü r d e n die I n k r i m i nierten i d e n t i f z i e r t ; erst jetzt folge eine A u f f o r d e r u n g als H a n d l u n g s a n w e i s u n g . B e i d e A b s c h n i t te w e n d e t e n sich g e g e n eine falsche A u t o n o m i e : 4 , 1 3 ff. in b e z u g a u f d i e Z e i t , 5,1 ff. » i m E r w e r b e n von Reichtum auf Kosten anderer.« »Scharnierfunktion« wird 4 , 1 7 z u g e w i e s e n . - Metho disch empfiehlt sich, die F r a g e des Verhältnisses zwischen 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 erst n a c h der D u r c h sicht der Texte zu b e a n t w o r t e n . E i n f ü h r u n g s t e r m i n o l o g i e u n d S y n t a x ergeben keine schlüssigen H i n w e i s e . D e r inhaltliche B e f u n d h ü b e n u n d d r ü b e n zeigt n e b e n B e r ü h r u n g e n a u c h Differenzen, so d a ß a u c h hierin die Interpretation keine feste V o r g a b e erhält. Z u fragen ist, w a r u m J a k s o u n d nicht anders formuliert. E r s t d a n n k ö n n e n a u c h d a s P r o b l e m » C h r i s t l i c h e A d r e s s a t e n o d e r nicht?« u n d die R o l l e v o n 4 , 1 7 besehen werden. 4 3 3
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2 . D i e M ö g l i c h k e i t e n , aus der Einleitung dye v ü v o i . . . f o r m - u n d überlieferungsgeschichtliche S c h l ü s s e zu ziehen, s i n d begrenzt. D i e hier g e b r a u c h t e F o r m u l i e r u n g findet sich s o n s t in der g e s a m t e n prä-christlichen griech. Literatur n i c h t . D i e kürzere, zweigliedrige W e n d u n g dye v ö v k o m m t öfter vor, allerdings nicht in der L X X . B e s o n d e r s H o m e r und Aristophanes benutzen sie. E i n e spezielle A k z e n t u i e r u n g ist j e d o c h nicht zu b e o b a c h t e n - etwa als A u f r u f z u m K a m p f o d e r als M i t t e l der Ironie in der K o m ö d i e . Evtl. b e d i e n t sich J a k absichtlich n u r eines klassisch erscheinenden Stils. Inhaltlich b e d e u t s a m ist bei dye v ü v n e b e n d e m R u f zur A u f m e r k s a m k e i t in 4 3 9
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N i c h t - C h r i s t e n : z. B . L a w s , C o m m e n t a r y 1 9 0 ; A h r e n s 1 2 2 (zu 4 , 1 3 ) . C h r i s t e n , z u m i n d e s t einige: z. B . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 1 ; T s u j i 9 0 . O f f e n gelassen bei: H a r t i n , S a y i n g s 1 6 5 . 33 V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 1 9 3 ; H a u c k , B r i e f 2 0 8 . 2 1 4 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 8 9 ; N o a c k 1 0 ff. B u r c h a r d , H N T z. St.: » T a t s ä c h l i c h s i n d T h e m a u n d T o n s o verschieden wie Stil u n d T r a d i t i o n s h i n t e r g r u n d . D i e R e i seplaner, d i e selbst z u W o r t k o m m e n , belehrt J a k w i e ein Weisheitslehrer, d a ß sie S ü n d e b e g e h e n . D e n unsozialen >Reichen<, d i e nichts s a g e n d ü r f e n , befiehlt er w i e ein alttestamentlicher P r o p h e t b a r s c h , ü b e r d a s d r o h e n d e G e r i c h t z u h e u l e n « . D a ß d i e E r s t g e n a n n t e n belehrt w e r d e n , » m a c h t sie nicht z u einer S o n d e r g r u p p e , s o n d e r n liegt eher d a r a n , d a ß H a n d e l s r e i s e n nicht z u m festen B e s t a n d der R e i c h e n p o l e m i k gehören«. A h r e n s 1 2 4 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 0 - 6 3 6 . B a c k h a u s 1 4 1 f.: z u s a m m e n m i t 4 , 1 1 - 1 2 ergebe sich eine k l i m a k t i s c h e Dreierreihe z u m A b s c h l u ß des H a u p t t e i l s . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 1 ( A n a k o l u t h ist b e w u ß t e s Stilmittel) u n d 6 3 6 ; N o a c k 1 3 (V. 1 6 k ö n n t e kontextuell fehlen). N o a c k 1 3 . I n 4 , 1 3 ff.: wer sie sind; in 5 , 1 ff.: w o z u sie aufgefordert s i n d ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 1 ) . Frankemölle, Ö T K 632. Davids, C o m m e n t a r y 174; Frankemölle, Ö T K 644. L t . C D - R o m T h e s a u r u s , d u r c h g e s e h e n v o m H i s t o r i s c h e n S e m i n a r d e r Universität H a m b u r g a m 16.7.1996. Ilias 5 , 2 2 6 ; 6 , 3 4 0 . 3 5 4 . 4 3 1 ; 1 5 , 2 5 8 ; 16,667; 1 9 , 1 0 8 ; O d y s s e e 1 , 2 7 1 . 3 0 9 ; 3 , 1 7 ; 4 , 5 8 7 ; 8 , 2 4 1 ; 1 2 , 2 9 8 ; 14,393; 16,25; 17,190; 18,55; 19,357.378; 23,20. Acharnenses 4 9 5 ; E q u i e s 1 0 1 1 : N u b e s 4 8 9 ; Vespae 2 1 1 . 3 0 3 . 3 8 1 . 1 1 5 7 . 1 1 7 4 . 1 2 6 4 : Pax 5 1 2 . 8 5 1 - 1 0 5 6 ; Aves 8 3 7 . 1 7 4 4 ; Lysistrata 1 2 7 3 ; T h e s m o p h o r i a z u s a e 2 1 3 . 9 4 7 ; R a n a e 3 8 2 ; Ecclesiazusae 1 4 9 . 2 5 8 ; F r g m . 5 9 0 . E s findet sich kein H i n w e i s etwa bei J o a c h i m Latacz, K a m p f p a r ä n e s e , K a m p f d a r s t e l l u n g u n d K a m p f w i r k lichkeit ( Z e t e m a t a 6 5 ) , M ü n c h e n 1 9 7 7 .
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V I . D a s Verhältnis zur Welt
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der Regel a u c h eine z u m i n d e s t i m p l i z i t e A u f f o r d e r u n g z u m H a n d e l n ; s o etwa in d e n F o r m u l i e r u n g e n : »auf, ergreife d i e G e i ß e l « ( H o m e r II 5, 2 2 6 ) , »ach, e r b a r m e d i c h d o c h u n d bleib ... a u f d e m T u r m e « ( 6 , 4 3 1 ) , »also schnell n u n , gebiete d e n S c h a r e n . . . . « ( 1 5 , 2 5 8 ) , »also, g e h e n wir jetzt« ( O d 1 7 , 1 9 0 ) ; » n u n k o m m t , d a alles glücklich a b g e m a c h t . . . « (Aristoph Lys 1 2 7 3 ) , »los, n i m m die ver fluchten Pantoffeln a b « (Vesp 1 1 5 7 ) . D i e Floskel äye vvv m ö c h t e etwas in B e w e g u n g setzen. S i e bleibt aber insofern eine Leerformel, als d i e eigentliche T ä t i g k e i t n o c h extra a n g e g e b e n w e r d e n m u ß . D i e Floskel für sich eröffnet n u r ein G e s c h e h e n . D a ß J a k in 4 , 1 3 ff. keinen regulären I m p e rativ folgen läßt, ist in der T a t auffällig u n d a m ehesten als Stilmittel, u m z u m N a c h d e n k e n z u füh ren, zu bezeichnen. 3. D i e syntaktische Struktur v o n 4 , 1 3 - 1 7 ist ein kompliziertes G e b i l d e v o n A n r e d e n , wörtlicher R e d e , Parenthese u n d Feststellungen. V. 1 3 - 1 5 bilden ein A n a k o l u t h o h n e Prädikat u n d Prädikats n o m e n . D i e A n r e d e b e g i n n t in V. 1 3 a : »ihr, d i e ihr sagt«; sie setzt sich relativisch in V. 1 4 a fort: »die ihr nicht wißt...«. V. 1 4 b ist ein E i n s c h u b : » d e n n ihr seid . . . « ; V. 1 5 a g e h ö r t (als s u b s t a n t i i e r t e r A . c . I . n a c h einer Präposition) zur A n r e d e : »anstatt d a ß ihr sagt«. D i e wörtlichen R e d e n u m f a s s e n d e n Großteil der V. 13 u n d 1 5 . J a k stellt s o m i t in V. 1 3 - 1 5 heraus: (1) w a s d i e A n g e s p r o c h e n e n sagen bzw. s a g e n sollen, (2) was sie nicht wissen u n d (3) was sie s i n d . D e r S a c h e n a c h geht es a u c h in V. 1 6 a u m d a s R e d e n der A d r e s s a t e n . B i s hier bleibt J a k i m Plur. der A n r e d e . In V. 1 6 b folgt eine grundsätzliche B e m e r k u n g zur S a c h e , in V. 17 eine zur Person ( b e i d e m a l 3. S g . u n d ecrciv). In bei d e n Fällen (V. 1 6 b . 1 7 b ) liegt eine negative Q u a l i f i z i e r u n g vor. - L o g i s c h e , v e r b i n d e n d e Partikel s i n d spärlich. D e m vvv in V. 1 3 a k o r r e s p o n d i e r t vvv d e in V. 1 6 a . E i n ovv schließt V. 17 an. E i n e n G e g e n s a t z stellt d v x i in V. 15 her. D i e Parenthese in V. 1 4 b ist k a u s a l (yÖLg) gefaßt. E i n e nicht unerhebliche R o l l e spielen P r o n o m i n a (oixiveg u n d J t o t a in V. 1 4 a , amCb in V. 1 7 b ) , Partizipien (in V. 1 3 a . l 4 b u n d 17a) u n d F u t u r a (in V. 1 3 b u n d 1 5 b - hier trotz des Eventualis e d v m i t K o n j u n k t i v ) . - D a s s e m a n t i s c h e Inventar zeigt folgende p r i m ä r e Sinnlinien: (1) reden (V. 1 3 a . 1 5 a ) ; (2) Z e i t (V. 1 3 b . l 4 a . l 4 b ) ; (3) T ä t i g k e i t , Geschäftigkeit (V. 1 3 b . 1 5 b . 1 7 a ) ; (4) w i s s e n (V. 14a. 1 7 a ) ; (5) L e b e n (V. 1 4 a . 1 5 b ) ; ( 6 ) R u h m (V. I 6 a . b ) , (7) N e g a t i v b e w e r t u n g (V. 1 6 b . 1 7 b ) . D i e D i k t i o n ist weithin b e s c h r e i b e n d u n d feststellend: M e n s c h e n s a g e n etwas über ihre Pläne, aber sie k e n n e n die Zukunft: nicht; die E r f a h r u n g lehrt d o c h , d a ß d a s L e b e n schnell v o r ü b e r sein k a n n ; ein sinnvolle res R e d e n ist d e m g e g e n ü b e r a n g e m e s s e n , d a s für L e b e n u n d T ä t i g k e i t d i e einzig relevante B e d i n g u n g anzeigt (V. 1 5 a ) . P o l e m i s c h e u n d w e r t e n d e T ö n e b r i n g e n erst V. 16 f.; d a s R e d e n wird als » R ü h m e n in Prahlereien« (V. 1 6 a ) , dieses als »schlecht« (V. 1 6 b ) u n d d a s b e w u ß t e U n t e r l a s s e n des G u t e s - T u n als S ü n d e (V. 17) g e b r a n d m a r k t . D i e Geschäftstätigkeit selber wird nicht inkriminiert, z u m i n d e s t nicht expressis verbis. In V. 1 3 - 1 5 ist der T e n o r Torheit u n d K l u g h e i t ; d a s N i c h t - W i s s e n - K ö n n e n sollte zur B e s o n n e n h e i t fuhren. D a g e g e n s i n d V. 16 f. ethisch b e s t i m m t . D a b e i schließt » R u h m r e d e n « in V. 16 an die Sinnlinie »reden« an. D i e A u f n a h m e der L i n i e n »wissen« u n d »tun« in V. 1 7 fuhrt allerdings d u r c h ein neues E l e m e n t (nakov) zu einer inhaltlichen N e u b e s t i m m u n g ; d e n n i m V o r i g e n l a g d a s P r o b l e m weder i m T u n bzw. U n t e r l a s s e n des G u t e n n o c h i m W i s sen d a r u m . - K o m m u n i k a t o r i s c h m u ß m a n m i n d e s t e n s 4 , 1 3 - 1 6 als eine E i n h e i t lesen. D i e D a z u gehörigkeit v o n V. 17 ist ein g e s o n d e r t e s P r o b l e m . V. 16 aber k a n n kontextuell nicht entfallen; J a k bringt hier d o c h g e r a d e seine B e u r t e i l u n g der D i n g e . M a n k a n n a u c h nicht V. 13 v o m folgenden abtrennen, wie M . A h r e n s m e i n t . D i e K a u f l e u t e w ü r d e n in V. 13 »nicht wirklich, s o n d e r n n u r rhetorisch a n g e s p r o c h e n « ; V. 14 ff. enthielten »weniger R a t s c h l ä g e an sie ... als E r m a h n u n g e n an die A d r e s s a t i n n e n des J a k « . V o n der biblisch-prophetischen T r a d i t i o n her seien H a n d e l u n d G e w i n n - S t r e b e n verurteilenswert. J a k w ü r d e »seine A r g u m e n t a t i o n v o n 4 , 1 4 - 1 7 d u r c h die E r w ä h n u n g einer G r u p p e einleiten, d i e ü b e r e i n s t i m m e n d negativ gesehen w i r d « . V. 13 wolle nur illus trieren, »welche A s s o z i a t i o n e n u n d schlechten E r f a h r u n g e n J a k u n d seine A d r e s s a t i n n e n in d i e s e m Bereich hatten.« - V o n S y n t a x u n d G e d a n k e n f u h r u n g her ist solch eine Interpretation j e d o c h nicht 4 4 4
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I m m e r h i n ist d y e a n s i c h ein I m p e r a t i v .
P a r e n t h e s e a u c h in E C M .
5 A h r e n s 121 f.
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m ö g l i c h . D a s S u b j e k t in V. 1 3 a ist dasselbe w i e in V. 1 4 - 1 6 a ; d i e A u s s a g e in V. 1 5 b ist direkter K o n t r a s t z u der in V. 1 3 b . 4 . D i e E r f a s s u n g der Aussageintention v o n 4 , 1 3 - 1 7 ist d a d u r c h erschwert, d a ß der T e x t selbst drei verschiedene L ö s u n g s a n s ä t z e bietet: (1) M a n soll zuerst n a c h d e m W i l l e n G o t t e s fragen (V. 1 5 ) , (2) Prahlerei ist schlecht, also tunlichst z u unterlassen (V. 1 6 ) , (3) bewußtes U n t e r l a s s e n des G u t e s T u n s ist S ü n d e (V. 1 7 ) , d e m n a c h soll m a n G u t e s t u n . W a s wäre jeweils g e w o n n e n ? E i n B e f o l g e n v o n V. 1 5 b w ü r d e der Pietät aufhelfen; aber w ü r d e sich a n der T ä t i g k e i t selber etwas ändern? W ü r d e diese evtl. lediglich eingeschränkt, m o d e r a t e r praktiziert werden? D i e F o r m u l i e r u n g in V. 1 5 c »dieses u n d jenes t u n « hält sich b e d e c k t . D a g e g e n interpretiert V. 16 d a s R e d e n e i n d e u t i g kritisch; aber welches R e d e n : nur d a s gott-vergessene o d e r die A r t u n d Weise, d. h. d a s » R ü h m e n in Prahlereien»? F ü g t V. 16 also d e m in V. 1 3 b Zitierten materiell n o c h etwas hinzu? Jedenfalls w ü r d e die B e h e r z i g u n g der A u s s a g e v o n V. 1 6 b das »schlechte R e d e n « abstellen. W ä h r e n d also V. 15 w i e 16 etwas (Verbales) abgeschafft bzw. d u r c h d a s G e g e n t e i l ersetzt sehen m ö c h t e n , w a r n t V. 1 7 eine b e s t i m m t e G r u p p e v o n L e u t e n , d i e trotz besseren W i s s e n s d a s T u n des G u t e n unterlassen. E s bleibt j e d o c h u n g e s a g t , w a s m i t » G u t e s « g e m e i n t ist. Stellt es materiell ein n e u e s E l e m e n t dar (wie A l m o s e n ) ; ist a l l g e m e i n a n » R i c h t i g e s « g e d a c h t ; b e s a g t es, d a ß m a n » m i t solcher g o t t l o s e n ... Geschäftswirksamkeit a u f h ö r t « o d e r m i t d e m R u h m r e d e n ? O d e r will J a k (von Prov 3 , 2 7 f. her) d a z u aufrufen, die g u t e T a t g e g e n ü b e r Bedürftigen nicht a u f m o r g e n z u v e r s c h i e b e n ? J a k d r ü c k t sich u n b e s t i m m t a u s ; ist d a s A b s i c h t ? W a s d u r c h B e f o l g e n v o n V. 1 7 k o n k r e t g e w o n n e n wäre, bleibt s o m i t u n d e u t l i c h . A u f j e d e n Fall aber w ü n s c h t sich J a k p o s i t i v tätige A d r e s s a t e n . 4 4 6
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13 Der Vers besteht fast nur aus wörtlich zitierter R e d e , wobei die Redenden direkt, allerdings überaus kurz angesprochen werden. 'Aye vvv (s. o.) will eine Aktion bzw. Reaktion provozieren. L ) j Wendung läßt sich hier (wie in 5,1) etwa folgendermaßen paraphrasieren: »Jetzt rufe ich euch auf; ich fordere euch auf (bzw. sogar heraus); los, nun reagiert mal!« Das Präs.-Part. Xeyovxeg deutet auf gegenwärtiges, wiederholt vorkommendes Reden. Die Reisepläne beziehen sich auf die unmittelbare Zukunft (»heute oder morgen«); das Reden geschieht also kurz vor bzw. direkt vor Reisebeginn; auf die selbstverständlich längere Vorbereitungszeit solcher Reisen wird nicht a b g e h o b e n . Der unmittelbaren Zukunft scheint man sich sicher sein zu könn e n . _ £ ) i Terminologie (»reisen in diese oder jene Stadt«) bleibt recht f o r m a l . noQ8i)0(iai ist ein allgemeiner Ausdruck für »gehen, reisen, fahren, w a n d e r n « . Aus der Perspektive eines Städters wäre eher eine größere Entfernung (»in die Stadt«, d. h. in eine andere) impliziert als aus der eines Landbewohners (sofern er in die nächstge452
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K l e i n 1 2 1 7 hält V. 1 7 für » d i e M o r a l « d e r D a r l e g u n g . 447 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 2 , d e r sich d a g e g e n a u s s p r i c h t . S o Mußner, Jakobusbrief 192. 449 S o N o a c k l 9 . S o Laws, C o m m e n t a r y 194. M i t leichter Jt-Alliteration: B a c k h a u s 1 4 3 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : » M i t d e m biblischen W e h e h a t d a s nichts z u t u n « . D a s v e r k e n n t A h r e n s 1 1 7 ( » W i e sollten K a u f l e u t e tätig sein, o h n e längerfristig z u p l a n e n ? « ) . Treffend charakterisiert M a y n a r d - R e i d 7 1 diese L e u t e : »the t y p e o f s c h e m e r s w h o w o u l d d o w h a t they liked, g o w h e r e they liked, a n d r e m a i n as l o n g as they l i k e d « . V g l . L . R y d b e c k , F a c h p r o s a , vermeintliche V o l k s s p r a c h e u n d N e u e s T e s t a m e n t , U p p s a l a 1 9 6 7 , 9 7 . 1 8 1 : W i s s e n s c h a f t l i c h e S p r a c h e , w e n n es u m h y p o t h e t i s c h e E r w ä g u n g e n geht (zitiert bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 4 ) . W i f s t r a n d 1 7 5 : d i e R e d e w e i s e »diese o d e r j e n e « findet sich i m m e r h i n a u c h bei Aristoteles, P h i l o d e m u s , A p p i a n u n d P l u t a r c h , ist also nicht »vulgär«. K o r r e k t e r sollte m a n v o n e i n e m » c o m m o n koine £t2t\ire« s p r e c h e n . 56 B a u e r - A . 1 3 8 7 . 4 4 8
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V I . D a s Verhältnis zur Welt
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legene Stadt reist). Als Zielort ist die Stadt wichtig; denn nur dort lohnt sich der Auf enthalt über ein ganzes Jahr, und nur dort bestehen die Voraussetzungen für eine län gere und doch wohl auch umfangreichere Geschäftstätigkeit. - Die Verwendung von Jtoieiv mit dem Akkusativ der Zeit ist geläufig. 57 Auch aus »gewinnen« (xeQÖaivoo) ist nicht viel Spezifisches zu entnehmen; denn »Gewinn, Vorteil, Nutzen« aus geschäftlicher Tätigkeit zu ziehen, ist eine Selbstverständlichkeit.^ Weiteren Aufschluß kann allenfalls e u j t O Q e u o u m erteilen. Klassisch führt der eujtOQog »als Großkaufmann fremde, d. h. ausländische, besonders überseeische Waren in das eujtÖQiov ein und treibt damit Grosshandel.« 59 Der Emporos kann sel ber Schiffseigner sein oder sich eines fremden Schiffs bedienen. Er verfrachtet also »seine Waren nach einem Hafen, wo er auf Absatz hofft«; er begleitet die Ware ent weder selbst oder überträgt sie einem a n d e r e n . A m Bestimmungsort hat er u. U. einen Geschäftsteilhaber. »Das Geschäft war mühselig und wenig geachtet ... der Großhandel (war) meist in den Händen von M e t ö k e n . « Traditionell werden 8 [ i J t O Q O i von den xdjTrjXoi (Kleinhändler, Krämer, Lokalhändler) deutlich unter schieden. Unter diesen Umständen hätte Jak also keinesfalls Wanderhandwerker, Kleinhändler usw., sondern Kaufleute größeren Kalibers (nicht unbedingt Großkauf leute) im Blick, die sich vornehmlich im See-Fernhandel betätigten. In hellenisti scher Zeit schlössen sie sich nicht selten zu Syndikaten zusammen, auch auf lands männischer G r u n d l a g e . Z u Mitgliedern der (städtischen) Oberschicht stiegen die Emporoi in der Regel nicht a u f . Die Oberschicht, juristisch und wirtschaftlich 4
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457 V g L A p g 1 5 , 3 3 ( d a z u s. E r n s t H a e n c h e n , D i e A p o s t e l g e s c h i c h t e [ K E K ] 3 9 5 ; F. J . F o a k e s J a c k s o n / K i r s o p p L a k e , T h e B e g i n n i n g s o f C h r i s t i a n i t y Part I / V o l . IV, L o n d o n 1 9 3 3 , 1 8 2 ) ; i m N T a u ß e r d e m A p g 1 8 , 2 3 ; 20,3; 2 K o r 11,25. J ü d . : Prov 13,23; T o b 10,7; J o s e p h A n t 6,18. 4
58 V g l . H e i n r i c h Schlier: T h W N T I I I 6 7 1 ( d i e O p p o s i t i o n ist & i | i i a ) . D i e W o r t g r u p p e fehlt in L X X ( S c h l i e r 6 7 2 ) . I m N T ist d i e B e d e u t u n g u. a. » e t w a s e r s p a r e n « ( A p g 2 7 , 2 1 ) u n d » e t w a s / j e m a n d e n g e w i n n e n « , s o in d e r M i s s i o n s s p r a c h e ( I K o r 9 , 1 9 f f ; I P e t r 3 , 1 ) . D i e s e in J a k 4 , 1 3 f i n d e n z u w o l l e n , d ü r f t e j e d o c h E i s e g e s e sein ( g e g e n H e n g e l , P o l e m i k 2 5 5 - 2 5 7 ) . A u f » G e l d g i e r « (so T s u j i 9 0 ) läßt d a s W o r t k e i n e s w e g s s o g l e i c h schließen. M a y n a r d - R e i d 7 7 m e i n t , J a k w e n d e sich g e g e n K a u f l e u t e b e s o n d e r s in S y r o - P a l ä s t i n a , d i e d i e k o m m e r z i e l l e T ä t i g k e i t als relativ leichtes U n t e r n e h m e n b e t r a c h t e t e n u n d d i e A k k u m u l a t i o n v o n R e i c h t u m als » t h e i r u l t i m a t e g o a l « .
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T h a l h e i m : P a u l y - W i s s o w a V / 2 . 2 5 2 6 . L i t e r a t u r bei D r e x h a g e , B e m e r k u n g e n 2 8 .
4 6 0
D i e B e z e i c h n u n g für s o l c h e K a u f l e u t e ist e i g e n t l i c h v a i » d r | Q o g , Schiffsherr. V g l . Z i e b a r t h 1 3 .
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Ziebarth 14.
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Z i e b a r t h 14; vgl. 2 0 . D r e x h a g e , B e m e r k u n g e n 2 8 ff.
4 6 3
D r e x h a g e , B e m e r k u n g e n . Beide T e r m i n i z u s a m m e n Sir 1 6 , 2 9 .
4 6 4
D e r gesamte Mittelmeerraum bot dafür die natürliche geographische Voraussetzung. Gehandelt wurden a u f diese Weise vor allem M a s s e n g ü t e r wie H o l z , K e r a m i k , Textilien, Getreide, Wein. - D e r Aufenthalt vor O r t d i e n t e a u c h d e r K u n d e n p f l e g e , d e m E i n t r e i b e n v o n F o r d e r u n g e n , B e s u c h v o n M e s s e n u. d g l . - B u r c h a r d , H N T z. S t . : » S i n d a l s o d i e A d r e s s a t e n m i n d e s t e n s m i t a n g e r e d e t , d a r f m a n d i e R e i c h e n n i c h t in d e r Oberschicht ansiedeln u n d sich die wirtschaftlichen Verhältnisse, die J a k meint, nicht zu groß vorstellen«. J a k denke nicht an Fernhändler m i t großen W a r e n m e n g e n , sondern » a m ehesten an Leute, die m i t Kapital in e i n e g e e i g n e t e S t a d t reisen w o l l e n ... u n d es d o r t d u r c h H a n d e l o d e r G e l d g e s c h ä f t e v e r m e h r e n « .
4
65 Z i e b a r t h 2 6 ff.
466 M a r t i n , W B C 1 5 9 , m e i n t , d i e m e r k a n t i l e A k t i v i t ä t j ü d i s c h e r H ä n d l e r h a b e a r m e C h r i s t e n b e d r o h t . D a s ist e i n e u n z u l ä s s i g e V o r e n t s c h e i d u n g . I m ü b r i g e n w a r e n d i e J u d e n d e r A n t i k e w e d e r ein S e e f a h r e r - n o c h ein H ä n d l e r v o l k . D e r v o n J o s e p h A n t X I V 1 1 2 - 1 1 8 zitierte u n d k o m m e n t i e r t e S t r a b o - T e x t ( a u f d e n u. a. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 7 , B e z u g n i m m t ) b e s a g t nur, d a ß in d e r g a n z e n b e w o h n t e n W e l t (speziell in K y r e n e ) J u d e n z u f i n d e n w a r e n , d i e d e m T e m p e l in J e r u s a l e m b e t r ä c h t l i c h e S u m m e n z u k o m m e n ließen. -
Daß
a u c h e i n i g e j ü d . K a u f l e u t e in P a l ä s t i n a Ü b e r s e e h a n d e l b e t r i e b e n , w i e M a y n a r d - R e i d 7 5 - 7 8 m e i n t , ist z w a r n i c h t p r i n z i p i e l l a u s z u s c h l i e ß e n , j e d o c h u n t y p i s c h u n d k a u m e r h e l l e n d für J a k 4.
289
4,13-14 46
gesehen, 7im Imperium Romanum legte große Vermögen primär in Grundbesitz 468 i g i g selber nicht auf Geschäftsreisen nach Art der Emporoi. In der römischen Kaiserzeit kam es freilich zu terminologischen Veränderungen, die Wörter euJtOQOi und xdjrnXoi näherten sich teilweise einander an.469 Auch xdjrnXoi sind nun im Seehandel anzutreffen; der Geschäftsumfang der £ U J T O Q O I konnte mengenmäßig und geographisch auch weniger groß ausfallen; ihr Sozialprestige litt stellenweise erheblich. Der Emporos darf also »nicht immer als Großhändler/Uberseehändler klassischer Definition« gelten. ! Diese Einschränkung ist evtl. auch für Jak 4,13 zu berücksichtigen; zwar wird die traditionelle Verortung (Seegroßhandel) zutreffen, aber man sollte die Emporoi nicht unbesehen in allzu großen Dimensionen zeichnen. Die jak Darlegung paßt eher zu rührigen, aufstrebenden Schichten (wie gerade unter den Metöken), die mit Risikobereitschaft Gewinn und damit Aufstieg suchten. 73 - Jak läßt durch seine Formulierung nicht erkennen, daß er Handel und Gewinnstreben als moralisch bedenklich oder gar sündig betrachtet. Eine solche Auffassung begegnet uns stellenweise in der weisheitlichen (Sir 2 6 , 2 9 - 2 7 , 3 ) und prophetischen (Jes 23,8.18; Hos 12,2; Nah 3,16; A m 8,4 ff.) T r a d i t i o n . ^ Eine negative Beurteilung von euJTOQ- enthalten im N T 2Petr 2,3 und wohl auch Joh 2 , 1 6 . Jak konnte natürlich im eigenen Zitat der Kaufleute keine Selbstbezichtigung bringen; er gibt aber auch im folgenden nicht zu verstehen, daß das Geschäfte-Machen nach seiner Ansicht eo ipso Sünde sei oder ihr gefährlich nahekomme (wie Sir 26,29 meint). 14 Die erste Vershälfte nimmt relativisch die Anrede von V. 13a auf und handelt vom Nicht-Wissen der Adressaten. V. 14b führt die Aussage von V 14a nicht direkt (etwa ad vocem »wissen« oder »Leben«) fort, sondern bezieht ein Bildwort auf das Sein der Adressaten. Im Kontext ist V 14b am besten als Parenthese anzuseh e n . ^ Die Textüberlieferung zeigt mehrere Varianten. Sie reflektieren vor allem die Schwierigkeiten der Erfassung von »das des morgen« (z. T. wird es ausgelassen), des Anschlusses von »welches (das) Leben« (ein »denn« wird zugefügt), der Beziehung von »Dampf« (»es [das Leben] ist« statt »ihr seid«) und des Verständnisses von »für ein wenig scheinend« (v. 1. »für wenige«). - 'Ejtiaxaum in bezug auf die Zukunft heißt eher »kennen, wissen« als »verstehen«. Das entspricht der in der Antike verbreiteten a n
;
s
e
n
470
47
472
4
474
4
4 7 6
4
4 6 7
Z u r O b e r s c h i c h t d e iure ( v o m R i t t e r s t a n d a u f w ä r t s ) k o n n t e m a n n u r m i t e i n e m M i n d e s t v e r m ö g e n g e h ö ren (s. E i n l e i t u n g § 4 , 3 u n d z u 1,10 f.).
4
68 Alföldy, G e s e l l s c h a f t 6 f.
4 6 9
D r e x h a g e , B e m e r k u n g e n 2 8 f.; er a n a l y s i e r t v o r a l l e m P a p y r i in Ä g y p t e n .
4 7 0
D r e x h a g e , B e m e r k u n g e n 2 9 fF.
4 7 1
Drexhage, Bemerkungen 46.
4 7 2
A n d e r s d e r A k z e n t bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 7 ( » A u c h viele k l e i n e K a u f l e u t e h a b e n ... für d a m a l i g e Z e i t e n riesige E n t f e r n u n g e n ü b e r w u n d e n , u m A r b e i t z u f i n d e n u n d G e w i n n e z u m a c h e n « ) .
47
3 V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 8 5 ff.
4 7 4
S i r differenziert j e d o c h : » K a u m w i r d sich der E m p o r o s v o n V e r f e h l u n g e n f r e i z u h a l t e n w i s s e n « ( 2 6 , 2 9 ) ; a n d e r e r s e i t s : » W e n n j e m a n d n i c h t in d e r F u r c h t d e s H e r r n sein V e r m ö g e n z u e r w e r b e n s t r e b t , s o w i r d sein H a u s rasch zerstört werden« ( 2 7 , 3 ) .
47
5 V g l . A h r e n s 1 1 8 ff., a u c h z u r K l a g e ü b e r T y r u s ( E z 2 7 ) u n d B a b y l o n ( A p k 1 7 f.). - P h i l o P r o b 7 6 ff. ü b e r d i e E s s e n e r : S i e m e i d e n - als s ü n d i g - S t ä d t e , H a n d e l , G o l d usw.
4 7 6
Neutral dagegen M t 13,45; 22,5.
477 V g l . B a c k h a u s 1 4 4 f. z u r F r a g e , o b V. 1 4 b eher ein u n t e r g e o r d n e t e r i n d i r e k t e r o d e r ein s e l b s t ä n d i g e r d i r e k ter F r a g e s a t z sei.
290
VI. D a s Verhältnis zur Welt
Kritik an der Torheit gerade beim Geschäftemachen ohne Berücksichtigung der Ungewißheit der Zukunft, speziell bei weiten Seereisen; denn das Glück ist wech selhaft und der morgige Tag ungewiß. ^ Auch die jüd. Weisheitsliteratur spricht davon: Prov 16,9; 27,1; Sir 11,18 f.; PsPhokyl 116; Philo LegGai 3,226 f., ebenso die R a b b i n e n ; im N T besonders Lk 12,16-21. Jak operiert also mit kulturellem Allge meingut. Das Argument ist weisheitlich; nur ein Tor überspielt solche Vorbehalte. Nicht nur »das des morgen«, d. h. »was der morgige Tag bringt, enthält«, ist ungewiß, sondern auch »die Art, die Beschaffenheit eures Lebens«. Vielleicht bereits in Relation zu V. 15b betont Jak das Leben; die Existenz selbst ist ungewiß (vgl. auch M t 6,2534). - Die Metaphorik in V. 14b zielt auf die Kürze der Erscheinung. Das »Phäno men« ist »dann auch« (ejteixa x a i ) , d. h. alsbald wieder »verschwunden, unsicht b a r « ^ , wie Jak wortspielhaft (Alliteration (paivo|ievn - acpavi^o^ievn) formuliert. Verbreiteter als der Vergleich mit »Dampf« (im A T nur Hos 1 3 , 3 ) ist der mit »Rauch« (ip 1 0 1 , 4 4 8 5 ; Weish 5 , 1 4 ) 4 8 6 oder »Windhauch« (Hi 7,7 ff; 1 Q M 1 5 , 1 0 ; 4Esr 4 , 2 4 ) . Eigenartigerweise bringt l C l e m 17,6 den Spruch des Mose »ich bin D a m p f aus einem Kochtopf« als Schriftzitat. ^ Die Vergleiche sind allesamt eindeu tig: Des Menschen Dasein ist kurz, im N u ist es vorbei; es hat keine feste, bleibende Substanz. Deshalb darf und kann man auf das eigene bloße Dasein keine Pläne grün den, sondern nur darauf, daß Gott uns Leben gewährt (V. 15). Eine eschatologische Zukunfts- und Zeitbegrenzung bringt Jak hier nicht, etwa in der Gestalt von 1 Kor 7,29-31. Nicht ein genereller, von heilsgeschichtlichen Gegebenheiten bestimmter Zeitvorbehalt leitet das Verhalten, sondern die jeweils individuelle, unterschiedliche, unvorherberechenbare Zeitzumessung. 15 Drei auch im Kontext wichtige Wörter ergeben das Gerüst des Verses: reden (wie in V. 13a), leben (V. 14a) und tun (V. 13.17). Neu ist der entscheidende Faktor: der Wille des Herrn. Auf Gott bezogen, erscheint Oetao nur hier bei Jak (sonst noch 2,20). Die Adressaten werden wiederum 478
47
480
481
4 8 2
4
4 8 4
487
4 8 8
48
4 7 8
N e u e r W e t t s t e i n 1 3 2 5 - 1 3 2 8 : S e n e p . 1 0 1 ; P e t r o n i u s 1 1 5 , 1 4 f.; P h i l e m o n F r 1 0 6 ; H o r a z e p . I
1,41-48;
Juvenal 14,272-284. 4
?9 N e u e r W e t t s t e i n 1 3 2 8 ff.: S e n T h y e s t 6 1 5 - 6 2 2 ; S o p h o k l e s O e d i p 565ff; T h e o k r i t Idyll 1 3 , 1 - 4 , u. a. Z u m T h e m a des wechselnden
G l ü c k s vgl. a u c h E r i c h A u e r b a c h , M i m e s i s . D a r g e s t e l l t e W i r k l i c h k e i t in d e r
a b e n d l ä n d i s c h e n L i t e r a t u r , B e r n ( F r a n c k e ) 7. A u f l . 1 9 8 2 , 3 1 ff. 4 8 0
S t r . - B . I 2 2 6 ff 9 0 5 .
4 8 1
Frankemölle, Ö T K 6 3 8 (»international verbreitete Lebensweisheit«). Mußner, J a k o b u s b r i e f 190: »Jak o p e riert a l s o n i c h t m i t d e m G e d a n k e n , d a ß d i e Z e i t e n u n s i c h e r s e i e n « .
482 V i e l e H s s h a b e n P r o b l e m e m i t d e m b l o ß e n x a i . S i e ersetzen o d e r e r g ä n z e n es d u r c h ÖE bzw. s t r e i c h e n es. 4g
3 V g l . B a u e r - A . 2 4 9 f.
4 8 4
A d a m s o n , E p i s t l e 1 8 0 , e r w ä g t , o b » D a m p f « v o m S e e h a n d e l ( N e b e l ) h e r r ü h r e . A b e r d a s w ü r d e d a s B i l d eher
4 8 5
I n i|j 3 6 , 2 0 ; 6 7 , 3 ist d a s S c h i c k s a l d e r G o t t l o s e n i m B l i c k , in J e s 5 1 , 6 s o g a r d e r H i m m e l .
belasten, d e n n Nebel k a n n lange andauern. 4 8 6
E b e n f a l l s bei d e n S t o i k e r n : M a r c A u r e l , A n s i c h s e l b s t X 3 1 , 3 ; S e n T r o a d 3 9 2 ff. A u c h bereits E m p e d o k l e s f r g m . 2 ( D i e l s I, 2 2 3 ) .
4 8 7
D o r t 1 5 , 1 1 f. a u c h d a s B i l d v o m V e r w e l k e n d e r B l u m e (s. J a k 1 , 1 0 ) .
488 V g l . a l l g e m e i n n o c h K o h »alles ist eitel u n d ein H a s c h e n n a c h W i n d « ( 1 , 2 . 1 2 u. ö . ) ; a u c h H i 7 , 1 6 . 4 8 9
I n einer R e i h e m i t m e h r e r e n A T - Z i t a t e n ( 1 7 , 2 ff). A b r a h a m w i r d als » F r e u n d G o t t e s « b e z e i c h n e t ( 1 7 , 2 ) ; ü b e r M o s e h e i ß t es, er h a b e s i c h n i c h t » g r o ß s p r e c h e r i s c h « v e r h a l t e n (vgl. J a k 4 , 1 6 ) . - D i e H e r k u n f t d e s a n g e b l i c h e n Z i t a t s ist v ö l l i g u n b e k a n n t . R . K n o p f ( H N T ) 7 2 v e r m u t e t : a u s e i n e m v e r l o r e n e n A p o k r y p h o n ; z u a n d e r e n V o r s c h l ä g e n (syr. F a s s u n g v o n I C h r 2 9 , 1 5 ; A s s M o s ) vgl. A n d r e a s L i n d e m a n n ( H N T 1 7 ) 6 5 . V g l . ferner H a g n e r 7 2 f . 8 8 .
291
4,14-15
als Redewesen angesprochen; jetzt folgt das positive Alternativangebot (dvxi) zu V. 13. - Der Eventualis (edv mit Konjunktiv) wird durch zwei parallel geordnete (xai - x a i ) Futura in der 1. Pers. Plur. (also als Selbstzitat der »wir«) fortgeführt; damit werden die vier Futura von V. 13 analog aufgegriffen. Die wichtigste Frage von Textüberlieferung und Interpretation beantwortet sich klar: »wir leben« ist nicht eine zweite Bedingung für das Tun (jtoir|00^8v), sondern erste Folge des göttlichen Wollens. Die Rollen sind eindeutig verteilt: Gott will - die Menschen existieren und handeln; auch das Dasein ist abhängig von der höheren Instanz. Die Bedingung »wenn der Herr will« gehört zum festen antiken Repertoire ; die Belege sind zahlr e i c h . Im A T begegnet die Formel zwar nicht; aber die Souveränität des Willens Gottes wird verschiedentlich erwähnt (Hi 23,13; Ps 115,3; Prov 2 1 , 1 ; Weish 9,13). Im N T finden wir die Formulierungen »wenn der Herr will« (IKor 4,19), »wenn der Wille Gottes will« (IPetr 3,17), »wenn Gott will« (Apg 18,21), »wenn der Herr gestattet« ( I K o r 16,7), »wenn Gott gestattet« (Hebr 6,3). Von Gottes Willen redet das N T natürlich auch an anderen S t e l l e n . Differenzkriterium ist hier angesichts des breiten Befundes nicht die Pietät an sich, sondern die Identität des »Herrn«. Griechische Autoren können auch f| xv%r\ (das Schicksal) einsetzen. ^ Für Jak steht natürlich außer Frage, daß »der Kyrios« der 0eög ist, von dem gerade in 4,4 ff. die Rede war, der gerne und nur Gutes gibt (l,5-7.17a), nicht zum Bösen versucht (1,13), der unveränderlich ist (1,17b) usw. und der »Vater« genannt wird (1,17.27; 3.9). Er ist aber eben auch »der Herr«, speziell der Herr der G e s c h i c h t e . Sachlich nähern wir uns damit der in der hellenistischen Freiheitsdiskussion grundlegenden Differenzierung zwischen dem, was in menschlicher Verfügungsgewalt steht bzw. was nicht: xd (oüx) ecp' f|ulv (vgl. o. zu 1,14 f.). Für die Stoa bedeutet das: »Im Bereich dessen, was nicht zur Disposition steht, vollzieht sich der Wille Gottes, seine Weltdurchwal t u n g . « Von menschlicher Freiheit kann man eigentlich nur im Bereich der xd eqf f|ulv reden. Das führt zur Frage nach der »eigentlichen Wirklichkeit, ... die ich b i n « bzw. nach dem » S e l b s t « " , wo man frei ist. Dazu gehört 490
491
492
4 9 3
494
49
496
497
4 9 8
4 9 0
4 9 1
4 9 2
49
4
E i n e R e i h e v o n H s s b r i n g t d e n K o n j u n k t i v tfyo<X)\iEV als zweite B e d i n g u n g , d e m d a n n als H o r t a t i v Jtoir|öü)U£V folgt; a b e r d e r I n d i k a t i v ist zweifellos b e s s e r b e z e u g t (s. E C M ) . I r r i t i e r e n d w i r k t e a n s c h e i n e n d das doppelte x a i . G o t t l o b Schrenk: T h W N T III 4 6 : G e m e i n g u t des ganzen Altertums. N e u e r W e t t s t e i n 1 3 3 2 - 1 3 3 4 : A r i s t o p h a n e s P l u t 3 4 6 f.; 1 1 8 6 - 9 0 ; P l a t o L a c h e s 2 0 1 b - c ; A l k i b I 3 1 ; P h a e d 8 0 d ; T h e a e t e t 1 5 1 d ; H i p p i a s 3 4 7 . 4 . 0 5 . 1 1 8 8 . I n B r i e f e n : B G U I 2 7 , 1 1 ; 2 4 8 , 1 3 fF.; I I 4 2 3 , 1 8 ; 4 5 1 , 1 0 f.; 6 1 5 , 4 f.; E p i c D i s s I I I 2 1 , 1 2 ; 2 2 , 2 ; S e n T r a n q u 1 3 , 2 . V g l . S c h r e n k : T h W N T I I I 4 6 , 1 0 fF.
3 I n j ü d . L i t e r a t u r e r s c h e i n t d i e F o r m e l : 1 Q S 1 1 , 1 0 f.; P h i l o P o s t C 14; S a c r A b C a i n 7 6 ; A b o t h 2 , 1 2 . V g l . S t r . B. III 7 5 8 .
4 9 4
Z . B . R o m 1 2 , 2 ; l T h e s s 5 , 2 1 . V g l . V i c t o r P. F u r n i s h , D e r » W i l l e G o t t e s « i n p a u l i n i s c h e r S i c h t , in: D i e t r i c h A l e x K o c h u. a. ( H g . ) , J e s u R e d e v o n G o t t u n d ihre N a c h g e s c h i c h t e i m f r ü h e n C h r i s t e n t u m ( F S W i l l i Marxsen), Gütersloh (Mohn) 1989, 2 0 8 - 2 2 1 .
4 9 5
S o E p i c D i s s I 1 , 1 7 ; I V 6 , 2 1 ; vgl. I I 7 , 9 . - P h i l o s V e r w e n d u n g v o n P h y s i s ( G i g 4 3 ) ist k e i n e Parallele; d e n n es g e h t hier l e d i g l i c h u m d i e N a t u r d e s V e r g n ü g e n s ; v g l . S c h r e n k : T h W N T I I I 4 6 , 1 7 u n d A n m . 3 7 .
4 9
6 V g l . P r o v 1 6 , 9 ; 1 9 , 2 1 ; 2 0 , 2 4 ; 2 7 , 1 . V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 4 0 f., z u Sir, w o » Z e i t « e i n e b e d e u t e n d e R o l le spielt; G o t t teilt d i e Z e i t z u (z. B . 3 9 , 1 6 - 3 5 ) ; G e r h a r d v o n R a d , W e i s h e i t i n Israel, N e u k i r c h e n 1 9 7 0 , 3 2 2 f. (Sir) u n d 3 3 7 - 3 6 3 ( D i e g ö t t l i c h e D e t e r m i n a t i o n d e r Z e i t e n ) .
4 9
? Vollenweider 3 3 - 3 5 . » H . Schlier: T h W N T I I 4 9 0 . V o l l e n w e i d e r 3 3 - 3 5 ; vgl. d e r s . , D e r G e i s t G o t t e s als S e l b s t d e s G l a u b e n d e n . Ü b e r l e g u n g e n z u e i n e m o n t o logischen Problem in der paulinischen Anthropologie: Z T h K 9 3 ( 1 9 9 6 ) 1 6 3 - 1 9 2 .
4 9
4 9 9
VI. D a s Verhältnis zur Welt
292
nun gerade die Gegenwart; sie ist »die einzig reale Zeit«; die »Gegenwart ist der Ort der Freiheit«.500 Sie ist auch der Ort des Glücks; das ist die Auffassung Epiktets, Epikurs wie auch Kohelets im AT.501 Diese Wirklichkeit wird aber von der kosmischen umfaßt. Man ist darum gut beraten, sich mit seinem Willen Gott zu überlassen (so Epic Diss IV 1), also den eigenen Willen mit dem Gottes zu identifizieren.502 Jak erörtert die Frage der freien Verfügbarkeit der Gegenwart nicht direkt; implizit aber verneint er eine solche. Ihn bewegt hier auch nicht die Freiheitsproblematik als sol che (s. freilich 1,25; 2,12), sondern die Abhängigkeit der menschlichen Existenz überhaupt vom Willen des Herrn. Nur wenn dieser es gestattet, gibt es überhaupt menschliches Dasein und damit auch Betätigungsmöglichkeit.503 Daß der Mensch tätig ist, wird nicht problematisiert.504 Jak spezifiziert zudem kei neswegs etwa im Vorgriff auf V. 17: »so werden wir Gutes tun«. Ebenso fehlt ein Rückgriff auf V. 13, etwa des Sinnes: »dann werden wir nicht auf so lange Zeit pla nen und auch nicht nur auf Gewinn bedacht sein«. Statt dessen bringt er eine sehr formale, völlig moralfreie Formulierung: »dieses oder jenes tun« (vgl. in V. 13 »diese oder jene Stadt«). Nicht Art, Gegenstand oder Umfang des Wirkens werden durch leuchtet; von Interesse ist einzig, daß das Reden über die Lebensgestaltung unter das Vorzeichen des »wenn der Herr will« gestellt wird. Dieses Vorzeichen ist in keiner Weise spezifisch christlich, sondern stellt für die Antike das Basis-Niveau aller Fröm migkeit generell dar. Wer darunter rangiert, ist ebenso töricht wie gottlos;505 r bewegt sich auf sub-heidnischem Niveau. 16 Jak konstatiert in V. 16a kritisch die Selbstdarstellung der Adressaten506 i V. 16b fügt er thetisch eine Belehrung hinzu. Beide Vershälften werden inhaltlich durch das Wort ytav%- geprägt, das sonst nur in 1,9 (als Verb; dort durchaus positiv gebraucht) und 2,13; 3,16 (nmaxavx-) erscheint. Beide Male wird uav%- hier näher qualifiziert; in V. 16a durch »in euren Prahlereien«, in V. 16b durch die spezifizierende Angabe »jede solche« und das beur teilende »schlecht«. Das »nun« knüpft locker an 4,13 an (vvv nur an diesen beiden Stellen sowie 5,1 bei Jak); es hat in 4,16 eher eine logisch-verbindende als eine zeitli che Bedeutung, impliziert also keinen Gegensatz zum einem eschatologischen »einst jedoch«. Das adversative öe bezieht sich wohl auf V. 13-15 insgesamt. e
;
n
5 0 0
V o l l e n w e i d e r (Freiheit) 4 6 .
5 0 1
V o l l e n w e i d e r 4 5 ff D e s h a l b s a g t S e n e c a , m a n solle j e d e n T a g s o l e b e n , als w ä r e er d e r letzte ( 4 7 ) . L u d g e r Schwienhorst-Schönberger, »Nicht im Menschen gründet das Glück«, Freiburg 1994, 3 2 4 - 3 3 2
(carpe
diem). 502 V g l . S c h l i e r : T h W N T II 4 8 9 f. 5 0 3
B a c k h a u s 1 4 5 : » M i t d i e s e r P r o t a s i s s c h l ä g t d i e w e l t f ö r m i g - a u t o n o m e A n t h r o p o l o g i e in ihre t h e o n o m e Alternative u m . «
5 0 4
D i e F r a g e n a c h d e m G e w i n n (V. 1 3 ) s t e h t hier g a r n i c h t z u r D e b a t t e ; g e g e n M a r t i n , W B C 1 6 7 ( » W e n n der e i n z i g e Z w e c k v o n g e s c h ä f t l i c h e n U n t e r n e h m u n g e n d a r i n b e s t e h t , s o viel G e l d w i e m ö g l i c h z u m a c h e n d a n n liegen s o l c h e P l ä n e f a l s c h . . . « ) . D a s P r o b l e m b e s t e h t e b e n f a l l s n i c h t in einer » H y p e r - A k t i v i t ä t « ( M a r t i n 1 6 0 ) . R i c h t i g M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 1 : es g e h t u m d i e B e d i n g u n g e n für d i e P l ä n e , n i c h t u m ein Verbot.
5 0 5
D a s ist in d e r A n t i k e ( n i c h t n u r i m A T ) v e r b r e i t e t e A n s i c h t . M a n sollte d i e » G o t t v e r g e s s e n h e i t « n i c h t als i r g e n d w i e e x z e p t i o n e l l hier h i n s t e l l e n .
5 0 6
B a k e r 2 1 3 f.: J a k w e n d e t s i c h » f r o m t h e h i g h m i n d e d p r i n c i p l e o f 4 : 1 5 t o a n a s s e s s m e n t o f realities«.
293
4,15-16
Jak gehört zu den wenigen im N T , die den Wortstamm x a i ) / - verwenden. 507 Außer den zahlreichen Belegen im Corpus Paulinum findet sich sonst nur noch einer in Hebr 3,6. Die Bevorzugung bzw. NichtVerwendung ist auch anderswo zu beob achten. Die griech. Tragiker und Redner, die ältere Philosophie508 d i Stoa und Philo509 vermeiden x c m x - ganz oder fast ganz.5io In der L X X gibt es dagegen nahezu 70 Belege, besonders viele bei Sir (9x Verb, 7x xav%r\\ia). Andere Wörter mit dem Sinn »rühmen« standen zur Verfugung, darunter dXa^ov- und (für den Selbstruhm) tavxöv 8Jtaiveiv.5H Vor dem Selbstruhm warnen Popularphilosophen und Satiri k e r ^ ebenso wie das AT, u. a. in sprichwörtlichen Sentenzen ( l K ö n 20,11; Prov 25,14). Dabei steht Prov 27,1 Jak 4 besonders nahe: [xf] xcmxö) tot elg OUQIOV. ov yaQ yivoboxeig xi xe^exai f| e m o ü a a . Selbstruhm zeigt den Toren und Gottlosen, der nicht auf Gott vertraut (Ps 52,3; 74,3 f.; 9 4 , 3 ) . Rühmen darf man sich irdischer Umstände nur in berechtigten Sonderfällen (Prov 16,31; 17,6: ehrwürdiges Alter), vor allem aber der Hilfe Gottes (Ps 5,12; 32,11 u.a).5i4 Diese Linien setzen sich im Judentum und bei Paulus fort. Die Gottlosen rühmen sich selbst (z. B. 3Makk 2,17 u. a.; TestRub 3,5 Testjud 13,2 f.; 14,8). Überwiegend positiven Charakter haben die Sir-Stellen, nicht nur über gelungene Erziehung (30,1 f.), sondern vor allem in bezug auf Gottes Taten (17,9; 50,20).515 Echter Ruhm ist die Furcht Gottes (Sir 1,11; 9,16; 10,23); der Weise rühmt sich des Gesetzes (39,8); die Weisheit wird zum Selbstruhm gerufen (27,1 f.; dieser folgt in 27,3 ff.). Philo dagegen warnt vor dem Selbstruhm (freilich zumeist mit anderem Vokabular); diese Linie steht der paulinischen nahe.516 Aufgrund der unterschiedlichen Traditionen lag der semantische Gehalt von x a u x für Jak offenbar nicht fest; daher rühren die qualifizierenden Notizen in V. 16a und b. Eindeutig ist hingegen die Wortgruppe dXa^ov-: »der mehr aus sich macht, als hinter ihm steckt.«5i7 M a n findet sie in einer Reihe mit vßgic, und besonders mit )
e
5 1 3
507 Y g j
R u d o l f B u l t m a n n : T h W N T I I I 6 4 8 ff. I m N T e r s c h e i n e n : d a s V e r b 3 7 x , x a t J / n ^ i a u n d xauxnaig j e
#
1 l x , x a x a x a u x ä a O a i 4 x ( d a v o n 2 x b e i J a k ) , eYxauxäoOai l x ( 2 T h e s s 1 , 4 ) . N i c h t in d e n P a s t u n d K o l ; i n Eph nur l x (2,9). 508 ] \ j 509 N
u
u r
r
i
x
D e
i Aristot.
S p e c L e g I V 1 6 4 ; C o n g r 1 0 7 . D a s V e r b ( S i m p l e x u n d K o m p o s i t a ) fehlt.
510 B u l t m a n n : T h W N T I I I 646-648. 5 1 1
U n t e r d i e s e m T i t e l existiert e i n e S c h r i f t P l u t a r c h s .
512 B u l t m a n n : T h W N T I I I 6 4 6 f.; R i b b e c k ( b e s o n d e r s z u r K o m ö d i e ) : I ( 1 - 5 1 ) C h a r a k t e r d e s A l a z o n ; I I ( 5 1 54).
Z u r S y n o n y m i k vgl. A . Müller, D i e Schimpfwörter in d e r griechischen
Komödie: Philologus 7 2
( 1 9 1 3 ) ; B e t z , L u k i a n 1 9 7 f. 5 1 3
B u l t m a n n : T h W N T I I I 6 4 9 , 1 2 ff.: I m A T u n d b e i P a u l u s ist d u r c h g ä n g i g d i e F r a g e d e s V e r t r a u e n s w e s e n t lich. 4
51 D a d u r c h e n t s t e h t e i n e N ä h e z u » j u b e l n , s i c h f r e u e n « ( B u l t m a n n 647,16 f f . ) . 515 Ä h n l i c h J d t 1 6 . Z u m H o h e n p r i e s t e r s . S i r 4 5 , 1 2 ; 5 0 , 1 1 . 6
51 B u l t m a n n : T h W N T I I I 6 4 8 ; a u c h in L a s t e r k a t a l o g e n . D i e w e i t ü b e r w i e g e n d e M e h r z a h l d e r ntl. B e l e g e d e s W o r t s t a m m e s x a u x - findet s i c h b e i P a u l u s . » I m R ü h m e n b e k u n d e t d e r M e n s c h , w o r a u f er s i c h i m L e b e n s t ü t z t u n d v e r l ä ß t . . . « ; d e r C h r i s t d a r f s i c h n i c h t » a u f d a s F l e i s c h , d a s A u ß e r e , a n d e r e M e n s c h e n u n d letzt lich sich selbst« stützen; diese A b l e h n u n g d u r c h Paulus » h ä n g t wesentlich m i t d e r Rechtfertigungstheologie z u s a m m e n . . . « : J o s e f Z m i j e w s k i : E W N T I I 6 8 6 . V g l . d a s W o r t f e l d , u. a.: » s i c h a u f b l ä h e n , b e v o r z u g e n « ( I K o r 4 , 6 f.). 7
51 G e r h a r d D e l l i n g : T h W N T I 2 2 7 . U r s p r ü n g l i c h t r u g es p o s i t i v e n S i n n ; »erst d u r c h U e b e r m a s s , v e r k e h r t e u n d u n b e f u g t e A u s ü b u n g w u r d e e i n e t a d e l n s w e r t h e E i g e n s c h a f t d a r a u s « : R i b b e c k 1; vgl. d e n A n b l i c k v o n Paradepferd u n d Pfau (1-3).
294
V I . D a s Verhältnis zur Welt
imeQTiqpavia (s.o. zu 4 , 6 ) 5 1 8 ; so etwa auch im Lasterkatalog5i9 R o m 1,30; »Hochmut und Prahlen»: Weish 5,8520 2 T i m 3,2; l C l e m 57,2. Der Prahler, Aufschneider, Protzer diente als beliebte Komödienfigur.521 Die Diktion in Jak 4 ähnelt der in lClem; auch dort (21,5) liest man von törichten Menschen, eyxauxcouivoic; ev dXa^oveia xov Xöyov a i ) T a ) v . 5 2 2 £)i Wendung »in Prahlereien« bezieht sich dort wie auch in Jak 4,16 wahrscheinlich auf die Art und Weise, ist also adverbial zu verstehen und meint nicht den Gegenstand des Rühmens;523 denn dXa^oveux ist nomen actionis. Das Verhalten dieser Leute ist zugleich gottlos, töricht und lächerlich. Von wem sagt man, er habe das Prahlen anscheinend nötig? Im Kontext von 4,13-16 ist an Kaufleute gedacht, die als erfolgreich und weltmännisch gelten möchten. Entscheidend ist dabei nicht, wieviel Erfolg sie tatsächlich erzielt h a b e n d sondern das »Sich-zurSchau-stellen«, sei es in der Öffentlichkeit oder auch an »Stammtischen«. Das kann mit verschwenderischem Leben (bei Reichen oder noch eher bei Neureichen) geschehen,525 aber auch durch aufschneiderische Reiseberichte u. dgl. (sozusagen »merkantiles Seemannsgarn«).526 Prahlerei rührt zumeist aus Minderwertigkeitsempfindungen; die gesellschaftlich ambivalente Position der Emporoi und Metöken läßt solch ein Gehabe besonders plausibel erscheinen. Man verkündigt dabei seine eigenen Taten, Errungenschaften und Qualitäten - nicht aber die Gnade Gottes. - Jedes solches Rühmen, so präzisiert Jak, ist Jtovnod. Die Bedeutungsspanne des Wortes ist breit,527 nämlich (1) sachlich: unbrauchbar, untauglich, falsch, verkehrt, ungünstig, gefahrvoll, notbringend, ja unheilvoll, erbärmlich, elendig; (2) ethisch: verwerflich, verbrecherisch, widerwärtig, böse; (3) religiös: Gott mißfallend, gottlos, widergöttlich, teuflisch. Wie stark wiegt in V. 16 der Umstand, daß man Gottes Willen außer ;
e
5 1 8
5 1 9
5 2 0
5 2 1
5 2 2
5 2 3
V g l . d i e D e f i n i t i o n bei A r i s t o t E t h N i c I V 1 3 , 1 1 2 7 a - b : » D i e also p r a h l e n , u m sich ein A n s e h e n z u g e b e n , s c h r e i b e n sich E i g e n s c h a f t e n zu, w e g e n derer m a n g e l o b t o d e r g l ü c k l i c h g e p r i e s e n sein w i r d « ( 1 1 2 7 b , 1 7 ff.). Ä h n l i c h X e n o p h o n K y r o p I I 2 , 2 ( R i b b e c k 3 f.). V g l . N o a c k 16 f. W e i t e r e K a t a l o g e z u d i e s e m T e r m i n u s : 4 M a k k 1,26; 2 , 1 5 ; u m f a s s e n d P h i l o S a c r A b C a i n 3 2 (dXa^cbv a n 3 . Stelle); in 4 M a k k 8 , 1 9 z u s a m m e n m i t x e v o d o ^ l a , l j o h 2 , 1 6 m i t » e m O v u t a d e s Fleisches u n d d e r Augen«. Hier z u s a m m e n m i t » R e i c h t u m « : »Was hat uns der Ü b e r m u t genützt? Was hat uns der R e i c h t u m m i t Protzgehabe geholfen?«. E b e r h a r d G ü t i n g : T h B N T I 7 0 2 ; R i b b e c k 5 ff. D a s W o r t w u r d e u. a. g e g e n ü b e r S o p h i s t e n , R h e t o r e n , Philosophen, Dichtern angewendet. Plautus karikierte den »miles gloriosus« (Übersetzung u n d E i n f u h r u n g bei R i b b e c k ; vgl. B u l t m a n n : T h W N T III 6 4 6 ) . I m A T vgl. H a b 2 , 5 ; n e u t r a l d a g e g e n H i 2 8 , 8 . Z u m W o r t f e l d i m K o n t e x t v o n J a k 4 , 1 6 s. a u ß e r d e m n o c h : xajteivo(pQocn3vr| ( l C l e m 2 , 1 ; 1 3 , 1 ) , a x a i a o r a o i a ( 1 4 , 1 ) , vnoxäoow ( 2 , 1 ; 5 7 , 2 ) . B e s o n d e r s viele B e r ü h r u n g e n bietet 3 8 , 2 : ... d e r R e i c h e soll den A r m e n unterstützen d e r W e i s e zeige s e i n e W e i s h e i t n i c h t in W o r t e n , s o n d e r n in g u t e n W e r k e n ; d e r D e m ü t i g e stelle n i c h t selbst ein Z e u g n i s a u s ; 6 dyvöc; ev xr\ a a o x i u i | a X a ^ o v e u e a O c o , w i s s e n d , d a ß ein anderer i h m die Enkratie gab.
Mit Laws, C o m m e n t a r y 192; Mußner, Jakobusbrief 191; R u d o l f Schnackenburg, Die Johännesbriefe ( H T h K X I I I / 3 ) z u l j o h 2 , 1 6 . Z u r (in d e r e x e g e t i s c h e n T r a d i t i o n s o g e n a n n t e n ) m a t e r i e s g l o r i a n d i vgl. N o a c k 17: sie r ü h m e n sich d e s s e n , w a s sie n i c h t besitzen. A n d e r n f a l l s e r g e b e sich eine T a u t o l o g i e m i t xauxctoOe. M a r t i n , W B C 1 6 7 , v e r w e i s t a u f d i e 16 s o n s t i g e n Stellen i m N T (z. B . Rom 2 , 1 7 . 2 3 ) ; i m m e r sei d a s O b j . g e m e i n t . D e r S p r a c h g e b r a u c h ist j e d o c h n i c h t e i n f a c h d e r s e l b e . G e g e n N o a c k 1 7 . E s ist n i c h t u n b e d i n g t i m T e r m i n u s impliziert, d a ß d a s V o r g e p r a h l t e t a t s ä c h l i c h g a r n i c h t v o r h a n d e n war. 525 V g l . B e t z , L u k i a n 1 9 6 - 1 9 9 , ü b e r d i e k y n i s c h - s t o i s c h e K r i t i k . 526 V g l 4^9 » L a c h e n , F r e u d e « . J a k n i m m t i m m e r w i e d e r b e s o n d e r s W o r t s ü n d e n ins Visier. 5 ? G ü n t h e r H ä r d e r : T h W N T V I 546ff; A r m i n Kretzer: E W N T III 3 2 1 - 3 2 4 . 5 2 4
2
4,16
295
5 2 8
Acht ließ (V. 1 5 ) ? Immerhin bringt Jak »Sünde« noch nicht hier, sondern erst beim Unterlassen des Gutes-Tun (V. 17). Wahrscheinlich wählt Jak die Vokabel JtovnQÖg gezielt, um die gesamte Bandbreite der Beurteilung anklingen zu lassen: »Jedes« sol ches Rühmen ist in der Sache verkehrt, ethisch verwerflich und eine Beleidigung Gottes. 17 Für sich betrachtet, ist V. 17 eine ethisch-religiöse Sentenz529 i der Form einer strafgesetzlichen Bestimmung: Wer wissentlich unterläßt, »Gutes« zu tun, dem wird es als Sünde zugerechnet. Die Besonderheit der Bestimmung hier liegt (1) in der Bezugnahme auf das Wissen, nicht auf die Tat als solche, und (2) im bloßen Urteilsspruch »schuldig« noch ohne Strafzumessung. Die nächsten inhaltlichen und formalen Parallelen bieten Dtn 23,22 f. und 24,14 f . 5 3 0 Wenn du ein Gelübde nicht erfüllst ... bzw. dem Bedürftigen den Lohn nicht am selben Tag ausbezahlst . . . , 5 3 i eoxai ev ÖOL dfiapTia. Jak verwendet eine generelle Formulierung hinsichtlich »Gutes tun«. Zielpunkt der Sentenz ist, daß Wissen und Handeln übereinstimmen müssen; Wissen532 muß zum Handeln führen. Das Suchen nach traditiongeschichtlichen Vorgaben für V. 17 hat zu keinem schlüssigen Ergebnis geführt.533 J ü d . Hintergrund ist wahrscheinlich.534 Der Sache nach vergleichbar sind neben Dtn 23,22 f.; 24,14 f. (s.o.); Hi 31,16-18 (vgl. 11,6; Hiob kann sich solche Unterlassungen nicht vorwerfen); Ez 3,17-21 (wer den Sünder warnt bzw. nicht, der ist unschuldig bzw. nicht); M k 7,6-13 (durch einen frommen Trick nicht Hilfe leisten)535; Lk 12,47 f. (Gleichnis vom Knecht, der um seines Herrn Rückkehr weiß); 2Petr 2,21 (es wäre besser, den Weg der Gerechtigkeit nicht zu ken nen). Das Motiv, daß Gott die in Unwissenheit begangenen Sünden erläßt, ist besonders in der Apg geläufig (3,17; 17,23.30). Die Materialien von Jak 4,17 sind also biblisch; aber eine Vorform existiert nicht.536 _ »Gutes tun« ist ein allgemeines Stichwort in der ntl. Ethik und Paränese.537 Die Objekte dyaGöv und xaXöv können n
:
5 2 8
I n d e r R e g e l n e i g e n d i e I n t e r p r e t e n zur Ü b e r s e t z u n g » g o t t l o s « : M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 2 ; K l e i n 1 2 8 ; F r a n kemölle, Ö T K 6 4 3 . 529 V g l . B a c k h a u s 1 4 9 . H i e r a u c h »er w i r d G o t t a n r u f e n « , vgl. J a k 5,4. V g l . weiter D t n 1 5 , 1 - 1 1 : D e m A r m e n soll m a n s o f o r t g e b e n ; m a n d a r f n i c h t als A u s r e d e d a s W a r t e n bis z u m Erlaßjahr benutzen. J a k redet hier n i c h t v o m K ö n n e n ; i m p l i z i t ist es a b e r w o h l v o r a u s g e s e t z t . V g l . o. z u 2 , 1 5 f. 5 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 2 ; M a r t i n , W B C 1 6 8 . B u r c h a r d , H N T z. St.: » D e r G e d a n k e h a t T r a d i t i o n ... D i e F o r m u l i e r u n g ist a b e r o f f e n b a r n i c h t b e l e g t « . D i b e l i u s , K E K 2 8 0 ; b e s o n d e r s d a s T h e m a » U n t e r l a s s u n g s s ü n d e « w e i s t in d i e s e R i c h t u n g . 535 V g l . a u c h P h i l o H y p o t h 7 , 4 . M a n c h e v e r m u t e n ein v e r l o r e n g e g a n g e n e s H e r r e n w o r t (s. A d a m s o n , E p i s t l e 1 8 1 ) o d e r a u c h e i n e n A n g r i f f a u f P a u l u s ( H e n g e l , P o l e m i k 2 5 5 - 2 5 9 ) . M a n k ö n n t e s o g a r a n e i n e V e r d r e h u n g v o n Rom 7 , 1 5 - 2 0 d e n k e n . Z u L a w s ( B e z u g a u f P r o v 3 , 2 7 f.) s.o. in d e n V o r b e m e r k u n g e n z u 4 , 1 3 - 1 7 . 537 V g l . P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 8 . T e s s a R a j a k , B e n e f a c t o r s in t h e G r e c o - J e w i s h D i a s p o r a , in: H u b e r t C a n c i k u. a. ( H g . ) , G e s c h i c h t e - T r a d i t i o n - R e f l e x i o n ( F S M a r t i n H e n g e l ) , B d . I J u d e n t u m (hg. Peter S c h ä f e r ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 1 9 9 6 , 3 0 5 - 3 1 9 , g e h t v o m Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n W o h l t a t e n u n d öffentlicher E h r u n g in griech. S t ä d t e n a u s , d e n J u d e n ( u n d C h r i s t e n ) d u r c h b r a c h e n . A u f d i e s e m H i n t e r g r u n d g e w i n n t d i e Ver b i n d u n g z w i s c h e n V. 16 u n d 1 7 e i n e b e s o n d e r e Z u s p i t z u n g . D a ß R e z i p r o z i t ä t für d a s V e r s t ä n d n i s d e s W o h l t u n s i m Z e n t r u m s t a n d , b e t o n t S t e p h a n J o u b e r t , Paul as B e n e f a c t o r . R e c i p r o c i t y , S t r a t e g y a n d T h e o logical R e f l e c t i o n in P a u l s C o l l e c t i o n ( W U N T II 1 2 4 ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 2 0 0 0 . B r u c e W. W i n t e r , S e e k the W e i f a r e o f t h e City. C h r i s t i a n s as B e n e f a c t o r s a n d C i t i z e n s , 1 9 9 4 , k o n z e n t r i e r t s e i n e S t u d i e a u f I P e t r 2 , 1 4 f. u n t e r B e z u g n a h m e b e s o n d e r s a u f D e m o s t h e n e s D e Corona; G u t e s - t u n sei ein t e r m t e c h für W o h l t a ten a n d e r G e s e l l s c h a f t , d i e d i e s e a u c h öffentlich h o n o r i e r e . 5 3 0
5 3 1
5 3 2
33
5 3 4
5 3 6
296
V I . D a s Verhältnis zur Welt
dabei nahezu ineinander übergehen.538 D i Verteilung im N T ist freilich unterschiedlich539 xaXög fehlt in Apg, Kol, Eph, l-3Joh, Apk; das Wort kommt in den Pastoralbriefen (24x) 540d tlich häufiger vor als im übrigen Corpus Paulinum (17x); in den Katholischen Briefen erscheint es außer bei Jak nur IPetr 2,12; 4,10 und 5x im Hebr. Gegenbegriffe sind primär x a x ö g und JtovnQog. Jak scheint xaXog gegen über dyaOög zu bevorzugen; letzteres rindet sich nur 1,17 (gute Gabe von oben) und 3,17 (gute Früchte). KaXög: 2,7 redet vom »edlen Namen«, 3,13 vom »ordentlichen, anständigen Verhalten«. Das Adverb xaXcog bedeutet »ordentlich, richtig«54i (2,3: sitzen; 2,8.19: tun, sich verhalten). Die Konnotationen »ordentlich, geeignet, brauchbar, nützlich, tadellos« eignen dem Wort von Hause aus;542 i stehen dem Aspekt des sittlich Guten, Edlen, Erstrebenswerten verständlicherweise nahe. In Jak 4,16 f. sollte die Opposition J t o v n o d - xaXöv nicht übersehen werden. Das Rühmen ist ebenso unangebracht und verkehrt wie verwerflich und Gott mißfallend. D e m steht gegenüber: etwas (kein Artikel!) Ordentliches, Geeignetes, moralisch Positives und vor Gott Akzeptables tun. Die Formulierung läßt (wie die in V. 16) vieles offen; man sollte sie deshalb nicht auf Almosen und andere karitative Leistungen einengen. Es geht nicht nur, ja nicht einmal in erster Linie darum, mit dem Verdienten (V. 13) Bedürftige zu unterstützen. Jak denkt genereller und im Kontext des »Redens und Rühmens« an eine andere, sinnvollere Lebensgestaltung, die etwas »Brauchbares« vollbringt. Daß dabei ggf. materielle Hilfe nicht fehlen darf, versteht sich von selbst (s. 2,15 f.). Das breitere Verständnis von xaXöv Jtoieiv nimmt zugleich die Spannung zum Vorigen heraus; die Kaufleute waren nicht der Unterlassungssünden im Sinne nicht gewährter Hilfeleistungen bezichtigt worden (in 4,13-16). Was sie aber - offen bar wider bessere Einsicht - unterließen, war, statt des Ruhmredens etwas Brauchba res zu tun. - Das »Wissen« ist gleichfalls generell zu fassen, also nicht auf die condi tio Jacobi in V. 15 einzuengen.543 Natürlich korrespondiert es mit dem Nicht-Wissen über die Zukunft (V. 14), geht aber über den Bereich des Wissen-Könnens hinaus und zielt auf die anthropologische Qualität des verantwortungsvollen Bewußtseins. Vgl. Philo Flacc 7: »Dem, der in Unwissenheit des Besseren sündigt, wird Nachsicht erteilt; der aber, der aus Kenntnis des Unrechten (handelt), hat keine Apologie und steht bereits verurteilt an der Gerichtsstätte seines Gewissens«. Die forensische Terminologie544 unterliegt auch Jak 4,17. Der Zusammenhang zwischen Tat bzw. Unter lassung, Zurechnungsfähigkeit und Urteil, also die Relation zwischen menschlicher Befindlichkeit und Unheil stiftendem Verhalten, wird abgewogen (vgl. Rom 1,19 f f ) . e
:
eu
s
e
Die Zurechnung von Sünde erfolgt, der forensischen Situation gemäß, individuell; das a i J T ü ) ist nicht pleonastisch.545 Wie 1,15; 2,9 und auch 5,15 f. 20 (das sind alle 5 3 8
J o a c h i m W a n k e : E W N T II 6 0 3 ; d o r t a u c h z u r D i f f e r e n z i e r u n g z w i s c h e n S a c h e n u n d P e r s o n e n . » G u t u n d
5 3 9
W a n k e 6 0 2 ; G r u n d m a n n 5 3 9 ff. I n s g e s a m t c a . l 0 0 x . A p g 2 7 , 8 ist O r t s n a m e .
s c h ö n « b e s o n d e r s seit P l a t o ( W a l t e r G r u n d m a n n : T h W N T I I I 5 4 2 ) . 540 V g l
W a n k e 6 0 5 : D i e Past s i n d v e r w a n d t m i t stoischer E t h i k (»tüchtig, ordentlich«). G u t e W e r k e zeigen
soziales Verhalten an. 5 4 1
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 2 , m e i n t , a u c h für 4 , 1 7 w ü r d e d a s A d v e r b eine bessere L ö s u n g e r g e b e n . A b e r w a r u m ?
542 G r u n d m a n n 5 4 0 ; W a n k e 6 0 3 f. 543 G e g e n T s u j i 9 1 . 544 V g l d
e
n
g e s a m t e n K o n t e x t bei P h i l o F l a c c .
545 V g l . D i b e l i u s , K E K 2 8 0 (weil f o r m e l h a f t ) .
Vorbemerkungen zu 5,1-6
297
jak Stellen mit auxxQTia)546 zeigen, ist »Sünde« für Jak etwas Schwerwiegendes: sie führt zum Tod, sie ist mit Gottes N o m o s unvereinbar. »Sünde« signalisiert also menschliche Katastrophe und Distanz zu Gott. Es ist dem Menschen aufgetragen, sein Wissen um »das Gute«, Richtige, Brauchbare in die Tat umzusetzen. Der falsch Handelnde (wie in 2,9) unterliegt demselben Verdikt wie der Unterlassungssünder. 547 _ Der Konnex von V. 17 zum Vorigen ist, so betrachtet, durchaus gegeben, obschon aufgrund seines generellen Charakters eher im Grundsätzlichen. Jak scheint jedoch solche generellen abschließenden Sätze am (relativen) Ende von Passagen (vgl. 1,12; 2,13.26; 3,18) zu lieben. O b 4,17 zugleich eine Art Scharnier zum folgenden darstellt, kann erst nach der Behandlung von 5,1-6 erörtert werden.
Vorbemerkungen
zu 5 1-6 (Eigenart,
Interpretationsansätze)
y
1. D i e E i g e n a r t e n des A b s c h n i t t s ergeben sich a u s unterschiedlichen B e t r a c h t u n g s w i n k e l n . D a s V o k a b u l a r u m f a ß t auffällig viele Wörter, die bei J a k n u r hier v o r k o m m e n , d a r u n t e r m e h r e r e ntl. H a p a x - l e g o m e n a ( i m f o l g e n d e n m i t » H « g e k e n n z e i c h n e t ) . In 5 , 1 :
ejtepxouai
und
ÖXOXI^CO
(H),
vgl. a u c h taXautcoQ- u n d xAmoo (beide n u r n o c h 4 , 9 ) ; in V. 2 : JiAxyüxog, a r | J t a ) ( H ) , i u d x i o v u n d arrroßgarcoc; ( H ) ; in V. 3: XQ^aog, d o y u o ö g , x a x i o c o ( H ) , ( l a o x u Q i o v , e a 0 i ü ) / q p d y o | j m , a d o § , 0naauQi£a),
eaxaxog
u n d f ^ e p a ( a u c h V. 5 ) , vgl.
log
und
TCVQ
(nur n o c h in 3 , 5 . 6 bzw. 3 , 8 ) ; in
V. 4 : u i o D ö g , e o y d x r ] g , dudoo ( H ) , X&QÖL, d j t o a x o e c p c D , x o d ^ o o , ßcor| ( H ) , Begi^co, a a ß a c o ö , vgl.
eloeQXOuai ( n o c h
2 , 2 ) ; in V. 5: XQiKpdoo ( H )
5 4 8
, ajtaxaXdco
5 4 9
oug
und
, xoecpoo, aqpayr|, u n d
in V. 6: x a x a ö i x d ^ c o . S c h o n diese Ü b e r s i c h t zeigt d e n S o n d e r c h a r a k t e r des A b s c h n i t t s in s a c h licher u n d sprachlicher H i n s i c h t . T e r m i n o l o g i s c h e B e r ü h r u n g e n zu a n d e r e n P a s s a g e n des Briefes b e s t e h e n vor a l l e m bei: j r A o u a i o i ( 1 , 1 0 f.; 2 , 5 f.), l o g , TCVQ ( 3 , 5 - 8 ) , cpoveiKD ( 2 , 1 1 ; 4 , 2 ) , x a X a i J t c o o u n d xtaxioo ( 4 , 9 ) , d v x i x d a a c o ( 4 , 6 ) , ö i x c a o g ( 5 , 1 6 ) u n d yr| ( 5 , 7 . 1 2 . 1 7 - 1 8 ) . W e i t h i n stellt 5 , 1 - 6 also eine W o r t - W e l t für sich dar, d i e sich hier u n d d o r t m i t a n d e r e n B e r e i c h e n des Briefs berührt. N a h e z u s ä m t l i c h e M a t e r i a l i e n lassen sich reichlich in der atl., b e s o n d e r s der p r o p h e t i s c h e n , aber a u c h der weisheitlichen T r a d i t i o n n a c h w e i s e n .
5 5 0
B i s in d e n W o r t l a u t hinein gleich (s. ö X o M ^ c o )
reden v o m W e h k l a g e n angesichts des k o m m e n d e n G e r i c h t s a u c h J e s 1 3 , 6 ; 1 4 , 3 1 ; 1 5 , 2 f.; 2 3 , 1 . 6 . 1 4 ; J e r 3 1 ( 4 8 ) , 2 0 ; E z 2 1 , 1 2 ( 1 7 ) ; A m 8 , 1 0 ; S a c h 1 1 , 2 , bei A m 8,4 ff direkt w e g e n der U n t e r d r ü c k u n g der A r m e n . V o n der N u t z l o s i g k e i t des R e i c h t u m s h a n d e l t z. B . Prov 1 1 , 4 , v o n seiner Verg ä n g l i c h k e i t Ps 4 9 , 7 ff 1 7 f .
551
Ü b e r d e n Verfall v o n K l e i d e r n d u r c h M o t t e n äußert sich H i 1 3 , 2 8
(vgl. J e s 5 0 , 9 ; 5 1 , 8 ; Ps 3 8 , 1 2 ; Prov 2 5 , 2 0 ) . D i e W e r t u n b e s t ä n d i g k e i t irdischer S c h ä t z e findet sich H i 1 3 , 2 8 ; J e s 5 0 , 9 (vgl. M t 6 , 1 9 f.), d a s Zerfressen des Fleisches N u m 1 2 , 1 2 . W ö r t l i c h e A n k l ä n g e a n J e s 3 , 9 ( » H e r r Z e b a o t h « ) u n d J e r 1 2 , 3 ( S c h l a c h t t a g ; vgl. a u c h J e s 3 4 , 5 - 8 ; J e r 4 6 , 1 0 ; S a c h 1 1 , 4 ff; Sir 3 4 , 1 2 ff; ä t h H e n 9 4 , 8 ff; 1 Q H 1 5 , 1 7 ) enthalten V. 4 - 5 . V o m S c h r e i e n des B l u t e s redet a u c h D t n 2 4 , 1 4 f. ( v e r b u n d e n m i t d e m Vorenthalten des L o h n e s ) , vgl. G e n 4 , 1 0 ; ä t h H e n 9 7 , 5 . G e g e n die U n t e r d r ü c k u n g des A r m e n w e n d e n sich viele T e x t e - s o Ps 3 7 , 1 4 f . 3 2 ff; A m 5 , 1 2 ; Prov 1 , 1 1 ; W e i s h 2 , 1 0 ff; Sir 1 3 , 2 4 ; ä t h H e n 9 6 , 5 ff W a s J a k bringt, ist also in der S u b s t a n z stark vorg e p r ä g t e , k o n v e n t i o n e l l e R e i c h t u m s - S c h e l t e . - D i e R e i c h t u m s - S c h e l t e wirkt a u c h über d a s atl. M a t e r i a l h i n a u s stereotyp; m a n vergleiche d a z u n e b e n d e n breiten A u s f ü h r u n g e n in ä t h H e n 9 4
5 4 6
D a z u n o c h duxxQTOO^ög in 4 , 8 ; 5 , 2 0 ; d a s Verb fehlt. V g l . B a c k h a u s 1 4 8 f.: V. 1 7 zieht Bilanz; z u b e a c h t e n ist d i e Parallele z u 1 , 2 2 - 2 5 » H ö r e r d e r Vergeßlichkeit«. A l s S u b s t a n t i v in L k 7 , 2 5 ; 2Petr 2 , 1 3 (hier a u c h d a s V e r b - K o m p o s i t u m evioucpaoo). W N u r noch l T i m 5,6. B u r c h a r d , H N T z. St.: »stoisch k l i n g t (die P o l e m i k ) a n d e r s « . Weitere Weisheitstexte w i e Sir 5,1 ff; 1 0 , 1 0 ff; 1 1 , 4 ; 2 9 , 9 ff. raten d e s h a l b d a z u , rechtzeitig G u t e s z u t u n . 5 4 7
5 4 8
5 5 0
5 5 1
V I . D a s Verhältnis z u r Welt
298
(das T r e i b e n der R e i c h e n w i r d unter d a s » W e h e « gestellt; die G e r e c h t e n w e r d e n zur F u r c h t l o s i g k e i t gerufen) etwa die v o n H . D . B e t z und im Neuen Wettstein z u s a m m e n g e s t e l l t e n hellenistischen Z ü g e . D a z u g e h ö r t a u c h , d a ß die R e i c h e n i m T o t e n r e i c h j ä m m e r l i c h d a s t e h e n w e r d e n . N a t ü r l i c h k a n n m a n d o r t h i n nichts m i t n e h m e n . D e r Besitz w i r d v o n W ü r m e r n zerfressen u n d verrottet. D e r G e d a n k e , R e i c h t u m sei d a s h ö c h s t e G u t , ist »ein giftiger I r r t u m , der d i e Seele zernagt ...«. G e r n w i r d d a s verschwenderische, prunkhafte, l u x u r i ö s e L e b e n der R e i c h e n k r i t i s i e r t ; e b e n s o ihr Prassen, S c h l e m m e n u n d ausschweifender L e b e n s w a n d e l . A u s dieser a l l g e m e i n e n L i n i e fällt V. 4 etwas heraus, w i r d hier d o c h eine b e s o n d e r e , sehr k o n k r e t e W e i s e d e s U n r e c h t t u n s einer b e s t i m m t e n G r u p p e v o n R e i c h e n getadelt, u n b e s c h a d e t des k o n v e n t i o n e l l e n Inhalts. E r s t u n d n u r V. 4 verortet »die R e i c h e n « u n t e r d e n ( G r o ß - ) G r u n d b e s i t z e r n . D a ß Reiche das Recht beugen (V. 6 ) , ist ebenfalls t o p i s c h ; a u s d e m ü b l i c h e n R a h m e n fällt freilich d a s O b j e k t » d e n G e r e c h t e n « (statt: d e n A r m e n o. d g l . ) . A u f weite Strecken perpetuiert J a k s o m i t d i e verbreitete, alte K r i t i k a n » d e n R e i c h e n « m i t d e n S c h w e r p u n k t e n » R e i c h t u m vergeht«, » R e i c h t u m k a n n sich g e g e n d i e R e i chen wenden«, aufwendige Lebensführung u n d Unrecht gegenüber Schutzbedürftigen. 5 5 2
5 5 3
5 5 4
555
556
E i g e n a r t i g ist d a s Z u s a m m e n s p i e l der T e m p o r a . D e m I m p . in V. 1 (Aor., p l u s Partizip Präsens) folgen fast d u r c h g e h e n d Perfekta (V. 2 a - 3 a . 4 b ) u n d A o r i s t e (V. 3 c . 5 a - 6 b ) , u n t e r b r o c h e n n u r d u r c h zwei F u t u r a ( e o t a i x a i q p d y e x a L , in V. 3 b ) , einen weiteren I m p . ( l ö o u , V. 4 a , aber formelhaft, d a i m S g . ) u n d ein Präsens (xQd^ei, V. 4 a ) . D e n A b s c h l u ß bildet w i e d e r ein Präsens ( d v m d a a e T a i , V. 6 c ) . V o n der S a c h e her futurisch ist d a s Partizip in V. l c (ejieQXOfievaic;). G a n z ü b e r w i e g e n d ist 5 , 1 - 6 also ein R ü c k b l i c k a u f d i e V e r g a n g e n h e i t z u s a m m e n m i t ihrer R e l e v a n z für d i e G e g e n w a r t u n d Z u k u n f t . E i n e H a n d l u n g s a n w e i s u n g enthält nur der A n f a n g ( x A . a u a a T £ ) . O b d i e Perfekta » p r o p h e t i s c h e « , also eigentlich F u t u r a s i n d , ist nicht o h n e weiteres ersichtlich; g n o m i s c h e , also zeitlos-präsentische A o r i s t e legen sich nicht n a h e . Z u fragen ist d e m n a c h , o b d i e futurische Perspektive in V. l c . 3 b letztlich die g e s a m t e Passage b e s t i m m t o d e r nicht. - D i e s e F r a g e gilt speziell a u c h für die b e i d e n » T a g « - N o t i z e n in V. 3 c u n d 5 c , b e i d e m i t Verben i m Aor. D a s W o r t e a x a t o g (V. 3 c ) besagt für sich n o c h nichts; es k ö n n t e a u c h r ü c k b l i c k e n d g e m e i n t sein. P r i m a vista w e n i g s t e n s ist ab V. 3 c eine futurisch-eschatologische A u s r i c h t u n g nicht z u erkennen. D i e abschließende p r ä s e n tische A u s s a g e (V. 6 c ) lenkt d e n R ü c k b l i c k (seit V. 3 c ) in d i e G e g e n w a r t . 5 5 7
2 . In der A u s l e g u n g hat m a n d i e A n s ä t z e v o n unterschiedlichen P u n k t e n her gewählt: (a) Z u s a m m e n h a n g m i t 4 , 1 3 - 1 7 bzw. m i t 5,7 ff.; (b) traditiongeschichtliche F e s t l e g u n g v o n »in d e n letzten T a g e n « u n d » a m T a g des S c h l a c h t e n s « (V. 3 . 5 ) ; (c) Identifizierung der R e i c h e n (geschichtlic h e P e r s o n e n g r u p p e ? ) , des G e r i c h t s (rein futurisch?) u n d »des G e r e c h t e n « (V. 6, kollektiv o d e r eine b e s t i m m t e Person?); (d) I n t e r p u n k t i o n v o n V. 6 c (Fragesatz?) u n d B e s t i m m u n g des S u b j e k t s hier; (e) R e l a t i o n z u 1,10 f. u n d 2 , 1 ff. H i n t e r diesen A s p e k t e n stehen z u d e m die F r a g e n , o b d i e A d r e s saten innerhalb o d e r außerhalb der G e m e i n d e z u s u c h e n s i n d u n d o b i h n e n ü b e r h a u p t eine C h a n ce e i n g e r ä u m t w i r d ( B u ß r u f o d e r G e r i c h t s a n s a g e ? ) . U n g e a c h t e t m a n c h e r Differenzierungen i m einzelnen, lassen sich zwei H a u p t i n t e r p r e t a t i o n s m u s t e r erkennen. (1) » D a s Urteil steht fest« ( G e r i c h t s a n s a g e ) . Ü b e r w i e g e n d w i r d d a b e i a n »reiche C h r i s t e n f e i n d e « (wie in 2 , 6 f.) als A n g e redete g e d a c h t ; sie g e h ö r e n n i c h t zur christlichen G e m e i n d e , w i e a u c h der K o n t r a s t z u 5 , 7 ff. zeige. D i e M o t i v a t i o n zur V e r u r t e i l u n g der R e i c h e n w i r d in der p a u p e r i s t i s c h e n T r a d i t i o n 5 5 8
5 5 9
5 6 0
5 5 2
553 554 555 556 557 558 559 560 561
5 6 1
B e t z , L u k i a n 1 9 4 - 1 9 9 (kynisch-stoisch). V g l . F. G e r a l d D o w n i n g , C h r i s t a n d t h e C y n i c s , Sheffield 1 9 8 8 , 1 7 1 f. N e u e r Wettstein 1 3 3 6 - 1 3 3 9 . P l t M o r a l i a I 6 4 f - 1 6 5 a ; vgl. P i n d a r F r g m . 2 2 2 . G e l d / G o l d ist vergänglich; s. H a n s - J ü r g e n H o r n : R A C X I ( 1 9 8 1 ) 8 2 4 f . 8 4 0 . 9 0 4 ff. H o r n 9 0 5 f. Vgl. N o a c k l 9 . Vgl. auch Hartin, C o m e . Dibelius, K E K 286. D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 7 4 ; W h e e l e r 9 7 . » M e h r h e i t l i c h nicht C h r i s t e n « : Wall 2 1 7 . Noack 20. Dibelius, K E K 286. u
Vorbemerkungen zu 5,1-6
299 5 6 2
bzw. in J e s u »radikale(r) P a r t e i n a h m e für alle A r m e n u n d U n t e r d r ü c k t e n « g e s e h e n o d e r aber stärker k o n k r e t in d e n e r w ä h n t e n Vergehen, w o b e i V. 2 f. oft a u c h als »unterlasssene Hilfeleistung a n d i e A r m e n « (nach Sir 2 9 , 1 0 - 1 2 ) g e d e u t e t w i r d . N a c h M e i n u n g einiger Interpreten w e r d e , g e n a u besehen, nicht der R e i c h t u m unter allen U m s t ä n d e n als solcher v e r u r t e i l t ; j a , R e i c h e seien in der G e m e i n d e d u r c h a u s w i l l k o m m e n ( 2 , 1 ff.), sie sollen ihre E r n i e d r i g u n g j e d o c h akzeptieren (1,9 f ) u n d G u t e s t u n ( 4 , 1 7 ) . A b e r eben d a s sei hier bei diesen L e u t e n n i c h t der Fall; d e s h a l b m ü s se d a s Urteil klar artikuliert werden. D i e Verurteilung »der R e i c h e n « erfolge i m e s c h a t o l o g i s c h - a p o kalyptischen G e r i c h t , d a s zu A n f a n g a n g e s a g t u n d d a n n d u r c h A u f z ä h l u n g ihrer S ü n d e n b e g r ü n det w e r d e . D i e Perfekta w e r d e n als p r o p h e t i s c h e v e r s t a n d e n . D i e »letzten T a g e « u n d der » S c h l a c h t t a g « w e r d e n d a n n ebenfalls z u m e i s t e s c h a t o l o g i s c h als E n d g e r i c h t i n t e r p r e t i e r t , wobei der T e x t eine »bittere, beißende, blutige, sarkastische Ironie« impliziere: d i e R e i c h e n hätten die Z e i t nicht v e r s t a n d e n u n d sich n o c h » a m E n d e « bereichert u n d g e l a b t . D i e historische u n d g e o g r a p h i s c h e E i n o r d n u n g der Passage variiert d a b e i . D i e agrarischen A n g a b e n lassen m a n c h e a n Palästi na d e n k e n ; a n d e r e verlegen d i e Verhältnisse - z u m a l i m Z u s a m m e n h a n g m i t 4 , 1 3 - 1 7 - in d a s weitere I m p e r i u m R o m a n u m u n d a u c h in fortgeschrittene Z e i t . E i n e R o l l e spielt d a b e i a u c h d i e D e u t u n g v o n »der G e r e c h t e « . Z u m e i s t versteht m a n d i e N o t i z kollektiv (nach W e i s h 2 ) ; v o r g e s c h l a g e n w u r d e aber a u c h der B e z u g a u f J e s u P a s s i o n o d e r d a s S c h i c k s a l d e s H e r r e n b r u d e r s J a k o bus (der i m J a h r e 6 2 e r m o r d e t w u r d e ) ; d a m i t w i r d d a n n u . U . a u c h eine R e l a t i o n zwischen d e m » S c h l a c h t t a g « u n d der Z e r s t ö r u n g J e r u s a l e m s i m J a h r e 7 0 v o r g e n o m m e n - D i e B o t s c h a f t des g a n z e n A b s c h n i t t s für d i e christliche G e m e i n d e - a n d i e er j a direkt n i c h t gerichtet sei - sei v o r allem p r o p h y l a k t i s c h e r u n d seelsorgerlicher A r t . Einerseits w e r d e d e m Schielen n a c h R e i c h t u m gewehrt, andererseits w e r d e zur G e d u l d gerufen ( 5 , 7 ff.), z u m a l »der G e r e c h t e « o h n e h i n k e i n e n W i d e r s t a n d leisten k ö n n e n o c h d ü r f e . 5 6 3
564
5 6 5
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(2) » D i e R e i c h e n w e r d e n a b g e m a h n t « ( B u ß r u f ) - D i e s e r A n s a t z versteht 5 , 1 - 6 v o r a l l e m als A m p l i f i k a t i o n v o n 1 , 9 - 1 1 . Z u d e m w i r d der K o n n e x zwischen 5 , 1 - 6 u n d 4 , 1 3 - 1 7 e n g gefaßt, w o b e i 4 , 1 7 » S c h a r n i e r f u n k t i o n « zugeschrieben w e r d e n k a n n : d a s N i c h t t u n d e s G u t e n w e r d e »in 5 , 1 - 6 expressis verbis e n t f a l t e t . « (a) D i e eine Variante dieses A n s a t z e s rechnet d a m i t , d a ß d i e A d r e s s a ten d u r c h a u s C h r i s t e n sind; d a b e i h a n d e l e es sich in 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 u m identische G r u p p e n . In b e i d e n Texten w e r d e ihre »falsche A u t o n o m i e « entlarvt, z u n ä c h s t »hinsichtlich der Z e i t « , d a n a c h » i m E r w e r b e n v o n R e i c h t u m a u f K o s t e n anderer e n t g e g e n der O r d n u n g G o t t e s « . 4 , 1 3 - 1 7 entfalte » p r i m ä r d a s falsche Selbstbewußtsein, ... 5 , 1 - 6 p r i m ä r d a s falsche T u n . « Es k o m m e a u f das T u n 576
5 7 7
5 7 8
5 6 2
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R o m a n Heiligenthal, D e r Lebensweg Jesu von Nazareth. Eine Spurensicherung, Stuttgart (Kohlhammer) 1 9 9 4 , 7 6 f. Z . B . W h e e l e r 9 8 : vierfaches V e r g e h e n in b e z u g a u f R e i c h t u m : ( 1 ) o h n e Hilfeleistung, ( 2 ) d u r c h U n r e c h t , (3) s e l b s t b e z o g e n , (4) J u s t i z m o r d . W h e e l e r 1 0 1 f. W h e e l e r 9 8 m i t Verweis a u f J e s 1 0 , 5 - 9 ; 2 9 , 1 - 1 4 ; J e r 5 0 , 1 - 1 3 u. a. S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 7 ; T s u j i 9 1 f. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 5 ; Wall 2 2 3 ; S c h ö k e l 7 4 ; H a u c k 2 2 1 f.; vgl. D i b e l i u s , K E K 2 8 5 ; O . M i c h e l : T h W N T VII 938; Frankemölle, Ö T K 6 4 8 . 6 5 1 . 6 5 5 . Z . B . Wall 2 2 4 f. N o a c k 2 4 f.: evtl. Syrien, 2 . - 3 . G e n e r a t i o n der C h r i s t e n . Z . B . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 8 . V g l . Schlatter, B r i e f 2 7 1 . » H i n t e r d i e s e m S a t z steht die P a s s i o n s g e s c h i c h te u n d d a s S t e r b e n der j ü d i s c h e n C h r i s t e n h e i t « . Schlatter, B r i e f 2 7 0 . W h e e l e r 1 0 3 f.; N o a c k . V g l . J o h n s o n , A n c B z. S t . N o a c k 2 0 f. S . b e s o n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 3 0 - 6 3 6 u n d 6 4 5 - 6 6 6 . E i n i g e s a u c h bei Wall 2 2 3 ff. Frankemölle, Ö T K 6 3 2 . 6 3 5 . 6 4 4 . E b d . 6 3 1 f. » W o z u die A d r e s s a t e n aufgefordert w e r d e , steht in 5 . 1 , wer sie s i n d , steht in 4 , 1 3 ff.« ( 6 3 1 ) . Ebd. 632.635.
V I . D a s Verhältnis zur Welt
300
5 7 9
des G u t e n an; g e r a d e d a s j e d o c h lassen d i e R e i c h e n in 5 , 1 - 6 v e r m i s s e n . Speziell in 5 , 4 - 6 w e r d e der R e i c h t u m »unter d e m A s p e k t der S o l i d a r e t h i k « betrachtet (in 5 , 1 - 3 »unter der Z e i t p e r s p e k t i ve«). D i e K r i t i k an d e n R e i c h e n ziele a u f die G e g e n w a r t - s o a u c h in V. 2 - 3 (so gewiß d i e escha t o l o g i s c h e D r i n g l i c h k e i t b e t o n t w i r d ) . A u c h der » S c h l a c h t t a g « sollte hier nicht als a p o k a l y p t i s c h e s G e r i c h t g e d e u t e t werden; d a g e g e n spreche vor allem d a s christliche G o t t e s v e r s t ä n d n i s des J a k . V i e l m e h r b e w e g e J a k ( m i t Sir) der G e d a n k e der » u n b e d i n g t e n S o l i d a r i t ä t zwischen R e i c h e n u n d A r m e n « ; » d i e S o l i d a r i t ä t der G r u n d b e s i t z e r m i t ihren Arbeitern ist für ihn Prüfstein für christlichen Glauben.« S c h l ü s s e l f u n k t i o n für d a s Verständnis w i r d d e n W e n d u n g e n » w e n n der H e r r will« ( 4 , 1 5 ) u n d » H e r r Z e b a o t h « ( 5 , 4 ) zugeschrieben. D a s impliziere » d a s W i s s e n u m die g e w ä h r t e u n d g e s t u n d e t e Z e i t , d a s W i s s e n u m eine solidarische S o z i a l o r d n u n g . . . « . J a k ziele also a u f eine Ä n d e r u n g bei d e n R e i c h e n . (b) D i e a n d e r e Variante m e i n t , J a k richte sich in 4 , 1 3 - 5 , 6 a n d i e A r m e n , u m sie v o r d e m M a t e r i a l i s m u s z u b e w a h r e n . D i e Invektiven g e g e n die R e i c h e n fallen dieser W a r n u n g w e g e n s c h a r f aus. S i e stehen unter d e m Vorzeichen, d a ß G o t t eine n e u e O r d n u n g schaf fen w i r d . D a s Feuer (V. 3 ) sei eher M e t a p h e r der R e i n i g u n g als der V e r n i c h t u n g ; G o t t reinigt die gefallene S c h ö p f u n g , u m eine n e u e entstehen z u l a s s e n . F ü r die R e i c h e n scheine k a u m Hoff n u n g z u bestehen; d o c h e n d e d a s » p r o p h e t i s c h e I d i o m « der göttlichen G e r i c h t s a n s a g e ( 5 , 1 ) in der Bibel nie m i t d e m a b s o l u t e n N e i n G o t t e s . D i e K l a g e » k ö n n t e a u c h ein P r ä l u d i u m z u B u ß e u n d W i e d e r h e r s t e l l u n g sein«, eine » E i n l a d u n g an d e n , der v o n der W a h r h e i t abirrt, v o m T o d z u m Leben zurückgebracht zu w e r d e n « . 5 8 0
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3. W ä g t m a n die v o r g e b r a c h t e n A s p e k t e u n d B e g r ü n d u n g e n g e g e n e i n a n d e r a b , w i r d m a n z u n ä c h s t einige Positionen in Zweifel ziehen m ü s s e n . - D a ß J a k tatsächlich n i c h t die R e i c h e n treffen, s o n d e r n d i e M ö c h t e - g e r n - R e i c h e n w a r n e n wolle, ist allenfalls v o n anderen Stellen des Briefs her argumentierbar. Ebenfalls d a r f nicht vorausgesetzt werden, die R e i c h e n in 5 , 1 - 6 k ö n n t e n gar n i c h t C h r i s t e n sein. D i e L a g e in d e n j a k G e m e i n d e n u n d a u c h seine eigenen S t e l l u n g n a h m e n (s. 1 , 9 - 1 1 ; 2 , 1 ff.) s i n d d u r c h a u s differenzierter. Z u n ä c h s t e i n m a l sollte die Passage gelesen werden, w i e sie sich g i b t , n ä m l i c h als R u f zur K l a g e an d i e R e i c h e n . D e r Text selber läßt d a b e i (bewußt?) offen, o b er sich a n C h r i s t e n w e n d e t o d e r nicht. - D a ß die R e i c h e n z u m solidarischen H a n d e l n aufgefordert w e r d e n , ergibt sich a u s d e m Text nicht direkt, s o n d e r n allenfalls implizit u n d aus biblischen T r a d i t i o n e n , speziell a u s d e m K o n n e x z u 4 , 1 7 ; aber trägt diese B r ü c k e ? Selbstverständlich impliziert der V o r w u r f in 5 , 4 , d a ß L o h n u m g e h e n d auszuzahlen sei; aber d a s ist n u r recht u n d billig. 5 , 1 - 6 pri m ä r i m L i c h t v o n 4 , 1 7 ( G u t e s t u n ) z u lesen, engt die m a s s i v e n U n r e c h t s - T a t e n allzu leicht a u f U n t e r l a s s u n g s s ü n d e n ein. - D a s B i l d der R e i c h e n w i r d zwar i m jetzigen R a h m e n stark v o n V. 4 her b e s t i m m t , also v o m G r u n d b e s i t z e r t u m . D e n n o c h gelten die ü b r i g e n Vorwürfe a u c h für R e i c h e in a n d e r e n Wirtschaftszweigen. D e r Text d a r f also nicht einseitig a u f agrarische Verhältnisse e i n g e e n g t w e r d e n . I m ü b r i g e n m ü s s e n die in V. 4 A n g e s p r o c h e n e n n i c h t selbst a u f d e m L a n d w o h n e n ; L a n d e i g e n t ü m e r k ö n n e n a u c h fernab z. B . in der S t a d t leben u n d ihre G ü t e r verwalten l a s s e n . 5 8 7
D i e p r i m ä r t h e o l o g i s c h e K e n n z e i c h n u n g der P r o b l e m a t i k der - v o r g e b l i c h identischen - G r u p p e n in 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 als »falsche A u t o n o m i e « überträgt eine A n a l o g i e a u f 5 , 1 - 6 , die der Text so n i c h t a b d e c k t . D i e Vergehen der R e i c h e n s i n d p r i m ä r sozialethischer Art; sie entsprechen d e m verbreiteten M u s t e r der K r i t i k an R e i c h e n : Sie d e n k e n n u r an sich, j e d e s M i t t e l ist i h n e n recht.
579 V g l J i e Ü b e r s c h r i f t z u 5 , 1 - 6 bei F r a n k e m ö l l e : » V o m v e r g ä n g l i c h e n u n d u n s o l i d a r i s c h e n R e i c h t u m « ( e b d . 645). E b d . 6 4 5 . I n 5 , 4 - 6 g e h e es u m »die v e r p a ß t e n M ö g l i c h k e i t e n , m i t d e m e r w o r b e n e n R e i c h t u m G u t e s z u tun« (647). 581 E b d . 6 5 5 - 6 5 7 . 582 E b d . 6 5 2 f.; hier w e r d e n o c h e i n m a l der A n s a t z v o m »Test« her ( 1 , 2 - 4 ) deutlich. 583 E b d . 6 6 5 f. 584 V g l w/^1 2 1 5 f., der die b e i d e n G r u p p e n in 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 j e d o c h nicht als identisch ansieht. Z u Wall vgl. z.T. a u c h bereits bei der ersten V a r i a n t e . 585 Wall 2 2 4 . 2 2 9 . 586 w / ^ i 2 2 7 , u n d d a s trotz der D i a g n o s e »geistliche A r t e r i o s k l e r o s e ( b e y o n d repair)«, 2 3 4 . 587 S t e g e m a n n 7 9 . #
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Vorbemerkungen zu
5,1-6
301
D a ß sie d a b e i töricht leben u n d g e g e n G o t t e s R e c h t verstoßen, ist nicht nur des J a k A u f f a s s u n g . D a s S t i c h w o r t »falsche A u t o n o m i e « ist kein Schlüssel zu 5 , 1 - 6 . - N i c h t alles, w a s eschatologisch erscheinen m a g , m u ß a u c h so g e m e i n t sein. D a s ist g e g e n ü b e r d e n Versuchen festzuhalten, d i e die Perfekta als prophetisch-futurische d e u t e n u n d andere A u s s a g e n in V 3 d - 6 als H i n w e i s e a u f das a p o k a l y p t i s c h e G e r i c h t verstehen. D o m i n a n t ist vielmehr die F o r m d e s Berichts b e g a n g e n e r bzw. gegenwärtiger T a t e n . D a s entspricht d u r c h a u s d e m S c h e m a » G e r i c h t s a n s a g e m i t A u f z ä h l u n g der Vergehen«. - D e r Text selbst läßt nirgends erkennen, d a ß hier d e n R e i c h e n ein A u s w e g oder^eine C h a n c e a n g e b o t e n wird. Zweifel ergeben sich s o m i t nicht nur g e g e n ü b e r der I m p l i k a t i o n , sie soll ten z u m G u t e s - T u n gerufen werden, s o n d e r n a u c h i m H i n b l i c k a u f d a s » p r o p h e t i s c h e I d i o m « , G o t t sage niemals e n d g ü l t i g N e i n , wie a u c h a u f die G o t t e s v o r s t e l l u n g bei J a k , die s o etwas nicht zulasse. V o n g r ö ß e r e m G e w i c h t ist h i n g e g e n d a s Verhältnis zu 1 , 9 - 1 1 . D o r t liegen die Verhältnisse j e d o c h anders, ist d o c h wahrscheinlich »der reiche B r u d e r in seiner E r n i e d r i g u n g « positiv a n g e s p r o c h e n (s. o. z. S t . ) . W i c h t i g e r n o c h ist 4 , 9 , w o r a n 5,1 t e r m i n o l o g i s c h deutlich anknüpft. A u c h d o r t wird zur K l a g e gerufen u n d d r o h t die U m k e h r u n g der Verhältnisse. I m K o n t e x t dort aber w i r d die C h a n c e deutlich g e m a c h t : U n t e r s t e l l u n g G o t t gegenüber, R e i n i g u n g u n d E r n i e d r i g u n g , w o d u r c h a u c h eine B e z i e h u n g zu 1,9-11 hergestellt wird. V o n 4 , 6 - 1 0 aus läßt sich also a r g u m e n tieren, d a ß die R e i c h e n d e n W e g der U m k e h r finden k ö n n e n . Allerdings g e h t 5 , 1 - 6 über 4 , 6 - 1 0 d a r i n h i n a u s , d a ß 5,4 u n d 6 (ähnlich wie 2 , 6 f.) k o n k r e t e T a t s ü n d e n g e g e n ü b e r S c h u t z b e d ü r f t i g e n n e n n e n . G i b t es dafür V e r g e b u n g ? J a k spricht dieses T h e m a k a u m an, außer evtl. in 1,21 p r i m ä r n o c h in 5 , 1 5 f.; aber d o r t w i r d v o n prinzipiell intakten Innenverhältnissen a u s g e g a n g e n . W a s also d e c k t 4 , 6 - 1 0 ab? E s k ö n n t e i m m e r h i n sein, d a ß J a k absichtlich die F r a g e n a c h der R e t t u n g s c h a n c e offen läßt, u m die W u c h t des Rufs zur K l a g e in 5 , 1 - 6 nicht zu beeinträchtigen. D e r S a c h z u s a m m e n h a n g zwischen 5 , 1 - 6 u n d V. 7 ff. bleibt schwierig; d a z u ist der Ü b e r g a n g zu a b r u p t , u n d d a s ovv (V. 7 ) k a n n nicht alle Beweislast t r a g e n . Jedenfalls ist es zu schnell gefol gert, i m K o n t r a s t z u 5,7 ff. k ö n n t e n in 5 , 1 - 6 nur N i c h t - C h r i s t e n g e m e i n t sein. Inwiefern 5 , 1 - 6 u n d speziell »er widersteht nicht« ( V 6 c ) in den R u f zur G e d u l d m ü n d e n s o l l e n , bleibt unklar. D i e verschiedenen O p e r a t i o n e n an 5 , 6 c erleichtern die Interpretation k a u m . D a z u g e h ö r t der Vor schlag, d a s S u b j e k t sei 4 , 6 z u e n t n e h m e n ; hier wie d o r t sei es G o t t . U m aber d e n S a c h w i d e r s p r u c h zu 4 , 6 z u v e r m e i d e n , m u ß dabei ein weiterer V o r s c h l a g zu Hilfe g e n o m m e n werden, n ä m lich 5 , 6 c als Fragesatz (rhetorische Frage) zu lesen. D a s ergäbe d i e Ü b e r s e t z u n g : » W i d e r s t e h t er e u c h etwa n i c h t ? « D i e A n t w o r t wäre (wegen des OVK) ein J a ( » G o t t widersteht d e m H o c h m ü t i g e n / R e i c h e n « ) . D e r S c h l u ß der Passage w ü r d e s o m i t 5,1 bestätigen. D i e s e r G e d a n k e ist in sich s t i m m i g . N u r , legt er sich nahe? Ist dvxLxdööOfxaL, d a s in der T a t n u r 4 , 6 u n d 5,6 v o r k o m m t , ein d e r m a ß e n deutliches flashback, d a ß der Leser » G o t t « als S u b j e k t substituiert? E s bleiben erhebliche Bedenken. 5 8 8
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4. A u f g r u n d der kritischen E r w ä g u n g e n empfiehlt es sich, 5 , 1 - 6 v o n folgenden R a h m e n b e d i n g u n g e n her zu interpretieren, (a) D i e Passage sollte z u n ä c h s t e i n m a l für sich g e n o m m e n werden, nicht sogleich in R e l a t i o n zu 4 , 1 3 - 1 7 bzw. 5,7 ff. D i e wichtigsten flashbacks s i n d vielmehr 1 , 9 - 1 1 ; 2 , 6 f.; 4 , 6 - 1 0 . (b) D i e A n r e d e an »die R e i c h e n « m u ß ernst g e n o m m e n werden; o b 5 , 1 - 6 indirekt a u c h eine M a h n u n g an andere sein soll, ist s e k u n d ä r zu betrachten, (c) J a k läßt zwei wichtige Fra g e n offen, o b n ä m l i c h die A d r e s s a t e n C h r i s t e n s i n d o d e r nicht u n d o b sie eine C h a n c e g e g e n ü b e r » d e m k o m m e n d e n U n h e i l « (V. 1) besitzen. D i e d o p p e l t e Leerstelle k ö n n t e intendiert sein. D e r erste E i n d r u c k ist j e d o c h der, d a ß J a k sich wie a u c h s o n s t an M e n s c h e n in s e i n e m Adressatenkreis w e n d e t , u n d i m ü b r i g e n , d a ß ihre Z u k u n f t d u n k e l aussieht, (d) D i e D a r s t e l l u n g »der R e i c h e n « folgt weithin d e m d a m a l s typischen Muster. N e b e n ihrer Torheit hinsichtlich vergänglichen G ü t e r n u n d m a ß l o s e m L e b e n s w a n d e l wird zweimal ihr U n r e c h t , j a ihre Brutalität g e n a n n t ( V 4 . 6 ) . H i e r scheint J a k einen b e s o n d e r e n A k z e n t zu setzen; der S c h l u ß s a t z unterstreicht diese
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G e g e n N o a c k 18.
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S c h ö k e l 75: G o t t selber w i d e r s t e h t d e n B ö s e n ; d e r M e n s c h a b e r sollte g e d u l d i g w a r t e n . V g l . u. z. S t .
590 S c h ö k e l . 5 9 1
M e r k w ü r d i g e r w e i s e ü b e r s e t z t S c h ö k e l 74 » s h o u l d n o t H e o p p o s e y o u « ? - W i e s o »sollte«?
302
V I . D a s Verhältnis zur Welt
B e s o n d e r h e i t , (e) D i e T e m p o r a s i n d zu interpetieren, wie sie d a s t e h e n , d. h. p r i m ä r als V e r g a n g e n h e i t s a n g a b e n . D a d u r c h w i r d die s o - g e w o r d e n e G e g e n w a r t h e r v o r g e h o b e n . E i n e w e i t g e h e n d e Ver l a g e r u n g in d a s p r o p h e t i s c h e F u t u r d r ä n g t sich nicht auf. (f) D i e b e i d e n » T a g » - A n g a b e n in V. 3 u n d 5 sollten n i c h t vorschnell als »bittere Ironie« u. dgl. interpretiert w e r d e n . I m m e r h i n s i n d sie j e d o c h g e w i s s e r m a ß e n s i n n - ü b e r s c h i e ß e n d u n d d e s h a l b a n s c h e i n e n d b e s o n d e r e A k z e n t e des J a k . E b e n s o kontextuell ü b e r s c h i e ß e n d u n d a k z e n t - t r a g e n d s i n d das O b j e k t v o n V. 6 b u n d der S c h l u ß s a t z V. 6 c . (g) T h e o l o g i s c h ist der A b s c h n i t t v o n der E m p ö r u n g G o t t e s , des » H e r r n Z e b a o t h « , ü b e r das Treiben der R e i c h e n , speziell ihr U n r e c h t - T u n , g e k e n n z e i c h n e t . N i c h t U n t e r l a s s u n g s - , s o n d e r n T a t - S ü n d e n s t e h e n i m V o r d e r g r u n d . E s d a r f j e d o c h n i c h t ü b e r s e h e n w e r d e n , d a ß erst u n d nur V. 4 b G o t t direkt n e n n t . D i e ü b r i g e n F o r m u l i e r u n g e n folgen einer eher i m p l i z i t e n , indirekten S a c h l o g i k i m S i n n des i n h ä r e n t e n T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g e s .
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1 Das Vokabular verbindet den Satz mit 4,9 und 1 3 . »Also/wohlan, nun zu euch«, so wird jetzt eine bestimmte Gruppe aufgerufen, und zwar hin zu einer stark emotio nalen Handlung.593 Die Angeredeten erscheinen als generische, feststellbare und abgrenzbare Gruppe, nämlich »die Reichen« (wie 2,6; vgl. Lk 6,24). Die Bezeichnung impliziert eine deutliche sozio-ökonomische Schichten-Spezifizierung. Es muß anscheinend nicht groß kommentiert werden, nach welchem Kriterien jemand als »reich« gilt und von welcher Vermögenshöhe an man so eingestuft wird (vgl. zu 1,911).594 Die Formulierung ist pauschal, undifferenziert und konflikt-geladen, hier sicher direkt polemisch gemeint. Wie V. 2 ff. zeigen, definiert sich »Reichtum« zu nächst als Überfluß, zudem auch als Macht, die Unrecht begeht. Wer so wie Jak in V. l a redet, weiß sich im Konsens mit einer genügend breiten und langen Tradition der Reichtumskritik. - Der Aufruf »Weint!« bzw. deutlicher ingressiv »Brecht in Tränen aus!« ist allgemein gehalten (vgl. o. zu 4,9); er wird durch öXoXi^ovxeg em ... entfal tet. Das Verb Ö X O X I ^ Ü ) steht für ein lautes und unartikuliertes Schreien, oft mit einer Schreckwirkung, auch als heiliger Schrecken (besonders bei Theophanien), so daß das Schreien ins Entsetzen oder auch in Freude münden kann.595 Jak ist deutlich von der Tradition der prophetischen Gerichtsreden in der L X X (das Verb öXoXi^eiv erscheint dort 19x, davon 12x bei Jes) beeinflußt. Wenn Gott machtvoll einschreitet (z. B. gegen Babel: Jes 13,1 ff.; die Philister: 14,28 ff; Moab: 15,1 ff), dann ist die Reaktion bei den Betroffenen unweigerlich ein Heulen und Wehklagen im Blick auf das bevorstehende Unheil. Es ist - nicht die Stille, sondern - das Geheul vor dem Sturm. In den atl. Texten birgt die Wehklage keine Aussicht auf Abwendung des Unheils; sie ist bereits Teil des Unheils.596 Jak argumentiert ebenso: »(heult) über eure im Anmarsch befindlichen Elendsereignisse«. Der Akzent wechselt gegenüber 4,9a; dort stand bei den drei Verben das innere Befinden im Vordergrund, hier die LageVeränderung; die Reichen werden in den Zustand von Elend und Jammer versetzt, aus dem kein Ausweg in Sicht ist (vgl. Rom 7,24). - Jak läßt in 5,1 ungesagt, weshalb die Reichen dieses Schicksal zu erwarten haben, wann es geschieht und wer es auf
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H i n z u k o m m t ein A n s c h l u ß a n 4 , 1 6 d u r c h L a u t m a l e r e i : d X a ^ o v e t a i g - ö ^ o M ^ o v i e c ; . E i n e V o r l a d u n g z u m G e r i c h t ist in d e r S p r a c h e nicht impliziert. F o r e n s i s c h e M e t a p h o r i k k o m m t erst a b V. 3 b hinein. W Vgl. Stegemann 78-80. 5 5 Hans Wolfgang Heidland: T h W N T V 174. D a s V e r b fehlt b e i J o s e p h u s , P h i l o u n d in d e n Papyri ( H e i d l a n d 1 7 4 ) . 5 9 3
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303
5,1-3
welche Weise herbeiführen wird. Ihr Unrecht-Tun notieren erst V. 4.6; auch dort erst ist vom »Herrn Zebaoth« (als Initiator des Unheils) die Rede. Zunächst konstatiert Jak, was offenbar geradezu »selbstverständlich« kommen muß. Der Akzent liegt nicht auf Zeitpunkt, Umständen und Begründung, sondern auf der Unausweichlichkeit: »die Reichen« erwartet Elend. 597 Über den Zeitpunkt geben auch die atl. Stellen keinen weiteren Aufschluß; die Unheilsansage an sich ist noch nicht »eschatologisch« im Sinn des Weltgerichts oder der Parusie Christi; das kann erst kontextuell (s. 5,8) gefolgert werden. 2-3 »Der/euer Reichtum« ist, syntaktisch genau genommen, nicht mehr wie in V. 1 »die Reichen« Generalbegriff, sondern wird in V. 2b mit »Gewänder« und in V. 3a mit »Gold und Silber« parallelisiert. Z u jedem Nomen gehört ein eigenes, finites Verb, jeweils im Perfekt. Die Nomina notieren den »typischen« Überfluß, die Verben das »natürliche« Gegenwirken. Die Vergänglichkeit setzt sich ganz unspektakulär, physisch-biologisch, nicht durch menschliches oder anderes Fremd-Einwirken in Aktion.598 Man erwartet fast - wie in 1,11 - gnomische Aoriste. Der Sache nach zeigen auch die Perfekta hier an, was immer wieder mit solchen Gütern passiert. Die beiden Aussagen in V. 2a.b sind durch Alliteration (o£or\KEV, orrtößooxa) miteinander verknüpft. - Das Verfaulen (or|Jta)) wird in der antiken Literatur mit Holz, Früchten, Wasser, Fleisch (auch noch lebendem, etwa wenn es eitert) und Nahrung in Verbindung gebracht. 599 Man hat deshalb bei V. 2 an Getreide gedacht: Es wird mehr davon angehäuft, als man selber k o n s u m i e r t . Diese Konkretisierung ist zwar denkbar, aber nicht unbedingt erforderlich; Jak kann auch etwas anderes als Getreide im Blick haben, das der Fäulnis anheimfällt. - Deutlich ist in V. 2b die Aussage über die Gewänder. Die antike Kleidung setzte sich primär aus Unter- und Obergewand (xttcov, ifxdxiov) zusammen, obwohl in der Praxis und ihren geschichtlichen Wandlungen natürlich vielerlei Ergänzungen und Modifikationen hinzukamen. I|idTiov diente aber auch als Sammelbegriff, und so ist das Wort in V. 2 offenbar gemeint. In 2,2 f. hatte Jak vom »hellen Prachtgewand« (eo6r|g) geredet; hätte er in 5,2 einen ähnlichen Akzent setzen wollen °3, hätten ihm jene oder weitere Vokabeln für »Festkleidung, Staatskleid« (wie JtejrAog oder O T O A T | ) zur Ver600
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Ähnlich Mußner, Jakobusbrief 193: unabwendbares Unheil. A n d e r s in d e r s o n s t e n g e n Parallele M t 6 , 1 9 par. L k 1 2 , 3 3 ; d o r t s i n d M o t t e n , R o s t u n d D i e b e aktiv. - D i e M e t a p h o r i k d e s p h y s i s c h - b i o l o g i s c h e n Verfalls b e s c h r ä n k t s i c h a u f V. 2 - 3 a . 5 " L - S - J 1594; Bauer-A. 1498. S c h l a t t e r , B r i e f 2 6 7 ( d i e V e r w e i s e a u f J o s e p h Bell 6 , 1 6 4 ; A p 2 , 1 4 4 b e l e g e n d a s a l l e r d i n g s n i c h t g e n ü g e n d ) . E i n e V a r i a n t e b i e t e t S c h n i d e r 1 1 2 : M a n h a b e G e t r e i d e g e h o r t e t , u m d i e Preise n i c h t verfallen z u lassen; vgl. R i c h a r d A . H o r s l e y , A r c h a e o l o g y , H i s t o r y , a n d S o c i e t y in G a l i l e e . T h e S o c i a l C o n t e x t o f J e s u s a n d t h e R a b bis, V a l l e y F o r g e (Trinity) 1 9 9 6 , 6 6 ff. H o r s t B l a n c k , E i n f u h r u n g in d a s P r i v a t l e b e n d e r G r i e c h e n u n d R ö m e r , D a r m s t a d t ( W B G ) 1 9 7 6 , 4 8 ff.63 ff.; E E c k s t e i n , A r t . K l e i d u n g : d t v - L e x i k o n d e r A n t i k e ( = L e x i k o n d e r A l t e n W e l t ) , K u l t u r g e s c h i c h t e I, M ü n c h e n ( D T V ) 1 9 7 1 , 2 4 7 - 2 5 1 . D o r t auch zu den Besonderheiten der M ä n n e r - u n d Frauenkleidung u n d z u r ö m i s c h e n T r a d i t i o n e n . V g l . a u c h C a r c o p i n o . F ü r d e n V o r d e r e n O r i e n t s. G e o r g . Fohrer: B H H 962-965. 602 V g l . W a l t e r R a d i : E W N T II 4 5 8 - 4 6 0 ; B a u e r - A . 7 6 3 f. S c h n i d e r 1 1 2 d e n k t v o n 2 , 2 her a u c h hier a n S t a t u s s y m b o l e . Z u d i e s e m T e r m i n u s s. U l r i c h W i l c k e n s : T h W N T V I I 6 8 7 - 6 9 2 . D a s W o r t k e n n z e i c h n e t in d e r L X X oft a u c h d e n S t a n d ( 6 8 9 , 7 ff.), b e s o n d e r s für Priester ( 6 9 0 , 1 6 ff.); d i e W e i s h e i t s l i t e r a t u r s p r i c h t v o m H e r r l i c h k e i t s g e w a n d d e r W e i s h e i t ( 6 8 9 , 2 6 ff.: Sir 6 , 2 9 . 3 1 ) . - Z u » P r a c h t - / E h r e n g e w a n d « i m N T s. L k 1 5 , 2 2 (vgl. 5 9 8
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304
V I . D a s Verhältnis zur Welt
fügung gestanden. Den Mangel an Kleidung notiert Jak 2,15. Auch das Rauben von Obergewändern (Lk 6,29) und die Aufforderung des Täufers »wer zwei Mäntel hat, gebe (einen) dem, der keinen hat« (Lk 3,11) bezeugen die Notlage vieler Men s c h e n . Jak hebt also auf elementare Bedürfnisse ab, nicht auf unalltägliche Luxus güter. Der bloße Plural »Kleider« genügt ohne eine Beifügung wie z. B. »zahllose« oder »prächtige«. Der Reichtum beginnt schon damit, daß Kleider gar nicht benötigt und benutzt w e r d e n . Das seltene, erst seit der L X X bezeugte Adjektiv ojtTÖßoarcoc; verweist auf den durch Kleidermotten (öf|g) verursachten Schaden. ? Wer sein Ver mögen so anlegt, handelt egoistisch und töricht zugleich. - Die Formulierung in V. 3a, daß Gold und Silber verrosten, hat zu verschiedenen Überlegungen Anlaß gegeben. Zumindest Gold galt in der Antike als gegen Feuer (so z. B. auch Prov 17,3; Sir 2,5; IKor 3,12; IPetr 1,7) und R o s t unanfällig (und zwar als einziges Metall, auch im Unterschied zu S i l b e r ) . D e m stehen Aussagen bei Sir 29,10 (»nicht soll dein Gold unter dem Stein bis zum Verderben rosten«), Epjer 10 und 23 (die Göt zenstatuen sind vor Rost und Motten nicht geschützt) und M t 6,19 f. gegen über. Ist bei »Gold und Silber« in solchen Fällen an legierte Metalle g e d a c h t ? Oder benutzt Jak einfach überkommene Sprache; steht er gar unter direktem Ein fluß von Mt 6,19 f . ? Wahrscheinlich folgt er einer polemischen Tradition. Ob er an Sir 29,10 ff. (wo es V. 10a heißt: »Gib dein Silber des Bruders und Freundes wegen ver loren« und in V. 12a: »Schließe ein das Erbarmen unter deine Schätze«) anknüpft, ist dagegen nicht beweisbar; der Duktus spricht nicht dafür. Jak erwähnt hier (anders als in 2,15 f.) die karitative Verpflichtung auffälligerweise gerade nicht, auch nicht im Kontrast (wie Mt 6,20) ein »Schätze sammeln im H i m m e l « . Der Akzent liegt gewis605
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M k 1 2 , 3 8 par. L k 2 0 , 4 6 ) , w o v o n oxoXi] f| JtQcbrri d i e R e d e ist. J o s e p h erhält lt. G e n 4 1 , 4 2 oxo?if|v ßuooivnv v o m Pharao. » M a n kennt i m Orient keine O r d e n : wenn der K ö n i g einen verdienten W ü r d e n träger a u s z e i c h n e n will, s c h e n k t er i h m ein k o s t b a r e s G e w a n d « , J o a c h i m J e r e m i a s , D i e G l e i c h n i s s e J e s u , G ö t t t i n g e n ( V & R ) 9. Aufl. 1 9 7 7 , 1 3 0 . - W e i t e r e T e r m i n i für K l e i d u n g s s t ü c k e i m N T : %la[iV(; ( M t 2 7 , 3 1 ) u n d Jtegißötaxiov ( I K o r 1 5 , 1 1 ; H e b r 1 , 1 2 ) . B e i d e m a l [ ( i d t i o v . Parallelen in d e n P a p y r i bei B a u e r - A . 7 6 4 . 606 B u r c h a r d , H N T z. St.: K l e i d u n g s s t ü c k e hier als V e r m ö g e n s w e r t e . G e l a g e r t w u r d e n sie in T r u h e n . M o t ten ( r a u p e n ) fraß w a r g e l ä u f i g . ° 7 O t t o B a u e r n f e i n d : T h W N T V I I 274-277. E s g i b t a u c h » W u r m f r a ß « ( 2 7 7 A n m . 1 2 ) . A u c h g e g e n G r ü n s p a n ; vgl. d i e T e x t e N e u e r W e t t s t e i n 1 3 3 6 - 1 3 3 9 : P h i l o H e r 2 1 7 ; T h e o g n i s I 4 4 9 - 4 5 2 ; P i n d a r F r g m . 2 2 2 ; P a u s a n i a s V I I I 1 8 , 5 ; H i e r o c l C a r m A u r Pr 5; P l i n Ä N a t H i s t X X X I I I 6 2 . °9 S o H i e r o c l C a r m A u r Pr 5. A b V. 7: A u s s c h m ü c k u n g m i t G o l d u n d Silber. O t t o M i c h e l : T h W N T III 3 3 6 , 1 1 s p r i c h t v o n einer » w i e d e r h o l t e n b i b l i s c h e n W a r n u n g « , n e n n t a b e r k e i n e w e i t e r e n Stellen. - E v T h o m 7 6 b h a n d e l t n u r v o n M o t t e n - u n d W u r m f r a ß . S i l b e r d e n a r e w u r d e n seit N e r o n i c h t m e h r voll in S i l b e r a u s g e p r ä g t , s o d a ß d e r M e t a l l w e r t g e g e n ü b e r d e m N e n n w e r t s a n k . V g l . H . B r a u n e r t , A r t . G e l d 4: d t v - L e x i k o n d e r A n t i k e ( = L e x i k o n d e r A l t e n W e l t ) , K u l t u r g e s c h i c h t e I, M ü n c h e n ( D T V ) 1 9 7 1 , 1 8 3 f. - M a n c h e m e i n e n sogar, J a k h a b e sich als P a u p e r i s t n i c h t g e n ü g e n d a u s g e k a n n t . - W. Weiser, D u r c h G r ü n s p a n v e r d o r b e n e s E d e l m e t a l l ? Z u r D e u t u n g d e s W o r t e s I O S i m B r i e f d e s J a k o b u s : B Z 4 3 ( 1 9 9 2 ) 2 2 0 - 2 2 3 , d e n k t a n l e d i g l i c h m i t G o l d bzw. S i l b e r p l a t t i e r t e K u p f e r m ü n z e n ; d u r c h K o r r o s i o n (log b e z i e h e sich e b e n d a r a u f b e i m K u p f e r ) zeige sich d i e w a h r e B e s c h a f f e n heit u n d v e r g e h e d e r W e r t . 6 0 5
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B e s o n d e r s v o n S i r her; s o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 4 ; F r a n k e m ö l l e , O T K 6 4 9 - 6 5 1 . S o H a r a l d R i e s e n f e l d , V o m S c h ä t z e s a m m e l n u n d S o r g e n - ein T h e m a u r c h r i s t l i c h e r P a r ä n e s e . Z u M t . V I 1 9 - 3 4 , in: N e o t e s t a m e n t i c a et P a t r i s t i c a ( F S O s c a r C u l l m a n n ) , L e i d e n (Brill) 1 9 6 2 , 4 7 - 5 8 . W e i t e r e T e x t e z u r s o z i a l e n V e r a n t w o r t u n g s i n d z. B . S i r 1 1 , 1 8 f.; S i b 3 , 2 4 2 ff.; L k 1 6 , 9 ; I T i m 6 , 1 7 f. A n d e r s z . B . S c h n i d e r 1 1 2 f.
305
5,3
sermaßen beim natürlichen Fluch über vermeintlichen Werten. »Rost« (log) steht »Gift« (so 3,8; Rom 3,13 = 139,4) n a h e ; das Wort konnotiert »giftige Flüssig k e i t « . - A l l e Verben in V. 2-3a stehen im Perfekt, signalisieren also ein bereits erfolg tes Geschehen mit präsentischem Resultat. Wie ist das zu verstehen? Als prophetischfuturische Vorwegnahme (»euer Reichtum wird beim Gericht dahin sein«), 9 als prä sentisches Anzeichen für weiteres Unheil in der Z u k u n f t , als Faktum für das bevorstehende Gericht G o t t e s , als Umschreibung des zukünftigen Geschicks »als die Gegenwart bestimmend«? Gewiß stellt V. 3b das in V. 3a Gesagte in eine futurische Perspektive, aber doch so, daß das Bleibende paradoxerweise der Rost ist. Dieser Rost ist - wie das Verfaulte und Zerfressene in V. 2 - bereits Gegenwart. Das Perfekt schnei det jeden Ausweg ab; es steht für die Unabänderlichkeit und damit für ein »zu spät«. 3b Nur hier finden sich in der Passage 5,1-6 zwei reguläre Futura, beide bezogen auf log. Die beiden Aussagen (»wird zum Zeugnis sein« und »wird wie Feuer verzehren«) gehören unterschiedlichen Sinnbereichen an, einmal dem forensischen, sodann dem physisch-physikalischen. Was von Gold und Silber »übrig bleibt«, nämlich das Ergebnis ihres Zerfallprozesses, wird von Bedeutung sein. Daß Gold und Silber im Gericht Gottes nicht retten werden, ist bekannte jüdische Tradition (Ez 7,19; Zeph 1,18). - In Verbindung mit dem Futur kann v\ilv nur dativus incommodi sein: »gegen euch«. Das »Rost-Gift« ^ wird als Belastungszeugnis fungieren. Die Ubersetzung »... wird Zeugnis an/für euch sein« im Sinn einer Mahnung zur B u ß e paßt sachlich nicht. Zwar redet Jak nicht direkt vom Gericht Gottes, er kann aber kaum etwas ande res vor Augen haben. Nur in begrenztem Sinn läßt sich von einer Personifikation des Rosts reden, denn JIO:QTUQIOV bedeutet in der Regel »Belastungszeugnis« ; das »RostGift« ist Beweismittel vor Gericht. Anders als in V. 4 erscheinen hier keine mensch lichen Belastungszeugen, die etwa eine unterlassene Hilfeleistung vorbrächten. Jak begnügt sich auch nicht mit der forensischen Szene, sondern läßt das »Rost-Gift« sei ne Verderben-bringende Tätigkeit unmittelbar fortsetzten. »Wie Feuer« ist eine Reminiszenz an die atl.-prophetische Gerichtsbeschreibung, fährt doch der Zorn Gottes wie Feuer herein (Jes 10,16 f.; 30,27; Ez 15,7; A m 5,6; Zeph 1,18; 20,10; 617
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V g l . S i r 1 2 , 1 0 : D i e B o s h e i t d e s F e i n d e s ist w i e K u p f e r , d a s sich zersetzt.
618 o . M i c h e l : T h W N T I I I 3 3 4 - 3 3 6 . 6 1 9
A r g u m e n t e p r o u n d c o n t r a s o w i e L i t e r a t u r bei M a y o r d o m o - M a r i n 1 3 3 ff. » A n t i z i p a t i o n « : z. B . D i b e l i u s , K E K 2 8 1 ; F l o p p e 13; M a r t i n , W B C 1 7 7 ; A d a m s o n , E p i s t l e 1 8 5 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : » B e l a s t u n g s z e u g e im k o m m e n d e n Gericht«.
6 2 0
Zurückgewiesen von Dibelius, K E K 2 8 1 .
6 2 1
S o e t w a M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 4 ; V. 3 a sei v o n V. 3 b her z u lesen.
6 2 2
S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 4 8 ; » m i t prophetischer u n d weisheitlicher Sicherheit«.
6 2 3
M a y o r d o m o - M a r i n : » D e r g e g e n w ä r t i g e , v e r a n t w o r t u n g s l o s e U m g a n g m i t d e r e i g e n e n H a b e w i r d ... als B e l a s t u n g s z e u g e ... a u f t r e t e n « ( 1 3 5 , ä h n l i c h 1 3 6 ) .
6 2 4
V g l . H e r m a n n S t r a t h m a n n : T h W N T I V 5 0 8 f.; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 7 6 ; L a w s , C o m m e n t a r y 1 9 9 . Ä h n lich bereits G e n 3 1 , 4 4 ; D t n 3 1 , 2 6 ; J o s 2 4 , 2 7 ; i m N T M k 1,44; 6 , 1 1 ; 1 3 , 9 u. a.
6 2 5
l o g k a n n n e b e n » G i f t « a u c h » R o s t « b e d e u t e n : B a u e r - A . 7 6 8 . D i e K o n n o t a t i o n will d i e W i e d e r g a b e m i t » R o s t - G i f t « festhalten.
626 Y g j J o h n s o n , A n c B 3 0 0 (der » g e g e n « b e v o r z u g t ) ; V o u g a 1 2 9 (er läßt d i e F r a g e o f f e n ) . 6 2 7
N i c h t den V o r g a n g der Zeugnisabgabe: S t r a t h m a n n , T h W N T I V 5 0 8 .
6 2 8
E b d 4 8 4 - 4 8 9 z u r L X X . D i e D i f f e r e n z i e r u n g d e r B e w e i s m i t t e l b r i n g t b e r e i t s A r i s t o t R h e t I 15 (s. S t r a t h m a n n 4 8 0 f.).
306
VI. D a s Verhältnis zur Welt 629
vgl. Apg 2,19 (=Joel 2,3); 11,5; 20,5; 1 Q H 3,29 f f . ) . Das Bild vom » F l e i s c h ^ fressen« hat seine nächste Parallele im Aussatz-Befall (Num 12,10 ff.: Mirjam), was wiederum mit dem Verfall eines totgeborenen Kindes verglichen wird (12,12: x a i xax8ö9i8i t ö r\\iiov tcbv oapxoov aijxfjg). 'log ist also (wie in 3,8) eine giftige Substanz, die das biologische Gewebe zersetzt - und dabei brennt wie Feuer. Verurteilung und Verderben werden unmittelbar aus der Sünde in G a n g gesetzt. 3c Der letzte Teil von V. 3 folgt ansatzlos; eine begründende oder andere Konjunktion fehlt. Erstmals wechselt die Darlegung in den Aor. Das Verb (»Schätze anhäufen«) steht inhaltlich dem Vorigen nahe. Neu und relativ gewichtig ist die Zeitangabe. Eine Fortführung von V. 3b ist V. 3c nicht; die Unheilsansage war zu einem gewissen Abschluß gelangt. Jak leitet einen Gedankenabschnitt ein, der anscheinend von der zweifachen »Tag«-Angabe (V. 3c.5c) umschlossen wird. - Die Wahl des Wortes tQ\]oavQioaxe könnte von M t 6,19 f. her beeinflußt sein (vgl. o. zu 5,2-3a). Der Wortstamm signalisiert einen Vorrat von wertvollen Dingen bzw. den dazugehörigen Vorgang (das Anhäufen). 3i Beide Aspekte können mitspielen: die Bevorratung als solche, das »Sparen« (vgl. IKor 16,2; 2Kor 12,14), wie auch der Wert, der »Schatz« (z. B. 2Kor 4 , 7 ) . Es liegt in der Natur der Sache, daß der Vorrat von Dauer sein sollte; andernfalls gibt es ein böses Erschrecken (z. B. Lk 12,20 f.). Im übrigen bindet der Schatz das Herz (Mt 6,20). Gegenüber V. 2-3a wechselt der Akzent; nicht der ungebrauchte Reichtum steht im Vordergrund, sondern die Zukunftsvorsorge. - Die Wendung »in den letzten Tagen« wird zumeist eschatologisch interpretiert; theoretisch ist aber auch ein geschichtlich-rückblickendes Verständnis denkbar. 33 I ersten Fall wird mit Ironie eine Paradoxie diagnostiziert: Die Reichen bemerkten nicht, »daß bereits die letzten Zeiten angebrochen sind und das Gericht nahe bevorsteht. « 6 3 4 £ ) Denkmodell ist dabei das der »sich realisierenden Eschatologie«. Die »letzten Tage« wären »die Zeit, die dem Endgericht unmittelbar vorausgeht« 35 die Tage würden somit schon selbst Endzeit-Qualität besitzen. 36 Terminologisch kommt 2Tim 3,1 ff. Jak 5 am nächsten, dort allerdings futurisch formuliert: »In den letzten Tagen werden böse Zeiten aufkommen; die Menschen werden selbstbezogen sein, (piXdQyuQOi, dtax^oveg, i m e Q T | ( p a v o i . . . « (es folgt ein langer Lasterkatalog). Apg 2,17 ff. bezieht die Joel-Prophetie über die Geistausgießung (usw.) vor dem Kommen des Tages des Herrn (s. V. 20) auf die Zeit »in den letzten Tagen« - ein lukanischer Zusatz. - Wird andererseits die Wendung nicht eschatologisch verstanden, bleibt nur ein unspezi6
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m
a s
6
;
6
6 2 9
V g l . weiter J d t 1 6 , 1 7 ( G o t t straft d i e V ö l k e r a m G e r i c h t s t a g , i n d e m er F e u e r u n d W ü r m e r elg ö d p x a g
6 3 0
D i e P l u r a l f o r m v o n o d o ^ ist selten, i m N T n u r n o c h A p k 1 7 , 1 6 ; 1 9 , 1 8 . 2 1 ; vgl. A l e x a n d e r S a n d : E W N T
a i ) i ü ) v g i b t ) . E b e n s o I|J 2 0 , 1 0 ( » F e u e r w i r d sie f r e s s e n « ) . III 5 4 9 . 6 3 1
Fr. H a u c k : T h W N T I I I 1 3 6 . I n 2 P e t r 3 , 1 7 h e i ß t es s o g a r » A u f b e w a h r e n z u m G e r i c h t » !
6 3 2
V g l . D i e t e r Zeller: E W N T I I 3 6 9 - 3 7 5 . D a s O b j . fehlt hier. S i c h e r ist n i c h t » d e n Z o r n ( G o t t e s ) « z u e r g ä n zen; vgl. D i b e l i u s , K E K 2 8 3 .
6 3 3
S . o. i m V o r w o r t z u 5 , 1 - 6 .
« 4 Mußner, Jakobusbrief 195, mit Hinweis auf H o s 3,5; Jes 2,2; Jer 23,20; E z 38,16; D a n 2,28; A p g 2,17; 2 T i m 3 , 1 ; D i d 1 6 , 3 . V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 2 0 0 . S. a u c h M i 4 , 1 ; J o h 6 , 3 9 - 4 4 ; 63
11.24.
5 S o S c h n i d e r 1 1 3 m i t H i n w e i s u. a. a u f l j o h 2 , 1 8 ; J u d 1 8 .
6 3 6
B u r c h a r d , H N T z. St.: » d . h. in d e r E n d z e i t , d i e s c h o n i m G a n g ist (nicht: in d e n letzten T a g e n d e s E r d e n l e b e n s , erst recht nicht: k ü r z l i c h ) « . K e i n e G e r i c h t s a n s a g e , s o n d e r n A u s s a g e ü b e r d i e T o r h e i t d e r R e i c h e n .
307
5,3-4
fisches »in der letzten Zeit, kürzlich« übrig. Nicht infrage. kommt wegen des »in« eine Interpretation »für (eure) letzten Tage«, d. h. als Vorsorge für den R u h e s t a n d . Möglich ist dagegen die Variante »erst in den (aller)letzten Tagen«, also sehr, allzu spät. Die eschatologische Interpretation setzt Kenntnis von Insider-Sprache voraus, auch bei den Adressaten. Sie könnte durch V. 3b nahegelegt sein; V 4 freilich kommt ohne jede eschatologische Zuspitzung aus. Einen klaren Interpretationshinweis liefert Jak nicht. Wahrscheinlich wird die (prä-)eschatologische Deutung aufgrund der Tradition zutreffen (beim Eschaton bzw. direkt davor). Aber der Text läßt auch ein weisheitlich-ironisches Verständnis (»späte Vorsorge«) zu. 4 Der Vers bietet einen synthetischen Parallelismus membrorum, wobei in V. 4a als Subjekt ein Abstraktum (»Lohn«) personifiziert ist und ein Dativ-Objekt zum Verb (»schreit«) fehlt. V. 4b ist darin sachlich vollständiger und operiert zudem mit einer biblischen Wendung (»in die Ohren des Herrn Zebaoth«, Jes 5,9). Beide Sätze haben ihren Sachhintergrund in der Agrikultur. Zu dieser Sinnlinie treten zwei weitere, nämlich eine »phonetische« (Laut-Werden: V. 4a.b) und eine wirtschaftsrechtliche (Lohn verweigern, direkt nur in V. 4a). Die starke atl. Traditionsgebundenheit wurde bereits herausgestellt. Uberhaupt ist der Lohngedanke eher atl. als griech., sofern er »über das Handwerklich-Geschäftsmäßige hinausgeht«. ^ Die atl.-jüd. Texte inkriminieren das Unrecht gegenüber Tagelöhnern (Mal 3 , 5 ) und das Vorenthalten des Lohnes (Dtn 24,14 f.; Jer 2 2 , 1 3 ) . Sir 34,22 nennt das Vorenthalten direkt Töten und Blutvergießen. Das Verb & J T O O T £ Q 8 C D bedeutet berauben entziehen, vorenthalten, unterschlagen« die Angabe &qp' v\i(bv benennt natürlich den T ä t e r . Daß einflußreiche, begüterte Kreise ihre Macht, die Abhängigkeit der Lohnarbeiter und die völlig unzureichende Rechtsmittelsituation nur zu oft skrupellos ausnutzten, war typisch. Der EQyaxr]^ ist ein Lohnarbeiter (vgl. M t 10,10 par. Lk 10,7), zumeist der Landarbeiter (Philo Agric 5; Joseph Bell IV 557; M t 9,37 f. par Lk 10,2; vgl. M t 20,1 f . 8 ) . 5 Das Mähen der Felder ist, weil zeitlich unter Druck geschehend (ähnlich die Weinlese: M t 20,1-16), besonders anstrengende Arbeit. Noch unmittelbarer führt Oept^co in die Erntesituation. Die Verhältnisse hier brauchen nicht unbedingt als »Großgrundbesitz« 637
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« 7 V g l . J o h n s o n , A n c B 3 0 0 f. - e n t s p r e c h e n d L k 1 2 , 1 6 - 2 1 ; vgl. 1 6 , 9 . S . o. N e u e r W e t t s t e i n b i e t e t z u V. 4 k e i n e T e x t e . « 9 H e r b e r t Preisker: T h W N T I V 7 0 0 , 1 0 ff.; detaillierter 7 0 7 - 7 1 0 . D e r G r i e c h e fragt n a c h R e c h t u n d S i t t lichkeit. M a l wendet sich a u c h wider die G e w a l t Witwen, Waisen u n d F r e m d l i n g e n gegenüber. 6 3 8
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D i e A u s z a h l u n g des Tagelohnes m u ß n o c h vor d e m A b e n d erfolgen: D t n 2 4 , 1 5 ; L e v 1 9 , 1 3 ; H i 7,2; M t 2 0 , 8 . Vgl. Str.-B. I 8 3 2 ; J o h n s o n , Leviticus.
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Bauer-A. 199. B - D - R § 2 1 0 . 1 d j t ö (statt i>Jtö u n d n a g e t ) in k a u s a l e r B e d e u t u n g . V g l . d i e v. 1. vnö.
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S. d a z u S t e g e m a n n 8 8 ff.; G e r h a r d Wallis: B H H 1 1 0 3 . M a y n a r d - R e i d 8 7 n o t i e r t z u R e c h t , d a ß d i e L a n d b e sitzer oft weit a b in d e r S t a d t w o h n t e n . D a ß dies freilich »particularly in J e r u s a l e m « g e w e s e n sei, b e r u h t a u f einer V o r e n t s c h e i d u n g . V g l . n o c h Finley 1 0 9 - 1 4 5 ( » G r u n d h e r r e n u n d B a u e r n « ) , speziell 1 3 2 z u m in d e r a n t i k e n L i t e r a t u r verbreiteten T h e m a » A n l e i t u n g u n d K o n t r o l l e d e r A r b e i t « ; d a r a u s ist z u schließen, » d a ß d e r t y p i s c h e G r o ß g r u n d b e s i t z e r n i c h t a u f d e m L a n d e w o h n t e « . Ferner 1 3 3 : » V e r p a c h t u n g , d i e oft erörterte Alternative zu d e n latifundia, d i e m i t S k l a v e n b e t r i e b e n w u r d e n , w a r in dieser B e z i e h u n g [seil. R a t i o n a l i s i e r u n g ] noch schlimmer, d a kurze Laufzeiten u n d Generationenfolge der Familien nachteiligen Einfluß hatten«. 5 R o m a n H e i l i g e n t h a l : E W N T II 1 2 2 .
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A l e x a n d e r S a n d : E W N T II 3 5 7 - 3 6 1 ; A l f o n s Weiser, D i e K n e c h t s g l e i c h n i s s e d e r s y n o p t i s c h e n E v a n g e l i e n ( S t A N T 2 9 ) , M ü n c h e n (Kösel) 1 9 7 1 , 2 2 6 - 2 7 2 .
308
VI. D a s Verhältnis zur Welt 64
bezeichnet zu werden. 7 Auch kleinere Besitztümer waren zu den saisonalen Spit zenarbeitssituationen auf relativ viele und zusätzliche Arbeitskräfte angewiesen. Es mag dabei u. U. sogar vorgekommen sein, daß man vor Ort nicht genügend liquide für die sofortige Lohnauszahlung war. Noch näher als solche Fahrlässigkeit jedoch lag der Mißbrauch; man ließ die Arbeit ohne Bezahlung. - »Das darf unter keinen Umständen geschehen!«, so urteilt Jak iure divino, denn die Lohnabhängigen waren nicht nur auf die Auszahlung angewiesen; sie standen zudem nach Aussage des A T unter dem besonderen Schutz Gottes. Die Sozialsünde ist zugleich Bruch des Gottes rechts. Wieder (wie bereits in V. 3b) wird eine forensische Szenerie entfaltet, jetzt aber in präsentischen Tempora; Anklage wird »vor allerhöchsten Ohren« laut. Die beiden Bilder von Dtn 24,14 f. (»der Tagelöhner ruft Gott an wider dich«) und Gen 4,10 (»die Stimme des Blutes ... schreit zu mir«) überblenden sich hier gegenseitig. Lt. Jak setzt sich der vorenthaltene Lohn gewissermaßen selbständig in Aktion; das göttlich überwachte Tat-Folge-Geschehen ist intakt. Das Schreien der Erntearbeiter ist nach biblischer Tradition der »Notschrei der Bedrängten und Vergewaltigten zu G o t t « . Die Schreie sind anscheinend die direkte Folge der Lohnvorenthaltung, schließen aber evtl. auch Mißhandlungen ein. Kraft göttlicher Setzung überbrücken sie die Entfernung zum »Herrn der Heerscharen«. KUQIOC; oaßacbO findet sich im N T nur noch R o m 9,29 (=Jes 1 , 9 ) ; die andere, hauptsächliche Ubersetzung von »Herr Zebaoth« in der L X X , xupiog jravTOXQdxcoQ 50, erscheint 2Kor 6,18 und mehrfach in Apk. Die alte Gottesbezeichnung »Herr der Heerscharen« signalisiert die Allmacht Gottes; im A T begegnet sie besonders häufig bei Jes und Jer sowie gleich nach dem Exil (Hag, Sach, M a l ) . 5 i j ) i Aussage Jak 5,4 atmet das Pathos vom »Beschützer der Niedergeschlagenen«. Die bloße Tatsache, daß das Schreien Gott zu Ohren gekom men ist, garantiert sowohl Hilfe für die Bedrängten als auch Strafgericht für die Bedrücker; Jak blickt auf das zweite, wie Personalpronomen (»eure [Felder]«) und Kontext (V. 1) zeigen. 5 Wie V. 3c ist V. 5 durchgängig aoristisch formuliert. Alle drei finiten Verben gehören zur Sinnlinie »essen und trinken«. D e m ersten Verb folgt eine Angabe des Ortes, dem dritten eine der Zeit. Die beiden ersten sind durch ein »und« verbunden; V. 5b folgt asyndetisch. Der semantische Gehalt der Verben ist klar; umstritten ist lediglich die Deutung von »am Tag der Schlachtung«. - ZurTopik der Reichen-Polemik gehört der Vorwurf, daß sie prassen und schwelgen. 52 Auch im N T wird der Wortstamm XQuep- entsprechend verwendet. 53 Lk 7,25 lokalisiert die 6 4 8
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A n d e r s M a y n a r d - R e i d 8 5 : G e r a d e d i e V e r w e n d u n g v o n X&Qac, v e r w e i s e a u f » b i g l a n d o w n e r s « ; d e r A u s d r u c k b e z e i c h n e » a w h o l e e s t a t e u n d e r o n e o w n e r s h i p « . D i e B e d e u t u n g v o n %(bQa ist j e d o c h n i c h t u n b e d i n g t s o festgelegt (s. B a u e r - A . 1 7 7 2 f.); es b e d e u t e t n e b e n » L a n d s t r i c h , L a n d s c h a f t « a u c h d a s flache bzw. feste L a n d , »Acker, F e l d « ( L k 2 1 , 2 1 ) , L a n d g u t Q o s p e h A n t 1 1 , 2 4 9 ; 1 6 , 2 5 0 ; L k 1 2 , 1 6 ) o d e r d e n » P l a t z « , Ort
(Mt4,16).
MS E t h e l b e r t Stauffer: T h W N T I 6 2 4 - 6 2 7 ( d a s Z i t a t 6 2 4 . 5 0 - 6 2 5 , 1 ) . E s » s c h r e i t « n e b e n B l u t u n d L o h n a r b e i ter a u c h der A c k e r s e l b s t ( H i 3 1 , 3 8 ) ; vgl. i m N T d i e b e d r ä n g t e W i t w e ( L k 1 8 , 1 ff.). 64
9 A u c h in l C l e m 3 4 , 6 ein Z i t a t v o n J e s ( 6 , 3 ) .
650 W i l h e l m M i c h a e l i s : T h W N T I I I 9 1 4 ; A . S . v a n d e r W o u d e : T h A T II 5 0 7 . 6 5 1
Van der W o u d e 4 9 9 ; »Jahwe, der Allmächtige« ( 5 0 5 ) .
6 5 2
V g l . B e t z , L u k i a n 1 9 8 ( m i t A n m . 4 ) . B e l e g e s. o. i m V o r w o r t .
6 5 3
D a s W o r t k a n n a l l e r d i n g s a u c h p o s i t i v g e m e i n t sein ( » s i c h e r g ö t z e n a n . . . « ) : G e n 2 , 1 5 ; 3 , 2 4 ; J o e l 2 , 3 ; N e h 9 , 2 5 ; Sir 14,4.
309
5,4-5
Menschen in weichen bzw. glänzenden Kleidern und üppigem Leben an Königshö fen. 2Petr 2,12 ff. charakterisiert die Irrlehrer als vernunftlose Tiere, die »als Vergnü gen das Wohlleben am Tag pflegen, als Schmutz- und Schandflecken in ihren Betö rungen schwelgen, mit euch sich ergötzen, Augen voll Ehebruchs haben (usw.)«. In I T i m 5,6 wird eine »in Gelüsten (onaxakiboa) lebende Witwe« als »gestorben« bezeichnet.*^ Prophetische Kritik am Schwelgen (onaxak-) der Reichen äußern Ez 16,49 und A m 6,3 f. Die Weisheitsschriften reden vom »verwöhnten Knecht« (Prov 29,21) und bezeichnen den »Prasser« als Toren (Sir 21,15; 27,13), »ihr Lachen hört man bei sündhaftem Gelage« (27,13). Diese Leute gehören zu den Überheb lichen (imeQnqpav-: Ez 16,49; Sir 27,15; i3ßpig: Prov 29,13). Die Ortsangabe em x f j g y f i g könnte den Unterschied zu »im Himmel« (Mt 6,10 par.) oder die Begrenzung »zu Lebzeiten« (vgl. Lk 16,25) hervorheben. Beides wirkt sich gleichermaßen abschließend aus: Die Reichen haben nichts mehr an Wohlleben zu erwarten. - Viel schwieriger ist V. 5b. Bereits die Bedeutung von »eure Herzen ernähren« oszilliert. Steht »Herz« hier für den »Sitz der physischen Lebenskraft« ^, oder soll es eine Veränderung hin zu einer innerlichen Freude 58 andeuten? Die Wen dung ist so nirgends sonst belegt. 59 Das Verb XQeqpco bedeutet allgemein »ernähren« (neben »aufziehen«); die Konnotation »mästen« (samt »Herzverfettung« u. d g l . ) ist nicht die einzig mögliche. In der bäuerlichen Kultur ist der Schlachttag ein Fest, das zum reichlichen Schmausen einlädt. Die Formulierung von V. 5b ist, so betrach tet, system-immanent verständlich. Will Jak nur dies sagen, oder ist »am Schlachttag« ein weiterreichendes Signal? Man hat die Wendung vom »Armenpietismus« her inhaltlich zu verschärfen versucht: »ein Unglückstag bei dem es nur den Armen schlecht erging oder gar an dem die Armen von den Reichen zu leiden h a t t e n . « Andere denken an das (bevorstehende) eschatologische Gericht, wie es in der atl. und apokalyptischen Tradition bezeugt ist. Die Formulierung erscheint zwar nicht genau so in der L X X , s. aber Jer 12,3; ebenso Jes 30,24.33; 34,5-8; Jer 46,10; 50,26 f.; Ez 39,17; Zeph 1,7 u. a . »Am Schlachttag« wäre dann ein Vorgriff auf das anbrechen de Eschaton, ähnlich wie in V. 3c. Nicht selten wird ev (in V. 5) dabei als »für, hin auf« interpretiert (wofür aber eig, em stehen m ü ß t e ) . Es würde sich ein sarkasti scher Sinn ergeben: Die Reichen mästen sich für den Schlachttag, an dem sie selbst 4
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654 Ä h n l i c h e S c h i l d e r u n g e n in L k 1 6 , 1 9 ; 2 1 , 3 4 ; B a r n 1 0 , 3 ; H e r r n M 6 , 2 , 5 (= 3 6 , 5 ) . 655 » S c h l i m m e r als S o d o m « (V. 4 9 f.): Ü b e r s ä t t i g u n g m i t B r o t u n d Ü b e r f l u ß a n W e i n , a b e r d e n A r m e n w i r d nicht geholfen. 656 » D i ihr m e i n t , v o m b ö s e n T a g w e i t a b z u sein . . . « . K a x a o j t a x a ^ d ü ) hier als » s i c h a u f d e m B e t t a h l e n « . D a s e
V e r b onaxakäv
fehlt bei P h i l o u n d J o s p e h u s .
657 S o J o h a n n e s B e h m : T h W N T I I I 6 1 4 ; er vergleicht L k 2 1 , 3 4 ; A p g 1 4 , 1 7 ; l K ö n 2 1 , 7 ; x p 1 0 1 , 5 ; 1 0 3 , 1 5 . 658 V g l . e b d . 6 1 4 f.: H e r z als S i t z d e r E m p f i n d u n g e n , A f f e k t e , B e g i e r d e n u n d L e i d e n s c h a f t e n . - V g l . S c h l a t t e r , Brief 2 7 0 A n m . 2. 659 M a y o r 1 5 4 . 660 B a u e r - A . 1 6 4 5 f.; S c h n i d e r 1 1 4 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 6 . 661 V g l . S c h l a t t e r , B r i e f 2 7 0 . I m N T : M t 2 2 , 4 par.; L k 1 5 , 2 3 . 662 S o D i b e l i u s , K E K 2 8 5 m i t H i n w e i s a u f ä t h H e n
1 0 0 , 7 ; vgl. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 6 ; O t t o
Michel:
T h W N T V I I 9 3 8 A n m . 13. 663 V g l . M i c h e l 9 3 8 A n m . 1 5 . F ü r Q u m r a n s. 1 Q S 1 0 , 1 9 ; 1 Q H 1 5 , 1 7 ; 1 Q M 1 , 9 - 1 2 ; 1 3 , 1 4 ; D a m 664 V g l . M i c h e l 9 3 8 ; M a r t i n , W B C 1 8 0 ; J o h n s o n , A n c B 3 0 3 f.
19,15.19.
V I . D a s Verhältnis zur Welt
310 66
die Opfer sein w e r d e n . 5 Die Argumente lauten: das Gewicht dieser Tradition sei so dominant, daß Jak davon beeinflußt sein m u ß t e , und es sei vom Schlachttag im Singular die Rede. Dagegen spricht jedoch das T e m p u s ^ (Aor.) in Verbindung mit der Zeit- (nicht: Richtungs-)Angabe »in/an« (nicht: »für«). Das Gewicht der Tradition muß nicht entscheidend sein. Möglich ist natürlich, daß Jak verschiedene Sinnschich ten impliziert. Er äußert sich aber nicht futurisch, sondern stellt die Anklage der in V. 5a parallel: das Prassen erfolgte »auf Erden«. Es wird auch nichts direkt über eine Nichtbeachtung oder gar Mißhandlung der Armen gesagt. Die Reichen existieren gänzlich für sich selbst; ihr Problem ist ihr Egozentrismus. Es genügt also, V. 5b analog zu V. 5a zu lesen: Das Leben der Reichen bestand nur aus Gefräßigkeit - »ihr Gott ist ihr Bauch« (vgl. Phil 3,19). Der Singular »Tag des Schlachtens« wäre dann generisch zu verstehen (»jedesmal beim Schlachtfest«) und würde nicht einen bestimmten Tag mei nen, zumal auch ein Artikel fehlt. »Eure Herzen« würde auf das, was die Person im Kern ausmacht, hinweisen: »Eure Hauptfreude war das Fressen«. Es mag noch ange merkt werden, daß gegenüber anderen Reichtumspolemiken (so 2Petr 2,12 ff.) bei Jak der Anklagepunkt »dolce vita im sexuellen Bereich« nicht erscheint (vgl. zu 2,11 f.). Boten sich hier keine konkreten Angriffsflächen, oder überwiegt der sozio-ökonomische Aspekt alles andere? - H. Frankemölle hat vorgeschlagen, V 5b zusammen mit V. 6a als »synonymen und weiterführenden Parallelismus« zu lesen: »Der Schlachttag ist der Tag der Ermordung des Gerechten.« Immerhin stehe auch V. 6a im Aor. (Die vorgeschlagene Lösung wird sich in V 6 als unwahrscheinlich herausstellen). 6 Zunächst (V. 6a) setzt sich die berichtend-anklagende Linie fort. Erstmalig in 5,1-6 wird hier eine gegen andere ausgeübte Tat (nicht nur eine unterlassene, wie in V. 4) samt Akk.-Obj. erwähnt. Die Sinnlinie wechselt erneut, und zwar (wieder) hin zum Rechtswesen (zweimal öixa-), insbesondere zum Strafrecht. Bisher war öixa- überwie gend im Kontext der Rechtfertigungslehre erschienen (dazu noch 3,18); vom »Gerech ten« ist jetzt erstmals (noch einmal in 5,16) und ohne Vorbereitung die Rede, dafür jedoch markant am Abschluß der P a s s a g e . Vom vorausgehenden Kontext wäre eher ein Wort wie »niedrig, arm« (vgl. 1,9; 2,5 f.) zu erwarten. ? Sachlich am nächsten steht die Aussage in 2,6, daß »die Reichen euch unterjochen und vor Gericht schlep pen«, weniger die in 4,11 f. (den Bruder bzw. Nächsten verleumden und richten). Vom Töten war in 2,11 und 4,2 die Rede gewesen. Amplifiziert Jak also frühere Sät ze, oder hat er etwas Neues vor Augen? Die beiden Verben in V. 6a geben nicht viel Aufschluß. K a x a ö i x d ^ G ) ist im Strafprozeß beheimatet ?! und bezeichnet dort die Verurteilung im Gegensatz zum »Recht bekommen« (öixaiovoOai, so M t 12,37: Unschuldige verurteilen) bzw. zum »Freispruch« (so Lk 6,37, ajroMeiv). Ooveva) 666
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665 V g l . M i c h e l 9 3 8 ; J o h n s o n , A n c B 3 0 4 . Z u w e i l e n w i r d a u c h ein Z u s a m m e n h a n g m i t d e r K a t a s t o p h e d e s Jahres 7 0 gesehen (Schlatter, Brief 2 7 0 ) . 6 6 6
S . d a z u M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 9 7 f.; D a v i d s , C o m m e n t a r y 178f; M a r t i n , W B C 1 8 0 ; T s u j i 9 1 f . 1 4 3 f.
667 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 7 f. 668 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 8 , a u c h w e g e n d e s g l e i c h e n s e m a n t i s c h e n F e l d e s . 669 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 6 1 . 6 7 0
D a s d a r f n i c h t v o r s c h n e l l g l e i c h g e s e t z t w e r d e n ; s o redet z . B . M a r t i n , W B C 1 8 1 e i n f a c h v o m » A r m e n « .
671 G o t t l o b S c h r e n k : T h W N T I I I 6 2 4 .
311
5,5-6 6
2
steht für Mord oder Totschlag ? (vgl. o. 2,11; 4,2) und paßt von Hause aus nicht recht zum ordentlichen Gerichtsverfahren (im Zusammenhang von xaxaöixd^O)). Dort würde es heißen: zum Tode (Odvaxov, Oavdxcp, ejti Oavdxcp) verurteilen ? - so auch Weish 2,20. In der Weish-Stelle finden wir sonst starke Ähnlichkeiten mit Jak: »Laßt uns den armen Gerechten verurteilen (xaxaöwaoxeijocojiev [vgl. Jak 2,6] Jtevnxa öixaiov), laßt uns die Witwen nicht schonen, noch das graue Haar scheuen; unsere Kraft sei Gesetz der Gerechtigkeit (vöuoc; xfjg öixaioowrig), denn das Schwa che wird als wertlos verworfen; stellen wir dem Gerechten nach, er ist uns lästig« (2,10-12). In 36, 32 heißt es: »Der Sünder lauert dem Gerechten 5 auf und sucht ihn zu töten (Oavaxcooai).« Die Bildwelt von Jak 5,6 steht demnach 36 noch näher als Weish 2. Die Zusammenstellung der beiden unterschiedlichen Verben ( x a x a öixd^oo, qpoveixo) rät zur Vorsicht gegenüber der Klassifizierung der Vorgänge als »Justizmord«. »Morden« braucht allerdings nicht abgeschwächt zu werden zu »indirektem Mord« durch Urteile, die zur Hungerexistenz u. dgl. f ü h r e n . Jak scheint beides im Blick zu haben: den Mißbrauch des Rechtssystems wie die scho nungslose Brutalität der Reichen. - Nach den erwähnten Stellen in den Psalmen, Weish u. a. ist »der Gerechte« eine generische (u. U. sogar kollektive) Gestalt. Das ist auch für Jak 5,6 die gängige Interpretation; gedacht sei an den Gerechten überhaupt, den exemplarisch G e r e c h t e n . Eine bessere Deutung ist nicht vorhanden. Alterna tiv hat man an Jesus g e d a c h t ; aber es waren nicht »die Reichen«, die ihn umbrach ten. Auch der Herrenbruder Jakobus selbst, im Jahre 62 ermordet, wurde als der hier Gemeinte vorgeschlagen; er galt später als »Jakobus der G e r e c h t e « . Sollte ihm der spätere Verfasser ein Denkmal gesetzt haben? Er würde dann als exemplarischer Gerechter gelten, was die Grenzen zu einer kollektiven Deutung insofern offen ließe, als er zum Modellfall bei den innerchristlichen sozialen Spannungen im späteren 1. Jh. geworden w ä r e . Es bleibt jedoch das Argument, daß auch er nicht Opfer der Reichen wurde, sondern der Gesetzeseiferer. 6
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Solche Überlegungen sind jedoch nicht erforderlich; der Text ist durchaus im Sinn von ip 36 oder Weish 2 verständlich. Trotzdem bleibt die Frage, weshalb Jak als O b j . »den Gerechten« wählt und herausstellt. Nun ist V. 6 auch durch V. 6b formal wie inhaltlich vom Vorigen abgesetzt. Vermutlich folgt Jak der Topik vom »leidenden
672 H o r s t R o b e r t B a l z : E W N T I I I 1 0 4 2 f. 673 G . S c h r e n k : T h W N T I I I 6 2 4 , 1 0 ff. 6 7 4
D a s V e r b (povevco fehlt a l l e r d i n g s in W e i s h ; d a s S u b s t a n t i v n u r 2 5 , 1 4 (in e i n e m L a s t e r k a t a l o g ) .
6 7 5
D a s G e g e n ü b e r in d i e s e m P s a l m ist s o n s t : einerseits U n r e c h t - T ä t e r (V. 1), B ö s a r t i g e (V. 9 ) , S ü n d e r (V. 1 0 . 1 2 . 1 6 . 2 1 u. a . ) , a n d e r e r s e i t s S a n f t m ü t i g e (V. 1 1 ) , G e r e c h t e r (V. 1 2 ) , A r m e r , E l e n d e r , » r i c h t i g i m H e r z e n « (V. 1 4 ) .
676 S o z. B . M a r t i n , W B C 1 8 1 ; W a l l 2 3 2 . 677 G e g e n W a l l 2 3 2 . 678 S o z. B . M a r t i n , W B C 1 8 2 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 8 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : » g e r e c h t e C h r i s t e n « . 679 S o bereits d i e K i r c h e n v ä t e r . 6 8 0
S . d i e L i t e r a t u r bei K u r t N i e d e r w i m m e r : E W N T II 4 1 3 .
6 8 1
N i e d e r w i m m e r 4 1 3 ; d o r t a u c h z u r B e z e i c h n u n g » O b l i a s « (bei H e g e s i p p , lt. E u s e b H E II 2 3 , 7 ) ; e b e n f a l l s bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 3 A n m 6.
6 8 2
68
So etwa Frankemölle, Ö T K 6 6 4 .
3 N a c h d e m B e r i c h t e n bei C l e m A l u n d H e g e s i p p ( E u s e b H E II 1 u n d 2 3 ) .
V I . D a s Verhältnis z u r Welt
312
Gerechten«, um die Reichtums-Polemik durch einen weiteren Akzent abzurunden und zugleich einen Ubergang zu V. 7 ff. herzustellen. Daß V. 6a durch V. 5b erläutert würde und umgekehrt (s. o. zu V. 5 b ) , ist schwerlich aufweisbar; dafür sind Sinn linien und Formulierung zu unterschiedlich; ein »synonymer und weiterführender Parallelismus« liegt also nicht vor. Es empfiehlt sich eher, V. 6 als neues Motiv zu neh men. - Für V. 6b legen sich weder eine andere Interpunktion (Fragezeichen) noch Subjektidentifizierung (Gott, statt Gerechter) als entscheidende Verstehenshilfen 5 nahe. Der Gerechte zeigt sich - auch bereits in der Tradition des »leidenden Gerech t e n « - darin als gerecht, daß er nicht Widerstand leistet, sondern Gott das Gericht überläßt. Die semantische Konsistenz von 4,6 und 5,6 wird durch das verschiedene Subjekt jeweils anders gepolt. Das Präsens soll wahrscheinlich die generelle Gültigkeit dieses Verhaltensmusters ausdrücken. 6 8 4
68
6 8 6
Ergänzende
Notizen zu 4,13-5,6
(Adressaten,
Akzente,
Intention)
In d e n V o r b e m e r k u n g e n z u 4 , 1 3 - 1 7 blieben die F r a g e n offen, o b sich 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 an d i e selben A d r e s s a t e n richten, o b diese C h r i s t e n sein k ö n n e n (was sich für 4 , 1 3 - 1 7 freilich d u r c h a u s nahelegte) o d e r n i c h t u n d welche R o l l e 4 , 1 7 spielt. D i e F r a g e n s i n d erst jetzt i m R ü c k b l i c k , nicht bereits i m v o r h i n e i n z u b e a n t w o r t e n . - B e i d e A b s c h n i t t e ( 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 ) s i n d zweifellos d u r c h die identische u n d singulare E i n l e i t u n g s a m t A n r e d e an b e s t i m m t e P e r s o n e n g r u p p e n m i t e i n a n d e r v e r b u n d e n u n d d a m i t v o m restlichen Brief, der sich s o n s t d u r c h g e h e n d an »die B r ü d e r « w e n d e t , abgesetzt. S i e v e r b i n d e t a u c h d i e g e h o b e n e wirtschaftliche S t e l l u n g der A d r e s s a t e n . T r o t z d e m legt sich nicht n a h e , d i e b e i d e n A d r e s s a t e n g r u p p e n m i t e i n a n d e r z u identifizieren, 4 , 1 3 - 5 , 6 also als eine d u r c h g e h e n d e Passage z u lesen. D a s Fehlen eines finiten Verbs in 4 , 1 3 - 1 5 b e r u h t eher a u f rhe t o r i s c h e m Stil. D e r N e u a n s a t z in 5,1 spricht f ü r eine unterschiedliche G r u p p e u n d P r o b l e m a t i k . D e m entspricht die differente T r a d i t i o n : in 4 , 1 3 - 1 7 weithin hellenistische K r i t i k an der Torheit bei Plänen i m S e e h a n d e l u. dgl., in 5 , 1 - 6 p r i m ä r atl.-prophetische A n k l a g e g e g e n ü b e r d e m Lebensstil der U p p e r class. G e w i ß g i b t es faktisch etliche S c h n i t t m e n g e n zwischen d e n b e i d e n G r u p p e n ; aber der Text richtet sein A u g e n m e r k g e r a d e n i c h t darauf. D i e A n w e i s u n g a n die P l ä n e m a c h e r in 4 , 1 3 ff. ist deutlich konkreter u n d z u d e m konstruktiver als die an-die R e i c h e n ; lt. 5,1 bleibt i h n e n n u r das H e u l e n . 4 , 1 3 ff. b e l e u c h t e n einen b e s t i m m t e n A u s s c h n i t t a u s Wirtschaft u n d Gesellschaft; 5,1 ff. orientiert sich an der verbreiteten u n d relativ p a u s c h a l e n R e i c h t u m s p o l e m i k . D e n reisenden K a u f l e u t e n in 4 , 1 3 ff. w i r d ein W e g gewiesen; z u m i n d e s t expressis verbis bleibt d e n R e i c h e n v o n 5 , 1 - 6 keine C h a n c e . D i e R o l l e v o n 4 , 1 7 ist d o c h w o h l eher die eines r ü c k b l i c k e n d e n K o m m e n t a r s (nicht d i e eines » S c h a r n i e r s « ) , speziell i m H i n b l i c k a u f d a s Stichwort » t u n « (V. 1 3 . 1 5 ) u n d a u f die O p p o s i t i o n j t o v r ] Q d / x a X ö v . J a k liebt solche » S c h l u ß w o r t e « , w i e wir verschiedentlich notierten ( 1 , 1 2 . 2 6 f. usw.). D i e A u s s a g e ist inhaltlich breit angelegt; m a n überfordert sie, w e n n m a n sie zugleich als Schlüssel z u 5 , 1 - 6 liest u n d d a r a u s folgert, in 5 , 1 - 6 stehe s t ä n d i g d a s unterlassene karitative bzw. 6 8 7
6 8 8
6 8 4
S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 8 ( » B l i e b a m E n d e v o n 5 b s e m a n t i s c h n o c h eine Leerstelle, s o füllt J a k o b u s sie in 6 a ... « ) . S.o. i m V o r w o r t z u 5 , 1 - 6 z u S c h ö k e l . V g l . n o c h B u r c h a r d , H N T z. S t . , z u A m p h o u x , H y p o t h e s e s s u r l'origine des fipitres C a t h o l i q u e s , in: C . - B . A m p h o u x / J . P. B o u h o t ( H g . ) , L a lecture l i t u r g i q u e des E p i t r e s c a t h o l i q u e s d a n s Ii E g l i s e a n c i e n n e , 1 9 9 6 , 3 0 8 - 3 3 2 , hier 3 1 7 , der die B u c h s t a b e n a n d e r s aufteilt: o v x ctv TI xdooETCti v u l v , »il n e v o u s est rien o r d o n n e d e tel«. B u r c h a r d b e v o r z u g t die F r a g e f o r m . 686 V g l d K l e i n k n e c h t ; R u p p e r t ; Schweizer, E r n i e d r i g u n g . B o g g a n 2 3 3 : evtl. besteht a u c h ein Z u s a m m e n h a n g d u r c h eine »fixed t r a d i t i o n « (vgl. ä t h H e n 9 7 , 9 ff.). N e b e n d e n A r g u m e n t e n a u s der T r a d i t i o n w i e Sir. 6 8 5
a z u
6 8 7
6 8 8
E r g ä n z e n d e N o t i z e n z u 4,13-5,6
313
6 8 9
solidarische T u n i m H i n t e r g r u n d . Explizit ist d a v o n d o r t nicht d i e R e d e , s o n d e r n n u r v o m s c h l i m m e n Treiben der R e i c h e n ; die L o h n v e r w e i g e r u n g ( 5 , 4 ) ist eklatantes U n r e c h t , nicht ein kari tatives Defizit. D i e Verse 4 , 1 3 - 1 7 u n d 5 , 1 - 6 w e n d e n sich sehr direkt an b e s t i m m t e A d r e s s a t e n g r u p p e n . M a n d a r f nicht a m Text vorbei a r g u m e n t i e r e n , eigentlich ziele J a k gar nicht a u f sie, s o n d e r n wolle n u r die M ö c h t e - g e r n - W o h l h a b e n d e n abschrecken, o h n e d a ß d a s als N e b e n e f f e k t a u s z u k l a m m e r n ist. A b e r w e n d e t er sich an C h r i s t e n ? Z w e i A s p e k t e s i n d d a b e i z u differenzieren: d i e k o n k r e t e s o z i o ö k o n o m i s c h e S i t u a t i o n der j a k G e m e i n d e n u n d die j a k Vorstellung v o m V o l k G o t t e s , o h n e d a ß m a n d a s eine v o m anderen a b l ö s e n dürfte. D a ß sich z. Z t . des J a k einzelne C h r i s t e n in wirtschaft lich aufstrebenden, j a relativ reichen Kreisen b e f a n d e n , ist a u f g r u n d der a l l g e m e i n e n E n t w i c k l u n g u n d n a c h A u s w e i s ähnlicher P h ä n o m e n e in zeitgleichen Schriften ( A p g , Past) a n z u n e h m e n . Z u g l e i c h ü b e r n i m m t J a k t r a d i t i o n e l l e V o r s t e l l u n g e n v o m V o l k G o t t e s ( d a s er j a in 1,1 » d i e 12 S t ä m m e in der D i a s p o r a « n e n n t ) . D i e p r o p h e t i s c h e K r i t i k an d e n R e i c h e n ( i m V o l k G o t t e s ) ist b e k a n n t g e n u g u n d verbindet sich m i t der jesuanisch-frühchristlichen, u m d a s A u g e n m e r k a u f d i e sen G e f a h r e n h e r d z u lenken. In V e r b i n d u n g m i t 1,10 f. u n d 4 , 6 - 1 0 läßt sich eine p r o p h y l a k t i s c h e I n t e n t i o n bei J a k a u s m a c h e n ; zugleich aber signalisiert 2 , 6 , d a ß R e i c h t u m u n d C h r i s t s e i n m i t e i n a n d e r in K o n f l i k t geraten k ö n n e n . A u f j e d e n Fall ist die G r e n z e zu d e m bei G o t t I n a k z e p t a b l e n deutlich z u markieren; diese F u n k t i o n erfüllt speziell 5 , 1 - 6 . W a s in 5 , 1 - 6 inkriminiert wird, steht jenseits der G r e n z e . Wieviele C h r i s t e n oder deren S y m p a t h i s a n t e n sich d o r t aufhielten, ist eine s e k u n d ä r e Frage. M a n b r a u c h t j e d o c h nicht v o n vornherein auszuschließen, d a ß J a k z u m i n d e s t T e n d e n z e n in dieser R i c h t u n g vor A u g e n hat; d e m m ö c h t e er einen deutlichen Riegel vorschieben. 6 9 0
68
9 G e g e n F r a n k e m ö l l e , Ö T K 634 f. 644.665 f., s. o. z u 5,4 ( L o h n ist R e c h t ) .
690 V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 53 fF.
314
VII. Geduld, Gebet und anderes zum Umgang untereinander 5,7-20 (7) Ü b t n u n G e d u l d , B r ü d e r , bis z u r P a r u s i e des H e r r n . Siehe, der B a u e r wartet a u f die k o s t b a r e F r u c h t d e r E r d e , G e d u l d ü b e n d i n H i n b l i c k a u f sie, b i s s i e F r ü h - u n d S p ä t - ( R e g e n ) e m p fängt. (8) Ü b t a u c h ihr G e d u l d , s t ä r k t eure H e r z e n , d e n n d i e P a r u s i e des H e r r n ist n a h e her b e i g e k o m m e n . (9) Seufzt, B r ü d e r , nicht gegeneinander, d a m i t ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht bereits vor d e n T ü r e n . (10) N e h m t , Brüder, als Vorbild der L e i d e n s bereitschaft u n d der G e d u l d die Propheten, die i m N a m e n des H e r r n redeten. (11) Siehe, wir preisen die selig, die durchgehalten h a b e n . D a s Ausharren H i o b s h a b t ihr gehört, u n d d a s E n d e (seitens) des H e r r n h a b t ihr gesehen, d e n n d e r H e r r ist voller E r b a r m e n u n d B a r m h e r zigkeit. (12) Vor allen D i n g e n aber, m e i n e Brüder, schwört nicht, weder in b e z u g a u f d e n H i m m e l n o c h a u f d i e E r d e n o c h i r g e n d e i n e n a n d e r e n E i d . E s s e i a b e r e u e r J a (ein) J a u n d N e i n (ein) N e i n , d a m i t i h r n i c h t d e m G e r i c h t v e r f a l l t . ( 1 3 ) L e i d e t j e m a n d u n t e r e u c h , s o b e t e er; i s t j e m a n d g u t e r D i n g e , s o s i n g e er. ( 1 4 ) I s t j e m a n d u n t e r e u c h k r a n k , s o r u f e er d i e Ältesten der G e m e i n d e herbei, u n d sie sollen über ihn beten, ihn m i t Ö l salbend i m N a m e n des H e r r n . (15) U n d d a s G e b e t des G l a u b e n s wird d e m D a r n i e d e r l i e g e n d e n helfen, u n d der H e r r w i r d i h n a u f r i c h t e n . U n d f a l l s er S ü n d e n b e g i n g , w i r d i h m v e r g e b e n w e r d e n . ( 1 6 ) B e k e n n t a l s o e i n a n d e r d i e S ü n d e n u n d betet für einander, d a m i t ihr geheilt werdet. Viel ver m a g d a s G e b e t e i n e s G e r e c h t e n , w e i l es v o l l W i r k k r a f t i s t . ( 1 7 ) E l i a w a r e i n M e n s c h , u n s g l e i c h i n d e n E m p f i n d u n g e n , u n d d u r c h G e b e t e r b a t er, d a ß es n i c h t r e g n e t e ; u n d es r e g n e t e n i c h t a u f E r d e n d r e i J a h r e u n d s e c h s M o n a t e l a n g . ( 1 8 ) U n d w i e d e r b e t e t e er, u n d d e r H i m m e l g a b R e g e n , u n d d i e E r d e ließ ihre F r u c h t sprießen. (19) M e i n e B r ü d e r , falls j e m a n d unter e u c h v o n d e r W a h r h e i t f o r t i n d i e I r r e g e r ä t u n d j e m a n d i h n z u r U m k e h r b r i n g t , ( 2 0 ) s o l l er w i s s e n , d a ß der, d e r e i n e n S ü n d e r v o n s e i n e m I r r w e g z u r ü c k b r i n g t , s e i n e S e e l e a u s d e m T o d retten u n d die M e n g e der S ü n d e n z u d e c k e n wird.
1.
Texteingrenzung
D i e Z u o r d n u n g v o n 5 , 7 - 2 0 z u m G a n z e n bereitet h a u p t s ä c h l i c h zwei P r o b l e m e . E i n m a l g e h t es u m die R e l a t i o n v o n 5,7 ff. (s. in V. 7 OTJV) z u m Vorigen (besonders z u 5 , 1 - 6 ) . S. L a w s z . B . n i m m t sie e n g u n d s u b s u m i e r t 5 , 1 - 1 1 unter » T h e C o m i n g o f the E n d « . T. B . C a r g a l stellt in der v o n i h m s o definierten E i n h e i t 4 , 1 1 - 5 , 2 0 (»seinen N ä c h s t e n z u r ü c k b r i n g e n « ) 4 , 1 1 - 5 , 9 unter die Überschrift » D e r Richter u n d das G e r i c h t « . Z u m e i s t j e d o c h erblickt m a n eine Z ä s u r zwischen 5,6 u n d 7. N a c h der rhetorischen Analyse b e g i n n t jetzt die p e r o r a t i o ; a n d e r e e r k e n n e n hier d a s » c l o s i n g S t a t e m e n t « (P. H . D a v i d s ) o d e r »closing a d m o n i t i o n s « (F. O . F r a n c i s ) . - D a s zweite P r o b l e m besteht darin, o b 5 , 7 - 2 0 in sich eine E i n h e i t b i l d e n . M . D i b e l i u s verneint die Frage u n d redet v o n » S p r u c h g u t m i t w e c h s e l n d e m T h e m a « . Verschiedentlich unterteilt m a n in zwei A b s c h n i t t e : 1
2
3
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1
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8
L a w s , C o m m e n t a r y 1 9 4 ff. A m p h o u x , B i b 1 9 8 1 , bezeichnet 4 , 1 1 - 5 , 2 0 als » j u g e m e n t et salut»; M a r t i n , W B C 1 3 9 , 4 , 1 - 5 , 2 0 als » W i t n e s s i n g to D i v i n e P r o v i d e n c e « . Cargal, Restoring 169.174. S o z. B . T h u r e n 2 7 3 ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , J a k o b s b r e v e t 1 7 7 f.; W u e l l n e r 4 2 - 4 4 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 209-211.668. Davids, Commentary 1 8 1 . Francis 1 2 1 . F ü r J o h n s o n , A n c B 3 1 1 . 3 2 5 , s i n d 5 , 7 - 1 1 (»Patience in t i m e o f testing«) eine A r t S c h a r n i e r z w i s c h e n 4 , 1 1 5,6 u n d 5 , 1 2 - 2 0 ( » S p e e c h in t h e a s s e m b l y o f faith«). Dibelius, K E K 287.
Texteingrenzung/-Überlieferung 9
315
10
1 1
V. 7 - 1 1 (rhetorisch: r e c a p i t u l a t i o o d e r eigentliche p e r o r a t i o ) u n d V. 1 2 - 2 0 ( c o n q u e s t i o ) . F ü r V. 1 2 b e o b a c h t e n m a n c h e z u d e m eine gewisse I s o l i e r t h e i t . - T r o t z anderer V o r s c h l ä g e dürfte es a n g e b r a c h t sein, m i t 5,7 eine Passage b e g i n n e n zu lassen. D a f ü r sprechen d i e R ü c k k e h r zur A n r e de » B r ü d e r « (letztmals 4 , 1 1 ) u n d z u m M o t i v G e d u l d / A u s h a r r e n ( 5 , 7 - 1 1 , vorher 1 , 3 . 4 . 1 2 ) ; e b e n s o die N e u e i n f ü h r u n g v o n »Parusie des H e r r n « (nur 5,7 f.). D a m i t b e g i n n t in 5 , 7 s o etwas wie ein R a h m e n t e i l d e s Briefes ( z u s a m m e n m i t 1,2 ff.). - D i e B e z i e h u n g e n z u m V o r i g e n s i n d i m einzelnen in der K o m m e n t i e r u n g zu besehen. S c h o n jetzt sei vermerkt, d a ß d a s G e r i c h t s m o t i v zwar 5 , 1 - 6 m i t 5 , 7 . 1 2 verbindet, inhaltlich j e d o c h g a n z anders ausgerichtet ist (einerseits übelstes U n r e c h t der R e i c h e n , andererseits M u r r e n g e g e n e i n a n d e r u n d F a l s c h a u s s a g e ) , d a ß d a s saisonale W a r t e n des B a u e r n (V. 7 ) nichts m i t e i n e m L e i d e n s d r u c k ( U n t e r d r ü c k u n g , A u s b e u t u n g , s o 5 , 4 - 6 ) g e m e i n h a t (anders erst 5 , 1 0 f.) u n d d a ß d a s B i l d a u s der Landwirtschaft (V. 7 ) n a c h V. 4 f. ü b e r r a s c h e n d p r o b l e m l o s eingeführt wird. 12
1 3
E s trifft zu, d a ß 5 , 7 - 1 1 in sich relativ geschlossen ist, w ä h r e n d V. 12 ff. verschiedene A s p e k t e m i t teilweise geringer A k o l o u t h i e anreißen ( M o t i v e : E i d , L e b e n s s i t u a t i o n e n , G e b e t , A b g e i r r t e ) . W a s 5 , 7 - 2 0 z u s a m m e n h ä l t , ist vor allem u n d in z u n e h m e n d e m M a ß e d i e B e h a n d l u n g v o n inter n e m Verhalten. B e i aller L o c k e r h e i t in der T h e m e n f o l g e v o n V. 12 ff. w i e g e n d o c h die A r g u m e n t e , V. 7 - 1 1 u n d V. 1 2 - 2 0 als eigene Teile zu betrachten, nicht g e n ü g e n d schwer. O b a b V. 1 2 der Brief schluß eingeläutet wird, ist n o c h näher zu klären; jedenfalls fehlen S c h l u ß g r ü ß e , S e g e n s f o r m e l n u n d ähnliches. 14
2.
Textüberlieferung
V o n d e n drei Ä n d e r u n g e n in der 2 6 7 2 7 . Auflage des N e s t l e - A l a n d bzw. in der E d i t i o C r i t i c a M a i or (in V. 1 4 . 1 6 . 2 0 ) b e r ü h r e n zwei d e n S i n n nur geringfügig: in V. 14 d i e H e r e i n n a h m e v o n o i u t ö v , in V. 16 S i m p l e x e#x (statt JIQOOEVX-); etwas gewichtiger ist der Personwechsel in V. 2 0 : Yivcoöxexo) statt Ywcbaxexe, der I m p . 3. Pers. S g . verknüpft d i e A u s s a g e v o n V. 2 0 unmittelbarer m i t d e m lt V. 19 A k t i v e n . D i e s ist eine Variante, d i e eine U n k l a r h e i t i m T e x t anzeigt; d a v o n g i b t es n o c h mehrere a n d e r e ( s . u . ) . D i e ü b r i g e n textkritischen N o t i z e n g e b e n sich als G l ä t t u n g e n , Stil fragen u n d E r g ä n z u n g e n , d a r u n t e r logische Partikel (in V. 7 . 8 . 1 6 a . b ) , Artikel u n d P r o n o m i n a (V. 1 0 a . b . l 1 . 1 4 . 1 6 . 1 9 ) , U m s t e l l u n g e n (V. 9 . 1 2 . 1 8 ) , Wortvarianten (V. 1 1 . 1 6 . 1 7 , d a r u n t e r a u c h J t o o a e u x - in V. 15 f.), N u m e r u s (V. 1 5 ) , A n g l e i c h u n g a n M t 5 , 3 7 (V. 1 2 ) , S c h l u ß - A m e n (V. 2 0 ) . In V. 7 ergänzen einige H s s . als O b j . des E m p f a n g e n s » R e g e n « , a n d e r e d a g e g e n » F r u c h t « . I m letz teren Fall w ä r e d a s S u b j e k t d u r c h g e h e n d der Bauer, nicht zuerst er, d a n a c h d a s L a n d . D i e lectio difficilior ist sicher d i e K u r z f o r m . - E i n zweifaches »ihr habt/habt!« statt eines einfachen » n e h m t ! « in V. 10 modifiziert die A u s s a g e nicht wesentlich. E i n e A n g l e i c h u n g an 4 M a k k 1,10 dürfte die L A x a X o x d y a B i a (statt x a x o j t a O i a ) s e i n . D i e Varaiantenbreite ist in V. 1 0 a auffällig g r o ß . - M e h rere P r o b l e m e zeigt V. 1 1 . D i e L A m i t Präsens-Part, » e r d u l d e n d « will d i e G e g e n w a r t einbeschlie ß e n . A u s d e m » E n d e « (xeXog) m a c h e n einige » E r b a r m e n « (eXeog, d a n n wäre KVQIOV sicher G e n . subiectivus o d e r a u c t o r i s ) . D a s schwierige »ihr saht« w i r d zu »seht!« bzw. »ihr wißt«. D a s » v i e l - e m p 1 5
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V g l . T h u r e n 2 7 4 . F ü r Wuellner 4 3 b i l d e n 5 , 7 f. » d i e R e k a p i t u l a t i o n des A k t i o n s z i e l s « . S o Klein 7 9 . Thuren 274. Dibelius, K E K 294: ohne Z u s a m m e n h a n g . Vgl. Laws, C o m m e n t a r y 210. Weitere A k o l o u t h i e p r o b l e m e existieren z u d e m i n n e r h a l b der t h e m a t i s c h e n E i n h e i t e n ; s o z. B . zwischen 5 , 1 5 u n d 16: d i e F a k t o r e n »Alteste« u n d » K r a n k h e i t « w e r d e n nicht weitergeführt. 5 Vgl. Mußner, Jakobusbrief 2 0 2 . V g l . D i b e l i u s , K E K 2 9 1 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 6 A n m . 1. D a s W o r t erscheint in der frühchristlichen Literatur sonst nur noch I g n E p h 1 4 , 1 . Mußner, Jakobusbrief 2 0 6 A n m . 2.
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VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
f i n d e n d « {no'kvoiikayxvog) w i r d abgesichert zu » v i e l - w o h l - e m p f i n d e n d « (noXvEVOiikayxvög). Interessant in V. 1 2 ist d i e L A elc; i j j t o x q i ö l v (also »in H e u c h e l e i « statt »unter [das] G e r i c h t « , VJIÖ x q i o t v ) . - In V. 19 m a c h t e m a n a u s »von der Wahrheit u n d j e m a n d bekehrt« ein einfaches »bekehrt!« (Plur.); teilweise w u r d e » W e g « (der Wahrheit) p r ä z i s i e r t . - W i c h t i g e r ist die S i t u a t i o n in V. 2 0 . M e h r f a c h steht »wissen« in der 2 . Pers. Plur. (s. o . ) . N i c h t völlig klar ist, wessen Seele geret tet wird; teilweise w i r d d a s zweite c i I j t o i j d e s h a l b gestrichen, teilweise hinter O d v a x o v versetzt (»aus s e i n e m T o d « ) . 18
D i e Identität des » H e r r n « w i r d in V. 7 . 8 . 1 3 v o n einigen H s s . christologisch »geklärt«, in V. 15 theologisch, gar n i c h t d a g e g e n in V. 1 0 . 1 1 . - D i e Textkritik leitet s o m i t a u c h hier (wie s o n s t bei J a k ) d i e Exegese zur A u f m e r k s a m k e i t an einigen Stellen a n . W a s handschriftlich wirklich u m s t r i t ten ist, b e s a g t exegetisch d a g e g e n w e n i g .
3. Text-und
Kommunikationsstruktur
D i e K o m m u n i k a t i o n ist fast d u r c h g e h e n d a u f d a s »Ihr« der » B r ü d e r « (V. 7 . 9 . 1 0 . 1 2 . 1 9 ) a u s g e r i c h tet. Z u n ä c h s t beherrschen I m p . in der 2 . Pers. Plur. d a s Feld: V. 7 . 8 . 9 . 1 0 . 1 2 , d a n a c h n u r n o c h w i e der in V. 1 6 . Ferner g i b t es einige Fälle des » j e m a n d unter e u c h « (V. 1 3 a . b . l 4 a . l 9 f.); hier finden sich I m p . in der 3. S g . , z u d e m n o c h in V. 1 2 , e i n m a l a u c h in der 3. Plur. (V. 1 4 b ) . E i n ibov unter stützt verschiedentlich d e n auffordernden Stil (V. 7 . 9 . 1 1 ) . M e h r f a c h treten A u s s a g e s ä t z e n e b e n die I m p . ; sie beleuchten die I m p . kausal (V. 7 . 8 . 9 c . l 1 . 1 5 a . l 6 c - 1 8 ) , final/konsekutiv (V. 9 b . l l c . l 6 c ) bzw. narrativ (V. 1 0 b . 17 f.). J a k versieht d i e A u f f o r d e r u n g e n also m i t A r g u m e n t e n u n d W e g w e i s u n g e n , u n d zwar in belehrender Weise. I m p e r a t i v e verweisen v o n der S a c h e aus in die Z u k u n f t . E c h t e F u t u r a finden sich j e d o c h n u r in V. 15 ( 3 m a l ) u n d V. 2 0 ( 2 m a l ) . D i e e s c h a t o l o g i s c h e n Z u k u n f t s f a k t o r e n »Parusie des H e r r n « (V. 7 f.) u n d » R i c h t e r « (V. 9 ) w e r d e n perfektisch formuliert (»ist g e n a h t , ist bis vor d i e T ü r e n g e t r e t e n « ) . Bei d e n F u t u r a in V. 1 5 . 2 0 ist h i n g e g e n d i e e s c h a t o logische F ü l l u n g nicht sicher. - Auffällig s i n d d a s singulare » W i r « in V. I I a u n d die V e r g a n g e n heitsform »ihr saht« in V. I I b . N o t i e r e n s w e r t s i n d ferner d i e b e i d e n Sätze m i t » e i n a n d e r « (V. 9: s t ö h n e n ; V. 1 6 : b e k e n n e n , b e t e n ) . O b die sachliche K o r r e s p o n d e n z » F r u c h t , E r d e « in V. 7 u n d 1 8 zufällig o d e r beachtenswert ist, d a r f m a n fragen; z u m e i s t hält m a n sie für eher b e i l ä u f i g . - T h e m a t i s c h g i b t es zwei H a u p t b l ö c k e . Z u e r s t (V. 7 ff.) w i r d zu u a x Q o O u u i a u n d i J J t O f x o v r | gerufen, u n d zwar a u f d e m H i n t e r g r u n d des a n s t e h e n d e n E s c h a t o n s . A l s H i l f s g e d a n k e n d i e n e n ein Ver gleich a u s der L a n d w i r t s c h a f t (V. 7 ) , d a s V o r b i l d der P r o p h e t e n (V. 10) u n d d a s Schicksal H i o b s (V. I I ) . D i e B e t o n u n g der B a r m h e r z i g k e i t des H e r r n (V. 1 1 ) steht in gewisser S p a n n u n g z u der H e r v o r h e b u n g d e s G e r i c h t s (V. 9 . 1 2 ) , w a s freilich d u r c h die positiven A u s s a g e n über die Parusie (V. 7 f.) u n d d a s TEKOC, austariert wird. T h e m a t i s c h für sich stehen die W a r n u n g vor d e m S t ö h n e n g e g e n e i n a n d e r (V. 9 ) u n d die vor d e m S c h w ö r e n (V. 1 2 ) , letzteres zusätzlich n o c h d u r c h »vor allem« h e r v o r g e h o b e n . - D e r zweite H a u p t b l o c k b e h a n d e l t d a s G e b e t (V. 1 3 - 1 8 ) , b e z o g e n a u f eini ge L e b e n s u m s t ä n d e . H i l f s g e d a n k e ist a u c h hier ein Beispiel des A T , Elia (V. 17 f.). Z u s ä t z l i c h e M o t i v e s i n d d a s H i n z u t r e t e n der »Ältesten der G e m e i n d e « (V. 1 4 ) , » S a l b e n m i t Ö l « (V. 1 4 b ) sowie » S ü n d e , B e k e n n t n i s , V e r g e b u n g « (V. 1 5 b . 1 6 ) . Ü b e r r a s c h e n d ist d i e inhaltliche Plazierung der Ver b e n »retten, aufrichten/auferwecken, heilen« in V 15 f. A u c h s o n s t ist die V e r b i n d u n g zwischen V. 14 f. u n d 16 nicht völlig eindeutig, spielen d o c h K r a n k e r u n d Älteste in V. 16 keine R o l l e mehr, s o n d e r n nur n o c h d a s a l l g e m e i n e reziproke V e r h a l t e n . B i s z u e i n e m gewissen G r a d b i l d e n V. 1 3 1 9
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Als A n g l e i c h u n g a n W e i s h 5 , 6 bzw. a u c h w e g e n d e r B e z i e h u n g z u V. 2 0 . Weitere K o r r e s p o n d e n z e n z w i s c h e n V. 7 - 1 1 u n d 1 2 - 1 8 stellen x a x o j t a O - u n d » i m N a m e n d e s H e r r n « dar. S i e w i r d s o g a r selten ü b e r h a u p t registriert. I n I P e t r 2 , 2 1 ff.; 3 , 1 8 ff. w i r d d a g e g e n a u f J e s u s verwiesen. V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 4 : n a c h V. 7 f. w ü r d e V. 1 0 f. g u t p a s s e n . K o n r a d t , E x i s t e n z 1 9 0 , notiert für V. 1 5 / 1 6 n u r eine kleine Z ä s u r ; V. 1 5 c ( » S ü n d e « ) fungiere als Ü b e r l e i tung.
-
Text-/Kommunikationsstruktur/Traditionselemente
317
2 4
15 u n d V. 1 6 - 1 8 zwei a n a l o g e D u r c h g ä n g e . H a u p t h a n d l u n g s t r ä g e r ist z u n ä c h s t » j e m a n d « , d a n a c h »ihr«. N e b e n h a n d l u n g s t r ä g e r s i n d die Ältesten bzw. Elia. In beiden Fällen ist das G e b e t ein eigener »Kraftfaktor« (vgl. V . 1 6 b ) . E i n R e s p o n s erfolgt in V. 15 v o m x u o i o g , in V. 17 f. v o n der » N a t u r « her. U n m i t t e l b a r e s V e r b i n d u n g s g l i e d zwischen diesen b e i d e n Teilen ist » S ü n d e « (V. 1 5 b . 16a), des weiteren d a n n a u c h zu V. 2 0 hin. A u c h ä n d e r t sich a b V 16 der Stil; äußerten sich V. 14 f. »sehr diskret u n d n u a n c i e r t « , s o folgt d a n a c h in »kategorischer« F o r m eine »allgemeine R e g e l « . N e b e n der v o r g e n a n n t e n E i n t e i l u n g existieren a u c h A r g u m e n t e für eine Z ä s u r zwischen V 1 6 a u n d 1 6 b . D e r n e u e A b s c h n i t t ( V 1 6 b - 1 8 ) wäre d a n n - z u s a m m e n m i t d e m Elia-Beispiel - eine generelle N o t i z über das w i r k s a m e G e b e t , w ä h r e n d V. 1 6 a n o c h d a s T h e m a » L o s k o m m e n v o n S ü n de« a u s V. 15 fortfuhren w ü r d e . I n s g e s a m t geurteilt, scheint V. 16 einen U b e r g a n g z u schaffen. E b e n s o wie V. 1 2 ein eigenes T h e m a ( E i d ) anschneidet, so a u c h V. 19 f. ( Z u r e c h t b r i n g e n des A b geirrten). D i e A u s s a g e w i r d m i t einer biblischen W e n d u n g (V. 2 0 d ) angereichert, o h n e d a ß sie als solche kenntlich g e m a c h t w ü r d e . D i e k o m m u n i k a t i v e A b s i c h t w i r d in V. 2 0 explizit g e m a c h t (»der soll wissen«); allerdings m u ß m a n fragen, welcher inhaltlichen L o g i k V. 2 0 folgt. - M a n k a n n 5 , 7 - 2 0 also, s c h e m a t i s c h betrachtet, in zwei thematische H a u p t a b s c h n i t t e (V. 7 - 1 1 u n d V. 1 3 - 1 8 ) m i t jeweils e i n e m inhaltlich anders gearteten A n h a n g (V. 1 2 u n d 19 f.) untergliedern. D i e k o m m u n i k a t i v e S t r u k t u r ist aufs engste m i t dieser G l i e d e r u n g v e r b u n d e n . Sie ist ü b e r w i e g e n d positiv gehalten; nur V. 9 u n d 1 2 verwehren ein H a n d e l n . 2 5
2 6
2 7
4.
Traditionselemente
G r i e c h . - r ö m . T r a d i t i o n läßt sich in 5 , 7 - 2 0 nur in g a n z a l l g e m e i n e m S i n n a u s m a c h e n . D e r N e u e Wettstein verzeichnet lediglich zu 5,7 ( » H o f f n u n g ernährt die B a u e r n « ) u n d 5 , 1 2 ( s p a r s a m u n d a c h t s a m sein b e i m E i d ) V e r g l e i c h s m a t e r i a l . D e r H i n t e r g r u n d v o n 5 , 7 - 2 0 liegt w e i t g e h e n d i m J u d e n t u m , m i t erheblichen Teilen aber a u c h i m frühen C h r i s t e n t u m . — D e r E r w a r t u n g s h o r i z o n t in V. 7 - 1 1 ist christlich, wie b e s o n d e r s »Parusie des H e r r n « b e l e g t . A u c h die N u a n c i e r u n g v o n fxaxpoO'UfxeTv entspricht d e m ; vgl. speziell in ä h n l i c h e m K o n t e x t H e b r 6 , 1 2 - 1 5 ; in der atl.-jüd. V e r w e n d u n g bezieht sich fxaxQoOuuia d a g e g e n p r i m ä r a u f die H a l t u n g eines H ö h e r e n zu e i n e m U n t e r g e b e n e n . D i e F o r m u l i e r u n g »die Parusie ist n a h e - g e k o m m e n « findet sich i m N T zwar nur hier, greift aber ntl. T r a d i t i o n a u f . D a s s e l b e gilt für »steht bereits vor d e n T ü r e n « (vgl. b e s o n d e r s M k 1 3 , 2 8 f. m i t der D r e i e r k o m b i n a t i o n v o n E r n t e , N ä h e u n d T ü r , die j a a u c h J a k b i e t e t ) . - W e i tere E l e m e n t e s i n d biblisch. D i e Feldarbeit als » T ä t i g k e i t in H o f f n u n g « ist ein Bild, d a s sich a u c h in Sir 6 , 1 9 f. u n d in I K o r 9 , 7 - 1 0 findet. E b e n s o a l l g e m e i n - w e i s h e i t l i c h ist der T a t - E r g e h e n 28
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F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 0 7 : Jeweils z u B e g i n n n e n n t J a k d a s T h e m a , n ä m l i c h in V. 1 3 d a s B e t e n i m L e i d , in V. 16 »viel v e r m a g d a s i n s t ä n d i g e G e b e t eines G e r e c h t e n « . V o u g a 1 4 3 . Z u d e m erscheint in V. 1 6 b erstmals Ö8T]öi5 für » G e b e t « . L t . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 1 5 , ist d i e theologische D i f f e r e n z i e r u n g zwischen S ü n d e u n d K r a n k h e i t in V. 15 ein weiterer G r u n d , V. 1 3 - 1 5 u n d 1 6 - 2 0 f o r m a l u n d inhaltlich v o n e i n a n d e r z u trennen. L a w s , C o m m e n t a r y 2 3 4 , b e s o n d e r s v o n der T h e m a t i k her. In IPetr 4 , 8 d a g e g e n w i r d Prov 1 0 , 1 2 deutlicher herausgestellt. Z u 5 , 1 8 wird a u f J o s e p h u s hingewiesen. 9 V g l . z. B . L a w s , C o m m e n t a r y 2 0 8 : termtech; s. l T h e s s 2 , 1 9 ; 3 , 1 3 ; 4 , 1 5 ; 5 , 2 3 ; I K o r 1 5 , 2 3 ; 2 T h e s s 2 , 1 . 8 f.; M t 2 4 , 3 . 2 7 . 3 7 . 3 9 ; l j o h 2 , 2 8 ; 2Petr 1,16; 3 , 4 . - Z u j ü d . V o r g a b e n vgl. Walter R a d i : E W N T III 1 0 3 f., b e s o n d e r s z u » M e n s c h e n s o h n « . Z u m atl. M o t i v » T a g J a h w e s « vgl. E r n s t J e n n i : T h H A T I 7 2 3 - 7 2 6 . 30 H a r m W. H o l l a n d e r : E W N T II 9 3 7 f. A u ß e r b i b l i s c h selten u n d spät, vgl. J o h a n n e s H o r s t : T h W N T I V 3 7 7 ; d a s W o r t fehlt bei d e n S t o i k e r n ( 3 7 8 ) , e b e n s o bei Philo ( 3 8 1 ) ; bei J o s e p h u s erscheint es n u r in p r o f a n e r B e d e u t u n g ( e b d . ) . Z u r S a c h e vgl. j e d o c h in griech. Texten d a s M o t i v der G e d u l d des Arztes u n d des S o l d a t e n ( 3 7 7 , 2 7 - 3 1 ) . J o h a n n e s H o r s t : T h W N T I V 3 7 8 ff.; J o h n s o n , A n c B 3 1 3 (zur L X X ) . M k 1 , 1 5 par.; M t 3 , 2 ; 10,7; L k 1 0 , 9 . 1 1 ; 2 1 , 8 . 2 8 ; A p g 7 , 1 7 ; Rom 1 3 , 1 2 ; IPetr 4 , 7 . S. auch A p k 3,20. 2 5
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V I I . G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
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Z u s a m m e n h a n g i n V. 9 b . 36,25)
3 6
3 5
V o m crcevd^eiv w e i ß a u c h d i e L X X ( 3 0 m a l , d a v o n S i r 1 6 , 3 v. 1.; 3 0 , 2 0 ;
, z u d e m a u c h als K o m p o s i t u m x a x a ö T e v d ^ e i v ,
auch in Fällen der Unterdrückung ( E x
3 7
2,23;
J e r 2 2 , 2 3 ; T h r 1 , 1 1 ) ; a b e r n i e richtet e s sich g e g e n M i t m e n s c h e n .
3 8
- D a ß » H e r z e n gefe
stigt« w e r d e n , ist g u t b i b l i s c h e S p r a c h e ( z . B . R i 1 9 , 5 . 8 ; ip 1 0 3 , 1 5 ; 1 1 1 , 8 ; S i r 6 , 3 7 ; 2 2 , 1 6 ; l T h e s s 3,13). Hos
3 9
- E i n b i b l i s c h e r t e r m t e c h ist ferner » F r ü h - u n d S p ä t ( r e g e n ) » : D t n 1 1 , 1 4 ; J e r 3 , 3 ; 5 , 2 4 ;
6 , 3 ; H i 2 9 , 3 3 ; Prov 1 6 , 1 5 .
Hintergrund
4 0
-
E b e n f a l l s für V
1 0 f. ist d e r a t l . - j ü d . u n d frühchristliche 4 1
u n s t r i t t i g , w i e bereits d i e V e r w e i s e a u f H i o b
u n d die Propheten
w e n n i m e i n z e l n e n F r a g e n b l e i b e n . V o m M a r t y r i u m als vn6beiy\ia 4 M a k k 1 7 , 2 3 ; m a n p r e i s t d i e M ä r t y r e r w e g e n ihrer VKO\IOVT\ digen Leiden H i o b s handelt T e s t H i o b 4,6; 5 , 1 ; 2 6 , 5 .
4 4
4 2
belegen, auch
reden auch 2 M a k k 6 , 2 8 . 3 1 ;
selig ( 4 M a k k 1 , 1 0 f . ) .
4 3
V o m gedul
Z u 5,1 l b v g l . T e s t B e n j 4 , 1 (xeXog d e s g u t e n
M a n n e s ) u n d Ps 1 0 3 , 8 ; 1 1 1 , 4 ( G o t t e s G ü t e u n d B a r m h e r z i g k e i t ) . - D i e W e n d u n g » v o r a l l e m « i n 5,12
4 5
h a t f o r m a l e i n e n g e w i s s e n A n h a l t i n d e r h e l l e n i s t i s c h e n E p i s t o l o g r a p h i e ; d i e n ä c h s t e Paral
lele bietet freilich I P e t r 4 , 8 . - D a s E i d e s v e r b o t ist c h r i s t l i c h .
46
D a s A T w e n d e t s i c h g e g e n d e n fal
s c h e n ( L e v 1 9 , 1 2 u . a.) bzw. d e n ü b e r e i l t e n E i d ( K o h 5,1 ff.; ä h n l i c h S i r 2 3 , 9 - 1 2 ; 2 7 , 1 1 - 1 5 ; P h i l o D e c a l 8 4 - 8 6 ; S p e c L e g I I 2 - 3 8 ) . D i e v ö l l i g e A b l e h n u n g findet s i c h s o n s t n u r M t 5 , 3 3 - 3 7 . lisch g e p r ä g t s i n d a u c h 5 , 1 3 - 1 6 .
4 9
D a s z e i g e n a n : ipdXXeiv
5
0
4 8
4 7
- Bib
( v e r m u t l i c h , s. u . z . S t . ) , » Ä l t e s t e d e r
E k k l e s i a « , ihr B e t e n » i m N a m e n d e s H e r r n « , d e r Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n S ü n d e u n d K r a n k 5 1
h e i t , » r e t t e n « u n d » a u f r i c h t e n « als H e i l u n g s t e r m i n i . zwar a l l g e m e i n i n der A n t i k e v e r b r e i t e t ,
53
5 2
D i e t h e r a p e u t i s c h e V e r w e n d u n g v o n Ö l ist
findet sich a b e r a u c h i m N T ( M k 6 , 1 3 ; v g l . L k 1 0 , 3 4 ) .
5 4
35 Z e l l e r 1 1 3 - 1 1 7 . S o z . B . Sir 7 , 1 . 36 S . d a z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 7 f. 3 7
Johnson, AncB 316.
3 8
A d r e s s a t ist i n s o l c h e n F ä l l e n ( U n t e r d r ü c k u n g ) G o t t ; vgl. J o h n s o n , A n c B 3 1 6 f.
39 V g l . a u c h I P e t r 5 , 1 0 ! 4 0
Frühfrucht nur Jer 2 4 , 2 ; H o s 9,10. Rabbinisches bei Str.-B. III 7 5 9 . Z u ägyptischen Verhältnissen vgl. Mußner, Jakobusbrief 202.
4 1
N u r hier w i r d H i o b i m N T n a m e n t l i c h g e n a n n t ; vgl. F r i e d r i c h H a u c k : T h W N T I V 5 8 8 f. O h l e r , G e s t a l ten, v e r z i c h t e t a u f e i n e n e i g e n e n A r t i k e l ( n u r drei m a r g i n a l e V e r w e i s e u n t e r » I j o b « i m R e g i s t e r ) .
4 2
» L e i d e n d e r P r o p h e t e n « bereits J e r 2 , 3 0 ; i m N T : M t 5 , 1 2 ; 2 3 , 2 9 f f ; M k 1 2 , 1 - 9 ; L k 1 1 , 5 0 ; 1 3 , 3 3ff.;R o m 1 1 , 3 ; l T h e s s 2 , 1 5 ; H e b r 1 1 , 3 2 - 3 8 . V g l . O . H . S t e c k 2 6 0 ff., a u c h d i f f e r e n z i e r e n d ( 2 6 2 A n m . 1) u n d 2 6 2 speziell z u J a k 5 , 1 0 .
4 3
V g l . auch o. in der E i n f ü h r u n g z u 5 , 7 - 2 0 (»Textüberlieferung«) z u m Einfluß v o n 4 M a k k 1,10 a u f
nako-
xayaOta. 4 4
Vgl. d a z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 9 1 - 6 9 3 (dort 6 9 2 auch weitere Literatur), der d e n Einfluß v o n Sir 4 4 - 5 0 b e t o n t . A l s » T a f e l « g l e i c h t S i r 4 4 - 5 0 eher H e b r 1 1 , ist a b e r i n h a l t l i c h a n d e r s a u s g e r i c h t e t , n ä m l i c h p r i m ä r als E h r e n t a f e l , z u m e i s t ü b e r k l u g e H e r r s c h e r . E l i a e r s c h e i n t d o r t als W u n d e r t ä t e r ( 4 8 , 1 - 1 2 ) , J e r e m i a als e i n v o n U n h e i l G e p l a g t e r ( 4 9 , 8 ff.) - l C l e m 1 7 , 3 u n d 2 6 , 3 h a n d e l n n i c h t v o m L e i d e n .
4 5
D e i s s m a n n 1 4 7 , d e r 3 J o h 2 h e r a n z i e h t ; vgl. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 1 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 9 7 ; J o h n s o n , A n c B 3 2 6 . I n h a l t l i c h g e h t es d o r t a l l e r d i n g s i n d e r R e g e l u m d e n W u n s c h f ü r G e s u n d h e i t , s. W h i t e , A N R W 1 7 3 4 f. F o r m a l ist d i e W e n d u n g A n z e i c h e n für d a s n a h e n d e B r i e f e n d e .
4 6
E s h a t a b e r e i n e l ä n g e r e u n d breite V o r g e s c h i c h t e , a u c h i m h e l l e n i s t i s c h e n B e r e i c h ; K o l l m a n n , S c h w u r v e r bot: d i e griech.-röm. B e m ü h u n g e n u m E i n s c h r ä n k u n g , j a Verwerfung des Schwörens sind stärker theolo g i s c h ( E h r f u r c h t v o r d e n G ö t t e r n ) als a n t h r o p o l o g i s c h ( M e n s c h e n w ü r d e ) g e p r ä g t ; relevant ist v o r a l l e m d i e P y t h a g o r a s t r a d i t i o n . V g l . a u c h F i t z g e r a l d , Perjury; D i b e l i u s , K E K 2 0 5 .
4 7
Z u P h i l o vgl. K o l l m a n n , S c h w u r v e r b o t
4 8
Vgl. allerdings griech. Vorstufen: K o l l m a n n , Schwurverbot.
184-186.
4 9
Frankemölle, Ö T K 7 1 1 , weist auch a u f den Einfluß v o n Jesu Heilungstätigkeit hin.
5 0
H ä u f i g in L X X , b e s o n d e r s n a t ü r l i c h i n d e n P s a l m e n . I m N T s o n s t n u r n o c h i m C o r p u s P a u l i n u m : R o m
51
B e r e i t s D t n 2 8 , 2 1 f. 2 7 f.; Ps 3 8 , 1 ff; vgl. J e s 3 8 , 1 7 ; Sir 1 8 , 1 9 ff; 3 8 , 1ff;T e s t R u b 1,7; N e d a r i m 4 l a ; 4 Q
15,9; I K o r 14,15; E p h 5,19. 2 4 2 . I m N T : M k 2 , 1 ff; J o h 9 , 1 ff; I K o r 1 1 , 3 0 . V g l . d e n E x k u r s b e i F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 2 9 - 7 3 2 . 5
2
V g l . M k 1 0 , 2 5 ; 1 5 , 3 1 ; M t 9 , 2 1 f.; 1 4 , 3 0 bzw. M k 1 , 3 1 ; 9 , 2 7 ; M t 9 , 5 ff.25; A p g 3 , 7 .
53 S . d a z u H e i n r i c h Schlier: T h W N T I 2 3 0 - 2 3 2 ; I n g o B r o e r : E W N T I 1 0 3 6 f.; S t r . - B . I I I 7 5 9 . 5 4
Vgl. Baker 2 3 7 (mit Hinweis auf Reicke).
Traditionselemente/Redaktion u n d Intention
319
D a ß Elia eine große D ü r r e u n d deren E n d e a n k ü n d i g t e (vgl. l K ö n 1 7 - 1 8 ) , g e h ö r t zu seinen b e k a n n t e n großen T a t e n , w o b e i teils der A n f a n g (Sir 4 8 , 2 ) , teils d a s E n d e ( 4 E s r 7 , 1 0 9 ) b e t o n t wird. D i e Z e i t a n g a b e 3 1/2 J a h r e d a b e i findet sich s o n s t j e d o c h n u r L k 4 , 2 5 . - A u c h 5 , 1 9 f. ist a u f j ü d . - c h r i s t l i c h e m H i n t e r g r u n d geschrieben. D a s JtXavaoOai d j t ö ( ö ö o ö ) dXnOeiac; findet sich W e i s h 5 , 6 . E s ist Pflicht, einen irrenden M e n s c h e n a u f d e n rechten W e g z u r ü c k z u b r i n g e n . D a s emcrcoecpeiv ist p r o p h e t i s c h e s , aber a u c h weisheitliches E r b e ; zu »Irr-Weg« vgl. W e i s h 1 2 , 2 4 . D i e W e n d u n g »wird b e d e c k e n (die) M e n g e (der) S ü n d e n « findet sich ( i m Präs.) Prov 1 0 , 1 2 u n d IPetr 4 , 8 . D a s S y n t a g m a j d f j O o g duxxQTicöv erscheint in der L X X n u r E z 2 8 , 1 7 f. u n d Sir 5,6 (dort als zu v e r m e i d e n d e s Z i t a t ) . - A u f s G a n z e gesehen, fällt für 5 , 7 - 2 0 der n a h e z u d u r c h g e h e n d e bibli sche u n d oft s o g a r frühchristliche T r a d i t i o n s b o d e n auf. J a k bezieht sich in V. 7 - 1 1 a u f eine escha tologische, teilweise a u c h m a r t y r o l o g i s c h e U b e r l i e f e r u n g , a b V. 1 2 n o c h stärker a u f christliches G u t . Spezifisch hellenistische Z ü g e fehlen; der weisheitliche Einfluß ( G e d a n k e n , die a u f breiterer E r f a h r u n g b e r u h e n ) tritt ebenfalls zurück. S o erweist sich die T e x t e i n g r e n z u n g n o c h e i n m a l a u c h v o n der Traditionsanalyse her als berechtigt. 5 5
5 6
57
5 8
5 9
6 0
5. Redaktion
und
Intention
5 , 7 - 2 0 ist n a c h M a t e r i a l , A b s i c h t u n d A d r e s s a t e n konventionell-biblisch u n d innerchristlich gehal ten. I m V o r d e r g r u n d steht d a s Innenleben der G e m e i n d e , ihr kollektives u n d gegenseitiges Verhal ten. I m B l i c k a u f d a s E s c h a t o n w i r d zu G e d u l d gerufen; für verschiedene L e b e n s l a g e n w i r d z u m B e t e n e r m u t i g t ; es w i r d a n Pflicht u n d Verheißung des Z u r e c h t b r i n g e n s Verirrter erinnert. D a s alles ist d u r c h a u s t o p i s c h i m N T . G a n z ü b e r w i e g e n d h a n d e l t es sich d a b e i u m positive Auf f o r d e r u n g e n . J a k b r i n g t als D e m o n s t r a t i o n s b e i s p i e l e F i g u r e n aus d e m A T ; a u c h d a s ist i m N T nicht u n ü b l i c h (so H e b r 1 1 , J u d , 2Petr 2 ; vgl. IPetr 3 , 2 0 ) . - D a s P r o b l e m der S ü n d e bei C h r i s t e n h e b t J a k (vergleichbar m i t l j o h ) hier stärker hervor, u n d zwar in A n k n ü p f u n g a n die M o t i v e » K r a n k heit u n d S ü n d e « u n d » Z u r e c h t b r i n g e n der Verirrten«. - A n d e r s als Prov 1 0 , 1 2 u n d dessen s o n s t i ger christlicher R e z e p t i o n scheint J a k (s. V. 2 0 ) A g a p e als S u b j e k t regelrecht zu m e i d e n ; v o m »ein ander lieben« w a r zuletzt u n d einzig in 2 , 8 ( i m Z i t a t ) die R e d e . - A n zwei Stellen finden wir n e g a tive I m p e r a t i v e ( V 9 . 1 2 ) , u n d b e i d e M a l e wirken die A u s s a g e n kontextuell u n p a s s e n d . G e w i ß v e r w e n d e t J a k a u c h hier Traditionsmaterial; er b e m ü h t sich j e d o c h nicht, die a r g u m e n t a t i v e Pla zierung zu b e g r ü n d e n . A u c h epistolarisch erscheint d a s JIQÖ Jtdvxcuo) m i t d i e s e m Inhalt u n d a n dieser Stelle ( V 1 2 ) als w e n i g motiviert. S o l c h e s V o r g e h e n entspricht freilich d e m Stil des J a k u n d 6 1
6 2
63
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6 5
S t r . - B . III 7 6 0 f. D i e Z e i t a n g a b e für sich ist j ü d i s c h verbreitet (s. e b d . ) ; s o a u c h A p k 1 1 , 2 f.; 1 2 , 6 . 1 4 ; 1 3 , 5 . V g l . a u c h D t n 1 1 , 2 8 ; Prov 2 1 , 1 6 ; D i d 6 , 1 ; l C l e m 1 6 , 6 ; e b e n s o d i e T e r m i n o l o g i e in M t 1 8 , 1 5 - 1 8 ( g e g e n über der L k - P a r . ) . Z u m A T s. G e o r g B e r t r a m : T h W N T V I I 7 2 3 f.; J ü d i s c h e s bei S t r . - B . I 7 8 7 . I m H e l l e n i s m u s gilt d a s s p e ziell als F r e u n d e s p f l i c h t unter P h i l o s o p h e n ; M a t e r i a l d a z u bei J o h n s o n , A n c B 3 3 9 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 3 9 ; z u m N T vgl. P o p k e s , Paränese 1 4 9 . V g l . J o h n s o n , A n c B 3 3 8 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 3 7 . Z u m e i s t w i r d d a s Verb intransitiv g e b r a u c h t . Transitiv i m N T s o n s t n u r L k 1 , 1 6 f.; s. S i m o n Legasse: E W N T I I 1 0 0 . D e r h e b r Text v o n Prov 1 0 h a t - w i e IPetr 4 , 8 (äyänr]) - » L i e b e « als S u b j e k t ; e b e n s o a u c h l C l e m 4 9 , 5 ; 2 C l e m 1 6 , 4 . D i e L X X v e r w e n d e t d a g e g e n hier qpiXia u n d fxf] (pdovEixovvxag. Letzteres unterschätzt F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 4 0 - 7 4 2 . V g l . a u c h T o b 4 , 5 - 1 1 ; eine ä h n l i c h e B e t o n u n g d e s Almosen-Gebens auch 2 C l e m 16,4. V g l . ä h n l i c h e Passagen i m N T , z. B . Rom 1 3 , 1 1 - 1 4 ; l T h e s s 5 , 1 ff. E s fehlen d a g e g e n etwa die M o t i v e W a c h s a m k e i t u n d N ü c h t e r n h e i t . D a s findet sich a u c h s o n s t i m N T , etwa l T h e s s 5 , 1 7 . 2 5 ; E p h 6 , 1 8 ; H e b r 1 3 , 1 8 . A u c h l j o h b e h a n d e l t d a s P r o b l e m s o w o h l g r u n d s ä t z l i c h ( 1 , 7 ff.; 3 , 5 ff.) als a u c h in der S c h l u ß m a h n u n g (5,16-18). D a s fällt speziell i m Vergleich m i t 1 Petr 4 , 8 auf. A b e r a u c h a n d e r s w o w i r d g e g e n E n d e g e r n v o n A g a p e gere det; s o z. B . Rom 1 3 , 8 - 1 0 (vgl. o. z u 1 3 , 1 1 - 1 4 ) . Bei J a k fehlt d a s N o m e n äyänr\ völlig.
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
320
deutet zugleich a u f sein Interesse. - Betrachtet m a n 5,7-20 als G a n z e s i m K o n t e x t , fallen inhaltli che B e z i e h u n g e n z u 3,13-5,6 k a u m ins G e w i c h t , a b g e s e h e n vielleicht v o n 5,9 (vgl. 4,11 f.). Z w a r k ö n n t e m a n eine L i n i e v o n d e r B e d r ü c k u n g des bzw. der G e r e c h t e n in 5,4-6 h i n zur xaxojtaOia der P r o p h e t e n (V. 10) ziehen. A b e r in der W i e d e r a u f n a h m e des W o r t e s (V. 13) wirkt xaxoJtaOelv k a u m m a r t y r o l o g i s c h , e b e n s o w e n i g 6ixaiog in V. 16. D i e Gerichts-Perspektive v o n 5,1-6 w i e d e r u m ist bei der N e n n u n g der P r o p h e t e n u n d H i o b s (V. 10 f.) nicht z u s p ü r e n . K u r z u m , v o n 5,720 aus w ü r d e m a n schwerlich a u f einen K o n t e x t wie 3,13-5,6 schließen. D a s einzige, d a s J a k hier wie d o r t umtreibt, ist d a s A n l i e g e n , S t ö r u n g e n i m B i n n e n l e b e n d e r G e m e i n d e z u v e r m e i d e n . A n d e r s verhält es sich m i t 5,7-20 als G e s a m t r a h m e n d e s Briefes, speziell in R e l a t i o n z u 1,2 ff. (besonders 1,3 f. 12.13-15.18.21). N o c h e i n m a l treten d i e großen A n l i e g e n des J a k v o r A u g e n : A u s d a u e r , W e g u n d Ziel des L e b e n s , B e t e n u m G o t t e s B e i s t a n d , S ü n d e erkennen u n d b e k e n n e n , R e t t u n g der Seelen, Wahrheit, T o d . Andererseits läßt J a k mehrere T h e m e n a u s 1,2 ff. in 5,7-20 u n b e r ü h r t , darunter: A n f e c h t u n g , G l a u b e , V o l l k o m m e n h e i t , soziale Position, W o r t G o t t e s , W e i s heit; 5,7-20 ist viel weniger p r o b l e m o r i e n t i e r t als der A n f a n g d e s Briefes. D a f ü r k o m m e n andere M o t i v e z u W o r t , die vorher keine R o l l e spielten, u. a. Parusie, E i d , K r a n k h e i t , Alteste d e r G e m e i n de, R e t t u n g des Verirrten. D a ß J a k diese M o t i v e anspricht, erklärt sich zugleich a u s seiner T r a d i t i o n s a u f n a h m e u n d a u s seiner I n t e n t i o n . E s liegt i h m v o r allem a n d e r » S t ä r k u n g d e r H e r z e n « (5,8), a n der H i n w e n d u n g z u G o t t (V. 13 ff.) u n d a n der Hilfeleistung untereinander ( V I 6.19 f . ) . 6 6
67
6 8
6 9
7-8 In zwei weitgehend parallelen Anläufen (V. 7a.8a) werden die Adressaten zur Geduld gerufen (Imperative), wobei die Geduld in Relation zur Parusie des Herrn gestellt wird. Den ersten Aufruf unterstützt ein Vergleich mit einem Vorgang aus der Landwirtschaft (V. 7b), der in V. 8a noch einmal auf die Leser (»auch ihr«) bezogen wird. Dieser Vergleich enthält zwei Subjekte, von denen das erste eindeutig ist (der Bauer, »er wartet, Geduld übend«), das zweite (von taxßrj: Erde oder Frucht?) nicht. Der zweite Aufruf (V. 8a) wird durch »und stärkt eure Herzen« unterstrichen und ausgeführt (V. 8b). Bei der Bezugnahme auf die Parusie wechselt der Akzent vom temporalen »bis zu« (V. 7a) hinüber zu einem Begründungssatz »denn sie ist nahe« (V. 8 b ) . - MaxQO0D(i8LV steht in V. 7a.8a absolut, also ohne Angabe »in bezug auf «; anders in V. 7b, dort folgt ejf avxCb. Gewisse Erläuterungen ergeben sich aus »erwar ten«, »Herzen stärken« und »Leidensgeduld« ( x a x o j t a B i a , V. 10) 3. Das entspricht der profanen Bedeutung von ^axQoBi^eTv: »abwarten; Beharrlichkeit, Ausdauer üben«; gemeint ist dort eine Charaktereigenschaft; sie richtet sich im Profangebrauch übrigens nicht auf Mitmenschen. In der L X X und der sonstigen jüd. Weisheitslite70
71
72
7
74
6 6
A u c h nicht bei xeXoc; x u p i o u (V. 11); vgl. z. S t . D a s h e b t a u c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 3 4 ff., hervor, speziell z u 5 , 1 9 f. u n d 1 , 2 - 1 8 m i t d e n M o t i v e n : W e g , I r r t u m , Wahrheit, T o d , Seele, S ü n d e r , irren, retten. D a s ist der A k z e n t bei Klein. I m K o n t r a s t d a z u steht die P r o b l e m a n z e i g e in 5 , 9 . V g l . o. in der E i n f ü h r u n g z u 5 , 7 - 2 0 ( T e x t b e z e u g u n g ) ; N ä h e r e s bei E C M u n d Metzger, C o m m e n t a r y , z. St. M ö g l i c h ist a u c h d i e Ü b e r s e t z u n g » R i c h t e t euer A u g e n m e r k d a r a u f (d. h. seid gewiß), d a ß d i e Parusie d e s H e r r n n a h e g e k o m m e n ist»; vgl. J o h n s o n , A n c B 3 1 5 f. A b e r wahrscheinlicher ist o i n o i ^ e i v als »kräftigen« zu verstehen u n d ö x i kausal z u n e h m e n . I m P r o f a n g r i e c h i s c h e n erst s p ä t u n d relativ selten. I m N T häufiger: V e r b lOx, S u b s t a n t i v I 4 x , A d j . l x (letz teres h ä u f i g in L X X ) . D a s W o r t fehlt völlig bei J o h - wie a u c h bei Philo. V g l . H a r m W. H o l l a n d e r : E W N T II 9 3 6 - 9 3 8 . Vgl. Johannes Horst: T h W N T I V 388: überwindende Standhaftigkeit. 74 H o l l a n d e r : E W N T II 9 3 6 . 6 7
6 8
6 9
7 0
7 1
7 2
7 3
321
5,7-8
ratur dagegen bezeichnet das Wort \icmQoQv\ielv oft ein Zurückhalten des Zorns (Stamm Ov^i-), und zwar gerade gegenüber Menschen; dieselbe Verwendung begeg net auch im N T . Parallel dazu stehen dann »Freundlichkeit, Nachsicht«, oft von Gott ausgesagt: Rom 2,4; vgl. Sir 5,4; 4Esr 7,74; syrBar 21,20; 59,6; Weish 15,1; Rom 9,22; IPetr 3,20; 2Petr 3,9.15; von Menschen z. B. M t 18,26.29; als christliche Tugend neben Güte, Sanftmut und Liebe, auch in Katalogen: IKor 13,4; 2Kor 6,6; Gal 5,22; IThess 5,14; Kol 1,11; 3,12 u. a.?5 Im Blick auf 5,9 (»nicht gegeneinander seufzen«) könnte vermutet werden, auch Jak lasse diese zwischenmenschliche K o m ponente mitschwingen; dagegen spricht jedoch der Vergleich mit dem L a n d w i r t . Andere Interpreten erkennen einen Rückbezug auf 5,1-6: Gott hält gegenüber den Reichen noch zurück mit seinem Z o r n . D e m widerspricht jedoch das andere Sub jekt; in V. 7 f. ist von den Christen ein ganz allgemeines Abwarten gefordert (ähn lich Hebr 6,12.15), und zwar in zeitlicher Hinsicht (»bis zu . . . « , »ist nahe«); ^laxQOOi^etv entspricht damit weitgehend imo^ieveiv (s. V. 10). - Die »Parusie des Herrn« (V. 7.8) ist für Jak offenbar ein feststehender Begriff, obwohl er ihn nur hier verwen det. In V. 8 wirkt er etwas förmlich-sachlich; J a k formuliert nicht personal »bis der Herr kommt« (ä la »Maranatha«, »Herr, komme bald«, vgl. IKor 16,22; Apk 22, 2 0 ) 7 9 IlaQO'UöLa bedeutet hier - wie auch sonst häufig - »Ankunft als Eintritt der Anwesenheit«. Die christologischen Stellen im N T handeln »beinahe immer von der messianischen Ankunft des Verklärten zum Gericht am Ende dieses Ä o n s « , in der Verbindung mit »des/unseres Herrn« auch IThess 4,15; 5,23; 2Thess 2,1; 2Petr 1,16. Dieser Sprachgebrauch leitet sich nicht von der L X X her, sondern aus dem Hel lenismus. Hier wird Ttapouaia sowohl für die Epiphanie eines Gottes als auch eines irdischen Herrschers verwendet, wobei eines ins andere übergehen kann. 3 J a k hebt im Kontext (V. 9.12) den Gerichts-Aspekt hervor. - Die nähere Bestimmung von »des Herrn« läßt er offen. Die ntl. Tradition legt »Christi« nahe; im Kontext (V. 4) steht »Herr« freilich für Gott; unklar sind V. 11.15; die beiden explizit christologi schen Stellen (1,1; 2,1) kombinieren »Herr« und »Jesus Christus«. So dürfte auch in 5,7 f. an Christus gedacht sein ; aber J a k scheint bewußt eine Unterscheidung zu vermeiden. Vielmehr steht Christus für Gott, und umgekehrt; der eine wie der ande76
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E b d . 9 3 7 f. R u e g g 2 3 9 f.: G o t t g e w ä h r t Z e i t , u m alle s e i n e V e r h e i ß u n g e n z u r R e i f e z u b r i n g e n ; d i e C h r i s t e n w e r d e n a u f g e r u f e n , s i c h in d i e s e r Z e i t z u e n g a g i e r e n .
7 6
S . d a z u d i e A u s s a g e n bei H o r a z E p II 1 , 1 3 9 - 1 4 3 u n d T i b u l l II 6 , 1 7 - 2 2 ü b e r d i e H o f f n u n g d e r B a u e r n : N e u e r Wettstein 1340.
7 7
V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 7 7 f.
7 8
A h n l i c h w i e M k 1 3 , 1 3 ; A p k 2 , 2 6 (so a u c h V o u g a 1 3 3 ) . M a r t i n , W B C 1 9 1 , d e n k t d a g e g e n a n ein Z u r ü c k drängen von revolutionären Umtrieben.
7 9
E b e n f a l l s v e r w e n d e t er n i c h t » T a g d e s H e r r n « , o b w o h l d a s M o t i v s a c h l i c h i d e n t i s c h ist m i t » P a r u s i e « ; es e r s c h e i n t i m N T a l l e r d i n g s n u r i m C o r p u s P a u l i n u m ( I K o r 1,8 u. a . ) .
8° B a u e r - A . 1 2 7 2 . 8 1
Bauer-A. 1272.
8 2
Walter Radi: E W N T III 103.
8 3
S t e l l e n a n g a b e n bei R a d i : E W N T I I I 1 0 3 ; B a u e r - A . 1 2 7 2 . S o e r s c h e i n t » P a r u s i e « e t w a bei » D i o n y s o s a u f Erden« ( D i o d S i c 3 , 6 5 , 1 ) , » K ö n i g e u n d Kaiser b e i m Provinzbesuch« (Polyb 1 8 , 4 8 , 4 ) u n d b e i m Griechen l a n d b e s u c h d e s » G o t t e s H a d r i a n « (Inschrift v o n T e g e a ) .
8 4
Vgl. Mußner, Jakobusbrief 2 0 1 A n m . 3.
VII. G e d u l d , Gebet u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
322 85
re ist K y r i o s . Das »Nahe-Gekommen-Sein« (Perf. von eyyL^eiv) wird im N T nur hier von der Parusie ausgesagt; sonst ist vom Nahekommen der Gottesherrschaft (Mk 1,15 u. a.), »desTages« (Rom 13,12; Hebr 10,25) ? bzw. »des Endes« (IPetr 4,7) die R e d e . Jak verstärkt den Nähe-Aspekt im Kontext durch »steht vor den T o r e n « (V. 9). Es besteht somit eine Naherwartung. Gleichwohl signalisiert der Text kaum ein Parusieverzögerungsproblem, das es zu überwinden gelte. Es fehlen akzelerierende und zur Wachsamkeit aufrufende Züge (wie wir sie in lThess 4,15; R o m 13,1114; 2Petr 3,11-13 finden). Der Text läßt nicht erkennen, daß bei den Adressaten eine Konfusion bezüglich der Parusie existiert habe;90 Jak betont lediglich, daß Parusie und Gericht nahe bevorstehen - tröstlich (V. 7 f.) und bedrohlich (V. 8.12). Der Ver gleich aus der Landwirtschaft deutet auf ein festliegendes Zeitmaß; die Ernte kommt im Rhythmus der Natur. Darauf kann man sich verlassen; aber ändern kann man dar an nichts. - »Siehe« in V. 7b leitet einen lehrhaften Vergleich ein. Daß ein Bauer wartet, liegt wörtlich in der »Natur der S a c h e « . Vermutlich ist hier an einen Kleinbauern93 gedacht, der auf die »wertvolle Frucht« für sich und die Seinen angewie sen ist. Doppelt wird notiert, daß jemand »wartet« (nämlich auf die Frucht, denn auf sie kommt es an) und 8 7 t avxä) »Geduld übt«. - Wer wartet in V. 7b des näheren worauf, wer empfängt was? Die Durchführung des Vergleichs ist nicht ohne weiters klar. Zumeist (1) ergänzt man bei »früh und spät« vexöv, Regen als Obj.;96 dann wäre das Subjekt von Xdßr] »die Frucht«. Aber wieso soll die Frucht auf Regenempfang warten? Sinnvoller erschiene dann als Subjekt »die Erde« (f| yr\), evtl. auch »die Saat«, aber beides steht nicht im Text. (2) Eine andere Möglichkeit ist die Ergänzung des Obj. durch »Frucht«; dann wartet der Bauer auf den Empfang von Früh-und Spät frucht. 97 Unterschiedliche Interpretationen können aus den beiden Positionen resul tieren. Im ersten Fall wartet der Bauer entweder voll Zuversicht im Vertrauen auf den Rhythmus der N a t u r auf Regen oder ängstlich aufgrund von Erfahrungen ausblei86
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85 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 0 . 86 V g l . D e t l e v D o r m e y e r : E W N T I 8 9 5 f. 8 7
Hier i m Präsens, sonst meistens futurisch.
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V g l . n o c h L k 2 1 , 8 als F a l s c h m e l d u n g ü b e r C h r i s t u s u n d d e n K a i r o s .
8 9
B u r c h a r d , H N T z. St.: d e r P l u r a l » s t e h t s c h o n k l a s s i s c h a u c h für n u r e i n e ( u r s p r ü n g l i c h zweiflügelige) T ü r , also nicht vor j e d e r m a n n s H a u s t ü r oder H o f t o r « .
90 G e g e n M a r t i n , W B C 1 8 8 . 9 1
E b e n d i e s e n A k z e n t f i n d e t m a n a u c h in d e n N a t u r - G l e i c h n i s s e n J e s u ; vgl. E c k h a r d R a u , R e d e n in Voll macht. Hintergrund, F o r m u n d Anliegen der Gleichnisse Jesu ( F R L A N T 149), Göttingen ( V & R ) 1 9 9 0 , 1 0 7 ff., b e s o n d e r s 1 4 7 f. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 3 A n m . 5 , n i m m t e i n e n E i n f l u ß d e r E r n t e - G l e i c h n i s s e J e s u (speziell M k 4 , 2 6 - 2 9 ) a u f J a k 5 a n ; d a s ist z w a r d e n k b a r , a b e r n i c h t b e w e i s b a r .
9 2
D a r a u f l a u f e n a u c h d i e in » N e u e r W e t t s t e i n « g e n a n n t e n B e i s p i e l e h i n a u s .
9 3
M i t Mußner, Jakobusbrief 2 0 2 .
9 4
» K o s t b a r « i m W e r t , n i c h t e t w a » k ö s t l i c h « i m G e s c h m a c k : B a u e r - A . 1 6 3 0 f. V g l . I K o r 3 , 1 2 ; A p k 1 7 , 4 u. a. über »kostbare Steine«.
9 5
9 6
Nicht: a u f die Regenzeit. S o v e r s c h i e d e n e H s s . (s. E C M ) u n d K o m m e n t a t o r e n (z. B . D i b e l i u s , K E K ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f ; S c h n i der; M a y o r ) z. S t . ; ebenfalls v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 9 7 .
9 7
S o n u r w e n i g e H s s (s. E C M ) , v o n d e n K o m m e n t a r e n : V o u g a 1 3 5 , F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 0 f.
9 8
Mußner, J a k o b u s b r i e f 2 0 3 A n m . 5, m i t B e z u g a u f J e s u Ernte-Gleichnisse. Ferner wird hingewiesen
auf
I K o r 9 , 7 . 1 0 ; 2 T i m 2,6. D o r t finden sich zwar die E l e m e n t e der H o f f n u n g u n d der Teilhabe an der Frucht, n i c h t a b e r d a s d e r G e d u l d . I n d e r L X X w i r d d e r B a u e r n i c h t als M o d e l l v e r w e n d e t ( J o h n s o n , A n c B 3 1 4 ) . -
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5,7-8
benden Regens." Im zweiten Fall kann ebenfalls »die Gelassenheit ... und zugleich gespannte G e d u l d « gemeint sein oder der Akzent auf die »Nach-Saison« fallen, also auf die Spätfrucht. Angewendet auf die christliche Situation hieße das: »Man darf sich nicht mit Anfangserscheinungen zufrieden g e b e n « . — Das Problem ist nicht nur synchronisch aufzulösen, obwohl die Erzähllogik bei »Regen« als O b j . in der Tat schwierig ist. Diachronisch ist zu beachten, daß »Früh- und Spätregen« eine im A T verbreitete Formel ist. Zwar finden sich auch Formulierungen mit » F r u c h t « 3 , aber eine abkürzende Sprachform wie bei Jak verweist auf eine geläufige Redefigur, und dafür kommt nur »Regen« als O b j . infrage. Zudem legt der Text in keiner Weise ein »nicht nur ..., sondern auch« im Sinn einer Akzentuierung der Spät saison (qua Spätfrucht) n a h e . 5 - Die Problematik in der Satzlogik erklärt sich am ehesten aus der Arbeitsweise des Jak. Er kombiniert zwei geläufige Motive: das War ten des Bauern auf Frucht und die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Früh- und Spätregen. Die syntaktisch überschießenden Wörter [xaxQo6v[xa>v ejf a u t c p (wo bei 8 J t ' o u t ü ) nicht ganz leicht aufzulösen i s t ) sind vermutlich eine redaktionelle Verstärkung des Aspektes »Geduld«. - Das Klima im östlichen M i t t e l m e e r - R a u m konzentriert bis zu 75 % der jährlichen Regenmenge auf die Wintermonate Dezem ber bis Februar. 9 Voraus geht der »Frühregen« ab Mitte Oktober; er sichert den Erfolg des Saatvorganges (vgl. Dtn 11,14), während der »Spätregen« im März/April für das Ausreifen der Frucht wichtig ist (vgl. Hi 29,23; Sach 10,1). »Früh- und Spät regen« wurde als Ausdruck der Lebenswichtigkeit zum festen T e r m i n u s ; auch Jak verwendet ihn formelhaft (nur bei ihm fehlt »Regen«). Daß Regen auch ausbleiben kann, galt als Züchtigung durch Gott (so z. B. Jer 3,1 ff.). Jak zielt aber auf eine Bestärkung der Geduld der Adressaten, nicht auf eine Problematisierung. Deshalb signalisiert der Vergleich kein angstvolles Warten - ob denn etwa der wichtige Früh1 0 0
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F ü r v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 9 6 f., ist d e r B a u e r » M o d e l l g e d u l d i g e n W a r t e n s « ; sein » Ver halten ist v o r b i l d l i c h « . 9 9
S o Peters 1 8 5 ; vgl. G u s t a f D a l m a n , A r b e i t u n d S i t t e in P a l ä s t i n a 1 / 1 , 1 7 7 : H e r b s t - u n d F r ü h r e g e n g a l t e n als unsicher, s o d a ß d i e A b h ä n g i g k e i t v o n G o t t u n t e r s t r i c h e n w u r d e .
i°° So Frankemölle, Ö T K 6 8 1 . 1 0 1
V o u g a 1 3 5 ; d a r i n b e s t e h e d a s P r o b l e m d e r R e i c h e n ; sie m e i n e n , bereits z u b e s i t z e n (vgl. 1 , 9 - 1 1 ; 5 , 1 - 6 ) .
1 0 2
G e g e n Frankemölle, Ö T K 6 8 0 ( L o g i k des Textes).
1 0 3
M a y o r 1 6 2 v e r z e i c h n e t n u r w e n i g e Stellen, d a r u n t e r X e n o p h o n , O e c o n 1 7 , 4 . - J e r 2 4 , 2 h a n d e l t v o n » g u t e n F e i g e n , w i e d i e e r s t e n reifen F e i g e n s i n d . . . « ; E x 9 , 3 2 v o n S p ä t g e t r e i d e . A n B e l e g s t e l l e n w i r d s o n s t n u r n o c h H o s 9 , 1 0 g e n a n n t . V g l . D i b e l i u s , K E K 1 8 9 ( a u c h z u älterer L i t e r a t u r ) .
1 0 4
E s k o m m t h i n z u : D t n 1 1 , 1 4 ( » s o will ich e u r e m L a n d e R e g e n g e b e n z u seiner Z e i t , F r ü h r e g e n u n d S p ä t r e g e n , d a ß d u e i n s a m m e l s t . . . « ) w i r d v o n J u d e n t ä g l i c h z w e i m a l i m » S c h m a Israel« zitiert (als 2 . Teil, D t n 1 1 , 1 3 - 2 1 ) ; s. S t r . - B . I V / 1 , 1 8 9 - 2 0 7 .
1 0 5
G e g e n V o u g a (s.o.).
1 0 6
D i e W ö r t e r k ö n n t e n i m S a t z g e f ü g e fehlen. O h n e sie k ö n n t e m a n Ä.dßrj a u f x a p j t ö v xfjg yfjg b e z i e h e n .
1 0 7
W a h r s c h e i n l i c h m e i n t EJT' OUTÜ) » ü b e r , in H i n b l i c k a u f d i e F r u c h t « . V g l . M a r t i n , W B C 1 9 0 : » h o w p a t i e n t h e is for i t « .
108 D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 8 3 f., u. a. p l ä d i e r e n für P a l ä s t i n a . 1 0 9
H a n s Wilhelm Hertzberg, B H H 1570. Etwas anders Mußner, Jakobusbrief 2 0 2 : mit Frühregen könne die Zeit O k t . / N o v . g e m e i n t sein, wahrscheinlicher aber der Winterregen i m D e z . / J a n . , w o r a n sich die A u s s a a t (bis E n d e F e b r . ) a n s c h l i e ß e .
n ° S o D t n 1 1 , 1 4 ; J e r 3 , 3 ; 5 , 2 4 ; J o e l 2 , 2 3 : vgl. H o s 6 , 3 ; A m 4 , 7 - 9 ; S a c h 1 0 , 1 ; H i 2 9 , 2 3 ; P r o v 1 6 , 1 5 . I m N T n u r hier bei J a k .
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VII. G e d u l d , Gebet u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
und Spätregen ausbleiben könnte, und das gar auch noch im Gefolge von Sünde und Strafe. Vielmehr ruft Jak zur vertrauensvollen Geduld, wie sie der Landwirt l e h r t . Die positive Linie von »Geduld« verstärkt V. 8. »Die Herzen stärken« ist gut biblische Redeweise. Synchronisch gesehen, ist »Herz« bei Jak ein labiles Etwas; man kann es irreleiten (1,26), in ihm bitteren Eifer haben (3,14), es mästen (5,5), aber auch hei ligen (4,8) und stärken. Als »Mittelpunkt und Quelle des geistigen Lebens mit sei nem Denken, Wollen, Fühlen« *3 steht es in der jak Anthropologie für die Gefähr dung und Heilsbedürftigkeit des Menschen. Gerade im Blick auf die Zukunft ist die Wappnung gegenüber innerer Schwäche, Resignation und Verfuhrbarkeit vonnöten. 2TT]QL^0) bedeutet hier: stärken, beständig machen ! 5 (vgl. IPetr 5,10 mit drei Synonymen), im N T mehrfach bezogen auf Personen (Rom 16,25; lThess 3,2; 2Thess 3,3; vgl. Apk 3,2; passivisch R o m 1,11; 2Petr 1,12). Jak hält die Adressaten für fähig, die Stärkung selbst an sich vorzunehmen. Die begründende Feststellung, daß die Parusie des Herrn nahe sei, wird eine positive Motivation darstellen (»Faßt Mut, die Zeit ist nicht mehr lang!«), nicht eine negativ-warnende (»Reißt euch zu sammen, bald steht ihr dem Herrn gegenüber!«). Verschiedentlich wird behauptet, Jak wende sich hiermit speziell an Unterdrückte. Begründet wird das vom Kontext (5,1 ff) her, dazu auch von Stellen wie Ps 37,10 f. 34; Sir 35 (=32), 17-26: Gott wird die Leidenden bald von den Frevlern befreien. In Ps 27,14 und 31,25 folgt der Bit te um Befreiung ein Aufruf zur Stärkung des Herzens. Signale dieser Art werden bei Jak freilich erst in V. 10 f. etwas deutlicher (Leidensgeduld der Propheten, Ausdauer Hiobs); der Vergleich mit dem Landwirt deutet jedoch in eine andere R i c h t u n g . Daß Jak auch Bedrückte aufrichten möchte, versteht sich von selbst; aber seine Wort wahl bleibt im allgemeinen Bereich. Die Zwischenschaltung von V. 9 setzt V. 7 f. zu dem in gewissem Maß von V. 10 f. ab. 9 Wie in V. 7 benutzt Jak die Anrede »Brü d e r « ; wieder folgt ein Hinweis per »siehe«; ebenfalls wird (wie in V. 7 f.) wieder auf die bevorstehende Ankunft einer hoheitlichen Gestalt hingewiesen, jetzt auf den Richter. Anders als in V. 7 f. wechselt die Aufforderung in die Negation; zur Debatte steht nun inner-christliches Verhalten negativer Art. Tragende Termini sind »seufzen, 111
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V g l . v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 9 6 f.: A u s d e r M e t a p h o r i k w e r d e n bei J a k d i e E l e m e n t e S ä e n , F e i n d e u n d W a c h s e n n i c h t realisiert. D e r B l i c k richtet sich g a n z a u f d a s v o r b i l d l i c h e V e r h a l t e n . - O l i p h a n t sieht hier b e t o n t : d a s W a r t e n a u f d i e P a r u s i e l o h n t sich; e b e n d a s zeige d i e A n a l o g i e m i t d e m B a u ern.
1 1 2
R i 1 9 , 5 . 8 . 2 2 ; Ps 1 0 4 , 1 5 ; 1 1 2 , 8 ; Sir 6 , 3 7 ; 2 2 , 1 6 ; l T h e s s 3 , 1 3 ; vgl. 2 T h e s s 2 , 1 7 .
"3 B a u e r - A . 8 1 9 . 1 1 4
Vgl. Frankemölle, Ö T K 680: gegenüber Resignation u n d Verbitterung.
1 1 5
V g l . G e r h a r d S c h n e i d e r : E W N T I I I 6 6 0 f. B e i P a u l u s z u m e i s t » S t ä r k u n g d e r G e m e i n d e n « . D i e G r u n d b e d e u t u n g ist: a u f s t e l l e n , b e f e s t i g e n , s t ü t z e n . E i n e V a r i a n t e b i l d e t »fixieren auf« (so L k 9 , 5 1 J e s u s richtet sein A n g e s i c h t a u f J e r u s a l e m ) . V g l . B a u e r - A . 1 5 3 3 . H i e r bei J a k e r g i b t s i c h a u s d e r V e r b i n d u n g z u V. 7 ( » a u c h ihr«) d i e B e d e u t u n g » s t ä r k t e u r e H e r z e n « .
1 1 6
V o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 1 2 , m e i n t , bei J a k ( u n d P a u l u s ) k ä m e n d i e » G r ö ß e n , d i e e i n e A f f e k t s t e u e r u n g u n d p r a g m a t i s c h e U m s e t z u n g c h r i s t l i c h e n L e b e n s e r m ö g l i c h e n , v o n a u ß e r h a l b d e s M e n s c h e n « , seien a l s o n i c h t » a u t o d y n a m i s c h « (wie in 4 M a k k ) , s o n d e r n » h e t e r o d y n a m i s c h « . F ü r 5 , 8 trifft d a s n i c h t d e n P u n k t .
1 1 7
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 4 , u n d z w a r v o n d e r A r m e n f r ö m m i g k e i t her.
1 1 8
Sir 3 5 ( 3 2 ) , 2 6 v e r w e n d e t ü b r i g e n s d a s B i l d v o n d e r R e g e n w o l k e w ä h r e n d einer D ü r r e ; vgl. J a k 5 , 7 . 1 7 f.
1 1 9
V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 2 1 0 f.
1 2 0
B a l d a u c h w i e d e r in V. 1 0 u n d 1 2 .
325
5,8-9
stöhnen« und »richten«. Die Relation zwischen ihnen ist klar: Das Seufzen bringt ins Gericht. Eine Begründung wird nicht gegeben; hingegen verstärkt V. 9c die Dringlich keit. - Sxevd^o) ist ein neues Thema; der Wortstamm XQI- erschien bereits mehrfach (2,4.6.12.13; 3,1; 4,11.12; nach 5,9 nicht mehr). Kontextuell unterbricht V. 9 die positive Motiv-Linie »Geduld« in V. 7 f. 10 f. Als Fragen für die Exegese erheben sich: Worauf zielt der Imp. in V. 9a? Warum bringt Jak das Thema hier? Weshalb ist »gegeneinander seufzen« ein so wichtiges, geradezu »gerichtsnotorisches Fehlverhal t e n « ? Zxevd^oo bedeutet »seufzen, stöhnen«, und zwar zumeist über einen uner wünschten Z u s t a n d . Man seufzt auch »bei sich selbst« (Rom 8,23). Die L X X ver wendet das Wort ebenfalls; nie jedoch richtet es sich gegen Mitmenschen. Jak aber bringt gerade diese Relation, dazu in markanter Formulierung. Als Rückbezüge innerhalb des Briefs hat man allgemein das Verhältnis zwischen Armen und Reichen vorgeschlagen bzw. einen Rekurs auf 4,11 f. (üble Nachrede, einander richten) bzw. auf die Impulse der »Lüste und Begierden« (4,1 f f . ) bzw. auch auf die verschie denen Anfechtungen (1,3 f . ) . Intertextuell ist auf Mt 7,1 ff. par. verwiesen worden, d.h. auf Jesu Warnung vor dem Richten; sie steht freilich Jak 4,11 f. näher. Ein »gegen seitiges« Geschehen notiert Jak nur in 4,11; 5,9 (beidemal mit xaxd) und 5,16. Durch »richten« und xaxaxaXetv bestehen die nächsten Beziehungen zu 4,11 f. Die Stelle dort wirkt im übrigen ähnlich eingeschoben in den Kontext wie 5,9. »Gegenseitigkeit« und Anrede an die Gesamtheit der Brüder machen hingegen die Beziehung auf Res sentiments zwischen Armen und Reichen unwahrscheinlich. Das Seufzen ist ein Problem, an dem alle mehr oder minder beteiligt sind bzw. sein können. »Seufzen gegeneinander« verletzt die Gruppenatmosphäre und untergräbt den Teamgeist, besonders wenn in schwierigen Phasen Fehler vorkommen und Schuldzuweisungen erfolgen. Das Jesus-Wort »richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet« trifft in die selbe Situation. 132 - Jak plaziert die Aussage von V. 9 im Sachzusammenhang der Parusie-Erwartung. Dieses Motiv schließt von Hause aus den Aspekt des Gerichts ein. Dabei kann xoiveiv sowohl Unterscheidung, Klärung als auch Verurteilung, Strafe 121
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V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 4 . D i b e l i u s , K E K 2 9 0 , h ä l t V. 9 d e s h a l b für v ö l l i g isoliert. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 6 , m e i n t , V. 9 - 1 2 s e i e n e i n e R i n g k o m p o s i t i o n ; V. 9 u n d 1 2 e n t h a l t e n N e g a t i o n e n u n d s t ü n d e n in s e m a n t i s c h e r O p p o s i t i o n z u V. 10 f. D i e F u n k t i o n d e r B e i s p i e l e in V. 10 f. sei als z e r g l i e d e r n d e A m p l i f i k a t i o n z u b e s c h r e i b e n . G e z e i g t w ü r d e n d i e A u s w i r k u n g e n d e s S p r e c h e n s a u f d i e G e m e i n s c h a f t (V. 9 ) , d e n S p r e c h e r (V. 1 0 ) u n d a u f G o t t (V. 1 2 ) . D i e s e r V o r s c h l a g ist m . E . n u r b e d i n g t z u t r e f f e n d . Z w a r b e s t e h t e i n e g e w i s s e A n a l o g i e z w i s c h e n V. 9 u n d 12; a b e r k o n t e x t u e l l fallen b e i d e e t w a s a u s d e m R a h m e n .
1 2 2
12
Frankemölle, Ö T K 686.
3 B a u e r - A . 1 5 2 9 f.; s o 2 K o r 5 , 2 . 4 ; H e b r 1 3 , 1 7 .
1 2 4
3 0 x , d a v o n 3 x bei Sir. V i e l f a c h e r s c h e i n t es in S i t u a t i o n e n d e r B e d r ü c k u n g (vgl. J o h n s o n , A n c B 3 1 6 f.) w i e z. B . E x 6 , 5 . D a n e b e n f i n d e t s i c h d a s K o m p o s i t u m x a x a o T e v d ^ E i v , s o E x 2 , 2 3 ; J e r 2 2 , 2 3 ; T h r 1 , 1 1 , d a s i m N T fehlt. D a s V e r b o x e v d ^ e i v g e h ö r t z u m k l a s s i s c h e n G r i e c h i s c h .
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M k 7 , 3 4 ist a n d e r s z u v e r s t e h e n .
1 2 6
Unterbrochen durch die Anrede »Brüder«. Vgl. J o h n s o n , A n c B 3 1 6 .
12
7 S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 6 ; M a r t i n , W B C 1 9 2 ; vgl. D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 8 5 ; V o u g a 1 3 5 .
128 V g l M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 4 ; L a w s , C o m m e n t a r y 2 1 3 ; M a r t i n , W B C 1 9 2 . 1 2 9
Davids, C o m m e n t a r y 184.
130 V o u g a 1 3 5 . 13
1 M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 4 A n m . 6.
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O b freilich ein t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e r Z u s a m m e n h a n g b e s t e h t , ist s c h w e r a u f w e i s b a r .
326
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander 133
bedeuten. Das Gericht will das Recht wieder herstellen. In der ntl. Tradition kann auch Christus die Funktion des Richters ausüben (z. B. 2Kor 5 , 1 0 ) ; Jak legt jedoch kein Gewicht auf die Identifizierung des Richters; nach 4,12 ist ebensogut an Gott zu denken. Daß der Richter »vor den Türen« steht, ist ebenfalls frühchristliche Uberliefe rung; vgl. besonders M k 13,28 f. (die Motive stehen Jak 5 nahe: Ernte, Nähe, Tür!). Das Gericht betrifft auch die Gläubigen - wie eben hier; jede falsche securitas ist unan gebracht. Jak akzentuiert in 5,9 (wie auch 5,11) anders als in 2,13. Dort ergeht ein »erbarmungsloses Gericht« über die Unbarmherzigen; in 5,9.11 handelt es sich eher um ein partielles Vergehen gegen die Regeln für ein gedeihliches Miteinander. Es muß hier also nicht unbedingt an ein Verdammungsgericht gedacht sein. Ernst genug jedoch ist das Problem des Seufzens allemal, denn es fügt den mancherlei Spannungen (s. zu 3,13-18; 4,1 ff.) eine weitere Facette hinzu. Statt einander Zuspruch zukommen zu lassen, behaftet man Brüder und Schwestern bei ihren Fehlern und drückt damit die Stimmung in der Gemeinde ins Negative. 10 Der Ton wechselt nach V. 9 zur positi ven Aufforderung (wie V. 7 f.) zurück. Eine Reihe biblischer Exempla (Propheten; Hiob V. 11; Elia V. 17 f.) wird eröffnet, von denen aber nur die ersten direkt als Mus terbeispiel zur Nachahmung empfohlen werden. Aus V. 7 f. wird (laxooOufi- herüber gezogen. Von Propheten ist nur hier bei Jak die Rede; ein Handeln »im Namen des Herrn« erscheint bald in V. 14 noch e i n m a l , der Wortstamm jraO- noch in V. 13 ebenfalls als x a x o j t a O . - Für ein positives Beispiel wird X J J T Ö ö e i y f x a im N T nur noch Joh 13,15 verwendet, für ein warnendes bzw. böses 2Petr 2,6; Hebr 4,11. Der semantische Gehalt ist relativ b r e i t . Jak meint hier ein Orientierungsmodell. Vor bildliche Menschen werden im Judentum und Christentum geradezu katalogisiert, so in Sir 44-50; Hebr 11; lClem 4 - 1 9 . Ein imööeiyua bilden insbesondere: Henoch (Sir 44,16: der Umkehr, |iexdvoia); der greise Eleasar (2Makk 6; Beispiel für edles Ster ben, V. 28, bzw. edler Gesinnung, V. 31); Elasar, die Sieben Brüder und ihre Mutter (4Makk l,10f; 1 7 , 2 3 ) . - D e r zweifache Gen. (tfjgxaxojtaOiag x a i tfjg uxxxooOuuiag) ist möglicherweise als »der Geduld im Leiden« wiederzugeben ; der Aspekt »Geduld« trägt ohnehin den Akzent im Kontext (V. 8.10.11). Das Wort xaxojtaOia kann im pas siven (Leiden, Drangsal) oder aktiven Sinn (Anstrengung, Ausdauer) verwendet wer den. Von V. 13 ( V e r b ) her legt sich bei Jak die passive Variante nahe, denn in 134
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!33 V g l . M a t h i a s Rissi: E W N T II 7 8 7 . I n d e n E v a n g e l i e n b e s o n d e r s als M e n s c h e n s o h n (z. B . M k 8 , 3 8 ; J o h 5 , 2 7 ) . 5 D i e s e n A k z e n t setzt speziell M t (z. B . 7 , 2 1 ff; 2 1 , 4 3 ff.; 2 5 , 4 1 ff); s. a b e r a u c h I K o r 3 , 1 3 ff » N a m e « sonst nur noch 2,7. D i e h a n d s c h r i f t l i c h e V a r i a n t e x a X o x d y a G t a ( e b e n s o 4 M a k k 1,10; I g n E p h 1 4 , 1 ) h e b t d a s g r i e c h . - h e l l e n i s t i s c h e I d e a l d e s E i n t r e t e n s für d a s S c h ö n e u n d G u t e hervor. - D e r S t a m m JtaO- e r s c h e i n t bei J a k s o n s t nicht. V g l . D i b e l i u s , K E K 2 9 1 A n m . 3 .
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n a p d ö e i y u a fehlt i m N T ; in d e r L X X ( 5 x ) w e c h s e l t es m i t imöÖEiyuxx a b ; vgl. H e i n r i c h Schlier: T h W N T II 3 2 f. 9 B i l d , M u s t e r , V o r b i l d , M o d e l l ; H e b r 8 , 5 ; 9 , 2 3 f.: s c h a t t e n h a f t e W i e d e r g a b e . Schlier, T h W N T II 3 2 f. D o r t 17,1 auch Propheten. H i e r a u c h d i e E l e m e n t e » s e l i g - p r e i s e n « u n d » A u s d a u e r « (imouxyvr|). Dibelius, K E K 2 9 1 A n m . 3, mit B e z u g a u f G . Björck. Bauer-A. 806. A u c h d a s V e r b h a t eine a k t i v e ( U n g e m a c h g e d u l d i g e r t r a g e n ) w i e e i n e p a s s i v e S p i e l a r t ( U n g l ü c k e r l e i d e n ) : Bauer-A. 806.
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5,9-11
V. 13 fällt der Akzent auf das Erleiden. Immerhin signalisiert das Wort aber nicht unbedingt »das gewaltsame Geschick des Propheten« ; jedenfalls betont Jak es nicht. Neben fxaxQoOvuta stehend, gewinnt xaxoJtaOia aber auch eine aktivische Komponente und kann mit »Leidensbereitschaft« wiedergegeben werden. Der Nach satz (V. 1 Ob) hätte leicht das Leiden der Propheten bzw. den Grund dafür herausstel len können (vgl. M t 5,12; par.; 23,29.31; Apg 7,52); statt dessen heißt es, sie hätten »im Namen des Herrn g e r e d e t « . Von Kontext und Sache her kann es sich nur um atl. Propheten h a n d e l n . Eigentlich ist es überflüssig zu sagen, daß Propheten im Namen des Herrn reden; denn das ist ihr Proprium (Dan 9,6), obschon es auch miß braucht werden konnte (z. B. Jer 14,14 f.). Reden »im N a m e n « bedeutet: »im Auf trag, bevollmächtigt zu«; es impliziert strikte Missionstreue, Verzicht auf private Ansichten. Der »Herr« ist offensichtlich Gott (wegen des atl. Hintergrundes). Wes halb bringt Jak diesen Relativsatz V. 10b? Will er einen Kontrast zum »Seufzen« (in V. 9a) schaffen 9? Verweist er zurück auf das eigenmächtige Gehabe der Verantwort lichen in der Gemeinde (vgl. 3,13-18)? Soll der Sachgrund von x a x o j t a O i a angedeu tet werden (Leiden aufgrund der Verkündigung) 50? Oder soll von Propheten allge mein (auch heidnischen) unterschieden werden? Die Formulierung ist gering profi liert; wahrscheinlich übernimmt Jak eine konventionelle Phrase (wie Dan 9,6), die jedoch im Rahmen einer »Kirche des Wortes (bzw. der W ö r t e r ) « den Rang einer Orientierung erhält: Es gilt, mit Ausdauer und einsatzbereit Gottes Botschaft zu ver kündigen und nicht etwa die Energie nach innen hin verpuffen zu lassen (s. V. 9). Ausgesprochen konkret fällt das hier notierte Vorbild nicht aus. Orientieren sollen sich die Leser an Menschen, die den Auftrag Gottes in ihrer jeweiligen Öffentlichkeit getreu ausrichteten, die dabei Beharrlichkeit zeigten und auch Unbilden in Kauf nah men. Das Vorbild bezieht sich zunächst und primär auf die Beharrlichkeit (Sinnlinie \xaKQoQv\x-) der Propheten. Implizit ist aber auch ihre Art des Redens vorbildlich. Ekklesiologisch zielt die Aussage auf ein »allgemeines Prophetentum« in der hier gebrauchten Definition: »Reden im Namen des Herrn«. 11 Der Vers ist dreigestaf felt. Zunächst (1) preisen »wir« Ausharrende selig, eingeleitet durch das dritte »siehe« nach V. 7.9. Der Stamm uxxxaQ- erschien bisher 1,12.25, vno\i1,3.4.12. Es folgt (2) eine doppelte »ihr«-Aussage im Aor. (»hörtet, saht«) mit den Objekten »das Aushar ren Hiobs« und »das Ende/Ziel des Herrn«, abgeschlossen (3) durch einen Begrün dungssatz (öxi) über das Wesen des Herrn, wobei die Adjektive (KoXvoJtXay/yoq, oixTiQfioov) beide nur hier bei Jak v o r k o m m e n . Zwar führt Jak im Kontext von 145
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145 V g l . S t e c k 2 6 2 A n m . 2 , d e r a k t i v i s c h interpretiert: s t a n d h a f t e A u s d a u e r . 146 V g l R u c k - S c h r ö d e r 2 3 5 f.: J a k n e h m e D t n 1 8 , 1 9 auf. D i e ö v o f x a - W e n d u n g w e i s e a u f d i e T r e u e u n d A u t o r i t ä t s q u e l l e d e r P r o p h e t e n g e r a d e in V e r f o l g u n g u n d L e i d e n h i n . N o t i e r e n s w e r t sei z u d e m d i e N ä h e z u G e r i c h t s w o r t e n (so a u c h in 2 , 7 ) . 1 4 7
D a s » R e d e n i m N a m e n d e s H e r r n « fehlt i m N T als spezielle p r o p h e t i s c h e A u f g a b e . A n d e r s als e t w a I K o r 1 2 , 2 8 ; A p g 1 3 , 1 ; E p h 4 , 1 1 stellt J a k in 3 , 1 n i c h t P r o p h e t e n n e b e n d i e L e h r e r .
148 S o l K ö n 1 8 , 3 2 ; I C h r 2 1 , 1 9 ; J e r 2 0 , 9 ; 4 4 , 1 6 u. a. 149 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 9 0 , d e r a u f d i e s e m a n t i s c h e O p p o s i t i o n h i n w e i s t . 1 5 0
S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 6 ; R u c k - S c h r ö d e r 2 3 5 . B u r c h a r d , H N T z. S t . , e r w ä g t e i n e O p p o s i t i o n z u V ( s t ö h n e n ) o d e r z u G e d u l d (v. 1 1 ) .
»5i V g l . o. z u 1,16 f f ; 3 , 1 ff. 1 5 2
A u c h d a s S i m p l e x onXayxvög
k o m m t s o n s t n i c h t vor.
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VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
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5,7 ff. das Motiv der »Geduld« fort; zugleich aber kommt er auf Elemente aus dem Anfangsteil (1,2 ff.) zurück. Er will offenbar einen Gedanken abrunden. Darauf zeigt auch das auffällige »wir« von j i a x a Q L ^ o ^ i e v , das eine geistlich-hoheitsvolle Selbstein schätzung impliziert. Der N a m e Hiobs fällt nur hier im N T . Die überaus positive Charakterisierung des Kyrios setzt einen deutlichen Akzent, auch in Relation zu ein erseits 2,13; 5,9, andererseits zu 4,8-10. - Der Vers enthält mehrere Interpretations probleme: Auf wen bezieht sich V. 11 a (xovg ujtofxeivavxag)? Welche Hiob-Tradition greift Jak auf? Wie geschah konkret das »ihr hörtet die Ausdauer . . . « und »ihr saht das xeXog«? Was bedeutet xeXog XUQIOU? Das Verb j i a x a Q L ^ O ) kommt im N T nur noch Lk 1,48 vor (3. Pers. Plur. ) . 5 3 Die 1. Pers. Plur. oder Sg. ist selten; in der L X X nur Sir 31 (=34),9 54; Mal 3,15*55; 4Makk 1 , 1 0 . Ähnlich wie 4Makk 1 nimmt Jak die Position eines wertenden Berichterstat ters ein. V. 1 l a bekommt dabei grundsätzlichen Charakter, die Aussage entspricht der von 1,12a: »Gut dran ist, wer ausharrt«. Jak legt damit einen der Ringe um sein Schrei ben. Das einleitende »siehe« erhöht die Grundsätzlichkeit der Aussage. Die Relation rückwärts (zu V. 10) und nach vorn (V. l l b - c ) ist deshalb nicht zu eng zu fassen. Selbstverständlich gehören die Propheten zu den Standhaften, ebenso Hiob (Stich wortanschluß VTCO\I-); aber damit wird Hiob nicht unbedingt unter die Propheten gerechnet. 57 Der Ton liegt (wie in 1,12) auf dem Zusammenhang zwischen Aushar ren und Seligpreisung. Die Aoristform i)JtO(i8ivavxag ergibt sich von der Berichter statter-Position aus; sie unterstreicht zugleich die Abgeschlossenheit und den Erfolg des Verhaltens. 58 Gemeint sind vermutlich die Ausharrenden schlechthin, speziell natürlich in der hier berührten heiligen Geschichte. Ist das »Ausharren Hiobs« etwa nur vom »Hören-Sagen« her (f|xoi)öaxe) bekannt? Und ist Hiob überhaupt ein tref fendes Beispiel für i)JtO(iovr|? Das atl. Hiob-Buch schildert keinen geduldig Leiden den, sondern jemanden, der viele Fragen hat, auch an Gott; der trotzig rebelliert und sich nicht mit den Patent-Antworten seiner Freunde abspeisen läßt. 59 Von der Theodizee-Problematik bei Hiob läßt Jak nichts anklingen. Die Notiz in Ez 14,14-20 cha rakterisiert Noah, Daniel und Hiob als drei gerechte Männer, die bei Gottes Strafge richt über das Volk nur ihr eigenes Leben retten würden bzw. könnten, nicht aber jemanden a n d e r s . Weiten Raum dagegen nimmt vno\iovr\ im TestHiob e i n , J
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Z u m V e r g l e i c h : I n d e r L X X 2 4 x , d a v o n 6 x bei Sir. B e i P h i l o n u r 3 x . D i e R e d e ist d o r t a u s g e r e c h n e t v o n d e m R e i c h e n , » d e r u n t a d e l l i g e r f u n d e n w u r d e « (V. 8, m i t f i a x d o i o g ) , der i n b e z u g a u f G o l d » g e p r ü f t u n d v o l l k o m m e n e r f u n d e n w u r d e « ( e ö o x i u a o O r ) , eTeXeicbOr)).
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H i e r als Persiflage: » d i e V e r ä c h t e r p r e i s e n « .
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I m S g . : d i e s i e b e n M ä r t y r e r u n d ihre M u t t e r . V g l . o. z u V. 1 0 .
J
57 V g l . J o h n s o n , A n c B 3 1 9 .
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Komplexiver Aorist. D i e s e r U m s t a n d ist i m m e r w i e d e r h e r v o r g e h o b e n w o r d e n ; z. B . M a y o r 1 6 3 f.; D i b e l i u s , K E K 2 9 2 ; H a n son, Utterances 153; O . Schilling: L T h K V ( 1 9 6 0 ) 9 7 8 ; D a v i d s , P s e u d e p i g r a p h a 2 3 1 . A b e r w e i c h e Folge r u n g e n e n t n i m m t m a n i h m ? I n d e r L X X v o n H i e r s c h e i n t i m o u o v r | n u r 1 4 , 1 9 , m e h r f a c h ( l 4 x ) freilich d a s V e r b ; [ x a x o o O u u - n u r 7 , 1 6 ( D a v i d s , a. a. O . ) .
1 6 0
In rabbinischen Texten steht H i o b s Gastfreundschaft o b e n a n ( J o h n s o n , A n c B 3 1 9 ) .
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A l s w e i t e r e E x e m p e l d e r G e d u l d g e l t e n b e s o n d e r s : J o s e p h i n T e s t j o s ( 2 , 7 : » I n z e h n A n f e c h t u n g e n [jteio a o u m ] zeigte er [ G o t t ] , d a ß i c h b e w ä h r t b i n , u n d in allen w a r i c h g e d u l d i g [EuaxQO0i>unoa]; d e n n G e d u l d [ u m t Q o O v u i a ] ist e i n m ä c h t i g e s H e i l m i t t e l u n d A u s d a u e r [i>jtouovr|] g i b t viel G u t e s « ) u n d A b r a ham
( s o i n J u b , b e s o n d e r s 1 7 , 1 5 - 1 9 , 9 ; a u c h er ist g e d u l d i g i n A n f e c h t u n g e n ) ; vgl. H a a s 1 4 7 ff. D i b e l i u s ,
329
5,11 162
speziell in Kap. 2 - 2 7 ; ; dieser erste Hauptteil dort läuft auf die belehrende Mahnung hinaus: »Meine Kinder, so bleibt nun auch ihr geduldig in allem, was euch trifft, denn besser als alles (andere) ist die Geduld« ( 2 7 , 7 ) . Offensichtlich steht Jak dieser Tradition nahe; das TestHiob ist im übrigen möglicherweise etwa zur gleichen Zeit wie Jak entstanden. - Merkwürdigerweise spielt die Gestalt Hiobs im N T sonst keine Rolle. 5 Die Frage, weshalb das so ist , läßt sich kaum beantworten. Jedenfalls kann Jak hier nicht aus frühchristlicher Tradition schöpfen. l C l e m 17,3 f. sagt, über Hiob stehe geschrieben, daß er gerecht (usw.) war (Zitat Hi 1,1), während Hiob selbst sich anklage, niemand sei rein ... (Zitat Hi 14,4 f . ) . 2Clem 6,8 zitiert Ez 14,14 ff. (»Wenn Noah und Hiob und Daniel auferstehen . . . « ) . In beiden Fällen geht es um die Untadeligkeit Hiobs, nicht um Geduld, Leiden o. dgl.; aber immerhin wird Hiob gewissermaßen wiederentdeckt. Wenn sich Jak auf TestHiob beziehen sollte, hat er dann evtl. gar in Hiob eine zeitgenössische Gestalt (von der man unlängst - wieder - zu reden begonnen hatte) gesehen, nicht den Hiob des AT? Ist also »ihr hörtet, ihr saht« ein Hinweis auf tatsächliche (oder als solche vorausgesetzte) Wahrnehmungen der Adressaten, d. h. auf etwas, das sich erst kürzlich zugetragen haben soll? »Ihr hörtet« ließe sich dann auch als »ihr vernahmt in der Gemeinde bzw. Synagoge« verstehen. Die Formulierung »von der (wörtlich: die) Ausdauer Hiobs hörtet ihr« ist in der Sache recht allgemein und als Geschehen flexibel. Schwieriger ist jedoch »ihr s a h t « . Eiöexe könnte zwar auch allgemein »ihr habt wahrgenommen, verspürt« b e d e u t e n , aber es bleibt der unmittelbare Sinneskontakt. Ist »gesehen in 163
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K E K 292 Anm.
2, verweist a u f die Märtyrerliteratur; so k o m m e
in 4 M a k k t)Jto|X8veiv
15x vor
und
i>jtoux)vr| 1 l x ( v o n 2 5 L X X - S t e l l e n ) . 1 6 2
B e r n d t Schaller, Z u r K o m p o s i t i o n u n d K o n z e p t i o n d e s T e s t a m e n t s H i o b s , in: K n i b b / v a n d e r H o r s t , S t u d i e s ( 4 6 - 9 2 ) , 8 8 f.; i m z w e i t e n H a u p t t e i l ( K a p . 2 8 - 4 5 ) g e h t es d a g e g e n u m E i n s i c h t u n d E r k e n n t n i s . D r e i T e r m i n i b e z e i c h n e n d i e B e h a r r l i c h k e i t H i o b s : u m t Q O 0 i ) U £ a ) , i m o u i v o o u n d xaQTEQia. S. d a z u H a a s 1 3 8 ff., d e r H i o b s » p e r s e v e r a n c e « i n s g e s a m t als » s t a n d i n g f i r m (in t h e b a t t l e w i t h S a t a n ) « , » p a t i e n c e « u n d » s t u b e
b o r n n e s s o r t o u g h n e s s « interpretiert. Y j t o u o v r | e r s c h e i n t 1,5; imofXEVü) 4 , 6 ; 5 , 1 ; 2 6 , 4 ; ( l a x p o G u u i a 2 7 , 7 ; umtQoei^eü) 11,10; 26,5; 27,7; 28,5; 35,4. 1 6 3
Ü b e r s e t z u n g v o n Schaller, J S H R Z 3 4 8 ; vgl. D a v i d s , P s e u d e p i g r a p h a 2 3 1 . E i n e Parallele z u J a k 1 , 1 2 b i e t e t 4 , 6 - 1 1 : » W e n n d u a u s h a r r s t (vjtOfiEivrjs) . . . D u w i r s t sein w i e ein W e t t k ä m p f e r , d e r ... d e n K r a n z e m p f ä n g t ...; vgl. Schaller, in: K n i b b / v a n d e r H o r s t , S t u d i e s 9 0 f.
1 6 4
B e r n d t Schaller, D a s T e s t a m e n t H i o b s , J S H R Z I I I / 3 ( 1 9 7 9 ) , 3 1 1 f., b e t r a c h t e t als E n t s t e h u n g s z e i t A n f a n g 1. J h . v. C h r . bis M i t t e 2 . J h . n. C h r . u n d d a t i e r t d e s n ä h e r e n » z u B e g i n n o d e r M i t t e d e s 2 . J h . n. C h r . « J o h n J . C o l l i n s , T h e T e s t a m e n t a r y L i t e r a t u r e , in: R o b e r t A . K r a f t / G e o r g e W. E . N i c k e l s b u r g ( H g . ) , E a r l y j u d a i s m a n d its M o d e r n I n t e r p r e t e r s , A t l a n t a ( S c h o l a r s ) 1 9 8 6 ( 2 6 8 - 2 8 5 ) , 2 7 6 d a t i e r t a u f » u m d i e
Zeitenwende«,
ähnlich J a m e s H . Charlesworth, Pseudpigraphen des Alten Testaments: T R E 2 7 ( 1 9 9 7 ) , 6 3 9 - 6 4 5 »aus d e m 1. J h . v. C h r . o d e r n. C h r . « ( 6 4 2 ) . 1 6 5
W ö r t l i c h e Ü b e r n a h m e n d e s H i - B u c h e s w e r d e n n u r für Rom
1 1 , 3 5 ( 4 1 , 3 ) u n d I K o r 3 , 1 9 ( 5 , 1 2 f.) r e g i s -
triert. N e s t l e - A l a n d ( 7 8 3 ) z ä h l t 7 0 A n s p i e l u n g e n . Z u J a k 5 , 1 1 h a t a u c h S t r . - B . k e i n e n E i n t r a g . D i e S t u d i e v o n H a i n t h a l e r beschäftigt sich m i t der Rezeption des H i - B u c h e s i m N T , aber (trotz des Titels) nicht m i t d e r in J a k 5 , 1 1 v o r k o m m e n d e n T h e m a t i k ; 6 4 S t e l l e n w e r d e n b e a r b e i t e t ( 3 9 6 ) ; e b e n f a l l s a u f d a s B u c h k o n z e n t i e r t s i c h d e r S a m m e l b a n d L e L i v r e d e J o b c h e z les Peres ( C a h i e r s d e B i b l i a P a t r i s t i c a 5 ) , S t r a s b o u r g ( C e n t r e d ' a n a l y s e et d e d o c u m e n t a t i o n p a t r i s t i q u e s ) 1 9 9 6 . 1 6 6
U n m i t t e l b a r z u v o r ( 1 7 , 2 ) h e i ß t es, d a ß A b r a h a m » F r e u n d G o t t e s « g e n a n n t w u r d e ; vgl. J a k 2 , 2 3 .
1 6 7
D a s T e s t H i w i r d v o m 2 . J h . a b d u r c h d i e christliche K i r c h e rezipiert; s. Schaller, J S H R Z 3 1 1 .
168 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 5 A n m . 4; M a y o r 1 6 4 . M a n k ö n n t e d a n n M t 5 , 2 1 ff. v e r g l e i c h e n ; d o r t a b e r folgt » . . . d a ß g e s a g t i s t . . . « . 1 6 9
D a h e r rühren auch die Varianten
170 V g l
IÖETE
( I t a z i s m u s , I m p e r a t i v ? ) u n d (seltener)
Bauer-A. 4 4 6 ; d o r t wird J a k 5,11 j e d o c h unter »erblicken« notiert.
oi'öaxE.
330
VII. G e d u l d , Gebet u n d anderes z u m U m g a n g
untereinander
171
172
(der) S c h r i f t « gemeint? Aber weshalb dann die Doppelheit »hören, s e h e n « ? Der Text läßt Fragen offen. - Das Obj. des Sehens wird zumeist als »das (gute) Ende, das der Herr bewirkt hat« interpretiert. Den Adressaten wolle Jak signalisieren, daß Aus harren zum Heilsempfang f u h r t , freilich nicht wie bei Hiob in der Form von mate rieller Prosperität. K U Q L O V ist dann Gen. originis, auctoris bzw. subiectivus. Dem entspricht der Begründungssatz V. 1 l c über die Güte des Herrn. Der Herr in V. I I b kann kein anderer sein als der in V. 11c. Das Wort noXvGTiXayyyoc, ist vor Jak nicht nachgewiesen; Adjektiv und Nomen kommen mehrfach auch bei Hermas vor: M 4,3,5 (=31,5); S 5,4,4 (=57,4); 5,7,4 (=60,4) bzw. V 1,3,2 (=3,2); 2,2,8 (=6,8); 4,2,3 (=23,3); M 9,2 (=39,2). Durch »viel« wird »Mitleid, Erbarmen« nach Quantität wie Qualität verstärkt. O I X T I Q [ X C D V bedeutet ebenfalls »mitleidig, barmherzig«. Die Aus sage steht in dialektischer Spannung zu 2,13 (unbarmherziges Gericht) und 4,6-9; 5,1 ff. Gottes Mitleid und Erbarmen haben ihre Grenze dort, wo Menschen sie nicht ihrerseits praktizieren sondern hochmütig und hartherzig sind. »Den Niedrigen jedoch gewährt er Gnade« (4,6 = Prov 3,34). Diese Einstellung Gottes ist aufhelfendes und heilendes Eingreifen ausgerichtet. Das durfte auch Hiob erfahren. - Das Syntag ma T O xeXog X U Q I O U ist allerdings auch anders interpretiert worden. 9 Heute allgemein abgelehnt wird die von Augustin stammende christologische Auslegung, Jak denke an Jesu Ruf am Kreuz »Mein Gott, warum hast du mich verlassen?«; »dort ist das Ende des Herrn (finis D o m i n i ) « . Des weiteren wäre an Jesu Auferweckung und Erhöhung gedacht. Zu der Interpretation führen die Bezeichnung »Herr« sowie »ihr saht«. Dage gen jedoch spricht V. 1 l c (mit xtJQiog). Von Jesu Tod aus ist zudem nicht per se auf Gottes Barmherzigkeit zu schließen. Jak hätte - bei der Sparsamkeit seiner Aussagen über Jesus Christus - nicht so kryptisch verfahren können, wollte er auf die Passion Jesu aufmerksam machen. Viel eigenartiger ist, daß er nicht ohnehin statt auf Hiob auf Jesus als geduldig leidenden Gerechten hinweist, wie das in IPetr 2,21 ff; 3,18 ff. geschieht. - »Das Ende des Herrn« als Aussage über die Parusie Jesu würde als »das Ende, das der Herr setzt« zu verstehen sein. K i J Q L o g könnte dann beidemal »Gott« 173
174
175
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177
178
1 7
180
181
!7i S o z. B . M a r t i n , W B C 1 9 4 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 6 ; J o h n s o n , A n c B 1 7 2
A d a m s o n , Epistle 193, u n d Martin, W B C
320.
1 9 4 , r e k u r r i e r e n a u f H i 4 2 , 5 ; d o r t w i r d j e d o c h ein
Gegensatz
a n g e s p r o c h e n : » ( N u r ) d u r c h H ö r e n s a g e n h a t t e ich v o n dir v e r n o m m e n . N u n a b e r h a t m e i n A u g e d i c h g e s e h e n « (in d e r Ü b e r s e t z u n g v o n F r a n z H e s s e , H i o b [ Z B K 1 4 ] , Z ü r i c h [ T V Z ] 1 9 7 8 , 1 7 3
202).
S o z. B . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 7 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 9 3 f.; J o h n s o n , A n c B 3 2 0 ( » t h e g e n i t i v e w o u l d p o i n t to a g e n c y « ; d e r a u g e n f ä l l i g s t e B e z u g s p u n k t sei H i 4 2 , 7 - 1 2 ) ; K o n r a d t , E x i s t e n z 2 9 4 f. - Z u d e n v e r s c h i e d e n e n M ö g l i c h k e i t e n vgl. V o u g a 1 3 7 ( B e z u g a u f H i 4 2 , 1 - 6 o d e r 4 2 , 7 - 1 2 ) .
1 7 4
K o n r a d t , E x i s t e n z 2 9 4 f.; d i e P r o p h e t e n (V. 1 0 ) u n d H i o b s e i e n n i c h t g l e i c h g e o r d n e t . J e n e g e l t e n als V o r b i l d d e s A u s h a r r e n s , für H i o b s t e h e a m E n d e d a s H e i l . - A b e r w a r u m ist d a n n ü b e r h a u p t v o n i)JTO|iovr| 'Icbß d i e R e d e ?
1 7 5
Martin, W B C
M
Vgl. Bauer-A. 1383; Vouga
1 7 7
B a u e r - A . 1 1 3 8 f. I n d e r L X X fast i m m e r v o n G o t t a u s g e s a g t u n d stets m i t eXer|uxji)v v e r b u n d e n , s o z. B . ij)
195. 137.
1 0 2 , 8 ; 1 1 0 , 4 ; S i r 2 , 1 1 . D a s A d j . i m N T n o c h L k 6 , 3 6 , d a s S u b s t a n t i v R o m 1 2 , 1 ; 2 K o r 1,3; P h i l 2 , 1 ; K o l 3 , 1 2 ; H e b r 1 0 , 2 8 , als V e r b R o m 9 , 1 5 ( = E x 3 3 , 1 9 ) . Vgl. ähnlich M t 6,14 1 7 9
f.
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 6 , n o t i e r t drei R i c h t u n g e n : (1) d e r g u t e A u s g a n g d e s S c h i c k s a l s H i o b s ; ( 2 ) d e r A u s g a n g (letztlich T r i u m p h ) d e s L e b e n s J e s u ; (3) d i e P a r u s i e J e s u .
1 8 0
A u g u s t i n u s , D e s y m b . a d C a t e c h . I 3 , 1 0 ( P L 4 0 , 6 3 3 f.); vgl. B e r g a u e r 15 ff.; D i b e l i u s , K E K 2 9 3 .
181 G o r d o n 9 2 .
331
5,11-12
bedeuten. Für dieses Verständnis wird die Parallelität mit V. 7-9 herangezogen. Die Schwierigkeit des Aor. »ihr saht« versucht man mit Hilfe einer »Doppelsinnigkeit« von xeXog zu lösen: es deute auf das »Ende« der Leidenszeit Hiobs, aber auch auf das »Ziel« als Telos der Geschichte. Das Verb (»ihr saht«) verweise zugleich auf Vergangenheit und Zukunft: Was Gott an Hiob tat, werde er auch für die Adressaten bereit halten. Diese Interpretation geht jedoch über den Wortlaut hinaus; die mit der Parusie ver bundene Hoffnung ist ein unabhängiger, nur implizit vom Kontext nahe gelegter Gedanke. - Gelegentlich hat man der Variante e'Xeog (statt x e X o g ) den Vorzug gege ben. Die Textbasis reicht dafür jedoch keineswegs aus. Dieselbe Wortvariation begeg net freilich auch in der Vergleichsstelle TestBenj 4 , 1 ; l'öexe oliv, xexva \iov, xov äyaQov avöoög xö xeXog bzw. eXeog 5 (der »gute Mann« ist Joseph). Ebenfalls ange führt wird TestGad 7 , 4 : »Wenn aber einer aufgrund von bösen (Taten) reich wird wie Esau beneidet ihn nicht! Das Ende des Herrn wartet ab! (ÖQOV öe wupiau exöe^ciaöe)«. Diese Stelle ist allerdings negativ ausgerichtet. Vergleichbar ist auch Hebr 13,7: »Gedenkt eurer Anführer, die euch das Wort Gottes sagten; indem ihr den Ausgang ( e x ß a a i v ) ihres Wandels betrachtet, ahmt ihren Glauben nach!« - Jak denkt am ehesten doch an das gute Ende Hiobs (wie immer sich ihm und seinen Adres saten diese Gestalt präsentierte), worin sich Gottes Erbarmen manifestiert. Nicht völ lig klar wird das Wie der Wahrnehmung durch die Adressaten. - Im Rekurs auf 1,3 f. 12 dient 5,11 noch einmal als Untermauerung des positiven Gesamtziels des Briefes, daß man nämlich beständig sein soll, um das gute Endziel zu erlangen. Das betonen »selig preisen« und »Barmherzigkeit Gottes«. Der Treue und Beharrende kann sich darauf verlassen, daß Gott ihm ein gutes Telos gewähren wird. 12 Einer besonderen Einlei tung (»vor allem . . . « ) folgt das Schwurverbot mit dreifacher Absicherung (|xr|xe). Die zweite Vershälfte ist positiv (»es soll sein . . . « ) in doppelter Ausführung (zu Ja und Nein) verfaßt, abgeschlossen durch einen negativen Finalsatz (»damit ihr nicht unter das Gericht fallt«). Viele Elemente erscheinen nur hier bei Jak: » v o r allem«, öfxvueiv, ÖQXog, äXkoc,, [irrte, xö vai, xö ou, jujtxeiv (als S i m p l e x ) . Von »Himmel« (noch 182
183
1 8 4
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190
191
1 8 2
A u g u s t S t r o b e l , U n t e r s u c h u n g e n z u m e s c h a t o l o g i s c h e n V e r z ö g e r u n g s p r o b l e m ( N o v T . S 1 1 ) , L e i d e n (Brill) 1 9 6 1 , 2 5 9 . K r i t i s c h d a z u M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 6 A n m . 8. F ü r S t r o b e l s P o s i t i o n : G o r d o n ; er leitet x e ^ o g M J Q I O V aus d e m A r a m ä i s c h e n ab, besonders aus der H a g g a d a h über den vorzeitigen A u f b r u c h der Ephraim i t e n a u s Ä g y p t e n ; d o r t finde s i c h d i e P h r a s e » v o r d e m v o n G o t t (gesetzten) E n d e « .
1 8 3
In d i v e r s e n M i n u s k e l n , s. E C M ; vgl. D i b e l i u s , K E K 2 9 4 , a u c h z u a n d e r e n V a r i a n t e n ; D i b e l i u s n o t i e r t ein generelles U n b e h a g e n a m j e t z i g e n T e x t .
1 8 4
S o G o r d o n 9 2 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 7 , d e r d a d u r c h d i e I n t e r p r e t a t i o n » d a s E n d e , d a s d e r H e r r bereitet h a t « b e s t ä t i g t sieht; es h a n d e l e s i c h u m e i n e n H e b r a i s m u s m i t G e n . o b j .
1 8 5
S. des näheren d a z u J ü r g e n Becker, D i e T e s t a m e n t e der zwölf Patriarchen ( J S H R Z I I I / l ) 133. D i e Fortset z u n g in 4 , 1 b l a u t e t » A h m t in g u t e r G e s i n n u n g s e i n e B a r m h e r z i g k e i t n a c h , d a m i t a u c h ihr E h r e n k r ä n z e t r a gen werdet«.
186 V g l d 1 8
a
z
u
S t r o b e l , V e r z ö g e r u n g s p r o b l e m 2 5 8 f.; G o r d o n 9 2 .
? Übersetzung: Becker, J S H R Z 1 1 1 .
1 8 8
D e s h a l b sei sie für J a k n i c h t v e r w e n d b a r ; s o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 0 7 A n m . 2 , g e g e n S t r o b e l , V e r z ö g e r u n g s p r o b l e m 2 5 8 A n m . 4 . D a s s e l b e gilt für W e i s h 3 , 1 9 ( D a s E n d e [xct t e X n ] eines u n g e r e c h t e n G e s c h l e c h t s ist h a r t ) .
1 8 9
" E x ß a o i g a u c h W e i s h 2 , 1 7 f. ( d i e B ö s e n r a t s c h l a g e n g e g e n d e n G e r e c h t e n : » L a ß t u n s d i e D i n g e in s e i n e m A u s g a n g p r ü f e n ; d e n n w e n n d e r G e r e c h t e S o h n G o t t e s ist, w i r d er s i c h seiner a n n e h m e n « ) .
1
9
0
1 9 1
I T Q Ö nur
noch
5,9.
K o m p o s i t u m in 1,2.
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
332
5,18) und »Erde« (5,7.17.18) ist nur in Kap 5 die Rede; beides zusammen nur hier. Kontextuell direkt verbindend ist lediglich die Warnung vor dem Gericht (V. 9 ) , indirekt allenfalls noch der Aspekt »Wahrheit« (1,18; 3,14; 5,19). Mit V. 12 endet zunächst einmal die Reihe der Imperative in der 2. Pers.Plur. Einen negativen Imp. und die Gerichtswarnung bot auch V. 9; V. 12 ist jedoch viel detaillierter ausgestaltet. - Die inhaltliche Beziehung von »vor a l l e m « bereitet Schwierigkeiten. Die Phrase könnte den Höhepunkt der bisherigen Mahnungen mit Blick auf das Eschaton dar stellen (5,7-11). Die Thematik ist zwar neu, betrifft jedoch ähnlich wie »ausharren« und »nicht gegeneinander seufzen« die intakte Binnenwelt der Gemeinde. Dagegen wird eingewandt, in V. 7-11 begegneten »Bedrängnissituation« und »Verhaltenskor rekturen«, während V. 12-18 auf »religiöses S p r e c h e n « 5 zielten. »Vor allem« beziehe sich sogar auf V. 12-18 insgesamt, nicht nur auf V. 1 2 . ? In dieselbe Rich tung deutet die Beobachtung, »vor allem« leite nach hellenistischem Briefstil am Schluß den Wunsch für Gesundheit ein; bei Jak verbinde er sich mit einer anderen Schlußformel, nämlich dem E i d . Einige Kommentatoren betonen die Isoliertheit von V. 1 2 . In der nächsten ntl. Parallele zu »vor allem« (IPetr 4,8) folgt eine solche Formulierung der Aussage (4,7), das Ende aller Dinge sei nahegekommen (jtdvxcav öe TO xeXog fiYY^xev, also ähnlich Jak 5,7-11!), und dem Ruf zu nüchternem Gebet (4,7). IPetr betont: »Vor allem habt eine anhaltende Liebe zueinander!« (4,8a). D e m schließt sich (4,8c) im Wortlaut Prov 10,12 an - was auch Jak später (5,20b) bringen wird. Die traditionsgeschichtlichen Verbindungen zwischen Jak und IPetr werden also wieder deutlicher. - »Vor allem« signalisiert eine gewisse Steigerung, jedoch kei ne Exklusivität oder massive Ü b e r b i e t u n g . Das zeigen die in hellenistischen Brie fen zumeist damit verbundenen Gesundheitswünsche. »Vor allem« kündigt lt. Konvention zugleich das baldige Ende des Briefes a n . Jak läßt also wissen, daß er noch etwas Wichtiges auf dem Herzen hat, bevor er die Schlußphase beginnt. V. 12 steht weitgehend für sich; formal, stilistisch und inhaltlich ist er jedoch eher Ab schluß von V. 7-11 als Anfang von V. 1 2 - 1 8 , unbeschadet des Signals auf das nahende Briefende. - Eide sollen die Wahrheit bekräftigen, in der Regel durch Beru fung auf eine höhere bzw. die höchste Instanz, also Gott, Götter, eigenes Leben 1 9 2
193
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196
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200
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203
1 9 2
D i e A n r e d e » m e i n e B r ü d e r « k o m m t e r s t m a l s seit 3 , 1 2 w i e d e r vor; d a n a c h n o c h m a l s in 5 , 1 9 .
1 9 3
D a n n n o c h e i n m a l V. 1 6 .
1 9 4
I m C o r p u s P a u l i n u m f i n d e t sich d a g e g e n m e h r f a c h » ü b r i g e n s ( x ö X o u t ö v ) « : Phil 3 , 1 ; 4 , 8 ; 2 K o r 1 3 , 1 1 ; l T h e s s 4 , 1 ; G a l 6,7; E p h 6,10; 2 T h e s s 3 , 1 .
195 V g l . L a w s , C o m m e n t a r y 2 1 9 f., m i t B e z u g a u f 1 , 2 6 f.: » r e l i g i o u s u t t e r a n c e « . 1 9 6
Konradt, Existenz 121 f.202; Ropes 3 0 0 .
1 9 7
So Laws, C o m m e n t a r y 220; Konradt, Existenz 2 0 2 . Anders Baker 2 7 9 .
1 9 8
Francis 1 2 5 . Vgl. W h i t e , A N R W 1 7 5 6 . J a k w ü r d e allerdings die Faktoren » E i d « u n d » G e s u n d h e i t « vertau s c h e n ; i m m e r h i n folgt d a s T h e m a » G e s u n d h e i t « a l s b a l d in V. 13 ff.!
1 9 9
D i b e l i u s , K E K 2 9 4 f. F r ü h e r r e c h n e t e m a n s o g a r m i t einer I n t e r p o l a t i o n ; s o z. B . B . W e i ß z. S t . ; vgl. M a y o r 165.
200 M i t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 1 : »>technisch< z u n e h m e n « . V g l . a u c h D i d 1 0 , 4 ü b e r d a s G e b e t . 2 0 1
N a c h d e m M o t t o » H a u p t s a c h e g e s u n d « . V g l . F r a n c i s 1 2 5 ; W h i t e , A N R W 1 7 3 5 f.; J o h n s o n , A n c B 3 2 6 ; Frankemölle, Ö T K 697.
2 0 2
F r a n c i s 1 2 5 u n t e r B e z u g a u f F. X . J . Exler, T h e F o r m o f the A n c i e n t G r e e k L e t t e r : A S t u d y in G r e e k E p i s tolography, W a s h i n g t o n (Cathol. Univ.) 1 9 2 3 , 114.
2 0 3
D e s h a l b b e s t e h t a u c h k e i n G r u n d , » v o r a l l e m « ü b e r V. 1 2 h i n a u s z u b e z i e h e n .
333
5,12 204
2
u s w . ; daher die Qualifizierung »heiliger E i d « . ° 5 Der Eid tangiert und korreliert die Bereiche des Rechts und der R e l i g i o n ; er besitzt öffentliche Relevanz. ^ In Israel ist der Eid zugleich ein Bekenntnis zum wahren Gott (vgl. Jes 49,18; 48,1; Jer 1 2 , 1 6 ) ; verständlicherweise ist der Mißbrauch ein gravierendes Vergehen gegen Gott, das Recht und die Gemeinschaft (vgl. Lev 1 9 , 1 2 ) . Sogar Gott selbst kann sich durch Eid binden (im N T : Lk 1,73; Apg 2,30; Hebr 6,17; 7 , 2 0 . 2 1 . 2 8 ) . Die Vermeidung des Gottesnamens brachte im Judentum Bezugsgrößen wie »(der) Name« (Gottes), Himmel, Jerusalem, Tempel u s w . als Ersatz in Gebrauch, was auch Jak 5,12 und Mt 5,34 f. reflektieren. Darin kann sich allerdings auch eine Abstufung als Steigerung oder Relativierung widerspiegeln; ähnliches ist in der hell.röm. Umwelt zu beobachten. »Man muß den Eid stark machen, da die einzelne Eidesformel nicht mehr g e n ü g t . « Des Schutzes bedurfte der Eid schon immer. Deshalb wird vor Meineid (Lev 19,12 u. a . ) und übereiltem Schwören (Koh 5,1 ff.) g e w a r n t . Sir 23,9-12; 27,11 mahnt: »Ans Schwören gewöhne nicht den Mund!« Denn ständiges Schwören ist Geschwätzigkeit und bringt in S ü n d e n . 5 Philo rät zur Abstufung: Möglichst gar nicht schwören; solange wie möglich den Eid hinausschieben; wenn unvermeidbar, alles genau a b w ä g e n . Josephus behauptet über die Essener, sie würden den Eid ablehnen, außer beim Eintritt in die G r u p p e . Letzteres bestätigt 4 Q 2 5 8 Frg 1,6.12. Es finden sich in Qumran jedoch Regulierungen über 206
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K l a s s i s c h z u m e i s t i m A k k . d e r P e r s o n o d e r S a c h e (wie a u c h bei J a k ) : J o h a n n e s S c h n e i d e r : T h W N T V 1 7 7 ; i m N T teilweise a u c h m i t D a t . o d e r P r ä p . °5 V g l . S c h n e i d e r : T h W N T V 1 7 7 - 1 8 5 ; A r m i n Kretzer: E W N T II 1 2 4 6 - 1 2 4 9 ; F r a n z A n n e n : E W N T II 1 3 0 1 - 1 3 0 3 . D a z u w e r d e n ggf. a u c h F o r m e l n ü b e r b ö s e F o l g e n bei F a l s c h h e i t bzw. N i c h t e i n h a l t u n g verw e n d e t . D a s S y n o n y m e n - bzw. W o r t f e l d i m N T u m f a ß t : öuvuoo (die hellenistische V a r i a n t e d e s k l a s s i s c h e n ö u v u u i ) , ÖQXog, ÖQxi£co, evoQxi^a), e^OQxi^o), (e^)oux)XoY£Ouxxi, d g v e o u m , emoQxeoo, OQxcDjxoöia. V g l . d e n E x k u r s bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 3 - 2 1 6 . B e i d e n G r i e c h e n w e r d e n z u m E i d seit früher Z e i t d i e G ö t t e r a n g e r u f e n , in h e l l e n i s t i s c h - r ö m . Z e i t u. U . a u c h K ö n i g e u n d K a i s e r (vgl. S c h n e i d e r : T h W N T V 1 7 7 , 2 9 ff.). Z u r A n r u f u n g G o t t e s i m A T s. z. B . N u m 3 0 , 3 ; J o s 2 , 1 2 f.; l S a m 2 0 , 4 2 ; Ps 1 3 2 , 2 . D a r i n b e s t e h t eine D i f f e r e n z z u m G e l ü b d e , d a s i m Privaten u n d o h n e M i t w i s s e r g e s c h e h e n k a n n . 208 M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 3 . - Z u m j ü d . H i n t e r g r u n d d e s G e l ü b d e s (hier b e z o g e n a u f A p g 2 1 , 2 3 f.) vgl. n o c h J a c o b N e u s n e r , V o w - T a k i n g , the N a z i r i t e s , a n d the L a w : D o e s J a m e s ' A d v i c e to P a u l A c c o r d w i t h H a l a k h a h ? , in: C h i l t o n / E v a n s 5 9 - 8 2 . I m D e k a l o g E x 2 0 w i r d s o w o h l d e r M i ß b r a u c h d e s G o t t e s n a m e n s (V. 7 ) als a u c h d a s F a l s c h z e u g n i s g e g e n d e n N ä c h s t e n (V. 1 6 ) u n t e r s a g t . ° I m A T : G e n 2 6 , 3 ; N u m 1 4 , 2 8 ; D t n 3 2 , 4 0 ; J e r 1 1 , 5 ; M i 7 , 2 0 ; vgl. G e n 2 2 , 1 6 - 1 8 ; 2 8 , 1 3 - 1 5 . I n Q u m r a n : 4 Q 2 1 6 II 2; 4 Q 3 7 8 F r g 1 1 , 3 ; z u d e n E s s e n e r n vgl. M a r t i n , W B C 1 9 8 . V g l . P h i l o L e g A l l 3 , 2 0 3 ff.; S a c r A b C a i n 9 1 ff.; S p e c L e g 2 , 5 »Teile des K o s m o s « (vgl. D i b e l i u s , K E K 2 9 6 ) . Ferner: D a m 1 5 , 1 » w e d e r bei A l e p h u n d L a m e d n o c h bei A l e p h u n d D a l e t h « . R a b b i n i s c h e s M a t e r i a l bei Str.-B. I 3 2 2 - 3 2 5 . S c h n e i d e r : T h W N T V 1 7 7 , 4 0 . S o s c h w ö r t m a n u. a. bei d e s K a i s e r s S i e g , S e l i g k e i t , G e n i u s ( B e i s p i e l e e b d . ) . 2
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S o a u c h P s P h o k y l i d e s 16 f.: » D o n o t c o m m i t perjury, neither i g n o r a n t l y n o r willingly. T h e i m m o r t a l G o d h a t e s a perjurer, w h o s o e v e r it is w h o has s w o r n « ; U b e r s e t z u n g : v a n d e r H o r s t , S e n t e n z e s 1 2 3 ; d o r t a u c h hellenistische Vergleichsstellen, u. a. d i e T e x t e bei S t o b I I I 2 7 mgi OQKOV u n d III 2 8 Jtegl ejtiOQXiag. U m f a s s e n d i n f o r m i e r t F i t z g e r a l d , Perjury.
Vgl. H . Seebaß: T R E 9 (1982), 377. 5 V g l . d a z u H o p p e 1 1 0 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 9 9 . Z w e i m a l ( 2 3 , 1 1 ; 2 7 , 1 4 ) ist hier v o n e i n e m » V i e l s c h w ö r e r « ( n u r hier in d e r L X X ) d i e R e d e . Philo S p e c L e g II 2 - 3 8 ; D e c a l 8 4 - 9 5 : h i n a u s z ö g e r n , g e n a u b e d e n k e n . V g l . K o l l m a n n , S c h w u r v e r b o t 1 8 4 - 1 8 6 . J o s e p h Bell 2 , 1 3 5 . 1 3 9 ff.; A n t 1 5 , 3 7 1 f. E b e n f a l l s P h i l o P r o b 8 4 . V g l . K o l l m a n n , S c h w u r v e r b o t 1 8 6 - 1 8 8 ; Dibelius, K E K 295; Mußner, Jakobusbrief 214.
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VII. G e d u l d , Gebet u n d anderes z u m U m g a n g untereinander 2
das Schwören: ^ als Selbstverpflichtung ( 4 Q 2 0 1 III 1 ff.; 4 Q 2 0 2 117), Enthaltsamkeitsglübde (1 I Q 19 LIII 14- L I V 5), gegen Meineid ( 4 Q 4 1 6 Frg 2; V 8 f.; 4 Q 4 1 8 Frg 10,9), auf freiem Feld (Dam 9,8-12). Die Rabbinen kennen verschiedene Eide und wenden sich gegen zu häufiges Schwören. ^ Vorbehalte gab es auch in der hell.röm. Welt, so bei P y t h a g o r a s und Epiktet: »Lehne einen Eid völlig ab, wenn du kannst, wenn das nicht möglich ist, (lehne ab) soweit es die Umstände erlauben« (Epic Ench 3 3 , 5 ) . - Ein radikales Eidesverbot existiert nur in der frühchristlichen Tradition, nämlich M t 5,33-37 und Jak 5,12. Diskutiert wird in der Forschung dar über, welche der beiden Versionen ursprünglicher sei und ob das Verbot auf Jesus zurückgehe. Gemeinsam haben beide Texte: (1) die Wörter jir| und öfxvuoo (bei Jak im Imp., bei M t im Inf. A o r . 3 ) , (2) eine ^ir|T8-Kette, und zwar mit vier Gliedern bei M t und drei bei Jak; (3) die Faktoren Himmel und Erde; M t fügt an: Jerusalem, dein Haupt; Jak: »irgendeinen anderen Eid«; (4) den positiven Kontrast mit den Faktoren »es sei« (Mt: eoxü), Jak: fjxco) i>|itt>v, v a i vai, sowie ov ov, bei M t zusammen mit 6 X,öyog. M t hat zusätzlich: (1) die Einleitung als Antithese mit Bezug auf Lev 19,12; (2) die Notiz »überhaupt« (ötang V. 34a); zu den vier jir|T8-Aussagen jeweils eine öxiBegründung, die drei ersten davon als Schriftworte; (4) eine Schlußnotiz V. 37b: »was über diese(s) hinaus (-geht), ist vom B ö s e n « . Spezifisch bei Jak ist die ab schließende Warnung, dem Gericht zu verfallen; damit paßt Jak das Logion in seinen Kontext ein. Der mt Text zeigt mehrfache Bearbeitungslemente: (1) als vierte Anti these in M t 5,21 ff.; (2) die Belehrungen in den öxi-Sätzen; (3) wahrscheinlich auch das vierte Glied (»dein Haupt«, V. 36), das stilistisch und inhaltlich aus dem Rahmen fällt. M t behandelt die Thematik später noch einmal ( 2 3 , 1 6 - 2 2 ) in der Polemik gegen die Pharisäer; dort heißt es: Differenzierungen zwischen Tempel und Tempelgold oder Altar und Altar-Gabe beim Schwören seien sinnlos, denn der Eid beziehe sich auf Gott (V. 22: »Wer beim Himmel schwört, schwört beim Thron Got tes und bei dem darauf Sitzenden«). Die kurze, prägnante, sentenzenhafte Form bei Jak wird demgegenüber die ältere s e i n , obwohl »noch irgend einen anderen Eid« 21
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V g l . d a s R e g i s t e r bei M a i e r I I I 3 1 6 . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 4 , notiert: D a m 9 , 9 f.; 1 5 , 1 ; 1 6 , 8 f . 1 0 f.
9 Str.-B. I 3 2 2 - 3 2 5 .
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D i b e l i u s , K E K 2 9 5 , notiert D i o g L a e r t 8 , 2 2 ; I a m b l V i t P y t h 4 7 ; K o l l m a n n , S c h w u r v e r b o t 1 8 1 f., b r i n g t
2 2 1
Ü b e r s e t z u n g n a c h W. A . O l d f a t h e r , L o e b C l a s s i c a l L i b r a r y . - Pslsocr. D e m 2 3 läßt e i n e n E i d n u r z u als (1)
D i o g L a e r t 8 , 2 2 - 2 4 ; I a m b l V i t P y t h 9 , 4 7 ; 2 8 , 1 4 4 . 1 5 0 u n d Philostr V i t A p o l l 6 , 1 9 (s. a u c h e b d . A n m . 1 1 - 1 3 ) . S e l b s t s c h u t z g e g e n s c h ä n d l i c h e V o r w ü r f e o d e r (2) u m F r e u n d e a u s einer G e f a h r z u retten; n i e m a l s soll m a n bei G e l d g e s c h ä f t e n s c h w ö r e n . 2 2 2
V g l . G e r h a r d D a u t z e n b e r g : T R E 9 ( 1 9 8 2 ) , 3 8 0 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 0 ff.; U l r i c h L u z , D a s E v a n g e l i u m
2 2 3
In M t 5 , 3 6 s t e h t A o r . K o n j . 2 . Pers. Plur.
2 2 4
Vgl. J o h . Schneider: T h W N T V 180.
2 2 5
S i e d ü r f t e r e d a k t i o n e l l v o n M t s t a m m e n ; m i t G e o r g Strecker, D i e B e r g p r e d i g t . E i n e x e g e t i s c h e r K o m m e n
2 2 6
W a h r s c h e i n l i c h S p u r e n v o n k a t e c h e t i s c h e m G e b r a u c h ; vgl. A r m i n K r e t z e r : E W N T II 1 2 4 8 ; W o l f g a n g T a l
n a c h M a t t h ä u s ( E K K 1/1) 2 8 0 f.; W i t h e r i n g t o n 2 4 1 f.
tar, G ö t t i g e n ( V & R ) 1 9 8 4 , 8 4 : » E i n e M i n d e s t f o r m e l soll v e r w e n d e t w e r d e n . . . « . ling, D a s w a h r e Israel. S t u d i e n z u r T h e o l o g i e d e s M a t t h ä u s e v a n g e l i u m s ( E T h S t 7 ) , L e i p z i g (St. B e n n o ) 1959, 184. 227 V g l . j . S c h n e i d e r : T h W N T V 1 8 2 f.; d o r t a u c h z u j ü d . V e r g l e i c h s m a t e r i a l . 2 2 8
M i t J . S c h n e i d e r : T h W N T V 18 f. u. v. a. S. a u c h J u s t A p o l I 1 6 , 5 . N a c h Z e l l e r 1 2 5 h a t t e d e r M a h n s p r u c h g e m ä ß w e i s h e i t l i c h e r T r a d i t i o n v o n A n f a n g a n e i n e B e g r ü n d u n g ; sie sei » a m e h e s t e n n o c h bei J a k e r h a l t e n « ; so auch Frankemölle, Ö T K 7 0 1 .
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eine redaktionelle Abrundung des Jak sein d ü r f t e . Jak betont das Verbot des Eides, M t zugleich die Unsinnigkeit allen Jonglierens damit. - Das Schwurverbot steht im N T freilich für sich allein. Nicht einmal bei M t ist die Linie konsequent durchgehal ten (vgl. 23,16-22; 26, 72.74: Petrus). Paulus verwendet mehrfach Eidesformeln (IThess 2,5.10; Phil 1,8; 2Kor 1,23; 11,31; R o m 1,9; 9 , 1 ) . 3 0 Auch der Hebr »folgt ... ganz unbefangen der jüdisch-hellenistischen Tradition« (s. 6,13.16; 7,20 fF.); vgl. auch Apk 10,6. Aus diesen und aus formgeschichtlichen 3 Gründen hat man vorgeschlagen, 33 das Verbot stamme nicht von Jesus, sondern aus einem radikalen Juden-Christentum unter Einfluß von weisheitlichen und apokalyptischen Strömun gen. Daß Jak sich nicht ausdrücklich auf ein Herren-Wort beruft, könnte ebenfalls darauf hinweisen; allerdings unterläßt Jak auch anderswo solche Hinweise. Man soll te Jak jedoch nicht unbedingt als Zeugen für ein Juden-Christentum vereinnahmen. - Ein weiterer Aspekt ergibt sich bei der Fortsetzung über J a und N e i n . 3 4 Bei Jak steht das zweite Wort jeweils eindeutig prädikativisch: »Ja ist Ja, Nein ist Nein«. Das selbe kann auch bei M t der Fall sein; möglicherweise entwickelte sich jedoch auch eine Art Beteuerungsformel: »Eure Rede sei Ja-Ja, Nein-Nein«. 35 Wahrscheinlich ist die Verdoppelung jedoch als Verstärkung gemeint: »Eure Rede sei unbedingt w a h r « . 3 6 E i a l Streitfrage ist, ob 2Kor 1,17-20 als Beleg für ein Jesus-Wort wie in M t 5/Jak 5 gelten darf; 37 der Text (speziell V. 17) ist zudem in sich schwierig. 38 D a sich Jak ohnehin expressis verbis nicht auf ein Herrenwort bezieht, kann die Fra2
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E s m u ß offen b l e i b e n , o b J a k d e n H i n w e i s a u f J e r u s a l e m , T e m p e l usw. (bei M t ) b e w u ß t streicht u n d d u r c h e i n e a l l g e m e i n e W e n d u n g ersetzt. V g l . W i n d i s c h 3 2 ; J . S c h n e i d e r : T h W N T V 1 8 1 A n m . 5 7 . Falls er d e n H i n w e i s s t r i c h , g e s c h a h d a s n i c h t n u r w e g e n d e r S i t u a t i o n n a c h d. J . 7 0 , s o n d e r n weil J a k a n s o l c h e n A n g a b e n generell k e i n I n t e r e s s e zeigt.
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2 3
P a u l u s ruft G o t t als Z e u g e n a n . - D e s h a l b m e i n t H e n g e l , P o l e m i k 2 6 0 f., J a k ziele hier d i r e k t a u f P a u l u s .
* J . S c h n e i d e r : T h W N T V 1 8 3 f.
2 3 2
U . a. w e g e n einer f e h l e n d e n » A m e n « - E i n l e i t u n g . V g l . d a z u j e d o c h J . S c h n e i d e r : T h W N T V 1 8 4 f.: A m e n ist k e i n E i d - W o r t .
2 3 3
G . D a u t z e n b e r g , S c h w u r g e b o t ; d e r s . , T R E 9 ( 1 9 8 2 ) , 3 8 0 f.
2 3 4
L t . P a p e II 2 2 7 u n d L - S - J 1 1 5 9 f i n d e t s i c h d o p p e l t e s v a i bereits bei S o p h o k l e s u n d A r i s t o p h a n e s ; v a i
2 3 5
V g l . Strecker, D i e B e r g p r e d i g t 8 4 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 5 f.
2 3 6
E . K u t s c h ; E u r e R e d e sei j a j a , n e i n nein: E v T h 2 0 ( 1 9 6 0 ) , 2 0 6 - 2 1 8 . V g l . a b e r a u c h Strecker, B e r g p r e d i g t
k o m m t oft in E i d e n vor.
8 4 ; L u z , M t I ( E K K 1/1) 2 8 0 A n m . 2 ; 2 8 5 A n m . 4 4 . E s g i b t in d e r j ü d . T r a d i t i o n n u r zwei s p ä t e B e l e g e für ein D o p p e l - J a als S c h w u r e r s a t z : s l a v H e n 4 9 , 1 (christlich?) b S c h b u 3 6 a ; s. S t r . - B . I 3 3 7 . B u r c h a r d , H N T z. St.: » E s f o l g e n zwei S ä t z e , d i e w o h l n i c h t d a s E i d v e r b o t d o p p e l n (kein E i d , n u r J a u n d N e i n o h n e S c h w u r f o r m e l ; a u c h nicht: k e i n E i d , erst recht k e i n M e i n e i d ) , s o n d e r n ... d e n E i d ver- u n d W a h r h a f t i g k e i t g e b i e ten«. J a k d e n k e vor allem an »alltägliche K o m m u n i k a t i o n
nicht an Amtseide, Loyalitätseide
E i d e vor
Gericht oder eidliche Selbstverpflichtungen«. 2 3 7
D a g e g e n w e n d e t s i c h z. B . C h r i s t i a n Wolff, D e r zweite B r i e f d e s P a u l u s a n d i e K o r i n t h e r ( T h H K 8 ) , B e r lin ( E V A ) 1 9 8 9 , 3 4 f. - B e i M t 5 k ö n n t e E p a n a d i p l o s i s ( V e r d o p p l u n g ) v o r l i e g e n (vgl. B - D . R § 4 9 3 , 1 - 2 ) ; s. d a z u a u c h G . S t ä h l i n : N o v T 5 ( 1 9 6 2 ) , 1 1 6 - 1 2 1 .
2 3 8
Z u d e n t e x t k r i t i s c h e n P r o b l e m e n s. bei Wolff, 2 K o r 3 5 A n m . 3 3 . - V i c t o r P a u l F u r n i s h , II C o r i n t h i a n s ( A n c B ) , N e w Y o r k ( D o u b l e d a y ) 1 9 8 4 , 1 3 5 , v e r g l e i c h t T e r e n z , E u n u c h 2 5 1 - 2 5 3 (zitiert v o n C i c L a e l i u s d e A m i c i t i a 2 5 , 9 3 ) ; a b e r d o r t h a n d e l t es sich u m e i n e n O p p o r t u n i s t e n , d e r a n d e r e r L e u t e J a bzw. N e i n n u r b e k r ä f t i g t . - R u d o l f B u l t m a n n , D e r zweite B r i e f a n d i e K o r i n t h e r ( K E K ) , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 7 6 , 4 3 , g i b t m i t » s o d a ß i c h z u gleicher Z e i t J a u n d N e i n g e s a g t h ä t t e « wieder. - A b g e s e h e n v o n 1 , 1 7 a , stellt s i c h j e d o c h d i e F r a g e , o b V. 1 7 b ü b e r h a u p t p r ä d i k a t i v i s c h z u v e r s t e h e n ist. P a u l u s b e k r ä f t i g t in V. 1 8 - 2 0 » C h r i s t u s ist G o t t e s J a u n d A m e n « . Ist V. 1 7 b ( d a n n n i c h t als F r a g e s a t z ) e t w a m i t V. 18 z u v e r b i n d e n ?
336
VII. G e d u l d , Gebet u n d anderes z u m U m g a n g untereinander 239
ge der Herkunft des Schwurverbots hier auf sich b e r u h e n . Ein wichtiges Wort ist die Anweisung für Jak allemal. Sein Anliegen ist primär die Wahrhaftigkeit und Ver läßlichkeit, wie der Kontrast in V. 12b (Ja/Nein) zeigt. Daneben zielt er auf die Ver meidung jeden Eides (V. 12a). Die Gerichtsdrohung dient der Verstärkung, gibt aber keinen Sachgrund an. Weshalb die Vorrangigkeit? Welches Schwören ist gemeint, etwa nur »das Schwören im V e r k e h r « , nicht »vor dem öffentlichen G e r i c h t « ? Betrifft das Eidesverbot »primär den binnenkirchlichen R a u m « ? Für den Bereich der Geschäftspraktiken könnte 4,1 ff. herangezogen werden; für den binnenkirch lichen Gebrauch würde evtl. der Kontext 5,7 ff. (speziell V. 9) sprechen. Denkbar ist auch (und das ist wahrscheinlicher), daß im Außenverkehr mit der »Welt« (vgl. 4,4) der Eid primär aus religiösen Gründen - mit Anrufung von Göttern u s w . - ver mieden werden soll (vgl. 2,19). Der Eid spielte nämlich (auch in hell.-röm. Zeit) eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben. ^ Es gab den Beamten-, Bürger- und den Richtereid; den Eid vor Gericht; dazu Eide bei Rechtsgeschäften, Beurkundungen, in Verwaltung und Steuerwesen. Jak könnte die Adressaten vor solchen Kontakten bewahren wollen, unbeschadet einer klaren innerkirchlichen Regelung. Die Formu lierung läßt breiten Anwendungsraum. - Die Rezeptionsgeschichte von Jak 5,12 (und noch mehr von M t 5,33-37) zeigt für den öffentlichen Bereich ungleich größe re Probleme als für den innerkirchlichen. Z u differenzieren ist beim Eid vor allem zwischen dem assertorischen (Bestätigung eines Tatbestandes, mit der Frage: Ist die Aussage in bezug auf Vergangenheit bzw. Gegenwart wahr?) und dem promissori schen im allgemeinen Sinn (Versprechen, mit der Frage: Kann man etwas für die Zukunft zusagen?) bzw. als Verpflichtung auf eine bestimmte Person oder Größe (Treueid u s w . ) . Ebenfalls zu unterscheiden sind die Aspekte Wahrhaftigkeit, 240
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2 4 3
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248
2 3 9
249
D i e A r g u m e n t e gegen eine H e r l e i t u n g v o n Jesus sind m. E . weder formal n o c h inhaltlich überzeugend. W a r ein » r a d i k a l e s J u d e n c h r i s t e n t u m « s o viel » r a d i k a l e r « als J e s u s selbst?
2 4 0
M a r t i n , W B C 1 9 9 f., m e i n t , J a k w e n d e s i c h g e g e n r e v o l u t i o n ä r e S c h w ü r e d e r S i k a r i e r u n d Z e l o t e n .
2 4 1
So Windisch 33.
2 4 2
S o D i b e l i u s , K E K 2 9 6 : e i n e C h r i s t i a n i s i e r u n g d e r s o z i a l e n Z u s a m m e n h ä n g e liegt n o c h n i c h t vor. A h n l i c h Mußner, Jakobusbrief 212.
2 4 3
S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 0 2 ; d i e S i t u a t i o n » v o r G e r i c h t « treffe d a g e g e n a u f 2 , 6 u n d 4 , 1 l b z u . - A b e r w o benötigt m a n binnenkirchlich einen Eid?
2 4 4
E i n s c h l i e ß l i c h d e r P e r s o n d e s K ö n i g s o d e r K a i s e r s . D i e E i d e s f o r m e l w u r d e s t a a t l i c h festgelegt. V g l . J o h . S c h n e i d e r : T h W N T V 4 5 9 . Z u r B e z i e h u n g z w i s c h e n E i d u n d R e l i g i o n bei d e n G r i e c h e n s. F i t z g e r a l d , Per j u r y 1 6 9 f. T h e o l o g i s c h m o t i v i e r t e E i d e s k r i t i k g a b es a u c h i m h e l l e n i s t i s c h e n R a u m : K o l l m a n n , S c h w u r v e r b o t ; F i t z g e r a l d , P e r j u r y 1 7 3 - 1 7 6 ( » P e r j u r y w a s ... a c o n s p i c u o u s f o r m o f d o e ß e i a [>impiety<]«, 1 7 3 , » a religious offense p u n i s h a b l e b y the divine«, 1 7 5 ) .
2 4 5
E i n z e l h e i t e n bei F i t z g e r a l d , P e r j u r y 1 6 0 ff.
246 v l . g
Peter L a n d a u : T R E 9 ( 1 9 8 2 ) 3 8 2 ff.; U l r i c h E i b a c h . E v L T h G I ( 1 9 9 2 ) , 4 8 1 f. I n n e r k i r c h l i c h e r h o b
sich d a s P r o b l e m d o r t , w o (wie b e s o n d e r s i m K a t h o l i z i s m u s ) K i r c h e n r e c h t u n d - g e r i c h t s b a r k e i t a u s g e b a u t wurden. D i e Katharer u n d später die T ä u f e r (Mennoniten) u n d Q u ä k e r verweiger(te)n den E i d wegen des V e r b o t s d u r c h J e s u s ( B i b l i z i s m u s ) u n d w e g e n d e r A b l e h n u n g einer S e l b s t v e r p f l i c h t u n g g e g e n ü b e r M e n schen ( L a n d a u 3 8 8 ) . 2 4 7
2 4 8
F ü r d i e g r i e c h . T r a d i t i o n vgl. F i t z g e r a l d , P e r j u r y 1 7 6 f. J . S c h n e i d e r : T h W N T V 4 5 9 ; in d e r T h e o r i e d e r A n t i k e s t e ht d e r p r o m i s s o r i s c h e E i d i m V o r d e r g r u n d . D e r T r e u e i d ( L o y a l i t ä t s e i d ) k o m m t in d e r K i r c h e n g e s c h i c h t e erst viel s p ä t e r z u r G e l t u n g , n ä m l i c h i m K o n text g e r m a n i s c h e r T r a d i t i o n . V g l . E i b a c h : E v L T h G I ( 1 9 9 2 ) , 4 8 2 ; L a n d a u : T R E 9 ( 1 9 8 2 ) , 3 8 3 f . 3 8 9 : » D a s Untertanenverhältnis des römischen Bürgers beruhte nicht a u f einem Treueid« ( 3 8 3 ) .
2 4 9
D i e V e r e i d i g u n g d i e n t d e r W a h r h e i t s f i n d u n g ; M e i n e i d w i r d be s t ra f t .
5,12 250
337
251
252
religiöses Bekenntnis , Geschichtlichkeit und Verpflichtungswerte . Inmitten solcher Differenzierungen ist die primäre Intention des Jak zu beachten, nämlich die Wahrhaftigkeit herauszustellen. Die Vermeidung des Eides dient als Zeichen dafür. Ebenfalls spielt der Mißbrauch religiöser Größen (»Himmel und Erde«) eine Rolle; dazu kommt evtl. die Distanzierung von öffentlichen (»heidnischen«) Eidesformeln. Aufgrund von V. 12b hat Jak den assertorischen Aspekt im Blick, nicht den promissorischen. Er zielt auf die Transparenz des Christen und seiner Aussagen. Die Bekräftigung ist ein Bekenntnisakt, keine Verpflichtung auf bestimmte Größen. Für den öffentlichen Bereich kann man nur folgern, daß Jak Kompromisse aller Art mit der »Welt« abblocken möchte. Daß sich Bekenntnissituationen auch wandeln können, steht nicht mehr auf dem Blatt des Jakobus. 53 2
Vorbemerkungen
zu 5>13-18 (Gedankengang,
Akzente)
O b w o h l d i e Verse eine R e i h e v o n Einzelheiten z u s a m m e n s t e l l e n u n d der K o n n e x z w i s c h e n d i e s e n teilweise n u r m i t t e l b a r ist, stellen sie i m Z u s a m m e n h a n g des Briefes — g e r a d e g e g e n d e s s e n E n d e eine insofern g e s c h l o s s e n e E i n h e i t dar, als sie z u m G e b e t e r m u t i g e n . In der R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e spielt d e r A b s c h n i t t (speziell V. 1 4 - 1 6 ) eine b e d e u t s a m e R o l l e . In der R ö m i s c h - K a t h o l i s c h e n K i r c h e d i e n t er als Schriftbeleg für d a s S a k r a m e n t d e r » e x t r e m a u n c t i o « , h e u t e z u m e i s t » K r a n k e n s a l bung« genannt.
2 5 4
In m a n c h e n evangelischen K i r c h e n (speziell d o r t , w o d i e Ä l t e s t e n - T r a d i t i o n
gepflegt w i r d ) w i r d in F ä l l e n schwerer K r a n k h e i t w e n i g s t e n s h i n u n d w i e d e r d e r B r a u c h , » n a c h J a k o b u s 5 zu handeln«, g e ü b t .
2 5 5
A n g e s i c h t s dieser W i r k u n g s - u n d A u s l e g u n g s g e s c h i c h t e
2 5 6
emp-
fiehlt es s i c h u m s o mehr, s o r g f ä l t i g a u f d i e A k z e n t e bei J a k z u a c h t e n . 1. Zentrales M o t i v ist d a s G e b e t . D e r W o r t s t a m m
(JTQOO-)EI>X- dominiert
dabei;
daneben
erscheint e i n m a l öerjöig (V. 1 6 c ) ; a u c h iJxxAAeiv (V. 1 3 b ) d a r f m a n d a z u r e c h n e n . D a s B e t e n g e schieht teils o h n e b e s o n d e r e Z i e l s e t z u n g (V. 1 3 a . b . l 6 c ) , z u m e i s t aber m i t B l i c k a u f eine Ä n d e r u n g
2 5 0
2 5 1
2 5 2
2 5 3
2
3
2
54 V g l . L T h K V I ( 1 9 9 7 ) , 4 1 8 - 4 2 3 ( P a u l - G e r h a r d M ü l l e r , G i s b e r t G r e s h a k e ) ; L T h K V I ( 1 9 6 1 ) , 5 8 5 - 5 9 1 (Fr. M u ß n e r , K . R a h n e r , M . F r a e y m a n ) ; z u V a t i c a n u m I I e b d X I I ( 1 9 6 6 ) , 6 9 f. 1 8 7 f. (die T e x t e s t e h e n unter: H l . L i t u r g i e I I I 7 3 - 7 5 ; K i r c h e I I 1 1 ) . E i n s c h l ä g i g e T e x t e d e s T r i d e n t i n u m b e i D e n z i n g e r 9 9 . 3 1 5 . 4 2 4 . 4 6 5 . 6 6 9 . 7 0 0 . 9 0 7 f £ 9 2 6 ff. u. a. I n C I C 9 3 7 - 9 4 7 w i r d festgelegt: für S c h w e r k r a n k e , n u r d u r c h Priester v e r m i t t e l b a r , g e w e i h t e s Ö l ; u. a. soll d i e G n a d e d e s H l . G e i s t e s S ü n d e n r e s t e tilgen. K r i t i k ä u ß e r t e bereits C a j e t a n d e V i o ( 1 4 6 9 - 1 5 3 4 ) : J a k rede nicht v o m S a k r a m e n t der Ö l u n g , s o n d e r n erinnere nur an d i e Salb u n g e n d u r c h J e s u s ; z u d e m w e r d e n u r c o n d i t i o n a l i t e r v o m S ü n d e n e r l a ß g e s p r o c h e n ; schließlich sei v o n m e h r e r e n Priestern d i e R e d e ( M e i n e r t z 2 1 8 ) . Z u r regen i n n e r k a t h o l i s c h e n D i s k u s s i o n s. d e n E x k u r s 1 3 b e i Frankemölle, Ö T K 7 2 9 - 7 3 2 . T r a d i t i o n e l l o h n e b e s o n d e r e B e t o n u n g des Heilungswunders; letzteres findet m a n s t ä r k e r i n s o g . c h a r i s m a t i s c h e n G r u p p e n . V g l . e t w a i d e a D o k u m e n t a t i o n (Wetzlar) M ä r z 2 0 0 0 , 1 5 f. E i n e g e m ä ß i g t e , e v a n g e l i k a le P o s i t i o n b e i S h o g r e n . 56 V g l . weiter: M a x M e i n e r t z , D i e K r a n k e n s a l b u n g J a k 5 , 1 4 f.: B Z 2 0 ( 1 9 3 2 ) , 2 3 - 3 6 ; C o p p e n s 2 0 1 - 2 0 7 ; K . C o n d o n , T h e S a c r a m e n t o f H e a l i n g (Jas. 5 : 1 4 - 1 5 ) : S c r i p t u r e 11 ( 1 9 5 9 ) , 3 3 - 4 2 ; M . F. U n g e r , D i v i n e H e a ling: B S a c 1 2 8 ( 1 9 7 1 ) , 2 3 4 - 2 4 4 ; H a y d e n 2 5 8 - 2 6 6 ; W o l f g a n g S c h r ä g e , H e i l u n d H e i l u n g i m N e u e n T e s t a ment: E v T h 4 6 (1986), 197-214; Wilkinson 3 2 6 - 3 4 5 ; Shogren 99-108; Kollmann, Wundertäter 3 4 4 - 3 4 7 ; J . M i c h l , S ü n d e n b e k e n n t n i s u n d S ü n d e n v e r g e b u n g in d e r K i r c h e d e s N e u e n T e s t a m e n t s : M T h Z 2 4 ( 1 9 7 3 ) , 1 8 9 - 2 0 7 ; H . Frankemölle: N B L II ( 1 9 9 2 ) , 1 0 9 - 1 1 1 ; Karl Barth, Kirchliche D o g m a t i k I I / l , 5 7 4 ; III/4, 421;Karris.
2 5 5
2
V o r a l l e m d i e F o r m e l » S o w a h r m i r G o t t helfe«. In Hinblick a u f die Voraussetzungen u n d Konstellationen. K o n k r e t e P e r s o n e n o d e r a b s t r a k t e W e r t e (wie e t w a d i e V e r f a s s u n g ) . S o b e i m ö f f e n t l i c h e n A u f t r e t e n in p o l i t i s c h e n I n s t i t u t i o n e n , w o d i e (freiwillige) B e r u f u n g a u f G o t t z u m A u s d r u c k der Christlichkeit werden kann.
338
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
der Verhältnisse - positiv (V.14 f . l 6 a - b . l 8 ) oder a u c h negativ (V. 1 7 b - c ) . D a s G e b e t »vermag« etwas (icr/uei, V. 1 6 c ) ; es ist selbst S u b j e k t einer H a n d l u n g (V. 15a, parallel zu der des » H e r r n « ; 1 6 c ) . E i n e Qualifizierung u n d zugleich E i n s c h r ä n k u n g erfolgt durch die Genitive »des G l a u b e n s , des G e r e c h ten« (V. 15a. 16c); Beten erfordert s o m i t den richtigen personalen H i n t e r g r u n d in der Einstellung des Beters (Vertrauen, Gerechtigkeit). Als Beter erscheinen verschiedene Personen: durch unterschiedliche L e b e n s l a g e n Betroffene (V. 1 3 ) , Älteste (V. 1 4 ) , alle C h r i s t e n (V. 1 6 b ) , Elia (V. 17 f.). D e r D u k tus aller A u s s a g e n lautet: Z u t r a u e n , Zuversicht, Verheißung, Wirkkraft. 2 . Z u n ä c h s t wendet sich J a k einigen Lebenssituationen zu, die in besonderer Weise z u m Beten rufen (V. 1 3 - 1 5 c ) . N e u e r u n g e n bietet V. 1 3 a . b k a u m ; u n d wohl a u c h in V. 1 4 - 1 5 c greift J a k a u f eine bestehende Praxis zurück, an die vielleicht erinnert werden m u ß . S c h o n v o m U m f a n g her fällt das G e w i c h t hier a u f die H e i l u n g s p r a x i s , w o b e i V. 14 f. dreifach betont, d a ß die S a l b u n g » i m N a m e n des H e r r n geschieht« u n d d a ß »das G e b e t des G l a u b e n s « bzw. der H e r r die W e n d e z u m Besseren herbeiführen. D i e E r w ä h n u n g der Ö l s a l b u n g geschieht eher beiläufig (V. 1 4 b , i m Part.); es fehlt jedes Anzeichen irgendeiner »tieferen« religiösen Erlebnisvermittlung d a b e i . In V. 1 5 c - 1 6 b liegt der Akzent v o r ü b e r g e h e n d a u f S ü n d e , V e r g e b u n g u n d Bekenntnis. A b V. 16c wird generell die Kraft des G e b e t s n o c h einmal hervorgehoben. E s fällt auf, wie J a k in V. 1 5 c - 1 6 a therapeutisches u n d soteriologisches Vokabular ineinander übergehen läßt (ÖÜ)£Ü), eyeioo), iaofxai, a u c h aqpiTjux. In V. 1 6 a - b weitet sich die Perspektive v o n d e n Einzelfällen z u m kollektiven »ihr« u n d z u m Verhältnis a u f G e g e n seitigkeit (zweimal & M J ] X - ) D e r ekklesial-sozial-therapeutische A s p e k t v o n S ü n d e n b e k e n n t n i s u n d G e b e t wird betont; i m G e s a m t g e f ü g e des Briefes spielt er eine wichtige Rolle (Zerstrittenheit der Beziehungen untereinander u n d zur »Welt«). D i e B e d e u t u n g der A u s s a g e wird durch Z u s a g e (V. 1 6 c , ein apodiktischer B e h a u p t u n g s s a t z ) u n d biblisches Beispiel (V. 17 f.) ausführlich unterstrichen. 2 5 7
3. D i e Rolle der Ältesten ist begrenzt. S c h o n V. 15 erwähnt sie nicht mehr, s o n d e r n verlagert das Subjekt a u f » G e b e t « bzw. »der H e r r « , g a n z zu schweigen v o n V. 16, w o unterschiedslos alle als A g i e rende u n d » E m p f ä n g e r « v o n B e k e n n t n i s bzw. Fürbitte erscheinen - eine A r t » D e m o k r a t i s i e r u n g » im S i n n der bei J a k auch sonst b e g e g n e n d e n G e s a m t v e r a n t w o r t u n g aller Christen für die K i r c h e . D i e Ältesten tauchen n i r g e n d w o sonst bei J a k auf, geschweige d e n n als Ansprechpartner für die » G e s u n d u n g « der Gemeindeverhältnisse. Angesichts der klaren reziproken A u s r i c h t u n g in V. 1 6 a (»bekennt einander . . . « ) sollte m a n für V. 15 nicht zurückschließen, der K r a n k e h a b e nicht nur die S ü n d e n bekannt, s o n d e r n dieses g e g e n ü b e r d e n Ältesten g e t a n . D i e Rolle der Ältesten beschränkt sich also in V. 14 a u f ihren D i e n s t an K r a n k e n u n d hat, v o m D u k t u s des Kontextes her betrachtet, ihren S c h w e r p u n k t i m G e b e t . 2 5 8
2 5 9
2 6 0
4. D e r A s p e k t » m i t Ö l salben« ist J a k v o n der T r a d i t i o n her w i c h t i g g e n u g , ihn nicht u n e r w ä h n t zu lassen; der T e x t V. 14 f. w ü r d e sich freilich a u c h o h n e diesen H i n w e i s p r o b l e m l o s als in sich s t i m m i g u n d v o l l s t ä n d i g verstehen l a s s e n . D e u t l i c h herausgestellt s i n d d a g e g e n d i e m i t V. 14 ff. v e r b u n d e n e n H o f f n u n g e n , z u m a l für d e n K r a n k e n : »der H e r r w i r d ihn aufrichten« (V. 1 5 b ) . S e l b s t w e n n die Verben weitere D i m e n s i o n e n a n k l i n g e n lassen, tritt d o c h d i e körperliche Wiederherstell u n g in d e n V o r d e r g r u n d . E i n e V o r b e r e i t u n g a u f d a s Sterben w i r d nicht e r k e n n b a r ; d a ß es d e facto a u c h d a z u k o m m e n k a n n , ist u n b e n o m m e n , steht j e d o c h a u f e i n e m a n d e r e n Blatt. 2 6 1
2 6 2
5. D a s relativ breit ausgeführte E l i a - B e i s p i e l (V. 17) unterstreicht z u n ä c h s t die » D e m o k r a t i s i e r u n g « (»ein M e n s c h , gleich-leidend bzw. - e m p f i n d e n d wie w i r « ) . D i e b e i d e n E t a p p e n des G e b e t s (Verschließen bzw. Ö f f n e n d e s H i m m e l s ) h e b e n in i h r e m K o n t r a s t u n d ihrer D r a m a t i k d i e W i r k -
2 5 7
E i n e solche w a r in der hellenistischen W e l t n i c h t u n ü b l i c h ; vgl. S t e p h e n C . M u i r , T o u c h e d b y a G o d : Aelius Aristides, R e l i g i o u s H e a l i n g , a n d A s c l e p i u s C u l t s : S B L . S P 1 9 9 5 , 3 6 2 - 3 7 9 . Stichwörter: M y s t e r i e n , Verv o l l k o m m n u n g , T r a n s f o r m a t i o n , C o m m u n i o m i t der G o t t h e i t u. a. 58 M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 2 6 . 259 V g l . a u c h z u 3 , 1 fT. bei der » L e h r e « . Insofern ist J a k ein Vertreter d e s s o g . P r i e s t e r t u m s aller G l ä u b i g e n . D e r T e x t legt nicht d a s V e r s t ä n d n i s n a h e , d i e Ältesten seien Priester i m S i n n v o n B e v o l l m ä c h t i g t e n z u r S ü n denvergebung. G e g e n M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 2 5 f., der h a u p t s ä c h l i c h a u f d a s ovv in V. 1 6 a hinweist. Karrer, P r ü f u n g 1 8 2 , v e r m e r k t , J a k o r d n e d a s G e b e t des G l a u b e n s der Ö l s a l b u n g über. S o die h e r k ö m m l i c h e r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e I n t e r p r e t a t i o n . 2
2 6 0
2 6 1
2 6 2
5,13 kraft d e s G e b e t s hervor. D i e T h e m e n
339
Krankenheilung u n d S ü n d e n - B e w ä l t i g u n g stehen
nicht
m e h r i m B l i c k . K o n t e x t u e l l greift V. 18 m i t d e r T h e m a t i k » R e g e n , E r d e , F r u c h t « eher a u f V. 7 z u r ü c k . D a m i t steht a u c h d i e E r m u t i g u n g z u m G e b e t i n d i r e k t u n t e r d e m V o r z e i c h n e n d e s S i c h G e d u l d e n s ; J a k greift d a s M o t i v » G e d u l d , A b w a r t e n « j e d o c h n i c h t w i e d e r auf. V i e l m e h r ruft er (wie
a u c h in V. 1 9 f.) z u r g e i s t l i c h e n A k t i v i t ä t , d i e a u f V e r h e i ß u n g h i n g e s c h e h e n darf.
13 Der Vers enthält zwei Aussagen über Einzelpersonen bzw. -fälle mit jeweils einer Aufforderung. Jak formuliert nicht im konditionalen Eventualis, sondern im Realis; der Stil stammt aus der D i a t r i b e . Die Fälle kommen »unter euch« vor; beide geschehen im Bereich der seelischen Empfindung, des JtdGog und des Guuog. Dieser Bereich spielte in den hellenistischen Philosophien eine wichtige R o l l e , besonders für die persönliche Ethik: rechtes Verhalten in wechselnden Situationen, Meisterung der Gefühle. Jak kommt dem H a n d b u c h s t i l z. B. in der Stoa nahe. Seine Ratschläge sind freilich religiöser (»beten« und wohl auch »lobsingen«), nicht ethischer Art. KaxojtaGeiv erinnert an V. 14 und ist hier doch wohl passivisch gemeint: Unglück erleiden. Der Akzent liegt jedoch nicht auf dem bloßen Faktum, sondern auf den Auswirkungen für den inneren Zustand des Betroffenen. Das Wort läßt weiten Spielraum für die Konkretion: sich in einer Misere befinden, in Anspannung leben, Druck aushalten (müssen), l e i d e n . Wer sich in solch einer notvollen Lage befindet, soll beten. Jak läutet damit eine Reihe von Gebetstermini am Schluß seines Briefes ein, die sämtlich nur hier bei ihm vorkommen: JtQoaei>X£O"0ai (5,13.14.17.18), ev%r\ (5,15), ei3xeo"0ai (5,16), öenoig (5,16). Das Verb alxeo) (1,5.6; 4,2.3) wird demgegenüber nicht wieder aufgegriffen. Zwar kann KQOOEV%EöQai auch »um etwas bitten« bedeuten, ? aber die generelle Richtung ist G e b e t , Anbetung, also das Sichzu-Gott-Wenden, das auch zugunsten anderer geschehen k a n n . Es fällt auf, daß Jak hier gerade nicht aiteco (erbitten) verwendet, was ja in Anbetracht der Notlage naheläge: Gott um Abhilfe ersuchen (nach dem Motto »Not lehrt beten«). Statt der horizontalen Dimension (Notbeseitigung) wird die vertikale (Anbetung) anempfohlen. Gerade in der Not soll und darf der Fromme die Nähe Gottes suchen. Solches Gebet ist Ausdruck der Geborgenheit in Gott. Daß Gott die Not kennt und sich um den Beter k ü m m e r t , versteht sich von s e l b s t . - EVQV\IEÜ) heißt (intransitiv ) 263
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273
274
263 V g l . B - D - R § 4 9 4 ( d o r t a u c h k l a s s i s c h e S t e l l e n ) ; D i b e l i u s , K E K 2 9 9 . V g l . I K o r 7 , 1 8 . 2 7 . 264 Y g j M a l t e H o s s e n f e l d e r , D i e P h i l o s o p h i e d e r A n t i k e 3 : S t o a , E p i k u r e i s m u s u n d S k e p s i s ( = W o l f g a n g R o d [ H g . ] , G e s c h i c h t e d e r P h i l o s o p h i e I I I ) , M ü n c h e n ( B e c k ) 2 . A u f l . 1 9 9 5 , 4 6 ff. 2 6 5
A m bekanntesten: Epic Enchiridion.
266 E b e n s o 2 T i m 2 , 9 ; 2 C l e m 9 , 1 3 . B a u e r - A . 8 0 6 . I m A T : Ps 3 0 , 1 3 ; 5 0 , 2 3 ; S i r 1 7 , 2 8 . L a w s , C o m m e n t a r y 2 1 8 , übersetzt »in difficulties«. 267 V g l . W i l h e l m M i c h a e l i s : T h W N T V 9 3 7 . 2 6 8
B e l e g e b i e t e t L - S - J 8 6 2 . E s b e s t e h t k e i n G r u n d , hier speziell a n V e r f o l g u n g u n d d e r e n A u s w i r k u n g e n z u denken. A n d e r s Schlatter, Brief 2 7 9 : » E n t b e h r u n g , V e r a r m u n g , Gefangenschaft, Flucht . . . « , m i t H i n w e i s a u f m e h r e r e S t e l l e n bei J o s e p h (Bell 6 , 3 7 u. a . ) .
269 B e i B a u e r - A . 1 4 3 0 w i r d M t 1 1 , 2 4 u n d Rom 8 , 2 6 n o t i e r t . 2 7 0
O b d a s G e b e t » b e s o n d e r s i n b r ü n s t i g « ist ( s o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 7 , m i t V e r w e i s a u f V. 1 7 ) , b l e i b t u n g e s a g t u n d t u t a u c h n i c h t s zur S a c h e .
271 V g l . H o r s t R o b e r t B a l z : E W N T I I I 3 9 6 - 4 0 9 . S o z . B . M t 5 , 4 4 ; Phil 1,9; K o l 1,9; 4 , 3 , w i e a u c h J a k 5 , 1 4 . 272 D e r A k z e n t k a n n d a n n a u f d i e B i t t e u m K r a f t z u m E r t r a g e n d e r N o t fallen; so W. M i c h a e l i s : T h W N T V 9 3 7 . 273 E x p r e s s i s v e r b i s S i r 3 8 , 9 : » I n K r a n k h e i t . . . b e t e ( e i ^ a i ) z u m H e r r n , u n d er w i r d d i c h h e i l e n « . 2 7 4
T r a n s i t i v h e i ß t es » a u f h e i t e r n « : B a u e r - A . 6 4 9 .
340
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander 2
5
»guten Muts sein« (im N T noch Apg 27,22.25; d o r t ? auch V. 36 evOvfxoc;: unver zagt, wohlgemut, fröhlich) ? . Im Blick steht also jemand, der unbelastet und mit fröhlichem Herzen in die Zukunft schauen kann. ?? Er soll »lobsingen«. Das Wort tyakkü) findet sich nicht nur in der jüd. Tradition (in der L X X häufig in den Psalmen, aber auch anderswo ? ), sondern auch in profaner Literatur. ?^ Im N T steht es in Rom 15,9 (Ps 17,50) parallel zu e^o^oXoyeo), in IKor 14,15 zu KQOoev%o\iai; Eph 5,19 kombiniert »reden in Psalmen und Hymnen und Oden, singend und ipdXXovxeg im Herzen ... für G o t t « . Das Wort läßt der Interpretation Raum. Daß Jak an das Rezitieren oder Singen atl. Psalmen denkt, ist möglich, aber nicht eindeutig; zumindest muß man nicht nur an Psalmen denken. Von Hause aus hat ipdXXw mit dem Spielen von Zupfinstrumenten zu tun (Harfe usw.); daher: »zur Harfe s i n g e n « . Es ist jedoch fraglich, daß Jak den Ausdruck so technisch m e i n t . Wahrscheinlich rät er allgemein dazu, ein fröhliches Lied anzustimmen, natürlich wohl religiöser Art als Ausdruck des Danks zu Gott; aber er läßt letzteres ungesagt. 3 Der inhaltliche Spannungsbogen zwischen 8i)0V|i8i und i^aMito) ist nicht gerade groß. Beide Wörter signalisieren eine gute, heitere Gemütsverfassung. Jak rät also: »Wer sich gut fühlt, soll es auch aus drücken!« Vielleicht ist der kommunikative Aspekt dabei wichtig: »der soll es andere wissen l a s s e n « . Er singe nicht nur »im Herzen« (so Eph 5,19), sondern als Zeugnis und Anregung für andere, ob nun innerhalb der Gemeinde oder auch für die alltäg liche Nachbarschaft. 14-15 Die kleine Passage beginnt zunächst wie V.13a.b, also mit der Relation zwischen einem Zustand und einer empfohlenen Tätigkeit. Letztere bezieht jedoch weitere Personen ein (die Altesten der Gemeinde), deren Handeln den Rest von V. 14 beherrscht (beten, salben). In V. 15 a-b wechselt das Subjekt zunächst zum Abstraktum »das Gebet«, dann zum personalen Konkretum »der Herr«, jeweils mit futurischen Verben. Der Kranke ist in V. 15c wieder das Subjekt, und zwar eines Eventualissatzes, dessen Apodosis V. 15d jedoch passivisch und wieder (wie V. 15a-b) im Futur formuliert ist (»ihm wird vergeben werden«). Das Thema von V. 15c-d (Sünde, Vergebung) ist im vorliegenden Zusammenhang n e u ; der Satz wirkt ange hängt. Auf jeden Fall macht xdv klar, daß im Vorigen (V. 14-15b) nicht immer Sün de impliziert i s t . Nur hier bei J a k erscheinen die Elemente: schwach/krank sein (öoOeveo)), ? darnieder liegen (xd^ivw), Älteste, Gemeinde (exxXnoia), Öl, salben 2
6
2
2
8
2
2 8 0
281
282
2 g
284
285
2 8 6
28
2 7 5
S z e n e : In S e e n o t s p r i c h t P a u l u s M u t u n d Z u v e r s i c h t z u .
2 7 6
V g l . 2 M a k k 1 1 , 2 6 ; P h i l o J o s 1 6 2 . 1 9 8 ; H e r r n M 8 , 1 0 (= 3 8 , 1 0 : A n g e f o c h t e n e z u r U m k e h r b r i n g e n u n d zuversichtlich m a c h e n ) .
2 7 7
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 7 , d e n k t speziell a n leibliches W o h l b e f i n d e n . I m B l i c k a u f V. 1 4 ist d a s m ö g l i c h ,
2 7 8
M e h r f a c h in S a m - K ö n ; l x bei Sir ( 9 , 4 ) ; es fehlt bei P h i l o .
aber nicht zwingend. 2 7 9
L-S-J 2018.
2 8 0
N a h e z u identisch mit K o l 3 , 1 8 , aber E p h fügt gerade ipdXXoviEg hinzu.
2 8 1
L-S-J 2018.
2 8 2
A n d e r s Schlatter, Brief 2 8 0 : » z u m Saitenspiel zu greifen«.
283 y g l d a g e g e n E p h 5 , 1 9 , m i t D a t . c o m m o d i » d e m H e r r n « . 2 8 4
A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 8 ; g e d a c h t sei n i c h t a n » L o b l i e d e r ... d e r G e m e i n d e t e s i n d i v i d u e l l e P r e i s - u n d D a n k g e b e t e « ä la Ps 3 0 , 1 3 .
2 8 5
' A u a p T i a v o r h e r in 1 , 1 5 ; 2 , 9 ; 4 , 1 7 , d a n a c h in 5 , 1 5 . 1 6 . 2 0 .
286 M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 2 3 : S ü n d e n v e r g e b u n g ist hier » e t w a s A k z e s s o r i s c h e s « . 2 8 7
S u b s t a n t i v u n d A d j . fehlen.
sondern an priva
341
5,13-15 288
sowie aufrichten (eyeiQü)) und vergeben (dqpinui) . Erstmals seit 2,17-26 (und letztmals) kommt »Glaube« (jtioxig) wieder vor. Jak verbindet also einen bestimmten Zustand (V. 14a) mit dem Hinzuziehen von Gemeinde-»Personal« (V. 14b), mit dessen Handeln am Betroffenen (V. 14c), mit einer Verheißung (V. 15a.b) und mit einer Möglichkeit (V. 15c), die ebenfalls eine Verheißung (V. 15c) empfängt. Zwar ist von Sünde die Rede (V. 15c); es fehlt jedoch das, was in V. 16a folgt, nämlich das Bekennen von S ü n d e ; es scheint (in V. 15) so, als ob die Vergebung pari passu mit dem Retten und Aufrichten geschähe. - Weitgehende Einigkeit herrscht in der Forschung darüber, daß &ö6evet xic; in Verbindung mit xduvw einen bettlägerigen Kranken bezeichnet, der andere zur Hilfe rufen muß, weil er sein Lager nicht verlassen kann. Der Wortstamm döGev- »bezeichnet Schwäche bzw. Kraftlosigkeit unterschiedlicher A r t « , darunter nicht selten im N T Krankheit. Der Gegensatz heißt Kraft ( ö w a utc;). Die Abwendung der Krankheitsschwäche bezeichnen Oeocuieveiv (Mt 10,8; Lk 5,15 u. ö.) bzw. läöOai (Lk 9,2). Entsprechend bedeutet xd^iva) »ermüden, ermatten, krank sein« (vgl. Hebr 12,3; Gal 6 , 9 ) . Jak beschreibt also das Erscheinungsbild des Betroffenen: die offenbar durch Krankheit bedingte Kraftlosigkeit. Die Schwäche ist hier in keiner Hinsicht als Anzeichen des baldigen Todes verstanden, ^ denn von der Aktion der Altesten wird gerade das »Aufrichten« erwartet (V. 1 5 b ) . - Der Kranke soll »die Altesten der Gemeinde« (beides mit Artikel) rufen; von einem Arzt ist nicht die Rede. Angesichts gerade von Sir-Texten fällt das auf; dort wird zunächst eine gesunde Lebensweise empfohlen (37,27-31). Dann heißt es (Sir 38,1 ff.), man solle den Arzt ehren; der Herr erschuf ihn, er verlieh ihm Heilmittel ^ und Kenntnis; bei Krankheit solle man zum Herrn beten, der heilen werde; »und dem Arzt gewähre Zutritt, ... denn auch er ist nötig« (V. 12); auch die Arzte würden zum Herrn um Gelingen beten (V. 1 4 ) . Die vorchristliche jüd. Weisheit konnte also durchaus eine »aufgeklärte« " Linie verfolgen. Jak scheint in einer anderen Tradition zu stehen. Sie ist wiederum auch nicht identisch mit der in IKor 12,9.28.30 sichtbaren Linie, wonach Einzelnen Gaben der Heilung (xaoiöuaxa - durchgehend Plur. - iafxdxcov) zuteil wurden. Jak 5,14 spricht von einem Ältesten-Kollektiv (»die Ältesten«) ähnlich 289
290
291
292
293
294
29
296
29
2 9 8
2
2 8 8
A u c h ei>xr|, s. o. z u V. 1 3 .
2 8 9
A n d e r s M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 2 5 f., der v o n V. 1 6 her a u f g r u n d d e s ovv
2 9 0
J o s e f Zmijewski: E W N T I 4 0 8 - 4 1 3 , das Zitat 4 0 9 ; G u s t a v Stählin: T h W T N T I 4 8 8 - 4 9 2 .
2 9 1
Z m i j e w s k i : E W N T 1 4 1 0 : 4 0 x . Z . B . M k 6 , 5 6 ; L k 4 , 4 0 ; J o h 4 , 4 6 ; A p g 4 , 9 . Parallel m i t v ö o o g M t 8 , 1 7 , aoocoorog
2 9 2
29
3
e i n e n A n a l o g i e s c h l u ß zieht.
I K o r 1 1 , 3 0 ; detailliert J o h 5,3 ( B l i n d e , L a h m e , a n A u s z e h r u n g
B a u e r - A . 2 3 0 f.; vgl. Rom
mit
Leidende).
1 5 , 1 I K o r 1 5 , 4 3 ; 2 K o r 1 2 , 9 f. u. a.; in I K o r 8 , 9 e ^ o v o i a .
E W N T II 6 1 2 .
2 9 4
A n d e r s H a y d e n : »schwach sein« i m übertragenen
2 9 5
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 2 2 : » N i e m a l s ... s c h e i n t x d u v e i v d i e B e d e u t u n g >sterben< z u h a b e n « . A n d e r s b e w e r -
Sinn.
tet L a w s , C o m m e n t a r y 2 3 1 , v o n d o 0 £ V 8 O ) her d e n B e f u n d , u n d z w a r u n t e r H i n w e i s a u f J o h 4 , 4 6 ; 9 , 1 - 6 ; Apg 2
9
6
9,37.
D a m i t entfallen die Voraussetzungen
für e i n » S t e r b e s a k r a m e n t « ( e x t r e m a u n c t i o ) , d a s o h n e h i n e r s t i m
M i t t e l a l t e r ( 1 2 . J h . ) in d e r w e s t l i c h e n K i r c h e a u f k a m ; d i e g r i e c h i s c h e K i r c h e s p r a c h i m m e r v o n ö l u n g . V g l . d i e L i t e r a t u r a n g a b e n in d e n V o r b e m e r k u n g e n 2 9 7
z u 5 , 1 3 - 1 8 (s. o. A n m .
Kranken-
254-256).
» D e r e i n s i c h t i g e M a n n v e r a c h t e sie nicht!« (Sir 3 8 , 4 b ) .
2 9 8
Sir 3 8 , 1 0 ; ferner h e i ß t es, m a n s o l l e d a s H e r z v o n S ü n d e n r e i n i g e n . V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 1 6 f.
2 9 9
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 1 7 f. - Sir 3 8 , 7 s a g t , m a n s o l l e a u c h d e n A p o t h e k e r in E h r e n h a l t e n .
342
VII. G e d u l d , Gebet u n d anderes z u m U m g a n g untereinander 3 0 0
wie IPetr 5 , l - 5 , wobei dort allerdings die Hirtentätigkeit angesprochen wird. Eben so findet sich die kollektive Leitung durch Älteste durchgehend in der Apg,30l dort auch die Formulierung J i o e o ß i r c e o o i Tfjg exxXrjöiac; ( 2 0 , 1 7 ) . Ähnliche Einrichtun gen gab es im Hellenismus303 n d Judentum304 (AT: Jos 20,4; Ruth 4,2; Jdt 8,10; 10,6).305 Ein Heilungscharisma wird freilich Ältesten sonst weder im N T noch im Judentum zugeschrieben - schon gar nicht als Kollegium, auch wenn lt. Talmud gele gentlich Schriftgelehrte für Kranke beten.306 J k t z t eine Gemeindeverfassung vor aus, die (neben »Lehrern»: 3,1 f.) eine Art geistlichen Fürsorge- bzw. Betreuungsdienst307 durch ein Kollegium von Jtoeößirceooi kennt. Eine Alternative zwischen Erfahrung308 Weisheit309, ekklesialer Beauftragung3io oder Begabung bei den Ältesten entspricht kaum den damaligen Verhältnissen.3H »Gerufen«3i2 werden die Ältesten vor allen des Betens3i3 wegen, wie das finite Verb in V. 14b, die Aussage von V. 15a und der Kontext hervorheben; denn vom Gebet wird Hilfe erhofft (V. 16b-18). Ein spezielles quasi-medizinisches Heilungscharisma wird nicht ausdrücklich erwartet.314 Die Älte302
U
a
se
)
3 0 0
301 302 3 0 3
3 0 4
3
05
3 0 6
3
07
3 0 8
3
09
3 1 0
3 1 1
3 1 2
3 1 3
3 1 4
2 J o h 1 u n d 3 J o h 1 v e r w e n d e n d e n S g . ; d i e Past w e c h s e l n z w i s c h e n Plur. ( l T i m 5 , 1 7 ; T i t 1,5) u n d S g . ( l T i m 5,1 f. 1 9 ) ; d a n e b e n n o c h » P r e s b y t e r i u m « ( l T i m 4 , 1 4 ) . A p g 1 1 , 3 0 ; 1 4 , 2 3 ; 1 5 , 2 . 4 . 6 . 2 2 f.; 1 6 , 4 ; 2 0 , 1 7 ; 2 1 , 1 8 ; oft freilich in d e r K o m b i n a t i o n m i t » A p o s t e l « . Vgl. H e r m V 2,4,3 (= 8,3). L t . P a p y r i u n d I n s c h r i f t e n (s. L - S - J 1 4 6 2 ) : l o k a l e F ü h r u n g . V g l . G ü n t e r B o r n k a m m : T h W N T V I 6 6 4 , 1 9 ff. »Älteste d e s V o l k e s bzw. Israels«: L e v 4 , 1 5 ; N u m 1 1 , 1 6 ; 1 6 , 2 5 u. a.; J o s e p h A n t 1 1 , 8 3 ; 1 2 , 4 0 6 . D i e R e d e ist v o n O r t s - b z w . S y n a g o g e n v o r s t e h e r n ; vgl. S t r . - B . I 5 2 6 ; II 4 4 1 ; I V 5 3 4 f. F e r n e r l Q S a I 2 3 f. 2 5 » V ä t e r d e r G e m e i n d e , F a m i l i e n o b e r h ä u p t e r « . I m N T : M t 1 5 , 2 ; 2 6 , 3 ; L k 7 , 3 ; 2 2 , 5 2 ; A p g 4 , 5 u. a. B e s o n d e r s w e r d e n i m m e r w i e d e r f o l g e n d e Stellen e r w ä h n t ( D i b e l i u s , K E K 3 0 1 A n m . 1; B o r n k a m m : T h W N T V I 6 6 4 ) . S a n h 1 0 1 a : V i e r Ä l t e s t e s u c h e n d e n k r a n k e n R . Eliezer auf; v o n H e i l u n g ist j e d o c h kei n e R e d e ; v i e l m e h r s a g e n d i e ersten drei » D u bist für Israel besser als ... « , w ä h r e n d R . A q i v a d e n W e r t v o n Z ü c h t i g u n g e n darlegt. B a b B 1 1 6 a - b handelt von Erbberechtigung; die N o t i z gegen E n d e von 1 1 6 a (Wer e i n e n K r a n k e n i m H a u s h a t , g e h e z u e i n e m G e l e h r t e n , d a ß er für i h n bete) ist a d v o c e m » A r m u t u n d E r b a r m e n « e i n g e f ü g t . C h a g 3 a : R a b b i heilt zwei S t u m m e . B e r 3 4 b : e r f o l g r e i c h e F ü r b i t t e eines R a b b i für e r k r a n k te S ö h n e eines K o l l e g e n . V g l . z u r Ä l t e s t e n - V e r f a s s s u n g a l l g e m e i n A p g 1 1 , 3 0 ; 1 4 , 2 3 ; 1 5 , 2 ff.22 f.; 1 6 , 4 ; 2 0 , 1 7 ; 2 1 , 1 8 ; I P e t r 5 , 1 . 5 ; l T i m 4 , 1 4 ; 5 , 1 . 1 7 . 1 9 ; T i t 1,5, z u m A s p e k t B e t r e u u n g u n d F ü r s o r g e speziell A p g 2 0 , 2 8 . 3 0 ; I P e t r 5 , 2 f.; l T i m 5 , 1 7 ; T i t 1,5 f. (in V e r b i n d u n g m i t l T i m 3 , 5 ) . A u c h i m Sinn des Lebensalters. Dibelius, K E K 3 0 0 , kontrastiert unnötigerweise »Wundertäter« u n d »gereifte P a t r i a r c h e n « . V g l . 3 , 1 3 - 1 8 . D a s u n t e r s t r e i c h t Wall 2 6 4 f. V o n e i n e m regelrechten g e o r d n e t e n » A m t « w i r d m a n schwerlich r e d e n d ü r f e n , m i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 1 0 . R. Alastair C a m p b e l l , T h e Eiders: Seniority within Earliest Christianity, E d i n b u r g h (Clark) 1 9 9 4 , 2 0 6 , m e i n t , m a n k ö n n e d e r s i n g u l ä r e n Stelle k a u m etwas e n t n e h m e n . E s s c h e i n e , als w o h n t e n alle Ä l t e s t e n in einer S t a d t o d e r g e h ö r t e n z u einer G e m e i n d e . S i e k ö n n t e n e i n f a c h » b e the s o r t o f s e n i o r m e n m e n t i o n e d in l T i m 5 : 1 , or t h e y m a y b e t h e l e a d e r s o f the v a r i o u s h o u s e c h u r c h e s « , d i e v e r s c h i e d e n e n e j t i o x o j t o i , wel c h e k o l l e k t i v o i JtQeoßvTEQOi seien. Karrer, Ä l t e s t e n a m t 1 7 3 , m e i n t d a g e g e n : » U n d weiter f ü h r t d a s A m t in d i e u m f a s s e n d e K i r c h e . D e n n s e i n e T r ä g e r s i n d Ä l t e s t e n i c h t d e r ovvaywyr] - w i e J a k 2 : 2 für d i e Ver s a m m l u n g d e r E i n z e l g e m e i n d e s a g t - , s o n d e r n tfjg exnkr\oiag, d e r K i r c h e a m O r t in d e r S c h w e b e z u r G e s a m t k i r c h e ( 5 : 1 4 ) « . W i e a b e r soll m a n sich d a s k o n k r e t für d i e bei J a k g e s c h i l d e r t e S i t u a t i o n vorstellen? N i c h t s s p r i c h t für eine p h a r m a k o l o g i s c h - m a g i s c h e A u s b i l d u n g , g e g e n K o l l m a n n , W u n d e r t ä t e r 3 4 7 - m i t Bezug auf Celsus' Vorwürfe an das Christentum. I l Q O ö x a ^ 8 ( o : h e r b e i r u f e n , h e r b i t t e n ; ä h n l i c h M t 1 0 , 1 ; 1 5 , 1 0 u. a. V g l . B a u e r - A . 1 4 3 2 . E i n »offizieller T o n « (so J o h n s o n , A n c B 3 3 0 ) s c h w i n g t n i c h t m i t . D e n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n G e b e t u n d H e i l u n g in d e r b i b l i s c h e n T r a d i t i o n b e t o n t a u c h d i e i m E n t s t e h e n b e f i n d l i c h e T ü b i n g e r D i s s e r t a t i o n ü b e r J a k 5 , 1 4 f. v o n S i g u r d Kaiser, lt. B e r i c h t in: A r b e i t s k r e i s für evangelikale Theologie, Evangelikaie T h e o l o g i e Mitteilungen 5/2 O k t . 1 9 9 9 , 15. Ä h n l i c h a u c h V o u g a 1 4 2 . C o p p e n s 2 0 3 : d i e V e r h ä l t n i s s e in J a k 5 , 1 3 - 1 5 s i n d a n d e r s als in I K o r 1 2 , 2 8 .
343
5,15
sten kümmern sich nicht nur um Gemeindeglieder, sondern repräsentieren auch in gewissem Maße die exxA,r]öia. 5 Das Wort erscheint nur hier bei Jak und bezeichnet doch wohl die lokale Gruppe bzw. Gemeinschaft, nicht etwa »die Kirche« schlecht hin. - Die Syntax von V. 14b läßt offen, ob das Aor.-Part. aXeiipavxec; vor- oder gleich zeitig^ »Beten« aufzulösen ist und ob »im Namen des Herrn« auf »beten« oder auf »salben« oder auf beides zu beziehen ist. Ferner ist die Aktion ejf ouxöv nicht leicht bestimmbar. In der Sache ist zudem unklar, welchen Zweck die Ölsalbung ver folgt, und ob »Herr« für Christus 17 oder für Gott steht oder aber gar nicht alternat i 3 i 8 gemeint ist. Die Interpretationen von V. 14b reichen deshalb von Exor z i s m u s ^ über eine auch medizinische Therapie bis zu eher ganzheitlich-spirituel len Ansätzen. Im Zentrum des Textes steht (als Verbum finitum) das Beten »auf ihn«. Wie bereits in V. 13 ist mit »beten« gemeint, man solle sich an Gott wenden, seine Nähe und Hilfe s u c h e n . Der Begünstigte wird im N T zumeist mit Jteoi und VTCEQ (so auch V. 16) eingeführt. Das in N T und L X X singulare »beten auf jeman den« kann buchstäblich (man steht dabei über dem Liegenden) oder als Richtungsan g a b e gemeint sein, was nicht alternativ sein muß, impliziert jedoch schwerlich »mit Handauflegung«. Das Salben mit Ol erfolgt unter praktischen Gesichtspunkten wahrscheinlich ohnehin vor dem Beten, nicht direkt währenddessen; die Vorzeitig keit ist jedoch nicht betont. ^ Die Ölsalbung könnte (1) rein medizinisch gemeint sein bzw. (2) allgemein dem Wohlbefinden dienen, (3) einen religiös, kultischen Akt oder (4) metaphorisch den göttlichen Segen b e d e u t e n . Für alles lassen sich Belege beibringen; für Heilmittel: Jes 1,6; M k 6,13; Lk 1 0 , 3 4 ; für körperliches Wohlbe finden: pSchab 9,12 u. a . ; für einen religiösen Akt: Lev 2,1 (Öl auf ein Speisopfer 31
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J o h n s o n , A n c B 3 3 1 , m e i n t : D i e Ä l t e s t e n w e r d e n g e r u f e n » t o f o r m a n >assembly< w i t h t h e s i c k p e r s o n « . A b e r diese D e u t u n g überstrapaziert den Wortlaut.
3 1 6
B e i d e s ist m ö g l i c h : B - D - R § 3 3 9 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : »als B e g l e i t m o m e n t « .
3 1 7
S o R u c k - S c h r ö d e r 2 3 6 , weil i m N T m e h r f a c h H e i l u n g e n m i t d e m N a m e n J e s u v e r k n ü p f t seien.
318 S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 1 1 . 319 S o D i b e l i u s , K E K 3 0 0 ; K o l l m a n n , W u n d e r t ä t e r 3 4 6 . 3
20 V g l . W a l l 2 6 2 - 2 6 7 , speziell 2 6 4 .
3
21 V g l . H . R . B a l z : E W N T I I I 3 9 6 - 4 0 9 , speziell 4 0 2 .
3
22 B a l z , e b d . 3 9 9 .
323 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 1 9 . 3
24 G e g e n Wall 2 6 5 .
325 D a s Part. A o r . k a n n in d e r K o i n e d u r c h a u s G l e i c h z e i t i g k e i t a n z e i g e n . 326 S h o g r e n 1 0 1 ff. f ü h r t vier I n t e r p r e t a t i o n e n a n : ( 1 ) D a s Ö l ist rein m e d i z i n i s c h , ( 2 ) es b e z e i c h n e t d a s S a k r a m e n t d e r e x t r e m a u n c t i o , ( 3 ) es w u r d e als p s y c h o l o g i s c h e V e r s t ä r k u n g v e r w e n d e t , ( 4 ) es d i e n t e als S y m b o l d e r g ö t t l i c h e n G u n s t . V g l . Wall 2 6 5 ; I n g o B r o e r : E W N T I 1 0 3 6 f. J ü d . M a t e r i a l bei S t r . - B . I 4 2 6 - 4 2 9 . D i e » s c h r o f f e A b l e h n u n g d e s Ö l s z u r S a l b u n g d e s K ö r p e r s bei d e n E s s e n e r n ist v e r m u t l i c h eine A v e r s i o n g e g e n d i e g r i e c h i s c h e S i t t e ... « ( b e i m S p o r t in d e n G y m n a s i e n ) : M a r t i n H e n g e l , J u d e n t u m u n d H e l l e n i s m u s ( W U N T 1 0 ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) , 3 . A u f l . 1 9 8 8 , 1 3 7 (s. J o s e p h Bell 2 , 1 2 3 ; vgl. D a m 1 2 , 1 6 ) . 327 F e r n e r P h i l o S o m n 2 , 5 8 ; J o s e p h A n t 1 7 , 1 7 2 ; Bell 1 , 6 5 7 . M e h r f a c h f i n d e t s i c h d a s M o t i v d e s Ö l s v o m L e b e n s b a u m : V i t A d 3 6 ( L i n d e r u n g für d e n s t e r b e n d e n A d a m ) ; 4 0 , 1 ; A p k M o s 9 , 1 3 ; s l a v H e n 2 2 , 8 f.; 8 , 3 . 5 (an d i e s e n Stellen e s c h a t o l o g i s c h ) ; T e s t A d a m 1,7; S c h a b 1 4 , 4 . F ü r d i e g r i e c h . - r ö m . Welt: M e n a n d e r G e o r g o s 6 0 ; P l i n Ä N a t H i s t 2 3 , 3 9 f.; H i p p o e r R e g i m e n 2 , 6 5 ; T h e o p h r a s t H i s t P l a n t 9 , 1 1 , 1 . Z w e i f e l a n d e r T h e se » Ö l ist d i e b e s t e M e d i z i n « bei S h o g r e n 1 0 2 - 1 0 4 . 328 B e l e g e bei S t r . - B . I 4 2 6 - 4 2 8 : m a n s p r a c h v o n e i n e m » S a l b e n z u m V e r g n ü g e n « , d a s für T r a u e r - u n d F a s t t a g e v e r b o t e n war. D a s S a l b e n w a r A n s t a n d s p f l i c h t g e g e n ü b e r G ä s t e n . Z u m e i s t g e s c h a h es m i t O l i v e n ö l , teil weise vermischt m i t Wein u n d Spezereien. Vgl. a u c h G e r h a r d Delling: R G G
3
V 1332.
344
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
gießen); ähnlich 14,17; vgl. M k 14,3.8; 16,1; Schab 23,5 (Totensalbung); für Segen: Ex 40,15; N u m 3,3 u. ö. (Priestersalbung); l S a m 9,16 u. ö. (Königssalbung). Die im N T nächstverwandte Stelle ist M k 6,13b: »und sie salbten viele Kranke mit Öl und heilten s i e « , daneben auch Lk 10,34. Wahrscheinlich denkt Jak an einen primär körperlich-therapeutischen A k t . Dagegen spricht nicht, daß das Salben »im Namen des Herrn« geschieht. Diese syntaktische Beziehung ist die nächstliegende; sie vermeidet zudem die Dopplung »Beten im Namen des Herrn«, was nur Sinn ergäbe, wenn ausdrücklich das Beten im Namen Jesu Christi intendiert wäre. Die Ölsalbung wird auf diese Weise nun doch bzw. auch zu einem religiösen Akt. Die Aussage V. 14b dürfte in der ntl. Tradition der Wunder »im Namen Jesu« wurzeln. Die Ältesten handeln nicht nur »im A u f t r a g « , sondern auch »in der Kraft des Herrn«; konkret wird das Salben unter Anrufung des Namens des Herrn erfolgt s e i n . Auf einen Exorzismus deutet bei Jak nichts hin; die Formulierung V. 14c nötigt dazu keines wegs. Die gesamte Aussage in V. 14 f. zielt schließlich auf die Heilung, nicht auf eine »Befreiung« des K r a n k e n . 5 Jak läßt - wie so oft - nicht erkennen, ob er xiJQiog auf Gott oder Christus bezieht. Von der frühchristlichen Wundertradition her legt sich »Christus« nahe, während 5,10 auf »Gott« deutet, ebenso 5,15. Jak verwehrt jedoch eine alternative Auflösung. V. 15a-b kommt einem Parallelismus membrorum nahe. Insbesondere entspre chen einander: »Gebet des G l a u b e n s / d e r Herr« sowie »retten/aufrichten«. Auffäl329
3 3 0
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3 2 9
U n m i t t e l b a r d a v o r heißt es »sie t r i e b e n viele D ä m o n e n a u s « . D a s A l t e r dieser Stelle ist freilich u m s t r i t t e n ; sie fehlt bei M t u n d L k u n d s t e ht in d e n E v a n g e l i e n singulär. - Karrer, P r ü f u n g 1 8 4 , m e i n t d a g e g e n : » A u c h d e r c h a r i s m a t i s c h e H e i l u n g s v o l l z u g m i t Ö l s p e i s t sich n i c h t e i g e n t l i c h a u s Ü b e r l i e f e r u n g e n ü b e r d e n i r d i s c h e n J e s u s . D i e z e i t g e n ö s s i s c h e n j ü d i s c h e n Q u e l l e n u n d ihre c h r i s t l i c h e R e z e p t i o n v e r w e i s e n i h n in d a s G e d a n k e n f e l d u m Ö l d e s L e b e n s « ; vgl. A p k M o s 5 , 9 p a r V i t A d 3 0 ; 3 5 f.
3 3 0
E r w ü r d e d i e o. g e n . E l e m e n t e 1 u n d 2 u m f a s s e n , E l e m e n t e 3 u n d 4 s i n d z u speziell. S h o g r e n 1 0 5 - 1 0 8 p l ä d i e r t für d i e I n t e r p r e t a t i o n » Ö l als S y m b o l d e r g ö t t l i c h e n G u n s t « ( m i t V e r w e i s a u f J e s 6 0 , 1 ; E x 2 9 , 7 ; l S a m 1 0 , 1 ) , d. h. Ö l als Z e i c h e n » v o n G o t t e s b e s o n d e r e r G e g e n w a r t , E r w ä h l u n g u n d g u t e r G u n s t « ( 1 0 5 ) . D a g e g e n s p r e c h e n i c h t , d a ß m a n d a n n s t a t t d^eiqpo) %Qi(ü e r w a r t e n sollte ( 1 0 5 f.); letzteres sei z u m e i s t a u f reli g i ö s e S a l b u n g e n b e g r e n z t , w ä h r e n d d^eiqpo) S a l b u n g e n j e d e r A r t b e z e i c h n e n k ö n n e (s. G e n 3 1 , 1 3 ; E x 40,13; N u m 3,3; M k 6,13).
3 3 1
Ruck-Schröder 236. So A p g 3,6.16; 4,7.10; 9,34.
3 3 2
Vgl. H a n s Bietenhard: T h W N T V 2 6 0 .
3 3 3
Mit Mußner, Jakobusbrief 2 2 1 .
3 3 4
G e g e n D i b e l i u s , K E K 3 0 0 ; K o l l m a n n , W u n d e r t ä t e r 3 4 5 f. A l s A r g u m e n t e d i e n e n : (1) T e s t S a l 1 8 , 3 4 ( » W e n n einer S a l z u n d Ö l >wirft< u n d d e n K r a n k e n s a l b t , s p r e c h e n d > C h e r u b i m , S e r a p h i m , helft!<, e n t f e r n t s i c h [der D ä m o n ] s o f o r t « ) , s o K o l l m a n n , W u n d e r t ä t e r 3 4 6 A n m . 2 3 . W i e alt j e d o c h ist d i e s e vereinzelte Stelle? (2) B e i W u n d e r t ä t e r n w ü r d e n » o f t p o p u l ä r - m e d i z i n i s c h e M i t t e l v e r w e n d e t « , s o D i b e l i u s , K E K 3 0 0 . ( 3 ) H i n w e i s e bei C e l s u s ( V I 4 0 ) u n d i m H a d r i a n - B r i e f a u f m a g i s c h e E x o r z i s m u s b ü c h e r bei c h r i s t l i c h e n Presbytern; s o K o l l m a n n , W u n d e r t ä t e r 3 4 5 . (4) B e z i e h u n g e n z u M t 7 , 2 1 - 2 3 . K e i n s d e r A r g u m e n t e ist m. E . j e d o c h g e n ü g e n d überzeugend; m a n d a r f die A n g a b e n nicht verallgemeinern. F ü r die exorzistische K r a f t d e s Ö l s z u r D ä m o n e n a b w e h r v e r w e i s t P a u l - G e r h a r d M ü l l e r , K r a n k e n s a l b u n g . I. B i b l i s c h - T h e o l o gisch: L T h K
3
V I ( 1 9 9 7 ) , 4 1 8 f. a u f V i t A d 3 6 ; A p k M o s 9 , 1 3 ; s l a v H e n 2 2 , 8 f.; J o s e p h A n t 1 7 , 1 7 2 ; Bell
1 , 6 5 7 . S e l b s t w e n n d i e s e Stellen g e n ü g e n d a u s s a g e k r ä f t i g w ä r e n , m ü ß t e d i e A u s s a g e v o n J a k 5 d a d u r c h n o c h n i c h t p r ä j u d i z i e r t sein. 3 3 5
D i e D o p p e l t h e m a t i k v o n M k 2 , 1 ff. b r a u c h t n i c h t ü b e r a l l m i t z u s c h w i n g e n .
Krankenheilungen durch
C h r i s t e n w e r d e n i m N T h ä u f i g e r berichtet: M k 6 , 1 3 ; L k 9 , 2 . 1 0 ; 1 0 , 1 7 - 2 0 ; I K o r 1 2 , 9 . 2 8 . 3 0 ; 2 K o r 1 2 , 1 2 ; A p g 3 , 1 ff.; 8 , 7 ; 1 4 , 8 - 1 0 ; 1 9 , 1 1 f. A u c h in M k 6 , 1 3 w i r d d e u t l i c h s e p a r i e r t . 3 3 6
» I m N a m e n d e s H e r r n « fehlt in d e n atl. W u n d e r g e s c h i c h t e n « ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 1 1 ) , f i n d e t s i c h a b e r in d e n r a b b i n i s c h e n ( H . B i e t e n h a r d : T h W N T V 2 6 7 , 1 3 ff.).
3 3 7
G e n . q u a l i t a t i s o d e r a u c t o r i s ( m i t B u r c h a r d , H N T z. S t . ) .
345
5,15
lig ist die soteriologisch anmutende Terminologie der Verben (aco^w, e y e i Q O ) ) . In Ver bindung mit der Futur-Form ergeben sich zwei Interpretationsrichtungen: körperli che Wiederherstellung (logisches Futur) oder eschatologische Rettung. Liegt der Akzent auf Heilung oder Heil? 2Ü)^8LV338 besitzt ein weites Bezugsfeld, darunter Hil fe bzw. Rettung aus Not, Krankheit339 Besessenheit, L e b e n s g e f a h r ^ Sünden schuld, Gottesferne34i. 'Eyeioeiv bedeutet generell »aufrichten, erregen, wecken« u. dgl.342 auch »einen Kranken aufrichten«343. I N T bezieht sich das Verb freilich auffällig häufig auf die Auferweckung von den Toten, und zwar Christi344 ( . ß. Lk 24,34; Rom 4,25) und anderer345 ( . ß. M k 6,14), speziell im Eschaton346 ( . ß. M k 12,26). Der semantische Gehalt beider Wörter umfaßt somit beide Dimensionen: die unmittelbare körperlich Hilfe wie auch das eschatologische Heil. Will Jak absichtlich beides impliziert lassen?347 Oder betont Jak neben der körperlichen Heilung auch die seelische?348 Letzeres wird aus der Olsalbung als Symbol der göttlichen Zuwendung gefolgert.349 Der jak Wortlaut läßt das jedoch nicht näher erkennen. - Vom unmittelbaren Kontext (V. 14 f.) her genügt der physische Aspekt: der krank Dar niederliegende (das betont xöv xdfxvovxa) erfährt Hilfe, er kommt wieder auf die Beine. Vom weiteren Kontext (V. 13-18; vgl. auch 1,5-8.21; 3,13-18; 4,1-3) fragt man sich jedoch, ob Jak durch die Wahl der Verben nicht auch weitere Dimensionen zumindest hintergründig mit anklingen lassen möchte. Seine theologische Gesamtin tention richtet sich ja einerseits auf das Erreichen des eschatologischen Ziels (1,3 f.12.21), andererseits auf die Heilung der internen Zerrissenheit (2,1 ff.;3,13-18; 4,1 f f . ) . Verschiedentlich erscheint das Problem der Sünde dabei, direkt und indirekt. Im Blick auf 5,15c-16, wo der kollektive Aspekt wiederkehrt und von Therapie (idoum) die Rede ist, weitet sich die Perspektive auch für das in V. 14-15b Ausgeführte. Drei Dimensionen scheinen sich dann zu überlagern: die physisch-medizinische, die ekklesial-sozialtherapeutische und die eschatologisch-soteriologische.350 Die Futura35i las)
?
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338 V g l . J o h a n n e s S c h n e i d e r : T h W N T I 2 6 4 - 2 6 7 ; W a l t e r R a d i : E W N T III 7 6 5 - 7 7 0 ; V o u g a 1 4 2 . 339 S o m e h r f a c h in d e n E v a n g e l i e n , z. B . M k 5 , 2 8 . 3 4 ; 1 0 , 5 2 ; M t 9 , 2 1 f. 34
0 Z . B. L k 23,35.37.39; Apg 27,20.31.
341 » E w i g e s H e i l « u. ä.: M k 1 0 , 2 5 f.; Rom 5 , 9 f.; 1 0 , 9 . 1 3 ; I K o r 3 , 1 5 ; l T i m 2 , 1 5 ; 2 T i m 4 , 1 8 . 3 4 2
S o etwa: a u s d e m S c h l a f (z. B . M k 4 , 3 8 ) , a u f s t e h e n a u s d e m S i t z e n o d e r L i e g e n (z. B . M t 1 7 , 7 ) ; oft (in d e r M e d i u m - P a s s i v - F o r m ) s i c h e r h e b e n , e r s t e h e n ( L k 7 , 1 6 u. a . ) .
4
3 3 M k 1 , 3 1 ; 2 , 9 . 1 1 ; 3 , 3 ; 9 , 2 7 ; 1 0 , 4 9 ; A p g 1 0 , 2 6 u. a. 3
4 4
34
5
In 5 2 v o n 144 Belegen. 13x i m N T .
3 4 6
2 0 B e l e g e . Karrer, P r ü f u n g 1 8 5 , sieht d e s h a l b bei J a k i m » i n n e r z e i t l i c h e n V o r g a n g « e i n e » e s c h a t o l o g i s c h e
3 4 7
S o e t w a J o h n s o n , A n c B 3 3 3 : b e w u ß t e P o l y v a l e n z - d e r H e r r k a n n d e n B e t r o f f e n e n a u s d e r K r a n k h e i t erret
Dimension«. ten u n d i h n , sollte er s t e r b e n , a u c h v o n d e n T o t e n a u f e r w e c k e n u n d s o s e i n e S e e l e retten. Ä h n l i c h inter p r e t i e r e n V o u g a 1 4 2 ; W a l l 2 6 5 f.; W i l k i n s o n 3 3 4 f. E n t s c h i e d e n d a g e g e n ist F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 1 5 ; d i e T e r m i n o l o g i e d e r u r c h r i s t l i c h e n H e i l u n g s g e s c h i c h t e n h a b e t e c h n i s c h e B e d e u t u n g , a l s o sei a n leibliche H i l fe g e d a c h t . 3 4 8
34
Vgl. Mußner, Jakobusbrief 223.
9 M a r t i n , W B C 2 0 2 : d a s Ö l ist Z e i c h e n v o n E h r e u n d F r e u d e w i e a u c h H i n w e i s a u f G o t t e s E r w ä h l u n g u n d B u n d e s t r e u e ; vgl. D t n 2 8 , 4 0 ; A m 6 , 6 u. a., i m N T M t 6 , 1 7 ; L k 7 , 3 6 - 5 0 . P a u l - G e r h a r d M ü l l e r : L T h K
3
VI
4 1 9 , s p r i c h t v o n d e r » O l s a l b u n g als >Sakrament< d e r G o t t ü b e r e i g n u n g « u n d sieht als E r g e b n i s » K r a f t z u m Durchhalten u n d Befreiung von Leiden«. 3
50 V g l . a u c h W. S c h r ä g e , H e i l u n d H e i l u n g i m N e u e n T e s t a m e n t : E v T h 4 6 ( 1 9 8 6 ) , 1 9 7 - 2 1 4 .
3 5 1
W a h r s c h e i n l i c h s i n d sie z u n ä c h s t als l o g i s c h e g e m e i n t , a b e r n i c h t u n b e d i n g t d a r a u f b e g r e n z t .
346
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
sen den Zeitraum offen; eine Spontanheilung braucht nicht angezeigt zu sein. Die Zuversicht richtet sich auf das Eingreifen des Herrn (vgl. dazu V. 14). Parallel dazu wird die Hilfe dem »Gebet des Glaubens« zugeschrieben. Die Formulierung ist in Relation zu 2,14 auffällig (wo es heißt: »der Glaube kann nicht retten«); dort jedoch ist oco^eiv eschatologisch-soteriologisch gefüllt, und motte; steht dabei für eine tat lose religiöse Weltanschauung. Hier jedoch entstammt das Gebet dem Zutrauen (Gen. origin.) bzw. hat entsprechende Qualität (Gen. qualit.).352 Damit ergibt sich ein Konnex zum »Bitten im Vertrauen« (alteco ev m a r e i 1,6). Allerdings ist das Objekt dort Weisheit, mit deren Zuteilung man fest rechnen darf. Von 1,5-8 darf man nicht ohne weiteres auf 5,14 f. schließen, daß die Heilung ebenso gewiß erfol gen werde, ja ein Mißerfolg auf einen Mangel an Glauben zurückgeführt werden müsse. Vielmehr ist an 4,15 zu erinnern: »Wenn der Herr will, werden wir leben«. Jak liegt freilich nicht an Kautelen in der einen oder anderen Richtung; vielmehr will er zum vertrauensvollen Gebet ermutigen. Eine neue Praxis führen V. 14 f. schwerlich ein, ebensowenig wie V. 13 das vorhatte. Vielleicht mußte jedoch an eine Praxis erinnert w e r d e n . _ Mit V. 15a-b könnte das Thema beendet sein; V. 15c-d ist ein Nachsatz, der zugleich überleitet zu einer generellen Aussage in V. 16. Die Verhei ßung der Sündenvergebung ist syntaktisch ein addendum, sachlich ein donum superadditum. Die Wendung xdv ... leitet eine Eventualität ein, offenbar nicht den Nor malfall. Die coniugatio periphrastica (Perf.-Part. mit »sein«) stellt den Unterschied zwischen Sündern und Nicht-Sündern h e r a u s : die Tat qualifiziert die P e r s o n (»und falls er einer sein sollte, der Sünden getan hat«). Jak redet von »Sünde[n]« gene r e l l . Damit wird zugleich ein direkter Tat-Ergehen-Zusammenhang zwischen einer bestimmten Sünde und der Krankheit zurückgedrängt. Entsprechend fällt der Akzent: »ihm wird (nicht direkt: die Sünden werden) vergeben werden«. Logisches Subjekt von d q ) 8 6 f | 0 8 T a i kann nur »der Herr« sein (passivum divinum), was die Theozentrik unterstreicht. Das Futur ist wie im Vorigen primär logisch zu fassen. Ein Kausalzusammenhang zwischen Sünde und K r a n k h e i t i [ hier gerade nicht 353
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w
3 5 2
M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 2 2 m i t A n m . 5 , m e i n t : m e h r als n u r G e n q u a l i t . V g l . H e i n r i c h G r e e v e n : T h W N T II 7 7 5 . D a s ist d i e e i n m ü t i g e A n s i c h t d e r K o m m e n t a r e . M a n k ö n n t e evtl. d e n V e r d a c h t ä u ß e r n , J a k w e n d e sich g e g e n eine a n d e r e Praxis, e t w a in d e r » a u f g e k l ä r t e n « W e i s e w i e bei S i r (s. o.). D a n n w ü r d e n s i c h V. 14 f. g e g e n U b e r n a h m e n a u s d e r » W e l t « a u s s p r e c h e n u n d eine k o n s e r v a t i v e T e n d e n z festigen. A b e r d a s b l e i b t allenfalls eine b l o ß e V e r m u t u n g . 55 V g l . J o h n s o n , A n c B 3 3 3 . D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 9 4 f., ü b e r s t r a p a z i e r t j e d o c h d i e G r a m m a t i k , w e n n er v e r m u t e t , evtl. zeige d a s Perf, daß der Person noch nicht vergeben wurde. J o h n s o n , A n c B 3 3 4 , fragt, o b d u a p i i a g G e n . S g . o d e r A k k . Plur. sei; d e r S g . d e s V e r b s (dq)80r|O8Tai, vgl. a u c h d i e T e x t v a r i a n t e i m Plur.) w ü r d e eher für d e n S g . s p r e c h e n ( m a n m ü ß t e d a n n ü b e r s e t z e n : » j e m a n d , d e r T ä t e r v o n S ü n d e [ G e n . o b j . ] i s t « ) . J a k v e r w e n d e t j e d o c h d a s Part, eines V e r b s , n i c h t (wie in 1 , 2 3 - 2 5 ) d a s N o m e n JüOir)xr|g, d e s h a l b liegt ein O b j . i m A k k . Plur. näher. 58 V g l . S c h n i d e r 1 3 4 . S o Frankemölle, Ö T K 7 1 6 , völlig zu Recht gegen Dibelius, K E K 3 0 0 - 3 0 3 , der den Akzent a u f P n e u m a t i ker u n d W u n d e r k u r e n legt. - V g l . d i e atl T r a d i t i o n v o n » G o t t als A r z t « : E x 1 5 , 2 6 ; G e n 2 0 , 1 7 f.; D t n 3 2 , 3 9 ; 2 K ö n 2 0 , 5 ; Ps 6 , 3 u. a.; J e r 3 , 2 2 u. a. 60 A l s T a t - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g ; s. D t n 2 8 , 5 8 - 6 2 ; vgl. E z 18; P r o v 3 , 2 8 - 3 5 ; 1 1 , 1 9 u. a.; Sir 1 , 1 2 f.; 3 , 2 6 f.; 1 1 , 1 4 - 2 0 ; H i 8 , 1 - 2 2 ; 2 2 , 1 - 3 0 . A u c h bei d e n R a b b i n e n : m S c h a b 2 , 6 ; b S c h a b 3 2 a - 3 3 b u. a. I m N T vgl. I K o r 1 1 , 2 9 f. A n f r a g e n a n d e n Z u s a m m e n h a n g ä u ß e r n : H i 9 , 1 3 - 2 1 ; 1 3 , 1 8 - 1 4 , 2 2 u. a.; K o h 3 , 1 6 - 2 2 u. a.; 1 Q S 1 , 2 3 - 2 , 1 ; P s S a l 9 , 6 , i m N T J o h 9 , 1 - 3 ; 1 1 , 4 ; L k 1 3 , 1 - 5 ; M k 2 , 5 . V g l . S t r . - B . I V 5 2 5 fT.
3 5 3
3 5 4
3
3 5 6
3 5 7
3
3 5 9
3
r c
347
5,15-16
hergestellt, ist doch die bisherige Argumentation (V. 14-15b) in sich geschlossen und stimmig. Trotz allem bleibt auffällig, daß Jak V. 15c-d überhaupt in dieser Weise anfügt. Dahinter könnte ein traditionelles Wissen über Vorgänge wie M k 2,1-12 ste hen, wo eine Heilung überraschend die Sündenvergebung einbezieht. Auch V 16 zeigt, daß Jak am Bewältigen der Sünde gelegen ist. Auf V 15 wirkt das insoweit zurück, als göttliche Hilfe unvollständig bliebe, wenn sie nicht auch nötigenfalls die Sündenproblematik in der Tiefe erfaßte. Ein grundsätzliches »simul peccator« des Christen hat Jak nicht vor Augen. Es gibt zweifellos Sünde bei Christen; aber das ist nicht durchgehend bei allen der Fall. Ein Kranker zumal sollte keinesfalls a priori der bzw. einer Sünde verdächtigt werden. Vom Bekennen der Sünde spricht V. 15 nicht; Gott vergibt offenbar auch so. Die Aussage ist Ausdruck der umgreifenden Gnade Gottes. Die Vergebung erfolgt gewissermaßen »in, mit und unter« dem »Gebet des Glaubens« der Altesten, ohne daß dieses darauf Bezug nehmen müßte oder sollte. 16 Ein doppelter reziproker Imp. (V. 16a.b), mit dem Vorigen durch ovv verknüpft, läuft auf einen gemeinsamen Konsekutivsatz36i zu (»damit ihr geheilt werdet«, V. 16c). Ohne Verbindungspartikel folgt der assertorische Satz V. I 6 d (»viel vermag . . . « ) , der in V. 15a eine teilweise Parallele hat. Die Thematik bleibt im Bereich der bisherigen. Neu sind die Elemente »Sünden bekennen« und »heilen« (ido[xca)362 Der Aspekt »einander« kam bereits 4,11 und 5,9 (beidemal mit negativem Imp.) vor. In V. I6a-c kehrt Jak kurz zum kollektiven »ihr« zurück, bevor in V. I 6 d . l 7 f. wieder andere Subjekte im Sg. folgen. Das Gewicht in V. 16 liegt auf dem Ruf zum gegen seitigen Handeln (Bekennen, Beten); darauf ruht Verheißung, darin liegt Kraft. Angeredet sind alle Christen; Jak vertritt damit ein »Priestertum aller Gläubigen«, einen geistlich-demokratischen Ansatz.363 Die sachliche Verbindung zum Vorigen besteht in den Faktoren »Sünde« und »heilen«, ist also eher stichworthaft; weder der Krankheitsfall von V. 14 f. noch die Altesten spielen weiterhin eine Rolle. Der ohne hin angehängte Konditionalsatz V. 15c-d lenkte die Aufmerksamkeit auf das Problem und die Bewältigung der Sünde, und zwar als ein ekklesiales Geschehen. - Das Judentum kennt eine lange Tradition des Sündenbekenntnisses, auf die Jak - wie das ganze Urchristentum - zurückgreift^; als individuelles Eingestehen (z. B. Lev 5,5 f.; Ps 32,1-5; 41,5; 51,5 ff; vgl. Prov 20,9; 28,13)365, auch stellvertretend für die Gemeinde (z. B. D a n 9,4 ff; 3 M a k k 2,13-20; Bar 1,15 ff; 1 Q S 1,23 ff), oder kol lektiv (z. B. Esr 10,11; Dan 20,28 ff).366 Das Sündenbekenntnis erfolgt manchmal öffentlich vor der Gemeinde.367 'E^ouoXoyeoum bezieht sich in der L X X zumeist auf <
s o
3 6 1
"Ojitog bei J a k n u r hier. B a k e r 2 3 9 schließt a u s d e m K o n j u n k t i v , d a ß d i e H e i l u n g n i c h t a u t o m a t i s c h g e schieht.
3 6 2
C E ^ o ^ o X o y e t o u n d i d o u m n u r hier.
3 6 3
M i t Frankemölle 726; anders Konradt, Existenz 190.
3 6 4
O t t o M i c h e l : T h W N T V 2 0 2 - 2 0 6 ; R o d n e y A l a n W e r l i n e , P e n i t e n t i a l Prayer in S e c o n d T e m p l e J u d a i s m . T h e D e v e l o p m e n t o f a Religious Institution, Atlanta (Scholars) 1998; A u g u s t Strobel, Erkenntnis u n d B e k e n n t n i s d e r S ü n d e in n e u t e s t a m e n t l i c h e r Z e i t , S t u t t g a r t ( C a l w e r ) 1 9 6 8 ; H a r t w i g T h y e n , S t u d i e n z u r S ü n d e n v e r g e b u n g i m N e u e n T e s t a m e n t u n d seinen alttestamentlichen u n d jüdischen Voraussetzungen ( F R L A N T 96), Göttingen ( V & R ) 1970.
3 6 5
V g l . weiter N u m 5 , 7 ; P s S a l 9 , 6 s o w i e J o m a 3 , 8 ; 4 , 2 ; 6 , 2 (alles F ä l l e b e i m G r o ß e n V e r s ö h n u n g s t a g ) .
3
66 V g l . n o c h J o s e p h Bell 5 , 4 1 5 ; A n t 8 , 1 2 9 . 2 5 6 f . 3 6 2 .
3
67 M i c h e l : T h W N T V 2 0 4 f.
348
VII. Geduld, Gebet und anderes z u m U m g a n g untereinander
Formen von irr (wissen, kennen). In der Profangräzität ist (8^)6|ioXoy8a) »von Hau se aus kein religiöses Wort, sondern kann lediglich religiösen Sinn annehmen«368 darunter auch Sündenbekenntnis. Sühne-Inschriften handeln sogar davon, daß jemand vor einem Priester seine Sünden bekennt, um so von Krankheit frei zu wer den.369 Das Verb bedeutet: offen eingestehen, anerkennen. Nur in der LXX gewinnt es (sogar zumeist) die Bedeutung »(Gott) lobpreisen«.370 Die Doppelheit spiegelt sich im N T wider. »Sünden bekennen« findet sich: M k 1,5 par. M t 3,6; Apg 19,18; Rom 14,11; ebenso HermV 1,1,3 (=1,3) u. ö.; daneben »preisen, anerkennen«.371 Das e^ouo^oyeTaGai der Übertretungen in der Gemeinde vor dem Abendmahl hält Did 14,1 für erforderlich, »damit euer Opfer rein sei« (vgl. auch 4,14). Die Akzentuierung »einander« ist für Jak spezifisch. Selbstverständlich ist dabei das »vor Gott« und »in der Gemeinde« eingeschlossen, ohne daß das Geschehen damit ausschließlich an die Versammlung gebunden oder auf sie begrenzt würde;372 aber Jak betont die interper sonale Dimension. Es ist wichtig, daß untereinander alles ausgeräumt wird, und das selbstverständlich vor Gott. Zwar wird nicht ausdrücklich durch ein uuxov, eomxcöv oder LÖicxg gesagt, daß die eigenen Verfehlungen gemeint sind; aber in der Tradition des Sündenbekenntnisses kann etwas anderes nicht zutreffen. Jak geht wie selbstver ständlich von dem Phänomen der Sünde auch bei Christen aus (vgl. 3,2).373 _ D e m bereinigenden Geschehen soll das aufbauende folgen: »bittet für einander«. »Bitten )
(eftxoum) für jemanden« ist ebenfalls in LXX (Ex 8,28; D t 9,20) und N T (Apg 26,29; 27,29; Rom
9,3; 2Kor 13,7.9; 3Joh 2) gut bekannt,374 manchmal freilich
368 M i c h e l , e b d . 2 0 1 , 3 0 f. 3 6 9
M i c h e l , e b d . 2 0 1 , 3 2 - 3 5 : a u s L y d i e n u n d P h r y g i e n , K a i s e r z e i t . V g l . d i v e r s e Stellen bei P l u t a r c h , z . B . M o r a lia II 1 6 8 d ( D e s u p e r s t i t i o n e ) : » D e r A b e r g l ä u b i s c h e rollt sich i m D r e c k , w ä h r e n d er s e i n e S ü n d e n u n d F e h ler v e r k ü n d e t ( e ^ a y o Q e u e i ) « .
3
?o M i c h e l : T h W N T V 2 0 4 . 1 f.; O t f r i e d H o f i u s : E W N T II 2 0 - 2 2 .
371 Phil 2 , 1 1 ; Rom
1 5 , 9 ; ferner l C l e m 6 1 , 3 ; H e r r n M 1 0 , 3 , 2 (= 4 2 , 3 ) . F ä l l t M t 1 1 , 2 5 par. w i r k l i c h in d i e s e
Rubrik? 3 7 2
K o n r a d t , E x i s t e n z 1 9 0 f. Z u r R e z e p t i o n s g e s c h i c h t e s. A l t h a u s . S i e ist w e i t h i n m i t d e r G e s c h i c h t e d e s Beichtinstituts verbunden ( 1 6 6 ) . Bei A u g u s t i n u s
findet
sich n o c h n i c h t , d a ß d a s B e k e n n e n v o r
einem
Priester z u g e s c h e h e n h a b e ; d a s v e r b r e i t e t e s i c h erst a u f g r u n d v o n B e d a s A u s l e g u n g ( 1 6 7 ff.). B e s o n d e r s i m 1 3 . J h . w u r d e ein n e u e s S t a d i u m erreicht, n ä m l i c h d i e B e i c h t e v o r L a i e n i m N o t f a l l ( 1 7 1 ; u. a. T h o m a s v o n A q u i n ; B o n a v e n t u r a ) . D u n s S c o t u s ist g e g e n d i e B e i c h t e v o r Priestern; er n i m m t d a s » e i n a n d e r « e r n s t ( 1 7 4 f.), e b e n s o E r a s m u s ( 1 7 6 ) . L u t h e r w i e E r a s m u s b e t o n e n d e n e x e g e t i s c h e n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n V. 1 6 a u n d b ( 1 7 8 ) , z i e h e n a b e r m i t H i n w e i s a u f M t 5 , 2 2 f. eine B e g r e n z u n g a u f d i e S ü n d e n g e g e n e i n a n d e r ( 1 7 9 ) . W e n i g e r e i n s c h r ä n k e n d ä u ß e r t s i c h C a l v i n ( 1 8 0 f.). D i e F r a g e b l i e b ein S t r e i t p u n k t . D i e L u t h e raner s c h a f f t e n d i e O h r e n b e i c h t e a b ( 1 8 1 f.), w ä h r e n d d i e R ö m i s c h - K a t h o l i s c h e K i r c h e sie b e i b e h i e l t , teil w e i s e a u c h als V o r b e d i n g u n g für d i e e x t r e m a u n c t i o ( 1 8 8 ) . 3 7 3
V i e l k o m p l i z i e r t e r ist d i e L a g e in l j o h .
374 Y g j F r a n z H e s s e , D i e F ü r b i t t e i m A l t e n T e s t a m e n t , E r l a n g e n 1 9 5 1 ; G e r h a r d F r i e d r i c h , D i e F ü r b i t t e i m N e u e n T e s t a m e n t , in: d e r s . , A u f d a s W o r t k o m m t es a n . G e s a m m e l t e A u f s ä t z e (hg. J o h a n n e s H . F r i e d r i c h ) , G ö t t i n g e n ( V & R ) 1978, 4 3 1 - 4 5 6 ; S ö n k e von S t u m m , D e r betende Sünder vor Gott. Studien zu Verge b u n g s v o r s t e l l u n g e n in u r c h r i s t l i c h e n u n d f r ü h j ü d i s c h e n T e x t e n ( A G A J U 4 5 ) , L e i d e n (Brill) 1 9 9 9 ( m i t F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e 2 1 ff.). G o r d o n P. W i l e s , P a u l s I n t e r c e s s o r y Prayers. T h e S i g n i f i c a n c e o f the I n t e r c e s s o ry Prayer P a s s a g e s in t h e L e t t e r s o f S t Paul, C a m b r i d g e (U.P.) 1 9 7 4 , i n s b e s o n d e r e 2 2 - 4 4 ( I n t e r c e s s o r y w i s h prayers: their b a c k g r o u n d a n d f o r m ) ; R o l a n d G e b a u e r , D a s G e b e t bei P a u l u s . F o r s c h u n g s g e s c h i c h t l i c h e u n d e x e g e t i s c h e S t u d i e n , G i e ß e n ( B r u n n e n ) 1 9 8 9 ; W o l f g a n g F e n s k e , » U n d w e n n ihr b e t e t . . . « ( M t . 6 , 5 ) . G e b e t e in d e r z w i s c h e n m e n s c h l i c h e n 21), Göttingen ( V & R ) 1997.
K o m m u n i k a t i o n d e r A n t i k e als A u s d r u c k d e r F r ö m m i g k e i t ( S t U N T
349
5,16
abgeflacht zu einem bloßen Wünschen.375 Die Formulierung bei Jak läßt an ein regelrechtes Fürbittegebet denken. »Bitten für . . . « ist ein Akt geistlicher Solidarität und zwischenmenschlicher Wohlgesonnenheit. M a n »wünscht alles Gute« von Gott376 für den Nächsten, hier speziell in Relation zu dessen eingestandenen Verfeh lungen. Eine positive gegenseitige Atmosphäre sorgt dafür, daß die, die sich durch ihr Sündenbekenntnis bloßstellen, getragen und aufgebaut werden. - Daraus entsteht »Heilung«. Das Verb ido^iai377 bedeutet »heilen, gesund machen«, ähnlich wie 08Qajt8i3(jL), kann aber (anders als dieses) auch im übertragenen Sinn verwendet wer den, so im NT: Mt 13,15; Joh 12,40; Apg 28,17; vgl. Hebr 12,13; IPetr 2,24. Der Sinn lautet dann: »(wieder-)herstellen, (wieder-)gutmachen«.378 Den Zusammenhang zwischen Krankheit, Sündenvergebung und Heilung notiert IPetr 2,24 anhand von Jes 53,4-6.12 in bezug auf Christi Heilstat. Überwiegend zielt ido|iai jedoch auf die kör perliche Gesundung.379 J k scheint mit den semantischen Schattierungen der Wörter (s. o. zu öco^co und eyeioo)) zu spielen. Er scheint sogar den in V. 15 aufgelösten Kon nex zwischen Sünde und Krankheit neu zu etablieren. Aber ÖJicog kxOfjxe verweist kaum auf die physische Wiederherstellung einzelner bußfertiger Christen, sondern eher kollektiv auf die Gesundung der Gemeinde,380 d zwar wegen des doppelten betonten »einander«. »Heilen« ist zwar konkret gemeint,38i aber eher sozial als phy sisch, ohne letzteres völlig auszuschließen. - Wie ein Grundsatz liest sich V. I6d, der offenbar das Vorige bekräftigen soll, auch wenn ein yag fehlt, Als ganzer bietet er Interpretationsprobleme. Die Wendung noXv lajcueiv bedeutet »viel vermögen«, wobei TIOXV Adjektiv oder Adverb sein könnte.382 'loyvu) zielt auf Stärke, Kraft, Macht - neben Geltung und Bedeutung. D e m Gebet wird damit eine Wirkkraft zugewiesen. Aenoig stammt ursprünglich vom Wortstamm »ermangeln, bedürfen« her; in »intentionalen Sätzen« wird eine (höfliche) Bitte ausgesprochen. Neben KQOOEVXA »als dem Allgemeineren« steht öenoig für das »Spezielle«. Aenoig in Jak a
u n
375 N i c h t j e d o c h in L X X . V g l . H . R . Balz: E W N T II 2 2 3 f. 3 7 6
S o d i e alte j ü d . u n d g r i e c h . F ü l l u n g ( » G o t t a n r u f e n « ) : Balz: E W N T II 2 2 3 . E i n e w e i t e r e S i n n - N u a n c e ist » g e l o b e n « (so A p g 1 8 , 1 8 ; 2 1 , 2 3 ) . - D a s S i m p l e x e v / o u r n e r s c h e i n t in N T u n d L X X seltener als d a s K o m p o s i t u m m i t J I Q O O - . B u r c h a r d , H N T z. S t . , d e n k t a u c h für V. 1 6 b a n ein G e b e t u m V e r g e b u n g . I m N T 2 6 x , m e h r h e i t l i c h in L k - A p g ( 1 5 x ) , selten in d e n B r i e f e n (je l x in H e b r , J a k , I P e t r ) , es fehlt i m C o r p u s P a u l i n u m ( d o r t a l l e r d i n g s 3 x fafia [ H e i l u n g ] in V e r b i n d u n g m i t x a o i o f x a : I K o r 1 2 , 9 . 2 8 . 3 0 ) . V g l . R a g n a r L e i v e s t a d t : E W N T II 4 1 6 - 4 1 8 ; A l b r e c h t O e p k e : T h W N T I I I 1 9 4 - 2 1 5 ( d o r t r e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e s Material). O e p k e : T h W N T II 1 9 9 f. D a r u n t e r fallen a u c h : B e h e b u n g intellektueller M ä n g e l , rechte P h i l o s o p h i e , gerechte Gesetzgebung. 9 O e p k e : T h W N T II 1 9 9 , 2 6 ff. S o z. B . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 2 1 ; J o h n s o n 3 3 5 ; d e r s . , T h e S o c i a l D i m e n s i o n s o f Soteria in L u k e - A c t s a n d Paul: S B L . S P 1 9 9 3 , 5 2 0 - 5 3 6 . Also nicht soteriologisch-eschatologisch »retten«, m i t Schnider 134. 382 M ö g l i c h e r w e i s e b e s t e h t eine V e r b i n d u n g z u M k 9 , 2 3 , w o freilich J t d v x a ö u v a x a x(p moxeiJOVTi steht ( o h n e Parallele bei M t u n d L k ) . Falls J a k dieses L o g i o n a u f n a h m , h ä t t e er es d u r c h d i e E r s e t z u n g v o n »alles« d u r c h »viel« a b g e s c h w ä c h t , v e r m u t l i c h a u s seelsorgerlicher E r f a h r u n g bzw. R ü c k s i c h t n a h m e . A n d e r s H a u c k , B r i e f 2 3 6 : » D e r B l i c k ist d a b e i s c h w e r l i c h d a r a u f gerichtet, d a ß a u c h eines G e r e c h t e n G e b e t n i c h t alles v e r m a g , s o n d e r n g e g e n ü b e r aller U n t e r s c h ä t z u n g d e s G e b e t s will er d e s s e n h o h e s V e r m ö g e n h e r a u s stellen«. V g l . a u c h J o h n s o n , E x p e r i e n c e 6 ff., z u r religiösen E r f a h r u n g v o n K r a f t ( p o w e r ) ; sie h a t n i c h t s m i t S o z i a l s t a t u s z u t u n u n d ist n i c h t e i n f a c h p h y s i s c h e s o d e r m e n t a l e s V e r m ö g e n , h a t hier a b e r A u s w i r k u n g e n ; sie ist t r a n s z e n d e n t e K r a f t , u n d z w a r als F u n k t i o n d e s G e i s t e s . 3 7 7
3 7 8
37
3 8 0
3 8 1
350
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
5,16c zielt somit auf das Darbringen besonderer Anliegen vor Gott, und zwar im Sinn und Stil einer Petition. - Als Subjekt des Betens wird öixcuoc; (ohne Artikel) genannt. Damit wird die Verheißung durch eine Voraussetzung auf einen bestimmten Beterkreis eingeschränkt. Wahrscheinlich nimmt J a k mit »Gebet des/eines Gerechten« atl.-jüd. Traditionen wie Ps 1,5 f.; 7,9; 37,39; 87,12; 146,8; Prov 4,18; 10,6; 15,29; Est 2,22; Weish 2,18; 3,1 auf. An bestimmte Gerechte wie Elia ist kaum gedacht, auch eine Beziehung zu 5,6 bietet sich von der Sache her nicht an. Evtl. will J a k die Adressaten an die in 1,20 und 3,18 erwähnte »Gerechtigkeit« erinnern, die Zorn ausschließt und den Frieden pflegt. Dann steht 5,16 zugleich im Kontrast zum falschen »Bitten« in 4,1-3 und bekräftigt 4,6. Notierenswert ist der Sg. öixcuoih Der eine Gerechte383 kann u. U. auch für eine, wenn nicht sogar gegenüber einer Mehrzahl, Segen von Gott erwirken. Gott hört auf »seine Leute«, die nach seinem Willen leben und entsprechend beten. - 'EveQyoufxevr] ist gleich in mehrfacher Hinsicht vieldeutig: Aussagerichtung des Medium (aktivisch, medial, passivisch), Zuordnung im Satz (Attribut zu »Gebet« oder prädikativisch zu loxuei), Relation als participium coniunctum (temporal, modal, kausal), semantischer Gehalt (Intensität, Ernsthaftigkeit, Wirksamkeit, Kraft, Effektivität), logisches Subjekt bei einer passivischen Interpretation. Aus diesen Aspekten ergibt sich eine Fülle von Ubersetzungsvorschlägen.384 D i Hauptpositionen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: (1) »das kräftige, lebendige, intensive, inständige, energische Gebet«385 (2) »sobald das Gebet bei Gott ankommt und von ihm erhört wird»386, (3) »das Gebet in seiner Wirksamkeit«387 (4) »sobald das Gebet (durch Gott) w i r k s a m gemacht wird«388. Eine Lösung wird gesucht aus: ähnlichen Verwendungen von 8V8QY£ü)389; der Vermeidung einer inhaltlichen Tautologie390; einer theologischen Richtigstellung ^; aus Vergleichsstellen392 b e s o n d e r s Gal 5,6 und Rom 8,26393; dem weiteren (bes. 1,6-8; 4,1-3) und engeren (bes. 5,15) Kontext des Jak.394 Neben der Vermeidung einer Tautologie spielt e
)
;
3
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383 V g l . A b r a h a m in G e n 1 8 . Z u r T h e m a t i k weiter: J e r 5 , 1 ; 1 4 , 1 3 ; 3 7 , 1 ff.; P r o v 1 5 , 2 9 . B i s h i n z u V e r s u c h e n , s ä m t l i c h e M ö g l i c h k e i t e n in eins z u erfassen; M a y o r 1 7 9 zitiert d a f ü r L a n g e : » d i e m i t d e r v o l l e n H i n g e b u n g a n d e n g ö t t l i c h e n I m p u l s z u g l e i c h g e s e t z t volle S p a n n u n g d e s b e t e n d e n G e i s t e s « , also e i n e K o m b i n a t i o n v o n A k t i v u n d M e d i u m . 3 8 4
3 8 5
S o D i b e l i u s , K E K 3 0 5 (aktivisch); C a n t i n a t 2 5 6 ; L a w s , C o m m e n t a r y 2 3 4 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 2 9 ( m e d i a l - i n t e n s i v ) . D a s Part, w i r d also als A t t r i b u t v e r s t a n d e n . Bereits M a y o r 1 7 9 kritisierte: es s t e h t n i c h t e i n f a c h e i n A d j . d a (evEQY'HS) i P h l m 6; H e b r 4 , 1 2 . S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 2 8 , also m o d a l - t e m p o r a l u n d p r ä d i k a t i v i s c h . V g l . W i n d i s c h 3 2 - 3 4 » w e n n es s i c h auswirkt«. M a r t i n , W B C 1 9 8 ( » i n its effectiveness«) und 2 1 2 ; also p r ä d i k a t i v i s c h und medial. Ä h n l i c h Adamson, E p i s t l e 2 0 5 - 2 1 0 ( » i n Operation«), medial, dann a b e r aktivisch: »this p r a y e r is m i g h t y in w h a t it is able t o do, not in w h a t it is enabledto do« ( 2 1 0 ) . A l s o passivisch v e r s t a n d e n . S o Schlatter, B r i e f 2 8 4 f.; M a y o r 1 7 8 ( W e n n es v o m G e i s t aktualisiert w i r d ) . V g l . W i l k i n s o n 3 3 0 . D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 9 7 : D a s G e b e t ist n i c h t stark in sich, s o n d e r n d u r c h G o t t e s A n t w o r t . w
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M a t e r i a l bei M a y o r 1 7 7 - 1 7 9 ; A d a m s o n , E p i s t l e 1 9 9 . 2 0 5 - 2 1 0 ; sie v e r w e i s e n a u f Rom 7 , 5 ; 2 K o r 1,6; 4 , 1 2 ; G a l 5 , 6 u. a. ( d a s s p r e c h e g e g e n e i n e a k t i v i s c h e I n t e r p r e t a t i o n ) ; D i b e l i u s , K E K 3 0 5 , a u f W e i s h 1 5 , 1 1 . Z . B . Dibelius, K E K 3 0 4 , gegen B . Weiß (»Kraft der i h m i n n e w o h n e n d e n Wirksamkeit«); Frankemölle, Ö T K 7 2 8 , g e g e n B a u e r - A . ( » w i r k s a m e s G e b e t « ) - s e l b s t v e r s t ä n d l i c h sei s o l c h ein G e b e t w i r k s a m ! V g l . V o u g a 1 4 4 : d a s G e b e t w i r d d u r c h G o t t e s L i e b e b e w i r k t / b e l e b t (suscit^e). D a r u n t e r M k 7 , 2 f.; L k 1 1 , 5 f.; 1 8 , 1 f. ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 2 9 ) . Windisch 33; Johnson, AncB 335; Mayor 178. V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 2 8 f., b e s o n d e r s 1,5 gestatte einen R ü c k s c h l u ß a u f G o t t e s S e i n u n d H a n d e l n , d e s h a l b sei 5 , 1 6 d n i c h t i n t r a n s i t i v - m e d i a l o d e r passivisch z u verstehen. Ferner sei V. 1 6 d eine V a r i a n t e z u V. 1 5 a .
351
5,16-18
der Kontext die wesentlichste Rolle bei der Sinnerschließung: die Parallele zu V. 15a, das Elia-Beispiel (V. 17 f., das doch wohl V. 16d erläutern und bekräftigen soll) und die Qualifizierung »eines Gerechten«. Philologisch ist die Lösung nicht festgelegt, weder semantisch noch syntaktisch. Elia wird als »einer von uns« dargestellt, der »einfach betete«. Nichts verlautet von einem kräftigen, eindrücklichen Auftreten dabei. Vielmehr betet er - wie andere »Gerechte« im AT - aus dem Zutrauen zu Gott heraus (s. V. 15a). Das spricht gegen eine Deutung »das kräftige, intensive, energische Gebet« (Vorschlag 1). Betont ist also nicht das Verhalten des Beters. Umgekehrt liegt kein Hinweis auf Gottes Handeln (passivum divinum) vor (Vorschläge 2 und 4); das hätte Jak deutlicher schreiben müssen (und können). Syntaktisch fällt die Nachstellung von 8V£QY°UM^ 1 f i könnte sogar fehlen. Also wollte Jak einen Akzent bringen bzw. die bisherige Aussage verdeutlichen und begründen: Das Gebet eines Gerechten vermag/vollbringt viel, weil es »energie-geladen« ist (vgl. Vorschlag 3). Das Gebet des Gerechten ist kein bloßes frommes Wunschgerede, sondern trägt in sich eine von Gott bereits verliehene Kraft - wie das Elia-Beispiel zeigt. Syntaktisch ist 8 V 8 Q Y O D ^ i 8 v r ) daher kausal zu verstehen; die medial-passive Form braucht ohne Not nicht aktivisch interpretiert zu werden, logisches Subjekt ist vielmehr Gott; es liegt jedoch kein verkapptes Futur vor (s. o. »sobald . . . « ) , sondern eine präsentische Qualifizierung. Das Gebet richtet deswegen viel aus, weil es auf die Verheißung Gottes bauen kann. 17-18 Elia wird nicht als Person vorgestellt oder in seiner biblisch-historischen Bedeutung qualifiziert, sondern in V. 17a als »Mensch« in Relation zu »uns« gesetzt. Es folgt eine Kette von kurzen xca-Sätzen (V. 17b.c.l8a.b.c) mit finiten Verben im Aor., deren Subjekt zunächst Elia ist, dann Himmel und Erde (V. 18b.c). Eingeschaltet ist in V. 17b ein kurzer Finalsatz (xov + Inf.). Es liegt also ein einfacher Erzählstil vor, der am Ende nahezu poetische Züge erhält; der Stil erhöht die Eindrücklichkeit. Es fehlt ein Hinweis auf die Schrift; in keiner Weise werden die Umstände des damaligen Geschehens ( l K ö n 17 f.) erwähnt: die politische und religiöse Konfliktsituation (König Ahab, Baalspriester, Gottesurteil auf dem Karmel), die wunderbare Bewahrung Elias im Haus der Witwe in Zarpath, vor allem aber die Heilung von deren Sohn aus Krankheit mit Todesnot - was nach Jak 5,14 f. ideal gepaßt hätte! Die Schilderung berührt ausschließlich die Macht des Gebets des Elia. Kontextuell soll V. 17 f. offensichtlich V. 16c per exemplum bestätigen. - Elia galt in ntl. Zeit ^ als: (1) eschatologische Gestalt.396 (Fürbeter, Helfer, Parusie; vgl. Mal 3,23 f.; M k 9,1 ff. parr.); (2) unbeugsamer Kämpfer für Gott und den rechten Glauben ( l K ö n 17 ff; R o m 11,2-4; »heiliger Rest«) und (3) Wundertäter397 (Lk 4,25 f.; vgl. Apk 11,3 ff). Sir 48,1-12 stellt die machtvollen Taten Elias zusammen, darunter auch das Verschließen (und zwar nur dieses) des H i m m e l s . Elia gilt hier als Retter und Rächer in der Geschichte Israels (vgl. 48,1 mit 47,1), vor allem als politische Gestalt. VT
a u
e s
39
398
395 V g l . J a n L a m b r e c h t : E W N T II 2 8 5 - 2 9 0 ; J o a c h i m J e r e m i a s : T h W N T II 9 3 6 - 9 4 3 ; O h l e r , E l i a ; d e r s . , G e s t a l ten 1 8 4 - 2 0 3 ; J o y n e s ; S t a g g 2 2 9 . B e i d e n R a b b i n e n h a t E l i a e i n e F ü l l e v o n » F u n k t i o n e n « , s. S t r . - B . I V 7 6 4 7 9 8 . B o t t i n i , P r e g h i e r a 15 f f , vergleicht Sir 4 2 , 2 f.; L k 4 , 2 5 f.; A p k 1 1 , 6 a u n d s p r i c h t v o n » u n m o s a i c o interpretativo multicolore« ( 1 8 4 ) . 3 9 6
S . d a z u J o y n e s , speziell z u m M o t i v d e r » W i e d e r k e h r « u n d s e i n e n V o r a u s s e t z u n g e n .
3 9 7
M i t h e i l s a m e r w i e a u c h v e r n i c h t e n d e r W i r k u n g , vgl. 2 K ö n 1 ( F e u e r v o m H i m m e l ) .
3 9 8
Sir 4 8 , 3 , parallel z u » d r e i m a l F e u e r v o m H i m m e l « ; d a s N e g a t i v e s t e h t a l s o i m V o r d e r g r u n d .
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
352
»Wer dir ähnlich ist, mag sich rühmen« (V. 4a; vgl. V. 11). Ganz anders Jak, der Elia gerade nicht herausgehoben sehen will und die Gleichheit mit den Menschen betont. Dieselbe Terminologie verwendet auch Apg 14,15 mit derselben Tendenz (»Men schen gleichwie ihr«). Ouoiojta6r|c;399 bezeichnet die Gleichartigkeit hinsichtlich Empfindungen, Zuständen und Erfahrungen. Als anthropologischer und psychologi scher Maßstab für Elia dient das »wir«, nicht umgekehrt Elia für »uns«. Damit (und darauf zielt die Aussage) ist das »Beten wie Elia« als zumindest prinzipielle Möglich keit für alle Gläubigen gekennzeichnet. Jak legt alles Gewicht auf das Beten. Die Redefigur jTQoaeuxt) JTQoar]i)§aTO dient der Verstärkung, die Linie von V. 13a. I 4 c . l 6 b . c aufnehmend (in V. 18 einfaches JtQOor]i)§aTo). Im A T ist Elia für sein Beten weniger b e k a n n t . In l K ö n 17-18 heißt es lediglich, daß Elia eine Dürre ankündigt, die nur auf sein Wort hin beendigt werde (17,1). »Im dritten Jahr« beauf tragt Gott dann Elia zu sagen, daß er (Gott) »es regnen lassen wird auf Erden« (18,l). Von einem Gebet ist allenfalls indirekt in 18,42 dabei die Rede. Auch Lk 4,25 handelt nur von der großen Teuerung, und zwar über 3 1/2 J a h r e . Die jüd. Tradition verbindet dann Elias Taten ausdrücklich mit seinen Gebeten. ^ Die Zeit angabe »3 1/2 Jahre« findet sich in diesem Z u s a m m e n h a n g nur noch in Lk 4,25. Nach Dan 7,25 und Apk 12,14 könnte das als Unglücks- bzw. Gerichts-Zeit oder eher noch als »halbe Zeit« (gemessen an der Vollzahl 7 ) gelten. Möglicherweise ist aber auch nur »gut drei Jahre« o. ä. g e m e i n t . Jak übernimmt die Zeitangabe anscheinend aus einer hagadischen T r a d i t i o n , und zwar um der Konnotation einer bedrückend langen Zeit willen. Damit korrespondiert die Ortsangabe ejti tfjg yfjg, die hier an eine geradezu weltweite Trockenheit denken l ä ß t . Die geistliche Verfü gungskraft des Gebets gilt aber nicht nur im Negativen (so auch Lk 4,25; Apk 11,6), sondern ebenso im Positiven: »und wiederum betete er . . . « (V. 18). Absicht und Adressat können entfallen, der bloße Akt reicht a u s . Anders als in der theozentric
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399 I m N T n u r n o c h A p g 1 4 , 1 5 . S . B a u e r - A . 1 1 4 8 ; W i l h e l m M i c h a e l i s : T h W N T V 9 3 8 f. V g l . W e i s h 7 , 3 ; 4 M a k k 1 2 , 1 3 ; P l a t o R e p 4 0 9 b ; T i m a i o s 4 5 c ; P h i l o C o n f L i n g 7 (»sie g e w a n n e n e i n e G l e i c h h e i t d e s T e m p e r a m e n t s u n d d e s E m p f i n d e n s « ) . D a s W o r t , für s i c h g e n o m m e n , b e d e u t e t k a u m » m i t d e n s e l b e n B e g r e n z u n g e n « (so A d a m s o n , E p i s t e l 2 0 0 ; M a r t i n , W B C 2 1 2 ) . A u c h d e u t e t JtaO- n i c h t a u f d a s E r l e i d e n ( g e g e n Reicke 6 6 ) , sondern a u f das E m p f i n d e n (mit Michaelis: T h W N T V 9 3 9 A n m . 4 ) . Michaelis: T h W N T V 9 3 9 : zugleich wird »abgewehrt, d a ß Elia übermenschliche Kräfte besessen habe«. S i e ist k e i n H e b r a i s m u s , s o n d e r n d u r c h a u s k l a s s i s c h - g r i e c h . (z. B . P l a t o S y m p o s 1 9 5 b ) ; vgl. B - D - R § 3 9 8 . 6 m i t A n m . 1 0 ( D a t . ) , § 1 5 3 ( A k k . ) . B u r c h a r d , H N T z. S t . : »soll w o h l b i b l i s c h k l i n g e n « . V g l . O h l e r , E l i a 2 5 8 : s. freilich l K ö n 1 8 , 4 2 ; 4 E s r 7 , 1 0 9 . 1 1 1 ; b S a n h 1 1 3 a . L X X : x a i öcaaco vexbv ejti JtQÖawjtov tfjg yf\c,. V g l . A p k 1 1 , 2 E l l : 4 2 M o n a t e bzw. 1 2 6 0 T a g e bzw. 3 1/2 T a g e ; in V. 6 e r s c h e i n t d a s V e r s c h l i e ß e n d e s H i m m e l s als S t r a f w u n d e r . E s ist a l l e r d i n g s n i c h t v ö l l i g sicher, o b a n E l i a g e d a c h t ist. V g l . D a v i d s , P s e u d e p i g r a p h a 2 3 2 . S o m T a a n 2 , 4 ( » M ö g e der, d e r E l i a a u f d e m K a r m e l a n t w o r t e t e , a u c h d i r a n t w o r t e n . . . « ) ; 4 E s r 7 , 1 0 9 ( » E l i a b e t e t e für d i e , d i e d e n R e g e n e m p f i n g e n , u n d für d e n T o t e n , d a ß er l e b e « ) . W e i t e r e S t e l l e n bei D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 9 7 . D i e Z e i t a n g a b e als s o l c h e ist in d e r r a b b i n i s c h e n L i t e r a t u r geläufig: S t r . - B . I I I 7 6 1 . 407 V g l . R e i c k e 6 1 ; d i e A n g a b e signalisiert d a n n e s c h a t o l o g i s c h e n T r o s t . °8 S t r . - B . I I I 7 6 1 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 7 3 4 . ° 9 V g l . H a n s o n , U t t e r a n c e s 1 4 7 ff. L X X I R e g 1 7 , 7 : crux E Y E V E T O vexöc, e m tfjg yfjg. - M a y o r 1 8 1 d e n k t bei J a k a n e i n e b l o ß e A u f f ü l l u n g d e r Aussagen entsprechend G e n 7,12. A u s f u h r l i c h e r ä u ß e r t s i c h J o s e p h A n t 1 4 , 2 2 - 2 4 ü b e r O n i a s : »ein g e r e c h t e r u n d G o t t w o h l g e f ä l l i g e r M a n n , der, als er e i n s t w ä h r e n d einer r e g e n l o s e n Z e i t G o t t u m B e e n d i g u n g d e r T r o c k e n h e i t g e b e t e n h a t t e , e r h ö r t 4 0 0
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5,18-20 4 1 2
sehen Aussage l K ö n 1 8 , l tritt der Himmel als Agierender, ja als Geber auf, was sonst von Gott selbst ausgesagt wird (vgl. Jak 1,5.17). Der letzte Teil von V. 18 ist jak Hinzufügung; er findet nicht in l K ö n 18, sondern eher in Gen 1,11 A n h a l t . BXaaxdvco (transitiv wie intransitiv verwendbar) bezeichnet den Vorgang des Sprie ß e n s ; weiter gefaßt, heißt es: wachsen lassen. Daß Jak direkt auf die Frucht abzielt, wird vom Rückverweis auf 5,7 bedingt sein, wo ebenfalls die Faktoren »Erde, Regen, Frucht« zusammenstehen. Dort diente der Vergleich der Mahnung zur eschatologischen Geduld; V. 18 läßt davon nichts erkennen. Jak will nicht dazu aufrufen, das Eschaton gleichsam herbeizubeten. Dessen Herbeiführung ist allein Gottes Sache; für die Gläubigen gilt es zu warten. Die Ermutigung zum Gebet bezieht sich auf die seit V. 13 dargelegten und auf ähnliche Lebenssituationen. Das Elia-Beispiel ist wegen seiner Eindrücklichkeit und Bekanntheit gewählt. Einen allegorischen Bezug darin zum Empfinden eines Kranken (V. 14) zu entdecken, der sich gleichfalls »ausgedörrt und tot« f ü h l e , übersteigt die Aussage des Textes. Ebenso ist der Text überstrapa ziert, wenn man eine Verbindung zur Tradition des Jakobus als eines zweiten Elia, der den Eifer der Gemeinde mäßigen möchte, ziehen will und in der »Frucht« einen Rückverweis auf die »Frucht der Gerechtigkeit« zum Frieden (3,17 f.) e r k e n n t . Die Aussage von V. 17 f. ist als Exemplum erhörten Gebets und als Ermutigung zum Beten in sich abgerundet, wobei die Motiv-Welt von V. 18c eine inhaltlich lockere Ring verbindung zu V 7b darstellt. 19-20 Die kleine Passage am Ende des Schreibens hat ihr syntaktisches Zentrum in dem Imperativ yivoDöxeTO), also in einer Beleh r u n g . ? Der Inhalt der Belehrung folgt im öxi-Satz in V. 20 (mit einem Partizip als Subjekt und zwei Verben im Futur). Fast alles Relevante ist in V. 20 gesagt; der Kon ditionalsatz V. 19 wirkt dagegen redundant, abgesehen von dem Umstand, daß er den Inhalt der Belehrung mit der konkreten Eventualität verknüpft. Er ist zudem inso fern nicht leichtgängig formuliert, als das Subjekt (zwar zweimal Tic; aber nicht iden tisch) wechselt. Die inhaltliche Differenz zwischen V. 19 und 20a besteht in »Wahr heit« (nur V. 19) und »Weg« (nur V. 20) beide bezogen auf »Abirren«. V. 19 notiert die Relation zu den Adressaten: »meine Brüder« und »unter euch« (beides Plur.). Demgegenüber fällt der Singular »er soll wissen« in V. 20 auf, den diverse Hand schriften in den Plur. korrigieren zu müssen m e i n t e n . 9 Undeutlich ist die Relation von »seine Seele« und entsprechend von »die Menge der Sünden« in V. 20 (wes s e n ? ) . - Zwar bestehen einige semantische Verbindungen zu 5,13-18 (d^iaoTta, 413
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w o r d e n w a r ; G o t t s a n d t e R e g e n . . . « . A l s m a n a u f g r u n d dieses V o r k o m m e n s v o n i h m ein F l u c h g e b e t g e g e n A r i s t o b u l u n d d e s s e n M i t r e b e l l e n v e r l a n g t e , l e h n t e er a b u n d w u r d e g e s t e i n i g t . 4 1 2
E b e n s o l S a m 1 2 , 1 7 f.; A p g 1 4 , 1 7 . I n l K ö n 1 8 , 4 4 f. f i n d e t s i c h e i n e reine, q u a s i m e t e r o l o g i s c h e B e s c h r e i b u n g des Vorgangs.
4
13 Ä h n l i c h M k 4 , 2 7 par.; M t 1 3 , 2 6 ; vgl. S i r 2 4 , 1 7 .
4 1 4
4 1
4 1 6
4
B a u e r - A . 2 8 4 ; vgl. H e b r 9 , 4 ( A a r o n s S t a b ) .
5 So Davids, C o m m e n t a r y 197; Johnson, A n c B 3 3 7 . Vgl. 1 K ö n 19,4. S o M a r t i n , W B C 2 1 3 ( d i e G e m e i n d e solle n i c h t z e l o t i s c h e n S t r ö m u n g e n e r l i e g e n ) .
i 7 V g l . B r u n 176."
4 1 8
B u r c h a r d , H N T z. S t . , fragt: »Ist w o m ö g l i c h 6 e m o t o e i p a c ; - öbov amov
n i c h t G e n e r a l i s i e r u n g v o n V. 1 9 ,
s o n d e r n u m g e k e h r t V. 1 9 A n w e n d u n g eines in V 2 0 ü b e r l i e f e r t e n W o r t l a u t s ? D a s g e h t sicher z u weit; V erklärt s i c h als g e w o l l t e r v o l l t ö n e n d e r A b s c h l u ß « . 41
9 V g l . d e n B e f u n d in E C M .
20
354
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
oob^etv); gewichtiger aber sind die zu 1,15-21 (dX,r|0eia, duxxQ/cia, jrAavaot), öd)^8iv, tyv%r\). Auch wird das Beten (das in 5,13-18 im Vordergrund stand) jetzt nicht mehr genannt. Nur hier erscheint emoTQeqpeiv bei Jak, und das gleich doppelt; beidemal aktivisch-transitiv. Auf das »jemanden bekehren/zur Umkehr bringen/zurückführen« bezieht sich also die Belehrung, und das eben unter Rückgriff auf die Aussagen über Heil und Gefährdung in Kap 1 (Inklusio des B r i e f e s ) . Damit beendet Jak sein Schreiben, nämlich indirekt mit dem Auftrag, Irrende zurückzuführen, und direkt mit der belehrenden Verheißung, was daraus Gutes entstehen wird. Persönliche Informationen (speziell Grüße) fehlen (in ntl. Briefen sonst nur noch in l j o h 5 ) . Vielmehr erinnert Jak an die Fürsorgepflicht unter »Kollegen«, wie man sie bereits im A T als prophetische und weisheitliche Tradition oder im Hellenismus als Freundes pflicht kennt. ^ Die Wendung »die Menge der Sünden bedecken« (Prov 10,12 M T ) scheint dabei gebräuchlich geworden zu s e i n . Im Frühchristentum begegnet uns die Verpflichtung, sich um verirrte und schwache Weggefährten zu kümmern, viel fach (Mt 18,6-14; Rom 14,1-15,7; IKor 8,7 ff,: 10,23 ff.; Gal 6,1 f.; lThess 5,14; Hebr 4,1; IPetr 4,8; l j o h 5,16 f . ) . 5 Jak greift diesen pastoral-theologischen Impuls auf und verwendet ihn als Schlußstein seines Schreibens. Implizit wird darin auch sei ne eigene Intention erkennbar; seine Absicht besteht ja darin, daß die Adressaten das Ziel des Weges erreichen (1,2-4.12); weil er die Gefährdung bei vielen sieht, will er sie zur Wahrheit zurück-bekehren. - In V. 19 ist die zweite Aktion (tmoxQE^r\) auf jeden Fall ein Geschehen von außen an jemanden: man wird bekehrt; nicht: jemand bekehrt sich, kehrt von sich aus um. Dasselbe sagt V. 20a. Handelndes Subjekt in die ser Passage ist also derjenige, der andere zurückführt. Die Vergleichstexte aus den Propheten zu e m o T Q e q p e i v handeln dagegen zumeist vom Ruf »umzukehren«; ihm korrespondiert allerdings häufig als Voraussetzung die Hoffnung, daß Gott sich dem Volk bzw. Einzelnen wieder z u w e n d e , ja daß Gott »uns bekehrt« (ip 79,4.8. 1 5 . 2 0 ) . Von einem Menschen wird transitives »zur Umkehr bringen« im N T nur Lk 1,16 f. (Johannes der Täufer) erwartet, und zwar in typologischem Rekurs auf Mal 3,24 (Elia), wo die L X X allerdings djroxaTaaTT|08i schreibt; in Mal 2,6 steht freilich 420
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20 I m N T n u r n o c h L k 1 , 1 6 f.
4 2 1
Vgl. Frankemölle, Ö T K 738.
4 2 2
V g l . d a z u H a n s - J o s e f K l a u c k , D e r erste J o h a n n e s b r i e f ( E K K X X I I I / 1 ) 1 9 9 1 , 3 0 f.; d o r t a u c h z u r a n t i k e n
4 2 3
S. o. in d e r E i n f u h r u n g z u 5 , 7 - 2 0 ( » T r a d i t i o n s e l e m e n t e « ) ; d o r t a u c h L i t e r a t u r a n g a b e n .
Brieftopik. 4 2 4
F r ü h c h r i s t l i c h a u c h I P e t r 4 , 8 ; l C l e m 4 9 , 5 ; 2 C l e m 1 6 , 4 ; in Q u m r a n 1 Q S 6 , 1 u. a. S e l t e n d a g e g e n in d e r rabbinischen Literatur (Str.-B. III 7 6 6 ) . -
P r o v 1 0 , 1 2 L X X (uiooc; eyeLQei v e l x o g , J t d v x a c ; Ö E TOVC,
qpiAovEixoijVTag x a M j r c E l qpi>ia) k ö n n t e d u r c h g r i e c h i s c h e F r e u n d s c h a f t s e t h i k b e e i n f l u ß t sein. Z u m a l l g e m e i n e n H i n t e r g r u n d v o n P r o v 1 0 , 1 - 2 2 , 1 6 vgl. L u t z S c h r ä d e r , U n z u v e r l ä s s i g e F r e u n d s c h a f t u n d v e r l ä ß l i c h e F e i n d s c h a f t . Ü b e r l e g u n g e n z u S i r 1 2 , 8 - 1 2 , in: R e i t e r e r ( 1 9 - 5 9 ) 3 3 . 425 V g l . P o p k e s , P a r ä n e s e 1 4 8 f. 42
6 H e b r . antf. H o s 3 , 5 ; 5,4; 6 , 1 ; J e s 6 , 1 0 u. ö.; J e r 3 , 1 2 ; 4 , 1 ; E z 1 8 , 2 1 - 2 3 u. ö. V g l . B e r t r a m : T h W N T V I I 7 2 3 f.
42
7 Ps 6 , 5 ; 9 0 , 1 3 ; T h r 5 , 2 1 ; s. B e r t r a m : T h W N T V I I 7 2 4 , 14 ff.
4 2 8
S . B e r t r a m 7 2 4 , z u m V e r g l e i c h z w i s c h e n M T u n d L X X u n d z u i n h a l t l i c h e n I m p l i k a t i o n e n , u. a. » W i e d e r h e r s e t e l l u n g / B e k e h r u n g « . In d e n atl. A p o k r . u n d P s e u d e p i g r . tritt EmoxpEcpa) e t w a s z u r ü c k ( i m m e r h i n a b e r 4 9 E i n t r ä g e bei D e n i s ) : P h i l o b e t o n t d i e U m k e h r z u r r e c h t e n G o t t e s e r k e n n t n i s , G e r e c h t i g k e i t usw. ( B e r t r a m 7 2 4 f.).
355
5,20 42
emaxQeqpeiv (Levi »bekehrte viele von S ü n d e n « ) . 9 Die Umkehr-Terminologie ver bindet sich bei Jak mit der Metaphorik der Verirrung, die besonders für Schafe ver wendet wurde (Mt 18,12 f.; IPetr 2,25 in Aufnahme von Jes 53,6). Das Passiv JtXavnOrj sollte nicht überbetont werden, da es auch »in die Irre gehen« bedeuten kann und hier parallel zu nXävr] steht. Eine Einwirkung von außen (durch Verführer, Irrlehrer, von denen Jak sonst nichts erwähnt) muß also nicht impliziert sein; Jak denkt ähnlich wie in 1,16 eher an die Selbsttäuschung, an die eigene Verirrung. »Abirren von der Wahrheit« ist keine Tautologie 1; vielmehr wird (wie in 1,18; 3,14) die Bemessungsgrundlage klargestellt. Jak bringt zwar wenig an dogmatischen Grundsätzen und betont eher die praxis pietatis. Das heißt jedoch nicht, daß auch hier primär an den Lebenswandel gedacht sei. Vielmehr markiert »Wahrheit« gleich sam den Bezirk des göttlichen Heils, wo das Wort Gottes (1,18) bzw. die »Weisheit von oben« (3,15-18, »Wahrheit« V. 14) gelten und die Wirklichkeit bestimmen. Nicht um Einzelverfehlungen also geht es, sondern um das Verlieren der christlichen Grundorientierung. - V. 20a variiert die Aussage von V. 19 dahingehend, daß als Objekt jetzt auxxQroAog und als Gefahr JtXdvr| 650x3 amov erscheinen. Die »Sün der« waren in 4 , 8 mit den 5 i i | w x ° parallelisiert worden; sie seien der Reinigung, Heiligung, Erniedrigung und Klage bedürftig. Hier wie dort geht es um die Alterna tive zwischen der Ausrichtung zu Gott oder zur Welt hin. Der Sünder soll ex JtXdvng öbov amov zurückgeführt werden. Das Syntagma läßt sich notfalls als »aus seinem Weg der Irre« wiedergeben, was die glattere Abfolge w ä r e . Jak legt den Akzent jedoch auf den Weg (»aus der Verirrung seines Weges«). »Weg« ist eine geläufige Metapher für die Lebensgestaltung, gerade im Verhältnis zu G o t t , sogar in Verbin dung mit »Wahrheit« (Ps 86,11). Der Sünder befindet sich nicht nur im Irrtum, son dern er bewegt sich in eine falsche Richtung. - rivcooxexco in V. 20a signalisiert, daß der Bekehrende anscheinend etwas noch nicht bzw. noch nicht genügend deutlich weiß. Den Inhalt dieses Wissens enthält offenbar V. 20b.c. N u n ist aus dem A T bekannt, daß der Gerechte den Gottlosen warnen soll; das soll nicht nur zur Rettung des Gottlosen, sondern auch zu der des Gerechten führen (Ez 3, 18-21; vgl. 14,9-11; 33,11). Die Formulierung in Jak 5,20 läßt offen, ob die Seele des Bekehrten oder des Bekehrenden gerettet wird und wessen »Sündenmenge« bedeckt wird. Evtl. ist die Offenheit gewollt. ^ Die sachlich einfachste Lösung bestünde darin, in beiden Fäl len an den Bekehrten zu denken. Daß die Rettung aus dem Tod geschieht, über430
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l
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4 3 4
43
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4 2 9
In M a l 2 , 6 heißt es z u d e m a u c h : » D a s G e s e t z d e r W a h r h e i t w a r in s e i n e m M u n d « .
4 3 0
A n d e r s L k 1 5 , 4 - 6 : äiz6Xkv\ii
4 3 1
G e g e n J o h n s o n , A n c B 3 3 7 . E b e n f a l l s liegt n i c h t d i e L e h r e v o n d e n zwei W e g e n z u g r u n d e ; d e n n es h a n d e l t
(verloren g e h e n ) .
sich u m ein n a c h t r ä g l i c h e s A b w e i c h e n v o m r e c h t e n W e g , n i c h t u m e i n e E n t s c h e i d u n g für d e n f a l s c h e n . 4 3 2
S. d o r t z u m T e r m i n u s .
433 V g l . J o h n s o n , A n c B 3 3 8 , » f r o m his e r r i n g w a y « . S o W e i s h 5,6; 1 2 , 4 2 . - » W e g « e r s c h e i n t h ä u f i g z u s a m m e n m i t »verirren«; z. B . D t n 1 1 , 2 8 ; P r o v 2 1 , 1 6 ; J e s 5 3 , 6 . 4 3 4
4 3
V g l . M a r t i n V ö l k e l : E W N T II 1 2 0 1 f.
5 So Mußner, Jakobusbrief 233; Frankemölle, Ö T K 7 3 5 . -
Burchard,
HNT
216,
meint: » D a der
EmaTQEipag k e i n a u u Q T u A ö c ; ist, a u c h w e n n er n o c h s ü n d i g t (s. 1,4; 5 , 1 6 ) , rettet er d i e S e e l e d e s V e r i r r t e n , nicht seine eigene oder a u c h seine eigene«. W ä r e die S ü n d e des Bekehrten gemeint, »wirkt der Satz antik l i m a k t i s c h ... V i e l l e i c h t soll m a n n i c h t e n t s c h e i d e n « . 43
6 S . l j o h 5 , 1 6 f.; D t n 3 0 , 1 9 ; J e r 2 3 , 1 2 ; Ps 1,6; 2 , 1 2 ; P r o v 2 , 1 8 u . ö . A u c h in E z 3 , 1 8 ff. ist d a s L e b e n d a s Z i e l .
356
VII. G e d u l d , G e b e t u n d anderes z u m U m g a n g untereinander
rascht ebensowenig wie die Formulierung »Seele retten« (bereits 1,21). Nun wird man amov bei tyvxr\v unmittelbar nach dem amov (bei »aus der Verirrung des Weges«) davor kaum anders als auf den Bekehrten beziehen k ö n n e n , weil der Satz ohne eine Erfolgsbeschreibung dieser Art unvollständig bliebe; zudem ist der Bekeh rende ja bereits gerettet. Was soll dann V. 20c? Auf wen bezieht sich diese Aussage? Hängt der Satz nach?438 Die Wendung ist ein Anklang an Prov 1 0 , 1 2 . 3 9 Das »Be decken« leitet sich vermutlich vom Motiv der himmlischen Buchführung h e r ; das Minus-Konto der Sünden würde gleichsam dem Blick entzogen; damit wird meta phorisch die Vergebung ausgesagt (vgl. 31,1 f.; 84,3). IlXfjOog könnte evtl. meta phorisch gemeint sein (einen »Haufen« zudecken), läßt aber doch eher einfach an die »Menge« der Sünden d e n k e n . Für eine Beziehung von V. 20c auf den Bekehren den werden mehrere Stellen geltend gemacht, neben Ez 3,18-21 noch Aboth 5 , 1 8 4 4 3 ; Barn 19,10; 2Clem 15,1 17.2; 19,1; Epistula Apostolorum 39,10 ff.; Pistis Sophia 104. Danach entscheidet die Erfüllung der geistlichen Fürsorgepflicht gegen über den abirrenden Geschwistern zugleich über die Zukunft des »Starken« (vgl. auch Rom 15,1 ff; Gal 6,1). N u n spricht Jak das jedoch nicht mit wünschenswerter Klar heit aus; aber immerhin liegt diese Interpretation nicht völlig fern. Die offene For mulierung von V. 20c impliziert ein (anscheinend intendiertes) Nachdenken darüber, ob die einfachere Lösung (bedeckt werden die Sünden des Bekehrten) ausreicht bzw. allein zutrifft. - Jak greift am Ende seines Briefes noch einmal in das innerchrist liche Zusammenleben ein. Nicht deutlich ist, inwieweit der Horizont von Heilung und Sündenvergebung 5,13-18 die Deutung von »bekehren« noch mitbestimmt. 5 Die Szene hat sich auf jeden Fall verschärft; in V 19 f. geht es nicht mehr um die geschwisterliche Reziprozität, sondern um das Eingreifen beim Nächsten im Notfall. Natürlich kann man sagen, daß dabei die Verhältnisse in der Gemeinde »geheilt« wer den; aber das ist nicht der Akzent. Will man im Bild bleiben, so könnte man sagen: Jetzt kommen Fälle gleichsam für die Intensivstation. Jak selbst hat sich durchgehend als jemand verstanden und gegeben, der Irrende vom falschen Weg abwenden will. Zutreffende, angemessene geschwisterliche Kritik ist in der Kirche angebracht und lebensnotwendig. Sie ist etwas ganz anderes als das »schlecht über- und gegeneinan der reden«, den anderen »richten, verurteilen« (4,11 f.; 5,9). Der pastorale, ebenso prophetische wie priesterliche Dienst aneinander muß dort einsetzen, wo der Gefähr te dem Verderben anheimzufallen droht. Man wird dabei zum »Retter« (oco^eiv) des 437
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37 S o E d u a r d S c h w e i z e r : T h W N T I X 6 5 2 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 3 2 ; D i b e l i u s , K E K 3 0 7 , u. a. S o D i b e l i u s , K E K 3 0 7 . - J o h n s o n , A n c B 3 3 9 , löst d a s P r o b l e m w i e folgt: V 2 0 c b e z i e h e sich a u f z u k ü n f t i ge S ü n d e n d e s B e k e h r t e n . A b e r d a v o n s t eht n i c h t s i m T e x t . J a k h ä l t sich hier ( e b e n s o w i e I P e t r 4 , 8 ; l C l e m 4 9 , 5 ; 2 C l e m 1 6 , 4 ) a l l e r d i n g s n i c h t (wie s o n s t ) a n d i e L X X . E s s c h e i n t s i c h a l s o u m e i n e bereits g e l ä u f i g e F o r m e l z u h a n d e l n . V g l . H a n s - J o a c h i m R i t z : E W N T II 6 0 7 . 0 Ä h n l i c h Sir 3 , 1 9 f.; T o b 4 , 1 0 . V g l . S p i n a 1 5 2 ; D i b e l i u s , K E K 3 0 7 . V g l . J o s e f Z m i j e s k i : E W N T I I I 2 4 6 . S . Sir 5 , 6 . I m N T k o m m t jtXfjOog selten bei n i c h t - p e r s ö n l i c h e n G r ö ß e n vor; vgl. L k 5,6; J o h 2 1 , 6 ; A p g 2 8 , 3 ; H e b r 1 1 , 1 2 . S o b e s o n d e r s D i b e l i u s , K E K 3 0 8 f. A l s n ä c h s t e Parallele e r s c h e i n t i h m I T i m 4 , 1 6 . D o r t g e h t es a u s d r ü c k lich u m d i e R e t t u n g beider. » W e r d i e M e n g e z u m R e c h t t u n anleitet, ü b e r d e n k o m m t k e i n e S ü n d e « . Ä h n l i c h b. J o m a 8 7 a . V 2 0 c m u ß n i c h t » n a c h - h i n k e n « , d a es sich u m e i n e g e l ä u f i g e F o r m e l h a n d e l t . S o z. B . Wall 2 7 1 : J a k liege a n d e r H e i l u n g d e r G e m e i n d e v e r h ä l t n i s s e .
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Gefährten. Das Subjekt bei »bedecken« bleibt ungenannt. Anders als in Prov 10,12 M T und IPetr 4,8 ist es nicht die Agape (der Jak anscheinend Vorbehalte entgegen bringt). Ist das Objekt der Bekehrte, so bleibt der Bekehrende das Subjekt in V. 20c; andernfalls kann nur Gottes Tun gemeint sein. Probleme des Synergismus zwischen Gott und Mensch stören Jak jedoch nicht. Der Ernst der Lage erfordert die geistliche Aktion des Menschen; und diese gewinnt Rettungsqualität. Gottes Handeln und Wollen ist über jeden Zweifel erhaben (1,16-21); gefragt ist, ob der Christ um seine Verantwortung weiß und ihr nachkommt. Deshalb schließt Jak mit dieser besonde ren Belehrung, die in eine Verheißung des Lebens einmündet. Die christliche Tat lohnt sich; wer weiß, für wen auch immer.
Der Jakobusbrief hat es seinen Auslegern nie leicht gemacht. Viele Fragen zu Theologie, Intention, Adressaten, Struktur, Tradition und zu den Abfassungsverhältnissen sind bis heute umstritten. Methodische Sorgfalt und umfassende Reflexion sind deshalb bei der Interpretation geboten. Es gilt vor allem, den Gedankengang des Jakobusbriefes möglichst genau nachzuzeichnen. Neben diese Aufgabe tritt die kritische Wür digung der gerade in jüngerer Zeit reichlich erschienenen Sekundärliteratur mit ihren Ansätzen und Vorschlägen. Besonders im Blick auf die theologiegeschichtliche Verortung des Briefes bevorzugt der Autor einen induktiven Ansatz. Entscheidend ist somit nicht die Identifizierung des Verfas sers, sondern die Relation des Jakobusbriefes zu anderen Dokumenten (Paulus, Matthäus, Apostolische Väter). Insgesamt ist der Jakobusbrief als eine Stimme am Ende des 1. Jahrhunderts zu verstehen, die - in der Form eines Diaspo rabriefes - die Christen daran erinnern will, das „Ziel" zu er reichen, statt sich an die „Welt" zu verlieren. Professor Dr. Wiard Popkes lehrt Neues Testament am Theo logischen Seminar des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Elstal/Berlin) sowie am Fachbereich Evangeli sche Theologie der Universität Hamburg.
ISBN
EVANGELISCHE VERLAGSANSTALT Leipzig
3-374-01813-0