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pvb schwören?" Was will also die Schrift lehrend sagen Ex 20, 7: „Du sollst den Namen Jahves nicht zu Nichtigem aussprechen"? Es ist damit ein Schwur der Wahrheit ras r>?ias gemeint, der einer der Nichtigkeit (d. h. ein unnützer Schwur) ist. . . . Chizqijja (um 240) hat gesagt: Selbst wenn jemand von einem Olivenbaum (unter Anwendung einer Schwurformel) sagt, daß er ein Olivenbaum sei, oder von einem Feigenbaum, daß er ein Feigenbaum sei, so ist das ein unnützer Schwur siw r y i a o (obgleich es an sich eine natt n n a w ist). — Hier ist Ex 20, 7 auf den unnützen Schwur bezogen. II Targ Jerusch I Ex 20, 7 : Mein Volk, Haus Israel, nicht soll einer von euch bei dem Namen des Memra Jahves eures Gottes umsonst y>v by (ohne Grund u. Zweck) schwören; denn nicht wird Jahve am Tage des großen Gerichts den für straflos erklären, der bei seinem Namen um sonst geschworen hat. II Ex 20, 7 wird n i c h t auf den Schwur bezogen B^akh 33*: Rab (f 247), nach andren Resch Laqisch (um 250), nach andren R. Jochanan (f 279) u. Resch Laqisch haben beide gesagt: Wer einen Lobspruch spricht, der nicht nötig ist, der übertritt das Gebot: „Du sollst den Namen Jahves nicht zu Nichtigem aus sprechen" Ex 20, 7. — Hier ist Ex 20, 7 allgemein auf jedes unnötige Aussprechen der Gottesnamen gedeutet. || P°siqR 22 (111*): „Du sollst nicht aussprechen" »vr *b Ex 20, 9 usw. R. Z°sira (um 300) hat gesagt: Wenn (hier) die Schrift vom lügen haften Schwur «1» ry.zz redete, siehe, so heißt es ja Lv. 19, 12: „Nicht sollt ihr bei meinem Namen zur Lüge schwören* (wozu also da noch das Gebot Ex 20, 7?). Was will daher die Schrift lehrend sagen Ex 20, 7: „ K » P »b den Namen Jahves deines Gottes zum Nichtigen"? Sie will sagen: Du sollst keine Herrschaft (kein Amt) auf dich nehmen, wenn du zu einer Herrschaft nicht geeignet bist. — DTJ!JK = „Richter gefaßt u. das Ganze gedeutet: Du sollst den Ricbternamen nicht annehmen oder führen K»P zum Nichtigen, d. h. wenn du dem Richteramt nicht gewachsen bist. || P siqR 22 ( 1 1 1 ) : R. Bebai (um 320) hat gesagt: Wenn Ex 20, 7 vom lügenhaften Schwur redete, ist dann nicht bereits Lv 19, 12 gesagt: „Nicht sollt ihr bei meinem Namen zur Lüge schwören"? Es will sagen: Nicht sollst du T phillin tragen u. dich in deinen Gebets mantel hüllen u. dann hingehn u. Übertretungen begehn. — Ex 20, 7 ist hier ge deutet: Du sollst den Namen Gottes nicht tragen, nämlich in den Tephillin, zum Eitlen, um darin zu sündigen. e
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b. LXX Lv 19,12: Ihr sollt bei meinem Namen nicht zu Unrechtem schwören.... II Targ Onk: Nicht sollt ihr bei meinem Namen zur Lüge «ipvb schwören. j| Targ Jerusch I :
Matth 5,33 (Nr. 2. 3)
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Mein Volk, Kinder Israel, nicht soll einer von euch hei meinem Namen zur Lüge schwören. . . . Ferner s. Anm. a P siqR 22. c. Targ Onk Ex 20, 7: Du sollst beim Namen Jahves deines Gottes nicht um sonst (zu Nichtigem) schwören, denn Jahve wird den nicht ungestraft lassen, der in seinem Namen zur Lüge ttipvb schwört. II Targ Jerusch II: Mein Volk, mein Volk, Hans Israel, du sollst nicht beim Namen Jahves deines Gottes umsonst sas*^ (zum Nichtigen) schwören, u. nicht sollst du bei meinem Namen schwören u. (dabei) lügen. e
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änodtoaeig de
xvoiy rovg ooxovg aov „du sollst dem Herrn
deine Eidschwüre bezahlen ( = halten)". Zum Ausdruck s. P s 5 0 , 1 4 :
T*n? T ^ ? ^ ßiö'j; n TT?? *$WV ^ 1 '
L X X : xai änodog rtp vxpiatq tag ei>%dg aov. Targ: Die Regel selbst findet sich wörtlich so nicht im A T ; sie dürfte hergeleitet sein aus Stellen wie Nu 3 0 , 3 u. Dt 23,22, welche Stellen zunächst von Gelübden reden. Vgl. auch SNu 30, 3 § 153: Was ist für ein Unterschied zwischen Gelübden u. einem Schwur? Bei den Gelübden ist man wie einer, der beim Leben des Königs gelobt, bei einem Schwur wie einer, der beim König selbst schwört. Wenn auch kein Beweis, so ist doch ein Merkzeichen dafür: „So wahr Jahve lebt u. beim Leben deiner Seele, ich verlasse dich nicht" 2 K g 4 , 3 0 . — Der Schwur erfolgt beim Namen Gottes u. damit bei Gott selbst: Gelübde werden ausgesprochen auch ohne Erwähnung des göttl. Namens. c
Ermahnungen zum Halten der Gelübde. SDt 23, 23 § 2 6 5 : „Wenn du zu geloben unterlassest, so wird keine Schuld an dir sein" Dt 23, 23. R. Melr (um 150) sagte: „Besser ist, daß du nicht gelobest, als daß du gelobst u. nickt hältst" (Qoh 5, 4 ) ; besser als dieses (seine Gelübde halten) u. als jenes (sie nicht halten) ist es, daß du überhaupt nicht gelobst. R. J huda (um 150) sagte: „Besser ist es, daß du nicht gelobest", besser als dieses (sein Gelübde nicht halten) u. als jenes (Uberhaupt nicht geloben) ist es, daß man gelobt u. hält zhvo (bezahlt). — Parallelstellen: TChullin 2,17 (503); Chullin2»; N d 9 ; LvR 37 (133°); pN d l , 3 6 , 30; Midr Qoh 5,4. !| LvR37 (133 ): R.Huna (um 350) hat gesagt: Es geschah einmal, daß einer gelobte u. sein Gelübde nicht hielt DVC; er ging, um eine Seereise anzutreten, u. sein Schiff ging unter u. er kam im Meere um. R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Wer gelobt u. sein Gelübde verzögert, der gerät schließlich in Götzendienst, Unzucht, Blutvergießen u. Verleumdung. Von wem lernst du sie alle? Von Jakob, weil er gelobte u. sein Gelübde verzögerte, geriet er in sie alle: Götzendienst, s. Gn 35, 2 ; Unzucht, s. Gn 34, 1; Blutvergießen, s. Gn 34, 25; Verleumdung, s. Gn 31, 1. Die Rab binen sagten: Wer gelobt u. sein Gelübde verzögert, der begräbt seine Frau; das meint Gn 48, 7: „Denn als ich (Jakob) aus Paddan kam, starb mir zum Leide Rahel." R. Schemuöl b. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Wer gelobt u. bezah.lt (hält) ahm, der hat Lohn für das Geloben u. für das Bezahlen, vgl. Ps 76, 12: „Gelobet und bezahlet Jahve eurem Gotte." Wer aber gelobt u. sein Gelübde verzögert, der verursacht sich selbst den Tod, vgl. Dt 23, 2 2 : „Denn Jahve dein Gott wird es sicher von dir fordern", von d i r wird man ( = Gott) es eintreiben u. nicht von deinem G e l de. — Parallel stelle Midr Qoh 5, 4. || Midr Qoh 5, 5: „Laß nicht deinen Mund in Strafe bringen deinen Leib u. sage nicht vor dem Gottesboten ( = Priester), daß es Übereilung war; warum soll Gott zürnen ob deines Geredes u. das Werk deiner Hände verderben?" Qoh 5, 5. Die Rabbinen haben die Stelle auf den Gelobenden ausgelegt: „vor dem e
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pN d 1, 3 6 , 36 in folgender Fassung: Wenn ein Mensch die Erfüllung seines Gelübdes hinausschiebt ->n« (aufhält), dann wird sein Buch (im Himmel) geöffnet. Es geschab, daß einer sagte: Siehe, auf mir sei ein Brandopfer! Er zögerte es darzubringen u. sein Schiff ging im Meer unter. K
Matth 5,34 (Nr. 1. 2,
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Gottesboten", das ist der Gelehrte (der das Gelübde lösen soll); „daß es Übereilung war", ich hätte nicht gelobt (wenn ich die Tragweite des Gelübdes gekannt hätte); „warum soll Gott zürnen?" daß du einen Vorwand zur Lösung des Gelübdes suchst; „und das Werk deiner Hände verderben?" auch über das wenige Geld, das in der Hand jenes Mannes ist, bringt Gott den Fluch u. tilgt es von ihm weg.
5 , 3 4 : I c h aber s a g e e u c h : I h r s o l l t g a n z u. g a r ( ü b e r h a u p t ) n i c h t s c h w ö r e n , auch n i c h t b e i m H i m m e l usw. 1. Für das jüdische Denken bildeten die Schwüre trotz ihrer Verschiedenheit untereinander doch so sehr ein einheitliches Ganzes, daß kein jüdischer Hörer die Mahnung: „Ihr sollt ganz u. gar nicht schwören" anders als von s ä m t l i c h e n Schwüren verstanden hätte, gleichviel ob sie beim Gerichtsverfahren oder im tagtäglichen Leben in Übung waren. Das ist wichtig für die richtige Deutung des nr)xe . . . firjts in Vers 34 f.; denn daraus ergibt sich, daß iir]v€ . . . pfos nicht im Sinne von „weder . . . noch" gefaßt werden darf, so daß das all gemeine oXcog seinen Inhalt erst durch die hinterher aufgeführten speziellen Schwüre erhielte, sondern daß firjre . . . [irjts im Sinne von /jirjde'. . . fitjoe ( = auch nicht. . . auch nicht) verstanden werden muß, so daß die speziell verbotenen Schwüre zu dem allgemeinen Verbot, das in oXwg liegt, als besonders Hervorzuhebendes ergänzend hinzutreten. Man hat also zu übersetzen: „Ihr sollt überhaupt nicht schwören; auch nicht beim Himmel" usw. — Für die sprachliche Möglichkeit vgl. Off b 9,21. 1
2. Wie allgemein die Neigung im jüdischen Volk verbreitet gewesen ist, jede beliebige Äußerung mit einem Schwur zu bekräftigen, zeigen nicht bloß die Beispiele aus dem gewöhnlichen Leben N d 2, 2 f. u. Scb bu 3,1—9 (einzelnes davon s. S. 321), sondern vielleicht noch mehr die Bemühungen der schriftgelehrten Kreise, diese Unsitte einzuschränken. Vgl. die Bestimmung, daß der leicht hingeworfene, aber nicht inne gehaltene Schwur mit Geißelung bestraft werden sollte, Sch bu 3, 7 S. 321; ferner die Eidesvermahnung, die dem gerichtl. Schwur vorauf ging u. leichtfertige Eidesleistung wenigstens von der Gerichtsstätte fernhalten sollte, Sch°bu 3 8 S. 323 f. Das gleiche Bestreben liegt auch vielen Aussprüchen u. Erzählungen in der rabbin. Literatur zugrunde. Einige mögen hier folgen. e
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M kh Ex 22, 10 (98 ) : „Es soll ein Schwur bei Jahve zwischen beiden sein" Ex 22,10. R. Nathan (um 160; ob R. Jonathan, um 140, gemeint ist?) sagte: „Zwischen beiden", das zeigt an, daß der Schwur (mit seinen Straffolgen) anf beide (den Kläger u. den Beklagten) fällt. — Dasselbe im Namen des R. Schimfon b. Tarphon (um 140?) S c h b u 4 7 u. 3 9 ; zur letztern Stelle bemerkt Raschi: Beide werden infolge des Schwüre bestraft; denn er (der Gläubiger) hat es nicht genau damit genommen, sein Geld in die Hand eines zuverlässigen Mannes zu legen, u. so kamen beide zur Ent heiligung des göttlichen Namens. || TSch bu « , 3 (453): „Es soll ein Schwur bei Jahve e
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Diese Auslegung würde allerdings der häufig angewandten hermeneutischen Regel (R. Jischmafel Nr. 4) entsprechen vtzv no K'*« bhon w n « u->e, wenn das Besondere auf das Allgemeine folgt, so ist im Allgemeinen nur enthalten, was im Besonderen liegt (darin genannt wird).
Matth 5,34 (Nr. 2)
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zwischen beiden sein" Ex 22, 1 0 . . . . Er geht zwischen beiden nicht fort: wenn der Schwörende falsch schwört, so fällt der Schwor schließlich auf ihn; u. wenn der Kläger wegen einer falschen Sache schwören läßt (wenn er zB eine anberechtigte Geldforderung anhängig gemacht hat), so fällt schließlich der Schwur auf ihn, s. Sach 5, 4 : Und er (der Fluch) verweilt im Innern seines Hauses u. verzehrt es mit seinen Balken u. Steinen. Komm u. steh! selbst Dinge, die kein Feuer verzehrt, ver zehrt der falsche Schwur. — Dasselbe LvR 6 ( 1 0 9 ) ; P°siqR 22 (113 ); pSch bu 6, 3 7 , 54. Hier folgt: R. Jona (um 350) hat gesagt: Das trifft zu bei einem falschen Schwur; R. Jose (um 350) sagte: Auch bei einem wahrheitsgemäßen. RChaggai (um 330) hat in Übereinstimmung mit R. Jose öffentlich vorgetragen: Einmal ging eine Frau, um den Teig bei einer andren herzurichten; dabei hatte sie im Saum ihrer Kopfbedeckung zwei Denare eingeknöpft. Diese entfielen ihr u. wurden in das Brot hineingeknetet. Als sie zurückgekehrt war, suchte sie sie in ihrem Hause, ohne sie zu finden. Da ging sie zurück u. sprach zu jener andren Frau: Gib mir die beiden Denare, die mir in deinem Hause weggefallen sind! Diese antwortete: Ich weiß von nichts; wenn ich um sie weiß, so will ich meinen Sohn begraben! Sie begrub ihn wirklich. Als man vom Begräbnis zurückkehrte, hörte sie, wie eine Stimme sprach: Wenn die nicht um die Denare gewußt hätte, hätte sie ihn nicht begraben! Da antwortete sie: Wenn ich um sie weiß, so will ich meinen andren Sohn begraben! Sie begrub ihn wirklich. Man kam, um sie zu trösten; beim Trauermahl zerbrach man ein Brot u. fand die beiden Denare darin eingeknetet. Das will das Sprichwort besagen: „Ob rein (unschuldig), ob schuldig, laß dich auf keinen Schwur ein! — Diese Geschiebte auch LvR 6 ( 1 0 9 ) ; P siqR 22 ( 1 1 3 ) ; ähnlich im Munde Rabs (t 247) Git 3 5 . ||P siqR 22 ( I 1 2 ) : „Du sollst den Namen Jahves deines Gottes nicht zu Nichtigem aussprechen" Ex 20, 7. R. Simon (um 280) hat gesagt: Wenn die Schrift (hier) Von nichtigen (falschen) Schwuren redet, ist da nicht schon längst gesagt Lv 19,12: „Nicht sollt ihr bei meinem Namen zur Lüge schwören"? Was will also die Schrift lehrend sagen mit den Worten: „Du sollst den Namen Jahves deines Gottes nicht zu Nichtigem aussprechen"? Damit ist ein Schwur der Wahrheit gemeint, der ein nichtiger (ein unnützer) Schwur ist. R. Chunja ( = Huna, um 350) u. R. Jafaqob b. Abin (um 325) haben im Namen des R. Sch muöl b. Nachman (um 260) gesagt: Vier undzwanzig Ratsherren (d. h. allgemein: vornehme, angesehene Männer, s. Bacher, Tann* 1, 52) sind im Süden (Judäas) wegen eines wahrheitsgemäßen Schwures, der ein unnützer war, vernichtet worden. Chizqijja (auch in den Parallelstellen ohne den Rabbititel, also wohl der b. Chijja gemeint, um 240; der spätere R. Chizqijja, Schüler des R. Jirmeja, lebte um 350) hat gesagt: Auch wenn jemand von einem Ölbaum (mit einem Schwurwort) sagt, daß es ein ö . sei, oder von einem Feigen baum, daß • es ein F. sei, so ist das ein nichtiger (unnützer) Schwur. R. Chaggai (um 330) u. R. M nachem (um 370?) haben im Namen des R. Schimfon b. Laqisch (um 250) gesagt: Wenn einer über die Straße geht u. den Regen niederströmen sieht u. sagt: noXv, xrfgie, ißgetev (T^a^as. = ) o-os-na« •••>? *bt* = „viel, o Herr, hat es .geregnet", so ist das ein nichtiger (unnützer) Schwur. R. Simon (um 280) hat ge sagt: Man überläßt keinen Eid dem, der zum Eide sich drängt. Jener Vorfall mit Bar T lamjon yvbr -z ist eine Stütze für die Rabbanan (für deren Meinung, daß ein wahrheitsgemäßer u. doch nichtiger Schwur verboten sei). Jemand hatte einmal bei Bar Telamjon 100 Denare deponiert. Er ging u. forderte sie zurück. Dieser aber sprach zu ihm: Was du bei mir deponiert hattest, habe ich in deine Hand zurückb
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Dieser Ausspruch auch pN d 8 , 3 8 , 11, pSch bu 8, 3 4 , 63; beidemal als Schrift beweis Jer 2, 30: „Wegen vergeblichen (Schwures) habe ich eure Kinder geschlagen* (so der Midr). In den Parallelstellen pN d 3, 3 8 , 10 .•pop^a u. pScb'bu 8, 34 , 62 yt*y»z (für ßgiiov = „laß regnen"?) wird die Strafe hinzugefügt: „Der wird wegen eines nichtigen Schwüre gegeißelt." 8
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gegeben. Er antwortete: Komm, ich werde dich schwüren lassen! Was machte Bar T lamjon? Er nahm einen Rohrstab, höhlte ihn aus, legte jene Denare hinein u. fing an, «ich darauf zu stützen. Als er in die Synagoge (wo der Schwur geleistet werden sollte) eingetreten war, sprach er zu jenem: Nimm diesen Stab in deine Hand, daß ich dir den Schwur leiste. Dann sprach er: „Bei dem Herrn dieses schönen Hauses! Was in meine Hand gelegt -vorden ist, habe ich in deine Hand zurückgegeben!" In folge der Schwere des Stabes nahm der Kläger diesen u. warf ihn auf die Erde; da fingen die Denare an verstreut zu werden, u. er begann sie zu sammeln. Jener aber sprach: Sammle, sammle, von dem Deinigen sammelst du! — Dasselbe LvR 6 (109 ). Nach N°d 2 5 hat sich die gleiche Begebenheit vor Raba, t 352, zugetragen; man nannte deshalb in den babylonischen Schulen dergleichen Betrügereien beim Eide kurzweg einen „Rabastock" *a-n » ; » , zB Sch°bu 2 9 , 39b. || LvR 6 (109»>): R. Aibo (um 320) hat gesagt: Warum läßt man einen Menschen mit dem Torabuch (in seiner Hand) schwören u. warum bringt man aufgeblasene Schläuche vor ihn? Um damit zu sagen: Gestern war dieser Schlauch erfüllt von Sehnen u. Knochen (der Schlauch war also eine aufgeblasene Tierhaut), u. jetzt ist er leer von dem allem. So wird schließlich auch der, der einen andren zu Unnützem (•= unnötig) schwören läßt, leer von all seinem Vermögen ausgehn. (Gemeint ist wohl der Fall, daß jemand eine ungerechtfertigte Forderung einklagt, derentwegen der Beklagte unnötig schwören muß.) — In P'siqR 22 (1181>) ist R. Simon, um 280, als Autor genannt. || Tanch s-«pv 136 : Unsre Lehrer haben gesagt: Auch wegen der Wahrheit zu schwören ist dem Menschen nicht gut. Weshalb? Sie haben gelehrt: Nicht sei jemand von Israel leicht fertig mit Gelübden, auch nicht mit dem Lachen, auch nicht, um einen andren durch einen Schwur zu täuschen, sagend, daß es kein Schwur sei. Im Königsgebirge ( = Ge birge Ephraim, Neubauer, Geogr. 41) lagen 2000 Städte, u. sie alle sind wegen eines wahrheitsgemäßen Schwures, der ein unnötiger war, zerstört worden. Wie verhält es sich hiermit? Der eine sagte zum andren: Schwur ( = ich schwöre), daß ich nach dem u. dem Ort gehn werde, um zu essen u. zu trinken. Und sie gingen u. taten es u. hielten ihren Schwur; u. sie alle sind vernichtet worden. Wenn es nun dem also ergeht, der wahrheitsgemäß schwürt, um wieviel mehr wird es dem also er sehn, der falsch schwört. — Dasselbe TanchB s-p-i § 16 (5b); ohne die Eingangs sätze auch TanchB P T O § 1 ( 7 9 ) ; NuR 22 (192 ). || TanchB M B * § 1 ( 7 9 * ) : Gott sprach zu Israel: Seid behutsam mit den Gelübden u. nicht leichtfertig mit ihnen; denn wer mit Gelübden leichtfertig ist, der wird schließlich auch Untreue begehn mit Schwüren; u. wer Untreue mit Schwüren begeht, der wird mich verleugnen; ein solcher wird in Ewigkeit keine Vergebung haben, s. Ex 20, 7: „Jahve wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht." Eine Schriftstelle sagt: Schwüren wirst du: „So wahr Jahve lebt* Jer 4, 2. Gott sprach zu Israel: Ihr sollt nicht meinen, daß euch das Schwören bei meinem Namen erlaubt sei; selbst der Wahrheit gemäß dürft ihr nicht bei meinem Namen schwören, es sei denn, daß du alle jene Eigenschaften besitzest von Dt 10, 20: „Jahve deinen Gott sollst du fürchten, ihn verehren u. ihm anbangen u. bei meinem Namen schwören". . . . Dann kannst du schwören; wenn aber nicht, so darfst du nicht schwören. — Parallelstellen: Tanch r-iea 243 ; NuR 22 Anfang; vgl. auch N'*d 2 0 . l
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3. Zum Wesen des Schwures gehörte, daß er beim Namen Gottes, d. h. beim Jahvenamen geleistet wurde. Man berief sich dafür auf Gn 24, 3 u. Ex 22,10. a Dem hat jedenfalls die ältere Praxis entsprochen. Als dann später, aber noch zur Zeit des Tempelbestandes, das Aus sprechen des Jahvenaraens auf Grund von Ex 20, 7 verboten u. im Zus.hang damit auch der Gebrauch des Ausdrucks „Gott" möglichst ver1
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Dieser Ausspruch nach D mai 2, 3 von R. J huda, um 150.
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mieden wurde, erfolgten die Schwüre bei einer der Nebenbenennungen Gottes.a Als solche führt Sch bu 4,13 an: Adonai (xvgiog, Herr), Schaddai (der Allmächtige), 9*baoth, der Gnädige u. Barmherzige -pari vwrn, der Langmütige D ? B $ T ^ X u. der groß ist an Gnade n^n an. Wenn in dieser Reihe hinter Adonai auch der mit Jod-He beginnende Name, d. h. mm, genannt wird, so ist damit selbstverständlich nicht dieser Name selbst gemeint (sein Gebrauch war ja verboten), sondern der übliche Ersatzausdruck, nämlich wg = Name. Man sagte: „Beim Namen" u. meinte damit: „beim Jahvenamen'.b || Andre Nebenbezeichnungen waren: der Große, der Furchtbare, der Herrliche u. dgl., s. Sch bu 35*. Bei einer von diesen Gottesbezeichnungen wurde nun ein Schwur an Gerichtsstätte abgelegt.» Fraglich aber ist, ob auch der a u ß e r h a l b der Gerichtsstätte geleistete „ Z e u g n i s e i d " unbedingt unter Erwähnung einer Gottesbezeichnung erfolgen mußte. Denn da dieser weniger rechts verbindlich war, als der vor einem Richter abgelegte Zeugniseid, so wäre es gar wohl möglich gewesen, daß man bei ihm auf die aus drückliche Erwähnung einer Gottesbenennung verzichtet hätte. || Auch die Nebenbenennungen Gottes nahmen ja, eben weil sie Bezeichnungen Gottes waren, weithin an der Heiligkeit des göttlichen Namens teil. Deshalb lag es nahe, bei denjenigen Schwüren, die nur eine gewöhnliche Bekräftigung eines Ausspruchs bedeuteten, jede Gottesbezeichnung fort zulassen u. als Schwurformel das einfache nyüap „Schwur" ( = „ich schwöre") zu gebrauchen. Tatsächlich verwendet denn auch die Mischna beim außergerichtl. Zeugniseid als Schwurformel das bloße w o » u. als Beschwörungsformel das bloße: „ich beschwöre euch" oa^s ^ s^aqjg, s. Sch bu 4,3 S. 322. Bei der -»Visa rsiaiy, der schwurmäßigen Beteuerung eines Ausspruchs (s. S. 321), war jedenfalls das einfache „Schwur" warn oder eine gleichbedeutende Nebenbenennung allgemein üblich, s. Sch bu 3,1. 5 S. 321. c || Ja endlich ließ man bei den ßekräftigungsoder Beteuerungsschwüren, wie sie im gewöhnl. Leben Sitte waren, auch noch das Wort „Schwur" rwaw fort u. sagte einfach „beirn Himmel", „beim Tempel", „beim Tempeldienst", „beim Bunde* usw d — Gegen diese abgeschwächten Schwüre wendet sich Jesus insonderheit Vers 34 bis 36, indem er darauf hinweist, daß sie ihre Beteuerungskraft nur dadurch haben, daß sie irgendwie zu Gott in Beziehung stehen u. daß ihr unnötiger u. gedankenloser Gebrauch eben deshalb eine Beein trächtigung der Heiligkeit Gottes bedeute. e
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a. M kh Ex 22,10: „Es soll ein Schwur hei Jahve zwischen beiden sein" Ex 22,10. - us diesen Worten folgt für sämtliche Schwüre in der Tora, daß sie nur bei Jod-He r-."- ( = „ . ) geleistet werden. || Sch bu 3 8 : Wie beschwört man jemand (beim gerichtl. Eid)? Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Man beschwört ihn mit dem in der Tora genannten Schwur Gn 2 4 , 3 : „Damit ich dich bei Jahve, dem Gott des Himmels u. dem Gott der Erde, schwören lasse." Rabina (t um 420) sagte u
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So blieb der außergerichtlich abgelegte falsche Zeugniseid unbestraft, falls die Aussage hinterher vor Gericht nachgeholt wurde, s. Sch bu 4, 3 S. 322. e
Matth 5,84 (Nr. 3). 5,34 f. ( * )
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zu Rab Aschi (t 427): Wessen Meinung entspricht dies? Der Meinung des Rab Chanina b. Idi (wohl des Jungeren, gegen 300), der gesagt hat: Man läßt schwören bei dem Gott eignen Namen (d.h. beim Jahvenamen). Rab Aschi erwiderte: Du kannst auch sagen, daß es der Meinung der Rabbanan entspreche, die gesagt haben, man lasse bei einem der Beinamen (Nebenbenennungen) Gottes schwören. — Die erste Stelle gibt wohl die prinzipielle Auffassung wieder, wie es sein sollte u. wie es in älterer Zeit tatsächlich war, nämlich daß alle Schwüre beim Jahvenamen zu leisten seien. W i e die Schwäre später gehandhabt wurden, besagt die Stelle nicht Das zweite wesentlich jüngere Zitat betont gleichfalls den prinzipiellen Standpunkt: zum Schwur gehört die Nennung des Jahvenamens; indem dann aber am Schluß die Eidesleistung mit einer der Nebenbenennungen Gottes der Eidesleistung mit dem Jahvenamen gleichgesetzt wird, zeigt die Stelle, daß sie unter der letzteren den Schwur versteht, bei dem der späteren Sitte gemäß der Jahvename durch „Adonai' oder das absolute C B = „Name* ersetzt wurde. Diese beiden Ersatzausdrücke gehörten natürlich auch zu den Nebenbezeichnungen Gottes; deshalb kann Rab Aschi sagen, die Meinung, der Schwur habe beim Jahvenamen zu erfolgen, entspreche der andren Meinung, daß er bei einem der Nebennamen zu leisten sei. b. Sch bu 4 , 1 3 : Beschwört jemand andre zur Leistung des Zeugniseides mit AlephDaleth V « ( = -j'-t«, dem gewöhnl. Ersatzwort für mn-), mit Jod-He n"* ( = mn», gemeint ist hier das absolute s o = Name, ebenfalls ein gang u. gäbes Ersatzwort für „Jahve*), mit "r.v (dem Allmächtigen), mit C ba*oth, mit dem Gnädigen u. Barmherzigen, mit dem Langmütigen oder dem, der groß ist an Gnade (s. E z 34,6), oder mit allen (übrigen) Nebenbenennungen v?a«», siehe, die sind schuldig (wenn sie wider besseres Wissen ihre Zeugenaussage abiebnen). C. In e s ' S n "^»f. (von Jafaqob b . Ascher) zu Sch bu Kap. 4 Nr. 24 heißt es: „Von den Beteuerungsschwüren -noa Hjnaw (s. S. 321) bat R. Mosche b. Nachman ( f um 1270) geschrieben, daß ein solcher weder des .Namens' ov (Ersatz für mn-) noch, einer Nebenbenennung «na» bedürfe.* — Man sagte einfach njuaw Schwur! oder ein gleichwertiges Wort. N d 1,1: Alle Nebenbezeichnungen der Schwüre sind wie Schwüre (haben die gleiche rechtliche Bedeutung). || N d 1,2: nnsap, Hjjnptj ("£««?) — (alles absichtliche Veränderungen von rma*?), oder hat einer mit »rn» (andere Lesarten: mit ---vi», ara^e, absichtliche Veränderungen von -eis = Eid, Schwur) gelobt (geschworen), siehe, so sind das Nebenbezeichnungen •«-laa für nnaw Schwur. — Zu -rn« s. Levy 3,43. d. Belege s. S. 334 f. e
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5,34—36: A u c h n i c h t b e i m H i m m e l , w e i l e r G o t t e s T h r o n i s t ; " a u c h nicht bei der Erde, weil sie seiner Füße Schemel ist; auch nicht bei Jerusalem, weil sie des g r o ß e n K ö n i g s Stadt ist. A u c h s o l l s t du n i c h t b e i d e i n e m H a u p t e s c h w ö r e n , w e i l du n i c h t E i n H a a r w e i ß m a c h e n k a n n s t o d e r s c h w a r z . 8 6
5, 34 f. %: firjTe iv T(TJ ovgavy
. . . (irjze iv %fj yij. Der Schwur beim
Himmel u. bei der Erde galt nicht als Schwur. e
Sch bu4,13: Sagt jemand, zum Zeugniseid auffordernd: Ich beschwöre euch . . . beim Himmel u. bei der Erde r->«a* o-qoa, so sind sie (die die Aufforderung hörten u. unrechtmäßigerweise ablehnten) straffrei (weil diese Beschwörungsformel keine bindende Kraft hatte). || Sch bu 3 5 : „Ich beschwöre euch bei dem Gnädigen tuBarmherzigen* (Sch bu 4,13); das besagt, daß der „Gnädige* u. „Barmherzige* (Gottes-)Namen sind... • Abaje ( t 338/39) hat gesagt: Unsre Mischna meint damit: ich beschwöre euch bei dem, der gnädig ist, bei dem, der barmherzig ist. Raba (f 352) antwortete: In diesem Fall könnte man sagen, daß mit „Himmel u. Erde* (Sch bu4,13) ebenfalls der gemeint sei, dem Himmel u. Erde gehören (warum ist also der Schwur bei Himmel u. Erde in der Mischna abgelehnt?). Trifft denn das hier zu? Dort, weü es keinen andren gibt, der e
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Matth 5,34 f. (91). 5,35 ( » . « )
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barmherzig u. gnädig genannt wird, ist es bestimmt von dem gemeint, der gnädig, u. bestimmt von dem, der barmherzig ist. Hier aber, weil es solches gibt, was Himmel u. Erde genannt wird (nämlich der wirkliche Himmel n. die wirkliche Erde), so konnte er (bei seinem Schwur) vom (wirklichen) Himmel u. von der (wirklichen) Erde reden (u. nicht von dem, dem beide gehören). — Der Schwur bei Himmel u. Erde ist hiernach, weil zweideutig, von der Mischna abgelehnt worden. Aber aus der Ablehnnng erkennt man zugleich, daß der Schwur irgendwann üblich gewesen sein muß; Mt 5,34 zeigt uns dann, daß das in Jesu Tagen der Fall gewesen ist. — Anders ist die Beteuerungs formel: „beim Himmel!" zu verstehn; hier ist „Himmel" metonymisch für „Gott" ge setzt; die Formel ist also soviel wie: „bei Gott". Belege zu dieser Formel s.S. 334. || Midr EL 4,2 ( 7 4 ) : R. J hoschuaf sprach: Ich nehme Himmel u. Erde zu Zeugen, daß ich zu diesem (dem späteren R. Jischmafel, f um 135) das feste Vertrauen habe, daß « r (noch einst) in Israel Entscheidungen treffen wird. — „Ich nehme Himmel u, Erde zu Zeugen" sagt auch R. Jochanan b. Nuri (um 110) SLv 19,17 (352 ). b
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ort -d-oovoq eativ rov &€ov... ort vnonodiov iariv %
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5, 35 23: fifjvs eig Ieooa6Xvpa. Eine Schwurformel mit dem Namen Jerusalem ist uns nicht begegnet, wohl aber kommt der Name in Entsagungsgelübden vor. e
N d 1,3: Wenn jemand sagt: (Dies oder das soll mir sein) wie ein Opferlamm, wie die Stallungen (für die Opfertiere auf dem Tempelberg), wie Opferholz, wie das Altar feuer, wie der Altar, wie der Tempel ferrn, wie Jerusalem —, oder hat er das Gelübde bei irgendeinem der Altargerätschaften abgelegt, so hat er, auch wenn er das Wort <jorban „Opfer" nicht erwähnt hat (wie es sonst bei Entsagungsgelübden üblich ist), gelobt wie mit dem Worte qorban. R. J huda (um 150) sagte: Wer sagt: (Dies oder das soll mir sein) „Jerusalem" (statt „wie Jerusalem"), hat gar nichts gesagt (Bertinoro: „wie Jerusalem'" d. h. wie die Opfer in Jerusalem.) — TN d 1,2 f. (276): R. J huda (um 150) sagte: Wer sagt: Jerusalem (soll mir sein, was ich von dem Deinigen genießen sollte)! hat gar nichts gesagt, weil er damit nur ein Opfer selbst zu geloben gedachte. — Wenn jemand sagt: Jerusalem, für Jer., wie Jer.; Tempel, für den T., wie der T.; Altar, für den A., wie der A soll mir sein, was ich von dem Deinigen genießen sollte (so nach der Wiener Handschrift), so ist es ihm verboten. (Dieser Satz ist der Meinung J hudas entgegengesetzt) — Vgl. auch pN d 1,37 , 23. e
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5, 35 6 : nofoq . . . xov fieydXov ßaoiXätag. ,
Ps48, 3: „Zion . . ., die Stadt des großen Königs" an r\\ip. Targ: K»'' 27 *W K??. L X X : r) nokts xov ßccotXiws xov peyäXov. — „Ein großer König" Vtn-i» r\\>p_ heißt Gott Ps 47,8 (Targ: an *ßq ) ; Ps 95, 3 (Targ: «*? a»,V»); Mal 1,14 (Targ: LXX 1
Matth 5,36 (2>. <8. tJf)
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überall ßaoiXtvs fxs'yai. — In einer Auslegung von Qoh 9,14 f. heißt es GnR 33 (20 > „Eine kleine Stadt", Qoh 9,14, das ist die Welt; „u. nur wenig Männer, darinnen", d a » ist das Geschlecht der Flut; „u. es zog gegen sie ein großer König u. umringte sie" das ist Gott.
5,36 2): prjTe iv TJJ xeyaXij aov ofioafjg. — Der Gelöbnisschwur „beim Leben deines Hauptes" findet sich zB: Sanh 3, 2 : War jemand einem andren zu einem Schwur verpflichtet u. der hat zu ihm gesagt: „Gelobe mir beim Leben deines Hauptes" rfis^ so kann er nach R. Melr (um 150) davon zurücktreten; die Gelehrten aber sagten: Er kann nicht zurück treten (das Gelübde ist gültig).
5,36 6 : ott ov dvvaaai fiiav iQi%ct Xsvxr]v noiijaai r) fis'Xaivav. b
Ähnlich sagt R. Alexandrai (um 270) LvR 19 ( 4 8 ) : Wenn alle Völker der Welt zusammenkämen, um Einen Rabenflügel weiß zu machen ra'*"'» so würden sie es nicht vermögen. Ebenso wenn alle Völker der Welt zusammenkämen, um Ein Wort aus der Tora zu tilgen, so würden sie es nicht vermögen. — Parallelstelle: Midr HL 5,11. || Das Unvermögen des Menschen, Gotte das geringfügigste Schöpfungswerk nachzutun, wird gern in dieser Weise veranschaulicht: SDt 6, 5 § 3 2 : Wenn alle, die in die Welt gekommen sind, zusammenkämen, um Eine Mücke zu erschaffen u. in sie eine Seele zu legen, so würden sie es nicht vermögen. — Nach pSanh 7, 2 5 , 48 ist R. Jose b. Zimra (um 220) Autor dieses Ausspruchs. Weitere Parallelen s. GnR 39 (24 ) ; 84 ( 5 3 ) ; Midr HL 1,3; P siqR 43 (181 ). d
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5, 36 ft: Noch einige andre der Schwur- u. Beteuerungsformeln in den altrabbin. Schriftwerken mögen hier genannt werden. a
a. b e i G o t t . Git 7 : Rab Huna (f 2 9 7 ) . . . sprach: Bei Gott n«n<sx:-! (das Verbot, den Bräutigam mit einem Kranz zu schmücken) stammt von den Rabbinen. II M Q 9 : Rab Huna b. Chin na (um 300) saß vor Rab Chisda (f 309) u. sprach: (Daß Frauen sich schminken u. putzen dürfen) hat man nur von einer Jugendlichen, aber nicht von einer Alten gelehrt. Er antwortete: Bei Gott a-nbar! auch deine Mutter u. die Mutter deiner Mutter tut es u. selbst eine, die am Rand ihres Grabes steht; denn die Leute sagen: Die Sechzigjährige rennt wie die Sechsjährige zum Paukenschlag! — D-nssr: im Munde des Rab Chisda auch B rakh 2 4 zweimal. b. b e i m H i m m e l (metonymisch = bei Gott). TChuIlin 2,24 (503) u. Midr Qoh 1,8: R. Elifezer b. Hyrkanos (um 90) sprach zu R. fAqiba (t um 135): Beim Himmel crson! du rufst eine Erinnerung in mir wach. — |i SDt 32, 3 § 806: R. N horai (um 150) ant wortete dem R. Jose: Beim Himmel =*W3r-! so ist der Lauf der Welt: die Knappen kämpfen im Kriege, u. die Helden tragen den Sieg davon. — Dasselbe B°rakh 5 3 ; Nazir 6 6 . || Aboth R. Nathan 38: R. Schimfon b. Gamliel (um 140) sprach: Beim Himmel o-surri wenn ich so getan habe ( = so habe ich nicht getan). — |i Tafan 1 8 u. RH 1 9 heißt es: - s , sind wir nicht Brüder, sind wir nicht Kinder Eines Vaters u. Einer Mutter? — z-vv -s auch ExR42 ( 9 8 ) : Der König sprach: o~va -a, zwei Perlen habe ich ihr aus meiner Hand in ihre Hand gegeben! — Diese Wortverbindung bedeutet aber nicht, wie Wettstein annimmt, einen Schwur, sondern *s ist Interjektion, also — o Himmel! = o Gott! C. bei der A l l m a c h t — beim Allmächtigen. Chag 1 5 : R. Jochanan (t 279) sprach: Bei der Allmacht s r v : ; ! so seinem Lehrer zu fluchen! d. beim T e m p e l . Qid 7 1 : R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Beim Tempel »bs-rl das haben wir in uusren Händen (wir vermögen es), aber was soll ich u m ? e. b e i d i e s e r W o h n u n g = beim Tempel. K r 1,7 u. BB I 6 6 : Einmal kamen die Geflügelopfer in Jerusalem auf 2 Golddenare zu stehn. Da sprach R. Schimfon b. Gamliel (I., t 70 n. Chr.): Bei dieser Wohnung nvr. ich will nicht eher Nacht ruhe halten, als bis sie auf 2 Silberdenare kommen! || K'th 2, 9: R. Z kharja, der Sohn des Fleischhauers (um 70 n.Chr.?) sagte: Bei dieser Wohnung! nicht ist ihre b
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Matth 5, 36 (3f)
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(meiner Frau) Hand aus meiner Hand gekommen seit der Stunde, da die Heiden in Jerusalem eindrangen, bis sie wieder abzogen. — Dasselbe TK°th 3, 2 (263). / . b e i m T e m p e l d i e n s t . Midr KL 4 , 2 : R. J hoschuaf (um 90) sprach: Beim Tempel dienst - 7 ^ 3 ? - ! ich weiche nicht von dannen, bis ich ihn (den späteren R. Jischmafel) ausgelöst (aus der Gefangenschaft losgekauft) habe. II SLv 19, 17 ( 3 5 2 ) : R. Tarphon (um 100) sagte: Beim Tempeldienst! wenn es in diesem Zeitalter einen gibt, der zu rechtzuweisen versteht! R. Eifazar b. fAzarja sagte: Beim T.! wenn es in diesem Zeit alter einen gibt, der Zurechtweisung anzunehmen versteht! R. fAqiba sagte: Beim T.! wenn es in diesem Zeitalter einen gibt, der weiß, wie man zurechtweist. || P siq 1 4 3 : R. Jose, der Sohn der Damaszenerin (um 130) hat gesagt: Beim T.! ich bin aus Damaskus. || Weitere Beispiele s. B rakh 34 ; Schab 1 2 7 (3mal); Tafan 24 (2mal); N d 9 ; Nazir 4 ; BB l l ; pQid 4, 6 5 , 56. e
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g. b e i m A l t a r . P siq 1 6 8 b „ E r (Nebukadnecar) hatte ihn (den Cedekia) bei Gott schwören lassen" 2 Chr. 36, 13. Wobei hatte er ihn schwören lassen? R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Beim Altar ließ er ihn schwören. — In der Parallel stelle Midr KL 2, 10: Beim inneren Altar (d. h. dem Rauchopferaltar); Midr Esth 1, 9 : Bei den Hörnern des inneren Altars. Midr Qoh 9, 2: R Jose (um 150) hat gesagt: Beim Bunde ließ er ihn schwören. Rabbi hat gesagt: Beim Altar ließ er ihn schwören. — Vermutlich ist hier der Text verderbt. h. b e i m B u n d e . P s 381>: R. Elifezer (um 90) sprach zu mir (R. Elfai): Beim Bunde r - \ z - \ das sind die Worte, die dem Mose auf dem Sinai gesagt worden sind. — Die gleiche Beteuerungsformel im Munde des R. Eifazar b. fAzarja (um 100) pPea 5,19b, 62. Ferner s. R. Jose in Anm. g. i. bei d e r T o r a . TPea 3, 2 (21): Als ich (R. Elfai, um 110) kam u. es vor R. Eifazar b. fAzarja vortrug, sagte er zu mir: Bei der Tora n v r n ! das sind die Worte, die dem Mose auf dem Sinai gesagt worden sind. || f E r l 7 : Rab Giddel (um 270) sprach: Bei der Tora, den Propheten u. den Hagiographen, daß Rab (f 247) so gesagt hat! || N d 14" Bar: Wer bei der Tora m i r a gelobt, hat überhaupt nichts gesagt. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Er muß einen Gelehrten um Lösung (des Gelübdes) bitten. . . . Bar: Wer bei der Tora gelobt, hat überhaupt nichts gesagt; wenn er aber gelobt bei dem, was in ihr geschrieben ist, dann haben seine Worte Geltung; wenn er gelobt bei ihr (der Tora) u. bei dem, was in ihr geschrieben ist, so haben seine Worte Geltung. k. b e i M o s e . pD mai 4, 2 4 , 18: Als R. Chaggai (um 330) eintrat, sagten die Gelehrten (untereinander): Wird er auch hierbei sagen: „Bei Mose -vnl ich will den Grund angeben"? Da sagte er (wirklich): Bei Mose! ich will den Grund angeben. — Weitere Aussprüche des R. Chaggai mit dieser Beteuerung s. pJoma 1, 38 , 62; pTafan 4, 6 7 , 59; pM 'g 4, 7 5 , 5; pSanh 2, 1 9 , 57. — Die gleiche Beteuerungsformel im Munde des Rab Saphra (um 320) Schab 101t>; ßeca 38 b; Sukka 38.b; Chullin 9 3 ; im Munde Rabas (t 352) Chullin 9 3 . / . b e i m S c h w u r . K*th 7 7 b R. J hoschuaf b. Levi (um 250) sprach zum Todes engel: Beim Schwur sr^iava, daß ich nicht (aus dem Paradies) herauskomme! m. bei (deinem) L e b e n . Sehr häufige Beteuerungsformel. P s i q 4 0 : Rabban Jo chanan b. Zakkai (t um 80) sprach zu seinen Schülern: Bei eurem Leben = a ~ - ! nicht der Tote verunreinigt u. nicht das Wasser macht rein; aber es ist eine Bestimmung des Königs aller Könige. || LvR 34 (131 ): R. Schimfon b. Jochai (um 150) sprach zu den Söhnen seiner Schwester: Bei eurem Leben Tia'-nl seit der Neujahrsnacht wußten wir, daß jene (von euch) 600 Denare erheben würden. — Noch in späterer Zeit rühmt Raba (f 352) an dem Bruderpaar R. Chanina u. R. Hoschafja (gegen 300), daß ihr Schwur gelautet habe: Beim Leben der Rabbinen, der Heiligen des Landes Israel P s 1 1 3 . — II Auch Gott wird dieser Schwur oft in den Mund gelegt. LvR 34 (132 ): Man wird dich nennen: „Hersteller durchbrochener Mauern," „Erneuerer der Wege zum Wohnen" Jes 58, 12. R. Abin (um 370) hat im Namen des R. B rekhja (um 340) gesagt: Gott spricht: Mir hätte es obgelegen diesen Bruch (den ein Verarmter :
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Matth 5,36 (fr). 5,37
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erleidet) zu verzäunen; da bist du (der Wohltäter des Armen) aufgetreten u. hast ihn verzäunt; bei deinem Leben T* > ich rechne es dir an, als ob du der wärest, von dem geschrieben steht Ps 106, 23: „Wenn nicht Mose, sein Auserwählter in den Riß (Bruch) getreten wäre vor ihm.' „Erneuerer der Wege zum Wohnen." R. J huda b . Simon (um 320) hat gesagt: Dieser Arme sitzt u. murrt: Was bin ich weniger als jener? Der sitzt auf seinem Lager, u. ich schlafe hier (etwa auf der Erde)! Der u. der schläft in seinem Hause u. ich hier! Da bist du (der Wohltäter der Armen) auf getreten u. hast ihm gegeben; bei deinem Leben f - n , ich rechne es dir so an, als hättest du Frieden gemacht zwischen ihm u. mir (Gott). n. i c h w i l l den T r o s t ( I s r a e l s ) n i c h t s e h n = ich will keinen Anteil am messianischen Heil haben. Sanh 37 b Bar: R. Schimfon b. Schatach (um 90 v. Chr.) hat gesagt: Ich will den Trost (Israels) nicht sehn, wenn ich nicht gesehen habe rann T - S - . xh> et« nansa || Chag 16 b ß : R. J huda b. Tabai (um 90 v. Chr.) hat ge sagt: Ich will den Trost (Israels) nicht sehn, wenn ich nicht einen falschen Zeugen habe töten lassen »rsin *h oft ttqnaa n n - s . . . . — Dasselbe Mak 5b. O. i c h w i l l m e i n e r K i n d e r v e r l u s t i g g e h n -aa r « ncp«. SLv 1, 5 ( 2 3 ) : R. Tarphon (um 100) sagte: Ich will meiner Kinder verlustig gehn, wenn ich nicht gebort habe Ebenso schwört R. T. SNu 10,8 § 75; pJoma 1,38 , 32; Ohaloth 1 6 , 1 ; TAhil 15,12 (613); pSchab 1 6 , 1 5 , 46; pHor 3, 47 , 40; bSchab 116». rt
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5,37: Es sei a b e r e u e r W o r t : j a , j a ; n e i n , nein. Dem Gedanken nach nicht wesentlich verschieden von Jak 5,12; formell aber insofern anders, als das zweite rat u. ov in Jesu Aus spruch nicht prädikativ, sondern lediglich als eine Verstärkung des ersten vaC u. ov gemeint ist. a. An die Fassung bei Jakobus erinnern folgende Stellen: SLv 19, 36 (363*): „Richtiges Epha u. richtiges Hin (-pn = »/e Epha) soll euch sein" Lv 19, 36. R. Jose b: J huda (um 180) sagte: Liegt nicht das Hin (bereits) im Epha u. heißt es nicht: Richtiges Epha? Warum heißt es in diesem Fall noch: Richtiges Hin soll euch sein? (Antwort): Das Nein itö soll ein richtiges u. das Ja (in Wortspiel mit r ~ ) soll richtiges sein. — Dasselbe BM 49* mit der erläuternden Bemerkung des Abaje (t 338/39): Man soll nicht eins mit dem Munde reden u. ein andres im Herzen denken. II Midr Ruth 3, 18: R. Huna (um 350) hat im Namen des R. Sch muöl b. Jicchaq (um 300) gesagt: Das Ja p der Gerechten ist ein Ja -n, u. ihr Nein ix\ ein Nein "»kl vgl. Ruth 3, 18: „Der Mann wird nicht ruhen, er habe denn die Sache noch heute zum Abschluß gebracht." e
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b. Der Fassung in Jesu Mund nähern sich folgende Aussprüche: Sch bu 36*: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: „Nein" ist ein Schwur, u. „ja" ist ein Schwur. Für „nein" als Schwur spricht Gn 9, 15: „Das Wasser soll nicht {*'-.) wieder zu einer Sündflut werden." Ferner heißt es Jes 54, 9: „Denn wie mit Noahs Wassern (so liest der Talmudtext) halt ich's damit, wo ich geschworen habe" usw. (also ist das ab Gn 9, 15 als Schwur zu fassen). Aber woher, daß „ja" ( p ) ein Schwur ist? Das ist ein Vernunftschluß: daraus daß „nein" ein Schwur ist, folgt, daß auch „ja" ein Schwur ist. — Raba (t 352) hat gesagt: Das gilt aber nur von dem, der nein, nein zweimal, u. der ja, ja zweimal sagt; denn es heißt Gn 9, 11: „Nicht mehr soll alles Fleisch durch die Wasser der Sündflut ausgerottet werden, u. nicht soll mehr eine Sündflut kommen" (diese Sätze enthalten zweimal das Wort „nicht"); u. daraus, daß das „Nicht" zweimal steht, folgt, daß auch das „Ja" zweimal gesagt werden muß. || M kh Ex 2 0 , 1 (73bj Die Israeliten antworteten bei der Gesetzgebung auf „nicht* i«V (d. h. bei einem Verbot) mit „nein" ini (das wollen wir nicht tun), u. auf „ja" p (bei einem Gebot) mit ja n (das wollen wir tun); dasselbe ebenda als Ausspruch des R. Jischmafel (t um 135), während R. fAqiba (t um 135) sagte: Sie sagten auf „ja* ja! und auf „nicht* ja! p IK» *>»»i p p \y\ Vgl. hierzu Midr Ps 8 § 4. e
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Matth 5,37.38 e
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C. Zur Verdoppelang des Ja und Nein s. M g 3 2 : R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Woher, daß man sich der Himmelsstimme (Bath-Qol) bedienen darf? Weil es heißt Jes 30, 21: „Und deine Ohren werden das Wort hören hinter dir her, das da sagt.* Und zwar gilt das . . ., wenn die Stimme sagt: Ja, j a yn yn, oder wenn sie sagt: Nein, nein itcb -»iri. || SLv 18, 6 (337 ): „Ich bin Jahve euer Gott* Lv 18, 2. R. Schimfon b. Jochai (am 150) sagte: Derselbe, von dem es dort heißt Ex 2 0 , 2 : .Ich bin Jahve dein Gott*, ich bin Jahve, dessen Herrschaft ihr in Ägypten auf euch genommen habt. Sie antworteten ihm: Ja, ja r m yn\ || M kh Ex 20, 2 (73b) Gott sprach zu den Israe liten: Soll ich über euch König sein? Sie antworteten ihm: Ja, ja *ni -p. II Midr HL 1, 2 : R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Ein Engel reichte bei der Gesetzgebung jedes Wort, das aus Gottes Munde ging, bei jedem Israeliten herum u. sprach zu ihm: Willst du dieses Wort auf dich nehmen? . . . Wenn ihm dann der Israelit antwortete,: Ja p ! dann sprach er weiter zu ihm: Willst du die Gottheit des Heiligen, gepriesen sei er! auf dich nehmen? u. wenn er ihm antwortete: Ja, ja p i p , dann küßte er ihn sofort auf seinen Mund.. . . || Ferner s. Anm b Sch'bu 36* Ende. — In allen diesen Stellen will das zweimalige Ja, bezw. Nein zur Verstärkung oder Bekräftigung des einfachen Ja oder Nein dienen, a
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5,38:
Ihr habt g e h ö r t , daß g e s a g t
wurde:
A u g e um A u g e , Z a h n um Z a h n . Ob das jus talionis in Jesu Tagen nach dem Buchstaben der Ge setzesvorschrift Ex 21, 23 ff.; Lv 24,19 f. gehandhabt worden ist, läßt sich aus der rabbin. Literatur nicht beweisen. Nur die Einzelbestimmung Dt 19,19 ff., daß man dem falschen Zeugen antun solle, was er dem andren anzutun gedachte, ist auch noch in der nachchristlichen Zeit wenigstens zum Teil in Übung gewesen, a Nach Josephus hätte es vom Belieben des Verletzten abgehangen,
ob die Verletzung durch
eine
Geldbuße oder durch die buchstäbliche Vollziehung der talio zu sühnen sei.b Die Mischna fordert, abgesehen von der Bestrafung der falschen Zeugen, nur Geldentschädigung, c Die exegetische Begründung dieser Einschränkung
ist freilich gewaltsam, d
a. SDt 19, 19 § 190 (109b): „Ihr sollt ihm (dem falschen Zeugen) antun, wie er gedachte, seinem Bruder es anzutun* Dt 19, 19: Wenn er ihm Geldverlust zuziehen wollte, so sollt ihr ihm Geldverlust zufügen; wenn Prügelstrafe (Geißelung), so sollt ihr ihm Prügelstrafe zufügen; wenn (Todes-)Strafe, so sollt ihr ihm (Todes-)Strafe zufügen. || Mak 1,1: Wie werden Zeugen als falsch behandelt? Sagten sie: „Wir be zeugen gegen (den Priester) NN, daß er der Sohn einer Verstoßenen oder der Sohn einer Frau ist, welche das Schuhausziehen vollzogen hat* (Söhne solcher Frauen durften nicht als Priester amtieren), so sagt man nicht: „Dieser (der falsche Zeuge) werde an Stelle jenes als Sohn einer Verstoßenen oder als Sohn einer Frau, welche das Schuhausziehen vollzogen hat, behandelt*, sondern er erhält 40 Geißelhiebe. — Sagten sie: „Wir bezeugen gegen NN, daß er (wegen Totschlags) schuldig ist in eine Freistadt zu flüchten', so sagt man nicht: „Dieser flüchte an Stelle jenes in eine Freistadt*, sondern er erhält 40 Geißelhiebe. — Sagten sie: Wir bezeugen gegen NN, daß er seine Frau verstoßen u. ihr nicht ihre Eheverschreibung gegeben hat — es kann doch leicht sein, daß er ihr heute oder morgen ihre Eheverschreibung geben muß — so sagt man: „(Er muß den Unterschied zahlen zwischen ihrer ganzen Ehe verschreibung u. dem) was jemand für ihre Eheverschr. würde geben wollen*; denn 1
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Wenn er nämlich stirbt (dann ist die Summe aus dem.Nachlaß zu zahlen) oder sie wirklich verstößt, u. dann hätte der Mann, bezw. sein N., keinen Schaden erlitten. S t r a c k n. B i l l e r b e c k . NT L
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Matth 5, 38
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wenn sie verwitwet worden oder verstoßen worden ist (kommt ihr der ganze Betrag zu), u. wenn sie gestorben ist, beerbt sie ihr Mann. — Sagten sie: „Wir bezeugen gegen NN, daß er seinem Nächsten 1000 Zuz (etwa 650 Ji) schuldet unter der Be dingung, sie innerhalb 30 Tage zu geben", er (der Schuldner) aber sagt „innerhalb 10 Jahre", so sagt man: „(Er muß den Unterschied zahlen zwischen den 1000 Zuz u. dem) was jemand würde geben wollen, damit 1000 Zuz in seiner Hand seien, sei es, daß er (der Schuldner) innerhalb 30 Tage gibt dder daß er innerhalb 10 Jahre gibt." — Mak 1,2: Sagten sie: „Wir bezeugen gegen NN, daß er seinem Nächsten 200 Zuz schul det", u. sie wurden als falsch erfunden, so werden sie gegeißelt u. bezahlen; denn nicht das(selbe) Schriftwort, welches sie zur Geißelstrafe bringt, bringt sie (auch) zur Erstattung. So R. Melr (um 150). Aber die Gelehrten* sagten: Wer erstattet, wird nicht gegeißelt. — Mak 1,3: Sagten sie: „Wir bezeugen gegen NN, daß er 40 Geißel hiebe verschuldet hat", u. sie wurden als falsch erfunden, so erhalten sie 80 Geißel hiebe wegen: „Du sollst gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen* Ex 20, 16 u. wegen: „Ihr sollt ihm tun, wie er seinem Bruder zu tun gedacht hat* Dt 19, 19. So R. Meir. Aber die Gelehrten sagten: Sie erhalten nur 40 Geißelhiebe. Man teilt beim Gelde in drei Teile, aber nicht bei den Geißelhieben. Wie? Haben sie gegen jemand bezeugt, daß er seinem Nächsten 200 Zuz schuldet, u. sie wurden als falsch erfunden, so teilt man (die Strafsumme von 200 Zuz unter ihnen). Haben sie (aber) gegen jemand bezeugt, daß er 40 Geißelhiebe schuldig ist, u. sie wurden als falsch erfunden, so erhält jeder einzelne 40 G. — Mak 1, 6: Die falschen Zeugen werden erst getütet, wenn das Urteil (über den fälschlich von ihnen Beschuldigten) wirklich gefällt ist usw. Mak 5^> Bar: R. J' huda b. Tabai (um 90 v. Chr.) hat ge sagt: Ich will den Trost (Israels) nicht sehen, wenn ich nicht Einen falschen Zeugen habe hinrichten lassen (nachdem das Urteil über den von ihm fälschlich Beschuldigten gefällt war), um die Meinung der Sadduzäer auszuschließen, die sagten, daß falsche Zeugen erst hingerichtet würden, wenn der (fälschlich von ihnen Beschuldigte u. zu Unrecht) Verurteilte wirklich hingerichtet worden sei. Da erwiderte ihm Schimfon b. Schatach: Ich will den Trost nicht sehen, wenn du nicht unschuldig Blut vergossen hast; denn siehe, die Gelehrten haben gesagt: Falsche Zeugen werden erst hingerichtet, wenn b e i d e als falsche Zeugen erwiesen sind (also durfte Ein falscher Zeuge überhaupt nicht hingerichtet werden), und sie werden erst gegeißelt, wenn b e i d e als falsche Zeugen erwiesen sind. Sofort nahm R. J huda b. Tabai es auf sich, daß er (fernerhin) eine Entscheidung nur in Gegenwart des Schimfon b. Schatach treffen wolle; u. alle Tage seines Lebens warf sich R. J huda b. Tabai am Grabe jenes Zeugen nieder, u. seine Stimme wurde gehört, wie das Volk meinte, die Stimme des Hin gerichteten; er aber sagte: Meine Stimme ist es; ihr werdet es morgen (bald) erfahren: dieser (d. h. ich) wird sterben, u. dann wird seine Stimme nicht mehr gehört werden. — Die Parallelstellen s. im Exkurs: Pharisäer u. Sadduzäer Nr. 4, B, c. 1
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b. Joseph. Antiq.4,8, 35: Wer verstümmelt (das Auge geblendet) hat, soll das Gleiche erleiden, indem er dessen beraubt wird, wessen er einen andren beraubt hat, es sei denn, daß der Verstümmelte vorzieht, eine Geldentschädigung zu nehmen. Denn das Gesetz gibt dem, der den Schaden erlitten hat, Vollmacht, den Schaden, den er 1
Der Ankauf einer Eheverschreibung durch einen Dritteu ist also für diesen ein Risiko, da sie für ihn wertlos wird, wenn die Frau vor dem Manne stirbt. * Ex 20, 16: Du sollst gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen. Dt 19, 19: Ihr sollt ihm tun, wie er seinem Bruder zu tun gedachte. Die Gelehrten (nach denen die Halakha ist) schließen aus dem Sing. Dt 25, 2 „seinem Frevel", daß, wie nur Eine Verschuldung, so auch nur Eine btrafe. BB 3, 4 ein ähnliches Beispiel der Teilung der zu zahlenden Summe auf die falschen Zeugen. Der, welchen man schädigen wollte, soll volle, aber nur einmalige Entschädigung erhalten. Nach den Sadduzäern erst, wenn der von ihnen Beschuldigte tatsächlich hin gerichtet war. 3
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Matth 5, 38
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erfahren hat, abzuschätzen, u. gesteht ihm dies zu, wenn er nicht schärfer vorgehn will (d. h. die Verstümmelung des Verstümmlers fordert). C. BQ 8,1: Wer einem andren eine Verletzung beibringt, der ist ihm wegen fünferlei (Ersatz) schuldig: wegen des Schadens, wegen des Schmerzes, wegen der Kurkosten, wegen der Versäumnis u. wegen der Beschämung. Wegen des Schadens, auf welche Weise? (d. h. auf welche Weise wird der Schadenersatz festgestellt?) Hat er ihm sein Auge geblendet, seine Hand abgehauen, seinen Fuß gebrochen, so sieht man ihn (den Verletzten) an, als wäre er ein Sklave, der auf dem Markt verkauft werden soll; dann schätzt man ihn, wieviel er (vor der Verletzung) wert war u. wieviel er (jetzt) wert ist. — Berechnung der Schmerzensgelder. Hat man jemand mit einem Spieß gebrannt oder mit einem Nagel, wenn auch nur auf dem Nagel (seiner Hand oder seines Fußes), an einer Stelle, an der man keine Wunde verursachte, so schätzt man, wieviel ein Mensch seinesgleichen wohl nehmen (verlangen) würde, wenn er sich in dieser Weise sollte Schmerz verursachen lassen. — Kurkosten. Hat man einen geschlagen, so muß man ihn heilen lassen. Entstehen an ihm Geschwüre, so ist man, falls sie infolge des Schlages entstehen, schuldig (die Kurkosten zu tragen); entstehen sie aber nicht infolge des Schlages, so ist man frei. War die Wunde mehrfach (fast) geheilt u. wieder aufgebrochen, so muß man ihn heilen lassen: war sie aber völlig ausgeheilt, so braucht man ihn nicht heilen zu lassen. — Berechnung der Versäumnisentschädigung. Man sieht ihn (den Verletzten) an, als wäre er Hüter eines Kürbisfeldes (u. berechnet hier nach seinen Ausfall an Verdienst; eine höher zu bewertende Tätigkeit legt man aber der Berechnung nicht zugrunde), weil er (der Täter) ihm (dem Verletzten) den Wert seiner Hand oder seines Fußes bereits bezahlt hat (nämlich bei Festsetzung des Schaden ersatzes). — Entschädigung für Beschämung. Diese richtet sich ganz nach der Stellung dessen, der sie verursacht, u. nach der Stellung dessen, der sie erlitten hat. Wer einem Nackten oder einem Blinden oder einem Schlafenden eine Beschämung verursacht, der ist schuldig (Entschädigung zu zahlen); ein Schlafender aber, der Beschämung ver ursacht, ist frei. Fiel einer vom Dach u. verursachte dadurch einem andren eine Ver letzung u. eine Beschämung, so ist er wegen der Verletzung (zu Schadenersatz) ver pflichtet, aber frei wegeu der Beschämung; denn es heißt (Dt 25, 11): „Sie streckt ihre Hand aus u. faßt ihn bei den Schamteilen." Man ist also wegen Beschämung nur dann schuldig, wenn man sie beabsichtigt hatte. — Parallelstelle: T B Q » , 1—4.12. e
d. M k h E x 2 1 , 2 3 : „Wenn aber ein Leibesschade r s * entsteht* Ex 21, 23; mit „Leibesschade* ist der Tod gemeint; wenn auch kein Beweis, so ist eine Hindeutung G n 4 2 , 4 : „Es möchte ihn ein Schaden ( = Tod) treffen.* — „So gib Leben um Leben* Ex 21,23; Leben soll er zahlen u. nicht soll er Geld statt des Lebens zahlen. Rabbi sagte: „Leben für Leben", damit ist eine Geldentschädigung gemeint. Du sagst „Geld entschädigung"; ist nicht doch vielmehr damit die Tötung gemeint? Siehe, du mußt folgern: hier ist vom Geben (1. H S T S statt n r - » n ) die Rede u. dort (Vers 22) ist vom Geben die Rede; wie dort (Vers 22) Geld gemeint ist, so ist auch hier (Vers 23) Geld gemeint. (Nach Sanh 7 9 ; 87b bezieht sich die hier vorliegende Meinungsverschieden heit auf die Frage, ob Todesstrafe oder Geldstrafe über denjenigen zu verhängen sei, der einen bestimmten Menschen zu töten beabsichtigte, aber aus Versehen einen andren erschlug.) — „Auge um Auge" Ex 21, 24; damit ist Geldentschädigung gemeint. Du sagst „G.", oder nicht doch vielmehr das wirkliche „Auge"? R. Eifazar (b.Schammuaf, um 150) sagte: Wer ein Stück Vieh totschlägt, soll es erstatten, u. wer einen Menschen totschlägt, soll getötet werden (Lv24, 21). Es vergleicht die Schrift die Verletzungen eines Menschen mit den Verletzungen eines Viehs: wie die Verletzungen eines Viehs zu Schadenersatz verpflichten, so auch die Verletzungen eines Menschen. R. Jicchaq um 150) sagte: Siehe, es heißt Ex 21, 30: „Falls ihm (dem Besitzer eines stößigen Rindes) eine Sühne auferlegt wird." Da ist der Schluß vom Schweren auf das Leichte angebracht: wenn an einer Stelle, wo von der Todesstrafe geredet wird, die Schrift anr eine Geldstrafe festsetzt (vgl. Ex 21, 29. 30), sollte sie da nicht erst recht hier (Ex 21,24), wo nicht von der Todesstrafe geredet wird, nur eine Geldstrafe festsetzen? \\ 22* a
Matth 5,38
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SLv 24,20 (425 ): Wenn einer eines andren Ange geblendet hat, blendet man etwa auch sein Auge? Wenn einer eines andren Hand abgehauen hat, haut man auch seine Hand ab? Wenn einer eines andren Fuß gebrochen hat, bricht man auch seinen Füll? Die Schrift sagt lehrend Lv 24, 2 1 : „Wer ein Stück Vieh schlägt, wer einen Menschen schlägt": wie der Schläger eines Viehs zu Schadenersatz verpflichtet ist, so auch der Schläger eines Menschen. Wenn du aber sagen wolltest: „Ihr dürft nicht Lösegeld an nehmen für die Person eines Mörders" (Nu 35, 31), so heißt das: für den M ö r d e r darfst du kein Lösegeld nehmen, wohl aber für Gliedmaßen. — Dasselbe als Bar BQ 83b. |! BQ 83b Bar: R. Dos thai b. J huda (um 180) sagte: „Auge um Auge"; damit ist Geldentschädigung gemeint ( = Wert des Auges für das Auge). Du sagst „G.", oder nicht doch vielmehr das wirkliche Auge? Siehe, wenn das Auge des einen (des Verletzten) groß war u. das Auge des andren (des Verletzenden) klein ist, wie kann ich da auf diesen das Schriftwort anwenden: „Auge um Auge"!? — Das. 8 4 Bar: R. Schimfon b. Jochai (um 150) sagte: „Auge um Auge"; damit ist Geldentschädigung gemeint. Du sagst , G . " , oder nicht doch vielmehr das wirkliche Auge? Siehe, wenn er blind war u. blendete, oder verstümmelt u. verstümmelte, oder lahm u. machte lahm, wie kann ich bei einem solchen das Wort in Anwendung bringen: „Auge um Auge"!? Und die Tora sagt* doch: „Ein Recht soll euch sein" Lv24, 22, d.h. ein Recht, das für euch alle das gleiche ist (also muß auch eine auf alle gleicherweise anwendbare Strafe festgesetzt sein, u. das ist die Geldentschädigung). || BQ 8 4 : In der Schule des R. Jischmafel (t um 135) wurde gelehrt: Eine Schriftstelle sagt: „Wie er einen Leibesfehler einem Menschen auferlegt (beigebracht) hat, so soll ihm auferlegt werden" Lv 24,20; mit dem (letzteren) Auferlegen ist nichts andres als eine Geldstrafe gemeint. Demnach müßten aber auch die Worte: „Wie er auferlegt hat" von Geld handeln! Die Schule des R. Jischmafel benützte zur Deutung ein überflüssiges Schrift wort: wenn es heißt ( L v 2 4 , 1 9 ) : „Falls jemand seinem Nächsten einen Leibesfehler beibringt, so soll, wie er getan hat, ihm getan werden", was sollen da noch die (tautologischen) Worte (Vers20): „So soll ihm beigebracht (auferlegt) werden"? Daraus ent nehme ich, daß Geld gemeint ist. Was sollen dann aber die W orte (Vers 20): „Wie er einem Menschen einen Leibesfehler beigebracht hat" ? (Antwort:) Weil er schreiben wollte: „So soll ihm beigebracht werden", schrieb er auch: „Wie er einem Menschen einen Leibesfehler beigebracht hat." — In der Schule des R.Chijja (I., um 200) wurde gelehrt: Eine Schrift stelle sagt: „Hand für Hand (Dt 19, 21); das ist etwas, was aus einer Hand in die andre gegeben wird; u. was ist das? Das ist das Geld. Demnach müßte dann aber auch ebenso erklärt werden: „Fuß für Fuß' (das.)! Die Schule des R. Chijja benützte zur Deutung ein überflüssiges Schriftwort: wenn es heißt (Dt 19,19): „So sollt ihr ihm antun, wie er gedachte seinem Bruder anzutun', u. wenn du meinst, daß das wört lich zu verstehn sei, was sollen dann noch die (tautologischen) Worte (Vers 21): „Hand für Hand"? Daraus entnehme ich, daß Geld gemeint ist. Wozu stehn dann aber die Worte: „Fuß für Fuß"? Weil geschrieben steht: „Hand für Hand«, schrieb er (Gott) auch: „Fuß für Fuß" (ohne daß diese Worte eine besondere Bedeutung haben). e
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Nur R. Eli?ezer (um 90), der häufig die ältere Halakha der Schule Schammais vertritt, hat an der buchstäblichen Deutung des »Auge um Auge" festgehalten. BQ 8 4 Bar heißt es ausdrücklich: R. Eli'ezer sagte: „Auge um Auge", damit ist das wirkliche Auge gemeint. Auch den Boethusäern (Gruppe innerhalb der sadduzäischen Partei) wird die wörtliche Deutung von Ex 21, 24 nachgesagt, s. M g Ta*an 4 im Exkurs: Pharisäer u. Sadduzäer 4 B c . — Nimmt man die Worte des Josephus ( 8 . Anm. b) hinzu, nach denen es dem Verletzten freistand, seinen Gegner in derselben Weise verstümmeln zu lassen, in der dieser ihn verstümmelt hatte: so wird man die Möglichkeit nicht in Abrede a
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Matth 5, 38. 39 ( « )
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stellen können, daß in Jesu Tagen das jus talionis noch in buchstäb licher Weise vollstreckt worden ist. Auch das Bemühen der Mischna lehrer des 2. Jahrh., die wörtliche Deutung des »Auge um Auge" unmöglich
zu erweisen u. die Umdeutung der Worte in
entschädigung
biblisch zu begründen,
spricht
dafür,
als
eine Geld
daß
die
neue
halakhische Praxis damals noch ziemlich jung gewesen ist. Doch fehlt es an positiven Beweisen. 5,39:
Ich aber s a g e e u c h , dem Bösen (Gdttlosen) nicht
zu w i d e r s t e h e n ; s o n d e r n w e n n d i c h e i n e r a u f d i e r e c h t e W a n g e s c h l ä g t , s o w e n d e i h m a u c h d i e a n d r e zu. 31 fir} artunijvm. •nrvtaa =
„Nachgiebig sein" wird ausgedrückt durch *>? "»^r»
„über seine Eigenschaften, seine Eigenart hinausgehn", d h.
vom eignen Wunsch u. Willen Abstand nehmen, nicht auf seinem Kopf bestehn. — Verwandt damit ist die Redensart i ^ n rnwhp
-o? =
„handeln nach innen zu von der Linie des Rechts", d.h. nicht noch etwa mehr fordern, als das strikte Recht zuläßt, auch nicht auf dem Buchstaben des Rechts bestehen, sondern sich innerhalb oder diesseits von
der Linie des Rechts halten, nachgiebig mit weniger zufrieden
sein, als man nach dem Recht fordern könnte. — Die Nachgiebigkeit wird als Tugend anerkannt u. empfohlen zB: Tafan 25*>: Einmal trat R. Elifezer (um 90, bei einem Fastengottesdienst) vor die Lade u. sprach 24 Lobsprfiche; aber er wurde nicht erhört (es fiel kein Regen). Nach ihm trat R. fAqiba (f um 135) vor die Lade u. sprach: „Unser Vater, unser König, wir haben keinen König außer dir; unser Vater, unser König, um deinetwillen erbarme dich Uber uns!" Da gingen Regengüsse nieder. Als die Rabbinen darüber murrten (daß R. Elifezer auf diese Weise vor allem Volk bloßgestellt wurde), ging eine Himmels stimme aus, welche rief: Nicht weil dieser (R. fAq.) größer ist als jener, sondern weil dieser nachgiebig ist vrn-tq hy -ras* u. jener nicht nachgiebig ist. || M g 2 8 : R. fAqiba (f um 135) fragte den R. N chonja den Älteren: Wodurch hast du dein hohes Alter erreicht? . . . Er antwortete ihm: Mein lebelang habe ich keine Geschenke angenommen u. habe nicht auf meiner Art bestanden T I T S by -r-ms töi . . . Denn Raba (f 352) hat gesagt: Wer nachgiebig ist I T « O by i-aywn, bei dem geht man (-= Gott) über alle seine Sünden hinweg, s. Micha 7,18. — Der Ausspruch Rabas auch Joma 2 3 . || Zu r"Tt r*n99 o'JtT's s. den Exkurs: „Vorbemerkungen zur Bergpredigt" Nr. 3 gegen Ende. Entfernt klingt an Mt 5,39 an BQ 92 b Raba (f 352) sprach zu Rabbah b. Mari (um 320): Woher (aus der Schrift) läßt sich das Sprichwort der Rabbanan beweisen: „Nennen dich deine Genossen einen Esel, so lege dir einen Sattel auf"? „Er ant wortete ihm: Weil geschrieben steht (Gn 16, 8): „(Der Engel) sprach: Hagar, Sklavin der Sarai, woher bist du gekommen u. wohin gehst du? Sie antwortete: Ich fliehe vor Sarai, meiner Herrin." (Hagar erkennt die Anrede „Sklavin" damit an, daß sie Sara „Herrin" nennt.) — In der palästin. Tradition lautet das Sprichwort nach GnR 45 ( 2 8 ) : Wenn dir Einer sagt: „Deine Ohren sind Eselsohren", kümmre dich nicht darum; sagen es dir aber zwei, dann bestelle dir die Halfter (1. -a-^c = tpoQßr), statt -s—t) Abraham sprach (Gn 16, 6): Siehe, deine Sklavin ist in deiner Hand; der Engel sprach (Vers 8): Hagar, Sklavin der Sarai; u. Hagar sprach: Sarai, meine Herrin. — || Eher läßt 1
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Das Achtzehn-Gebet, die 6 Einschübe zwischen dessen 7. u. 8. Benediktion, die Tafan 2, 3 aufgezählt sind; vgl. TTafan 2, 9. Gemeint ist Nachum aus Gimzo, der Lehrer des R. fAqiba, s. Einl. 122. 3
Matth 5, 39 ( « . 8 )
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sich vergleichen BQ 9 3 : R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Immer gehöre der Mensch zu den Verfolgten u. nicht zu den Verfolgern; denn du hast keinen unter den Vögeln, der mehr verfolgt würde als die Tauben u. die jungen Tauben; u. doch hat die Schrift sie als tauglich für den Altar erklärt. | Schab 88 b: Die gedrückt (gedemütigt) werden u. nicht wiederbedrücken, die ihre Schmähung anhören u. sie nicht erwidern, die aus Liebe (zu Gott) handeln u. über Leiden (Züchtigungen) sich freuen — über die sagt die Schrift: „Die ihn lieben, sind wie der Aufgang der Sonne in ihrer Macht" Ri 5 ^ 1 . | B°rakh 17": Wenn Mar bar Rabina (gegen 400) sein Gebet (d. h. das Achtzehngebet) beendigt hatte, pflegte er so zu sprechen: Mein Gott, behüte meine Zunge vor Bösem u. meine Lippen, daß sie nicht Trug reden (vgl. Ps 34, 14); dem, der mir flucht, schweige meine Seele, ineine Seele sei wie der Erdstaub für jedermann (der von jedermann zer treten wird). Daneben findet sich der andre Grundsatz Sanh 72 : Die Tora (es scheint an Ex 22,1 gedacht zu sein) sagt: Wenn dich einer töten will, komme ihm zuvor u. töte ihn. — Midr Ps 56 § 1 (147b): „Bleib nicht stehn beim Blut deines Nächsten" Lv 19,16 (so der Midr); wenn einer über dich kommt, um dich zu töten, u. du kannst ihn überwältigen, dann steh nicht still u. sprich nicht: „Ich verschulde mich an seinem Blut", u. über lege nicht in deinem Herzen, sondern töte ihn sofort; ebenso sagt das Sprichwort: Komm dem Mörder zuvor, ehe er dich mordet. — Das Sprichwort als Torawort auch B'rakh 5 8 ; 62b. a
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5, 39 SB: dXX' oariq as qani&i slg trjv degtäv (fiayova, atqsxpov a»T(ji xai etjv aXXip> wird Beth ha-Midr 5,61 wiedergegeben mit: ? s . . . 1331 DKI •psvi T & 0 5 i 3 rraa sasüri; s. zu Mt 10,2. Diesem Ausspruch gegenüber vgl. die Straf bestimmungen wegen tätlicher Beleidigung. BQ 8, 6: Wenn jemand seinen Nächsten (— einen andren) schlägt, so zahlt er ihm einen Sek? (etwa 2,50 JC für den Schimpf); R. J huda (um 150) sagte im Namen des R. Jose, des Galiläers (um 110): Eine Mine (65 Jl). Gab er ihm eine Ohrfeige, so zahlt er ihm 200 Zuz ( = zwei Minen). Geschah es mit verkehrter Hand (wodurch zu g r ö ß e r e m Schimpf die rechte Backe getroffen wurde), so zahlt er ihm 400 Zuz. Zerrte er ihn an seinem Ohr, riß er ihn an seinen Haaren, spie er aus daß ihn der Speichel traf, riß er ihm seinen Mantel ab, entblößte er das Haar eines Weibes auf der Straße — so zahlt er 400 Zuz. Das ist die Regel: alles entsprechend der Ehre (des tätlich Beleidigten). R. fAqiba (f um 135) hat gesagt: Selbst die Ärmsten in Israel sieht man an als Kinder freier Männer, die in ihrem Vermögensstand herabgekommen sind; denn sie sind Kinder Abrahams, Isaaks u. Jakobs. || BQ 8,7: Auch wenn er (der Verletzende u. Beleidigende) ihm das Geld gegeben hat, so wird ihm doch nicht verziehen, bis er ihn (um Ver zeihung) gebeten hat; denn es heißt (Gn 20, 7): „Nun gib das Weib des Mannes zu rück, . . . u. er möge fttr dich beten* (Abrahams Fürbitte als Beweis für stattgehabte Versöhnung gefaßt). Und woher läßt sich beweisen, daß derjenige, der ihm (dem Be leidiger) nicht verzeiht, ein grausamer Mensch ist? Weil es heißt (Gn 20,17): „Abraham betete zu Gott u. Gott heilte den Abimelekh.* — TBQ 9, 29 f. lautet die Parallele zu den letzten Sätzen: Auch wenn der, der einen andren verletzt hat, dem Verletzten nicht Abbitte leistet, muß der Verletzte für jenen um Erbarmen bitten nach Gn20,17 u. Hi 42, 8. 10. R. J'huda (um 150) hat im Namen des Rabban Gamliöl (um 90) gesagt: Siehe, es heißt (Dt 13, 18): „Damit Jahve dir Erbarmen schenke u. sich dein erbarme." Das sei als Zeichen in deiner Hand: wenn du barmherzig bist, erbarmt sich der Barm herzige ( = Gott) d e i n e ! - - Darauf folgt in § 3 1 : Hat einer (einen andren) mit der umgekehrten Hand, mit Papier, mit einer Schreibtafel, mit nicht bearbeiteten Fellen, mit einem Pack Schriftstücke, die sich in seinen Händen befanden, geschlagen, so zahlt er 400 Zuz, uicht weil es ein Schmerz verursachender, sondern weil es ein Schimpf bereitender Schlag ist, s. Ps 3, 8; Micha 4, 14: Jes 50, 6. — Vgl. auch SLv 24,19. |t Sanh 5 8 b R. Chanina (um 225) hat gesagt: E» eide (Goi = Nichtisraelit), der einen Israeliten schlägt, ist des Todes schuldig; de« heißt (Ex 2,12): „Er (Mose) wandte c
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Matth 5,89 (8). 5 , 4 0 ( « . 8 . 6 )
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sich hierin u. dorthin u. sah, daß kein Mensch da war; da erschlag er den Ägypter" (der zuvor einen Israeliten geschlagen hatte Ex 2,11). Ferner hat R. Chanina gesagt: Wer auf die Wange eines Israeliten schlägt, ist wie einer, der auf die Wange der Sch khina (Gottes) schlägt, s. Spr 20,25: „Wer einen Menschen schlägt, schlägt den Heiligen auf die Wange" (der Midr deutet «p^a Fallstrick = »pia oder s*p« schlagend; s^tt Mensch — Israelit nach Ez34,31, vgl. BM 114b; sb« als Denominativum von y*b Wange). Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: W e r seine Hand gegen einen andren erhebt, wird, auch wenn er ihn noch nicht geschlagen hat, ein Frevler genannt, s. Ex 2 , 1 3 : Er sprach zu dem Frevler (so der Midr): „Warum willst du deinen Nächsten schlagen?" Warum „ h a s t du geschlagen"? heißt es nicht, sondern warum „ w i l l s t du schlagen"? Obwohl er ihn also noch nicht geschlagen hat, heißt er doch ein Frevler. R. Z firi (um 250) hat gesagt, R. Chanina hat gesagt: Ein solcher wird ein Sünder ge nannt, 8. 13m 2,16: „Wenn nicht, so nehme ich es mit Gewalt"; u. darauf heißt es Vers 17: „Die Sünde der Jünglinge war sehr groß." Rab Huna (t 297) hat gesagt: Ab gehauen soll seine Hand werden! s. Hi 38,15: „Der erhobene Arm werde zerschmettert!" Rab Huna ließ eine (solche) Hand (einmal wirklich) abhauen. R. Eifazar (b. P dath, um 270) sagte: Für einen solchen gibt es keine andere Rettung als das Grab, s. Hi 22, 8: „Der Mann der Faust — für ihn die Erde" ( = Grab im Sinn des Midr). e
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5 , 4 0 : D e m , d e r m i t d i r r e c h t e n u. dein U n t e r g e w a n d n e h m e n w i l l , l a u auch d e n Mantel. 31 ttf) x^iXovti rsoi xQt&rjvcu. Aboth 5,10: Eine vierfache Gesinnung (bei der Frage nach dem Mein u. Dein) gibt es unter den Menschen: wer sagt: „Das Meine ist mein u. das Deine ist dein", das ist die Art der Mittelmäßigen: andere sagen: das ist die Art Sodoms. „Das Meine ist dein u. das Deine ist mein", das ist die Art des fAm ha-arec (des Gesetzes unkundigen). „Das Meine ist dein u. das Deine ist dein", das ist der Fromme. „Das Deine ist mein u. das Meine ist mein", das ist der Frevler. 18 xiroiv =
rp/ns, aram. XJÜDS, Knopps, ein langes, mit Ärmeln ver
sehenes Kleid, das auf bloßem Leib getragen wurde; s. zu 10, 9 f. Schab 140b: Rab Chisda (f 309) hat gesagt: Wenn sich ein Gelehrter einen Leib rock wztrs kaufen will, dann kaufe er ihn von den Leuten in N har-Abba u. lasse ihn alle 30 Tage einmal waschen. Daß er dann 12 Monate halten wird, dafür ver bürge ich mich. Was bedeutet sr-:r-a? Es bedeutet rtxs «r^s, schöne Genossen schaft (d. h. ein Kleid, in welchem man sich in guter Gesellschaft kann sehen lassen. Die Erklärung hat nur volksetymologischen Wert). e
(S T O ificaiov = n^to, srobb, rr&a Obergewand, Mantel, dem Armen des Nachts zugleich als Decke dienend Ex 22, 25. e
M kh Ex 22,25 f.: „Wenn du das Gewand deines Nächsten als Pfand nimmst" Ex 22, 25. R. Jischmafel (f um 135) sagte: Die Schrift will dich lehren, daß, wenn du ein Pflichtgebot erfüllst, du das Deine empfangen wirst (die Erfüllung des Gebotes ist ein Unterpfand, daß man keinen Verlust erleiden wird). „Sollst du es ihm bis zum Sonnenuntergang zurückgeben"; damit ist gemeint, daß man ihm die Tagesdecke für den ganzen Tag zurückgeben soll. Hier höre ich nur von der Tagesdecke, daß man sie ihm für den ganzen Tag zurückgeben soll; woher auch in bezug auf die nächtliche Decke, daß man sie ihm für die ganze Nacht zurückgeben soll? Die Schrift sagt lehrend: „Du sollst ihm das Pfand zurückgeben, wenn die Sonne untergeht" Dt 24,13. Von hier aus hat man gesagt: Man nimmt eine Tagesdecke als Pfand die Nacht hindurch u. eine nächtliche Decke den Tag hindurch. „Denn das (Gewand) allein ist seine Bedeckung" Ex 22, 26, das bezieht sich auf den Mantel mits; „das ist sein Gewand für den Leib" (das.), das bezieht sich auf das Hemde psVn; „worin soll er liegen?" (das.), das schließt die F e " "wlage mit ein. R.Nathan (um 160) sagte: Siehe, !
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wenn einer vor Gott schuldig befunden ist, seinem Nächsten eine Mine ( = 100 Zuz) zu zahlen, u. er hat eine Bedeckung im Werte von 200 Zuz um, so darf er (der Gläubiger) nicht zu ihm sagen: Verkaufe deine Bedeckung u. halle dich in eine im Werte von einer Mine u. gib mir die (andre) Mine. Deshalb heifit es: „Denn es (das Gewand) ist seine Bedeckung"; du bist nicht berechtigt, ihm seine Bedeckung vor zuenthalten, die seinem Körper (Fleisch) angemessen ist (warme Kleidung im Winter, leichte Kleidung im Sommer). — Zum Teil als Bar BM 114b; pBM » , 12b, 20.
5,41: Und w e n n d i c h e i n e r n ö t i g t , e i n e M e i l e zu l a u f e n , so g e h e mit ihm z w e i . Dieser Ausspruch Jesu wird zitiert Beth ha-Midr 5, 61: nöio -n» -j*> niMiB las -p*; s. zu Mt 10,2 29. % dyyaqeia, ins Rabbinische übergegangen als K ^ M R , bedeutet Fron dienst; davon ayyaQsveiv = Menschen oder Tiere zu einer Dienstleistung zwingen, a Ein solcher Zwang galt als verwerflich.b Dagegen wurde das freiwillige Ehrengeleit, das man einem Lehrer usw. gab, als löblich u. verdienstlich angesehen, c a. BM 6, 3: Mietet einer einen E s e l . . . u. dieser wird (unterwegs) zum Fron dienst weggenommen tr-sstt r'bys, so kann der Vermieter zum Mieter sagen: Siehe, das Deinige war vor dir! (Was du zu fordern hattest, ist dir geworden; der Ver mieter braucht also keinen Ersatz zu stellen.) — Anders lautet die Entscheidung in TBM 7, 7 (38H). || TBM 7, 8 (386): Wenn sich jemand einen Arbeiter mietet u. dieser wird zum Frondienst herangezogen, so kann er nicht zu ihm sagen: Siehe, dieser ist vor dir! sondern er gibt ihm seinen Lohn für das, was er gearbeitet hat. II Joma 3 5 : Von R. Ehazar b. Charsom (einem reichen Priester zur Zeit des Tempelbestandes) hat man erzählt, daß ihm sein Vater tausend Städte auf dem Lande u. ihnen ent sprechend tausend Schiffe auf dem Meer hinterließ: u. täglich nahm er (trotzdem) einen Schlauch mit Mehl auf seine Schulter u. zog von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, um Tora zu lernen. Einmal trafen ihn seine Sklaven (die ihn nicht kannten) u. ließen ihn Frondienste leisten s—<«« ia ivs. Er sprach zu ihnen: Ich bitte euch, laßt ab von mir, daß ich gehe u. Tora lerne. Sie aber sprachen zu ihm: Beim Leben des R. Eifazar b. Charsom, wir lassen dich nicht! b. N d 32 : R. Abbahu (um 300) hat gesagt, R. Eifazar (um 270) habe gesagt: Warum ist unser Vater Abraham damit bestraft worden, daß seine Kinder 210 Jahre hindurch den Aegyptern dienen mußten? Weil er die Gelehrtenschüler zwangsweise zu Diensten heranzog 'a n©y, wie es heißt (Gn 14, 14): „Er (Abraham) ließ seine Unter richteten, die in seinem Hause (geistlich, als Schüler) gezeugt waren, ausziehen* (so der Midrasch). || Sota 10*: Raba (t 352) hat öffentlich vorgetragen: Warum ist Asa bestraft worden? Weil er die Gelehrtenschüler zwangsweise zu Diensten heranzog, 8 . 1 Kg 15, 22: Der König Asa berief das ganze Juda, u. keiner blieb frei (von Fron diensten). Was heißt: Keiner blieb frei? Rab J buda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Selbst nicht der Bräutigam in seiner Kammer u. die Braut in ihrem Hochzeitsgemach. — Ferner 8. Sanh 101 b Um der Tochter des Pharao Frondienste b
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C. GnR 48 ( 3 0 ) : Abraham ging mit ihnen (den Engeln), ihnen das Geleit zu geben Gn 18, 16. Das Sprichwort sagt: Hast du Speise und Trank gereicht, dann gib auch das Geleit r-n^ r-p»x r-Va-nc. || Sota 9, 6: Die Ältesten jener Stadt waschen ihre Hände in Wasser an der Stelle, an der dem Kalb das Genick gebrochen wird, u. sagen: Unsre Hände haben dieses Blut nicht vergossen u. unsre Augen haben es nicht geschaut (Dt 21, 7). Könnte es uns wohl in den Sinn kommen, daß die Ältesten eines Gerichtshofes Blutvergießer sein sollten? Vielmehr (soll mit Dt 21, 7 gesagt sein:) er ist nicht in unsre Hände (d.h. zu uns) gekommen, daß wir ihn hätten ohne
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Nahrung entlassen; auch haben wir ihn nicht gesehen, daß wir ihn hätten ohne Geleit rnife tiba von uns gelassen. — Dazu heißt es in bSota46b Bar: R. Melr (um 150) sagte: Man zwingt zum Geleit rriW yria; denn der Lohn für das Geleit hat kein Maß, s. Ri 1,24 ff.: Da sahen die Späher einen Mann aus der Stadt herauskommen u. sagten zu ihm: «Zeige uns doch den Eingang der Stadt, so wollen wir dir Gnade erweisen." Und welche Gnade haben sie ihm erwiesen? Jene ganze Stadt schlugen sie mit Schwertes Schärfe; den aber u. seine ganze Familie ließen sie laufen. Da zog der Mann in das Land der Hethiter u. baute eine Stadt u. hieß sie Luz; so beißt sie bis auf diesen Tag. . . . Ist da nicht der Schluß vom Leichten auf das Schwere berechtigt? Wenn dieser Kanaaniter, der mit seinem Munde nicht geredet u. mit den Fußen keinen Schritt getan hat, für sich u. seine Nachkommenschaft bis ans Ende aller Geschlechter Rettung verursacht hat, wieviel mehr wird das von dem gelten, der Geleit mit seinen Füßen gibt! . . . R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Wer sich auf eine Reise begibt, ohne daß er Geleit hat, der soll sich mit der Tora beschäftigen, s. Spr 1,9: „Denn ein gnadenvolles Geleit sind sie (die Worte der Tora, nach dem Midr) für dein Haupt u. ein Kettenschmuck für deinen Hals* (so der Midr). Ferner hat R. J hoschuaf b. Levi gesagt: Wegen der vier Schritte, die der Pharao Abraham begleitete (s. Gn 12, 20), durfte er dessen Nachkommen 400 Jahre knechten, s. Gn 15, 13. R. J°huda (f 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Wenn jemand einen andren vier Ellen weit nach einer Stadt begleitet, erleidet dieser keinen Schaden. Rabina (I.?, f um 420) begleitete den Raba b. Jicchaq vier Ellen weit nach einer Stadt; es kam ein Schaden über diesen, aber er wurde daraus errettet. Bar: Der Lehrer soll den Schüler bis an die Stadtgrenze begleiten, der Genosse den Ge nossen bis an die Sabbatgrenze ( = 2000 Ellen), für den Schüler gibt es (in diesem Stück) dem Lehrer gegenüber kein Maß. Wie weit (ist das Mindestmaß)? Rab Schescheth (um 260) hat gesagt: Eine Parasange weit. Aber das hat man nur ge sagt, falls es sich nicht um seinen vorzüglichsten Lehrer handelt; bandelt es sich um seinen vorzüglichsten Lehrer, so beträgt das Maß drei Parasangen. R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Melr (um 150) gesagt: Wer kein Geleit gibt u. kein Geleit annimmt, ist wie einer, der Blut vergießt; denn wenn die Leute von Jericho den Elisa begleitet hätten, so hätte dieser nicht die Bären auf die Kinder gehetzt, s. 2 Kg 2, 23 f. — Das Nähere über das Geleitgeben als Liebeswerk s. im Exkurs: „Liebeswerke*. e
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Zu (JU'XIOV s. bei Joh 5,41
93: vnays
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11,18. avioii
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— Hierzu u. zu 5, 40 vgl. den
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danken „über das Recht hinaus" in folgenden Stellen. e
M kh Ex 18, 20 (67bj „Tu ihnen den Weg kund* Ex 18, 20, damit ist das Tora studium gemeint. „Und die Tat, die sie tun sollen*, damit sind die guten Werke gemeint. Das sind Worte des R. J hoschuaf (b. Chananja, um 90). R. Eifazar aus Modifim (f um 135) sagte: „Tu ihnen kund", d. h. lehre sie die Stätte des Lebens ( = Erwerbszweig, nach Raschi zu BM 30b); „den Weg", das geht auf das Besuchen der Kranken; „sie sollen gehn", das bezieht sich auf das Beerdigen der Toten; „auf ihm", damit sind die Liebeserweisungen o—ton n V - w gemeint; „die Tat", das bezieht sich auf die Linie des Rechts (d. h. das strikte Innehalten des Gesetzesbuchstabens); „die sie tun sollen", nämlich nach innen zu von der Linie des Rechts (d. h. man soll Billigkeitsrücksichten walten lassen beim Strafen u. soll bei Leistungen über den Buchstaben der gesetzlichen Foiderung hinausgehn). — Von Rab Joseph (f 333) wird die Auslegung des R. Eifazar aus M. als anonyme Bar zitiert BQ 9 ä u. BM 30b. In der letztern Stelle folgt: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Jerusalem ist nur zer stört worden, weil man darin geurteilt hat nach dem (strikten) Recht der Tora. Hätten sie denn etwa einen Rechtsspruch der Schüsselrichter (die für eine Schüssel Speise käuflich sind, s. Levy 8. 19b) tun sollen? Vielmehr sage: Weil sie ihre Urteile auf das (buchstäbliche) Recht der Tora stellten u. nicht bandelten innerhalb von der :
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Linie des Rechts (sie taten nur,, wozu sie nach dem Buchstaben des Gesetzes ver pflichtet waren, ohne von ihren Forderungen etwas nachzulassen). — Weitere Bei spiele s. im Exkurs: .Vorbemerkungen zur Bergpredigt" Nr. 3 gegen Ende.
5 , 4 2 : D e m , der d i c h b i t t e t , g i b , u. v o n d e m , der v o n dir b o r g e n w i l l , w e n d e d i c h n i c h t ab. 1. Die älteste Auslegung der Grundstelle Dt 15, 7—11. SDt 15, 7 ff. §116—118(98»): „Wenn bei d i r sein wird«, also nicht bei den andren; „ein Armer", wer verlangend bittet, kommt zuerst (yz* ein Armer wird mit dem Verbum axr oder na» wollen, begehren in Verbindung gebracht); „einer aus deinen Brüdern", damit sind deine Brüder väterlicherseits gemeint; wenn es heißt: „einer* aus deinen Brüdern, so lehrt das, daß dein Bruder väterlicherseits deinem Bruder mütterlicherseits voransteht; „in einem deiner Tore*, d. h. die Einwohner deiner Stadt stehen den Einwohnern einer andren Stadt voran; „in deinem Lande", d. h. die Einwohner des Landes stehen den Bewohnern des Auslandes voran. Wenn es heißt: in „einem" deiner Tore, so will das besagen: wenn er an ein und demselben Orte wohnt, ist dir geboten ihn zu versorgen; geht er aber (von Ort zu Ort) an den Türen bettelnd umher, so bist du ihm zu nichts (weder zur Nahrung noch zur Klei dung) verpflichtet. (Dergleichen Bettler hatten sich an die öffentlichen Almosenpfleger des Ortes zu wenden, s. bei Apg 6, 3.) „Das Jahve, dein Gott, dir geben wird", d. h. überall; „so verhärte dein Herz nicht", es gibt Menschen, die wehe tun, ob sie geben oder ob sie nicht geben; „u. verschließ deine Hand nicht", es gibt Menschen, die ihre Hand ausstrecken u. dann wieder verschließen; „vor deinem armen Bruder", wenn du ihm nichts gibst, wirst du schließlich von ihm nehmen müssen (der Midr deutet: du wirst ein Bruder des Armen, d. h. gleichfalls ein Armer werden). Und woher, daß, wenn du ihm deine Hand viermal aufgetan hast, du sie ihm auch hundertmal wieder auftun sollst? Die Schrift sagt lehrend Vers 8: „sondern öffnend sollst du ihm öffnen deine Hand." (Vgl. Einl. 109«.) „Und gern sollst du ihm auf Pfand leihen", d. h. man gibt ihm (zunächst geschenkweise) u. dann zieht man es durch Pfändung wieder ein; das sind Worte des R. J huda (um 150); die Gelehrten aber sagten: Man sagt zu ihm: „Bringe ein Pfand", um ihn in seinem Innern zu beruhigen.* „Je nach seinem Bedürfnis", es ist dir nicht befohlen, ihn reich zu machen; „was ihm mangelt", selbst wenn es ein Pferd oder ein Sidave wäre. Hillel, der Alte (um 20 v. Chr.), schenkte einmal einem Armen aus guter Fa milie ein Pferd, um sich damit (etwa durch Reiten) müde zu machen, u. einen Sklaven, der ihn bedienen sollte. Ein andermal wieder hat man in Obergaliläa einem Menschen eine Litra Geflügelfleisch täglich zugewiesen (weil er daran aus besseren Tagen her gewöhnt war). Was „ihm" mangelt; mit „ihm" ist eine Frau gemeint, wie es heißt (Gn 2,18): „Ich will .ihm' eine Gehilfin machen, die >ihm< entspricht." „Hüte dich . . ., 1
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Raschi zu Dt 15, 7 liest das Reflexivum: „die sich ärgern". * Wie der Ausspruch des R. J huda u. der Gelehrten zu verstehen ist, zeigt die Bar K th 67 b „Auf Pfand leihend" Dt 15, 8, damit ist derjenige gemeint, der nichts hat u. sich nicht selbst ernähren will; dem gibt man (um seine Empfindlichkeit zu schonen) unter dem Namen eines Darlehns u. hinterher überläßt man es ihm als Geschenk; „sollst du auf Pfand leihen" (der Midrasch deutet die Gerundivkonstruktion Dt 15, 8 auf zwei Kategorien von Empfängern), damit ist der gemeint, der etwas besitzt, sich aber nicht ernähren will; dem gibt man unter dem Namen eines Ge schenkes u. zieht es dann wieder nach seinem Tode (von seinem Nachlaß) ein. Das sind Worte des R. J huda. — Die Siphrestelle oben bringt also nur den 2. Teil von R. J huda8 Ausführung. Die Meinung der Gelehrten in Siphre vertritt K th 67» R. Schimfon (um 150): Besitzt er etwas u. will er sich nicht ernähren, so kümmert man sich nicht um ihn; besitzt er aber nichts u. will er sich nicht ernähren, so sagt man zu ihm: „Bringe ein Pfand u. dann nimm hin", damit er in seinem Innern nicht kleinmütig werde. e
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damit nicht bei dir selbst ein Gedanke aufsteige, ein nichtswürdiger, indem du sagst" 4 Vers 9), d. b. sei vorsichtig, daß du dich nicht des Erbarmens entschlägst; denn wer sich des Erbarmens einem andren gegenüber entschlägt, den stellt die Schrift •einem Götzendiener gleich, u. er wirft das Joch des Himmels (Gottes) von sich, wie •es heißt „ein nichtswürdiger" bvba, d. h. ohne Joch, Vi* rsa. „Es naht das siebente Jahr, das Erlaßjahr"; das ist, was R. Jose, der Galiläer (um 110), gesagt hat: Wenn es für jeden einzelnen (Schuldner u. dgl.) ein besonderes siebentes Jahr gäbe (so daß die siebenjährige Schuldperiode vom Tage der Kontrahierung der Schuld an gerechnet werden müßte), wie könnte es dann heißen: es „naht" das siebente Jahr (mit der Schuldübernahme begänne ja erst das erste Jahr)? Demnach sind die sieben Jahre für jedermann in gleicher Weise zu zählen. „Und dann dein Auge deinen armen Bruder scheel ansehe u. du ihm nichts gebest u. er Jahven gegen dich anrufe u. es «ine Schuld an dir werde"; ist es vielleicht ein Pflichtgebot für ihn, Jahven anzu rufen? Die.Schrift sagt lehrend: „daß er nicht wider dich zu Jahve rufe" Dt 24, 15. Würde etwa, wenn er gegen dich Jahven anriefe, eine Schuld an dir sein, u. würde sie nicht an dir sein, wenn er nicht Jahven anriefe? Die Schrift sagt lehrend: „Es würde eine Schuld an dir", d. h. in jedem Fall. Wenn dem so ist, wozu heißt es •dann: „wenn er anruft"? Es will sagen: Ich (Gott) werde schneller bestrafen wegen eines Rufenden, als wegen eines Nichtrufenden. Und woher, daß, wenn du einmal gegeben hast, du selbst hundertmal geben sollst? Die Schrift sagt lehrend Vers 10: „Gebend sollst du geben" (also immer aufs neue); „ihm", d. h. unter vier Augen. Von hier aus hat man gesagt (s. Sch q 5, 6): Eine Halle der Verschwiegenen war in Jerusalem (nämlich im Tempel, in der fromme Leute im geheimen Gaben für ver schämte Arme niederlegten). „Denn um deswillen wird Jahve dein Gott dich segnen"; wenn einer gesagt hat, er wolle geben u. gibt dann wirklich, so gibt man ( = Gott) ihm den Lohn für das Sagen (Versprechen) u. für die Tat (das Halten des Versprechens); wenn einer sagt, er wolle geben, aber es ist ihm nicht möglich zu geben, so gibt man ihm einen Lohn für das Sagen, der dem Lohn für die Tat gleich ist; wenn einer nicht sagt, daß er geben wolle, aber er sagt zu andren: „Gebet", oder wenn einer nicht sagt, daß er geben wolle, u. auch nicht zu andren sagt: „Gebet", aber er schafft ihm Beruhigung durch gute Worte, woher, daß man einem solchen Lohn dafür gibt? Die Schrift sagt lehrend: „Denn wegen dieses .Wortes', nrn -=nn, wird Jahve dein Gott dich segnen in allen deinen Werken." (Vers 11:) „Denn es wird nicht an Armen fehlen mitten im Lande"; dort (Dt 15, 4) heißt es: „Nur daß kein Armer bei dir sein soll"; wie bestehen diese beiden Schriftstellen nebeneinander? Wenn ihr den Willen Gottes tut, werden die Armen sich bei den andren (den Nichtisraeliten) finden; wenn ihr aber den Willen Gottes nicht tut, werden sie sich bei euch finden. „Darum", d. h. um deswillen (nämlich um euch segnen zu können) „befehle ich dir also", einen guten Rat gebe ich dir, zu deinem Besten. „Weitauf sollst du deine Hand deinem Bruder, deinem Dürftigen u. Armen in deinem Lande tun"; warum wird das alles gesagt? Die Schrift zeigt an: wer ein solcher ist, dem man Brot zu geben hat, dem gibt man Brot; wer ein solcher ist, dem man Teig zu geben hat, dem gibt man Teig; wer ein solcher ist, dem man Geld zu geben hat, dem gibt man Geld, u. wer ein solcher ist, dem man die Speise in den Mund zu legen hat, dem legt man sie in seinen Mund. Parallelstellen zu einzelnen Teilen hiervon finden sich TPea4,8.10.12.13.17.20; BB 9 ; BM 31 b; K«th 6 7 b 68*; pPea 8, 21«, 47; bBQ 93». || Aboth 5,13: Vier Arten gibt es bei den Almosengebern. Wer will, daß er selbst gebe, aber andre nicht geben, der ist mißgünstig in bezug auf die Habe andrer; daß andre geben, aber er selbst nicht gebe, der ist mißgünstig in bezug auf seine eigne Habe: daß er selbst gebe u. andre geben, ist ein Frommer; daß er selbst nicht gebe u. andre nicht geben, ist ein Gottloser. 1
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Die gleiche Deutung von » r i a auch Sanh 111b: Söhne Belifals, das sind Leute die das Joch des Himmels von ihrem Halse abgeworfen haben.
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2. Zins- u. Wucherverbote (Ex 22, 24; Lv 25, 36 f.; Dt 23, 20f.). e
M kh E z 22, 24 (102»): .Wenn du Geld leihest" Ex 22, 24, Geld für Geld darfst du ihm leihen, aber nicht Früchte für Früchte. Oder: Geld für Geld darfst du ihm leihen, aber nicht Geld für Früchte, u. nicht Früchte für Geld. (Die Früchte könnten zur Zeit der Rückzahlung einen höheren Wert haben als zur Zeit des Empfangs des Darlehns; die Preisdifferenz würde als Zinszahlung anzusehen sein.) „Meinem Volke" (das.): steht ein Israelit u. ein Nichtisraelit vor dir, um zu entleihen, so geht mein Volk voran; wenn ein Armer u. Reicher (vor dir steht), so geht der Arme voran; wenn deine Armen (d. h. dir verwandte Arme) u. Arme deiner Stadt (vor dir stehn), so gehen deine Armen den Armen deiner Stadt voran; wenn Arme deiner Stadt u. Arme einer andren Stadt, so gehen die Armen deiner Stadt voran; denn es heißt: „Dem Armen neben dir" (das.). „Du sollst ihm nicht wie ein Wucherer sein" (das.),. d. h. dich nicht fortwährend vor ihm zeigen (wodurch der Schuldner an seine Schuld erinnert wird, s. BM 7 5 auf S. 352). „Nicht sollt ihr ihm Zins auflegen" (das.). Wozu sagt die Schrift das lehrend? Wenn es heißt: „Dein Geld sollst du ihm nicht auf Zins geben" Lv 25, 37, so ist das eine Verwarnung für den Darleiher, daß er jenem nicht auf Zins leihe. Du sagst: „für den Darleiber", oder nicht vielmehr für den Entleiher? Wenn es heißt: „Nicht sollst du von ihm nehmen* (Lv 25, 36), so bezieht sich das auf den Entleiher (so der Midr, vgl. aber das folgende Zitat aus SDt § 262). Da höre ich nur die Verwarnung für den Entleiher u. den Darleiher. Woher nun die Verwarnung auch für den Zeugen u. den Bürgen u. den Schreiber (eines Schulddokuments)? Die Schrift sagt lehrend: „Ihr sollt nicht auflegen*, ganz allgemein. Von hier aus hat man gesagt: Wer auf Zins darleiht, übertritt fünf Verbote: „Du sollst dein Geld nicht auf Zins geben* Lv 25, 37; „du sollst von ihm nicht Zins nehmen" Lv 25, 36; „ihr sollt ihm nicht Zins auflegen" Ex 22, 24; „du sollst ihm nicht wie ein Wucherer sein" (das.) u. „du sollst vor einen Blinden keinen Anstoß legen" (Lv 19, 14). Wie der Darleihende u. der Entleihende fünf Verbote übertreten, so begehen auch der Bürge u. die Zeugen u. der Schreiber eine Übertretung. R. J huda (um 150) erlaubte es in bezug auf den Schreiber. R. Melr (um 150) sagte: Wer auf Zins darleiht u. zum Schreiber sagt: „Komm u. schreibe* u. zu den Zeugen: „Unterschreibt*, der hat keinen Teil an dem, der das Gebot über das Zinsnehmen gegeben hat — In der Mischna BM 5, 11 lauten die letzten Sätze: Folgende übertreten ein Verbot: der Darleihende, der Entleihende, der Bürge u. die Zeugen. Die Gelehrten sagten: Auch der Schreiber. Sie übertreten Lv 25, 37; 2 5 , 3 6 ; Ex 22, 2 4 » ; 22, 2 4 u. Lv 19, 14. - Parallelstellen: BM 71». 7 5 (TBM 6, 17 (384) = B M 7 1 » s. S. 351); ExR 31 ( 9 l ) . || SDt 23, 20f. § 2 6 2 (121 b ) „Lege deinem Bruder keinen Zins auf* Dt 23,20, da höre ich nur in bezug auf den Entleihenden (der Midrasch faßt das Schriftwort so: „laß dir von deinem Bruder keinen Zins auferlegen*). Woher in bezug auf den Darleihenden? Die Schrift sagt lehrend Lv 25, 36: „Nicht sollst du von ihm Zins u. Aufschlag (Vermehrung) nehmen (dieser Schriftbeweis ist an gemessener als der im vorigen Zitat). Wenn es heißt: „Dein* Geld sollst du nicht auf Zins geben Lv 25, 37, (so liegt darin:) wohl aber das Geld andrer (der Nicht israeliten); „deine* Nahrungsmittel sollst du nicht auf Vermehrung geben (das.), wohl aber diejenigen andrer. Oder „dein* Geld, aber nicht das Geld für (zweiten) Zehnt? „Deine" Nahrungsmittel, aber nicht die für das Vieh? Wenn es beißt: „Zins von Geld" Dt 23, 20, so soll das einschließen das Geld für den Zehnten; „Zins von Nahrungsmitteln" (das.), so soll das einschließen die Nahrungsmittel für das Vieh. Da höre ich nur von Geldzins u. von Nahrungsmittelzins; woher, daß auch Zins von allen andren Dingen miteinzuschließen ist? Die Schrift sagt lehrend: „Zins von irgend etwas, was man verzinst" Dt 23, 20. R. Schimfon (um 150) sagte: Woher, daß man zu ihm (dem Schuldner) nicht sagen darf: „Geh hinaus und entbiete dem u. dem einen Gruß", oder „Erkundige dich, ob der u. der von seinem Orte angekommen ist"? Die Schrift sagt lehrend: „Lege deinem Bruder keinen Zins auf von irgend einem Wort" - u t Dt 23, 20; also selbst eine solche Gefälligkeit soll man sich b
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vom Schuldner nicht erbitten, weil ihre Gewährung als Zins erscheinen könnte. — «Dem Ausländer (">33 Nichtisraeliten) kannst du Zins auflegen; aber deinem Bruder darfst du nicht Zins auflegen" Dt 23, 21. „Dem Ausländer kannst du auflegen", das ist ein Gebot (also = du sollst ihm auflegen); „deinem Bruder aber sollst du nicht auflegen", das ist ein Verbot. Rabban Gamliöl (II., um 90) sagte: Was lehrend sagt die Schrift: „Deinem Bruder sollst du nicht Zins auflegen" Dt 23, 21 ? Es heißt doch schon vorher Vers 20: Lege deinem Bruder keinen Zins auf! Allein es gibt einen voraufgehenden Zins u. es gibt einen nachfolgenden Zins. Auf welche Weise? Beabsichtigt einer von einem andren ein Darlehn zu entnehmen u. sendet diesem etwas in dem Gedanken, damit er mir das Darlehn gebe: so ist das ein voraufgehender Zins. Hatte er von ihm ein Darlehn entnommen u., nachdem er ihm sein Geld zurückgezahlt, sendet er ihm etwas in dem Gedanken, das ist dafür, daß sein Geld ohne Nutzen für ihn in meinem Besitz gewesen ist: so ist das ein nachfolgender Zins. — Letzterer Ausspruch auch BM 5, 10. Weitere Parallelen zu einzelnen Teilen vorstehender Auslegung finden sich SLv 25, 37 (442»); bBM 6 0 ; pBM 6, 10», 53. Ueber Geldgeschäfte mit n i c h t i s r a e l i t i s c h e n Kapitalien heißt es BM 5, 6: Ein Israelit darf das Geld eines Nichtisraeliten ">=: (gegen Zinsen) verleihen mit Vorwissen des (betreffenden) Nichtisraeliten, aber nicht mit Vorwissen (bloß) des (entleihenden) Israeliten. II TBM 5, 16—18 (382): Wenn ein Israelit Geld von einem Nichtisraeliten «u entliehen hat u. es ihm zurückzahlen will, u. es trifft ihn ein andrer (Israelit) u. sagt zu ihm: Gib mir das Geld, ich will dir (Zinsen) geben, wie du ihm geben mußt, so ist das verboten (weil der ohne Vorwissen des Nichtisraeliten selbständig handelnde Israelit als Besitzer des Geldes anzusehen wäre u. als solcher von einem andren Israeliten keine Zinsen nehmen darf); setzte er es aber bei dem Nichtisraeliten fest, so ist es erlaubt (denn jetzt gilt dieser als der Verleihende). Wenn ein Nichtisraelit Geld von einem Israeliten entliehen hat u. es ihm zurückzahlen will, es trifft ihn aber ein andrer Israelit u. sagt zu ihm: Gib mir das Geld unter den gleichen Bedingungen, wie du ihm geben mußtest, so ist das erlaubt; setzten sie es aber bei dem Israeliten (dem eigentlichen Gläubiger) fest, so ist es verboten. Wenn ein Israelit zu einem Nichtisraeliten sagt: Hier hast du deinen Lohn (deine Provision), geh u. verleihe meine Gelder gegen Zinsen, so ist das verboten (denn der Israelit bleibt Besitzer des Geldes, u. „sein" Geld darf gegen Zins nicht an Israeliten ausgeliehen werden; anders wäre es natürlich, wenn das Geld nur an Nichtisraeliten zur Verleihung käme). Wenn ein Nichtisraelit zu einem Israeliten sagt: Hier hast du deinen Lohn, geh u. leihe meine Gelder gegen Zins aus, so ist das (nach dem Gesetz) erlaubt; aber des bösen Scheines wegen ist es verboten. — Die beiden ersten Sätze als Bar in BM 71*. b
Vom Nichtisraeliten -naa Zins zu nehmen war nach Dt 23,21 ge stattet. Die Mischna bestimmt darüber BM 5, 6: Man darf von ihnen (den Nichtisraeliten) gegen Zins entleihen u. an sie gegen Zins aus leihen. — Ferner s. SDt 23, 20 f. S. 348. BM 5, 9: Es darf nicht einer zum andren sagen: Leihe mir einen Kor Weizen, ich will ihn dir von der Tenne wiedergeben (denn der Weizen könnte bis dahin im Preise steigen, so daß die Preisdifferenz als Zinszahlung erschiene). . . . So hat 1
In BM 5, 10 nur das zweite Beispiel in R. Schimfons Ausspruch. — In pBM 5, 1 0 , 12, vgl. bBM 75b, i t e t der Ausspruch des R. Schimfon: Etwas Schweres ist es um das Zinsnehmen; denn selbst die Entbietung des Friedensgrußes ist ein Zins: hat der Schuldner ihm (dem Gläubiger) sein lebelang den Gruß nicht (zuerst) ent boten, aber weil er von ihm ein Darlehn erhalten hat, kommt er ihm mit dem Gruß zuvor: so ist das ein Zins. — Nach TBM 0, 17 (385) gehört der Ausspruch in dieser Form dem R. fAqiba, f um 135, an. Dagegen wird pBM 5, 1 0 , 10 dem R. fAqiba folgende Ausführung in den Mund gelegt: Etwas Schweres ist es um den Zins; denn auch eine Gefälligkeit ist Zins: siehe, wenn einer zu dem Schuldner sagt, er solle ihm Grünzeug vom Markte kaufen, so ist das, auch wenn er ihm das Geld dazu gibt, Zins. d
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Hillel (der Alte, um 20 v. Chr.) gesagt: Nicht soll eine Frau einer andren ein Brot leihen, es sei denn, daß sie es in Geld veranschlagt; denn der Weizen könnte teurer werden, u. so würden sie als solche erfunden werden, die ins Zinsnehmen hineingeraten sind. — Dazu bemerkt bBM 75": Rab J huda (t 299) hat gesagt, Sch muöh (f 254) habe gesagt: Das sind die Worte Hillels; aber die Gelehrten sagten: Man leiht ohne nähere Abmachung u. man bezahlt ohne nähere Abmachung. || TBM 5,22 f. (383): Wenn einer einem andren gegen Zins leiht und vor Gericht kommt, st be straft man ihn, u. er kann weder das Kapital noch die Zinsen einfordern, das sind Worte des R. Me'ir (um 150); denn R. Me'ir hat gesagt: Wenn in einem Dokument die Zahlung von Zinsen ausgemacht ist, so bestraft man den Inhaber, u. er kann weder das Kapital noch die Zinsen einfordern. Wenn einer ein Dokument findet, in welchem Zinsen ausgemacht sind, so kann er es zerreißen; wird es dem Gericht über geben, so zerreißt man es. Rabban Schimfon b. Gamliöl II. (um 140) sagte: Das richtet sich ganz nach dem Brauch der betreffenden Stadt (Gegend). — In der Parallelstelle BM 7 2 = BQ 30»> erklären die Gelehrten dem R, Meür gegenüber: Er darf das Kapital einfordern, aber nicht die Zinsen. TBM 5, 25 (383): Wenn einer einem andren gegen Zins geliehen hat u. dann Buße tut, so muß er es ihm wiedergeben (was er an Zinsen empfangen hat). Stirbt er u. hinterläßt er es seinen Kindern, so brauchen diese es nicht zurückzugeben, wie es heißt Hi 27, 17: Er schafft es an, u. Gerechte bekleiden sich u. in das Silber teilen sich Schuldlose. e
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3. Allgemeine Aussprüche über Leihen, Zinsnehmen u. dgl. Sir 29, 1 f.: Wer Barmherzigkeit übt, leiht seinem Nächsten, u. wer ihm auf hilft, beobachtet die Gebote. Leihe deinem Nächsten zur Zeit, wo er's nötig hat, u. gib du es wieder zurück deinem Nächsten zur bestimmten Frist. Halte Wort u. er weise dich als zuverlässig ihm gegenüber, so wirst du zu aller Zeit dessen, was du brauchst, habhaft werden können. Viele halten das Darlehn für etwas Gefundenes (was man nicht abzugeben braucht) u. machen Verdruß denen, die ihnen geholfen haben. Bis er's (von ihm geborgt) erhält, küßt er seine Hand u. redet unterwürfig vom Veimögen seines Nächsten. Aber dann, wenn e r s zurückzahlen soll, zieht er die Zeit hin u. gibt kummervolle Worte zur Antwort u. macht die Zeiten verantwortlich. Wenn er (zu zahlen) imstande ist, wird jener (doch) kaum die Hälfte erhalten, u. der wird es für etwas Gefundenes ansehen. Wenn aber nicht, so bringt er ihn um sein Geld. u. dieser bekommt ihn, nicht ohne daß er schuld daran ist, zum Feinde. Flüche und Schimpfreden wird er ihm zurückzahlen. Viele wenden sich um solcher Schlechtigkeit willen ab: sie fürchten, ohne ihre Schuld um ihr Geld zu kommen. Doch mit dem, dem es schlecht ergeht, habe Geduld u. aus Barmherzigkeit sollst du ihm Zeit lassen. Um des Gebots willen nimm dich des Armen an u. entsprechend seiner Dürftigkeit laß ihn nicht leer von dir gehn. Vei-liere lieber das Geld wegen des Bruders u. Freundes u. laß es nicht rosUn unter dem Stein, so daß es wertlos wird. || Mekh Ex 22, 24 (102«i: „Wenn du meinem Volke Gold leihst" Ex 22, 24. R. Jischmafel ( t u m 135) hat gesagt: Jedes „Wenn" in der Tora ist als ein freiwilliges (dem Be lieben überlassnes) gemeint, ausgenommen dieses u. noch zwei andre. Lv 2, 14: „Wenn du Jahven ein Getreideerstlings-Speisopfer darbringst"; das ist als Pflicht gemeint. Du sagst: „als Pflicht", oder nicht doch vielmehr als etwas Freiwilliges? Die Schrift sagt lehrend (das.): so „sollst" du als dein Erstlings-Speisopfer darbringen; als Pflicht ist es gemeint u. nicht als etwas Freiwilliges. Und Ex 20, 25: „Wenn du mir einen Altar von Steinen machst"; das ist als Pflicht gemeint. Du sagst: „als Pflicht", oder nicht doch vielmehr als etwas Freiwilliges? Wenn es heißt: „Aus un versehrten Steinen ,sollst' du den Altar bauen" Dt 27, 6, so ist das eine Pflicht u. 1
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Bischoff, Jesus u. die Rabbinen, S. 61 erwähnt ein Sprichwort r r ^ n r rwfcn T.ST-* rteio nzir.s, der Anfang alles Leihens ist Freundschaft u. das Ende Feindschaft.
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nicht etwas Freiwilliges. Auch hier (nämlich Ex 22. 24) mußt du sagen: .Wenn du Geld leihest", das ist als Pflicht gemeint u. nicht als etwas Freiwilliges. Da sagst: „als Pflicht", oder nicht doch vielmehr als etwas Freiwilliges? Wenn es heißt Dt 15, 7: Du „sollst" ihm gern auf Pfand leihen, so ist das eine Pflicht u. nicht etwas Freiwilliges. — Dasselbe M kh Ex 20, 25 (80b). || SLv 25, 38 (442"): „Ich bin Jahve euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat" Lv 25, 38. Von hier aus hat man gesagt: Wer das Joch des Zinsverbotes auf sich nimmt, der nimmt das Joch des Himmels ( = Gottes) auf sich; u. wer das Joch des Zinsverbotes von sich wirft, der wirft das Joch des Himmels von sich. „Ich bin Jahve euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat"; unter der Bedingung habe ich euch aus dem L. Äg. herausgeführt, daß ihr die Gebote betreffs des Zinsnehmens auf euch nehmt; denn wer sich zu den Geboten betreffs des Zinsnehmens bekennt, der bekennt sich zu dem Auszug aus Äg., u. wer die Gebote wegen des Zinsnehmens verleugnet, der ist wie einer, der den Auszug aus Äg. leugnet. || BM 61b: Raba (f352) hat gesagt: Warum hat der Allbarmherzige den Auszug aus Äg. bei dem Zinsverbot ge schrieben? . . . Gott sagt: Ich bin es, der in Äg. prüfend unterschieden hat zwischen dem Tropfen des Erstgebornen u. dem Tropfen des Nichterstgebornen; ich bin es, der dereinst strafen wird den, der sein Geld an einen Nichtisraeliten hängt u. es an einen Israeliten gegen Zins verleiht. II TBM 6, 17 (384): R. Jose (b. Chalaphta, um 150) hat gesagt: Komm u. sieh, wie blind die Augen derer sind, die gegen Zins ausleihen: wenn einer einen andren einen Götzendiener, einen Unzüchtigen oder einen Blutver gießer nennt, so will dieser jenem ans Leben gehen. Und dieser (der Wucherer) bringt zur Stelle den Schreiber u. den Halter u. die Tinte u. den Schuldbrief u. die Zeugen u. spricht: Kommt u. schreibt über diesen ( = über mich), daß er keinen Teil hat an dem, der das Zinsverbot gegeben hat; u. wenn er (das Dokument) hat schreiben lassen, trägt er es auf das (nichtjüdische) Gericht u. verleugnet den, welcher sprach u. es ward die Welt, gepriesen sei er! Da lernst du, daß die, welche gegen Zins ver leihen, Gott verleugnen. (Parallelen: pBM 5, 10 , 5; bBM 7 1 als Bar; vgl. auch den Ausspruch des R. Me'ir in M kh Ex 22, 24 S. 348.) R. Schimfon b. Eifazar (um 190) hat gesagt: Mehr, als sie (die Wucherer) verdienen, verschulden sie sich; denn sie machen die Tora zu einer Fälschung u. Mose zu einem Narren u. meinen, wenn Mose gewußt hätte, daß wir so viel verdienen (mit dem Zinsnehmen), dann würde er es (das Zinsverbot) nicht geschrieben haben. — Ähnlich pBM 5, 1 0 , 8); bBB 7 5 als Bar; hier dürfte hinter R. Schimfon zu ergänzen sein ben Eifazar. || TBM 5, 18 (385): R. Schimfon (nach beiden G maren: ben Eifazar, um 190) hat gesagt: Wer Gelder hat u. sie nicht gegen Zins verleiht, von dem sagt die Schrift: „Sein Geld gibt er nicht für Zins u. Geschenk wider den Unschuldigen nimmt er nicht an. Wer solches tut, wird in Ewigkeit nicht wanken" Ps 15,5. Da lernst du, daß diejenigen, die auf Zins verleihen, wanken u. aus der Welt verschwinden. Was jenes „Wanken" bedeutet, weiß ich nicht; aber es ist gemeint wie in Spr 24, 11: „Errette die, welche zum Tode geschleppt werden, u. wenn Leute zur Würgung hin wanken, o, tue Einhalt!" — Parallelstellen: BM 7 1 ; pBMö, 1 0 , 14; hier wird die Erklärung des Wortes „wanken" nach Spr 24, 11 dem R. Sch muel b. Ammi (um 325) beigelegt. — Sachlich dasselbe in ExR 31 (93 ). || Mak 2 4 : „Sein Geld gibt er nicht für Zins" Ps 15, 5, selbst nicht auf Zins seitens eines NichtJuden. || Schab 6 3 : R. Abba (um 290) hat gesagt, R. Schimfon b. Laqisch (um 250) habe gesagt: Wer ein Darlehn gibt, ist größer als der, welcher ein Almosen gibt (denn er erspart dem Armen eine Beschämung); wer ihm aber Geld in seinen Beutel gibt (um ein Gewerbe zu betreiben), der ist der größte von allen. || P«siq 9 5 : „Es überstürzt sich nach Besitz ein mißgünstiger Mann u. merkt nicht, daß Mangel über ihn kommen wird" Spr. 28, 22. R. Jicchaq (um 300) hat die Schriftstelle auf den ausgelegt, der einem Israeliten auf Zins leiht; weil sein Auge selbstsüchtig ist, ohne Zins zu leihen, leiht er ihm gegen Zinsen, u. er weiß nicht, daß Mangel über ihn kommen wird; denn es heißt: „Wer seine Habe durch Zins und Übersatz mehrt, sammelt für den, welcher gegen die Geringen mild ist" Spr 28, 8. l
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Matth 5,42 (Nr. 3)
Damit ist Esau, der Frevler ( = Rom), gemeint. Aber ist denn Esau, der Frevler, mild gegen die Geringen? Er bedrückt doch die Geringen! Allein da sind zB jene seine Beamten, die in die Dörfer hinausziehen u. plündern die Pächter (diese Wort fügung nach Buber Anm. 11), u. dann kehren sie in die Stadt zurück u. sagen: Ver sammelt die Armen, daß wir ihnen Wohltat erweisen (mit dem geraubten Gut)! Das Sprichwort sagt: Sie buhlt für Äpfel u. verteilt sie an die Kranken (der Zweck heiligt das Mittel). — Dasselbe TanchB nsn § 6 ( I I ) ; ExR 31 (93 ). — Das Sprichwort am Ende findet sich noch mehrfach, zB LvR 3 (106 ); Midr Qoh 4, 6. || Sukka 2 9 : Aus vier Ursachen gehen die Güter der Besitzer an die Regierung über: wegen solcher, die bezahlte Schuldscheine (Wechsel u. dgl.) zurückbehalten (um sie noch einmal einzufordern); wegen solcher, die auf Zins verleihen; wegen solcher, die die Möglich keit hatten (etwas Böses) zu verhindern, es aber nicht taten, u. wegen solcher, die öffentlich ein Almosen festsetzen, es aber hinterher nicht geben. II BM 7 5 : Als Rab Dimi (um 320) kam (nämlich aus Palästina nach Babylonien), sagte er: Woher läßt sich beweisen, daß einer, der einem andren eine Mine lieh u. weiß, daß dieser nichts bat (um die Schuld zurückzuzahlen), an ihm (dem Schuldner) nicht vorübergehn (sich oft vor ihm zeigen) darf? Die Schrift sagt lehrend: „Du sollst ihm nicht wie ein Schuldherr (Dränger) sein" Ex 22, 24. || ExR 31 ( 9 1 ) : Als Salomo den Tempel erbaut hatte, sprach er in seinem Gebet zu Gott: Herr der Welt, wenn ein Mensch vor dir beten sollte, daß du ihm Geld geben möchtest, u. du weißt, daß ihm das schädlich ist, so gib es ihm nicht; aber wenn du einen Menschen siebst, der in seinem Reich tum schön erscheint, so gib ihm, wie es heißt: „Du wollest einem jeden geben nach all seinen Wegen, wie du sein Herz erkennst" 2 Chr 6, 30. Denn in dieser Welt sind die Gottlosen reich u. befinden sich in Wohlstand u. Sicherheit u. die Gerechten sind arm; aber in der Zukunft, wenn Gott den Gerechten die Schätze des Gan fEden auf tun wird, werden die Gottlosen, die von Zins u. Wucher sich genährt haben, mit ihren Zähnen in ihr Fleisch beißen ( ^ r m : Wortspiel mit -pos, Zins), s. Qoh 4, 5: „Der Tor faltet seine Hände und ißt sein eigen Fleisch." Dann werden sie sagen: 0 daß wir doch gearbeitet hätten u. auf unsren Schultern Lasten getragen, o daß wir doch Sklaven gewesen wären, daß es uns jetzt so erginge wie den Gerechten! wie es heißt: „Besser eine Hand voll Ruhe als beide Fäuste voll Mühe und windigen Strebens" 8
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Qoh 4, 6. .Deshalb heißt es: Wenn du meinem Volke Geld leihst usw. Ex 22,24 „Du sollst ihm nicht wie ein Wucherer sein" Ex 22, 24. Wenn du ihm geliehen hast, so sollst du ihn nicht drücken. Hat er ein Feld oder einen Weinberg, so sollst du nicht zu ihm sagen: Hier hast du eine Mine, treibe damit Handelsgeschäfte u schreibe für mich eine Hypothek auf dein Feld u. deinen Weinberg! Morgen bat jener viel leicht Verluste in seinem Geschäft u. du nimmst ihm dann sein Feld u. seinen Wein berg. Deshalb steht geschrieben: „Du sollst ihm nicht wie ein Wucherer sein." Von hier aus lernst du, daß, wer Zins nimmt, Gott nicht fürchtet. Und ebenso sagt Ezechiel 18, 13: „Auf Wucher hat er geliehen u. Zins hat er genommen, u. er sollte leben? Nicht soll er am Leben bleiben!" Gleich einem Menschen, dessen Schuldregister vor dem Richter verlesen wurde; der Richter sprach: Der lebt noch?! Ebenso spricht Gott: Der sollte leben? Nein, er soll nicht am Leben bleiben; Zins u. Zuschlag hat er genommen! . . . Womit ist der Zins zu vergleichen? Mit einem, den eine Schlange biß, u. er merkte es nicht, wer ihn biß, u. wußte es nicht, bis die Wunde anschwoll (1. mit Tanch rauara statt rtssara); ebenso fühlt der Mensch den Zins nicht eher, als bis er anschwillt. — Dasselbe Tanch n-czarj. Zum Schlußsatz vgl. BM 5 , 1 : Zins *T*??.i • • . weil er abbeißt, frißt, weis K W » -aco. || TanchB o'utvn § 7 ( 4 2 ) : „Wenn du Geld leihst" Ex 22, 24. Was ist für ein Unterschied zwischen der Menschen Verhalten u. Gottes Verhalten? Wenn ein Menseh einem andren etwas schuldig ist, u. dieser zu jenem sagt: Gib mir, was du von mir hast, u. jener dann antwortet: ich habe jetzt nichts, so beginnen sie sofort Streit u. behandeln einander verächtlich. Aber Gott nicht also. Denn du findest, daß in der Sommerzeit der Tag von der Nacht borgt bis hin zur Sommersonnenwende, u. von der Sommersonnenwende bis hin zur b
Matth 5,42 (Nr. 3). 5,43 (Nr. 1)
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Wintersonnenwende borgt die Nacht vom Tage. Woher? David hat gesagt: . D e r Tag läßt dem Tage Rede zusprudeln' Ps 19, 3. Dieser borgt von jenem u. jener von diesem; u. kein Mensch hört, was zwischen ihnen (verhandelt wird), s. das. Vers 4 : „Es gibt da nicht Rede u. es gibt da nicht Worte.* Aber die Menschen borgen von einander n. beginnen Streit. Deshalb sprach Gott zu Mose: Geh, sage den Israeliten: Auch wenn ihr einander leiht, so sollt ihr euch nicht verächtlich behandeln. — In breiter Ausfahrung dasselbe Tanch D * D » v a 9 6 ; ExR 31 (92«). || Tanch o'vtm 9 5 : Auch in Jerusalem hatten die Leute gegen Zins verliehen, s. Jes 1, 22: .Dein Silber ward zu Schlacken*. Und was ward ihnen dafür? s. Jer 6, 30: „Verworfenes Silber nennt man sie; denn Jahve hat sie verworfen.* Deshalb heißt es: Dein Silber ward zu Schlacken, u. Ez 7, 19 heißt es: .Ihr Silber u. ibr Gold werden sie auf die Straßen hinauswerfen" (die Stelle ist ungenau zitiert). Weshalb? Weil sie die Tora aber treten haben: .Dein Geld sollst du ihm nicht auf Zins geben' Lv 25, 87. — Dasselbe ExR 31 (91 ). || BM 7 0 : „Wer seine Habe durch Zins u. Aufschlag mehrt, sammelt für den, welcher gegen die Geringen mild ist' Spr 28, 8. Rab Nachman (t 320) hat gesagt: Mir hat Huna (f 297) gesagt: Das brauchte nicht gesagt zu werden; aber es ist nur gesagt worden, weil damit selbst der Zins gemeint ist, den man vom Nicht israeliten nimmt. Raba (t 352) wandte gegen Rab Nachman ein: „Dem Fremden ( = Nichtisraeliten) darfst du Zins auflegen" i r c r Dt 23, 21. Was heißt T * P ? Doch wohl: Du darfst gegen Zins ihm leihen? Nein vielmehr: Du sollst ihm Zins zahlen.|| BM 7 5 Bar: Drei schreien u. werden nicht erhört, nämlich wer Geld bat und es ohne Zeugen ausleiht, wer sich selbst einen Herrn erwirbt u. der, über den seine Frau herrscht. Wer sich selbst einen Herrn erwirbt, was bedeutet das? Manche sagen: Das ist der, der sein Vermögen an einen Nichtisraeliten hängt (um sich so für seine Geldgeschäfte vom jüdischen Recht freizumachen); andre sagen: Das ist der, der seine Güter bei Lebzeiten seinen Kindern verschreibt; u. noch andre sagen: Das ist der, dem es in diesem Ort schlecht ergeht u. nicht nach einem andren Ort geht. a
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5,43:
Ihr habt g e h ö r t , daß g e s a g t w u r d e : Nächsten
Der
l i e b e n u. d e i n e n F e i n d
Du s o l l s t
deinen
hassen.
erste Teil des Ausspruchs stammt aus Lv 19,18; der zweite
Teil läßt sich quellenmäßig nicht belegen. Das Qanze wird eine populäre Maxime sein, nach der der Durchschnittsisraelit in Jesu Tagen sein Verhalten gegen Freund u. Feind eingerichtet hat; vgl. 2 Sm 19, 7. 1. Nächstenliebe wird vom A T gefordert Lv 1 9 , 1 8 : „Liebe sollst 1
1
du deinem Nächsten erweisen r$rb tt?*™ ; wie dir selbst." — L X X u. N T : xai dyanr]atig xov nXtjaiov aov (og aeavvöv, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Targ Onk: ^rny T^n)
tartvi. — Targ Jerusch I :
7pan> rnarnrü du sollst deinen Nächsten lieben; denn was dir unlieb ist, sollst du ihm nicht tun. — Tndem dann das A T Lv 19, 34 u. Dt 10,19 nur noch den Fremdling ( 1 5 , der unter Israel Wohnsitz genommen) in den Kreis derer miteinschließt, denen Israel mit Liebe begegnen soll, zeigt es, daß mit der Liebe zum Nächsten Menschenliebe gefordert ist,
nicht die allgemeine
sondern lediglich die Liebe zum Volks
genossen. Dem entspricht, daß das Verbot Rache auszuüben oder Zorn nachzutragen seine Geltung ausdrücklich nur gegenüber „den Söhnen deines Volkes" hat Lv 19,18 (vgl. SLv 19,18 S. 2 7 7 « ) . Die Synagoge zur 1
Diese Übersetzung ist gewählt, um der Konstruktion des Verb, a n « mit \> gerecht zu werden. S t r a c k n. B i t l e r b e c k , NT I. 23
Matth 5,43 ( N r . l )
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Zeit Jesu hat den Begriff .Nächster", r j , ebenso eng gefaßt wie das A T : nur der Israelit gilt als die „andren", d. h. die Nichtisraeliten, fallen unter diesen Begriff nicht, a Den Begriff „Fremdling" ">a hat man sogar noch über das A T hinaus verengt: die älteste nachchristliche Synagoge verstand unter 15 ausschließlich denjenigen Nichtisraeliten, der durch Übernahme der Proselytentaufe u. der Beschneidung völlig zum Judentum übergetreten war;b man nannte ihn einen pn^ einen wirklichen, vollen Proselyten. Dagegen galt derjenige Nichtisraelit, der unter dem jüdischen Volk wohnte, ohne innerhalb der ersten 12 Monate zum Judentum übergetreten zu sein, der sog. acir - s , u. der im Sinn des ATs ohne Zweifel zu den Lv 19,34 u. Dt 10,19 erwähnten „Fremd lingen" gehörte, lediglich als -na Heide, als einer, der außerhalb der jüdischen Volksgemeinschaft stand. Ganz folgerichtig wird deshalb von einem solchen awin -a gesagt, daß er nicht unter den Begriff „Nächster" falle.c—Erwägt man, daß obige Einschränkungen des Begriffs „Nächster" sich nicht in den wenig verbindlichen haggadischen Schriftwerken, son dern gerade in dem die Praxis regelnden u. die Praxis widerspiegelnden halakhischen Midrasch der älteren Zeit finden, so wird man von vorn herein der Behauptung moderner jüdischer Gelehrter äußerst skeptisch gegenüberstehn, daß die alte Synagoge schon in der neutestamentl. Zeit das Gebot der Nächstenliebe von der allgemeinen Menschenliebe ver standen habe.d Die für die erwähnte Behauptung beigebrachten Beweis stellen sind durchaus nicht stichhaltig;« erst seit dem 2. nachchristl. Jahrh. läßt sich hier u. da eine Stimme vernehmen, die man vielleicht als eine Predigt allgemeiner Menschenliebe deuten darf.f Daneben fehlt es aber auch nicht an Aussprüchen, die den Geist solcher Liebe den Nichtisraeliten gegenüber stark vermissen lassen.g — Es wird also wohl dabei bleiben, daß der erste, der die Menschheit gelehrt hat, in jedem Menschen den „Nächsten" zu sehen u. deshalb jedem Menschen in Liebe zu begegnen — Jesus gewesen ist; s. die Erzählung vom barm herzigen Samariter. 1
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a. M kh Ez 21, 14 (86b) „Falls jemand frevelhaft gegen seinen Nächsten handelt, daß er ihn mit Hinterlist totschlägt" usw. Ex 21, 14. Gegen seinen „Nächsten", i n j - , das will die andren (d. h. die Nichtisraeliten) ausschließen. || Das. zu Ex 22, 8 ( 9 8 ) : „Er soll seinem Nächsten doppelt Ersatz geben." Seinem „Nächsten", also nicht den andren (den Nichtisraeliten). || SLv 20, 10: „Wenn jemand . . . die Ehe bricht mit seines .Nächsten' Weibe"; das soll das Weib der andren (der Nichtisraeliten) ausschließen. || SDt 15, 2 § 112 (97b) „Er darf seinen Nächsten u. Bruder nicht drängen" Dt 15, 2 ; seinen „Nächsten" w , ausgenommen sind also die andren (Nicht israeliten); seinen „Bruder", ausgenommen ist also der Ger Toschab (der nicht zum Judentum übergetretene Fremdling). || SDt § 181 (108 ) zu Dt 19, 4f.: „Wer seinen Nächsten unabsichtlich erschlägt . . . u. wer mit seinem Nächsten in den Wald geht* usw.; seinen „Nächsten* i r ? - , ausgenommen sind also die andren (die Nicht israeliten) . . . „mit seinem Nächsten* T U T - , ausgenommen ist also der Ger Toschab (der nicht unter den Begriff „Nächster« fällt). SDt § 266 (121 b) zu Dt 23,25f.: „Wenn :
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Das Nähere hierüber s. bei Apg 13,16.
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da in den Weinberg deines Nächsten kommst"; deines „Nächsten", aasgenommen sind also die andren (die Nichtisraeliten)... „Wenn da in die Saat deines Nächsten kommst"; deines „Nächsten", ausgenommen sind also die andren (die Nichtisraeliten). — Diese Zitate machen es unzweifelhaft, daß die Halakha der mischnischen Periode unter dem „Nächsten" ? - n i c h t j e d e n M e n s c h e n , sondern nur den Israeliten (mit Einschluß des Vollproselyten) verstanden hat b. Über den p-is s. bei Mt3,6 S. 102 ff.; Mt23,15 u. Apg 13,16. — Das Gebot Lv 19,33f. gilt in bezug nur auf den Vollproselyten, nicht den Ger Toschab. SLv 19,33 f.: „Wann bei dir ein Fremdling -»a in eurem Lande weilt, sollt ihr ihn nicht drücken* Lv 19, 33. Du sollst nicht zu ihm sagen: Gestern bist du ein Götzendiener gewesen u. heute bist du unter die Flügel der Sch khina (Gottheit) getreten (d. h. zum Judentum Ubergetreten. Ans diesen Worten erkennt man, daß der alten Synagoge der „Fremd ling" nichts andres als ein Vollproselyt p-tx ->J gewesen ist). „Wie ein Eingeborener von euch soll euch der Fremdling, der bei euch weilt, sein, u. du sollst ihm Liebe erweisen wie dir selbst*', das. Vers 34. „Wie ein Eingeborener*: Wie ein Eingeborener ein solcher ist, der alle Worte der Tora auf sich nimmt (um sie zu beobachten), so ist auch der „Fremdling" einer, der alle Worte der Tora auf sich nimmt (also nur der Vollproselyt, nicht der Ger Toschab ist mit „Fremdling" gemeint). Von hier aus hat man gesagt: Wenn ein Fremdling (Proselyt) alle Worte der Tora auf sich nimmt mit Ausnahme eines einzigen, so nimmt man ihn nicht (als Proselyten) auf. R. Jose b. J huda (um 180) sagte: Auch wenn er das kleinste Wörtchen von den Satzungen (Forschungen) der Schriftgelehrten nicht auf sich nimmt, so nimmt man ihn nicht auf. „Und du sollst ihm Liebe erweisen wie dir selbst" (Lv 19, 34); wie es in bezug auf die Israeliten heißt: „Du sollst deinem Nächsten Liebe erweisen wie dir selbst" Lv 19, 18, so heißt es in bezug auf die Fremdlinge (Proselyten): „Du sollst ihm Liebe erweisen wie dir selbst." e
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Hier mögen noch einige Stellen folgen, die von der Liebe zu den Vollproselyten handeln. e
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M kh Ex 22, 20 (101 ): „Den Fremdling ( = Proselyt im Sinne des Midrasch) sollst du nicht bedrücken u. sollst ihn nicht bedrängen; denn ihr seid Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen* Ex 22, 20. „Du sollst ihn nicht bedrücken", nämlich mit Worten, „u. sollst ihn nicht bedrängen", nämlich in Geldangelegenheiten. Du sollst nicht etwa zu ihm sagen: Gestern hast du gedient dem iaa o - i ? Va (Götzen, s. Jes 46, 1), u. siehe, Schweinefleisch ist zwischen deinen Zähnen, u. du willst Worte gegen mich reden? Woher, wenn du ihn bedrückst (mit solchen Worten), daß er dich (gleicher weise) bedrücken kann? Die Schrift sagt lehrend: „Denn ihr seid Fremdlinge ge wesen!" Von hier aus hat R. Nathan (um 160) gesagt: Einen Fehler, der dir an haftet, sage nicht von einem andren aus. Beliebt (bei Gott) sind die Proselyten; denn überall (in der Schrift) warnt er in bezug auf s i e : „Du sollst den Fremdling nicht bedrücken" Ex 22, 20; „Ihr sollt den Fremdling lieben" Dt 10, 19; „Ihr kennt die Empfindungen des Fremdlings" Ex 23, 9. R. Elifezer (um 90) sagte: Weil seine Be schaffenheit (natürliche Anlage) eine schlimme ist (leicht zum Rückfall ins Heidentum neigt), darum warnt die Schrift in bezug auf ihn vielfach. R. Schimfon b. Jochai 8
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Dies Wort des R. Jose b. J. auch TD«m 2, 5 (47). Es ist nicht zu übersetzen: Wie „den I s r a e l i t e n g e s a g t w i r d : Du sollst deinem Nächsten" usw. Diese Konsttnktion ist durch den zweiten parallelen Satz ausgeschlossen; denn hier wird nicht den Fremdlingen ein Gebot gegeben, sondern in bezug auf sie den Israeliten: Du sollst ihm Liebe erweisen. Ebenso will der erste Satz besagen, daß das Gebot: „Du sollst deinem Nächsten Liebe erweisen" usw., sich auf die Israeliten beziehe; nur Israeliten sind unter dem Nächsten zu verstehn. Dieses Selbstzeugnis des Siphra ist wertvoll für seine Auslegung von Lv 19,18; s. Anm. d. * —nt<-, andre Lesart -»-mr. Nach BM 59 b an 36 Stellen, nach andren an 46 Stellen, s. die Aufzählung bei Malbim SLv 19, 33. 23* 1
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(um 150) sagte: Siehe, es heißt: „Die ihn lieb haben, sind wie der Aufgang der Sonne in ihrer Macht" Ri 5, 31. Wer ist nun größer: der den König lieb hat, oder den der König lieb hat? Doch wobl der, den der König lieb hat! u. es heißt: „Er (Jahve) hat den Fremdling lieb!" Dt 10, 18 (also sind die Proselyten größer als die in Ri 5, 31 gemeinten Israeliten). Beliebt sind die Proselyten (bei Gott); denn überall, wo sie in der Schrift genannt werden, werden sie wie die Israeliten bezeichnet. Die Kinder Israel heißen Knechte Lv 25, 55, desgleichen die Proselyten Jes 56, 6. (Als weitere gemeinschaftliche Benennungen werden dann aufgeführt: „Diener" Jes 61,6 u. 56, 6 u. „Freunde Gottes" Jes 41,8 u. Dt 10,18. In bezug auf beide wird geredet von einem Bund Gn 17, 13 u. Jes. 56, 6, von Wohlgefallen Ex 28, 38 u. Jes. 56, 7, von Behütung Ps 121, 4 u. 146, 9). — Den Schluß der Stelle s. bei Apg. 13, 16. — Parallelstellen: BM 59b; NuR 8 (148 ). II NuR 8 (148 ): Gott liebt die Proselyten sehr. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem König, der eine Herde Kleinvieh hatte: sie ging hinaus aufs Feld u. zog des Abends wieder heim, Tag für Tag. Einmal mischte sich ein Hirsch in die Herde; er ging mit den Ziegen u. weidete mit ihnen. Zog die Herde ein in die Hürde, so er mit ihr; ging sie hinaus zu weiden, so er mit ihr. Man sagte zum König: Ein Hirsch hat sich zum Kleinvieh gesellt u. weidet mit ihm; alle Tage zieht er mit ihm aus u. kehrt mit ihm heim. Der König gewann den Hirsch lieb u. ordnete an: er soll gute Weide haben nach seinem Wohlgefallen, niemand soll ihn schlagen, habt acht auf ihn! Und auch wenn er mit der Herde heimkehrte, pflegte der König zu sagen: Gebt ihm zu trinken! Da sprachen sie zu ihm: Mein Herr, wieviel Böcke u. Lämmer u. Ziegen hast du, u. du mahnst uns nicht zur Vorsicht; aber über diesen Hirsch gibst du uns Tag für Tag Befehle! Der König antwortete: Ob das Kleinvieh will oder nicht, es ist so seine Art, den Tag über auf dem Felde zu weiden u. des Abends zurückzukehren, um in der Hürde zu schlafen. Die Hirsche aber schlafen in der Steppe, u. ihre Art ist nicht, menschliche Wohnstätten zu betreten; sollen wir da diesem nicht Dank wissen, daß er die ganze weite u. große Steppe dahinten gelassen hat u. in ein Gehöft kommt? Ebenso: müssen wir nicht dem Proselyten Dank wissen, daß er seine Familie u. sein Vaterhaus, sein Volk u. alle Völker der Welt verläßt u. zu uns kommt? Deshalb läßt ihm Gott viel Obhut angedeihen; denn er ermahnt die Israeliten, daß sie sich selbst hüten, ihnen Schaden zuzufügen, wie es heißt: „Ihr sollt den Proselyten lieb haben" Dt 10, 19 u. „Du sollst den Proselyten nicht bedrücken" Ex 22, 20. — Ähnliche Gedanken spricht R. J huda b. Schalom (um 370) aus, s. TanchB tnp-"i § 3 ( 2 ) . — Ferner s. bei Mt 23,15 Anm. h. 1
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Lieblose Worte über Proselyten finden sich verhältnismäßig selten; s. bei Mt. 23, 15 Anm. t, u, v. C. Als „Nächster" ist nicht der Ger Toschab anzusehen, s. SDt 15, 2 § 112 u. 19, 4 f. § 181 auf S. 354y. — Ferner M kh Ex 21, 35 ( 9 4 ) : „Falls das Rind jemandes das Rind seines Nächsten stößt" Ex 21, 35. Seines „Nächsten", das will das Rind eines Minderjährigen (noch nicht 13 Jahre alten Israeliten) einschließen. Seines „Nächsten", das will das Rind eines Kuthäers (Samaritaners), eines Fremden ( = Nichtisraeliten) u. eines Ger Toschab ausschließen. (Diese drei Kategorien fallen also nicht unter den Begriff des „Nächsten"). d. J. Elbogen.Die Religionsanschauungen der Pharisäer, Berlin 1904, S. 75 schreibt: „Die ethischen Vorschriften für das Verhalten der Menschen sind zus.gefaßt in dem Gebot der Schrift - p « -t9-b ramci Liebe deinen Nächsten wie dich selbst Lv 19, 18. Wer ist der Nächste? Christliche Ausleger, nach deren Glauben die a l l g e m e i n e Menschenliebe vor dem Evangelium durchaus nicht bekannt gewesen sein darf, er klären bis auf den heutigen Tag, daß. unter ?"> nur der ,Volksgenosse' gemeint ist. Der Zus.hang, in dem der Satz sich findet, u. der andre nur wenig davon entfernte: e
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ist natürlicher als W « » * 3 ; Jalqut zu Ex 22, 20 § 349 liest: ? « i r : H?*J. I J ; der Midr versteht darunter nur den ger cedeq.
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,Wie ein Eingeborener aus euch soll euch der Fremdling sein, der sich aufhält bei euch, u. l i e b e ihn w i e d i c h s e l b e r ' Vers 34, machen es klar, daß das Gebot der Nächstenliebe auch auf den Fremdling sich ausdehnt Im neutestamentl. Zeitalter herrschte unter den Juden kein Zweifel Aber die Ausdehnung des Gebotes der Nächsten liebe auf a l l e M e n s c h e n . " — Der vorletzte Satz, daß das Gebot der Nächstenliebe auch auf den Fremdling sich ausdehne, ist richtig, wenn die Einschränkung hinzu gefügt wird: doch galt der alten Synagoge als .Fremdling" nur der Vollproselyt, nicht der Ger Toschab. — Der letzte Satz ist falsch: die halakhischen Midraschim M khiltha, Siphra u. Siphre erklären Ubereinstimmend u. ausdrücklich, daß die Nicht israeliten (mit Einschluß des Ger Toschab u. der Samaritaner) nicht unter den Be griff „Nächster" fallen. Hiernach haben die christlichen Ausleger ein gutes Recht, auch weiterhin zu erklären, daß mit *•> nur der „Volksgenosse" gemeint sei. e. Man verweist jüdischerseits gern auf folgende zwei Stellen. Schab 3 1 : Ein andermal kam ein Heide (">; = Nichtisraelit) vor Scbammai (um 30 v. Chr.) u. sprach zu ihm: Mache mich zu einem Proselyten unter der Bedingung, daß du mich die ganze Tora lehrst, während ich auf Einem Fuß stehe. Er jagte ihn mit einem Meß stock fort, den er in seiner Hand hatte. Darauf trat er vor Hillel (um 20 v. Chr.), der ihn als Proselyten annahm. Hillel sprach zu ihm: „Was dir unliebsam ist, das tu auch deinem Nächsten -psnV ( = einem andren) nicht Dies ist die ganze Tora, das andre ist ihre Auslegung; geh hin u. lerne das." — Darüber, daß dieser Ausspruch nicht von Hillel stammt, s. bei Mt 7,12. — Raschis Erklärung wird dem Wort nicht gerecht: „Deinen Freund u. deines Vaters Freund verlaß nicht" (Spr. 27, 10), damit ist Gott gemeint. Du sollst seine Worte nicht übertreten; denn siehe, dir ist es ver haßt, wenn sich dein Nächster über deine Worte hinwegsetzt. — Aber ebensosehr treffen über das Ziel hinaus diejenigen neueren jüdischen Ausleger, die, wie zB. Bacher, Tann. *1, 4 in dem Worte Hillels „die negative Ausdruckweise für das bi blische: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst Lv 19, 18" sehen. Diese Meinung ist alt; sie vertritt schon Targ Jerusch I zu Lv 19, 18. 34 (s. gleich), der das Gebot: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" erläutert mit den Worten: „Was dir unliebsam ist, Sollst du ihm nicht tun." Allein darum, daß einer meidet, dem andren Schlechtes oder Unangenehmes anzutun, braucht er ihn noch lange nicht zu lieben. Also die Forderung, andre Menschen zu l i e b e n , enthält Schab 3 1 nicht. Erst die positive Formulierung M t 7 , 1 2 ; Lk 6,31 in Jesu Mund schließt auch die Forderung der Liebe in sich. — Sodann ist mit nichts angedeutet, daß Hillel auch an die nichtisraelitische Welt gedacht hat. Der Angeredete ist allerdings ein Heide, der erst Jude werden will; aber daraus folgt nicht, daß Hillel unter dem „Nächsten" nicht den Volks genossen, sondern den Nebenmenschen verstanden habe (gegen Bacher). Hillel will dem Mann ja sagen, was die T o r a lehrt, u. diese geht eben Lv 19, 18. 34 über den Kreis der Volksgenossen mit Einschluß der Beisassen nicht hinaus. Auch für Targ Jerusch I ist Lv 19, 18 der Nächste, dem man nicht antun soll, was einem selbst unlieb ist, nach dem Zus.bang der Stelle „der Sohn deines Volkes", also der Israelit, u. Lv 19, 34 denkt er ausschließlich an den Vollproselyten: „Wie ein Eingeborener von euch soll euch der Fremdling sein, der bei euch zum Judentum übergetreten ist, u. du sollst ihn lieben, wie dich selbst; denn was dir unlieb ist, das sollst du ihm nicht tun." — Über den Kreis der Volksgenossen u. etwaiger Proselyten geht Hillels Blick auch nicht hinaus, wenn er in seinem Wahlspruch Aboth 1,12 sagt: Gehöre zu den Schülern Ahrons, den Frieden liebend u. dem Frieden nachjagend, die Menschen (wörtlich: die Geschöpfe) liebend u. sie (durch Belehrung) der Tora nahebringend. c
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Die zweite Stelle, die man mit Vorliebe zum Beweis dafür heranzieht, daß das Gebot der allgemeinen Menschenliebe ein altjüdisches Gebot sei, ist SLv 19, 18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" Lv 19, 18. R. fAqiba ( f u m 135) sagte: Das ist ein großer umfassender Grundsatz in der Tora.mina b-ra Vsz- m (dasselbe pN d 9 , 4 1 , 31; GnR 24 (16 ) . R. fAqiba will damit sagen, daß das Gebot der NächstenHebe alle übrigen Bestimmungen der Tora mitumfasse, so daß, wer jenes halte, zue
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gleich auch diese erfülle. — Abgesehen davon, daß R. fAqiba gerade kein gültiger Zeuge für die älteste christliche Zeit ist, enthält sein Ausspruch auch nicht die geringste Andeutung, daß ihm die Lv 19, 18 geforderte Liebe zum Nächsten gleich, bedeutend gewesen ist mit der Liebe zu allem, was Mensch heißt. Im Gegenteil, der Zus.hang schließt diese Annahme geradezu aus. Dem «großen Grundsatz" der Tora, den fAqiba in Lv 19, 18 gefunden hat, stellt nämlich in der genannten Siphrastelle Ben fAzzai (um 110) einen noch größeren Grundsatz gegenüber, der nach seiner Meinung in Gn 5, 1 enthalten i s t Hier ist nicht vom „Nächsten", sondern vom „Menschen" die Rede; wenn daher der Menschheitsgedanke in Gn 5, 1 als ein um fassenderes Prinzip bezeichnet wird, so folgt daraus, daß R. fAqiba nach der Meinung des Ben fAzzai mit seiner Nächstenliebe eben nicht die allgemeine Menschenliebe, sondern die Liebe zu dem engeren Kreis der eignen Volksgenossen im Auge gehabt hat Daß dem R. fAqiba in der Tat nicht die a l l g e m e i n e M e n s c h e n l i e b e als das große Prinzip in der Tora gegolten hat, beweist am klarsten eine Auslegung von Lv 19, 18, die uns im Siphra überliefert ist, also in demjenigen Midrasch, der am treuesten die Lehranschauungen der Schule f Aqibas widerspiegelt, s. SLv 19, 34:* „Wie ein Eingeborener von euch soll euch der Fremdling sein, der bei euch weilt (d. h. im Sinne des Midrasch: der Vollproselyt in eurer Mitte), u. du sollst ihn lieben wie dich selbst" Lv 19, 34; gleichwie in bezug auf die Israeliten gesagt worden ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" Lv 19, 18, so wird hier (Lv 19, 34) in bezug auf die Proselyten gesagt: „Du sollst ihn lieben wie dich selbst" — Hier huren wir ausdrücklich, daß das Gebot der Nächstenliebe Lv 19, 18 sich auf die Israeliten beziehe. Das ist auch R. f Aqibas Meinung gewesen. Die Berufung auf diesen Gelehrten als Zeugen für die allgemeine Menschenliebe ist daher nicht berechtigt. 1
/ . Wir denken hierbei an folgende Stellen. SLv 19,18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" Lv 19, 18. R. fAqiba sagte: Das ist ein großer allgemeiner Grundsatz in der Tora. Ben fAzzai (um 110) sagte: „Dies ist das Buch der Familien geschichte Adams. Als Gott den Menschen (so der Midrasch) erschuf, machte er ihn nach der Ähnlichkeit Gottes" Gn 5, 1; das ist ein größerer allgemeiner Grundsatz als jener (in Lv 19, 18). — Die neueren jüdischen Gelehrten finden das umfassendere Prinzip raeist darin, daß Ben fAzzai an die Stelle des „Nächsten" den „Menschen* setzt: du sollst jeden nach Gottes Bild Geschaffenen lieben. Nach Bacher, Tann. *1, 417 Anm. „geht der Sinn des Ben f Azzaischen Prinzips dahin, daß die stete Rücksicht auf die Gottesebenbildlichkeit des Menschen eine weitere u. festere Grundlage der gesellschaftlichen Sittenlehre ist, als das Gebot, den Nächsten wie sich selbst zu lieben*. In der Tat kann ja der Gedanke, daß hinter jedem Menschen Der steht, nach dessen Bild jener erschaffen ist, unter Umständen eine objektivere u. umfassendere Richtschnur für das gegenseitige menschliche Verhalten bilden, als der mehr von subjektiven Stimmungen u. Auffassungen abhängende Grundsatz: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Aber auch wenn man der Deutung Bachers nicht beitritt, bleibt doch bedeutsam, daß Ben fAzzai dem „Nächsten" von Lv 19,18 gegen über auf eine Schriftstelle zurückgreift, die nach seiner Meinung vom „Menschen" handelt. Ben fAzzai düifte der erste Lehrer der alten Synagoge sein, der für das Verhalten gegen Nichtisraeliten dieselbe Norm aufstellt wie für das Verhalten gegen einen israelitischen Volksgenossen: bedenke bei deinem Tun u. Lassen, daß jeder Mensch, gleichwie dn, nach Gottes Bild geschaffen ist. — Parallelstellen: pN df>, 4 1 , 31; G n R 2 4 ( 1 6 ) ; hier erst Ben fAzzais u. dann R. f Aqibas Ausspruch; daran schließen sich die wohl Ben fAzzais Standpunkt vertretenden Worte: Du sollst nicht 8
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' Das Nähere zu dieser Stelle s. Anm. f. Die Stelle ist zum Teil schon besprochen S. 355 Anm. b. Der Menschheitsgedanke liegt auch in dem Wahlspruch des Ben fAzzai Aboth 4, 8 vor: Verachte keinen Menschen u. halte nichts für unmöglich; denn es gibt keinen Menschen, für den nicht eine Stunde käme (nämlich da du ihn nötig hast), u. es gibt kein Ding, für das nicht Raum wäre. 2
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sagen: Weil ich verachtet worden bin, darum soll auch mein Nächster mit mir ver achtet werden; weil ich verwünscht worden bin, darum soll auch mein Nächster mit mir verwünscht werden. R. Tanchuma (b. Abba, um 380) hat gesagt: Wenn du also tust, wisse, wen du verachtest, nämlich den, den Gott nach seinem Bilde geschaffen hat. || M kh Ex 23, 4 (104 ): „Falls du das Rind deines F e i n d e s K J I S findest* Ex 23,4. Damit ist der Heide gemeint, der den Götzen dient. Das sind Worte des R. Joschijja (I., um 140). (Die ganze Stelle s. bei Mt 5, 44 S. 368/.) Der Ausspruch wurzelt in der alten Anschauung, daß jeder Angehörige eines fremden Volkes als solcher ein Feind des eignen Volkes sei. Um so bemerkenswerter ist, daß R. Joschijja trotzdem auch Nichtisraeliten in den Kreis derer einschließt, denen die von Ex 23, 4 geforderte Liebestat zu erweisen ist. — Analoge Anordnungen bietet auch' die Mischna. Git 5,8 zB heißt es: Man hindert die Armen der Nichtisraeliten, D*SJ, nicht am Sam meln der Nachlese u. des Vergessenen, auch nicht am Abernten des Ackerwinkels, des Friedens halber. Git 5, 9: Man darf die Fremden D-"OJ ( = Nichtisraeliten) im Brachjahr (bei der Feldarbeit) unterstützen, aber nicht die Israeliten (wegen Lv25,3 ff.); auch darf man ihnen (den Nichtisraeliten) den Friedensgruß entbieten, des Friedens halber. — Git 6 1 Bar: Man versorgt die Armen der Nichtisraeliten D«"OJ samt den Armen der Israeliten; man besucht die Kranken der Nichtisraeliten samt den Kranken der Israeliten; man begräbt die Toten der Nichtisraeliten samt den Toten der Israeliten, des Friedens halber. — Der Zusatz: „des Friedens halber* zeigt den großen Unter schied: was bei R. Joschijja als Prinzip sich geltend macht, erscheint in der Mischna als Klugheitsmaßregel. || Aboth RN 16 Ende: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte: In einer großen Stunde ist dieses Wort gesagt worden: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin Jahve* Lv 19, 18, ich habe ihn erschaffen. Wenn du ihn liebst, so bin ich beglaubigst ( ^ K S , zuverlässig), dir guten Lohn zu vergelten; wenn aber nicht, so bin ich der Richter, um zu strafen. — Der Hinweis auf den Schöpfer legt es naho, das Wort „Nächster* hier im weitesten Sinn = „jedes mensch liche Wesen" zu fassen. Doch s. Aboth RN 16 S. 365.1| DtR 6 (203°) gehört nicht hier her: nicht jeder beliebige Nichtisraelit wird „Bruder" genannt, sondern nur der zum Judentum übergetretene Proselyt, 8. die Stelle S. 276. e
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g. B°rakh 7 : R. Jochanan (f 279) bat im Namen des R. Jose (b. Chalaphta, um 150) gesagt: Dreierlei hat Mose von Gott erbeten, u. es wurde ihm gewährt. Er bat, daß die Sch°khina bei Israel weile, u. es wurde ihm gewährt, s. Ex 33,16: „Woran soll denn erkannt werden, daß ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, ich u. dein Volk? Nicht daran, daß du mit uns gehst?" Er bat, daß die Sch khina (Gottheit) nicht bei den Völkern der Welt wohnen möge, u. es wurde ihm gewährt, s. das.: „Nicht daran, daß . . . wir so ausgezeichnet werden, ich u. dein Volk, vor jedem Volke, das auf dem Erdboden ist?" Er bat, daß Gott ihn seine Wege (d. h. die Grundsätze der göttlichen Weltregierung) wissen lasse, u. es wurde ihm gewährt, s. das. Vers 13: „Laß mich deine Wege wissen!" Vgl. BB 15b. — Die Bitte um Gottverlassenheit der gesamten außer israelitischen Welt ist jedenfalls das gröbste Gegenteil von allgemeiner Menschen liebe. || Die gleiche Engherzigkeit begegnet DtR 1 ( 1 9 6 ) : Die Rabbanan haben gesagt: Mose sprach vor Gott: Herr der Welt, da die Völker (a-u = außerisraelitische Welt) keinen Befehl wegen des Haltens des Sabbats empfangen haben, wirst du vielleicht, wenn sie ihn halten, auf sie Rücksicht nehmen? Gott antwortete ihm: Davor hast du Furcht? Bei deinem Leben, auch wenn sie alle Gebote in der Tora halten, stürze ich sie vor euch nieder! || Ferner DtR 5 (202 ): R. Levi, um 300, hat gesagt: Gott sprach: Von allen Völkern, die ich erschaffen habe, hebe ich nur Israel. — Wenn Gott, das absolute Vorbild, der allgemeinen Menschenliebe bar ist, wie sollten sich seine Verehrer u. Nachfolger zu solcher Liebe verpflichtet fühlen! || NuR2 (138b): R. Sch muöl b. Nachman, um 260, hat gesagt: Wenn alle Völker der Welt zusammenkämen u. sprächen: Wir wollen alle unsre Habe verkaufen u. die Tora u. die Gebote halten, so würde Gott ihnen antworten: Wenn ihr auch eure Habe verkauft, um die Tora zu erwerben — Verachtung über euch! (s. HL 8, 7). || M kh Ex 15,2 (44b) R. fAqiba, e
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t um 135, sagte: Die Völker sprechen>zu Israel: Wir wollen mit euch gehn, s. HL 6 , 1 ; „Wohin ist dein Lieber ( = Gott) gegangen, du schönste unter den Weibern ( = Israel)? Wohin hat. dein Lieber sich gewandt, daß wir ihn mit dir suchen?* Aber Israel ant wortet ihnen: Dir habt keinen Teil an ihm, sondern mein Lieber gehört mir u. ich ihm (s. HL 6,2). Ähnlich Midr HL 6 , 1 . II M kh Ex 14, 7 ( 3 2 ) : R. Schimfon (b. Jochai, um 150) sagte: Der Beste unter den Gojim (NichtJuden) verdient den Tod. — Parallel stellen: pQid 4 , 6 6 , 31); TanchB K - K I § 2 0 ( 1 8 ) ; anonym Tanch nVva 79*. Ii BM 114•> Bar u. J°b 60 : R. Schimfon b. Jochai (um 150) sagte: Die Gräber der Gojim verunreinigen nicht; denn es heißt: .Ihr aber, meine Schafe, Schafe meiner Weide: Menschen seid ihr* Ez34,31; ihr (Israeliten) werdet Menschen genannt; aber die Völker der Welt werden nicht Menschen, sondern Vieh genannt. — In diesem durch Ez 34,31 nicht motivierten Zusatz liegt die Lieblosigkeit Die gleiche Auslegung von Ez34,31 auch K*r78 . || f A Z 2 , 1 : Eine Israelitin soll einer Heidin (Nokhrith) keine Geburtshilfe leisten. II f A Z 2 6 : Rab Joseph (f 333) wollte sagen, wenn es in der Bar heiße: Gojim (NichtJuden) u. I jüdische) Hirten von Kleinvieh (die als Diebe gelten, weil sie ihre Herden auf fremden Grundstöcken weiden lassen) zieht man weder herauf (aus einer Grube, um sie aus Lebensgefahr zu erretten), noch stößt man sie hinab (um sie zu töten), so dürfe man sie doch, um keine Feindschaft entstehn zu lassen, gegen Ent gelt heraufziehen. Abaje (t 338/39) antwortete ihm aber: Er kann sagen (um sich dem. Rettungswerk zu entziehen): Mein Sohn steht auf dem Dach, oder auch: Es ist mir ein Termin vor dem Gericht anberaumt! R. Abbahu (um 300) trug vor R. Jochanan (f 279) als Bar vor: Die NichtJuden u. die Hirten von Kleinvieh zieht man weder herauf, noch stößt man sie hinab; aber die Häretiker (Minim, mit Einschluß der Juden christen) u. die Angeber (Verräter) u. die Abtrünnigen stößt man hinab u. zieht sienicht herauf. Er antwortete ihm: Ich lehre Dt 2 2 , 3 : „So mache es mit allem Ver lornen deines Bruders*, das schließt den Abtrünnigen mit ein; u. du sagst: Man stößt sie hinab? Streiche darin (in der Bar) den Abtrünnigen.. . . Der Autor sagt: Man stößt sie hinab, aber man zieht sie nicht herauf. Wenn man sie hinabstoßen soll, brauchte er denn da noch vom Heraufziehen zu reden? Rab Joseph b. Chama (um 300) hat ge sagt, Rab Schescheth (um 260) bat gesagt: Es war nicht nötig; aber wenn sich ein» Leiter in der Grube befindet, so zieht man sie weg (um das Herauskommen zu ver hindern), indem man sich einen Vorwand sucht u. etwa sagt: damit kein Tier daran hinabstürze. Rabbah (f 330) u. Rab Joseph sagten beide: Es war nicht nötig, aber wenn ein Stein auf der Öffnung der Grube ist, so deckt man sie damit zu (um das Herauskommen zu verhindern) u. sagt etwa: damit das Vieh darüber hinweg kann. Rabina (t um 420) sagte: Wenn sich eine Leiter vorfindet, entfernt man sie u. sagt etwa: Ich will meinen Sohn vom Dach niedersteigen lassen. — Die zuerst zitierte Bar auch fAZ 1 3 u. Sanh 5 7 ; sie stammt aus TBM 2,32 (375). e
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Schimone fEsre 12 (nach der palästin. Rezension; Strack, B rakhoth 25*): Den Ab trünnigen möge keine Hoffnung sein; das frevlerische Reich ( = Rom) werde ausgerottet bald jn unsren Tagen; die Nazaräer (Christen) u. die Häretiker (Minim) mögen untergehn in einem Augenblick; sie mögen ausgelöscht werden aus dem Buch der Lebendigen u. mit den Gerechten mögen sie nicht aufgeschrieben werden. Gepriesen seist du, Jahve, der die Hoffärtigen beugt. — Über die Stimmung speziell gegen die Judenchristen s. TSchab 13,5 8.367y. || MPss36 § 7 : „Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen* Ps 36,11. R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Laß deine Gnade sich nicht erstrecken auf die Völker der Welt, die dich nicht kennen. j| TSanh 13,2 (434): R. Elifezer (um 90) sagte: Alle Gojim (Nichtisraeliten) haben keinen Anteil an der zukünftigen Welt; denn 0 « " = * , Abkürzung von rtbiw o-asia niaj» = .Kultus der Sterne u. Sternbilder* oder von '«-< 'a I Z M = .Anbeter der Sterne u. Sternbilder, Götzendiener*, findet sich weder in Handschriften u. zensurfreien Ausgaben der Mischna u. der Talmude, noch in den ältesten Ausgaben des Ritualkodex Miscbne Thora von Maimonides u. des Schulchan f Arukh; ist lediglich eine Erfindung der Zensur für ursprüngliches m t ntiay, in, -"'s» u.dgl.; Einl. 54. 1
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es heißt: ,Die Gottlosen kehren zurück in die Sch°ol (Gehinnom), alle Gojim, die Gott vergessen" P s 9 , 1 8 . „Es kehren die Gottlosen in die Sch ol zurück", damit sind die Gottlosen unter den Israeliten gemeint. Es antwortete ihm R. J hoschua (um 90): Wenn die Schriftstelle sagte: „Es kehren die Gottlosen in die Sch ol zurück, alle Gojim", u. weiter nichts, so würde ich sagen, wie deine Worte lauten; jetzt aber, da die Schriftstelle sagt: „die Gott vergessen" — siehe, so gibt es Gerechte unter den Völkern, die Anteil an der zukünftigen Welt haben. — Sanh 1 0 5 Bar: R. Elifezer sagte: „Es kehren die Gottlosen in die Sch ol zurück, alle Gojim, die Gott vergessen" (Ps9,18). „Es kehren die Gottlosen in die Sch ol zurück", das sind die Abtrünnigen unter den Israeliten; „alle Gojim, die Gott vergessen", das sind die Völker der Welt. Das sind Worte des R. Elifezer. Es sprach zu ihm R. J hoschuaf: Wird denn geredet von a l l e n Gojim? Heißt es nicht vielmehr: A l l e Gojim, d i e G o t t v e r g e s s e n ? Also: „Es kehren die Gottlosen in die Seh ol zurück", wer sind diese? Alle Gojim, die Gott vergessen (aber die unter ihnen Gott nicht vergessen, haben Anteil an der zukünftigen Welt). Eine weitere Parallelstelle MPss 9 § 15 (45b); die Deutung, die hier Buber dem Ausspruch Elifezers gibt, ist unrichtig. e
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P siqR10(36b): R. Levi (um 300) hat gesagt: Warum zählt Gott die Israeliten zu jeder Zeit (vgl. Ex 30, 12)? Gleich einem König, der Schätze hatte, um die er sich aber nicht kümmerte, daß er sie zählte. Er hatte aber ein kleines goldenes Schmuck kästchen, das nahm er alle Augenblicke u. zählte, wieviel er darin habe; u. dann stellte er es fort. Nach einigen Tagen nahm er es wieder hervor u. zählte seinen In halt. Da sprachen sie zu ihm: Mein Herr, um alle Schätze, die du besitzest, kümmerst du dich nicht, um sie zu zählen, bloß um diesen kleinen Schatz! Er antwortete: Alle jene Schätze gehören nicht mir, sondern kommen in den Staatsschatz; aber diesen Schatz habe ich mit sehr vieler Mühe zus gebracht; deshalb befasse ich mich nur mit ihm. So hat auch Gott sehr viele Völker in der Welt, sehr viele Haufen von Völkern, ohne daß er sich um sie kümmerte. Sie sprachen zu ihm: Mein Herr, Herr der Welt, wie viele Völker hast du in der Welt, u. du kümmerst dich nicht um sie, daß du sie zähltest; nur zu jeder Zeit heißt es: Nehmet die Summe der Kinder Israel auf! Gott sprach: Alle jene Haufen, die ihr seht, gehören nicht mir an, sondern dem Schatzhaus u. dem Gehinnom, wie es heißt: „Die Völker sollen Brandstätten von Kalk werden" Jes 33,12. Aber diese Israeliten, die ich zu jeder Zeit zähle, sind mein Eigentum, wie es heißt: „Ihr sollt mein Eigen tum sein vor allen Völkern" Ex 19,5; u. wie das Eigentum des Menschen diesem teuer ist, so sind auch diese mir teuer wegen der Not, in der sie mir zustande ge kommen sind, s. Dt 4, 34 u. Jer 31, 20. II P siqR 10 (35b) R. Levi (um 300) hat gesagt: Warum wird die Gemeinde Israel mit Weizen verglichen (HL 7, 3)? Ein Hausherr hat einen Verwalter; wenn er mit ihm rechnen will, was berechnet er? Sagt er etwa zu ihm: Hab acht, wieviel Körbe voll Stroh du in den Speicher bringst, oder wieviel Körbe voll Stoppeln oder Dornen du in den Speicher bringst? Wohin schafft er die Dornen? Ins Feuer. Wohin wirft er den Dung? Auf den Dunghaufen. Wohin zerstreut er das Stroh? In den Wind. Aber wie sagt er zu dem Verwalter? Hab acht, wieviel Weizen du in den Speicher bringst. Warum? Weil dieser der Lebensunterhalt für die Welt ist. So ist Gott ein Hausherr, denn die ganze Welt gehört ihm, s. Ps 2 4 , 1 : „Jahves ist die Erde u. ihre Fülle, der Erdkreis u. die darauf wohnen." Der Verwalter ist Mose, s. Nu 12, 7: „In meinem ganzen Hause ist er bewährt." Sprach Gott zu ihm: Hab acht, daß du die Völker zählst? Nein; denn diese gleichen deu Stoppeln. Wer waren diese? Die Ägypter, s. Ex 15,7: „Du sendest aus deine Glut, die verzehrt sie wie Stoppeln"; ferner Obadja 18: „Das Haus Esau wird zu Stoppeln werden." Was macht man mit den Stoppeln? Man läßt sie vom Wasser fortschwemmen, s. Ps 136,15: „Und er schüttelte den Pharao u. sein Heer in das Schilfmeer." Die Völker gleichen den Dornen, s. Jes 33, 12: „Die Völker sollen Brandstätten von Kalk werden, abgehauene Dornen, die Feuer fangen." Was macht man mit den Dornen? Man wirft sie ins Feuer, s. das. „Sie gleichen dem Stroh." Was macht man mit dem Stroh? Man zer streut es in den Wind, s. H i 2 1 , l 8 : „Daß sie werden wie Stroh vor dem Winde, wie e
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Spreu, die der Sturmwind wegrafft." Aber die Israeliten gleichen dem Weizen, denn sie sind das Brotkorn der W e l t , 8. HL 7, 3: „Dein Bauch ein Weizenhaufen." Deshalb hat Gott gesagt: Mose, habe acht, daß du Israel zählst, um zu wissen, wieviel sie enthalten, s. Ex 30,12: „Nimm die Summe der Kinder Israel auf." — In Midr HL 7,3 R. Huna, um 350, als Autor genannt; anonym NuR 1 (135°); eine ähnliche Ausfuhrung in NuR 4 (141b), hier beißen die Völker „Abfälle". || TanchB - r a » § 10 (14b) Was heißt Hab 3 , 6 : a*"u ">P""> „er macht aufspringen die Heidenvölker" ? R. Tanchum b. Ghanilai (um 280) hat gesagt: Er erlaubte ->-m ihnen das Verbotene, die Greuel- u. Kriechtiere. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem Arzt, der ging, zwei Kranke zu besuchen. Er sah, daß der eine von ihnen in Lebensgefahr war; er sprach zu dessen Hausgenossen: Gebt ihm zu essen, was er nur will! Er sah, daß der andre wieder gesund werden wurde; er sprach zu dessen Hausgenossen: Die u. die Speise darf er essen, die u. die Speise darf er nicht essen! Man sagte zu dem Arzt: Was für einen Unterschied machst du zwischen diesen beiden? Denn über den, der in Lebensgefahr ist, sagst du: Er darf essen, was er will, u. über den, der wieder gesund wird, sagst du: Das u. das darf er essen, das u. das soll er nicht essen! Der Arzt antwortete: Über den, von dem ich gesehen habe, daß er dem Tode verfallen ist, habe ich gesagt: Gebt ihm, denn er ist dem Tode verfallen; aber der, der die Möglichkeit hat, wieder gesund zu werden, muß sich selbst behüten. So hat Gott den Heidenvölkern, den Verehrern der Gestirne, die Greuel- u. Kriechtiere u. alle Sünden erlaubt, weil sie für den Gehinnom bestimmt sind; aber den Israeliten, die für das Leben im Gan fEden bestimmt sind, hat er gesagt: „Machet euch nicht selbst zum Greuel durch irgendwelches Gewimmel* u. „Seid heilig, denn ich bin heilig* Lv 11,43.44. Das dürft ihr essen u. das dürft ihr nicht essen. Weshalb? Weil sie am Leben bleiben sollen, wie es heißt: „Ihr, die ihr an Jahve eurem Gott hanget, seid alle heut am Leben* Dt 4, 4. — Dasselbe kürzer LvR 13 (114b). 1
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Sanh 5 8 b Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Ein Goi, der den Sabbat hält, ist des Todes schuldig, s. G n 8 , 2 2 : „Sie sollen nicht ruhen Tag u. Nacht" (so der Midr), u. ein Autor hat gesagt: Ihre (der Noachiden) Verwarnung ist ihre Todesstrafe. (Warnung u. Strafandrohung, in Einer Schriftstelle ausgesprochen, ist genügend für die Noachiden.) Rabina (I., t um 420; IL, t 499) hat gesagt: Auch für den zweiten (oder irgendeinen andren) Wochentag gilt das (daß sie nicht ruhen dürfen von der Arbeit). So hätte man es zu den sieben (noachischen) Geboten rechnen sollen! Dahin rechnet man nur zu Unterlassendes, aber nicht Auszuübendes (wie das Ruhen). Aber die Rechtspflege ist doch ein Auszuübendes, u. gleichwohl rechnet man sie (unter die 7 noachischen Ge bote)! Diese ist etwas Auszuübendes u. zugleich etwas zu Unterlassendes (d. h. die Rechtspflege ist unter die 7 noachischen Gebote aufgenommen, weil es sich dabei nicht bloß um das A u s ü b e n des Richteramtes handelt, sondern allgemein um alles, was zur Rechtsordnung gehört, also auch um das U n t e r l a s s e n des Unrechts). Ferner hat R. Jochanan (t 279) gesagt: Ein Nichtisraelit, der sich mit der Tora (d. h. deren Studium) beschäftigt, ist des Todes schuldig; denn es heißt: „Die Tora hat uns Mose als n s H » befohlen" Dt 33,4, d. h. uns ist sie 'e u. nicht ihnen (den Nichtisraeliten). So hätte man dies gleichfalls zu den sieben (noachischen) Geboten rechnen sollen! (Das war nicht nötig; denn) nach dem» welcher n a n i a erklärt als „Erbbesitz", begeht er (der sich mit ihr beschäftigende Nichtisraelit) einen Raub (u. das Rauben ist ja schon in den 7 noachischen Geboten verboten), u. nach dem, welcher erklärt: (Mose hat uns die T. befohlen) als „Verlobte" n ^ - a a , ist seine Strafe wie beim Beschlafen einer Verlobten, nämlich die Steinigung. (Das Torastudium seitens eines Nichtisraeliten gilt wie Unzucht r n j -Ü'*», die gleichfalls schon in den 7 noachischen Geboten ver boten ist.) Man erwiderte: R. Melr (um 150) hat gesagt: Woher, daß selbst ein Goi, der sich mit der Tora beschäftigt, einem Hohenpriester gleichzuachten sei? Weil :
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Die Worte können sich auch auf „Weizen" beziehen; dann lautet der Satz: Israel gleicht dem Weizen, der das (vorzüglichste) Getreide der Welt ist.
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es heißt: „So beobachtet denn meine Satzungen u. meine Rechte: wenn der Mensch sie tut, so wird er durch sie leben" Lv 18,5. „Priester", „Leviten" oder „Israeliten* heißt es nicht, sondern wenn ein „Mensch" sie tut usw. Da lernst du, daß auch ein Goi, der sich mit der Tora beschäftigt, einem Hohenpriester gleichgeachtet (mit ihm auf gleiche Linie gestellt) wird. Dort (in dem Ausspruch des R. Melr) handelt es sich um ihre sieben Gebote (u. nicht, wie in dem Wort des R. Jochanan, um die sonstige Tora). — Die Schlußbemerkung zeigt, daß die weitherzige Meinung des R. Melr nicht zur Anerkennung gelangt ist. R. Melrs Ausspruch auch f AZ 3 ; BQ 38*. || P siq 1 5 6 : Wenn jemand Buße tut, so wendet Gott ihm (gn&dig) sein Angesicht zu. Etwa jeder mann? Die Schrift sagt lehrend: „Jahve wende sein Angesicht .dir (Israel) zu" Nu 6,26 — aber nicht einem andren Volk. II DtR 2 ( 1 9 7 ) : David sprach vor Gott: Herr der Welt, wenn die Völker der Welt kommen, um vor dir zu beten, so erhöre sie nicht; denn sie kommen nicht mit einem ungeteilten Herzen zu dir; sondern sie geben zu ihrem Götzen, u. wenn dieser sie nicht erhört u. sie sehen, daß ihre Not bleibt, dann kommen sie zu dir; so erhöre auch du sie nicht, wie es heißt: „Sie schreien, aber da ist kein Helfer, zu Jahve u. er erhört sie nicht" Ps 18,42. Was heißt: „Sie schreien"? Sie schreien zu ihrem Götzen; u. wenn sie zu dir kommen (dann heißt es:) „zu Jahve u. er erhört sie nicht". Aber wenn die Israeliten zu dir rufen, dann erhöre sofort unser Gebet, wie es heißt: „Wenn ich rufe, erhöre mich, mein gerechter Gott* P s 4 , 2 . || P siq 1 2 : „Barmherzigkeit erhöht ein Volk, aber für die Nationen ist Liebeserweis Sünde (so faßt der Midr Spr 14,34). R. Eifazar ( = Elifezer, um 90) sagte: „Barmherzigkeit erhöbt ein Volk*, das geht auf Israel; u. für die Nationen ist Liebeserweis Sünde*, d. h. die Liebeserweisungen sind Sünde für die Völker der Welt, weil sie sich mit ihnen brüsten. R. J hoschuaf (um 90) sagte: „Barmherzigkeit erhöht ein Volk*, das geht auf Israel, u. „eine Gunster Weisung gegen die Nationen ist (Israels) Sünde*, d. h. ein Vorteil ist es für die Völker der Welt, wenn die Israeliten sündigen; denn dann unterjochen sie sie aufs neue. Rabban Gamliöl (um 90) sagte: „Barmherzigkeit erhöht ein Volk*, das geht auf Israel, u. „Liebeserweis ist für die Nationen rtten*, d.h. Liebeserweise der Völker der Welt sind für sie ein Sündopfer; denn so hat Daniel zu Nebukadnecar gesagt: „Deine Sünde entferne durch Barmherzig keit* D n 4 , 2 4 . R. Eifazar b. fArakh (um 90) hat gesagt: „Barmherzigkeit erhöht ein Volk u. Liebeserweis*, das geht auf Israel; aber die Sünde verbleibt den Völkern der Welt. Da s; räch R. Jochanan (b. Zakkai, f um 80): Ich gebe den Worten des R. Eifazar b. fArakh den Vorzug vor euren Worten: denn er erteilt Barmherzigkeit u. Liebes erweis den Israeliten zu u. die Sünde den Völkern der Welt. Abin b. J huda (wann?) sagte: „Barmherzigkeit erhöht ein Volk", das geht auf Israel, aber Schimpf seitens der Nationen ist (Israels) Sünde (so jetzt der Midr), d. h. die Israeliten nehmen Be schimpfungen seitens der Völker der Welt hin, wenn sie sündigen, s. 2 Kg 18,25 u. Jer 40,3. R. N chouja b. Ha-qana (um 70) sagte: „Barmherzigkeit erhöht ein Volk", das geht auf Israel, u. Schändliches seitens der Nationen ist Sünde, d. b. Schändliches, das die Nationen vollbringen, wird Sünde für Israel (bringt Israels Sünden vor Gott in Erinnerung, so daß auch Israel Strafe trifft; der Beweis wird sehr weitläufig aus 2 Kg 3,27 geführt). — Dasselbe teilweise in Tanch KSP «s 1 1 1 . In wesentlich andrer, aber jedenfalls nicht ursprünglicher Fassung BB 1 0 ; hier gehen nicht weniger als 4 Deutungen auf den Satz hinaus, daß die Wohltaten der Nichtisraeliten lediglich Sünde sind. || BQ 3 8 : Mar b. Rabina (gegen 400) hat gesagt: Auch wenn sie (die Noachiden) die noachischen Gebote halten, empfangen sie dafür (von Gott) keinen Lohn. — Das selbe f AZ 2 . || M g 16 s. zu Mt 5,44 91, Anm. f. II Über Rachenehmen an den Völkern s. Midr Qoh 8,4 bei Mt 5,45 S. 373; SLv 19,18 S. 366 a. a
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Zum Schluß noch einige Auslegungen von Lv 19,18 u. sonstige Aus sprüche über die Nächstenliebe. Aboth RN 26: R. fAqiba (f um 135) bat gesagt: Wer eine Frau heiratet, die ihm nicht angemessen ist, übertritt fünf Gebote: Du sollst nicht Rache ausüben (Lv 19,18),
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du sollst nicht Groll nachtragen (das.), du sollst nicht hassen (das. Vers 17), dn sollst deinen Nächsten lieb haben wie dich selbst (das. Vers 18) und daß dein Bruder neben dir lebe (so deutet der Midr Lv 25, 36). Weil er sie haßt, wünscht er, daß sie sterbe, u. so wird er erfunden als einer, der die Fortpflanzung in der Welt unterläßt. — In TSota 5, 11 (302) R. Melr (um 150) als Autor. || Qid 41»: Rab J huda (f 299) hat ge sagt, Rab (f 247) habe gesagt: Es ist dem Menschen verboten, sich mit einer Frau zu verloben, bevor er sie gesehen bat; vielleicht möchte er (später) etwas Häßliches an ihr sehen u. sie könnte ihm verächtlich werden, während doch der Allbarmherzige gesagt hat: ,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" Lv 19, 18. II K th 3 7 b Rab Nachman (b. Jafaqob, f 320) hat im Namen des Rabbah b. Abuha (um 270) ge sagt: Die Schrift sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" Lv 19, 18, d. h. wähle für den Hinzurichtenden eine schöne (leichte) Todesart aus. — Dieser Satz wird oft wiederholt. zB P s 7 5 ; Sanh 45». SLv 19, 16 ( 3 5 2 ) : Woher, daß, wenn du siehst, wie einer in einem Fluß unter sinkt oder wie Räuber über ihn herfallen oder wie ein wildes Tier Uber ihn kommt, du verpflichtet bist, ihn zu retten? Die Schrift sagt lehrend Lv 19, 16: „Du sollst nicht stillstehn, wo es sich um das Leben (Blut) deines Nächsten handelt" (so der Midr). — Als Bar Sanh 73» (2 mal) mit näheren Distinktionen. || SLv 25, 36: „Es lebe dein Bruder neben dir" Lv 25, 86. Folgendes hat Ben Paturi (um 110) öffentlich vor getragen: Zwei reisten in der Wüste u. in dem Besitz des einen befand sich nur ein Becher Wasser. Wenn Einer dies getrunken hätte, hätte er die bewohnte Gegend er reicht; wenn beide es tränken, hätten beide (vor Durst) sterben müssen. Ben Paturi trug öffentlich vor: Es sollen beide trinken u. sterben! denn es heißt: „Es lebe dein Bruder n e b e n dir (also zugleich mit dir)." R. fAqiba (f um 135) sagte: Es lebe dein Bruder neben d i r (also wenn d u lebst), dein Leben geht dem des andren vor. Das selbe als Bar BM 6 2 . || Sanh 76 b Bar: Wer seine Nachbarn hebt u. seine Verwandten an sich zieht (sich ihrer annimmt) u. die Tochter seiner Schwester heiratet u. dem Armen in der Zeit seiner Not einen Selaf leiht, über den heißt es: „Du wirst rufen u. Jahve wird antworten" Jes 58, 9. e
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2. Der Haß wird im allgemeinen von der Synagoge als etwas Ver werfliches a angesehen; unter Umständen ist er aber auch erlaubt, b ja sogar geboten, c e
a. Aboth 2, 11: R. J hoschuaf (um 90) sagte: Ein mißgünstiges Auge u. der böse Trieb u. der Haß gegen Menschen bringen den Menschen aus der Welt. — Vgl. Sir 30, 25: Eifer u. Zorn kürzen die (Lebens-) Tage u. vor der Zeit macht der Kummer alt, nj«T Tptn ry a*ai o-w •nxp sisi n«jp. || SLv 19, 17 ( 8 5 2 ) : „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen" Lv 19, 17. Vielleicht sollst du ihm nicht fluchen oder ihn nicht schlagen oder ihm keinen Backenstreich geben! Die Schrift sagt lehrend: „in deinem Herzen", ich rede nur von dem Haß, der im Herzen sitzt Das. Vers 18: „Du sollst nicht Rache ausüben noch Zorn nachtragen." Wie weit reicht die Kraft der Raohe (d. h. was gilt noch als Rache)? Wenn einer zu einem andren sagt: „Leihe mir deine Sichel" u. er leiht sie ihm nicht; morgen aber sagt er (der die Bitte abschlug) zu jenem (der um die Sichel bat): „Leihe mir deinen Spaten (oder Axt)*, u. der letztere antwortet: Ich werde ihn dir nicht leihen, gleichwie du mir deine Sichel nicht geliehen hast, (so ist das Rache); deshalb heißt es: „Du sollst nicht Rache ausüben.* „Du sollst nicht Zorn nachtragen.' Wie weit reicht die Kraft des Nachtragens? Wenn einer zu einem andren sagt: „Leihe mir deinen Spaten (Axt)" u. er leiht ihm nicht; morgen aber sagt er (der Ungefällige) zu jenem:* „Leihe mir deine Sichel", u. der letztere antwortet: Da hast du sie; ich bin nicht so wie du, der du mir deinen Spaten nicht geliehen hast, (so ist das Nachtragen); deshalb heißt es: „Du sollst nicht nachtragen." — Der Anfang der Stelle auch fArakhin 16b, der 2. Teil Joma 2 3 . || SDt 19, 11 § 186f. (108*): „Wenn jemand seinen Nächsten haßt (ihm feind ist) u. ihm auflauert u. sich gegen ihn erhebt" Dt 19, 11. Von hier aus hat man a
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gesagt: Wenn einer ein leichtes Gebot übertritt, wird er schließlich ein schweres Gebot übertreten; wer übertritt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst*, der wird schließlich übertreten: „Du sollst nicht hassen" Lv 19, 17; „Du sollst nicht Rache ausüben noch Zorn nachtragen" das. Vers 18; u. endlich wird er Ubertreten: „Daß er lebe neben dir* Lv 25, 35, bis er beim Blutvergießen anlangt; deshalb heißt es: „Wenn jemand seinen Nächsten haßt*. Dasselbe SDt 22, 13 § 2 3 5 (117b). || Aboth RNathan 12: (zu Hillels Wort Aboth 1,12): „Sei liebend die Menschen.' Das lehrt, daß man die Menschen lieben u. nicht hassen soll; denn so finden wir es bei den Leuten vom Geschlecht der Zerstreuung: weil sie einander lieb hatten, mochte sie Gott nicht aus der Welt vernichten, sondern er zerstreute sie in die vier Winde der Welt. Aber die Leute von Sodom, weil sie einander haßten, vertilgte Gott aus dieser u. aus der zukünftigen W e l t II Schab 32b Bar: R. N chemja (um 150) hat gesagt: Wegen der Sünde des grundlosen Hasses kommt großer Streit in das Haus des Menschen, seine Frau gebiert Fehlgeburten, u. seine Söhne u. Töchter sterben ihm, wenn sie noch k l e b sind. || Derekh Erec (Schlußkapitel): R. Elifezer (um 90) sagte: Wer seinen Nächsten haßt, gehört zu den Blutvergießern, s. Dt 19, 11. Vgl. 1 Joh 3,15. || GnR 55 (35b) R. Schimfon b . Jochai (um 150) hat gesagt: Liebe u. Haß halten die rechte Linie nicht ein (gehen oft zu weit). Beweis Abraham u. Joseph, die beide aus Liebe, u. Bilfam u. der Pharao, die beide aus Haß ihre Tiere eigenhändig anschirren, s. Gn 22, 3; 46, 29; Nu 22, 21; Ex 14, 6. — In Sanh 1 0 5 wird R. Schimfon b . Eifazar, um 190, ein Schüler des R. Schimfon b. Joebai, als Autor genannt. || Schab 33* Bar: Vier Anzeichen gibt es: das Zeichen von (Unzuchts-)Sünde ist die Wassersucht; das Zeichen von grundlosem Haß ist die Gelbsucht; das Zeichen von Hochmut ist Ver armung; das Zeichen einer verleumderischen Zunge ist die Bräune. e
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b. Aboth RN 16: Es soll der Mensch nicht seinen Sinn darauf richten, zu sagen: Liebe die Weisheit (die Gelehrten) u. hasse die Schüler, liebe die Schüler (der Ge lehrten) u. hasse die Gesetzesunkundigen (f Amme ha-arec), sondern hasse die Epikuräer (Freigeister), die Verführer, die Verleiter, desgleichen die Angeber (Verräter). So hat auch David gesagt: „Sollte ich denn nicht hassen, die dich hassen, Jahve, nicht die sich wider dich erheben verabscheuen? Mit vollendetem Haß hasse ich sie, zu Feinden sind sie mir geworden* Ps 139, 21 f. — Aber heißt es nicht: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin Jahve' Lv 19, 18? ich habe ihn er schaffen. Ja wenn er nach dem Tun deines Volkes handelt, sollst du ihn lieben; wenn aber nicht, so sollst du ihn nicht lieben. || Tafan 7 : Rabbah bar Huna (um 300) hat gesagt: Wer ein freches Angesicht zeigt, den darf man einen Frevler nennen, vgl.: „Ein freches Gesicht zeigt der frevelhafte Mann' Spr 21,29. Rab Nachman bar Jicchaq (t 356) hat gesagt: Man darf ihn hassen; denn es beißt (Qoh 8, 1): „Wer frech in seinem Angesicht ist, wird gehaßt" (so der Midr); lies nicht KS»? wird verändert, sondern xjnr. || Joma 2 2 : R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schimfon b. J hocadaq (um 225) gesagt: Ein Gelehrtenschüler, der nicht wie Nachasch * Rache nimmt u. (Haß) nachträgt (für erlittene Kränkung), ist kein (rechter) Gelehrtenschüler. Aber es heißt doch: „Du sollst nicht Rache ausüben noch Zorn nachtragen" Lv 19,18! Das gilt in Geldsachen . . .,» aber nicht bei persönlicher Kränkung. — Aber in einer Bar heißt es doch: Die sich demütigen lassen, ohne (andre) zu demütigen, die ihre Beschimpfung anhören, ohne sie zu erwidern, die aus Liebe handeln u. der Leiden (Züchtigungen) sich freuen: von denen sagt die Schrift: „Die ihn (Gott) lieben, sind wie der Aufgang der Sonne in ihrer Macht Ri 5, 31!" Immerhin aber kann er es (das erfahrene Unrecht) in seinem Herzen festhalten. — Aber Raba (t 352) hat doch 1
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Einige Ausgaben fügen hinzu „liebe sie alle". Der Ammoniterfürst Nachasch (1 Sm 11, 1) konnte nach der Haggada den durch Dt 23, 4 seinem Volk angetanen Schimpf nicht vergessen. Er sprach: „Bringt mir euer Torabucb, das mit der Rechten (vgl. Dt 33, 2) gegeben ward, daß ich es ver brenne, weil darin geschrieben ist Dt 23, 4." Raschi zu 1 Sm 11, 2. In der Lücke die Auslegung von SLv 19, 18, s. S. 364. 1
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gesagt: Wer nachsichtig ist, gegen den ist man wieder nachsichtig bei allen seinen Verfehlungen! Das gilt dann, wenn man jemanden gern begütigen möchte u. dieser sich begütigen läßt. (Wird also der Versach der Begütigung nicht gemacht, so darf n. soll der rechte Gelehrtenschüler, auch wenn-er das Unrecht schweigend hinnimmt, doch in seinem Innern dem Beleidiger die erlittene Unbill nachtragen.) || SLv 19, 18 ( 3 5 2 ) : (Lv 19, 18:) „Du sollst nicht Rache ausüben noch Zorn nachtragen gegenüber den Söhnen deines Volkes", wohl aber darfst du andren gegenüber o'i-s-> Rache aus üben n. Zorn nachtragen. C. P s 1 1 3 : R. Sch muöl b. Jicchaq (um 300) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Es ist erlaubt, einen solchen (den man als einziger Zeuge bei einer bösen Tat beobachtet hat) zu hassen. . . . Rab Nachman b. Jicchaq lf 356) hat gesagt: Es ist Pflicht einen solchen zu hassen; denn es heißt: „Die Furcht Jahves ist Hassen des Bösen* Spr 8, 13. a
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3. Wie es tatsächlich um die Unsitte des Masses im jüdischen Volk stand, zeigen folgende Stellen. a
Joma 9 : R. Jochanan b. Tortha (um 110) hat gesagt: Warum ist (das Heiligtum von) Schilo zerstört worden? Weil sich zweierlei darin fand: Unzucht u. Verachtung des Heiligen, s. 1 Sm 2, 22. 15—17. . . . Warum ist das erste Heiligtum (Tempel Salomos) zerstört worden? Weil sich dreierlei dort fand: Götzendienst, Unzucht u. Blutvergießen, s. Jes 28, 20: „Zu kurz ist das Bett (im Sinn des Midrasch: für Gott u. die Götzen), um sich zu strecken"; Jes 3, 16 (Unzucht) u. 2 Kg 21, 16 (Blutvergießen). Aber warum ist das zweite Heiligtum (Tempel des Herodes) zerstört worden, in welchem man sich doch mit dem Studium der Tora u. mit der Erfüllung der Gebote u. mit der Erweisung von Liebeswerken beschäftigt hat? Weil sich darin grundloses Hassen vorfand, um dich zu lehren, daß grundloser Haß so schwer wiegt wie jene drei Sünden des Götzendienstes, der Unzucht u. des Blutvergießens. — In TM n 13, 22 (533) lautet die Grundangabe für die Zerstörung des zweiten Tempels: „Weil man den Mammon liebte u. weil einer den andren haßte." Weitere Parallelstellen: pJoma 1, 3 8 , 48; NuR 7 (148 ). Ii P s 4 9 Bar: Man heirate nicht die Tochter eines Gesetzes unkundigen (fAm ha-arec); denn diese sind ein Greuel u. ihre Weiber kriechen des Gewürm u. über ihre Töchter heißt es: „Verflucht, wer bei irgend einem Vieh liegt" Dt 27, 21. Bar: Rabbi sagte: Dem fAm ha-arec ist es verboten, Fleisch von einem Tier zu essen; denn es heißt: „Dies ist das Gesetz, ni-r, über das Vieh u. das Geflügel" Lv 11, 46. Wer sich mit der Tora beschäftigt, darf Fleisch von Vieh u. Ge flügel essen; wer sich aber nicht mit der Tora beschäftigt, dem ist es verboten, Fleisch von Vieh u. Geflügel zu essen. R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Einem fAm ha-arec darf man an einem Versöhnungstage, der auf einen Sabbat fällt (also selbst an einem hochheiligen Tage) durchbohren (i-:5, auf nichtrituelle Weise töten, im Gegensatz zum rituellen Schlachten c - i ) . Da antworteten ihm seine Schüler: Rabbi, sage: Man darf ihn schlachten ( a m ) ! Er antwortete: Dieses (das unr) verpflichtet zu einem Lob spruch, jenes aber (das ••«:) nicht! (also verdient letzteres beim fAm ha-arec den Vorzug). R. Eifazar hat gesagt: Von einem fAm ba-arec darf man kein Geleit auf der Reise annehmen; denn es heißt: „Denn das (das Beobachten der Tora) ist dein Leben u. die Länge deiner Tage" Dt 30, 20; sein eignes Leben schont er (der fAm ha-arec) nicht lindem er nicht auf die Tora, die sein Leben ist, achtet), um wieviel weniger wird er das Leben eines andren schonen. R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jochanan (f 279; ob nicht R. Jonathan zu lesen sein wird?) habe ge sagt: Es ist erlaubt, einen fAm ha-arec zu zerreißen wie einen Fisch. . . . Bar: R. fAqiba (f um 135) hat gesagt: Als ich ein fAm ha-arec war, habe ich gedacht: Wenn mir doch ein Gelehrtenschüler in meine Hände käme, ich wollte wie ein Esel ihn beißen! Seine Schüler sagten: Rabbi, sage: Wie ein Hund. Er antwortete: Jener c
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Nach Aboth RNathan 6 begann fAqiba erst im Alter von 40 Jahren mit dem Torastudium; bis dahin war er Viehhirt gewesen.
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beißt u. zerbricht die Knochen, dieser beißt n. zerbricht nicht die Knochen. Bar: R. Melr (um 150) pflegte zu sagen: Wer seine Tochter an einen fAm ha-arec ver heiratet, der ist wie einer, der sie fesselt u. vor einem Löwen liegen läßt: wie der Löwe zertritt u. frißt ohne Scham, so schlägt auch der fAm ha-arec (seine Frau) u. wohnt ihr bei ohne Scham. Bar: R. Elifezer (um 90) sagte: Wenn sie uns nicht nötig hätten im Handel u. Wandel, würden sie uns totschlagen. R. Chijja (um 200) hat gelehrt: Wer sich mit der Tora in Gegenwart eines fAm ha-arec beschäftigt, der ist wie einer, der seiner Verlobten in dessen Gegenwart beiwohnt; denn es heißt Dt 33, 4 : „Die Tora trug uns Mose auf als eine Verlobte" (so der Midr); lies nicht H T C - O , als Erbteil, sondern n c v a e , als Verlobte, vgl. S. 362y. Größer ist der Haß, mit welchem die fAmme ha-arec die Gelehrtenschüler hassen, als der Haß, mit welchem die Götzendiener die Israeliten hassen, u. ihre Frauen hassen noch mehr als sie. Es ist gelehrt worden: Wer erst studiert hat u. sich dann absondert (von den Gelehrten), der ist der schlimmste von allen. || P s l l 3 Bar: Drei hassen einander: die Hunde, die Hähne u. die Geber (*r"2~, die persischen Feueranbeter. Auffallend ist, daß die Geber in einer Bar erwähnt werden; das Wort könnte auch gelesen werden u. die „Genossen" des Pharisäerbundes bezeichnen); einige fügen noch die Buhldirnen hinzu, andre auch die Gelehrtenschüler in Babylonien. || M n 1 0 0 : (Mit Bezug auf die Mischna 11,7: „Wenn der Versöhnungstag auf den Rüsttag des Sabbats ( = Freitag) fällt, wird der Bock des Vers.tages (von den Priestern) am Abend gegessen; die Babylonier aßen nämlich das Fleisch roh, ohne sich davor zu ekeln" — heißt es:) Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Damit sind nicht die Babylonier, sondern die Alexandriner gemeint; aber weil man (die palästin. Gelehrten) die Babylonier haßte, nannten sie sie (die Alexandriner) nach dem Namen der Babylonier. Die Bar lautet ebenso: R.Jose (b. Chalaphta, um 150) bat gesagt: Nicht die Babylonier sind damit gemeint, sondern die Alexandriner; aber weil man die Babylonier haßte, nannte man sie nach dem Namen der Babylonier. Da sprach R. J huda (um 150) zu ihm: Möge dein Sinn Befriedigung finden; denn du hast dem meinigen Befriedigung bereitet! || Joma 9 ' : Als Resch Laqisch (um 250) im Jordan badete, kam Rabbah bar bar Chana (um 280) u. reichte ihm die Hand. Er aber sprach zu ihm: Bei Gott! ich hasse euch (Babylonier); denn es heißt: „Ist sie (die kleine Schwester Vers 8) eine Mauer, so bauen wir einen silbernen Kranz auf sie; ist sie aber eine Tür, so verschließen wir sie mit einem Zedernbrett" HL 8, 9. Wenn ihr (Babylonier) euch selbst zu einer Mauer gemacht hättet u. wäret a l l e in den Tagen Esras heraufgezogen (von Babylonien nach Palästina), so würdet ihr dem Silber gleichen, über das der Moder nicht Gewalt gewinnt; jetzt aber, da ihr heraufgezogen seid wie Türen (in winziger Zahl, nicht in kompakten Massen), seid ihr der Zeder gleich, über die der Moder Gewalt hat. (Hier hat der Haß gegen die Babylonier einen religiösen Hintergrund.) || TScbab 13, 5 (129): Die Evangelien u. die Schriften der Häretiker (Minim, hier Judenchristen) rettet man nicht, sondern läßt sie verbrennen da, wo sie sich befinden, samt den darin stehenden Gottesnamen. . . . R. Tarpbon (um 100) hat gesagt: Ich will meine Kinder verlieren, wenn ich diese Schriften nicht samt ihren Gottesnamen verbrenne, falls sie in meine Hände kommen; wenn ein Verfolger mich verfolgte, würde Ich in einen Götzentempel eintreten, aber nicht in deren (der Minim) Häuser; denn die Götzendiener kennen ihn (den wahren Gott) nicht u. verleugnen ihn; diese aber kennen ihn u. verleugnen ihn; über sie sagt die Schrift: „Hinter der Tür u. dem Pfosten brachtest du an deinen Gedenkspruch, vor mir weg hast du dich entblößt u. das Lager bestiegen" Jes 57, 8. R. Jischmafel (t um 135) bat gesagt: Wenn, um Frieden zwischen Mann u. Weib zu stiften, die Schrift sagt: „Mein (Gottes) Name, der in Heiligkeit geschrieben ist, soll ausgewischt werden in das Wasser" (vgl. Nu 5, 23) — um wieviel mehr gilt es dann von den Schriften der Häretiker, die Feindschaft, Eifer u. Streit zwischen Israel u. ihrem Vater im Himmel stiften, daß sie samt ihren Gottesnamen beseitigt werden dürfen. In bezug auf sie sagt die Schrift: „Sollte ich denn nicht hassen, die dich hassen, Jahve, nicht die sich e
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wider dich erheben verabscheuen? Mit vollendetem Haß hasse ich sie, zu Feinden sind sie mir geworden" Ps 139, 21 f. Parallelstellen: SNu 5, 23 § 16 ( 6 ) ; pSchab 16, 5 , 44; bSchab 1 1 6 ; NuR 9 (155 ), hier R. fAqiba Autor statt R. Jischmafel. a
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4. Zur ganzen Sentenz: „Du sollst deinen Nächsten lieben u. deinen Feind hassen" vgl. das als Rüge gemeinte, den König David strafende Wort 2 Sm 19,7: „Indem du deine Hasser (Feinde) liebst u. deine Freunde hassest." Dies Bibelwort wird zitiert pM°g 3, 74*, 4 2 : R. Jirm ja (um 320) sandte ein Schreiben an den Patriarchen R. Judan (III.): „Indem du hassest deine Freunde u, indem du liebst deine Hasser (Feinde)." — Die Umstellung der Worte im Zitat hat ihren besonderen Grund: es sollen dadurch die gesamten 6 hebräischen Worte aufhören, ein eigent liches Zitat zu sein, so daß R. Jirm ja so der Vorschrift nachkommt, nicht mehr als 3 Bibelworte unliniiert zu schreiben. Inhaltlich ist aber auch hier das Zitat als eine Rüge gemeint: nicht den Freund soll man hassen u. den Feind lieben; das umgekehrte Verhalten, weil allein der all gemeinen Anschauung entsprechend, sei das Richtige: liebe deine Freunde u. hasse deine Feinde! Das ist dieselbe Maxime, die wir Mt 5,43 lesen. 6
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5,44 91: I c h a b e r s a g e e u c h : L i e b e t e u r e F e i n d e . Das Gebot der Feindesliebe klingt bereits im AT an, nämlich Ex 23,4 f., indem hier gefordert wird, daß der Israelit seinem Feinde in einer bestimmten Notlage Beistand leiste. Schon in den ältesten Aus legungen hat diese Bestimmung dazu beigetragen, den Blick des Israe liten in bezug auf den in ihr geforderten Liebesdienst auch auf den Nichtisraeliten, den „Feind" schlechthin, zu lenken.a — Den Zweck des Gebotes hat man in der Niederhaltung des bösen Triebes,b in der Besiegung des eignen feindseligen Sinnes gefunden. — Als Frucht der Erfüllung wird Friede u. Freundschaft unter den Menschen hervor gehoben^ so daß als Held gefeiert wird der, der aus einem Feinde einen Freund zu machen w e i ß . d — Zur klaren positiven Formulierung eines allgemeinen Satzes, wie: „Liebet eure Feinde", hat Ex 2 3 , 4 f. in der alten Synagoge nicht geführte Man hielt sich auf der Linie der Negative: Freue dich nicht über das Unglück deines Feindesf u. vergilt nicht Böses mit Bösem.g a. M kh Ex 2 3 , 4 ( 1 0 4 ) : „Das Rind deines F e i n d e s " - 3 » I K Ex 2 3 , 4 , damit ist der Goi gemeint, der Götzendiener; das sind Worte des R. Joschijja (I., um 140). Ebenso finden wir, daß die Götzendiener aberall Feinde =-a->» Israels genannt werden, 8. Dt23,10; 21, 10. R. Elifezer (um 90) sagte: Von dem Proselyten, der in seine alte Art zurück fällt, redet die Schrift (mit dem Wort „Feind"); R. Jicchaq (I., um 150) hat gesagt: Von dem abtrünnigen Israeliten redet die Schrift; R. Nathan (um 160) sagte: Vom Israeliten selbst. Aber warum redet dann die Schrift von deinen „Feinden" f a - i i « (u. nicht, wie Vers 5, von „deinem Hasser" asä, Feind im bürgerlichen Sinn)? Wenn er nämlich deinen Sohn schlägt oder wenn er mit dir Streit bat, wird er vorüber gehend ein Feind a-w. — Die Meinung des R. Nathan war vermutlich die allgemein anerkannte; wenigstens wird von dem tos E z 23, 5 ausdrücklich gesagt, daß damit ein Hasser aus Israel, nicht ein Hasser aus den Völkern der Welt gemeint sei. TBM 2,26 f. (375): Der Hasser «siw, von dem Ex 23, 5 redet, ist ein Hasser aus Israel, nicht e
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ein Hasser anter den Völkern ( = Nichtisraelit). Sieht er den Esel eines Goi, so ist er verpflichtet: sich mit ihm za befassen, wie er sich mit dem eines Israeliten befaßt; ist er aber mit (heidnischem) Trankopferwein beladen, so darf er sich nicht mit ihm befassen. — Der Anfang als B a r B M 3 2 ; P s 113 b. b. SDt22, I §222(115»): „Das Rind deines Bruders' Dt 22,1. Da höre ich nur vom Rind deines „Bruders"; woher, daß es auch vom Rind deines „Feindes" gilt? Die Schrift sagt lehrend: „Das Rind deines Feindes" Ex 23,4, also ganz allgemein. Wenn dem so ist, warum heißt es „deines Bruders"? Das lehrt, daß die Tora nur gegen den bösen Trieb redet (indem sie befiehlt, dem Feinde nicht minder als dem Bruder hilfreich zu seint. — Dasselbe SDt22,4 §225 (115 ). - In BM32b (2mal): „um den bösen Trieb zu beugen". Ii TBM 2,26 (375): Hat sein Freund aufzuladen u. sein Feind abzuladen, so ist es Vorschrift, mit dem Feinde abzuladen (dieser geht also in diesem Fall dem Freund vor), um sein Herz (seinen bösen Trieb) zu zerbrechen. C. TanchB a-cts* § 1 (40b): R. Alexandrai (um 270) bat gesagt: Zwei Eseltreiber zogen auf einem Weg dahin, u. beide waren Feinde untereinander. Da streckte sich der Esel des einen von ihnen nieder; der andre sah es u. zog vorbei. Als er vorüber gezogen war, sprach er: In der Tora steht geschrieben: „Wenn du siehst, wie der Esel deines Hassers erliegt . . . , so sollst du mit ihm losmachen" Ex 23,5. Sofort kehrte er um u. lud mit ihm auf. Da fing der andre an bei sich selbst zu sagen: So sehr hat dieser NN mich geliebt, u. ich habe es nicht gewußt! Dann gingen sie in die Herberge u. aßen u. tranken. Was war die Ursache, das sie Frieden machten? Weil der eine Einblick in die Tora hatte. — Dasselbe mit Erweiterungen Tanch n - t - c r * 9 l ; Midr Ps 99 § 3 (212«). d. Aboth RN 23: Wer ist der größte H e l d ? . . . Der, welcher seinen Feind zu seinem Freunde macht. e. Ebensowenig wie Ex 23,4 f. hat Spr 25,21 f.: „Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn" usw., die alte Synagoge veranlaßt, die Forderung der Feindesliebe prinzipiell auszusprechen. Abgesehen von zwei ziemlich belanglosen Auslegungen, die Spr 25,21 f. wörtlich fassen, ist die Stelle durchgängig allegorisch gedeutet worden: der Feind ist der böse Trieb, der durch das Brot u. das Wasser der Tora zum Schweigen gebracht werden soll. Die Belege s. bei Rom 12,20. / . Aboth 4 , 1 9 : Sch rouöl der Kleine (um 100) pflegte zu sagen (Spr 24, 17 f.): „Wenn dein Feind fällt, freue dich nicht, u. wenn er strauchelt, juble dein Herz nicht* [damit nicht Jahve es sehe u. Mißfallen empfinde u. von ihm wegnehme seinen Zorn]. Die Worte in der eckigen Klammer ( = Spr 24, 18) fehlen in den besten Kodizes. Jeden falls besteht der Wahlspruch nur aus einer Schriftstelle. Das ist etwas ganz Singuläres. Es hat darum die Vermutung mancherlei für sich, daß die Anfangsworte: ppn bwmm *iai«c durch falsche Auflösung der ursprünglich gelesenen Abbreviatur #"nv = —
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S t r a e k n. B i l l e r b e e k , N T L
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er zu seinem Diener: Geh hinaus u. mache bekannt: Raba ist krank; wer mich lieb hat, bete für mich um Erbarmen; wer ihn aber haßt, der freue sich über ihn, s. Spr 24,17 f. - Ähnlich N d 40». || Ferner s. Sanh 3 9 bei Mt 5,45 S. 373y. g. Schab 8 8 Bar: Die sich demütigen lassen, ohne wieder zu demütigen usw., s. S. 342
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5,44 93: B i t t e t für d i e , die e u c h v e r f o l g e n . e
B r a k h l 0 * : In der Nachbarschaft des R. Melr (um 150) wohnten robe Menschen die ihm viel Verdruß bereiteten. Da betete er ihretwegen, daß sie sterben möchten. B rurja aber, sein Weib, sprach zu ihm: Was kommt dir in den Sinn, da es doch heißt: „Vertilgt werden mögen a'tnzn von der Erde* Ps 104,35? Steht denn geschrieben B-Ktji-, die „Sünder* mögen vertilgt werden? D**?n, die „Sünden" steht geschrieben. Und dann blicke noch hin auf den Schluß der Stelle: „So werden Frevler nicht mehr sein. Wenn die Sünden vertilgt sind, dann sind auch keine Frevler mehr. Vielmehr also bete für sie, daß sie umkehren in Buße, dann werden sie keine Frevler mehr »ein. Da betete er für sie, u. sie kehrten in Buße um. — Midr Ps l<>4 § 2 7 (224 ) steht für „rohe Menschen": „ein Sektierer, der ihn mit Schriftworten quälte". || Sanh 37*: In der c
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Nachbarschaft des R. Z sira (um 300) wohnten rohe Menschen, denen er sich zu nähern suchte, damit sie in Buße umkehrten; die Rabbinen aber waren darüber unwillig. Als die Seele des R Z ?ira zur Ruhe eingegangen war, sagten jene: Bis jetzt ist es der Versengte mit den kurzen Schenkeln gewesen, der für uns um Erbarmen gefleht hat; wer wird nun für uns beten? Das ging ihnen zu Herzen, u. sie taten Buße. || Midr Ps 41 § 8 (131»): „Daran erkenne ich, daß du Gefallen an mir hast, daß mein Feind nicht über mich jauchzen darf* Ps 41,12. David sprach zu Gott: Herr der Welten, du mögest ihnen Böses vergelten, denn sie sind undankbar gegen mich; denn „ich, wenn sie krank waren, ließ einen Sack mein Kleid sein* (Ps35,13), wenn sie krank waren, ver hüllte ich mich mit einem Sack u. betete für sie, u. wenn ich krank war, beteten sie meinetwegen, daß ich sterben möchte. Gott sprach zu David: Wer weiß, wie es sich mit dem Sack verhält! Vielleicht betest du ihretwegen, daß sie sterben möchten! Er antwortete ihm: Wenn dem so ist, so möge alles, was ich bitten werde, über mich kommen, wie es heißt: „Mein Gebet möge auf meinen Busen zurückkommen!* (Ps35,13). e
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5,4591: A u f daß ihr K i n d e r w e r d e t e u r e s V a t e r s im H i m m e l . Mehrfach kehrt der Gedanke wieder, daß das Kindesverhältnis« zu Gott Israel zum Wandel nach Gottes Vorbild verpflichte, b Allerdings fehlt es auch nicht an mißbräuchlicher Verwendung dieses Grundsatzes.c a. Die Israeliten beißen „Kinder Gottes*. || Aboth 3, 14: R. fAqiba (f um 135) sagte: . . . Geliebt (von Gott) sind die Israeliten, weil sie Kinder (Gottes) genannt werden; eine größere Liebe aber liegt darin, daß es ihnen kundgetan worden ist, daß sie Gottes Kinder heißen, s. „Ihr seid Söhne Jahves, eures Gottes* Dt 14, 1.1| Qid 3 6 Bar: „Ihr seid Söhne Jahves, eures Gottes* Dt 14, 1. Wenn ihr euch wie Kinder betragt, werdet ihr K. genannt; wenn ihr euch aber nicht wie Kinder betragt, werdet ihr nicht K. genannt. Das sind Worte des R. J huda (um 150). R. Melr (um 150) hat gesagt: Ob so oder so, ihr werdet Kinder genannt; s. Jer 4, 22: Einfältige Kinder sind sie u. unverständig sind sie (also obwohl einfältig u. unverständig, dennoch „Kinder*; ebenso in den folgenden Beweisstellen). Ferner (Dt 32,20): „Kinder, auf die kein Verlaß*; (Jes 1,4): „Die heillosen Söhne'; (Hos 2 , 1 ) : „Anstatt daß man zu ihnen sagte: .Nicht mein Volk seid ihr', wird man sie heißen .Söhne des lebendigen Gottes'." — Die Bar findet sich in SDt 14, 1 § 96 (94»); SDt 32, 5 § 308 (133»); SDt 32, 19 §320 (137»). || BB 1 0 : R. ?Aqiba, t nm 135, sagte zu dem Tyrannen Rufus (Tinejus Rufus war beim Ausbruch des Hadrianischen Krieges 132 n. Chr. Statthalter von Judäa): Wir werden Kinder genannt, s. Dt 14, 1: „Ihr seid Söhne Jahves* usw. Dieser antwortete ihm: Ihr werdet „Kinder* genannt, aber auch „Knechte*. Wenn ihr den Willen Gottes tut, heißt ihr Kinder; u. wenn ihr ihn nicht tut, heißt ihr Knechte. || DtR 7 (204 ): „Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst* Spr 2, 1. R. J huda b Schalom (um 370) hat gesagt: Gott sprach zu den Israeliten: Wann werdet ihr meine Kinder genannt? Wenn ihr meine Worte annehmt. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einein König, zu welchem sein Sohn sprach: Kennzeichne mich im Lande (gib mir ein Abzeichen), daß ich dein Sohn bin. Sein Vater sprach zu ihm: Willst du, daß alle wissen, daß du mein Sohn bist, so kleide dich in meinen Purpur u. setze meine Krone auf dein Haupt; dann werden es alle wissen, daß du mein Sohn bist. So sprach Gott zu den Israeliten: Wollt ihr, daß ihr als meine Kinder gekennzeichnet seid, so beschäftigt euch mit der Tora u. der Erfüllung der a
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B M 8 5 » : Hundert Tage fastete R. Z «ra, damit das Feuer des Gehinnoms keine Gewalt über ihn haben möchte. Alle dreißig Tage machte er die Probe an sich: er heizte einen Ofen, stieg hinauf, u. setzte sich hinein, u. das Feuer hatte keine Gewalt über ihn. Eines Tages richteten die Rabbinen (im Zorn) ihr Auge auf ihn, da wurden seine Schenkel versengt, u. man nannte ihn den Kleinen (der Name Z fira bedeutet „der Kleine") mit den versengten Schenkeln. 24* e
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Gebote; so werden alle sehen, daß ihr meine Kinder seid. Eine andre Erklärung: Wann werdet ihr meine Kinder sein? Wenn ihr meine Worte annehmt. b. ExR 26 ( 8 7 ) : R. Melr (um 150) sagte: Was heißt ««a» (geh hin) Ex 17, 5? Gott sprach zu Mose: Sei mir gleich; wie ich Gutes für Böses vergelte, so vergilt auch du Gutes für Böses; denn es heißt: „Wer ist ein Gott wie du, der da Sebald vergibt u. über Sünde hinweggeht" -sir Mich 7, 181 — -na* also == vergib. || M kh Ex 15, 2 : „Dieser ist mein Gott, den will ich rühmen* i m » Ex 15, 2. Abba Schaiul (um 150) sagte: Wir sollen ihm gleichen; wie er barmherzig u. gnädig ist, so sei auch du barmherzig u. gnädig. — Dasselbe pPea 1, 1 5 , 83; B rakb 133 , Soph rim 8 § 13; als Bar Schab 138 ;'hier bemerkt Raschi: „Das Wort ir»ia» bedeutet ttim -j«t = ich u. er, d. h. ich will mich selbst machen, wie er ist, indem ich seiner Art n. Weise nachfolge.* |l SDt 11, 22 § 4 9 (85a): „In all seinen Wegen zu wandeln* Dt 11,22. Damit ist das Verhalten Gottes gemeint (also „Weg Gottes* = „Gottes Art u. Weise"), 8. Ex 34, 6: „Jahve, Jahve ist ein barmherziger u. gnädiger Gott, langmütig u. reich an Huld u. Treue, der Huld bewahrt Tausenden, der Unrecht u. Missetat u. Sünde vergibt.* Ferner heißt es Joel 3, 5: „Wer nach dem Namen Jahves genannt wird, wird entrinnen* (so der Midr). Aber ist es denn für den Menschen möglich, nach dem Namen Jahves genannt zu werden? Es ist so gemeint: Wie Gott barmherzig u. gnädig genannt wird, so sei auch du barmherzig u. gnädig u. gib jedermann ohne Entgelt Wie Gott gerecht genannt wird,.s. Ps 145,17: „Gerecht ist Jahve in allen seinen Wegen", so sei auch du gerecht. Wie Gott gütig genannt wird, s. das.: „Er ist gütig in all seinen Werken", so sei auch du gütig. Deshalb heißt es: „Wer nach dem Namen Jahves genannt wird, wird entrinnen." Ferner heißt es Jes 42,7: „Alle, die sich nennen mit meinem Namen u. die ich geschaffen zu meiner Ehre, die ich gebildet, ja gemacht habe"; ferner Spr 16,4: „Alles hat Jahve um seinetwillen gemacht" (so der Midr). | SLv 19,2 (342*): „Heilig sollt ihr sein, denn ich bin heilig, Jahve euer Gott" Lv 19,2. „Heilig sollt ihr Bein", d. h. abgesondert sollt ihr sein. „Denn ich bin heilig, Jahve euer Gott", d. h. wenn ihr euch selbst heiligt, so rechne ich euch das so an, als ob ihr mich heiligt; u. wenn ihr euch nicht selbst heiligt, so rechne ich euch das so an, als ob ihr mich nicht heiligt. Oder will er etwa damit sagen: Nur wenn ihr mich heiligt, bin ich heilig, u. wenn nicht, dann bin ich nicht heilig? Die Schrift sagt lehrend: „Denn ich bin heilig", d. h. in meiner Heiligkeit bin ich, ob ihr mich heiligt oder ob ihr mich nicht heiligt. Abba Schaiul (um 150) sagte: Eine Familie (Diener schaft, Gefolge) hat ein König; u. was liegt ihr o b ? Dem König nachzueifern. || Sota 14»: R. Chama b. Chanina (um 260) hat gesagt: Was beißt: „Jahve, eurem Gott, wandelt nach" Dt 13,5? Ist es denn einem Menschen möglich, hinter der Sch khina (Gottheit) einherzugehn? Ist nicht längst gesagt: „Jahve dein Gott ist ein verzehrendes Feuer" Dt 4 , 2 4 ? Allein es ist so gemeint, daß man den Eigenschaften Gottes nach wandeln (Gottes Tun u. Verhalten nachahmen) soll. Wie Gott Nackte gekleidet hat, s. Gn 3,21: „Jahve Elohim machte für Adam u. sein Weib Röcke aus Fell u. bekleidete sie damit", so kleide auch du Nackte. Wie Gott Kraoke besucht hat, s. Gn 18,1: „Jahve erschien ihm (dem Abraham) bei den Terebinthen Mamres* (nach der Haggada, um Abraham, der infolge der Beschneidung leidend geworden war, einen Krankenbesuch abzustatten), so besuche auch du Kranke. Wie Gott Trauernde getröstet hat, s. Gn 25,11: „Nach dem Tode Abrahams segnete Gott seinen Sohn Isaak*, so tröste auch du Trauernde. Wie Gott Tote begraben hat, s. Dt 34,6: „Gott begrub ihn (Mose) im Tal*, so bestatte auch du Tote. || LvR 25 ( 1 2 3 ) : R. J huda b. Simon (um 320) eröffnete seinen Vortrag mit (Dt 13,5): „Jahve eurem Gott gehet nach.* Ist es denn Fleisch u. Blut möglich, hinter dem Gott einherzugehn, von dem geschrieben steht: Im Meer ist dein Weg u. dein Pfad in vielen Wassern" Ps 17,20? u. du sagst: Jahven sollt ihr naebgehn . . • u. an ihm hangen? Ist es denn Fleisch u. Blut möglich, in den Himmel emporzusteigen u. sich an die Schekhina (Gottheit) zu bangen, von der geschrieben steht: „Jahve dein Gott ist ein verzehrendes Feuer" (Dt 4,24)? Und ferner heißt es: „Sein Thron waren Feuerflammen.. . . Ein Feuerstrom flutete vor ihm hin u. her" Dt 7,9f., u. du sagst: b
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An ihm sollt ihr hangen? Aber es ist so gemeint: von Anfang seiner Weltschöpfnng an befaßte sich Gott zuerst mit dem Pflanzen, s. Gn 2 , 8 : ,Jahve Elohim pflanzte einen Garten in fEden"; so sollt auch ihr, wenn ihr in das Land kommt, euch zuerst nur mit.dem Pflanzen beschäftigen; das meinen die Worte: »Wenn ihr in das Land kommt u. allerlei Bäume zur Speise pflanzt" Lv 19,23. || Vgl. auch den Ausspruch des R. Jehoschuaf b. Levi Sanh 105 oben S.370. In der Parallelstelle B ° r a k h 7 wird die Schlußbemer kung: „Auch einem Sektierer soll man nicht fluchen", begründet mit: „Gütig ist Jahve für alle" Ps 145,9. II Ferner s. Sukka 30" bei Mt 5,46 S.379 u. die Zitate bei Lk 6,36.1| Sota 5 : Rab Joseph ( f 333) hat gesagt: Immer soll der Mensch vom Sinn seines Schöpfers lernen; denn siehe, Gott ließ alle (hohen) Berge u. Höhen dahinten u. ließ seine Sch khina (Gottheit) auf dem Berge Sinai wohnen, u. er ließ alle Fruchtbäume dahinten u. ließ seine Sch khina im Dornbusch wohnen. (So soll sich der Mensch herabhalten zu den Niedrigen.) || DtR I ( 1 9 6 ) : R. Levi bar Chama (lies entweder „R. L. b. Lachma", um 260, oder „R. Levi, um 300, im Namen des R. Chama, um 260) hat ge sagt: Wenn der, welcher dem Götzen dient, diesem gleich ist, wie es heißt: „Wie sie (die Götzen) werden ihre Verfertiger sein, jeder, der auf sie vertraut" Ps 115,8, sollte dann nicht erst recht der, welcher Gott dient, sein wie dieser? Woher? Denn also steht geschrieben: „Gesegnet ist der Mann, der auf Jahve vertraut u. dessen Ver trauen Jahve ist" Jer 17,7. (Die Beweiskraft dieser Stelle ist nicht durchsichtig.) 6
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C. Midr Qob 8,4 ( 3 9 ) : „Das Wort des Herrschers ist mächtig; u. wer kann zu ihm sagen: Was tust du!" Qoh 8,4. R. Levi (um 300) hat gesagt: Gleich einem Lehrer, der seinem Schüler befohlen hatte: „Du sollst das Recht nicht beugen" — u. er selbst beugte es; „Du sollst die Person nicht ansehen" — u. er selbst sah die Person an. Da sprach sein Schüler zu ihm: Rabbi, dir ist es erlaubt u. mir ist es verboten? Er antwortete ihm: Ich habe dir nur gesagt, daß du einem Israeliten nicht sollst gegen Zins leihen, aber den Völkern der Welt darfst du (auf Zins) leihen, s. Dt 23, 21. So sprachen die Israeliten vor Gott: Siehe, du hast in deiner Tora geschrieben: „Du sollst nicht Rache ausüben noch Zorn nachtragen" Lv 19,18 — u. du übst Rache aus u. trägst Zorn nach! Er antwortete ihnen: Ich trage nicht nach, vgl.: „Er wird nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn nachtragen" Ps 103,9; aber den Völkern der Welt gegenüber heißt es: „Rache übt Jahve an seinen Gegnern'u. er trägt seinen Feinden Zorn nach" Nah 1,1. Er sprach: Ich habe in meiner Tora geschrieben- „Du sollst nicht Rache ausüben u. Zorn nachtragen gegenüber den Söhnen deines Volkes" Lv 19,18; aber du darfst Rache ausüben an den Völkern der Welt, s. N u 3 l , 2 : „Nimm Rache für die Kinder Israel an den Midianitern", um zu bestätigen, was geschrieben steht: „Das Wort des Herrschers ist mächtig" Qoh.8,4. — In der Parallelstelle GnR 55 (35»), w o R. Abun (I.? um 325, 11.? um 370) als Autor genannt ist, fehlt die Schlußanwendung auf Israel. II M g 1 3 : „Jakob erzählte der Rahel, daß er ein Bruder ihres Vaters sei" Gn 29,12. Aber war er denn der Bruder ihres Vaters, war er nicht der Sohn der Schwester ihres Vaters? Allein als er zu ihr sagte: „Willst du mich heiraten", sprach sie zu ihm: Ja, aber mein Vater ist ein Betrüger, u. du kannst ihm nicht beikommen. Er antwortete ihr: Ich bin sein Bruder im Betrügen! Da sprach sie zu ihm: Ist es denn den Gerechten erlaubt, groß im Betrüge zu sein? Er sprach zu ihr: Ja; „gegen den Reinen zeigst du dich rein, u. gegen den Verdrehten lassest du dich verkehrt finden" P s l 8 , 2 7 . — Vgl. GnR 70 ( 4 5 ) . || Sanh 3 9 : „Jubel ging durch das Lager" 1 Kg 22,36. R. Acha b. Chanina (um 300) hat gesagt: Es heifit: „Wenn die Frevler zu grunde gehen, herrscht Jubel" Spr 11,10. Auch als Ahab, der Sohn fOmris, zugrunde ging, herrschte Jubel. Aber freut sich denn Gott beim Sturz der Gottlosen? Es beißt doch: „Beim Auszug vor den Bewaffneten sollten sie sprechen: Danket Jahven, weil seine Gnade auf ewig währt" 2 C h r 2 0 , 2 1 ; u. R.Jonathan (b. Eifazar, um 220) hat gesagt: Warum heißt es in diesem Dankgebet nicht: „Denn er ist gütig"? Weilsich Gott über den Starz der Gottlosen nicht freut. Denn R. Schemuöl b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jonathan habe gesagt: Was heifit (Ex 14,20): „Nicht näherte sich der eine dem andren die ganze Nacht"? In jener Stunde wollten nämlich die Engel des e
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Dienstes ein Lied vor Gott singen. Aber Gott sprach zu ihnen: Die Werke meiner Hände versinken im Meer u. ihr wollt ein Lied vor mir singen? R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: E r freut sich nicht; aber a n d r e veranlaßt er, sich zu freuen (Ober den Sturz der Gottlosen). Das läßt sich auch genau erweisen: denn es beißt Dt28,63: v v = „er wird zur Freude veranlassen"; aber es heißt nicht «ir*» = „er wird sich freuen".
„Eures Vaters im Himmel", dazu s. bei Mt 6,4 S. 392 ff. 6,45 93: D e n n er l ä ß t s e i n e S o n n e a u f g e h n ü b e r B ö s e u. Gute. b
C h u l l 9 1 : R. fAqiba (f um 135) hat gesagt: Ich habe den Rabban Gamliel (IL, um 90) u. den R. J hoscbuaf (b. ChananjaI auf dem Markt von Emmaus, wohin sie zum Einkauf von Vieh für die Hochzeitsfeier von Rabban Gamliöls Sohn gegangen waren, gefragt: Es steht geschrieben: „Es ging ihm die Sonne auf* Gn32,32. Ist denn die Sonne allein für ihn aufgegangen, ist sie nicht für die ganze Welt aufgegangen? R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Wie die Sonne seinetwegen (Jakobs wegen) unter gegangen ist (nämlich vorzeitig nach haggadischer Auslegung von Gn 28,11), so ist sie auch seinetwegen (vorzeitig) aufgegangen. — Dasselbe, nur daß der erste Teil anonym überliefert ist, Sanh 9 5 . — In G n R 7 8 ( 5 0 ) sagt R. B rekhja (um 340) mit Bezug auf Gn 32,32: Wem ist denn die Sonne nicht aufgegangen? Aber die Worte wollen besagen: Ihm (Jakob) ging sie auf zur Heilung, den andren aber als Licht. || P siqR 1 9 5 : „Gütig ist Jahve gegen alle u. seine Barmherzigkeit erstreckt sich über alle seine Werke* Ps 145,9. R. J hoschuaf b. N chemja (um 350) hat gesagt: Hast du je in deinem Leben gesehen, daß der Regen niedergefallen ist auf das Feld des u. des Frommen, u. auf das Feld des u. des Frevlers fiel er nicht? Oder wäre die Sonne aufgegangen über den gerechten Israeliten u. über den gottlosen nicht? Gott läßt seine Sonne aufgehn über den Israeliten u. über den Völkern; darum heißt es: Gütig ist Jahve gegen alle usw. b
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5,45 6 : Und läßt r e g n e n auf G e r e c h t e u. U n g e r e c h t e . e
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Siehe das Zitat bei 5,45 SB aus P siqR 195 . — Ferner pBerakh 9,14", 7: R. J huda b. J chezq*el (t 299) hat gesagt: Mein Vater pflegte über das Herabfallen des Regens folgenden Lobspruch zu sprechen: Verherrlicht, geheiligt, gepriesen u. erhöht sei dein Name, du unser König, wegen jedes einzelnen Tropfens, daß du sie uns niederfallen lassest u. daß du sie auseinander hältst den einen vom andren (1.1?*»% statt i s « - « ? ) . . . . R. Judan (gemeint ist der Vater des R. Mattanja im 4. Jahrh., s. pTafan 1, 6 4 ) bat gesagt: Und nicht bloß dies, er läßt sie auch herabfallen nach bestimmtem Maß. . . . R. Jose b. Jafaqob (um 330) ging hinauf, um R. Judan aus Magdala (um 310) zu be suchen. Als er dort war, fiel Regen hernieder; da hörte er dessen Stimme, wie er sprach: Tausend mal tausendmal u. zehntausendmalzehntausendmal müssen wir deinem Namen, du unser König, danken für jeden einzelnen Tropfen, den du uns fallen lassest, daß du Gutes erweisest denen, die sich verschuldet haben. Er fragte ihn: Woher hast du dies (Gebet)? Er antwortete ihm: So hat mein Lehrer Simon (um 280) den Lobspruch über das Niederfallen des Regens gesprochen. — Parallelstellen: pTafan I, 6 4 , 9; GnR 13 ( 1 0 ) ; hier für R. Judan eingesetzt R. J huda b. Schimfon, um 240 (oder ist R. J buda b. Simon, um 320, gemeint?); DtR 7 ( 2 0 4 | nur der Anfang. || Tafan 7 • : R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Größer ist der Tag des Regens als die Auferstehung der Toten; denn siehe, die Auferstehung der Toten gilt nur den Gerechten, die Regengüsse aber sowohl den Gerechten als auch den Gottlosen. || M kh Ex 18,12 ( 6 7 ) s. S. 377«. e
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Mehrfach wird die Frage erörtert, um wessen willen, d. h. darch wessen Verdienst der Regen kommt. c
pTafan 8, 6 6 , 16: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Manchiral fallen die Regen güsse nieder durch das Verdienst eines einzigen Menschen oder wegen Eines Krautes oder wegen Eines Feldes; und diese drei sind in Einem Vers enthalten, Sach 10, 1:
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„Er wird euch Hegen geben um eines Mannes, eines Krautes, eines Feldes willen" (so der Midr). Um eines Mannes willen, aber nicht um der Leute willen; um eines Krautes willen, aber nicht um der Kräuter willen; um eines Feldes willen, aber nicht um der Felder willen. — Dasselbe LvR 35 (132 ); in Tafan 9 Resch Laqisch (um 250) Autor || Tafan 8 : R. Ammi (um 300) hat gesagt: Die Regengüsse fallen nur wegen der Vertrauenswürdigen nieder, s. Ps 85, 12: „Treue läßt von der Erde aufsprossen" (so der Midr). II Midr HL 7 , 1 : „Sulammith" HL 7,1. R. J hoscbuaf von Sikbnin (um 330) hat im Namen des R. Levi (um 300) gesagt: Sulammith, das ist die Nation, in deren Verdienst allein alles Gute kommt, das es in der Welt gibt; s. Gn 27, 28: „Es wird Gott dir geben vom Tau des Himmels u. von den Fettgefilden der Erde;" „dir", d. h. durch dein Verdienst u. von dir hängt die Sache ab, wie es heifit: „Jahve wird dir seinen guten Schatz auftun, den Himmel, den Regen zu seiner Zeit" Dt 28, 12; „dir", d. h. durch dein Verdienst u. von dir hängt die Sache ab. — Dasselbe GnR 66 ( 4 2 ) ; DtR 7 (204 ) als Ausspruch der Rabbanan. II Tafan 7 : R. Tanchum b. Chanilai (um 280) hat gesagt: Die Regengüsse fallen nur nieder, wenn die Sünden Israels vergeben sind, s. Ps 85. 2 f. (wo neben der Begnadigung des Landes, im Sinn des Midr durch Regengüsse, die Sündenvergebung erwähnt wird). || Tafan 2 5 : R. Chijja b. Lulianai (um 360) hat gesagt: Ich hörte jene Wolken, wie sie sprachen: Wir wollen gehn u. das Wasser auf f Ammon u. Moab geben. Da sprach er vor Gott: Herr der Welt, als du die Tora deinem Volk Israel gabst, hast du sie herumgereicht bei allen Völkern der Welt, aber sie nahmen sie nicht an, — und jetzt willst du ihnen Regen geben? Lasset ihn hier fallen! Da ließen sie ihn auf seinen Ort fallen. |l pTafan 3, 6 6 , 22: Wegen dreier Dinge fallen die Regengüsse nieder: wegen des Landes (Israel), wegen der Mildtätigkeit u. wegen der Leiden (Züchtigungen); u. diese drei sind in Einem Vers enthalten, Hi 3 7 , 1 3 : „Bald wegen Züchtigung, bald seines Landes wegen, bald wegen der Mildtätigkeit läßt er ihn (den Regen) eintreffen" (so der Midr). Wegen vierfacher Schuld werden die Regengüsse zurückgehalten: wegen des Götzendienstes, s. Dt II, 16f., wegen der Unzucht, 8. Jer 3, 2 f., wegen des Blutvergießens, s. Nu 35, 33, u. wegen derer, die öffentlich Almosen zu geben versprechen u. dann nicht geben, s. Spr 25 14. — Daß versprochene, aber nicht gegebene Almosen den Regen zurückhalten, sagt Tafan 8 R. Jochanan, f 279. II Tafan 2 3 : Zu Chanin Hanechba eonjn, dem Tochtersohn des Choni, des Kreisziehers (f um 65 v. Chr.) pflegten die Rabbanan, wenn die Welt des Regens bedurfte, Schulkinder zu schicken, die ihn beim Saum seines Mantels ergriffen u. zu ihm sprachen: Vater, Vater, gib uns Regen. Dann sprach er vor Gott: Herr der Welt, tue es um dieser willen, die nicht unterscheiden können zwischen dem Vater, der den Regen gibt, und dem Vater, der ihn nicht g i l . . II LvR 27 ( 1 2 5 ) : Alexander der Große zog in ein Land, dessen Name Afrika war. Man ging ihm entgegen mit goldenen Äpfeln, goldenen Granaten u. goldenem Brot. Er sprach: Wird denn etwa dieses Gold in eurem Lande gegessen? Sie antworteten: Ist es denn nicht auch in deinem Lande also (üblich)? Er sprach zu ihnen: Nicht um euren Reichtum (statt V s - n - a * wird mit den Parallelen zu lesen sein v a - r i y ) sehen, bin ich gekommen, sondern um eure Rechtspflege zu sehen, bin ich gekommen. Während sie noch dasaßen, kamen zwei Männer in einer Rechtssache vor den König. Der eine sprach: Mein Herr König, ich habe ein Stück wüstes Land von diesem Mann gekauft, u. als ich es umgrub, fand ich einen Schatz darin; da habe ich zu ihm gesagt: Nimm deinen Schatz, denn ich habe die Wüstenei gekauft, aber nicht den Schatz. Der andre sprach: Wie du dich vor der Strafe wegen Raubes fürchtest, so auch ich; als icb dir die Wüstenei verkaufte, da habe ich dir auch alles, was sich darin befindet, verkauft. Der König rief den einen von ihnen u. sprach zu ihm: Hast du einen Sohn? Er antwortete: Ja -;n! Darauf rief er den andren u. sprach zu ihm: Hast du eine Tochter? d
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Der Midrasch erklärt a-sn- er entweiht Nu 35, 33 als Notarikon (s. Einl. 107, Nr. 30) = •n*« oa -p«, er läßt den Zorn über das Land hernieder. Diese Deutung gehört, wie Siphre z. St. § 161 ( 6 2 ) zeigt, dem R. Joschijja, um 140, an. b
Matth 5,45 (6)
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Er antwortete: Ja! So mögen sie hingehn, sprach der König, u. einander heiraten, dann können beide den Schatz genießen. Als Alezander sich verwunderte, sprach der König zu ihm: Warum verwunderst du dich? Habe ich nicht gut entschieden? Er antwortete: Ja! Da sprach der König zu ihm: Wenn diese Rechtsfrage in eurem Lande gewesen wäre, was würdet ihr getan haben? Er antwortete ihm: Man hätte beide enthauptet u. der Schatz wäre in das Haus des Königs gewandert! Jener sprach: Und die Sonne geht über eurem Lande auf?! AI. antwortete: Ja! Jener sprach: Und Regen fällt auf euer Land hernieder?! AI. antwortete: Ja! Da sprach jener: Dann wird es wohl Kleinvieh (1. p ? i statt p-p*" junge Tiere) in eurem Lande geben? AI. antwortete: Ja (diese Worte sind nach den Parallelen zu ergänzen). Da sprach der König: Möge der Geist dieses Mannes ( = dein Geist) ausgehn! Im Verdienst des Kleinviehs (der unschuldigen Tiere) geht die Sonne über euch auf u. fällt der Regen auf euch nieder, wegen des Kleinviehs werdet ihr gerettet! Das meint: „Menschen u. Tieren hilfst du, Jahve" Ps 36, 7, im Verdienst des Viehes hilfst du, Jahve, dem Menschen. — Parallelstellen: pBM 2, 8 , 39; P siq 7 4 ; GnR 33 ( 2 0 ) ; TanchB § 9 (44b). C
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Den allgemeinen Gedanken, daß Gott gütig ist gegen alle seine Geschöpfe, den Jesus durch den Sonnenschein u. den Regen ver anschaulicht, die allen, den Bösen wie den Guten, gespendet werden, haben die Rabbinen meist an Ps 145, 9 angeknüpft. a
GnR 33 ( 2 0 ) : „Gütig ist Jahve für alle u. seine Barmherzigkeit erstreckt sich über alle seine Werke" Ps 145, 9. R. Levi (um 300) hat gesagt: „Gütig ist Jahve für alle," d. h. gegen alles, was sein Werk ist. R. Sch mnöl (b. Nachman, um 260) hat gesagt: Gütig ist Jahve für alle u. sein Erbarmen erstreckt sich über alle; denn so ist es seine Art, daß er sich erbarmt. R. J hoschuaf von Sikhnin (um 330) hat im Namen des R. Levi gesagt: Gütig ist Jahve für alle u. von seinem Erbarmen gibt er ab an seine Geschöpfe (damit sie gegeneinander barmherzig seien). R. Tanchuma (um 380) u. R. Abba b. Abin (um 350?) haben im Namen des R. Acha (um 320) ge sagt: Wenn morgen ein Jahr der Dürre kommt u. die Menschen haben Erbarmen mit einander, dann wird Gott des Erbarmens gegen sie voll. II GnR 33 ( 2 0 ) : Unser Lehrer (Rabbi) saß einmal mit der Tora beschäftigt vor der Synagoge der Babylonier in Sepphoris. Es ging ein Kalb vor ihm vorüber, das zur Schlachtung abgeführt wurde. Es fing an zu schreien, als wollte es sagen: Rette mich! Er aber sprach: Was kann ich für dich tun? Dazu bist du geschaffen. Infolgedessen litt Rabbi 13 Jahre lang an seinen Zähnen. R. Jose b. Abun (um 350) hat gesagt: Jene ganzen 13 Jahre hin durch, die Rabbi an seinen Zähnen litt, hatte keine Schwangere im Lande Israel eine Fehlgeburt u. keine Gebärerin Schmerzen. (Dem Leiden Rabbis wird hier Sühnkraft zugeschrieben.) Nach etlichen Tagen (nämlich nach dem Vorfall mit dem Kalbe) ging ein Kriechtier vor Rabbis Tochter vorüber, das sie töten wollte. Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, laß es; denn es steht geschrieben: „Sein Erbarmen erstreckt sich auf alle seine Werke." — Parallelstellen: pKil 9, 32b, 23); BM 8 5 . || Midr Ps 22 § 3 ( 9 1 l : R. Chanina (b. Chama, um 225) hat gesagt: „Gütig ist Jahve für alle" Ps 145, 9, nämlich in dieser Welt; aber von der zukünftigen Welt, die dereinst kommt, beißt es: „Tue Gutes, Jahve, den Guten" Ps 125, 4. || Sanh 3 9 : R. Eifazar (b. P dath, um 270) stellte einander gegenüber: „Gütig ist Jahve für alle" Pa 145, 9 u.: „Jahve ist gütig für die, die seiner harren" KL 3, 25. Gleich einem Menschen, der einen Garten hat; wenn er ihn bewässert, bewässert er ihn ganz; wenn er ihn aber behackt, be hackt er nur die guten Gewächse darin. (So spendet Gott seinen Regen allen, aber die Spezialpflege gilt den Gerechten.) II Ferner 8. den Ausspruch des R. J hoscbuaf b. Levi Sanh 105b S. 370. In der Parallelstelle B*rakh 7 wird das Schlußwort: „Auch einem Sektierer soll man nicht fluchen" begründet mit dem Hinweis auf Ps e
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Bachers Deutung der Stelle (pal. Amor 1, 544f.): „Gottes Erbarmen überragt alle seine übrigen Eigenschaften* beruht auf der Lesart ;r.v statt -p».
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145, 9. || Sanh I I I » Bar: Als Mose zur Höhe emporstieg, fand er Gott, wie er saß u. schrieb: „Langmütig." Er sprach zu ihm: Herr der Welt, langmütig gegen die Ge rechten? Er antwortete ihm: Auch gegen die Gottlosen. Mose sprach: Die Gottlosen mögen zugrunde gehn! Gott sprach zu ihm: Du wirst nun sehen, was du erbeten hast! Als die Israeliten gesündigt hatten, sprach Gott zu Mose: Hast du nicht also zu mir gesagt: „Langmütig gegen die Gerechten"? Mose sprach zu ihm: Herr der Welt, hast du nicht also zu mir gesagt: „Auch gegen die Gottlosen"? Das ist es, was geschrieben steht: „So zeige sich nun die Kraft Jahves groß, wie du also ge redet hast: Jahve ist langmütig" Nu 14, 17f. || M kh Ex 18, 12 (67»): R. Cadoq (I. um 70 n. Chr.) sprach zu ihnen (den bei Rabban Gamliöl II. zum Gastmahl versammelten Gelehrten): Wir finden, daß ein Größerer als Rabban Gamliöl u. Abraham die Menschen (bei Tisch) bedient hat. Sie sprachen zu ihm: Wer ist denn das? Er antwortete ihnen: Die Sch khina (Gottheit); denn stündlich gibt sie reichlich Speise allen, die in die Welt kommen, nach ihrem Bedürfnis u. sättigt alle Lebenden mit Wohlgefallen, u. nicht bloß die Redlichen u. Gerechten, sondern auch die Gottlosen, die den Götzen dienen. Um wieviel mehr muß Rabban G. die Gelehrten u. die Söhne der Tora bedienen! e
5 , 4 6 : D e n n w e n n ihr l i e b e t , d i e e u c h l i e b e n , w e l c h e n Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Z ö l l n e r dasselbe? fjuff&og Lohn = - o b . — Über die Lehre vom Lohn s. den Exkurs: „Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg." ol ttXmvai Zolleinnehmer = -po^it», Sing. ogio. 1. Von den eigentlichen staatlichen Steuern (Kopf- u. Grundsteuer), die zur Zeit Jesu im römischen Reich eingezogen wurden, sind die Zölle zu unterscheiden, die als Eingangs- u. Ausfuhrzölle auf Waren allerlei Art u. Sklaven gelegt waren, u. die an den Grenzen eines Landes oder einer Provinz oder eines Stadtbezirks zur Erhebung kamen. Der Ertrag der Zölle aus Judäa u. Samaria floß zur Zeit Jesu in den kaiser lichen Fiskus, während die an den Grenzen Galiläas u. Peräas erhobenen Zölle den Tetrarchen aus dem Hause des Herodes zustanden. Die Ein ziehung der staatlichen Grund- u. Kopfsteuer erfolgte in der römischen Kaiserzeit durch staatliche Beamte, in Judäa für die kaiserliche Kasse unter Verantwortlichkeit des jedesmaligen Prokurators. Daß sich die Römer bei der Eintreibung der Steuern der Mitwirkung der jüdischen Behörden bedient haben, wird ohne weiteres angenommen werden dürfen. Dagegen geschah die Erhebung der Zölle „nicht durch staatliche Beamte, sondern durch Pächter, die sog. publicani, welche den Zoll eines be stimmten Bezirkes gegen eine feste jährliche Summe pachteten, wobei sie den etwaigen höheren Ertrag als Gewinn einzogen, während sie umgekehrt bei Minderertrag den Schaden zu tragen hatten. . . . Die Pächter hatten selbstverständlich wieder ihre Unterbeamten, die wohl durchgängig aus der einheimischen Bevölkerung genommen wurden. Aber auch die Generalpächter mußten keineswegs notwendig Römer s e i n . . . . Die Höhe des zu erhebenden Zolles war zwar von der Behörde vorgeschrieben. Da aber diese Tarife . . . in der älteren Zeit oft sehr unbestimmt waren, so blieb der Willkür u. Habsucht der Zolleinnehmer ein weiter Spielraum offen. Die Ausnützung dieses Spielraumes u. die
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auch nicht seltene Überschreitung desselben hat sie bei der Bevölkerung zu einer verhaßten Klasse von Menschen g e m a c h t . . . Im NT ist «Zöllner u. Sünder' fast gleichbedeutend, . . . auch in der rabbin. Literatur er scheinen die Zolleinnehmer in wenig günstigem Lichte." Schürer 1, 477 ff. _ Ferner s. bei Mt 17, 25. 2. Von Zöllen werden in den älteren rabbin. Schriften besonders erwähnt: Brückenzoll^ Schiffszoll,b Stadtzoll,c Zoll für Kleidungs stücke^ für Perlene u. für Sklaven.f 8
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a. Schab 3 3 b R. J huda, R. Jose u. R. Schimfon (sämtlich nm 150) saßen bei einander, u. J huda, der Proselytensohn, saß bei ihnen. R. J huda hob an: Wie schön sind doch die Werke dieser Nation (d. i. Roms): sie haben Märkte, Brocken u. Bäder angelegt. R.Jose schwieg. R. Schimfon b. Jochai aber sprach: Alles, was sie angelegt haben, haben sie nur für ihre eignen Bedürfnisse angelegt; sie haben Märkte an gelegt, um Buhldirnen dahin zu setzen, Bäder, um sich selbst darin zu ergötzen. Brücken, um von ihnen Zoll zu erheben. II fAZ 2 b läßt R. Chanina b. Papa, um 300, in der Schilderung des jüngsten Gerichts erst Rom, dann die Perser auf Gottes Frage wesentlich dieselbe Antwort geben u. dasselbe Urteil des Eigennutzes empfangen. II BB 1 6 7 : Abaje (f 338/39) hat gesagt: Wenn einer seine eigenhändige Unterschrift einem Gerichtshof zur Kenntnisnahme vorlegen will (damit auf Grund des eingereichten Namenszuges seine Unterschrift unter irgend einem Dokument anerkannt werde), so lege er die Unterschrift nicht am Ende eines Blattes vor; denn vielleicht möchte es einer finden u. darauf schreiben, daß er Geld von ihm zu fordern habe. . . . Einmal kam ein Brückenzollerheber vor Abaje n. sprach zu ihm: Es zeige mir der Herr seine Namensunterschrift (auf einem Blatt Papier, das ich mitnehmen kann); wenn dann die Rabbinen kommen u. mir deine Bescheinigung (betreffs unentgeltlichen Passierens der Brücke) vorzeigen, so will ich sie ohne Zoll hinüberlassen. (An dem erbetenen Namenszuge soll also die Unterschrift unter den Bescheinigungen auf ihre Echtheit hin geprüft werden.) Er zeigte ihm seine Namensunterschrift oben am Kopfende eines Blattes; der Zollaufseher aber zog daran (damit der Namenszug weiter unten auf dem Blatt zu stehen käme); da sprach Abaje zu ihm: Die Rabbinen sind dir längst zuvorgekommen (deine Schliche kennen wir). :
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b. fAZ 10b Wehe dem Schiff, das ohne Zoll fährt! — Wohl sprichwörtlich. C. fAZ 1 3 : R. Nathan (um 160) hat gesagt: Wenn man an einem (Götzenfest-)Tage, an welchem die Götzendiener (um möglichst viele Leute aus der Umgegend nach der betreffenden Stadt hinzulocken) den Zoll erlassen, öffentlich ausruft: „Wer einen Kranz nimmt u. auf sein Haupt u. auf den Kopf seines Esels zu Ehren des Götzen setzt, dem wird man den Zoll erlassen; wer es aber nicht tut, dem erläßt man den Zoll nicht" — was soll da ein dort befindlicher Jude tun? d. Siehe BQ I 1 3 » S . 3 8 0 « . e. Siehe Kelim 17,16 S.880. / . Siehe BB 127 S.380^. :
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3. Verachtung der Zöllner. BQ 10,1. 2: Man darf kein Geld umwechseln aus dem Kasten der Zöllner u. aus der Kasse der Steuererheber; auch nimmt man kein Almosen (für die öffentliche Armen kasse) von ihnen an (weil ihr Geld teilweise als Raub zu betrachten ist); wohl aber darf man es, wenn er es aus seinem Hause oder auf der Straße gibt. — Nahmen die Zöllner jemandem seinen Esel weg u. gaben ihm dafür einen andren, raubten die Räuber jemandem sein Gewand u. gaben ihm dafür ein andres, so sind diese sein, weü die (ursprünglichen) Eigentümer sie schon aufgegeben haben. — Man beachte, wie hier die Zöllner auf eine Linie mit den Räubern gestellt werden. — Die Bemerkungen bBQ 113* hierzu s. S. 380«. n Sanh 2 5 Bar: (Zu denjenigen Personen, die die Mischna Sanh 3, 3 für untauglich erklärt, als Zeugen zu fungieren) hat man noch hinzugefügt: die Hirten b
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Das sind (s. oben S. 267y): Würfelspieler, Wucherer, die, welche Taube« im Wettsport fliegen lassen, u. Händler mit Früchten des Sabbatjahres.
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(von Kleinvieh, weil sie ihre Herden auf fremde Grundstücke treiben), die Steuer erheber u. die Z ö l l n e r . . . . Von den Steuererhebern u. Zöllnern hatte man anfänglich angenommen, daß sie nur das nähmen, was ihnen vorgeschrieben war; als man aber wahrnahm, daß sie mehr nahmen, erklärte man sie (als Zeugen) für untauglich. || Derekh Erec 2 : Über die Steuererheber, die Räuber, die Geldwechsler u. die Zöllner sagt die Schrift: „Dein Reichtum u. deine Handelsgüter, deine Ware, deine Seeleute u. deine Segler, die dein Leck ausbesserten u. die deine Ware austauschten — die werden ins Herz der Meere sinken am Tage deines Sturzes" Ez27,27.
Daß die Verachtung der Zöllner sich auch auf deren Familien er streckte, erkennt man aus folgenden Stellen. e
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Sch bu 3 9 Bar: R. Schimfon (b. Jochai, um 150) hat gesagt: Wenn ergesündigt hat, was hat seine Familie gesündigt? Es will dir sagen: Es gibt keine Familie, in der ein Zöllner ist, ohne daß sie alle Zöllner sind, u. keine, in der ein Räuber ist, ohne daß sie alle Räuber sind, weil sie ihn decken (sein Tun beschönigen). — Die Bar findet sich SLv20,5. || fAZ 3 9 : R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte: Eine Frau war einmal an einen Chaber (Mitglied des Pharisäerbundes) verheiratet u. pflegte ihm die Gebets riemen an seine Hand zu binden; dann verheiratete sie sich an einen Zöllner u. band ihm die Zöllnerknoten an seine Hand. — In der Parallele B°kh 3 0 ist der Autor R. Melr, um 150, u. R. Schimfon b. El. sein Tradent. — Mit den „Zöllnerknoten" ">»p OZVQ scheint zunächst eine Kapsel oder eine Tasche gemeint zu sein, in der die Zoll einnehmer die Bescheinigungen über gezahlten Zoll am Arm trugen; dann werden die Zollzettel selbst so genannt. Schab 8 , 2 : Wer (am Sabbat) soviel Papier hinausträgt, als genügt, um darauf einen Zollzettel r??** zu schreiben, oder wer einen Zoll zettel selbst hinausträgt, der ist schuldig (der Übertretung des Sabbatgebotes). || TD mai 8,4 (49): Vordem hatte man gesagt: Wenn ein Chaber (Genosse des Pharisäerbundes) Steuererheber (Zollpächter) wird, so schließt man ihn ans der Genossenschaft aus. Später aber sagte man: Solange er Steuererheber ist, ist er nicht beglaubigt (als einer, der sich nach den Satzungen des Pharisäerbundes hält); scheidet er aus seinem Zollamt aus, so gilt er (wieder) als beglaubigt. — Als Bar z i t i e r t B k h 3 1 . — Ferners, bei Mt 9,10 u. das Gleichnis vom Pharisäer u. Zöllner Lk 18. a
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4. W i e die Zöllner sich durch Überschreitung der Zolltaxe zu be reichern suchten, so suchte sich das Publikum durch Zollhinterziehung schadlos zu halten. a
Sukka 3 0 : R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schimfon b. Jochai (um 150) gesagt: Was heißt: „Ich, Jahve, liebe das Recht u. hasse bübischen Raub" Jes 61,8? Gleich einem König von Fleisch u. Blut, der an einem Zollhaus vorüberging. Er sprach zu seinen Knechten: Gebet den Zöllnern den Zoll! Sie sprachen zu ihm: Gehört dir denn nicht der ganze Zoll? Er sprach zu ihnen: Alle Reisenden sollen von mir lernen, daß sie sich nicht dem Zoll entziehen. So spricht auch Gott: Ich hasse allen bübischen Raub; von mir sollen meine Kinder lernen, daß sie sich von Raub fernhalten. || P s 1 I 2 : Viererlei hat unser heiliger Lehrer (Rabbi) seinen Söhnen befohlen: Wohne nicht in Sch khancib (in Babylonien), weil sie (die Leute dort) Spötter sind, sie möchten dich zur Spötterei verführen. Setze dich nicht auf das Bett einer Aramäerin (Heidin) Entzieh dich nicht dem Zoll, man möchte dich dabei betreffen u. dir all das Deinige nehmen. Und Btell dich nicht vor einen Ochsen bin, wenn er aus dem Rohrgebüsch (oder von der Wiese) kommt; denn dann tanzt der Satan zwischen seinen Hörnern. (Nasse Gründe als Aufenthaltsort der Dämonen gefürchtet, s. Exkurs: Zur altjüd. Dämonologie.) II P siq 1 6 4 : R. Joschijja (IL, um 280) hat mit Bezug auf Qoh 11,9: „Freue dich, Jüngling, deiner Jugend . . . ; aber wisse, daß um alles dieses dich Gott ins Gericht bringen wird", gesagt: Gleich einem, der den Zoll hinterzog; als er dabei ertappt wurde, sagte man zu ihm: Gib den Zoll! Er sprach: Nehmt euch, was ich bei mir habe. Sie antworteten ihm: Meinst du etwa, daß wir den Zoll bloß für dieses Mal haben wollen? Wir wollen e
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ihn für alle die Male haben, da du gewohnt warst, den Zoll zu hinterziehen. „Wisse, daß um alles dieses dich Gott ins Gericht bringen wird.'' — In Midr Qoh 11,9 R. Cha nina b. Papa, um 300, als Autor genannt. II BQ 1 1 3 : (Zu BQ 10,1: „Man wechselt kein Geld um aus dem Kasten der Zöllner", s. S. 378y, wird bemerkt:) Aber es hat doch Sch muöl ( f 254) gesagt: Die Rechtsordnung der (heidnischen) Obrigkeit ist Rechts ordnung! (u. darum auch von Israel zu befolgen; wie darf also der Zöllner verächtlich behandelt werden?) R. Chanina b. Kahana (gegen 300) hat gesagt, Sch muöl hat gesagt, die Worte der Mischna bezögen sich auf einen Zöllner, der keine feste Taxe habe. Die Schule des R. Jannai (um 225) sagte, sie bezögen sich auf einen Zöllner, der sich selbst dazu gemacht habe. Einige lehren das in bezng auf die Mischna Kil 9, 2: Man darf Mischgewebe auch nicht Ober zehn andren Kleidern tragen, auch nicht zu dem Zweck, um so den Zoll zu hinterziehen (hiernach waren Kleidungsstücke, die man auf dem Leibe trug, zollfrei). Diese Mischna stimmt aber nicht mit der Meinung des R. fAqiba ( f um 135) überein; denn in einer Bar ist gelehrt worden: Es ist verboten, sich dem Zoll zu ent ziehen; R. Schinuon (um 150) aber sagte im Namen des R. fAqiba: Es ist erlaubt, sich dem Zoll zu entziehen. Diese Bar trifft zu in bezug auf die Frage wegen des Tragens von Mischgewebe; dabei besteht die Meinungsverschiedenheit, daß der eine Autor (näm lich R. fAqiba) meint, daß etwas (was an u. für sich.verboten ist, wie das Tragen von Mischgewebe) erlaubt sei, wenn es nicht beabsichtigt war; während der andre Autor meint, daß es verboten sei, auch wenn es nicht beabsichtigt war. (Da das Tragen von Mischgewebe nicht der eigentliche Zweck sei, sondern vielmehr die Ersparnis des Zolles, so hält R. fAqiba beides in diesem Fall für erlaubt.) Aber dem Zoll sich zu entziehen, ist denn das erlaubt? Es hat doch Schemuöl gesagt: Die Rechtsordnung der Obrigkeit ist Rechtsordnung! R. Chanina b. Kahana hat gesagt, Schemuöl habe ge sagt, es bandle sich um einen Zöllner, der keine feste Taxe habe; die Schule Jannais sagte, um einen Zöllner, der sich selbst dazu gemacht habe. Einige lehren das in bezug auf N d 3 , 4 : Man darf Mördern, Räubern u. Zöllnern gegenüber durch Gelübde ver sichern: daß etwas Hebe sei, auch wenn es keine Hebe ist; daß etwas dem Hause des Königs gehöre, auch wenn es ihm nicht gehört (um es auf diese Weise zu retten). Auch dem Zöllner gegenüber? E B hat doch aber Sch muöl gesagt: Die Rechtsordnung der Obrigkeit ist Rechtsordnung (wie darf man also dem Zöllner etwas vorspiegeln)? R. Chanina b. Kahana hat gesagt, Schemuöl habe gesagt, es bandle sich um einen Zöllner, der keine feste Taxe habe; die Schule Jannais sagte, um einen Zöllner, der sich selbst dazu gemacht habe. Rab Aschi ( f 427) hat gesagt: Es handelt sich um einen Zöllner, der ein Goi ist. — Zum Teil auch N°d 2 8 . || Kelim 17,16: Verunreinigungsfähig i s t . . . ein Stock, in welchem ein Behälter (leerer Raum) für eine Türpfosteninschrift (M zuza) u. für Perlen ist. — Nach den Kommentatoren verbarg man unter der zollfreien M°zuza die zollpflichtigen Perlen vor den Zöllnern. |l BB 127 : Geht einer am Zollhaus vorüber u. sagt (von einem Menschen in seiner Begleitung zum Zöllner): „Das ist mein Sohn*, u. hinterher (wenn das Zollhaus passiert ist) sagt er: „Mein Sklave ist dieser", so gilt er (in diesem Stück) als beglaubigt (glaubwürdig). — Der erste Ausspruch war nur ein Kunstgriff, den zollpflichtigen Sklaven zollfrei durchzuschmuggeln. a
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5,47: Und w e n n i h r allein e u r e B r ü d e r was tut
ihr B e s o n d e r e s ?
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grüßt,
aanaorjff&e.
Der Gruß, oft^ nWrä (eigentlich: Erkundigung nach dem Wohl befinden jemandes) gilt als Ehrenbezeugung; seine Unterlassung be deutet Geringschätzung u. Verachtung;» wer aber vollends einen ihm entbotenen Gruß unerwidert läßt, der steht mit den Räubern auf gleicher Stufe.b — Gruß u. Gegengruß lauten meist: ( 0 5 ^ ? ) r,^s eft^. Die Notiz 1
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Darf man aus der Bezeichnung des Grußes mit aihv rb'ttvr = „Erkundigung nach dem Wohlbefinden" folgern, daß die Formel -p;s> o:'?x ursprünglich als Frage gemeint war = befindest du dich wohl?
Matth 5,47
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B rakh 9, 5 über eine Verordnung, nach welcher der Gottesname beim Gruß verwendet werden sollte, so daß die Grußformel etwa -»snst oder i ^ r B ? r j gelautet haben würde, ist so unbestimmt gehalten, daß sie ziemlich wertlos erscheint, c In der rabbin. Literatur haben wir kein Beispiel gefunden, daß man sich beim Gruß irgendwie nach jener Verordnung gerichtet hätte; doch s. Lk 1,23. — Das Grußzeremoniell war in der nachchristl. Zeit durch die Sitte bereits fest bestimmt. Während man es in der babylon. Judenschaft, wie es scheint, als den höchsten Grad von Ehrfurcht ansah, daß der Geringere überhaupt nicht wagte, dem Höherstehenden den Gruß zu entbieten,d befolgten in Palästina einzelne Gelehrten die Regel: Komm jedem mit deinem Gruß zuvor; wenigstens demjenigen, von dem du weißt, daß er dich zu grüßen pflegt.e Die Wirklichkeit wird freilich weit hinter dieser Forderung zurückgeblieben sein. Die alten Rabbinen haben so eifersüchtig auf ihre Ehre gehalten, daß sie wohl nur selten den Gruß entboten haben, bevor sie ihn empfangen hatten.' — Dem Sklaven scheint kein Gruß recht zugestanden zu haben, g Die Schüler der Gelehrten sollten für ihre Lehrer den Worten: »Friede sei mit dir!* hinzusetzen: „mein Lehrer" oder „mein Herr".h Ein Schuldner tat gut daran, wenn er seinen Gläubiger nicht zuerst grüßte; sein zuvorkommendes Grüßen könnte wie eine Art Zinszahlung erscheinen, u. die war verboten. 1 — Dem König gegenüber war der Gruß zu verdoppeln, k Dagegen er übrigte sich das Grüßen der Frauen wohl von selbst, da diese meist mit irgendeiner Kopfbedeckung ausgingen u. daher nicht zu erkennen waren. Doch fordert Eine Stimme auch ausdrücklich, daß man eine Frau nicht grüßen solle.' Des Friedens wegen soll auch dem Nicht israeliten der Gruß nicht versagt werden, m Das prinzipielle Bedenken hiergegen bestand nach Raschi darin, daß man mit dem Friedensgruß den Namen Gottes auf einen Heiden lege; denn ctaz? sei eine Gottes bezeichnung, n Eine freiere u. wohlwollendere Haltung nahmen in dieser Frage Rabban Jochanan b. Zakkai, Rab Chisda, Rab Kahana u. R. Tan chuma ein.o Für die Zeiten der heidnischen Festtage galt die besondere Bestimmung, daß man den Nichtisraeliten nur einen undeutlich ge sprochenen Gruß entbiete, p — Ganz spezielle Normen regelten das Grüßen Trauernder,q das Grüßen während der Sch ma*-Rezitationr u. des Gebetes,s das Grüßen in der Nacht,t an öffentlichen Büß- oder Fasttagen u u. in öffentlichen Badehäusern, v e
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o. Siehe Git 6 2 Anm. k; pSch'q 2 , 4 7 , 9 in Anm.d. b. Siehe B^akh 6 Anm.e. C. BTakh9,5: Alle, die die Lobsprüche im Tempel schlössen (mit der Formel: «Gepriesen seist du, Jahve, unser Gott*), pflegten am Schluß zu sagen: „Von Ewig keit!" Als aber die Freigeister entarteten u. sagten, es gebe nur Einen Äon (also keine zukünftige Welt», verordnete man, daß man (am Schluß) spreche: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit" (von einer Welt bis zur andren). Ferner verordnete man, daß ein Mensch den andren mit dem Gottesnamen (Jahve) grüße, wie es heilet: „Bofaz kam aus Beth lehem u. sprach zu den Schnittern: Jahve sei mit euch! u. sie sprachen zu ihm: Es segne dich Jahve" Ruth2,4 u.: „Jahve sei mit dir, du streitbarer Held!" Ri 6,12. Ferner:
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„Verachte nicht deine Mutter, wenn sie alt geworden" Spr 23,22 (d. h. auch die alten Grußformeln haben ihre Bedeutung noch für eine spätere Zeit). Ferner: „Es ist Zeit zu wirken für Jahve, sie haben deine Tora gebrochen!" Ps 119,126. R. Nathan (um 160) sagte: Sie haben deine Tora gebrochen, weil die Zeit da ist, für Jahve zu wirken. (Ein solches Wirken für Gott ist auch das Bekenntnis zu ihm, so oft man seinen Namen beim Gruß gebraucht.) || Mak 23 : R. J-hoscbuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Dreierlei hat der untere Gerichtshof eingeführt u. der'ohere (himmlische) Gerichtshof hat ihm zugestimmt: das Vorlesen der Estherrolle (am Purimfest), das Grüßen (mit dem Gottes namen) u. die Ablieferung des Zehnten (an den Tempel Neh 10,39). Das Lesen der Estherrolle s. Esth 9,27: „Sie bestätigten es u. die Juden nahmen es an." „Sie be stätigten es", nämlich oben (im himmlischen Gerichtshof), was sie unten angenommen hatten. Die Begrüßung (mit dem Gottesnamen) s. Ruth 2,4 u. Ri 6,12. Die Ablieferung des Zehnten s. Mal 3,10. (Die Zustimmung des himmlischen Gerichtshofes zu den beiden letzten Festsetzungen wird darin gefunden, daß beide durch die beigebrachten Schrift verse gestützt werden.) — Grätz, Geschichte der Juden* 4,155f. 458 meint, daß die Verordnung betreffs Verwendung des Jahvenamens beim Gruß ihre Spitze gegen das Christentum kehre. Weil die Christen Jesum „Herr" (-na XVQIOS) nannten, habe man mit jener Verordnung ein Unterscheidungszeichen einführen wollen, um zu erkennen, wer zu Jahve, dem Gott des Judentums, u. wer zu Jesu halte. Allein die Verbindung, in der diese Verordnung in der Mischna mit der Bestimmung betreffs des Schlusses der Lobsprüche er scheint, verweist sie in die griechiscb-makkabäische Periode; da mag der Gebrauch des Jahvenamens in der Tat zur Unterscheidung der Geister gedient haben. In jene Zeit ver legt auch R. J hoschuaf b. Levi (Mak 2 3 ) die Verordnung. Grätz beruft sich für seine Meinung namentlich auf Midr Ps 36 § 8 (126*): R. Abba bar Kahana (um 310) hat gesagt: Zwei Geschlechter haben sich des Jahvenamens («-"can zv des deutlich ausgesprochenen Namens) bedient, nämlich die Männer der Großen Versammlung (in der griech. Periode) u. dasGeschlecht der Religionsverfolgung (zur Zeit Hadrians). Aber diese Worte handeln nach dem Zus.bang, in welchem sie stehen, nicht vom Gebrauch des Jahvenamens beim Gruß, sondern von seiner Verwendung für thaumaturgische Zwecke. Im 2. nachchristl. Jahrh. war längst kein Raum mehr für den Namen „Jahve" auf den Straßen u. Märkten Israels. d. pSch*q2,17 , 9: R. Jochanan (t 279) pflegte sich beim Gehen (auf seinen Be gleiter) zu stützen. Einmal ging R. Chijja b. Abba (um 280) mit ihm. Als R. Eifazar (b. P dath, um 270, der ebenso wie R. Chijja b. Abba aus Babylonien stammte) ihn er blickte, verbarg er sich vor ihm. Da sagte R. Jochanan: Zweierlei hat dieser Babylonier mir (der Text redet in der dritten Person) angetan; einmal, daß er mich nicht grüßt (n«9i'5»a tnh'), u. sodann, daß er sich verbirgt. R. Jafaqob b. Idi (ein Schüler Jochanans) sprach zu ihm: So ist es Sitte bei ihnen (den Babyloniem), daß der Ge ringere den Höhere« nicht grüßt (aus Ehrfurcht vor diesem); denn sie befolgen u. halten: „Es sahen mich Jünglinge u. verbargen sich" Hi 29,8. Ähnlich pBerakh 2,4 , 29. e. Aboth 4 , 1 5 : R. Matbja b. Cheresch (um 130) sagte: Komm jedermann mit dem Friedensgruß zuvor. Sei lieber der Schweif bei den Löwen, als der Kopf bei den Füchsen. || B«rakh 1 7 : Von Rabban Jochanan b. Zakkai (t um 80 n.Chr.) hat man gesagt, daß ihm nie jemand mit dem Friedensgruß zuvorgekommen sei, selbst nicht ein Goi auf der Straße. || B rakh 6 : R. Chelbo (um 300) hat gesagt, Rab Huna (t 297) habe gesagt: Wer von einem andren weiß, daß dieser ihm den Friedensgruß zu ent bieten pflegt, der komme ihm mit dem Gruß zuvor, vgl.: „Frage nach dem Wohl befinden u. eile dabei* Ps34,15 (d. h. grüße eilends, so der Midr). Wenn aber einer dem andren den Gruß geboten hat u. dieser erwidert ihn nicht, so wird er ein Räuber genannt, vgl.: „Ihr habt den Weinberg abgeweidet, der Raub der Armen ist in euren Häusern* Jes3,14. Dazu Raschi: „Der Raub des Armen"; ist nicht auch der Raub des Reichen ein Raub? Vielmehr „der Raub des Armen*: weil dieser.nichts hat, was man ihm rauben kann, außer daß man ihm seinen Gruß nicht erwidert f. Die Grundregel über das Grüßen lautet pB rakh 2 , 4 , 24: Der Mensch muß. den (zuerst) grüßen, der größer in der Torakenntnis ist als er. b
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g. Schab 8 9 : R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Als Mose zur Höhe empor stieg (bei der Gesetzgebung), traf er Gott, wie er Krönchen (Strichelchen) an die Buch staben der Tora knöpfte. Gott sprach zu ihm: Mose, in deiner Stadt gibt es wohl keinen Fliedensgruß? Dieser antwortete: Gibt's denn einen Knecht (Sklaven), der seinem Herrn den Gruß entbieten darf? Gott antwortete: Du hättest mir Glück zur Arbeit wünschen sollen! Sofort sprach Mose zu ihm Nu 14,17: »Möge groß sein die Kraft Jahves, wie du geredet hast!" h. B r a k h 2 7 Bar: R. Elifezer (so lies statt „Eifazar", gemeint ist der Ben Hyr kanos, um 90) sagte: Wer hinter seinem Lehrer betet, wer seinem Lehrer den Friedens gruß entbietet (wie jedem andren Menschen mit den Worten u. nicht sagt: -s^ abv, Raschi), wer seinem Lehrer den Gruß erwidert (wiederum ohne den Zu satz: .mein Lehrer"), wer gegen die Lehrentscheidung seines Lehrers sich ausspricht u. wer etwas sagt, was er nicht aus dem Munde seines Lehrers vernommen hat — der veranlaßt die Sch khina (die göttl. Gegenwart), daß sie sich von Israel entfernt. — Tr. Kalla Ende lautet dieser Ausspruch: R. Elifezer sagte: Wer seinem Lehrer den Friedensgruß entbietet, ist des Todes schuldig. Ben Azzai (um 110) sagte: Wer seinem Lehrer den Fr. entbietet, wer ihm den Fr. erwidert, wer gegen seine Lehrentscheidung sich ausspricht — der ist des Todes schuldig. Zum richtigen Verständnis dient die obige Erläuterung Raschis. II pB rakh 2,4 , 27 wird über die Länge der Zeit verhandelt, in der ein Mensch ein Wort sagen kann. R. J hoschuaf b. Levi (um 250) sagte: So lange, wie zum Grußwechsel zwischen zwei Menschen nötig ist. Abba bär bar Chana (um 280) sagte im Namen des R. Jochanan (t 279): So lange, wie zum Grußwechsel zwischen Lehrer u. Schüler nötig ist, wenn dieser zu jenem sagt: *a-> -r-** o"»v. — Vgl. BQ 7 3 ; da lautet nach R. Jose (b. Chalaphta, um 150) der Gruß des Schülers: .Friede über dich, mein Lehrer u. mein Herr", *m -z*, u. der Gruß des Lehrers an den Schüler: „Friede Uber dich"! — Vgl. auch Bar B rakh 3 : R. Jose (b. Chalaphta) hat erzählt: Ein mal war ich unterwegs u. trat in eine der Ruinenstätten Jerusalems ein, um zu beten. Es kam Elias, gesegneten Angedenkens, u. wartete am Eingang auf mich, bis ich mein Gebet beendigt hatte. Als ich es beendigt hatte, sprach er zu mir: Friede über dich. Rabbi! Ich antwortete ihm: Friede über dich, mein Lehrer u. mein Herr, ***QI z-\ 1
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i. pBM6,10**, 12: R. Schimfon (um 150) sagte: Etwas Schweres ist es um das Zinsnehmen; denn selbst die Entbietung des Friedensgrußes ist ein Zins; hat der Schuldner ihm (dem Gläubiger) sein lebelang den Gruß nicht (zuerst) entboten, aber weil er von ihm ein Darlehn erhalten hat, kommt er ihm mit dem Gruß zuvor, so ist das ein Zins. — Bestimmter lautet die Tradition BM 7 5 : R. Schimfon b. Jochai sagte: Woher, wenn jemand einem andren eine Mine geliehen hat u. dieser pflegte jenem mit dem Friedensgruße nicht zuvorzukommen, daß es dem Schuldner verboten ist, dem Gläubiger mit dem Gruß zuvorzukommen ? Die Schrift sagt lehrend: Zins von irgend etwas sollst du deinem Bruder nicht auflegen Dt 23,20; auch ein Wort als Zins ist verboten. — TBM 6,17 (385) wird diese Ausführung dem R. fAqiba (f um 135) beigelegt; vgl. S. 349 o*. k. Git62«: Rab Huna (f 297) u. Rab Chisda (t 309) saßen beieinander. G niba (um 260) ging an ihnen vorüber. Da sprach der eine von ihnen zu seinem Genossen: Wir wollen vor ihm aufstehn (u. ihn grüßen); denn er ist ein Sohn der Tora. Der andre erwiderte: Vor diesem Streitsüchtigen wollen wir aufstehn?! Inzwischen war G niba an sie herangetreten u. sprach zu ihnen: Friede über euch, meine Könige! Friede über euch, meine Könige, tz--ty xv.vl Sie sprachen zu ihm: Woher weißt du das, daß die Rabbinen Könige genannt werden? Er antwortete: Es heißt ja: .Durch mich (die Weisheit = Tora) herrschen die Könige" Spr 8,15. Sie sprachen zu ihm: Woher weißt du das, daß man den Königen den Gruß verdoppelt? Er antwortete: Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe-gesagt: Woher, daß man dem König b
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So nach Raschi: Du hättest sagen sollen: .Möge dir deine Arbeit gelingen." — Das "a-t** ist hier in demselben Sinn gebraucht wie a*-i"> D-p»Tne Sch bifith 4 , 3 : .Man stärkt die Hände" = man wünscht Glück zur Arbeit. e
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den Friedensgruß verdoppelt? Weil es heißt 1 Chr 12,18: „Der Geist erfaßte den fAmasai, das Haupt der Dreißig: Dir, o David, u. mit dir, o Sohn Isai, sind wir! Heil, Heil sei dir r> mV« mV«! /. Qid 7 0 (s. oben S. 300k So hat Sch muöl l f 254) gesagt: Man grüßt eine Frau überhaupt nicht (Aber durch ihren Mann darf man sich nach ihrem Wohlbefinden er kundigen, also sie grüßen lassen; s. BM 8 7 \ ) m. Git 5,9 u. Sch bifith4,3: Man darf im Brachjahr den Gojim zu ihrer Arbeit Glück wünschen, aber nicht den Israeliten; auch darf man sie grüßen des Friedens halber. — Einzelne bezogen die letzten Worte auf die Israeliten bei ihrer Arbeit im Brachjahr, nicht auf die Fremden pSch bifith 4 , 3 5 , 28. n. Zu Git 5, 9 bemerkt Raschi Git 61": Man darf sie (die Nichtisraeliten) alle Tage grüben, obwohl man dabei den Namen Gottes auf einen Nichtisraeliten legt; denn o i ' - o ist ein Name Gottes. — Raschi wird dabei an Ri 6, 24 gedacht haben: „Gideon erbaute daselbst Jahve einen Altar u. nannte ihn: Jahve mVr." Vgl. LvR 9 ( l l l ) : R. Judan b. Jose (wann?) hat gesagt: Groß ist der Friede; denn der Name Gottes wird „Friede" o V « genannt, s. Ri 6, 24. O. Git 62*: Rab Chisda (f 309) kam den Gojim zuvor m. entbot ihnen den Gruß. Rab Kahana (um 250) hat zu einem solchen gesagt: Friede dem Herrn "nh vmtxl — Raschis Bemerkung: „Rab Kahana hatte nicht beabsichtigt, ihn zu segnen, sondern er dachte dabei an seinen Lehrer", ist grundlos; s. die Tosaphoth. II pBerakh 8,12°, 46: R. Tanchuma (b. Abba, um 380) hat gesagt: Grüßt dich ein Goi mit einem Segens wort, so antworte mit Amen! Denn es heißt: Gesegnet wirst du von allen Völkern werden Dt 7, 14 (so der Midr). Ein Goi begegnete dem R. Jischmafel (f um 135) u. grüßte ihn mit einem Segenswort. Er antwortete: Längst ist das (deinen Gruß be treffende) Wort gesagt worden (nämlich in der Schrift). Darauf begegnete ihm ein andrer, der ihm ein Wort der Verwünschung zurief. Er antwortete: Längst ist das Wort gesagt worden. Da sprachen seine Schüler zu ihm: Rabbi, wie du jenem ge antwortet, so hast du auch diesem geantwortet! Er sprach: So steht geschrieben: „Wer irgend dir flucht, sei verflucht, und wer dich segnet, sei gesegnet" Gn 27, 29. Dasselbe pSukka 8, 54», 14; pM«*g 1,72», 24; GnR 66 (42*). I! Ferner s. B'rakh 17» in Anm.«. — Auch Abajes ( f 338/39) Wort B rakh 17» darf hierher gezählt werden: Immer sei der Mensch klug in (Gottes-)Furcht: er antworte sanft, er stille Zorn u. er mehre den Frieden mit seinen Brüdern u. mit seinen Verwandten u. mit jedem Menschen, selbst mit einem Goi auf der Straße (beim Gruß), damit er geliebt sei oben (bei Gott) u. begehrt unten u. angenehm f * 3 i p « , dexro? Apg 10,35) bei den Menschen. p. Git 62» Bar: Man soll in das Haus eines Goi nicht an einem Festtag des selben gehen, um ihn zu begrüßen. Trifft man ihn (an dem Festtage) auf der Straße, so grüße man ihn undeutlich (wörtlich: mit schlaffer Lippe) u. gesenkten Hauptes (wörtlich: mit der Schwere des Hauptes). — Die Bar stammt aus TfAZ 1, 2 (460); enger als bT schließt sich pfAZ 1, 3 9 , 11 an die Tos an. q. MQ 2 1 Bar: Ein Trauernder darf in den ersten drei Tagen (der Trauerzeit) nicht grüßen; vom dritten bis zum siebenten Tage darf er den Gruß erwidern, aber nicht grüßen; von da an n. weiter darf er den Gruß entbieten u. erwidern nach seiner Gewohnheit. — Die sich anschließende Diskussion zeigt, daß die Sitte sich nicht in jeder Hinsicht mit der Bar deckte. r. Berakh 2, 1: Bei den Absätzen (der das Sch ma? bildenden Abschnitte Dt 6, 4—9; II, 13—21; Nu 15, 87—41) darf man grüßen ans Ehrerbietung u. einen Gruß erwidern; in der Mitte (der einzelnen Schriftabacfanitte) darf man grüßen aus Furcht u. einen Gruß erwidern; das sind Worte des R. Melr (nm 150). R. J huda (b. Elfai, um 150) sagte: In der Mitte darf man grünen aus Furcht u. den Gruß erwidern aus Ehrerbietung; bei den Absätzen darf man grüßen aus Ehrerbietung u. jedermann den Friedensgruß erwidern. Vgl. pBerakh 21, 4 b, 28. 54; bBTakh 13 b. . 8. Berakh 5, 1: Selbst wenn der König einem (während des Gebetes) den Groß entbietet, darf man ihn nicht erwidern; selbst wenn sich einem eine Schlange um b
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die Ferse windet, darf man das Gebet nicht unterbrechen. || p6 rakh 5, 9 , 24: „Selbst wenn der König" usw. R. Acha (um 320) hat gesagt: Das hat man von den Königen Israels gesagt; aber bei den Königen der Völker der Welt erwidert man den Gruß. Es ist gelehrt worden: Schreibt einer den Gottesnamen, so soll er, auch wenn ein König ihm den Gruß entbietet, den Gruß nicht erwidern. Schreibt er zwei oder drei Gottesnamen (hintereinander), wie zB Vtt, o-n V , nin«, so schreibt er einen von ihnen fertig u. erwidert dann den Gruß. — B rakh 3 2 statt R. Acha: Rab Joseph, t 333. || B°rakh 1 4 : Rab (f 247) hat gesagt: Wer seinen Nächsten graut, bevor er (des Morgens das Sch mone fEsre) gebetet hat, macht diesen gleichsam zu einer (Götzen-)Anhöhe, s. Jes 2, 22: „Lasset ab vom Menschen, in dessen Nase Hauch; denn wie groß n » ? ist er doch zu achten! (ehrt nicht den hinfälligen Menschen durch einen Gruß, bevor ihr Gott geehrt mit dem Gebet); denn als Anhöhe wird er (infolgedessen von Gott) geachtet. Lies nicht n » 3 = „wie hoch", sondern n^s, als (Götzen-) „Anhöhe" wird er geachtet. Sch muöl (t 254) hat gesagt: So groß n»a seine Achtung vor diesem ist, ist sie nicht vor Gott (falls er vor seinem Morgengebet einen Menschen grüßt). || B rakh 3 2 Bar: Einmal betete ein Frommer auf einem Wege. Es kam ein Heer führer u. entbot ihm einen Gruß, aber er erwiderte den Gruß nicht. Jener wartete auf ihn, bis er sein Gebet beendet hatte. Als er sein Gebet beendet hatte, sprach jener zu ihm: Dummkopf (*?"<), steht nicht in eurer Tora geschrieben: „Nur hüte dich u. nimm dein Leben (so der Midr) in acht" Dt 4, 9, u. ferner: „So nehmt euer Leben (so der Midr) wohl in acht" Dt 4, 15? Als ich dir den Gruß bot, warum hast du mir den Gruß nicht erwidert? Wenn ich dir deinen Kopf mit dem Schwert ab geschlagen hätte, wer würde dein Blut von meiner Hand gefordert haben? Er ant wortete: Warte auf mich, bis ich dich mit Worten werde begütigt haben. Wenn du, so sprach er, vor einem König von Fleisch u. Blut gestanden hättest u. ein andrer wäre gekommen u. hätte dir einen Gruß entboten, würdest du ihm den Gruß erwidert haben? Jener antwortete: Nein! Und wenn du, so fuhr der Fromme fort, ihm den Gruß erwidert hättest, was würde man dir getan haben? Jener antwortete: Man würde meinen Kopf mit dem Schwerte abgeschlagen haben. Da sprach der Fromme: Gilt da nicht der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere? Wenn das von dir gilt, der du nur vor einem König von Fleisch u. Blut gestanden hättest, der heute hier ist u. morgen im Grabe, um wieviel mehr würde das von mir gelten, der ich vor dem König aller Könige stand, vor Gott, der da lebt u. bleibt in alle Ewigkeiten! Sofort war jener Heerführer begütigt u. jener Fromme ging heim in Frieden. e
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t. M g 3 : R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Es ist dem Menschen verboten, einem andren in der Nacht den Gruß zu entbieten; wir befürchten, es könnte ein Dämon sein. u. Tafan 1, 7: Sind diese (die 13 Fasttage zur Erflehung von Regen) vorüber gegangen ohne Erhörung, so beschränkt man das Kaufen u. Verkaufen, das Errichten von Freudenbauten (zB Traubaldachine), das Anlegen von Plantagen, die Verlöbnisse, die Hochzeiten u. das gegenseitige Grüßen der Menschen, wie Leute, die von Gott in den Bann getan sind. — Dazu bemerkt Tafan 1 4 Bar: Die Mitglieder des Chaberbundes (Pharisäer-Genossenschaft) grüßen einander nicht; den gesetzesunkundigen Leuten (f Amme ha-arec), wenn sie grüßen, erwidert man den Gruß undeutlich (wört lich: mit schlaffer Lippe) u. gesenkten Hauptes. v. TB rakh 2, 20 (5): Wenn jemand in ein (öffentliches) Badehaus gegangen ist, so darf an einer Stelle, wo die Leute bekleidet dastehen, das Lesen des S c h l a f u. das Gebet stattfinden u. erst recht das Entbieten des Friedensgrußes; man darf dort die Gebetsriemen anlegen u. braucht sie, was nicht erst nötig ist zu bemerken, nicht abzulegen. An einer Stelle, wo die Leute teils nackt, teils bekleidet stehen, darf das Grüßen stattfinden, aber nicht das Lesen des Sch maf u. das Gebet; man braucht die Gebetsriemen nicht abzulegen, aber man legt sie nicht erst an. An einer Stelle, wo die Leute nackt stehen, findet kein Grüßen statt. — Als Bar pB rakh 2, 4«, 42; Schab 10 . || Schab 1 0 : Rab Hamnuna (um 290) hat im Namen des fUlla (um 280) gesagt: Es ist dem Menschen verboten, in einem Badehaus einem andren den Gruß zu entbieten. b
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S t r a c k n. B i l l e r b e c k , NT I.
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Matth 5,48. 6,1
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5 , 4 8 : So s o l l t ihr nun v o l l k o m m e n s e i n , w i e e u e r V a t e r im H i m m e l v o l l k o m m e n ist. TtXeiog vollkommen = o ^ n oder tby. — Von Abraham wird ausgesagt, daß er durch die Beschneidung vollkommen o^ar» geworden sei wie Gott. a
GnR 46 ( 2 9 ) : R. Levi (um 300) hat gesagt: Gleich einer Matrone, zu der der König sprach: Geh an mir vorüber! Sie ging an ihm vorüber, u. ihr Angesicht ent färbte sich. Sie sprach (bei sich): Vielleicht ist etwas Verwerfliches an mir gefunden worden. Der König sprach zu ihr: Es ist an dir nichts Verwerfliches, nur der Nagel deines kleinen Fingers ist etwas groß; entferne ihn und der Fehler ist beseitigt! So sprach Gott zu Abram, unsrem Vater: Es ist nichts Verwerfliches an dir außer dieser Vorhaut; entferne sie, so ist der Fehler beseitigt: „ wandle vor mir, so wirst du voll kommen o-<:r< sein" Gn 17, I. i| GnR 46 (29"): R- Judan (um 350) hat gesagt: Wie an einer Feige nichts Verwerfliches ist außer dem Stiel; entferne ihn u. der Fehler ist beseitigt — so sprach auch Gott zu Abraham: Es ist nichts Verwerfliches an dir außer der Vorhaut, entferne sie u. der Fehler ist beseitigt: „wandle vor mir, so wirst du vollkommen sein" Gn 17,1. II N d 32" Bar: Rabbi sagte: Groß ist die Beschneidung; denn du hast keinen, der sich mit den Gebotserfüllungen so beschäftigt hat wie unser Vater Abr., u. (doch) wurde er erst wegen der Beschneidung vollkommen a-en ge nannt, s. Gn 17, 1 f. || TanchB -fr -fr § 2 3 (40 ) : Gott sprach zu Abr.: Es ist genug für den Knecht, wenn er ist wie sein Herr! Gleich einem König, der einen Freund hatte, der über die Maßen reich war. Der König sprach: Was soll ich meinem Freunde geben? Silber u. Gold, Sklaven u. Sklavinnen u. Vieh hat er; aber siehe, ich will ihm meinen Gurt (so Buber) umgürten. Ebenso sprach Gott (zu Abr.): Was soll ich dir geben? Silber u. Gold, Sklaven u. Sklavinnen u. Vieh habe ich dir bereits gegeben, s. Gn 13, 2 ; was soll ich dir also geben? Es sei dir genug, daß du bist wie ich, wie OB heißt Gn 17,2: Ich will meinen (Beschneidungs-)Bund geben zwischen dir u. mir. e
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Inhaltlich verwandt mit Mt 5, 48 sind vielfach die bei Mt 5, 45 ge brachten Stellen; s. daselbst S. 3 7 2 . 6 , 1 : H a b t a c h t d a r a u f , e u r e G e r e c h t i g k e i t n i c h t v o r den M e n s c h e n a u s z u ü b e n , um v o n i h n e n g e s e h e n zu w e r d e n ; an d e r n f a l l s h a b t ihr k e i n e n L o h n b e i e u r e m V a t e r im H i m m e l . nooGexere trjv dixaioffvvrjv vfioäv firj noieXv . . . — öixaioavvq bedeutet hier nicht „Wohltätigkeit", „Almosen" ( = iXerjfioavvr) Vers 2), sondern wie M t 5 , 2 0 „Gerechtigkeit" oder „Rechtbeschaffenheit". Nachdem Mt 5 , 2 0 ff. das W e s e n der wahren Gerechtigkeit auf Grund einiger Gebote dargelegt ist, folgt 6,1 ff. eine Warnung vor dem falschen B e t r i e b der Gerechtigkeit, u. zwar beim Almosengeben Vers 2—4, beim Beten Vers 5 - 1 5 u. beim Fasten Vers 16—18. || Mt 6,1 will also eine Über schrift für den ganzen Abschnitt Vers 2—18 sein u. nicht bereits ein Teil der speziell das Almosengeben betreffenden Mahnung Vers 2 — 4 ; schon darum kann dix. hier nur allgemein „Gerechtigkeit" sein. Der textus receptus, dem Luther gefolgt ist: iXerjfioovvqv (Almosen). Aber es gibt im NT keine Stelle (auch 2 Kor 9,9 f. bildet keine Ausnahme), in der dixawavvri im Sinne von Wohltätigkeit gefaßt werden müßte. Das ist um so bemerkenswerter, als sowohl die LXX d«x. im Sinne von Wohl tätigkeit kennen, a als auch das Rabbinische das hebräische Äquivalent ng-iv in ausgedehntestem Maße zur Bezeichnung der Almosen gebraucht. b
Matth 6,1. 2 (Nr. 1)
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a. Spr 10, 2: PIIJ* V-ssj njjnjp Gerechtigkeit errettet vom Tode; L X X : dixaioavvtj (>ve6zat ix »avdzov. W i e dix. hier geroeint ist, zeigt Tob 4, 10: iXetj/ioavvtj ix Savazov Qvezai (ebenso Tob 12, 9, vgl. auch 14, 10f.): Wohltätigkeit oder Almosen. — Als Barmherzigkeitsübung erscheint die dtx. neben den Almosen iX. auch Tob 12, 8: dyaSov ngooevxr) ftezd vrjazeiag xai iXetj/ioovvrjg xai dtxatocvvtjg. — 14, 11: to*eze zi iXerjjuoovvT] noiei xai dixaioavvtj (ivezai. b. Aboth 2 , 7 : (Hillel der Alte, um 20 v. Chr.) pflegte zu sagen: Viel Fleisch viel Maden; viel Schätze viel Sorge; viel Mägde (Sklavinnen) viel Unzucht; viel Knechte (Sklaven) viel Raub; viel Weiber viel Zauberei; viel Tora(kenntnis) viel Leben; viel Weisheit viel. Schüler; viel Wohltätigkeit ^p,"?:» viel Frieden. — Den letzten Worten liegt Jes 32,17 zugrunde: «Das Werk (die Wirkung, die Frucht) der Gerechtig keit np-rs wird Friede sein." Hillel deutet np-ix = „Almosen, Wohltätigkeit". — Auch noch in späterer Zeit hat man np-is Jes 32, 17 nach dem Vorgang H.s von der Wohl tätigkeit verstanden. BB 9 : R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Größer ist der, der zu einer Tat veranlaßt, als der, der sie ausführt; denn es heißt: „Das Veranlassen der Wohltätigkeit npisn n u s wird zum Frieden gereichen und die Ausübung der Wohl tätigkeit n p i s - rni33» zur Ruhe U.Sicherheit auf ewig" Jes 32, 17. — Dabei setzt R. El azar voraus, daß Friede ein größeres Gut ist als Ruhe u. Sicherheit. || Aboth 5, 13: Vier Sinnesarten gibt es bei denen, die Almosen geben n p ^ «arpsa (die ganze Stelle s. S. 347 y). || Aboth 6, 5 f. werden 48 Dinge aufgezählt, durch die Torakenntnis erworben wird. Unter den Erwerbern wird auch der genannt „der die Almosen liebt* anitc ' " P ? ^ rtt. — Zahlreiche Belege für diese Bedeutung von 'x im Rabbin. im Exkurs: Die altjüdische Privatwohltätigkeit; ferner s. bei Mt 6, 2 ; Lk 11, 41 u. Apg 6, 3. || Außer halb der rabbinischen Literatur findet sich ngns, aram. n^n^, in der Bedeutung „Wohl tätigkeit, Mildtätigkeit* bereits in der vorchristl. Zeit. Sir 3, 30: Brennendes Feuer löscht Wasser aus, ebenso sühnt Wohltätigkeit 's Sünde. Der griech. Text lautet: xai iXerjfAoavvrj iiiXäaszai dpagziag „die W . wird Sünden sühnen*. || Sir 7, 10: Werde nicht ungeduldig beim Gebet u. mit der Mildtätigkeit npns verziehe nicht. Der griech. Text: xai iXerj/zoovvrjv noirjoat, [tr] naglößg „Mildtätigkeit zu üben versäume nicht*. II Sir 16, 14: Wer W . übt np-ix WDU>H, dem wird sein Lohn u. jedem geschieht nach seinen Werken. Anders der Grieche. || Sir 40, 24: Ein Bruder u. ein Genosse er retten zur Zeit der Not, aber mehr als beide errettet W. (~)?is; der Gr.: xai vnig afupoxeQa iXerjftoat>vtj §i>ezai. || Dn 4, 24: Durch Mildtätigkeit ngnx entferne deine Sünden u. deine Vergehungen durch Huld gegen Arme. — L X X : zag dfiagziag aov iv iXsrjfxoavvaig Xvzqmaav. a
f
naoa 6,2:
t([) natoi
v/xwv T
W a n n du a l s o W o h l t ä t i g k e i t ü b s t ,
her posaunen, Gassen
tun,
so
laß
nicht
vor
w i e d i e H e u c h l e r in d e n S y n a g o g e n u. in
damit
sie
von
den
Leuten
W a h r l i c h ich s a g e e u c h , sie haben 1. iAerjuoo'vvrj bedeutet
gepriesen
ihren Lohn
dir den
werden. dahin.
« , das g ö t t l i c h e E r b a r m e n .
So L X X
(überall für np-is) Dt 6, 2 5 ; 2 4 , 1 3 ; Ps 24, 5; Jes 1, 27; 28,17; ferner Sir 17,24; B a r 4 , 2 2 ; 5 , 9 ; T o b 3 , 2 ; 13,6. || /?, d a s m e n s c h l i c h e E r b a r m e n , bezw. die menschliche Barmherzigkeitsübung =
A l m o s e n So L X X Gn
47, 2 9 ; Ps 33, 5; Spr 3, 3; 20, 28; 21, 21; Dn 4, 24 (Almosen): Sir 3 , 1 4 : Wohltat am Vater iXerjfioavvr] nargoc, hebr.: aet rpnx; 3 , 2 8 ; 7 , 1 0 ; 1 2 , 3 ; 17,17; 29, 8 . 1 2 ; 3 4 , 1 1 ; 40,17. 24; Tob 1,16; 2 , 1 4 ; 4, 10.11; 12, 8. 9; 14,10. — Im NT wird iX. nur von der m e n s c h l i c h e n Barmherzigkeits übung gesagt, bedeutet also Mildtätigkeit oder Almosen. — Im Rabbin. heißen die Almosen: npix (aram. njrix) oder nijfo, «nixo
(eigentlich 25*
Matth 6,2 (Nr. 1 - 3 )
388
Gebotserfüllung, dann die Hauptgebotserfüllung: Almosen). Einige Bei spiele schon bei M t 6 , 1 S.387; andre folgen hier u. im Exkurs: „Die altjüdische Privatwohltätigkeit , ferner bei Lk 11, 41 u. Apg 6, 3. noietv iXerjfioavvrjv „Mildtätigkeit üben" oder „Almosen geben* (auch Apg 9,36; 10,2; 24,17; ferner Sir 7,10; Tob 1,16; 14,10). Rabbin. npis ritt» oder mso (na?) rra»; s. auch hebr. Sir 16,14 S. 387. 8
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Git 7 : Wenn ein Mensch sieht, daß sein Unterhalt knapp wird, so gehe er davon A. - p - s p a rtvy . . . Wer sein Vermögen beschneidet u. davon A. gibt np-uj p a STBIDI, der wird ans dem Gehinnomgericht errettet. . . . Selbst ein Armer soll A. geben n w np-ix. || LvR 34 ( 1 3 1 ) : R. Jicchaq (nm 300) hat gesagt: Die Tora will dich gute Sitte lehren, daß, wenn ein Mensch ein A. gibt rnxa nsiy, er es mit einem fröhlichen Herzen gebe rmv zbz nrna nviy ttn\ || LvR 34 ( 1 3 1 ) : (Ein blinder Mann sprach zu seiner Frau, die eine geschiedene Frau des R. Jose des Galiläers, um 110, war:) Warum führst du mich nicht in die Nachbarschaft des R. Jose des Galiläers? Denn ich habe gehört, daß dieser A. gibt •pixa -ras» s i m . — Zus.stellung aller Wendungen für „Almosengeben" s. bei Lk 11,41. b
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2. firj (faXmayg MfxnQoa&äv oov, wonso oi vnoxQixal noiovaiv iv taig cwayaryätg • • • Die Kosten der kommunalen Armenpflege wurden durch eine Steuer bestritten, die von den einzelnen Gemeindegliedern je nach ihrer Leistungsfähigkeit eingezogen wurde. Zu dieser offiziellen Steuer kamen freiwillige Spenden hinzu. Letztere wurden meist zuvor in den Synagogen u. Lehrhäusern, auch wohl gelegentlich der öffentl. Fasten gottesdienste, die in der Regel auf offener Straße stattfanden, vor versammelter Gemeinde bekanntgemacht. Wie nahe lag es da mensch licher Eitelkeit, hohe Summen zu geloben, nur daß man den Ruhm habe, als Wohltäter der Armen gefeiert zu werden! Auch das kam vor, daß Almosenspendern, die eine besonders große Gabe opferten, der Ehrenplatz an der Seite der Rabbinen in den öffentl. Versammlungen angewiesen wurde, damit so alle Anwesenden zu ihnen in Verehrung aufblicken möchten. Daß in der Tat persönlicher Ehrgeiz vielfach das Motiv bei öffentlichem Angeloben von Almosenspenden gewesen ist, kann man aus den häufigen Klagen über diejenigen entnehmen, die wohl zu geben versprochen hatten, aber hinterher ihr Versprechen nicht hielten. An dergleichen Heuchler mag Jesus insonderheit bei seiner Warnung gedacht haben: Laß nicht vor dir herposaunen, wie die Heuchler in den Synagogen tun! — Belege im Exkurs: „Die altjüdische Privatwohltätigkeit" Nr. 3. Vgl. noch Sir 34,11: xdg iXsrjfioavvag aivov ixdiriyr)aeTcu ixxXrjaia „seine A. wird die Gemeinde verkündigen". 3. vnoxQiTcci Heuchler = ö^Bin, Sing, cjan (auch Schmeichler), aram. KB:n, N$?rj. Joma 86 : Man muß die Heuchler öffentlich bekanntmachen wegen der Entheiligung des göttlichen Namens (d. h. damit solche Enth. vermieden werde). || Sota 4 1 : R.EUazar (um 270) hat gesagt: „Jeder Mensch, in welchem Heuchelei ?-B«n ist, bringt Zorn in die Welt, vgl.: „Die heuchlerischen Herzens bringen Zorn* Hi 36,13, u. nicht nur dies, sondern auch ihr Gebet wird nicht erhört, wie es heißt (daselbst): „Sie flehen nicht, denn er hat sie gebunden." R.EUazar hat gesagt: Jeden Menschen, in welchem Heuchelei ist, verwünschen selbst die Embryonen im Mutterleibe; denn es heißt: „Wer zum Grott losen sagt: ,Du bist ein Gerechter* (u. damit heuchelt), den verwünschen Völker, verb
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Matth 6, 2 (Nr. 8)
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fluchen Nationen" O-WIK? Spr 24,24. Verwunschen ist nichts andres als verfluchen, s. Nu 23, 8, u. B-ttittV bedeutet nichts andres als Embryonen, s. Gn 25,23. Ferner hat R. Eifazar gesägt: Jeder Mensch, in dem Heuchelei ist, stürzt in den Gehinnom, vgl. Jes 5,20.24: „Wehe denen, die das Böse gut u. das Gute böse nennen. . . . Darum wie des Feuers Zunge Stoppeln verzehrt u. Heu in Flamme zusammensinkt, wird ihre Wurzel wie Moder sein." Ferner hat R. Eifazar gesagt: Wer seinem Nächsten gegen über heuchelt cpne, der fällt schließlich in dessen Hand, u. wenn nicht in dessen Hand, dann in die Hand seines Sohnes, u. wenn nicht in die Hand seines Sohnes, dann in die Hand seines Enkels, s. Jer 28,6; 37,13 f. || Sota 42«: R. Eifazar hat gesagt: Jede Gemeinde, in der es Heuchelei gibt, wird verschmäht wie eine Menstruierende, vgl.: „Die Gemeinde des Heuchlers ist -rmbi (unfruchtbar)" Hi 15,34, denn so nennt man in den Seestädten eine Menstruierende , m < i » W ( = getrennt von ihrem Mann). Ferner hat R. Eifazar gesagt: Jede Gemeinde, in der es Heuchelei gibt, zieht schließ lich in die Verbannung, vgl. Hi 15,34 mit Jes 49,21. Rab Jirm ja b. Abba (um 250) hat gesagt: Vier Scharen dürfen das Angesicht der Sch khina nicht begrüßen (können nicht zur Seligkeit eingehn): die Schar der Spötter, s. Hos 7 , 5 : „Er zieht seine Hand von den Spöttern ab"; die Schar der Heuchler yrirt ro, s. Hi 13,16: „Nicht darf vor ihm ein Heuchler erscheinen"; die Schar der Lügner, s. Ps 101,7, u. die Schar der Verleumder, s. P s 5 , 5 . || Derekh Ere$ 2 Anfang: In bezug auf die Häretiker, T>a-e, u. die Delatoren u. die Gottlosen u. die Heuchler o-wnn u. die Freigeister sagt die Schrift: Nicht darf vor ihm ein Heuchler erscheinen" Hi 13,16. || Midr Qoh 4 , 1 : R. Binjamin (b. Levi, um 325) hat Qoh 4,1 auf die, welche Torakenntnis heucheln m i n 'B-sn, aus gelegt. Alle Welt K«? Vo meint, daß ein solcher ein Schriftkundiger sei, u. er ist doch kein Schriftkundiger; daß er ein Mischnakundiger sei, u. er ist doch kein Mischnakundiger; er hüllt sich in seinen Mantel u. hat die Gebetsriemen auf seinem Eopf — u. siehe, die Träne der Unterdrückten" (Qoh 4 , 1 , d.h. der durch ihn Betrogenen) „u. kein Tröster ist für sie da" (das.); da spricht Gott: Mir liegt es ob, sie zu bestrafen, vgl.: „Verflucht, wer das Werk Jahves mit Betrug treibt" Jer48,10 (so der Midr). Ähnlich R. Binjamin zu Qoh 5,5 im Midr Qoh 5,5. || qan, spann = schmeicheln zB Sota 4 1 Bar im Namen des R. Nathan (um 160): In jener Stunde machten sich die Hasser Israels (d. h. die gottlosen Israeliten) der Vernichtung schuldig, weil sie dem Agrippa schmeichelten iD^arrn. (Als der König A . I. am Laubhüttenfest des Jahres 41 n.Chr. das Königsgesetz im Tempel vorlas u. an die Worte kam: „Du sollst keinen Ausländer, der nicht dein Bruder ist, über dich setzen" Dt 17,15, brach er in Tränen aus; das Volk aber rief ihm zu: Sei unbesorgt, A., du bist unser Bruder, du bist unser Bruder! Sota 7,8. In diesem Zuruf des Volkes sieht R. N. die gerügte Schmeichelei.) R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) hat gesagt: Seitdem die Faust der Schmeichelei neun mächtig geworden ist, sind die Rechtsurteile verdreht u. die (verdienstlichen) Taten verderbt worden, so daß niemand mehr zum andren sagen kann: Meine Taten sind größer als deine Taten. R. J buda der Abendländer (oder „der Sohn des Mafr ba"?) oder wie auch gesagt worden ist, R. Schimfon b. Pazzi (um 280) hat gesagt: Es ist erlaubt, den Gottlosen in dieser Welt zu schmeicheln rpannV-, vgl.: „Nicht mehr wird man den Toren einen Edlen nennen noch den Ränkevollen einen Hochherzigen heißen" Jes 32,5; darin (in dem Futurum) liegt, daß es in dieser Welt erlaubt ist. R. Schimfon b . Laqisch (um 250) hat gesagt: Von hier aus (läßt sich der Beweis führen, daß man dem Gott losen in dieser Welt schmeicheln darf): „Jakob sprach: . . . Ich habe dein Angesicht zu sehn bekommen, wie man Gottes Angesicht siebt, u. du bist mir gnädig gewesen* Gn 33,10. R. Levi (um-300) dagegen hat gesagt: Womit läßt sich die bildliche Rede weise Jakobs u. Esaus vergleichen? Mit einem Menschen, der einen andren eingeladen hatte; dieser aber hatte erfahren, daß ihn jener töten wolle. Der Geladene sagte zu ihm: Der Geschmack dieser Speise, die ich koste, gleicht der Speise, die ich im Hause des Königs gekostet habe. Da sprach jener (bei sich): „Den kennt der König!*, fürchtete sich u. tötete ihn nicht (Jakobs Wort an Esau war also keine Schmeichelei, sondern ein Kunstgriff, eine drohende Gefahr rechtzeitig zu beschwören.) e
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Matth 6,2 (Nr. 4)
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4. äne'xowrw xov fiia&ov avzwv. — Über Verdienstlichkeit u. Lohn der Wohltätigkeit s. Exkurs: Die altjüdische Privatwohltätigkeit Nr. 4. — Zu ^cc7tä%siv xov fjiia&ov' sind zu vergleichen: GnR 44 (27 *>): „Fürchte dich nicht Abrain" usw. G n l 5 , 1 . Unsre Lehrer (gemeint die Zeitgenossen des R. Levi, um 300) haben Eine Erklärung dazu gegeben: Weil unser Vater Abraham sich fürchtete u. sprach: Ich bin in den Feuerofen (nämlich Nimrods) hinabgestiegen u. ich bin errettet worden, ich bin in den Krieg gegen die vier Könige gezogen u. ich bin errettet worden; vielleicht habe ich (mit diesen Errettungen) meinen Lohn empfangen in dieser Welt, so daß ich nichts mehr zu erwarten habe in der Zu kunft (in der zukünftigen Welt) — sprach Gott zu ihm: „ Fürchte dich nicht, ich bin Schild dir"; alles was ich an dir in dieser Welt getan habe, das habe ich umsonst (obenein, ohne Anrechnung auf deinen Lohn, -\w Schild wird gedeutet = ig«, umsonst) an dir getan; dagegen ist dein Lohn dir bereitgestellt in der Zukunft. — Ähnlich läßt Tanch ib fb 1 8 R. Levi den Abraham sagen: Wie es scheint, habe ich meinen ganzen Lohn in dieser Welt empfangen . . . , so daß ich keinen Lohn mehr in der zuk. Welt haben werde. || NuR 10 (158 ): „Gebt den Rauschtrank dem, der zum Untergang be stimmt ist" Spr 31,6. R. Chanan (um 300) hat gesagt: Der Wein ist in dieser Welt nur geschaffen worden, um (damit) den Gottlosen den Lohn auszuzahlen in dieser Welt, denn sie gehen in der zukünftigen Welt unter. — In den Parallelen Sanh 7 0 u. f E r 6 5 fehlen die Worte „in dieser Welt* hinter „auszuzahlen*. || fArakh 1 6 Rar aus der Schule des R. Jischmafel (t um 135): Jeder, dem 40 Tage ohne Leiden (Züch tigungen) vorübergegangen sind, hat seine Welt empfangen (den Lohn dahin, so daß er in der zuk. Welt auf nichts mehr zu rechnen hat). || Sanh 1 0 1 : Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt: Als R. Elifezer (um 90) erkrankt war, gingen seine Schüler zu ihm, um ihn zu besuchen. Er sprach zu ihnen: Ein heftiger Zorn ist in der Welt. Jene fingen an zu weinen, R. fAqiba (t um 135) aber lachte. Sie sprachen zu ihm: Warum lachst du? Er antwortete: Weshalb weint ihr? Sie sprachen: Kann das Buch der T o r a in Schmerzen weilen, u. wir sollten nicht weinen? Er antwortete: Eben deshalb lache ich; denn solange ich meinen Lehrer sah, wie ihm sein Wein nicht sauer u. sein Flachs nicht zerschlagen u. sein ö l nicht stinkend u. sein Honig nicht gärend ward, dachte ich, ob etwa, was Gott verhüten wolle, mein Lehrer seine Welt (bereits) empfangen hat? Jetzt, da ich meinen Lehrer in Schmerzen sehe, freue ich mich (da ich daraus erkenne, daß er seinen Lohn noch nicht dahin hat). Vgl. Hör 1 0 : Rab Nachman b. Chisda (um 300) hat öffentlich vorgetragen: Was heißt: „Es ist ein Eitles, das auf der Erde geschieht, daß es Gerechte gibt, denen es ergeht nach dem Tun der Gottlosen, u. daß es Gottlose gibt, denen es ergeht nach dem Tun der Ge rechten* Qoh 8,14? Heil den Gerechten, wenn es ihnen in dieser Welt ergeht nach dem Ergehn der Gottlosen in der zuk. Welt! Wehe den Gottlosen, wenn es ihnen in dieser Welt ergeht nach dem Ergehn der Gerechten in der zuk. Welt! Raba (t 352) sprach: So wäre es also für die Gerechten etwas Hassenswertes, wenn sie zwei Welten genießen? Vielmehr, hat Raba gesagt, Heil den Gerechten, wenn es ihnen in dieser Welt ergeht nach dem Ergehn der Gottlosen in dieser Welt! Wehe den Gottlosen, wenn es ihnen in dieser Welt ergeht nach dem Ergehn der Gerechten in dieser Welt! || R. fAqiba (t um 135) hat diese Formel aufgestellt: Gott nimmt es genau mit beiden. Er nimmt es genau mit den Gerechten u. treibt die Strafe von ihnen für die wenigen bösen Werke, die sie getan haben, in dieser Welt bei, um ihnen ihren guten Lohn in der Zukunft (in der zuk. Welt) zu geben. Ebenso gibt er reichlich Gutes u. Wohlfahrt den Gottlosen in dieser Welt u. vergilt ihnen so die wenigen guten Werke, die sie getan haben, in dieser Welt, um von ihnen (nur) Strafe beizutreiben in der Zukunft P siq 7 8 . — Dasselbe GnR 33 ( 1 9 ) ; LvR 27 (125»); Tanch 173 . R. Jochanan (t 279) als Autor in P ^ 1 6 1 ; R. Sch muöl b. Nachman (um 260) in Midr Ps 103 b
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„Buch der Tora* heißt R. Elifezer wegen seiner Torakenntnis.
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§ 11 (218 ) ; der gleiche Gedanke anonym Tafan 11». || Midr Qoh 9 , 7 : Abba Tachna, der Fromme (wann?) ging am Rüsttag auf den 8abbat, als es dunkel wurde, nach seiner Stadt, u. sein Bündel lag auf seiner Schulter. Da traf er einen Aussätzigen, der an einem Scheideweg lag. Dieser sprach zu ihm; Rabbi, tu an mir ein Werk der Barm herzigkeit u. bringe mich nach der Stadt! Er sprach (bei sich): Wenn ich mein Bündel liegen lasse, woher soll ich u. mein Haus den Unterhalt (am Sabbat) nehmen? Und wenn ich den Aussätzigen liegen lasse, verschulde ich mich an meiner Seele. Was tat er? Er ließ seinen guten Trieb über den bösen herrschen u. brachte den Aus sätzigen nach der Stadt; dann kam er, nahm sein Bündel u. kam mit dem Dunkel werden an. Es verwunderten sich aber alle u. sprachen: Ist das Abba Tachna, der Fromme? Auch er dachte in seinem Herzen nach: Ob ich etwa den Sabbat entheiligt habe (durch das Tragen des Bündels beim Eintritt der Dunkelheit)? In jener Stunde ließ Gott die Sonne aufstrahlen, vgl.: „Und aufgehen wird euch, die ihr meinen Namen fürchtet, die Sonne der Gerechtigkeit" Mal 3,20. In jener Stunde dachte er in seinem Herzen nach: Ob nicht mein Lohn empfangen ist? Da ging eine Himmelsstimme (BathQol) aus, die zu ihm sprach: „Geh, iß mit Freude dein Brot u. trinke mit frohem Herzen deinen Wein; denn längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Werk!" Qoh 9,7.
6, 3 f.: E s w i s s e d e i n e L i n k e n i c h t , w a s d e i n e R e c h t e tut, auf d a ß d e i n e W o h l t ä t i g k e i t im v e r b o r g e n e n sei. Chag5»: „Jegliches Tun wird Gott ins Gericht bringen über alles Verborgene, es sei gut oder böse" Qoh 12,14. Was heißt: „Es sei gut oder böse"? In der Schule des R. Jannai (um 225) hat man gesagt: Damit ist derjenige gemeint, der einem Armen öffentlich ein Almosen gibt. Als einst R. Jannai einen Mann sah, der einem Armen öffentlich einen Zuz gab, sprach er zu ihm: Es wäre besser gewesen, du hättest ihm nichts gegeben, als daß du ihm jetzt gabst u. ihn beschämtest. Parallelstelle: Midr Qoh 12,14. || BB 9 : R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Wer Almosen im verborgenen gibt, ist größer als unser Lehrer Mose; denn von unsrem Lehrer Mose steht geschrieben: „Mir graute vor dem Zorne u. dem Grimme" Dt 9,19, u. von dem, der Almosen gibt, heißt eB: „Eine Gabe im verborgenen beschwichtigt den Zorn" Spr 21,14. || MQ 16»: Rabbi hatte einmal verordnet, daß man die Schüler nicht auf der Straße unterrichte. Welche Schriftstelle legte er dahin aus? „Die Wölbungen deiner Hüften sind wie Kleinodien" HL 7,2. Wie die Hüfte im verborgenen ist, so sollen auch die Worte der Tora im verborgenen sein. (Hier folgt ein Bericht, daß R. Chijja, um 200, an diese Ver ordnung sich nicht kehrte u. auf 30 Tage in den Bann getan wurde. Zum Schluß wird die Frage aufgeworfen, wie R. Chijja HL 7,2 verstanden habe; die Antwort lautet:) Er verstand sie von den Almosen u. Liebeswerken (nämlich, daß diese im. verborgenen geschehen sollen, wie die Hüfte verborgen gehalten wird). || pSch q o, 4 9 , 2 : R. Chanina b. Papa (um 300) pflegte Almosen des Nachts zu verteilen. Einmal begegnete ihm der Herr der Geister (der Dämonen) u. sprach zu ihm: Hat uns nicht der Meister (ent weder Gott oder R. Chanina b. P.) gelehrt: „Verrücke die Grenze deines Nächsten nicht" Dt 19,14? (Der Tag gehört den Werken des Menschen, nicht die Nacht.) Er antwortete: Steht nicht so geschrieben: „Eine Gabe im verborgenen beschwichtigt den Zorn* Spr 21,14? Da bekam er Furcht vor ihm u. floh von ihm. — R. Jona (um 350) hat gesagt: Es heißt Ps 41,2 nicht: „Wohl dem, der dem Armen gibt", sondern: „Wohl dem, der mit dem Armen weislich handelt." Damit ist der gemeint, der bei den Al mosen weislich überlegt, wie er sie geben soll. Wie verfuhr R. Jona dabei? Wenn er einen Menschen aus guter Familie sah, der in seinem Vermögen heruntergekommen war, pflegte er zu ihm zu sagen: Mein Sohn, weil ich gehört habe, daß dir an einem andren Ort eine Erbschaft zugefallen ist, so nimm dies an, bis du. es zurückzahlen kannst. Hatte dieser es angenommen, dann sagte er zu ihm: Ein Geschenk soll es sein! (Diese Worte fehlen im Text u. sind aus den Parallelen ergänzt.) Parallelstellen: pPea 8 , 2 1 , 28; in LvR34 (130 ) nur die Erzählung über R. Jona. || Sota 4 : R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Selbst wenn einer Almosen im verborgenen gegeben hat, wie es b
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Matth 6,3. 4 ( « 1 )
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heißt: .Eine Gabe im verborgenen beschwichtigt den Zorn* Spr 21,14, wird er doch nicht von dem Gericht des Gehinnoms straflos ausgehn (nämlich wenn er einer ver heirateten Frau beigewohnt hat). II Sukka 4 9 : R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Was bedeutet: .Angesagt hat er dir, o Mensch, was gut sei u. was Jahve von dir ver lange: vielmehr Recht üben u. sich der Liebe befleißigen u. still (so der Midr) wandeln mit deinem Gott* Micha 6 , 8 ? .Recht üben", damit ist die Rechtsprechung gemeint; .sich der Liebe befleißigen", bezieht sich auf die Liebeswerke; .still wandeln mit deinem Gott", bezieht sich auf das Hinausgeleiten eines Toten u. das Hineinführen einer Braut unter den Traubaldachin (einschließlich Besorgung der Aussteuer). Ist da nicht der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere berechtigt? Wenn bei Dingen, die man öffentlich zu tun pflegt, die Tora sagt: .Still wandeln", um wieviel mehr gilt dies dann bei Dingen, die man im verborgenen zu tun pflegt (wie zB beim Geben von Almosen)! || BB 1 0 : Welches Almosen errettet vom ungewöhnlichen Tode? Dasjenige, welches man gibt, ohne zu wissen, wem man es gibt; das man empfängt, ohne zu wissen, von wem man es empfängt. Ersteres schließt die Art u. Weise des Mar fUqba (I., um 220, IL, um 270) aus. Letzteres schließt die Art u. Weise des R. Abba (um 290) aus. Wie soll man es nun machen? Man lege in die Almosenbüchse. || Schab I 0 u. Beca 1 6 : R. Chama b. Chanina (um 260) hat gesagt: Wer seinem Nächsten eine Gabe gibt, braucht es ihn nicht wissen zu lassen, denn es heißt: .Mose wußte nicht, daß die Haut seines Angesichts glänzend geworden war, da er mit ihm redete" Ex 34,29. — Ferner s. K th 66 bei Joh 3,1 Nr. 1, d. b
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6 , 4 : D e i n V a t e r , d e r im V e r b o r g e n e n s i e h t , w i r d dir v e r g e l t e n . % D e i n V a t e r , 6 naxrjq aov. 1. In den Pseudepigraphen u. Apokryphen wird von Gott als dem „Vater" Israelsa u. der einzelnen Israelitenb verhältnismäßig selten geredet; am häufigsten noch findet sich der Vatername Gottes in An reden an Gott.c „Vater" als eigentliche Gottesbezeichnung, so daß dadurch der Gottesname umschrieben u. ersetzt wird, wie in Mt 6 , 4 u. sonst im NT, in den Pseudepigraphen wohl nur Einmal, d 3
a. Jubil 1, 24f.: Ihre (der Israeliten) Seele wird mir folgen u. meinem ganzen Ge bote, u. sie werden nach meinem Gebote tun, u. ich werde ihnen Vater sein u. sie werden mir Kinder sein. Und sie alle sollen Kinder des lebendigen Gottes heißen, u. alle Engel u. alle Geister werden wissen u. werden sie kennen, daß sie meine Kinder sind n. ich ihr Vater bin in Festigkeit u. Gerechtigkeit, u. daß ich sie liebe. || Das. 1,28: Gott wird dem Ange eines jeden erscheinen, u. ein jeder wird erkennen, daß ich der Gott Israels bin u. der Vater aller Kinder Jakobs u. der König auf dem Berge Zion in alle Ewigkeit. || 3 Makk 5 , 7 : (Die Juden) riefen insgesamt mit ununterbrochenem Geschrei unter Tränen den allmächtigen Herrn u. Gewalthaber über alle Macht, ihren barmherzigen Gottu. Vater an; vgl. auch 7,6. || Tob 13,4: Verkündet seine Herrlichkeit, erhebt ihn vor allem Lebenden, weil er unser Herr ist u. Gott, unser Vater in alle Ewigkeit. || Sap 11,10: Jene (die Israeliten) prüftest du, wie ein Vater ermahnend. b. Jubil 19, 29: (Abraham segnete Jakob:) Gott der Herr sei dir ein Vater, u. auch du sei ihm ein erstgeborener Sohn. || Sap 2, 16: (Die Gottlosen sagen von dem Frommen:) Als unecht gelten wir ihm, u. er hält sich fern vom Verkehr mit uns wie von Verunreinigungen. Er preist aber glücklich das Endlos der Gerechten u. nennt prahlerisch Gott seinen Vater. II Sir 51, 10: Ich will Jahve erheben: mein Vater bist du. (So nach dem hebr. Text.) 1 8 8
Die ganze Stelle s. im Exkurs: .Die altjttd. Privatwohltätigkeit" Nr.4, m. Hierzu s. K t h 6 7 im eben genannten Exkurs Nr. 3. Vgl. hierzu u. zum Folgenden Dalman, Worte Jesu, 1, 150 ff. e
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C. Sir 23, 1: 0 Herr, mein Vater u. Gebieter meines Lebens, . . . laß nicht zn, daß ich durch sie (die Zunge) zu Falle komme. || 23, 4 : 0 Herr, mein Vater u. Gott meines Lebens, uberlaß mich nicht dem Anschlage, den sie (die Gegner) gegen mich planen! (51, 1 aber lautet nach dem hebr. Text: ich will danken dem Gott meines Vaters.) || Sap 14, 3: Deine Fürsorge aber, o Vater, steuert es (das Schiff), weil du auch im Meer einen W e g u. auch in den Wogen einen sichern Pfad gegeben hast. || 3 Makk 6, 3: Sieh auf den Samen Abrahams, auf die Kinder des dir geheiligten Jakob, das Volk, das dein geheiligtes Erbteil ist u. nun fremd in fremdem Land ungerechter weise zugrunde geht, o Vater! | 6, 8: Jonas, der im Bauche des von der Meerestiefe genährten Seeungeheuers rettungslos dahinschwand, hast du, o Vater, allen den Seinigen unversehrt wiedergezeigt. d. Test Jud 24: Darauf wird euch aufgehn ein Stern aus Jakob in Frieden.. . . Und es werden sich über ihn die Himmel öffnen, auszugießen den Segen des Geistes vom heiligen Vater. — Nach der armenischen Übersetzung: Hierauf wird der Stern des Friedens aufgehn u. unter den Menschen ruhig wandeln; u. die Himmel werden sich auftun u. die Segnungen des heiligen Vaters herabströmen.
2. In der rabbin. Literatur liegt die Sache ähnlich, nur daß seit dem Ende des 1. nachchristl. Jahrh. der Vatername häufiger als Gottes bezeichnung verwendet wird u. zwar regelmäßig mit dem Zusatz: „Der im Himmel ist." Der Zusatz beugt Mißverständnissen vor; nur in Ge betsanreden fehlt er fast ganz, weil hier eine Verwechslung des himm lischen Vaters mit einem irdischen Vater auf seiten des Hörers so gut wie ausgeschlossen war; vgl. S. 394 Anm. 2. a. „Vater" als ein Gottesprädikat. Targ Onk Dt 32,6: Ist er nicht dein Vater u. bist du nicht sein? Er hat dich gemacht u. bereitet. || Targ Jerusch I Dt 32,6: Ist er nicht euer Vater, der euch erworben hat? Er hat euch geschaffen u. vollendet. —Vgl. Dt 28,32. || Tanch O-BDWO 9 7 : Gott sprach: „ Wie mußte ich dich durch die Söhne (von mir) trennen (in«vK)! u.ich hatte doch gesagt: .Mein Vater* solltet ihr mich nennen« (Jer 3,19, so der Midr)! R. Eifazar b. P dath (um 270) hat gesagt: Das Wort -rr'«* bedeutet „Trennung* (nach TanchB Beweisstelle: Gn 30, 40). Gott sprach: Ich u. ihr — so war es in meinen Gedanken aufgestiegen — wollten in der Welt sein, ich als Vater u. ihr als Kinder; wie aber habt ihr es bewirkt, zwischen mich u. euch die andren Völker ( = n-jas Jer 3, 19) zu bringen! — Parallelstelle TanchB onsEv« § 10 (43 ). II ExR 32 (93°): R. Jicchaq (um 300) eröffnete seinen Vor trag mit: „Wie will ich dich an Kindes Statt setzen!' usw. Jer 3, 19. Alle Wunder und Großtaten, die ich euch getan habe, habe ich nicht getan, daß ihr mir Lohn dafür geben, sondern daß ihr mich wie Kinder ehren solltet u. mich euren Vater nennen. . . . || ExR 46 (101 ) : „Und nun, Jahve, bist du unser Vater* Jes 64, 7. Gott sprach zu Israel: Jetzt bin ich euer Vater; wo ihr euch in Not seht, nennt ihr mich „unser Vater*. — Ähnlich daselbst 1 0 1 u. 101° mehrfach. || ExR 46 (101 ): (Gott sprach:) Obgleich alle das Werk meiner Hände sind, so will ich mich als Vater u. Bildner nur dem erweisen, der meinen Willen tut, s. Jes 43,7. || ExR 46 (101 ): „Und nun, Jahve, du bist unser Vater* Jes 64, 7. Gott sprach zu ihnen: Ihr verlaßt eure Väter, Abraham, Isaak u. Jakob, u. nennt mich Vater? Sie antworteten: Dich haben wir als Vater kennengelernt. Gleich einer Waise, die bei ihrem Vormund erzogen wurde. Dieser war ein guter u. treuer Mensch; er zog sie groß u. hütete sie, wie es sich gehörte. Als er sie verheiraten wollte, kam ein (Dokumenten-)Schreiber, um die Eheverschrei bung aufzusetzen. Dieser fragte sie: Wie ist dein Name? Sie sagte: So u. so. Er fragte: Wie ist der Name deines Vaters? Da fing sie an zu schweigen. Der Vormund sprach zu ihr: Warum schweigst du? Sie antwortete: Weil ich nur dich als Vater kenne; denn der Erzieher heißt Vater, nicht der Erzeuger. Eine solche Waise sind die Israeliten, s. KL 5, 3: „Wir sind Waisen geworden.* Ihr guter u. treuer Vormund b
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Matth 6,4 ( * 2 )
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ist Gott. So fingen die Israeliten an zu ihm «unser Vater" zu sagen, s. Jes 6 4 , 7 . Gott sprach zu ihnen: Eure Väter verlaßt ihr u. mich nennt ihr «unser Vater"? . . . Sie antworteten: Herr der Welt, der Erzieher ist ein Vater u. nicht der Erzeuger, s. Jes 63, 16. II Der Propheten-Targ verrät eine sichtliche Scheu, den Vaternamen mit Gott in Verbindung zu bringen: entweder u m s c h r e i b t er den Ausdruck «Vater* oder er verwendet ihn als B i l d zu e i n e m V e r g l e i c h . So Jes 63, 16: Du bist es, dessen Erbarmen Uber uns groß ist, wie das eines Vaters Uber Kinder. — Ebenso am Schluß des Verses u. Jes 64,7. Die Paraphrase von Jer 3, 4 lautet: Werdet ihr nicht von jetzt an vor mir beten: Mein Herr bist du, mein Erlöser von Ewigkeit? — Die gleiche Umschreibung mit *aia? auch Jer 3, 19. — Jer 31, 9 : Denn mein Wort ist Israel wie ein Vater geworden. Ebenso Mal 1,6: Wenn ich wie ein Vater bin, wo ehrt ihr mich? Midr HL 2, 16 ( 1 0 2 ) : «Mein Lieber ist mein, u. ich bin sein' HL 2, 16. Er ist mein Vater u. ich bin sein Kind. Er ist mein Vater, s. Jes 63, 16: «Denn du bist unser Vater', denn du bist für Israel zum Vater geworden. Und ich bin sein Kind, s. Ex 4,22: „Mein erstgeborener Sohn ist Israel', Kinder seid ihr Jahven. || NuR 17 Anfang: Wie vielerlei hat ein Vater an seinem Sohn zu tun? Unsere Lehrer haben gelehrt s. TQid 1, 11 (836): Fünferlei muß ein Vater seinem Sohne tun. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Israel. (Dann folgt die Ausführung: ein Vater muß seinen Sohn beschneiden, aus lösen, Tora lehren, ihm ein Weib nehmen u. ihn unterhalten. Das hat Gott auch Israel gegenüber getan, s. Jos 5, 2 ; 2 Sm 7, 23; Dt 11, 19 u. Jes 48, 17; Gn 1, 28; Ez 16, 9 u. 16, 19; Nu 21, 18 u. Jer 3, 19.) 1
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b. Der Vatername als Anrede an Gott. Sch°mone fEöre (paläst. Rezension) Bitte 4 : Verleihe uns, unser Vater, Erkenntnis von dir aus u. Einsicht u. Verstand aus deiner Tora. — Bitte 6 : Verzeihe uns, unser Vater, denn wir haben gesündigt gegen dich; nimm weg u. beseitige unsre Verfehlungen aus deinen Augen; denn dein Erbarmen ist groß. — (Babylon. Rezension) Bitte 5: Führe uns zurück, unser Vater, zu deiner Tora, laß uns nahen, unser König,.zu deinem Dienst, laß uns umkehren in vollkommener Buße vor dir. — Bitte 6: Verzeihe uns, unser Vater; denn wir haben gesündigt; vergib uns, unser König; denn wir haben ge fehlt; denn ein gütiger u. vergebender Gott bist du. || Tafan 25 : Einmal trat R. Elifezer (um 90, an einem Fasttag) vor die Lade u. sprach 24 Lobsprüche, aber er fand keine Erhörung. Nach ihm trat R. fAqiba (f um 135) vor u. sprach: Unser Vater, unser König, wir haben keinen König außer dir; unser Vater, unser König, um deinetwillen erbarme dich über uns! Sofort fiel Regen nieder. Als unsre Lehrer unwillig wurden (wegen der Kränkung, die für R. El. in der Erhörung f A.s lag) ging eine Bath-Qol (Himmelsstimme) aus, welche sprach: Nicht weil dieser größer ist als jener (ist fA. erhört worden), sondern weil dieser nachgiebig ist u. jener nicht. || Seder ElijR 28 (149): Einmal war R. Cadoq (um 70) in das (zerstörte) Heiligtum eingetreten. Er sprach: Mein Vater, der du bist im Himmel,* du hast deine Stadt zerstört u. deinen Tempel verbrannt, u. bleibst sorglos u. ruhig! Alsbald schlief R. Cadoq ein. Da sah er, wie Gott in Trauer dastand, u. die Engel des Dienstes trauerten hinter ihm. Er sprach: Hab Vertrauen Jerusalem! b
c. Der Vatername als Bezeichnung Gottes, als Ersatz für das Wort „Gott". Sota 9, 15: R. Elifezer, der Ältere (um 90) sagte: Seit dem Tage, da das Heilig tum zerstört ward, begannen die Gelehrten zu sein wie die Kinderlehrer, die K. wie ein Synagogendiener, ein S. wie das gesetzesunkundige Volk, u. dieses geht hin u. ver kommt u. niemand fragt danach. Auf wen sollen wir uns stützen? Auf unsren Vater, der im Himmel ist. || Midr Abba Gorjon (ed. Buber) 1 (1*): Abba Gorjon aus Sidon 1
Woher ist das Zitat bei Dalman, Worte Jesu 1,156 aus Targ Jerusch II Ex 1 5 , 2 : Dieser ist unser Vater isia« H W y » ? * Dieser Zusatz in einer Anrede an Gott ist selten. Zwei Beispiele s. bei Mt « , 9 8 Anfang.
Matth 6,4(91 2)
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(um 180?) hat fünferlei gesagt (nach Midr Esther im Namen Gamliöls II., um 90): Seitdem die Lügenrichter sich mehrten, mehrten sich die falschen Zeugen. Seitdem die Delatoren « ^ i e ^ r sich mehrten, mehrte sich das Vermögen der räuberischen Männer. Seitdem die frechen Personen sich mehrten, wurde die Ehre (Würde) der Menschenkinder hinweggenommen. Seitdem der Geringe zum Großen sagt: „Ich bin größer als du", werden die Jahre (die Lebensdauer) der Menschen verkürzt. Seitdem die geliebten Kinder ( = Israel) ihren Vater im Himmel erzürnten, setzte er einen gott losen König über sie. Und wer war das? Achaschverosch (Anspielung auf Domitian?) In der Parallelstelle Midr Esth 1, 1 fehlt der vorletzte Ausspruch. || SLv 20, 26: R. Eifazar b . fAzarja (um 100) hat gesagt: Woher, daß man nicht sagen soll: „Ich mag kein Schweinefleisch essen, ich mag keiner verbotenen Frau beiwohnen"; sondern: „Ich möchte es wohl; aber was soll ich tun, da es mein Vater, der im Himmel ist, alBO über mich beschlossen hat"? Die Schrift sagt lehrend: „leb habe euch von den Völkern abgesondert, daß ihr mir gehöret" Lv 20, 26. || Joma 8 , 9 : R. fAqiba lf um 135) hat gesagt: Heil euch, Israeliten, vor wem reinigt ihr euch, wer reinigt euch? Euer Vater, der im Himmel ist, s. Ez 36, 25: „Ich will über euch reines Wasser sprengen, daß ihr rein werdet"; ferner heißt es (Jer 17, 13): „Ein Bad für Israel ist Jahve" (der Midr liest rnjse statt nip»). Wie das Bad die Unreinen reinigt, so reinigt Gott Israel. || TSchab 13, 5 (129), ein Ausspruch des R. Jischmafel, f um 135, über die Christen, die Streit u. Zank zwischen den Israeliten u. deren Vater im Himmel er regen, s. S. 3 6 7 / . || SDt 11, 22 § 48 ( 8 4 ) : „Mein Sohn, wenn dein Herz weise wird, dann wird mein Herz sich freuen, auch ich" Spr 23, 15 (so der Midr). R. Schimfon b. Jochai (um 150) sagte: Da höre ich nur über seinen Vater auf Erden; woher auch über seinen V., der im Himmel ist? Die Schrift sagt lehrend: „Auch ich", um seinen V., der im Himmel ist, miteinzuschließen. || Aboth 5, 20: J huda b. Tema (Tannalt ungewisser Zeit) sagte: Sei kühn wie ein Leopard, leicht wie ein Adler, schnell wie ein Hirsch u. stark wie ein Löwe, den Willen deines Vaters, der im Himmel ist, zu tun. — Als Bar P s 112». || M kh Ex 20, 6 ( 7 5 ) : R. Nathan (um 160) sagte: „Die mich lieben u. meine Gebote halten" (Ex 20, 6), das sind die Israeliten, die im Lande Israel wohnen u. ihr Leben der Gebote wegen hingeben. Warum wirst du hinaus geführt, um getötet zu werden? Weil ich Söhne Israels beschnitten habe. Warum wirst du hinausgeführt, um verbrannt zu werden? Weil ich in der Tora gelesen habe. Warum wirst du hinausgeführt, um gekreuzigt zu werden? Weil ich ungesäuertes Brot gegessen habe. Warum wirst du mit der Geißel geschlagen? Weil ich den Feststrauß (am Laubhüttenfest) getragen habe; vgl.: „So bin ich geschlagen worden im Hause derer, die mich gelieht gemacht" Sach 13, 6 (so der Midr). Jene Wunden haben es mir bewirkt, daß ich von meinem Vater, der im Himmel ist, geliebt werde. — Die Stelle bezieht sich auf die Verfolgungsedikte Hadrians. In den Parallelstellen LvR 32 (129 ); Midr Ps 12 § 5 ( 5 4 ) R. N«chemja (um 150) als Autor. || RH 3, 8: „Sooft Mose seine Hand erhob, war Israel stark" Ex 17, 11. Haben denn Moses Hände den Kampf geführt oder entschieden? Vielmehr um dir zu sagen: Solange die Israeliten nach oben blickten u. ihr Herz ihrem Vater, der im Himmel ist, unter warfen, erwiesen sie sich stark; wenn aber nicht, so fielen sie. Ebenso heißt es: „Mache dir eine Brandschlange u. setze sie auf eine Stange; dann soll jeder, welcher gebissen ist u. sie sieht, leben" Nu 21, 8. Wie, hat denn die Schlange getötet oder lebendig gemacht? Vielmehr sooft die Israeliten nach oben blickten u. ihr Herz ihrem V., der im H. ist, unterwarfen, wurden sie geheilt; wenn aber nicht, so schwanden sie hin. || Qaddisch des Gottesdienstes: Es möge euer Gebet angenommen u. euer Wunsch samt dem Wunsch des gesamten Hauses Israel erfüllt werden vor unsrem V., der im H. ist. || Targ Jerusch I Lv 22, 28: (Mose sprach:) Mein Volk, ihr Kinder Israel, wie unser Vater ;:isit bannherzig ist im Himmel, so sollt ihr barmherzig auf Erden sein. (Nach der Paraphrase von Vers 27 ein Ausspruch nicht Gottes, sondern Moses.) || Sota9,15: R. Pin chas b. Jalr (um 200) sagte: Seitdem der Tempel zerstört ist, sind die Gelehrten u. freien Männer beschämt, sie verhüllen ihr Haupt, u. die b
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Männer der Tat (d. h. der werktätigen Liebe) verkommen; die Leute der Faust aber u. der Zunge sind mächtig, u. es ist keiner da, der danach forscht u. sich darum kümmert u. danach fragt. Auf wen sollen wir uns stützen? Auf unsren Vater im Himmel. || Targ Jerusch I Ex 1, 19: Sie bitten um Erbarmen vor ihrem Vater im Himmel. — Ähnlich Targ Jerusch II. || Targ Jerusch H Nu 21, 9: Er erhob seine Augen im Gebet zu seinem V. im H. || ExR 21 ( 8 3 ) : Sie erhoben ihre Augen zu ihrem V. im H. || Targ Esth 5, 14: Sie vertrauten auf ihren V . im H. || Das. 6, 1: Das Ge denken an Abraham, Isaak u. Jakob trat vor ihren V. im H. || Eil 9, 8: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) hat gesagt: (Wer Kleider aus Mischgewebe trägt,) weicht (von Gott) ab u. macht seinen V. im H. von sich abweichen. — Weitere Beispiele: B r a k h 3 2 ; pMafas 4, 5 0 , 11; bB rakh 3 5 . d
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6,4 99: c ßXänav iv xtji xovTtxip. GnR 85 ( 5 4 ) : „J huda Sah genau hin u. sagte: Sie (Thamar) ist gerecht Gn 38,26. Was heißt *JÖ»? R. Jirm^a (um 320) hat im Namen des R. Jicchaq (um 300) gesagt: Gott sprach: Ihr möget bezeugen, was offenbar ist, ich aber bezeuge, was im verborgenen "»nsa. ist — Das • : » » = .von mir aus" soll also besagen, daß das Ver halten der Thamar „von Gott aus gefügt sei; 8. bei Mt 1,3 S. 15 ff. d
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6 , 5 : U n d w a n n ihr b e t e t , so s e i d n i c h t w i e die H e u c h l e r ; d e n n s i e l i e b e n in d e n S y n a g o g e n u. an den S t r a ß e n e c k e n d a s t e h e n d zu b e t e n , um s i c h den M e n s c h e n zu z e i g e n . 6, 5 91: iv xalg awaymyatg xai iv xalg yoovCatg TCSV nXaxeiäiv. — Sir 50,17 ff. zeigt, daß die täglichen Tamidopfer schon lange vor Beginn
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der christl. Ära in Gegenwart einer feiernden u. betenden Gemeinde im Tempel dargebracht worden sind.a Nach der Mischna ging dem Morgen-Tamidopfer eine gottesdienstl. Feier voran, bei der in A n wesenheit des Volks außer mehreren Lobsprächen besonders die zehn Gebote u. die drei Sch*mat-Abschnitte rezitiert wurden, b Auch der Pharisäer u. Zöllner Lk 18 suchen den Tempel auf, um vor Gott zu beten. Außerhalb Jerusalems kamen als Gebetsstätten in erster Linie die Synagogen in Betracht ; c das besagt schon ihr Name 7VQoaev%r) bei Philo u. Josephus (vgl. auch Apg 1 6 , 1 3 . 1 6 ) . Dem Gebet, das in der Synagoge verrichtet wurde, zumal in Gemeinschaft mit der betenden Gemeinde, schrieb man eine besondere Kraft zu. d Da die Zeit für das Morgen- u. Mincha-(Nachmittags-)Gebet im großen u. ganzen observanzmäßig feststand, galt die Regel, daß man überall beten dürfe, wo man sich zur Zeit des Gebetes gerade befinde, im eigenen Haus oder auf der Landstraße oder auf dem Felde oder auf dem B e t t e Nur an einer Stätte der Unreinheit u. an einem Ort, der die Andacht erschwerte oder unmöglich machte, war das Beten verboten.' Aus M t 6 , 5 erfahren wir, daß gewisse Kreise gern ihr Gebet an öffentlichen Orten verrichteten, um von den Leuten als große u. eifrige Beter bewundert zu werden. 1
a. Sir 50,17 ff. (Hebr.): (Während die Priester nach Darbringung des Brandopfers in die Trompeten stießen) fiel alles Fleisch zumal eilends auf das Angesicht zur Erde nieder, um vor dem Höchsten anzubeten, vor dem Heiligen Israels,. . . u. alles Volk des Landes pries im Gebet vor dem Barmherzigen, bis der Hohepriester den Altardienst beendigt hatte... . Dann stieg er herab u. erhob seine Hände Ober die ganze Gemeinde Israel, u. der Segen Jahves war auf seinen Lippen, u. durch den Namen Jahves wurde er verherrlicht. Dann fiel alles Volk zum zweitenmal seinetwegen nieder. b. Tamid 5 , 1 : Der Beamte (der die Verlosung der einzelnen Kultusgeschäfte des Morgens im Tempel leitete) sprach zu den Priestern: Sprechet einen Lobspruch. Sie sprachen ihn. Dann rezitierten sie die 10 Worte (Gebote) u. die Abschnitte S c h l a f (Dt 6,4—9), V haja im schamöa? (Dt 11,18—21) u. VajjoJmer (Nu 15, 37—41). Dann sprachen sie mit dem Volk (das sich zum Morgen-Tamidopfer im Tempel eingefunden hatte) drei Lobsprüche, nämlich Emeth v^jaccib, ferner die den Dienst betreffende Formel (?Abodah) u. den Priestersegen. Am Sabbat fügte man noch einen Segensspruch der abtretenden Wochenabteilung (der Priester) hinzu. — Die Auslegung im einzelnen ist streitig. Unter dem zuerst erwähnten Lobspruch hat nach pBerakh 1,3 , 27 Sch muöl (t 254) verstanden die Benediktion über die Tora: „Gepriesen seist du Jahve unser Gott, König der Welt, der uns geheiligt hat durch seine Gebote u. uns befohlen hat, uns mit den Worten der Tora zu beschäftigen." — Nach b B r a k h l l läßt S c h ^ u ö l damit gemeint sein die Benediktion Ah ba rabba: „Mit großer Liebe hast du uns geliebt, Jahve unser Gott, mit großer u. übergroßer Schonung hast du über uns schonend gewaltet. Unser Vater, unser König, wegen unsrer Väter, die auf dich vertrauten u. die du die Satzungen des Lebens lehrtest, sei auch uns gnädig u. lehre uns. Unser Vater, barmherziger Vater, erbarme dich über uns u. gib in unser Herz, daß wir ein sehen u. verstehen, hören, lernen u. lehren, beobachten u. tun u. halten alle Worte der Belehrung deiner Tora in Liebe. Erleuchte unsre Augen durch deine Lehren u. laß e
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Betreffs der Gebetszeiten hat die Halakha ziemlich weiten Spielraum gelassen. Im allgemeinen wird man annehmen können, daß das Morgengebet gegen 9 Uhr vorm., das Minchagebet gegen 3 Uhr nachm. verrichtet worden ist (vgl. Apg 2,15 u. 3,1); das Abendgebet ist erst um 100 n. Chr. als Pflichtgebet eingeführt worden.
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unser Herz an deinen Geboten hangen u. unser Herz ungeteilt sein in Liebe u. Ehrfurcht vor deinem Namen, daß wir nimmer zuschanden werden in alle Ewigkeit; denn auf deinen großen u. furchtbaren heiligen Namen vertrauen wir. Wir wollen frohlocken u. fröhlich sein in deiner Hilfe; führe uns herbei in Frieden von den vier Säumen der Erde u. bringe uns in aufrechter Gestalt in unser Land, denn ein Gott, der Hilfe schafft, bist du; u. uns hast du erwählt aus allen Völkern u. Zungen u. uns nahegebracht deinem großen Namen, Sela (nach der Tradition = für ewig), in Wahrheit, daß wir dich be kennen u. dich als Einen verkündigen in Liebe. Gepriesen seist du, Jahve, der sein Volk Israel erwählt hat in Liebe!" — Dagegen vertritt R. Schimfon b. Laqisch (um 250) die Ansicht, daß unter jenem Lobspruch das Gebet Jocer jor zu verstehen sei, das nach Ausscheidung seiner jüngeren Bestandteile lautete: „Gepriesen seist du Jahve, unser Gott, König der Welt, der das Licht gebildet (jocer tor) u. die Finsternis geschaffen, der den Frieden bereitet u. das Weltall geschaffen hat, der der Erde leuchtet u. denen, die auf ihr wohnen, in Barmherzigkeit, n. der durch seine Güte täglich immerfort das Werk der Schöpfung erneuert. Gepriesen seist du, Jahve unser Gott, wegen des rühm lichen Werkes deiner Hände. Wegen der Träger des Lichts, die du gemacht hast, soll man dich verherrlichen, Sela. Gepriesen seist du, Jahve, Bildner der Lichter!" (Das Gebet ist ein Morgengebet, das den Gott preist, der an jedem Morgen seine Schöpfung erneuert.) — Die Benediktion Emeth v jaccib hatte folgenden Wortlaut: „Wahr u. gewiß u. fest u. bleibend u. richtig u. zuverlässig u. geliebt u. beliebt u. wert u. lieblich u. furcht bar u. herrlich u. recht u. angenehm u. gut u. schön ist dieses Wort (der Inhalt der drei Schema?-Abschnitte) über uns in alle Ewigkeit. Wahrheit ist der Gott der Ewigkeit, unser König, der Fels Jakobs, der Schild unsrer Hilfe. Geschlecht für Geschlecht bleibt er bestehn u. bleibt sein Name bestehn; sein Thron ist fest gegründet u. seine Königs herrschaft u. seine Treue währt ewiglich; seine Worte sind lebenskräftig u. bleiben bestehn, zuverlässig u. kostbar für immer u. in alle Ewigkeiten über unsren Vätern u. über uns, über unsren Söhnen u. über unsren Geschlechtern u. über allen Geschlechtern des Samens deines Knechtes Israel. Über den Früheren u. über den Späteren ein gutes Wort, das da bleibet immer u. ewiglich; Treue u. Wahrheit, eine Satzung, die nie ver geht. Wahrheit (ist es), daß du bist Jahve unser Gott u. Gott unsrer Väter, unser König, der König unsrer Väter, unser Erlöser, der Erlöser unsrer Väter, unser Bildner, der Fels unsrer Hilfe, unser Erlöser u. unser Erretter, von Ewigkeit ist das dein Name; es gibt keinen Gott außer dir." — Ganz unsicher ist dann wieder, was mit der „den Dienst betreffenden Formel" gemeint ist. Raschi bemerkt dazu B®rakh 1 l : Wegen des Dienstes, den sie verrichtet haben, sprachen sie (die Priester) einen Lobspruch. — Andre, unter ihnen auch Bertisoro, denken an den Lobspruch: „Es sei dir wohlgefällig, Jahve unser Gott, der Dienst deines Volkes Israel u. die Feueropfer Israels, u. ihr Gebet wollest du annehmen mit Wohlgefallen; gepriesen sei, der den Dienst seines Volkes Israel annimmt mit Wohlgefallen! — Der „Priestersegen* = Nu 6,24 ff. — Die sabbatliche Zusatzbenediktion hatte nach R. Chelbo (um 300) folgenden Wortlaut: (Die abtretende Dienstabteilung sagte zu der neu antretenden:) Der, welcher seinen Namen in diesem Hause wohnen läßt, der lasse unter euch wohnen Liebe u. Brüderlichkeit, Frieden u. Freundschaft, B«rakh 1 2 . e
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C. p B r a k h 4 , 8 , 31: R. Abba (b. Chijja, um 320), R. Chijja (b. Abba, um 280) haben im Namen des R. Jochanan (f 279) gesagt: Der Mensch soll an dem Ort beten, der für das Gebet bestimmt ist (d.h. in der Synagoge). Was ist der Schriftgrund? „An jedem Ort, wo ich ein Gedächtnis meines Nameus stiften werde, werde ich zu dir kommen u. dich segnen" Ex 20,24. „ W o du meines Namens gedenkst* heißt es nicht, sondern: „wo ich ein Gedächtnis meines Namens stiften werde.* R. Tanchum b. Chanilai (um 280) hat gesagt: Man muß sich einen bestimmten Ort in der Synagoge zum Gebet festsetzen. Welchen Schriftgruod gibt es dafür? Es heißt 2 Sm 15,32 nicht: David kam an den Gipfel, wo er (einmal) angebetet hat, sondern wo er (dauernd) an1
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So ist mit Bacher, pAmor. 8,627
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beten wollte. — R. Jochanans Ausspruch, aber ohne Schriftbeweis, auch pB rakh 5,8 , 59. || bB^akh 8*: R. Levi (um 300) hat gesagt: Wer eine Synagoge in seiner Stadt hat u. nicht dorthin geht, um zu beten, der wird ein schlechter Nachbar genannt, s. Jer 12,14: „So spricht Jahve über all die bösen Nachbarn, die das Eigentum antasten, das ich meinem Volk zu eigen gegeben habe." Und nicht bloß dies, sondern er verursacht sich u. seinen Kindern das Exil, wie es heißt daselbst: Siehe, ich reiße sie aus ihrem Boden u. das ganze Haus Juda will ich ausreißen aus ihrer Mitte. || pB rakh 5,8 , 61: R. Pine chas (um 360) hat im Namen des R. Hoschafja (um 225) gesagt: Wer in der Synagoge betet, ist wie einer, der eine reine Mincha darbringt, 8. Jes 66,20: Gleichwie die Kinder Israel das Speisopfer darbringen in reinem Gefäß zum Hause Jahves. R. Jirm ja (um 320, so nach Jalqut zu Jes 55,6) hat im Namen des R. Abbahu (um 300) gesagt: „Suchet Jahve, wo er zu finden ist* Jes 55,6. W o ist er zu finden? In den Synagogen u. Lehrhäusern. d. B rakh 6 : Abba Binjamin (ein Tannart ungewisser Zeit) hat gesagt: Das Gebet eines Menschen wird nur in der Synagoge erhört, s. 1 Kg 8, 28: „Daß du hörest auf den Gesang u. auf das Gebet", d. h. an dem Ort des Gesanges (so scheint ,rinna' hier gefaßt zu sein) soll auch das Gebet stattfinden. II B rakh 8 : R. Acha b. Chanina (um 300) hat gesagt: (Daß die Gebete in der Synagoge erhört werden) folgt aus: „Gott wird die vielen (die in der S. beten) nicht verachten" Hi 36, 5 (so der Midr); ferner heißt es: „Er erlöst in Frieden meine Seele vom Kriege wider mich; denn die Menge war um mich" Ps55,19 (die betende Gemeinde, in deren Mitte er selbst gebetet hat). Die Bar lautet ebenso: R. Nathan (um 160) hat gesagt: Woher, daß Gott das Gebet der vielen nicht verachtet? s. Hi 36,5 u. Ps 55,19. — Die Bar findet sich SNu 27,12 § 135 (51 ). || Midr EL 3, 8 (69 ) : R. Acha (um 320) hat gesagt: Mit wem läßt sich der ver gleichen, der mit der Gemeinde (in der Synagoge) betet? Mit Menseben, die dem König eine Krone machten. Da kam ein Armer u. gab seinen Teil dazu. Wie, wird der König etwa sagen: „Weil dies ein Armerist, nehme ich sie nicht an"? Sofort nimmt er sie an u. setzt sie auf sein Haupt. Ebenso wenn zehn Gerechte im Gebet stehen u. ein Gottloser steht unter ihnen, soll da Gott sagen: Weil dies ein Gottloser ist, nehme ich ihr Gebet nicht an? || DtR 2 (198 ): „leh richte mein Gebet zu dir, zur Zeit des Wohl gefallens* Ps 69,14. Weil David ein einzelner war (für sich allein betete), sagte er: „Zur Zeit des Wohlgefallens*; aber das Gebet der Gesamtheit (Gemeinde) kommt nie mals leer zurück. II B rakh 8 : Raba (f 352) befahl seinen Söhnen: Geht nicht hinter der Synagoge vorüber in der Zeit, da die Gemeinde (darin) betet. Das ist eine Stütze für R. J hoscbuaf b. Levi (um 250); denn dieser hat gesagt: Es ist dem Menschen ver boten, hinter der S. vorüberzugehn in der Stunde, da die Gemeinde betet. (Es gilt dies als Verachtung der S. u. als Verleugnung Gottes, Raschi zu B rakh 6 1 . ) || B°rakh 6 1 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Lieber hinter einem Löwen her als hinter einem Weibe; lieber hinter einem Weibe her als hinter einem Götzen; lieber hinter einem Götzen her als hinter einer Synagoge in der Stunde, da die Gemeinde (darin) betet! |l B rakh 6 : Rab Huna ( f 297) hat gesagt: Wer hinter der Synagoge betet, wird ein Frevler genannt, s.: „Ringsum ergehen sich die Frovler* Ps 12,9. e
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e. Midr Ps 4 § 9 ( 2 3 ) Bar: R. Elifezer b. Jafaqob (IL, um 150) hat gesagt: Gott spricht zu Israel: Ich habe es dir gesagt: Wenn du betest, so bete in der Synagoge deiner Stadt; wenn du in der S. nicht beten kannst, so bete auf deinem Felde; wenn du auf deinem Felde nicht beten kannst, so bete in deinem Hause; wenn du in deinem Hause nicht beten kannst, so bete auf deinem Bett; wenn du auf deinem Bett nicht beten kannst, so sinne in deinem Herzen, s.: „Sprechet in eurem Herzen auf eurem Lager u. schweiget! Sela* Ps 4, 5. — Dasselbe P siq I 5 8 , wo zu dem Autornamen R. Elifezer zu ergänzen ist „b. Jafaqob*. || pB rakh 6 , 8 , 58: R. Jochanan lf 279) hat ge sagt: Wer in seinem Hause betet, der umgibt es gleichsam mit einer Mauer von Eisen. B e t e n a u f S t r a ß e n und W e g e n . TB rakh 3, 20 (8): Steht jemand u. betet auf der Straße oder auf einem Platz, so tritt er an die Seite vor einem Esel oder Eseltreiber oder Topfbändler, ohne sein Gebet zu unterbrechen. Von R Chanina b. Dosa (um 70) hat man erzählt, daß er stand u. betete. Da biß ihn eine giftige Schlange; er e
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aber unterbrach sein Gebet nicht. Seine Schaler gingen u. fanden die Schlange tot vor der Öffnung ihres Lochs. Da sprachen sie: Wehe dem Menschen, den die Giftschlange beißt; wehe der Giftschlange, die den Ben Dosa beißt! — Dasselbe als Bar pB rakh 5 , 9 , 47; das Erlebnis des R. Chan. b. D . in andrer Fassung B rakh 3 3 . II B rakh 5 , 1 : Selbst wenn der König jemandem den Gruß entbietet, soll man ihm den Gruß (wahrend des Gebetes) nicht erwidern. Selbst wenn eine Schlange sich um die Ferse windet, soll man das Gebet nicht unterbrechen. — Hierzu bemerkt R. Acha (um 320): Das hat man von den Königen Israels gesagt; aber bei den Königen der Völker der Welt er widert man den Gruß (pB^akh 5, 9 , 24). — Eine Erzählung zu obiger Mischna in B^akh 32 b . bei Mt 5,22 S. 2 7 8 / . — Minder streng lauten die Bestimmungen Aber das Größen während der Schlaf-Rezitation. B^akh 2 , 1 : Bei den Absätzen (der S c h l a f Abschnitte) darf man (einander) grüßen aus Ehrerbietung u. den Gruß erwidern. Das sind Worte des R. Melr (um 150). R. J huda (um 150) sagte: In der Mitte (der Ab schnitte) grüßt man aus Furcht u. erwidert den Gruß aus Ehrerbietung; bei den Ab sätzen grüßt man aus Ehrerbietung u. erwidert den Gruß jedermann. — Dasselbe in breiterer Ausführung Berakh 13 b. — Diese Stellen setzen voraus, daß sich der Betende auf der Straße befindet oder an sonst einem Ort, an dem andre an ihm Vorübergehn können. || B°rakh 1 1 Bar: Die Schule Hillels sagte: Wenn man auf dem Wege geht, darf man das Sch maf rezitieren. || B rakh4, 5: Wer auf einem Esel reitet, der steigt (zum Gebet) ab; kann er nicht absteigen, so wendet er sein Angesicht (nach Jerusalem hin); kann er sein Angesicht nicht wenden, so richtet er sein Herz auf das Allerheiligste (des Tempels) hin. — Auch hier ist als selbstverständlich vorausgesetzt, daß das Gebet auf der Landstraße verrichtet werden darf. || B'rakh 3 Bar: R.Jose (um 150) hat er zählt: Einmal befand ich mich unterwegs u. trat in eine von den Ruinen Jerusalems, um zu beten. Es kam (der Prophet) Elias, gesegneten Angedenkens, u. wartete auf mich am Eingang, bis ich mein Gebet beendet hatte. Danach sprach er zu mir: Friede über dich, Rabbi! Ich antwortete: Friede über dich, mein Lehrer u. mein Herr! Er sprach: Mein Sohn, warum bist du in diese Ruine eingetreten? Ich antwortete: Um zu beten. Er sprach: Du hättest auf dem Wege beten sollen! Ich antwortete: Ich fürchtete, die des Weges Gehenden möchten mich unterbrechen. Er sprach: Du hättest ein kurzes Gebet beten sollen! In jener Stunde habe ich dreierlei von ihm gelernt: ich habe gelernt, daß man nicht in eine Ruine eintreten soll (der Lebensgefahr wegen); ferner daß man auf einem Wege beten darf, u. endlich, daß man auf einem Wege ein kurzes Gebet betet. II pB°rakh 4 , 8 ° , 33: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Ich habe ge sehen, wie R. Jannai dastand u. betete auf dem Markt von Sepphoris u. dann 4 Ellen weit ging u. vom Musaphgebet (etwas) betete. e
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/ . B rakh 3 , 5 : Wie weit muß man sich (bei der Sch maf-Rezitation) fernhalten von Schmutzwasser u. Unrat? Vier Ellen. — Hierzu B rakh 2 6 : Raba (t 352) hat gesagt, Rab S'chora (um 300) habe gesagt, Rab Huna (f 297) habe gesagt: Man hat das nur betreffs des Unrats gelehrt, der sich hinter einem befindet; aber betreffs des jenigen, der sich vor einem befindet, gilt, daß man ihn zu entfernen hat, soweit man ihn sehen kann. Ebenso ist es beim Gebet. || B^akh 2 5 Bar: Man soll das S c h l a f nicht rezitieren angesichts des Unrates von Menschen, Hunden, Schweinen, Hühnern u. angesichts des Unrates eines übelriechenden Dunghaufens. Wenn aber die Stelle (an der der Unrat liegt) 10 Handbreiten hoch oder tief ist, so wende man sich seitwärts u. rezitiere das S c h l a f ; wenn aber nicht, so entferne man sich so weit, daß man den Unrat nicht mehr sehen kann. Ebenso halte man es beim Gebet. II Ferner s. TB rakh 2,19 (5) = M g 27 b. - Über das Beten in öffentl. Badehäusern s. TB^akh 2, 20 (5) bei Mt 5,47 S. 3 8 5 / . || B'rakh 2 , 4 : Arbeiter dürfen das Sch maf auf einem Baum oder auf einer Bauschicht lesen, was sie aber beim Gebet nicht tun dürfen (um nicht die An dacht zu verlieren). || TB rakh 2 , 8 (4): Arbeiter dürfen das Sch°maf auf einem Baum lesen; beten dürfen sie auf einem Oliven- oder Feigenbaum; bei allen übrigen Bäumen müssen sie herabsteigen u. beten. Der Besitzer steigt in jedem Fall herab, um zu beten. — Dasselbe als Bar B'rakh 16* u. pB°rakh 2, 5 , 47; an letzterer Stelle mit dem e
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Zusatz, daß nach R. Abba (um 290) u. R. Simon (um 280) das Herabsteigen von Olivenu. Feigenbäumen „wegen der großen Mähe* nicht gefordert werde. || TB rakh 2, 7 (4): Ein Lastträger darf das Sch'maf rezitieren, auch wenn die Last auf seiner Schulter liegt. Aber während er (die Last) ablädt oder auflädt, soll er es nicht rezitieren, weil sein Herz nicht zur Andacht gestimmt ist. Aber weder so noch so darf er beten, bis er abgeladen hat. Dasselbe als Bar pB rakh 2 , 5 , 51. 1
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6, 5 39: iv xcag ywviaig xoov nXaxeuav. Zum Ausdruck vgl. die Verbindung ri:?Ff rx$r* =
Eckensitzer, zur Bezeichnung von Leuten, die
als Müßiggänger oder als Hausierer an den Straßenecken umherstehn. e
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B rakh 2 8 : (Beim Hinausgehn aus dem Lehrhaus pflegte R. N chonja b. Ha-qana [um 70] zu beten:) Ich danke dir, Jahve mein Gott, daß du mir mein Teil bei denen gegeben hast, die im Lehrhaus sitzen, u. daß du mir mein Teil nicht bei den Eckensitzern gegeben h a s t . . . . — Die Parallelstelle pB rakh 4 , 7 , 31 liest dafür: Daß du mir mein Teil nicht bei denen gegeben hast, die in den Theatern u. Zirkussen sitzen. || BQ 8 2 : Zehn Verordnungen erließ Esra: daß man am Sabbatnachmittag (in den Synagogen) aus der Schrift vorlesen solle . . . wegen der Eckensitzer (damit die Straßenhändler, die an den Wochentagen die Synagoge nicht besuchen, wenigstens am Sabbat Gelegenheit hätten, das Schriftwort zu hören. Hier boren wir von der Veranlassung, die ursprünglich einmal zur Einrichtung der Sabbat-Nachmittagsgottesdienste geführt hat). d
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6,5 (£: iat&xeg nooaevxeaüca.
Für gewöhnlich hat man beim Gebet
gestanden; daher die immer wiederkehrende Wendung: bauna* w aram.
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rnn,
er stand oder er trat hin, um zu beten, s. zB b
TB"rakh 3,20 (8) oben S. 399 y; pRH 2 , 5 8 , 7 oben S. 6 « . Dabei sollten die Füße des Beters gerade gerichtet sein.» Es fehlt jedoch nicht an Beweisen, daß das Gebet auch im Gehen, Sitzen u. Liegen
verrichtet
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worden ist,b besonders wenn man das Rezitieren des Sch ma* mit zum Beten rechnet.c a. B rakh 1 0 : R. Jose b. Chanina (um 270) hat im Namen des R. Elifezer b. Jafaqob (IL, um 150) gesagt: Der Betende muß seine Füße gerade richten; denn es heißt: „Ihre (der Chajjoth unter dem göttlichen Thronwagen) Füße (Beine) waren geraden Schenkels" Ez 1 7. || Zum Stehen während des Gebetes sei hier nur noch auf einige Targumstellen verwiesen. Targ Onk gibt die Worte Gn 19,27: „ W o er vor Jahve gestanden hatte* wieder mit: „Es machte sich Abraham früh auf nach dem Ort, wo er vor Jahve im Gebet den Dienst verrichtet hatte.* — Das Stehen beim Gebet galt hiernach als so selbstverständlich, daß das absolute „Stehen vor Jahve* ohne weiteres umgedeutet wird in ein Beten zu Jahve. || Targ Jerusch 1 Nu 10, 35: Mose stand im Gebet bittend u. um Erbarmen flehend vor Jahve r p ya v<sn- - r a i -bss iVsa -ttp n-rs. Dasselbe Vers 36. || Targ Esth 4 , 1 : Der Herr der Welt sandte den Hohenpriester Elias (gemeint ist der im Himmel weilende Prophet Elias), um dem Mardokhai mitzuteilen, daß er hintreten sollte u. beten -bs-i cip-i vor dem Herrn der Welt wegen seines Volkes. || öfters findet sich der exegetische Kanon: „Stehen* n n - p ; bedeutet „Beten* n p e r . Diese Regel hatte man aus Ps 106, 30 hergeleitet, wo die Anfangsworte gedeutet wurden = „Pin chas stand u. betete*; s. zB B rakh 26b . B rakh 4 , 7 , 58. b. B rakh 3 0 : Wie betet man (das Reisegebet)? Rab Chisda ( t 309) hat gesagt: Im Stehen. Räb Schescheth (um 260) hat gesagt: Auch im Gehen Was ist für ein Unterschied zwischen dem Habincnugebet (Auszug aus dem Sch'mone f Esre) u. einem (sog.) kurzen Gebet? . . . Das Habinenugebet muß man im Stehen beten, während man ein kurzes Gebet im Stehen u. im Gehen beten darf. || B rakh 3 0 : Rab Aschi ( f 427) betete in der Gemeinde für sich allein im Sitzen; wenn er aber (aus der Synagoge) nach Hause kam, betete er noch einmal im Stehen. I| Man darf auf dem Esel sitzend beten, s. B°rakh 4 , 5 , oben S. 400; ferner anf dem Bett sitzend oder liegend, s. Midr e
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Straekn.Billerbeek.MTI.
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Matth 6,5 (6). 6,6 (Nr. 1.2)
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Ps 4 § 9, oben S. 3 9 9 / . || TB°rakh 3 , 5 (6): R. J hnda b. Elfai (um 150) hat gesagt: Wenn R. fAqiba (f um 135) mit der Gemeinde betete, dann machte er es kurz der Gesamtheit (Gemeinde) wegen; wenn er aber für sich allein betete, so konnte man ihn auf dieser Seite (des Zimmers) verlassen, u. wenn man wiederkam, fand man ihn auf der andren Seite wegen der Kniebeugungen u. des mehrfachen (nach B rakh 34 •> mit dem Ausstrecken der Hände u. Fttfie verbundenen) Niederfallens. (Gebetsexerzitien, die den Betenden in Ekstase versetzen sollen.) C. B rakh 1,3: Die Schule Schammais sagte: Am Abend soll sich der Mensch hinstrecken u. das Sch maf rezitieren, am Morgen aber soll er dabei stehen; denn es heißt: „Bei deinem Liegen u. bei deinem Aufstehn" Dt 6, 7. Die Schule Hillels sagte: Jeder darf nach seiner Weise rezitieren: denn es heißt (daselbst): „Und bei deinem Gehen auf dem Wege." Wenn dem so ist, warum wird gesagt: „Bei deinem Liegen u. bei deinem Aufstehn*? Das will besagen: zu der Zeit, da die Menschen sich nieder zulegen u. aufzustehn pflegen. R. Tarphon (um 100) hat erzählt: Einmal befand ich mich unterwegs u. streckte mich nieder, um das Sch maf gemäß den Worten der Schule Schammais zu lesen, u. ich brachte mich selbst damit in Gefahr vor den Räubern. Man sagte zu ihm: Du hättest es Verdient, dir selber Strafe zuzuziehen, weil du die Worte der Schule Hillels abertreten hast — Vgl. die Erzählung aber R. Jischmafel (tum 135) u.R. Elf azarb. fAzarja (um l00)inTB rakh 1,4(1); SDt 6,7 § 3 4 (74 b); pB rakh 1,3b, 40; bB rakh l l . || B rakh 11» Bar: Die Schule Hillels sagte: Wenn man steht, darf man das Sch maf rezitieren, ebenso wenn man sitzt, wenn man hingestreckt liegt, wenn man auf dem Wege geht, wenn man bei seiner Arbeit beschäftigt ist. Ferner s. B rakh 11» unten; 1 3 . e
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6 , 6 : Du a b e r , w e n n du b e t e s t , g e h in dein K ä m m e r l e i n u. d e i n e T ü r s c h l i e ß e n d b e t e zu d e i n e m V a t e r , d e r im V e r b o r g e n e n i s t , u. dein V a t e r , d e r im V e r b o r g e n e n s i e h t , w i r d dir v e r g e l t e n . b
1. elg T O tttfisiov aov. — Rabbinisch etwa D ^ - H M "mru, zB Schab 6 4 : Rab J°huda ( f 299) hat gesagt, Rab ( f 247) habe gesagt: Überall wo die Gelehrten etwas des bösen Scheines halber verboten haben, da ist das Betreffende auch im geheimsten Kämmerlein verboten. — Dasselbe Schab 146 ; Beca 9"; ?AZ 12». || Test Jos 3 sagt Joseph in bezug auf seine Versuchungen durch Potiphars Weib: ich ging in die Kammer dg *ö xaputov u. betete zum Herrn u. fastete in jenen sieben Jahren. b
2. 6 naxr]Q aov 6 ßXtnoav iv xrp xovnxy anodwasi aoi. — Vgl. die Zitate bei Mt 6,4. — Tanch sox-, 7 0 : R. Binjamin b. Levi (um 325) hat gesagt: Gott spricht: Wenn ein Mensch im Winkel seines Hauses rvin ima sitzt u. sich mit der Tora beschäftigt, so mache ich ihn offenbar vor den Menschen; noch viel mehr aber mache ich ihn vor den Menschen bekannt, wenn er sich verbirgt, um den Götzen zu dienen oder eine Sünde zu begehn, vgl.: „Kann sich ein Mensch in Verstecken verbergen, daß ich ihn nicht sehen sollte? Erfülle ich nicht den Himmel u. die Erde?« Jer 23, 24. Was heißt das? R. Chama b. Chanioa (um 260) hat gesagt: Ich erfülle mit einem solchen Menschen (der im verborgenen Tora studiert) die obere u. die untere Welt u. lasse die Menschen sein Lob sehen. — Mit andrem Text am Ende TanchB toxi § 8 (13») u. ExR 8 (73 ). b
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Matth 6, 7
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6 , 7 : W e n n ihr b e t e t , s o l l t i h r n i c h t p l a p p e r n w i e die H e i d e n ; d e n n sie m e i n e n , d a ß sie b e i i h r e n v i e l e n W o r t e n w e r d e n erhört werden, o n iv xfi noXvXoyi'a avtmv Hffaxovafrrjaovrai.
— Über die Frage, ob
langes oder ob kurzes Beten den Vorzug verdiene, hat man verschieden geurteilt. Vom Hohenpriester forderte man allgemein, daß er am Versöhnungstage nur ein kurzes Gebet im Tempel verrichte, damit das draußen wartende Volk sich seinetwegen nicht ängstige, a Von Mose dichtete man, daß er wegen seines langen Gebetes am Schilfmeer von Gott getadelt worden sei. Am freiesten hat R. Elifezer (um 90) ge urteilt, der sowohl dem langen wie dem kurzen Gebet je nach den obwaltenden Umständen Berechtigung zuerkannte, c R. fAqiba ( f um 135) pflegte das Gebet inmitten der Gemeinde abzukürzen, dagegen es lang auszudehnen, wenn er für sich allein betete, d Andre befolgten die umgekehrte Praxis, e R. Melr (um 150) forderte einerseits, daß das Gebet kurz sei; andrerseits betonte er mit Hinweis auf 1 Sm 1,12, daß langes Verweilen im Gebete Erhörung bringe.f Von den späteren Ge lehrten darf man zu den Freunden kürzeren Betens rechnen R. Chijja b. Abba (um 280)8* u. Raba ( f 352),h vielleicht auch R. Z«ira (um 300) h u. R. Jochanan ( f 279). 1 Denkt man aber an das entschiedene Lob, das den früheren Frommen für ihr stundenlanges Verweilen im Gebet ge spendet worden ist,k erwägt man weiter den Lohn, der an vielen Stellen dem langen Beten in Aussicht gestellt wird,l so wird man schließlich doch nicht zweifeln, daß dem langen Beten im großen u. ganzen der Vorzug eingeräumt worden ist. D
a. Joma 5 , 1 : (Nachdem der Hohepriester am Versöhnungstage das Räucherwerk im Allerheiligsten dargebracht hatte) ging er zurück, wie er eingetreten war, u. betete ein kurzes Gebet im äußern Tempel (d. h. im Heiligen). Er verweilte nicht lange in seinem Gebet, um Israel nicht zu ängstigen (daß ihm etwa im Allerheiligsten etwas Schlimmes begegnet sein möchte). II Joma 53b Bar: Einmal machte es ein Hoherpriester lange mit seinem Beten; da beschlossen seine Brüder, die Priester, ihm nachzugebn. Als sie eben anfingen, einzutreten, kam er heraus; sie sprachen zu ihm: Warum hast du es so lange gemacht mit deinem Beten? Er antwortete: Ist das etwas Schlimmes in euren Augen, daß ich für euch u. für das Heiligtum gebetet habe, daß es nicht zerstört werde? Sie entgegneten: Gewöhne dich nicht daran, also zu tun; denn siebe, wir haben gelernt: Er soll nicht lange in seinem Gebet verweilen, um Israel nicht zu ängstigen. b. Sofa 3 7 ' : In jener Stunde (von E z 14,15) verweilte Mose lange im Gebet. Da sprach Gott zu ihm: Meine Geliebten versinken im Meer, u. du machst es so lang mit dem Gebet vor mir] Mose antwortete: Herr der Welt, was kann ich tun? Gott sprach: Sage zu den Kindern Israel, daß sie aufbrechen usw. Ex 14,15ff. — Urheber dieser Dichtung ist nach M kh Ex 14,15 (35') R. Elifezer (um 90). Dieser hat gesagt: Gott sprach zu Mose: Mose, meine Kinder sind in Bedrängnis hingegeben, das Meer ist eine Sperre, der Feind setzt nach, u. du stehst u. machst es lang mit dem Gebet! Was schreist du zu mir? Ex 14,15. Denn Gott hatte zu Mose gesagt: Mose, es gibt eine Zeit, da man es (das Gebet) lang macht, u. es gibt eine Zeit, da man es kurz macht, s. Nu 12,13 u. Dt 9,25; s. hierzu das folgende Zitat C. M kh Ex 15,25 (53"): Einmal trat ein Schüler in Gegenwart des R. Elifezer vor das Vorbeterpult u. kürzte an seinen Benediktionen (Lobsprüchen). Da sprachen seine 26* e
Matth 6,7
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Schaler za ihm: Rabbi, hast da ihn gesehen, wie er seine Benediktionen gekürzt hat? Und sie verspotteten ihn n. sagten: Das ist ein kürzender Gelehrtenschüler. R. Elifezer sprach zu ihnen: Dieser hat nicht mehr gekützt als Mose, wie es heißt: „Gott, ach, heile sie doch!" Nu 12,13. Ein andermal trat ein Schüler in Gegenwart des R.Elifezer vor das Vorbeterpult u. dehnte seine Benediktionen aus. Da sprachen seine Schüler zu ihm: Rabbi, hast du diesen gesehen, wie er seine Benediktionen gedehnt hat? Und sie sagten von ihm: Das ist ein Debner! R. Elifezer sprach zu ihnen: Dieser hat nicht mehr gedehnt als Mose, wie es heißt (Dt 9,25f.): „Da warf ich mich 40 Tage u. 40 Nächte vor Jahve hin . . . u. betete zu Jahve." Denn R. Elifezer pflegte zu sagen: Es gibt eine Zeit zum Kürzen u. es gibt eine Zeit zum Dehnen. — Parallelstellen: SNu 12,13 § 105 (28b); B rakb 34»; vgl. auch M kh 14,15 in Anm. b. d. Siehe TB rakh 3,5 (6) oben S. 402«. e. pB rakh4,7b,62: R. Levi (um 300) hat gesagt: Es heißt: „Ob ihr auch des Gebetes viel macht, so will ich es nicht hören" Jes 1,15. Hieraus folgt, daß jeder, der es lang macht mit dem Beten, erhört wird (denn Jes 1,15 ist nur ein Ausnahme fall). Da ist wohl die Erklärung des R. Levi (mit der eines andren Autors) verwechselt worden?! Dort hat nämlich R. Abba b. Pappai (um 350) u. R. J hoscbuaf von Sikhnin (um 330) im Namen des R. Levi gesagt: „Bei jedem Abmühen kommt ein Gewinn heraus, aber das Wort der Lippen führt nur zu Verlust* Spr 14,23. Weil Hanna es lang gemacht hat mit dem Beten, hat sie die Jahre Sarauels verkürzt; denn sie sagte: „Er soll dort bleiben für immer obiy iy 1 Sm 1,22. Und beträgt dieses für „immer" bei einem Leviten nicht bloß 50 Jahre? Denn es heißt: „Vom Fünfzigjährigen an soll er vom Heerdienst der Arbeit zurücktreten u. nicht mehr dienen" Nu 8,25. Aber er ist doch 52 Jahre alt geworden! R. Jose b. Bun (um 350) hat gesagt: Das sind die beiden Jahre bis zu seiner Entwöhnung. Und hier sollte R. Levi nun so sagen? (d. h. nach dem er in der letzteren Stelle Verkürzung des Lebens als die Folge langen Betens hingestellt hat, sollte er in der ersten Stelle die Gebetserhörung als Lohn des langen Betens preisen? Da liegt also wohl eine Autorenverwechslung vor! Nun folgt die Hebung des Widerspruchs:) Wenn er es gesagt bat, so bat er es in dem einen Fall von dem einzelnen u. im andren Fall von der Gemeinde (Gesamtheit) gesagt (d. h. langes Beten schadet dem einzelnen Beter u. frommt der betenden Gemeinde). — Dasselbe pTafan 4,67«, 11; in Midr Sm 2 § 9 (25b) u. 3 § 3 (26 *>) nur der auf Hanna bezügliche Satz. / . B°rakh 61»: Rab Huna ( f 297) hat gesagt, Rab ( f 247) habe im Namen des R. Melr gesagt: Immer seien der Worte des Menschen vor Gott wenig, vgl.: „Sei nicht schnell mit deinem Munde u. eile nicht, ein Wort vor Gott auszusprechen; denn Gott ist im Himmel u. da auf Erden; darum seien deine Worte wenige* Qoh 5,1. II pB'rakh 4, 7°, 1: R. Chijja (um 280) hat im Namen des R. Jochanan (t 279) gesagt, u. dieser hat gesagt, R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) habe im Namen des R. Melr gesagt: Es heißt: „Und es geschah, da sie (Hanna) so lang machte mit Beten vor Jahve* 1 Sm l, 12. Hieraus folgt, daß jeder, der es lang macht mit dem Beten, erhört wird. — Dasselbe pTafan 4,67 , 17. g. Siehe pRH 2,58 b, 7 oben S. 6 « . h. Schab 10»: Raba
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Daß Samuel 52 Jahre alt geworden, ist rabbinische Annahme, vgl. Seder sOlam B. 18.
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geduldig wartet?), der bekommt Herzschmerzen, vgl.: «Lang hingezogenes Harren macht das Herz krank" Spr 13,12. Und was ist sein Heilmittel? Er beschäftige sich mit der Tora; 8. das.: „Ein Lebensbaum ist ein erfüllter Wunsch." Unter Lebensbaum aber ist nichts andres zu verstehen als die Tora, 8. Spr 3,18: „Ein Lebensbaum ist sie (Weisheit = Tora) denen, die sie ergreifen. — Dasselbe B r a k h 5 4 . — Daneben gibt es aber auch ein andres, oft zitiertes Wort des R. Jochanan, welches lautet: 0 , daß der Mensch doch den ganzen Tag hindurch beten möchte! Weshalb? Weil das Gebet keinen Schaden bringt; s. pB rakh 1,2a, 37; 3b, 13; 4,8*, 66; bB rakh 2 1 u.ö. fc. pB rakhö, 8 , 52: Die früheren Frommen pflegten eine Stunde zu warten (in Gebetsandacht), dann beteten sie u. warteten wiederum eine Stunde nach ihrem Gebet. Wann haben sie sich denn mit der Tora beschäftigt u. wann mit ihrer Arbeit (in ihrem irdischen Beruf)? R. Jicchaq b . Eifazar (I.? um 280; IL? um 340) hat gesagt: Weil sie fromm waren, ruhte der Segen auf ihrer Beschäftigung mit der Tora u. auf ihrer Arbeit (so daß sie nur kurze Zeit darauf zu verwenden brauchten). — B rakh 32 b; Die früheren Frommen pflegten eine Stunde zu warten. Woher das? R. J hoscbuaf b . Levi (um 250) hat gesagt: Es heißt: „Wohl denen, die in deinem Hause sitzen (sich auf das Gebet vorbereitend), noch wollen sie dich preisen" (nach jenem Vorbereitungswarten; so der Midr) Ps 84,5. Ferner hat R. J hoschuaf b. Levi gesagt: Der Betende muß eine Stunde nach seinem Gebet warten (ehe er die Gebetsstätte verläßt); denn es heißt: Ja die Gerechten danken deinem Namen (u. wenn sie dankend gebetet haben), sitzen die Rechtschaffenen (noch eine Zeitlang) vor deinem Angesicht (so der Midr) Ps 140,14. Die Bar lautet ebenso: Der Betende muß eine Stunde vor seinem Gebet (s. Ps84,5) u. eine Stunde nach seinem Gebet (8. Ps 140,14) warten. Die Lehrer haben gelehrt: Die früheren Frommen warteten (vor dem Gebet) eine Stunde; dann beteten sie eine Stunde u. walteten (hinterher) abermals eine Stundet Aber wenn sie neun Stunden an einem Tage im Gebet verharrten (bei dreimaligem Beten zu je drei Stunden), wie blieb denn da ihr Erlerntes bewahrt u. wie wurde ihre Arbeit verrichtet? Allein, weil sie fromm waren, blieb ihr Erlerntes bewahrt u. wurde ihre Arbeit gesegnet. e
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/ . B r a k h 3 2 : R. Chanina (um 225) hat gesagt: Wer lange in seinem Gebet ver weilt, dessen Gebet kehrt nicht leer zurück. Wober das? Von unsrem Lehrer Mose, 8. Dt 9,18: „Ich warf mich vor Jahve hin 40 Tage u. 40 Nächte lang", u. hinterher heißt es Vers 19: „Da hörte Jahve auf mich." || B rakh 5 4 : Rab J huda (f 299) hat gesagt: Dreierlei verlängert die Tage u. Jahre eines Menschen: wenn man lange ver weilt in seinem Gebet, an seinem Tisch u. auf dem Abort; aber lange in seinem Ge bet verweilen ist das Vortrefflichste. || Joma 29*: R. Binjamin b. Jepheth (gegen 300) hat gesagt, R. Eifazar (um 270) habe gesagt: Warum werden die Gebete der Gerechten mit einer Hinde (s. Ps22,1) verglichen? Um dir zu sagen: Wie bei einer Hinde, so lange sie wächst, ihre Hörner sich spalten (verzweigen), so wird auch das Gebet der Gerechten, so oft sie es lang machen mit dem Beten, erhört. || Daß langes Beten Er hörung findet, besagt auch pB'rakh 4,7 , 1 (Anm./') u. 4,7«, 62 (Anm.«). || Tafan 7 : R. Ammi (um 300) hat gesagt: Die Regengüsse werden nur wegen der Sünde des Raubes zurück gehalten, 8.: „Wegen der.Schuld der Hände verbirgt er ->itc" Hi36,32 (so der Midr). „Schuld der Hände" bedeutet Raub, s. Jona 3,8, u. bedeutet Regen, s. Hi37,11. Was für eine Hilfe gibt es dagegen? Man mache das Beten lang, s.: „Er entbietet ihn (Regen = • " « ) auf Grund des Angehenden" Hi36,32 (so der Midr); dieses „An gehen" bedeutet nichts andres als das Gebet, s. Jer 7,16. b
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Einen Beleg für die noXvXoyla bietet der Eingang der Benediktion Emeth vjaccib, s. oben S. 398, ferner das Qaddisch des Gottesdienstes in den Worten: Gepriesen, gelobt u. verherrlicht u. erhoben u. erhöht u. geehrt u. gerühmt u. gefeiert (wörtlich: erhoben) werde der Name des Heiligen, gepriesen sei er! — Gegen die noXvXoyla richtet sich B°rakh 3 3 : Einer ging vor B. Chanina (um 225) vor das Vorbeterpult; b
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er sprach: Gott, Großer, Held, Furchtbarer, Herrlicher, Starker, Gefürchteter, Mächtiger, Gewaltiger, Wirklicher u. Verehrungswürdiger! Er wartete auf ihn, bis er endigte. Als er geendigt hatte, sprach er zu ihm: Hast du alle Lobeserhebungen deines Herrn beendigt? Wozu sollen mir diese alle? W i r haben jene drei, die wir gesagt haben (näm lich: großer, starker u. furchtbarer Gott). Wenn sie nicht unser Lehrer Mose in der Tora (s. Dt 10,17) gesagt hätte, u. wenn nicht die Männer der Großen Synagoge gekommen wären u. sie im Gebet festgesetzt hätten (s. Neh 9,32), so würden wir sie nicht haben sagen können, u. du sagst immer diese alle? Gleich einem König von Fleisch u. Blut, der tausendmaltausend Golddenare besaß u. man pries ihn wegen eines Silberdenars; war das nicht eine Schande für ihn? Über Gebetserhörung s. bei Mt7,7.
6, 9 f.: S o nun s o l l t ihr b e t e n : V a t e r u n s e r , d e r du b i s t im H i m m e l , g e h e i l i g t w e r d e dein N a m e , dein R e i c h k o m m e , dein W i l l e g e s c h e h e a u c h a u f E r d e n w i e im H i m m e l . 6,9
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1. Das offizielle Gebet der alten Synagoge, das Gebet räet-i schlecht hin, war das Sch mone *Esre, „das Achtzehngebet*, so genannt, weil es 1 8 Benediktionen unter sich befaßte. Nach einer beiläufigen Notiz in SDt 33, 2 soll es von den „früheren Gelehrten" verordnet worden sein.a Andre Berichte führen es auf die „Männer der Großen Synagoge* zurück, d. h. auf die angeblich aus 120 Mitgliedern zus.gesetzte Körper schaft, die von der Zeit Esras bis hin auf Schimon den Gerechten (I. um 300 v. Chr.) das jüdische Gemeinwesen geleitet habe.b Später sei das Gebet (richtiger die Reihenfolge der einzelnen Benediktionen) in Vergessenheit geraten, bis es Rabban Gamliel H. (um 90) aufs neue durch den Flachshändler Schimon ordnen ließ.c Derselbe Gamliel habe dann endlich auch die Verwünschung der Häretiker, die Birkath haminim, deren Wortlaut von Sch muel dem Kleinen herrühre, als 12. Bene diktion in das Gebet einfügen lassen.d Sieht man von diesen jüdischen Traditionen ganz ab, so darf fol gendes als sicher gelten. Die 16. u. die 17. Benediktion (wir legen hier überall die Zählung der palästin. Rezension zugrunde) haben bereits im Tempelgottesdienst Verwendung gefunden;« in der Tat enthält die 16. Bitte keinen Hinweis auf das Aufhören des Kultus. Beide Bene diktionen sind mithin v o r dem Jahre 70 n. Chr. bekannt u. in Gebrauch gewesen. — Die drei ersten u. die drei letzten Benediktionen spielen bereits in den Kontroversen der Schulen Schammais u. Hillels eine gewisse Rolle;* sie sind also schon zur Zeit des Tempelbestandes vore
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Die babylonische Rezension zählt 19 Benediktionen. Als zu den ursprünglichen 18 an 12. Stelle die Birkath ha-minim hinzugefügt wurde, zog man in Palästina, um die Zahl 18 zu behalten, die 14. u. 15 Bened. in Eine zusammen; in Babylonien geschah das nicht.
Matth 6,9 ( « 1) handen gewesen. — Die 14. Benediktion
407 setzt die Zerstörung Jeru
salems voraus, die 17. Benediktion der babylon. Rezension das Aufhören des Opferkultus;
sie können also ihre vorliegende Fassung erst n a c h
der Katastrophe des Jahres 70 erhalten haben. — Das ganze Gebet lag unter dem Namen rnl?? njtq
abgeschlossen vor zur Zeit Gamliels IL,
u. zwar noch v o r dessen Entfernung aus dem Amt des Vorsitzenden der Akademie zu Jabne.g — Hiernach darf man annehmen,
daß der
größte Teil des Schimone sEsre schon in der 1. Hälfte des 1. nachchristl. Jahrh.s bekannt gewesen ist; die ältesten Partien, zu denen die ersten u. die letzten Benediktionen gehören, mögen noch aus der Zeit stammen.
vorchristl.
Nur wenige Benediktionen (zB 12. u. 14.) gehören be
stimmt der Zeit n a c h
der Tempelzerstörung an.
Zeit Gamliels II. die Schlußredaktion
Das Ganze wird zur
erhalten haben.
Daß Jesus das Vaterunser den zu seiner Zeit gebräuchlichen Stücken des Schimone *Esre entgegengesetzt habe, um dieses aus dem Kreise seiner Jünger zu verdrängen, läßt sich nicht beweisen; es fehlt uns vor allem jeder Anhalt dafür,
ob u. wieweit jene ältesten Gebetsstücke zur
Zeit Jesu im Privatgebrauch des einzelnen Verwendung gefunden haben. a. SDt 33,2 §343 ( 1 4 2 ) : Aach im S c h ^ o n e ?Esre, welches die f r ü h e r e n G e l e h r t e n verordnet haben, daß die Israeliten es beten sollten, begann man mit den Be dürfnissen Israels erst, nachdem man mit dem Lobpreis Gottes angehoben hatte. b. B rakh 3 3 : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: Die Männer der Großen Synagoge haben den Israeliten die Lobsprüche u. Gebete verordnet. |l M g 1 7 : R. Jochanan hat gesagt, andre sagen: In einer Bar ist gelehrt worden: 120 Älteste, unter denen sehr viele Propheten gewesen sind, haben die 18 Benediktionen (im Achtzehngebet) der Reihe nach festgesetzt || p B ' r a k h S ^ , 64: R. Jirm ja (um 320) hat gesagt: 120 Älteste, unter denen einige achtzig Propheten waren, haben dieses Gebet (das Sch mone <Esre) festgesetzt. C. B°rakh 2 8 Bar: Schim'on, der Flachsbändler, hat die 18 Benediktionen vor Rabban Gamliel in Jabne (dem Sitz des Synedriums nach der Zerstörung Jerusalems) der Reihenfolge nach geordnet. — Dasselbe M°g 17b. || M"g 18»: Nachdem die 120 Ältesten, von denen sehr viele Propheten waren, das Gebet der Reihenfolge nach festgesetzt hatten, was hatte denn da Schim'on, der Flachshändler, daran zuordnen? Man hatte sie vergessen, u. er ordnete sie aufs neue. d. B rakh 2 8 : Rabban Gamliöl sprach (nach der Ordnung des Gebetes durch Schimon den Flachshändler) zu den Gelehrten: Ist einer da, der die Benediktion gegen die Häretiker (mit Einschluß der Jadenchristen) festzusetzen versteht? Es erhob sich Sch mu6l der Kleine u. setzte sie fest. e. Joma 7 , 1 : (Nachdem der Hohepriester am Versöhnungstage die Schriftlektionen Lv 16; 23,27—32 u. Nu 29, 7—11 im Tempel vorgelesen hatte) sprach er 8 Benedik tionen: betreffs der Tora, des Tempeldienstes nnis» ( = 16. Benediktion im Schimone <Esre), des Dankes rry.r ( = 1 7 . Bened.). der Sündenvergebung r^*no (vielleicht = 6. Benediktion). . . . b
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Die 12. Benediktion lautet: Den Abtrünnigen sei keine Hoffnung u. die freche Regierung ( = Rom) mögest du eilends ausrotten in unsren Tagen, u. die Nazarener (a-"i^i = Christen) u. die Minim ( = Häretiker) mögen umkommen in einem Augen blick, ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens u. mit den Gerechten nicht auf geschrieben werden. Gepriesen seist du Jahve, der Freche beugt! — Die babyl. Re zension erwähnt die Nocrim nicht besonders. Die Stellen, in denen die Kirchenväter •auf diese Benediktion Bezug nehmen, s. bei Schürer 2,543f. u. bei Strack, Jesus 66*. 4
Matth 6,9 ( » 1. 2)
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/ . TB rakh8,13 (7): Wenn der Neujahrstag auf einen Sabbat fällt, so betet man nach der Schule Schammais (im Gemeindegottesdienst) 10 Benediktionen . . . , nach der Schule Hillels 9 Benediktionen. — RH 4,5 werden diese Benediktionen der Reihe nach aufgezählt; sie beginnen mit Aboth, G buroth u. Q duschscbath Ha-schem, d. h. den drei ersten Benediktionen des Sch mone 'E6re, u. schließen mit
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2. Das Vaterunser enthält sieben Bitten; auch die drei ersten Sätze: „Geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe auch auf Erden wie im Himmel" sind keine G e l ö b n i s s e = wir wollen deinen Namen heiligen usw., auch keine Gebetswünsche = möge dein Name geheiligt werden usw., sondern wirkliche Bitten, die an Gott gerichtet sind u. deren Erfüllung von Gott erwartet wird. Daß Jesus nicht die nächstliegende, Gott direkt auffordernde Bittform gewählt hat: „Heilige deinen Namen, laß dein Reich kommen, führe deinen Willen auch auf Erden wie im Himmel aus", wird seinen Grund darin haben, daß jeder Schein vermieden werden soll, als wollte der Beter Gott gewissermaßen an die Pflichten erinnern, die er gegen sich selbst, seine Heiligkeit, sein Reich u. die Verwirklichung seines Willens habe. Es sind ja a n d r e , seine Jünger, die Jesus in den ersten drei Bitten am Gottes eigene Angelegenheiten bitten lehrt; da gilt es darüber zu wachen, daß seine Jünger auch im Ausdruck des Gebetes die Gott schuldige Ehrerbietung wahren; daher die neutrale, passive oder intransitive Form: „geheiligt werde dein Name, dein Reich komme* usw. Wo Jesus für sich allein betet, bittet er auch in Gottes eigner Sache einmal getrost imperativisch: ndxeg, oögaaov aov xc orofia Joh 12, 28; u. doch hören wir, wie auch er bald darauf in seinem Gebet in Gethsemane wiederum die passive Form wählt: yevrj&rjxw xo üsXrpd aov (Mt 26,42) statt der direkten Aufforderung an Gott: nomxö foXy/td aov. 1
Die gleiche zurückhaltende, vorsichtige Sprechweise begegnet im „Qaddisch des Gottesdienstes*, einem Gebet, das allgemein für alt gehalten wird. Dieses Gebet beginnt mit den Worten: maio «nprvn S w ta-n „verherrlicht u. geheiligt werde sein großer Name in der Welt, die er nach seinem Willen geschaffen hat*. Nicht an Menschen u. deren Tun ist bei diesen Worten gedacht, so daß der W u n s c h ausgesprochen wäre: »Verherrlicht u. geheiligt werde von Israel sein großer Name*, sondern eine Bitte liegt vor, daß G o t t seinen großen Namen verherrlichen u. heiligen wolle. Das folgt mit Notwendigkeit aus der Fortsetzung des Gebetes: „Und er lasse sein Reich herrschen u. seine Er1
Ober passive Konstruktionen zur Vermeidung des Gebrauchs des Gottesnamens 8. bei M t 7 , 2 8.443.
Matth 6,9 ( * 2 )
409
lösung sprossen* usw. Wie in diesen Sätzen Gott das Subjekt ist, so sachlich auch in den Anfangsworten; aber man vermied die direkte Auf forderung: „Hellige u. verherrliche" usw., damit nicht der Schein ent stehe, als wollte man Gott in seiner eigenen Sache Vorschriften machen. Darum wählte man die passive Form u. ist dann weiter von Gott in der 3. Person geredet: „Er lasse" usw. — In einem andren Gebet (s. Tanna d be Elijjahu 21 E n d e ) ist diese vorsichtige Redeweise nicht beobachtet; es heißt hier einfach: Heilige deinen Namen wegen derer, die deinen Namen heiligen - p » •'»•np« bs ysm rst ronp u. heilige deinen Namen in deiner Welt u. erhebe u. erhöhe unser Horn. Gepriesen seist du Jahve, der du deinen Namen heiligst vor vielen ( = öffentlich) -pu rtt cnpa tml — Eine Vergleichung der Anfangsworte des Qaddisch des Gottes dienstes hiermit zeigt, daß die Bitte: „Geheiligt werde sein Name" völlig gleichbedeutend ist mit: „Heilige deinen Namen." Die oben gegebene Auslegung der 1. Bitte des Vaterunsers wird damit bestätigt. Wenn die drei ersten Bitten des Vaterunsers die Bitte an Gott aus sprechen, daß er seinen Namen heiligen u. sein Reich kommen lassen u. seinen Willen zur Durchführung bringen wolle, so liegt darin zugleich mitausgesprochen, daß Gott die Menschen zu einem Verhalten bringen wolle, das der Heiligung seines Namens u. dem Kommen seines Reiches u. der Durchführung seines Willens nicht widerspricht, sondern ent spricht u. dient; denn von dem rechten Verhalten der Menschen ist ja die Erfüllung der drei ersten Bitten durch Gott in erster Linie ab hängig. Es fragt sich nur, ob dieser Gedanke an das Verhalten der Menschen auch formell zB bei der 1. Bitte mitenthalten sein kann in den Worten: „Geheiligt werde dein Name." Auch hierüber erhalten wir erwünschten Aufschluß aus einem altjüdischen Gebet. Das Qaddisch der Rabbinen hebt mit den Worten an: «ai mao ttnprvi ^narn „ver herrlicht u. geheiligt werde sein großer Name, der die Welt erneuern u. die Toten beleben u. die Lebenden erlösen u. die Stadt Jerusalem erbauen wird" usw. Hier wird keine Bitte an Gott ausgesprochen, daß er seinen großen Namen verherrlichen u. heiligen wolle, sondern I s r a e l wird zur Verherrlichung u. Heiligung des göttl. Namens aufgefordert im Hinblick auf die Gottestaten in der Zukunft. — W i r sehen also, daß e
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In der Ausgabe von Friedmann Kap. 19 wird das Gebet als bekannt voraus gesetzt u. nur nach seinen Anfangsworten zitiert. So meint es auch wohl J. Boehmer, Die neutestamentliche Gottesscheu, 1917, S. 190 ff. Mio verständlich aber sagt er S. 197 vom Reich Gottes: „(Sein) Kommen hat nichts mit allmählicher Entwicklung gemein: im Kommen ist nichts von keimweisem Vorbandensein, von Wachsen u. Gedeihen, von extensiver u. intensiver Realisierung u. dgl. mehr gegeben oder auch nur angedeutet.. . . Menschen können zur Herbei führung des Gottesreiches schlechterdings nichts tun.* . . . — Das ist richtig in bezug auf das e s c h a t o l o g i s c h e Kommen des Reiches Gottes; in seiner Vollendung wird das Reich Gottes am Ende der Zeit ausschließlich durch eine Machttat Gottes herbei geführt werden. Darüber darf aber nicht vergessen werden, daß es auch ein Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen u. vom Senfkorn u. vom Sauerteig gibt (Mt 13, 24—43). » Vgl.-pro •«»•Hpa in Tanna d be Elij. oben S. 409 a. 1
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Matth 6,9 ( « 2 . » )
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im Qaddisch des Gottesdienstes mit: „Geheiligt werde sein Name" Gott gebeten wird, seinen Namen zu heiligen, u. daß im Qaddisch der Rabbinen mit denselben Worten Israel zur Heiligung des göttl. Namens auf gefordert wird. Warum sollte da nicht beides zus.gefafit sein können in der Bitte dyiaa&rjzto %6 ovofid aov: „heilige deinen Namen u. laß ihn geheiligt werden von den Menschen"! — Auch die 2. u. die 3. Bitte umfassen beides, sowohl daß Gott sein Reich kommen lasse u. seinen Willen zur Durchführung bringe, als auch daß Gott die Menschen zur Annahme seines Reiches u. zur Anerkennung seines Willens bereit mache. Der Gedankenfortschritt aber in den ersten drei Bitten ist dieser: wo Gott seinen Namen in der Welt heiligt, da erkennt die Menschheit die Herrschaft Gottes an, u. wo die Herrschaft Gottes zur Anerkennung gelangt, da kann Gott seinen Willen, der ein Gnaden wille ist, zum Heil der Welt ausführen. 6,9 fß: ndreg
y/juov
6 iv voTg ovgavotg.
— Zum Vaternamen Gottes 41
8. oben S. 392ff.— Die Anrede: „Unser Vater, der du bist im Himmel in Gebeten zB Seder Elij. 7 (33): Unser V., der du bist im H. v » » c a v s r , dein großer Name sei gepriesen in alle Ewigkeiten! u. mögest du Befriedigung finden an Israel, deinen Knechten, an allen Stätten ihrer Wohnsitze. || Tanna d be Elij. 21 Ende: Unser V., der du bist im H., tu an uns Barmherzigkeit u. Liebe um deines großen Namens willen, der über uns genannt wird, u. erfülle uns, Jahve unser Gott, was geschrieben steht: „Zu jener Zeit will ich euch herbeibringen* usw. Zeph 3,20. Man machte einen Unterschied zwischen der Anrede: u n s e r Vater, u n s e r Gott u. der: mein Vater, m e i n Gott; letztere sollte eine größere Würdigkeit des Sprechenden zur Voraussetzung haben u. darum nur von hervorragenden Persönlichkeiten angewandt werden, a Andrerseits empfahl man auch, offenbar aus abergläubischen Motiven, sich in Ge beten möglichst mit andren zus.zuschließen, also die Gebete nicht in singularischer, sondern in pluralischer Fassung zu sprechen, b e
a. Als die Schüler Gamliöls (II. um 90) in Seenot zu ihrem Meister sprachen: Rabbi, bete fttr uns, sprach er: Unser Gott, erbarme dich aber uns! Darauf bemerkten die Schaler, daß der Meister dessen würdig sei, den Namen Gottes mit sich selbst zu verbinden; Rabbau Gamliöl betet dann noch einmal u. spricht: Mein Gott, erbarme dich unser! (s. Bacher, Tann.» 1, 94.2). — „Mein Vater* im Munde des R. Cadoq (um 70), des R. Eifazar b. fAzarja (um 100) u. des R. Nathan (um 160), s. S. 894.395. b. B«rakh 2 9 b R. Jafaqob hat gesagt, Rab Chisda (f 309) habe gesagt: Wer sieb auf eine Reise begibt, muß das Reisegebet beten. Welches ist das Reisegebet? Es sei Wille vor dir (es sei wohlgefällig vor dir), Jahve mein Gott, daß du mich leitest in Frieden u. mich dahinschreiten lassest in Frieden u. mich stützest in Frieden u. mich errettest aus der Faust jedes Feindes u. Wegelagerers, u. daß du Segen legest auf meiner Hände Werk u. mir Huld u. Gnade u. Erbarmen verleihest in deinen Augen u. in den Augen aller, die mich sehen. Gepriesen seist du, Jahve, Erbörer des Ge betes! Abaje (f 338/39) hat gesagt: Immer soll sich der Mensch «'in seinen Gebeten) mit der Gesamtheit zus.achließen. Wie soll man also sprechen? Es sei wohlgefällig vor dir, Jahve u n s e r Gott, daß du u n s leitest in Frieden usw. — Raschi: „Man :
Matth 6,9 (<£)
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bete ein kurzes Gebet nicht in der Einzahl, sondern in der Mehrzahl; denn dadurch wird sein Gebet erhört*; vgl. hierzu ß rakh 8*, Midr KL 3, 8 u. DtR 2 auf S. 399. e
6,9 (S (1. B i t t e ) : „Dein Name werde geheiligt" äytao&r}za> zo ovo/u' cov, wiprv = heilige (o Gott) deinen Namen u. laß ihn geheiligt werden durch die Menschen, s. oben S. 408—410. Das Subjekt des Heiligens kann sowohl Gott als auch der Mensch sein. Gott als Subjekt des Heiligens. Ez 36, 23: Ich (Gott) will meinen großen Namen heiligen. Targ wörtlich ebenso: « a i i&e r« wipx\ — L X X : xai dyidaut zo ovofid pov zo fiäya. || Ferner s. Ez 39, 7. — Auch in den Anfangsworten des Qaddisch des Gottesdienstes «nprwi ^nar" so-) rngtt ist sachlich Gott das Subjekt des Heiligens, s. oben S. 408 f. — Ausdrücklich wird Gott zur Heiligung seines Namens aufgerufen Tanna d be Elij. 21 Ende: „Heilige deinen Namen wegen derer, die deinen Namen heiligen", s. oben S. 409«. — Das Schimone *Esre bekennt die Heiligkeit Gottes u. seines Namens in der 3. Benediktion ohne nähere Ausführung. Paläst. Rezension: Heilig bist du u. furchtbar ist dein Name, u. es ist kein Gott außer dir. Gepriesen seist du, Jahve, heiliger Gott! — Babyl. Rezension: Du bist heilig u. dein Name ist heilig, u. Heilige mögen dich rühmen täglich. Sela. Gepriesen seist du, Jahve, heiliger Gott! — Gott heiligt seinen Namen, indem er vor der Welt seine Heiligkeit erweist, indem er als der heilige Gott hervortritt, der in seiner Reinheit mit der Sünde nichts gemein hat, sondern wider sie streitet, um sie. sei es durch Gerichte, sei es durch Gnade, aus der Welt zu vernichten. Aus dem Midrasch kann hier hinzugefügt werden, daß sich Gott zu solchem Hervortreten veranlaßt sieht um der Gerechten willen, die seinen Namen auf Erden heiligen.» e
Menschen als Subjekt des Heiligens. So werden die Israeliten zur Heiligung des göttlichen Namens aufgerufen in den Anfangsworten des Qaddisch der Rabbanan, s. oben S. 409y. Von solchen, die Gottes Namen heiligen a-^-npo, ist die Rede Tanna d be Elij. 21 Ende, s. S. 409 a; ferner SLv 18,6 (339 ), s. Anm. a; vgl. auch die übrigen hier folgenden Zitate. — Zur Heiligung seines Namens hat sich Gott aus allen Völkern Israel ausgesondert u. geheiligt, u. zwar dadurch, daß er diesem Volke seine Gebote gab. Man sprach deshalb von einer zwiefachen Heiligung Israels, von der o-m rwnp, d. h. von einer Heiligung, die in der Aussonderung aus den Völkern bestand, u. von der nisan bs rovip, d. h. von einer Heiligung auf Grund aller Gebote oder zur Beobachtung aller Gebote, b Namentlich die letztere wird unzähligemal erwähnt in dem Lobspruch: Gepriesen seist du Jahve unser Gott, König der Welt, der uns geheiligt hat durch seine Gebote u. uns befohlen, das oder das zu tun! Da nun die Gebote nur Israel gegeben waren, so hielt man sich zu der Folgerung für berechtigt, daß die Heiligung des göttl. Namens nur Israels, aber nicht der Heidenvölker Pflicht sei.c Wenn so die Heiligung des göttl. Namens msrj rö^p Israels besondere Aufgabe ist, e
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Matth 6,9 ( € )
so soll damit nicht gesagt sein, daß Qott erst durch diese Heiligung heilig werde: Gott ist heilig, auch wenn ihn sein Volk nicht heiligt; vielmehr ist damit gemeint, daß Israel Gott heilige, indem es sich durch Gottes Gebote selbst heiligt, d So besteht also die Heiligung des göttl. Namens im Gehorsam Israels gegen Gottes Willen oder in der Beobachtung der göttl. Gebote; umgekehrt ist die Entheiligung-'des göttl. Namens ocn Vifen die notwendige Folge der Übertretung der Gebote, c Die Übertretung der Gebote konnte im verborgenen oder frei öffentlich geschehen. Die strengere Ansicht, die von R. Jochanan b. B'roqa (um 110) vertreten wurde, wollte selbst in einer versehentlichen Übertretung, die im geheimen geschah, eine Entweihung des göttl. Namens sehen.* Andre, unter denen besonders R. EUai (um 110) zu nennen ist, urteilten milder; ihnen galt nur das öffentliche Sichhinwegsetzen über die Gebote der Tora als eine Entheiligung des Namens Gottes, g Einigemal wird die Frage erörtert, wie es sich mit den erzwungenen Gesetzesübertretungen in dieser Hinsicht verhalte. Während der hadrianischen Religionsverfolgung hatte man auf einem Konvent in Lydda festgesetzt, daß ein Israelit aus Zwang, abgesehen von den drei Kardinalsünden (Götzendienst, Unzucht, Blutvergießen), jedes Gebot in der Tora übertreten dürfe, wenn er dadurch sein Leben retten könne. Im 3. Jahrh. legte man diesen Beschluß in verschärfender Weise dahin aus, daß er sich nur auf ruhige, gewöhnliche Zeiten beziehe; in einer Verfolgungszeit dagegen müsse man sich auch wegen des geringsten Gebotes, wenn seine Übertretung öffentlich geschehen solle, lieber töten lassen, als daß man Gottes Namen durch Nichtbeachtung seiner Gebote entheilige.h — Aus dem Gebiet der Kasuistik seien nur einige Fälle berührt, die sich aus der Kollision der Pflichten ergeben. Ein Schüler hat nach allgemein anerkannter Vorschrift seinen Lehrer zu ehren; kommt dabei eine Entheiligung des göttl. Namens in Betracht, so hat die Ehrerbietung gegen den Lehrer zurückzustehn hinter der Heiligung GottesI (vgl. den Satz: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen, Apg 4 , 1 9 ; 5,29). Oder bedingt die Heiligung des göttl. Namens zugleich die Übertretung eines Gebotes, also die Entheiligung des göttl: Namens, so ist die erstere für wichtiger zu halten als die letztere, k — Die Heiligung des göttl. Namens durch die Beobachtung der Gebote hat die Verherrlichung Gottes zum Zweck. 1 Gottes Namen heiligen c*p, «"«ipn, äyia£siv ist deshalb ziemlich gleichbedeutend gewesen mit Gottes Namen verherrlichen Srtia, do£a£«v. Beide Verba stehen daher als Synonyma nebeneinander im Qaddisch aai *wem »nprm Vwv\ Ebenso kann ocn b\n „den Namen Gottes entheiligen" den Gegensatz sowohl zu o«n «frp wie zu own \n} bilden. Die Verherrlichung Gottes hat keine Grenzen; darum soll der Israelit den Namen Gottes heiligen auch mit Einsetzung des Lebens.« Als geschichtliche Beispiele hierfür werden gern Abraham, Joseph u. die drei Männer im feurigen Ofen genannt, o Die Entheiligung des m
Matth 6,9 (d)
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göttl. Namens hat stets dessen Verunehrung zur Folge, insofern dadurch andre in ihrem Gehorsam
gegen Gott schwankend gemacht oder zu
Verunglimpfungen des göttl. Namens verleitet werden. P Darum sind Übertretungen im geheimen, durch die kein Schimpf öffentlich auf Gott fällt, milder zu beurteilen als öffentlich begangene Sünden.
Die Ent
heiligung des göttl. Namens hat die alte Synagoge zu den schwersten Sünden gerechnet; sie wird für noch schlimmer als Götzendienst er klärt, q Nach einigen gehört der aen V&n zu den unvergebbaren Sünden; andre meinten, daß er nur in Verbindung mit dem Tode gesühnt werden könne, r Einmal wird der Einbruch wilder Tiere in das Land Israel als Strafe für die Entheiligung
des göttl. Namens hingestellt.«
a. SLv 18, 6 (339»): (Gott spricht zu Israel:) Wenn ihr meinen Namen heiligt • O B r s Di-K o*u«ip>3 CK, so werde ich auch meinen Namen um euretwillen c n * \i heiligen; wie es Ghananja, Mischaöl u. fAzarja getan haben; denn während alle Völker der Welt in jener Zeit sich vor dem Götzenbild niederwarfen, standen sie da den Palmen gleichend. Über sie ist die Deutung in der Qabbala (Überlieferung — A T mit Ausnahme des Pentateuchs oder Tora im engeren Sinn) enthalten: „Dieser dein Wuchs ist der Palme gleich. Ich sprach: Ich werde emporsteigen n-ss zur Palme, ihre Zweige ":ztz erfassen* HL 7, 8. 9. Heute werde ich erhöht (verherrlicht) werden nWra (Deutung von ntss) durch sie vor den Augen der Völker der Welt, die der Tora widersprechen; heute werde ich sie rächen an ihren Feinden (Hassern, = n - s r » , Deutung von i-JCJC); heute werde ich ihnen die Toten lebendig machen. Vgl. Sanh 92b, (2mal als Bar): In der Stunde, da Nebukadnecar den Chananja, Mischaöl u. fAzarja in den Feuerofen werfen ließ, sprach Gott zu Ezechiel: Geh u. mache die Toten im Tale Dura lebendig. — Parallelstellen: Midr HL 7,8f. (129»); Sanh 93». H Tannad bö Elij. 21 Ende: Heilige deinen Namen wegen derer, die deinen Namen heiligen. b. SLv 20,7 (365b): „Ihr seid geheiligt worden u. ihr seid heilig* (so der Midrasch Lv 20, 7); das bezieht sich auf die Heiligung der Aussonderung aus den Heidenvölkern (Gojim). Du sagst: Auf die Heiligung der Aussonderung aus den Heidenvölkern, oder nicht vielmehr auf die Heiligung durch alle Gebote? Wenn es heißt: „Heilig sollt ihr sein* Lv 19, 2, siehe, so ist damit-die Heiligung durch alle Gebote ausgesprochen; u. was will die Schrift lehrend sagen mit: „Und ihr seid geheiligt worden* usw.? Damit ist die Heiligung der Aussonderung aus den Heidenvölkern gemeint. Vgl. SNu 15,40 § 115 (35»). C. pSch bifith 4, 3 5 , 58: R. Abuna (I. um 310) fragte vor R. Ammi (um 300): Wie verhält es sich mit den Heiden? Ist ihnen befohlen worden betreffs der Heili gung des göttl. Namens? Er antwortete ihm: „Entweihet nicht meinen heiligen Namen, damit ich geheiligt werde unter den Kindern Israel*; die Israeliten haben den Befehl empfangen betreffs Heiligung des göttl. Namens, aber nicht die Nichtisraeliten c**s. R. Nissa { = Asi, um 300) hat dies im Namen des R. Eicazar (um 270) aus 2 Kg 5, 18 entnommen: „Aber in dieser Sache wird Jahve nachsichtig mit deinem Diener sein, wenn mein Herr in das Haus Rimmons geht, um dort niederzuknien* usw. Die Israeliten haben den Befehl betreffs Heiligung des göttl. Namens empfangen, aber nicht die Heiden (daher Gottes Nachsicht in diesem Fall mit einem Heiden). — Parallelstelle Sanh 7 4 . d SLv 19, 2 ( 3 4 2 ) : „Ihr sollt heilig sein* Lv 19, 2, abgesondert sollt ihr sein (von den Heiden); „denn ich bin heilig, Jahve euer Gott* (das.); das will sagen: Wenn ihr euch selbst heiligt, rechne ich es euch so an, als ob ihr mich heiligt, u. wenn ihr euch nicht selbst heiligt, so rechne ich es euch so an, als ob ihr mich nicht heiligt. Oder will es sagen: Wenn ihr mich heiligt, siehe, so bin ich geheiligt, u. wenn nicht, so bin ich nicht geheiligt? Die Schrift sagt lehrend: „Denn ich bin heilig*, ich bin in meiner Heiligkeit, ob ihr mich heiligt oder ob ihr mich nicht heiligt. Abba Schatal e
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Matth 6,9 (6)
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(um 150) sagte: Der König hat einen Hofstaat (K-^OB familia), u. was liegt dem o b ? Dem König nachzuahmen. e. M°kh Ex 1 5 , 2 ( 4 4 b ) R. Schimfon b. EHazar (um 190) sagte: Wenn die Israeliten Gottes Willen tun, dann wird sein Name verherrlicht hiirv in der Welt, s. Jos 5, 1; 2. 10f.; wenn sie aber nicht seinen Willen tnn, so wird sein Name gewissermaßen entheiligt '"nrn in der Welt, s. Ez 36, 20. 23. || SLv 19, 12 (349»): „Ihr sollt nicht bei meinem Namen zur Löge schwören u. also den Namen deines Gottes entweihen' Lv 19, 12; das lehrt, daß ein falscher Schwur eine Entheiligung des göttl. Namens o « n Wr-n ist. || Aboth 1,11: Ahtaljon (um 50 v. Chr.) pflegte zu sagen: Ihr Gelehrten, seid vorsichtig in euren Worten, ihr möchtet euch sonst verschulden u. zur Strafe ver bannt werden u. ihr würdet nach einem Orte schlechten Wassers (schlechter Lehre) ziehen müssen, u. die Schüler, die euch nachziehen, würden trinken u. sterben, u. der Name Gottes würde entheiligt werden. (Irrlehre führt zur Entheiligung des göttl. Namens.) || Midr Ruth 3, 14 (135b): R. Huna (um 350) u. R. Jirm'ja (um 320) haben im Namen des R. Sch'muöl b. Jicchaq (um 300) gesagt: Jene ganze Nacht lag BoJaz auf sein Angesicht hingestreckt u. sprach: Herr der Welten, offenbar u. kundig ist es vor dir, daß ich Ruth nicht berührt habe; so sei es wohlgefällig vor dir, „daß man es nicht merke, daß das Weib zur Tenne gekommen ist" (Ruth 3,14), u. daß der Name Gottes durch mich nicht entheiligt werde. / . Aboth 4, 4 : R. Jochanan b. B roqa (um 110) pflegte zu sagen: Wer den Namen Gottes im geheimen entheiligt der wird öffentlich bestraft, sowohl wenn einer versehentlich, als anch wenn er freventlich handelt bei der Entweihung des Gottes namens ovrt W»n. g. MQ 17» Bar u. Qid 4 0 » : R. Elfai (um 110) sagte: Wenn ein Mensch sieht, daß sein böser Trieb (seine Leidenschaft) ihn übermannt, so gehe er an einen Ort, wo man ihn nicht kennt, kleide sich in schwarze Kleider u. hülle sich in schwarze Tücher u. tue, wonach sein Herz verlangt, aber er entheilige den Namen Gottes nicht öffent lich. Qid 40": R. Abbahu (um 300) bat im Namen des R. Chanina (um 225) gesagt: Es ist besser, daß ein Mensch eine Sünde im geheimen begeht, als daß er den Namen, Gottes öffentlich entheiligt, s. Ez 20, 39. — Ferner s. das nächste Zitat. Ä. Sanh 7 4 ° : R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schimon b. J hocadaq (um 225) gesagt: Im Söller des Hauses des Nithza in Lydda hat man festgesetzt: Alle Übertretungen, die in der Tora erwähnt werden, darf ein Mensch, wenn man zu ihm sagt: „Übertritt, damit du nicht getötet werdest", begehn, um nicht getötet zu werden, ausgenommen Götzendienst, Unzucht u. Mord. Götzendienst doch nicht?! In einer Bar ist ja gelehrt worden: R. Jischmafel (f um 135) hat gesagt; Woher läßt sich er weisen, daß, wenn man zu einem Menschen sagt: „Diene den Götzen, damit du nicht getötet werdest", er die Übertretung begehn darf, um nicht getötet zu werden? Di» Schrift sagt lehrend: „So beobachtet denn meine Satzungen u. meine Rechte; wenn der Mensch sie tut, so wird er durch sie leben" Lv 18» 5; leben also soll er durch sie, aber nicht durch sie sterben. Darf er es etwa auch öffentlich? Die Schrift sagt lehrend: „Entweihet meinen heiligen Namen nicht, damit ich geheiligt werde inmitten der Kinder Israel* Lv 22, 82 Als Rab Dimi (um 320) kam (nämlich von Palästina nach Babylonien), sagte er, R. Jochanan habe gesagt: Dies (daß man zur Rettung des Lebens, abgesehen von den 3 Kardinalsünden, die Gebote übertreten dürfe) gilt nur von einer Zeit, in der keine Religionsverfolgung stattfindet; aber in Zeiten der B.verfolgung soll man sich auch wegen des geringsten Gebotes töten lassen u. nicht die Sünde begehn. Als Rab Dimi kam, sagte er, R. Jochanan habe gesagt: Auch von :
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Genauer SLv 22, 32: Wenn es heißt: „Damit ich geheiligt werde", so bedeutet das: Gib dich selbst hin u. heilige meinen Namen. Etwa wenn er allein ist lim ver borgenen)? Die Schrift sagt lehrend: „Inmitten der Kinder Israel", also wenn viel» da sind ( = öffentlich). (Wegen Entheiligung des göttl. Namens im geheimen braucht man also das Leben nicht hinzugeben.)
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Zeiten, in denen keine R.Verfolgung stattfindet, hat man dies nur gesagt, wenn die Übertretung im geheimen geschehen soll; wenn aber öffentlich, so soll man sich auch wegen des geringsten Gebotes töten lassen u. nicht die Sünde begehn. — Parallelstellen: zum Beschluß von Lydda pSanh 8, 21 b, 9; zum Ausspruch des R. Jischmafel SLv 18, 5 (338bj; fAZ 27 b die 1. Tradition des Rab Dimi geht zurück auf TSchab 1«, 17 (134). / . Sanh 82*: Sch«muöl (t 254) hat gesagt: Pin cbas sah (vgl. Nu 25, 7), daß „es keine Weisheit noch Einsichtigkeit noch Rat gegenüber Jahven gibt" (Spr 21, 30); überall, wo es sich um eine Entheiligung des göttl. Namens handelt, erweist man dem Lehrer keine Ehre. (Deshalb traf Pin cbas in Gegenwart seines Lehrers Mose eine Entscheidung, was sonst streng verboten war, nämlich daß Zimri zu töten sei; das tat P., um Gottes Namen zu heiligen.) Derselbe Grundsatz auch B rakh 19 b im Munde Rabs (t 247); Sch b 30b. k. pQid 4, 65 b, 6 1 : R. Abba b. Z mina (um 330) hat im Namen des R. Hoschnfja, des Älteren (um 225) gesagt: Größer (wichtiger) ist «die Heiligung des göttl. Namens Bsn m r p als die (um ihretwillen entstehende) Entheiligung. Von letzterer steht ge schrieben: Des Gehängten Leichnam soll nicht über Nacht am Holze bleiben Dt 21, 23; u. von der Heiligung des göttl. Namens steht geschrieben: „Vom Anfang der Ernte an bis Wasser vom Himmel sich über sie ergoß" 2 Sm 21, 10. Das lehrt, daß die Leichname (der von den Gibeoniten geforderten Nachkommenschaft Sauls) vom 16. Nisan bis zum 17. Marchesch van (etwa November) am Holz hingen, damit die Vorübergehenden sagen möchten: Was haben diese gesündigt, daß ihretwegen die Rechtsordnung ge ändert ward? u. damit sie die Antwort empfingen: Weil sie ihre Hände an Proselyten gelegt, die sich selbst aufgedrängt hatten (vgl. über die Gibeoniten Jos 9). Da sagten die Vorübergehenden: Wenn diese (Gibeoniten), die nicht um Gottes willen (in lauterer Absicht) Proselyten wurden, sehen durften, wie Gott ihr Blut (von den Mördern) fordert, um wieviel mehr wird das zugunsten eines Proselyten geschehen, der um Gottes willen zum Judentum übertritt Kein Gott ist wie euer Gott u. keine Nation wie eure Nation! Da sollten wir uns nicht an euch anschließen? In jener Zeit traten viele Proselyten zum Judentum über. — Diese Verherrlichung Gottes durch die Heiden bedeutete eine Heiligung des göttl. Namens; vor ihr hatte die in der Umgehung von Dt 21,23 liegende Entheiligung zurückzutreten. — Dasselbe pSanh 6, 2 3 , 34. — Den gleichen Gedanken hat Schimfon b. J hocadaq (um 225) in die Worte gefaßt: Es ist besser, daß ein Buchstabe aus der Tora gerissen werde (nämlich Dt 21, 23), wenn nur der Name Gottes (dadurch) öffentlich geheiligt wird «wie es 2 Sm 21, 10 geschah) J « b 7 9 , Tradent R. Jochanan lf 279); etliche Zeilen zuvor wird von R. Chijja b. Abba (um 280) R. Jochanan selbst als Autor dieses Ausspruchs genannt. ;
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I. Vgl. SLv 18,6 Anm.a; pQid 4,65b, 61 Anm.fc. — J o m a 8 6 : Abaje (t 338/39) hat — gesagt: Du sollst Jahve deinen Gott lieben (Dt 6,5), damit der Name Gottes um deinetwillen geliebt (u. so geheiligt) werde. Wenn einer die Schrift u. die Mischna (traditionelle Lehre) studiert u. den Gelehrtenschülern (als Famulus) dient, u. wenn sein Verkehr mit den Leuten in Gelassenheit erfolgt, was sagen dann die Leute über ihn? Heil seinem Vater, der ihn Tora lernen ließ! Heil seinem Lehrer, der ihn Tora lehrte! Wehe den Menschen, die nicht Tora lernten! Der u. der, der Tora gelernt hat, seht, wie lieblich sind seine Wege u. wie geordnet seine Werke! Auf ihn sagt die Schrift: „Er sprach zu mir, mein Knecht bist du, Israel, durch den ich verherrlicht werde" Jes 49,3, Aber wenn einer die Schrift u. die Mischna studiert u. den Gelehrtenscbülern dient u. sein Handel u. Wandel vollzieht sich nicht in Redlichkeit u. sein Reden geschieht nicht in Gelassenheit den Menschen gegenüber, was sagen dann die Leute über ihn? Wehe dem u. dem, der Tora gelernt hat! Wehe seinem Vater, der ihn hat Tora lernen lassen! Wehe seinem Lehrer, der ihn Tora gelehrt hat! Der u. der, der Tora gelernt hat, seht, wie verderbt sind seine Werke u. wie häßlich seine Wege! Über ihn sagt die Schrift: „Sie entweihten meinen heiligen Namen, indem man von ihnen sagte: Das Volk Jahves sind diese u. aus seinem Lande sind sie fort gezogen' Ez36,20.
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m. Ben ViV-n gegenüber n»n v n ' p zB im vorigen Zitat. — fe-ur» Gegensatz zu ^ n r « zB M kh Ex 15,2 Anm. e. n. SLv 22,33 (408*): „Der ench ans dem Lande Ägypten geführt hat" Ex 22,33: unter einer Bedingung habe ich euch aus dem Lande Ägypten geführt, unter der Be dingung, daß ihr euch selbst hingebet meinen Namen zu heiligen. — Ferner s. Sanh 74 * u. SLv 22,32 in Anm.Ä. O. Abraham zB NuR 2 ( 1 3 7 ) : Als man Abraham in den Feuerofen (Nimrods) warf, u. als er den Namen Gottes heiligte u. in seiner Versuchung feststand, brachte ihn Gott sofort zum Lande Israel h e r z u . . . . || Joseph zB Sota 1 0 : R. Schimfon der Fromme (um 210) hat gesagt: Weil Joseph den Namen Gottes im verborgenen (dem Weibe Potiphars gegenüber) heiligte, fügte man ihm (seinem Namen) Einen Buchstaben aus dem Namen Gottes hinzu, wie es heißt: „Zum Zeugnis hat er es (ein n ) gesetzt in J hoseph" Ps 81,6 (nein- statt des sonst gebräuchlichen » c " ) . || Chananja, Mischaöl u. fAzarja, 8. SLv 18,6 Anm. ct. — Ferner P s 5 3 : Theudas aus Rom hat öffentlich vorgetragen: Aus welchem Grunde haben sich Chananja, Mischaöl u. fAzarja selbst für die Heiligung des göttl. Namens in den Feuerofen hingegeben? Sie zogen eine Schlußfolgerung vom Leichteren anf das Schwerere von den Fröschen aus: wenn von den Fröschen, die keinen Befehl betreffs der Heiligung des göttl. Namens erhalten haben, geschrieben steht: „Sie werden wider dich in dein Haus u. in deine Backöfen u. in deine Backtröge kommen" Ex 7,28 — wann finden sich Backtröge neben dem Backofen? Sage: Wann der Backofen heiß ist — um wieviel mehr gilt das dann von uns, die wir Befehl betreffs der Heiligung des göttl. Namens erhalten haben! II Aus der späteren Zeit heißen die Märtyrer der hadrianischen Verfolgung „die wegen der Heiligung des göttl. Namens Getöteten", zB Midr Ps 9 § 13 (45»), s. oben S. 226«. p. Rom 2 , 2 3 : Durch die Übertretung des Gesetzes verunehrst du «Tifiäfas Gott j| BQ 113* Bar: Wenn ein Israelit u. ein Nichtisraelit vor Gericht kommen, so sollst du, wenn du den Israeliten nach israelit. Recht kannst gewinnen lassen, ihn gewinnen lassen, u. dann sage: So ist unser Recht. Kannst du ihn nach dem Recht der Völker der Welt gewinnen lassen, so laß ihn (wiederum) gewinnen, u. dann sage: So ist euer Recht. Wenn aber nicht, so kommt man mit Ränken über ihn (den Nichtisraeliten, um den Israeliten gewinnen zu lassen). Das sind Worte des R. Jischmafel f um 135). R. fAqiba (f um 135) aber sagte: Man darf nicht mit Ränken über ihn kommen wegen der Heiligung des göttl. Namens (denn das andre Verfahren würde die Nichtisraeliten zur Schmähung Gottes u. Israels herausfordern). — Der Ausspruch des R. Jischmafel, doch ohne den Schlußsatz von den Ränken, auch SDt 1,16 § 16 i 6 8 ) . II Choni, der Kreiszieher, t um 65 v. Chr., hatte in ungeziemender Weise um Regen gebeten u. sein Gebet hatte Erhörung gefunden. Da ließ ihm (der ältere) Schimfon b. Schatach sagen Tafan 2 3 : Wenn du nicht Choni wärest, so würde ich den Bann über dich verhängt haben; denn wenn die Jahre gewesen wären wie die Jahre des Elias, da die Schlüssel des Regens in seiner Hand waren, würde es sich da nicht ergehen haben, daß der Name Gottes um deinetwillen entheiligt worden wäre? (Wenn die Dürre auf einem Gottesbeschluß beruht hätte, so daß dein Gebet unerhört bleiben mußte, würden nicht viele infolge der Nichterhörung deines Gebetes in ihrem Glauben irre geworden sein u. damit Gottes Namen verunehrt h a b e n ? ) . . . Parallelstelle pTafan 8 , 6 7 , 8. II BQ 113b Bar: R. Pin°chas b. Jalr (um 200) hat gesagt: Da, wo eine Entheiligung des göttl. Namens entsteht (in sofern die Nichtisraeliten daraus Veranlassung nehmen, Gottes Namen zu lästern), ist auch das Verlorene eines Nichtisraeliten verboten (d. h. es muß dem heidnischen Ver lierer zurückgegeben werden; so Pin chas b. Jalr im Gegensatz zu R. Schimfon dem Frommen, um 210, u. zu Rab, f 247, die beide den Israeliten im Vorhergehenden fnr nicht dazu verpflichtet erklärten. II In pBQ 4,4 b, 24 wird erzählt, daß zwei römische Spione an der Bestimmung des jüdischen Rechts Anstoß genommen hätten, daß das einem Israeliten Geraubte zum Nießbrauch verboten, das einem Nichtisraeliten Geraubte aber zum Nießbrauch erlaubt sei. „In jener Stunde bestimmte Rabban Gamliöl (um 90) betreffs des einem Nichtisraeliten Geraubten, daß es verboten sei wegen Entheiligung p
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des göttl. Namens.* - Dasselbe mit Abweichungen SDt 3.3,3 § 344 (143b) . BQ 38». || J o m a 8 6 : Wie verhält es sich mit der Entheiligung des göttl. Namens (was gilt als solche)? Rab (f 247) hat gesagt: Wenn ich zB Fleisch von einem Fleischer.entnehme u. ihm nicht sofort das Geld dafür zahle (in diesem Fall kann mich der Mann vielleicht für einen Räuber ansehen u. nach meinem Vorbild den Raub für nichts achten, s. Raschi). Abaje (f 338/39) bat gesagt: Das hat man nur von einem Ort gelehrt, in welchem man hinterher das Geld nicht einfordert; aber in einem Ort, in welchem man es hinterher einfordert, kommt nichts darauf an (ist an dem von Rab gerügten Verfahren nichts auszusetzend . . . R. Jochanan if 279) hat gesagt: Wenn ich zB vier Ellen weit ohne Tora oder ohne T^phillin gehe (woraus andre für sich den Schluß ziehen, daß man das Torastudium vernachlässigen dürfe, s. Raschi). Jicchaq aus der Schule des R. Jannai (um 225) hat gesagt: Wenn man sich eines Kollegen schämen maß wegen seines schlechten Rufes, entsteht Entheiligung des göttl. Namens (vgl. Joma 8 6 Anm. I). Rab Nachman b. Jicchaq (f 356) hat gesagt: Wenn zB die Leute sagen: Mag es dem u. dem sein Gott verzeihen! II Aboth RN 1: R. Schim'on b. Eifazar (um 190) sagte: Der erste Mensch glich einem Manne, der eine Proselytin beiratete; er saß u. erteilte ihr Anweisungen: Meine Tochter, iß kein Brot, wenn deine Hände unrein sind; iß keine Früchte, die nicht ver zehntet sind; entweihe nicht die Sabbate; sei nicht leichtfertig mit den Gelübden u. gehe nicht mit einem andren Manne; denn wenn du eins dieser Verbote übertrittst, mußt du sterben. Was tat dieser Mann? Er stand u. aß vor ihren Augen Brot, während seine Hände unrein waren; er aß Früchte, die nicht verzehntet waren; er entweihte die Sabbate u. war leichtfertig mit den Gelübden. Was dachte diese Proselytin in ihrem Herzen? Alle Worte, mit denen mein Mann mir anfänglich Anweisungen erteilt hat sind Lügen gewesen. Und sofort erhob sie sich u. übertrat sie alle (Gottes Namen damit entheiligend u. verunehrend). II Midr KL Einl. 15 (33 i: R Schimfon b. Laqisch (um 250) hat gesagt: ,Ehre ist es für den Mann, fern vom Streit zu wohnen* Spr 20, 3. Gott sprach: Es wäre mir zur Ehre gewesen, wenn ich mich nicht mit dieser Nation (Israel) verbunden hätte. Du findest, daß Gott in der Stunde, da die Israeliten in die Verbannung zogen hinaus unter die Völker der Welt, an den Türen der Völker der Welt umherging, um zu hören, was diese sagten. Und was sagten sie?. Der Gott dieser Nation hat an dem Pharao, Sis ra, Sanherib u. ähnlichen Rache genommen. Dann wieder sagten sie: Sollte er denn ewig jung bleiben? Es scheinen jene Taten (am Pharao usw.) ihn alt u. schwach gemacht zu haben, vgl : „Er (Gott nach dem Midr) kam zu den Heidenvölkern, wohin sie (Israel) gekommen waren; u. sie (die Völker) entweihten (verunehrten) meinen heiligen Namen* Ez 3fi, 20. Es hätte in der Schrift heißen sollen: „Sie kamen* zu den Heidenvölkern; u. es heißt: „er kam*, nämlich, wenn man so sagen darf, Gott selbst; das wollen die Worte sagen: „er kam zu den Heidenvölkern.* Und was sagten sie (seinen Namen verunehrend ? „Wenn diese Jahves Volk sind, warum sind sie dann aus seinem Lande fortgezogen?* u
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q. pN d 3,3^b, 12: Götzendienst ist die schwerste von allen Sünden. . . . R. Juda b. Pazzi (um 320) hat gesagt: Die Entheiligung des göttl. Namens ist die schwerste von allen; das meint: „Ihr aber, Haus Israel, so spricht Jahve, der Gott Israels, geht (nur) hin ein jeder, seinen Mistgötzen zu dienen, aber meinen heiligen Namen sollt ihr nicht entheiligen« Es 20.39 (so der Midr). II L v R 2 2 ( 1 2 l b ) Wir finden, daß Gott hinweg sieht über Götzendienst, aber über die Entheiligung seines Namens sieht er nicht hin weg, s. Ez20,39 (wie im vorigen Zitat). — Dasselbe P'siqR24 (125»). Die Autorschaft schwankt zwischen R. Chanina (um 225) u. R. Eifazar (um 270). r. Aboth RN 39 Anfang: Fünf erlangen keine Vergebung: wer viel Buße tut (ohne sich zu bessern); wer viel sündigt; wer sündigt inmitten einer frommen Generation; wer sündigt, um hinterher Buße zu tun, u. auf wem die Schuld der Entheiligung des göttl. Namens liegt. — Autor R.fAqiba?, vgl. Bacher, Tann.* 1, 279. i| Joma 8 6 : R Jischmafel (t um 135) hat gesagt: . . . Bei demjenigen, auf welchem die Schuld der Entheiligung des göttl. Namens liegt, wohnt weder der Buße die Kraft inne die Ahndung der Schuld in der Schwebe zu erhalten, noch dem Versöhnungstag (die Kraft) Sühnung zu ver:
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schaffen, noch den Leiden (die Kraft) die Schuld ganz wegzunehmen; sondern diese alle zus.genommen halten nur die Ahndung der Schuld in der Schwebe u erst der Tod nimmt die Schuld ganz weg, vgl.: „Geoffenbart bat sich in meine Ohren Jahve der Heerscharen: Nimmer gesühnt werden soll euch dieser Frevel, bis daß ihr sterbet Jes 22,14. — Parallelstellen: TJomaö, 6 ff. (190); pJomaS, 4 - A ii0; pSanh 10, 2 7 , 47; pSch bu 1, 33b, 52. — Die volle Sühnung der Schuld durch den Tod seh liebt aber nicht die sofortige Bestrafung der Entheiligung des göttl. Namens aus. Qid 4 0 Bar: Man leiht nicht bei der Entheiligung des göttl. Namens, gleichviel ob man sie versehentlich oder mutwillig begangen hat. Was heißt: „man leiht nicht"? Mar Zutra (wohl I., um 320) hat gesagt: Man macht es nicht wie der Krämer (der lange Zeit auf Borg gibt, sondern man treibt die Stiafe sofort ein). S. Aboth 5,9: Wilde Tiere kommen in die Welt wegen vergeblichen (eitlen ! Schwures (vgl. oben S.321y) u. wegen Entheiligung des göttl. Namens. || Schab 33°: Wegen der Sünde des vergeblichen Schwures u. des falschen Schwures u. der Entheiligung des göttl. Namens u. der Entheiligung des Sabbats mehren sich die wilden Tiere u. das Vieh schwindet hin u. die Menschen vermindern sich u. die Wege veröden. 11
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6 , 1 0 % (2. B i t t e ) : Dein R e i c h k o m m e , e'X&mw r) ßaaiXeicc
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Text bei Strack, B«rakhoth 26*. 10*.
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Werke." — Eine ähnliche Bitte, zugleich in Verbindung mit der andren, daß alle Welt die Königsherrschaft Gottes auf sich nehme, lesen wir im 'Alenugebet Rabs ( f 247): E s werden erkennen u. wissen alle Bewohner des Erdkreises, daß dir sich beugen wird jedes Knie u. jede Zunge schwören (Jes 45,23); vor dir, Jahve unser Gott, mögen sie sich beugen u. niederfallen u. der Herrlichkeit deines großen Namens Ehre geben, daß sie das Joch d e i n e r K ö n i g s h e r r s c h a f t auf s i c h n e h m e n , damit du ü b e r s i e K ö n i g s e i e s t immer u. ewiglich; denn die Königsherrschaft ist dein u. in alle Ewigkeit wirst du König sein in Herrlichkeit." Der Zweck des Königtums Jahves aber geht nach dem 'Alenugebet, wohl im Gedanken an Ps 93,1; 96,10, dahin: „um die Welt zu festigen durch die Königsherrschaft des Allmächtigen" —v rizmi ='-i? ^srö. t
Bemerkenswert ist, daß, wie im Herrngebet auf die Bitte um Heiligung des göttl. Namens die Bitte um das Kommen des Gottes reichs folgt, auch das Qaddisch des Gottesdienstes an die Worte: „Ver herrlicht u. gehelligt werde sein großer Name in der Welt, die er nach seinem Willen geschaffen hat," unmittelbar anschließt: „Und er lasse herrschen seine Königsherrschaft . . . in eurem Leben* usw. — Die gleiche Gedankenfolge liegt im Qaddisch der Rabbanan vor, nur daß sich hier zwischen die beiden Bitten ein längerer Relativsatz ein geschoben hat; läßt man diesen unberücksichtigt, so lautet auch hier das Gebet: Verherrlicht u. geheiligt werde sein großer Name, . . . u. er lasse herrschen seine Königsherrschaft. . . . — Genau so liegt die Sache im *Alenugebet. Nachdem hier die Bitte um Heiligung des göttl. Namens umgesetzt ist in die gleichbedeutende um Verherrlichung des großen Gottesnamens: „Der Herrlichkeit deines großen Namens mögen sie Ehre geben", fährt das Gebet fort: „Und sie mögen auf sich nehmen das Joch deiner Königsherrschaft u. du mögest über sie König sein immer u. ewiglich." Wir erkennen daraus, wie eng für das jüdische Bewußtsein der Gedanke an die Heiligkeit u. Herrlichkeit Gottes ver knüpft war mit dem Gedanken an Gottes Herrschaft in der Welt. Die Heiligkeit Gottes beweist sich eben darin, daß er durch Gericht u. Gnade sein Königtum auf Erden errichtet. Nichts mit der 2. Bitte des Vaterunsers hat zu schaffen das öfters als Parallele dazu zitierte Wort B rakh4: Rab (f 247) hat gesagt: Eine Benediktion, in der sich keine Erwähnung des göttl. Namens findet, ist keine Benediktion. R Jochanan (f 279) hat gesagt: Eine B., in der sich nicht die (Erwähnung der) Gottesherrschaft findet, ist keine B. — Der Ausspruch besagt lediglich, daß eine richtige B. den Gottesnnmen u. einen Hinweis auf Gottes Königtum enthalten müsse. Dementsprechend beginnen ja auch tatsächlich die Lobsprüche meist mit der offiziellen Formel: „Gepriesen seist du Jabve (Adonai) unser Gott. König der Welt." — Der obige Grundsatz auch Midr P a l 6 § 8 ( 6 l b ) ; der Ausspruch des R. Jochanan wird pB'rakh » , 1 2 , 3(J von R. Z iira (um 300) u. R J huda l f 299) im Namen Rabs tradiert. R. Tanchuma (um 38U) führt als Schriftbeweis an: „Ich will dich erheben, mein Gott, als den König* Ps 145,1. e
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6, 1025 (3. B i t t e ) : Dein W i l l e g e s c h e h e w i e im H i m m e l auch a u f E r d e n , verr/iA^Tö» T O iftXrjfxti aov ote ev oi>oaio) xai sni yi]$,
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führe deinen Willen auf Erden durch u. laß die Menschen deinen Willen anerkennen, s. oben S. 408—410. Nur ein Anklang an die 3. Bitte liegt in dem „kurzen Gebet" vor, das R. Elifezer (um 90) *n einer Stätte der Gefahr gesprochen wissen wollte: „Tu deinen Willen im Himmel 27*
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droben t * » « o*»wa fsis-» nt>? u. gib ein ruhiges Gemüt denen, die dich fürchten auf Erden, u. was gut ist in deinen Augen tue - w *r J"vz aiuni * TBerakh 8,7 (H); B rakh 29 b. _ || Die 5. Benediktion des Sch mone <Esre (babyl. Rezens.): „Bringe uns zurück, unser Vater, zu deiner Tora u. laß uns nahen, unser König, zu deinem Dienst u. laß uns umkehren in vollkommener Buße vor dein Angesicht', kann zur 8. Bitte des Vaterunsers nur dann gestellt werden, wenn man zu den Worten: „zu deiner Tora* ergänzt: „auf daß wir deinen Willen tun*. — Das Gebet des Rab Saphra (gegen 300) B°rakh 16b hat mit unsrer 3. Bitte nur die Erwähnung der oberen u. der unteren Welt gemein. Er sprach nach dem Achtzehngebet: Es möge Wille vor dir sein (d. h. es möge dir gefallen), Jahve unser Gott, daß du Frieden verleihest in der oberen Familie (Engelwelt) u. in der unteren Familie (Israel) u. unter den Schülern, die sich mit deiner Tora be schäftigen um ihretwillen oder nicht um ihretwillen; betreffs aller aber, die sich mit ihr nicht um ihretwillen beschäftigen, möge es dein Wille sein, daß sie sich mit ihr be schäftigen um ihretwillen (aus lauterer Absicht, nicht aus selbstischen Nebenzwecken). — Auch was man sonst als Parallelen zur 3. Bitte beizubringen pflegt, hat inhaltlich mit dieser nichts zu schaffen. So Sanh 38 b; Rab (f 247) hat gesagt: Die dritte (Engel-) Abteilung sprach vor Gott: Herr der Welt, was hat es den tbeiden) ersten Abteilungen, die vor dir gesprochen (u. von der Erschaffung des Menschen abgeraten) haben, ge nützt? Die ganze Welt, ist dein; alles, was du in deiner Welt tun willst, tu! || SotaX9 : Was sagt der Priester, wenn er (beim Schlug des Priestersegens) sein Angesicht von der Gemeinde abwendet? Rab Chisda lf 309) führte den Mar
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6,11 (4. B i t t e ) : U n s e r n ö t i g e s B r o t g i b uns h e u t e , tov ijftm> TOV imovaiov
66g r)fuv ar'jfxsgov. — imovoiog,
agiov
der gesaroten Profan-
gräzität fremd, nur noch Lk 11,3, wohl — „was zum Dasein gehört"; also IxQTog imovoiog „das zum Leben notwendige oder zureichende Brot*. Zur Deutung von imoraiog hat man gern auf Spr 30,8 verwiesen: „Armut u. Reich tum gib mir nicht; laß mich essen mein zugemessen Brot* *j?n or:V. — L X X : av'viaSov de fxoi xd de'ovxa xai xd avxdgxtj „weise mir aber das Nötige u. das Genügende zu*. — Targ: Speise mich mit Brot, das genug für mich ist »no* «vnb «JIT. Dem rs-r „genug* entspricht das hebr. «s, constr. -s. || TBerakh 3,7 (6): Was ist ein kurzes (an Stätten der Gefahr zu sprechendes) Gebet? . . . Etliche Schüler des R. Melr (um 150) sagten: Die Bedürfnisse deines Volkes sind zahlreich u. ihre Einsicht (sie vor dich zu bringen) ist gering (wörtlich: kurz); es möge Wille vor dir sein, Jahve unser Gott, daß du jedem gebest alle seine Bedürfnisse -a-nx bz u. jedem Körper, was für seinen Bedarf genügt n*'orn vr. — Ebenso pB rakh 4,8b, 22; dagegen istB«rakb29b - 3 - s er setzt durch irss^c "na: daß du jedem gebest „nach Maßgabe seines Unterhalts", d. h. soviel wie zu seinem U. genügt oder nötig ist. — Diese Sachparallelen sprechen jeden falls dafür, daß mit «pro? imovatoe das für den Lebensunterhalt genügende Brot ge meint i s t II Man kann Ex 16,4 als eine alttest. Auslegung der 4. Bitte bezeichnen. Darum mag hier die älteste Deutung dieser Stelle folgen M«kh (55b): „Da« Volk soll hinausgehn u. den Bedarf eines Tages an seinem Tage sammeln, damit ich es ver suche, ob es in meiner Weisung wandeln wird oder nicht" (Ex 16,4). R. Jehossbov e
Matth 6,11.12
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(um 90) sagte: Niemand soll heute für morgen sammeln, gleichwie am Rüsttag auf Sabbat für des Sabbat. R. Eifazar aus Modifim (t um 135) sagte: Das für jeden Tag an seinem (d. h. an ebendemselben) Tag; der, welcher den Tag schuf, schuf auch seinen Unterhalt ircs-r. Auf Grund dieser Stelle hat R. El'azar aus Modifim gesagt: Wer hat, was er heute essen kann, u. spricht: Was werde ich morgen essen?, der ist ein Klein gläubiger, wie es heißt: „Damit ich es versuche, ob es in meiner Weisung wandeln wird oder nicht." — Ebenfalls alt ist die Deutung in Joma 76 : Seine Schüler fragten den R. Schim'on b. Jochai (um 150): Warum kam den Israeliten das Manna nicht auf Einmal im Jahre herab? Er antwortete: Ich will euch ein Gleichnis sagen. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem König von Fleisch u. Blut, der einen Sohn hatte; er setzte ihm seine Nahrungsmittel auf Einmal im Jahre fest, u. der Sohn begrüßte (infolgedessen) das Angesicht seines Vaters nur Einmal im Jahre. Da machte er sich auf u. setzte seine Nahrungsmittel an jedem Tage fest; darauf begrüßte er das An gesicht seines Vaters täglich. Auch wenn ein Israelit vier oder fünf Kinder hatte, sorgte er sich u. sprach: Vielleicht fällt morgen kein Manna herab u. dann werden alle vor Hunger sterben müssen! Da ergab sich, daß alle ihr Herz auf ihren Vater im Himmel richteten. (Gott wollte also täglich um das Manna gebeten sein, darum ließ er nur den täglichen Bedarf niedergehen.) || Im Schimone fEs're handelt von des Leibes Nahrung u. Notdurft die 9. Benediktion (Paläst. Rezens.:) Segne für uns, Jahve unser Gott, dieses Jahr zum Guten mit allen Arten seiner Gewächse, u. bringe eilends herbei das Jahr des Termins unsrer Erlösung, u. gib Tau u. Regen auf den Erdboden u sättige die Welt aus den Schätzen deiner Güter u. gib Segen auf das Werk unsrer Hände. Gepriesen seist du Jahve, der die Jahre segnet! || Edmund Friedemann, Jüdische Moral u. christlicher Staat, 1894, S. 35 zitiert als jüdische Quelle, aus der die 4. Bitte des Vaterunsers geflossen sei, Jörn tob 16: „Gott sei gesegnet jeglichen Tag für das tägliche Brot, welches er uns gibt." — Die hier angezogene Stelle lautet daselbst 16" Bar wörtlich s o : Von Schammai, dem Alten (um 30 v. Chr.), hat man gesagt: Sein lebelang pflegte er im Hinblick auf die Ehrung des Sabbats zu essen. Fand er ein schönes Stück Vieh, so sagte er: Dies für den Sabbat! Fand er ein andres, das noch schöner als jenes war, so ließ er das zweite (das noch schönere) für den Sabbat u. aß das erste (im Lauf der Woche). Aber Hillel, der Alte (um 20 v Chr.), befolgte einen andren Grundsatz, weil all sein Tun um Gottes willen geschah; er sagte: Gepriesen sei Jahve Tag für Tag! (so konstruiert der Midr Ps68,20). — Der Sinn der Stelle ist, daß Hillel in bezug auf Essen u. Trinken kein Tagewähler war; da man Gott an j e d e m Tage preisen könne, so verschmähte er auch nicht an einem Wochentag ein gutes Fleischgericht. Daß von dieser Praxis Hillels die 4. Bitte des Vaterunsers hergeleitet sei, ist nicht einleuchtend. a
6,12 (5. B i t t e ) : V e r g i b uns u n s r e S c h u l d e n , w i e a u c h w i r unsren Schuldnern v e r g e b e n haben, ayegfpTvTaoyetiijpaTarjficljv. Das Achtzehngebet enthält die Bitte um Vergebung der Sünden an 6. Stelle. Paläst. Rezens.: Vergib uns ü\ n^p, unser Vater, denn wir haben gegen dich gesündigt; tilge u. entferne unsre Verfehlungen s:-?«B -arn ; nr»? vor deinen Augen weg, denn deine Barmherzigkeit ist groß. Gepriesen seist du, Jahve, der viel vergibt n^»r;! — Baby 1. Rezens.: Vergib uns uls-n^s, unser Vater, denn wir haben gesündigt; verzeihe uns ?3*%-'?nQ, unser König, denn wir haben gefehlt, denn ein Verzeihender u. Vergebender n'^oi Vrriq bist du. Gepriesen seist du, Jahve, Gnädiger, der viel vergibt! — Im Neujahrs gebet Ablnu Malkenu, dessen Anfang R. fAqiba (f um 135) Tafan 25 b betet, spricht man: Unser Vater, unser König, vergib u. verzeihe alle unsre Schulden ^ ^n<M nby is-TvaSy, tilge u. entferne unsre Verfehlungen vor deinen Augen weg (wie im Achtzehn gebet) Unser Vater, unser König, streiche aus p^n? nach deiner großen Barmherzig keit alle unsre Schuldbriefe ««Hairt -n^«H«. — Auch das Habinönugebet Sch«muöls (t 254) enthält die kurze Bitte n\p „vergib uns". Weitere Gebete um Vergebung der Sünden s. bei Mt 3, 6 58 S. 113 f. 1
Matth 6,12.13 ( « . 8 )
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mg xai r)(isig dürrjxafisv xotg 6
Sir 28,2: Vergib das Unrecht deinem Nächsten, u. dann werden, wenn du bittest, deine Sünden ei lassen werden utpts ädixrjfda r^J -n'Arjoiov aov, xai joie öetjSivios aov al dfiagiiai aov XvSrjaorxai. — Rabbinische Parallelen s. bei Mt6,14 f.
6,13 % (6. B i t t e ) : F ü h r e uns n i c h t in V e r s u c h u n g , xai prj « V evt'yxyg r]päg dg nngaapöv. In einem Abendgebet Berakh 60b heißt es: Bringe mich nicht in die Gewalt der Sünde u. nicht in die Gewalt der Schuld u. nicht in die Gewalt der Versuchung V« •p-is - T S -ss-ir u. nicht in die Gewalt der Verachtung; es möge in mir der gute Trieb herrschen u. nicht möge in mir der böse Trieb herrschen. — Wenige Zeilen weiter fast dieselben Worte in einem Morgengebet. II Sanh 107": Rab Jehuda if 2991 bat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Nie bringe der Mensch sich selbst in die Gewalt der Versuchung r*£5 "''s* o->* K-a* V«t; denn siehe, David, der König Israels, brachte sich selbst in die Gewalt der V. u. kam dabei zu Fall. Er sprach vor Gott: Herr der Welt, warum sagt man: „Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs", nicht „Gott Davids'V Er antwortete: Jene sind von mir versucht (erprobt) worden, du aber bist von mir (noch) nicht versucht worden. David sprach vor ihm: Herr der W e l t prüfe mich u. versuche mich (Ps26,2). Gott sprach: Ich werde dich versuchen, u. zwar will ich bei dir etwas Besonderes tun; denn während ich es jenen nicht kundgetan habe, will ich es dir kundtun, nämlich daß ich dich mit einer Unzuchtssünde versuchen werde. (Es folgt der Vorfall mit der Bathseba.) — Ferner s. ExR 31 bei Jak 1,2; M n 99»» bei Jak 1,13; GnR32 bei 1 Kor 10,13 u. die Stellen bei Mt 4,1. e
6,13 95 (7. B i t t e ) : S o n d e r n e r r e t t e uns von dem B ö s e n (Übel), dXXd gvaai r]pag and xov norrjgov. — Ob xov novtjgov maskulinisch oder neutrisch gemeint ist, wird sich kaum entscheiden lassen; man wird an alles zu denken haben, was böse ist u. böse heißt. Im Achtzebngebet erbittet Satz 7 die Erlösung von allem Elend. Paläst Rezens.: Sieh unser Elend an w ^ a H N - U . führe unsre Sache u. erlöse uns um deines Namens willen. Gepriesen seist du, Jahve, Erlöser Israels. — Babyl. Rezens.: Sieh unser Elend an u. führe unsre Sache u. erlöse uns eilends um deines Namens willen; denn ein starker Erlöser bist du. Gepriesen seist du. Jahve, Erlöser Israels. |i B rakh 16 : Rabbi sprach nach seinem Gebet (d. h. nach dem Achtzehngebet) also: Es sei Wille vor dir, Jahve unser Gott u. Gott unsrer Väter, daß du uns errettest iss-sr» von den Frechen u. von der Frechheit, von einem bösen Menschen D - S ? U . von einem bösen Begegnis 9- yjEi", vom bösen Triebe 9- -sj-s, von einem bösen Genossen »•* -an"5, von einem bösen Nachbar *•> it-vv u. von dem Satan, dem Verderber, u. von einem harten Gericht u. von einem harten Gegner im Gericht, es sei. ein Sohn des Bundes ( = Israelit) oder kein Sohn des Bundes ( = Nichtisraelit). >| In dem bereits bei der 6. Bitte erwähnten Morgengebet (B rakh HO ) heißt es weiter: Errette mich -j^-sr von einem bösen Begebnis u. von bösen Leiden, u. nicht mögen mich schrecken böse Träume noch böse Gedanken || B°rakh 1 7 : Mar bar Rabina (um 370) sprach nach'seinem Gebete also: Mein Gott bewahre meine Zunge vor Bösem u. meine Lippen, daß sie nicht Trug reden. . . . Errette mich - : " s r von einem bösen Begegnis, vom bösen Triebe u. von einem bösen Weibe u. von allem Bösen (Schlimmen) r-y-> Vs«, das tobend heraufzieht in die Welt zu kommen. Bei allen aber, die wider mich Böses ran sinnen, vereitle eilends ihren Rat u. mache zuschanden ihre Gedanken. . . . Diese Stellen zeigen, wie mannigfacher Art das „Böse" sein konnte, an das ein jüdischer Hörer bei der 7. Bitte etwa denken mochte. Auch den Satan reebnet Rabbi zu dem „Bösen", vor dem er bewahrt zu bleiben wünscht. Doch ist uns keine Stelle zur Hand, in der der Satan 5 - ? ! , aram. *vi*z, „der Böse" schlechthin genannt würde, wie er im NT (Mt 13,19; 1 Joh 2,13.14; 3,12; 5,18; Eph 6,16) absolut 6 novijqos beißt. c
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Matth 6,13 (©. 6 1)
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Damit soll aber durchaus nicht gesagt sein, daß nicht auch ein jüdisches Ohr unter dem den Satan hätte verstehn können. Chag I 6 heißt es: R. J-huda b. Nachman (um 2*0), der Dolmetsch des Resch Laqisch (um 250), hat öffentlich vorgetragen: Was bedeutet Micha 7.5: „Glaubet nicht dem ?"> ( = ? : Genosse) u. verlaßt euch nicht auf den Vertrauten"? Wenn der böse Trieb *s- zu dir sagt: „Sündige u. Gott wird vergeben!* so glaube es nicht, wie es heißt: „Glanbe (so jetzt der Midr) nicht dem » - * , u. s- ( = s* böse) ist der böse Trieb, s.: „Das Gebilde "s* des Herzens des Menschen ist böse ? - von seiner Jugend an" Gn 8,21, u. mit dem „Vertrauten" ist Gott gemeint, s.: „Der Vertraute meiner Jugend bist du" Jer 3,4. — Nimmt man zu dieser Aus führung den Kanon des Resch Laqisch BB 16* hinzu: „Der Satan, der böse Trieb n. der Todesengel sind identisch", so leuchtet von selbst ein, wie ungezwungen jüdisches Denken unter „dem Bösen" auch den Teufel verstehn konnte. Dazu kommt, daß Sammaöl, der Eigenname des Satans, ungemein häufig das Epitheton der „Bösewicht" y v ; zur Seite hat; Beispiele s. DtR 11 (207 «•'<). tt
6, 13 € ( S c h l u f i d o x o l o g i e ) : Denn dein i s t das R e i c h u. d i e K r a f t u. die H e r r l i c h k e i t in E w i g k e i t . A m e n ! 1. Die doxologische Verwendung der „Gottesherrschaft" risV? war bereits zur Zeit des Tempelbestandes üblich. Joma 6, 2 : Der Hohepriester trat an den Bock heran, der (in die Wüste) fort geschickt wurde, stützte seine beiden Hände auf ihn u. legte das Sündenbekenntnis ab; u. so sprach er: Ach Gott, sie haben gefehlt, gefrevelt u. gesündigt vor dir, dein Volk, das Haus Israel; ach Gott decke doch zu (schaffe doch Sühnung für) die Ver fehlungen, Frevel u. Sünden, die sie gefehlt, gefrevelt u. gesündigt haben vor dir, dein Volk, das Haus Israel, wie geschrieben steht in der Tora Moses, deines Knechtes: „Denn an diesem Tage wird man für euch Sühnung schaffen, um euch zu reinigen; von allen euren Sünden sollt ihr vor Jahve rein sein" Lv 16, 30. Die Priester aber u. das Volk, die im Vorhof standen, wenn sie den deutlich ausgesprochenen Jahve namen, Schern ba-m phorasch, hörten, wie er aus dem Munde des Hohenpriesters kam, beugten ihre Knie u. warfen sich nieder u. fielen auf ihr Angesicht u. sprachen: Ge priesen sei der Name seines herrlichen Reiches immer u. ewig! pBerakh 0, 14 , 10 Bar: Im Heiligtum hat man nicht „Amen!" geantwortet. Was hat man geantwortet? „Gepriesen sei der Name seines herrlichen Reiches immer u. ewig!" Woher, daß man im H. nicht „Amen!" geantwortet hat? Die Schrift sagt lehrend: „Auf, preiset euren Gott usw." Neh 9, 5 (ohne Amen!). Woher, daß man so bei jeder Benediktion (im Tempel) gesprochen hat? Die Schrift sagt lehrend (das.): „Der zu erheben ist bei j e d e m Preis u. Lob" (so der Midr). — Parallelstellen: Tafan 16b; B«rakh63»; 8ota40b.|| Auch bei der Schemaf-Rezitation fand dieser Lobspruch unmittelbar nach dem ersten Satz Dt 6, 4 Verwendung, u. zwar wurde er hier anfänglich im Flüsterton gesprochen; die Tradition hat den Lobspruch auf den Erzvater Jakob zurückgeführt. Hierüber be richtet SDt 6, 4 § 31 (72b), daß Jakob vor seinem Tode der Besorgnis Ausdruck ge geben habe, seine Söhne möchten geteilte Meinungen über Gott hegen. Die Söhne beruhigten den Vater mit dem Bekenntnis Dt 6, 4 : „Jahve unser Gott ist Ein Jahve!" Darauf habe Jakob gesprochen: „Gepriesen sei der Name seines herrlichen Reiches immer u. ewiglich!" — Parallelen: GnR 98 ( 6 1 ) ; DtR 2 (199*); P«s 56"; TanchB " T * § 9 (109*); vgl. Targ Jerusch l Dt 6, 4. — Aus P«s 56» vgl. noch: Die Rabbinen sagten: Wie sollen wir es machen? Sagen wir jenen Lobspruch (nach Dt 6, 4), so hat Mose, unser Lehrer, ihn nicht befohlen (die Worte stehen nicht Dt 6, 4); sagen wir ihn aber nicht, so hat Jakob ihn gesagt. Da ordneten sie an, daß man ihn leise sagen solle.. . . R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Man bat (später) angeordnet, daß man jenen Lobspruch (nach Dt 6, 4) mit erhobener Stimme sagen solle wegen der üblen Nachrede der Minim (Christen?); aber in N°harde
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Matth 6,13 (C 2 - 4 ) . 6,14 f.
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2. Reich robt», Kraft miaa, Herrlichkeit n^na (mNBr) s. 1 Chr 29,11. B rakh 5 8 » : (Rab Schela. um 220, war wegen eigenmächtigen Strafens vor die heidnische Obrigkeit gefordert.) Während die Richter die Sache prüften, hob Rab Schela an: Dein, o Jahve, ist die Größe u. die Kraft u. die Herrlichkeit usw. 1 Chr 29, 11. Sie sprachen zu ihm: Was hast du da gesagt? Er antwortete: So habe ich gesagt: Gepriesen sei der Barmherzige, der Herrschaft auf Erden verleiht entsprechend der Herrschaft im Himmel, u er hat euch Macht verliehen u. Barmherzigkeit im Gericht. Sie sprachen: Diesem ist die Ehre der Regierung gar lieb. Sie gaben ihm einen Stab u. sprachen: Richte du! Als er herauskam . . . . sprach er: Weil mir durch diese Schrift stelle (1 Chr 29, 11) ein Wunder geschehen ist, will ich sie erklären. „Dein, Jahve, ist die Größe", ^Vn-isn, das bezieht sich auf das Schöpfungswerk, s.: „Der Großes schafft, nicht zu ergründen, u. Wunderbares, nicht zu zählen' Hi 9, 10. „Und die Kraft", m*a;n, das bezieht sich auf den Auszug aus Ägypten, 8.: „Israel sah die große Hand ( = Kraft), welche Jahve gegen Ägypten erwiesen hatte" E z 14, 31. „Und die Herrlich keit", r-'KEpn, das bezieht sich auf die Sonne u. den Mond, die vor Josua stillstanden, Jos 10, 13. „Und der Sieg" (so deutet der Midr n « ) , das geht auf den Fall der frevle rischen Stadt ( = Rom), s.: „So trat ich sie (die Kelter Edoms — Roms) in meinem Zorn . . . u. es spritzte ihr Saft snss auf meine Kleider* Jes 63, 3. „Und die Majestät", -»nn, das bezieht sich auf den Kampf an den Arnonbächen, s. Nu 21, 14. „Denn alles im Himmel u. auf Erden*, das bezieht sich auf den Kampf mit Sis ra, s. Ri 5, 20. „Dein, Jahve, ist die Herrschaft", - D V ' 3 ' : - , das bezieht sich auf den Krieg mit lAmaleq, s.: „Wahrlich, die Hand zum Throne Jahs, Krieg hat Jahve gegen «Amaleq von Geschlecht zu Geschlecht* Ex 17, 16. „Und das Sicherheben*, tc~;r?:-, das bezieht sich auf den Krieg mit Gog u. Magog, s. Ez 39, 1 . . . . In einer Bar ist im Namen des R. fAqiba (f um 135) gelehrt worden: „Dein, Jahve, ist die Größe*, das bezieht sich auf die Spaltung des Schilfmeeres, „und die Kraft" auf die Tötung der Erstgeburt, „und die Herrlichkeit* auf die Gesetzgebung, „und der Glanz*, nsj, auf Jerusalem, „und die Majestät* auf das Heiligtum. II NuR 18 ( I 8 3 ) : Mose sprach zu den Anhängern Qorachs: Wenn mein Bruder Ahron sich selbst das Hohepriestertum angeeignet hätte, so tätet ihr recht daran, wenn ihr euch gegen ihn auflehntet; nun aber hat es ihm Gott ver liehen, dessen die Größe u. die Kraft u. die Herrschaft risbnn ist; wer also gegen Ahron steht, steht der nicht wider Gott? e
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3. elg tovg amvag. B rakh 9 , 5 : Alle, die die Lobsprüche im Tempel schlössen, sprachen: „Von Ewigkeit" Als aber die Freidenker ent arteten u. sprachen: Es gibt nur Eine Welt (die gegenwärtige, aber keine zukünftige), setzte man fest, daß man sprechen sollte (am Ende eines Lobspruches): „Von Ewigkeit zu Ewigkeit" (von einer Welt zur andren). 4. dfir^v. — Über die verschiedenen Bedeutungen des „Amen!", ferner über das „Amen!" am Schluß der Qebete s. bei M t 5 , 1 8 ; über die Beantwortung der Benediktionen im Synagogengottesdienst (nicht im Tempelgottesdienst, vgl. oben Nr. 1 S. 423) seitens der Gemeinde mit „Amen!" s. bei 1 Kor 14,16. 6 , 1 4 f . : Denn wenn ihr den Menschen i h r e Fehler v e r g e b e t , w i r d a u c h e u c h e u e r h i m m l i s c h e r V a t e r v e r g e b e n usw. Sir 28. 1 ff.: Wer sich rächt, wird Rache vom Herrn erfahren, u. seine Sünden wird er ihm fest u. sicher anrechnen Erlaß das (dir angetane) Unrecht deinem Nächsten, u. alsdann werden, wenn du darum bittest, deine Sünden vergeben werden. Es hält ein Mensch gegen einen (andren) Menschen den Zorn fest u. will vom Herrn Heilung (Vergebung) fordern? Mit dem Menschen, der ihm (doch) gleich ist, hat er kein Mitleid,
Matth 6,14 f.
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u. für seine eigenen Sünden bittet er? Er selbst, der doch Fleisch ist, hält den Groll fest, wer soll da seine Sünden sühnen? || BQ 8, 7: Auch wenn der Verletzende dem Verletzten das Sühnegeld gegeben bat, so wird ihm doch nicht vergeben ivon Gott), bis er es dem Verletzten abgebeten hat; vgl.: „Und nun gib das Weib des Mannes zurück . . . u. er möge für dich beten, so wirst du leben" Gn 20, 7. Und woher, daß der Verletzte, wenn er jenem nicht verzeiht, ein grausamer (hartherziger) Mensch ist? Siehe das. Vers 17: „Und Abraham betete zu Gott u. Gott heilte Abimelekh." —Diese Mischna hat folgende Deutungen gefunden. TBQ 9, 29f. (365f.): Wenn einer einen andren verletzt hat, so muß der Verletzte, auch wenn der Verletzer ihm nicht Abbitte geleistet hat, gleichwohl für diesen um Erbarmen bitten, s. Gn 20,17 u. Hi 42, 8. 10. R. Jehuda (um 150) hat im Namen des Rabban Gamliöl (IL, um 90) gesagt: Siehe, es heißt: „Er (Gott) schenkt dir Erbarmen (gegen andre), um sich deiner zu erbarmen" Dt 13, 18 (so der Midr). Das sei ein Zeichen in deiner Hand: Sooft du barmherzig bist (indem du deinem Nächsten vergibst), erbarmt sich der Allbarmherzige deiner (indem er dir vergibt). — In SDt 13,18 § 96 (93b) der Ausspruch G.s: Sooft du dich über die Menschen erbarmst, erbarmt man (— Gott) sich über dich vom Himmel. — Derselbe Ausspruch mit Hinzufügung des entsprechenden negativen Satzes pBQ8,6 , 1 9 : Wenn du barmherzig bist (u. vergibst), erbarmt sich Gott über dich; erbarmst du dich nicht, so erbarmt sich Gott deiner nicht. — Schab 151b; W e r sich über die Menschen erbarmt, über den erbarmt man sich vom Himmel; wer sich nicht über die Menschen er barmt, über den erbarmt man sich nicht vom Himmel. — TanchB « v i § 30 (52 a) . pe jqR 38 (164b) ist der Ausspruch G.s dem R. Jose, dem Sohn der Damaszenerin, um 130, bei gelegt, u. zwar in Anlehnung an Joma 8,9. Die P«siqthastelle lautet: Es lehre uns unser Lehrer: Wenn Streit zwischen einem Menschen u. seinem Nächsten herrseht, wie wird ihm (dem Schuldigen) Sühnung am Versöhnungstage? So haben uns unsre Lehrer gelehrt: Übertretungen des Menschen gegen Gott sühnt der Versöhnungstag; Übertretungen eines Menschen gegen einen andren sühnt der V. nicht eher, als bis der Schuldige seinen Nächsten ausgesöhnt hat. Und wenn er hingeht, nm ihn zu ver söhnen, u. dieser nimmt die Versöhnung nicht an, was soll dann jener tun? R. Schemuöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Er schaffe 10 Männer herbei u. stelle sie in eine Reihe u. spreche vor ihnen: Streit ist zwischen mir u. dem u. dem gewesen; ich wollte ihn versöhnen, aber er hat es nicht angenommen, sondern siehe, er bleibt bei seiner Weigerung, während icb mich vor ihm gedemütigt habe. Woher, daß er also sprechen soll? Siehe Hi 33, 27. Wenn dann Gott sieht, daß er sich selbst gedemütigt hat, sovergibt er ihm seine Sünden. Denn solange der Mensch in seiner Vermessenheit ver harrt, wird ihm nicht vergeben (folgt als Beleg Hinweis auf Hiob u. seine Freund» Hi 30, 1; 15, 10; 42, 10). Und ebenso heißt es: „Er gibt dir Erbarmen (in dein Herz gegen andre), damit er sich deiner erbarme" Dt 13, 18. R. Jose, der Sohn der Damas zenerin, hat gesagt: Dies Zeichen sei in deiner Hand: Wenn du dich über deinen Nächsten erbarmst (ihm zu vergeben), so erbarmt sich Gott über dich. — Der letzte Satz in TanchB wiederum mit seiner negativen Ergänzung. Ii RH 17*: Raba (f 352) hat gesagt: Wer nachsichtig (gegen andre) ist. dem vergibt man alle seine Verfehlungen, s.: „Wer ist ein Gdtt wie du, der Schuld vergibt u. über Sünde hinweggeht!" Micha 7,18. Wem vergibt er Schuld? Demjenigen, der über die Sünde (andrer) hinwegsieht. — Dasselbe Joma 23»; M«g 28». || RH 17b B«lurja, die Proselytin, fragte den Rabban Gamliöl (um 90): In eurer Tora steht geschrieben Dt 10, 17: „Gott nimmt auf nie mand Rücksicht* u. Nu 6, 26: „Er nehme auf dich Rücksicht" (so der Midr). Es be faßte sich R. Jose, der Priester (um 100) mit ihr u. sprach: Ich will dir ein Gleichnis sagen. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem Menschen, der einem andren eine Mine lieh, u. dieser bestimmte den Termin (der Rückzahlung) vor dem König u . schwur ihm beim Leben des Königs (die genaue Innehaltung der gesetzten Frist: zu). Als die Zeit herangekommen war u. er die Zahlung nicht leistete, ging er, um den König zu begütigen. Dieser sprach: Der mir zugefügte Schimpf ist dir vergeben, geh n. begütige deinen Nächsten. Ebenso handelt es sich an der einen Stelle (Nu 6) um Q
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Matth 6,16.17 (911)
426
Sünden des Menschen gegen Gott u. in dem andren Fall (Dt 10) um Sünden des Menschen gegen seinen Nächsten. || Weitere Stellen bei Mt 18, 21.
6,16: S o o f t ihr f a s t e t , s o l l t ihr n i c h t w i e die H e u c h l e r m ü r r i s c h w e r d e n ; denn sie m a c h e n i h r e A n g e s i c h t e r u n a n s e h n l i c h , d a m i t s i e den L e u t e n als F a s t e n d e e r s c h e i n e n . vqaxtvHv fasten = &«c, n>ypn, häufig umschrieben durch P ^ S P ? ao?, aram. K P ^ r n ? vre\ = in einem Fasten sitzen. — Das Fasten = D T S , Plur. P W X , aram. N S X ; p ^ r n , Plur. rfcarp, aram. Kn^yri. T
GxvO-Qomog (aus axv&gog =
unwillig u. «> =
Angesicht) „finster
oder mürrisch aussehend". Test Sim 4 : Mein Vater befragte mich über mich, weil er sah, daß ich mürrisch war, axi ioiga ps axvfrgmnov, u. ich sagte: Ich leide an meiner Leber. || Man machte das Gesicht unansehn lich durch Unterlassen des Waschens u. Salbens, durch Bestreuen des Kopfes mit Asche usw. || Vom rechten Fasten heißt es Test Jos 3 : Die um Gottes willen Fastenden empfangen Anmut des Angesichts. Vgl. den Exkurs über das Fasten, bes. Nr. 3.6.8.
6,1731: Du a b e r f a s t e n d s a l b e d e i n e n
Kopf.
aXsixpai aov vr]v xe<pa\r v. 1. Das Salben (Subst. ny»p) diente in erster Linie der Körper pflege u. damit dem menschlichen Wohlbefinden, so daß man von einem „Salben zum Vergnügen" M : J F . big ro-p sprach. Deshalb verbot man es für Trauer- u. Fasttage. Umgekehrt sagt Jesus dem Fastenden: „Salbe dein Haupt", um das Fasten, als Ausdruck der innerlichen Beugung des Menschen vor Gott von jedem äußern Schein freizuhalten. t
pScbabO, 12», 56 Bar: Am Sabbat ist sowohl das Salben, das zum Vergnügen ge schieht, als auch dasjenige, das nicht zum V. geschieht, erlaubt. Am Versöhnungstage ist beides verboten. Am 9. Ab (Trauertag über die Zerstörung Jerusalems) u. bei einem Gemeindefasten ist das Salben zum Vergnügen verboten. — Dasselbe pMSch ', 53 , 27; pJoma8,44 , 28; pTafan 1, 6 4 , 42. — Was mit dem Salben, das nicht zum Vergnügen geschieht, gemeint ist, zeigt Joma 77 Bar: Es ist verboten (am Versöhnungstag) einen Teil des Körpers zu salben, wie den ganzen Körper. Wenn aber jemand krank ist oder Ausschlag an seinem Kopf hat, so darf er sich wie gewöhnlich salben, ohne sich des wegen Sorge zu machen. Ferner s. Tafan 1,3—7 im Exkurs über das Fasten Nr. 3. — Joma 8,1: Am Versöhnungstag ist verboten das Essen, das Trinken, das Waschen, das Salben, das Anlegen der Sandalen u. der Beischlaf. |l MQ 1 5 : Dem Trauernden ist das Waschen verboten, vgl.: „Stelle dich als Trauernde . . . u. salbe dich nicht mit ö l " 2 Sm 14,2, u. das Waschen ist im Salben mitenthalten (d. h. also, daß dem Trauernden das Waschen ebenso verboten ist wie das Salben). — MQ 21 * Bar: Folgendes ist dem Trauernden verboten: die Arbeit, das Waschen, das Salben, der Beischlaf u. das An legen der Sandalen; ferner ist ihm verboten, in der Tora, den N biiim u. den KHbubim zu lesen u. in der Mischna, dem Midrasch, den Halakhoth, dem Talmud u. den Aggadoth (den nichthalakhi8cben Schriftauslegungen) zu studieren; wenn aber die Menge seiner bedarf, wird er nicht daran .gehindert. h
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Man salbte sowohl den ganzen Körper, meist nach vorangegangenem Bade.a als auch einzelne seiner Teile, wie Kopf.b Füße« u. Hände.d Aus abergläubischen Gründen empfahl man, sich nicht unmittelbar aus
Matth 6,17 ( 1 1)
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dem Ölbehälter, sondern vielmehr aus der Hand zu salben, e Einem Gast Gelegenheit zu bieten, sich selbst zu salben oder ihm durch einen Sklaven die Füße salben zu lassen, galt als Anstandspflicht.f Man ver wandte zum Salben entweder reines öl, gewiß meist Olivenöl,g oder öl, das mit Weinh u. allerlei Spezereien vermischt war.* a. TSchab 3,17 (114): Man darf sich (am Sabbat) mit ö l salben u. sich auf einer neuen Unterlage wälzen (um das ö l zu verreiben), ohne sich (wegen Sabbatentheiligung) darüber Sorge zu machen. — Dasselbe pSchab Ö,^», 31; hinzugefügt wird hier: Man darf (das ö l am Sabbat) nicht auf eine Marmorplatte tun u. sich darauf wälzen. || TSch bifith G, 12(69): Man darf sich mit ö l des Bracbjabres salben u. sich auf einer neuen Unterlage wälzen, ohne sich deswegen Sorge zu machen. Vgl. daselbst <», 9. || TSchab 16, 16 f. (I36i: Man soll (am Sabbat) kein ö l auf den Kopf gießen u. dann ins Bad gehn; aber man darf den ganzen Körper Glied für Glied salben. Man darf (am Sabbat) viel ö l u. viele leinene Badetücher nach dem Bade schaffen; man salbt den ganzen Körper u. reibt den ganzen Körper ab,' ohne sich deshalb Sorge zu machen. b. Mt6,17; 26,7; ferner s. TSchab I«, 16f. (I3H) Anm.o. — Eine speziell baby lonische Sitte wird K th 17 b erwähnt. Es bandelt sich hier um die Frage, welches Be weismittel in Babylonien dafür vorhanden sei, daß eine Frau als Jungfrau Hochzeit gemacht habe. Rab (f 247) sagt: (Als solches gilt) das Salböl auf dem Haupt der Rabbinen. Rab Papa (t 376) sagte zu Abaje (t 338/89): Vom Öl zur Kopfreinigung hat der Autor (d. h. Rab) gesprochen. Er antwortete ihm: Du Waisenknabe, hat denn nicht deine Mutter das Salböl auf das Haupt der Rabbinen bei einer solchen Gelegenheit tröpfeln lassen? — Die Stelle zeigt, daß es in B. Sitte war, daß Frauen bei der Hoch zeit einer Jungfrau das Haupt der anwesenden Rabbinen salbten, um die Lehrer da durch zu ehren, u. daß der Nachweis, daß dies geschehen sei, noch in späterer Zeit als vollgültiges Beweisstück dafür angesehen wurde, daß eine Frau nicht als Witwe, sondern als Jungfrau geheiratet habe. C. TSchab 3, 16(114): Man darf (am Sabbat) seinen Fuß nicht salben, während er im Schuh oder in der Sandale steckt; wohl aber darf man seinen Fuß salben, um ihn (hinterher) in den Schuh oder in die Sandale zu bringen. Parallelstellen: TT*rum 10, 11 (43); TSch«bisith 6,11 (69); pSchab 6,8a, 29; bSchab 141 b. — Ferner s. SDt 33,24 §355(14Sa) in Anm. f. d. TT'rum 0,11 (43): Mit ö l der Priesterhebe darf man unreine Hände nicht salben. — Ferner s. M«n 85b in Anm. f. e. Sanh H • 1 a: Man (=Zauberer) pflegt über dem ö l in einem Gefäß einen Geheimsprucb zu flüstern, aber nicht Uber dem ö l in der Hand; deshalb salbt man sich mit ö l aus der Hand u. nicht mit ö l aus einem Gefäß. Rab Jicchaq b. Schemuöl b. Martha (gegen 300) kam in eine Herberge; man brachte ihm ö l in einem Gefäß; er salbte sich damit u. es entstanden ihm Blattern im Gesicht. Als er auf die Straße hinaustrat, sah ihn ein Weib, die zu ihm sprach: Den Brandpfeil des Ghemeth (oder Chamath, Name eines Dämons) sehe ich hier! Da machte sie etwas an ihm u. er genas. / . Chull 94& Bar: R. Melr (um 150) hat gesagt: Der Mensch soll einen andren nicht zum Mahle bei sich nötigen, wenn er von ihm weiß, daß er nicht mitspeist . . . ; er soll nicht zu ihm sagen: „Salbe dich mit ö l " , wenn die Flasche leer ist (u. wenn er weiß, daß jener das Salben ablehnt); wenn er es aber sagt, um jenen zu ehren, so ist es erlaubt. — Die ungekürzte Stelle s. bei Mt 26,7. — In TBB 6,14 (406) fehlt der letzte Teil des Ausspruchs. II SDt 33,24 §355 (148a): „Er taucht in ö l seinen Fuß* (Dt 33,24), denn das Land Aschers fließt von ö l wie eine Quelle. Es begab sich, daß die Einwohner von Laodicea Öls benötigten. Sie erwählten sich einen Verwalter u. sprachen zu ihm: Geb, kaufe uns ö l für 1000000 (Denare). Er ging nach Tyrus u. sagte zu ihnen: Ich brauche ö l für 1 Million. Man antwortete ihm: Geh nach GuschChalab ( = riofaXa bei Josephus Bell. Jud. 4 , 2 , 2, in Galiläa). Er ging nach GuschChalab u. sprach: Ich brauche ö l für 1 Million. Sie sagten: Geb zu dem u. dem! Er e
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Matth 6,17(911.2)
ging in dessen Hans, traf ihn aber nicht an. Man sagte ihm: Siehe, er ist auf dem Acker. Er ging u. traf ihn, wie er unter einem Olivenbaum Furchen zog. Er sprach zu ihm: Ich brauche ö l für 1 Million! Er antwortete ihm: Warte, bis ich mit dem Olivenbaum fertig bin. Als er mit seinen Oliven fertig war, nahm er die Gerätschaften u. machte sich allmählich auf den Weg. Der Verwalter sprach (bei sich): Ist's mög lich, daß dieser für 1 Million ö l besitzt? Die Juden haben wohl nur Scherz gemachtl Als er in sein Haus eintrat, rief er seine Sklavin u. sprach zu ihr: Komm u. wasche unsre Füße! Sie füllte eine Schüssel voll ö l u. wusch ihnen ihre Füße, um zu er füllen, was gesagt ist: „Er taucht in ö l seinen Fuß." Er setzte ihm Brot vor, u. er aß u. trank. Nach dem Essen stand er auf u. maß ihm ö l für 1 Million zu. Er sprach zu ihm: Wünschest du noch mehr? Er antwortete ihm: Ich habe kein Geld. Er sprach zu ihm: Nimm u. ich werde mit dir gehn u. mein Geld in Empfang nehmen. Er stand auf u. maß ihm ö l für 18 Millionen (Denare) zu. Man hat erzählt, jener Mann habe keinen Esel u. kein Kamel im Lande Israel zurückgelassen, die er nicht (zum Trans port des Öls) an sich zog. Als die Leute von Laodicea davon erfuhren, gingen sie ihm drei Mil entgegen u. stimmten vor ihm ein großes Loblied an. Er sprach: Dieses Lob lied dürft ihr nur diesem Mann singen; denn alles ist sein, u. nicht bloß' dies, sondern ich schulde ihm noch 18 Millionen, um zu erfüllen, was gesagt ist: „Mancher stellt sich reich u hat gar nichts; mancher stellt sich arm n. besitzt große Habe" Spr 13,7. — In der Parallelstelle M«n 85 *> heißt es: Es brachte ihm seine Sklavin einen Kessel mit warmem Wasser u. wusch darin seine Hände u. Füße; dann brachte sie ihm eine golden» Schüssel voll ö l u. badete darin seine Hände u. Füße. g. Mit dem ö l in obigen Zitaten ist überall Olivenöl gemeint. Wie sehr dieses bevorzugt wurde, erkennt man daraus, daß selbst Oliven vom Baum genommen u. zer drückt wurden, um ö l zum Salben zu gewinnen. Masas' 4 , 1 : Wenn man Oliven (vom Baum) über seinem Körper (zur Salbung) ausdrückt, ist man (von deren Verzehntung) frei; wenn man sie aber ausdrückt u. (den Saft) in seine Hand gelangen läßt, ist man (zu ihrer Verz.) verpflichtet. h TSchebmtb.6,8 (69): Man macht den Wein (des Brachjahres) nicht zu ölwein (durch Mischung mit ö l ) u. das ö l (des Brachjahresi nicht zu wohlriechendem Öl; wenn man aber Wein zu ölwein u. das ö l zu wohlriechendem ö l gemacht hat, so ver reibt man beim Salben das ö l , aber nicht den Wein u. den Essig; denn das ö l dient gewöhnlich zum Salben, während der Wein u. der Essig gewöhnlich nicht zum Salben dienen. — Vom Brachjahr abgesehen war also eine Mischung von Öl u. Wein zum Salben gestattet. /. Hierzu s. bei Mk 14,3. — Hier nur der allgemeine Satz pMSch 2 , 5 3 , 46: Mit ö l vom zweiten Zehnt, den man mit Spezereien gemischt hat, darf man sich salben. b
2. Erst in zweiter Linie diente das Salben als H e i l m i t t e l . Schab 14,4: Wer an Hüftweh leidet, darf sich (am Sabbat) nicht mit Wein u. Essig salben (einreiben, weil man sich damit nicht für gewöhnlich salbt, s Nr. I A); wohl aber darf er sich mit ö l salben, jedoch nicht mit Rosenöl (weil dieses nicht für gewöhnlich zum Salben dient). Königskinder dürfen (auch am Sabbat) Rosenöl auf ihre Wunden streichen, denn so pflegen sie sich (auch) am Wochentag zu salben. R. Schimfon (um 150) sagte: Alle Israeliten sind Königskinder. || TD mai 1,24 (46) findet sich die handschrift liche Lesart: Wer Wein u. ö l nimmt, um sie auf Hautausschläge zu legen . . . , ist zur D*maiabgabe verpflichtet || TSchab 3,7 (114): Man darf ölwein (am Sabbat) erwärmen u. auf den Leib des Kranken (gegen Leibschmerzen) bringen. || pB rakh 1,8*, 9 Bar: Man darf einen Kranken am Sabbat mit ölwein salben. Wann? Wenn man den Wein u. das ö l am Rüsttag auf den Sabbat zus.gerührt hatte; aber wenn man sie am Rüst tag auf den Sabbat nicht zus.gerührt hatte, so ist es (das Salben am Sabbat) ver boten. || TT*rum 9,13 f. (42): Man darf sich mit ( H e b e ) ö l auf einer Wunde salben, nur daß man es nicht auf Werg oder auf ein Läppchen bringt, um es auf die Wunde zu legen. Wer an Kopfschmerz leidet oder Hautausschläge hat, darf sich (an den kranken e
H
Matth 6,17 ( * 2. 8 ) . 6,19 f. (Nr. 1)
429
Stellen) mit (Hehe-)Öl salben. — Teilweise parallel: TScb°bi?ith « , 4 (69); TSchab 12, 11 f. (127); pMSch2,.S3 ,44. !l Anch bei Besprechungen wurde das Salböl verwandt. p M S c h 2 , W « \ 4 8 : Schimfon b. Ba (um 280) bat im Namen des R. Chanina (um 225) gesagt: Wer den Geheimspruch (die Besprechungsformel flüstert, tat Öl auf seinen (des Kranken) Kopf u. dann flüstert er den Geheimspruch; nur darf er es (das ö l ) nicht in die Hand u. nicht in ein Gefäß tun (nämlich an einem Sabbat; andre hielten dies jedoch für erlaubt). l>
6,17 33: W a s c h e dein A n g e s i c h t , TO nqoamnbv aov vixfjat. Über das Unterlassen der Waschungen beim Fasten 8. Exkurs über das Fasten Nr. 8, c. || Zu Mt 6,17 f. hat F. Nork nach Schöttgen eine auffallende Parallele beigebracht aus.GnR 74 (muß heißen 84 gegen Ende), die er folgendermaßen übersetzt: „R. Levi sagte: In seiner Kammer weinte er ( r c n rrn nbxx); begab er (nach Nork: Jakob) sich aber unter die Leute, wusch u. salbte er sich, u. genoß Speise u. Trank. Warum machte er aus seiner Kasteiung einen Hehl? Gott aber antwortete: Hat er auch seinen Kummer verborgen gehalten, so werde ich doch dies aller Welt bekanntmachen." (Anm. dazu: „Eben durch Moses, der die Geschichte der Erzväter mittelst der Inspiration geschrieben haben soll?") Bischoff, Jesus u. die Rabbinen S. 83, offenbar verleitet durch Norks Übersetzung, bemerkt dazu: Das sieht beinahe aus wie eine mißverständliche Anwendung von Mt6 Vers 18 Ende: Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich! — Richtig übersetzt lautet die Mi draschstelle: Es beweinte ihn (den Joseph) sein Vater (Gn 37, 35); damit ist Isaak gemeint (der Midrasch deutet „sein" Vater = Jakobs Vater, d. h. Isaak). R. Levi (um 300) u. R. Simon (um 280) haben gesagt: Bei ihm (Jakob) weinte er (Isaak; der Midr deutet im« Gn37,35 = •'PK = mit ihm. bei ihm); wenn er (Isaak) aber von ihm (Jakob) fortging, ging er hin u. wusch sich u. salbte sich u. aß u. trank (als ob er kein Trauernder wäre). Warum hat er (Isaak) es aber nicht kundgetan (nämlich dem Jakob, daß Joseph noch am Leben sei)? Er sprach: Gott hat es ihm (dem Jakob) nicht kundgetan; da sollte ich es ihm kundtun? — Der Midr ruht auf der Voraussetzung, daß Isaak um das wirkliche Geschick Josephs gewußt habe. Daher gibt er sich fern von Jakob wie ein Nichttrauernder; nur in Jakobs Nähe trauert er mit diesem. An andren Stellen, zB GnR 84 ( 5 4 ) , wird auch von Jakob gesagt, daß er von Josephs Verbleib Kunde gehabt habe. b
6,19f.: Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, w o Motte u. F r a ß ( Z e r n a g u n g ) v e r n i c h t e t u. wo D i e b e d u r c h g r a b e n ( e i n b r e c h e n ) u. s t e h l e n ; s a m m e l t e u c h a b e r S c h ä t z e im H i m m e l Iii) \}r]actVQi£eT£
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1. Tob 4,8ff.: Wenn du viel hast, so übe damit Barmherzigkeit; wenn du wenig besitzest, so scheue dich nicht, dem Wenigen entsprechend Barmherzigkeit zu tun; denn so sammelst du dir einen guten Schatz auf den Tag der Not; denn Barmherzigkeit errettet vom Tode u. läßt nicht in die Finsternis eingehn. Henoch 38,2: Die
Matth 6,19 f. (Nr. 1)
430
Werke der auserwäblten Gerechten sind von dem Herrn der Geister aufbewahrt. || Ps Sal 9 . 5 : Wer rechtschaffen handelt, speichert sich auf i »tjauvQtCet inviai) Leben bei dem Herrn. II 4 Esra 6,5 f.: Ehe die Jahre der Gegenwart berechnet, ehe die Anschläge der Sünder verworfen, aber die, die Schätze des Glaubens sammeln, versiegelt wurden: damals habe ich dies «lies vorbedacht. II Das. 7,77: Du hast einen Schatz guter Werke, der dir beim Höchsten aufbewahrt bleibt; der soll dir freilich erst am jüngsten Tag offenbar werden. II Das. 8, 33: Die Gerechten, denen viele Werke bei dir bewählt sind, werden aus eignen Werken den Lohn empfangen. |l Apoc Bar 14,12: Die Gerechten er warten gern das Ende u. furchtlos gehn sie aus diesem Leben, weil sie bei dir einen Schatz von Werken haben, der in den Vorratskammern aufbewahrt wird. || 4 Esra 8,36: Dadurch wird deine Gerechtigkeit u. Güte, Herr, offenbar, daß du dich derer erbarmst, die keinen Schatz von guten Werken haben. — Apoc Bar 24, 1: Denn siehe, Tage kommen: da werden die Schriften aufgetan werden, worin die Sünden aller derer, die gesündigt haben, aufgeschrieben sind, u. auch die Vorratskammern, wo die Gerechtig keit aller derer, die in der Schöpfung recht gehandelt haben, aufgespeichert ist. || slHenoch 50,5: Ein jeder von euch möge Gold u. Silber reichlich geben um des Bruders willen, damit er empfange einen vollen Schatz in jener Welt. TPea 4,18 (24): Es geschab, daß der König Monobaz sich aufmachte u. alle seine Schätze an die Annen in den Jahren der Hungeisnot verteilte. Seine Brüder ließen ihm sagen: Deine Väter haben Schätze gesammelt rv-si* -t:; u. die ihrer Väter noch gemehrt u. du machst dich auf u. verteilst (-rta»2 verächtlich: „du bringst durch*) das Deine u. das deiner Väter. Er antwortete: Meine Väter haben Schätze für unten gesammelt, u. ich habe Schätze für oben gesammelt, s. P s 8 5 , 1 2 : „ Wahrheit (Treue) wird von der Erde aufsprossen u. Almosen (das sind die für oben gesammelten Schätze) schauen vom Himmel herab* (so der Midr). Meine Väter haben Schätze gesammelt an einer Stätte, über die die Hand Gewalt gewinnen kann, u. ich habe Schätze gesammelt an einer Stätte, über die keine Hand Gewalt gewinnen kann, vgl.: „Gerechtigkeit ( = Almosen) u. Recht sind die Grundlage deines Thrones* Ps 89,15. Meine Väter haben Schätze gesammelt, die keine Zinsen tragen, u. ich habe Schätze gesammelt, die Zinsen tragen, s.: „Saget vom Gerechten, es stehe gut mit ihm; denn die Früchte ( — Ziusen) ihrer Tateu werden sie genießen* Jes 3,10. Meine Väter haben Schätze an Mammon gesammelt, u. ich habe Schätze an Seelen gesammelt, s.: „Die Frucht des Gerechten ist ein Lebensbaum, u. Seelen gewinnt der Weise* Spr 11,30. Meine Väter haben Schätze für andre gesammelt, u. ich habe Schätze für mich selbst gesammelt, vgl.: „Dir soll das Almosen frommen* Dt 24,13 iso der Midr). Meine Väter haben Schätze in dieser Welt gesammelt, u. ich habe Schätze für die zukünftige Welt gesammelt, s.: „Vor dir hergehn wird dein Almosen u. die Herrlichkeit Jahves wird dich aufnehmen* Jes 58,8 (so der Midr). Parallelstellen: pPea I, 15b, 53; bBB 11»; pesiqR25 ( i 2 « b ) . Pea 1,1: Von folgenden Dingen genießt der Mensch die Zinsen in dieser Welt, während das Kapital für ihn stehen bleibt für die zukünftige Welt: Ehrfurcht vor Vater u. Mutter, Erweisung von Liebeswerken, Friedensstiftung zwischen einem Menschen u. seinem Nächsten u. Torastudium, das sie alle übertrifft. — Dasselbe erweitert durch „Gast freundschaft* Qid 39 b ]n Schab 127" werden von R. Jochanan, t 279, sechs hier her gehörende Dinge aufgezählt: Aufnahme von Wanderern, Krankenbesuch, Gebets andacht, frühzeitiges Erscheinen im Lehrhaus, E i Ziehung der Söhne zum Torastadium, Beurteilung des Mitmenschen nach seiner verdienstlichen Seite. II Berakh 33b; R Uhanina (um 225) hat im Namen des R. Schimfon b. Jochai tum 150) gesagt: Gott hat in seinen Vorratskammern nur den Schatz der Gottesfurcht, s.: „Die Furcht Jahves, das ist sein (Gottes) Schatz« Jes 33,6. || GnR 9 (7»): R. Jonathan (um 220) hat gesagt: Es hätte der Tod nur über die Gottlosen u. nicht über die Gerechten verhängt werden sollen. Allein (letzteres ist geschehen,) damit nicht die Gottlosen trügerische Buße tun u. sagen 1
1
Monobazus, König von Adiabene, um 50 n. Chr., war samt seiner Mutter Helena u. seinem Bruder Izates zum Judentum übergetreten.
Matth 6,19 f. (Nr. 1.2). 6,22 (Nr. 1.2)
431
möchten: Die Gerechten bleiben nur am Leben, weil sie Gebotserfüllungen u. gute Werke (wie einen Schatz) aufsammeln ("*"); so wollen auch wir Gebotserfüllungen u. gute Werke ansammeln. So würde ihr Tun als ein unlauteres erfunden werden. || G n R » (7*): R. Z ?ira (um 30U) hat gesagt: „Siehe, es war sehr gut* Gn 1,31, das geht auf den Gan 8Eden; „und* siehe, es war sehr gut (ebendas.), das geht auf den Gehinnom. Aber ist denn der Gehinnom sehr gut? Gleich einem König, der einen Garten bat; er schickte Arbeiter hinein u. erbaute an seinem Eingang ein Schatzbaus; er sprach: Wer sich Lohn verdient durch Gartenarbeit, der trete ein in das Schatzhaus; wer sich aber durch Gartenarbeit keinen Lohn verdient, darf nicht in das Schatzhaus eintreten. Ebenso wer Gebotserfüllung u. gute Werke als Schätze ansammelt (":.=), für den ist der Gan fEden da; wer aber keine Gebotserfüllungen u. gute Werke als Schätze an sammelt, für den ist der Gehinnom da. R. Sch muöl b. Jicchaq (um 300) hat gesagt: „Siehe, es war sehr gut*, das geht auf den Engel des Lebens; „und* siehe, es war sehr gut, das geht auf den Engel des Todes. Aber ist denn der Engel des Todes sehr gut? Gleich einem König, der ein Mahl veranstaltete u. dazu die Gäste einlud; er setzte ihneu eine Schüssel voll guter Dinge vor. Er sprach: Wer davon ißt u. den König segner, der mag davon essen u. sich gütlich tun; wer aber davon ißt, ohne den König zu segnen, dessen Kopf soll mit dem Schwert abgehauen werden. Ebenso wer Gebotserfüllungen u. gute Werke als Schätze ansammelt hiz, für den ist der Engel des Lebens da; wer aber keine Gebotserfüllungen u. gute Werke als Schätze ansammelt, für den ist der Engel des Todes da. — Die Redensart: „Gebotserfüllungen oder gute Werke (als Schätze) ansammeln* c - a i u c - » s ^ s.c findet sich zB noch GnR 39 ( 2 3 ) ; 4 4 ( 2 7 b ) LvR4(ll>7b); NuR8(IM)b); DtR 1 (195'): Alles, was Israel an Gebotserfül lungen u. guten Werken ansammelt, sammelt es für seinen Vater im Himmel an; Midr Ruth 1,17 (128»); Midr Qoh 6, 7 (30»). Ferner s. die Zitate bei 1 Tim 0,19. e
e
d
;
2. dioyvoaovaiv = -IPH, -inn durchgraben, eine Öffnung machen, um einzubrechen, vgl. r^F-rr? Durchbruch =
Einbruch Ex 22, 1.
GnRK3 (39*'): R. Levi (um 30'M hat gesagt: Gleich einem Königssohn, der bei seinem Vater einbrach - r m , am eine Litra Gold wegzunehmen... . || Hi 24,16: c - r a - r - man durchbohrt Häuser - man bricht in Häuser ein; Targ sc-ra par? = man durchgräbt Häuser. — Zum Vergraben des Geldes vor Dieben s. bei Mt 25,18. 6; 22: D a s L i c h t ( d i e L e u c h t e ) d e s L e i b e s i s t das A u g e ; dein A u g e u n v e r s e h r t
wenn
ist, wird dein g a n z e r L e i b l i c h t sein.
1. 6 Xv%vog xov ao')(iax6g saxiv 6 oipÜceXpog. Philo, De mundo § 5 (Mang 2, 607): Wie in dem Leibe das eigentlich Leitende i6 rjyffioi'ixuirttzoy das Gesicht Sipis ( = Auge) ist, so ist das Vorzüglichste unsres Innern die Vernunft. — Derselbe de mundi opif. § 17 (Mang I, 11 f.): Da Gott wußte, daß das beste unter den Dingen das Licht ist, so bestimmte er es zum Werkzeug OQyavov für den besten unter den Sinnen, das Gesicht [bgaois); denn was die Ver nunft in der Seele ist, das ist das Auge ocp&aXfjtög im Leibe. 2. änXovg muß in diesem Zus.hang als Gegensatz zu norrjoog
(=
schlimm, krank) „unversehrt, heil, gesund" bedeuten. Hebräisch würde cn ( =
b
o^rn), aramäisch cb^p entsprechen (oio t&z). — BQ 1 2 : Wir
haben gelernt (MSch 1,2): Ein erstgeborenes Tier darf man (der Priester), wenn es unversehrt DP ist, lebend, aber nicht geschlachtet verkaufen; wenn es einen Fehler hat oia bra, lebend u. geschlachtet. — In MSch
1,2
e
steht D-ISP statt D P ; in der Parallelstelle T mura
107
b
einmal B P ,
sonst o - w . || „Ein fehlerloses Lamm" D-^P MÖ E x 12, 5 übersetzt Targ Onk:
clb^ I H N ; ebenso Targ Jerusch I.
In letzterem heißt es zu Lv
Matth 6,22 (Nr. 2). 6,23
432
2 7 , 1 0 : Er soll nicht umwechseln u. nicht vertauschen ein unversehrtes n-b-cf gegen ein Tier, an dem ein Fehler ist, u. eins, an dem ein Fehler ist, gegen ein unversehrtes.
— Die Wahl des Ausdrucks änXovg
mag
damit zus.hangen, daß die L X X einigemal das Substantivum DP,, wenn auch in andrer Bedeutung, mit dnX6tr g übersetzt haben, s. 2 Sm 15,11; t
Spr 19,1; vgl. auch anXcac Spr 10, 9 für oirra. Die
von Lightfoot, Schöttgen u. andren beliebte Erklärung des
6g>&aXfi6g dnXovg
u. 6. rrovrjQÖg nach rote y;? u. njn -ps =
gütiges, wohl
wollendes Auge, bezw. = mißgünstiges, neidisches Auge (vgl. Spr 2 2 , 9 ; 23, 6), ist zu eng u. paßt nicht in den Zus.hang. Über diese Ausdrücke s. bei M t 2 0 , 1 5 . 6,23:
D a s L i c h t , das in d i r
ist.
T O (füg T O iv oot. Unter dem Lichte oder der Leuchte im Innern des Menschen versteht man im Rabbin. den Geist oder die Seele des Menschen; Mt 6,23 wird damit das geistig sittliche Erkenntnisvermögen gemeint sein. Midr Ps 17 § 8 (66»): R. Etfazar ha-Qappar (um 180) hat gesagt: Gott spricht zum Menschen: Meine Leuchte ^a soll in deiner Hand sein u. deine Leuchte -pa in meiner Hand. Meine Leuchte in deiner Hand, s. Spr 6, 23: „Eine Leuchte ist das Gebot u. die Tora ein Licht." Deine Leuchte in meiner Hand. 8. Spr 20, 27: „Eine Leuchte von Jahve ist des Menschen Geist, durchforschend alle Kammern des Innern." Behütest du meine Leuchte, so behüte ich deine Leuchte. |i P siqR 8 (29»): So eröffnete R. Tanchuma b. Abba tum 380) seinen Vortrag: „Eine Leuchte Gottes ist die Seele des Menschen, durchforschend alle Kammern des Innern" Spr 20, 27. R. Acha (um 320) hat gesagt: Wie die Könige von Fleisch u. Blut Späher (curiosi) haben, die dem König jedes Wort hinterbringen, so gibt es auch vor Gott Späher, die alles hinterbringen, was ein Mensch im geheimen, in der Finsternis u. offenkundig tut. Und die Späher Gottes sind die Seele, die es dem Engel (dem Geleitsengel des Menschen) mitteilt, u. der Engel teilt es dem Kerub u. der Kerub teilt es Gott mit, s. Qoh 10, 20. . . . Was du in deinem Herzen denkst, deine Seele teilt ihm alle Worte mit, eine Leuchte Gottes ist die Seele des Menschen, durchforschend alle Kammern des Innern. !| Schab 3 0 : Diese Frage fragte man oberhalb des R. Tanchum von Nave (wohl identisch mit R. Tanchuma b. Abba, um 380): Wie verhält es sich mit dem Auslöschen eines brennenden Lichtes vor einem Kranken (der durch das Licht belästigt wird) an einem Sabbat? Er ant wortete: Was nun die Frage betrifft, die ich vor euch gefragt habe (Ausdruck der Bescheidenheit statt: die ihr vor mir gefragt habt), s o ist zu erwidern: Ein (gewöhn liches) Licht wird eine Leuchte *\a genannt, u. die Seele des Menschen wird auch eine Leuchte -a genannt (vgl. Spr 20, 27); da ist es besser, daß eine menschliche Leuchte (d. h ein gewöhnliches Licht) ausgelöscht werde um der Leuchte Gottes willen (d. h. damit die Seele, das Leben eines Menschen erhalten bleibe). || P siq 145»: Warum heißt es Jes 60, 3: „Wallen werden Nationen nach deinem Licht"? R. Acha (um 320) hat gesagt: Die Israeliten werden mit einem Ölbaum verglichen, s. Jer 11, 16: „Grünen der Ölbaum, prangend in stattlicher Frucht" — hat Jahve deinen Namen geheißen. Und Gott wird mit einer Leuchte verglichen, s. Spr 20, 27: „Eine Leuchte von Gott (a-n?«, so zitiert der Midr) ist die Seele des Menschen." Wie man das Öl auf die e
1
a b
J
e
1
a'nhn •>!, so wird Spr 20, 27 nicht nur in obiger Stelle mehrfach, sondern auch T P s 1, 1 (154); P s 7 b ; P siq 145a zitiert. Die Schüler, welche fragten, standen u. überragten so den im Sitzen vortragen den Lehrer. e
e
1
e
Matth 6, 23. 24 (Nr. 1)
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Leuchte zu tun pflegt, daß sie beide gemeinsam leuchten, so sagt auch Gott zu Israel: Meine Kinder, weil mein Licht - v » euer Licht os-nie U. euer Licht mein Licht ist, so wollen ich u. ihr gehn u. Zion leuchten, s. Jes 60, 1: Mache dich auf, mein Licht; denn es kommt dein Licht (so der Midr).
6,23: W i e g r o ß (ist dann) die F i n s t e r n i s ! noaov, Schluß a minori ad maius; s. bei Rom 5,9 u. Ein). 97.102. 6 , 2 4 : N i e m a n d kann z w e i H e r r e n d i e n e n ; denn er w i r d e n t w e d e r den e i n e n h a s s e n u. den a n d r e n l i e b e n , o d e r er w i r d dem einen a n h a n g e n u. den a n d r e n v e r a c h t e n . Ihr k ö n n t n i c h t G o t t d i e n e n u. dem M a m m o n . 1. oväeig dvvatai dvoi xvoioig SovXeveiv. — In Wirklichkeit kam der Fall vor, daß ein Sklave z w e i Herren gehörte, zB zwei Geschäfts teilhabern oder zwei Brüdern, in deren Besitz er zu gleichen Teilen durch Erbschaft übergegangen war. Ließ der eine Besitzer den Sklaven, soweit er ihm gehörte, frei, so wurde dieser zur Hälfte ein Freier ynin ",3, zur Hälfte blieb er ein Sklave *ias. BQ 90» Bar: Wer zur Hälfte ein Sklave u. zur Hälfte ein Freier ist u. ebenso ein Sklave, der zwei Geschäftsteilhabern s-r.-ns gehört, geht wegen der nicht wieder wachsenden Gliederspitzen (die ihm sein Herr abgehauen hat) nicht zur Freiheit aus. — Nach R. Elifezer galt Ex 21, 26 f. nur für den Fall, daß der Sklave unbedingtes Eigen tum seines Herrn war. II Git 4 3 » : Wessen Ochse jemanden tötet, der zur Hälfte ein Sklave u. zur Hälfte ein Freigelassener ist, der gibt die Hälfte des Strafgeldes dessen Herrn u. die Hälfte des Sühngeldes dessen Erben. || Git 4, 5: Wer zur Hälfte Sklave u. zur Hälfte ein Freier ist, der arbeitet einen Tag für seinen Herrn u. einen Tag für sich selbst. Das sind Worte der Schule Hillels. Die Schule Schammais erwiderte: Ihr sorgt für seinen Herrn, aber für ihn selbst sorgt ihr nicht. Eine Sklavin darf er nicht heiraten, da er schon zur Hälfte ein Freier ist; eine Freie darf er nicht heiraten, da er noch zur Hälfte ein Sklave ist. Soll er etwa ledig bleiben? Ist nicht die Welt lediglich zur Fortpflanzung geschaffen, s.: „Nicht Einöde soll sie sein, zum Wohnen hat er sie zubereitet" Jes 4ö, 18? Vielmehr der guten Ordnung wegen zwingt man (das jüdische Gericht) seinen Herrn, daß er ihn zu einem Freien macht, u. er (der Freigelassene) schreibt (seinem Herrn) einen Schuldbrief auf seinen halben Wert. Darauf lehrte auch die Schule Hillels nach den Worten der Schule Schammais.
Einen eigenartigen Beleg für Jesu Wort bietet die Halakha. Chag 1,1 heißt es: Alle sind zum Erscheinen im Tempel an den Feiertagen verpflichtet, ausgenommen Taube, Blödsinnige, Kinder, Geschlechtslose, Zwitter, Frauen, Sklaven, die nicht freigelassen sind, Lahme, Blinde, Kranke, Greise u. die, welche nicht zu Fuß hinaufpilgern können. — Hierzu wird Chag 4» gefragt: Woher läßt sich beweisen, daß die Sklaven nicht zum Erscheinen im Tempel an den Festen verpflichtet sind? Rab Huna ( f 297) hat gesagt: Die Schrift sagt: „Dreimal im Jahre soll all dein Männliches vor dem Herrn Jahve erscheinen" Ex 23,17. Der, welcher nur Einen Herrn hat (soll erscheinen); da ist ausgeschlossen, der einen andren (zweiten) Herrn hat. — Man erkennt hier unschwer das Wort wieder: Herrendienst geht vor Gottesdienst, oder Herrendienst verträgt sich nicht mit Gottesdienst. Dieser Gedanke ist dann Jalqut Sm § 78 (aus J lamm denu) auch auf die übrigen Gebote ausgedehnt, e
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S t r a o k n. B i l l e r b e o k , NT I.
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Matth 6,24 (Nr. 1 - 3 )
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von denen die Sklaven, Frauen u. Kinder befreit waren: Warum, so wird jetzt gefragt, sind die Frauen mit den Kindern u. Sklaven in bezug auf die Erfüllung der Gebote verbunden (auf gleiche Linie ge stellt) worden? Weil sie nur Ein Herz (nämlich für ihren Mann u. Vater) haben; ebenso ist das Herz des Sklaven nur auf seinen Herrn gerichtet. — Ferner s. die Deutung von Ex 21,6 durch Rabban Jochanan b. Zakkai ( f um 80) in TBQ 7,5 (358) oben S. 176 Anm. h Ende. 2. i'va fiiar]asi. . . ivegov dyanr att. — Daß „hassen" u. „lieben* sich mit dem Gegensatz „vorziehen" u. „hintansetzen" decken kann, zeigt ExR 51 (104»): Warum (heißt der Berg der Gesetzgebung) Sinai? Weil Gott die Oberen hintansetzte ( M B , wörtlich: haßte) u. die Unteren liebte anx ( = vorzog). Vgl. schon Dt 21,15—17. 3. /xafxcoväg, - p ^ , sois^; nach Gesenius, Thesaurus, kontrahiert aus yraö* absconditum; Levy 3 , 1 3 8 leitet 'e von yra = «w „zuteilen" ab; besser Dalman, Gramm. § 32,3, von -J-ok aus: Tto^s „Hinterlegtes, Geld". Haggadische Erklärung in Tanch rnaia 2 4 4 : Gott nimmt das Vermögen von dem einen fort u. gibt es einem andren; deshalb führt es den Namen c p ? ? , weil es sich vor dem einen verbirgt (-poas als Niqtal von nco „bedecken, verbergen") u. einem andren offenbar wird. Oder es heißt 1*199, das will sagen: Was du aufzählst, ist gar nichts nrvco rm rrta 131K nava. Oder es heißt ri;? (Gelder), weil es nur einen Tag lang währt psV> n?a in©. In der Parallelstelle NuR 22 (193») um ein Glied erweitert: Das Vermögen wird d-U« (Münzsorte nr, dann allgemein — Geld) genannt, weil es von dem einen weicht ( " ) u. einem andren zufällt. Unter yias wird im Rabbin. nicht bloß „Geld" im eigentlichen Sinn verstanden, sondern die ganze Habe eines Menschen, alles, was Geldes wert für ihn hat, oder alles, was er außer dem eigenen Leib u. Leben besitzt; auch Sklaven. Daher kommt es, daß -,199 als die Summe des äußeren Besitzes gegenübergestellt werden kann der cg; u. dem (Körper) als denjenigen Gütern, die der Mensch außer seiner sonstigen Habe noch sein eigen nennen darf. Beispiele: t
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Sanh 1,1: Vermögensprozesse H i i * * -:-rt werden durch drei Personen abgeurteilt. — Den 'o *S*T stehen gegenüber die r » s 3 -s-r die Kriminalprozesse, zB Sanh 1,4. ||iAZ 2 , 2 : Man darf sich von den Gojim eine Heilung der Habe y i w - D - angedeihen lassen, aber nicht eine Heilung der Personen r'vtz •ÜB?. — Dazu
c
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Ä r :
Matth 6,24 (Nr. 3.4). 6,25..26 (Nr. 1)
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deiner Kraft", warum heißt es dann „von deiner ganzen Seele"? Da es manchen gibt, dem seine Person w » (wörtlich: sein Leib) lieber ist als seine Habe i*"«, darum heißt es „von deiner ganzen Seele"; u. da es manchen gibt, dem seine Habe lieber ist als seine Person, darum heißt es „aus aller deiner Kraft" ( = mit deinem ganzen Ver mögen). |j Qid 70": Rabbah b. Rab Ad d)a hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Wer ein Weib des Geldes wegen yvo wvb nimmt, dem werden unwürdige Kinder zuteil. || SDt 6,5 § 3 2 (73b): R. N chemja (um 150) sagte: Teuer (beliebt o-a-an) sind Leiden (Züchtigungen); denn wie die Opfer sühnen, so sühnen die Leiden. Von den Opfern heißt es: „Es wird ihm wohlgefällig aufgenommen werden, um Sühnung für ihn zu schaffen* Lv 1,4; von den Leiden heißt es: „Sie werden ihre Sündenschuld sühnen" (Lv 26,41, so der Midr). Ja die Leiden sühnen noch mehr als die Opfer; denn die Opfer treffen seinen Mammon u. die Leiden den Körper (den Menschen selbst), u. so heißt es: Haut um Haut; u. alles, was einer hat, gibt er um sein Leben Hi 2,4. || Zu (
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ft. tr]s
äducias
s. bei Lk 16, 9.
4. ov dvvaa&e &erji dovXsveiv xai [iccfjuovy. — Aussagen prinzipieller Art über die Stellung des Menschen zu den irdischen Gütern s. bei Mt 19, 22. 23. — Hier sei nur auf das verhältnismäßig wenig bekannte W o r t Philos (Fragmenta ex Johannis Damasc. sacrisparall.) Mang 2,649 verwiesen: Es ist unmöglich, daß sich die Liebe zur Welt vereinigt mit der Liebe zu Gott vorfindet, wie es unmöglich ist, daß sich Licht u. Finsternis zusammen miteinander vorfinden: a\ir%<xvov ovvvnäQxeiv xr]v Tvqdq xöfffiov ctycmrp xr ngog xov Öeov dydnr), mg dfirjxavov o*vv~ vnaQXSiv dXXrjXoig g>mg xai tfxoxog. 6,25:
S o r g e t n i c h t für e u e r L e b e n , w a s i h r e s s e n
a u c h n i c h t für
euren L e i b , was ihr anziehen
werdet,
werdet.
firj f.i€Qi(Xvdrs xr) ipvxj) v/xmv xi tpdyrjfcs. M kh Ex 16,4 (55 b). Den Anfang der Stelle s. bei Mt 6,11 S. 420y. Von hier aus (nämlich von Ex 16,4 aus) hat R Schim'on b. Jochai (um 150) gesagt: Die Tora ist zur Auslegung nur den Mannaessern gegeben worden. Wie soll man aber sitzen u. auslegen, wenn man nicht weiß, was man essen u. trinken u. womit man sich kleiden u. zudecken soll? Die Tora ist zur Auslegung nur den Mannaessern (die keine Sorge um das tägliche Brot kannten) gegeben worden u. nächst ihnen den Hebeessern (d. h. den Priestern). — Der Ausspruch des R. Schimfon b. J. auch M kh Ex 13,17 (28 b). || Testl88ach4: Der Einfältige 6 dnkovs begehrt nicht Gold; den Nächsten übervorteilt er nicht, nach mannigfaltiger Speise ßQiopatwv noixikwv verlangt er nicht, ausgezeichnete Kleidung will er nicht, lange Zeit zu leben setzt er nicht voraus, sondern er wartet allein den Willen Gottes ab. e
e
6,26:
S e h e t hin a u f d i e V ö g e l d e s H i m m e l s , d a ß s i e n i c h t s ä e n
n o c h e r n t e n n o c h in d i e S c h e u e r n
sammeln,
u. e u e r
himmli
scher Vater e r n ä h r t sie; seid ihr n i c h t viel v o r z ü g l i c h e r als sie? 1. ifxßXäipaxe eig xd
nsxeivd
xov ovgavov. — Die unvernünftige
Kreatur als Lehrmeisterin der Menschenwelt (schon Hi 1 2 , 7 f ) . Henoch 2 , 1 — 5 , 4 : Beobachtet, wie alle Werke am Himmel ihre Bahnen nicht ändern, u. wie die Lichter am Himmel alle auf- u. untergehn, ein jedes nach (be stimmter) Ordnung zu ihrer festgesetzten Zeit, u. an ihren Festtagen erscheinen u. ihre besondere Ordnung nicht übertreten. Betrachtet die Erde u. beachtet die Werke, die von Anfang bis Ende auf ihr geschehen, wie sich keins von ihnen auf Erden ver ändert, sondern alle Werke Gottes zum Vorschein kommen. Betrachtet den Sommer 28*
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Matth 6,26 (Nr. 1)
u. den Winter, wie (im Winter) die ganze Erde voll Wasser ist, u. Wolken, Tan u. Regen sich über ihr lagern. — Beobachtet u. seht, wie (im Winter) alle Bäume aus sehen, als ob sie verdorrt wären, u. (wie) alle ihre Blätter abgefallen sind, außer (bei) vierzehn Bäumen, die ihr Laub nicht abwerfen, sondern das alte zwei bis drei Jahre lang behalten, bis das neue kommt. — Beobachtet alsdann, wie in der Sommerszeit die Sonne über ihr (der Erde) ihr gegenübersteht! Ihr sucht dann kühle Plätze u. Schatten gegen die Sonnenhitze auf, u. auch die Erde ist infolge der sengenden Glut brennend beiß, so daß ihr weder auf den Erdboden noch auf einen Stein wegen seiner Hitze treten könnt. — Beobachtet, wie sich die Bäume mit Blättergrün bedecken u. jede Frucht von ihnen zu Ehr u. Ruhm (Gottes dient). Habt acht u. merkt auf alle seine Werke, so werdet ihr erkennen, daß der lebendige Gott sie so gemacht hat u. bis in alle Ewigkeit lebt. Alle seine Werke, die er gemacht bat, geschehen von Jahr zu Jahr immerdar so, u. alle Werke, die ihm den Dienst verrichten, ändern sich auch nicht in ihrem Tun, sondern sowie Gott befiehlt, geschieht alles. Seht, wie das Meer u. die Flüsse in gleicher Weise den Dienst verrichten u. ihr Tun seine Worte nicht ändert. Ihr aber habt nicht ausgeharrt u. das Gesetz des Herrn nicht erfüllt, sondern ihr seid abgefallen u. habt durch hochmütige u. trotzige Worte aus eurem unreinen Mund seine Majestät geschmäht! II SDt 32,1 § 306 ( 1 3 1 ) : „Höret, ihr Himmel, daß ich rede* Dt 32, 1. Gott sprach zu Mose: Sage den Israeliten: Blickt auf den Himmel, den ich zu eurem Dienst geschaffen habe, ob er seine Ordnungen ändert, ob etwa der Sonnenball nicht vom Osten her aufsteigt u. die ganze Welt erleuchtet u. ob nicht ge schieht, was geschrieben steht Qoh 1,5: „Die Sonne geht auf u. die Sonne geht unter!* Und nicht bloß dies, sondern sie freut sich auch, meinen Willen zu tun, s.: .Sie ist wie ein Bräutigam, der hervorgeht aus seiner Kammer, freut sich wie ein Held, laufend den Weg" Ps 19,6. — „Und die Erde höre meines Mundes Sprüche* Dt 32,1. Blicket auf die Erde, die ich zu eurem Dienst geschaffen habe, ob sie etwa ihre Ordnung ändert; ob ihr säet, ohne daß sie läßt sprossen; ob ihr Weizen säet, während sie läßt Gerste aufgehn; oder ob etwa eine Kuh nicht drischt u. pflügt oder ein Esel die Last nicht trägt u. geht! Und so hat er (Gott) betreffs des Meeres gesagt: „Wollt ihr mich nicht fürchten, ist Jahves Spruch, oder vor meinem Angesicht nicht beben, der ich den Sand gesetzt zur Grenze dem Meer?" Jer 5,22. Denn seitdem ich über das Meer Be stimmung getroffen, ändert es etwa seine Ordnungen, sagt es: Ich will aufsteigen u. die Welt überschwemmen? Heißt es nicht: Ich bestimmte ihm seine Grenze u. setzte Riegel u. Tore u. sprach: Bis hierher sollst du kommen u. nicht weiter Hi 38,10? Und nicht bloß dies, sondern es härmt sich auch darüber u. kann doch nichts aus richten, wie es heißt: „Es brausen seine Wogen u. vermögen nichts* (eine ungenaue Zitierung von Jer 5, 22). Siehe, da gilt der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere: Wenn diese (Schöpfungswerke), die weder für eine Belohnung noch für eine Be strafung erschaffen worden sind — verhalten sie sich richtig, so empfangen sie keinen Lohn; fehlen sie, so empfangen sie keine Strafe — u. die keine Rücksicht zu nehmen brauchen auf Söhne u. Töchter, ihre Ordnung nicht ändern: um wie viel mehr gilt das dann von euch, die ihr Lohn empfangt, wenn ihr gerecht seid, u. Strafe, wenn ihr sündigt, u. die ihr Rücksicht zu nehmen habt auf eure Söhne u. eure Töchter, daß ihre eure Ordnungen nicht ändern dürft! — Eine ähnliche Ausführung über den Ge horsam des Meeres SNu 6,26 § 42 (13b). || Qid 4 , 1 4 : R. Melr (um 150) sagte: Immer lasse der Mensch seinen Sohn ein reines u. leichtes Handwerk lernen u. rufe Den an, dem der Reichtum u. die Güter gehören; denn es gibt kein Gewerbe, in welchem sich nicht Armut u. Reichtum fände; denn weder die Armut hängt vom Gewerbe ab noch auch der Reichtum, sondern alles richtet sich nach der Würdigkeit. — R. Schim'on b. El.azar (um 190) sagte: Hast du je in deinem Leben ein wildes Tier oder einen Vogel gesehen, die ein Gewerbe gehabt hätten? Und doch werden sie ernährt ohne quälende Sorgen; u. sind sie nicht bloß zu meinem Dienst erschaffen? Und ich bin erschaffen worden, um meinem Schöpfer zu dienen; sollte ich da nicht ernährt werden ohne quälende Sorgen? Allein weil ich meine Taten verderbt habe, habe ich meinen a
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Matth 6,26 (Nr. 1 - 3 ) . 6,27
Unterhalt beeinträchtigt. — pQid 4, 66b, 38 lautet der Ausspruch folgendermaßen: R. Schimfon b. Etfazar hat im Namen des R. Melr gesagt: Hast du je in deinem Leben einen Löwen als Lastträger, einen Hirsch (1. mit Qid 82 b - - statt ' - * ) als Feigen trockner, einen Fuchs als Krämer, einen Wolf als Topfhändler gesehen? u. doch er nähren sie sich ohne Kummer. Und wozu sind sie erschaffen? Um mir zu dienen; u. ich bin erschaffen, meinem Schöpfer zu dienen. Siehe, da gilt der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere: wenn jene, die zu meinem Dienst erschaffen sind, also ernährt werden ohne Kummer, ist es da nicht recht, daß ich, der ich meinem Schöpfer zu dienen erschaffen bin, ernährt werde ohne Kummer? Und wer hat es mir ver ursacht, daß ich in Kummer mich ernähre? Antworte: Meine Sonden; weil ich meine Taten verderbt habe, habe ich meinen Unterhalt beeinträchtigt. — Als Bar Qid 82b; die Tradition in TQid 5, 15 (343) nähert sich der Mischna. Ii PsSal 5,9ff.: Die Vögel u. die Fische nährst du, indem du der Steppe Regen gibst, damit das Gras sprossen kann, zu schaffen Futter auf der Trift fttr alles Getier, u. wenn sie hungern, so er heben sie ihr Antlitz zu dir. Die Könige, Forsten u. Völker nährst du, o Gott, u. wer ist des Armen u. Dürftigen Hoffnung, wenn nicht du, Herr? . . . Hat der Mensch Überfluß, so gerät er in Sünde. Es genügt das Mittelmaß, ohne Schuld, u. darin (ruht) des Herrn Segen, daß man satt werde ohne Schuld. s
2. dno&rjxr]. — Das Wort ist in den Formen p^rno«, ""BTie«, ptnen auch ins Rabbin. übergegangen; Stellen bei Levy 1,138 u. Krauß 2 , 1 0 2 . 3. o naxi)q vfiäv 6 ovgdviog toetpei avxd. — Die Größe u. Schwierig keit der Welternährung veranschaulichen folgende Stellen. b
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P s 118»: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Die Ernährung des Menschen ist doppelt so schwer wie die Geburt; von der letzteren heißt es G n 3 , 1 6 axsa „mit Schmerz ', von der Ernährung aber heißt es Gn 3,17: *,iax:>=, „mit schwerer Mühe* (-pas? wird als Plural gefaßt = zwiefacher, doppelter Schmerz). R. Jochanan bat gesagt: Die Er nährung des Menschen ist schwerer als die Erlösung; von der letzteren heißt es: „Der Engel, der mich von allem Übel erlöste* Gn 48, 16, also ein gewöhnlicher Engel (kann erlösen); aber von der Ernährung heißt e s : „Der Gott, der mich weidete* Vers 1 5 . . . . Rab Schözbi hat im Namen des R. El'azar b. 'Azarja (um 100) gesagt: Die Ernährung des Menschen ist so schwer wie das Spalten des Schilfmeeres; denn es heißt: „Der allem Fleisch Speise gibt* Ps 136, 25, u. dicht daneben: „Der das Schilfmeer in Teile zerteilte* Vers 13. Dasselbe in teilweise andrer Fassung u. mit andren Autorennamen: G n R 2 0 ( 1 3 ) ; 9 7 ( 6 1 ) ; M i d r P s 8 0 § 2 ( 1 8 1 » ) ; 8 9 § 2 ( 1 9 1 ) ; 136 § 9 ( 2 6 1 » ) ; P siqR 33 (152»). || Tafan 2 » : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Drei Schlüssel sind in Gottes Hand, die nicht in die Hand eines Beauftragten gegeben werden, nämlich der Schlüssel zum Regen, der S. zum Mutterschoß u. der S. zur Auferweckung der Toten, s. Dt 28,12; Gn 30,22; Ez 37,13. Im Abendland ( = Palästina) hat man gesagt: Auch der Schlüssel des Lebensunterhaltes, s.: „Du tust deine Hand auf u. sättigst alles Lebende mit Erwünschtem" Ps 145,16. — In GnR 73 ( 4 6 ) R. Bebai, um 320, als Autor u. R. Tanchuma, um 380, als Tradent; TanchB w i § 16 (78»); der vierte Schlüssel nicht in DtR 7 (204b) u. Midr Ps78 § 5 (173b). 1
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6, 27: W e r a b e r v o n e u c h kann s o r g e n d zu s e i n e m Lebensalter eine Elle hinzusetzen? rjhxLct Lebensalter =
oia; rq"H» oder
tw*y* „Lebenslänge",
wörtlich: Verlängerung des Lebens. b
Qid 3 9 ( = TChull 10,16 (512); Chull 142») Bar: R. Jafaqob (II. um 170) sagte: . . . Beim Loslassen der Vogelmutter heißt es: „Damit es dir wohl ergehe u. du lange lebest" Dt 22,7. Siehe, wenn jemandem sein Vater sagt: Steige zur Burg empor u. hole mir Taubenjunge! u. er stieg zur Burg empor u. ließ die Vogelmutter los u. nahm die Jungen, u. beim Herabsteigen fiel er herab u. starb — wo ist da das Wohlergehen
Matth 6,29.30 ( « . 8 )
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seiner Tage u. wo die Länge seiner Tage t*»" r5»->K? Aber es will sagen: Damit esdir wohlergehe in der Welt, die ganz gut ist, u. damit deine Tage lang werden in der Welt, die ganz lang ist (d. h. in der zukünftigen Welt). — Auf diesen Ausspruch wird Bezug genommen anläßlich eines Erlebnisses Achers (um 120) pChag 2, 77 b, 53; Qid 39 b s. b e i M t 7 , 6 8 . 6 , 2 9 : I c h s a g e e u c h a b e r , d a ß a u c h S a l o m o in a l l e r s e i n e r H e r r l i c h k e i t nicht b e k l e i d e t g e w e s e n ist wie deren eine. Die Lebenshaltung Salomos erscheint sprichwörtlich: BM 7 , 1 : Einmal sagte R. Jochanan b. Mathja (ein Tannalt) zu seinem Sohn: Geh u. miete uns Arbeiter. Er ging u. machte ihnen Beköstigung aus. Als er zu seinem Vater kam, sprach dieser: Mein Sohn, selbst wenn du ihnen ein Mahl wie das Salomos zu seiner Zeit herrichtetest, so hättest du doch nicht deiner Pflicht ihnen gegenüber genügt; denn sie sind Söhne Abrahams, Isaaks u. Jakobs. Aber bevor sie mit der Arbeit beginnen, geh u. sage ihnen: Unter der Bedingung, daß ihr von mir nur Brot u. Hülsenfrüchte zu fordern habt! II TTafan 4,13 (221): Wenn der 9. Ab (Gedenktag der Zerstörung Jerusalems, ein Fasttag) auf einen Sabbat fällt (an dem n i c h t ge fastet werden sollte), so ißt u. trinkt man so viel, wie man gebraucht, u. es darf auf den Tisch ein Mahl kommen, wie das Salomos zu seiner Zeit, u. man braucht sich nicht das geringste zu versagen. — Die Kalenderfestsetzung sorgte meist dafür, daß der 9. Ab nicht auf einen Sabbat fiel. — Parallelstellen Bar <'Er 40 b; Tafan 29 b. 6,30 31: D a s G r a s d e s F e l d e s , d a s h e u t e i s t u. m o r g e n in den O f e n g e w o r f e n w i r d , ar](iBQov ovva xai avoiov eig xXißavov ßaXXofiBvov. e
In dem Bericht über die Ermordung des Priesters Z kharja im Tempel (s. bei Mt 23, 35) sagt Gott in bezug auf Nebuzar*adan P siq 1 2 2 : Wenn dieser, der ein grausamer Mensch ist, der heute noch ist u. morgen nicht mehr ist irrai w s DT, -», voller Erbarmen über meine Kinder ist, um wieviel mehr muß das von mir gelten, von den. geschrieben steht: „Jahve dein Gott ist ein barmherziger Gott" Dt 4,31! || B rakh 3 2 (s. oben S. 385): Ein König von Fleisch u. Blut, der heute hier u. morgen im Grabe ist. TSch büith 5,19 (68): Ein Ofen -*SP, den man mit Stroh u. Stoppeln des Brach jahres geheizt hat, muß ausgekühlt werden (weil man von jenen Dingen keinen Ge nuß haben darf). || T rum 10,4: Wenn man einen Ofen ->i:r mit Kümmel(stengeln) von Hebe geheizt u. darin Brot gebacken hat, so ist das Brot erlaubt, weil es sich dabei nicht um den Geschmack, sondern um den Geruch des Kümmels bandelt. II Schab 3 , 1 : Auf einen Herd rr--t, den man mit Stoppeln oder Aufgelesenem (wie Reisig, Gras u. dgl.) geheizt hat, darf man (vor Sabbatsanbruch) Speisen setzen. e
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6,30 93: Ihr K l e i n g l ä u b i g e n , bhyomaxot =
n ; , « tso^ oder "»^«pino
n$ax = solche, denen es an Glauben fehlt. Sota 9,12: Seitdem das Heiligtum zerstört ist, hat derSchamir aufgebort u. der Honig von Cophim u. die Männer des Vertrauens (Glaubens nj*^ •>«??«») haben ein Ende genommen, vgl.: „Hilf, Jahve, denn geendet hat der Fromme, aufgehört haben 1
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Schamir, ein Wurm, der Steine sprengt. * D-?isj r t f j unsicher. Rab (t 247): Mehl, das (vor Fett) am Siebe klebt u. einem mit Honig gekneteten Teige gleicht. — Levi (b. Sisi, um 200): Zwei Brote, die im Ofen zus.kleben (nachdem sie infolge des fetten Mehles auseinandergegangen waren). —~ R. J hoschuaf b. Levi (um 250): Honig von Cophim (Ortschaft in der Mähe Jerusalems) oder Honig von den Bergen, s. Raschi; S o t a 4 8 u. pSota»,24b,47. e
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Matth 6,30 ( 8 ) . 6,33 (Nr. 1)
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die Treuen" P s l 2 , 2 . — Dazu Sota 4 8 b Die Männer des Vertrauens haben ein Ende genommen. R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Das sind die Menschen, die kein Ver trauen (Negation in Handschrift München, ed. Ven. 1) zu Gott haben. Bar: R. Elifezer der Ältere (um 90) sagte: Wer Brot in seinem Korbe hat u. spricht: „Was soll ich morgen essen?" der gehört zu den Kleingläubigen ^ w s -aop. Das ist es, was R. Eifazar (um 270) gesagt hat: Was heißt: „Denn wer verachtet den Tag geringer Dinge?" Sach 4,10? Wer verursacht es den Gerechten, daß ihr Tisch in der Zukunft geplündert erscheint (d. h. daß ihnen nicht voller Lohn zu teil wird)? Ihr Kleinglaube n«t?p., weil sie nicht auf Gott vertrauten. — Die Parallelstelle aus M kh Ex 1«, 4 (55 b) s. 8.420 f. || M kh zu Ex 16,19 f. ( 5 8 ) : „Mose sprach zu ihnen: Niemand soll davon übriglassen bis zum Morgen. Aber sie hörten nicht auf Mose" Ex 16,19 f. Das waren die Klein gläubigen nrea *">t»n<j in Israel. Dasselbe ExR 25 ( 8 7 ) . || M°kh Ex 16,27 (58b) „Am siebenten Tage gingen etliche vom Volk hinaus, um zu sammeln, fanden es aber nicht" Ex 16,27. Das waren die Kleingläubigen ^«ax -"
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6 , 3 3 : S u c h e t a b e r z u e r s t das R e i c h u. s e i n e G e r e c h t i g k e i t , so w i r d e u c h d i e s e s a l l e s h i n z u g e g e b e n w e r d e n . e
1. Qid 4,14: R. N horai (um 150) sagte: Ich lasse alle Gewerbe, die es in der Welt gibt, dahinten u. lehre meinen Sohn nur die Tora, von deren Lohn der Mensch in dieser Welt genießt, während ihm das Kapital (der volle Lohn) anstehn bleibt für die zu künftige Welt. Bei allen übrigen Gewerben ist das nicht der Fall. Denn wenn ein Mensch in Krankheit oder Alter oder Leiden gerät, so kann er sich mit seinem Ge werbe nicht beschäftigen, so muß er also vor Hunger sterben. Aber die Tora nicht also; sie bewahrt ihn vielmehr vor allem Bösen in seiner Jugend u. verleiht ihm Zu kunft u. Hoffnung in seinem Alter. Wie heißt es von seiner Jugend? „Die auf Jahve harren, kriegen neue Kraft" Jes 40,31. Und wie heißt es von seinem Alter? „Fruchtbar werden sie noch im Greisenalter sein, voll Saftes u. Frische bleiben" Ps 92,15. — Das selbe als Bar mit geringen Abweichungen TQid 5,16 (343); pQid 4,66 b, 44; bQid 82b. || B rakh 14»: R. Jona (um 350) hat gesagt, R. Z fira (um 300) habe gesagt: Wer sich mit den eignen Angelegenheiten beschäftigt, bevor er gebetet hat (des Morgens), der ist, als ob er einen Götzenaltar baute.. . . Rab Idi b. Abin (wann?) hat gesagt, Rab Jicchaq b. Ascbjan (wann?) habe gesagt: Es ist einem Menschen verboten, sich mit seinen eignen Angelegenheiten zu beschäftigen, bevor er gebetet hat, vgl. Ps 85,14: Gerechtigkeit (im Sinn des Midr: das Gebet, das Gottes gerechtes Walten anerkennt) soll vor ihm hergehn u. (dann) soll er seine Füße auf den W e g setzen (seinen Ge schäften nachzugehn). Ferner hat Rab Idi b. Abin gesagt, Rab Jicchaq b . Aschjan habe gesagt: Wer betet u. dann seine Straße zieht, dessen Angelegenheiten besorgt Gott j| B rakh 35b Bar: „Du wirst dein Korn u. deinen Most u. dein ö l einsammeln" Dt 11,14. Was will die Schrift lehrend sagen? Wenn es heißt: „Dieses Buch der Tora soll nicht von deinem Munde weichen* Jos 1,8, so könnte man diese Worte buchstäblich fassen (nämlich, daß sich der Israelit nur mit der Tora beschäftigen dürfe). Darum sagt die Schrift lehrend: „Du wirst dein Korn einsammeln." Beschäftige dich also mit den e
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Matth 6,33 (Nr. 1.2) m
Worten der Tora, wie es der irdische Beruf r-tc »pn & sich bringt. Das sind Worte des R. Jischmafel (f um 135). R. Schimfon b. Joebai (um 150) sagte: Ist das möglich? Wenn ein Mensch pflügt zur Zeit des Pflügens, sät zur Zeit des Säens, erntet zur Zeit des Erntens, drischt zur Zeit des Dreschens, worfelt zur Zeit des Worfeins — was würde bei ihm aus der Tora? Vielmehr wenn die Israeliten den Willen Gottes tun, dann wird ihre Arbeit durch andre getan (so daß sie ohne Unterbrechung dem Torastndium sich widmen können), s.: „Bereitslehn werden Fremde, eure Herden zu weiden, u. Söhne des Auslands werden eure Ackersleute u. eure Weingärtner sein" Jes 61.5. Wenn die Israeliten aber nicht Gottes Willen tun, dann muß ihre Arbeit durch sie selbst verrichtet werden, wie es heißt: „Du wirst dein Korn usw. einsammeln* Dt 11,14. Und nicht bloß dies, sondern auch die Arbeit andrer muß durch sie verrichtet werden, s.: „Du wirst für deinen Feind arbeiten müssen" Dt 28,48. — Abaje (t 338/39) hat gesagt: Viele haben sich nach den Worten des R. Jischmafel gehalten, u. sie haben Glück damit gehabt, u. viele nach den Worten des R. Schimfon b. Jochai, u. sie haben kein Glück damit gehabt! Raba (f 352) pflegte zu den Rabbinen zu sagen: Ich bitte euch, in den Tagen des Nisan (Erntezeit) u. in den Tagen des Tischri (Kelterzeit) erscheinet nicht vor mir, damit ihr euch nicht das ganze Jahr hindurch mit eurem Lebensunterhalt zu beschäftigen braucht. Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe im Namen des R. J huda b. Elfai (um 150) gesagt: Komm u. sieb, daß die späteren Geschlechter nicht sind wie die früheren Geschlechter: die früheren Geschlechter machten ihr Torastudium zu etwas Festbestimmtem « p u. ihre (irdische) Arbeit zu etwas Zufälligem *x-?; da kam beides in ihren Händen zu Bestand. Die späteren Geschlechter machten ihre (irdische) Arbeit zu etwas Festbestimmtem u. ihr Torastudium zu etwas Zufälligem (Gelegentlichem); da gewann keins von beiden Bestand in ihren Händen. — Die Bar im Anfang dieser Stelle stammt aus SDt 11,14 § 4 2 (80^). || £AZ 19»: R. Abdemi b. Chama (ein Amoräer ungewisser Zeit) hat gesagt: Wer sich mit der Tora beschäftigt, dessen Angelegenheiten besorgt Gott, s.: Durch die Tora Jahves geschieht sein Wunsch Ps 1,2 (so der Midr). || fAZ 19b; R. Jehoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Dies Wort steht in der Tora geschrieben u. wird wiederholt in den Propheten u. zum drittenmal in den Hagiographen gesagt: Wer sich mit der Tora beschäftigt, dessen Vermögen gedeiht. In der Tora steht geschrieben: „So haltet denn die Worte dieses Bundes u. übt sie, damit ihr Glück habt bei allem, was ihr tut" Dt 29,8. Zum zweitenmal steht es in den Propheten: „Dieses Buch der Tora weiche nicht von deinem Munde . . .; denn dann wirst du Glück auf deinem Wege haben" Jos 1,8. Zum drittenmal steht es in den Hagiographen: „Durch die Tora Jahves geschieht sein Wunsch" Ps 1,2 (so der Midr). || SLv 26,21 (454»): Ihr macht meine Rechte ("J*") zur Nebensache in der Welt, so mache auch ich euch zur Nebensache in der Welt (eine Warnung Gottes an Israel). I| PesiqR 14(59»): R. Jochanan (t 279) hat im Namen des R. Schimfon b. Jehocadaq (um 225) gesagt: . . . Salomo spracht Herr der Welten, um Weisheit bitte ich, daß du mir Weisheit u. Wissen gebest (8. 2 Chr 1,10). Gott sprach zu ihm: Weil du um Weisheit gebeten hast, bei deinem Leben, alle Dinge sind Anhängsel der Weisheit — so sei dir Weisheit u. Wissen (Erkenntnis) gegeben, u. Reichtum u. Schätze u. Herrlichkeit (Ehre) werde ich dir geben (2 Chr 1,12). e
2. xr]v ßaaiXsiav ohne den Zusatz xov &eov oder xmv ovoavaiv (wie auch 4 , 2 3 ; 8,12; 9 , 3 5 ; 13,19.38; 24,14; 25,34; L k l 2 , 3 2 ; 22,29) hat man vielleicht aus dem Bestreben zu erklären, die Gottesbezeichnung möglichst fortzulassen, wo kein Mißverständnis dadurch entstehn konnte. Ein gutes Beispiel aus dem Rabbin. bietet hierfür Aboth 3,.14, wo R. «Aqiba ( f um 135) sagt, daß der Mensch „nach dem Bilde" geschaffen sei. Er setzt voraus, daß seine Hörer wissen, nach wessen Bild der Mensch erschaffen ist; s. die Stelle S. 443.
Matth 6,34 (H. » ) . 7 , 1 . 2 ( 9 1 )
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6, 34 91: S o r g e t also n i c h t um den m o r g e n d e n T a g . Sanh 100b; (Ein Zitat aus dem Buche des Ben Sira:) Mache dir keine Not um die Not des morgenden Tages r-u; denn du weißt nicht, was der (heutige) Tag ge baren wird. Vielleicht ist man morgen nicht mehr vorhanden, u. dann wurde man sich Not gemacht haben T L S I um eine Welt, die einem nicht gehört. — Dasselbe J b 63b; vgl. Sir 30,21; 38,20; Spr 27,1. e
0,34 93: G e n u g für den* T a g i s t s e i n e P l a g e
(xaxia).
B«rakh 9b; „Ich werde sein, der ich sein werde" Ex 3,14. Gott sprach zu Mose: Geh u. sage den Israeliten: Ich bin mit euch in dieser Knechtschaft gewesen u. ich werde mit euch sein in der Knechtschaft der Weltreiche. Da sprach Mose vor ihm: Herr der Welt, es ist genug an der Not zu ihrer Stunde n r ? ü j m s ^ m (wenn sie da ist. Was soll ich zu den Israeliten reden von der Knechtschaft, die noch aussteht!). Gott sprach: Geh, sage ihnen: Der „Ich sein werde" bat mich zu euch gesandt. — In ExR 3 (69 ) wird dieser Ausspruch von R. Jafaqob b. Abina (um 325) im Namen des R. Huna aus Sepphoris (gegen 300) mitgeteilt. c
7,1: R i c h t e t n i c h t {firj XQIV€TS),
damit ihr nicht gerichtet werdet. 1
Aboth 1,6: Jehoschuaf b. Pirachj a (um 110 v. Chr.) sagte: Erwähle dir einen Lehrer, erwirb dir einen Studiengenossen u. beurteile (oder richte 7 - -;rrn) jedermann nach der Wagschale des Verdienstes (d. h. nach seiner verdienstlichen Seite). || Derekh Erec Zuta 3: Beurteile (richte -,i - m ) deinen Nächsten nach der Wagschale des Verdienstes u. laß ihn nicht sinken ( = verurteile ihn nicht) nach der Wagschale der Schuld. || Aboth 2 , 4 : Hillel (um 20 v. Chr.) sagte: Richte deinen Nächsten nicht, bis du in seine Lage ge kommen bist. — Weitere Stellen s. bei Mt 7,2.
7,2 91: D e n n m i t w e l c h e m G e r i c h t i h r r i c h t e t , werdet ihr gerichtet werden. 1. Zur Sentenz vgl.: Schab 127»: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Von sechs Dingen genießt der Mensch die Zinsen in dieser Welt, während ihm das Kapital anstebn bleibt für die zukünftige W e l t Diese sind: Gastfreundschaft, Krankenbesuch, Gebetsandacht, frühzeitiger Be such des Lehrhauses, Erziehung der Söhne für das Torastudium u. das Beurteilen (Richten) des Nächsten nach der verdienstlichen Seite.. . . Bar: Wer seinen Nächsten nach der verdienstlichen Seite beurteilt, den beurteilt man ( = Gott) nach der verdienst lichen Seite. Einmal ging ein Mensch von Obergaliläa hinab u. vermietete sich bei einem Besitzer im Süddistrikt (Darom) auf drei Jahre. Am Rüsttag des Versöhnungs festes sprach er zu seinem Herrn: Gib mir meinen Lohn, daß ich gehe u. mein Weib u. meine Kinder davon unterhalte. Dieser antwortete: Ich habe kein Geld. Jener sprach: Dann gib mir Früchte. Dieser erwiderte: Ich habe keine. Jener: So gib mir Grund u. Boden. Dieser: Ich habe keinen. Jener: So gib mir Vieh. Dieser: Ich habe keins. Jener: So gib mir Decken u. Polster. Dieser: Ich habe keine. — Da nahm er seine Gerätschaften auf den Rücken u. zog verdrießlichen Sinnes heim. Nach dem Fest nahm der Besitzer den Lohn jenes Arbeiters in seine Hand u. außer diesem noch eine Last für drei Esel. Die eine bestand aus Speisen, die andre aus Getränken u. die dritte aus allerlei kostbaren Früchten. Damit machte er sich auf in dessen Haus. Nachdem sie gegessen u. getrunken hatten, gab er ihm seinen Lohn. Er sprach zu ihm: Als du zu mir sagtest: ,Gib mir meinen Lohn' u. ich dir antwortete: ,Ich habe kein Geld', in welchem Verdachte hattest du mich da? Ich dachte, es wäre dir vielleicht Handels ware billig angeboten worden u. du hättest sie für dein Geld gekauft. Und als du zu 1
Jehoschuaf b. Perachja wird Sanh 107 b . Sota 47» anachronistisch zum Lehrer Jesu gemacht; s. oben S. 84 f. u
Matth 7,2 (H 1)
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mir sagtest: ,Gib mir Vieh' u. ich antwortete: ,Ich habe kein Vieh', in welchem Verdachte hattest du mich da? Ich dachte, es wäre vielleicht an andre vermietet worden. Als du zu mir sagtest: ,Gib mir Grund u. Boden' u. ich dir antwortete: ,Ich habe keinen Grund u. Boden', in welchem Verdachte hattest du mich da? Ich dachte, er wäre vielleicht an andre verpachtet worden. Und als ich zu dir sagte: ,Ich habe keine FrQchte', in welchem Verdachte hattest du mich da? Ich dachte, sie wären vielleicht noch nicht verzehntet. Und als ich zu dir sagte: ,Ich habe keine Decken u. Polster', in welchem Verdachte hattest du mich da? Ich dachte, vielleicht hat er alle seine Guter dem Himmel ( = Gott) geweiht. Da sprach er zu ihm: Beim Tempeldienst, so verhielt es sich: ich hatte alle meine Güter durch Gelöbnis Gotte geweilit, weil mein Sohn Hyrkanus sich nicht mit dem Torastudium befaßte. Als ich aber zu meinen Ge nossen im Süddistrikt kam, haben sie mir alle meine Gelübde gelöst; u. wie du mich nach der verdienstlichen Seite beurteilt (gerichtet) hast im, so möge dich Gott nach der verdienstl. Seite beurteilen (richten yi )\ — Bar: Ein Frommer hatte einmal ein Mädchen, eine Tochter Israels, ausgelöst (aus der Gefangenschaft oder dergl.) u. sie in der Herberge am Fußende seines Bettes schlafen lassen. Am Morgen ging er hinab, um sich zu baden; dann unterrichtete er seine Schüler u. sprach zu ihnen: Als ich sie am Fußende meines Bettes schlafen' ließ, in welchem Verdachte hattet ihr mich da? Wir dachten, es wäre vielleicht unter uns ein Schüler, der unsrem Lehrer nicht bewährt erscheine. Als ich aber hinabging, um zu baden, in welchem Verdachte hattet ihr mich da? Wir dachten, vielleicht hat der Lehrer infolge der Anstrengung der Reise nächtliche Pollution gehabt. Er antwortete ihnen: Beim Tempeldienst, so verhielt es sich; u. wie ihr mich nach der verdienstlichen (guten) Seite beurteilt habt, so möge euch Gott nach der verdienstl. Seite beurteilen! — Bar: Einmal hatten die Gelehrten schüler ein dringliches Anliegen an eine (heidnische) Matrone, bei der alle Großen Rom8 sich einzufinden pflegten. Man sprach: Wer will hingehn? R. J hoschua? (um 90) antwortete: Ich will hingehn. Er ging samt seinen Schülern. Als er an die Tür ihres Hauses kam, legte er in einer Entfernung von vier Ellen die Gebetsriemen ab; dann trat er ein, verschloß aber die Tür vor seinen Schülern. Als er wieder herauskam, ging er hinab u. badete; dann unterrichtete er seine Schüler u. sprach: Als ich die Gebetsriemen ablegte, in welchem Verdachte hattet ihr mich da? Wir dachten, unser Lehrer meine, daß man heilige Dinge nicht mitnehmen dürfe an einen Ort der Un reinheit (als solcher galt das Haus der Heidin). — Und als ich die Tür zuschloß, in welchem Verdachte hattet ihr mich da? Wir dachten, es handle sich zwischen ihnen vielleicht um eine (geheime) Regierungsangelegenheit. — Und als ich hinabging n. badete, in welchem Verdachte hattet ihr mich da? Wir dachten, es möchte vielleicht (verunreinigender) Speichel aus ihrem Munde auf die Kleider unsres Lehrers gespritzt sein. Da sprach er zu ihnen: Beim Tempeldienst, so verhielt es sich; u. wie ihr mich nach der verdienstlichen (guten) Seite beurteilt habt, so möge euch Gott nach der verdienstl. Seite beurteilen! || M g 2 8 : Raba (f 352) hat gesagt: Wer nachsichtig ist (wörtlich: über seine Maße oder Eigenschaften hinausgeht, nicht streng darauf besteht), bei dem sieht man ( = Gott) hinweg über alle seine Verfehlungen, wie es heißt: »Der Schuld vergibt, u. zwar wenn man über Verfehlung hinwegsieht* Micha 7,18 (so der Midr). Wem vergibt er Schuld? dem, der über seine (des Nächsten) Verfehlungen hinwegsieht. — Dasselbe R H 1 7 ; ohne den Schriftbeweis auch Joma 2 3 . II RH 10 : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Dreierlei bringt die Sünden eines Menschen (vor Gott) in Erinnerung: eine sich neigende Wand (d.h. eine Stätte der Gefahr, an die sich ein Mensch begibt), das Harren auf Gebetserhörung u. wenn man eine Rechtssache gegen einen andren (Gotte) übergibt (an Gott appelliert. In allen diesen Fällen prüft Gott das Schuldregister eines Menschen, ob er des göttl. Eingreifens würdig erscheint). Denn R. Abin (um 325) hat gesagt: Wer eine Sache wider einen andren (Gotte) über gibt, der wird zuerst (von Gott) bestraft, vgl.: „Sarai sprach zu Abraham: . . . Jahve richte zwischen mir u. dir!* Gn 16, 5 u.: „Abraham kam, um Sara zu betrauern Gn 23,2. (Saras Tod vor Abrahams Ableben die Strafe für ihre Appellation an Gott.) — n
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Matth 7,2 ( « 1 . 2 )
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In BQ 9 3 R. Chanan, um 300, statt R. Abin als Autor. Vgl. den ähnlichen Ausspruch GnR 45 ( 2 8 ) : R. Tanchuma (um 380) hat im Namen des R. Chijja des Älteren (um 200) u. R. B rekhja (um 340) im Namen des R. Chijja (b. Abba, um 280) gesagt: Wer bei der göttl. Gerechtigkeit anklopft (d. h. an Gottes Gericht Berufung einlegt), der geht nicht glatt (heil) aus Gottes Hand hervor. Sara hätte Abrahams Alter erreichen sollen, aber weil sie sprach: „Jahve richte zwischen mir u. dir!" wurden 38 Jahre von ihrem Leben zurückbehalten. c
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2. xotirfaeate. Die passive Konstruktion ist gewählt, um die Nennung Gottes zu vermeiden: „ihr werdet gerichtet werden" also = Gott wird euch richten. Diese Ausdrucksweise zur Vermeidung des Gottesnamens ist im NT ungemein häufig, bei Mt zB 3, 10 ixxonxexai, xai sig nvq ßäXXexat; 5,5 naQaxXrj&rjo'ovxai; 5,6 ypoxaaitiftovxcti', 5,7 eXeri&-r Govxai\ 5,9 xXrj&rjaovxai; 5,25 ßXrj&i'cr); 5,29 ßXrj&jj; 6,7 £iaaxova&r]ffovxai; 6, 9 äyiaa&fpw; 6,10 y f v i ^ ^ T w ; 6,33 7iQoaxs&rj0£xai; 7,1 xQi&rjXe; 7, 2 außer xQi&t'jaso&s noch f.i£xorj&rjaexiu; 7,7 dod-tjaetai, dvotyr aexai\ 7,19 ixxönxexai, ßdXXexai; 10,19 do&f C€xai\ 10,30 r]Qi&fit]fiävai ela(v\ 11,23 vipcod-tiat], xaxaßißaa&r or); 12,31 dyie&rjaexai; 12,37 d*ixaico&r o'r], xctxaSixaad-^ar}; 12,39 do&ijaexai; 13,11 oVcWat; 13,12 do&rjaexai, nsqiaaevörjüexai, dg^rjaexm; 14,2 rjäo&rj; 15,13 £XQi£(o&rjoexai; 16,4 do&rjüexai usw. Überall wäre hier bei aktiver Fassung des Satzes Gott als Subjekt zu nennen gewesen. In der rabbin. Literatur wird diese Konstruktion seltener verwandt;« gewöhnlich gebraucht man das Aktivum mit dem unbestimmten Subjekt „sie" = man,b wobei es dem Leser überlassen bleibt, sich das eigentliche Subjekt, nämlich Gott, selbst hinzuzudenken. Diese Ausdrucksweise ist im NT selten, s. bei Lk 16, 9. t
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a. Aboth 3, 14: (R. cAqiba, f um 135) pflegte zu sagen: Geliebt ist der Mensch, denn er ist im Bilde (Gottes) geschaffen. Als eine besondere Liebe wurde ihm kundgetan, daß er im Bilde erschaffen worden ist, s.: „Denn im Bilde Gottes hat er den Menschen geschaffen" Gn 9, 6. (Während das AT aktivisch redet, spricht R iAq. passivisch; ebenso im folgenden.) Geliebt sind die Israeliten; denn sie werden Söhne Gottes genannt (s. dieselbe Konstruktion Mt 5, 9 ) ; als eine besondere Liebe wurde ihnen kundgetan, daß sie Söhne Gottes genannt werden, s. Dt 14, 1. || Sukka 5 3 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Die Füße des Menschen bürgen für ihn: nach dem Ort, wo er angefordert wird - s a r - c ( = wo Gott ihn anfordert), dahin schaffen sie ihn. |j SDt 11,22 § 4 8 (84b) R. Etfazar b. Cadoq (um 100) sagte: Wenn das Leben des Belschaccar, weil er sich der Gefäße des Heiligtums bediente, die doch (infolge ihrer Fortschaffung nach Ez 7, 21) profane Gefäße waren, aus dieser u. der zukünftigen Welt ausgetilgt worden ist i " ? ? : , um wieviel mehr wird das Leben desjenigen, der sich des Gerätes bedient, durch das diese u. die zukünftige Welt erschaffen worden ist (d. h. der Tora), aus dieser u. der zuk. Welt ausgetilgt werden vpys ( = Gott wird austilgen). |j Chag 1 5 : Acher (um 120) sah, daß dem Metatron Vollmacht gegeben war Kart-ru ( = daß Gott ihm Vollmacht gab) zu sitzen, um die Verdienste Israels aufzuschreiben. || GnR 3 ( 3 ) : W o wurde das Urlicht verborgen HTSJJ ( = wo verbarg es Gott)? Es wurde für die Gerechten in der Zukunft bestimmt p j p i r o ( = Gott bestimmte es). — Ferner s. P siq 81b auf S. 445 y. b. Beispiele 8. bei Lk 16,9. a
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Eine gute (nur hier u. da etwas zu weit greifende) Zustellung aller hierher gehörenden Konstruktionen im ganzen NT gibt J. Boehmer, Die neutestamentliche Gottesscheu 20 ff., 78 ff.
Matth 7, 2 ( 8 1)
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7 , 2 93: M i t w e l c h e m M a ß ihr m e s s e t , w i r d e u c h g e m e s s e n w e r d e n , « V q> (xetoy IASXQSTTS ixsxQrj&rcsxat v/.itv. 1. Sota 1, 7: Mit dem Maße, mit welchem ein Mensch mißt, mißt man ( = Gott) ihm ",*--a n a - - a a - s u n r j ? a . Sie (die d e s Ehebruchs Verdächtige) hat sich zur Sonde geschmückt, deshalb verunstaltet sie Gott (durch Auflösen des Haares, Umlegen eines Strickes usw., s. Nu 5,18); sie hat Bich zur Sünde entblößt, deshalb läßt Gott sie entblößen. Mit der Hüfte hob sie an bei der Sünde u. dann mit dem Bauch, deshalb wird die Hüfte zuerst gestraft u. d a n n der Bauch (Nu 5 , 2 1 ; vgl. aber 5,27), u. der ganze übrige Leib gebt nicht frei aus. — Sota 1,8: Simson wandelte seinen Augen nach, deshalb stachen ihm die Philister seine Augen aus, s. Ri 16, 21. Absalom war stolz auf sein Haar, deshalb blieb er mit seinen Haaren hangen; u. weil er zu den z e h n Eebsweibern seines Vaters eingegangen war, deshalb wurden zehn Spieße (lies rv;r5 statt r v : : i - ) in seinen Leib gebohrt (s. 2 Sm 16,22; 18, 15). Und weil er drei Herzen getäuscht hatte, das Herz seines Vaters, das des Gerichtshofes u. das Israels (s. 2 Sm 15,6), deshalb wurden drei Speere in sein Herz gestoßen (s. 2 Sm 18,14). — Sota 1, 9: Ebenso ist es i n bezug auf das Gute. Mirjam wartete auf Mose eine kurze Zeit, s. Ex 2 , 4 ; deshalb hielt sich ganz Israel ihretwegen sieben Tage lang in der Wüste auf, s. Nu 12,15. Joseph ward gewürdigt, seinen Vater zu begraben, u. keiner war unter seinen Brüdern, der größer gewesen als er, s. Gn 50,7 ff. Wen haben wir, der größer wäre als Joseph, mit dem selbst Mose sich beschäftigte! Mose erwarb sich Verdienst um die Gebeine Josephs u. keiner war in Israel größer als er, s. Ex 13,19. Wen haben w i r , der größer wäre als Mose, mit dem selbst Gott sich beschäftigte, 8. Dt 3 4 , 6 : „Er begrub ihn im Tale.* Nicht bloß von Mose heißt es so, sondern von allen Frommen, s. Jes 5 8 , 8 : „Vor dir hergehn wird deine Gerechtigkeit, die Herrlichkeit Jahves bringt dich heim" ( = versammelt dich zu deinen Vätern). Parallelstelle: M kh Ex 13,19 ( 2 9 ) . — Der Grundsatz „Maß gegen Maß" ausführlich exemplifiziert an dem ehebrecherischen Weib TSofca 3, 2ff. (295); Sota 8 b ; NuR 9 (153 ). il TSota 3,1 (295): R. Jtfelr (um 150) pflegte zu sagen: Woher läßt sich beweisen, daß man einem Menschen mit dem Maße, mit welchem er mißt, wieder mißt? Siehe Jes 2 7 , 8 : Maß gegen Maß, wenn du es verstießest, straftest du es (so der Midr, der n » c x c a deutet = nico r r x o ; „für das Maß" der Sünde „das entsprechende Maß* der Strafe). Da höre ich nur, daß man nach dem Sea mißt; woher, daß auch (die kleineren Maße, wie) ein Tarqab ( = 3 Qab) u. ein halbes Tarqab mit eingeschlossen sind (d. h. daß der Grundsatz auch für kleinere Sünden gilt)? Die Schrift sagt lehrend Jes 9 , 4 : Jedes einzelne Maß (so der Midr). Da höre ich nur von etwas, was gemessen werden kann; wober aber, daß auch geringe Peruten (die kleinste Münze zur Bezeichnung geringfügiger Sünden) zu einer großen Summe zus.gezählt werden? Die Schrift sagt lehrend Qoh 7,27: Eins zum andren, um die Summe zu erreichen. — Dasselbe pSota 1,17 , 24; NuR 9 ( 1 5 3 ) ; Midr Ps81 § 2 ( 1 8 3 ) ; Sota 8b, wo der Name „Melr" hinter -a- ausgefallen ist; vgl. das nächste Zitat. || Sanh 100» Bar: R. Melr sagte: Mit dem Maße, mit welchem ein Mensch mißt, mißt man ihm wieder; s. Jes 2 7 , 8 : Maß gegen Maß straftest du es (s. voriges Zitat). Da sagte R. J" huda (um 150; so ist zu lesen statt , R . J ho8chua£", Bacher, Tann. 2, 62): Ist es denn möglich also zu sagen? Ein Mensch gibt seine Hand voll einem Armen in dieser Welt; soll dem Gott seine (Gottes) Hand voll wieder geben in der zukünftigen Welt? Es heißt doch: „Die Himmel hat er mit der Spanne abgesteckt* Jes 40, 12 (wie kann da ein Mensch die Fülle der Gotteshand fassen)! Du meinst es also nicht s o ? (fragte R. Melr). Welches Maß ist größer, das Maß der (göttl.) Güte oder das der (göttl.) Strafe? Sage: Das Maß der Güte. Von ihm beißt es: „Er tat die T ü r e n des Himmels auf u. ließ Manna auf sie herabregnen« Ps 78, 23f. Und vom Maß der Strafe heißt es: „Die F e n s t e r des Himmels wurden aufgetan* Gn 7,11 (so viel größer die Türen als die Fenster, so viel größer das Maß der Güte als das der Strafe). Nun heißt es vom Maß der Strafe: „Sie werden hinausgehn, anznsehn die Leichen der Leute, die von mir abtrünnig waren; e
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denn ihr Wurm wird nicht sterben u. ihre Flamme nicht erlöschen, u. sie werden zur Abschreckung sein für alles Fleisch* Jes K6,24. Nicht wahr, wenn ein Mensch in dieser Welt seinen Finger ins Feuer steckt,, so verbrennt er sich sofort; allein wie Gott in die Gottlosen die Kraft geben wird, ihre Strafe zu empfangen (daß ihr Feuer nie erlischt), so wird er auch in die Frommen die Kraft legen, ihr Gutes (selbst eine Gotteshand voll) hinzunehmen. Der Grundsatz: .Mit dem Maße usw.* findet sich auch M g 12b GnR 9 (7b); ExR 3 (69 ) ; 25 (87 »). — Aramäisch Targ Jerusch II Gn 38,26: urVs« ss-a »Vs-Vs 1*21 K = 2 sVs-e yz\ «'wz rcb y^'m na „mit dem Maß, mit welchem ein Mensch auf Erden mißt, mißt man ( = Gott) ihm im Himmel, es sei ein gutes Maß, oder es sei ein schlimmes Maß." II Targ Jes 27,8: ^ i^-s* na b«7> «n-im xpsoa „mit dem Maße, mit welchem du gemessen hast, wird man dir messen." — Man beachte in allen diesen Sätzen die aktive Konstruktion mit dem unbestimmten Subjekt „man" statt des passiven (ietQrj&ijaszai Mt 7 , 2 ; s. oben S. 443. e
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2 . In kürzerer Fassung lautet der Grundsatz: „Maß gegen Maß." e
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N d 3 2 : Rabbi (nach Bacher, pAmor. 2,310, wäre R. Levi, um 300, Autor) hat gesagt: Wer auf Ahnungen etwas gibt, dem erfüllen sie sich, s. Nu 23,23: „Denn wider ihn wendet sich die Ahnung" (so der Midr, indem er „nicht" deutet = *'„gegen ihn"). Aber das Wort ist ja doch »b geschrieben (u. nicht •>":)! Allein es geht da nach der Regel: Maß gegen Maß, nrxj n;,» nr«?. — Dasselbe, aber ohne Verwendung dieser Regel, in einer Erzählung des R. Huna, um 350, pSchab «, 8 , 11.16. || Schab 105b R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: Wer lässig ist in der Trauer um einen Gelehrten, der wird nicht lange leben, Maß gegen Maß, s. Jes 2 7 , 8 : „Maß gegen Maß züchtigtest du es." || Sanh 90": (Zu dem Satz Sanh 10,1 daß der, welcher sagt, die Auferstehung der Toten lasse sich nicht aus der Tora be weisen, keinen Teil an der zukünftigen Welt habe, wird gefragt:) Warum das alles? Es ist in einer Bar gelehrt worden: Er leugnet die Auferstehung der Toten, deshalb soll er nicht Anteil haben an der Auf. der Toten; denn alle Maße Gottes sind Maß gegen Maß; denn R. Sch mu§l b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jonathan (um 220) habe gesagt: Woher läßt sich beweisen, daß alle Maße Gottes sind Maß gegen Maß? Siehe 2 Kg 7 , 1 : „Elisa sprach: Höret das Wort Jahves! So bat Jahve gesagt: Um diese Zeit morgen gilt ein Sea Feinmehl einen Scheqel u. zwei Sea Gerstenmehl einen Scheqel im Tore von Samaria." Ferner heißt es das. Vers 2 : „Da antwortete der Marschall, auf dessen Hand sich der König stützte, dem Gottesmann u. sprach: Siehe, wenn Jahve Luken in den Himmel machte, könnte das je geschehn? Er aber sprach: Siehe, du wirst es mit eignen Augen sehen, aber doch nichts davon essen! Und Vers 20 heißt es: „Und so geschah es mit ihm, u. es zertrat ihn das Volk im Tor, daß er starb." |! Ein weiteres Beispiel s. DtR 11 (207b) bei Lk 6, 38. II GnR 9 (7b) R. Schimfon b. Abba (um 280) hat gesagt: Alle Maße hören (einst) auf; Maß gegen Maß hört nicht auf. d
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3. Gleichbedeutend ist die sprichwörtl. Redensart: In dem Topfe, in welchem einer kocht, wird ihm (oder er) gekocht. a
Sot,a 1 1 : R. EUazar (um 270) hat gesagt: Was heißt Ex 18,11: „Mit dem, womit sie gegen sie . . . * ? In dem Topfe, in welchem sie kochten, wurden sie gekocht, s. Gn 25,29: „Einst kochte ii-t Jakob ein Gericht.* (Durch Wasser töteten die Ägypter die israelitischen Knäblein, durch Wasser wurden sie deshalb selbst vernichtet.) — Kürzer u. anonym ExR 1 ( 6 5 ) . Vgl. auch M kh Ex 18,11 (66b) Womit die Ägypter die Israeliten zu vernichten gedachten, damit hat Gott sie gestraft, s. Ex 18, 11. In TanchB « r « § 5 (3t>b) wird diese Erklärung dem R. EUazar beigelegt. j| Andre bild liche Wendungen für den gleichen Gedanken zeigt P s i q 8 1 b „Hat Gott Israel, wie bekam, geschlagen? Oder ward es hingewürgt mit solchem Würgen wie dessen (Ägyptens) Erwürgte* Jes 2 7 , 7 ? R. Jehuda (um 150) u. R. N chemja (um 150). R. J. sagte: Mit dem Stock, mit welchem die Ägypter die Israeliten geschlagen haben, wurden sie geschlagen. R. N. hat gesagt: d
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Matth 7,2 ( 8 3). 7,3 ff. (Nr. 1.2)
446
Mit dem Schwerte, mit welchem die Ägypter die Israeliten schlugen, wurden sie geschlagen, s. Jes 2 7 , 8 : Maß gegen Maß straftest du (Ägypten), als es (Israel) entließ (so der Midr). Maß gegen Maß: in einer Bar ist im Namen des R. Melr (um 150) gelehrt worden: «Mit dem Maße, mit welchem ein Mensch mißt, mißt man ihm"; als Ägypten Israel entließ, straftest du Äg.; es wurde geschlagen u. hinterher entließ es; deshalb heißt es: Als der Pharao das Volk entließ Ex 13,17. (Text nach Bubers Emendationen.) — „Redet nicht immerfort Stolzes, Stolzes, noch gehe Freches aus eurem Munde" (1 Sm 2, 3). R. Eifazar (um 270), R. Jehoschuaf b. Levi (um 250) u. die Rabbinen. Der eine sagte: Mit der Wage, mit der sie gewogen haben, wurde auch ihnen gewogen (hier folgt derselbe Satz noch einmal, aber mit andren Ausdrucken; ursprünglich wohl Randglosse). Der andre sagte: Mit dem Gekochten, mit dem sie kochten, wurde ihnen gekocht.. . . Die Rabbinen sagten: Mit dem Plane, den sie planten, wurde ihnen geplant.
Derselbe Grundsatz schon Aboth 2, 6 bei Hillel (um 20 v. Chr.): Er sah einen Schädel auf dem Wasser schwimmen u. sagte zu ihm: Weil du ertränkt hast FIBEWHJS, hat man dich ertränkt; aber schließlich werden die ertränkt werden, die dich ertränkt haben. — Dasselbe Sukka 53». || Auch Weish 11,15f.; 12,24f.; 18,4ff. spiegelt den Grundsatz „Maß gegen Maß" wider. 7, 3 ff.: S p l i t t e r u. B a l k e n im A u g e . 1. fArakh 16b Bar: R. Tarphon (um 100) hat gesagt: Es sollte mich wundern, wenn es in dieser Generation einen gäbe, der Zurechtweisung annimmt. Wenn man ihm sagen würde: Nimm den Splitter (eo*£, Span) aus deinen Augen fort, so würde er antworten: Nimm den Balken rnSp aus deinen Augen (in andren Ausgaben: „Zwischen deinen Zähnen* v > » T *) f ° ' — 1° den Parallelstellen fehlt der Satz vom Splitter u. Balken, s. SDt 1,1 § 1 (64»); SLv 19,17. || BB 15 b R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Was heißt: „In den Tagen des Richtens der Richter* Ruth 1,1? Es war eine Generation, die ihre Richter richtete. Sagte man einem: „Nimm den Splitter (BO*P) aus deinen Augen fort*, so antwortete er: „Nimm den Balken aus deinen Augen fort!* II Der Gedanke von Mt7,3ff. in andrer Form Sanh 18»: Es heißt: „Sammelt von euch die Stoppeln ab ->«eprn u. dann sammelt sie (von andren) ab* Zeph 2,1 (so der Midr). Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Schmücke (erst) dich selbst u. hinterher schmücke andre. — Dasselbe Sanh 19»; BM 107b BB 60b. || pTafan 2,65», 62: R. Joschijja (IL, um 280) bat öffentlich vorgetragen (auf Grund von Zeph 2 , 1 ) : Sueben wir die Stoppeln an uns selbst ab, bevor wir sie an andren absuchen! In der Parallelstelle Midr KL 3,40 (72 ) lautet die Anwendung im Sinne des Resch Laqisch: Schmücken wir uns selbst u. hinterher wollen wir andre schmücken! II BM 59b Bar: R. Nathan (um 160) hat gesagt: Den Fehler, der an dir ist, wirf nicht deinem Nächsten vor. Das ist es, was die Leute zu sagen pflegen: Wer einen Gehängten in seiner Familie hat, der sage nicht zu seinem Nächsten: Hänge den Fisch auf! — Der Ausspruch des R. N. wird biblisch begründet mit: „Ihr seid Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen* in M kh Ex 22, 20 (101»). — Vgl. Qid 7 0 « : Wer einem andren einen Makel anhängt, hat selbst einen Makel u. redet niemals zum Lobe (eines Menschen). Sch muöl (f 254) hat gesagt: Den eignen Makel hängt er andren an. — Dasselbe Qid 7 0 . II BQ 9 2 : Rab» (t 352) hat zu Rabbah b. Mari (um 320) gesagt: Wober läßt sich das Sprichwort beweisen: Hast du etwas Tadelnswertes an dir, so sage es lieber selbst zuerst (damit es dir andre später nicht vorwerfen)? Er antwortete: Aus Gn 24,34: „Elifezer sprach: Der Sklave Abrahams bin ich.* 2
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2. Span gegenüber dem Balken als Bild der Geringfügigkeit. b
Hör 8 : Wenn Rab Huna (f 297) nach der Gerichtsstätte ging, ließ er zehn Gelehrte (Mischnakundige) des Lehrhauses vor sich kommen, damit (bei einem etwaigen
Matth 7,6 ( « 1—3. ö )
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falschen Urteilsspruch so viel Schuld) auf ihn käme wie ein Span aus einem Balken s e i » « K3*v. Wenn man vor Rab Asdhi (f 427) eine Frage betreffs eines schadhaften Tieres, - E - ^ Ü , brachte, lief} er zehn Schlächter aus Matha M chasja kommen, die er vor sich sitzen ließ; er sagte, damit auf mich komme ein Span von einem Balken. e
7,691: G e b t d a s H e i l i g e n i c h t denHunden,jtny
B kh 15» Bar zu Dt 12,15: „Du darfst schlachten", aber nicht die Schur ist dein; „das Fleisch", aber nicht das Fett; „darfst du essen", aber nicht deinen Hunden ge hört es. Von hier aus hat man gesagt (s. T mura6,5): Man löst Heiliges nicht aus, um es die Hunde fressen zu lassen. Vgl. T m 1 3 0 (in andren Ausgaben 3 0 ) : Alles Heilige, was schadhaft nr.10 geworden ist, löst man nicht ans; denn man löst Heiliges nicht aus, um es die Hunde fressen zu lassen. — Dieser Grundsatz als BarT m 117»; in Frageform S c h b u l l . Nach P s 2 9 » war der Grundsatz übrigens streitig. e
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2. Z u dem b i l d l i c h e n Sinn des A u s s p r u c h e s J e s u vgl.: Chag 13»: R. Ammi (um 300) hat gesagt: Man überliefert die Worte der Tora nicht einem Goi; s. Ps 147,20: „Nicht tat er also irgend einem (andren) Goi (Volk), u. Rechte — die wissen sie nicht." Ii Midr HL 2,7 (99»): R. Chelbo (um 300) sagte: Eine viermalige Beschwörung gibt es hier (nämlich HL 2 , 7 ; 3,5; 5,8; 8,4). Er (Gott) hat Israel be schworen, daß sie sich nicht empören sollten gegen die Weltreiche, daß sie das Ende (d. h. die Ankunft des Messias) nicht drängen (durch Drängen beschleunigen) sollten, daß sie ihre Geheimnisse den Völkern der Welt nicht offenbaren sollten, u. daß sie nicht als Mauer (d. h. als kompakte Masse) aus dem Exil (nach Palästina) hinauf ziehen sollten. — E°th 111» zählt R. Levi (um 300) 6 Beschwörungen im HL; darunter als dritte, daß die Israeliten das Geheimnis nicht den Völkern der Welt kundtun sollten. Raschi erklärt -tio Geheimnis « = Kalenderberechnung, ß — Gründe der Tora. || TanchB x->-i § 6 (44b) R. J«huda der Levit b. Schalom (um 370) hat gesagt: Mose wollte, daß auch die Mischna (hier = mündliche, traditionelle Lehre) schriftlich gegeben würde. Da aber Gott voraussah, daß dereinst die Völker der Welt (hier = christliche Welt) die Tora übersetzen u. auf griechisch lesen u. sagen würden: Wir sind (das rechte) Israel, sprach er zu Mose: „Schriebe ich dir die ganze Fülle meiner Lehre auf, so würden sie (die Israeliten) in diesem Fall wie der Fremdling geachtet* Hos 8,12 (so der Midr). Und das alles warum? Weil die mündliche Lehre das Geheimnis Gottes ist, u. sein Geheimnis überliefert Gott nur den Frommen, s.: „Das Geheimnis Gottes für die, welche ihn fürchten* Ps25,14. — Dasselbe Tanch s n - i 22 b; in erweiterter Fassung Tanch » s r *a 120b; F e i q R 5 ( 1 4 b ) ; vgl. E x R 4 7 ( 1 0 1 ) . :
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3. Über „Hunde* s. bei Mt 15, 26.
7, 6 95: D i e P e r l e n , rovg fiaQyagitag. Als Perle arp^n* oder rv^an« wird im Rabbin. häufig ein treffender Gedanke, ein schöner Ausspruch u. dgl. bezeichnet. e
Chag3»: R. Jochanan b . B roqa (um 110) u. R. Eifazar (ben) secn (s. Einl. 126) gingen einmal, um (ihren Lehrer) R. J hoschuaf (um 90) in P qifin zu begrüßen. Er sprach zu ihnen: Was gab es Neues heute im Lehrhaus? Sie antworteten: Wir sind deine Schüler u. haben von deinem Wasser ( = Lehre) getrunken (wie könnten wir dir etwas Neues mitteilen)! Er sprach: Gleichwohl ist es für das Lehrhaus unmöglich ohne etwas Neues zu sein. Wessen (Vortrags-)Sabbat ist es gewesen? Der des R. Eifazar b. fAzarja. Womit beschäftigte sich heute der haggadische Vortrag? Sie antworteten: Mit dem Ab schnitt: „Versammle das Volk, die Männer u. die Weiber u. die Kindlein* usw. Dt 81,12. Und was hat er darüber vorgetragen? Wenn die Männer kommen, um zu lernen, u. die Frauen, um zuzuhören, wozu kommen die Kindlein? Um Lohn zu verschaffen denen, die sie herbeibringen. — Da sprach er zu ihnen: Eine schöne Perle rV;j->a e
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Matth 7,6 (8. 6 1)
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naic war in eurer Hand, u. ihr wolltet mich derselben verlustig gehn lassen! — Ebenso in AbothRN 18; in den übrigen Parallelen TSota 7,9ff. ( 3 0 7 ) ; M k h E x 13,2 ( 2 3 ) pChag 1,75 , 34 fehlt das Wort von der «Perle«. || B rakh 3 3 : Rab Joseph lf 333) hat gesagt: . . . Ich wein nur von Rab lf 247) u. von Sch muöl (f 254), die uns eine Perle Nr-:;->i3 in Babel angeordnet haben, nämlich das Gebet i j - ^ i r i „du hast uns kundgetan, Jahve unser Gott, die Rechte deiner Gerechtigkeit u. du hast uns gelehrt, daß wir die Satzungen deines Willens tun sollen« usw. || Qid 3 9 : Rab Joseph (f333) hat gesagt: Wenn Acher (d. i. Elischaf b. Abuja, um 120, der bekannte Apostat) Dt 22,7 ausgelegt hätte, wie sein Tochtersohn R. Jafaqob (IL, um 170), so hätte er nicht gesündigt. Was war es denn mit A c h e r ? . . . Einige sagen: Er sah, wie ein Schwein (wörtlich: „wie ein gewisses andres Ding", euphemistische Bezeichnung für „Schwein«) die Zunge des Dolmetschers Chucpith* fortschleppte. Da sagte er: Der Mund, der Perlen hervorgebracht, muß Staub lecken? Er ging fort u. sündigte (fiel vom Judentum ab). Dasselbe Chull 1 4 2 ; vgl. pChag - , 7 7 , 53. n pMafasS, 5 2 , 50: R. Jochanan sprach zu R. Chijja b. Abba (um 2*0): Babylonier, weil ich dir die Scherbe lüftete, fandest du die Perle.— Ähnlich J b 92 : Hätte ich dir nicht die Scherbe aufgehoben,'ob du wohl die Perle darunter gefunden hättest? — Ebenso Mak 2 1 . || J b 9 4 : Folgendes hat R. Eifazar b. Mathja (um 120) vorgetragen: Ein von ihrem Manne geschiedenes Weib sollen sie (die Priester) nicht ehelichen Lv 21,7, d. h. ein von „ihrem« Manne, aber nicht ein von einem Manne geschiedenes Weib, der nicht „ihr« Mann war.' Rab J huda (f 299) hat gesagt, Rab ( t 247) habe gesagt: Es hätte R. Eifazar (b. Mathja) aus Lv 21,7 eine Perle vortragen können, u. er hat daraus eine Scherbe vorgetragen. Welches ist die Perle? Was in der Bar gelehrt ist: Ein Weib, das' von ihrem Manne geschieden ist, d. h. auch wenn es nur von ihrem Manne geschieden ist (weil sie von ihrem Manne unter der Bedingung entlassen wurde, sich nicht anderweitig zu verheiraten, vgl. Raschi), ist für die Priesterschaft untauglich (nach dem Tode ihres Mannes); das ist der Geruch eines Scheidebriefes, der für die Priesterschaft die Frau untauglich macht. (Geruch eines Scheidebriefes d. h. was einem Scheidebrief nur ähnlich ist.) || BB 1 2 3 : Abba Chalipha, der Bibellehrer, fragte den R. Chijja b. Abba (um 280): In der Gesamtsumme findest du, daß 70 Seelen (mit Jakob nach Ägypten zogen, s. Gn 46,27), u. in der Einzelangabe findest du, daß es 69 waren. Er antwortete: Eine Zwillingsschwester wurde mit Dina geboren, wie es heißt: „Und mit Dina, seiner Tochter' Gn46,15 (rxi deutet nach dem Midr an, daß außer Dina noch eine zweite Tochter geboren ward). — Aber daraus würde ja folgen, daß auch mit Benjamin eine Zwillingsschwester geboren worden ist; denn es heißt Gn43,29: „Und mit (rsi, so der Midr) Benjamin sah er"! Da sprach jener: Eine schöne Perle hatte ich in meiner Hand u. du willst mich derselben verlustig gehen lassen! e
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1. C h a r a k t e r i s t i s c h e e
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A u s s p r ü c h e ü b e r das S c h w e i n .
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B r a k h 4 3 : Rab Zutra b. Tobijja (um 270) hat gesagt, Rab (t 247) babe gesagt: Was heißt: „Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit" Qoh 3,11? Das lehrt, daß Gott jedem sein Handwerk in seinen Augen schön gemach*, bat. Rab Papa (f 376) bat gesagt: Das ist es, was die Leute zu sagen pflegen: Hänge einem gewissen Ding (euphemistisch für „Schwein*, vgl. oben Q i d 3 9 ) Palmkohl (das ist das genießbare Kopfmark der Palme) um, es tut gleichwohl das Seine (wälzt sich im Unrat; das ist sein Handwerk). II Schab 1 5 5 : Rab Papa (t 376) hat gesagt: Es gibt niemand, der ärmer ist als der Hund, u. niemand, der reicher ist als das Schwein. (Dem Hund gibt niemand Speise u. das Schwein wird überreich gemästet.) — Vgl. Midr Esth 3,1 ( 9 4 ) : b
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Diese Auslegung s. unter Mt6,27 S. 437y nach Qid 3 9 . Nach pChag 2,77 , 60 sah er die Zunge des Dolmetschers R. J huda im Munde eines Hundes. Diese Auslegung in J b 10,3. 3
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Matth 7,6 ( 6 1.2)
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Gleich einem Menschen, der ein Füllen, einen Esel u. ein Schwein hatte; dem Schwein gab er (Futter) ohne Maß, dem Esel u. dem Füllen nach bestimmtem Maß. Da sprach das Füllen zum Esel: Wie dieser Tor doch handelt! Uns, die wir die Arbeit unsres Besitzers verrichten, gibt er nach Maß u. dem Schwein, das nichts tut, gibt er ohne Maß! Der Esel erwiderte: Die Zeit wird kommen, da wirst du seinen (des Schweines) Fall sehen; denn man füttert es reichlich nicht zu seiner Ehre, sondern zu seinem Unglück. Als nun das Fest der Kalendä (ausgangs Dezember) kam, da nahm man sofort das Schwein u. schlachtete es. Da fing man an, dem Eselsfüllen Gerste vor zulegen; es biß hinein, fraß aber nicht. Seine Mutter sprach zu ihm: Meine Tochter, nicht das Essen bringt Verderben, sondern der Müßiggang. || Qid 4 9 : Zehn Maß Aus satz sind in die Welt gekommen; neun Maß erhielten die Schweine u. ein Maß die ganze übrige Welt. II Weitere Stellen s. bei Mt 8,30 Anm. d. b
2. „ S c h w e i n " als B e z e i c h n u n g R o m s , b e z w . d e r n i c h t i s r a e litischen Welt. c
LvR 13 (114 ): (R. Schemuöl b. Nachman, um 260, hat gesagt:) Mose hat die Welt reiche in ihrer Wirksamkeit geschaut (nämlich in der allegorisch auszulegenden Stelle Lv 11,4—7): „Das Kamel", damit ist Babel gemeint, s.: „Tochter B a b e l . . . , wohl dem, der dir dein Tun vergilt, das du uns getan hast" Ps 137,8 (n'?w» - [ V i « ein Hinweis auf = Kamel). Der „Klippdachs", damit ist Medien gemeint. Die Rabbinen u. R. J huda b. Simon (um 320). Die Rabbinen sagten: Wie an einem Klippdachs sich Zeichen der Unreinheit finden u. Zeichen der Reinheit, so hatte das Reich Medien einen Gerechten u. einen Frevler hervorgebracht. (Gemeint sind etwa Mardokhai u. Haman oder auch Darius u. Haman.) R. J huda b. Simon hat gesagt: Darius der Zweite war der Sohn der Esther, er war rein von seiner Mutter her u. unrein von seinem Vater her. Der „Hase", damit ist Griechenland gemeint; die Mutter des Ptolemäus hieß „Hase" (gemeint ist der Vater des Ptolemäus I. [323—284], Aaytas [ = Hase] aus Eordäa). Das „Schwein", damit ist Edom ( = Rom) gemeint. Mose hat die drei ersten (Tiere oder Reiche) in Einen Abschnitt gesetzt u. das letzte in einen besonderen Ab schnitt. Weshalb? R. Jochanan (t 279) u. R.Schimfon (b. Laqisch, um 250). R. Jochanan sagte: Weil es jene drei aufwiegt; R. Sch. b. L. sagte: Es übertrifft sie. R. Jochanan erwiderte: Es heißt: Du Menschenkind, weissage u. schlage Hand auf Hand (d. h. Roms Hand gleicht der Hand der drei ersten Weltreiche) Ez21,19. Was macht nun Resch Laqisch mit dieser Schriftstelle (wie findet er sich mit ihr ab)? Er sagte: Es heißt das.: Verdoppelt wird das Schwert (Roms Schwert doppelt so wuchtig, wie das der drei ersten Weltreiche). — R. Pin chas (um 360) u. R. Chilqijja (um 320) haben im Namen des R. Simon (um 280) gesagt: Von allen Propheten haben nur zwei, nämlich Asaph u. Mose, das Schwein ( = Rom) näher gekennzeichnet. Asaph hat gesagt: „Es frißt ihn (den Weinstock Gottes = Israel) das Schwein aus dem Walde ab* Ps 80,14. Mose hat gesagt: „Das Schwein; denn es hat gespaltenen Huf" Lv 11,-7. Warum wird es (Rom) mit dem Schwein verglichen? Um dir zu sagen: Wie das Schwein, wenn es sich hinstreckt, seine Klauen ausstreckt u. sagt: Seht, daß ich rein bin! so erhebt sich stolz das Reich Edoms (Roms) u. übt Gewalttat u. raubt u. stellt sich dabei, als ob es den Richterstuhl aufstellte (ein gerechtes Gericht halte). Ein Machthaber ließ einmal die Diebe u. Ehebrecher u. Zauberer töten, dabei neigte er sich u. sagte (heim lich) zu seinen Ratsherren (Senatoren): Diese drei Dinge habe ich in Einer Nacht ge tan! . . . Das „Schwein" (Lv 11,7) ist Edom (Rom): „es käut nicht wieder" (das.), denn es preist Gott nicht; u. nicht genug, daß es nicht preist, es schmäht u. lästert u. spricht: „Wen gibt es für mich im Himmel!" Ps 73,25.. . . Das „Schwein" ist Edom (Rom): „es käut nicht wieder", denn es wird kein andres Weltreich mehr nach sich haben. Und warum wird es Schwein —m genannt? Weil es die Herrscherkrone an ihren (eigentlichen) Herrn ( = Gott) zurückgeben wird (n-nr;*, Wortspiel zu "»'Tr), s.: „Heraufziehen werden Befreier auf den Zionsberg, zu richten das Gebirge Esaus ( = Roms), u. es wird die Königsherrschaft Jahve zufallen" Obadja 21. — Parallele
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S t r a c k n. B i l l e r b e c k , NT I.
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Matth 7, 6 ( 6 2. 3). 7, 7 ( « 1. 2)
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stellen: der Ausspruch des R. Simon noch G u R 6 5 ( 4 0 ) ; MidrPs80 § 6 ( 1 8 2 ) . Das Schlußwort von der Rückgabe der Herrschaft an Gott hat nach Midr Qoh 1,9 ( 9 ) den R. Melr, um 150, als Autor. R. Melr würde hiernach, soweit wir sehen können, die früheste Autorität sein, die ausdrücklich im Schwein ein Symbol Roms gesehen hat. Die Veranlassung dazu hat wohl der Eber in den römischen Feldzeichen gegeben. || GnR 63 ( 3 9 ) : „Sie nannten seinen Namen Esau" Gn 25,25. Eitles ist es (sprach Gott), was ich in meiner Welt geschaffen habe ( i s r Esaw als Notalikon gedeutet = KIS R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: (Gott sprach:) Ihr (Eltern) habt euer Schwein (Esau, Edom, Rom) mit einem Namen benannt; auch ich werde meinen erstgebornen Sohn mit einem Namen benennen, s. Ex 4,22: Mein erstgeborner Sohn ist Israel. || Als all gemeine Bezeichnung der heidnischen Welt findet sich „Schwein" in folgenden Stellen. GnR 44 (28 ) : (Gn 15,19 f. wird das Land Israel mit 10 Völkern dem Samen Abrahams zugesichert; Gn 16,1 folgt die Bemerkung von Saras Kinderlosigkeit.) Dazu hat R. Jicchaq (um 300) gesagt: Die Sau (das heidnische Kanaan) weidet mit zehn Jungen u. das Lamm (— Sara) auch nicht mit Einem! II Midr Esth 1,15 (90bi: „Was nach dem Gesetz zu tun sei" Esth 1,15. R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Mit der Sau (dem eignen heidnischen Volk) solle man nach dem Gesetz verfahren, mit der heiligen Nation (Israel) aber nicht nach dem Gesetz, sondern mit Grausamkeit. || AbothRN34: Es heißt: „Es frißt ihn (den Weinstock = Israel) das Schwein aus dem Walde ( T U ) ab" Ps 80,14, während das K^thib lautet: „Es frißt ihn das Schwein aus dem Strom (•>«-*) ab." Das Schwein aus dem Walde frißt ihn, wenn Israel nicht den Willen Gottes tut. Die Völker der Welt gleichen dem Schwein aus dem Walde: wie dieses Menschen tötet, Vieh be schädigt u. Menschenkinder verwundet, so töten, schlagen u. schädigen die Völker der Welt die Israeliten, sooft sie nicht den Willen Gottes tun. Sooft die Israeliten aber den Willen Gottes tun, können die Völker der Welt ihnen nichts anhaben, dem Schweine des Stromes gleich. Wie das Schwein des Stromes keinen Menschen tötet u. den Geschöpfen nicht schadet, ebenso kann.keine Nation u. Zunge die Israeliten töten, schädigen u. schlagen, solange sie Gottes Willen tun; deshalb heißt es „das Schwein aus dem Strom". — Midr HL 3 , 4 ( 1 0 4 ) nennt R. Jochanan, f 279, als Autor dieser Ausführung. b
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3. Zur Sentenz, die Perlen nicht vor die Säue zu werfen, vgl. den Satz, daß man heilige Dinge nicht an einen Ort der Unreinheit mit a
b
nehmen darf, s. Schab 1 2 7 oben S. 442. — Ferner Midr HL 1, 2 ( 8 3 ) : R. Schimfon b. Jochai hat gelehrt: du ihnen vorlegen sollst" cian
„Dies sind die Rechtssatzungen, die
Ex 2 1 , 1 : wie ein Schatz
n^to
(soll
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den
Geeigneten, Tüchtigen, Frommen zu offenbaren (so'zu ergänzen nach d
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der Parallelstelle pfAZ 2 , 4 1 , 8). — Zum Ausdruck s. Sanh 9 0 : Rab e
J huda ( f 299) sagte: W e r Hebe einem unwissenden Priester gibt, ist wie
einer, der sie einem Löwen vorwirft
*iBb n:nia •ft-ws.
7,7 31: B i t t e t , u. es w i r d e u c h g e g e b e n w e r d e n . 1. dottriaetcti. Zur passiven Konstruktion s. oben S. 443. 2. Gebetserhörung.
Ein Vorzug Israels vor den Heidenvölkern be
steht darin, daß es beten darf zu dem Gott, der Gebete hört u. erhört,« dem ein Mensch mit seinen Anliegen nie zu oft kommt, b vor dem alle Beter gleich sind.c Gott selbst trägt Verlangen nach dem Gebet der 1
In ist das ? (mittelster Buchstabe des Psalters) als suspensum geschrieben; statt des i las man deshalb « u. erhielt so -s? = Nil, Fluß.
Matth 7, 7 ( « 2)
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Gerechten :d täglich kommen die Engel u. vereinigen Israels Gebete zu einer Krone, die sie auf Gottes Haupt legen.e Darum soll ein Mensch auch noch in der hoffnungslosesten Lage b e t e n d e n n das Gebet kann selbst einen Gottesbeschluß zerreißen, g Besser aber ist es, daß man der Not mit dem Gebet zuvorkommt.h Nur eitle Gebete sind nichtig.! Wenn trotzdem viele Gebete ohne Erhörung bleiben, so hat das seinen Grund in der Unkenntnis des heiligen Jahvenamens. k Die Gewißheit, daß Gott Gebete gern erhört, schließt nicht aus, daß der Betende der Gebetserhörung mit gewissen Mitteln nachzuhelfen versucht; denn das Gebet gehört zu den Dingen, die auf seiten des Menschen Kraft anstrengung erfordern. 1 Man bete deshalb vollkommene Gebete;«" man bete demütigen Sinnes ;n man lege beim Gebet seine Seele auf seine Hand;o man öffne nicht im Gebet dem Satan den Mund;P denn das Gebet bringt vor Gott Sünde in Erinnerung.q — Ferner gilt auch Gott gegenüber der Satz, daß die Unverschämtheit eine Königin ohne Krone ist.«* Deshalb bete man viel u. lange;s man wiederhole sein An liegen immer aufs neue,t u. hilft das nicht, so faste man.u — Das Gebet hat weiter seine Zeiten ;v die Tore des Gebetes sind nicht immer geöffnet, w Man wähle zum Beten die Zeit des Wohlgefallens, das ist die Stunde, in der die Gemeinde betet.x — Endlich gibt es auch Merk male äußerlicher Art, an denen die Erhörung des Gebetes erkannt wird: wenn die Gebetsandacht durch das Gebet selbst erhöht wird,y wenn die Gebetsworte dem Munde fließend entströmen, z wenn die Lippen des Beters von selbst in Bewegung geraten, aa so darf man der Erhörung gewiß sein. Auch das Niesen während des Betens ist ein gutes Vorzeichen, bb Dagegen sind schlimme Anzeichen Irrungen im Gebet u. während des Betens auftretende Blähungen, cc — Mehrfach wird betont, daß ein Mensch, der trotz seiner äußeren Notlage an der Beschäftigung mit der Tora festhält, unbedingt auf Erhörung seiner Gebete rechnen dürfe, dd 1
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a. pB°rakh 9,13», 15: R. Pin chas (um 360) hat im Namen des R. J huda b. Simon (um 320) gesagt: Der Götze erscheint nahe u. ist doch nur fern; vgl.: „Sie heben ihn (den Götzen) auf die Schulter, schleppen ihn fort u. setzen ihn an seiner Stelle nieder" Jes 46,7. Schließlich ist seine Gottheit bei ihm im Hause, u. der Götzendiener kann schreien, bis er stirbt; aber der Götze „hört ihn nicht, u. aus seiner Not wird er ihn nicht befreien" (das.). Dagegen scheint Gott fern zu sein u. nicht nahe. Denn R. Levi (um 300) hat gesagt: Von der Erde bis zum Firmament ist ein W e g von 500 Jahren n. von einem F. bis zum andren (deren es im ganzen sieben gibt) wiederum ein W e g von 500 Jahren, u. die Dicke jedes F. beträgt gleichfalls einen W e g von 500 Jahren . . . , siehe, wie hoch Gott von seiner Welt entfernt ist! Und der Mensch tritt in eine Syna goge u. stellt sich hinter eine Säule u. betet leise, u. Gott hört sein Gebet, vgl.: »Hanna aber redete in ihrem Herzen, nur ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme hörte man nicht" 1 Sm 1,13 — u. doch hat Gott ihr Gebet gehört; u. so ist es bei allen seinen Geschöpfen, 8.: „Gebet eines Gebeugten, wenn er betrübt ist u. sein (leises) Gebet vor Gott ausschüttet" Ps 102,1, gleich einem Menschen, der einem andren etwas 1
Vgl. Lk 11,8: did ye xrv dvaiSlav avtoi- . . . diöoet airw. . . .
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ins Ohr sagt, u. er hört es. Gibt es einen Gott, der näher ist als dieser? Er ist seinen Geschöpfen so nahe, wie der Mund dem Ohr. — Parallelstellen Midr Ps 4 § 3 ( 2 2 ' ) ; DtR 2 (197 ). || pB'rakhJ), 13b, 22: R. Tanchuma (um 3*0) hat gesagt: Einmal war ein heidnisches Schiff, auf dem sich ein jüdischer Knabe befand, hinausgefahren auf das große Meer. Es erhob sich ein großer Sturm gegen sie auf dem Meere. Jeder von ihnen stand u. nahm seinen Götzen in die Hand u. schrie zu diesem; aber es nützte nichts. Als sie sahen, daß es nichts nützte, sprachen sie zu jenem Knaben: Mein Sohn, steh auf u. rufe deinen Gott an; denn wir haben gehört, daß er euch erhört Kino a=r« HJIJ, wenn ihr zu ihm schreit, u. er ist mächtig. Sofort erhob sich der Knabe u. schrie von ganzem Herzen, u. Gott nahm sein Gebet an i r W r n"ar: i « * '-sapi, . das Meer schwieg. Als man ans Land ging, ging jeder, um seine Bedürfnisse ein zukaufen. Da sagte man zu jenem Knaben: Willst du dir nicht etwas kaufen? Er antwortete: Was wollt ihr von diesem unglücklichen Fremdling? Sie sprachen: Du ein unglücklicher Fremdling? Wir sind unglückliche Fremdlinge: wir sind hier u. unser Gott ist in Babel, wir sind hier u. unser Gott ist in Rom, wir sind hier u. unser Gott ist bei uns, aber sie nützen uns nichts. Aber wohin du auch gehn magst, dein Gott ist bei dir, s.: „Welches ist eine große Nation, die einen ihr so nahen Gott be säße, wie Jahve unser Gott, sooft wir zu ihm rufen?" Dt 4,7. — In andrer Einkleidung DtR 2 (198 ). || DtR 2 ( 1 9 7 ) : „Der du Gebet erhörst, zu dir kommt alles Fleisch" Ps 65, 3. David sprach vor Gott: Herr der Welt, wenn die Völker der Welt zu dir kommen, um vor dir zu beten, so erhöre sie nicht i n s myr l»tc; denn sie kommen nicht mit ganzem Herzen zu dir; sondern sie gehen zu ihrem Götzen, der sie nicht erhört, u. wenn sie dann sehen, daß ihre Not bleibt, dann kommen sie zu dir; da er höre auch du sie nicht, wie es beißt: „Sie schreien, aber da ist kein Helfer, zu Jahve, u. er antwortet ihnen nicht' Ps 18,42. Was heißt: „sie schreien"? Sie schreien zu ihrem Götzen, u. wenn sie dann zu dir kommen, da heißt es: „zu Jahve, u. er ant wortet ihnen nicht". Aber wenn die Israeliten zu dir rufen, dann erhöre sofort unser Gebet i:rV-to yiav n;?, s.: „Wenn ich rufe, dann erhöre mich, mein gerechter Gott" P s 4 , 2 . Gott sprach zu David: Was sagst du: „Wenn ich rufe, dann erhöre mich"? Bei deinem Leben, ehe ihr ruft, will ich euch antworten, s. Jes 65,24. II D t R 2 ( 1 9 8 ) : Mose sprach vor Gott: Herr der Welt, wenn du deine Kinder in Not siehst u. es ist keiner da, der für sie um Erbarmen fleht, erhöre sie sofort i n « HJ* - r « . Gott ant wortete: Mose, bei deinem Leben, sooft sie zu mir rufen werden, will ich sie erhören Dpi« my« -3», s. Dt 4,7. || DtR 2 ( 1 9 8 ) : Die Rabbinen haben gesagt: Manches Gebet wird in 40 Tagen erhört r*:*i. Von wem lernst du das? Von Mose, s. Dt 9,18f. Manches Gebet wird nach 20 Tagen erhört. Von wem lernst du das? Von Daniel, s. Dn 10,3 verglichen mit Vers 12 (dieser Vers dürfte gemeint sein). Manches Gebet wird in 3 Tagen erhört, s. Jona 2,1 ff. Manches Gebet wird nach 1 Tage erhört, s. 1 Kg 18,36 ff. Manches Gebet wird zur selben Stunde erhört, s.: „Ich richte mein Gebet zu dir, Jahve, zur Zeit des Wohlgefallens" Ps69,14. Und manches Gebet wird erhört, noch ehe es vom Munde gebetet ist, s. Jes 65,24. || pB rakh 0 , 1 3 , 54: R. Judan (um 350) hat in seinem eignen Namen gesagt: Wenn der Mensch einen Schutzherrn (Patron) hat u. für ihn eine Zeit der Not anbricht, so darf er zu diesem nicht plötzlich eintreten, sondern er hat sich zuerst an die Haustür seines Schutzherrn zu stellen; dann ruft er dessen Sklaven oder einen der Hausgenossen an; dieser meldet dann (dem Schutz herrn): Der u. der steht an der Tür deines Gehöftes! Vielleicht läßt er ihn eintreten, vielleicht läßt er ihn stehn. Gott aber nicht also: Wenn über einen Menschen Not hereinbricht, ruft er nicht Mikhaöl oder Gabriöl an, sondern mich soll er anrufen, u. ich erhöre ihn sofort (spricht Gott), s.: „Wer immer den Namen Jahves anruft, wird entrinnen" Joel 3,5. — Dasselbe Midr Ps 4 S 3 (21 - ) . 1| M kh Ex 15,11 (49 b): Fleisch u. Blut vermag nicht zwei Menschenkinder (zugleich) zu hören, wenn sie rufen; aber Gott hört ihr Geschrei, selbst wenn alle, die in die Welt kommen, vor ihm (zugleich) schreien, s.: „Der du Gebet erhörst, zu dir kommt alles Fleisch* P s 6 5 3 . (Der Beweis wird im Sing. „Gebet" gefunden: ob alle Welt betet, Gott hört alle Gebete als Ein Gebet, also d
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auf Einmal.) Parallelstellen: P siqR 21 (100 ), hier R. Levi, um 800, Autor; Midr Ps 65 § 2 ( 1 5 6 ) ; ExR 21 (83 ). — Beispiele von Gebetserhörungen s. auch hei Mt 8,26. b. pBerakh», 1 3 , 7: R. Pin chas (um 360) hat im Namen des R. Z«sira (um 300) gesagt: Wenn ein Mensch einen Schutzherrn hat u. diesen allzusehr bemüht, so sagt dieser: Da habe ich einen getroffen, der mich recht belästigt! Aber Gott nicht also: sooft du ihn auch belästigst, er nimmt dich an, s. Ps 55,23: Wirf deine Last auf Jahve, er wird dich aufrechthalten. — Dasselbe Midr Ps 4 § 3 ( 2 1 ) . || Midr Ps 4 § 3 ( 2 1 ) : R. Z ?ira hat gesagt: Sooft ein Mensch einen Freund, den er hat, um die Befriedigung seiner Bedürfnisse u. Anliegen bittet, pflegt dieser ihn zu hassen u. fernzuhalten. Gott aber nicht also: sooft ein Mensch ihn um seine Bedürfnisse u. seine Anliegen bittet, um so lieber hat er ihn, s.: „Rufe mich an, so will ich dich erhören u. dir ansagen große u. unerfindliche Dinge, die du nicht weißt" Jer 33,3. R. Z ?ira hat gesagt: Wenn ein Mensch einen Hausfreund hat, so läßt er ihn das erstemal auf einem Polster sitzen; wenn er das zweitemal zu ihm kommt, .läßt er ihn auf einem Stuhl sitzen, das dritte mal auf einem Schemel (Holzbank) u. das viertemal sagt er von ihm: Wie drängt u. belästigt mich dieser! Aber Gott nicht also: sooft sich ein Israelit herzudrängt u. an die Stätte seines Gebetes kommt, so oft ist Freude vor ihm (Gott); deshalb heißt es Dt 4 , 7 : (s. oben S.452). b
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C. ExR 21 ( 8 3 ) : R. J huda b. Schalom (um 370) bat im Namen des R. Eifazar (um 270) gesagt: Wenn ein Armer zu einem Menschen kommt, um ihm ein (Bitt-) Wort vorzutragen, so hört dieser nicht auf ihn. Wenn aber ein Reicher zu ihm kommt, so hört er ihn sofort; u. nimmt ihn an. Aber Gott nicht also; vielmehr sind alle vor ihm gleich, Frauen u. Sklaven, Arme u. Reiche. Erkenne dies an folgendem: von Mose, dem Meister aller Propheten, steht geschrieben, was vom Armen geschrieben ist. Von Mose: „Gebet Moses, des Mannes Gottes* P s 9 0 , 1 , u. vom Armen: „Gebet des Armen, wenn er betrübt ist" Ps 102,1. Das eine beißt „Gebet" u. das andre heißt „Gebet", um dich wissen zu lassen, daß alle im Gebet gleich vor Gott sind. d. GnR 45 (28''): Warum sind die'Stammmütter (Israels) unfruchtbar gewesen? R. Levi (um 300) hat im Namen des R. Schela aus K^bar T ^ a r t a (Datteldorf; um 280) u. R. Chelbo (um 300) im Namen des R. Jochanan (f 279) gesagt: Weil Gott nach ihren Gebeten u. nach ihren Worten Verlangen gehabt hat. — Dasselbe Midr HL 2,14 (102*). — Ebenso sagt R. Jicchaq (um 300) J b 64*: Warum sind unsre Väter- unfruchtbar ge wesen? Weil Gott nach den Gebeten der Gerechten Verlangen trägt. — Als all gemeine von den Gebeten aller Gerechten geltende Wahrheit spricht dies R. Asi (um 300) Chullin 6 0 aus. e. ExR 21 ( 8 3 ) : Was heißt: „Der du Gebet erhörst, zu dir kommt alles Fleisch* Ps 6 5 , 3 ? R. Pin chas (um 360) hat im Namen des R. Melr (um 150) u. R Jirm ja (um 320) im Namen des R. Chijja b. Abba (um 280) gesagt: Wenn die Israeliten beten, so findest du nicht, daß sie alle auf Einmal beten, sondern jede Synagoge betet für sich allein, die eine zuerst u. hinterher eine andre. Nachdem aber alle Synagogen alle Gebete beendigt haben, nimmt der Engel, der über die Gebete gesetzt ist, alle Gebete, die in allen Synagogen gebetet sind, u. macht daraus Kronen u. setzt sie auf das Haupt Gottes, s.: „Dein Schmuck 1 * 1 9 kommt von allem Fleisch* Ps 65, 3 (so der Midr); T T („zu dir*) bedeutet nichts anderes als „Krone*, s. Jes 4 9 , 1 8 : „Du wirst sie alle wie ein Diadem "ws anlegen" (-pi» also von - i » „Schmuck*); ferner- s.: „Israel, mit dem ich mich schmücke" Jes 49,3 (so der Midr); denn Gott krönt sich mit den Ge beten der Israeliten, s.: Eine prächtige Krone auf dein Haupt Ez 16,12. || Midr Ps 88 § 2 ( 1 9 0 ) : R. Pinechas (um 360) hat gesagt: Der Engel, der über das Gebet gesetzt ist, wartet, bis die letzte Synagoge Israels gebetet hat; dann nimmt er alle Gebete u. macht daraus eine Krone u. setzt sie auf Gottes Haupt, s. Spr 10,6: Die Lobsprüche für das Haupt des Gerechten (d. h. Gottes). — In Midr Ps 19 § 7 (84») ist R. Abba (um 290) Autor u. Pin chas Tradent. — Vgl. die Ausführung über die Tugenden u. guten Werke der Gerechten, die Engel täglich in Körbchen sammeln u. die dann Mikh in einer Schale vor Gott bringt, griech. Baruchapokalypse 11—16. e
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/ . B rakh 10*: Rab Hammina (nm 290) hat g e s a g t : . . . (Hiskia sprach zu Jesaja:) So habe ich es aus meinem Vaterhaus überkommen: Auch wenn ein scharfes Schwert auf dem Halse eines Menschen liegt, soll er sich nicht enthalten, um Erbarmen zu flehen. So haben R. Jochanan (t 279) u. R. Eifazar (um 270) gesagt, vgl. Hi 13,15 Siehe, ob er mich töten will, ich hoffe auf ihn (so nach dem Q*rö iV). R. Chanan (um 300) hat gesagt: Selbst wenn der Traumdeuter zu einem Menschen sagte: „Mofgen wirst du sterben"; soll er sich nicht enthalten, um Erbarmen zu flehen, s. Qoh 5 , 6 : Bei vielen Träumen gibt's auch Eitelkeiten u. bei vielen Worten. Vielmehr fürchte Gott. II DtR 2 (197 ) : „Ich flehte zu jener Zeit zu Jahve, sagend" Dt 3,23. Was heißt: „sagend"? R. fAzarja (um 380) hat gesagt: „Sagend" den nachfolgenden Generationen, daß sie in der Stunde der Not beten sollen; denn siehe, obgleich dem Mose gesagt war: „Du wirst diesen Jordan nicht überschreiten" Dt 3,27, fing er doch an zu flehen. g. pTafan 2 , 6 5 , 3: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Drei Dinge heben einen harten (göttlichen) Beschluß auf, nämlich das Gebet, das Almosen u. die Buße, u. alle drei sind in Einem Schriftvers enthalten, 8.2 Chr 7, 13: „Wenn sich dann mein Volk beugt, über welchem mein Name genannt ist, u. wenn sie beten", das bezieht sich auf das Gebet; „u. mein Angesicht suchen", das bezieht sich auf das Almosen, vgl.: „Ich werde durch Almosen dein Angesicht schauen" Ps 17,15 (so der Midr); „u. von ihren bösen Wegen umkehren", das bezieht sieb auf die Buße. Wenn sie also tun, was steht dann dort geschrieben? „So will ich vom Himmel her hören u. ihre Sünde verzeihen u. ihr Land heilen." — Parallelstellen: GnR 44 ( 2 7 ) ; TanchB rn § 13 (19*); Midr Qoh 5, 6 (25b); 7,14 (36*); anonym pSanb 10,28 , 6. II Sukka 14*: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Warum wird das Gebet der Gerechten mit einer Gabel ^ny verglichen? (Die Frage zieht eine Verbindungslinie zwischen in*, beten u. ins Getreidegabel.) Um dir zu sagen: Wie eine Gabel das Getreide auf der Tenne wendet von einer Stelle zur andren, so wendet auch das Gebet der Gerechten die Gedanken Gottes von der Strenge zum Erbarmen. — In J b 64* R. Jicchaq (um 300) Autor, in NuR 10 (159*) R. Schimfon b. Laqisch (um 250). || GnR 63 ( 3 9 ) : „Isaak flehte -ij»»i zu Jahve" Gn 25,21. Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Weil er den Beschluß (Gottes) umwendete; deshalb nennt man auch die Gabel (aram.) tt?n?, weil sie den Getreidehaufen umwendet. || RH 16b; R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Vier Dinge zerreißen den (göttl.) Gerichts beschluß über einen Menschen: Almosen, s. Spr 11,4, der Gebetsschrei (lautes Gebet), 8. Ps 107,28: „Da schrien sie zu Jahve in ihrer Not u. er führte sie heraus aus ihren Ängsten"; Änderung des Namens, s. Gn 17,15 u. 16, u. Änderung des Verhaltens, s. Jona 3, 10. — Ein andrer Ausspruch des R. Jicchaq lautet RH 16*: Gut für den Menschen ist der Gebetsschrei sowohl vor, als auch nach dem göttl. Gerichtsbeschluß. h. Sanh 4 4 b R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Immer lasse der Mensch sein Gebet der Not voraufgehn; denn wenn nicht Abraham sein Gebet zwischen Beth-El u. f Ai der Not hätte lassen voraufgehn, so wäre von den Feinden Israels (Euphemismus für „gott lose Israeliten") kein Rest u. Entronnener übriggeblieben (vgl. Gn 12,8 u. Jos 7,12 ff.). i. B^akb 9, 3: Wenn jemand in bezug auf Geschehenes betet, so ist das ein eitles Gebet Wenn zB jemand, dessen Frau schwanger ist, spricht: Es sei Wille (vor Gott), daß meine Frau einen Knaben gebiert, so ist das ein eitles Gebet. Oder wenn einer unterwegs eine Stimme des Geschreies in der Stadt hört u. spricht: Es sei Wille, daß das nicht meine Familienglieder seien, so ist das ein eitles Gebet. k. P siqR 22 (114b): Warum beten die Israeliten u. werden doch nicht erhört? R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat im Namen des R. Pin'chaa b. Jair (um 200) ge sagt: Weil sie nicht das Geheimnis des Schern ha-mephorasch (des nach seinen Buch staben ausgesprochenen Jahvenamens) kennen. Und zwar gibt es dafür viele Schrift stellen, s. Jes 52, 6: „Deshalb soll mein Volk meinen Namen kennenlernen" usw.; ferner Hos 2, 22f.: „Und ich will dich mir verloben in Beständigkeit, u. dn sollst Jahven erkennen! Und geschehn wird's an jenem Tage, da will ich erhören"; ferner P8 91,14f.: „Ich will ihn erhöhen, denn er kennt meinen Namen usw." Während die Israeliten in dieser Welt schwören u. trügen, werden sie dagegen in der Zukunft :
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schwören u. (den Schwur) halten, 8. Jer 4 , 2 : Und schwören wirst du: „So wahr Jahve lebt* in Redlichkeit, rechtschaffen u. aufrichtig usw. — Midr Ps 91 § 8 (200 ) lautet der Schlußsatz: Aber in der Zukunft wird Gott sie seinen Namen wissen lassen, s. Jes 5 2 , 6 ; in jener Stunde werden sie beten u. erhört werden, s. Ps 91,15: Er ruft mich an, so will icb ihn erhören. I. B rakh 3 2 Bar: Vier Dinge bedürfen.der Anstrengung: das Torastudium, die guten Werke, das Gebet u. das irdische Fortkommen. Torastudium u. gute Werke, s.: Nur sei stark u. fest gar sehr, sorgfältig nach all der Lehre zu handeln Jos 1,7; „stark", beim Torastudium; «fest* bei guten Werken. Gebet, a.: „Harre auf Jahve, sei stark u. Kraft zeige dein Herz, harre auf Jahve* Ps 27,14. Irdisches Fortkommen, s.: „Sei stark u. laß uns Stärke beweisen ffir unser Volk* 2 Sm 10,12. || Sanh 4 4 : Resch Laqisch (um 250) bat gesagt: Wer sich im Gebet anstrengt hier unten, dem entstehen keine Dränger (Widersacher) droben (d. h. sein Gebet wird nicht vereitelt). R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Immer bitte der Mensch um Erbarmen, daß alle (auch die Engel) seine Kraft stärken u. ihm keine Dränger droben ersteben. m. RH 18»: R. Melr (um 150) hat gesagt: Zwei legen sich auf das (Kranken-) Lager u. ihre Krankheit ist die gleiche; ebenso zwei werden zur Richtstätte geführt, um gerichtet zu werden, u. ihre Rechtssache ist die gleiche; der eine verläßt wieder sein Lager u. der andre nicht; der eine wird freigesprochen u. der andre nicht; der eine hat gebetet u. wird erhört, der andre hat gebetet u. wird nicht erhört. Warum wird der eine erhört u. der andre nicht? Der eine hat'ein vollkommenes Gebet r.~-bv nVcr gebetet, er wird erhört; der andre hat kein vollkommenes Gebet gebetet, er wird nicht erhört. (Vollk. Gebet nach Raschi ein mit Andacht verrichtetes.) n. Sanh 4 3 : R. J hoachua* b. Levi (um 250) hat gesagt: Solange das Heiligtum stand, brachte ein Mensch ein Brandopfer u. erhielt den Lohn des Brandopfers, oder ein Speisopfer u. erhielt den Lohn des Speisopfers. Aber wer demütigen Sinnes ist, dem rechnet es die Schrift so an, als ob er alle Opfer allzumal darbrächte, s.: „Die Brandopfer Gottes sind ein gebrochener Geist* Ps 51,19; u. nicht bloß dies, sondern auch sein Gebet wird nicht verachtet, s. (das.): „Ein gebrochenes u. zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.* || B kh 4 4 : „Es wird weder bei dir ein Un fruchtbarer oder eine Unfruchtbare sein, noch bei deinem Vieh* Dt 7,14. R. J hoschuaf b. Levi bat gesagt: Es wird bei dir kein „Unfruchtbarer* ( = Unwissender) unter den Schülern sein, u. keine „Unfruchtbare*, d. h. dein Gebet soll nicht unfruchtbar (er folglos) sein vor Gott. Wann? Wenn du dich selbst dem „Vieh* gleichachtest (in Demut). I) Sota 5 » : Chizqijja (um 240) hat gesagt: Das Gebet eines Menschen wird nicht erhört, es sei denn, daß er sein Herz wie Fleisch macht (weich n. demütig), « . : „Alles Fleisch wird kommen, um anzubeten" Jes 66,23. — Dasselbe als Ausspruch der Gelehrten Midr Ps 65 § 2 ( 1 5 6 ) . O. Tafan 8": R. Ammi (um 300) hat gesagt: Das Gebet eines Menschen wird nur dann erhört, wenn er seine Seele auf seine Hand legt, s.: Erheben wir unser Herz auf den Händen zu Gott im Himmel! KL 3,41. — Die Redensart: „seine Seele auf die Hand legen* hier = andächtig vor Gott stehen, also anders gewandt als Ri 1 2 , 3 ; 1 Sm 19,5; 28,21; Ps 119,109; Hi 18,14. p. B^akh 19» B a r : . . . Der Trauernde steht u. erkennt das (durch den Tod eines Anverwandten über ihn gekommene) Gericht als gerecht an u. spricht: Herr der Welt, ich habe viel vor dir gesündigt, u. nicht bin ich gestraft worden für eins unter tausend; es sei Wille vor dir, Jahve unser Gott, daß du umzäunst unsre Risse u. die Risse deines ganzen Volkes, des Hauses Israel in Erbarmen! Abaje (f 338/39) hat gesagt: So soll man nicht sagen; denn R. Schimfon b. Laqisch (um 250) hat gesagt, u. ebenso ist in einer Bar gelehrt worden im Namen des R. Jose (um 150): Niemals öffne der Mensch (im Gebet) seinen Mund für den Satan! Rab Joseph (f 383) hat gesagt: Welche Schriftstelle gibt es dafür? Es heißt: „Wie Sodom wären wir geworden, wären Gomorrha gleich* Jes 1, 9. Und was sagt ihnen dann wieder der Prophet? «Höret das Wort Jahves, ihr Regenten von Sodom.* (Indem Jesaja im 1. Satz Israel b
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in Parallele stellt mit Sodom, öffnet er Satan den Mund zur Anklage; deshalb ver bessert sich der Prophet im 2. Satz u. redet von Sodoms Regenten, ohne Isr. zu er wähnen. Ebenso bieten die Worte des Beters, daß er für 1000 Sünden kaum Einmal bestraft ist, dem Satan Veranlassung, auf volle Bestrafung zu dringen; darum hätten die Worte nicht gebetet werden sollen, weil sie Sünden in Erinnerung bringen; vgl. Anm g.) Parallelstellen zu dem Ausspruch des R. Schimfon b. L. B«rakh 6 0 » ; E°th 8 . q. Berakh 5 5 » : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Drei Dinge bringen die Ver schuldungen des Menschen (vor Gott) in Erinnerung: eine (zum Einsturz) sich neigende Mauer (hinter die ein Mensch tritt), Zuversicht (ungeduldiges Warten) auf Gebetserhörung u. die Überweisung einer Sache, die man wider einen andren hat, an Gott (zur Entscheidung u. Ahndung). — Diese 3 Dinge veranlassen Gott, des Betreffenden Schuldregister zu prüfen, ob er dessen würdig sei, daß Gott sich seiner besonders annehme; insofern bringen sie Sünden in Erinnerung. — Dasselbe RH 16 . r. Sanh 105»: Rab Nachman (f 320) hat gesagt: Die Unverschämtheit ttb^n hilft auch Gott gegenüber. Zuerst heißt es: «Gott sprach zu Bilfam: Du sollst nicht mit ihnen gehn" Nu 22,12, u. zuletzt das. Vers 20: „Auf, geh mit ihnen.' Rab Sche scheth (um 260) hat gesagt: Die Unverschämtheit ist eine Herrschaft ohne Krone tuttn «bz\ tcrisVa K B S I H . || pTafan 2, 6 5 , 32: „Sie sollen mit Gewalt zu Gott rufen" Jona 3,8. Was heißt: „mit Gewalt"? R. Schimfon b . Chalaphta (um 190) hat gesagt: Der Unverschämte besiegt den Bösen (Schlimmen tcva, so lies mit P siqtba statt u*w«3 = den Frommen), um wieviel mehr den Allgütigen der'Welt! — Dasselbe P siq 161». 5. Hierzu s. bei Mt 6,7, besonders Anm. I. t. B°rakh 3 2 : R. Chama b . Chanina (um 260) hat gesagt: Wenn ein Mensch sieht, daß er betet, ohne erhört zu werden, so bete er immer anfs neue, s.: „Harre auf Jahve, sei stark u. dein Herz beweise Kraft, ja harre auf Jahve" Ps 27,14. || Midr Ps 27 § 7 ( 1 1 4 ) : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Wenn du gebetet hast u. noch einmal gebetet hast, dann sei versichert, daß dein Gebet erhört ist, u. er wird deine Bitte erfüllen. Weshalb? Siehe Ps 27,14 (so scheint der Midr das wiederholte „harre auf Jahve« zu deuten). — Ähnlich DtR 2 (198»), wo R. Chijja, der Ältere (um 200), als Autor. U. pBerakh 4 , 8 » , 1: „Jahve wird dich erhören am Tage der Bedrängnis" Ps 20,1. . . . Von hier aus hat man gesagt: Wer betet, ohne erhört zu werden, der soll fasten. —Tag der Bedrängnis = Tag des Fastens. Dasselbe pTafan 2,65 , 4. 9 . pMak 2 , 3 1 , 6 1 : R. Jose b. Chalaphta (um 150) bat gesagt: Es gibt Zeiten für das Gebet (in denen die Erhörung gewisser ist als sonst). David sprach vor Gott: Herr der Welt, wenn ich zu dir bete, dann sei die Zeit des Wohlgefallens, s.: Ich richte mein Gebet an dich, Jabve, zur Zeit des Wohlgefallens Ps 6 9 , 1 4 ; vgl. Anm. x.— Parallelstellen: P siq 157 ; Midr Ps 69 § 2 (161 ); 65 § 4 (157»); Midr KL 3,43f. (72*). r». Drei Meinungen stehen einander gegenüber: Die Tore des Gebetes sind gegen wärtig geschlossen; sie sind zum Teil geschlossen u. zum Teil geöffnet; sie sind nicht geschlossen. || Berakh 32b; R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Seit dem Tage, da das Heiligtum zerstört wurde, sind die Tore des Gebetes verschlossen, s.: „Ob ich auch schreie u. rufe, so verstopft er mein Gebet" KL 3, 8. — Daselbst: R. Eifazar hat gesagt: Seit dem Tage, da das Heiligtum zerstört wurde, bildet eine eiserne Mauer die Scheidewand zwischen Isr. u. ihrem Vater im Himmel, s. Ez 4 , 3 . || Midr KL 8,43 f. (72b) R. Chelbo (um 300) fragte den R. Schemuöl b. Nachman (um 260): Weil ich von dir gehört habe, daß du ein Meister der Aggada (Gegensatz: Halakha) bist, was bedeutet: .Umhülltest dich mit Wolken, daß kein Gebet durchdringe" KL 3 , 4 4 ? Er antwortete: Das Gebet gleicht einem Tauchbad u. die Buße gleicht dem Meer. W i e dieses Tauchbad bald offen steht, bald geschlossen ist, so sind auch die Tore des Ge betes bald verschlossen, bald offen. Aber das Meer steht immer offen; so sind auch die Tore der Buße immer offen. R. f Anan (nach den Parallelen der Ben Jose, im 4. Jahrh.) hat gesagt: Auch die Tore des Gebetes sind niemals verschlossen, vgl--* Welches ist eine große Nation, die einen ihr so nahen Gott besäße wie Jabve unser b
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Matth 7,7 (91 2)
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Gott, sooft wir za ihm rufen? Dt 4,7. Und dieses „Rufen" bedeutet nichts andres als das Gehet, s.: „Ehe sie noch rufen, will ich ihnen antworten" Jes-65, 24. — Dasselbe zum Teil mit andren Namen P'siq 157"; Midr Ps 65 § 4 (157»); DtR 2 (198»). In Midr Ps 4 § 3 (22 ); P siqR 195 »> nur der Ausspruch des R. Sch mu6l b. N. x B rakh 7 b R. Jochanan (t 279) hat im Namen des R. Schimfon b. Jochai (um 150) gesagt: Was heißt: „Ich richte mein Gebet zu dir, Jahve, zur Zeit des Wohl gefallens" Ps 69,14? Wann ist die Zeit des Wohlgefallens? In der Stunde, da die Gesamtheit ( = Gemeinde) betet. R. Jose b. Chanina (um 270) hat es von hier aus ge sagt: „So spricht Jahve: Zur Zeit des Wohlgefallens erhöre ich dich" Jes 49,8. — Der Ausspruch des R. Schim. b. J. anonym TanchB ypa § 11 (99»); Midr Ps 69 § 2 (161»). — Ferner s. bei Mt 6,5 S. 398 f. Anm. c u. d. y. TB rakh 3,4 (6): Der Betende muß sein Herz zur Andacht richten. Abba SchaJul (um 150) hat gesagt: Ein Merkmal für das Gebet (u. seine Erhörung) ist Ps 10,17: Richtest du (o Gott) ihr Herz zur Andacht (durch das Beten), dann lassest du auf merken dein Ohr (um das Gebet zu erhören). So der Midr. Dasselbe als Bar B rakh 3 1 » ; mit Änderungen DtR 2 (197»); Tanch m » Anf. (28b); P siqR 195b _ Dieselbe Deutung des Psalmverses im Munde des R. Sch°muöl b. Nachman (um 260) pBTakh 5 , 9 , 25; Midr Ps 108 § 1 (232»). z. B rakh 5 , 5 : Von R. Chanina b. Dosa (um 70) hat man gesagt: Wenn er für Kranke betete, pflegte er zu sagen: Dieser bleibt am Leben u. jener stirbt Man sprach zu ihm: Wober weißt du das? Er antwortete: Wenn mein Gebet fließend (gel&ufig) in meinem Munde ist, dann weiß ich, daß der Betreffende angenommen (das Gebet für ihn erhört) ist; wenn aber nicht, so weiß ich, daß er dahingerafft wird. — Hierzu s. die Erzählungen über R. Chanina b. D. unter Joh 4, 52. || TB rakh 3, 3 (5): R. fAqiba (f um 135) sagte: Wenn das Gebet eines Menseben geläufig ist in seinem Munde, so ist das ein gutes (Erhörung verbürgendes) Zeichen für ihn; wenn aber nicht, so ist es ein schlimmes Zeichen für ihn. aa. pB rakh 5 , 9 , 26: R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Wann die Lippen eines Menschen (beim Gebet wie von selbst) eine Bewegung ausführen, dann darf er versichert sein, daß sein Gebet erhört ist. Weshalb? Siehe: „Wenn er Bewegung der Lippen schafft, dann spricht Jahve: Friede, Friede den Fernen n. Nahen, u.: Heilen will ich ihn" Jes 57,19 (so der Midr). Parallelstelle: LvR 16 (116 ). bb. B rakh 24 b Wenn jemand bei seinem Gebet niest, so ist das ein gutes Zeichen für ihn: wie ihm unten (durch das Niesen) eine Erquickung geworden ist, so bereitet man ihm oben (im Himmel) eine Erquickung (durch Gebetserhörung). CC. Berakh 5 , 5 : Wenn jemand betet u. dabei irrt (Fehler im Gebet macht), so ist das ein schlimmes Vorzeichen für ihn. Und wenn es der Vorbeter ist (der sich irrt), so ist das ein schlimmes Vorzeichen für seinen Auftraggeber (die Gemeinde), weil der Beauftragte eines Menseben wie dieser selbst ist || pBerakh 3 , 6 , 48: R. Cha laphta b. Scha*ul (?) hat als Bar gelehrt: Wenn jemand bei seinem Gebet Blähungen bat, so ist das ein schlimmes Zeichen für ihn. Das gilt aber nur von den Blähungen unten, nicht von denen oben (mit letzteren ist das Niesen, nicht das sogenannte „Aufstoßen" gemeint). Das geht auch aus dem hervor, was R. Chanina (um 225) ge sagt bat: Ich habe gesehen, daß Rabbi gegähnt u. geniest hat (während des Betens) u. daß er dabei seine Hand auf seinen Mund legte, aber ausgespieen hat er nicht. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Auch ausspeien darf man (beim Gebet), damit der Becher ( = Mund) rein sei; nach vorn ist es verboten, nach hinten erlaubt; nach rechts hin ist es verboten, nach links hin erlaubt Das meint P s 9 1 , 7 : „Fallen mögen zu deiner (linken) Seite tausend u. zu deiner Rechten zehntausend." (Die Stelle soll be weisen, daß die rechte Seite die vorzüglichere ist; deshalb soll man dahin nicht aus speien.) — Der Bericht über Rabbi auch Berakh 24 ». || B^akh 24 b: Wer rülpst u. gähnt (beim Gebet), ist ein aufgeblasener Mensch; wer Blähungen bei seinem Gebet hat, dem ist das ein schlimmes Zeichen. Einige sagen: Er wird daran als ein ungeschliffener Mensch erkannt. Wer während seines Gebetes ausspeit, ist wie einer, der vor dem König ausspeit. ft
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Matth 7,7 (Sl 2. 8 . 6 )
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rfd. Sota 49»: R. J huda b. Chijja (um 240) hat gesagt: Wenn sich ein Gelehrten schüler in bedrückter Lage mit der Tora beschäftigt, so wird sein Gebet erhört, s.: „Ein Volk wird auf Zion wohnen, zu Jerusalem: weinen sollst du nicht immerfort, Gnade bezeigen wird er dir gewißlich auf dein Klagegeschrei; sowie er es hört, wird er dir antworten" Jes 30, 19f.; u. hinterher heißt es: „Und es reicht euch Jahve kümmerlich Brot u. notdürftig Wasser." R. Abbahu (um 300) sagte: Man sättigt einen solchen vom Glanz der Sch khina ( = er darf die Gottheit schauen), s. ebenda: Deine Augen werden deinen Lehrer ( = Gott) sehen. R. Acha b. Chanina (um 300) hat ge sagt: Auch der Vorhang (vor Gottes Thron) schließt sich vor ihm, wenn er betet, nicht, s. das.: Nicht verhüllen wird sich dein Lehrer ( = Gott) vor dir. e
7,7 8: S u c h e t , u. ihr w e r d e t finden. Ein ähnlicher allgemeiner Satz, doch ohne Beziehung auf das Beten: e
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M g 6 : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Wenn ein Mensch zu dir sagt: „Ich habe mich abgemüht u. nicht gefunden", so glaube ihm nicht; »ich habe mich nicht abgemüht u. doch gefunden", so glaube ihm nicht; .ich habe mich abgemüht u. ich habe gefunden", so glaube ihm. Diese Worte gelten jedoch nur vom Torastudium; im Handel u. Wandel aber kommt es auf den göttl. Beistand t^v w SPJ? *ÜC an. Und auch beim Torastudium hat man es nur in bezug auf das scharfsinnige Erfassen der Lehre gesagt, aber beim (gedächtnismäßigen) Festhalten des Erlernten kommt es auf den göttl. Beistand an.
7,7 ($: K l o p f e t an, u. e s w i r d euch a u f g e t a n w e r d e n . xgovetv anklopfen = xinfin, pro, p w n , pB*, eft?. || avoiyeiv öffnen = nr*. e
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M g 1 2 : (Mardokhai wird Esth 2,5 bezeichnet als) Sohn des Qisch, weil er an die Tore des Erbarmens (im Gebet) anklopfte ( » « p n Wortspiel mit w-p) u. sie wurden ihm aufgetan ^ ynrti\ || Andersartig, aber doch den Gegensatz von .anklopfen" u. ,auftun* enthaltend, ist P°siq 1 7 6 : R. Bannaia (um 220) hat gesagt: Immer vertiefe sich der Mensch in die Mischna-(Baraitha-)Sammlungen; denn wenn er anklopft, wird man ihm auftun inrt- p r w o t t : wenn mit Bezug auf das Halakhastndium (angeklopft wird, so wird ihm Aufschluß) für das Halakhastndium; wenn mit Bezug auf die Haggada, so wird ihm Aufschluß für diese. — Dasselbe LvR 21 ( I 2 0 ) . " -»Berakh l , 2 , 62:R.Ammi (um 300) hat gesagt: Wer an das Gebet G sulla (die Schlußbenediktion nach dem Schema«) nicht unmittelbar das (Achtzehn-)Gebet anschließt, womit läßt sich der ver gleichen? Mit dem Freunde eines Königs, der kam u. an die Tür des Königs klopfte p-p-»n. Dieser ging hinaus, um zu erfahren, was er wollte. Da fand er, daß er sich (inzwischen) entfernt hatte; auch er entfernte sich. (So wird mit dem Gebet G äulla [Text bei Strack, B^akboth S. 7*] bei Gott angeklopft; last aber der Beter das Acht zehngebet nicht folgen, so ist Gott umsonst auf ihn aufmerksam geworden.) a
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Das Anklopfen an die Tür vor dem Eintreten erforderte die gute Sitte. Nidda 1 6 wird aus dem Buch des Ben Sira ein Zahlenspruch zitiert: .Drei hasse ich u. den Vierten liebe ich nicht" Dieser Vierte ist: . W e r in das Haus eines andren plötzlich (ohne An ruf oder Anklopfen) eintritt." Dazu heißt es dann weiter: R. Jochanan (t 279) hat ge sagt: Selbst in sein eignes Haus. R. Schimfon b. Jochai (um 150) hat gesagt: Vier Dinge haßt Gott, u. ich liebe sie nicht: wer in sein (eignes) Haus plötzlich eintritt» u. es ist nicht erst nötig zu sagen: in das Haus eines a n d r e n . . . . — P s 112* Bar ist unter den 7 Lehren, die R. fAqiba (t am 135) seinem Sohn J hoschua? mit auf den Lebensweg gibt, die dritte: Tritt nicht plötzlich in dein Haus ein, noch viel weniger in das Haus deines Nächsten. Ähnliche Warnungen liest man Ftoiq 176*; 177»; LvR 21 (120°). In Derekh Erec 4 (andre Ausgaben 5) heißt es: Niemals trete man plötzlich in das Haus eines andren, u. jedermann lerne Lebensart von Gott, der am Eingang des Gartens stehen blieb u. Adam anrief, s. G n S , 9 : W o bist du? || LvR 5 (108 ) : R. Acha (um 820) hat gesagt: Manche Frau versteht zu borgen u. manche . . nicht zu borgen. Die es versteht kommt zur Nachbarin; obwohl die Tür offen steht, e
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Matth 7, 7 («). 7, 9.11 (Nr. 1—3). 7 , 1 2
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klopft sie an »ptno, entbietet ihr den Friedensgruß u. spricht: Wie geht es dir, meine Nachbarin? Was macht dein Mann, was machen deine Kinder? Ist es dir auch recht, daß ich eintrete? Antwortet sie dann: Tritt nur ein, was ist dein Begehr? so sagt sie: Besitzest du vielleicht den u. den Gegenstand (1. na-pa statt w p a ) i möchtest du ihn mir wohl geben? Und jene sagt: Ja. Die aber nicht zu borgen versteht, geht zur Nachbarin, reißt die Tür, auch wenn sie geschlossen ist, auf (ohne anzuklopfen) u. spricht: Hast du den u. den Gegenstand? Dann sagt jene: Nein. || Sanh 9 7 : Es kam ihre Nach barin, klopfte an die Tür K»-IK KBits. Zum Rufen an der Tür vgl. Qid 8 1 , oben S. 140 a. a
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7,9:
Er wird ihm doch nicht einen Stein
reichen?
(irj Xi&ov imdwaei avTfji; Lightfoot verweist auf Seneca, De beneficiis 2 , 7 : (Fabius) Verrucosus beneficium ab homine duro aspere datum panem lapidosum vocabat. 7,11: W e n n nun
ihr,
die ihr
arg
seid,
gute Gaben
euren
K i n d e r n zu g e b e n w i s s e t , um wie-viel m e h r w i r d e u e r V a t e r im
Himmel Gutes g e b e n den ihn
Bittenden.
1. vfietg novrjooi ovxsg . . . nöarn fiäXXov 6 navrJQ ificov.
Der gleiche
Schluß a minori ad maius -^rn bp_ (Einl. 97; s. auch bei Rom 5, 9) bei einem gleichen Gedanken in: LvR 34 ( 1 3 2 ) : R. Tanchuma (um 380) erhob sein Angesicht gen Himmel u. sprach vor Gott: Herr der Welt, wenn dieser (ein Mann, der mit seiner geschiedenen Frau Mitleid hatte), der Fleisch u. Blut ist u. hart, ohne daß ihm ihre (der geschiedenen Frau) Erhaltung obliegt, mit Erbarmen über sie erfüllt ward u. ihr gab, um wieviel mehr nasi nas r n « by mußt du über uns mit Erbarmen erfüllt werden, die wir die Kinder deiner Kinder sind, die Kinder Abrahams, Isaaks u. Jakobs, zumal unsre Er haltung dir obliegt! — Die ganze Stelle s. im Exkurs über das Fasten Nr. 9 Anm. j». — Parallelstelle: GnR 33 ( 2 0 ) . a
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2. oXdats = hxavb K O W I ,
(aram.) o?n. Eine Frau, die zu borgen versteht w w w d
s. L v R 5 ( 1 0 8 ) oben S.458f.
3. doftara aya9d. Der Ausspruch Schammais: „Empfange jeden Menschen mit freundlichem Gesicht" Aboth 1,15 wird AbothRN 13 so erläutert: Wenn ein Mensch einem andren alle Gaben in der Welt gegeben hat, u. sein Gesicht blickt verdrießlich auf die Erde, so rechnet es ihm die Schrift so an, als hätte er ihm nichts gegeben. Aber wenn er einen andren mit freundlichem Gesicht empfängt, so rechnet es ihm die Schrift, auch wenn er ihm nichts gegeben hat, so an, als hätte er ihm alle guten Gaben riaits n s r a gegeben. || M°kh Ex 20,23 (79 ) : R. Schimfon b. Jochai (um 150) sagte: Beliebt sind die Züchtigungen (Leiden); denn drei gute Gaben riaiQ riara sind den Israeliten gegeben worden . . . nur (zum Lohn) für Züchtigungen; die Tora, s. Spr 1,2 u. P s 9 4 , 1 2 ; das Land Israel, s. Dt 8,5 u. 7, u. die zukünftige Welt, s. Spr 6,23. — Dasselbe SDt 6,5 § 3 2 (731»); Berakh 5 . b
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7,12: A l l e s a l s o , was ihr w o l l t , daß die L e u t a euch tun, d a s t u t a u c h i h r i h n e n , ndvta ovv oaa sdv xf-sXr/rs Iva nomaiv Vfilv oi dv$Q037toi, ovxtog xai vfistg noieixe avxotg. In der altjüdischen palästin. Literatur findet sich der Ausspruch nur in negativer Fassung;» desgleichen in der „Lehre der zwölf Apostel".b Die positive Fassung in Jesu Mund geht über die negative Fassung ebensoweit hinaus, wie etwa „helfen u. fördern* hinausgeht über „nicht schaden". Die auf hellenistischem Boden erwachsene Form des Aus-
Matth 7,12. 13 f. (Nr. 1)
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spruchs, die älteste, die wir überhaupt van dem Ausspruch besitzen, vereinigt die positive u. die negative Fassung miteinander, c a. J o b 4,15: xai o /Mostg prjdeyi noirjajjg. — Test Napht (hebr. Text) 1: Keiner soll seinem Nächsten tun, was er nicht will, daß man ihm tue. — Schab 31»: Einmal kam ein Heide zu Schammai (um 30 v. Chr.); er sprach zu ihm: Nimm mich ah) Pro* selyten auf, unter der Bedingung, daß du mich die ganze Tora lehrest, während ich auf Einem Bein stehe. Er stieß ihn mit einem Baumaß, das er in seiner Hand hatte, fort. Er ging zu Hillel (um 20 v. Chr.); dieser nahm ihn als Proselyten auf. Er sprach zu ihm: Was dir unlieb ist, tue keinem andren; das ist die ganze Tora u. das andre (übrige) ist Erklärung; geh u. lerne! — Targ Jerusch I Lv 19,18: Was dir selbst un lieb ist, tue ihm (deinem Nächsten) nicht. — Doch s. auch slav. Henoch 61,1: Wie ein Mensch seiner eignen Seele von Gott erbittet, so soll er tun jeder lebenden Seele. b. Jida%ij 1,2: Udvxa 6k oaa iäv deXrjOfig fvj yiveo&ai aot, xai ov äXXtp /nfnolet. C. Brief des Aristeas 207: Welches ist die Lehre der Weisheit? Er (der vom König Gefragte) erklärte: Wenn du, wie du nicht willst, daß dir das Üble widerfahre, sondern alles Gute erfahren willst, ebenso tust gegen deine Untertanen u. gegen die, welche sich verfehlen. Ti iaxi aoqpiag dida%rj; 6 di exegog dneqnjvaxo' xa&tog ov ßoiXet asavxtp xd xaxd nageivai, fASXo%og dt xtöv dya9täv vndqjreiy dndvxoty, et ngdaaeig xovxo iigdg xovg vnoxexayfxivovg xai xovg dpagxdvovxag. — Vgl. auch Philo, Hypothetica- (hei Euseb. Praep. evang.8,7): "A xig na&eiv ix&aiqei, firf noislv «vroV. Als Erläuterung des Grundsatzes von Mt 7,12 durch einige aus dem Leben ge griffene Beispiele mag AbothRN 15 Anf. n. 16 Anf. dienen: R. Elifezer (um 90) sagte (s. Aboth 2,10): Es sei dir die Ehre eines andren so lieb, wie deine e i g e n e ! . . . Das lehrt: Wie man an der eignen Ehre Gefallen hat, so soll man auch an der Ehre eines andren Gefallen haben; u. wie man nicht will, daß eine üble Nachrede über die eigne Ehre aufkomme, so soll man auch keine üble Nachrede über die Ehre eines andren ausbringen wollen. — Kap. 16 Anf.: R. J hoschua? (um 90) sagte (a. Aboth 2,11): Ein mißgünstiges Auge . . . bringt den Menschen aus der W e l t . . . Das lehrt: Wie man am eignen Hause ( = Familie) Gefallen hat, so soll man auch an dem Hause eines andren Gefallen haben; u. wie man will, daß keine üble Nachrede über das eigne Weib u. die eignen Kinder ausgebracht werde,, so soll.man auch wollen, daß keine üble Nachrede über das Weib u. über die Kinder eines andren ausgebracht werde. e
G e s e t z U. P r o p h e t e n .
Einteilung des Kanons s. bei 5,17, S. 240.
7,13f.: Gehet ein durch die e n g e P f o r t e ; denn w e i t ist die P f o r t e u. b r e i t d e r W e g , d e r in d a s V e r d e r b e n f ü h r t , u. v i e l e s i n d , d i e d u r c h -sie ( d i e w e i t e P f o r t e ) e i n g e h e n ; d e n n e n g i s t die P f o r t e u. s c h m a l d e r W e g , d e r i n s L e b e n f ü h r t , u. w e n i g e sind, die ihn finden. 1. Das Bild von den beiden Wegen kommt in der altjüd. Literatur ziemlich häufig vor. Biblische Grundlage Dt 11,26 u. 30,15, wo im An schluß an die W o r t e : „Ich lege euch vor Segen u. Fluch", bezw. „Leben u. Tod* sofort geredet wird von dem W e g e oder den Wegen Gottes. — Jer 21,8 das fertige Bild: „Siehe ich lege euch vor den W e g des Lebens u. den W e g des Todes.* Spr 28, 6.18 erscheinen die „zwei Wege* als festgeprägter Terminus. || Das Pfortenbild in den Pseudepigraphen nur 4 Esra 7 , 3 ff. u. in der rabbin. Literatur, abgesehen von den späten (9. Jahrh.) PirqeR Elifezer, wohl ebenfalls nur in Einem Ausspruch. 1
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Von Tischendorf-Gebhardt eingeklammert.
Matth 7,13 f. (Nr. 1)
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Sir 2 , 1 2 : Wehe . . . dem Sünder, der auf zwei Wegen geht inißalyovn ini o*vo rglßovg. || Test Asser 1: Zwei Wege hat Gott den Menschenkindern gegeben u. zwei' Ratschlüsse u. zwei Handlungen u. zwei Plätze u. zwei Ziele. . . . Zwei Wege, des Guten u. des Bösen, gibt es. . . . || slav. Henoch 30, 15: Ich (Gott) zeigte Adam zwei Wege, Licht u. Finsternis, u. sprach zu ihm: Dies ist gut (schön), u. dies ist böse Vgl. daselbst 42,10B: Selig ist, wer zurückkehrt von dem wechselnden (verkehrten, krummen) W e g u. wandelt auf dem geraden Weg. — Dafür bei Charles-Morfill: Wohl dem, der sich von den Irrwegen dieser eitlen Welt abwendet u. auf rechter Straße wandelt, die zum ewigen Leben führt. || 4 Esra 7,3ff.: (Der Engel sprach zu Esra:) Es gibt ein Meer ( = zukünftige Welt), das liegt in der Weite, so daß es sich rings in die Breite erstreckt; der Eingang ( = Pforte) aber dazu liegt in der Enge, so daß er wie ein Fluß aussieht. Wenn nun jemand in das Meer kommen will, es zu besehen oder zu befahren, wie wird der die Weite erreichen, wenn er nicht vorher die Enge durch schifft hat? Oder ein andres Gleichnis: Es gibt eine erbaute Stadt ( = zukünftige Welt), die ist in einer Ebene gelegen u. ist alles Guten voll; der Eingang aber dazu (d. h. das gegenwärtige Leben) ist eng u. führt an Abgründen hin, wo rechts Feuer, links tiefes Wasser droht; u. nur einen einzigen Pfad gibt es zwischen beiden, zwischen Feuer u. Wasser, u. dieser Pfad ist so schmal, daß er Eines Menschen Fußspur fassen kann. Wenn nun jene Stadt jemand zum Erbteil gegeben wird, wie wird der Erbe sein Erbteil in Besitz nehmen können, wenn er nicht vorher den gefährlichen Weg dahin durchschritten hat? — Ich sprach: Gewiß, Herr! Er sprach zu mir: So ist auch Israels Teil: ihrethalb habe ich zwar den Äon geschaffen; als aber Adam meine Gebote übertrat, ward die Schöpfung gerichtet. Da sind nun die Wege in diesem Äon schmal u. traurig u. mühselig ge worden, elend u. schlimm, voll von Gefahren u. nahe an großen Nöten; die Wege des großen Äons aber sind breit u. sicher u. tragen die Früchte des Lebens. Wenn die Lebenden also in diese Engen u. Eitelkeiten nicht eingegangen sind, können sie nicht erlangen, was ihnen aufbewahrt ist. || Aboth 2 , 9 : (Rabban Jochanan b. Zakkai, f um 80, sprach zu seinen Schülern:) Geht u. sehet, welches der gute (richtige) W e g ist, dem ein Mensch sich anschließen soll. R. Elifezer (um 90) antwortete: Ein wohlwollendes Auge. R. J hoschuaf sagte: Ein guter (Studien-)Genosse. R. Jose (der Priester) sagte: Ein guter Nachbar. R. Schimfon (b. N tbanäel) sagte: Wenn man die Folgen (seines Tuns) bedenkt. R. Eifazar (b. fArakh) sagte: Ein gutes Herz. Er sprach zu ihnen: Ich gebe den Worten des R. Eifazar b. fArakh den Vorzug vor euren Worten; denn in der Regel seiner Worte sind die eurigen mitenthalten. — Darauf sprach er zu ihnen: Geht u. sehet, welches der schlechte Weg ist, von dem der Mensch sich fernhalten soll. R. Elifezer sprach: Das mißgünstige Auge. R. J hoschuaf sprach: Ein böser Genosse. R. Jose: Ein böser Nachbar. R. Schimfon: Wenn man borgt u. nicht zurückzahlt. . . R. Eifazar: Ein arges Herz. Er sprach zu ihnen: Ich gebe den Worten des R. Eifazar b. f A. den Vorzug usw. — Dasselbe AbothRN 14 mit den einleitenden Worten: Geht u. sehet, welches der gute W e g ist, an den der Mensch sich halten soll, um auf ihm in die zukünftige Welt zu gelangen. B rakh 28*: (Als die Schüler des Rabban Jochanan b. Zakkai den erkrankten Meister auf seinem letzten Lager weinen sahen u. ihn fragten, warum er weine, antwortete er:) Vor mir sind zwei Wege; der eine ist der zum Gan fEden (Paradies) u. der andre der zum Gehinnom (Hölle), u. ich weiß nicht, auf welchem man mich wird gehen heißen; da sollte ich nicht weinen? — Ähnlich AbothRN 25. || C h a g 3 : (Ferner trug R. Eifazar b. fAzarja [um 100] öffentlich vor:) Warum werden die Worte der Tora mit einem Stachel ia-n verglichen, Qoh 12,11? Um dir zu sagen: Wie dieser Stachel die Kuh auf ihre Furchen hinrichtet, um Leben(sunterhalt) der Welt zu bringen, so richten auch die Worte der Tora die, welche sie lernen, von den Wegen des Todes auf die Wege des Lebens hin. — ParallelsteUen TSota 7,11 (307); AbothRN 18; NuR 14 (173 ); anonym SDt 11, 13 § 41 ( 7 9 ) ; Midr Qoh 12,11 ( 5 4 ) . || M*khEx 14,28(40»): (R. fAqiba, f am 135, sagte:) Gott legte Adam zwei Wege vor, einen zum Tode u. einen zum Leben, u. er wählte sich den W e g zum Tode. — Das selbe GnR21 ( 1 4 ) . || SDt 11,26 § 5 3 ( 8 6 * ) : „Siehe, ich lege euch heute vor Segen u. e
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Matth 7,13 f. (Nr. 1)
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Fluch" Dt 11,26. Warum ist es gesagt worden? Wenn es Dt 30,19 heißt: »Das Leben u. den Tod lege ich dir vor, den Segen u. den Fluch", so könnten vielleicht die Israe liten sagen: Weil Gott uns zwei Wege vorgelegt hat, den W e g des Lebens u. den W e g des Todes, so können wir gehen, auf welchem von ihnen wir wollen. Da sagt die Schrift lehrend (das.): „So wähle denn das Leben, damit du u. dein Same leben mögen." Gleich jemand, der an einem Scheideweg saß u. zwei Wege vor sich hatte, einen, dessen Anfang eben u. dessen Ende Dornen waren, u. einen, dessen Anfang Dornen u dessen Ende eben war. Er tat es den Wanderern kund u. sprach zu ihnen: Ihr seht diesen Weg, dessen Anfang eben ist (oder als Frage: Seht ihr diesen Weg, dessen Anfang eben ist?). Zwei oder drei Schritte gehst du auf Ebenem, aber schließlich gehst du auf Dornen. Und ihr seht diesen Weg, dessen Anfang Dornen sind (oder wiederum als Frage). Zwei oder drei Schritte gehst du auf Dornen, aber schließlich gehst du auf Ebenem. Ebenso sprach Mose zu den Israeliten: Ihr seht die Gottlosen, wie sie Glück haben; zwei oder drei Tage haben sie Glück in dieser Welt, u. schließlich werden sie am Ende verstoßen, s. Spr 24,20; Qoh 4 , 1 . 5 ; Spr 4,19. Und ihr seht die Gerechten, wie sie Not haben in dieser Welt; zwei oder drei Tage haben sie Not, schließlich aber werden sie sich am Ende freuen, wie es heißt: „Um dir zuletzt wohlzutun" Dt 8,16; ferner s. Qoh 7,8; Jer 29,11; Ps 97,11; Spr 4,18. II ExR 30 (90 ) : Gleich einem König, der zwei Wege herrichtete. Der eine war voll Dornen, Disteln u. Brennesseln, der andre voll von Gewürzen. Die Blinden gingen auf dem (schlechten) W e g u. die Dornen fügten Plagen zu ihren Plagen hinzu; die Klugen aber (die Sehenden) gingen anf dem guten Weg, u. während sie darauf einhergingen, wurden ihre Kleider mit Wohlgeruch erfüllt. So hat Gott zwei Wege hergerichtet, einen fttr die Gerechten u. einen für die Gottlosen. Wer keine Augen hat, geht auf dem W e g der Gottlosen u. kommt zu Fall, u. es gibt für ihn kein Aufstehn, wie Bilfam, der Frevler, der aus der Welt gestoßen wurde, u. wie Doög u. Achithopbel, die vom Leben entfernt wurden, u. wie Gechazi, der leer aus der Welt ging. Aber die Gerechten, die in ihrer Unschuld wandeln, er langen Glück samt ihren Kindern nach ihnen, s. Spr 20,7: Wer in seiner Unschuld wandelt als ein Gerechter, Heil seinen Söhnen nach ihm! || DtR4 (200°): „Wenn ihr willig seid u. hört" Jes 1,19. R. Levi (um 300) hat gesagt: Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem Sklaven, zu dem sein Herr sagte: Siebe, eine goldene Hals kette; wenn aber nicht, siehe, eiserne Fesseln! So hat auch Gott zu den Israeliten gesagt: Wenn ihr meinen Willen tut, siehe, das Gute u. der Segen; wenn aber nicht, siehe, der Fluch; siehe, zwei Wege sind vor euch, s. Dt 11,26. || DtR 4 ( 2 0 0 ) : R. Chaggai (um 330) hat gesagt: (Gott sprach:) Nicht-nur, daß ich euch zwei Wege vorgelegt habe, sondern ich bin auch nach innen zu von der strengen Rechtslinie gegangen u. habe zu euch gesagt: „So wähle denn das Leben!" Dt30,19. (Mit diesem Rat hat Gott etwas getan, wozu er nicht verpflichtet war.) || Nur von Einem der beiden Wege, der der „gerade Weg* oder der „Weg des Lebens" oder der „ W e g Gottes" genannt wird, handelt Aboth 2, 1; Taraid 62* ( = fol 28* in andren Ausgaben); B°rakh 2 8 : Rabbi, lehre uns die Wege des Lebens, daß wir durch sie das Leben der zukünftigen Welt erlangen; NuR 14 (173 ) : R. Nathan, um 160: Die Worte der Gelehrten lehren die Menschen die Wege Gottes. Ähnlich wenige Zeilen zuvor R. Tanchuma b. Abba, um 380. — || Einigemal ist das Bild von den zwei Wegen so gewandt, daß damit zwei Extreme bezeichnet werden, zwischen denen die Mitte innezuhalten des Menschen Aufgabe ist. AbothRN 28 Ende: R. Jhuda b. Elfai (um 150) sagte: Wer die Worte der Tora (d. h. die Beschäftigung mit ihnen) zur Hauptsache u. die weltliche Beschäftigung zur Nebensache (zum Anhängsel) macht, den macht man selbst zu einer Hauptperson in dieser Welt (d. h. man bringt ihn in eine herrschende Stellung); wer aber die welt liche Beschäftigung zur Hauptsache u. die Worte der Tora zur Nebensache macht, den macht man selbst zu einer Nebenperson (Anhängsel) in dieser Welt. Man hat ein Gleichnis gesagt. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einer Straße K - B - C S * * , die zwischen zwei Wegen führt; der eine ist von Feuer n. der andre von Schnee; geht man nach dem Feuer hin, so wird man durch das Feuer verbrannt; geht man nach b
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Matth 7,13 f. (Nr. 1—3)
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dem Schnee hin, so wird man von der Kälte getroffen. Wie soll man es machen? Man gehe in der Mitte u. hüte sich, daß man nicht vom Feuer verbrannt u. von der Kälte getroffen werde. (Das Ganze eine Warnung vor dem Trachten nach obrigkeitlicher Herrschaft, vgl. Aboth 1,10; Spr 25, 6.) || pChag 2,77 », 40: Rabbi hatte einen älteren Schaler, der ein Kapitel aus der .Wagenerscheinung" nas-^n n o ; o (Ez 1; Bezeichnung theosophischer Studienl vortrug; Rabbi stimmte aber damit nicht überein. Da wurde jener Schüler mit Aussatz geschlagen. Diese Lehre gleicht zwei Wegen, von denen der eine von Feuer u. der andre von Schnee ist. Neigt man sich nach jenem hin, so stirbt man durch Feuer; neigt man sich nach diesem hin, so stirbt man durch Schnee. Was soll man tun? Man gehe in der Mitte. (Warnung vor unvorsichtiger Vertiefung in theosophische Lehren.) — R. Jochanans (t 279) Wort von den zwei Wegen, von denen der eine eben u. glatt u. der andre voller Dornen u. Erdschollen ist LvR 4 (107 ) = Midr Qoh 12,14(55 ), ist nicht bildlich, sondern in eigentlichem Sinn gemeint. Zum P f o r t e n bild s. oben S.461« 4 Esra 7,3 ff. Ferner P siq 1 7 9 : „Du wirst mir kundtun den Pfad des Lebens" Ps 16,11. David sprach vor Gott: Herr der Welt, du wollest mir kundtun, welches Tor y'"i, nvXuv, offensteht zum Leben der zukünftigen Welt. R. Judan (um 350) u. R. fAzarja (um 380). R. Judan hat gesagt: Gott sprach zu David: David, wenn du Leben begehrst, schau nach Gottesfurcht aus, s. Spr 10,27. R. fAzarja hat gesagt: Gott sprach zu ihm: Wenn du Leben begehrst, schau nach Leiden aus, s. Spr6,23. — Parallelstellen: MidrPs 16 § 1 2 ( 6 2 ) ; LvR30 ( I 2 7 ) , hier Text verstümmelt. || PirqeREl 15: Gott sprach: Siehe, diese beiden Wege (Dt30,15) habe ich den Israeliten vorgelegt; der eine ist der des Guten u. der andre der des Schlimmen. Der des Guten, das ist der des Lebens, u. der des Schlimmen, das ist der des Todes. Der des Guten hat zwei Wege, den der Almosen u. den der Liebeswerke (-cn = z--zn rri-iai), u. Elias, gesegneten Angedenkens, steht in der Mitte zwischen beiden, u. wenn ein Mensch kommt, um einzutreten, ruft Elias aus u. spricht: .Tuet die Tore auf, daß ein gerechtes Volk einziehe* (Jes 26,2). . . . Auf dem Weg des Schlimmen gibt es vier (hintereinander liegende) Tore, u. an jedem Tor sitzen sieben hütende Engel, vier draußen u. drei drinnen; die draußen sind barmherzig, die drinnen sind grausam. Wenn ein Mensch kommt, um in das erste Tor einzutreten, kommen ihm die barmherzigen Engel entgegen u. sagen: Warum willst du in dieses Feuer eingehen u. warum willst du unter die. Gottlosen ( ? ) u. in die glühenden Kohlen gehn? Höre uns u. kehre in Buße um! Wenn er auf sie hört, so ist es gut; wenn aber nicht, so sagt er: Bei ihnen gibt's kein Leben! — (Äbnliche Verhandlungen an den andren drei Toren. Hört der Mensch auch an diesen nicht auf die guten Engel, dann sagen zuletzt die grausamen Engel:) Weil er nicht gehört hat, so möge sein Geist ausgehn! a.: „Geht sein Geist aus, so kehrt er zu seinem Erdreich zurück" Ps 146,4; u. in bezug auf sie sagt die Schrift: „Siohe, dies alles tut Gott zwei-, dreimal dem Manne, um zurückzuholen seine Seele von der Grube» Hi33,29f. c
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2. r) odog rj anäyovocc
dg %rv anatletav.
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— Im AT wird
nirgends
von einem W e g e gesagt, er „führe" nach einem Ort. Aus der jüdischen Literatur führt Dalman, Worte Jesu 1,130 f., an Apoc Bar 8 5 , 1 3 : Dort ist der Urteilsspruch zum Verderben u. der W e g zum Feuer u. der £fad, a
der zum Gehinnom heranbringt, »ruft npen. Ferner GnR 9 ( 7 ) : Welches ist der Weg, der den Menschen zum Leben der zukünftigen Welt bringt rwwa? — Vgl. auch Midr Ps 40 § 2 (129»): David sprach: Schon war ich auf dem Wege, der in den Gehinnom geht o:mafe robims. — Midr Ps 86 b
§ 6 ( 1 8 7 ) : R. Judan (um 350) hat gesagt: Der W e g der Ehebrecher ist e
gerichtet -pro auf die Tiefe der Sch ol ( = Gehinnom). — „Straße, die zum ewigen Leben führt" slav. Hen 42,10 s. oben S. 4 6 1 « . 3. dg vi]v £
£air)
alcöviog oft in den Pseudepigraphen.
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Matth 7,13 f. (Nr. 3.4). 7,15(11)
P 8 S a l 9 , 9 : Wer Gerechtigkeit übt, sammelt sich Leben 9rjaavolCei Sonjy taviu, beim Herrn. | Das. 14,7: Die Frommen des Herrn werden Leben ererben xXrjgo>>oftr}aovot l,u)i]v in Freuden. II Henoch 62,16: Dies soll euer Kleid sein, ein Kleid des Lebens bei dem Herrn der Geister. || Test Asser 6: Wenn die Seele (im Tode) in Erregung weg. geht, so wird sie von dem bösen Geist gequält, dem sie auch gedient hat in Begierden u. bösen Werken. Wenn sie aber ruhig in Freude den Engel des Friedens erkannt hat, so wird er sie im Leben trösten. || 4 Esra 7,13: Die Wege des großen Äons (der zukünftigen Welt) sind breit u. sicher u. tragen die Früchte des Lebens. | Vers 21: Gott hat den Lebenden, sobald sie zum Leben kamen, feierlich erklärt, was sie tun sollten, um das Leben zu erwerben. . . . | Vers 48: (Das böse Herz) hat uns vom Leben fernegeführt. | Vers 82: Die zweite Pein (der Verlorenen ist), daß sie die wahre Buße zum Leben nicht mehr tun können. | Vers 129: Das ist der Weg, von dem Mose zum Volke gesagt: Wähle dir das Leben, daß du Leben habest! | Vers 137: Wäre Gott nicht der Gnadenreiche, so käme die Welt samt ihren Bewohnern niemals zum Leben. |[ Ebenso wird im Rabbinischen kurzweg o-?n, aram. T*«H, s;;n == .Leben» gesagt, wo das ewige Leben ay.y vn, aram. «i^y -»rt, gemeint ist. — Als Beispiele s. C h a g 3 ; M khEx 14,28(40») auf S.461 y; B rakh28 S.462y; P siq 179 , wo zweimal: .wenndu Leben begehrst", s. S. 463. II B rakh 6 1 : (Bei der Hinrichtung des R. fAqiba, f um 135) sprachen die Engel des Dienstes vor Gott: Ist das die Tora u. das ihr Lohn? Zu den von deiner Hand Getöteten, Jahve, hätten sie gehören sollen! (so deutet der Midr Ps 17,14). Gott antwortete: .Ihr Teil ist im Leben" (s. Ps 17,14). || ExR 27 Ende: Ebenso findest du es bei Jethro, daß er wegen des Hörens (auf das, was Gott an Israel getan hatte, s. Ex 18,1) das Leben erlangt hat o-nV> n s t . || ExR 29 ( 8 9 ) : .Das ganze Volk zitterte" (Ex 19,16) ,u. der ganze. Berg bebte sehr" (Ex 19,18). Warum das alles? Weil Gott Worte des Lebens o««n bv r^a" redete . . . R. Jirm ja (um 820) hat gesagt: Wenn in der Stunde, da Gott der Welt Leben o - r t gab, die Erde erbebte, um wieviel mehr wird dies gescbehn, wenn er kommt, um die Frevler zu bestrafen, die die Worte der Tora übertreten haben! b
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4. dXiyoi sialv oi evolaxovtsq avrfjv. — Hierzu s. bei Lk 13,28.
7,15 51: S e h e t euch v o r v o r den f a l s c h e n
Propheten.
oaio tav ipev6*07iQO
Matth 7,15 (ff. ® . 6 )
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vermißt,- irgendetwas in meinem Namen zu reden", damit ist derjenige gemeint, der weissagt, was ihm nicht gesagt war; „u. der im Namen andrer Götter redet", damit ist derjenige gemeint, der im Namen eines Götzen weissagt. Ferner steht geschrieben (das.): „Jener Prophet soll sterben", u. jeder Tod, von dem in der Tora ohne genauere Angabe geredet wird, ist der Tod durch Erdrosselung. — Wer seine Weissagung unter drückt u. wer die Worte eines Propheten als gleichgültig behandelt u. ein Prophet, welcher seine eignen Worte übertreten hat, deren Tod erfolgt durch Gottes Hand; denn es heißt Dt 18,19: „Der Mann, der nicht hören wird" (das ist der die Worte eines Propheten verächtlich Behandelnde); ferner lese man (statt yp.v*) das Hiphil yiav (das ist der, welcher seine Weissagung nicht hören läßt, sie unterdrückt), ferner lese man das Niphal (das ist der, der auf sich selbst nicht hört, seine eignen Worte übertritt). Darauf heißt es (das.): „Von dem werde ich selbst es fordern", sein Tod erfolgt durch Gottes Hand. — Wer weissagt, was er nicht gehört hat, d- i. zB Cedeqia, der Sohn K na?anas, s. 1 Eg 22,11. W e r weissagt, was ihm nicht gesagt war, d. i. zB Chananja, der Sohn f Azzurs, s. Jer 28,2. Wer im Namen eines Götzen weissagt, das sind zB die Batalspropheten, vgl. 1 Eg 18. Wer seine Weissagung unter drückt, d. i. zB Jona, der Sohn Amittais. Wer die Worte eines Propheten als gleich gültig behandelt, d. i. zB der Genosse des Mikha, s. 1 E g 20,35 f. Ein Prophet, der seine eignen Worte übertritt, d. i. zB der Prophet flddo, s. 1 Eg 13,9.18.19.24. — Kürzer in SDt 18, 19f. § 177 (107 ). II Sanh 90": R. Abbahu (um 300) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: In jedem Fall, wo dir ein Prophet sagt: „Übertritt die Worte der Tora", höre auf ihn, ausgenommen ist der Götzendienst; selbst wenn er dir die Sonne in der Mitte des Firmaments stillstehn ließe, sollst du nicht auf ihn hören. — Bar: R. Jose der Galiläer (um 110) sagte: Die Tora trifft die letzte Absicht des Götzendienstes, deshalb legt ihm die Tora eine Macht bei: selbst wenn man dir die Sonne in der Mitte des Firmaments stillstehn ließe, sollst du nicht darauf hören. Bar: R. fAqiba (t um 135) hat gesagt: Das sei ferne, daß Gott die Sonne stillstehn ließe für die Übertreter seines Willens; es handelt sich vielmehr um einen solchen, wie zB Chananja b . sAzzur, der anfänglich ein wahrer Prophet r « s s-a: u. schließlich ein falscher Prophet -*pw «ras war. — Die beiden Baraithas auch SDt 13,3 § 84 ( 9 2 ) . e
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7,15 93: D i e in S c h a f s k l e i d e r n zu e u c h k o m m e n . Das Bild von den Wölfen in Schafskleidern ist in der rabbin. Lite ratur nicht nachweisbar. Auch der von Buxtorf, Lex. Chald. Spalte 1633, gebuchte Ausdruck r*as*T
rvijs
=
„Wolfssanftmut*, der eine ähnliche
contradictio in adiecto enthält wie das von Jesu verwandte Bild, findet sich in der älteren Zeit nicht. — Der Widerspruch zwischen dem äußeren Gebaren u. der inneren Sinnesrichtung heuchlerischer Menschen b
wird von Raba ( f 352) Joma 7 2 mit den Worten gegeißelt: Jeder Gelehrtenschiiler, dessen Inneres nicht wie sein Äußeres ist naa w n -pKE, ist kein Gelehrtenschüler. 7,15 6 : I n w e n d i g a b e r sind sie r e i ß e n d e W ö l f e . \vxoi
ccQnayeg =
•pe'its
D-OKT. —
b
Xvxog, oip«& s. gleich Sukka 5 6 .
Hebr. axt, aram. an, »«a^n. — Gn49, 27 wird Benjamin genannt
„ein
Wolf, der zerreißt" tra* a«t. — Targ Onk läßt das Bild fallen u. deutet den Vers auf das in Benjamins Gebiet liegende Heiligtum u. die darin dargebrachten Opfer. Targ Jerusch I mildert den Ausdruck durch Hinzu fügung der Vergleichungspartikel: steia aa-na (so zu lesen statt msnu) = wie ein reißender Wolf. Jerusch H : „er gleicht ansn aiib", einem reißenStraefc n. B i l l t r b e o k , NT L
30
Matth.7,15 «&). 7.16 ( * )
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den (raubenden) Bären. || Ez 22, 27: Ihre Obersten sind wie Beute zer reißende Wölfe tna Hno o*
Targ: cpan •'Bon 713ns =
wie Beute
raubende (zerreißende?) Wölfe. — || Als Bild der Gefräßigkeit u. Un ersättlichkeit
b
erscheint der Wolf Sukka 5 6 Bar: Mirjam, die Tochter
Bilgas (Stammvater einer Priesterabteilung) wechselte ihre Religion u. ging hin u. vermählte sich mit einem Feldherrn der griechischen Könige. Als die Griechen in das Heiligtum eingedrungen waren, stampfte sie mit ihrer Sandale auf den Altar u. sprach: Wolf, W o l f eip-ft otpib, wie lange willst du das Geld der Israeliten verschlingen (für deine Opfer), ohne daß du ihnen in der Stunde der Bedrängnis beistehst? — Das d
selbe p S u k k a 5 , 5 5 , 3 4 ; die Bar findet sich TSukka4,28 (200). 7,16 91: V o n (an) i h r e n F r ü c h t e n and
w e r d e t ihr sie
erkennen,
%*äv xaqrnäv avrojv. — Frucht n p , pl. ni-ne, schon dem A T ge
läufige Metapher zur Bezeichnung der Folgen einer Handlungsweise, s. Jes 3 , 1 0 ; Jer 1 7 , 1 0 ; 2 1 , 1 4 ; Hos 10,13; Spr 1,31; 3 1 , 1 6 ; a (seltener) der Handlungsweise, der Taten selbst, Spr 8,19. b a
a.' Qid 4 0 : Wir haben gelernt (nämlich Pea 1,1): Dies sind die Dinge, von denen der Mensch, wenn er sie tut, die Früchte in dieser Welt genießt, während das Stamm kapital (der Hauptlohn) ihm stehn bleibt für die zukünftige Welt: Ehrfurcht vor den Eltern, Erweisung von Liebeswerken, Friedenstiftung zwischen einem Menschen u. seinem Nächsten u. Torastudium vor a l l e m . . . . Das Verdienst (die Tugend) hat ein Stammkapital (Lohn im Himmel) u. Früchte (Zinsen, d. h. Lohn auf Erden); s. Jes 3 , 1 0 : „Saget vom Gerechten, es stehe gut mit ihm (nämlich in der zukünftigen Welt); denn die Frucht ihrer Taten werden sie genießen (in dieser Welt).' Die Übertretung (Sunde) bat ein Stammkapital (Strafe im Himmel), aber keine Früchte ( = Strafe auf Erden); denn es heißt daselbst Vers 11: „Wehe dem Bösewicht, ihm geht's schlimm* (in der zuk. Welt). Aber wie halte ich dann aufrecht Spr 1,31: „So sollen sie (die Gottlosen) essen von der Frucht ihrer Wege u. von ihren Ratschlägen satt werden"? Eine 8ünde, die Frucht trägt (andre Sünden zur Folge hat), hat Früchte (Strafen auf Erden); die aber keine Frucht trägt, hat keine Früchte (wird erst in der zuk. Welt bestraft). • b. Sota 46»: R. Jochanan b. SchaJul (um 220) hat gesagt: Warum hat die Tora angeordnet, daß man ein Kalb in ein Tal bringen soll (vgl. Dt 21,4)? Gott sprach: Es komme etwas, was keine Früchte gebracht hat (das Kalb) u. es werde ihm das Genick gebrochen an einem Ort, der keine Früchte getragen hat (im Tal), u. es werde Sühnung verschafft dem, den man keine Früchte hat bringen lassen (den Erschlagenen). Was heißt (bei dem Erschlagenen) „Früchte"? Wenn man sagen wollte, es bedeute „Nachkommenschaft", so müßte es folgerichtig auch bei einem (erschlagenen) Greis oder Verschnittenen so sein, daß man (um ihretwillen) einem Kalb nicht das Genick bricht; vielmehr sind mit den „Früchten* (bei dem Ermordeten) „Gebotserfüllungen* gemeint || Tanch iio* 1 7 3 : „Deine Gerechtigkeit ist wie die Gottesberge* P s 3 6 , 7 . Wie die Berge bestimmt (geeignet) sind, besät zu werden n. Früchte bringen, so bringen die Gerechten Früchte ( = gute Werke). . . . „Deine Gerichte sind eine große Tiefe" (das.); damit sind die Gottlosen gemeint. Wie die Tiefe nicht besät werden kann u. keine Früchte bringt so haben die Gottlosen keine guten Werke u. bringen keine Früchte. — Die ältere Parallelstelle P*siq 73b redet nicht von den Früchten der Gerechten u. Gottlosen, sondern von den Früchten ihrer Taten, gehört also unter a. || GnR 30 (18*): Was sind die Früchte des Gerechten p--* bv vr-n-t? Gebotserfüllungen u. gute Werke. a
Dem
Auaspruch Jesu ähnelt das von Lightfoot u. andren zitierte
Matth 7,16 (*. Di. 7, 21 (Nr. 1. 2). 7. 22 ( « 1) e
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Sprichwort B rakh 4 8 : „Jede Gurke wird an ihrem Saft erkannt", nur daß hier der Saft nicht das Produkt der Gurke, sondern umgekehrt die Gurke das Produkt des Saftes ist. — Besser paßt zu Jesu W o r t GnR 2 ( 3 ) : R. B rekhja (um 340) eröffnete seinen Vortrag mit Spr 20,11: „Auch der Knabe wird an seinen Taten erkannt, ob lauter u. ob redlich sein Tun." R. B rekhja hat gesagt: Als die Erde noch unreif (jung) war, brachte sie (schon) Dornen m^sis hervor. b
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7,16 23: Man s a m m e l t d o c h n i c h t v o n D o r n e n T r a u b e n ? [iipi avXXiyovaiv imd ccxav&mv oracpiddg; — Trauben u. Dornbeeren neben a
einander als ein Bild vollendeter Disharmonie P°s 4 9 Bar: Immer ver kaufe ein Mensch alles, was er hat, u. heirate die Tochter eines Ge lehrtenschülers u. verheirate die eigene Tochter an einen Gelehrten schüler; das gleicht Weintrauben, die unter Weintrauben sich befinden, was schön u. lieblich ist. Aber nicht heirate man die Tochter eines ?Am ha-arec (Gesetzesunkundigen); das gleicht Weintrauben, die unter Dornbeeren sich befinden, was häßlich u. nicht lieblich ist. || Ohne Bild heißt es Schab 129": xau srara = kann aus Schlechtem (Schäd lichem) Gutes entstehn? 7,21:
1. H e r r , H e r r .
Zur Verdoppelung der Anrede s. bei Mt 23, 37.
2. W e r den W i l l e n m e i n e s V a t e r s
tut.
Über die Frage, ob das Studium oder das Tun (Praxis) wichtiger sei, s. bei Rom 2 , 1 3 . Hier noch folgende Stellen: K®th 66b: Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) hat gesagt: Heil euch, Israeliten! Wenn sie den Willen Gottes aipa bv :zis"> tun, hat kein Volk u. keine Zunge über sie Gewalt; wenn sie aber den Willen Gottes nicht tun, gibt man ( = Gott) sie hin in die Hand eines niedrigen Volkes, u. nicht bloß in die Hand eines niedrigen Volkes, sondern auch in die Gewalt der Tiere eines niedrigen Volkes. — Die ganze Stelle s. bei Joh 3,1.1| Aboth 5,20: J°huda b. Tema (ein Tannalt ungewisser Zeit) sagte: Sei stark wie der Leopard u. leicht wie der Adler u. schnell wie der Hirsch u. tapfer wie der Löwe, den Willen yix-> deines Vaters im Himmel zu tun. — Dasselbe AbothRN 4 1 ; als Bar P s l l 2 ; anonym Tanch p?a 2 3 8 . Der Ausspruch bildet, den Anfang des Schulchan fArukh. || BB 10«: (Der Tyrann Rufus, d. i. der Statthalter von Judäa Tinejus Rufus, sprach zu R. fAqiba, t um 135:) Ihr werdet Kinder (Gottes) u. ihr werdet Knechte genannt: wenn ihr den Willen Gottes tut, werdet ihr Kinder genannt, u. wenn ihr den Willen Gottes nicht tut, werdet ihr Knechte genannt. || ExR 24 ( 8 5 ) : „Ist er nicht dein Vater, dein Besitzer?" Dt 32, 6 (so der Midr). Wenn dein „Vater", weshalb dein „Besitzer"? wenn dein „Besitzer", weshalb dein „Vater"? Wenn die Israeliten den Willen Gottes tun, erbarmt er sich über sie, wie ein Vater über seine Kinder; wenn sie aber seinen Willen nicht tun, dann züchtigt er sie wie einen Sklaven. Wie ein Sklave, ob gern oder ungern, seinem Herrn dienen m u ß , so m ü ß t auch ihr den Willen Gottes tun, ob gern oder ungern. || ExR 46 (101 ): (Gott sprach zu den Israe liten:) Wenn ihr euch in Not seht, kommt ihr u. sagt: „Unser Vater bist du" (vgl. Jes 64,7); aber obwohl alles das Werk meiner Hände ist, so will ich mich als Vater u. Bildner nur dem erweisen, der meinen Willen *m-> tut, s. Jes 43,7. ( ,
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7,22 91: V i e l e w e r d e n zu m i r an j e n e m T a g e s a g e n . 1. iv ixeivrj
fjfiioa.
— Der Ausdruck entspricht dem altt. oi*a 30*
Matth 7,22 ( « 1 . 2 . ® )
468
snnrj Jes 2 , 1 1 . 1 7 ; Sach 14,6. Im Rabbin. verstand man unter «jenem Tage" die messianische Periode oder die zukünftige Welt im weiteren Sinn, d.h. mit Einschluß der „Tage des Messias". GnR 44 (28*): „An jenem Tage verband sich Jahve dem Abraham gegenüber zu folgender Bestimmung" Gn 15,18. R. Judan (um 350) hat gesagt: R. Jochanan b. Zakkai (t um 80) u. R. fAqiba (t um 135). Der eine (Rabban J.) hat gesagt: D i e s e Welt hat Gott dem Abraham offenbart, aber die zukünftige Welt hat er ihm nicht offenbart. (Der Gedankengang scheint zu sein: An jenem Tag in G n l 5 , 1 8 verband sich Gott zur Erfüllung der Verheißung von Gn 15,18^—21; diese gehört aber dem gegenwartigen Äon an; folglich hat Abraham Gn 15,18 auch nur in den Geschichtsverlauf dieser Welt Einblick gewonnen.) Der andre hat gesagt: Sowohl d i e s e als auch die zu k ü n f t i g e Welt hat er ihm offenbart. (R. fAqiba versteht Gn 15,18 so: auf „jenen Tag" hin — von dem etwa Sach 14,6 die Rede ist — verband sich Gott zu dem Ver sprechen, dem Volk Israel die 10 in Vers 19—21 genannten Völkerschaften zu Über geben, wahrend im gegenwärtigen Äon Israel nach Dt 7,1 nur 7 von jenen 10 Völkern in seine Gewalt gebracht hat; mithin hat Gott dem Abraham Gn 15,18 auch die Tage des Messias ( = zukünftige Welt) offenbart. Vgl. GnR 44 (28 b), wo als allgemeine An sicht der um 150 lebenden jüdischen Autoritäten feststeht, daß die 3 in Gn 15,19 ge nannten Völker erst in den Tagen des Messias Israel zufallen werden.) R. Berekhja (um 340) hat gesagt: R. Eifazar (um 270) u. R. Jose b . Chanina (um 270). Der eine (wohl der letztere) hat gesagt: Bis zu diesem Tage (mn o v n , solange dieser Tag = diese Welt währt) offenbarte er ihm (das Zukünftige); der andre sagte: Bis zu jenem Tage (sinn o r n = Tage des Messias) offenbarte er ihm (das Zukünftige). — Der letztere stimmte also mit R. fAqiba überein. |> Henoch 45, 3: An jenem Tage wird mein Auserwählter ( = Messias) auf dem Thron der Herrlichkeit sitzen. Ferner s. das. 61,11: 6 2 , 3 . 8 ; der Plur. „in jenen Tagen* 63,1. 2. noXXol igovalv poi. — Stellen, in denen bei der Gerichtsszene Rede u. Gegenrede geschildert wird, s. im Exkurs „Gerichtsgemälde*. 7,22 f&: H a b e n w i r n i c h t d u r c h d e i n e n N a m e n g e w e i s s a g t , u. h a b e n w i r n i c h t d u r c h d e i n e n N a m e n D ä m o n e n a u s g e t r i e b e n , u. haben wir nicht durch deinen Namen viele Machttaten getan? Das
dreimalige
ovoftaii (kaum verschieden von «V TO3 ovofiau
Mk 9, 3 8 ; 16,17 oder im T<[> ovopan Mk 9, 39; Lk 9 , 4 9 ) bedeutet „auf Grund* oder „in Kraft des Namens". Im Rabbin. o » a , D I C S ; D T E B , tiora. pfAZ2, 4 0 , 62 sagt der Christ Jafaqob aus E phar-Sama zu dem von einer Schlange gebissenen R. Eifazar b. Dama (um 130): Wir wollen im Namen Jesu b . Pan dera (8. oben S. 36—38) zu dir reden ' » 'a -stp aea Jl Sanh I I , 1. 6 u. Sanh 89» (3 mal) wird von einem Propheten gesprochen,, der im Namen eines Götzen weissagt m t i m » aea aasnan; s. die Stellen S. 464. — Aus SDt 18,19f. § 177 (107b) erfahren wir, daß der im Namen eines Götzen T"J» oca Weissagende einer ist, welcher spricht: „So hat der Götze gesagt" T"» m a n i a . || Nach Midr Qoh 1,8 (8b) kam Jafaqob aus K phar-S khanja ( = K.-Sama), um den R. Eifazar b. Dama im Namen eines gewissen Jemand -nht owa zu heüen. — In den Parallelstellen TChull 2,22 (503) u. pSchab 1 4 , 1 4 , 6 0 steht mea, bezw. O B * = „auf Grund des Namens". 11 pfAZ 2 , 4 0 , 8 5 : Es kam einer u. flüsterte dem (erkrankten) Enkel des R. J hoschuaf b. Levi (um 250) etwas zu im Namen des Jeschn b. Pandera 't 'a w n rraea. — Die Parallelstelle pSchab 14, 1 4 , 85 liest ' » wi l* = „auf Grund des. Namens Jesu". liZur Be deutung von o ^ y s. bei Mt 10,41 f. u. 28,19. — Über Dämonenaustreibung s. Exkurs: „Zur altjüd. Dämonologie" Nr. 7, h. — Zus.stellung der in der rabbin. Literatur be richteten Krankenheilungen in Jesu Namen s. bei Mt 10,1. d
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Matth 7, 23 (*. » ) . 7, 24 (*. 0)
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7, 23 H: Ich h a b e e u c h nie g e k a n n t , ovdenoxe iyvwv vpag. — Die Worte: „Ich habe dich nie gekannt" tb's-o ynon *z*x werden von Rabbi als Bannformel verwendet. e
MQ 16»: R. Schimfon b. Rabbi (J huda I.) u. Bar Qappara (um 220) saßen u. studierten; dabei bereitete ihnen eine traditionelle Lehre Schwierigkeiten. Sch. sagte zu Bar Q.: Hierzu bedürfen wir Rabbis (d. b. meines Vaters). Bar Q. antwortete: Wird denn Rabbi darüber etwas sagen können? Er ging u. erzählte es seinem Vater. Dieser ward zornig. Als Bar Q. zu Rabbi kam, sprach dieser: Bar Q., ich habe dich nie ge kannt! Er verstand, was das Wort im Sinne Rabbis bedeutete; er beobachtete des halb für sich eine N^ipha (ne*!: , aram. K ^ W M j = Verweis, eine Art Bann) von 30 Tagen (in denen er mit Rabbi nicht in Berührung kommen durfte). — Andersartig ist das Wort Rabbis an Bar Qappara pMQ 3, 8 1 , 56: „Ich kenne dich als Ältesten nicht"; der Angeredete entnahm daraus, daß er nie ordiniert werden würde. || fEr 53»: Was heißt: „Ein neuer König, der Joseph nicht kannte" Ex 1,8? Er glich einem (stellte sich so), der Joseph überhaupt nicht kannte bho rrb v.* KVT. — Also „einen nicht kennen" = „einen nicht kennen wollen" = „einen verleugnen" 'a (~>V>). c
7.23 95: W e i c h e t v o n m i r , ihr Ü b e l t ä t e r , änoxwQsTte an' sfiov ol soya^opsvoi xrjv dvofiiav. — Wohl Zitat aus Ps 6, 9: pat -bvt ?s •'aao •nio. L X X : dnoaxrjxs an' ifiov ndvxeg ol soyagöfievoi xrjv dvo/xCav. 7.24 X: W e r nun d i e s e m e i n e W o r t e h ö r t u. sie tut. äxovei... xai noiel. Vgl. außer den hier folgenden Stellen die Ausführungen bei Köm 2,13 u. die Zitate bei Mt 7,21. 7,24 93: G l e i c h n i s v o m k l u g e n u. v o m t ö r i c h t e n B a u h e r r n . Aboth RN 24 Anf.: Elischaf b . Abuja (um 120, der bekannte jüdische Apostat) sagte: Ein Mensch, der viele gute Werke hat u. viel Tora gelernt hat, womit läßt sich der vergleichen? Mit einem Menschen, der unten (d. h. das Fundament) mit Steinen baut u. danach mit (ungebrannten, nur in der Sonne getrockneten) Ziegeln; auch wenn viele Wasser kommen u. an ihren Seiten stehn bleiben, lösen sie sie (die festen Steine) nicht auf von ihrer Stelle weg. Ein Mensch aber, der keine guten Werke hat u. Tora lernt, womit läßt sich der vergleichen? Mit einem Menschen, der zuerst mit Ziegeln baut u. danach mit Steinen; auch wenn nur geringe Wassermassen kommen, stürzen sie sie alsbald um. — Ferner sagte er: Ein Mensch, der gute Werke hat u. viel Tora gelernt hat, womit läßt sich der vergleichen? Mit Kalk, der auf Steine gestrichen ist; wenn auch Regengüsse auf ihn niedergehn, entfernen sie ihn nicht von seinem Platz. Ein Mensch aber, der keine guten Werke hat u. viel Tora gelernt hat, gleicht dem Kalk, der auf Ziegel gestrichen ist; wenn auch nur geringe Regengüsse auf ihn niedergehen, löst er sich alsbald auf u. fällt ab. || Andre Gleich nisse zur Erläuterung des Gedankens von Mt7,24ff.: Aboth 3,1*7: R. Eifazar b. fAzarja (um 100) hat gesagt: Der, dessen Wissen sein Tun überragt, wem gleicht der? Einem Baum, dessen Zweige zahlreich u. dessen Wurzeln gering sind; wenn der Wind kommt, entwurzelt er ihn u. stürzt ihn um, vgl. Jer. 17,6: „Er wird sein wie ein Wachholderstrauch (?) in der Steppe u. kein Gutes kommen sehen u. wohnen in versengten Wüstenstrecken, im salzigen Lande, das nicht besiedelt ist." Aber der, dessen Tun sein Wissen überragt, wem gleicht der? Einem Baum, dessen Zweige gering u. dessen Wurzeln zahlreich sind; selbst wenn alle Winde in der Welt kommen u. in ihn hinein wehen, sie rücken ihn von seiner Stelle nicht fort, 8. Jer 17,8: „Der wird sein wie ein Baum, gepflanzt am Wasser, u. am Flusse streckt er seine Wurzeln aus u. furchtet nichts, wenn Hitze kommt, u. seine Blätter grünen; auch im Jabr der Trockenheit wird er keine Sorge haben n. nicht aufhören Frucht zu bringen." — Parallelstelle Aboth RN 22. || Aboth RN 24 (EKschaf b. Abuja, s. oben) hat ferner gesagt: Ein Mensch,
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- 24 (®). 7,29 (Kr. I. 2). Nachwort zur Bergpredigt
der (gute) Werke hat u. viel Tora gelernt hat. gleicht einem Pokal, der einen (»ein Gleichgewicht regelnden) Stein enthält: wenn man ihn aus der Hand wegstellt, neigt er sich nicht auf seine Seite u. es wird nichts von dem vergossen, was in ihm ist Ein Mensch aber, der keine guten Werke hat u. viel Tora gelernt hat, gleicht einem Pokal, der keinen Stein enthält: wenn man ihn aus der Hand setzt, neigt er sich so fort auf seine Seite u. es wird alles vergossen, was in ihm ist. — Ferner sagte erEin Mensch, der gute Werke hat u. viel Tora gelernt hat, gleicht einem Roß mit gutem Reitzeug. Ein Mensch aber, der keine guten Werke hat u. viel Tora gelernt hat, gleicht einem Roß, das keinen Zaum hat, es zu bändigen.
7 , 2 9 : Denn er l e h r t e sie w i e e i n e r , d e r V o l l m a c h t hat, u. n i c h t w i e i h r e S c h r i f t g e l e h r t e n . 1. «Je il-ovaiav tvwr. — Formell kann verglichen werden Chag 15«: Acher (Elisenau ben Abuja, um 120) sah, daß dem Metatron (einer der Thronengel) Vollmacht gegeben wurde xrvtth nib xa.-Hran, sich nieder-, zusetzen, um die Verdienste Israels aufzuschreiben. | Das.: Es wurde dem Metatron Vollmacht gegeben, die Verdienste Achers auszulöschen. — Der, welcher die Vollmacht verleiht, ist Gott. So wird auch hier zu den Worten: „wie einer, der Vollmacht hat" zu ergänzen sein: „von Gott". Dann ist der Sinn der Stelle: Jesus lehrte nicht aus sich selbst, nach eignem Gutdünken, sondern wie ein Prophet, der aus dem Munde Gottes redet. Vgl. Sanh 9 9 : Wenn jemand sagt: Die ganze Tora stammt von Gott mit Ausnahme dieses (oder jenes) Verses, den nicht Gott, sondern Mose aus seinem eignen Munde rsss ->E? gesagt hat, so gilt von ihm Nu 15,81: Das W o r t Jahves hat er verachtet. || M g 3 1 : Die Flüche Lv 26 stehen in der Mehrzahl u. Mose hat sie misan ->t^ im Namen Gottes gesprochen; die Flüche Dt 28 stehen in der Einzahl u. Mose hat sie vsxt • * « in seinem eignen Namen gesprochen. || SDt 1,6 § 5 ( 6 6 ) : Mose sprach zu ihnen: Nicht aus mir selbst i^xn rede ich zu euch, sondern aus dem Munde Gottes n"spn IBTS rede ich zu euch. || P siq 1 2 5 : R. fAzarja (um 380) hat im Namen des R. Judan b. Simon (um 320) Ps 45, 8 auf Jesaja ausgelegt. Gott sprach zu Jesaja: Bei deinem Leben, alle Propheten haben geweissagt, der eine aus dem Munde des andren. Der Geist des Elias hat sich auf Elisa nieder gelassen, s. 2 Kg 2 , 1 5 ; der Geist Moses hat sich auf die 70 Ältesten niedergelassen, s. Nu 11,25; aber du wirst weissagen aus dem Munde der Allmacht, s. Jes 6 1 , 1 . a
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2. xai ov% wc ol YQafAfiaTeTc; aviuv „nicht wie ihre Schriftgelehrten die, wie man wird ergänzen müssen, auf Grund der Tradition lehrten. N a c h w o r t zur B e r g p r e d i g t . Die zu Mt 5, 3—7, 29 beigebrachten Zitate zeigen, daß die rabbin. Literatur zu den religiös-sittlichen Gedanken u. Lehren der Bergpredigt zahlreiche Parallelen bietet. Diese Tatsache läßt sich nicht mit der Annahme der Abhängigkeit der einen Seite von der andren erklären. Wohl sind in den Kreisen der älteren Tannaiten. die um 100 n. Chr.
Nachwort zur Bergpredigt
471
lebten, einige Aussprüche Jesu bekannt gewesen; auch von den Evan gelien scheint man Kunde gehabt zu haben. Aber das war auch die Zeit, in der die Scheidung zwischen der Kirche u. der Synagoge er folgte, die so vollständig war, daß man sich seitdem nur noch feindlich gegenüberstand. Von positiver Beeinflussung der jüdischen Gelehrten durch die Lehren des Christentums kann seit jener Zeit nicht mehr die Rede sein. — Ebensowenig aber kann umgekehrt eine Abhängigkeit Jesu von den jüdischen Schultraditionen seiner Zeit in Betracht kommen. Neuere jüdische Gelehrte nehmen es freilich an. T. Tal, Een Blik in Talmoed en Evangelie, Amsterdam 1881, erklärt nicht bloß, daß die Sittenlehren, die im N T vorkommen, alle ohne Ausnahme im Talmud stehen (s. S. 26.27. 64.126), er bezeichnet auch den Talmud ausdrück lich als die Quelle, aus der das Evangelium seine Moral entlehnt habe (S. 126, vgl. auch S. 128.130). Die gleiche Anschauung vertritt Justus Tal, Joed en Jodendom, Rotterdam 1917, g. 105 f. 110.114. Ohne weiteres ist zuzugeben, daß einige Aussprüche in der Berg predigt der jüdischen Tradition entnommen sind. Das Wort Mt 7,12 wird bereits im Brief des Aristeas verwendet (s. oben S. 4 6 0 « ) . Der Ge danke, daß Gott der Vater der einzelnen Menschen sei, begegnet lange Zeit vor Jesu (s. bei Mt 6, 4). Die „beiden W e g e " werden ebenfalls in der jüdischen Literatur der vorchristl. Zeit erwähnt (s. bei Mt 7,13 f.). Der Ausspruch Mt 7 , 2 : „Mit welchem Maß ihr messet, wird euch ge messen werden", findet sich wörtlich im Munde des R. Me'ir, um 150 (s. bei Mt 7,2 35 Nr. 1); aber in einem Zus.hang, welcher beweist, daß das Wort selbst älter ist; u. da der Satz „Maß gegen Maß" bereits Stellen wie Weish 11,15f.; 12,24f.; 18,4ff. zugrunde liegt, so ist es nicht un wahrscheinlich, daß Jesus auch dieses Wort bereits als festgeprägte Sentenz vorgefunden u. für seine Zwecke verwendet hat. Ähnlich mag es sich auch noch mit einigen andren Sentenzen der Bergpredigt ver halten; wenigstens darf das nicht von vornherein in Abrede gestellt werden. Aber daraus folgt nicht, wie Tal sen. will, daß die g a n z e Bergpredigt aus jüdischen Quellen geflossen sei. Als wohlbegründete Regel muß festgehalten werden, daß ein Ausspruch, der unter einem bestimmten Autornamen überliefert ist, auch wirklich dem Gelehrten angehört, dessen Namen er trägt. Von dieser Regel darf nur dann abgegangen werden, wenn die Unrichtigkeit der Überlieferung quellen mäßig nachweisbar ist. Wenden wir diesen Kanon auf unsern Fall an, 1
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Das Wort Mt 5,17 spielt eine Rolle in der Verhandlung Gamliöls II. (um 90) mit einem christl. Philosophen; G.s Schwester rufe diesem Philosophen höhnend Mt 5,16 zu; s. Schab 116 S. 241 f. - R. Jehoschuaf (um 90) kennt Mt 5, 13, s. B kh 8»> oben S. 236. — Dem R. Elifezer (um 90) wird von einem Christen ein Ausspruch Jesu mit geteilt, s. TChull 2.24 (503) oben S. 3G f. — R. Jose d. Galiläer, R. Tarphon n.R..Jisch mafel (sämtlich um 100) verhandeln über die Rettung der Evangelien 3-3**5: u. der Bücher der Häretiker aus Feuersgefahr TSchab 13. 5 (129, 2). — Strack, Jesus 6 1 ' vefsteht nach TJad 3.4 u. M*n 3 0 unter den giljonim die mit Bemerkungen versehenen „Bücherränder". a
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Nachwort zur Bergpredigt
472
so ergibt sich, daß sämtliche Parallelen zur Bergpredigt, soweit sie einem bestimmten Autor zugeschrieben sind (abgesehen von dem zu Mt 7,12 mitgeteilten Ausspruch Hillels), rabbinischen Gelehrten an gehören, die nach Jesus gelebt haben. Daraus folgt, daß Jesu Aus sprüche von den Aussprüchen dieser Gelehrten nicht abhängig sein können. — Hiergegen wird eingewandt, daß gar mancher Ausspruch in der rabbin. Literatur den Namen eines späteren Autors trage u. trotzdem älteren Ursprungs sei. Daher sei es nicht unmöglich, daß auch manche Parallele zur Bergpredigt, obwohl sie einem späteren Gelehrten zugeschrieben werde, dennoch älteren Datums sei u. somit Jesu als Quelle gedient habe. Der Einwand trifft durchaus z u ; aber wer die Folgerung daraus zieht u. von dieser oder jener Parallele zur Bergpredigt behauptet, daß sie älter sei als der Autor, unter dessen Namen sie überliefert ist, dem liegt in jedem einzelnen Fall die Be weispflicht ob. Solange dieser Beweis nicht geführt ist, kann die Be hauptung, daß eine bestimmte Parallele zur Bergpredigt älteren Datums sei, nur als Vermutung angesehen werden. 1
Wenn hiernach die Übereinstimmung, die zwischen den Gedanken u. Lehren der Bergpredigt u. ihren zeitlich jüngeren rabbin. Parallelen tatsächlich vielfach besteht, aus der Abhängigkeit der einen Seite von der andren nicht erklärt werden kann, so heißt das jedoch nicht, daß auf jeden Versuch, diese Übereinstimmung begreifbar zu machen, ein fach verzichtet werden müßte. Man kann sich die Sache so denken. In der alten Synagoge hat es eine Geistesmacht gegeben, der sich niemand entziehen konnte, der einen öffentlichen Einfluß gewinnen wollte; eine Geistesmacht, der Jesus nicht minder unterstanden hat als die Männer der gelehrten Schulen. Diese Macht ist die Tora, die religiös-sittliche Gedankenwelt des ATs gewesen. In dieser Welt hat Jesus geatmet u. gelebt bis hin zu seinen letzten Worten am Kreuz: in dieser Welt sind heimisch gewesen die rabbin. Gelehrten aller Gene rationen. Unter dem Einfluß des religiös-sittlichen Geistes des ATs ist die Spruchweisheit der früheren Jahrhunderte entstanden, unter dem Einfluß desselben Geistes hat Jesus seine Sentenzen geprägt — man denke an die engen Beziehungen der Seligpreisungen zu den Worten der Schrift: u. unter dem Einfluß desselben Geistes ist jene Fülle ethischer Aussprüche erwachsen, die den geistigen Reichtum des rabbin. Judentums ausmachen. Es ist doch bezeichnend, daß namentlich aus 1
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Zwei Beispiele aus vielen. Nach GnR 63 ( 3 9 ) hat ein Angehöriger der Familie Silvanus (?) Gn 25,26 dahin gedeutet, daß Israels Herrschaft unmittelbar auf Roms Zusammenbruch folgen werde; diese Deutung ist aber uralt, sie findet sich bereits 4 Esra 6, 7 ff. || Sukka 56b wird dem Abaje (t 338/39) der Ausspruch beigelegt: „Wehe dem Gottlosen! Wehe seinem Nachbar!* Auch diese Sentenz ist wesentlich älter. Man liest sie anonym SLv 14,40 (283 ), u. nach Aboth RN 8 gehört sie dem R. Jisch mafel b. Jochanan b. B roqa (um 150) an. — Ferner vgl. MQ 5* mit J«b 21» u. mit SLv 18,30 (342»). a
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Nachwort zur Bergpredigt
473
der späteren Zeit verhältnismäßig nur wenige rahbin. Sentenzen vor handen sind, die nicht aus einem Schriftwort hergeleitet oder an ein solches wenigstens angelehnt werden, ein Beweis, wie sehr diese Aus sprüche das Ergebnis der gelehrten Beschäftigung mit dem AT gewesen sind. Sollte es da undenkbar sein, daß dieser selbe Geist auch in ver schiedenen Zeiten u. in verschiedenen Menschen Gedanken wecken u. Aussprüche zeitigen konnte, die inhaltlich einander nahe kamen? Wir meinen nicht. Daher die mannigfachen Berührungen, diezwischenden Worten Jesu u. den Aussprüchen der Späteren bestehen, Berührungen, die, so überraschend sie sein mögen, doch nicht gerade unbegreiflich erscheinen. Nur eins ist dabei festzuhalten, nämlich daß die Originalität durchaus auf seiten Jesu liegt. Kein späterer jüdischer Gelehrter hat eine solche Menge religiös-sittlicher Aussprüche hinterlassen, wie wir sie von Jesus besitzen. Kein späterer jüdischer Gelehrter hat seinen Aussprüchen die Kürze u. Straffheit des Ausdrucks zu geben vermocht, die wir an Jesu Sentenzen bewundern. Vor allem kein späterer jüdischer Gelehrter hat mit seinen Aussprüchen je die Tendenz verfolgt, die Jesus bei seinen Worten im Auge gehabt hat. Hierin liegt bei allen sonstigen Ähnlichkeiten das eigentlich Unterscheidende der beiderseitigen Aus sprüche. Jesus will der pharisäischen Verdienstlehre, weil sie die Seelen gefährdet, den Boden entziehen; darum deckt er das Ungenügende der Gerechtigkeit aus den Werken des Gesetzes auf, u. zugleich zeigt er seinem Volk einen neuen Weg, der zu einer besseren Gerechtigkeit führt. In demütigem Vertrauen auf die Gnade Gottes sollen die Seinen alle Güter u. Segnungen des Himmelreichs aus der Hand ihres himmlischen Vaters hinnehmen, um dann in kindlicher, dankbarer Gegenliebe Gott zu dienen u. zu leben in aufrichtiger Gottesfurcht u. in rechtschaffener Nächstenliebe. — Nirgends haben spätere jüdische Gelehrte ähnliche Tendenzen verfolgt; nirgends verraten ihre Aussprüche die Absicht, dem Volk einen neuen W e g zu einer neuen Gerechtigkeit zu zeigen; nirgends -wagen sie die Gesetzesgerechtigkeit anzutasten oder die darauf aufgebaute Verdienstlehre in Zweifel zu ziehen. Es fehlt ihren Aus sprüchen die p r i n z i p i e l l e Art; so gut sie gemeint sein mögen, es gebricht ihnen die innere Kraft, sich dem herrschenden Nomismus gegenüber durchzusetzen; unvermittelt gehen sie neben diesem einher, als ob es ihre Aufgabe wäre, dem nomistischen Lehrgebäude des Pharisäismus als ethischer Aufputz zu dienen. Dieser Aufputz hätte 1
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Vgl. Sanh 8 9 » : R. Jicchaq (um 300) bat gesagt: Einunddasselbe Wort kann (seinem Inhalt nach) in sehr vielen Propheten aufsteigen; aber nicht können zwei Propheten mit denselben Worten (dem Ausdruck nach) weissagen. Obadja hat gesagt: „Der Hochmut deines Herzens hat dich berückt' Vers 3; Jeremia hat gesagt: „Schauder über dich! Berückt hat dich der Hochmut deines Herzens" Jer49,16.*— Also den gleichen Gedanken kann der Eine Geist in vielen Menschen wachrufen, aber die sprach liche Einkleidung des Gedankens ist Sache des einzelnen Menschen; daher die Mannig faltigkeit der Form u. des Ausdrucks. Vgl. den Exkurs: Vorbemerkungen zur Bergpredigt. 1
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Nachwort zur Bergpredigt. Matth 8,1 —4
fehlen können: die nomistische Soteriologie der alten Synagoge hätte dadurch keine Einbuße erlitten, auch keine Änderung erfahren. Neue Flicken, sagt Jesus, auf altem Gewand; das Gleichnis trifft auch hier zu. Von Jesus aber heißt es Mt 7 , 9 : „Er lehrte wie einer, der Vollmacht hat, u. nicht wie ihre Schriftgelehrten* — er pflügte eben ein Neues. Wenn Justus Tal diese Tendenz berücksichtigt hätte, die Jesu Aus sprüche von den parallelen Aussprüchen der Späteren unterscheidet dann würde er wohl nicht geschrieben haben, was auf S. 114 seiner genannten Schrift zu lesen ist: Was die Sittlichkeitsgedanken betreffe die Lehren betreffs des Verhältnisses Gottes zum Menschen u. des Menschen zu Gott u. der Menschen untereinander, so bringe das Christen tum dem Juden darüber nichts Neues; nein, davon finde dieser größere u. reichere Schätze in seinen alten jüdischen Quellen, in Talmud u. Midrasch u. was sonst seine jüdische Literatur ist. — Die Sache verhält sich doch wesentlich anders. So umfassend der Gegensatz ist „Ge rechtigkeit aus eigenem Verdienst" u. „Gerechtigkeit aus Gnaden", so umfassend ist das Neue, das Jesus seinem Volk gerade über das Ver hältnis zwischen Gott u. Mensch zu sagen hatte. Aber darin stimmen wir Justus Tal bei, daß große u. reiche Schätze in der rabbin. Literatur zu finden sind. Diese zeigt in unübertrefflicher Deutlichkeit, daß das Judentum die R e l i g i o n d e r S e l b s t e r l ö s u n g ist, u. bringt es dem christlichen Leser in unwiderstehlicher Weise zum Bewußtsein, daß das Neue, das das Christentum der Welt zu bringen hat, nicht beschlossen liegt in einer gewissen Summe ethischer Wahrheiten u. Lehren, sondern allein in J e s u , in seiner P e r s o n u. seinem W e r k . 8,1: Es f o l g t e n ihm v i e l e H a u f e n . o'xAoc, Haufen, Menge, ist zu einem oft vorkommenden Lehnwort g e worden in der aram. Form e o ^ x , meist im Plural ••oft-ri» gebraucht. TB«rakh 7,2 (14) = pB'rakh 9,13 ,8: Wer (Volks-)Haufen ^ » w sieht, spricht (den Lobspruch): Gepriesen sei, der die Geheimnisse kennt; denn (daß?) ihre An gesichter gleichen nicht einander u. ihre Sinnesarten gleichen nicht einander. c
8 , 2 : U n d s i e h e , ein A u s s ä t z i g e r . ;
XfTtQog = r?s*:, "prx ns*-; Belege s. im Exkurs: „Aussatz u. Aussätzige*. 8, 3: E r b e r ü h r t e i h n , tjwaro avrov. — Eine Berührung des Aus sätzigen machte unrein, s. Exkurs: „Aussatz" usw. Nr. 2, h u. c. 8 , 4 : Geh hin, z e i g e d i c h dem P r i e s t e r u. b r i n g e d i e G a b e d a r , d i e M o s e a n g e o r d n e t h a t , zu e i n e m Z e u g n i s für sie. Über das Reinigungsverfahren nach Heilung des Aussatzes s. den Exkurs: „Aussatz u. Aussätzige" Nr. 3. — Zur Wendung: vnccye aeavtov dsTgofB. pSanh 10, 28 \ 28: Gott sprach zu Elias: Dieser Chiel (s. 1 Kg 16,34) ist ein großer Mann; geh hin, zeige dich ihm --ex r.-b -*-r* bi-.-x. « c juccQTVQtov avxotc.
Matth 8,4. 5. 6 (Nr. 1—3). 8, 8.11
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Jubil 1, 7 f.: (Gott sprach zu Mose:) Du aber schreib dir all diese Worte auf, die ich dir heute kundtue: denn ich kenne ihre Widerspenstigkeit u. Halsstarrigkeit, ehe ich sie in das Land bringe, das ich ihren Vätern zugeschworen habe Und sie werden sich abwenden zu fremden Göttern, die sie nicht retten können aus all ihrer Not; u. dies Zeugnis wird gehört werden zum Zeugnis für sie. (Die Strafreden des Gesetzes sollen den Späteren zum Zeugnis dienen, daß Gott der Lenker der Geschichte Israels ist.) | Das. 4 , 1 9 : W a s gewesen ist u. was sein wird, sah Henoch in einem Traum gesicht, wie es geschehen wird mit den Menschenkindern nach ihren Generationen bis zum Tage des Gerichts; alles sah er u. erkannte er u. schrieb sein Zeugnis u. legte es zum Zeugnis auf die Erde nieder für alle Menschenkinder u. für ihre Nach kommen (damit diese daraus erkennen, daß H.s Traumgesicht Wahrheit ist).' Das. 10,17: Das Werk Henochs war geschaffen zum Zeugnis für die Geschlechter der Menschen, auf daß er den Geschlechtern der Geschlechter alles Tun sagte bis zum Tage des Gerichts. II Apoc Bar 8 4 , 7 : Es soll aber dieser Brief (den ich euch schreibe) zwischen mir (Baruch) u. euch (den 9 /* Stämmen) zum Zeugnis sein (daß ich euch ermahnt habe), daß ihr eingedenk sein sollt der Gebote des Allmächtigen, u. damit es auch für mich zur Entschuldigung (Rechtfertigung) diene dem gegenüber, der mich gesandt hat. — So soll der geheilte Aussätzige den Priestern in Jerusalem zum Zeugnis dienen, daß der erschienen ist, der die Aussätzigen rein macht. 1
8,5: Ein
H a u p t m a n n t r a t an i h n h e r a n , ihn
bittend.
naqaxaXwv ahov ihn anrufend = ihn bittend. B B 1 1 6 : R. Pinechas b. Chama (um 360) hat öffentlich vorgetragen: Wer einen Kranken in seinem Hause hat, der gehe zu einem Gelehrten, daß dieser für ihn um Erbarmen flehe, 8. Spr 16,14: „Des Königs Zorn ist Todesboten; aber der weise Mann besänftigt ihn" („König* auf Gott gedeutet). — Als besonders wirksamer Beter für Kranke galt R. Chanina b . Dosa, um 70; auch Fernwirkungen erzielte sein Gebet, s. B'rakh 34'» bei Joh 4,47ff. a
8 , 6 : M e i n K n e c h t l i e g t im H a u s e g e l ä h m t
darnieder.
1. 6 näig fiov, *»-n:r oder *ty*z *,5 (s. bei 8,12 % ) . 2. ßeßXrjrai er liegt darnieder =
b-^n oder rnp
a-rr.
Aboth RN 4 1 : R. Schimfon b. Jochai (um 150) besuchte einmal die Kranken; da fand er einen, der geschwollen war u. an einem Unterleibsleiden darniederlag Vu»*: ***9% *5*na. || BB 9 , 6 : Wenn ein krank Darniederliegender 7*»s a*a» seine sämtlichen Güter andren verschrieben u. etwas Grund u. Boden, wie wenig es auch sei, zurück behalten hat (für sich selbst), so ist seine Schenkung gültig. || TK th 4, 15 (265): Wenn ein Kranker auf dem Bett lag r-B-wa sc*.» nVin "--ri. . . . e
3. naqaXvtixog gichtisch gelähmt, wohl nicht wesentlich verschieden von dem im Rabbinischen einigemal vorkommenden oi-vniE oder oia-nrnc = nodayQoc — an den Füßen gelähmt, gichtleidend. LvR 5 (108 ) : Elend die Stadt, deren Arzt gichtleidend a*ij-!*s 1. C V S T B U. deren Ge burtshelfer (Chirurg?) einäugig u. deren Verteidiger Ankläger in Kriminalprozessen ist. d
8 , 8 : I c h bin n i c h t oix
wert,
elfii ixavöc =
d a ß du u n t e r m e i n D a c h
isr-»? «s-*, ich bin nicht genug =
eingehest. ich bin nicht
wert. — Belege s. bei Lk 15,21. 8,11:
Sie w e r d e n im
avaxXi&ifoovTcci;
mit A b r a h a m ,
Himmelreich
zu Tische liegen =
Über das Zukunftsmahl
I s a a k u. J a k o b
zu T i s c h e l i e g e n . nenn (targumisch =
nnps). —
der Gerechten im bildlichen u. eigentlichen Sinn
Matth 8,12 ( « )
476
8. Exkurs: „Sch«ol, Gehinnom u. Gan USden" III, 4 Anm. off.; das. A n m . « auch über die Teilnahme der drei Erzväter am Mahl. — Zum Liegen bei Tisch s. Exkurs: „Ein altjüdisches Gastmahl" Nr. 7, a bis e. 8,12 91: D i e K i n d e r d e s R e i c h e s w e r d e n h i n a u s g e s t o ß e n w e r d e n . ol de viol rrjg ßatfikeiag. — Wie viog u. ve'xvov im NT, so drückt im Rabbinischen *a oder ->?' das Verhältnis der Zugehörigkeit, der A b hängigkeit, der Wesensgemeinschaft, des Verpflichtetseins u. ähnl. aus. «nns^*; -:s sind die Bürger eines Reiches; •>-J> -a.a, xt*y_ -aa, »•;»• -:a sind die Ein wohner einer Stadt, eines Ortes. Targ. Qoh 5 , 8 : Wenn die Bürger des Reiches sich empören. || M g 3 , 1 : Die Bewohner einer Stadt ->-j>n -ja, die einen freien Platz der Stadt verkauft haben, dürfen für sein Geld eine Synagoge kaufen. II pTafan 8,66 , 7: Pin chas b. Jalr (um 200) sprach: Die Einwohner meiner Stadt *r->p -33 sind mir am nächsten. Es kamen die Einwohner seiner Stadt n-r>->p -33 herab u. umringten ihn. || BB 2 2 : Einmal brachten die Korbmacher Körbe nach Babel; da kamen die Bewohner des Ortes «rn -:a u. verwehrten es ihnen (sie wollten die auswärtige Konkurrenz nicht dulden). || Qid 2 , 3 : (Wenn einer sagt: „Sei mir verlobt) unter der Bedingung, daß ich Bewohner einer Kleinstadt 1** -s bin*, u. dann wird er erfunden als Bewohner einer Großstadt *!";?""=; «daß ich Bewohner einer Großstadt bin*, u. dann wird er erfunden als Bewohner einer Kleinstadt,... so ist sie ihm nicht verlobt (die Verlobung ist un gültig). II Chag 1 3 : Raba (t 352) hat gesagt: Alles, was Ezechiel gesehen hat, hat Jtesaja gesehen. Wem gleicht Ezechiel? Einem Dorfbewohner jaj, der den König sah. Und wem gleicht Jesaja? Dem Großstädter -pa -a, der den König sah. (Der Dörfler sieht den König selten, deshalb sind seine Beschreibungen breit u. aus führlich, s. Ez 1 u. 10; der Großstädter sieht den König oft, darum spricht er selten u. kurz davon, s. Jes 6,1 ff.) — || Ebenso bezeichnet *3?3>9 -as die Bewohner des Westens d. i. Palästinas u. **-;*»n »33 oder Knr-jra -aa die Bewohner des Ostens d. i. Babylonien*. Nidda 51 *>j «a-wa -ja, die, nachdem sie ihre T^phillin abgelegt haben, den Lobspruch sprechen: „Der uns durch seine Gebote geheiligt u. uns befohlen hat, seine Satzungen zu beobachten. . . .* || GnR 74 (47b): R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) hat gesagt: Wegen dreier Dinge liebe ich die nnttan -aa, daß sie nicht abbeißen u. essen, sondern schneiden u. essen, u. zwar das Fleisch nur auf dem Tische schneiden (nicht in der Hand); ferner daß sie nur auf die Hand küssen, u. daß sie einen Rat nur auf einem freien Platz abhalten. — pSchab 12, l 3 , 2 8 : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Jene K n n s »aa waren sehr klugr wenn einer von ihnen einem andren etwas Geheimnis volles mitteilen wollte, schrieb er es mit dem Saft von Galläpfeln auf, u. der das Schreiben empfing, goß Tinte darüber, in der kein Gallapfelsaft war, u. die zog an der Stelle, wo die Schrift war, ein (so daß diese sichtbar wurde). Dasselbe pGittjn 2,44b, 15. II 7133« -3? sind die Bewohner des Festlandes pN d 8,38», 51. || n ^ a -aa die im Exil Lebenden. fAZ 30 (Beim Kressetrank) haben die Söhne des Exils das Ver bot eingeführt (daß er nicht offen stehen darf). Dann folgt dieselbe Bemerkung über ein Getränk aus Sauermilch. || o'iiyr- -33 „Kinder der W e l t ' , wenn man alle Menschen oder alle, die in der Welt leben, bezeichnen will. Midr Spr 13 § 2 5 ( 3 7 » ) : R. Levi (um 300) hat gesagt: Komm u. sieh, wie groß das Gute ist, das Gott für die Ge rechten in der Zukunft aufbewahrt (verborgen) hat, wie es heißt: „Wie groß ist dein Gutes, das du aufbewahrt hast für die, welche dich fürchten, bereitest denen, die anf dich vertrauen vor den Menschenkindern" Ps 31,20; „unter vier Augen* heißt es hier nicht, sondern „vor den Menschenkindern*, vor allen Kindern der Welt abtyn -aa d. h. vor allen, die in der Welt sind. (An „Weltkinder* ist bei 05ij>n -aa nicht zu denken.) || Stärker tritt das Verhältnis der Zugehörigkeit oder Abhängigkeit in folgenden Ver bindungen hervor, r-a. -ja., „Sohn des Hauses", bezeichnet jeden, der zu einem Hause gehört, den Hausgenossen, speziell den Haussklaven, s. schon Gn 15,3. pSanh 10,28*, 10: e
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Matth 8,12 ( » )
477 d
Du bist wie ein Hausgenosse r-a -a, tritt ein! — LvR 12 ( 1 1 3 ) : R. Levi (um 300) hat gesagt: Gleich einem König, der einen zuverlässigen Haussklaven r-a -a hatte. || -aa -ppV.B, „Söhne des Palastes", heißen alle, die zum Palastgefolge des Königs gehören. SNu 12,1 § 99 (27-): Barukh ben Nerijja war durch seine Taten ausgezeichnet vor allen Palastbewohnern --t>;c -aa des Königs; vgl. MQ 16b. _ ExR 23 (85*): Es' gingen die Palastbewohner --tastn -aa u. wollten dem König ein Loblied anstimmen. || rc.asn -aa, die Angehörigen eines Synagogenverbandes. B kh 5, 5: Ein Erstlingstier, dessen Auge blind geworden, dessen Vorderfuß abgehauen, dessen Hinterfuß gebrochen ist, das darf auf die Aussage von drei Synagogenmitgliedern geschlachtet werden. || -1753- «aa T P s 7 , 1 5 ( 1 6 7 ) : Wenn einer von den Mitgliedern einer (Pa88ah-)Genos8enscnaft un rein geworden ist; u. es ist nicht sicher bekannt, wer es ist, so müssen sie das zweite Passah halten (4 Wochen später). Ferner s. das. 7,16.17. || Der Handwerksgenosse beißt r-.at**.tc--3 GnR 32 (19b): Der Gelehrte liebt seinen Tätigkeitsgenossen'||-3= -3*0»-, „Söhne des Zu-Tische-Liegens" die Mitglieder einer Tafelrunde, SDt 11, 16, §43 (81b). \ nenn -aa „Söhne des Traubaldachins", die zur Hochzeit Geladenen TB rakh 8, 10 (4). II T»-»» '"3? die Hörer von Lehrvorträgen. K«th 62»: Wer ist KHh 5,6 mit den Müßiggängern" (rr'*3 Arbeitsfreie, Berufslose) gemeint? Raba (f 352) hat gesagt: Die Besucher der Lehrvorträge (die ihren Lehrer an ihrem Wohnort haben u. keinen aus wärtigen Lehrer aufzusuchen brauchen). || „Sohn der Tora" n-nn--;? derjenige, der sich dem Torastudium widmete u. so ein Gelehrter wurde. Dementsprechend: 1 3 der Gesetzeskundige; -BV-K 1 3 der Kenner des Gesetzes, d. i. der Halakha, rnttj -3 der Haggadakundige. P°siq 44b; R. Levi (um 300) hat gesagt: Saul war ein m i n 73. || Tanch r-sKia 2 » : Wenn du die m i r »aa behütest, so werdet ihr (von Gott) behütet.. . . „Ich will ehren, die mich ehren" ( l S m 2 , 8 0 ) , das meint den, der die Söhne der Tora ehrt. Und in einer Bar heißt es: „Jahve (-"—rs$), deinen Gott, sollst du fürchten" Dt 10,20; T K vor Jahve will n*nr -aa (als ebenfalls zu Fürchtende) miteinschließen (s. Einl. 101 Nr. 1). — GnR 82 ( 5 2 ) : Zwei von den Schülern des R. J hoschuaf (um 90) änderten zur Zeit der (hadrianischen) Religionsverfolgung ihre Hülle (Überwurf, um sich als Gelehrte unkenntlich zu machen). Es begegnete ihnen ein militärischer Befehls haber, der zu ihnen sagte: Wenn ihr Söhne der Tora seid, so gebet euch um ihret willen hin; wenn ihr aber das nicht seid, warum laßt ihr euch um ihretwillen töten? — GittSlb: Rab Huna (t 297) u. Rab Chisda (t 309) saßen (beieinander); es ging G«niba (um 260) an ihnen vorüber; sie sprachen zueinander: Wir wollen vor ihm aufstehen, denn er ist *"••**.*< ->a. Eine ähnliche Erzählung Schab 31 b. — GnR 81 (52») sagen die Einwohner von Simonja in bezug auf R. Levi b. Sisi (um 200): Vielleicht ist er kein •»sin ->a, wohl aber ein m » ->a. — Anders in den Parallelberichten pJ b 12,13», 12 u. bJ b 105». II r-ii-ja, „Sohn des (Beschneidungs-)Bundes*, ein Israelit BQ 1,2. - B rakh 16*> Rabbi sprach nach dem Achtzehngebet: Es sei wohlgefällig vor dir, Jahve unser G o t t . . . , daß du uns bewahrest.. . vor einem harten (Gerichts-)Gegner, gleichviel ob es ein r—>a -ja ist oder nicht II „Söhne der Erhabenheit* rt$y -aa diejenigen, die im Jenseits für die höchste Rangstufe bestimmt sind. | Sukka 45b . Sanh 97b; R. Schimfon b. Jochai (um 150) hat gesagt: Ich habe die Söhne der Erh. gesehen u. ihrer waren wenige. II Wer sichere Anwartschaft auf die Teilnahme an der zukünftigen Welt hat, heißt ein „Sohn der zuk. Welt" «an o^w-r-a., aram. -•"«•- K ^ J ? ->a. Gegensatz oin-i -33 (vgl. vldf ytivvrfi Mt23,15). — Berakh 4 b R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Wer ist ein «ort DVISH - 3 ? Wer die die Erlösung betreffenden Worte (Schlußworte des Ge betes Emeth ve muna nach dem abendlichen Sch raa?) eng verbindet mit dem abend lichen Achtzehn-Gebet — Schab 153»: (Rab, t 247, hat gesagt:) Aus der Trauerrede über einen Menschen wird erkannt, ob er ein «an oVu>n -a ist oder nicht. — Tafan 22 *:. (R. B^oqa aus Be-Chozaö fragte den Propheten Elias auf dem Markte von vtb r«a:) Gibt es auf diesem Markte einen -PK-I *vby ->a? Vgl. noch den Exkurs: „Diese Welt* usw. — RH 17» sagt Raba (t 352) von den Bewohnern von Machuza, man sollte sie „Söhne des Gehinnoms* nennen oan*j -aa •--*>po. — 1 | Hierher gehört auch der Aus druck ?*» *a „Sohn der Gleichzeitigkeit*; so nannte man den, der mit einem andren e
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Matth 8,12 (U. » ) . 8,13
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in derselben Stande geboren war. Eine andre Bezeichnung hierfür war „Söhne Eines Planeten* «Vjjj -n -aa BB 12*. Man nahm von diesen an, daß sie Schicksalsgenossen seien. BM 27 b; Raba (t 352) sagte: Alle Welt nimmt an, daß (für die Rekognoszierung eines Toten) Kennzeichen von der Tora gefordert werden; hierbei aber ist man verschie dener Meinung, ob ein Mal sich auch bei dem mit ihm gleichzeitig Geborenen i W -aa finde. Der Kennzeichnung der Wesensart dienen folgende Wendungen. ra»-:-*?. oder n-re *„Sohn des Wissens*. pQid 1,60", 7: Der eine erwarb es fttr jemanden, der Verstand hat nyi «a^, u. der andre erwarb es nicht für einen, der V. hat. B M 8 " : Allerdings der Taubstumme erwarb es, da es für ihn p y -a aufhob. Chag 2 b ; Wie ein Wahn sinniger u. ein Minderjähriger (der noch nicht 13 Jahre alt ist) nicht Kinder der Ein sicht n ? - -aa sind, so ist auch ein Taubstummer nicht ein Sohn der Einsicht ny-n -»-. || „Söhne des Fleisches* *c?3?a »as heißen die Menschen, weil die Schwachheit des Fleisches zu ihfer Art gehört Targ Jerusch I zu Nu 23,19: Auch gleichen Gottes Werke nicht den Werken der tnv-a »aa, die einen Entschluß fassen u. wieder zurücktreten von dem, was sie beschlossen. II „Sohn der Raserei" •«? •>« Rasender. Targ 1 Sm 19,24 von Saul (s. Levy, Chald. Wörterbuch 2,498b). || „Sohn der Stütze" «a*? i ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Git 6 b von R. Ebjathar; Qid 44* von R. Abin (L, um 325). || yrx -»a „Sohn der Geringheit" ist niedriger, verkommener Mensch Midr Qoh 11,9 (52b). Das Moment des Verpflichtetseins macht sich geltend in Ausdrücken wie »av>r- - 5 = „Sohn der Verpflichtung"; der für etwas verantwortlich ist BM 10b. || njso *>a, „Sohn des Gebotes", der zur Beobachtung der Gebote verpflichtet i s t B M 9 6 " : Der Beauf tragte eines Menschen ist wie dieser selbst. Das bezieht sich auf einen Beauftragten, der ein n s « 1 3 ist; aber nicht auf einen Sklaven, der nicht ein „Sohn der Gebote' ist. II ••r'"""!?» » Tötung*, der den Tod verdient hat B r a k h 6 2 b R. Eifazar (um 270) hat gesagt: David sprach zu Saul: Nach der Tora bist du ein na—in *a; denn du bist ein Verfolger (vgl. p«e *a 1 Sm 20,31). — »V-f?. * der dem Tode verfallen ist; Mak 5 von einem zum Tode Verurteilten (2mal). || KV-*?'? «o, „Sohn der Beschneidung", der beschnitten werden darf, J b 7 1 . || Speisen, die gegessen zu werden pflegen, heißen „Kinder des Essens" n'~-?« »ja. Chullin 127 b; Kohl u. Kürbis, wenn sie vertrocknet sind, sind nicht „Kinder des Essens". || Der zu Schadenersatz Verpflichtete ist - - ^ » ' J - ">S „Sohn des Ersatzes" Mak 5 (2 mal). || Eine Darbringung, die geeignet ist, Sühnung zu beschaffen, heißt -iss-ir; 1 9 = „Sohn der Wohlgefälligkeit" RH 5 b. Erstgeburten von Tieren u. der 2. Zehnt werden „Söhne des Bringens* nicar -ja T mura 121 * genannt weil sie nach Jerusalem hinaufzuschaffen waren, um dort verzehrt zu werden; den Namen n^--? 1 ; T ^ u r a 121» „Sohn der Schwenkung* führte dasjenige Opferblut, das an den Altar geschwenkt werden mußte. a
S o n n
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A
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Kinder des Reiches vioi trfi ßaoiXtiag heißen hiernach die Israeliten, weil sie dem Reiche Gottes angehören oder für es bestimmt sind. — Zur Weglassung von tmv ovqavmv hinter ßaaiXeiag s. bei Mt 6,33 S. 440y. exßXrj&rjooTTca (egsXewrovtai). — Zum Übergang des Reiches Gottes von
Israel auf die Heiden vgl. die Stellen bei Rom 11,11. 8,12
93: In d i e ä u ß e r s t e F i n s t e r n i s ; u. Z ä h n e k n i r s c h e n
dort wird
Heulen
sein.
e
Zur Finsternis s. Exkurs: Sch ol usw. II, 8, a bis 1; zum Heulen der b
Verlorenen s. Henoch 108,3 ff. das. Anm. d; pSanh 1 0 , 2 9 , 57 das. II, 5 gegen Ende; zum Zähneknirschen Midr Qoh 1,15 (11») das. II, 3, d. 8,13:
W i e du g e g l a u b t h a s t , g e s c h e h e dir. c
tag imarevoag yevr](hf tia aoi. — Vgl. NuR 16 ( 1 8 1 ) rn&m tos t
=
es geschehe dir, wie du gesagt hast.
1
«n*
Matth 8,15 ( « )
479
8,15 91: Es v e r l i e ß , sie das F i e b e r , o nvQstoq.—Hebräische, bezw. aramäische Bezeichnungen des Fiebers sind: rrwp (Lv 26,16; Dt 28, 22), x ^ - i j ? , rgfc* (Dt 28,22), «rop?^, nan, nran, -rrn (Dt 28,22), s-rrr:, e x , artia, X P . - ^ X , S ^ T ? » y^vrrait, n-hia-jos, b
Joraa21 Bar: Sechs Feuer r i s x gibt es: solches, welches ißt u. nicht trinkt; solches, welches trinkt u. nicht ißt; solches, welches ißt u. trinkt; solches, welches Feuchtes wie Trockenes ißt; solches, welches Feuer verdrängt, u. solches, welches Feuer ißt. Feuer, welches ißt u. nicht trinkt, das ist unser (gewöhnliches) Feuer; welches trinkt u. nicht ißt, das ist das der Kranken (die Fieberbitze); welches ißt u. trinkt, das ist das des Elias, s. 1 Kg 18,38; welches Feuchtes wie Trockenes ißt, das ist das des Altarholzes; welches Feuer verdrängt, das ist das Feuer Gabriels (der den Feuerofen Dan 3 abkühlte), u. welches Feuer ißt, das ist das Feuer der Sch khina; denn ein Autor (Rab, f 247; s. Sanh 38b) hat gesagt: Gott streckte seinen Finger unter sie (die Engel, die sich der Erschaffung des Menschen widersetzten) u. verbrannte sie (obwohl die Engel Feuer sind). II N d 4 1 : R. Chijja b. A b b a (um 280) hat gesagt, R. Alexandrai (um 270) habe gesagt: Größer ist das Wunder, das einem (genesenden) Kranken geschieht, als das Wunder, das dem Chananja, Mischaöl u. fAzarja (Dan 3) geschah; denn das Feuer dieser war ein gewöhnliches Feuer, das alle löschen können, aber das eines Kranken ist vom Himmel ( = Gott), u. wer kann es löschen? . . . — Sch muöl (t 254) hat gesagt: Man besucht nur denjenigen Kranken, den das Fieber verlassen hat rron irxVns. Welche Kranken sollen damit ausgeschlossen sein? Die, von denen die Bar handelt: R. Jose b. Parta hat im Namen des R. Eifazar (b. Scham muaf?, um 150) gesagt: Man besucht diejenigen Kranken nicht, die am Unterleib, an den Augen u. an Kopfschmerzen leiden. Den Unterleibskranken will man keine Be schämung bereiten (falls sie plötzlich ihre Notdurft verrichten müßten); aber welcher Grund liegt bei denen vor, die an den Augen u. an Kopfschmerzen leiden? Rab J huda (t 299) hat gesagt: Das Reden ist schlimm für die Augen, aber heilsam beim Fieber Kröte. Raba (f 352) hat gesagt: Das Fieber s r i ' « , wenn es nicht der Bote des Todes engels ist, ist heilsam, wie die Dornen für die Dattelpalmen (deren Abfressen durch das Wild sie verhindern), einmal in dreißig Tagen, u. gleichwie Theriak für den Körper ('r..'"!*}. = 9t]Qi«xrj, ein aus wilden, besonders aus giftigen Tieren bereitetes Heilmittel, Levy 4,670). || Joma 2 9 : Das Fieber ars-tc im Winter ist schlimmer als im Sommer; als Zeichen diene dir ein kalter Ofen (wie dieser mehr Feuerungsmaterial erfordert als ein angeheizter Ofen, so verzehrt das Fieber im Winter mehr des Menschen Kraft als im Sommer). || pSchab 1,4b, 28: l Babylonien sagt man: Warmes Brot hat das Fieber r.rvr, an seiner Seite (d. h. zur Folge). II Git 6 7 b Abaje (t 338/39) hat gesagt: Die Mutter hat zu mir gesagt: Gegen das tägliche Fieber »vo-v ein Krug Wasser; gegen das alle zwei Tage wiederkehrende Schröpf köpfe; gegen das alle drei Tage wieder kehrende mageres, auf Kohlen gebratenes Fleisch u. verdünnter* Wein. Gegen ver altetes Fieber nehme man eine schwarze Henne, zerreiße sie kreuz u. quer, schere die Mitte des Kopfes (des Fieberkranken) glatt ab u. lege sie darauf; man lasse sie darauf liegen, bis sie angeklebt ist; dann gehe er hinab u. stelle sich bis an seinen Hals ins Wasser, bis er sich schwach fühlt; darauf tauche er unter u. steige heraus u. erhole sich. Gegen kaltes Fieber fettes Fleisch auf Kohlen gebraten u. roher (unzubereiteter) Wein tr«n man.» || Schab 6 6 b Abaje (t 838/39) hat gesagt: Die Mutter hat za mir gesagt: Gegen das tägliche Fieber » n s s nehme man einen weißen (blanken) Zuz u. e
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1
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1
So sind die Namen zu stellen (R. Alexandrai ist der Autor, nicht der Tradent); vgl. Bacher, pAmor 1,195. * So wird »p->a *"wr. («p-:« 'n?) wegen des Gegensatzes wr. men zu deuten sein (gegen Levy 3,260).
Matth 8,15 (*• » ) . 8,16
480
gehe an eine Salzgewinnungsstätte (am Meeresufer) u. wiege nach seinem (des Zuz) Gewicht Salz ab u. binde es mit einer Haarschnur an den Halsausschnitt des Hemdes. Oder man setze sich an einen Scheideweg, u. wenn man eine große Ameise erblickt! die etwas trägt, so nehme man sie u. setze sie in ein kupfernes Röhrchen, das man mit Blei verschließt u. mit 60 Siegeln versiegelt; dann schüttle man die Ameise (in dem Röhrchen) hin u. her, trage sie u. sage zu ihr: Deine Last auf mir u. meine Last auf dir! — Es sagte Rab Acha b. Huna zu Rab Aschi (f 427): Da könnte sie aber einer antreffen, der mit ihr die gleiche Vereinbarung trifft (dann würde er die von dem Früheren auf sie gelegte Krankheitslast auf sich nehmen); vielmehr sage also zu der Ameise: Meine Last u. deine Last auf dir! — Oder man gehe mit einem neuen Krug an einen Fluß u. sage: Fluß, Fluß, leihe mir einen Krug Wasser für den Gast, der bei mir eintrifft. Dann schwenke er den Krug siebenmal um seinen Kopf, gieße ihn hinter sich aus u. sage: Fluß, nimm das Wasser, das du gegeben hast; denn der Gast, der bei mir eintraf, ist an demselben Tage gekommen u. gegangen. (Mit dem Gast ist das Fieber gemeint). Rab Huna (f 297) hat gesagt: Gegen das dreitägige Fieber KrvK nehme man 7 Dornen von 7 Dattelpalmen, 7 Spänchen von 7 Balken, 7 Nägel von 7 Bohlen, 7 Aschenteile von 7 Öfen, 7 Staubteile von 7 Gräbern (1. "-o-o statt "o-b), 7 Pechteilchen von 7 Kähnen, 7 Kümmelkörner u. 7 Haare aus dem Barte eines alten Hundes. Das alles binde man mit einer Haarschnur an den Haisauschnitt des Hemdes. — R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Gegen das hitzige Fieber si-vias tcre-tc nehme man ein Messer, das ganz u. gar aus Eisen ist; dann gehe man zu einem Dornbusch u. knüpfe an ihn eine Haarschnur an. Am ersten Tage mache man einige Einschnitte in den Dornbusch u. sage: „Da erschien ihm der Engel Jahves in einer Feuerflamme aus einem Dornbusch heraus" Ex 3,2. Am nächsten Tage mache man wiederum einige Einschnitte u. sage: „Da sprach Mose: Ich will hinzutreten u. diese große Erscheinung betrachten, warum der Dornbusch nicht verbrennt" E x 3,3. Am folgenden Tage mache man wiederum einige Einschnitte u. sage: „Jahve sah, daß er hinzutrat, um es zu be trachten" usw. E x 3,4. (Der Midr scheint das Wort *
d<pr)x€v avTr)v 6 nvqezog = n a n i-inxsn N«d 4 1 , s. oben S. 4 7 9 « , ferner a
b
in der Bar B«rakh 34 bei Joh 4,47 ff. 8,15 99: U n d s i e s t a n d a u f u. d i e n e t e ihm. diTjxovei a
avro).
— Das Dienen der Frau bei Tisch war- verpönt. e
Qid 7 0 : (Rab Nachman, t 320, sprach zu Rab J huda, f 299:) Es soll Dunag (Dinag, Tochter des Rab Nachman) kommen, um uns zu trinken zu geben! Er (Rab J huda) erwiderte: So hat Sch°muel (f 254) gesagt: Man läßt sich nicht von. einer Frau bedienen nvaa wvisrvo -ptc (um sie nicht an den Aufenthalt unter Männern zu gewöhnen)! Sie ist noch klein (sprach Rab N*.). Ausdrücklich (erwiderte Rab J-) hat Sch muöl erklärt: Man läßt sich überhaupt von keiner Frau bedienen, sie mag erwachsen oder klein sein. e
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8,16: S i e b r a c h t e n v i e l e B e s e s s e n e zu i h m u. e r t r i e b die G e i s t e r d u r c h d a s W o r t aus. Über die Dämonen s. den Exkurs: „Zur altjüd. Dämonologie".
Matth 8,17 (Jes 53) 8,17:
481
E r nahm u n s r e S c h w a c h h e i t e n u. t r u g d i e K r a n k h e i t e n (Jes 5 3 , 4 ) . J e s 53 in d e r ä l t e r e n j ü d i s c h e n
Literatur.
1
Ob die L X X Jes 53 vom Messias verstanden haben, geht aus ihrer Übersetzung nicht mit Bestimmtheit hervor. — Die messian. Deutung wird zuerst von den Bilderreden des Buches Henoch vertreten: der Messiasname
„der Gerechte" Hen 38, 2 ; 4 7 , 1 . 4 ; 53, 6 ist Jes 53,11
entnommen, u. das Verhalten
der Könige der Erde
gegenüber dem
Messias H e n 4 6 , 4 ; 6 2 , 5 f. wird nach Jes 52,13 ff. geschildert. — In der (erhaltenen) rabbin. Literatur tritt die Auslegung von Jes 53 auf den Messias erst seit dem 3. nachchristL Jahrh. hervor; ihr Repräsentant ist hier der Prophetentargum.
bedeutendster
Neben der messian. Aus
legung geht die Deutung auf die Gerechten einher. — Verhältnismäßig spät macht sich eine dritte Auffassung geltend, die unter dem „Knecht Jahves" in Jes 53 das Volk Israel versteht. Diese jetzt im Judentum herrschende Auslegung hat zwar bereits in der Zeit des Origenes Ver treter gehabt (Contra Celsum 1,55), läßt sich aber für uns quellenmäßig erst seit Raschi, f 1105, belegen; in der Midraschliteratur begegnet sie kurz in NuR, einem Werk, das schwerlich älter als das 12. Jahrh. ist; s. Einl. S. 207 f. u. Zunz, Gottesdienstliche Vorträge* S. 273. A. D e u t u n g a u f den M e s s i a s . Sanh 98b; Wie ist sein (des Messias) Name? Die Rabbinen sagen: „Der Aus sätzige vom Hause Rabbis" ist sein Name; denn es heißt Jes 53,4: „Fürwahr unsre Krankheit nahm er auf sich u. unsre Schmerzen trug er; wir aber hielten ihn für einen mit Aussatz Behafteten (so deutet der Midr s-u:), von Gott Geschlagenen u. Gepeinigten." — Hierzu vergl. BM 85* u. GnR 33 (20b): Rabbi hat gesagt: Be liebt sind die Züchtigungen! Er nahm sie 13 Jahre lang auf sich, 6 Jahre Blasen stein u. 7 Jahre Scharbock. — Hierzu bemerkt R. Jose b. Bun (um 350): Alle jene 13 Jahre hindurch ist keine Wöchnerin im Lande Israel gestorben u. keine Schwangere hat im Lande Israel eine Fehlgeburt gehabt, pKil9,32b,23; pK*th 12,38», 31; ähnlich GnR 33 (2ub); anonym GnR 96 ( 6 0 ) . — Wegen der Verdienstlichkeit seines Leidens galt Rabbi als ein Typus des Messias u. dieser erhielt nun nach Jes 53,4 den Namen „Aus sätziger aus dem Hause Rabbis"; vorausgesetzt war dabei, daß der Messias aus der Familie des Patriarchen J huda I. hervorgehen werde. — Noch eine Anspielung auf die Aussatzplage des Messias liegt Sanh 98* vor: R. J hoschua? b. Levi (um 250) traf den Propheten Elias u. sprach zu ihm: Wann kommt der Messias? Dieser antwortete: „Geh, frage ihn selbst!" — W o sitzt er? — „Am Tore Roms." — Welches ist sein Kennzeichen? — „Er sitzt unter den Elenden, die mit Krankheiten beladen sind, u. sie binden alle ihre Wunden auf Einmal auf u. zu; er aber (der Messias) bindet immer je eine auf u. zu (an seinem eigenen Leibe); er sagt: Vielleicht werde icb verlangt (von Gott, Israel zu erlösen), damit ich nicht aufgebalten werde (durch Aufgebunden sein aller Wunden). || Midr Ruth 2, 14 1132»• b) . oben S. 2 7 y . || Midr Sm 19 § l (51»): R. Huna (um 350) bat im Namen des R. Acha (um 320) gesagt: In drei Teile sind die Leiden geteilt worden; ein Teil für die (früheren) Geschlechter u. die Väter, ein andrer d
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Vgl. Dalman, Der leidende u. der sterbende Messias, 1888, S. 27 ff. Raschi: Die mit Aussatz geschlagen sind u. auch er ist aussätzig; denn es heißt Jes 53,5: Er ist durchbohrt wegen unsrer Sünden, u. ferner das. Vers 4: Unsre Krank heiten hat er auf sich genommen. 2
S t r a c k u. B i l l e r b e e k , NT I.
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Matth 8, 17 (Jes 53)
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für das Geschlecht der (hadrianischen) Verfolgung u. der dritte fttr den König, den Messias; s. Jes 53,5: Er ist um unsrer Missetat willen verwundet. — Parallelstellen mit Abweichungen: MidrPs2 §9(14b) u. 16 §4(61»). || P siqR 34 (158b) Darnach (nach der Hungersnot, die dem Kommen des Messias voraufgeht) werden die Gerechten des dann lebenden Geschlechts dastehn u. ihre Gebetsriemen abnehmen u. sie auf die Erde legen u. sprechen: Herr der Welt, wir haben nicht recht gehandelt alle diese Jahre (in der Jahrwoche vor dem Erscheinen des Messias), „wie Schafe gingen wir irre!" (Jes 53,6). Targ Jes 52,13—53,12: "Siehe, es wird meinem Knecht, dem Messias, gelingen: er wird erhaben sein u. groß u. mächtig werden gar sehr. — Wie das Haus Israel viele Tage hindurch auf ihn gehofft hat, als inmitten der Völker ihr Aussehen u. ihr Glanz dürftig war vor den Menschenkindern, so wird er viele Völker zerstreuen; seinet wegen werden Könige schweigen u. ihre Hände auf ihren Mund legen; denn was ihnen nicht erzählt ward, haben sie gesehen, u. was sie nicht gehört, haben sie geschaut Kap. 53: W e r glaubt dieser unsrer Botschaft, u. der starke Arm der Kraft Jahves, über wem ward er nun offenbar? — E s wird groß werden der Gerechte (vermut lich - die Gerechten, d. h. das zur Zeit des Messias lebende Israel) vor ihm; siehe, wie Blumen, die aufblühen, u. wie ein Baum, der seine Wurzeln ausstreckt an Wasser bächen, so wird groß werden das heilige Geschlecht (Israel) im Lande, das seiner (des Messias) bedurfte. Nicht eine profane Erscheinung ist seine (des Messias) Erscheinung, u. die Furcht vor ihm ist nicht eine gewöhnliche Furcht, sondern ein heiliger Glanz wird sein Glanz sein; denn jeder, der ihn anschauen wird, wird (mit Ehrfurcht) auf ihn blicken. O b er zur Verachtung (den Völkern) wird, wird er doch die Herrlichkeit aller Königreiche hinschwinden lassen, sie werden schwach sein u. trauern; wie ein Mann der Schmerzen ist er u. bestimmt für Krankheiten, u. wie wenn das Angesicht der Sch khina (Gottheit) sich von uns gewendet — so verachtet sind wir u. nicht ge ehrt. "Darum wird er Fürbitte tun wegen unserer Schuld u. unsere Sünden werden um seinetwillen vergeben werden, während wir geachtet sind, als wären wir zerstoßen, geschlagen von Jahve u. niedergebeugt. Und er (der Messias) wird das Heiligtum bauen, das entweiht ward durch unsre Schuld, preisgegeben durch unsre Sünden; aber durch seine Lehre wird der Friede groß werden über uns, u. wenn wir auf seine Worte hören, wird uns unsre Schuld vergeben werden. Wir alle waren zerstreut wie Schafe, ein jeder nach seinem Wege zogen wir aus (ins Exil); aber vor Jahve war es wohl gefällig, unser aller Schuld zu erlassen um seinetwillen (um des Messias willen). Er bittet, u. er erhält Antwort; bevor er seinen Mund auftut, wird er erhört. Die Mäch tigen der Völker wird er wie ein Lamm zur Schlachtung hingeben u. wie ein Schaf, das vor seinem Scherer verstummt; u. niemand öffnet ihm gegenüber seinen Mund, ein Wort zu sprechen. Aus Leiden u. aus Strafen wird er unsre Verbannten herbei bringen, u. die Wunder, die uns in seinen Tagen geschehen werden, wer kann sie er zählen! Denn er wird den Herrscher der Völker vernichten weg vom Lande Israel; die Schuld, mit der mein Volk sich verschuldet hat, wird über jene (die Völker) kommen. •Und er wird die Gottlosen dem Gehinnom überliefern u. die an Gütern Reichen, die Gewalttat verübt, dem Tod der Vernichtung, damit die, die Sünde tun, keinen Bestand haben u. die Arglistigen mit ihrem Munde nicht reden. Und vor Jahve war es wohl gefällig, den Rest seines Volkes zu läutern u. zu reinigen, um ihre Seelen von Schuld zu reinigen; sie werden das Königtum ihres Messias sehen, sie werden viele Söhne u. Töchter haben, sie werden lange leben, u. die, welche die Tora Jahves halten, werden durch sein Wohlgefallen Glück haben. " V o n der Knechtschaft der Völker wird er ihre Seele befreien, sie werden die Strafe ihrer Feinde sehen, sich sättigen an der Beute ihrer Könige; durch seine Weisheit wird er (der Messias) Gerechte rechtfertigen, um viele der Tora dienstbar zu machen, u. wegen ihrer Sünden wird er Fürbitte tun. Deshalb will ich ihm die Beute vieler Völker zuteilen, u. die Güter mächtiger Städte wird er als Beute austeilen, darum, daß er seine Seele dem Tode preisgab ( = ause
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Über die Lesart „der Gerechte", bezw. „die Gerechten" s. Dalman 48.
Matth 8,17 (Jes 53)
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setzte) u. die Abtrünnigen (Widerspenstigen) der Tora unterwarf; u. für viele Schuldige •wird er Fürbitte tun u. deu Abtrünnigen (Widerspenstigen) wird um seinetwillen ver geben werden. — Da wir werden annehmen dürfen, daß man Jes 53, wie es ja auch der Targum getan, überall da messianisch gedeutet hat, w o man Jes 52,13—15 auf den Messias bezog, so mögen auch die letzteren Stellen hier folgen: T&nchB n - ^ i p § 2 0 ( 7 0 ) : Es heißt Sach 4 , 7 : „Wer bist du denn, du großer Berg vor Serubabel?" Was heißt das: Wer bist du großer Berg? Damit ist der König, der Messias, geraeint. Und warum nennt er ihn „großer Berg"? Weil er größer sein wird als die Väter, s. Jes52,13: Siehe, trefflich fahren wird mein Knecht, wird steigen u. sich erheben u. hoch sein gar sehr. „Er wird steigen", über Abraham hinaus, „u. sich erheben", über Mose, „u. hoch sein", mehr als die Engel des Dienstes. — Parallelstellen: Tanch rvrVir35 ;. Aggad B resch 44 (32b). || Midr P s 2 § 9 (14b): „Erzählen will ich von einer Festsetzung; Jahve hat gesagt zu mir: Mein Sohn bist du" Ps 2,7. — Das ist erzählt in einer Fest setzung der Tora, in einer F. der Propheten u. in einer F. der Hagiographen. In der Tora: „Mein erstgeborner Sohn ist Israel" Ex 4,22. In den Propheten: „Siehe, trefflich fahren wird mein Knecht" Jes 52,13 u. hinterher (dies Wort wird zu tilgen sein) heißt es Jes 4 2 , 1 : Siehe, mein Knecht, den ich aufrecht halte, mein Erkorener, an den» meine Seele Lust hat. Und in den Hagiographen: „Spruch Jahves an meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten" Ps 110,1. Ferner Ps 2 , 7 : „Jahve hat zu mir gesagt: Mein Sohn bist du." Und an einer andren Stelle heißt es: „Siehe, mit den Wolken des Himmel» kam einer, wie eines Menschen Sohn" Dn 7,13. a
a
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B. D e u t u n g auf die G e r e c h t e n . e
SNu 25,13 §131 (48b): „Dafür, daß er (Pin chas) für seinen Gott geeifert u. für die Kinder Israel Sühnung geschafft bat" Nu 25,13. „Dafür daß er zum Tode aus geschüttet hat seine Seele" Jes 53,12. || Sota 14»: R. Simlai (um 250) hat öffentlich vor getragen: Warum hat unser Lehrer Mose Verlangen getragen, in das Land Israel zu kommen? Hatte er es etwa nötig, von seiner Frucht zu essen? oder sich von seinem Guten zu sättigen? Vielmehr so hat es Mose gemeint: Viele Gebote sind den Israe liten geboten worden, die nur im Lande Israel gehalten werden können; ich will in das Land eintreten, damit sie alle von mir gehalten werden! Da sprach Gott zu ihm: Du willst doch nur Lohn empfangen; ich will es dir so anrechnen, als ob du sie gehalten hättest, vgl.: „Darum will ich ihm Teil geben unter den Großen u. mit den Mächtigen wird er Beute teilen, dafür daß er zum Tode seine Seele ausgeschüttet hat u. den Übeltätern beigezählt ist, während er doch die Sünde vieler trag u. für die Übeltäter eintrat" Jes 53,12. „Darum will ich ihm Teil geben unter den Großen", etwa wie d e » Späteren, aber nicht wie den Früheren? Die Schrift sagt lehrend: „Mit den Mächtigen wird er Beute teilen", wie Abraham, Isaak u. Jakob, die mächtig waren in der Tora u. in Gebotserfüllungen, „dafür, daß er seine Seele zum Tode ausgeschüttet hat", denn er hat sich selbst dem Tode preisgegeben, s.: „Und nun, wenn du doch ihre Sünde vergäbest! Wenn aber nicht, so lösche mich doch aus deinem Buche aus, das du ge schrieben hast!" Ex 32,32. „Und den Übeltätern ist er beigezählt", denn zu den in der Wüste Gestorbenen wird er gezählt: „während er doch die Sünde vieler trug", denn er schaffte Sühnung wegen der Tat mit dem Kalbe; „u. für die Übeltäter ein trat", denn er flehte um Erbarmen für die Übeltäter Israels, daß sie in Buße möchte» umkehren; mit dem „Eintreten" ist nichts andres als das Gebet gemeint, s. Jer 7,16. || SDt 33,21 §355 (147 b): Er (Mose) wird an der Spitze des Volkes kommen. Das lehrt, daß Mose dereinst (nach der Auferstehung) an der Spitze des ganzen Volkes, jeder einzelnen Genossenschaft (in das Land Israel) einziehen wird; an der Spitze der Ge nossenschaft der Schriftkundigen, an der Spitze der G. der Mischnakundigen, an der 1
1
Der Midr deutet ppina rp^n Dt 33,21b auf das Grab Moses u. nimmt deshalb Mose als Subjekt von Vers 2 1 . 31* c
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Matth 8,17 (Jes 53)
Spitze der 6 . der Talmudkundigent u. daß er dann mit jedem einzelnen Lohn empfangen wird, s.: «Darum will ich ihm Teil geben unter den Vielen u. mit den Mächtigen wird er Beute teilen* Jes 53,12. || p S c h q ö , 4 8 , 4 8 : R.Jona (um 350) hat gesagt: „Darum will icb ihm Teil geben unter den Großen u. mit den Mächtigen wird er Beute teilen* Jes 53,12, das bezieht sich auf R. fAqiba (f um 135), der den Midr, die Halakhoth u. die Haggadoth in feste Ordnungen gebracht hat II B'rakh 5": Raba (f 352) hat ge sagt — es wird auch gesagt, Rab Chisda (f 309) habe gesagt: Wenn der Mensch sieht, •daß Züchtigungen (Leidem über ihn kommen, so soll er seine Werke prüfend untersuchen, vgl.: „Laßt uns unsre Wege erforschen u. ergründen u. zu Jabve uns bekehren!* KL 3,40. Hat er sie untersucht u. nichts (Böses) gefunden, so suche er den Grund seines Leidens in Vernachlässigung des Torastudiums; vgl.: „Wohl dem Manne, den du züchtigst u. aus «"einer Tora belehrst" Ps 94,12. (Die Beschäftigung mit der Tora Folge der Züchtigungen, umgekehrt die Vernachlässigung der Tora Ursache der Z.) Wenn er hier nichts ge funden, so sind es sicherlich Züchtigungen der Liebe, s.: „Wen Jahve liebt, den straft «r* Spr 3,12. Raba hat gesagt, Rab S cbora (um 300) habe gesagt, Rab Huna (f297) habe gesagt: An wem Gott Wohlgefallen hat, den zerschlägt er durch Züchtigungen, s.: „Hat Jahve Wohlgefallen (an einem Menschen), so zerschlägt er ihn, macht krank" Jes 53,10 (so der Midr). Etwa auch, wenn man sie (die Züchtigungen) nicht aus Liebe annimmt? Die Schrift sagt lehrend: „Wenn seine Seele ein Schuldopfer bringt" Jes 53,10, wie ein Schuldopfer mit Wissen u. Willen darzubringen ist, so sind auch Züchtigungen mit Wissen u. Willen hinzunehmen. Wenn er sie (so) hinnimmt, was ist sein Lohn? „Er wird Nachkommenschaft sehen, lange Tage leben" Jes 54,10; u. nicht bloß dies, sondern auch sein Erlerntes wird Bestand behalten in seiner Hand, vgl.: „Das Wohl gefallen Jahves wird in seiner Hand fortgehn" Jes 53,10. || Seder ElijjabuR 7: „Dies ist das Gesetz des Schuldopfers* Lv 7,1. So sprach Gott zu den Israeliten: Ich war « s , der zu euch gesagt hat: Mein Wohlgefallen ist nur der Segen u. derjenige, an dem keine Übertretung ist. Ich trete zurück von (diesen) meinen Worten. Selbst wenn ein Mensch hundert Übertretungen begeht, von denen die eine größer ist als die andre, er sich aber bekehrt u. Buße tut u. sich selbst erniedrigt bis zur Erde u. sich selbst ansieht als halb gerecht u. halb schuldig u. sich selbst ansieht, als wäre er täglich eines zweifelhaften Schuldbpfers schuldig: so bin ich in Erbarmen mit ihm u. nehme ihn in Bußfertigkeit an u. gebe ihm männliche Kinder von schöner Gestalt u. Söhne, die die Tora tun u. die Gebote halten; u. die Worte meiner Tora werden in seinem Munde bewahrt, vgl.: „Jahve gefiel es, er zerschlug ihn, machte krank" Jes53,10. So sprach Gott zu Israel: Meinet nicht von mir, daß ich ihn zu einem Kranken machte, der weder zu den Lebenden noch zu den Toten gehört, sondern er soll sich selbst erniedrigen u. dann anheben u. sagen: „Wenn seine Seele ein Schuldopfer darbringt" Jes 53. 10, wie wenn man sagt: Der u der soll ein Schuldopfer für seine Seele (um für seine Seele Sühnung zu schaffen) darbringen. In der Tat, dann „wird er Nach kommenschaft sehen, lange Tage leben" Jes 53,10. Eine andre Erklärung: „Er wird Nach kommenschaft sehen" in dieser Welt u. „lange Tage leben" in der zukünftigen W e l t || Seder ElijR 14: Wer die Tora öffentlich Israel lehrt um des Himmels (Gottes) willen, ohne einen Unterschied zu machen zwischen den Reichen u. den Armen, sondern als Schriftlehrer sie zusammen die Schrift lehrt u. als Mischnalehrer sie zusammen die Mischna lehrt, über den erbarmt sich infolgedessen Gott u. gibt in ihn den Geist der Weisheit u. der Einsicht u. des Wissens u. des Verständnisses, u. gibt ihm sein Teil mit den drei Gerechten, mit Abraham, Isaak u. Jakob; von einem solchen sagt die Schrift: „Aus der Mühe seiner Hand 1 der Text liest " " statt IBSJ) wird er etwas zu sohen bekommen, sich sättigen; durch seine Einsicht wird mein gerechter Knecht vielen Gerechtigkeit schaffen" Jes 53, 11.1| Seder ElijR 25: Wer von seiner Hände Arbeit sich nährt wie Ahron, der Hohepriester, der darauf bedacht war, den Frieden zwischen Israel u. ihrem Vater im Himmel zu mehren; der wird wie David, der König Israels, der darauf bedacht war, die Gerechtigkeit (das Erbarmen) zwischen Israel u. ihrem Vater im Himmel zu mehren; der wird wie Rabban Jochanan b. Zakkai (t nm 80), e
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Matth 8,17 (Jes 53). 8,19. 20
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der darauf bedacht war, das Angesicht seiner Schüler durch die Halakha zu erfreuen. Von einem solchen heißt es: «Von der Mühe seiner Seele wird er etwas zu sehen be kommen, sich sättigen; durch seine Einsicht wird mein gerechter Knecht vielen Ge rechtigkeit schaffen u. ihre Verschuldungen trägt er* Jes 53, 11. Von hier hat man gesagt: Die Gelehrtenschüler, die in einer Generstion sind, tragen die Verschuldungen der Generation, die in ihr zwischen ihr u. jenen (den Gelehrten) bestehen, u. niemand achtet auf sie. Und von einem solchen heißt es: „Mit ihren Sünden ist er beladen* Jes 53,11 (S. Elij. liest fc-so statt '••sc-). — Vgl. auch Dn 12,3, wo Jes 53, I I b eben falls auf die Gerechten (s. Mt 13,43; gedeutet wird.
C. D e u t u n g auf das V o l k I s r a e l . NuR 13 ( 1 6 8 ) : „Ich esse meine Wabe -nyi samt meinem Honig* HL 5,1. Weil die Israeliten ihre Seele zum Tode ausgeschüttet haben •nrn im Exil, s.: „Dafür daß er seine Seele zum Tode ausgeschüttet hat" Jes 53,12 — u. weil sie sich mit der Tora beschäftigt haben, die süßer als Honig ist, darum wird Gott sie dereinst tränken mit Wein, der seit den sechs Schöpfungstagen in seinen Trauben aufbewahrt ist, u. sie baden in Strömen von Milch, s. Joel 4,18. „Esset Freunde* HL 5,1, damit sind die Israeliten gemeint, die den Willen Gottes im Exil getan haben u. sich mit den Völkern nicht vermischen wollten, sondern den Bund Gottes bewahrt haben. — Raschi zu Jes 53 legt die Frage 53,1 den Völkern der Welt in den Mund, die erst Israel für ein von Gott verworfenes Volk angesehen haben u. nun erkennen, daß das Volk alle Leiden erduldet hat, nur um die Sünden der Weltvölker zu sühnen. b
1
8,19: M e i s t e r , i c h w i l l dir n a c h f o l g e n , w o h i n du auch g e h n w i r s t . diSdaxaXe, hebr. t a n , s. bei M t 2 3 , 7 . — „Nachfolgen* bezeichnet das Schülerverhältnis, s. bei M t 4 , 1 9 (S. 187f.); 10,1 X. 8 , 2 0 : D e r M e n s c h e n s o h n , 6 vlog rov äv&odnov. In den ältesten Bestandteilen der Bilderreden des Buches Henoch wird im Anschluß an Dn 7, 9 ff. vom „Menschensohn* geredet u. damit der Messias gemeint, s. Hen 4 6 , 1 — 3 » ; 48, 2 ; 69, 26. Ebenso sieht der spätere Bearbeiter der Bilderreden 46,4; 6 2 , 5 ; 69,29 in dem „Menschensohnähnlichen" von Dn 7,13 den Messias. Bedeutsam aber ist, daß er den Ausdruck „Menschensohn" oder „Mannessohn" auch wiedergibt mit der Umschreibung „Sohn der Nachkommenschaft der Mutter der Lebendigen" 6 2 , 7 . 9 . 1 4 ; 63,11; 59,26.27; 70,1. Offenbar verknüpft er Dn 7,13 mit Gn 3 , 1 5 : ihm heißt der Messias „Menschensohn", weil er derjenige Sproß der Nachkommenschaft der Mutter der Lebendigen (d. h. Evas) ist, den das Protevangelium weissagend in Aussicht gestellt hat. Ähnlich läßt der Verfasser von Hen 71 den Ausdruck „Mannessohn" Vers 14 wechseln mit dem andren „jener Sohn der Nachkommenschaft 1
e
Drei weitere Stellen, in denen Jes 53 zitiert wird, nämlich P°siq 140*; B rakh 57 b; GnR20 (14») sind inhaltlich belanglos: R. Abbahu. um 800, behauptet, daß nächtliche Pollution ein gutes Zeichen für den Kranken sei, u. findet den Beweis dafür in Jes 53,10, wo er deutet: Wer Samen sieht, der wird lange leben.
Matth 8,20
486
der Mutter der Lebendigen" Vers 17. — In den nachchristl.
Pseud
epigraphen wird der Messias nur 4 Esra 13,3, u. zwar wiederum unter 1
Bezugnahme auf Dn 7,13, als „Menschen(sohn)ähnlicher* bezeichnet. — Auf
Grund dieses geringen Stellenmaterials
sagen
wird man gerade
nicht
können, der Name „Menschensohn" sei in Jesu Tagen eine
übliche Messiasbezeichnung gewesen: man hat wohl in apokalyptischen Kreisen unter diesem Namen auf Grund von Dn 7,13 vom Messias g e redet, aber der breiten Masse ist der Ausdruck unbekannt geblieben. In der rabbin. Literatur wird der „Menschensohnartige* Dn 7 , 1 3 in folgenden Stellen auf den Messias gedeutet. a
e
Sanh 9 8 : R. Alezandrai (um 270) hat gesagt: R. J hoschua? b. Levi (um 250) stellte einander gegenüber: „Siebe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie ein Menschensohn" Dn 7,13, u.: „Arm, reitend auf einem Esel" Sach 9,9. Wenn die Israe liten es verdienen, kommt er (der Messias) mit den Wolken des Himmels; wenn sie es nicht verdienen, kommt er arm, reitend auf einem Esel. || Midr Ps 21 § 5 (90*): R. B rekhja (um 340) hat im Namen des R. Sch muöl (b. Nachman, um 260) gesagt: Eine Schriftstelle sagt: „Er gelangte vor den Alten der Tage u. sie führten ihn vor ihn" Dn 7 , 1 3 ; u. eine andre Stelle sagt: „Ich lasse ihn (den Würdenträger der End zeit) herzutreten, daß er sich mir nahe" Jer 30,21. Wie das? Die Engel führen ihn (den Messias, lies mit Jalqut Ps 21 i n « statt iritc, das auf Israel sich beziehen würde) bis an die Grenze ihres Bezirks, dann streckt Gott seine Hand aus u. bringt ihn (lies inia statt i n » ) in seine Nähe. || TanchB r i w r § 20(70 ) : Wer ist f Anaiii (1 Chr 3,24)? Das ist der König, der Messias, s.: „Ich war im Schauen meiner Nachtgesichte, u. siehe, mit den Wolken des Himmels »3jy o? kam einer, wie eines Menschen Sohn" Dn 7,13. — Ebenso Tanch ri-tor Ende (35*). Vgl. Targ 1 Chr 3,24: tAnani, das ist der König, der Messias, der sich offenbaren wird. — tAnani wird in diesen Stellen gedeutet = der mit den „Wolken* Kommende. II NuR 13 ( 1 7 0 ) : Woher läßt sich erweisen, daß der König, der Messias, über das Meer herrschen wird? Aus: „Er herrsche von Meer zu Meer u. vom Strome (Euphrat) bis zu den Enden der Erde* P s 7 2 , 8 . Woher, daß er über die Erde herrschen wird? Aus: „Huldigen müssen ihm alle Könige, alle Völker ihm dienen" Ps72,11. Ferner heißt es: „Siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn usw. Ihm wurde Macht u. Ansehen u. Herrschaft gegeben u. alle Völker u. Nationen u. Sprachen fürchteten ihn" D n 7 , 1 3 f . Und: „Der Stein ( = Messias), der das Bild traf, wurde zu einem großen Fels u. füllte die ganze Erde* Dn 2,35. II Eine weitere Stelle aus Midr Ps 2 § 9 ( 1 4 ) s. bei Mt 8,17 S. 483«. — Auch Justin Dial. c. Tryph. 32 läßt den Trypho die messian. Auslegung von Dn 7,13 bezeugen. Eine Polemik gegen den christlichen Menschensohn-Messiaa ohne Bezugnahme auf Dn 7,13 u. mit Anlehnung an Nu 23,19 liegt vor pTafan 2,65 b, 59: R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Wenn ein Mensch zu dir sagen sollte: „Ich bin Gott*, so lügt er; „ich bin der Menschensohn* D-TK p , so wird er es schließlich bereuen; „ich steige zum Himmel empor*, so hat er es gesagt, wird es aber nicht erfüllen. — Wie hier „Menschensohn" eine Messiasbezeichnung ist, so versteht auch Targ Ps 80,18 unter dem „Menschenkind" (Ps 80,18) den Messias: „Es sei deine Hand über dem Manne, den du aufgestellt hast mit deiner Rechten, über dem Menschensohn vi - 9 , den du dir hast erstarken lassen." — Wer dieser „Menschensohn" ist, sagt Vers 16: „Das Reis, das deine Rechte gepflanzt hat (schaue an u. erbarme dich) über den König, den Messias (Textwort 1 ; ) , den du dir hast erstarken lassen. e
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b
1
Die früheste einzelpersönliche Ausdeutung von Dn 7,13 f. findet sich Henoch 90,37 ; doch ist hier der Ausdruck „wie ein Menschensohn* unberücksichtigt geblieben.
Matth 8,21
487
Zum Schluß sei hingewiesen anf eine Auslegung der häufigen Anrede „du Menschensöhn" bei Ezechiel in LvR 2 (134b): „Mensch" D - K , das Wort bedeutet Liebe, Brüder lich keit, Freundschaft. Gott sprach zu Ezechiel; „Menschensohn", Sohn frommer Menschen, Sohn Gerechter, Sohn derer, die Liebeswerke üben, Sohn derer, die sich um der Ehre Gottes u. um der Ehre Israels willen täglich verachten lassen.
8,21:
E r l a u b e m i r . . . m e i n e n V a t e r zu b e g r a b e n .
Die Bestattung eines Toten oder, wie der allgemeinste Ausdruck lautete, „sich mit einem Toten zu befassen",» galt allgemein als Pflicht gebot, b Biblisch begründete man es aus Ex 18,20 oder Micha 6 , 8 . c Besonders deutlich trat das Pflichtmäßige der Totenbestattung dem sog. „Pflichttoten" nixo ra gegenüber hervor. Man verstand darunter einen Toten, der keine Angehörigen hinterließ, die ihm den letzten Liebesdienst erweisen konnten; seine Bestattung wurde deshalb für jedermanns Pflicht erklärt, der einen solchen Toten fand. Selbst einen Hohenpriester oder einen Nasiräer, denen das Gesetz die Verunreinigung sogar an der Leiche des eigenen Vaters ausdrücklich untersagte, ver pflichtete die pharisäische Auslegung von Lv 21,11 u. Nu 6,7 zur Be stattung eines Pflichttoten, d Auch in sonstigen Kollisionsfällen hatte die Ausübung eines andren Pflichtgebotes hinter der Totenbestattung zurückzustehen, e Dem gewöhnlichen Priester erlaubte L v 2 1 , 2 f., an der Leiche eines Blutsverwandten (Eltern, Geschwister, Kinder) sich zu verunreinigen. Rabbin. Auslegung hat diese Gesetzesbestimmung, die im Sinne des „Dürfens" gemeint war, geradezu in ein „Muß" um gewandelt: ein Priester wurde unter Umständen g e z w u n g e n , sich mit der Bestattung seiner Blutsverwandten zu befassen.' Um so mehr lag diese Pflicht natürlich den nichtpriesterlichen Israeliten ob. — Neben der Einschätzung der Totenbestattung als „Pflichtgebot" nisa ging ihre Wertung als „Liebeswerk" D-HÖM Pi*>i»a einher (s. schon Tob 1 , 1 7 f . ; 2, 7; 12,12 f.). Dabei wies man gern auf Gott, Abraham u. Mose hing als Vorbilder. Als Liebeswerk ist die Beteiligung an einem Leichen begängnis in erster Linie wohl denen angerechnet worden, die dem Toten ferner gestanden hatten. Als Liebes werk gehörte endlich die Totenbestattung zu den Handlungen, deren Lohn nach Pea 1,1 der Mensch zum Teil bereits in dieser Welt genießt, während ihm der Haupt lohn für die zukünftige Welt anstehen bleibt, h Von der Verdienstlichkeit u. dem Lohn der Teilnahme an Totenbestattungen wird auch sonst ge sprochen. * — Erwägt man diese Anschauungen, die im jüdischen Vplk über die Bestattung eines Toten u. noch dazu des eignen Vaters herrschten, dann wird man sich den Eindruck vorstellen können, den Jesu Antwort ge macht hat: Laß die Toten ihre Toten begraben — du aber folge mir nach! e
a. M kh Ex 13,19 (29»): Mose befaßte sich mit Gebotserfüllungen P ^ X M poiy betreffs der Gebeine Josephs... . Mose befaßte sich p=?ra mit den Gebeinen Josephs. . . . Mit Mose (d. h. mit Moses Bestattung) befaßte sich pcsrj die Gottheit. || pPea 8, 21b 12 sagen R. Jochanan (t 279) u. Resch Laqisch (um 250) angesichts der Leiche eines Armen: Wir wollen uns mit ihm in seinem Tode befassen rvpipvsa n-a Vto*:. (
Matth 8,21
488 e
b. MQ 27 >>: Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Wenn ein Toter in einer Stadt ist, so ist es allen Einwohnern der Stadt verboten, Arbeit zu ver richten (weil alle an den Vorbereitungen zur Bestattung u. an dieser selbst teilzunehmen haben). Als Rab Hamnuna (um 290) nach Daroma kam, hörte er durch Posaunen schall verköndigen, daß eine Leiche da sei. Er sah, wie die Leute dort ihre Arbeit verrichteten. Er sagte zu ihnen: Diese Leute sollten in den Bann getan werden; ist denn nicht eine Leiche im Ort? Man antwortete: Eine Genossenschaft ist am Ort. Er sprach zu ihnen: Wenn dem so ist, so ist es euch erlaubt. (Der aus Freiwilligen bestehende Verein zur Bestattung der Toten vertritt u. befreit seine Mitglieder von ihren Verpflichtungen dem Toten gegenüber.) C. M kh Ex 18,20 (67b) R. Elsazar aus Modifim (f um 135) hat gesagt: „Du sollst ihnen kundtun* (Ex 18,20), d. h. tu ihnen die Stätte des Lebens kund (nach Raschi zu BQ 99b == Torastudium); „den Weg*: das Besuchen der Kranken; „sie sollen gehn": das Begraben der Toten S - P * r-na?; „auf ihm": die Liebeswerke; „u. die Tat": die Innehaltung der Linie des strengen Rechts (das Richten nach dem Ge setzesbuchstaben); „die sie tun sollen": das Richten nach innen zu von der Linie des Rechts (Nachgiebigkeit, Nachsicht, die nicht auf dem Buchstaben des Rechts besteht). — Dasselbe als tannaltische Tradition im Munde des Rab Joseph ( f 333) BQ 99b. || Sukka 49b: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Was bedeutet: „Angesagt hat er dir usw.* Micha 6, 8 ? „Recht üben", damit ist der Rechtsspruch gemeint; „Liebe üben": die Liebeswerke, „u. still wandeln mit deinem Gott": das Hinausgeleiten des Toten rwnn r»rt u. das Einführen der Braut in das Hochzeitsgemach. d. SNu 6,6 § 26 ( 9 ) : Was will die Schrift sagen: „An seinem Vater u. an seiner Mutter . . soll sich der Nasiräer bei ihrem Tode nicht verunreinigen" Nu 6 , 7 ? An seinem V. u. an seiner M. soll er sich nicht verunreinigen, wohl aber soll er sich an einem Pflichttoten verunreinigen. . . . || Nazir 47 b: An seinem Vater darf sich der Hohe priester nicht verunreinigen (s. Lv 21,11), wohl aber darf er es an einem Pflichttoten. || SNu 6, 6 § 2 6 (9"): Wenn er ein gewöhnlicher Priester ist, so darf er sich an seiner (verheirateten) Schwester nicht verunreinigen (vgl. Lv 21,3), wohl aber darf er sich an einem Pflichttoten verunreinigen. e. B rakh 3, 1: Wer seinen Toten vor sich liegen hat, ist frei von der ScbfimasRezitation, vom (Achtzehn-)Gebet u. von den Gebetsriemen (u. von allen Pflichtgeboten, die in der Tora genannt sind, B rakh 18 ). Die Träger der Bahre, ihre Ablösungs mannschaften . . . sind frei von der Sch maf-Rezitation u. vom Gebet. |l B rakh 14b Barr Wer für einen Toten die Grube gräbt, ist im Grabe frei vom Rezitieren des Sch maf u. vom Gebet u. von den Gebetsriemen u. von allen Geboten, die in der Tora genannt sind. || M'g 3 ' : Wenn es sich um das Torastudium u. um einen Pflichttoten handelt, so geht der Pfl. vor, weil es in einer Bar heißt: Man hört mit dem Torastudium auf, um einen Verstorbenen hinaus u. eine Braut hineinzugeleiten (in das Hochzeitsgemach). Wenn es sich um eine gottesdienstliche Handlung (wie Schlachten des Opfertieres, Beschneidung usw.) u. um einen Pflichttoten handelt, so geht der Pfl. vor. — Ferner s. Aboth RN 4; pChag 1,76°, 40; K th 17» im Exkurs über Liebeswerke 4, IX, B; M'g 3b, 12 das. 4, IX, A (ein Pflichttoter geht der Verlesung der Estberrolle vor). / . SLv 21,3 (377 a): „An ihr darf er sich verunreinigen" ( L v 2 1 , 3 ) , das ist ein Pflichtgebot; will er sich nicht verunreinigen, so verunreinigt man ihn wider seinen Willen (zwangsweise). Es geschab, daß die Gattin Josephs, des Priesters (noch zur Zeit des Tempelbestandes) am Rüsttag auf ein Passahfest starb, u. er wollte sich nicht verunreinigen. Da drängten ihn die Gelehrten u. verunreinigten ihn wider seinen Willen. - Dasselbe Z«b 100». g. Belege s. im Exkurs Liebeswerke Nr. 3, a u. b; Nr. 4, IX Anf. h. Pea 1,1: Dies sind die Dinge, deren Zinsen der Mensch in dieser Welt genießt, während das Kapital (der Hauptlohn) ihm für die zukünftige Welt anstehen bleibt: Ehrfurcht vor den Eltern, L i e b e s w e r k e , Friedenstiften zwischen den Menschen u. Torastudium vor allen. :
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Matth 8, 21. 22. 26 e
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i. pP s 8 , 3 0 , 42: R. Abbahu (um 300) schickte seinen Sohn R. Chanina nach Tibe rias, damit er sich im Gesetzesstudium vervollkommne. Man kam u. meldete dem Vater: Er beschäftigt sich mit Liebeserweißen (speziell mit der Bestattung von Toten, weil er dies für verdienstlicher hielt). Der Vater ließ ihm sagen: Gibt es etwa in Cäsarea (Wohnsitz des R. Abbahu) keine Gräber, daß ich dich (deshalb) nach Tiberias geschickt hätte? — Dasselbe pChag 1,76*, 42. |tZu B«* 3, 1: „Die Träger der Bahre u. ihre AblSsnngsmannschaften u. deren Ablösungsmannschaften sind frei von der Sch maf-Rezitation" usw. bemerkt Bertinoro: Denn alle wollen durch das Gebot (der Totenbestattung) Verdienst erwerben (vor Gott). Ii GnR 58 (37»): „Wer der Wohltätig keit u. der Liebe nachjagt, wird Leben, Erbarmen u. Ehre finden" (Spr. 21,21, so der Midr). „Wer der Liebe nachjagt"; Abraham hat an Sara ein Liebeswerk getan (gemeint ist ihr Begräbnis u. die Trauer um sie Gn 23, 2. 19). „Der wird Leben finden", s. Gn 25, 7: Die Lebensjahre Abrahams waren 175 Jahre. „Erbarmen u. Ehre": R. Sch muöl b. Jicchaq (um 300) bat gesagt: Gott sprach zu Abraham: Ich bin meinem Handwerk nach ein Vollbringer von Liebeswerken; du hast mein Handwerk ergriffen, komm u. kleide dich in mein Gewand, s. Gn 2 4 , 1 : Abraham war alt, hochbetagt. (Nach den weiteren Ausführungen ist das Gewand das Diadem des Greisenhaares, s. Spr 16,31 in Verbindung mit Dn 7,9.) || B^akh 18«: Rachba (um 300) hat gesagt, Rab J huda ( f 299) habe gesagt: Wer einen Toten (Leichenzug! sieht u ihm nicht das Geleit gibt, der übertritt Spr 17,5: „Wer den Armen verachtet, beschimpft dessen Schöpfer." Wenn er ihm aber das Geleit gibt, was ist sein Lohn? R. Asi (um 300) hat gesagt: Über ihn sagt die Schrift: „Jahven leiht kann auch „begleiten" heißen), wer an dem Geringen Erbarmen übt' Spr 19,17; ferner: „Es ehrt ihn (Gott), wenn er an dem Armen Erbarmen übt" Spr 14,31. c
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8,22:
Laß die Toten ihre Toten
begraben.
äcpeg xovg vexqovg &ätpcu xovg eavxeov vexqovg. — Das erste vexqovg meint geistlich Tote, das zweite leiblich Tote. Auch das Rabbin. g e braucht r ? im übertragenen Sinn = geistlich tot. pB^akh 2,4°, 71: (R. Chijja, der Ältere, um 200, hat gesagt:) „Die Lebenden wissen, daß sie sterben werden" Qoh 9, 5, das sind die Gerechten, die auch im Tode Lebende heißen; „u. die Toten wissen von gar nichts" (das.), das sind die Gottlosen, die auch im Leben Tote o-no heißen. Woher, daß die Gottlosen auch in ihrem Leben Tote heißen? s. Ez 18,23 (33, 11): „Ich habe nicht Gefallen am Tode des Toten* (so wird zitiert). Wie, stirbt denn ein Toter? Vielmehr sind damit die Gottlosen gemeint, die auch in ihrem Leben „Tote" o-ria beißen. — Parailelstellen: B rakh 18 " b (hier als Beweisstellen: Ez 21,30 u. Dt 17, H); Midr Qoh 9,5 (41 ). || GnR 89 ( 2 3 ) : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: . . . Die Gottlosen werden Tote o*rp in ihrem Leben genannt. — Weiteres s. bei 1 Tim 5, 6; ferner s. zu Lk 9,60. c
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F. Perles, Zeitschrift f. neutest. Wissensch., 1919/20, S. 96, will die Worte ix(f<sg xovg vexqoig Ö-äipai xovg eavtav Rückübersetzung
vexqovg aus wörtlicher
ins Aramäische: -pni-n Nir^a -apab K-r^ab piae er
klären. Der griechische Übersetzer habe -cpa^> falsch als Inf. Pe*al ver standen ->apa> .statt als Part. Pa*el i s p # : »Laß die Toten ihrem T o t e n gräber.'
Aber das zus.gesetzte Subst. „Totengräber" stammt erst von
Perles. Und löst man das Part, ia|??^ durch einen Relativsatz auf, s o würde der aramäische Text deutsch lauten: „Überlaß die Toten dem, der ihre (?) Toten begräbt." So wenig Sinnvolles hat Jesus nicht gesprochen. 8,26:
Er bedrohte
d i e W i n d e u. das M e e r ,
u. e s e n t s t a n d e i n e g r o ß e S t i l l e . b
BM 5 9 : Rabban Gamliöl (um 90) hatte sich auf ein Schiff begeben; es erhob sich wider ihn ein ungestümes Meer, um ihn zu versenken. Er sprach: Es will mir scheinen,
Matth 8,26.28 ( * )
490
daß dies nur wegen des R. Elifezer b. Hyrkanos geschieht (den er in den Bann getan hatte). Er stellte sich anf seine Füße n. sprach: Herr der Welt, offenbar n. bekannt vor dir ist, daß ich es nicht zu meiner Ehre-, auch nicht zur Ehre des Hauses meines Vaters getan habe, sondern zu deiner Ehre, damit die Parteiungen in Israel sich nicht mehren. Da beruhigte sich das Meer von seinem Toben. || BB 73 : Rabbah (f 330; ob Rabbah bar bar Chana, um 280, gemeint ist?) hat gesagt: Die Seefahrer haben mir erzählt: Diese Welle, die ein Schiff versenkt, sieht aus wie ein weißer Feuerstrahl an der Spitze, u. wir schlagen sie mit einer Stange, in die eingraviert ist: „Ich werde sein, der ich sein werde, Jah, Jahve C baoth, Amen, Amen! Sela", dann beruhigt sie sich n « 3 i . || Eine weitere hierher gehörende Erzählung aus pB rakh »,13b, 22 s. oben S. 452
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8,28 51: A l s er an das j e n s e i t i g e U f e r in das L a n d d e r G a d a r e n e r k a m , feg xr)v %
TRH 2 , 2 (210): In früherer Zeit pflegte man (um den Beginn eines neuen Monats anzukündigen) Signalfackeln auf den Spitzen der höchsten Berge anzuzünden, auf dem ölberg, bei Sartaba (so die Mischna RH 2 , 4 ; Tos satsroal, bei xrr—a (Mischna «?-r-s), auf dem Tabor, im Hauran u. bei Beth-Bilti (nach RH 23 b = Biram). R. Schimfon b. Ehazar (um 190) sagte: Auch auf den Bergen von Machärus u. Gader (1. -*ina ->•*'*'). — Der Ausspruch des R. Schimfon b. E. als Bar in RH 23b; pRH 2,58*, 17, hier die Namensform -n-w. || f E r 2 2 b (Abaje, t 338/39, hat gesagt:) Die Leiter von Tyrus schließt es (das Land Israel) von der einen Seite u. der Abhang von Gader von der andren Seite ein. (I Midr Esth 1, 3 (85b) „Die Fürsten der Landschaften waren vor ihm" Esth 1,3. R. Ehazar (um 270) hat gesagt: Wie im Archiv (Rathaus) von Gader, wo der König beim Gericht oben (an erhöhter Stelle) sitzt, während alles Volk vor ihm auf der Erde sitzt. || Schwerlich ist unser Gadara gemeint RH 2 2 Bar: R. J huda (der Bäcker, im 2. Jahrh.) sagte: Das sei ferne, daß R. fAqiba sie zurückgehalten hätte; Schazpar, das Oberhaupt von Gader, hatte sie zurückgehalten, u. Rabban Gamliöl sandte hin u. ließ ihn von seiner Größe erniedrigen (d. h. aus seiner hohen Stellung entfernen). In andrer Fassung pRH 1,57 b, 59. :
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Nämlich mit Bezug auf die mischnische Tradition RH 1,6: Einmal zogen mehr als 40 Paare (Neumondszeugen auf ihrer Reise nach dem Synedrialsitz in Jabne) durch, u. R. fAqiba (f um 135) hielt sie in Lud (Lydda) zurück. Da ließ ihm Rabban Gamliöl (IL, um 90) sagen: Wenn du die Menge zurückhältst, wirst du erfunden als einer, der sie zur Sünde in der Zukunft verleitet (indem sie überhaupt nicht mehr kommen werden, das Erscheinen des Neumondes zu bezeugen).
Matth 8, 28 ( « . 8 )
491
Wegen seiner starken Befestigung (s. Schürer a. a. O.) scheint Gadara auch den Namen Migdal-Gader ( = T u r m , FestungGader) geführt zu haben. Tafan 2 0 ' B a r : . . . Einmal kam R. Schimfon b. Eifazar (um 190; so wird mit Bacher. Tann. 2,428 zu lesen sein statt R. Eifazar b. Schimfon) von Migdal-G dor aus dem Hause seines Lehrers; er ritt auf einem Esel u. erging sich am Ufer des Flusses. (Die ganze Stelle s. oben S. 285 f.) Der hier erwähnte Fluß würde der Scheriat el-Mandur = Jarmuk gewesen sein, der nördlich an Gadara vorüberfloß. Die Parallelstellen Aboth RN 41 u. Derekh Erec 3 haben statt Migdal-Gader irrtümlich Migdal-fEder, das in der Nähe Jerusalems gelegen hat. Ferner lesen die Parallelen ,Ufer des Meeres" statt »Ufer des Flusses"; mit dem „Meer" würde der See Genezareth gemeint sein. e
Berühmt war Gadara wegen seiner heißen Quellen, die sich nament lich nördlich vom Scheriat el-Mandur befanden. Die in der Nähe dieser Quellen entstandene Ortschaft hieß nach den heißen Wassern „Chamtha" ruran oder xrrarj, zur Unterscheidung von andren Orten auch „Chamtha von Gader*. Sanh 108*: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Drei von den beißen Quellen, die sich bei der Sündflut öffneten,, sind übriggeblieben: der Schlund von Gader, die Thermen von Tiberias u. die große Quelle von Biram (wohl = Kallirrboö östlich vom Toten Meer, s. Neubauer 36 f.). Andersartig ist die Tradition in GnR 33 (20 b). |] Schab 109* Bar: Man darf (am Sabbat) baden in den Wassern von Gader (1. ->IJ statt ">"<J), von Ghamthan (Emmaus in Judäa?), von f Asja (nach Neubauer 38 wahrscheinlich = Essa östlich vom See Genezareth) u. von Tiberias. || M g 6 » : Raba (f 352) hat gesagt: „Chammath" (Jos 19,36), damit sind die Thermen von Gader gemeint; „Raqqath* (Jos 19,36) Tiberias. |l T f E r « . 13 (146): Rabbi hat erlaubt, daß die Leute von Gader (am Sabbat) nach Chamtha hinab- u. nach Gader hinaufgingen; aber die Leute von Chamtha durften (am Sabbat) nicht nach Gader hinaufgehen. — Beide Ortschaften lagen also etwa einen Sabbatweg ( = 2000 Ellen) voneinander entfernt. Über die Gründe der Entscheidung Rabbis wird debattiert pf Er 5, 22 , 6 1 ; f Er 61 M I pSchab 3,5 , 25 u. pT rum 2 , 4 1 , 46: R. Sph muöl b. Nathan hat im Namen des R. Chama b . Chanina (um .260) gesagt: Ich u. mein Vater (d. i. R. Chanina b. Chama, um 225) gingen nach Chamtha-Gader hinauf u. man setzte uns Eier vor, die so klein wie Holzapfel waren, deren Geschmack aber so schön wie der von Pfirsichen war. || pQid 3 , 6 4 , 55: R. Jonathan (um 220) ging mit dem Patriarchen R. Juda (IL, um 250) hinauf nach Chamtha von Gader u. sie lehrten dort usw. || pf AZ 2,42», 10: R. Ammi (um 300) ging mit dem Patriarchen R. Judan (II:?, Iii.?) hinauf nach Chamtha von Gader u. erklärte die* von ihnen (den NichtJuden) eingerührte Teigmasse für erlaubt. e
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S, 28 93: B e g e g n e t e n i h m z w e i B e s e s s e n e , d i e a u s d e n ( F e l sen-)Gräbern herauskamen, •ex tav
s e h r s c h l i m m e , 6*vo öaipovt^öpevoi
(xvrjfief
pT^um 1 , 4 0 , 23: Die Kennzeichen eines Wahnsinnigen ne*»: wenn jemand des Nachts hinausläuft, wenn er an • einer Begräbnisstätte übernachtet, wenn er sein Ge wand zerreißt u. wenn er vernichtet, was man ihm gibt. Rab Huna ( f 297, so lies mit Chag 3b statt Rabbi Huna) hat gesagt: Und zwar müssen a l l e diese Kennzeichen an ihm sein; wenn es nicht der Fall ist (wenn der Betreffende nur das eine oder andre Merkmal an sich hat), so würde ich sagen: Der des Nachts hinausläuft, ist ein Hund mensch (mit der Tollwut behaftet, lies o r^->a-j? xvvdvHQwnos, statt c o i - t a - s ? ) ; wer an einer Begräbnisstätte übernachtet, der will den Dämonen opfern (die an unreinen Orten hausen); wer sein Gewand zerreißt, ist gallsüchtig (jroAtxd;, C ^ - J V ) , U . wer vernichtet, was man ihm gibt, ist tollwütig (lies c-ip-ia-js, xvvixoi, statt ei?—
:
Matth 8, 28 ( » ) . 8, 29. 3 0
492
sinniger? Wer allein des Nachts hinausläuft, wer an einer Begräbnisstätte übernachtet u. wer sein Gewand zerreißt. Es ist gesagt worden: Rab Huna hat gesagt: (Der Be treffende gilt nicht eher als wahnsinnig, als) bis dies alles sich bei ihm zugleich findet. R. Jochanan hat gesagt: Auch bei einem von diesen (Merkmalen). Auf welche Weise? Wenn er jene Dinge (so) vollführt, wie es bei (wirklichem) Wahnsinn zu geschehen pflegt, so gilt er schon bei einem von ihnen als wahnsinnig; wenn er sie aber nicht (so) vollführt, gilt er selbst bei allen diesen Merkmalen nicht als wahnsinnig. Mag er immerhin jene Dinge nach Art wirklichen Wahnsinns vollführen u. an eiuer Begräbnis stätte übernachten, so könnte man doch sagen, er tue es, damit ein Geist der Unreinheit ( = ein unreiner Geist) auf ihm ruhe (um in dessen Kraft Zauberei zu treiben), u. wenn er allein des Nachts hinausläuft, so könnte man sagen, Tollwut habe ihn erfaßt n-nr-K u. wenn er sein Gewand zerreißt, so könnte man sagen, er habe es in Gedanken getan (d. h. in Zerstreutheit; diesen Sinn dürfte das nzvm isya, wörtlich: „Herr der Gedanken", hier haben). — Vgl. auch Sanh 6 5 Bar: „Wer die Toten befragt" Dt 18,11, das ist derjenige, der sich selbst Hunger auferlegt u. geht u. zwischen den Gräbern übernachtet, damit der Geist der Unreinheit auf ihm ruhe. Wenn R. fAqiba (f um 135) an diese Stelle kam, pflegte er zu weinen: wenn auf dem, der sich Hunger auferlegt, damit der Geist der Unreinheit auf ihm ruhe, der Geist der Unr. (wirklich) ruht, um wieviel mehr müßte der Geist der Reinheit ( = der heilige Geist) auf demjenigen ruhen, der sich selbst Hunger auferlegt, damit der Geist der Reinheit auf ihm ruhe! Aber was soll ich tun? unsre Sünden haben es uns zugezogen, 8.: „Eure Verschuldungen sind es, die da scheiden zwischen euch u. euerm Gott" Jes 59,2. (Raschi zu den Worten „daß der Geist der Unr. auf ihm wohne*: Der Dämon der Begräbnisstätte soll sein Freund werden, der ihm bei seinen Zaubereien beisteht.) Vgl. auch den Exkurs über altjüdische Dämonologie Nr. 4, e. || Nidda 1 7 : R. Schimfon b. Jochai (um 150) hat gesagt: Fünf Dinge gibt es, wer sie tut, verschuldet sich an seiner Seele (Leben) u. sein Blut ist auf seinem Haupte (er ist verantwortlich dafür): wer abgeschälten Knoblauch, eine abgeschälte Zwiebel oder ein abgeschältes Ei ißt (die über Nacht ohne Schale dagelegen haben), wer ver mischte Getränke trinkt, über die eine Nacht hingegangen ist (ohne daß sie zugedeckt waren), wer an einer Begräbnisstelle übernachtet, wer seine Nägel abschneidet u. sie in einen öffentlichen Bezirk wirft, u. wer sich zur Ader läßt u. (hinterher) sein Lager bedient (den Beischlaf vollzieht).. . . Wer an einer Begräbnisstelle übernachtet, damit ein Geist der Unreinheit auf ihm wohne; denn zu Zeiten bringen sie (die unreinen Geister) ihn in Gefahr. b
a
8, 2 9 : W a s h a b e n w i r u. du ( = w e l c h e r G r u n d l i e g t v o r ) , S o h n G o t t e s , d a ß du h i e r h e r k a m s t v o r d e r Z e i t u n s zu p e i n i g e n ? tC r)puv xai
rjfiäg; zu der Er
wartung, daß die Macht der Dämonen in der messian. Zeit werde g e brochen werden, s. den Exkurs über altjüd. Dämonologie Nr. 6, l. 8,30:
Es w e i d e t e fern von ihnen zahlreicher
eine
Herde
Schweine.
dyälrj %o(qmv noXXwv ßoaxofisvr). — Schweinezucht war nach der Mischna den Jaden verboten, a Man wird deshalb die Besitzer dieser Schweineherde wohl unter den nichtjüdischen Bewohnern von Gadara zu
suchen
haben.
Eine Bar hat das Verbot der Schweinezucht mit
einem Vorfall während des Bruderkrieges zwischen Hyrkanus u. Aristobul II. in Verbindung gebracht, b Danach würde das Verbot aus dem 8
Jahre65 v.Chr. stammen; s. Schürer 1,294. Die älteste Autorität, die
Matth 8, 30. 32. 9, 1
493 e
das Verbot mit ihrem Namen deckt, ist, soweit wir sehen, R. J huda f
b. EI ai, um 150. c — Einige charakteristische
Aussprüche über
das
Schwein sind bereits zu Mt 7, 6 gebracht worden; wir fügen hier noch mehrere. andere hinzu, d a. BQ7, 7: Man darf im Lande Israel kein Kleinvieh aufziehen (weil die Hirten
e
b
b
b
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c
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ß
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a
a
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b
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8,32:
S i e k a m e n h e r a u s u. f u h r e n die
i&X&ovTeg.
C
in d i e S c h w e i n e ; u. s i e h e ,
g a n z e H e r d e . . . s t ü r z t e s i c h in d a s M e e r . — In der Erzählung von Ben Telamjons Austreibung aus L
der Kaisertochter in Rom M *il 5 l
b
(s. Exkurs zur altjüd. Dämonologie
Nr. 7h) als entsprechendes Verbum pes =
„er kam heraus".
dg tovg xoiqovg . . . dg rrv itäXaaaav. — Dämonen weilen gern an un reinen Orten u. an Wasserstätten, s. den eben genannten Exk. Nr. 4, e u.f. 9,1:
Er k a m in s e i n e ( e i g e n e )
Stadt.
elg xr)v idiav noXiv, d. h. in die Stadt, deren Bürger er war. — Das städtische Vollbürgerrecht wurde erworben durch einen Aufenthalt von
Matth 9,1.2(91)
494
12 Monaten in einer Stadt. Die Stadt wird dadurch für den Betreffenden zu „seiner" Stadt vw, er selbst gehört zu den -nyn
oder -»lyn i
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eigentlichen städtischen Bürgern. Diejenigen, die noch nicht 12 Monate in einer Stadt weilen, bilden die Klasse der -r-yn l a o n , der städtischen Einwohner. Sie gelten als städtische Halbbürger, die weder die vollen Bürgerrechte genießen noch auch die vollen Kommunallasten zu tragen haben; zu letzteren wird ein Halbbürger nur dann in vollem Maße wie ein Vollbürger herangezogen, wenn er Grundbesitz erworben hat. Eine dritte Kategorie bildeten die vorübergehend, d. h. weniger als 30 Tage in einer Stadt Anwesenden; falls sie in dieser Zeit nicht Grundbesitzer wurden, waren sie von allen ordentlichen Lasten frei. Vgl. Weinberg, Die Organisation der jüdischen Ortsgemeinden in der talmudischen Zeit, Monatsschrift für Gesch. u. Wiss. des Judentums, 1897, S. 639 ff. BB 1, 5: Wie lange muß man in einer Stadt sein, nm den Borgern der Stadt gleich zu sein, *••>»« « B U K : ? Zwölf Monate. Hat man aber darin ein Wohnhans gekauft, so ist man sofort den Bürgern der Stadt gleich. H TN d 2,10 (278): Wenn einer gelobt, kernen Nutzen von den Borgern „seiner" Stadt, *n->9 -aa, haben zu wollen, u. es kommt ein andrer u. wohnt dort 30 Tage, so darf er von diesem Nutzen haben (denn dieser gehört zu den ->'yr. - a o v ) . Wenn er aber dem Nutzen von den Einwohnern „seiner" Stadt i-i-y «a«-)« durch Gelübde entsagt hat, u. es kommt ein andrer u. wohnt dort 30 Tage, so ist ihm ein Nutzen von diesem verboten. — Dasselbe pN d 5 , 3 9 , 12; als Bar BB 8* in folgender Fassung: Wenn einer dem Nutzen von den B ü r g e r n der Stadt -*yn m* durch Gelübde entsagt, so ist ihm jeder verboten, der dort 12 Monate weilt, von ihm Nutzen zu haben; wer kürzere Zeit dort wohnt, ist ihm erlaubt. Wer aber dem Nutzen von den E i n w o h n e r n der Stadt * a v r entsagt, dem ist jeder verboten, der dort 30 Tage weilt, um von ihm Nutzen zu haben; wohnt er aber kürzere Zeit dort, so ist er ihm erlaubt. || TPea 4 , 9 (23): Wenn jemand 30 Tage in einer Stadt wohnt, so gilt er in bezug auf die Beisteuer zur Armenkasse r.t>p gleich den Bürgern jener Stadt "TOSMS n«yrr nritc (d. h. er hat ebensoviel zu zahlen, wie jene); in bezug auf die Beisteuer zur Armenbekleidungskasse (wird er den Vollbürgern gleich) nach sechs Monaten, u. in bezug auf die Beisteuer zu den Palisaden (zur Befestigung) der Stadt nach zwölf Monaten. Ähnlich pPea8,21», 37 u. pBB 1 , 1 2 , 47. — Vollständiger BB 8* Bar: Nach 30 Tagen bat man beizusteuern zur Ortsarmenkasse (1. r.tip statt «ursr), nach drei Monaten zur Unterstützungskasse für durchreisende Arme (1. " W U P = Schüssel statt nc*>p), nach sechs Monaten zur Bekleidungskasse, nach neun Monaten zur Begräbniskasse (für Arme), nach zwölf Monaten zu den Palisaden der Stadt || Belege zu dem Ausdruck „seine* Stadt. 3 Esra 5 , 8 : Sie kehrten nach Jerusalem u. dem übrigen Judäa zurück ein jeder in seine Stadt eis %n noUv. || Midr Qoh Anfang: R. Chanina b. Dosa (um 70) sah» wie die Bürger seiner Stadt •n«» «sa Gelübde- u. freiwillige Opfer nach Jerusalem hinauf brachten. Er sprach: Alle bringen Gelübde- u. freiwillige Opfer nach Jer.'hinauf, u. ich bringe nichts hinauf (infolge meiner Armut). Was tat er? Er ging hinaus auf das Triftland seiner Stadt hv nia-taV || GnR 9 (7»): R S c h ^ u ö l b. Nachman (um 260) hat erzählt: Ich ritt auf der Schulter meines Großvaters, der aus seiner Stadt •n-y* nach K phar-Chanan hinaufging || NuR 18 ( 1 2 5 ) : R. Jannai (um 225) saß o . trug am Tore seiner Stadt •n*» Schriftdeutungen v o r . . . . e
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9,2 % : Sei g e t r o s t , K i n d , ts'xvov. Die entsprechende hebr. Anrede b
ist 12a, mein Kind, mein Sohn. Als Beispiel s. Schab 30 bei Mt 5,5 S. 1980: Seder ElijR 18 bei Mt 9,13 9C; Aboth RN 4 bei Mt 9,13 8 ; Aboth RN 4 bei b
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Mt9,15»Anm.A;M«g24 beiMt9,27«,Ende;TN g8,2(628)beiMtl0,l».
Matth 9 , 2 ( 8 )
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9, 2 95: D e i n e S ü n d e n ai>nd v e r g e b e n ( e r l a s s e n ) , cupfevval aov ai afiaouai. — Im Rabbin. sind die gebräuchlichsten Verba für
„ver
geben* nVo (schon ini A T ) , brva, p a t y . Die Sündenfreiheit der messian. Heilsgemeinde gilt der älteren Zeit meist als etwas Selbstverständliches. Der Messias ist an der Herbei führung
dieses Zukunftsideals nach etlichen Stellen insofern beteiligt,
als er durch das Weltgericht die Gottlosen aus Israel vernichtet, die Macht der dämonischen Gewalten beseitigt u. sein gerechtes Volk durch sein Regiment vor Sünde bewahrt; s. die Belege bei Mt 1,21 S. 67 ff. — Auch der Gedanke findet sich, daß Israel auf Grund der Fürbitte u. der Leiden des Messias Vergebung der Sünden erlangen werde, s. Targ Jes 5 3 , 4 ff., oben S. 4 8 2 ; ferner bei Lk 2 4 , 2 6 I, 3 u. 4 Anm. l—q.
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Dagegen ist uns keine Stelle bekannt, in der der Messias kraft eigner Machtvollkommenheit einem Menschen die Vergebung der Sünden zu spricht. Die Sündenvergebung bleibt überall das ausschließliche Recht e
Gottes; auch P siq 149» (s. gleich) macht keine Ausnahme. Über den Zus.hang von Sünde u. Krankheit, bezw. von Genesung u. Sündenvergebung orientieren zwei Aussprüche prinzipieller Art. a
Schah 5 5 : R. Ammi (um 300) hat gesagt: Es gibt keinen Tod ohne Sünde u. keine Züchtigungen (Leiden) ohne Schuld. Es gibt keinen Tod ohne Sünde, s.: „Die Seele, die da sündigt, die soll sterben; ein Sohn soll nicht die Schuld des Vaters tragen, noch der Vater die Schuld des Sohnes tragen; die Gerechtigkeit des Gerechten wird über ihm sein u. die Bosheit des Bösen wird über ihm sein" Ez 18,20. Es gibt keine Züchtigungen ohne Schuld, s.: „Ich will heimsuchen mit dem Stecken ihren Frevel u. mit Plagen ihre Missetat" P s 8 9 , 3 3 . — Man wandte ein: Es sprachen die Engel des Dienstes vor Gott: Herr der Welt, warum hast du den Tod über den ersten Menschen verhängt? Er antwortete: Ein leichtesGebot hatte ich ihm geboten u. er übertrat es! Sie sprachen: Aber haben denn nicht Mose u. Ahron die ganze Tora gehalten u. sie sind gestorben? Er antwortete: Ein Geschick trifft den Gerechten wie den Gottlosen (Qoh 9 , 2 ) . — W e r (wie R. Ammi) sagt, stimmt überein mit einem Tannalten. Denn in einer Bar ist gelehrt worden: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte: Auch Mose u. Ahron sind der Sünde wegen gestorben, s.: „Darum daß ihr nicht an mich geglaubt habt* Nu 20,12! Siehe, wenn ihr an mich geglaubt hättet, so wäre eure Zeit, von der Welt zu scheiden, noch nicht gekommen. — Man wandte ein: Vier sind infolge des Rates .der Schlange gestorben (d.h. ohne durch eigene Sünde den Tod verschuldet zu haben): nämlich Ben jamin der Sohn Jakobs, f Amram der Vater Moses, Isai der Vater Davids u. Kibab der Sohn D a v i d s . . . . Daraus entnehme ich, daß es einen Tod ohne Sünde u. Züchtigungen ohne Schuld gibt. Aber der Einwand des R. Ammi bleibt (nnwiderlegt) bestehn. — Parallelstellen zu Ammis Ausspruch: LvR37 ( 1 3 3 ) ; Midr Qoh 5,4 (25»); zu dem Wort des R. Schimfon b. Eifazar: SNu 27,14 § 137 ( 5 1 ) ; zu der Ausführung über die vier durch den Rat der Schlange Gestorbenen BB 17». || N d 4 1 » : R. Chijja b. A b b a (um 280) hat gesagt, R. Alezandrai (um 270) habe gesagt: Der Kranke steht von seiner Krankheit nicht auf, bis man ( = Gott) ihm alle seine Sünden vergeben hat, s.: „Der dir alle deine Sünde vergibt, der Heilung schafft all deinen Gebrechen" Ps 103,3 (also erst Vergebung, dann Genesung). || P siq 149»: Das Gewand, in das Gott dereinst den Messias kleiden wird, wird bell u. immer beller leuchten von einem Ende der Welt bis 'zum andren, s.: „Gleich einem Bräutigam, der den priesterlicben Kopfputz aufsetzt" Jes 61,10, u. Israel wird sich seines Lichtes erfreuen. Dann wird man .sagen: Heil der Stunde, d
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So ist zu lesen; R. Chijja ist der Tradent.
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M a t t h 9 , 2 ( » ) . 9, 3 ( « 1 . 2 )
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da der Messias geschaffen (geboren) ward; Heil dem Leibe, ans dem er hervorging; Heil dem Geschlecht, das ihn sieht (••«««. = «r-x ri»«^ -i-yv ->ii); Heil dem-Auge', das gewürdigt ward, ihn zu schauen! Denn das öffnen seiner Lippen ist Segen u! Frieden, sein Sprechen ist Erquickung des Geistes m - m s ; Majestät u. Herrlichkeit ruht auf seinem Gewand, Sicherheit u. Glück ist in seinem Wort, seine Zunge ist Ver gebung u. Verzeihung ^ n - ' w n«--;«; x^v's, sein Gebet ein wohlgefälliger Duft u. sein Flehen Heiligkeit u. Reinheit. Heil Israel über das, was ihnen aufbewahrt ist: „Wie groß ist dein Gutes, das du birgst für die, so dich fürchten!'' Ps 31,20. — Parallelstelle P siqR 37 (I64 j. — Wenn es oben heißt, daß des Messias Zunge Vergebung u. Verzeihung sei, so hat man dabei nicht an eigentliche Sündenvergebung zu denken, sondern an sein mildes Orteilen, das bereit ist, Unrecht überall zuzudecken u. zu vergessen. e
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9, 8 H: E i n i g e der S c h r i f t g e l e h r t e n Über ygafifiaTsvq
s p r a c h e n bei s i c h . —
s. oben S.79. Der Gelehrtenstand umfaßte die 1
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•die wozn ^T?^ ?. - die o^ni^n. 1. Zu den Chakhamim, den Weisen, gehörten alle diejenigen, die durch die Ordination n=i?p öffentlich als „Gelehrte" anerkannt waren. Sie durften den Ehrentitel „Rabbi" führen, als Richter in Strafprozessen fungieren,a gegebenenfalls auch rechtsgültig für sich allein Zivilklagen entscheiden.b — Über die Ordination s. bei Apg 6, 6; über den Titel „Rabbi" bei Mt 23, 7. a. Sanh 3&: Geldprozesse werden durch drei Laienrichter abgeurteilt, Beraubungen «her u. Verwundungen durch drei anerkannte v r w s (ordinierte) Richter. b. Sanh 4*> Bar: Geldprozesse werden durch drei (Personen) abgeurteilt, u. wenn ein öffentlich Anerkannter (Ordinierter) da ist, darf er auch allein entscheiden. Rab Nachman (f 320) hat gesagt: leb zB entscheide Geldprozesse allein; ebenso hatR. Chijja (um 280) gesagt.
2. Ein Talmid-Chakham (wörtlich: Gelehrtenschüler) war ein Ge lehrter, der die Ordination noch nicht empfangen hatte, obwohl er den traditionellen Stoff samt der halakhischen Methode so weit beherrschte, •daß er die religionsgesetzl. Bestimmungen auf die konkreten Einzel fälle, wie sie das tagtägliche Leben gerade zeitigte, richtig anzuwenden vermochte. Die Gesamtheit dieser Nichtordinierten heißt im pT oft *
a. Sota 22 Bar: Eine Jungfrau, die eine Betschwester ist, eine Witwe, die umher läuft (von Haus zu Haus) u. ein Kind, dessen Monate nicht voll sind (das nicht aus getragen ist), siehe, die richten die Welt zugrunde.. . . Was ist ein Kind, dessen Monate nicht voll sind? Man hat es so gedeutet: Es ist ein Gelehrtenschüler (TalmidChakham), der seine Lehrer verachtet (wörtlich: gegen sie ausschlägt). R. Abba ium 290) hat gesagt: Es ist ein Schüler, Talmid, der noch nicht bis zum Lehren (Entscheiden) gelangt ist u. (gleichwohl) lehrt (Entscheidungen trifft). Denn R. Abbahu (um 300) hat gesagt, Rab Huna (t 2y7) habe gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Was bedeutet: „Viel
Matth 9, 3 (H 2)
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sind der Erschlagenen, die sie hingestreckt hat, u. verschlossen alle von ihr Getöteten" Spr 7,26? (so der Midr). „Viel sind der Erschlagenen, die sie hingestreckt hat", da mit ist ein Gelehrtenschüler gemeint, der noch nicht bis zum Lehren (Entscheiden) gelangt ist u. doch lehrt; „u. verschlossen alle von ihr Getöteten", damit ist ein G. gemeint, der bis zum Lehren (Entscheiden) gelangt ist, aber nicht lehrt (sondern seinen Mund geschlossen hält). Und bis wie lange (darf man nicht lehren oder entscheiden i? Bis man 40 Jahre alt ist. Aber Raba (f 352) hat doch (früher) gelehrt! Ja, aber unter Gleichen (seine Kollegen waren weder älter, noch gelehrter als er). b. Schab 114»: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Wer ist ein solcher Gelehrtenschüler, daß man ihn zum Leiter einer Gemeinde bestimmen kann? Derjenige, den man nach etwas Halakhischem an jeder beliebigen Stelle (des Talmuds) fragt, u. er sagt es, selbst aus dem Traktat Kalla ( = Braut, junge Frau, einer der außerkanonischen Traktate des Talmuds, der über eheliche Verhältnisse handelt u. in den Schulen wohl selten besprochen wurde; Einl. 73). — Auch die rituelle Praxis sollte der TalmidChakham nach Chullin 9 auszuüben imstande sein: Rab J huda (f 299) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Ein Gelehrtenschüler muß dreierlei lernen, das Schreiben, das Schlachten (Schächten) u. das Beschneiden. Rab Chananja b. Sch'lamja (um 260) hat im Namen Rabs lf 247) gesagt: Auch auf den Knoten der Gebetsriemen u. den Lobspruch Uber die Brautpaare u. die Cicith (Schaufäden) muß er sich verstehen. || P s 112» Bar: Siebenerlei hat R. fAqiba (t um 135) seinem Sohne R. J'hoschua? be fohlen: . . . Wohne nicht in einer Stadt, deren Haupt ein Gelehrtenschüler ist. . . . Raschi begründet diesen Ausspruch so: denn der G. wird sich mit dem Studium be schäftigen u. nicht mit den Angelegenheiten der Gemeinde. Dagegen fArukh ( • : » ) : den Gelehrtenschülern gebricht es an Amtsautorität n t s * « ro-s onb y« 0 - « ^ " f j V r o . || Andersartig ist der Ausprucb Rabs Schab 11 . — Aus pJ'b 12,13», 12 können wir ent nehmen, daß die Gemeinden, denen ein Talmid Chakham als Lehrer u. Leiter über wiesen werden sollte, diesen zuvor einer Art Probeaufstellung unterwarfen. Die Stelle berichtet: Die Bewohner von Simonja (in Galiläa) kamen zu Rabbi; sie sprachen zu ihm: Bitte, gib uns einen Mann als Prediger, Richter, Synagogenaufseher, Bibellehrer u. Mischnalehrer u. der uns alle unsre Anliegen besorgt. Er gab ihnen den Levi bar Sisi. Sie machten ihm eine große Rednerbühne u. setzten ihn darauf. Dann fragten sie ihn: Womit soll eine Frau, die nur einen Armstumpf hat (bei verweigerter Leviratsehe), die Zeremonie des Schuhausziehens vollziehen? Er konnte ihnen nicht antworten (Aph v. zrt). Wenn sie Blnt speit? (fragten sie weiter, hat sie damit der Bestimmung Dt 25,9 genügt?) Er konnte ihnen nicht antworten. Da sprachen sie: Vielleicht ist er kein Kenner der Halakha, wir wollen ihn aus der Hasgada befragen. Sie fragten: Was bedeutet: „Aber ich will dir verkünden, was aufgezeichnet ist in einer Schrift der Wahrheit" Dn 10,21? Wenn „Wahrheit", wozu dann noch „aufgezeichnet"? u. wenn „aufgezeichnet", wozu dann noch „Wahrheit"? (Eins von beiden hätte genügt.) Aber er konnte ihnen nicht antworten. Da sprachen sie zu Rabbi: Ist das der Er wünschte, um den wir dich gebeten hatten? Er antwortete: Bei eurem Leben, einen Mann, der mir gleichkommt, habe ich euch gegeben! (Hinterher stellt sich dann heraus, daß- Levi b. Sisi vor lauter Hochmut nicht habe antworten könneu, worauf ihn Rabbi an Spr30,32 erinnert.) — Diese Erzählung auch GnR 81 (51*'). a
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C. Sanh 5": Mar Zutra b. Nachman (um 300) entschied (als einzelner) in einer (zivilrechtlichen) Klagesache u. irrte (in seiner Entscheidung). Er kam vor Rab Joseph if 333); der sprach zu ihm: Wenn sie (die Parteien) dich angenommen haben (als Richter mit der Erklärung, sich deiner Entscheidung bedingungslos unterwerfen zu wollen), so brauchst du (dem Geschädigten) keinen Ersatz zu zahlen; wenn aber nicht, so geh u. zahle! Daraus entnehme ich, daß, auch wenn der Gelehrte keine Autorisation erhalten hat, sein Urteilsspruch doch gültig ist. 1
So die bessere Lesart statt: „deren Häupter Gelehrtenschüler sind", 8. Bacher, Tann. 1, 269. 2
S t r a c k u. B i l l e r b e c k . NT I.
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Matth 9,3 ( « 8 . » ) • 9,9.10.11
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3. Ein Schüler n-nabr endlich war derjenige, der sein Studium noch nicht so weit absolviert hatte, daß er in die Reihe der Gelehrtenschüler eintreten konnte. 9,3 95: D i e s e r l ä s t e r t , ßXatrtprjpsT = ?nr.. Über Gotteslästerungen s. bei Mt 25, 25. 9 , 9 : Er sah einen M e n s c h e n an der Z o l l s t ä t t e mit Namen Matthäus.
sitzen
xd xsXmviov = osan ma. — In einem älteren Gleichnis heißt es: Gleich einem König von Fleisch u. Blut, der an einer Zollstätte vorüber ging; er sprach zu seinen Dienern: Gebt den Zöllnern den Zoll; s. Sukka 30» oben S. 379 y. — Ma&fraTov Xfyofisvov, s. bei Mt 10,3. 9 , 1 0 : A l s er in dem H a u s e zu T i s c h e l a g , s i e h e , da k a m e n v i e l e Z ö l l n e r u. S ü n d e r . avTov avaxeiiibvov. — Über Liegen u. Sitzen beim Essen usw. s. den Exkurs: Ein altjüdisches Gastmahl. noXXoi zeXm'cci. — Über die Zöllner s. bei Mt 5, 46. d/xaQTwXoi = D - ^ H . — Als notorische Sünder, die deshalb auch als Richter u. Zeugen untauglich waren, galten nach Sanh 3 , 3 : Der Würfel spieler, der auf Zins Leihende, die, welche (im Wettsport) Tauben fliegen lassen, u. die, welche mit dem Ertrag des Sabbatjahres handeln. — Sanb 2 5 Bar fügt hinzu: Die Räuber u. die Gewalttätigen rao^rwYj y^lOT- — Eine andre Bar Sanh 2 5 nennt noch: Die Viehhirten, die Steuererheber u. die Zöllner. Die beiden Synonyma o m u. o^an Gn 13,13 erklärt Targ Onk s o : „Die Leute von Sodom waren böse (xvra = c s n ) mit ihren Gütern u. sündig (schuldbeladen -pavi = o-^sn) durch ihre Leiber." — GnR 41 ( 2 5 ) heißt es stattdessen: „Böse", einer gegen den andren; „sündig", durch Unzucht; „gegen Jahve", durch Götzendienst; „gar sehr", durch Blut vergießen. — Targ Jerusch I: „Die Leute von Sodom waren schlecht mit ihren Gütern der eine gegen den andren u. sündig mit ihren Leibern durch Unzucht u. Vergießen unschuldigen Bluts, u. sie trieben Götzen dienst u. empörten sich gegen den Namen Jahves sehr. b
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9,11: W a r u m i ß t e u e r L e h r e r mit den Z ö l l n e r n u. S ü n d e r n ? e
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B rakh 4 3 Bar: Sechs Dinge gereichen dem Gelehrtenschaler zur Schande: er soll nicht parfümiert auf die Straße hinaustreten, er soll nicht des Nachts allein ausgehn, er soll nicht mit geflickten Schuhen ausgehn, er soll nicht mit einem Weihe auf der Straße reden, er soll nicht in Geraeinschaft mit gesetzesunkundigen Leuten ((Am haarec, s. zu Joh 7,49) zu Tische liegen as- b» u. er soll nicht zuletzt in das Lehrhaus eintreten. Einige fugen noch hinzu: er soll nicht große Schritte machen u. er soll nicht in aufgerichteter Haltung einhergehn. . . . Er soll nicht in Gemeinschaft mit gesetzesunkundigen Leuten zu Tische liegen; weshalb? Er könnte sich von ihnen an gezogen fühlen (u. ihre Sitten annehmen). II TD mai 8,6 f. ( 4 9 ) : Ein Chaber (Mitglied des Pharisäerbundes) soll nicht dienen (aufwarten) bei der Hochzeitsfeier oder dem Gastmahl eines fAm ha-arec, es sei denn, daß alles unter seinen Händen ordnungse
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Matth 9,11.13 ( « . SB)
mäßig verzehntet worden ist, wäre es auch nur ein Heber (Saugapparat) zum Wein. Wenn daher ein Chaber bei der Hochzeitsfeier oder dem Gastmahl eines fAm ha-arec zu Tische dient, so gilt dies als Beweis für richtige Verzehntung. Wenn ein Chaber bei der Hocbzeitsfeier oder dem Gastmahl eines fAm ha-arec zu Tische liegt ac*e, so soll er, auch wenn man ihn sieht, seine Hände abspülen u. sofort essen, abspalen u. sofort trinken; aber dies gilt nicht als Beweis für richtige Verzehntung, er könnte ja in seinem Innern verzehntet haben (indem er vor dem Essen bei sich selbst spricht: Für alles, was ich essen werde, will ich morgen von einer andren Stelle her den Zehnten ab sondern). — Dasselbe mit Abweichungen als Bar pD mai 2,22 , 53. | | D m a i 2 , 3 : W e r es auf sich nimmt ein Chaber zu sein, . . . soll bei einem fAm ha-arec nicht als Gast sein, noch einen solchen in seinem Gewand bei sich zu Gaste laden. — Anders in der Parallelstelle TD mai 2 , 2 (47). — SDt 1,1 § 1 (64»>): R. Schimfon b. Jochai (um 150) sagte: Gleich einem, der Gelehrte u. Schüler (als Gäste bei sich) aufnahm, u. alle priesen ihn glücklich. Da kamen Heiden, u. er nahm sie (gleichfalls) auf; u. die Leute sagten: Es ist die Gewohnheit des NN jedermann aufzunehmen. So sprach Mose zu Israel: (Ihr habt) genügend Gold für die Wohnung (Stiftshütte) u. genügend Gold für das Kalb. — Der Ortsname arj -r Dt 1,1 wird gedeutet = a-j *n genug Gold. e
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9,13 tt: H i n g e h e n d a b e r l e r n e t , nooev&äiveq äe fid^sts— Dieser Redewendung entspricht der Schulausdruck -nb KX „geh hin u. lerne". Seder ElijR 18: Einmal zog ich (der Prophet Elias) von Ort zu Ort; da traf mich ein Alter, der zu mir sprach: Rabbi, warum sind die Hausväter Israels betrübt, wenn sie keine Kinder haben? Ich antwortete: Mein Sohn, (daß sie keine Kinder empfangen, geschieht,) weil Gott sie mit vollkommener Liebe liebt u. sich über sie freut u. sie läutert (prüft), damit sie viel um Erbarmen vor ihm flehen. Er sprach: Nicht viel mehr, weil (Geschlechts-)Lust in ihrem Innern ist u. sie Weiber nehmen ohne (den Gedanken an) Fortpflanzung? Ich antwortete: Mein Sohn, wir haben viele Hausväter, die Eseltreiber sind u. nur Ein Weib haben u. betrübt sind, wenn sie keine Kinder haben (auf sie trifft also dein Einwand nicht zu). Du kannst es erkennen, daß dem so ist; geh hin, lerne "-vb NU es von unsrem Vater Abraham (u. Sara), die 75 Jahre unfruchtbar waren; u. sie flehten viel um Erbarmen, bis Isaak kam, u. sie freuten sich seiner. Geh hin, lerne es von Rebekka, die 20 Jahre unfruchtbar war, u. sie flehte viel um Erbarmen, bis Jakob kam, u. sie freuten sich seiner. Geh hin, lerne es von Rahel, die 14 Jahre unfruchtbar war usw. Geh hin, lerne es von Hanna, die 19^2 Jahr unfruchtbar war usw. || NuR 8(149"): In jener Stunde (da Gott das Recht der Gibeoniter von Saul forderte) sprach David: Wie, wegen dieser Proselyten t u t Gott seinem Volk also? Gott antwortete ihm: Wenn du die Fernen fernhältst, wirst du schließlich auch die Nahen entfernen; geh hin u. lerne -v'-i s s von deinem Lehrer Josua! Denn als die Gibeoniter zu ihm sprachen: „Komm eilends zu uns herauf u. rette uns u. steh uns bei" Jos 10, 6, sprach Josua: Wie, wegen dieser Fremdlinge (Proselyten) sollten wir die Gesamtheit (Gemeinde Israel) belästigen? Gott aber sprach zu ihm: Josua, wenn du die Fernen fernhältst, wirst du schließlich auch die Nahen entfernen; geh hin u. lerne, woher deine Pflanzung (Abstammung) ist; nicht von Fremden (Proselyten)? s. Gn 46,27 u. Nu 13,8. II Im Plural steht die Wendung Aboth 2 , 9 : (Rabban Jochanan b. Zakkai, f um 80, sprach zu Beinen Schülern:) Geht u. seht vs-n nsu; welches ist eine gute Handlungsweise? . . . Geht u. seht; welches ist eine schlechte Handlungs weise? . . . Vgl. W.Bacher, Terminologie 1,75. 1
9,13 33: B a r m h e r z i g k e i t will i c h u. n i c h t O p f e r , tteog x>tX(o xai ov d-vaiav. — Targ Hos 6, 6: An denen, die Barmherzigkeit üben, ist Wohlgefallen vor mir mehr als am Altar. 1
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Nach K th 5,6 sind Eseltreiber, weil sie häufig ihrem Hause fernbleiben müssen, zur Ausübung der ehelichen Pflicht wöchentlich Einmal verbunden.
Matth 9, IS ($0). 9,14. 15 (91)
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AbothRN 4 : (Za dem Aussprach des R. Schimfon des Gerechten I., um 300 v. Chr. in Aboth 1,2: „Auf drei Dingen steht die Welt, auf der Tora, dem Opferdienst u. den LiebeserWeisungen* heißt es:) „Auf den LiebeserWeisungen" inwiefern? Siehe, es heißt: „An Liebe habe ich Wohlgefallen u. nicht am Schlachtopfer" Hos 6,6. Die Welt ist von Anfang an nur durch Liebe erschaffen worden: „Ich sage: Liebe baut die Welt auf" P8 89,3 (so der Midr). Einmal war Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80 n. Chr.) aus Jerusalem hinausgegangen u. R. J hoscbuaf ging hinter ihm (folgte ihm als sein Schüler), u. er sah das Heiligtum zerstört, die Stätte, da man für die Sünden Israels Sühnung beschaffte. Er sprach zu ihm: Mein Sohn, es mißfalle dir nicht! wir haben Eine Sühne, die jener gleicht; u. welche das ist? Das sind die Liebeserweisungen s. Hos 6,6 (wie oben). II Sukka 491>: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Wer Wohltätigkeit übt, ist größer, als alle Opfer, s.: „Daß man Wohltätigkeit (so der Midr) u. Gerechtig keit übe, ist Jahve lieber als Opfer" Spr 21,3. — In Midr Spr 21,3 ( 4 5 ) sagt R. Eifazar b. Schimfon tum 180): Wer Wohltätigkeit übt u. Recht, dem rechnet es die Schrift so an, als brächte er Brand- u. Schlachtopfer dar. s. Spr 21,3. II DtR 5 (201 ): „Daß man Wohltätigkeit u. Gerechtigkeit übe, ist Jahve lieber als Opfer" Spr 21,3. Es heißt nicht „ebenso lieb wie Opfei* - i » r , sondern „lieber als Opfer" ^ a « . Inwiefern? Opfer pflegten nur dargebracht zu werden, solange der Tempel stand; aber W . u. Recht sind in Übung, solange der Tempel bestand u. zur Zeit, da er nicht besteht. Eine andre Erklärung: Die Opfer sühnen nur den, der versehentlich gesündigt hat; aberW. u. Recht gereichen zur Sühnung sowohl dem, der versehentlich, als auch dem, der vermessen gesündigt bat. Eine andre Erklärung: Die Opfer sind in Übung nur bei den Unteren (Menseben : W . u. Recht sowohl bei deu Oberen (Engeln , als auch bei den Unteren. Eine andre Erklärung: Die Opfer sind nur in dieser Welt in Übung, W . u. Recht so wohl in dieser als auch in der zukünftigen Welt || B r a k h 5 5 : R. Jochanan ( t 279) u. R. Eifazar (um 270) haben beide gesagt: Solange der Tempel bestand, verschaffte der Altar Israel Sühnung, aber jetzt verschafft der Tisch des Menschen ihm Sühnung (d. h. das Speisen der Armen). a
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9,14: W a r u m f a s t e n w i r u. d i e P h a r i s ä e r ? Zum Fasten speziell der Pharisäer s bei Lk 18, 12. 9.15:
Können wohl die Söhne des B r a u t g e m a c h s t r a u e r n , s o l a n g e d e r B r ä u t i g a m bei i h n e n i s t ? 9,15 8: oi viu) in? yvuifü,t»Q ist Wiedergabe des rabbin. nnsin ^ a — „Söhne des Brautgemaches" u. bezeichnet die zur Hochzeit geladenen Freunde des Bräutigams. Ein allgemeinerer Ausdruck ist o-rnS»« = Gäste. — Von den nein -«ra werden unterschieden die i ^ a t f i c b (Sing. -,-'T^' - ), deren es in älterer Zeit, wenigstens in Judäa-, zwei d e gab. Es waren dies die Brautführer, /luouvvfUfnn, wohl meist die vertrautesten Freundec des Brautpaars, die den Geschlechtsverkehr des jungen Paars zu überwachen hattend u. auch -onst eine gewisse Vertrauensstellung dem Ehepaar gegenüber einnahmen, e Im großen u. ganzen beruhte das Verhältnis der H E T -:a u. *,-:-a-*- zum Bräutigam auf Gegenseitigkeit: man erwartete vom Bräutigam, daß er die Aufmerksamkeiten, die ihm seine Hochzeitsfreunde durch ihr persönliches Erscheinen u. durch ein Geschenk erwiesen hatten, später gleicherweise erwidern werde; ent1
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Selten u. nicht ganz sicherer Deutung ist « : : ; -sa (KJÜS; -aa) f E r 4 0 ; BB 1 4 5 ; die letztere Stelle 8 Anm. f. * Wohl von aas „verbunden sein", s. Levy 4,526.
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sprach er dieser Erwartung nicht, so konnte das ihm gemachte Hoch zeitsgeschenk, soweit es in barem Gelde bestanden hatte, sogar ge richtlich wieder eingefordert werden; höchstens durfte er eine bestimmte Summe für das, was der Freund an seiner Hochzeitstafel verzehrt hatte, in Abzug bringen.' — Eine «p^a^ic wird wohl nur Qid 81" erwähnt.g — Das Institut der Brautführer wird auf Gott zurückgeführt.h b
a. LvR 28 (126 ) s. SBAnm.y. b. Die nein »ja werden neben den j's-avi? genannt, zB Sukka 2 5 u. Parallelen s. 8 Anm. 6. C. Sanh 3 , 5 : Der Freund u. der Feind (sind untauglich als Richter u. Zeuge zu fungieren, nämlich wegen parteiischer Befangenheit). Wer ist der Freund? Sein Braut führer t:-ar w. d. TK th 1,4 (261) s. oben S. 45 f. Zwei Brautführer auch ExR 41 s. Anm. e Ende. e. ExR 46(101»): Mose sah, daß die Israeliten gesündigt hatten, u. zerbrach die Tafeln (des Gesetzes). Gleich einem König, der ein Weib nahm u. ihr die Hochzeit^verschreibung schrieb, die er in die Hand des Brautführers nv-z legte. Nach etlichen Tagen ging ein übles Gerücht über sie aus. Was tat der Brautführer? Er zerriß die Hochzeitsverschreibung u. sprach: Es ist besser, daß sie als Ledige gerichtet wird u. nicht als Eheweib. So hat auch Mose gehandelt. Er sprach: Wenn ich die Tafeln nicht zerbreche, so gibt es für Israel keinen Fortbestand, s.: «Wer den Göttern, außer allein Jahve, opfert, soll gebannt werden' Ex 22,19. Was tat er? Er zerbrach die Tafeln. Er sprach zu Gott: Sie haben nicht gewußt, was auf ihnen geschrieben stand. || ExR 47 ( 1 0 1 ) : „Schreibe dir diese Worte a u f Ex 34,27. Gott sprach zu Mose: Die ersten Tafeln hatte ich geschrieben (s. Ex 31,18); aber die zweiten schreibe du — o daß ich doch meine Hand dazu hergeben könnte (aber ich gewinne es nicht über mich)! Gleich einem König, der ein Weib nahm u. ihr den Ehevertrag aus seinem eigenen Schreibmaterial schrieb. Nach einiger Zeit verging sie sich u. er jagte sie fort. Ihr Brautführer kam u. söhnte sie mit dem König aus. Dieser sprach zum Br.: Siebe, ich habe mich mit ihr ausgesöhnt, aber fertige den Eheveitrag aus — o daß ich doch meine Hand dazu hergeben könnte! i| Tanch n-p ( 2 l 9 » ) u . N u R l * ( 1 8 4 a ) : „Mose sprach: Daran sollt ihr erkennen, daß Jabve mich gesandt h a t . . . . Wenn, wie alle Menschen sterben, diese sterben . . . . so hat Jahve mich nicht gesandt" Nu 16,28 f. Womit läßt sich das vergleichen ? Mit dem Brautführer einer Königstochter, deren Jungfräulichkeitsbeweise sich in seiner Hand befanden. Da trat einer von den zu Tische Liegenden wider ihn auf u. schmähte den Br. u. sprach zu ihm: Die Tochter des Königs hat die Jung fräulichkeit nicht besessen! Da trat der Br vor den König u. sprach zu ihm: Wenn du diesen nicht abführen läßt, daß man ihn vor allen (Gästen) tötet, siehe, so werde ich selbst sagen, daß sich in der Tat die Jungfräulichkeitszeichen bei der Tochter des Königs nicht vorgefunden haben. Sofort sprach der König: E s ist besser für mich, daß ich jenen töten lasse, als daß der Br. ein übles Gerücht über meine Tochter aus bringt. — || DtR 1 (195b): R. J*huda b. Simon (um 320) bat gesagt: Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem König, der über seine Gemahlin zürnte; er schlug sie u. ent fernte sie aus seinem Hause. Als die Brautführer davon hörten, sprachen sie zu ihm: b
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Daß aus dem S. 46 Z. 12 erwähnten judäischen Brauch unordentliches Wesen entstehn konnte u. auch entstanden ist, bezeugen Aussprüche wie Schab 8 8 u. Git 3 6 : fUlla (um 280) hat gesagt: Elend die Braut, die in ihrem Brautgemach buhlt (mit dem Brautführer); in Midr HL 8,5 (131 ) R. Schimfon b. Chalaphta, um 190, Autor. pK th 3, 27°, 6 3 : Nicht gleicht eine, der auf dem Dunghaufen beigewohnt wird ( = eine Prostituierte) einer, der im Brautgemach (vom ' n beigewohnt wird. Ferner s. Kalla 18*> oben S. 42. — Als jüdische Sitte wird unter Berufung auf Abrahams u. Isaaks Ver fahren u. unter Hinweis auf Dt 22,15 in Pirqe R. El 16 ( 8 ) registriert: ?8ia'> v n -js-» pto —rk ixz «hv yasxa D-sirar: r « K-xins -j-jms. b
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Mein Herr, verfährt ein Mensch so mit seinem Weibe? Was hat sie dir getan? Dann sprachen sie zn ihr: Wie lange willst da ihn erzürnen? Ist es denn bloß dein erstes «der dein zweites Mal? So bat auch Mose, als er zu Gott ging, zu diesem gesagt: „Warum, Jahve, soll dein Zorn wider dein Volk entbrennen?" Ex 32,11. Sind sie nicht deine Kinder? Und als er zu den Israeliten kam, sprach er zu ihnen: Wie lange wollt ihr ihn erzürnen? Ist es. denn bloß euer erstes oder euer zweites Mal? || Tanch ^nrai 2 j Gleich einem König, der ein Weib nehmen wollte; er sandte seine Bevollmächtigten aus, sie zu besehen, ob sie schön sei oder nicht. Sie besahen sie u. sprachen zum König: Es ist keine so häßlich u. verächtlich wie sie. Sein Brautführer hörte es u. sprach zu ihm: Nicht so, mein Herr; sondern kein Weib ist schöner in der Welt als sie! Da schickte er sich an, sie zu nehmen. Der Vater des Mädchens sprach zu den Bevollmächtigten des Königs: Ich habe beim Leben des Königs geschworen, daß keiner von euch hier eintreten soll, weil ihr sie vor dem König verächtlich gemacht habt. Auch zum Brautführer sprach der Vater: Auch du sollst nicht eintreten! Der Br. ent gegnete ihm: Ich habe dem König, ohne sie gesehen zu haben, gesagt, daß keine schöner in der Welt sei, während jene gesagt hatten, es gebe keine Häßlichere denn sie; nun laß mich, daß ich sie sehe, ob es sich nach meinen Worten oder nach den Worten jener verhalte. So hat auch Mose vor Gott gesagt: Mein Herr, die Kund schafter haben eine üble Rede über das Land ausgebracht. . . , aber ich habe es gelobt, ohne es gesehen zu haben, u. nun möchte ich es sehen, ob es sich nach meinen oder nach ihren Worten verhält II ExR 20 ( 8 2 ) : „Es geschah (*n~i), als der Pharao das Volk entließ" Ex 13,17. Wer hat „wehe!" gerufen (-n-i wird = -13 vae! gedeutet)? Mose. Oleich einem, der für die Tochter des Königs Brautführer geworden war; er hatte aber im Gestirn gesehen, daß er (nur) aus ihrem Vaterhaus (mit ihr) heraustreten werde. Da fing er an zu weinen. Man sprach zu ihm: Weshalb weinst du?. Er ant wortete: Ich weine, daß ich mich gemüht habe, sie hinauszugeleiten (aus ihres Vaters Haus), u. daß ich nicht mit ihr in ihr Brautgemach kommen werde. So hat auch Mose gesagt: Ich schreie, daß ich mich gemüht habe, Israel aus Ägypten zu führen, u. daß ich nicht mit ihnen in das Land (Israel) kommen werde. Z w e i v r a v v : ExR 41 ( 9 7 ) : „Zwei Tafeln der Bezeugung" E x 3 1 , 1 8 . Warum zwei? Entsprechend dem Himmel u. der Erde, oder der Braut u. dem Bräutigam, oder den beiden Brautführern, oder dieser u. der zukünftigen Welt. Vgl. auch GnR 8 in Anm. h. f. BB 9 , 4 : Wenn einige Brüder eine Hochzeitsgabe n s - a a r w zu Lebzeiten des Vaters (u. aus dessen Mitteln) gegeben haben u. (nach des Vaters Tode) wird die Hochzeitsgabe zurückgegeben, so wird sie in die Erbschaftsmasse gegeben, weil sie gerichtlich eingetrieben werden kann. Wenn aber jemand einem andren (als Hochzeits gabe) Krüge mit Wein oder ö l sendet, so können diese nicht gerichtlich eingetrieben werden, weil sie als Liebesgabe trnsn gelten (u. nicht als Darlehn wie ein bares Hoch zeitsgeschenk). II BB 145*-b Bar: Fünferlei hat man von der Hocbzeitsgabe gesagt: sie kann gerichtlich eingetrieben werden, sie muß zur bestimmten Zeit (nämlich wenn ihr Geber selbst Hochzeit macht) zurückgegeben werden, es trifft auf sie das Gesetz über Zinsnahme nicht zu (d. h. wird eine H.gabe später mit einer größeren Gegengabe er widert, so wird das Mehr nicht als Zinsleistung angesehen), das Sabbatjahr (Dt 15,2) hebt sie nicht auf u. der Erstgeborene empfängt von ihr nicht doppelten AnteiL Sie wird gerichtlich beigetrieben. Was ist der Grund? Sie gleicht einem Darlehn. Es trifft auf sie das Gesetz über Zinsnahme nicht zu; denn in dem Sinne hat man sie nicht gegeben. Das Sabbatjahr hebt sie nicht auf (läßt sie nicht verfallen); denn wir be ziehen nicht darauf die Worte: „er soll nicht drängen" Dt 15,2. Und der Erstgeborene empfängt von ihr keinen doppelten Anteil; denn sie ist für ihn nur ein in Aussicht stehendes Gut, u. der Erstgeborene empfängt von einem erst in Aussiebt stehenden Gut nicht gleicherweise wie von einem bereits in Besitz genommenen. (Dieser Satz auch B B 5 5 ) . Rab Kahana (wohl"der Lehrer Aschis, um 375) hat gesagt: Eine allgemeine Regel für die Hochzeitskameradschaft ( s r n r a w i e , d. h. für die Brautführer) ist folgende: Ist er (der ehemalige Bräutigam an dem Tage, da sein Brautführer selbst Hochzeit b
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macht) aa dem Orte anwesend, so muß er kommen (nämlich zur Hochzeitsfeier seines Brautführers, auch ungeladen) u. zwar muß er kommen, wenn er den Paukenschlag hört. (Unter Musik u. Paukenschlag wurde die Braut von ihrem Elternhaus nach der Wohnung des Bräutigams geleitet; also auch an dem Hochzeitszuge seines Braut führers hatte er sich zu beteiligen.) Hört er aber den Paukenschlag nicht, so muß er (der jetzt Hochzeit haltende ehemalige Brautführer) es ihn (den früheren Bräutigam) wissen lassen. (Hat er es ihn nicht wissen lassen,) so kann dieser über ihn murren, gleichwohl muß er (die früher empfangene Hochzeitsgabe) zurückerstatten. Bis zu welcher Höhe? Abaje lf 338/39) bat gesagt: „Die Söhne des Brautgemaches ' ( « : : ; - M ) pflegen (eine Hochzeitsgabe zu geben) bis zu einem Zuz; was ein solcher in seiner Hand gebracht hat, hat er mit seinem Magen verzehrt (an der Hochzeitstafel, ihm braucht seine Hochzeitsgabe deshalb nicht erstattet zu werden); hatte er bis zu vier Zuz gegeben, so erstattet man die Hälfte zurück (die andre Hälfte wird auf die ge nossenen Speisen verrechnet); von da an u. weiter wird jedem nach Maßgabe seiner Würde abgezogen. (Voraussetzung hierbei ist, daß, je größer die Gabe des Hochzeits gastes war, desto wertvoller auch die Speisen waren, die man ihm reichte, 8. Raschi.) Bar: Hatte er mit ihm (dem ehemaligen Brautführer) in feierlichem Aufzuge gefeiert u. will dieser jetzt mit ihm im stillen feiern, so kann er zu ihm sagen: In feierlichem Aufzuge will ich mit dir feiern, wie du mit mir gefeiert hast. Hatte er mit ihm bei einer Jungfrau gefeiert u. will dieser jetzt mit ihm bei einer Witwe feiern, so kann er zu ihm sagen: Bei einer Jungfrau will ich mit dir feiern, wie du mit mir gefeiert hast. Hatte er mit ihm bei einer zweiten Frau gefeiert u. will dieser jetzt bei der ersten Frau mit ihm feiern, so kann er zu ihm sagen: Wenn du eine zweite Frau nehmen wirst, will ich mit dir feiern. Hatte er mit ihm bei Einer Frau gefeiert u. will dieser jetzt mit ihm bei zweien feiern, so kann er zu ihm sagen: Bei einer will ich mit dir feiern, wie du mit mir gefeiert hast g. Qid 81«: Rab Bebai (um 320) kam in das Haus des Rab Joseph (f 333). Nach dem sie gespeist hatten, sprach er zu ihnen: Nehmt die Leiter unter Bebai fort. (Man hatte im Söller gespeist, in welchem B. zurückgeblieben war.) Aber Rabbah (t 380) hat doch gesagt: Wenn der Ehemann in der Stadt ist, hegt man keine Besorgnis wegen des Alleinseins (seiner Frau mit einem Manne, da seine Heimkehr jeden Augen blick erfolgen kann). Bei Rab Bebai verhielt sich die Sache anders; denn sie (die Ehe frau des Rab Joseph) war seine t c r r a s n « u. (infolgedessen) war sie gegen ihn dreist. h. GnR 18 ( 1 2 ) : R. Aibo (um 320) u. andre im Namen des R. Bannaia (um 220), der es seinerseits als Bar im Namen des R. Schimfon b . Jochai, (um 150) gelehrt hat, haben gesagt: Gott hat die Eva wie eine Braut geschmückt, u. darauf hat er sie zu Adam geführt. Es gibt Orte, in denen man die Haarflechte (**?, arj^p) .Gebäude* t*?*? «) nennt (Diese Bemerkung will das p * „er baute" Gn 2,22 erklären „er flocht der Rippe, d. h. der Eva, das Haar*.) R. Chama b. Chanina (um 260) hat gesagt: Meinst du etwa, daß Gott die Eva unter einem Johannisbrotbaum oder unter einer Sykomore hervor zu Adam geführt hat? Vielmehr hat er sie mit 24 Arten von Schmuck gegenständen geschmückt u. dann hat er sie zu ihm geführt. — Vgl. Midr Qoh 7,2 (32 ) , Autoren: R. Jochanan (f 279) u. R. Abbahu (um 300), letzterer allein TanchB - n § 2 (58b); B r a k h 6 l « , i E r I 8 \ Schab 95a u. Nidd45b R. Schimfon b. M nasja (um 180) Autor, in letzter Stelle Tradent R. Schimfon b. Laqisch (um 250); ganz kurz mit R. Bannaia als Autor u. R. Jochanan als Tradenten pSchab 1 0 , 1 2 , 59. Anonym Aboth R N 4 in folgender Fassung: W o finden wir, daß Gott sich mit einer Braut beschäftigt 1
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Midr HL 4,11 (115*): R. Huna (um 350) u. R. Chalaphta aus Cäsarea (um 270) haben im Namen des R. Schimfon b. Laqisch (Um 250) gesagt: Wie eine Braut mit 24 Schmuckgegenständen geschmückt wird, u. wenn einer davon fehlt, so ist es nichts: so muß ein Gelehrtenschüler in den 24 Büchern (des Kanons) bewandert sein, u. wenn «ins davon fehlt so ist es nichts. Dasselbe TanchB - = § 1 1 ( 6 6 * ) ; ExR 41 ( 9 7 ) . Nach den Kommentaren sind die 24 Gegenstände berechnet aus Jes 3, 18—23 = 21 Gegenstände + 3 (Balsamduft, Gürtel, Batistkleid) in Vers 24. d
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hat? Es heißt: „Es flocht Jahve Elohim der Rippe ( = Eva) das Haar* 6 n 2 , 2 2 ( s o der Midr); denn in den Seestädten nennt man das Haargeflecht (1. s>Vp statt ?*Vr) ein „Gebäude", « r - s a . Von hier lernen wir, daß Gott die Eva zubereitet u. geschmückt hat wie eine Braut, u. dann führte er sie dem Adam zu, s. Gn 2 , 2 2 : „Er brachte sie zu Adam." Einmal hat Gott dem Adam als Brautführer ^ a r i - gedient, von da an u. weiter erwirbt (wählt) sich der Mensch den Br. selbst, s.: „Bein von meinem Gebein u. Fleisch von meinem Fleisch" Gn 2, 23. (Die Beweiskraft dieser Bibelstelle leuchtet nicht ein; vielleicht gehört sie als Zitat zum nächsten Satz.) Einmal ist Eva von Adam zum Weibe genommen worden (ohne Beleg); von da an u. weiter verlobt sich ein Mensch mit der Tochter eines andren. || Aboth RN 4 : Ein andermal saß R. J huda b. Elfai (um 150; so lies statt R. Elfai) u. lehrte seine Schüler. Es ging eine Braut (d. h. ein Brautzug) an ihm vorüber. Er sprach: Was ist das? Sie antworteten: Eine Braut geht vorüber. Er sprach zu ihnen: Meine Kinder, erhebet euch u. beschäftigt euch mit der Braut; denn so finden wir es bei Gott, daß er sieb mit einer Braut be schäftigt hat, 8.: „Jahve Elohim flocht der Rippe ( = Eva) das Haar* (s. obeni. Wenn Er sich mit einer Braut beschäftigt hat, um wieviel mehr müssen wir es! |1 GnR 8 ( 6 ) : R. Simlai (um 250) hat gesagt: Wir finden, daß Gott Brautleute (wörtlich: Bräutigame) gesegnet, Bräute geschmückt, Kranke besucht u. Tote bestattet hat (das waren 4 HauptLiebeserweisungen c-ten rrs-cj); s. Gn 1,28: „Gott segnete sie . . . : Seid fruchtbar"; Gn 2,22: „Jahve Elohim flocht der Rippe das Haar"; Gn 1 8 , 1 : „Jahve erschien dem Abraham bei den Terebinthen Mamres" (um ihm einen Krankenbesuch nach der Be schneidung zu machen); Dt 34, 6: „Gott begrub Mose im Tal, im Lande Moab." Das selbe anonym Midr Qoh 7,2 (32a). _ Den gleichen Gedanken führt R. B rekhja (um 340) daselbst ein mit den Worten: „Liebeserweisungen finden sich in der Tora am Anfang, in der Mitte u. am Ende"; dasselbe anonym TanchB x—i § 4 (43b), —n § 2 (58«). || fEr 18b „Gott brachte das Weib zu Adam* G n 2 , 2 2 . Das lehrt, daß Gott das Brautführergeschäft dem ersten Menschen gegenüber verrichtete; daraus ist zu entnehmen mit Bezug auf einen Großen (Vornehmen), daß er die Brautführerschaft bei einem Geringen übernehmen soll, ohne daß es ihm mißfalle. — R. Abin (wobl der Jüngere, um 370) zieht aus Gn 2, 22 den Schluß: Wohl dem Städter, dessen Braut führer der König ist! GnR 18 (12b). In der Parallele TanchB ~n § 2 (58b) lautet der Satz: R. Äbin, der Levit u. Rabbinensohn, hat gesagt: Heil dem Städter, wenn ein König es sieht u. sie (die Braut) bei der Hand faßt u. sie ihm (dem Bräutigam) zu führt in das Haus, wie es heißt: „Er führte sie zu Adam* Gn 2, 22. — Vgl. auch den Rat, den Rab Papa (t 376) J b 63» erteilt: Steige eine Stufe tiefer, wenn du ein Weib nimmst: steige eine Stufe höher, wenn du den Brautführer wählst. || P siq 73a; R. Levi (um 300) hat im Namen des R. Chama b. Chanina (um 260) gesagt: Dreizehn Braut gemächer r*t->n hat Gott dem ersten Menschen gezimmert (wörtlich: zusammengefügt, •ve?),; s.: „In Eden, im Garten Gottes, bist du gewesen, allerlei Edelsteine umgaben dich als (Braut-)Baldachine: Karneol, Topas u. Jaspis, Tarcisstein, Onyx u. Beryll, Saphir, Granat u. Smaragd u. Gold" Ez 28, 13 (so verbindet der Midr). Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: „Elf", die Rabbinen haben gesagt: „Zehn" (Brautgemächer waren es), u. es liegt keine Meinungsverschiedenheit vor. Wer sagt: Dreizehn (Braut gemächer waren es), der läßt aus „allerlei Edelsteinen" drei verfertigt sein; wer sagt: „Elf", der läßt daraus eins verfertigt sein; wer sagt: „Zehn", der läßt keines daraus verfertigt sein (sondern zählt nur die in Ez 22, 13 genannten zehn Edelsteine als Material für je ein Brautgemach). Parallelstellen: LvR 20 (119b); Midr Qoh 8, 1 (38b); TanchB — § 2 (58b); pe iq R 14 (62a); GnR 18 (12b) BB 75a. _ Abweichend GnR 8 ( 6 ) : R. J«huda b. Simon (um 320) hat gesagt: Mikhaöl u. Gabriöl sind die Braut führer des ersten Menschen (u. Evas) gewesen. e
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9,15 95: dvvavxm... nevteTv; — Im Gegenteil bestand die Haupt pflicht der Freunde u. Hochzeitsgäste des Bräutigams darin, daß sie zur Belustigung des Brautpaares während der Hochzeitsfeier beitrugen,
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was nur immer in ihren Kräften stand.a Sie waren deshalb sogar von einigen religiösen Pflichten ernsterer Art befreit, b Die Belustigung des Brautpaares begann mit der Heimführung der Braut aus ihrem Eltern haus. Nachdem diese hier mit dem bräutlichen Schmuck geschmückt w a r , wartet sie der Stunde ihrer Heimholung. Sobald der Bräutigam u. seine Hochzeitsfreunde erschienen sind, setzt sich der Hochzeitszug, wohl meist nachdem der Vater der Braut ein kurzes Segenswort seiner Tochter als Abschiedsgruß zugerufen hat,d unter Musik u. Pauken schlage in Bewegung. Der Bräutigam u. die Braut sind bekränzt;* letztere — aber nur, wenn sie unbesoholten war — wird in einer Sänfte getragen,g die der Bräutigam mit seinen Freunden umringt. Die Bewohner des Ortes eilen in Scharen herbei, dem Brautpaar ihre Aufmerksamkeit zu erweisen; der Hochzeitspauke läuft auch noch die Alte nach." Denn es galt alsein hoch verdienstliches Werk, einer Braut das Geleit zu geben. Selbst Rabbinen unterbrachen das Torastudium, um mit ihren Schülern einer Braut diesen Liebesdienst zu erweisen. 1 Köstliche Narde verbreitete ihren Wohlgeruch inmitten des fröhlichen Zuges, k Wein u. Öl ließ man in Röhren größeren Gefäßen entströmen, dem Brautpaar damit einen Huldigungsgruß entbietend.! Dein Zuge vorauf wurde hier u. da als Symbol der Fruchtbarkeit ein Hahn u. eine Henne getragen, »h manchmal ein Weinfaß, das, wenn es verschlossen war, die Braut als eine Jungfrau, wenn offen, als eine Witwe charak terisierte, n Unter die Menge wurden Nüsse u. dgl. geworfen, bei einer jungfräulichen Braut auch geröstete Ähren, o Aus dem Zuge heraus ertönten frohe Hochzeitslieder; man ließ es sich nicht nehmen, die Anmut der Braut zu rühmen, auch wenn ihr jede Schönheit fehlte ;P manche freilich, wohl mehr abseits stehend, gefielen sich darin, am Brautpaar, ätzende Kritik zu üben. 4 So sang u. scherzte u. tanzte man, ein Myrtenreis in den Händen haltend, vor dem Brautpaar her,r bis der Zug am Hause des Bräutigams, bezw. dessen Vaters, angekommen war.s Von der Straße pflanzte sich der Jubel fort ins Haus; hier er reichte er an der Hochzeitstafel seinen Höhepunkt. Das Hochzeitsmahl, bei dem Lichter brannten,t erhielt religiösen Charakter durch die r=-a m l , d. h. durch den Segensspruch, der bei einem Becher Wein für das Brautpaar gesprochen wurde, u Der Bräutigam nahm an der Tafel den obersten Platz ein,v während die Braut schamhaft an seiner Seite saß. w Lieder wurden gesungen* u. Schwanke erzähltjy wenn der Wein seine Wirkung übte, fehlte es auch wohl nicht an zweideutigen Bemerkungen ;z daß Teile des Hohenliedes in früherer Zeit an der Hochzeitstafel g e sungen worden sind, bezeugt ein dagegen gerichtetes Verbot, Nahmen Rabbinen an der Feier teil, so entzogen sie sich der Fröhlichkeit nicht: Rabban Gamliel IL, um 90, kredenzt selbst den Gästen Weinbb u. R. fAqiba, t um 135, trinkt wiederholt auf das Wohl seiner Kollegen, cc Aber sie bemühen sich, die Ausgelassenheit einzudämmen: wir hören von zwei c
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Rabbinen, die ein wertvolles Glas vor den Augen ihrer Gäste zerbrechen um sie ernst zu stimmen, u. ein andrer zitiert zu gleichem Zweck eine Totenklage.dd — Die Hochzeitsfeier dauerte bei einer jungfräulichen Braut sieben ee Tage, bei einer Witwe** drei Tage oder noch kürzere Zeit; täglich erschienen, wie man aus einigen Stellen schließen darf neue Hochzeitsgästejgg nur die Brautführer hatten die volle Woche beim Brautpaar auszuharren,hh gewiß oftmals bis in die Nacht hinein.M Andre Hochzeitsbräuche, ferner die Bestimmungen über Verlobung, Hochzeitsverschreibung u. dgl. s. bei Joh 2 , 1 . a. Sprichwörtlich, um einen starken Kontrast auszudrücken, scheint man die Redensart gebraucht zu haben: „Wie ein Bräutigam unter Trauernden" u. „wie ein Trauernder unter Hochzeitsleuten*, Schab 114»: R. Jannai (um 225) sagte zu seinen Söhnen: Meine Kinder, beerdigt mich nicht in weinen u. nicht in schwarzen Gewändern: (nicht) in weißen; denn vielleicht möchte ich nicht als gerecht erfunden werden (im göttlichen Gericht) u. würde, sein wie ein Bräutigam unter Trauernden; (nicht) in schwarzen; denn vielleicht möchte ich als gerecht erfunden werden.u. würde sein wie ein Trauernder unter Brautleuten. — Dasselbe Nidda 20». |l B rakh 6*: Rab Aschi (t 427) bat gesagt: Das Verdienstliche der Teilnahme an einer Hochzeitsfeier liegt in den Worten (die zur Erheiterung des Brautpaares gesprochen werden).. . . R. Cbelbo (um 300) hat gesagt, Rab Huna (f 297) habe gesagt: W e r von dem Mahle des Bräuti gams genießt, ohne diesen zu erfreuen (belustigen), begeht eine Übertretung gegen die fünf Stimmen: die Stimme des Jubels, der Freude, des Bräutigams, der Braut ü. dessen, der da sagt: „Preiset Jahve C baoth" Jer 33,11. Wenn er ihn aber erfreut,, was ist sein Lohn? R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Er erlangt Kenntnis der Tora, die unten'fünf Stimmen gegeben worden ist, s. Ex 19,16.19: „Am dritten Tage, als es Morgen wurde, waren Stimmen (der Plural = 2 Stammen) . . . u. die Stimme der Posaune . . . u. die Stimme der Posaune wurde fortgehend stärker . . . u. Gott antwortete mit der Stimme." R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Wer den Bräutigam belustigt, wird angesehen, als hätte er ein Dankopfer dargebracht; s.: „(Die Stimme) solcher, die ein Dankopfer ins Haus Jahves bringen* Jer 33,11. Rab Nachman b. Jicchaq (f 356) hat gesagt: Er wird angesehen, als hätte er eine von den Ruinen Jerusalems aufgebaut: s.: „Wiederbringen will ich die Gefangenschaft des Landes, wie vormals, spricht Jahve" Jer 38,11. b. Sukka 25*: R. Abba b. Zabda (um 270) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Der Bräutigam, die Brautführer i T a t n s u. alle Hochzeitsgäste rtcin • » sind befreit von (dem Wohnen in) der Laubhütte während der ganzen sieben Tage (der Hochzeits feier) Bar: Der Bräutigam, die Brautführer u. alle Hochzeitsgäste n r i n -:a sind befreit vom (Achtzehn-JGebet (weil das Beten Andacht erfordert), u. von den Gebets riemen, aber verpflichtet zum Rezitieren des Sch'maf (weil nur der 1. Vers, dieses Bekenntnisses mit Andacht gesprochen zu werden braucht). Im Namen des R. Schela (wohl in der vorhadrianischen Zeit) hat man gesagt: Der Bräutigam ist befreit (am Hochzeitstage vom Schemaf), aber die Brautführer u. alle Hochzeitsgäste sind dazn verpflichtet. — Die Bar findet sich TB rakh 2,10 (4); der Ausspruch Rabs unter dem Autornamen des R. Abba b. Zabda pSukka 2,53», 18. c. Dem Schmücken gehen Waschungen u. Salbungen vorauf; vgl. Schab 7 7 , 27: S'-JS-M bedeutet ein Becken, worin sich alles wäscht »biz «ras; u. »rsa-r? bedeutet ein Becken, worin sich die Braut wäscht »rhz vvc; ferner 8. Aboth RN 41 in Anm.«. — über das Schmücken der Braut u. ihre 24 Schmuckgegenstände s. oben 9 Anm. h u. unten Aboth RN 41 in Ahm.»'; zur Salbung s. 3 Makk 4,6 ff. Anm. f u. Aboth RN 41 Anm. »'• d. GnR 26 ( 1 6 ) : Dem R. Schimfon b. Rabbi (um 220) hatte seine Gemahlin ein Mädchen geboren; es sah ihn R. Chijja, der Ältere (um 200) u. sprach zu ihm: Gott hat angefangen dich zu segnen. Er antwortete: Woher hast du das? Er sprach: Weil e
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Gn 6, 1 geschrieben steht: „Als die Menschen anfingen sich auf dem Erdboden zu ver mehren u. ihnen Töchter geboren wurden." (Die Verwirklichung des Segens: „Seid fruchtbar u. mehret euch" hob mit der Geburt von Mädchen an.) Er ging zu seinem Vater (Rabbi); dieser sprach: Hat dir der Babylonier (d.i. Chijja) seine Freude be zeugt (dich beglückwünscht)'? Er antwortete: So u. so hat er zu mir gesagt. Jener sprach: Obwohl man des Weines bedarf u. auch des Essigs, so ist doch der Wein nötiger als der Essig; obwohl man des Weizens bedarf u. auch der Gerste, so ist doch der Weizen nötiger als die Gerste (so sind auch Söhne ein größerer Segen als Töchter). Wenn ein Mensch seine Tochter verheiratet u. seine Ausgaben für sie gemacht hat, so spricht er zu ihr (am Hochzeitstage): Möge es dir nicht beschieden sein, hierher (als Geschiedene oder Witwe) zurückzukehren! Als Rabban Gamliöl (IL, um 90) seine Tochter verheiratete, sprach sie: Mein Vater, bete für mich (d. h. segne mich)! Er sprach zu ihr; Möge es dir nicht beschieden sein, hierher zurückzukehren! Als sie einen Knaben geboren hatte, sprach sie zu ihm: Mein Vater, bete für ihn (segne ihn)! Er antwortete: Nie möge der Weheruf aus deinem Munde aufhören! Sie sprach: Mein Vater, bei den beiden Freuden(festen), die mir gekommen sind, hast du mir geflucht! Er antwortete: Beides war ein Segen: darum daß du glücklich sein mögest in deinem Hanse, möge es dir nicht beschieden sein, hierher zurückzukehren; u. darum, daß dein Sohn am Leben bleibe, möge nie der Weheruf aus deinem Munde aufhören: Wehe, mein Sohn hat' nicht getrunken; wehe, mein Sohn hat nicht gegessen: wehe, mein Sohn ist nicht in die Synagoge gegangen! — Der Anfang der Stelle auch in BB 1 6 ; doch tröstet hier Rabbi selbst seinen Sohn mit Gn 6 , 1 , während Bar Qappara den Trost als einen leidigen darlegt — Vgl. auch die Auslegung, die R. chim;on b. Jochai (um 150) MQ 9 dem Segenswunsch: „Du mögest ausführen u. nicht einführen" gibt: du mögest Töchter erzeugen, deren Männer nicht sterben mögen, daß jene zu dir zurückkehren müssen! e. BM 6 , 1 : Wenn jemand einen Eseltreiber oder einen Fuhrmann mietet, um eine Sänfte u. Flöten für eine Braut (für den Brautzug) oder einen Toten (zur Totenklage) herbeizuschaffen usw. || P°siqR 20 ( 9 5 ) : Gleich einem König, der für seine Tochter das Brautgemach herrichtete ( = der seiner Tochter die Hochzeit ausrichtete); die Be wohner der Städte kamen nicht u. stimmten ihm keine Loblieder an; aber die Dorf bewohner kamen u. stimmten dem König Loblieder an mit Harfen u. Zithern u. allen möglichen Gesängen. Da ging ein Herold vom König aus u. rief: Nach dem Brauch der Welt wäre es für die Stadtbewohner, die sich auf die Verrherrlichung des Königs verstehen, schicklich gewesen, die Tochter des Königs zu preisen! II ScbabdlO*: Als die Seele Rabs (f 247) zur Ruhe eingegangen war, verordnete Rab Jicchaq b. Bisna, daß (als Zeichen der Trauer) niemand mit Myrten- u. Palmzweigen u. einer Pauke zur Hochzeit kommen sollte. — Zur Pauke vgl. ferner BB 145* oben 91 Anm. f u. unten Ahm. h MQ 9b; zu o-n-a u. K-n-:is s. Sota 9,14 u. bSota 49b in Anm. f. f. 3 Makk 4,6ff.: Die jungen Frauen aber, die sich eben (d. h. am 1. Tage der Hochzeitsfeier) zu ehelicher Lebensgemeinschaft ins Brautgemach naaiös zurück gezogen hatten, vertauschten die Freude mit Weherufen, u. während das von Salbe triefende Haar mit Staub befleckt war, wurden sie unverschleiert einhergeführt u. stimmten einmütig statt der Hochzeitsgesänge (vpivdioi) Klagelieder an, als solche, die durch heidnische Mißhandlungen gepeinigt wurden. Vor aller Augen gefesselt wurden sie mit Gewalt fortgeschleppt, bis man sie in das Schiff hineinstieß. Ihre Gatten aber verbrachten mitten im frischen u. jugendlichen Alter, den Nacken mit Stricken statt mit Kränzen (atitpea) umwunden, die übrigen (sechs) Tage der Hochzeits feier statt in Lust u. jugendlicher Fröhlichkeit in Klageliedern, indem sie schon die Unterwelt (roV #©VJ Füßen liegen sahen. || Sota 9,14: Im Kriege des Vespa sian (.66—73 n. Chr.) erließ man das Verbot betreffs der Kränze der Bräutigame u. b
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I-IB^D nach Levy 4,114 = negtcpogeioy Sessel zum Herumtragen; nach Krauß, Lehnwörter 2,489 = <poQeta
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betreffs des c-n-*-s; im Kriege des Lusius Quietus (lies o^u-p. ßtatt D.ts*ts; gemeint ist die Zeit Trajans 1 1 5 - 1 1 7 n. Chr., s. Schürer 1, 666 f.) erließ man das Verbot betreffs der Kränzt der Bräute. — Sota 49 b Rab (f 247) hat gesagt, das (Verbot wegen der Kränze der Bräutigame) hat man nur betreffs der Kränze aus (Stein-)Salz u. Schwefel gelehrt; dagegen ist ein Kranz aus Myrten oder Rosen erlaubt. Sch mu6l (f 254) sagte: Auch der aus Myrten oder Rosen ist verboten, der aus Rohr oder Sehilf ist erlaubt. Levi (b. Sisi, um 200) hat gesagt: Auch der aus Rohr oder Schilf ist ver boten. Ebenso hat Levi in seiner Mischnasammlung gelehrt: Auch der aus Rohr oder Schilf ist verboten. — »Betreffs des e i - » " (Sota 9,14). Was ist C V K ? R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Eine Handpauke mit Einer Schlagfäche (?).* — Rabbah b . Rab Huna (f 322) machte seinem Sohne eine Laute X-MIU (ein Saiteninstrument, um darauf Hochzeitsmusik zu machen). Sein Vater (Rab Huna, f 297) kam, zerbrach sie u. sprach: Statt der Pauke mit Einer Schlagfäche geh u. mache es über der Öffnung eines Kruges oder eines Bechers. — Was ist mit den Kränzen der Bräute gemeint? Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt, R. Jochanan if 279) habe gesagt: Die Stadt von Gold (ein goldenes Diadem, auf dem das Stadtbild Jerusalems eingraviert war, oder das nach Art der Mauerkronen der Römerinnen das Stadtbild Jerusalems selbst darstellte, s. Krauß, Archäologie 1, 662f.). Die Bar ebenso: Was sind die Kränze der Bräute? Die Stadt von Gold. — Aber man darf den Brautkranz nach Art eines wollenen Tur bans machen. — Bar: Auch in bezug auf das Brautgemach hat man ein Verbot er lassen. Was ist damit gemeint? Ein Brautgemach aus glänzendem (Karmesin-)Stoff mit Gold Wirkerei. Die Bar ebenso: Damit ist ein Brautgemach aus glänzendem Stoff mit Goldwirkerei gemeint. Aber man darf das Brautgemach aus Papyrus machen u. daran alles hängen, was man will. — pSota 9 , 2 4 , 64: „Gefallen ist die Krone unsres Hauptes" KL 5,16; das bezieht sich auf die Kränze der Bräutigame, auf den goldveibrämten glänzenden Stoff (zum Brautgemach). R. Ba (um 290) hat im Namen Rabs (f 247) gesagt: .Damit ist der Kranz aus (Stein-)Salz u. aus Schwefel gemeint. Rab Jirm ja (b. Abba, um 250) hat im Namen Rabs gesagt: Damit ist der Kranz aus (Stein-)Salz u. der von Oliven gemeint. Rab Nachman b. Jafaqob (f 320) hat gesagt: Auch der von Weiden (Schilf?). Rab Jirmeja umgab sich mit Myrtenzweigen u. legte einen Kranz von Oliven an. Als Sch muöl (f 254) es hörte, sagte er: Es wäre ihm besser gewesen, wenn er enthauptet worden wäre, aber solches nicht getan hättet Und es geschah so, „wie der Fehlgriff (Irrtumssünde), der vom Machthaber ausgeht" Qoh 10,5 (R. Jirm ja mußte seine Tat mit dem Tode büßen). Diese Erzählung auch Midr KL 5,16 ( 7 9 ) ; Midr Qoh 10, 5 ( 4 7 ) . Es sind damit die Brautgemächer aus be malten Vorhängen gemeint, an die man goldene Zierate hängte. Bar: Wohl aber darf man das Brautgemach aus Lattenwerk (von der Papyrusstaude) machen u. alles Be liebige daranbängen. „Und betreffs des DI->-K" (Sota 9, 14); damit ist die n^-p-j ge meint (nach Levy 4, 457 u. den Kommentaren: ein musikalisches Instrument, das viel fach durchlöchert, gespalten ist; anders Krauß, Lehnwörter 2,42). Mit den Kränzen der Bräute (in der Mischna) ist die Stadt von Gold gemeint. — TSota 15, 8f. (322): Jene Kränze der Bräutigame (in der Mischna Sota 9), das sind die von (Stein)-Salz u Schwefel; aber die von Rosen U. Myrten hat man ihnen erlaubt. Jene Kränze der Bräute, das sind die von Gold; aber sie (die Braut) darf hervortreten mit einem Tur ban des Königs {-b* bv, ob dafür zu lesen rbv bv, von Wolle?). Jene Brautgemächer (die verboten worden sind), das sind die aus goldverbrämten glänzenden Stoffen, aber 8
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vs*t - w sVao. — oi^-s von den Kommentaren meist als Handpauke gedeutet; vgl. Fleischer bei Levy, Chald Wbch 1,426: „CI—JC, die bloß auf einer Seite geschlagene Handpauke . . . hat ihren sicher bezeugten Namen wahrscheinlich von ihrem Gebrauch bei Verlobungen [talmudisch: rc.a—«*] u. ähnlichen Familienfesten." — Raschi denkt an eine Schelle mit Einem Klöppel 'x bzry bv ; v . Die Ableitung von aes, aeris »metallene Schelle" (Krauß, Archäologie 2,40) ist unhaltbar. * So Frankel, Einl. in pT 108 . a
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man darf sie ans Lattenwerk machen n. alles Beliebige daran hängen. Zu den letzten Worten s. S°macboth 8 in Anm. o. II G i t 7 : Der Exilarch (KPIVJ «r*\ Oberhaupt der babylon. Judenschaft) sprach zu Rab Huna (t 297): Woher läßt sich das Verbot der Kränze (der Bräutigame) aus der Schrift beweisen? Er antwortete: Es stammt von den Rabbinen; denn wir baben gelernt: Im Kriege des Vespasian hat man das Ver bot erlassen in bezug auf die Kränze der Bräutigame usw. Inzwischen war Rab Huna aufgestanden, um sich zu entfernen; da sagte Rab Chisda (f 309, der bisher in Gegen wart seines Lehrers Huna nicht gewagt hatte, das Wort zu nehmen) zu dem Exilarchen: In der Schrift heißt es: „So spricht Jahve: Fort muß der Kopfbund, hinweg der Kranz" E z 2 1 , 3 l . Was hat der Kopfbund (rr.JU'a speziell der hohepriesterl. Kopfschmuck) bei dem Kranz zu stehen? Um dir zu sagen: Solange der Kopfbund auf dem Haupte des Hohenpriesters ist, so lange darf der Kranz auf dem Kopfe jedes Menschen sein; weicht der Kopfbund vom Haupte des H., so weicht der Kranz vom Kopfe jedes Menschen. Inzwischen war Rab Huna zurückgekommen; als er sie (beieinander) sitzend fand, sprach er: Bei Gott, das Verbot stammt von den Rabbinen; aber Chisda ist dein Name i»to-r = Anmut, Wohlwollen) u. Anmut sind deine Worte. — Rabina (II., f 499) traf den Mar b. Rab Aschi (um 450), wie er einen (Braut-)Kranz für seine Tochter flocht. Er sprach zu ihm: Meint es der Herr nicht, wie Ez 2 1 , 3 1 : „Fort muß der Kopfbund, weg der Kranz"? Er antwortete: Die Analogie mit dem Hohenpriester trifft auf die Männer, aber nicht auf die Frauen zu (also ist der Brautkranz in Ez 21, 31 nicht verboten). — Parallelen zu Rab Chisdas Schriftbeweis, aber in andrer Ein kleidung pSota 9,24«, 17; Midr Ruth 1,17 (128 ). g. Sota 9,14: Im letzten Kriege (gegen Hadrian 132—135 n. Chr.) erließ man die Verordnung, daß die Braut nicht in einer Sänfte (I"":BK HL 3,9 (pogeiov) durch die Stadt getragen werden sollte (wörtlich: ausgehn oder ihren Auszug halten sollte). Unsre Lehrer aber baben es (in der Folgezeit) erlaubt, daß die Braut in einer Sänfte durch die Stadt getragen werde. II Midr HL 4,11 ( 1 1 5 ) : R. Chalaphta ( = R. Tachlipha aus Cäsarea, um 270) bat im Namen des Resch Laqisch (um 250) gesagt: Wie eine Braut in der Sänfte (sr^c = opogetov) sitzt u. sagt: Sehet, daß ich rein bin, u. dieses mein Zeugnis zeugt für mich (das Sitzen in der Sänfte das Zeichen ihrer Jungfräulichkeit): so darf an einem Gelehrtenschüler nichts Makelbaftes sein. — In andrer Einkleidung ExR 41 ( 9 7 ) ; TanchB svr -3 § 11 ( 5 6 ) ; s. den folgenden Absatz. Die Braut saß in der Sänfte mit losem, niederwallendem Haar u. unverhüllten An gesichts, so daß jedermann ihre Schönheit bewundern konnte. K°th 2 , 1 : Wenn eine verwitwete oder geschiedene Frau behauptet (ihrem Mann gegenüber): „Als Jungfrau hast du mich geheiratet", u. er erklärt: „Nein, sondern als Witwe habe ich dich ge heiratet", so beträgt, falls Zeugen vorhanden sind, daß sie unter Hochzeitsgesang u. mit entblößtem Kopf ( r ^ c n » « - ) ausgezogen (in ihrer Sänfte getragen) ist, ihre Hoch zeitsverschreibung 200 Zuz. — Hiernach fand Hochzeitsgesang u. Entblößung des Kopfes a
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pK th 2,26 , 4 sagt R. Jochanan (f 279): „Daß sie mit entblößtem Kopf ausgezogen ist": (Das geschieht) wegen jener, die am Versöhnungstage hinauszogen. — Dazu der Kommentar n - q *:c: „R. Jochanan erklärt den Grund der Sitte, daß man die Jungfrauen mit entblößtem Kopf ausziehen läßt, u. dieser ist der Gedanke an die Trauer darüber, daß die Freude von ihnen genommen ward. Denn sie pflegten am Versöhnungstaire hinauszuziehen u. sich an den Tänzen in den Weinbergen zu ergötzen, 8. Ende des Traktats Tafanith. Und deswegen hat man verordnet, daß die Jungfrauen zur Zeit ihrer Hochzeitsfreude ausziehen sollen mit entblößtem Kopf, wie Trauernde, gleichwie man Asche auf das Haupt des Bräutigams tut an der Stelle, wo die Gebetsriemen aufliegen, zur Erinnerung an die Trauer um Jerusalem * — Über die Tänze am Versöhnungstage 8. Tafan 4 , « : Rabban Schimfon b. Gamliöl II. (um 140) hat gesagt: Keine schöneren Festtage gab es für Israel, als den 15. Ab u. den Versöhnungstag; denn an ihnen zogen die Töchter Jerusalems hinaus in weißen Kleidern, die geliehen waren, um denjenigen keine Beschämung zu bereiten, die keins hatten; alle Kleider mußten gewaschen sein. Und die Töchter Jerusalems zogen hinaus u. tanzten in den Weinbergen; u. was sagten (sangen) sie? „Jüngling, bebe deine Augen empor u. sieh, was du dir erwählest! Richte
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nur bei Jungfrauen statt. Vgl. TanchB *vr -a § 11 ( 5 6 ) : R. Levi (um 300, richtiger wohl zu lesen '?"-< = Resch Laqisch, um 250) hat gesagt: Was bedeutet irVaa ( ] aufgehört hatte") Ex 31,18? Wie eine Braut, solange sie im Hause ihres Vaters weilt, sich sittsam verbirgt, so daß niemand sie kennt, wenn sie sich aber anschickt, Hochzeit zu halten (rw^ns ojani, wörtlich: „in das Brautgemach einzutreten"), ihr Angesicht enthüllt, um damit zu sagen: Wer wider mich ein Zeugnis (abzulegen) weiß, der komm» u. zeuge wider mich — so soll auch ein Gelehrtenschüler sittsam sein wie eine Braut usw. Ebenso in ExR 41 (97 ) . |! NuR 12 ( 1 6 5 ) : R. J huda b. Ehai (um 150) hat gesagt: Gleich einem König, der eine schöne, löbliche u. anmutige Tochter hatte. Er sprachr Machet ihr eine treffliche (Braut-)Sänfte (a-ns, lies wrü-^D = qtogrjpa oder == rpogetov), damit die Schönheit meiner Tochter von der Sänfte aus gesehen werde. Dasselbe etwas breiter Midr HL 3,10 (107 b), hier «v-^-t. Daß auch vornehme Männer sich am Tragen der Sänfte beteiligten, bezeugt R. Chama b. Chanina (um 260) in folgendem Gleichnis. pSota 1,17°, 20: Gleich einem König, der seinen Sohn verheiratete; es kam der Präfekt, um die Sänfte -p-iics tragen zu helfen; aber man ließ es ihm nicht zu. Da sagte der König: Lasset ihn, morgen verheiratet er seine Tochter u. dann ehre ich ihn, wie er mich geehrt hat. — Wenn die Lesart i:a richtig ist u. dafür nicht wie am Ende ira gelesen werden muß, so bezeugt die Stelle, daß es nicht unerhört war, auch den Bräutigam in einer Sänfte zu tragen. || Aus dem Gleichnis P siqR 20 (95») darf natürlich nicht geschlossen werden, daß es irgendwo Sitte gewesen sei, die Braut auf einem Elefanten oder Roß im Hochzeitszuge einherzuführen. Die Stelle lautet: Gleich einem König, der seiner Tochter Hochzeit, nt-tn, machte. Einer von den Großen des Königs sprach: Schön wäre es für die Königstochter, wenn man sie auf einem Elefanten reiten ließe, wie wenn sie in einer Sänfte ivitK säße, u. wenn man sie von allen Großen des Reiches preisen ließe. Ein andrer sprach: Ein Elefant ist zu hoch, auch hat er keine Zierde u. keine Schönheit; aber schön wäre es, wenn man sie auf einem Roß reiten ließe, daß ihre Schönheit von allen Großen des Reiches gesehen würde. Da antwortete jemand: Der Elefant ist hoch u. das Roß ist schön, aber sie haben keinen Mund zum Reden u. keine Hände zum Zusammenschlagen u. keine Füße zum Tanzen; aber schön wäre es, wenn man sie auf den Schultern reiten ließe, um ihre Schönheit zu zeigen. || Die faces nuptiales (vgl. Mt 25,1 ff.) werden wohl nur Einmal erwähnt P siqR 43 (180 ) : R. J huda b. Z bida (um 250) hat gesagt: fAmram setzte die Jochebed (als er sie nach ihrer Entlassung wieder zu sich nahm) in eine Sänfte (** 't), Ahron ging an dieser u. Mirjam an jener Seite, sie trugen Fackeln u. gingen (tanzten) vor ihr. — Die Parallelstellen Sota 1 2 ; BB 120* u. ExR 1 (66 ) nennen R. J huda b. Z bina (um 300) als Autor u. erwähnen die Fackeln nicht. — Ferner s. Midr Esth 1,4 in Anm. I. h. MQ 9 : (Rab Chisda, t 309, hat gesagt:) Die Leute sagen: Die Sechzig jährige läuft dem Paukenschlag nach wie die Sechsjährige. — Chag 14 b: (Als R. J hoschua?, um 90, einen theosophischen Vortrag hielt) versammelten sich die Engel des Dienste» u. kamen, um zuzuhören, gleichwie die Menschen sich versammeln u. kommen, um die > a
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deine Augen nicht auf Schönheit, richte sie auf die Familie. Lug ist die Anmut, Nichtig keit die Schönheit; ein Weib, das Jahve furchtet, das soll man rühmen. Gebt ihr von der Frucht ihrer Hände u. ihre Werke sollen sie preisen in den Toren* (Spr 31,30f.). Ferner heißt es HL 3,11: Kommt heraus u. schaut an, ihr Töchter Zions, den König Salomo mit dem Kranze, womit ihn seine Mutter bekränzt hat am Tage seiner Hochzeit u. am Tage seiner Herzensfreude! „Am Tage seiner Hochzeit", das geht auf die Gesetz gebung; ,u. am Tage seiner Herzensfreude", das geht auf den Bau des Heiligtums, das eilends gebaut werden möge in unsren Tagen. Amen! — Über Asche für den Kopf des Bräutigams s. B B 6 0 : Was heißt: „Wenn ich nicht Jerusalem auf das Hanpt bringe in meiner Freude" ? Ps 137,6 (so vermutlich der Midr). R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Damit ist die Brandasche auf dem Kopf der Bräutigame gemeint. Rab Papa (f 376) hat zu R. Abaje (f 338/39) gesagt: Wohin tut man sie (die Asche)? Auf die Stelle der T phillin, s.: „Ihnen Schmuck ( = T°phillin) anzulegen an der Stelle der Asche" Jes 61,8. b
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Belästigungen r - w r des Bräutigams u. der Braut mitanzusehen. — In der Parallel stelle pChag 2, 77», 49 heißt es: Die Engel hupften vor ihnen, wie sich die Hochzeits gäste nein -sä vor dem Bräutigam freuen. — Aus dem großen Zulauf der Massen u. dem dadurch entstehenden Gedränge erklärt sich wohl zum Teil die Bar K°th 17»: Man biegt mit einem Toten vor einer Braut ab (d. h. wenn ein Leichenzug u. ein Brautzug sich begegnen, so biegt der erstere vorher in eine andre Straße ein); jener wie dieser Zug biegen vor einem König Israels ab. Vom König Agrippa (wohl der I., 37—44 n. Chr.) hat man erzählt, daß er vor einer Braut abbog, u. die Gelehrten belobten ihn. daß er schön gehandelt habe. — Parallelstelle S mach 11 mit der Motivierung: Die Ehre des Lebenden geht der der Toten vor. i. K°th 1 7 Bar: Man unterbricht das Torastudium, um einen Toten hinauszugeleiten u. um eine Braut bineinzugeleiten (in das Haus des Bräutigams). So hat man von R..J huda b. Elfai (um 150) erzählt. Für welchen Fall gilt jene Bestimmung? Wenn nicht so viele beteiligt sind, wie erforderlich sind (um den Toten zu bestatten); wenn dies aber der Fall ist, so unterbricht man das Studium nicht. — Diese Bar auch M g 3 ; 29». Eine Parallelstelle aus AbothRN 4,8. tt Anm. h. || AbothRN 4 1 : Einmal saß R. Tarphon (um 100) u. lehrte die Schüler; als eine Braut vor ihm vorüberzog, befahl er, daß man sie in sein Haue führe; u. er sagte zu seiner Mutter u. zu seinem Weihe, daß man sie baden, salben u. schmücken, u. vor ihr tanzen solle, bis sie in das Haus ihres Gatten käme. — Zur Verdienstlichkeit der Teilnahme an Hochzeitsfeiern vgl. auch B rakh 6 in Anm. a. k. Von den hochzeitlichen Vergnügungen, die zur Zeit des Krieges gegen Hadrian verboten wurden, heißt es TSota 15, 9 (322): Die Braut sollte nicht in der Sänfte y*-tx ausziehn durch die Stadt; auch betreffs des wohlriechenden Öles aus Nardenblättern (•JIO-IJ-B = foliatum) erließ (J huda) ben Baba (getötet um 135) ein Verbot, aber man (die Gelehrten) stimmten ihm nicht zu. — Von Rab Joseph, f 333, zitiert Schab 62 b. I. TSchab 7,16 f. (118): Man läßt Wein u. Öl in Rinnen (Röhren) vor den Braut paaren hinfließen, u. das gehört nicht zu den heidnischen Sitten (zu den Wegen der Amoriter). Einmal kamen Jehuda (IL, um 250) u. Hillel, die Söhne des Rabban Gamliöl (III., um 220) nach Kabul; da ließen die Bewohner jener Stadt vor ihnen Wein u. ö l in Rinnen hinfließen. — Die letzten Worte zeigen, daß die Sitte als ein Akt der Huldigung, als Ausdruck der Hochachtung galt. — Der erste Satz als Bar in Berakh 50b, . Anm. o; eine Parallele zum Ganzen in Semach 8, s. Anm. o. Vgl. Midr Esth 1,4 (86 »): Bar Luphjani hatte seine Tochter von Sepphoris nach fAkko verheiratet; er stellte Läden ( r i - j - ; lies r ^ s n = Fässer) mit gemischtem Wein auf von Sepphoris bis %Akko u. goldene Leuchter (vgl. die Fackeln in PesiqR 43 oben unter g) auf beiden Seiten (des Weges). Man hat erzählt, daß man von dort (aus dem Hochzeitshause) nicht wich, bis er ihnen Linsen von der Tenne zu essen u. Wein von der Kelter zu trinken gab (d. h. bis alle Vorräte erschöpft waren). — Die Stelle ist zugleich ein Beleg dafür, daß, wenn eine Tochter sich nach auswärts verheiratete, die Hochzeitsfeier auch im Elternhaus der Braut stattfinden konnte. m. Git 57»: Wegen eines Hahnes u. einer Henne wurde der „Königsberg* ( - p s - -n oder K = ; Q -V^ nach Neubauer, Geographie S. 41 spätere Bezeichnung des Gebirges Ephraim) verwüstet. Man pflegte nämlich, wenn man den Bräutigam u. die Braut hinaus geleitete (zum Hocbzeitszuge) einen Hahn u. eine Henne vor ihnen herzutragen, um damit auszudrücken: Seid fruchtbar u. mehret euch den Hühnern gleich! Eines Tages zog (an einem solchen Hochzeitszuge) eine römische Kriegsschar vorUber, die sie ihnen fortnahm. Da fielen die Juden über sie her u. schlugen sie. Das meldete man dem Kaiser. ff. pK°th 2,26b, 10 Bar: Abba Schaiul (um 150) hat gesagt: Auch die, vor der man das „Faß der frohen Botschaft* r^'.vz b-a r-an einhergetragen bat (ist damit bezeugt als eine, die als Jungfrau geheiratet worden ist). — K*th 16b Bar: Hat sie ihre Hoch zeitsverschreibung verloren oder verlegt, oder ist die H.verschr. verbrannt — wenn e
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man vor ihr getanzt oder gescherzt oder den „Becher der frohen Botschaft" c«a r — o d e r das Tuch der Jungfräulichkeitszeichen einhergetragen hat, n. sie für eins von alledem Zeugen hat, so beträgt ihre Hochzeitsverschreibung 200 Zuz. Was ist es um den „Becher der frohen Botschaft"? Rab Adda b.Ahaba (um 250) bat gesagt: Einen Becher mit T rumawein iWein, der als „Hebe" für die Priesterschaft ausgesondert ist) trägt man vor ihr her, um damit zu sagen: Diese ist geeignet, von der Priester hebe zu essen (d. h. eine Priesterfrau zu werden; damit ist nach Lv21,7 ausgeschlossen daß sie eine Hure, eine Entweihte oder eine Geschiedene ist). Rab Papa (f 376) wandte ein: Darf denn nicht eine Witwe von der Priesterhebe essen? (Da der gewöhnliche Priester eine Witwe ehelichen darf, so wäre der „Becher der frohen Botschaft", falls seine Deutung durch Rab Adda b. Ahaba richtig wäre, kein Beweis, daß die Braut eine Jungfrau u. keine Witwe war.) Vielmehr, hat Rab Papa gesagt, bedeutet der Becher mit dem T rumawein: Diese (Braut) ist ein Erstling (mit Bezug auf die Bei wohnung) wie die Hebe Erstling ist (von den geernteten Früchten). Bar: R. J«huda (um 150) hat gesagt: Ein Weinfaß trug man vor ihr her. Rab Adda b. Ahaba hat ge sagt: Wenn sie eine Jungfrau ist, so trägt man es verschlossen vor ihr her; war ihr bereits beigewohnt, so trug man es offen vor ihr her. O. K th 2,1 u. pK«th 2,26b, 8: R. Jochanan b. B»roqa (um 110) hat gesagt: Auch die Austeilung gerösteter Ähren (beim Hochzeitszuge) dient als Beweis (daß die Braut eine Jungfrau). — Dazu bB>th 17b Es ist gelehrt worden: In Judäa dient das als Beweis. Was aber in Babel? Rab (f 247) hat gesagt: Das Salböl auf dem Kopf der teilnehmenden Rab binen 18. oben S. 427 Anm. b). Wie verhält es sich aber bei einer Witwe (als Braut)? Rab Joseph (f333) hatte als tannattische Tradition: Bei einer Witwe gibt es keine Verteilung gerösteter Ähren. ( B rakh 50b Bar: Man läßt Wein in Rinnen hinfließen vor dem Bräutigam u. der Braut, man wirft vor ihnen (unter die Menge) geröstete Ähren u. Nüsse während der Sommermonate (da die Erde dann trocken ist u. die hingeworfenen Sachen nicht verunreinigt), aber nicht während der Regenperiode; dagegen verstreut man keine Brötchen, sei es in der Sommerzeit, sei es in der Regenperiode. || S*mach 8: Man macht das Brautgemach für Brautpaare u. hängt daran sowohl Dinge, die man zum Essen, als auch Dinge, die man nicht zum Essen gebracht hat. So R. Melr (um 150). R. J*huda (um 150) sagte: Man hängt nur Eßbares daran. Folgende Dinge hängt man daran: Nüsse die man nicht zum Essen gebracht hat, Brötchen die man nicht zum Essen gebracht hat, Streifen von Purpurwolle u. eine Schale mit wohlriechendem ö l . Folgende Dinge hängt man nicht daran: Nüsse die man zum Essen gebracht hat, Granatäpfel die man zum Essen gebracht hat, Brötchen die man zum Essen gebracht hat, eine Schale mit süßem ö l . Eine allgemeine Regel hierüber lautet: Was ans Braut gemach gehängt ist, ist zum Genuß verboten. Man verschenkt vor den Brautpaaren Schnüre mit Fischen u. Fleischstücke während der Sommermonate, aber nicht während der Regenperiode; dagegen verschenkt man keine Stücke von gekochten Fischen oder Erdschwämine oder Sesamkörner, sei es während der Sommermonate, sei es während der Regenperiode; aber geröstete Ähren u. Nüsse nimmt man u. verstreut sie. Die allgemeine Regel hierüber lautet: Alles was verdirbt (durch die Berührung mit der Erde) verschenkt man nicht vor ihnen. Man läßt vor den Brautpaaren hinfließen Röhren mit Wein u Röhren mit Öl, ohne sich deshalb Sorgen zu machen hinsichtlich heid nischer Gebräuche oder verbotener Speisen. || In fAZ 8b findet sich folgende Sitte er wähnt. Es wird gefragt: Von wann an ist es vor der Hochzeit in einem heidnischen Hause verboten, einer Einladung des heidnischen Hochzeitsvaters zu einem Gastmahl Folge zu leisten? Rab Papa (t 376) hat im Namen Rabas (t 352) gesagt: *w *2S -r:-=Ki. Raschi gibt davon zwei Erklärungen, a: \ o n der Zeit an, da man Gerste im Trog einweicht, um Rauschtrank daraus für die Hochzeit zu bereiten; — ß : Von der Zeit an, da man Erde in eine Mulde (Schale) tut, in die man vor der Hochzeit Gerste e
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r-sjc«'-} = xö'Aht, kleinere oder größere Brote aus feinem Mehl, s. Krauß, Archäologie 1,472 Anm. 435 f.
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Matth 9,15 ( » )
sät, u. die man. wenn sie aufgegangen ist, vor das Brautpaar mit den Worten bringt: „Seid fruchtbar u. mehret euch, wie diese Gerste, die am schnellsten aufgeht unter allen Getreidearten." — Die Tosaphiaten entscheiden sich für die zweite Deutung, da im ganzen Talmud die Bereitung von Rausclitrank aus Gerste niemals erwähnt werde. — Jedenfalls handelt es sich nur um eine babylonische Sitte, von der dem Zus.hang der Stelle nach auch nicht ohne weiteres angenommen werden darf, daß sie in jüdischen Häusern üblich war. Parallelstelle: K th 8 . p. Der Hochzeitsgesang beißt « , xWs-rt. Danach wurde auch die ganze Feier ge nannt; zB N d 5 0 : Rabbi machte seinem Sohne R. Schimfon Hochzeit xViVn n-i iz» «r*; vgl. auch - 3 „das Hocbzeitsbaus" in verschiedenen Zitaten oben. — ß, x«a-H, durch Versetzung der Buchstaben aus (td) vpf'rma entstanden. Einmal K » ? T T , S. pK°th 1,25", 20. — K t h 2 , 1 : Wenn sie Zeugen hat, daß sie unter Hochzeitsgesang xi-n-na hinausgezogen ist, so beträgt ihre Hochzeitsverschreibung 200 Zuz; die ganze Stelle s. oben Aom.g. — Die Deutung des Wortes in den beiden Gemaren zeigt, daß man den ursprünglichen Sinn nicht mehr verstanden hat. pK t h 2 , 2 ö , 3: « v : ^ 3 . In Baby lonien sagt man, es bedeute - : ' a i a „Schlummerrolle* (von c : ? : schlummern). Die Rab binen Palästinas sagten, es bedeute s'sv—t „Sänfte*. — Die letztere Erklärung sachlich nicht ganz unrichtig, da die Hochzeitsgesänge ja eben an der Brautsänfte erklangen. — b K t h 17>>: Was bedeutet s
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h>th 16b Bar: Wie tanzt man vor der Braut? (d. h. was singt u. sagt man tanzend zu ihr?). Die Schule Schammais sagte: Man redet die Braut dabei an je nach ihrer Beschaffenheit. Die Schule Hillels sagte: (Man ruft ihr zu:) Schöne u. anmutige Braut! Die Schule Schammais sagte zur Schule Hillels: Wenn sie nun lahm u. blind ist, kann man zu ihr sagen: Schöne u. anmutige Braut? Die Tora sagt doch: Von einem Wort der Lüge halte dich fern! Ex 23,7. Die Schule Hillels antwortete: Wie ist es nach euren Worten, weun jemand einen schlechten Kauf auf dem Markt gemacht hat, soll man ihn loben oder herabsetzen in seinen Augen? Man soll ihn doch wohl loben in seinen Augen! Von hier aus baben die Gelehrten gesagt: Des Menschen Meinung sei immer wohlgefällig in den Augen der Leute (Raschi: er handle jedermann zu Ge fallen): Als Rab Dimi (um 32UJ kam (von Palästina nach Babylonien), sagte er: So singt man vor einer Braut im Abendland ( - Palästina^: „Nicht Schminke, nicht Puder, nicht Lockengekräusel, u. doch eine Gemse voll Anmut!" a
q. Midr Ps 24 § I ( 1 2 0 ) : Manchen Jüngling gibt es von schöner Gestalt u. sein häßliches u. unbeliebtes ( - x i a r ) Weib (hier = Braut) sitzt in der Kastensänfte. Das Volk aber sagt: „Wer ist der Gatte dieser?" Und man antwortet: „Dieser ist es", u. man sieht ihn als schönen Jüngling. Dann sagt das Volk: „Soll der Jüngling an diesem Kasten zugrunde gehn?" Und wenn die Braut schön ist u. ihr Gatte häßlich u. klein, dann sagt das Volk: „Soll diese Braut zugrunde gehn an diesem Mann?" — Hier sei auch auf das in Palästina übliche Scherzwort biogewiesen B r a k h 8 » : Wenn im Abendland einer eine Frau nimmt, dann pflegt man zu ihm zu sagen: x-i«:? oder e
S t r a c k u. B i l l e r b e e k , MT I.
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Matth 9,15 ( 8 )
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«fcvs? Das erstere nach Spr 18,22: Wer ein Weib gefanden s»s«?, bat Gutes gefunden Das letztere nach Qoh 7,28: Ich fand bitterer als den Tod das Weib. — Der Sinn der Frage an den Bräutigam ist also, ob seine Braut Spr 18,22 oder Qob 7,26 entspreche. r. Auch Rabbinen beteiligen sich an diesen Myrtentänzen. K th 17»: Von R.J huda b. Elfai (um 150) hat man erzählt, daß er einen Myrtenstengel nahm u. vor der Braut tanzte u. sprach: Schöne u. anmutige Braut! R. Sch muöl b. Jicchaq (um -800) tanzte mit drei (Myrtenstengeln, indem er einen hochwarf, den zweiten im Fallen auffing den dritten wiederum hochwarf). Da sagte R. Z fira (um 300): Der Alte macht uns Sehandel Als seine (des R. 8ch muöl b. J.) Seele zur Ruhe eingegangen war, bildete eine Feuersäule eine Scheidewand zwischen ihm (seiner Leiche) u. allen übrigen Menschen (im Leichengefolge), und wir haben doch gelernt, daß eine Feuersäule eine Scheide wand bildet nur bei jemandem, der einzig in seiner Generation ist, höchstens bei zweien in einer Generation (da kann also das Urteil des R. Z f ira aber Sch®muöl b. J. nicht zutreffen)! R. 2 $ira hat gesagt: Der Myrtenzweig «n-^ic hat dem Alten dazu verholfen; andre sagten: Seine Narrheit x ' * e o , noch andere: Seine Art u. Weise « P y e . Rab Acha (um 320) ließ die Braut auf seinen Schaltern reiten, während er tanzte'. Da sprachen die Rabbinen zu ihm: Dürfen wir also tun? Er antwortete: Wenn sie auf euch wie ein Balken sind, dann wohlan! wenn aber nicht, dann nicht! — Das Verfahren des R.Schemuöl b.J. Wird noch erwähnt pPea 1,15 , 31; pf AZ3,42 , 1 2 ; GnR59 (37*). S. Nur ausnahmsweise wurde die Hochzeit im elterlichen Haus der Braut gefeiert, s. Midr Esth 1,4 (86*) in Anm. I. t. T^rum 11,10: (Unrein gewordenes Hebeöl) darf man in einem (priesterlichen) Hochzeitsbaus (in den Lampen) verbrennen, aber nicht in einem (priesterlichen) Trauer haus. So R. J huda (um 150). R. Jose (um 15U) sagte: In einem Trauerhaus, aber nicht in einem Hocbzeitsbaus. R. Melr (um 150) verbot es in beiden, R. Schimfon (um 150) erlaubte es in beiden. — Dazu pT rum 11,48 , 29: Was ist der Grund des R. J huda? Weil man in einem Hochzeitsbause reine Gewänder anlegt, darum befaßt man sich mit dem ö l nicht (um es außerhalb des Priesterhauses zu benützen l; in einem Trauer hause aber, wo man schmutzige Gewänder hat, befaßt man sich damit. Was ist der Grund des R. Jose? Weil man in einem Trauerhaus niedergebeugt ist, darum befaßt man sich nicht mit dem ö l ; in einem Hochzeitshause aber, in welchem man aus gelassen ist, befaßt man sich damit. Was ist der Grund des R. Melr? Weil man in einem Trauerhause schmutzige Gewänder trägt, darum befaßt man sich damit, u. weil man in einem Hochzeitshause ausgelassen ist, befaßt man sich (gleichfalls) damit Was ist der Grund des R. Schimfon? Weil man in einem Trauerhaus niedergebeugt ist, darum befaßt man sich nicht damit, u. weil man in einem Hochzeitshaus reine Gewänder hat, darum befaßt man sich (gleichfalls) nicht damit. 0. Keth 7<> Bar: Man spricht den Lobspruch der Brautpaare in Gegenwart von zehn Personen alle sieben Hochzeitstage hindurch. Rab Jehuda (t 299) hat gesagt: Und zwar, wenn neue Personen (an der Hochzeitstafel der sieben Hochzeitstage) erscheinen. Welchen Lobspruch spricht mau? Rab Jehuda hat gesagt: „Gepriesen seist du, Jahve unser Gott, König der Welt, der alles za seiner Ehre geschaffen, u. Bildner des Menschen, der den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde der Ähnlichkeit «eines. Urbildes geschaffen u. aus ihm ihm einen Bau (nämlich das Weib) bis in alle Ewigkeit bereitet hat. Gepriesen seist du, Jahve, Bildner des Menschen! Mit großer Freude möge sich freuen u. frohlocken die Unfruchtbare (d. h. das seiner Kinder beraubte Zion), wenn ihre Kinder sich um sie sammeln in Freude. Gepriesen seist du, Jahve, der du Zion erfreust! Erfreue mit großer Freude dieses geliebte Paar, wie du dein Gebilde im Garten <Eden vor alters erfreut hast. Gepriesen seist du, Jahve, der Bräutigam u. Braut erfreut! Gepriesen seist du, Jahve unser Gott, König der Welt, der Wonne u. Freude, Bräutigam u. Braut Frohlocken, Jubel. Fröhlichkeit möglichenfalls auch Tanz), Frohsinn, Liebe u. Brüderlichkeit u Eintracht u. Freundschaft geschaffen hat Eilends, Jahve unser Gott möge in den Städten Judas u. in den Gassen Jerusalems gehört werden die Stimme der Wonne u. die Stimme der Freude, die Stimme des Bräutigams e
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. die Stimme der Braut, die Stimme des Jauchzens der Bräutigame ans ihrem Braut gemach u. die der Jünglinge von ihrem Hochzeitsmahl* (or-a-aa n r r ? ? „vom Gelage ihres Saitenspiels*, wenig sinnvoll; cr-a-aa wird verderbt sein aus einer Form von w a » oder «•"•*; dem entspricht die gegebene Übersetzung). V. MQ 2 8 b R. Chama b. Chanina (um 260) hat gesagt: Wober läßt es sich be weisen, daß der Bräutigam obenan sitzen soll (beim Hochzeitsmahl)? Weil es heißt: „Gleich einem Bräutigam, der den priestetlichfcn Kopfputz aufsetzt* Jes 61,10. Wie der Priester überall der Erste ist (zB beim Vorlesen aus der Schrift, beim Sprechen der Lobsprüche usw ), so auch der Bräutigam. W. P s 7 , 1 3 : Eine Braut darf ihr Gesicht abwenden, wenn sie ißt. — P « s 8 6 b ; Was ist der Grund? R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Weil sie sich schämt (vor den Augen der Männer zu essen, weil sie auf sie blicken, Raschi). Vgl. K«th 17 » : R. Schemuöl b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jonathan (um 220) habe gesagt: Es ist erlaubt, die ganzen sieben Hochzeitstage eine Braut an zublicken, um sie ihrem Gatten lieb zu machen; die Halakha ist aber nicht nach ihm. X. TSota 14,6f. (321): R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) hat gesagt: Es gibt keine Not, die über die Gesamtheit kam, der entsprechend der Gerichtshof nicht eine Freude abgeschafft hätte. Als das'Synedrium aufholte (mit dem Untergang Jerusalems), hörte der Gesang in den Hochzeitshäusern auf. — Dasselbe sagt pSota»,24b, 7 R. Joseb.Bun (um 350) im Namen des R Huna. || Git 7*: Man ließ den Mar fUqba (wohl den Jüngeren, um 270) fragen: Wober wissen wir, daß der Gesang (in den Hochzeitshäusern seit der Zerstörung Jer.s) verboten ist? Er zog Linien u. schrieb ihnen: „Freue dich nicht, Israel, unter Jabel wie die Völker* Hos 9,1. Er hätte es ihnen auf Grund von Jes 24,9 mitteilen sollen: „Mit Gesang sollen sie nicht mehr Wein trinken, bitter wird der Met seinen Trinkern sein!* Denn wenn es aus jener Stelle bewiesen wird, dann kann ich sagen: Jene Worte beziehen sich nur auf das Spielen von Musikinstrumenten, aber Ge sang des Mundes ist erlaubt. — Das Verbot wurde später wohl nicht beachtet; vgl. pSota 9,24 , 4 in Anm. z; ferner s. Anm. dd. || GnR 70 (45 ): Den ganzen Tag hatten die von Laban Geladenen Gn 29,22 Jakobs Hochzeit gefeiert; als aber der Abend anbrach (u. sie ihn noch immer weiter belustigten*, sprach Jakob: Warum dies? Sie antworteten ihm: Du hast uns durch dein Verdienst Wohltat erwiesen! Und sie sangen sein Lob vor ihm u. sprachen (als Kehrvers) «rb an x-5 » r , womit sie meinten (ohne daß es Jakob ver stand) nss K-H n « ? tt-n = das ist Lea, das ist Lea! (Der Kebrvere wird zu lesen sein: trb tc? t
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y LvR 28 ( I 2 6 ) u. Midr Qoh 1,3: R. Schimfon b . Rabbi (um 220) nahm ein Weib. Rabbi befahl dazu alle Rabbinen, nur den Bar Qappara nicht. Dieser schrieb ihm an die Tür seines Hauses: „Nach deiner Freude wirst du sterben; was für einen Gewinn hast du von deiner Freude?" Als Rabbi herauskam u. es sab. sprach er: Wer ist dieser, den wir nicht eingeladen haben, daß er diese Worte geschrieben hat? Man antwortete: Bar Qappara! Er sprach: Morgen veranstalte ich für ihn (um seinetwillen) ein Früh mahl. Er bereitete ein Frühmahl u. lud ihn ein. Als nun die Gäste, T ^ V « , gekommen waren u. sich zum Essen niedergesetzt hatten, sagte Bar Qappara, sooft eine Speise aufgetragen wurde, 300 Fabeln über den Fuchs dabei, so data die Speise kalt wurde u. die Gäste nichts davon kosteten. Rabbi sagte zu seinen Dienern: Warum kommen die Speisen heraus, ohne daß man davon gekostet hat? Sie antworteten: Es ist dort ein Alter, der, sooft eine Speise aufgetragen wird, 300 Fabeln über den Fachs erzählt, so daß die Speise kalt wird. Rabbi trat an ihn heran u. sprach: Warum tust du das, daß du die Gäste nichts genießen lassest? Er antwortete: Damit du nicht meinen möchtest, ich sei gekommen, um zu essen; vielmehr (bin ich unwillig), daß du mich nicht zusammen mit meinen Kollegen eingeladen hattest. Z. pKeth 1,25», 25 u Midr Ruth 4 , 2 : „Bofaz nahm zehn Männer von den Ältesten der Stadt* Ruth 4,2. R. Pin«cbas (um 360) hat gesagt: Hieraus lernen wir, daß der Gerichtshof (lies v r-»;? statt «T-? Älteste in ihre Hocbzeitahäuser beorderte (damit keine leichtsinnigen Reden dort geführt würden, so na» -ac). — pSota!»,24b,4: 33*
Matth 9,15 ( » )
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Rab Chisda (f 309) hat gesagt: Früher war die Furcht vor dem Synedrium auf ihnen, so daß sie keine verwerflichen (leichtfertigen) Worte im Liede vortrugen; aber jetzt tragen sie verwerfliche Worte im Liede vor. — Keth 8 u. Schab 83«: Rab Chanan b. Rabbah (so lies statt a-< •>=, um 250) hat gesagt: Jeder weiß, wozu die Braut in das Brautgemach eintritt; aber wer seinen Mund zu Schandlichem braucht u. schändliche (schmutzige, leichtfertige) Worte au« seinem Munde hervorbringt, dessen Geschick wird auch wenn es ihm auf siebzig Jahre zum Guten untersiegelt war, zum Bösen gewendet ' aa. TSanh 12,10(433): R. fAqiba
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i «^- -, — ,u.p y j>3-7 der oben gegebenen Übersetzung * Berakh 9" wird von zwei Sohnes des R. Jehoschuaf b. Levi, B
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„wer seine Stimme im Hohenliede schüttelt" scheint zu entsprechen. Rabbinen berichtet die sich auf der Hochzeit eines um 250, betrunken hatten; s. die Stelle bei Joh 2,10.
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wert war, u. zerbrach ihn vor ihnen. Da wurden sie betrabt. Rab Aachi (f 427) machte seinem Sohne Hochzeit; er sah, daß die Rabbinen sehr angeheitert waren. Er brachte einen Pokal von weißem Kristallglas u. zerbrach ihn vor ihnen; da wurden sie be trabt. (Die Tosaphi8ten bemerken dazu: Vop daher ist es Brauch geworden, bei den Hochzeiten Glasgeschirr zu zerbrechen.) Die Rabbinen sprachen zu Rab Hamnuna dem Jüngeren bei der Hochzeit des Mar b. Rabina (s. oben): Es gestatte uns der Herr, ein Lied zu singen! Er antwortete: „Wehe uns, daß wir sterben müssen; wehe uns, daß wir sterben müssen!* Sie sprachen: Was sollen wir darauf antworten? Er sprach: Wo ist das Torastudium u. wo die Gebotserfüllung, die uns beschützen sollen? ee. Das früheste Zeugnis dürfte T o b II, 18 sein: xai fa»] ° yd(tos Ttoßia pst' evQpQooryrjg inxd rjfiigac. — pK th 1,25*, 23: Mose hat die siebentägige Hochzeitsfeier u. die siebentägige Trauerzeit angeordnet; aber in bezug auf eine Witwe hat er nichts verordnet. — N g 8 , 2 : Wenn an einem Bräutigam sich Aussatz zeigt, so gibt man ihm die sieben Tage der Hochzeit frei (ohne ihn abzusondern). — Weitere Beispiele finden sich hin u. her in vorstehenden Zitaten, zB Sukka 25 b jn Anm. b. ff. K th 5*: Die Gelehrten sind auf das Wohl der Töchter Israels bedacht (deshalb haben sie als Hochzeitstag der Witwen den Donnerstag festgesetzt), damit er (der Bräutigam) sich mit ihr drei Tage lang freue, am Donnerstag. Freitag u. Sabbat. Dazu K th 7» die Spezialisierung: Wenn du willst, sage: Bei einem Witwer (der eine Witwe heiratet) ein Tag für den Lobspruch (der Brautpaare) u. drei Tage zur Freude; u. wenn du willst, sage: Bei einem Jüngling (der eine Witwe heiratet) sieben Tage für den Lob spruch u. drei zur Freude. gg. Sieh zB K*th 7 b in Anm. u. hh. Sieh zB Sukka 25 b in Anm. b. ii. B°rakh 1,1: Einmal kamen des Rabban Gamliöl (um 90) Söhne von «inem Hocbzeitsmahl (spät in der Nacht); sie sprachen zu ihm: Wir haben das (abendliche) Schemas noch nicht rezitiert. Er antwortete: Wenn das Morgengrauen noch nicht aufgestiegen ist, seid ihr noch zum Rezitieren verpflichtet. || LvR 12 ( H 3 ) : R. Judan (um 350) hat gesagt: Jene ganzen sieben Jahre, in denen Salomo den Tempel erbaute, hat er keinen Wein getrunken; als er ihn aber erbaut hatte u. die Bithja, des Pharao Tochter, heiratete, in jener Nacht trank er Wein, u. es wurden zwei Festgelage daselbst gehalten, ein Freudenfest wegen der Erbauung des Heiligtums u. ein Freudenfest zu Ehren der Tochter des Ph. . . . R. Huna (um 350) hat gesagt: 80 Arten von Tänzen tanzte die Tochter des Ph. in jener Nacht. e
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9 , 1 5 6 : o vv/uKfiog. — Die Tage des Messias als Hochzeitsfeier gedacht. b
ExR'15(79 ): „Dieser Monat sei euch" (im Sinn des Midr: „gehöre euch") Ex 12,2. Gleich einem König, der sich ein Weib verlobte u. ihr wenige Gaben verschrieb; als er kam, sie zu nehmen (heimzuführen), verschrieb er ihr als Gatte viele Gaben. Ebenso war diese Welt die Verlobnng(8zeit) TP v»-« , 8 . : , Ich werde dich mir verloben auf immer* Hos 2,21, u. er übergab ihnen nur den Mond, s.: „Dieser Monat gehöre euch" Ex 12,2. Aber in den Tagen des Messias wird die Hochzeit v««>*? sein, s.: „Denn dein Eheberr ist dein Schöpfer" Jes 54,5; in jener Stunde übergibt er ihnen alles, s.: „Die Ver ständigen werden glänzen wie der Glanz des Firmaments, u. die viele zur Gerechtigkeit geführt wie die Sterne immer u. ewig" Dn 12, 3. || LvR 11 (112 ): R. Jona (um 350) hat im Namen des R. Abba b. Jirmeja (um 270) die Stelle (Spr 9, 1—3) auf Gog in der zu künftigen Zejt ausgelegt: „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut", damit ist das Heiligtum gemeint, s.: „Durch Weisheit wird das Haus ( = Tempel) gebaut" Spr 24,3. „Ausgehauen ihre 7 Säulen", das bezieht sich auf die 7 Jahre Gogs, s. Ez 39,9. Jene 7 Jahre sind die Vorhochzeit der Gerechten in der zukünftigen Zeit, u. als Merkzeichen dient: Wer die Vorhochzeit mitfeiert (im elterlichen Haus der Braut), der genießt das Hochzeitsmahl.... || pSch bi?ith 4,35°, 25: R. Jona hat im Namen des R. Chama b. Chanina (um 260) gesagt: Wer in den 7 Jahren Gogs stirbt, der hat an der zukünftigen Zeit ( = Tage des Messias) keinen Anteil. Als Zeichen diene: Wer von der Vorhochzeit genießt, der genießt das Hochzeitsmahl. Als R. Jose (um 350) das hörte; sagte er: Ist denn das richtig? Noch c
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Matth 9,16 ( * . ® ) . 9,17
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gibt es eine Wiederkehr (durch Auferstehung) in der zukünftigen Welt (hier =* Tage des Messias). 9,16 9 : Niemand s e t z t einen F l i c k e n u n g e w a l k t e n auf infßXrjfia
dmßdXXetv
Zeugs
ein a l t e s Kleid.
— r ^ p i ? rAo einen Flicken aufflicken.
Kelün 2 6 , 2 : Hat man auf ihn (den Beutel, c-s) einen Flicken unten geflickt « s p-Vt^ri r « v!>y, so ist er verunreinigungsfähig. | Das. 28, 6: Ein Flicken, den man auf einen Korb geflickt bat ^npn by n«iea r*^e? . . . , hat man ihn auf ein Kleid geflickt tj in nr?t3 || Kelim 27,12 spricht B. Elifezer (um 90) in sonst bedeutungsloser Weise von einem „neuen Flicken" nw-in H>t?*a. 9 , 1 6 8 : D e n n s e i n e AusfÜ l l u n g ( = E i n s a t z ) r e i ß t v o n d e m K l e i d e a b . TI ixXriQwixa, hebräisch wiederzugeben mit t&y, a-fta (nicht mit das als nomen act! „das Füllen
0,
bedeutet), aramäisch mit
oder
»rh-a. Mit nXrjQtofia oder der „Ausfüllung" ist der neue Flicken gemeint* Lk 5,36 setzt daher einfach T O xaivov ein. — Die „Füllung" des Schöpf d
gefäßes, d. h. das, was seinen Inhalt bildet, wird pSukka 1 , 5 1 , 39 ixiba •»Vi bw genannt. — Die W o r t e : „der Erdkreis u. seine Füllung" (Ps 50,12) übersetzt der Targum mit: „die Erde u. ihre Füllung" 9,17:
A u c h tut
K-ng.
m a n n i c h t n e u e n W e i n in a l t e S c h l ä u c h e usw.
ovo*& ßdXXovffiv olrov ve'ov slg daxovg naXaiovg etc. Weit abseits liegt inhaltlich das mehrfach als Parallele beigebrachte Zitat Aboth 4 , 2 0 : E lischst b. Abuja (der Apostat, um 120) sagte: Womit läßt sich der vergleichen, der als Kind lernt? Mit Tinte, mit der man auf neuem Papier schreibt. Und womit läßt sich der vergleichen, der als Greis lernt? Mit Tinte, mit der man auf Papier schreibt, von dem die Tinte abgerieben ist. R. Jose b. J huda aus Babelsdorf (ein Zeit genosse Rabbis) sagte: Mit wem läßt sich der vergleichen, der von Kindern lernt? Mit einem, der saure Trauben genießt u. Wein aus seiner Kelter trinkt. Wer aber von Alten lernt, mit wem läßt der sich vergleichen? Mit einem, der reife Trauben genießt u. alten Wein i » ? r : trinkt Rabbi (R. Melr ist falsche Lesart, s. Strack z. S t ) sagte: Blicke nicht auf den Krug , sondern auf das, was in ihm ist; es gibt neue Krüge, die voll alten Weines sind, u. es gibt alte Krüge, in denen selbst kein neuer s-tn Wein i s t e
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Die Schläuche (*ri*., *ria ^ss., b-M, xjpT [ n ^ T ] , ngn, Kajrän, ra***) bestanden aus einer Tierhaut, die als Ganzes von einem Schaf oder einer Ziege abgezogen war. Die am Hals u. an den Beinen dadurch entstehenden Löcher wurden zugenäht oder, soweit sie als Füll- u. Ausgußöffnungen benutzt wurden, mit einem Riemen zugebunden. Zur größeren Dichtung bestrich man die Schläuche innen auch wohl mit Pech. Das Einreißen u. Platzen der Schläuche wird mehrfach
erwähnt.
Chullin 9 , 3 : Wenn man das Fell von einem Haustier oder von einem Stück Wild abzieht, von einem reinen'oder unreinen, von einem kleinen oder großen, um eine Decke daraus zu machen (in welchem Falle das Tier samt dem Fell unter dem Bauch auf geschlitzt wird), so ist es vemnreinigungsfähig u. verunreinigend bis zu dem Maße, daß man es anfassen kann (d. h. bis zu zwei Handbreiten nach den Kommentaren); zieht man das Fell ab, um einen Schlauch r « n daraus zu machen (in welchem Falle das Fell nicht aufgeschnitten, sondern als ein Ganzes abgestreift wird), so ist es ver1
-bzz-
, eine babylonische Kolonie in Palästina?
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Matth 9,17.18.20 (Nr. 1)
troreinigungsfähig u. verunreinigend, bis man (falls das Abziehen vom Halse ans seinen Anfang nahm) die Brost abgezogen bat. Hat man aber (das Abziehen) von den Füßen aus begonnen, so gilt das ganze Fell hinsichtlich der Verunreinigung als mit dem Fleische verbunden, so daß es verunreinigt werden u. verunreinigen kann. Von dem Fell am Halse hat R. Jochanan b. Nuri (um 110) gesagt, daß es nicht als mit dem Fleisch ver bunden angesehen werde; die Gelehrten aber sagten, daß es als mit dem Fleisch ver bunden angesehen werde, bis man das ganze Fell abgezogen habe. |l Eelim 19,8: Wenn an einem Schlauch r%n, an welchem die (mit abgezogenen) Hodenhäute sich mit füllen, diese schadhaft geworden sind, so sind sie rein, weil sie sich nicht mehr wie gewöhnlich (durch Aufblasen) füllen lassen. — Vgl. aber auch Kelim 28, 5: Ein Schlauch nsn, den man (durch Aufschneiden) zu einer Decke gemacht hat, u. eine Decke, die man (durch Zus.nähen) zu einem Schlauch gemacht hat, sind rein. || Schab 1 8 8 Bar (tradiert von Rab, f 247): Den Schlauch (-IJ) mit dem Riemen (xjc-t) darf man am Sabbat neigen. || TfAZ 4,10 (46): Rabban Schimfon b. Gamliöl (um 140) hat im Namen des R. J'hoschuat b. -*cri? (Q pusai?, um 120) gesagt: Aus den Schläuchen r-nu der Gojim darf man nur Decken für die Tiere machen (vgl. aber weiter unten fAZ 82*). Schläuche der Gojim, von denen das Pech abgekratzt ist, sind erlaubt; neue, die verpicht sind, sind verboten. Wenn ein Goi einen Schlauch verfertigt u. verpicht, während der Israelit dabeisteht, so darf man ohne Sorge Wein u. ö l hineintun. (Der Grund des Verbotes liegt nach den Kommentaren in der Gewohnheit der Heiden, in die Schläuche Wein zu tun, solange das Pech noch warm ist, damit der Wein den Beigeschmack des Peches annehme. Da nun der Wein möglichenfalls heidnischer Trankopferwein war, so ist zu besorgen, daß das Pech von Opferwein durchtränkt ist) Parallelstellen: pf AZ 2 , 4 1 , 40; bf AZ 33*. || Chullin 14 sagen R. J huda, R. Jose u. R. Schimfon (alle um 150) zu R. Melr (um 150): Vielleicht könnte der Schlauch platzen, •»•:•* Y^* « « ; ; die Stelle findet sich auch in TD mai 8, 7 (59). II pfAZ 5,45 a, 13 u. pQid 1,60 , 5: R. Ba (um 290) u. Rab Huna ( t 297) haben im Namen Rabs ff 247) gesagt: Wenn jemand einen Schlauch «p-r (mit Wein) an sich zieht (um ihn zu kaufen) u. er zerreißt dabei in seiner Hand n-t-a »YRYV, so ist er nicht ersatzpflichtig. || fAZ 30«: Der sehr scharfe Wein, der die Schläuche zerreißt — Z<3-. Ferner s. fAZ 6 5 ; Schab I 5 4 . || Über Flickarbeiten an einem geplatzten Schlauch lesen wir fAZ 32»: R. Schimfon b. Gamljöl (um 140) hat im Namen des R. J hoschuaf b. - c t i p (?) gesagt: Aus Schläuchen der Gojim darf man keine Deeken für einen Esel machen. . . . Raba (f 352) hat gesagt: Das ist verordnet worden, weil dem Israeliten vielleicht sein Schlauch platzen könnte (-"12 VPZ-), u dann könnte er die Decke des Esels nehmen u. auf seinen Schlauch nähen, ij-cr** (wodurch der Wein des Israeliten von dem früher im Schlauch enthaltenen heidnischen Wein Geschmack annehmen könnte). b
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9 , 1 8 : Ein O b e r s t e r t r a t h e r z u , f i e l v o r ihm
nieder.
agx
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Synagogenvorsteher. Vgl. den Exkurs: Das Synagogeninstitut Nr. 6. — Über den Namen 'Idtigog s. bei Mk nQoatxvvei— TTQooxvrtir
5,22.
L X X für n j n t n s j n » s i c h niederwerfen", Zeichen
der Ehrfurcht u. Verehrung; vgl. S. 78 bei Mt 2, 2 SB. e
K th 63*: (Als R. fAqiba, f um 135, nach vieljähriger Abwesenheit in sein Haus zurückkehrte) lief sein Weib ihm entgegen, fiel auf ihr Angesicht u. küßte seine Füße fi*j"«3t> rr'? r-pts:* »p ncs BY NTTI.... (Dann kam auch f Aqibas Schwiegervater) fiel auf sein Angesicht u. küßte auf seine Füße.
9,20:
Und s i e h e , e i n e F r a u , die z w ö l f J a h r e den B l u t g a n g h a t t e , r ü h r t e den Saum s e i n e s K l e i d e s an. 1. ywr) cufioQQoovaa. — Im Rabbin. na*, eine an geschlechtlichen Aus-
Matth 9,20 (Nr. 1.2)
520
fla88en Leidende. Über die so entstehenden Verunreinigungen s. den Mischnatraktat ornt Einl. 63. Hier kommen 2 Bestimmungen in Betracht. Zabim 5, 1: Wer einen mit Ausfluß Behafteten (oder eine HST) berührt oder von ihm berührt wird, wer einen Zäb in Bewegung setzt oder von ihm gerüttelt wird, ver unreinigt Speisen u. Flüssigkeiten, desgleichen Gefäße, die durch Untertauchen rein werden, wenn er sie berührt; aber nicht, wenn er sie trägt (ohne sie beim Tragen zu berühren). | 5 , 6 : Wer einen Zäb, eine Zaba, eine menstruierende Frau, eine Wöchnerin einen Aussätzigen, deren Lager u. deren Sitz berührt, verunreinigt zwei Grade (indem das von einem solchen Berührte wiederum verunreinigt) u. macht das im dritten Grade Berührte untauglich (zum Genuß). Heilmittel, wie sie die damalige ärztliche Kunst (vgl. Mk 5 , 2 6 ; Lk 8,43) gegen Blutfluß verordnete: Schab 110&: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Man nehme alezandrinisches Gummi im Gewicht eines Zuz, »"a> (Aloe?, Alaun?) im Gewicht eines Zuz u. Gartenkrokus im Gewicht eines Zuz, verreibe sie miteinander u. lasse die Blutflüssige ( ^ ; T ) diese drei in Wein trinken; unfruchtbar wird sie dadurch nicht. — Oder man nehme drei Qapiz (Raschi: 1 Qapiz = 3 Log) persische Zwiebeln, koche sie in Wein, lasse es die Frau trinken u. sage zu ihr: Steh auf aus deinem Blutfluß T-STQ (d. h. sei gesund)! — Oder man setze sie an einem Scheideweg nieder u. lasse sie einen Becher Wein in ihre Band nehmen; dann komme (ohne daß sie es ahnt) jemand von hinten, erschrecke sie u. sage: Steh auf aus deinem Blutfluß! — Oder man nehme eine Handvoll Kümmel, eine Handvoll Krokus u. eine Handvoll Fönnkraut, koche es in Wein, lasse es sie trinken u. sage zu ihr: Steh auf aus deinem Blutfluß! — Oder man nehme 60 Weinfaßspnnde (weiche sie ein), lasse sie den Abguß trinken u. sage zu ihr: Steh auf aus deinem Blutfluß! — Oder man nehme das genannte Kraut (?), koche es in Wein, lasse sie den Abguß trinken u. sage zu ihr: Steh auf aus deinem Blutfluß! — Oder man nehme die römische Brachendistel (?, vgl. Levy 1,450 . 495«), verbrenne sie u. lasse die Frau sie während des Sommers in einem Leinenlappen u. während des Winters in einem Lappen von Baumwolle tragen. — Oder man grabe sieben Gruben u. verbrenne in ihnen junge, noch nicht drei Jahre alte Weinreben (s. Einl. 3b*, fOrla); darauf nehme sie einen Becher Wein in ihre Hand, u. dann lasse man sie sich von der einen Grube erheben u. an einer andren niedersitzen u. wiederum von dieser sich erheben u. an einer andren niedersitzen (u. so fort bei allen sieben Gruben) u bei jeder sage man zu ihr (wohl in dem Augenblick, da sie sich erhebt): Steh auf aus deinem Blutfluß! — Oder man nehme feines Mehl u. bestreiche damit ihre untere Körperhälfte u. sage zu ihr: Steh auf aus deinem Blutfluß! — Oder man nehme ein Straußenei, verbrenne es (zu Asche) u. lasse die Frau es (die Asche) während der Sommerzeit in einem Leinen lappen u. während des Winters in einem Lappen von Baumwolle tragen. — Oder man öffne ein Faß Wein in ihrem Namen (d. h. wohl, damit sie zuerst davon trinke). — Oder man nehme ein Gerstenkorn, das sich in dem Kot eines weißen Maultiers vor findet. Wenn sie es einen Tag (in ihre Hand. Raschi) nimmt, hört der Blutfluß zwei Tage auf; wenn sie es zwei Tage nimmt, hört er drei Tage auf, u. wenn sie es drei Tage nimmt, hört er für immer auf. b
2.
7 tyaxo xov xoaanädov xov ifiaxfov. — Über xgccansSov s. den
Exkurs
t
„9icith".
— Zum Erfassen
des Gewandes eines angesehenen
b
Mannes vgl. T a * a n 2 3 : Wenn die Welt des Regens bedurfte, pflegten die Rabbinen zu Chanan (Ghanin?) ha-Nechba sanan, dem Tochtersohne Chonis, des Kreisziehers (taran Einl. 36), Schulkinder zu schicken u. sie faßten ihn an den Säumen seines Mantels pna"^ ^V-stia an u. sprachen zu ihm: Vater, Vater, gib uns Regen! — Über diese Stelle 8. den Exkurs*. »Pastenfeier* Nr. 9, p.
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Matth 9,21. 23
9 , 2 1 : D e n n sie s p r a c h b e i s i c h s e l b s t : W e n n i c h nur sein K l e i d a n r ü h r e n w e r d e , w i r d mir g e h o l f e n w e r d e n . Von Abraham sagt R. Levi (um 300) GnR 39 ( 2 4 ) : Abraham betete für die Unfruchtbaren u. sie wurden bedacht, u. für die Kranken u. sie fühlten Erleichterung. R. Huna (um 350, so lies statt Rab Huna) hat gesagt: Nicht nur wenn Abraham zu einem Kranken hinging, sondern wenn der Kranke ihn nur sah, fühlte er Erleichterung rwma. b
9 , 2 3 : A l s J e s u s in d a s Haus d e s O b e r s t e n kam u. die F l ö t e n s p i e l e r u. den l ä r m e n d e n H a u f e n sah. xovg avhpug xai xov bx^ov &oovßovftevov. — Die Flötenspieler u. die Klageweiber — die letztern sind nach Mk 5,38 wohl ganz besonders unter dem ov*og &oQvßovfievog zu verstehen — gehörten zu den not wendigen Requisiten einer Begräbnisfeier. Selbst der ärmste Mann kann gezwungen werden, bei der Bestattung seiner Frau mindestens zwei Flötenspieler u. eine Klagefrau mitwirken zu lassen, u. fänden sich solche in dem betreffenden Wohnort nicht, so sind sie aus einer Nachbargemeinde herbeizuschaffen.& Aus den rabbin. Quellen hören wir über die Flötenspieler nichts Näheres; doch ist einer gelegentlichen Bemerkung des Josephus zu entnehmen, daß sie die Klagelieder ein leiteten, h Aus den Angaben über die Klagefrauen erhellt, daß sie namentlich auf dem W e g e vom Sterbehaus nach der Begräbnisstätte in Tätigkeit traten, u. zwar besonders wann der Leichenzug haltmachte, um die Träger der Bahre sich ablösen zu lassen, c Dadurch ist nicht ausgeschlossen, daß sie auch im Sterbehause selbst ihre Klageweisen vernehmen ließen, wie es Mt 9,23 u. Mk 5,38 vorausgesetzt wird.d Es war entweder Chorgesang oder Wechselgesang; die letztere Weise scheint stark erschütternd gewirkt zu haben; wenigstens wurde sie für eine ganze Reihe von Feiertagen untersagt, damit die Festesfreude nicht allzusehr gestört werde.« Der Gesang wurde durch das (rhythmische?) Zusammenschlagen der Hände' u. durch die Töne der HandpaukeS u. der sog. Rebi'ithh begleitet. Von den Klageliedern selbst sind nur dürftige Überbleibsel erhalten. 1 e
a. K th.4,4: Der Ehemann ist seiner Ehefrau gegenüber verpflichtet zum Unter halt, zur Loskaufung (falls sie in Gefangenschaft gerät) u. zur Bestattung. R. J huda (um 150) hat gesagt: Auch der Ärmste in Israel stellt nicht weniger als zwei Flötenspieler) o b*bu. ein Klageweib "*3rp»?. — Ahnlich in S*machoth 14. || B M 6 , 1 : Wenn einer einen Eseltreiber oder einen Fuhrmann gedungen hat, eine Sänfte oder Flötenspieler) o-b-b^ für eine Braut oder für einen Toten herbeizuschaffen etc: — Schab 23,4: Wenn ein Nichtisraelit an einem Sabbat Flöten (zur Trauerklage) herbeischafft, so darf ein Israelit auf ihnen keine Klagemusik machen, es sei denn, daß sie aus einem nahen Ort (innerhalb der Sabbatgrenzen = 2000 Ellen) gebracht werden. b. Josephus, BellJ 3, 9 , 5 : Es wurde verbreitet, daß auch Josephus bei der Ein nahme (von Jotapata, im Juli 67 n. Chr.) getötet worden Bei. Das erfüllte Jerusalem mit der größten Trauer. In den einzelnen Häusern u. Verwandtschaften betrauerte e
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Flötenspieler genauer s-Vsr-a- c-'^i-re.
Matth 9,23
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jeder seine Angehörigen oder Freunde unter den Umgekommenen; die Trauerum den Anführer (nämlich Jos. selbst) wurde a b Volkstrauer gehalten. Dreißig Tage lang hörte das Wehgeklage in Jerusalem nicht auf; die meisten aber dingten Flötenspieler ttvXtjjdf, die ihnen den Elagesang einleiteten oi »Qrjvtav i^rjQx *' «viots. C. MQ 8 , 8 : Man setzt (an den. Zwischenfeiertagen, d. h. an den Tagen zwischen den beiden ersten u. letzten Feiertagen des Passah- u. des Hüttenfestes) die Bahre auf der Straße nicht nieder, um nicht zum Wehklagen zu verleiten. (Daraus erkennt man, daß die beim Niedersetzen der Bahre eintretende Pause für gewöhnlich der Zeitpunkt war, an dem die Klageweiber besonders mit ihren Weisen einsetzten; vgl. Anm. g.) Aber die Bahre der Frauen setzt man niemals nieder aus Gründen des Anstandes~ (wörtlich: der Ehre halber). Die Klagefrauen dürfen an einem ZwiBchenfeiertage laut klagen (-•sg's, aber nicht in die Hände schlagen nin*p<3. R. Jischmafel (f um 135) hat gesagt: Die der. Bahre ganz nahe sind, dürfen in die Hände schlagen. — Ebenso über das Niedersetzen der Leichen Sonach 11. — Dagegen heißt es MQ 2 7 : In N hardefa (in Babylonien) hat man gesagt: Daß Frauenleichen nicht niedergesetzt werden dürfen, hat man nur von einer Wöchnerin gelehrt, aber die übrigen Frauen setzt man nieder. R. EUazar (um 270) hat gesagt: Auch 'die übrigen Frauen setzt man nicht nieder. (Es scheinen in diesem Punkt abweichende Sitten in Palästina' u. Babylonien be standen* zu haben.) d. Ausdrücklich baben wir den Klagegesang in den Sterbehäusern nirgends er wähnt gefunden; aber das kann etwas Zufälliges sein. Doch liest man TMQ 2,17 (231): Man bringt (an den Zwischenfeiertagen) keine Flöten in ein Trauerhaus, wohl aber in ein Hochzeitshaus. — Hieraus wird man auf Flötenspiel im Sterbehaus selbst schließen dürfen. e. MQ 9: An den Neumondstagen, am Tempelweihfest r-s-un u. am Purimfest dürfen die Klageweiber laut klagen u. in die Hände schlagen, aber keine Klagelieder anstimmen, r*:: p>9 vr.. Wenn der Tote bestattet ist, dürfen sie nicht laut klagen r-,i7*i, auch nicht in die Hände schlagen. Was ist Wehklage, -na; ? Wenn alle zugleich laut klagen. Was ist Klagelied -5-7. ? Wenn eine anhebt zu singen u. die andren antworten nach ihr, s.: „Lehret eure Töchter Webklage u. ein Weib das andre ein Klagelied na*?" Jer 9,19. Aber von der Zukunft heißt es: „Verschlingen wird er den Tod auf immerdar u.'abwischen wird Jahve-Elohim die Träne von jeglichem Angesicht" Jes 25,8. / . Zum Zusammenschlagen der Hände s. oben MQ 3, 8.9 in Anm. c u. e. Ferner TMQ 2,-17 (231): Was ist mit dem Schlagen auf die Brust Jes 32,12 gemeint? Das Zusammenschlagen der.Hände (man scheint also die Hände vor der Brust zus.geschlagen zu haben). Was ist CSP-;: (Ausdruck für das Verherrlichen eines Toten seitens der Männer im Trauergefolge)? Das Ausbreiten der Arme (wobei man wohl die Hände rang). — Dagegen sagt fUlla (um 280) MQ 2 7 : Das Schlagen auf das Herz Jes 32,12 meint das Schlagen in die Hand (oder „mit der Hand") u. oV-p ist das Aufstampfen mit dem Fuß. Bar: Wer lobt (unter Aufstampfen des Fußes), der tue es nicht in Sandalen (die dünn u. weich sind), sondern in (festen) Schuhen der Gefahr halber. g. Über die o->->-8 genannte Handpauke s. zu 9,15 S. 508«. — Ferner Kelim 15,6: R. J*huda (um 150) sagte: Die Handpauke C«*"-K ist verunreinigungsfähig als Sitz,, weil die Klagefrau »n-V« sich darauf setzt (nämlich wenn der Leichenzug eine Weile -anhält). — In TKelim BB 2,8 (592) findet sich sogar die Notiz, daß sich die Klage frauen auf die Bahre gesetzt hätten. Es heißt hier: Die Bahre, das Polster u. das Kissen des Toten ist nach R. Melr nicht verunreinigungsfähig, die Gelehrten aber sagten: Sie sind verunreinigungsfähig durch Druck, weil sich die Frauen darauf zu setzen pflegen, wenn sie ihre Toten beweinen (nämlich sooft auf dem Gange nach der Be gräbnisstätte die Bahre niedergesetzt wird). — Diese Stelle gehört zugleich zu den jenigen, aus denen zu schließen ist, daß die Toten in offenem Sarg oder auf ihrem Sterbe lager selbst beigesetzt wurden, falls sie ihre Ruhestätte in einem Felsengrab fanden.' h. Kelim 16,7: Das Spielinstrument r-s-a^ der Klagefrau »r-'»s ist rein. — Nach den Kommentaren sind mit r-s-a-* zwei mehr als 1 Elle lange Hölzer gemeint, die 0
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Matth 9,23.24.25 (Nr. 1.2)
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aneinander geschlagen werden; Levy 4 , 4 1 9 läßt die Rebifith „ans dünnen, viereckigen Brettern zus.gesetzt" sein. /. Allgemein heißt es TJ°b 14, 7 (259), daß „die Stimme der Klagefrauen einen unter den Toten erwähnt". — Genaueres MQ 2 8 : Was sagten die Klagefrauen? Rab l f 247) hat gesagt: Wehe um den Dahingegangenen! Webe um den zugrunde Ge gangenen! Raba ( f 352) hat gesagt: Die Weiber von Sch khancib (in Babylonien) sagten ebenso Ferner bat Raba gesagt: Die Weiber von Sch. sagten: Schneide den Zahn (Knochen) aus dem Gebiß, so dringt das Wasser in die Kochmaschine, d. h. wenn der Zapfen von dem Boden des Wasserbehälters entfernt wird, so dringt das Wasser in den Kohlenbehälter, wodurch das Feuer erlischt; ebenso verliert sich das Leben, wenn der Lebensodem entschwindet (so Levy 1,109 ). Ferner hat Raba ge sagt: Die Weiber von Sch. sagten: Verhüllt u. bedecket euch, ihr Berge; denn ein Sohn Hoher u. ein Sohn Großer war er (der Tote)! Ferner bat Raba gesagt: Die Weiber von Sch. sagten: Die Sch ol ( = Grab) ist ein feines Gewand dem Edlen, dem die Wegzehrung ausgegangen (dem verarmten Reichen ist der Tod die beste Erlösung)! Ferner hat Raba gesagt: Die Weiber von Sch. sagten: Es rennt u. stürzt hin der Müßiggänger (so fArukh bei Levy 1, 4 6 ) , u. an der Fähre nimmt er ein Darlehn auf (hat nicht so viel erübrigt, daß ihm das Sterbegewand aus seinen eignen Mitteln ge kauft werden konnte)! Ferner hat Raba gesagt: Die Weiber von Sch. sagten: Unsre Brüder, die Kaufleute, werden in bezug auf ihr Nest geprüft (ob sie in ihrem Laden = Nest ehrlich gewesen in Handel u. Wandel). Ferner hat Raba gesagt: Die Weiber von Sch. sagten: Ein Tod ist wie der andere, die Schmerzen sind die Zugabe! — Weiteres über die Trauerklage s. im Exkurs „Liebeswerke" Nr.4, IX, C. b
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9,24:
Das M ä g d l e i n ist nicht g e s t o r b e n , sondern
xa&evoti.
— Derselbe Tropus im rabbin. rft*.
Davon
f
schläft.
Ns-fn
der Ent
c
schlafene, virn-tt das Entschlafen. Beispiele p AZ 3 , 4 2 , 1 bei Mt27,45. — Auch
aram. z^zvf liegen, schlafen wird für „sterben"
asti,
gebraucht:
c
« a s ^ der Entschlafene, die Leiche. GnR 96 ( 6 0 ) : Resch Laqisch (um 250)
hat gesagt: Gott sprach zu Jakob: Bei deinem Leben, dn wirst
schlafen
aaic,
aber du wirst nicht sterben r&! 9,25:
Das Mägdlein stand
auf.
rjyäQ&rj doppelsinnig wie i-ar aufstehn u. auferstehn. 1. Die Totenauferweckung eine Prärogative Gottes. Tafan 2 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Drei Schlüssel sind in Gottes Hand, die in die Hand keines Bevollmächtigten gegeben werden, nämlich der zum Regen, s. Dt 28,12, der zum Mutterschoß, s. Gn 30,22. u. der zur Neubelebung der Toten, r - n r B-r'rrt, s.: „Ihr werdet erkennen, daß ich Jahve bin, wenn ich eure Gräber öffne u. euch aus euern Gräbern steigen lasse* Ez37,13. — Dasselbe in mannigfachen Variationen Sanh 113»; GnR73(46«); D t R 7 ( 2 0 4 ) ; TanchB « ~ i § l 6 ( 7 8 i ; «---. § 3 5 ( 5 3 ) ; Midr Ps 78 § 5 (173 ) ; Targ Jerusch II zuGn 30,22; Targ Jerusch I zu Dt28,12; PesiqR 42 (178 ). a
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2. Die Auferweckung der Toten erfolgt durch die Gerechten. Pes 68": Rab Chananiel (um 260) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Dereinst werden die Gerechten die Toten lebendig machen; es heißt hier (Jes 5,17): Es weiden da Lämmer nach ihrem Wort (so der Midr); n. es heißt dort (Mich 7,14): „Weiden mögen sie Basan u. Gilead (so der Midr.), wie in alten Tagen." Mit Basan ist Elisa gemeint, der aus Basan stammte, 8.: „Schaphat in Basan" 1 Chr 5,12 u. „Elisa der Sohn Schaphats* 2 Kg 3,11. Mit Gilead ist Elias gemeint, 8.: „Elias ausThisbe Gileads" 1 Kg 17,1. (Beweis durch Analogieschluß aus „weiden" ; wie dieses von Elias u. Elisa, die Tote auf erweckt haben, gesagt wird, so deutet das Wort „weiden* Jes 5,17 an,
524
Matth 9,25 (Nr. 2 - 5 ) . 9,27 (tt)
daß mit „Lämmern* Anf erweckte gemeint sind, u. zwar dnrch ihr, der Gerechten Wort Auferweckte.) R. Schemuöl (um 260) bat gesagt, R. Jonathan (um 220) habe ge! sagt: Dereinst werden die Oerechten die Toten auferwecken, denn es heißt: „ Wiederum werden Greise u Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems sitzen, ein jeglicher seinen Stab in seiner Hand" Sach 8,4, u.: „Halte meinen Stab an das Gesicht des Knaben* 2 Kg 4,29. (Wie 2 Kg 4 der 8tab das Mittel der Totenauferweckung, so auch der Stab der Alten in Sach 8,4. Vgl. Einl. 97, Nr. 2.). 3. Die Auferweckung der Toten ein Werk des Messias. So erst in den späten PirqeREl 32 ( 1 6 ) : Warum heißt des Messias Name Jinnon? (•pa? Ps72,17). Weil er dereinst die im Staube Schlafenden wird aufsprossen lassen (•ja-i r r j d. h. auferwecken). — Von hier in Midr Ps 93,1 (nicht in ed. Buber). c
4. Über Totenauferweckungen durch Rabbinen 8. bei Mt 14,2. b
5. ->«-9 = auferstehn;sonach D n l 2 , 1 3 z B 8 a n h 9 1 : (Die Töten) stehen auf in ihren Leibesfehlern u (dann) werden sie geheilt -pfcB-ir.m 'p-mz -piat?. 9,27%: Es folgten Jesu zwei Blinde. xv(fX6g, hebr. - 3 s , «o-io, •"rat?, aram. tr-ao oder *<7'' y. Zu dem Euphemismus K ^ n j K-SD = „der viel Licht hat" s. pPea4,19»,22: „Ver rücke nicht uralte Grenze" oh-y hm Spr 22,28. Rab Jirmeja ium 320) u Rab Joseph (f 333). Der eine sagte: Das bezieht sich auf die, welche aus Ägypten heraufgezogen sind (ohiy biaj wird gedeutet = o'biy'^zi „die Grenze der aus Äg. Heraufgezogenen", wie sie durch Josua festgesetzt war). Der andre sagte: Damit sind die in ihrem Ver mögen Heruntergekommenen gemeint (sm wiederum — o'^y, doch gegensinnig = *-- *v ,die Heruntergekommenen* gedeutet; für diese Erklärungsweise folgen dann zwei weitere Beispiele; das erste lautet:) Den Blinden nennt man n'^r» »-»o „stark an Augenlicht*. (Das zweite Beispiel:) R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Es heißt: „Die widersetzlichen Armen führe in dein Haus* Jes 58,7. (Das Textwort o'r^ von iv< „die Umgetriebenen* wird gedeutet o-^i-»«:, von die Widerspenstigen; gegen sinnig = die Gebeugten, die Demütigen, so daß Jes 58,7 gemeint sind die „beschei denen, verschämten Armen'). Das letztere Beispiel auch LvR34 (131 ). II GnR30(18 ): „Noah war ein gerechter Mann in seinen Generationen* Gn 6,9. R. Jehuda (um 150) hat gesagt: In „seinen* Generationen war er ein gerechter Mann; aber wenn er zur Generation Moses oder Samuels gehört hätte, wäre er kein Gerechter gewesen. Auf der Gasse sagt man zum Blinden „Hellsehender* -»ins trso. (Randglosse tr-ae.) ,
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Das h a r t e L o s d e r B l i n d h e i t kennzeichnet treffend N d 6 4 Bar: Vier werden wie ein Toter geachtet: der Arme, s. Ex 4 , 1 9 ; der Aus sätzige, s. Nu 12,12; der Blinde Kaie, s. KL 3 , 3 : „In Finsternisse setzte er mich den uralten Toten gleich"; u. der, welcher keine Kinder hat, s. Gn 3 0 , 1 . Vgl. Exkurs: Aussatz u. Aussätzige Nr. 1, n. Heilmittel gegen Blindheit. Git 69*: Gegen den Star nehme man einen Skorpion, der siebenfach gegliedert ist (Raschi: siebenfarbig gesprenkelt) u. lasse ihn im Schatten (nicht in der Sonne) austrocknen; dann pulverisiere man einen Teil von ihm u. zwei Teile Stibium u . tue davon drei Schminkstifte voll in jedes Auge, aber nicht mehr. Wenn man das nicht beachtet, springt das Ange hervor (aus seiner Höhle). — Gegen die Blindheit, die nachts entsteht »^'tn -««««a» nehme man eine Haarscbnur, binde das eine Ende an sein (des Kranken) Bein u. das andre Ende an das Bein eines Hundes; dann lasse man hinter ihm Kinder Scherben aufeinanderschlagen u. spreche s i - w r K O S « M S ' » «*">it» alter Hund, närrischer Hahn! Darauf hole man sieben Stücke Fleisch aus sieben Häusern, die die Bewohner dieser Häuser (ao nach Raschi) in der Rinne unter der
Matth 9,27 ( « . 8 ) . 9,28 ( « . 8 )
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1
(Hans )Tür niederlegen müssen, u. läßt sie auf den Dangstätten des Ortes zugrunde gehn. Dann binde man die Haarschnur vom Kranken los u. spreche: Blindheit des u. des, des Sohnes von der u. der, verlasse den u. den, den Sohn von der u der, u. durchbohre den Hund in seinem Augapfel. — Gegen die Blindheit, die bei Tage ent steht, nehme man sieben Milzen aus dem Leib von Tieren u. brate sie im Napf eines Aderlassers; dann setze man den Kranken im Hause nieder, während draußen ein andrer Mensch steht. Zu diesem sage der Blinde: Gib mir, daß ich esse! Der Sehende (ttn-rr = dessen Auge anfgetan) antworte: Nimm, iß (b*z"s s c ) ! Nachdem er dann gegessen hat, zerbreche er den Napf; denn wenn er es nicht tut, kehrt die Krankheit anf ihn zurück. e
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Erwähnt sei noch M g 2 4 Bar: R. Jose (um 150) hat gesagt: Mein lebelang habe ich mich mit dieser Schriftstelle abgequält: „Daß du am Mittag tasten mußt, wie der Blinde im Dunkel" Dt 28, 29; was liegt denn dem Blinden daran, ob es dunkel ist oder hell? — bis mir folgender Vorfall begegnete. Einmal befand ich mich unterwegs in tiefster Nacht u. Dunkelheit; da sah ich einen Blinden x ^ o , der sich (ebenfalls) unter wegs befand, wie er eine Fackel in seiner Hand hatte. Ich sagte zu ihm: Mein Sohn, was soll dir diese Fackel? Er antwortete mir: Solange die Fackel in meiner Hand ist, sehen mich die Menschen u. hüten mich vor Gruben, Dornen u. Nesseln. 9,27 93: E r b a r m e d i c h u n s e r , Sohn D a v i d s . Javeid, als Bezeichnung des Messias in der vorchristl. Zeit wohl nur Ps Sal 17,21: Sieh darein, o Herr, u. laß ihnen erstehn ihren König, den Sohn Davids, zu der Zeit, die du erkoren, Gott, daß er über deinen Knecht Israel regiere. In der nachchristl. jüdischen Literatur ist -s. allgemein gebräuchliche Messiasbezeichnung. Besonders häufig findet sich die Wendung: „Der Sohn Davids kommt" so w — z B Sanh 97 u. 98 in einer Bar; im Munde« des R. J huda (um 150), des R. N"chemja (um 150), des R. N horai (um 150), des R. Jose b. Qisma (um 110) u. seiner Schüler, des R. Eifazar b. Schimon (um 180), Rabs ( f 217), des R. Cha nina (um 225), des R. Chama b. Chanina (um 260) u. des R. Jochanan ( f 297). VIOQ
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9,28 21: G l a u b t ihr, daß ich d i e s e s zu tun v e r m a g ? maievtie mt dvvapai rovto nmTfiai; — Die Erleuchtung des geistigen Auges die Vorbedingung der Öffnung des leiblichen Auges. b
GnR 53 ( 3 4 ) : „Gott tat ihre Augen auf" Gn 21, 19. R. Binjamin (wohl b. Levi, um 325) hat gesagt: Von allen gilt die Annahme, daß sie blind sind 1*0-0, bis Gott ihre Augen erleuchtet; das folgt aus: „Gott tat ihre Augen auf*
9,28 95: S i e a n t w o r t e t e n i h m : Ja, Herr. xvgie. — Aramäisches Äquivalent der Anrede xvgie ist „mein Herr" oder, wenn es sich um mehr als Einen Redenden handelt: -n« „unser Herr"; ältere Form a:"^ 1 Kor 16,22. b
K t h l 0 3 : Wenn der König Josaphat von Juda einen Gelehrtenschüler sah, er hob er sich von seinem Thron, umarmte u. küßte ihn u. redete ihn an: Mein Meister, 1
Unter xr— «—:-x versteht man meist das Loch in den Türschwellen, in denen sich der Türzapfen dreht; schwerlich richtig; s. Krauß, Archäologie 1,338 Anm.494.
Matth 9,28 (8). 9,30.32.84
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mein Meister, mein Herr, mein Herr, » "a* 'a* » — So auch Sanh 98* hj einem Gesprach mit dem Messias: R. J hoachuaf b. Levi (nm 250) ging zu ihm (dem Messias in Rom) u. sprach: Friede sei mit dir, mein Meister u. mein Herr Er ant wortete ihm: Friede sei mit dir, Bar Levi! R. J hoschua? sprach zu ihm: Wann kommt der Herr •<-? Er antwortete ihm: Hente! II Die Form oder o - r p l ä ß t sich aus neutestamentl. Zeit noch nicht belegen, s. Dalman 1,268 f. e
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9 , 3 0 : I h r e A u g e n w u r d e n a u f g e t a n , aveyxtyffav
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LvR 22 (121 *) n. Midr Qoh 5,8 (27*): Es geschah einmal, daß zwei Männer auf den Wegen von Tiberias gingen; der eine war blind **c u. der andre war sehend -»rc* (geöffneten Auges), u. der Sehende s-rrc ( = der Geöffnete) führte den Blinden. Sie setzten sich nieder, um am Wege auszuruhen. Da ereignete es sich, daß sie von einem, Kraute aßen: der Blinde wurde sehend nrcr-tt (geöffnet), u. der Sehende T T E wurde blind; u. nicht gingen sie von dort fort, bis jener Blinde den Sehenden führte, -r-1| GnR 53 (33''): R. Schemuöl b. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Als unsre Mutter Sara be dacht wurde, wurden viele unfruchtbare Frauen mit ihr bedacht, viele Taube wurden hörend, viele Blinde wurdend sehend imcra ( = sie wurden aufgetan) u. viele Wahn sinnige wurden vernünftig.
9 , 3 2 : Sie b r a c h t e n zu ihm einen s t u m m e n B e s e s s e n e n . xoHpov.
— o!bt< „stumm", uhn „taub"; im Rabbin. ist unn häufig der
Taubstumme. b
Chag 2 Bar u. Git 71 & Bar: Wer reden kann, aber nicht hören, das ist ein Tauber o - n ; wer hören kann, aber nicht reden, das ist ein Stummer zb«. Sowohl dieser, als auch jener gelten in allen ihren Worten als vollsinnig-(zurechnungsfähig, wört lich: als solche, deren Sinne geöffnet sind). Woher, daß einer der reden, aber nicht hören kann, ein Tauber w-n, einer der hören, aber nicht reden kann, ein Stummer ob», ist? Es heißt: „Ich bin wie ein Tauber arn, ich höre nicht, u. wie ein Stummer ob«, der seinen Mund nicht auftut" Ps 38,14. Wenn du willst, so sage, wie die Leute (in sprichwörtlicher Redensart) zu sagen pflegen: (Ein Stummer ist einer,) dem die Sprache genommen ist. (Nach Raschi ist o-sc notarikonartig gedeutet = -"-siv-a ??rv«. —1| T rum 1,2: Der w - n , von dem die Gelehrten (in der Mischna) reden, ist überall einer, der weder hören noch reden kann. — Mit Recht bemerkt aber R. Jona (um 350) pChag 1,75 , 45.50, daß diese Regel keine allgemein gültige sei, da es T^rum 1,2 auch heiße: Der o - - , der reden, aber nicht boren kann, darf nicht Hebe absondern.' — Auch M g 2,4 beweist, daß die Mischna unter Umständen unter dem =-n nicht den Taubstummen, sondern nur den Tauben versteht; hier heißt es: Alle sind zum Vor lesen der Estherrolle (am Purimfest) geeignet mit Ausnahrae des Tauben s~n, des Irrsinnigen u. des Minderjährigen. |l Von der H e i l u n g z w e i e r S t u m m e r durch das Gebet Rabbis lesen wir Chag 3 : Zwei Stumme waren in der Nachbarschaft Rabbis, die Tochtersöhne des R. Jochanan b. Gudg da (um 110), nach andren die Schwester söhne des R. Jochanan; sooft Rabbi in das Lehrhaus ging, gingen (auch sie) dorthin, setzten sich vor ihn u. nickten mit ihren Köpfen u. bewegten ihre Lippen. Da flehte Rabbi um Erbarmen für sie u. sie wurden geheilt. Es ergab sich, daß sie (in der Zeit ihres Stummseins) Halakha, Siphra (den balakbischen Midr zu L v , Siphre (den halakh. Midr zu Nu u. Dt) u. den ganzen Talmud (d. h. hier die halakh. Methode gelernt hatten. e
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9,34: Durch den Obersten der Dämonen treibt er d i e D ä m o n e n aus. Hierzu s. bei Mt 12,24; speziell zum „Obersten der Dämonen" s. den Exkurs: Zur altjüd. Dämonologie Nr. 3, b. — Ein „Fürst der Geister" ann-m •pn-nta wird erwähnt LvR 5 (108 , s. diesen Exkurs Nr. 3, b gegen a
Matth 9,87. 10,1 (H 1)
527 b
Ende); ferner ein „Herr der Geister" trvmn -imi pPea 8 , 2 1 , 2 3 = pSch'q b
e
5, 4 9 , 2, s. daselbst Nr. 5, a; in beiden Fällen dürfte damit Aschm dai, der „König der Dämonen" gemeint sein. 9,37:
D i e E r n t e i s t g r o ß , d e r A r b e i t e r a b e r sind
wenige.
Formell ähnlich, aber inhaltlich verschieden ist Aboth 2 , 1 5 : R. Tar phon (um 100) sagte: Der Tag (die irdische Lebenszeit) ist kurz, der Arbeit ist viel r-a-vp, die Arbeiter n^sicn sind träge, der Lohn ist groß u. der Hausherr ( -
Gott) drängt.
10,1 %: H e r b e i r u f e n d 1. tovg fia&rjTtxg
seine zwölf
Jünger.
avtov — -p-r-ebr. Die Schüler genossen nicht nur
den theoretischen Unterricht ihrer Lehrer, sondern befanden sich als ihre Diener auch gern in ihrer Nähe, um so aus deren Tun u. Lassen die Halakha möglichst durch die Praxis kennen zu lernen. Aboth 6,5: Torakenntnis wird durch 48 Dinge erworben, nämlich durch Studium, dnrcb Hören des Ohres, durch Zurüstung der Lippen . . ., durch Bedienen der Gelehrten 3--:- s n t i i . || B rakh 7 ' ' : R. Jochanan lf 279) bat im Namen des R. Schimfon b. Joebai (um ISO) gesagt: Größer (wichtigen ist das Bedienen der Tora (d. b. ihrer Lehrer) als ihr Erlernen, s.: „Hier ist Elisa, der Sohn Schaphats, welcher Wasser auf die Hände des Elias goß" 2 K g 3 . I I . Welcher „lernte" heißt es nicht, sondern welcher „goß"; das lehrt, daß das Bedienen größer ist. Ii B rakh 4 7 : Die „Andren" (=*--*, nach Hör 1 3 die Schüler des R. Melr) haben gesagt: Selbst wenn einer die Schrift u. die Mischna (den traditionellen Lehrstoff) gelernt, aber nicht die Gelebrtenschüler bedient hat r ? v , so ist er ein fAm ha-arec, Rab Huna (t 297) hat gesagt: Die Halakha entspricht der Meinung der „Andren". Parallelstellen: LvR 3 ( I 3 4 ) ; Sota 22». || K th 9 6 : R. J'hoscbua? b. Levi (um 250) hat gesagt: Alle Arbeiten, die ein Sklave seinem Herrn verrichtet, verrichtet ein Schüler seinem Lehrer, ausgenommen das Auflösen (Ausziehen) des Schubes. Raba tt 352) hat gesagt: Das hat man nur für einen Ort angeordnet, wo man ihn nicht kennt (also aus dem Auflösen der Schuhe schließen könute, daß er tatsächlich ein Skiare sei, eine Annahme, der der Schüler nicht ausgesetzt, werden darf); aber wo man ihn kennt (also weiß, daß er ein Schüler u. kein Sklave ist), kümmert man sich nicht darum (legt man keinen Wert darauf). Rab Aschi (f 427) hat gesagt: Auch für einen Ort, wo man ihn nicht kennt, hat man dies nur bestimmt, falls er ials wäre er ein Sklave) keine Gebetsriemen angelegt hat; hat er aber solche angelegt (wodurch jedem erkennbar, daß er kein Sklave ist), so kümmert man sich nicht darum (wenn er seinem Lehrer die Schuhe ablöst). || AbothRN 36: R. fAqiba (f um 135) hat gesagt: Wer den Gelehrten nicht als Schüler dient, der bat keinen Anteil an der zukünftigen Welt. — In Derekh Erec Z. 8 gegen Ende lautet der Satz: Wer den Gelehrten nicht als Schüler dient, der ist des Todes schuldig. || Sota 2 1 : fülla (um 280) hat gesagt: Ein schlauer Bösewicht ist derjenige, der Schrift u. Mischna lernt u. den Gelebrtenschülern nicht dient || E th 96": R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Wer es seinem Schüler versagt, ihm zu dienen, der ist wie einer, der ihm Liebe versagt, s.: „Dem Verzagten gebührt Liebe von seinem Freunde" H i 6 , 1 4 . Rab Nachman b. Jicchaq (f 356) sagte: Auch wie einer, der die Gottesfurcht ihm nimmt, s.: „Und die Furcht vor dem All mächtigen wird er aufgeben" Hi 6,14. e
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Einige Beispiele, wie die Schüler aus dem Verhalten ihrer Lehrer praktisch die Halakha erlernten. T N g 8 , 2 ( 6 2 8 ) : R. J huda (um 150) sagte: Ich hatte meinen Sabbatsvortrag ge halten u. ging mit R. Tarphon (um 100) in sein Haus. Er sprach zu mir: J huda, mein e
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Matth 10,1 ( « 1 )
528
Sohn, gib mir meine Sandalen, n. ich gab sie ihm. Er streckte seine Hand ans nach einem Fenster u. gab mir (lies mit Siphra statt **) von dort einen Stock. Er sprach zu mir: Mein Sohn, mit diesem Stock habe ich drei Aussatzige gereinigt. (R. Tarphon war priesterlichen Geschlechts.) Ich (R. J huda) habe daran sieben Halakhoth (gesetz liche Bestimmungen) erlernt: das Holz (Lv 14,4; darf von einer Zypresse sein, seine Spitze ist abgeschnitten (n—e; Siphra liest: a-s = an seiner Spitze befindet sich Laub), seine Länge beträgt eine Elle, seine Dicke den vierten Teil eines Bettfußes, der in zwei u. diese (wieder) in vier Teile gespalten wurden (so nach Siphra); man bespritzt damit einmal, auch zwei- u. dreimal (d. h. bis drei verschiedene Aussätzige), man er klärt für rein sowohl zu der Zeit, da der Tempel besteht, als auch zu der Zeit, da er nicht besteht (denn so hat R. Tarphon, der nach der Zerstörung des Tempels wirkte, gehandelt), u. man erklärt (Aussätzigel für rein im Landesgebiet (d. h. außerhalb Jerusalems). — Parallelstellen: SLv 14,4(269 );pSota2,18», 6 als Bar. II N d 7 : R . A b b a (um 290) hat gesagt: . . . Rab Huna (f 297) hörte, wie eine Frau den Gottesnamen un nütz nVoaV aussprach. Er tat sie in den Bann, hob ihn aber sofort in ihrer Gegenwart wieder auf. • Daraus habe ich dreierlei entnommen. Erstens: Wer den Gottesnamen aus dem Munde eines andren hört, muß diesen in den Bann tun. Zweitens: Hat er ihn in seiner Gegenwart in den Bann getan, so kann er diesen nur in seiner Gegenwart wieder lösen. Und drittens: Zwischen dem Bann u. seiner Aufhebung braucht nicht die geringste Zeit zu liegen. II Chullin 106»: Rabbah bar bar Chana (um 280) sagte es (einen gewissen Ausspruch) vor R. Ammi, u. R. Asi brachte vor ihn einen Korb mit Früchten u. sie aßen, ohne ihre Hände zu waschen u. ohne mir (Rabbah b . b. Ch.) davon zu geben; dann sprach jeder den Lobspruch für sich. Daraus habe ich dreierlei entnommen. Erstens findet kein Abspülen der Hände für Früchte statt Zweitens: Man vereinigt sich nicht zu gemeinsamem Dankgebet bei Früchten. Drittens: Wenn zwei (zusammen) essen, gilt die Vorschrift, daß sie (in bezug auf den Lobspruch) getrennt bleiben (jeder hat ihn für sich zu sprechen). || B*rakh 62* wird erzählt, wie R. fAqiba ( t u m 135) seinen Lehrer J hoschuaf u. ebenso wie Schimfon b. fAzzai (um 110) den R. fAqiba in seinem Verhalten auf dem Abort u. endlich wie Rab Kabana (um 250) seinen Lehrer Rab (f 247) bei der Ausübung des Beischlafs heimlich beobachtete; als ihnen dann das Unschickliche ihrer Handlungsweise vorgehalten wurde, erklärte jeder von ihnen: Hier handelt es sich um Torakenntnis u. ich muß lernen! e
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Zu den Dienstleistungen des Schülers gehörte auch, daß er seinen Lehrer auf dessen Ausgängen u. Reisen begleitete. Daher das unzähligemal wiederkehrende „Der u. der ging hinter dem u. dem her." Damit wird der hinterher Gehende als Schüler desjenigen bezeichnet, dem er nach folgt. Selbstverständlich suchte der Schüler auch aus dem Verhalten des Lehrers auf seinen Reisen halakhische Belehrung für sich zu gewinnen. e
T P s l , 2 7 f . ( 1 5 7 ) : Es geschah einmal, daß Rabban Gamliöl (um 901 u. R. Elfai von f Akko nach K zib gingen. Jener sab ein Brot lam Wege liegen) u. sprach zu seinem Sklaven T b i : Nimm dieses Brot auf! Dann sah er einen NichtJuden (der ihnen ent gegenkam) u. sprach zu ihm: Mabgai, nimm dieses Brot hin! Es ging hinter ihm R. Elfai; er sprach zu dem NichtJuden: Was ist es um dich (wer bist du)? Er ant wortete ihm: Ich bin aus den Stationsorten ^Ortschaften, die mit Militärposten belegt waren). Und wie ist dein Name? Er antwortete ihm: Mabgai ist mein Name. Er sprach zu ihm: Hat dich Rabban Gamliöl jemals kennengelernt? Er antwortete: Nein! Von hier haben wir gelernt, daß Rabban Gamliöl im heiligen Geist (kraft prophetischer Begabung) geschaut hat (da er einen Unbekannten mit Namen nannte), u. ans seinen Worten haben wir dreierlei gelernt: daß Gesäuertes der NichtJuden sofort nach dem Passahfest erlaubt ist, daß man nicht vorübergeht an Eßbarem (ohne es aufzuheben) u. daß man sich nach der Mehrzahl der Wanderer richtet >d. h. wenn auf einem Wege meist Heiden verkehren, so nimmt man an, daß das darauf Gefundene heidnischen e
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Matth 10,1 ( » 1.2)
529
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Ursprungs ist). Als er K zib erreicht hatte, kam einer u. bat ihn um Losung seines Gelübdes. Er fragte einen, der bei diesem war: Hat er etwa ein viertel Log italischen Wein getrunken? Er antwortete: Ja! In diesem Fall, sprach er, muß er hinter uns hergehn, bis sein Wein sich verloren hat. Er ging mit ihm, bis sie an die Leiter von Tyrus kamen. Dann stieg er von seinem Esel, verhüllte sich u. setzte sich nieder u. löste ihm sein Gelübde. Vielerlei haben wir an jenem Tage gelernt. Erstens daß ein viertel Log Wein trunken macht; zweitens daß ein Marsch den Wein schwinden läßt; drittens daß man keinen belehrt, der Wein getrunken hat, u. viertens daß man Ge lübde nicht löst beim Gehen, Reiten oder Stehn, sondern verhüllt u. im Sitzen. — Parallelstellen: pfAZ l , 4 0 , 44; rEr 6 4 ° ; LvR 37 (183 ). |l fAZ 4 3 » : Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt, R. J hoschuaf b. Levi (um 250) habe gesagt: Einmal ging ich hinter R. Eifazar ha-Qappar dem Rabbinensohn (um 220) auf einem Wege einher; er fand dort einen Ring, auf dem die Figur eines Drachen war; er traf einen kleinen Goi, sagte aber zu diesem nichts; er traf einen erwachsenen Goi u. sprach zu ihm: Mache den Ring samt Götzenbild gebrauchsunfähig! Er schlug ihn mit der flachen Hand (gab ihm einen Backenstreich, weil er es nicht tun wollte); da machte er ihn gebrauchsunfähig. Daraus entnahm ich dreierlei. Ersteng daß ein Goi sein Götzenbild oder das eines andren gebrauchsunfähig machen muß. Zweitens: Wer die Bedeutung des Götzenbildes u. seinen Kultus kennt, muß es gebrauchsunfähig machen; wer das nicht kennt (wie zB ein heidnisches Kind), hat es nicht gebrauchsunfähig zu machen. Drittens: Ein NichtJude kann es (auch) gezwungenerweise gebrauchsunfähig machen. |j Schab 4 0 : Rab Jicchaq bar Abdimi (gegen 300) hat gesagt: Einmal ging ich hinter meinem Lehrer in ein Badehaus (u. zwar an einem Sabbat); ich wollte ihm eine (wann gemachte) Flasche mit (Salb-)öl in die Badewanne (oder in das Bassin, das aus einer beißen Quelle gespeist wurde) legen (damit das Salböl warm bliebe). Er aber sagte zu mir: Nimm ein zweites Behältnis u. tu (das ö l ) hinein (damit es nicht noch mehr erwärmt werde). Ich entnahm daraus dreierlei. Erstens: Das ö l unterliegt der Be stimmung betreffs des Heißmachens (am Sabbat, das nur in einem bestimmten Maße erlaubt war, nämlich solange die Hand die Hitze ertragen konnte). Zweitens: Das zweite Behältnis erhitzt nicht (noch mehr). Drittens: Das Laumachen (des Öls) ist sein Heißmachen (hat die gleiche Bedeutung, wie das Heißmachen beim Wasser). — Ferner s. bei Mt 4,19 « S. 187 f. u. AbothRN 4 bei Mt 9,13 8 u. die Zitate. a
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2. tovg
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fiai^rftdg. 8
Fünf Schüler Jesu nennt Sanh 4 3 Bar: Fünf Schüler hatte Jesus i c « : Matthai, Naqqai, Necer, Buni (Bunai) tu Toda. — Die ganze Stelle s. bei Joh 3,1 Nr. 2. — Die Zwölfzahl der Apostel Jesu findet sich in der Petruslegende Beth ha-Midr 5, 60, s. unten S. 531. — Allgemein wird von den Schülern Jesu (d. h. den Christen) geredet Aboth 5,19: Jeder, an dem drei Dinge sich finden, ist ein Schüler Abrahams; an dem drei (andre) Dinge, ein Schüler Bilfams ( = Jesu). Ein wohlwollendes Auge, ein be scheidener Sinn u. ein demütiger Geist (das ist) ein Schüler Abrahams. Ein miß günstiges Auge, ein gieriger Sinn u. ein hochmütiger Geist (das ist) ein Schüler Bilfams a*!?3 'vo ri-oVr. Und welcher Unterschied ist zwischen den Schülern A.s u. den Schülern B.s? Letztere fahren zum Gehinnom hinab, vgl.: „Du aber, o Gott, wirst sie in die tiefste Grube hinabstürzen; Blutmenschen u. Betrüger werden ihre Tage nicht auf die Hälfte bringen" Ps 55,24. Aber die Schüler unsres Vaters Abraham nehmen den Gan fEden in Besitz, vgl.: „Um denen, die mich lieben, ein wirkliches Gut zukommen zu lassen u. ihre Schatzkaramern zu füllen* Spr. 8,21. || Spöttisch wird Jesu Lehrhalle K-ITSOSM ( — iS&fga) erwähnt II. Targ Esth zu 7, 9: Als Haman sah, daß seine Worte nicht gehört wurden, erhob er Klage u. Weinen über sich selbst in mitten des Schloßgartens: Höret mich, ihr Bäume u. alle Pflanzen, die ich gepflanzt habe seit den Schöpfungstagen; denn der Sohn des Hamdatha ist im Begriff zur Lehr halle des Bar Pandera ( = zum Kreuz Jesu) hinaufzusteigen. — Zu Bar Pandera s. bei M t l , 16 S. 36 ff. S t r a c k n. B i U e r b e o k , NT I.
34
Matth 10,1 (»1—8). 10,2 ( « . 9 1.2)
580
10.1 93: E r g a b i h n e n M a c h t Uber u n r e i n e G e i s t e r , s i e a u s z u t r e i b e n u. zu h e i l e n j e d e K r a n k h e i t u. j e d e S c h w a c h h e i t . 1. nvevfxata äxä&aota = i-iKpwrj rvinsn „Geister der Unreinheit" Zwei Beispiele (Chag 3 ; Sanh 6 5 ) s. oben S. 491 f.; das Nähere s. im Exkurs: Zur altjüdischen Dämonologie Nr. l,f. Hier sei nur noch Sanh 91* erwähnt: Was bedeutet .Geschenke" (die Abraham nach Gn 25, 6 den Söhnen der Kebsweiber gab)? R. Jirmeja b. Abba (um 250) hat ge sagt: Das lehrt, daß er ihnen den Namen der Unreinheit (d. h. der unreinen Geister zwecks Zauberei) tradierte. — In der Parallele GnR 61 ( 3 8 ) fehlt dieser Satz. 2. ixßaXXsiv avra. — Allgemein wird für die messian. Zeit die Herr schaft der Frommen über die bösen Geister in Aussicht gestellt. Test Lev 18: Er (der Hohepriester der Endzeit) wird seinen Kindern Gewalt geben, auf die bösen Geister zu treten 6*
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1
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10,2 91: D i e N a m e n d e r z w ö l f A p o s t e l sind d i e s e . dnöatoXog = r n ^ , mit Suffixen u. im Plural n ^ , aram. Ktyfa?, der Abgesandte, der Beauftragte, der Bevollmächtigte. Belege s. bei Rom 1,1. — Tatsächlich werden Jesu Apostel c-wfe» genannt in der Petruslegende Beth ha-Midr 5, 60, s. unten S. 530y. 10.2 95: S i m o n , d e r g e n a n n t w i r d P e t r u s , u. A n d r e a s , sein B r u d e r . 1. 2(fuov verhält sich zu seiner Nebenform 2v(xs(6v, Apg 15,14, wie das gräzisierte -paip zu ysyv ( = Erhörung). Im Rabbin. lautet der Name meist yy-av, nur in einigen Fällen ist die Form -pa^o üblich geworden; so R. y w e b. Pazzi (um 280) u. sein Sohn R. J huda b. -po^o (um 320). 2. UitQog findet sich in dem Namen des R. Jose b . Petros, des um 200 lebenden Schwiegervaters des R. J*hoschua* b . Levi (um 250). Hier wird der Name bald e ^ n LvR 7 ( 1 0 9 ) , bald c x ^ o p'AZ 3,42°, 25; pMQ 3,82*, 59 ( < w w P'siq 158*) u. bald o"hi?p GnR92 ( 5 8 ) ; 94 (59«); ExR 52 ( l Ö 4 ) geschrieben. GnR 62 (39*) K C T B , vielleicht nsxqa zu lesen. Eine jüdische Petruslegende. Beth ha- Midr 5, 60. Erste Rezension: Nach diesen Begebenheiten entstand ein e
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Die Erzählung von der Heilung eines Aussätzigen durch Petrus (s. Beth haMidr 5, 60 unten S. 581 ß) gehört spaterer Zeit an u. hat nicht den Wert einer seih ständigen Tradition.
Matth 1 0 , 2 ( » 2) großer Zwist zwischen den Christen o^xisrt n. den Juden; denn wenn ein Christ einen Juden sah, tötete er ihn, u. die Bedrängnis ward immer stärker dreißig Jahre lang. Die Christen nahmen zu in die Tausende u. Myriaden u. verhinderten die Israeliten zum Feste hinaufzuziehen (nach Jerusalem), u. die Bedrängnis ward groß in Israel, wie an dem Tage, an dem das (goldene) Kalb verfertigt wurde, u. man wußte nicht, was man tun sollte. Auch ihr Glaube oraiua (der der Christen) befestigte sich immer mehr, u. zwölf Männer gingen aus u. zogen umher in zwölf Königreichen u. weissagten im Lager (vgl. Nu 11,26 f.) ihre Weissagungen, u. die Israeliten irrten ab ihnen nach. Jene aber waren Männer von Namen u. befestigten den Glauben an Jesum i w raia», indem sie sagten, sie seien seine Apostel v»rj*n?, u. es sammelte sich zu ihnen eine große Menge Volks aus den Kindern Israel. Die Gelehrten sahen diese schlimme Sache, u. sie mißfiel ihnen gar sehr, u. der eine sprach zum andren: Wehe uns! denn wir haben gesündigt, weil dieses Schlimme sich in unsren Tagen in Israel zugetragen hat, dergleichen wir u. unsre Väter nicht gehört haben, u. das drückte sie sehr. Sie saßen u. weinten u. erhoben ihre Augen gen Bimmel u. sprachen: Ach, Jahve, Gott des Himmels, gib uns einen Rat, was zu tun ist; denn wir wissen nicht, was wir tun sollen, u. auf dich sind unsere Augen gerichtet; denn unschuldiges Blut ist inmitten deines Volkes Israel vergossen worden wegen jenes Mannes (nämlich Jesu). Bis wie lange soll uns dieser zum Fallstrick epia^ dienen! Denn die Hand der Christen ist mächtig über uns u. sie töten uns in sehr großer Menge, u. wir sind in geringer Zahl übriggeblieben; aber wegen der Verführer deines Volkes, des Hauses Israel, ist solches geschehen, u. du um deines Namens willen gib uns Rat, was wir tun sollen, damit wir von der Gemeinde der Christen o-nsisn r-tj»? geschieden werden. Als sie auf gehört hatten zu reden, erhob sich einer von den Ältesten mit Namen Schimfon Kepba "\y»v, der sich einer Bath-Qol (Himmelsstimme) zu erfreuen gehabt hatte (Anspielung auf 2 Petr 1,18?); der sprach zu ihnen (den Juden): Höret mich, meine Brüder u. mein Volk! Wenn mein Wort in euren Augen gut ist, will ich jene Männer (die Christen) trennen von der Gemeinde der Kinder Israel, daß sie kein Teil u. kein Erbe in Israel haben sollen; aber nur wenn ihr die Verantwortung auf euch nehmt. Sie antworteten alle: Wir wollen die Schuld auf uns nehmen; nur tu, wie du geredet hast Schimfon ben Kepha (so hier!) ging in den Tempel u. schrieb den großen Namen (d. h. den Jahvenamen) auf; dann riß er sein Fleisch auf u. legte die Schrift hinein. Er ging aus dem Heiligtum, brachte die Schrift (den aufgeschriebenen Jahvenamen) hervor u. lehrte den Namen. Darauf ging er in die Hauptstadt der Christen (Rom) u. rief mit lauter Stimme: Wer an Jesum' glaubt i r s der komme zu mir; denn ich bin sein Apostel imta! Er spraeh zu ihnen: Was für ein Zeichen begehrt ihr von mir? Sie antworteten: Die Zeichen, die Jesus in seinem Leben getan hat, die tu auch du uns! Er sprach: Bringet mir einen Aussätzigen! Sie brachten ihm einen solchen. Er legte seine Hände auf, u. siehe, er war geheilt. Er sprach zu ihnen: Bringet mir auch einen.Toten!. Sie brachten einen solchen vor ihn. Er legte seine Hände auf ihn, u. er ward lebendig u. stellte sich auf seine Fuße. Da fürchteten sich jene Leute, fielen vor ihm nieder u. sprachen: In Wahrheit, du bist ein Apostel Jesu, denn dieser hat uns ebensolches in seinem Leben getan. Schimfon Kepha sprach zu ihnen: Ich bin ein Apostel Jesu, u. er hat mir befohlen, zu euch zu gehn; schwört mir, daß ihr nach allem tun wollt, wie ich euch gebiete! Sie antworteten alle: Alles, was du uns befehlen wirst, wollen wir tun. Schimfon Kepha sprach zu ihnen: Wisset, daß Jesus ein Feind der Israeliten u. ihrer Tora war, wie Jesaja geweissagt hat: .Eure Neumonde u. eure Feste hasset meine Seele" (Jes 1,14), u. wisset weiter, daß er an Israel kein Wohlgefallen hat, wie Hosea geweissagt, hat: „Denn ihr seid nicht mein Volk" (Hos 1, 9) u. (wisset) ferner, daß er es in seiner Hand hat, sie in einem Augen blick aus der Welt von jedem Orte weg zu vertilgen, aber er will sie nicht vernichten, sondern er will sie am Leben lassen, damit seine Kreuzigung (wörtlich: Aufhängung int^r) u. seine Steinigung (s. die nächste Anm.) den fernsten Geschlechtern in Er innerung bleibe, desgleichen die Menge seines großen Leidens; denn er hat alle 84»
Matth 10,2 ( 8 2)
532
Strafen getragen, um euch aus dem Gehinnom zu erlösen. Und nun läßt er euch warnen u. euch befehlen, daß ihr fernerhin kein Böses in bezug auf einen Juden tun sollt, u. wenn ein Jude zu einem Christen sagt: Geh mit mir eine Parasange, so gehe er zwei Parasangen mit ihm, u. wenn ein Jude auf seine linke Wange schlägt, so neige er ihm auch die rechte Wange hin, damit sie (die Juden) ihren Lohn in dieser Welt genießen u. in der zukünftigen Welt im Gehinnom gerichtet werden. Wenn ihr also tut, so werdet ihr gewürdigt werden w r , mit ihm (Jesus) in seiner Abteilung n r n a zu sitzen. Und siehe, er befiehlt euch, daß ihr nicht (mehr) das Fest der süßen Brote feiert, sondern den Tag seines Todes, u. anstatt des Wochenfestes sollt ihr den vierzigsten Tag feiern, nachdem er gesteinigt war u. hinterher gen Himmel auffuhr u. anstatt des Hüttenfestes sollt ihr den Tag seiner Geburt feiern u. am achten Tage nach seiner Geburt den Tag, an welchem er beschnitten wurde. Sie antworteten alle: Alles was du geredet hast, wollen wir tun, aber nur wenn du bei uns bleibst. Er sprach: Ich will unter euch wohnen, wenn ihr mir tut, wie er (Jesus) mir befohlen hat, nämlich daß ich keine Speise genieße außer Brot der Not u. Wasser der Trübsal (vgl. 1 Eg 22, 27; Jes 30, 20). Ihr aber sollt mir einen Turm in der Stadt (Rom) er bauen, darin will ich bis an den Tag meines Todes wohnen. Sie antworteten: Wie du gesagt, so wollen wir tun. Da bauten sie ihm einen Turm u. übergaben ihm den selben zur Wohnung, auch reichten sie ihm das Festgesetzte tagtäglich bis an seinen Todestag, Brot u. Wasser, u. er wohnte daselbst. Er diente aber (im geheimen) dem Gott unserer Väter Abraham, Isaak u. Jakob u. verfaßte Gedichte in großer Menge (s. die nächste Rezension) u. sandte sie umher, in dem ganzen Gebiet Israels, damit es ihm zum Gedächtnis gereiche in jedem einzelnen Geschlecht. Und alle seine Ge dichte, die er verfaßte, sandte er an seine Lehrer. Schimfon aber wohnte sechs Jahre in dem Turm; dann starb er, nachdem er befohlen hatte, ihn in dem Turm zu be erdigen, u. man tat also. Darauf bauten sie für ihn (oder über ihm?) ein häßliches Gebäude, u. dieser Turm ist noch bis jetzt in Rom u. man nennt ihn (Sct-)Peter -»B*», u. das ist der Name eines Steins ( p s = tcs-s = neroa, nitQos); denn dort hat er auf einem Stein bis an seinen Todestag gesessen. Beth ha-Midr 6, 9ff. Zweite Rezension: In dieser Zeit lebte in Israel einer, der Schimfon Kepha genannt wurde, weil er auf dem Stein (-ptt = KC*=) ZU sitzen pflegte, auf welchem, als er am Strom K bar lag, der Prophet Ezechiel geweissagt hat (vgl. Ez 1, 3; 3, 15. 23; 10, 15. 22; 43, 3). Dieser Schimfon war das Haupt der Sänger o - i - i d , u. es pflegte für ihn eine (Himmels-)Stimme aus dem Stein auszugehn. Weil er große Weisheit besaß, waren sie (die Christen) neidisch auf ihn, daß ein solcher Mann sich in Israel fand. R. Schimfon aber wußte um den Neid; was tat er? Er stieg zur Zeit des Laubhüttenfestes am Tage des großen Hosianna zum ölberg empor. Die Christen begannen mit R. Schimfon zu sprechen; er aber überwand sie in jeder Art von Weisheit, so daß sie ihm nicht zu antworten vermochten u. sich vor ihm fürchteten. Da sie sahen, daß seine Weisheit groß war, berieten sie sich u. sprachen: „Wir dürfen einen solchen weisen Mann nicht unter den Juden belassen, wir wollen ihn von ihnen wegnehmen, denn in kurzer Zeit wird er unsre Lehre u r i i n verächt lich machen." Unmittelbar darauf ergriffen sie ihn u. sprachen zu ihm: „Wir wissen, daß in Israel kein Weiser ist, der dir gleichkommt; in deiner Hand hegt die Macht hinzuzufügen u. wegzunehmen, zu beseitigen, was getan ist, oder es zu bestätigen. Aber Jahve hat Gnade vor Jesus iar gegeben, unsre Religion « n r zu bekräftigen, u. alle unsre Weisen sind Juden, u. da wir deine Taten sahen, sagten wir: ,Der ist be1
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Daß hier u. auch schon weiter oben die Steinigung als Todesstrafe Jesu er scheint, hat seinen Grund darin,' daß der Erzähler von seinem jüdischen Standpunkt aus die an Jesu vollzogene römische Kreuzigungsart mit der jüdischen Kreuzigungs strafe identifiziert hat, die nach Sanh 4 als Zusatzstrafe über diejenigen zu verhängen war, die wegen Gotteslästerung u. Götzendienst gesteinigt wurden. Daß ein Gehängter zuvor gesteinigt war, war einem Juden selbstverständlich. So hieß der siebente Tag des Laubhüttenfestes. 8
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Matth 10,2 ( 8 2)
stimmt, unsre Religion zu bekräftigen'! Wir nehmen mit jedem Tage zu, u. die Juden nehmen immer mehr ab; da ist es für einen Mann, wie du bist, nicht schicklich, zu ihnen zu gehören; sondern schließe dich uns an, daß du uns gute Gebote u. Satzungen lehrest u. uns die zukünftige Welt ererben lassest; so wollen wir dich zum höchsten Haupt über uns setzen, u. niemand soll sein, der sagt, was du tun sollst.* Er ant wortete: .Eure Worte sind gut, aber ich will meine Religion nicht verlassen.* Sie sprachen: „Wenn du zu unserer Partei I:FO!S nicht übertrittst, so werden wir dich u. alle Juden töten, daß auch nicht einer von ihnen am Leben bleibt.* Er antwortete: .Alles ist in der Hand des Himmels, u. Jahve wird uns helfen!* Da begannen sie die Juden zu töten, daß alle zitternd u. bebend mit Flehen vor R. Schimfon kamen u. zu ihm sprachen: „Tu, was sie gesagt haben, u. errette uns aus ihrer Hand; auf unsrer Seele sei diese Sünde, du aber handle nach deiner großen Weisheit." Und die Gojim (hier = Christen) stahlen u. raubten die Juden u. verkauften sie für Ein Geld stück u. drei Juden um drei Geldstücke; denn so war Jesus verkauft worden. Als R. Schimfon solches sah, sprach er: „Es ist besser, daß Schimfon verderbe u. hundert seinesgleichen, als daß Eine Seele aus Israel verderbe!* Was tat er? Er erklärte, daß er sich ihnen anschließen wolle. Und siehe, der Papst u. der Bischof,* diese zerbrochenen Unheilstafeln, kamen zu ihm, u. er sprach zu ihnen: „Was wollt ihr von mir? Wenn ihr die Juden vertilgen wollt, so will ich nicht bei euch wohnen; aber wenn ihr tun wollt, was St. Paulus -»VIKB'O im Namen Jesu geboten hat, dessen Worte gelten, so ist es dies, was ihr zu tun habt, daß ihr aufs neue die Bedingungen übernehmt u. haltet, die er euch gesagt hat, daß ihr unterlasset die Juden zu steinigen, u. daß ihr ihnen gestattet sich in ihren Häusern ( = Synagogen) zu versammeln; so werden [die Greuelhäuser?] verlassen werden, wenn ihr es wollt. Und ebenso müßt ihr sie zu unsern* Versammlungshäusern zulassen, damit auch sie zum Glauben an Jesum kommen; denn wenn ihr nicht also tut, so werden die Juden sagen, daß ihr sie verfolgtet, um nicht ihre eitlen u. trügerischen Werke zu sehen.* Sofort nahmen sie die Worte des R. Schimfon an, desgleichen auch der Papst, diese zerbrochene Unheilstafel! Dann sprachen sie: „Alles, was du uns befehlen u. über uns bestimmen wirst, das wollen wir tun.* Es blieb damals bei dem Gebot, daß jeder Jude, der in ihre Greuelhäuser komme wollte, es auch durfte. — Ferner sagte Schimfon zu ihnen: „Ich befehle euch u. nehme es als ein Gelübde auf mich, daß ich in meinem ganzen Leben am sechsten Tage (d. i. nach jüdischer Zählung am Freitag) kein Fleisch essen will, weil an diesem Tage Jesus getötet ist; auch will ich mein lebelang keinen Wein trinken, damit ich mich nicht erfreue, um der Liebe Jesu willen, u. ich will von allen Menschen abgesondert allein in einem Hause sein, damit meine Augen nicht abirren, u. um zu halten, was geschrieben steht: ,Von einer Lügensache halte dich fern' (Ex 23,7), u. um als Bann auf mich zu nehmen, daß ich abgesondert sein will von allen Menschen, um ihnen Satzungen u. Rechte zu verordnen n. euch die Geheimnisse der Ewigkeit zu offenbaren, damit ihr die Wahrheit erkennet u. glaubet. Siehe, ich befehle euch, einen hohen Turm zu bauen, damit ich alle Tage meines Lebens darin wohne, damit ihr mich nicht schädigt u. verwirrt in meinem (Gottes-)Dienst u. meiner Weisheit; denn ich nehme den Glauben nicht zum Bösen an, sondern ich weiß, daß 1
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Wohl Textverderbnis; man sollte erwarten: Sie verkauften die Juden für Geld, u. zwar Einen Juden um 30 Geldstücke, denn so war Jesus verkauft worden. Anachronismen, wie der vorliegende, der das Papsttum älter Bein läßt als das Apostolat Petri, finden sich auch sonst in der rabbin. Literatur. Das Textwort lautet •o"p* »(m) vescobo = inioxonog. * Der Text bietet die Abbreviatur K ' S V , aufzulösen in n n s -»ar. Als schibrö lüchöth, d. h. als „Bruchstücke der Gesetzestafeln*, werden jüdische Gelehrte bezeich net, denen durch Alter oder Krankheit die Gesetzeskunde abhanden gekommen ist. Dementsprechend werden hier die Leiter der Kirche unter Beifügung des Wortes iaven ( = Unheil) „Scherben der Unheilstafeln* genannt. Vgl. oben S.241 Anm. 1 u. Strack, Jesus S. 19* f. Sch. spricht hier bereits als Christ vom christl. Standpunkt aus. 2
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Matth 10,2 ( 8 2)
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dies der wahrhaftige Weg ist. Deshalb sollt ihr von nun an u. fernerhin niemand mehr durch Zwang oder Zauberei (?) nötigen zu eurer Lehre fiberzutreten; vielmehr soll er aus seinem guten Willen kommen; dann werdet ihr die Juden zu eurer Reli gion herzubringen u. sie einsehen lehren, daß ihre Religion nicht gut ist Deshalb soll jeder, welcher zur (christlichen) Religion fibertreten will, auf Grund seines freien Entschlusses fibertreten. Ja selbst wenn er erklärt, daß er auf Grund seines freien Entschlusses abertreten wolle, so wollen wir ihn trotz alledem nicht aufnehmen, bis er dreißig Tage lang in dem Hause guter Leute geweilt hat; u. ein Kind, das noch nicht neun Jahre alt ist, sollt ihr (überhaupt) nicht aufnehmen; denn ein Kind gibt seine Erklärungen nicht mit Einsicht ab." — Sofort machten die Christen (Gojim) einen großen Turm, damit er darin wohne; u. dies ist das Eine Papsttum (*t"*tn), das es in der Welt gibt, das die Griechen ^ i » " ^ p (xAjjpo??) nennen. Alles was Schimfon tat, geschah mit großem Trug, um nicht ihre Speise von Gefallenem u. Zerrissenem zu essen u. um nicht vor ihren Bildern anzubeten. Er wohnte dort in dem Turm allein u. ordnete viele Sachen an u. die Christen (Gojim) nahmen es als Hann auf sieb. In jener selben Zeit, in der er dort wohnte, verfaßte er große Lobgesänge (O*3IÖTB = i/mX/toi) für Israel, die alle seit dieser Begebenheit unter seinem Namen fortbestehn. Auch schrieb er: „Wissen sollt ihr, Haus Israel, die ihr an Jahve u. an seine vollkommene Tora glaubt, weil sie die Tora der Wahrheit ist, u. die ihr sein Eigentum heißet: Ich, Schimfon Kepha, der ich aus Liebe zu ihm all die schlimmen u. vielen Nöte ertrage, weil ich die Wahrheit u. die Löge kenne, siehe — ihr empfangt von mir. die Ge dichte, die ich verfaßt habe, damit Er (Gott) mir u. euch vergebe; denn alles was ich getan habe, habe ich för euern Frieden u. zu eurem Heil getan." Und sie empfingen das Schreiben mit freudigem Herzen u. sandten OB dem Exilarchen («rn^j tä^ = Ober haupt der babylon. Juden) u. legten die Gedichte den Scbulhäuptern u. dem Synedrium zur Einsicht vor, welche sämtlich erklärten, daß sie schön u. lieblich seien n. wert, daß die Aufseher sie in ihren Gebeten sprächen. Und noch bis heute pflegt man sie Sabbat ffir Sabbat zu sprechen. Dieser Schimfon Kepha ist der, den die Christen (Gojim) St. Peter, *iw*t'o, nennen. — Das von der Tradition (s. Jellinek, Beth ha-Midr 5,61; <J, 11) dem Schimfon Kepha zugeschriebene, zur sabbatlichen Morgenliturgie ge hörende Gebetsstück Nischmath kolchai lautet nach dem Machzor Sulzbach v. J. 1719 folgendermaßen: Die Seele alles Lebenden preise deinen Namen, Jahve, unser Gott, n. der Geist alles Fleisches verherrliche u. erhebe dein Gedächtnis, unser König, immer dar. Von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du König. Außer dir haben wir keinen König, der erlöst u. hilft, der befreit u. rettet, der versorgt u. sich erbarmt in jeder Zeit der Not u. Bedrängnis, niemand ist unser König, nur du allein, def Gott der Ersten u. der Letzten, der Gott aller Geschöpfe, der Herr aller Geschlechter, der gepriesen wird mit der Menge der Lobgesänge, der seine Welt leitet mit Gnade u. seine Geschöpfe mit Erbarmen. Und Jahve schläft u. schlummert nicht. Er weckt auf die Schlum mernden u. ermuntert die Schlafenden, er macht die Stummen sprechend u. löst die Gefangenen, er stutzt die Fallenden u. richtet auf die Gebeugten. Dich allein wollen wir loben! Wenn unser Mund voll wäre von Liedern wie das Meer u. unsre Zunge von Jubel wie das Rauschen seiner Wogen, u. unsre Lippen von Lob wie die Weiten des Firmaments u. unsre Augen von Licht wie die Sonne u. der Mond u. unsre Hände ausgebreitet wie die Adler des Himmels u. unsre Fuße schnell wie die Hinden: so könnten wir nimmer genugsam dich loben, Jahve unser Gott u. Gott unsrer Väter, noch preisen deinen Namen ffir eins von dem tausendmal tausend- u. zehntausendmal zehntausendfachen Guten, das du an unsren Vätern u. an uns getan hast Aus Ägypten hast du uns erlöst, Jahve unser Gott, u. aus dem Diensthaus uns befreit; im Hunger hast du uns gespeist u. mit Überfluß uns gesättigt; von dem Schwert hast du uns errettet u. der Pest uns entgehn lassen u. aus schlimmen u. schweren Seuchen uns geholfen; bis hierher hat uns dein Erbarmen beigestanden u. deine Gnade 1
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Lies opn statt sann „eure Religion".
Matth 10,2 (0 2.8. « 1 . 2 ) . 10,8 (Nr. 1)
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ans nioht verlassen, tt. nicht wirst da ans, Jahve unser Gott, verwerfen für immer. Darum unsre Glieder, die du an uns verteilt, u. der Geist u. die Seele, die da in nnsre Nase gehaucht, u. die Zunge, die du in unsern Mund gelegt hast, siehe, sie sollen rühmen u. preisen u. loben u. verherrlichen u. erheben u. fürchten u. heiligen n. zum Konig ausrufen deinen Namen ( = dich), unser Konig. Denn jeder Mund soll dich bekennen u. jede Zunge dir schworen u. jedes Knie dir sich beugen u. jede Höhe vor dir sich niederwerfen, u. alle Herzen sollen dich furchten u. alle Eingeweide tf. Nieren deinem Namen singen, wie geschrieben steht: «Alle meine Gebeine werden sprechen: Jahve, wer ist wie du, der den Elenden errettet von dem, der starker ist, als er, n. den Elenden u. Armen von seinem Rauber!* Ps 85,10. II Eine dritte Rezen sion, inhaltlich von den beiden obigen nicht verschieden, findet sich in Beth ha-Midr 6,155. Hier erscheinen als vorpetrinische Vertreter des Christentums, die die neue Tora u. den nenen Kultus m w gegeben haben. Jochanan = Jobannes u. Abba Schaiul (offenbar verwechselt mit Saulus-Paulus). Petrus steht hei seinem Übertritt zum Christentum bereits in einem Alter von 70 Jahren; der Name „Kepha* wird = Fels y\o. gedeutet, u. zwar nach dem Felsen, in welchem für Schimfon Kepha die Turm wohnung angelegt wird; der Name „Petrus* aber wird christlicherseits erklart = „Befreier*, nämlich der Christen vom jüdischen Gesetz. || Das Verhalten des Apostels Petrus ist in den drei Rezensionen der Legende das gleiche: nur zum Schein wird er Christ, um durch seine Autorität die Christen von Judenverfolgungen zurückzuhalten. Die Tendenz der Dichtung geht dahin, die kirchlichen Machthaber durch das Vorbild des humanen Apostels zu gleich humanem Verhalten gegen die Juden zu bestimmen. 3. 'Avdqäuq. — Der Name begegnet in der Form **rt*$& pK«th9,33*, 15, wo die Familie eines gewissen Bar Andrai erwähnt wird. — Ein R. Chin na b. Andrai I - H S R « tradiert im Namen des R. Zakkai aus Kabul (im 3 . J a h r h . ) p M « g 4 , 7 5 , 36. 1
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10,2 6 : J a k o b u s , d e s Z e b e d ä u s S o h n , u. J o h a n n e s , s e i n B r u d e r . 1. xov Zeßsdaiov. — -«jnT (*^t), n ^ a t , = „Geschenk Jahves", schon im AT, u., nicht selten, auch in nachchristl. Zeit. Ein R. Zabdai b. Levi lebte um 240; etwas jünger ist R. Abba b . Zabdai ^trat, oder Zabda snat pB°rakh 3 , 6 , 66. — In der 2. Hälfte des 4. Jahrh.s tradiert R. Z badja b . Jafaqob b. Zabdai im Namen des R. Jona, pB rakh 3 , 6 , 69. Ferners, bei Mt 4,21 S.188. C
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2. 'Imdwtjg. — Der Apostel Johannes wird als un-h neben Abba Scha*ul ( = Saulus-Paulus) Beth ha-Midr 6,156 (s. oben S*. 535 a) erwähnt als derjenige Apostel, der den Christen die neue Tora u. den neuen Kultus rrcnn rrrowri rmr.n gegeben hat. 10, 3 : P h i l i p p u s
u. B a r t h o l o m ä u s ,
T h o m a s u. M a t t h ä u s
d e r Z ö l l n e r ; J a k o b u s , d e r S o h n d e s A l p h ä u s , u. L e b b ä u s (genannt Thaddäus). e
1. (Pihnnog, hebraisiert " » Ö ^ B oder •'D^p. In pM g 4, 75*, 39 wird ein -tb* e
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b . P ruta als Zeitgenosse des R. Jona (um 350) erwähnt; in b
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pM g 1, 7 0 , 14 lautet der Name tnrtoa, in pTa
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GnR 71 ( 4 6 ) genannte R. v i » bar N horai verdankt seine Existenz einem Schreibfehler: man streiche -in u. fasse vreiro als Anrede: R. Phi e
lippos sprach: N horai (um 150), aus welchem Grunde sagst du also? 1
Abba Schaml war ein um 150 lebender Rabbi.
Matth 10,8 (Nr. 2—7)
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2. Bag&oXofialog = ->a!?n i a . Der: Name •'obr, schon Nu 13,22; 2 Sm 3,3 (hier LXX &oX(ii), wird meist gedeutet = „ Furchenreicher",„ Furchen zieher". Franz Delitzsch, Zeitschr. f. luth. Theol. u. Kirche 1876, S.597 faßt •'obn = frater uterinus, d. h. Bruder von ein u. derselben Mutter. Dann wären Targ Jerusch I Gn49, 5: •paetbn y m "»lbi ivew nicht die „kühnen* oder „verwegenen* (xoXiirjQoi) Brüder, sondern „die Brüder von Einer Mutter". — Eine Nebenform von -nabn - o dürfte Tneba i sein; in P'siqR 22 (112 ) u. LvR 6 (109 ) (s. zu Mt 5, 34 S. 329y) führt ein Betrüger diesen Namen; in M *ila 5 1 heißt ein Dämon ^nobs» - a, s. Exkurs: Zur altjüd. Dämonologie Nr. 7, h. — Eigennamen rein genea logischer Bildung mit p oder ->a finden sich schon frühzeitig, zB Ben Sira; später: Ben Paturi (um 110), Ben Zoma (um 110), Ben
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Matth 10,8 (Nr. 7). 10,4 (Nr. 1. 2) c
Ein R. Jose b. Taddai aus Tiberias legt Derekh Erec 1 ( 1 8 ) dem R. Gam liel (wohl dem LT., um 90) eine eherechtliche Frage vor. || Nach dem Tannaiten R. Elifezer b. wurde das Lied am Meer (Ex 15) so vor getragen, daß Mose die einzelnen Verse intonierte u. das Volk ihm mit dem Schluß der Verse respondierte, s. M kh E x 15,1 ( 4 2 ) . Dieser Ge lehrte auch Schab 1 2 3 (zweimal); in pSchab 3 , 5 , 62 u. 6 , 1; pKil 1,27 , 36; T*Er 7, 9 (146) heißt er R. EHazar (La$zar) b. Taddai. fl pB rakh 6, 10 , 45 tradiert ein R. -win neben R. Simon (um 280) im Namen des R. J»hoschua< b. Levi (um 250). — Zu «mn Sanh 43 , vielleicht Anspielung auf -HP, s. bei Joh 3 , 1 . e
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10,4: S i m o n der E i f e r e r u. J u d a s aus K a r i o t h , der ihn a u c h ü b e r l i e f e r t e . 1. 2{(ia>v 6 Kccvavaiog. — 'O KavavaTog, Lk 6,15 ^rihoxrjg, entspricht also dem Rabbin. ^sop oder '^sp = Eiferer. || Über die Zelotenpartei lesen wir Sanh 9 , 6 : Wenn jemand die Opferschale entwendet oder mit einem Götzennamen flucht oder einer Aramäerin ( = Heidin) bei wohnt, so dürfen Eiferer über ihn herfallen (u. ihn niederstoßen, falls sie ihn auf frischer Tat ertappen). — Aboth RN 6 ( 3 ) : Als der Kaiser Vespasian im Begriff stand, Jerusalem zu zerstören, wollten Eiferer all jenes Gut (Vorräte) mit Feuer verbrennen. Näheres bei Schürer 1, 486 f. 573 f. 617 ff. ^ SNu 25,6 § 131 ( 4 8 ) wird Pinechas (Nu 25,7) genannt: „Eiferer, Sohn eines Eiferers*.•'top p •wp. — Die Erklärung „Simon aus Kana" ist hiernach abzulehnen. 1
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2. o'IffxaQiojTtjg. — Lightfoot vergleicht a, R^'-ripTO, das bedeutet aber „Lederrock"; ß, K ^ S D K , U . meint, der Beiname enthalte einen Hin weis auf den Tod des Judas durch Erhängen; aber ' K bedeutet den Erstickungstod infolge der Bräune. — Die richtige Erklärung ist TO rvi-^p, „Mann aus Q rijjoth" (eine judäische Ortschaft, Jos 15,25), vgl. schon Cod. Sin. zu Joh 6,71 u. Cod. D zB zu Joh 12,4 ano xaqvwxov = aus Q rijjoth. — Die nähere Bezeichnung eines Mannes ist mehrfach mit i r o nach seinem Geburts- oder Wohnort gebildet worden, zB apr< stao -er Ja'qob aus K phar-Sama oder K phar-S khanja, s. oben S. 36 f. Ferner aus der tanna'it. Periode: is? I D ? I T O mirr Sota 4 3 ; xrvinna i r o nu&x Aboth 3, 7 (um 110); "»ain I T O oiin Theudas aus Rom (um 120?) pBeca2, 6 1 , 56; R. Chalaphta aus K phar-Chananja nsa TO n v , s n Aboth 3, 6; Abba Judan aus Sidon p - x TO TJ b 14, 7 (259); R. Eli fezer b. J huda aus K«phar-K)b lin rbaia nea TO TNidd9,18 (652); Cha nanja aus Ono W K I T O TSanh 2,13 (417); Jonathan b. Charscha aus Genezareth no-ira TO TBB 5, 6 (595); Jose b. Jo'ezer aus 9 r e d a ^ rrms u. Jose b. Jochanan aus Jerusalem nbioi-p U T R Aboth 1,4; TBQ 8,13 e
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Das Entwenden der n r p ^ durfte von den Sadduzäern vollzogen worden sein, welche das Gebot der Wasserlibation (die am Laubhüttenfest aus einer Schale erfolgte) in Abrede stellten, Levy 4 , 3 4 5 . 1
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Matth 10,4 (Nr. 2). 10,5 ( « . » 1)
(862); Jafaqob aus K'phar-Sikhnin r » o • * » v* s. oben S. 87; Naohum (M nachem) aus Gimzo was TO, ein Lehrer * Aqibas TSch«bu 1, 7 (446); R. Schimon b. J°huda aus K«phar-iAkko i » n i » TO TSota8,11 ( S i l ) . -J Zu J
10,5 9 : A u f e i n e n W e g zu H e i d e n b i e g e t n i c h t ab. fAZ 1,4: Wenn innerhalb einer Stadt ein Götze ist, so ist (vor seinem Fest oder wahrend desselben der Abschluß von Geschäften mit einem heidnischen Bewohner jenes Ortes) außerhalb erlaubt; wenn der Götze außerhalb ist, ist es drinnen erlaubt. Wie verhält es sich mit dem Dorthingehn? Wenn der Weg ausschließlich zu diesem Orte führt, ist es verboten; aber wenn man darauf auch nach einem andren Ort gehn kann, ist es erlaubt. Wenn in einer Stadt ein Götze ist u. in ihr bekränzte u. nicht bekränzte Kaufbuden sind — dies war ein Vorkommnis in Beth-Sch *an, u. die Gelehrten haben gesagt: Die bekränzten sind verboten u. die nicht bekränzten sind erlaubt e
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99: In e i n e S t a d t v o n S a m a r i t a n e r n g e h e t n i c h t h i n e i n .
2afiaoiT(ov = OVM», Sing, T » , nach 2 Kg 17, 24. 30; aram. n&rva, Plur. "»wyo, oder ns^o^, •'•n?^* 1. Die Stellung, die die alte Synagoge in religionsgesetzlicher Hin sicht den Samaritanern gegenüber eingenommen hat, ist nicht zu allen Zeiten die gleiche gewesen. R. Etfezer b. Hyrkanos, um 90, der un entwegte Vertreter der älteren Tradition u. Praxis, stand ihnen schroff ablehnend gegenüber; er erklärte sie auf Grund von 2 Kg 17,25 ff. für Löwenproselyten, d. h. für Leute, die aus Furcht sich nur äußerlich dem Judentum angeschlossen hätten, innerlich aber Heiden geblieben wären, u. die deshalb in ihren Beziehungen zu Juden u. zum Judentum als Nichtisraeliten zu behandeln seien. Vgl. Chull 2, 7: Wenn man für einen Samaritaner (wab, so mit bChull 3 8 zu lesen statt «naA) schlachtet, so ist sein Geschlachtetes brauchbar (für einen Israeliten). R. Etöezer erklärte es für unerlaubt. Er sagte: Selbst wenn man es nur geschlachtet hat, damit der Samaritaner davon das Lebernetz genieße, ist es un erlaubt, weil für gewöhnlich der Gedanke des Samaritaners (bei seinen Schlachtungen) auf den Götzendienst gerichtet ist. R. Eli'ezer dürfte damit die in Jesu Tagen herrschende Anschauung wiedergegeben haben; seinen Standpunkt teilen in den nächstfolgenden Jahrzehnten R. Jisch mafel, f um 135, u. R. J huda b. El
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7 , 1 1 , 12; pD mai 6,25 , 4 5 ; pK th 3,27% 55. — Beide Richtungen aber erklärten das Konnubium mit den S. fttr unerlaubt. pGit l , 4 3 , 61: Warum sind die S. illegitim (hinsichtlich der Eingehung einer Ehe mit ihnen)? R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Weil sie Löwenproselyten ri-">« sind (u. deshalb den Nichtisraeliten gleichzuachten). Darin liegt eine Schwierigkeit (ein Widerspruch): wenn einer nicht um Gottes willen (nicht aus lauteren Motiven) zum Judentum fibertrat, später aber es um Gottes willen tat, soll man den etwa nicht aufnehmen? (Ebenso, soll man den gegenwärtigen S. den Eintritt in Israel verweigern, weil ihre Vorfahren nicht in reiner Absicht sich Israel anschlössen? Welchen Grund hat also R. Jochanan, das Konnubium zu verbieten?) R. Jochanan hat im Namen des R. Elifezer (um 90, so lies statt R. Eifazar) gesagt: Weil, wenn ein Nichtisraelit oder ein Sklave einer Israelitin beiwohnen, das Kind ein Bastard *>!>?'5 ist. — Aber es hat doch R. fAqiba (t um 185) gesagt: Die S. sind Ganzproselyten, p i s -i'i. (Was hat er also ffir einen Grund, die Ehegemeinschaft mit ihnen zu verbieten?) Weil sie nur die verlobte Frau (eines verstorbenen Bruders) zur Leviratsehe annehmen, dagegen die (wirklich) verheiratete Frau (des verstorbenen Bruders) entlassen (u. zwar ohne die Zeremonie des Schuhausziehens). — Aber die Rabbinen haben doch gesagt, daß ein Mamzer die Leviratsehe nicht vollziehen darf (also kann deren Unterlassung seitens der S. kein Grund sein, diese vom Konn. mit Israel auszuschließen; welchen Grund haben nun die Rabbinen dafür?) Weil die S. nicht der Einzelbestimmungen betreffs der Scheidebriefe kundig sind (wodurch ungesetzliche Ehen entstehen, aus denen illegitime Kinder hervorgehn). Aber Rabban Gamliel (IL, um 90) hat sie doch ffir tauglich in bezug auf ihre Scheidebriefe erklärt (vgl. S. 546 y Git 1,5; also müssen sie in der Ausfertigung der Scheidebriefe Sachkunde besitzen; welchen Grund hat man also, das Konn. mit ihnen zu untersagen?). R. Jafaqob bar Idi (um 280) hat im Namen des R. Jochanan gesagt: Weil mit ihnen Höhenpriester verbunden sind, s. 2 Kg 17,32: „Sie machten sich aus ihrer Mitte : r ; S x ^ Hohenpriester", d. b. sie machten einen Teil des Volkes a?n rxpn zu Priestern. R. Heia ( K W , um 310) hat gesagt: Aus den Dornen (o-np) u. den Unbrauchbaren im Volk (wählten sie ihre Priester). — Dasselbe mit Abweichungen u. in breiterer Ausführung Q i d 7 5 ; 7 6 . — Tr Kuthim, ed. Kirchheim 1 (31), gibt lediglich die geltende Halakha an: „Weder verheiratet man an sie noch heiratet man von ihnen Frauen." Vgl. auch Trl£uthim2 (36). c
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2. Am korrektesten hat man das Verhältnis zu den S. in der Mischna geregelt. W i e es scheint, hat man sich dabei von einer zwiefachen Erfahrungstatsache
leiten lassen. Die eine sprechen die Anfangsworte
des Traktates Kuthim aus: „Die W e g e (d. h. das Verhalten) der S. sind bald wie die der Nichtisraeliten (tna), bald wie die der Israeliten, meist aber wie die der Israeliten." — Die andre hat Rabban Schim'on b . Gamliel, um 140, in die W o r t e gekleidet: „Mit jedem Gebot, an welchem die S. festhalten, nehmen sie es weit genauer als die Israeliten" Qid 76*; b
TP's 1,15 (156); pP*s 1 , 2 7 , 4 8 ; Git 10*; Chull 4*. Mischna u. die ihr folgende Praxis
Hiernach läßt die
die S. überall da als Israeliten
gelten, wo ihr Verhalten den religionsgesetzlichen Anschauungen des Pharisäismus entspricht; andernfalls sieht man sie als Nichtisraeliten an. Folgende Beispiele zur Erläuterung. 1
Die gegenwärtigen S. sind, weil ihr Ursprung auf die eheliche Gemeinschaft israelitischer Frauen mit nichtisraelitischen Männern zurückgeht, als Bastarde anzusehen, von denen es J b 8 , 3 heißt: Mamzer sind zur Ehe verboten, u. zwar ffir immer (d. h. bis in ihre fernste Nachkommenschaft hinein), sowohl die männlichen als auch die weiblichen Bastarde. e
Matth 10,5 ( 0 2 a)
540 a. R e i n h e i t s g e s e t z e .
T M i q v 6 , l (657): Das Land der S. ist rein; desgleichen sind rein seine Wasser, ansammlnngen (Teiche, Zisternen usw.), seine Wohnstätten n. seine Wege. Das Land der Volker (außerhalb Palästinas) ist unrein; desgleichen seine Wasseransammlungen seine Wohnstätten u. seine Wege. — p ? A Z 6 , 4 4 , 47: Dort (nämlich Miqv 8,1) haben wir gelernt: „Das Land Israel ist rein u. seine Wasseransammlungen sind rein." — Das Land der S. ist rein, desgleichen sind seine Wasseransammlungen u. seine Wohn stätten u. seine Wege rein. „Seine Wege", weil die Annahme berechtigt ist, daß sie sich einen W e g nur auf reinem (nicht durch Gräber verunreinigten) Grund u. Boden aussondern. „Und seine Wasseransammlungen"; R. Ehazar b. Jose (um 170) hat gesagt: Was du da sagst (nämlich daß die Wasseransammlungen rein sind), gilt in der Hin sicht, daß wir sie ffir beglaubigt halten, daß sie nicht aus hineingeschöpftem Wasser bestehen; aber es gilt nicht in bezug auf das Maß der 40Sea; dehn sie erklären Lv 11,36: „Jedoch eine Quelle oder eine Zisterne, also eine Wasseransammlung soll rein sein" so: Wie eine Quelle reinigt, sie mag viel oder wenig Wasser enthalten, so reinigt auch eine Wasseransammlung, sie mag viel oder wenig Wasser enthalten. (Nach der Fest setzung der Mischna Miqv 1,7 muß eine Wasserans., die als Tauchbad benutzt werden soll, mindestens 40 Sea = 525 Liter Quell-, Fluß- oder Regenwasser [nicht geschöpftes] enthalten; s. S. 108f.) || Nidda 7,5: Die S. sind glaubwürdig, wenn sie sagen: Wir haben hier (an der oder der Stelle) Frühgeburten begraben oder nicht begraben, Sie sind beglaubigt in bezug auf ein Tier auszusagen, ob es schon ein Erstgeborenes geworfen hat oder nicht. Sie sind beglaubigt in bezug auf die Kenntlichmachung der Gräber. Aber sie sind nicht beglaubigt (in ihren Aussagen) in bezug auf Bäume oder.aus einer Mauer hervorspringende Steine, die ein Grab beschatten, auch nicht in bezug auf ein umgeackertes Grab (denn in diesen Stöcken nehmen sie es nicht genau). Dies ist die Regel: In allen Dingen, in denen sie (mangelnder Sorgfalt) verdächtig sind, sind sie nicht beglaubigt. (Etwas ausfuhrlicher Tr. Kuthim 1.) — Nidda 57* als Bar abweichend: Wenn in einem Feldstück ein Grab unkenntlich geworden ist, so ist ein S. beglaubigt zu sagen: Da u. da ist kein Grab, weil sich sein Zeugnis nur auf das Grab selbst be zieht (u. in diesem Stock sind sie gewissenhaft). Wenn ein Baum die Erde bedeckt, so ist ein S. beglaubigt zu sagen: Unter ihm befindet sich kein Grab, weil sich sein Zeugnis nur auf das Grab selbst bezieht. || Nidda 4 , 1 : Die Samaritanerinnen gelten von ihrer Wiege an als Menstruierende. Die Samaritaner verunreinigen die untere Lage des Lagers wie die obere (durch den an Samenfluß Leidenden verunreinigt wird; wie die letztere nur Speisen u. Getränke verunreinigt, so verunreinigt auch die untere des jenigen, der einer Menstruierenden beiwohnt, nur Speisen u. Getränke Nidda 3 2 ) ; denn sie wohnen Menstruierenden bei, weil ihre Frauen wegen jeder Blutfarbe ab gesondert sitzen (n. die sieben Tage ihrer Absonderung nicht erst vom Eintritt des Menstruums an zählen, sondern gegebenenfalls schon bei etwa vorangehenden ge schlechtlichen Absonderungen mit der Zählung der sieben Tage beginnen, so daß die Bestimmung von Lv 15,19 bei ihnen nicht voll zur Geltung kommt). Wenn jemand in ihren Kleidern in das Heiligtum geht, so macht er sich dadurch nicht straffällig; auch verbrennt man nicht die Hebe, mit der ihre Kleider in Berührung kommen, weil die Unreinheit dieser zweifelhaft ist — Der Anfang ähnlich in TNidda 5,1 (645). || Nidda 7, 3f.: Alle Blutflecke (zB an Kleidungsstücken), die aus Reqem ( = Petra?) kommen, sind rein; R. J huda (um 150) hat gesagt: Sie verunreinigen, weil die Be wohner Proselyten sind u. leicht Irrtümer begehen. Die von Nichtisraeliten herkommen, sind rein; die von Israeliten u. S. herkommen, hat R. Melr (um 150) ffir unrein erklärt; die Gelehrten erklärten sie ffir rein, weil sie betreffs ihrer Blutflecke nicht verdächtig sind. (Diese Mischna ist verstummelt; s. weiter unten Nidda 5 6 . ) Alle Blutflecke, die an irgendeinem (von Israeliten bewohnten) Orte gefunden werden, sind rein, ausd
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Diese mußten von Zeit zu Zeit getüncht werden, damit die Priester sich nicht aus Unkenntnis daran verunreinigten.
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genommen die, die in den inneren Räumen (in denen die Frauen zur Zeit der Men struation sich aufhalten) u. rings um die unreinen Hausräume gefunden werden. Die (unreinen Hausräume) der S. verunreinigen als „Bezeltnng* (d. h. wie ein Raum, in dem sich eine Leiche befindet), weil sie dort ihre Fehlgeburten begraben. R. J huda sagte: Sie pflegen sie nicht zu begraben, sondern werfen sie hin, daß das Wild sie ver schleppt. — Zur Mischna Nidda 7,3 bemerkt Nidda 5 6 : Sie ist so gemeint: Die von Israeliten u. S. herkommen, sind unrein; denn die S. sind Ganzproselyten rate - u ; finden sie sich in Städten Israels, so sind sie rein, weil sie in betreff ihrer Blutflecke nicht verdächtig sind u. sie (soweit sie von Menstruationsblut herrühren) sorgfältig verwahren; finden sie sich in samaritanischen Städten, so hat sie R. Melr für unrein erklärt, weil sie in betreff ihrer Blutflecke verdächtig sind; die Gelehrten erklärten sie für rein, weil sie in betreff ihrer Blutflecke nicht verdächtig sind. — Die Mischna als Zitat auch BQ 3 8 . || T haroth 5,8: Wenn sich eine blödsinnige Frau oder eine Nichtisraelitin oder eine Samaritanerin in einer Stadt aufhält, so sind alle in der Stadt gefundenen Speichelauswürfe unrein, e
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pfAZ 5 , 4 4 , 25 Bar: Anfänglich hat man gesagt: Warum ist der Wein aus sOgdor (einer samaritanischen Stadt) verboten? Wegen K phar-Pagasch (Ortschaft in der Nähe von *Ogdor, aber von Heiden bewohnt); der Wein aus Burg^ha (samaritanisch) wegen Birath-Söriqa (heidnischer Nachbarort von Burg tha); der aus f En-Kuschith (sama ritanisch) wegen K^har-Schalem (heidnisch). Später sagte man: Der in offenen Fässern dastehende Wein (eines S.) ist überall verboten, der in geschlossenen ist erlaubt. Der angebohrte u. dann wieder verschlossene gilt wie der (immer) verschlossen gewesene. R. Jicchaq b. Chaqola (um 250) hat gesagt: Er gilt wie der offen dastehende. R. Chanina (um 225) hat gesagt: Und ich kann es nachweisen (ob das Faß geöffnet u. dann wieder verschlossen worden ist, oder nicht): wenn Wachs (Pech) darauf ist, so ist es nicht geöffnet worden; wenn aber nicht, so ist es geöffnet worden. — In der Parallelstelle fAZ 3 1 schließt sich daran die Frage: Welcher Ansicht war man anfänglich u. welcher Ansicht war man schließlich (später)? Anfänglich (als man den Wein ganzer samaritanischer Ortschaften in heidnischer Umgebung verbot) war man der Meinung, daß ein S. sich um die Berührung (seines Weines) durch einen Heiden nicht kümmere ohne Unterschied, ob die Fässer offen oder geschlossen waren. Später aber war man der Meinung, daß er sich nicht darum kümmere, wenn sie offen, wohl aber, wenn sie ge schlossen waren. — Die Bar auch Tr Kuthim 2 (36), hier mit dem Zusatz: R. Melr (um 150) hat gesagt: All ihr Wein ist erlaubt, ausgenommen derjenige, der in offenen Fässern auf den Straßen steht.. . . Ihre Krüge sind erlaubt, wenn sie neu sind; wenn sie aber alt sind, so sind sie verboten (weil der früher darin gewesene samaritanische Wein in sie eingezogen sein könnte). Der letzte Satz gilt fAZ 2,4 u. TfAZ 4,10 (467) nur von den Krügen der Heiden; seine Anwendung auch auf die Weinkrüge der S. dürfte erst in nachmischnischer Zeit erfolgt sein. — Ebenso gehört die Bemerkung über den samaritan. Libationswein Nidda 5 7 (s. die Stelle Anm. c) einer späteren Zeit an. || C h u l l 3 Bar: Das rituelle Schlachten eines S. ist erlaubt. In welchem Fall gilt dies? Wenn ein Israelit bei ihm steht. Aber kommt man dazu u. trifft ihn beim Schlachten an, so schneidet man ein Stück wie eine Olive groß ab u. gibt es ihm; ißt er es, so ist es erlaubt, von seinem Geschlachteten zu essen; wenn aber nicht, so ist es verboten. Ebenso wenn man in seiner Hand zehn Vögel findet, von denen der Kopf des einen abgehackt ist, so gibt man ihm davon; ißt er es, so ist es erlaubt, von seinem Geschlachteten zu essen; wenn aber nicht, so ist es verboten. — Ähnlich Tr Kuth2: Man kauft kein Fleisch von einem samaritan. Schlächter, es sei denn solches, welches e
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y*tx bv triip-i = decuria „Zehnzahl*, so Levy 1,421. Raschi erklärt das Wort von ->pi, durchbohren = m n - n « , Schnüre, an denen Vögel aufgezogen, aufgereiht sind. Da die „Zebnzahl" unmotiviert ist, wird Raschis Erklärung den Vorzug verdienen; vgl. das oben folgende Zitat Tr Kuth 2.
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er selbst ißt; desgleichen keine an Schüttren aufgezogene Vögel, a~*tx bv rvrtpi, ^ sei denn, daß er sie zuerst in seinen Mund steckt (u. davon ißt), aber nicht, wenn er sie dem Israeliten gibt; denn sie sind längst verdächtig, daß sie einem Israeliten Gefallenes zu essen geben. Vgl. Chull 5 ; ferner Chull 2,7 unter Nr. 1.1| p ? A Z 5 , 4 4 , 2 2 : R. J huda b. Pazzi (um 320) hat im Namen des R. Ammi (um 300) gesagt: Ein von 8! gebratenes Ei ist erlaubt. R. Jafaqob b. Acha (um 800) hat im Namen des R. Eifazar (um 270) gesagt: Die Speisen der S. sind erlaubt. Was du da sagst, gilt aber nur von Speisen, in die man fttr gewöhnlich keinen Wein u. keinen Essig (der von Wein her stammt, s. Aber Wein oben) tut; wenn es aber feststeht, daß er (Wein u. Essig) hinein getan hat, so ist die Speise selbst zur Nutznießung (nicht bloß zum Essen) verboten. — Tr Kuth2: Der Käse der S. ist erlaubt. R. Schimfon b. Eifazar (um 190) hat gesagt: Der von den (Land-)Besitzern selbst angefertigte ist erlaubt, dagegen ist der der Händler verboten. Die von S. eingekochten oder eingelegten Speisen, in die man fttr gewöhn lich Wein u. Essig tut, sind verboten. II T P s 1,13 f. (156): Von wann an nach dem Passah sind gesäuerte Backwaren der S. (so nach den Parallelen zu lesen statt „der Heiden* B~I>) erlaubt? Die der Besitzer (die fttr den eigenen Hausbedarf backen) nach drei Backwochen, die der Bäoker in den Dörfern bis nach Verlauf von drei Tagen, die der Bäcker in den Städten, nachdem drei Öfen voll abgebacken sind. R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte: Auch wenn man gesagt hat: „Die der Besitzer nach drei Backwochen" — wenn der Besitzer (zB) seinen Sohn verheiratet u. drei Öfen an Einem Tage (zur Hochzeit) abbäckt, so ist (sein Gesäuertes sofort) erlaubt Und wenn man gesagt hat: „Die der Bäcker in den Dörfern bis nach Verlauf von drei Tagen" — wenn er (zB) sich ge drängt sieht, drei Öfen hintereinander abzubacken, so ist (sein Gesäuertes sofort hinter her) erlaubt. R. Schimfon b. Eifazar bat ferner gesagt: Auch wenn man gesagt hat: „Die der Bäcker in den Städten, nachdem drei Öfen voll abgebacken sind", so sind sie doch bis nach Verlauf von drei Tagen verboten, wenn er (zB) früh morgens den Sauerteig für jenen ganzen Tag abgesondert hat (u. die Backwaren nicht sofort ver käuflich waren). Für welchen Fall gelten diese Bestimmungen? Wenn die S. ihr Passah nicht zugleich mit Israel oder einen Tag früher halten. Aber wenn sie ihr Passah zu gleich mit Israel oder einen Tag später halten, so ist ihr Gesäuertes sofort nach dem Passah erlaubt (Grund der Bar: Beendigen die S. ihr Passah früher als Israel, so macht der von ihnen am ersten Tage nach ihrem Passah zubereitete Sauerteig, weil er noch während der jüdischen Passahfeier zubereitet ist, alles für Israel unbrauchbar, in das er gemischt wird; erst vom vierten Backen an nach dem Passahfest gilt der ungesetzliche Sauerteig für aufgebraucht.) — Dasselbe mit Abweichungen pfOrla2, 62 , 56, wo die Bar inhaltlich auf R. Elifezer (um 90) zurückgeführt wird; Tr Kuth 2(35); hier „Brot" statt „Gesäuertes". || SchHjifith 8,10: Ferner sagte man vor R. fAqiba (t um 135): R. Elifezer (um 90) bat gesagt: Wer Brot der S. ißt, ist wie einer, der Schweinefleisch ißt. Er (R. fAqiba) antwortete ihnen: Schweigt! ich sage euch nicht, was R. Elifezer darüber gesagt hat. — Zu diesem Ausspruch des R. Elifezer liegen pSch bifith 8 , 3 8 , 60 zwei Äußerungen erst ans späterer Zeit vor: R. Jose (um 350) hat gesagt: Das will sagen, daß es verboten ist, die Tochter eines Gesetzesunkundigen (fAm ha-arec) zu heiraten (also „Brot essen" euphemistisch = „Beischlaf vollziehen"). R. Chizqijja (um 350) hat im Namen des R. Acha (um 320) gesagt: R. Elifezer hat das Gesäuerte der S. sofort nach dem Passah erlaubt (s. weiter oben), b
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S c h q l , 5 : Obwohl man gesagt hat, daß man Frauen, Sklaven u. Minderjährige nicht auspfänden dürfe, so nimmt man doch, wenn sie die Tempelsteuer ( = V* Scheqel) entrichten wollen, diese aus ihrer Hand an. Wenn dagegen Nichtisraeliten ( " w ) u. 8. den Beitrag zahlen wollen, so nimmt man ihn nicht aus ihrer Hand an. Ferner nimmt 1
Siehe Anm. auf voriger Seite. * Eine Backwoche bezeichnet den Zeitraum, der zwischen zwei Backtagen liegt; sie kann länger oder kürzer sein als eine Woche von sieben Tagen.
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man aus ihrer Hand keine Geflügelopfer für Männer u. Frauen, die mit geschlecht lichen Ausflüssen behaftet sind, u. fttr Wöchnerinnen an, auch keine Sttnd- u. Schuld opfer. Wohl aber nimmt man aus ihrer Hand an angelobte u. freiwillige Gaben. Dies ist die Regel: alles was angelobt u. freiwillig gegeben wird, nimmt man aus ihrer Hand an, u. alles was nicht angelobt n. freiwillig gegeben wird, nimmt man nicht aus ihrer Hand an. Und so ist es durch Esra ausdrücklich erklärt worden: Nicht euch und uns gebohrt es, u n s r e m Gott ein Haus zu bauen Esra 4, 8. — Dasselbe auch Tr Eutb 1. j, N d 3,10: Wer in einem Gelübde denen entsagt, die den Sabbat halten, dem sind die Israeliten u. die S. untersagt (letztere halten also den Sabbat ebenso heilig, wie die Israeliten); wer in einem Gelübde denen entsagt, die Knoblauch essen, dem sind die Israeliten u. die S. untersagt; wer denen entsagt, die nach Jerusalem hinaufziehen, dem sind die Israeliten untersagt u. die S. erlaubt (nämlich um von ihnen Genuß, Vorteil usw. zu haben). || Zu den Worten von Nidda 7 , 5 : .Dies ist die Regel: In allen Dingen, in denen sie (die Samaritaner) verdächtig sind (wegen mangelnder Sorgfalt), sind sie nicht beglaubigt* (s. oben S. 540/9), heißt es Nidda 57 *: „Um mit einzuschließen die Sabbatgrenzen u. den Trankopferwein. — Dazu Raschi: Die S. sind nicht beglaubigt zu sagen: „Bis hierher reicht die Sabbatgrenze*; denn die Bestimmung über die Sabbat grenzen ist eine rabbinische, der die S. nicht zustimmen. Und iq bezug auf den Trank opferwein sind sie nicht beglaubigt, weil ein S. sich nicht um die Berührung (seines Weines) seitens eines Nichtisraeliten kümmert. — {Er 3 1 sagt Rab Chisda (f 309), daß mit denen, die das fErubgesetz nicht anerkennen (s. Mischna 3,2; 6,1), die Samaritaner gemeint seien; vgl. auch T r K u t h l . || Daß die Festsetzung der Passahfeier seitens der S. nicht immer mit derjenigen der Juden übereingestimmt hat, zeigt T P s 1,13 f. (s. oben S. 542 er). — pP s 1,27 , 45: Wenn die S. ihre Maccoth zugleich mit den Israe liten herstellen, sind sie beglaubigt in betreff des Fortschaffens des Gesäuerten; wenn sie sie aber nicht zugleich mit den Israeliten herstellen, sind sie in betreff des Fort schaffens des Gesäuerten nicht beglaubigt. R. Jose (um 150) hat gesagt: Was du da sagst, gilt in -bezug auf das Fortschaffen des Gesäuerten in ihren Häusern, aber in bezug auf das Fortschaffen in ihren Höfen sind sie verdächtig; denn sie erklären: Es heißt Ex 12,9: In euren H ä u s e r n soll kein Gesäuertes gefunden werden; aber es heißt nicht: In euren H ö f e n . Bar: Rabban Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte: Mit jedem Gebot, das bei den S. im Gebrauch ist, nehmen sie es genauer als die Israe liten. R. Schimfon (b. Jochai, um 150) hat gesagt: Was du da sagst, das gilt von der früheren Zeit, als sie in ihren Dörfern (unvermischt mit Heiden) wohnten; aber jetzt, wo sie kein Gebot u. keinen Überrest eines Gebotes mehr haben, sind sie verdächtig u. entartet. (R. Schimfon vertritt, wie R. J huda den älteren Standpunkt des R. Elifezer: Die S. sind wie Heiden.) || T P s 1,15 (156): Der ungesäuerte Kuchen ( n ^ ) der S. ist erlaubt u. man genügt damit (d. h. mit dessen Genuß) seiner Pflicht am Passahfest. R. Elifezer (um 90, so lies statt R. Eifazar) verbot es, weil sie der Bestimmungen über die ungesäuerten Kuchen nicht so kundig sind (lies r«"P= statt *pi-ip"o) wie die Israeliten. — Dasselbe als Bar Qid 76 ; Chullin 4 ; Git 1 0 . In TrKuth 2 ist R. Schimfon genannt statt R. Elifezer, u. zwar mit folgender Motivierung des Verbots: „Weil sie die ungesäuerten Kuchen nicht wie die Israeliten (vor der Gärung) zu bewahren ver stehen.* Diese Motivierung stammt aus der Diskussion in Chull 4 . || Sukka 8 Bar : Die Laubhütte der Nichtisraeliten (die diese für ihre Zwecke hergerichtet hatten), die L. der Weiber, die L. für das Vieh, die L. der S., überhaupt jede L. ist brauchbar (um von Israeliten am Hüttenfest benützt zu werden), wenn sie nur vorschriftsmäßig bedeckt ist. Dasselbe M°n 4 2 . j|Tf AZ 3,12 f. (464): Ein Israelit darf einen Heiden mit Rücksicht auf dessen Übertritt zum Judentum beschneiden; aber nicht darf ein Heide einen Israeliten beschneiden, weil sie (die Heiden) des Mordes verdächtig sind; das sind Worte des R. Melr (um 150). Die Gelehrten aber sagten: Ein Nichtisraelit darf einen Israeliten beschneiden, wenn andre bei ihm stehn; unter vier Augen dagegen ist es verboten, weil sie des Mordes verdächtig sind. Ein Israelit darf einen S. beschneiden, aber ein S. darf keinen Israeliten beschneiden, weil sie (die S.) im Hinblick auf e
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wOrtlich: auf den Namen, 8. bei 10,41; 28,19) den Berg 6 . beschneiden; das sind Werte des R. J hnda (nm 150). R. Jose (b. Chalaphta) erwiderte ihm: W o finden wir eine .Be schneidung, die nicht mit Rücksicht auf den Bund (Gottes mit Abraham) erfolgte? Also mag er im Hinblick auf den Berg Garizim beschneiden, bis seine Seele scheidet! Dasselbe als Bar pJ b 8 , 8 , 63; pSchab 19,17*, 34; fAZ 2 7 • ; ähnlich auch Tr Kuth 1 • vgl. auch M n 4 2 u . fAZ 2 6 . || Git 4 5 : Rab Hamnuna b. Rabba aus Parschunja (so lies statt P scharunja, wann?) hat als Bar gelehrt: Ein Torabuch, Gebetsriemen u.Türpfostenkapseln, die ein Häretiker (Min), ein Verräter, ein Nichtisraelit, ein Sklave, eine Frau, ein Minderjähriger, ein S. oder ein vom Judentum abgefallener Israelit geschrieben hat, sind (zum Gebrauch) untauglich; denn es heißt Dt 6,8 f.: „ Binde sie an deine Hand schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses", d. h. wer zum Umbinden verpflichtet ist (nämlich ein Israelit), der ist zum Schreiben verpflichtet; wem aber das Umbinden nicht obliegt (wie einer der genannten Personen), dem liegt auch das Schreiben nicht ob. — Daselbe M°n 4 2 ; als Tradent der Bar erscheint hier Rab Chin^a b. Rabba aus s'z-vt. |! B*rakh 8,8: Man antwortet mit Amen, wenn ein Israelit einen Lobspruch spricht; aber wenn ein S. den Lobspruch spricht, so antwortet man nicht Amen, bis man den ganzen Lobspruch gehört hat (ob er auch der Vorschrift entspricht). — Das selbe TBOrakh3,26 (8). In TB^akh 5,21 (12) lautet die Tradition: Wenn ein Nicht israelit (-13) den Lobspruch mit Nennung des göttlichen Namens spricht, so antwortet man hinterher mit Amen! wenn aber ein S. den Lobspruch mit Nennung des gött lichen Namens spricht, so antwortet man hinterher nicht mit Amen, bis man den ganzen Lobspruch gehört hat. II B^akh 7 , 1 : Wenn drei Personen gemeinschaftlich (d. h. an Einem Tisch oder von Einem Brot) gegessen haben, so sind sie zum gemeinschaft lichen Lobspruch (nach dem Essen) verpflichtet. Wenn man Zweifelhaftes (d. h. Fruchte, deren ordnungsmäßige Verzehntung zweifelhaft ist) oder ersten Zehnt, von welchem die Zehnthebe (aber nicht die große Hebe) abgesondert ist, oder zweiten Zehnt u. Ge heiligtes, die ausgelöst sind (ohne daß das Zuschlagsfünftel gezahlt ist), gegessen hat (was streng genommen unstatthaft ist), ferner wenn der zu Tische Dienende so viel wie eine Olive oder wenn ein S. mitgegessen hat, so spricht man darüber (nach dem Essen) den gemeinschaftlichen Lobspruch. Aber wenn man sicher Unverzehntetes f'ao) oder ersten Zehnt, von welchem die Zehntbebe nicht abgesondert ist, oder zweiten Zehnt u. Geheiligtes, die nicht ausgelöst sind, gegessen hat, oder wenn der zu Tische Dienende weniger als eine Olive oder wenn ein Heide (Nokhri) mitgegessen hat, so vereinigt man sich nicht zu gemeinschaftlichem Lobspruch. || Sanh 10,1: Abba Schasul (um 150) hat gesagt: Auch wer den Namen (Jahve) nach seinen Buchstaben (so wie er geschrieben wird) ausspricht, hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt. — Dazu heißt es pSanh 10,28 , 4: R. Maua (IL, um 370) hat gesagt: Wie zB die S., wenn sie schwören. e
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d. A b g a b e n an P r i e s t e r , L e v i t e n , A r m e usw. Pea 2 , 7 : Ein Feld, das die S. (für sich) abernten . . . ist frei (von der Bestimmung betreffs des Ackerwinkels Lv 19,9 f.; 23,22: nicht aber, wenn sie es für einen Israeliten abernten pPea 2,17*, 60). || Tr Kuth 1 (31): Man gewährt ihnen (den samaritan. Armen) die Nachlese, das (auf dem Felde) Vergessene u. den (nicht abgeernteten) Ackerwinke !; auch sie haben (die Bestimmung über) Vergessenes u. Ackerwinkel. Sie (d. h. die sama ritan. Armen) sind beglaubigt in betreff der Nachlese, des Vergessenen u. des Acker winkels in deren Zeit u. in betreff des Armenzehnten in dessen Jahr (d. h. sie sind beglaubigt, in der Erntezeit zu sagen, daß ihr Weizen usw. aus der Nachlese usw. stamme, u. im dritten u. sechsten Jahr der Sch bi?ith-Periode, in denen der Armen zehnt entrichtet wird, ihren Vorrat an Früchten für Armenzehnt zu erklären). Pea 8,2 wird dieses Recht den israelit. Armen zugesprochen; in TPea4,1 wird es den sama ritan. Armen zugesprochen u. den heidnischen Armen abgesprochen: .Die Armen der S. sind (was ihre Beglaubigung zu obigen Aussagen betrifft) wie die Armen Israels, aber den Armen der Nichtisraeliten (o^a) glaubt man in keiner Hinsicht." — Gleich1
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->sn D'taai. Über die Aussprache s. Einl. 33.
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-wohl ist auch den letzteren die Nachlese usw. auf israelitischen Feldern nicht verwehrt worden, s. Git 5,8: Man verhindert das Sammeln der Nachlese, des Vergessenen u. des Ackerwinkels durch die Armen der Nichtisraeliten (B«IJ) nicht um des Friedens willen. || Tr Kuth 1 (32): Ihre (der S.) Früchte gelten als unverzehntet (bzta), gleichwie die Früchte der Nichtisraeliten. (Diese Bar bezieht sich auf Früchte, die die S. an Israeliten verkaufen, nicht auf solche, die sie in ihrem eigenen Haushalt verbrauchen; denn in letzterer Hinsicht nehmen auch sie es mit der Verzehntung streng.) || D'mai 5 , 9 : Man darf von dem Getreide eines Israeliten den Zehnt absondern für das einem Nicht israeliten abgekaufte Getreide, von dem einem Nichtisraeliten abgekauften für das eines Israeliten, von dem eines Israeliten für das einem S. abgekaufte, von dem einem S. abgekauften für das einem andren S. abgekaufte (weil das von einem S. gekaufte Getreide als noch nicht verzehntet gilt). R. Elifezer (um 90) verbot von dem einem S. abgekauften den Zehnt abzusondern für das einem S. abgekaufte (weil es möglichenfalls bereits verzehntet war). II D m a i 3 , 4 : Wenn man Weizen zu einem samaritan. Müller (zum Mahlen) bringt oder zu einem Müller, der ein fAm ha-arec ist (der vom Gesetz nichts weiß), so darf von dem Weizen angenommen werden, daß er in betreff der Ver zehntung u. der Brachjahrbestimmungen in seiner Verfassung bleibt (nicht etwa mit unverzehntetem usw. vertauscht oder vermischt wird). Bringt man ihn aber zu einem nichtisraelitischen Müller, so gilt er hinterher als zweifelhaft verzehntet (u. der Hebe zehnt ist noch einmal abzusondern). || T^rum 3 , 9 : Die von einem Heiden (Nokhri) u. einem S. (für ihr Eigentum) abgesonderte Priesterhebe gilt als Priesterhebe, ihre Zehnten gelten als Zehnt, ihr Geheiligtes als Geheiligtes. (Die Auslegung dieser Mischna ist jedoch kontrovers, s. die Kommentare u. TT°rum 4,12 (31); 4,14 (32).) || B rakh 47 : Die S. sondern die Zehnten ab, wie es sich gebührt; denn in bezug auf das, was in der Tora geschrieben steht, sind sie äußerst vorsichtig; denn ein Autor (gemeint ist R. Schimfon b. Gamliöl, um 140, s. oben S. 539y) hat gesagt: Mit jedem Gebot, daran die S. fest halten, nehmen sie es weit genauer als die Israeliten. || TD mai3, 8 (49): Es darf ein israelitischer Priester mit einem samaritan. Priester (die priesterlichen Bezüge innerhalb des samaritan. Gebietes) teilen, weil er so (seinen Teil) aus der Hand jenes rettet; aber nicht im Lande Israel, weil er dadurch den priesterlichen Rechtstitel jenes stärken würde.* Auch im Lande Israel ist es erlaubt, einen Teil von ihm an dem Orte anzu nehmen, an dem von ihm bekannt ist, daß er ein S. ist (so daß die Usurpation der Würde eines israelit. Priesters seinerseits ausgeschlossen erscheint). Ähnlich Tr Kuth 2 (35). 1
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e. R e c h t l i c h e S t e l l u n g . Mak 2 , 3 : Alle müssen wegen (unvorsätzlicher Tötung) eines Israeliten (in eine Asylstadt) flüchten u. die Israeliten wegen ihrer (Tötung). Dazu Mak 8 : „Alle müssen wegen eines Israeliten flüchten." Was schließt das Wort „alle* ein? Es will den Sklaven u. den S. einschließen. Wir lernen in bezug hierauf, was die Rabbinen gelehrt haben: Ein Sklave u. ein S. müssen flüchten u. werden gegeißelt wegen eines Israeliten, u. ein Israelit muß flüchten u. wird gegeißelt wegen eines S. (u. eines Sklaven; letzteres nach Handschr. Mü. zu streichen). Es ist richtig, daß ein Sklave u. ein S. wegen eines Israeliten flüchten muß u. gegeißelt wird; er muß flüchten, wenn er ihn getötet hat, u. er wird gegeißelt, wenn er ihm geflucht hat. Aber muß denn ein Israelit flüchten u. wird er gegeißelt wegen eines S.? Es ist richtig, daß er flüchten muß, wenn er ihn getötet hat; aber wird er darum gegeißelt, daß er ihm geflucht hat? Es heißt doch Ex 22,27: „Einem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen!' Das gilt von einem, der den Brauch deines Volkes beobachtet! Vielmehr hat Rab Acha b. Jafaqob (um 325) gesagt: Damit ist einer gemeint, der zB ein Zeugnis wider ihn abgelegt hat u. des Falscheides überführt wurde. || BQ 38 Bar: Wenn der Ochse eines Israeliten den Ochsen eines S. stößt, so ist man straffrei; wenn aber der Ochse eines S. den Ochsen eines b
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Dies gilt auch von dem Wein, den ein Israelit dem S. abkauft D mai 7,4. * Vgl. K th 25 *: Ein Beweis für die Zugehörigkeit zum Priesterstand ist die Zuerteilung der Tennenabgabe an ihn im Lande Israel. e
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Israeliten stößt, so maß man, wenn der Ochse fromm ist, den halben Schaden, u. wenn er als stößig anerkannt ist, den ganzen Schaden ersetzen. R. Melr (um 150) sagte: Wenn der Ochse eines Israeliten den Ochsen eines S. stößt, so ist man straffrei; wenn aber der eines S. den Ochsen eines Israeliten stößt, so muß man, mag er fromm oder an erkannt stößig sein, den vollen Schadenersatz leisten R. Abbahu (um 300) hat gesagt" Diese Strafe, die R. Melr festgesetzt hat, zielt auf ihr Oeld, damit sie (die Israeliten) sich nicht mit ihnen (den Samaritanern) vermischen (durch Heirat).—Die Bar stammt aus TBQ 4,3 (351), wo im Ausspruch des R. Melr „Nichtisraelit* (Nokhri) statt »Samaritaner* gesetzt ist; vgl. auch B Q 4 , 3 : Wenn der Ochse eines Israeliten den Ochsen von Ge heiligtem (der zu Geheiligtem gehört) stößt oder der von Geheiligtem den Ochsen eines Israeliten stößt, so ist man straffrei; denn es heißt Ex 21,35: .Falls der Ochse jemandes den Ochsen seines Nächsten stößt*, den Ochsen seines .Nächsten*, aber nicht den Ochsen von .Geheiligtem*. Wenn der Ochse eines Israeliten den Ochsen eines Nicht israeliten (Nokhri) stößt, so ist man straffrei; wenn aber der eines N. den Ochsen eines Israeliten stößt, so muß man, mag er fromm oder anerkannt stößig sein, den vollen Schadenersatz leisten. - Dazu pBQ 4 , 4 , 19: Rab ( t 247) hat gesagt: Es heißt Hab 3,6: Er sah es u. gab die Heiden (Gojim = Nichtisraeliten) frei, d. h. das Geld der Heiden gab er frei (nachdem er gesehen, daß sie die sieben noachischen Gebote nicht hielten). Chizqijja (b. Chijja, um 240) hat gesagt: Es heißt Dt 3 3 , 2 : .Er ließ aufstrahlen vom Berge Paran*, nämlich er ließ sein Angesicht wider die Völker der Welt aufleuchten (nachdem sie die Tora nicht hatten annehmen wollen u. deshalb gab er ihr Vermögen preis). — Dasselbe ausführlicher mit andren Autorennamen BQ 38*. || Tr Kuth 2 (34): Der S. ist in bezug auf alle Schäden, die in der Tora genannt werden, dem Israeliten gleich: wenn ein Israelit einen S. oder ein S. einen Israeliten aus Versehen tötet, so muß er flüchten; u. wenn absichtlich, so wird er getötet. Wenn der Ochse eines Israeliten den Ochsen eines S. stößt, so ist man straffrei; wenn aber der Ochse eines S. den Ochsen eines Israeliten stößt, so muß man, wenn er fromm ist, die Hälfte des Schadens, wenn er aber anerkannt stößig ist, den vollen Schaden ersetzen. R. Melr sagte: Wenn der Ochse eines S. den Ochsen eines Israeliten stößt, so muß man, mag er fromm oder anerkannt stößig sein, den vollen Schaden ersetzen, u. zwar von den besten Gütern (während der vorher erwähnte halbe Schadenersatz nach dem Werte des stoßenden Tieres berechnet wird, mit diesem also steigt n. fällt; mag der schädigende (fromme) Ochse noch so geringwertig sein u. der durch ihn angerichtete Schaden noch so groß, der Schadenersatz beträgt nie mehr als den halben Wert des stoßenden Tieres, s. BQ 1,4 Ende). || K th 3 , 1 : Wegen folgender Mädchen ( n - y : im Alter von 12—12»/t Jahr) findet Geldstrafe statt (vgl. Dt 22,28f.; Ex 22,15f.): wer einer Bastardin, einer N thina (Nachkömmling der Gibeoniten Jos 9,3 ff.), einer Samaritanerin beiwohnt usw. — Das selbe als Zitat BQ 38 . || Git 1,5: Jedes Dokument, auf dem ein S. als Zeuge sich findet, ist ungültig, ausgenommen Scheidebriefe für Frauen u. Freilassungsbriefe für Sklaven. Einmal brachte man vor R. Gamliel (um 90) nach K phar-f Avthanai den Scheidebrief einer Frau, dessen Zeugen samaritanische Zeugen waren, u. er erklärte ihn für gültig. — Hierzu pGit 1,43 , 51: In bezug auf Geldangelegenheiten sind die S. verdächtig; deshalb sind sie in Geldsachen (als Zeugen) ungültig; aber in bezug auf Inzestsünden sind sie nicht verdächtig, u. Zeugen in Kriminalsachen sind wie Zeugen in Inzestsachen. Hier nach sollten auch beide Zeugen (auf einem Scheidebrief) S. sein dürfen! Das ist etwas andres, da sie mit den Einzelbestimmungen der Scheidebriefe nicht vertraut sind. Hier nach sollte auch Ein S. (als Zeuge auf einem Scheidebrief) untauglich sein! R. Abin (wohl IL, um 870) hat gesagt: Man kann es damit erklären, daß ein Israelit am Ende unterschreibt (hierdurch ist die Korrektheit des Scheidebriefes hinlänglich sichergestellt). — Parallelstelle in andrer Fassung Git 10*. In Qid 76* heißt es gleichfalls: Die S. sind mit der Lehre über Verlobung u. Scheidung nicht vertraut. — In letzterer Hinsicht ist bemerkenswert Qid 7 5 : Die S. vollziehen die Leviratsehe mit den verlobten Bräuten (ihrer kinderlos verstorbenen Brüder) u. entlassen die verheirateten Frauen (ihrer kinderlos verstorbenen Brüder, ohne sie zur Leviratsehe zuzulassen). Sie deuten Dt 25, 5: .Nicht b
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soll das Weib des Verstorbenen auswärts einem fremden Manne zuteil werden* s o : die, welche auswärts (von ihrem Manne, also als dessen Verlobte in ihres Vaters Haus) wohnt, soll nicht einem fremden Manne (sondern dem Levir) zuteil werden; dagegen soll die, die nicht auswärts (sondern bei ihrem Manne als verheiratete Frau) wohnt, einem fremden Mann (u. nicht dem Levir) zuteil werden. Dasselbe pJ b 1 , 3 * , 30. Der samaritan. Targum entspricht dieser Tradition, indem er nsinn Dt 25,5 adjektivisch wiedergibt: * m a ">3ib nn-jcia rrvo W K v i r »b = nicht soll die auswärtige Frau des Verstorbenen einem auswärtigen Mann zuteil werden. — Die Parallelstelle pGit 1 , 4 3 ° , 6 1 s. oben S. 539«. — Andersartig ist die Tradition Tr Kuth 1 (33): Ein S. entläßt seine Schwägerin durch die Zeremonie des Schuhausziehens, er gibt seiner Frau den Scheide brief u. er ist beglaubigt, den Scheidebrief von einem Israeliten aus dem Ausland zu überbringen. || Qid 4, 3: Alle, die nicht in die Gemeinde (Israel) eintreten dürfen, dürfen sich untereinander heiraten. R. J huda (um 150) verbot es. R. Elifezer (um 90) sagte: Einer, dessen (illegitime oder sonst vom Eintritt in die Gemeinde ausschließende) Her kunft sicher feststeht, darf eine Person heiraten, von der das gleiche gilt; dagegen dürfen Personen, deren (von der Gemeinde ausschließende) Abstammung sicher feststeht, sich nicht mit Personen verheiraten, deren Abstammung zweifelhaft ist, ebensowenig dürfen Personen, deren (beiderseitige) Abstammung zweifelhaft ist (hinsichtlich der Legitimität), sich untereinander verheiraten. Bei folgenden Personen gilt die Abstammung als ungewiß: bei dem, dessen Vater unbekannt ist, bei einem Findelkind (dessen Vater u. Mutter unbekannt ist) u. bei einem S. — Auch diese Mischna schließt die legitime Ehe zwischen Juden u. S. aus; 8. oben S. 539«. e
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f. H a n d e l u. V e r k e h r . TfAZ 2,4 (462): Man verkauft ihnen (den Nichtisraeliten) keine Waffen u. keine Waffengeräte, auch schärft man ihnen die Waffen nicht (sie könnten sie gegen Isr. ver wenden); ferner verkauft man ihnen keine Holzblöcke (wie sie zu Hinrichtungen durch das Beil oder zum Anschließen Gefangener benutzt wurden), keine Stricke, keine Hals eisen (lies i ^ i p statt ybbip) u. keine eisernen Ketten (alles eventuell Marterwerkzeuge für Israeliten); auch keine (Tora-)Bücher oder Gebetsriemen oder Türpfostenkapseln, gleichviel ob es sich um einen Nichtisraeliten ('•;) oder einen S. (als Käufer) handelt. Dagegen darf man ihnen verkaufen unreif geschnittene Halmfrüchte, abgemähtes Ge treide u. umgehauene Bäume. R. J huda (um 150) sagte: Unreife Halmfrüchte zum Schneiden unter der Bedingung, daß sie geschnitten werden, Getreide zum Mähen unter der Bedingung, daß es gemäht werde, Bäume zum Fällen unter der Bedingung, daß sie gefällt werden. — T f AZ 2 , 8 : Man vermietet (oder verpachtet) ihnen keine Häuser, Felder u. Weinberge, man gibt ihnen (als Lohn) keinen Anteil an Landertrag oder Vieh, gleichviel ob es sich um einen Nichtisraeliten oder um einen Samaritaner handelt. — Der Anfang von T f AZ 2 , 4 als Bar f A Z 15 mit folgendem Zusatz: Warum (ist das auch von den S. gesagt worden)? Wenn man sagen wollte, weil sie des Blutvergießens ver dächtig seien, so könnte man erwidern: Sind sie denn dessen verdächtig? Man hat doch gesagt: Man darf mit ihnen allein sein; vielmehr, weil er es an einen Nicht israeliten weiter verkaufen wird. Und wenn du sagen wolltest: Ein S. tut keine Buße (läßt von dem Verbotenen nicht ab), ein Israelit aber tut Buße, hat nicht Rab Nachman (b. Jafaqob, f 320) gesagt, Rabbah b. Abuha (Schwiegervater des Vorigen, etwa um 270) habe gesagt: Wie man gesagt hat: „Es ist verboten an einen NichtJuden zu vorkaufen", so ist es auch verboten an einen Israeliten zu verkaufen, der verdächtig ist an einen Nicbtjuden weiterzuverkaufen? — Die weiteren Parallelstellen f A Z 1,8; pf AZ 2,40", 45; b ? A Z 2 0 erwähnen die S. nicht. || TfAZ 3 , 1 (463): Man darf in die Herbergen der S. Vieh einstellen, auch männliche Tiere bei weiblichen Herbergsbesitzern u. weibliche Tiere bei männlichen Besitzern u. weibliche Tiere bei weiblichen Besitzern. Man übergibt ihrem Hirten Vieh, u. man übergibt einem S. ein Kind, um es schreiben oder ein Hand werk zu lehren u. um mit ihm allein zu sein. Eine Tochter Israels darf einer Samaritanerin Geburtshilfe leisten u. deren Kind säugen, u. eine Samaritanerin darf einer Tochter e
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Israels Geburtshilfe leisten u. deren Kind säugen (was alles dem Goi gegenüber teils überhaupt nicht, teils nur mit Einschränkungen erlaubt ist, s. fAZ 2 , 1 ; TfAZ 8, 2.3) Die Stelle als Bar fAZ 1 5 . II TfAZ 3,5 (463): Wenn sich ein Israelit von einem Nichtjnden (Goi) scheren läßt, so sieht er (dabei) in den Spiegel (um jede etwa gefährliche Hand bewegung rechtzeitig wahrnehmen zu können); wenn er sich von einem S. scheren last so sieht er nicht in den Spiegel. Den Familiengliedern des Rabban Gamliöl (um 90) erlaubte man es, in einen Spiegel zu blicken, weil sie der (heidnischen) Regierung nahestehn. — Eine Zus.stellung der hierher gehörenden Bestimmungen gibt Tr Kuth 1 (31) Man läßt die S. nichts erwerben, was am Boden haftet; man verkauft ihnen kerne Schafe zum Scheren, kein Getreide zum Abmähen, keine Bäume, die in der Erde stehen wohl aber Vieh zum Schlachten. Man verkauft ihnen kein Großvieh, selbst dann nicht,' wenn es einen Bruch erlitten hat; auch keine Eselfallen u. keine Kälber, wohl aber verkauft man ihnen diese, wenn sie einen Bruch erlitten haben, der nicht mehr aus geheilt werden kann. Man verkauft ihnen keine Waffengeräte, überhaupt keinen Gegen stand, durch welchen der Menge Schaden entstehen kann. Man leiht ihnen u. von ihnen gegen Z i n s e n . . . . Eine Tochter Israels leistet einer Samaritanerin keine Geburtshilfe u. säugt auch deren Kind nicht; aber eine Samaritanerin darf einer Tochter Israels Geburts hilfe leisten u. deren Kind mit deren Erlaubnis säugen. (Auch diese Bestimmung fixiert späteres Recht.) . . . Man darf Vieh bei einem samaritan. Herbergsbesitzer einstellen u. einen S. dingen, das Vieh zu treiben; man darf sein Vieh einem samaritan. Hirten über geben u. seinen Sohn einem S., ihn ein Handwerk zu lehren; man darf mit ihnen allein sein u. sich mit ihnen an jedem Orte unterhalten (O—ECS, vielleicht verstümmelt aus D'-icrc-:, so daß in diesem Wort ein Überrest aus der obigen Bar über das Haarschneiden vorläge, s. Kirchheim z. S t . ) . . . . Folgende Dinge darf man ihnen nicht verkaufen: man verkauft ihnen keine gefallenen u. zerrissenen, keine Greuel- u. Kriechtiere, keine Fehl geburt eines Tieres, kein unrein gewordenes Hebeöl (so nach der Vermutung Kirchheims), kein Getränk, in das eine Maus gefallen ist, kein todkrankes Stück Vieh u. kein Junges, das dem Leib des geschlachteten Muttertieres entnommen ist. Obwohl die Israeliten ein todkrankes Stück Vieh u. ein dem Mutterleib entnommenes Tier essen dürfen (wenn es den sonstigen rituellen Anforderungen entspricht), so verkauft man es doch nicht den S., weil es ein auf Irrtum beruhender Kauf wäre; u. wie man diese Dinge ihnen nicht verkauft, so kauft man sie auch nicht von ihnen; denn es heißt: „Du bist ein für Jahve deinen Gott heiliges Volk" Dt 14,21. Da du heilig bist, so mache nicht ein andres Volk über dich hinaus heilig (was dadurch geschehen würde, daß Israel etwas von den S. kaufte, was diese als unrein verabscheuen). — Diese Auslegung von Dt 14,21 findet sich anonym bereits in SDt 14,2 § 97 (94*): „Du bist ein für Jahve deinen Gott heiliges Volk" Dt 14,2. . . . Werde nicht für ein andres Volk die Veranlassung heilig zu sein. — Als Erläuterung dazu heißt es dann SDt 14,21 § 104 ( 9 5 ) : Heilige dich selbst! Wenn dir erlaubte Dinge erlaubt sind, die andre nach ihrem Brauch als verboten an sehen, so bist du nicht berechtigt, vor ihren Augen von der Erlaubnis Gebrauch zu machen. — Dieser Satz als Bar auch N d 1 5 ; in P°s 5 0 zitiert ihn Abaje, t 338/39, während ihn Rab Chisda, f 309, ebendas. 5 1 ausdrücklich mit Bezug auf die S. aus spricht: „Denn diese Menschen würden sich daran (an die Erleichterungen, die sie bei den Juden gesehen haben) anklammern u. daran auch bei andren Dingen festhalten" (nämlich um sich noch weitergehende Erleichterungen zu beschaffen). b
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g. A n n a h m e als P r o s e l y t e n . Tr Kuth 2 (36): Von wann an nimmt man die S. als Proselyten auf? Wenn sie den Berg Garizim verleugnen u. sich zu Jerusalem u. zur Auferstehung der Toten bekennen. 1
Diese Bestimmung gehört in ihrer Allgemeinheit erst einer späteren Zeit an; noch im 3. Jahrh. hat man nur von den S. in Cäsarea, die sich von den dortigen NichtJuden wohl in nichts mehr unterschieden, Zinsen genommen: R. Jafaqob b. Acha (um 300) hat im Namen des R. Chanina (um 225) gesagt: Den S. in Cäsarea darf man gegen Zinsen leihen pf AZ 5,44 , 53. d
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Matth 10,5 ( » 2 g )
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Von da au u. weiter gilt: Wer einen S. beraubt, ist wie einer, der einen Israeliten beraubt (der S. ist in allen Stacken dem Israeliten gleich).
a. G a r i z i m u. J e r u s a l e m . a
GnR 81 ( 5 2 ) : R. Jischmafel b. Jose (b. Chalaphta, um 180) ging hinauf nach Jerusalem, um zu beten; er kam an einer Platane (auf dem Garizim) vorüber, wo ihn ein S. erblickte, der zu ihm sprach: Wohin gehst du? Er antwortete ihm: Ich gehe hinauf, um in Jer. zu beten. Jener sprach zu ihm: Wäre es nicht besser für dich, auf diesem gesegneten Berge ( = G.) u. nicht auf jenem Dunghaufen (KJ»VRVR = Jerusalem) zu beten? Ich will euch sagen, erwiderte R. Jischmafel b. Jose, wem ihr gleicht: einem Hunde, der gierig nach Aas schnappt Weil ihr wißt, daß ein Götzenbild unter ihm (dem Garizim) verborgen ist, wie es heißt: „Jakob verbarg alle Götter der Fremde unter der Terebinthe bei Sikhem" Gn 35,4, deshalb seid ihr so gierig darauf. Da sprachen sie: Der will es (das Götzenbild) nehmen! Sie berieten sich wider ihn, um ihn zu töten. Da stand er auf u. entfloh in der Nacht — In der Parallelstelle pf AZ 5,44 , 34 lautet die Tradition: R. Jischmafel b. J. ging nach Neapolis ( = Sikhem). Es kamen S. zu ihm. Er sprach zu ihnen: Ich sehe, daß ihr nicht diesen Berg verehrt, sondern die Götzenbilder unter ihm, wie es heißt Gn 3 5 , 4 : Jakob verbarg usw. Da hörte er Stimmen, die sprachen: Wir wollen uns früh aufmachen u. jene Dornen forträumen! Daraus entnahm er, daß jene ihn töten wollten. Er machte sich früh auf u. entkam, il — Über die von Jakob verborgenen Götzenbilder heißt es im Buch der Jubiläen 31, l f : Am Neumonde des . . . Monats redete Jakob mit allen Leuten seines Hauses, indem er sprach: Reinigt euch u. wechselt eure Kleider; (u.) wir wollen uns aufmachen u. hinauf gen Bethel ziehen, wo ich an dem Tage, da ich vor dem Angesicht meines Bruders Esau floh, ein Gelübde tat dem, der mit mir war u. mich in dieses Land in Frieden heimkehren ließ. Schafft die fremden Götter hinweg, die unter euch sind! Und sie nahmen die fremden Götter, u. was an ihren Ohren u. an ihrem Halse war, weg, u. die Götzen, die Rahel ihrem Vater Laban gestohlen hatte, gab sie alle dem Jakob, u. er verbrannte, zerstieß, vernichtete u. verbarg sie unter der Eiche, die im Lande von Sichern war. — Die LXX übersetzen Gn 3 5 , 4 : Kai xaxexQvxpev avxd 'laxuiß vno xr]v xeQißivdov xr]v iv £tjxif*ois u. setzen dann hinzu: xai finwXeaev avxd iwg xr)g oijusgov y/iigas. — Über die Götzenbilder vgl. weiter S.553. 554 f. || GnR 32 ( 1 9 ) : R. Jonathan (b. Eifazar, um 220) ging hinauf, um in Jerusalem zu beten. Er kam an einer Platane vorbei, wo ihn ein S. erblickte, der zu ihm sagte: Wohin gehst du? Er antwortete ihm: Ich will hinaufgehn, um in Jer. zu beten. Jener sprach zu ihm: Wäre es nicht besser für dich, auf diesem gesegneten Berge u. nicht auf jener Dungstätte anzubeten? Er antwortete ihm: Inwiefern ist dieser Berg gesegnet? Er antwortete: Weil er vom Wasser der Sündflut nicht überschwemmt worden ist (in der Parallele DtR 3 begründet mit Ez 22, 24). Es war verborgen vor den Augen des R. Jonathan, so daß er ihm nicht antworten konnte. In dem Augenblick sprach sein Eseltreiber zu ihm: Rabbi, wenn du es mir erlaubst, so will ich ihm antworten. Er sprach: Nun wohl! Daraufsagte der Eseltreiber: Wenn dieser zu den hohen Bergen gehört, so steht geschrieben G n 7 , 1 9 : „Alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel wurden (mit Wasser) bedeckt." Wenn er aber zu den niedrigen Bergen gehört, so hat die Schrift keine Rücksicht auf ihn genommen u. ihn überhaupt nicht beachtet (also kannst du deine Behauptung aus der Schrift nicht begründen). Alsbald stieg R. Jonathan von seinem Esel u. ließ ihn drei Mil weit darauf reiten u. wandte drei Schriftstellen auf ihn an: Dt 7,14: „Weder bei dir wird ein Unfruchtbarer oder eine Unfruchtbare sein, noch bei deinem Vieh" -rpanaai, d. h. selbst nicht bei den Viehtreibern in eurer Mitte ssav p j n a s ; HL 4, 3: „Wie ein Granatscheibchen deine Wange -jrp-> hinter deinem Schleier hervor," d. h. der Leere (Unwissende ip*->, so zu lesen statt v?"" ) in eurer Mitte ist voll von Antworten wie der Granatapfel (voll von Kernen ist), u. Jes 54,17: „Jede Waffe, die wider dich geschmiedet wird, wird kein Glück haben, u. jegliche Zunge, die mit dir zum Rechten sich erhebt, wirst d
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du aberffihren; dies ist das Erbteil der Knechte Jahves." — Parallelstellen Midr HL 4, 4 ( l l l ) ; D t R 3 (200 ). Um dem Pochen der S. auf ihren „gesegneten Berg" Garizim den Schriftgruod zu entziehen — offenbar stammt die Bezeichnung aus Dt 11, 29; 27,12 — hatte die ältere Exegese, deren Repräsentant R. Elifezer, um 90, ist, die Behauptung aufgestellt daß mit dem in den genannten Dtstellen erwähnten Garizim nicht der bei 8ikhem gelegene, sondern ein andrer Berg dieses Namens gemeint sei. Die S. schoben, um die Heiligkeit ihres „gesegneten Berges" sicher zu stellen, in Dt 11, 80 die Orts bestimmung „gegenüber von Sikhem" ein u. mußten sich nun gefallen lassen, daß man sie im zweiten nachchristl. Jahrh. jüdischerseits der Torafälschung zieh; immer hin aber erreichten sie, daß die jüngere jüdische Exegese anerkannte, daß der Dt 11,29 u. 27,12 erwähnte Garizim mit dem bei Sikhem gelegenen Berge dieses Namens iden tisch sei. SDt U , 30 § 56 ( 8 7 ) : „Sind diese (nämlich der fEbal u. Garizim) nicht jen seits des Jordan* d. h. jenseits des Jordan u. weiterhin (weithin jenseits des Jordan)? so hat R. J huda (um 150) gesagt. „Hinter dem Wege, auf welchem die Sonne kommt," hinter (d. h. westlich von) der Stelle, an der die Sonne aufgeht u. weiterhin? (Der Standort der Israeliten zur Zeit von Dt 11, 30 war östlich vom Jordan; „weithin jen seits des Jordan" weist also tief ins Land Israel hinein westlich vom Jordan; eben dahin weist die zweite Ortsbestimmung: „Hinter dem Wege, auf welchem die Sonne kommt" = weitweg dem Osten gegenüber.) Es heißt Gn 12, 6: „Abram zog im Lande umher bis zur Stätte von Sikhem bis zur More-Terebinthe": wie die Terebinthe, von der da die Rede ist, Sikhem bezeichnet, so bezeichnet die T., von der hier (Dt 11, 30: „nahe bei den Terebinthen von More") die Rede ist, Sikhem. (R. J huda ver tritt die spätere Exegese, die den Garizim Dt 11, 29 mit dem G. bei Sikhem identi fiziert; den gleichen Standpunkt vertritt der Nächstgenannte.) R. Eifazar b. Jose (b. Chalaphta, um 180) hat gesagt: Ich habe zu den Schriftgelehrten der S. gesagt: Ihr habt die Tora gefälscht, ohne etwas davon zu haben; denn ihr habt geschrieben: „Bei den Terebinthen von More bei Sikhem" osv n-.iw Vxx Dt 11,30. (Im samaritan. Targum findet ebenfalls sich der Zusatz „gegenüber von Sikhem* nsv ; a p . ) Auch wir räumen ein, daß dies (die in Dt 11, 29 genannten G. u. fEbal) der Berg G. u. der Berg fEbal ist, die im Gebiet der S. liegen. Wir lernen das aus der Wortanalogie (s. Einl. 97) von Dt 11, 30 u. Gn 12, 6: wie die More-Terebinthe, die dort (Gn 12, 6) erwähnt wird, Sikhem bedeutet, so bezeichnet auch die More-Terebinthe, die hier (Dt 11, 30) erwähnt wird, Sikhem. Woraus aber lernt ihr es (die ihr die Deduktionen der jüdischen Ge lehrten ablehnt)? R. Elifezer (um 90) sagte: Dies (G. u. fEbal in Dt 11, 29) ist nicht der Berg G. u. der Berg fEbal, die im Gebiet der S. liegen; denn es heißt Dt 11,30: „Sind diese nicht an der Seite des Jordan", d. h. dicht am Jordan? „Hinter dem Wege, auf dem die Sonne kommt", hinter der Stelle, da die Sonne untergeht (also ganz im Osten des Landes Israel dicht am Jordan)? „Im Lande des K^afaniters"? Er aber (nämlich Sikhem) gehörte nur zu den Chivvitern (vgl. Gn 34, 2); „der in der Ebene wohnt"; sie aber (nämlich die S.) wohnen nur in den Bergen; „gegenüber von Gilgal", sie aber (die S.) können Gilgal nicht sehen (also wohnen sie nicht in der Nähe von Gilgal u. der Berg G. ist nicht der in ihrem Gebiet gelegene Berg dieses Namens). R. Elifezer b. Jafaqob (wohl IL, um 150) sagte: Die Schrift wollte (in Dt 11, 30) ihnen nur zum zweiten Mal den Weg anzeigen (den die Israeliten ziehen sollten), gleichwie sie es früher (bei der Entsendung der Kundschafter) getan hatte: auf diesem „Wege" gehet u. nieht sollt ihr auf den Äckern gehn; „der wohnt" d. h. dnrch be wohntes Land ziehet u. nicht durch die Wüste; „in der Ebene" d. h. durch Flachland ziehet u. nicht durch die Berge. — Die Parallele pSota 7, 2 1 , 18 lautet: Dt 11, 30: „Sind diese nicht jenseits des Jordan", vom Jordan an u. weiterhin (weit westlich b
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Ebenso in der Parallelstelle Sota 3 3 ; dagegen liest pSo(a7, 2 1 R. Eifasar b. Schimlon (um 180). Bacher, Tann. 2,423, legt die Autorschaft dem R. Schimfon b. Ellazar (um 190) bei.
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Matth 10,5 ( 9 2g)
vom Jordan)? „Hinter dem Weg, auf dem die Sonne kommt", hinter (westlich von) der Stelle, da die Sonne aufgeht? „Im Lande des K nafaniters, der in der Ebene wohnt, gegenüber von Gilgal, nahe bei den Terebinthen von More?" Das ist der Berg G. u. der Berg fEbal, die im Gebiet der S. liegen. Das sind Worte des R. J huda. R. Elifezer sagte: Das ist nicht der Berg G. u. der Berg fEbal der'S.; denn es heifit Dt 11, 80: „Sind diese nicht jenseits des Jordan", vom Jordan an u. weiter? „Hinter dem Weg, auf dem die Sonne kommt", hinter der Stelle, da die Sonne untergeht? ,1m Lande des E naf aniters?" Diese aber (die S. in Sikhem) gehören zu den Chiwitern. ^Der in der Ebene wohnt?" Diese aber wohnen zwischen den Bergen; „gegenüber von Gilgal"? Hier gibt es kein Gilgal. „Bei den Terebinthen von More* ? Hier gibt es keine Terebinthen von More. Wie versteht dann aber R. Elifezer „den Berg G." u. „den Berg fEbal* in Dt II, 29? Er sagt: Zwei Steinhügel haben die Israeliten (dicht am Jordan) hergerichtet, von denen sie den einen „Berg G." u. den andren „Berg fEbal" nannten. Nach der Meinung des R. J huda sind die Israeliten an jenem Tage (da sie durch den Jordan zogen bis hin zum G. u. fEbal im Gebiet der S., gefolgert aus Dt 27, 2 in Verbindung mit Vers 12) 120 Mil weit gegangen. Nach der Meinung des R. Elifezer (der die künstlichen Berge fEbal u. G. dicht am Jordaaufer errichtet werden läßt) haben sie sich nicht von der Stelle bewegt Bar: R. Elifezer b. Jafaqob sagte: Die Schrift wollte ihnen (den Israeliten in Dt 11, 80) lediglich den Weg darlegen u. sagen: Auf dem Wege sollen sie gehn u. nicht auf den Äckern; durch bewohntes Land sollen sie ziehen u. nicht durch die Wüste; in der Ebene sollen sie gehn u. nicht durch die Berge. R. Eifazar b . Schimfon hat gesagt: Ich habe zu den Schriftgelehrten der S. gesagt: Ihr habt eure Tora gefälscht u. habt euch selbst nichts dadurch genützt; denn ihr habt in eurer Tora schreiben lassen (Dt 11, 30): „Bei den Terebinthen von More bei Sikhem." Ist es denn nicht bekannt, daß damit (nämlich mit „Ter. von More") Sikhem gemeint ist? Aber ihr kennt nur nicht die Auslegung der Wortanalogie in Gn 12, 6 u. Dt 11, 30: wie dort mit den Ter. von More Sikhem gemeint ist, so auch hier. — Die weitere Parallele Sota 3 8 schließt sich ziemlich eng an Siphre an. — Die Identifizierung des G. u. des fEbal in Dt 11, 29 mit den gleichnamigen Bergen bei Sikhem ist kanonisiert worden durch Sota 7, 5: „Als die Israeliten den Jordan überschritten hatten, kamen sie zum Berg G. u. zum Berg fEbal, die in Samarien liegen, seitwärts von Sikhem, bei den Terebinthen von More, s. Dt 11, 30 u. Gn 12, 6; wie dort (Gn 12, 6) die Ter. von More Sikhem bezeichnen, so auch hier (Dt 11, 30). |l Josephus berichtet Ant. 1 8 , 4 , 1 von einem Betrüger zur Zeit des Pilatus, der sich anheischig machte, den S. auf dem Berge G., den sie für den heiligsten unter den Bergen halten, die heiligen Geräte zu zeigen, die dort auf Moses Veranlassung vergraben worden seien: Ovx dnrjXXaxxo 6k &ogvßov xai TO lafiagewv f&vos' avaxgeopei ydg avxovs avr]g iv oXiyip rd tf>ev6og tt&ifitvog, xai iip' r)6ovfi Ttjg nXrj&vos texvä£tov rd ndvxa, xeXetiwv ini x6 TagiCeiv ogog avxiji ovvsX&uv, o dyvoxaxöv te avTOis dgtSv vnsiXrjnxai, la/vglCexo ts nagayevoftivois 6ei£etv td legd axevtj r/jde xaxogctgvy/uiva, Mwvaiatf xg6e avxcSv noitjeaftivov xaxd&eoiv. — Ebenso sagt Joseph. Bell. J. 3,7,32 vom Berg G., daß er den S. heilig sek onsg avxots iaxiv ayiov. — Über die Gerichtsverhandlung vor Ptolemäus Philometor, betr. die Heiligkeit des jüdischen u. des samaritan. Tempels s. unten Nr. 5 Joseph. Ant. 13, 3, 4. — Zum Fernbleiben von Jerusalem als Charakteristikum der S. s. N d 8,10 oben in Nr. 2, c S.543a. e
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/?.DieSamaritaner a l s L e u g n e r desAuferstehungsglaubens. b
Midr Qoh 5,10 ( 2 7 ) : Ein S. fragte den R. Melr (um 150) u. sprach zu ihm: Werden die Toten wieder aufleben? Er antwortete ihm: Ja! Jener sprach: Im verborgenen oder frei öffentlich? Er antwortete ihm: Frei öffentlich. Jener sprach: W o her kannst du mir das beweisen? Er antwortete ihm: Nicht aus der Schrift, auch nicht aus der traditionellen Lehre (so hier n:«a), sondern aus einem Vorgang des gewöhnlichen Lebens. In unsrer Stadt lebt ein vertrauenswürdiger Mann; jeder legt bei ihm im geheimen Deposits nieder u. er gibt sie ihnen frei öffentlich wieder. Da kam
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einer u. deponierte etwas bei ihm frei öffentlich; wie wird er es ihm wiedergeben im geheimen oder frei öffentlich? Doch wohl frei öffentlich? Jener sprach: Gans gewiß! R. Melr antwortete ihm: Wollen deine Ohren nicht hören, was dein. Mund spricht? Die Menschen legen bei ihren Frauen einen weißen (Samen- )Tropfen zur Auf bewahrung nieder u. Gott gibt ihnen diesen Tropfen frei öffentlich in der Gestalt eines schönen u. vollkommenen Geschöpfes wieder. Sollte der Tote, der öffentlich dahingeht, nicht vielmehr frei öffentlich wiederkehren? Wie er unter lauten Stimmen (der Klage) dahingeht, so wird er auch mit lauten Stimmen (der Freude) wieder kommen. — Den gleichen Gedanken hat R. Joschijja (um 140) ausgesprochen B rakh 15 * Sanh 92». || Sanh 9 0 : Der Patriarch der Samaritaner fragte den R. Melr (um 150) u. sprach: Ich weiß, daß die Entschlafenen wieder aufleben werden; denn es heißt Ps 72,16: „Sie werden hervorblühen (d. h. auferstehen) ans der Stadt wie das Gras der Erde." Aber wenn sie auferstehen, werden sie nackt oder werden sie in ihren Kleidern auf erstehn? Er antwortete ihm: Man kann vom Weizenkorn aus die Schluß folgerung vom Leichteren auf das Schwerere ziehen: wenn das Weizenkorn, das nackt in die Erde gelegt wird, in wer weiß wie vielen Umkleidnngen wieder hervorwachst, um wieviel mehr gilt das dann von den Gerechten, die in ihren Gewändern begraben werden! II SNu 15, 31 § 112 ( S 3 ) : „Ausgerottet, ja ausgerottet soll diese Seele werden, ihre Sünde ist an ihr* Nu 15, 31. R. Schimfon b. Eifazar (um 190) hat gesagt: Von dieser Schriftstelle aus habe ich die Bücher der S. der Fälschung geziehen; denn sie pflegen zu sagen: Die Toten werden nicht wieder aufleben. Ich sprach zu ihnen: Siehe, es heißt: Ausgerottet, ja ausgerottet soll diese Seele werden, ihre Sünde ist (trotzdem die Ausrottung hier unten an ihr vollzogen ist, dennoch) an ihr! Die Worte: „Ihre Sünde ist an ihr' wollen nur besagen, daß man dereinst wird müssen Rechen schaft ablegen am Tage des Gerichts (also müssen die Toten auferstehn, um vor Gottes Gericht erscheinen zu können). — In Sanh 9 0 lautet die Tradition s o : R. Elifezer b . Jose (1. R. Eifazar b. J., um 180) hat gesagt: Mit diesem Wort habe ich die Bücher der S. D - P I S -<-HPO der Fälschung geziehen; denn sie pflegen zu sagen: Es gibt keine Auferstehung der Toten nach der Lehre der Tora (hier im engern Sinn = Pentateuch, den allein die S. als verbindlich anerkennen). Ich sprach zu ihnen: Ihr habt eure Tora gefälscht,* ohne dadurch irgendeine Stütze für eure Behauptung zu gewinnen, daß die Wiederbelebung der Toten sich nicht aus der Tora beweisen lasse; denn es heißt ja Nu 15, 31 (wie oben); „ausgerottet, ja ausgerottet soll sie werden*, nämlich in dieser Welt; „ihre Sünde ist an ihr*, wann denn? nicht in der zukünftigen Welt (am Tage der Auferstehung)? e
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3. Gegen das Ende der mischnischen Periode setzte wieder eine schärfere Stellungnahme gegen die S. ein. » Schon Rabbi erklärte, da& sie in allen Stücken den NichtJuden gleichzuachten seien, b Später warf man ihnen Taubenverehrung vor u. klagte sie des völligen Abfalls zum Heidentum an unter Diokletian (284—305 n. Chr.). Etwa um 300 war der völlige Bruch zwischen der Synagoge u. den S. zur vollendeten Tat sache geworden: von da an galten die letzteren als Heiden, c d
a. p f A Z 5 , 4 4 , 80: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) ging in eine Stadt der S. -po-itten; es kam ein (samaritan.) Lehrer zu ihm, zu dem er sprach: Bringe mir einen verschlossenen Krug (Wein)! Er antwortete ihm: Siehe, ein Quell ist vor dir, trinke 1
So nach der ansprechenden Vermutung Bachers, Tann 2, 68, der statt des sinn losen tcrsV» R-tsE^>p = Königin Kleopatra zu lesen vorschlägt "ttrisn s p ^ o r . _ ^ Vermutlich hat man dabei an Dt 11, 9 zu denken, wo die S. das Wort „ihnen* tilgten, aus welchem man jüdischerseits (zB Rabban Gamliöl, um 90, Sanh 9 0 ) einen Schriftbeweis für die Auferstehung hernahm: es beißt nicht „euch* (den Lebenden) zu geben, sondern „ihnen* (den verstorbenen Vätern) zu geben; also müssen diese einst wiederkehren. Auch der samaritan. Targum hat „ihnen" in Dt 1, 8 u. 11, 9 getilgt. 1
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aus ihm (u. nicht von dem Wein der Samaritaner, selbst wenn er in einem ver schlossenen Kruge sich befindet). Er bat ihn dringender; doch jener erwiderte: Siehe, ein Quell ist vor dir, trinke aus ihm! Als er sah, daß er ihn weiter dringend bat, sprach er zu ihm: Wenn du Herr deiner Begierde bist, siebe, ein Quell ist vor dir, trinke aus ihm; wenn aber deine Begierde dein Herr ist, „so setze ein Messer an deine Kehle, wenn du ein Gieriger bist" (Spr 23, 2 ) ; schon sind die S. entartet (in Götzendienst). Kürzer Chull 6 . — Vgl. auch das Urteil des R. Schim'on b. Jochai (um 150) in pP^s l , 2 7 , 4 5 unter Nr. 2, c S. 543ß. b. TT*ram\ 14 (32): Ein S. ist wie ein Heide; das sind Worte Rabbis. — Dies Urteil ist oft wiederholt worden, zB pB^akh 7, l l , 12; pK th 3, 2 7 , 54; pD°mai « , 2 5 4 4 ; p S c h q l , 46 , 8. C. pEAZ 5, 4 4 , 39: R. Abbahu (um 300) hat den Wein der S. verboten (so daß er wie der Wein der Heiden als Götzenopferwein galt), u. zwar auf eine Aussage des R. Chijja (um 280), des R. Asi (um 300) u. des R. Ammi (um 300) hin. Diese waren nämlich auf den Königsberg (Gebirge Ephraim) gegangen, wo sie einen Goi sahen, der in bezug auf den Wein der S. sich verdächtig machte. Sie kamen u. sagten es vor R. Abbahu. Dieser sprach zu ihnen: Das sollten wir nicht als Vorwand nehmen (ihren Wein zu verbieten)? Andre wollen als Grund folgendes angeben: An einem Sabbatvorabend fand sich einmal im ganzen samaritan. Lande *p*S"?»«? ba kein Wein vor; u. am Tag nach dem Sabbat war es voll von dem Wein, den die Heiden gebracht u. die S. von ihnen gekauft hatten. Andre wollen folgenden Grund angeben: Als der Kaiser Diokletian hierher kam, ordnete er an u. sprach: Alle Nationen sollen (ihren Göttern) ein Trankopfer darbringen mit Ausnahme der Juden! Da brachten auch die S. das (heidnische) Trankopfer dar, infolgedessen ihr Wein verboten wurde. Andre wollen folgenden Grand angeben: Einen Götzen, der wie eine Taube aussieht, hatten sie, u. dem brachten sie Trankopfer dar. Die S. von Cäsarea fragten den R. Abbahu (dessen Wohnsitz Cäsarea war): Eure Väter haben von dem Unsren gegessen, warum esset ihr nicht von dem Unsren? Er antwortete ihnen: Eure Väter haben ihre Hand lungen (ihren Wandel) nicht verderbt, ihr aber habt eure Handlungen (heidnisch) ver derbt — Im Parallelbericht Chull 6 heißt es: Rab Nachman bar Jicchaq (f 356) hat gesagt: Ein Taubenbild hatten die S. auf dem Berg G. gefunden, u. das haben sie verehrt (nach dem Zus.hang zur Zeit des R. Melr, um 1 5 0 ) . . . R. Abbahu hatte den R. Jicchaq b. Joseph (seinen Schüler) ausgesandt, Wein von den S. zu holen. Dieser traf einen Alten, der zu ihm sagte: Hier gibt es keine Beobachter der Tora. R. Jicchaq kam u. erzählte dies vor R. Abbahu. Dieser ging u. erzählte es vor R. Ammi u. R. Asi, u. sie rührten sich nicht von dannen, bis sie die S. zu völligen Nichtisraeliten '"-os •p-vioj erklärt hatten. || Sanh 63 s. unter der folgenden Nr. 4. a
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4. Zur Geschichte der Samaritaner. b
Tanch a n ( 4 3 ) : Die S. werden nicht zu den siebzig Völkern (der Erde) gerechnet, sondern als Überbleibsel von den fünf Völkern, die der König von Assur gefangen führte, s. 2 Kg 17, 24: Der König von Assur ließ Leute aus Babel, aus Kutha, aus Avva, aus Chamath u. aus S pharvajim kommen u. siedelte sie in den Städten Samariens an. R. Jose (b. Chalaphta?, um 150) sagte: Er fügte zu ihnen noch vier hinzu, so daß es neun wurden, 8. Esra 4, 9: Die Dinäer, u. Apharsathkhäer, Tarp läer, Apharsäer, Ark°väer, Babylonier, Schuschankhäer, D häer, cElamäer (im Tanchumatext die beiden letzten Namen: w-nn u. " » » s s ) . Als die Israeliten aus Samarien fortgeführt waren, sandte Sanherib seine Untergebenen u. siedelte sie in Samarien an, um der Regierung Tribut zu zahlen. Gott sandte Löwen unter sie, s. 2 Kg 17, 25 f. Der König ließ alle Ältesten Israels (im Exil) zusammenrufen u. sprach zu ihnen: Alle jene Jahre, da ihr in euerm Land gewesen seid, hat euch kein Wild des Feldes gewürgt, warum geschieht es denn jetzt? Sie dachten: Wir wollen ihm etwas sagen, ob er uns viel leicht nach unsrem Land wieder entläßt Sie sprachen also zu ihm: Das Land nimmt kein Volk an, wenn es sich nicht mit der Tora beschäftigt u. wenn es nicht bee
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schnitten ist. Er antwortete ihnen: Gebt mir zwei aus eurer Mitte, daß sie dort hin gehen u. jene unterweisen; u. das Wort des Königs ist unwiderruflich. Alsbald sandten sie den R. Dos thai b. Jannai u. .den R. Sabaja dorthin, die unterwiesen sie in einem Torabuch mit samaritan. Schrift.' Gleichwohl fürchteten sie Jahve u. dienten (zugleich auch) ihren Göttern (vgl. 2 Kg 17, 33), bis Esra aus Babel heraufzog u. Zerubbabel u Josua b. J hocadaq, die mit dem Bau des Heiligtums begannen, s. Esra 5, 2. In jener Zeit kamen die S. a-r-ras über sie zum Kampf, 180000 Mann stark. Aber waren es denn S., waren es nicht vielmehr Kuthäer c * * r i s ? Allein sie nannten sich nach der Stadt Samaria „Samaritaner". Auch suchten sie den Nehemia zu töten, s. Neh 6 2 u. unterbrachen die Arbeit am Hause Jahves zwei Jahre, s. Esra 4, 24. W a s taten Esra, Z°rubbabel u. Josua? Sie versammelten die ganze Gemeinde zum Heiligtum Jahves u. ließen 300 Priester u. 300 Posaunen u. 300 Torabücher u. 300 Kbder holen; dann stieß man in die Posaune, wahrend die Leviten sangen u. spielten, u. verhängte über die S. a - n i s Acht u. Bann u. Exkommunikation durch das Geheimnis des deutlich ausgesprochenen Jahvenamens « n i e a n ov u. durch eine Schrift, die auf die Tafeln ge schrieben war, u. durch einen Bann des obern (himmlischen) u. des untern Gerichts: hofs dergestalt, daß niemand aus Israel das Brot eines S. T i s essen sollte; von hier aus hat man gesagt: „Wer das Brot eines S. ißt, ist wie einer, der Schweinefleisch ißt"; u. daß kein S. ins Judentum aufgenommen werden u. daß sie keinen Anteil an der Auferstehung der Toten haben sollten; denn es heißt Esra 4, 3 : Nicht euch u. uns gebührt es, das Haus Jahves unseres Gottes zu bauen (d. h. nach der Deutung in Pirqe R E : weder in dieser, noch in der zukünftigen Welt) u. daß sie keinen Anteil u. keinen Besitz (1. mit Jalqut u. Pirqe RE n?r,: statt npis) u. kein Gedächtnis in Jerusalem haben sollten. Dann unterschrieben u. untersiegelten sie den Bann u. sandten ihn an alle Israeliten in Babel; die fügten noch einen Bann hinzu, u. der König Koresch verhängte über sie einen ewigen Bann, wie es heißt Esra 6 , 1 2 : Der Gott, welcher seinen Namen dort wohnen läßt, stürze jeden König u. Volk, welches seine Hand aus streckt, um abzuändern, um zu schädigen dieses Gotteshaus in Jerusalem. — Parallel stellen: Pirqe RE 38 ( 2 1 ) ; Jalqut zu 2 Kg 17, 24. Sanh 6 3 : Rab J huda ( t 299) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Es heißt 2 Kg 17, 30f.: „Die Leute von Babel machten sich die r :^ p rc." Was ist das? Das ist eine Henne. „Die Leute von Kuth machten sich den " W a s ist das? Das ist ein Hahn. „Die Leute von Chamath machten sich die x**w$." Was ist das? Das ist ein kahler Bock «nip « m a . „Die «Avväer machten sich den Tnas (der Text in Sanh liest ;r.3i) u. den P P T W . " W a s ist das? Das ist ein Hund (Beller, von nas bellen) u. ein Esel. „Die S^harväer verbrannten ihre Söhne u. Töchter in Feuer dem Adrammelekh u. dem 'Anammelekb, nVasyi T r s ^ - x V , den Göttern von S^harvajim." Was ist das? Das ist ein Maultier u. ein Pferd; l i u - n « , weil es seinen Herrn durch das Tragen der Last ehrt (-HK, SO nach Raschi); weil es seinem Herrn im Kampf antwortet (MJ>, hier wohl — erhört, hilft). — Anders p'AZ 3 , 4 2 , 66: „Die Leute von Babel machten sich die r-,22 p i s c " , d. i. eine Henne samt ihren Küchlein y p ^ i u i r n - m f . „Die Leute von Kuth (andre Ausgaben: Leute von Beth-Schemesch) machten sich den V;->s" (das ist die Figur eines Fußes V j i als Symbol des Glücksgottes, mit Rücksicht auf) die Segensspuren Jakobs u. Josephs, wie es heißt Gn 3 0 , 7 : Ich habe durch Zeichendeutung wahrgenommen, daß Jahve mich um deinetwillen (-Vba = l ^ s ^ a ) gesegnet hat; u. Gn 39, 5 heißt es: Jahve segnete das Haus des Ägypters um Josephs e
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' Der Name Dos thai stammt wohl aus der Erinnerung an den samaritan. Sekten stifter Do8itheus; ein R. Dosethai b. Jannai lebte um 180; statt « - s c liest Jalqut ttao; Pirqe RE H - » 3 T S .
* Der Text lautet in Tanch: -1*3131 •*p">üi* P " O a r a a DPI» iizbi;
in Pirqe RE
0 - 5 1 3 1 «ip«-»«!' 3 P 3 3 n - n p n - t o BPIK •«-le^a t v n ; Jajqut = Pirqe RE unter Fortlassung B
von D*3ia\ Wir folgen dem Text von Pirqe RE, halten -,*P*"' '" für Korruptel aus •«p-aiao = samaritanisch, u. 0*3131 für eine erklärende Randglosse zu *p-e->se, ent standen aus S-PI=.
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willen. «Die Leute von Chamath machten sich die tcs-w*" (Talmud text liest: n«--j«), das ist ein Lamm wie es heißt Lv 5,16: „Der Priester schaffe für ihn Sühnung durch den Widder des Schuldopfers" ow«n „Die SAvväer machten sich den -jans* (so der Talmudtext statt ta«a), das ist ein Hund, „u. den prir", das ist ein Esel tcvan. „Die S pharväer verbrannten ihre Söhne u. Töchter in Feuer dem Adrammelekh u. dem
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Tempels auf dem G. durch Johannes Hyrkan bald nach dem Tode des Antiochus VII Sidetes ( t 128 v. Chr.), s. Joseph. Ant. 18, 9, 1; Bell 1,2,6. — Über die unter Antiochus Ephiphanes (175—164 v. Chr.) erfolgte Umwandlung des samaritan. Heiligtums in einem Tempel des Zet/V Siyiog s. 2 Makk 6, 2 u. Joseph. Ant. 12, 5, 5 (hier irrtümlich Zevs 'EXXrjyios). || Joseph. Ant. 12, 4 , 1 : *Ev rovttp T^> / O O V W ZapageT* ev ngdoaoytts noXXu tovs 'iovdaiovg ixdxwaay, rrjy te X^9 «»'*«•>" repovtes, xai atipara diagndaavxsf iye'yero di ravia ini dgxiegitas 'Oviov (IL, zur Zeit des Ptolemäus III. Euergetea 247—222 v.Chr.). || Joseph. Ant. 18,10, 2f.: Kai axgatevei (Ygxayog, 135—104 v.Chr.) ini Zapdgeiav nöXtv oxvgwrdrtjy . . . ngooßaXriv d'avig qjiXonovws inoXiögxsi, ptoöi noyrjgwy rots Zapagevaiy, vnig wy Magtootjyovs, dnoixovg oVrac TovdVuW xai avp~ pt'xovf, rjdixr}0~av, vnaxovoyree roi$ xtav Zvgtov ßaoiXevat . . . 'Ygxayde piv ovv jtj m'Xiy eXtoy, iyiavtifi noXtogxrjoas, ovx r]gxio9rj pövta rorrp, dXXd xai ndaay avxtjv jppayiaev, inixXvatov toTs jf£t|Uad£ot? noirjoag' diaoxdipas ydg avtrjy, uivrs eis ^ o p o dgae peraneoeiy, rd'arjpeTa rov yeveo&ai noxk nöXiy avrrjy aopet)l«ro.||pTa
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5. Gehässigkeiten, Feindseligkeiten, Disputationen u. Neckereien. Sir 50,25 f. (nach dem hebr. Text): Gegen zwei Völker empfindet meine Seele Ekel u. das dritte ist kein Volk: gegen die Bewohner von Sefir u. Philistäa u. das törichte Volk (^33 vgl. Dt 32,21), das in Sikhem wohnt. || Joseph. Antiq. 18,2,2: Als Coponius (der erste Prokurator Judäas, etwa 6—9 n. Chr.) Judäa verwaltete, der, wie ich gesagt habe, mit Quirinius dorthin gesandt war, trug sich folgendes zu. Wenn das Fest der ungesäuerten Brote, das wir Passah nennen, gefeiert wurde, hatten die Priester
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die Gewohnheit, von Mitternacht an die Tore des Tempels za öffnen. Kaum war da mals nun deren Öffnung erfolgt, da nahmen S., die heimlich nach Jerusalem gekommen waren, eine Verstreuung menschlicher Gebeine in den Tempelhallen vor (um das Heilig tum levitisch unrein zu machen). Infolgedessen verbot man allen (Samaritanern) das Heiligtum, woran man früher nicht gedacht hatte. || Joseph. Antiq. 2 0 , 6 , 1 : Den S. er wuchs Feindschaft gegen die Juden aus folgender Veranlassung. Die Galiläer hatten die Gewohnheit, wenn sie zu den Festen nach der heiligen Stadt pilgerten, ihren W e g durch das Gebiet der S. zu nehmen. Damals (etwa i. J. 52 n. Chr. zur Zeit der Statt halterschaft des Ventidius Cumanus) fingen etliche aus dem Dorfe Ginäa, das im Ge biet Samarias u. der großen Ebene liegt, unterwegs mit ihnen eine Schlägerei an, wobei sie ihrer viele töteten. (Es folgt dann der ausführliche Bericht über die Bache, die man jüdischerseits an den S. nahm, nachdem der von den letzteren bestochene Cumanus die Bestrafung der Schuldigen abgelehnt hatte, über das Einschreiten des Cumanus gegen die Juden, über die Verhandlungen der Juden mit Ummidius Quadratus, dem Statthalter von Syrien, u. vor dem Kaiser in Rom, die endlich zur Verbannung des Cumanus führten). — Ein Parallelbericht findet sich Joseph. Bell. 2,12, 3 ff. Der Vorfall ist ein Seitenstück zu L k 9 , 5 2 f . II RH 2 , 2 : Früher zündete man Signalfackeln an (auf den Bergen, um den Anfang eines neuen Monats bekanntzugeben); als aber die S. damit Unfug trieben (indem sie zur Irreführung der Juden ihrerseits Bergfeuer auf lodern ließen), bestimmte man, daß Boten ausgesandt würden (um die Meldung den entfernt wohnenden Juden zu überbringen). Vgl. T R H 1 , 2 (210). Nach pRH2,58*,5 hat Rabbi die Signalfackeln abgeschafft. || pSch bifith 9, 3 8 , 29: (Als R. Schimfon b. Jochai, um 150, mit seinem Sohne Eifazar das dreizehnjährige Höhlenleben aufgegeben hatte) sprach er: Wir wollen Tiberias reinigen (durch Aufsammeln u. Entfernen von mensch lichen Gebeinen). Er nahm Lupinen (von Priesterhdbe), zerschnitt sie u. warf sie umher. Überall, wo sich ein Toter befand (in einem Acker), kam er zum Vorschein u. stieg (durch ein Wunder) an die Oberfläche, empor. (Dann kennzeichnete er die Stelle, damit sich die Priester vor Verunreinigung hüten möchten.) Ein S. hatte ihn beobachtet u. sprach: Ob ich nicht hingehn soll, um diesen Alten der Juden lächerlich zumachen? Er nahm einen Toten, ging hin u. verscharrte ihn an einer Stelle, die jener gereinigt hatte. Dann kam er zu R. Schimfon b. Jochai u. sprach zu ihm: Hast du nicht die u. die Stelle gereinigt? Komm mit, so will ich dir dort einen Toten hervorholen. R. Schimfon b. Jochai sah im heiligen Geist (d. h. durch prophetische Begabung), daß jener ihn dort hingelegt hatte, u. sprach: Ich bestimme über die Oberen ( = die auf der Erde leben), daß sie hinabfahren (ins Grab), u. über die Unteren ( = die in der Erde ruhen), daß sie emporkommen (u. leben). Und so geschah es. (Der S. starb u. der von ihm Ver scharrte stand auf.) Dasselbe P siq 89 ; GnR 79 (51«); Midr Qoh 10,8(47 ) ; vgl. auch Schab 34 ». In Midr Esth 1,9 (89 ) fehlt dieser Abschnitt; desgl. in Midr Ps 17 § 13 (67 ) . || pMSch 4 , 5 5 , 8: Ein S. sprach: Ich will gehn u. diesen Alten der Juden (gemeint ist R. Jischmafel b. Jose, um 180) lächerlich machen. Er kam zu ihm u. sprach zu ihm: Ich habe im Traume vier Zedern, vier Sykomoren, ein Gestell u. das Fell einer Kuh gesehen, u. dieser Mann (d. h. ich) saß u. trat darauf. Er antwortete: Möge der Geist dieses Mannes (d. h. dein Geist) hinschwinden! Das ist gar kein Traum; aber trotzdem sollst du nicht leer ausgehn: Die .vier Zedern" bedeuten die vier Seitenbretter des Bettes; die .vier Sykomoren" die vier Füße des Bettes; .das Gestell" die Latten (die den Boden des Bettes bilden), .das Fell" einen Tierbalg mit Stroh gefüllt (1. tn*i statt K~a), .die Kuh" die Decke (die über die Strohunterlage gebreitet wird; so nach dem Kommentar; Levy 3,224*: »rinr bedeutet die Latten, eig. Finger, über welche die Stricke gezogen werden). „Dieser Mann saß u. trat darauf" bedeutet: Dieser Mann ( = du) wird darauf liegen u. weder leben noch sterben können. Und so geschah es ihm. — Dasselbe mit Abweichungen Midr KL 1,1 (47 ) . Vorauf geht hier eine längere Erzählung, wie R. Jischmafel b. Jose einen unwissenden - samaritan. Traumdeuter rektifiziert, um dessen Deutungen seine eigenen entgegenzusetzen. || pMQ 3, 8 3 , 33: R. Schimfon b. Laqisch (um 250) reiste auf einer Straße. Es gesellte sich ein S. zu ihm, der eine e
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Gotteslästerung ausstieß, u. R. Schimfon zerriß darob sein Gewand; jener stieß aber mals eine Gotteslästerung aus, u. dieser zerriß wiederum sein Gewand. Dann stieg er aber von seinem Esel u. gab dem S. einen Schlag auf das Herz u. sprach zu ihm* Du Frevler, hat deine Mutter genug Kleider für mich (daß ich die meinigen deinek wegen zerreißen kann)? — Dasselbe pSanh 7,25 , 5. || p f A Z 8 , 4 2 , 19: Als R. Abbahu (um 300) starb, weinten die Säulen von Cäsarea (Wohnsitz des R. Abbahu). Da sprachen die (dort wohnenden) S.: Die (Säulen) lärmen vor Freude! Die Israeliten antworteten ihnen: Sollten die Fernen (d.*h. die Säulen) wissen, wie die Nahen (d. h. die 8.) vor Freude lärmen? (Über Abbahu als Gegner der S. s. oben S. 553 Anm. c.) Die Kommentare bieten als zweite Erklärung: Sollten die Fernen (d. h. die S.) verstehen, wie die Nahen (d. h. die Säulen) lärmen vor Trauer? — Der Parallelbericht in MQ 2 5 , der die Be merkung der S. nicht erwähnt, enthält nur die Worte: Als die Seele des R. Abbahu zur Ruhe einging, ließen die Säulen von Cäsarea Wasser ( = Tränen) niederfallen Vgl. die Erzählung des Eusebius, wie bei einer Christenverfolgung in Cäsarea die dortigen Säulen Tränen über die vorgekommenen Greuel vergossen hätten, 8. de Mart Palaest. 9, 12 (Hist. eccl. VIII, appendix). || pTafan 3, 6 6 , 6: R. Acha (um 320) ver anstaltete dreizehn Fasten, aber es fiel kein Regen. Als er hineinging (in die Synagoge), begegnete ihm ein S., der ihm zurief: Rabbi, Rabbi, drücke den Regen aus deinem Mantel aas! Er erwiderte ihm: Beim Leben dieses Mannes (d. h. bei deinem Leben), der Himmel wird Wunder tun u. das Jahr wird ein fruchtbares werden; aber dieser Mann ( = du) wird nicht mehr zu den Lebenden gehören! Und der Himmel tat Wunder u. das Jahr wurde ein fruchtbares; aber jener S. starb u. alle Leute sagten: Kommt, seht die Sonnenbahre! (Das Wort ist ironisch wie das obige vom Ausdrücken des Mantels.) II LvR 5 (108 ) Bar: R. Judan (um 150) hat gesagt: Wie jene S., die zu betteln verstehen. Da kommt einer von ihnen zu einer Frau u. sagt zu ihr: Wenn du eine Zwiebel hast, gib sie mir! Wenn sie sie ihm gegeben hat, sagt er: Ist eine Zwiebel etwas ohne Brot? Wenn sie ihm Brot gegeben hat, fährt er fort: Gibt es eine Speise ohne Trank? So ißt u. trinkt er. || Joseph. Antiq. 13, 3, 4 : Unter den in Alexandria wohnenden Juden u. S., die den zur Zeit Alexanders (des Großen) auf dem Berge O. erbauten Tempel verehrten, war ein Streit ausgebrochen, u. zwar stritt man sich über die beiderseitigen Heiligtümer zur Zeit eben dieses Ptolemäus (gemeint ist Pt. VJ.Philometor). Die Juden sagten, der Tempel zu Jerusalem sei der nach dem Gesetz Mosis erbaute, u. die S. sagten, der auf dem G. sei es. Sie gingen also den König an, daß er mit seinen Vertrauten die Verhandlungen hierüber in einer Gerichtssitzung anhören u. die Unterliegenden mit dem Tode bestrafen möchte. Für die S. führten Sabbäus u. Theodosius* das Wort, für die Jerusalemer aber u. die Juden Andronikus, der Sohn des Messalamus. Sie schwuren aber bei Gott n. bei dem König, daß sie ihre Beweise in Gemäßheit des Gesetzes vorbringen wollten; zugleich baten sie den Ptolemäus, daß er denjenigen töten möchte, den er beim Eidbruch ertappen sollte. Nachdem der König viele seiner Vertrauten zur Beratung herangezogen hatte, saß er zu Gericht, indem er die Sprecher verhörte. Die in Alexandria sich aufhaltenden Juden waren aber wegen der Männer äußerst besorgt, denen es beschieden war, die schwere Verantwortung für den Tempel in Jerusalem auf sich zu nehmen; denn sie empfanden es schwer, wenn einer an dem Ansebn dieses alten u. in der ganzen Welt so hochberühmten Heiligtums rütteln sollte. Nachdem Sabbäus u. Theodosius eingewilligt hatten, daß Andronikus zuerst das Wort nehme, begann dieser seine Beweisgründe aus dem Gesetz u. aus der Aufeinanderfolge der Hohenpriester beizubringen: wie jeder von diesen die hohepriester liche Würde von seinem Vater her überkommen u. dem Heiligtum vorgestanden habe; ferner wies er darauf hin, daß alle Könige Asiens das Heiligtum in Jer. mit Weih geschenken u. kostbaren Gaben geehrt hätten, während den Tempel auf dem G., als b
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Das ist ein Irrtum des Josephus; der Tempel des G. ist vermutlich schon in den Tagen des Nehemia erbaut worden, s. Schürer 2,21. * Vgl. die beiden Namen Sabaja u. Dosethai Tanch asr: ( 4 3 ) oben S.553f. 4
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ob er gar nicht vorbanden gewesen wäre, niemand erwähnt, noch auf ihn Rücksicht genommen habe. Während Andronikus dieses u. vieles andre dieser Art ausführte, überzeugte er den König dermaßen, daß dieser entschied, daß das Heiligtum in Jer. nach Maßgabe der Gesetze Mosis erbaut sei, u. daß Sabbäus u. Theodosius zu töten seien. || G n R 4 ( 4 * ) : Ein S. sprach zu R. Melr (um 150): Ist es möglich, daß der, von dem geschrieben steht Jer 23,24: „Erfülle ich nicht den Himmel u. die Erde?" mit Mose zwischen den beiden Stangen der Bundeslade geredet hat? Bringe mir, sagte R, Melr, ein Vergrößerungsglas, u. nun schau dein Bild darin! Er sah es groß. Darauf sprach R. Melr: Bringe mir ein Verkleinerungsglas! Nachdem er es gebracht hatte, sprach R. Melr: Schau dein Bild darin! Er sah es klein. — Wenn nun schon du, ver setzte R. Melr, der du Fleisch u. Blut bist, dich selbst verändern kannst in jede be liebige Größe, um wieviel mehr vermag das der, welcher sprach n. die Weit ward. Wenn er will, heißt es von ihm: Erfülle ich nicht den Himmel U . die Erde? u. wenn er will, redet er mit Mose zwischen den beiden Stangen der Bundeslade. || GnR 4 (4b): Ein S. fragte den R. Melr: Ist es möglich, daß Gottes Brünnlein Wassers die Fülle habe (Ps65,10) noch von den sechs Schöpfungstagen her, ohne daß es irgendwie ab genommen hätte? Er antwortete: Geh hin u. nimm ein Bad; aber wiege dich vor u. nach dem Bade! Jener'ging hin. Als er herauskam u. sich wog, hatte er um nichts abgenommen. Da sprach R. Melr zu ihm: All jener Schweiß, der herausgetreten ist, ist er nicht aus dir herausgetreten? Jener antwortete: Ja! — Wenn nun bei dir, er widerte R. Melr, der du Fleisch u. Blut bist, dein Quell um nichts abgenommen hat, um wieviel mehr wird dies vom Quell Gottes gelten! Da siehst du es: Gottes Brünnlein hat Wassers die Fülle seit den sechs Schöpfungstagen u. hat um nichts abgenommen. || GnR 4 (4*): Ein S. fragte den R. Melr: Ist es möglich, daß die oberen Wasser auf Grund eines (göttlichen) Wortes schweben? (s. Gn 1,6—8). Dieser antwortete: Ganz gewiß! Bringe mir einen Trichter (wohl eine enge Röhre). Nachdem man ihm einen solchen ge bracht hatte, legte er eine Goldplatte darüber (über die obere Öffnung); aber das Wasser stand nicht (sondern floß unten aus der Röhre ab); er legte eine Silberplatte darüber, aber das Wasser stand nicht. Als er aber seinen Finger darauflegte, stand das Wasser. — Du hast ja deinen Finger darauf gelegt! fiel der S. ein. Da sprach R.Melr: Wenn mein Finger, der ich Fleisch u. Blut bin, das Wasser stehen läßt, sollte das der Finger Gottes nicht viel mehr tun ? II GnR 94 (59 ) : R. Melr sah einen S. -x^y] u. sprach zu ihm: Von wem stammst du ab? Er antwortete: Von den Nachkommen Josephs. R. Melr sprach: Nein. Der S. erwiderte: Von wem denn sonst? Er sprach: Von den Nachkommen Issakhars. Jener sprach: Woher weißt du das? R. Melr entgegnete: Weil es heißt Gn 4 6 , 1 3 : „Und die Söhne Issakhars waren Tola? u. P u w a u. Job u. Schimron" — das sind die S. K ^ f c . Der S. ging zum Patriarchen (der 8 . ) u. sprach zu ihm: Ein Alter der Juden hat mir etwas gesagt, was mich in Erstaunen gesetzt hat. Er sprach: Was ist das? Er antwortete: Er hat zu mir gesagt: Von wem stammt ihr ab? Ich antwortete: Von den Nachkommen Josephs. Da sagte er zu mir: Nein, sondern von den Nachkommen Issakhars; denn es heißt Gn46,13: „Und die Söhne Issakhars waren Tola? u. P u w a u. Job u. Schimron * — das sind die S. Der Patriarch antwortete: Bei deinem Leben, aus den Nachkommen Josephs hat er dich herausgebracht u. in die Nachkommen Issakhars hat er dich nicht hineingebracht. — Daß die S. unter gewissen Umständen ihre Her kunft von Joseph betont haben, bezeugt auch Josephus mehrfach, zB Antiq. 9,14, 3: ol xaxd piv xrjv 'Eßgaictv yXtüxxav Xovüalot ( = » r i s ) , xttiä dh xrjv 'EXXrjvoiv Sapageixai. oV HQOS fisxaßoXrjv xai avyyiveiav oxav phv ev ngäxxovxag ßXinwat rov; Iovdaiovg avyyeveiq dnoxaXovaiv, ois 41; 'iworjnov
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•'Xrj&etav. oxav di xi negi avrovg Xa/ingov tdaioiv ix xv^ijs, iEaiqpvrje imnrjdtSaiv avxtöv Tfl xoivtoviq, itQoarjxsiv avxotg Xiyovxsg, xai ix xotv 'lotarjnov ysveaXoyovvxeg avxovg ix-
Matth 10,5 ( © 5). 1 0 , 8 ( 9 1 . 2 )
560
yovuv 'Etpqatfiov xai Mavaaaov. || P°siq 98*: Ein S. fragte den R. Melr (um 150): Sagt ihr nicht, daß Jakob, euer Vater, die Wahrheit ist? Er antwortete: Ja! denn es steht geschrieben: Du wirst Jakob Wahrheit verleihen Micha 7,20. Der S. sprach: Nun hat Jakob den Stamm Levi ausgesondert (nämlich als Zehnt für Gott), also einen von zehn Stämmen; hätte er nicht auch noch von den ttbrigen zwei Stämmen aussondern (den Zehnt geben) sollen? Du meinst, erwiderte R. Melr, daß ihrer zwölf waren; ich meine daß ihrer vierzehn waren; denn Ephraim u. Manasse, heißt es Gn 48,5, sollen mir wie Rüben u. Simeon gehören. — Um so besser, versetzte derS.; unterstatzest da damit nicht meine Worte? Hast du Mehl hinzugetan, so tue auch Wasser dazu! (Waren es 14 Stämme, so mußte er sogar noch vier aber zehn hinaus verzehnten). Gestehst du mir zu, entgegnete R. Melr, daß es vier Mütter waren (jene Matter der Söhne Jakobs)? So gehen also von ihnen (den 14 Stämmen) vier Erstgeborene ab; denn ein Erst geborener wird nicht verzehntet, weil er schon als solcher heilig (Gotte angehörig) ist u. Heiliges löst Heiliges nicht aus (also blieben noch zehn Stämme zu verzehnten, u! das hat Jakob voll geleistet mit der Aussonderung des einen Stammes Levi). Da rief der S. aus: Heil deiner Nation, in deren Mitte du weilst! Parallelstellen: GnR 70 (45*); TanchB a « i § 12 (12l>). || Zwei weitere Gespräche des R. Melr mit Samaritanern aber die Auferstehung der Toten aus Midr Qoh 5,10 u. Sanh 90*> s. oben S. 551 f.
10,8 91: K r a n k e h e i l e t , T o t e e r w e c k e t . 1. da9evovt>Tas (heganevere. — Krankenheilungen durch Jesu Jünger s. bei 10,1. 2. ysxgovg iyeiQsie.—Einigen Rabbinen werden Totenauferweckungen zugeschrieben. L v R 1 0 ( l l l ) : „Nimm Ahron u. seine Söhne mit ihm" L v 8 , 2 . Das meint auch Spr 24,11: „Errette die, welche zum Tode geschleppt werden, u. wenn Leute zur Würgung hinwanken, o tue Einhalt!" Antoninus (s. Einl. 133) kam zu Rabbi; er traf ihn, wie er dasaß u. .seine Schüler vor ihm. Ant. sprach zu ihm: Sind das die, von denen du so rühmend sprichst? Er antwortete: Ja der Kleinste unter ihnen kann Tote er wecken. Nach einigen Tagen wurde ein Diener des Ant. zum Tode krank. Ant. ließ Rabbi sagen: Sende mir einen von deinen Schülern, daß er mir diesen Toten wieder lebendig mache! Er sandte ihm einen von seinen Schülern; einige sagen, es sei R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) gewesen. Dieser ging hin u. fand den Diener hingestreckt Er sprach zu ihm: Was liegst du hingestreckt, während dein Herr auf seinen Füßen steht? Sofort bewegte er sich u. stand auf. II
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Matth 10,8 ( » )
561
10, 8 95: U m s o n s t h a b t ihr e m p f a n g e n , u m s o n s t s o l l t ihr g e b e n . ÖWQSCCV = Djr(a). — Schon Hillel, der Alte (um 20 v. Chr.), hat davor gewarnt, daß ein Gelehrter seine Torakenntnisse zum eignen Vorteil ausnütze. Die gleiche Mahnung spricht R. £adoq ( 50 . Chr.) aus: Die Tora sei kein Spaten, um damit zu graben, d. h. kein Mittel zum Geld verdienen, a Dem entsprach die Forderung, daß der Unterricht den Gelehrtenschülern unentgeltlich zu erteilen sei. Als Schriftbeweis diente namentlich Dt 4, 5; doch auch andre Stellen, b Zu den Disziplinen, in denen der Unterricht umsonst sein sollte, rechnete man nach N d 4 , 3 (s. in g): Midrasch, Halakhoth u. Haggadoth, die drei Hauptfächer der Traditionswissenschaft. Der M. umfaßte die Auslegung der Tora zwecks Darstellung der ihr zu entnehmenden gesetzlichen (halakhischen) Bestimmungen. Die literarischen Erzeugnisse dieser Tätigkeit waren die sog. halakhischen Midraschim: M khiltha, Siphra u. Siphre (s. Einl. Kap. 16). Unter „Halakhoth" verstand man die Einzelbestimmungen des geltenden Rechts samt ihrer Begründüng aus der Schrift, ihrer Herleitung aus bereits anderweitig anerkannten halakhischen Sätzen u. ihrer Anwendung in der juristischen Praxis. Mit „Haggadoth" endlich wurde das übrige Traditionsmaterial bezeichnet, soweit sein Inhalt sich nicht auf die Halakha bezog: vor allem die erbauliche Auslegung der Geschichtserzählungen des ATs, die Darlegung der religiös-sittlichen Wahrheiten der Schrift, die Erörterung des Verhältnisses Israels zu den übrigen Völkern, das unendliche Gebiet der Zukunftshoffnungen Israels u. was man sonst an geschichtlichen, geographischen, ethnographischen, naturkundlichen, philosophischen u. legendarischen Stoffen für mitteilenswert hielt. — Dagegen war den Elementarlehrern, die die Kinder im Lesen der Schrift u. in den Anfangsgründen des mündlichen Gesetzes unterwiesen, die Annahme einer Bezahlung durchaus gestattet, c Sie erhielten nicht bloß aus öffentlichen Gemeindemitteln ein bestimmtes, freilich wohl nur niedrig bemessenes Gehalt, d sondern waren auch berechtigt, von den Eltern der Kinder Schulgeld zu erheben u. Geschenke entgegenzunehmen.« Auch hierfür diente Dt 4, 5 als biblische Rechtfertigung. £ Um aber den Grundsatz der Unentgeltlichkeit des Unterrichts auch in bezug auf den Elementarunterricht möglichst aufrechtzuerhalten, faßte man das Schulgeld nicht als Bezahlung für den Unterricht selbst auf, sondern als Entschädigung für den Verlust an Zeit u. anderweitigem Verdienst, der dem Lehrer aus seiner Schultätigkeit erwachse. Andre sahen darin eine Vergütung des Lehrers für die Beaufsichtigung der Kinder während der Schulzeit, noch andre für seine Mühe, den Kindern die richtige Abteilung der Verse u. Absätze beizubringen.' Nachdem so den Kinderlehrern das Recht zuerkannt war, sich den Unterricht in der Schrift bezahlen zu lassen« dehnte man diese Bestimmung auf j e d e n Unterricht in der Schrift aus. Auch Erwachsene sollten verpflichtet sein, für ihre Unterweisung in der Schrift u. im u m
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S t r a c k n. B i l l e r b e c k ,
NT I.
86
Matth 10, 8 ( 8 )
562
Targum ihrem Lehrer eine Entschädigung zu gewähren, g Man wird hierbei in erster Linie an die Unterweisung in der korrekten Verlesung des Schrifttextes beim Gemeindegottesdienst zu denken haben. Zu dieser Verlesung war ja jeder berechtigt, der dazu befähigt war; s. den Ex kurs: Der altjüd. Synagogengottesdienst. — So anerkannt der Grundsatz der Unentgeltlichkeit des gelehrten Unterrichts gewesen ist — daß er überall s t r e n g zur Durchführung gebracht worden ist, wird man nicht sagen dürfen; es fehlt nicht an Ausführungen, die jenem Grundsatz wider sprechen, h Doch das sind Ausnahmen, die die Regel selbst nicht aufheben. a. Aboth 1,18: Hillel pflegte zu sagen: . . . Wer sich der Krone (d. h. des Gesetzes studiums zu seinem eignen Vorteil) bedient, der schwindet dahin. — Das. 4 , 5 : R. Cadoq (I., um 50) sag^e: . . . Mache die Tora nicht zu einer Krone, um dich durch sie zu ver herrlichen, auch nicht zu einem Spaten, um damit zu graben. Und so pflegte Hillel zu sagen: Wer sieb der Krone bedient, schwindet dahin. Siehe, jeder, der die Worte der Tora sich zunutze macht, nimmt sein Leben aus der Welt fort. || N d 6 2 : Den R. Tarphon (um 100) traf ein Mann zur Zeit, da die Feigenmesser bereits zns.gelegt waren (die Feigenernte zu Ende ging), wie er (auf einem Grundstück dieses Mannes Feigen) aß (was nach Beendigung der Feigenernte an sich nicht verboten war). Er steckte ihn in einen Sack, nahm ihn o. trug ihn fort, um ihn in einen Fluß zu werfen. Da rief Tarphon: Wehe dem Tsrphon, daß dieser ihn tötet! Als dieser Mann das hörte, ließ er ihn los u. entfloh. R. Abbahu (um 300) hat im Namen des R. Chanina b. Gamliöl (um 120) gesagt: Sein lebelang hat dieser Gerechte (T.) hierüber Leid getragen. Er sprach: Wehe mir, daß ich mich der Krone der Tora zu meinem eignen Vorteil bedient habe! (Weil er ein Toralehrer war, war er ja von jenem Mann freigelassen worden.) Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Wer sich der Krone der Tora zu seinem eignen Vorteil bedient, der wird aus der Welt gerissen. Das läßt sich durch eine Folgerung vom Leichteren auf das Schwerere beweisen: wenn Belschaccar, weil er sich der heiligen Geräte bedient hatte, die doch profan geworden waren — denn es heißt E z 7 , 2 2 : „Meinen Schatz wird man entweihen u. Einbrecher werden hineinkommen u. ihn entweihen", nachdem man frevlerisch an ihnen gehandelt, waren sie profan geworden — aus der Welt gerissen wurde, 8. D n 5 , 3 0 : um wieviel mehr gilt das von dem, der sich der Krone der Tora, die lebt u. in Ewigkeit bleibt, zu seinem eignen Vorteil bedient! Als R. Tarphon (jene Feigen) aß, waren schon die meisten Feigenmesser zns.gelegt (so daß die noch an den Bäumen befindlichen Früchte als Nachlese jedermann verstattet waren); warum quälte ihn also jener Mann? Weil man jenem Manne das ganze Jahr hindurch seine Weintranben gestohlen hatte, u. als er nun den R/Tarphon traf, meinte er, dieser sei es gewesen, der jene gestohlen habe. Wenn dem so ist, warum zermarterte denn R. T. sich selbst? Weil er ein großer Reicher war u. jenen Mann mit Geld hätte besänftigen können (ohne sich gerade der Krone der Tora zu seinem Vorteil zu bedienen). — Bar: Es heißt Dt 30,20: „Indem du Jahve deinen Gott liebst, seiner Stimme gehorchend, u. ihm anhängst." Der Mensch soll nicht sagen: Ich will die Schrift studieren, damit man mich einen Gelehrten nenne; ich will die Mischna (den Traditionsstoff) studieren, damit man mich „Rabbi" nenne; ich will die Mischna lehren, damit ich ein Ältester (ipr, ein Hauptlehrer) werde u. einen Sitz in der Akademie erlange. Sondern man studiere aus Liebe (zur Tora u. zu dem, der sie gegeben hat), dann wird schließlich die Ehre (von selbst) kommen, s. Spr 7,3; 3,17 f. R. Ehazar b. Cadoq (wohl der Sohn des obengenannten R. Cadoq, um 100) sagte: Tu die Dinge um ihres Urhebers (Gottes) willen u. rede über sie um ihretwillen (ohne selbstische Nebenzwecke); mache sie nicht zu einer Krone, um durch sie verherrlicht zu werden, auch nicht zu einem Spaten, um damit zu gäten. (Dann folgt der Qal-Vachomere
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b
Eine ähnliche Bar s. SDt 11,13 §41 (79 ).
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563
Matth 1 0 , 8 ( 8 )
Schluß von Belschaccar wie S. 5 6 2 . ) — V g l . auch Jonathan b. f A m r a m , den Schüler Rabbi jehudas I. in B B 8 * . b. Derekh Erec Zuta 4 1 : M a c h e deine Torakenntnis zu e t w a s Unentgeltlichem as-a u. nimm keine Bezahlung dafür; denn G o t t hat sie (Tora) umsonst gegeben osna n:r:; deshalb soll man keine Bezahlung für die W o r t e der Tora n e h m e n ; u. wenn du Bez. für die W o r t e der Tora nimmst, so wirst du erfunden als einer, der die ganze W e l t ( o r d n u n g ) e
a
zerst8rt.il B k h 2 9 : W o h e r l ä ß t sich das (Nichtannehmen von B e z . aus der Schrift) e
b e w e i s e n ? Rab J h u d a ( t 2 9 9 ) h a t gesagt, R a b (f 2 4 7 ) habe g e s a g t : W e i l die Schrift sagt D t 4 , 5 : „Siehe, ich habe euch Satzungen u. Rechte gelehrt", d. h. wie ich (Mose) euch umsonst gelehrt habe, so sollt auch ihr umsonst lehren! Die Bar lautet ebenso: „ W i e Jahve mein Gott m i r geboten hat" ( D t 4 , 5 ) , d. h. wie ich euch umsonst gelehrt e
habe, so sollt auch ihr umsonst lehren!
c
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Parallelstellen: p N d 4 , 3 8 , 5 1 ; b N d 3 7 * ,
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s. unten Anm.g. || S D t 1 1 , 2 2 § 4 8 ( 8 4 ) : Die W o r t e d e r T o r a werden (Spr 5 , 1 5 f.) mit dem W a s s e r verglichen. . ' . . W i e das W a s s e r umsonst osr- für die W e l t da ist, so sind auch d
die W o r t e der Tora umsonst für die W e l t da. || N u R 1 ( 1 3 5 ) : „Jahve redete zu M o s e in der W ü s t e Sinai" N u 1 , 1 . W a r u m in der WüBte S i n a i ? A u f Grund dieser Stelle haben die Gelehrten gelehrt: In drei Dingen ist die Tora gegeben worden: in Feuer, 8. E x 1 9 , 1 8 ; in W a s s e r , s. Ri 5 , 4 , u. in der W ü s t e , s. N u 1 , 1 . W a r u m wurde die Tora in diesen drei Dingen g e g e b e n ? W i e diese Dinge für alle,
die in die W e l t k o m m e n , umsonst vor
handen (u. zu haben) sind, so sollen auch die W o r t e der Tora umsonst sein, s. Jes 5 5 , 1 : „ A c h , ihr Dürstenden alle, k o m m t zum W a s s e r ! u. w e r kein Geld hat, k o m m t , kaufet u. esset! j a , k o m m t , kaufet ohne Geld u. ohne Zahlung W e i n u. Milch." e
C. pN°d 4 , 3 8 , 5 4 : Ebenso sehen wir, daß die Mischnalehrer (der Kinder, 1. •j-r-'-.r'« oder x^-jr* statt •pn-ar»:) ihre Bezahlung (für ihren Kinderunterricht) erhalten. Sieh auch A n m . d u. e. a
d. pPea 8 , 2 1 , 3 8 : Zu den Palisaden (für die Stadt) u. zu den A l m o s e n s a m m l u n g e n ripTx müssen alle beitragen, die 1 2 Monate lang in einer Stadt wohnen. W a s ist damit 1
geraeint (mit n i p x ) ? D a s bezieht sich auf die Bezahlung der Bibel- u. Mischnalehrer. — Diese beziehen also ihr G e h a l t aus der Gemeindealmosenkasse; das dürfte zugleich für die Geringfügigkeit ihrer Bezüge bezeichnend sein. — Zur Besoldung aus der Gemeinde d
kasse s. auch L v R 3 0 ( 1 2 7 ) in A n m . f . e. T a f a n 2 4 * : Rab (f 2 4 7 ) kam in einen Ort, in welchem er ein Fasten anberaumte; aber es k a m kein Regen. D a trat der Gemeindevorbeter v o r die Lade. E r sprach die Worte:
„Der den W i n d l ä ß t wehen", da brauste der Sturm; er fuhr fort: „ D e r den
Regen läßt niederfallen" (beides sind W o r t e aus der 2 . Bitte des Achtzehngebetes), da kam Regen. R a b sprach zu i h m : W a s ist deine Beschäftigung (daß dein Gebet sofort Erhörung gefunden h a t ) ? E r antwortete ihm: Ich unterrichte die Kinder in der Schrift, u. ich unterrichte in der Schrift die Kinder der A r m e n wie die Kinder der Reichen, u. w e r dazu nicht imstande ist, v o n d e m nehme ich auch nicht das geringste (als Be zahlung) an. — Der Verzicht auf Honorar bildet hiernach nur eine A u s n a h m e . — Ü b e r d
Geschenke an die Lehrer s. L v R 3 0 ( 1 2 7 ) B a r : A m Neujahrstage wird der Lebens unterhalt des Menschen (für das nächste Jahr v o n G o t t ) festgesetzt.
Ausgenommen
ist das, w a s er für die Sabbate u. Festtage u. Neumondstage ausgibt; ferner das, w a s die Kinder in das H a u s ihres Lehrers ( a l s Geschenk) bringen. W e n n er (in diesen Fällen) reichlich gibt, gibt man ( = Gott) ihm reichlich; wenn er wenig gibt, gibt m a n ihm wenig. — Die Stelle ist zugleich ein Beleg für die Verdienstlichkeit der dem Lehrer gemachten Geschenke. — Die parallele Bar Beca 1 6 * bezieht sich auf die Aufwendungen des V a t e r s für das g e l e h r t e
Studium eines Sohnes; sie w e i ß daher nichts von G e
schenken, die in das H a u s d e s Lehrers gebracht werden. c
/ . pN°d 4 , 3 8 , 5 4 : R . Jischmafel ( t u m 135) hat g e s a g t : (Die Mischnalehrer der Kinder) d
empfangen (in ihrem Gehalt) eine Bezahlung für ihren Zeitverlust. — L v R 3 0 ( 1 2 7 ) : e
R. B r e k h j a (um 3 4 0 ) u. R . Chijja sein V a t e r 1
2
2
e
haben i m N a m e n des R. Jose b . N h o r a i
Z u „Bibel- u. Mischnalehrer" s. bei M t 2 , 4 S. 8 0 f. In diesen W o r t e n eine Textverderbnis, s. Bacher, Paläst. A m o r . 3 , 5 9 8 . 2 .
Matth 1 0 , 8 ( » ) . 1 0 , 9
564
(um 2 5 0 ) g e s a g t : E s steht geschrieben Jer 3 0 , 2 0 : . H e i m s u c h e n will ich alle seine Dränger", selbst die Almosenerbeber, ausgenommen nur die Erheber der Besoldung der Bibel- u. Mischnalehrer (der Kinder), die nur fttr den Zeitverlust Bezahlung erhalten. II N d 3 7 : R a b ( t 2 4 7 ) hat g e s a g t : Die (den Kinderlehrern gewährte Bezahlung) ist ein Entgelt fttr die Beaufsichtigung der Kinder. R . Jochanan ( f 2 7 9 ) hat g e s a g t : Ein Entgelt fttr die Unterweisung in der Abteilung der V e r s e . e
a
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g.
N d 4 , 3 : W e m durch Gelübde der G e n u ß (Nutzen) von einem andren verwehrt
ist, der darf diesen Midrasch, Halakhoth u. Haggadoth lehren (denn dieser Unterricht erfolgt unentgeltlich, er hat also keinen Nutzen dadurch); dagegen darf er ihn nicht die Schrift lehren (denn dieser Unterricht ist zu honorieren, so daß er Nutzen hätte); wohl aber darf er seine Söhne u. Töchter die Schrift lehren (denn Bezahlung auf Grund eines Pflichtgebotes
wird dem Empfänger nicht als Nutznießung gerechnet, s. Ber-
tinoro). — Die Mischna handelt von einem Erwachsenen, der Unterricht in der Schrift erhält; daß er für den Unterricht zu zahlen hat, gilt als selbstverständlich u. alle
bekannt. || p N d 4 , 3 8 ° , 5 1 : E s steht geschrieben: .Siehe, ich (Mose) habe euch Satzungen u. Rechte gelehrt" D t 4 , 5 , d. h. wie ich umsonst gelehrt habe, so sollt auch ihr umsonst lehren. E t w a auch die Schrift u. den T a r g u m ? Die Schrift s a g t lehrend: .Satzungen u. Rechte." Die Satzungen u. die Rechte (die Lehrgegenstände der höheren Schulen sind) sollt ihr umsonst lehren, aber nicht sollt ihr die Schrift u. den Targum umsonst e
lehren. — W e n i g e r genau ist der Schriftbeweis in der Parallelstelle N d 8 7 * , insofern aus D t 4 , 5 . 1 4 nur die Unentgeltlichkeit des Unterrichts im Midrasch gefolgert wird, ohne daß auf den Unterricht in der Schrift Rücksicht g e n o m m e n würde. h. B ' k h 4 , 6 : W e n n j e m a n d Bezahlung annimmt, um als Richter zu fungieren, so sind seine Entscheidungen ungültig; u m als Zeuge zu fungieren, s o ist sein Zeugnis ungültig; um zu sprengen oder zu heiligen (zu entsündigen), so gilt sein W a s s e r als Höhlenwasser (aber nicht als Lustrationswasser) u. seine A s c h e als gewöhnliche Brandasche (aber nicht als Reinigungsasche). W e n n aber der Betreffende (der Richter oder Zeuge) ein Priester ist, u. er wird (bei dem betreffenden Geschäft) unrein, so daß er seine H e b e nicht essen kann, so m u ß m a n (d. h. derjenige, in dessen Angelegenheiten er sich die Unreinheiten zugezogen hat) ihm Speise, T r a n k u. Salbuug verabfolgen; oder wenn der Betreffende ein Greis ist, so m u ß m a n ihn auf einem E s e l reiten lassen, u. (überhaupt) darf m a n jedem (für etwaige Versäumnis in seinem eignen Beruf) eine Entschädigung geben, die dem Tageslobn eines Arbeiters entspricht — Hierzu bringt e
B kh 2 9
a
zunächst aus D t 4 , 5 den Schriftbeweis bei, s. die W o r t e in A n m . b. Dann
beißt es weiter: W o h e r aber daß, wenn m a n nicht umsonst lernen kann, m a n gegen Bezahlung
lernen
darf?
Die
Schrift
sagt
lehrend
Spr 2 3 , 2 3 : . K a u f e Wahrheit!"
Und woher, d a ß m a n nicht sagen darf: W i e ich sie (die W a h r h e i t =
Tora) gegen Be-
zahlung gelernt habe, so will auchfich sie gegen Bez. l e h r e n ? Die Schrift sagt lehrend Spr 2 3 , 2 3 : Kaufe W a h r h e i t , aber verkaufe sie nicht. — Die Stelle l ä ß t keinen Zweifel a u f k o m m e n , daß m a n sich hier u. da genötigt gesehen hat, den empfangenen Torae
unterricht zu honorieren. — V o n einem bestimmten Fall bezeugt das S c h m u S l (f 254) ause
e
drücklich. p S c h q 4 , 4 8 », 16: R a b J h u d a ( f 2 9 9 ) hat im N a m e n Sch.s g e s a g t : Die Gelehrtenschüler, die die Priester in den Halakhoth betreffs des Schlachtens, des Blutauffangens u. des Sprengens unterwiesen, erhielten ihre Bezahlung aus der Hebe des Tempelschatzes.
10, 9: E r w e r b e t n i c h t G o l d . . . für e u r e Gürtel. £(ovr = Gürtel, Gurt, als Lehnwort ins Rabbinische übergegangen in den Formen -,1T, «-SIT, va-it; selbst der Akkusativ £&irag findet sich als Nominativform. Zu dem haggadischen Satze, daß Engel bei der Gesetzgebung die Israeliten mit -oit geschmückt hätten, wird Midr HL 4 , 4 (110 ) gefragt: Was bedeutet "w? R. Huna, der Ältere, aus Sepphoris (gegen 300) hat gesagt: Es bedeutet „Gürtel" orm. — Der Gürtel diente t
a
Matth 1 0 , 9 . 1 0 ( * .
565
8)
nicht nur zum Zus.halten des Ober-oder Untergewandes, sondern auch zur Aufnahme von Geld u. sonstigen Wertsachen. Wie allgemein üblich letz teres war, erkennt man namentlich daraus, daß der Gürtel ungemein oft geradezu X W B , rnrjiB oder rrn^c», d.h. funda= Geldbeutel genannt wurde. d
p R H 2 , 5 7 , 6 0 : Zweihundert Zuz waren in meinem Geldgürtel T - I S I E K S eingebunden. || Schab 1 0 , 8 : W e r am Sabbat etwas hinausträgt auf der Rückseite seiner Hand,
mit
seinem F u ß , in seinem Munde, mit seinem Ellbogen, an seinem Ohr, an seinem Haar, in seinem Geldgürtel i n - s i c s , indem dessen Öffnung nach unten ist, zwischen seinem Geldgürtel u. Unterkleid (pv>r, =
H e m d ) , im Saum seines Unterkleides, in seinem Schuh,
in seiner Sandale, der ist frei (straflos), weil er anf ungewöhnliche W e i s e hinausträgt. || B*rakh 9 , 5 : M a n soll auf den T e m p e l b e r g nicht mit einem Stock, nicht in Schuhen, nicht mit dem Geldgürtel • » m s i M , nicht mit bestaubten Füßen gehn. || T B ' r a k h 7 , 1 9 ( 1 7 ) : Man soll auf den Tempelberg nicht mit G e l d gehn, das m a n sich in das (leinene) H e m d e gebunden bat, auch nicht m i t Staub auf den Füßen, auch nicht mit dem Geldgürtel • n a i n a , wenn man ihn außen (d. h. über dem Obergewand) umgebunden h a t — D a ß auch Früchte, wie Feigen, Weintrauben u. Zuckermelonen im Geldgürtel untergebracht e
werden konnten, zeigt T T r u m 1 , 1 4 ( 2 6 ) ; in Sanh 3 , 8 wird von j e m a n d geredet, der ein Beweisstück, etwa ein Dokument, aus seinem Geldgürtel hervorholt. V g l . auch T K i l 5 , 1 5 bei M t 1 0 , 1 0
8 S. 5 6 6 .
10,10 %: N i c h t e i n e n R a n z e n für e i n e R e i s e . 7ir)qa entspricht dem hebr. Vvanpi, b ^ p i , aram. sb'va'-.P!: wenn daneben = Stock genannt, bedeutet 'r meist „Hirtentasche" (zB Targ 1 Sm 17,40 n ^ * * » ^ = hebr. aip^a): auch allgemein „Ranzel" oder „Tasche" der Wanderer. Kelim 2 4 , 1 1 : Dreierlei Schläuche u. dreierlei Ranzen i ^ « - > i n sind zu unterscheiden: die das angegebene M a ß (von 5 Qab) halten, sind verunreinigungsfähig durch D r u c k ; die dies M a ß nicht halten, durch einen Toten, u. die aus Fischbaut gemacht sind, sind e
ganz rein. II J b 1 6 , 7 : Einmal gingen Leviten nach der Palmenstadt Cotar; unterwegs wurde einer von ihnen krank u. sie brachten ihn in die Herberge. Bei ihrer R ü c k k e h r sprachen sie zu der W i r t i n : W o ist unser G e n o s s e ? Sie antwortete ihnen: Er ist ge storben u. ich habe ihn beerdigt. M a n erlaubte (auf diese A u s s a g e der Frau hin) seiner Frau, sich anderweit zu verheiratan. Man (die Gelehrten) sagten zu ihm (zu R . fAqiba, t um 1 3 5 , der diese Erlaubnis auf die A u s s a g e einer Frau hin nicht erteilt wollte): Sollte nicht eine Priesterfrau so viel gelten wie eine W i r t i n ?
wissen
Er antwortete:
W e n n die W i r t i n (als solche) beglaubigt w ä r e ! ( D a s w a r sie aber n i c h t ) Die W i r t i n gab ihnen seinen Stock, seinen Ranzen i ' s - a - r u. das Torabuch heraus, die sich in seinem 8
Besitz befunden hatten (erst dadurch sind ihre W o r t e beglaubigt worden). || Schab 3 1 : (Ein Heide, der zum Judentum übertreten will, u m einmal Hoherpriester zu werden, liest Nu 1, 51: „ D e r Fremde ij [d. h. der Nichtlevit], welcher sich nähert, soll
getötet
werden." D a zieht der Heide den Schluß:) W e n n solches schon von einem Israeliten gilt, um wieviel mehr gilt das dann von einem gewöhnlichen Proselyten, der mit seinem Stock u. seinem Ranzen i ^ a ^ r a
(ohne jedes Verdienst) eben erst in das Judentum ein
b
getreten ist. || B B 1 3 3 wird erzählt, wie Schammai (um 3 0 v. Chr.) mit Stock u. Ranzen zu Jonathan b. fUzziöl k o m m t , um mit diesem wegen Nichtbeachtung eines Testa mentes zu rechten.
10,10 35: A u c h n i c h t z w e i U n t e r k l e i d e r . %i%(äv, hebr. n:ro, aram. XJSIPS, xrrwns, ist, wie die römische Tunika, das Untergewand, das meist aus Wolle oder Leinwand verfertigt war u. entweder auf der bloßen Haut oder über einem leinenen Hemd (r*io>
Matth 1 0 , 1 0 ( 8 .
566
€)
« n ? ) getragen wurde. Ebenso trugen die Römer unter ihrer tunica noch eine tunica interior oder subucula, das eigentliche Hemde in unserm Sinn. — GnR 84 (54*) bemerkt zu Gn37, 23: Als Joseph zu seinen Brüdern gekommen war, „zogen sie ihm aus" den groben Obermantel ( O ^ B = tns^B = (peloviov, paenula, ärmelloser Mantel zum Schutz gegen die Unbill der Witterung; s. Krauß, Archäol. 1,169 f.); „sein Untergewand* roro, das ist der pAri (s. gleich); „das lange Ärmelkleid", das ist der verbrämte Mantel ( T Ü - J B , paragauda); „das auf ihm war", das sind seine Beinkleider ( K ' & O B = feminalia). — Hier wird die roro mit dem pibn identkiziert, u. in der Tat ist dies letztere Wort im Rabbin. die herrschende Bezeichnung für Untergewand oder Hemd (im weiteren Sinn). e
b
M khEx22,26(102 ):
„ D a s allein ist seine Bedeckung" E x 2 2 , 2 6 ; damit ist der
Mantel (Oberkleid, rV?B) gemeint; „das ist sein Gewand für seinen Leib", damit ist das Unterkleid (pi^>-) gemeint. — V g l . Targ Jerusch I z. St.: „ D i e s ist sein Oberkleid r-'V», mit dem allein er sich bedeckt; das ist das H e m d e p i ^ n , sein anliegendes Ge wand, das auf seine Haut fällt." || Beca 3 2
b
Bar: Dreier Leben ist kein Leben: wer auf
den Tisch eines andren sehen m u ß , über den seine Frau die Herrschaft führt u. der, über dessen Leib die Leiden (Züchtigungen) herrschen.
Einige sagen: Auch wer nur Ein
Hemde p*bn hat. D a s Tragen von zwei u. mehr Untergewändern auf Einmal wird erwähnt zB T K i l 5,15(80):
M a n darf zwei Untergewänder r i p i l s n übereinander anziehen (ohne damit
eine Übertretung gürtel
des Mischstoffgebotes zu begeben), selbst wenn man seinen Geld
ip-srt außen (oben über beiden Hemden) umgebunden hat; nur soll man die
Schnur (des Geldgürtels) zwischen den Schultern durchnehmen u. dort zus.binden. — Hiermit v g l . SDt 2 2 , 1 1
§232(117"):
Darf man etwa nicht anziehen ein H e m d e aus
W o l l e über einem Hemde aus Flachs oder ein H e m d e aus Flachs über einem Hemde aus W o l l e ?
Die Schrift
sagt
lehrend D t 2 2 , 1 1 : Zugleich — ( d . h .
ein u. dasselbe
H e m d e darf nicht aus Mischstoffen bestehn). — V o n Frauen, die mit drei, fünf,
sieben
Hemden bekleidet sind, wird geredet Nidda 5 8 b ; TNidda 3 , 5 ( 6 4 3 ) ; 7 , 2 ( 6 4 8 ) ; Git 58*. — W e i t e r e Stellen bei Krauß, Archäol. 1, 5 9 3 A n m . 4 6 7 .
10,10 6 : A u c h n i c h t S a n d a l e n . fi-yde vnod^fiaxa. Rabbin. bnaö, aram. K V ^ O ; davon 1 ^ 3 0 der San dalenmacher. Über die Beschaffenheit der Sandalen orientieren folgende Stellen; s. auch bei Mk 6, 9. e
J b 1 0 2 b R . Eifazar (um 2 7 0 ) fragte Rab ( t 2 4 7 ) : W e n n die Sandale aus Leder :
ist u. ihre Bänder (oder Schleifen) aus Haar sind, wie verhält es sich dann mit ihr (für
e
die Chalica)? |! J b 1 0 2 b B a r : W e n n
die
verwitwete
Schwägerin
die Zeremonie
der Chalica mit einem aufgetrennten Schuh vollzieht, der aber (noch) den größten Teil des F u ß e s bedeckt, oder mit einer schadhaft gewordenen Sandale, die aber (noch) den größten Teil des Fußes faßt, oder mit einer Sandale aus Kork oder mit einer Sandale 1
aus Bast oder mit dem Q a b dessen, dem ein F u ß amputiert ist, oder mit einem Halb stiefel oder mit einer Fußstütze (eine A r t Stelzfuß), oder mit einer Socke aus Leder; ferner wenn sie die Chalica an einem Erwachsenen vollzieht, m a g dieser stehen oder sitzen oder ausgestreckt so ist ihr Schuhausziehen
daliegen, oder wenn sie die Ch. an einem Blinden gültig.
vollzieht,
A b e r wenn sie die Chalica mit einem aufgetrennten
Schuh vollzieht, der nicht (mehr) den größten Teil des Fußes bedeckt, oder mit einer 1
Qab entweder — u. dafür spricht der N a m e — ein ausgehöhltes Holzstück zur Aufnahme des verstümmelten Beines, also eine Holzkappe, oder auch der hölzerne Stelz fuß, s. L e v y 4 , 2 3 3 * ; Krauß, Archäol. 1 , 1 8 3 . 6 3 1 A n m . 7 2 9 .
Matth 10,10 ( « )
567
schadhaft gewordenen Sandale, die nicht (mehr) den größten Teil des Fußes faßt, oder mit einer Handstütze (Art Handschuh?) oder mit einer Socke aus Kleidungsstücken; ferner wenn sie die Chalica an einem Minderjährigen vollzieht, so ist ihr Schuhausziehen ungültig. II J b 102b: Rab J huda ( f 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Mit einer Sandale, in die Leinenzeug hineingenaht ist (oder: die aus Flachssträhnen zus.genäht ist, vgl. Raschi) darf man die Chalica nicht vollziehen; denn es heißt Ez 16,10: Ich beschuhte dich mit Tachasch(leder; also kann auch das Entschuhen nur mit Leder schubwerk vorgenommen werden). || J b 12,1 f.: Wenn die verwitwete Schwägerin die Zeremonie des Schuhausziehens mit einer S. vornimmt, die einen zp_-j (Kommentare: Hackenleder; Levy 3,682: Sohle; Krauß, Archäol. 1,179: Absatz) hat, so ist es gültig; wenn mit einer S., die keinen 3 ? » hat, so ist es ungültig.. . Vollzieht sie die Chalica mit einer S., die dem Schwager nicht gehört, oder mit einer S. aus Holz . . . , so ist die Chalica gültig. II J b 1 0 2 : (Beim Schuh Vya?) war das Oberleder oberhalb (des Fuß blattes) u. das Schnürwerk oberhalb des Oberleders (nicht auf dem bloßen Fußblatt); in der Tora heißt es aber Dt 2 5 , 9 : „Sie soll ihm den Schuh von seinem Fuß aus ziehen* u. nicht von oberhalb des Oberleders. (Hieraus sei zu folgern, daß die Chalica nicht mit einem den ganzen Fuß bedeckenden Schuh by:v zu vollziehen sei. — Zugleich darf den Worten entnommen werden, daß die S. jedenfalls kein bis über den Spann des Fußes reichendes Oberleder hatte, so daß ihr Schnürwerk nicht auf dem Oberleder, sondern auf dem Fuße selbst zu liegen kam.) || J b 1 0 2 : Rab (f 247) hat gesagt: Wenn ich nicht gesehen hätte, daß mein Oheim (R. Chijja, der Ältere, um 200) die Zeremonie des Schuhausziehens mit einer S. vornehmen ließ, die Schnüre •ps:» hatte, so würde ich die Chalica nur mit einer arabischen S. haben vollziehen lassen, die fest ansitzt, während wir die unsrige, obwohl sie einen röhrenartigen Saum ( « r - w n zur Aufnahme der Schnur, s. Krauß, Archäol. 1,180) hat, mit einem Band verknoten, damit die Chalica untadelig vollzogen werde. e
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Einfacher als die Sandale war die OIJMD ( = solea mit Endung des acc. plur., vgl. S. 564 y oait) oder nywb'io genannte schlichte Sohle, die unter dem Fuß mit Riemen oder Bändern befestigt wurde; zu ihrem Unterschied von der S. wird bemerkt, daß sie ohne einen spr, Hacken leder oder Absatz, gewesen sei. a
Qid 1 4 Bar: Es beißt Dt 25, 9: Sie soll „seinen" Schuh ausziehen. Da höre ich nur „seinen" Schuh. Woher, daß es auch der Schuh jedes beliebigen Menschen sein darf (mit dem die verwitwete Schwägerin die Chalica vollzieht)? Die Schrift sagt lehrend Dt 25,10: Haus dessen, dem „der" Schuh ausgezogen ward. „Der" Schuh schließt (jeden beliebigen Schuh) ein. Warum sagt dann aber die Schrift in diesem Fall „seinen" Schuh? „Sein" Schuh bedeutet den Schuh, der für ihn geeignet ist (ihm paßt); da ist also ausgeschlossen ein Schuh, der so groß ist, daß er in ihm nicht gehen kann, oder der so klein ist, daß er nicht den größten Teil seines Fußes be deckt; ferner ist ausgeschlossen die „Sohle" (1. o-^ioV statt o««VnowV> nach *Arukh bei Levy 3, 4 8 9 u. Krauß, Archäol. 1, 622 Anm. 686), weil sie keinen Absatz 3 ? * hat. — a
An das S c h u h w e r k sprüche.
anknüpfende,
sentenzenartige
a
Aus
e
Schab 1 5 2 : Ein Kastrierter (Eunuch) sprach zu R. J hoschua< b. Qarcha (um 150): Wie weit ist es von hier bis nach Qorchina? (Qorchina Anspielung auf Qarcha = Kahlkopf). Dieser antwortete ihm: Ebensoweit, wie von hier nach Guzneja (Anspielung auf r-sjjj = Verschnittener; Levy 1, 310 gibt die Wortspiele wieder mit: Glatzia von Glatze u. Kastratopol). Der Sektierer (d. h. der Kastrat, der ein Min war) sprach: Ein kahler (abgeschorener) Bock kostet 4 Zuz, ein kastrierter Bock (aber immer noch) 8 Zuz.' Als er (der Sektierer) bemerkte, daß R. J hoschua< b. Q. keine Schuhe an1
1
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So lesen wir mit cArukh bei Levy l , 7 0 unter *p*K. Der Text hat: *n-p »n->a «•:*pa Hfbv 8-p-j» r,"b ia* ras*««. Durch r»V «MS* werden die letzten Worte zu einer
Matth 10,10 ( « )
568
gelegt hatte, sprach er zu ihm: Der auf einem Roß, ist ein König; der auf einem Esel, ein freier Mann; wer Schuhe an seinen Füßen hat, ist ein gewöhnliches Menschen kind. Wenn jemand aber weder dieses, noch jenes hat, dann ist der Verscharrte u Begrabene besser daran, als er! Er antwortete ihm: Verschnittener, Verschnittener! Dreierlei hast du mir gesagt, dreierlei sollst du hören: Der Schmuck des Angesichts ist der Bart (u. der fehlt dem Entmannten); die Freude des Herzens ist ein Weibein Erbteil Jahves sind Kinder (Ps 127, 3 ) ; gepriesen sei Gott, der dies alles dir ver sagt hat! Jener sprach: Du zänkischer Kahlkopf! Dieser erwiderte: Du impotenter Eunuch, du hast ja den Zank begonnen! — Nach Midr Qoh 10,7 ( 4 7 ) hat sich eine gleiche Neckerei zwischen R. fAqiba, t nm 135, u. einem kaiserlichen Eunuchen in Rom abgespielt J| P s 1 1 3 : Sieben sind vom Himmel in den Bann getan; diese sind: wer kein Weib hat; wer ein Weib, aber keine Kinder hat; wer Kinder hat, sie aber nicht für das Torastudium erzieht; wer keine Gebetsriemen auf seinem Kopf u. an seinem Arme, keine Cicith (Quasten) an seinem Kleid u. keine M zuza (Türpfostenkapsei) an seiner Tür hat u. wer seinen Füßen die Schuhe versagt. Einige fügen noch hinzu: Wer nicht mit zu Tische sitzt als Mitglied einer (frommen) Genossenschaft, die sich zur Ausübung eines Pflichtgebotes gebildet hat. || Schab 129*: Rab J huda (f 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Immer verkaufe der Mensch die Balken seines Hauses u. kaufe (für den Erlös) Schuhe für seine Füße (denn es gibt nichts Schimpflieberes, als barfuß auf der Straße einherzugehen, Raschi). Wenn sich aber einer zur Ader gelassen u. nichts zu essen hat, so verkaufe er seine Schuhe von seinen Füßen u. verschaffe sich daraus die Bedürfnisse einer Mahlzeit Was gehört zu den Bedürfnissen der Mahlzeit (nach einem Aderlaß)? Rab hat gesagt: Fleisch; Sch muöl (f 254) hat gesagt: Wein. Rab hat gesagt: Fleisch; denn Leben ersetzt Leben. S c h ^ u ö l hat gesagt: Wein; denn Rotes ( = Wein) ersetzt Rotes ( = Blut). || Midr KL 1,7 ( 5 3 ) : „Als ihr kein Helfer kam" KL 1,7. Die Rabbinen Babyloniens sagten: Wenn die junge Frau Schläge bekommt (lies airon statt fircr), erinnert sie sich der sieben Hochzeitstage. Die Rabbinen Palästinas sagten: Wenn ein Sohn bar fuß geben muß, erinnert er sich des Wohlbefindens im Hause seines Vaters. || Midr Ruth 1,19 ( 1 2 9 ) : „Ist das Nofomi?" Ruth 1,19 Vordem zog sie in ihren Sänften aus, u. jetzt muß sie barfuß einhergehn! || Joma 77»: Rab Nachman bar Jicchaq (f 356) hat gesagt: Es heißt Jer 2,25: „Halte deinen Fuß zurück, daß er nicht barfuß werde, u. deine Kehle, daß sie nicht durstig werd,e." Halte dich von der Sünde zurück, damit dein Fuß nicht zur Barfüßigkeit (Zeichen des tiefsten Elends) komme; halte deine Zunge von unnützen Worten zurück, damit deine Kehle nicht zur Verdürstung komme. || TanchB - n b n a § 16 (26 ) : R. Jicchaq b, Eifazar aus Cäsarea (um 340) hat gesagt: Was die Weis heit zur Krone für ihr Haupt gemacht hat, das hat die Demut zur Sohle (Sandale) für ihren Fuß gemacht. Es heißt Ps 111,10: Das Erste (im Sinn des Midr = das Höchste, das Haupt) der Weisheit ist Gottesfurcht; u. dort (Spr 22,4) heißt es: Die Ferse der Demut ist Gottesfurcht (so der Midr, der apy = „Ferse" deutet). — In Midr HL 1,1 (80»), wo Rab Matt°na, um 270, als Autor genannt ist, steht „Sandale für ihre Ferse" statt „Sohle für ihren Fuß". Weniger deutlich heißt es pSchab 1,3°, 15 statt dessen: „Ferse ( = A b satz) für ihre Sohle"; Krauß, Archäol. 1,623 Anm. 687 will deshalb lesen: „Sohle für ihre Ferse" napyV o - ^ i e . In andrer Fassung u. auf die Tora bezogen Tanch r^vtna 1 . — Der Sinn des Ausspruchs: Wie die Weisheit sich mit der Gottesfurcht schmückt, wie mit einer Krone, oder auch in der G. ihr höchstes Ziel erblickt, so macht die Demut die G. zur sicheren Basis, des Wandels. Vgl. das ebenfalls änigmatiach gemeinte Wort GnR44 ( 2 7 ) : „Solange die Sandale an deinem Fuß ist, tritt das Dorngestrüpp nieder", mit welchem nach R. Levi, um 300, Gott Abraham ermahnt, sein Verhalten nicht von der Astrologie bestimmen zu lassen, sondern umgekehrt in Kraft seiner monotheistischen Gotteserkenntnis die astrologische Weisheit zuschanden zu machen. I| Qid 49*: Einen b
e
b
e
e
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b
b
b
b
c
e
Erwiderung des R. J hoschuai b . Qarcha; dann hat man zu H7ai«a „Sela'" (1 S. == 4 Zuz) zu ergänzen u. zu wswra „Zuz".
Matth 10,10 ( « . S>. « ) . 10,11.12
569
Schuh, der für meinen Fuß zu groß ist, mag ich nicht. (Eine sprichwörtliche Redensart des Inhalts, daß ein Mann nicht gern eine Frau heiratet, die nach ihrer Abstammung höher steht als er selbst.) Über Auflösen der Schuhriemens. S. 121 bei M t 3 , l l . [| Das Reisen ohne Schuhe war etwas völlig Ungewöhnliches; selbst diejenigen Personen, die pflichtmäßig barfuß zu gehen hatten, wie Fastende u. Trauernde, waren auf einer längeren Wanderung von dieser Vorschrift frei. TTafan2,6(215): Wem das Anlegen von Sandalen (an einem Fasttage) verboten ist, darf, wenn er aus einer Stadt hinausgeht, solche anlegen; naht er sich einer Stadt, so zieht er sie wieder aus; die gleiche Bestimmung gilt bei einem, der in den Bann getan ist oder der trauert. II Tafan 13*: Wenn man gesagt hat, daß das Anlegen von Sandalen verboten sei (nämlich an einem Fasttage, s. Tafan 1,6), so hat man das nur (für das Gehen) in der Stadt gesagt; aber auf der Reise ist es erlaubt (Sandalen zu tragen). Wie macht man es also? Geht er hinaus auf die Reise, so legt er sie an; betritt er die Stadt, so zieht er sie aus. — pTa'an l , 6 4 , 4 0 Bar: Ein Leidtragender u. ein im Bann Befindlicher dürfen auf der Reise die Sandalen anlegen; wenn sie aber in eine Stadt kommen, so ziehen sie sie aus. Dasselbe gilt (beim Fasten) am 9. Ab (Tag der Zerstörung Jerusalems) u. bei einem Gemeindefasten. c
Hiernach wird die Mahnung Jesu an seine Jünger, keine Sandalen zu erwerben, dahin gehn, daß sie nicht mehr als ein Paar, das sie gerade tragen, besitzen sollen. 1 0 , 1 0 $ : Auch nicht einen Stab. firjdk QdßSov. Der Wanderstab, i ß a , neben andren notwendigen Reise e
ausrüstungsgegenständen erwähnt zB B rakh 9,5, s. oben S. 565 a bei Mt e
b
1 0 , 9 ; J b 16,7 u. BB 1 3 3 s. oben bei » . 10,10
6: Denn der A r b e i t e r ist seiner Nahrung
wert.
Vgl. die Zitate zu 1 Kor 9 , 7 . 9 . 1 2 . 1 4 . — Tanch aisn ^ 1 1 9 » : W e r sich mit der Tora beschäftigt, hat von ihr seinen Lebensunterhalt I r e n » . 10 11: D o r t bleibet, bis ihr fortgeht. 'Arakhin 1 6 : Bis wann soll ein Mensch seine Herberge nicht ändern (gegen eine andre aufgeben)? Rab (f 247) hat gesagt: Bis zum Schlagen (bis der Wirt ihn schlägt); Sch°muöl (f 254) hat gesagt: Bis man seine Sachen hinter ihm herwirft. Beim Schlagen ist alle Welt nicht geteilter Meinung, beim Hinterherwerfen seiner Sachen ist alle W e l t gleichfalls nicht geteilter Meinung; wenn man geteilter Meinung ist, so ist es in dem Fall, daß man seine Frau schlägt. Der eine Autor meinte: Da er ihn selbst nicht be leidigt, was liegt ihm daran! Und der andre Autor meinte: Es kommt dahin, daß er vertrieben wird. Und das alles warum? Weil ein Autor gesagt hat: Ein (seine Herberge oft wechselnder) Gast tut Abbruch u. erleidet Abbruch (bringt seinen Wirt u. sich selbst in Verruf). Rab J huda (f 299) hat gesagt, Rab ( f 247) habe gesagt: Woher aus der Tora, daß ein Mensch seine Herberge nicht ändern soll?, s. Gn 13,3: „Abraham zog . . . bis zu dem Orte, wo sein Zelt anfangs gewesen war." R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Von hier: „Abraham zog nach seinen Stationen" Gn 13,3 (d.h. er zog immer wieder dorthin, wo er früher geweilt hatte). ;
b
e
1 0 , 1 2 : E i n t r e t e n d in d a s H a u s g r ü ß t e s ( m i t d. F r i e d e n s g r u ß ) . d
Über den Friedensgruß s. zu Mt 5,47 S. 380ff.— Ferner NuR 21 (190 ): „Siehe, ich gebe ihm (dem Fin chas) als meinen Bund Frieden* Nu 25,12. Groß ist der Friede, den er dem Pin chas gegeben hat; denn die Welt wird nur mit Frieden geleitet (regiert) u. e
e
Matth 10,14 ( * )
570
auch die ganze Tora ist Friede, s. SprS, 17: »Ihre Wege sind liebliche Wege u. alle ihre Steige sind Friede." Wenn ein Mensch von der Reise kommt, so wünscht man ihm Frieden (im Friedensgruß) u. ebenso grüßt man ihn des Morgens u. des Abends mit dem Friedensgruß. Dasselbe Tanch onar, 2 3 8 . b
10,14 8 : W e r e u c h n i c h t
aufnimmt.
a
SDt 11,22 §49 ( 8 5 ) : „Ihm anzuhangen" Dt 11,22. Ist es einem Menschen denn möglich, zum Himmel emporzusteigen u. sich an ihn (Gott) zu hängen? Heißt es denn nicht längst D t 4 , 2 4 : „Jahve dein Gott ist ein verzehrendes Feuer"? u. Dn 7.9: „Sein Thron waren Feuerflammen, dessen Räder flammendes Feuer" ? Vielmehr ist es so ge meint: Hänge dich an die Gelehrten u. an deren Schüler; so rechne ich (Gott) es dir so an, als wärest du zum Himmel emporgestiegen u. hättest (dort die Tora) in Empfang genommen. II Midr HL 2,5 (97 b): Am Ende der Religionsverfolgung (unter Hadrian) ver sammelten sich unsre Lehrer in Uscha (in Galiläa), u. zwar R. J huda, R. N chemja, R. Melr, R. Jose (b. Chalaphta), R. Schim'on b. Jochai, R. Elicezer b. Jose ha-G lili, u. R. Elicezer b. Jacaqob (IL, sämtlich um 150). Sie ließen den Ältesten in Galiläa melden: Wer (Tora) gelernt hat, der komme u. lehre, u. wer nicht gelernt hat, der komme u. lerne! Sie versammelten sich u. studierten u. taten alles Nötige. Als die Zeit herankam, Abschied zu nehmen, sprachen sie: Den Ort, in welchem wir aufgenommen worden sind isira 'aVapras, sollten wir leer (d. h. ohne Segen) zurücklassen? . . . Und nun trug R. N chemja öffentlich vor: Es heißt Dt 23,4f.: „Kein 'Ammoniter u. Moabiter darf in die Gemeinde Jahves eintreten . . ., dafür, daß sie euch nicht mit Brot u. Wasser ent gegenkamen." . . . Komm u. sieh, wie Gott diese beiden Völker gestraft hat! Es heißt in der Tora: Kein 'Ammoniter u. Moabiter darf in die Gemeinde Jahves eintreten! Und ihr, Bewohner von Uscha, seid unsren Lehrern entgegengekommen mit eurer Speise u. eurem Trank u. euren Lagerstätten; Gott wird euch dafür guten Lohn geben! — Nach ihm R. Melr: Es heißt 1 Kg 13,11: Es wohnte ein alter Prophet in Bethel usw. . . . Wenn nun dieser, der den zurückgeholten Propheten betrogen u. ihm Lügenbrot zu essen gegeben hatte, gewürdigt ward, daß der heilige Geist auf ihm ruhte (vgl. 13,20 ff.): um wieviel mehr wird euch, ihr Bew. von Uscha, die- ihr unsre Lehrer mit Speise der Wahrheit u. mit Trank u. mit Lager aufgenommen habt orVape, Gott guten Lohn ver gelten! — Nach ihm R. Jose: Es heißt 2 Sm 6,11: Die Lade Jahves blieb im Hause *ObedEdoms des Gatbiters drei Monate, u. Jahve segnete den 'Obed-Edom u. sein ganzes Haus. . . . Wenn er nun wegen der Ehre, die er der Lade Gottes erwies, die doch weder aß noch trank noch redete, in der nur die beiden Steintafeln sich befanden u. vor der er nur ein Licht anzündete, gewürdigt ward, gesegnet zu werden, um wieviel mehr gilt das dann von euch, unsre Brüder, Bew. von Uscha! — Nach ihm R. Schimfon: Es heißt 2 Kg 4 , 8 : Es geschah eines Tages, als Elisa an Sunem vorüberging, dawar daselbst eine vornehme Frau, die hielt ihn fest zum Essen. . . . Wenn nun die Sunammiterin, weil sie den Elisa speiste, der Auferweckung ihres Sohnes gewürdigt ward, um wieviel mehr gilt das dann von euch, ihr Bew. Uschas, die ihr (unsren Lehrern) Liebe erwiesen habt! — Nach ihm R. Elicezer b. Jose ha-G lili: Es heißt 1 Sm 15,6: Saul sprach zu dem Qeniter (im Sinne des Midr = Jethro): Auf, ziehet fort, steigt herab aus der Mitte der fAmaleqiter; sonst könnte ich dich zugleich mit ihm austilgen, obwohl du doch Liebe geübt hast gegen alle Kinder Israel, als sie aus Ägypten heraufzogen. Hat denn Jethro allen Israeliten Liebe erwiesen, hat er sie denn nicht bloß Mose erwiesen? Das will dich lehren, daß es demjenigen, der einem der Großen Israels Liebe erweist, so angerechnet wird, als wenn er sie allen Israeliten erwiesen hätte. Um wieviel mehr gilt das dann von euch, unsre Brüder, ihr Bew. von Uscha! — Nach ihm R. Elicezer b. Jaiaqob: Es heißt Dt 2 7 , 9 : Mose u. die Priester u. Leviten sprachen zu ganz Israel: Schweige u. höre, Israel! an diesem Tage bist du zu einem Volke Jahves, deines Gottes, geworden. Wie, empfingen sie denn an diesem Tage die Tora, hatten sie sie denn nicht schon vor vierzig Jahren empfangen? Und du sagst: Diesen Tag? Allein es will lehren, daß, weil Mose sie die Tora lehrte u. sie dieselbe e
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Matth 10,14 (91. 8 ) . 10, 15 (Nr. 1)
571
mit freudigem Angesicht annahmen, es ihnen die Schrift so anrechnete, als wenn sie die Tora an diesem Tage auf dem Berge Sinai angenommen hätten. Deshalb heißt es: An diesem Tage bist du zu einem Volke Jahves, deines Gottes, geworden. Und ihr. unsre Brüder, Bew. von Uscha, die ihr unsre Lehrer mit freudigem Angesicht auf genommen habt orVap« — um wieviel mehr gilt es von euch! — Dasselbe als Bar mit mehrfachen Abweichungen B°rakh63 8. bei 10,40. Noch andres daselbst u. im Exkurs »Liebeswerke* Nr. 4, II. b
10,14 18: F o r t g e h e n d aus j e n e m H a u s o d e r S t a d t schüttelt
d e n S t a u b v o n e u r e n F ü ß e n ab.
Das Land der Heiden galt als unrein, weil man überall Grabstätten vermutete. Erdstaub, etwa mit ausländischen Bodenerzeugnissen nach Palästina eingeführt, konnte levitisch reine Gegenstände unrein machen. Bei einer Wanderung durch heidnisches Gebiet wird man also, bevor man den Boden Palästinas betrat, sorgfältig allen Staub von Schuhwerk u. Kleidung entfernt haben, um das Land Israel nicht zu verunreinigen. Schüttelte drückte
man daher den Staub einer Stadt von den Füßen ab, so
man
damit aus,
daß man den Ort dem Gebiet der Heiden
gleichstelle u. mit seinen Bewohnern keine Gemeinschaft habe. — Eine andersartige Gedankenverbindung liegt der Symbolik des Ausschütteins des Gewandes Neh 5,13 u. Apg 18,6 zugrunde. TMiqv 6 , 1 (657): Das Land der Völker ist unrein; desgleichen seine Wasser ansammlungen (Zisternen, Teiche usw.), seine Wohnstätten u. seine Wege. || Sanh 12" Bar: Man darf kein Grönkraut (wie Kohl u. dgl.) aus dem Auslande nach dem Land (Israel) bringen; aber unsre Rabbinen erlaubten es. Welche Meinungsverschiedenheit liegt dem zugrunde? R. Jirm ja (um 325) hat gesagt: Die Besorgnis wegen der Erd klöße (die mit dem Grünkraut eingeführt werden u. Verunreinigungen im Lande Israel verursachen könnten) lag als Meinungsverschiedenheit zugrunde. || Git 8 "Bar: Der Erd staub Syriens ist unrein wie der des Auslandes. || Toharoth 4 , 5 : In sechs Zweifelsfällen verbrennt man die Priesterhebe (als möglichenfalls unrein geworden): wenn Zweifel besteht, ob sie mit einer umgepflügten Grabstätte oder mit Erdstaub, der aus einem Lande der Völker stammt, oder mit Kleidungsstücken eines (Arn ha-arec (der sich um die Reinheitsgesetze nicht kümmert) oder mit vorgefundenen Gefäßen (deren Reinheit ungewiß ist) oder mit Speichelauswurf oder mit menschlichem Urin in Berührung ge kommen ist, der zu gleichen Teilen in tierischen Urin gemischt ist. — Diese Mischna wird zitiert zB Schab 15b. || Ohaloth2,3. Folgende Dinge verunreinigen durch Berühren u. Tragen.... Ausländische Erde (die nach Palästina verschleppt wurde). || B°rakh 19"b: R, J huda (f 299) hat gesagt, Sch muöl (f 254) habe gesagt: Man bläst den Staub eines Feldes, in dem menschliche Knochen ausgepflügt wurden, (von den Füßen) ab u. geht von dannen (die Sache ist damit erledigt). — Dieser Satz ißt oft wiederholt worden, s. zB K^h 2 8 b Nidda 5 7 . — Das allerdings anders gemeinte Staubabschütteln Jes 52,2 hat R. Acha (um 320) einmal Midr HL 4,8 (114 ) mit den Worten veranschaulicht: Wie eine Henne, die die Asche von ihren Flügeln abschüttelt ms»:«. — Dasselbe GnR 75 (48 ) . — Sein Schüler R. Judan (um 350) hat das gleiche Bild MidrPa 103 § 8 ( 1 1 8 » ) auf Hiob angewandt: Wie ein Hahn (1. mit Buber ->as statt .D-TS) auf dem Dunghaufen sitzt u. sich schüttelt iss? i s : « , so hat Hiob die Leiden von sich abgeschüttelt ->s>:>: u. ist erneuert worden. e
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1 0 , 1 5 : E s w i r d dem L a n d e v o n S o d o m u. G o m o r r a erträglicher 1. Schandtaten
e r g e h n am T a g e d e s G e r i c h t s .
der Bewohner von Sodom u. Gomorra.
Matth 10,15 (Nr. 1)
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GnR 41 (25°): Rabbi sagte: Unter den Städten gibt es keine schlimmere, als Sodom war, gleichwie man einen bösen Menschen einen Sodomiter nennt; u. unter den Völkern gibt es kein härteres, als die Emoriter, gleichwie man einen harten Menschen einen Emoriter nennt R. Jose (b. Chalaphta, um 150) sagte: Unter den Städten gibt es keine schönere, als Sodom war; denn Lot durchzog alle Städte des Kreises u. fand keinen schöneren Ort als Sodom war, u. zwar waren sie (die Sodomiter) die geachtetsten (oder auch die achtbarsten) unter ihnen. (In TSchab 7,23 ff. [119] wird Rabbis Ausspruch dem. R.Jose, der des R. Jose dem R. N horai, um 150, beigelegt; dann folgt noch ein Aus spruch des Rabban Schimfon b. Gamliöl, um 140: Unter den Völkern gibt es kein lang, mutigeres Cpr», vorsichtig, gelassen) als die Emoriter; denn so finden wir, daß sie Gott glaubten u. nach Afrika auswanderten, u. Gott gab ihnen ein Land, das so schön war, wie ihr (früheres) Land, u. auch das Land Israel wurde nach ihrem Namen be nannt.) — «Die Leute von Sodom aber waren böse u. sündig vor Jahve gar sehr" Gn 13,13: »böse", nämlich gegeneinander, „sündig", nämlich durch Unzuchtssünden, „vor Jahve", nämlich als Götzendiener, „gar sehr", d. h. in Sachen des Blutvergießens. — Ähnliche Auslegungen von Gn 13,13 finden sich Sanh 1 0 9 : Rab J huda (f 299) hat gesagt: „Sie waren böse", nämlich mit ihrem Leibe (in Unzuchtssünden), s. G n 3 9 , 9 : . W i e sollte icb dieses große Unrecht ( n ; - ) tun u. mich wider. Gott versündigen!" „Sündig", nämlich mit ihrem Hab u. Gut (asuso), S . Dt 15, 9: „Daß es (unbarmherziges Verfahren) eine Sünde(nschuld) an dir werde." „Vor Jahve", damit ist Gotteslästerung gemeint; „gar sehr", d. h. sie sündigten absichtlich. In einer Bai' ist gelehrt worden: „Sie waren böse", nämlich mit ihrem Hab u. Gut, s. Dt 15,9: „Daß dein Auge miß günstig ( n : n ) sei gegen deinen armen Bruder"; „sündig", nämlich mit ihrem Leibe, s. G n 3 9 , 9 : Daß ich mich wider Gott versündigte!; „vor Jahve", damit ist Gottes lästerung gemeint; „gar sehr", das bezieht sich auf Blutvergießen, s. 2 Kg 21,16: Auch unschuldiges Blut vergoß Manasse „gar sehr* viel in Jerusalem. || Sanh 1 0 9 Bai*: Die Leute von Sodom sind nur infolge des Guten übermütig (hoffärtig) geworden, das Gott ihnen im Überfluß hatte zuteil werden lassen. Was steht doch von ihnen geschrieben? Hi28,5 ff.: „Ein Land, aus dem Brot hervorwächst, u. unten wird es umgewühlt wie von Feuer. Eine Fundstätte des Saphirs ist sein Gestein, u. Goldstufen hat es; den Weg kennt der Adler nicht, noch erspäht ihn des Geiers Auge, ihn betreten nicht die stolzen Raubtiere, noch schreitet der Leu über ihn hin." Sie sprachen nämb'ch: Da aus der Erde Brot hervorwächst u. Goldstufen sich darin finden, was sollen uns da die Wandrer, die nur zu uns kommen, um uns Mangel zu bereiten! Kommt, lasset uns das Gesetz des Wanderers aus unserm Land vergessen machen, s. Hi 2 8 , 4 : Man bricht einen Schacht, fern bleibt der Fremde, vergessen sind sie vom Wandrer. — Nach den älteren Parallelstellen TSota 3,11 f. (296); M kh Ex 15, l (42 ) ; SDt 11,14 § 43 (81 ) ist Hi 28,4 als strafende Antwort Gottes gemeint: Gott sprach zu den Leuten von Sodom: Für das Gute, das ich euch im Überfluß habe zuteil werden lassen, wollt ihr den Wanderer aus eurer Mitte vergessen machen? Ich werde euch von der Welt vergessen machen, wie es heißt H i 2 8 , 4 : Hervor bricht der Strom (von Feuer u. Schwefel, so wird jetzt der Vers gedeutet), fernab bleibt der Fremde, vergessen sind sie vom Wandrer, schweben fern von Menschen, schwanken! — Weitere Parallelen finden sich LvR 4 ( 1 0 7 ) ; 7 ( 1 1 0 ) ; M i d r Q o h 2 , 2 ( 1 2 ) ; N u R 9 ( 1 5 3 ) . || Sanh 109 :Raba (t 352) hat öffent lich vorgetragen: Was heißt Ps 6 2 , 4 : „Wie lange wollt ihr anstürmen wider einen Mann, ihn töten ihr alle, wie eine sinkende Wand, eine eingestoßene Mauer?" Das lehrt, daß sie (die Sodomiter) ihre Augen auf die reichen Leute warfen; man setzte einen solchen an einer sinkenden Mauer nieder u. stürzte diese dann auf ihn; darauf kamen sie u. nahmen sein Vermögen fort Ferner hat Raba öffentlich vorgetragen: Was heißt Hi 24,16: „Man bricht bei Nacht in Häuser ein, sie, die bei Tage sich eingeschlossen halten, da sie vom Licht nichts wissen wollen"? Das lehrt, daß die Sodomiter ihre Augen auf die reichen Leute warfen; sie legten bei einem solchen Balsam als Depositum nieder, den dieser dann in seiner Schatzkammer aufbewahrte. Am Abend kamen sie u. gingen dem Duft des Balsams nach den Hunden gleich, s. Ps 59, 7: „Am Abend e
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kehren sie wieder, knurren wie die Hunde u. laufen umher in der Stadt." So kamen sie u. brachen dort (in die Schatzkammern) ein u. nahmen das Vermögen fort. || Sanh 109*: Die Sodomiter bestimmten: Wer einen Ochsen hat, der muß das (gesamte) Vieh einen Tag auf die Weide treiben; wer keinen Ochsen hat, der muß es zwei Tage auf die Weide treiben! Einem Waisenknaben, dem Sohn einer Witwe, fibergaben sie die Ochsen zum Weiden. Er ging hin, nahm die Ochsen u. tötete sie. Er sprach zu ihnen: Wer einen Ochsen hat, nehme sich eine Haut; wer keinen Ochsen hat, der nehme sich zwei Häute! Sie sprachen zu ihm: Was soll das? Er antwortete: Das Ende des Rechts muß seinem Anfang entsprechen. Wie der Anfang des Rechts war: Wer einen Ochsen hat, der muß das Vieh einen Tag auf die Weide treiben, u. wer keinen Ochsen hat, der muß es zwei Tage auf die Weide treiben, so muß auch das Ende des Rechts sein: Wer einen Ochsen hat, der nehme eine Haut; wer aber keinen Ochsen hat, der nehme zwei Häute! Ferner hatten sie bestimmt: Wer in einer Fähre fibersetzt, hat einen Zuz zu zahlen; wer aber ohne Fähre übersetzt, zahlt zwei Zuz! — Wenn einer eine Reihe Ziegel hatte, so kam jeder, nahm sich einen Ziegel u. sprach: Ich habe ja nur einen genommen (das macht dich doch nicht arm)! Wenn einer Knoblauch oder Zwiebeln hinschüttete (etwa zum Trocknen), dann kam jeder u. nahm sich eine Knolle u. sprach: Ich habe ja nur eine genommen! — Viererlei Richter waren in Sodom: Lügner, Verlogene, Fälscher u. Rechtsverdreher. Wenn einer das Weib eines andren gestoßen hatte, daß sie eine Fehl geburttat, so sprachen sie zu ihrem Mann: Gib sie ihm, damit er sie dir wieder schwanger mache! Wenn einer dem Esel eines andren ein Ohr abgeschnitten hatte, so sprachen sie zu dem Eigentümer: Gib ihm den Esel, bis das Ohr wiedergewachsen ist! Wenn einer einen andren verwundet hatte, sprachen sie zu dem Verwundeten: Gib jenem Lohn dafür, daß er dir Blut abgelassen hat! Wenn einer mit einer Fähre übersetzte, mußte er 4 Zuz zahlen; war er durch das Wasser gegangen, so zahlte er 8 Zuz. Einmal ging ein Walker dorthin; als er dort angekommen war, sprachen sie zu ihm: Gib 4 Zuz! Er antwortete ihnen: Ich bin durchs Wasser gegangen. Sie sprachen: Wenn dem so ist, so hast du 8 Zuz zu zahlen, weil du durchs Wasser gegangen bist. — Einmal war Elifezer, der Vogt Abrahams, dorthin gekommen, u. man verwundete ihn. Er ging zum Richter, der zu ihm sprach: Gib jenem (der dich schlug) Lohn dafür, daß er dir Blut abgelassen hat! Da nahm Elifezer einen Stein u. verwundete damit den Richter. Dieser sprach: Was soll das? Jener antwortete: Den Lohn, der mir jetzt von dir zusteht, gib jenem (der mich geschlagen hat); so bleibt mein Geld, wie es war! — Die Sodomiter hatten ein Bett, auf welchem sie die Wanderer (Gäste) schlafen ließen. War einer zu lang (für das Bett), so kürzten sie ihn; war er zu kurz, so streckten sie ihn. Einmal war auch Elifezer, der Vogt Abrahams, dort hingekommen. Sie sprachen zu ihm: Auf, lege dich in das Bett! Er antwortete: Ich habe seit dem Tage, da meine Mutter starb, das Gelübde auf mich genommen, in keinem Bett zu schlafen. — Wenn ein Armer zu ihnen kam, gab ihm jeder einen Denar, auf den er (der Geber) seinen Namen schrieb; aber Brot ließen sie ihm nicht zukommen. Wenn dann jener (vor Hunger) starb, kam jeder n. nahm seinen Denar wieder an sich. — Folgende Vereinbarung hatten sie unter einander getroffen: wer einen (fremden) Mann zu einer Hochzeit einlud, der mußte seinen Mantel (Obergewand) ausziehen (zur Strafe). Als nun einmal Hochzeit war, kam Elifezer dorthin u. man gab ihm kein Brot. Als sie das Mahl halten wollten, kam Elifezer u. setzte sich an das unterste Ende von allen. Sie sprachen zu ihm: Wer hat dich hierher geladen? Er antwortete dem, der bei ihm saß: Du hast mich eingeladen! Da nahm dieser seinen Mantel u. eilte hinaus (um der festgesetzten Strafe zu entgehen); u. so machte er es mit allen, bis sie alle hinaus waren; dann verzehrte er die Mahl zeit. — Einmal ereignete es sich, daß ein Mädchen den Armen Brot in einem Wasser krug hinaustrug. Als der Vorfall bekannt wurde, bestrichen sie sie mit Honig u. legten sie auf das Dach einer Mauer; da kamen Bienen u. verzehrten sie. Das meint Gn 18,20: „Jahve sprach: Wenn das Geschrei über Sodom u. Gomorra demjenigen über das Mädchen entspricht, wahrlich, dann ist ihre Sünde gar schwer geworden (der Midr deutet nai = n a ^ „Mädchen"). Rab J huda (f 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: e
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(Das n a i Gn 18,20 bedeutet:) „wegen des Mädchens*. — Parallelstellen zur Schluß, erzählung: GnR 49 (31 •>), hier wird das Mädchen verbrannt; Targ Jerusch I zu Gn 18,20 f. hier heißt das Mädchen P letith n r i f . — Statt der vier Richter in Sanh 109" werden GnR 50 (32*) deren fünf genannt: Lügenverbreiter, Meister der Lüge, Meister der Ge heimnisse (Levy 4,305 nach andrer Lesart: Rechtsverdreher), Meister der Schlechtigkeit u. "*i3B sfcp (bisher ohne befriedigende Erklärung geblieben; Levys Deutung 4, 305 = xlentnvöoa „Menschenräuber* ist unmöglich; Dalman = oxoXonävdQ« == Tausendfuß* s. auch Krauß, Lehnw. 2,541). || GnR 50 (32 ) : R. M^achema (um 350) hat im Namen des R. Bebai (um 320) gesagt: Die Leute von Sodom hatten unter sich vereinbart: Jeden Fremdling, der hierher kommt, wollen wir beschlafen u. ihm sein Geld abnehmen. || Aboth 5.10: Viererlei Menschenarten gibt es: Wenn man sagt: „Das Meinige ist mein u. das Deinige ist dein", so ist das die mittelmäßige Art; einige sagen: Es ist sodomitasche Art. „Das Meinige ist dein u. das Deinige ist mein*, so sagt der (km ha-arec. „Das Meinige ist dein u. das Deinige ist dein*, so sagt der Fromme. „Das Deinige ist mein u. das Meinige ist mein', so sagt der Frevler. || Zu den Unzuchtssünden der Sodomiter s. bei Judas 7. e
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2. Über das Erscheinen der Leute von Sodom u. Gomorra vor Gottes Richterstuhl am jüngsten Tage waren die Meinungen im 2. Jahr hundert geteilt; jedoch nimmt die Mehrzahl an, daß sie im großen Gericht Gottes stehen werden; darin liegt zugleich ihre Teilnahme an der Auferstehung ausgesprochen. Sanh 10, 3: Das Geschlecht der Flut hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt u. sie stehen nicht im (großen) Gericht (damit ist auch ihre Auferstehung verneint); denn es heißt Gn 6, 3: „Nicht soll richten mein Geist im Menschen (so der Midr) ewiglich.* Also weder ein Gericht (über sie) noch Lebensgeist (in ihnen). Das Geschlecht der Zerstreuung hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt; denn es heißt Gn 11, 8: „Jahve zerstreute sie von dort über die Oberfläche der ganzen Erde.* „Jahve zerstreute sie*, nämlich in dieser Welt; »von dort', d.h. in der zukünftigen Welt. Die Leute von Sodom haben keinen Anteil an der zukünftigen Welt; denn es heißt Gn 13,13: „Die Leute von Sodom waren böse u. sündig vor Jahve gar sehr.* »Sie waren böse*, nämlich in dieser Welt, u. „sündig* in der zukünftigen Welt; aber sie stehen im (großen) Gericht. R. N chemja (um 150) sagte: Weder jene jioch diese stehen im (großen) Gericht; denn es heißt P a l , 5: „Darum werden die Gottlosen nicht bestehn im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.* „Darum werden die Gottlosen nicht bestehn im Gericht*, das ist das Geschlecht der Flut; „noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten", das sind die Leute von Sodom. Da sagten sie (die Gelehrten) zu ihm: Sie stehen nicht in der Gemeinde der Gerechten, wohl aber stehen sie in der Gemeinde der Gottlosen. — Der obige Schriftbeweis aus Gn 13,13 als Bar Sanh 109». e
10,16 91: S i e h e , ich s e n d e e u c h w i e S c h a f e i n m i t t e n v o n W ö l f e n . Tanch PI-I^P (32b) Hadrian sagte zu R. Johoschua? (um 90): Etwas Großes ist es um das Schaf (d. h. Israel), das unter siebzig Wölfen (den siebzig Völkern der Welt) bestehen bleibt. Er erwiderte: Groß ist der Hirte, der es errettet u. bewacht u. sie (die Wölfe) vor ihnen (Israel) niederbricht; da darf man sagen: „Jeglich Zeug, das wider dich geschmiedet wird, wird kein Glück baben* Jes 54,17. :
10,16 83: W e r d e t d a h e r k l u g w i e die S c h l a n g e n u. o h n e F a l s c h w i e d i e T a u b e n . a
Midr HL 2,14 (101 ). Es heißt: „Meine Taube in den Felsenritzen* HL 2,14. R. J huda b. Simon (um 320) hat gesagt: Gott sprach in bezug auf die Israeliten: Bei mir sind sie einfältig (O-O-SP, vollkommen, unschuldig), wie die Tauben o-:Tr, aber unter den Völkern der Welt sind sie listig, wie die Schlangen a-urt:: a - n - * ; das meint e
Matth 10,16 (»). 10,17 (91)
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Do 3,16: „Da antworteten Schadrakh, Meschakh u. 'Abed-Nego u. sprachen zum König Nebukadnecar." Wenn es heißt „zum König", weshalb dann noch „Nebukadnecar"? Und wenn es heißt „Nebukadnecar*, weshalb dann noch „zum König"? Allein so sprachen sie zu ihm: Wenn es sich um Tribut, Kopfsteuern, öffentliche Abgaben u. Leistungen handelt, so bist du König aber uns. Das wollen die Worte besagen: „Zum K ö n i g Nebukadnecar." Wenn es sich aber darum handelt, daß du uns befiehlst, dein Götzenbild anzubeten, so bist du ein i s j - ^ - o s u. Nebukadnecar ist dein Name, d. h. dieser Mann ( = du) u. ein Beller ( = Hund) sind für uns ein u. dasselbe. Nebukadnecar: Belle (n23 = 123) wie ein Hund; blähe dich auf wie ein Weinschlauch (»rbip = -ta „Krug"), zirpe (^ss) wie eine Grille! — Der Ausspruch des R. J buda b. Simon, aber ohne Hinweis auf Dn 3,16, wird Midr Ps 119 § 1 (244 b) von R. J°huda b. Schalom, um 370, tradiert; die Auslegung von Dn 3,16 auch LvR 33 (130 ) u. Midr Ps 28 § 2 (115*). || GnR 20 (13 ): R. EHazar (um 270) hat gesagt: Auch im Fluche Gottes liegt ein Segen. Wenn Gott zur Schlange nicht gesagt hätte: „Auf deinem Bauche sollst du kriechen" Gn 3,14, wie könnte sie nach der Wand fliehen u. sich retten, in ein Loch u. sich retten? || Schab 49*: Was ist für ein Unterschied zwischen den Flügeln der Taube u. den übrigen Vögeln, daß die Gemeinde Israel mit einer Taube verglichen wird, wie es heißt: „Die Flügel der Taube, mit Silber überzogen" Ps 68,14? Wie die Flügel die Taube schützen (durch ihre große Schnelligkeit), so schützen die Gebote Israel. || GnR 39 (24*): „Ich spreche: Ach, daß ich Flügel hätte wie die Taube, davonfliegen wollte ich u. mich niederlassen!" Ps 55, 7. Warum „wie die Taube"? R. «Azarja (um 380) hat im Namen des R. Judan (um 350) gesagt: Während sich alle Vögel, wenn sie ermüdet sind, auf einem Felsen oder auf einem Baum ausruhen, so zieht die Taube, wenn sie fliegt u. ermüdet ist, den einen ihrer Flügel ein n. fliegt mit dem andren. (Dadurch, daß sie nirgends Rast macht, entgeht sie ihren Feinden.) || ExR 21 (83 ): „Meine Taube in den Felsenritzen" HL 2,14; die Schrift hätte sagen sollen: „Taube" in den Felsen ritzen, warum sagt sie „meine Taube"? R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Gott sprach zu Israel: Meine Taube, sieh, was geschrieben steht: Und es ward Ephraim einer einfältigen Taube gleich n r i e n:i-a, ohne Einsicht (Herz)" Hos 7,11. Gott sprach: Bei mir sind sie wie eine einfältige Taube n n c n:rr; alles was ich über sie beschließe, tun sie u. gehorchen sie mir; aber bei den Völkern der Welt sind sie hart wie die wilden Tiere, wie es heißt: „ Ein Löwenjunges ist J huda" Gn49, 9, „Benjamin ist ein Wolf, der zerreißt" (das. Vers 27), „Es werde Dan eine Schlange am Wege* (das. Vers 17), weil sie hart (fest) sind gegenüber den Völkern der Welt. Weil die Völker der Welt zu ihnen sagen: Was wollt ihr von diesem Sabbat, den ihr beobachtet, von dieser Be schneidung, die ihr ausführt? — u. diese wollen ihnen die Gebotserfüllungen zunichte machen — so werden sie hart (fest) ihnen gegenüber wie die wilden Tiere; aber bei Gott sind sie wie eine fromme Taube rinr t-iji-d u. gehorchen ihm in allem, was er über sie beschließt, s. E x 4 , 3 1 ; 24,7; deshalb heißt es: „Meine Taube in den Felsenritzen.* e
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10,17 51: Sie w e r d e n e u c h an K a t s v e r s a m m l u n g e n a u s l i e f e r n . ug avrbdqicc, n^-insö, aram. •,^'in?D, Sing. ^"trub.
Neben dem großen, aus 71 Mitgliedern bestehenden Synedrium in Jerusalem gab es nach Sanh 1, 6 in Städten, die mindestens 120 er wachsene männliche Mitglieder zählten, kleinere Gerichtshöfe, die mit 23 Personen besetzt waren, a An diese kleineren Gerichtshöfe, die gleichfalls als " p T ^ c bezeichnet wurden,h ist an unsrer Stelle zu denken, wie der Plural avväSoia zeigt. Über die Zuständigkeit der Gerichtshöfe mit 23 Mitgliedern belehrt S a n h l , 4 . c O. Sanh 1,6: Das große Synedrium hatte 71 Mitglieder, das kleine 23. Woher, daß das große 71 hatte? Weil es Nu 11,16 heißt: Sammle mir 70 Männer aus den Ältesten Israels. Und Mose zu ihnen hinzu, siehe, das sind 71. (Mose hinzu, weil es Nu 11,17
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heißt: Sie sollen „mit dir" tragen.) R. J huda (um 150) sagte: 70 (er erklärte das „mit dir" = „wie du", Sanh 17 ). — Woher, daß das kleine 23 Mitglieder hatte? Weil es Nu 35,24f. heißt: „Und die Gemeinde r i c h t e . . . u. die Gemeinde errette." Eine richtende Gemeinde u. eine rettende Gemeinde, siehe, das sind 20. Und woher, daß eine Ge meinde" aus 10 Personen besteht? Weil es Nu 14. 27 heißt: Wie lange soll es dieser bösen „Gemeinde" beikommen, wider mich zu murren? Josua u. Kaleb sind ausgenommen (Man verstand unter der bösen „Gemeinde" speziell die Kundschafter, deren Zahl nach Abzug von Josua u. Kaleb 10 betrug; also 1 Gemeinde = 10; die zweimalige Erwähnung einer „Gemeinde* Nu 35,24 f. fordert dann 20 Personen.) Und woher, daß man noch 3 hinzuzufügen hat? Daraus, daß es Ex 23, 2 heißt: „Du sollst nicht nach der (einfachen) Majorität zum Schlimmen entscheiden* (so der Midr), entnehme ich, daß es zum Guten (zum Freispruch) der Mehrzahl nur Eines bedarf. Wenn dem so ist, warum heißt es dann Ex 23,2 (noch einmal): „Nach der Majorität zu entscheiden" V (Um zu lehren:) Nicht wie deine Entscheidung zum Guten sei deine Entscheidung zum Schlimmen: deine Entscheidung zum Guten kann erfolgen auf den Ausspruch Eines (d. h. mit 1 Stimme Majorität), aber deine Entscheidung zum Schlimmen (zur Verurteilung) nur auf den Ausspruch zweier (mit 2 Stimmen Majorität; also sind zu den oben berechneten 20 Mitgliedern noch 2 hinzu zufügen). Kein Gerichtshof aber darf geradzahlig sein; so fügt man zu ihnen noch einen hinzu; siehe, so sind hier 23. Wie viele (männliche Einwohner) müssen in einer Stadt sein, daß diese für ein Synedrium geeignet sei? 120. R. N chemja (um 150) sagte: 230, entsprechend den Oberen über zehn. (Der Richter als ein Oberer muß mindestens 10 Mann unter sich haben; mithin muß eine Gemeinde mit 23 Dekadenführern wenigstens 230 Einwohner zählen. Die Halakha ist nicht nach R. N chemja, s. Strack zu Sanh 1,6.) — Die Berechnung der 120 Stadtbewohner ist nach Sanh 17* im einzelnen folgende: 23Mit glieder zählt der Gerichtshof; zur Gerichtsverhandlung gehören weiter 3 Reihen von j e 23 Gelehrtenschülern, aus deren Zahl der eigentliche Gerichtshof gegebenenfalls zu ergänzen ist, sind zusammen 92 Personen; jede Gemeinde muß ferner 10 gottesdienst fähige Männer, die viri otiosi, haben, ergibt zusammen die Zahl 102; eine Gerichts verhandlung erfordert weiter 2 Schreiber, 2 Gerichtsdiener, 2 Prozessierende, 2 Zeugen, 2 Gegenzeugen, 2 Gegenzeugen gegen die letzteren, das sind zusammen 114 Personen; ferner sollen in einer Stadtgemeinde vorhanden sein 3 Verwalter der Armenkasse, 1 Arzt, 1 Aderlasser, 1 Dokumentenschreiber, 1 Schlächter u. 1 Kinderlehrer; das wären zu sammen 122 Personen. Um die Zahl 120 zu erhalten, hat man anzunehmen, daß die zuletzt genannten Obliegenheiten nicht in der Hand immer nur Einer Person zu liegen brauchten. b. zB Sanh 1,5: Gerichtshöfe H ^ n r t s c für die Stämme (das sind eben kleinere cwiÖQia) setzt man nur durch das Gericht von 71 (das große Synedrium) ein. — SLv 20,4 (365 ): Woher läßt sich beweisen, daß, wenn man in den (kleinen) Synedrien r-v-iinno Israels seine Augen (vor einem Molokhdiener) verschließt, schließlich auch das große Synedrium n^-n» •»-.-rnr.o seine Augen vor ihm verschließen wird? . . . Weil es heißt Lv 20,4: „Wenn das Volk des Landes seine Augen verschließend verschließt." (Die doppelte Verbalform wird auf z w e i Gerichtsinstanzen gedeutet.) C. Sanh 1,4: Kapitalverbrechen werden durch dreiundzwanzig Personen abgeurteilt Das widernatürlich beiliegende oder zum Beiliegen gebrauchte Vieh durch dreiundzwanzig; denn es heißt Lv 20,16: „Du sollst das Weib u. das Vieh umbringen"; ferner Lv20,15: „Und das Vieh sollt ihr umbringen." Das zu steinigende Rind durch dreiundzwanzig Personen; s. Ex 21,29: „Das Rind soll gesteinigt werden, u. auch sein Herr soll ge tötet werden." Wie die Tötung des Herrn, so die Tötung des Rindes (wie ein Mensch nur durch 23 Personen zum Tode verurteilt werden darf, so auch das Rind). Der Löwe, der Bär, der Leopard, der Pardel n. die Schlange (wenn sie einen Menschen getötet haben) — ihre Tötung erfolgt durch den Gerichtsspruch von 23 Personen. R. Eülezer (um 90) sagte: Wer sie früher umbringt (bevor sie einen Menschen getötet haben), hat sich verdient gemacht R. JAqiba (f um 135) sagte: Ihre Tötung erfolgt durch den Gerichtsspruch von 23 Personen. a
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Matth 10,17 ( » ) . 10,18. 20.23.25 ( « )
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10,17 93: In i h r e n S y n a g o g e n w e r d e n s i e e u c h g e i ß e l n . Über die Geißelungsstrafe s. bei 2 Kor 11, 24. — Daß die Geißelung in den Synagogen vollzogen wurde, sagt ausdrücklich wohl keine Stelle der rabbin. Literatur; aber nach Mak 3,12 vollstreckte der Synagogen diener n t ^ n i*rj die Strafe. Ausdrückliche Zeugnisse bietet das N T ; s. außer Mt 10,17 besonders noch Mt 2 3 , 3 4 ; Mk 1 3 , 9 : Apg 22,19. — Über Synagogen s. den Exkurs: Das Synagogeninstitut. eis fittQtvQtoy,
10,18: Zum Z e u g n i s ihnen u. den V ö l k e r n . zum Ausdruck s. hei Mt 8,4.
10,20: D e r G e i s t e u r e s V a t e r s i s t e s , d e r in e u c h xd 7tvev(ia xov naxooc vfiwv =
redet.
nx-ap rvn, Geist der Weissagung oder
der Inspiration, s. Exkurs: Die Inspiration der heiligen Schrift, Anm. 16. Weitere Beispiele s. bei Mt 3,17 S. 127 Anm. b; Lk 2, 2 5 ; Kol 2 , 9 . 10,21: E s wird ein B r u d e r einen B r u d e r z u m T o d e a u s l i e f e r n usw. Belege s. im Exkurs: Vorzeichen u. Berechnung der messian. Zeit I, a. 1 0 , 2 3 : F l i e h e t in d i e a n d r e . Tanch * m ( 5 5 ) : „Wohlan mein Volk, so geh in deine Kammern,. . . verbirg dich auf einen kurzen Augenblick" Jes 26,20. Gott sprach: Ich habe zu euch gesagt, das ihr euch verbergen u. der Stunde Raum geben sollt (dem Verhängnis nicht widerstehn sollt). Naboth gab der Stunde nicht Raum, deshalb steht von ihm geschrieben 1 Kg 21,14.Naboth ist gesteinigt u. gestorben. Mardokhai widerstand der Stunde, u. er mußte dem Bösewicht schmeicheln; u. weil er Haman, dem Bösewicht, ein wenig widerstand, wären die Israeliten bald aus der Welt vernichtet worden. David dagegen floh u. rettete sich vor Saul. u. ebenso floh er vor seinem Sohn Absalom. Ebenso tat auch Mose, s. Ex 2,15: „Mose floh vor dem Pharao." Ebenso floh Jakob vor Esau, s. Hos 12,13: „Jakob floh nach der Trift Arams." Und auch die Väter der Welt gaben der Stunde Raum u. schmeichelten dem, in dessen Hand die Stunde gegeben war (dem das Geschick günstig war). Abraham schloß sich an Sara an (ab wäre er etwas Nebensächliches u. Sara die Hauptperson), wie es heißt Gn 12,13: „Damit es mir um deinetwillen wohl gehe." Isaak schmeichelte dem Esau, s. Gn25,28: „Isaak liebte den Esau." Und auch hier (Gn 47,29) heißt es: Jakob rief seinen Sohn Joseph herbei (weil diesem das Geschick günstig war). || Eine weitere Stelle aus Tanch «yoa (245 ) s. bei Mt24,203B. b
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10, 25 9 : Es i s t g e n u g . . ., w e n n d e r K n e c h t i s t w i e s e i n H e r r . e
B rakh 58b Bar: Wer israelitische Häuser in bewohntem Zustande sieht, spricht (als Lobspruch): Gepriesen sei, der die Grenze der Witwe feststellt (Spr 15,25); wer sie in zerstörtem Zustande sieht, spricht: Gepriesen sei, der in Wahrheit richtet! Sieht er die Häuser der Völker der Welt in bewohntem Zustande, so spricht er: Das Haus der Stolzen reißt Jahve weg (Spr 15.25); sieht er sie in zerstörtem Zustand, so spricht er: Als Gott der Rache, Jahve als Gott der Rache erschien (Ps94,1)! cUlla (um 280) u. Rab Chisda (t 309) gingen auf einem Wege einher; als sie an die Tür des Hauses des Rab Chana b. Chanilai (um 260) kamen, wandte sich Rab Chisda ab u. seufzte. 'Ulla sprach zu ihm: Warum seufzet du? Es hat doch Rab (f247) gesagt: Ein Seufzer zerbricht den halben Körper des Menschen, s. Ez 21,11: Du Menschenkind, seufze! In Zerbrochenheit der Lenden u. Betrübnis sollst du vor ihren Augen seufzen. Und R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Sogar der ganze Körper des Menschen wird zerbrochen, 8. das. Vers 12: Es soll geschehen, wenn sie zu dir sagen: Warum seufzet du? so sollst du sprechen: Über die Kunde, weil sie eintrifft, u. es schmilzt jegliches Herz u. schlaff S t r a c k u. B i l l e r b e c k . NT I.
37
Matth 10,25 (*. » ) . 10, 26
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werden alle Hände u. stumpf jeglicher Geist u. alle Kniee zerlaufen zu Wasser! Rab Chisda sprach: Wie sollte ich nicht seufzen? In diesem Hause waren 60 Bäckerinnen bei Tage u. 60 Bäckerinnen in der Nacht, die für jeden Bedürftigen buken; auch nahm er seine Hand nicht vom Beutel weg (d. h. er legte den Geldbeutel nicht aus seiner Hand); denn er dachte, vielleicht möchte ein Armer kommen, ein Sohn aus guter Familie, der möchte beschämt werden (wenn er warten maßte) bis ich ihm den Beutel hole; — u. ferner waren vier Türen im Haus nach den vier Richtungen der Welt u wer hungrig eintrat, ging gesättigt von dannen; auch ließ er Weizen u. Gerste in den Jahren der Hungersnot draußen ausschütten, damit jeder, der sich schämte, etwas bei Tage zu nehmen, käme u. in der Nacht nähme — u. nun ist dieses Haus zu einem Schutthaufen zusammengefallen; da sollte ich nicht seufzen? fUUa antwortete ihm* So hat R. Jochanan gesagt: Seit dem Tage, da das Heiligtum zerstört wurde, ist der Beschluß über die Häuser der Gerechten festgesetzt worden, daß sie zerstört werden sollen, wie es heißt Jes 5 , 9 : „In meine Ohren (offenbarte) Jahve der Heerscharen: Fttrwabr, die vielen Häuser sollen zur Wüstenei werden, die großen u. Schönen ohne Bewohner." Und ferner hat R. Jochanan gesagt: Dereinst wird Gott sie (die Häuser der Gerechten) wieder bewohnbar machen, s. Ps 125,1: „Die auf Jahve vertrauen, sind wie der Berg Zion." Wie Gott dereinst den Berg Zion wieder bewohnbar machen wird, so wird Gott auch dereinst die Häuser derJGerechten wieder bewohnbar machen. Als f Ulla sah, daß das Gemüt des Rab Chisda sich nicht beruhigte, sprach er zu ihm: Es ist genug für den Knecht, wenn er ist, wie sein Herr i s - o srpw -laj»? v i ! (Ist Gottes Hans zerstört, so wundere sich der Diener Gottes nicht, wenn sein eigenes Haus zer stört wird.) II GnR 49 ( 3 0 ) : „Sein Geheimnis (so der Midr) gewährt Jahve denen, die ihn fürchten, n. seinen Bund, daß er ihnen denselben kundtue" Ps 25,14. Was ist das Geheimnis Jahves? Das ist die Beschneidung; denn er hat diese von Adam an bis hin zur zwanzigsten Generation nicht geoffenbart, bis Abraham auftrat, u. dem hat er sie gegeben, s. Gn 17,2: Ich will meinen Bund zwischen mir u. dir machen (so der Midr). Gott sprach zu ihm: Wenn du dich beschneidest, so sollst du das Geheimnis Jahves empfangen.... In welchem Verdienst? Im Verdienst der Beschneidung, s. Ps25,14 (wie oben). Gott sprach zu Abraham: Es ist genug für den Knecht, wenn er ist, wie sein Herr (eingeweiht in seines Herrn Geheimnis). || Tanch «vr -a (116 ) : „Da redete Jahve zu Mose: Geh, steige hinab!" Ex 32,7. Gott sprach zu Mose: Mich haben die Menschen längst veranlaßt, von liier hinabzufahren, um nach der Verderbnis zu sehen, s. Gn 11,5f.; 18,21; so geh auch du u. steige hinab; es ist genug fttr den Knecht, wenn er ist, wie sein Herr. || SLv 25,23 (4^6 ) : „Ihr mit mir" ~ w =rs (Lv 25,23); es ist genug für den Knecht, daß er ist, wie sein Herr. || ExR 42 ( 9 8 ) : „Geh, steige hinab* (Ex 32,7). R. Abin (I., um 325; IL, um 370) hat gesagt: Gott sprach zu Mose: Es miß falle dir nicht, daß ich zu dir gesagt habe: ,Geh, steige hinab'! Denn siehe, zwei-, dreimal bin ich gleichsam vom Himmel zur Erde niedergefahren, um die Verderbtheit der Menschen zu sehen, wie es heißt (Gn 11,5): „Jahve fuhr hernieder, die Stadt u. den Turm zu sehen"; „wohlan wir wollen hinabfahren" (das. Vers 7); „ich will doch hinabfabren u. sehen* (das. 18,21); auch du, geh u. steige hinab, es ist genug fttr den Knecht, seinem Herrn gleich zu sein taip^ mw rvn^ -13*/?. — Diese sprichwörtliche Redensart findet sich weiter zB Midr Ps 27 § 5 ( 1 1 3 ) ; TanchB -b § 2 3 (40 ). d
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1 0 , 2 5 ® : Wenn s i e den H a u s h e r r n B e e l z e b u l g e n a n n t h a b e n , um w i e v i e l mehr s e i n e H a u s l e u t e ! nooip puXXov Schluß a minori ad majus 8. zu Rom 5,9. || BeeXfrßovX s. bei Mt 18,24.
10,26: N i c h t s i s t v e r h ü l l t , w a s n i c h t o f f e n b a r g e m a c h t , u. v e r b o r g e n , w a s n i c h t b e k a n n t w e r d e n wird. Targ Qoh 12,13f.: Schließlich wird eine Sache, die in der Welt im verborgenen getan wurde, ganz bekanntgemacht u. von allen Menschenkindern vernommen werden; deshalb fürchte das Wort Jahves u. beobachte seine Gebote, daß du dich nicht im ver-
Matth 10, 27 ( t t l . 2 )
579
borgenen schuldig machst; u. wenn du dich schuldig machst, so sei darauf bedacht, in Buße umzukehren; denn also soll der Weg eines jeden Menschen sein. Denn jedes Werk wird Jahve vor den großen Gerichtstag bringen u. ein Ding bekanntmachen, das vor den Menschenkindern verborgen war, ob gut, ob böse. || Aboth 2 , 4 Hillel pflegte zu sagen rt Sage nicht von einem Worte, daß es nicht möglich sei, es zu hören; denn schließlich wird es doch (von andren) gehört werden. Vgl. noch Qoh 10,20. b
10, 27 31;. W a s ihr i n s O h r o eis TO ovg dxovsrs. 1. Es war Sitte,
hört.
— Zur Erklärung dieser Wendung folgendes: daß die gottesdienstlichen
Redner ihre Sabbat
oder Festvorträge nicht unmittelbar an die Menge richteten,
sondern
sich dazu eines besonderen Sprechers »"viot* oder Dolmetschers -^anwi, i^-wnp bedienten.
Der Vortragende yä-n saß, meist wohl auf einem
erhöhten Sitz, während sein Amora neben ihm stand, um das vom Vortragenden ihm Zugeflüsterte laut an die Zuhörer weiterzugeben; s. den Exkurs: Der altjüdische Synagogengottesdienst C, 3. 2. Eine andre Sitte verbot, gewisse esoterische Lehren theosophischen oder kosmogonischen Inhalts öffentlich zu besprechen. Der Lehrer, falls er in diese Lehrstoffe eingeweiht war, übermittelte sie unter vier Augen, auch wohl noch im Flüstertone, seinen vertrautesten Schülern, die sie später unter gleichen Kautelen an ihre eigenen Schüler weitergaben. Diese Lehren galten als Geheimlehren. Chag 2 , 1 : Man darf öffentlich nicht vortragen Uber die Blutschandegesetze vor drei Personen, Uber das Schöpfungswerk nicht vor zwei Personen u. über die Wagenerscheinung (Ezl u. 10) auch nicht vor einem einzelnen, es sei denn, daß dieser ein Gelehrter ist u . ein selbständiges Urteil hat. — Die von der Wagenerscheinung handelnden Worte bereits als Lehre der Gelehrten im Munde des Rabban Jochanan b. Zakkai, t um 80, pChag 2,7 7 », 45; als Lehre des Rabban Jochanan b. Z. selbst TChag 2,1 (233); Chag 14 . — Parallelstelle zur ganzen Mischna s. TChag 2,1 Anfang. (| P siq 1 4 5 : R. Schimcon b.J hocadaq (um 225) ließ den R. Sch muöl b. Nachman (um 260) fragen: Weil ich von dir gehört habe, daß du ein Meister der Haggada bist, so sage mir, von wo das Licht in die Welt ausgegangen ist. Er antwortete: Gott hüllte sich in ein weißes Gewand, u. die ganze Welt leuchtete von dem Glanz seiner Herrlichkeit. Das sagte er ihm im Flüsterton n o « n ^ . Jener erwiderte: Das sagt ja ein ganzer Schriftvers: «Dich hüllend in Licht, wie in ein Gewand, den Himmel ausspannend wie ein Zelttuch * Ps 104,2! Und du sprichst zu mir im Flüsterton? Er sprach: Wie ich es im Fl. vernommen habe, so habe ich es dir im Fl. gesagt. — Dasselbe G n R 3 ( 3 ) ; L v R 3 1 ( l 2 9 ) ; Tanch -s-ip-(123 ); TanchB 'nnpi-i § 7 (62 ) ; Midr Ps 104 § 4 ( 2 2 0 ) ; in ExR 50 (103 ) fehlt der Passus vom FL; in TanchB r"-ös->a § 10 ( 3 ) ist R. Jonathan b. El'azar (um 220) der Fragende. Aber auch andre Lehren, die nicht allgemein anerkannt waren oder die zu Be denken Veranlassung gaben, wurden im Fl. weitergegeben; zB B r a k h 2 2 Bar: Wenn man auf einen, der eine nächtliche Pollution gehabt hat, 9 Qab Wasser gießt, so ist er rein (dies war eine erleichternde Entscheidung). Nachum aus Gimzo (um 90) flüsterte es nvr.b dem R. «Aqiba (f um 135) zu, R.
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Matth 10, 27 ( » ) . 10,28 (Nr. 1)
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R. Hoschaija sprach zu ihm: Warum sagst du das im Fl. zu mir? Er antwortete: Wie ich es im Fl. vernommen habe, so sage ich es dir im Fl. 10,27 23: D a s s o l l t i h r a u f d e n D ä c h e r n xrjQvgaTs ini tav Sapatav.
verkündigen.
— Die Dächer kommen als die höchsten
den Ton weithin tragenden Standörter in Betracht. Tanch OHSB ( 2 4 3 ) : Es lehre uns unser Lehrer: Wie oft wird am Freitag abend in die Posaune gestoßen, damit die Leute von der Arbeit ablassen? So haben uns unsre Lehrer gelehrt: Dreimal wird am Freitag abend in die P. gestoßen. In welcher Weise? Der Synagogendiener nimmt die P. u. steigt auf das höchste Dach der Stadt u. stößt in die P. Wer fern von der Stadt (auf dem Felde) war, trennte sich von seiner Arbeit u. kehrte heim. Beim zweitenmal gingen die Nahen zur Stadt zurück. Beim drittenmal bewahrte man die warmen Speisen (für den Sabbat) auf u. zündete das Licht an. — Die zugrunde liegenden Stellen sind pSchab 17,16 , 41; bSchab 35 . — Vgl. den Gegensatz: „im Flüsterton sprechen" u. „auf dem Markte lehren" B°rakh 22» oben unter V. — Allgemeiner heißt es MQ 16 : Raba ( t 352) hat gesagt: Wer sich mit der Tora drinnen D*:B30 beschäftigt, den macht seine Lehre draußen rinao bekannt. b
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10, 2 8 : F ü r c h t e t
euch
nicht vor denen,
a b e r d i e S e e l e n i c h t zu t ö t e n mehr
den,
der
sowohl
die den L e i b
vermögen; fürchtet
die Seele,
H ö l l e zu v e r d e r b e n
als
töten,
aber
viel
a u c h d e n L e i b in d e r
vermag.
1. Mit denen, „die den Leib töten, aber die Seele nicht zu töten vermögen", sind Menschen gemeint; dabei kommt das Töten der Seele als physisches Vernichten in Betracht; Menschenkraft
hinaus,
während
denn
nur
dieses geht
über
das sittliche Zugrunderichten, einer
Seele durch ihre Verführung zur Sünde gar wohl in andrer Menschen Macht liegt, a Dagegen ist der, welcher sowohl die Seele als auch den Leib zu verderben vermag, Gott. An sich könnte das allerdings auch von einer satanischen Macht ausgesagt sein,b aber der Zusatz iv
ysiwrj
macht die Beziehung auf Gott notwendig. Auch im Rabbin. ist es nur Gott, der das Urteil zum Gehinnom ausspricht, c a. SDt 23, 8 §252 (120»): R. Schimon (um 150) sagte: Die Ägypter haben die Israeliten ins Meer gesenkt u. die Edomiter sind den Israeliten mit dem Schwert ent gegengekommen; u. doch hat sie die Schrift nur auf 3 Generationen (vom Eintritt in die Volk8gemeinde Israel) ausgeschlossen. Die Ammoniter aber u. die Moabiter, weU ' sie den Plan faßten, die Israeliten zur Sünde zu verführen, hat die Schrift mit ewiger Ausschließung ausgeschlossen, um dich zu lehren, daß der, welcher einen Menschen zur Sünde verführt, für ihn schlimmer ist als der, der ihn tötet. Denn der ihn tötet, bringt ihn nicht aus dieser Welt u. (zugleich) aus der zukünftigen Welt; der ihn aber zur Sünde verführt, bringt ihn ans dieser Welt u. (zugleich) aus der.zukünftigen Welt. — NuR 21 (191») Der Mörder tötet in dieser Welt, aber er (der Ermordete) hat Anteil an der zukünftigen Welt; der zur Sünde Verführende tötet in dieser Welt u. (zugleich) für die zukünftige Welt. — Dasselbe Tanch OH-D 239»; TanchB onsu § 4 (76*). — Diese Sätze entsprechen inhaltlich weder Mt 10,28» (denn sie reden nicht von der physischen, sondern von der sittlichen Vernichtung der Seele), noch Vers 2 8 (da sie nicht Gott, sondern Menschen zum Subjekt haben); sie beweisen nur den Gedanken, für den sie oben zitiert sind, nämlich daß Menschen durch ihre Verführungskünste Seelen ver derben können, so daß der Verführer mehr zu fürchten ist als ein Mörder. b. Zur Zerstörung des Leibes u. der Seele durch satanische Mächte s. den Exkurs: Zur altjüd. Dämonologie Nr. 6, e—g. :
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Matth 10,28 (Nr. 1.2)
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C. Zum Gehinnomgericht, d. h. zu dem göttlichen Urteilsspruch, der die Verdammten in den Gehinnom verweist, s. den Exkurs: Sch ol, Gehinnom u. Gan JEden Nr. II, 3. — Ferner B^akh 2 8 : Als Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) erkrankt war, gingen seine Schuler zu ihm, um ihn zu besuchen. Als er sie sah, fing er an zu weinen. Seine Schäler sprachen zu ihm: Leuchte Israels, rechte Säule (1 Kg 7,21), starker Hammer, warum weinst du? Er antwortete: Wenn man mich vor einen König von Fleisch u. Blut führte, der heute hier u. morgen im Grabe ist, so wäre sein Zorn, falls er mir zürnte, kein ewiger Zorn, u. falls er mich fesselte, wäre seine Fessel keine ewige Fessel, u. falls er mich tötete, wäre sein Töten kein ewiges Töten; auch könnte ich ihn mit Worten versöhnen u. mit Geld bestechen, u. trotzdem würde ich weinen. Und jetzt führt man mich vor den König aller Könige, den Heiligen, gepriesen sei er! der in alle Ewigkeiten lebt u. besteht.. Falls er mir zürnt, ist sein Zorn ein ewiger Zorn, u. falls er mich fesselt, ist seine Fessel eine ewige Fessel, u. falls er mich tötet, ist sein Töten ein ewiges Töten. Auch kann ich ihn nicht mit Worten versöhnen noch mit Geld bestechen; u. nicht bloß dies, es sind vor mir auch zwei W e g e : der eine ist der zum (himmlischen) Gan tEden u. der andre ist der znm Gehinnom, u. ich weiß nicht, welchen man mich fuhren wird — da sollte ich nicht weinen? Sie sprachen zu ihm: Unser Lehrer, segne uns! Er sprach zu ihnen: Es sei wohlgefällig (vor Gott), daß die Furcht vor dem Himmel ( = Gott) auf euch sei, wie die Furcht vor Fleisch u. Blut Seine Schüler sprachen zu ihm: So weit (nur soll die Furcht Gottes auf uns sein, wie die vor Menschen auf uns ist)? Er antwortete: Wenn es doch so wäre (daß ihr Gott ebenso fürchtetet wie die Menschen)! Wisset, wenn ein Mensch eine Sünde begeht, sagt er: daß mich nur kein Mensch sieht! (Möchtet ihr euch nur ebenso vor dem Auge Gottes fürchten!) — Dasselbe AbothRN 25 ( 7 ) . II Sanh 91»: (Der Kaiser) Antoninus sprach zu Rabbi: Leib u. Seele können sich vom (jüngsten) Gericht freimachen. Wie denn? Der Leib kann sagen: Die Seele hat gesündigt; denn seit dem Tage, da sie aus mir geschieden ist, siehe, liege ich wie ein Stein im Grabe da. Die Seele dagegen kann sagen: Der Leib hat gesündigt; denn seit dem Tage, da ich aus ihm geschieden bin, siehe, schwebe ich in der Luft wie ein Vogel! Rabbi erwiderte: Ich will dir ein Gleichnis sagen. Ein König von Fleisch u. Blut hatte einen schönen Garten, in welchem sich schöne Frühfeigen befanden. Er setzte zwei Wächter hinein, einen lahmen u. einen blinden. Da sprach der Lahme zu dem Blinden: Ich sehe schöne Frühfeigen im Garten; komm, laß mich (auf deinen Schultern) reiten, so wollen wir sie uns zum Essen holen! So holten sie sie sich u. aßen sie. Nach einigen Tagen kam der Besitzer des Gartens u. sprach zu ihnen: W o sind die schönen Frühfeigen geblieben? Der Lahme antwortete: Habe ich denn Füße, um gehn zu können? Der Blinde antwortete: Habe ich denn Augen, um sehn zu können? Was tat der Besitzer? Er ließ den Lahmen auf dem Blinden reiten u. richtete beide zusammen. So wird auch Gott die Seele bringen u. sie in den Leib hineinstreuen (bei der Auferstehung) u. dann beide zusammen richten, s. Ps 5 0 , 4 : „Er ruft zum Himmel empor droben*, das bezieht sich auf die Seele, „u. zur Erde, um sein Volk zu richten*, das bezieht sich auf den Leib. — Nach LvR 4 (107 ) ist R. Jischmafel (f um 135) der Autor; in Tanch tt-ip^i 1 3 5 als Bar; in TanchB tnp-n S i l ( 4 ) anonym; in M°kh Ex 15,1(43 ) nur der Anfang, u. zwar in andrer Fassung. || AbothRN 4 ( 2 0 ) : Fürchte dich nicht vor einem untern Gerichtshof; denn siehe, deine Zeugen ( = die gegen dich zeugen) lieben das Geld (können bestochen werden); vielmehr furchte dich vor dem oberen (himmlischen) Gerichtshof; denn sie werden droben gegen dich zeugen, u. nicht bloß dies, sondern sie rufen Stunde für Stunde Streit wider dich aus. e
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2. fir] tpoßfilo&e. Über die prinzipielle Stellung der alten Synagoge zum Martyrium s. oben S. 221 ff. Die gefeiertsten jüdischen Märtyrer, deren Ende ausführlicher be schrieben ist, waren J u l i a n u s u. P a p p u s zur Zeit des Trajanus, Ta*an 1 8 ; SLv 22, 32 (403»); M g Ta?an 12; pTa?an 2, 66", 19; p M g 1,70 , 44 b
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Matth 10,28 (Nr. 2). 10, 29 ( « . 8 1 )
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Midr Qoh 3,17 ( 2 1 ) ; S mach 8 ( 1 6 ' ) ; Midr Qoh 9,10 ( 4 2 ) ; SLv 26,19 (452 ); R. f A q i b a , hingerichtet um 135 während der hadrianischen ReligionsVerfolgung, B rakh 6 1 ; p 0 , 1 4 , 50; pSota 5 , 2 0 , 43; M n 2 9 P ° s 5 0 ; B B 1 0 ; die b e i d e n B r ü d e r S c h m a * j a u. A c h i j j a , Tafan 18 , 11; ferner s. Raschi z u P s 5 0 u. BB 1 0 ; R. Chananja b. T r a d j o n verbrannt um 135, *AZ 18»; S mach 8 ( 1 6 ) ; TrKalla 1 8 ; SDt32,4 §T807 (133"); J h u d a b. B a b a , f um 135, Sanh 14»; fAZ 8 . — Eine öfters gebrachte Märtyrerliste umfaßt 10 Namen; die älteste dürfte die in Midr KL 2,2 ( 6 2 ) sein: R, J i s c h m a f e l ( f um 135), R a b b a n G a m l i e l (sicher falsch), R. J s c h e b a b , R. J°huda b. B a b a , R. C h u p i t h der D o l m e t s c h , R. J h u d a der B ä c k e r , R. Chananja b. T r a d j o n ; R. f A q i b a , Ben fAzzai u. R. T a r p h o n ; für den letzten setzen andre R. E h a z a r C h a r s a n a ein. Dasselbe mit Abweichungen Midr Ps 9 § 13 (44 b ) Midr maw n?x in Beth ha-Midr 2, 66; Midr von den 10 Märtyrern, das. <>, 20. — Ein Teil dieser Berichte oben S. 223 bei Mt 5,10. tt
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10, 29 %: V e r k a u f t man n i c h t z w e i S p e r l i n g e für ein A s ? 1. Svo OTQov&ia. — Nach Lv 14, 4 ff. gehörten zwei reine Vögel zum Reinigungsopfer des Aussätzigen. Da nun -nca auch speziell den Sperling bezeichnet (s. Lewysohn, Zoologie 187), so wäre es nicht unmöglich, daß auch Sperlinge zu jenem Opfer verwendet worden sind. In diesem Fall würde der Einkauf von Sperlingen nichts Ungewöhnliches gewesen sein. Allerdings geben die LXX, die sonst -nax mit aroov&iov übersetzen (zB Ps 11,1; 8 4 , 3 ; 104,17; 124, 7), gerade Lv 14, 4 ff. das Wort mit dem allgemeinen bovi&iov wieder. 2. ccaaaQiov. — daaäqiov = -IÖ^X s. S. 291 bei Mt 5, 26. Die Gering fügigkeit des Wertes war sprichwörtlich. CHBS
Chull 12,5: Man soll nicht die Vogelmutter samt den Jungen nehmen (vgl. Dt 22,6), auch nicht um den Aussätzigen zju reinigen (wozu es eines Vogelopfers bedurfte Lv 14,4 ff.). Wenn nun bei einem Gebote, das so geringfügig ist wie ein As ->o*83 K-nre, die Tora sagt: „Damit es dir wohl ergehe u. du lange lebest' Dt22,7, um wieviel mehr wird solches dann gelten bei den schweren (wichtigen) Geboten in der Tora.
10,29 0 : Und d o c h fällt n i c h t e i n e r v o n i h n e n auf die E r d e o h n e e u r e n V a t e r . 1. pSch"bi?ith 9, 3 8 , 22: R. Schimfon b. Jochai (um 150) hielt sich 13 Jahre lang in der Johannisbrothöhle von Gadara verborgen, bis sein Körper mit Hautausschlägen überzogen war. Nach Verlauf der 13 Jahre dachte er, ob ich nicht hinaustrete u. sehe, was für Kunde in der Welt ist? (Er war während der Religionsverfolgung geflüchtet u. hofft jetzt auf günstige Botschaft.) Er trat hinaus u. setzte sich an den Eingang der Höhle; er sah einen Jäger, der Vögel fing u. sein Netz ausspannte. Sooft er eine Himmelsstimme hörte, welche „frei* rief, war d
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So nach Graetz, Gesch. d. Juden 4, 473 statt rusiipr; auch in den Parallelstellen ist das Wort verderbt.
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der Vogel gerettet (er wurde nicht gefangen). Da sprach er: Ein Vogel geht nicht zugrunde ohne den Himmel ( = Gott), um wieviel weniger der Mensch! — Parallelstellen: P s i q 8 8 ; GnR 79 ( 5 1 ) ; Schab 33 ; Midr Qoh 10,8 ( 4 7 ) ; Midr Esth 1,9 (89-); Midr Ps 17 § 13 (67 ). e
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2. A l l g e m e i n e r e S ä t z e ü b e r die g ö t t l i c h e V o r s e h u n g . a
, l o m a 8 8 : Ben < Azzai (am 110) hat gesagt: Mit deinem Namen wird man dich rufen u. anf deinen Platz wird man dich setzen u. von dem Deinen wird man dir geben (d. h. an dem dir von Gott Bestimmten können Menschen nichts ändern). Kein Mensch darf etwas anrühren, das einem andren zugedacht ist, u. keine Herrschaft berührt sich mit einer andren auch nur um Haarbreite. (Der Nachfolger tritt das Amt erst an, wenn der Vorgänger tot oder zurückgetreten ist.) || Chull 7 : Es heißt: „Jahve ist Gott, keiner sonst außer ihm" Dt 4,35. R. Chanina (um 225) bat gesagt: Auch die Zauberer sind nichts ohne ihn. Ein Weib nahm immer wieder Erde unter dem Fuß des R. Chanina fort. Er sprach zu ihr: Nimm nur fort, dein Vorhaben wird dir nicht gelingen; es steht geschrieben: „Es ist keiner außer ihm." Aber R. Jochanan (f 279) hat doch gesagt: Warum heißt ihr Name O«ES= Zauberer? Weil sie die obere Familie (den himmlischen Gerichtshof samt seinen Beschlüssen) schwächen. Bei R. Chanina verhielt es sich anders, weil sein Verdienst sehr groß war. Ferner hat R. Chanina gesagt: Kein Mensch verwundet seinen Finger hier unten, man hätte es denn oben über ihn ausgerufen; s . P s 37,23: „Von Jahve werden die Schritte des Mannes bestimmt" (so der Midr) u. Spr 20,24: „Der Mensch, wie wenig hat er Einsicht in seinen Weg!" II Sanh 2 9 : Rab Aschi (t 427) hat gesagt: . . . Sieben Jahre kann die Pest dauern u. es stirbt doch niemand, wenn nicht seine Zeit da ist. II Schab 1 0 7 : Rabbah (f 330) hat gesagt: Ein Autor (Rab, s. «AZ 3 ) hat doch gesagt: Gott sitzt u. ernährt (die Welt) von den Hörnern der Büffel an bis hin zu den Eiern des Ungeziefers. II B B 9 1 : Rab (f247) bat gesagt: Selbst den Brunnenaufseher setzt man vom Himmel aus (in sein Amt). b
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3. G ö t t l i c h e V o r s e h u n g u. m e n s c h l i c h e F r e i h e i t . Aboth 3,15f.: (R. cAqiba, t um 135, hat gesagt:) Alles ist (von Gott) vorhergesehen, aber die Freiheit (der Entscheidung) ist dem Menschen gegeben; mit Güte wird die Welt gerichtet, aber alles richtet sich nach der Mehrheit des (menschlichen) Tuns. (Das Endurteil über den Menschen wird festgesetzt, je nachdem die Mehrzahl seiner Werke gut oder böse ist.) Derselbe hat gesagt: Alles wird auf Pfand gegeben u. ein Netz ist ausgebreitet über alle Lebenden (niemand kann sich der Verantwortlichkeit u. der Rechenschaftsablegung entziehen). Der Kramladen ist geöffnet u. der Krämer (Gott) leiht; aber auch die Schreibtafel ist aufgeschlagen u. die Hand schreibt; wer borgen will, der komme u. borge; aber auch die Eintreiber ( = Strafengel) gehen be ständig umher an jedem Tage u. fordern vom Menschen die Schuld ein, er mag ea wollen oder nicht; sie haben auch, worauf sie sich stützen (nämlich die Eintragungen auf der Schreibtafel); das Gericht ist ein Gericht der Wahrheit u. alles ist für das Mahl (in der seligen Ewigkeit) zubereitet. II B«rakh 3 3 b R. Chanina (um 225) hat ge sagt: Alles liegt in der Hand des Himmels ( = Gottes) mit Ausnahme der Gottesfurcht, s. Dt 10,12: „Und nun Israel, was fordert Jahve dein Gott von dir, außer daß du Jahve deinen Gott furchtest!" — Dasselbe M g 2 5 ; Nidda 16 b. _ Formell ähnlich ist BM 107 b : R. Chanina hat gesagt: Alles liegt in der Hand des Himmels mit Ausnahme der Er kältung u. der Erhitzung (wörtlich: der Eisschollen u. der Kohlen), 8. Spr 22,5: „Eis schollen u. Kohlen (so der Midr) liegen auf dem Wege des Verkehrten; wer sein Leben bewahren will, hält sich fern von ihnen." Ebenso BB 144b; {AZ 3b; als Bar: K t h 3 0 . | | Tanch "iipi 1 2 7 : Wenn ein Mensch seiner Frau beiwohnt, winkt Gott dem Engel zu, der über die Empfängnis gesetzt ist u. dessen Name Lajla (Nachtengel) ist, u. spricht zu ihm: Wisse, daß in dieser Nacht ein Mensch aus dem Samen des u. des gebildet :
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* a-co» wird als Notarikon (s. Einl. 107 Nr. 30) gedeutet = ' r A * ö bv t»"bni •po-ns*.
Matth 10,29 ( » 3). 10, 30. 32
584
wird; behalte es u. habe acht auf diesen Tropfen; nimm ihn in deine Hand u. streu« ihn auf der Tenne aus in 365 Teile. Der Engel tut also, nimmt ihn sofort in seine Hand u. bringt ihn vor den, der sprach u. es ward die Welt, u. spricht vor ihm: Ich habe getan nach allem, was du mir befohlen hast; was soll über ihn beschlossen werden? Sofort beschließt Gott über den Tropfen, was er werden soll, ein Mann oder eine Frau, ein Schwächling oder ein Held, arm oder reich, kurz (klein) oder lang, häßlich oder schön, dick oder dünn, verachtet oder geehrt; u. ebenso beschließt er über alles, was ihm begegnen soll. Aber ob er ein Gerechter oder ein Gottloser werden soll, beschließt er nicht; das legt er in die Hand des Menschen allein, wie es heißt Dt 30,15: Siehe, ich lege dir heute vor das Leben u. das Heil, u. den Tod u. das Un heil. _ Vgl. Sota 2 » : Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Vierzig Tage vor der Bildung des Kindes geht eine Himmelsstimme aus, welche ruft: Die Tochter des u. des ist für den u. den bestimmt, das Haus des u. des für den u. den das Feld des u. des für den u. den. || Zu den Meinungsverschiedenheiten der Pharisäer u. Sadduzäer über unsre Frage s. Josephus im Exkurs: Die Ph. u. die Sadd. e
10,30: A u c h die H a a r e e u r e s K o p f e s sind alle g e z ä h l t . a
BB 1 6 wird aus der Fürsorge Gottes für das menschliche Haar die für den Menschen selbst veranschaulicht: Es heißt Hi 9,17: „Er, der im Sturmesbrausen mich zermalmte u. mehrte meine unverdienten Wunden." Rabbah (f 330) hat gesagt: Hiob hat mit dem Wort n-yo ( = Sturmesbrausen) gelästert u. mit dem Wort m*o ( = Haar) hat man ( = Gott) ihm die Antwort gegeben. Mit dem Wort myo hat er gelästert, denn es heißt: „Der im Sturmesbrausen mich zermalmte." Er sprach vor ihm: Herr der Welt, vielleicht zog ein Sturmwind an dir vorüber u. es begegnete dir eine Ver wechselung zwischen a v s (Hiob) u. a-ns (Feind)! Mit dem Wort myo hat man ihm die Antwort gegeben, denn es heißt Hi 38, lff.: „Es antwortete Jahve dem Hiob von myo (nach dem Midr: vom Haar aus) u. sprach: Gürte doch, wie ein Mann, deine Lenden! Ich will dich fragen u. du tu mir Bescheid!" Gott sprach zu ihm: Viele Haare habe ich am Menschen geschaffen u. für jedes einzelne Haar habe ich ein Grüb chen für sich geschaffen, damit nicht zwei saugen möchten aus Einem Gr.; denn wenn zwei Haare aus Einem Gr. saugen würden, so würden sie das Augenlicht des Menschen dunkel machen. Zwischen dem einen Gr. u. dem andren ist mir keine Ver wechselung begegnet, zwischen Hiob u. einem Feind sollte mir eine Verw. begegnet sein?! — || Ähnlich äußert sich R. Levi (um 300) TanchB y^irn § 8 ( 1 8 - ) . Hier ist noch Hi38,25 mit herangezogen: „Wer spaltet der Regenflut qiav Kanäle?" mit der Bemerkung: In Arabien nennt man das Haar sBt?w. Hiernach ist also Hi 38,25 gedeutet worden: Wer spaltet dem Haar seinen Kanal d. h. sein Grübchen? Zum Schluß heißt es dann* Gott sprach zu Hiob: Auch dem Haar an dir habe ich sein Gr. geschaffen u. ein (bestimmtes) Maß habe ich ihm gemacht, wie es heißt: Wer spaltet dem Haar seinen Kanal? | Darauf folgt: Es geschab, daß ein Priester, der die Aussatzschäden zu besichtigen pflegte, verarmte; er wollte deshalb ins Ausland gehn u. rief sein Weib u. sprach: Weil die Leute zu mir zu kommen pflegen, um ihre Aussatzscbäden be sichtigen zu lassen, so komm, daß ich dich unterweise, damit du die Aussatzschäden besichtigen magst. Wenn du siehst, daß der Quell (das Grübchen) des Haares eines Menschen vertrocknet, so wisse, daß er mit Aussatz geschlagen ist; denn jedem ein zelnen Haar hat Gott seinen Quell für sich geschaffen, damit es daraus trinke; ver trocknet sein Quell, so vertrocknet das Haar. Da sprach sein Weib: Wie, wenn Gott jedem einzelnen Haar einen Quell für sich geschaffen hat, daß es daraus trinke, sollte dann Gott dir, der du ein Mensch bist u. der du sehr viele Haare an dir hast u. der du deine Kinder ernähren sollst, nicht erst recht den Lebensunterhalt bestimmen ? Deshalb ließ sie ihn nicht ins Ausland ziehen. — Dasselbe Tanch y-an 154 - . a
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10,32: J e d e r , d e r m i c h v o r den M e n s c h e n b e k e n n e n w i r d . öpoXofrjasi iv ifioi = 'a rn-in.
Matth 10,32.33. 34 (Nr. 1.2)
585
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GnR 53 ( 3 4 ) : „In Isaak soll dir Same genannt werden* Gn 21, 11, pns-a. R.
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10,33: Wer mich aber v e r l e u g n e n
wird.
oanq d' av uQvrprpai pe. — Rabbin. "ifi^, I B ? . Schab 1 1 6 : R. Tarphon (um 110) hat gesagt: Wenn jemand einen verfolgt, um ihn zu töten, oder wenn eine Schlange heraneilt, ihn zu beißen, so laufe der Verfolgte in einen Götzentempel, aber nicht in ein Haus dieser Minim ( = Judenchristen). Denn diese kennen (Gott) u. verleugnen yitn ihn, jene aber kennen ihn nicht u. verleugnen ihn; u. über sie sagt die Schrift Jes 57, 8: Hinter die Tür u. den Pfosten setztest du dein Denkzeichen. („Hinter" die Tür, statt „an" die Tor Dt 6, 9; 11, 20 als Zeichen der Verachtung u. des Abfalls.) Dasselbe TSchab 13, 5 (129). || P siq 1 6 3 : R. Juda b. Simon (um 320) hat gesagt: Es heißt Hos 14, 2 : Kehre zurück, Israel, zu Jahve deinem Gott, d. h. selbst wenn du Gott verleugnet hast *ip*9a m r o . || BB 1 5 4 : R. Z < ira (um 300) hat gesagt: Wenn R. Jochanan (f 279) den R. EKazar (um 270), seinen Schüler, verleugnen sollte a iica" (indem er eine Halakha desselben nicht an erkennt), wird er dann auch seinen Lehrer, den R. Jannai (um 225) verleugnen -nta^ (der dasselbe gelehrt hat)? || < A Z 4 6 : R.
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1 0 , 3 4 : Ich bin n i c h t g e k o m m e n , F r i e d e n zu s o n d e r n ein S c h w e r t .
bringen,
1. juaxatpa ist in der Form ^y^=/u*xatiptor ins Rabbin. übergegangen. b
GnR 99 ( 6 3 ) : „Ihre Mordwaffen" Bn-rn«*? Gn 49, 5. R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Das ist das griech. Wort pa^ttigiov •p'va»; denn so nennen sie die Schwerter. — Dasselbe anonym Tanch -n-i 5 7 . || LvR 33 ( I 3 0 ) : „Tod u. Leben ist in der Hand der Zunge" Spr 18, 21. Aquilas hat übersetzt: Löffel u. Schwert ftvatgov paxaigiov »itas*» r-<*a»; Tod auf der einen u. Leben auf der andren Seite. || GnR 88 ( 5 6 ) : Rab (t 247) hat gesagt: Ein kurzes Schwert y s v hatten Bigthan u. Teresch, Esth. 2, 21, in ihre Schuhe gesteckt. a
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2. Die Tage des Messias als eine Periode des Schwertes. a
GnR 42 ( 2 6 ) : R. Etfazar b. Abina (um 340) hat gesagt: Wenn du siehst, daß ein Reich sich wider das andre (zum Kampfe) erregt, dann sieh dem Kommen des Messias entgegen. Wisse, daß dem so ist: denn siehe, weil in den Tagen Abrahams die Reiche sich widereinander erregten, kam dem Abraham die Erlösung, s. Gn 14. || Sanh 9 7 Bar: In der Jahrwoche, in welcher .der Sohn Davids ( = Messias) kommt, werden im siebenten Jabr Kriege sein u. am Ausgang des siebenten Jahres kommt der Sohn a
Matth 10,84 (Nr. 2. 8). 10,35
586 1
Davids. 1| Daselbst 97 b: Rab Chanan b. Tachlipha Hen dem Rab Joseph (f 383) sagen: Ich habe einen Menschen getroffen, in dessen Hand sich eine Rolle befand, die asfinrith (Quadratschrift) u. in der heiligen Sprache geschrieben war. Ich sagte zn ihm: Woher hast dn diese? Er antwortete mir: Ich habe unter den Truppen Roms gedient u. fand sie in einem römischen Archiv. Hierin stand geschrieben: Nach 4291 Jahren seit der Weltschöpfung wird die Welt verwaist sein; einen Teil von ihnen (nämlich den Schlußteil) machen die Kriege der Seeungeheuer (der Weltreiche) u. die Kriege Gogs u. Magogs aus, u. den Rest bilden die Tage des Messias. Erneuern aber wird Gott seine Welt erst nach 7000 Jahren. — Ferner s. Exkurs: «Vorzeichen der messian. Zeit', Anfang.
3. ßaXelv siQrjvrjr = eib^ b*ur\ »Frieden werfen" = Frieden stiften oder bringen. 1
LvR 9 ( I I I ' ) : Bar Qappara (um 220) hat gesagt: Groß ist der Friede; denn die heiligen Schriften reden Erdichtetes in der Tora, um Frieden zu stiften oiVo V»on^ zwischen Abraham u. Sara; vgl. Gn 18,12: „Da mein Herr alt ist" mit Vers 13: „Da ich alt bin." — Pea 1,1: Dies sind die Dinge, deren Zinsen (Früchte) der Mensch in dieser Welt genießt, während ihm das Stammkapital (der eigentliche Lohn) anstehen bleibt für die zukünftige Welt: Die Ehrfurcht gegenüber den Eltern, Liebeserweisungen, das Fliedenstiften SIVB r-sar: zwischen einem Menschen u. seinem Nächsten u. das Tora studium vor ihnen allen.
10,35: Ich bin g e k o m m e n , einen M e n s c h e n zu e n t z w e i e n mit s e i n e m V a t e r usw. So^a 9, 15: Kurz vor dem Auftreten des Messias wird die Unverschämtheit groß werden u. der Druck (der Gewalthaber) zunehmen. Der Weinstock gibt seine Frucht, aber der Wein ist teuer. Die Regierung wendet sich zur Ketzerei u. es gibt keine Zurechtweisung. Das Versammlungshaus wird zur Unzuchtsstätte, Galiläa wird ver wüstet u. Gablan ( = Gebalene?) verheert werden u. die Einwohner des Grenzlandes bia;n ziehen von Stadt zu Stadt u. finden kein Erbarmen. Die Weisheit der Gelehrten wird stinkend, u. die sich vor der Sünde scheuen, werden verachtet u. die Wahrheit wird vermißt. Jünglinge beschämen das Angesicht der Greise, Greise stehen auf vor Knaben, der Sohn verunehrt den Vater, die Tochter lehnt sich wider ihre Mutter auf, die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter, die Feinde des Mannes sind seine Hausgenossen (vgl. Micha 7, 6). Das Aussehen des Geschlechts (der dann lebenden Generation) ist wie das Aussehen des Höndes, indem der Sohn sich nicht vor seinem Vater schämt. Auf wen sollen wir uns stützen? Auf unsren Vater, der im Himmel ist. — Naeh der Bar Sanh 9 7 gehören die Anfangs- u. Schlußsätze dem R. N chemja, der mittlere Passus dem R. J huda an, die beide um 150 lebten. — In Derekh Erec Zuta 6 wird die Ausführung des R. Jehuda dem Rabban Gamliöl (um 90) u. in Midr HL 2,13 (101 ) dem Resch Laqisch, um 250, beigelegt, während als Autor der Schluß sätze (Jünglinge beschämen das Angesicht der Greise usw.) R. N°horai, um 150, ge nannt wird. || Aus den Pseudepigraphen gehören hierher Jubil 23,19: Sie werden streiten, diese mit jenen, Jünglinge mit alten Leuten, alte Leute mit Jünglingen, der Arme mit dem Reichen, der Niedrige mit dem Großen, der Bettler mit dem Mächtigen wegen des Gesetzes u. wegen des Bundes. Denn sie haben Gebot u. Bund u. Fest u. Monat u. Sabbat u. Jubiläen u. alle Rechtsbestimmung vergesseu. || Henoch 100, 2 : Ein Mann wird seine Hand nicht mitleidig zurückhalten, seinen Sohn oder Enkel zu er schlagen; der Sünder wird seine Hand nicht zurückhalten, seinen verehrtesten Bruder zu töten. || 4 Esra 6, 24: In jener Zeit werden Freunde einander als Feinde bekämpfen, daß die Erde samt ihren Bewohnern sich davor entsetzt. — Vgl. auch Exkurs: V o n . der messian. Zeit Nr. I. a
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In Midr HL 2,13 (101 ) wird R. Jochanan, 1279, als Autor dieses Satzes genannt.
Matth 10,37.38. 39 10,37: W e r V a t e r o d e r M u t t e r ist m e i n e r nicht Die
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mehr l i e b t als m i c h , wert.
Liebe zu den Eltern steht gegenüber der Liebe zu Gott, zur
Tora u. zum Lehrer in zweiter. Linie. J b 5 Bar: Soll etwa die Ehrfurcht gegen den Vater u. die Mutter den Sabbat verdrängen? (Darf ein Kind aus Gehorsam gegen der Eltern Befehl den S. entheiligen?) Die Schrift sagt lehrend: „Ein jeder hege Ehrfurcht vor seiner Mutter u. seinem Vater, u. meine Sabbate sollt ihr beobachten: ich bin Jahve euer Gott" Lv 19, 3. Ihr alle (Eltern u. Kinder) seid verpflichtet, mich (Gott) zu ehren. (Also geht die Ehrfurcht gegen Gott der gegen die Eltern vor.) Vgl. BM 32?. || BM 2 , 1 1 : Hat ein Mensch etwas verloren u. ebenso sein Vater, so geht.sein eignes Verlorenes vor; hat ein Mensch etwas verloren u. ebenso sein Lehrer, so geht sein eignes Verlorenes vor; hat sein Vater etwas verloren u. ebenso sein Lehrer, so geht das Verlorene seines Lehrers vor; denn sein Vater hat ihn in diese Welt gebracht, aber sein Lehrer, der ihn Weisheit lehrt,. bringt ihn in das Leben der zukünftigen W e l t Wenn jedoch sein Vater ein Gelehrter ist, so geht das Verlorene seines Vaters vor. — Wenn sein Vater u. sein Lehrer eine Last tragen, so hilft er erst die seines Lehrers niederlegen u. hinterher hilft er die seines Vaters niederlegen. Ist sein Vater u. sein Lehrer im Gefängnis, so löst er erst seinen Lehrer aus u. hinterher löst er seinen Vater aus. Wenn, aber Bein Vater ein Gelehrter ist, so löst er erst seinen Vater aus u. hinterher seinen Lehrer. — Hör 1 3 Bar: Wenn ein Mensch u. sein Vater u. sein Lehrer im Gefängnis sind, so geht er seinem Lehrer u. der Lehrer seinem Vater vor; seine Mutter aber geht allen vor (weil sie als Gefangene der Schändung preisgegeben ist). || Joseph. Ant. 11, 5, 4 wird von denen, die zur Zeit Esras ihre heidnischen Frauen u. deren Kinder entließen, gesagt, daß sie die Beobachtung der Gesetze höher stellten als die Liebe zu jenen. c
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10,38: W e r sein K r e u z n i c h t
nimmt.
Die Wendung aiavodv Xa/ißdvsir findet ihre Erklärung aus der Sitte, d a ß der Verurteilte selbst sein Kreuz zur Richtstätte tragen mußte. GnR 56 ( 3 6 ) : „Abraham nahm das Brandopferholz u. legte es auf seinen Sohn Isaak* Gn 22, 6. Wie einer der das Kreuz aibs auf seiner Schulter trägt. — Ähnlich P'siq R 31 (143 ). — Nichtjüdische Zeugnisse s. Cremer, Wörterbuch der neutestamentl. Gräcität unter atavgög; vgl. auch 0 . Zöckler, Das Kreuz Christi, 1875, S. 102. c
b
Die Redensart
„das Kreuz auf sich nehmen" im Sinne von „den
Leiden sich unterwerfen"
scheint in der älteren rabbin. Literatur sich
nicht zu finden: diese gebraucht dafür
m
die Verbindung ^Gi
Pap =
„Leiden oder Züchtigungen annehmen". B'rakh 5 : Raba (t 352) hat gesagt, Rab Chisda (f 309) habe gesagt, Rab Huna (t 297) habe gesagt: An wem Gott Wohlgefallen hat, den zerschlägt er mit Leiden, 8. Jes 53,10: „Jahve gefiel es ihn durch Krankheit.zu zerschlagen." Auch wenn er sie nicht aus Liebe hinnimmt (nVap)? Die Schrift sagt lehrend Jes 53, 10: „Wenn du zum Schuldopfer seine Seele machst." Wie das Scbuldopfer mit Wissen u. Willen, so auch Leiden mit Wissen u. Willen. Wenn er sie hinnimmt (obap), was ist sein Lohn? Jes 53,10: „So wird er Nachkommenschaft sehen, lange Tage leben"; u. nicht bloß dies, sondern es wird auch sein Erlerntes in seinem Besitz sich erhalten, s. Jes 53,10: „Was Jahve wohlgefällt, wird in seiner Hand gelingen." || B*rakb 6 2 » : R. Ammi (um 300) u. R. Asi (um 300) sagten: Wir haben aus der Tradition gelernt: Die (richtige) Hinnahme von Leiden -nc^-T n\z?_ ist Schweigen u. Beten. a
10,39: Wer seine Seele seine Seele verliert a
wird sie verlieren,
u. w e r
um m e i n e t w i l l e n , d e r w i r d s i e
findet,
finden.
Tamid 6 6 (andre Ausgaben 32"): (Zehnerlei fragte Alexander von Mazedonien die
Matth 10,39.40 ( « 1 )
588
Ältesten des Südens:) . . . Was soll der Mensch ton, damit er lebe? Sie antworteten* Er tüte sich selbst! Und was soll der Mensch tun, damit er sterbe? Sie antworteten» Er lebe sich selbst (i«*» T K n-n-; das Verlram ist im Hebr, transitiv gemeint: „er belebe sich selbst" = er gebe sich dem Wohlleben hin). || B*rakh 6 3 : Resch Laqisch (nm 250) hat gesagt: Woher, daß die Worte der Tora nur bei demjenigen Bestand be halten, der sich selbst um ihretwillen tütet? Es heißt Nu 19,14: Das ist (rechtes) Tora studium, wenn der. Mensch im Zelt (in den Hütten der Tora) stirbt (so der Midr) Dasselbe Schab 88b; Git 57b. || Zu der Wendung „die Seele verlieren* vgL AbothRN ed. Schechter 8 9 : Wer ein Wort des Gesetzes bewahrt, bewahrt seine Seele «rgto^ tun y^i u. wer ein Wort des Gesetzes zugrunde richtet, richtet seine Seele zugrunde KÜM S T » J •IXK>?. — Ferner TMSch 3,18 (92): Es geschah einmal, daß Rabban Schimfon b . Gamliel (um 140), R. J huda u. R. Jose (beide um 150) zu einem Besitzer in K°zib gingen; sie sprachen: Man hat keine Kenntnis davon, wie der Besitzer seine Früchte ordnungs mäßig verzahntet. Als er sie bemerkte, brachte er ihnen einen Kasten voll Golddenare. Sie sprachen zu ihm: Wie verzehntest du ordnungsmäßig deine Früchte? Er antwortete: Ich sage so: Der zweite Zehnt, der in Betracht kommt, der sei ausgelöst durch dieses As I S * * ! Sie sprachen: Geh u. iß dein Geldj du hast Geld gewonnen (verdient man-ort), aber du hast Seelen vertilgt* (verloren) MTBBS H T O T I ||SNu 25,1 § 181 ( 4 7 ) : Ein Gleichnis. Ein Centurio (Hauptmann T^ts-p) vollendete seine Dienstjahre, ohne seinem ersten Centurio zu dienen; vielmehr floh er u. machte sich davon. Der König ließ ihn holen u. erklärte ihn für schuldig. Bevor er abgeführt wurde, um getötet zu werden, sprach der König: Füllet ihm .ein Maß mit Golddenaren u. bringt es zu ihin hinaus. Man sagte zu ihm: Wenn du gehandelt hättest, wie deine Genossen gehandelt haben, so würdest du das Maß Golddenare hingenommen haben u. deine Seele (dein Leben) wäre dein; jetzt hast du deine Seele verloren ivti < n. hast dein Geld verloren. Ebenso verhält es sich mit einer Priestertochter, die gehurt hat (u. zum Ver brennungstode abgeführt wird): der Hobepriester geht vor ihr einher u. sagt zu ihr: Wenn du gehandelt hättest, wie deine Mütter gehandelt haben, so wärest du würdig, daß aus dir ein Hoherpriester wie ich hervorginge; aber jetzt hast du dich selbst ver loren -vsy rtc n a x u. hast deine Ehre verloren! || Das Substantivum nqqjj - H S - K ± = „Verlust, Einbüßung des Lebens" liest man zB BQ 15 : In dem einen Fall handelt es sich um den Verlust des Lebens, in den beiden andren Fällen handelt es sich nicht um den Verlust des Lebens. || Ein Ausspruch Hillels (um 20 v. Chr.) lautet Aboth 1,13: Breitet der Name sich aus, geht der Name zugrunde natt. (Die Sucht, sich einen großen Namen zu machen, führt leicht das Gegenteil herbei.) — Dazu heißt es AbothRN 12: Das lehrt, das man dem Menschen keinen (großen) Namen bei der Herrschaft (heid nischen Regierung) machen soll; denn wenn man ihm solchen Namen macht, richten sie ihre Augen auf ihn, u. töten ihn u. nehmen ihm seine Habe. b
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1 0 , 4 0 $ : W e r e u c h a u f n i m m t , n i m m t m i c h auf. 1. Lob der Gastfreundschaft im allgemeinen. a
Schab 1 2 7 : Rabbi Jochanan (f 279) hat gesagt: Ebenso groß ist die Gastfreund schaft (wörtlich: die Aufnahme von Wanderern), wie der frühzeitige Besuch des.Lehr hauses; denn es ist gelehrt worden Schab 1 8 , 1 : Man darf am Sabbat sogar vier oder fünf Kästen mit Stroh oder Getreide wegräumen um der Gäste willen (um Platz für deren Aufnahme zu gewinnen) u. um Hindernisse im Lehrhaus zu entfernen (damit die Schüler Raum haben). Rab Dimi von N harde?a (Schulhaupt in Pom B ditha 385—888) hat gesagt: Die Gastfreundschaft ist größer als der Besuch des Lehrhauses in -früher Morgenstunde; denn es ist gelehrt worden Schab 1 8 , 1 : „Um der Gäsfe willen" u. dann erst „um Hindernisse im Lehrhaus zu entfernen". Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Die Gastfreundschaft ist größer als die Begrüßung der Sch°khina (Gottheit), s. Gn 18,3: „ 0 Herr, wenn anders ich Gnade in- deinen Augen gefunden habe, so gehe nicht weiter." (Der Midr deutet, als ob Abraham mit diesen Worten e
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Matth 10.40(111.2)
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Gott aufgefordert habe, zu warten, bis er die drei Männer [Vers 2] als Gäste in sein Haus eingeführt habe, s. Raschi.) || Schab 1 2 7 : R. J huda b. Schela hat gesagt, R. Asi (um 300) habe gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Von sechs Dingen genießt der Mensch die Früchte in dieser Welt, während das Kapital (der Hauptlohn) ihm anstehen bleibt für die zukünftige Welt: Gastfreundschaft, Besuch der Kranken, Andacht im Gebet (Harren auf die Gebetserhörung), Besuch des Lehrhauses in früher Morgenstunde. Erziehung der Söhne für das Torastudium u. Beurteilung des Nächsten nach seiner verdienstlichen Seite (zum Guten). — Mehr im Exkurs „Liebeswerke* Nr. 4, II. a
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2. Verdienstlichkeit der den Gelehrten erwiesenen Gastfreundschaft u. Aufmerksamkeit. 1
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B^akhOS »: R. N chemja (um 150) begann (seine Dankrede in Uscha) zum Lobe der Gastfreundschaft: Was heißt 1 Sm 15,6: „Saul sprach zu dem Qeniter ( = Jethro im Sinn des Midr, vgl. Nu 10,29 mit Ex 3,1 u. Rieht 1,16): Auf, ziehet fort, steigt herab aus der Mitte des Amaleqiters, damit ich dich nicht mit ihm austilge, da du doch Liebe geübt hast gegen alle Kinder Israel" ? Gilt da nicht der Schluß vom Geringeren auf das Wichtigere? Wenn solches schon von Jethro gilt, der Mose nur zu seiner eignen Ehre in seiner Nähe weilen ließ, um wieviel mehr wird es dann von demjenigen gelten, der einen Gelehrtenschüler in seinem Hause herbergen läßt m « « « , ihn speist u. tränkt u. ihm Nutzen von seinem Vermögen gewährt! — Darauf begann R. Jose (um 150) zum Lobe der Gastfreundschaft u. trug vor: Verabscheue keinen Edomiter, denn er ist dein Bruder; verabscheue keinen Ägypter, denn du bist Fremdling in seinem Lande gewesen Dt 23,8. Gilt da nicht der Schluß vom Geringeren auf das Wichtigere? Wenn solches schon von den Ägyptern gilt, die die Israeliten nur zu ihrem eigenen Vorteil in ihrer Nähe wohnen ließen, 8. Gn 47,6, um wieviel mehr wird es dann von demjenigen gelten, der einen Gelehrtenschüler in seinem Hause herbergen läßt, ihn speist u. tränkt u. ihm von seinem Vermögen Nutzen gewährt! — Nach ihm R. Elifezer b. Jose ha-G lili: Jahve segnete den fObed Edom um der Gotteslade willen 2 Sm 6,12. Gilt da nicht der Schluß vom Geringeren auf das Wichtigere? Wenn von der Lade, die nicht aß u. trank, vor der er nur fegte u. sprengte, solches gilt, um wieviel mehr gilt es dann von dem, der einen Gelehrtenschüler usw. wie vorhin. — Die Parallelstelle aus Midr HL 2, 5 ( 9 7 ) s. oben S. 570a bei 10,14 91. II K«th 1 1 1 : (R. Eifazar, um 270, hat gesagt:) Es heißt: „Indem du Jahve deinen Gott liebst, seiner Stimme gehorchend, u. ihm anhängst" Dt 30,20. Ist es denn einem Menschen möglich, sich an die Sch khina (Gottheit) zu hängen? Es ist so gemeint: Wer seine Tochter an einen Gelehrtenschüler verheiratet u. für die Gelehrtenschüler Geschäfte besorgt u. den Gelehrtenschülern Nutzen von seinem Vermögen gewährt, dem rechnet es die Schrift so an, als ob er der Sch khina anhange. (Die gleiche Nutzanwendung macht derselbe Autor unmittelbar zuvor zu Dt 4,4.) — Dasselbe NuR 22 (192 ). || LvR 34 (131 ^ ) : „Umherirrende Arme bringe in dein Haus" Jes 58,7. Das sind die Gelehrtenschüler u. ihre Schüler, die Israel Über Unreines u. Reines, über Verbotenes u. Erlaubtes belehren, u. die sie lehren den Willen ihres Vaters im Himmel zu tun; deshalb heißt es: umherirrende Arme bringe in das Haus. R. Abin (I. um 225; II. um 270) hat gesagt: Wer einen Gelehrtenschüler in seinem Hause herbergen läßt, dem rechnet es die Schrift so an, als brächte er die Erstlinge dar; es heißt hier (Jes 58, 7) „bringe* u. es heißt dort (Ex 23,19): Die Erstlinge deines Ackerbodens sollst du zum Hause Jahves deines Gottes „bringen*. Wie hier von Erst lingen, so ist auch dort (Jes 58, 7) von Erstlingen die Rede. || Tanch *70» 245 b Warum wurden alle Wüstenstationen dessen gewürdigt, daß sie in der Tora aufgezeichnet wurden? Weil sie die Israeliten aufnahmen, wird Gott ihnen dereinst ihren Lohn geben, 8. Jes 3 5 , 1 : „Lustig sein werden Wüste u. Öde, u. die Steppe wird frohlocken u. blühen der Narzisse gleich. Blühend seil sie sicherlich aufgehn u. sich ermuntern mit Froh locken* nsw. Wenn solches von der Wüste gilt, weil sie Israel aufnahm, um wieviel e
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Mehrfach Tradent des R. Asi, zB Schab 126
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Matth 10,40 ( * 2. ® ) . 10,41 (Nr. 1)
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mehr wird es von dem gelten, der einen Gelehrtenschüler in seinem Hanse aufnimmt Sapen! — Dasselbe NuR 23 (193 ). || B^akh 1 Ob R. Jose b. Chanina (am 270) hat gesagt, R. Elifezer b. Jafaqob (um 150) habe gesagt: Wer einen Gelehrtenschaler in seinem Hanse herbergen laßt u. ihm von seinem Vermögen Nutzen gewährt, dem rechnet es die Schrift so an, als ob er die täglichen Opfer darbrächte. — Vgl. Joma 71»: R. B rekhja (um 340) hat gesagt: Wer ein Trankopfer auf dem Altar darbringen will, der fülle die Kahle der Gelehrtenschüler mit Wein; denn es heißt Spr 8 , 4 : „An euch, ihr Männer (a*y*x) ergeht mein Ruf.* (Nach Raschi ist der ungewöhnliche Plural a-ro-K erklärt »Opfer« von n a « . ) || M kh Ex 18,12 ( 6 7 ) : „Es kamen Ahron u. alle Ältesten Israels, um vor Gott zu essen"; warum sagt die Schrift „vor Gott"? Das lehrt: Wer die Gelehrten begrüßt, ist wie einer, der die Sch khina begrüßt. — Dieser letzte Satz begegnet mehr fach, zB Midr HL 2, 5 (97b); Tanch uvr »a (118»). Vgl. auch B rakh 64»: R. Abin, der Levit (um 370), hat gesagt: Wer Genuß von einem Mahle hat, bei welchem ein Ge lehrtenschüler mit zu Tische sitzt, der ist wie einer, der von dem Glanz der Sch khina Genuß hat, s. Ex 18,12 (wie oben). Haben sie denn vor Jahve gegessen? Haben sie nicht vor Mose gegessen? Allein es will lehren, daß wer Genuß von einem Mahl hat, bei welchem ein Gelehrtenschüler mit zu Tische sitzt, der ist wie einer, der vqn dem Glanz der Sch khina Genuß bat. || Aboth 4,12: R. Eifazar b. Schammuaf (um 150) sagte: Die Ehre deines Schülers sei dir so lieb wie deine eigne, u. die Ehre deines Genossen wie die Ehrfurcht vor deinem Lehrer, u. die Ehrfurcht vor deinem Lehrer wie die Ehrfurcht vor Gott. || Sanh 1 1 0 : Rab Chisda (t 309) hat gesagt: Wer seinem Lehrer widerspricht, ist wie einer, der der Schekhina (Gottheit) widerspricht, s. Nu 26,9: „Welche wider Mose u. Ahron haderten . . ., als sie wider Jahve haderten." R. Chama b . Chanina (um 260) hat gesagt: Wer Streit mit seinem Lehrer beginnt, ist wie einer, der ihn mit der Sch°khina beginnt, s. Nu 20,13: „Das ist das Haderwasser, wo die Kinder Israel mit Jahve haderten* (während Vers 3 nur gesagt ist, daß sie mit Mose haderten). R. Chanina b. Papa (um 300) hat gesagt: Wer wider seinen Lehrer murrt, ist wie einer, der gegen die Sch khina murrt, s. Ex 16,8: „Nicht gegen uns ist euer Murren, sondern gegen Jahve." R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Wer über seinen Lehrer Arges denkt, ist wie einer, der Über die Sch khina Arges denkt, s. Nu 21, 5: „Das Volk redete wider Gott u. wider Mose." — Dasselbe Tanch m p 2 2 0 . c
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10,40S:Wermichaufnimmt,nimmtdenauf,dermichgesandthat. Ein häufig ausgesprochener Grundsatz lautet: Der Gesandte (d. h. der Beauftragte, Bevollmächtigte) eines Menschen ist wie dieser selbst. B^akh 5 , 5 : Wenn jemand betet u. dabei sich irrt, so ist das ein schlimmes An zeichen für ihn; u. wenn er der Beauftragte der Gemeinde (der Vorbeter) ist, so ist das ein schlimmes Vorzeichen für seine Auftraggeber (Sender), weil der Gesandte eines Menschen wie dieser selbst ist -ri»*? n-ttt?« Snrstp. || Qid 4 1 : R. J hoschuaf b. Qarcha (am 150) hat gesagt: Woher, daß der Abgesandte eines Menschen wie dieser selbst ist? Weil es Ex 12,6 heißt: „Dann schlachte es (das Passahlamm) die Versammlung der ganzen Gemeinde Israel zwischen den beiden Abenden." Wie, hat denn die ganze Ge meinde geschlachtet? Hat denn nicht bloß Einer geschlachtet? Vielmehr folgt hieraus, daß der Beauftragte (Abgesandte) eines Menschen wie dieser selbst ist. — Vgl. auch BQ 113 : Der Gesandte eines Königs ist wie der König selbst. — Ferner s. bei Joh 13,16. b
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10,41: W e r e i n e n P r o p h e t e n a u f n i m m t auf e i n e s P r o p h e t e n Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen. 1. eig ovopa ngo^tov. — elg bvofxa = obb, das sowohl finalen, als auch kausalen Sinn hat. Im ersteren Fall bedeutet e s : mit Rücksicht darauf, daß etwas werden soll, im letzteren Fall: mit Rücksicht darauf, daß etwas ist ( = wegen oder um willen).
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Matth 10,41 (Nr. 1.2). 10,42 (Nr. 1)
B e i s p i e l e fttr die f i n a l e B e d e u t u n g . P « S 5 , 2 : Wenn m a n das Passah ge schlachtet hat i*vb K W , ohne Rucksicht darauf (oder ohne den Gedanken daran), daß es ein solches sein soll, u. wenn man sein Blut aufgefangen hat u. damit zum Altar gegangen ist u. es gesprengt hat IOTO? «Ve, ohne Rücksicht darauf, daß es das Blut des Passah sein soll, oder wenn man es getan hat zum Teil mit Rücksicht darauf iew? D . zum Teil ohne Rücksicht darauf nvb «bv, oder umgekehrt, so ist es ungültig. Wie ist das zu verstehen: zum Teil mit Rücksicht darauf (nämlich, daß es ein P. sein soll), n. zum Teil ohne diese Rücksicht? Man vollzieht die Opferhandlung zum Teil mit dem Gedanken daran, daß es ein P. Bein soll nee z-yb, u. zum Teil mit dem Gedanken, daß es ein Friedmahlopfer sein soll o*i?b» oyb. || Z b 4 , 6: Mit Rücksicht auf (oder im Gedanken an) sechs Dinge 0 * 1 3 1 n e e omb wird ein Opfer geopfert: mit R. darauf was es für ein Opfer sein soll r-sr z-vb, mit R. auf den Opfernden R3*iT ovb, mit R. darauf daß es Gott dargebracht werden soll avn zvb, mit R. darauf daß es ein Feueropfer sein soll o'B'n ovb, mit R. darauf daß es zum Geruch sein BOLL rpi z-vb, u. mit R. darauf daß es zum Wohlgefallen sein soll m n - s ovb, Das Sünd- u. Schuldopfer wird geopfert auch noch mit R. auf die Sünde (derentwegen es dargebracht werden soll) Ktsn z-vb. R. Jose (b. Chalaphta, um 150) hat gesagt: Auch wenn einer in seinem Herzen keine Rücksicht auf diese Dinge genommen hat (an sie nicht gedacht hat), so ist das Opfer gültig; denn es ist ein (stillschweigendes) gerichtliches Abkommen, daß der Gedanke an jene Dinge sich nur nach dem diensttuenden Priester richtet (dieser muß also jene sechsfache Intention bei seinem Opfern haben, sonst ist es ungültig). Ähnliche Stellen P s 1 3 ; Z«b 1,1. — Ferner s. bei Mt28,19. B e i s p i e l e für d i e k a u s a l e B e d e u t u n g . Sanh 9 9 : R. Alexandrai (um 270) hat gesagt: Wer sich mit der Tora um ihrer selbst willen ~*y]b beschäftigt, der schafft Frieden in der oberen Familie (•= Engel weit) u. in der unteren Familie ( = Israel). || P s 5 0 : Rab J huda (t 299) hat gesagt Rab (t 247) habe gesagt: Immerhin beschäftige sich der Mensch mit der Tora u. den Pflichtgeboten, auch wenn er es nicht um ihrer selbst willen rvsvb xbv tut; denn dadurch, daß er es nicht um ihrer selbst willen tut, gelangt er dazu, es um ihrer selbst willen nrsvb zu tun. Dasselbe Sota 22 ; 47 ; Nazir 23 ; Sanh 1 0 5 ; Hör 1 0 ; fArakh 1 6 . || Sehr oft begegnet die Verbindung z-'nv zyb = um Gottes willen; zB Aboth 2, 2 : Rabban Gamliöl (HI. um 220) sagte: Die sich mit der Gemeinde beschäf tigen, sollen sich mit ihnen (den Gemeindegliedern) um Gottes willen beschäftigen. — Das. 2,12: R. Jose (der Priester, um 100) sagte: All dein Tun geschehe um Gottes willen. e
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Die kausale Bedeutung liegt auch dem slg bvo/ia nqo^zov zugrunde: wer einen Propheten aufnimmt mit Rücksicht darauf, daß er ein Prophet ist. Ebenso bedeutet ini zy ovofiazC fiov Mt 18,5 „um meinetwillen". 2. 6 dexdfierog nooyrjzrjv . . . fiia&ov novy^tov Xrjfiipezai. e
Formell kann verglichen werden Sota h^: R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Wenn ein Mensch zur Zeit des Tempelbestandes ein Brandopfer darbrachte, so war der Lohn des Br. nViy *>av in seiner Hand; brachte er ein Speisopfer dar, so war der Lohn des Sp. r.r.m - O B in seiner Hand. |l pB^akh 9 , 1 4 , 3: R. Schimfon b. Jochai (um 150) sagte: Wenn du siehst, daß die Menschen ihre Hände ganz u. gar von der Tora ab ziehen, so mache dich auf u. halte an ihr fest, SO wirst du den Lohn aller CIS*O 1 = 0 empfangen. 41 Aboth 5 , 2 : Zehn Geschlechter sind von Noah bis auf'Abraham, um zu zeigen, wieviel Langmut bei ihm (Gott) ist; denn alle Geschlechter erregten seinen Unmut, bis unser Vater Abr. kam u. den Lohn aller (der für alle, wenn sie gerecht gewesen wären, bestimmt war) empfing. d
10,42: W e r e i n e n d i e s e r K l e i n e n m i t e i n e m B e c h e r k ü h l e n W a s s e r s t r ä n k e n w i r d auf den N a m e n e i n e s J ü n g e r s h i n , w a h r l i c h . . . er w i r d s e i n e n L o h n s i c h e r n i c h t v e r l i e r e n . 1. i'va ztöv fiixooh' zovzwv. — Dafür, daß das dem pixQÖg entsprechende
Matth 10,42 (Nr. 1—8)
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•jrjp oder * V $ T , veyw\, absolut gebraucht, „Schüler" oder „Jünger" be deute, haben wir keinen Beleg aus dem Rabbinischen. Mit den allenfalls in Betracht kommenden Stellen verhält es sich anders. e
Aboth 4,20: R. Jose b. J huda aus Babelsdorf (Zeitgenosse Rabbis) pflegte zu sagen: Wer von den Kleinen o-stspn lernt — wem gleicht der? Einem, der saure Trauben ißt oder Wein aus seiner Kelter trinkt. Und wer von den Alten lernt — wem gleicht der? Einem, der reife Trauben ißt oder alten Wein trinkt. — Die „Kleinen" sind hier nicht einfach die Gelehrtenschaler, sondern „junge Gelehrte". Ebenso verhalt es sich mit pMQ 3,82 , 22: Große (bedeutende Gelehrte) sind vor ihm, u. er befragt die Kleinen (d. h. die Unbedeutenden)! || Sota 22* Bar: Eine Jungfrau, die eine Betschwester ist, u. eine Witwe, die müßig herumläuft, u. ein Kleiner p p , dessen Monate nicht vollendet sind (der nicht volle 9 Monate im Mutterschoß ausgetragen ist) — siehe, diese richten die Welt zugrunde. . . . Wer ist mit einem Kleinen gemeint, dessen Monate nicht vollendet sind? Man hat erklärt: Das ist ein Gelehrtenschüler, der wider seine Lehrer ausschlägt (widerspenstig ist). R. Abba (um 290) hat gesagt: Das ist ein Schüler, der es noch nicht erreicht hat, Entscheidungen treffen zu dürfen n. (trotzdem) solche trifft. — Auch hier ist der „Kleine" nicht ein Schüler schlechthin, sondern ein „un reifer Schüler". II Ganz abseits liegt GnR 42 ( 2 5 ) : Ebenso dachte der König Ahas in seinem Sinn (mit der Verführung des Volkes bei den Kindern zu beginnen), indem er sagte: Wenn es keine Kleinen o-sop gibt, dann gibt es auch keine Schüler o*>*m-An; wenn keine Sch., dann auch keine Gelehrten; wenn keine G., dann auch keine Ältesten; wenn keine Ä., dann auch keine Propheten; u. wenn keine Pr., dann läßt Gott seine Sch khina nicht auf ihnen ruhen (entzieht ihnen seine Gegenwart u. Hilfe). — Mit den „Kleinen" sind in dieser Stelle überhaupt keine Schüler, sondern Kinder gemeint. :
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2. Wertlegung auf die Darreichung von Unterstützungen an die Gelehrten. e
B rakh 3 4 b R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Alle Propheten haben nur für den geweissagt (d. h. aller von den Propheten in Aussicht gestellte Endlohn gilt nur dem), der seine Tochter an einen Gelehrtenschüler verheiratet, u. dem G.schüler seine Geschäfte besorgt u. dem G.schüler Nutzen von seinem Vermögen gewährt. Aber betreffs des Lohnes der G.schüler selbst gilt Jes 64, 3: Kein Auge hat es gesehen, Gott, außer dir, was bereitet ist dem, der harrt (so der Midr). — Dasselbe Sanh 9 9 . || P s 5 3 b R. Jochanan ( t 279) hat gesagt: Wer Ware in den Beutel der Gelehrtenschüler wirft (d. h. durch Überlassung von Waren ihnen die Möglichkeit zum Handel gibt), ist würdig, in der oberen (himmlischen) Akademie zu sitzen, s. Qoh 7,12: In den Schatten der Weisheit (in den Kreis der oberen Gelehrtenwelt) gelangt man durch den Schatten des Silbers (durch den Schutz, den man den Gelehrten durch ihre Versorgung gewährt; so der Midr). || K°th 105b Wer einem Gelehrtenschüler ein Ge schenk bringt, der ist wie einer, der Erstlingsfrüchte darbringt, fl K^h l l l b (R. Eifazar, um 270, hat einmal vor R. Jochanan, f 279, den Gesetzesunkundigen, den f Amme ha-arec, die Teilnahme an der Auferstehung abgesprochen.) Als er aber sah, daß R. Jochanan sich deshalb grämte, sagte er zu ihm: Rabbi, ich habe für sie ein HeUmittel gefunden auf Grund der Tora. Es heißt: „Ihr, die ihr an Jahve eurem Gott hinget, ihr alle seid heute am Leben" Dt 4 , 4 . Ist es denn möglich, an der Sch khina (Gottheit) zu hangen? Allein es ist so gemeint: wenn einer (der ein fAm ha-arec ist) seine Tochter an einen Gelehrtenschüler verheiratet u. für den G.schüler Handelsgeschäfte treibt u. den G-schülern von seinem Vermögen Genuß gewährt, so rechnet es ihm die Schrift so an, als ob er der Sch khina anhinge (u. so gewinnt er Anteil an der Auferstehung). :
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3. ov firj aTtoläar) xov fiiad-ov avxov.
— Sehr oft wird die Treue u.
Zuverlässigkeit Gottes im Lohnzahlen hervorgehoben. „Gott kürzt den Lohn keines Menschen" mia ba -OTÖ nepa irr* m"pn ist zu einer stereo typen Wendung geworden, s. zB P s 118«; Nazir 2 3 ; BQ 3 8 ; u. die e
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Matth 10,42 (Nr. 3). 11, 5 (Nr. 1)
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namentlich im Lv sich findenden W o r t e : „Ich bin Jahve" werden gern durch die andren erläutert: Ich bin ein Richter, um Rache zu nehmen, u. zuverlässig igx?, den Lohn zu zahlen, s. zB SLv 18, 2. 3. 4 u. ö. Aboth2,16: R. Tarphon (am 100) sagte: Zuverlässig ist dein Arbeitgeber, daß er dir den Lohn für deine Arbeit zahlt. — M n 4 4 : (Gott spricht:) Ich bin es, der dereinst bestraft, u. ich bin es, der dereinst den Lohn zahlt. e
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11, 5: B l i n d e s e h e n w i e d e r u. L a h m e g e h e n u m h e r , A u s s ä t z i g e w e r d e n g e r e i n i g t u. T a u b e h ö r e n , u. T o t e w e r d e n e r w e c k t u. Arme empfangen frohe
Botschaft.
1. In der messian. Heilszeit erwartete man Heilung aller
Krank
heiten, a Man nahm an, daß der Messias seinem Volk Israel alle jene Güter wiederbringen werde, die durch Adams Fall verloren gegangen waren; dazu gehörte natürlich auch die Beseitigung von Krankheit u. Tod.b Diese Erwartung hatte übrigens für das jüdische Denken nichts Exorbitantes. Die Tage des Messias erreichten damit nur die Höhenlage der Zeit der Gesetzgebung am Sinai; denn auch damals war Israel frei vom Kranken u. Sterben, c a. Jubil 23,26—30: In jenen Tagen (der Heilsvollendung) werden die Kinder an fangen, die Gesetze zu suchen u. das Gebot zu suchen n. auf den Weg der Gerechtig keit umzukehren. Und die Tage werden anfangen, viel zu werden u. zu wachsen unter jenen Menschenkindern von Geschlecht zu Geschlecht u. von Tage zu Tage, bis ihre Tage nahe kommen an 1000 Jahre, u. [zwar] an mehr Jahre als die [frühere] Menge der Tage. Und es gibt keinen Alten u. keinen, der seiner Tage satt ist, sondern sie werden alle Knaben u. Kinder sein (d.'h. jugendliche Frische behalten). Und alle ihre Tage werden sie in Frieden u. Freude vollenden u. leben, indem es keinen Satan u. keinen Bösen gibt, der [sie] verdirbt, sondern alle ihre Tage werden Tage des Segens u. des Heils sein. Und dann wird Gott seine Knechte heilen, u. sie werden sich er heben u. werden tiefen Frieden schauen u. werden ihre Feinde vertreiben, u. die Ge rechten werden zuschauen, u. danken u. sich freuen bis in alle Ewigkeit in Freude u. werden an ihren Feinden all ihr Gericht u. all ihren Fluch sehen. || Henoch 5, 8 f.: Danach ( = am Ende der Tage) wird den Auserwählten Weisheit verliehen werden; alle diese werden leben u. nicht mehr sündigen, weder aus Versehen noch aus Übermut, u. in dem erleuchteten Menschen wird Licht u. in dem verstandigen Verstand sein. Sie werden sich nicht verschulden noch sich versündigen alle ihre Lebenstage u. auch nicht durch die Zornglut [Gottes] sterben, sondern sie werden die Zahl ihrer Lebens tage vollenden. Ihr Leben wird in Frieden gedeihen, u. die Jahre ihrer Wonne werden in ewigem Jubel u. Frieden während all ihrer Lebenstage viele sein. || Henoch 25,5—7: Des Lebensbaumes Frucht wird den Auserwählten zum Leben [dienen], u. er wird zur Speise an den heiligen Ort bei dem Hause Gottes, des Königs der Ewigkeit, verpflanzt werden. Dann werden sie sich überaus freuen u. fröhlich sein u. in das Heiligtum ein gehen, indem sein Duft ihre Gebeine erfüllt. Sie werden ein längeres Leben auf Erden führen, [als das] welches deine Väter gelebt haben, u. in ihren Tagen wird weder Trübsal noch Leid oder Mühe u. Plage sie berühren. Da pries ich den Herrn der Herrlichkeit, den König der Ewigkeit, daß er solches für die gerechten Menschen zu bereitet, solches geschaffen u. verheißen hat, [es] ihnen zu geben. || Henoch 96,3; Ihr Leidenden, fürchtet euch nicht; denn Heilung wird euch zuteil werden (zur Zeit der Erlösung); helles Licht wird euch scheinen, u. ihr werdet die Stimme der Ruhe vom Himmel her hören. || Orac. Sib. 8, 367ff.: Heitere Ruhe wird (in der Heilszeit) in das Land Asien kommen. Europa wird dann glückselig sein, nährend der Himmel, viele Jahre [u.] Gesundheit gebend II 4 Esra 7.121: (Was hilft es uns), daß uns Stätten S t r a c k n. B i l l e r b e c k , NT I.
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Matth 1 1 , 5 (Nr. 1)
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voll Genesung u. Frieden (in der Endzeit) bereitet sind, wenn wir im Elend dahin gegangen sind? . . . Daß das Paradies erscheinen soll, dessen Früchte ewig bleiben' die Sättigung u. Heilung verleihen, wenn wir doch niemals hineinkommen, weil w i ' an scheußlichen Orten verweilt haben? || 4Esra 8,52ff.: Für euch (die Gerechten) ist (in der Endzeit) das Paradies eröffnet, der Lebensbaum gepflanzt. . . , die Krankheit vor euch getilgt, der Tod verborgen, der Hades entflohen, die Vergänglichkeit ver gessen, die Schmerzen vorüber; aber des Lebens Schätze sind euch am Ende offenbar II Apoc. Bar. 29,7: Winde werden von mir (Gott) ausgehen (in den Tagen des Messias) um Morgen für Morgen den Duft der aromatischen Früchte mit sich zu führen, u. am Ende des Tages Wolken, die heilungbringenden Tau herabträufeln. II Das. 73,2 f.: Als dann (in den Tagen des Messias) wird Gesundheit lerabsteigen im Tau u. Krankheit wird sich entfernen. Und Sorge u. Trübsal u. Seufzer werden unter den Menschen vergehen, u. Freude wird auf der ganzen Erde einherwandeln, u. es wird auch nie mand vorzeitig sterben. II P°siq 7 6 , 1 3 : R. Acha (um 320) hat im Namen des R. Elifezer b. Chalaphta (Zeit ungewiß) gesagt: Alles, was Gott dereinst tun u. in seiner Welt er neuern wird, das hat er zum Teil längst zuvor getan durch seine gerechten Propheten in dieser Welt. Inwiefern? Gott sprach: Ich werde dereinst (in der messian. Zeit) die Toten auferwecken; das hat er längst so getan durch Elias, Elisa u. Ezechiel. Gott sprach: Ich werde dereinst das Meer trocken machen; das hat er längst so getan durch Mose. Gott sprach: Ich werde dereinst die Augen der Blinden öffnen; das hat er längst so getan, s. 2 K g 6,17. — Parallelstellen, auch mit andren Autorennamen: LvR 27 (125 ): Midr Qoh 3,15 (20 ) ; Tanch u m 1 7 4 ; TanchB ^ s » §12 (46»); vgl. auch GnR 77 (49°). II GnR 20(13°): R. Levi (um 300) hat gesagt: In der Zukunft ( = Tage des Messias) wird alles geheilt werden mit Ausnahme der Schlange u. der Gibeoniten, s. Jes 65,25 u. Ez48,19. — Parallelstelle Midr Ps 1 § 1 0 ( 5 ) ; vgl. auch pQid 4,65b,50; N u R 8 ( 1 4 9 ) ; Midr Sm 28 § 7 ( 6 7 ) . || TanchB y^x* § 7 (24»): Alle mit Leibesfehlern Behafteten werden in der zukünftigen Welt (den Tagen des Messias) geheilt werden; aber die Schlange wird nicht geheilt werden. . . . Die Menschen werden geheilt werden, s. Jes 35,5f.: Dann werden aufgetan werden die Augen der Blinden u. die Ohren der Tauben geöffnet. Dann wird wie ein Hirsch springen der Lahme u. jubeln die Zunge des Stummen. — Dasselbe Tanch rnxv 159»; vgl. daselbst r j - i 5 3 » ; GnR 95 (60 ). || Sanh91 : Resch Laqisch (um 250) stellte zwei Schriftstellen einander gegenüber. Jer31,8: .Siehe, ich bringe sie her aus dem Nordland u. sammle sie^aus den Winkeln der Erde, darunter Blinde u. Lahme usw.; u. Jes 35,6: „Dann wird wie ein Hirsch springen der Lahme u. jubeln die Zunge des Stummen" usw. Wie ist das zu verstehn? Sie werden (zunächst) dastehn in ihren Gebrechen (nach der Auferstehung in der messian. Zeit) u. dann werden sie geheilt werden. — Zur Auferstehung der Toten in den.Tagen des Messias s. bei Offb 20,5. b. s. GnR 12 oben S. 19 bei Mt 1 , 3 $ . c. M kh Ex 20,18 ( 7 8 ) : R. Elifezer (um 90) sagte: Die Worte in Ex 20,18 wollen das Lob Israels verkündigen; denn als sie alle vor dem Berg Sinai standen, um die Tora in Empfang zu nehmen (anzunehmen), gab es unter ihnen keinen Blinden: „Alles Volk sah den Donner u. die Flammen." Woher, daß auch Stumme nicht unter ihnen waren? Es heißt Ex 19,8: „Alles Volk antwortete." Dieselbe Stelle lehrt auch, daß Taube nicht unter ihnen waren: „Alles, was Jahve geredet hat, wollen wir tun" (also müssen sie Jahves Wort gehört haben). Woher, daß auch Lahme nicht unter ihnen waren? Es heißt Ex 19,17: „Sie stellten sich unten am Berge auf." Die Schrift lehrt auch, daß Blöde nicht unter ihnen waren, s. Dt 4 , 3 5 : Dir ward solches gezeigt, damit du einsehen möchtest, daß Jahve Gott ist (also mußten sie Verstand u. Überlegung besitzen.) || SNu 5,3 § 1 ( l ) : R.Jose der Galiläer (um 110) sagte: Komm u. sieh, wie schwer die Macht der Sünde ist; denn solange die Israeliten ihre Hände nicht nach der Sünde ausgestreckt hatten, waren Flußbehaftete u. Aussätzige nicht unter ihnen; nachdem sie aber ihre Hände nach der Sünde ausgestreckt hatten (gemeint ist die An betung des Kalbes), waren Flußbehaftete u. Aussätzige unter ihnen. || LvR 18 (118 ): 8
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R. Schimfon b. Jochai (um 150) hat gelehrt: Als die Israeliten am Berge Sinai standen u. sprachen: Alles was Jahve geredet hat, wollen wir tun u. darauf hören Ex 24,7, war kein Flußbehafteter oder Aussätziger unter ihnen, auch kein Lahmer oder Blinder oder Stummer oder Tauber oder Blödsinniger; in bezug auf jene Zeit heißt es HL 4 , 7 : .Ganz schön bist du, meine Freundin, u. kein Fehl ist an dir." Als sie aber (mit dem Kalbe) gesundigt hatten, vergingen nur wenige Tage, da fanden sich unter ihnen Flufibebaftete u. Aussätzige; in bezug auf jene Zeit heißt es Nu 5 , 2 : „Sie sollen jeden Aus sätzigen u. Flußbehafteten aus dem Lager schickep." — Dasselbe Midr HL 4,7 (113 ); ähnlich anonym P siqR 7 (28 ). || P siq 55 : R. fychman (um 400) u. R. Elsazar b. Jose (um 400) haben im Namen des R. Acha (um320) gesagt; der eine: Gott sprach zu den Israeliten (mit den Worten Ex 12,2: Dieser Monat sei euch oaV nrn o*rinn) : Eine neue Erlösung wird euch dereinst (in diesem Monat, dem Nisan) sein. Der andre sagte: Neues von der zukünftigen Zeit bringt dieser Monat euch. Wie es von der (messian.) Zukunft heißt Jes35,5: „Dann werden aufgetan werden die Augen der Blinden*, so heißt es auch hier (bei der Erlösung aus Ägypten) Ex 20,18: «Alles Volk sah die Donner u. die Flammen." Wie es von der Zukunft beißt Jes 35, 5: «Die Ohren der Tauben werden geöffnet", so heißt es auch hier Ex 24,7: „Alles was Jahve geredet hat, wollen wir tun u. darauf hören"; das.lehrt, daß Taube nicht unter ihnen waren. Wie es von der Zukunft heißt Jes 35,6: „Dann wird wie ein Hirsch springen der Lahme", so heißt es auch hier Ex 19, 17: „Sie stellten sich unten am Berge auf." Wie es von der Zukunft heißt Jes 35,6: „Die Zunge des Stummen wird jubeln", so heißt es auch hier Ex 19, 8: „Alles Volk antwortete zugleich" usw. — Dasselbe P siqR15(78b); vgl. auch P siq 107». || NuR 7 (Anfang): Spr25,4: Man entfernt die Schlacken vom Silber, so entsteht für den Goldschmied ein Gerät daraus. R. Tanchuma b. Abba (um 380} hat gesagt: Was heißt das: „Man entfernt die Schlacken vom Silber" ? Solange das Untaugliche im Silber ist, zeigt dieses seine Schönheit nicht; wird es aber von dem Untauglichen geläutert, so zeigt es sofort sein Lob. Man entfernt die Schlacken vom Silber, u. danach heißt es: so entsteht für den Goldschmied ein Gerät daraus. W i e ? Als die Israeliten aus Ägypten zogen waren sie der Mehrzahl nach mit Gebrechen (Fehlern) behaftet, weil sie sich mit Lehm u. Ziegeln abmühen u. auf die höchsten Stellen eines Baues emporsteigen mußten. Wenn nun einer beim Bauen be schäftigt war, so kam es vor, daß beim Emporsteigen zur Höhe des Bauwerks ein Stein herabfiel u. seine Hand verwundete oder daß ein Balken oder Lehm in sein Auge drang, so daß er erblindete. So waren sie mit Gebrechen behaftet worden. Als sie nun in die Wüste Sinai kamen, sprach Gott: Ist das etwa ein Ruhm für die Tora, wenn ich sie einem Geschlecht von Krüppeln gebe? Und wenn ich warte, bis andre aufkommen, so verzögere ich die Gesetzgebung. Was tat Gott? Er befahl den Engeln, daß sie zu den Israeliten hinabfabren u. sie heilen sollten. Wisse, daß dem so ist. R. J huda b. Simon (um 320) hat gesagt (so lies statt: R. J°buda hat gesagt, R. Simon hat gesagt): Woher, daß Lahme nicht unter ihnen waren? s. Ex 19,17: „Sie stellten sich unten am Berge auf." Das Sich aufstellen geschieht aber nur mit den Füßen. Woher, daß solche nicht unter ihnen waren, denen die Hand abgehackt-war? 8. Ex 19,8: „Alles was Jahve geredet hat, wollen wir tun." Woher, daß Taube nicht unter ihnen waren? s. daselbst 24,7: „Und darauf hören." Woher, daß. Blinde nicht unter ihnen waren? s. Ex 20,18: „Alles Volk sah die Donner" usw. Woher, daß Stumme nicht unter ihnen waren? s. Ex 19,8: „Das ganze Volk antwortete." Da findet man also, daß sie alle geheilt waren. Und wenn du es nicht von hier lernen wolltest, so kannst du es aus einer andren Stelle lernen; denn es heißt Ex 15,26: „Jede Krankheit, die ich den Ägyptern aufgelegt habe, will ich nicht auf dich legen." Da hast du, daß sie geheilt waren. Aber als sie jene Tat mit dem Kalbe begangen hatten, kehrten sie zu ihren Gebrechen zurück u. wurden Flußbehaftete u. Aussätzige, s. Ex 32,25, wo r*-t nach Lv 13,45 „aussätzig" bedeutet. — Dasselbe unter dem Autornamen des R. J hoschuaf b. Levi, um 250, Tanch i->m 88b. — Weitere Parallelen: P siq 106b (Autor: R. J huda b. Sima, 1. Simon); TanchB -nn* § 12 ( 3 8 ) ; hier R. J°huda b. Schalom, um 370, als Autor a
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Matth 11,5 (Nr. 1.2). 11,7
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genannt; in beiden Stellen geht ein Gleichnis vorauf. |l LvR 18 (118 ): R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Elifezer b. Jose ha-G lili (um 150) gesagt: Als die Israe liten am Berge Sinai standen u. sprachen: Alles was Jahve geredet hat, wollen wir tun u. darauf hören (Ex 24,7), rief Gott den Todesengel u. sprach zu ihm: Obwohl ich dich zum Weltherrscher ino-ip w i p = xoapoxQdxwQ über die Geschöpfe gesetzt habe so sollst du doch mit dieser Nation nichts zu schaffen haben; denn sie sind meine Kinder, s. Dt 14,1: Ihr seid Söhne Jahves; eures Gottes. Ferner heißt es Dt 5,20: „Als ihr die Stimme mitten aus der Finsternis heraus hörtet.' Gibt es denn Finsternis oben? Es heißt doch Dn 2,22: „Licht hat bei ihm seine Wohnstätte"! Allein damit ist der Todesengel gemeint, der Finsternis genannt wird. Das meinen auch die Worte Ex 32,16: „Die Tafeln waren ein Werk Gottes u. die Schrift war Schrift Gottes, rvm (eingegraben) auf die Tafeln." Lies nicht rv»n, sondern rwn ( = „Freiheit* stand auf den Tafeln). R. J huda (um 150), R. N chemja (um 150, so zu lesen statt „Nachman*) u. die Rabbinen. R. J huda hat gesagt: Damit ist die Freiheit vom Todesengel gemeint. R. N chemja sagte: Die Freiheit von den (Welt-)Reichen; die Rabbinen sagten: Die Freiheit von Leiden. — Parallelstellen mit Abweichungen ExR 32 (93 ) ; 41 (97 ) ; 51 ( 1 0 3 ) ; NuR 1 6 ( 1 8 1 ) ; TanchB «*«n § 9 ( 1 3 ) ; Tanch -fr n V « 2 1 4 ; TanchBnbv Nachtrag§l (38 ).|| f AZ 5 Bar: R. Jose (um 150) sagte: Die Israeliten haben die Tora nur empfangen, damit der Todesengel keine Gewalt über sie haben sollte. il
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2. Deutung von Jes 35, 5 im geistlichen Sinn ist uns begegnet nur: b
Aggad. Boresch. 69 § 1 (47 ) : R. Aschjan (um 360) hat im Namen des R.Chilqijja (um 320) gesagt: In dieser Welt verursachten es die Sünden, daß die Israeliten taub gegen die Tora wurden u. blind, daß sie die Sch khina nicht sahen, s. Jer 6,10: „Siehe, eine Vorhaut hat ihr Ohr, daß sie nicht aufmerken können.* Deshalb wurden sie taub, daß sie die Tora nicht lernten u. ihre Augen wurden verschlossen, daß sie die Sch khina nicht sahen. Ebenso ruft auch Jesaja 42,18: Ihr Tauben, höret, ihr Blinden, blicket her! Sie aber antworteten ihm: Wir können nicht sehen; denn es heißt: „Tasten müssen wir wie die Blinden an der Wand" Jes 59,10. Auch können wir nicht hören, s.: „Ich bin wie ein Tauber, ich höre nicht" Ps 38,14. Was wird nun Gott in der Zukunft (in der messian. Zeit) tun? Er wird sie zunächst auferwecken, u. dann öffnet er ihre Augen u. Ohren, wie es heißt: „Dann werden aufgetan werden die Augen der Blinden u. die Ohren der Tauben geöffnet" Jes 35,5. Dann werden sie Worte Jahves hören, wie es heißt: „Deine Ohren werden das Wort hören* Jes 30,21; auch werden sie ihn (Gott) sehen, wie er sie unterrichtet, s.: „Nicht mehr unsichtbar machen wird sich dein Lehrer, sondern deine Augen werden deinen Lehrer sehen* (der Midr deutet -p-n» Jes 30,20 singularisch auf Gott). In jener Stunde wird der Vers erfüllt sein: „Das hörende Ohr u. das sehende Auge, die hat Jahve alle beide geschaffen* Spr 20,12. Weder ein Engel noch ein Seraph hat solches gemacht, sondern Jahve hat alle beide geschaffen. — Vgl. aber auch Targ Jes 42,6 f. oben S. 69 bei Mt 1,21 6 e
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Ein R o h r , v o m W i n d e hin u. her b e w e g t .
Tafan 2 0 : R.Jonathan (um 220) hat gesagt: Besser ist der Fluch gewesen, mit dem Achijja, der Schilonite, Israel geflucht hat, als der Segen, mit dem sie Bikam, der Frevler, gesegnet hat. Achijja fluchte ihnen mit einem Rohr m p : „Jahve wird (möge) Israel schlagen, wie das Rohr nap im Wasser wankt' 1 Kg 14,15. Wie das Rohr am Ort des Wassers steht u. sein (Wurzel-)Stock wiederkommt u. seiner Wurzeln viele sind, u. selbst wenn alle Winde in der Welt kommen u. wider es wehen, so können sie es doch nicht von seiner Stelle rücken, sondern es bewegt sich mit ihnen hin u. her, u. schweigen die Winde, so steht das Rohr an seiner Stelle. Aber Bilsam hat sie mit einer Zeder gesegnet: „Gleich Zedern am Wasser" Nu 24,6. Wie die Zeder nicht am Ort des Wassers steht u. ihr (Wurzel-)Stock nicht wiederkommt u. ihrer Wurzeln nicht viele sind, selbst wenn alle Winde der Welt wider sie wehen, so können sie sie nicht von ihrer Stelle rücken; wenn aber der Südwind gegen sie weht, so entwurzelt er sie
Matth 11, 9.10.11 ( * )
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u. stürzt sie um. (So möge es auch Israel ergehn!) — Und nicht bloß dies, sondern das Rohr wird auch für würdig erachtet, daß man von ihm das Schreibrohr (oi»*pp xäXauos) hernimmt, um damit das Torabuch, die Propheten u. die Hagiographen zu schreiben. — Unsre Lehrer haben gelehrt (als Bar): Immer sei der Mensch weich (nach giebig) wie das Rohr u. nicht sei er hart wie die Zeder. 1 1 , 9 : M e h r a l s ein P r o p h e t . BB 1 2 : R. Abdimi aus Chaipha (um 280) hat gesagt: Seit dem Tage, da das Heilig tum zerstört ward, wurde die Prophetie den Propheten genommen u. den Gelehrten gegeben. So wäre also der Gelehrte (als solcher) kein Prophet? Er hat es so gemeint: Obwohl sie von den Propheten genommen wurde, so ist sie doch nicht von den Ge lehrten genommen worden. Amemar (um 400) hat gesagt: Der Gelehrte ist mehr als ein Prophet «rase cp-iy; denn es heißt P s 9 0 , 1 2 : „Ein Prophet ist das weise Herz" (so deutet der Midr die Worte nasn a a s tc-aai). Wer wird an wen gehängt? Doch wohl der Kleine an den Großen! (Das Wesentliche ist das weise Herz, die Prophetie nur Begleiterscheinung; folglich steht der esn, der Gelehrte, höher, als der Prophet). a
1 1 , 1 0 : S i e h e , i c h s e n d e m e i n e n B o t e n v o r dir w e l c h e r deinen Wag v o r dir
bereiten
her,
wird.
Die Wiederkunft des Propheten Elias am Ende der Tage ist ein feststehender
Glaubensartikel
der alten Synagoge gewesen.
Älteste
Belegstelle Sir 4 8 , 1 0 (hebr.): „Von dem (Elias) geschrieben ist, daß er bereit steht für die festgesetzte Zeit, den Zorn zu beschwichtigen vor dem Entbrennen,
das Herz der Väter den Kindern wieder zuzuwenden
u. die Stämme Israels wiederherzustellen." — Hier folgen Stellen, in denen Mal 3,1 gedeutet wird. b
Tanch 7h nh>v 2 1 2 u. NuR 16 (181b): Gott sprach zu den Israeliten: Weil in dieser Welt meine Boten Fleisch u. Blut waren, wurde über sie beschlossen, daß sie nicht in das Land (Israel) kommen sollten; aber in der zukünftigen Welt sende ich euch meinen Boten plötzlich, daß er den Weg vor mir bahne, s. Mal 3,1. — Daß Elias unter dem „Boten* zu verstehen ist, zeigt TargJeruschl zu Nu 25,12, wo Pin chasElias ausdrücklich als der Bundesengel von Mal 3,1 bezeichnet wird: In einem Eide sage ihm (dem Pin chas = Elias) in meinem Namen: Siehe, ich schließe mit ihm meinen Friedensbund, u. ich will ihn zum Bundesengel (Mal 3,1) machen, u. er wird leben in Ewigkeit, um den Exulanten frohe Botschaft am Ende der Tage zu bringen. II ExR 32 ( 9 3 ) : Gott sprach zu Mose: Der, welcher die Väter behütet bat, wird auch die Kinder behüten. Und so findest du es bei Abraham; als er seinen Sohn Isaak segnete, sprach er zu ihm: „Jahve, der Gott des Himmels, der wird seinen Engel vor dir her senden" Gn24,7. Und was hat unser Vater Jakob zu seinen Söhnen gesagt?: „Der Engel, der mich von allem Übel erlöste" Gn48,16. Gott sprach zu Mose: Auch jetzt wird der, der die Väter behütet hat, die Kinder behüten, s. Ex 2 3 , 2 0 : „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her" . . . Und ebenso wird es in der Zukunft sein, wann er sich offen baren wird, dann kommt die Erlösung für Israel, wie es heißt Mal 3 , 1 : Siehe, ich sende meinen Engel usw. e
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9 : Unter
v o n W e i b e r n G e b o r e n e n ist kein
Größerer
erstanden. iv yevvr^otg yvvtuxwv = a
PHSK •wü'j.
AbothRN 2 ( 2 ) : Als Mose zur Höhe emporstieg, um die Gesetzestafeln in Empfang zu nehmen, murrten die Engel hinter ihm drein u. sprachen: Was hat es mit dem von einem Weibe Geborenen a » « riV* auf sich, daß er zur Höhe emporgestiegen ist? —
Matth 11.11 (®). 11,12
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In Schab 8 8 ' \ wo R. J"lioschua; b. Levi (um 250) als Autor genannt ist, sagen die Engel: Was will der von einem Weibe Geborene a o s -siV« zwischen uns? || NuR4 (141b) R. Uoschafja (um 225) mit Bezug auf die Jakobsleiter: Heil dem vom Weibe Geborenen rvH -^h*, der so den König u. seine Dienerschar hat bei sich stehen sehen! — Ähnlich sagt derselbe Autor LvR 35 (132b) i t Bezug auf die Gottesverheißung Gn 28,15: Heil dem vom Weibe Geborenen, der solches aus dem Munde seines Schöpfers hören darf! m
11,11 ÜB: Der K l e i n e r e im H i m m e l r e i c h ist g r ö ß e r als er. L
Vergleichen laut sich M kh Ex 15,2 (44*): „Dieser ist mein Gott, den will ich rühmen" Ex 15, 2. R.Elifezer (um 90) sagte: Auf Grund welcher Stelle kann man sagen, daß eine Magd am Schilfmeer gesehen hat, was nicht Ezechiel noch die Übrigen Pro. pheten gesehen haben? Von ihnen heißt es Hos 12, 11: „Ich redete in Gleichnissen durch die Propheten"; u. Ez 1,1 heißt es: Da wurden die Himmel aufgetan u. ich sah Erscheinungen Gottes (göttliche Visionen). (Am Schilfmeer aber sahen alle Gott von Angesicht zu Angesiebt.) Gleich einem König von Fleisch u. Blut, der in eine Stadt kommt, u. mit ihm ist das Gefolge, das ihn umringt; Mächtige sind zu seiner Rechten u. zu seiner Linken u. Heerhaufen vor ihm u. hinter ihm. Alle fragen: Welches ist der König? weil er ein Mensch ist gleichwie sie. Aber als Gott sich am Schilfmeer offenbarte, hatte keiner zu fragen: Welches ist der König? sondern als sie ihn sahen, erkannten sie ihn u. hoben alle an u. sprachen: „Dieser ist mein Gott, den will ich rühmen!" — Ähnlich M°kh Ex 19,11 ( 7 2 ) zu den Worten: „Jahve wird auf den Berg Sinai herabkommen vor den Augen des ganzen Volkes" Ex 19,11: Das lehrt, daß sie in jener Stunde gesehen haben, was Ezechiel u. Jesaja nicht gesehen hat, s. Hos 12,11. || ExR 23 (85'•"): R. B'rekhja (um 340) hat gesagt: Komm u. sieh, wie groß die sind, die ins Schilfmeer hinabgestiegen sind! Wie oft hat sich Mose niedergeworfen u. gefleht vor Gott, bis er ihn sein Bild (seine Ähnlichkeit) sehen ließ: „Laß mich doch deine Herrlichkeit sehen!" Ex 33, 18. Und Gott sprach zu ihm: „Mein Angesicht kannst du nicht schauen" Vers 20. Und endlich ließ er es ihn in einem Zeichen sehen, wie es heißt: „Wenn dann meine Herrlichkeit vorüberzieht" Vers22. Die Lebewesen, die den (gött lichen) Thron tragen, kennen Gottes Bild nicht; u. wenn ihre Zeit naht, daß sie ein Lied (vor Gott) singen, sprechen sie: An welchem Ort er sich befindet, wir wissen es nicht, ob er hier ist oder an einem andren Ort; aber an welchem Ort er sich auch befinden mag. gepriesen sei die Herrlichkeit Jahves von ihrem Orte! (vgl. Ez 3,12). Aber von denen, die aus dem Schilfmeer heraufstiegen, zeigte jeder einzelne mit seinem Fi nger auf ihn u. sprach: Dieser ist mein Gott, den will ich rühmen! || Midr Ruth 1,17 (128 ) : „Kleine u. Große sind dort, u. der Knecht ist seines Herrn entledigt" Hi 3,19. R. Simon (um 280) hat gesagt: Wer in dieser Welt klein ist, kann groß werden, u. wer groß ist, kann klein werden; wer aber in der zukünftigen Welt klein ist, kann nicht groß werden, u. wer groß ist. kann nicht klein werden. „Und der Knecht ist seines Herrn entledigt", das ist der, der den Willen seines Schöpfers r s v tut u. seinen bösen Trieb (statt ist offenbar zu lesen i-s*) erzürnt; stirbt er, so geht er von dannen zur a
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Freiheit; wie es heißt: Der Knecht ist seines Herrn (d. h. des bösen Triebes) ent ledigt. — In F'-siqR Anhang3 (198b) sagt R.Jonathan, um 220, mit Bezug auf Hi 3,19: Weiß denn nicht jedermann, daß dort Kleine u. Große sind? Die Stelle will lehren: In dieser Welt wird nicht erkannt, werklein u. wer groß ist. — V g l . BM 85 b: R. Jirm'ja (um 320) sprach zu R. Z ?ira (um 300): Was heißt Hi 3,19: Kleine u. Große sind dort usw.? Wissen wir denn nicht, daß Kleine u. Große dort sind? Vielmehr ist der Sinn: Wer sich selbst um der Worte der Tora willen in dieser Welt klein macht (erniedrigt), der wird in der zukünftigen Welt groß sein, u. wer sich selbst in dieser Welt um der Worte der Tora willen einem Sklaven gleichmacht, der wird in der zuk. Welt ein Freier sein. l
11, 12: Von den T a g e n J o h a n n i s des T ä u f e r s b i s j e t z t l e i d e t das H i m m e l r e i c h Gewalt. fiiu'Quai. — Ein Gewaltanwenden gegen das Gottesreich, wenn auch
Matth 11,12
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nicht im Sinne von M t l l , 1 2 , kennt auch die rabbin. Literatur. Man versteht darunter den Versuch, den Anbruch der messian. Zeit in ge waltsamer Weise herbeizuführen. a
Midr H L 2 , 7.(99 ): R. JOBS b. Chanina (um 270) hat gesagt: Zwei Beschwörungen finden sich hier (HL 2,7 u. 3, 5), die eine (ist gerichtet) an Israel u. die andre an die Völker der Welt. Gott beschwur die Israeliten, sich nicht gegen das Joch der Weltreiche zu em pören, u. er beschwur die Weltreiche, das Joch auf Israel nicht allzu schwer zu machen; denn wenn sie das Joch auf Israel allzu schwer machten, wurden sie veranlassen, daß der Endtermin (r~. = Tage des Messias) vor seiner bestimmten Zeit komme (da Gott um seines Volkes willen die Tage der Bedröckung verkürzen würde, vgl. Mt 24, 22) R. Chelbo (um 300) sagte: Vier Beschwörungen finden sich hier (HL 2,7; 3, 5; 5, 8; 8, 4 ) : Gott beschwur die Israeliten, sich nicht gegen die Weltreiche zu empören; den Endtermin ( = messianische Zeit) nicht gewaltsam herbeizuführen thv •--.r. Vr ipn--; ihre Geheimnisse den VöUiern der Welt nicht zu offenbaren u. nicht als Mauer (d. h. in geschlossenen Reihen, in kompakten Massen) aus dem Exil hinauf zuziehen (nach Jerusalem; letzteres würde eben ein Versuch sein, die Tage des Messias gewaltsam herbeizuführen). Wenn dem aber so ist, wozu dann der König, der Messias? Er kommt, um die Exilierten Israels zu sammeln. R. Huna (N-:IK = K*ain = « j i r , um 350) hat gesagt: Mit vier Schwüren hat Gott sie beschworen entsprechend den vier Generationen, die die festgesetzte Zeit (die Erlösungszeit) gedrängt .haben izrr. u. dabei zu Falle gekommen sind. Diese sind: die Generation in den Tagen f Amrams, ferner die in den Tagen des Dinai, die in den Tagen des Ben Kozeba ( = Bar Kokh ba) u. endlich die in den Tagen des Schuthelach b. Ephraim * (vgl. Nu 26, 35; 1 Chr 7, 20). — Parallelstellen mit mannigfachen Abweichungen: Tanch z"*z-. 2 ; TanchB o ^ a i § 4 ( l ) ; das. Zusätze zu' = — § 3 ( 2 ) . K th 1 1 1 heißt es: daß sie den Endtermin nicht ent fernen oder hinausschieben sollten ipm« s ; c statt -pmdoch kennt Raschi auch die letztere, jedenfalls richtige Lesart. || LvR 19 ( 1 1 8 ) : »Saget zu den zb "«na:* Jes 35, 4. R. Hoschafja, der Ältere (um 225), bat gesagt: Das sind die, die zerstörten Herzens sind, s. Nah 2, 6: „Sie zerstören - i n ? * die Mauer* (so der Midr). R. J hoschua? b. Levi (um 250) hat gesagt: Wie die, die den Endtermin drängen r?"* " (den An bruch der messian. Zeit beschleunigen wollen), s. Gn 24, 4G: „Sie ließ eilends - w r ihren Krug herab." 1
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Die A n k u n f t des M e s s i a s kann b e s c h l e u n i g t w e r d e n : b
a. d u r c h B u ß e . Joma 8 6 : R. Jose der Galiläer (um 110, so ist zu lesen statt R. Jonathan, s. Bacher, Tann. 1. 362) hat gesagt: Groß ist die Buße; denn sie bringt die (messian.) Erlösung herbei. |! Midr HL 5, 2 ( 1 1 8 ) : u. P siq 1 6 3 : R. Levi (um 300) hat gesagt: Wenn die Israeliten auch nur Einen Tag Buße täten, so würden sie so fort erlöst werden u. es käme sofort der Sohn Davids (der Messias), s. Ps 9 5 , 7 ; in pTafan 1,64 , 26 ist R. Tanchum b. Chijja, um 300, als Autor genannt. || pTafan 1,64 , 20: Die Israeliten sprachen zu Jesaja (vgl. Jes 21,11 f.): Unser Lehrer Jesaja, wieviel ist uns von dieser Nacht (der gegenwärtigen Weltzeit) vergangen? Er antwortete: Wartet auf mich, bis ich angefragt habe. Als er angefragt hatte, kehrte er zu ihnen zurück. Sie sprachen: -*?"2 ns l a i r ? d. h. was hat der Hüter der Welten gesagt -n-r i*h^ r:»: z'nh-yr-.'? Er antwortete: Der Hüter hat gesagt: Es kommt der Morgen u. auch die 2
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Vielleicht ist hierbei an Sota 1 2 gedacht, wonach fAmram u. seine Zeitgenossen ihre Frauen entließen, um durch den Verzicht auf Fortpflanzung Israel aussterben zu lassen u. so allem Jammer des Volks ein für allemal ein Ende zu machen. Gemeint ist Eifazar b. Dinai, um 40 n. Chr., einer der Anführer der Zeloten, s. Sota 9, 9; Joseph., Bell Ä, 12, 4; Ant. 20, 6, 1. In P 8 i q 8 5 wird erzählt, daß die Kinder des Schuthelach die Erlösung aus Ägypten 30 Jahre (so lies statt „80 Jahre") zu früh berechnet hatten u. deshalb auf ihrem Zuge nach Kanafan umkamen: s. auch M kh Ex 15,14 ( 5 0 ) ; Sanh 9 2 ; ExR 20 ( 8 2 ) ; Midr HL 2,7 (99») 2
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Nacht. Sie sprachen: „Und auch die Nacht?* (Auf Erlösung folgt wiederum Knecht schaft?) Er antwortete: Nicht wie ihr es meint; vielmehr der Morgen (kommt) für die Gerechten u. die Nacht für die Gottlosen, der Morgen für Israel u. die Nacht für die Völker der Welt. Da sprachen sie: Wann denn? Er antwortete: Wann ihr wollt, will auch er (Gott). Wenn ihr fragen wollt, fraget! Sie sprachen: Wer hält es denn zurück? Er antwortete: Die Buße. Kehrt zurück (in Buße)! — Sanh 97 b R. Elüezer (ben Hyrkanos, um 90) sagte: Wenn die Israeliten Buße tun, werden sie erlöst. Rab (f 247) sagte: Es hängt von der Buße u. guten Werken ab. — Ferner s. oben S. 162 ff. bei Mt 4,17 SL b. d u r c h H a l t e n d e r G e b o t e . Schab 1 1 8 : R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schim?on b. Jochai (um 150) gesagt: Wenn die Israeliten nur zwei Sabbate vorschriftsmäßig hielten, s o würden sie sofort erlöst werden; wie es heißt: „So spricht Jahve zu den Verschnittenen, die meine Sabbate (Plural, also mindestens zwei) halten" Jes 56,4, u. hinterher heißt es. (Vers 7): Die will ich zu meinem heiligen Berge ge langen lassen (in der messian. Zeit). II pTatanl, 64«, 28: R. Levi'(um 300) hat gesagt: Wenn die Israeliten Einen Sabbat halten würden, wie sich's gebührt, so würde sofort der Sohn Davids ( = Messias) kommen. Welchen Schriftgrund gibt es dafür? Ex 16,25: Mose sprach: „Esset es heute; denn ein Ruhetag ist dieser Tag für Jahve" — also nur Ein Tag. Ferner heißt es Jes 30,15: J W B I P n n a i n a i » a d. h. durch einen Sabbat tag ( n ^ - e ) u. Ruhigbleiben werdet ihr erlöst werden. — Dasselbe, aber mit andrem Schriftbeweis Midr Ps 95 § 2 (210b). In LvR 3 (106*) u. Midr Qoh 4, 6 (23») wird R. Chijja b. Abba, um 280, als Autor genannt. II DtR 6 (203 b): Wenn du dieses Gebot (Dt 22, 6 f. betreffend Loslassen der Vogelmutter) hältst, s o beschleunigst du das Kommen des Königs, des Messias, von Hern auch ein Loslassen ausgesagt wird, s. Jes 32, 20: Wohl euch, die ihr (in den Tagen des Messias) loslassen könnt den Fuß des Stieres und des Esels. || ExR 25 (87»): R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Gott sprach zu den Israeliten: Da ich für das Ende (d. h. die Tage des Messias) eine be stimmte Zeit festgesetzt habe, an der es kommen soll, ob sie Buße tun oder nicht, so kommt es zu seiner bestimmten Zeit; wenn sie aber Buße tun auch nur Einen Tag, so lasse ich es außerhalb (vor) seiner bestimmten Zeit kommen, s. Ps 9 5 , 7 : „Heute, wenn ihr auf seine Stimme hört!" Und gleichwie wir finden, daß der Sohn Davids wegen (der Beobachtung) aller Gebote kommt (vor der festgesetzten Zeit), so kommt er auch (vorzeitig) wegen des Haltens Eines Sabbattages, weil der Sabbat alle übrigen Gebote aufwiegt. || ExR 30 (91b): „Mein Heil ist nahe, zu kommen" Jes 5 6 , 1 . Gott spricht: Ich bringe das Heil; denn es heißt: „Jahves ist das Heil!* Ps 3, 9. Und wer das Recht übt, von dem schreibe ich, daß er das Heil (d. h. die messian. Heilszeit) nähert (beschleunigt). Vgl. den Ausspruch des R. Levi, um 300, in DtR 5 (202«). :
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c. d u r c h T o r a s t u d i u m . Sanh 99b: R. Levi (um 300) hat gesagt: (Wer sich mit der Tora um ihretwillen, ohne selbstische Nebenzwecke beschäftigt) der nähert auch die (messian.) Erlösung, s. Jes 51,16: „Ich will meine Worte in deinen Mond legen . . . u. zu Zion sage ich: Mein Volk bist du.* d. d u r c h W o h l t ä t i g k e i t . BB 10» Bar: R. J huda (um 150) hat gesagt: Groß ist die Wohltätigkeit, denn sie nähert (beschleunigt) die (messian.) Erlösung, s.: „Haltet das Recht u. übet Wohltätigkeit (so der Midr); denn mein Heil ist nahe, zu kommen* Jes 56,1. c
U m g e k e h r t kann der A n b r u c h d e r m e s s i a n . H e i l s z e i t d u r c h das Verhalten Israels v e r z ö g e r t werden. Tanch o - a s a 2 5 : Du findest, daß Israel erst erlöst werden wird (nämlich in den Tagen des Messias), wenn sie Alle eins sind (wörtlich: ein Bund), wie es heißt: «In jenen Tagen u. zu jener Zeit, ist Jahves Spruch, werden die Söhne Israels kommen, sie u. die Söhne Judas zusammen (als ein Ganzes)* Jer 50,4. — Dasselbe TanchB a-»axj § 4 ( 2 5 ) . || Nidda 1 3 , 13 Bar: Die Proselyten u. die mit kleinen Mädchen Scherzenden halten den Messias zurück. Betreffs der Proselyten stimmt es mit der Meinung des R. Cnelbo (um 300) überein. Denn R. Chelbo hat gesagt: Schlimm sind b
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Matth 11,12. 13 (Nr. 1)
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die Proselyten für Israel wie Aussatz. Aber was ist es um die mit kleinen Mädcben Scherzenden? Wenn man sagen wollte, es handle sich dabei um unnaturliche Unzucht, so würden sie ja die Steinigung verdient haben; oder wenn es sich dabei um nichtigen Samenerguß handelte, so wurden sie ja die Flut verdient haben (d. h. sie wurden von Gott bestraft werden etwa durch Ertrinken; wie sollten also dergleichen Leute die Ankunft des Messias verzögern können!) Vielmehr handelt es sich um solche, die eine Unmündige (die noch nicht 12 Jahre alt ist) heiraten, mit der sie keine Kinder zeugen können; denn R.Jose ( = . R . Asi, um 300) hat gesagt: Der Sohn Davids (Messias) kommt nicht eher, als bis alle Seelen, die inkorporiert werden sollen qua«? rTswjn V s , zu Ende (tatsächlich inkorporiert) sind. (Indem also die Männer, die Unmündige heiraten, keine Kinder erzeugen, verzögern sie die Inkorporierung der Seelen u. damit die Ankunft des Messias.) Denn es heißt Jes 57,16: Nicht auf ewig will ich hadern u. nicht für immer zürnen; denn der Geist ( = die Geister) u. die Seelen, die ich geschaffen, würden vor mir hinschwinden (aus Trauer darüber, daß sie nicht inkorporiert werden. So ist die Inkorporierung aller erschaffenen Seelen ein Zeichen, daß Gottes Zorn vorüber ist u. die messian. Erlösung anheben soll; wer daher jene verzögert, der verzögert auch diese. Anders deuten Jes 57,16 Raschi u. Bacher, Amor 2,172, s. bei Joh 1,1 eV «QXB n ° Myog C, 5). — Der Ausspruch des R. Chelbo auch J b 4 7 ; 1 0 9 ; K th 7 0 ; der des R. Asi J b 6 2 ; 6 3 ; fAZ 5 . ||Sanh 9 7 : Wenn R. Z fira (um 300) die Rabbinen damit (mit der Frage, wann der Messias kommen werde) beschäftigt fand, sprach er zu ihnen: Ich bitte euch, schiebt es nicht hinaus in die Ferne; denn ich habe gelernt: Drei kommen unerwartet, nämlich der Messias, ein Fund u. ein Skorpion. 2
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11,13: A l l e P r o p h e t e n u. das G e s e t z h a b e n bis J o h a n n e s geweissagt. 1. Tora u. Propheten, ihr Verhältnis zueinander. c
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M g 1 4 Bar: 48 Propheten u. 7 Prophetinnen haben den Israeliten geweissagt, u. sie haben nichts vermindert u. nichts vermehrt an dem, was in der Tora geschrieben steht, ausgenommen die Verlesung der Estherrolle (am Purimfeste, wovon die Tora noch nichts weiß). || Midr Ruth 2,4 ( 1 3 0 ) : R. Chelbo (um 300) hat im Namen des R. Sch muöl b. Nachman (um 260) gesagt: 85 Älteste, von denen 30 u. mehr Propheten waren, waren in Nöten um diesen Vers: „Dies sind die Gebote, welche Jahve dem Mose geboten hat" Lv 27, 34. „ D i e s sind die Gebote" (also gibt es keine andren); man darf nicht hinzufügen u. man darf nicht wegnehmen, u. kein Prophet ist von da an berechtigt, noch irgendetwas Neues (in der Tora nicht Enthaltenes) zu befehlen; u. Mardokhai u. Esther fordern von uns, etwas Neues bei uns einzuführen?! (Gemeint ist das Purimfest Esth 9,20 ff.) — Dasselbe pM g 1,70 , 40. || ExR 42 (98 ) : R. J hoschua? b. Levi (um 250) hat gesagt: . . . Mose hat alle Worte der Propheten u. das Seine ge sagt; u. alles, was (später von einem Propheten) geweissagt worden ist, das stammte aus der Prophetie Moses. || Tanch -nr>- 8 9 u. ExR 28 ( 8 8 ) : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Auch was die Propheten dereinst weissagen sollten, das haben sie alle vom Berge Sinai empfangen; denn es heißt Dt 29,13f.: Nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund . . ., sondern „mit jedem, der heute mit uns hier vor Jahve steht", d. h. mit dem, der bereits erschaffen ist u. in der Welt sich befindet; „u. mit jedem, der heute nicht mit uns hier ist", d. h. mit dem, der dereinst erschaffen werden wird. Es b
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R. Chelbo erklärt ineo: Jes 14,1 nicht: es „werden sich eingliedern" die Fremd linge (Proselyten) in das Haus Jakobs, sondern: es werden zu THEO ( = Ausschlag, Aussatz, vgl. Lv 13, 2 ; 14, 56) die Proselyten für das Haus Jakobs, u. zwar weil sie durch mangelhaftes Beobachten der Gebote die Ankunft des Messias aufhalten. Die Worte setzen die Präexistenz der Seelen voraus. Unter q-i versteht man meist (so auch Raschi) den Aufenthaltsort der präexistierenden Seelen. Man kommt aber gar wohl mit der gewöhnl. Bedeutung „Körper" aus: rpsa» niises sind dann die Seelen, die für den Körper, die Inkorporation bestimmt sind; vgl. Bacher, Pal. Amor. 2,172. 2
Matth 11,13 (Nr. 1.2)
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heißt nicht: Der beute nicht mit uns hier „steht", sondern: Der heute nicht mit uns hier „ist". Damit sind die (präexistenten) Seelen gemeint, die dereinst erschaffen (d. h. inkorporiert) werden sollen, von denen ein „Stehen" nicht ausgesagt werden kann; denn auch sie sind in der (obigen) allgemeinen Aussage mitenthalten. So heißt es auch Mal 1, 1: Orakel, Wort Jahves an Israel, das in der Hand Maleakhis war Es heißt nicht: Wort Jahves „an Maleakbi", sondern: „Das in der Hand Maleakhis war", um dich zu lehren, daß die Weissagung-schon längst vom Berge Sinai her in seiner Hand gewesen ist. Ebenso hat Jesaja gesagt: „Tretet her zu mir, höret solchesnicht insgeheim habe ich von Anfang an geredet; von der Zeit her, da es ward bin ich dabei, u. nunmehr hat mich Jahve gesandt mit seinem Geiste" Jes 48,16. Jesaja wollte sagen: Seit der Stunde, da die Tora gegeben wurde, habe ich diese Weissagung empfangen; das meinen die Worte: Seit der Zeit, da die Tora ward, bin ich dabeiallein nunmehr erst hat mich Jahve Elohim gesandt mit seinem Geiste; denn bis jetzt war mir nicht die Erlaubnis erteilt worden zu weissagen. Und nicht die Pro pheten allein (haben ihre Prophetien vom Sinai her empfangen), sondern auch alle Weisen, die waren u. die dereinst sein werden (habeu ihre Worte dort empfangen); denn es heißt Dt 5, 19: Diese Worte redete Jahve zu eurer ganzen Gemeinde. Der Midr faßt „eure ganze Gemeinde" im absoluten Sinn = Gemeinde Israel, die damals war u. die im Lauf der Geschlechter sein wird. Die ganze Stelle aber will besagen, daß die Gleichheit der Quelle, aus der die Worte der Propheten u. der Weisen zu gleich mit der Tora bei der Gesetzgebung geflossen sind, die Übereinstimmung ihres Inhalts verbürge. — || Die Anwesenheit der präexistenten Menschenseelen bei der sinaitischen Gesetzgebung hatte ähnlich, wie R. Jicchaq, bereits R. Sch mu8l b. Nachman (um 260) aus Dt 29,13f. erwiesen, s. Tanch =*as: =rs 2 6 u. TanchB a-axa § 8 (25»») bei Job 1,1 fV i
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2. Die Frage, bis auf welche Zeit sich die Weissagungen der Pro pheten beziehen, wurde verschieden beantwortet, je nach dem Charakter, den man den Tagen des Messias beilegte. Sah man in diesen eine Zeit vollkommener irdischer Herrlichkeit, in der die Auferstehung erfolgt u. der Tod ein Ende hat, so nahm man an, daß sämtliche Verheißungen der alttest. Prophetie eben in der messian. Periode in Erfüllung gehen würden. Man formte den Satz: Die Propheten haben nur auf die Tage des Messias geweissagt. Dies war der Standpunkt der vorchristl. Syn agoge, für die „die Tage des Messias" u. „die zukünftige Welt" noch in eins zus.fielen; desgleichen der Standpunkt hervorragender palä stinischer Gelehrter seit dem 3. nachchristl. Jahrh., die zwar die Tage des Messias von der zukünftigen Welt begrifflich unterschieden, aber jene in einer Weise idealisierten, daß sie kaum hinter dem Verklärungs zustand der letzteren zurückblieben. — Sah man dagegen in den Tagen des Messias eine Zeit, die sich von dem gegenwärtigen Weltlauf nur dadurch
unterscheiden
würde, daß die Knechtung Israels durch die
Weltreiche aufhörte, so erwartete man die Erfüllung der alttest. Ver heißungen nach ihrem vollen Umfang erst in der zukünftigen Welt. B'rakh 34»»: R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Alle Propheten haben nur in bezug auf den geweissagt, der seine Tochter an einen Gelehrtenschüler verheiratet (u. diesem durch eine reiche Mitgift das Studium ermöglicht) oder für einen G.schüler
Matth 11,13 (Nr. 2)
608
ein Geschäft betreibt oder einem G.schüler Genuß von seinem Vermögen gewährt; aber in bezug auf die G.schüler selbst gilt Jes 64, 3: „Kein Auge hat gesehen, o Gott, außer dir, was bereitet ist dem, der harrt" (so der Midr. Die Worte wollen besagen, daß alle Verheißungen der Propheten nicht über den Lohn hinausgehen, den die Wohltäter der Gelehrten in den Tagen des Messias zu erwarten haben; daß dagegen der Lohn, der den Gelehrten selbst für das Torastudium zugedacht ist, den Augen der Propheten verhüllt geblieben ist, weil dieser Lohn erst in der zukünftigen Welt ausgeteilt wird.) R. Chijja b. Abba hat gesagt: R. Jochanan habe gesagt: Alle Propheten haben nur auf die Tage des Messias geweissagt; aber in bezug auf die zukünftige Welt gilt Jes 64, 3 (wie oben). Verschieden davon ist die Meinung Sch mue"ls (f 254); denn Sch muöl hat gesagt: Zwischen dieser Welt u. den Tagen des Messias ist kein weiterer Unterschied, als der betreffs der Knechtung durch die Weltreiche (die in den Tagen des Messias aufhört), wie es heißt Dt 15,11: Es wird nicht an Armen fehlen mitten im Lande (auch nicht in den Tagen des Messias; also bringen nicht diese, sondern erst die zukünftige Welt die Verwirklichung des prophetischen Zukunftsbildes). R. Chijja b. Abba hat gesagt: R. Jochanan habe gesagt: Alle Propheten haben nur in bezug auf die Bußfertigen geweissagt (u. deren Lohn); aber in bezug auf die voll kommenen Gerechten (u. deren Lohn) gilt Jes 64, 3 (wie oben). Verschieden davon ist die Meinung des R. Abbahu (um 300). Denn R. Abbahu hat gesagt: An der Stelle, an der die Bußfertigen stehen werden, können dereinst die vollkommenen Gerechten nicht stehen (jene nehmen eine höhere Rangstufe ein, als diese); denn es heißt: „Frieden, Frieden den Fernen u. den Nahen!" Jes 57, 19. Erst steht „den Fernen" (d. h. denen, die sich durch Sünde von Gott entfernt hatten u. später Buße taten) u. dann „den Nahen" (den vollkommenen Gerechten, die immer bei Gott geblieben). R. Jochanan kann dir darauf erwidern: Wer ist unter einem „Fernen" zu verstehen? Derjenige, der sich von Anfang an von einer Übertretung ferngehalten hat (also der vollkommene Gerechte), u. wer ist unter einem „Nahen" zu verstehen? Derjenige, der einer Übertretung nahe war u. sich nun von ihr entfernt hat (also der Bußfertige). Was ist das, was ein Auge nicht gesehen hat (Jes 64, 3)? R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Das ist der Wein, der in seinen Trauben seit den 6 Schöpfungstagen aufbewahrt wird (für die Gerechten). R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Das ist fEden, über das kein Menschenauge je Gewalt gehabt hat. Wenn du aber sagen wolltest: W o ist denn der erste Mensch gewesen? doch im Garten! u. wenn du weiter sagen wolltest: der Garten u. fEden sind doch dasselbe, so sagt die Schrift lehrend Gn 2, 10: Ein Fluß ging von fEden aus, den Garten zu tränken. Der Garten für sich u. fEden für sich (also nicht identisch). — Dasselbe Sanh 9 9 , nur daß zum Schluß Resch Laqisch, um 250, statt des R. Sch muöl b. Nachman als Autor genannt ist; vgl. auch Schab 6 3 ; 151 b p e 68». || Jalqut. zu Jes 64, 3: R. Acha (um 320) hat gesagt: Alle Segnungen, Güter u. Tröstungen, die die Propheten gesehen haben, hat Gott nicht umsonst (ohne Absicht) aufzeichnen lassen, um sie bekannt zu machen, sondern damit sich die Israeliten mit der Tora beschäftigen u. Lohn empfangen möchten. Wenn du sagen wolltest: Die Propheten haben den Lohn ganz gesehen, so 8. Jes 64, 3 (wie oben). Ebenso aber ist es auch unmöglich zu sagen, daß sie ihn nur teilweise gesehen hätten; denn es heißt: „Kein Ding tut Jahve Elohim, er habe denn seinen Ratschluß seinen Knechten geoffenbart, den Propheten" Arnos 3, 7. Wie haben sie ihn nun gesehen? R. B rekhja (um 340) hat gesagt: Wie durch eine Faßritze. R. Chijja (b. Abba, um 280) hat gesagt: Wie durch eine Türritze. R. Levi (um 300, so lies statt „Rabbi") hat gesagt: Die Mahlzeit (das Freudenmahl) haben sie gesehen, den (vollen) Lohn haben sie nicht gesehen. R. Jose (wohl der Amoräer um 350) hat gesagt: Weder das Mahl noch den Lohn haben sie gesehen. — Die Stelle stammt aus Midr Qoh 1,8 (9*), wo der Text teils verstümmelt ist, teils andre Autoren nennt. Der Schluß lautet hier: R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) hat gesagt: Alle Güter, Segnungen u. Tröstungen, die die Propheten in dieser Welt gesehen haben, haben sie in bezug auf die Bußfertigen ge sehen ; aber von dem, der sein lebelang keine Sünde geschmeckt hat, gilt Jes 64,3 (wieoben). e
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Matth 11, 14.15.16.17.19 (%. » )
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11,14: Er ist E l i a s , der da k o m m e n s o l l . Sieh den betr. Exkurs.
11,15: W e r Ohren hat,
der
höre!
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R. J hoschua; b. Qarcha (um 150) leitet seine Auslegung einer Schriftstelle, um die Aufmerksamkeit der Hörer zu gewinnen, mit den Worten ein: Daß das Ohr'sich spalten, d. h. öffnen möchte ypar» 'izl So M kh Ex 19, 5 (70 b, s. bei Joh. 1, i n . In der Parallelstelle P s i q R l l (46 b) steht dafür sa*!» Sv ^tcn ypnn KWD = vielleicht möchte das Ohr des Hörenden sich spalten, d. h. öffnen! II R. Elisezer (um 90) gebraucht, um die Aufmerksamkeit des R. fAqiba auf eine bestimmte Schriftdeutung .hinzulenken, SLv7,18 (159 ) die Wendung: «Biege deine Ohren um, zu hören." || Chullin 89a« R. Jochanan (t 279) hat im Namen des R. Ehazar b. Schimfon (um 180) gesagt: Überall wo du die Worte des R. Elifezer b. Jose ha-G lili in der Haggada findest, mache deine Ohren einem Trichter gleich (damit dir nichts von ihnen verloren geht). Parallel stellen: pQid 1, 6 1 , 38; P siqR 10 (38b). || Midr KL Einl. 22 (34b) t Res h Laqisch (um 250) zu den Worten Jes 5, 8: „In meine Ohren (offenbarte) Jahve 9 baoth": Wie einer, der in die Ohren seines Nächsten schreit, u. zwar nicht bloß in eins, sondern in.beide — ebenso (offenbarte) Jahve C baoth in meine Ohren. e
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11,16: W e m s o l l i c h dies G e s c h l e c h t v e r g l e i c h e n ? Über die Einleitungsformeln bei Gleichnissen s. unter Mk 4, 30.
11,17: W i r f l ö t e t e n e u c h , u. ihn h a b t n i c h t g e t a n z t ; w i r w e i n t e n , u. i h r h a b t e u c h n i c h t (zur T r a u e r ) g e s c h l a g e n . Sanh 103»: R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schimon b. Jochai (um 150) gesagt: Was heißt Spr 29, 9: „Rechtet ein weiser Mann mit einem närrischen Mann, ob er aufbraust oder lacht, es gibt keine Ruhe"? Gott sprach: Ich habe über Ahas gezürnt u. habe ihn in die Hand der Könige von Damaskus hingegeben; da „opferte er den Göttern von Damaskus, die ihn doch geschlagen, u. meinte: die Götter der Könige Syriens, die leisten ihnen ja Hilfe, denen opfere ich, daß sie mir beistehen; aber die gereichten ihm dazu, ihn u. ganz Israel zu Falle zu bringen" (2Chr28,23). Mit Amacja habe ich gelacht (gescherzt) u. gab die Könige von Edom in seine Hand; da brachte er ihre Götter u. verehrte sie, wie es heißt: „Und es geschah, nachdem Amacja von der Niederlage der Edomiter heimgekommen, brachte er die Götter der Söhne SeHr mit u. stellte sie -als Götter für sich auf, indem er vor ihnen niederfiel u. ihnen räucherte" 2 Chr 25,14. Rab Papa (f 376) hat gesagt: Das ist es, was die Leute (im Sprich wort) sagen: Ob man einem etwas vorweint, der nichts versteht, oder ob man einem zulacht, der nichts versteht, wehe dem, der nicht zu unterscheiden weiß zwischen gut u. böse!
11,19 9 : S i e h e , ein F r e s s e r u. W e i n t r i n k e r ! e
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olvonotrjs. pSch q8, 4 7 , 3: Eine Matrone sah den R. Jona (um 350), wie sein Ge sicht (rot) leuchtete. Sie sprach: Alter, Alter, eins von diesen drei Dingen findet sich an dir: entweder bist du ein Weintrinker tt*>«n " I P J J , oder einer, der Geld auf Zins ver leiht, oder einer, der Schweine züchtet. — Die Antwort nebst Parallelen s. bei Lk 15,15. <payog. Targ Ri 14,14: Vom Esser kam Essen. || pMaias 3, 5 0 , 41 wird von R. Elcazar b. Schim'on (um 180) gesagt, er sei ein starker Esser ^ s s gewesen. d
11,19 35: D i e W e i s h e i t ist g e r e c h t f e r t i g t w o r d e n . edixauo&rj. p*s, p^^n, Gottes Tun als gerecht u. richtig anerkennen. SLv 10, 3 (188»): (Nach dem Tode des Nadab u. Abihu) ging Mose zu Ahron, um ihn zu trösten. Er sprach zu ihm: Mein Bruder Ahron, vom Sinai wurde zu mir ge sagt: „Ich werde dieses Haus heiligen; durch einen großen Mann werde ich es heiligen." Ich dachte, entweder durch mich oder durch dich würde das Hans ge heiligt werden. Jetzt sind deine Söhne als solche erfunden worden, die größer sind, als ich u. du; denn durch sie ist das Haus geheiligt worden. Als Ahron solches ge-
Matth 11,21 ( « . » ) . 11,22. 23 ( * )
605
hört hatte, erkannte er das göttliche Gericht als gerecht an **-in r » pn$ u. schwieg, s. Lv 10,3: „Und Ahron schwieg." So pflegen die Gerechten die göttliche Entscheidung (y-., Urteil, Gericht) als gerecht anzuerkennen (n^-tsca). Abraham erkannte das Urteil als gerecht an (p-$), s.: „Obwohl ich Staub u. Asche bin" Gn 18,27. Jakob erkannte die Entscheidung als richtig an, s.: „Ich bin zu klein ffir all die Gnadenerweisungen u. all die Treue, die du an deinem Knecht getan hast" Gn 32,11. David erkannte das Gericht als gerecht an, s.: „Es stinken, eitern meine Wunden infolge meiner Torheit" Ps 38, 6.
11, 21 %: W e h e dir C h o r a z i n , w e h e dir B e t h s a i d a ! Xooa£eiv heut Ghirbet Keräze, nördlich von Teil Ghum, vielleicht identisch mit dem M n 85 * erwähnten C T O : Rabbi Jose (um 150) hat gesagt: Auch vom Weizen aus 'a u. K phar-Achim würde man (für Tempelzwecke) genommen haben, wenn sie näher bei Jerusalem gelegen hätten. — TM n 9, 2 (525) o w a statt 'a. Brj&aatöd sq^x ma = Stätte des Fischfangs (Fischhausen) am Ostufer des Jordans oberhalb seiner Einmündung in den See Genezareth. Hier gründete der Tetrarch Philippus eine Stadt, der er zu Ehren der Julia, der Tochter des Augustus, den Namen 'IovXidg gab. Mk 8, 22 ff. u. Lk 9,10. Ob Mt 11,21; Mk 6, 45 (vgl. Vers 53); Lk 10,13; Joh 1,44; 12,21 ein andrer Ort desselben Namens gemeint ist, ist streitig. Vgl. Schürer* 2,208 f. In pM g 1, 7 0 , 52 wird ein Ort namens nni^s oder «r/rs erwähnt u. mit apsn Jos 19,33 identifiziert (auch die L X X [xai Naßox] haben ap:n als besonderen Ort gefaßt). Vielleicht ist mit diesem nrm<s das galiläische B. gemeint. y
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11,21 83: In S a c k u. A s c h e h ä t t e n sie B u ß e g e t a n . Über diese Sitte u. ihre Bedeutung s. Exkurs: Vom Fasten Nr. 3. — Vgl. noch oi-na« IÖM (Jalqut R ubeni zu Gn 33,1 fol. 5 5 ) : Was das Anlegen des Sackes betrifft, so wisse, wenn man den Sack anlegt, um vor Gott zu beten, u. wenn man sein Anliegen von ihm erbeten hat, so zerreißt man ( = Gott) alle bösen Verhängnisse, die es in der Welt gibt, u. macht sie zunichte; u. das ist das Köstliche des Sackanlegens, daß das Gebet des Menschen nicht leer zurückkommt. e
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11,22: A m G e r i c h t s t a g . ev rjfis'Qa xotaswg. — y*m d*n, N}"*» tri*' „Tag des (göttlichen) Gerichts*, auch xrn en „Tag des großen Gerichts"; Beispiele s. Exk. „Sch ol" usw. LT, 10, a. b. e
11,2311: Und du K a p e r n a u m , b i s t du n i c h t bis zum H i m m e l e r h ö h t w o r d e n ? B i s in d i e U n t e r w e l t w i r s t du h i n a b g e s t o ß e n w e r d e n . firj 2a>g OVQCCVOV vipco&rjtfy; h'atgfydovxavaßißatfdiijar]. Vgl. Jes 14, 13—15; Am 9, 2 ; Ob 4 ; Hab 2, 9; Ps 139,8. a
Chag 1 3 Bar: Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) hat gesagt: Welche Antwort hat die Himmelsstimme jenem Frevler (Nebukadnecar) in der Stunde gegeben, da er sprach Jes 14,14: „Ich will auf Wolkenhöhen steigen, will dem Allerhöchsten mich gleichstellen"? Eine H. ging aus, die zu ihm sprach: Du Frevler, Sohn einer Frevlers,
Matth 11,28 ( « . » ) . U , 25 (*. » 1)
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wieviel sind der Jahre des Menschen? 70 Jahre! Ist nicht von der Erde bis zum Firmament ein Weg von 500 Jahren? Und die Dicke des Firmaments ist ein Weg von 500 Jahren u. ebenso der Zwischenraum von einem Firmament bis zum andren (deren es 7 gibt); u. die Füße der heiligen Tiere haben eine Ausdehnung wie diese alle zumal u. ebenso die Knöchel u. die Unterschenkel u. die Oberschenkel u. die Höften u. die Leiber u. die Hälse u. die Häupter u. die Hörner der heiligen Tiere, u. über ihnen ist der Thron der Herrlichkeit, u. seine Füße haben eine Ausdehnung wie diese allzumal. u. du sagst: Ich will auf Wolkenhöhen steigen? Fürwahr in die Sch ol wirst du hinab gestürzt. — Einen Weheruf des Rabban Jochanan b. Z. über Galiläa 8. oben S. 157 y (pSchab 1«, 1 5 , 50). || P siq 150 : R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: (Das Auf- u. Niedersteigen der Engel an der Leiter in Jakobs Traum) zeigt, daß Gott unsern Vater Jakob die Engelfürsten der Völker sehen l i e ß . . . . Als der Engelfürst Edoms ( = Roms) immer höher u. höher stieg, da fürchtete sich unser Vater Jakob u. sprach: Vielleicht gibt es für den kein Niedersteigen! Da sprach Gott zu ihm: Fürchte dich nicht, Israel (Jer 30,10), auch wenn du ihn bei mir würdest sitzen sehen, so stürze ich ihn (doch) von dort hinab •«v-ne -s», s. Obadja 4. || pN d 3,3a , 60: R. Huna (um 350) hat im Namen des R. Acha (um 320; so ist zu lesen) gesagt: Dereinst wird sich Esau, der Frevler (hier das christ liche Rom gemeint), in seinen Gebetsmantel hüllen u. zu den Gerechten im Gan ?Eden setzen in der zukünftigen Zeit. Aber Gott wird ihn von dort wegziehen u. hinausschaffen, s. Obadja 4. Vgl. Tanch is 139 . e
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t'cog aöov. — $dr)s nicht = osn-'a „Hölle", sondern = Vxp »Unterwelt"; s. Exkurs: „Sch ol" usw. 1,1 Ende; I, 3 Anm. 5. e
11, 23 95: W e n n in S o d o m d i e M a c h t t a t e n g e s c h e h e n w ä r e n , die in dir g e s c h e h e n sind. ei ev 2o66fioig eyevrj&rjffav. Formell vergleichbar ist: GnR 28 ( 1 7 ) : R. B^ekhja (um 340) hat gesagt: Im Stamme Juda u. Benjamin ist geschehen, was nicht bei den Sodomitern geschehen ist. Bei den S. steht geschrieben: „Ihre Sünde ist wahrlich sehr schwer geworden" Gn 18,20. Und vom Stamm Juda steht geschrieben: „Die Schuld des Hauses Israel u. Juda ist sehr sehr groß* Ez9,9. Und von jenen ist kein Rest übriggeblieben, aber von diesen ist ein Rest übriggeblieben. Jenes (Sodom), „das in Einem Augenblick umgekehrt wurde" (KL 4, 6), streckte seine Hände nicht zu Almosen aus, „es bewegten sich keine Hände darin" (KL 4,6); aber diese (die Israeliten) streckten ihre Hände zu Almosen aus (deshalb blieb ein Rest von ihnen übrig). — Ähnliches vor u. hinter dieser Stelle. d
Über d. Sodomiter u. ihr Erscheinen zum jüngsten Gericht s. bei Mt 10,1 5. 11,25
% : In j e n e r Z e i t a n t w o r t e t e
J e s u s u. s p r a c h .
aTtoxQi&elg... einev. — Zu dieser Ausdrucksweise vgl. Midr Qoh 7,2 ( 3 2 ) : Im Namen des R. Me'ir (um 150) ist gelehrt worden: Überall, wo es (im A T ) heißt: Er antwortete u. sprach so u. so (wie zB H i 4 , 1 ) , siehe, da hat der Betreffende im heiligen Geist (kraft prophetischer Inspiration) geredet. — Die hinter „siehe" noch stehenden Worte: »in der heiligen Sprache" sind aus einem ähnlichen hermeneutischen Grund satz (s. SNu 6,23 § 39) irrtümlich eingedrungen. b
11,25 95: I c h p r e i s e d i c h , H e r r H i m m e l s u. der E r d e , d a ß du d i e s e s . . . den E i n f ä l t i g e n o f f e n b a r t h a s t . 1. igofioXoyovfiai aoi. Kalla I 8 b (Als R. fAqiba, t um 135, in einem bestimmten Fall den Beweis für seine Behauptung erbracht hatte, daß ein Kind von frechem Aussehen ein illegitimes :
Matth 11,25 ( 8 2.3), 11,26. 28
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u. zur Zeit des Menstruums empfangenes Kind sei) sprachen R. Elifezer u. R. J hoschuat (beide nm 90): Gepriesen sei Jahve, der Gott Israels, der sein Geheimnis dem R. fAqiba (ihrem Schaler) geoffenbart hat!
2. xvoie xov ovoavov xai rrjg yr]g = objs big isnan „Herr der Welt", eine sehr häufige Anrede an Gott. Beispiele 8. bei Lk 10,21 u. Hebr 1,2. 3. xai dnexdXvtyag avxd vrjm'oig. BB 12b R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Seit dem Tage, da das Heiligtum zerstört wurde, ist die Prophetie den Propheten genommen u. den Narren u. den Kindern ge geben worden. — Daselbst folgendes Beispiel einer Prophetie aus Kindermund: Das Töchterchen des Rab Chisda (f 309) saß auf den Fußen ihres Vaters; es saßen aber vor ihm (als seine Schüler) Raba (f 352) u. Rammi b. Chama (der etwas alter als Raba war). Rab Chisda sprach zu seinem Töchterchen (scherzend): Wen von diesen beiden willst du (als Mann) baben? Sie antwortete: Sie beide! Da sprach Raba: Und ich will der letzte sein. (Dem entsprach die spätere Lebensgeschichte des Kindes: als Witwe des Rammi b. Chama wurde sie die Gemahlin Rabas, der sie überlebt hat; s. B rakh 56» oben S. 60 f. :
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11, 26: W e i l es so w o h l g e f ä l l i g v o r dir war. -paröo TIS-> -n- sehr häufig itf Gebeten: „es sei wohlgefällig vor dir" = es sei dein Wille; s. zB B^akh 19» obenB.455^. || pBerakh 4 , 7 , 28: Was pflegte R. N chonjab. Haqana (um 70) bei seinem Eintritt ins Lehrhaus zu sprechen? Es sei wohlgefällig vor dir, Jahve, mein Gott u. Gott meiner Väter, daß ich nicht aufbrause gegen meine Ge nossen, u. meine Genossen nicht gegen mich aufbrausen; daß wir das Reine nicht für unrein u. das Unreine nicht für rein erklären; daß wir das Erlaubte nicht verbieten u. das Verbotene nicht erlauben, u. ich so beschämt erfunden würde in dieser u. in der zukünftigen Welt. — Parallelstelle: B°rakh 28b. — Seltener ist das bloße - r r ohne -J-SB^S, zB B'rakh 28b; (Rabban Jochanan b. Zakkai sprach zu seinen Schülern:) Es sei wohlgefällig, daß die Furcht Gottes auf euch sei, wie die Furcht vor Fleisch u. Blut. — Die ungekürzte Stelle s. S. 581 o. d
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11,28: H e r zu mir a l l e , die ihr m ü h s e l i g u. b e l a d e n s e i d , u. ich will e u c h e r q u i c k e n ( b e r u h i g e n ) . dvanavam vfxäg. — Das besänftigende, erquickende Moment in der Wirksamkeit des Messias wird im Rabbin. nur selten berührt. Henoch 4 8 , 4 : Er (der Menschensohn-Messias) wird ein Stab für die Gerechten u. Heiligen sein, damit sie sich auf ihn stützen u. nicht fallen; er wird das Licht der Völker u. die Hoffnung derer sein, die in ihrem Herzen betrübt sind. || P siqR 37 (163»); (Der Messias) wird zu ihnen sagen: Var Väter der Welt, alles, was ich getan habe, habe ich nur euretwegen u. eurer Kinder wegen, zu eurer Ehre u. zur Ehre eurer Kinder getan, damit sie von diesem Guten genießen, das Gott Israel reichlich gespendet hat. Dann werden ihm die Väter der Welt antworten: Ephraim, unser gerechter Messias, möge dein Sinn Beruhigung finden, denn du hast den Sinn deines Schöpfers u. unsern Sinn beruhigt I S T ? - ! I isip ran rnjnw TJPS^I nnjp. || P«8iq 1 4 9 : Die Israeliten werden sich des Lichtes des Messias erfreuen u. sagen: Heil der Stunde, da der Messias er schaffen ( = geboren) wurde; Heil dem Leibe, aus dem er hervorging; Heil dem Ge schlechte, das ihn sah; Heil dem Auge, das gewürdigt wurde, ihn zu schauen! Denn das öffnen seiner Lippen ist Segen u. Friede u. sein Reden Erquickung des Geistes -•n rrr:; Majestät u. Hoheit ist in seinem Gewand (andre Lesart: in seinem Herzen) u. Sicherheit u. Ruhe in seinem Wort, u. seine Zunge ist Vergebung u. Verzeihung, u. sein Gebet ein wohlgefälliger (Opfer-)Duft, u. sein Flehen Heiligkeit u. Reinheit. Heil den Israeliten wegen des, was ihnen verwahrt ist! s. Ps 31,20. — Dasselbe P siqR 37 (164»). e
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Matth 11,29 ( « )
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11, 29 51: N e h m e t
auf euch mein
Joch.
aoati- tov £vyov fiov = -iy *bap.—bis „Joch, Last" findet sich in übertragenem Sinn = „Obliegenheit, Verpflichtung" in folgenden Verbindungen. a. 0*^3» niaba bis „Joch des Himmelreichs". Mit der Übernahme des Jochs des H. ist die Anerkennung Gottes als des Königs u. Herrn von Israel
gemeint,
oft auch das Bekenntnis zu ihm,
als dem Einen u.
wahren Gott; u. da dieses Bekenntnis täglich zweimal bei der Rezitation e
des Sch ma* abgelegt wird, bedeutet die Wendung: „das Joch des H. e
auf sich nehmen" nicht selten soviel wie: „das Sch ma* rezitieren". e
Beispieles. beic,imExk.überdasSch ma«u. beiMt4,17 S. 176 f. Anm. 2—n. Hier noch zwei Stellen, die zeigen, daß man statt *o 'a bis bap ohne Änderung des Sinnes auch einfach sagen konnte 0 1 5 » niaba bap. B rakh 1 0 : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt, R. Jose b. Chanina (um 270) habe im Namen des R. Elifezer b. Jafaqob (IL, um 150) gesagt: Was heißt: „Ihr sollt nicht essen um des Blutes willen" Lv 19,26? (so der Midr). Ihr sollt nicht essen, bevor ihr gebetet, um eures Blutes (Lebens) willen. R. Jicchaq hat .gesagt, R. Jochanan habe gesagt, R. Jose b. Chanina habe im Namen des R. Elifezer b. Jafaqob gesagt: Wer ißt u. trinkt u. (erst) hinterher betet, von dem sagt die Schrift 1 Kg 14, 9: „Du hast mich hinter deinen Rucken geworfen." Lies nicht: Du hast mich hinter deinen „Rücken" -pii geworfen, sondern: Du hast mich deinem Stolzen, T « (deinem Vollbauch), nachgesetzt. Gott sagt: Nachdem sich dieser stolz gebärdet (indem er ohne Gebet aß), nimmt er (hinterher) das Himmelreich (die Gottesherrschaft) auf sich n-»w nisVa vsj» bap. || Seder Elij R 16 (82): (Ein Schüler) sprach zu mir (Elias): Rabbi, worin unterscheidet sich Jesaja, der Sohn des Amoc, von allen (übrigen) Propheten, die alles Gute u. alle Tröstungen den Israeliten geweissagt haben? Ich antwortete ihm: Mein Sohn, darin, daß er die Gottesherrschaft (Himmelreich) mit Freude auf sich genommen hat, s. Jes 6, 8—10. e
b
1
1
2
b. min bis „Joch der T o r a " . Aboth 3 , 5 : R. N chonja b . Ha-qana (um 70) sagte: Wer das Joch der Tora auf sich nimmt, dem nimmt man (Gott) ab das Joch der Regierung u. das Joch der irdischen Sorgen y?.s
8
b
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c. nixa bis „Joch der Gebote". Berakh 2 , 2 : R. J hoschuaf b . Qarcha (um 150) hat gesagt: Warum geht im Schema« e
1
Der Name „R. Jose b. Chanina" an dieser Stelle der Traditionskette hat etwas Auffallendes; nach Bacher, Pal. Amor. 1,421, ist der Text verderbt. „Joch der Tora" nicht ohne weiteres identisch mit „Joch der Gebote": jenes bedeutet in erster Linie die Verpflichtung zum Terastudium, dieses die Verpflichtung zur praktischen Betätigung der einzelnen Vorschriften des Gesetzes. Man hat dabei an die heidnische Weltmacht zu denken, die Steuern u. Frondienste auferlegt. 1
8
Matth 11,29 ( « )
609
der Abschnitt Dt 6,4—9: «Höre, Israel" usw. dem Abschnitt Dt 11,13—21: .Wenn ihr ernstlich auf meine Gebote hören werdet" usw. vorauf? Damit man zuerst das Joch der Gottesherrschaft (des Himmelreichs) auf sich nehme u. hinterher das Joch der Gebote (erst das Bekenntnis zu dem Einen Gott, dann die Willenserklärung, seine Gebote zu halten). — Auch „Joch des u. des Gebotes* kann gesagt werden, s. Va> r*>?*i „Joch des Wucher- oder Zinsverbotes* in dem Zitat SLv 25,38 unter e. — Die Targumim setzen für m x » sny das gleichbedeutende tc;iipe - P J . So Targ HL 1,10: Wie schön ist ihr (der Israeliten) Nacken, das Joch meiner Gebote zu tragen; u. es wird auf ihnen liegen, wie das Joch auf dem Nacken des Ochsen, wenn dieser auf dem Felde pflügt u. so für sich selbst u. für seinen Herrn den Unterhalt beschafft. — Targ Ruth 3 , 1 1 : Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles was du sagst, will ich dir tun; denn bekannt ist es vor allen, die an der Stätte (wörtlich: im Tor) des großen Synedriums meines Volkes sitzen, daß du ein rechtschaffenes Weib bist, u. daß die Kraft in dir ist, das Joch der Gebote Jahves zu tragen. — Targ KL 3,27: Gut ist es für den Mann, daß er sich gewöhne, das Joch der Gebote in seiner Jugend zu tragen.
d. raiwn
nbw (nta) „Joch der Buße*. l
f AZ 5 » : R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: R. Jonathan (um 220) habe gesagt: Was heißt 2 Sm 23,1: „Ausspruch Davids, des Sohnes Isais, u. Ausspruch des Mannes, der hoch (hy) erhoben w a r d ? Ausspruch Davids, des Sohnes Isais, der das Joch {hy = V?) der Buße aufgerichtet hat. — Dasselbe MQ 1 6 . b
r
e. xin y n a ünpn bu; „Joch des Heiligen, gepriesen sei er!" u. damit gleichbedeutend biow bis „Joch des Himmels" = „Joch Gottes". c
EzR 30 ( 8 9 ) : Weil die zehn Stämme das Joch des Heiligen, gepriesen sei er! nicht auf sich nehmen wollten, kam Sanherib über sie u. führte sie fort ins Exil. || SLv 25, 38 (442 ): Dein Geld sollst du ihm nicht auf Zins geben. . . . Ich bin Jahve euer Gott Lv25,37 f. Auf Grund dieser Stelle hat man gesagt: Wer das Joch des Zinsverbotes auf sich nimmt, nimmt das Joch des Himmels (Gottes) auf sich; u. wer das Joch des Zinsverbotes von sich wirft (pincrt), wirft das Joch des H. von sich piit. || Sota 4 7 : Als die sich mehrten, die die Person im Gericht ansahen, nahm: „Ihr sollt euch vor niemand fürchten" Dt 1, 17 ein Ende. . . . Man warf das Joch des Himmels von sich, u. man (Gott) legte auf sie das Joch von Fleisch u. Blut. a
b
f. DTI i o =
„Joch von Fleisch u. Blut" = menschliches Joch.
AbothRN 20 Anf.: R. Cbananja, der Vorsteher der Priester (um 70), hat gesagt: Wer die Worte der Tora zu Herzen nimmt, von dem weichen die (sorgenvollen) Ge danken an das Schwert, die (sorgenvollen) G. an den Hunger, die G. der Torheit, die G. an Unzucht, die G. der Leidenschaft (des bösen Triebes), die G. an einen gottlosen Mann, die G. an Eiteles, die (sorgenvollen) G. an das Joch von Fleisch u. Blut; denn so steht im Psalmbuch von David, dem König Israels, geschrieben: „Die Befehle Jahves sind rechtschaffen, erfreuend das Herz; das Gebot Jahves ist rein, erleuchtend die Augen" Ps 19,9. Wer aber die Worte der Tora nicht zu Herzen nimmt, dem gibt man die (sorgenvollen) Gedanken an das Schwert, die (sorgenvollen) G. an den Hunger, die G. der Torheit, die G. an Unzucht, die G. der Leidenschaft, die G. an ein gottloses Weib, die G. an Eiteles, die (sorgenvollen) G. an das Joch von Fleisch u. Blut. Denn so steht im Deuteronomium (mir nsaf«) von unsrem Lehrer Mose geschrieben: „Sie (die Flüche u. Strafgerichte) werden an dir zu einem Zeichen u. Wunder sein u. an deinem Samen auf ewig. Dafür daß du nicht vor Überfluß an allem mit Freude u. Herzenslust Jahve deinem Gotte dientest, wirst du deinem Feinde dienen, den Jahve wider dich entsenden wird, in Hunger u. Durst u. Blöße u. Mangel an allem, u. er wird deinem Halse ein eisernes Joch auflegen, bis er dich vernichtet hat" Dt 28,46—48. — Ferner s. Sota 4 7 (oben bei e). 1
b
1
Die Worte v- a-tc -".r-r. scheinen nach Analogie des parallelen r.y- rtr« 'r. im zweiten Satz auf Päderastie zu zielen. S t r a c k n. B i l l e r b e c k . KT F.
39
Matth 11,29 (*. » ) . H , 30. 12,1 (Nr. 1)
610
g. mabn bis „Joch der (irdischen) Regierung", s. Aboth 3,5 oben S. 608. h.
-pi bis „Joch der weltlichen Beschäftigung, der irdischen
Sorgen", s. ebendaselbst. i. bis absolut im Sinn von „Joch Gottes" oder von „Joch des Himmel reichs". zB Sch bu 1 3 Bar: Rabbi sagte: Für alle Übertretungen, die in der Tora erwähnt werden, schafft der Versöhnungstag Sühnung, gleichviel ob man Buße tut oder nichtausgenommen ist derjenige, der das Joch von sich wirft (der Gott verleugnet, Raschi)' der Deutungen der Tora kundgibt (die der Halakha nicht entsprechen, so nach einigen Textzeugen zu Aboth 3,11; dann allgemeiner: der mit frechem Sinn sich an die Worte der Tora macht, Raschi) u. der den Bund am Fleisch (d. h. den Beschneidungsbund) bricht (durch den inionaa/Ms; so nach pPea 1,16b, 33). Tut ein solcher Buße, so schafft der Versöhnungstag für ihn Sühnung; wenn aber nicht, so schafft der Versöhnungstag für ihn nicht Sühnung. Was ist der Schriftgrund Rabbis? Was in einer Bar gelehrt wird: „Das Wort Jahves hat er verachtet" Nu 15,31, das ist der, welcher das Joch abwirft u. halakhawidrige Deutungen in der Tora kundgibt; „u. sein Gebot hat er ge brochen", das ist der, welcher den Bund am Fleisch bricht; „ausgerottet, ja ausgerottet soll diese Seele werden", „ausgerottet", nämlich vor dem Versöhnungstag; „ja aus gerottet", nämlich nach dem Versöhnungstag. Etwa auch, wenn er Buße getan bat? Die Schrift sagt lehrend: „Ihre Sünde ist an ihr", da kann ich nur sagen, wenn ihre Sünde an ihr ist (also wenn der Betreffende nicht Buße getan hat). — Dasselbe ohne den Schriftbeweis Joma 85 b. — In gleichem Sinn steht biy absolut pPea 1,16b, 23.82. e
a
11,29 33: I h r w e r d e t E r q u i c k u n g ( R u h e ) f i n d e n für e u r e S e e l e n . svorjaexe dvdnavaiv xaig \pv%alg vfimv. Rabbinische Wendungen: i-bs isca r a r . Midr HL 2,2 (95b): Gott sah eine Rosen lilie, nämlich die Israeliten, u. er nahm sie u. roch daran, als die Israeliten die 10 Ge bote ordneten; u. es beruhigte sich seine Seele i~by irna r a w , als die Israeliten sprachen: Wir wollen tun u. gehorchen (Ex 24,7). — Dasselbe LvR 23 (121 ). || nrtj = „je mandes Sinn beruhigt sich". Schab 152b; Möge dein Sinn sich beruhigen, denn du hast meinen Sinn beruhigt *ry-, r»a m a n » Tran mar. Ferner s. P siqR 37 (163 ) bei Mt 11,28. || 'b m i rrra noy = „jemandem Beruhigung des Geistes verschaffen". Chag 16b: R. Jose (um 150) hat gesagt: Abba Eifazar (?) hat mir erzählt: Einmal hatten wir ein Kalb von den Friedmahlsopfern, u. wir schafften es in den Vorhof der Frauen, u. die Frauen stemmten ihre Hände darauf; nicht daß die Handauflegung bei den Frauen üblich ge wesen wäre, sondern um den Frauen Beruhigung zu verschaffen ü-vsb nv> nna rtvsb. d
e
8
11,30: Meine Last ist leicht. Wie umgekehrt Qorach einmal agitatorisch die drückende Schwere des Gesetzes seinen Zeitgenossen klargemacht hat, s. bei Apg 15,10. 12,1:
In j e n e r Z e i t w a n d e r t e J e s u s am S a b b a t d u r c h d i e
Saatfelder;
seine Jünger aber hungerte, Ähren auszuraufen
u. s i e f i n g e n an
u. zu e s s e n .
1. xolc adßßaaiv. — raa:, pl. ninac, aram.
pl. vjais. Hebr. ras
wurde gräzisiert zu adßßaxov,* das aram. xnanj zu adßßaxa. Td adßßctza ist erstens:
„der Sabbat",b zweitens: „die S a b b a t e \ c drittens (was
hier außer Betracht bleibt): „die W o c h e " . Welche Bedeutung in den einzelnen Fällen zutrifft, ergibt auch der Zus.hang nicht immer sicher, A
8. zB Mt 12,5.10. Der Dativ von xd adßßaxa heißt sowohl zoTg adßßa
Matth 12,1 (Nr. 1. 2)
611
a. Mt 12,2.5.8; 24,20; Mk 2,27; 6 , 2 ; 16,1; Lk 6 , 1 . 6 . 7 ; Joh 5,9.10.16.18 u. ö. Josephus A n t 3,10,7: Die Schaubrote werden gebacken am Freitag xp ngo xov aaßßtirov, am Sabbat früh xto aaßßdxtp ngutt werden sie gebracht u. auf den heiligen Tisch ge legt. . . . Dort bleiben sie bis zum nächsten S. etag xov ixegov aaßßdxov. — c. Apion 2,2 fünfmal, darunter die Wortdeutung: xo ftev ydg adßßaxov xaxd xrjv 'lovtfalav didkexxov dvdnavalg iaxiv dno navxog egyov. — Bell. J. 2,17,10 Ende; Vita 32. b. Mt28,1 6\pe aaßßdxatv — nach Ausgang des S.; Lk 4,16 r,(iiga xiov oaßßdxwv = Tag des S., ebenso Apg 13,14; 16,13; Josephus Ant. 12,6,2 aaßßdxatv rjfiiQq — am Tage des S. — Das. 3 , 6 , 6 : xrjv yug kßäöurjv rj/tigav adßßara xnXoiifiev. — Das. 3 , 1 0 , 1 : xaxd de ißddfiqv tj/iegav, rjxtg adßßaxa xaXetxat. C. Apg 17,2: adßßata xgia. — LXX 2 Chr 31,3; Jes 1,13; Ez 46,3. d. So durchgängig im NT, zB Mt 12,1.5.10.11.12. - 1 Makk 2,38. — Josephus Ant. 18, 8 , 4 : ovx eaxw di ypiv oi'xe iv xoig adßßaaiv, oi'xe iv xjj eoQxp o&evetv. -Vita 54: ixxt] titga (12 Uhr mittags), *«&' ijv xotg adßßaaiv doiaxonoisToftai (Frühmahl halten) vöfiifiöv itrxiv rjpiv. — Bell. J. 1,7,3: vneQ fiövov ydg xov auifiaxog duvyovxat (verteidigen sie sich) xai xoif adßßaaiv. e. LXX Nu 28,10; 2 Chr 2,4. Josephus Ant.3,12,6: xai xolg aaßßdxois xai xa?s Xoinalg fifiigaig. — Das. 11,8,7: xrjg iv xoTg aaßßdxotg nagavofiiag Gesetzesübertretung an den Sabbaten. 2. oi 6b [ia&r)Tcti
avrov insivaaav. — Der Hunger der Jünger am
Sabbat steht in eigentümlichem Kontrast mit der Bestimmung, daß der S. durch gut Essen u. Trinken u. schöne Kleidung zu ehren u. zu heiligen sei. — Vgl. hierzu auch das Stellenmaterial bei Lk 14,1. e
b
e
P s 6 8 : R. J hoschuaf (um 90) hat gesagt: Die Freude an einem Festtag ist gleich falls ein Gebot; denn in einer Bar heißt es: R. Elifezer (um 90) sagte: Dem Menschen Hegt an einem Festtage nur ob, entweder zu essen u. zu trinken, oder zu sitzen u. zu studieren. R. J hoschua? hat gesagt: Man teile ihn, daß eine Hälfte auf das Essen u. Trinken, u. die andre Hälfte auf das Lehrhaus kommt. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Beide haben dieselbe Schriftstelle (als Beweis für ihre Meinungen) ausgelegt. In einer Stelle heißt es: „Versammlungsfeier für Jahve deinen Gott" Dt 16,8, u. in einer Stelle heißt es: „Versammlungsfeier für euch soll sein' Nu 29,35. R. Elifezer meinte: Entweder ganz für Jahve oder ganz für euch; dagegen meinte R. J hoschua?: Man teile eine Hälfte Jahve, die andre Hälfte euch zu. R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Alle stimmen überein in bezug auf das Wochenfest (Pfingsten), daß wir da gleichfalls das „für euch" nötig haben, weil es der Tag ist, an dem die Tora gegeben wurde. Rabbah ( f 330) hat gesagt: Alle stimmen in bezug auf den S. überein, daß wir da gleichfalls das „für euch* nötig haben; denn es heißt Jes 58,13: „Wenn du den S. eine Lust (ein Ver gnügen) nennst." Rab Joseph (f 333) hat gesagt: Alle stimmen in bezug auf das Purimfest überein, daß wir da gleichfalls das „für euch* nötig haben, denn es steht von ihm' geschrieben „Tage des Gelages u. der Freude" Esth 9, 22. — Die Meinung des R. J hoscbua? anonym auch SDM6, 8 § 135 (101 b). || Midr HL 5, 16 (121 b ) R. Acha (um 320) u. R. Tanchum b. Chijja (um 300) haben im Namen des R. Jochanan (f 279) gesagt: Es heißt Ez 20,20: „Und meine Sabbate heiligt!" Womit sollst du ihn heiligen? Heilige ihn mit Essen u. Trinken u. mit reinem Gewand; denn es heißt daselbst: „Daß sie zum Zeichen seien zwischen mir u. euch, daß man erkenne, daß ich, Jahve, euer Gott bin." Ich, Jahve, bin zuverlässig, daß ich euch guten Lohn zahle. — Dasselbe unter Anlehnung an Lv 19,3 in TanchB KX-I 22 (80b). || DtR 3 (199 ) : Du meinst (spricht Gott), ich hätte dir den S. zu deinem Nachteil gegeben? Ich habe ihn dir nur zu deinem Besten gegeben. Inwiefern? R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Du heiligst den S. durch Essen u. Trinken u. reines Gewand u. bereitest dir selbst (dadurch) Genuß, u. ich gebe dir (noch obendrein) Lohn dafür; denn es heißt Jes 58,13: Wenn du den S. eine Lust nennst usw. Was steht hinterher geschrieben? „Dann sollst du deine Lust finden an Jahve u. er wird dir die Wünsche deines Herzens gewähren." (Jes 58,14 e
v
e
:
d
39*
Matth 12, 1 (Nr. 2)
612
mit Ps 37,4 verbunden.) || pSchab 15,15", 48: R. Chaggai (um 330) hat im Namen des R. Sch muöl b. Nachman (um 260) gesagt: Die Sabbate u. die Festtage sind nur zum Essen u. Trinken gegeben worden; aber weil der Mund davon Übelriechend wird, er laubte man ihm, sich an denselben mit den Worten der Tora zu beschäftigen. R. Berekhja (um 340) hat im Namen des R. Chijja bar Ba (um 280) gesagt: Die Sabbate u. die Fest tage sind nur gegeben worden, daß man sich an ihnen mit den Worten der Tora be schäftige. Die Bar (s. oben P'"s68b) unterstützt sowohl diesen, wie jenen. Wie soll er es machen? Soll er entweder den ganzen S. sitzen u. essen? oder soll er sitzen u. sich mit den Worten der Tora beschäftigen? Eine Stelle sagt: Es ist ein S. für Jahve L v 2 3 , 3 ; u. eine andre sagt: Versammlungsfeier für Jahve deinen Gott Dt 16,8. (Ein Zitat ist unrichtig; es fehlt ein solches, das die Bestimmung des S. „für euch" be weist.) Wie nun? Weise den halben (S. oder Festtag) dem Torastudium u. den halben dem Essen u. Trinken zu. — Dasselbe in andrer Fassung unter Umkahrung der Autor schaft P siqR23 (121 ). || B rakh 31 »> R. Elsazar (um 270) hat im Namen des R. Jose b.Zimra (um 220) gesagt: Wenn jemand am S. im Fasten sitzt, so zerreißt man ( = Gott) zwar einen seit siebzig Jahren über ihn gefaßten Gerichtsbeschluß; gleichwohl aber verhängt man auch wiederum über ihn einen Urteilsspruch wegen Unterlassung des Sabbatsgenusses. (Das sabbatliche Wohlleben ist also eine sittliche Pflicht; das Fasten am S. war nur in Ausnahmefällen gestattet; ein Beispiel s. oben S. 55.) Schab 117° Bar: Wieviel Mahlzeiten ist der Mensch verpflichtet am S. zu genießen? Drei. R. Chidqa (um 120) bat gesagt: Vier. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Beide (Bar u. R. Chidqa) haben ein u. dieselbe Schriftstelle (als Beweis für ihre Meinung) ausgelegt, nämlich Ex 16,25: „Mose sprach: Esset es diesen Tag (heute); denn Ruhetag für Jahve ist dieser Tag; diesen Tag werdet ihr es nicht auf dem Felde finden." R. Chidqa meinte: Das sind drei Mahlzeiten an diesem Tage außer derjenigen am Vorabend (das dreimalige avn in Ex 16,25 wird als Hinweis auf die drei Sabbatmahlzeiten gedeutet); die Rab binen (die Autoren der Bar) meinten, es seien drei Mahlzeiten zusammen mit der jenigen des Vorabends. Wir haben gelernt (in Schab 16,2): „Kommt eine Feuersbrunst am Abend zum S. aus, so rettet man Speise für drei Mahlzeiten" (die am Sabbattag zu halten sind). Könnte das nicht heißen, wenn er noch nicht gegessen hat? Vielmehr, wenn er gegessen hat. „Kommt die Feuersbrunst des Morgens aus (also am Sonnabend), so rettet man Speise für zwei Mahlzeiten." Könnte das nicht heißen, wenn er noch nicht gegessen hat? Vielmehr, wenn er gegessen hat. „Kommt sie am Nachmittag aus, so rettet man Speise für Eine Mahlzeit." Könnte das nicht heißen, wenn er noch nicht gegessen hat? Vielmehr, wenn er gegessen hat. (Diese Deutung ist im Sinn des R. Chidqa, der vier Sabbatmahlzeiten fordert.) Da es aber am Schluß der Mischna heißt: „R. Jose (um 150) sagte: Man rettet stets Speise für drei Mahlzeiten", so folgt daraus, daß der erste Autor (von dem der Anfang obiger Mischna Schab 16,2 stammt) drei Mahlzeiten angenommen hat. Es ist also richtig, daß die Mischna nicht der Meinung des R. Chidqa entspricht (sondern derjenigen der Rabbinen in der eingangs erwähnten Bar). — In pSchab 16,15 , 1 vertritt R. Hundoqos = R. Chidqa u. in M kh zu Ex 16,25 (58b) R.Z riqa, wofür jedoch zu lesen ist „R. Chidqa", die Meinung der Rabbinen, daß drei S.mablzeiten vorgeschrieben seien; s. hierzu Bacher, Tann.* 1, 447 u. Krauß, Lehnwörter 2,224. || M°kh Ex 16,25 (58b): R. Elifezer (um 90, so lies statt „R.Eifazar") sagte: Wenn es euch gelingt (wörtlich: wenn ihr gewürdigt werdet), den S. zu beobachten, so werdet ihr von drei Strafgerichten errettet: vom Tage Gogs u. Magogs. von den Wehen des Messias u. vom Tag des großen Gerichts; deshalb heißt es Ex 16,25: Esset es diesen Tag. — Mit der richtigen S.beobachtung sind die drei S.mahlzeiten gemeint, wie Schab 118* be weist: R. Schimfon bei Pazzi (um 280) hat gesagt, R. J hoschuaf b. Levi (um 250) habe im Namen des Bar Qappara (um 220) gesagt: Wer die drei Mahlzeiten am S. hält, wird errettet von drei Strafgerichten: von den Wehen des Messias, vom Gehinnomgericht u. von dem Kriege Gogs u. Magogs. — Der Schriftbeweis wird dann durch Analogie schluß geführt aus dem dreimaligen D T in Ex 16,25 u. demselben Wort in Mal 3,23; Zeph 1,15 u. Ez38,18. || TB rakh5,1 (11): Am Vorabend des S. soll man vom Nache
e
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Matth 12,1 (Nr. 2)
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mittag an u, weiter nichts essen, damit man mit Verlangen (nämlich nach Speise) in den S. eintrete; das sind Worte des R. J huda (um 150). R. Jose (um 150) sagte: Man darf weiterhin essen, bis es dunkel wird. — Dasselbe pP s 10,37 , 82; P*s99b, hier neben dem S. auch die Festtage genannt. II Schab 119&: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Immer ordne der Mensch seinen Tisch am Vorabend des S., auch wenn er nur so viel (Speise) nötig hat, wie eine Olive groß ist. R. Chanina (um 225) hat gesagt: Immer ordne der Mensch seinen Tisch beim Ausgang des S., auch wenn er nur so viel nötig hat, wie eine Olive groß ist. Warmes Wasser zum Ausgang des S. ist ein Labsal; warmes Brot zum Ausgang des S. ist ein Labsal. Ffir R. Abbahu (um 300) bereitete man zum Ausgang des S. ein dreijähriges Kalb, von welchem er die Nieren zu essen pflegte. Als sein Sohn Abimi herangewachsen war, sprach dieser zu ihm: Warum willst du dies alles (nämlich das nicht genossene Fleisch des Kalbes) umkommen lassen? Wir wollen doch die Nieren vom Vorabend des S. (für deine Mahlzeit am Ende des S.) aufbewahren (so daß nur Ein Kalb geschlachtet zu werden braucht). Mau wollte es tun; da kam ein Löwe u. fraß es (das gesparte Kalb, nämlich zur Strafe dafür, daß man aus Sparsamkeitsgründen der Ehre des S. etwas entziehen wollte). G n R H ( 8 ) : „Gott segnete den siebenten Tag" G n 2 , 3 . Er segnete ihn für die Ausgaben (die der S. hinsichtlich des Essens u. Trinkens erheischt). R. Levi (um 300) hat im Namen des R. Jose b. Chanina (um 270) gesagt: Für jeden Schöpfungstag, bei welchem eine Abnahme (ein Hinschwinden des Erschaffenen) statthat, steht ein Segen geschrieben, infolgedessen keine Abnahme eintritt. Am fünften Schöpfungstage wurden die Vögel u. die Fische geschaffen, u. die Menschen schlachten die Vögel u. essen sie u. fangen die Fische u. essen sie, u. bei ihm steht ein Segen geschrieben, so daß keine Abnahme (der Vögel u. Fische) eintritt. Am sechsten Tage wurde der Mensch n. das Vieh erschaffen, u. die Menschen schlachten das Vieh u. essen es, u. die Menschen sterben, u. bei ihm steht ein Segen geschrieben, so daß keine Abnahme eintritt. Was hast du nun in bezug auf den siebenten Schöpfungstag zu sagen (bei welchem gleich falls ein Segenswort steht)? R. Levi hat im Namen des R. Chama b. Chanina (um 260) gesagt: (Der Segen steht beim siebenten Tag) um der (Sabbat-)Ausgaben willen (daß sie keine Vermögensabnahme verursachen). R. Eifazar (um 270) hat im Namen des R. Jose (b. Zimra?, um 220) gesagt: Um der Schwächlichen willen (daß die opulenten S.mahlzeiten ihrer Gesundheit nicht schaden). — Gott segnete den siebenten Tag mit Wohlgeschmack. Unser Lehrer (Rabbi) bereitete dem (Kaiser) Antoninus an einem S. ein Mahl. Er ließ ihm kalte Speisen vorsetzen. Er aß von ihnen u. es schmeckte ihm gut. Darauf bereitete er ihm ein Mahl an einem Wochentag. Er ließ ihm warme Speisen vorsetzen. Der Kaiser sprach zu ihm: Jene haben mir besser geschmeckt als diese. Er antwortete: Diese ermangeln eines Gewürzes. Der Kaiser sprach: Wie, sollte dem Keller des Königs etwas mangeln? Er antwortete ihm: Der S. mangelt ihnen; hast du Sabbat? — R Jischmafel b . Jose (um 180) fragte Rabbi: In welchem Verdienst leben die Kinder Babels (die babylonische Judenschaft)? Er antwortete ihm: Im V. der Tora (d. h. des Torastudiums). Und in welchem V. die Kinder des Landes Israel? Er ant wortete: Im V. der (ordnungsmäßigen) Zehntabsonderung. Und die Leute im Ausland? Weil sie die Sabbate u. Feiertage ehren (nämlich mit kostbaren Mahlzeiten). — R. Chijja b. Abba (um 280) hat erzählt: Einmal lud mich ein Mann in Laodicea ein; man setzte eine Tafel vor uns, die auf sechzehn Stützen ruhte, u. auf ihr stand von allem, was in den sechs Schöpfungstagen erschaffen worden ist. Ein Kind aber saß an ihrer Mitte, das laut verkündigte: „Jahves ist die Erde u. ihre Fülle, der Erdkreis u. die darauf wohnen" Ps 24,1. Warum dies alles? Damit das Herz des Hausherrn sich nicht stolz erhebe. Ich sprach zu ihm: Mein Sohn, aus welchem Grunde bist du all dieser Herrlich keit gewürdigt worden? Er antwortete: Ich bin Fleischer gewesen, u. jedes schöne Stück Vieh, das ich an allen Tagen der Woche zu Gesicht bekam, habe ich für den S. ausgesondert. Da sprach ich zu ihm: Nicht umsonst bist du (jener Herrlichkeiten) e
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Nach D.O. Straschun ist zu lesen: Chanina.
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Matth 12,1 (Nr. 2)
gewürdigt worden. — R. Tanchuma (um 380) hat erzählt: Einmal geschah es in Rom am Rüsttag auf das große Fasten ( = Versöhnungstag), daß dort ein Schneider war; der ging, um sich einen Fisch zu kaufen. Da traf, es sich, daß er u. der Diener eines Präfekten bei einem solchen standen. Sie trieben den Preis hoch, bis er auf zwölf Denare zu stehen kam; dafür erwarb ihn jener Schneider. Zur Essenszeit sprach der Präfekt zu seinem Diener: Warum bringst du mir keinen Fisch? Er antwortete: Mein Herr, wie sollte ich es vor dir leugnen? Als ich danach- ausging, war dort nur Ein Fisch vorhanden; da traf es sich, daß ich u. ein Jude dabeistanden; dieser trieb den Preis hoch u. ich trieb ihn auch hoch, bis er auf zwölf Denare zu stehen kam; würdest du es wohl gewünscht haben, daß ich dir einen Fisch für zwölf Denare brächte? Er sprach zu ihm: Wer war jener? Er antwortete: Der u. der. Er sandte nach ihm aus. Als jener kam, fragte der Präfekt: Warum issest du, jüdischer Schneider, einen Fisch für zwölf Denare? Er antwortete: Mein Herr, wir haben einen Tag, der schafft uns für alle Sünden, die wir an allen Tagen eines Jahres begangen haben, Sühnung; müssen wir den nicht, wenn er kommt, ehren? Der Präfekt sprach: Da du einen Beweis für deine Sache beigebracht hast, so bist du entlassen. Wie lohnte Gott es dem Schneider? Als dieser den Fisch aufriß, ließ ihn Gott darin eine kostbare Perle vorfinden. — Parallelstellen Schab 1 1 9 ; P siqR 23 (119 ). || Über Joseph den S.verehrer s. bei 13,46. Schab 1 1 9 : Was man für den S. borgt, das bezahlt die Woche. || Beca 1 6 Bar: Von Schammai dem Alten (um 30 v. Chr.) hat man erzählt: Sein lebelang hat er zu Ehren des S. gegessen; fand er ein schönes Stück Vieh, so sagte er: Dies für den S.! Fand er ein andres schöneres, so stellte er das zweite für den S. zurück u. verzehrte das erste. Aber Hillel der Alte (um 20 v. Chr.) hatte ein andres Verfahren (eine andre Regel), weil all sein Tun um Gottes willen geschah; denn er sagte: Gepriesen sei Jahve Tag für Tag. Die Bar lautet ebenso: Die Schule Schammais sagte: Vom ersten Tage deiner Woche an denke an deinen S. (ihn zu ehren mit Speise u. Trank). Und die Schule Hillels sagte: Gepriesen sei Jahve Tag für Tag. (Vgl. das nächste Zitat) || P siqR23 (115b) R. Siralai (um 250) hat gesagt: „Gedenke des S." Ex 20,8, nämlich ehe er kommt; „beobachte den S." Dt 5,12, nämlich wenn er gekommen ist. Wie dies? Kommt dir etwas Wertvolles (zB ein schönes Stück Vieh) vor, so bestimme es für den S.; ein neuer Gegenstand, so bestimme ihn für den S. Schammai der Alte (s. das vorige Zitat) pflegte vom ersten Tag der Woche an Holz (? c-x*) für den S. zu kaufen. Hillel der Alte hatte eine andre größere Regel; er pflegte zu sagen: All dein Tun geschehe um Gottes willen! R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Wenn dir etwas Wertvolles vor kommt, selbst am ersten Tage der Woche, so bestimme es für den S. R. Tanchuma (um 380) hat erzählt: Wenn wir am vierten Wochentag (Mittwoch) Früchte aßen u. es kam uns eine schöne Dattel vor, so sagten wir: „Sie seien für den S. ausgesondert!" a
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Schab H 8 : R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Jose (b. Zimra, um 220) gesagt: Wer den S. vergnügt begeht, dem gibt man (— Gott) grenzenlosen Besitz, s.: „Dann sollst du deine Lust finden an Jahve, u. ich will dich einherfahren lassen auf den Höhen des Landes, u. ich lasse dich genießen das Erbteil Jakobs, deines Vaters" Jes58,14. Nicht wie der Besitz Abrahams war, von dem es heißt: „Auf, ziehe im Lande umher nach seiner Länge u. Breite" Gn 13,17; auch nicht wie das Gebiet Isaaks war, von dem es heißt: „Dir u. deinem Samen werde ich alle diese Länder geben" Gn 26, 3, sondern wie das Gebiet Jakobs ist. von dem es heißt: Du wirst dich aus breiten nach Westen u. Osten u. Norden u. Süden Gn 28,14. (Bei Jakob fehlt jede Be grenzung seines Gebietes.) Rab Nachman b. Jicchaq (t 356) hat gesagt: (Wer den S. vergnügt begeht,) der wird vor der Knechtschaft der Weltreiche bewahrt; es heißt hier Jes 58,14: Ich lasse ihn auf den Höhen des Landes einherfahren, u. heißt dort Dt 33,29: Du wirst auf ihre Höhen treten. Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe ge sagt: Wer den S. vergnügt begeht, dem gewährt man (-— Gott) die Wünsche seines Herzens, s.: „Habe deine Lust an Jahve, so wird er dir geben, was dein Herz wünscht" e
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So nach Bacher, Pal. Amor. 1,111.
Matth 12,1 (Nr. 2). 12,2
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Ps37,4. Ich weiß nicht, was mit „Lust" gemeint ist; da es aber heißt: „Wenn du den S. eine Lust heißest" Jes 58,13, so sage: Damit ist die S.freude gemeint. Wodurch macht man ihn zu einer Lust? Rab J huda b. Sch muöl b. Schelath (um 300) hat im Namen Rabs gesagt: Durch ein Gericht aus Mangold, durch große Fische u. Knoblauch köpfe. — Eine Parallelstelle mit Abweichungen im einzelnen s. P siqR23 (120b; 121 *). || Schab 1 1 8 : R. Jose (b. Chalaphta, um 150) hat gesagt: Möge mein Teil bei denen sein, die am S. drei Mahlzeiten halten! || Über die sabbatliche Kleidung vgl. außer oben S. 611 y. (Midr HL 5,16 u. DtR 3) noch M kh Ex 12,16 (12»): Es soll am ersten Tage heilige Fest versammlung sein Ex 12,16. Ihr sollt ihn heiligen durch Speise u. Trank u. reines Ge wand. — Dasselbe SLv 23, 35 (413"); P siqR 23 (U5b). || p P e a 8 , 2 1 b , l : R. Chanina (um 225) hat gesagt: Der Mensch muß zwei Gewänder haben, eins für die Woche u. eins für den S. Denn es beißt Ruth 3, 3: „Und du bade u. salbe dich u. lege deine Gewänder an." War sie denn nackt? Vielmehr sind damit die Sabbatkleider gemeint. Als das R. Simlai (um 250) in der Gemeinde öffentlich vortrug, weinten die Genossen vor ihm; sie sprachen zu ihm: Rabbi, wie unser Gewand in der Woche ist, so ist es auch am S. Er sprach zu ihnen: Gleichwohl müßt ihr daran eine Veränderung (zu Ehren des S.) vornehmen. — Dasselbe Midr Ruth 3, 3 (133b); p e j R 2 3 (115b); g l . Schab 113b, wo R. Elifezer = R. Eifazar b. P dath (um 270) Ruth 3,3 auf die S.kleider deutet. II P siqR 23 (117b) Rabbi hat gesagt: Heiligt den S. mit dem Gewand! R.Chanina (um 225) hat gesagt: Man muß sich (zu Beginn des S.) einhüllen. R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Man muß (unter die Alltagskleidungsstücke ein besonderes für den S.) mischen. Abin b. Chisdai (um 270) hat gesagt: Man muß (das Alltagskleid für den S.) herunterlassen. — Parallelstelle mit andrer Autorenangabe GnR 11 ( 8 ) . || Wie die heid nische Welt über diese Art der S.verehrung spottete, zeigt Midr KL Einl. Nr. 17 (33b): R. Abbahu (in Cäsarea, um 300) begann seinen Vortrag mit Ps69,13: „Es reden über mich, die im Tore sitzen", das geht auf die Völker der Welt, die in den Theatern u. Zirkussen sitzen, „u. Lieder singen, die Rauschtrank trinken"; sie sitzen u. essen u. trinken, u. wenn sie berauscht sind, sitzen sie u. reden über mich u. verspotten mich u. sagen: „Daß wir nur nicht Johannisbrot essen müssen, wie die Juden!" Ferner sagen sie .zueinander: Wieviel Jahre willst du leben? Und man antwortet: So lange, wie ein S.hemde der Juden! Dann führen sie ein Kamel in ihre Theater, das seine Decken auf sich hat. Und man fragt einander: Warum trauert denn dies Kamel (daß es in Decken gehüllt ist)? Man antwortet: Die Juden halten das Brachjahr, u. weil sie kein Grünkraut haben (des Brachjahres wegen), so essen sie diesem seine Dornsträucher ab: deshalb trauert es über sie. Dann lassen sie einen Mimen in ihr Theater kommen, dessen Kopf kahl geschoren ist. Sie fragen einander: Warum ist denn dessen Kopf kahl geschoren? Der Mime antwortet: Die Juden beobachten die Sabbate, u. alles, was sie in den Wochentagen erarbeiten, essen sie am S. auf; u. weil sie (infolgedessen) kein Holz zum Kochen haben, zerbrechen sie ihre Bettstellen, um damit zu kochen; darum müssen sie dann auf der Erde schlafen, u. da sie dadurch voller Staub werden, müssen sie sich mit Öl salben; deshalb ist das ö l teuer (so daß ich mein Haar mußte abscheren lassen). — Dasselbe anonym Midr KL 3,14 (70»). e
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12,2: D e i n e J ü n g e r tun, w a s n i c h t e r l a u b t ist an e i n e m S a b b a t zu tun. 39 Hauptarbeiten WOR^O rriax waren am Sabbat verboten.» Angeblich waren das diejenigen Arbeiten, die zur Herstellung der Stiftshütte nötig gewesen waren, b Die Festsetzung ihrer Zahl auf 39 (vierzig weniger eins) begründete man exegetisch mit Ex 35, l . c Jede der 39 Haupt arbeiten begriff eine Reihe von Unterarbeiten niibin unter sich. Im 3. Jahrh. treten Systematisierungsversuche hervor, jeder Hauptarbeit sei es 6, sei es 39 Nebenarbeiten unterzuordnen.d Zu diesen Haupt- u.
Matth 12,2
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Nebenarbeiten kam dann aber noch eine größere Anzahl anderweitiger Tätigkeiten, die aus Gründen der Sabbatsruhe rabbinisch verboten waren; auch sie hat bereits dieMischna im einzelnen festgesetzte Das nach Dt 2 3 , 2 6 erlaubte Ausraufen von Ähren wurde als eine Unterarbeit des Erntens angesehen u. war als solche am S. verboten.! Unter Umständen hätte die Tat der Jünger Jesu mit dem Steinigungstode bestraft werden können, g a. Schab 7 , 2 : Hauptarbeiten (die am S verboten sind) gibt es vierzig weniger eins. Wer 'sät u. ^pflügt u. kerntet u. ^ Garben bindet; wer ^drischt u. worfelt; wer ^Früchte reinigt; wer *mahlt u. ^siebt u. ^knetet - b ä c k t ; wer ^ W o l l e schert* wer sie w ä s c h t u. sie ^klopft (oder ausschüttelt) u. sie tffärbt; u. wer spinntu[ 17webt u. z w e i Fäden (auf dem Webstuhl) aufzieht u. ^ z w e i Fäden flicht u. £>zwei Fäden trennt; wer deinen Knoten schürzt u. ^auflöst u. 23 ei Stiche näht; wer deinen Riß macht, um mit zwei Stichen festzunähen; wer ^eine Gazelle fängt, sie 3$schlachtet u. sie enthäutet; wer sie ^einsalzt u. ihr Fell zurichtet u. es -»abschabt u. es 'zerschneidet; wer 3?zwei Buchstaben schreibt u. 3*auslöscht, um zwei Buchstaben zu schreiben; wer ^baut u. ^einreißt; wer (Feuer) auslöscht u. «^anzündet; wer -5*mit dem Hammer schlägt, <^wer aus einem Bereich in einen andren trägt — siehe, das sind Hauptarbeiten, vierzig weniger eins. b. Schab 49 b; Wir haben gelernt (s. oben Schab 7,2): Hauptarbeiten gibt es vierzig weniger eins. Wem entsprechend (sind diese Hauptarbeiten festgesetzt worden)? R. Chanina b. Chama (um 225) hat gesegt: Sie entsprechen den Arbeiten an der Stiftshütte. R. Jonathan b. El'azar (um 220) hat gesagt: So bat R. Schimon b. Jose b. Laqonia (gegen 200) gesagt: Sie entsprechen dem 39 maligen Vorkommen des Wortes «Arbeit* «ss!»« in der Tora. (Die hier dann folgende Diskussion zeigt, daß die Zählung des Wortes „Arbeit* nicht zutrifft; dann heißt es weiter:) Eine Bar lautet so, wie der, welcher gesagt hat: Sie entsprechen den Arbeiten an der Stiftshütte; denn in einer Bar heißt es: Man macht sich (der S.entheiligung) nur schuldig wegen einer Arbeit, die ihresgleichen bei der Stiftshütte hatte. Jene (die Verfertiger der Stiftshütte) säten (zur Gewinnung von Pflanzen-Farbstoffen, Raschi), u. ihr sollt nicht säen (am S.); jene ernteten, u. ihr sollt nicht ernten; jene hoben die Bretter vom Erdboden auf den Wagen, u. ihr sollt nicht aus einem öffentlichen Bereich in einen Privatbereich hineinschaffen ; jene legten die Bretter vom Wagen auf die Erde, u. ihr sollt nicht aus einem Privatbereich hinausschaffen in einen öffentlichen Bereich; jene luden von einem Wagen auf den andren, u. ihr sollt nicht aus einem Privatbereich in einen andren Privatbereich hinausschaffen. — Die obige Tradition des R. Jonathan in seinem eigenen Namen pSchab 7, 9b 53. || BQ 2 « : Wir haben gelernt: Hauptarbeiten gibt es vierzig weniger eins. Es heißt „Hauptarbeiten", weil es Unterarbeiten gibt; ihre Unterarbeiten sind ihnen gleich. Es macht keinen Unterschied: eine Hauptarbeit (versehentlich am S. verrichtet) erfordert ein Sündopfer, u. ebenso erfordert eine Unterarbeit ein Sündopfer. Es macht keinen Unterschied: eine Hauptarbeit (absichtlich am S. verrichtet) erfordert die Steinigung, u. ebenso erfordert eine Unterarbeit die Steinigung. Was ist nun für ein Unterschied zwischen einer Hauptarbeit u. einer Unterarbeit? Es folgt daraus, daß, wenn man zwei Hauptarbeiten oder zwei Unterarbeiten zusammen (zu gleicher Zeit) vollbringt, man für jede einzelne sich schuldig macht. Wenn man aber eine Hauptarbeit u. eine zu ihr gehörende Unterarbeit vollbringt, so macht man sich nur Einmal (wegen der Hauptarbeit) schuldig. Wenn nun aber R. ElKezer (um 90) wegen einer Unterarbeit gelegentlich einer Hauptarbeit für schuldig erklärt hat (s. K r 3,10), warum nennt er die eine Arbeit „Hauptarbeit" u. die andre „Unterarbeit*? Die, welche beim Bau der Stiftshütte erwähnt wird, nennt er Hauptarbeit, n. die, 5
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Über die einzelnen Sabbat-Bereiche s. Einl. S. 37 f.
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welche beim Bau der StiftshUtte nicht erwähnt wird, nennt er Unterarbeit. || Schab 73 b : Abaje (f338/39) u. Raba ( t 352) haben beide gesagt: Alle Arbeiten, die beim Bau der Stiftshätte stattfanden, hat man als Hauptarbeit gerechnet, auch wenn eine einer andren ähn lich war (so daß sie als deren Unterarbeit hätte gewertet werden können). C. M kh Ex 35,1 (110b): „Mose sprach zu ihnen: Dies sind die Dinge* o " - a i n n?a Ex 35,1. Rabbi sagte: Darin liegen die 39 Arbeiten, die ihnen Mose mundlich mit: geteilt hat. — Wie das gemeint ist, zeigen folgende Stellen. Schab 97b Bar: Rabbi sagte: D^ZI, a'->2-.n, =-->3-tn rr'-ss, das sind die 39 Arbeiten, die dem Mose auf dem Sinai gesagt worden sind. (Der Beweis ist so zu verstehen: o->ia-i als Plural bedeutet 2 Dinge; dann bedeutet a ^ a i n mit dem Artikel 3 Dinge; dazu kommt der Zahlen wert von nV« mit 36, mithin o—a-rn nb« = 36 + 3 = 39 Dinge.) — Dasselbe mit R. Nathan (um 160) als Autor Schab 70». — In pSchab 7, 9 b, 63 sagt R. Chanina aus Sepphoris im Namen des R. Abbahu (um 300): Das K (in nbtc) ist = 1, das "» = 30, das n = 5, ->at (Singular) = 1, a-^an (Plural) = 2; von hier aus sind die 39 Arbeiten in der Tora erwiesen. Die Rabbinen von Cäsarea aber führten, den Beweis nur aus dem Wort rtbtt: K = 1, V = 30, n ( = ! - : ) = 8; denn sie trugen kein Bedenken, n u. n ohne Unterscheidung auszulegen. (Die Buchstaben tt, n , rr u. * können nach der haggadischen Hermeneutik miteinander vertauscht werden.) — Weitere Parallelen finden sich in Tanch m p 221«; NuR 18 (185*). d. pSchab 7, 9b, 67: R. Jochanan (t 279) u. R. Schimon b. Laqisch (um 250) be schäftigten sich mit diesem Kapitel (Schab 7) 3*/2 Jahr lang, bis sie aus ihm 39 Unter arbeiten für jede einzelne Hauptarbeit hergeleitet hatten. W o sie eine Unterarbeit an eine Hauptarbeit anlehnen konnten, taten sie es; wo sie es nicht konnten, machten sie die betreffende Arbeit zu einer Unterarbeit vom „Schlagen mit dem Hammer* (s. Schab 7,2 oben S. 616 a). Die Söhne des R. Chijja des Älteren (J huda u. Chizqijja, um 240) beschäftigten sich mit diesem Kapitel 6 Monate. Sie leiteten aus ihm sechs Unterarbeiten fär jede Hauptarbeit her. Die Söhne des R. Chijja des Älteren hielten sich an die Regel ihres Vaters; denn R. Chijja (um 200) lehrte: Ernten, winzern, Oliven pflöcken, abschneiden, ausraufen 0»Vr), Feigen pflücken — das alles (zusammen 6 Arbeiten) gehört zum Ernten. e. Beca 5, 2 : Wegen folgender Beschäftigungen (macht man sich am Sabbat u. an den Feiertagen schuldig) aus Gründen der Sabbatsruhe: man darf nicht auf einen Baum steigen, nicht auf einem Tier reiten, nicht auf dem Wasser schwimmen, nicht in die Hände klatschen, nicht auf die Hüfte schlagen (Zeichen der Erregung), nicht tanzen. Wegen folgender Beschäftigungen macht man sich schuldig, obwohl sie an sich freistehen (u. zum Teil auf einem Gebot beruhen): man darf nicht Gericht halten, sich nicht mit einer Frau verloben, nicht die Zeremonie des Schuhausziehens (bei Verweigerung der Schwagerehe) vornehmen, nicht die Schwagerehe vollziehen. Wegen folgender Beschäftigungen macht man sich schuldig, obwohl sie auf einem Gebot be ruhen: man darf nichts heiligen, keine Abschätzung vornehmen, nichts als Banngut bestimmen, auch nicht Hebe u. Zehnt absondern. f. Zum Ausraufen (sbr) von Ähren als Unterarbeit des Erntens s. den Schluß von Anm. d. — Ferner vgl. Maimonides, Schab 8: Metens sabbato vel tantillum reus est. Et vellere spicas est species messionis. Et quicunque aliquid decerpit a germinatione sua, reus est sub nomine raetentis. || Auch die Verzehntung der ausgeriebeneu Körner kam beim Essen der Jünger in Frage. 'Eduj 2, 6: Drei Dinge hat R. Jischmaiel (t um 135) gesagt, ohne daß ihm R.
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müssen); wenn er aber bläst u. in seinen Schoß fallen läßt, so ist er (zur Verzekntung) verpflichtet. — Beca 12 b Es erwiderte Abaje (t 338/39) dem Raba: Wer Ähren aus reibt am Rüsttag auf den S. für den folgenden Tag, darf es von einer Hand in die andre blasen u. essen, aber nicht in einen Brotkorb u. nicht in eine Schüssel. Wer Ähren ausreibt am Rüsttag auf einen Feiertag für den folgenden Tag, darf immer auf die Hand blasen (Raschi: immer wenig) u. essen u. auch in einen Brotkorb u. in eine Schüssel, aber nicht auf eine Platte u. nicht in eine Schwinge u. nicht in ein Sieb. Vgl. auch Beca 13b. g. Sanh 7, 4 : Dies sind die, welche gesteinigt werden: wer der Mütter beiwohnt oder dem Weibe des Vaters oder der Schwiegertochter; wer einem Männlichen bei wohnt oder einem Vieh, u. das Weib, das sich von einem Vieh beiwohnen läßt; u. der (Gottes-)Lästerer u. der Götzendiener u. wer von seinem Samen dem Molokh gibt u. der Totenbeschwörer u. der Wahrsager u. w e r den S a b b a t e n t w e i h t , wer seinen Vater u. seine Mutter verflucht u. wer einem verlobten Mädchen beiwohnt u. wer (zum Götzendienst) verführt u. wer (von Gott) abwendig macht u. der Zauberer n. der un bändige u. widerspenstige Sohn. — Daselbst 7, 8: „Wer den Sabbat entweiht* Nu 15,35, nämlich durch etwas, wofür man bei vermessenem Tun Ausrottung, bei unvorsätzlichem Tun ein Sündopfer schuldig ist. (Drei Strafen sind zu unterscheiden: S.schändung vor Zeugen u. trotz vorhergegangener Verwarnung erfordert Steinigung; S.schändung ohne Zeugen u. ohne Verwarnung bedingt Ausrottung durch Gottes Hand; versehentliche S.schändung wird durch ein Sündopfer gesühnt.) — Ferner s. B Q 2 » in Anm. b. :
1 2 , 3 : H a b t ihr n i c h t g e l e s e n , w a s D a v i d als er h u n g r i g w a r , u. die bei i h m ? xi inmrflsv
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— Die Behandlung des Vorfalls 1 Sm 21, 2—7
in der rabbin. Literatur verfolgt meist den Zweck, Davids Verhalten zu rechtfertigen. e
M n 11, 2: Sowohl bei den beiden Erstlingsbroten (Lv 23,17), als auch bei den Schaubroten geschieht ihr Eneten u. Aufmachen außerhalb (des Heiligtums), ihr Backen aber innerhalb; auch verdrängen diese Tätigkeiten den Sabbat nicht. R. J huda (um 150) sagte: Alles Tun an ihnen geschieht innerhalb (des Heiligtums); R. Schim'on (um 150j sagte: Immer gewöhne dich daran, zu sagen: Die beiden Erstlingsbrote u. die Schaubrote sind tauglich im Vorhof u. tauglich in Beth-Phage (sie dürfen auch außerhalb des Tempelbezirks hergestellt werden). — Dazu b M n 9 5 b ; R. Abbahu b. Kahana(?) hat gesagt: Beide (nämlich R. J°huda u. R. ScbimJon) haben ein u. die selbe Schriftstelle (als Beweis für ihre Meinung) ausgelegt, nämlich 1 Sm 21, 6: so™ -353 «Hp- Di-n -3 CIK 3in "pr. R. J huda hat gemeint: David traf sie an einem Wochen tag (Freitag), wie sie (die Schaubrote) buken; er sprach zu ihnen: Nach Art profaner Brote backt ihr; auch wenn das Brot heute durch die Gerätschaften (Backutensilien bis hin zum Backofen) geheiligt wird, so wird es (bis zum Sabbat, an welchem es auf den Schaubrottisch zu bringen ist) durch das Liegenbleiben über Nacht untauglich. (Da die Backgerätschaften heiligen, müssen sie im Heiligtum sich befunden haben, u. muß deshalb die Zubereitung der Brote, im Sinne des R. J 'huda, im Vorhof erfolgt sein; R. J huda faßt also 1 Sm 21, 6 so: „Das ist Profanes, auch wenn es (das Brot) heute durch die Geräte geheiligt wird.") R. Schimon meinte: David traf sie am Sabbat, wie sie die Schaubrote buken; er sprach zu ihnen: Ihr wolltet es nicht nach Art profaner Brote herstellen (u. weil ihr fürchtetet, daß die Brote durch das Liegen bleiben über Nacht untauglich würden, so nahmt ihr das Backgeschäft am Sabbat selbst vor; aber ganz unnötigerweise); der Ofen heiligt doch nicht, der Tisch ist es, welcher heiligt. (Da die Backgerätschaften die Brote nicht heiligen, so kann deren Herstellung auch außerhalb des Heiligtums erfolgen; R. Schiimon faßt l S m 2 1 , 6 s o : „Das ist Profanes; wird es denn etwa auch heute durch die Geräte geheiligt?*) — Aber kann man denn sagen, daß David sie in der Stunde des Backens antraf? Es e
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Matth 12,3. 4
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heißt doch 1 Sin 21, 7: „Da gab ihm der Priester Heiliges; denn es war dort kein anderes Brot außer den Schaubroten, die vor Jahve weg entfernt (abgenommen) waren!" (Also handelt es sich nicht um eben gebackene, sondern um solche Brote, die bereits vom Schaubrottisch abgeräumt waren.) Was wollen also die Worte „eine Art Profanes* besagen, die er zu ihnen sprach? Sie hatten zu ihm so gesagt: Es ist kein Brot vor handen außer den Schaubroten, die vor Jahve weg entfernt sind. Da antwortete ihnen David: Ohne Zweifel sind die Brote, sobald sie nicht mehr den Bestimmungen wegen Veruntreuung (Vergreifung an Heiligem) unterliegen, etwas Profanes. Aber selbst wenn auch das zuträfe, daß sie heute durch die Geräte (durch die Auflegung auf den Schaubrottisch) geheiligt wären, dennoch gebt sie mir, es handelt sich (bei mir) um einen Gefährdeten (um einen vom Heißhunger Befallenen). 1 Sm 21, 6 wird jetzt so gefaßt: Es (das Brot) ist ja eine Art Profanes; u. selbst wenn es heute durch die Geräte geheiligt worden wäre — gebt es her, es liegt ein Notfall vor! II Jalqut zu 1 Sm 21, 5 (§ 130) aus J lamm denu: Der Priester sprach zu David: Weißt du nicht, daß, wer ein Weib berührt hat, Heiliges nicht essen darf? David antwortete: Es sind nun drei Tage, daß wir kein Weib erkannt haben, wie es heißt 1 Sm 21,6: „Wahrlich, ein Weib war uns verschlossen seit gestern u. vorgestern u. die Sachen der Knaben waren heilig." Es war aber Sabbattag, u. David sah sie, wie sie am S. die Schaubrote buken, wie es Doög sie gelehrt hatte. Da sprach David zu ihnen: Was macht ihr da! Ihr Backen verdrängt den S. nicht, sondern nur ihr Aufschichten (auf den Schaubrottisch), wie es heißt Lv24, 8: „Am S. soll er sie aufschichten." Da er dort nur die Schaubrote vor fand, sprach David zum Priester: Gib mir. damit wir nicht vor Hunger sterben, denn Lebensgefahr verdrängt den S. Und wieviel aß David in jener Stunde? R. Huna (um 350) hat gesagt: An die sieben Sea hat David gegen seinen Hunger gegessen, denn Heiß hunger befiel ihn. (Zur Herstellung der 12 Schaubrote wurden 24 Zehntel Epha gebraucht, das waren genauer 7,2Sea.) || Sanh 103b; R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Jose b. Qisma (Qosma? um 110) gesagt: Etwas Großes ist es um das Essen (Speise); denn es hat zwei Geschlechter von Israel entfernt (die Ammoniter u. Moabiter nach Dt 23,4 f.). R. Jochanan hat in seinem eigenen Namen gesagt: Es entfernt die Nahen (Ammon u. Moab), es nähert die Entfernten (Jethro, Ex 2,20 verglichen mit 1 Chr 2,55 u. Ri 1,16), es verbirgt die Augen vor den Frevlern (Mikha, vgl. Ri 17,10), es läßt die Sch khina auf den Bafalspropheten ruhen (s. 1 Kg 13.20) u. es rechnet ein Versehen als mut willigen Vorsatz an. Denn Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Wenn Jonathan dem David zwei Brote mit auf den W e g gegeben hätte, dann wurde Nob, die Priesterstadt, nicht hingemordet, Doög, der Edomiter, nicht verstoßen, Saul u. seine drei Söhne nicht getötet worden sein (denn dies alles folgte aus dem Vorgang in 1 Sm 21). || M°n 29»: R. J hoschua? b. Levi (um 250) hat gesagt: Ein großes Wunder geschah an dem Schaubrot: Es war bei seiner Entfernung wie es bei seinem Hinlegen war (nämlich noch frisch u. warm), wie es heißt 1 Sm 21, 7: „Indem er das Brot warm hinlegte an dem Tage, da man es (vom Schaubrottisch) hinwegnahm" (so der Midr). — Dasselbe M n 96 b; Chag 26; die letzte Stelle zeigt, daß dieses Wunder zu allen Zeiten sich wöchentlich an den Schaubroten wiederholte. 1
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Zum Gedanken Mt 12,3, daß die Sabbatheiligung hinter der Erhaltung des menschlichen Lebens zurückzustehen habe, s. bei Mt 12,10. 12, 4: W i e . . . sie d i e S c h a u b r o t e a ß e n , w a s zu e s s e n ihm u. den S e i n e n n i c h t e r l a u b t war a u ß e r den P r i e s t e r n ? Die Bestimmungen betreffs der Schaubrote s. bei Hebr 9,2. 1
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Dieser Zeitpunkt tritt nach M fil 2, 7 nach Darbringung des Räucherwerks ein. Über einen solchen sagt Joma 8,6: Wen Heißhunger ( o i o b « = /Sotttquo;, ßovXipia) befällt, dem gibt man (an dem großen Fasttage, dem Versöhnungstage) selbst Unreines (gesetzlich verbotene Dinge) zu essen, bis sich seine Augen aufhellen (vgl. 1 Sm 14,27.29). 2
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1 2 , 5 : O d e r h a b t i h r n i c h t im G e s e t z g e l e s e n , daß am S a b b a t die P r i e s t e r im T e m p e l den S a b b a t e n t w e i h e n u. ( d o c h ) un schuldig sind? Alle Pflichtgebote, die von der Tora an eine bestimmte Zeit ge bunden sind, verdrängen den Sabbat, wenn ihre Zeit auf diesen fällt So heißt es oft: der Tempeldienst verdrängt den S. naon nx rinn m i a s ' zB Schab 1 3 2 (dreimal); J b 7» (zweimal); oder die Beschneidung verdrängt den Sabbat, zB N d 3,11; Schab 132». || RH 1,4: Wegen zweier Neumonde entheiligt man den S. naon rx -pürra ( = ro aäßßazov ßsßrjXovoiv), wegen des Nisan u. wegen des Tischri (damit die Feste dieser Monate an den von der Tora bestimmten Tagen gefeiert werden); denn in diesen gehen die Abgesandten nach Syrien (um dort die Fest setzung des Neumonds u. der Feiertage zu melden) u. in diesen setzt man die Feiertage fest. Als das Heiligtum noch stand, entheiligte man den S. auch wegen aller übrigen Neumonde, um die Zeit für das (Neumonds-)Opfer richtig zu bestimmen. || Auch die rabbin. Verordnungen betreffs der S.ruhe map galten für den Tempeldienst nicht: rro« -px c-ipaa, vgl. pJoma 1, 38 59. R. Eli'ezer b. Hyrkanos, um 90, der Vertreter der älteren Praxis, wollte das Recht der S.verletzung auch für sämtliche Handlungen in Anspruch nehmen, durch die die Ausführung der betreffenden Pflicht gebote am S. ermöglicht werde. Sein Grundsatz lautet Schab 131»: ratan yrm n^a -n-naaa „was die Ausführung eines Pflichtgebotes ermöglicht, verdrängt den S . \ Diesen Grundsatz wandte er an auf die Vorbereitung der beiden Erstlings-(Pfingst-)Brote, des Feststraußes, der Festhütte, des Posaunenblasens u. der Beschneidung, das. 131*- . — Die Meinung des R. Elicezer drang jedoch nicht durch; als Halakha (gültige Norm) wurde vielmehr eine Regel des R.
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Schab 18,3: Alles, was zur Beschneidung nötig, fährt man am S. aus. | Schab 19,1: K. Elicezer sagte: Wenn man das Beschneidungsmesser nicht am Vortag des S. hin gebracht hat, so bringt man es am S. offen (unverdeckt) hin (damit jeder sehen kann, was man am S. trägt). Zur Zeit der Gefahr (einer Religionsverfolgung) verdeckte man es vor Zeugen. Ferner hat R. Elicezer gesagt: Man darf Holz zerschneiden, um Kohlen daraus zu machen u. um ein eisernes Gerät (als Beschneidungsmesser) herzustellen. Als allgemeine Regel hatRJAqiba ausgesprochen: Jede Arbeit, die man am S.yortag verrichten kann, verdrängt nicht den S.; die man aber am S.vortag nicht verrichten kann, verdrängt den S. || P s 6 , 1 : Folgende Verrichtungen am Passahlamm verdrängen den S.: Das Schlachten desselben, das Sprengen seines Blutes, die Reinigung seiner inneren Teile u. die Opferung seiner Fettstücke; dagegen verdrängen das Braten dese
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Die, welche das Erscheinen des Neumonds vor dem Gerichtshof bezeugen wollen, dürfen am S. über die S.grenze hinausgehen.
Matth 12, 5
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selben u. das Abwaschen seiner Eingeweide den S. nicht; auch sein Auflegen auf die Schulter u. sein Herbeibringen von einem Punkt außerhalb der S.grenze u. das Aus schneiden eines Geschwürs an ihm verdrängen den S. nicht (das Braten des Passah lammes geschah in diesem Fall erst nach Eintritt der Dunkelheit). R. Elicezer sagte: Sie verdrängen ihn.— | 6 , 2 : R. Elicezer hat gesagt: Ist da nicht die Schlußfolgerung zu ziehen: Wenn das Schlachten, das (sonst) als Arbeit verboten ist. den S. verdrängt, sollten da nicht diese Verrichtungen, die nur mit Rücksicht auf die S.ruhe (s. bei Mt 12,2) verboten sind, den S. verdrängen? R. J hoschuac (um 90) antwortete: Ein Feiertag bringt den Gegenbeweis, an welchem man als Arbeit Verbotenes erlaubt u. wegen S.ruhe Verbotenes verboten hat. R. Elicezer sprach zu ihm: Was soll das? Wie kann in das freie Belieben Gestelltes einen Beweis abgeben in bezug auf ein Pflichtgebot? R. cAqiba antwortete: Das Besprengen (eines an einer Leiche Verunreinigten, das am siebenten, auf einen S. fallenden Tag unterbleibt) bringt den Gegenbeweis; denn obwohl es ein Pflichtgebot u. nur wegen der S.ruhe verboten ist, verdrängt es dennoch nicht den S. Auch du wundere dich nicht über jene (obigen) Verrichtungen, daß sie, obgleich sie Pflichtgebote u. nur der S.ruhe wegen verboten sind, den S. nicht verdrängen. Dagegen R. Elicezer: Auch in bezug auf das Besprengen ziehe ich die Schlußfolgerung: Wenn das Schlachten (des Passahlammes), das (sonst) als Arbeit verboten ist, den S. ver drängt, sollte dann das Besprengen, das nur der S.ruhe wegen verboten ist, nicht erst recht den S. verdrängen? R. cAqiba antwortete: Oder umgekehrt: wenn das Besprengen, das nur der S.ruhe wegen verboten ist, den S. nicht verdrängt, sollte dann das Schlachten, das als Arbeit verboten ist, nicht erst recht den S. nicht verdrängen? R. Elicezer ant wortete: Du entwurzelst, was in der Tora geschrieben ist: „zwischen den beiden Abenden zu seiner bestimmten Zeit* (vgl. Nu 9,3), gleichviel ob an einem Wochentag oder an einem S. R. cAqiba erwiderte: Rabbi ( = mein Lehrer) bringe mir (aus der Tora) eine bestimmte Zeitangabe für jene Verrichtungen bei, wie eine bestimmte Zeitangabe sich für das Schlachten findet! Als allgemeine Regel hat R. cAqiba gesagt: Alle Arbeit, die man am S.vortag verrichten kann, verdrängt den S. nicht; das Schlachten (des Passahlammes), das man am S.vortag nicht ausführen kann, verdrängt den S. || Zu RH 1,4 (oben S. 620 K) heißt es in einer Bar RH 21t>: I der früheren Zeit hat man den S. auch wegen aller übrigen Neumonde entheiligt; nachdem das Heiligtum zerstört worden war, sagte Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80): Gibt es denn (noch) ein Opfer (am Neumond, um dessentwillen vordem der S. entheiligt werden durfte)? Da verordnete man. daß man ihn nur wegen des Nisan u. des Tischri entheiligen dürfe. || Weiter seien angeführt < A Z 2 7 : Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: Eine Krankheit, derentwegen man den S. entheiligen darf, darf man sich von ihnen (Nichtisraeliten) nicht heilen lassen. Einige sagen: Rabbah bar bar Chana hat gesagt, R. Jochanan habe gesagt: Eine innerliche Wunde sin h>v nsa darf man sich von ihnen nicht heilen lassen. II GnR 7 ( 5 ) : (R. Chaggai, um 330) sagte: Wenn ein Sohn der Völker (tcoes - o = Nichtisraelit) zu dir käme u. zu dir sagte: Ich möchte Jude werden unter der Bedingung, daß man mich am S.tag oder am Versöhnungs tag beschneidet, dürfte man sie seinetwegen entweihen? Entweiht man denn einen S. oder Versöhnungstag nicht bloß wegen eines Sohnes einer Israelitin? || GnR 34 (21b) Bar: R. Schim'on b. El'azar (um 190) sagte: Wegen eines lebenden Kindes, das einen Tag alt ist, darf man den S. entheiligen (zwecks Lebenserhaltung), aber wegen Davids, des Königs von Israel, als en gestorben war, durfte man den S. nicht entheiligen. Solange ein Mensch lebt, darf man seinetwegen den S. entheiligen; aber wenn er gestorben ist, darf man seinetwegen den S. nicht entheiligen. — Die Bar findet sich TSchab 17, 19 (137); in Schab 151b ist Rabban Schimfon b. Gamliöl, um 140, irrtümlich als Autor genannt. || TanchB -so* § 1 (81»): Es lehre uns unser Lehrer: Wenn jemand von einem Heerestrupp oder von Räubern verfolgt wird, darf er den S. entweihen (um sich zu retten)? So haben unsre Lehrer gelehrt (s. RH 2 , 5 ) : Wer von einem Heerestrupp oder von Räubern verfolgt wird, darf den S. entweihen u. sein Leben retten; denn so finden wir es bei David: als Saul ihn töten wollte, floh er vor ihm u. e
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entkam. Unsre Lehrer haben gesagt: Es geschah einmal, daß (an einem 8.) schlimme Schriftstücke von der (heidnischen) Regierung an die Großen von Sepphoris gelangten. Man kam u. fragte den R. Eliazar b. P rata (um 110): Schlimme Schriftstücke sind an uns von der Regierung gelangt; sollen wir fliehen? Er trug Bedenken zu sagen: .Fliehet am Sabbat!' u. sprach: Da fragt ihr mich? Geht u. fragt Jakob u. Mose u. David! Von Jakob steht geschrieben: „Geflohen ist Jakob nach der Trift Arams" Hos 12,13; von Mose steht ge schrieben : „Da floh Mose vor dem Pharao" Ex 2,15; von David steht geschrieben: „David war geflohen u. entkommen" 1 Sm 19, 18. Ferner heißt es: „Wohlan mein Volk, so geh in deine Kammern" Jes 26,20. Dasselbe Tanch "s>o* nVs Anfang; NuR 23 Anfang. || Schließlich sei auf etliche Verrichtungen hingewiesen, die nach iEr 10,11 ff. im Tempel am S. erlaubt, aber außerhalb des Tempels verboten waren: Mit einem (an einem Strick) herabhangenden Riegel darf man (am S.) im Heiligtum zuschließen, aber nicht außerhalb r!j":»a. Die untere Angel (einer Tür) darf man im H. wieder einbringen, aber nicht außerhalb. Man darf ein Pflaster (einen Verband, der sich an einem Priester gelost hatte) im H. wieder anlegen, aber nicht außerhalb. Man darf eine (gesprungene) Saite im H. wieder zus.knüpfen, aber nicht außerhalb. Man darf ein Geschwür (an einem Opfertier) im H. entfernen, aber nicht außerhalb; mit einem Instrument ist es hier u. dort verboten. Wenn ein Priester sich den Finger beschädigt, so darf er ihn im H. mit Bast umwickeln, aber nicht außerhalb. Man darf Salz auf die Altarrampe streuen, damit die Priester nicht ausgleiten. Man darf am S. schöpfen aus dem Brunnen der Exulanten u. aus dem großen Brunnen mit dem Rade u. aus dem Brunnen mit dem kalten Wasser an einem Festtage (diese Brunnen befanden sich im Tempelbezirk). Ein Reptil, das sich im H. vorfindet, darf ein Priester mit seinem Gürtel hinausschaffen, um nicht das Unreine darin verweilen zu lassen. Das sind Worte des R. Jochanan b. B°roqa (um 110). R. J huda (um 150) sagte: Mit einer hölzernen Zange, um nicht die Unreinheit zu vermehren. Von welchen Stellen schafft man es hinaus? Aus dem Tempelgebäude «-«n, aus der Vorhalle sv.s u. aus dem Raum zwischen Vorhalle u. Brandopferaltar. Das sind Worte des R. Schim
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12, 7: E r b a r m e n w i l l ich u. n i c h t O p f e r , eXeog xte'Xco xai ov d-vaCav. Dazu s. bei Mt9,13.
So w ü r d e t ihr die S c h u l d l o s e n n i c h t v e r u r t e i l e n . Joma 19^: R. J°hoschuai b. Levi (um 250) hat gesagt: Wer Rechtschaffene (Fromme) in Verdacht hat, wird an seinem Leibe gestraft.
12, 8: Herr des S a b b a t s ist der M e n s c h e n s o h n . Hierüber s. zu Mk 2, 28.
12,10: Ist es e r l a u b t am S a b b a t zu h e i l e n ? 1. ei kreativ xotg adßßaaiv; Ebenso fragt einmal R. Mei'r (um 150) rrrn rnsnn „ist der Sabbat dazu freigegeben" = ist es am S. erlaubt? a
pBecaö, 6 3 , 34: Rabbi bereitete seinem Sohn Schim'on das Hochzeitsmahl, u. sie klatschten auf die Rückseite ihrer Hände am S. R. Meur ging vorüber u. hörte ihren Schall. Er rief: Meine Lehrer (Herren), ist es erlaubt am S. rzvn m r t n ? Rabbi hörte seine Stimme u. sprach: Wer ist das, der uns m unsrem Hause strafen will? Manche sagen, so habe er gesagt: Wer ist das, der uns in unsrem Hause Zurückhaltung (Schweigen) gebieten will? R. MeTfr hörte seine Stimme u. entfloh. Sie gingen hinaus u. liefen dem 1
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Zu der Annahme, daß Davids Flucht an einem S. erfolgte, s. M n 9 5 u. Jalqut zu 1 Sm 21,5 bei Mt 12, 3.
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Entlaufenden nach. Da wehte der Wind die Kopf binde vom Naoken des R. Melr. Rabbi blickte ans dem Fenster u. sah den Nacken des R. Melr von hinten. Er sagte: Ich habe Torakenntnis nur erlangt, weil ich den Nacken des R. Melr von hinten gesehen habe. || Beca22b liest man die Wendung: rtvyb - n o rasa „am S. darf man ebenso tun". 2. et Hgeaziv rolg oaßßaaiv -S-eottnevoai; — Die eigene Antwort der Pharisäer würde gelautet haben: Das Heilen am S. ist bei drohender Lebensgefahr erlaubt; aber wo keine Gefahr im Verzuge, ist es unbedingt verboten.« — Im ersteren Fall durften Heilmittel angewandt werden, wie sie die damalige ärztliche Kunst an die Hand gab;b auch sym pathetische Kuren u. dgl. waren angesichts drohender Gefahr am S. nicht untersagte — Im letzteren Falle galten Dinge, die auch ein gesunder Mensch als Nahrung genießt oder zur Pflege seines Körpers verwendet, nicht als Heilmittel; sie durften daher auch einem leicht Erkrankten am S. gereicht werden, d — Der Kasuistik eröffnete die Frage der S.heilungen ein weites Gebiet zur Betätigung, e In dem Mt 12,10 ff. vorliegenden Falle würde sie entschieden haben: da die vertrocknete Hand eine unmittelbare Lebensgefahr für den Leidenden nicht in sich schließt, ist die Heilung am S. nicht gestattet. e
a. M khEx31,13(109»); Einmal befanden sich R. Jischmafel (tum 135) u.R. El'azar b. SAzarja (um 100) u. R. cAqiba ( f um 135) unterwegs auf einer Reise; Levi aber, der Haarkräusler u. R. Jischmacel b. R. El
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Gemeint ist der zur Schule des R. Jischmacel gehörende R. Jonathan (b. Joseph), um 140; vgl. Bacher, Tann. 2,362.
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Sch muöl (f 254) habe gesagt: Wenn ich dort (bei den obigen Verhandlungen der palästinischen Gelehrten) gewesen wäre, so-wurde, ich als meine Meinung, die besser ist als die jener, gesagt haben: Der Mensch soll durch die Satzungen der Tora leben (vgl. Lv 18,5), nicht aber soll er infolge derselben sterben! Raba (f 352) hat gesagt: Gegen jene Autoritäten alle kann man Einwendungen erheben, ausgenommen 8ch muöL gegen den es keine Einwendung gibt. — Die Ausfuhrung des R. Ettazar b. «Azarja auch Schab 132»; TanchB a * r i § 8 (91a); Tanch TWW 88 ; die des R. Schimon b . M nasjä M kh E z 31,14 (109b); die des R. Nathan (Jonathan) anonym Tanch -nr>-> 88b . TanchB ao-»i § 8 ( 9 1 ) . R. Schimfon b. M nasja als Autor Joma 85 b. || Der Ausspruch Schomuöls ist in TSchab 15,17 (134) bereits in der Beweisführung des R. fAqiba enthalten; anonym Tanch * 9 Ö » 245»; TanchB von § 1.1| TSchab 15,17 (134): Es gibt nichts, was der Rettung des menschlichen Lebens entgegensteht (anch kein S.), ausgenommen drei Dinge: Götzen dienst, Unzucht u. Blutvergießen (d. h. nicht darf man durch Begehung dieser Kardinal sünden das eigene oder fremdes Leben retten wollen. Einen Ausnahmefall auf Grund von Ex 22,1 s. im vorigen Zitat). Dasselbe K*tb 19»; Joma 82a. — I pSchab 14,14 , 38 ist dieser Gedanke so ausgedrückt: R. Jafaqob b. Idi (um 280) hat im Namen des R. Jochanan (f 279; so wird zu lesen sein statt „R. Jonathan") gesagt: Man darf sich durch alles heilen lassen, nur nicht durch Götzendienst, Unzucht u. Blutvergießen. || TanchB -fr -fr § 2 0 (38b): Es lehre uns unser Lehrer: Ist es einem Menschen erlaubt, am S. zu heilen? So haben unsre Lehrer gelehrt: Lebensgefahr verdrängt den S.; wenn es aber zweifel haft ist, ob er gesund wird oder nicht, so verdrängt man (seinetwegen) den S. nicht; aber der Beschneidung wegen verdrängt man (in jedem Fall) den S. || Tanch - p *p 19 b; Es lehre uns unser Lehrer: Ist es einem Menschen erlaubt, seine Plage (Krankheit) am S. zu heilen? So haben unsre Lehrer gelehrt: Jede Lebensgefahr verdrängt den S., die Beschneidung u. ihre Heilung verdrängt (gleichfalls) den S. || DtR 10 Anfang: Wenn ein Israelit an seinem Ohr Schmerzen hat, darf er es am S. heilen?. So haben die Gelehrten gelehrt: Jede Lebensgefahr verdrängt den S., u. wenn die Ohrenplage eine Gefahr ist, so darf man sie am S. heilen. b. In welchen Fällen man Gefahr als vorliegend erachtete, zeigt folgende Stellen auswahl. — Joma 8 , 6 : R. Mattja b. Oberesch (um 130) hut gesagt: Wenn jemand in seiner Kehle Schmerzen hat, so darf man ihm ein Heilmittel am S. in den Mund geben, weil das eine Lebensgefahr ist; u. jede Lebensgefahr verdrängt den S. — | Joma 8 , 7 : Wenn über jemand ein Einsturz erfolgte u. es zweifelhaft ist, ob er sich darunter be findet oder nicht, ob e» lebt oder tot ist, ob er ein Nichtisraelit —a: ist oder ein Israelit, so darf man (am S.) den Schutthaufen über ihm wegräumen; findet man ihn am Leben, so räumt man weiter über ihm fort; wenn er aber tot ist, so läßt man ihn liegen. — Dasselbe TanchB a s v § 8 (91a). || Schab 18,3: Es ist verboten, an einem Feiertage (u. erst recht am S.) einem werfenden Tier Beistand zu leisten (durch Entnahme des Jungen), wohl aber darf man es sonstwie unterstützen (durch äußern Druck u. dgl.). Einer Frau leistet man am S. Geburtshilfe, man ruft für sie eine Sachverständige (Hebamme) auch von ferne (wörtlich von Ort zu Ort) herbei, man entheiligt ihretwegen (durch allerlei Dienstverrichtungen) den S., u. man bindet den Nabel (was als ein Knotenmachen am S. eigentlich verboten wäre). R. Jose (um 150) sagte: Man darf ihn auch abschneiden. 1| TSchab 15,11—15(133): Man darf am S.Veranstaltungen zur Rettung menschlichen Lebens treffen, u. wer eifrig darin ist, verdient Lob u. braucht sich keine Genehmigung e
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Betreffs des Versöhnungstages setzt Joma 8,5 f. in Sonderheit fest: Wenn eine schwangere Frau durch den Duft von Speisen nach diesen begierig wird, so gibt man ihr zu essen, bis sie befriedigt ist. Einem Kranken reicht man Speise auf Grund des Gutachtens von Sachverständigen; wenn Sachverständige nicht da sind, so reicht man ihm Speise auf Grund seines eigenen Gutachtens, bis er sagt: „Genug!" Wenn je manden der Heißhunger packt, so reicht man ihm selbst unreine (nicht erlaubte) Dinge als Speise dar, bis seine Augen sich erhellen. Wenn jemanden ein toller Hund ge bissen bat, so läßt man ihn den Leberlappen des Hundes nicht essen (weil es ein un wirksames Mittel ist). R. Mattja b. Cheresch (um 130) hat es erlaubt.
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dazu vom Gerichtshof zu erbitten. Wenn zB einer ins Meer gefallen ist u. nicht heraus kann, oder wenn sein Schiff im Meer unterging u. er nicht herauskann, so steigt man hinab u. holt ihn von dort heraus, u. man* braucht sich dazu keine Genehmigung vom Gerichtshof zu erbitten. — Fiel jemand in eine Grube u. kann nicht herauf, so reißt man ihm eine Erdschichte los u. holt ihn von da herauf, u. man braucht sich dazu keine Genehmigung vom Gerichtshof zu erbitten. — Wenn ein Kind in ein Haus hineingeraten ist u. nicht herauskann, so zerbricht man ihm die Türen des Hauses, selbst wenn sie von Stein wären, u. holt es herauf u. heraus von dort, u. man braucht sich dazu keine Genehmigung vom Gerichtshof zu erbitten. Man löscht u. isoliert eine Feuersbrunst am S., u. wer eifrig darin ist, verdient Lob u. braucht sich keine Genehmigung dazu vom Gerichtshof zu erbitten. — Wenn einen eine Schlange .ge bissen hat, so ruft man für ihn aus jedem beliebigen Ort (auch wenn dieser über die S.grenze hinausliegt) einen Arzt herbei; man schlachtet auch eine Henne für ihn u. schneidet Lauch für ihn ab, ohne daß man diesen zu verzehnten braucht. Das sind Worte Rabbis; R. Schimon b. Etfazar (um 190) sagte: Man muß ihn verzehnten. — Man darf am S. heißes Wasser für einen Kranken bereiten, sei es um es ihn trinken zu lassen, sei es um ihn zu heilen,; u. man sagt nicht: „Wartet es ab, ob er am Leben bleiben wird", sondern seine Lebensgefahr verdrängt den S., wenn sie auch nicht in bezug auf den gegenwärtigen, sondern erst in bezug auf den nächsten S. besteht. Auch hat man nicht bestimmt, daß etwas auf Grund des Gutachtens-von Frauen oder von Samaritanern vorgenommen werden dürfe; vielmehr zieht man zu ihnen die Ansicht israelitischer Männer mit heran. — Teile hiervon als Bar in Joma83 .84b. || pSchab 14,14 , 12: R. Zlira (um 300), R. Ba b. Zutra (um 270), R. Ghanina (um 225) haben im Namen Rabbis gesagt: Man darf am S. den Knochen des Kopfes (wenn er verrenkt ist) wieder einbringen (in die Höhe richten). R. Chijja b. Marja (um 370), R. Jona (um 350), R. Z
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Das steht im Widerspruch mit Schab 16,5f. u. TSchab 18,9; doch vgl. pSchab 16, 7 ( 1 5 , 33) u. Raschi zu Joma 84 b, der an eine Feuersbrunst denkt, bei der ein Menschenleben gefährdet ist. d
S t r u c k n B i l l e r b e c k , NT I.
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wird in pSchab 14,14 , 9 dem R. Ba b. Zabda (um 270) zugeschrieben u. dann dahin richtig gestellt: R. Z fira (um 300) habe im Namen des R. Ba b. Zabda gesagt: Alles, was von der (Mund-)Höhlung Vi.-r an nach innen zu liegt, darf man (falls es erkrankt) am 8 heilen. — Dasselbe pfAZ2,40 ', 10. — Daher 'sv n^o = innere Wunde. || *A228»Rab Zutra b. Tobijja (um 270) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Wegen jeder Wunde die eine Abschätzung nötig macht (ob nämlich der Betreffende am Leben bleiben werde oder nicht) entheiligt man den S. R. Schamman b. Abba (um 270) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: Das hitzige Fieber ist wie eine innere Wunde u. man entweiht seinetwegen den S II fAZ 28»: Schemuöl hat gesagt: Eine (Schwert-)Wunde gilt als Gefahr, u. man darf ihretwegen den S. entweihen. Welches Heilmittel ist dagegen? Um das Blut zu stillen, Kresse in Essig; um (das Fleisch) heraufzubringen (d.h. um die Wunde sich schließen zu lassen), Abgeschabtes von Gras u. Dornen oder Würmer vom Dunghaufen (so Raschi, doch fast zu ungeheuerlich; ob wrpi-pis anp-j j Cod. M =^ Fetzen, Gharpie aus zilizischem Gewebe?). || TanchB «so« § 1 (81*): Es lehre uns unser Lehrer: Wenn jemand von Kriegsscbaren oder von Räubern verfolgt wird, darf er den S. entweihen (durch Überschreiten 'der S.grenze auf der Flucht, durch Tragen von Waffen u. dgl.)? Die Fortsetzung der Stelle s. S. 621 y bei Mt 12, ö. — Zugrunde liegt RH 2,5: In früherer Zeit durften sich die Neumondszeugen den ganzen Tag über (falls es ein S. war) von dort (einem bestimmten Gehöft in Jerusalem) nicht entfernen. Da verordnete Rabban Gamliöl, der Alte (um 30—40 n. Chr.), daß sie (auch am S.) 2000 Ellen weit nach jeder Richtung hin gehen dürften (wenn sie von auswärts gekommen waren; sie sollten also in diesem Stück als Einwohner Jerusalems gelten). Und nicht bloß diese, sondern auch eine Hebamme, die zur Geburtshilfe kam, oder wer kam, um aus einer Feuersbrunst oder vor einer Kriegsschar oder vor einem (ausgetretenen) Strom oder aus einem Einsturz retten zu helfen, siehe, diese sind wie die Bewohner der (be treffenden) Stadt u. haben 2000 Ellen nach jeder Richtung (außerhalb der Stadtmauer; kommen sie mit diesen 2000 Ellen dann an die S.grenze ihres eignen Wohnsitzes heran, so dürfen sie auch noch diese Strecke gehn). Vgl. 'Er 4,3 u. Maimonides zu fEr 44. In diesen Zus.hang gehört auch die Frage, ob es erlaubt sei, am S. zu kämpfen. Die ältere Zeit hat die Frage verneint. Jubil. 50,12: Wer am S. fastet u. Krieg führt, soll sterben. — Diesem Grundsatz getreu läßt sich 1 Makk 2, 32 ff. eine große Schar lieber hinmorden, als daß sie zu den Waffen greift. Damals wurde aber auch auf Be treiben des Mattathias der Beschluß gefaßt, wenn nicht zum Angriff, so doch wenigstens zur Verteidigung am S. zu kämpfen: näg äv&aunog ög idv eX&g ngog rjpdg sie rtoXs/toy xfi fjuEQtt rcJi' oaßßrixiov, TioXs/utjawusy xaxivnvxi avxov 1 Makk 2,41. Mit Bezug hierauf sagt Josephus Antiq. 12,6,2: xai UXQI SEVQO fiivsi nag' r)(Aivxcti aaßß
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vor dem S.; wenn man sie aber begonnen hat, so unterbricht man sie auch am S. nicht; u. so hat Hillel, der Alte (um 20 v. Chr.), vorgetragen: „Bis sie zu Falle kommt" Dt 20,20, u. wäre .es auch an einem S. Wenn Gojim eine Stadt einschließen oder ein Strom, desgleichen wenn ein Schiff Schiffbruch erleidet im Meer, desgleichen wenn ein einzelner von Gojim oder von Räubern oder von einem bösen Geist verfolgt wird, siehe, so dürfen sie ihretwegen den S. entweihen, um sich zu retten. — Als Bar in p<Er4, 2 1 , 56;<'Er45». C. TSchab 7, 23 (119): Man darf am S. einen Geheimspruch flüstern wegen des bösen Blickes, wegen einer Schlange u. wegen eines Skorpions (d. h. zur Heilung der von ihnen angerichteten Schäden; nach andrer Erklärung: damit sie keinen Schaden anrichten); auch darf man über das Auge (einen kühlenden Gegenstand, zB von Metall) führen. R. Schim
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man es aber nicht am S.vortag zus.gerührt, so ist es verboten, weil man es nicht erst eigens am S. zusammenrührt; auch rührt man nicht Wein u. Öl am S. für einen Kranken zusammen. R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte im Namen des R. Melr (um 150): Man darf Wein u. ö l für einen Kranken am S. zus.rühren. R. Schimfon b. Eifazar hat erzähltEinmal war R. Melr erkrankt, u. wir wollten es ihm machen (nämlich Wein u. ö l am S. zus.rühren); aber er ließ es uns nicht zu. Wir sagten zu ihm: Rabbi, sollen wir deine Worte, während du noch lebst, aufheben? Er antwortete: Wenn ich auch so gesagt habe, so ist es mir doch mein lebelang nicht in den Sir/n gekommen, die Worte meiner Genossen (die in diesem Stück anders lehrten) zu Ubertreten. — | Das. 12, 13 Man darf Pfützenwasser (?) u. stechendes Wasser (o*^:-t •>» = Wasser, das die Galle durchbohrt Schab 110 ) trinken; auch darf man das Gesicht, die Hände u. die Füße hineinhalten, aber nicht eine Sandale darin abspülen; R. Jochanan, der Sandalenmacher (um 140), erlaubte es. R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte: Eine Frau darf ihr Kind in Wein waschen, auch wenn sie für dasselbe damit Heilung beabsichtigt. Man darf sich im Wasser (den warmen Quellen) von Tiberias u. im Weltmeer baden, aber nicht in Wasser, worin man etwas eingeweicht hat, auch nicht im Meer von Sodom, wenn man Heilung damit beabsichtigt; wenn man es aber tut, um aus Unreinheit zur Reinheit zu gelangen, so ist es erlaubt. — | Das. 12,14: Man darf kein Wasser auf einen trocknen Schwamm gießen u. auf die Wunde legen; aber man darf es auf seine Füße gießen, daß es auf den Schwamm abläuft. Man darf trocknesWerg u. einen trocknen Schwamm auf seine Wunde legen, aber nicht trocknen Bast oder trockne (Zeug-)Fetzen (die zum Heilen der Wunde beitragen). — Dasselbe zum Teil auch pSchab 14, 14 , 55; Schab l i l a . i34n. I09n B°rakk36a pB rakh I,3a,9; vgl. p B e c a l , 6 0 , 18. II Schab 22,6: Man darf sich (am S.) salben u. den Leib reiben; aber man darf sich nicht mit Anstrengung abreiben. Man darf in keine Schlammpfütze steigen (um zu baden, da ein etwaiges Versinken schwierige Rettungsarbeiten nötig machen würde). Man bewirkt kein Er brechen am S.; man darf kein Kind strecken (um Verrenkungen zu beseitigen), man darf keinen Bruch (an Arm oder Bein) einbringen. Wer sich die Hand oder den Fuß verrenkt hat, soll sie nicht in kaltem Wasser schütteln, aber er darf sie wie gewöhnlich waschen, u. wenn er dadurch geheilt wird, so wird er geheilt. — Sanh 101 a Bar: Man darf sich am S. salben u. den Leib reiben, nur darf man es nicht in der Weise machen, in der man es an einem Wochentage macht. Wie soll man es machen? R. Chama b. Chanina (um 260) hat gesagt: Erst salbt man sich u. hinterher reibt man sich; R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Man salbt u. reibt sich zu gleicher Zeit. — Dasselbe Schab 147 b. || Tanch n;ra 8 5 » : Es lehre uns unser Lehrer: Darf man am S. ein Pflaster auf eine Wunde legen? So haben unsre Lehrer gelehrt: Es ist verboten, am S. ein Pflaster zum erstenmal auf eine Wunde zu legen; aber wenn man es am S.vortag getan hat, so ist es erlaubt. — fEr 10,13 —14: (Die im Dienst befindlichen Priester) dürfen (ein abgefallenes) Pflaster im Heiligtum wieder auflegen, aber nicht außerhalb des Tempels; zum erstenmal ein solches aufzulegen ist (am S.) verboten, hier wie dort. . • • Wenn sich ein Priester den Finger verletzt hat, so darf er ihn (am S.) im Heiligtum mit Bast umwickeln, aber nicht außerhalb des Tempelgebietes; wenn es geschieht,' um das Blut herauszupressen, ist es hier wie dort verboten. II pSchab 14,14 , 17: Rab (|247) hat gesagt: Wein ist äußerlich für das Auge (am S.) erlaubt, für das Innere des Auges verboten (dort gilt er als Salbungs-, hier als Heilmittel). Sch muöl (f254) hat gesagt: Nüchternen Speichel (Sp. eines Menschen, der an dem betreifenden Tage noch nichts genossen hat) am S. auf ein Auge zu legen ist verboten. Hieraus kannst du auch die Bestimmung in bezug auf die Hautflechte entnehmen (d. h. auch für sie ist Speichel am S. nicht erlaubt). — Dasselbe p
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vor R. Jischmaiel (f um 185); aber er sagte von ihnen nicht, ob sie verboten oder er laubt seien. R. J hoschuai b. Mattja (in der 2. Hälfte des 2. Jahrh.s?) hat sie entschieden: wenn jemand am S. ein Geschwür aufsticht, um eine Öffnung herzustellen, so ist er (der S.schändung) schuldig; wenn er es aber tat, um den Eiter herauszulassen, so ist er frei. Ferner betreffs dessen, der eine Schlange am S. fängt: wenn er sich damit befaßt, damit sie ibn nicht beiße, so ist er frei, wenn aber zu Heilungszwecken, so ist er schuldig. — Die erste Entscheidung etwas ausführlicher auch TIEduj 1,8 (455). e. Beispiele bieten die Zitate in b—d überall. e
12,11: W e l c h e n M e n s c h e n w i r d es u n t e r e u c h g e b e n , d e r E i n S c h a f haben u., f a l l s d i e s e s am S a b b a t in e i n e G r u b e f i e l e , es n i c h t e r f a s s e n u. a u f b r i n g e n w i r d ? Die hierüber geltenden Bestimmungen lauten: c
Schab 128b Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Wenn ein Stück Vieh (am S.) in einen Wassergraben gefallen ist, so bringt man Decken u. Polster u. legt sie ihm unter. Kommt es herauf, so kommt es herauf (man braucht sich keine Sorgen wegen etwaiger S.entheiligung zu machen). Man wandte ein: Wenn ein Stück Vieh in einen Wassergraben gefallen ist, so versorgt man es mit Futter an seiner Stelle (an der es sich gerade befindet), damit es nicht sterbe. Mit Futter, ja; mit Decken u. Polstern, nein! Es liegt hier kein Widerspruch vor: in dem einen Fall ist die Versorgung mit Futter möglich, in dem andren Fall ist sie nicht möglich. Ist sie möglich, ja (so beschafft man sie); ist sie aber nicht möglich, so bringt man Decken u. Polster n. legt sie ihm unter. Aber das bedeutet doch ein Vernichten von Gegen ständen aus ihrem fertigen Zustand heraus (was als ein v c , „Einreißen", am S. ver boten ist)! Man meinte, daß das Vernichten von Gegenständen aus ihrem fertigen Zu stande heraus ein rabbinisches, der Schmerz lebender Wesen ( = Tierquälerei) aber ein biblisches Verbot sei; da komme das biblische Verbot u. verdränge das rabbinische Verbot. — In dieser Stelle kommen zwei Richtungen zu Wort: eine strengere, die wohl das Füttern des Tieres in seiner gefährdeten Lage, aber nicht seine Rettung aus ihr erlaubt; u. eine freiere, die zur Vermeidung von Tierquälerei unter Berufung auf die Tora — man wird an Ex 23, 5 zu denken haben — erlaubt, dem Tier die Be freiung zu ermöglichen. Aus dem Umstand, daß Jesus in unsrem Verse mit den Geg nern e concessis verhandelt, ist zu entnehmen, daß zu seiner Zeit die mildere Praxis üblich war. || Die beiden folgenden Stellen beziehen sich nicht auf den S., sondern auf einen Festtag. Da die Bestimmungen über die Heilighaltung des S. u. des Festtags sich nicht deckten — an einem Festtage war zB die Zubereitung der Speisen, nötigenfalls sogar das Schlachten eines Tieres nachgegeben, s. Beca 5, 2 u. 3, 3 —, so darf man von der Festtagspraxis nicht ohne weiteres auf die sabbatliche Praxis schließen. Immerhin sind die beiden Stellen auch für Mt 12, 11 lehrreich. Beca 3, 4: Wenn ein erstgebornes Stück Vieh (an einem Feiertag) in eine Grube fällt, so soll, wie R. J huda (um 150) sagte, ein Sachverständiger hinabsteigen u. es besichtigen. Wenn sich an ihm ein Leibesfehler findet (der schon vor dem Hinabstürzen in die Grube an ihm vorhanden war), so holt man es herauf r i h y u. schlachtet es; wenn aber nicht, so darf man es nicht schlachten. (Zur Verwendung eines mit einem Leibesfehler be hafteten erstgebornen Tieres im eignen Haushalt des Besitzers s. Dt 15, 21 f.) || TBeca 3, 2 (205): Wenn ein Stück Vieh samt seinem Jungen (die an ein u. demselben Tage nicht geschlachtet werden dürfen, an einem Feiertage) in eine Grube fällt, so holt man nach R. Eli'ezer (um 90) das erste herauf unter der Bedingung, es zu schlachten, u. dann schlachtet man es; das andre aber versorgt man mit Futter an seinem Ort, damit es nicht sterbe. (R. Eltfezer gestattet nach der strengen Observanz selbst an einem Feiertage das Herausholen aus der Grube nur zwecks Schlachtung; folgt diese nicht nach, so bleibt das Tier in der Grube.) R. J hoschua< sagte: Man holt das erste herauf unter der Bedingung es zu schlachten, u. hinterher schlachtet man es nicht :
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Matth 12, 12. 18—21
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(etwa mit der Begründung, daß es zu mager sei). Dann handelt man schlau u. holt das zweite Tier herauf unter der Bedingung, es zu schlachten. Wollte er auch (früher ehe die Tiere in die Grube gefallen waren) das eine von ihnen nicht schlachten, so hat er (jetzt) die Berechtigung dazu in seiner Hand. — Als Bar in Beca 37 a Schab 117bpP s 3, 30», 59; pBeca 3, 62 a, 38. ;
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1 2 , 1 2 : A l s o i s t e s e r l a u b t am S a b b a t
G u t e s zu
tun.
Besonders auffallend tritt dieser Grundsatz in folgenden beiden Aussprüchen zu rück. Schab 12a R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte im Namen des R. Schimfon b. Gamliöl (um 140): Man tröstet nicht Trauernde u. man besucht nicht Kranke am S.; das sind Worte der Schule Schammais; die Schule Hillels erlaubte es. — R. Chanina (um 225) hat gesagt: Mit Mühe hat man es erlaubt, am S. Trauernde zu trösten u. Kranke zu besuchen. (Grund: Die S.freude soll nicht gestört werden durch andrer Leute Schmerz, Raschi. Nach dem weiteren Ausspruch des R. Chanina: „Mit Mühe erlaubte man das Grüßen am S." pSchab 15,15>>, 2 ; P'siqR 23 [116b], könnte der Grnnd auch in dem Bestreben liegen, am S. möglichst wenig zu sprechen.) || TSchab 16, 22 (136): R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte: . . . Man betet für einen Kranken am S. nicht. Die Schule Hillels hat es aber erlaubt. || Humaneren Geist atmet folgende Stelle. Schab 3 0 « - ° : Diese Frage wurde vor R. Tanchum aus Nave (wohl gleich R. Tanchuma b. Abba, um 380) aufgeworfen: Darf man vor einem Kranken am S. ein Licht auslöschen (das den Kranken belästigt)? Was nun die Frage betrifft, die ich vor euch gefragt habe (Höflichkeitsform statt: „die ihr vor mir gefragt habt"), so wird eine Leuchte " genannt u. die Seele des Menschen wird gleichfalls - J genannt (vgl. Spr 20, 27: Eine Leuchte vor Jabve ist des Menschen Seele); da ist es besser, daß die Leuchte von Fleisch u. Blut (d. h. die, welche ein Mensch anzündet) aus gelöscht werde vor der Leuchte Gottes. — Das Anzünden u. Auslöschen von Feuer u. Licht gehört zu den für den S. verbotenen 39 Hauptarbeiten, s. oben S. 616. Doch schon die Mischna läßt einige Ausnahmen zu: Wer ein Licht auslöscht, weil er sich fürchtet vor Gojim, vor Räubern, vor einem bösen Geist, oder wenn er es wegen eines Kranken tut, damit dieser einschlafe, ist straffrei, Schab 2, 5. :
12,18—21: Das P r o p h e t e n w o r t J e s 4 2 , 1 — 4 wird vom Targum auf den Messias gedeutet:
„Siehe, mein Knecht, der Messias, den ich
herbeibringe, mein Erwählter, an dem mein Memra Wohlgefallen hat! Meinen heiligen Geist werde ich auf ihn legen, mein Recht wird er den Nationen kundtun. Nicht wird er schreien noch rufen noch seine Stimme nach außen hin erheben. Demütige, die dem geknickten Rohr gleichen, werden nicht zerbrochen; Dürftige,
die wie verglimmende
Dochte sind, werden nicht erlöschen; getreulich wird er das Recht hinaustragen.
Er
wird nicht
das Recht auf Erden
einsetzt,
ermüden
noch ermatten, bis daß er
u. seiner Lehre werden ferne Völker
harren." im übrigen ist die Verwendung dieser Prophetenworte in der rabbin. b
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Literatur selten u. ziemlich nichtssagender Art. B°rakh 5 6 : R.J hoschua< b. Levi (um 250) hat gesagt: W e r einen Rohrstab im Traum sieht, der sage eilends Jes 42, 3: „Geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen", bevor ihm noch der andre Vers einfällt 2 Kg 18, 21: Siehe, du vertraust auf jenen geknickten Rohrstab, auf Ägypten, auf den sich einer stützen will, u. dann geht er durch seine Hand u. durchbohrt sie: — Der letzte Schriftvers würde dem Traum eine unheilvolle Bedeutung beilegen; des-
Matth 12,22. 28.24 (Nr. 1.2)
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halb soll man schnell Jes 42,3 mit seiner guten Vorbedeutung sprechen; s. oben S. 55, m u. S. 62. Vgl. J°b 93 . b
12,22: Ein b l i n d e r u. s t u m m e r daifAovi^öfievog,
Besessener.
s. Exkurs: „Zur altjöd. Dämonologie." — xw
s. zu Mt 9, 32.
12,23: D i e s e r ist d o c h n i c h t der S o h n D a v i d s ? vlöi
Javeio*,
s. zu Mt 9, 27.
12,24: D i e s e r t r e i b t d i e D ä m o n e n nur d u r c h B e e l z e b u l , den F ü r s t e n der D ä m o n e n , aus. 1. Jesus als Zauberer. Justinus Martyr, Dial. c. Tryph. 69: Kai ydg fidyov eivat aviov iiokjuwv fa'yetv xai kaonkävov (vgl. Joh 7,12). — Pionius (als Märtyrer 250 n. Chr. in Smyrna gestorben), Acta Sanctorum, 1. Februar (bei Strack, Jesus S. 9*): Dicunt (Judaei) praeterea, Christum necromantiam exercuisse ejusque vi post crucem fuisse suscitatum. — Origenes, c. Celsum I, 28 (bei Strack S. 9*): Ovtoe ('Itjooi's) d'/« neviav eis Aiyxmxov fiiodagvrjoas xdxei dwäfteuiv xivtav neigabeis, iq>' als Aiyvmioi as/jvv'vovtai, inavrjX9ev iv xaig dvvdpeoi (iiya ygovatv, xai dV avxdg Üeov avxov dvrjyogevae. || Sanh 107b: Ein Autor hat gesagt: Jesus hat Zauberei getrieben u. Israel verführt u. verleitet. — Dasselbe Sota 47». || Sanh 43» Bar: Am Rüsttag des Passah hat man Jesum gehängt, u. ein Ausrufer ging 40 Tage vor ihm her (u. rief): Er soll gesteinigt werden, weil er Zauberei getrieben u. Israel verführt u. verleitet hat. Jeder, der eine Rechtfertigung für ihn weiß, komme u. mache sie für ihn geltend! Aber man fand keine Rechtfertigung für ihn u. so hängte man ihn am Rüsttag des Passah. — In einer Petruslegende (Beth ha-Midrasch 6,11, 18) sagen die Juden zu Schimcon Kepha, der scheinbar Christ wird, uro den Feindseligkeiten der Christen gegen die Juden ein Ende zu machen: Du mußt in das Heiligtum gehn u. den Schern ha-m phorasch (den deutlich ausgesprochenen Jahvenamen) erlernen, wie Jesus getan bat, damit du alle beliebigen Zeichen voll bringen kannst u. sie dir Glauben schenken. || Ferner s. Sanh 1 0 7 oben S. 84 f.; TSchab 11,15 (126) nebst Parallelen oben S. 38 f. e
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2. iv BesXfrßovX. — Die Lesart BeeXgeßovß ( = a-n- *>sa „ Fliegengott") ist, weil durch Rücksichtnahme auf 2 Kg 1,2 ff. entstanden, mit den besten handschriftl. Zeugen abzulehnen. Es bliebe auch unerklärlich, weshalb man dem Obersten der Dämonen gerade den Namen jener ekronitischen Gottheit von 2 Kg 1,2 ff. gegeben hätte. Diese Schwierigkeit würde allerdings durch die Annahme gehoben werden, daß die aramäische Wiedergabe von aia* nämlich saa-«» lautlich wie sorw bsa (d. h. Feind) geklungen habe, u. da letzteres eine passende Bezeichnung für den „Feind" schlechthin, den Satan, gewesen sei, so habe man dank jenes Wortspiels den Fliegengott, vom bra, zum bsz zum Satan, dem Obersten der Dämonen, gemacht (s. Riehm, Handwörterbuch des bibl. Altertums 1,158). — Allein es ist doch mehr als fraglich, ob man das hebr. aia* Iura aramäisch wirklich durch bra Kaa^i wiedergegeben hat: der Targum behält 2 Kg 1 durchgängig das hebr. aia- V>?a bei; u. die neutestamentl. Lesart BetX£eßovß, die ebenfalls das hebr. aia* aufweist, spricht nicht dafür. || Das textkritisch allein gesicherte BeeX&ßovX erscheint im NT (Mt 10, 25; 12,24. 27; Mk 3, 22; Lk 11,15.18.19) als Eigenname des Teufels. In der jüdischen Literatur
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Matth 12,24 (Nr. 2)
begegnet dieser Satansname nirgends. Die Erklärung des Namens ist streitig. Man faßt BseX£eßovX entweder als eine rein lautliche, fü g r i e c h i s c h e Zungen leichter auszusprechende Umformung von BseXgeßovß, wie Ambakum statt Ambakuk (Habakuk) oder Beliar statt Belial oder wie Bab-el-Mandeb vulgär Bab-el-Mandel ausgesprochen wird. Bei dieser Erklärung bleibt die Frage unbeantwortet, wie es kam, daß gerade der Philistergott B. dem Satan seinen Namen gab. — Oder man deutet BseX&ßovX = fesia? ?s? „Herr der Wohnung", d. h. des Gebietes in welchem die Dämonen hausen. Diese Deutung hat für sich, daß sie ein Zurückgreifen auf Beelzebub unnötig macht; gegen sie spricht, daß V.3T im Rabbin. nur die Wohnung Gottes, den Himmel * oder den Tempelb bezeichnet. Daß man aber jüdischerseits die Bezeichnung der heiligen Gotteswohnung mit dem Namen des Teufels in Verbindung gebracht hätte, ist schwer glaublich. — Oder man deutet BeeX&ßovX = bsiait 35a d.h. „Mistgott", u. beruft sich dafür auf die jüdische Gepflogenheit, Gegenstände u. Handlungen, die mit dem Götzendienst etwas zu schaffen hatten, durch leichte Umformung ihrer Bezeichnungen lächerlich u. verächtlich zu machen. So habe man auch in diesem Fall durch Veränderung des Namens Beelzebub (Fliegengott) in Beelzebul (Mistgott) seinem Abscheu gegen den Götzendienst Ausdruck geben wollen. Mit dieser jüdischen Gewohnheit, mißliebige Namen kakophemistisch umzuformen, hat es seine Richtigkeit ;c bedenklich bleibt nur, daß diese Erklärung gleichfalls Beelzebub u. Beelzebul identifiziert, ohne die Umwandlung des Götzennamens Beelzebub in einen jüdischen Satansnamen irgendwie begreiflich zu machen. — Wir halten es deshalb für das Richtige, daß man bei der Erklärung des Wortes BseX&ßovX jede Bezugnahme auf Beelzebub unterläßt u. sich lediglich an die Verwendung des Verbums bat u. seiner Derivate im rabbin. Sprachgebrauch hält. Hier zeigt sich, daß ?a; (wörtlich „düngen") u. das Nomen das Darbringen des götzendienerischen Opfers u. das Substantivum ?at (wörtlich „Dung") das heidnische Opfer selbst, speziell das Opferblut bezeichnen, d Es bedurfte auch in diesem Fall nur eines leichten Buchstaben wechseis u. das solenne nar „opfern" wurde zum verächtlichen baj „düngen". „Beelzebul" bedeutet also auch nach dieser Erklärung „Mistgott", aber der Oberste der Dämonen trägt diesen Namen nicht in Anlehnung an den Götzennamen Beelzebub, sondern weil ihm der bn^\, das Düngen, d. h. der gesamte götzendienerische Opferkultus galt. Analog bezeichnete nx^on, wörtlich „die Unreinheit", alles was mit dem Dämonenwesen in Verbindung stand, bezw. die Dämonen selbst, e r
o. zB Chag 12b: Sieben Himmel gibt es, u. diese beißen: •pV** — velnm, Vorhang, •>•?.' Firmament, o'pr.y der Verdünnende, Mahlende (im Sinn des Midr), i « Wobnnng, y.rv Wohnung, y * * : Stätte u. r i ^ - (nach dem Midr wohl = das Dunkel) . . . i->3', darin befinden sich (das himmlische) Jerusalem, das Heiligtum u. ein erbauter Altar, u. Mikhaöl, der große Fürst, steht u. bringt auf ihm das Opfer dar usw. (Die ganze Stelle bei 2 Kor 12, 2.) T
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b. zB BH 17»: inay bedeutet nichts andres als das Heiligtum, s. 1 Kg 8 , 1 3 : Gebaut habe ich ein Haus als Wohnung Viat dir. Siehe Exkurs: „Sch ol" usw. II, 2, a. C. fAZ 3, 6: Wenn jemand ein Haus dicht neben einem Götzenhaus hat (der Art, daß beide Gebäude die Scheidewand gemeinsam haben) u. sein Haus stürzt ein, so ist es verboten, es (in der bisherigen Weise) wiederaufzubauen. Wie soll er es machen? Er gehe (mit der Hausgrenze) vier Ellen zurück in seinen eigenen Bezirk u. baue (damit ein Zwischenraum zwischen seinem Haus u. dem des Götzen entsteht). Gehört er (der Grund u. Boden, auf dem die gemeinsame Wand stand) ihm u. dem Götzen, so wird halb u. halb gerechnet (u. die ihm zustehende Hälfte darf auf jene vier Ellen mit verrechnet werden). Die Steine, das Holz u. der Schutt dieser Wand vemnreinigen wie Kriechtiere, denn es heißt: „Verabscheuen sollst du es" Dt 7, 26 (alles was zum Götzenbild gehört). R. fAqiba (f um 135) sagte: Wie eine Menstruierende (ver unreinigen jene Wandüberreste), denn es heißt: „Wegwerfen wirst du sie wie eine Menstruierende (der Midr deutet n n = m : ) ; hinaus K X ! wirst du ihm (dem Götzen bild) zurufen" Jes 30, 22. Wie eine Menstruierende durch Tragung (als Last) ver unreinigt, so verunreinigt auch ein Götze (d. h. alles was zu ihm in Beziehung steht) durch Tragung. — R.
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Dasselbe als Bar, aber mit korrumpiertem Text pSchab», 11 , 25; piAZ8,4S», 60. || Hierher gehört auch die Veränderung des Wortes evayye'Xtov in *i*V* -i« = „Unheils rand" oder •••'*>** = .Sündenrand*. Schab 116": R. Melr (um 150) nannte es „Un* heilsrand* (Unheilsschrift), R. Jochanan ( t 279) nannte es «Sündenrand* (Sünden^ schrift). — Amolo, Erzbiscbof von Lyon 841—852 (bei Strack, Jesus S. 15* f.): 8anctos apostolos impie immutato vocabulo appellant apostatas, tamquam non missos a deo sed refugas legis suae. Evangelium . . . ipsi propria lingua malitiosissime immutantes vocant Havongalion, quod interpretatur Latine iniquitatisrevelatio, asserentes videlicet quod non in eo mysterium salutis humanae, sed iniquitas, qua totus mundus in errorem mitteretur, fuerit revelata. || Endlich vgl. M g 2 5 b Rab Nachman (b. Jaiaqob, f 820) hat gesagt: Jede Verspottung ist verboten, ausgenommen die Verspottung eines Götzen die erlaubt ist; denn es heißt Jes 4 6 , 1 : Eingeknickt ist Bei, es duckt sich Nebo' ferner das. Vers 2 : Eingeknickt u. niedergeduckt sind sie allesamt, können die Last nicht von sich geben lassen (d. h. im Sinne des Midr: ihren Unrat, ob sie sich vor Schmerzen winden u. ducken). R. Jannai (um 225) bat gesagt: Von dieser Stelle (Hos 10,5) ist der Beweis zu erbringen: „Für das Kälberstück von Beth-Aven sind besorgt die Bewohner von Samarien; denn traurig ist seinethalben sein Volk, n. seine Pfaffen schreien auf seinetwegen, wegen seiner Herrlichkeit, daß sie von ihm geht.' Lies nicht **naa „seine Herrlichkeit", sondern -»"aa „seine Schwere" (*= Last = Unrat, wie vorhin). Rab Huna b. Manoach hat im Namen des Rab Acha b. Iqa (?) gesagt: Es ist dem Israeliten erlaubt zu einem Goi zu sagen: Nimm den Götzen u. lege ihn auf sein Schin-Tav ( = rv Gesäß Jes 20,4). — Parallelstelle, doch ohne den letzten Satz, Sanh 63 b. || Aus dem AT vgl. schon Nu 32, 38 „geänderten Namens"; P s l 6 , 4 „nicht will ich ihre Namen auf meine Lippen nehmen"; Dn „< Abed N go" für „Abed N bo". d. T5AZ2,5 (462): Man darf in die Theater der Gojim des Götzendienstes wegen nicht gehn; das sind Worte des R. Melr (um 150). Die Gelehrten sagten: Wenn sie opfern, ist es des Götzendienstes wegen verboten; wenn sie aber nicht opfern, ist es verboten, weil Spötter dort sitzen (vgl. Ps 1,1). Die Ausgabe Zuckermandel liest beide Male B-na*? „opfern"; die Wiener Handschrift hat o - b a t e „düngen" = opfern. So auch die Bar fAZ 18b; In die Theater u. Zirkusse darf man nicht gehn, weil man dort den Götzen den Dung düngt T"J>V bia*t CID orsausw **t*j; das sind die Worte des R. Melr. Die Gelehrten sagten: W o man opfert (=*ban- = düngt), ist es verboten, weil man in den Verdacht des Götzendienstes kommt; wo man aber nicht opfert c b a r a , ist es verboten wegen des Sitzes der Spötter. || pB'rakhö, 13b, 57: R. Jose b. Bun (um 850) hat im Namen des R. Levi (um 300) gesagt: Sieht man sie (die Heiden), wie sie den Götzen opfern o-baT», so spricht man Ex 22,19: Wer den Götzen opfert, sei gebannt. || Midr HL 1,1 ( 7 8 ) : (Joseph) kam eines Tages in das Haus, um seine Arbeit zu ver richten Gn39,11. R. J hüda (um 150) sagte: Ein Schand- u. Misttag war es (t-ia-* o v Via-n, d. h. der Ehren- u. Opfertag eines Nilfestes). — In P siqR 6 (23"): Der Misttag V«a-t oi- des Nils war es. I n G n R 8 7 ( 5 5 ) : Der Schandtag fe-a-a nv des Nils war es. Tanch aw-* 46» liest: Jener Tag war ein Opfertag des Nils c i b - j bv i m a - o*-. || ( A Z 4 9 " Bar: Wenn ein Feld mit dem Mist iat ( = Opferblut) eines Götzen gedüngt worden ist, so darf das Feld (nach Einer Ansicht) besät werden. e. Sanh 91 *: R. Jirm ja b. Abba (um 250) hat g e s a g t : . . . Abraham übergab (den Nachkommen seiner Kebsweiber) den Namen der Unreinheit ( = Dämonennamen, durch welche jene Zauberei trieben). 1
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3.
aQ%ovTi, T W V daifiovitüv. — Als Haupt
aller Satane
erscheint
a, Sammael, s. oben S. 136 bei M t 4 , 1 . — | /?, L v R 5 (108-) wird ein .Fürst der Geister« wwm yvmo erwähnt. GnR 36 (22*) liest dafür der „Sched Sch madon"; dieser Name ist wohl = Aschm dai, der e
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Die Erklärung ,revelatio* ist unrichtig: • • • W geht nicht auf •>? „kundtun, offen baren" zurück, sondern auf „leer sein", u. bedeutet den leeren Rand eines Schriftstückes. 1
Matth 12,25.27.29.30
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König der Dämonen; s. den Exkurs: Altjüdische Dämonologie Nr. 3. — y, Beliar, s. bei 2 Kor 6,15. 12,25: J e d e s R e i c h , das w i d e r sich s e l b s t g e s p a l t e n ist, verwüstet
wird
u. j e d e S t a d t o d e r H a u s , d i e w i d e r s i c h s e l b s t g e spalten, werden nicht
bestehen.
Derekh Erec Zuta 5: R. Eli'ezer (sonst meist El'azar) Ha-qappar (um 220) sagte: Groß ist der Friede, aber verhaßt die Parteiung. Groß ist der Friede, denn obwohl sie Götzendienst trieben, konnte ihnen gewissermaßen die Sch khina (Gottheit) nichts anhaben, wie es heißt: „Versippt mit Götzen ist Ephraim — laß ihn in Ruhe!" Hos 4,17. Aber wenn unter ihnen Parteiung ist, wie heißt es da von ihnen?. „Geteilt ist ihr Herz; nunmehr werden sie es büßen" Hos 10,2. Wie das? Ein Haus, in welchem Parteiung ist, wird schließlich sicherlich zerstört a ^ V *tio ppVna ->a vv r-a. Und die Gelehrten sagten: Ist Parteiung in einer Synagoge, so wird diese schließlich sicherlich losgerissen -umb rrc-c. Wenn zwei Gelehrtenschüler in einer Stadt wohnen u. einen Gerichtshof bilden u. zwischen ihnen ist Parteiung, so werden sie schließlich sicherlich sterben. Abba Scha'ul (um 150) sagte: Parteiung in einem Gerichtshof bedeutet Zerstörung der Welt. — Der Anfang auch SNu 6,26 § 42 (12b); j GnR 38 (53») Rabbi als Autor genannt. e
Q
12,27: D u r c h w e n t r e i b e n Hierzu s. Exkurs über Dämonologie Nr. 7, h.
eure Söhne
12,27: D e s h a l b w e r d e n s i e e u r e R i c h t e r
aus?
sein.
Der Gedanke begegnet öfters in der rabbin. Literatur, daß der Mensch im göttl. Gericht an seinesgleichen gemessen werde; s. bei Mt 12,41 35. 12, 2 9 : W e n n er n i c h t z u v o r den S t a r k e n g e b u n d e n
hat.
Srjajj. — Test Levi 18: Beliar wird von ihm (dem Hohenpriester der messian. Endzeit) gebunden werden, u. er wird seinen Kindern Gewalt geben, auf die bösen Geister zu treten. 12,30: Wer nicht mit mir sammelt, o /try avväywv /IST' s'/iov GKoomfri. wer
der
zerstreut-
— Der Sinn der Worte ist klar:
nicht mit mir das Reich Gottes fördert, schädigt es. Ob dies die
genuine Bedeutung des Ausspruchs Jesu gewesen ist? Jalqut zu Nu 27, 2 (1 § 773) bringt aus Siphre Zuta folgenden Ausspruch: So hat Hillel (um 20 v.Chr.) gesagt: In einer Zeit, da man zerstreut (nämlich seine Wege, d. h. da man von Gott abweicht, vgl. Jer 3,13), sammle (halte zurück) den Fuß; an einem Orte, da niemand zuspringt (zu einer Ware, um sie zu erwerben), da kaufe; an einem Orte, da es keine Männer gibt, bemühe dich ein Mann zu sein! — Die Redensart vom Sammeln u. Zerstreuen des Fußes auch SDt 32,25 §321 (137b) Zur Zeit des Krieges sammle den Fuß (halte ihn zurück, damit du nicht in die Gewalt des Feindes fällst); zur Zeit der Hungersnot zerstreue den Fuß (mache der Wege viel, damit du Nahrung kaufst). — Der Ausspruch Hillels ist später (so wohl auch Bacher, Tann. 1,6) um gemodelt u. auf das Einsammeln u. Austeilen der Gotteslehre gedeutet worden. So schon TB rakh 7, 24 (17j: Hillel, der Alte, sagte: Zur Zeit, da man sammelt, streue aus; u. zur Zeit, da man ausstreut, sammle. Zur Zeit, da du siehst, daß die Lehre beliebt bei Israel ist u. alle sich ihrer freuen, da streue sie aus, 8. „Mancher streut freigebig aus u. wird noch reicher" Spr 11, 24; u. zur Zeit, da du siehst, daß die Lehre von Israel vergessen ist u. niemand nach ihr fragt, da sammle sie ein (halte sie zurück), denn es heißt: „Zeit zu handeln ist es für Jahve, sie haben deine Lehre gebrochen" :
2
e
636
Matth 12,30.32 (Nr. 1) e
d
Ps 119,126. — Ebenso in Midr Spr 5,16. — In pB rakh 9, 1 4 , 5 zum Teil aramäisch. Hillel, der Alte, pflegte zu sagen: Wenn man sammelt, streue aus; wenn man ausstreut sammle. Ebenso hat Hillel gesagt: Wenn du siehst, das die Tora beliebt ist bei Israel u alle sich ihrer freuen, streue aus; u. wenn nicht, sammle. — Ähnlich Midr Sm 1 (21 b) ' Die Bar B°rakh 63» schließt sich zunächst an die Tosephta an. Dann folgt: Bar Qapnarä (um 220) hat öffentlich vorgetragen: „Wird's billig, dann sammle, kaufe; an einem Ort da kein Mann ist, da sei du ein Mann*, ein Ausspruch, der nach Siphre Zuta (s. oben) Hillel angehört.
Dürfte man annehmen, daß die Worte vom Sammeln u. Zerstreuen in Jesu Mund ursprünglich in der speziellen Bedeutung vom Zurückhalten u. Gehenlassen des Fußes gemeint waren, so würde der Sinn von Mt 12,30 b sein: Wer nicht bei mir ausharrt, der macht viele Wege u. verliert sich. 12, 32: W e r (ein W o r t ) w i d e r den h e i l i g e n G e i s t r e d e t , dem w i r d n i c h t v e r g e b e n w e r d e n , w e d e r in d i e s e r W e l t n o c h in der z u k ü n f t i g e n W e l t . 1. Sünden, die auf Grund ihrer Sühnung in dieser Welt vergeben werden. TJoma 5, 6 ff. (190): R. Jischmafel (f um 135) sagte: Eine vierfache Söhnung gibt es. Wer ein Gebot übertritt u. Buße tut, geht nicht von dannen, ohne daß man ( = Gott) ihm vergibt, s.: „Kehret wieder (in Buße), ihr abtrünnigen Söhne, ich will eure Ab* irrungen heilen* Jer 3,22. — Wer Verbote übertritt u. Buße tut, der bleibt in der Schwebe (ohne sofortige Vergebung u. Bestrafung), bis der Versöhnungstag Sühnung schafft, s.: „An diesem Tage wird man für euch Sühnung schaffen, um euch zu reinigen; von allen euren Sünden sollt ihr vor Jahve rein werden* Lv 16, 30. — Wer Übertretungen begeht, auf die Ausrottung oder gerichtliche Todesstrafen gesetzt sind, u. Buße tut, den hält diese u. der Versöhnungstag in der Schwebe, u. (erst) Leiden schaffen (volle) Sühnung, s.: „Ich will heimsuchen mit dem Stecken ihren Frevel u. mit Plagen ihre Missetat* Ps 89, 33. — Aber wenn der Name Gottes durch einen entheiligt worden ist u. er dann Buße getan hat, so hat weder die Buße Kraft (die Strafe) hinauszuschieben, noch der Versöhnungstag ihm Sühnung zu verschaffen, sondern die Buße u. der Ver söhnungstag schaffen ein Drittel S., u. die Leiden an den übrigen Tagen des Jahres schaffen ein Drittel S., u. der Todestag schafft volle S., s.: „Nimmer gesühnt werden soll euch dieser Frevel, bis daß ihr sterbet* Jes 22,14. — Diese Ausführung auch M kh Ex 20,7 (76»); pJoma 8, 45 b, 60; pSanh 10, 27 , 47; pSch bu 1,33 b, 52; Joma 86»; Aboth RN 29; Midr Spr 10 § 1 (33»). || Joma 8,8 f.: Sündopfer u. Schuldopfer für bewußte Sünden schaffen Sühnung. Der Tod u. der Versöhnungstag schaffen S. in Verbindung mit der Buße. Die Buße schafft S. wegen leichter Übertretungen von Geboten u. Verboten; bei schweren Übertretungen schiebt sie (die Bestrafung) hinaus, bis der Versöhnungstag kommt u. S. schafft. Wer spricht: „Ich will immer weiter sündigen u. immer wieder Buße tun", dem gibt man (Gott) keine Gelegenheit, Buße zu tun; (wer spricht:) „Ich will sündigen u. der Versöhnungstag wird S. schaffen", dem schafft der Versöhnungstag keine S. Die Sünden eines Menschen gegen Gott sühnt der V.tag; die Sünden eines Menschen gegen seinen Nächsten sühnt der V.tag erst, wenn er diesen ausgesöhnt hat Dies hat R. Eifazar b. fAzarja (um 100) vorgetragen: „Von allen euren Sünden vor Jahve sollt ihr rein werden* Lv 16, 30, d. h. die Sünden eines Menschen gegen Gott sühnt der V.tag; die Sünden aber eines Menschen gegen seinen Nächsten sühnt der V.tag erst, wenn er diesen ausgesöhnt hat. — Dazu wird Joma 87a gefragt: Wanim heißt es: Ich will sündigen u. Buße tun? Es ist, wie Rab Huna (f 297) im Namen Rabs (t 247) gesagt hat. Rab Huna hat gesagt, Rab habe gesagt: Wenn ein Mensch Einmal, zweimal eine Übertretung begangen hat, so ist sie ihm erlaubt. Meinst du wirklich, sie ist ihm erlaubt? Vielmehr sie wird ihm so, als ob sie ihm erlaubt wäre. Vgl. die schärfere Fassung AbothRN 39 Anfang: Für fünf gibt es keine Vergebung: wer viel bereut (weil e
c
e
Matth 12, 32 (Nr. 1—4)
637
er immer weiter sündigt); wer viel sündigt; wer in einem frommen Zeitalter sündigt; wer sündigt mit dem Oedanken, Buße zu tun, u. wer sich der Entheiligung des gött lichen Namens schuldig macht. — Bacher, Tann.* 1,279 ist geneigt, diesen Ausspruch dem R.
a
h
2. Sünden, die in der zukünftigen Welt vergeben werden sei es auf Grund ihrer Sühnung durch das Feuer des Gehinnoms, sei es auf Grund der göttlichen Gnade. e
Hierüber s. Exkurs: Sch ol, Gehinnom u. Gan 'Eden II, 5 u. 6. — Hier sei nur noch auf Targ Jerusch II zu Gn4, 7 verwiesen: Wenn du dein Tun gut (schön) machst in dieser Welt, wird dir vergeben u. erlassen werden in der zukünftigen Welt; wenn du aber dein Tun nicht gut machst in dieser Welt, so wird dir deine Sünde behalten (auf bewahrt zur Bestrafung) für den Tag des großen Gerichts (am jüngsten Tage).
3. Sünden, die in der zukünftigen Welt nicht vergeben werden, weil es für sie niemals eine Sühnung gibt. — Hierzu s. Exk. „Sch ol" usw. II, 5.6. 4. dg d' av djirj xtxxd xov nrevfiaxog xov dyiov. — Das rabbin. Juden tum verstand unter dem heiligen Geist den Geist der Prophetie u. In spiration. „Wider den heiligen Geist reden" würde also soviel gewesen sein wie; «frech wider die Tora reden". Diese Sünde wurde zu den unvergebbaren Sünden gerechnet. e
Aboth 3,11: R. EUazar aus Modi'im hat gesagt: Wer die heiligen Gaben (wie Opfer. Geweihtes) entheiligt, wer die Feiertage verachtet, wer seinen Genossen öffentlich beschämt, wer den Bund unsres Vaters Abraham (durch Wiederherstellung der Vorhaut) zunichte macht, wer das Gesicht wider die Tora aufdeckt H*»pa. D * : | n ? « - (— wer frech gegen die Tora redet), der hat, auch wenn (sonst) gute Taten in seiner Hand sind, keinen Anteil an der zukünftigen Welt (weil diese Sünden nicht vergeben werden). — Parallelstelle SNu 15,31 § 112 (33a). — Anders urteilt Joma 85b Bar: Rabbi sagte: Alle Übertretungen, die es in der Tora gibt, gleichviel ob man Buße getan hat-oder nicht, sühnt der Versöhnungstag, ausgenommen wer das Joch (der Gottesherrschaft) von sich wirft (d. h. Gott verleugnet) u. wer das Gesicht wider die Tora aufdeckt u. wer den Fleischesbund bricht (die Beschneidung verachtet). Wenn ein solcher Buße tut, schafft der V.tag Sühne; wenn er aber nicht Buße tut, schafft der V.tag keine Sühne. — Ebenso Sch bu 13»; K rith 79 (andre Ausgaben 7»); mit Abweichungen pJoma 8,45 b, 54; pSch bu 1.33 b, 46; Joma 87 3. II Sanh 10,1: Dies sind die, welche keinen Anteil an der zukünftigen e
e
a
e
Matth 12,82 (Nr. 4.5).. 12,38 (Nr. 1)
638
Welt haben: wer sägt: „Es gibt keine Auferstehung der Toten* u.: «Die Tora ist nicht von Gott* u. der Freidenker. || Sanh 99» Bar: .Das Wort Jahves hat er verachtet ausgerottet soll diese Seele werden* Nu 15, 31, das geht auf den, welcher sagt: Die Tora stammt nicht von Gott. Und auch wenn er sagt: Die ganze Tora stammt von Gott mit Ausnahme dieses Verses, den nicht Gott, sondern Mose aus seinem eignen Munde gesagt hat, ist ein solcher, von welchem gilt: Das Wort Jahves hat er verachtet Und auch wenn er sagt: Die ganze Tora stammt von Gott mit Ausnahme dieser Forschung (dieser oder jener von den Rabbinen aus der Tora hergeleiteten Lehre) dieser Schlußfolgerung aus dem Leichteren auf das Schwerere, dieses Analogieschlusses^ so ist er ein solcher, von welchem gilt: Das Wort Jahves hat er verachtet!" 5. ovie
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ovze iv zr$ fiiXXovzt.
— Über diese u. die
zukünftige Welt s. den entsprechenden Exkurs. 12,33: Denn aus der F r u c h t w i r d d e r Baum
erkannt.
1. -ne, Frucht, als Bezeichnung der Folge eines Gedankens oder einer Handlung bereits im A T : J e s 3 , 1 0 ; 10,12; Jer 17,10; Hos 10,18; Spr 1,31 u. ö. Ebenso bezeichnet im Rabbin. "n» « , die Folge, die aus dem
Gedanken oder der Handlung eines Menschen erwächst;
ß, die
Folge, die Gott sei es als Lohn, sei es als Strafe über einen Menschen bringt. Im letzteren Fall ist *-ID oft der einzelne Lohn oder die einzelne Strafe,
gewissermaßen
die Zins- oder Abschlagszahlung; dann be
zeichnet rp das Stammkapital, d. h. den vollen Lohn u: die volle Strafe, die dem Menschen erst bei der Endabrechnung in der zukünftigen Welt ausgezahlt werden. Vgl. auch S. 466 bei Mt 7,16 31. Ein klassischer Beleg, der zugleich die Frage beantwortet, inwieweit Gott den Menschen för seine Gedanken verantwortlich macht, findet sich TPea 1,2—4 (18): Wegen folgender Dinge wird ein Mensch in dieser Welt bestraft, während das Stamm kapital ihm in der zukünftigen Welt anstehen bleibt: Götzendienst, Unzucht, Blut vergießen u. Verleumdung, die so schwer wiegt wie alle ttbrigen zusammen. Das Ver dienst ( = verdienstliche Handlung) hat ein Stammkapital u. auch Zinsen r v r , wie es heißt Jes 3,10: «Saget vom Gerechten, daß er es gut haben werde (in der zukünftigen Welt bei Austeilung des p ? ) , daß sie die Frucht —>t ihrer Taten genießen werden" (als Zinsen oder Abschlagszahlung in dieser Welt). Die Übertretung (abgesehen von den vier oben erwähnten Sünden) hat ein Stammkapital u. keine Zinsen, wie es heißt Jes 3, 11: „Wehe dem schlimmen Frevler; denn was seine Hände vollbracht haben, wird ihm angetan werden" (so der Midr, um im Gegensatz zu Vers 10 oben nur Eine Strafandrohung zu gewinnen, die dann auf die zukünftige Welt bezogen wird). Wie halte ich dann aber aufrecht: „Sie sollen essen von der Frucht ihres Weges u. von ihren Ratschlägen satt werden" Spr 1,31? (Hier wird ja von den Zinsen der bösen. Werke, also von irdischen Strafen gebandelt neben dem Sattwerden, der vollen Strafe m der zuk. Welt!) Es ist so gemeint: Eine Übertretung, die Früchte trägt (weitere Übertretungen veranlaßt), hat Früchte (empfängt ihre Strafe in dieser Welt)* u.'die keine Früchte trägt, -hat keine Früchte. (Hiernach werden in der gegenwärtigen u. in der zuk. Welt bestraft « , die zuerst genannten vier Kardinalsünden, ß , sämtliche Sünden, ans denen neue Sünden hervorwachsen; nur in der zuk. Welt diejenigen Sünden, die auf Erden ohne weitere Sündenfolge blieben.) Eine gute Absicht rechnet Gott als Tat, eine böse Absicht rechnet Gott nicht als Tat; denn es heißt: „Wenn ich Bosheit in meinem Herzen beabsichtigt hätte; so würde Jahve nicht darauf achten" Ps66,18. 1
1
Gott läßt den Sünder in dieser Welt oft unbestraft, damit dessen Strafe um so größer ist in der zukünftigen Welt.
639
Matth 12, 38 (Nr. 1.2). 12,84.36 (Nr. 1)
Wie halte ich dann aber aufrecht: „Siehe, ich bringe Unheil Ober dieses Volk als Frucht (Straffolge) ihrer Gedanken" Jer 6,19? Es. ist so gemeint: Eine gute Absicht, die Gutes wirkt, zählt Gott zu den Werken, u. die kein Gutes weiter wirkt, zählt er nicht als Werk (ebenso verhält es sich mit einer bösen Absicht: sie wird nur dann bestraft, wenn aus ihr Unheil hervorgeht). Parallelstellen mit einzelnen Abweichungen Qid 40* u. p P e a l , 1 6 , 1; in letzterer Stelle folgt: Was du da sagst, gilt von Israel; aber bei den Gojim gilt das Umgekehrte: Die gute Absicht rechnet Gott nicht (als Tat), denn es heifit: „Bis zum Sonnenuntergang war er darauf bedacht, ihn zu retten* Dn6,15, u. nicht steht geschrieben: „Und er rettete ihn*. Die böBe Absicht aber rechnet er als Tat, denn es heifit: „Wegen der Tötung, wegen der Gewalttat an deinem Bruder Jakob* Obadja 9f. (so der Midr). Aber hat denn Esau den Jakob getötet? Allein weil er beabsichtigte ihn zu töten, rechnet es ihm die Schrift so an, als ob er ihn getötet hätte. b
2. ix rov xaonov TO divÖQov yivfäoxevai, ohne Bild: Die Absicht (der Gedanke) eines Menschen wird aus seinem Tun erkannt = rns">$ nnawna I T O -pne Chull 13* (zweimal). 12, 34: O t t e r n g e z ü c h t e . Zu yevvr)[xat«
i / i d W v s. Mt 3, 7.
12,34: A u s d e m Ü b e r f l u ß ( Ü b e r s c h w a n g ) d e s H e r z e n s r e d e t d e r Mund. b
1
MidrPs9 § 2 ( 4 0 ) : R. S c ^ m u ö l hat als tannaitische Tradition im Namen des R. J°huda (um 150) gelehrt: Wenn dir jemand sagen will, wann der Erlösungstermin ( = messianische Zeit) anbrechen wird, so glaube ihm nicht, weil es heifit: „Der Rache tag ist in meinem Herzen* Jes 63,4. Das Herz hat es dem Munde nicht kundgetan, wem könnte es der Mund kundtun! — In Midr Qoh 12,9 (54 ) ist der Schlußsatz, wohl irrtümlich, von seiner Stelle gerückt n. einem Ausspruch des R. J hoschua? b. Levi über die Begräbnisstätte Moses angehängt worden. || GnR 84 (53°): „Seine Brüder haßten ihn u. vermochten nicht freundlich mit ihm zu reden* Gn 37,4. R. Ahaba b. Z fira (gegen 350) hat gesagt: Aus der Schande der Stammväter erfährst du ihr Lob. Dort (2 8m 13,22) heißt es: „Absalom redete mit Amnon weder Böses noch Gutes; denn Absalom haßte den Amnon"; was in seinem Herzen war, blieb in seinem Herzen rra-'sa n-a"ba •>-!. Aber hier (Gn 37,4) heißt es: Sie vermochten nicht freundlich mit ihm zu reden; was in ihren Herzen war, war auch in ihrem Munde •pneua pna^Va •>-.. — In der Parallelstelle Midr Ps 28 $4 ( U 5 ) heißt es von den Stammvätern ««ita « a ^ a i u. von Absalom «sica t<\> tca-^a-i = was im Herzen, (war) im Munde, bezw.: nicht im Munde. b
e
e
b
12* 36: Über j e d e s u n n ü t z e W o r t . . . w e r d e n s i e am T a g e des G e r i c h t s R e c h e n s c h a f t a b l e g e n . 1. näv (jrjfia ägyov. pChag2,77* 22: „Siehe, der Bildner der Berge u. Schöpfer des Geistes u. der dem Menschen ansagt, was dessen Reden* (Sinnen) Am 4,13. Dies ist eine von den sechs Schriftstellen, bei denen Rabbi, wenn er sie las, zu weinen pflegte.... Auch die Worte, in denen keine Sünde ist, werden dem Menschen auf seinejhimmlische) Tafel geschrieben. — Etwas abweichende Parallelstellen: Midr KL 8,29 (71 b) Midr Qoh 12,14 (55*). || Chag 5 b Was heißt in Am 4,13: „Dessen Reden* ? Rab ( f 247) hat gesagt: Auch das überflüssige Reden rr^m nrt*v des Mannes mit seiner Frau wird man ihm in seiner Sterbestunde (vor Gottes Richterstuhl) kundtun. — LvR 26 (124°) wird an einen Ausspruch des R. Jacbec (gegen 300) der Satz angeschlossen: Selbst die Worte., die keinen wesentlichen Inhalt haben wo ona -p«r, selbst ein leichtfertiges Gespräch nsp nrrr, das ein Mann mit seinem Weibe führt, werden auf die Tafel des ;
:
1
Lies nach Midr Qoh: R. Schasul aus Nave, im 4. Jahrh., falls identisch mit Schela aus Nave; Bacher, Pal. Amor.8,749.
Matth 12,36 (Nr. 1.2). 12,38
640
Menschen geschrieben, u. in seiner Sterbestunde liest man sie ihm vor. || Ta?an 11 • Man hat gesagt: Wenn ein Mensch in die Ewigkeit hinübergeht, so gehen alle sein Werke vor ihm her u. sagen zu ihm: So u. so hast du getan an dem u. dem Ort * an dem u. dem Tag; sagt er dann: Ja (so ist es), so spricht man zu ihm: Untersiesl untersiegle! s. Hi 37,7: „Durch die Hand eines jeden Menschen untersiegelt er.* Und nicht nur dies, sondern der Mensch erkennt das Gericht auch als gerecht an u. säet zu ihnen: Ihr habt mich recht (wörtlich: schön) gerichtet, s.: „Auf daß du rechtbehaltest in deinem Reden, rein seiest in deinem Richten" Ps51,6. || ?AZ 1 8 : R.Schimfon b. Laqisch (um 250) hat gesagt: Was bedeutet: „Die Sünde meiner Fersen umgibt mich"? Ps49,6. Die Sünden, auf die ein Mensch in dieser Welt mit seinen Fersen getreten (d. h. die er für nichts geachtet) hat, umringen ihn am Tage deB Gerichts. I Joma 77": „Nimm deinen Fuß in acht vor dem Barfußwerden u. deine Kehle, daß sie nicht durstig werde" Jer2,2ö. Rab Nachman b. Jicchaq (f 356) hat gesagt: Halte dich von der Sünde zurück, damit dein Fuß nicht in Gefahr komme, barfuß gehen zu müssen (hinaus ins Exil, so Raschi). Halte deine Zunge fern von unnützen Worten, c W a B«->S*>, damit deine Kehle nicht dem Durst anheimfalle (im Gehinnom?). II Targ Qoh 5, 2: Törichtes Geschwätz kommt bei einer Menge unnützer Worte •psea T«;rjB. || G n R 9 l ( 5 8 ) : R. Ghanina (um 225) u. R. Marinos haben beide im Namen des Abba N horai (um 150) gesagt: Wenn jemand ein wohl begründetes Wort -a-i vor R. Tarphon (um 100) sagte, so pflegte dieser zu sagen (um seinen Beifall auszudrücken): „Knauf u. Blüte" (s. Ex 25,33)! Wenn aber jemand ein Wort der Nichtigkeit ^'v-? sagte, so pflegte er zu sagen: „Mein Sohn wird nicht mit euch hinabziehen!" (s. Gn42,38). || Das. 91 ( 5 8 ) : (Die Söhne Jakobs sprachen zu ihrem Vater, s. Gn 43,3ff.:) Jener (Joseph) hat Worte der Wahrheit zu uns geredet, u. wir sollten ihm Worte der Nichtigkeit n'joa bv O--OT antworten? . . . R. Levi (um 300) hat im Namen des R. Chamab. Chanina (um 260) gesagt: Niemals hat unser Vater Jakob ein Wort der Nichtigkeit nioa bv 12t geredet. . . . a
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2. Dem 6moö*Maoo<siv.. Apyov entspricht das häufige *iat?n"
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GnR 26 ( 1 7 ) : R. Acha (um 320) hat gesagt: Auch die unfruchtbaren Bäume werden (am Tage des Gerichts) Rechenschaft u. Rechnung abzulegen haben 'm -*n -p«-* *-TTJ». Die Rabbinen sagten es auf Grund der Stelle Dt .20,19: „Wie der Mensch ist der Baum des Feldes" (so der Midr): wie der Mensch R. u. R. abzulegen hat, so auch die Bäume. II Aboth4,22: (R. Eifazar Ha-qappar, um 180) sagte: Ohne deinen Willen bist du geschaffen, u. ohne deinen Willen bist du geboren, u. ohne deinen Willen lebst du, u. ohne deinen Willen stirbst du, u. ohne deinen Willen wirst du R. u. R. abzulegen haben vor dem König aller Könige, gepriesen sei er! || Aboth 3 , 1 : f Aqabja b. Mahalalsel (um 70) pflegte zu sagen: Achte genau auf drei Dinge, u. du wirst nicht in die Gewalt der Sünde kommen. Wisse, woher du gekommen bist (aus einem übelriechenden Tropfen), u. wohin du gehst (zu Maden u. Würmern), u. vor wem du R. u. R. abzulegen haben wirst; näm'lich vor dem König der Könige, gepriesen sei er! — Zum Gericht in der Sterbestunde s. Exkurs: „Sch ol* usw. 11,3. e
12, 38: W i r w ü n s c h e n von dir ein Z e i c h e n zu s e h e n . Zeichenforderung zur Beglaubigung von Worten u. Personen. a
Sanh 9 8 : Den R. Jose b. Qisma (um 110) fragten seine Schüler: Wann kommt der Sohn Davids ( = Messias)? Er antwortete: Ich fürchte, ihr könntet von mir ein Zeichen nitc fordern. Sie sprachen: Wir werden von dir kein Zeichen fordern. Er sprach: Wenn dieses Tor (von Cäsarea? oder von Tiberias?, s. Bacher, Tann. 1,398 f.) wird eingestürzt u. aufgebaut sein u. wiederum eingestürzt u. aufgebaut sein wird u. wiederum eingestürzt u. aufgebaut sein wird (so nach der richtigen Lesart) u. wiederum eingestürzt sein wird, dann wird der Sohn Davids kommen, noch bevor man es wieder aufgebaut hat. Da sprachen sie: Unser Lehrer, gib uns ein Zeichen! Er sprach zu ihnen: Habt ihr nicht also zu mir gesagt, daß ihr kein Zeichen von mir fordern wollt? Sie ant8
Matth 12,38. 39 ( » 1.2)
641
worteten: Oleichwohl! Er sprach: So mögen sich die Wasser der Grotte von Paraeas (Quellort des Jordans) in Blut verwandeln! Da verwandelten sie sich in Blut. — Ähn lich TanchB n » - i § 8 (83b). || Vgl. ferner das Zitat aus BM 59b bei MtS, 17 S. 127y. || Sanh 9 3 b Bar Kozeba ( = Bar Kokh'ba) regierte 3 /* Jahre. Er sprach zu den Rabbinen: Ich bin der Messias. Sie antworteten: Von Messias steht geschrieben, daß er riecht u. richtet (nach dem Geruch richtet ohne nähere Untersuchung, vgl. in-mi Jes 11,8); wir wollen sehen, ob er riecht u. richtet! Als sie nun sahen, daß er nicht riechen u. richten konnte, töteten sie ihn. (Daß die Juden Bar Kokh ba getötet hätten, ist un historisch.) || P s i q R 3 6 ( 1 6 2 ) : Unsre Lehrer haben gelehrt: Wenn der König, der Messias sich offenbaren wird, wird er kommen u. auf dem Dach des Heiligtums stehen. Dann wird er den Israeliten verkündigen u. ihnen sagen: Ihr Geplagten, die Zeit eurer Er lösung ist da; u. wenn ihr es nicht glaubt, so sehet auf mein Licht, das über euch aufstrahlt, s.: „Stehe auf, werde Licht; denn dein Licht kommt u. die Herrlichkeit Jahves strahlt auf über dir" Jes-60,1. — Hier bietet der Messias den Juden selbst ein Zeichen an. II E x R 9 ( 7 3 b ) R. J huda b. Schalom (um 870) hat gesagt: Mit Recht hat der Pharao gesagt: „Gebet für euch (zu eurer Beglaubigung) ein Zeichen* rt'.v Ex 7,9. Ebenso findest du es bei Noah. Nach all den Zeichen (Wundern o-sj), die ihm Gott in der Arche getan hatte, führte er ihn heraus u. sprach zu ihm: „Nicht mehr soll eine Sündflut kommen, um alles Fleisch zu vernichten.* Da fing Noah an, ein Zeichen (T?*O, orjfteiov) zu fordern, bis Gott zu ihm sprach G n 9 , 1 3 : „Meinen Bogen gebe ich im Gewölk." Wenn nun Noah, der Gerechte, ein Zeichen gefordert hat, um wieviel mehr gilt das dann von dem gottlosen Pharao. Ebenso findest du es bei Hiskia. Als Jesaja kam u. zu ihm sagte 2 K g 20,5: So hat Jahve gesagt: . . . „Siehe, ich heile dich, am dritten Tage wirst du in das Haus Jahves hinaufgehn", fing er an, ein Zeichen •p-o zu fordern, wie es heißt das. Vers8: Es sprach Hiskia: Was ist das Zeichen H * dafür, daß ich in das Haus Jahves hinaufgehen werde? Und wenn Hiskia, der Ge rechte, ein Zeichen forderte, mußte es nicht erst recht der Frevler Pharao? Als Chananja, Mischaöl u. fAzarja in den Feuerofen hinabstiegen, stiegen sie nur auf ein Zeichen hin hinab. Wie denn? „Nicht uns, Jahve, nicht uns* (Ps 115,1) hat Chananja gesprochen; „deinem Namen gib Ehre* (das.) hat Mischaöl gesprochen; „ob deiner Gnade, ob deiner Wahrheit* (das.) bat fAzarja gesprochen. Und (der Engel) Gabriel hat nach ihnen ge antwortet: Warum sollen die Heiden sagen: „ W o ist doch ihr Gott?* (das. Vers2), Nachdem das die ganze Nacht hindurch in ihrem Munde geläufig gewesen w;ar, em pfingen sie jenes Zeichen u. stiegen hinab. Und wenn du es nicht von dieser Stelle lernen willst, so lerne es von einer anderen Stelle; denn es heißt: „Höre doch, Josua, du Hoherpriester, du u. deine Genossen, welche vor dir sitzen, denn Männer eines Wunderzeichens rtin sind sie* Sach 3,8. Und wer waren sie? R. J huda b. Schalom hat gesagt: Es waren Chananja, Mischaöl u. fAzarja, denen dieses Zeichen p - o geschah. Und wenn nun die Gerechten ein Zeichen fordern p"0 o-wpa«, um wieviel mehr dann die Gottlosen. |l Weiteres bei Mt 16,1 u. 1 Kor 1,22; ferner Sanh 90« bei Mt 7,15 S. 465. 1
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12,39 91: Ein b ö s e s u. e h e b r e c h e r i s c h e s G e s c h l e c h t v e r l a n g t ein Z e i c h e n . 1. ysvsd novrjod = KTO-O tum Targ Onk Gn 6,3. — Solch ein Geschlecht sollte nach allgemeiner Annahme die Generation sein, in der der Messias erscheinen würde; s. den Exk.: Vorzeichen der messian. Zeit usw. I, a. 2. yevsd... (loixcctig, wohl bildlich gemeint = Geschlecht, das treulos Gotte abtrünnig geworden ist, nach der bekannten alttest. Auffassung von dem Bundesverhältnis zwischen Gott u. Israel al« einem Ehebund; vgl. Jes 57, 3: rwm t\*m mt; Vers 4: -ip© r»u -nii. — Faßt man y. /*. 1
So wird Gn 9,11 zitiert.
S t r a c k n. B i l l e r b e c k . NT 1.
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Matth 1 2 , 3 9 ( * 2. » 1)
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im eigentlichen Sinn als Geschlecht, dessen charakteristische Sünde die Unzucht ist, so würden die geschichtlichen Zeugnisse dem nicht gerade widersprechen. Die diesbezüglichen Zitate aus den Pseudepigraphen s. bei Rom 2,22. Ans der rabbin. Literatur sei auf den klassischen Beleg verwiesen Sota 9.9: Seitdem die Ehe brecher sich mehrten, hörte das Trinken der bitteren Wasser (des Eiferwassers) auf u. zwar machte ihm Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) ein Ende, weil es heißt Hos 4,14: Nicht heimsuchen will ich eure Töchter, wenn sie buhlen, u. eure Braute wenn sie ehebrechen. — Dazu bemerktpSota9,24", 20: Denn es steht geschrieben: .Denn sie selbst gehen mit den Huren abseits* Hos 4,14; ferner s. Nu 5,27: „Das Weib wird zu einer Verfluchung werden inmitten ihres Volkes", nämlich wenn ihr Volk vollkommen ist, nicht aber, wenn ihr Volk unzüchtig ist. Und Nu 5,31 heißt es: „Und der Mann ist frei von Verschuldung." Wann wird das Weib seine Verschuldung tragen (Nu 5,81)? Wenn der Mann rein von Schuld ist. — Dies besagt: Weil das ganze Volk u. insonderheit die Männerwelt der Unzucht frönte, wollte Rabban Jochanan b. Z. auf Grund von Hos 4,14 nicht die Frauenwelt allein bestraft wissen. — Farblos S o t a 4 7 : Als die sich mehrten mit dem emporgereckten Halse u. den lüstern blickenden Augen (vgl. Jes 3,16), da mehrte sich das Trinken des Eiferwassers; aber es wurde dann abgeschafft. ft
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Doch ist daraufhinzuweisen, daß das Judentum selbst für die schlimm ste Volkssünde der Jahrzehnte vor der Tempelzerstörung nicht die Un zucht gehalten hat, sondern die im geheimen schleichende Gehässigkeit. e
T M n l 8 , 2 2 ( 5 3 3 ) : R. Jochanan b. Tortha (um 110) hat gesagt: Warum ist Schilo zerstört worden? Wegen der Verachtung der heiligen Opfer, die sich darin vorfand. Warum ist Jerusalem, der erste Bau, zerstört worden? Wegen des Götzendienstes, der Unzucht u. des Blutvergießens in seiner Mitte. Aber während des letzten Baues wissen wir doch von ihnen (den Israeliten), daß sie sich mit dem Torastudium mühten u. sorgfältig auf die Zehnten achteten — warum sind sie in die Verbannung gezogen (nach der Zerstörung i. J. 70 n. Chr.)? Weil sie den Mammon liebten u. sich unter einander haßten, um dich zu lehren, daß der gegenseitige Haß schlimm ist vor Gott u. daß ihn die Schrift gleichsetzt dem Götzendienst, der Unzucht u. dem Blutvergießen. — Ähnlich p J o m a l , 3 8 , 4 8 ; stark erweitert auch durch biblische Belegstellen Joma 9 - ; ein Bruchstück auch NuR7 (148 ). c
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1 2 , 3 9 © : Es w i r d ihm kein Z e i c h e n g e g e b e n w e r d e n , a u ß e r dem Z e i c h e n des P r o p h e t e n Jona. Der Prophet Jona in der jüdischen Haggada. 1. Jonas Herkunft. a
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GnR 98 (62 ) : R. J huda b. Nachman (um 280) u. R. Levi (um 300) erhielten an jedem Sabbat zwei Selaf, um die Gemeinde des R. Jochanan (bis. zu dessen Vortrag durch ihre eigenen Vorträge) zusammenzuhalten.' R. Levi sprach: Jona war vom Stamm Zebuion, s. Jos 19,10.13: Da wurde das dritte Los für die Söhne Zebuions gezogen . . u. ihre Grenze geht ostwärts nach Gath-Chepher. Und 2 Kg 14, 25 heißt es: „Jona, Sohn Amittais, der aus Gath Chepher (also dem Stamm Zebuion) stammte." Das sind die Bergrücken von Sepphoris. Darauf trug R. Jochanan vor: Jona war aus dem Stamme Ascher, s.: „Ascher verdrängte nicht die Bewohner von fAkko u. die Bewohner von Cidon" Ri 1,31; u.: „Stehe auf, ziehe nach Carpath, welche zu Cidon gehört* 1 Eg 17,9. (Die Stellen sind beweiskräftig nur unter der Voraussetzung, daß R. Jochanan den von Elias auferweckten Sohn der Witwe von Carpath mit dem Propheten Jona identifiziert hat, s. die nächsten Zitate.) R. Levi sagte zu R. J huda (so lies mit pSukka statt „R. Jochanan"): Obgleich der (nächste) Sabbat dir (zum Vortrag) gehört, so nimm die v
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»r^sisV; über r*»s = zusammenhalten s. Bacher, Pal. Amor. 1,217.3.
Matth 12, 39 (® 1. 2)
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beiden Selaf u. laß mich (zum Vortrag an deiner Stelle) eintreten. Dann sprach er: Obwohl uns R. Jochanan am vergangenen Sabbat gelehrt hat, daß Jona vom Stamm Ascher war, so ist doch vielmehr sein Vater vom Stamm Zebuion u. seine Mutter vom Stamm Ascher gewesen; denn es heißt: „Zebuion, seine Hüfte (so der Midr) ist gegen Cidon" Gn49,13; d.h. die Hüfte, aus der Jona hervorging (also sein Vater) ist von t^idon (Zebuion) gewesen. — Dasselbe mit Vertauschung der Autorennamen pSukka 6 , 5 5 , 4 4 . — || Midr Ps 26 § 7 (110 .): Der Sohn der Witwe von Carpath ist Jona, der Sohn des Amittai gewesen. || PirqeREl 33: Elias ging nach Carpath, wo ihn eine Witwe mit großen Ehren aufnahm; das war die Mutter des Jona. a
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2. Jonas Berufung u. die Motive seiner Flucht. a
pSukkao, 5 5 , 54: R. Jona (um 350) hat gesagt: Jona, der Sohn des Amittai, ge hörte zu den Festpilgern, u. als er zu der Freude in der Halle der Wasserlibation (am Abend des zweiten Tages des Laubhüttenfestes) kam, ruhte der heilige Geist auf ihm (ward ihm die Weissagung zuteil, s. Jona 1,1 f.). Das will dich lehren, daß der heilige Geist (Geist der Prophetie) nur auf einem fröhlichen Herzen ruht. || M kh zu Ex 12,1 (1 b); Wisse, daß die Sch kbina (Gottheit) sich nicht im Auslande offenbart (nämlich nach der Besitznahme Kanaans durch Israel); 8.: „Da machte sich Jona auf, um nach Tarschisch zu fliehen" Jona 1,3. Wie, vor Gott wollte er fliehen? Heißt es denn nicht längst: „Wohin soll ich gehn vor deinem Geist. . . . Wenn ich aufsteige zum Himmel, so bist du da.. . . Flöge ich mit Flügeln der Morgenröte . . ., so würde auch dort deine Hand mich führen"? Ps 139,7ff. Ferner s.: „Die Augen Jahves schweifen über die ganze Erde" Sach 4,10; „An jeglichem Ort sind die Augen Jahves, beobachtend die Bösen u. die Guten" Spr 15,3; „Wenn sie in die Unterwelt durchbrächen . . . u. wenn sie in den Himmel hinaufstiegen . . . u. wenn sie sich versteckten auf dem Gipfel des Karmel, so will ich sie von dort greifen u. holen" Arnos9,2f.; „Es gibt keine Finsternis noch Todesschatten, darin sich verbergen könnten die Übeltäter" Hi 34,22. Vielmehr sprach Jona: Ich will in das Ausland gehn, an einen Ort, an dem die Sch kbina nicht weilt u. sich nicht offenbart; denn die Gojim nähern sich (leicht) der Buße, damit sie Israel (in seiner Unbußfertigkeit) nicht schuldig erscheinen lassen. Gleich dem Knecht eines Priesters, der seinem Herrn entlaufen war. Er sprach: Ich will auf einen Be gräbnisplatz gehen, an einen Ort, an den mein Herr mir nicht folgen darf. Sein Herr aber sprach zu ihm: Ich habe deinesgleichen (die dir folgen u. dich zurückbringen können)! So sprach Jona: Ich will ins Ausland gehn, an einen Ort, an dem die Sch*khina sich nicht offenbart; denn die Nichtisraeliten nähern sieb (leicht) der Buße, damit sie Israel nicht schuldig erscheinen lassen. Da sprach Gott zu ihm: Ich habe Boten, die deinesgleichen sind (die zu dir passen), s.: „Jahve warf einen großen Wind auf das Meer" Jona 1,4. || pSanh 11,30b, 45: R. Jona (um 350) hat gesagt: Jona, der Sohn des Am., ist ein Prophet der Wahrheit gewesen. Du findest, als Gott zu ihm sprach: „Mache dich auf, gehe nach Ninive, der großen Stadt, u. predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor mein Angesicht aufgestiegen* Jona 1,2, da sprach Jona: Ich weiß, daß die Nichtisraeliten sich (leicht) der Buße nähern; u. siehe, wenn ich nun hingehe u. wider sie weissage u. sie dann Buße tun, so wird Gott an den gottlosen Israeliten (die in Unbußfertigkeit verharren) Rache nehmen. Was liegt mir also ob zu tun? Ich werde fliehen! Da machte sich Jona auf um nach Tarschisch zu fliehen vor dem An gesichte Jahves Jona 1,3. — Der Gedanke, daß Jona im Interesse seines Volkes ge flohen sei, tritt hervor auch M kh Ex 12, 1 ( 2 ) : R. Jonathan (gemeint ist der um 140 n.Chr. lebende Vertreter der Schule Jischmatels) sagte: Jona ist weggegangen, nur um sich selbst im Meer dem Untergang zu weihen; denn er sprach zu ihnen: „Hebet mich auf u. schleudert mich ins Meer* Jona 1,12. Ebenso findest du es bei den Vätern (Israels) u. den Propheten, daß sie sich selbst für Israel dahingaben. — Als Beispiele werden dann genannt Mose nach Ex 32,32; Nu 11,15 u. David nach 2Sm 24,17. — Vgl. auch M°kh Ex 12,1 ( 2 ) : Man kann sagen, daß von drei Propheten der eine die Ehre des Vaters (Gottes) u. die Ehre des Sohnes (Israels) gesucht hat. e
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Matth 12,39 ( » 2 . 3 )
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Der zweite suchte die Ehre des Vaters, aber nicht die Ehre des Sohnes. Der dritte suchte die Ehre des Sohnes, aber nicht die Ehre des Vaters. Jeremia suchte die Ehre des Vaters u. die Ehre des Sohnes, s. KL 3,42: Wir waren abtrünnig u. widerspenstig (diese Worte haben die Ehre des Vaters im Auge); du hast nicht vergeben (diese Worte suchen Israels Ehre). Deshalb wurde (zum Lohn dafür) sein Weissagen ver doppelt, 8. Jer 36,32: Es wurden noch viele Worte gleicher Art «hinzugefügt*. Elias suchte die Ehre deB Vaters, aber nicht die Ehre des Sohnes, s.: „Im Eifer habe ich geeifert um Jahve, den Gott der Heerscharen; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen" usw. 1 Kg 19,14. Und wie heifit es darauf? Da sprach Jahve zu ihm: Geh hin, kehre auf deinen Weg zurück . . . u. Elisa sollst du zum Propheten salben an deiner Statt. Mit den Worten „an deiner Statt* sollte dem Propheten nichts andres gesagt werden als: Ich mag deine Prophetie nicht (zur Strafe für das einseitige Suchen der Ehre Gottes). Jona suchte die Ehre des Sohnes, aber nicht die Ehre des Vaters. Darum heifit es: „Es erging das Wort Jahves an Jona zum zweitenmal also* (Jona 3,1). Zum zweitenmal wurde mit ihm geredet, aber nicht zum drittenmal (zur Strafe für das ein seitige Suchen der Ehre Isra'els). — Der den Propheten Jona betreffende Ausspruch ist nach J4> 98" von R. fAqiba, f um 135. || PirqeREl 10 Anf.: An einem fünften Wochen tag (Donnerstag) ist Jona vor Gott geflohen. Warum ist er geflohen? Das erste Mal hatte Gott ihn gesandt (mit der Weissagung), dafi Jarobfam das Göfoiet Israels wieder gewinnen werde, u. seine Worte erfüllten sich, s. 2 Kg 14,25. Ein zweites Mal hatte er ihn nach Jerusalem gesandt (mit der Androhung), dafi dieses zerstört werden sollte. Weil sie aber Buße taten, handelte Gott nach der Fülle seiner Gnade u. ließ sich des Unglücks gereuen, so daß es nicht zerstört wurde. Da nannten die Israeliten den Jona einen falschen Propheten. Das dritte Mal sandte er ihn nach Ninive. Da zog Jona bei sich selbst diese Schlußfolgerung: Ich weiß, daß dieses Volk sich leicht der Buße nähert; wenn sie nun jetzt Buße tun, so wird Gott seinen Zorn über Israel senden, u. nicht genug, daß mich die Israeliten einen falschen Propheten genannt haben, sondern auch die Völker der Welt werden es tun. Siehe, so will ich an einen Ort fliehen, von dem nicht gesagt wird, daß Gottes Herrlichkeit daselbst sei (so daß sich Gott mir dort nicht offenbaren wird). Sowohl vom Himmel heißt es, dafi Gottes Herrlichkeit daselbst sei, s. Ps 113,4, als auch von der Erde heifit es, dafi Gottes H. daselbst sei, s. Jes 6,3. Deshalb ging Jona nach Joppe hinab (um aufs Meer zu gelangen, von dem nicht gesagt wird, dafi Gottes H. daselbst sei).
3. Jona auf dem Meere. PirqeREl 10: Jona ging hinab nach Joppe, fand aber dort kein Schiff, in das er hätte steigen können; u. das Schiff, in das er (später) stieg, war von Joppe zwei Tage reisen entfernt. Was tat Gott, um ihn zu versuchen? Er ließ über das Schiff einen Sturmwind im Meer hereinbrechen, der es nach Joppe zurückbrachte. Als Jona das sah, freute er sich in seinem Herzen u. sprach: Jetzt erkenne ich, daß meine Reise Glück haben wird. Er sprach zu ihnen: Ich will mit euch ziehen! Sie antworteten: Wir fahren nach der Küste (oder Inseln) des Meeres von Tarschisch. Er sprach: Ich komme mit euch. Auf allen Schiffen war es üblich, daß man, wenn man es verließ, den Fahrpreis bezahlte; Jona aber in der Freude seines Herzens bezahlte den Preis im voraus, s. Jona 1,3.' Als sie eine Tagereise weit vom Lande entfernt waren, erhob sich wider sie ein Sturmwind im Meer rechts u. links, während die Fahrt aller übrigen Schiffe, die ausfuhren u. einfuhren, glücklich bei ruhiger See vor sich ging. Das Schiff, in welches Jona gestiegen war, befand sich in großer Not, wie es heißt: „Das Schiff wollte scheitern* Jona 1,4. R. Chananja sagte: Aus allen 70 Sprachen befanden sich 8
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N°d 3 8 dient die Stelle als Beweis für Jonas Reichtum. R. Jochanan (f279) sagte: Er bezahlte den Fährlohn (oder den Wert?) des ganzen Schiffes. R. Romanos (um 200) hat gesagt: der Fährlohn (oder der Wert?) des Schiffes betrug 4000Golddenare. Die Autornamen sind in PirqeREl meist fingiert u. deshalb für die Bestimmung der Zeit eines Ausspruchs wertlos. 8
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Leute auf dem Schiff u. jeder hielt sein Götzenbild in seiner Hand, wie es heißt: „Da fürchteten sich die Seeleute u. schrien jeder zu seinem Gott" Jona 1,5; u. sie warfen sich nieder u. sprachen: Wir wollen jeder zu seinem Gott rufen, u. der Gott, der hören u. uns aus dieser Not erretten wird, soll (der wahre) Gott sein! Da schrien sie jeder zu seinem Gott; aber es half ihnen nichts. Und Jona war vor Betrübnis seiner Seele in tiefen Schlaf gesunken. Da trat der Befehlshaber der Schiffsmannschaft an ihn heran u. sprach zu ihm: Siehe, wir stehen zwischen Tod u. Leben, u. du liegst in tiefem Schlafe da! Aus welchem Volk bist du? Er antwortete: Ich bin ein Hebräer. Jener sprach: Haben wir nicht gehört, daß der Gott der Hebräer groß ist? Steh auf u. rufe zu deinem Gott! vielleicht wird Gott Bedacht auf uns nehmen u. ein Wunder an uns tun, wie er euch am Schilfmeer getan hat. Jona sprach: Ich will euch nicht verhehlen, daß diese Not meinetwegen ober euch gekommen ist; nehmt mich u. werft mich ins Meer, so wird das Meer stille werden um euch her, s. Jona 1,12. R. Schimton (der Name pseudepigraphiscb) sagte: Die Leute nahmen es nicht an, ihn ins Meer zu werfen, sondern warfen die Lose Uber sich; da fiel das Los auf Jona, s. Jona 1, 7. Was taten sie? Sie nahmen die Gerätschaften, die sich im Schiff befanden, und warfen sie ins Meer, um das Schiff zu erleichtern; aber es nutzte nichts. Sie beabsichtigten zurück ans Festland zu gelangen; aber sie vermochten es nicht. Was taten sie? Sie nahmen den Jona u. traten in das Hinterteil des Schiffes u. sprachen: Ewiger Gott, Jahve, laß nicht unschuldiges Blut über uns kommen; denn wir wissen nicht, von welcher Be schaffenheit dieser Mann ist (d. h. welche Bewandtnis es mit ihm hat). Jona sprach zu ihnen: Um meinetwillen ist diese Not über euch gekommen; nehmt mich u. werfet mich ins Meer. Alsbald nahmen sie ihn u. ließen ihn (ins Meer) hinab bis an seine Knie. Da stand das Meer von seinem Brausen ab. Sie nahmen ihn wieder zu sich (ins Schiff zurück); da tobte das Meer um sie her. Sie ließen ihn hinab bis an seinen Nabel; da stand das Meer von seinem Brausen ab. Sie zogen ihn herauf zu sich, da tobte das Meer weiter um sie her. Sie ließen ihn hinab bis an seinen Hals, da stand das Meer von seinem Brausen ab; u. noch einmal zogen sie ihn empor zu sich, da tobte das Meer weiter um sie her. Dann ließen sie ihn ganz hinab, u. sofort stand das Meer von seinem Brausen ab. — R. Tarphon (der Name pseudepigraphisch) sagte: Seit den sechs Schöpfungstagen war jener Fisch dazu bestimmt, den Jona zu ver schlingen, s.: „Und Jahve bestimmte einen großen Fisch, den Jona zu verschlingen" Jona 2,1. Er ging in seinen Rachen hinein, wie wenn ein Mensch in eine große Synagoge eintritt u. darin steht. Die beiden Augen des Fisches waren wie Fenster (1. «tue = ifAtpwfjmxa,, Krauß, Lehnw. 2, 61), die dem Jona leuchteten. R. Melr (Name pseud epigraphisch) sagte: Eine Perle hing im Innern des Fisches, die dem Jona leuchtete, wie die Sonne, wenn sie zu Mittag leuchtet, u. sie ließ ihn alles sehen, was im Meer u. in den Urtiefen ist, u. darauf bezieht sich: „Licht ist gesät für den Gerechten* P8 97,11. — Der Fisch sprach zu Jona: Weißt du nicht, wann mein Tag kommt, im Maul des Livjathan verspeist zu werden? Jona antwortete: Bring mich hin zu ihm. Dann sprach er zum Livjathan: Deinetwegen bin ich (hierher) herabgekommen, um die Stätte deiner Wohnung zu sehen; denn ich werde dereinst die Schlinge an deine Zunge legen, um dich hinaufzuziehen u. zu schlachten für das große Mahl der Gerechten (in der zukünftigen Welt, s. Exkurs: Sch ol usw. III gegen Ende). Da zeigte ihm Jona das Siegel Abrahams (d.h. die Beschneidungsstelle) u. sprach zu ihm: Sieh an den Bund! Und der Livjathan blickte hin u. floh vor Jona zwei Tagereisen weit. Da sprach Jona zu dem Fisch: Siehe, ich habe dich aus dem Maul des Livjathan errettet; nun laß mich alles sehen, was im Meer u. in den Urtiefen ist. Da zeigte ihm der Fisch den großen Strom der Wasser des Ozeans, s.: „Der Abgrund umringte mich* Jona 2 , 6 . 1
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Vgl. GnR5 ( 4 ) : R. Jirm ja b Eifazar (um 270) hat gesagt: Mit allem, was Gott in den sechs Schöpfungstagen geschaffen hat, hat er eine Vereinbarung getroffen (be treffs der Wunder, die an einem bestimmten Geschöpf oder durch dasselbe geschehen sollten). Als Beleg wird auch der Fisch Jonas genannt.
Matth 12,39 (18 3)
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Ferner zeigte er ihm das Schilfmeer, durch welches die Israeliten hindurchgezogen sind, s.: „Schilfgras war um mein Haupt gewunden." Er zeigte ihm den Ort, aus dem die Brandungen des Meeres u. seine Wogen hervorbrechen; er zeigte ihm die Säulen der Erde u. ihre Grundfesten, s.: „Die Erde, ihre Riegel schlössen sich hinter mir auf immer"; er zeigte ihm den Gehinnom, s.: „Du brachtest aus der Grube herauf mein Leben, Jahve mein Gott"; er zeigte ihm die unterste Sch°ol, s.: „Aus dem Bauche der Sch ol habe ich geschrien, du hast meine Stimme vernommen"; er zeigte ihm den Tempel Gottes, s.: „Zu den Enden (Ausläufern) der Berge bin ich hinabgefahren" (2, 3—7). Von hier aus lernen wir, daß Jerusalem auf sieben Bergen steht. Er zeigte ihm den Grundstein, der auf den Urtiefen befestigt ist unterhalb des Tempels Jahves, u, auf welchem die Söhne Qoracbs stehen u. flehen. Da sprach der Fisch zu ihm: Jona, siehe, du stehst unterhalb des Tempels Jahves; bete, so wirst du erhört werden. Jona sprach znm Fisch: Stehe still an dem Ort, da du stehst, denn ich will beten. Der Fisch stand still, u. Jona begann vor Gott zu beten u. sprach: Herr der Welt, du wirst genannt der, welcher erniedrigt u. erhöht: ich bin erniedrigt, so erhöhe mich! Du wirst genannt der, welcher tötet u. lebendig macht: siehe, meine Seele ist dem Tode nahe, so mache mich lebendig! Aber er wurde nicht erhört, bis aus seinem Munde dieses Wort kam, daß er sprach: „Was ich gelobt habe, das will ich erfüllen" (s. 2,10); ich habe gelobt, den Livjathan heraufzuholen u. vor dir zu schlachten; ich will es erfüllen am Tag der Errettung Israels. Alsbald gab Gott dem Fisch einen Wink, daß er den Jona ausspie. — Es sahen die Seeleute (von Jonas Schiff) alle diese Zeichen u. großen Wunder, die Jahve an Jona tat. Sofort standen sie auf u. warfen ein jeder seinen Götzen ins Meer, s. 2 , 9 : „Die da warteten nichtiger Eitelkeiten, ver ließen ihre Schande" ( = Götzen, so der Midr). Dann kehrten sie nach Joppe zurück u. zogen hinauf nach Jerusalem, um das Fleisch ihrer Vorhaut beschneiden zu lassen, s. Jon 1,10: „Es fürchteten die Seeleute Jahven gar sehr u. schlachteten Jahve Opfer." Wie, ein Opfer hätten sie geschlachtet? Man nimmt doch kein Opfer von einem Götzen diener an! Allein es ist damit das Blut des Bundes (das Beschneidungsblut) gemeint, das wie Opferblut ist. Und sie gelobten (vgl. Jona 1,16), daß ein jeder sein Weib u. alles, was er hatte, anleiten wolle, den Gott Jonas zu fürchten. Und was sie gelobt hatten, erfüllten sie; u. in bezug auf sie, die Proselyten, die Proselyten der Gerechtig keit (d.h. Vollproselyten) heißt es: „Sprechen mögen es die den Herrn fürchten ( = Proselyten); denn seine Gnade währet-ewiglich!" Ps 118,4.* — Jalqut zu Jona 1 § 550 bringt obigen Abschnitt aus den PirqeREl mit größeren Einschaltungen: Jona geht aus dem Leib des ersten Fisches in den eines zweiten Fisches über, in dessen Enge er endlich beten lernt; das Gebet selbst ist wesentlich erweitert. Mit Jalqut stimmt der Midrasch Jona überein. II Midr Ps 26 § 7 ( 1 1 0 ) : Der Sohn der Witwe von Carpath, das ist Jona, der Sohn des Amittai, war ein vollkommner Gerechter; er wurde geläutert im Schlund der Fische (Plural wie im Jalqut s. voriges Zitat) u. in den Wogen der Meere; aber er starb nicht, sondern Jahve gebot dem Fische, daß er Jona aufs trockne Land spie Jona 2,11, u. während seines Lebens ist er wegen seiner Ehre in den Gan {Eden eingegangen. — Unter den neun Personen, die nach der Tradition (in Derekh Erec Zut« 1 Ende) lebendig ins Paradies eingegangen sind, wird Jona nicht aufgezählt. Die Meinung wird wohl dahin gehn, daß Jona im Fische den Gan fEden gesehen habe, gleichwie er nach PirqeREl den Gehinnom erblickt hat. Zu letzterer Meinung vgl. auch fEr 1 9 : R. Jirm°ja b. Elafzar (um 270) hat gesagt: Drei Eingänge hat der Gehinnom, einen in der Wüste, einen im Meer u. einen in Jerusalem. In der Wüste: „So fnhren sie (Qorach u. sein Anhang) lebendig in die Sch ol ( = Ge hinnom) hinab" Nu 16, 33. Im Meer: „Aus dem Bauche der Sch ol habe ich geschrien, du hast meine Stimme vernommen* Jona 2 , 3 . In Jerusalem: „Jahve, der seine lichte e
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Dieser Satz entspricht in seiner Allgemeinheit nicht der Halakha. So nach der Parallelstelle Midr Jona (Beth ha-Midrasch 1, 99). Oder es ist mit den Worten ? i » -»«a o ^ n 'sj> der Anfang der 13. Bitte des Ach'tzehn-Gebetes zitiert. 2
Matth 12,39 ( » 8. 4)
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Flamme hat auf Zion u. seinen Feuerofen zu Jerusalem" Jes 31, 9. — Die Lage des Gan ?Eden hätte man sich in diesem Fall, wie auch sonst (s. Exkurs: Sch ol usw. 11 1,2, *), am äußersten Ende des Ozeans gedacht. || Jalqut zu Jos 2. 16 § 12 (aus GnR 56): Gott läßt die Gerechten nicht länger als drei Tage in Not. Als Beweisstellen werden dann beigebracht; Hos 6 , 2 ; Gn 42, 18; Jona 2, 1: Jona war in den Eingeweiden des Fisches drei Tage u. drei Nächte; Esra 8,15; Esth 5,1. — Die einleitenden Worte fehlen jedoch in GnR 56 (35°); dagegen finden sie sich GnR 91 ( 5 7 ) in dieser Fassung: Niemals läßt Gott die'Gerechten drei Tage lang in Not; so lernen wir es von Joseph (vgl. Gn 42,17), von Jona, von Mardokhai u. von David; desgleichen aus Hos 6, 2; s. die ungekürzte Stelle bei Mt 16,21. || pB rakb 9,13», 42: R. Judan (um 350) hat im Namen des R. Jicchaq (um 300) gesagt: Ein Mensch hat einen Schutzhelm (Patron); man meldet diesem: Dein Schützling ist ergriffen worden! Er antwortet: Ich werde für ihn eintreten. Man meldet ihm: Siehe, er wird zur Verurteilung abgeführt! Er antwortet: Ich werde für ihn eintreten. Man meldet ihm: Siehe, er ist ins Wasser gestürzt worden! W o ist nun der Schützling u. wo sein Schutzherr? Aber Gott errettete den Jona aus dem Innern des Fisches, s. Jona 2,11. — Eine ähnliche Ausführung wird dem R. Elgazar (um 270) zugeschrieben pBerakhi), 1 3 , 15. e
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4. Ninives Buße. c
GnR 37 ( 2 2 ) : „Er baute Ninive . . . u. Resen, zwischen Ninive u. Kelach; das ist die große Stadt* GnIO, 11 f. Wir wissen nicht, ob Resen oder ob Ninive „die große Stadt* ist. Aber aus „Ninive war eine große Stadt vor Gott" Jona 3, 3 ist zu entnehmen, daß Ninive mit der großen Stadt (in Gn 10) gemeint ist. II Jalqut zu Jona 3,3 § 550 (aus einem „Midrasch"): Ninive hatte einen Umfang von drei Tagereisen. Es gab in Ninive 12 Straßen, u. in jeder von ihnen wohnten 12000 Menschen; jede Straße hatte 12 Durchgänge (zu den einzelnen Häuserkomplexen), in jedem Durchgang waren 12 Höfe, jeder Hof hatte 12 Häuser, in jedem Haus wohnten 12 Helden u. jeder Held hatte 12 Söhne. Als Jona auf dem Markte predigte, wurde seine Stimme eine Strecke von 40 Tagereisen weit gehört,, u. man hörte seine Stimme in jedem einzelnen Haus. In jener Stunde gelangte die Angelegenheit vor Asnappar, den König von Ninive (vgl. Esra 4,10). || PirqeREl 43: R. N chonja b. Ha-qana (der Name ist pseudepigraphisch) sagte: Willst du die Kraft der Buße kennen lernen, komm u. sieh es an dem Pharao, dem König von Ägypten, der sich gar sehr gegen den höchsten Fels (*•"'-? eine auffällige Gottesbezeichnung) empört hatte: Wer ist Jahve, daß ich auf seine Stimme hören sollte? Ex 5,2. Und mit demselben Ausdruck, mit welchem er gesündigt hatte, tat er Buße: „Wer ist wie du unter den Göttern, Jahve?" Ex 15,11 (der Midr legt dies Wort dem Ph. in den Mund). Und Gott errettete ihn aus dem Tode. Woher läßt es sich beweisen, daß der Pharao nicht starb? Weil es heißt: „Denn sonst hätte ich meine Hand ausgestreckt u. dich . . . geschlagen, u. du wärest von der Erde weggetilgt worden" Ex 9,15. Gott ließ ihn aber inmitten der Toten am Leben, damit er die Kraft seiner Stärke erzähle. Und woher, daß er ihn am Leben ließ? „Aber um deswillen ließ ich dich am Leben, auf daß ich dich meine Kraft sehen ließe* Ex 9,16. Der Pharao ging u. wurde König von Ninive. Die Leute von Ninive erließen Bedrückungs edikte (vgl. Jes 10,1) u. beraubten einander u. kamen in unnatürlicher Unzucht über einander, u. was dergleichen böse Werke mehr waren. Als nun Gott den Jona sandte, wider die Stadt zu weissagen, daß sie zerstört werden sollte, hörte es der Pharao u. erhob sich von seinem Thron u. zerriß seine Gewänder u. kleidete sich in Sack u. Asche u. ließ in seinem ganzen Volke ausrufen, daß sein ganzes Volk drei Tage lang fasten sollte; jeder aber, der nach diesen Worten nicht tun würde, sollte mit Feuer verbrannt werden. Was tat er? Er stellte die Männer auf die eine Seite u. die Frauen auf die andre Seite (jedes Geschlecht sollte für sich Buße tun). Desgleichen stellte er alle reinen Tiere auf die eine Seite, alle unreinen auf die andre u. auch ihre Jungen e
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M khEx 14, 2 8 ( 3 9 ) vertritt R. N'chemja (um 150) auf Grund von Ex 9, 16 die Meinung, daß der Pharao am Leben geblieben sei.
Matth 12,89 ( » 4. 5)
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(abgesondert) auf eine Seite. Und die Jungen sahen die Euter der Muttertiere u. wollten saugen, u. die Muttertiere sahen ihre Jungen u. wollten sie säugen u. schrieen. Es waren ihrer aber mehr als 12 Myriaden Menschen (s. Jona 4,11); u. Jahve ließ sich des Unheils gereuen, das er geredet hatte (3,10). Vierzig Jahre hielt er ihnen seinen Zorn auf entsprechend den vierzig Tagen (3,5), die er Jona nach Ninive gesandt hatte; nach Verlauf von vierzig Jahren kehrten sie zu ihren früheren Werken gar sehr zurück; da wurden sie als Tote verschlungen in die unterste Sch ol, s.: „Aus der Stadt ächzen Sterbende* Hi 24,12 (der Midr liest statt ovv?). || pTafan 2 , 6 5 , 27: R. Schimfon b. Laqisch (um 250) hat gesagt: Eine trügerische Buße ri-ft V? ri^vp haben die Leute von Ninive getan. Was haben sie getan? R. Huna (um 350) hat im Namen des R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) gesagt: Sie stellten die Kälber nach innen u. ihre Muttertiere nach außen hin auf u. ebenso die Eselsfüllen nach innen u. ihre Muttertiere nach außen; die einen brüllten hier u. die andren brüllten dort. Da sprachen die Niniviten (zu Gott): Wenn man (Gott) sich nicht über uns erbarmt, so erbarmen wir.uns nicht über diese. Das meint Joel 1.18: Wie stöhnt doch das Vieh, sind verwirrt die Rinder herden, weil sie keine Weide haben; auch die Schafherden müssen büßen. R. Acha (um 320) hat gesagt: In Arabien macht man es so. — „Es sollen sich in Sacktuch hüllen die Menschen u. das Vieh u. zu Gott rufen mit Gewalt* ngtn? Jona 3,8. Was heißt „mit Gewalt*? R. Schimfon b. Chalaphta hat gesagt: Der Unverschämte besiegt den Schlimmen, um wieviel mehr den Allgütigen der W e l t — „Es soll, umkehren ein jeder von seinem schlimmen Wege u. von dem Frevel, der an seinen Händen" Jona 3,8. R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Was sie (an Geraubtem) in ihrer Hand hatten, gaben sie (infolge ihrer Bußfertigkeit) zurück; aber was sie in den Kisten u. Kästen u. Türmen hatten, gaben sie nicht zurück. — Dasselbe P siq 1 6 1 ; stark ab weichend u. anonym Tafan 1 6 ; hier zum Schluß statt der Meinung des R. Jochanan diejenige des Babyloniers Schcmuöl (f 254): Selbst wenn er einen Balken geraubt u. in einem Palast verbaut hatte, riß er den ganzen Palast ein u. gab den Balken an dessen Eigentümer zurück. 1| RH 16 : R. Jicchaq (um 300) bat gesagt: Vier Dinge zer reißen den (göttlichen) Gerichtsbeschluß über einen Menschen: Almosen, s.: „Almosen retten vom Tode* Spr 11,4 (so der Midr); Gebetsschrei, 8 . : „Sie schrieen zu Jahve-in ihrer Not, u. aus ihren Ängsten führte er sie heraus* Ps 107,28; Namensänderung, s. Gn 17 15f.; Änderung der Handlungsweise, s.: „Da sah G o t t . . . , daß sie umkehrten von ihrem schlimmen Wege, u. es reuete Gott des Übels* Jon 3,10. Einige fügen noch hinzu die Änderung des Wohnsitzes, s. Gn 12,1 f. — Den gleichen Gedanken vertreten R. Eifazar (um 270) u. Rab Joseph ( f 333) GnR 44 ( 2 7 ) ; P siqR Zusätze 4 ( 2 0 0 ) ; Posiq 191*; s. auch pTafan 2 , 6 5 , 3; MidrQoh 7,14 (36*). — || Ferner s. Midr KL Einl. Nr.31 bei Mt 12,41 8 (Nr. 2) u. Tafan 2 , 1 . e
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5. Jonas Mißmut. Jalqut zu Jona 4 : Als Gott von den Leuten Ninives sah, daß sie umkehrten (in Buße) von ihrem Wege, ließ er ab von seinem Zorn. Er erhob sich von dem Thron des strengen Rechts u. setzte sich auf den Thron der Barmherzigkeit; ausgesöhnt sprach er: Ich habe vergeben. Alsbald fiel Jona auf sein Angesicht u. sprach: Herr, der Welt, ich weiß, daß ich vor dir gesündigt habe, vergib mir meine Missetat daß ich auf das Meer geflohen bin, denn ich kannte nicht die Kraft deiner Stärke; nun aber habe ich sie kennen gelernt: „Ich habe erfahren, daß du bist ein Gott gnädig U; barmherzig* Jona 4 , 2 . — Gott sprach zu ihm: Du hast meine Ehre geschont,-da du vor mir auf das Meer entflohst; auch ich habe deine Ehre geschont, da ich dich. 1
Kti-aV, so lies mit P*Biq 161» u. Jalqut Jona 8,8 statt to-BaV. Zur Sentenz vgl. Sanh. 1 0 5 : Die Unverschämtheit nützt auch Gott gegenüber. Vgl. bei Lk 11,8. Diese Praxis entsprach der Ansicht der Schule Schammais; nach der Hillels wäre nur der Wert des gestohlenen Balkens dem Bestohlenen zu ersetzen gewesen u.. zwar -pasn r:pn e r * , d.h. damit die Bußfertigen nicht in ihrer Existenz gefährdet werden, s. Git 5, 5; pGit 6,47 , 58; pBQ 9, 6 , 24; Git 5 5 ; TBQ 10, 5 (367); BQ 66 . a
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Matth 12,89 ( 8 5). 12,40. 41 ( « )
649
ans dem Bauch der Scopol errettete. Von der großen Hitze aber im Innern des Fisches war sein Kleid u. sein Mantel u. sein Haar verbrannt; u. die Fliegen u. Mucken u. Ameisen u. Flöhe setzten sich auf ihn u. peinigten ihn, bis daß seine Seele zu sterben begehrte, s.: „Da wünschte er seiner Seele zu sterben" Jona 4,8. Auf Grund dieser Stelle hat man gesagt: Wer die Möglichkeit hat, für einen andren um Erbarmen zu bitten oder ihn zur Buße zu führen, u. es nicht tut, der gerat in Not. Was tat Gott? Er ließ zu Häupten des Jona über Nacht eine Rizinusstaude aufwachsen u. am Morgen traten daran 275 Blätter hervor u. der Schatten eines jeden Blattes betrug vier Spannen u. eine Handbreite; vier Männer konnten sich in den Schatten unter der Rizinusstaude setzen, um die Sonnenhitze abzuschwächen. Da bestimmte Gott einen Wurm; ö>r stach den Rizinus, daß er vertrocknete u. abstarb; u. die Fliegen u. Mücken setzten sich auf Jona u. peinigten ihn auf allen Seiten, bis seine Seele zu sterben begehrte. In jener Stunde ließen seine Augen Tränen fallen dem Regen gleich vor Gott, der zu ihm sprach: Jona, warum weinst du? Empfindest du Betrübnis über diesen Rizinus, den du nicht großgezogen» den du nicht gedünget, den du nicht mit Wasser getränkt hast? Auf den, der in einer Nacht entstand u. in einer Nacht vertrocknete, bist du also bedacht, u. ich sollte nicht auf Ninive, die große Stadt bedacht sein? In jener Stunde fiel Jona auf sein Angesicht u. sprach: Leite deine Welt mit dem Maß des Erbarmens, wie es heißt: „Jahve unser Gott ist barmherzig u. vergebend" D n 9 , 9 . || Git 3 1 : Es heißt: „Es geschah, als die Sonne aufging, da besteilte Gott einen schwulen r-s-r- Ostwind" Jona 4, 8. Was bedeutet ' r ? Rab J*huda ( t 299) hat gesagt: Wenn er weht, macht er Furche an Furche im Meer (der Midr bringt in Verbindung mit «nn „pflügen"). Rabbah ( t 330) sprach zu ihm: Wie könnte es dann aber heißen: „Die Sonne stach auf Jonas Haupt, daß er verschmachtete?" Jona 4,8. (Jener Wind würde ja Kühlung bringen.) Vielmehr, sprach Rabbah, wenn er weht, bringt er alle Winde vor sich.zum Schweigen (er erklärt 'n von v-n „schweigen"). II Schab 21 *: Rabbah har bar Ghana (um 280) hat gesagt: Ich selbst habe den Rizinus des Jona.gesehen; er' gleicht dem C*loliba (Rizinusart), er wächst an Wassersümpfen, man zieht ihn über den Eingang eines Kramladens hin u. von seinen Körnern bereitet man ein ö l , u. unter seinen Zweigen ruhen alle Kranken (1. .*n--o statt -n--o) Palästinas aus. b
12, 4 0 : D r e i T a g e u. d r e i
Nächte.
Zu dem dreitägigen Aufenthalt Jonas im Innern des Fisches s. GnR 91; Jalqut zu Jos 2,16 § 12 oben S. 647« u. GnR 56 Anfang bei Mt 17,23. — Betreffs der Zählung der drei Tage hat man zu beachten, daß selbst bei halakhischen Festsetzungen der T e i l eines Tages als g a n z e r Tag gerechnet worden ist.
Ä
p S c h ä b 9 , 1 2 , 15.17; R. Jischma*el ( f um 135)
behandelte den Teil einer n;w (hier = 1 2 Stunden) als ganze 'Ona (als 12 Stunden). . . . In einer Bar ist gelehrt worden: R. El
=
a
24 Stunden), u. der Teil einer 'Ona gilt als ganze
Matth 12,41 ( » 1)
650
im (großen) Gericht auf; P s l , 5 : „Darum werden die Gottlosen nicht stehn im Ge richt", das bezieht sich auf das Geschlecht der Flut; „noch die Sunder in der Gemeinde der Gerechten", das bezieht sich auf die Leute von Sodom. Da sagte man zu ihm: In der Gemeinde der Gerechten stehen sie nicht auf, wohl aber in der Gemeinde der Gottlosen
12,41 SB: Und w e r d e n es v e r u r t e i l e n , w e i l sie Buße t a t e n auf d i e P r e d i g t d e s Jona. 1. xai xaxaxQivovaiv avtr]v. Daß das bußfertige Verhalten der Niniviten nicht zu einer Anklage wider das unbußfertige Israel werden möchte, war das Hauptmotiv zu Jonas Flucht, s. oben S. 648 f. Der Gedanke, daß der Mensch im göttl. Gericht an seinesgleichen werde gemessen u. so durch seinesgleichen werde gerichtet werden, begegnet P siqR35 (161a): „Juble u. freue dich, Tochter Zion! . . . Und anschließen worden sich viele Heidenvölker Jahven an jenem Tage" usw. Sach 2,14 f. R. Chanina b. Papa (um 300) hat gesagt: Die Schriftstelle redet ausschließlich von jener Stunde, da Gott alle Völker der Welt in der Zukunft richten wird. In jener Stunde läßt Gott alle Proselyten, die in dieser Welt zum Judentum übergetreten sind, kommen u. richtet alle Völker in deren Gegen wart. Wenn er dann zu den Völkern sagen wird: Warum habt ihr mich verlassen u. den Götzen gedient, an denen nichts Wesenhaftes ist, so werden sie antworten: Herr der Welt, wenn wir an deine Tür gekommen wären, so hättest du uns nicht auf genommen. Dann wird er sagen: Die Proselyten aus eurer Mitte sollen wider euch zeugen. Sofort läßt er alle Proselyten kommen, die übergetreten sind, u. diese richten (verurteilen) jene u. sagen zu ihnen: Warum habt ihr ihn verlassen u. den Götzen gedient, an denen nichts Wesenhaftes ist? War Jethro nicht ein Götzenpriester? Als er aber an die Tür Gottes kam, hat dieser ihn aufgenommen. Sind nicht auch wir Götzendiener gewesen? Als wir aber an die Tür Gottes kamen, hat er uns aufgenommen. Sofort werden alle Gottlosen infolge der Antwort (oder der Bekehrung?) der Pro selyten zuschanden. Und Gott fällt das Urteil u. sie verschwinden aus der Welt, s.: Mit einem Male werden sie zu Narren u. zu Toren werden; gezüchtigt sind die Eitel keiten, Holz ist das! Jer 10, 8. — Eine ähnliche Ausführung von R. Alexandrai (um 270) in P siqR40 (167 b); vgl. auch Midr P s 9 § 11 (44a). || Joma 35b Bar: Der Arme, der Reiche u. der Frevler werden in das (große) Gericht kommen. Man sagt zum Armen: Warum hast du dich nicht mit der Tora beschäftigt? Wenn er dann sagen wird: Ich bin arm gewesen u. mußte mich um meinen Lebensunterhalt bemühen, wird man zu ihm sagen: Bist du etwa ärmer gewesen als Hillel? Zu dem Reichen wird man sagen: Warum hast du dich nicht mit der Tora beschäftigt? Wenn er dann sagen wird: Ich bin reich gewesen u. mußte mich um meine Güter bemühen, wird man zu ihm sagen: Bist du etwa reicher gewesen als R. Eifazar b. Charsom (zur Zeit* des Tempelbestandes)? Zu dem Gottlosen wird man sagen: Warum hast du dich nicht mit der Tora beschäftigt? Wenn er dann sagen wird: Ich bin schön gewesen u. wurde umgetrieben von dem bösen Triebe (der Wollust), wird man ihm antworten: Bist du etwa schöner gewesen als Joseph? So wird Hillel erfunden werden als derjenige, der die Armen als schuldig erscheinen läßt a—ms; R. Eifazar b. Charsom 's derjenige, der die Reichen als schuldig erscheinen läßt, Joseph als derjenige, der die Gottlosen als schuldig erscheinen läßt. || Aboth R N 6 : Tag für Tag brachte R. fAqiba (während seiner Studienzeit) ein (von ihm selbst) gesammeltes Bund Stroh. Die eine Hälfte ver kaufte er, um seinen Lebensunterhalt davon zu bestreiten, u. die andre machte er für sich selbst zurecbt. Seine Nachbarn traten zu ihm u. sprachen: fAqiba, du richtest uns mit dem Rauch (vom Stroh) zugrunde; verkaufe es an uns u. kaufe dir dafür ö l u. studiere beim Licht der Lampe. Er antwortete: Große Vorteile genieße ich davon: ich studiere dabei; ich wärme mich daran u. ich kann darauf schlafen. Dereinst wird R. fAqiba alle Armen im (jüngsten) Gericht schuldig erscheinen lassen; denn wenn man (Gott) zu ihnen sagen wird: Warum habt ihr nicht (Tora) gelernt? u. sie ante
l
Matth 12,41 ( 8 1.2). 12,42 ( » . 8 )
651
worten werden: „Weil wir arm waren", wird man zu ihnen sagen: Ist nicht R. ?Aqiba Oberaus arm u. bedürftig gewesen? Und wenn sie dann sagen werden: „Weil wir eine große Familie hatten", wird man ihnen antworten: Hatte nicht auch R. fAqiba Söhne u. Töchter? Daß er aber seinen Studien nachgehn konnte, kam daher, daß sein Weib Rahel tugendhaft war. II TanchB rmnr § 3 ( 4 5 ) : In der zukünftigen Welt wird Gott jeden einzelnen Menschen mit seinen Berufsgenossen richten, u. der Gerechte wird mit den Treuen leben (Anspielung auf Hab 2,4). — Dasselbe Tanch r w » r 100 . II Aus den Apokryphen vgl. Weish 4,16. 2. ort (ierevotjoav eis rd xiJQvyfia 'Java. Midr KL Einl. Nr. 31: Einen Propheten habe ich nach Ninive gesandt, u. er hat sie zur Umkehr in Buße gebracht; u. wie viele Propheten habe ich an diese Israeliten in Jerusalem gesandt! 8. 2 Kg 17,13. — Zur Buße Ninives s. oben S. 647 f. Nr. 4. b
b
12,42 91: E i n e K ö n i g i n d e s S ü d e n s . ßaaihoccc VÖTOV. — Ganz vereinzelt ist, wohl um das Anstößige eines Frauenbesuches am Hofe Salomos zu beseitigen, die „Königin" von Saba (1 Kg 10,1) umgedeutet worden in die „Regierung" von Saba, worunter man dann etwa einen königlichen Gesandten zu verstehen hat. b
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BB 1 5 : R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jonathan (b. Eifazar, um 220) habe gesagt: Wer sagt, daß mit *sv rssw eine Frau gemeint sei, der irrt, 'o r o « bedeutet die Regierung von Saba «r'sV's.
12,42 23: Um d i e W e i s h e i t S a l o m o s zu h ö r e n . b
Midr Spr 1,1 ( 2 0 ) : „Aber die Weisheit — von wo erlangt man sie"? Hi 28,12. Das bezieht sich auf die Königin von Saba. Als sie von Salomos Weisheit hörte, sprach sie: Ich wül gehn u. sehen, ob er weise ist oder nicht. Woher, daß sie von seiner Weisheit gehört hatte? Es heißt 1 Kg 10,1: „Die Königin von Saba hörte von dem Ruf Salomos u. kam, um ihn mit Rätselfragen zu prüfen." Was heißt mit Rätselfragen? R. Jirm ja b. Schalom hat gesagt: Sie sprach zu ihm: Bist du Salomo, von dem u. von dessen Regierung u. von dessen Weisheit ich gehört habe? Er antwortete: Ja! Sie sprach: Wenn ich dich etwas frage, wirst du mir antworten? Er antwortete: Wenn Jahve Weisheit gibt, aus Beinern Mund stammt Erkenntnis u. Einsicht Spr 2,6. Sie sprach: Was ist dies: „Sieben gehen fort, neun kommen an, zwei schenken ein u. einer trinkt?" Er antwortete ihr: Fürwahr, die sieben Tage der Menstruation gehen fort, die neun Monate der Schwangerschaft kommen an, die beiden Brüste schenken ein u. das Kind trinkt. Sie sprach: Ein großer Weiser bist du; aber wenn ich dich noch etwas frage, wirst du mir antworten? Er antwortete: Wenn Jahve Weisheit gibt. Sie sprach: Was ist dies: „Ein Weib spricht zu ihrem Sohn: dein Vater ist mein Vater, dein Großvater ist mein Mann, du bist mein Sohn u. ich bin deine Schwester?" Er antwortete: Fürwahr, das sind die beiden Töchter Lots! — Noch eine Probe machte sie. Sie ließ Kinder von gleicher Gestalt u. in gleicher Kleidung vor ihn bringen u. sprach: Sondere die Knaben u. Mädchen voneinander ab! Er winkte seinen Eunuchen, daß sie ihm Nüsse u. geröstete Ähren brächten. Dann begann er diese vor sie hin zu streuen. Die Knaben, weil sie sich nicht schämten, legten sie in ihre (aufgehobenen) Kleider; die Mädchen, weil sie sich schämten, legten sie in ihre Tücher. Salomo sprach: Das sind Knaben u. das sind Mädchen! Sie antwortete: Mein Sohn, ein großer Weiser bist du! — Noch eine Probe machte sie. Sie ließ Unbeschnittene u. Beschnittene kommen u. sprach: Sondere mir die Beschnittenen von den Unbeschnittenen aus! Als bald winkte er dem Hohenpriester, daß er die Lade des Bundes öffnete. Die Bee
1
2
1
Ein Amoräer unbestimmter Zeit, Bacher, Pal. Amor. 3, 766. Dieses Rätsel ist in etwas abweichender Gestalt Midr KL 1,1 einem Athener vorgelegt, dem R. Jochanan, f 279, die Auflösung vermittelt. 2
Matth 12, 42 (8). 12,43. 44. 49
652
8chnittenen unter ihnen neigten sich mit ihrer halben Gestalt (knieten nieder, ohne den Oberkörper auf die Erde zu werfen), u. nicht bloß dies, sondern auch ihr Angesicht ward erfüllt vom Glanz der Sch khina (Gottheit); u. die Unbeschnittenen unter ihnen fielen auf ihr Angesicht nieder. Alsbald sprach er: Das sind Unbeschnittene u. das sind Beschnittene! Sie sprach: Woher hast du das? Er antwortete: Von Bilfam wie es heißt Nu 2 4 , 4 : „Welcher ein Gesicht schaut seitens des Allmachtigen, niederfallend u. geöffneter Augen." Wenn er nicht niedergefallen wäre (mit dem ganzen Körper auf die Erde), so hätte er (als Unbeschnittener) überhaupt nichts geschaut. Und wenn du es nicht von Bilfam lernen willst, so komm u. lerne es von Hiob. Als die drei Freunde Hiobs kamen, um ihn zu trösten, sprach er zu ihnen: „Auch ich habe ein Herz, wie ihr; aber ich falle nieder aus eurer Mitte* Hi 12,3 (so der Midr), d. h. ich (der ich ein Beschnittener bin) falle nicht (mit dem ganzen Körper zur Erde) nieder gleichwie ihr. In jener Stunde sprach sie zu Salomo: Ich glaubte den Reden nicht, bis daß ich kam u. meine eignen Augen es sahen usw. 1 Kg 10,7 ff. e
1
12,43: D u r c h w a n d e r t
er w a s s e r l o s e
Stätten.
Vgl. den Exkurs über Dämonologie Nr. 4 u. die Auslegung von Joel 2, 20: „Ich will den Nordländer ( = den Heimlichen, Versteckten, d.h. den bösen Trieb oder Satan) nach einem Lande der Dürre u. Einöde b
wegtreiben" Sukka 5 2 im Exk.: „Der gute u. der böse Trieb* Nr. 4,£. 1 2 , 4 4 : I c h w i l l in m e i n H a u s
zurückkehren,
a u s dem i c h g e g a n g e n bin. Vgl. im Exkurs über Dämonologie Nr. 7, h Joseph. Ant. 8, 2, 5 (ein Dämon wird beschworen, nicht
mehr in den betreffenden
Menschen
b
zurückzukehren); Nr. 6,/"Chull 1 0 5 (der Dämon der Armut sagt: „Wehe, er hat mich aus meinem Hause vertrieben."
Dieselben Worte spricht
a
der Satan Git 5 2 : n v w soaa Kinn? mpB« •»•»•, s. oben S. 217a bei Mt 5 , 9 ) . 12,49: Siehe, meine
Mutter.
Gott nennt Israel „Mutter". . Midr HL 3, 11 (108b): R. Jochanan (f 279) hat gesagt: R. Schimfon b. Jochai (um 150) fragte den Eifazar b. Jose (um 180) u. sprach zu ihm: Hast du vielleicht von deinem Vater (R. Jose b. Chalaphta, um 150) gehört, was die Worte: „Mit dem Kranze, mit welchem ihn (Salomo) seine Mutter bekränzt hat* HL 3,11 bedeuten? Er antwortete: Ja. Damit verhält es sich, wie mit einem König, der eine einzige Tochter hatte, die er über alles liebhatte. Er nannte sie „meine Tochter* u. ließ nicht nach, sie zu lieben, bis er sie „meine Schwester* nannte, u. er ließ nicht nach, sie zu lieben, bis er sie „meine Mutter* nannte. So hat auch Gott Israel über alles lieb u. er nennt sie „meine Tochter*: „Höre, Tochter* Ps 45,11. Und nicht läßt er nach sie zu lieben, bis er sie „meine Schwester* nennt: „Tu mir auf, meine Schwester, meine Freundin" HL 5, 2 ; u. nicht läßt er nach sie zu lieben, bis er sie „meine Mutter* nennt, s. Jes 51, 4 : „Lauschet auf mich, mein Volk, u. was meine Mutter betrifft (*'»K^), so höret auf mich* (so deutet der Midr "»»«V „mein Volk*). Da erhob sich R. Schimfon b. Jochai, küßte ihn auf sein Haupt u. sprach: Wenn ich nur gekommen wäre, um diesen Grund zu hören, so wäre es genug! R. Chanina b. Jicchaq (um 325) hat gesagt: Wir sind die ganze Schrift durchgegangen u. haben nicht gefunden, daß Bathschehai ihrem Sohn Salomo einen Kranz gemacht hat, u. du sagst: „Mit dem Kranze, mit welchem ihn seine Mutter bekränzt hat* HL 3 , 1 1 ! Vielmehr wie eine Krone gefaßt 1
b
Hiob gilt der Mehrzahl der Tannalten als ein Israelit, BB 1 5 .
Matth 12, 50. 13, 8 (Nr. 1. 2)
653
wird in Edelsteine u. Perlen, so war die Stiftshfitte ausgezeichnet durch blauen Pur pur, roten Purpur, Karmesin u. Byssus (vgl. Ex 26,1). — Hiernach besagt HL 3,11, daß die Gemeinde Israel, bildlich Jie Mutter, den Salomo, d. h. den Gott, dessen der Friede ist, umkränzt hat mit den Teppichen der Stiftshfitte, in der Gott wohnte. Parallelstellen: P s i q 4 ; ExR 52 (104°); N u R 1 2 ( 1 6 6 ) ; TanchB -iip» § 8 ( 6 7 » ) . e
a
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1 2 , 5 0 : W e r d e n W i l l e n m e i n e s V a t e r s im H i m m e l
tut.
SDt 11,12 § 4 0 (79a) R. Schimfon b. Jochai (um 150)"sagte: Gleich einem König, der viele Söhne u. Sklaven hatten, u. sie wurden unter seiner Hand ernährt u. versorgt; aber der Schlüssel zur Vorratskammer war in seiner Hand. Wenn sie seinen Willen tun s-717, öffnet er die Vorratskammer, u. sie essen u. sättigen sich; wenn sie aber seinen Willen nicht tun, schließt er die V. zu, u. sie müssen vor Hunger sterben. Ebenso wenn die Israeliten Gottes Willen tun oipia bv iair* o*«n» znm, „wird dir Jahve seinen guten Schatz, den Himmel, auftun * Dt 28,12; wenn sie aber Gottes Willen nicht tun, dann „entbrennt der Zorn Jahves gegen euch, u. er verschließt den Himmel, daß kein Regen fällt* Dt 11,17. II ExR 21 (83b): Wer den Willen Gottes tut cpisn -ps- nrn; u. sein Herz im Gebet zur Andacht richtet, den erhört er (Gott) in dieser Welt u. ebenso in der Zukunft, s. Jes 65,24. — Vgl. auch oben S. 219 u. 220 bei Mt 5,9, ferner Midr Qoh 5,11 (28») bei Mt 13,18. :
13,3: iv
E r s p r a c h zu i h n e n v i e l e s in G l e i c h n i s s e n .
nagaßolatg.
— Hebr. iraa (Plur. D--l?i*ja) == Darstellung. b»a ist
« , die kurze u. körnige Darstellung eines Gedankens durch Sentenz u. Sprichwort; ß, die mehr oder minder ausführliche Darstellung eines Ge dankens unter Benützung eines Bildes, eines Vergleichs, einer Fiktion; dann bedeutet bioa: Bild, Allegorie, Parabel, Fabel, Erdichtetes, Analogon. 1. Einleitungsformeln, navi ia*iri nab ^»w» ~\b = ich will dir ein Gleichnis sagen. Womit läßt sich das vergleichen? — na*in naV ^aa •ftwo novj = man sagte ein Gleichnis; womit läßt sich das vergleichen? — nain i m n nab = womit läßt sich das vergleichen? — Kürzer: *b b»a = ein Gleichnis von dem u. dem; oder auch bloß ö*wb „gleich einem Menschen"; --Vob „gleich einem König". Belege s bei Mk 4, 30. ;
2. Wertschätzung des Maschal. fEr 2 1 b Rab Hamnuna (um 290) hat gesagt: Was heißt das: „Es redete (Salomo) dreitausend Sprüche ( » » ) u. seiner Lieder waren tausendundfünf* 1 Kg 5,12? Das lehrt, daß Salomo zu jedem Wort der Tora 3000 Sprüche (Gleichnisse) u. zu jedem Wort der Schriftgelehrten 1005 Gründe beigebracht hat Raba (t 352) hat öffentlich vorgetragen: Was heißt: „Abgesehen davon, daß Qoheleth ein Weiser war. lehrte er auch das Volk Erkenntnis, er prüfte u. forschte u. stellte viele Sprüche (o-;?<:) auf* Qoh 12, 9 ? Er lehrte das Volk Erkenntnis, d. h. er belehrte es durch Merkmale für die Gründe der Gesetze (oder: durch Akzentzeichen?) u. gab Verständnis durch Beibringung von Analoga. „Er prüfte, forschte u. stellte viele Sprüche auf." fUlla (um 280) hat gesagt, R. Ehazar (um 270, so lies statt R. Elitezer) habe gesagt: An fänglich glich die Tora einem Korb, der keine Henkel (Griffe) hatte, bis Salomo kam u. Henkel (d-stw, Deutung des *»$) daran machte. (Durch seine Sprichwörter u. Gleich nisse machte Salomo das Schwerverständliche für das Volk faßbar.) — Der letzte Satz auch J«b21a ferner vgl. das nächstfolgende Zitat. || Midr HL 1, 1 (79*): Es heißt: „Zumal da Qoheleth ein Weiser war' Qoh 12, 9 (so der Midr). Wenn ein andrer Mensch sie (die 3 Bücher Salomos) gesagt hätte, so müßtest du deine Ohren neigen, um diese :
;
Matth 13, S (Nr. 2. 3)
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Worte zu hören; um wieviel mehr da sie Salomo gesagt hat. Wenn er sie aus seinen eignen Gedanken heraus gesagt hätte, so mußtest du deine Ohren neigen, um sie z hören; um wieviel mehr, da er sie im heiligen Geist (d. h. durch Inspiration) gesagt hat, u. um wieviel mehr, da Qoheleth auch ein Weiser gewesen ist, der das V o l k E r kenntnis lehrte u. prüfte forschte u. viele Sprüche (Gleichnisse) aufstellte. Er prüfte die Worte der Tora u. erforschte sie, d. h. er machte Henkel (a-sts) für die Tora Du findest, daß es vor dem Auftreten Salomos kein Gleichnis (mnr. = deiypa) ge geben hat. Rab Nachman hat zwei Erklärungen gegeben. Erstens: Gleich einem großen Palast, der viele Eingänge hatte; wer hineinging, irrte vom Eingangs wege ab. Da kam ein Schlaukopf u. nahm ein Knäuel (Bindfäden) u. knüpfte es an den Eingangsweg; jeder konnte nun hinein- u. herausgehn vermittelst des Knäuels (vgl. die griechische Sage vom Ariadnefaden). So konnte vor dem Auftreten Salomos niemand das Wort der Tora verstehn; als aber Salomo aufgetreten war, be gannen alle Einsicht in die Tora zu gewinnen. Zweitens: Gleich einem Rohrdickicht, in das niemand einzudringen vermochte. Da kam ein Schlaukopf u. nahm eine Sichel u! hieb ab (so daß ein Weg entstand); nun begannen alle hineinzugehn u. herauszukommen. Ebenso tat Salomo (indem er durch seine Gleichnisse das Toradickicht gangbar machte). R. Jose (vermutlich der Amoräer um 350) hat gesagt: Gleich einer großen Kiste, die mit Früchten angefüllt ist, aber keinen Handgriff, v » hat, so daß sie nicht fort bewegt werden kann. Da kam ein Schlaukopf u. machte ihr Handgriffe; nun begann man sie durch die H. fortzubewegen. So konnte niemand vor dem Auftreten Salomos die Worte der Tora verstehen; als aber Salomo auftrat, begannen alle Einsicht in die Tora zu gewinnen. — R. Schela (aus K^har-T^arta?, um 280) hat gesagt: Gleich einem großen Gefäß, das mit kochendem Wasser angefüllt ist u. keinen Handgriff hat, daran man es fortbewegen kann. Da kam einer u. machte einen H. daran, nun be gann man es an seinem H. fortzubewegen. R. Chanina (um 225) hat gesagt: Gleich einem tiefen Brunnen, der voll Wasser ist u. dessen Wasser kühl u. angenehm u. gut sind; aber kein Mensch vermochte davon zu trinken. Da kam einer u. band Strick an Strick u. Seil an Seil, bis er daraus schöpfen konnte; da begannen alle zu schöpfen u. zu trinken. So gelangte Salomo von Wort zu Wort, von Gleichnis zu Gleichnis zum Geheimnis der Tora, vgl.: «Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel, welche dazu dienen, daß man die Weisheit ( = Tora) erkenne" usw. Spr 1,1 f. Durch die Sprüche (Gleichnisse) Salomos gelangte man zum Verständnis der Worte der Tora. — Die Rabbinen sagten: Nicht sei das Gleichnis etwas Geringes in deinen Augen, denn durch ein Gl. kann der Mensch zum Verständnis der Worte der Tora ge langen. Gleich einem König, der ein Goldstück in seinem Hause oder eine kostbare Perle verloren hat; kann er sie nicht durch einen Docht im Werte eines Asses wieder finden? So sei auch ein Gl. nichts Geringes in deinen Augen, denn durch ein Gl. kann ein Mensch zum Verständnis der Worte der Tora gelangen. Wisse, daß dem so ist; denn siehe, Salomo ist durch das Gl. zu den Feinheiten der Tora gelangt. — Parallel stellen zu Einzelheiten s. GnR 12 ( 8 ) ; zu Rab Nachmans Gleichnissen Midr Qoh 2,12 ( 1 4 ) ; zu R. Chanina« Gleichnis GnR 93 (58 ). 1
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3. Das Gleichnis ist in den palästin. Schulen eins der beliebtesten Darstellungsmittel gewesen; auffallend selten aber wird es von den babylon. Gelehrten angewendet. — Aus vorchristl. Zeit ist uns in der rabbin. Literatur nur ein Gleichnis Hillels (um 20 v. Chr.) begegnet. d
LvR 34 ( 1 3 0 ) : Es heißt: „Seiner eignen Seele tut wohl der Liebreiche" Spr 11,17. Das geht auf Hillel, den Alten. Wenn er von seinen Schülern sich verabschiedete, pflegte er weit u. immer weiter mit ihnen zu gehen. Seine Schüler sprachen zu ihm: Rabbi, wohin gehst du? Er antwortete: Um eine Gebotserfüllung zu vollbringen. Sie 1
Trotz des babylonischen Titels „Rab" ist hier mit Rab Nachman der um 400 lebende palästinische Träger dieses Namens gemeint
Matth 1», a (MV. o). 10, T. u. « sprachen: Was ist das für eine Gebotserfttllung? Er antwortete: Ich will im Bade hans ein Bad nehmen. Sie sprachen: Ist das eine Gebotserfüllung? Er antwortete: Ja! Wenn der, welcher über die Bildsäulen der Könige gesetzt ist, die man in den Theatern u. Zirkussen aufstellt, diese abwischt u. abspült u. man ihm seinen Unterhalt dafür gibt, u. nicht bloß dies, wenn er auch noch mit den Großen des Reiches geehrt wird: um wieviel mehr muß ich das tun, der ich nach Gottes Bild u. Ähnlichkeit ge schaffen worden bin, s. Gn 1,26. Wenn Hillel sich von seinen Schülern verabschiedete, pflegte er weit u. immer weiter mit ihnen zu gehn. Seine Schüler sprachen zu ihm: Rabbi, wohin gehst du? Er antwortete: Um ein Liebeswerk an einem Gast im Hause zu vollbringen. Sie sprachen: Hast du täglich einen Gast? Er antwortete: Ist denn nicht diese arme Seele ein Gast im Körper? Heute ist sie hier, morgen ist sie nicht mehr hier!
In der mischnischen Periode war es namentlich R. Mei'r (um 150), der als Gleichnisredner Ruf hatte. b
Sanh 38 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Wenn R. Melr einen Lehrvortrag hielt, so trug er ein Drittel hindurch halakhische Tradition vor, ein Drittel hindurch Haggada u. ein Drittel hindurch Gleichnisse. R. Jochanan hat gesagt: 300 Fuchsfabeln standen dem R. Melr zur Verfügung, u. wir haben nur eine davon (so die richtige Lesart statt „drei"; s. Bacher, Tann. 2,7). — Vgl. Sota 9,15: Als R. Melr starb, hörten die Gleichnis redner auf. (Die Worte wollen nicht besagen, daß mit dem Tode des R. Melr die Gleichnisse außer Übung gekommen seien, sondern nur, daß sich in der ersten Zeit nach seinem Tode niemand als Gleichnisredner mit R. Melr habe messen können. Eine Zus.stellung der Melrschen Gleichnisse gibt Bacher, Tann. 2,57—60.)
18,4: Den W e g entlang. Betreffs der die Felder begrenzenden u. schneidenden Wege u. Fuß steige hat die Mischna Pea 2, 2 festgesetzt, daß sie als Trennungen anzusehen seien, die zum Stehenlassen des Ernterandes auf dem be treffenden Feldstück verpflichten: Folgende Dinge bilden eine Trennung, so daß die Pea (s. Lv 19, 9) zu entrichten ist: ein Fluß, ein Teich, ein Privatweg, ein öffentlicher Weg, ein öffentlicher Fußsteig, auch ein Privatfußsteig, der während des Sommers u. des Winters liegen bleibt, ferner ein Brachfeld, ein Neubruch u. eine andre Fruchtgattung. 1 3 , 5 : A u f das F e l s i g e . Daß man unter Umständen Felsboden besät hat, zeigt pKil 1, 2 7 , 47: R. Schim'on b. Laqisch (um 250) hat eingeräumt, daß derjenige, welcher längs des Meeres oder auf einen Felsen to-j^c oder auf Steine D->rbo oder auf harten Boden D - ^ - J sät, frei ist (von den die Mischsaat betreffenden Bestimmungen, weil das Gesetz ein so ungewöhnliches Aussäen nicht im Auge gehabt hat). — Steinigtes u. deshalb schlechtes Land heißt rrniat. — Git 5 , 1 : Schadenersatz schätzt man (dem Be schädigten) vom besten Felde rvni? (des Ersatzpflichtigen) ab, die Schuldforderung eines Gläubigers vom mittelmäßigen u. die Hochzeits verschreibung einer Frau vom schlechtesten r m w . — Das. 5, 2 : Aus den Gütern der Waisen wird Zahlung nur von rmat geleistet. b
1 3 , 8 : Das e i n e h u n d e r t f ä l t i g , das a n d r e das a n d r e d r e i ß i g f ä l t i g . Die Fruchtbarkeit Palästinas wird gerühmt:
sechzigfältig,
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pPea 7,20 », 53: Einmal gingen R. Abbahu (um 300) u. R. Jose b . Chanina (um 270) u. R. Schimson b. Laqisch (um 250) durch den Weinberg von Varon. Der Pachter brachte ihnen einen Pfirsich; sie aßen davon u. ihre Eseltreiber, u. es blieb noch etwas übrie. man schätzte seine Größe gleich einer Pfanne von Kftphar-Chananja, die ein Sea Linsen faßt. Nach einiger Zeit gingen sie dort abermals vorüber; der Pachter brachte, ihnen zwei oder drei Pfirsiche in der Hand. Sie sprachen zu ihm: Von jenem Baum (von welchem du uns das vorige Mal gegeben hast) möchten wir haben. Er antworteteVon dem sind diese. Sie bezogen darauf den Schriftvers.- „Gott machte Fruchtland zur Salzsteppe wegen der Bosheit der darin Wohnenden" Ps 107,34. — R. Chanina (um 225) hat gesagt: Als ich (aus Babylonien) hierher (nach Palästina) heraufzog, nahm ich meinen u. meines Sohnes u. meines Eseltreibers Gurt, um sie um den Stamm eines Johannisbrotbanmes des Landes Israel zu legen, aber sie reichten nicht zu. Ich schnitt eine Frucht vom Johannisbrotbaum ab, da floß so viel Honig heraus, daß meine Hände davon voll waren. R, Jochanan 11279) hat gesagt: Schöner war eine (schlecht schmeckende) Spätfeige in unsrer Kindheit, als die Pfirsiche, die wir in unsrem Alter aßen; denn in seinen Tagen hatte sich die Welt geändert. R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Ein Sea Weizen aus Arbela (bei Sepphoris) brachte ein Sea Feinmehl, ein Sea gewöhn liches Mehl, ein Sea Kleie, ein Sea Schrot u. ein Sea Hülsen; jetzt aber kaum ein Sea Mehl.* — R. Huna (um 350) hat im Namen des R. Abun (I., um 325) gesagt: Zimt diente als Ziegenfutter u. die Israeliten bauten ihn an. R. Huna hat im Namen des R. Abin gesagt: Die beiden Lämmer, die man täglich als Tamidopfer darbrachte, legte man auf ein Kamel u. ihre Füße reichten bis auf die Erde. R Huna hat im Namen des R. Idi (wohl der II. gemeint, um 310) gesagt: Einmal hatte jemand eine Ziege an einen Feigenbaum gebunden; als er hinkam, fand er Honig (von den Feigen) u. Milch (aus dem Euter der Ziege) miteinander vermischt. — Rabbi sagte zu R. P®rida: Kannst du mir nicht jene (allbekannten) Traubenkämme in deinem Weinberg zeigen? Er ant wortete: Ja. Er ging mit ihm hinaus, um sie zn zeigen. Als Rabbi noch in einiger Entfernung war, erblickte er etwas wie.einen Ochsen. Er sprach zu R. P rida: Ver wüstet der Ochse nicht den Weinberg? Dieser erwiderte: Das, was du für einen Ochsen hältst, ist ein Traubenkamm. Da zitierte Rabbi den Schriftvers: „Solange der König an seiner Tafel, gab meine Narde ihren Duft" HL 1,12. Das Heiligtum ist zerstört u. du stehst da in deiner Kraft? Man suchte nach ihnen u. fand sie nicht. (Das Wort. Rabbis hatte als Fluch wort gewirkt.) — Man brachte vor Rabbi zwei Rettiche aus der Zeit zwischen Neujahr u. dem großen Fasttage ( = Versöhnungstag), u. zwar nach dem Ausgang eines Brachjahres, u. sie erforderten, daß man sie auf ein Kamel lud. Rabbi sprach: Sind diese nicht verboten? Sind sie nicht Nachwuchs aus dem Brachjahr? Man antwortete ihm: Nach Ausgang des Neujahrstages sind sie gesät worden. In jener Stunde erlaubte Rabbi, daß man nach Ausgang des Brachjahres Grünkraut (Kohl, Ge müse) kaufe. Alsbald warf man vor ihm die Frage auf: Was bedeutet: „Es verfaulen die Früchte, statt daß man sie zusammenbringt" Joel 1,17? (so der Midr). Er ant wortete: Statt daß wir sonst den Honig zus.scharrten, scharren wir jetzt Fauliges (Morsches) zusammen (s. Bacher, Tann. 2,480). — Jemand besaß einmal eine Reihe von Feigenbäumen; als er hinkam, fand er eine Scheidewand aus Honig rings um sie. — Ein Mensch besäte ein Feld mit Rüben, u. (sofort) konnte er sie aushacken u. verkaufen. — Einmal kam ein Fuchs u. machte sich sein Lager im Kopfende einer Rübe zurecht (so groß war sie). — In Sichin (yn*v bei Sepphoris) war einmal ein Senf strunk, an dem drei Stengel sich befanden; als der eine von ihnen abspaltete, bedeckte man damit eine Töpferhütte u. fand daran drei Qab Senf. — R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) hat gesagt: Ein Senfstengel hat auf meinem Besitztum gestanden, auf den ich hinaufgestiegen bin, wie man auf die Spitze eines Feigenbaumes steigt. — Jemand 1
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' Dieser Ausspruch des R. Chanina auch N u R 9 ( 1 5 4 ) ; M i d r S m l 3 § 7 . Die Aussprüche des R. Chanina, des R. Jochanan u. des R. Chijja b. Abba auch pSota 1, 17 , 16; die des R. Jochanan u. des R. Chijja b. Abba ferner pSota 9, 24*. 49. 2
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hatte einmal ein Sea Bohnen gesät, n. sie brachten 800 Sea. Da sagte man zu ihm: Gott hat angefangen dich zu segnen. Er erwiderte-ihnen: Geht ab, es ist ja böser Tan darauf gefallen; andernfalls wäre das Doppelte daraus geworden! — B. Schimtön b. Chalaphta hat erzählt: Einmal sagte R. J'huda (um 150) zu seinem Sohn in Sikhnin: Steige empor (zum Söller) u. hole uns Feigen aus den Fässern. Er stieg empor u. streckte seine Hand aus u. fand (das Faß) voll Honig. Er sprach: Vater, es ist voll Honig. Dieser antwortete: Stecke nur deine Hand tief hinein u. du wirst Feigen herauf holen. — Einmal sagte R. Jose (um 150) zu seinem Sohn in Sepphoris: Steige empor u. hole Feigen vom Söller. Er stieg hinauf u. fand, daß der Söller von Honig schwamm. — Einzelnes aus den Schlußsätzen auch KHh 111b; SDt32,18 §816 (135b). || K*th l l l b R. Chijja b. Ad(d)a (um 250) unterwies die Kinder des Resch Laqisch in der Schrift; er hatte drei Tage versäumt n. kam nicht wieder. Als er zurückkam, sprach Resch Laqisch zu ihm: Warum hast du so lange versäumt? Er antwortete: Mein Vater hat mir einen Weinstock hinterlassen, von welchem ich am ersten Tage 300 Trauben ab geschnitten habe, von denen jede ein Faß Wein bringt; am zweiten Tage habe ich 300 Trauben abgeschnitten, von denen je zwei ein Faß bringen; am dritten Tage habe ich 300 Trauben abgeschnitten, von denen je drei ein Faß bringen, u. dabei habe ich mehr als die Hälfte für herrenloses Gut erklärt. Er sprach zu ihm: Wenn du nicht jene Tage verabsäumt hättest, so würde er noch mehr gebracht haben. — Rammi b. J chezq*'el (wann?) kam nach B ne-Baraq (südöstlich von Jaffa); er sah Ziegen, die unter Feigenbäumen, fraßen, u. Honig tropfte von den Feigen u. Milch tropfte von den Ziegen, u. beides vermischte sich miteinander. Da sagte er: Das ist es, was geschrieben steht: Von Milch u. Honig fließend (zB Ex 3,8). R. Jafaqob b. Dosethai hat gesagt: Von Lud bis Ono sind drei Mil. Einmal hatte ich mich früh des Morgens aufgemacht; da ging ich bis an die Knöchel im Honig der Feigen. Resch Laqisch (um 250) hat ge sagt: Ich selbst habe gesehen, wie es von Milch u. Honig floß bei Sepphoris u. zwar 16 Mil im Geviert. Rabbah bar bar Chana (um 280) hat gesagt: Ich selbst habe ge sehen, wie das ganze Land Israel von Milch • u. Honig floß, u. zwar in einer Aus dehnung, wie die von Be-Mekhse bis zur Burg von Tolbanqe (?-?33Vip, s. Neubauer S. 352; beide örtlichkeiten liegen in Babylonien), 22 Parasangen lang u. 6 Parasangen breit. — R. Chelbo (um 300), R. Avira u. R. Jose b. Chanina (um 270) kamen an einen Ort, an welchem man ihnen einen Pfirsich vorsetzte, der so groß war wie eine Pfanne aus K phar-Hino. Wie groß war eine Pfanne aus K^har-Hino? Fünf Sea (fassend). Von dem Pfirsich aßen sie ein Drittel, ein Drittel erklärten sie für herren loses Gut u. ein Drittel legten sie ihrem (Reit-)Tier vor. Nach Verlauf eines Jahres kam R. Eifazar (um 270) dorthin; man brachte- ihm einen Pfirsich, den er in seine Hand fassen konnte. Da sprach er (Ps 107,34): .Gott machte Fruchtland zur Salz steppe wegen der Bosheit der darin Wohnenden." — R. J hoschuaf b . Levi (um 250) kam nach Gabla, wo er Trauben sah, die wie Kälber dastanden. Er sagte: Sind da Kälber zwischen den Weinstöcken? Man antwortete: Es sind Weintrauben. Da sprach er: Land, Land, halte deine Früchte zurück! Für wen bringst du deine Früchte hervor? Für diese Gojim, die sich um unsrer Sünden willen wider uns erheben? Im nächsten Jahr kam R. Chijja (b. Abba, um 280) dorthin. Er sah die Trauben wie Ziegen dastehn (sie waren also kleiner als im Vorjahr). Er sprach: Sind da Ziegen zwischen den Wein stöcken? Sie antworteten ihm: Geh u. tu uns nicht wie dein Genosse! (Das Wort des R. J hoschuas b. Levi hatte nach ihrer Meinung als Fluchwort gewirkt.) — Bar: Wenn das Land Israel gesegnet wird, bringt ein Fleck von 1 Sea Aussaat 5 Myriaden Kor. Als Cofan bewohnt war, brachte eine Fläche von 1 Sea Aussaat 70 Kor; denn nach :
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Nach Raschi zu BM 105 b rechnete man auf 1 Kor ( = 30 Sea) Aussaat eine Acker fläche von 1500 Ellen Länge u. 50 Ellen Breite. Hiernach würde zur Aussaat von 1 Sea. die Elle = 0,44 m (Krauß, Arch. 2, 389.891) gerechnet, eine Fläche von 2 5 0 0 x 0 , 4 4 x 0,44 = 484 qm (rund 500 qm) nötig gewesen sein. Daß ein solches Feldstück 50000 Kor, d.h. anderthalbmillionenfache Frucht gebracht habe, sucht der Text durch die folgende exegetische Spielerei zu zeigen. S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
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einer Bar hat R. Melr (nm 150) gesagt: Ich habe gesehen, daß im Tal Beth-Sch«an ( = Skythopolis) ein Feldstack von l Sea Aussaat 70 K o r gebracht hat. Unter allen Ländern gibt es nun kein vorzüglicheres, als das Land Ägypten; denn es heißt: „Wie der Garten Jahves, wie das Land Ägypten* Gn 13,10; u. im ganzen Lande Ägypten gibt es nichts Vorzüglicheres als Cofan ( = Tanis in Unterägypten); denn dort weihte man die Könige, wie es heißt: „Denn in Cofan sind seine (Israels) Fürsten eingetroffen* Jes 30,4 (um dem dortigen König zu huldigen, s. Raschi). Und im ganzen Lande Israel gibt es keine felsigere Gegend als Hebron, dedn man pflegte dort die Entschlafenen zu bestatten; u. trotzdem ist Hebron siebenmal mehr angebaut gewesen als Cofan, wie es heißt: „Hebron war siebenfach angebaut vor Co?an Ägyptens* Nu 13,22 (so der Midr). Was heißt „gebaut" ? Wenn du sagen wolltest, es bedeute „erbaut* im eigent lichen Sinn, wäre es denn möglich, daß ein Mensch seinem jüngsten Sohn ein Haus baute, bevor er ein solches seinem älteren Sohn erbaut hätte? Denn es heißt: Die Söhne Harns waren Kusch, Micrajim, Put n. K nafan Gn 10,6. (Wenn also Nu 13,22 besagen sollte, daß Hebron in Kanaan sieben Jahre vor Cor an in Ägypten erbaut worden sei, so wäre für Harns jüngsten Sohn Kanaf an der Wohnsitz früher bereitet worden als für den älteren Micrajim.) Vielmehr will Nu 13,22 besagen, daß Hebron siebenmal mehr angebaut gewesen sei als Cofan. (Also brachte 1 Sea Aussaat in Hebron 490 Kor, d. h. siebenmal mehr als in Cofan.) Und das gilt vom felsigen Boden n-ants; aber auf nichtfelsigem Boden brachte 1 Sea Aussaat 500 Kor; u. das gilt wiederum für den Fall, daß das Jahr kein besonders gesegnetes war; aber von einem gesegneten heißt es: „Isaak säte in diesem Lande u. erntete in diesem Jahr hundertfältig; denn Jahve segnete ibn* Gn 26,12. (So bringt in einem gesegneten Jahr 1 Sea Aussaat 100 x 500 oder 5 Myriaden Kor, was zu beweisen war.) — Bar: R. Jose (um 150) hat gesagt: 1 Sea (Weizen) in Judäa brachte 5 Sea (Mehl): 1 Sea gewöhnliches Mehl, 1 Sea Fein mehl, 1 Sea Kleie, 1 Sea Schrot u. 1 Sea Hülsen. — Ein Sektierer sagte zu R. Chanina (um 225): Mit Recht lobt ihr euer Land. Mein Vater hinterließ mir ein Stück Land von 1 Sea Aussaat; davon habe ich ö l , Wein, Getreide, Hülsenfrüchte, u. davon weiden meine Herden. — Ein Emoriter fragte einen Bewohner des Landes Israel: Wieviel habt ihr von jener Dattelpalme, die am Jordanufer steht, abgepflückt (an Datteln ge erntet)? Er antwortete: 60 Kor. Jener sprach: Noch seid ihr kaum ins Land hinein gekommen, da habt ihr es auch schon verwüstet; wir haben 120 Kor davon gepflückt. Er antwortete: Auch ich habe nur von .Einer Seite (des Baumes) zu dir geredet. — Rab Chisda (t 309) hat gesagt: Was bedeutet: „Ich will dir ein liebliches Land geben, ein Besitztum der Zierde "a?" Jer 3,19? Warum wird das Land Israel mit einer Gazelle ( • » heißt auch Gazelle) verglichen? Um dir zu sagen: Wie bei einer Gazelle die (ab gezogene) Haut ihr Fleisch nicht (mehr) umspannt, so faßt auch das Land Israel seine Früchte nicht. Eine andre Erklärung: Wie die G. schneller ist als alle übrigen Tiere des Feldes, so ist das Land Israel vor allen übrigen Ländern schnell, seine Früchte zur Reife zu bringen. Wenn du aber sagen wolltest: „Wie die G. schnell u. ihr Fleisch nicht fett ist, so ist auch das Land Israel zwar schnell, seine Früchte zur Reife zu bringen, aber seine Früchte sind nicht fett", so sagt die Schrift lehrend: „ein Land, das von Milch u. Honig Uberfließt" Ex 3,8, d. h. seine Früchte sind fetter als Milch u. süßer als Honig. II P s 8 7 sagt R. Eifazar (um 270) beiläufig: Sät denn nicht ein Mensch 1 Sea aus, nur um etliche Kor einzuernten? (Wenn er nur 2 Kor erntete, so bedeutete das eine 60fältige Frucht.) || DtR 3 (200 ): Die Rabbinen haben gesagt: Von der Redlichkeit (1. irans« statt inas:«) eines Menschen lerne verstehen die Redlichkeit 1
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Das wäre eine 2100fache Frucht gewesen. 1 Sea = 13,131 Liter; 1 Kor = 30Sea == 393,93 Liter; 60Kor = 236,4 Hektoliter. Das Gespräch hätte hiernach zur Zeit der Besitzergreifung des Landes durch die Israeliten stattgefunden. * Parallelstellen zu Einzelheiten finden sich M g 6 ; Sota 34b; NuR 16 (181b); SDt 11,10 §37 (75b- 76b). 8
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(Treue, Zuverlässigkeit) Gottes. Als R. Pin chas b. Jalr (am 200) in einer Stadt des Südens wohnte, geschah es, daß Leute dorthin kamen, um ihren Lebensunterhalt da selbst zu suchen. Sie besaßen 2 Sea Gerste, die sie ihm zur Aufbewahrung fibergaben; sie vergaßen sie aber, als sie weiterzogen. R. P. säte sie in jedem Jahre aus, brachte sie auf die Tenne u. sammelte sie in die Kornkammer ein. Nach sieben Jahren kamen jene Genossen wiederum dorthin, um jene zwei Sea einzufordern. R. P. erkannte sie sogleich wieder u. sprach: Kommt u. empfanget eure Schatzkammern (Magazine). Siehe, von der Redlichkeit eines Menschen lerne erkennen die Redlichkeit Gottes. II SLv 26,4 (448*): „Ich gebe euch eure Regengösse zu ihrer Zeit* Lv 26,4, d.h. in den Sabbatnächten. In den Tagen des Schimfon b. Schatach (um 90 v. Chr.) u. in den Tagen der Königin '-s-araVs geschah es, daß die Regengüsse regelmäßig in den Sabbatnächten niederfielen, bis die Weizenkörner so groß wurden wie Nieren u. die Gerstenkörner wie Olivenkerne u. die Linsen wie Golddenare. Die Gelehrten wickelten davon ein u. legten sie als ein Beweisstück für die kommenden Geschlechter nieder, um kundzutun, was die Sünde verursacht, um zu bestätigen, was geschrieben steht: „Eure Verschul dungen brachten diese (die Zeiten des Regens u. der Ernte) aus der Ordnung, u. eure Sünden hielten das Gute von euch zurück* Jer 5,25. — Dasselbe auch Tafan 23 . | | Weiteres bei Mt 4,12 S. 154 ff. — Ein begeistertes Loblied auf das Land Israel liest man SDt 11, 10—15 §37—43. 1
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13,11: Die G e h e i m n i s s e d e s H i m m e l r e i c h s . tivarrjoiov im Rabbinischen: •p-^'?* u. yn-wy*). c
Allgemein ist von den Geheimnissen Israels die Rede ExR 19 ( 8 1 ) : „Er tut sein Wort Jakob kund, Israel seine Satzungen u. Rechte* Ps 147,19. Gott sprach zu ihnen: Keine andre Nation soll sich mit Israel vermischen, noch seine Geheimnisse T"V»PD8 kennen lernen; sondern ihr sollt für euch allein sein in dieser Welt. Im einzelnen werden als Geheimnis bezeichnet a. D i e t r a d i t i o n e l l e L e h r e I s r a e l s . P siqR 5 (14b): R. J huda b. Schalom (um 370) hat gesagt: Mose wünschte, daß die Mischna (d. h. die traditionelle Lehre) schriftlich gegeben würde; Gott aber sah voraus, daß die Völker die (schriftliche) Tora übersetzen u. sie griechisch lesen würden (nämlich in den LXX) u. sagen: Nicht diese sind (das wahre) Israel! Gott sprach zu ihm: Siehe, Mose, die Völker werden dereinst sagen: Wir sind (das wahre) Israel, wir sind die Kinder Gottes! Und die Israeliten werden sagen: Wir sind die Kinder Gottes! Und jetzt halten sich die Wagschalen das Gleichgewicht. Dann sagt Gott zu den Völkern: Wie sagt ihr, daß ihr meine Kinder seid? Ich weiß nur, daß der, der mein Geheimnis "p-^üD« in seiner Hand hat, mein Sohn ist. Sie sprechen: Und was ist dein Geheimnis? Er antwortet: Das ist die Mischna (die traditionelle Lehre). - Dasselbe ExR 47 Anfang; Tanch 2 2 » ; s » n 120b; TanchB § 6 (44b). Vgl. auch R. Chelbo (um 300) Midr HL 2,7 ( 9 9 ) : Gott beschwur Israel, daß sie ihr Geheimnis nicht den Völkern der Welt offenbaren sollten. b. D i e B e s c h n e i d u n g . TanchB-p -fr §23 ( 4 0 ) : „Das Geheimnis Jahves 'n t i o gehört denen, die ihn fürchten, u. sein Bund, um ihnen denselben kundzutun* Ps25,14. Und was ist das Geheimnis -no Gottes? Das ist die Beschneidung; denn Gott hat das Geheimnis •p-'-uDu der Beschneidung nur Abraham kundgetan. — Parallelstellen: Tanch " 5 1 3 20*; G n R 4 9 ( 3 0 ) ; Aggad B resch 16 § 2 (16 ) . C. D i e Z e i t d e s A n b r u c h s d e r T a g e d e s M e s s i a s . T a n c h 5 6 : Isaak u. Jakob wollten beide das Geheimnis i ^ - a c « Gottes offenbaren. Von Isaak steht ge schrieben: „Er rief seinen älteren Sohn Esau* Gn 27,1; er wollte ihm das Ende (ypn P S , d. h. den Beginn der messian. Zeit) offenbaren, aber Gott verbarg es vor ihm. Jakob e
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LvR 35 (132 ) nssVi». Gemeint ist die Gemahlin des Alexander Jannäus, die Königin Alexandra Salome, die nach dem Tode ihres Gemahls die Herrschaft führte von 78—69 v. Chr. — SDt 11,14 § 4 2 (80*) nennt die Königin ; das wäre die Königin Helena von Adiabene, um 45 n. Chr. 42*
Matth 18,11.12 ( « )
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wollte seinen Söhnen das Ende fpn r* offenbaren; denn es heißt: „Und Jakob berief seine 8öhne' Gn 49,1. d. D i e M o n a t s e i n s c h a l t a n g ( K a l e n d e r b e r e c h n a n g ) . pBH 2, 58b, 22: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: „Und es kommt meine Hand Ober die Propheten, die Eitles schauen u. lügnerisch wahrsagen: im Geheimnis "tSo meines Volkes werden sie nicht sein" Ez 13,9; damit ist das Geheimnis der Monatseinschaltung •»*3*->n T>O gemeint. — Ebenso deutet R. Elsazar Ez 18,9 K th 112». || ExR 15 (79»): Gott hat das Geheimnis *t*o des Mondes (d. h. der Rechnung nach Mondjahren) den Israeliten über geben, damit sie danach zählen,, während die Völker nach der Sonne zählen. e. G e w i s s e S t o f f e d e r T o r a , besonders die-„Gründe der Tora' n-tfr «a-p , die kosmologischen u. theosophischen Geheimlehren r-nwi-'a n » j $ u. n=»-*ö rtvjp. - J A b o t h 6 , 2 : (R. Melr, um 150, sagte:) Die Tora gibt ihm (dem sich mit ihr um ihrer selbst willen Beschäftigenden) Eönigswürde u. Herrschaft u. Erforschung deB Rechts, u. man offenbart ihm die Geheimnisse der Tora -nir *•-. || Cbag 14*: Rab Nachman b . Jiccbaq ( t 356) hat gesagt: Die Worte: «Die da weggerafft wurden' Hi22,16 sind zum Segen geschrieben. Damit sind die Gelehrtenscbüler gemeint, die sich wegen der Worte der Tora in dieser Welt einschränken; Gott aber wird ihnen in der zukünftigen Welt das Geheimnis (der Tora) ->io offenbaren, s. H i 2 2 , 1 6 : „Wie ein Strom ist hin gegossen ihr (der Tora) Geheimnis" (so der Midr). |l P ^ 119»: Was bedeutet n^saV. p-ny (zu stattlicher Bekleidung Jes 23,18)? Das ist der, der die Dinge bedeckt "saan (geheimhält), die der „Alte an Tagen" (•*»/• P"P? Dn7,9) bedeckt bat Und was sind das für Dinge? Das sind die Geheimnisse der Tora rnip. -^r-o (Raschi: nasie n»sö r*»ic-3 n v r e i ) ; andre sagen: Das ist der, der die Dinge bekanntmacht, die der Alte der Tage bedeckt hat. Was sind das für Dinge? Das sind die Gründe der Tora "%->B m i r (die Gründe, die für die Festsetzung der einzelnen Gesetzesbestimmungen maß gebend gewesen sind, zß für die Durchlochung des Ohrs des Sklaven Ex 21,6 oder für die Ausschließung des Eisens vom Altarbau Dt 27,5, s. TBQ 7,5.6). || Sanh 21 b R. Jiccbaq (um 300) hat gesagt: Warum sind die Gründe der Tora n-nn *a*o nicht bekanntgemacht worden? Siehe, in zwei Schriftstellen sind ihre Gründe bekannt gemacht worden; da ist durch sie ein Großer der Welt zu Falle gekommen. Es steht geschrieben: „Er halte sich nicht viele Weiber, daß sein Herz nicht abtrünnig werde' Dt 17,17; Salomo sprach: Ich werde viele halten u. nicht abtrünnig werden. Und es steht geschrieben: „Und es geschah in der Zeit, da Salomo alt geworden, wendeten seine Weiber sein Herz ab zu anderen Göttern" 1 Kg 11,4. Ferner steht geschrieben: „Er halte sich nicht viele Pferde" Dt 17,16; aber Salomo sprach: Ich werde viele halten u. doch das Volk nicht nach Ägypten zurückführen. Und es steht geschrieben: „Es kam ein Gespann herauf aus Ägypten für 600 Sekel Silbers u. ein Pferd für 150* 1 Kg 10,29. || Neue P*siqtha (Jellinek, Beth ha-Midr 6,47): Unsre Rabbinen haben ge lehrt: In der Zukunft wird Gott dasitzen u. ihnen die Gründe der Tora m i r -»*ts ent hüllen, weshalb er uns das Schwein (s. Dt 14,18) u. Blut u. Fett (s. Lv7,22—27) u. e
Q
:
Fleisch in Milch (s. Ex 23, 19) verboten hat — Die ganze Stelle s. im Exkurs: „Sch ol" usw. III, 4, m Ende. — Zu den kosmologischen u. theosophischen Geheimlehren vgl. Exkurs: „Memra Jahves" Nr. 2,d; Exk.: „8ch ol" usw. III, 3, f (pChag 2,77*,57). e
e
13,12 %: W e r da hat,
dem w i r d g e g e b e n
werden.
Vgl. Spr 1,5; 9,9. — B^akh 55*: R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Gott gibt Weis heit nur dem, der Weisheit besitzt, s. Dn 2,21: „Er gibt Weisheit den Weisen u. Wissen den Einsichtigen." Rab Tachlipba b. Ma?araba hörte es u. sagte es vor R. Abbahu (um 300). Dieser sprach zu ihm: Ihr lehrt»es auf Grund jener Stelle; wir lehren es, weil es heißt: „In das Herz aller, die weisen Herzens sind, habe ich Weisheit gegeben" Ex 31,6. || M kh Ex 15,26 ( 5 3 ) : „Wenn du hörend hören wirst" Ex 15,26. Von hier aus hat man gesagt: Wenn ein Mensch auf Ein Gebot hört, so läßt man ( = Gott) ihn auf viele Gebote hören, s.: Hörend wirst du hören (so der Midr). Wenn ein Mensch Ein Gebot vergißt, so läßt man ihn viele Gebote vergessen, s.: „Wenn du vergißt, so wirst dn e
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Matth 13,12 ( « . 8 )
661 e
Jahve vergessen* Dt 8,19 (so der Midr). Diese Auslegung scheint nach 54» R. J hoscbuaf, um 90, zur seinigen gemacht zu haben. — Parallelstellen: M kh Ex 19,5 ( 7 0 ) ; in andrer Form SDt 12,28 § 79 (91 ). Zwei ähnliche Aussprache von Schimfon b. fAzzai (um 110) in M k h E x 15,26 ( 5 4 ) . || B rakh 4 0 : R. Z fira (um 300), nach andren R. Chanina b. Papa (um 300) hat gesagt: Komm u. sieh, daß Gottes Art nicht ist wie die Art von Fleisch u. Blut. Bei den Menschen ist es so, daß ein leeres Gefäß etwas aufnimmt, aber nicht ein volles Gefäß; aber bei Gott ist es nicht also; bei ihm nimmt ein volles Gefäß auf, aber kein leeres; s.: «Hörend wirst du hören* Ex 15,26, d. h. wenn du hörst, so wirst du (weiter) hören; wenn aber nicht, so wirst du nicht hören. Eine andre Erklärung: Wenn du auf Altes hörst, wirst du auf Neues hören; wenn sich aber dein Herz abwendet, so wirst du nichts mehr hören. — Parallelstelle: Sukka 4 6 . '| BQ 9 2 : Raba (f 352) fragte den Rabbah b. Mari: Woher läßt sich das Wort beweisen, das die Leute zu sagen pflegen: Den Armen verfolgt die Armut? Er antwortete: Aus dem, was wir gelernt haben (Bik 3, 8): Die Reichen brachten ihre Erstlinge dar in silbernen u. goldenen Körben, u. die Armen in Rutenkörben aus abgeschälten Weiden trieben ; diese Körbe u. die Erstlinge wurden den Priestern gegeben. (Die Armen mußten ihre Körbe abgeben, während die Reichen sie behielten). Er sprach zu ihm: Du sagst es auf Grund dieser Stelle, ich sage es auf Grund dieser Stelle: (Der Aussätzige) rufe: Unrein, unrein! (Lv 13,45.) (Zu seinem Elend hat der Aussätzige selbst noch diesen Schimpf zu fügen.) Das Sprichwort wird auch Chull 1 0 5 zitiert, il Aboth 1,13 Hillel, um 20 v. Chr., pflegte zu sagen: Wer sich einen (großen) Namen machen will, verliert seinen Namen, u. wer nicht (zu seinem Wissen) hinzufügt, der macht (seinem Wissen) ein Ende. || BB 1 2 : Wem man ( = Gott) Unheil sendet, dem sendet man nicht alsbald Glück, u. wem man Glück sendet, dem sendet man nicht alsbald Unheil. — Nur der erste Teil des Sprichworts in BQ- 7 8 . II Midr Qoh 1, 7: Eine Matrone fragte den R. Jose b. Chalaphta (um 150) u. sprach zu ihm: Was bedeutet: „Er gibt Weisheit den Weisen u. Wissen den Einsichtigen" D n 2 , 2 1 ? Hätte die Schrift nicht sagen sollen: Er gibt Weisheit den Nicht weisen u. Wissen den Nichteinsichtigen? Er antwortete: Ein Gleichnis. Wenn zu dir zwei Menschen kommen, um von dir Geld zu borgen, einer ist reich u. der andre ist arm, wem von ihnen leihst du, dem Reichen oder dem Armen? Sie sprach: Dem Reichen. Er sprach: Und warum? Sie antwortete: Wenn der Reiche mein Geld verliert, so hat er, wovon er bezahlen kann; aber wenn der Arme mein Geld verliert, wovon soll er mir zahlen? Er sprach zu ihr: Und wollen deine Ohren nicht hören, was du mit deinem Munde aussprichst? Wenn Gott Weis heit den Törichten gäbe, so wurden sie sitzen u. davon sprechen in den Aborten u. Theatern u. Badeanstalten; allein Gott hat Weisheit den Weisen gegeben, u. diese sitzen u. sprechen davon in den Synagogen u. Lehrhäusern. || Ferner s. bei Mt 25,29. e
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13,12 25: W e r n i c h t hat, v o n dem w i r d g e n o m m e n werden, w a s er hat. c
GnR 20 (13 ) : R. Acha (um 320) u. R. Asi (um 300) haben im Namen des R. Hoscha ja (um 225; so lies; Bacher, Pal. Amor. 1, 102. 3) gesagt: Gott sprach zur Schlange; T hatte dich zum König über das Vieh u. das Wild gemacht, aber du hast nicht gewollt; ich hatte dich geschaffen, daß du in aufrechter Haltung einhergehen solltest wie der Mensch, aber du hast nicht gewollt, so wirst du auf deinem Bauche einhergehn; ich hatte dich geschaffen, daß du Speisen wie der Mensch essen solltest, aber du hast nicht geWollt, so wirst du Staub alle Tage deines Lebens essen. Du wolltest Adam töten u. die Eva heiraten; bei deinem Leben! „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir u. dem Weibe" (Gn 3, 15). Hieraus lerne: was sie begehrte, wurde ihr nicht gegeben, u. was in ihrer Hand war, wurde von ihr genommen um bvt -n^ar n a \ Ebenso finden wir es bei Qain, Qorach, Bilfam, Doög, Achithophel, Gehazi, Absalom, Adonijjahu, fÜzijjahu u. Haman: was sie begehrten, wurde ihnen nicht gegeben, u. was in ihrer Hand war, wurde von ihnen genommen. Parallelstellen: TSota4,17—19 (301); Soja 9 . j| TSota4,16 (301): Wie (die ehebrecherische Frau) dem Ehemann verboten ist (zur FortC N
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Matth 13,13. 14 f.
662
setzung der Ehe), so ist sie dem Buhlen verboten (zur Eingehung der Ehe), weil sie ihre Augen auf einen gelenkt hat, der ihr nicht bestimmt ist. Was sie begehrte, wird ihr nicht gegeben, u. was sie in ihrer Hand hatte, wird von ihr genommen. — Dasselbe als Bar Sota 9 mit dem Zusätze: Denn von jedem, der seine Augen auf etwas lenkt was ihm nicht gehört, gilt: was er begehrt, gibt man ( = Gott) ihm nicht, u. was in seiner Hand ist, nimmt man von ihm. a
13,13: W e i l sie s e h e n d n i c h t s e h e n u. h ö r e n d n i c h t h ö r e n noch verstehen. b
Chag 1 2 Bar: R. Jose (um 150) sagte: Wehe den Menschen, die sehen u. nicht wissen, was sie sehen; die stehen und nicht wissen, worauf sie stehen! || GnR 91 (57«)„Jakob sah, daß Getreide in Ägypten war* Gn 42,1. Wie, war denn Jakob in Äg., daß er das Getreide in Äg. sah, weil die Schrift sagt: Er sab, daß Getreide in Äg! war? Und hat er nicht zu seinen Söhnen gesagt: „Siehe, ich habe gehört, daß Getreide in Äg. ist" G n 4 2 , 2 ? Allein von dem Tage an, da Joseph gestohlen war, war der heilige Geist ( = Geist der prophetischen Begabung) von Jakob gewichen, so daß er sah u. nicht sah, hörte u. nicht hörte ? « - r i3»si rw> -IJ-SI nsi-.
13,14f.: Jes 6, 9 f. in der r a b b i n i s c h e n B
Literatur.
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M kh Ex 19,2 («19 ): R. Elsazar b. Jose (um 180) trug öffentlich vor: „Sooft man sie bedrängte, empfand er (Gott) selbst Bedrängnis" Jes 6 3 , 9 ; u. er sprach: „Doch mein Volk sind sie" Jes 63, 8. Wie, war es denn nicht vor ihm offenbar, daß sie ihn täuschen würden? Die Schrift sagt lehrend: „dennoch" T X ; es war ihm offenbar. Und was wollen nun die Worte sagen: „Ich will ihnen zum Helfer werden"? (so zitiert der Midr Jes 63,8). Er will sagen: Nicht wie Menschenkindern, die Verdruß bereiten werden, will ich ihnen helfen, sondern wie M., die dereinst in Ewigkeit nicht an ihm treulos handeln werden. (Gott errettet also Israel in der Gegenwart trotz aller Untreue, weil er auf die zukünftige Treue hinausblickt.) Ebenso heißt es: „Sie beredeten ihn mit ihrem Munde, mit ihrer Zunge logen sie ihm. Ihr Herz war aber nicht fest an ihm u. sie hielten nicht treu an seinem Bund" Ps 78, 36 f. Und trotzdem heißt es daselbst (Vers 38): „Aber er ist barmherzig, sühnt Missetat" (wiederum weil er die spätere Umkehr sieht). Ferner heißt es: „Mache das Herz dieses Volkes stumpf u. beschwere seine Ohren u. verstreiche seine Augen, daß es nicht sehe mit seinen Augen u. mit seinen Ohren höre u. sein Herz Einsicht gewinne; kehrt es aber um, so wird ihm Heilung" J e s « , 10 (so der Midr). Kehrt es in Buße um: die Worte wollen bewirken, daß es umkehrt u. ihm Heilung wird. |i RH 17 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Groß ist die Buße, denn sie zerreißt den Gerichtsbeschluß (Gottes) über einen Menschen; b
s.: „Mache das Herz dieses Volkes stumpf usw u. kehrt es um (in Buße), so wird ihm Heilung" Jes «, 10. Rab Papa (f 376) sagte zu Abaje (t 338/39): Vielleicht bezieht sich das auf die Zeit vor der Fassung des (göttlichen) Gerichtsbeschlusses. Er ant wortete: Es steht geschrieben: „und es wird ihm Heilung (Milderung)". Was bedarf der Milderung? Sage: Das ist der Gerichtsbeschluß (also war er bereits gefaßt). || M g l 7 : Aus welchem Grunde hat man die Benediktion r.ztvr („Buße", die 5. Bitte des Achtzehn-Gebets) nach der Benediktion n:-s (Erkenntnis, Einsicht) gesagt? Weil es heißt: „Sein Herz wird Einsicht gewinnen, daß es umkehrt u. ihm Heilung wird* Jes 6,10. Wenn dem so ist, dann sollte man die Benediktion nsie- „ Heilung" (Nr. 8) gleich nach nairr sagen. Meine das nicht; denn es heißt: .Er soll umkehren zu Jahve. so wird er sich sein erbarmen, u. zu unsrem Gott, denn er will reichlich vergeben" Jes 55, 7. Aber warum stützest du dich gerade auf diese Stelle? Stütze dich auf jene, Jes 6, 10. An einer andren Stelle steht geschrieben: „Der dir alle deine Sünde vergibt, der Heilung schafft all deinen Gebrechen, der aus der Grube dein Leben erlöst" Ps 103,3f.: man sollte also nVns? „Erlösung" (Nr. 7) u. rrtrr.- (Nr. 8) nach der r.rrbz „Vergebung" Nr. 6) sagen. Aber es heißt: „Er kehrt um u. es wird ihm Heilung* Jes 6.10. Diese Heilung ,in Jes 6.10) meint uicht eine H. der Krankheiten (wie die ps'f), sondern ü
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Matth 18, 14 f. 16
ODO
eine H., die in der Vergebung nn*Vo besteht. || Seder ElijR 1 6 ( 8 2 ) : ( E I D Gelehrten schüler fragt den im großen Lehrhaus zu Jerusalem erscheinenden Propheten Elias:) Rabbi, wodurch unterscheidet sich Jesaja, der Sohn des Amoc, von allen übrigen Pro pheten, die alle Güter u. Tröstungen Israel geweissagt haben? Ich (Elias) antwortete ihm: Mein Sohn, weil er die Herrschaft des Himmels (Gottes) mit Freude auf sich genommen hat, vgl. Jes 6 , 8ff.: »Da hörte ich die Stimme Jahves sprechen: Wen soll ich senden u. wer wird ausgehen? Da sagte ich: Siehe, da bin ich, sende mich! Und er sprach: Gehe hin u. sage zu diesem Volke da: Höret nur immerzu u. versteht's nicht, u. sehet immerfort, aber merket's nicht. Mache das Herz dieses Volkes stumpf u. beschwere seine Ohren u. verstreiche seine Augen, daß es nicht sehe mit seinen Augen u. mit seinen Ohren höre u. sein Herz verstehe, so daß es umkehrte (in Buß fertigkeit) u. ihm Heilung würde." — Wie, wolltest du etwa meinen, daß Gott kein Wohlgefallen an der bußfertigen Umkehr Israels habe (wie es die Schlußworte der Jesajastelle zu besagen scheinen)? Das sei ferne. Gleich einem König von Fleisch u. Blut, dessen einziger Sohn in einer Provinz weilt. Er schickt einen Gesandten an ihn u. läßt ihm sagen: Schlachte viele Ochsen, iß Fleisch u. viele Lämmer u. trinke viel Wein! Da fing er (der Sohn) an zu schlafen u. wurde träge in der Bearbeitung der Äcker u. Rieselfelder. Und das alles (war vom König befohlen worden doch nur) damit der Sohn des Königs hinausgehe, um mit ihm (dem Gesandten) die Arbeit auf dem Felde zu verrichten, u. damit sein Vater käme u. an ihm Befriedigung fände. Allein Gott weiß, daß Jesaja die Antwort nicht an ihrer (richtigen) Stelle wiedergegeben hat. In der Tat, von denen, über die es heißt: „Frei offen soll Jerusalem liegen vor Menge an Menschen u. Vieh in ihrem Innern; u. ich will ihr sein zur feurigen Mauer ringsum" Sach 2 , 8 f . ; über die es weiter heißt: „Wiederum werden sitzen Greise n. Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems" Sach 8 , 4 — von denen sollte Gott auf die Frage: „Bis wie lange, Jahve?" Jes 6 , 1 1 gesagt haben: „Bis daß die Städte verheert sind bewohnerlos u. die Häuser menschenleer"?! Fürwahr der Mensch muß wissen, vor wem er steht, u. was er sagen soll vor dem, der größer ist als er selbst! Die Gelehrten haben gelehrt (Aboth 4 , 1 8 ) : „Suche deinen Genossen nicht zu besänftigen in der Stunde seines Verdrusses." — Die Meinung der Stelle geht dahin, daß Jes. Gott mißverstanden u. Gottes Worte in ihr Gegenteil verkehrt habe, gerade so wie es der Gesandte im Gleichnis mit den Worten des Königs tat: während Gottes Auftrag an Jes. die Herbeiführung bußfertiger Gesinnung auf seiten Israels bezweckte, verkehrte Jes. durch Mißverständnis der göttlichen Antwort (in Vers 1 1 ) Gottes Worte dahin, daß die Verstockung Israels in Unbußfertigkeit als beabsichtigter Zweck (in Vers 1 0 ) erscheint. || Diese Stellen zeigen, daß die alte Synagoge Jes 6 , 1 0 nicht von einem Gottesgericht zur Verstockung Israels verstanden hat; das letzte Zitat polemisiert aus drücklich gegen solche Auffassung. Dementsprechend wird der mit seinem »t**-. an u. für sich zweideutige Targum zu Jes 6 , 1 0 so wiederzugeben sein: Mache stumpf das Herz dieses Volkes u. schwer seine Ohren u. dunkel seine Augen, ob sie nicht viel leicht « « r mit ihren Augen sehen u. mit ihren Ohren hören u. mit ihrem Herzen aufmerken ü. umkehren möchten, daß ihnen vergeben werden könnte.
13,16: S e l i g e u r e A u g e n , daß sie s e h e n , u. eure O h r e n , daß sie h ö r e n . Man preist selig den, der Großes sieht, Herrliches erlebt, Schönes sagt, Segen wirkt u. dgl. Ps Sal 4 , 2 3 : Selig fiaxügioi, die den Herrn in ihrer Unschuld fürchten. | 5 , 1 6 : Selig fittxtrgiog, dessen Gott in hinreichendem Maße gedenkt. | 6 , I: Selig (Aaxt'tQiog der Mann, dessen Sinn bereit ist, des Herrn Namen anzurufen. I 1 7 , 4 4 : Selig (xaxäQio?, wer in jenen (messianischen) Tagen leben wird u. schauen darf das Heil Israels. Ähnlicli 1 8 , 6 ; s. auch 1 0 , 1 . — || Als R. Eifazar b. fArakh (um 9 0 ) u. R. Jehoschuaf b. Chananja (um 9 0 ) unter Anteilnahme der oberen Welt einen Vortrag über die Wagen-
Matth 13,16.17. 18 erscheinung Ezechiels gehalten haben, ruft ihr Lehrer Rabban Jochanan b. Zakkai (t nm 80) Chag 14 aus: Heil dir T*" ««. Abraham, unser Vater, daß EUazar b. tArakh aus deinen Lenden hervorgegangen ist! Heil euch u. Heil eurer Mutter! Heil meinen Augen, daß sie solches sahen I K I R\*V -:** "->»« csrilrv —r s i D S ~ T K ! || Joma 8 9 ' R.SAqiba(tum 135) hat gesagt: HeiL euch a s - B K , Israel! vor wem steht ihr rein da u. wer ist es, der euch reinigt? Euer Vater im Himmel. II tEr 53 : (R. J hoschua?, um 90 küßt einen Knaben, der eine kluge Rede geführt hat, mit den Worten:) Heil euch] Israeliten! denn ihr seid alle große Gelehrte von den Großen an bis bin zu den Kleinen. || Joma 87«: Heil den Gerechten c p - t s V on-n-jt«! Nicht genug, daß sie selbst Verdienste besitzen, sie erwerben auch Verdienste für ihre Kinder u. Kindeskinder bis ans Ende aller Geschlechter. . . . Wehe den Gottlosen D*y»->V on^ ! Nicht genug, daß sie sich selbst verschulden, sie laden auch Schuld auf ihre Kinder u. Kindeskinder bis ans Ende aller Geschlechter. || Nach der Bar Joma 86» sagen die Leute von einem wohlgesitteten Torabeflissenen: Heil seinem Vater, der ihn Tora lernen ließ; Heil seinem Lehrer, der ihn Tora lehrte! || Apok Bar 54,10: Heil meiner Mutter unter denen, die geboren haben, u. gepriesen sei unter den Weibern sie, die mich geboren hat. || TanchB ->a->ea § 14 (7a) „Er umgab ihn, hatte auf ihn acht, behütete ihn wie seinen Augapfel" Dt 32,10. Was heißt: „er umgab ihn"? Er umringte ihn mit den Wolken der Herrlichkeit; „er hatte auf ihn acht", er gab ihnen Einsicht in die Worte der Tora; „er behütete ihn", selig die Ohren, die hörten. — Ferner s. bei Mt 5, 3 Nr. 1; Lk 11, 27. b
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13,17: V i e l e P r o p h e t e n u. G e r e c h t e b e g e h r t e n zu s e h e n . . . u. h a b e n n i c h t g e s e h e n . e
M kh Ex 15,2 (44a): „Dieser ist mein Gott, den will ich rühmen" Ex 15,2. R. ElUezer (um 90) sagte: Woher kann man sagen, daß eine Magd am Meer gesehen hat, was weder Ezechiel noch alle übrigen Propheten gesehen haben? Weil es von diesen heißt: „In Gleichnissen redete ich durch die Propheten" Hos 12,11; u. ferner heißt es: „Der Himmel tat sich auf u. ich sah göttliche Gesichte" Ez 1,1. Gleich einem König von Fleisch u. Blut, der in eine Stadt kam; ein Kreis von Menschen umgab ihn, Helden zu seiner Rechten u. zu seiner Linken, Truppen vor ihm u. hinter ihm; alles fragt: Welches ist der König? Denn er ist Fleisch u. Blut wie jene (die ihn umgeben u. ohne weitere» nicht von diesen zu unterscheiden). Aber als sich Gott am Meer offenbarte, hatte keiner von ihnen zu fragen: Welches ist der König? Sondern als sie ihn sahen, erkannten sie ihn, u. alle hoben an u. sprachen: „Dieser ist mein Gott, den will ich rühmen!" — Eine ähnliche Ausführung liest man von R. Hoscha?ja (wohl der II. ge meint, um 300) DtR 7 (204 ) u. von R. B rekhja (um 340) ExR 23 (85 ) . || Targ Jerusch I Nu 24, 3: Ausspruch Bilfams, Sohns des B ?or, u. Ausspruch des Mannes, der geehrter ist als sein Vater; denn die verborgenen Geheimnisse, was vor den Propheten verhüllt war, wurde ihm offenbart. — Ähnlich so das. Vers 4 u. 15. || M kh Ex 19,11 (72»): „Am dritten Tage wird Jahve vor den Augen des ganzen Volkes herabkommen" Ex 19,11, das lehrt, daß sie in jener Stunde gesehen haben, was Ezechiel u. Jesaja nicht gesehen hat; s. Hos 12,11: „In Gleichnissen redete ich durch die Propheten." c
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13,18: Ihr nun h ö r e t das G l e i c h n i s v o m Säemann. Trotz der großen Fülle von Gleichnissen in der rabbin. Literatur wird eine ausdrückliche Auslegung der einzelnen Züge eines Gleich nisses verhältnismäßig sehr selten gegeben. Meist begnügt man sich damit, den Hauptgedanken der Parabel bei der Anwendung nachklingen zu lassen, indem man die Einzeldeutung dem Hörer überläßt. e
A u s g e f ü h r t e B e i s p i e l e : Midr Qoh 5,11: R. B rekhja (um 340) hat gesagt: Ein Gleichnis. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem König, der einen Garten hatte, den er seinem Sohn übergab. Wenn sein Sohn seinen Willen tat, achtete der König
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darauf, wo sich eine schöne Pflanze in der Welt befand; sie pflanzte er dann im Garten seines Sohnes an. Wenn aber sein Sohn nicht seinen Willen tat, achtete er darauf, welche Pflanze schön u. herrlich im Garten war; die riß er dann aus. .Der König, das ist Gott; der Garten, das ist die Welt, nach andren Israel. Wenn diese den Willen Gottes tun, achtet er darauf, wer ein Gerechter unter den Völkern der Welt ist, wie zB Jethro, Rahab, Ruth u. Antoninus (der Freund Rabbis); einen solchen bringt er dann u. schließt ihn (als Proselyten) an Israel an. Wenn diese aber nicht seinen Willen tun, hat er darauf acht, wer ein Gerechter in Israel ist, u. den nimmt er dann von ihnen (durch den Tod). — pB rakh 2, 5 , 65 verwendet bereits Resch Laqisch (um 250) dies Gleichnis in einer Leichenrede auf R. Chijja b. Ad(d)a, den Neffen des Bar Qappara. NuR 16 (180 ): R. Acha, der Ältere, eröffnete seinen Vortrag mit: „Verdorrt ist das Gras, verwelkt die Blume; aber das Wort unseres Gottes wird ewiglich bestehn" Jes 40,8. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem Könige, der einen Freund hatte. Er vereinbarte mit ihm u. sprach: Geh mit mir, so werde ich dir ein Geschenk geben. Er ging mit ihm, starb aber. Der König sprach zu dem Sohn seines Freundes: Obwohl dein Vater gestorben ist, so will ich doch von dem Geschenk, das ich ihm versprochen habe, nicht zurücktreten; komm u. nimm du es in Empfang. Ebenso verhält es sich hiermit (oder: so ist die Bedeutung t a t n 7 3 ) ; der König, das ist der König aller Könige, u. der Freund ist Abraham, s. Jes41,8; Gott sprach zu ihm: Komm, gehe mit mir, s. Gn 12,1: er vereinbarte mit ihm, ihm ein Geschenk zu geben, 8 . Gn 13,15.17. Gott sprach zu Mose ( = Sohn im Gleichnis): Obwohl ich mit den Vätern vereinbart habe, ihnen das Land zu geben, u. sie gestorben sind, so trete ich doch nicht zurück, vielmehr „das Wort unsres Gottes wird ewiglich bestehn" Jes 40,8. || Midr Qoh 5,10 (28»): Der Patriarch R. J huda (I. oder IL?) sagte ein Gleichnis. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem König, der einen Weinberg hatte, den er einem Pächter übergab. Der König sprach zu seinen Knechten: Geht, leset meinen Weinberg u. nehmt meinen Teil u. legt den Teil des Pächters an seinen Ort! Sie gingen sofort u. taten nach dem Wort des Königs. Da fing jener Pächter an zu schreien u. zu weinen. Der König sprach zu ihm: Habe ich denn irgendetwas von dem Deinigen genommen? Habe ich denn nicht von dem Meinigen genommen? Er antwortete: Mein Herr König, solange dein Teil bei meinem Teil war, war mein Teil gesichert vor Raub u. Diebstahl; jetzt da du dein Teil dahingenommen hast, siehe, liegt mein Teil da zu Raub u. Diebstahl. Der König, das ist der König aller Könige, Gott; der Pächter, das ist der Vater u. die Mutter eines Menschen. Solange die Seele ( = Gottes Anteil) im Menschen ist, bleibt dieser erhalten; wenn er aber stirbt, siehe, so ist er für die Made u. das Gewürm da, s. Hi 25,6. || Weitere Beispiele P siqR 10 (35b); ExR 20 (82»); ferner s. TanchB P I O » § 10 bei Mt 13,38; Tanch -"»*« 178» bei Mt 18,27; Tanch » e r 110» im Exkurs: Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg Nr. 8. e
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13,19 %: J e d e r d e r das W o r t v o m R e i c h e h ö r t . . . . Zu den vier Klassen von Hörern in Mt 13,19—23 vgl. Aboth 5,15: Vier Arten gibt es unter den vor den Gelehrten (als Schüler) Sitzenden: Schwamm, Trichter, Seiher u. Sieb. Dem Schwamm gleicht, wer alles aufsaugt; dem Trichter, wer auf der einen Seite aufnimmt u. auf der andren hinausläßt; dem Seiher, wer den Wein hinausläßt u. die Hefe zurückbehält; dem Sieb, wer das Staubmehl hinausläßt u. das Kraft mehl zurückbehält. 13,19 33: K o m m t der
Böse.
0 novqobq = snn; dies war im Rabbin. keine gangbare Bezeichnung des Satans; s. S. 422 f. bei Mt 6,13. 1
Wohl der um 320 n. Chr. lebende Gelehrte, Bacher, Pal. Amor. 3,157.
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Matth 13,21.22
13,21 9 : Er hat k e i n e W u r z e l in
sich.
Sir 40,15 (hebr.): Die Wurzel des Ruchlosen liegt auf einer Felsen klippe (u. vergeht), sbis ;u
spr- «nw. Vgl. auch Sir 2 3 , 2 5 ; Weish 4 , 3 .
13,21 95: Wenn T r ü b s a l o d e r V e r f o l g u n g um des W o r t e s w i l l e n e n t s t e h t , n i m m t er s o f o r t A n s t o ß . c
NuB 16 (181 ): In bezug auf jenes Geschlecht (von Nu 14,1) hat Jesaja gesagt: „Am Tage deines Pflanzens umzäuntest du es, u. am Morgen brachtest du deine Saat zur Blüte* Jes 17,11, d. i. an dem Tage, da er gedachte euch in das Land zu pflanzen, seid ihr zu Schlacken o-i-o (Deutung von Jes 17,11) geworden; „u. am Morgen brachtest du deine Saat zur Blüte", bevor die Hitze a?» kam, blühtet ihr. . . .
1 3 , 2 2 : Die S o r g e
der W e l t z e i t u. der B e t r u g des R e i c h t u m s e r s t i c k t das W o r t .
Beca 15l> Bar: Einmal saß R. Elifezer (um 90) u. trug den ganzen Tag hindurch die den Festtag betreffenden Halakhoth vor. Die erste Schar (seiner Zuhörer) ging fort (weil ihnen der Vortrag zu lang wurde). Er sprach: Das sind die Besitzer von Tonnen. Als die zweite Schar fortging, sagte er: Das sind die Besitzer von Fässern. Von der dritten Schar sagte er: Das sind die Besitzer von Krügen; von der vierten Schar sagte er: Das sind die Besitzer von Flaschen; von der fünften Schar sagte er: Das sind die Besitzer von Bechern. Als auch die sechste Schar fortzugehn anfing, sagte er: Das sind die Besitzer des Fluches (der Armut). Er richtete seine Augen auf seine Schüler, deren Mienen sich zu verändern anfingen, u. sprach: Meine Kinder, nicht von euch rede ich, sondern von denen, die fortgegangen sind, die das Leben der Ewigkeit dahinten lassen, um sich mit dem Leben der flüchtigen Stunde zu befassen. (Je mehr Wohl habenheit im Hause, desto früher verläßt man die gottesdienstlichen Vorträge, um das festliche Mahl daheim zu bereiten u. die Freuden der Tafel zu genießen.) — Die Wendung: „Das Leben der Ewigkeit dahinten lassen, um sich mit dem Leben der flüchtigen Stunde zu befassen" findet sich im Munde des R. Schimfon b. Jochai (um 150) Schab 3 8 ; im Munde des R. Jochanan (f 279) T a ? a n 2 1 ; im Munde Rabas (t 352) Schab 10». — Den Gegensatz von ü'f.y «>n u. n y » - n verwendet auch R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) pB«rakh 3, 6 , 17. — R. Pin chas b. JaSr* (um 200) stellt Midr HL 1,1 ( 7 9 ) gegenüber: „Das Leben der flüchtigen Stunde dieser Welt" u. „Das Leben der zukünftigen Welt". || G i t 7 0 : Von 8 Dingen ist ein großes Maß schädlich u. ein geringes Maß zuträglich: Wandern, Beischlaf, Reichtum, Arbeit, Wein, Schlaf, warmes Wasser (als Bad u. Trank) u. Aderlaß. — Raschi bemerkt in bezug auf großen Reichtum: er läßt das Torastudium vernachlässigen u. macht das Herz hochmütig. || Joma 3 5 : Der Arme u. der Reiche kommen in Gottes Gericht. Beide fragt man: Warum hast du dich nicht mit der Tora beschäftigt? Antwortet der Arme: Ich mußte mich um meinen Lebensunterhalt be mühen, so verweist man ihn auf Hillel u. dessen Armut. Antwortet der Reiche: Ich mußte mich um meine Güter bemühen, so verweist man ihn auf R. Eifazar b. Charsom u. dessen Reichtum. — Die ganze Stelle s. S. 650 bei Mt 12,41. II ExR 31 ( 9 1 ) : Als Salomo den Tempel erbaut hatte, sprach er in seinem Gebet zu Gott: Herr der Welt, wenn ein Mensch zu dir betet, daß du ihm Vermögen, ;-"3v, geben möchtest, u. du weißt, daß es ihm schädlich ist, so gib es ihm nicht. Wenn du aber siehst, daß einem Menschen sein Reichtum zuträglich ist, so gib ihm. || Aboth 4 , 9 : R. Jonathan * sagte: Wer die Tora in Armut hält, wird sie schließlich in Reichtum halten; wer die Tora im Reichtum vernachlässigt, wird sie schließlich in Armut (d. h. vor Armut) vernachlässigen. b
a
a
e
b
a
b
d
1
e
Bacher, Tann. 2, 499. 2 ; Amor. 3, 335. 9 will Pin chas b. Chama (um 360) lesen. Es scheint der um 140 n.Chr. lebende Schüler des R. Jischma el gemeint zu sein; s. Bacher. Tann. 2, 354. 2. 2
?
Matth 13,25.27
667
13, 25 %: W ä h r e n d d i e L e u t e s c h l i e f e n , kam s e i n e
Feind.
e
M kh Ex 17,8 (61 »): R. J hoschua; (um 90) u. R. Eifazar Chisma (um 110) haben gesagt: Weil sich die Israeliten von den Worten der Tora abgesondert hatten, kam (Amaleq wider sie; denn der Feind kommt nur wegen der Sünde u. Übertretung. — Andre sagten: Rephidim Ex 17,8 bedeutet das Erschlaffen der Hände D - T - TPB->; weil die Israeliten ihre Hände von den Worten der Tora abgezogen hatten, kam der Feind wider sie; denn der Feind kommt nur wegen des Abziehens der Hände von der Tora, s. 2 Chr 12,1 f. iz&Q6s = ttai«, Bezeichnung des bösen Triebes = Satan; s. Exkurs: Der gute u. der böse Trieb Nr. 4, b (Sukka 52»); Nr. 6, f (AbothRN 16; SDt 11,18 § 45); Nr. 7, d (GnR 54). 1
13,25
8$: Er s ä t e L o l c h i n m i t t e n
des Weizens.
Zi£äviov, Lolch oder Tollkorn, lolium temulentum, eine Grasart, die etwa 0,60 Meter hoch wird u. schwärzliche Körner bringt, Weizenkörnern an Größe nachstehen.
Die im Altertum
die den
verbreitete
Meinung, daß der Lolch entarteter Weizen sei, begegnet auch im Rabbin. in jener haggadischen Etymologie, die den hebr. Namen -pit, aram. K ^ T , mit dem Verbum n;t „buhlen" in Verbindung bringt. Eil 1,1: Weizen u. Lolch "psw gelten nicht als Mischsaaten untereinander (sie werden also nicht als verschiedene Fruchtarten gerechnet). || T r u m 2 , 6 : Bei allem, was nicht Mischsaat untereinander ist, darf man die Hebe vom Besseren für das Schlechtere absondern, aber nicht vom Schlechteren für das Bessere. Wenn man aber (aus Versehen) die Hebe vom Schlechteren abgesondert hat, ist die Hebe gültig, nur nicht, wenn man sie von Lolch y i v i für Weizen abgesondert hat, da jener nicht zur Speise dient (ungenießbar ist). || GnR 28 (18»): R. fAzarja (um 380) hat im Namen des R. J huda b. Simon (um 320) gesagt i" Alles hatte zur Zeit des Flutgeschlechts sein Tun verderbt Der Hund begattete sich mit dem Wolf u. der Hahn mit dem Pfau; das meint: „Alles Fleisch hat seinen Weg verderbt" Gn6,12. Alle „Menschen" haben ihren Weg verderbt, steht nicht geschrieben, sondern alles „Fleisch" (also auch die Tierwelt) hat seinen Weg verderbt. R. Lulianai b . Tabrinai (um 330) hat im Namen des R. Jicchaq (um 300) gesagt: Auch die Erde buhlte T W T ; hatte man Weizen in sie gesät, so brachte sie Lolch •psw hervor. Dieser Lolch wächst seit der Zeit des Flutgeschlechts. || pKil 1,26 , 34: R. Ba b. Zabda (um 270) hat gesagt: An einigen Orten läßt man ihn (den Lolch) für die Tauben stehn. R.Jona (um 350) hat gesagt: Der Lolch ist eine Art Weizen; aber auch die Früchte buhlen, s.: „Damit nicht die Erde buhle" Lv 19,29 (so der Midr); aus dieser Stelle sieht man, daß die Früchte buhlen. || NuR 4 (141*>): Gott sprach: „Teuer bist du in meinen Augen" Jes 43,4. Allen Völkern der Welt habe ich keine Zählung gegeben, aber dir (Israel) habe ich eine Zählung gegeben. Gleich einem König, der viele Tennen hatte, u. alle waren befleckt u. voll von Lolch cair, darum achtete er nicht auf ihre Zählung; u. er hatte Eine Tenne; er sah, daß sie schön war; er sprach zu seinem Hausvogt: Jene Tennen sind befleckt u. voll von Lolch, deshalb achtete ich nicht auf ihre Zählung; aber bei dieser nimm zur Kenntnis, wieviel Kor sie enthält, wieviel Säcke, wieviel Scheffel. . . . e
e
d
13,27: D i e K n e c h t e ( S k l a v e n ) d e s H a u s h e r r n . olxodeanöirjg =
r^an ^>sa, meist der Haus- oder Grundbesitzer.
Pea 4 , 1 : Der Feldrand wird gegeben von dem, was am Boden haftet. Vom aufgezogenen Wein u. von der Palme nimmt der Besitzer n-arr ^j>a ab u. verteilt es an die Armen, j 5, 7: Eine Garbe, die die Arbeiter (auf dem Felde) vergessen haben, aber nicht der Besitzer r>*an b?a, oder die der Besitzer vergessen hat, aber nicht die Arbeiter, oder vor welche sich die Armen gestellt baben oder die sie mit Stoppeln bedeckt 1
Notarikondeutung, s. Einl. 107 Nr. 30.
Matth 13,29.30.31 ( * )
668
haben, siehe, die gilt nicht als Vergessenes. — Domai 5, 7; Wer vom Besitzer kauft u. dann noch einmal etwas von ihm kauft, darf von dem einen für das andre verzehnten.
13,29: Damit ihr nicht, wenn i h r den L o l c h sammelt, z u g l e i c h d a m i t den W e i z e n a u s r e i ß e t . a
BQ 9 2 : Baba (t 352) sagte zu Rabbah b. Mari (um 320): Aus welcher Schrift, stelle läßt sich das Sprichwort beweisen: Mit der Unkrautsstaude wird der Kohl ge züchtigt ( = ausgerissen; Sinn: der Unschuldige muß mit dem Schuldigen leiden)? Er antwortete: Weil geschrieben steht: «Warum hadert ihr wider mich? Ihr alle habt an mir gefrevelt!" Jer2,29. („Ihr alle", also auch der Prophet.) Er sprach zu ihm: Du sagst es auf Grund dieser Schriftstelle; ich sage es auf Grund von: „Wie lange weigert ihr euch meine Gebote u. meine Weisungen zu beobachten?" E z 16,28. („Ihr" also auch Mose u. Ahron werden zu den Widerspenstigen gezählt.) || B M 8 3 s. S. 672 bei Mt 13,39 8 . b
a
13, 30: B i s zur E r n t e . Vgl. Midr Ps 8 § 1 ( 3 7 ) u. Midr HL 8,14 Ende bei Vers 41. 18,30: M e i n e S c h e u e r . Hierzu s. bei Mt 3,12.
13,31 9 : D a s H i m m e l r e i c h i s t g l e i c h e i n e m S e n f k o r n . Si'vam,
aivamq
»Senf", hebr. Vrnrj, aram. «Vr-iri.
Die Mischna kennt zwei Senfsorten. Eil 1,1: Der (gewöhnliche) Senf u. der ägyp tische Senf gelten nicht als Mischsaaten untereinander. || Als heterogen werden Senf u. ein Kraut namens ]t^\ (= Xatffttvtj, lapsana, Andorn) angesehen. Kil 1,5: Der Senf u. der "Joe?, obgleich sie einander ähnlich sind, sind Mischsaaten untereinander. Der Senf wurde teils als Körnerfrucht, teils als Gemüse angebaut; s. zB TMafas 3,7 (84): Hatte man den Senf der Körner wegen ausgesät u. sah man ihn dann als Ge müse (Grünkraut) an, so müssen die Körner u. das Kraut verzehntet werden. |l Die Körner wurden durch Einlegen oder Versüßen schmackhaft gemacht; a b besonderer Leckerbissen galt Ochsenzunge in S. bereitet. Doch wird vor häufigem Genuß des S. gewarnt. Auch als Taubenfutter fanden die Körner Verwendung. Von der Senfstaude wurden namentlich die Blütenknospen als menschliche Speise hergerichtet. Die Blüten selbst hatten als geflüchtetes Bienenfutter Ruf. TSchab 8, 9 (120): (Wer am Sabbat aus einem Bezirk in den andren hinausträgt) Lauch, Senf, Lupinen u. alles, was sonst eingelegt wird, sei es nachdem, sei es bevor man es süß gemacht hat, in der Grüße einer getrockneten Feige (der macht sich der Sabbatentheiligung Bchuldig). Vgl. TMSch l, 13 (87). II Schab 134 Bar: Man darf (am Sabbat) den S. nicht in seinem Siebe sieben, man darf ihn nicht durch eine Holzkohle süß machen. Aber in einer Bar ist doch ge lehrt worden: Man darf ihn durch eine Kohle süß machen! Das ist kein Widerspruch. In dem einen Fall handelt es sich um ein glühendes Metallstück als Kohle u. in dem andren um eine Holzkohle. Vgl. TJom tob 3,15 (206). II NuR 13 ( 1 6 9 ) : (R. S c h ^ u ß l b. Nachman, um 260, hat gesagt:) Alles, was in den sechs Schöpfungstagen geschaffen ist, bedarf der Zubereitung, der Senf zB. bedarf der Versüßung. — Derselbe Satz im Munde des R. Hoscha?ja (um 225) einem Philosophen gegenüber GnR 11 (8 ). || BM 8 6 : Warnm holte Abraham drei Rinder? Es wäre doch an einem genug gewesen! Rab Chanan b. Rabba (um 250) hat gesagt: Um ihnen (den drei Männern Gn 18,1 f.) drei Zungen mit Senf als Speise vorzusetzen. In Chullin 133 sagt Raba, f 852: Wir wollen «ine Zunge in S. essen. || B rakb 4 0 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Wer S. alle dreißig Tage einmal zu essen pflegt, hält Krankheiten von seinem Hause fern, aber nicht, wer ihn täglich ißt, weil er schädlich ist in bezug auf Schwächung des Herzens. || TSchab 14, 8 (131): Man darf (am Sabbat) den S. von einer Stelle nach einer andren schaffen, weil er Futter für die Tauben ist. — Dasselbe als Bar pSchab 18,16°, 27; Schab 128*. || TMafas 3,7 (84): R. J hoschua? (um 90) hat gesagt: Mein lebelang hat H
b
C
1
u
e
a
e
1
Die Zahl drei wird gefolgert aus den 3 Adjektiven Gn 18,7.
b
Matth 13,31 ( « . » ) . 18,32.83 (Nr. 1)
669
sich mein Herz nicht erdreistet, einem Menschen zu sagen: Geb, pflocke dir die Senfknospen ab n. lege sie ein, n. dn bist frei von der Absonderung der Zehnten. || Mafas 4 , 6 : Rabban Gamliel (um 90) sagte: Die Blutenknospen des S. sind zehntpflichtig. || B B 2 , 1 0 : Man muß Senfaussaaten von Bienenstöcken fernhalten (weil Bienen, die auf Senfblüten gehen, ihren eignen Honig verzehren, Raschi). R. Jose (um 150) erlaubte es nach BB 18», weil der Besitzer des Senffeldes zu dem der Bienen sagen konnte: Statt daß du zu mir sagst: .Entferne deinen S. von meinen Bienen*, entferne du deine Bienen von meinem S.; denn sie kommen u, verzehren die Blüten meines S. — Dass. BB 25 . b
13,31 93: E r s ä t e e s a u f s e i n e n
Acker.
Der Senf wird auch von der Mischna zu den Feldfrüchten u. nicht zu den Gartenfrüchten
gerechnet; sein Anbau auf Gartenbeeten
war
geradezu untersagt. Eil 3 , 2 : Alle Arten Feldsämereien sät man nicht auf ein (Garten-)Beet u. alle Arten Gemüse (Grünzeug) sät man auf ein (Garten-) Beet. Der Senf u. die kleinen Erbsen sind Feldsämereien, die große Erbse ist eine Gemüseart. || TKil 2,8 (75): Auch wenn man den Senf aussät, um ihn als Gemüse zu verwenden, sät man ihn doch nicht auf ein (Garten-)Beet. 13, 32 21: D a s z w a r d a s k l e i n s t e i s t u n t e r a l l e n
1
Samenkörnern.
Die geringfügigste Quantität pflegte man mit der Größe eines Senfkornes zu bezeichnen. e
d
pB rakh 5 , 8 , 36: Wenn eine Frau einen Tropfen (Blut) wahrnimmt so groß wie ein Senfkorn, sitzt sie u. wartet die sieben Tage der Reinigung ab; T«?? nt->xa, dafür B rakh 3 1 : »-nr» oi w o = ein Blutstropfen wie ein Senfkorn. || Lv R 31 (129 >: R. Hoschasja b. Schammai aus Cäsarea (um 370) hat im Namen des R. Jicchaq b. Z fira (im 4. Jahrh.) gesagt: Nie geht das Sonnenrad unter, bevor es nicht geworden ist wie ein Senfkorn Blut. (Beweis durch Analogieschluß aus mite Ps 19,6 u. Gn 18,11.) || Nidda 5,2: ^Geschlechtliche Ausflüsse beim Mann) verunreinigen, so gering sie auch sein mögen, selbst bei so wenig wie ein Senfkorn sn-nn y-soa, u. noch weniger als das. e
a
b
e
13,32 1.
23: I s t e s g r ö ß e r als d i e K r ä u t e r u. w i r d e i n B a u m .
/i«£ov
TOJV Xaxdvcov. — Daß der Senf, auch wenn er in erster
Linie der Körner wegen angebaut wurde, doch auch zum Grünzeug (td Xd%ava =
p n ^ , aram. «jyri) gerechnet werden konnte, zeigen die
Zitate TMa$as 3,7 u. TKil 2 , 8 bei Vers 31 % u. 25. 2. y i r s T c c i
dbvdoov. b
Siehe pPea 7,20", 53 bei Vers 8. — Aus K^h 1 1 1 stehe hier folgendes: Als Bar hat Rab Joseph (f 333) vorgetragen: In Sichin •prrw wurden einmal einem Manne von seinem Vater drei Senfstangen hinterlassen; die eine von ihnen brach ab, u. man fand an ihr 9 Qab Senf u. mit ihrem Holz deckte man eine Töpferhütte. 8
Zu dem ganzen Parabel wort Vers 31 f. vgl. Ta'an 4 : Raba ( f 352) hat gesagt: Ein Gelehrter gleicht dem Korn unter der Erdscholle; wenn er einmal emporgeschossen ist, schießt er immer weiter empor. 1 3 , 3 3 : In d r e i S e a W e i z e n m e h l , b i s a l l e s d u r c h s ä u e r t w a r . 1. adtov = nj$$, Plur. vw? u. rvixo, aram. n^o, determ. « r « ö . — Von l
dem später gebräuchlichen Seamaß nahm man an. daß es um l& größer 1
Die Negation fehlt im Text, ist aber notwendig.
Matth 18,38 (Nr. 1.2). 13, 85 ( « )
670
sei als das biblische, a — Drei Sea rechnete man auf das Bath oder Epha;t> nach unten setzte man 1 Sea = 24 Log oder 6 Qab.c Nimmt man an, daß 1 Sea =
13,131 Liter war, so betrug 1 Qab 2,1885 Liter, l L o
fc
0,547 Liter, 1 Epha oder i Bath 39,393 Liter. - Der Preis für 1 Sea Brotmehl l
wird öfters mit k Sela'< = 1 Zuz oder 1 Denar (etwa 65 $) angegeben, d a. M n 7 , 1 : Fünf jerusalemische Sea sind sechs Wüstensea. b. M n 7 7 : Wie 1 Bath 3 Sea enthält, so enthält auch 1 Epha 3 Sea. || Targ Onk Ex 1 6 , 3 6 : 1 fOmer ist der 10. Teil von 3 Sea. (Statt „ 3 Sea" hat der Grundtext „1 Epha", also ist 1 Epha — 3 Sea gesetzt) c. pT rum 1 0 , 4 7 , 2 0 : Wieviel beträgt 1 Sea? 24 Log. |j Para 1,1 entsprechen 3 Brötchen, die aus 1 Qab Mehl gebacken sind, 18 Brötchen, die aus 1 Sea gebacken sind« also 1 Sea = 6 Qab. d. Pea 8 , 7 : Man gibt einem Armen, der von Ort zu Ort wandert, nicht weniger (aus der Armenkasse) als ein Brot für ein 1 Pondion (bei einem Preise) von 4 Sea (Mehl) für 1 Selaf. Die gleiche Preisbestimmung ?Er 8, 2. — Da 1 Selaf 4 Denare oder 4 Zuz betrug, so kostete 1 Sea Brotmehl ( = 13,13 Liter) 1 Zuz oder 1 Denar = rund 65 Pf. — 1 Pondion ( = 2 As) war der 4 8 . Teil von 1 Selaf oder der 12. Teil von 1 Zuz also rund = 5,5 Pf. Für 5,5 Pf. erhielt man mithin ein Brötchen, das aus dem 12. Teil von 1 3 , 1 3 Liter Mehl, d. h. aus rund 1,1 Liter Mehl bereitet war. e
e
a
e
b
2. £
e
13,35
9 : Das durch
den P r o p h e t e n
[Jesaja]
a
Gesagte.
l
Hoatov ist als Glosse zu tilgen, „Prophet" steht in weiterem Sinn,
wie im Rabbin. Qoheleth ein Prophet genannt wird, oder wie die Geschichtsbücher
des ATs zu den prophetischen
Schriften
gerechnet
werden, a Als Prophet konnte jeder bezeichnet werden, durch den der heilige Geist, d. h. der Geist der Inspiration,
der prophetischen Be-
gabung, redete, b In diesem Sinn wird Asaph, dem das Zitat hier angehört (s. Ps 78,2), schon 2 Chr 29,30 ntn „Seher" =
Prophet genannt.
a
a. Midr Qoh 1, 1 ( 4 ) : Bei drei Propheten wurde ihre Prophetie, weil diese Worte der Kränkungen (Strafen) enthielt, an ihren Namen geknüpft: Worte Qoheleths (Qoh 1, l ) , Worte des Arnos (Am. 1,1), Worte des Jeremia (Jer 1, 1). || BB I 4 Bar: Die Reihenfolge der Propheten (der prophetischen Bücher im Kanon) ist: Jos, Ri, Sm, Kg, Jer, Ez, Jes u. die zwölf (kleinen Propheten). || BB 1 2 : R. Abdimi aus Chaipha (um 2 8 0 ) hat gesagt: Seit dem Tage, da das Heiligtum zerstört ward, ist die Prophetie von den Propheten genommen u. den Gelehrten gegeben worden. So wäre also der Gelehrte (vordem) kein Prophet gewesen? Er hat es so gemeint: Obwohl sie von den Propheten genommen worden ist, ist sie von den Gelehrten nicht genommen worden. || Targ Qoh 1 , 1 : Worte der Prophetie, die Qoheleth geweissagt hat *=:ns-. b. Genau so, wie es von einem Ausspruch des Propheten Jes oder Jer heißen kann: „Das ist im heiligen Geist durch Jes, durch Jer gesagt worden* (zB P^iqR 1 5 8 ; 1 6 2 ; 198"), wird von einem Wort Davids oder Salomos gesagt: „Das ist im heiligen Geist durch David, durch Salomo gesagt worden*, zB P siqR 1 6 1 " mit Bezug auf Ps 31», 1U; I 6 0 mit Bezug auf HL 8, 9 ; Midr Qoh 1, 1 mit Bezug auf Spr 2 2 , 2 9 . b
a
a
b
e
a
Matth 13, 35 (®). 13, 38. 39 ( « )
671
Damit werden sämtliche alttest. Autoren mit den Propheten im engern Sinn auf gleiche Linie gestellt.
13, 35 39: Ich will in G l e i c h n i s s e n m e i n e n Mund ö f f n e n , will s e i t G r u n d l e g u n g (der W e l t ) V e r b o r g e n e s v e r k ü n d i g e n . b
Midr Ps 78, 2 (172 ) gibt folgende Auslegung dieses Verses: Damit man dir nicht sage: Die Psalmen sind keine Tora (Lehre), so wisse: auch sie sind Tora; u. auch die Propheten sind Tora; deshalb heißt es Ps 78, 1: „Vernimm, mein Volk, meine Tora." Und nicht die Worte allein, sondern auch die Rätsel n - r n n u. die Gleichnisse n h v o sind Tora. Ebenso hat Gott zu Ez gesagt: „Du Menschenkind, bilde ein Rätsel u. sprich ein Gleichnis zum Hause Israel" Ez 17, 2; ebenso hat Salomo gesagt: „Daß man verstehe Gleichnisspruch u. schwierige Rede, die Worte der Weisen u. ihre Rätsel" Spr 1,6. Darum sagt Asaph: „Auftun will ich in Gleichnisrede meinen Mund, will aussprechen Rätsel aus der Vorzeit" Ps78, 2. Man sagte zu Asaph: Woher weißt du das, hast du es etwa gesehen? Er antwortete: Durch Hörensagen weiß ich es, wie es heißt (Vers 3): „Was wir hörten, so daß wir es wissen, u. unsere Väter uns erzählten." || Targ Ps78,2 hat die rii-n „Rätsel" verwandelt in 137:7 „Freuden": Ich will in Gleichnisrede meinen Mund auftun, ich will Freuden (Freudiges) aussprechen aus der Vorzeit.
13,38: D e r A c k e r ist die W e l t . In einigen jüdischen Gleichnissen wird die Welt mit einem Garten verglichen; s. Midr Qoh 5.11 ( 2 8 ) S.664L bei Vers 18. — Ferner TanchB r - w § 10 ( 3 ) : R. Jannai (um 225) hat gesagt: „Jahve ist in seinem heiligen Tempel, Jahve, der im Himmel seinen Thron hat — seine Augen sehen, seine Wimpern prüfen die Menschenkinder" P s l l , 4 . Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem König, der einen Garten hatte, in den er Arbeiter brachte; am Eingang des Gartens aber befand sich ein Schatzhaus voll von allem Guten. Der König sprach: Wer seine Arbeit von ganzer Seele tun wird, der soll seinen Lohn von hier empfangen; wer aber seine Arbeit nicht von ganzer Seele tun wird, den lasse ich in meinen Palast kommen, um ihn zu richten. Wer ist dieser König? Das ist der König aller Könige, Gott; u. was ist der Garten? Das ist diese Welt. Gott hat die Menschenkinder hineingesetzt, daß sie die Tora beobachten, u. hat mit ihnen vereinbart u. zu ihnen gesagt: Wer die Tora in Wahrheit beobachtet, siehe, vor dem liegt der Gan fEden ( = Schatzhaus im Gleichnis); wer aber die Tora nicht in Wahrheit beobachtet, siehe, vor dem liegt der Gehinnom. Gott sprach: Obwohl es so scheint, als ob ich meine Sch°khina (göttliche Gegenwart) von dem (zerstörten) Heiligtum nach oben zurückgezogen habe, so sehen doch meine Augen! Parallelstelle: ExR 2 (68 ) . a
Ü
b
13,39 %: D i e E r n t e ist die V o l l e n d u n g (das Ende) d e r W e l t z e i t . avvxäXeia ctlüvog. — Entsprechende Ausdrücke finden sich: Assumptio Mosis 12, 4: usque ad exitum saeculi. — 4 Esra 7,113: finis temporis hujus. — Apok Bar 27,15 u. 3 0 , 3 : finis temporum; 2 9 , 8 : ad finem temporis; 54,21: in fine saeculi vindicta erit de iis, qui improbe egerunt; 6 9 , 4 : in fine saeculi; 83,7: consummatio vero saeculi tunc ostendet virtutem magnam gubernatoris eius, quando omnia venient ad Judicium. — Ass Mos 1,17:.in consummatione exitus dierum. — Dn 12, 4: r£ py -tr, LXX: iuis xnipov awieXslag; 12,13: y ^ ' ~ Vit, L X X : ovvxiXeia r)ps()tür; 7,26 aram.: «s-o - " , LXX: eas iftovs, vgl. das bloße rpjs 12,13. — Die Targumim geben das alttest. =*^~ r*" ~«s wieder mit m*^* spas = „am Ende der Tage", zB Onk u. J rusch I Gn 49, 1. — Im Rabbin. bezeichnet das ungemein häufige VP.n (eigentlich: bestimmte Zeit, Termin) das Ende, d. h. den Anbruch der messian. Zeit, zB. Derekh Erec 10: R. Jose (um 150) sagte: Wer das Ende ypn ( = Tage des Messias) angibt (berechnet), hat keinen Teil an der zukünftigen Welt. — Sachlich nicht verschieden davon ist apya mca „am Ende an der Ferse" = ganz am Ende, zB Midr HL 1, 8 (89 ), s. oben S. 86 bei Mt 2,15. ,
e
b
Matth 13,39 ( » ) . 18,41
672
13,39 8 : D i e S c h n i t t e r s i n d E n g e l . Gott als Vertilger der Dornen in seinem Weinberg BM 881>: R. Eifazar b. Schimfon (um 180) nahm (in römischen Diensten) Diebe fest. Da ließ ihm R. J'hoschuaf b. Qarcha (um 150) sagen: Essig, Sohn des Weines (unedler Sohn eines edlen Vaters, nämlich des R. Schimfon b. Jochai), wie lange willst du das Volk unsres Gottes zur Tötung preisgeben? Er ließ ihm sagen: Domen vertilge ich aus dem Weinberg! Er ließ ihm sagen: Da möge der Herr des Weinbergs ( = Gott) kommen u. seine Dornen vertilgen!
13,41: D e r M e n s c h e n s o h n w i r d s e i n e E n g e l s e n d e n . Die von der Mitwirkung der Engel beim Endgericht handelnden Stellen aus den Pseudepigraphen s. bei M t 2 5 , 3 1 . Aus der rabbin. Literatur kommt hier in Betracht: a
Midr P s 8 § 1 ( 3 7 ) : „Dem Musikvorsteher n-rsn W, ein Psalm von David* Ps8 1. Das meint die Schriftstelle: „Schlaget die Sichel au, denn ausgereift ist die Ernte! Kommt, tretet, denn voll ist die Kelter* Joel 4,13. Zu wem wird Gott sagen: „Schlaget die Sichel an*? R. Pin chas (um 360) bat im Namen des R. Chilqijja (um 320) gesagt: Zu den Engeln. Die Rabbinen aber sagten: Zu den Israeliten; denn diese singen weder bei der Getreideernte ->-xp noch bei der Weinlese -»-sa noch beim Olivenpflöcken (pico, man erwartet das Subst. p " 0 « ) , sondern nur an der Kelter, wie es heißt: „Dem Musikvorsteher nach dem Keltergesang (so scheint der Midr P T W ZU fassen), ein Lied von David* Ps 8,1. „Getreideernte*, das geht auf Babel s. Jer 51, 33; „Weinlese", das geht auf Griechenland s. Sach 9,13 (diese Stelle ist ohne Beweiskraft; man wird Vers 15 heranzuziehen haben); „OlivenpflQcken*, das geht auf Medien s. Esth7,10 (der Midr scheint bei „Baumstamm" an einen Olivenbaum gedacht zu haben); „Kelter*, das geht auf Edom ( = Rom) s. Jes 63, 3. — Du findest die Erlösung an vier Wörter gehängt: „Weinlese*, „Getreideernte", „Gebärerin* u. „Balsam", u. wenn sie vor ihrer Zeit losgerissen werden, haben ihre Besitzer keinen Nutzen von ihnen. Das meint die Stelle: „Schlaget die Sichel an, denn ausgereift ist die Ernte" (hier ist die Erlösung an das Wort „Getreideernte" "i"*p geknöpft). An „Weinlese", s.: „Wenn Winzer a ^ n a Ober dich kommen, werden sie keine Nachlese lassen" Jer 49, 9; an „Gebärerin*, s.: „Er wird sie hingeben bis zu der Zeit, da die Gebärerin geboren bat* Micha 5,2. An „Balsam", s.: „Flieh, mein Lieber, u. mach' dich der Gazelle gleich oder dem Jungen der Hirsche auf den Balsambergen!" HL 8,14. — Im Anschluß an diese allegorisch auf\die Enderlösung ausgelegte Stelle HL 8, 14 sei verwiesen auf Midr HL 8,14 Ende: Mit viererlei wird die Erlösung (pVito) Israels verglichen: mit der Getreideernte, der Weinlese, Balsam u. der Gebärerin. Mit der Getreideernte: wenn ein Feld vor der Zeit abgeerntet wird, ist selbst das Stroh nicht gut; wenn zur rechten Zeit, so ist es gut; das meint: „Schlaget die Sichel an, denn ausgereift ist die Ernte" Joel 4,13.— Mit der Weinlese: wenn man in einem Weinberg die Weinlese hält vor der Zeit, ist selbst der Essig nicht gut.; wenn zur rechten Zeit, so ist er gut. So heißt es: e
1
i » narr o^a Jes 27, 2, das will sagen: Ist der Weinberg zu Wein geworden (völlig ausgereift), dann schneide ihn (nfe i m doppelsinnig: „schneide ihn" oder „be singe ihn"). — Mit Balsam: wenn Balsamstauden abgepflückt werden, solange sie weich u. frisch sind, so verbreitet sich kein Duft von ihnen; wenn sie aber trocken sind u. dann abgepflückt werden, verbreitet sich Duft von ihnen. — Mit der Gebärerin: wenn ein Weib vor der Zeit gebiert, so kann das Kind nicht leben; wenn aber zur rechten Zeit, so bleibt es am Leben. Darum steht geschrieben: „Er wird sie hingeben 1
e
P siq 187* fragen die Israeliten Gott: Wie wird das Gericht (über die Völker) zur Ausführung gelangen? Werden sie in die Hand der Engel gegeben werden oder werden sie im Gehinnom bestraft werden? Gott antwortet: Alles hängt von euch ab u. die Vollmacht liegt in eurer Hand, sie zu töten mit jeder beliebigen Todesart: der Biuträcher soll den Mörder töten Nu 35, 21; ferner s. Ez 25,14.
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Matth 18,41.42.43
bis zu der Zeit, da die Gebärerin gebiert* Micha 5, 2. — Die Tendenz der Stelle geht darauf, daß Israel die Zeit der Erlösung nicht drangen, nicht mit Gewalt herbeibringen soll. — Der Gedanke an eine Mitwirkung der Engel beim Endgericht klingt nur leise an. Tanch trotita, 16»: Wenn Gott die Völker richten wird (am jüngsten Tage), richtet er ihre Götter (d. h. ihre Engelfürsten) mit ihnen, s. Jes 66,16 (hierzu S. Midr HL 2,1 [95*] im Exkurs: Gerichtsgemälde usw.). Wenn sie im Feuer nicht bestehen können, fliehen sie, u. Gott sitzt u. sendet wider sie Engel mit Halseisen u. Ketten, u. sie werfen sie ins Feuer, s. Mal 3,19. — Dasselbe TanchB O-CE-.B § 10 Anfang. II Midr Ruth 1,1 (s. Exkurs: Gerichtsgemälde usw.) wird ausgeführt, daß der Engel Mikhaöl, statt Israel zu verteidigen, wegen ihrer Sünden im jüngsten Gericht verstummen werde. — Gibt es weitere hierher gehörende rabbin. Aussprüche?
13,42: Sie w e r d e n sie in den F e u e r o f e n w e r f e n . D o r t w i r d s e i n H e u l e n u. Z ä h n e k n i r s c h e n . 1. xctfuvog tov nvgög, ebenso Mt 13, 50; xdfiivog fisydXrj Offb 9, 2. Henoch 98,3: Weil ihnen (den Toren) Wissen u. Weisheit fehlt, werden sie zusammen mit ihren Schätzen, mit all ihrer Herrlichkeit u. Ehre untergehn u. in Schmach, durch Mord u. in großer Armut in den Feuerofen geworfen werden. — Die rabbin. Gelehrten haben den Gehinnom als Feuerofen bezeichnet auf Grund des Ausdrucks = „Ofen* in Jes 31,9 u. Mal 3,19. M k h E x 20,18 ( 7 8 ) : R.Nathan (um 160) sagte: Woher kann man sagen, daß Gott unsrem Vater Abraham den Gehinnom gezeigt hat? Weil es heißt: „Als aber die Sonne untergegangen u. dichte Finsternis eingetreten war, siehe da — ein Ofen" *v»r Gn 15,17; damit ist der G. gemeint, s.: „Er hat einen Ofen i-sr. in Jerusalem* Jes 31,9. (Nach dieser Stelle nahm man an, daß der Eingang zum G. dicht beiJerusalem liegen werde.) — Als weitere Belege s. GnR 26 (17»); Midr P s 21 § 5 ( 9 0 ) ; fAZ 3 ; GnR 78 (20»); ExR 15 (79»j im Exkurs Sch ol usw. II, 10, k; ferner fEr 19» u. P*siq 1 8 6 das. III, 10, bb. - Der Ausdruck „Ofen der Gehenna" auch 4Esra 7,36, s. genannten Exk. U, 8, b. |i Statt „Feuerofen* findet sich „Feuerpfuhl" kipyy rov nvgoe Offb 19,20; 20,10.14.15; 21,8; Hen 90,26f., s. Exk. S c h ^ l usw. III, 8, b. — Andre Be zeichnungen: loderndes Feuer Hen 100,9; hellbrennende Feuerflammen Hen 108,4f.; schmerzhaftes Feuer Hen 102,1; Flammenfeuer Ps Sal 12,4; ewiges Feuer (außer Mt 18,8; 25,41; Brief Jud 7) Test Seb 10; 4 Makk 12,12 u. gr. Baruchapok 4, sämtliche Stellen s. in Exk. Sch ol usw. II, 8, d. — Über die Feuerstrafe im G. handeln Exk. II, 8, 6 u. d—i. e
b
b
b
e
b
e
2. ßalovaiv. Hebr. -pnin, nna (aram. -na) u. -,r:. ExR 19 (81 °): Gott verwirft die Unbeschnittenen u. läßt sie hinabfahren (oder stürzt sie hinab) o-i^-m in den Gehinnom. — GnR 55 (35 ) : R. Jehoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: Von dort (vom Berge Morijja) wird Gott die Völker der Welt schleudern u. in den G. stürzen ^ " w a . — P siq 1 8 6 : R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Der G. befindet sich bei Jerusalem, u. Gott wird sitzen u. sie (die Völker) für schuldig erklären u. sie hinabstürzen p-"v» in den G. || Qid 4 0 : R. Eifazar b. Cadoq (um 100) hat gesagt: Gott vergilt reichlich Gutes den Gottlosen in dieser Welt, um sie (in der zukünftigen Welt) hinauszustoßen p-nes u. die unterste Stufe einnehmen zu lassen. II Midr HL 2,1 (95»): Die Gemeinde Israel spricht: Wenn ich hingegeben bin njipj in die Tiefen des G. b
e
b
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b
3. 6 xlavi>nög. — Geschrei u. Wehklage im G. wird äußerst selten erwähnt, s. Hen 108,3 ff. im Exkurs: Sch ol usw. II, 8, d. 4. ßovyfiog xäv OÖOVTOJV. — „Mit den Zähnen knirschen* = vi" » P1K> als Ausdruck der Wut u. der Verzweiflung der Verdammten, s. Midr Qoh 1,15'(11») im Exkurs: Sch ol usw. II, 3, d. e
1
e
13,43: D i e G e r e c h t e n w e r d e n l e u c h t e n w i e d i e S o n n e . Grundstelle D n l 2 , 3 . — Rabbin. Parallelen: SDt 1,10 § 10 (67») nebst Parallel stellen im Exkurs: Sch'ol usw. III, 3, m Ende; — GnR 12(9») oben S. 19. II Midr Qoh S t r a c k u. B i l l e r b e c k ,
NT I.
43
Matth 18,43.44
674 e
1,7 (8»): R. Jirm ja b. Eifazar (um 270) hat gesagt: Dereinst wird Gott das Licht (den Glanz) des Angesichts der Gerechten erneuern in der Zukunft, wie es heißt: „Die ih lieben, sind wie der Aufgang der Sonne in ihrer Macht" Ri 5,31. || Sanh 100«: R*. J hud° b. Simon (um 320) hat öffentlich vorgetragen: Wer sein Angesicht um der Worte der Tora willen in dieser Welt schwarz werden läßt (infolge von Entbehrungen), desse (Angesichts-)Glanz wird Gott in der zukünftigen Welt leuchten lassen, s.: „Sein An" blick wie der Libanon" HL 5,15. (Vermutlich ist mit „Libanon", wie oft, der Tempel gemeint.) e
13,44 9 : G l e i c h e i n e m im A c k e r v e r b o r g e n e n S c h a t z . e
d^rjaavQdg xexQVfiftevog — nnj? pgioi?«, 8 . P 8 119". b
L v R 5 ( 1 0 8 ) : Nach etlichen Tagen ging Abba Judan (in Antiochia, um 90), um auf der andren Hälfte seines Feldes zu pflögen. Während er pflügte, öffnete sich die Erde vor ihm u. seine Kuh stürzte dort hinein u. erlitt einen Bruchschaden. Er stieg hinab, um sie heraufzuholen; da erleuchtete ihm Gott seine Augen u. er fand dort einen Schatz nta-c. Er sprach: Zu meinem Besten ist das Bein meiner Kuh gebrochen! (Die ganze Stelle s. im Exkurs: Altjüdische Privat Wohltätigkeit Nr. 4, l . ) Parallelstelle pHor 3,48a, 39. || Midr HL4,13(116*): R. Schimfon b. Jochai (um 150) hat gelehrt: Gleich einem Menschen, dem an einem Ort voller Unrat ein Erbe zufiel. Der Erbe war träge u. ging hin u. verkaufte es für eine geringe Kleinigkeit. Der Käufer aber ging hin u. grub emsig darin u. fand darin einen Schatz w o . Davon baute er einen großen Palast. Dann ging der Käufer auf den Markt, u. Sklaven gingen hinter ihm her, die er von jenem Schatz gekauft hatte. Als das der Verkäufer.sab, grämte er sich u. sprach: Wehe, was habe ich da eingebüßt! Parallelstellen mit Abweichungen M kh Ex 14,5 (32a); P siq 84». — In ExR 20 (82°) ist an die Stelle des Schatzes im Acker eine in ihrem Wert verkannte Perlenschnur getreten. || pBM 2, 8 , 39: Alexander von Mazedonien zog hinauf zum König Qacja (wohl besser Ländername: «;e^p. K a a n i a ) . Dieser zeigte ihm viel Gold u. Silber. Alexander sprach zu ihm: Deines Goldes u. deines Silbers bedarf ich nicht; ich bin nur gekommen, um euer Verfahren kennen zu lernen, wie ihr verkauft u. richtet. Während er so mit ihm verhandelte, kam ein Mensch, der mit einem andren eine Rechtssache hatte ( y * ~ ) . Der letztere hatte nämlich von ihm ein Feldstück gekauft, u. als er es umgrub, fand er darin einen Schatz *ro~o von Denaren. Der Käufer nun sagte: Den Unrat (auf dem Felde) habe ich mitgekauft, aber den Schatz habe ich nicht ge kauft. Der Verkäufer sagte: Den Unrat u. alles, was sich darin befindet, habe ich ver kauft. Während sie so miteinander verhandelten, sprach der König zu dem einen von ihnen: Hast du einen Sohn? Er antwortete: Ja y x l Darauf sprach er zu dem andren: Hast du eiue Tochter? Er antwortete: Ja -ps! Da sprach der König: So verheiratet sie miteinander u. der Schatz gehöre ihnen beiden! Alexander begann zu lachen. Der König sprach: Warum lachst du? habe ich nicht schön entschieden? Wenn nun diese Rechtssache bei euch vorgelegen hätte, wie würdet ihr entschieden haben? AI. ant wortete: Man hätte diesen u. jenen getötet, u. der Schatz wäre dem König zugefallen. — Parallelen: P « s i q 7 4 ; GnR 33 ( 2 0 ) ; L v R 2 7 ( l 2 5 ) ; TanchB ^ O K § 9 ( 4 4 ) ; Tanch *"QK 173 . II Die Frage nach dem Eigenturasrecht an dem im Acker gefundenen Schatz ist juristisch nicht nach dem jüdischen Fundrecht zu beurteilen, sondern nach den zivilrechtlichen Bestimmungen über den Verkauf von Liegenschaften. BB 4,8 f. setzt darüber fest: Wenn jemand ein Feld verkauft, hat er (zugleich) die Steine verkauft, die für dasselbe nötig sind (um eine Mauer daraus zu errichten). Aber nicht hat er (zugleich) die Steine verkauft, die für dasselbe nicht nötig sind. . . . Wenn er aber zu ihm gesagt hat: Es selbst (das Feld) u. alles, was darin ist, siehe, so ist dies alles verkauft. e
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C
b
a
b
b
13,44 93: Er v e r k a u f t a l l e s , was er hat. * -i-b rra p »sa, s. zB P«s 49« bei Joh 2,1 Nr. 3, o. 3
b
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Matth 13,46.47
13,46: A l s er e i n e k o s t b a r e P e r l e fand. ficcoyccoirrfi (fictoyaoiug, (ictoyslXiov) rabbinisch = o ^ ^ i n a , xbvvg, p ^ B , »rvfc»."}ö.
K P * ^ « ,
l
Schab 119*: Joseph, der die Sabbate ehrte (*ao " "i?^> Sabbatverehrer, Beiname des in Rede stehenden Joseph), hatte in seiner Nachbarschaft einen Goi, der sehr viele Güter hatte. Zu diesem hatten Wahrsager *«nVa gesagt: Alle deine Güter wird Joseph, der S.Verehrer, verzehren. Da ging er bin, verkaufte alle Güter u. kaufte für sie eine Perle t t n « » * ^ , die er an seine Mütze setzte (durch Festnähen). Als er einmal in einer Fähre über ein Wasser fuhr, entriß ihm der Sturm seine Mütze n. warf sie ins Wasser, u. ein Fisch verschlang sie. Man zog (später) den Fisch aus dem Wasser u. brachte ihn an einem Freitag gegen Abend (in die Stadt). Man sagte: Wer wird ihn denn jetzt kaufen (so unmittelbar vor Sabbatanbruch)? Man sprach zu ihnen: Geht u. bringt ihn zu Joseph, dem S.Verehrer, der zu kaufen pflegt. Sie trugen ihn dorthin u. er kaufte ihn. Als er ihn aufriß, fand er die Perle darin, die er für 13 Maß (KP"*?"S) Golddenare verkaufte. — Vgl. die Geschichte von dem jüdischen Schneider in Rom, GnR 11 bei M t l 2 , 1 S. 613 f. || ExR 3 0 ( 9 1 ) : Gleich einem Kaufmann, der unterwegs übernachten wollte. Er hörte, daß Räuber sich auf dem Wege aufhielten. Was tat er? Er nahm seine Waren u. machte sie (durch Tausch) zu Edelsteinen u. Perlen H»!?*? ;; dann begab er sich auf die Reise. Als ihn die Räuber ergriffen, sprachen sie zu ihm: Was hast du in deinem Besitz? Er antwortete ihnen: Glas waren. Sie sprachen zu ihm: Wieviel sind sie wert? Er antwortete: Zwei oder drei Stück für ein Selaf. Sie sprachen unter einander: Deswegen sollten wir ihn töten? Sie ließen ihn los. Er kam in die Stadt u. begann seine Behälter zu öffnen u. setzte sich nieder zum Verkauf. Als jene Räuber dorthin kamen, sahen sie ihn, wie er saß u. verkaufte. Sie sprachen zu ihm: Wieviel kostet dies? Er antwortete: Das kostet 20 Goldstücke u. das 30 Goldstücke. Sie sprachen: Hast du uns nicht auf dem Wege gesagt: Zwei oder drei für ein Selaf? Er antwortete: Ja! allein in jener Stunde war ich an einem Ort des Todes; jetzt aber, wenn ihr mir seinen Preis nicht zahlen wollt, dürft ihr es nicht nehmen. So weiß ein Israelit, der ein Gebot erfüllt, in dieser Welt nicht den Lohn dafür, aber in der zuk. Welt, wenn sie den Lohn für die Gebotserfüllungen sehen werden, werden sie staunen. || Über „Perle" zur Bezeichnung eines schönen Ausspruchs s. bei Mt7,6 S. 447 f. b
1
13,47: Gleich e i n e m N e t z e , das . . . v o n a l l e r l e i A r t zusammenbringt. b
Chullin 6 3 : Abimi b. Abbahu (um 330) hat als Bar gelehrt: 700 Fischarten gibt es, 800 Arten von Heuschrecken u. Vögel ohne Zahl. || Über die Vergleichung der Menschen mit den Fischen sagt f AZ 3b. 4 » : Rab J huda (t 299) hat gesagt, Sch mugl (f 254) habe gesagt: Was heißt: „Du machst Menschen den Fischen des Meeres gleich, dem Ge würm, das keinen Herrscher über sich hat" Hab 1,14? Warum werden die Menschen mit den Fischen des Meeres verglichen? Um dir zu sagen: Wie die Fische, die im Meer leben, wenn sie aufs Trockene kommen, sofort sterben, so sterben auch alsbald die Menschen, wenn sie sich von den Worten der Tora u. von den Gebotserfüllungen scheiden. Eine andre Erklärung: Wie die Fische, die im Meer leben, sofort sterben, wenn die Sonne sie sticht, so sterben alsbald die Menschen, wenn die Sonne sie sticht. Eine andre Erklärung: Wie von den Fischen im Meer der, welcher größer ist als der andre, diesen verschlingt, so würde auch unter den Menschen, wenn nicht die Furcht vor der Regierung da wäre, der, welcher größer ist als der andre, diesen verschlingen. j| Eine Charakterisierung der Gelehrtenschüler nach vier Klassen von Fischen durch Gamliel, den Alten, s. bei Apg 5,34 Anm. f. e
e
1
b
aayrjvr) = onn «Schleppnetz", zB BQ 8 0 nebst Parallelen S. 185 f. 1
Diesen Gedanken hat bereits R. fAqiba (f um 135) in seinem Gleichnis von dem Fuchs u. den Fischen dem Pappos b. J huda gegenüber ausgeführt, Bar B°rakh 61b. 43* e
Matth 1 3 , 5 1 . 5 2 ( 1 1 . » 1 . 2 )
676
18, 49 f., dazu s. 1 3 , 3 9 - 4 2 . 13,51: Sie s p r a c h e n
zu i h m :
Ja!
Dem vai entspricht im Rabbin. -pn, aram. -px. C
e
Beispiele: pBM 2 , 8 , 39 S. 674; LvR 10 S. 560. || M n 10,3: (Beim Schneiden der Erstlingsgarbe L v 2 3 , 1 0 ) sagt man (zur Volksmenge): Ist die Sonne untergegangen? Sie antworten: Ja ^ ( = Ist die Sonne untergegangen? Sie antworten: Ja inj Ist dies die Sichel? Sie antworten: J a " ! Ist dies der Kasten? Sie antworten: Ja i-"r Ferner s. S. 336 f. bei 5,37. ' ! i
13, 52 9t: J e d e r S c h r i f t g e l e h r t e , für
der zum J ü n g e r g e m a c h t ist
das H i m m e l r e i c h .
ygafjifiaxevg /icc&rjxev&eig xjj ßaöiXela rmv OVQCCVWV. — Nach Dalman W o r t e Jesu 1, 87 könnte man im Jüdisch-Aram. dafür setzen:
bz
t^ouH Kni=bo(r)b *roJ>n t o m , jeder Schriftgelehrte, welcher Schüler des Gottesregiments ist. — V g l . auch "<pa „erfahren, kundig", das freilich etymologisch nicht entspricht. b
Qid 1 0 : Du bist kundig in den internsten Dingen der Tora m m -n-tna "»pa nrmpK th 5, 2 9 , 56 dafür: Du bist kundig in den Geheimnissen der Tora m i n •»•woa. || Joma 4 9 « : R. Ghanina (um 225) hatte Kenntnisse in der Heilkunde risic-ia ^pa. || Git 86b; Unsre Lehrer, die erfahren waren in der Halakha na'sn ->ana •ptrpan. e
d
13,52
33: E i n H a u s h e r r ,
der
seinem
Schatze
N e u e s u. A l t e s
entnimmt. 1. oixoSearcorrjg =
rnan i ? a , s. bei 13, 27.
2. « x xov &r)<xavQOV avxov. Git 6 7 » wird R. ?Aqiba mit einer vollen Schatzkammer, or>$ "ys, verglichen. Bar: Isi b.'J huda (um 170) hat das Lob der Gelehrten aufgezählt. (Er sagte:) R. Melr (um 150) ist ein Gelehrter u. ein (Dokumenten-)Schreiber. R. J huda (um 150) ist ein Gelehrter, wenn er will.» R. Tarphon (um 100) ist ein Nußhaufen. R. Jischmafel (tum 185) ist ein gefüllter Kramladen. R. ? Aqiba (fum 135) ist eine volle Schatzkammer. R. Jochanan b. Nuri (um 110) ist ein Korb der Spezereikrämer. R. Eifazar b. fAzarja (um 100) ist ein Korb mit Gewürzen. Die Mischna des R. Elifezer b. Jafaqob (1. um 90; II.' um 150) ist ein Qab (d. h. wenig umfangreich), aber rein (gediegen). R. Jose (b. Ghalaphta, um 150) hat die Rechtskunde bei sich (er ist die Rechtskunde in Person). R. Schimfon (b. Jochai, um 150) mahlt viel (studiert viel) u. läßt nur wenig heraus. Es ist gelehrt worden: Er vergißt wenig, u. was er herausläßt, läßt er nur als Kleie (Unbrauchbares) heraus. — Als Erläuterung dient eine Charakterisierung, die nach AbothRN 18 Anfang Rabbi über etliche Gelehrte gegeben hat: Den R. Tarphon nannte er einen Steinhaufen, nach andren einen Nußhaufen; wenn man eine von ihnen wegnimmt, dann fallen sie alle klappernd die eine auf die andren. Dem ähnlich verhielt es sich mit R. Tarphon: wenn ein Gelehrtenschüler zu ihm kam u. zu ihm sagte: Unterweise mich! dann brachte er herbei Schrift, Mischna (Traditionsstoff), Midrasch (Schriftbeweis), Halakhotb (fest gesetzte Rechtsnormen) u. Haggadoth (nichthalakhische Lehren); u. wenn er von ihm ging, war er des Segens u. alles Guten voll. Den R. f Aqiba nannte er einen vollen Schatz, 01V3 - a i « . Wem glich R. fAqiba? Einem Arbeiter, der seinen Korb nimmt u. auf den Acker geht. Findet er Weizen, so legt er ihn hinein, ebenso Gerste, Spelt, So wird mitLevy 1,235 a zu lesen sein statt oiVa-iis (verschlossene Schatzkammer). Raschi: Wenn er gelassen u. ruhig in seinen Worten sein wollte, war er ein Gelehrter. Die Erwähnung des R. Elifezer b. J. neben den Schülern ?Aqibas läßt an den Jüngeren dieses Namens denken; doch gilt J°b 49b obige Charakteristik dem Älteren. 1
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1
1
2
8
Matth 13, 52 ( » 2. 3). 13, 54 ( « )
677
Bohnen u. Linsen. Wenn er aber nach Hanse kommt, dann sucht er auseinander den Weizen für sich u. ebenso die Gerste u. den Spelt u. die Bohnen u. die Linsen. So hat es auch R. fAqiba gemacht: er machte die ganze Tora (Lehre) zu lauter Ringen. (Durch feste Gliederung u. sichere Abgrenzung der einzelnen Disziplinen machte er die Lehre handlich; ähnlich hat man das Gleichnis einen Handgriff oder eine Öse für die Tora genannt, s. S. 653 bei Vers 3.) Den R. Eifazar b. fAzarja nannte er einen Korb der Spezereikrämer. Wem glich R. Eifazar? Einem Krämer, der seinen Korb (oder Kasten) nimmt u. damit in eine Stadt zieht. Die Leute der Stadt kommen u. fragen ihn: Hast du feines ö l , hast du Balsam bei dir? So verhielt es sich auch mit R. Eifazar b. fAzarja: wenn Gelehrtenschüler zu ihm kamen u. ihm eine Frage aus der Schrift vorlegten, so antwortete er (aus der Schrift) u. ebenso wenn sie ihm eine Frage vorlegten aus der Mischna oder dem Midr oder den Halakhoth oder den Haggadoth (im Unterschiede von R. Tarphon, der seine Antworten aus allen möglichen Disziplinen hernahm). — Im Anschluß an diese Ausführung wird dann der obige Aus spruch des Isi b. J huda in knapperer Form u. mit mehrfachen Abweichungen gebracht. e
3. xaivd xai naXaid. e
AbothRN 18: Als R. J hoschuaf (b. Chananja, um 90) alt geworden war, kamen seine Schüler, um ihn zu besuchen. Er sprach zu ihnen: Meine Kinder, was Neues wnr-rt ne gab es für euch im Lehrhaus? — Fortsetzung bei Mt 7,6 S. 447 f. aus Chag 3 » . — In der Parallelstelle M kh Ex 13, 2 (23») sagt R. J hoschuaf zu den Schülern: Wäre es möglich, daß R. Eifazar b. fAzarja dort den Sabbatvortrag gehalten hätte, ohne euch etwas Neues zu sagen -on osb «rtn »V*,? Als er dann von dem Inhalt des Vortrags ge hört hat, sagt er: Gibt es etwas, was neuer wäre als dies? Siehe, ich bin ein Siebzig jähriger, u. erst heute bin ich gewürdigt worden, dies Wort zu hören. Weitere Paral lelen finden sich TSota 7,9 (307); pChag 1,75 , 34; Chag 3 . || Jad 4 , 3 : R. Jose, der Sohn der Damaszenerin (um 130) kam zu R. Elifezer (um 90) nach Lud; dieser sprach zu ihm: Was hattet ihr heute Neues «n*n im Lehrhaus? Er antwortete: Man hat ab gestimmt u. festgesetzt, daß f Ammon u. Moab (d. h. die Israeliten östlich vom Jordan) im Brachjahr den Armenzehnt abzusondern haben. Da weinte R. Elifezer u. sprach: „Das Geheimnis Jahves gehört denen, die ihn fürchten, u. sein Bund, daß er ihnen denselben kundtue* Ps 25,14. Geh u. sage ihnen: Macht euch keine Sorge (wegen eurer Abstimmung und eures Beschlusses); denn ich habe es von Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) empfangen, u. dieser hatte es von seinem Lehrer u. sein Lehrer wiederum von seinem Lehrer gehört u. so fort, daß es eine Halakha von Mose vom Sinai her ist, daß f Ammon u. Moab im Brachjahr den Armenzehnt abzusondern haben. — R. Elifezer leugnet damit, daß jene Festsetzung etwas Neues sei. Parallelstellen: TJad 2,16(683); Chag 3 als Bar mit einzelnen Ausschmückungen, ebenso Midr Ps 25 § 13 (107 ). || fEr 2 1 : „Neue, auch alte (Edelfrüchte), die habe ich, mein Lieber, dir auf bewahrt" HL 7,14. Die Gemeinde Israel spricht vor Gott: Herr der Welt, viele Vor beugungsbestimmungen habe ich über mich selbst festgesetzt (das sind die neuen Edel früchte), mehr als du über mich festgesetzt hast ( = alte Edelfrüchte), u. ich habe sie gehalten. Rab Chisda (f 309) sprach zu demjenigen unter unsren Rabbinen, der die Aggada vor ihm ordnete "nc-v ( = vortrug): Ist dir vielleicht zu Ohren gekommen, was „neue, auch alte" bedeutet? Er antwortete ihm: Das eine sind die leichten Gebote, das andre die schweren. Er sprach zu ihm: Ist denn die Tora zu verschiedenen Malen (nach u. nach) gegeben worden (dafi die einen Gebote älter sind als die andren)? Viel mehr redet das eine von den Worten der Tora ( = alte Früchte) u. das andre von den Worten der Schriftgelehrten (-= neue Früchte). e
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13,54 91: E r l e h r t e sie in i h r e r S y n a g o g e . idldaaxev avrovg iv ti) awaytayfi avxmv. — Die Berechtigung zum Lehren stand jedem zu, der dazu befähigt war; s. Exkurs: Der alt jüdische Synagogengottesdienst.
Matth 13,54 (8). 13,55.57
678 13,54
83: W o h e r k o m m t d i e s e m d i e s e W e i s h e i t u. d i e K r ä f t e ?
Da nach allgemeiner Annahme die Weisheit nur in den Schulen der Weisen u. durch den Umgang mit den Gelehrten
erworben werden
konnte, so schien die Frage, woher Jesu Weisheit stamme, berechtigt, da man von dessen Aufenthalt in einer Gelehrtenschule nichts gehört hatte. Der Gedanke an die ärmlichen Verhältnisse, aus denen Jesus stammte, hat jene Frage nicht eingegeben, da es ja sattsam bekannt war, daß den Kindern armer Eltern die Lehrhäuser nicht verschlossen waren; vgl. bei Mt 10, 8 93. N d 8 1 * : Man schickte von dort (Palästina) die Botschaft (an die babylonischen Gelehrten): Seid vorsichtig in bezug auf die Vernachlässigung (des Haares, der Kleidung u. der Körperpflege, weil dadurch allerlei Krankheiten entstehn können), seid vorsichtig in bezug auf die Genossenschaft (weil nur das im Kreise gleichgesinnter Genossen be triebene Studium fruchtbar ist) u. seid vorsichtig in bezug auf die Kinder armer Leute, weil von diesen die Tora ausgeht, wie es heißt Nu 24, 7: Wasser (häufiges Bild für Tora) fließt aus seinen (Israels) Geringen (der Midr liest vV->? statt i^nu = „aus seinen Rinnen"). Warum findet mau nicht, daß aus den Kindern der Gelehrtenschüler Gelehrten schüler hervorgehn? Rab Joseph ( f 333) hat gesagt: Damit man nicht sage, die Lehre (Tora) sei ein Erbgut für diese. Rab Schescheth b. Idi (um 350) hat gesagt: Damit sie nicht stolz auf die Gemeinde herabblicken. Mar Zutra (gegen 400) sagte: Weil sie sich der Gemeinde (anmaßend) bemächtigen. Rab Aschi (f 427) sagte: Weil sie zu den Leuten „Esel" sagen. . . . || In der Bar Sanh 107b erscheint Jesus als Schüler des R. J hoschuaf b. P rachja, der etwa 100 Jahre vor Jesu gelebt hat; s. oben S.84f. e
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13,55 91: I s t d i e s e r n i c h t des Z i m m e r m a n n s S o h n ? Origenes, Contra Celsum 1,28 (den griech. Text s. bei Strack, Jesus, 8.9*): Er (ein Jude) sagt, daß sie (Jesu Mutter) von ihrem Gatten, der seinem Handwerk nach ein Zimmermann xextiov gewesen, verstoßen worden sei, nachdem sie als Ehebrecherin überführt war. Ferner sagt er, daß sie von ihrem Mann vertrieben ehrlos herumgeirrt sei u. Jesum heimlich (im Dunkeln) geboren habe. || Ferner s. Sanh 106 oben S. 4 8 « u. das zu „Naggar" Bemerkte S. 41 y. a
1 3 , 5 5 $ : Heißt seine Mutter nicht Maria? Die im rabbin. Schrifttum vorliegenden Erinnerungen an Maria, die Mutter Jesu, sind durchweg gehässiger Art. Doch darf nicht übersehen werden, daß es bei einem Teil der Stellen zweifelhaft ist, ob sie überhaupt von Jesu Mutter handeln. Außer den Zitaten hier « s. Kalla 1 8 ; J b 4. 13; P siqR 21 ( 1 0 0 ; 101 ) oben S.42f.: Schab 104b oben S.39y; TSofcaö, 9 (302) obeu S.40 « ; Chag 4*> oben S. 147. — Zu Mirjam, Tochter des sEli Boclim (B calim), s. bei Eli Lk 3,23. b
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13,57: E i n P r o p h e t i s t u n g e e h r t nur in s e i n e r V a t e r s t a d t . Andersartig ist Schab 145 *>: Warum sind die Gelehrtenschüler in Babylonien (durch schöne Kleidung) gekennzeichnet? Weil sie nicht Kinder ihres Ortes sind (sondern von außerhalb zugezogen); denn die Leute pflegen zu sagen: In meinem Heimatsort ist es mein Name (der mir Ehre einträgt), außerhalb meines Heimatsortes aber meine Kleidung. || Näher kommt an Mt 13, 57 heran pTafan 4, 6 8 , 24: Als Rabbi starb, befahl er seinem Sohn u. sprach: Mache es nicht so (wie ich es gemacht habe, der ich jährlich zwei Gelehrte ordinierte), sondern ordiniere sie alle auf Einmal u. den R. Chanina b. Chama (um 225, so ist zu lesen statt „R. Chama b. Chanina) ordiniere zu erst. Warum hatte er diesen nicht ordiniert? R. Darosa hat gesagt: Weil man in Sepphoris wider ihn als Sepphorenser Geschrei erhob. (Grund: weil er als Sepphorenser in Sepphoris nichts galt.) Doch ist der Text unsicher. R
679
Matth 14,2.3
1 4 , 2 : Er ist v o n den T o t e n a u f e r s t a n d e n . Daß man die Wiederbelebung eines Toten bereits in der gegen wärtigen Zeit (nicht bloß erst nach Anbruch der Tage des Messias oder der zukünftigen Welt) für möglich gehalten hat, beweist LvR 10 (111*); *AZ 1 0 u. M'g 7 ; s. S. 560 bei Mt 10,8 % Nr. 2. b
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1 4 , 3 : H e r o d e s h a t t e den J o h a n n e s e r g r i f f e n , g e b u n d e n u. ins G e f ä n g n i s g e l e g t . 1. H e r o d e s . Josephus Ant. IS, 5 , 2 : Einige der Juden meinten, daß das Heer des Herodes (Antipas, 4 v. Chr. bis 39 n. Chr.) von Gott ver nichtet worden sei (nämlich in dem Krieg des Herodes gegen den Araberkönig Aretas, dessen Tochter er um der Herodias willen ver stoßen hatte), u. zwar habe Gott diese gar gerechte Strafe über ihn gebracht wegen der Tötung des Johannes, der den Beinamen „der Täufer" führte. Her. hatte nämlich diesen töten lassen, der ein treff licher Mann war u. den Juden befahl, sich der Tugend zu befleißigen u. Gerechtigkeit aneinander u. Frömmigkeit gegen Gott zu üben u. dann zur Taufe zu kommen. Denn in dieser Weise werde die Taufe Gott angenehm erscheinen, wenn man sie nicht zur Sühnung (Abbitte) einiger Sünden anwende, sondern zur Reinigung des Körpers, nachdem nämlich bereits zuvor die Seele durch Gerechtigkeit gereinigt worden sei. Als nun auch andre sich ihm zuwandten (denn durch das Hören seiner Worte fühlten sie sich gar sehr gehoben), befürchtete Herodes, es möchte das überaus große Vertrauen, das J. bei den Leuten genoß, zu einem Aufstand führen; denn es hatte den Anschein, als ob sie alles auf seinen Rat hin ausführen würden. Er hielt es deshalb für richtiger, J. vorher beiseite zu schaffen, ehe er noch Neuerungen ins Werk gesetzt, als hinterher nach geschehenem Umsturz das Hinein geraten in schwierige Verhältnisse bereuen zu müssen. So wurde J. infolge jenes Argwohns des Her. gefangen genommen u. nach der (zuvor erwähnten) Festung Machärus gebracht, in der er getötet wurde. Die Juden aber meinten, daß, um diesen zu rächen, das Verderben über das Heer (des Her.) hereingebrochen sei, indem Gott dem Her. übelwollte. — Hierzu s. Schürer» 1,436f. 2.
LvR 30 ( 1 2 8 ) : Nach einigen Tagen wurde jener Räuber eingefangen -!—rxa U . im Gefängnis gebunden -pV-ca oanrKi ( = ins Gefängnis gesperrt). — Autor R.Levi, um 300. Parallelstelle P siq 182«: -?^>-i>a am-r-Ki = er wurde ins Gefängnis gelegt. I! In einer Ausdeutung der 10 ägyptischen Plagen sagt R. B rekhja (um 340) P siqR 17 (89 ) : Darauf band er die Ägypter in Gefängnissen rvpV-ra *,oan, in Finsternis. — Parallel stelle P siq 67»: Er warf sie in Gefängnisse ri-pVra sx-an. || Meist heißt das Gefängnis o—?,csrr r-a oder auch nw-ar; r-a. B°rakh 9 : Ein Gleichnis. (Gleich) einem Menschen, der im Gefängnis gebunden war =—io«n r - a a e i a n n-rr»; es sagten die Leute zu ihm: Morgen wird man dich aus dem Gef. = — c s ^ r-<39 herauslassen u. dir viel Geld geben. Er sprach zu ihnen: Lasset mich, bitte, heute heraus, ich begehre gar nichts! || B rakh 6 l : Wenige Tage darauf ergriffen sie den R. rAqiba (f um 135) u. warfen ihn ins Gef. e
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Matth 14,4. 6 ( » )
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a—ics- r-aa ini»ani. || p j b 1 2 , 1 2 , 5 5 : R. Jochanan, der Sandalenverfertiger, ging dem Gef. rura^ r-a des R. {Aqiba vorüber.
14,4:
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E s ist dir n i c h t e r l a u b t s i e zu h a b e n .
SLv 20,21 (373a): .Wenn ein Mann das Weib seines Bruders ehelicht, so ist das abscheuliche Unreinheit •-•;:; die Blöße seines Bruders hat er aufgedeckt: kinderlos sollen sie sein* Lv 20,21. Wenn ein „Mann", damit ist ein Minderjähriger (der noch nicht 13 Jahre alt ist) ausgeschlossen, .das Weib seines Bruders ehelicht*: vom Weibe des Bruders väterlicherseits redet die Schrift. Oder redet sie von dem Weibe des Bruders auch mütterlicherseits? Und zwar könnte man diese Schlußfolgerung ziehen: die Schrift hat verboten die Schwester seiner Mutter u. die Schwester seines Vaters (vgl. Lv 20,19), u. desgleichen hat sie verboten das Weib seines Bruders; wie nun die Schwester seines Vaters u. die Schwester seiner Mutter, ob väterlicherseits oder mütterlicherseits, ver boten ist, so ist auch das Weib seines Bruders verboten sowohl väterlicherseits, als auch mütterlicherseits. Die Schrift sagt lehrend Lv 20,21: »Nidda ist es." Da rede ich nur von dem Weibe eines Bruders, mit der es sich verhält wie mit einer Menstruierenden ( r n j ) : wie diese zeitweise verboten u. dann wieder erlaubt ist, so handelt es sich auch um das Weib eines Bruders, das bald verboten, bald erlaubt ist. Und welches Weib des Bruders ist bald verboten, bald erlaubt? Das ist das Weib des Bruders väterlicher seits. Wenn sie Kinder hat (beim Ableben ihres Mannes), so ist sie verboten; wend sie keine Kinder hat, so ist sie erlaubt (für die Eingehung der Leviratsehe mit ihr). ,Kinderlos sollen sie sein": wenn sie Kinder haben, so werden sie ihre Kinder begraben; wenn sie keine Kinder haben, so werden sie ohne Kinder sterben. Vgl. J b 5 5 » ; Leq tob zu Lv 20,21 (2,57 a). || K r 1,1: In 36 Fällen ist die Strafe der Ausrottung (durch Gottes Hand) in der Tora festgesetzt:... Wenn jemand dem Weibe seines Bruders beiwohnt..,. e
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14, 6 tt: A m G e b u r t s t a g e d e s
Herodes.
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ysväaitx ist als N*?" ?*» x^ts^^a u. sjtpi:* ins Rabbin. übergegangen. — Der pT versteht
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D-C-^TP. , von xgdros mit hebr. Pluralbildung, andre Lesart c - c o - - = xgdTtjois. ? A Z 8 : ,Sch muöl (f 254) sagte: Das ist der Tag, an welchem Rom die Herrschaft erlangte." (Wohl Jahrestag der Schlacht bei Actium, 2. Sept. 31 v.Chr.) Bei der Crematio wurde Wein auf den Holzstoß gegossen; darin sah man jüdischerseits eine götzendienerische Weinlibation. b
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Matth 14, 6 (W)
681
fAZ 10»: Was ist der R-o-sa o v der Konige? Rab J'huda (t 299) bat gesagt: Der Tag, an welchem sie den König einsetzten (also Tag des Regierungsantritts). Aber in einer Bar heißt es doch: „Der x-oi» o v u. der Tag, an welchem sie den König ein setzten!" (Da beide Tage nebeneinander genannt u. so voneinander unterschieden werden, kann die sie identifizierende Meinung nicht richtig, sein.) Das ist keide Widerlegung: mit dem einen Ausdruck (x-o-ua o v ) ist seine (des Königs) Einsetzung gemeint u. mit dem andren („Tag, an welchem sie den König einsetzten") ist die Einsetzung seines Sohnes (als Mitregent) gemeint. Aber stellen sie (die Römer) denn als König den Sohn des Königs auf? Rab Joseph (f 338) hat doch als Bar gelehrt: Es heißt Obadja 2 : „Siehe, gering habe ich dich (Edom = Rom) gemacht unter den Nationen", weil sie nämlich zum König nicht den Sohn des Königs (sondern irgendeinen Günstling der Legionen) einsetzten; „verachtet bist du gar sehr", weil sie nämlich keine eigne Schrift u. Sprache haben. (Der Babylonier Joseph urteilt obne Kenntnis von Rom.) — Vielmehr was ist der »oiva ov (sie!)? Es ist der Geburtstag n-risn D V . Aber in einer Bar heißt es doch: sei:-} S - (sie!) u. r?—^n ti- (beide Ausdrücke nebeneinander genannt, also nicht einerlei)! Das ist keine Widerlegung: der erste Ausdruck bezeichnet seinen (des Königs) Geburtstag, der andre den Geburtstag seines Sohnes. Aber in einer Bar heißt es doch: „Sein G nusatag u. der G nusatag seines Sohnes, sein Geburtstag (m*^n o v ) u. der Geburtstag seines Sohnes" (also kann ,G*nusatag" u. „Geburtstag" nicht ein u. dasselbe sein)! Vielmehr was ist der G nusatag? Es ist der Tag, an welchem sie den König einsetzten, u. es liegt kein Widerspruch vor (wenn es in der Bar oben heißt: „Der G nu8atag u. der Tag. an welchem sie den König einsetzten): der erste Ausdruck bezieht sich auf seine u. der andre auf seines Sohnes Einsetzung. Und wenn dir das als eine Widerlegung erscheinen sollte, daß man ja (in Rom) nicht den Sohn des Königs als König einsetzt, so setzt man ihn doch auf Grund einer Anfrage (beim Senat) ein, wie zB Severus, der Sohn des Antoninus, König geworden ist. (Der bT hält hiernach an der Erklärung des Rab J huda fest, daß der G^esjatag den Tag des Regierungs antritts bedeutet.) 1
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GnR 88 (56»): „Am dritten Tage" Gn40,20, das war der Geburtstag des Pharao 'E ""sr nn-o*:3 c v (entsprechend dem textlichen: H ^ B - P K rnvrt ov). || P siqR 23/24 (121 ): (R. M nachem, um 350, hat gesagt:) Als Gott sprach: „Gedenke des Sabbats, dafi du ihn heiligest" Ex 20,8, sagten die Völker der Welt: Welcher König wünscht, dafi man (seinen) Geburtstag n-=*:-3 c v nicht ehre? Und Gott wünscht, daß die Israeliten den Sabbattag ehren! — In der Parallelstelle NuR 8 (149») ist der Text korrumpiert: statt rzrn e v lies K*D«3-S O V . || Abba Gorjon 1 ( 4 ) : Warum veranstaltete Achaschverosch ein Festmahl (vgl. Esth 1, 3)? Einige sagen: Die Provinzen hatten sich wider ihn erhoben u. er hatte sie besiegt. Andre sagen: Sein Geburtstag war rt-n VJ» s-:ij"j D V . II ExR 15 ( 7 6 ) : „Dieser Monat sei euch erster Monat" Ex 12,2. Gleich einem König, dem ein Sohn geboren ward u. der (darob) einen Festtag veranstaltete. Dieser Sohn wurde ge fangen genommen u. blieb daselbst lange Zeit. Nach einiger Zeit wurde jener Sohn ausgelöst u. der König machte ihm diesen Tag zum Geburtstag K - C I » D V (ließ ihn fortan als G. des Sohnes feiern). So auch zählten die Israeliten, bevor sie nach Ägypten binabgezogen waren, nach einer froheren Zeit (lies ^aswV; das textliche iiaysV = „nach der Knechtung" gibt keinen Sinn). Nachdem sie aber hinabgezogen u. dort in Knecht schaft geraten waren, tat Gott ihnen Wunder, so daß sie erlöst wurden. Da fingen sie an nach den Monaten zu zählen, wie es heißt: „Dieser Monat sei euch erster Monat." || Targ Jerusch I Gn 40,20: Am dritten Tage war der Geburtstag des Pharao tecu? nv nb-Bn. Targ Onk setzt dafür ny~>t>i s-rVvp-a « e v . || Targ Esth 3, 8 wirft Haman den Juden unter andrem vor: Unser Brot u. unsre Speise essen sie nicht, unsren Wein trinken sie nicht, unsre Geburtstage (t»b *i x*oi» - « v ) beobachten sie nicht. e
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Man erkennt hieraus, wie die ungeordnete, dem Zufall überlassene Thronfolge in den Augen der Provinzialen verächtlich gemacht hat. * «Z'z's av ist als Singularform gedacht; das beweist, daß man k-o-vj in der Ver bindung «*c*3-3 av, dem griechischen yerfoia entsprechend, als Plural gemeint hat.
Rom
Matth 14, 6 ( 8 )
682
1 4 , 6 29: T a n z t e d i e T o c h t e r d e r H e r o d i a s in ( i h r e r ) M i t t e . Der Tanz ist eine viel geübte Kunst gewesen; denn das Rabbin. hat für
.tanzen"
eine ganze Reihe von Ausdrücken: ^ n a =
ptspb hüpfen, springen; i p i c hüpfen, tanzen.
sich drehen*
Der Tanz, ein Zeichen
fröhlicher Stimmung, dient vor allem der Belustigung andrer. I n erster Linie sind es Männer, die am Tanz teilnahmen; selbst hochangesehene Rabbinen verschmähen das Tanzen nicht ;d auch Engel führen Reigen tänze auf;e
sogar von Gott erwartet man, daß er
Vollendungszeit vor den Gerechten
dereinst
einen Reigen anführen
in
der
werde.f
Seltener werden tanzende Frauen erwähnt, g Den gemeinsamen Tanz beider Geschlechter miteinander scheint man nicht gekannt zu haben. a. Vin s. GnR 74 in Anm. e; Tatan 4 , 8 in Anm.g. b. s. pChag 2, 77», 49 in Anm. e. C. ij? >. Beca 5 , 2 : Aua Gründen (sabbatlicher) Ruhe darf man (an einem Sabbat oder Feiertag) nicht auf einen Baum steigen, nicht auf einem Tier reiten, nicht auf dem Wasser schwimmen, nicht in die Hände klatschen, nicht auf die Hüfte schlagen u. nicht tanzen r i p i B *b\ — Dasselbe TSchab Ende ( 1 3 8 ) . II TSchab 6 , 2 (117): Wenn man vor einer Feuerflamme auf die Hüften schlägt u. in die Hände klatscht u. tanzt npi'sni, siehe, so gehört das zu den emoritischen (heidnischen) Gebräuchen. || Über den Unterschied von y»p u. -tp-> heißt es pBecaö, 63«, 4 1 : R. Jirm ja (um 320) u. R.Z ?ira (um 300) haben im Namen des Rab Huna (t 297) gesagt: Bei dem rne-p genannten Hüpfen oder Tanzen reißt man beide Füße zugleich (vom Boden) los; bei dem •»?«"•. genannten reißt man einen Fuß los u. setzt den andren nieder. — Weiter s. pChag 2, 77b, 3 4 ; Midr Qoh 3,2 in Anm. d; GnR74 in Anm. e; LvR 12 u. Qid 6 3 a i Anm.?. d. pChag 2,77b, 3 4 Nachdem sie (die Großen Jerusalems bei der Beschneidungsfeier des Elisebat b. Abuja, um 120) gegessen u. getrunken hatten, fingen sie an, in die Hände zu klatschen u. zu tanzen •p-tp*«»^ (so lies statt rp" P"" )- II Rabbinen tanzen zur Belustigung von Brautpaaren, s. K th 17» S. 5 1 4 « bei Mt 9 , 1 5 . || Fromme Männer, unter ihnen auch R. Schimfon (I.) b. Gamliel (f um 70), tanzen am Laubhüttenfest im Weibervorhof vor der Volksmenge, s. Sukka5,1—4; TSukka4, lff. im Exkurs: »Das Laubbüttenfest" Nr.V. || Midr Qoh 3,2 ( l o b ) : R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) zog (mit den Leuten von ;En T iena zu einer Beschneidungsfeier nach Sepphoris) hinauf. Als sie an das Tor kamen, trafen sie auf den Lärm von Jünglingen, die zu ihm sagten: Du darfst dich von hier nicht wegrühren, bis du uns ein wenig vorgetanzt hast -cp-« mt n». Er antwortete ihnen: Das paßt nicht zu mir, denn ich bin ein alter Mann. || Ein Heide tanzt vor Juden Sanh 104 b. e. GnR 74 ( 4 8 a ) : „Jakob zog seines Weges, u. es begegneten ihm Engel Gottes* Gn 32,2. Wie viele Engel tanzten u. hüpften a*np"w o-^n vor unsrem Vater Jakob her, als er in das Land (Israel) eiutrat? R. Huna (um 350) hat im Namen des R. Aibo (um 320) gesagt: 60 Myriaden Engel tanzten o-'sn damals vor unsrem Vater Jakob her. Die Rabbinen sagten: 120 Myriaden. II pChag 2 , 7 7 a , 49 Dienstengel hüpften yxipv vor ihnen (R. Jochanan b. Zakkai, f um 8 0 , u. R. Eifazar b- f Arakh nach einem Vortrag des letzteren über die Wagenerscheinung Ez 1), wie Hochzeitsgäste sich vor dem Bräutigam freuen. / . Ta?an31a Dereinst wird Gott den Gerechten einen Reigentanz veranstalten V-.rrs r « r y V ; s. die ganze Stelle nebst Parallelen im Exkurs „Sch ol" usw. III, 4, n. In einer der letzteren: „Gott tanzt mit ihnen* annv V«t. g. LvR 12 ( 1 1 3 * ) : R. Huna (um 350) hat gesagt: 8 0 Arten von Tänzen hat die Tochter des Pharao in jener Nacht (da sie Salomo geheiratet hat) getanzt yi->?"> -3*» 't "tp". II Tafan 4, 8 : (Am 15. Ab u. am Versöhnungstag) zogen die Töchter Jerusalems hinaus u. tanzten riV>n in den Weinbergen. — Die ganze Stelle s. bei Job 2 , 1 Nr. 3, l. |l In der Bar Qid 6 3 a sagt einer zu einer Frau, die er sich angeloben will: „Sitze bei mir a
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Matth 14,7.10. II. 17 (Nr. 1.2)
683
zu meiner Gesellschaft, so will ich dich mir angeloben, spiele vor mir, tanze i i p vor mir, mache (Kunststücke) wie in jener Rennbahn!" (lies o i o - n i statt o-na-t). 14,7:
Er bezeugte mit einem
Schwur.
Ober den unbedachtsam entfahrenen Schwur ^aa r ? « ^ 8 , bei Mt 5,33 S. 321; über dabei übliche Schwurformeln bei 5 , 3 6 S. 334. 14,10: Er l i e ß den J o h a n n e s im G e f ä n g n i s
enthaupten.
Vgl. Josephus Ant. 18 oben S. 679. || Sanh 7,1: Vier Todesarten sind dem Gerichtshof übergeben: Steinigung n ^ p o , Verbrennung Enthauptung j^n u. Erdrosselung p?n. — Das. 7 , 3 : Das gesetzliche Verfahren für die, welche enthauptet werden: man schlug ihm den Kopf mit dem Schwert ab, wie es die (römische) Regierung tut. Das Weitere s. S. 270« bei Mt5,21. || Sanh 9,1: Und dies sind die, welche enthauptet werden der Mörder (s. Lv26,25) u. die Einwohner einer abwendig gemachten Stadt (s. Dt 13,16).
r??™*:
14,11: Sein H a u p t w u r d e auf e i n e r
Schüssel
gebracht.
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Midr Esth 1,19 (91»): (M mukhan) sprach zu ihm: Mein Herr König, laß ein Wort aus deinem Munde gehn, so bringe ich ihr (der Vaschti) Haupt auf einer Schüssel cipsn (= dlaxog Scheibe, Schüssel). — Das. zu 1,21 (91»): „Es dünkte das Wort gut in den Augen des Königs u. der Fürsten": der Befehl erging, u. er brachte ihr Haupt auf einer Schüssel. 14,17: W i r haben
hier nur fünf
Brote
u. z w e i
Fische.
1. Die häufigsten Bezeichnungen für „ B r o t " sind: cr&, aram. x^rt, PD,
WT
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2. Die verschiedenen Zubereitungsarten
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der F i s c h e zählt N d 2 0
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auf: Fleisch, das aus dem Fleischerladen kommt, ißt man, j e nachdem man will, in Salz (d. h. gepökelt) oder gebraten oder gekocht oder gebrüht; dasselbe gilt vom Fisch, der aus dem Fischladen kommt. — Besonders beliebt war der mit Salz eingelegte Fisch, a „Eingesalzenes" n-hxi schlechthin bezeichnet deshalb meist den eingepökelten Fisch, b Die Lake, die aus Fischsaft u. Salz bestand, hieß -ns;C vor dem Genuß des Fisches wurde sie durch mehrfaches Ausdrücken entfernt, d Daß 1
Diese 5 Arten sind: nijn Weizen, rnSj»*? Gerste, P W > « , pl. •pBt-.s Emmer (Spelt), \>vm r^2«j Kolbenhirse u. •pt»» Hafer (Mischna P s 2, 5). e
Matth 14,17 (Nr. 2)
684
Pökelfische nicht als ärmliche Kost galten, erkennt man daraus, daß sie angesehenen Gästen vorgesetzt wurden.« Selbst beim Mahle der Gerechten in der Zukunft wird der Livjathan in gepökeltem Zustande als Leckerbissen gereicht werden.' In einer diätetischen Regel wird das Wasser als bester Trunk zum Fisch empfohlen, g — Bei der hervor ragenden Bedeutung gerade der eingelegten Fische für die Ernährung des jüdischen Volkes liegt es nahe, an solche in erster Linie Mt 14,17 zu denken. a. Berakh 4 4 » : Rab (f 247) hat gesagt: Sin Mahl, bei welchem es keinen ein gelegten Fisch gibt, ist kein Mahl. || BB 74 b Eingelegter Fisch schmeckt gut. b. Ned 6 , 3 : Wer sich durch ein Gelübde „das Eingesalzene" n - ^ n versagt, dem ist nur Salzfisch ; t bv n«Van verboten; (wer aber bei seinem Gelöbnis sagte:) „Eingesalzenes fi'bis will ich nicht essen!" dem ist alles Eingesalzene verboten. || Berakh 6,7: Bringt man zu Anfang (vor Beginn'des eigentlichen Mahles) vor ihn (den Gast) eingelegten Fisch rrb» nebst Brot, so spricht er den Lobspruch über den eingelegten Fisch u. laßt das Brot (von einem Lobspruch) frei; denn das Brot ist dabei nur Nebensache. — Ferner s. Anm. a. C. TerumlO, 8: Wenn man unreinen Fisch zusammen mit reinem Fisch eingelegt hat, so ist die Lake -"s des ganzen zwei Sea enthaltenden Fasses verboten, falls sich darin unreiner Fisch im Gewicht von 10 Zuz in Judäa, gleich 5 Selaf in Galiläa, be findet. R. Jehuda (um 150) sagte: Ein Viertel (Log unreine Lake) in zwei Sea (Lake überhaupt). R. Jose (um 150) sagte: (Wenn) der sechzehnte Teil darin (unreine Lake) ist, so ist die ganze Lake unrein. Vgl. Chullin 99»: R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Nicht alle Maße sind (in bezug auf das Geschmackverleihen) gleich; denn siehe, das Maß der Fischlake beträgt fast zweihundert (erst wenn der 200. Teil einer Flüssigkeit Fischlake ist, schmeckt das Ganze nach dieser). Denn 'wir haben gelernt: Die Lake eines unreinen Fisches ist verboten; R. J«huda (um 150) sagte: Ein Viertel Log in 2 Sea (das ist der 192. TeU). Aber R. Jehuda hat doch gesagt: Art in Art vergeht nicht (also verliert unreine Fischlake niemals ihren Geschmack in reiner Fischlake)! Bei der Fischlake verhält es sich anders, denn sie ist bloß eine Ansschwitzung (sie enthält nur Fischsaft ohne kompakte Fischbestandteile; deshalb verliert sich ihr Ge schmack mit der Zeit in größeren Mengen andrer Fischlake). d. Vgl. das nächste Zitat. e. MQ 11»: (Raba, f 352, hatte erlaubt, an den Zwischenfeiertagen Fische zu fangen u. einzulegen.) Abaje (f 338/39) sagte zu ihm: Wir haben aber doch gelernt (MQ 1,10): Alles Einlegbare, davon man noch an den Zwischentagen selbst essen kann, darf man (an den Zwischentagen) einlegen (die Fische aber sind wegen der Salzmenge in so kurzer Zeit noch nicht genießbar). Er antwortete: Auch diese können wegen des Ausdrückens (des Salzes) gegessen werden. So hat man für Sch muöl (f 254) sechzig Auspressungen gemacht u. er aß. Raba kam in das Haus des Exilarchen u. man machte für ihn sechzig Auspressungen ü. er aß. Rab (f 247) kam in das Haus des Rab Schappir; man setzte ihm einen Fisch vor, von dem ein Drittel gekocht, ein Drittel eingelegt u. ein Drittel gebraten war. / . BB 74 b (Rab J huda, f 299, hat gesagt, Rab, f 247) habe gesagt: Gott hat das Weibchen (des Livjathan) getötet u. es für die Gerechten in der Zukunft eingesalzen. Hierzu s. Exkurs: „Sch ol* usw. III, 4,p—x. g. MQ 11»: Rab (f 247) bat gesagt: Der Fischer Ada (Adda) hat mir gesagt: Erstens, der Fisch ist am besten kurz zuvor, ehe er übelriechend wird. Zweitens: Den Fisch brate mit seinem Bruder (d. h. mit Salz, das wie die Fische aus dem Meerwasser entsteht, Raschi), lege ihn ein mit seinem Vater (d. h. mit Wasser), iß ihn mit seinem Sohne (d. h. mit der Lake, die von ihm kommt) u. trinke dazu seinen Vater (d. h. Wasser). Drittens: Fische, Kresse u. Milch soll der Körper, aber nicht das Bett tragen (d. h. nach, ihrem Genuß soll man sich bewegen, aber nicht ruhen). Viertens: Nach Fisch, Kresse u. Milch Wasser, aber nicht Rauschtrank; Rauschtrank, aber nicht Wein. 1
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Lies mit Handschrift München u. fArakh r*!?* statt nV.w = Salz.
Matth 14,19 ( S L » 1 )
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1 4 , 1 9 % : Z u m H i m m e l a u f b l i c k e n d s p r a c h er. Das Aufblicken zum Himmel beim Gebet war, wenigstens später, nicht allgemein üblich; s. zu Lk 18,13. 14,19 93: S p r a c h den L o b s p r u c h u. (das B r o t ) b r e c h e n d g a b er die B r o t e den J ü n g e r n . 1. evXoyrprev, hebr. = er sprach eine Benediktion, einen Lobspruoh. Es war eine schöne Sitte im jüdischen Volk, daß man keine Speise aß, ohne vor u. nach ihrem Genuß Gott dafür zu danken, a Den Schriftbeweis fand man in Lv 19,24.b Sämtliche Lobsprüche, die v o r dem Genuß über Speise u. Trank zu sprechen waren, begannen mit den Worten: „Gepriesen seist du, Jahve unser Gott, König der Welt." Die Fortsetzung lautete dann verschieden je nach der Speise, die man aß. Beim Brot zB: „Der du das Brot aus der Erde lassest hervorgehn." Vgl. den Exkurs: Ein altjüdisches Gastmahl Nr. 6. Umfangreicher waren die Benediktiohen n a c h dem Genuß einer Speise oder eines Trankes. Die Halakha unterscheidet hier drei Fälle. 1. Nach dem Genuß von B r o t (aus den fünf Getreidearten), das als Hauptspeise galt, während alles dazu Genossene, wie Fleisch, Fisch, Ge müse usw., nur als Zukost angesehen wurde u. ohne besondere Benediktion blieb; hatte man das eigentliche Tischdankgebet -ptsn ro*ia zu sprechen, das anfänglich aus zwei, später aus drei u. endlich aus vier Gebeten bestand, die nach ihrem Inhalt genannt wurden -,?n r-onn (Benediktion: »der speist"), jnr$rj 'a (B. für das Land Israel), nj-ia '2 (B.: „der Jerusalem erbaut") u. n'-eani raten 'a (B.: „der Gute u. der Gutes erweist"). Biblisch begründet sah man dies Dankgebet besonders in Dt 8,10. c Ausführ licheres 8. im Exkurs: Ein altjüdisches Gastmahl Nr. 11. — || 2. Nach Speisen, die aus den fünf Getreidearten (S. 685o*) n i c h t als B r o t zubereitet waren, ferner nach dem Genuß der in Dt 8, 8 genannten Baumfrüchte (Weintrauben, Feigen, Granatäpfel, Oliven u. Dattelhonig), desgleichen nach dem Trinken von Wein: ein Lobspruch dreifachen Inhalts, dessen Anfang u. Schluß je nach der Art des Genossenen sich richtete, s. den genannten Exkurs Nr. 12, e, ß. — || 3. Nach allen übrigen Speisen, auch nach Wasser, das man zur Stillung des Durstes trank, sprach man: Gepriesen seist du, Jahve unser Gott, König der Welt, der viele belebte Wesen erschuf u. ihren Bedarf für alles, was er erschaffen. Gepriesen sei der ewig Lebende! Vgl. denselben Exkurs Nr. 12, 0, y. e
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a. B rakh 3 5 : Es ist dem Menschen verboten, irgend etwas von dieser Welt ohne Benediktion zu genießen. Die Bar fügt hinzu: Wer etwas von dieser Welt ohne B. genießt, der begeht die Sünde der Veruntreuung (gegen Gott). Was für eine Abhilfe gibt es? Er gehe zu einem Gelehrten. . . . Raba (f 352) hat gesagt: Er gehe frühzeitig zu einem Gelehrten, damit dieser ihn die Benediktionen lehre, auf daß er nicht der Sünde der Veruntreuung anheimfalle. Rab J huda (f 299) hat gesagt, Sch mu6l (f 254) habe gesagt: Wer von dieser Welt ohne B. etwas genießt, der ist wie einer, der von Gott Geheiligtem genießt, s.: „Jahves ist die Erde u. ihre Fülle" Ps 24,1. R. Levi (um 300) stellte einander gegenüber Ps 24,1 u. Ps 115,16: „Der Himmel ist Himmel e
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Matth 14,19 ( » 1)
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für Jahve, aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben." Darin liegt kein Widerspruch: jenes gilt vor der Benediktion, dieses nach ihr. B. Chanina b. Papa (am 300) hat gesagt: Wer von dieser Welt etwas ohne B. genießt, der ist wie einer, der Gott u. die Gemeinde Israel beraubt, s.: „Wer Vater u. Mutter beraubt u. sagt: >Es ist keine Sünde, der ist ein Genosse dessen, der zugrunde richtet* Spr 28,24. Mit „Vater" ist Gott gemeint, s.: Ist nicht er dein Vater, der dich erschaffen hat? Dt 32,6. „Mutter" ist die Gemeinde Israel, s.: „Höre, mein Sohn, auf die Zucht deines Vaters u. laß nicht fahren die Unterweisung deiner Mutter" Spr 1,8. Was ist gemeint mit „Genosse dessen der zugrunde richtet"? R. Chanina b. Papa hat gesagt: Der ist ein Genosse des Jarobfam ben Nebat, der die Israeliten zugrunde gerichtet hat für ihren Vater im Himmel. || B^akh 1 0 : R. Jicchaq (um 800) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt, R. Jose b. Chanina (um 270) habe im Namen des R. Elifezer b. Jafaqob (II. nm 150) gesagt: Was heißt: „Ihr sollt nicht essen um des Blutes willen" Lv 19,26? (so der Midr). Ihr sollt nicht essen, bevor ihr gebetet, um eures Blutes (Lebens) willen. R. Jicchaq hat gesagt, R. Jochanan habe gesagt, R. Jose b. Chanina habe im Namen des R. Elifezer b. Jafaqob gesagt: Wer ißt u. trinkt u. hinterher (erst) betet, von dem sagt die Schrift: „Du hast mich hinter deinen Rücken geworfen" 1 Kg 14,9. Lies nicht T * J = deinen Rücken, sondern v « ; = deinen stolzen (Vollbauch). Gott spricht: Nachdem sich dieser stolz erhoben hat (essend ohne Gebet), nimmt er die Gottesherrschaft (im Gebet hernach) auf sich! b. SLv 19,24 (357 ): „Alle ihre Frucht sei eine Weihung zu Lobeserhebungen für Jahve" Lv 19, 24; das lehrt, daß (jede Frucht) einer Benediktion vorher u. nachher (d. h. vor u. nach ihrem Genuß) bedarf (denn es steht der Plural „Lobeserhebungen"). Von hier aus hat R. fAqiba (f um 135) gesagt: Der Mensch soll nichts schmecken (essen), bevor er den Lobspruch gesprochen hat. — Dasselbe als Bar B rakh 35*. c. TB rakh 7,1 (14): Die Benediktion bei der Aufforderung zu gemeinsamem .Tischdankgebet i w n r>£";3 (s.: „Ein altjüdisches Gastmahl" Nr. 11) ist ans der Tora, s.:' „Wenn du gegessen hast u. satt bist, so preise" Dt 8,10; das ist die B. bei der Aufforderung zu gemeinsamem Tischdankgebet; „Jahven deinen Gott* (das.), das ist die B. 1 (-jm 'a); „für das Land*, das ist die (2.) B. für das Land ( y » * r ^ a ) ; „das gute*, das bezieht sich auf Jerusalem ( = 3. B., n : i : ' 3 ) ; ebenso heißt es Dt 3, 25: Diesen guten Berg u. den Libanon ( = Berg Zion u. Tempel, letzterer wird oft unter Libanon verstanden); „das er dir gegeben hat" Dt 8, 10, das ist die B.: „Der Guten, der Gutes tut" (die 4. B^rakha a-ttarn aion na^a). Woher, daß man, wie man hinterher, so auch vorher eine B. zu sprechen hat? Die Schrift sagt lehrend: „das er dir gegeben bat", d. h. von dem Augenblick an, da er dir etwas gibt (also noch bevor das Gegebene genossen ist). — Ähnlich in M kb Ex 13, 3 (23 ). Hier schließt sich folgende Ausführung an: Da höre ich nur in bezug auf das Tischgebet, daß man zu einem Lobspruch nach dem Essen verpflichtet ist; woher, daß man auch vorher verpflichtet ist? R. Jischmafel (f um 135) lehrte es durch einen Schluß vom Leichteren auf das Schwerere: wenn man zu einem Lobspruch verpflichtet ist, nachdem man sich satt gegessen hat, um wieviel mehr gilt das dann, wenn man nach Speise Verlangen trägt! R. Nathan (um 160) sagte; Siehe, es heißt: „Wenn ihr in die Stadt geht, werdet ihr ihn antreffen, ehe er zur Bama zum Essen hinaufgeht; denn das Volk ißt nicht, bevor er kommt; denn er selbst soll das Schlachtopfer segnen; erst darnach essen die Geladenen" 1 Sm 9,13. R. Jicchaq (um 150) sagte: Es heißt: „Verehret Jahve euren Gott, so wird er dein Brot u. dein Wasser segnen* Ex 23,25. Wann ist es dein Brot? Bevor du es gegessen hast. — Beide Stellen als Bar mit Abweichungen im einzelnen b
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Daß R. Jochanan als Tradent des R. Jose b. Cbanina erscheint, ist auffallend, nicht gerade unmöglich. Wir wissen auch sonst von R. Jose b. Ch., daß er vor R. Jochanan tannaltische Traditionen vorgetragen hat; 8. Bacher, Pal. Amor. 1,421. Von einer solchen Tr. kann R. Jochanan mit Berufung auf R. Jose b. Ch. gesprochen haben. * Bacher, Tann. 2, 285 deutet das asn-, ">y. Esset nicht, bevor ihr „für euer Blut" gebetet.
Matth 14, 19 ( S 1—8). 14, 20 (Nr. 1—3) e
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p B r a k h 4 8 . Nach pB°rakh 7,11", 41 gehört der oben aus der Tosephta gebrachte Schriftbeweis für das Tischdankgebet dem R. Jischmafel (f um 135) an; die aus der M khiltha beigebrachten Sätze finden sich, mit zum Teil andren Autorennamen, in pB rakh 7, U , 55. II TanchB rp« § 14 (99b) Es lehre uns unser Lehrer: Auf Grund welcher Stelle hat man angeordnet, über die Speise einen Lobspruch zu sprechen? Weil es heifit: „Wenn du gegessen hast u. satt bist, so preise* Dt 8,10. Siehe, man soll hinterher preisen; woher, daß man es auch vor dem Essen soll? R. Chijja (um 200) hat im Namen des R. «Aqiba (t um 135) gelehrt: Es heißt: „Eine Weihung zu Lobes erhebungen für Jahve* Lv 19,24; das lehrt, daß man vorher u. nachher zu einer Be nediktion verpflichtet ist. (Der Beweis liegt in dem Plural „Lobeserhebungen*.) e
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2. Wie streng man schon in frühester Zeit auf die Speisebenediktionen gehalten hat, zeigt die Kontroverse der Schule Schammais u. Hilleis über die Frage, was man zu tun habe, falls man sie vergaß. B«rakh 8,7: Wer gegessen hat u. vergaß, die Benediktionen zu sprechen, der soll nach den Worten der Schule Schammais an seinen Platz zurückkehren u. die B. sprechen. Die Schule Hillels sagte: Er soll sie an der Stelle sprechen, an der ihm die Erinnerung kommt (daß er das Gebet unterlassen habe). Bis wie lange ist man zur B. (nachträglich) verpflichtet? Bis die Speise im Magen verdaut ist. || B rakh 50b; Rab J huda (t 299) hat gesagt: Wenn man (die B. vor dem Essen) vergessen u. die Speisen in den Mund gebracht hat ohne B., so bringe man sie auf die eine Seite (des Mundes) u. spreche die B.; die eine Bar lautet: Man schlucke sie herunter, u. eine andre: Man speie sie aus, u. noch eine lautet: Man bringe sie auf die eine Seite des Mundes. Darin liegen keine Widersprüche: die eine Bar, daß man sie herunterschlucken soll, bezieht sich auf Getränke; die andre, daß man sie ausspeien solle, bezieht sich auf etwas, was dadurch nicht widerlich wird (u. hinterher wieder in den Mund ge steckt u. gegessen werden kann), u. die dritte Bar, daß man sie auf die eine Seite des Mundes bringen soll, bezieht sich auf etwas, was (durch Ausspeien) widerlich wird. || pB°rakh 6,10b, 1: Rab Huna (t 297) hat gesagt: Wer etwas in seinen Mund genommen u. vergessen hat, die B. zu sprechen, der soll es, falls es ein Getränk war, ausspeien, u. falls es Speise war, an die Seiten (des Mundes) bringen (u. dann die B. sagen). R. Jicchaq b. Mari hat vor R. Jose b. Abin (um 350) im Namen des R. Jochanan (f 279) gesagt: Auch Speisen soll man ausspeien; denn es heißt: „Mein Mund ist von deinem Ruhme (u. nicht von etwas andrem) voll* Ps 71,8. — Der letzte Ausspruch auch B^akh 51 ». e
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3. xkdaag. — In der Regel war es der Hausvater, der mit der Benediktion über das Brot (KTs-ran „der das Brot läßt hervorgehn*) die Mahlzeit eröffnete, um den Tischgenossen davon zu reichen; s. das Nähere im Exkurs: „Ein altjüdisches Gastmahl" Nr. 7, m—p. „Brechen* des Brotes wird meist durch 9 5 s ausgedrückt, zB Chullin 7 b B rakh 46«; 47»; seltener ssp, zB pB rakh 6,10», 57; bisweilen auch o^rj, zB RH 29 b. e
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1 4 , 2 0 : Sie h o b e n d a s Ü b r i g g e b l i e b e n e an B r o c k e n
auf,
zwölf volle Körbe. 1. Über die Pflicht, die während des Essens auf die Erde gefallenen Brocken aufzusammeln, s. den Exk.: „Ein altjüd. Gastmahl" Nr. 10, d. e
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Matth 14,20 (Nr. 8). 14,25
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in der Rechten herauf; von da an u. weiter kam es bald in der Rechten, bald in der Linken herauf, u. der glänzende Streifen (Zeug, der am V.tage am Eingang des Tempel« angebracht war) wurde weiß (zum Zeichen der Sündenvergebung); von da an u. weiter wurde er bald weiß u. bald nicht. Die auf der Westseite (des siebenarmigen Leuchters befindliche) Lampe brannte (ohne je zu erlöschen); von da an n. weiter brannte sie bald, u. bald erlosch sie. Das Feuer des Holzstoßes (auf dem Brandopferaltar) war mächtig (erhielt sich brennend), u. die Priester hatten nicht nötig Holz zum Holzstoß herbei zuschaffen außer den beiden Holzscheiten (die zur Erhaltung der Flamme regelmäßig für die Nacht hinzugefügt wurden), die zur Erfüllung der Gebote betreffs des Holzes dienten; von da u. weiter war es bald mächtig, bald nicht, so daß die Priester nicht unterlassen durften den ganzen Tag Holz heranzuschaffen. Segen wurde auf die Erst lingsgarbe (Lv 23,9) u. auf die beiden Brote (Lv 23,17) u. auf die Schaubrote gelegt, u. jeder Priester, auf den davon soviel wie eine Olive kam, aß es u. wurde teils satt, teils aß er u. ließ noch übrig; von da an u. weiter wurde Fluch auf die Erstlingsgarbe u. die beiden Brote u. auf die Schaubrote gelegt, u. auf jeden Priester kam soviel wie eine Bohne. Die Bescheidenen zogen ihre. Hände zurück, u. die Gierigen nahmen u. aßen. II Hör 1 1 Bar: In dem Salböl, das Mose in der Wüste bereitet hat, hat man die Wurzeln gekocht (die zu seiner Herstellung dienten); das sind Worte des R, J huda (um 150). R. Jose (um 150) sagte: Es würde ja nicht einmal gereicht haben, um die Wurzeln zu bestreichen! Vielmehr hat man die Wurzeln in Wasser eingeweicht, dann ließ man das ö l darüber fließen, daß es den Geruch anziehe u. abschwäche. R. .I huda antwortete: Wie, ist denn nur Ein Wunder an dem Salböl geschehen? War es nicht von vornherein nur 12 Log? Und davon ist gesalbt worden die Stiftshütte u. ihre Ge räte, Ahron u. seine Söhne die ganzen sieben Einweihungstage, u. das Ganze ist (un vermindert) noch für die Zukunft vorhanden, wie es heißt: „Ein mir heiliges Salböl soll dies sein für eure Geschlechter* Ex 30,31. — Dann folgt eine ähnliche (ausführ lichere) Bar. Parallelstellen: K r 5 ; LvR 10 (112 ) ; pSota 8, 2 2 , 18; pSch«q 6 , 4 9 , 47. || GnR 11 ( 8 » ) : R. Elifezer (um 90) sagte: Gott hat den 7. Tag mit Licht gesegnet (vgl. Gn 2, 3). Es geschah einmal, daß ich die Lampe am Sabbatabend anzündete, u. als ich wiederkam, fand ich sie am Ausgang des Sabbats brennend, u. es fehlte nichts (das ö l hatte nicht abgenommen). II Schab 2 1 Bar: . . . Als die Griechen in den Tempel eindrangen, verunreinigten sie alles ö l im Tempel, u. als die Herrschaft der Hasmonäer erstarkte u. jene besiegte, suohte man u. fand nur Einen Krug mit ö l , der unter dem Siegel (Verschluß) des Hohenpriesters dalag; es war aber darin nur für Einen Tag zu brennen. Da geschah ein Wunder u. man brannte davon acht Tage. b
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1 4 , 2 5 : In d e r v i e r t e n Ri 7,19 wird «ns^sp
Kpnoa,
„die mittlere
erwähnt.
Nachtwache.
Nachtwache" njis^pn
Also war
die Nacht
n ^ x n , Targ:
in drei Nachtwachen
(rrao«p») von je vier Stunden eingeteilt. — Die dritte Nachtwache heißt Ex 14,24 u. 1 Sm 11,11 „die Morgen-Nachtwache" -igän rnbqfc, Targ: jops rn?a.
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Wenn die M kh zu Ex 1 4 , 2 4 : „Es geschah in der Morgen-
Nachtwache* bemerkt: „Das war zugleich mit dem Aufstrahlen der Sonne* n a n n pan os m n n*, S O will sie damit sagen, daß das Eingreifen Gottes in der letzten Minute der Morgen-Nachtwache erfolgte. Diese selbst reichte also bis fcum Aufgang der Sonne. — Mit n-ha^K räö KL 2,19 ist aber nicht, wie gewöhnlich erklärt wird, die „erste der Nacht wachen", sondern der Anfang der einzelnen Nachtwachen gemeint. — Auch Babylonien u. das ältere Griechenland zählten drei Nachtwachen. Dagegen teilten die Römer die Nacht in vier Nachtwachen von je drei Stunden Dauer, deren Beginn durch Trompetensignale angekündigt wurde.
Matth 14,25
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Aus dem römischen Heerwesen übernahmen auch die herodianischen Truppen die Einrichtung der vier Nachtwachen; das beweisen die vier Wachtposten von je vier Mann Apg 12,4: jedem der vier Posten lag der Wachtdienst während einer Nachtwache ob. — Josephus ist die Vierteilung der Nacht so geläufig, daß er sie ohne weiteres auf die alttestamentl. Zeit überträgt. So sagt er Antiq. 5, 6, 5, daß Gideon sein Heer um die vierte Nachtwache heranführte xaxd xexdoxrjv (pvXccxrjv. Auch Antiq. 18, 9, 6 erwähnt er die pvXccxr} xsxdoxrj. — Das NT, das ebenfalls vier Nachtwachen annimmt, setzt die Einbürgerung der römischen Sitte im jüdischen Volk voraus. Die devxsocc u. xgCxt) (pvXaxrj wird Lk 12, 38, die xBxdqxt] Mt 14, 25 u. Mk 6, 48 genannt; populäre Bezeichnungen der vier Nachtwachen Mk 13,35: b\pä, [leoovvxxiov, dXsxxooogxoviag (um den Hahnenschrei) u. nom. Für die Synagoge in Jesu Tagen hatte die Frage, ob drei oder vier Nachtwachen anzunehmen seien, praktische Bedeutung nur in bezug auf den nächtlichen Wachtdienst im Tempel. Die Mischna Mid 1,1. 2 sagt über diesen Punkt nichts. Doch wird man aus dem Um stände, daß die Tradition gerade einen der angesehensten Lehrer der älteren Zeit, nämlich den B. Eli'ezer (um 90), die Dreiteilung wider spruchslos vertreten läßt, wohl folgern dürfen, daß im Tempeldienst die alten drei Nachtwachen beibehalten worden sind. Erst ein volles Jahrhundert nach der Zerstörung des Tempels hören wir von einer Kontroverse zwischen R. Nathan (um 160) u. Rabbi über die Frage, ob drei oder vier Nachtwachen zu zählen seien, wobei Rabbi die letztere Meinung vertritt. Ein origineller Versuch im pT, die beiden Einteilungen in Einklang zu bringen, meinte, auch in früherer Zeit sei die Nacht immer in vier Nachtwachen geteilt worden, doch habe man nur ihrer drei gezählt, da während der ersten die Leute noch nicht geschlafen hätten. Lightfoot zu Mt 14,25 (2,330) sagt: „Die Juden erkennen nur 3 Nachtwachen an; denn dies ist bei ihnen ein gewöhnliches Wort (nam hoc apud eos tritum): m i o v a nb*b bv »n v-bv Vigilia est tertia pars noctis." — Das hat man vielfach so verstanden, als ob das von Lightfoot Angeführte ein gang u. gäber a l t r a b b i n i s c h e r Ausspruch sei. Daher sagen Winer, Realwörterbuch 2,131; Riehm, Handwörterbuch des Bibl. Altertums, 1884, S. 1050 irrig, die Talmudisten hätten nur 3 Nachtwachen gezählt. a. R. Elifezer (um 90) als Vertreter der Dreiteilung der Nacht. B^akb 1,1: Von wann an rezitiert man das S c h l a f am Abend? Von der Stunde an, da die (unrein gewesenen) Priester eintreten, um ihre Hebe zu essen, bis zum Ende der ersten Nacht wache ruwipri n^Jacxn spo ny. Das sind Worte des R. Elifezer. — Hierzu bB^akh 3 : Was hat R. Elifezer gemeint? Wenn er gemeint hat: Drei Nachtwachen n i ^ e a (Sing, n ^ v « ) hat die Nacht, so hätte er sägen sollen: Bis 4 Uhr (d. h. bis 10 Uhr abends liest man das Sch maf); u. wenn er gemeint hat: Vier N. hat die Nacht, so hätte er sagen sollen: Bis 3 Uhr (d. h. bis 9 Uhr abends liest man das S c h l a f ) . Immer hat er gemeint: Drei N. hat die-Nacht, u. das können wir daraus entnehmen: wie es N. im Himmel gibt, so gibt es N. auf Erden. Denn in einer Bar heifit es: R. Elifezer sagte: Drei N. hat die Nacht, u. in jeder einzelnen sitzt Gott u. brüllt.wie ein Löwe, wie es heißt Jer 25, 80: Jahve brüllt von der Höhe u. von seiner heiligen Wohnung läßt er seine Stimme schallen; brüllend brüllt er über seine Flur. (Das 8
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S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
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dreimalige Brüllen entspricht den drei N.) R. Jicchaq h. Schemuel (um 250) hat im Namen Rabs (t 247) gesagt: Drei N. hat die Nacht, u. in jeder einzelnen N. sitzt Gott u. brüllt wie ein Löwe n. sagt: Wehe, daß ich mein Haus zerstört u. meinen Tempel ver brannt u. meine Kinder unter die Völker der Welt in die Verbannung geführt habe! b. Die Kontroverse zwischen R. Nathan u. Rabbi. — TBerakh 1,1 (1): Rabbi sagteVier N. n*>ooo sind in der N a c h t . . . R. Nathan (um 160) sagte: Drei N. sind in der Nacht; denn es heißt: „Zu Anfang der mittleren N." Ri 7,19, u. es gibt eine ..mittlere' nur, wenn es eine vor ihr u. nach ihr gibt. || pBerakh 1 , 2 , 9: Rabbi sagte: Vier Wachen gibt es bei Tage u. vier Wachen in der Nacht. R. Nathan sagte: Drei, s.: „Zu Anfang der mittleren N." Ri 7,19. R. Zeriqan (um 300) u. R. Ammi (um 300) haben im Namen des R. Schimfon b. Laqisch (um 250) als Schriftgrund Rabbis genannt: „Um Mitter nacht stehe ich auf, dich zu preisen ob der Rechtssprüche deiner Gerechtigkeit* Ps 119,62. Und ferner steht geschrieben das. Vers 148: Zuvorkamen meine Augen den N. (PI-HSB» schließt als Plural mindestens zwei N. in sich; diese decken sich mit der Vers 62 genannten Zeit „um Mitternacht"; sind aber um Mitternacht zwei N. ver gangen, so besteht eine ganze Nacht aus vier N.). R. Chizqijja (um 350) hat gesagt: R. Zeriqan (um 300) u. R. Ba (um 290); der eine hat den Schriftgrund Rabbis (Ps 119,62)*. u. der andre den Schriftgrund des R. Nathan (Ri 7,19) gesagt Wie erklärt nun R. Nathan die Schriftstelle Rabbis: „Um Mitternacht"? Bald (traf bei David zu) „um Mitternacht" u. bald (traf zu) „meine Augen kamen den N. zuvor*. Wie das? Wenn David ein Mahl der Könige veranstaltete (das sich lange hinzog), dann galt: „Um Mitternacht* (stehe ich auf, dich zu preisen); n. wenn er ein Mahl für sich allein hielt (das nur kurze Zeit währte), dann galt: „Meine Augen kamen den N. zuvor* (noch ehe die zweite N. anbrach, stand ich anf. Die Zeitangaben in Ps 119,62 u. 148 decken sich also nicht;, darum darf man daraus keinen Schluß ziehen in bezug auf die Anzahl der N.). Wie erklärt Rabbi die Schriftstelle des R. Nathan: „Zu Anfang der mittleren N . " ? R. Huna (um 350) hat gesagt: Das Ende der zweiten u. der Anfang der dritten N. bilden (bei Annahme von vier N.) die Mitte der Nacht. (Rabbi deutet also R i 7 , 1 9 : Zu Anfang der die Mitte der Nacht bildenden N., d. h. zu Anfang der dritten N.; dann liegen j e zwei N. vor u. nach Mitternacht, d. h. es gibt auch nach Ri 7,19 vier N.). R. Mana (um 370) hat gesagt: Ist das richtig? Steht denn Ri 7,19 geschrieben: „Die mittleren* (ms-oT, Plural)? steht nicht geschrieben „die mittlere" (nsns^r, Sing.)? Die erste wurde nicht mitgezählt; denn bis dahin sind die Menschen noch wach. (Obwohl in Wirklichkeit Ri 7,19 vier N. anzunehmen sind, werden doch nur die drei letzten ge zählt, weil die Zeit der ersten noch nicht als Nacht empfunden wurde. Darum bedeutet die „mittlere" N. die „dritte" N., u. nicht die „zweite". Diese Deutung rührt nicht von R. Mana her, sondern von R. Huna, der damit den Einwurf Manas entkräften will.) || Berakh 3 Bar: Vier N. r v » w o hat die Nacht. Das sind Worte Rabbis. R. Nathan hat gesagt: Drei. Was ist der Schriftgrund des R. Nathan? Weil geschrieben steht R i 7 , 1 9 : „Zu Beginn der mittleren N." Es ist gelehrt worden: Es gibt eine mittlere nur dann, wenn es eine vor ihr u. eine nach ihr gibt. Was bedeutet nach Rabbi die mittlere? Eine mittlere unter den mittleren. Und R. Nathan? (Er erwiderte:) Steht denn geschrieben: Eine mittlere unter den mittleren? „Die mittlere* steht geschrieben. Was ist der Schriftgrund Rabbis (für seine vier N.)? R. Zeriqan (um 300) bat gesagt, R. Ammi (um 300) habe gesagt, R. Jehoschuaf b. Levi (um 250) habe gesagt: Eine Schriftstelle lautet: „Um Mitternacht stehe ich auf, dich zu preisen ob der Rechts sprüche deiner Gerechtigkeit" P s l l 9 , 6 2 , u. eine andre lautet: „Zuvorkamen meine Augen den N." das. Vers 148. Wie das? Vier N. hat die Nacht. (Zu diesem Beweise s. oben.) Und R. Nathan verstand das nach R. Jehoschuaf (um 90); denn wir haben gelernt (s. Berakh 1,2): „R. Jehoschuaf sagte: Bis um 9 Uhr (wörtlich: bis zur Stunde 8, darf man des Morgens das Schemaf rezitieren); denn so ist es die Weise der Könige, um 9 Uhr aufzustehen." Sechs Stunden der Nacht (von Mitternacht bis 6 Uhr früh) u. zwei Stunden vom Tage (von 6 Uhr bis zu Beginn der 9. Stunde), das sind zwei N. (also eine N. = vier Stunden). Der Gegenbeweis gegen Rabbi ist hier anders geführt d
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Matth 14,25.26. 36. 15,1.2 ( 8 1)
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als oben im pT; er beruht darauf, daß R. Nathan unter den N., denen Davids Augen zuvorkamen, nicht, wie Rabbi, die Zeit v o r Mitternacht versteht, sondern die acht Stunden ( = zwei N.) n a c h Mitternacht, die andre Könige länger als David schliefen). Rab Aschi ( t 427) hat gesagt: Auch eine u. eine halbe N. nennt man „Nachtwachen" (als ob es zwei volle wären). — Rab Aschi will sagen, daß die sechs Stunden bis Mitter nacht Ps 119,62 gar wohl Ps 119,148 „Nachtwachen" genannt werden könnten, ohne daß man daraus, wie Rabbi, folgern mößte, daß schon sechs Stunden zwei volle N. ausmachten, oder anders ausgedruckt, daß die Nacht in vier N. zerfalle. Denn wenn jene sechs Stunden streng genommen auch nur l /* N. wären, so könnte der gewöhn liche Sprachgebrauch sie doch schon als (zwei) „Nachtwachen" bezeichnen, da die an gefangene zweite N. als volle N. angesehen werde. 1
1 4 , 2 6 : S a g e n d , d a ß es ein G e s p e n s t s e i . Der Volksglaube erzählt mehrfach von wunderbaren Erscheinungen auf dem Meer. BB 7 3 » : Rabbah (bar bar Chana, um 280) hat gesagt: Seefahrer haben mir erzählt: Als eine Welle das Schiff zum Sinken bringen wollte, erschien etwas wie ein weißer Feuerstrahl an ihrer Spitze (Raschi: das war ein Engel des Verderbens); u. wir schlugen mit einer Stange nach ihm, auf der die Worte eingraviert waren: „Ich bin, der ich bin, Jah, Jahve C baoth, Amen, Amen, Sela!" Da ward es still. || Das. 74b Bar: R. Elifezer (um 90) u. R. J hoschua? fuhren einmal auf einem Schiff. R. Eluezer schlief u. R. J hoschuaF war wach. Da fuhr R. J hoschuas zusammen, so daß R. Elüezer erwachte. Da sprach dieser: Was ist das, J hoschuaf, warum fuhrst du zusammen? Er erwiderte: Ich habe ein großes Licht im Meer gesehen. Jener sprach: Vielleicht hast du die Augen des Livjathan gesehen, wie es heißt: „Seine Augen sind wie die Wimpern der Morgen röte" H U I , 10. || Vgl. M g 3&: R. J hoschua? b. Levi (um 250) hat gesagt: Es ist dem Menschen verboten einem andren in der Nacht den Friedensgruß zu entbieten, denn man hat zu befürchten, daß es ein Sched (Dämon) sei. — Sanh 44» ist R. Jochanan (f 279) als Autor angegeben. e
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14,33: Du b i s t d e r S o h n G o t t e s . &eov
vlög, s. bei Rom 1,3.
•14,34: N a c h G e n e z a r e t . rst-vrjoaQt'f, s. S. 154ff. bei Mt4,12 u. S. 184. 1 4 , 3 6 : D a ß s i e nur d i e Q u a s t e s e i n e s K l e i d e s b e r ü h r t e n . xQctonsdov,
s. den Exkurs: Qicith. — Zum Erfassen des Gewandes b
eines angesehenen Mannes vgl. Ta
aus
Jerusalem.
Das große Ansehen der jerusalemischen Gelehrten bezeugt Midr KL 1,1 (44»): R.Huna (um 350) hat im Namen des R. Jose ( = Rab Joseph, f 333) gesagt: Oberall, wohin einer von den Jerusalemern nach der Provinz kam, stellte
man ihm einen Sessel hin, sich darauf zu
setzen, damit man seine Weisheit höre. 15, 2 %i W a r u m ü b e r t r e t e n d e i n e J ü n g e r d i e Ü b e r l i e f e r u n g (naqädoaiq)
der Ältesten
(Alten)?
1. In welcher Achtung die n-opt *nan oder n^pt
ni?*? standen, er
kennt man aus folgenden Stellen: pB°rakh 1,3b, 47: Mischna: R. Tarphon (um 100) hat gesagt: Ich befand mich unterwegs u. streckte mich (des Abends) nieder, um das Schema? nach den Worten der Schule Schammais (im Liegen) zu rezitieren, u. ich brachte mich selbst da44*
Matth 15,2(111)
692
durch in Gefahr vor den Räubern. Man antwortete ihm: Du hättest es verdient, dir selbst Strafe zuzuziehen, weil du die Worte der Schule Hillels übertreten hast (die das Liegen beim Rezitieren des abendlichen S c h w e i nicht für nötig hielt). Gemara: (Die Genossen) haben im Namen des R. Jochanan ( f 279) gesagt: Nahe verwandt o-nSn sind die Worte der Schriftgelehrten (d. h. die mündl. Tora) den Worten der schriftl. Tora u. ebenso behebt (wertvoU) wie die Worte der Tora, s. HL 7,10: Dein Gaumen ( = mündl. Tora oder Worte der Gelehrten) ist wie der beste Wein ( = Wein der schriftl. Tora). Schimfon b. Va ( = Abba, um 280) hat im Namen des R. Jochanan gesagt! Nahe verwandt sind die Worte der Schriftgelehrten den Worten der Tora u. beliebter (wertvoller) als die Worte der Tora, s. HL 1,2: Köstlicher sind deine Geliebten ( = Worte der Schriftgelehrten) als der Wein (der schriftl. Tora). R. Ba bar Kohen (um 350) hat im Namen des R. Juda b. Pazzi (um 320) gesagt: Hieran kannst du erkennen, daß die Worte der Schriftgelehrten beliebter sind als die Worte der Tora: siehe, wenn R. Tarphon das Schema? (überhaupt) nicht rezitiert hätte, so hätte er lediglich ein Gebot über treten; weil er aber die Worte der Schule Hillels übertrat, machte er sich des Todes schuldig; denn es heißt: „Wer die Mauer (der Satzungen der Schriftgelehrten) durch bricht, den beißt die Schlange" (d. h. den trifft der Bann u. der Tod) Qoh 10, 8. R. Jischmafel (t um 135) hat gelehrt: Die Worte der Tora enthalten Verbotenes u. Er laubtes, leichte u. schwere Gebote; aber die Worte der Schriftgelehrten sind alle schwer (wichtig). Daran kannst du erkennen, daß dem also ist: Dort (Sanh 11,3) haben wir gelernt: Wer sagt: „Um die Gebetsriemen ist es nichts", um die Worte der Tora zu übertreten, ist straffrei; (sagt er aber:) „Fünf Fächer (müssen sie haben)', um zu den Worten der Schriftgelehrten hinzuzufügen, so macht er sich schuldig. (Zur Erklärung s. oben S.82 bei Mt 2,4.) R. Chananja b. Ad(d)a hat im Namen des R. Tanchum b , Chijja (um 300) gesagt: Wichtiger sind die Worte der Ältesten, als die Worte der Propheten; 8.: „Predigt doch nicht!' predigen sie. Nicht predigen soll man auf solches hin? Nicht weichen sollen die Schmähungen?" Micha 2,6. Ferner s.: „Ich will dir predigen zu Wein u. Rausch trank", das. Vers 11. (Diese Stellen sollen beweisen, daß es falsche Propheten gibt.) Prophet u. Ältester, wem gleichen sie? Einem König, der zwei Ge heimschreiber * in eine Provinz (oder Stadt) entsendet; betreffs des einen von ihnen schreibt er: Wenn er euch nicht meine Unterschrift u. mein Siegel zeigt, so glaubt ihm nichi. Betreffs des andren aber schreibt er: Wenn er euch auch nicht meine Unter schrift u. mein Siegel zeigt, so glaubt ihm auch ohne Unterschrift u. Siegel. Ebenso heißt es betreffs eines Propheten: „Wenn er dir ein Zeichen oder Wunder gibt" Dt 13,2 usw. Aber hier (d. h. betreffs der Ältesten) heißt e s : „Nach Maßgabe der Belehrung, die sie dir erteilen, u. nach der Rechtsentscheidung, die sie dir sagen werden, sollst du handeln; weiche von dem Spruch, den sie dir verkündigen werden, nicht rechts noch links ab" Dt 17,11. — Parallelstellen pSanh 11,30», 51; ps AZ 2,41 ,40; Midr HL 1,2 (83 ). j| fAZ 2 , 6 : (R. J°hoschuaf, um 90) sprach zu ihm: Mein Bruder R. Jischmasel (t um 135), wie liesest du HL 1,2: „Köstlicher sind sp-rin als Wein"? oder: „Köstlicher sind VT* als Wein"? (Das Maskulinum zeigt, daß die Worte eine Anrede Israels an Gott sind: Köstlicher sind deine Lieben, d. h. die Worte der schriftl. Tora, als Wein. Das Femininum im zweiten Fall macht die Worte zu einer Anrede Gottes an die Gemeinde Israel: Köstlicher sind deine Lieben, d. h. die Worte deiner Gelehrten oder die Worte der mündl. Tora, als der Wein der schriftl. Tora.) R. Jischmafel antwortete: Köstlicher sind rpnSn. Jener sprach: So verhält es sich nicht; denn siehe, der nächste Vers enthält darüber Belehrung: „Zu riechen sind deine Salben köstlich . . . Darum lieben dich Jungfrauen" (wie hier unter „Jungfrauen" die Gemeinde Israel zu verstehen ist, so ist diese auch Vers 2 als Sprecherin zu denken). Die Stelle findet sich auch TPara 1
c
1
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Wenn identisch mit Chanina b. Idi (vgl. Bacher, Pal. Amor. 3,555), etwa um 300. * I-IÖ'SVB, andre Ausgaben •p-'ösa^B; nach Krauß, Lehnw. 2,459 = diplomatarius; andre erklären das Wort = noUfiovoxuQios ( ? ) , Kriegsnotar, oder = frumentarius, Proviantmeister, Furier, oder = protonotarius.
Matth 1 5 , 2 ( 9 1 . 2 )
693
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10,3 (639). — Vgl. fAZ 35 : Als Rab Dimi (um 320) kam (nämlich aus Palästina nach Babylonien), sprach er: Die Gemeinde Israel hat vor Gott gesagt: Herr der Welt, lieb licher sind, mir die Worte deiner Lieben (d. h. der Schriftgelehrten), als der Wein der (schriftl.) Tora. — Diese Stelle zeigt, daß man auch bei maskulinischer Fassung des -pi-H die Meinung des R. Jischraafel in HL 1,2 hineinlegen konnte. || sEr 2 1 s. S. 67 7 y bei Mt 13,52. || fEr 2 1 : Raba (f 352) hat öffentlich vorgetragen: Was heißt: „Und übrigens, mein Sohn, laß dich warnen; kein Ende ist des vielen Büchermachens" Qoh 12,12? Mein Sohn, sei vorsichtiger bei den Worten der Schriftgelehrten, als bei den Worten der Tora; denn in den Worten der Tora gibt es Gebote u. Verbote (u. nur wegen Übertretung der letzteren macht man sich des Todes schuldig); aber bei den Worten der Schriftgelehrten gilt, daß, wer sie übertritt, des Todes schuldig ist. Wenn du- aber sagen wolltest: Wenn diese so Wesentliches enthalten, warum sind sie nicht aufgeschrieben worden? (so wisse:) Kein Ende ist des vielen Büchermachens; u. viel Studieren ist Ermüdung des Leibes. Rab Papa b. Acha b. Ad(d)a (um 850) hat im Namen des Rab Acha b. fülla (um 300) gesagt: Das lehrt, daß jeder, der Uber die Worte der Ge lehrten lacht, in siedendem Kot gerichtet (bestraft) wird. || Tanch KOS 2 0 2 : Nicht soll der Mensch sagen: Die Gebote der Ältesten halte ich nicht, weil sie nicht zur Tora gehören. Gott spricht: Meine Kjnder, ihr habt kein Recht, also zu sprechen; vielmehr, was sie über euch festsetzen, habt ihr zu halten, s.: Handle nach Maßgabe des Spruchs, den sie dir verkündigen werden Dt 17,10. Weshalb? Denn auch ihren Worten stimme ich zu, s.: „Beschließest du etwas, so kommt's zustande" Hi 22,28. Du kannst es daraus entnehmen: siehe, als Jakob den Manasse u. Ephraim segnete, was steht da geschrieben? Er setzte Ephraim dem Manasse vor Gn48,20, er bevorzugte also den Jüngeren vor dem Älteren, u. Gott bestätigte seine Entscheidung. Wann denn? Bei den Opfern der Stammfürsten; denn der Stamm Ephraim brachte zuerst sein Opfer dar u. dann Manasse, s. Nu 7,48.54. II Mak 2 2 : Raba (f 352) hat gesagt: Wie dumm sind doch die andren Menschen, die vor einer Torarolle aufstehen, aber vor einem großen Mann (Gelehrten) nicht aufstehn; denn siehe, im Torabuch steht geschrieben: „Vierzig Schläge lasse er ihm geben" Dt 25,3. Da kamen die Rabbinen u. zogen einen Schlag ab. (Das Wort der Gelehrten ist also maßgebend.) II K th 8 3 : Die Gelehrten haben für ihre Worte (Verordnungen) eine größere Stützung (Befestigung, pwn) ge macht als für die Tora. II ?Er 3 : Rabina (I., t 422; IL, f 500) hat gesagt: Das Gesetz betreffs der Festhütte ist biblisch, es bedarf keiner Stützung; dasjenige betreffs des Durchgangs "iaa ist rabbinisch, es bedarf einer Stützung. II Z b 101»: Rabbi sagte: Das Trauern in der Nacht stammt nicht aus den Worten der Tora, sondern aus den Worten der Soph^im (Schriftgelehrten). Immer stammt es von den Rabbinen, u. die Gelehrten haben für ihre Worte eine größere Stützung gemacht als für die Tora. Weiter s. S. 81 f. bei M t 2 , 4 . b
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2. Die Bedeutung, die man den väterlichen Überlieferungen beimaß, erhellt aus folgenden Stellen: Aboth 3,13: Derselbe (nämlich R. tAqiba, f um 135) pflegte zu sagen: Die Über lieferung ist ein Zaun für die Tora rn^rV J;D r^fet • — R - ?Aq. will damit sagen, daß die Überlieferungen der Alten (das mündl. Gesetz) die Übertretung des schriftl. Ge setzes verhindern sollen. Das galt besonders von den rabbin. Vorbeugungsverordnungen ( n - u , pl. riit?). B r a k h l , l : Von wann an rezitiert man das Sch ma? am Abend? Von der Stunde an, da die (rein gewordenen) Priester sich anschicken, ihre Hebe zu essen, bis zum Ende der ersten Nachtwache. Das sind Worte des R. Elifezer (um 90). Aber die Gelehrten sagten: Bis Mitternacht. Rabban Gamliöl (IL, um 90) sagte: Bis das Morgengrauen aufsteigt. Und nicht allein dies, sondern in bezug auf alles, wovon die Gelehrten gesagt haben: „Bis Mitternacht", gilt das Gebot: „Bis das Morgengrauen e
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jn-s „eifrig studieren" Qoh 12,12 wird = i*b „verlachen" gedeutet; nach Git57*, wo obige Auslegung des Rab Acha b. fU. wiederholt wird, ist siedender Kot Strafe Jesu in der Hölle.
Matth 15,2 ( « 2 - 4 )
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aufsteigt." Wenn dem so ist, wozu haben die Gelehrten gesagt: „Bis Mitternacht"? Um den Menschen von der Übertretung fernzuhalten. (Die strengere Vorschrift der Gelehrten soll die Versäumung des letzten zulässigen Termins unmöglich machen u. so ein schützender Zaun für diesen sein.) II Schab 1 3 : Nicht soll ein mit Ausfluß be hafteter Pharisäer S I I B zusammen mit einem mit Ausfluß behafteten f Am ha-arec essen, damit er sich nicht an ihn (an sein Tun u. Treiben) gewöhne. . . . Abaje (f 338/39) hat gesagt: Es ist ein Vorbeugungsverbot - I M J , damit er ihm nicht unverzehntete Dinge zum Essen gebe. (Damit letzteres unbedingt vermieden werde, wird jedes Zus.essen mit einem f Am ha-arec verboten.) || Beca 2 : Abaje (f 338/39) hat gesagt: Was ist der Grund, daß (am Sabbat) vom Baum abgefallene Früchte am Sabbat nicht gegessen werden dürfen? Es ist ein Vorb.verbot, damit nicht einer (auf den Baum) emporsteige u. pflücke. (Das Abpflücken der Früchte an einem S. war als eine Art des Erntens Über tretung eines biblischen Verbotes; diese zu verhüten, wird um das biblische Verbot wie ein schützender Zaun das rabbin. V.verbot gestellt, daß am S a b b a t a b g e f a l l e n e s Obst am S. zum Genuß verboten sei.) || Lv 18,6—18 werden die Verwandtschaftsgrade aufgezählt, welche ein Ehehemmnis bilden. Um dieses Verbot gegen Übertretungen zu hüten, fügten die Gelehrten den verbotenen Graden je einen Grad nach oben oder unten hinzu. So wird zur Mutter Lv 18,7 hinzugefügt die Großmutter väterlicher- u. mütter licherseits, zum Weibe des Vaters Vers 8 das Weib des Großvaters väterlicher- u. mütter licherseits, zur Schwiegertochter Vers 15 die Schwiegertochter des Sohnes u. der Tochter usw., s. J b 2 1 . 8
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3. Den Schriftbeweis für die vorbeugende Gesetzgebung fand man in Lv 18, 30. e
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J b 2 1 : Rab Eahana (um 250) hat gesagt: „Beobachtet das mir gegenüber zu Beobachtende", L v l 8 , 3 0 , d. i. machet eine Bewachung r^aott für das mir gegenüber zu Beobachtende. — Diese Erklärung deckt sich mit dem Satz der Männer der Großen Synagoge Aboth 1,1: Machet einen Zaun für die Tora n^inV j;p «>y. — In MQ 5 findet sich die Erklärung des Rab Eahana im Munde des Rab Aschi (f427). In Wirklich keit ist sie älter als beide Autoren; s. SLv 18,30 (342 ): „Beobachtet das mir gegen über zu Beobachtende", hütet (schützt) mir das zu Beobachtende. a
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4. Damit die rabbin. V.verböte sich in angemessenen Schranken hielten, bestimmte man, daß ein solches Verbot weder die Gemeinde allzusehr belasten, noch selbst wieder durch ein weiteres V.verbot ge stützt werden dürfe. b
BQ 7 9 : Man legt der Gesamtheit kein V.verbot n-nta auf, es sei denn, daß die Mehrzahl der Gesamtheit dabei bestehen kann. || Beca 3 » : Errichtet u. beschließt man denn ein V.verbot für ein andres V.verbot H-IT;*> m u ? (Die Antwort ist: Nein!) — Im pT sagt man dafür: Gibt es denn einen Zaun für einen Zaun ~>iib -HJ r - i p P e s l , 2 7 , 5 2 ; pSanh 5,22 , 57. Besonders hat sich R. Chijja (um 200) gegen das Überwuchern der V.verböte ge wandt. GnR 19 ( 1 2 ) : „Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen" G n 3 . 2 . Das ist es, was geschrieben steht: „Füge nicht hinzu zu seinen Worten: er würde dich überführen u. du stündest dann als Lügner da" Spr 30,6. R. Chijja hat gelehrt: Du sollst den Zaun "ntn nicht allzuhoch machen um die Hauptsache, damit er nicht umfalle u. die Pflanzen zerknicke (laß die V.verbote nicht das eigentliche Gottesgebot Uberwuchern). So hat Gott gesagt: „Denn an dem Tage, da du von ihm issest, wirst du gewißlich sterben" Gn 2,17, Eva aber sagte nicht also, sondern auch, daß Gott gesagt habe: „Und ihr sollt ihn auch nicht anrühren" Gn 3,3. Als nun die Schlange die Eva vor dem Baum vorübergehn sah, nahm sie diese u. stieß sie gegen ihn u. sprach zu ihr: Siehe, du bist nicht gestorben! u. wie du nicht durch sein Be rühren gestorben bist, so wirst du auch nicht sterben durch das Essen von ihm, sondern Gott weiß: an welchem Tage ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan usw. c
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Matth 15,2 ( « 4. » 1.2)
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G n 3 , 5 . (Der menschliche Zaun: „Ihr sollt ihn auch nicht anrühren" um das eigent liche Gottesgebot: „Du sollst nicht von ihm essen' hat den Sündenfall veranlaßt.) — AbothRN 1: Welches ist der Zaun r o , den der erste Mensch für seine Worte gemacht hat? Siehe, es heißt: „Und Jahve-Elohim gebot dem Menschen also: Von allen Baumen des Gartens darfst du essen; aber von dem Baum des Erkennens von Gut u. Böse, von dem sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, wirst du gewißlich sterben." Der erste Mensch mochte aber zu Eva nicht so sagen, wie Gott zu ihm gesagt hatte, sondern sagte so zu ihr, indem er einen Zaun für seine Worte machte weit über das hinaus, was ihm Gott gesagt hatte: „Aber von den Früchten des Baumes, welcher inmitten des Gartens", hat Gott gesagt, „von denen sollt ihr nicht essen u. sollt ihn nicht berühren, damit ihr nicht sterbet"; denn er wollte sich u. Eva vor dem Baum selbst durch eine Berührung hüten. In jener Stunde hatte die Schlange, der Bösewicht, einen Plan in ihrem Herzen gefaßt; sie sprach: Da ich den Menschen (Adam) nicht zu Falle zu bringen vermag, so will ich gehn u. Eva zu Falle bringen. Sie ging u. setzte sich zu ihr u. machte des Geschwätzes viel mit ihr: Wenn betreffs des Anrührens uns Gott nach deinen Worten Befehl gegeben hat, siehe, so will ich ihn anrühren u. werde nicht sterben; auch du wirst nicht sterben, wenn du ihn anrührst. Was tat die Schlange, der Bösewicht, in jener Stunde? Sie stand auf u. berührte den Baum mit ihren Händen u. Füßen u. schüttelte ihn, bis seine Früchte zur Erde fielen. Was hat nun die Veranlassung zur Berührung (des Baumes) gegeben? Der Zaun, den der erste Mensch errichtet u. für seine Worte gemacht hat. Von hier aus hat man gesagt: Wenn ein Mensch für seine (Gottes) Worte einen Zaun macht, so wird er nicht in seinen Worten (selbst) bestehen können. Von hier aus hat man ge sagt: Es soll der Mensch nicht zu den Worten hinzufügen, die er gehört hat, vgl. Spr SO, 6.
15,2 23: Denn s i e spülen n i c h t die H ä n d e a b , w e n n sie B r o t e s s e n . 1. Das gewöhnliche Waschen der Hände hieß rw^rn (von yrri waschen, baden). Die Untertauchung der Hände, die vor dem Genuß von Heiligem (wie Opferfleisch) nötig war u. die eine Wassermenge von 40 Sea er forderte, wurde mit nb-op (von ba» untertauchen) bezeichnet. Die rituelle Abspülung (nicht Waschen) der Hände, um die es sich Mt 15,2 handelt, nannte man n ^ o } oder tr*v* n b ^ f v o n PÖJ erheben, hinaufbringen). Das Verbum VJJ selbst wird entweder absolut gebraucht u. bedeutet dann: „hinaufbringen", nämlich Wasser auf die Hände = „die Hände durch Begießen abspülen", oder es wird elliptisch mit o^n, auch D ^ I V ver bunden, während die Wendung vollständig etwa gelautet haben würde: B?» ioj „Wasser auf die Hände bringen oder gießen". bT ver wendet statt VJJ häufig "nü73, toyip. 2. Die Sitte des Händeabspülens wird vereinzelt auf Salomo zurück geführt;» die gewöhnliche Meinung aber geht dahin, daß sie auf einer Anordnung der Schriftgelehrten beruhe. Offen bleibt nur die Frage, ob man die c-n nb'&a auf Grund einer Schriftstelle c oder ohne Rücksicht nahme auf eine solche aus bestimmten anderweitigen Motiven eingeführt habe. Die erstere Annahme sah Lv 15,11 als Schriftgrund an (in einem speziellen Fall auch Lv 2 0 , 7 ) ; die andre erklärte die Anordnung des Händeabspülens aus dem Bestreben, die Bestimmungen über das Essen der profanen Speisen denjenigen anzunähern, die für das Essen der Hebe seitens der Priester bestanden, d Und in der Tat stand in der Praxis die tyw* nb^os in engster Beziehung zum Essen: sie sollte sowohl h
Matth 15,2 ( » 2)
696
vor Tisch als auch nach Tisch ausgeführt werden, möglichst auch noch während der Tafel, falls das Mahl aus mehreren Gängen bestand, e Nach jüdischer Anschauung bildete das Brot den Hauptbestandteil einer Mahlzeit; was sonst noch aufgetragen wurde, galt als Zukost.f Wenn daher Mt 15,2 über die Jünger Klage geführt wird, daß sie das A b spülen der Hände beim Essen des „Brotes" unterließen, so ist damit jenes Begießen der Hände mit Wasser gemeint, wie es vor u. nach Tisch üblich war. — Auch beim Genuß von Früchten empfahl man jenes Abspülen der Hände aus Gründen der Reinlichkeit, doch waren die Meinungen hierüber geteilt.? Sonst wurde es noch ausgeführt be sonders des Morgens unmittelbar nach dem Aufstehn (hier zum Teil aus abergläubischen Motiven)n u. wohl auch vor dem Gebet.! b
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a. Schab 1 4 : Rab J huda (f 299) hat gesagt, Sch^iiuöl ( f 254) habe gesagt: Als Salomo die fErubin (wörtlich: .Vermischungen", s. Einl. S.38f.) u. das Abspülen der Hände O*T> r>i"ta: anordnete, ging eine Himmelsstimme aus, welche rief: „Mein Sohn, wenn dein Herz weise wird, dann wird auch mein Herz sich freuen" Spr 23,15, u.: „Werde weise, mein Sohn, u. erfreue mein Herz, damit ich demjenigen, der mich (deinetwegen) schmäht, Antwort erteilen kann" Spr 27,11. — Dasselbe ? E r 2 l . b. pSchab 1 , 3 , 4 0 : Hillel (um 20 v. Chr.) u. Scbammai (um 30 v. Chr.) trafen PestSetzungen über die Reinheit der Hände. R. Jose b. Abin (um 350) hat im Namen des R. Levi (um 300) gesagt: Man hatte die Halakha (auch früher) besessen, aber man hatte sie vergessen; da traten sie beide auf u. trafen (mit ihrer Meinung) zusammen mit der Ansicht der Früheren. — Parallelstelle Schab 14b; ferner s. Chullinl06 in Anm. d. || Der älteren Zeit, da die Sitte des Händeabspülens sich durchzusetzen be gann, gehört auch ?Eduj5,6.7 an: Wen hat man in den Bann getan? Den Elitezer b. Chanokh, der an dem Abspülen der Hände, B'-I-> nls-e: (so Cod. München), gerüttelt hat Und als er gestorben war, schickte der Gerichtshof u. ließ einen Stein auf seinen Sarg legen; das lehrt, daß man, wenn einer in den Bann getan ist u. im Bann stirbt, seinen Sarg mit Steinen belegt. In seiner Sterbestunde sagte er zu seinem Sohn: Mein Sohn, tritt zurück von den vier Dingen, die ich gesagt habe. Er antwortete: Und warum bist du nicht zurückgetreten? Er sprach: Ich habe (meine Lehre) aus dem Munde einer Mehrheit vernommen, u. jene (meine Gegner) haben aus dem Munde einer Mehrheit vernommen; ich bestand auf meiner Überlieferung u. jene bestanden auf ihrer Überlieferung. Aber du hast aus dem Munde eines einzelnen u. aus dem Munde einer Mehrheit vernommen; da ist es besser, die Worte des einzelnen zu lassen u. sich an die Worte der Mehrheit zu halten. Er sprach: Mein Vater, empfiehl mich deinen Genossen! Er antwortete: Ich werde dich nicht empfehlen. Er sprach zu ihm: Hast du vielleicht ein Unrecht an mir gefunden? Er antwortete: Nein! Deine Taten werden dich nähern u. deine Taten werden dich entfernen. C. Vgl. den Beweis aus Lv 15,11 in Anm. d u. aus Lv 20,7 in Anm. e. — Das Ab spülen der Hände gehört zu den 7 Micvoth d rabbanan, welche den 613 alttestamentlichen Geboten u. Verboten später hinzugefügt worden sind. Die Benediktion: „Ge priesen seist du, Jahve unser Gott, König der Welt, der uns durch seine Gebote geheiligt u. uns das Gebot gegeben hat betreffs der n*i* ra-tsa" beruht auf den allgemeinen Sätzen Dt 17,11; 32,7, aus denen man die göttl. Autorität auch der traditionellen Lehre ableitete. d. Chullin 1 0 6 : Rab Idi b. Abin (um 310) hat gesagt, Rab Jicchaq b. Aschjan (wohl um 300, vgl. Sukka42 ) habe gesagt: Das Abspülen der Hände beim Genuß profaner Speisen geschieht wegen Annäherung an die Hebe u. ferner wegen eines Gebotes. Was ist das für ein Gebot? Abaje ( f 338/39) hat gesagt: Es ist das Gebot gemeint, daß man auf die Worte der Gelehrten hören muß (u. die Q*-.* ri-us beruht auf solchen Worten der Gelehrten). Raba (f 352) hat gesagt: Es ist das Gebot gemeint, daß man b
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Matth 15,2 ( 8 2)
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auf die Worte des R. Eifazar b. fArakh (um 90) hören muß; denn es heißt: „Jeder, den der mit einem Ausfluß Behaftete berührt, ohne daß er seine Hände in Wasser ab gespült hat, der soll seine Kleider walken" Lv 15,11 usw. R. Eifazar b. fArakh hat gesagt: Auf diese Stelle haben die Gelehrten das Abspülen der Hände aus der Tora gestützt (begründet). — Der Ausspruch des R. Eifazar b. fArakh auch SLv 15,11 (295 »). — Zur „Annäherung an die Hebe" vgl. pBik 2 , 6 4 , 4 5 ; pChag2,78b,34; ferner Chag 2 , 5 : Man muß die Hände abspülen zum Genuß von profanen Speisen, von Zehnt u. von Hebe; zum Genuß von Heiligem muß man sie (in 40 Sea Wasser) untertauchen "pV"^* • — Diese Mischna wird zitiert pBik 2 , 6 4 , 36. e. Hierher gehörende Belege (aus Berakh 46 b; Chullin 104 b. 105 » b Berakh 8 , 2 ; Joma30»; pB rakh 8,12»,48) s. im Exkurs: Ein altjüd.Gastmahl Nr.7,$r—»; Nr.9,6.c; Nr. 10, e—g; ferner vgl. die vorige Anm. d. — Chullin 105» wird die Regel aufgestellt: „Das erste u. das letzte Wasser (d. h. die Händeabspülung vor u. nach Tisch) ist Pflicht, das mittlere Wasser (d. h. die Händeabspülung während des Essens) ist Sache des freien Beliebens." Dieser Regel entsprach die Praxis. Abweichend davon lautet eine Bar pB°rakh 8,12», 28; pChalla 2,58 , 35: Das Wasser vor der Mahlzeit ist Sache des freien Beliebens; aber das Wasser nach der Mahlzeit ist Pflicht. Die Bar findet sich TB^akh o, 13 (12). Aber schon die Ausdeutung u. Umdeutung, die diese Bar im pT u. in Chullin 105» erfahren hat, zeigen zur Genüge, dafi diese abweichende Tradition für die Praxis bedeutungslos gewesen ist. Auffallend bleibt allerdings, daß jene Bar in späteren Midraschwerken — Tanch p^a 236b; TanchB p^>a § 2 4 (73»); NuR 20(190») — sich wie die allein gültige Norm einführt. — II Chullin 107 b: Der Vater Sch muöls fand Sch^iuöl (f 254), als er weinte; er sprach zu ihm: Warum weinst du? Weil mich mein Lehrer geschlagen hat. Weshalb denn? Er sagte zu mir: Du hast meinem Sohne zu essen gegeben u. hast dir nicht deine Hände abgespült n-s» tthi ! Aber warum hast du sie nicht abgespült? (fragte der Vater). Schemuöl antwortete: Er ißt u. ich soll mir die Hände abspülen? Er antwortete ihm: Nicht genug, daß er (der Lehrer) nicht ge lernt hat, er schlägt auch noch! Die Halakha ist: Der Essende bedarf, wenn ihm ein andrer zu essen gibt, der Abspülung der Hände; nicht aber der, welcher zu essen gibt. || Der Schriftbeweis für das Begießen der Hände vor u. nach dem Essen wird aus Lv 20,7 geführt Berakh 5 3 b Rab Jehuda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt — u. andre haben gesagt, in einer Bar werde gelehrt: „Zeigt euch heilig" Lv20,7, damit ist das erste Wasser (die Händeabspülung vor Tisch) gemeint; „u. seid heilig" (das.), damit ist das zweite Wasser (nach Tisch) gemeint. d
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/ . Vgl. hierzu den Exkurs: „Ein altjüd. Gastmahl" Nr. 3. g. Chullin 106»: R.Hoschafja (um 225) hat gesagt: Das Händeabspülen beim Genuß von Früchten hat man nur der Reinlichkeit wegen verordnet.. . . Rab Nachman (t 320) hat gesagt: Wer seine Hände beim Genuß von Früchten abspült, ist einfach ein Hoch mütiger. — Dieser Ausspruch des Rab N. auch Chag 1 8 . — Ebenso erklärt Rabbah bar bar Chana auf Grund der Praxis des R. Ammi u. des R. Asi: „Es findet kein Abspülen der Hände für den Genuß von Früchten statt" Chullin 106», s. oben S. 528ß. - Eine andersartige allgemeine Regel liest man pBerakh 8,12 »,40: R. Huna (um 350) hat ge sagt: Das Abspülen der Hände findet nur für das Essen von Brot statt. R.Hoschafja (um 225) hat gelehrt: Bei allem (Eßbaren), woran die Feuchtigkeit eines Getränkes haftet. R. Zefira (um 300) hat gesagt: Auch wer Lupinen abschneidet, soll seine Hände abspülen. Ä. Berakh 51»: R. Jischmafel b. Elischaf (f um 135) hat gesagt: Dreierlei hat mir Suriöl, der Engel des Angesichts, gesagt: Nimm des Morgens dein Hemd nicht aus der Hand des Dieners, um es anzuziehen (sondern nimm es selbst von seinem Ort); laß dir (des Morgens) deine Hände nicht abspülen von einem, der seine eigenen Hände nicht abgespült hat, u. reiche den Becher mit Spargeltrank nur dem zurück, der ihn dir gegeben hat, weil die Takhsephith (Name einer Dämonenschar) — einige sagen, weil eine Schar der Engel des Verderbens den Menschen belauem u. sagen: Wann b
1
1
cv-cps, s. aber Krauß, Lehnw. 2,93 f.
Matth 15,2 ( » 2 . 3)
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-wird der Mensch einem von diesen drei Dingen anheimfallen, daß er gefaßt werden kann? — In den folgenden Worten berichtet dann R. Jehoschua? b. Levi (um 250), daß die beiden ersten Verhaltungsmaßregeln ihm vom Todesengel mitgeteilt seien. || Joma 77b Von Schammai, dem Alten (um 30 v. Chr.) hat man erzählt, daß er (seinem Kinde am Versöhnungstage, an welchem das Waschen des Körpers verboten war) auch nicht mit Einer Hand (weil sie unabgespült war) zu essen geben wollte; da verordnete man, daß er mit beiden Händen zu essen geben sollte. Aus welchem Grunde (handelte Schammai also)? Abaje (f 338/39) hat gesagt: Wegen des Dämons Schibbetha (der auf den Händen ruht, die man des Morgens nicht gewaschen hat, u. wenn diese Hände eine Speise berühren, so bringt der Genuß derselben Gefahr, Levy 4,507). Dasselbe Chullin 107 b; vgl. auch die Erzählung Tafan 20 b, wie Rab Huna (f 297) einen Krug mit Wasser an der Tür seines Hauses anbrachte, aus welchem die Eintretenden zur Abwehr der Schibbethagefahr ihre Hände zuvor abspülen mußten. || Schab 108b R. Muna (um 180) pflegte zu sagen: Die Hand, die (des Morgens, bevor sie mit Wasser ab gespült ist) das Auge oder die Nase oder den Mund oder das Ohr oder die Aderlaß stelle oder die Geschlechtsteile oder den After oder den Krug berührt, die werde ab gehauen: die Hand macht blind, die Hand macht taub, die Hand bringt Polypen hervor. Bar: R. Nathan (um 160) sagte: Es gibt eine Dämonin Bath-Chorin (die „Freie*, die an den des Morgens nicht gewaschenen Händen haftet), die genau darauf achtet, bis man (des Morgens) seine Hände dreimal wäscht ( r i m - r ) . i. Berakh 1 4 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Wer das Joch des Himmelreichs (der Gottesherrschaft) vollkommen auf sich nehmen will, der verrichte (des Morgens) seine Notdurft u. spüle seine Hände ab u. lege die Gebetsriemen an u. rezitiere das Schema' u. bete (das Achtzehn-Gebet) — das ist die vollkommene Gottesherrschaft. R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: R. Jochanan habe gesagt: Wer seine Notdurft verrichtet u. (des Morgens) seine Hände abspült u. die Gebetsriemen anlegt u. das Schemac rezitiert u. betet (das Achtzehn-Gebet), dem rechnet es die Schrift so an, als wenn er den Altar erbaut u. ein Opfer darauf dargebracht hätte, s.: „Ich wasche meine Hände in Reinheit u. will deinen Altar umgeben, o Jahve* Ps 26,6. — Vgl. Schab 50b Bar: Man wäscht r m i sein Gesiebt, seine Hände u. seine Füße täglich um seines Schöpfers willen; denn es heißt: „Alles hat Jahve seinetwegen gemacht* Spr 16,4. — Das früheste Zeugnis für das Waschen der Hände vor dem Morgengebet ist wohl der Brief des Aristeas §304—306: In der Frühe aber erschienen sie (die Übersetzer der LXX) täglich bei Hofe, machten dem König ihre Aufwartung u. gingen dann zu ihrer Stätte fort. Wie es aber Sitte aller Juden ist, wuschen sie im Meer ihre Hände, u. wenn sie dann gebetet hatten, widmeten sie sich der Lektüre u. der Übersetzung des einzelnen. Ich stellte aber auch die Frage, warum sie die Hände waschen u. dann erst beten. Und sie erklärten, es sei ein Zeugnis, daß sie nichts Übles getan hätten (denn jede Tätigkeit geschieht durch die Hände), indem sie in schöner u. frommer Weise alles auf Ge rechtigkeit u. Wahrheit bezogen. :
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3. Das Abspülen der Hände erfolgte durch ein zweimaliges Be gießen, das erste u. das zweite Wasser genannt.» Jeder Guß erforderte U Log Wasser (etwa 0,137 Liter), doch genügte unter Umständen auch ein geringeres Quantum, b Zum Begießen bediente man sich eines Ge fäßes; die hohle Hand dazu zu benützen, war verboten, c Jeder konnte das Abspülen seiner Hände selbst vornehmen: man nahm das Wasser gefäß etwa zwischen die Knie, neigte es zur Seite u. ließ seinen Inhalt über die Hände fließen ;d dabei durfte man beide Hände zu gleicher 1
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Die Ausdrücke bezeichnen auch das Abspülen der Hände vor Tisch u. nach Tisch (s. den Exkurs: „Ein altjüd. Gastmahl* Nr. 7 u. Nr. 10); vor Verwechselungen muß man sich also hüten.
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Zeit oder auch die eine nach der andren überströmen lassen. Im letztern Fall war aber Vorsicht geboten, damit die reine Hand nicht wieder durch die andre unrein wurde.« Der Bequemlichkeit halber wird man das Begießen wohl meist durch eine andre Person haben ausführen lassen; tauglich zu diesem Geschäft war jedermann; selbst ein Affe konnte es vornehmen, f Das zu verwendende Wasser mußte natürlich rein sein u. sollte noch nicht zu andren Zwecken gedient haben, g Das von den Händen abfließende Wasser fing man entweder in einem unter gestellten Gefäß auf oder man ließ es auf die Erde laufen, h Es war auch nicht verboten, zwischen dem ersten u. zweiten Guß den Standort zu wechseln, so daß das erste Wasser in diesem u. das zweite Wasser in jenem Winkel ablaufen konnte. • Bei Gastmählern, die eine größere Anzahl von Personen zus.führten, wird es vorgekommen sein, daß mehrere zu gleicher Zeit ihre Hände neben- oder übereinander zum Abspülen hingestreckt haben. Die Mischna hat dies ausdrücklich g e billigt, k — Damit die Hände durch das Abspülen wirklich rituelle Reinheit gewannen, hatte man besonders auf folgendes zu achten. Erstens: Beim erstmaligen Begießen darf sich nichts an der Hand be finden, was etwa das Herankommen des Wassers an irgendeine Stelle der Hand verhinderte.! Zweitens: Derjenige, der seine Hände abspült oder abspülen läßt, muß mit seiner Intention das begleiten, was an ihm geschieht.m Drittens: Nach der Theorie erstreckt sich die Un reinheit der Hand bis an das Handgelenk; das erste auf die Hand gebrachte Wasser nimmt die Unreinheit von der Hand, wird aber selbst dadurch unrein; der zweite Wasserguß reinigt nicht die Hand (sie ist bereits durch das erste Wasser rein geworden), sondern vielmehr das erste an der Hand zurückgebliebene Wasser, aber nur bis hin zum Handgelenk, nicht darüber hinaus. Daraus ergab sich, daß das erste Wasser die ganze Hand bis zum Handgelenk überströmen mußte; andernfalls blieb sie unrein. Falls das erste Wasser über das Hand gelenk hinaus auf den Unterarm geflossen war, lag die Möglichkeit nahe, daß es nach erfolgtem zweiten Wasserguß, zumal wenn auch dieser über das Handgelenk hinausgegangen war, auf die rein ge wordene Hand zurückfloß u. diese abermals unrein machte. Um ein solches Zurückfließen zu verhindern, wurde empfohlen, die Hände beim Abspülen so zu halten, daß die Fingerspitzen nach oben zeigten u. das Handgelenk unten lag.n In dieser Haltung mußten die Hände dann natür lich bleiben, bis man sie nach dem zweiten Guß abgetrocknet hatte, o O. Siehe TJad 1,1—2 in Anm. b; Jad 2, 3 in Anm. e. « ; Jad 2, 2 in Anm. 1.1. b. Jad 1,1 Mit einem Viertel Log Wasser spült man die Hände eines, auch zweier ab, mit einem halben Log die von drei, auch von vier Personen, mit einem Log die von fünf, von zehn u. von hundert Personen; R. Jose (um 150) sagte: Nur darf es beim letzten unter ihnen nicht weniger als ein Viertel Log betragen. (Nach den Kommentatoren bezieht sich diese Mischna nicht auf die Menge des ersten, sondern des zweiten Wassers; das erste Begießen erfordere für jeden einzelnen ein Viertel Log u. nicht weniger.) Beim
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zweiten Begießen darf man nachgießen, aber nicht beim ersten. || TJad 1,1—2 lautet die Bestimmung so: Mit einem Viertel Log Wasser begießt man die Hände eines, aber nicht zweier; mit einem halben Log die von drei, aber nicht von vier Personen; mit einem Log die von fünf, aber nicht von zehn oder von hundert Personen. Beim ersten Begießen darf man nachgießen, aber nicht beim zweiten; das sind Worte des R. Melr (um 150). R. Jose sagte: Mit einem Viertel Log Wasser begießt man die Hände auch von zwei Personen, mit einem halben Log die von drei, auch von vier Personen, mit einem Log die von fünf, von zehn u. von hundert Personen. Beim zweiten Begießen darf man nachgießen, aber nicht beim ersten. Auf welche Weise? Wenn jemand das erste Wasser auf die Hände gegossen u. sie abgewischt hat, u. hinterher gießt er das zweite Wasser auf sie, ohne daß dieses genügt, bis an das Handgelenk zu reichen, so gießt er nach. (Die Halakha richtet sich nicht nach den Worten des R. Jose, Maimonides zu Jad 1,1.) Gleichviel ob man eine Hand oder beide Hände abspült, ob man die Hand eines Er wachsenen oder eines Minorennen abspült: zum Begießen ist ein Viertel Log Wasser nötig. C. Jad 1, 2 : Man darf die Hände aus jeder Art Gefäß abspülen, selbst aus Gefäßen von Kuhdünger, Steinen u. Erde. Man spült die Hände nicht ab aus Seitenstücken von Gefäßen (die zerbrochen sind), auch nicht aus Bodenstücken eines Hohlgefäßes, auch nicht aus dem Deckel eines Gefäßes; auch darf man die Hände eines andren nicht aus der hohlen Hand abspülen; denn man schöpft, heiligt u. sprengt Entsündigungswasser u. spült die Hände ab nur mit Gefäßen. — Sehr ausführlich handelt hierüber TJad 1, 6—9. | Das Verbot, die Hände eines andren aus der hohlen Hand abzuspülen, findet sich auch TJad 2, 7 (682). d. Jad 1,5: Man darf ein Faß (Gefäß) zwischen seine Kniee nehmen u. so die Hände abspülen; man darf ein Faß (Gefäß) auf die Seite neigen u. so die Hände ab spülen. Selbst ein Affe darf die Hände abspülen. R. Jose (um 150) erklärte dies beides für verwerflich. || TJad 1,14 (681): Man darf den Wärmekessel öffnen u. daraus die Hände abspülen; oder wenn man aus einer Wasserröhre (Rinne, Kanal), die ein Viertel Log faßt, die Hände abgespült hat, so sind diese rein. R. Jose sagte: Seine Hände sind unrein; doch gab R. Jose zu, daß die Hände rein seien, wenn man sie zwischen die Kniee oder Ellbogen nehme u. (aus einem zwischen den Knieen oder unter dem Ellbogen gehaltenen Gefäß) abspüle. e. Jad 2 , 3 : Spült man mit dem ersten Wasser jede Hand für sich ab (d. h. nicht beide Hände durch Einen Guß), u. hinterher spült man mit dem zweiten Wasser beide Hände (zugleich) ab, so sind sie unrein. (Durch das gemeinsame zweite Wasser gelangt das unrein gewordene erste Wasser von der einen Hand auf die andre u. macht sie so wieder unrein.) Spült man dagegen mit dem ersten Wasser die beiden Hände (zugleich) ab, u. hinterher spült man mit dem zweiten Wasser jede Hand für sich ab, so ist diese rein. Hat man die eine Hand abgespült u. reibt sie dann mit der andren (nicht ab gespülten) ab, so ist sie unrein (weil die Unreinheit der nicht abgespülten Hand durch das Reiben auf sie übergeht). Reibt man die abgespülte Hand an seinem Kopf oder an einer Wand ab, so ist sie rein. — Die Parallelstelle TJad 2,4 (682) redet ausdrücklich vom Abspülen jeder Hand für sich noss'» i n rmxs\ it. Der letzte Mischnasatz lautet in TJad 1,3 (681): Wer seine Hände abspült, muß sie abreiben. Reibt er sie an der andren ab, so ist sie unrein; hat er sie am Kopf oder an einer Wand abgerieben u. hinterher berührt er diese (Stellen am Kopf oder an der Wand) wieder, so ist sie unrein (denn das am Kopf u. an der Wand abgewischte Wasser des ersten Gusses war unrein). / . Jad 1,5: Alle sind tauglich, einem andren die Hände abzuspülen, auch ein Taub stummer, ein Schwachsinniger u. ein Minorenner (d.h. einer, der noch nicht 13 Jahre alt ist) Selbst ein Affe darf die Hände abspülen. (Die Meinung des R. Jose über den letzten Punkt s. in Anm. d.) Parallelstelle: TJad 1,12 (681). g. Jad 1,3 ff.: Wasser, das zum Tränken des Viehs ungeeignet geworden ist, ist, wenn es sich in Gefäßen befindet, (zum Abspülen der Hände) ungeeignet, wenn es sich in Erdvertiefungen befindet, geeignet. Ist Tinte, Gummiharz u. Vitriol hineingefallen u. dadurch das Aussehen (die Farbe des Wassers) verändert worden, so ist es ungeeignet.
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Hat man mit dem Wasser bereits eine Verrichtung ausgeführt oder Brot darin ein geweicht, so ist es ungeeignet Schimfon aus Teman (um 110) sagte: Wenn man beabsichtigt hatte, es darin einzuweichen, u. es fiel in ein andres Wasser, so ist es (ersteres) geeignet Hat man darin Gefäße ausgespült oder Maße (Gewichte u. dgl.) abgewaschen, so ist es ungeeignet. Hat man darin ausgespülte Gefäße nachgespült oder neue ausgespült, so ist es geeignet. R. Jose (um 150) erklärte es für angeeignet, wenn es mit neuen Gefäßen geschah. Wasser, in das der Bäcker Brote getaucht hat, ist ungeeignet; wenn er seine Hände darin abgespült hat, ist es tauglich. — Parallelstelle: TJad 1,10 f. (681). — Über die Verwendung von kaltem u. warmem Wasser zur Händeabspülung s. Chull 1 0 5 im Exkurs: „Ein altjüd. Gastmahl' Nr. 10, f. h. Siehe Chull 105» im genannten Exkurs Nr. 7, h u. Nr. 10, f. i. Jad 2 , 2 : Hat man die Hände mit dem ersten Wasser an der einen Stelle be gossen u. mit dem zweiten Wasser an einer andren Stelle, u. es fällt dann Brot von Hebe auf das erste Wasser, so ist das Brot unrein (denn das erste Wasser hat die Unreinheit der Hände aufgenommen); fällt das Brot aber auf das zweite Wasser (das keine Unreinheit der Hände aufnimmt), so ist es rein. Hat man die Hände mit dem ersten u. zweiten Wasser an ein u. derselben Stelle abgespült, u. es fällt dann Brot von Hebe hinein, so ist es unrein (denn es kommt mit dem ersten Wasser in Berührung). k. Jad 2 , 3 : Es dürfen vier oder fünf Personen ihre Hände nebeneinander oder übereinander abspülen lassen; nur müssen sie voneinander los sein, damit das Wasser (überall) auf sie kommt || TJad 2,7 (682): Es dürfen vier oder fünf Personen ihre Hände nebeneinander abspülen lassen, ohne daß sie sich um viererlei Sorge zu machen brauchen, nämlich: daß sie unrein würden (durch das von der Hand des andren abfließende oder abspritzende Wasser), daß mit dem Wasser bereits eine Verrichtung ausgeführt sei (insofern es zur Reinigung der Hände des Vordermanns diente), daß ihre Hände nicht aus einem Gefäß abgespült würden (sondern durch Wasser, das von den Händen eines andren abfließt), u. daß ihre Hände nicht Mit einem Viertel Log Wasser abgespült würden. I. Jad 2 , 2 : Befindet sich (beim Begießen mit dem ersten Wasser) ein Holzsplitter oder ein Steinchen auf den Händen, so sind diese unrein, weil das zweite Wasser nur das auf der Hand befindliche (erste) Wasser (nicht die Hände selbst) reinigt. R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte: Wenn etwas, was zu den Wassererzeugnissen gehört, auf der Hand sich befand, so ist sie rein. |i TJad 1,4 (681): Alles, was am Körper eine Scheidung macht (zwischen ihm u. dem Wasser im Tauchbad), macht auch eine Scheidung beim Abspülen der Hände u. bei der Heiligung der Hände u. Füße im Tempel (ähnlich in der Bar Chull 106 ). — Das. 2,3 (682): Rabban Schimfon b. Gamliöl sagte: Wenn man die Hände mit dem ersten Wasser abgespült hat u. hinterher findet sich auf seinen Händen ein Insekt, dessen Entstehen vom Wasser herrührt, so sind seine Hände rein. — Vgl. auch Jad 2,3 in Anm. k. m. TJad 2,3 (682): Wenn der, welcher seine Hände abspült, dies mit aufmerksamer Absichtlichkeit tut, so sind seine Hände rein; wenn aber nicht, so sind seine Hände unrein. Dasselbe als Bar Chag 18 . — Das. 1,13 (681): Wenn beim Abspülen der Sande der, welcher sich die Hände abspülen läßt, seine Gedanken darauf gerichtet hält, der aber, welcher sie abspült, nicht; oder wenn der, welcher sie abspült, seine Gedanken darauf gerichtet hält, der aber, welcher sie abspülen läßt, nicht so sind seine Hände rein. R-Jose (um 150) sagte: Seine Hände sind unrein. Vgl. auch TJad 2, 4 (682). n. Jad 2 , 3 : Die Hände werden unrein u. rein bis an das Handgelenk p^en -u>. Wie dies? Hat er die Hände mit dem ersten Wasser bis an das Handgelenk abgespült u. mit dem zweiten Wasser über das Handgelenk hinaus, u. es läuft dann etwas wieder auf die Hand zurück, so ist diese rein (denn das zurücklaufende Wasser stammt von dem zweiten Wasser, welches rein ist). Hat er die Hände mit dem ersten u. zweiten Wasser über das Handgelenk hinaus abgespült, u. hinterher läuft dann etwas auf die Hand zurück, so ist diese unrein (denn das zurücklaufende Wasser stammt zum Teil von dem durch die Unreinheit der Hand unrein gewordenen ersten Wasser u. „das zweite Wasser reinigt [wie es Jad 2,2 heißt] nur das [erste] Wasser, das sich auf der a
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Hand befindet"). || TJad 2 , 4 (682): Wenn man seine Hände abspult u. das Wasser (d. h. sowohl das erste, als auch das zweite) läuft bis an das Handgelenk, so sind die Hände rein; wenn es aber nicht so weit läuft, so sind sie unrein; ist es zweifelhaft, ob es so weit gelaufen ist, so sind sie rein. R.Jose (um 150) sagte: Seine Hände sind unrein. || TJad 2 , 2 (682): Wer seine Hände mit Wasser abspült, muß seine Hände in die Hohe richten, es möchte sonst das über das Handgelenk hinausgeflossene Wasser wieder zurückfließen u. die Hände unrein machen. — Dasselbe als Bar Sota 4 . Hier fordert Rab (t 247) das Hochrichten der Hände speziell beim Abspülen der Hände vor Tisch: Rab Chijja bar Aschi (um 270) hat gesagt, Rab habe gesagt: Beim ersten Wasser (d. h. hier beim Händeabspülen vor der Mahlzeit) muß man die Hände in die Höhe richten (damit das zurücklaufende Wasser die Hände nicht aufs neue verunreinige); beim letzten Wasser (d. h. beim Händeabspülen nach dem Essen) muß man seine Hände nach unten richten (damit der durch das Essen mit den Fingern an die Hände gekommene Schmutz nicht über das Handgelenk hinaus auf den Unterarm gelange, sondern auf die Erde oder in das untergestellte Gefäß ablaufe). || Eine abweichende Tradition über die Frage, wie weit das Wasser die Hände überströmen müsse, findet sich pB°rakh 8,12», 37 :.R. Jose (um 350) hat im Namen des R. Chijja b. Aschi (um 270), u. R. Jona (um 350) u. R. Chijja b. Aschi haben im Namen Rabs (t 247) gesagt: Das Abspülen der Hände muß für den Genuß von Hebe bis an das Handgelenk u. für den Genuß der gewöhnlichen Speise bis an die Stelle geschehen, an der die Finger mit der Hand verbunden sind. |l Chull 106» Bar: Das Abspülen der Hände für den Genuß der gewöhnlichen Speise geschieht bis an das Gelenk p c n (d. h. bis an das 2. Gelenk in der Mitte der Finger); für den Genuß von Hebe bis an das Gelenk p c n -1? (d. h. bis an die Stelle, an der die Finger mit der Hand verbunden sind); die Heiligungswaschung der Hände u. Füße (aus dem * ^ ' 3 , vgl. Ez 30,18 ff.) im Tempel bis an das Gelenk p^cn (d. h. bis an das Handgelenk). O. Sota 4 : R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Wer Brot ißt, ohne die Hände ab getrocknet zu haben, der ist wie einer, der unreines Brot ißt, s.: ,Jahve sprach: Also werden die Kinder Israel das Brot unrein essen" Ez4,13. (Wie hier das verächtlich zubereitete Brot „unreines" Brot heißt, so ißt der unreines Brot, der es in verächtlicher Weise, ohne zuvor die Hände abzutrocknen, verzehrt, Raschi.) b
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4. Urteile über das Händeabspülen. b
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fEr 2 1 Bar: Als R. fAqiba (f um 135) gebunden im Gefängnis lag, war R. J hoschua? der Gräupner sein Diener. Täglich brachte man ihm Wasser nach Maß. Eines Tages traf ihn (den R. J hoschuaf) der Aufseher des Gefängnisses; dieser sprach zu ihm: Heute ist dein Wasser zu viel; du sollst wohl damit das Gefängnis durchbrechen?! Damit goß er die Hälfte fort u. die andre Hälfte gab er ihm. Als er zu R. fAqiba kam, sagte dieser zu ihm: J hoschuaf, weißt du nicht, daß ich ein Greis bin, u. daß mein Leben an deinem Leben hängt? Da erzählte er ihm jenen Vorfall. fAqiba sprach zu ihm: Gib mir Wasser, daß ich meine Hände abspüle. Er antwortete ihm: Zum Trinken reicht es nicht zu; zum Händeabspülen sollte es zureichen? Er sprach zu ihm: Was soll ich tun, da man sich deshalb des Todes schuldig macht? Es ist besser, ich sterbe den Tod durch mich selbst, als daß ich mich über die Meinung meiner Genossen hinwegsetze (indem ich die Satzungen der Gelehrten betreffs des Händeabspülens über trete). Man erzählt: fAqiba aß nichts, bis er (J hoschuaf) ihm Wasser brachte u. seine Hände abspülte. Als die Gelehrten davon hörten, sagten sie: Wenn er so (handelt) in seinem Alter, um wieviel mehr in seiner Jugend; wenn so im Gefängnis, um wie viel mehr, wenn nicht im Gefängnis! || B*rakh 19»: R. J hoschuaf b. Levi (um 250) hat gesagt: In 24 Stellen tut der Gerichtshof in den Bann wegen der Ehrfurcht vor dem Lehrer u. sie alle haben wir in unsrer Mischna gelernt. Es sprach zu ihm R. Eifazar (um 270): W o denn? Er antwortete ihm: Suche u. du wirst finden. Er ging hinaus, prüfte u. fand drei: Wer das Abspülen der Hände verachtet, wer hinter der Bahre der Gelehrtenschüler Schlechtes (über den Verstorbenen) redet u. wer sich hoffärtig gegen e
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vgl. Einl. 1 3 / .
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Gott benimmt (der wird in den Bann getan). Wer das Abspulen der Hände verachtet. Wie verhält es sich damit? Wir haben gelernt (nämlich fEduj 5, 6): R. J*huda (um 150; so lies statt R. Jose) hat gesagt: Das sei ferne, daß fAqabja b. Mahalahel (um 70) in den Bann getan wäre; denn der Vorhof schloß sich (am Rüsttag auf Passah, vgl. P s 5, 5) hinter keinem in Israel, der an Weisheit u. Reinheit u. Sündenscheu dem fAqabja b. Mahalahel gleichgekommen wäre. Vielmehr wen hat man in den Bann ge tan? Den Eifazar b. Chanokh usw., s. oben S. 696. || B*rakh 4 7 Bar: Wer ist ein fAm ha-arec? Wer seine profanen Speisen nicht in Reinheit (d. h. nicht mit abgespülten Händen) ißt. Das sind Worte des R. Melr (um 150). II Sota 4 : Rab fAvira (um 330) hat öffentlich vorgetragen, u. zwar hat er es bald im Namen des R. Ammi (um 300) u. bald im Namen des R. Asi (um 800) gesagt: Wer Brot ohne Händeabspülung ißt, ist wie einer, der einer Hure beiwohnt; denn es heißt Spr 6,26: Durch ein buhlerisches Weib verschuldet sich (zur Strafe), wer an sein Brot kommt ohne Abspülung der Hände (so der Midr) R. Z'riqa (um 300) hat im Namen des R. Eifazar (um 270) gesagt: Wer das Abspülen der Hände geringschätzt, wird aus der Welt gerissen. || Schab 6 2 : R. Abbahu (um 300) hat gesagt, andre haben gesagt, in einer Bar werde gelehrt: Drei Dinge bringen den Menschen in Armut, nämlich: wer vor seinem Bett nackt uriniert, wer das Abspülen der Hände geringschätzt, u. den seine Frau ins An gesicht verwünscht (weil er nicht genügend für ihren Putz sorgt). Wer das Abspülen der Hände geringachtet. Raba (t 352) hat gesagt: Das hat man nur von dem ge sagt, der seine Hände überhaupt nicht abspült; wenn sie aber jemand abspült u. nicht abspült (d. h. nicht gründlich dabei verfährt), so kümmert man sich nicht darum. Das ist aber nicht richtig; denn Rab Chisda (t 309) hat gesagt: Ich habe sie abgespült mit beiden Händen voll Wasser u. man (d. h. Gott) gab mir dafür beide Hände voll Gutes. || Derekh Erec Zuta 8 (fehlt in der Ausg. Amsterdam 1644 ff.): Ein Gelehrten schüler, der das Abspülen der Hände geringachtet, siehe, der ist verächtlich. || pBerakh 8 , 1 2 , 31: R. Jafaqob b. Idi (um 280) hat gesagt: Wegen des ersten Wassers (d. h. wegen Unterlassung des Händeabspülens vor dem Essen) wurde Schweinefleisch ge gessen. Wegen des zweiten Wassers (d. h. wegen Unterlassung des Händeabspülens nach dem Essen) wurde eine Frau aus ihrem Hause entlassen. Ebenso pChalla 2 , 5 8 3 9 . — Dasselbe sagt Rab Dimi (um 320) Chull 1 0 6 ; als Bar angeführt Joma 8 3 mit der Abweichung: Das zweite Wasser tötete ein Menschenleben; (vgl. Rabin Chullin 106 Anfang). Was mit den Worten gemeint ist, zeigt TanchB j^a $ 2 4 ( 7 3 ) : Zur Zeit der Religionsverfolgung (unter Kaiser Hadrian) kochte ein israelitischer Händler reines Fleisch u. Schweinefleisch u. verkaufte es, damit man nicht merken sollte, daß er ein Jude sei. Und so war sein Brauch: wer in seinen Laden trat u. sich die Hände nicht abspulte, von dem wußte er, daß er ein Götzendiener war, u. dem setzte er Schweine fleisch vor. Wer aber seine Hände abspülte u. die (Tisch-)Benediktion sprach, von dem wußte er, daß er ein Jude war, u. dem reichte er reines Fleisch als Speise. Einmal trat ein Jude ein, nm dort zu speisen. Da er die Hände nicht abspülte, nahm er an, daß er ein Götzendiener sei; er setzte ihm Schweinefleisch vor; er aß, ohne die Bene diktion zu sprechen; er kam, um mit ihm wegen des Brotes u. des Fleisches Rech nung zu machen; das Schweinefleisch wurde aber zu einem höheren Preis verkauft. Er sprach zu dem Gast: Meine Forderung an dich beträgt so u. so viel für das Fleisch, das du gegessen hast; denn das Stück hat einen Wert von 10 Minen. Er antwortete ihm: Gestern hast du es mir für 8 gegeben u. heute willst du 10? Der Händler sprach: Es war vom Schwein, was du gegessen hastl Als er so zu ihm sprach, richteten sich diesem die Haare auf, u. er wurde bestürzt u. zitterte; er sprach: Im geheimen bin ich ein Jude u. du hast mir Schweinefleisch gegeben! Da antwortete e
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Zu dieser Auslegung, der Raba (f 352) daselbst widerspricht, vgl. die Deutung von Spr 6,26 durch R. Eifazar, um 270: Wer verursacht es ihm, daß er an einem buhlerischen Weib zu Falle kommt? Dies, daß er ein Laib Brot aß, das nicht verzehntet war, LvR 15 (115 ). d
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jener: Möge dein Geist ausgehn! Da ich sah, daß du ohne Händeabspülung u. ohne Benediktion aßest, nahm ich an, daß du ein Götzendiener seiest. Von hier haben die Gelehrten gesagt: Das erste Wasser hat zum Genuß von Schweinefleisch geführt; das letzte Wasser aber hat ein Menschenleben getötet. Einmal aß ein Mensch Hülsenfrüchte, ohne sich (hinterher) die Hände abzuspülen. Er ging hinab auf die Straße, während seine Hände von den Hülsenfrüchten besudelt waren. Es sah ihn ein andrer; dieser ging hin u. sagte zu der Frau jenes Mannes: Dein Mann läßt dir als Zeichen sagen, daß er eben Hülsenfrüchte gegessen hat, du sollst ihm den u. den Ring schicken. Nach einiger Zeit kam ihr Mann; er sprach zu ihr: W o ist der Ring? Sie sprach zu ihm: Es kam einer unter Angabe deiner Zeichen, u. dem habe ich ihn gegeben. Da ward er voll Zorns u. erhob sich u. erschlug sie. Deshalb ist derjenige, der sich nach dem Essen nicht die Hände abspült, wie einer, der ein Menschenleben tötet. — Parallelstelle: Tanch psa 2 3 6 . || pSchab 1, 3 , 32: In einer Bar ist im Namen des R. Melr (um 150) gelehrt worden: W e r im Lande Israel seinen festen Wohnsitz hat u. seine profanen Speisen in Reinheit (mit abgespülten Händen) ißt u. die heilige Sprache spricht u. das S c h r a t am Morgen u. am Abend rezitiert, der kann sich darauf verlassen, daß er dem Leben der zukünftigen Welt angehört. — Dasselbe pSch q 3,47 , 62. In SDt 32,43 § 333 (140 ) fehlen die Worte vom Essen der profanen Speisen in Reinheit. || pB rakh 8 , 1 2 , 23: R. Chijja (um 280) hat im Namen des R. Schimon b. Laqisch (um 250) gesagt: Um die Teighebe abzusondern (in Reinheit) u. um die Hände abzuspülen, muß der Mensch 4 Mil gehn (bis er Wasser findet). R. Abbahu (um 300) hat im Namen des R. Jose b. Chanina (um 270) gesagt: Das gilt aber nur für die Richtung nach vorn; zurückzugehen aber den W e g (um 4 Mil) bemüht man ihn nicht. — Dasselbe pChalla 2, 5 8 , 31. b
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In den babylon. Schulen scheint man der n^aa weniger Bedeutung beigelegt zu haben. Vgl. zB Rabs Meinung, daß nur das Abspülen der Finger nötig sei, pB rakh 8,12 , 37 in Nr. 3, Anm. n, ferner Rabas Urteil über das oberflächliche Abspülen der Hände Schab 6 2 in Nr. 4. e
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Weiter gehören hierher pBerakh 8 , 1 2 , 4 2 : Rab (f 247) hat gesagt: W e r seine Hände des Morgens abgespült hat, den belästigt man damit nicht in der Dämmerung. || Chull 1 0 6 : Rab hat gesagt: Wenn ein Mensch des Morgens seine beiden Hände abgespült hat, so kann er dabei (in Semen Gedanken) ausmachen, daß dies für den ganzen Tag gelten soll. R. Abina (I.?. f etwa 420; IL? f 499) sagte zu den Leuten in der Ebene von «Araboth (in der Nähe von Sunt): Ihr zB, die ihr kein Wasser habt, möget euch eure Hände des Morgens früh abspülen u. dabei (in euren Gedanken) ausmachen, daß dies für den ganzen Tag gelten soll. Einige sagen: In der Zeit der Not, ja (darf man so verfahren)! aber in einer Zeit, da keine Not ist, nein! Das weicht ab von der Meinung Rabs. Einige aber sagen: Auch in der Zeit, da keine Not ist, darf man es. Das entspricht der Meinung Rabs. — Den gleichen Rat, wie oben den Bewohnern der Ebene von iAraboth, erteilt R. Abina den Eseltreibern pBerakh 8,12«, 42. b
15,2 £ : „Brot essen" aoxov
io&mv
= örjb bax oder vcp$*n ^
(wört-
lich: Brot wickeln, zusammenrollen) allgemein üblicher Ausdruck für „eine Mahlzeit halten". Das hing damit zus., daß das Brot als der Hauptbestandteil eines Mahles galt, s. den Exkurs: „Ein altjüd. Gastmahl" Nr. 3, e u. f u. bei Mk 3,20. * ~ k bz* zB Gn 31, 54; 37, 25; 43, 25; Ex 2, 20; 18,12 u. ö., aram. »i?r£ \»?«t, zB mehrmals Berakh 4 2 : Wir wollen gehn u. das Brot dort u. dort essen = Mahlzeit halten warb Vir>a. | | S a n h l 0 Ö : Womit soll ich das Brot essen sar& *»ia*a *«»a? — Gleichbedeutend s^nj Z B BM 113 b: Schemuöl (t 254) hat gesagt: Gegen alles weiß ich ein Heilmittel, ausgenommen diese drei Fälle:. . . ; u. wer Brot gegessen hat ^ S M I «ona ( = sein Mahl gehalten hat) u. nicht vier Ellen weit (hinterher) gegangen ist. b
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Matth 15, 4 (8) c
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*nr-> *P» zB B rakh 2 2 : Rah Papa ( f 376) u. Rab Huna b. J hoschua$ u. Rabba b. Sch muöl aßen « r e - i -ovo miteinander. ||Ta
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15,4 91: E h r e den V a t e r u. d i e Mutter. Das Gebot: „Du sollst deinen Vater u. deine Mutter ehren" wird einmal als das schwerste unter den schweren Geboten bezeichnet, wohl weil kein Mensch imstande ist, es seinem ganzen Inhalt u. Umfang nach zu erfüllen. Über die Wertschätzung u. Tragweite, die man dem 4. Gebot beigelegt hat, geben die nachfolgenden Zitate Aufschluß. d
pPea 1,15 , 13: R. Abba b. Kahana (um 310) hat gesagt: Die Schrift stellt das leichteste unter den leichten Geboten dem schwersten unter den schweren Geboten gleich. Das leichteste unter den leichten Geboten ist das, welches das Freilassen der Vogelmutter betrifft Dt 22, 6 f., u. das schwerste unter den schweren Geboten ist das, welches die Ehrfurcht vor den Eltern betrifft Ez 20,12; u. bei beiden steht geschrieben (u. darin besteht ihre Gleichstellung): „ Damit du lange lebest. * — Dasselbe pQid 1,61 , 58 In P siqR 23/24 ( 1 2 1 ) ; Tanch zpy 6 ; TanchB ap* § 3 ( 9 ) ist die Ausführung dem R. Schim'on b. Jochai (um 150) zugeschrieben; DtR 6 (203 ) fehlt der Name des Autors. || M kh E z 20,12 (77»): „Du sollst deinen Vater u. deine Mutter ehren." Da höre ich, daß es mit Worten zu geschehen habe. Die Schrift sagt lehrend: „Ehre Jahve von deiner Habe" Spr 3, 9; (ebenso ehre die Eltern) mit Speise u. Trank, mit Kleidung u. Reinigung. Eine andre Erklärung: „Du sollst deinen Vater ehren." Da es heißt: „Der Mann ( = jeder) hege (Ehr-)Furcht vor seiner Mutter u. seinem Vater" Lv 19,3, so höre ich nur. daß das Gebot dem Manne gilt. Woher, daß es auch der Frau, dein Tumtom u. dem Mannweib gilt? Die Schrift sagt lehrend: „Ehre deinen Vater" (ganz allgemein). Wie beim Ehren kein Unterschied ist zwischen Frau u. Mann, so hat man auch bei der (Ehr-)Furcht keinen Unterschied gemacht zwischen Mann u. Frau. Das sind Worte des R. Jischmafel ( t um 135). R. J huda b. Bathyra (um 110) sagte: Siehe, es heißt: „Der Mann ( = jeder) hege (Ehr-)Furcht vor seiner Mutter u. seinem Vater, u. meine Sabbate sollt ihr beobachten" Lv 19, 3. Wie beim Sabbat kein Unterschied ist zwischen Mann n. Frau u. Tumtom u. Mannweib, so sollst du auch bei der (Ehr-)Furcht keinen Unterschied machen zwischen Mann u. Frau, zwischen l|umtom u. Mannweib. Rabbi sagte: Die Ehrerbietung gegen den Vater u. die Mutter ist vor dem, welcher sprach u. die Welt ward, so beliebt, daß er die Ehrerbietung u. Ehrfurcht vor jenen der Ehr erbietung u. Ehrfurcht vor ihm gleichstellt, desgleichen die Verwünschung jener seiner eignen Verwünschung. Es steht geschrieben: „Ehre deinen Vater u. deine Mutter" Ex 20,12, u. in bezug auf Ihn steht geschrieben: „Ehre Jahve von deiner Habe" Spr 3,9. Er stellt (hier also) die Ehrerbietung gegen den Vater u. die Mutter der Ehrerbietung gegen Gott gleich. — Es heißt: „Ein jeder hege Ehrfurcht vor seiner Mutter u. seinem Vater" Lv 19, 3, u. in bezug auf Ihn steht geschrieben: „Jahve deinen Gott sollst du fürchten" Dt 6,13. Er stellt (hier also) die Furcht vor dem Vater u. der Mutter der Furcht vor Gott gleich. — Es heißt: „Wer seinen Vater u. seine Mutter verwünscht" Ex 21, 17, u. in bezug auf Ihn heißt es: „Falls irgend jemand seinen Gott verwünscht" Lv 24,15. Er stellt (hier also) die Verwünschung des Vaters u. der Mutter der Ver wünschung Gottes gleich. Komm u. sieh den Lohn. Es heißt: „Ehre Jahve von deiner Habe" Spr 3, 9, u. dementsprechend heißt es: „So werden deine Speicher sich füllen mit Überfluß" das. Vers 10. Ferner heißt es: „Ehre deinen Vater u. deine Mutter" Ex 20,12, u. dementsprechend heißt es: „Damit deine Tage lang werden" daselbst. „Jahve b
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otoants, eig. der Verstopfte, d. h. diejenige Abnormität, bei welcher die Geschlechts teile eines Menschen dermaßen mit einer Haut überzogen sind, daß das Geschlecht nicht zu erkennen ist, Levy 2 , 1 6 5 . b
S t r a c k u. B i l l e r b e e k , NT I.
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Matthl5,4(«)
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deinen Gott sollst dn furchten" Dt 6,18, u. (dementsprechend heißt es:) .Aufgehn wird euch, die ihr meinen Nomen furchtet, die Sonne der Gerechtigkeit" Mal 3, 20. „Ein jeder hege Ehrfurcht vor seiner Mutter u. seinem Vater, u. meine Sabbate sollt ihr beobachten." Wie heißt es vom Sabbat? „Wenn du zurückhältst vom Sabbat deinen Fuß . . . , dann sollst du deine Lust finden an Jahve, u. ich will dich einherfahren lassen auf den Höhen des Landes" Jes 58,13 f. — Parallelstellen: Qid 30 b (zweimal). 32a. SLv 19,3(343»zweimal); pPea 1,15 ,53; pQid 1 , 6 1 , 4 0 ; P siqR23/24 (122b). || ^ 6 , 9 . ' R. Schimfon (um 150) sagte: „Vater* steht (in der Schrift) überall vor „Mutter*. Soli die Ehrerbietung vor dem Vater größer sein als die vor der Mutter? Die Schrift sagt lehrend: „Ein jeder hege Ehrfurcht vor seiner Mutter u. seinem Vater* Lv 19,3 (hier steht „Mutter" vor „Vater"). Das lehrt, daß beide gleichwertig sind. Aber die Ge lehrten sagten: „Vater" steht überall vor „Mutter", weil er (der Sohn) u. seine Mutter verpflichtet sind zur Ehrerbietung gegen seinen Vater. — Parallelstellen: M kh Ex 20,12 (77 b); die Mischna wird zitiert SLv 19,3 (343»). Vgl. P*siqR 23/24 (122»). || M«khEx20,12 (77 b): R. Elifezer (um 90) sagte: Offenbar u. kund war es vor dem, welcher sprach u. es ward die Welt, daß der Mensch seine Mutter mehr ehrt als seinen Vater, weil sie ihm mit Worten gut zuredet; deshalb läßt er bei der Ehrerbietung das Wort „Vater" voraufgehn. Und es war vor dem, welcher sprach u. es ward die Welt, offenbar u. kund, daß sich der Mensch vor seinem Vater mehr fürchtet als vor seiner Mütter, weil jener ihn die Tora lehrt; deshalb läßt er (Lv 19,3) das Wort „Mutter* dem Wort „Vater* voraufgehn. (Die Textworte u«b aa n^tpn sind umzustellen: DM o""»pn as'b). — In der Bar Qid 30b wird Rabbi als Autor genannt Vgl. Qid 31»: Der Sohn einer Witwe fragte den R. Elifezer: Wenn mein Vater u. meine Mutter (zu gleicher Zeit) zu mir sagen: „Gib mir Wasser zu trinken*, wer von ihnen geht voran? Er antwortete: Laß die Ehre deiner Mutter u. erweise deinem Vater Ehre; denn du u. deine Mutter seid zur Ehrerbietung gegen deinen Vater verpflichtet. Darauf ging er zu R. Jehoschuaf (um 90); dieser gab ihm dieselbe Antwort. Da sprach er: Rabbi, wie aber, wenn sie (die Mutter) entlassen (geschieden) ist? Er antwortete: An deinen Augenbrauen (d. h. an deinen infolge vielen Weinens ausgefallenen Wimpern) wird er kannt, daß du der Sohn einer Witwe bist (also in Wirklichkeit nie vor eine solche Entscheidung gestellt wirst; deshalb höre eine Scherzantwort:) Gieß ihnen Wasser in ein Becken u. dann locke sie, wie man Hühner lockt. II SLv 19,3 (343»): Worin be steht die Ehrfurcht vor dem Vater? Man setze sich nicht auf seinen Platz, man rede nicht an seiner Stelle u. man widerspreche seinen Worten nicht. Worin besteht die Ehrerbietung: Man speist u. tränkt ihn, man kleidet u. bedeckt ihn, man führt ihn ein u. aus. — T Q i d l , 11 (336): Welches sind die Pflichten des Kindes gegenüber dem Vater? Man speist u. tränkt ihn, man kleidet u. bedeckt ihn, man führt ihn ein u. aus, man wäscht ihm sein Gesicht, seine Hände u. seine Füße, gleichviel ob Sohn oder Tochter (wörtlich: ob Mann oder Weib). Nur daß der Mann die Möglichkeit in seiner Hand hat, also zu tun, während die Frau unter der Gewalt ihres Mannes steht — Weitere Parallelstellen: pQid 1,61 b, 44; p P e a l , 1 5 , 58, hier mit dem Zusatz: Wenn sie (die Tochter) aber verwitwet oder geschieden i s t so gilt sie als eine, die die Möglichkeit dazu in ihrer Hand hat; Qid 31b; P e j R 23/24 (122»). || Qid 30b Bar: Drei vereinigen sich zur Bildung des Menschen: Gott, sein Vater u. seine Mutter. Wenn ein Mensch seinen Vater u. seine Mutter ehrt, spricht Gott: Ich rechne es ihnen so an, als ob ich in ihrer Mitte wohnte u. sie mich ehrten. Ein Mischnalehrer trag vor Rab Nachman (f 320) als Bar vor: Wenn ein Mensch seinen Vater u. seine Mutter be trübt, spricht Gott: Ich habe recht getan, daß ich nicht in ihrer Mitte wohne; denn wenn ich in ihrer Mitte wohnte, so hätten sie mich betrübt Ii Pea 1,1: Folgendes sind die Dinge, von denen der Mensch die Zinsen (Früchte) in dieser Welt genießt, während das Kapital (der Hauptlohn) ihm für die zukünftige Welt anstehen bleibt: die Ehr erbietung gegen den Vater u. die Mutter, die Erweisung von Liebeswerken, das Frieden stiften zwischen einem Menschen u. seinem Nächsten u. das Torastudium, das so schwer wiegt, wie diese alle. || pPea 1 , 1 5 , 14: R. Abbahu (um 300) hat im Namen des c
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B. Jochanan (f 279) gesagt: Man fragte den R. Elifezer (um 90): Wieweit reicht die Ehrerbietung gegen den Vater u. die Mutter? Er antwortete: Mich fragt ihr danach? Geht u. fragt den Dama b. Nethina (s. die weitere Erzählung bei Rom 1,30). Die Mutter des R. Tarphon (um 100) war hinabgegangen, um sich an einem Sabbat im Hof zu ergehn. R. Tarphon ging u. legte seine beiden Hände unter ihre Füße, u. sie ging über sie hin, bis sie ihr Ruhebett erreichte. Als er einmal erkrankt war, gingen die Ge lehrten, um ihn zu besuchen. Sie sprach zu ihnen: Bittet für meinen Sohn Tarphon; denn er hat mir Ehre erwiesen mehr als recht ist. Sie sprachen zu ihr: Was hat er dir getan? Und sie erzählte ihnen jenen Vorfall. Da antworteten sie: Wenn er das auch tausendmal tausendmal getan hätte, hätte er noch nicht die Hälfte von der Ehr erbietung erreicht, von der die Tora spricht. — Die Mutter des R. Jischmafel (f um 135) kam u. beklagte sieb über ihn bei unsren Lehrern. Scheltet meinen Sohn Jischma?el, denn er erweist mir keine Ehre. In jener Stunde erbleichten die Angesichter unsrer Lehrer. Sie sprachen: Wäre es möglich, daß R. Jischmasel seinen Eltern keine Ehre erwiese? Was hat er dir getan? Sie erzählte ihnen: Wenn er aus dem Versammlungs haus kommt, will ich ihm seine Füße abspülen u. von dem Wasser trinken, u. er ge stattet es mir nicht. Da sagten sie zu ihm: Weil es ihr Wunsch ist, so ist es ihre Ehre! R. Mana (wohl der Jüngere, um 370) sagte: Schön haben die Müller (im Sprich wort) gesagt: Jeder Mensch hat sein Verdienst im Korbe (d. h. verschieden sind die Verdienste verteilt: anders war es bei R. Tarphon u. anders bei R. Jischmacel). Die Mutter des R. Tarphon sagte so zu ihnen, u. sie erwiderten ihr so; die Mutter des R. Jischmalel sagte so zu ihnen, u. sie erwiderten ihr so. — R. Z
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nichts hast, bist du zu keinerlei davon verpflichtet. Aber wo er zu der Ehrerbietung vor den Eltern kommt, heißt es: Gleichviel ob du Vermögen besitzest oder nicht: „ehre deinen Vater u. deine Mutter", auch wenn du an den Türen bettelnd herumgehen mußt! — Dasselbe pQid 1,61b, 47; P°siqR 23/24 (122b). || Qid 3 1 b R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Mein Sohn Abimi zB bat das Gebot der Ehrerbietung (gegen die Eltern) ge halten. Fünf ordinierte Söhne hatte Abimi zu Lebzeiten seines Vaters. Wenn R. Abbahu zu ihm ging u. an der Tür rief, dann ging Abimi eilends, um ihm zu öffnen, u. rief: Ja, ja! bis er dorthin kam. (Der Sohn meldete sich drinnen, damit der Vater draußen nicht unnötigerweise mehrmals zu rufen brauchte.) Eines Tages sagte Abbahu zu ihm daß er ihm Wasser zu trinken geben möchte; während er es ihm brachte, war Abbahu eingeschlummert; gebückt blieb er bei ihm stehn, bis er erwachte. Es gelang dem Abimi, „Ein Psalm von Asaph* Ps 79 auszulegen (was ihm vorher nicht geglückt war; das war sein Lohn für die dem Vater erwiesene Pietät. Die Auslegung selbst ist nicht mitgeteilt. Raschi erwähnt die Meinung, daß die Deutung dem Worte IIOTÖ „Lied* gegolten habe, an dessen Stelle man nach dem Inhalt des ganzen Psalms hätte „Klagegesang* r r p erwarten sollen. Die von Abimi gefundene Deutung wäre gewesen: Gott ließ seinen Zorn am Tempelgebäude aus, um Israel selbst zu schonen; deshalb „Freudenlied* berechtigt statt „Trauerlied", vgl. Midr Ps 79 § 3). Rab Jafaqob b. Abuha sagte zu Abaje (f 338/39): Wie zB soll ich mich verhalten? Wenn ich aus dem Lehrhaus komme, reicht mir mein Vater den Becher u. meine Mutter mischt ihn mir. Er antwortete: Von deiner Mutter darfst du es annehmen, aber nicht von deinem Vater; denn weil dieser ein Sohn der Tora (ein Gelehrter) ist, könnte sein Sinn des wegen schwach (verdrießlich) werden. Wenn Rab Joseph (f 333) die Fußtritte seiner Mutter hörte, sprach er: Ich will aufstehn vor der Sch khina (Gottesgegenwart), welche kommt. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Wohl dem, der sie (seine Eltern) nicht ge sehen hat (weil es nicht möglich ist, die ihnen gebührende Ehre in vollstem Maße ihnen zu erweisen, u. man so ihretwegen Strafe zu erwarten hat, Raschi). Als die Mutter des R. Jochanan mit ihm schwanger ging, starb sein Vater; als seine Mutter ihn gebar, starb sie. Ebenso war es bei Abaje ( f 338/39). Aber Abaje pflegte doch zu sagen: „Meine Mutter hat mir gesagt" (also kann sie doch nicht bei der Geburt gestorben sein)! Es ist damit die gemeint, die ihn groß gezogen hat (Stiefmutter). R. Asi (um 300) hatte eine alte Mutter, die zu ihm sagte: Ich will Schmucksachen haben. Er tat ihr den Willen. Sie sprach: leb will einen Mann haben. Er antwortete: Ich will darüber nachdenken. Sie sprach: Ich will einen Mann haben, der so schön ist, wie du! Da verließ er sie u. ging nach dem Lande Israel. Als er hörte, daß sie ihm folgte, ging er zu R. Jochanan u. sprach zu ihm: Wie verhält es sich mit dem Weg gang aus dem Lande (Israel) ins Ausland? Er antwortete ihm: Ein solcher ist ver boten. Aber wie verhält es sich damit, wenn man einer Mutter entgegengehen will? Er antwortete ihm: Das weiß ich nicht. R. Asi wartete (nach der Lesart m p « statt = „er brauste auf") ein wenig; dann ging er noch einmal zu ihm. R. Jochanan sprach zu ihm: Asi, wenn du ziehen willst, so möge dich Gott in Frieden zurück führen. . . . Inzwischen erfuhr R. Asi, daß der Sarg (seiner eben verstorbenen Mutter) ankäme (nämlich aus Babylonien). Da sagte er: Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich nicht fortgegangen. — Bar: Man hat den Vater während er lebt zu ehren u. man hat ihn im Tode zu ehren. Auf welche Weise während seines Lebens? Hört man auf das Wort seines Vaters an einem Ort (weil er daselbst in Ansehen steht), so soll der Sohn (zu den Ortsbewohnern) nicht sagen: Entsendet mich um meinetwillen, macht mir eilends dies oder das um meinetwillen, entlasset mich um meinetwillen; sondern in allen diesen Fällen sage er: Um meines Vaters willen. In welcher Weise im Tode? Wenn er eine Tradition aus dem Munde seines Vaters mitteilt, so soll er nicht sagen: ,So hat mein Vater gesagt", sondern: „So hat mein Vater, mein Herr (oder mein Lehrer) gesagt; siehe ich will die Sühne für sein Lager sein!" (Raschi erklärt die letzten Worte: Über mich möge alles Unheil kommen, was bestimmt ist, über seine Seele zu kommen.) Diese Worte sage er aber nur während der (ersten) zwölf Monate :
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(nach seines Taters Tode; denn das Gericht über die gottlosen Israeliten im Gehinnom dauert nur zwölf Monate, Raschi). Von da an u. weiter sagt er: Sein Gedächtnis sei zum Segen für das Leben der zukunftigen Welt! || Qid 8 2 « : Man fragte den R. Elifezer (um 90): Wieweit geht die Ehrerbietung vor dem Vater u. der Mutter? Er antwortete: So weit, daß, wenn er eine Börse (voll Geldes) nähme u. würfe sie in Gegenwart seines Sohnes ins Meer, dieser ihn nicht beschämt (durch ein Wort des Vorwurfs oder Tadels). || Qid 32* Bar: Wenn sein Vater die Worte der Tora übertritt, so soll der Sohn nicht zu ihm sagen: Mein Vater, du hast die Worte der Tora übertreten, sondern er sagt zu ihm: Mein Vater, steht also in der Tora geschrieben? .Steht also in der Tora ge schrieben? auch mit diesen Worten könnte er ihn betrüben (denn sie besagen nichts andres als: Du hast die Tora übertreten); vielmehr sagt er zu ihm: Mein Vater, eine Stelle steht in der Tora geschrieben, die lautet (u. wenn der Sohn die Stelle zitiert hat, überläßt er es seinem Vater, seinen Fehltritt einzusehn). R. Jicchaq b. Schela hat gesagt, Rab Matt°na (um 275) habe gesagt, Rab Chisda (f 309) habe gesagt: Wenn ein Vater auf die ihm gebührende Ehre verzichtet, so ist darauf verzichtet (d. h. er darf verzichten); wenn dagegen ein Lehrer auf die ihm gebührende Ehre verzichtet, so ist darauf nicht verzichtet (d. h. der Schüler hat trotz des Verzichtes seinem Lehrer alle Ehre zu erweisen). || SLv 19,3 (344»): Wenn etwa ein Vater oder eine Mutter ihrem Sohn befehlen, eins von allen in der Tora aufgezeichneten Geboten zu übertreten, soll er auf sie hören? Die Schrift sagt lehrend: .Meine Sabbate sollt ihr beobachten, icb bin Jahve" Lv 19,3, ihr alle seid zu meiner Verehrung verpflichtet (der Sohn hat Gott zu gehorchen). — Dasselbe als Bar J b 6*. || p P e a l , 15°, 60 wird mit Bezug auf die Bestimmung, daß der Sohn den Vater zu speisen u. zu tränken habe (s. SLv 19,3 oben S. 706), gefragt: Aus wessen Mitteln? Huna b. Chijja (gegen 300?) sagte: Aus den Mitteln des Alten (des Vaters); einige sagen: Aus seinen (des Sohnes) Mitteln. — Dasselbe P siqR 23/24 (122 ). Die gleiche Frage wird Qid 32» aufgeworfen. Hier ant wortet Rab J huda (f 299): .Aus den Mitteln des Sohnes", während R. Nathan b. Hoschafja (um 270) sagt: .Aus den Mitteln des Vaters." Die weitere Diskussion im bT zeigt, daß die Halakha der Meinung des R. Nathan b. Hoschafja entspricht. — Selbstverständlich war der Sohn zur Erhaltung des Vaters verpflichtet, wenn der letztere ohne eigenes Ver mögen war. Vgl. außer pPea 1,15 , 2 oben S. 7 0 7 / noch pPea 1 , 1 5 , 23: R. Jonathan (um 220) u. R. Jannai saßen beieinander. Es kam ein Mann u. küßte die Füße des R. Jonathan. R. Jannai sprach zu ihm: Welche Wohltat hat dir dieser heute zu ver gelten? R. Jonathan antwortete: Einmal klagte er bei mir über seinen Sohn, daß dieser ihn ernähren sollte. Ich sagte zu ihm: Geh, versammle die Gemeinde wider ihn u. beschäme ihn (vor allen Leuten durch Vorbringung deiner Klage). R. Jannai sprach: Warum hast du ihn denn nicht gezwungen (zur Unterstützung seines Vaters durch einen Gerichtsbeschluß)? R. Jonathan antwortete: Kann man ihn denn dazu zwingen? Jener sprach: Das ist dir noch fraglich? Da änderte R. Jonathan seine Meinung u. setzte die Tradition (Halakha) in seinem (des R. Jannai) Sinn fest. Da kamen R. Jafaqob b . Acha (um 300) u. R. Sch mu6l b. Nachman (um 260) u. sagten im Namen des R. Jonathan, daß man den Sohn zwingen dürfe, den Vater zu ernähren. R. Jose b. Bun (um 350) hat gesagt: O daß mir doch alle Traditionen so klar wären, wie diese, daß man den Sohn zwingen darf, den Vater zu ernähren! Parallelstellen: pQid 1 , 6 1 , 3; P°siqR 23/24 (122b). J andrer Fassung u. mit Einführung des R. Chanina (um 225) an Stelle des R. Jannai Keth 49 b. 11
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15, 4 33: W e r V a t e r o d e r M u t t e r f l u c h t , s o l l d e s T o d e s s t e r b e n . Sanh 7,8: „Wer seinen Vater oder seine Mutter verwünscht' L v 2 0 , 9 , ist schuldig erst, wenn er sie mit einem Gottesnamen verwünscht. Hat er sie mit einem Beinamen verwünscht, so erklärte ihn R. Melr (um 150) für schuldig, die Gelehrten aber für frei. (Die eigentlichen Gottesnamen sind nach S c h b u 3 5 : b«, o-n^s, m n \ - a t n , pr, - i « n. r i t t a x . — Alle übrigen Namen sind Beinamen oder Nebenbezeichnungen.) II Sch bu4,13: Wenn jemand sagt: Ich beschwöre euch bei Adonai, bei Jahve, bei Schaddai, bei e
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C^baoth, beim Gnädigen u. Barmherzigen, beim Langmütigen, bei dem, der groß ist an Huld, oder bei allen ttbrigen göttlichen Beinamen, so sind sie schuldig (der Be schwörung Folge zu leisten). Wer mit Nennung eines von allen diesen Namen Gott verwünscht (s. Lv24,15 f.), der ist schuldig. Das sind Worte des R. Melr; die Gelehrten aber erklärten ihn (bei Gebrauch eines Beinamens) fttr frei. Wer seinen Vater oder seine Mutter mit Nennung eines von allen diesen Namen verwünscht, ist schuldig. Das sind Worte des R. Melr; die Gelehrten aber erklärten ihn (beim Gebrauch eines Beinamens) für frei. (Die Halakha richtet sich nach der Meinung der Gelehrten.) || SLv 24,16 (424*): „Wenn er den Namen lästert, soll er getötet werden* L v 2 4 , 1 6 . R. Menachem b. Jose (um 180) hat gesagt: Die Worte wollen den mit einschließen, der seinen Vater oder seine Mutter verwünscht, daß er nämlich erst schuldig sei, wenn er sie mit einem (eigentlichen) Gottesnamen verwünscht (nicht mit einer umschreibenden Nebenbenennung). — Diese Auslegung des R. M nachem b. J. wird Sch bu 86* so zitiert: Wer sind die Gelehrten (die im Gegensatz zu R. Melr in Sch bu 4,13 frei sprechen)? Es ist R. M. nachem b. Jose. Denn in einer Bar heißt es: Wenn er den Namen lästert, soll er getötet werden Lv 24,16. Was will die Schrift lehrend mit dem Wort „Namen* sagen? Sie will damit eine Lehre geben in bezug auf den, der seinen Vater oder seine Mntter verwünscht, daß er nämlich erst schuldig sei, wenn er sie mit einem (eigentlichen) Gottesnamen verwünscht — Dasselbe Sanh 66». — Ferner vgl. M kh Ex 21,17 (88»). II SLv 20,9 (365 ): „Jeder W-K der seinen Vater u. seine Mutter verwünscht, soll getötet werden; seinen Vater u. seine Mutter hat er verwünscht: seine Blutschuld haftet an ihm* Lv20,9. „Ein Mann" o-x bedeutet nur einen Mann; woher, daß auch eine Frau (eine die Eltern verwünschende Tochter) gemeint ist? Die Schrift sagt lehrend: « P « d. h. jeder (mit Einschluß der Frau). „Der seinen Vater verwünscht'', aber nicht den Vater «eines Vaters; „u. seine Mutter", aber nicht den Vater seiner Mutter. „Seinen Vater", d. h. seinen wirklichen Vater, nicht aber seinen angeblichen (zweifelhaften); „seine Mutter", d. h. seine wirkliche Mutter, nicht aber seine angebliche (zweifelhafte). „Seinen Vater u. seine Mutter hat er verwünscht"; was will damit die Schrift lehrend sagen? Da es heißt: „Wer seinen Vater u. seine Mutter verwünscht, der soll getötet werden" Ex 21,17, so könnte damit gemeint sein, daß man erst schuldig sei, wenn man beide zusammen verwünscht hat Da sagt die Schrift lehrend: „Seinen Vater u. seine Mutter hat er verwünscht" Lv 20,9, d. h. seinen Vater hat er verwünscht, seine Mutter hat er verwünscht, auch wenn er nur einen von ihnen beiden verwünscht hat (ist er schuldig). Ist denn nicht ein Proselyt schuldig wegen (Verwünschung) seiner Mutter, ohne daß er schuldig wird wegen (Verwünschung) seines Vaters? Das sind Worte des R. Jose, des Galiläers (um 110). R. fAqiba (f um 135) sagte: „Seinen Vater u. seine Mutter hat er verwünscht": wer wegen seines Vaters schuldig ist, ist schuldig wegen seiner Mutter; u. wer nicht wegen seines Vaters schuldig ist, ist nicht wegen seiner Mutter schuldig. (Also die Verwünschung allein der Mutter macht nicht schuldig.) R. fAqiba gab aber zu, daß ein (d. h. jemand, dessen Vater unbekannt ist) schuldig werde wegen (Verwünschung) seiner Mutter, auch wenn er sich wegen seines Vaters nicht schuldig machen könne. — Parallelstellen: M kh Ex 21,17 (88 a); Sanh 66»; 8 5 . || Sanh 11.1: „Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt" Ex 21,15, ist schuldig erst wenn er ihnen eine Wunde beigebracht hat. Dies ist das Schwerere bei dem Verwünschenden gegenüber dem Schlagenden, daß der, welcher nach dem Tode verwünscht, schuldig ist, aber der, welcher nach dem Tode schlägt, frei (denn einen Toten kann man nicht mehr verwunden). II SLv 20,9 ( 3 6 5 ) : „Seinen Vater u. seine Mutter hat er verwünscht" Lv 20,9, auch nach deren Tod kann es geschehen. Aber könnte man nicht folgern: weil der (die Eltern) Schlagende u. ebenso der sie Verwünschende sich schuldig macht, so kann, gleichwie der Schlagende sich nur an den Lebenden schuldig macht, auch der Verwünschende sich nur an den e
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Wegen der Zuchtlosigkeit heidnischen Ehelebens galt es der Synagoge als aus gemachte Sache, daß kein Proselyt seinen wirklichen Vater kenne.
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Lebenden schuldig machen? Die Schrift sagt lehrend: „Seinen Vater u. seine Mutter hat er verwünscht", auch nach ihrem Tode kann es geschehen. — Parallelstellen: M kh Ex21,17 (88»); Sanh 8 5 . || Sanh 7,4: Folgende werden gesteinigt:... Wer seinen Vater oder seine Mutter verwünscht. || SLv 20,9 (368»): „Seine Blutschuld haftet an ihm", d. h. mit Steinigung wird er bestraft. || M«kh Ex 21,17 (88»): „Wer seinen Vater oder seine Mutter verwünscht, soll getötet werden" Ex 21,17, nämlich durch Steinigung. Du sagst: „Durch Steinigung"; oder nicht vielmehr durch irgendeine der Todesstrafen, die in der Tora genannt werden? Siehe, du hast zu folgern: Es heißt hier: „Seine Blutschuld haftet an ihm" Lv 20,9, u. es heißt dort: „Ihre Blutschuld haftet an ihnen" Lv 20,27. Wie in letzterer Stelle Steinigung gemeint ist, so auch in ersterer. — Das selbe Sanh 66»; SLv 20,9 (368»). e
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15,5: I h r a b e r s a g t : W e r zum V a t e r o d e r z u r M u t t e r s a g t : „ E i n e O p f e r g a b e sei j e d e r G e n u ß , den du v o n m i r h a b e n k ö n n t e s t " , der darf seinen Vater oder s e i n e M u t t e r durchaus nicht ehren. ÖWQOV o idv i% ifiov
aysXrj&fjg.
1. Man versteht diese Wendung meist so, daß der Sohn durch sie das dem Vater oder der Mutter Zustehende als Opfergabe dem Heilig tum geweiht habe, um es so den empfangsberechtigten Eltern zu ent ziehen. Das letztere ist richtig: die Eltern sollen ihrer Subsistenzmittel beraubt werden; aber unrichtig ist, daß dieser Zweck durch Umwandlung der Bezüge der Eltern in eine Weihegabe an den Tempel erreicht worden sei. Dieser Zweck wurde viel billiger erreicht: Der Sohn erklärte einfach in der Form eines Gelöbnisses, daß jeder Genuß, den die Eltern von ihm haben könnten, für sie w i e e i n e O p f e r g a b e sein solle, dann war ihnen jeder Nießbrauch am Vermögen des Sohnes ebenso versagt, wie es jedermann verboten war, yon einer Opfer- oder Weihegabe an den Tempel irgendwelchen Nutzen zu haben. Der Sohn behielt auf diese Weise das Seine, ohne irgend etwas an den Tempel abgeben zu müssen, u. die Eltern waren ihrer Ansprüche an den Sohn beraubt. — Die Worte ÖWQOV O idv i% ifiov to
Matth 15,5 (Nr. 1 - 8 )
jetzt auch sagen: -\b nana aaip = »ich gelobe, daß ich keinen Nutzen von dir haben will". Auch diese Abänderung der Gelöbnisformel zeigt, wie wenig bei der ursprünglichen Formel an eine Umwandlung eines versagten Gegenstandes in eine wirkliche Opfergabe zu denken ist. Das zeigt sich weiter, wenn man die sonst gebräuchlichen Ge löbnis- u. Entsagungsformeln vergleicht. 2. Die gebräuchlichsten Gelöbnis- u. Entsagungsformeln. N«d 1,1: AlleNebenbenennungen(Um8chreibungeD) der Gelübde gelten den Gelübden gleich. Wenn jemand zu einem andren sagt: Ich bin durch Gelübde dir versagt, von dir getrennt, von dir entfernt, daß ich von dem Deinigen nichts esse, daß ich von dem Deinigen nichts koste, so ist es (das Essen, Kosten usw.) verboten. (Das Gelübde ist gültig.) || Das. 1,2: Wenn man zu einem andren sagt: naip, rtfip, o:ip, so gilt das als Nebenbenennung für 1?*?^ = Opfer. || Das. 1,3: Wenn jemand sagt: Nicht profan soll sein, was ich von dem Deinigen essen könnte, oder: nicht geeignet, nicht makellos, nicht rein, unrein, übriggebliebenes Heiliges, Verwerfliches soll es sein, so ist der Genuß verboten. Sagt er: Wie ein Opferlamm, wie die Tempelhallen, wie Altarholz, wie Altarfeuer, wie der Altar, wie das Heiligtum, wie Jerusalem (soll mir das u. das sein), oder gelobt er mit (bei) irgendeinem der Altardienstgeräte, siehe, so hat dieser, auch wenn er das Wort «Opfer" p t p nicht erwähnt hat, doch mit jaip gelobt R. Jehuda (um 150) sagte: Wer bloß „Jerusalem" sagt (statt „wie" Jer.), der hat nichts gesagt (sein Gelübde ist ungültig). || Das. 1,4: Wenn einer sagt: Opfer "p->p, Ganzopfer, Speis opfer, Sündopfer, Dankopfer, Friedensopfer sei, was ich von dem Deinigen essen könnte, so ist der Genuß verboten; R. Jehuda erlaubte ihn (er forderte auch hier, wie vorhin bei Jerusalem, ein „wie" vor dem Gelöbniswort). Wenn man sagt "ja?]»- (das Opfer), (wie ein Opfer) oder -ja-ij (Opfer) sei, was ich von dem Deinigen essen könnte, so ist der Genuß verboten. Sagt er: „Zum Opfer ich will nichts essen von dem Deinigen!" so ist nach R. Melr (um 150) der Genuß verboten. Wenn jemand zu einem andren sagt: osSp sei mein Mund, der mit dir spricht, meine Hand, die mit dir arbeitet mein Fun, der mit dir geht, so ist es (das Sprechen, Arbeiten. Gehn mit dem andren) verboten. || Das. 2 , 1 : Wenn einer sagt: arp (hier allgemein = ich gelobe), daß ich nicht schlafen, daß ich nicht reden, daß ich nicht gehn will; oder wenn einer zu seiner Frau sagt: oaip, daß ich dir nicht beiwohnen will, so gilt diesem: „Er soll sein Wort nicht entweihen; gemäß allem, was aus seinem Munde geht, soll* er tun!" Nu 30,3. Wenn jemand sagt: Schwur njwiaa?, daß ich nicht schlafen, daß ich nicht reden, daß ich nicht gehn will, so ist es ihm verboten. || Das. 2 , 2 : (In andren Fällen) ist es mit Gelübden strenger zu nehmen, als mit Schwüren. Wenn zB jemand sagt: Qonam, wenn ich eine Laubhütte baue, wenn ich einen Feststrauß nehme, wenn ich die Gebetsriemen anlege, so ist es (das Bauen einer Laubhütte usw.) ihm verboten, da er einen Gelübde ausdruck (oaip) gebraucht hat; gebraucht er aber einen Schwurausdruck (zB njnaw'), so ist es ihm erlaubt, weil man nicht schwören kann, die Gebote zu übertreten (ein solcher Schwur wäre ein nichtiger Schwur, s. zu Mt 5,33 S. 322 « ) . — Wenn also Mt 15, & der Sohn statt dwQov eine Wendung mit Sgxos gebraucht hätte, hätte er nichts gesagt.
3. Nichtige Gelöbnisse. Ned 3 , 1 : Viererlei Gelübde haben die Gelehrten für nichtig erklärt: « , Ansporn gelübde. Es verkauft zB jemand einen Gegenstand u. sagt: Qonam ( = allgemein: ich gelobe), daß ich dir von einem Selaf nichts ablasse! Und der andre (der Käufer) sagt: Qonam, daß ich dir zum Scheqel nichts zulege! während doch beide zu drei Denaren bereit sind. R. Elicezer b. Jafaqob (wohl der IL, um 150) sagte: Auch wenn einer einen andren durch ein Gelübde nötigen will, daß er bei ihm essen soll (so gilt dies als ein Ansporngelübde u. ist ungültig). Man kann erklären: Jedes Gelübde, das ich geloben werde, ist ungültig (dann ist es ungültig); nur muß man dieser Erklärung in dem Augenblick des Gelübdes eingedenk sein. || ß , Ned 3 , 2 : Übertreibungsgelübde. Es sagt
Matth 15,5 (Nr. 3.4)
713
jemand: Qonam, wenn ich nicht auf diesem Wege (dieser Reise) so viel Menschen ge sehen habe, wie einst aus Ägypten gezogen sind! wenn ich nicht eine Schlange ge sehen habe, die so groß war, wie ein Preßbalken! || y , Auf Irrtum beruhende Gelübde. (Es sagt jemand: Qonam,) wenn ich gegessen, wenn ich getrunken habe! u. hinterher erinnert er sich, daß er gegessen u. getrunken hat. (Oder: Qonam,) daß ich nicht essen, daß ich nicht trinken werde! u. hinterher vergaß er sein Gelübde u. aß u. trank. Oder es sagt jemand: Qonam, daß meine Frau keinen Genuß von mir haben soll, weil sie meinen Geldbeutel gestohlen u. weil sie meinen Sohn geschlagen hat! u. es wird bekannt, daß sie ihn nicht geschlagen u. daß sie ihn nicht gestohlen hat. Oder es sieht jemand, wie Leute seine Feigen verzehren, u. er ruft: Diese seien euch Qorban! u. dann ergibt sich, daß es sein Vater u. seine Brüder waren, bei denen noch andre sich befanden. Die Schule Schammais sagte: Jene dürfen weiter essen (Vater u. Brüder waren von dem Gelobenden nicht gemeint); aber denen, die sich bei ihnen befinden, ist es verboten. Die Schule Hillels sagte: Diese wie jene dürfen weiter essen (nach dem Grundsatz: Ist ein Gelübde zum Teil aufgehoben, so ist es ganz aufgehoben). |[ rf, N<>d 3.3: Infolge einer Zwangslage nicht ausführbare Gelübde, zB jemand hat einen andren durch ein Gelübde genötigt, bei ihm zu speisen, u. dieser (der Geladene) oder sein Sohn erkrankt, oder es hält ihn ein Strom zurück. (Zu beachten ist, daß die durch ein Gelübde erzwungene Annahme einer Einladung hier nicht, wie R.Elifezer b. Jafaqob oben wollte, zu den von vornherein ungültigen Ansporngelübden gezahlt wird.) || Ned 3 , 4 : Man darf Mördern, Räubern u. (willkürlich fordernden) Zöllnern durch ein Gelübde versichern, daß etwas Hebe sei, auch wenn es keine Hebe ist; daß etwas der Regierung gehöre, auch wenn es ihr nicht gehört. Die Schule Schammais sagte, man könne diese Versicherung mit jedem Gelübdeausdruck abgeben, nur nicht mit dem Wort „Schwur"; die Schule Hillels sagte: Auch mit dem Wort „Schwur". Die Schule Schammais sagte: Man soll (gegenüber den Räubern usw.) nicht selbst mit einem Gelübde anfangen (sondern es erst auf eine Aufforderung hin aussprechen); die Schule Hillels sagte: Man darf damit anfangen. Die Schule Schammais sagte: Das (in solcher Lage gesprochene) Gelübde darf sich nur auf das beziehen, was man ihn durch Gelübde versichern läßt; die Schule Hillels sagte: Auch auf etwas, was man ihn nicht durch Gelübde versichern läßt Sagt man zB zu ihm: „Sprich: „Qonam, daß meine Frau keinen Genuß von mir haben soll (wenn dies oder das nicht Hebe, königliches Gut oder dergleichen ist)", u. er sagt: „Qonam, daß meine Frau u. meine Kinder keinen Genuß von mir haben sollen", so ist es nach der Schule Schammais der Frau erlaubt (von ihm Genuß zu haben), aber seinen Kindern verboten. Die Schule Hillels sagte: Beiden Teilen ist es erlaubt 1
4. Beispiele von Gelöbnissen, durch die der Gelobende entweder selbst Verzicht leistet oder andre zum Verzicht nötigt. e
N d 3,10: Wer durch Gelübde denen, die den Sabbat halten, entsagt (d. h. auf Nutzen von ihnen verzichtet), dem sind die Israeliten u. die Samaritaner verboten; wer den (am Sabbatvorabend) Knoblauch Essenden entsagt, dem sind die Israeliten u. die Samaritaner verboten; wer den nach Jerusalem Hinaufziehenden (Festpilgern) ent sagt, dem sind die Israeliten verboten, dagegen die Samaritaner erlaubt || Das. 3 , 1 1 : Wer sagt: „Qonam, daß ich keinen Nutzen von den Kindern Noahs haben will!" dem sind die Israeliten erlaubt u. die Völker verboten; „daß ich keinen Nutzen vom Samen Abrahams haben will", dem sind die Israeliten verboten u. die Völker erlaubt; „daß ich keinen Nutzen von den Israeliten haben will", der muß zu einem höheren Preis kaufen u. zu einem niedrigeren Preis verkaufen. (Wer sagt: „Qonam,) daß die Israeliten keinen Nutzen von mir haben sollen!" der muß zu einem niedrigeren Preise kaufen u. zu einem höheren Preis verkaufen, wenn die andren auf ihn hören wollen. (Sagt er: „Qonam,) daß ich keinen Nutzen von ihnen haben will, u. daß sie keinen Nutzen von mir haben sollen", so darf er von den Völkern (ma-itc, Nichtisraeliten) Nutzen 1
Qorban hier genau so gebraucht wie dwgov
15,2 u. xogßäv
Mk 7,11.
Matth 15,5 (Nr. 4.5)
714
11
haben. „Qonam, daß ich von Unbeschnittenen keinen Nutzen haben will! so sind ihm unbeschnittene Israeliten erlaubt u. Beschnittene unter den Völkern verboten. „Qonam daß ich von Beschnittenen keinen Nutzen baben will", so sind ihm nnbeschnittene Israeliten verboten u. Beschnittene unter den Völkern der Welt erlaubt; denn der Name „Vorhaut" dient nur zur Bezeichnung dieser, s.: „Alle Heiden sind unbescbnitten u das ganze Haus Israel ist unbeschnittenen Herzens" Jer 9,26; ferner s. l S m l 7 362 Sm 1,20. || N d 4 , 1 : Zwischen jemandem, dem der ( = jeder) Genuß von einem andren durch Gelübde versagt ist, u. jemandem, dem nur Speise von einem andren durch Ge lübde versagt ist, ist kein weiterer Unterschied als der, daß der letztere das Recht hat die Grundstücke (des Versagenden) zu betreten u. dessen Gefäße zu benützen, soweit man in ihnen keine Nahrungsmittel zubereitet. Wenn jemandem durch Gelübde Speise von einem andren versagt ist, so darf dieser (der Versagende) jenem kein großes u. kein kleines Sieb leihen, auch keine Mühlsteine oder einen Backofen; wohl aber darf er ihm ein Hemd, einen Ring, einen Mantel u. Ohrringe (Nasenringe) leihen, überhaupt alles, womit man nicht Nahrungsmittel bereitet. An einem Orte aber, an dem man dergleichen gegen Geld verleiht, darf er ihm auch diese nicht leihen (er würde ihm dadurch Geldausgaben ersparen, was dem, dem die Speise versagt ist, zur Beschaffung seines Unterhalts zugute käme). || Das. 4,2f.: Wem der ( = jeder) Genuß von einem andren durch Gelübde versagt ist,' für den darf der Versagende die Scheqelabgabe entrichten, auch darf er für ihn eine Schuld bezahlen, ferner muß er ihm Verlornes (das der Versagende gefunden hatte) zurückgeben. An einem Ort, an welchem man dafür (für die Ablieferung eines Fundes) Lohn empfängt, fällt der Nutzen dem Heiligtum zu. Er darf auch für ihn seine Hebe u. seine Zehnten mit seinem Wissen u. Willen absondern; (wenn der Versagende ein Priester ist) darf er auch für ihn die Vogelopfer der mit Ausfluß behafteten Männer u. Frauen u. die der Wöchnerinnen darbringen, ferner die Sünd- u. Schuldopfer; auch darf er ihn Midrasch (Auslegung), Halakhoth u. Haggadoth lehren, aber nicht die Schrift; wohl aber darf er die Schrift dessen Söhne u. Töchter lehren (s. hierzu bei Mt 10,883, o* S.564); ferner darf er seine Frau u. seine Kinder ernähren, obgleich jener zu deren Unterhalt verpflichtet ist; doch darf er nicht sein Vieh, weder das unreine, noch das reine, mit Futter versorgen Das. 4 , 4 : Wenn jemandem der ( = jeder) Genuß von einem andren durch Gelübde versagt ist, u. dieser (der Versagende) kommt, um ihn (in einer Krankheit) zu besuchen, so darf er bei ihm stehen, aber nicht bei ihm sitzen; auch darf er ihm selbst Heilung zuteil werden lassen, aber nicht seinem Besitz (wie Vieh u. Sklaven). Er darf mit ihm in einer großen Wanne baden, aber nicht in einer kleinen (in dieser würde das Wasser wesentlich steigen, so daß der andre dadurch Nutzen hätte); er darf mit ihm in Einem Bett schlafen. R. J huda (um 150) sagte: Im Sommer, aber nicht in der Regenzeit ( = Winter), denn in letzterer würde er ihm (durch Erwärmung) Nutzen gewähren. Er darf mit ihm auf Einem Polster zu Tische liegen; er darf mit ihm an Einem Tische essen, aber nicht aus Einer Schüssel; wohl aber aus einer Schüssel, die herumgereicht wird. Nicht darf er mit ihm aus dem großen Napf essen, den man den Arbeitern vorsetzt; auch soll er nicht mit ihm (auf dem Felde) in einer Reihe arbeiten; das sind Worte des R. Melr (um 150); die Ge lehrten sagten: Er darf es in einiger Entfernung von ihm. || Das. 4,6: Wenn jemandem der Genuß von einem andren durch Gelübde versagt ist, so darf er ihm nichts leihen u. auch nichts von ihm borgen, ihm kein Darlehn gewähren u. keins von ihm nehmen, ihm nichts verkaufen u. nichts von ihm kaufen. e
1
e
5. Vorstehende Zitate zeigen zur Genüge, welche Tragweite die W o r t e : dwoov o iäv *f ifiov toysXy&jjs
für den davon betroffenen Vater
hatten, zumal dieser durch sie deutlich gekennzeichnet wird nicht als 1
Beides wäre den Eltern Mt 15,5 versagt gewesen. * Die hier folgenden Zitate zeigen, was den Eltern Mt 15,5 versagt u. was ihnen zu gewähren war.
Matth 15,5 (Nr. 5.6)
715
ein Vsitfa " « s (dem der Lebensunterhalt durch ein Gelübde versagt ist), sondern als'ein n^an
(dem jeder Genuß von dem Versagenden ent
zogen ist). Dergleichen aus Haß u. in Feindschaft ausgesprochene Ge lübde, die die Schädigung eines andren bezweckten, konnten
durch
Auflösung unwirksam gemacht werden. Der, welcher das Versagungsgelübde ausgesprochen hatte, begab sich (nach einer Bar in Gemein schaft mit dem davon Betroffenen) zu einem Gelehrten, um die Auf hebung des Gelübdes nachzusuchen, nia bs bxtoa; diese konnte von dem Gelehrten ausgesprochen werden, sobald ein triftiger Grund vorlag. e
N d 9 , 4 : Ferner hat R. Melr (um 150) gesagt: Man eröffnet dem Gelobenden eine Möglichkeit (die Rücknahme des Gelübdes zu begründen) aus Stellen, die in der Tora geschrieben stehn. Man sagt zu ihm: Wenn du gewußt hättest, daß du (mit deinem Gelübde) übertreten würdest die Worte: „Du sollst nicht Rache ausüben noch Zorn nachtragen; du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen; du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst* Lv 19,17 f., u. „Dein Bruder soll neben dir leben* Lv 25,36; denn vielleicht verarmt er, u. du hättest dann (infolge deines Gelübdes) keine Möglichkeit ihn zu versorgen (dann würdest du das Gelübde gewiß nicht ausgesprochen haben)! Sagt er dann: „Wenn ich gewußt hätte, daß dem so ist, hätte ich das Gelübde nicht getan*, so wird das Gelübde für gelöst erklärt. |j N d 6 5 Bar: Wenn jemandem der Genuß von einem andren durch Gelübde versagt ist, so löst man dem Gelobenden das Gelübde nur in Gegenwart jenes (des davon Betroffenen); anders TN°d 2,10 (278). 1
e
a
6. Aber auch ohne daß das Gelübde aufgelöst wurde, gab es Mittel u. Wege, seine drückendsten Härten zu beseitigen. Die Mischna b e stimmt hierüber: e
N d 4, 7 u. 8: Wenn jemandem der Genuß von einem andren durch ein Gelübde versagt ist, so daß er nicht hat, was er essen soll, so kann er (der Gelobende) zu einem Krämer gehn u. sagen: Dem u. dem Mann ist meinerseits ein Genuß von mir durch Gelübde versagt worden, u. ich weiß nicht, was ich tun soll (um ihn nicht um kommen zu lassen); dann darf der Krämer jenem geben u.- kommen, um von diesem die Bezahlung zu empfangen. Oder ist sein (des durch das Gelübde Geschädigten) Haus zu bauen, seine Mauer auszubessern, sein Feld abzuernten, so kann er (der Gelobende) zu Arbeitsleuten gehen u. sagen: Dem u. dem Mann ist meinerseits ein Genuß von mir durch Gelübde versagt worden, u. ich weiß nicht, was ich tun soll. Dann können diese bei jenem (dem Geschädigten) arbeiten u. kommen, um von diesem (dem Ge lobenden) den Lohn in Empfang -zu nehmen. Reisen beide (der Gelobende u. der vom Gelübde Betroffene) miteinander u. er (der letztere) hat nicht, was er essen kann, so kann jener einem andren etwas als Geschenk geben, u. dann ist es ihm erlaubt (davon zu essen). Wenn kein andrer bei ihnen ist, so legt er es auf einen Stein oder auf eine Mauer u. sagt: Das ist öffentliches Gut für jeden, der es haben will. Dann darf der andre davon nehmen n. essen (denn das Genossene ist ja jetzt nicht mehr Eigentum des Gelobenden). R. Jose (nm 150) verbot es (den letztern Modus). 1
In der Allgemeinen Evang.-Luth. Kirchenzeitung, 1921 Nr. 38 u. 39, spricht Heinr. Laible-Rothenburg o. Tbr. in einem Aufsatz über „Korban* (Mk 7,10—13 = Mtl5,4—6) Sp. 613 die Meinung aus, daß man in Jesu Tagen die Auflösung der Ge lübde noch nicht gekannt habe, da sonst die Pharisäer darauf würden hingewiesen haben. — Aber schon der noch vor der Zerstörung Jerusalems i. J. 70 wirkende R. Cadoq u. der eifrigste Vertreter der alten Traditionen R. Elifezer (um 90) kennen sie u. reden von ihr wie von einer altgewohnten Einrichtung, s. N d 9,1 in Nr. 8. Oder sollte sich die Meinung des R. Cadoq u. des R. Elifezer erst unter dem Einfluß des Protestes Jesu Mtl5,3ff. herausgebildet baben? — Im übrigen decken sich Laibles Ausführungen meist mit den vorstehenden. e
Matth 15,5 (Nr. 7.8)
716
7. Ein geschichtliches Beispiel für das von Jesu Mt 15,5 gerügte Yorgehn eines Sohnes gegen seine Eltern bietet: e
N d 5,6: Einmal hatte jemand in Beth-Choron (nordwestlich von Jerusalem) seinem Vater jeden Genuß von ihm durch ein Gelübde versagt Als er seinem Sohn Hochzeit machte, sprach er zu einem andren: Hof u. Gastmahl seien dir als Geschenk gegeben, aber sie gehören dir nur, damit mein Vater komme u. mit uns beim Hochzeitsmahl esse. Jener antwortete: Wenn sie mir gehören, so sind sie Gott geheiligt! Er sagte zu ihm: Ich habe dir das Meinige nicht geschenkt, damit du es Gotte heiligen solltest Jener antwortete: Du hast mir das Deinige nur geschenkt, damit du u. dem Vater miteinander essen u. trinken u. ihr euch untereinander aussöhnen könnt u. die Schuld (durch Gelübde Versagtes genossen zu baben) auf seinem (des Vaters) Haupt liege. Als die Sache vor die Gelehrten kam, erklärten sie: Jedes Geschenk, das, wenn man (der Empfänger) es heiligt, nicht geheiligt werden darf, ist kein Geschenk. (Dieser Weg, das Gelübde zu umgehen, war also nicht gangbar.)
8. Daß Feindschaft zwischen den Eltern u. Kindern gerade nicht selten zu Versagungsgelübden, sei es des Vaters zuungunsten eines Kindes, sei es des Sohnes zuungunsten der Eltern, geführt hat, zeigt die Mischna mit folgenden Bestimmungen. B Q 9 . 1 0 : Wenn jemand zu seinem Sobne sagt: ,Qonam, du sollst keinen Genuß von dem Meinigen haben", so beerbt der Sohn den Vater, wenn dieser stirbt (Setzte aber der Vater hinzu, daß das gelten solle) bei seinem Leben u. nach seinem Tode, so beerbt der Sohn den Vater nicht, wenn dieser stirbt; aber er kann es seinen Kindern oder seinen Brüdern zuwenden. Und wenn er nichts (zum Leben) hat, so kann er ein Darlehn aufnehmen, u. die Gläubiger kommen u. fordern die Schuld ein (von seinem Erbschaftsanteil). || N d 9 , 1 : R. Elifezer (um 90) sagte: Man gibt einem Menschen Ge legenheit (die Bereuung u. Rücknahme eines Gelübdes zu begründen) durch den Hinweis auf die Ehre seines Vaters u. seiner Mutter. (Man sagt ihm etwa: Wenn du gewußt hättest, daß deine Eltern durch deine leichtfertigen Gelübde in üble Nachrede bei den Leuten kommen würden, würdest du dann das G. ausgesprochen haben? Sagt er dann: .Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich das G. nicht ausgesprochen", so darf der Ge lehrte das G. lösen.) Die Gelehrten aber verboten dies. R. Cadoq (wohl der Ältere, um 60) sagte: Statt daß man ihm einen Ausweg eröffnet durch die Ehre seines Vaters u. seiner Mutter, eröffne man ihm einen solchen lieber mit dem Hinweis auf die Ehre Gottes. (Man sage ihm: Wenn du gewußt hättest, daß du vor Gott ein Böser wurdest genannt werden, würdest du dann das G. ausgesprochen haben?) Wenn so (wie R.Elifezer will), hören die G. auf (man würde der Eltern wegen sagen, daß man das G. bereue, während man es vielleicht nicht bereut Die Deutung der Worte ist kontrovers, s. N d 64 u. die Kommentare). Doch gaben die Gelehrten dem R. Elifezer zu, daß man, falls es sich um eine Sache zwischen einem Sohn u. seinen Eltern handle (falls zB der Sohn wie Mt 15,5 seinen Eltern den Genuß von dem Seinigen durch ein G. entzogen habe), ihm einen Ausweg durch den Hinweis auf die den Eltern gebührende Ehrerbietung eröffnen dürfe. — Die letzten Worte sind bedeutsam in bezug auf Mt 15,5: Die Ge lehrten geben zu, daß die durch ein G. herbeigeführte Ausschließung der Eltern vom Genuß des Vermögens des Sohnes eine Verletzung der Ehrerbietung gegen Vater u. Mutter, also eine Übertretung eines Gottesgebotes sei. Gleichwohl gut es ihnen unter dem Zwange der von ihnen selbst festgestellten Satzungen über das Gelübdewesen als aus gemachte Sache, daß das durch kein Gottesgebot zu begründende u. inhaltlich unsittliche G. dem 4. Gebot gegenüber so lange zu Recht bestehe, bis seine lediglich durch Menschen satzung eingeführte Aufhebung durch einen Gelehrten ausgesprochen ist. Diese Mischna e
e
a
1
1
Vgl. Chag 1,8: Die Auflösung der Gelübde schwebt in der Luft. u. es ist nichts da (in der Schrift), worauf sie sich stützen könnte. Die Halakhoth über den Sabbat die Festopfer u. die Vergreifung an Geheiligtem gleichen Bergen, die an einem Haar
Matth 15,6 (Nr. 1.2)
717
ist mithin ein vollgültiger Beweis für die Berechtigung der Anklage in Mt 15,6: Ihr habt das Gesetz Gottes um eurer Überlieferung willen außer Gültigkeit gesetzt.
15,6: I h r h a b t das G e s e t z G o t t e s w e g e n e u r e r Ü b e r l i e f e r u n g ungültig gemacht. 1. Speziell das 4. Gebot hat nach rabbin. Auffassung zurückzustehen gegenüber den Pflichten, die die Satzungen über das Gelübdewesen,» die Sabbatheiligungb u. andre Pflichtgebote c auferlegen. a. Siehe bei Mt 15,5 Nr. 7 u. 8. b. J°b 5 Bar: Soll etwa die Ehrerbietung gegen den Vater u. die Mutter den Sabbat verdrängen? Die Schrift sagt lehrend: „Ein jeder hege Ehrfurcht vor seiner Mutter u. seinem Vater u. meine Sabbate sollt ihr beobachten" Lv 19,3. Ihr alle seid zur Ehr erbietung gegen mich verpflichtet (hinterher kommt die Ehrerbietung gegeneinander). c. Qid 3 2 : Ehazar b. Mattja (um 120) sagte: Wenn mein Vater zu mir sagt: „Gib mir Wasser zum Trinken" u. ein Pflichtgebot (wie Bestattung eines Toten, Raschi) ist zu üben, so lasse ich die Ehre meines Vaters u. tue das Pflichtgebot; denn ich u. mein Vater sind zu einem solchen verpflichtet. Isi b. J huda (um 170) sagte: Wenn man das Pflichtgebot durch andre kann üben lassen, so soll man es durch andre üben lassen u. selbst einhergehn in der Ehrerbietung gegen den Vater. b
a
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2. Aufhebung einzelner alttest. Gesetze durch rabbin. Autoritäten. Sota 9,9: Seitdem die Mörder sich mehrten, hörte das Kalb auf nst?», dem das Genick gebrochen ward (d. h. das Gesetz Dt 21,1—9 wurde aufgehoben). Das war, als Eifazar b. Dinai Lauftrat u. T china b. P rischa. Ben P rischa hieß er ursprünglich, dann nannte man ihn Ben Haracchan (Mörder). || TSota 14,1 (320): R. Jochanan b. Zakkai (f um 80) sagte: Als die Mörder sich mehrten, hörte das Kalb auf, dem das Genick gebrochen wurde: denn das Kalb, dem das Genick zu brechen war, kam nur in Zweifelsfällen zur Verwendung; jetzt aber mordet man öffentlich. — Dasselbe ah) Bar Sota 47 . || Sota 9, 9: Als die Ehebrecher sich mehrten, hörten die Bitterwasser auf npos (d. h. das Gesetz N u 5 , U f f . wurde aufgehoben). Und zwar war es Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80), der sie abschaffte "ii^cen, weil es heißt: „Nicht heimsuchen will ich es an euren Töchtern, daß sie huren, u. an euren Schwiegertöchtern, daß sie die Ehe brechen; denn sie selbst gehen mit den Huren abseits" Hos 4,14. || TSota 14,2 (320): Als die Ehebrecher sich mehrten, hörten die (Bitter-) Wasser auf *por, die man nur in Zweifels fällen trinken ließ. || Sota 9,10: Der Hohepriester Jochanan (d. h. Johannes Hyrkanus 135—104 v. Chr.) hat das Bekenntnis in bezug auf den Zehnten (d. h. die Vorschrift Dt 26,12—15) abgeschafft - i ^ j n . — Dasselbe MSch 5,15. — TSota 13,10 (320) wird diese Neuerung auf Rabban Jochanan b. Zakkai zurückgeführt, der durch Kommissionen, die das Land bereisten, in Erfahrung gebracht hatte, daß die Zehnten nicht mehr so gegeben würden, wie das Bekenntnis in Dt 26,12 ff. voraussetzt. — Die gleiche Motivierung der Auf hebung des Zehntbekenntnisses durch den Hohenpriester Jochanan Sota 47 ; pSota 9,24 *, 42; pMSch5,56 , 19. — Das Nähere s. im Exk.: Abgaben von den Bodenerzeugnissen. e
c
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hangen; denn Schriftstellen für sie sind wenige vorhanden, aber Halakhoth in Menge. Die Rechtsordnungen aber u. die Kultusgesetze, die Reinheits-, Unreinheit»- u. Blut schandebestimmungen haben, worauf sie sich stützen können (in der Schrift); diese sind der Kern (die Hauptsache) der Tora. — Dasselbe mit Abweichungen TChag 1,9(233). Ein Führer der Zelotenpartei um 40 n. Chr.; vgl. Joseph. Ant. 2 0 , 6 , 1 ; Bell. 2,12,4. v a t i - ^ oder Sispv^ nach Schürer 2,427 f. = nQoaßoXr}, das Hinbringen, Über geben, nämlich einer Deklaration. || Krauß, Lehnw. 2,482 = nooßoXr) = naoiißoXov, Sukknmbenzgeld, jüd. Appellation. || Levy 4,106 = nooV ßovXjj; in diesem Falle wäre das Wort auszusprechen ^ - T - I B , vgl. für diese Deutung Git 3 6 : Was bedeutet n a c n t ? Rab Chisda (f 309) hat gesagt: «oiai -»biaoi-B (1. "tsiafeia oiit) — ngoe ßovXevrats „vor den Ratsherren" abgegebene Erklärung. — Es wird mit Pr. die gerichtliche Erklärung eines Gläubigers bezeichnet, durch welche das Verfallen einer Schuldforderung während des Sabbatjahres ausdrücklich ausgeschlossen wird. 2 8
4
b
Matth 15,6 (Nr. 2). 15,7.8.9.11 (Nr. 1)
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Sch«bisith 10,8 ff.: Der Prosbol* hebt die Verpflichtung des Schulderlaases (im Bracbjahr Dt 15,1 ff.) auf. Dies ist eins von den Dingen, die Hillel der Alte (um 20 v. Chr) angeordnet bat. Als er nämlich sah, dafi die Leute sich weigerten, einander Geld z leihen u. so zu übertreten, was in der Tora geschrieben steht: „Hüte dich, dafi nicht bei dir ein Gedanke aufkomme, ein nichtswürdiger, nämlich: es naht das siebente Jahr das Erlafijahr, u. dann dein Auge deinen armen Bruder scheel ansehe, u. du ihm nichts gebest" Dt 15,9 — da verordnete Hillel den Prosbol. Das ist der wesentliche Inhalt eines Pr.: „Ich, der u. der, übergebe euch, den Richtern in dem u. dem Ort, (hiermit die Erklärung), dafi ich jede mir zustehende Schuldforderung zu jeder Zeit, da ich will (also auch im Schemittajahr) eintreiben darf. Die Richter unterschreiben es dann oder die Zeugen." (Tatsächlich war damitdas Gesetz Dt 15,1 ff. beseitigt.) — Wenn einer von fünf Personen Geld entleiht, so muß man für jeden einzelnen einen Prosbol schreiben. Wenn aber fünf von einem entleihen, so schreibt man nur Einen Pr. für alle. Man schreibt einen Pr. nur in bezug auf Grund u. Boden; besitzt der Schuldner solchen, nicht, so' läßt ihn der Gläubiger von seinem Grundstück etwas, u. wäre es noch so wenig, erwerben. II Git 4 , 3 : Hillel ordnete den Prosbol des allgemeinen Wohles halber an (wörtlich: wegen Erhaltung der Welt). Q
15,7:
Heuchler, schön ( = r i c h t i g , treffend) hat über euch geweissagt. xaXwc snQOffTjxsvaev. — Im Rabbin. entspricht das häufige - I $ K £ - P D Ü
=
er hat schön (richtig) gesagt. || VTIOXOITCCC
s. bei Mt 2 3 , 3 .
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Midr Esth 1, 3 ( 3 5 ) : R. Nathan (um 160) hat gesagt: Zehn Teile Heuchelei gibt es in der Welt, neun in Jerusalem u. einen in der ganzen (übrigen) W e l t — Die Parallelsteilen AbothRN 28 Anfang u. Qid 49 b enthalten diesen Satz nicht.
15,8:
D i e s e s Volk e h r t m i c h m i t d e n L i p p e n , i h r H e r z a b e r h ä l t s i c h fern v o n m i r (Jes 29,13).
Targ Jes 29,13: Ihr Herz hält sieb fern pmrtt von der Furcht vor mir. II Schön sagt Raba (t 852) einmal Sanh 106 b Gott wiU das Herz ica-s n "pn, s. 1 Sm 16, 7 : Jahve verlangt das Herz. :
15,9: Zu
3
Umsonst aber ehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren. diesem Zitat aus Jes 29,13 s. bei Kol 2,22.
15,11: N i c h t w a s in den Mund e i n g e h t , m a c h t den M e n s c h e n g e m e i n (unrein), s o n d e r n w a s a u s d e m M u n d e a u s g e h t , d a s macht den Menschen gemein. 1. Die halakhische Ausdeutung von Lv 17,15. a
SLv 17,15 ( 3 3 5 ) : „Jeder, der Gefallenes oder Zerrissenes ißt, der walke seine Kleider u. bade sich in Wasser; u. er wird bis zum Abend unrein sein, dann aber rein* Lv 17,15. Verunreinigt es (das von Gefallenem usw. Genossene i etwa die Kleider, während es in den Eingeweiden ist? Die Schrift sagt lehrend: „Er walke seine Kleider u. bade sich in Wasser, u. er wird bis zum Abend unrein sein, dann aber rein.* Es verunreinigt die Kleider nicht, während es in den Eingeweiden ist. (Denn angenommen, jemand äße Gefallenes erst gegen den Abend hin, so würde er doch, falls er die Kleider gewaschen u. ein Bad genommen hat, am Abend wieder rein sein, obwohl er das vom Gefallenen Genossene noch bei sich hat; also kann dieses, während es in den Eingeweiden ist, die Kleider nicht verunreinigen.) Vielleicht verunreinigt es die Kleider nicht, während es in den Eingeweiden ist, wohl aber während es im Munde ist?! Die Schrift sagt lehrend: „Jede Seele' Lv 17,15 ( = jeder Lebende = jeder): an der Stelle, wo das Leben
Matth 15,11 (Nr. 1 - 4 )
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(die Seele) ist (d. h. im Schlund), macht es (das vom Gefallenen Genossene) unrein, nicht in den Eingeweiden u. nicht im Munde. So macht es vielleicht, wenn er es aus speit, die Kleider unrein durch das Herausgebn (aus dem Munde n r s ' r * p ) ? ! Die Schrift sagt lehrend: Jede Seele, welche „int": beim Essen macht es unrein, aber nicht beim Herausgehn. . . . — Im physischen Sinn gilt also die Umkehrung von Jesu Wort: was in den Menschen durch den Schlund eingeht, macht unrein, aber nicht was beim Ausspeien aus seinem Munde herausgeht. n
2. ov TO elasQxopevov eig zo OTOfia xoivol TOV äv&Q<07Zov. Sehr frei hat in diesem Stück Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) geurteilt. Pesiq 40^: (Rabban Jochanan b. Z. sprach zu seinen Schülern:) Bei eurem Leben, nicht der Tote verunreinigt u. nicht das Wasser macht rein, über es ist eine Verordnung des Königs aller Könige; Gott hat gesagt: Eine Satzung habe ich festgesetzt, eine Verordnung habe ich angeordnet; kein Mensch ist berechtigt, meine Verordnung zu übertreten; denn es heißt: „Dies ist die Satzung der Tora, die Jahve geboten hat" Nu 19,2. — Dasselbe TanchB rpn § 26 (60»); Tanch rpr 226»; NuR 19 (186b); Pe iqR H (65»), 8
3. xotvovv, gemein, unrein machen, in eigentlicher u. übertragener Bedeutung. „Rein" nino (Verb, ina) u. „unrein" (Verb, K O U , aram. N^-J) in ethischem Sinn findet sich im Rabbin. verhältnismäßig selten. Joma 3 8 b Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Was bedeutet: „Wie Gott der Spötter spottet, so gibt er den Demütigen Gnade" ? Spr 3,34. Wer sich verunreinigen will (durch Sünde), dem gibt man (Gott) Gelegenheit; wer sich rein halten will, dem verhilft man (Gott) dazu. In der Schule des R. Jischmafel (f um 135) hat man gelehrt: Gleich einem Menschen, der Naphtha u. Balsam verkauft Soll er (das übelriechende) Naphtha einmessen, so sagt man zu ihm: „Miß du selbst!" Soll er aber Balsam einmessen, so sagt man zu ihm: „Warte, daß ich mit dir gemeinsam messe, damit wir beide duften." In der Schule des R. Jischmafel ist gelehrt worden: Die Sünde verstopft das Herz des Menschen, wie es heißt: „Nicht sollt ihr euch durch sie verunreinigen, daß ihr durch sie unrein werdet" L v l l , 4 3 . Lies nicht (d.h. erkläre nicht): daß ihr unrein werdet D P « B J I , sondern oo»aji (von OÜ*:?), daß ihr verstopft werdet — B a r : „Nicht sollt ihr euch durch sie verunreinigen, daß ihr durch sie unrein werdet" Lv 11,43: Wenn sich jemand ein wenig verunreinigt (durch Sünden), so verunreinigt man (Gott) ihn viel (gibt ihm reichliche Gelegenheit dazu); verunreinigt er sich auf Erden, so verunreingt man ihn auch vom Himmel; verunreinigt er sich in dieser Welt, so ver unreinigt man ihn auch in der zukünftigen W e l t — Der Ausspruch des Resch Laqisch auch M n 29 ; Schab 104 » ; fAZ 55 . || Schab 152 b Bar: „Der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat" Qoh 12,7. Gib, wie er ihn dir in Reinheit gegeben hat, auch du ihm ihn in Reinheit — Einen ähnlichen Ausspruch überliefert R.Sch°muöl b. Nachman, um 260, im Namen des R. Abdimi aus Chaipha (um 280) Midr Qoh 12, 7 (53 b); LvR 18 (117 ). I! pM g 1, 71«, 36: R. Jafaqob b. Abaje hat im Namen des R. Acha (um 320) ge sagt: Hab auf dich acht, damit du, wenn du in das Haus Gottes abberufen wirst, rein u. unschuldig bist. (Doch ist die Erklärung streitig, s. die Kommentare.) || B rakh 1 7 : R. Melr (um 150) pflegte zu sagen: (Gott spricht:) Entschließe dich mit ganzem Herzen u. mit ganzer Seele, meine Wege zu erkennen u. an den Türen meiner Tora zu wachen (vgl. Spr 8,34); bewahre meine Tora in deinem Herzen u. vor deinen Augen stehe meine Furcht; hüte deinen Mund vor jeder Sünde u. reinige u. heilige dich von aller Schuld u. Sünde. :
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4. Ein Ausspruch des Inhalts, daß ein unreines, unsittliches Wort, das über die Lippen eines Menschen geht, diesen gemein u. unrein mache, ist uns in der rabbin. Literatur nicht begegnet. Ein „unreines 1
Ob R. Jicchaq b. Nachman (um 280) zu lesen ist? In LvR 18 heißt der Tradent R. Jischmafel b. N.; R. Jischmafel vermutlich falsche Auflösung der Abkürzung •*"•> = R. Jicchaq.
Matth 15,11 (Nr. 4). 15,13
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Wort" würde ein Wort sein, das Unreines bezeichnet oder von Un reinem handelt, während ein „reines Wort" ein Wort ist, das von An stößigem dezent redet. c
GnR 32 (19 ) : R. Judan (um 350) hat im Namen des R. Jochanan (f 279), R.B°rekhja (um 340) im Namen des R. Eifazar (um 270) u. R. Jafaqob aus K phar Chanin (um 280) im Namen des R. J hoschuaf b. Levi (um 250) gesagt: Wir finden, dafi Gott zwei u. drei Wörter in der Tora gewunden wiedergegeben hat, um kein unreines Wort naein tan aus seinem Munde gehn zu lassen. Es heifit Gn 7 , 2 : „Von allem reinen Vieh sollst du dir j e sieben nehmen, ein Männchen u. sein Weibchen." Dann heifit es weiter aber nicht: „u. von dem .unreinen' Vieh", sondern: „u. von dem Vieh, welches .nicht rein' ist" usw. — Diese Ausführung sehr oft, mit Abweichungen im einzelnen, z B L v R 2 6 ( 1 2 4 ) ; NuR 19 (185 ); P siq 30b; Tanch rpn 223b; TanchB rpn § 6 (53»); PesiqR 14 (57 b); Midr Ps 1 § 3 (2»); 12 § 4 (54»); P s 3 »). || P*s 8 » Bar aus der Schule des R. Jischmalel (t um 135): „Immer spreche ein Mensch in reinen Ausdrücken rr«pj -|v»sa; denn siehe, bei dem mit Flufi behafteten Mann heifit es (Lv 15,9): Jeder „Reitsitz" . . . soll unrein sein; bei der Frau aber heifit es „Sitz" (Reitsitz würde unziemlich sein). || GnR 86 (55 b): Er überließ alles, was ihm gehörte, der Hand Josephs, nur nicht das Brot, welches er afi Gn 39,6. Das ist eine reine Ausdrucksweise *ps -ps? (d. b. „das Brot, das er aß", ist euphemistische Bezeichnung für „sein Weib"). e
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15,13: J e d e P f l a n z e , die mein h i m m l i s c h e r V a t e r g e p f l a n z t hat, w i r d a u s g e r i s s e n w e r d e n .
nicht
Die Gemeinde Israel, insonderheit die Frommen in ihrer Mitte, nicht selten als eine Pflanzung Gottes gedacht. Jubil 1,16: Ich werde sie (Israel) umändern zu eurer Pflanze der Gerechtigkeit 16,26: Er (Abraham) wußte u. erkannte, dafi von ihm die Pflanze der Gerechtigkeit (d. h. Israel) ausgehn würde. | 21,24: Er wird dich (Isaak) segnen in all deinem Tun u. wird aus dir eine Pflanze der Gerechtigkeit ( = Israel) erwecken auf der ganzen Erde durch alle Geschlechter der Erde. | 3 6 , 6 : Gedenkt, meine Söhne (Esau u. Jakob), des Gottes Abrahams, auf dafi er euch pflanze im Land als eine Pflanze der Gerechtigkeit, die nicht ausgerottet wird für alle Geschlechter in Ewigkeit. — || Henoch 10,16: Er scheinen soll die Pflanze der Gerechtigkeit u. der Wahrheit (d. h. Israel). I 6 2 , 8 : Die Gemeinde der Heiligen u. Auserwählten wird gesäet werden (nämlich in den Tagen des Messias). | 84,6 schließt Henoch ein Gebet mit den Worten: Und nun, mein Herr, ver tilge von der Erde das Fleisch, das dich erzürnt hat; aber das Fleisch der Gerechtigkeit u. Rechtschaffenheit richte auf als eine ewige Samenpflanze u. verbirg nicht dein An gesicht vor der Bitte deines Knechtes, o Herr! | 93, 2 : Henoch sprach: Betreffs der Kinder der Gerechtigkeit, betreffs der Auserwählten der Welt u. betreffs der Pflanze der Gerechtigkeit u. Rechtschaffenheit — davon will ich zu euch reden. | 93, 5: Danach wird am Ende der dritten (Welt-)Woche ein Mann als Pflanze des Gerichts erwählt werden (damit ist Abraham gemeint), u. nach ihm wird die ewige Pflanze der Gerechtig keit (d. h. Israel) kommen. | 93,10: Am Ende der 7. Weltwoche werden die auserwählten Gerechten der ewigen Pflanze der Gerechtigkeit auserwählt werden, um siebenfache Belehrung über seine ganze Schöpfung zu empfangen. — II Ps Sal 14,3 ff.: Des Herrn Fromme werden in ihm ewiges Leben haben; des Herrn Paradies, die Bäume des Lebens, sind seine Frommen. Ihre Pflanzung tpvxeia ist festgewurzelt in Ewigkeit; sie werden nicht ausgerottet werden ovx ixxiXr]aovxai, solange der Himmel steht: denn Gottes Teil u. Erbe ist Israel. — || Weish 4, 3 ff. wird das Bild in bezug auf die Gottlosen durch geführt: Die kinderreiche Schar der Gottlosen aber wird (ihnen) keinen Nutzen stiften, u. als aus unechten Schößlingen (hervorgegangen) wird sie keine Wurzel in die Tiefe treiben, noch wird sie es zu einem festen Grunde bringen. Und wenn sie auch eine Zeitlang in Zweigen hochschießt, so wird doch das unsicher Emporgekommene vom
Matth 15,13.14.19
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Winde! hin u. her bewegt n. durch die Gewalt der Sturme (zuletzt) entwurzelt werden ixQtCta9rjosTtu. Ringsum werden die unentwickelten Äste abgeknickt werden, u. ihre Frucht wird unbrauchbar, unreif zum Essen u. zu nichts zu gebrauchen sein. Denn die aus ungesetzlichem Beischlafe gezeugten Kinder werden Zeugen sein der Schlechtigkeit wider ihre Eltern bei ihrer (letzten) Prüfung (am Gerichtstage). Ii Im Rabbin. ist das Bild nur selten verwertet worden. Joma 8 6 : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: "Gott sah, daß der Gerechten wenige sein würden; da erhob er sich u. pflanzte sie hinein in die einzelnen Generationen, s. 1 Sm 2 , 8 : Dem Jahve gehören die Grundsaulen der Erde (bildlich = die Gerechten) u. er baute auf sie den Weltkreis. (Weil die Gerechten den Weltbestand sichern, verteilte sie Gott auf die einzelnen Perioden der Weltzeit) Das „Pflanzen" bedeutet hier soviel w i e : „erzeugt werden lassen"; so auch S a n h 3 7 : Sch altiöl (vgl. 1 Chr3,17) hieß er, weil Gott ihn pflanzte (erzeugt werden ließ) nicht nach Art d e r (übrigen) Gepflanzten; denn es ist traditionell, daß eine Frau im Stehen nicht schwanger wird, sie aber (die Mutter des Sch altjöl) ist im Stehen schwanger geworden, s. oben S. 35. Vgl. auch pJ°b 1 , 2 , 9: R. Jose b. Chalaphta (um 150) pflanzte fünf Pflanzungen, d. h. er erzeugte fünf Söhne. || Jalqut zu Ps 1,3 werden die Psalmworte: „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasser bachen* gedeutet: auf Adam, „den Gott in d e n Gan fEden pflanzte*; auf Noah, „den Gott in die Arche pflanzte*; auf Abraham, „ d e n Gott in das Land Israel pflanzte, nach andren in den Gan fEden", u. auf d e n Stamm Levi, „den Gott in das Land Israel pflanzte". || In der bekannten Stelle pChag 2,77 . 5; Chag 14*: „Vier sind in den Pardes (Paradies) eingegangen" usw. wird über Acher, d.h. Elischaf b. Abuja, um 120, gesagt: „Er hieb die Pflanzungen ab" r w e s a rs*p. Wenn mit dem „Paradies*, wie man meist annimmt die tbeosophisch-kosmogonische Gnosis gemeint ist, so dürfte das „Abhauen der Pflanzungen" seitens Achers sich auf die Verwüstungen beziehen, die dieser jüdische Apostat mit seinen Lehren u. seinen Taten in Israel anrichtete. || Midr HL 6,2 (122 ) = pBerakh 2, 5 , 2 s. oben S. 21 Anm. c b
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15,14: B l i n d e B l i n d e n f ü h r e r s i n d sie. Vgl. die sprichwörtliche Redensart BQ 52 : Wenn ein Hirt über seine Herde zürnt, macht er den Leithammel blind (wörtlich: zur Blindheit). a
15,19: A u s dem H e r z e n k o m m e n a r g e G e d a n k e n , M o r d e , E h e brüche,Hurereien,Diebstähle,falscheZeugnisse,Lästerungen. e
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pB rakh 1,3 , 18: „Du sollst nicht ehebrechen. Daß i h r nicht eurem Herzen u. euren Augen nachschweift d e n e n i h r nachbuhlt" Nu 15,39. R. Levi (um 300) hat gesagt: Das Herz u. das Auge sind d i e beiden Mittler der Sünde. Es heißt: „Gib, mein Sohn, dein Herz mir u. deinen Augen l a ß meine Wege W o h l g e f a l l e n " Spr 23,2b*. Gott spricht: Wenn du m i r dein Herz u. dein Auge gibst, so weiß ich, daß d u mir angehöiSt — In TanchB rrsv § 31 (37b), NuR 17 (182 ) anonym: Das Herz u. die Augen sind die Mittler für den Leib, denn sie verführen den Leib zur Buhlerei 1':T«; Tanch nbv (216 ).liest wohl infolge eines Versehens a-:i* statt O-JT«; ebenfalls anonym steht der Ausspruch NuR 10 (157 ). || Midr Qoh 1,16 ( 1 1 ) : „Ich sprach mit (s?) meinem Herzen" Qoh 1,16. Das Herz sieht, Qoh 1,16; hört, 1 Kg 3, 9; redet, Qoh 1,16; geht, 2 Kg 5, 26; fällt, 1 Sm 17,32; steht, Ez 22,14; freut sich, Ps 16, 9; schreit, KL 2,18; wird getröstet, Jes 4 0 , 2 ; betrübt sich -wax», Dt 15,10; wird verhärtet, Ez 9,12; wird weich, Dt 20.3; betrübt sich axsrw, G n 6 , 6 ; bebt, Dt 28,67; wird zerbrochen, Ps51,19; erhebt sich stolz, Dt 8,14; ist widerspenstig, Jer 5,23; ersinnt, 1 Kg 12, 33; hat arge Gedanken tmnq, Dt 29,18; walltauf, Ps 45,2; denkt, Spr 19,21; begehrt, P s 2 1 , 3 ; schweift ab, Spr 7,25; buhlt, Nu 15,39; wird gestärkt, Gn 18, 5; wird gestohlen, Gn 31,20; wird gebeugt, Lv 2 6 , 4 1 ; wird überredet, Gn 34, 3; taumelt, Jes 2 1 , 4 ; ängstigt sich, 1 Sm 4 , 1 3 ; wacht, HL 5 , 2 ; liebt Dt 6, 5; haßt, Lv 19,17; eifert, Spr 23,17; wird geprüft, Jer 17,10; wird zerrissen, Joel 2,13; sinnt, P s 4 9 , 4 ; ist wie Feuer, Jer 20, 9; ist w i e ein Stein, E z 3 6 , 2 6 ; kehrt d
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S t r a c k n. B i l l e r b e c k , NT L
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Matth 15,19.26
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um in Buße, Jer 24, 7; entbrennt, Dt 19,6; stirbt, 1 Sm 25, 37; zerfließt, Jos 7 , 5 ; nimmt Worte auf, Dt 6, 6; nimmt Furcht auf, Jer 32,40; rühmt, Ps 111,1; gelüstet, Spr 6,25 • wird verhärtet, Spr 28,14; tut sich gütlich, Ri 16,25; bereitet Trug, Spr 12,20; redet in seinem Innern, 1 Sm 1,13; liebt Geschenke, Jer 22,17; schreibt Worte auf, Spr 3 3* bereitet Unheil, Spr 6,14; nimmt Gebote an, Spr 10,8; übt Vermessenheit, Jer 49, i ß ! macht Ordnungen (Pläne), Spr 16,1; brüstet sich, 2 Eg 14,10. II Derekh Erec Zuta 6 (fehlt in Ausg. Amsterdam): Der Anfang der Sünde sind die argen Gedanken des Herzens ' aVn t i m n , das zweite danach ist Spötterei, das dritte Hochmut, das vierte Härte (Unbarmherzigkeit), das fünfte Müßiggang, das sechste grundloser Haß u. das siebente das neidische Auge. Das ist es, was Salomo gemeint hat: „Wenn er (der Hassende) seine Stimme lieblich macht, glaube ihm nicht; denn sieben Greuel sind in seinem Herzen* Spr 26,25. || GnR 67 ( 4 3 ) : „Esau sprach in seinem Herzen* Gn 27,41. Die Gottlosen befinden sich in der Gewalt ihres Herzens: Der Tor spricht in a seinem Herzen Ps 14,1; Esau sprach in seinem Herzen G n 2 7 , 4 1 ; Jarobfam sprach in seinem Herzen 1 Kg 12,26 u. Haman sprach in seinem Herzen Esth 6,6. Aber die Gerechten haben ihr Herz in ihrer Gewalt: Hanna redete zu by ihrem Herzen 1 Sm 1,13; David redete zu ?K seinem Herzen 1 Sm 2 7 , 1 ; Daniel nahm es a u f by sein Herz Dn 1,8. Sie gleichen damit ihrem Schöpfer, von dem es heißt: „Jahve sprach zu VM seinem Herzen* Gn 8,21. (Das by oder bn läßt den Menschen gegenüber dem Herzen als den Befehlenden erscheinen, während das a der ersten Zitatenreihe die Gefolgschaft, die Hörigkeit aus drückt, in der der Mensch sich seinem Herzen gegenüber befindet.) || pJoma 8 , 4 5 , 5 1 : Das Brandopfer schafft Sühnung für den argen Gedanken des Herzens a';n isirnn \>y. || Joma 2 9 : Die Gedanken an die Sünde " 7 * 3 ? VP^n" ( = unkeusche Phantasiebilder) sind schlimmer als die Sünde selbst. II Midr Qoh 7, 2 ( 3 2 ) : Warum schlägt man sich (bei einem Trauerfall) auf das Herz? Um (damit) zu sagen, daß alles von dort kommt (die Sünde, die den Tod verursacht). — Vgl. auch bei Mk 7,21 f. a
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1 5 , 2 6 : D a s B r o t d e r K i n d e r zu n e h m e n u. d e n H ü n d l e i n hinzuwerfen. Der Hund 2^2, aram. t o ^ s , der nicht den eigentlichen Haustieren, rran?, sondern den in Freiheit lebenden Tieren, ir>r?, zugezählt wurde, a galt, wenn auch gelegentlich seine Brauchbarkeitb u. Treuec anerkannt wird, als das verachtetste, frechste u. elendeste Geschöpf, d Es prägte sich deshalb die gehässigste Verachtung darin aus, wenn man einen Menschen einen Hunde nannte, oder wenn man
einem Hunde den
Namen eines verhaßten Menschen beilegte.' — xvväqia
würde wieder
zugeben sein hebr. mit D-^bsn -nw, aram. mit Kr^ap a. Kil 8,6: Der Hund gehört zur Kategorie der wilden Tiere, rrn. R. Melr (um 150) sagte: Zur Kategorie der Haustiere, nisna. b. BQ 80» u. 8 0 : R. Jischmafel (t um 135) sagte: Man darf aufziehen Dorf hunde, Katzen, Affen u. Wiesel, die sich in Dornhecken aufhalten, weil diese Tiere zum Rein hai ten des Hauses (durch Verzehren der Abfälle u. durch Vertilgung der Mäuse usw.) geeignet sind. — II P s 113»: Rab (f 247) sagte zu Rab Asi:* Wohne nicht in einer Stadt, in der kein Pferd wiehert u. in der kein Hund bellt. (Der Hund schlägt an, wenn Diebe nahen, u. das Pferd dient zu deren Verfolgung.) || Sanh 105» Bar: Ein b
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i"-ct3 o-aVa. Raschi erklärt « , kleine Hunde, ß, große Jagdhunde, die keinen Schaden anrichten. — Die Mischna bestimmt über das Aufziehen von Hunden: Man soll keinen Hund aufziehen, es Bei denn, daß er an eine Kette gelegt ist, BQ 7,7. Eine andre Norm über die Katzen hat Rab, t 247, aufgestellt: Die Katze darf man töten, u. es ist verboten, sie am Leben zu erhalten, BQ 8 0 . Jedenfalls nicht der aus Babylonien stammende u. später in Palästina lebende Rabbi Asi (um 300), s. pSch q 2,47» 37. 8
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Matth 15,26
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Gleichnis. (Gleich) zwei Hunden, die bei einer Herde waren u. sich gegenseitig anbellten. Als ein Wolf über den einen kam, dachte der andre: Wenn ich ihm nicht helfe, so tötet der Wolf heute diesen u. morgen mich. Da machten sich beide auf u. töteten den Wolf. C. P*siq 7 9 : Hirten hatten einmal gemelkt; es kam eine Schlange u. fraß von der Milch. Der Hund (der die Schlange beobachtet hatte) sah, daß die Hirten sich niederließen, um (von der Milch) zu genießen; er begann sie anzubellen, sie aber achteten nicht darauf; zuletzt machte er sich auf, fraß (von der Milch) u. starb. Sie begruben ihn u. setzten ihm (für seine Treue) ein Denkmal. Bis heute heißt dieses „das Denkmal des Hundes* sa^a-t «vti. — Dasselbe, doch ohne den Schlußsatz, pT r 8, 46», 28. || Hör 1 8 : Den R Eifazar (b. Cadoq I.? um 100; der II.? um 150) fragten seine Schüler: Warum kennt der Hund seinen Herrn u. warum kennt die Katze ihren Herrn nicht? (Der Hund bewahrt dem Menschen, die Katze dem Hause Anhänglichkeit.) Er antwortete: Wenn der, welcher etwas ißt, wovon eine Maus gegessen hat, vergeßlich wird, um wieviel mehr gilt das von der Katze, die die Maus selbst frißt! d. Beca 2 5 : R. Schimfon b. Laqisch (um 250) hat gesagt: Drei Hartnäckige (Un beugsame, ys) gibt es; das ist Israel unter den Nationen, der Hund unter den Tieren u. der Hahn unter den Vögeln; einige fügen auch noch hinzu die Ziege unter den Haus tieren u. noch andre den Kaperstrauch unter den Bäumen. — Die Parallelstelle ExR 42 ( 9 9 ) : R. Jaqim (um 350) hat gesagt: Drei Starrsinnige (Unverwüstliche oder auch Freche, o*fsn) gibt es: Der Starrsinnige unter den Tieren ist der Hund, unter den Vögeln der Hahn u. unter den Nationen Israel. R. Jicchaq b. R dipha (um <30) hat im Namen des R. Ammi (um 300) gesagt: Meinst du etwa, daß dies zum Schimpf gereicht? Nein, vielmehr zum Ruhm: entweder Jude oder gekreuzigt, a-^s -x '-.w • « ! || Sota 9,15 heißt es von der Frechheit der vor Anbruch der messian. Zeit lebenden Generation: Das Aussehen des Geschlechts gleicht dem Hunde! || Schab 1 5 5 Bar: Man darf dem Hunde (am Sabbat) Futter vorlegen, aber nicht dem Schwein. Was für ein Unterschied ist zwischen beiden? Die Erhaltung des einen (des Hundes) liegt dir ob, die des audren aber nicht. (Raschi: Verflucht der Mensch, der Schweine aufzieht.) — R. Jona (um 35(1) trug am Eingang des Patriarchenhauses vor: Was bedeutet: „Der Gerechte kennt die Angelegenheit der Geringen* Spr 29, 7 ? Gott weiß vom Hunde, daß seine Speise eine geringe ist; deshalb hält seine Nahrung in seinem Leibe drei Tage lang vor. — Rab Hamnuna (um 290) hat gesagt: Daraus (nämlich aus Gottes Fürsorge für den Hund) entnehme ich, daß es eine gute Sitte ( « ? - « i - " s ) ist, dem Hunde ein Stück rohes Fleisch hinzuwerfen. Und wie groß soll es sein? Rab Mari (um 350) hat gesagt: In der Größe seines Ohres; u. hinterher der Stock (damit der Hund sich nicht an diese Stelle hingewöhne). Diese Worte gelten vom Weideplatz, aber nicht von der Stadt, denn hier würde er sich (dem mitleidigen Geber) anschließen. Rab Papa (f 376) hat gesagt: Es gibt keinen, der ärmer wäre, als der Hund (dem nur wenige etwas reichen), u. keinen, der reicher wäre, als das Schwein (das seine Nahrung in Hülle u. Fülle erhält). <— In der Bar zu Anfang dieser Stelle handelt es sich um einen Hund, der das Eigentum eines bestimmten Besitzers ist u. deshalb auch von seinem Herrn sein Futter empfängt; in den folgenden Sätzen ist von herrenlos umherschweifenden Hunden die Rede, die von mitleidigen Menschen vielleicht etwas Speise erhalten, um dann möglichst schnell wieder verscheucht zu werden. Daß der Besitzer für das Futter seiner Hunde sorgte, erkennt man auch aus Challa 1,8: Der Teig für die Hunde unterliegt der Teighebepflicht, wenn die Hirten davon essen; wenn aber die Hirten nicht davon es*en, so unterliegt er nicht der Teighebepflicht. — Die Hirten buken also besonderes Brot für ihre Hunde. Daß man andrerseits den Hunden gab, was sonst nicht zu verwerten war, zeigt die Redensart: „Man wirft es den Hunden hin.* M kh Ex 22. 30 ( l 0 3 ) : „Dem Hunde sollt ihr es vorwerfen* Ex 22, 30. „Dem Hunde", d. h. als ob es ein Hund wäre (sollt ihr auf dem Felde Zerrissenes fortwerfen). Du sagst: „Als ob es ein Hund wäre"; oder nicht doch vielmehr dem Wortlaut gemäß „dem Hunde" sollt ihr es hinwerfen? Die b
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Nach Bacher, Pal. Amor. 1, 371 ist der Name verderbt aus R. Schimfon b. Laqisch. 46*
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Schrift sagt lehrend: „Gefallenes (nVa:, verschieden von Zerrissenes) sollt ihr Überhaupt nicht essen; dem Fremdling in deinen Toren magst du es geben, daß er es esse, oder es dem Ausländer verkaufen" Dt 14,21. Gilt da nicht der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere? Wenn Gefallenes, das durch Tragen (den Träger) unrein macht, zum Nießbrauch (zB zum Verkauf an NichtJuden oder als Speise für Sklaven) erlaubt ist, wäre es da nicht recht, daß Zerrissenes, welches durch Tragen nicht unrein macht, zum Nießbrauch erlaubt wäre? Was will da die Schrift lehrend sagen mit den Worten: „Dem Hunde sollt ihr es vorwerfen"? Sie will dich lehren, daß der Hund geehrter ist als der Sklave; denn Zerrissenes für den Hund u. Gefallenes für den Sklaven; ferner will sie dich lehren, daß Gott keinem Geschöpf den Lohn kürzt. Da es heißt: „Gegen die gesamten Kinder Israel soll kein Hund seine Zunge spitzen" Ex 11,7, so hat Gott gesagt: Gib ihm seinen Lohn (nämlich mit dem Wort: „Dem Hunde sollt ihr es vorwerfen" Ex 22,30). — Dasselbe zum Teil in ExR 31 (92 ); vgl. auch die Kontroverse zwischen R. Melr u. R. J huda (um 150) in P a 21b. || Chullin 4 , 2 : Wenn einem Tier, das zum erstenmal wirft, das Gebären schwer wird, so darf man das Junge gliederweise zerschneiden u. es den Hunden hinwerfen. || P s 1 1 8 : Rab Schescheth (um 260) hat im Namen des R. Eifazar b. fAzarja (um 100) gesagt: Wer eine Verleumdung ausspricht u. wer eine Verleumdung annimmt u. wer ein falsches Zeugnis gegen einen andren ablegt, der ist wert, daß man ihn den Hunden vorwirft; denn es heißt: „Dem Hunde sollt ihr es vorwerfen" Ex 22, 30, u. unmittelbar darauf folgt: „Du sollst kein falsches Gerücht aussprechen" Ex 23,1. !l Das Ärgste, was Goliath als Strafe für seine Lästerungen treffen konnte, faßt der Midrasch in die Worte: „Er starb wie ein Hund", ExR 31 (91 ). || BQ 9 2 b Raba (t 352) sagte zu Rabbah b. Mari: Woher läßt sich das Sprichwort: „Ein Hund verschlingt vor Hunger Exkremente" aus der Schrift beweisen? Er antwortete: Aus Spr 27. 7. e. „Hund" als B e z e i c h n u n g für einen u n w i s s e n d e n M e n s c h e n LvR 9 ( 1 1 0 ) : R. Jannai (um 225) befand sich einmal unterwegs. Er sah einen Menschen, der gar schön gekleidet war. R. Jannai sprach zu ihm: Will uns der Herr die Aufmerksamkeit erweisen, bei uns einzukehren. Er antwortete: Ja. Er führte ihn in sein Haus u. speiste u. tränkte ihn. Er prüfte ihn in der Schrift, fand aber nichts; in der Mischna, fand aber nichts; in der Haggada, fand aber nichts: im Talmud (Halakha), fand aber nichts. Er sprach zu ihm: Nimm (den Becher), sprich das Tischgebet! Er antwortete: Möge es Jannai in seinem Hause sprechen! R. Jannai sprach zu ihm: Vermagst du nach zusprechen, was ich dir sagen werde? Er antwortete: Ja! So sprich: Ein Hund hat das Brot (Jannais) gegessen. Da erhob sich der Gast, faßte ihn an u. sprach zu ihm: Wie, mein Erbteil befindet sich bei dir, u. du willst es mir vorenthalten? Er antwortete: Was ist denn dein Erbteil bei mir? Er sprach: Einmal ging ich an einem Schulhaus vorüber u. hörte die Stimmen der Kinder, welche sagten: „Gesetz trug uns Mose auf als Erbteil der Gemeinde Jakobs" Dt 33,4. Als Erbteil „für Jakob" steht hier nicht geschrieben, sondern als Erbteil der „Gemeinde Jakobs". (Gemeinsames Erbteil Israels ist die Tora; indem du mich „Hund" nennst, schließt du mich aus der Gemeinde Israel aus u. bringst mich damit um mein Erbteil.) R. Jannai sprach zu ihm: Durch welches Verdienst bist du gewürdigt worden, an meinem Tisch zu speisen? Er antwortete: Mein lebelang habe ich kein böses Wort gehört u. es seinem Urheber (Herrn) zurückgegeben, u. nie habe ich zwei miteinander zanken sehen, ohne Frieden zwischen ihnen zu stiften. Er sprach zu ihm: All diese gute Sitte ist dir eigen, u. ich habe dich „Hund" genannt! „Hund* a l s B e z e i c h n u n g der G o t t l o s e n . ExR 9 ( 7 3 ) : „Den Stab deiner Macht wird Jahve ausstrecken von Zion aus* Ps 110, 2. Gott schlägt die Gottlosen nur mit einem Stabe. Weshalb? Weil sie den Hunden gleichen, s.: „Sie kehren wieder am Abend, knurren wie die Hunde* Ps 59, 7. Wie es bei dem Hunde Brauch ist, daß er mit einem Stock geschlagen wird, so werden auch die Gottlosen geschlagen; deshalb heißt es: „Den Stab deiner Macht" usw. Ps 110,2. „Hund" a l s B e z e i c h n u n g d e r H e i d e n . Midr P s 4 § 11 (24*): „Du hast Freude in mein Herz gegeben, mehr als ihnen in der Zeit, da ihres Kornes u. Mostes viel ist" Ä
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F a 4 , 8 . Die Israeliten sprachen (zn Gott): Wenn du den Völkern der Welt darum, daß eiesieben (die sog. noachischen) Gebote gehalten haben, Gutes in dieser W e h im Überfluß als Lohn darreichst, um wieviel mehr wirst du uns, denen 613 Gebote befohlen sind, Gutes im Überfluß gewähren in der zukünftigen W e l t Wenn wir deshalb den Wohlstand der Völker der Welt sehen, so freuen wir uns, wie es heißt: Du hast Freude in mein Herz gegeben, sooft (so scheint der Midr r y » Ps 4 , 8 zu fassen) ihres Kornes u. Mostes viel ist. R. J°hoschuaf b Levi (um 250) sagte: Gleich einem König, der ein Mahl ver anstaltete u. die Gäste eintreten u. an dem Eingang seines Palastes sich niedersetzen ließ. Als diese sahen, wie die Hunde herauskamen mit Fasanen u. Kapaunen- u. Kalbsköpfed in ihrem Maul, fingen sie an zu sagen: Wenn für die Hunde solches, um wieviel mehr beim Gastmahl selbst! Und die Völker der Welt ovu>n n w « gleichen den Hunden, wie es heißt: »Die Hunde sind gar gierig" Jes 56,11. Wenn diese in Wohlbehagen sich befinden in dieser Welt, wird es nicht mit Israel um so mehr der Fall sein in der Zukunft? || GnR 81 (52*): R. Jischmafel b. Jose (um 180) ging hinauf, um in Jerusalem zu beten. Er kam an einer Platane vorüber, wo ihn ein Samaritaner erblickte, der zu ihm sprach: Wohin gehst du? Er antwortete: Ich gehe hinauf, um in Jerusalem zu beten. Jener sprach: Wäre es dir nicht besser, auf diesem gesegneten Berge (d. h. dem Garizim) zu beten, als auf jenem Misthaufen? Er antwortete: Ihr, wem gleicht ihr? Dem Hunde, der gierig ist auf Aas. Ebenso weil ihr wißt, daß unter ihm (dem Garizim) ein Götzenbild verborgen ist, wie es heißt: „Jakob verbarg sie unter der Terebinthe bei Sikhem" Gn 35,4, darum seid ihr so gierig darauf. || pSchab 9,11 , 23: (Einen Götzen), den sie (die Heiden) „Angesicht des Königs" nennen, nennt man (Israel) „Angesicht des Hundes". Dasselbe f A Z 4 6 . || M g 7 : „Es soll heilige Festversammlung für euch sein" E z 12,16; für euch, u. nicht für die Fremden (die Nichtisraeliten); für euch, u. nicht für die Hunde (— Nichtisraeliten). || PirqeREl 29: Wer mit einem Götzen diener zusammen ißt, ist wie einer, der mit einem Hunde zusammen ißt; wie der Hund unbeschnitten ist, so ist auch der Götzendiener unbeschnitten. || LvR 33 ( 1 3 0 ) : „Sie sprachen zum König Nebukadnecar" Dn 3,16. Wenn „König", wozu „Nebukadnecar"? wenn „Nebukadnecar", wozu „König"? Allein sie sprachen: In bezug auf die Abgaben u. die Naturalleistungen u. die Strafgelder u. die Kopfsteuern bist du König Uber uns; aber in bezug auf diese Sache, von der du zu uns sprichst (Anbetung des Götzenbildes), bist du Nebukadnecar u. Nebukadnecar ist dein Name; du u. ein Hund, ihr seid für uns gleich. — Dasselbe NuR 15 (179b); Midr Ps 28 § 2 (115«). / . fAZ 5 4 b Ein Philosoph fragte den Rabban Gamliöl (II., um 90): In eurer Tora steht geschrieben: „Jahve dein Gott ist ein verzehrendes Feuer, ein eifriger Gott* Dt 4,24. Weshalb eifert er gegen die Verehrer eines Götzen u. nicht gegen diesen selbst? Er erwiderte ihm: Ich will dir ein Gleichnis sagen. Ein König von Fleisch u. Blut hatte einen Sohn. Dieser hatte sich einen Hund aufgezogen, dem er einen Namen nach dem Namen seines Vaters beilegte; u. sooft er schwur, sagte er: Beim Leben des Hundes „Abba" ( = „mein Vater"). Als der Vater das hörte, über wen wird er gezürnt haben, über den Sobn oder über den Hund? Doch wohl über den S o h n ! . . . || Tanch na-rr 1 0 0 « Der Tyrann Rufus (Tinejus Rufus, 132 n. Chr. Statthalter von Judäa) fragte einmal den R. fAqiba (f um 135): Warum haßt Gott uns, wio es heißt: „Esau hasse ich" Mal 1,3? Er antwortete: Morgen will ich dir die Antwort geben. Am nächsten Tage sprach Rufus zu ihm: R. fAqiba, was hast du in dieser Nacht geträumt u. was hast du (im Traum) gesehen? Er antwortete: „Ich hatte im Traum in der Nacht zwei Hunde, der eine hieß Rufus u. der andre Rufina." Alsbald ward der Statthalter zornig u. sprach: Du hast die Namen deiner Hunde nach meinem Namen u. nach dem Namen meines Weibes genannt; du bist des Todes schuldig. R. fAqiba antwortete: Was ist denn für ein Unterschied zwischen dir u. ihnen (den Hunden)? Du issest u. trinkst, jene essen 1
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So richtig ed. Venedig 1546; falsch unter dem Druck der russ. Zensur ed. Warschau 1875 o"i3J>n PICIX-', u. Buber zus.bangswidrig: „Die Gottlosen unter den Israeliten" b*iv> ohne eine abweichende Lesart zu erwähnen!
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u. trinken; du bist auf Fortpflanzung bedacht, jene sind auf Fortpflanzung bedacht; du stirbst u. jene sterben. Weil icb nun ihre Namen nach deinem Namen genannt habe zürnst du; u. während Gott den Himmel ausspannt u. die Erde gründet, tötet u. lebendig macht, nimmst du ein Stück Holz u. nennst es „Gott" nach seinem Namen; muß er euch da nicht hassen? g. LvR 19(119*): Das Sprichwort sagt: Ein gutes Junges von einem bösen Hund ziehe nicht auf, ein böses Junges von einem bösen Hund erst recht nicht. || K th 61»> wird von einer Frau geredet, die mit Hündchen «r-atsp K P ^ I I J (wörtlich: mit kleinen Hunden) oder Brettspiel (->*«mj lies —w-n:, Raschi = »"-ppc-a = echecs = Schach) spielt. || Schab 155 b heißen Hündchen oder kleine Hunde «ysn « P S ' ^ n s . e
15,27: D i e H ü n d c h e n e s s e n v o n d e n B r o c k e n , die v o m T i s c h i h r e r H e r r e n fallen. BB 8": Rabbi öffnete in den Jahren einer Hungersnot seine Speicher. Er sprach: Es mögen eintreten die Kenner der Schrift, der Mischna, des Talmuds, der Halakha u. der Haggada; aber die Gesetzesunkundigen sollen nicht eintreten. Da drängte sich R. Jonathan b. f Amram herzu u. trat ein u. sprach: Rabbi, ernähre mich! Er sprach zu ihm: Hast du die Schrift studiert? Er antwortete: Nein! (Über den Grund dieser Leugnung s. hernach.) Hast du die Mischna gelernt? Er sprach: Nein! Wenn dem so ist, erwiderte Rabbi, wie kann ich dich ernähren? Jener sprach: Ernähre mich wie einen Hund oder einen Raben (von den Abfällen). Da versorgte er ihn. Als er hinaus gegangen war, grämte sich Rabbi u. sprach: Wehe mir, daß ich mein Brot einem fAm ha-arec gegeben habe! Da sprach sein Sohn R. Schimfon zu ihm: Vielleicht ist es dein Schüler Jonathan b. f Amram gewesen, der niemals einen Genuß (Vorteil) von der Ehre der Tora haben wollte (u. der deshalb seine Gesetzeskenntnis verleugnet hat). Man forschte nach u. fand es also. Da sprach Rabbi: Es sollen alle eintreten. || Vgl. auch das Gebet der Hanna B'rakh 31 : R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Seit dem Tage, da Gott seine Welt geschaffen, hat es keinen Menschen gegeben, der Gott „C baoth" genannt hätte, bis Hanna kam. Sie sprach vor Gott: Herr der Welt, von all den vielen Scharen n s a x ««as, die du in deiner Welt geschaffen hast, sollte es in deinen Augen zu schwer sein, mir Einen Sohn zu schenken? Womit läßt sich die Sache vergleichen? Mit einem König von Fleisch u. Blut, der seinen Knechten ein Mahl veranstaltete. Ein Armer kam, stand an der Tür u. sprach: Gebt mir ein Stück chen Brot; aber man nahm auf ihn keine Rücksicht. Da drängte er sich herzu, trat zum König u. sprach: Mein Herr König, von dem ganzen Mahl, das du veranstaltet hast, sollte es zu schwer in deinen Augen sein, mir ein Stückchen Brot zu geben? b
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iptX'«, Brocken = r w o , zB TB rakh 6,4 (13); B*rakh52 ; seltener s o ^ s Chull 1 0 5 ; s. Exk.: Ein altjüdisches Gastmahl Nr. 10, d; dort auch Aberglaube, der sich an die vom Tisch fallenden Brocken knüpfte. b
15,28: G r o ß i s t dein G l a u b e . e
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M kh Ex 14,31 (40 ) : Groß war der Glaube nsiwsn nVnj, mit welchem die Israeliten an den glaubten, der da sprach u. es ward die Welt; denn zum Lohn dafür, daß die Israeliten an Jahve glaubten, wohnte der heilige Geist ( = Geist der Inspiration oder Prophetie) auf ihnen, daß sie ein Lied sangen, s.: »Sie glaubten an Jahve u. an seinen Knecht Mose" Ex 14, 31, u. dann heißt es: »Damals sangen Mose u. die Kinder Israel Jahve dieses Lied.* 15, 32—38, s. dazu das bei Mt 14,16ff.Bemerkte.
16,1: Sie f o r d e r t e n ihn auf, ihnen ein Z e i c h e n v o m H i m m e l zu z e i g e n . SDt 13,2 § 83 u. 84 (92*): .Wenn mitten unter dir ein Prophet oder Träumer auf tritt u. dir ein Zeichen oder Wunder gibt* Dt 13,2. »Ein Zeichen", nämlich am Himmel,
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•wie es heifit: „Sie (die Lichtkörper am Himmel) sollen dienen zu Zeichen" Gn 1, 14; „ein Wunder", nämlich auf Erden, s.: „Wenn auf der Schur allein Tau u. auf dem ganzen Boden es trocken sein wird* Ri 6,37; ferner daselbst (Vers 40): Gott bewirkte es so in jener Nacht usw. — „Und das Zeichen u. Wunder trifft ein, das er dir ver heißen* Dt 13, 3. R. Jose, der Galiläer (um HO) hat gesagt: Sieh, wie weit die Schrift auf die letzten Gedanken der Götzendiener mt n-nay eingeht u. ihnen Macht beilegt; selbst wenn er die Sonne u. den Mond, die Sterne u. Tierkreisbilder zum Stillstehn bringt, so sollst du auf sie nicht hören. Weshalb? „Denn Jahve euer Gott versucht euch, um zu erfahren, ob ihr Jahve euren Gott liebt* Dt 13,4. R. ?Aqiba (f um 135) hat gesagt: Das sei ferne, daß Gott die Sonne u. den Mond u. die Tierkreisbilder den Götzendienern stillstehn ließe; die Worte reden vielmehr von solchen, die anfänglich Propheten der Wahrheit waren u. hinterher Propheten der Löge wurden, wie Chananja b. f Azzur (vgl. Jer 28,1). — Die Kontroverse zwischen R. Jose u. tAqiba als Bar in Sanh 90». II Sanh 9 0 : R. Abbahu (um 300) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe ge sagt: Sooft dir ein Prophet sagen sollte: „Übertritt die Worte der Tora", höre auf ihn, ausgenommen Götzendienst; selbst wenn er dir die Sonne stillstehn ließe in der Mitte des Firmaments, so sollst du nicht auf ihn hören. — Ein ähnlicher Satz in SDt 18,15 § 175 (107 b); j e b 90b. || SDt 18,19 § 177 (108 ): Wenn ein Prophet anfängt zu weis sagen u. ein Zeichen u. Wunder gibt, so hört man auf ihn; wenn aber nicht, so hört man nicht auf ihn. — Dasselbe pSanb 11,30 , 38. II Weiteres s. bei Mt 12, 38. — Ein Zeichen vom Himmel u - z v r i -p bietet R. Elüezer (um 90) seinen halakhiscben Gegnern an zum Beweis, daß seine Entscheidung richtig sei BM 5 9 , s. S. \27y bei Mt3,17. a
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1 6 , 2 : H e i t e r e s W e t t e r ( g i b t e s ) , denn f e u r i g r o t ist d e r H i m m e l . a
BB 8 4 : Rab Papa (t 376) hat gesagt: Daraus (nämlich aus einer Bestimmung in BB 5, 6) entnehme ich, daß die Sonne rot ist. Du kannst es daran erkennen, daß sie des Morgens u. des Abends rot erscheint; wenn wir sie aber nicht den ganzen Tag hindurch so sehen, so liegt es daran, daß unsre Augen nicht kräftig genug sind. — Die weitere Ausführung über den Grund der Röte der Sonne in BB 84» s. im Exkurs: ,Sch ol* usw. II, 9 hinter Anm. c. e
1 6 , 3 : Das A n g e s i c h t ( A u s s e h e n ) des H i m m e l s v e r s t e h t ihr zu b e u r t e i l e n . Einige rabbinische Wetterregeln. Tafan 9 b : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Ein Anzeichen von Regen sind lichte (durchschimmernde) Wolken H H V B . Was sind lichte Wolken? Rab Papa (t 376) hat gesagt: Eine dünne Wolke unterhalb einer dicken Wolke. Rab J huda (t 299) hat ge sagt: Fällt Staubregen (Sprühregen) vor heftigem Regen, so kommt heftiger Regen; fällt er nach heftigem Regen, so hört der heftige Regen auf. Fällt er vor heftigem Regen, so kommt heftiger Regen; dafür diene dir als Merkmal das Sieb (aus welchem erst das feine, dann das grobe Mehl fällt); fällt er nach heftigem Regen, so hört der heftige Regen auf, dafür diene dir als Merkmal der Kot der Ziegen (erst groß, dann klein). ?Ulla (um 280) kam nach Babylonien; er sah lichte Wolken u. sprach: Schaffet die Geräte fort, denn jetzt kommt heftiger Regen. Aber es kam kein heftiger Regen. Da sagte er: Wie die Babylonier trügen, so trügen auch ihre Regengüsse. || pTafan 2, 65b, 8: R. Eifazar (um 270) bat gesagt: Weht der Nordwind, decke deine Ziegel ab (es bleibt trocknes Wetter). — In Sepphoris gab es Alte, die, wenn der erste Frühregen fiel (im Monat Marcheschvan, November), den Erdstaub berochen u. die Feuchtig keit des (nächsten) Jahres vorherzusagen verstanden. || Joma 21b; R. Jicchaq b. Abdimi (um 300) hat gesagt: Am Ausgang des letzten Feiertags des Laubhüttenfestes schauten alle auf den Rauch der Altarholzschicht: neigte er sich nach Norden, so freuten sich die Armen, während die Besitzer sich betrübten; denn dann waren die Regengüsse des (nächsten) Jahres zahlreich u. die Früchte wurden faulig (sie hielten sich nicht u. mußten billig verkauft werden). Neigte er sich nach Süden, so betrübten sich die e
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Armen, während die Besitzer sich freuten; denn dann waren die Regengüsse des (nächsten) Jahres nicht zahlreich, u. die Früchte konnten aufbewahrt werden (sie hielten sich lange, infolgedessen ihr Preis stieg). Neigte er sich nach Osten, so freuten sich alle (der Westwind verbürgte ein normales Jahr); neigte er sich nach Westen, so betrübten sich alle (der Ostwind brachte Dürre u. Mißernte). Stieg er aber gerade auf wie eine Palme, um sich (allmählich) zu zerstreuen, so war daraus nichts zu ent nehmen (statt -«-ja** wird zu lesen sein •'-a-«). (Zum Verständnis der Stelle ist zu bemerken, daß nach RH 1, 2 am Laubhüttenfest der göttliche Gerichtsbeschluß über die Regen Verhältnisse des nächsten Jahres festgesetzt wird; deshalb glaubte man am letzten Tage des L. in der Rauchsäule über dem Brandopferaltar eine Andeutung über den Ausfall des Gerichtsbeschlusses lesen zu dürfen.) Der Autor sagt: .Neigt er sich nach Osten, so freuen sich alle; neigt er sich nach Westen, so betrüben sich alle.* Man wandte ein: Der Ostwind ist immer gut; der Westwind ist immer schädlich: der Nordwind ist för den Weizen gut, wenn dieser den dritten Teil seiner Reife erlangt hat, u. schädlich für die Oliven zu der Zeit, da sie Knospen treiben; der Südwind ist für den Weizen schädlich, wenn dieser den dritten Teil seiner Reife erlangt hat, u. gut für die Oliven zu der Zeit, da sie Knospen treiben. Und Rab Joseph (f 333), nach andren Mar Zutra (um 300) hat gesagt: Als Merkmal diene dir: der Tisch (mit den Schaubroten) auf der Nordseite (im Heiligen) u. der Leuchter auf der Südseite; jener (der Nordwind) macht des Seinigen (des Brotes) viel u. dieser (der Südwind) macht des Seinigen (des Olivenöles) viel. Es liegt hier kein Widerspruch vor: der Inhalt der letzten Sätze gilt für uns (in Babylonien), die von R. Jicchaq b. Abdimi vertretene Überlieferung gilt für sie (im Lande Israel). — Dasselbe BB 1 4 7 ; hier schließt sich noch folgender Satz an: Bar: Abba SchaJul (um 150) sagte: Ist der Feiertag des Wochenfestes ( = Pfingsten) klar (heiter), so ist das ein schönes Zeichen für das ganze Jahr. R. Z bid (um 330) sagte: Das gilt vom ersten Tage des Neujahrs; ist dieser warm, so ist das ganze Jahr warm; ist er aber kalt, so ist das ganze Jahr kalt. a
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16,3: D i e Z e i c h e n d e r Z e i t e n . Über die Vorzeichen der Tage des Messias s. den diesbezügl. Exkurs. 16,4; dazu s. bei Mt 12,39. 10,6: H ü t e t e u c h v o r d e m S a u e r t e i g d e r P h a r i s ä e r u. S a d d u z ä e r . Die Jünger verstanden das Wort zunächst in dem Sinne, in welchem man auch sonst von dem „Gesäuerten des u. des" redete,a u. meinten, daß Jesus sie warnen wolle, Brot von den Pharisäern u. Sadduzäern anzunehmen. Erst hinterher kommt ihnen die Erkenntnis, daß unter dem S. der Ph. u. Sadd. deren Lehre zu verstehen sei. In der rabbin. Literatur die einer Lehre zugrunde liegende treibende Kraft „ S . " ge c
nannt wohl nur pChag 2, 7 6 , 37: R. Chijja b. Ba (um 280) hat gesagt: Hätten sie (Isr.) mich verlassen (spricht Gott), so würde ich Nachsicht üben, vielleicht daß sie meine Tora beobachteten (vgl. Jer 16,11)! Denn wenn sie mich verließen, aber meine Tora beobachteten, so würde der e
S. darin ras -nxrn sie mir (wieder) nahebringen. — Dasselbe P siq 121*; b
dagegen liest Midr KL Einl. Nr. 2 ( 2 9 ) : rno "waran „das Licht in ihr". — Im Rabbin. bezeichnet sonst „ S . " "visi?, " ^ b , -rixp, •visro, srnsfe, -.^o im
bildlichen Sinn entweder den bösen Trieb jnn n ^ b im Menschen
oder die schlechte Art u. Gesinnungc eines Menschen. In ähnlichem Sinn wird auch „Essig" bildlich gebraucht;d
dagegen ist „etwas zu
Essig" oder „sauer werden lassen" gleich „etwas hinausschieben".
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a. pSch bifith 8,88 b, 61: R. Eifazar (um 270) erlaubte das Gesäuerte der Samaritaner sofort nach dem Passah. || Chullin 4*: Das Gesäuerte derer, die eine Übertretung begehen (u. das Gesäuerte vor dem Passah aus ihren Häusern nicht fortschaffen) ist nach dem Passah sofort erlaubt. fr. Beispiele s. im Exk.: »Der gute u. der böse Trieb* Nr. 4, c. C. pf AZ Ä, 4 1 , 8: Ein Proselyt war Haarschneider u. Astrolog; in seiner Astrologie hatte er geschaut, dafi die Juden sein Blut vergießen worden; das bezog sich aber nur auf seinen Übertritt zum Judentum (d. h. auf seine Beschneidung). Er wurde Jude; kam aber einer zu ihm, um sich die Haare schneiden zu lassen, so tötete er ihn. Wie viele von solchen hat er getötet? R. Eifazar b. Jose (der Jüngere, gegen 400 n. Chr.) hat gesagt: Achtzig; R. Jose b. Bun (um 350) hat gesagt: Dreihundert. Schließlich betete man für ihn, u. er kehrte zu seinem Sauerteig (früheren Art •NITRO) zurück (er wurde wieder Heide). — In einer Bar ist gelehrt worden: Wenn ein NichtJude (heilige) Bücher, Gebetsriemen, Türpfostenkapseln verkauft, so kauft man solche nicht von ihm. Aber in einer Bar ist doch auch gelehrt worden: Es geschah einmal, dafi ein NichtJude in Sidon (heilige) Bücher, Gebetsriemen u. Türpfostenkapseln verkaufte; als die Sache vor die Gelehrten kam, sagten sie: Es ist erlaubt, von ihm zu kaufen. R. Schcmuöl b. Nathan (gegen 300) hat im Namen des R. Chama b. Chanina (um 260) gesagt: Es handelte sich um einen Proselyten, der zu seiner (früheren) Art W U R C zurückgekehrt war. || BM 59 b Bar: R. Elifezer der Ältere (um 90) sagte: Warum ermahnt die Tora an 36 Stellen, oder, wie andre sagen, an 46 Stellen zur Vorsicht in bezug auf den Proselyten (dafi man ihn nicht kränken solle u. dgl.) ? Weil seine Art 1110 (sein Sauerteig) böse ist (u. er leicht ins Heidentum zurückfällt). || GnR 70 (45 • ) : Man hat gesagt: Wenn R. J hoschuaf (um 90) nicht so langmütig mit dem (Proselyten) < Aqilas umgegangen wäre, so wäre dieser zu seiner (früheren) Art THD zurückgekehrt (wieder Heide geworden). — In der Parallel stelle Midr Qoh 7,8 (ed. 1519) steht I-NK'v statt V»IC. — Über 'Aqilas s. zu 1 Kor 16,19. d. BM 8 3 b R. J hoschua? b. Qarcha (um 150) ließ dem R. Eliazar b. Schimfon (der den Römern Schergendienste leistete) sagen: Essig, Sohn des Weines [y- ja rmrr, d. h. entarteter Sohn eines braven Vaters), wie lange willst du das Volk unsres Gottes zur Hinschlachtung ausliefern? — In der Parallelstelle aramäisch: «•;>?- 1 3 «Vn pMafasS, 5 0 , 47. || Chullin 105 findet sich zweimal die Redensart: In dem u. dem Stück bin ich im Vergleich mit meinem Vater «-'«rt -
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16,13: W e r s a g e n die L e u t e , daß des M e n s c h e n Sohn s e i ? vidg tov av&Qüinov als Messiasbezeichnung s. bei 8,20 (S.485) u. 24,30. 16,14: A n d r e (sagen:) Elias, noch andre aber: J e r e m i a s o d e r e i n e r der P r o p h e t e n . 'HXsiav. — Über die an Elias geknüpften messian. Erwartungen u. die Vorläufer des Messias s. den Exkurs: Der Prophet Elias nach seiner Entrückung u. bei seiner Wiederkehr.
Matth 16,14.17 ( * . » )
730
'Isosfjii'ar. — Das Erscheinen des Jeremia vor Anbruch der messian. Zeit wird erwartet: 4 Esra 2,17ff.:Noll timere, mater filiorum, quoniam te elegi, dicit dorainas. Mittam tibi adiutorium pueros meos Isaiam et Jeremiam, ad quorum consilium sanctificavi et paravi tibi arbores duodecim gravatas variis fructibus, et totidem fontes fluentes lac et mei, et montes immensos Septem habentes rosam et lilium, in quibus gaudio impiebo filios tuos. — Die Stelle stammt von einer christlichen Hand u. verdankt ihren Ursprung wohl erst einer Reflexion über Mt 16,14. In der altjüdischen
Literatur erscheint Jeremia nirgends als Vor
läufer des Messias. Auch in den Legenden 2 M a k k 2 , 4 f f . ; 15,13ff., aus denen nach Bertholdt, Keil, Nösgen u. andren die Vorstellung in Mt 16,14 geflossen sein soll, hat Jer. nichts mit der messian. Zeit zu schaffen. 2 Makk 2, 4 ff.: Es stand in der Schrift, wie der Prophet (Jer.) auf erhaltenen Gottesbefehl das Zelt u. die Bundeslade sich nachtragen ließ. Wie er aber an den Berg kam, von wo herab Mose Gottes Erbteil geschaut hatte, da ging Jer. hin u. fand eine höhlenartige Behausung: dahinein brachte er das Zelt u. die Lade u. den Räucheraltar u. verwahrte den Zugang. Später kamen etliche von seinen Begleitern, um sich den Weg zu bezeichnen, u. konnten ihn nicht finden. Da Jer. das erfuhr, sprach er tadelnd: Der Ort soll unbekannt bleiben, bis daß Gott sein Volk wieder versammelt u. ihm Gnade erweist. — Bertholdt, Christologia Judaeorum S. 67 f. bringt hierzu aus Josephus Gorio nides einen Parallelbericht, an dessen Schluß Jer. sagt: „Nemo hominum seiet locum, donec venero ego et Elias"; aber die auf Jer. bezüglichen Worte fehlen wenigstens in unsrer Ausgabe des Josippon, Amsterdam 1723, Blatt 13b. |; 2 Makk 15.12ff.: Das darin (in einem Traum des Judas Makkabäus) enthaltene Gesicht war aber dieses: Onias (der HL), der einstige Hohepriester, habe mit ausgestreckten Händen für das ganze Gemeinwesen der Juden gebetet. Dann sei ihm ebenso ein Mann erschienen, durch graues Haar u. Würde ausgezeichnet u. um denselben eine wunderbare u. hochberrliche Majestät. Onias aber habe angehoben u. gesagt: Dieser ist der Freund seiner Brüder, der viel betet für das Volk u. die heilige Stadt, Jeremia, der Prophet Gottes. Jer. aber habe mit ausgestreckter Hand dem Judas ein goldenes Schwert gegeben u. dabei gesagt: Nimm das beilige Schwert als ein Geschenk von Gott; durch es wirst du die Feinde vernichten! eVa növ ngotftjxoiv; s. hierzu bei Joh 6,14 u. Apg 3, 22. 1 6 , 1 6 : Du b i s t d e r C h r i s t , Zu ö XQIOTOS
der Sohn des l e b e n d i g e n Gottes.
S. S. 6ff.u. zu o vlde ror 9eo€
16,17 8: Bagicova = 21,15
Kjni na.
bei Rom 1, 3.
Barjona.
Solche Abkürzung aus uiyr (ytyn) Joh 1,42; 8
ist sonst nicht nachweisbar (Dalman, Gramm. S. 179). 16,17 Jö: F l e i s c h u. B l u t .
adol; xai aifia. — oni nios häufige Umschreibung für
„Mensch",
meist, wie auch hier, im Gegensatz zu dem unvergänglichen Gott. Sir (hebr.) 14,18: Wie die Blattknospe am grünen Holz: die eine wird welk u. die andre sproßt — so sind die Geschlechter von Fleisch u. Blut: das eine stirbt u. das andre kommt zur Reife. || B?rakh 28 b Als Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) er krankt war, besuchten ihn seine Schüler. Als er sie sah, fing er an zu weinen. Sie sprachen zu ihm: Leuchte Israels, rechte Säule (vgl. 2 Chr 3,17), fester Hammer, warum weinst du? Er antwortete: Wenn man mich vor einen König von Fleisch u. Blut führte, der heute hier ist u. morgen im Grabe — wenn er über mich zürnte, so wäre sein Zorn kein ewiger Zorn, u. wenn er mich fesselte, so wäre seine Fessel keine ewige Fessel. :
Matth 16,17 ( » ) . 16,18 (Nr. 1)
781
u. wenn er mich tötete, so wäre sein Töten kein ewiger Tod; auch könnte ich ihn mit Worten besänftigen u. mit Geld bestechen — so würde ich gleichwohl weinen. Und jetzt, da man mich vor den König aller Könige, den Heiligen, gebenedeiet sei er! führt, der da lebt u. bleibt in alle Ewigkeiten — wenn er über mich zürnt, ist sein Zorn ein ewiger Zorn; wenn er mich fesselt, ist seine Fessel eine ewige Fessel; wenn er mich tötet, ist sein Töten ein ewiger Tod; auch kann ich ihn nicht mit Worten besänftigen u. mit Geld bestechen; u. nicht bloß dies, es sind auch zwei Wege vor mir, der eine ist der zum Gan {Eden u. der andre der zum Gehinnom, u. ich weiß nicht, welchen man mich führen wird — da sollte ich nicht weinen? Sie sprachen: Unser Lehrer, segne uns! Er antwortete: Möchte es (Gottes) Wille sein, daß die Furcht vor Gott bei euch sei so, wie die Furcht vor Fleisch u. Blut. Die Schüler sprachen: Weiter nicht? Er antwortete: Wenn es doch so wäre (daß der Mensch Gott so fürchtete wie die Menschen)! Wisset, wenn ein Mensch eine Übertretung begebt, sagt er: Daß mich nur nicht ein Mensch sieht! || GnR 1 ( 2 ) : „Denn du bist groß u. wundertätig, du bist Gott allein* Ps 86,10. Wie es auf Erden Brauch ist, wird ein König von Fleisch u. Blut in einer Stadt (oder Provinz) gepriesen u. die Großen der Stadt (Provinz) werden mit ihm gepriesen; denn sie tragen mit ihm seine Last. Aber Gott nicht also: er hat allein die Welt geschaffen, er wird allein in der Welt gepriesen, er wird allein in seiner Welt verherrlicht. || GnR 1 ( 2 ) : Wie es auf Erden Brauch ist, wird ein König von Fleisch u. Blut in einer Stadt (Provinz) gepriesen, bevor er ihr öffentliche oder Privat-Bäder erbaut hat; zuerst erwähnt er seinen Namen u. schließlich sein Werk. Aber der Einzige der Welt wirkt zuerst u. hinterher wird er gepriesen. Schimfon b. fAzzai (um HO) sagte: Deine Herablassung macht mich groß (2 Sm 22,36). Fleisch u. Blut erwähnt (zuerst) seinen Namen u. dann seinen Titel (wörtlich: sein Lob): NN Augustalis; NN nQi6xi
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16,18: A b e r auch ich s a g e d i r : Du b i s t P e t r u s , u. auf d i e s e m F e l s e n will ich m e i n e G e m e i n d e b a u e n , u. die P f o r t e n d e r U n t e r w e l t w e r d e n sie n i c h t ü b e r w ä l t i g e n . 1. xdyw dV aoi Xiyio oti av « flitoog, xai im xavx\] xfj nt'tga. — Im griech. Text bilden die Worte av «/" Httooc einen selbständigen Satz; 1
„Furcht vor Menschen" cii -HDS bv mi« zweimal in Nazir 9, 5.
Matth 16,18 (Nr. 1.2)
732
das beweist vor allem das ort, das eine direkte Rede einführt, u. die Korrespondenz, die zwischen dem av ei 6 Xgiaxög Vers 16 u. dem av IläxQog besteht. Der ganze Satz ist dann so zu deuten: Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, du hast dich als Felsenmann bewährt, indem du als erster meine Messiaswürde u. meine Gottessohnschaft gläubig bekannt hast, u. auf diesem Felsen, d. i. auf dieser von dir gläubig bekannten Tatsache meiner Messiaswürde u. meiner Gottessohnschaft, wiil ich meine Gemeinde bauen. — Aber eine andre Frage ist, ob dieser Text auch wirklich dem Wortlaut der Rede in Jesu Mund voll entspricht. Jesus wird gesagt haben (aramäisch): chon. rfc *va$ oitt ( = hebr.: ö-npg ntni* -rd* "ox oa). In diesen Worten hat der Übersetzer tn« (hfix) als erstes Wort einer direkten Rede gedeutet: „Du bist Petrus", als. ob Jesus gesagt hätte: 's ttin rix. In Wirklichkeit aber ist PIK lediglich betonende Wiederholung des in rfc liegenden Pronomens der 2. Person, vgl. Hag 1,4: O I ? K d?b = „euch, ja euch", s. Strack, Gram. § 8 1 , Ges. § 135,2. Jesu Worte sind also zu übersetzen: Auch ich sage dir, ja dir, Petrus (sage ich es, weil du als erster meine Messiaswürde u. meine Gottessohnschaft bekannt hast): Auf diesem Felsen (auf der Tatsache meiner Messiaswürde u. meiner Gottessohnschaft) will ich meine Ge meinde bauen. — Das xay« de aoi Xiyu tritt damit an die Seite der dem Petrus gewordenen Gottesoffenbarung: Gott hat dir meine Messias würde u. meine Gottessohnschaft offenbart, u. ich füge dir, Petrus, gegen über hinzu: Auf dem Felsengrund dieser Wahrheit will ich meine Ge meinde bauen. — Diese Fassung der Worte Jesu empfiehlt sich wegen ihrer Einfachheit von selbst: vor allem beseitigt sie jeden Zweifel darüber, was unter dem Felsen der Gemeinde Jesu zu verstehn ist. 2. ini xavxy xrj nexqa oixodofirjaca fxov xrjv ixxkrjaiav. — Das Bild vom Bauen begegnet oft in der rabbin. Literatur; schon der alttestam. Ausdruck „Haus Israel" legte es nahe, vgl. zB Ruth 4,11 f. So erscheint Gott als Baumeister der Welt; an andren Stellen wird die Tora als Bau meisterin der Welt bezeichnet, auch als Schöpfungsplan u. Schöpfungs werkzeug wird sie angesehen, s. Beispiele bei Joh 1,1 —4 Nr. 4. — Häufig wird über den Grund reflektiert, der es Gott ermöglicht hat, seine Welt zu schaffen. Als solcher wird genannt: a, die Tora; so R. Banna'a (um 220) GnR 1 (2«), R. Acha (um 320) GnR 1 ( 2 ) , R. J'huda b. Simon (um 320) LvR 23 (121 ), R. Judan (um 350) GnR 12 ( 8 ) , anonym Tanch rvn 8 9 . ß, Abraham; so R. J hoschua< b. Qarcha (um 150) GnR 12 ( 9 ) , R. Levi (um 300) GnR 12 ( 8 ) , R. Chalaphta b. Kahana (ein Amoräer ungewisser Zeit) TanchB ma >m § 6 (60 ), R. Judan (um 350) Midr Ps 104 § 15 ( 2 2 2 ) , R. Tachlipha (wann?) TanchB r v w a § 16 ( 6 ) . | y, Jakob; so R. Abbahu 1
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Es handelt sich hier nicht um die Beilegung des Namens Petrus, die war ja nach Joh 1, 42 bereits bei der Berufung des Apostels erfolgt, sondern um das Zeugnis, daß der Apostel durch das eben abgelegte Bekenntnis seinen Beinamen als Felsenmann bewährt habe.
Matth 16,18 (Nr. 2. 3)
733
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(um 300) LvR 36 (133 ) , R. Chanina b. Jicchaq (um 325) LvR 36 ( I 3 3 ) . |
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3. tr)v exxlrjoiav. — exxXrjffta bezeichnet seiner Etymologie nach zunächst die G e s a m t h e i t aller durch das Evangelium zu Christo B e r u f e n e n , also die neutestamentl. Heilsgemeinde, die Kirche; so M t l 6 , 1 8 ; Apg 5,11; 9,31; Rom 1 6 , 2 3 ; 1 Kor 6 , 4 ; sodann die E i n z e l g e m e i n d e in ihrer örtlichen Begrenzung; so Apg 8,1; 13,1; 14 27; Rom 16,1; 1 Kor 4 , 1 7 ; l T h e s s l , l . — Das AT gebraucht zur Bezeichnung der israe litischen Volksgemeinde inj? ( L X X exxXrjüia u. avrayojyij) u. m ? ( L X X avvccymyr)). — Die Rabbinen verwenden bnp u. m s nur selten; jenes zur Bezeichnung größerer, a dieses meist zur Bezeichnung kleinerer Ge meinschaften b (Einzelgemeinde, Gerichtskollegium usw.). Der eigent-
Matth 16.18 (Nr. 8)
734
liehe rabbinische Ausdruck
für
die israelitische
gemeinde ist -nax, aram. t o i a s , = zum einzelnen r r n . c bi<-\w =
Gesamt- u. Einzel
Haufen, Gesamtheit, im Gegensatz
Daneben erscheint sehr häufig die Wendung n ^ « ,
„Gemeinde Israel", eine Personifizierung des gläubigen Gesamt
israels, das gleichsam als Mutter den einzelnen Gliedern des Volkes als den Kindern gegenübergestellt werden kann; vergleichen läßt sich das alttestamentl. -p'»» zB Jes 49,14 oder auch der mm 1 3 ? bei Deuterojesaja, soweit er das ideale Israel bezeichnet. Doch scheint der Ausdruck bsour r,D» jüngeren Datums zu sein; er findet sich zuerst im Munde e
des R. J hoschua'< b. Levi u. des R. Schimon b. Laqischd (beide um 250), in einer anonymen Ausführung 32,1,
b
§ 306 ( 1 3 0 ) zweimal.
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b
auch schon M kh Ex 15,2 ( 4 4 ) u. SDt
Die frühere Zeit sagte statt hvnen rxno a
einfach !w>»-, so SDt 3 3 , 2 § 343 ( 1 4 3 ) . a. 5rr[5. — Hör 1,5: Entschied ein Gerichtshof (irrtümlich) u. die ganze Gemeinde Vnpn oder ihre Mehrzahl handelte nach seinem Wort, so bringt man einen Farren (als Sündopfer) dar Das sind Worte des R.Mefr (um 150). R. J'huda (um 150) sagte: Die zwölf Stämme bringen zwölf Farren dar l| pHor 1,46«, 54: R. Melr sagte: Alle Stämme werden (zusammen) eine Gemeinde bn? genannt. R. J huda sagte: Jeder einzelne Stamm wird eine Gemeinde Vn- genannt. || Hör 5b Bar: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte in seinem eigenen Namen: Wenn sechs Stämme gesündigt haben u. sie sind die Mehrzahl der (ganzen) Gemeinde bn?., oder wenn sieben gesündigt baben, auch wenn sie nicht die Mehrzahl der (ganzen) Gemeinde JH? sind, so bringen sie einen Farren dar. II pJ b8,9>>,49:R.J huda(um 150) sagte: Vier Gemeinden rftrjj; gibt es (Dt23,3.4): Die Gemeinde bnp der Priester, die Gemeinde der Leviten, die Gemeinde der (übrigen) Israeliten u. die Gemeinde der P r o s e l y t e n . . . . Die Rabbinen sagten: Drei Gemeinden ri^*np sind es (nämlich die drei zuerst genannten). — In der Bedeutung „Gemeinde versammlungen" steht ri>-- zB B rakh 61b; R. fAqiba (f um 135) hatte 'p zus.berufen. b. « 7 5 . — mar = Gesamtgemeinde M kh Ex 14,15 ( 3 5 ) : R. Melr (um 150) sagte: (Gott sprach zu Mose:) Dem ersten Menschen, der ein einzelner war, habe ich trocknea Land bereitet (s. Gn 1,9), u. der Gemeinde dieser Heiligen (o*?'.-.p riy = Israel) sollte ich kein trocknes Land (zum Durchzug durch das Meer) bereiten? — mj> als Bezeich nung kleinerer Gemeinschaften zB B r a k h 6 : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Woher läßt sich beweisen in bezug auf zehn Personen, welche beten, daß die Sch khina (Gott heit) unter ihnen weilt? 8. Ps 82,1: „Gott steht da in der Gemeinde Gottes" b# n » (also bilden schon zehn Personen eine rny, vgl. das nächste Zitat). || Sanh 1,6: Woher, daß eine Gemeinde rny aus zehn Personen besteht? s. Nu 14,27: „Wie lange soll es dieser bösen Gemeinde . . . ? " Josua u. Kaleb sind ausgenommen. — Nu 14,27 wird auf die Kundschafter gedeutet; da deren Anzahl zwölf, also ohne Josua u. Kaleb zehn betrug, u. diese zehn Nu 14, 27 eine m j heißen, so folgt daraus, daß zu einer m * (mindestens) zehn Personen gehören. || pMSch 2, 5 3 , 2 wird „eine heilige Gemeinde" n « m p niy erwähnt, mit der R. Jose b. M schullam u. R. Schimfon b. M nasja (beide um 180) gemeint sjnd. — In bezug auf sie wird Midr Qoh 9,9 (42*) gefragt: Warum nennt Rabbi sie „heilige Gemeinde"? . . . Weil sie den Tag drittelten: ein Drittel für die Tora, ein Drittel für das Gebet u. ein Drittel für die Arbeit. Einige sagen: Sie be schäftigten sich mit der Tora in den Wintertagen u. mit der Arbeit iu den Sommer tagen. || B Q 9 0 b wird mehrfach der Ausspruch des R. Schimfon aus Teman (um 110) zitiert, daß die Faust, die geschlagen hat, dem Gerichtskollegium u. den Zeugen r.iyb cty'ti zu Ubergeben (vorzulegen) sei. e
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C. " 1 = 2 , meist = Einzelgemeinde. B rakh8b; R. J hoschuac b. Levi (um 250) hat gesagt: Es ist dem Menschen verboten, hinter der Synagoge vorüberzugehn zu der Zeit, da die Gemeinde -nssn (darin) betet. || TB rakh 3,5 (6): R. J huda (um 150) hat gesagt: e
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Matth 16, 18 (Nr. 3)
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Wenn R.
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Matth 16,18 (Nr. 4.5). 16,19 ( « )
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Lieber an meinem Busen. || Ungemein häufig wird so die 'tr rosa redend eingeführt in den Midraschim; s. zB Midr HL 1,4(86") zweimal, Autoren: R. Judan, um 350, u. R.SAzarja,um380; 1,5 (87 b), anonym; 1,6(88*), R. Simon, um 280; 1,14 (98 *),R. Berekhja um 340: 2,1 (94b), anonym; 2,4(97»), R. Levi, um 300 ; 2 , 5 ( 9 7 » ) zweimal, anonym2, 9 (99b), R. Jicchaq, um 800 ; 2, 9 (100»), anonym; 3, 1 (103b), R. L e j QQ| 5,2 (118»), anonym; 6,1 (122»), anonym. V
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4. nvXai ydov. (tJrjs = V.xv wird im NT noch streng unterschieden von yiewa = nin-s, aram. aDrra: jenes bezeichnet das Totenreich, dieses die Hölle. Erst im rabbin. Schrifttum ist die Sch ol völlig vom 6 . verdrängt worden: beide Größen bedeuten ffir das rabbin. Judentum die Hölle, d. h. « , den zwischenzeitlichen u. ß, den endzeitlichen Strafort der Gottlosen; s. Exkurs: ,Sch ol, Gehinnom u. Gan iEden* I u. II. || miXai #o* — Tore oder Pforten der Unterwelt. Der Ausdruck stammt aus Jes 38,10: sin«f Targ: V S B *J>?P, L X X : nv'Xat {idov. Weish 16,18: ov ydg fwifc xai öavaxov i£ovoiav IJTMC, xai xaxdy eis eis nvXas ffdov xai dvdyeis. — 3 Makk 5, 5 1 : dveßorjoav
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5. ov xaxia%vaovaiv avtr]g. xaxusxvnv — aberwältigen, besiegen zB LXX 2 Chr 8,3: xai r)X9e ZaXw/uov eis Bntaioßd xai xaxioxvoev avxrjv (n-'s^ pTn»i). — Weish7,30: Keine Bosheit überwältigt die Weisheit, aoopias de~ ov xaxurxvet (andre Lesart: ovx dvxurxrei) xaxia. — Das. 10,11: Da man ihn (Jakob bei Laban) aus Habgier vergewaltigte xaxmxvovxoiv, stand sie (die Weisheit) ihm bei. — Test Rub 4 : Denn wenn die Hurerei den Sinn nicht überwältigt (bezwingt), wird euch auch Beliar nicht überwältigen, idv ydg /utj xaxiozvog rj noQveia xr]v evvoiav (andre Lesart: xijs ivvoias), ovdi 6 BeXiag xaxioxvoei v/uiüv. — Rabbin. = über jemanden Gewalt bekommen, ihm etwas anhaben. (Er 19»; Chag 27»: Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Das Feuer des Gehinnoms bat den Frevlern unter den Israeliten nichts an = kann ihnen keinen Schaden zufügen, sie nicht vernichten, "«* ?K-VB- *yriE>a r o r i » DJTVJ 'tv i m ; Chag 2 7 » : R. Elcazar (um 270) hat gesagt: Den Gelehrtenschülern tut das Feuer des Gehinnoms nichts an ;na r-ob-m -pct. Siehe Exkurs: ,Sch ol« usw. II, 4, a u. II, 5 (vor Anm. 39). Daß die Pforten der Unterwelt keine Gewalt über die Gemeinde e
Jesu haben
werden
Mt 16,18,
sagt,
daß diese von ewiger
Dauer
sein wird. 16,19
91: I c h w e r d e d i r d i e S c h l ü s s e l d e s H i m m e l r e i c h s g e b e n .
Das Schlüsselbild schon Jes 2 2 , 2 2 : Ich lege den Schlüssel des Hauses Davids auf seine Schulter (vgl. Jes 9,5), daß er öffne u. niemand schließen könne, u. schließe u. niemand öffnen dürfe. Targ: Ich werde den Schlüssel des Heiligtums u. die Herrschaft des Hauses Davids in seine Hand geben, u. er wird öffnen u. es ist niemand da, der zuschließt, u. er wird zuschließen u. es ist niemand da, der öffnet. L X X : xai oWco aintji tr v t
xXeida oXxov Ja vir) ini xo} utfioj avxov' xai ävoigei xai ovx Matal 6 ajvoxXet'av, xai xXeürei xai ovx Matai 6 dvolyatv. — Die Übergabe der Schlüssel symbolisiert die Übertragung der Macht auf den Hausverwalter. * Von letzterem gilt dann der Satz: Der Beauftragte
ist wie sein Auftrag*
Matth 16,19 (W)
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geber.b Umgekehrt bedeutet die Rückgabe der Schlüssel an den Haus herrn die Niederlegung des flaushalteramtes. c — Einmal wird bildlich mit dem „öffnen" u. „Schließen* auch die Lehrgewalt der Schriftgelehrten bezeichnet. <* — II Was es um die Schlüsselgewalt ist, besagt der Schluß satz; s. bei 1 6 , 1 9 » . a. Sanh U S » : Elias derTisbite, von den Beisassen GiKads. sprach zu Ahab: So wahr Jahve, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe, es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen 1 Kg 17,1. Da bat er um Erbarmen, u. man ( = Gott) gab ihm die Schlfl8sel des Regens (so daß er als Gottes Bevollmächtigter über das Kommen u. Ausbleiben des Regens gebieten k o n n t e ) . . . . Und es geschah nach diesen Dingen, daß der Sohn der Frau, der Besitzerin des Hauses, erkrankte 1 Kg 17,17. Da bat Elias um Erbarmen, daß man (Gott) ihm den Schlüssel zur Wiederbelebung der Toten gebe. Man sprach zu ihm: Drei Schlüssel werden keinem Beauftragten, gegeben: der zur Geburt (zum Schwangerwerden), der zum Regen u. der zur Wiederbelebung der Toten; soll man etwa sagen: Zwei sind in der Hand des Schülers (des Elias) u. (nur) einer in der Hand des Lehrers (Gottes)? Bringe jenen (den ihm bereits gegebenen zum Regen) u. nimm diesen (den zur Totenauferweckung). || Taten 2 » : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Drei Schlüssel sind in der Hand Gottes, die in die Hand keines Beauf tragten gelegt werden, nämlich der zum Regen, der zur Geburt (Empfängnis) u. der zur Wiederbelebung der Toten. Der Schlüssel zum Regen, s. Dt 28,12: Jahve (also kein andrer) wird dir seinen guten Schatz auftun, den Himmel, den Regen zu seiner Zeit. Der Schlüssel zur Geburt, 8. Gn 30,22: Da gedachte Gott an Rahel u. erhörte sie u. öffnete ihren Mutterschoß. Der Schlüssel zur Wiederbelebung der Toten, s. Ez 37,13: Ihr werdet erkennen, daß ich Jahve bin, wenn ich eure Gräber öffne. Im Abendland ( = Palästina) fügte man noch den Schlüssel der Ernährung hinzu, wie es heißt Ps 145,16: Du tust deine Hand auf u. sättigst alles Lebende mit Erwünschtem. Aus welchem Grunde hat R. Jochanan diesen nicht mitgezählt? Er meinte, der zum Regen sei der selbe wie der zur Ernährung. — Parallelstellen: GnR 73 ( 4 6 ) mit R. Bebai (um 320) als Autor; in DtR 7 (204b) u. Midr Ps 78 § 5 (173b) R. Jonathan (um 220) als Autor; anonym P siqR 42 (178»). Vier Schlüssel zählt Targ Jerusch I Dt 28,12 u. Targ Jer 11 Gn30,22. II Schab 3 1 » : Rabbah b . Huna (um 300) hat gesagt: Wer Torakenntnis be sitzt, aber keine Gottesfurcht, der gleicht einem Schatzmeister, dem man die inneren Schlüssel übergab, ohne ihm die äußeren Schlüssel zu übergeben. Wie soll er hinein kommen? || P siq 53b; R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Gleich einem König, der viele Schatzkammern hatte, u. zu jeder einzelnen besaß er den Schlüssel; als aber sein Sohn auftrat, übergab er ihm die Schlüssel. — Dasselbe P siqR 15 (77 »J, vgl. pRH l , 5 7 , 2 4 . Git 56»: Rab Chisda (f 309) pflegte alle Schlüssel seinem Diener zu übergeben, aus genommen den zum Holzvorrat. d
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b. Der häufig wiederholte Satz lautet B rakh 5 , 5 : *rtas 0 7 3 bv ^mis», der Be auftragte (Bevollmächtigte, wörtlich: Abgesandte) eines Menseben ist wie er selbst. C. Apok Bar 10,18: Ihr aber, ihr Priester, nehmt die Schlüssel des Heiligtums u. werft sie empor zur Höhe des Himmels u. gebt sie dem Herrn hin u. saget: Bewache du dein Hans; denn siehe, wir sind (wie es die Zerstörung des Tempels beweist) als trügerische Haushalter erfunden worden! — AbothRN 4 : öffne, Libanon ( = Tempel), deine Pforten, daß Feuer deine Zedern verzehre Sach 11,1. Damit sind die Hohen priester im Heiligtum gemeint, die ihre Schlüssel in ihrer Hand hatten u. sie (bei der Zerstörung des Tempels) in die Höhe warfen u. vor Gott sprachen: Herr der Welt, hier sind deine Schlüssel, die du uns übergeben hast; denn wir sind nicht zuverlässige Verwalter gewesen, das Werk des Königs zu tun u. vom Tisch des Königs zu essen. — Parallelen mit ausschmückenden Erweiterungen: pSch q 6, 50», 48; Taten 29» (s. bei M t 4 , 5 S. 151); LvR 19(119»). d. SDt 32,25 s. bei Mt 1 6 , 1 9 0 , Anm.c. e
S t r » c k u. B i l l e r b e c k . NT I.
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Matth 16,19 ( 8 1 )
16,19 83: W a s du a u f E r d e n b i n d e n w i r s t , das w i r d im H i m m e l g e b u n d e n s e i n , u. w a s du auf E r d e n l ö s e n w i r s t , das w i r d im H i m m e l g e l ö s t sein. 1. o i d v dtjoyg . . . o i d v Xvarjg. — Kraft der ihm übertragenen Schlüsselgewalt darf Petrus „binden" u. „lösen". Die Parallele Mt 18,15ff. läßt keinen Zweifel, daß mit dem „Binden" die Ausschließung aus der Gemeinde durch Bannspruch u. mit dem „Lösen" die Aufhebung des Bannes gemeint ist. Bei dieser Erklärung des Bindens u. Lösens wird allerdings den beiden griechischen Verben dssiv (dsiv) u. Xvsiv eine Bedeutung beigelegt, die sie an sich nicht haben. Diese Schwierigkeit schwindet aber, wenn man annimmt, daß disiv u. Xvsiv nur eine wört liche Wiedergabe ihrer aramäischen Äquivalente ^ Ö X u. arj-j (hebr. u. -nrin) sind. Auch diese Verben bedeuten zunächst wörtlich »binden* u. „lösen", werden dann aber speziell gebraucht, um das Verhängen u. Aufheben des Bannes auszudrücken, a Wie nahe es übrigens dem griechisch redenden Juden gelegen hat, das Verhängen u. Lösen des Bannes gerade durch dssiv u. Xvsiv auszudrücken, zeigt Bell. Jud. 1,5,2. Josephus berichtet hier, wie es die Pharisäer verstanden hätten, sich in die Gunst der Königin Alexandra (78—69 v. Chr.) einzuschleichen u. allmählich alle Gewalt an sich zu reißen; dabei sagt er von ihnen wörtlich: „Sie vertrieben u. führten zurück, wen sie wollten; sie lösten u. banden", d. h. sie hoben den Bann auf u. verhängten ihn, diwxsiv xs xai xaxdysiv ovg i&s'Xoisv, Xvsiv xs xai dsiv. Josephus gebraucht also dssiv u. Xvsiv ohne jede nähere Hinzufügung, genau wie sie Mt 18,18 gebraucht sind, ein deutlicher Beweis, wie wenig mißverständlich die beiden griechischen Verben als Fachausdrücke auch einem griechischen Ohr gewesen sind, wenn man nur die Schulausdrücke iex u. mw (-nrn) kannte. Sachlich folgt aus Mt 18,18 für 16,19, daß zu der dem Petrus über tragenen Schlüsselgewalt jedenfalls die Ausübung der Disziplinargewalt bis hin zur Verhängung des Bannes gehört hat. Verkehrt aber würde es sein, wenn man aus 18,18 folgern wollte, daß dssiv u. Xvsiv 16,19 lediglich das Verhängen u. Lösen des Bannes bedeuten könne, woraus dann weiter folgen würde, daß die Schlüsselgewalt des Apostels nur in seiner Disziplinargewalt bestanden hätte. Man darf nicht übersehen, daß es sich 18,15 ff. um einen Straffall handelt; in einem solchen Zus.hang können Sssiv u. Xvsiv naturgemäß nur Akte der Disziplinargewalt bezeichnen. 16,19 aber liegt eine Beschränkung auf u. durch einen bestimmten Einzelfall nicht vor; wenn da also ganz allgemein von einem „Binden" u. „Lösen" geredet wird, so darf jedenfalls von vorn herein nicht die Möglichkeit in Abrede gestellt werden, daß mit diesem Binden u. Lösen außer der Bannverhängung u. Bannaufhebung auch noch etwas andres gemeint sein könne, falls eine anderweitige in den Zus.hang passende Bedeutung des Bindens u. Lösens nachweisbar ist.
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Hier ist noch einmal auf den rabbin. Sprachgebrauch zurückzugreifen, -so» u. *nnn (ans:) bedeuten nicht bloß „den Bann verhängen", bezw. „auf heben", sondern vor allem auch (in halakhischen Lehrentscheidungen) „verbieten* u. „erlauben". Die Schriftgelehrten „binden", bezw. „lösen", d. h. sie erklären etwas für verboten, bezw. für erlaubt, h Es liegt kein Grund vor, diese Bedeutung dem däeiv u. Xvsiv Mt 16,19 zu versagen. Wenn Petrus als Gottes Hausverwalter berufen war, die Disziplinar gewalt im Hause Gottes auszuüben, so mußte er auch in der Lage sein, in jedem Fall autoritativ zu entscheiden, was nach der göttlichen Haus ordnung im Reiche Gottes Rechtens u. was nicht Rechtens sei, was als erlaubt u. was als verboten zu gelten habe. Die Disziplinargewalt des Apostels hatte damit seine Lehrgewalt zur unbedingten Voraussetzung; erst die Vereinigung beider Gewalten in seiner Hand machte die Schlüssel gewalt aus, die ihm übertragen war. Bedeutsam für den vorliegenden Zus.hang ist auch dies, daß die Lehrentscheidungen der Rabbinen einmal bildlich geradezu als ein „öffnen" u. „Schließen" bezeichnet werden, c Man erkennt daraus, wie nahe es der jüdischen Anschauung gelegen hat, bei dem Schlüsselbilde gerade an die Lehrgewalt menschlicher Autoritäten zu denken, u. wie wenig angebracht es deshalb ist, in der Lehrgewalt des Petrus nicht einen wesentlichen Teil seiner Schlüsselgewalt zu sehen. Hiernach bezeichnen die beiden Verba hier erstens Akte der Lehr gewalt („verbieten" u. „erlauben"); zweitens Akte der Disziplinargewalt („den Bann verhängen" u. „den Bann aufheben"). a. -es u. MQ 16»: S c h ^ u e l (t 254) hat gesagt: Ein Posaunenstoß verhängt den Bann (verkündet seine Verhängung) u. ein P. hebt ihn auf (verkündet seine Auf hebung), d. h. auf die Verhängung des Bannes kann sofort seine Aufhebung folgen; * - » ISVJ I C K uns. (Über dies Posaunenblasen s. den Exkurs: „Der Synagogenbann" B, 2.); Die Tosaphisten zuM n 34b ~t- bringen zu MQ 16» eine Erklärung, in der e i s = „zwei* gedeutet wird: Zwei Gelehrtenschüler verhängen den Bann -p-ei« u. zwei andre können ihn lösen ^rrS. — Andre Stellen für IOK in der Bedeutung „den Bann verhängen* haben wir nicht gefunden; doch vgl. die oben mitgeteilte Äußerung des Josephus über die Pharisäer:- 'Xvsiv xs xai de
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am 5. Wochentag (Donnerstag). Die Schule Schammais verbot riena auch am 4. Wochen tag; die Schule Hillels aber erlaubte r* "*» Man tritt keine Seereise an am Rftsttag des Sabbats u. auch nicht am 5. Wochentag. Die Schule Schammais verbot ]"WIM auch am 4. Wochentag; aber die Schule Hillels erlaubte y r * . || P*s4,5: Die Gelehrten sagten: In Judäa arbeitet man an den Rasttagen des Passahfestes bis mittags, in Galiläa arbeitet man gar nicht. W a s die Nacht (zum Rasttage) betrifft, so verbietet -pois» die Schule Schammais (den Galiläern), aber die Schule Hillels erlaubt i"vr<* bis zum Aufstrahlen der Sonne. || Pea 6,11: Wenn jemand Früchte in Syrien verkauft u. sagt: ,Sie sind aus dem Lande Israel", so muß man sie verzehnten (während die in Syrien selbst gewachsenen Früchte der Zehntpflicht nicht unterlagen). Sagt er weiter: „Sie sind verzehntet", so ist er beglaubigt; denn der Mund, der (zuerst) verbot i o a ] derselbe Mund hat (hinterher) erlaubt *vrn (war sein erster Ausspruch glaubwürdig] dann auch der zweite). || TJ b 4,6 (245): Ein Gelehrter, der eine Prozeßsache entscheidet] der für unrein u. rein erklärt, der verbietet u. erlaubt i-nni -«DK 1| P^s 6,2: R. J hoschual (um 90) sprach zu ihm: Der Festtag entscheide (sei Beweis): an ihm hat man mit Rück sicht auf die Arbeit erlaubt -*rn u. mit Rücksicht auf das Feiern (aus Gründen der Ruhe) verboten IOK. || pJom Tob 1,60», 53: R. Jochanan (f 279) ging von Sepphoris hinab nach Tiberias; er sprach: Warum bringt ihr diesen Alten ( = Gelehrten) zu mir? Denn ich erlaube (erkläre für erlaubt) ->-v9 tun, U. er verbietet-OK; ich verbiete u. er erlaubt. II pSchab 1 9 , 1 6 , 4 6 : An Bar Marina (um 300) trat der Fall heran (nach einer Regel des R. J hoschuac b. Levi, um 250, zu handeln). Er fragte den R. Simon (um 280). u. dieser erlaubte K-KB; er fragte den R. Ammi (um 300), u. dieser verbot *>DM. Da brauste R. Simon auf. Aber ist denn nicht so in einer Bar gelehrt worden: Hat man sich bei einem Gelehrten erkundigt u. dieser erlaubte T W I , O darf man einen andren Gelehrten befragen, ob der vielleicht verbietet totr (weshalb also das Aufbrausen des R. Simon)? R. Judan (wohl = R. Jehuda b . Simon, um 320) hat gesagt: Die Sache war so: er fragte den R. Ammi, u. dieser verbot ihm i o « ; er fragte den R. Simon, u. dieser erlaubte « i « . Da brauste R. Ammi auf entsprechend dem, was in einer Bar gelehrt ist: Hat man sich bei einem Gelehrten erkundigt, u. dieser verbot i n » , so soll msn keinen andren Gelehrten fragen, ob der vielleicht erlaubt v n \ Vgl. Bar
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mir bis zum Laubhüttenfest keinen Genuß haben sollst, wenn du bis zum Passahfest in das Haus deines Vaters gehst, so ist, wenn sie vor dem Passahfest hinging, ihr verboten miete, von ihm bis zum Laubhüttenfest Genuß zu haben; es ist ihr aber erlaubt mnin nach dem Passahfest hinzugehn. || Das. 3 , 2 : Sieht einer, wie Leute seine Feigen essen, u. er ruft: „Sie sind Opfer für euch" (euch verboten), u. es findet sich dann, daß es sein Vater u. seine Brüder sind, bei denen sich noch andre befinden, so ist es nach der Schule Schammais jenen (seinen Angehörigen) erlaubt •pmi« (weiter zu essen); aber denen, die sich bei ihnen befinden, verboten y \ o « . Die Schule Hillels sagte: Jenen wie diesen ist es erlaubt "pinia. y . pB rakh 4 , 7 , 28: (Beim Eintritt in das Lehrhaus pflegte R. N chonja b. Haqana, um 70, zu beten:) Es sei wohlgefällig vor dir, Jahve, mein Gott u. Gott meiner Väter, daß ich nicht aufbrause gegen meine Kollegen, u. daß meine Kollegen nicht aufbrausen gegen mich; daß wir das Reine nicht für unrein u. das Unreine nicht für rein erklären; daß wir das Erlaubte nicht verbieten u. das Verbotene nicht erlauben r s noxa xfrv •noKH rs i v a s^t i r i a n . || p'Orla l , 6 1 , 2 7 : R. Chijja (um 200) lehrte: Alles was ich dir an einer andren Stelle verboten habe, erlaube ich dir hier nipaa T - o x e na bs •jaa -fr - m m in«. — Das nafeaentspricht dem o Mt 16,19 u. dem oaa Mt 18,18. || pSchab 3 , 6 , 2 1 : Man verbot i m » ihnen das Baden (am Sabbat in den warmen Bädern von Tiberias) u. erlaubte l r n n ihnen das Schwitzen. Man verbot IIOK ihnen (später) das Baden u. das Schwitzen. || Sanh 99 : Raba ( f 352) hat gesagt: Wie zB jene aus dem Hause des Binjamin, des Arztes, die sagten: W a s nützen uns die Rabbinen? Niemals haben sie uns einen Raben (zum Essen) erlaubt 11t oder eine Taube uns ver boten *.IDK ! Wenn sie vor Raba ans dem Hause des Binjamin, des Arztes, Verletztes (Schadhaftes n?"^*?) brachten u. er daran einen Grund zur Erlaubnis K i v n V sah, sprach er zu ihnen: Da seht ihr, daß ich euch einen Raben erlaube « r » ; wenn er daran einen Grund zum Verbot sino*»ri> sah, sprach er zu ihnen: Da seht ihr, daß ich euch eine Taube verbiete » s i e » . || Tanch n*»WKia 2 : R, Chanina (um 225) hat gesagt: Nur mit Mühe (d. h. ungern, so scheint p m i a hier gemeint zu sein) hat man den Gruß am Sabbat erlaubt n-nn. || Beispiele passiver Konstruktion s. Beca 1,4; <Eduj 4,2; 5,1. m
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C. SDt 32,25 § 321 ( 1 3 8 ) : Es heißt 2Kg 24,16: „Schmiede «nnn u. Schlosser uoan, tausend, alles tüchtige u. kriegsgeübte Männer, u. der König von Babel brachte sie als Verbannte nach Babel." (Die Worte werden allegorisch auf die exilierten Schriftgelehrten gedeutet.) ein ( = Schmied): einer redet u. alle (übrigen) schweigen (wie Stumme, ein, Deutung von » ; n ) ; ijoani ( = der Schlosser = der Verschließende); alle sitzen vor ihm u. lernen von ihm; nachdem er geöffnet, schließt niemand zu (bei seiner Lehrentscheidung behält es sein Bewenden), um zu erfüllen, was gesagt ist Jes 22,22: Er öffnet u. niemand schließt zu, er schließt zu u. niemand öffnet. (Die Schlüssel gewalt Jes 22,22 schließt die Lehrgewalt in sich. — Parallelstellen: Sanh 3 8 ; G i t 8 8 ; a
a
Tanh ns 9 » ; J^ITH 1 5 6 \
2.
Matal
dedepivov
. . . iatai
XsXvfiivov
iv
toig
ovgavotg.
— „Im
Himmel" ist in diesem Zus.hang soviel wie „vor Gott";a die W o r t e bedeuten also, daß die Entscheidungen vor Gott werden Geltung haben, von
Gott werden anerkannt werden. — Die gleiche Stellung nimmt
nach rabbin. Anschauung Gott den halakhischen Entscheidungen gegen über ein, die die Rabbinen treffen. Mit der Tora ist auch deren theo retische Auslegung u. praktische Anwendung in Israels Hand gelegt e
worden. „Nicht im Himmel ist das Gebot" (Dt 30,12) ruft R. J hoschua* (um 90) aus, als eine Himmelsstimme eine halakhische Entscheidung im Sinne des R. Elicezer (um 90) herbeizuführen
versuchte. Er wollte
damit sagen: Nachdem die Tora Israel übergeben worden ist, steht auch die Entscheidung darüber, was nach der Tora Rechtens ist, aus-
Matth 16,19 ( » 2)
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schließlich Israel zu; u. Gott unterwarf sich der Entscheidung des rabbin. Gerichtshofes, s. BM 5 9 oben S. 127 f. — Aus Moses Tätigkeit werden drei Anordnungen genannt, die er nach eigenem Gutdünken traf u. die Gott hinterher stillschweigend anerkannte: er fügte den beiden Ex 19,10 genannten Tagen noch einen dritten hinzu, er hielt sich von seinem Weibe fern u. er zerbrach die Gesetzestafeln. In einer andren Stelle wird gesagt, daß Mose viele Dinge über Gott beschlossen habe u. daß seine Beschlüsse von Gott bestätigt worden seien, b _ ß . J hoschua* b. Levi (um 250) zählt drei Fälle auf, in denen der obere Gerichtshof, d. h. Gott u. sein Engelrat, c den Anordnungen des unteren Gerichtshofs zugestimmt habe; diese drei Fälle betrafen die Verlesung der Estherrolle, die Entbietung des Friedensgrußes mit dem Gottes namen u. die Zehntablieferung Neh 10,40. d — Speziell wird von der Bannverhängung gesagt, daß sie im Himmel anerkannt werde, u. hinzu gefügt, daß Gott die Dauer des Bannes sogar noch verlängeret Der himmlische Ger. verschärft also unter Umständen die Strafen des irdischen, in andren Fällen mildert er sie aber auch herab, f — Ganz besonders ist es die Kalenderordnung u. die damit zus.hangende Fest setzung des Festzyklus, über die der untere Ger. ganz selbständig zu befinden hat. Während vor der sinaitischen Gesetzgebung Gott das Kalenderwesen geordnet u. geregelt hat, ist dieses seit der Gesetz gebung so völlig in Israels Hände übergegangen, daß der obere Ger. nur hinnehmen kann, was der untere darüber bestimmt hat.g Aller dings wird diese schroffe Meinung hier u. da durch die Annähme ab geschwächt, daß Gott bei der Festsetzung der Kalenderordnung im Rate Israels gegenwärtig sei, um die Gelehrten vor Irrtümern zu be wahren, h — Am allgemeinsten lautet das Urteil in dem freilich späten Targum zum HL 8,13: Salomo sagt am Ende seiner Weissagung (d. h. am Schluß des HLs): Dereinst wird der Herr der Welt zur Gemeinde Israel sagen: . . . Laß mich hören die Lehre, die Stimme deiner Worte; wenn du sitzest freizusprechen u. zu verurteilen; so werde ich allem zustimmen, was du getan hast. In den bisher besprochenen Stellen ist es immer die geordnete O b r i g k e i t Israels, deren Entscheidungen Geltung vor Gott zuerkannt wird. Daneben fehlt es aber auch nicht an Stimmen, die jedem Ge rechten die Macht beilegen wollen, durch seine Entscheidungen Gottes Verordnungen u. Beschlüsse aufzuheben, so daß nicht Gottes, sondern des Gerechten Wort gilt. Mit dergleichen Anschauungen hat die Zu sage an Petrus Mt 16,19 nichts gemein. b
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a. GnR 75 ( 4 8 ) : Heil den Gerechten, denn sie werden auf Erden -psa u. im Himmel a*w«a gesegnet; u. so ist es die Regel, s. Jes 65,16: „Wer auf der Erde ge segnet wird, wird gesegnet von dem Gott der Treue" (so der Midr), um dir kund zutun, daß all den Segnungen entsprechend, mit denen Isaak den Jakob gesegnet hat, 1
Die Parallelen s. im Exkurs: „Der Synagogenbann" B, 6 Anm.«.
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ihn auch Gott von oben gesegnet hat. — o*a»a „im Himmel" entspricht hier genau dem "rtbvtz Jes 65,16. || P«s 118b Sieben sind vom Himmel ( = von Gott) in den Bann getan: wer kein Weib hat; wer ein Weib, aber keine Kinder hat; wer Kinder hat, sie aber nicht für das Torastudium erzieht; wer keine Gebietsriemen an seinem Kopf u. an seinem Arm hat u. keine Quasten an seinem Kleid u. keine Türpfosten kapsel an seinem Eingang u. wer Schuhe seinen Füßen vorenthält. Einige fügen noch hinzu: wer nicht in einer Genossenschaft für Gebotserfüllung zu Tische liegt. — Für wvvb i*n« „vom Himmel Gebannte" wird Tatan 1,7 gesagt aipif^ TW? — „von Gott (wörtlich „vom Ort") Gebannte". || Tacan 14>>: Wie Menschen, die von Gott in den Bann getan sind oipas ytin, bis man sich über sie vom Himmel o - Q v n p erbarmt = bis sich Gott ihrer erbarmt. — Weitere Beispiele für „Himmel" = Gott 8. bei Mt 4,17 8 . b. Schab 87* Bar: Dreierlei hat Mose nach seinen eigenen Gedanken getan, u. Gott stimmte ihm bei. Er fügte einen Tag nach seinen Gedanken hinzu. Welche Forschung stellte er an? Es heißt Ex 19,10: „Heute u. morgen"; der heutige Tag also soll sein wie der morgende Tag; wie der morgende Tag seine Nacht bei sich hat, so soll auch der heutige Tag seine Nacht bei sich haben; die Nacht von heute aber ist (bereits) vergangen (der Tag hebt ja mit dem Vorabend an); daraus entnehme ich, daß zwei Tage gemeint sind außer dem gegenwärtigen (also eigentlich drei Tage; daher Moses Anordnung Ex 19,15: Seid auf drei Tage bereit!). Woher, daß Gott ihm beigestimmt hat? Weil die Sch«khina (Gottheit) erst in der Frühe des Sabbats gegen wärtig war. [Zugrunde liegt hier die Annahme, daß der dritte Tag ein Sabbat war u. Ex 19, 10 am voraufgehenden Mittwoch gesprochen worden ist. Andersartig ist die Tradition M«kh Ex 19,10 (71*).] Er sonderte sich von seinem Weibe (dauernd) ab. Welche Forschung stellte er an? Eine Schlußfolgerung vom Leichteren auf das Schwerere. Er sagte: Wenn die Tora zu den Israeliten, mit denen die Schekbina nur eine Stunde sprach u. denen er (Gott) die Zeit dafür festbestimmt hat, sagt: „Seid auf drei Tage bereit, nahet euch nicht dem Weibe" Ex 19,15 — um wieviel mehr gilt das dann von mir, mit dem die Sch«khina zu jeder Stunde spricht, ohne daß er mir dafür die Zeit fest bestimmt hat! Woher, daß Gott ihm beigestimmt hat? Weil es Dt 5, 27 heißt: Geh u. sprich zu ihnen: „Zieht euch zu euren Zelten (im Sinn des Midr = zu euren Weibern) zurück", u. darauf heißt es Vers 18: Du aber bleibe hier bei mir (also auch weiterhin von deinem Weibe abgesondert). Er zerbrach die Tafeln. Welche Forschung stellte er an? Er sprach: Wenn in bezug auf das Passahopfer, das nur eins ist von den 613 Geboten, die Tora sagt: Kein Sohn der Fremde soll davon essen Ex 12,43 — um wieviel mehr gilt es dann in bezug auf die ganze Tora u. für die abtrünnigen Israeliten (daß sie an den Toratafeln keinen Anteil haben sollen)! Woher, daß Gott ihm beigestimmt hat? Weil es heißt Ex 34,1: Welche du zerbrochen hast (so sagt Gott, ohne Mose deshalb zu tadeln; also hat er ihm beigestimmt). — Dasselbe J°b 62»; in ExR 46 (101») ist die erste Anordnung Moses durch eine andre ersetzt. || Jalqut Schim 1 § 729 aus J lamm denu: Dufindestviele Dinge, die Mose über Gott beschlossen hat u. dieser bestätigte seinen Beschluß. Es heißt Ex 11,4: Mose sprach: So hat Jahve gesprochen: „Um Mitternacht ziehe ich aus mitten durch Ägypten." Und Gott hatte ihm nur gesagt: „Ich werde das Land Ägypten in dieser Nacht durchziehen" Ex 12,12. Und Ex 12,29 heißt es: „Und in der Mitte der Nacht, da hatte Jahve alles Erstgeborene im Lande Ägypten erschlagen" (also hatte sich Gott nach Moses Wort Ex 11,4 gerichtet). :
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C. Der obere Gerichtshof jsy^z bv" yr, steht dem untern Ger. y$*3 bv yx r-a. gegenüber; jener bezeichnet den Engelrat Gottes, dieser das Synedrium Israels. Für „oberen Ger." kann unter Umständen auch gesagt werden die „obere Familie" K;*91?B n'ijro bv = Engelwelt, während die „untere Familie" nyn bv 's eine Bezeichnung für Gesamtisrael, speziell für die Gelehrten ist. — GnR 55 (35»): R. Eliazar (um 270) hat gesagt: „Und Gott" o'ni»ni Gn 22,1, das ist er (Gott) u. sein Gerichtshof :rn r«ai tcin. (Das i hat einschließende Bedeutung, es fügt zu Gott noch seinen Gerichtshof hinzu.) || pSanhl,18»,48: R. J huda b. Pazzi (um 320) hat gesagt: Auch Gott richtet nicht als einzelner (d. h. nicht für sich allein), s. 1 Kg22,19; aber er untersiegelt allein, s. Dn 10,21. e
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Matth 16,19 ( © 2)
R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Niemals tut Gott etwas in seiner Welt, bis er sich mit dem oberen Ger. beraten hat, s. Dn 10,1. — Die Parallelstelle Sanh 88b bringt D n 4 , 1 4 als Belegvers u. setzt für «oberen Ger." ein .die obere Familie"; beide Aus drücke bedeuten also hier einunddasselbe, nämlich den Engelrat Gottes. || Der obere u. der untere Ger. nebeneinander genannt zB Mak 23 b; pBerakh 9 , 1 4 , 13 in Anm.dpRH2,58b,26 in Anm.ft. || Die obere u. untere Familie nebeneinander Sanh 98 b y?^ bedeutet Jer 30,6: „Alle Gesichter verwandeln sich in Blässe"? R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Damit ist die obere Familie ( = Engelwelt) u. die untere Familie ( = Israel) gemeint, nämlich in der Stunde, da Gott sagen wird: Jene (die Heidenvölker) sind ein Werk meiner Hände u. diese (Israeliten) sind ein Werk meiner Hände; wie kann ich jene wegen dieser vernichten? (Vor Entsetzen über diese Worte verwandeln sich die Angesichte der Engel u. der Israeliten in Totenblässe.) — Das. 99 b R. Alexandrai (um 270) hat gesagt: Jeder, der sich mit der Tora um ihretwillen beschäftigt, stiftet Frieden in der oberen u. der unteren Familie, s. Jes 2 7 , 5 : „Befaßte er sich mit meiner Macht ( = Tora), so würde er mir Frieden schaffen, ja Frieden würde er mir schaffen" (so der Midr, der zugleich das zweimalige Frieden auf die Engel u. Israel, hier wohl speziell auf die Gelehrtenwelt deutet). d. Mak 23b: R. J hoschua< b. Levi (um 250) hat gesagt: Dreierlei hat der untere Gerichtshof getan u. der obere (himmlische) Ger. stimmte ihnen bei: betreffs der Ver lesung der Estherrolle, betreffs der Entbietung des Friedensgrußes (mit dem Gottes namen) u. betreffs der Darbringung des Zehnten. Die Verlesung der Estherrolle, s. Esth9,27: „Man bestätigte u. die Juden nahmen es an"; man bestätigte droben was sie unten nqa-s angenommen hatten. Die Entbietung des Friedensgrußes, s. Ruth 2 , 4 : Siehe, Botaz kam aus Bethlehem u. sprach zu den Schnittern: „Jahve sei mit euch!" (Da der Jahvename nicht ausgesprochen werden durfte, bedeutet seine Verwendung in jenem Gruß nach späterer Anschauung eine Neuerung, die der Be stätigung von oben bedurfte.) Und es heißt Ri 6,12: (Der Engel) sprach zu ihm: „Jahve mit dir, du starker Held." Was wollen diese Worte (Ri 6,12)? Wenn du sagen wolltest: Botaz hat das (Grüßen mit dem Jahvenamen) nach seinem eigenen Gutdünken getan, ohne daß man ihm vom Himmel «-vvn beistimmte, so komm u. höre: Jahve mit dir, du starker Held. (Diese Worte im Munde eines Engels bedeuten die Bestätigung der Grußformel des Boiaz.) Die Darbringung des Zehnten (in der Neh 10,39 f. festgesetzten Weise), s. Mal 3,10: Bringet den ganzen Zehnten zum Schatzhause usw. — Die Parallele pB rakh9, 1 4 , 18, deren Eingangsworte lauten: „Drei Dinge beschloß in» der unters Gerichtshof u. der obere stimmte ihnen bei", erwähnt nicht die Zehntablieferung, sondern setzt dafür die Bannung Jerichos ein. Andre Parallelen mit vielen Abweichungen s. Midr Ruth 2,4 (130 b); Midr Ps 57 § 2 (148b); Tanch v r i 56b; TanchB * m §10(109»). e. Seder ElijR 27: Wer von unten ntja*» (vom unteren Gerichtshof auf Erden) für Einen Tag gebannt ist, für den gibt es, auch wenn man ihn gelöst hat iV ivnrt, keine Lösung von oben n^j»*^* (vom Himmel, vom oberen Ger.) vor 3 Tagen; wer für 3 Tage von unten gebannt ist, für den gibt es, auch wenn man ihn gelöst hat, keine Lösung von oben vor 7 Tagen; wer für 7 Tage von unten gebannt ist, für den gibt es, auch wenn man ihn gelöst hat, keine Lösung von oben vor 30 Tagen; wer für 30 Tage von unten gebannt ist, für den gibt es, auch wenn man ihn gelöst hat, keine Lösung von oben in alle Ewigkeiten. / . Ganz allgemein wird die obere Strafgerechtigkeit im Vergleich mit der unteren als hart hingestellt GnR 35 ( 2 l ) : „Wenn der Bogen im Gewölk ist, so werde ich ihn sehen, zu gedenken an die ewige Bestimmung, welche gilt zwischen Gott u. allen lebendigen Wesen" Gn9,16. Zwischen „Gott", damit ist die obere Strafgerechtigkeit gemeint; u. „allen lebendigen Wesen", damit ist die untere Str. gemeint. Die obere Str. ist hart (streng) u. die untere ist milde (schlaff). — Die Autorschaft ist ganz un sicher. — Milder als die untere Str. erscheint die obere pBik2,64°,43: (Wer im Alter von 50 Jahren stirbt, stirbt durch Ausrottung.) R. Abin b. Tanchum b. T riphon ( = Tgvqpwv, c
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1
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1
Dieses nsyoV u. freist entspricht dem iv xolf ovgavois
u. ini tije yije Mt 16,19.
Matth 16,19 ( 8 2)
745
•wann?) entnahm den Schriftbeweis dafOr von P s 9 0 , 1 0 : „Unsre Lebenszeit umfaßt siebzig Jahre"; von ihnen gehen 20 Jahre (die Jugendzeit) ab, in denen der obere Ge richtshof nicht straft u. ausrottet, folglich kann man sagen: Wer im Alter von 50 Jabren stirbt, stirbt durch Ausrottung. — Die Strafmündigkeit eines Israeliten trat hiernach für den oberen Ger. erst nach Vollendung des 20. Lebensjahres ein; der untere Ger. da gegen ließ sie für das männliche Geschlecht bereits nach vollendetem 13. Lebensjahre eintreten (vgl. hierzu bei Lk 2,42); urteilte also in diesem Fall strenger. — Der Satz, daß der obere Ger. den Menschen in seinen ersten 20 Lebensjahren nicht bestrafe, auch pSanh 11,30 b, 29; ferner s. Schab 89 b oben S. 120; vgl. auch MQ 28». g. P s i q 4 3 b ; R. Simon (um 280) hat gesagt: „Deine Berechnungen sind bei uns" (so deutet der Midr Ps 40,6): jene ganzen 2448 Jahre, bevor die Israeliten aus Ägypten zogen, hatte Gott dagesessen u. Berechnungen vorgenommen u. Schaltjahre festgesetzt u. die Jahre geheiligt u. die Monate erneuert; als aber die Isr. aus Äg. auszogen, über gab er dies alles ihnen, s. Ex 12,1: „Und Jahve sprach zu Mose u. Ahron im Lande Ägypten also." Was heißt „also"? Er sprach zu ihnen: Von hier an u. weiter, siehe, ist jenes euch' übergeben, s. Ex 12,2: Dieser Monat sei euch (für eure weiteren An ordnungen in Sachen des Kalenderwesens) erster Monat. — Dasselbe P siqR 15 ( 6 7 ) . || P siq 53b: R. Hoscha'ja (um 225) hat als tannaltische Tradition gelehrt: Wenn der untere Gerichtshof beschlossen u. gesagt bat: „Heute ist Neujahr", so spricht Gott zu den Engeln des Dienstes: Stellet den Richterstuhl auf u. auch den Verteidiger u. An kläger (s. zu den Lesarten Buber); denn der untere Ger. hat beschlossen u. gesagt: Heute ist Neujahr. (Am Neujahrstage sitzt Gott zu Gericht über die Welt.) Verzögert sich die Ankunft der Neumondszeugen, oder entschließt sich der (untere) Ger. (den Neujahrstag) um einen Tag hinauszuschieben, so spricht Gott zu den Engeln des Dienstes: Entfernet den Richterstuhl u. den Verteidiger u. den Ankläger, denn der untere Ger. hat beschlossen u. gesagt: Morgen ist Neujahr. Und was ist der Schriftgrund? P s 8 1 , 5 : „Denn die Satzung (Festsetzung) für Israel ist (geltendes, bindendes) Recht für den Gott JakobB* (so der Midr). R. Pin chas (um 360) u. R. Chilqijja (um 320) haben im Namen des R. Simon (um 280) gesagt: Sofort versammeln sich alle Engel des Dienstes vor Gott u. sagen: Herr der Welt, wann ist Neujahr? Und er antwortet: Mich fragt ihr? Ich u. ihr, wir wollen den unteren Gerichtshof fragen. Das meint Dt 4 , 7 : „Wie Jahve unser Gott bei all unsren Zusammenberufungen'zu ihm" (so der Midr); denn „unsre Zus.berufungen" bedeutet nichts andres als die Festzeiten, 8. L v 2 3 , 4 : „Dies sind die Festzeiten Jahves, heilige Festversammlungen, welche ihr ausrufen sollt." R. Krusp dai (um 300) hat im Namen des R. Jochanan (f 279) gesagt: Für die Ver gangenheit (Zeit vor der Gesetzgebung) gilt: „Dies sind die Festzeiten Jahves, heilige Festversammlungen", von da an u. weiter gilt: „Die ihr ausrufen sollt", d. h. wenn ihr sie ausgerufen habt, sind es Festzeiten Jahres; wenn nicht, so sind es keine Fest zeiten Jahves. — Dasselbe mit vielfachen Abweichungen pRH 1,57 , 12; P siqR 15 (77 ) ; D t R 2 ( 1 9 8 ) . — Der Satz: „Wenn ihr sie ausgerufen habt, sind es Festzeiten; wenn nicht, sind es keine Festzeiten" bereits mehrfach SLv 2 3 , 4 ( 4 0 4 ) . || ExR 15 ( 7 6 ) : Die Dienstengel sprachen vor Gott: Herr der Welt, wann wirst du die Festzeiten bestimmen, wie es beißt D n 4 , 1 4 : „Auf der Wächter Beschluß ruht die Sache"? Er antwortete: Ich n. ihr, wir werden dem beistimmen, was die Israeliten beschließen u. wie sie die Schaltjahre anordnen, s. Ps 5 7 , 3 : „Ich will ausrufen für Gott, den Höchsten (Fest versammlungen), für Gott, der mit mir beschließt" (so der Midr); ferner s. L v 2 3 , 4 : „Dies sind die Festzeiten Jahves, heilige Festversammlungen, welche ihr ausrufen sollt." Nur jene, ob zur Zeit oder zur Unzeit, sind für mich Festzeiten. Gott sprach zu den Israeliten: Früher lag es in meiner Hand, s. Ps 104,19: „Er machte den Mond für die Festzeiten*; aber von hier an u. weiter, siebe, ist es in eure Hand, in eure Macht ge geben: wenn ihr sagt: Ja! so ist es ja; wenn ihr sagt: Nein! so ist es nein; jeden falls soll dieser Monat euch gehören; u. nicht bloß dies, sondern wenn ihr ein Jahr zum Schaltjahr machen wollt, siehe, so bin ich mit euch einverstanden. Deshalb heißt es Ex 12,2: „Dieser Monat sei euch.' || Vgl. auch Pirqe RE18. e
e
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8
746
M a t t h 16,19 ( 8 2 ) h.
e
P s i q 151 b
„ W o h l dem V o l k , d a s sich auf das Posaunenblasen (am Neujahrs
:
t a g ) versteht" (so deutet der Midr P s 8 9 , 1 6 ) . R . A b b a h u (um 8 0 0 ) hat die Schriftstelle auf die fünf Ä l t e s t e n
1
gedeutet, die zus.zutreten pflegten, u m ein Jahr zum Schaltjahr
z u machen. W a s tut G o t t ? Er verläßt den oberen R a t u. steigt hernieder u. zwängt e
seine S c h k h i n a zwischen sie unten, u. die Dienstengel sprechen: I s t das der Starke ist das der Starke, ist das Gott, ist das Gott, von dem geschrieben steht P s 8 9 , 8 : Gott, schrecklich im Rate der Heiligen gar s e h r ? D e n oberen R a t verläßt er u. steigt e
hernieder u. zwängt seine S c h k h i n a unten z u s a m m e n ! W a r u m das a l l e s ? W e n n sie in einer Sache irren, erleuchtet G o t t ihr Angesicht in der Halakha, s. P s 8 9 , 1 6 : „Jahve. im Lichte deines Angesichtes entscheiden sie die Halakha" (so dürfte der Midr i ^ n * g e f a ß t haben). —
Parallelstellen:
L v R 2 9 ( 1 2 7 b ) ; Midr Ps 8 1 § 4 ( 1 2 3 b )
;
V
g l . auch
d
P i r q e R E I 8 . || E x R 1 5 ( 7 7 ) : Die Anordnung eines Schaltjahres geschieht durch zehn Ä l t e s t e . W e n n unsre Lehrer sich versammelten, u m ein Schaltjahr anzuordnen, ver s a m m e l t e n sich zehn erfahrene Ä l t e s t e im Lehrhause u. der stellvertretende Vorsitzende des Synedriums gehörte zu ihnen. Sie schlössen die Türen u. verhandelten Aber die Sache die ganze N a c h t sitzenden:
TJm Mitternacht sprachen sie zu d e m stellvertretenden V o r
W i r wollen das Jahr zu einem Schaltjahr machen, s o daß dieses Jahr
1 3 Monate hat; beschließest du es m i t u n s ? W e n n er dann s a g t e : W a s eure Meinung ist, damit s t i m m e auch ich überein — dann ging ein Licht aus v o m Lehrhaus u. k a m vor sie, u. sie wußten, daß G o t t ihnen beistimmte, s. P s 1 1 2 , 4 : strahlt ein Licht auf den Rechtschaffenen."
„In der Finsternis
W a s sie beschließen, beschließt Gott mit
ihnen, s. P s 5 7 , 3 : „Ich will ausrufen für Gott, den Höchsten (Festversammlungen), für Gott, der mit mir beschließt" (so der Midr). || Einen etwas abweichenden Stand punkt scheint R . Etfazar b . Cadoq (wohl der I L , um 150) zu vertreten, wenn er p R H 2 , 5 8 b , 2 7 sagt: W e n n der obere Gerichtshof sieht, daß der untere Ger. ihn (den Monatsanfang) nicht heiligt, s o heiligt er ihn. / . M Q 1 6 b ; „ G e s a g t hat zu mir der Gott Israels, geredet der F e l s Israels: Ein Herrscher Uber Menschen, gerecht, ein Herrscher voll Gottesfurcht" 2 S m 2 3 , 3 . W a s meint er d a m i t ? R . A b b a h u (um 3 0 0 ) hat g e s a g t : So meint er e s : G e s a g t hat zu mir der Gott Israels, geredet der F e l s Israels: leb (Gott) herrsche über den M e n s c h e n ; wer herrscht über m i c h ? D e r Gerechte. D e n n ich treffe eine Verordnung u. er hebt sie a u f . . . .
e
„ T a c h k m o n i " 2 S m 2 3 , 8 (das W o r t wird auf David gedeutet). R a b ( f 2 4 7 )
hat g e s a g t : Gott sprach zu ihm: W e i l du dich selbst erniedrigt hast, sollst du sein wie ich *:i»3 tenr; denn ich treffe eine Verordnung u. du hebst sie auf. V g l . D t R 1 0 ( 2 0 6 b ) . || Schab 6 3 » : R . A s i (um 3 0 0 ) oder, wie auch gesagt worden ist, R . Chanina (um 2 2 5 ) hat g e s a g t :
Selbst wenn Gott eine Bestimmung getroffen hat, er (der G e
rechte) hebt sie auf,
s. Qoh 8 , 4 f. || pTa<:an3,67», 1 4 : (Chonja, der Kreiszieher, f u m
6 5 v. Chr.) ließ ihm (dem Schimion b . Schatach) s a g e n : G o t t hebt seine Entscheidung auf wegen der Entscheidung eines Gerechten; aber nicht hebt Gott die Entscheidung eines Gerechten auf w e g e n der Entscheidung eines andren Gerechten. . . . R . B'hrekhja e
(
(um 3 4 0 ) , R . A b b a b . E a h a n a (um 3 1 0 ) u. R . Z < ira (um 3 0 0 ) haben im N a m e n des R a b Chieda ( f 3 0 9 ) , nach andren im N a m e n des R a b M a t t ° n a (um 2 7 0 ) gesagt: E s heißt H i 2 2 , 2 8 : „Beschließest du etwas, so k o m m t es zustande." W a s will die Schrift lehrend s a g e n ? A u c h wenn er (Gott) so sagt u. du sagst so, so gilt dein W o r t u. mein W o r t gilt nicht.
„ W e n n sie (die W e g e ) abwärts führen, so sprichst d u : Empor* das. V e r s 2 9 ,
d. h. wenn ich (Gott) s a g t e : Sie sollen abwärts führen, u. du s a g s t : Sie sollen zur 1
Ebenso in der Parallele L v R 2 9 . Genauer Sanh 1 , 2 : Die Einschaltung (eines T a g e s ) beim M o n a t geschieht durch drei (Gelehrte), die Einschaltung (eines Monats) beim Jahr durch drei. So R . M e l r (um 1 5 0 ) . Rabban Schimfon b . Gamliöl (um 140) s a g t e : M i t drei beginnt m a n , mit fünf verhandelt m a n u. mit sieben beschließt m a n ; wenn man aber m i t drei (gleich zu A n f a n g einstimmig) beschlossen hat, so ist die Ein schaltung gültig. — Nach E x R 1 5 (s. oben im T e x t ) geborten zur Anordnung eines Schaltjahres zehn Ä l t e s t e , nach Pirqe RE1 8 drei; doch wird hinzugefügt: R . Eliazar ( ? ) s a g t e : Sie geschieht durch zehn.
747
Matth 1 6 , 2 1 . 2 2 ( « 1 . 2 )
Höhe führen — so gilt dein W o r t u. mein W o r t gilt nicht. « D e m Niedergebeugten hilft er a u f das. V e r s 2 9 , d. h. wenn ich sie niederzubeugen gedachte durch Unglück, u. du gedenkst ihnen aufzuhelfen, so gilt dein W o r t u. mein W o r t gilt nicht. W e n n ich s a g t e : „Gerettet soll er werden, wenn er rein (unschuldig) ist" (so der Midr das. V e r s 3 0 ) , u. du sagst: E r soll gerettet werden, auch wenn er nicht rein ist — s o gilt dein W o r t u. mein W o r t gilt nicht.
16,21 81: D a ß e r v i e l e s w e r d e l e i d e n m ü s s e n u. g e t ö t e t w e r d e n . Zum leidenden Messias der alten Synagoge s. bei L k 2 4 , 2 6 .
16,21 95: U n d am d r i t t e n T a g e a u f e r w e c k t w e r d e n . Der Gedanke, daß die Auferstehung der Toten am dritten Tag nach dem Weltende erfolgen soll, wird auf Grund von Hos 6,2 an folgenden Stellen ausgesprochen. Pirqe R E 1 5 1 : A l l e Bewohner der Erde werden den T o d zu schmecken b e k o m m e n , wie e s heißt ( ? ) : T a g e werden sein, da es keine Seele eines Menschen oder eines Tieres auf der Erde gibt. s. Jes 5 1 , 6 : Ihre Bewohner werden wie M ü c k e n sterben. Und a m dritten T a g e wird er sie erneuern u. sie lebendig machen u. sie vor sich stellen, s. H o s 6 , 2 : E r wird uns lebendig machen innerhalb zweier T a g e , a m dritten T a g e wird 1
d
er uns auferwecken, d a ß wir leben v o r seinem A n g e s i c h t . || G n R 91 ( 5 7 ) :
Niemals
läßt Gott die Gerechten (länger als) drei T a g e in N o t ; so lernen wir es von Joseph (vgl. G n 4 2 , 1 7 ) , von Jona, v o n Mardokhai u. von David. Ferner s. H o s 6 , 2 : E r wird uns lebendig machen usw. || Sanh 9 7 * : R a b Qattina (um 2 7 0 ) bat gesagt: 6 0 0 0 Jahre wird die W e l t bestehn u. 1 0 0 0 Jahre wird sie zerstört sein: s. Jes 2 , 1 1 : Jahve allein wird erhaben dastehn an j e n e m T a g e (u. 1 Gottestag ist nach P s 9 0 , 4 = 1 0 0 0 J.). A b a j e ( f 3 3 8 / 3 9 ) hat gesagt: 2 0 0 0 Jahre (wird sie zerstört sein); denn es heißt H o s 6 , 2 : E r wird uns lebendig machen innerhalb zweier T a g e u. a m dritten T a g e wird er uns aufa
erwecken (u. 2 Gottestage sind = 2 0 0 0 J.). — Dasselbe R H 3 1 . — Ferner s. bei M t 1 2 , 3 9 . 4 0 S. 6 4 7 . 6 4 9 u. bei M t 1 7 , 2 3 S. 7 6 0 .
16,22 21: F i n g an i h n zu b e d r o h e n . 1. ^'#£aTo = Vin^n, aram. ^vä, häufig abundierend gebraucht. e
Dalman, W o r t e 1, 2 1 verweist z B auf p B r a k h 1 , 2 " , 1 7 : R . Huna (um 3 5 0 ) hat g e sagt: M a n kann es aus der gewöhnlichen Umgangssprache lernen: D e r König begann — r binauszugehn; auch wenn er (noch) nicht hinausging, sagt man, d a ß er hinausging. Dagegen sagt m a n : „ E r begann ">r einzutreten" erst in dem Augenblick, d a er e
eintritt. || D a s . 9 , 1 4 b , 5 1 : R . i Aqiba ( t u m 135) begann *-v d a s Sch ma< zu rezitieren d
u. lachte. || D a s . 4 , 7 , 5 :
M a n sagte zu R . Zinon (Zenon?, u m 9 0 ) , d e m Aufseher der
A k a d e m i e : Sprich (d. h. schließe die V e r s a m m l u n g ) ! E r begann i-nnn u. sprach; u. alles V o l k fing an ^ » n r n u. erhob sich usw. || D a s . 8 , 1 2 b, 3 4 : D i e ganze W e l t fing an b'r.rr, ein Lied anzustimmen. || D a s . 9 , 1 3 b, 2 4 : Jeder fing an, seinen Götzen in seine Hand zu nehmen u. ihn anzurufen; aber es nützte nichts.
-
e
a
p P s ö , 3 3 , 1 1 : E r fing
an 5-rtPH ihnen Forschungen vorzutragen. — Midr Q o h 5 , 1 0 : D a fing der Pächter an jTipn zu schreien u. zu weinen.
=
2. inrnfiäv, LXX Gn 37,10; Sach 3 , 2 ; Ps 68,30; 119,21; Ruth 2,16 - 5 5 „anfahren, bedrohen"; aram. -i??. c
Eine gute Parallele zu M t 1 6 , 2 2 ist G n R 5 6 ( 3 5 ) : Abraham sprach zu I s a a k : M ö g e er (Gott) jenen Mann betrüben, der ihn angefahren hat
(nämlich den Satan, der
den Isaak von der Opferung abzumahnen versucht hatte; wie das ">?; hier beim A b mahnen v o n Leiden gebraucht ist, genau so das imtipüv 1
Mt 16,22).
A u c h nach 4 Esra 7 , 2 9 ff. werden am E n d e dieses Ä o n s alle sterben, die Menschenodem in sich haben, m i t Einschluß des M e s s i a s ; die Auferstehung erfolgt aber erst nach sieben Tagen.
Matth 16,22 (8). 16,23
748
16, 22 SB: G n ä d i g s e i e r ( G o t t ) d i r ( = . B e h ü t e
Gott!«).
Uewg aoi. — Die L X X geben 2 Sm 2 0 , 2 0 ; 23,17; 1 Chr 11,19 mit VXemg rfc^rr ( = fern sei es!) wieder; wie das gemeint ist, zeigt die weitere Übersetzung des n*H?n mit pr) yävoixo L X X Jos 2 2 , 2 9 ; 2 4 , 1 6 ; Gn 4 4 , 7 . 1 7 ; iXemg also =
Gott bewahre! Sämtliche Targume zu diesen
Stellen ersetzen n » n mit Ö H =
„Fernhaltung" oder „Schonung". Im
Rabbin. steht dafür die vollere Formel öfti^ ort „Erbarmen u. Heil"
=
Gott behüte, das sei ferne! Beispiele: Schab 138b Bar: Dereinst wird die Tora von Israel vergessen sein, s. Am 8,11 f. R. Schim'on b. Jochai (um 150) sagte: Das sei fern ort, daß die T. von Isr. vergessen würde, s. Dt 31,21: „Sie wird aus dem Munde seines Samens nicht vergessen werden.* Ii cEduj 5,6: R. J huda (um 150) sagte: Das sei fern, daß FAqabja (um 70) in den Bann getan worden wäre. — p P s 6 , 8 3 , 5 7 : Das sei fern oisvi en, daß er (R. J hoschuac b. Qaposai, Dalman: 'ciEg, um 120) nach Herrschaft getrachtet hätte. || Targ Jerusch I Nu 31,50: Es sei ferne von uns ^ o n , daß wir auf alles dies (die Beutestücke) die Augen gelenkt u. eins davon angeblickt hätten, damit wir uns nicht durch eins davon schuldig machten u. den Tod sterben müßten, in welchem die Gottlosen in der zukünftigen Welt sterben; u. das möge uns (zum Guten) ge dacht werden am Tage des großen Gerichts, um für unsre Seelen vor Jahve Sühnung zu beschaffen!. e
e
a
e
1 6 , 2 3 : Du h a s t n i c h t i m Sinn d a s , w a s G o t t e s , s o n d e r n das, w a s der M e n s c h e n ist. xd xov &eov . . . xd xmv dv&oänwv.
Ähnliche Gegensätze sind im
Rabbinischen: a. ~*T~ *V9 »eigene Angelegenheiten* u. »»».«p *V>S. „Gottes Angelegenheiten".— B
e
b
t
dgdrot
xov oxavgov
16,24: Er n e h m e s e i n K r e u z . avxov; s. bei Mt 10,38 S.587.
16, 25: W e r s e i n L e b e n r e t t e n w i l l usw.; s. bei Mt 10,39.
Matth 16,26(11.8)
749
16,26 91: D e n n w a s w i r d ein M e n s c h für N u t z e n
haben?
%l ydtQ (og>slr)&r
e
1
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16,26 23: W e n n er d i e g a n z e W e l t g e w i n n e n , seine Seele aber einbüßen
würde.
iav vor xoC(iov oXov xeQdr'jGrj. pBM 2, 8 , 26: Schimfon b. Schatach (um 90 v. Chr.) wollte lieber das „Gepriesen Bei der Gott der Juden!" (im Munde der Heiden) hören, als den Gewinn dieser ganzen Welt K « W ynn fe; " « a . || Midr Qoh 5,14 (29»): Im Namen des R. Melr (um 150) ist gelehrt worden; Wenn der Mensch in die Welt kommt, sind seine Hände zusammen gezogen (geschlossen), als ob er sagen wollte: Die ganze Welt ist mein; ich will sie in Besitz nehmen! Und wenn er aus der Welt scheidet, sind seine Hände ausgestreckt (geöffnet), als wollte er sagen: Ich habe auch nicht das geringste von dieser Welt in Besitz genommen oi'ss nm D V J W ia -rbm «V, s. Qoh 5,14. || •'ar^rr u. T S « = „gewinnen u. verlieren" nebeneinander TMSch 3, 18 (92): Geld hast du gewonnen, aber Seelen hast du verloren (s. bei Mt 10, 39 S. 588). C
rrjv ö*&tyvxrjvavtov Ct]ium9jj; — Zu der Wendung „die Seele ein büßen, verlieren* s. bei Mt 10,39. — Nicht um den unersetzlichen Ver lust einer Menschenseele, wie in Mt 16,26, sondern um den unendlichen W e r t eines Menschenlebens handelt es sich in folgenden Stellen. Sanh 4 , 5 : (Bei der Verwarnung der Zeugen sagt man:) Wisset, daß nicht wie Geld prozesse Kriminalprozesse sind. Bei G. kann ein Mensch geben, u. es wird ihm Sühnung; aber bei K. haftet sein (des Hingerichteten) Blut u. das Blut seiner (möglich gewesenen, durch die Hinrichtung aber unmöglich gewordenen) Nachkommen an ihm bis ans Ende der Welt. Denn so finden wir es bei Kain, der seinen Bruder tötete; denn es heißt Gn 4, 10: „Die Blute" (Plural) deines Bruders schreien zu mir. Es heißt nicht „das Blut* deines Bruders, sondern „die Blute* *s^, nämlich sein Blut u. das Blut 1
In den Ausgaben Venedig und Krakau fehlt " s « .
Matth 16,26 ( » e i )
750
seiner Nachkommen . . . Deshalb wurde Adam als einziger geschaffen, um dich zu lehren, daß man (Gott) es jedem, der Eine Seele ( = Ein Menschenleben) vernichtet, so anrechnet, als ob er eine ganze Welt vernichtet hätte, u. daß man es jedem, der Eine Seele erhält, so anrechnet, als ob er eine ganze Welt erhalten hätte. || AbothRN 3 1 Durch zehn Worte ist die Welt erschaffen worden. Wozu brauchen das die zu wissen* die in die Welt kommen? Es will lehren, daß es die Schrift jedem, der Ein Gebot er füllt u. der Einen Sabbat beobachtet u. der Eine Seele (am Leben) erhält, so anrechnet, als ob er die ganze Welt erhielte, die durch zehn Worte erschaffen wurde. Und jedem, der Eine Übertretung begeht u. der Einen Sabbat entweiht und der Eine Seele ver nichtet, rechnet man es so an, als ob er die ganze Welt vernichtete, die durch zehn Worte erschaffen wurde. Denn so finden wir es bei Kain, der seinen Bruder Abel tötete; denn es heißt Gn 4, 10: Horch, „die Blute" deines Brnders usw. Ein Blut hatte er vergossen, von vielen Bluten wird geredet. Das lehrt, daß das Blut seiner Kinder u. seiner Kindeskinder u. aller seiner Nachkommen bis ans Ende aller Generationen, die bestimmt waren, aus ihm hervorzugehn — daß diese alle standen u. schrien vor Gott. Da lernst du, daß Ein Mensch soviel wert ist wie das ganze Schöpfungswerk. R. N chemja (um 150) sagte: Woher (läßt es sich beweisen), daß Ein Mensch soviel wert ist wie das ganze Schöpfungswerk? Weil es Gn 5, 1 heißt: Dies ist die Urkunde der Tol doth (Erzeugungen) Adams. Und dort (Gn 2, 4) heißt es: „Dies sind die Tol doth des Himmels u. der Erde, als sie geschaffen wurden." Wie es sich dort um Erschaffung u. Herstellung handelt, so handelt es sich auch hier um Erschaffung u. Herstellung (d. h. der gleiche Ausdruck Tol doth, der in beiden Stellen die gleiche Be deutung hat, will den Menschen als der ganzen Welt gleichwertig bezeichnen). 1
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3
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Zur ganzen Sentenz Mt 16,26 vgl. Aboth 2 , 1 : Rabbi sagte: Sei auf ein leichtes Gebot bedacht, wie auf das schwere; denn du kennst den Lohn der Gebote nicht. Berechne den Verlust bei einer Gebotserfüllung gegenüber ihrem Lohn u. den Vorteil bei einer Übertretung gegenüber e
ihrem Schaden. H N d 4 1 * : Abaje ( f 338/39) hat gesagt: Arm ist nur derjenige, der arm an Wissen ist. Im Abendland (Palästina) sagt man: Wer dieses hat, hat alles; wer dieses nicht hat, was hat er?
Erwarb
er dieses, was mangelt? Erwarb er dieses nicht, was erwarb er? — d
Parallelstellen: L v R 1 ( 1 0 5 ) ; NuR 19 (185*); Midr Qoh 7, 23 (37«). 16,26
6 : O d e r w a s w i r d e i n M e n s c h g e b e n als
Entgelt
für s e i n e S e e l e ? 1. uvxaXXttyfjLa bedeutet: « , den Kaufpreis, der als Entgelt gezahlt wird. So LXX 1 K g 2 1 , 2 : dniata aoi aQyvQiov dvxdXXnyfia, ivr?, dfxneXiüvög aov xovxov.||Sir6,15: „Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis"; hebr. i-ne, griech. dvxdXXayfia. — Das. 26,14: Für eine wohlerzogene Seele ist kein Preis, dpx., (zu hoch). ß , Ersatz, Ersatzmann. — Sir 44,17: Noah, der Gerechte, wurde fromm erfunden; zur Zeit der Vernichtung (der Menschheit durch die Flut) wurde er der Ersatzmann " ^ ~ ; griech. dvx. Das Wort spfcnr, das man weder im AT, noch in der rabbin. Literatur liest, findet sich im hebr. Sirach in der Bedeutung „Ersatz" noch 46, 12 u. 48, 8. Der griech. Text hat 46, J2 uvxixutaXXaaaoftevov, 48, 8 diadöxovg Nachfolger. || r
p
1
Die Worte „aus Israel" sind ein irrtümlicher Zusatz. Vgl. Aboth 5, 1: Durch zehn Worte (d. h. durch das zehnmalige „Gott sprach" im Schöpfungsbericht) ist die Welt erschaffen worden. Was will die Schrift lehrend damit sagen? Hätte sie denn nicht durch Ein Wort erschaffen werden können? (Sie will lehren,) daß man die Gottlosen strafen wird, die die Welt verderben, die durch zehn Worte erschaffen ist, u. daß man guten Lohn den Gerechten geben wird, die die Welt erhalten, die durch zehn Worte erschaffen ist. (Die zehn Worte verzehnfachen Strafe u. Lohn.) 2
Matth 16,26 (G 1. 2). 16,27.28
751
Äquivalente für «viaXkay/itt in seiner ersten Bedeutung im Rabbin.: n-«n = Preis, Wert, oder *>B*S, jvns = Lösegeld, oder VP*?»., "UV?"*» = Loskaufung. TargPs 49, 8 f . : Seinen Bruder, der gefangen ist, kann ein Mann nicht loskaufen mit seinem Vermögen, nicht kann er Gott eine Loskaufung för ihn » • a ^ i B geben. Zu teuer ist seine Los kaufung -•'JE-IIE. || Zur Wiedergabe von «Vr. in seiner zweiten Bedeutung bieten sich dar: n - ü w u. t\v»*ri oder V T * * ^ . — Sanh 22«: R. Sch°muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Für alles gibt es einen Ersatz, mi«r«, nur nicht für das Weib der Jugend. || pßerakh 2, 5 , 25: Als R. Simon b. Z bid (gegen 300) entschlafen war, kam R. **\ ( = Heia, um 310) u. hielt über ihn die Abschieds-(Trauer-)Rede: Vier Gebrauchs gegenstände der Welt gibt es u. für sie alle, wenn sie verloren gehn, ist Ersatz yt*bn vorhanden, s. Hi 28, l f . : „Für Silber gibt es einen Fundort u. eine Stätte für das Gold, das man ausschmilzt. Eisen entnimmt man dem Erdreich u. Gestein schmelzt man zu Kupfer." Wenn diese verloren gehen, so gibt es für sie Ersatz yt"h>n. Aber wenn ein Gelehrtenschüler stirbt, wer bringt uns einen Ersatz für ihn irtvsrr, wer bringt uns einen Austausch für ihn i n ^ i o r ? s. Hi 28, 12fif.:Weisheit — von wo erlangt man die usw. — Parallelstellen mit mehrfachen Abweichungen pHor 3, 48b, 43; GnR 91 (58a) Midr HL 6,2 (122b); Midr Qoh 5,11 (28b). e
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2. Zu dem Gedanken, daß niemand u. nichts die Seele eines Menschen e
aus dem Gericht Gottes erretten kann, s. die Belege im Exkurs: Sch ol usw. II, 3, c. d. — Hier sei nur noch hingewiesen auf: Apok Bar 85,12 f.: (Beim Endgericht ist) nicht eine Gelegenheit fürs Gebet u. nicht eine Entsendung von Bitten u. nicht Erlangen von Erkenntnis u. nicht Hingabe von Liebe u. nicht Gelegenheit für die Reue der Seele u. nicht Fürbitten für Vergehungen u. nicht Gebet der Väter und nicht Flehen der Propheten u. nicht Hilfe der Gerechten. Es ist dort aber der Urteilsspruch zum Verderben u. der Weg zum Feuer u. der Pfad, der zur Gehenna heranführt. 16,27: E r w i r d v e r g e l t e n e i n e m j e d e n n a c h s e i n e m T u n . Zu diesem Zweck werden alle Werke des Menschen nach altjüdischer Lehre in den himmlischen Büchern aufgezeichnet; darum wird keine seiner Taten vergessen. In der Gerichtsstunde kommen alle Werke des Menschen herbei, um diesem zur Anerkennung einzeln aufgezählt zu werden. Der Richterspruch erfolgt dann nach der Mehrzahl der Werke. e
Die Belege hierzu s. im Exkurs: Sch ol usw. II, 3, b u. e—h. 16,28: Die den T o d nicht s c h m e c k e n werden. ysvea&ai
-fravätov.
4 Esra 6, 26: Da erscheinen die Männer, die einst emporgerafft sind, die den Tod nicht geschmeckt haben seit ihrer Geburt (wie Henoch u. Elias). || GnR 9 ( 7 ) : R. Chama b. Chanina (um 260) hat gesagt: Der erste Mensch hatte den Geschmack des Todes nicht schmecken sollen ( n r * a o ? u n i y t r « ? ? ) . (Warum wurde der Tod über die Frommen u. über die Gottlosen verhängt?) R. Schimfon b . Laqisch (um 250) hat gesagt: Um jenen doppelten Lohn zu geben u. um diese doppelt zu strafen. Um den Gerechten Lohn zu geben dafür, daß sie (eigentlich) den Geschmack des Todes nicht hatten schmecken sollen u. (gleichwohl) den Geschmack des Todes auf sich nahmen; deshalb heißt es Jes 61, 7: Sie werden deshalb in ihrem Lande doppelten Besitz erlangen. Um die Gottlosen aber zu strafen, weil die Gerechten den Geschmack des Todes nicht hatten schmecken sollen u. den Tod um ihretwillen (der Gottlosen wegen) auf sich nahmen; deshalb heißt es Jer 17,18: Mit zwiefältigem Zerbrechen zerbrich sie(B-<3v; der Midr liest irrtümlich „sie sollen erlangen"). j| GnR 21 ( 1 4 ) : R. B rekhja (um 340) hat im Namen des R. Chanina (um 225) gesagt: Wie Elias den Geschmack a
b
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Matth 16,28. 17,2
752
des Todes nicht geschmeckt hat (mu OJ>Ö nyts xb), so hatte auch Adam den Geschmack des Todes nicht schmecken sollen. || Targ Jerusch I Dt 3 2 , 1 : Mose sprach in seinem Herzen: Ich will als Zeugen für dieses Volk nicht Zeugen nehmen, die den Tod in dieser Welt schmecken « n m a •pas'B-i; siehe, ich will als Zeugen solche Zeugen nehmen die nicht den Tod in dieser Welt schmecken (gemeint sind Himmel u. Erde). || Joma 7 8 8ch muöl (f 254) hat gesagt: Wer den Geschmack des Todes schmecken will' «rin*a-i safts njo-aa "»ai jxv -sn, der siehe Schuhe an u. schlafe (er schlafe in Schuhen). II Midr Qoh 12, 5 ( 5 3 ) : Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Obwohl alle den (gleichen) Tod schmecken, so hat doch (hinterher) jeder eine Welt für sich. Dasselbe LvR 1 8 ( 1 1 7 ) , s. die ganze Stelle im Exkurs: „8ch ol* usw. HI, 3, q. — Ferner s. bei Joh 8, 52. b
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17,2 21: Sein A n g e s i c h t l e u c h t e t e w i e d i e Sonne. Dereinst werden die Angesichter der Gerechten zu siebenfacher Herrlichkeit, zum Glanz der Sonne, des Mondes, der Sterne, der Blitze usw., verklärt werden. a
Siphre zu Dt 1, 10 § 10 ( 6 7 ) s. im Exkurs: „Scheol" III, 3, m. || Henoch 8 8 , 4 : Von nun an werden die, welche die Erde besitzen, nicht mehr mächtig noch erhaben sein, u. sie werden das Antlitz der Heiligen nicht anzuschauen vermögen, weil der Herr der Geister sein Licht auf das Angesicht der Heiligen u. auserwählten Gerechten strahlen läßt. || Apok Bar 5 1 , 3 : Auch die herrliche Erscheinung derer, die jetzt auf Grund meines Gesetzes gerecht gehandelt h a b e n . . . . — deren Glanz wird alsdann in verschiedener Gestalt erstrahlen, u. das Aussehen ihrer Angesichter wird sich ver wandeln in ihre leuchtende Schönheit, so daß sie annehmen und empfangen können die unsterbliche Welt, die ihnen alsdann verheißen ist. || 4 Esra 7,97: Die sechste (Freude der Gerechten in der Sterbestunde ist), daß ihnen gezeigt wird, wie ihr Antlitz einst wie die Sonne leuchten soll, u. wie sie dem Sternenlichte gleichen sollen. || Henoch 104,2: Ihr werdet wie die Lichter des Himmels leuchten und scheinen.! slaw. Henoch 66, 7: Selig sind die Gerechten, weil sie leuchten werden mehr denn die Sonne siebenfach. — Weiter s. Henoch 39, 7; 51, 5; Apok Bar 51,10; 4Esra 7,125; Midr Qoh 1,7 bei 17,2 83; Midr Qoh 1,3 bei 16, 26 9 . — Mose leuchtete wie die Sonne, s. DtR 11 (207 ) bei Mt4,1 S. 146. c
17,2 38: S e i n e K l e i d e r w u r d e n w e i ß w i e das L i c h t . Auch die Kleider der Herrlichkeit gehören zu den Heilsgütern der Zukunft. Henoch 62, 15 f.: Die Gerechten und Auserwählten werden sich von der Erde er heben u. aufhören, ihren Blick zu senken, u. werden mit dem Kleid der Herrlichkeit angetan sein. Und dies soll euer Kleid sein, ein Kleid des Lebens bei dem Herrn der Geister; eure Kleider werden nicht veralten u. eure Herrlichkeit wird nicht ver gehen vor dem Herrn der Geister. || slaw. Henoch 2 2 , 8 : Der Herr sprach zu Mikhaöl: Tritt herzu u. entkleide Henoch von seinen irdischen Kleidern u. salbe ihn mit meiner schönen Salbe u. kleide ihn in die Kleider meiner Herrlichkeit. || Midr Qoh 1, 7: R. Jirm ja b. Eüazar (um 270) hat gesagt: Dereinst wird Gott das Licht (den Glanz) des An gesichtes der Gerechten in der zukünftigen Zeit erneuern, s. Ri 5 , 3 1 : „Die ihn lieben, sind wie der Aufgang der Sonne in ihrer Macht." W i e er ihr.Angesicht erneuert, so erneuert er auch ihre Kleider: heute halbseidene, morgen ganzseidene. — Vgl. die „Röcke von Licht* GnR 20 ( 1 4 ) oben S.97. || Speziell vom Messias heißt es P siqR37 ( 1 6 3 ) : R. Schimfon b. Pazzi (um 280) hat gesagt: In jener Stunde (seines öffentlichen Hervortretens) wird Gott den Messias bis an den höchsten Himmel erhöhen u. über e
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Der Glanz des Angesichtes gehört zu den sechs Dingen, die infolge der Sünde Adams verloren gingen u. vom Messias wiedergebracht werden, s. GnR 12 ( 9 ) bei Mt 1,3 S. 19. a
Matth 17,2.3 (Nr. 1)
753
ihn ausbreiten von dein Glanz seiner Herrlichkeit vor den Völkern der Welt, vor den gottlosen Persern ( = Römern?). Dann wird er zu ihm sagen: Ephraim (ein Kose name), Messias unsrer Gerechtigkeit ( = unser gerechter Messias), richte über diese u. verfahre mit ihnen, wie es deiner Seele beliebt. II NuR15 ( 1 7 9 ) : Den König, den Messias, bekleidet Gott mit seinem (Gottes) Gewand, s. Ps 21, 6: Majestät u. Herrlich keit legst du auf ihn. — Genauer sagt R. Simon (um 280) Midr Ps 21 § 2 (89 b). Die Krone eines Königs von Fleisch u. Blut darf man nicht aufsetzen; aber Gott wird seine Krone dem König, dem Messias, geben, wie es heißt Ps21, 4 : Du setzest auf sein Haupt eine Krone von Gold. Den Purpur eines Königs von Fleisch u. Blut darf man nicht anlegen; aber Gott gibt ihn dem König, dem Messias, s. P s 2 1 , 6 : Majestät u. Herrlichkeit legst du auf ihn. b
17,3:
Und siehe, ihnen
1. Die Frage,
e r s c h i e n M o s e u. E l i a s .
ob Mose wie Elias u. Henoch, ohne den Tod zu
schmecken, im Jenseits Aufnahme gefunden habe, ist wenig erörtert worden.
Zwar schon Josephus scheint sie verneinen
einer Bar wird sie bejaht, b erkennung gefunden, c
Dies hat
aber
Den meisten gilt als
zu wollen ;a in
keine allgemeinere An selbstverständlich,
daß
Mose gestorben sei,d u. zwar weil Gott den Tod über alle Menschen gleicherweise verhängt habe.« Höchstens wird hier u. da die Ansicht ausgesprochen, daß Moses Seele nicht in die Hand des Todesengels g e geben, sondern unmittelbar von Gott durch einen Euß hinweggenommen sei,* u. daß über seinen Leichnam die Verwesung keine Gewalt gehabt habe.g Selbst in den jüngeren Midraschwerken, die Moses Ende aus führlich behandelt u. mit Sagen ausgeschmückt haben, h tritt nirgends der Gedanke hervor, daß Mose lebend ins Jenseits hinübergegangen sei.
1
Trotzdem hat man es nicht für unmöglich gehalten, daß Mose aus der andren Welt auf Erden erscheinen könne.« Mt 17,3 setzt also nicht die Annahme voraus, daß er einst lebend entrückt sei. a. Joseph. Ant. 4 , 8 , 4 8 Ende: Als er (Mose) noch Eleazar u. Josua umarmte u. mit ihnen redete, wurde er, indem plötzlich eine Wolke über ihm stand, in ein Tal hinab dem Anblick entzogen. In den heiligen Bachern aber schrieb er, daß er gestorben sei, weil er befürchtete, man möchte sich erköhnen zu sagen, daß er wegen seiner überragenden Tugenden sich empor zur Gottheit zurückgezogen habe. — Über ander weitige Besorgnisse vor dem Mißbrauch des Leichnams u. des Grabes Moses vgl. Vassiliev, Anecdota graeco-byzantina 1,258 bei Lueken, Michael S.121 (Sammaöl = Satan will das Volk zur Anbetung des toten Mose verführen); ferner Leqach tob zu Dt 34, 6 (2, 6 8 ) : Warum ist das Grab Moses nicht bekanntgegeben worden? Damit die Israe liten nicht dort ein Heiligtum gründeten u. dort opferten u. räucherten. Ferner damit die Völker der Welt sein Grab nicht verunreinigten mit ihren Götzenbildern u. Greueln. — Bacher, pal. Amoräer 1,474 führt folgenden Ausspruch des R. Chanina (um 260) aus So^a 14» (?) an: .Warum wurde das Grab Moses jedem menschlichen Auge verborgen? Damit nicht Israel, wenn das Heiligtum zerstört u. das Volk aus seinem Lande ver bannt ist, zur Grabstätte Moses käme, um dort weinend zu verharren u. zu Mose zu flehen: 0 Mose, unser Lehrer, tritt im Gebet für uns ein! Moses würde für sie ein treten u. das Verhängnis zunichte machen; denn die Frommen sind im Tode Gott noch werter ajs während ihres Lebens." a
1
Nicht hierher gehört natürlich die oft ausgesprochene Meinung, daß Mose zur Empfangnahme der Tora aus Gottes Hand zum Himmel aufgefahren sei. S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
48
Matth 17,3 (Nr. 1)
754
b. SDt 34,5 §357 (149b): Etliche sagen: Mose ist nicht gestorben, sondern er steht u. dient oben. Es heißt hier (Dt 34,5): „dort", u. es heißt dort (Ex 34,28): Er war „dort" bei Jahve. — Diese Bar wird auch Sota 13b gebracht, mit der Schluß, folgerung: Wie er dort (Ex 34,28) stand n. diente, so steht er auch hier (Dt 34,5) u. dient (vor Gott). — Leqach tob zu Dt 34,5 (2,67b) fehlen die Eingangsworte: „Mose ist nicht gestorben"; als Schlußbemerkung wird hinzugefügt: „Das lehrt, daß die Ge rechten nicht sterben." Die Bar ist also umgedeutet auf das Fortleben der Seelen vor Gott; vgl. Leqach tob zu D t 3 4 , 7 (2,68«). C. Auch die Assumptio Mosis kennt schwerlich die Himmelfahrt Moses. 1,15 u. 10,14 spricht Mose von seinem Hingang zur Ruhe seiner Väter; damit ist sein Tod gemeint. Dagegen heißt es 10,12: Erunt enim a morte receptionem mea usque ad adventum illius tempora CGL (250 Zeiten). Das 'receptionem', wie es dasteht, spottet jeder Deutung; faßt man es als eine in den Text gedrungene Randbemerkung, so kennt auch diese Stelle nur den Tod Moses. Es wäre doch auch seltsam, wenn eine Schrift, aus der vermutlich das Zitat des Briefes Judas Vers 9 über den Streit um Moses L e i c h n a m stammt, die Himmelfahrt Moses als Ausgang seines Lebens angenommen hätte. d. zB R. Elifezer (um 90) SDt 34,5 § 357 (149b) = So a 13b; R. Eifazar aus Modifim (f um 135) SNu31,5 § 157 (59b); R.Melr(um 150) DtR 11 (207a dasselbe anonym Tanch r » i n r a r 31b); R. Schimon b. Jochai (um 150) SDt 31,14 § 304 u. 305 (129»); R. J huda b. Ehai (um 150) SNu 12,15 § 106 (28b); R. Jose b. J huda (um 180) TSota 11, 10 (315); R. Jonathan b. ElSazar (um 220) B rakh 18b; R. Jochanan (f 279) Sota 1 3 b R. Chama b. Chanina (um 260) Sota 14»; R. Eifazar b. P dath (um 270) MQ 28» = BB 17», s. die Stelle in Anm.f; R. Jicchaq (um 300) Tanch nsian rati 31b = DtR 11 (207»); R. Levi (um 300) DtR 9 (206»); s. die Stelle in Anm. e; R. Abin (I. um 325; II. um 370) P siq 198b; dasselbe anonym Tanch ns->an TKTI 31». Endlich s. auch Sota 1, 9: Wer ist uns größer als Mose, mit dem sich nur Gott (bei seinem Tode) befaßte? s. Dt 34,6: Er begrub ihn im Tal. e. DtR 9 ( 2 0 5 ) : Mose sprach: Herr der Welt, nach all den vielen Ehren, die meine Augen gesehen haben, soll ich sterben? Gott antwortete: Mose, wer ist der Mann, der da lebt u. den Tod nicht sieht? (vgl. Ps 89, 49). Was heißt das: Wer ist der Mann usw.? R. Tanchuma (um 380) hat gesagt: Wer ist ein Mann wie Abraham, der in den Feuerofen (Nimrods) hinabstieg u. gerettet wurde? Und hinterher heißt es Gn 25, 8: Abraham verschied u. starb. Wer ist ein Mann wie Isaak, der seinen Hals auf dem Altar hinstreckte? Und hinterher heißt es Gn 27, 2: Ich bin alt geworden u. weiß den Tag meines Todes nicht. Wer ist ein Mann wie Jakob, der mit dem Engel rang? Und hinterher heißt es Gn 47, 29: Es nahten die Tage Israels zu sterben. W e r ist ein Mann wie Mose, der mit seinem Schöpfer von Angesicht zu Angesicht redete? Und hinterher heißt es Dt 31,14: Siehe, genaht sind die Tage, da du sterben m u ß t . . . . R. Levi (um 300) hat gesagt: Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem schwangeren Weibe, die ins Gefängnis geworfen war; dort gebar sie einen Sohn u. zog das Kind auf. Als der König an dem Gef. vorüberging, fing jenes Kind an zu rufen: Mein Herr König, warum muß ich im Gef. liegen? Der König antwortete ihm: Wegen der Sünde deiner Mutter befindest du dich hier. So sprach Mose: Herr der Welt, 36 Verbote mit der Ausrottungsstrafe gibt es; wenn ein Mensch eins von ihnen übertritt, ist er des Todes schuldig. Habe ich vielleicht eins derselben übertreten? Warum verhängst du über mich den Tod? Gott* antwortete: Wegen der Sünde des ersten Menschen mußt du sterben, der den Tod über die Welt gebracht hat. — In der Bar BB 17»; Schab 55 b, die vier Menschen nennt, die infolge des Rates der Schlange, d. h. infolge der durch die Schlange veranlaßten Sünde Adams starben, fehlt Moses Name. Der Gedanke an Stellen wie Nu 20,12; 27,13f.; Dt 32, 50f. ließ es wohl nicht zu, Mose von eigener Sünde freizusprechen. Vgl. Schab 55b Bar: R. Schim'on b. EKazar (um 190) bat gesagt: Auch Mose und Ahron sind infolge von Sünde gestorben, 8. Nu 20,12. — Die letzte Bar auch in SNu 27,14 § 137 (51b). t
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755
Matth 17,3 (Nr. 1)
/ . B B 1 7 » Bar: Über sechs hat der Todesengel keine Gewalt gehabt (d.h. ihre Seele wurde von Gott selbst hinweggenommen); diese sind: Abraham, Isaak, Jakob, Mose, Ahron u. Mirjam. Abraham, Isaak u. Jakob, weil es von ihnen heißt: Mit „allem" hatte Jahve Abraham gesegnet Gn 24,1, von „allem* aß ich (Isaak) Gn 27, 33, „alles* habe ich (Jakob) ja Gn 33,11. („Alles" Gute besaßen sie, also auch die Freiheit vom Todesengel.) Mose, Abron u. Mirjam, weil es von ihnen heißt Nu 33, 38 u. Dt 34, 5: n i r v » B bv ( = auf Jahves Geheiß, vom Midr gedeutet = am Munde, d. h. durch einen Kuß Jahves). Aber bei der Mirjam steht doch nicht geschrieben ' « -c bv! R. Etfazar (um 270) hat gesagt: Auch Mirjam starb durch einen Kuß np*waa; das folgt aus der Analogie des Wortes „dort* bei Mirjam Nu 20,1 u. bei Mose Dt 34, 5. (Die Gleichheit eines Wortes in verschiedenen Stellen gestattet die ganze Situation der einen Stelle in die andere einzutragen, so in diesem Fall das 'n -c bs; vgl. Einl. S. 97, Nr. 2.) Aber warum ist denn bei der Mirjam nicht gesagt worden „am Munde Jahves*? Weil es un geziemend gewesen wäre, das zu sagen (da es sich um eine Frau handelt). — R. Ettazars Ausspruch noch MG; 2 8 » ; die Deutung des -p by „Kuß* auch Targ Jerusch I Dt 34, 5. g. BB 17» Bar: Über sieben hat Wurm u. Verwesung keine Gewalt gehabt; diese sind: Abraham, Isaak u. Jakob, Mose, Ahron u. Mirjam u. Benjamin, der Sohn Jakobs. Abr., Is. u. Jakob, da es von ihnen heißt: Mit allem, von allem, alles, s. das vor. Zitat; Mose, Abron, u. Mirjam, weil es von ihnen heißt: Am Munde Jahves, s. das vor. Zitat. Von Benjamin, dem Sohne Jakobs, heißt es Dt 33,12: Der Liebling Jahves wohnt sicher bei ihm (auch im Grabe sicher vor Verwesung). Einige fügen noch David hinzu, s. Ps 16,9: Auch mein Fleisch wird sicher wohnen. || P«siqR 21 (102»): R. Schim.on b. Jochai (um 150) hat gesagt: Wenn aus dem Grabe Moses ein kleines Loch sich öffnete, so würde die ganze Welt vor seinem (des Loches) Licht ( = Glanz) nicht be stehen können. Wenn so das Loch, wie erst das (ganze) Grab! Und wenn so das Grab, wie erst Mose! (Die Meinung ist, daß Moses Leiche der Strahlenglanz verblieben ist, s. Friedmann z. St.) || SDt 34,7 § 357 (150»): „Es war nicht gewichen nr:;" Dt 34,7. R. Eli'ezer b. Jaiaqob (um 150) hat gesagt: Lies nicht rtinb , sondern nn;, „die Feuchtig keit ( = Saft, Frische) war nicht gewichen". Wenn man jetzt das Fleisch (den Körper) Moses berühren könnte, so würde seine Frische dahin u. dahin (nach allen Seiten) hervortreten. h. Es sei verwiesen auf DtR 9 (205 ); 11 (207»—208* Ende; s. oben S. 146f.); Tanch -\ir,rxt 3*»—5»>; n:nan r « n 31»—32*; TanchB •jjnrxi § 6 (5»>—7»»; Targ Jerusch I zu Dt 34,5 ff.; Midr vom Ableben Moses bei Jellinek, Beth ha-Midr 1,115—129; 6,71—78. i. Midr KL Einl. Nr. 24 (38»): (R. Schemuöl b. Nachman, um 260, hat gesagt: Als das Heiligtum zerstört war), hob Mose an u. sprach: Herr der Welt, bin ich nicht ein treuer Hirt gewesen über Israel 40 Jahre lang u. vor ihnen hergelaufen wie ein Roß durch die Steppe (vgl. Jes 63,lß)9 Und als die Zeit herannahte, daß sie in das Land (Kanaan) einziehen sollten, hast du über mich beschlossen, daß in der Wüste meine Gebeine fallen sollten — u. jetzt, wo sie in die Verbannung gezogen, hast du mich holen lassen, über sie zu klagen u. zu weinen — gerade so, wie die Leute im Sprichwort sagen: Aus dem Glück meines Herrn kommt kein Glück mir, aber aus seinem Unglück erwächst auch mir Unglück. In jener Stunde sprach Mose zu Jeremia: Geh vor mir her, denn ich will gehn u. sie geleiten u. sehen, wer seine Hand auf sie gelegt hat. Jeremia erwiderte: Unmöglich ist es des Weges zu ziehen vor Erschlagenen! Trotz alledem, entgegnete Mose. Sofort gingen sie bis an die Ströme Babels. Als die Exulanten Moses ansichtig wurden, sprachen sie untereinander: Der Sohn 'Amrams ist aus seinem Grabe gekommen, um uns aus der Hand unsrer Dränger zu erlösen. Da ging eine Himmelsstimme aus, welche rief: Unabänderlicher Beschluß ist es vor mir! Alsbald sprach Mose zu ihnen: Meine Kinder, euch zurückzuführen ist nicht mögl
c
1
Welche Erklärung des nnV mit dieser Bemerkung abgelehnt wird, ist nicht recht ersichtlich. Vielleicht hat man an die Deutung „seine Kinnbacke, seine Wange* (von "rtb) zu denken, wie Targ Jerusch I übersetzt: Es fielen nicht aus die Zähne seiner Kinnbacke r-rt'b.. Vgl. auch LXX Dt 34, 7. 48*
Matth 17,3 (Nr. 2)
756
lieh, denn schon ist der Beschluß beschlossen; aber möge euch Gott zurückfuhren in Bftlde! Und damit verließ er s i e . . . . || Wie R. Schemuöl b. Nachman hier den Mose aus seinem Grabe an den Wassern Babylons erscheinen läßt, ebenso dichtet er im Anfang dieser Legende, daß auch Abraham in das zerstörte Heiligtum eingetreten sei um vor Gott zu klagen. Man erkennt daraus, daß das Erscheinen Verstorbener aus ihren Gräbern dem jüdischen Denken keine besonderen Schwierigkeiten bereitet hat. 2. Neben Elias oder in Verbindung mit dem Messias wird Mose in der älteren jüdischen Literatur nicht erwähnt. Mt 17,3.steht in dieser Hinsicht
beispiellos da.
Als Vorläufer oder Mitarbeiter
des Messias
werden in den Pseudepigraphen genannt: Henoch, Elias, Esra, Baruch u. der Hohepriester der messian. Z e i t ; » in der rabbin. Literatur außer Elias besonders der Messias ben Joseph oder ben Ephraim, vereinzelt auch der Kohen £edeq (der Hohepriester der Messiaszeit) u. ein Messias ben Manasse. b
Moses Name begegnet hier nirgends.
Erst der spät e
(um 900?) entstandene Midrasch zum 5. Buch Mose D barim Rabba (s. Einl. 206 f.) hat Mose einmal mit Elias in Verbindung gebracht u. ihn so unter die Vorläufer des Messias eingereiht, c Dieser eine, noch 1
dazu a n o n y m überlieferte Ausspruch ist natürlich nicht geeignet, uns über die Anschauungen der früheren Zeit zu belehren. Allerdings hat auch diese dem Mose eine ganz bestimmte Aufgabe für die Endzeit zugewiesen; aber sein Verhältnis zum Messias wird dabei nirgends berührt: wie nämlich Mose bei den in der Wüste Gefallenen begraben worden ist, um deren Sünde zu sühnen, d so soll er dereinst bei der Auferstehung
der Toten das Wüstengeschlecht durch sein Verdienst
wiederbringen u. an ihrer Spitze seinen Lohn empfangen, e — Zu Orac. Sibyll. 5,256—259, wo möglichenfalls Mose vom Himmel her als Messias erwartet wird, s. bei Mt 1,1 S. 12 f. a. Henoch 89, 52: Eins von ihnen (nämlich Elias) rettete sich u. wurde nicht getötet, entsprang u. schrie über die Schafe ( = Israeliten), u. sie wollten es töten, aber der Herr der Schafe ( = Gott) rettete es aus der Gewalt der Schafe, brachte es zu mir (Henoch) herauf (in den Himmel) u. ließ es (da) wohnen. | 90, 31: Darauf nahmen mich (Henoch) jene drei weiß Gekleideten ( = Engel), die mich zuvor hinaufgebracht hatten, bei der Hand, u. indem die Hand jenes Böckchens ( = Elias) mich ergriff, brachten sie mich hinauf (nach dem neuen Jerusalem) u. setzten mich (samt Elias) inmitten jener Schafe nieder, bevor das Gericht begann. || 4 Esra 1 4 , 9 : Du (Esra) sollst aus den Menschen entrückt werden u. wirst fürderhin bei meinem Sohn (dem Messias) u. bei deinen Genossen (im Himmel oder im Paradies) verweilen, bis die Zeiten um sind (die messian. Zeit anbricht). | 14, 49: Damals ist Esra entrückt u. an die Stätte seiner Genossen aufgenommen worden. || Apok Bar 13,3: Du (Baruch) sollst bestimmt aufbewahrt werden bis zum Ende der Zeiten, damit du dann da seiest, um Zeugnis abzulegen. | 76, 2 : Du (Baruch) wirst allerdings von dieser Erde fortgehen, aber nicht zum Tode, sondern aufbewahrt'zu werden für das Ende der Zeiten. || 4 Esra 6, 26: Da (vor Beginn der Heilszeit) erscheinen die Männer, die einst emporgerafft sind, die den Tod nicht geschmeckt haben seit ihrer Geburt (wie Henoch, Elias, Baruch, Esra). | 7, 28: Denn mein Sohn, der Christus, wird sich offenbaren samt allen bei ihm (wie zB Henoch, 1
Volz, Jüd. Eschatologie, S. 191, verleitet durch ein voranstehendes Wort des Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80), hat ohne Grund auch unsern Ausspruch diesem Autor beigelegt.
Matth 1 7 , 3 (Nr. 2 )
757
Elias usw.) u. w i r d den Übriggebliebenen Freude geben, 4 0 0 Jahre lang. || Test Levi 1 8 : Dann wird der Herr dem Friestertum einen neuen Priester (den Hohenpriester der messian. Heilszeit) erwecken, welchem alle Worte des Herrn werden enthüllt werden. Und er selbst wird ein Gericht der Wahrheit halten auf der Erde in einer Menge von Tagen . . . wie ein König. . . . Dieser w i r d leuchten wie die Sonne auf der Erde u. jedes -Dunkel von der Erde wegnehmen, u. es wird Friede auf der ganzen Erde s e i n . . . . Die Himmel werden sich öffnen u. aus dem Tempel der Herrlichkeit wird über ihn Heiligkeit kommen mit väterlicher S t i m m e . . . . Und die Herrlichkeit des Höchsten w i r d über ihn gesprochen werden, u. der Geist des Verstandes u. der Heiligung wird auf ihm r u h e n . . . . Er w i r d keinen Nachfolger haben bis in die fernsten Geschlechter bis in Ewigkeit. Und zur Zeit seines Priestertums w i r d jede Sünde vergehen, u. die Gottlosen werden aufhören Böses zu t u n . . . . Und er selbst wird die Türen des Para dieses öffnen u. er wird wegstellen das gegen Adam drohende Schwert u. wird den Heiligen zu essen geben von dem Holz des Lebens, u. der Geist der Heiligkeit wird auf ihnen sein. Und Beliar wird von ihm gebunden werden, u. er wird seinen Kindern Gewalt geben, auf die bösen Geister zu t r e t e n . . . . b. Die Belege s. im Exkurs: „Elias" II, 2 , k. C. D t R 3 ( 2 0 1 ) : Gott sprach: Mose, bei deinem Leben, wie du dein Leben für Israel in dieser Welt dahingegeben hast, so sollt ihr in der Zukunft, wenn ich ihnen den Propheten Elias kommen lasse, beide zusammen kommen. Woher läßt sich das beweisen? Es steht geschrieben Nah 1 , 3 f . : Jahve ist langsam von Zorn, aber groß an Kraft, u. ungestraft läßt er Bicher nicht ausgehn. Jahve im Schilf (der Midr deutet ncno Sturm = spo Schilf; u. im Wetter ist sein W e g usw. Im „Schilf", das bezieht sich auf Mose, s. Ex 2 , 3 : Sie setzte ihn ins Schilf; u. im „Wetter", das geht auf Elias, 3 . 2 Kg 2 , 1 1 f. In jener Stunde aber (bei seiner dereinstigen Wiederkehr) wird er kommen u. euch trösten, 8. Mal 3 , 2 3 f. d. Sota 1 4 » : R. Chama b. Chanina (um 2 6 0 ) hat gesagt: Warum ist Mose bei Beth-P f or begraben worden? (s. Dt 3 4 , 6 ) . Damit er für die Tat mit dem P°?or (Nu 2 5 ) Sühnung schaffe. e. Tanch •pHPKi 5 : Warum ist Mose im Auslande begraben worden? Damit die im Auslande Gestorbenen durch sein Verdienst W i e d e r a u f l e b e n (auferstehn). || P siqR Zusatz 3 ( 1 9 9 ) : Warum ist Mdse in der Wüste gestorben? Damit das Geschlecht der Wüste durch sein Verdienst wiederkehre u. auferstehe. — Parallelstelle: P siq 1 5 9 * . j| DtR 2 ( 1 9 7 ) : Gott sprach zu Mose: Wenn du hier bei ihnen (den in der Wüste Ge storbenen, lies i^stt statt T^XK) begraben wirst, so werden diese durch dein Verdienst mit dir kommen (bei der Auferstehung). R. Levi (um 3 0 0 ) hat gesagt: Womit l ä ß t sich das vergleichen? Mit einem, dessen Geld an einem finstern Ort verstreut worden war. Er sagte: Wenn ich sage: Leuchtet mir, daß ich meine (kleinen) Geldmünzen sammle, dann kümmert sich kein Mensch um mich. Was tat er? Er nahm ein Goldstück u. w a r f es dazwischen; dann fing er an zu schreien und sprach: Leuchtet mir! ich hatte Ein Goldstück, das ist mir hier weggefallen! Da leuchtete man ihm. Was tat er, nachdem er das Goldstück an sich genommen hatte? Er sprach zu ihnen: Bei eurem Leben! wartet auf mich, daß ich die Geldmünzen aufsammle, und er sammelte sie auf. So wurden durch das Verdienst des Goldstücks die Geldmünzen aufgesammelt. Ebenso hat Gott zu Mose gesagt: Wenn du bei ihnen in der Wüste begraben wirst, so werden sie durch dein Verdienst kommon u. du wirst an ihrer Spitze kommen, s. Dt 3 3 , 2 1 : Er kommt an der Spitze des Volkes (so der Midr). — In ExR 2 ( 6 8 ) sagt R. Levi: Gott sprach zu Mose: Dies Zeichen sei dir: in der Wüste ließest du sie u. aus der Wüste wirst du sie in der Zukunft herausbringen, s. Hos 2 , 1 6 : Deswegen siehe, w i l l ich sie locken u. in die Wüste schaffen. II Tanch r p n 2 2 7 " : „Deshalb sollt i h r diese Versammlung nicht in das Land bringen" Nu 2 0 , 1 2 . Gott sprach zu Mose: Mose, wie willst du denn in das Land kommen? Gleich einem Hirten, der auszog» um die Herde des Königs zu weiden, u. die Herde wurde gefangen fortgeführt. Da wollte der Hirt d e n Palast des Königs betreten. Der König sprach zu ihm: Man wird sagen, daß du die Herde der Gefangennahme überlassen hast (u. davongelaufen bist). Ebenso sagte c
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Matth 1 7 , 8 (Nr. 2). 17,15.17
758
Gott zu Mose: Mose, wäre das ein Ruhm für dich, das du 60 Myriaden ausgeführt u. in der Wüste begraben hast u. ein andres Geschlecht (in das Land Kanaan) einführst? Jetzt wird man sagen: Die in der Wüste Gestorbenen haben keinen Teil an der zu künftigen Welt! Vielmehr bleibe an ihrer Seite und dann komme in Gemeinschaft mit ihnen, s. Dt 33,21: Er kommt an der Spitze des Volkes (so der Midr). — ParallelenTanchB rpn § 32 ( 6 1 ) ; NuR 19 (186 ). Ii Tanch «-»p-i 133b Gott sprach zu Mose: In dieser Welt habe ich dich zum Haupt über ganz Israel gemacht, u. in der zukünftigen Welt, wenn die Gerechten kommen werden, ihren Lohn in Empfang zu nehmen, sollst du an der Spitze von ihnen allen kommen, s. Dt 33, 21: Er kommt an der Spitze des Volkes. — Dasselbe TanchB « T S - , § 6 ( 3 ) . 'nXeiag. — Über Elias im gegenwärtigen Äon u. über seine Aufgabe bei Anbruch der messian. Zeit s. den Exkurs: Elias I u. II. b
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1 7 , 5 : Eine S t i m m e aus der W o l k e . — Dazu vgl. bei Mt 3,17. 17,12: So s t e h t a u c h d e m M e n s c h e n s o h n b e v o r v o n i h n e n zu l e i d e n . Über den leidenden Messias der Synagoge s. bei Lk 24,26.
17,15: Er ist m o n d s ü c h t i g . Die Krankheit wird Vers 18 auf einen bösen Geist, 6at u6nov = mn rm, zurückgeführt; sie äußert sich, wie aus den Worten: „Oft fällt er ins Feuer u. oft ins Wasser" Vers 1 5 zu entnehmen ist, in epileptischen Anfällen; das ceXyrtatetcu endlich bezeugt den Einfluß des Mondes auf die Krankheit. Ungewiß bleibt, ob der Mond als natür licher Krankheitserreger in Betracht kommt, oder ob die Periode des Mondscheins als die Zeit gedacht ist, in der der böse Geist seine Wirk samkeit ausübt. In letzterer Hinsicht wäre zu verweisen auf Targ Ps 121,6: Bei Tage, wenn die Sonne herrscht, sollen dich die Morgen dämonen nicht schlagen, noch die Nachtgespenster, wenn der Mond in der Nacht herrscht. || P s I I I " : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Was bedeutet Ps 2 3 , 4 : „Auch wenn ich wandle im Tale der Schatten (so der Midr), so fürchte ich kein Unheil; denn du bist bei mir"? Das bezieht sich auf den, der im Schatten einer alleinstehenden Palme u. (über haupt) im Mondscheinschatten schläft. (Im Mondscheinschatten hausen gern die Dämonen, s. Raschbam. Daß diese Meinung alt ist, beweist die auf R. Jicchaqs Ausspruch folgende, fast wörtlich gleichlautende Bar.) Die Epilepsie sieht der Talmud meist als Strafe für eine gegen den Anstand verstoßende Ausübung des Beischlafes an. So Bar P°s 1 1 2 ; K th 60 . — Auf dämonische Einflüsse wird die Epilepsie zurückgeführt in der Bar Git 7 0 : Wer vom Abort kommt, soll sein Bett nicht be dienen (den Beischlaf nicht vollziehen), bis er so lange Zeit gewartet hat, wie nötig ist, um ein halbes Mil (1 Mil = 2000 Ellen) zu gehen, weil der Dämon des Aberts ihn begleitet, u. wenn er den Beischlaf gleich vollzieht, werden ihm epileptische Kinder •pB?: D-O-. || über die Dämonen als Erreger von Krankheiten s. den Exk.: Dämonologie Nr. 6, e . t
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a
17,15: Oft f ä l l t er ins F e u e r u. o f t ins W a s s e r . — Hierzu s. bei Mk9,18.
17,17: O u n g l ä u b i g e s u. v e r k e h r t e s G e s c h l e c h t . o) ytrsd . . . 6i€üTQaf.uibvr
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So LXX für Vn>r? . . . -r- Dt 32, 5.
Matth 17,17.20.21
759
SDt §308 (133»>): Mose sprach zu den Israeliten: Verkehrt seid ihr, verdreht S ^ W S P B seid ihr, ihr geht (gehört) nur ins Feuer. Gleich einem, der einen krummgebogenen Stock in seiner Hand hat, den er einem Handwerker übergibt, um ihn geradezurichten. Er sucht ihn im Feuer geradezurichten; wenn er nicht gerade wird, so sucht er ihn durch eine Walze geradezumachen; wenn er (dann noch) nicht gerade wird, klopft er ihn mit einem Beil u. legt ihn ins Feuer. Ebenso heißt es Ez 21,36: Ich will dich in die Hand von Brandmenschen legen, von Schmieden des Verderbens. — Eine andre Erklärung: Ein verkehrtes u. ver drehtes Geschlecht. Mose sprach zu den Israeliten: Mit dem Maße, mit welchem ihr messet, messe ich euch. Ebenso heißt es 2 Sm 22,27: Gegen den sich rein Bewahrenden hältst du dich rein u. gegen den Verdrehten lassest du dich verkehrt finden. 17,20: W i e ein S e n f k o r n . Hierzu s. bei M t l 3 , 3 2 .
17,20: Ihr w e r d e t zu d i e s e m B e r g e s p r e c h e n : Versetze dich von hier dorthin! „Berge entwurzeln" oder „ausreißen" ist eine sprichwörtliche Wendung, die soviel bedeutet wie: „unmöglich Scheinendes möglich machen". Sanh 24*: ?Ulla (um 280) hat gesagt: Wenn man den Resch Laqisch (um 250) im Lehrhaus sah, so erschien er wie einer, der Berge entwurzelte u. sie aneinander zerrieb r.iz nr ' j m s i o^in ipi* (d. h. er verstand alle halakhischen Schwierigkeiten durch seinen Scharfsinn zu be seitigen). Rabina (I. ?, f um 420, II. ?, f 499) hat gesagt: Erschien denn nicht R.Meir (um 150), wenn man ihn im Lehrhaus sah, wie einer, der Berge von Bergen (die aller größten Berge) entwurzelte u. sie aneinander zerrieb? — Mit „Bergentwurzeier" o'->n ->piy bezeichnete man also einen Gelehrten, der scharfsinnig zu disputieren ver stand, während man denjenigen, der diese Gabe nicht besaß, aber über eine umfassende Kenntnis des gesamten halakhischen Traditionsstoffes verfügte, „Sinai" nannte. Der letzteren Bezeichnung lag die Anschauung zugrunde, daß das ganze halakhische Material bereits Mose auf dem Sinai offenbart worden sei. Horaj 1 4 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Rabban Schim?on b. Gamliöl (um 140) u. die Rabbinen waren darüber ver schiedener Meinung. Der eine sagte: Ein „Sinai* ist vorzüglicher, u. die andren sagten: Ein „Bergentwurzeier* ist vorzüglicher. Rab Joseph (f 333) war ein „Sinai", Rabbah (t 330) war ein „Bergentwurzeier". Man ließ (aus Babylonien, als die Wahl zum Schulhaupt von Pumb ditha zwischen Rab Joseph u. Rabbah schwankte) dort (in Palästina) anfragen: „Wer von ihnen verdient den Vorzug?" Man antwortete ihnen: der „Sinai" ist vorzüglicher; denn ein Autor hat gesagt: Alle haben den Weizen besitzer nötig (die Kenntnis der Halakhoth ist das erste Notwendige). Gleichwohl nahm Rab Joseph die Wahl nicht an usw. — Parallelstelle: B rakh64». II Von der weitlichen Obrigkeit sagt Sch muöl (f 254) BB 3b; Wenn die Obrigkeit sagt: „Ich reiße Berge aus", so reißt sie sie aus u. wird nicht andrer Meinung (d. h. sie nimmt ihre Entscheidungen nicht zurück, auch nicht unter den schwierigsten Verhältnissen, also lehne dich nicht gegen sie auf). II Im eigentlichen Sinn wird die Wendung ge braucht Sota 9*: Es heißt Ri 13, 25: „Der Geist Jahves fing an, ihn (Simson) zu drängen im Lager Dans, zwischen Corsa u. Eschtaol." R. Asi (um 300) hat gesagt: Corfa u. Eschtaol waren zwei große Berge, u. Simson entwurzelte sie und zerrieb sie aneinander. || LvR 8 (110 ): Was heißt „zwischen Cor^a u. Eschtaol" Ri 13,25 ? R. Sch mu«l b. Nachman (um 260) hat gesagt: Das lehrt, daß er zwei Berge nahm u. sie aneinander schlug, wie wenn ein Mensch zwei Steine (Erdschollen) nimmt u. sie aneinander schlägt. a
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R. Elisezer, um 90, befahl einmal einem Johannisbrotbaum, sich mit seinen Wurzeln aus dem Erdreich loszureißen. Das Wunder sollte als Gottesentscheidung die Richtigkeit einer von ihm vorgetragenen Meinung beweisen, s. die Stelle im Exkurs: „Der Synagogen bann" B, 6 A n m . « ; ein Teil davon (BM59b) auch bei Mt3,17 S.127 Anm.er.
17, 21: D i e s e A r t f ä h r t n i c h t aus a u ß e r d u r c h G e b e t u. F a s t e n . ixnoQsvetai
=
sq? oder pe?.
Matth 17,21.23.24 (Nr. 1)
760 e
M fila 511> ( = fol 17b in andren Ausgaben): R. Schimfon b. Jochai (um 150) sprach: Ben T lamjon (Name eines Dämons), fahre aus ss, Ben T lamjon! Als er ihn anrief, kam er heraus pr: u. hob sich davon. — Die ganze Stelle s. im Exkurs: „ Altjüd. Dämonologie* Nr. 7, h. — Josephus Ant 8 , 2 , 5 gebraucht das Verbum 4£i6t>ai, s. die Stelle ebenda. e
e
ev nQoaevxfi' Als besonders wirksam gegen die bösen Geister galt e
das Rezitieren des Sch ma*, des 3. u. des 91. Psalms; letzterer wurde deshalb geradezu „das Lied gegen die Plagegeister (Dämonen)" genannt. — Belege s. im Exkurs über Dämonologie Nr. 7, c. xai vrjGTeia. — Das Fasten als Abwehrmittel gegen böse Geister. Tafan 22b Bar: Wenn Nichtisraeliten oder ein Strom (durch Ausuferung) eine Stadt eingeschlossen haben, wenn ein Schiff auf dem Meer treibt, wenn ein einzelner von Nichtisraeliten oder Räubern oder einem bösen Geist (der in ihn gefahren ist Raschi) verfolgt wird (so wird deshalb Lärm geblasen). Wegen aller dieser Vorfälle darf sich der einzelne durch Fasten kasteien. R. Jose (um 150) sagte: Der einzelne darf sich nicht durch Fasten kasteien, er möchte dadurch der Menschen (u. ihrer Unterstätzung) benötigt werden u. die Menschen möchten sich seiner nicht erbarmen. Das Fasten als wirksame Unterstützung des Gebetes. pB rakh 4,8», 1: „Jahve wird dich erhören am Tage der Bedrängnis" Ps 20,1. Von hier aus hat man gesagt: Wer betet, ohne erhört zu werden, der soll fasten. — Der Midr deutet „Tag der Bedrängnis" = „Tag des Fastens". — Dasselbe pTafan 2, 6 5 , 4. e
c
1 7 , 2 3 : A m d r i t t e n T a g e w i r d er a u f e r s t e h e n . rfj rgiriß pfleget, s. bei Mt 12,40 u. 16,21. Vgl. noch: GnR 56 Anfang: Am 3. Tage, da erhob Abraham seine Augen Gn 22,4. Es steht geschrieben Hos 6,2: Er wird uns lebendig machen in zwei Tagen; am 3. Tage wird er uns auferwecken, daß wir vor ihm leben. — Vom 3. Tage der Stämme steht geschrieben Gn42,18: Joseph sagte am 3. Tage zu ihnen. — Vom 3. Tage der Kundschafter Jos 2,16: Haltet euch dort drei Tage verborgen. — Vom 3. Tage der Gesetzgebung Ex 19,16: Und am 3. Tage waren Donner und Blitze. — Vom 3. Tage Jonas Jona 2 , 1 : Es war Jona in den Eingeweiden des Fisches drei Tage u. drei Nächte. — Vom 3. Tage der aus dem Exil Heraufziehenden Esra 8,15: Wir lagerten daselbst drei Tage. — Vom 3. Tage der Wiederbelebung der Toten Hos 6,2 (s. oben). — Vom 3. Tage der Esther Esth 5 , 1 : Am 3. Tage legte Esther das Königtum an (so der Midr), das Königtum des Hauses ihres Vaters. In welchem Verdienst (ist der 3. Tag ein Rettungstag)? Die Rabbinen sagten: Im Verdienst des 3. Tages der Gesetzgebung, s. oben Ex 19,16. R. Levi (um 300) sagte: Im Verdienst des 3. Tages unsres Vaters Abraham, s. oben Gn 22,4. 17,24: D i e , w e l c h e die D o p p e l d r a c h m e einnahmen. Nach E x 30,11 ff. war eine Musterungssteuer
in Höhe eines halben
Scheqels von jedem zwanzigjährigen Israeliten zu entrichten;-der Ertrag der Steuer diente zur Bestreitung der Kultusbedürfnisse.
Nach dem
Vorbild dieser Abgabe wurde in den Tagen des Nehemia eine Kopfsteuer in Höhe eines Drittel-Scheqels eingeführt, die gleichfalls Kultuszwecken dienen sollte, s. Neh 10,33 f. Identisch mit dieser Kopfsteuer ist die zur Zeit Jesu wiederum einen halben Scheqel betragende Tempelsteuer, die jeder zwanzigjährige Jude zu zahlen hatte. 1. H ö h e d e r S t e u e r .
Die Mischna nennt die Tempelsteuer ijs-ig,
Plural D^EP, faßt aber das Wort nicht im Sinn von „Scheqelmünze" ( = 1 Sela? = 4 Drachmen oder 4 Denare), sondern im Sinn von „Scheqel-
Matth 17,24 (Nr. 1.2)
761 l
abgäbe"; dabei setzt sie die Höhe der Abgabe, die h Münzscheqel oder V« Sela* ( = 2 Drachmen, diSgaxpov, oder = 2 Denare, etwa = 1,30 J€) betrug, als bekannt voraus. e
e
Bemerkenswert ist die Tradition S c h q 2 , 4 : R. J huda (um 150) sagte: Auch die Scheqelabgabe o-^p» hatte keine festbestimmte Höhe. Als die Israeliten aus dem Exil heraufgezogen waren (Zeit der Perserherrschaft), zahlten sie (o^pi©) in Dareiken (einer persischen Münze); dann in S la
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1
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2. D e r E r h e b u n g s t e r m i n . Scheq 1 1 . 3: Am 1. des Monats Adar (des letzten Monats des gottesdienstl. Jahres, das mit dem Nisan begann) erläßt man die öffentliche Bekanntmachung be treffs der Scheqelabgabe s*fep»n Vj». — Am 15. Adar stellten die Geldwechsler ihre Tische im Lande auf, am 25. im Heiligtum. Sobald sie sie im Heiligtum aufstellten, begann man zu pfänden (d. h. die Säumigen zwangsweise zur Zahlung anzuhalten, näm lich im Lande, vgl. Nr. 4, a). || TSch*q 1,6 (174): Sobald die Geldwechsler im Heiligtum sich niederließen, begann man zu pfänden. Die Israeliten wurden aber wegen ihrer Scheqelabgaben p-Vps gepfändet, damit die Opfer für die Gesamtheit von den Scheqelabgaben im Heiligtum dargebracht würden. Womit läßt sich das vergleichen? Mit }
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Die Sünde mit dem goldenen Kalb begann mittags 12 Uhr, s. Schab 89* bei Mt 4,1 S. 140y. || Parallelen: GnR 18 (12<); ExR41 (98*); Tanch K S P -s 115b; TanchB S » P -a § 13 (56 b). * Die Tempelsteuer wurde nach der alten (heiligen) Währung entrichtet. Die Geld wechsler gaben gegen eine geringe Vergütung dergleichen Münzstücke ab, s. Nr. 4. Die Ausdrücke r.^-^z u. tbnp^s werden von den Kommentaren verschieden ge deutet: « , = in Jerusalem u. im Heiligtum, ß, = im Lande u. in Jerusalem, y, wie oben. 8
Matth 17,24 (Nr. 2.3)
762
einem, der eine Wunde an seinem Fuß hatte u. den der Arzt am Fuß verband u. schnitt um ihn zu heilen (so Wiener Handschrift). So hat auch Gott gesagt: Die Israeliten sollen wegen ihrer Scheqelabgabe gepfändet werden, damit die Opfer für die Gesamt heit von ihnen dargebracht werden können, weil die Opfer für die Gesamtheit Ver söhnung u. Sühne schaffen zwischen Israel u. ihrem Vater im Himmel. Und ebenso finden wir es bei der Scheqelhebe, die die Israeliten in der Wüste entrichteten, s. Ex 30,16: Nimm das Versöhnungsgeld von den Kindern Israel u. gib es für den Dienst am Offenbarungszelt, damit es den Kindern Israel zum Gedenken bei Jahve diene, um für eure Seelen Deckung zu bewirken. || pSch q 1,45 , 2 3 : Warum am Ersten im Adar? Damit die Israeliten ihre Scheqelabgaben in der dafür festgesetzten Zeit entrichten, u. damit die Hebe der Schatzkammer aus der neuen Scheqelabgabe zu ihrer bestimmten Zeit am Ersten im Nisan erhoben werden kann. R. Schemuöl b. Jicchaq (um 800) hat gesagt: Die Hebe der Schatzkammer soll sein wie zu Anfang; denn es heißt Ex 40,17: „Im 1. Monat im 2. Jahr am 1. des Monats (d. h. am 1. Nisan) wurde die Wohnung aufgerichtet", u. in einer Bar ist gelehrt worden: An dem Tage, da die Wohnung auf gerichtet ward, an demselben Tage wurde die Hebe entrichtet. . . . e
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3. D i e zur T e m p e l s t e u e r v e r p f l i c h t e t e n P e r s o n e n . Ver pflichtet zur Sch.abgabe war jeder zwanzigjährige männliche Israelit, gleichviel ob er in Palästina oder im Ausland wohnte. Nur die Priester erhoben den Anspruch, von dieser Steuer frei zu sein; ein Anspruch, der von den Schriftgelehrten allerdings bestritten wurde. Frei von der T., aber zur Zahlung berechtigt waren Frauen. Sklaven u. Minorenne (unter 20 Jahren). Wenn ein Vater angefangen hatte, für seinen noch unmündigen Sohn zu zahlen, war er fortan dauernd dazu verpflichtet. e
Sch q 1,3—5: Wen pfändete man? Leviten, Israeliten, Proselyten u. freigelassene Sklaven; aber nicht Frauen, Sklaven u. Minorenne (s'-up). Ein Minorenner, dessen Vater angefangen hatte, für ihn die Scheqelabgabe zu entrichten, darf es hinterher nicht mehr unterlassen. Ferner pfändet man die Priester nicht um des lieben Friedens willen. (Die der Pfändung Unterworfenen sind die rechtlich Verpflichteten.) — R. J huda (um 150) hat gesagt: Ben Bukhri hat in Jabne (Sitz des Synedriums nach der Zer störung Jerusalems) bezeugt, daß ein Priester, der die Scheqelabgabe entrichtet, damit keine Sünde begeht. Rabban Jochanan b. Zakkai (t um 80) antwortete ihm: Nicht also; sondern ein Priester, der die Scheqelabgabe nicht entrichtet, begeht eine Sünde. Nnr daß die Priester diese Schriftstelle zu ihrem Vorteil auslegten: „Jedes Speisopfer eines Priesters soll ganz (in Rauch) aufgehn, es soll nicht gegessen werden" Lv 6,16. Wenn nun (sagten sie) die Pflichtgarbe u. die beiden Erstlingsbrote u. die Schaubrote unser sind (insofern sie aus den auch von uns gezahlten Geldern der T. angeschafft werden), wie dürften wir sie essen?! (Nun dürfen wir sie aber essen, folglich haben wir zu ihren Anschaffungskosten aus der T. nicht beizutragen.) — Wenn man auch gesagt hat: Man pfändet nicht Frauen, Sklaven u. Minorenne (weil sie nicht zu den Ver pflichteten gehören), so nimmt man doch die Scheqelabgabe, falls sie sie entrichten, aus ihrer Hand an. Wenn aber ein Nichtisraelit oder ein Samaritaner die Scheqel abgabe entrichten will, so nimmt man sie nicht aus ihrer Hand an.. . . So ist es in Esra4,3 ausdrücklich erklärt worden: Nicht euch u. uns gebührt es, unsrem Gotte ein Haus zu bauen. II pSch«q 1,46», 63: R. Berekhja (um 340) hat gesagt: Der Schrift grund des Rabban Jochanan b. Zakkai war Ex 30,13: „Dies (m.) sollen sie geben", d. h. 12 (Zahlenwert von H''T) Stämme (also auch die Priester) sollen geben R. J huda (um 150) u. R. N chemja (um 150). Der eine sagte (mit Bezug auf die Worte Ex 30,14: n-tiptn by ia**n ss): Jeder, der durch das (Rote) Meer gezogen ist (">Mn), soll (den Scheqel) entrichten (also auch die Priester). Der andre sagte: Jeder, der zu den Ge musterten übertrat, soll ihn entrichten (also nicht die Priester u. Leviten, die nach Nu 1,47 ff. nicht zu den Gemusterten gehörten). Der, welcher sagt: Jeder, der durch e
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Matth 17,24 (Nr. 8.4)
763
das Meer gezogen ist, soll geben, ist eine Stutze für Rabban Jochanan b. Zakkai; der, welcher sagt: Jeder, der zu den Gemusterten abertrat, soll geben, ist eine Stütze für Ben Bukhri. || Über die Verpflichtung der jüdischen Diaspora zur T. belehren folgende Stellen. Philo, De monarchia 2 § 3 (Mang 2,224): Einkünfte hat das Heiligtum nicht nur aus Landerträgen, sondern noch viel größere andre, die zu keiner Zeit zugrunde gehn werden. Denn solange das Menschengeschlecht dauern wird, werden immer auch die Einkünfte des Heiligtums erhalten bleiben, da sie ewig fortdauern mit der ganzen Welt. Denn es besteht die Vorschrift, daß alle vom 20. Lebensjahr an eine Spende entrichten. Die Abgaben aber werden „Lösegelder", XV'TQ«, genannt. Deshalb gibt man auch die Spenden bereitwilligst, fröhlich u. guter Dinge, als ob man zugleich mit ihrer Ablieferung sollte Erlösung aus Knechtschaft oder Heilung von Krankheiten finden u. die sicherste Freiheit zugleich mit allgemeinster Wohlfahrt ernten. Da das Volk gar sehr zahlreich ist, so sind auch die Spenden, wie es billig ist, überaus reichlich. Fast in jeder Stadt befindet sich eine Schatzkammer für die heiligen Gelder, zu denen die Einkünfte zu fließen pflegen, u. zu bestimmten Zeiten werden als Überbringer der heiligen Gelder Männer aus den vornehmsten Familien erkoren. Aus jeder Stadt werden die Angesehensten gewählt, um die Hoffnung der einzelnen unversehrt hinaufzubringen; denn auf den gesetzlichen Spenden ruhen die Hoffnungen der Frommen. || Josephus, Antiq 1 8 , 9 , 1 : Die Juden pflegten im Vertrauen auf die natürliche Sicherheit jener örtlichkeiten (gemeint sind die Städte N harde
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4. D i e E r h e b u n g d e r T e m p e i s t e u e r . — Die Einziehung der T. wird im Mutterlande in ähnlicher Weise erfolgt sein, wie sie Philo (s. oben S. 763) für die Diaspora voraussetzt, d. h. jede Ortsgemeinde wird bestimmte Personen mit der Entgegennahme der Scheqelabgabe für ihren Bezirk beauftragt Mt 17,24).
haben (vgl. ol tot Mäoaxficc Xaixßdrovrec
In einem Einzelfalle hören wir, daß die Familienglieder
Gamliels I. (um 30—40 n. Chr.) ihren Scheqel unmittelbar
an
einen
Beamten im Heiligtum selbst abgeliefert haben, weil sie wünschten, daß ihr Geld sofort zur Befriedigung von Kultusbedürfnissen Verwendung finden möchte.» Zur Aufnahme der eingehenden Scheqelgelder dienten sog. „Posaunen" rvh^iti, d. h. posaunenartige Behälter, die oben an ihrer Einwurfsstelle eng geformt waren u. nach unten hin sich erweiterten. Ihre Form sollte nach den Kommentaren Sicherheit gegen diebische Hände bieten. Dergleichen Behälter waren nicht bloß im Heiligtum, sondern auch in den Ortschaften des Landes im Gebrauch, b — Da die Geldwechsler, welche vollgültige Münzsorten zum Umtausch hielten,
naturgemäß
bereit
nicht in allen Ortschaften zu finden waren, so
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Auch rabbinische Quellen reden von dem Reichtum der Scheqelbeiträge aus der entfernteren Diaspora. T S c h q 2 , 4 ( 1 7 5 ) : (Die dritte Hebe, die 15 Tage vor dem Laub hüttenfest aus den Scheqelgeldern der fern liegenden Länder abgehoben wurde, s. Nr. 5 d—g) war die reichste von allen, weil sich darin Goldstatere am *>v rww» u. Golddareiken vorfanden. Dasselbe als Bar p S c h q 8 , 4 7 , 4 2 . e
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Matth 17,24 (Nr. 4)
764
kamen die Erheber der T. gewiß oft genug in die Lage, nicht vor schriftsmäßiges Geld annehmen zu müssen. Um den Tempelschatz vor Einbuße zu bewahren, war für diesen Fall die Bezahlung eines geringen Aufgeldes in Höhe von etwa 2,l°/o festgesetzt worden. Unter Um ständen konnte sich das Aufgeld aber auch verdoppeln. Wenn zB einer zur Bestreitung seiner Abgabe einen Sela<, der 2 Doppeldrachmen wert war, hingab u. das zuviel gezahlte eine Didrachmon in Gestalt eines halben Münzscheqels zurückerhielt, so hatte er nicht bloß für das minderwertige Sela', sondern auch noch für das herausgezahlte vollwichtige (heilige) Scheqelstück ein Aufgeld zu entrichten. Frei hiervon waren diejenigen, die ihre Steuer in vorschriftsmäßiger Münze zahlten; die andre Meinung des R. Me'ir (um 150) hat nie halakhische Anerkennung gefunden. Ferner waren davon frei alle diejenigen Per sonen, die die T. gaben, ohne dazu verpflichtet zu sein, also Frauen, Sklaven u. Minorenne. (Über weitere Befreiungen geben die unten folgenden Zitate Aufschluß.) c Wie es scheint, wurde das vereinnahmte Aufgeld von den Steuereinnehmern hinterher zur Umwechslung der minderwertigen Münzsorten gegen vollwertige bei den Geldwechslern verwandt. Daraus würde man schließen dürfen, daß auch die letzteren 2,l°/o Aufgeld bei ihren Wechselgeschäften erhoben. Doch werden auch andre Verwendungszwecke für das Aufgeld namhaft gemacht. Die ver schiedenen Angaben über diesen Punkt beweisen, daß man sich schon zu Anfang des 2. Jahrh. über die Sache nicht mehr klar war.d e
a. Sch q 3,8: Die Familienglieder des Rabban Gamliöl (I.) pflegten (in das Heilig tum) zu kommen mit ihrer Scheqelabgabe in den Fingern; sie legten sie vor denjenigen hin, der das Abheben der Gelder (aus dem Tempelschatz, s.Nr. 5) besorgte. Dieser tat sie dann eüends absichtlich in den Kasten (in welchem die dem Tempelschatz ent nommenen Gelder sich befanden, vgl. Nr. 5). Es gewährte ihnen innere Beruhigung, heißt es pSch q 3,47 , 40, daß die Opfer zuerst von dem Ihrigen dargebracht würden. b. Sch q 2 , 1 : Wie posaunenartige Behälter im Heiligtum waren, so waren solche auch im Lande (in denen die eingehenden Scheqelabgaben aufgesammelt wurden, bevor sie in die Tempelschatzkammer abgeführt wurden). II Das. 6 , 1 . 5 : Dreizehn „Posaunen* waren im Heiligtum. Auf ihnen befand sich die Aufschrift: „Neue Scheqelabgaben* „Alte Scheqelabgaben" i*?*ny y b ^ p , „Geflügelopfer*, „Tauben-Ganzopfer*, „Holz", „Weihrauch", „Gold zu Sprengbecken"; (die übrigen) sechs waren für frei willige Spenden. (Hiernach dienten nur zwei dieser r-ncis zur vorläufigen Aufnahme der Scheqelgelder.) „Neue Scheqelabgaben" waren die, welche jedes Jahr (d. h. für das laufende Jahr) einkamen; alte waren diejenigen, welche jemand nicht im vorigen Jahr (-tpjroj«) entrichtet hatte u. (nun nachträglich) im folgenden Jahr entrichtete. — Der letzten Bemerkung darf man entnehmen, daß das Pfändungsrecht gegenüber säumigen Zahlern nicht sehr streng gehandhabt worden ist, oder auch, daß es nicht schwer fiel, sich der Steuer unbemerkt zu entziehen. 1
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Das geschah zum 1. Nisan, s. Nr. 5. Dies würde also der Tag gewesen sein, an welchem das Haus Gamliöl seine Tempelsteuer entrichtete. Da ein Rabban Gamliöl seiner Pflicht gewiß nicht verspätet nachgekommen ist, kann sich die Notiz, daß am 25. Adar die Pfändungen begannen (s. Nr. 2), nicht auf Jerusalem, sondern nur auf das Land be ziehen. Wie die Bewohner des Landes eine zehntägige Frist zum Zahlen hatten, so wird man auch den Jerusalemern eine ähnliche Frist vom 25. Adar an eingeräumt haben.
Matth 17,24 (Nr. 4.5) .
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C. Sch q 1,6f.: Folgende sind zu Aufgeld ('iafeip = xökXvßov) verpflichtet: Leviten, Israeliten, Proselyten u. freigelassene Sklaven, aber nicht (Priester), Frauen, Sklaven u. Minorenne. Wenn jemand die Scheqelabgabe für einen Priester, für eine Frau, für einen Sklaven, für einen Minorennen entrichtet, so ist er (vom Aufgeld) frei. Wenn jemand für sich selbst u. für einen andren die Scheqelabgabe entrichtet, so ist er zu Einem Aufgeld verpflichtet; R. Melr sagte zu doppeltem Aufgeld. Wer einen Selaf gibt u. ein Scheqelstück ( = V» Scheqel) zurückerhält, ist zu zweifachem Aufgeld verpflichtet. — Wer für einen Armen, einen Nachbar, für einen Landsmann (geschenkweise) die Scheqel abgabe entrichtet, ist (vom Aufgeld) frei; wenn er es aber ihnen nur leiht, so ist er dazu verpflichtet.... W i e hoch ist das Aufgeld? Eine Silberma'a (auf 1 Selai; da 1 Mafa = •/•* Selaf ist, so würde das Agio 4,16, rund 4,2 °/o betragen); das sind Worte des R. Melr; die Gelehrten sagten: Eine halbe Mafa (also 2,1 °/o). || TSch q 1,8 (174): Wenn Vormünder für Mündel die Scheqelabgabe entrichten, so sind sie zum Aufgeld verpflichtet. Wer einen Scheqel (gemeint ist ein Scheqelstück im Wert eines halben Scheqels) entrichtet, ist zum Aufgeld verpflichtet, das sind Worte des R. Melr; die Gelehrten sagten: W e r einen Scheqel (wie oben) entrichtet, ist frei vom Aufgeld. Wer 2 Denare ( = V* Scheqel) entrichtet, ist zum Aufgeld verpflichtet. Gab man einen Selai, um einen (halben) Scheqel zurückzuerhalten, so ist man zu zweifachem Aufgeld ver pflichtet; das sind Worte des R. Melr; die Gelehrten sagten: Zu einem Aufgeld (hier weicht die Tosephta von der Mischna ab). Wie hoch ist das Aufgeld? Eine Silber mafa (oder) V» von 1 Selai Silber, das sind Worte des R. Melr; die Gelehrten sagten: Die Hälfte einer 4 As geltenden Mafa (also 2 A s ; da 1 Selaf = 96 As ist, so betragen 2 As^jp oder 2,12, abgekürzt 2,1 °/o, wie nach der Mischna). e
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d. TSch q 1,8 (174): Wozu gebrauchte man die Aufgelder? Sie fielen den Erträgen der Scheqelabgaben zu, das sind Worte des R. Melr (um 150); R. Eifazar (b. Scham muaf, um 150) sagte: Sie fielen den freiwilligen Spenden zu; R. Schimfon aus Schizor (gleichfalls ein Tannalt) sagte: Man verwandte sie zu Goldplatten zum Belegen (der Wände u. des Fußbodens) des Allerheiligsten (vgl. S c h q 4 , 4 unter Nr. 6). Schimfon b. fAzzai (um 110) sagte: Die Wechsler empfingen sie als ihren Lohn. — Die Stelle findet sich auch pSch q 1 Ende mit dem Zusatz: Einige sagen: O*O*H p « c « n i , d. i. nach Levy 1 , 4 6 0 : „Zur Bestreitung der Wegebaukosten". Die Kommentatoren teils: a, „Die Wechsler saßen am 15. Adar im Lande u. am 25. im Heiligtum, u. dies (das Aufgeld) war ihr Lohn. Nachdem sie anfänglich im Lande waren, gingen sie hinterher nach dem Heiligtum; das ist gemeint mit n-rm r K s i r n , d. h. die Wechsler empfingen das Aufgeld als «Reiseunkosten', aber nicht als ihren Lohn" (wie Ben fAzzai in der Tosephta meint), teils: ß , „Die Wechsler erhoben die Scheqelabgaben im Lande, wie Moses Maimonides (1135—1204) geschrieben hat; sie empfingen das Aufgeld als Lohn, PKx*n^ o-oTt, d. h. „für das Hinschaffen der Scheqelabgaben nach Jerusalem . — Beide Er klärungen gehen von der Annahme aus, daß die Geldwechsler " p " ^ » die offiziell mit der Einziehung der T. Beauftragten gewesen Seien. Davon wissen die alten Quellen nichts. Vermutlich haben die Steuererheber dss eingegangene Kleingeld, um die Über führung nach Jerusalem zu erleichtern, bei den Geldwechslern gegen Großgeld um getauscht u. die Wechslergebühr aus den eingegangenen Aufgeldern bestritten, so daß Schimfon b . fAzzai mit Recht sagen kann, daß die Wechsler das Aufgeld als ihren Lohn empfangen hätten. Weiter wird man anzunehmen haben, daß auch die Kosten, die durch die Ablieferung der Steuer an den Tempelschatz entstanden, aus den Aufgeldern gedeckt worden sind. Darauf wird sich beziehen Dimi PKSWV = für Wege- oder Reiseausgaben. e
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5. A b l i e f e r u n g d e r S t e u e r e r t r ä g e an den T e m p e l s c h a t z . — Zur Erleichterung des Transports der eingegangenen Scheqelgelder nach Jerusalem war deren Umwechslung in Goldmünzen gestattet. * Die Ablieferung selbst erfolgte zu drei verschiedenen Zeiten im Jahr: Palästina lieferte ab einen halben Monat vor dem Passahfest, also bis
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Matth 17,24 (Nr. 5)
zum 1. Nisan, damit die Gemeindeopfer im neuen gottesdienstl. Jahr sofort aus den neuen Scheqelerträgen dargebracht werden könnten. Für das nahe Ausland, wie Moab u. Ammon, lief der Termin einen halben Monat vor dem Wochenfest ab. Aus den ferner liegenden Ländern erwartete man die Gelder spätestens einen halben Monat vor dem Laubhüttenfest, d Dies war das Fest, zu welchem die meisten Festpilger aus der Diaspora nach Jerusalem zu wallfahrten pflegten. Unter ihrem Schutz konnten Geldtransporte am sichersten erfolgen; redet doch Josephus (s. oben S. 763) von vielen Tausenden von Menschen, die an der Überbringung der Gelder teilnahmen. Im Mutterland ließen die einzelnen Ortschaften die Gelder durch bezahlte Kräfte überbringen, die, eben weil sie Bezahlung erhielten, für etwaige selbstverschuldete Verluste ersatzpflichtig waren. Ging ein Geldtransport durch höhere Ge walt zugrunde, etwa infolge eines Schiffbruches oder eines räuberischen Überfalls, so waren die bezahlten Überbringer nicht ersatzpflichtig, sobald sie die wirkliche Ursache des Verlustes eidlich erhärteten. In diesem Falle hatte entweder der Tempelschatz oder diejenige Gemeinde, aus der die Sendung stammte, den Verlust zu tragen. Der Tempelschatz dann, wenn die anderweitig abgelieferten neuen Scheqelabgaben zur Zeit des Eintritts jenes Verlustes tatsächlich bereits für Kultusbedürfnisse abgesondert u. damit in Gebrauch genommen waren (s. nächsten Absatz). Mit diesem Augenblick galt der Tempelschatz als Eigentümer aller, auch der noch nicht abgelieferten Gelder. War die Sendung aber v o r der Aussonderung der neuen Steuererträge für gottesdienstliche Zwecke zugrunde gegangen, so hatte die absendende Gemeinde als Besitzerin für den Schaden aufzukommen, b Immer aber hatte die Ursprungs gemeinde Ersatz zu leisten, falls sie die Gelder durch n i c h t bezahlte Boten übersandte, c Die abgelieferten Steuererträge wurden in der Tempelschatzkammer deponiert, um von hier an drei bestimmten Terminen unter Beobachtung eines gewissen Zeremoniells zur Verwendung für den Kultus entnommen zu werden. Die drei Termine waren ein halber Monat vor dem Passah-, Wochen- u. Laubhüttenfest, so daß jede der drei Erhebungen (rt^nn) aus der Schatzkammer aus neu eingelieferten Geldern erfolgen konnte, d Der die Erhebung vornehmende Beamte (n-yinn) ging unter Anwendung aller Vorsichtsmaßregeln, die seinen ehrlichen Namen zu schützen im stande waren, in die Schatzkammer« u. füllte hier drei Kasten (naip) mit Scheqelgeldern an. Die Kasten faßten je drei Sea (1 Sea = 13,13 Liter) u. waren durch die hebräischen Buchstaben K , a, 3 gekennzeichnet, nach einer andren Tradition durch die griechischen a, /?, y. Nach der Reihen folge der Buchstaben wurden die Kasten u. ihr Inhalt in Gebrauch ge nommen.! — Die erstmalige Füllung der Kasten (15 Tage vor Passah) geschah mit der Erklärung: „Dies ist aus dem Lande Israel für ganz Israel, für das, was (bereits) eingezogen ist, u. für das, was noch ein-
Matth 17,24 (Nr. 5)
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gezogen werden soll." 8 Mit dieser Erklärung ging die gesamte Tempel steuer des laufenden Jahres rechtlich in das Eigentum des Tempels über, u. alle Eultusbedürfnisse, obwohl sie zu Anfang des neuen Jahres in Wirklichkeit nur erst aus den Scheqelerträgen des Mutterlandes be stritten wurden, wurden nunmehr so angesehen, als ob sie aus den Beiträgen der gesamten Judenschaft auf dem ganzen Erdkreis gedeckt wären. Jeder Israelit durfte sich jetzt sagen, daß die Opfer, die für die Gesamtheit u. damit auch für ihn täglich im Tempel dargebracht wurden, dargebracht würden aus seinen eignen Mitteln. — Bevor der Beamte die Schatzkammer
verließ, breitete
er über die nicht ab
gehobenen, dort zurückbleibenden Scheqelgelder Felldecken, auf welche dann die bis zum zweiten Erhebungstermin (15 Tage vor dem Wochen fest) eingehenden Beträge geschüttet wurden. Es geschah dies, damit die Neueingänge nicht mit dem Gelde vermischt würden, von dem bereits eine Erhebung stattgefunden hatte. — In gleicher Weise verfuhr man am zweiten u. dritten Hebetermin, nur daß die Eingangsworte der zu sprechenden Erklärung nicht auf das Land Israel, sondern auf die näher, bezw. auf die entfernter liegenden Länder Bezug nahmen. Ferner unterblieb beim drittenmal das Bedecken der Geldreste, g e
a. Sch q 2,1: Man darf die Scheqelgelder umwechseln gegen (Gold-)Dareiken der Last wegen auf der Reise. b. S c h q 2 , 1 : Wenn die Einwohner einer Stadt ihre Scheqelabgaben durch (be zahlte) Boten übersenden u. die Gelder gestohlen werden oder zugrunde gehen, so müssen die Boten, falls die Hebe (aus der Tempelschatzkammer bereits) erhoben ist, den Tempelschatzmeistern C ^ T ? den Eid (betreffs der Ursache des Verlustes) leisten; wenn sie aber noch nicht erhoben war, leisten sie den Eid den Einwohnern der Stadt, u. diese haben die Scheqelabgabe (noch einmal) an Stelle der in Verlust geratenen zu leisten. Werden die Gelder wiedergefunden oder geben die Diebe sie zurück, so gelten beide (Aufbringungen) als Scheqelabgaben, u. es wird ihnen nichts davon für das-nächste Jahr zugute gerechnet. — Über die verschiedene Auffassung dieser Stelle s. pSch q 2,46°, 25 nebst Kommentatoren. C. Rambam zu vorstehender Mischna: Wenn die Einwohner einer Stadt ihre Scheqel abgaben durch nicht bezahlte Hüter gesandt haben, so sind sie verpflichtet, in jeder Hinsicht Ersatz zu leisten, auch wenn die Erhebung (aus der Terapelschatzkammer) bereits erfolgt war, weil sie sich mutwillig an ihnen versündigt haben, indem sie sie durch nicht bezahlte Hüter übersandten. d. Sch q 3 , 1 : Zu drei Zeiten im Jahre erhebt man die Scheqelgelder aus der Tempel schatzkammer (nswV): in der Hälfte (o;n$) vor Passah, in der Hälfte vor dem Wochen fest u. in der Hälfte vor dem Laubhüttenfest. || TSch q2,1 (175): Was bedeutet «die Hälfte vor Passah, die Hälfte vor dem W . u. die Hälfte vor dem L." ? R. Jose b. J huda (um 180) sagte: Nicht weniger als 15 Tage vor dem (betreffenden) Fest (also „die Hälfte vor' = „V* halben Monat vor"). || p S c h q 8 , 4 7 , 8 : R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Wie wir gelernt haben: O->B bedeutet „Hälfte", nämlich die Hälfte von 30 Tagen vor dem Feste, in welcher man die das Fest betreffenden Bestimmungen vorträgt. e. S c h q 3 , 2 u . 3: Der erhebende Beamte geht nicht in die Schatzkammer hinein mit einem Umwurf, der Unterärmel hat, nicht in Schuhen oder Sandalen, nicht mit den Gebetsriemen, nicht mit einem Amulett: er möchte vielleicht verarmen u. dann würde man sagen: „Wegen Versündigung gegen die Schatzkammer ist er verarmt"; oder er möchte vielleicht reich werden, u. dann würde man sagen: „Von der Hebe e
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Matth 17,24 (Nr. 5)
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aas der Schatzkammer ist er reich geworden"; denn der Mensch muß den Pflichten gegenüber den Menschen ebenso nachkommen, wie er den Pflichten gegenüber Gott nachkommt; wie es heißt: Ihr werdet rein sein vor Jahve u. vor Israel (Nu 32,22, also vor beiden gleicherweise); ferner s. Spr 3,4: Dann wirst du Gnade u. fernen Ter' stand gewinnen in den Augen Gottes u. der M e n s c h e n . . . . Der Erhebende erhebt (die Gelder) nicht eher, als bis er (die ihn Begleitenden) gefragt hat: Soll ich erheben? u. diese ihm dreimal geantwortet haben: Erhebe, erhebe, erhebe! || TSch q 2,1 (175) Wenn der Erbeber hineingeht, um aus der Schatzkammer (Scheqelgelder) zu erheben, so befühlt (untersucht) man ihn bei seinem Hineingehn u. bei seinem Herauskommen'; auch spricht man mit ihm von dem Augenblick an, da er hineingeht, bis zu dem Augen blick, da er herauskommt (damit er kein Geld in seinem Mund verberge), um zu er füllen, was gesagt ist Nu 32,22 (s. oben); ferner s. D t 6 , 1 8 : So tue denn was recht u. gut ist in Jahves Augen, d. h. was gut ist in den Augen Gottes u. was recht ist in den Augen der Menschen; das sind Worte des R. ? Aqiba (f um 135). Ferner heißt es Spr 3,4 (s. o.). II pSch q 3 , 4 7 , 30: R. Jischmafel (f um 135) hat gelehrt: Ein Vollhaariger soll des Verdachtes halber die Erbebung nicht vornehmen. In einer Bar ist gelehrt worden: Die Schatzmeister rieben ihm mit groben Tüchern die Haare aus einander; ferner ist in einer Bar gelehrt worden: Sie redeten mit ihm von dem Augen blick an, da er hineinging, bis zu dem Augenblick, da er herauskam. Dann hätte er doch lieber seinen Mund mit Wasser füllen sollen! R. Tanchuma (um 380) hat gesagt: Des Lobspruches halber (den er zu sprechen hatte, konnte das nicht geschehen). / . S c h q 3 , 2 : In drei Kasten von je drei Sea Inhalt erhebt man die Scheqelgelder aus der Schatzkammer; auf ihnen war geschrieben: Aleph, Beth, Gimel. R. Jischmasel (f um 135) sagte: Griechisch war auf ihnen geschrieben: Alpha, Betha, Gamla ( = Gamma). II T S c h q 2 , 1 (175): Warum hatte man auf die Kasten ein Aleph, ein Beth u. ein Gimel geschrieben? Weil man anfing aus dem ersten Kasten das Geld (zur Bestreitung der Ausgaben) herauszunehmen. Wenn der erste ganz aufgebraucht war, bezahlte man aus dem zweiten; wenn der zweite ganz aufgebraucht war, bezahlte man aus dem dritten; wenn alle drei ganz aufgebraucht waren u. der Termin war da, eine (neue) Erhebung vorzunehmen, so nahm man sie aus den neuen (inzwischen eingegangenen) Scheqelgeldern vor; wenn aber der Termin dazu noch nicht da war, so erhob man von den alten Scheqelgeldern (aus denen die letzte Erhebung erfolgt war). II p S c h q 3 , 4 7 , 4 7 : Warum stand auf ihnen ein Aleph, Beth u. Gimel? Um zu sagen, daß man den Inhalt des ersten Kastens vor dem des zweiten verwendet u. den des zweiten vor dem des dritten. (Die beiden Negationen -pK u. **> des Textes sind zu streichen.) g. S c h q 3 , 4 : Wenn er die erste Erhebung vorgenommen hatte (vor dem Passah), bedeckte er (das in der Schatzkammer verbleibende Scheqelgeld) mit einer Unterlage (aus Fell); wenn er die zweite vorgenommen hatte (vor dem Wochenfest), deckte er eine Unterlage darüber; bei der dritten (vor dem Laubhüttenfest) deckte er keine darüber; denn das Bedecken geschah nur, damit er nicht aus Versehen eine Hebe nehme von etwas, von dem sie bereits genommen war. Die erste Erhebung vollzog er im Namen des Landes Israel, die zweite im Namen der Städte in seiner nächsten Um gebung u. die dritte im Namen Babels u. Mediens u. der entfernten Länder. || TSch q 2,3(175): Bei der ersten Erhebung sprach der erhebende Beamte: „Siehe, das ist aus dem Lände Israel für das gesamte Israel", dann deckte er eine Unterlage darüber, weil die Leute aus Syrien ihre Scheqelgelder darauf legen sollten. Bei der zweiten sagte er: „Siehe, das ist aus Ammon u. Moab u. den Städten, die um das Land Israel liegen (für das gesamte Israel)*; dann deckte er eine Unterlage darüber, weil die Leute aus Babel ihre Scheqelgelder darauf legen sollten. Bei der dritten sagte er: „Siehe, das ist im Namen Babels u. Mediens u. der entfernten Länder für das gesamte Israel"; u. dann deckte er nichts darüber... . Riß er die Unterlage fort (lies c<39 statt 13197), so daß die Überreste miteinander vermischt wurden, so vermischt er sie nicht mit den vorjährigen; denn vielleicht müßte einer noch eine Erhebung vornehmen (weil die Gelder der früheren nicht zureichten) u. dann würde er erfunden als einer, der von altem Geld e
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eine Hebe nimmt. — Man macht die Erhebung „für Gepfändetes u. für Scheqelgeld, das noch erhoben werden soll", das sind Worte des R.MeYr (um 150); R.Jose (um 150) sagte: Man macht die Erhebung „für bereits erhobene u. für noch zu erhebende Scheqel abgaben". — Nach den Kommentaren galt R. Joses Meinung; seine Worte sind des halb oben S. 766 f. in die Erklärungsformel eingefügt worden. — Die Erhebungsformel der Tosephta als Bar in pSch q3,47°,43. e
6. V e r w e n d u n g der S c h e q e l g e l d e r . e
S c h q 4 , 1 — 4 : Was machte man mit der Hebe (von den Scheqelgeldern)? Man kaufte dafür die Tamidopfer, die Zusatzopfer (an den Festtagen) u. ihre Trankopfer, die Pflicbtgarbe, die beiden (Erstlings-)Brote, die Schaubrote u. alle Gemeindeopfer. Auch die Wächter der Nachwüchse im Brachjahr (aus denen die Pflichtgarbe zu nehmen war) erhielten ihren Lohn aus dem aus der Schatzkammer Erhobenen. R. Jose (um 150) sagte: Wenn es jemand als freiwilliges Gelübde geloben will, darf er sie unentgeltlich bewachen. Man antwortete ihm: Auch du sagst ja, daß sie (die Pflichtgarben) nur aus Gemeindemitteln dargebracht werden (also darf keinerlei persönliche Leistung an ihnen haften). Die rote Kuh, der (am Versöhnungstage in die Wüste) zu entsendende Bock u. der Streifen von glänzendem Stoff wurden von dem aus der Schatzkammer Er hobenen bestritten. Der Steg für die rote Kuh, der Steg für den in die Wüste zu sendenden Bock,' der Streifen von glänzendem Stoff zwischen seinen Hörnern, der Wasserkanal (des Tempelberges), die Stadtmauer (Jerusalems) u. ihre Türme u. (Uber haupt) alle Stadtbedürfnisse (wie Erhaltung der Wege u. Zisternen, Besoldung der Stadt wächter) wurden aus den Überresten in der Schatzkammer (aber nicht aus dem für die Opferbedürfnisse in den drei Kasten Erhobenen) bestritten. — Was machte man m i t dem, was von den Überresten in der Schatzkammer übrigblieb? Man kaufte dafür Wein, ö l u. Mehl (zum Wiederverkauf an diejenigen, die dergleichen zu ihren Privat opfern gebrauchten), u. der Gewinn daraus gehörte dem Heiligtum. Das sind Worte des R. Jischmafel (t um 135). R. fAqiba (f um 135) sagte: Man zieht keinen Gewinn aus Geheiligtem (wie die Scheqelgelder solches sind) u. aus Armengeldern. — Was machte man mit dem Überrest der Hebe (d. h. des in den drei Kasten Erhobenen)? (Man ließ daraus anfertigen) Goldplatten zum Belegen (der Wände u. des Fußbodens) des Allerheiligsten. — Noch andre Verwendungszwecke Sch q 4,4 f.; p S c h q 4 , 4 8 , 16. 1
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7. Die Scheqelsteuer hörte nach der Mischna mit der Zerstörung des Tempels auf. a Das ist richtig, soweit es sich um ihre Verwendung für .jüdische Kultuszwecke handelte. In Wirklichkeit ist sie auf An ordnung der römischen Behörden auch später noch entrichtet worden; nur wurde sie jetzt als fiscus Judaicus an den Tempel des Jupiter 1
Nach den Kommentaren ist ein karmesinroter Streifen gemeint, der in den Brand der roten Kuh geworfen wurde, s. Nu 19,6. Auf diesem wurde die Kuh vom Tempelberg nach dem ölberg geschafft, s. Para 3,6. Joma 6,4: Einen Steg machte man (für den Bock u. seinen Treiber vom Heilig tum an bis hinaus ins Freie) der Babylonier wegen, die den Bock an seinem Haar rissen u. riefen: „Nimm mit (unsre Sünde) u. geh hinaus, nimm mit u. geh hinaus!" (Der erhöht angelegte Steg sollte diese Zudringlichkeiten verhindern.) Nach der Bar Joma 6 6 riefen sie: „Was zögert dieser Bock, während die Schulden des Geschlechtes groß sind?!" Vgl. pJoma 6, 4 3 , 14. Joma 4 , 2 : Man band einen Streifen von glänzendem (Purpur-)Stoff an den Kopf des zu entsendenden Bockes. — Das. 6,6 (Der Treiber) teilte den Streifen von glänzen dem Stoff: die eine Hälfte band er an den Felsen u. die andre zwischen seine Hörner, dann stieß er ihn rücklings hinab. — Die Tradition redet noch von einem andren Streifen glänzenden Stoffes, der, wie R. Jischmafel, f um 135, Joma 6,8 sagt, an die Tür des Tempels geknüpft wurde; sobald der Bock die Wüste erreicht hatte, wurde dieser Streifen weiß, s. Jes 1,18: Wenn eure Sünden wie Scharlach wären, sollen sie weiß werden wie Schnee. 8 3
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S t r a c k a. B i l l e r b e c k . NT I.
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Matth 17,24 (Nr. 7). 17,25
770
Capitolinus in Rom abgeliefert. •» Bemerkenswert ist die Notiz, daß, als es unter Hadrian zum Wiederaufbau des Tempels schien kommen zu
sollen, zwei
angesehene,
später als Märtyrer
gefeierte Männer,
namens Pappos u. Julianus, alsbald wieder Geldwechslertische für die aus der Diaspora nach Palästina Wallfahrenden aufstellen ließen ,*c doch wohl im Gedanken an die Tempelsteuer. e
a. S c h q 8 , 8 : Die Scheqelabgaben u. die Erstlinge sind in Gebrauch nur zur Zeit des Tempelbestandes. b. Josephus, Bell Jud 7,6,6: Den Juden, wo sie sich auch befinden mochten, legte er (der Kaiser Vespasian) eine Steuer auf, indem er befahl, dafi jedermann jährlich zwei Drachmen ( = V« Scheqel) an das Kapitol abfahren sollte, wie sie es vordem an den Tempel in Jerusalem gezahlt hatten. — Zeugnisse nichtjttdischer Schriftsteller s. bei Schurer 2,315; 3,117 f. C. GnR 64 ( 4 0 ) : In den Tagen des R. J hoschuaf b. Chananja (um 90) erließ die frevlerische Regierung (d. h. Rom) ein Edikt, daß das Heiligtum erbaut werden sollte. Es stellten Pappos u. Lulianus ( = Julianus) Wechslertische (-p t^'a = TQ«n$^a) von f Akko bis Antiochia auf, die die aus der Verbannung Heraufziehenden mit Silber u. Gold u. allem Bedarf versehen sollten. 4
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17,25: Zölle oder Steuern. xiloq =
B M , N C : - bezeichnet den Zoll, der für ein- oder ausgeführte
Handelsartikel, wie Getreide, ö l , Vieh, Sklaven, Perlen, Kleiderstoffe usw., an den Grenzen der Zollgebiete oder an Brückenübergängen
zugunsten
des kaiserlichen Fiskus oder autonomer Stadtbezirke erhoben wurde; s. bei Mt 5,46. || xrjvaog bezeichnet die eigentlichen Steuern, die als Personal- u. Realabgaben erhoben wurden. || Die Steuern im allgemeinen heißen im Rabbin. •pe«, von oa = hangend mit D ^ B ( L O S ) , etwa =
Abgabe, Tribut; w ? ,
Auflage.
wohl zus.-
Spezielle Steuerarten: Per-
sonalsteuern: r£aba = Kopfsteuer; Kjpia^, Srjfxoaia = fiskalische Abgabe. Realsteuern: »jirfl», wohl dasselbe wie N;i:x (annona) = Jahresabgabe an Naturalien, Kj?ea =
Grundsteuer; J C ^ X (ayyctQsia) =
Frondienst.
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LvR 33 ( 1 3 0 j : R. Schemuel b . Nachman (um 260) hat gesagt: Nebukadnecar sprach zu Daniel: Hat euch Mose nicht also in der Tora geschrieben: Ihr werdet dort Göttern dienen, dem Werk von Menschenhand, Dt 4, 28? (was soll also deine Weigerung, mein Götzenbild anzubeten?) Er antwortete: Mein Herr König, nicht vom Anbeten (handelt jene Stelle), sondern vom Dienstbarsein mit Abgaben (poa) u. Naturallieferungen (ri-jijn«) u. Strafgeldern (p-rav = fy/tia) u. Kopfgeldern (nvVjiu). Denn R. S c h ^ u ö l b. Nachman hat gesagt: Dort (in Rom) nennt man die Könige „Götter" (solche Götter hat Mose Dt 4, 28 gemeint). || pPea 1, 1 5 , 51. R. Abba (um 290) hat gesagt: Wenn du Almosen aus deinem Beutel gibst, wird dich Gott bewahren vor Auflagen (**O*B) u. Strafgeldern u. Kopfgeldern u. Naturallieferungen. — In GnR 1 ( 3 ) ein R. o w n a * als Autor genannt. II P siq 1 1 : R. Jafaqob (b. Acha, um 300) begann seinen Vortrag (im Namen des R. Jonathan aus Beth-Gubrin, um 270) mit Spr 15,19: „Des Faulen Weg ist wie eine Dornhecke." „Der Weg des Faulen", das bezieht sich auf Esau, den Frevler ( = Rom); „wie eine Dornhecke"; denn einem Dorngestrüpp gleicht jener: wenn du es hier losmachst, so hängt es sich dort an; so wendet sich auch Esau, der Frevler, überallhin (fordernd): Bringe deine Kopfsteuern, bringe deine fiskalischen Abgaben (-•O""-""'), bringe deine Naturallieferungen! Und wenn er nichts hat, bestraft b
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c-m-ia« = Et drjuo(;
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s. aber auch Einl. S. 145 Anm. 1.
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Matth 17, 25. 26
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er ihn u. läßt ihn schwören. — Eine ähnliche Ausführung in P aiqR 10 (33 b) . Tanch »vr -s 109b. || pSch'bifith 4, 35 b, 32: R. Chanina b. Papa (um 300) u. R. Sch°muöl b. Nachman (um 260) gingen einmal in einem Brachjahr an einem (Nichtisraeliten) voräber, der ackerte. R. Sch mu8l b. N. sprach zu diesem: Glück zu! R. Chanina b. Papa sprach zu ihm: Hat uns nicht der Lehrer (d. h. du) also gelehrt: „Und die Vorübergehenden werden nicht sprechen: der Segen Jahves komme über euch!" Ps 129,8, von hier aus sei es verboten, den im Brachjahr Ackernden zuzurufen: Glück zu? Er antwortete: Du verstehst zu lesen, aber auszulegen verstehst du nicht! „Und nicht werden die Vorübergehenden sprechen*, das bezieht sich auf die Völker der Welt, die aus der Welt dahinschwinden werden; sie sagten zu Israel nicht: „Der Segen Jahves komme über euch!* Was sagt Israel zu ihnen? „Wir segnen euch im Namen Jahves* Ps 129,8. Nicht genug, daß alle Segnungen um unsretwillen in die Welt kommen, ohne daß ihr zu uns sagt: „Kommt u. nehmet für euch von diesen Segnungen", sondern ihr wälzt auch noch auf uns Auflagen ("D-B) U. Strafgelder, Kopfsteuern u. Naturallieferungen! || Midr KL 3,7 (69 ) : „ Er machte meine Fessel schwer" KL 3,7, d. h. er legte drückend auf mich Naturalabgaben, fiskalische Steuern u. Kopfgelder. || LvR 23 (122*): R. Chanina b. A b b a (?) hat gesagt: . . . Obwohl man von den Israeliten beitreibt Naturalabgaben u. Frondienste (PV-UJX), ist ihr Herz gerichtet auf ihren Vater im Himmel, s. Ps 25,15. — Dasselbe Midr HL 2,2 (95 ) unter dem Autornamen des R. Huna, um 350; statt P V ^ M K = Frondienste liest diese Stelle P T » O - > * 3 , von Krauß, Lehnw. 2, 298 emendiert in •pi-a-ie^:: = XQvaagyvQov = Gold- u. Silbermünze; so hieß eine den Innungen auferlegte Gewerbesteuer, die in Zwischenräumen von vier Jahren erhoben wurde, 8. Levy 2,413*. || BM 7 3 : Das Land ist der Grundsteuer (spoc) unterworfen, u. der König sagt: Wer die Grundsteuer entrichtet, der soll den Nutzen vom Lande haben. u
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17,26: So sind also die S ö h n e frei. Ein ähnlicher Qedanke, der aber aus bestimmten Gründen abgelehnt wird, liegt vor Sukka 30*: R. Jochanan ( f 279) hat im Namen des R. Schimon b. Jochai (um 150) gesagt: W a s bedeutet Jes 61, 8: „Ich, Jahve, liebe das Recht, hasse bübischen Raub" ? Gleich einem König von Fleisch u. Blut, der an einem Zollhaus vorüberging. Er sagte zu seinen Dienern: Gebet den Zöllnern den Zoll! Sie antworteten ihm: Gehört dir denn nicht der ganze Zoll? (Also sind wir doch davon frei!) Er sprach zu ihnen: Von mir sollen alle Vorübergehenden lernen, daß sie sich nicht dem Zoll entziehen dürfen. Auch Gott hat gesagt: Ich hasse bübischen Raub; von mir sollen es meine Kinder lernen,
daß
sie sich von Raub fern halten. Freiheit von der Tempelsteuer nahmen die Priester für
sich in
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Anspruch auf Grund von Lv 6,16; s. Sch q 1,3—5 bei Mt 17,24 Nr. 3. — Mehrfach hören wir auch, daß die Rabbinen das Privilegium der A b gabenfreiheit
für
sich forderten;
allerdings fiel der Nachweis ihres
Rechtsanspruches etwas gewunden aus. b
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B B 7 : R. J hudaIL, der Patriarch (um 250) legte die Kosten einer Mauer den Rabbinen auf. Resch Laqisch (um 250) sprach: Die Rabbinen bedürfen keines Schutzes (also sind sie zum Bau einer Schutzmauer nicht beitragspflichtig); s. Ps 139,18: „Will ich sie zählen, so ist ihrer mehr, denn des Sandes." „Will ich sie zählen", wen denn? Wenn du es von den Gerechten sagen wolltest, daß sie zahlreicher seien als der Sand, 1
Der Name wird Korruptel sein aus R. Chunja b. Abin; dann ist damit der in der Parallelstelle Midr HL 2,2 genannte R. Huna gemeint. An den baby). Amora Chanan b. Abba, um 250, ist schwerlich zu denken. 49*
Matth 17,26
772
so steht ja von ganz Israel Gn 22,17 geschrieben: „Dem Sande gleich am Ufer des Meeres"; können da die Gerechten selbst (die doch nur ein Teil vom ganzen Israel sind) zahlreicher sein als der Sand? Vielmehr so ist es gemeint: Will ich sie, nämlich die Werke der Gerechten zählen, so ist ihrer mehr denu des Sandes. Da gilt der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere: Wenn der Sand, der geringer ist an Zahl, schätzt (wie eine Mauer) wider das Meer, sollten da nicht die Werke der Gerechten, die größer sind an Zahl, sie viel mehr schützen? Als er zu R. Jochanan (f 279) kam, sagte dieser zu ihm: Warum hast du ihm (dem Patriarchen) nicht von dieser Stelle aus ge antwortet: „Ich bin eine Mauer, u. meine Brüste Türmen gleich" HL 8,10? „Ich bin eine Mauer", damit ist die Tora gemeint, ,u. meine Brüste Türmen gleich", damit sind die Gelehrtenschüler gemeint. Und Resch Laqisch hat die Stelle verstanden, wie sie (später) Raba (t 352) ausgelegt hat: „Ich bin eine Mauer", das geht auf die Gemeinde Israel, „u. meine Brüste Türmen gleich", das geht auf die Synagogen u. Lehrhäuser. — Rab Chanan ( = Nachman) b. Chisda (um 300) legte den Rabbinen eine Kopfsteuer (tts-is = dem palästinischen rsiW) auf; da sprach Rab Nachman b. Jicchaq (f356) zu ihm: Du hast (damit) die Tora, die Propheten u. die Hagiographen übertreten. Die Tora, s. Dt 33,3: „Ja er liebte Völker, alle seine Heiligen sind in deiner Hand." Mose sprach vor Gott: Herr der Welt, auch wenn du die Völker liebst (u. Israel ihnen unter wirfst), so werden (oder „mögen") doch alle seine (Israels) Heiligen in deiner Hand (unter deinem Schutz) sein! „Und sie sind gelagert isr zu deinen Füßen" Dt 33. 3. Rab Joseph (t 333) hat als tannaltische Tradition gelehrt: Damit sind die Gelehrtenschüler gemeint, die sich ihre Füße wund laufen (rn-sr:) von einer Stadt zur andren u. von einem Land zum andren, um Tora zu lernen. ,Es empfängt aus deinen Worten" (das.), d. h. um zu nehmen u. zu geben aus den Worten Gottes (— um in Rede u. Widerrede über die Tora zu debattieren; die Wendung ist aus der Handelssprache her genommen). — Die Propheten, s. Hos 8,10: Ja, wenn sie lernen unter den Völkern, so will ich sie nun sammeln, u. wenn es wenige sind, so sollen sie los sein von der Steuer des Königs u. der Fürsten (so der Midr). ?Ulla (um 280) hat gesagt: Dieser Vers ist in der aramäischen Sprache gesagt worden: wenn sie alle studieren (isr zur Erklärung des Textwortes w ) , so will ich sie nun sammeln (so hat das Exil ein Ende), u. wenn wenige von ihnen (studieren), so sollen sie (diese wenigen, also die Gelehrtenschüler) los sein von der Steuer des Königs u. der Fürsten. — Die Hagio graphen, s. Esra 7,24: Niemand soll ermächtigt sein ihnen aufzulegen Steuer, Abgabe u. Zoll. Rab J huda (f 299) hat gesagt: „Steuer" m a o . das ist die Abgabe an den König ( l ^ n r : * ) ; „Abgabe" ^ a , das ist das Kopfgeld (PSJVS BOS) U. „Zoll" - s n , das sind die Naturallieferungen (XJIJ-K). |j B B 8 : Rab J huda (t 299) hat gesagt: Alle müssen beitragen zu den Kosten der Stadttore, auch Waisenkinder; aber die Rabbinen bedürfen des Schutzes nicht. Alle müssen beitragen zum Ausgraben eines (öffentlichen) Brunnens (so Raschi), auch die Rabbinen; aber das haben wir nur für den Fall gesagt, daß die Stadtbewohner nicht selbst als Arbeiterschar hinausziehen (sondern bloß mit ihren Geldbeiträgen sich daran beteiligen); wenn sie aber als Arbeiterschar selbst hinaus ziehen, so sind die Rabbinen nicht solche, die als Arbeiterschar hinausziehen. (Hier werden Frondienste einfach als nicht standesgemäß abgelehnt.) Dasselbe BM 108 . 1
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Aus dem Beweis, den Jesus für sein Freisein von der Scheqelabgabe führt, folgt, daß er sich eine Stellung zu Gott beigelegt hat, wie sie sonst keinem Israeliten eignet. Diese Folgerung kann nicht beseitigt werden mit dem Hinweis darauf, daß ja auch Petrus an der Steuer freiheit teilnehme; denn diese genießt Petrus nicht unmittelbar wegen seiner Stellung zu Gott, sondern mittelbar wegen seiner Stellung zu 1
Die Meinung ist vermutlich diese: Da die Gelehrtenschüler sich nur um die An gelegenheiten Gottes bemühen, sollen sie mit den Angelegenheiten der Welt, also auch mit deren Steuerauflagen, verschont bleiben.
Matth 17,27. 18,1.3
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Jesu: weil Petrus zu den Angehörigen des Sohnes zählt, darum ist er in dessen Steuerprivilegium miteingeschlossen. 17,27
51: Den F i s c h , d e r z u e r s t
emporsteigt.
TOV otvaßävvct = nbiyn. GnR 5 ( 4 ) : „Die Ansammlung der Wasser nannte er Meere* a-*r (Plur.) Gn 1,10. R. Jose b. Chalaphta (um 150) hat gesagt: War es denn nicht (bloß) Ein Meer? Was will die Schrift lehrend sagen mit „Meeren*? Allein ein Fisch, der bei fAkko empor steigt n^iy ( = herauskommt), gleicht dem Geschmack nach nicht einem, der bei Sidon oder bei Apamea emporsteigt nVi?. d
TtQwxov = -pösn. Nazir 5,2: (Wenn einer gelobt:) Der Golddenar, der zuerst in meine Hand kommt (wörtlich: emporkommt) p x s i -*t*-3 rhvv, siehe, der soll Geheiligtes sein! u. es kommt einer aus Silber hinein nby, so sagte die Schule Schammais: Es ist Geheiligtes; aber die Schule Hillels sagte: Es ist nicht Geheiligtes. (Gelobt er:) Das Faß Wein, das zuerst in meine Hand kommt ns-iss^ » 1 * 3 nbyrv, siehe, das soll Geheiligtes sein! u. es kommt eins mit ö l hinein, so sagte die Schule Schammais: Es ist Geheiligtes; aber die Schule Hillels sagte: Es ist nicht Geheiligtes.
17, 27 SB: Du w i r s t einen S t a t e r f i n d e n .
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18,1: W e r ist ein G r ö ß e r e r im H i m m e l r e i c h ? Zu dieser Frage s. bei M t o , 19 95. — Die jüdischen Gelehrten haben die Frage verschieden beantwortet. Auf Grund von Ps 11, 7 meinte man, daß die Klasse der Rechtschaffenen o*n«i die höchste Abteilung vor Gott bilde; andre ließen die erste Abteilung gebildet werden von denen, die sich auf ihre Torakenntnis u. guten Werke stützen könnten, oder auch von den Schrift- u. Mischnalehrern, die die Kinder treulich oder wahrheitsgemäß unterrichteten. Noch andre stellten die Ältesten u. Lehrer am höchsten, die viele zur Gerechtigkeit angeleitet hätten. Allgemeinere Anerkennung hat wohl der Satz gefunden, daß den Mär tyrern der erste Platz vor Gott zukomme. Belege s. im Exkurs: „Sch ol, Gehinnom u. Gan «Eden" in, 3, n. e
18,3: W i e d i e K i n d l e i n . Das Kind als Bild der Sündenreinheit P s i q 6 1 : „Zwei einjährige Lämmer" a-va:» Nu 28,3. Die Schule Schammais sagte: a^bs?, denn sie drücken die Schuld Israels nieder •ptpyis, s. Micha 7,19: „Er wird nieder drücken iris?: unsre Verschuldungen." Die Schule Hillels sagte: Alles was niedergedrückt wird, schwimmt schließlich oben; vielmehr a^ba?, weil sie die Schuld Israels abwaschen u. sie (die Isr.) machen e
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Matth 18,4. 5
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wie ein einjähriges Kind, das rein von jeder Sünde ist. — Parallel stelle P'siqR 16 (84*). 18,4: W e r s i c h nun s e l b s t e r n i e d r i g e n w i r d . . , der i s t d e r G r ö ß e r e . c
Siebe die Zitate bei Mt 5,19 u. 23,12; ferner ?Er 54* bei Mt 5,3 S. 192f. || LvR 1 ( 1 0 5 ) : So hatHillel (um 20 v.Chr.) gesagt: Meine (Selbst-)Erniedrigung ist meine Erhöhung, meine (Selbst-)Erhöhung ist meine Erniedrigung, s. Ps 113,5 f.: .Der in der Höhe thront, der in die Tiefe blickt." — Über Hilleis Auffassung dieser Psalmworte vgl. E x R 4 5 ( 1 0 0 ) : R.Tanchuroa b. Abba (um 380) eröffnete seinen Vortrag mit Spr 25,7: Denn besser ist es, daß man zu dir sage: „Rücke herauf hierher!", als daß man dich erniedrige. Hillel sagte: Meine (Selbsterniedrigung, das ist meine Erhöhung u. meine (Selbst-)Erhöhung ist meine Er niedrigung. Es ist besser für einen Menschen, daß man sage: «Steige empor nach oben", als daß man zu ihm sage: „Steige hinab nach unten." David hat gesagt Ps 113,5: raeV «rrawn, d. h. wenn ich mich selbst erhöhe, so erniedrigt man meinen Sitz, das meinen die Worte Ps 113,5: „Mein mich selbst Erhöhen (führt) zum Niedersitzen"; u. wenn ich mich selbst erniedrige, so erhöht man mich, wie es heißt Ps 113,6: „Mein mich selbst Er niedrigen (führt) zum Fürchten." * Was hat es mir verursacht, daß alle Lander sich fürchten, wie es heißt 1 Chr 14,17: Der Name Davids ging aus in alle Lande, u. Jahve legte die Furcht vor ihm auf alle Völker? Weil ich mich selbst erniedrigt habe. \\ Sota 1 0 : „Von David ein n??*" P s 5 6 , 1 . Wie David in seiner Jugend sich selbst er niedrigt hat -pttpri (wörtlich: klein gemacht hat) bei dem, der größer war als er, um Tora zu lernen, so auch nachdem er groß geworden war. — onsa ist als Notarikon (s. Einl. S. 107 Nr. 30) gedeutet = T ? „niedrig" u. on „unversehrt", also P s 5 6 , 1 : Von David, dem „dauernd (in der Jugend wie im Mannesalter) Niedrigen", sich selbst Er niedrigenden. — Zu Davids Selbsterniedrigung s. auch MQ 16 bei Mt 16,19 S. 746. d
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18, 5: W e r ein e i n z i g e s s o l c h e s K i n d auf Grund m e i n e s N a m e n s a u f n i m m t , n i m m t m i c h auf. Zum ganzen Satze s. bei Mtl0,40. || Verdienstlichkeit der Versorgung von Waisenkindern: e
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M g 1 3 : Wer einen Waisenknaben oder ein Waisenmädchen in seinem Hause auf zieht, dem rechnet es die Schrift so an, als ob er sie erzeugt hätte. — Dasselbe Sanh 19 auf Grund einer längeren Reihe von Belegstellen. || K th 50*: „Wohl denen, die das Recht beobachten, dem, der Wohltätigkeit übt zu jeder Zeit" (so der Midr Ps 106,3). Kann man denn zu jeder Zeit Wohltätigkeit üben? . . . R.Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Damit ist derjenige gemeint, der einen Waisenknaben oder ein Waiseninädchen in seinem Hause aufzieht u.sie verheiratet. || K H h l O S : Als R. Chanina (um 225) u. R. Chijja (um 200) miteinander stritten, sagte R. Chanina zu R. Chijja: Mit mir willst du streiten? Wenn, was Gott verhüten wolle! die Tora von Israel vergessen würde, so wollte ich sie durch mein scharfsinniges Disputieren wiederherstellen. R. Chijja ant wortete: Ich habe bewirkt, daß die Tora von Israel nicht vergessen wird; ich habe Flachs genommen u. gesponnen u. flocht Schlingen u. fing Gazellen u. ernährte mit dem Fleisch Waisenkinder u. bereitete Pergamentrollen aus den Fellen der Gazellen zu u. ging in einen Ort, in welchem es keine Einderlehrer gab, u. schrieb die fünf Torarollen für fünf Kinder auf u. lehrte die sechs Mischnaordnungen sechs Kinder, indem ich zu jedem Kinde sagte: Lehre deine Ordnung deinen Genossen! Das ist es, was Rabbi gesagt hat: Wie groß sind die Werke Chijjas! — Dasselbe B M 8 5 . Vgl. auch bei Mt 18,10 Ä. II ini rw ovo/aar i pov = "cvb, s. bei Mt 10,41. b
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In *n'sj»a ist * am Ende als Pronomen suffixum gedeutet = der mich Erhöhende = ich, wenn ich mich erhöhe = mein mich selbst Erhöhen. Ebenso 'V-cssr: = der mich Erniedrigende = wenn ich mich selbst erniedrige = mein mich selbst Erniedrigen. • P S K " ^ nach Analogie von r»zn Ez 33,12 u. PS"?": L V 8, 33 gefaßt = si? = sn*V, vgl. ISm 18,29. 2
Matth 18,6 (*. » . 6 1)
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1 8 , 6 % : W e r e i n e n d i e s e r K l e i n e n ä r g e r n wird. axavdaM£eiv = dem kausativen hgtyt (bibl, V>u»n); zB Targ Mal 2 , 8 : Ihr habt vielen zum Anstoß gereicht (d. h. viele zu Falle gebracht i*i>j?r*, Textwort: anbcan) durch die Lehre. — Ferner s. bei Mt5,29 ß S.303. 18, 6 SB: D e m f r o m m t es. ov(.i
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fEr 1 3 Bar: 2 /* Jahr waren die Schale Schammais u. die Schale Hillels geteilter Meinung; die einen sagten: Es wäre besser ffir den Menschen (ptsb ib ms), wenn er nicht erschaffen wäre, Als daß er erschaffen wurde. Die andren sagten: Es ist besser ffir den Menschen, daß er erschaffen worden ist, als wenn er nicht erschaffen worden wäre. Sie stimmten ab u. beschlossen: Es wäre besser ffir den Menschen, wenn er nicht erschaffen wäre, als daß er erschaffen wurde; nun aber, da er erschaffen worden ist, soll er seine Werke prüfen. II K « t h 6 7 : R. Jochanan (t 279) hat im Namen des R. Schimfon b. Jochai (um 150) gesagt: Es wäre besser fttr den Menschen, daß er sich selbst in einen Feuerofen würfe, als daß er das Angesicht eines andren öffentlich beschämt. — Dasselbe Sota 1 0 . || pB rakh l , 3 , 2 5 : Wer lernt, um nicht danach zu handeln, dem wäre es besser, wenn er nicht geboren wäre. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Wer lernt, um nicht danach zu handeln, dem wäre es besser, wenn sich seine Nachgeburt um sein Gesicht gewendet hätte, so daß er nicht zur Welt gekommen wäre. — Dasselbe LvR 35 (132 ); vgl.pSchab 1,3 ,8. II Ferner s.pfAZ2(40 ) oben S.38; TanchBp^»§2beiMtl8,8f. Aramäisch sagt man r.-\ sa „es wäre ihm besser"; s. bei Mt5,29 85 S . 3 0 2 1 ; u. Targ Jerusch I Gn 38,25 bei Mt 18,8 f. b
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18,6 6 : D a ß ein E s e l s m ü h l s t e i n um s e i n e n H a l s g e h ä n g t u. er in d i e T i e f e des M e e r e s v e r s e n k t w ü r d e . 1. txvlog ovixog. — bx$ a^rn = „Handmühle" u. T i a n wjrn = „Eselsmühle" werden einander gegenübergestellt.a Die erstere wird auch ans* e^rr; „Menschenmühle" genannt. Die Bezeichnungen legen es nahe, als das unterscheidende Merkmal beider Arten von Mühlen die sie bewegende Kraft anzusehen. Auch bezeugen einige talmudische Stellen ausdrücklich die Verwendung von Eseln für den Betrieb von Mühlen.c Gleichwohl ist diese Erklärung des Namens „Eselsmühle" nicht allseitig anerkannt. Es wird nämlich eine Unterlage erwähnt, auf der die größeren Mühlen so befestigt wurden, daß sie nicht von ihrer Stelle entfernt werden konnten, während der Transport der leichteren, sog. „Handmühlen" keine Schwierigkeit verursachte. Und da diese Unterlage den Namen -nan = „Esel" führte (wir würden in diesem Fall von einem „Bock" sprechen), so seien die auf einem solchen Untergestell befestigten Mühlen „Eselsmühlen" genannt worden. So namentlich R. Chanan'eld in den Tosaphoth zu BB 20 . Jedenfalls werden mit „Eselsmühlen* die größeren u. schwereren Mühlen bezeichnet, auch wenn sie nicht durch Esel in Bewegung gesetzt wurden.e — Bei beiden Arten von Mühlen bildeten die beiden übereinander befindlichen Mühlsteine die Hauptbestandteile. Bei der Handmühle hieß der untere Stein (vgl. „untere Scheibe" pipnn r&e H i 4 1 , 1 6 ) a ? « = der „Liegende*,! b
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So vokalisiert Krauß, Archäol. 1,96; Dalman u. Levy 4,551: a:v.
Matth 18,6 ( S l )
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oder auch schlechthin &?rn,g welches Wort eigentlich die beiden Steine oder die ganze Mühle bezeichnet, zB Ex 1 1 , 5 ; Nu 1 1 , 8 ; Jes 47,2. Aus seiner Mitte ragte ein Zapfen h ajixia empor, um den der obere, in ihn eingelassene Stein wie um seine Achse sich drehte. Der obere Stein selbst hieß „Reiter" oder „Läufer* 1 a?-? (vgl. R i 9 , 5 3 ; 2 S m l l , 2 1 u. Dt 2 4 , 6 : die L X X zur letzten Stelle geben aai mit inifivXiov wieder). In der Mitte des oberen Steins befand sich eine trichterartige Öffnung, die Einschüttstelle für die Getreidekörner, u. gegen seinen Rand hin ein Handgriff (wohl eine Art Pflock), an dem er um den Zapfen des unteren Steines im Kreise gedreht wurde. Nach einer Angabe der Mischna wäre der Radius des oberen Steines eine Handbreit kleiner gewesen als der des unteren Steines.* — Bei den größeren Mühlen (Eselsmühlen) war der untere Stein an seiner oberen Fläche konvex aus gearbeitet; er verjüngte sich also nach oben hin; von dieser seiner Ge stalt führte er den Namen ^ai-re^K oder ^ai-raea: = axqößiXog „Kreisel". Der obere Stein war dementsprechend an seiner unteren Fläche konkav gehalten, so daß er mantelartig den unteren Stein fest überdeckte. Er glich so durchaus keiner Scheibe oder runden Platte, sondern vielmehr einem großen flachen steinernen Eimer, der über den kreiseiförmigen unteren Stein gestülpt war. Nach dieser seiner Form hieß er rfcjs (nach Krauß = x6XXa&oc „Fruchteimer"). Auch bei den größeren Mühlen war der Radius des unteren Steines um eine Handbreit größer als der des oberen Steines, k Zum Ganzen s. Krauß, Archäol. 1, 95—97. 1
Mit dem „Eselsmühlstein" fivXog ovixog bei Mt u. Mk 9,42, bezw. mit dem Xi&og pvXixog bei Lk 17,2 ist jedenfalls der obere Stein der größeren Mühlen, der nbp, gemeint: nur dieser war durchlocht, so daß er an etwas gehängt werden konnte, u. nur dieser war transportabel.! a. „Handmühle" T> bv a*m zB Zabim3,2: Wenn ein mit Ausfluß Behafteter u. ein Reiner, sei es stehend, sei es sitzend, zusammen weben oder mahlen (so wird der Reine dadurch unrein). R. Schimfon (um 150) erklärte ihn in allen diesen Fällen für rein, ausgenommen, wenn sie zus. an der Handmühle mahlen. II P s U : Das Mahlen auf der Handmühle «-n-s njvto. H K ^ l ^ » wird zu der Mischna (K^h 5,5), daß die Frau verpflichtet sei, für den Mann Mehl zu mahlen, bemerkt: Meinst du, daß sie (selbst) mahlen muß? Vielmehr sage: Sie muß mahlen lassen. Oder wenn du willst, sage: Auf der Handmühle (NT-H D T T - O ) muß sie es (aber nicht auf einer großen u. schweren). — Hand- u. Eselsmühle nebeneinander erwähnt: TKelbab. m. 2,14(580): Ein Nagel, den man in eine Handmühle oder eine Eselsmühle D-ma IM -r bv n-rva -«inn bv steckt, ist verunreinigungsfähig. || TBB 1,3 (398) s. Anm.fc. b. Ohal8,3: Folgende Dinge tragen Unreinheit weiter, ohne davor zu schützen: . . . ; außerdem noch die „ Menschenmühle" m « bv ovrin. ßertinoro: Damit ist die trag bare Handmühle gemeint, um auszuschließen die nicht tragbare Tiermühle nwna- D-n->. C. MQ 1 0 : R. Melr (um 150) hat gesagt: Einem Pferde, auf welchem man reitet, u. einem Esel, auf welchem man reitet, darf man an den Zwischenfeiertagen die Hufe beschneiden, aber nicht einem Esel der Mühle ( = der eine Mühle treibt). Rab J huda (t 299) erlaubte es, von den Hufen eines Esels der Mühle etwas abzunehmen. || ?AZ 1 6 : Abaje (f 338/39) hat gesagt: Mar J huda hat mir erzählt, daß die Leute des Mar Jochani e
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Krauß a. a. 0 . liest ar:, vgl. 1 Kg 22,34 u. 2 Kg 9,17.
Matth 18,6 ( 6 1 )
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mit Wildeseln an der Mahle mahlten. II Tanch trawva 99*: R. Levi (um 300) hat gesagt: Die bösen Geister haben eine Maske vor ihrem Gesicht, wie die Esel der Muller (die mit verbundenen Augen an der Mahle gehen). d. Die Worte des R. Chananiel (b. Chuschiel, etwa 990—1050, a. Einl. S. 160) lauten: Die „Eselsmühlen* verursachen keine Erschütterung (s. Anm.tu.fe); denn nicht ein Esel mahlt daran, sondern der hölzerne Unterbau, der die Muhle trägt, heißt „Esel* -nan, wie auch sonst Traghölzer »Esel" genannt werden. So Eel 18,6: Die beiden Stangen des Bettes u. der Eselsuntersatz ">ian sind rein. Ebenso das Holzgestell, das einen Kasten, eine Lade, einen Schrank trägt, s. (TKel bab. m. 8 , 3 ) : Das Esels gestell "ittsn unter dem Rahmen der Bettstelle u. die HolzBtücke unter den Füßen sind rein. Ebenso wird das Holzgestell, auf das sich der Sehmied stützt, „Esel" genannt, s. ( K e l l 4 , 3 ) : Das Eselsgestell *van der Schmiede ist verunreinigungsfähig. So wurde auch für die Mühle eine Art Lager zurechtgemacht, auf das der (untere) Mühlstein, 5*3-nöx*, gelegt wurde, u. ein Mensch saß gegenüber auf einem erhöhten Platz, während seine Füße nach unten gespreizt waren, u. er drehte die Rundung fabi d.h. den oberen Stein) mit seinen Füßen u. mahlte. — In der Mischna wird das Eselsgestell **ittn der Mühle erwähnt Zabim4,2f.: Wenn ein mit Ausfluß Behafteter an den unteren Mühl stein, ^a-ntssx, oder an das Eselsgestell der Handmühle schlägt (oder stößt), so ist es (das infolge des Stoßes Herunterfallende) rein; schlägt (oder stößt) er an den oberen Mühlstein, röp, so ist es unrein. (Grund: Der obere Mühlstein ist beweglich, der untere aber nicht.) — Diese Stelle lehrt, daß auch größere Mühlen — denn um eine solche handelt es sich wegen Erwähnung ihres Eselsgestells u. ihres msiitss« — mit der Hand in Bewegung gesetzt wurden u. ebendeshalb „Handmühlen', -r b* o*m, genannt werden konnten. Ferner zeigt sie, daß auch bei einer Handmühle, die nicht von einem Esel getrieben wird, dennoch von einem „Esel" ^i»n gesprochen wird, ein starkes Zeugnis für die Meinung, daß die „Eselsmühle" ihren Namen von dem Eselsgestell u. nicht von dem sie treibenden Esel hatte. e. s. Zabim 4,2 f in Anm. d. f. s. BB 2,1 in Anm.*; TBB 1,3 in Anm. k. g. Dt 24,6 heißt es: Man pfände nicht Mühle u. (oberen) Mühlstein s r ; o?rr; d. h. weder die ganze Mühle noch einen Teil von ihr. Dagegen deuten die alten jüdischen Ausleger: Nicht den unteren ( o - m ) u. nicht den oberen Mühlstein (am); zB SDt24,6 §272 (123*): Man pfände nicht aaii DVTI . . . Warum wird gesagt aa^i o - m ? W i e die besonders genannten DTTI U. am zwei Gerätschaften sind, die Eine Arbeit voll bringen, u. wie man sich für die Pfändung des einen für sich u. für die Pfändung des andren für sich schuldig macht, so macht man sich überall bei zwei Geräten, die znr Verrichtung Einer Arbeit dienen, für die Pfändung des einen für sich u. für die Pfändung des andren für sich schuldig. — Die Bezeichnung „zwei Gerätschaften" für n-m u. am zeigt, daß man unter diesen die beiden Mühlsteine verstanden hat. || BM 9 , 1 3 : Wer die Mühle (•*--, d. h. die ganze Mühle) pfändet, übertritt ein Verbot u. macht sich wegen zweier Geräte schuldig, s. Dt 24,6: Man pfände nicht den unteren u. den oberen Mühlstein. — Ebenso deuten Rab Huna (t 297) u. Rab J huda (t 299) BM 115». Nach dieser traditionellen Auslegung wird auch Targ Onk u. Targ Jerusch I.: teaaii B*m zu verstehen sein. Nur die LXX zu Dt 24,6 denken mit ihrem pi'Xov ovdi inifAvXtov, wie das ovöt fordert, bei (xvXov an die ganze Mühle u. bei impvkiov speziell an den oberen Mühlstein. h. Vgl. P 8 9 4 : K W I K5»si33 wie der Zapfen im Mühlstein. i. BB 2 , 1 : Eine (Hand-)Mühle muß man (von der Wand des Nachbarn) drei Hand breiten vom unteren Mühlstein, s a c , an, das sind vier Handbreiten vom oberen Mühl stein, am, an fernhalten. — Die Worte lehren zugleich, daß der äußere Rand des unteren Mühlsteins ringsum eine Handbreit Uber die Peripherie des oberen Steines hinausreichte. — Eine Parallelstelle s. in Anm. k. — Als Grund für die Mischna wird 1
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?AZ 16* redet R. Jochanan (t 279) von einem Pferde, das man in der Mühle mahlen läßt.
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BB 2 0 die durch die Bewegung der Handmühlen entstehende Erschütterung (ais* K*I«B) angegeben. k. TBB1,3(398): Man muß eine Handmühle (von der Mauer des Nachbarn) drei Handbreiten vom 3 3 » an, vier H. vom sin an fernhalten; Eselsmüblen drei Handbreiten vom r-ai-»****« an, vier H. vom r>bp an. — Der die Eselsmühlen betreffende Satz als Bar in BB 20 b mit der Bemerkung, daß das Geräusch der Eselsmühlen der Grund für ihr Fernhalten sei (*bp DITBB). Eine Erschütterung wurde durch sie nicht verursacht da sie auf einem festliegenden Untergestell befestigt waren. /. B B 4 . 3 : Wenn jemand ein Haus verkauft, so hat er den ' w w i t mitverkauft aber nicht den rbp. — Jener, weil unbeweglich festgemacht, gilt als Zubehör des Hauses* dieser, weil transportabel, wird zum Mobiliar gerechnet, das ohne nähere Abmachung nicht ohne weiteres mit dem Haus in den Besitz des Käufers übergeht. — Dasselbe in der Bar BB 65 b. || Ferner vgl. Zabim4,2f. in Anm.rf. || GnR 28 ( 1 7 ) : R. Levi (um 300) hat im Namen des R. Jochanan ( t 279) gesagt: Selbst der kreiseiförmige Stein der Mühle (o-ni bv ybwBO*) wurde (durch die Sttndflut) weggewischt (obgleich er so unerschütter lich festliegt); s . G n 6 , 7 ; 7,4. — Parallelstellen: LvR 31 (129 ); Midr HL 4,1 (109 ). c
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2. fivXog ovixog negii xov TQax^lov. — Der „Mühlstein auf dem Hals* scheint eine sprichwörtliche Redensart gewesen zu sein zur Bezeichnung drückendster Sorge u. Not. Qid 29b Bar: (Ein Vater) hat (seinen Sohn) Tora zu lehren u. ihm ein Weib zu nehmen. Er soll ihn (zuerst) Tora lehren u. hinterher ihm ein Weib nehmen; u. wenn es ihm nicht möglich ohne Weib, so soll er ihm ein Weib nehmen u. ihn hinterher Tora lehren. Rab J huda (t 299) hat gesagt, Sch muöl ( f 254) hat gesagt: Die Halakha ist: er nimmt ihm ein Weib u. hinterher läßt er ihn Tora lernen. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Ein Mühlstein auf dem Halse •ntma D*TV-> U. er soll sich mit der Tora beschäftigen? Es liegt keine Meinungsverschiedenheit vor: Das eine (die Meinung Sch muöls) gilt bei uns (in Babylonien), u. das andre bei ihnen (in Palästina). || Sanh 9 3 : Es heißt Jes 11,3: n rm»a in--»m (sein Wohlgefallen hat er an der Furcht Jahves). R. Alexandrai (um 270) hat gesagt: Das lehrt, daß man ihn (den Messias) mit Geboten u. Leiden belastet wie mit Mühlsteinen ( a w - o ) . — Der Midr bringt in*in in Verbindung mit n n i „zerreiben", dem Stammwort zu a-.-^. — Vgl. auch P siqR 36 (162 ): Man hat gesagt: ln der Jahrwoche, in welcher der Sohn Davids ( = Messias) kommt, wird man eiserne Balken bringen u. ihm auf seinen Hals legen, bis seine Gestalt niedergebeugt ist. — In demselben Zus.hang ist vorher von einem eisernen Joch, sna b'.y, die Rede, unter das man den Messias bringen werde, <s. das. 1 6 1 . e
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3. Zum xaxanovxicfxog vgl. Josephus, Antiq. 1 4 , 1 5 , 1 0 : Nachdem die Galiläer von ihren Machthabern abgefallen waren, versenkten sie die An hänger des Herodes in den See (Genezareth). Ferner Contra Apion. 1,34: Die Aussätzigen (unter den Juden) ließ der ägyptische König Bokchoris an Bleiplatten binden u. in das Meer werfen. || Die Beschwerung eines in den Euphrat zu werfenden Buches mit einem Stein schon Jer 51,63. 18, 7 9 : W e h e d e r W e l t . . . ; w e h e d e m M e n s c h e n . Oval ± = -via, 1 1 . BB 9 1 : Rab Chanan b. Rabba (um 250) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: An dem Tage, da unser Vater Abraham aus'der Welt schied, standen die Großen der Welt in der Trauerreihe u. sprachen: Wehe der Welt vbiyb iV I I K , die ihren Führer verlor, u. wehe dem Schiff, das den Steuermann verlor! j| P^iq 7 2 : Haman sprach: Wehe diesem Mann K->3J ">a tonn? n+b t-n (d. h. mir), der Schloßhauptmann (xofjirji itaXtttiutv) u. comes curator (Leiter der Volksernährung) war u. nun Bademeister u. Barbier geworden ist! — Parallel stellen LvR 28 ( 1 2 6 ) ; Midr Esth 6,10 ( 9 9 ) ; P siqR 18 (93 ). — Über die verschiedenen a
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Lesungen u. ihre Bedeutung s. Buber zu P s i q 7 2 ; Friedmann z u P s i q R 9 3 ; Levy 4, 266» u. Krauß, Lehnw. 2, 509. || GnR 10 ( 8 ) : Wehe der Welt wegen seiner Gerichte V J - H » ahtvb — Die ganze Stelle s. im Exkurs „Sch ol" usw. 11,9, c. || Ferner s. Tafan 21» bei M M 8 , 8 f . a
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18, 7 95: W e g e n der Ä r g e r n i s s e . anoxüv axavdüXojv. — Das alttestamentl. bc?a = Anstoß, Ärgernis wird von Targ Onk u. Targ Jerusch I zu Lv 19,14 wiedergegeben mit K ^ P , bezw. xbpw. Ebenso setzt Targ Jonathan xbpn für bwsn Jer 6,21; Ez 7,19; 14,3: 18,30; 44,12. — Im Rabbin. wird in diesem Sinn n^jstn gebraucht. e
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B r a k h 4 , 2 : (R.N chonja b . Ha-qana, um 70 n.Chr.) sprach zu ihnen: Wenn ich (in das Lehrhaus) eintrete, bete ich, daß kein Anstoß rtbpn durch mich kommen möge. || Sanh 7 , 4 : Wer einer Mannsperson oder einem Vieh beiliegt u. das Weib, das ein Vieh beiliegen läßt (die werden gesteinigt). Wenn der Mensch gesündigt hat, was hat das Vieh gesündigt (daß es getötet werden soll, L v 2 0 , 1 5 f.)? Allein weil dem Menschen durch es n^pr, Anlaß zur Sunde, gekommen ist, deswegen hat die Schrift gesagt: Es soll gesteinigt werden. Eine andre Erklärung: Damit nicht das Vieh auf dem Markt voräbergehe u. man dann sage: Das ist dasjenige (Tier), dessentwegen der u. der ge steinigt worden ist. — Vgl. auch das nächste Zitat.
18,7 6 : D u r c h den das Ä r g e r n i s k o m m t . Sanh 55»: Rab Schescheth (um 260) hat gesagt: Ihr habt es gelernt: Wenn von den Bäumen, die weder essen noch trinken noch riechen, die Tora sagt: Vernichte, verbrenne u. vertilge sie (vgl. Dt 12, 2 f.), weil dem Menschen durch sie ein Anlaß zur Sünde kam •p* by nspp o-i»^ «an b-sirt, um wieviel mehr gilt das dann von dem, der einen andren von den Wegen des Lebens verleitet (nj»rsn) zu den Wegen des Todes.
18, 8 f.: Wenn a b e r d e i n e Hand o d e r dein F u ß d i c h ä r g e r t , s o h a u e ihn ab . . .; es i s t dir b e s s e r ins L e b e n v e r s t ü m m e l t o d e r l a h m e i n z u g e h n , als z w e i H ä n d e o d e r z w e i F ü ß e h a b e n d ins e w i g e F e u e r g e w o r f e n zu w e r d e n . Zum ganzen Satze 8. Mt 5,29 f. TanchB psa § 2 (67»): „Balaq sah* Nu 22,2. Es wäre besser für die Gottlosen (o**ciV nij), wenn sie blind wären; denn ihre Augen bringen den Fluch in die Welt. Vom Flutgeschlecht heißt es Gn 6 , 2 : Es sahen die Söhne Elohims, daß die Töchter der Menschen schön waren. Ferner s. Gn9, 22: Da sah Harn, der Vater Kanaans, die Blöße seines Vaters. Gn 12,15: Es sahen sie (Sara) die Hof leute des Pharaos. Gn 3 4 , 2 : Da sah sie (Dina) Sikhem, der Sohn Chamors. Ebenso heißt es hier (Nu 22,2): Balaq sah. — Dasselbe Tanch p^a 231»; NuR 20 (188 ). II Tafan 21a: Von Nachum aus Gimzo (um 90 n. Chr.) hat man erzählt, daß er auf beiden Augen blind u. an beiden Händen verstümmelt u. an beiden Füßen amputiert u. am ganzen Körper voll Aussatzes war. Er lag in einem Haus, das einzustürzen drohte, u. die Füße seines Bettes standen in Becken mit Wasser, damit nicht die Ameisen zu ihm emporkriechen möchten. Einmal wollten seine Schüler sein Bett u. hinterher die (übrigen) Gerätschaften hinausräumen (aus dem baufälligen Hause wegschaffen). Er sprach zu ihnen: Meine Kinder, räumet (erst) die Geräte u. hinterher mein Bett hinaus; denn ich gebe euch die Versicherung, daß, solange ich im Hause bin, das Haus nicht einstürzt. Sie räumten die Gerätschaften hinaus u. hinterher sein Bett; dann stürzte das Haus ein. Da sprachen sie zu ihm: Rabbi, wenn du ein so vollkommener Gerechter bist, warum ist solches (die Verstümm lung deines Körpers) über dich gekommen? Er antwortete: Meine Kinder, das habe b
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Zu den Schülern dieses Nachum gehörte auch R. fAqiba, f um 135.
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ich mir selbst verursacht; denn einmal befand ich mich auf dem Wege nach dem Hause meines Schwiegervaters u. bei mir war eine Ladung für drei Esel; die eine enthielt Speise, die andre Getränke u. die dritte allerlei Kostbarkeiten. Da kam ein Armer u. trat mir in den W e g u. sprach: Versorge mich mit Speise! Ich antwortete: Warte, bis ich den Esel abgeladen habe. Ich hatte den Esel noch nicht abgeladen, als seine Seele schon ausging. Da fiel ich auf sein Angesicht u. sprach: Meine Augen, welche sich deiner Augen nicht erbarmten, mögen erblinden; meine Hände, die sich deiner Hände nicht erbarmten, mögen verstümmelt werden; meine Füße, die sich deiner Füße nicht erbarmten, mögen abgehauen werden; u. mein Sinn beruhigte sich nicht, bis ich sprach: Mein ganzer Körper möge voll Aussatzes sein! Seine Schüler sprachen: Wehe uns i& "IK, daß wir dich so sehen müssen! Er antwortete: Webe mir "b -IM, wenn ihr mich nicht so sehen würdet (denn dann stände mir die Strafe für meine Unbarmherzigkeit noch in der zukünftigen Welt bevor, während die gegenwärtigen Leiden bereits jetzt die Sühne sind für meine Sünde)! Warum nannte man ihn Nachum aus Gimzo IT DJ? Weil er bei allem, was ihm begegnete, sprach: Auch dies *.i os möge zum Guten (Segen) sein! |l Targ Jerusch I Gn 38,25: (J huda sprach:) Es ist mir besser '•> ao (s. bei 18,6 9 ) , ich werde in dieser Welt beschämt, die eine vergängliche Welt ist, als daß ich vor meinen gerechten Vätern in der zukünftigen Welt beschämt werde; es ist mir besser *b a-j, daß ich in dieser Welt in erlöschendem Feuer brenne, als daß ich in der zukünftigen Welt in verzehrendem Feuer gebrannt werde. e
1 8 , 1 0 9 : S e h e t z u , daß ihr n i c h t e i n e n d i e s e r K l e i n e n v e r a c h t e t . Wertschätzung der Kinder, insonderheit der Schulkinder. b
Schab 1 1 9 : Rab Hamnuna (um 290) hat gesagt: Jerusalem ist nur zerstört worden, weil sie darin die Schulkinder müßig gehen ließen (statt sie in die Schule zu schicken); denn es heißt Jer 6 , 1 1 : (Der Zornglut Jahves bin ich v o l l ) . . . . Gieß (sie) aus über das Kind auf der Straße usw. Was ist der Grund des Ausgießens? Weil das Kind auf der Straße ist (statt in der Schule) Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Was bedeutet: „Tastet meine Gesalbten nicht an u. tut meinen Propheten kein Leid" Ps 105,15? „Tastet meine Gesalbten nicht an", damit sind die Schulkinder gemeint; „u. meinen Propheten tut kein Leid", damit sind die Gelehrtenschüler gemeint. Resch Laqisch (um 250) hat im Namen des Patriarchen R. J huda (IL, um 250) gesagt: Die Welt besteht nur wegen des Hauches der Schulkinder. Rab Papa (f 376) sagte zu Abaje (t 338/39): Was ist (dann erst) mein u. dein Hauch! Er antwortete ihm: Nicht gleicht der Hauch, darin Sünde ist, dem Hauch, darin keine Sünde ist. Ferner hat Resch Laqisch im Namen des Patriarchen R. J huda II. gesagt: Man läßt die Schulkinder selbst zum Bau des Heiligtums nicht (aus der Schule) frei. Und Resch Laqisch hat zu dem Patriarchen R. J huda II. gesagt: So habe ich es von meinen Vätern — oder, wie andre sagen, von deinen Vätern empfangen: Jede Stadt, in der es keine Schulkinder gibt, zerstört man. Rabina (I. ?, f um 420; II. ?, f 499) hat gesagt: Man tut sie in den Bann. || N d 8 1 : Man ließ von dort (von Palästina nach Babylonien) sagen: Habt acht auf die Kinder der Armen (nehmt euch ihrer besonders an); denn von ihnen wird Tora ausgehen, s. Nu 2 4 , 7 : Wasser ( = Tora) rinnt aus seinen Geringen (Niedrigen, Armen; so der Midr). — Ähnliches wird Sanh 96» dem R. J huda b. Bathyra in Nisibis (um HO) in den Mund gelegt: Habt acht auf die Kinder der (Amme ha-arec (der un wissenden Leute), denn von ihnen wird Tora ausgehn. — Vgl. B M 8 5 * : Rab J huda (t 299) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt; nach andren hat R. Chijja b. Abba (um 280) gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt; nach andren hat R. S c h ^ u S l b. Nachman (um 260) gesagt, R. Jonathan (um 220) habe gesagt: Wer den Sohn seines Genossen Tora lehrt, der ist würdig in der oberen Akademie zu sitzen, s. Jer 15,19: „Wenn du wieder kehrst, will ich dich wiederkehren lassen; vor meinem Angesicht sollst du stehn" (das gilt erst recht vom Lehrer, der andre zur Umkehr veranlaßt). Wer aber den Sohn eines f Am ha-arec Tora lehrt, dessentwegen hebt Gott sogar einen gefaßten Beschluß e
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auf, s. das.: »Und wenn du Edles hervorbringst aus Verächtlichem, wie mein Mund sollst du sein" (auch Beschlüsse aufheben, die aus meinem Mund gegangen sind; vgl. bei Mt 16,19 8 S. 742, »)• II Midr Qoh 10, 7 ( 4 7 ) sagt R. fAqiba (t um 135): Eine Gabe (wörtlich: ein Erbe) Gottes sind Kinder. || Midr KL 1, 6 (53»): «Von der Tochter Zion wich alle ihre Herrlichkeit" KL 1,6; mit „Herrlichkeit" sind die Kinder gemeint. R. J huda (b. Simon um 320) hat gesagt: Komm u. sieh, wie lieb die Kinder vor Gott sind: das Synedrium zog in die Verbannung, aber die Sch khina (Gottheit) zog nicht mit ihnen; die Priesterabteilungen zogen in die Verb., aber die Sch khina zog nicht mit ihnen. Als aber die Kinder in die Verb, zogen, zog die Sch khina mit ihnen, s. KL 1,5: „Ihre Kindlein zogen in die Verbannung, gefangen vor dem Dränger her", u. sofort folgt Vers 6: Von der Tochter Zion wich all ihre Herrlichkeit. || Midr HL 2,4 (97»): R. Issakhar (aus K phar Man du? um 350?) hat gesagt: Wenn ein Kind für Mose liest „Mase", für Ahron „Ahran", für fEphron „sEphran", spricht Gott: Auch sein Stammeln ist mir lieb! — Vgl. auch bei Mt 18, 5. b
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18,10 33: I h r e E n g e l . ol ixyyeXoi avzav. — Zu den Schutz- u. Geleitsengeln eines Menschen s. bei Apg 12,15 u. 1 Kor 11,10. Hier noch einige Stellen. e
TSchab 17,2f. (136): R.Elifezer b. Jose Ha-g lili (um 150) sagte: Wenn du siehst, daß sich ein Gerechter auf den Weg (auf eine Reise) begibt, u. du beabsichtigst dieselbe Straße zu ziehen, so beschleunige deine Reise um seinetwillen drei Tage oder verzögere sie um seinetwillen um drei Tage, damit du in seiner Geraeinschaft reisen kannst; denn Engel des Dienstes geleiten ihn, s. P s 9 1 , 1 1 : „Denn seine Engel wird er dir ent bieten, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen." Und wenn du siehst, daß sich ein Gottloser auf den W e g begibt, u. du beabsichtigst dieselbe Straße zu ziehen, so beschleunige deine Reise um seinetwillen drei Tage oder verzögere sie um seinetwillen drei Tage, damit du nicht in seiner Gemeinschaft reisen mögest; denn die Engel des Satans begleiten ihn, s. Ps 109,6: „Bestelle wider ihn den Bösen u. der Satan stehe gegen seine Rechte" (so der Midr). — Dasselbe TfAZ 1,17 f. (461), nur daß statt „Dienstengel" gesagt ist „Engel des Friedens"; Tanch n s a r i 4 0 . || Schab 1 1 9 : Rab Chisda (f 309) hat gesagt, Mar fUqba (I., um 220) habe gesagt: Wenn jemand am Abend vor Sabbat betet u. spricht Gn 2 , 1 : „So wurden vollendet der Himmel u. die Erde" usw., so legen die beiden Dienstengel, die den Menschen begleiten, ihre Hände auf sein Haupt u. sprechen zu ihm: Deine Verschuldung ist gewichen u. deine Sünde ward ge sühnt (Jes 6,7)! Bar: R. Jose b. J huda (um 180) sagte: Zwei Dienstengel begleiten den Menschen am Abend vor Sabbat aus der Synagoge in sein Haus; der eine ist ein guter u. der andre ein böser Engel. Wenn er in sein Haus kommt und findet die (Sabbat) Lampe angezündet u. den Tisch gedeckt u. sein Lager zurechtgemacht, dann spricht der gute Engel: Möge es am nächsten Sabbat ebenso sein! Und der böse Engel ant wortet gezwungen: Amen! Wenn aber nicht, dann spricht der böse Engel: Möge es am nächsten Sabbat ebenso sein! u. der gute Engel antwortet gezwungen: Amen! || Tanch D - J C S * 99»: (R. Jicchaq, um 300, eröffnete seinen Vortrag mit) P s 9 1 , 1 1 : Seine Engel wird er dir entbieten, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Vollbringt der Mensch Eine Gebotserfüllung, so übergibt man ( = Gott) ihm Einen Engel; vollbringt er zwei Gebotserfüllungen, so übergibt man ihm zwei Engel; vollbringt er alle Gebote, so übergibt man ihm viele Engel, wie es heißt: „Seine Engel wird er dir entbieten." Wer sind diese Engel? Das sind die, die ihn vor den bösen Geistern ("!'••?': = Schäd lingen) behüten, wie es heißt P s 9 1 , 7 : Zufallen ( b i f ) werden dir zu deiner Seite tausend u. zehntausend zu deiner Rechten (so der Midr). Was bedeutet V i f ? Daß sie mit dem Menschen Frieden machen, s. 1 Chr 12,19: Von Manasse fielen etliche dem David zu ( v s n ) ; ferner s. das. Vers 20: Als er nach Ciqlag zog, fielen sie ihm von b
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Die eingeklammerten Worte sind zu ergänzen, s. Bacher, pal. Amor. 2,219.
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Manasse zu (iVc:). „Und zehntausend zu deiner Rechten.' Warum zur Linken ( = -pst* Ps 91, 7) tausend u. zur Rechten zehntausend? Weil die Linke keiner Engel bedarf; denn der Name Gottes (d. h. der Jahvename) steht auf den Gebetsriemen geschrieben u. diese befinden sich auf der Linken, s. Dt 6 , 8 : Binde sie zum Zeichen an deine Hand (•?« = linke Hand). R. Chanina (b. Abbahu, um 340) erwiderte ihm: Es steht hier nicht: Es werden „sein" zu deiner Seite tausend, sondern: es werden „fallen" V i f (so jetzt der Midr). Weil die Linke nicht ausgestreckt wird zur Vollbringung von Pflichtgeboten, darum fällt Bie (H"?.?*) nur tausend böse Geister; u. weil die Rechte ausgestreckt wird zur Vollbringung von Pflichtgeboten, darum fällt sie zehntausend böse Geister. — R. J hoschua? b. Levi (um 250) hat gesagt: Was heifit P s 9 1 , 7: Zufallen werden dir zu deiner Seite tausend? Gott fibergibt jedem einzelnen Israeliten zehntausend u. tausend Engel, daß sie ihn behüten u. ihm den W e g bahnen; u. einer von ihnen ruft vor ihm aus u. spricht: Gebt Ehre dem Ebenbild Gottes! Denn die ganze Welt ist voll von (bösen) Geistern u. Schädlingen (-rp-i» = Dämonen). R. J huda b. Schalom (um 370) hat im Namen des R. Levi (um 300) gesagt: Im Hohlraum der Welt gibt es keinen Fleck in der Größe von einem Viertel Qab Aussaat, an dem sich nicht neun Qab Mazziqin befänden. Wie sind sie beschaffen? R. Levi (um 300) hat gesagt: Eine Maske (so->it = forma) haben sie vor ihrem Gesicht, wie die Esel der Müller (die mit verbun denen Augen in der Mühle gehen), u. wenn die Sünden (des betreffenden Menschen) dazu Veranlassung geben, wird die Maske weggenommen u. der Mensch wird verwirrt (irrsinnig). Wenn aber der Engel vor ihm ausruft, so bleibt der Mensch in Frieden; schweigt er, so wird der Mensch beschädigt u. der Engel spricht: Wir wollen den u. den hingeben, s. H i 3 3 , 2 2 : „Es naht sich seine Seele der Grube u. sein Leben den Tötenden." Es heißt hier nicht „den Toten", sondern den Tötenden, d.h. jenen Engeln des Verderbens, denen er übergeben ward. Woher, daß der Engel vor ihm ausruft? Weil es heißt das. Vers 23f.: „Wenn für ihn da ist ein fürsprechender Engel, einer unter tausend", d. h. wenn unter jenen Tausenden einer ist, der vor ihm ausruft, „um dem Menschen zu verkündigen seine Rechtschaffenheit" — in jener Stunde „erbarmt er sich seiner u. spricht: Erlöse ihn vom Hinabsinken in die Grube, ich habe Sühnung gefunden". Sage also: Wenn er viele Gebotserfüllungen hat, behüten ihn zehntausend u. tausend Engel, u. wenn er vollkommen ist in Torakenntnis u. in guten Werken, so behütet ihn Gott, wie es heißt Ps 121, 5: Jahve ist dein Hüter, Jahve ist dein Schatten über deiner rechten Hand. Und so findest du es bei Jakob, von dem es heißt Gn 25,27: Jakob war ein frommer Mann, einer der in Zelten wohnte; „ein frommer Mann" durch gute Werke, „der in Zelten wohnte", der mit der Tora sich beschäftigte u. sehr viele Gebotserfüllungen hatte; deshalb wurden ihm Lager von Engeln überwiesen, die ihn behüten sollten, s. Gn 32,2 ff.: Jakob zog seines Weges u. es begegneten ihm Engel Gottes. Da sagte Jakob, als er sie gesehen hatte: Das Heerlager Gottes ist dies. Und er nannte den Namen dieses Ortes Machanajim (Lager). Ferner s. Gn28,12f.: Siehe, die Engel Gottes stiegen an der Leiter auf u. ab. Und siehe, Jahve stand bei ihm u. sprach: Ich bin Jahve usw. Siehe, ich bin mit dir u. werde dich behüten überall, wo du gehst (das. Vers 15). R. Hoschafja (um 225) bat gesagt: Wohl dem Weibgeborenen, welcher sieht, wie der König aller Könige samt seiner Familie ( = Engel weit) ihn be hütet, u. welcher Engel in seiner Sendung senden darf, wie es heißt Gn 3 2 , 4 : Jakob sandte Engel (so der Midr) vor sich her zu seinem Bruder Esau. Ebenso heißt es G n 4 8 , 1 6 : Der Engel, der mich von allem Übel erlöste. Die Schrift hat gesagt Spr 2 0 , 7 : Wer in seiner Unsträflichkeit dahinwandelt als ein Gerechter — Heil seinen Söhnen nach ihm! — Parallelstellen zu einzelnen Ausführungen: Midr Ps91 § 4 ( 1 9 9 ) ; 17 § 8 ( 6 5 ) ; NuR12 ( I 6 5 ) ; LvR 35 ( 1 3 2 ) ; D t R 4 ( 2 0 1 ) . || Midr Qoh 10,20 ( 4 9 ) : „Die Geflügelten verraten die Rede" Qoh 10,20. R. Bun ( = Abin I., um 325, IL, um 370) hat gesagt: Wenn der Mensch schläft, sagt es (was der Mensch tut oder läßt) der Leib der Seele (neos), diese dem Geist (sc:), dieser dem Engel (Schutzengel dieses Menschen), dieser dem Kerub, dieser dem Geflügelten. Wer ist das? Das ist der Seraph. Und der Seraph bringt das Wort u. verkündigt es vor dem, welcher sprach u. es ward e
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Matth 18,10 (83. 6 )
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die Welt. — Dasselbe LvR 32 ( 1 2 9 ) ; ähnlich R. Acha, um 320, in P siqR 8 (29"). || GnR 59 ( 3 7 ) : Jahve wird seinen Engel vor dir her senden Gn 24, 7. R. Dosa (um 300) hat gesagt: Das ist der dafür bestimmte Engel. Als unser Vater Abraham sagte: Er wird seinen Engel vor dir her senden, bestimmte ihm Gott zwei Engel; den einen, um die Rebekka (an den Brunnen) hinauszufuhren, u. den andren, um den Elifezer zu geleiten. — Vgl. Targ Jerusch I zu Gn 24, 7. || Chag 16»: R. Z riqa (um 300) hat ge sagt: Die beiden Engel des Dienstes, die den Menschen begleiten, legen Zeugnis von ihm ab, s. P s 9 1 , 1 1 : Seine Engel wird er vor dir entbieten, das sie dich beobachten (so der Midr) auf allen deinen Wegen. — Dasselbe als Tradition aus der Schule des Rab Schela (um 220) Tafan 11". || Tafan l l Bar: Wenn die Israeliten sich in Not be finden u. einer sondert sich von ihnen ab, dann kommen die beiden Dienstengel, die den Menschen begleiten, u. legen ihre Hände auf sein Haupt u. sagen: Dieser N N, der sich von der Gemeinde abgesondert hat, soll den Trost der Gemeinde nicht sehen. || B r a k h 6 0 : Wer auf den Abort geht, spricht: Seid geehrt, ihr Geehrten, ihr heiligen Diener des Höchsten (Raschi: das sind die Engel, die den Menschen begleiten), gebet Ehre dem Gott Israels; lasset ab von mir, bis ich eingetreten bin u. meine Absicht ausgeführt habe und wieder zu euch komme. Abaje (f 338/39) hat gesagt: Der Mensch sage nicht also; vielleicht könnten sie (die Geleitsengel) ihn verlassen u. von dannen gehn; vielmehr sage er: Behütet mich, behütet mich; helft mir, helft mir; stützt mich, stützt mich; wartet auf mich, wartet auf mich, daß ich hineingehe u. wieder heraus komme. || TanchB misva § 2 ( 2 2 ) : „Sage nicht vor dem Gottesboten ( - » 5 « = Priester), daß es Übereilung war" Qoh 5,5, d. h. sage nicht vor dem Engel -fttVo, der Uber dich gesetzt ist || Sanh 2 0 : Was bedeutet »»73 ( = Divan, Sanh 2, 3)?' fülla (um 280) hat gesagt: Das Ruhelager des Schutzgeistes arg. b
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18,10 6 : S e h e n a l l e z e i t das A n g e s i c h t m e i n e s V a t e r s . Die rabbin. Gelehrten vertreten vielfach die umgekehrte Meinung, daß die Engel das Angesicht Gottes nicht schauen können: nur die höchsten Engel weilen in der M chica (Abteil) Gottes; alle übrigen empfangen ihre Befehle hinter dem Vorhang Tiane hervor. e
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SLv 1,1 ( 7 ) : R. Dosa (I. ?, um 90; II. ?, um 180) sagte: Siehe, es heißt Ex 33,20: „Nicht wird ein Mensch mich sehen u. leben bleiben" Während ihres Lebens sehen sie (die Menschen) mich nicht; aber in ihrem Tode werden sie mich sehen. Ebenso heißt es Ps 22,30: Vor ihm werden sich beugen alle, die in den (Grabes-)Staub sinken usw. R. fAqiba (f um 135) sagte: Auch die heiligen Lebewesen ( r v n = -m in Ex 33,20), die den Thron der Herrlichkeit tragen, sehen die Herrlichkeit (Gottes) nicht. R. Schimfon (b. fAzzai, um 110, s. Bacher, Tann 1,419) sagte: Nicht als ob ich auf die Worte meines Lehrers (d. h. f Aqibas) etwas erwidern wollte, aber hinzufügen möchte ich etwas: Nicht wird ein Mensch mich sehen, noch ein (ewig) Lebender (so jetzt *m gedeutet), d. h. auch die Engel, die ein ewiges Leben leben, sehen nicht die Herrlichkeit (Gottes). — Die Parallelstelle SNu 12, 8 § 103 ( 2 7 ) lautet: „Nicht wird ein Mensch mich sehen -m." R. fAqiba sagte: „Ein Mensch", das ist wörtlich zu ver stehn ; „-m ", damit sind die Dienstengel gemeint (wie R. Schimfon b. fAzzai). R. Schimfon aus Teman (um 110) sagte: Nicht als ob ich die Worte des R. fAqiba beseitigen wollte, aber hinzufügen möchte ich etwas: „Ein Mensch", das ist wörtlich zu verstehn, „*"i", damit sind die heiligen Chajjoth, die Dienstengel gemeint. R. Eifazar b. Jose (um 180) sagte: Nicht bloß, daß sie ihn nicht sehen, sie hören ihn auch nicht, s. E z 3 , 1 2 : Da hob mich der Geist weg u. ich hörte ein mächtig lautes Getöse hinter mir: Gepriesen sei die Herrlichkeit Jahves an seiner Stätte! Und was will die Schrift lehrend mit 2
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Die Stelle beweist nicht, daß die Engel Gottes Stimme nicht hören, sondern daß sie Gottes Aufenthaltsort nicht kennen; deshalb ihr Lobspruch: „Gepriesen sei die Herrlichkeit Jahves an seiner Stätte", d. h. wo auch immer er sich befinden mag; s. S. 784 das Zitat ExR 23.
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Matth 18,10 ( « ) . 18,12 ( « )
den Worten sagen: „Nicht wird ein Mensch mich sehen „ • W ? Solange erlebt, sieht er mich nicht; aber er wird mich in der Sterbestande sehen, s. Ps22, SO: Vor ihm werden sich beugen alle usw. || ExR 23 (85 ) : R. B rekbja (um 340) hat gesagt: Komm u. sieh, wie groß die gewesen sind, die in das (Rote) Meer hinabgingen. Wie oft hat sich Mose niedergeworfen u. gefleht vor Gott (oipan '3ib), bis er das Abbild sah, wie es heißt Ex 33,18: Laß mich doch deine Herrlichkeit sehen! Gott antwortete ihm: Du kannst nicht mein Angesicht schauen (Vers 20), u. zuletzt ließ er ihn ein Zeichen sehen, 8. Ex 33,22 f. Die Chajjoth, die den Gottesthron tragen, kennen nicht die Erscheinung Gottes, u. wenn ihre Zeit naht, ihm ein Lied zu singen, sagen sie: Welches ist seine Stätte? Wir wissen nicht, ob er hier ist oder an einer andren Stätte, vielmehr an jeder Stätte, da er ist, sei gepriesen die Herrlichkeit Jahves an seiner Stätte (Ez 3,12)! Aber die in das (Rote) Meer hinabgingen, wiesen ein jeder mit dem Finger hin u. sprachen: Dieser da ist mein Gott, den will ich rühmen Ex 15,2. |i Chag 12b; Dort (in
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18,12 51: H u n d e r t . . . e i n s . . . n e u n u n d n e u n z i g . Dieses Zahlenverhältnis wird öfters angewandt. Pea4, l f . : Die Ackereoke wird gegeben von dem, was am Erdboden haftet. Bei hochgezogenem Wein u. bei der Dattelpalme nimmt der Besitzer (die als Pea bestimmten Früchte) ab u. verteilt sie an die Armen. R. Schimcon (um 150) sagte: Auch bei den glatten Nüssen. Selbst wenn 99 (Arme) sagen, daß man (die Früchte) verteilen solle, u. Einer sagt, daß man sie aufraffen wolle (nachdem der Besitzer sie hingeworfen), so hört man auf diesen einen, weil er gesagt hat, wie die Halakha (die gesetzliche Norm) ist. Bei dem hochgezogenen Wein u. der Dattelpalme ist es nicht so: selbst wenn 99 sagen, man wolle aufraffen, u. Einer sagt, man solle verteilen, so hört man auf diesen, weil er gesagt, wie die Halakha ist. || pSchab 14,14°, 42: Rab (t 247) u. R. Chijja, der Ältere (um 200), haben beide gesagt: 99 sterben infolge des (bösen) Blicks u. Einer durch die Hand Gottes (a-a» TZ). R. Chanina (um 225) u. Sch muöl e
Matth 18,12 (H. » ) . 18,13.14 (91)
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(f 254) haben beide gesagt: 99 sterben infolge von Erkältung u. Einer durch die Hand Gottes R. Sch muel b. Nachman (um 260) hat im Namen des R. Jonathan (um 220) gesagt: 99 sterben infolge von Erhitzung u. Einer durch die Hand Gottes. Die Rabbinen sagten: 99 sterben infolge von Fahrlässigkeit u. Einer durch die Hand Gottes. R. EHazar (um 270) hat gesagt: 99 sterben an der Galle u. Einer durch die Hand Gottes. — Dasselbe LvR 16 ( 1 1 6 ) ; vgl. BM 107 b. || Verschärft ist das Zahlenverhältnis pQid l , 6 1 , 34: Wenn 999 Engel gegen einen Menschen Schuld geltend machen u. Einer macht für ihn Verdienst geltend, so läßt Gott die Wagschale des Verdienstes sinken (d. h. er entscheidet zugunsten des Menschen), s. Hi 33, 23 f. R. Jochanan (t 279) hat gesagt: R. Eli'ezer b. Jose Ha-g lili (um 150) habe gesagt: Selbst wenn 999 Engel gegen ihn Schuld geltend machen u. Ein Engel macht für ihn Verdienst geltend, so läßt Gott die Wagschale des Verdienstes sinken; u. das gilt nicht bloß, wenn dieser Engel ganz (ungeteilt) Verdienst geltend macht, sondern selbst wenn 999 Teile (der Aussagen) jenes Engels Schuld geltend machen u. ein Teil Verdienst, so läßt Gott die Schale des Verdienstes sinken. Welches ist der Schriftgrund? Es heißt Hi 33, 23 nicht: Wenn für ihn ein Engel ist von tausend, sondern: Wenn für ihn ein Engel ist, ein Teil von tausend {z\bn «sa -ins), d. h. ein Teil von tausend Teilen jenes Engels.. . . Was du da sagst, das gilt von dieser Welt (von den Entscheidungen Gottes während des irdischen Lebens des betreffenden Menschen); aber in der zuk. W . (im göttlichen Gericht) erwirbt die Mehrzahl der Verdienste den Gan 'Eden. — Parallelen: Schab 32*; PesiqR 10 (38b). e
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18,12 SB: G e h t er n i c h t hin, d i e n e u n u n d n e u n z i g e n t l a s s e n d . . . , u. s u c h t das v e r i r r t e ? Durch ein ähnliches Gleichnis wird das liebevolle Achten Gottes auf einen Ge fährdeten veranschaulicht GnR 86 (55 b): Jahve war mit ihm (mit Joseph, Gn 39, 2). Siehe, mit den übrigen Stammvätern war er nicht? R. Judan (um 350) hat gesagt: Das ist gleich einem Viehtreiber, der zwölf Tiere vor sich hatte, die mit Wein beladen waren. Eins von ihnen lief in das Warenlager eines Nichtisraeliten hinein. Da ließ er die elf zurück u. ging jenem nach. Man sagte zu ihm: Was lassest du die elf zu rück u. gehst dem einen nach? Er antwortete ihnen: Jene befinden sich in einem öffentlichen Bezirk (unter aller Menschen Augen) u. ich brauche nicht zu besorgen, daß aus dem Wein (heidnischer) Libationswein gemacht wird. So sind jene (11 Brüder Josephs) groß u. im Machtbereich ihres Vaters; aber dieser (Joseph) ist klein u. sich selbst überlassen (in seiner eigenen Macht); deshalb heißt es: Jabve war mit Joseph.
18,13: E r freut s i c h ü b e r das e i n e m e h r als ü b e r die n e u n u n d n e u n z i g n i c h t v e r i r r t e n . Unter dem Gesichtspunkt des Lohnes sagt R. Abbahu (um 300) von den bußfertig Umkehrenden B rakh37b: An dem Platze, an welchem die Bußfertigen einst stehen werden, werden selbst die vollkommenen Gerechten nicht stehen können (jene nehmen also eine höhere Rangstellung ein als diese); s. Jes 57,19: „Frieden, Frieden den Fernen u. den Nahen"; den „Fernen" (die vor ihrer Buße fern waren in Sünden) zuerst u. hinterher den „Nahen" (die sich in Sünden nie entfernt hatten). Dasselbe Sanh 9 9 . e
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18,14 9 : So ist es n i c h t W i l l e v o r e u r e m h i m m l i s c h e n V a t e r . Aus Scheu vor Anthropomorphismen vermied man es gern, Gott Tätigkeiten unmittelbar zuzuschreiben; man bediente sich statt dessen umschreibender Wendungen, die das Betreifende „ v o r Gott" geschehen ließen; s. zB im NT Mt 11,26: evdoxta iyevexo sfinqoa^hv aov. Lk 12,6: xai $v eg avTtäv ovx iaxiv emXsXr-afisvov evcamov xov Üeov. Vgl. auch Lk 15, 7.10. S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
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Matth 18,14 (*. » )
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Dem »iXijfia ifAngoa9ev xov naxqoe t)(toiv entspricht das targuiniache - | 075, K j ^ r ,es ist Wille vor Jahve". Targ Ri 13,23: Wenn es Wille vor Gott wäre, daß wir sterben sollen usw. n w i *<"•< onp t m i 1^». || 1 Sm 2, 25: Es ist Wille vor Jahve sie zu töten. Weitere Beispiele s. Targ HL 2,7; 3 , 5 ; Jes 53,10; Hos 8,13; Jona 1,14; s. auch bei Lk 12,6. — Im Rabbin. ungemein häufig als Gebetsanfang: "pseVe -psi T P = es sei Wille vor dir, Jahve, es sei dir wohlgefällig; zB B rakh 16»> (mehrmals)17 • (mehrmals); pB*rakh 7 , 49 r 8 , 45. e
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18,14 9$: D a ß eins d i e s e r K l e i n e n v e r l o r e n g e h e . Teilnahme der Kinder an der zukünftigen Welt. TSanh 18, lf. (434): Die Kinder der Gottlosen im Lande (Israel) haben keinen Teil an der zukünftigen Welt (d. h. sie werden nicht auferweckt, sondern vergehen); 8. Mal 3,19: Siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; u. es werden alle über' mutigen u. wer immer Gottlosigkeit verübt, zur Spreu, u. verbrennen wird sie der Tag, der da kommt, spricht Jahve der Heerscharen, so daß er ihnen weder Wurzel noch Zweig wird lassen. Das sind Worte des Rabban Gamliöl (um 90). R. J hoschua< (um 90) sagte: Sie kommen in die zukünftige Welt (sie werden auferweckt zur Seligkeit). Es heißt hier P s 116, 6: Jahve behütet die Einfältigen ( = Kinder), u. es heißt dort Dn 4 , 2 0 : Haut den Baum ab u. vernichtet ihn, doch seinen Wurzelstock laßt in der Erde. Rabban Gamliöl sagte: Wie halte ich dann aufrecht Mal 3,19: „daß er ihnen weder Wurzel noch Zweig wird lassen"? („Wurzel" bedeutet nach R. G. die gottlosen Väter u. „Zweig* deren Kinder; beide wird der Tag Jahves vernichten.) R. J hoschua< antwortete ihm: Gott wird ihnen keine Gebotserfüllung u. keinen Rest einer Gebotserfüllung, sei es von ihnen selbst, sei es von ihren Vätern her, belassen (auf die hin sie Lohnansprüche könnten geltend machen. R. J'hoschuai deutet also „Wurzel" u. „Zweig" auf das Verdienst der Väter u. das der Gottlosen; die Kinder der letzteren kommen für ihn in Mal 3,19 überhaupt nicht in Betracht). Eine andre Erklärung: „Wurzel" ist die Seele; „Zweig* der Leib (auch nach dieser Erkl. ist Mal 3,19 nur von den Gottlosen selbst, nicht von ihren Kindern die Rede). Die Kinder der Gottlosen unter den Nichtisraeliten D"IJ werden weder auferweckt noch gerichtet — Dasselbe mit einigen Änderungen als Bar Sanh 110b; in AbothRN 36 erweitert noch durch eine neue Erklärung. Kurz p8ch bitfth 4, 3 5 , 29: Die Rabbinen von Cäsarea sagten: Die Kinder der Nichtisraeliten D-"IJ u. die Heerhaufen des Nebukadnecar werden weder auferweckt noch gerichtet, u. von ihnen heißt es Jer 51, 39: Daß sie einschlafen zu ewigem Schlafe, um nicht zu erwachen. || pSch'bi'ith 4, 35°, 3 1 : Von wann an (d. h. von welchem Lebensalter an) werden die Kinder der Israeliten auferweckt? R. Chijja, der Ältere (um 200) u. R. Schim'on b. Rabbi (um 220). Der eine sagte: Von da an, da sie geboren wurden. Er beruft sich auf: „Kommen werden sie u. seine Gerechtigkeit kundtun dem Volk, das geboren ward, daß er es vollbracht hat* Ps 22, 32. Der andre sagte: „Von da an, da sie sprachen.* Er beruft sich auf: „Die Nachkommenschaft, der man erzählen wird von Jahve, wird ihm dienen in alle Geschlechter* Ps 22,31 (so der Midr). Im Namen des R. Melr (um 150) ist gelehrt worden: Von da an, wo ein Kind versteht, in der Synagoge mit „Amen* zu antworten, s. Jes 26, 2 : Tuet die Tore auf, daß ein gerechtes Volk einziehe, das die „Amen* o i ? * « beobachtet (oder sagt; so der Midr). Dort (in Babylonien) sagte man: Von da an, da sie beschnitten wurden, $. Ps 88,16: Elend bin ich u. verscheidend von Jugend an, ich trage die Furcht vor dir (an mir, in der Beschneidung). Die Rabbinen von hier (Palästina) sagen: Von da, da sie geboren wurden, s. Ps 87, 6: Zu Zion wird man sagen: Jeder, der darin geboren ward, den stellt der Höchste sicher (so der Midr). R. Etiazar (um 270) sagte: Selbst die Fehl geburten (werden auferweckt werden); s. Jes 49, 6: Daß du mir wiederbringest die (als Embryo) Gebildeten (also noch nicht Gebornen) in Israel (so der Midr). — Parallel stelle Sanh 1 1 0 . || Zu dem allgemeinen Gedanken: Gott will nicht, daß jemand verloren gehe, s. bei 2 Petr 3,9. e
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Matth 18,15
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18,15: Wenn dein B r u d e r s ü n d i g t , so g e h hin u. w e i s e ihn z u r e c h t z w i s c h e n dir u. ihm allein. tXtyxHv = rns-in. — Die Pflicht, den irrenden Nebenmenschen durch Vorhaltung u. Rüge seiner Sünde auf den rechten W e g zurückzubringen, hat die alte Synagoge aus Lv 19,17 hergeleitet. Mehrfach wird auf den Segen, bezw. Unsegen hingewiesen, der aus der Übung, bezw. Unter lassung dieser Pflicht hervorgeht.» Im großen u. ganzen aber scheint man das Zurechtweisen eines andren für sehr schwierig u. undankbar gehalten zu haben. Aus dem Anfang des 2. Jahrh. n. Chr. liegt ein Aus spruch angesehener Schriftgelehrter vor, der eigentlich nichts andres als eine Bankrotterklärung des damaligen Judentums auf dem Gebiet brüderlicher Zuchtübung bedeutet. Das machte die pharisäische Selbst gerechtigkeit, die vielleicht in jener Zeit besonders empfindlich gewesen ist: man war weder geneigt, einem andren das Recht der Kritik ein zuräumen, noch auch willens, sich seiner Kritik zu unterwerfen, b Damit dürfte es zus.hangen, daß die Synagoge so eingehende Bestimmungen über das Zuchtverfahren, wie sie Jesus Mt 18,15 ff. für seine Gemeinde getroffen hat, überhaupt nicht kennt; außerdem erwecken die Bestim mungen, die man in dieser Hinsicht wirklich aufgestellt hat, den Ein druck, daß sie mehr der Theorie gedient als in der Praxis Anwendung gefunden haben. Aus Lv 19,17 hatte man den Grundsatz entwickelt, daß man die Zurechtweisungen zwar immer wieder erneuern dürfe, aber auch daß man sich versündige, sobald man durch sie den Zurecht gewiesenen (öffentlich) beschäme ;C u. aus 1 Sm 20, 30 f. entnahm man weiter, daß die Rügen einzustellen seien, falls der davon Betroffene sie mit Schlägen, Flüchen u. anschreienden Worten (Drohungen) erwidere, d Diese ganz verständigen Bestimmungen mußten aber für die Praxis gegenstandslos werden, seitdem man anfing, die bequeme Theorie aus zubilden, daß die bescheidene Zurückhaltung, die das Zurechtweisen unterläßt, noch vorzüglicher sei als das Zurechtweisen selbst. Wer wird rügende Worte sprechen, wenn das Schweigen als größere Tugend gilt!« — Genauer geregelt war das brüderliche Zuchtverfahren speziell für die Fälle, in denen es sich um die Versöhnung eines Beleidigten durch den Beleidiger handelte, s. darüber bei M t l 8 , 2 1 . c
a. Aboth RN 29: Einige sagen (R. Melr, um 150, habe gesagt): Hast du Genossen, von denen ein Teil dich zurechtweist -pi-rsia u. ein Teil dich lobt, so liebe den, der dich zurechtweist, u. hasse den, der dich lobt; denn der dich zurechtweist, bringt dich ins Leben der zukünftigen Welt, u. der dich lobt, bringt dich aus der Welt. || Tamid 6 2 (in andren Ausgaben fol. 28*) Bar: Rabbi sagte: Welches ist der gerade Weg, den sich der Mensch erwählen soll? Er liebe die Zurechtweisungen n ^ i n n ; denn so lange es Zur. in der Welt gibt, kommt Zufriedenheit (rm m s = Gemütsruhe, Befriedi gung) in die Welt, Glück u. Segen kommen in die Welt u. Unheil verschwindet aus der Welt, s. Spr 24, 25: Denen, die zurechtweisen, geht es wob], u. über sie kommt Segnung mit Gutem. R. Sch mu6l b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jochanan a
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Die Worte eis ae hinter tifiagrijojj
sind wohl zu tilgen.
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(f 279; ob R. Jonathan, um 220, zu lesen?) habe gesagt: Wer einen andren um Gottes willen (d. h. aus lauteren Zwecken, ohne Nebenabsichten) zurechtweist n-sian, der er langt das Abteil Gottes (kommt in die nächste Gottesnähe); s. Spr 28, 23: Wer einen Menschen zurechtweist, der ist (kommt unmittelbar) nach mir (so deutet der Midr •"in«). Und nicht bloß dies, sondern man ( = Gott) zieht auch Ober ihn den Faden der Huld (Anmut), s. Spr 28, 23: Er findet Huld mehr als der Zungenglätter. — Das selbe Tanch D-DEB» 94 mit geringen Abweichungen; statt R. Jochanan hier R. Jonathan. || DtR 1 (195 ): Wober, daß derjenige, der die Zurechtweisung annimmt, Segen erlangt? Weil Salomo ausdrücklich also sagt: Denen, 4ie zurechtweisen, geht es wohl u. auf sie (die Zurechtgewiesenen) kommt Segnung mit Gutem Spr 24, 25. || Schab 119»> R. cAmram b. Schim'on b . Abba (um 320) hat gesagt, R. Schim'on b. Abba (um 280) habe gesagt, R. Chanina (um 220) habe gesagt: Jerusalem ist nur zerstört worden, weil der eine den andren nicht zurechtgewiesen hat in*ain, s. EL 1,6: „Ihre Fürsten wurden Widdern gleich, die keine Weide finden." Wie von den Widdern der eine seinen Kopf an die Schwanzseite des andren legt, so senkten auch die Israeliten, die zu jener Generation (zur Zeit der Tempelzerstörung) gehörten, ihr Angesicht zur Erde, ohne daß einer den andren zurechtwies. b. SDt 1,1 § 1 (64•): R. Tarphon (um 100) hat gesagt: Beim Tempeldienst, ob es einen gibt in dieser Generation, der imstande ist, eine Zurechtweisung hinzunehmen? R. fAqiba (t um 135) hat gesagt: Beim Tempeldienst, ob es in dieser Generation einen gibt, der weiß, wie man zurechtweist (nämlich so, daß man ihn nicht beschämt)? R. Jochanan (b. Nuri, um HO) hat gesagt: Ich nehme für mich Himmel u. Erde zu Zeugen, daß dem R. fAqiba mehr als fünfmal meinetwegen von Rabban Gamliöl (IL, um 90) Vorwürfe gemacht worden sind, weil ich mich Uber ihn beschwert hatte, in folgedessen Rabban Gamliöl ihm Vorwürfe machte (ihn bestrafte). Aber ich weiß von ihm (R. fAqiba), daß er mir um so mehr seine Liebe geschenkt hat, um zu erfüllen, was geschrieben steht Spr 9, 8: Weise nicht den Spötter zurecht, damit er dich nicht hasse; weise den Weisen zurecht, u. er wird dich lieben. — Dasselbe mit Änderungen als Bar fArakh 1 6 ; hier zu dem Ausspruch des R. Twphon der Zusatz: „Auch wenn er zu ihm sagt: Nimm den Splitter (otj-j?) zwischen deinen Augen weg, antwortet er ihm: Nimm den Balken (n^Sp) zwischen deinen Augen weg!" — Die genaueste Wieder gabe der verschiedenen Aussprüche dürfte SLv 19,17 (352 ) vorliegen: R. Tarphon hat gesagt: Beim Tempeldienst, ob in dieser Generation einer zurechtweisen kann? (d.h. berechtigt ist zurechtzuweisen? Wenn er zu ihm sagt [so würde aus der Bar
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cArakh 1 6 als Bar: Du sollst deinen Bruder in deinem Herzen nicht hassen. Etwa: du sollst ihn nicht schlagen, du sollst ihm keinen Backenstreich geben, du sollst ihm nicht fluchen? Die Schrift sagt lehrend: In deinem Herzen. Den Haß, der im Herzen ist, meint die Schrift. Woher, daß man, wenn man etwas Unziemliches an einem andren sieht, verpflichtet ist, ihn zurechtzuweisen? Weil es heißt: Du sollst ihn zurechtweisend zurechtweisen (rwin nsin). Wenn man ihn zurechtgewiesen hat u. er nimmt es nicht an, wober, daß man ihn wiederum zurechtweisen soll? Die Schrift sagt lehrend: „Du sollst ihn zurechtweisen", ganz aligemein (ohne Einschränkung, also immer wieder). Etwa auch, wenn sein Angesicht sich verändert? (Raschi: Wenn man ihn öffentlich zurechtweist, um ihn zu beschämen.) Die Schrift sagt lehrend: Du sollst seinetwegen nicht Sünde zu tragen haben. — Kürzer BM 31». || B rakh 31 b leitet R. El'azar (um 270) die Pflicht der Zurechtweisung aus 1 Sm 1,14 her. d. c A r a k h l 6 : Bis wohin die Zurechtweisung? (Wie lange soll man mit der Zurechtweisung fortfahren?) Rab (f 247) hat gesagt: Bis zum Schlagen (d. h. bis der Zurechtgewiesene den Zurechtweisenden mit Schlägen abweist). Sch«muöl (f 254) hat gesagt: Bis zum Fluchen. R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Bis zum Anschreien: ("$"??, häufig Bezeichnung des niedrigsten Banngrades). Das entspricht der Meinung der Tannalten: R. Elifezer (um 90) hat gesagt: Bis zum Schlagen; R. J hoschuaf (um 90): Bis zum Fluchen; Ben fAzzai (um 110): Bis zum Anschreien. Rab Nachman b. Jicchaq (t 356) bat gesagt: Alle drei haben einunddieselbe Schriftstelle (zugunsten ihrer Meinung) ausgelegt. Es heißt 1 Sm 20, 30: Da entbrannte der Zorn Sauls gegen Jonathan u. er sprach zu ihm: Du Sohn verdrehter Empörung, weiß ich nicht, daß du dem Sohne Isais den Vorzug gibst zum Schimpf.für dich u. zur Schande für deine Mutter? Ferner heißt es das. Vers 33: Und Saul ergriff den Speer wider ihn, um ihn zu schlagen (treffen). Für den, welcher sagt: „Bis zum Schlagen", spricht, daß es heißt: „Um ihn zu schlagen". Für den, welcher sagt: „Bis zum Fluchen", spricht, daß es heißt: „Zum Schimpf für dich u. zur Schande für deine Mutter". Für den, welcher sagt: „Bis zum Anschreien", spricht, daß es heißt: „Da entbrannte der Zorn Sauls*. Wenn man sagt: „Bis zum Anschreien", so redet die Stelle (doch auch) vom Schlagen u. Fluchen (also ist für die Meinung: „bis zum Anschreien" kein Beweis aus ihr herzunehmen). Es ist hier (in diesem Fall) anders: denn wegen der außerordent lichen Liebe, die Jonathan zu David besaß, gab er gar sehr sein Leben preis (d. h. wegen seiner Liebe zu David brach Jonathan seine Zurechtweisungen nicht sofort beim ersten Anschreien seitens Sauls ab, sondern fuhr darin fort bis zum Fluchen u. Schlagen; deshalb ist aus diesem ungewöhnlichen Fall kein Beweis gegen die Meinung: „bis zum Anschreien" herzuholen). e
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e. fArakh 1 6 : Es fragte ihn ( w e n ? ) R. J huda b. Schimfon: Zurechtweisung, die um ihrer selbst willen (ohne Nebenabsichten, um Gottes willen) geübt wird, u. Demut (die aus Bescheidenheit einen andren nicht zurechtweisen will), die nicht um ihrer selbst willen (sondern zur Erreichung andrer Zwecke, zB um nicht Feindschaft zu erregen) geübt wird — welche von ihnen ist vorzüglicher? Er antwortete: Räumst du nicht ein, daß Demut, um ihrer selbst willen geübt, vorzüglicher ist? Denn ein Autor hat gesagt: Die Demut ist die größte unter ihnen (den Tugenden) allen.* So ist sie auch, nicht um ihrer selbst willen geübt, vorzüglicher. Denn Rab J°huda (f 299) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Immer beschäftige sich der Mensch mit der 1
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Der Text scheint fehlerhaft zu sein: Wer ist der Gefragte? Ist mit R. J huda b. Schimfon R. J huda b. Simon, um 320, gemeint? Vgl. ?AZ 20b, 3 1 : (R. Pin chas b. JaTfr, um 200, hat gesagt:) Die Frömmigkeit r*.-:*cn ist die größte unter allen (Tugenden), s. Ps 89, 20: Damals redetest du durch Gesicht zu deinen Frommen (nur zu diesen; also stehen sie Gott am nächsten). Andrer Meinung war R. J hoschuaf b. Levi (um 250); denn dieser hat gesagt: Die Demut ist die größte von allen, s. Jes 6 1 , 1 : Jahve hat mich gesalbt, frohe Botschaft zu ver kündigen den Demütigen. „Den Frommen" ist nicht gesagt, sondern „den Demütigen"; da lernst du, daß die Demut die größte von allen ist. e
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Tora u. den Gebotserfüllungen, auch wenn es nicht um ihrer selbst willen geschiehtdenn daraus, daß es nicht um ihrer selbst willen geschieht, kommt (mit der Zeit)' daß es um ihrer selbst willen geschieht. Welcher Art ist die Zurechtweisung, die um ihrer selbst willen geübt wird, u. die Demut, die nicht um ihrer selbst willen geübt wird? Wie die des Rab Huna ( f 297) u. des Chijja b. Rab (um 260). Als sie beide vor Sch'muöl (t 254) saßen, sprach Chijja b. Rab zu diesem: Es sehe der Herr, wie er (Huna) mich quält (schlägt). Da nahm er (Huna) es auf sich, daß er ihn nicht mehr quälen wollte. Als Chijja b. Rab hinausgegangen war, sagte Huna zu S c h ^ u e l : So u. so hat er getan. Dieser antwortete: Warum hast du es ihm nicht in seiner Gegenwart gesagt? Er sprach: Das sei ferne, daß der Same Rabs durch mich beschämt werden sollte! — (Obgleich die bescheidene Zurückhaltung Hunas nicht um ihrer selbst willen erfolgte, sondern aus Ehrerbietung gegen Rab, so ist ihr doch der Vorzug ein zuräumen vor einer etwaigen Zurechtweisung, die den Chijja b. Rab hätte beschämen können. Mit diesem Grundsatz konnte natürlich die Unterlassung jeder Zurechtweisung gerechtfertigt werden.) — Daß es an Zuchtübung vielfach gefehlt hat, kann man auch a u s K t h l 0 5 entnehmen: Abaje (f 338/39) hat gesagt: Wenn die Leute einer Stadt einen hervorragenden Gelehrten (isai« «a-ns Einl. S. 2) lieben, so geschieht das nicht, weil er so gar vorzüglich ist, sondern weil er sie in den himmlischen (göttl.) Dingen nicht (strafend) zurechtweist » " » m •«bvsa -inV nais v b i . e
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1 8 , 1 6 : D a m i t auf z w e i e r o d e r d r e i e r Z e u g e n Mund jedes Wort gestellt werde. b
Grundstellen: Nu 35, 30; Dt 17,6; 19,15. — SNu 35, 30 § 161 ( 6 2 ) : „Ein Zeuge kann nicht gegen eine Person aussagen* Nu 35, 30. Dies ist die Hauptstelle (nach der andre, minder bestimmte, zu deuten sind): jede Stelle, in der das Wort „Zeuge* gesagt ist, ist nach der allgemeinen Regel von zwei Zeugen zu verstehen, bis dir die Schrift speziell von Einem Zeugen redet. — Parallelstelle Sanh 30 *. || Sota 1,1: Wenn ein Mensch auf seine Frau eifersüchtig wird, so verwarnt er sie, wie R. Elicezer (um 90) sagte, in bezug auf seine Eifersucht auf die Aussage zweier Zeugen hin; dann kann er sie auf die Aussage Eines Zeugen hin oder auch auf seine eigene Aussage hin (das Eiferwasser) trinken lassen. R. J hoschuac (um 90) sagte: Er verwarnt sie in bezug auf seine Eifersucht auf die Aussage zweier Zeugen hin u. läßt sie trinken auf die Aussage zweier Zeugen hin. — Das. 1,2: Wie verwarnt er sie in bezug auf seine Eifersucht? Hat er ihr vor zwei Zeugen gesagt: Du sollst mit dem u. dem Manne nicht sprechen u. sie spricht (hinterher doch) mit ihm, so ist sie ihrem Mann noch immer zum ehelichen Umgang erlaubt; auch darf sie (wenn sie die Frau eines Priesters ist) Hebe essen. Ging sie aber mit ihm (dem verbotenen Manne nach ihrer Verwarnung) im geheimen in ein Haus (Gemach) u. verweilte dort mit ihm so lange, daß sie verunreinigt sein konnte, so ist sie (fortan ihrem Mann) zum ehelichen Um gang verboten; auch darf sie nicht Hebe essen. Und wenn er (ihr Ehemann vor Aus trag der Sache) stirbt, so hat sie (gegebenenfalls an den Brüdern des Mannes) die Zeremonie des Schuhausziehens vorzunehmen, darf aber nicht die Schwagerehe ein gehen. || P°s 113'": Drei liebt Gott: wer nicht zornig wird, wer sich nicht berauscht u. wer nicht starrsinnig ist. Drei haßt Gott: wer mit dem Munde so sagt u. im Herzen anders; wer für einen andren Zeugnis abzulegen weiß u. es nicht tut, u. wer etwas Schändliches an einem andren sieht u. als einziger wider ihn Zeugnis ablegt, wie in jener Geschichte des Tobijja. Dieser hatte gesündigt u. es kam Ziggod als einziger u. legte wider ihn vor Rab Papa lf 376) Zeugnis ab. Da ließ dieser den Z. geißeln. Z. sprach zu ihm: Tobijja hat gesündigt u. Z. bekommt die Schläge? Er antwortete: Ja, denn es steht geschrieben Dt 19, 15: Nicht soll ein einzelner Zeuge gegen jemand auftreten. Und du willst allein wider ihn zeugen? Einen bösen Ruf hast du über ihn in der Welt ausgebracht. — Die sprichwörtlich gewordene Redensart von Tobijja u. Ziggod auch Mak I I . || Mak 1,7: „Auf die Aussage zweier Zeugen oder dreier Zeugen e
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Matth 18,16.17
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soll der zu Tötende getötet werden* Dt 17,6. Wenn das Zeugnis durch zwei fest gemacht wird, wozu hat die Schrift noch besonders „durch drei* gesagt? Um drei Zeugen zweien gleichzustellen: wie drei zwei als falsche Zeugen erklären, so können zwei drei als falsche Zeugen erklären. Und woher (daß sie) sogar hundert (als falsche Zeugen erklären können)? Die Schrift sagt lehrend (zweimal) Zeugen. (Daraus wird geschlossen, daß „zweier Z. oder dreier Z.* nur der Anfang einer beliebig fortzusetzenden Reihe sei.) R. Schimcon (um 150)'sagte: Wie zwei erst, nachdem sie beide als falsche Zeugen dastehen, getötet werden, so werden drei, nachdem sie drei als falsche Z. da stehen, getötet Und woher (daß) sogar hundert (erst nachdem sie alle als falsche Z. dastehen, getötet werden)? Die Schrift sagt lehrend: „Zeugen*. R. «Aqiba (f um 185) sagte: Der dritte kommt nur vor, damit man gegen ihn streng verfahre u. das Urteil über ihn gleich dem über jene mache. (Die an sich überflüssige Erwähnung des dritten Z. soll andeuten, daß die Bestrafung dieses u. aller weiteren falschen Z. ebenso streng sein soll wie die der beiden ersten falschen Z.) Wenn nun die Schrift den, der sich den Übertretern zugesellt, ebenso straft wie die Übertreter, um wieviel mehr wird sie dem, der sich den Gebot Ausübenden zugesellt, Lohn vergelten (auszahlen) gleichwie den Gebot Ausübenden! — Dasselbe SLv 5,17 (120 ). a
18,17 9 : S a g e es d e r G e m e i n d e . Daß anrüchige Personen der Gemeinde öffentlich bekannt gegeben wurden, zeigen folgende Stellen: b
Sanh 2 6 : R. Abbahu (um 300) hat gesagt, R. Ehazar (um 270) habe gesagt: Alle (die als Zeugen untauglich sind) müssen durch den Gerichtshof öffentlich bekannt gemacht werden. Betreffs des Hirten waren Rab Acha (b. Raba, f 419) u. Rabina (I., t am 420) geteilter Meinung. Der eine hat gesagt: Er bedarf der öffentlichen Bekanntmachung (falls er als Zeuge untauglich sein soll); der andre hat gesagt: Er bedarf ihrer nicht (da er von vornherein im Verdacht steht, daß er sein Vieh auf fremde Felder treibt u. dadurch Raub begeht). Zugunsten dessen, der gesagt bat: „Er bedarf der Bekannt machung nicht*, ist dies, daß Rab J huda (f 299) gesagt hat, Rab (f 247) habe ge sagt: Ein Hirt, von dem nichts (Ungünstiges) bekannt geworden ist, ist (als Zeuge) untauglich (weil er trotzdem verdächtig ist). Aber nach der Meinung dessen, der ge sagt hat: „Er bedarf der (ausdrücklichen) Bekanntmachung* (falls er als Zeuge un tauglich sein soll), was soll da (jenes Wort): „Ein Hirt, von dem nichts (Ungünstiges) bekannt geworden ist, ist (gleichwohl als Zeuge) untauglich*? (Muß er erst als un tauglich bekannt gemacht werden, so ist er doch nicht von vornherein untauglich bloß, weil er Hirt ist!) Es will sagen, daß man ihn bekannt macht, auch wenn nichts (Un günstiges) über ihn verlautet. — Auf einer Schenkungsurkunde waren zwei Räuber (als Zeugen) unterschrieben. Rab Papa b. Sch°muöl (um 340) gedachte sie (die Urkunde) für gültig zu erklären, weU man sie (die Unterzeichner) nicht (als untaugliche Zeugen) bekannt gemacht hatte. Da sagte Raba ( f 852) zu ihm: Wenn wir bei denen, die nach der Meinung der Rabbinen Räuber sind, die öffentliche Bekanntmachung fordern, müssen wir darum die ö. B. bei denen fordern, die nach der Tora Räuber sind? II K t h 4 9 : Wenn ein solcher (d. h. ein Vater, der seine Kinder nicht ernähren wollte) vor Rab Chisda (t 309) kam, sagte dieser: Kehrt einen Mörser in der Gemeindeversammlung um, daß er (entweder dieser Vater oder der Synagogendiener, s. Raschi) sich hinauf stelle u. sage (öffentlich bekanntmache): Der Rabe liebt seine Jungen, aber dieser Mann liebt seine Kinder nicht! || Qid 81*: Mar Zutra (t 417) ließ (einen Mann, der mit der Ehefrau eines andren allein zusammengewesen war) geißeln u. öffentlich kekannt 1
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Nach RH 1,8 u. Sanh 3,3 waren als Zeugen untauglich: Der Würfelspieler, der auf Zins Leihende, die, welche Tauben (im Wettspiel) fliegen lassen, die mit dem Ertrag des Sabbatjahres Handeltreibenden u. die Sklaven. — Die Bar Sanh 25 fügt noch hinzu: Die Räuber u. die Gewalttätigen, ferner die Hirten, die Steuererheber u. die Zöllner. * Dieser Ausspruch findet sich Sanh 2 5 . b
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Matth 18,17.18
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machen (ans welchem Grande er gegeißelt sei, nämlich, weil er des Ehebruchs ver dächtig, aber nicht des Ehebruchs Überfährt sei). Rab Nachman aus Parhega sagte zu Rab Aschi (f 427): Der Herr möge gleichfalls geißeln u. öffentlich bekannt machen lassen! Er antwortete: Man könnte es in dem einen Fall hören u. in einem andren nicht. || Joma 8 6 : Zwei gute Fahrer (Versorger) sind den Israeliten erstanden, Mose u.David. Mose sprach: Meine Sande möge aufgeschrieben werden (in der Schrift), s. Nu 20,12: Jahve sprach zu Mose u. zu Ahron: „Weil ihr an mich nicht geglaubt habt, daß ihr mich vor den Augen der Kinder Israel geheiligt hättet, deswegen sollt ihr diese Versammlung nicht in das Land bringen." David sagte: Meine Sünde möge nicht aufgeschrieben werden, s. Ps 32,1: „Wohl dem, dem die Übertretung verziehen, dem die Sünde bedeckt ist." Womit läßt sich das Verhalten Moses u. Davids vergleichen? Mit zwei Frauen, die vom Gerichtshof bestraft (gegeißelt) wurden. Die eine hatte Un zucht getrieben (sie wünschte nicht, daß der Grund ihrer Bestrafung bekannt gemacht würde; ihr glich David); u. die andre hatte unreife Feigen vom Brachjahre gegessen. Diese sprach zu den Richtern: Ich bitte euch, gebt bekannt, weshalb ich bestraft worden bin, damit man nicht sage: Weswegen jene bestraft ist, ist (auch) diese be straft worden. Da brachte man unreife Feigen vom Brachjahre, hängte sie an ihren Hals u. ließ vor ihr öffentlich ausrufen u. sagen: Des Brachjahres wegen ist sie be straft worden. Parallelstellen: SDt 3,23 § 2 6 (70»); NuR 19(186 ); nach LvR 31 (129») ist R. J huda (um 150) der Autor der Ausführung. || MQ 16": (Raba, t 352, hat gesagt:) Woher läßt es sich aus der Schrift beweisen, daß man seine (des mit dem Bann Be straften) Verfehlungen einzeln in der Gemeinde angibt? Weil es heißt Ri 5,23: Weil sie Jahve nicht zu Hilfe kamen. (Diese Worte geben nach Raba den Grund des Bann spruchs über Meroz ausdrücklich an.) || Ferner s. pPea 1,15 , 23 bei Mt 15,4 S. 709. b
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95: E r s e i d i r w i e d e r H e i d e u. d e r Z ö l l n e r .
&an€Q 6 i&vixög. — Über das Verhalten des Juden gegen Heiden s. den Exkurs: „Die Stellung des Judentums zum Heidentum." — Die b
Wendung: „Er sei dir wie der Heide" auch Schab 1 0 5 Bar: R. Schimon b. Eifazar (um 190) sagte im Namen des Chilpha b. Agra (um 150), der es im Namen des R. Jochanan b . Nuri (um 110) sagte: Wer seine Kleider im Zorn zerreißt, wer seine Gefäße im Zorn zerbricht, wer sein Geld im Zorn verstreut — der sei in deinen Augen wie der Götzendiener. Denn so ist es der Kunstgriff (wörtlich: das Handwerk) des bösen Triebes: heute sagt er zu ihm: „Tue das" u. morgen sagt er zu ihm: „Tue das", bis er zu ihm sagt: „Diene dem Götzen", u. er geht hin u. dient. xai {oionso) 6 rsktovrjg — hierzu 8. bei Mt 5,46. Über die Verpflichtungen, die im Verkehr mit einem Gebannten zu beobachten waren, s. den Exkurs: „Der Synagogenbann" B, 3. 4 u. C. 18,18: W a s auch i m m e r ihr auf E r d e n
binden
werdet,
wird
im H i m m e l g e b u n d e n s e i n , u. w a s a u c h i m m e r i h r a u f E r d e n l ö s e n w e r d e t , w i r d im H i m m e l g e l ö s t sein. drjarpe . . . Xvarjrs. — Der Zus.hang fordert die Bedeutung „den Bann verhängen" u. „den Bann lösen"; vgl. bei Mt 16,19 95. Hier sei darauf hingewiesen, daß auch die Synagoge den Bann als Abschluß eines förmlichen Disziplinarverfahrens gekannt hat. Wenn zB ein Schuldner von einem Gerichtshof zur Zahlung seiner Schuld verurteilt war, sich aber
weigerte zu zahlen, forderte ihn der Gerichtshof durch einen
Matth 18,18.19
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Gerichtsdiener auf, an einem der drei nächsten Gerichtstage an der Gerichtsstätte zu erscheinen. Die Vorladung hatte genau die Sache zu bezeichnen, um die es sich handelte, u. den Richter namhaft zu machen, in dessen Hand die Angelegenheit gelegt war. Erschien der Schuldner u. erkannte er nunmehr das Urteil an, so war die Sache erledigt. Er schien er aber nicht oder erklärte er dem Gerichtsdiener, daß er der Vorladung nicht Folge leisten würde, so wurde er nach Ablauf der ihm gesetzten Frist vom Gerichtshof mit dem Bann belegt, u. zwar zunächst für die gewöhnliche Dauer des Bannes, d. h. auf 30 Tage. Ließ der Schuldner diese Zeit verstreichen, ohne in sich zu gehen, so wurde der Bann auf weitere 30 Tage verlängert. Vergingen auch diese fruchtlos, so sprach der Gerichtshof den schärferen Bann o^n über ihn aus, der auf ihm blieb, bis er seinen Gläubiger befriedigte u. beim Gerichtshof die Lösung des Bannes nachsuchte. Starb er im Bann, so ließ der Gerichtshof einen Stein auf den Sarg legen zum Zeichen, daß er die Steinigung verdient*habe. — Siehe den Exkurs: „Der Synagogen bann" B, 1, o; B, 8,c. ifftai
dedspusva er ovoavy,
s. bei Mt 16,19 95 Nr. 2. — Bemerkenswert
ist, daß sich unter den altsynagogalen Bannformeln auch diese findet: bK-rtöi *r&Hi xrvaim -umi =
»er sei im Bann des Gottes Israels*; es
scheint darin zu liegen, daß der betreffende Bann im Namen Gottes u. mit Wirkung für Gott ausgesprochen werde. Chullin 132b Rab Chisda (t 309) hat gesagt: Ein Priester, der (als Fleischer oder Vieh besitzer) die (Priester-)Gaben nicht absondert (um sie an einen andren Priester zü ent richten), der sei im Bann des Gottes Israels. || F A Z 25* sagt Rab M nasse (um 300) zu Dieben: Möge es (Gottes) Wille sein, daß diese Menschen ( = ihr) in seinem Bann seien! :
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18,19: W e n n z w e i v o n euch ü b e r e i n s t i m m e n a u f E r d e n ü b e r i r g e n d e i n e S a c h e , d i e s i e e r b i t t e n w e r d e n , so w i r d s i e i h n e n zuteil werden. Zur Kraft des gemeinsamen Gebetes s.: e
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B rakh 8 : R. Acha b. Chanina (um 300) hat gesagt: (Daß die Gebete in der Syn agoge zur Zeit, da die Gemeinde darin betet, erhört werden) folgt aus Hi 3 6 , 5 : Gott wird die vielen (die in der Syn. beten) nicht verachten (so der Midr); ferner s. Ps55,19: Er erlöst in Frieden meine Seele vom Kriege wider mich; denn die Menge (der beten den Gemeinde, in deren Mitte er selbst betet) war um mich (so durfte der Midr die Stelle gefaßt haben). Eine Bar lautet ebenso: R. Nathan (um 160) hat gesagt: Woher, daß Gott das (gemeinsame) Gebet der vielen nicht verachtet? s. Hi36,5 u. Ps55,19. Gott spricht: Wer sich mit der Tora beschäftigt u. mit Liebeswerken, u. wer zusammen mit der Gemeinde betet, dem rechne ich das so an, als ob er mich u. meine Kinder aus den Völkern der Welt heraus erlöst hätte. — Die Bar in SNu 27,12 § 135 (51 ). || Midr KL 3,8 (69b): R. Acha (um 320) hat gesagt: Mit wem läßt sich der vergleichen, der mit der Gemeinde betet? Mit Menschen, die dem König eine Krone machten. Da kam ein Armer u. gab seinen Teil dazu. Wie, wird der König etwa sagen: Weil dies ein Armer ist, nehme ich sie nicht an? Sofort nimmt er sie an u. setzt sie aufsein Haupt. Ebenso wenn zehn Gerechte im Gebet stehen u. ein Gottloser steht unter ihnen, a
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Gerichtstage waren der Montag u. Donnerstag jeder Woche.
Matth 18,20
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soll da Gottsagen: Weil dies ein Gottloser ist, nehme ich ihr Gebet nicht an? ||DtR2(l98*) „Ich richte mein Gebet za dir, Jahve, zur Zeit des Wohlgefallens« Ps 69,14. Weil David ein einzelner war (für sich allein betete), sagte er: „Zur Zeit des Wohlgefallens*; aber das Gebet der Gesamtheit (Gemeinde) kommt niemals leer zurück. :
1 8 , 2 0 : Wo z w e i o d e r d r e i auf m e i n e n N a m e n v e r s a m m e l t s i n d , da b i n i c h m i t t e n u n t e r i h n e n . e
Aboth 3,2: R. Chanina b. T radjon (t um 185) sagte: Wenn zwei (zusammen) sitzen, ohne daß Worte der Tora zwischen ihnen (Gesprächsstoff) sind, so ist das ein Sitz der Spötter, s. Ps 1,1: „Auf dem Sitz der Spötter sitzt er nicht" Aber wenn zwei (beieinander) sitzen u. Worte der Tora sind zwischen ihnen, so weilt die Sch khina (Gottheit) unter ihnen, s. Mal 3,16: „Da besprachen sich die Gottesfürchtigen der eine mit dem andren (also zwei), u. es horchte Jahve u. hat's gehört, u. es wurde ein Gedenkbuch geschrieben vor ihm für die Gottesfürchtigen u. die da achten seinen Namen." — Da höre ich nur von zweien; woher, daß auch, wenn nur Einer sitzt u. sich mit der Tora beschäftigt, Gott ihm seinen Lohn bestimmt? s. KL 8,28: Er sitze allein u. schweige, denn er empfängt (so der Midr). || Aboth 3 , 6 : R. Chalaphta b. Dosa aus K°phar-Chananja (in Galiläa) sagte: Wenn zehn sitzen u. sich mit der Tora beschäftigen, so weilt die Sch hkina unter ihnen, s. P s 8 2 , 1 : Gott steht da in der Gemeinde ( 1 7 ? ) Gottes (u. zu einer rn* gehören nach Nu 14,27, wo die zehn widerspenstigen Kundschafter eine n u genannt werden, zehn Personen). Woher auch bei fünf ? Es heißt Am 9,6: Seine Ver einigung hat er auf Erden begründet (so der Midr).* Woher auch bei dreien? Weil es Ps 82,1 heißt: Inmitten der Götter ( = Richter, u. ein Gerichtshof wird von drei Personen gebildet) hält er Gericht. Und woher auch bei zweien? s. Mal 3,16 (wie im vorigen Zitat). Und woher auch bei Einem? s. Ex 20,24: An jedem Ort, wo ich ein Gedächtnis meines Namens stiften werde, will ich zu dir (also dem einzelnen) kommen u. dich segnen. — Dasselbe anonym M kh Ex 20,24 (80 b); in B rakh 6 » R. Jicchaq (um 800) als Autor genannt; in diesen beiden Stellen fehlt der auf fünf Personen be zügliche Passus. — Vgl. auch AbothRN 8 Anf.: J hoschuaf b. P racbja (um 110 v. Chr.) sagte: Verschaffe dir einen Lehrer u. erwirb dir einen Studiengenossen u. beurteile jedermann zum Guten (wörtlich: nach der Wagschale des Verdienstes hin). Erwirb dir einen Studiengenossen. Wie ist das gemeint? Es will lehren, daß sich der Mensch einen Genossen erwerben soll, mit dem er gemeinsam ißt, trinkt, die Schrift u. die Tradition studiert, schläft u. ihm alle seine Geheimnisse, das Geheimnis der Tora u. das Geheimnis der Sitte offenbart; wenn sie sitzen u. sich mit der Tora beschäftigen u. einer von ihnen irrt sich in der Halakha oder über den Anfang eines Kapitels, oder wenn er Unreines für rein u. Reines für unrein erklärt, woher, daß sie, wenn sein Genosse ihn zurechtbringt, guten Lohn für ihre Arbeit haben? Weil es heißt Qoh 4 , 9 : Besser sind zwei als Einer, sie haben guten Lohn für ihre Mühe. Wenn drei sitzen u. sich mit der Tora beschäftigen, so rechnet es ihnen Gott so an, als ob sie eine Ver einigung m i ; » vor ihm geworden wären, s. Am 9,6 (wie oben). Wenn zwei sitzen u. sich mit der Tora beschäftigen, so wird ihr Lohn droben angenommen, s. Mal 3,16 (wie oben). „Die Jahve fürchten", das sind die, welche eine Entschließung fassen u. sagen: Wir wollen gehn u. die Gebundenen lösen u. die Gefangenen loskaufen; ihnen gibt Gott reichliche Gelegenheit dazu u. sie führen es alsbald aus. „Die auf seinen Namen achten", das sind die, die in ihrem Herzen erwägen u. sagen: Sollen wir gehn u. die Gebundenen lösen u. die Gefangenen loskaufen? Denen gibt Gott keine Ge legenheit dazu u. ein Engel kommt u. schlägt sie zu Boden. Wenn ein einzelner sitzt u. sich mit der Tora beschäftigt, so wird sein Lohn droben angenommen, s. KL 3,28 e
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Um 180, wenn identisch mit Abba Chalaphta aus K phar-Chananja, der BM 94* im Namen des R. Melr tradiert. * Inwiefern die „Vereinigung" m i ; » gerade die Fünfzahl erfordern soll, ist nicht klar; etwa mi;n = etwas, was man mit den fünf Fingern fassen kann?
Matth 18, 20.21
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(wie oben). || Sanh 3 9 " : Der Kaiser (wohl Hadrian) sprach zu Rabban Gamliel (um 90): Ihr sagt: Überall, wo zehn versammelt sind, weilt die Sch khina. Wie viele Sch khinas gibt es denn? Da rief er den Diener (des Kaisers) u. schlug ihn gegen den Hals. Er sprach zu ihm: Wozu das? (Er antwortete:) Die Sonne scheint in das Haus des Kaisers hinein (das hätte der Diener verhindern sollen)! Er sprach: Die Sonne ist in der ganzen Welt. Rabban Gamliel erwiderte: Wenn die Sonne, die doch nur einer von den tausendmaltausend Myriaden von Dienern vor Gott ist, in der ganzen Welt ist, um wieviel mehr gilt das dann von der Sch khina! || B rakh 5 : Abba Binjamin (ein Tannalt unbestimmter Z e i t ) sagte: Wenn zwei (in die Synagoge) kommen, um zu beten, u. der eine von ihnen wird früher mit seinem Gebet fertig u. wartet nicht auf den andren u. geht fort, so zerreißt man ( = Gott) sein Gebet vor ihm, s. Hi 18,4: Du, der sich selbst zerreißt in seinem Zorn, soll deinetwegen verödet werden das Land? Und nicht bloß dies, sondern er veranlaßt auch die Sch khina, daß sie sich von Israel entfernt, s. das.: Soll wegrücken der Fels von seinem Ort? Denn der „Fels" ist nichts andres als Gott, s. Dt 32,18: „Du versäumtest den Felsen, der dich geboren." Und wenn er auf ihn wartete, was ist sein Lohn? R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Er ist würdig der Segnungen Jes 48, 18f.: Wenn du wolltest lauschen auf meine Ge bote, da wird wie der Sand dein Same u. deines Leibes Sprossen wie seine Körner usw.; da würde dem Strome gleich deine Wohlfahrt u. deine Gerechtigkeit gleich den Meereswogen. (Der Text hat die beiden Verse in umgekehrter Reihenfolge.) || Midr P s 9 0 § 1 0 (196°): Warum heißt Gottes Name oipg = Ort? Weil an jedem Ort, an welchem Gerechte stehn, er sich dort bei ihnen befindet, s. Ex 20,24: „An jedem Ort, wo ich ein Gedächtnis meines Namens stiften werde, werde ich zu dir kommen u. dich segnen." Ferner s. G n 2 8 , 1 1 : „Er traf auf Gott oiptta u. übernachtete daselbst." — Die Stelle stammt aus PirqeREl 35. || Ferner s. Qid 30 b bei Mt 15,4 » S. 706. e
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18,21: W i e oft darf mein Bruder u. s o l l i c h i h m v e r g e b e n ?
gegen mich
sündigen
Bis siebenmal?
Der, welcher einem andren ein Unrecht zugefügt hat, ist verpflichtet, den Gekränkten
durch Abbitte zu versöhnen; nur
unter dieser Be
dingung vergibt Gott das Unrecht.« Die Abbitte erfolgt in Gegenwart von Zeugen, braucht aber nur dreimal wiederholt zu werden, falls der Beleidigte unversöhnlich bleibt, b Die Meinung (Lightfoot, Schöttgen, Keil usw.), daß nach pharisäischer Lehre der Beleidigte nur
dreimal
nötig habe, einunddemselben Beleidiger Verzeihung angedeihn zu lassen, ist aus dem rabbin. Schrifttum nicht belegt. Die dafür
beigebrachten
Stellen sind unrichtig aufgefaßt. Höchstens könnte man aus dem Satz, daß Gott einem Menschen dieselbe Sünde nur zwei- bis dreimal ver gebe, folgern, daß auch der Mensch seinem Nächsten gegenüber zu keinem andren Verhalten verpflichtet nirgendwo tatsächlich
sei; diese Folgerung aber
ist
ausgesprochen, c
a. Belege s. bei Mt 5, 24 u. 6,14 f. — Ferner vgl. Joma 8,9: Für Versündigungen des Menschen gegen Gott schafft der Versöhnungstag Sübnung; für Versündigungen des Menschen gegen seinen Nächsten schafft der Versöhnungstag keine Sühnung, bis er seinen Nächsten versöhnt hat. Das hat R. Ehazar b. % Azarja (um 100) erklärt aus den Worten Lv 16,30: „Von allen euren Sünden vor Jahve sollt ihr rein werden" (so der Midr): für die Versündigungen des Menschen gegen Gott schafft der Versöhnungs1
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Dabei bleibt die Frage offen, ob die sühnende Kraft des Versöhnungstages wirk sam wird nur in Verbindung mit der Buße des Menschen, so R. Jischmatel, f um 135 TJom5,7(190) u. Parallelen, oder auch ohne sie, so Rabbi Joma 8 7 . a
Matth 18,21
796
tag Sühnung; für die Versündigungen des Menschen gegen seinen Nächsten schafft der V.tag keine Sühnung, bis er seinen Nächsten versöhnt hat. II Joma 87»: Rab Joseph b. i s n ( = -an?) warf vor R. Abbahu (um 800) die Frage auf: Es heißt (in vorstehender Mischna): Für Versündigungen des Menschen gegen seinen Nächsten schafft der V.tag keine Sühnung, bis er seinen Nächsten versöhnt hat (also gibt es doch eine Vergebung). Steht denn aber nicht geschrieben 18m 2,25: Wenn ein Mensch gegen einen andren sündigt, so richtet ihn ( i ^ r ) Gott? Was ist Gott? Ein Richter (ist er in diesem Fall, u. nicht ein Vergeber). In diesem Fall müßte ich den Schluß der Schriftstelle deuten: Wenn sich aber ein Mensch gegen Jahve versündigt, wer wollte Richter für ihn sein? (Die Antwort müßte lauten: „Niemand"; u. doch hat Gott viele Rächer zur Hand; folglich ist die Deutung nicht richtig.) Vielmehr ist es so gemeint: Wenn sich ein Mensch gegen einen andren versündigt u. ihn (begütigend) bittet (iWi>), so vergibt ihm Gott; wenn sich aber ein Mensch gegen Jahve versündigt, wer bittet für ihn? Buße u. gute Werke. b. pJoma 8,45°, 19: S c h ^ u e l (t 254) hat gesagt: Der, welcher gegen einen andren gesündigt hat, mnß zu ihm sagen: „Ich habe mich verschuldet gegen dich." Wenn jener es annimmt, so ist es gut; wenn aber nicht, so bringe er Männer herbei u. ver söhne ihn in deren Gegenwart, s. Hi 33,27: „'Er mache eine Reihe samt den Männern" (so der Midr); er bilde eine Reihe aus den Männern u. sage: „Ich habe gesündigt u. Gerades krumm gemacht, u. es ward mir nicht vergolten" Hi 38,27. Wenn er also tut, dann sagt die Schrift über ihn Hi33,28: Erlöst hat er seine Seele vom Hingang in die Grube u. sein Leben freut sich am Licht Ist er (der Beleidigte) gestorben, so muß er ihn an seinem Grabe versöhnen n. sagen: „Ich habe mich gegen dich ver schuldet." || Joma 87»: R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Wer seinen Nächsten auch nur mit Worten gekränkt hat, muß ihn versöhnen, s. Spr 6,1 ff.: „Mein Sohn, wenn du für deinen Nächsten Bürge geworden bist n. für einen andren deinen Handschlag gegeben hast, wenn dn verstrickt bist durch die Worte deines Mundes (durch die du jemand gekränkt hast, Raschi), so tue doch dieses, mein Sohn, damit du dich rettest": wenn du Vermögen besitzest, so öffne ihm die Handfläche, u. wenn nicht, so mache der Freunde (Fürsprecher) viele bei ihm. Rab Chisda (t 309) hat gesagt: Er muß ihn in drei Reihen zu je drei Mann (u. zwar dreimal in je einer Reihe) versöhnen, s. Hi33,27: Er mache eine Reihe samt den Männern u. sage: Ich habe gesündigt u. Gerades krumm ge macht, u. es ward mir nicht vergolten. R. Jose b. Chanina (um 270): Wer Verzeihung bei seinem Nächsten nachsucht, der suche sie nicht öfter als dreimal nach, s. Gn50,17: „Ach bitte, vergibt doch . . . u. nun vergib doch" (3 Bittworte, ein Hinweis auf drei maliges Bitten). Wenn er (der Beleidigte) aber gestorben ist, so schaffe er zehn Männer herbei u. stelle sie an seinem Grabe anf; dann soll er sagen: Ich habe gesündigt an Jahve, dem Gott Israels, u. an diesem NN, den ich verletzt habe. — Der Ausspruch des R. Jose b. Chanina ist zitiert Joma 87 . — Die Parallelstelle aus P°siqR 38 (164 ) s. bei Mt6,14 f. S.425. — Über Abbitte am Grabe vgl. Chag 22 b, oben S.285y. C. Schöttgen verweist auf den Ausspruch des R. Jose b. Chanina Joma 87 * • (s. Anm. b); aber das Wort handelt nicht davon, wie oft man vergeben solle, sondern wie oft man um Vergebung bitten müsse. — Lightfoot zitiert Joma 8 6 Bar: R. Jose b. J buda (um 180) sagte: Wenn ein Mensch eine Übertretung Einmal begeht, so vergibt man ihm; wenn zum zweitenmal, so vergibt man ihm; wenn zum drittenmal, so vergibt man ihm; wenn zum viertenmal, so vergibt man ihm nicht, s. Am 2,4: So spricht Jahve: Um dreier Missetaten Judas (der Talmudtext liest: Israels), ja um vierer willen wende ich es nicht mehr ab; ferner s. Hi 33,29: Siehe, dies alles tut Gott zweimal, dreimal dem Mann. Was soll die zweite Stelle? Wenn du sagen wolltest, jene Worte (Am 2) beziehen sich auf die Gesamtheit, aber nicht auf den einzelnen, so komm u. höre: „Siehe, dies alles tut Gott zweimal, dreimal dem Manne (also dem einzelnen); von da an u. weiter vergibt man ihm nicht mehr, s. Am 2 , 4 : Um dreier Missetaten 1
2
2
1
b
b
b
b
1
->w wird abgeleitet von n^io = Reihe.
2
Der Talmudtext gibt das Q rÖ.
e
e
Matth 18,22.23.25 (91)
797
Judas willen usw. — Die Stelle handelt nicht vom Vergeben seitens eines Menschen, sondern von dem Vergeben seitens Oottes; das unbestimmte „man" ist, wie ungezählte Male im Rabbin., Ersatz für den gern vermiedenen Gottesnamen. Daß allein von Gott die Rede ist, beweisen auch genügend die beiden Schriftzitate. 1 8 , 2 2 : S i e b e n z i g m a l s i e b e n , ißöofArjxovxdxig
inxd.
G n 4 , 2 4 : „Siebenfach wird Kain gerächt, aber Lemekh siebenundsiebzigmal." Die letzte Zahl in Test Benj 7 umgewandelt in ißdofirjxovxdxig inxd
u. die erste in inxaxomoi:
In 700 Jahren wurde Eain
gerichtet,
Lamech aber in 70mal 7 (Jahren). Die Vergrößerung der ersten Zahl auf 700 beweist klar, daß die Testamente ißdofiijxovxdxtg inxd nicht 77 mal, sondern =
=
70mal 7 verstanden wissen wollen. — W i e die L X X
ihr ißöofirjxovtdxig intd
Gn 4, 24 gemeint haben, bleibt ungewiß. —
Targ Onk u. Jerusch I haben die Zahlen des Grundtextes beibehalten. 18,23: Gleich einem m e n s c h l i c h e n K ö n i g , der mit seinen Knechten abrechnen wollte. äv&Qwnv» ßaoitei n-n ivz fVa „Köuig von Fleisch u. Blut" = menschlicher König; Gegensatz: der König aller Könige = Gott. Beispiele s. bei Mt 16,17 0. || ovväQai Xoyov = -patpn rfyj oder Tis«?- (a»n) atjn. || pBQ 10,7*», 52: Wir wissen nicht, ob unser Vater zuletzt (vor seinem Tode) Abrechnung gehalten hat -pasn n w . — Dieselben Worte daselbst noch öfters. || BB 78 : Kommt, wir wollen eine gewöhnliche Abrechnung halten b
n^iy
bv wzvn
18,25
zvrt:.
91: Da e r n i c h t h a t t e zu b e z a h l e n , daß er v e r k a u f t
befahl
der
Herr,
werde.
Der Fall ist zu beurteilen nach E x 2 2 , 2 :
»Er (der Dieb) muß Ersatz
geben. Wenn er nichts hat, so werde er um sein Gestohlenes verkauft." Dazu heißt es Josephus, Antiq. 1 6 , 1 , 1 : 'ExiXsvov ydq oi vofioi xexqanXäaiov xaxaßaXeTv xov xXinxyv, ovx i%ovxa dh mnqdoxea&ai
fibv, dXX'
ovxi ye xotg dXXoyvXotg, ovo' wäre durjvexrj xtjv SovXeiav vnofiireiv ydg dysto freu petd Verschärfung
sSti
igccextccv. (Vorher u. nachher ist die Rede von der
des Gesetzes durch Herodes I. dahin, daß der Verkauf
des Diebes auch ins Ausland erlaubt wurde.) Die traditionelle Auslegung des Gesetzes. M k h E x 2 2 , 2 ( 9 5 ) : „Wenn er nichts hat, so werde er um sein Gestohlenes ver kauft." Wenn ich daraus entnehmen wollte, daß er für immer verkauft werde, so sagt die Schrift lehrend Ex 21,2: Sechs Jahre soll er dienen u. im siebenten soll er frei ausgehn. „Er werde verkauft um sein Gestohlenes": für nicht weniger u. für nicht mehr. R. J huda (um 150) sagte: Wenn er weniger gestohlen hat, als er wert ist, so wird er nicht verkauft; wenn aber mehr, als er wert ist, so hat der Bestohlene na*3;n bvz die freie Wahl: wenn er ihn verkaufen will, so darf er es; wenn nicht, so schreibt er (der Schuldner) ihm eine (Schuld-)Urkunde. R. Elüezer (um 90) sagte: Hat er weniger gestohlen, als er wert ist, so wird er nicht verkauft; wenn aber mehr, als er wert ist, so muß er (der Bestohlene) sich daran genügen lassen, wenn er sich (durch den Verkauf des Diebes) zur Hälfte bezahlt macht u. zur Hälfte Verlust erleidet. — Der letzte Satz schließt den nochmaligen Verkauf des Diebes nach Ablauf seiner sechs jährigen Sklavenzeit aus. Dazu vgl. pSotaS, 1 9 , 5 4 : Der Mann wird wegen seines Ge stohlenen verkauft, aber nicht wegen des doppelten Ersatzes (s. Ex 22,3); wegen seines Gestohlenen, aber nicht wegen Überführung als falscher Zeuge (u. der damit unter e
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Matth 18,25 (*. 8 ) . 18,27
798
Umständen verbundenen Verpflichtung zur Ersatzleistung); wegen seines Gestohlenen wird er nieht zum zweitenmal verkauft. Aber liegt ihm nicht die Ersatzpflicht ob? Daraus ist zu entnehmen, daß dies bei einunddemselben Diebstahl gilt, aber bei zwei (verschiedenen) Diebstählen wird er zum zweitenmal verkauft. Dasselbe als Bar Qid 18 . — Abweichend lautet eine andre Bar Qid 18*: Beträgt sein Gestohlenes 1000 (Zuz), u. hat er (der Dieb) einen Wert von 500, so wird er verkauft u. abermals verkauft; beträgt sein Gestohlenes 500, u. hat er einen Wert von 1000, so wird er Oberhaupt nicht verkauft R. Elifezer sagte: Wenn sein Gestohlenes seinem Kaufpreis entspricht, wird er ver kauft, sonst nicht. || Der Verkauf des Diebes erfolgte auf gerichtlichem Wege. M kh Ex 21,2 (81b) .Falls du einen hebräischen Knecht kaufst" Ex 21,2; will die Schrift stelle von einem durch einen Gerichtshof Verkauften sagen, daß er ibm (dem Käufer) u. dessen Sohn dienen muß, oder redet sie nur von einem, der sich selbst (wegen Ver armung, s. Lv25,39; Dt 15,12) verkauft hat? Wenn es Lv25,39 heißt: „Falls dein Bruder neben dir verarmt u. sich dir verkauft, so ist von einem, der sich selbst ver kauft, die Rede; was will da die Schrift lehrend sagen mit den Worten Ex 21,2: „Falls du einen hebräischen Knecht kaufst" ? Die Stelle will von dem, der durch einen Ge richtshof wegen seines Gestohlenen verkauft wird, sagen, daß er ihm (seinem Käufer) u. dessen Sohn zu dienen hat (also beim Tode des Käufers nicht freizulassen ist, sondern in den Besitz des Sohnes, als des Erben, übergeht); vgl. Qid 17b. || SDt 15,12 § 118 (98b) Woher, daß, wenn ein Gerichtshof ihn verkauft, man ihn nnr an dich (einen Israeliten) verkaufen soll? Die Schrift sagt lehrend Dt 15,12: Falls dein Bruder an dich verkauft wird (an dich, also einen Israeliten). a
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18,25 8 : Und das W e i b u. d i e K i n d e r . Die Halakha kennt den Verkauf der Frau nicht. So^a 3,8: Die Frau wird für ihr Gestohlenes nicht verkauft. — TSota 2,9 (295): Die Frau wird nicht verkauft oder zum zweitenmal verkauft. — Die Frau folgt aber dem Mann in die Sklaverei (Ex 21,8) u. wird von dem Herrn ihres Mannes ernährt. M kh Ex 21,3 (82b) „Sein Weib geht mit ihm aus* Ex 21, 3. R. Jicchaq (um 150?) sagte: Ist denn von einem „Kommen* die Rede, da die Schrift von einem „Ausgehen* redet? Was will die Schrift lehrend sagen mit den Worten: „Sein Weib geht mit ihm aus"? Das zeigt, daß er (der Käufer ihres Mannes) zu ihrem Unterhalt u. zum Unter halt seiner Kinder verpflichtet ist. Vgl. Qid 22*. e
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Verkauf der Kinder (vgl. 2 Kg 4, l). Ganz allgemein heißt es Git 4 , 9 : Wenn einer sich selbst u. seine Kinder *-*3a an Fremde DI-OJ ( = Nichtisraeliten) verkauft, so löst man ihn nicht aus. — Die Mischna unterscheidet nicht zwischen Söhnen u. Töchtern; sie nimmt an, daß Kinder beiderlei Geschlechts vom Vater verkauft werden können. Dagegen wird M k h E x 21,7 (84*) zu den Worten: „Falls jemand seine Tochter verkauft* Ex 21, 7 ausdrücklich bemerkt: Seine Tochter darf er verkaufen, aber seinen Sohn darf er nicht verkaufen. — Ebenso liest man wenige Zeilen weiter: Den Sohn zu verkaufen ist der Vater nicht berechtigt. — Ein Gläubiger verkauft die Kinder seines Schuldners genau so, wie es in Jesu Gleichnis geschieht, SDt 3,23 § 2 6 (70 b): Gleich einem, der vom König 1000 Kor Weizen in einem Jahr entlieh. Alle sagten: Unmöglich kann dieser auf jene 1000 Kor zu stehn kommen! Der König pfändete ihn u. schrieb ihm eine Quittung (Erlassungsurkunde). Einmal sandte er u. ließ ihm nichts übrig. Der König kam in sein Haus u. nahm seine Söhne u. seine Töchter u. stellte sie auf den Verkaufsstein (auf dem die Sklaven n. Sklavinnen bei ihrem Verkauf zu stehen pflegten). In jener Stunde wußte man, daß nichts mehr in seinem Besitz war (die Kinder das letzte, was er besaß). e
18,27: Und er e r l i e ß ihm d i e S c h u l d ( w ö r t l i c h : D a r l e h n ) . Tanch I I Ö K 178": Ihr sollt euch am ersten Tage (des Laubhüttenfestes) prächtige Baumfrüchte nehmen Lv 23,40. Ist es denn der erste Tag? Ist es nicht der fünfzehnte
Matth 18,27.28 ( * )
799
Tag? u. du sagst: „am ersten Tage"? Allein es ist der erste Tag fttr die Sünden rechnung. R. Mani (um 370) u. R. J hoschuac von Sikhnin (um 330) haben im Namen des R. Levi (um 300) gesagt: Womit läßt sich das vergleichen? Mit einer Stadt, die dem König Steuerreste schuldig war. Der König hatte hingesandt, sie einzutreiben; aber die Stadt gab nichts, da der Schuldbrief *vaw groß war. So das erstemal. Als er nun zum zweitenmal hingesandt hatte, um die Schuld einzutreiben, u. man (wiederum) nichts gab, was tat da der König? Er sprach zu seinem Hofstaat: Auf! wir wollen gegen sie ziehen! Als sie etwa 10 Mil weit gezogen waren, hörten es die Bewohner jener Stadt, u. die Großen der Stadt begannen dem König entgegenzuziehen. Er sprach zu ihnen: Wer seid ihr? Sie antworteten: Wir sind Leute aus der u. der Stadt, nach der du gesandt hast, um Steuern von uns einzutreiben. Er sprach: Und was begehrt ihr? Sie antworteten: Wir bitten dich, öbe Barmherzigkeit an uns; denn wir haben nichts zu geben. Er sprach: Euretwegen will ich euch die Hälfte erlassen rrs*. Während er weiterzog, machten sich die Angehörigen der Mittelklassen der Stadt auf u. traten vor ihn in einer Entfernung von etwa 5 Mil. Er sprach zu ihnen: Wer seid ihr? Sie antworteten: Leute aus der u. der Stadt, nach der du gesandt hast, um Steuern ein zutreiben, u. wir haben keine Möglichkeit zu bestehen, vielmehr bitten wir dich: Er barme dich über uns! Er sprach zu ihnen: Schon habe ich die Hälfte erlassen vrrjr, u. um euretwillen will ich genau die Hälfte (der noch verbliebenen Hälfte) erlassen! Während er weiterzog, machten sich alle Stadtbewohner zu ihm auf, die Großen u. die Kleinen. Er sprach zu ihnen: Was begehrt ihr? Sie antworteten: Unser Herr König, wir haben keine Möglichkeit zu geben, was wir dir schuldig sind n - y n MHV n e . Er sprach: Schon habe ich die Hälfte u. (nochmals) genau die Hälfte erlassen, u. um euretwillen will ich das Ganze erlassen rroe; aber von hier an u. weiter hebt der Anfang der (neuen) Rechnung an. Der „König* ist der König aller Könige, der Heilige, gepriesen sei er! Die „Bewohner der Stadt* sind die Israeliten, die alle Tage des Jahres Sündenschulden aufhäufen. Was tut Gott? Er sagt zu ihnen: Tut Buße von Neujahr (1. Tischri) an! Und sie demütigen sich u. gelangen zum Versöhnungstag (lO.Tischri) u. fasten an ihm u. tun Buße, u. Gott vergibt 1ms ihnen. Und was tun sie? Am Vortage von Neujahr fasten die Großen des Zeitalters, u. Gott erläßt ihnen ein Drittel ihrer Schulden; u. von Neujahr an bis zum Versöhnungstage fasten einzelne (aber immer noch Angesehene, der Mittelklasse im Gleichnis entsprechend), u. Gott erläßt ein Drittel ihrer Schulden; u. am Versöhnungstag fasten alle Israeliten u. bitten um Erbarmen, Männer u. Frauen u. Kinder, u. Gott erläßt ihnen alles, s. Lv 16,30: Denn an diesem Tage wird man für euch Sühnung schaffen. Was tun die Israeliten? Sie nehmen ihre Feststräuße am ersten Feiertage des Laubhüttenfestes u. loben u. preisen vor Gott; u. Gott erweist sich ihnen gnädig u. vergibt ihnen u. spricht: Siehe ich habe euch alle eure früheren Schulden erlassen »mrvn, aber von jetzt an hebt der Anfang einer (neuen) Rechnung an. Deshalb heißt es: Nehmet euch am ersten Tag Lv 23,40, nämlich am ersten Tag für die (neue) Sündenrechnung. — Dasselbe TanchB •VHDK § 3 0 ( 5 1 » ) ; P s i q l 8 2 ; L v R 8 0 ( 1 2 8 ) ; Midr Qoh 9, 7 ( 4 1 ) ; in den drei letzten Stellen R. Mani aus Sch eb (um 350) als erster Tradent. e
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18,28 K: E r w ü r g t e , & n * y « r . c A Z 4 : R. Abbahu (um 300) hatte den Minim (hier = Judenchristen) gegenüber den Rab Saphra (um 800) als einen bedeutenden Menschen gerühmt Sie erließen ihm die Steuern für 13 Jahre (13 als runde Zahl). Eines Tages trafen sie ihn n. sprachen zu ihm: Es heißt Am 3 , 2 : „Nur euch habe ich erkannt von allen Geschlechtern des Erdbodens; deswegen will ich heimsuchen an euch alle eure Verschuldungen.* Gibt es denn einen, der seinen Zorn gegen seinen Freund ausläßt? Er schwieg u. antwortete ihnen nicht das geringste. Da warfen sie ihm ein Tuch um seinen Hals u. quälten a
ihn
rrb 1
I - * : I Ö (würgten
ihn).
Lies mit den Parallelen " w a statt -avia. * Lies rysss mit TanchB statt ytnz.
Matth 18,28 ( » ) . 18, 82. 33
800
18, 2 8 ) 8 : W e n n du w a s s c h u l d i g bist. Tanch wxätvia 97*: Komm u. sieh, was für ein Unterschied zwischen dem Tun der Menschenkinder u. dem Tun Gottes ist. Wenn ein Mensch einem andren 200 oder 10000 oder 300 (Zuz) schuldet u. dieser zu ihm sagt: „Gib mir das Meine" «fc» ntt M> u. jener ihm antwortet: „Ich besitze nichts", so heben sie sofort Streit an u. beschimpfen sich untereinander. Gott aber nicht also. Du findest, daß im Sommer der Tag von der Nacht (Zeit) entleiht, von der Sonnenwende im Tebeth (Dezember) an bis hin zur Sonnenwende im Tammuz (Juli); u. von der Sonnenwende im Tammuz an bis hin zur Sonnenwende im Tebeth entleiht die Nacht vom Tage. Da gibt es nicht Rede u. da gibt es keine Worte, nicht wird ihre Stimme gehört (Ps 19,4). Deshalb warnte Gott Mose, daß er zu den Israeliten sagen sollte Ex 24,22: „Wenn du meinem Volk Geld leihst", so sollst du nicht in verächtlicher Weise mit ihm umgehn, denn es ist mein Volk. — Dasselbe Tanch ras«» § 7 ( 4 2 ) . || LvR 5 (109*) sagt ein Pächter zum Grund herrn: Kannst du mir wohl zehn Denare geben? Er antwortete ihm: Geh, erfülle (be stätige), was ich bei dir habe = was ich von dir zu fordern habe T S J "b r-tn n « . || Midr Ps 45 § 5 (136*): Gleich einem, der zur Gerichtsstätte hinaufging; es traf ihn sein Gläubiger, der zu ihm sagte: Gib mir, was du mir schuldig bist -'s a-*n rtrsw m *b ;r! Er antwortete ihm: Wenn ich jetzt von der Gerichtsstätte weggehen werde, werde ich es dir geben. 1 n
b
18,32: B ö s e r K n e c h t . dovXt novrjQi, aramäisch = sqrn K*???. a
B B 4 : Eines Tages kam Herodes zu Baba b. Buta (den er hatte blenden lassen) u. setzte sich vor ihn; er (Herodes) sprach zu ihm: Sieh, Herr, was dieser böse Knecht ttva mav **r. getan hat! (So nennt sich Herodes selbst, um den Baba b. Buta, der nicht weiß, daß H. vor ihm sitzt, zu einer offenen Aussprache aber den König listig zu bewegen.) || GnR 6 ( 5 ) : R. Jiccbaq (um 300) hat gesagt: Josua sprach zur Sonne: Du böser Knecht *vz tt-ray, bist du nicht an meinen Ahn (nämlich Joseph) verkauft worden? Hat dich nicht mein Ahn also im Traum gesehen: Und siehe, die Sonne u. der Mond u. elf Sterne verneigten sich vor mir Gn 3 7 , 9 ? Sofort stand die Sonne still u. der Mond blieb stehn Jos 10,13. — Dasselbe GnR 84 ( 5 3 ) ; 97 (61*). || Midr KL Einl. Nr.23 ( 3 5 ) : Rabbi hat gesagt: Zehn Jahre lang war eine Himmelsstimme im Palast des Nebukadnecar ausgegangen, welche sprach: Böser Knecht »na*, geh, zerstöre das Haus deines Herrn ( = Gottes). || Zu dem Vorwurf: „Böser Knecht* vgl. Tanch rpn 229*: Woher läßt es sich beweisen, daß, wenn einer gegen einen andren gesündigt hat u. zu ihm sagt: „Ich habe gesündigt", er (der Beleidigte) ein „Sünder" genannt wird, wenn er jenem nicht vergibt? Weil es 1 Sm 12,23 heißt: Und auch ich, fern sei es von mir, daß ich an Jahve „sündigen" sollte, indem ich abließe für euch zu beten. — Dasselbe NuR 19 (187 b). C
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18,33: H ä t t e s t du d i c h n i c h t a u c h d e i n e s M i t k n e c h t s e r barmen müssen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? Tanch D ' B B V S 97 b : Wenn du das Gewand deines Nächsten als Pfand nimmst, sollst du es ihm bis zum Sonnenuntergang zurückgeben Ex 22,25. Gott spricht: Wieviel bist du mir schuldig! Du sündigst vor mir u. ich habe Geduld mit dir - ? 'pag's * : » , u. deine Seele steigt täglich Abend für Abend zu mir empor (wenn du schläfst), um Rede u. Antwort zu stehen (über die Taten des Menschen am vergangenen Tage), u. ob sie sich gleich verschuldet hat, so gebe ich dir deine Seele (jeden Morgen) wieder, der du mir verschuldet bist: so sollst auch du, obgleich er dir verschuldet ist, ihm bis zum Sonnenuntergang zurückgeben, wenn du ihn gepfändet hast. Dasselbe TanchB n - B M » § 9 (43*). || ExR 31 (91 b): Es gibt keinen Menschen, der Gott nicht schuldig wäre; aber er ist gnädig u. barmherzig u. vergibt alles Frühere, s. Ps 79, 8: Gedenke nicht unserer früheren Sünden (so der Midr). Gleich einem, der sich von einem Geld verleiher Geld borgte u. es vergaß (zurückzuzahlen). Nach einiger Zeit kam er u. trat
Matth 18,33. 19,8.4
801
vor ihn hin u. sprach: Ich weis, daß ich dir schuldig bin. Er antwortete: Wozu ge denkst du der früheren Schuld, sie ist längst aus meinem Herzen geschwunden! So auch der Herr der Welt: die Menschen sündigen voi ihm, u. er sieht, daß sie nicht Buße tun, u. er erläßt ihnen alles Frühere; u. wenn sie dann umkehren u. kommen, um der Sünde zu gedenken, die sie früher getan haben, sagt er: Gedenket nicht der früheren Sünden! Auf Grund welcher Schriftstelle aber kann man sagen, daß, wenn ein Mensch umkehrt u. Buße tut, auch wenn viele Sünden an ihm sind, Gott ihm diese als Verdienst auslegt? Weil es Ez 33,19 heißt: „Wenn der Gottlose umkehrt von seiner Gottlosigkeit u. Recht u. Gerechtigkeit übt, so wird er ihretwegen leben." Alle seine Freveltaten, die er vollbracht hat, sollen ihm nicht gedaoht werden. Deshalb warnt er betreffs des Armen, du sollst ihm nicht wie ein Wucherer sein Ez 22,24 u. ihn nicht nackt hinstellen. (Zu dieser Auslegung von Ez 33,19 s. Joma 86 b; TanchB «s-i § 22 (80 b.) 18,35: Wenn ihr n i c h t v e r g e b t ein j e d e r s e i n e m Bruder. Siehe bei Mt6,14f.
10,3: Ob man sein W e i b z u f o l g e j e d e n G r u n d e s e n t l a s s e n dürfe. Die Frage wurde von der Schule Hillels bejaht, s. bei Mt 5,32. Aus dieser Frage in Verbindung mit der andren in Vers 7 darf gefolgert werden, daß die Pharisäer in Vers 3 zu den Hilleliten gehört haben; s. bei Vers 7. Ii», 4: A l s ein M ä n n l i c h e s u. W e i b l i c h e s hat er s i e g e m a c h t . b
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Gn 1, 27 u. 5, 2 nach haggadischer Deutung. e
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M k h E x 12,40 ( 1 9 ) : Die Wohnzeit der Kinder Israel, die sie in Ägypten u. im Lande Kanaan u. im Lande Gosen gewohnt hatten, war 430 Jahre. Das ist eins von den Dingen, die man dem König Ptolemäus geschrieben bat [d. h. eine von den Stellen, die die L X X ' abweichend übersetzt haben: rjv xaraixrjoav iv yfj Jlyvntio xai iv yf Xavadv, während der masoret. Text liest: die sie „in Ägypten" gewohnt hatten]. Ebenso schrieben sie für ihn: „Gott schuf im Anfang" Gn 1,1 [statt: „Im A. schuf Gott". Un richtig. LXX haben: iv «QXÜ inoirjaev Stög]. (Ferner schrieben sie:) „ Ich will den Meuschen machen als Bild u. Ähnlichkeit" Gn 1,26. [Auch das trifft nicht zu; L X X : notrjowutr avdoianov xat' ei'xova rjuetiqav xai x « * ' opoiiaoiv.) (Ferner:) „Den Mann u. seine Öffnungen vaipji schuf er sie Gn 1,27; 5,2 [gleichfalls nicht richtig, LXX an beiden Stellen: UQOSV xai üijXv inoir/osv ai'tovs]. Die Parallelstellen geben die angebliche Änderung der LXX in Gn 1, 27, bezw. 5,2 so wieder: p M ' g l , 7 1 , 42 u. GnR 8 ( 6 ) : cs*«a vatpji i2i — M kh; dagegen M g 9 , Sepher Tora 1 § 9 u. Tanch n w s 6 5 : -CT •uns nap:i = Mann u. Weib (d. h. als Mannweib) schuf er ihn. In TanchB r i * » § 19 (6 ) u. TraktSoph 1,8 os*>a napsi IST wird man nach M g 9 iu->a lesen müssen. — Zur Erklärung der auffallenden Erscheinung, daß den LXX Worte zugeschrieben werden, die sie nicht enthalten, haben Weiß (M kh zu Ex 12, 40) u. andere jüdische Gelehrte nach dem Vorgang von Z. Frankel, Vorstudien zu der Septuag. S.31, angenommen, daß es sich nicht um die LXX handle, sondern um einen hebr. Pentateuch-Kodex, der dem König Ptolemäus für seine Bibliothek verehrt worden sei; die Veränderungen aber seien an diesem Kodex vorgenommen worden, um im voraus „jedes Mißverständnis, im Falle Ptolemäus oder einer seiner Nachfolger ihn übersetzen lassen wollte, zu ent fernen". Ein harmonistischer Notbehelf! Wahrscheinlich sind einzelne haggadische Aus legungen von Pentateuchstellen, die von einem abweichenden hebr. Text auszugehn schienen, mit gleichfalls vom masoret. Text abweichenden griech. Übersetzungen ver mengt u. allmählich ebenfalls den LXX zugeschrieben worden. So auch die haggad. Deutungen von Gn 1,27 u. 5,2. Vielleicht wollte man die Schwierigkeit beseitigen, daß nach Gn 1 von vornherein ein Menschenpaar geschaffen zu sein schien, während nach Gn 2 Gott zunächst den Mann u. erst später aus ihm das Weib bildete. d
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1
Vgl. Exkurs: Stellung des Judentums zum Heidentum Nr. 4, B, t u , « , o.
S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
51
Matth 19,4. 5
802
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Deutung von IST U . na-j .Mannweib*: GnR 8 (6*): R. Jirm jab. EKazar (um 270) hat gesagt: Als Gott den ersten Menseben schuf, erschuf er ihn als Mannweib e w n « * » ftvd'Qoyvvos. Das meinen die Worte Gn 5 , 2 : Als Mann u. Weib schuf er sie. R. Sch^afil b. Nachman (um 260) hat gesagt: Als Gott den ersten Mensehen schuf, erschuf er ihn als Doppelmenschen (mit zwei Angesichtern); dann zersägte er ihn u. machte ihm zwei Rücken, den einen auf dieser Seite u. den andren auf der andren Seite. Man antwortete ihm: Es steht doch aber geschrieben G n 2 , 2 1 : Er nahm eine von seinen Rippen ('Vx)i Er sprach: (Das will sagen:) Eine von den beiden (auseinandergesägten) Seiten, s. Ex 26,20: Für die zweite Seite 3>Vx der Wohnung. — Parallelstellen mit zum Teil andren Autorennamen: B rakh 61 *; <Er 18"; LvR 14 ( 1 1 4 ) ; Midr Ps 139 § 5 ( 2 6 0 265«); vgl. auch GnR 17 (12a). J b 6 3 » : R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Wer kein Weib hat, ist kein Mensch; denn es beißt Gn 5 , 2 : Als ein Männlein u. ein Weiblein schuf er sie; u. er segnete sie u. nannte ihren Namen Mensch (also nicht der Eine Teil heißt „Mensch", sondern beide Teile zusammen werden „Mensch" genannt). Vgl. GnR 17 ( 1 1 ) : R. Chijja b. Gamda (3.Jahrh.) hat gesagt: (Wer kein Weib hat) ist auch kein vollständiger Mensch, s. Gn 5,2 (wie vorhin); das will sagen: Sie beide zusammen heißen „Mensch". s
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1 9 , 5 : G n 2 , 2 4 in der Halakha. Sanh 58* Bar: „Darum soll der Mensch (der zum Judentum übertretende Noachide) seinen Vater u. seine Mutter entlassen" (so der Midr Gn 2,24). R. Eli'ezer (um 90) sagte: „Seinen Vater", d. h. die Schwester seines Vaters (falls er diese vor seinem Übertritt zum Judentum geheiratet hatte); „seine Mutter", d. h. die Schwester seiner Mutter. R.< Aqiba (fum 135) sagte: „Seinen Vater", d.h. das Weib seines Vaters; „Beine Mutter", d.i. seine Mutter im eigentlichen Sinn: „Und er schließt sich mit seinem Weib zu sammen* G n 2 , 2 4 , u. nicht mit einem Mann; mit „seinem* Weib, u. nicht mit dem Weib eines andren; „u. sie werden zu Einem Leib*, damit sind die gemeint, die Ein Leib werden; es sind also ausgeschlossen Vieh u. Wild, die (mit dem Menschen bei widernatürlicher Unzucht) nicht Ein Leib werden. — Der Autor hat gesagt: R.ElKezer sagte: „Seinen Vater", d. h. die Schwester seines Vaters. Oder soll ich sagen, damit sei sein Vater im eigentlichen Sinn des Wortes gemeint? Das wäre ja dasselbe wie: „Er schließt sich zusammen", aber nicht mit einem Mann (also auch nicht mit seinem Vater). Oder soll ich sagen, damit sei das Weib seines Vaters gemeint? Das wäre ja dasselbe wie: An „seinem" Weibe (wird er hangen), aber nicht an dem Weibe eines andren. Oder soll ich sagen, daß die nach dem Tode (des Vaters) erfolgte Verheiratung mit der Mutter gemeint sei? Dagegen spricht die Analogie mit dem Wort „seine Mutter": wie mit „seine Mutter" eine nicht auf der Ehe beruhende Verwandtschaft gemeint ist („seine Mutter" soll ja die „Schwester seiner Mutter" bedeuten), ebenso muß auch mit dem Wort „seinen Vater* eine nicht auf der Ehe beruhende Verwandt schaft gemeint sein (nämlich die Schwester des Vaters). (R. Eli'ezer sagte:) „Seine Mutter", d. h. die Schwester seiner Mutter. Oder soll ich sagen, damit sei seine Mutter im eigentlichen Sinn des Wortes gemeint? Das wäre ja dasselbe wie: An „seinem" Weibe (soll er bangen) u. nicht an dem Weibe eines andren. Oder soll ich sagen, daß die nach dem Tode (des Vaters) erfolgte Verheiratung mit der Mutter gemeint sei? Dagegen spricht die Analogie mit dem Wort „seinen Vater": wie mit „seinen Vater* nicht sein wirklicher Vater (sondern die Schwester seines Vaters) gemeint ist. so auch mit „seine Mutter* nicht seine wirkliche Mutter (sondern die Schwester seiner Mutter). — R.
Matth 19, 5 . 6
803 „
Sinn des W o r t e s . Aber das w ä r e doch dasselbe wie: A n „seinem" W e i b e (soll er hangen), u. nicht am W e i b e eines andren (also auch nicht an dem seines Vaters). „Seine Mutter" bedeutet die von seinem Vater Genotzüchtigte (die wohl seine Mutter, aber nicht Ehe weib seines Vaters genannt werden kann). — W o r i n liegt ihre Meinungsverschieden heit?
R . Elicezer meinte, die Analogie, die zwischen den Ausdrücken „seinen Vater"
u. „seine Mutter" bestehe, u.die Analogie, die zwischen den Ausdrücken „seine Mutter" u. „seinen V a t e i " bestehe,
k o m m e zu
ihrem Recht nur bei der Auslegung auf die
Schwester (des Vaters, bezw. der Mutter).
Dagegen meinte R. fAqiba, e s sei richtiger,
den Ausdruck „seinen Vater" auf das W e i b des Vaters zu beziehen, weil diese „Blöße seines Vaters" genannt werde (vgl. L v 1 8 , 7 f.), u. es nicht auf die Schwester seines Vaters zu beziehen,
weil
diese „Blutsverwandte seines Vaters", aber nicht „ B l ö ß e b
seines Vaters" (vgl. L v 1 8 , 1 2 ) genannt werde. || Sanh 5 8 : R . Eifazar (um 2 7 0 ) hat ge sagt, R . Chanina (um 2 2 5 ) habe gesagt: W e n n ein Noachide seiner Frau auf unnatür liche W e i s e
beiwohnt, ist
er straffällig,
weil es heißt G n 2 , 2 4 : „Er wird sich an
schließen", aber nicht auf unnatürliche W e i s e . Raba ( f 352) hat gesagt: Gibt es denn etwas, wofür ein Israelit nicht straffällig, während der Nichtisraelit dafür straffällig wäre (wie R . Chanina m e i n t ) ? Vielmehr hat Raba g e s a g t : W e n n ein Noachide dem W e i b e eines andren auf unnatürliche W e i s e beiwohnt, bleibt er straffrei. W e s h a l b ? E s heißt: A n „seinem" W e i b e (soll er hangen)^ aber nicht am W e i b e eines andren; „er soll
c
hangen", nicht aber auf unnatürliche W e i s e . |j pQid 1, 5 8 , 8 : R . Eifazar hat im
Namen des R. Chanina g e s a g t : W o h e r läßt es sich beweisen, daß unzüchtige Gedanken hegende Noachiden wegen Unzucht verwarnt sind gleichwie die Israeliten? Die Schrift sagt lehrend G n 2 , 2 4 : A n „seinem" W e i b e wird er hangen, aber nicht am W e i b e eines andren; an seinem „ W e i b e * wird er hangen; aber nicht an einem Männlichen oder an einem Stück Vieh.
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R . S c h n n i 6 l , ' R . Abbahu (um 3 0 0 ) , R. Eifazar (um 2 7 0 ) haben im
Namen des R. Chanina (um 2 2 5 ) gesagt: W e n n ein Noachide seiner Frau auf unnatür liche W e i s e beiwohnt, wird er getötet. W e s h a l b ? E s heißt Gn 2 , 2 4 : „Er wird an seinem W e i b e hangen u. sie werden zu Einem Leib", an der Stelle (soll er an ihr hangen), l
an der sie Einen Leib bilden. — Parallelstelle: G n R 18 ( 1 2 ) .
1 0 , 6 : W a s nun G o t t z u s a m m e n g e f ü g t hat. e
P s i q I I b ; Eine Matrone fragte den R . Jose b. Chalaphta (um 1 5 0 ) : In Tagen hat Gott seine W e l t geschaffen? tut er seitdem?
wieviel
Er antwortete: In sechs Tagen, s. E x 3 1 , 1 7 :
In sechs Tagen hat Jahve den Himmel u. die Erde gemacht.
Sie sprach: Und was
R . J o s e antwortete: Er bringt die Ehepaare zusammen: die Tochter
von dem u. dem soll dem u. dein, das Geld von dem u. dem soll dem u. dem, das W e i b von dem u. dem soll dem u. dem gehören! — D a s kann ich auch, versetzte die Matrone. W i e viele Knechte u. Mägde habe ich! aber in einer kleinen Stunde kann ich sie miteinander verbinden! vor Gott ist es so schwer
R. Jose sprach: M a g dies leicht sein in deinen Augen,
wie das Spalten des Schilfmeeres.
u. ging fort. W a s tat die M a t r o n e ?
Darauf verließ er sie
Sie nahm 1 0 0 0 Knechte u. 1 0 0 0 Mägde, stellte
sie reihenweise auf u. sprach: Der u. der soll die u. die heiraten; u. so verband sie sie in Einer Nacht.
A m nächsten Morgen kamen sie zu ihr: dem war der Kopf zer
spalten, dem das A u g e ausgerissen, dem der Fuß gebrochen; der sagte: Die will ich nicht; u. die sagte: Den will ich nicht. D a sandte die Matrone hin u. ließ den R . Jose b. Chalaphta k o m m e n .
Sie sprach zu ihm: Eure Tora ist Wahrheit, schön u. löblich
ist sie; alles, was du gesagt hast, hast du schön gesagt! — Habe ich es dir nicht gesagt, entgegnete R. Jose, wenn es auch leicht ist in deinen Augen, vor Gott ist es so schwer wie das Spalten des Schilfmeers! Parallelstellen: G n R 6 8 ( 4 3 b ) ; L v R 8 ( 1 1 0 b ) ; N u R 3 (139«'); T a n c h B ia-i«a § 18 ( 8 b ) ; Midr Sm 5 § 13 (31b). || M Q 1 8 b
d
:
R a b J huda
(f 2 9 9 ) hat gesagt, Schcmuöl (t 2 5 4 ) habe gesagt: T a g für T a g geht eine H i m m e l s 1
Nach Bacher, pal. Amor. 1, 1 7 , vermutlich = um 3 0 0 ) .
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R. S c h m n ö l b. Chijja (b. J h u d a ,
Matth 19, 6. 7 (Nr. 1)
804
stimme aus, welche ruft: Die Tochter von dem u. dem soll dem u. dem, das Feld von dem u. dem soll dem u. dem gehören. Aber vielleicht kommt ihm ein andrer mit seinem Gebet zuvor?! So hörte einst Raba (t 352), wie ein Mann betete u. sprach: Möge mir die u. die beschieden sein! Er sprach zu ihm: Bitte nicht also; wenn sie dir bestimmt ist, so entgeht sie dir nicht; wenn aber nicht, so könntest du Jahve verleugnen (weil er das Gebet nicht erhört hat). Nach diesem hörte er ihn wie er (im Gebet) sprach: Möge entweder er (sein Nebenbuhler) vor ihr oder sie vor ihm sterben! Da sprach er zu ihm: Habe ich dir nicht gesagt, daß du nicht also deswegen beten sollst? Rab (t 247) hat im Namen des R. R uben b. Aristobulos (um 150; s. Einl. 131 « ) gesagt: Aus der Tora u. aus den Propheten u. aus den Hagiographen läßt es sich beweisen, daß von Jahve das Weib dem Manne wird. Aus der Tora, s. Gn 24, 50: Da antworteten Laban u. Bethuöl u. sprachen: „Von Jahve ist dies ausgegangen." Aus den Propheten, s. Ri 14,4: „Sein Vater u. seine Mutter merkten nicht, daß es von Jahve war." Aus den Hagiographen, 8. Spr 19,14: „Haus u. Habe ist Erbteil von den Vätern, aber von Jahve kommt ein verständiges Weib." — Teilweise Parallelstelle GnR 68 (43b). || Sota 2 : R. Sch°muöl b. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Wenn Resch Laqisch (um 250) den Abschnitt von der ver dächtigen Frau (Nu 5, 11 ff.) zu erklären begann, sagte er also: Man (d. h. Gott) gesellt dem Menschen die Frau zu nur nach seinem Tun, s. Ps 125,3: Nicht wird ruhen die Familie (Stamm) des Frevlers auf dem Erbteil der Gerechten. Rabbah bar bar Ghana (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 270) habe gesagt: Sie zu verbinden, ist ebenso schwer wie das Spalten des Schilfmeeres, s. P s 6 8 , 7 : „Gott verhilft den Einsamen zum Hausstand, er führt die Gefangenen zur Freiheit hinaus." (Der Midr denkt beim letzten Satz an die Befreiung Israels aus Ägypten u. folgert daraus, daß neben diesem Satz der andre steht, der von der Begründung der Familie handelt, daß beides, die Stiftung einer Ehe u. das Spalten des Schilfmeers, gleich große Gotteswerke sind.) Ist es denn s o ? Es hat doch Rab J*hnda (t 299) gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Vierzig Tage vor der Bildung des Kindes (im Mutterleib, also im Augenblick der Empfängnis) geht eine Himmelsstimme aus, welche spricht: Die Tochter von dem u. dem ist bestimmt für den u. den, das Haus von dem u. dem für den u. den, das Feld von dem u. dem für den u. den! (Wie kann da also gesagt werden, daß der Mann die Frau empfange nach dem Wert seiner Handlungen?) Das ist kein Widerspruch: das eine (die Zuweisung der Frau durch die Bath-Qol in der Stunde der Empfängnis) bezieht sich auf die erste Gattin; das andre (die Zuweisung der Frau nach Maßgabe der Würdigkeit des Mannes) bezieht sich auf die zweite Gattin. Vgl. J b 6 3 : R. El'azar (um 270) hat gesagt: Was heißt Gn 2,18: „Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht"? Verdient er es, so hilft sie ihm; verdient er es nicht, so ist sie gegen ihn. Einige sagen: R. El'azar warf die Frage auf: Es steht geschrieben Gn 2,18: u. wir sprechen es r ? ; ? v e r d i e n t er es (ist er würdig), so ist sie ihm entsprechend (ihn ergänzend, i~,;:?); verdienter es nicht (ist er unwürdig), so ist sie wie seine Geißel ('-iii = die ihn geißelt). Dasselbe zum Teil u. anonym GnR 17 ( U ) e
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<1
10,7:
W o z u nun h a t M o s e g e b o t e n , e i n e n S c h e i d e b r i e f zu g e b e n u. (sie) zu
entlassen?
1. W i e hier die Anordnung des Scheidebriefes Dt 24,1 als Beweis mittel
gegen den Grundsatz der Unauflösbarkeit der Ehe verwandt
wird, so haben die Hilleliten ihre erleichternde Ehescheidungspraxis gleichfalls auf Grund von Dt 24,1 ff. den Schammaiten gegenüber zu H
rechtfertigen versucht; vgl. G i t 9 , 1 0 ; SDt24,1 §269 (122°); p G i t 9 , 5 0 , a
27; b G i t 9 0 bei M t 5 , 3 2 S.313f. Man darf daraus schließen, daß die Jesum
Mt 19,3 versuchenden
Pharisäer zu den Anhängern Hillels
gehört haben. — Über Scheidebriefe s. bei Mt 5,31.
Matth 19, 7 (Nr. 2.3). 19, 8.10.12 (91)
805
2. Der Scheidebrief als göttliche Institution. pQid 1,58°, 18: R. Jochanan ( = Chanin oder Cbanan) von Sepphoris (um 300) [R. Acha R. Chanina] hat im Namen des R. Sch muel b. Nachman (um 260) gesagt: Es heißt Mal 2,16: „Ich hasse Scheidung, spricht Jahve, der Gott Israels." Für Israel habe ich die Ehescheidung eingesetzt, aber nicht für die Völker der Welt. R. Chananja hat im Namen des R. Pin chas gesagt: Im ganzen Abschnitt n » - B (d. h. im ganzen Pro phetenbuch Maleachi) steht (immer) geschrieben: „Jahve der Heerscharen" (womit der Gott der ganzen Welt bezeichnet wird), u. hier (Mal 2,16) steht geschrieben: „Der Gott Israels", um dich zu lehren, daß Gott seinen Namen nur mit den Ehescheidungen in Israel verbunden hat (diese sanktionierend). Der letzte Satz mit den richtigen Namen: „R. Acha im Namen des R. Chanina b. Papa" auch GnR 18 (12°), s. bei Mk 10,12. 1
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3. Daß unter Umständen auch die jüdische Frau das Recht hatte, sich von ihrem Manne scheiden zu lassen, s. bei Mt 5,32 S. 318 u. Mk 10,12. 19,8: M o s e h a t e r l a u b t m i t R ü c k s i c h t auf e u r e H a r t h e r z i g k e i t . 1. Das Wort konnte, sobald ein Gegensatz zwischen Mose u. Gott darin gefunden wurde, gar sehr zum Schlimmen ausgelegt werden. Sanh 10,1: Und dies sind die, welche keinen Anteil an der zukünftigen Welt haben: wer sagt: Es gibt keine Auferstehung der Toten, und: Die Tora ist nicht von Gott, u. der Freidenker (Epikureer). — Dazu Sanh 9 9 Bar: „Das Wort Jahves hat er verachtet . . . ausgerottet, ja ausgerottet werden soll diese Seele" Nu 15, 31; das ist der, welcher sagt: Die Tora ist nicht von Gott (wörtlich: vom Himmel); u. selbst wenn er sagte: Die ganze Tora ist von Gott mit Ausnahme dieses (oder jenes) Verses, den nicht Gott, sondern Mose aus seinem eigenen Munde gesprochen hat, so gilt von ihm: Das Wort Jahves hat er verachtet. Und selbst wenn er sagt: Die ganze Tora ist von Gott mit Ausnahme dieser (oder jener) rabbinischen Forschung (Festsetzung), mit Aus nahme dieses (oder jenes) Schlusses vom Leichteren auf das Schwerere, mit Ausnahme dieses (oder jenes) Analogieschlusses, so gilt von ihm: Das Wort Jahves hat er verachtet. a
2. Von einer ähnlichen Nachgiebigkeit der Tora gegenüber mensch licher Leidenschaft redet: Qid 21b Rar: Es heißt Dt 21,11: „Wenn du unter den Gefangenen siehst", zur Zeit der Gefangenschaft, „ein Weib", selbst auch ein verheiratetes, „von schöner Ge stalt"; die Tora sagt das lediglich mit Rücksicht auf den bösen Trieb (die geschlecht liche Leidenschaft): es ist besser, daß die Israeliten Fleisch von Tieren essen, die vor dem Verenden abgeschlachtet wurden, als daß sie das Fleisch von verendetem Aas essen. (Die Tora wählt von zwei Übeln das kleinere.) 19, 9 : W e r sein W e i b e n t l ä ß t a u ß e r a u f G r u n d v o n H u r e r e i . . ., der b r i c h t d i e E h e , s. bei M t 5, 32. 1 9 , 1 0 : E s f r o m m t n i c h t zu h e i r a t e n . Das Ungewöhnliche dieses Wortes wird am besten empfunden, wenn man bedenkt, daß die alte Synagoge das Heiraten des Mannes für ein Pflichtgebot erklärt hat, s. bei Joh 2,1 Nr. 1. 19,12 11: E s g i b t V e r s c h n i t t e n e , so g e b o r e n
welche von
Mutterleibe
sind.
svvovxoi ix xoiXfag /.u/zoog. — Im Rabbin. wird ein solcher narj o ^ o genannt: „von der Sonne an kastriert, d. h. der schon von seiner Geburt 1
Die Namen in der eckigen Klammer sind zu streichen; sie gehören in den nächsten Satz, wo zu lesen ist: R. Acba (um 320) hat im Namen desR. Chanina b. Papa (um 300) gesagt.
Matth 19,12 (*. » )
806
b
an Eunuch war", Levy 2, 6 9 . Nach andren rührt die Bezeichnung daher, daß der Betreffende durch Hitze oder Fieber impotent wurde. Gleichbedeutend mit nan o ^ o ist o^vy c n b vom Himmel, d. h. von Gott verschnitten J b 7 5 . 8 0 ; Raschi zur ersteren Stelle gibt unter andren die Erklärung: verschnitten „vom Mutterleibe an* I Q K *wao. Gegensatz: der durch Menschen Verschnittene cjx o ^ p , s. 19,12 95. e
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p.T°b 8 , 9 , 17: Wer ist ein von der Sonne an Verschnittener? R. Chijja (um 280) hat im Namen des R. Jochanan ( f 279) gesagt: Jeder, den die Sonne auch nichteine Stunde in Tüchtigkeit (Zeugungskraft) gesehen (beschienen) hat || J b 79 b Wie ver hält es sich mit dem von der Sonne an Verschnittenen? Rab Jicchaq b. Joseph (um 330) hat gesagt, R. Jochanan habe gesagt: Das ist der, der nicht eine Stunde in seiner Tüchtigkeit erlebt hat. Woran erkennt man es? Abaje ( t 338/39) hat gesagt: Wenn jemand uriniert, ohne dabei einen Bogen zu machen (d. h. ohne daß der Wasserstrahl bogenförmig von ihm geht). Woher kommt das? Daher, daß seine Mutter in der Mittagssonne Brot buk u. ein ungemischtes starkes Getränk trank. — J b 80 b u.TJ b 10,6 (252) Bar: Wer ist ein von der Sonne an Verschnittener? Wer 20 Jahre alt ist, ohne die beiden Haare (als Pubertätszeichen) gebracht zu haben; u. wenn er sie auch hinterher bringt, so gilt er doch in jeder Hinsicht als Verschnittener. Und das sind die Merkmale: wer keinen Bart hat n. dessen Haar dünn ist, u. dessen Körper glatt ( = unbehaart) ist Rabban Schim'on b. Gamliöl (um 140) sagte im Namen des R. J huda b. Jalr: Dessen Urin keinen Schaum macht. Andre sagen: Wer uriniert, ohne dabei einen Bogen zu machen; andre: Dessen Samenausfluß matt (nicht zusammenhangend) ist (s. Levy 1,517 air); andre: Dessen Urin nicht übelriechend wird; andre: Wer in der Regenzeit läuft, ohne daß sein Körper eine Ausdünstung hervorbringt R. Schim'
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19,12 95: V e r s c h n i t t e n e , w e l c h e v o n den M e n s c h e n verschnitten wurden. 01
tvroi'x VTIO loli- av&Qwnm: — Rabbin. trrx o ^ o . J b 8 , 4 : R. Jehoschua« (um 90) sagte: Ich habe gehört, daß ein Verschnittener die Zeremonie des Schuhausziehens an sich darf vollziehen lassen, u. daß man sie seine Frau (an seinen Brüdern) vollziehen läßt; u. (wiederum habe ich gehört), daß weder er sie an sich vollziehen lassen darf, noch daß man sie seine Frau vollziehen läßt; u. ich weiß das nicht zu erklären. Dn sprach R. «Aqiba (f um 135): Ich will es er klären: ein von Menschen Verschnittener darf die Z. des Sch. an sich vollziehen lassen u. man läßt sie seine Frau (an seinen Brüdern) vollziehen, weil er eine Zeit der (ge schlechtlichen) Tüchtigkeit gehabt hat (bevor er verschnitten wurde); ein von der Sonne an Verschnittener läßt die Z. des Sch. nicht an sich vollziehen u. auch seine Frau läßt man sie nicht vollziehen, weil er niemals eine Zeit (geschlechtlicher) Tüchtig keit gehabt hat. R. Elicezer (um 90) sagte: Nicht so; vielmehr der von der Sonne an Veischnittene läßt die Z. des Sch. an sich vollziehen u. ebenso läßt man sie seine Frau vollziehen, weil es für ihn (vielleicht) eine Heilung gibt; der von Menschen Ver schnittene läßt die Z. weder an sich vollziehen, noch läßt man sie seine Frau voll ziehen, weil es für ihn keine Heilung gibt. Es bezeugte R. Jehoschua' b. Bathyra (wann?) betreffs des Ben Negussath, daß dieser als ein von Menschen Verschnittener in Jerusalem gelebt, u. daß man seine Frau zur Leviratsehe zugelassen habe. Das dient zur Bestätigung der Worte des R. cAqiba. || Zab 2 , 1 : Durch geschlechtlichen Aus fluß werden alle unrein, auch Proselyten, auch Sklaven, sowohl freigelassene, als auch nicht freigelassene, der Taubstumme, der Irrsinnige, der Minderjährige, der von Menschen e
Matth 19,12 l » . 6 ) . 19,13 ( * )
807
Verschnittene, der von der Sonne an Verschnittene usw. — Eine ähnliche Aufzählung in TM«g 2, 7 (223): Alle sind zum Lesen der (Esther-) Rolle verpflichtet: Priester, Leviten, Israeliten, Proselyten, freigelasssene Sklaven, Entweihte (d. h. Söhne, die aus der illegitimen Ehe eines Priesters stammten u. deshalb zum Priesterdienst nicht zu gelassen wurden), Tempelsklaven, Bastarde, ein von Menschen Verschnittener, ein von der Sonne an Verschnittener usw. || Das Verbot der Kastrierung fand man Lv 22, 24 ausgesprochen: Ein Tier, dem die Hoden zerquetscht, zerschlagen, abgerissen oder ab geschnitten sind, sollt ihr Jahven nicht darbringen. Dazu heißt es SLv 22, 24 ( 3 9 9 ) : „Ihr sollt nicht darbringen"; da höreich nur, daß man es nicht darbringen soll (als Opfer). Woher, daß man es nicht machen (die Kastrierung nicht ausfuhren) soll? Die Schrift sagt lehrend Lv 22, 24: „In eurem Lande sollt ihr es nicht machen." Da höre ich nur von unversehrten Tieren, woher auch in bezug auf fehlerhafte? Die Schrift sagt lehrend (ganz allgemein): „Ihr sollt nicht machen." Da höre ich nur vom Vieh ( = Haustiere), woher auch in bezug auf Wild u. Geflügel? Die Schrift sagt lehrend: „In eurem Lande" (d. h. an allen Tieren, die in eurem Lande leben). Da höre ich nur vom Lande (Israel), woher auch in bezug auf das Ausland? Die Schrift sagt lehrend (ganz allgemein): „Ihr sollt nicht machen." Woher auch in bezug auf den Menschen? Die Schrift sagt lehrend: „an euch", so nach den Worten des Ben Chabina (?). — Wie die Schlußworte gemeint sind, zeigt Schab 110 Bar: Woher, daß die Kastrierung an einem Menschen verboten ist? Die Schrift sagt lehrend Lv 22, 24: „In eurem Lande sollt ihr es nicht machen", d. h. an euch sollt ihr es nicht machen; das sind Worte des R. Chanina (?). („In eurem Lande" = an allem in eurem Lande, also auch nicht an Menschen.) a
b
19,12 <$: V e r s c h n i t t e n e , die s i c h s e l b s t um d e s H i m m e l r e i c h s w i l l e n v e r s c h n i t t e n haben. e
So blieb um der Tora willen einst Ben cAzzai (um 110) unvermählt. TJ b 8,4 (250): Ben < Azzai sagte: Wer sich nicht mit der Fortpflanzung befaßt, dem rechnet es die Schrift so an, als ob er das (göttliche) Ebenbild verminderte; s. Gn 9, 6: In seinem Bilde hat Gott den Menschen gemacht (u. darauf folgt Vers 7:) Ihr aber seid frucht bar u. mehret euch. Da sprach R. El
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1 9 , 1 3 % : K i n d l e i n w u r d e n zu ihm g e b r a c h t , d a m i t er ihnen d i e H ä n d e a u f l e g t e u. b e t e t e . Kinder treten vor ihren Vater, Schüler vor ihren Lehrer mit der Bitte, daß er für sie bete, sie segne. Die Handauflegung dient dabei zur Übermittlung des Segens. d
Gn 26 ( 1 6 ) : Rabban Gamliöl (um 90) verheiratete seine Tochter. Sie sprach zu ihm: Mein Vater, bete für mich SSK! Er sprach zu ihr: Möge es dir nicht beschieden sein, hierher (in dein Elternhaus) zurückzukehren! Sie gebar einen Sohn, sie sprach zu ihm: Mein Vater, bete für ihn "»li» Er sprach zu ihr: Möge nie der Weheruf in deinem Munde aufhören! Sie sprach zu ihm: Mein Vater, bei zwei Freuden, die mir gekommen sind, hast du mir geflucht! Er antwortete: Zwei Gebets wünsche sind es gewesen: weil du dich wohlfühlen möchtest in deinem Hause, darum (mein Wunsch:) möge es dir nicht beschieden sein, hierher (als geschiedene Frau) zurückzukehren; u. weil dein Sohn am Leben bleiben möchte, darum (mein Wunsch:) möge nie der Weheruf in deinem Munde aufhören: Wehe, daß mein Sohn nicht ge-
Matth 19,13 ( « . » ) . 19,16 (Nr. 1.2)
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trunken hat! wehe, daß mein Sohn nicht gegessen hat! wehe, daß mein Sohn nicht in die Synagoge gegangen ist! || Midr Ps20 § 9 (88 ) : Rabban Gamliöl (um 90) ging einmal zu R. Chilpha b. Qaroja; der sprach zu ihm: Bete für mich -by V>tm\ Er antwortete: Er gebe dir nach deines Herzens Wunsch, Ps 20, 5! || B°rakh 2 8 : Als Rabban Jochanan b. Zakkai ( f um 80) erkrankt war, gingen seine Schüler zu ihm, um ihn zu besuchen.... Sie sprachen, zu ihm: Unser Lehrer, segne uns iaa*>3 u«a->j Er antwortete ihnen: Es möge (Gottes) Wille sein, daß die Furcht vor Gott o*es> twi« auf euch sei, wie die Furcht vor Fleisch u. Blut ( - vor Menschen)! Seine Schaler sprachen: Nur bis dahin (soll die Furcht vor Gott bei uns reichen u. nicht weiter)? Er antwortete: 0 , daß es so sein möchte! Wisset, wenn ein Mensch eine Übertretung begeht, sagt er: Daß mich nur kein Mensch sieht! II M g 28": Zur Zeit des Ablebens des R. J hoschuai b. Qarcha sprach Rabbi zu diesem: Segne mich "aa^a! Er antwortete: Es sei (Gottes) Wille, daß du die Hälfte meiner Lebenstage erreichst. (Jener sprach:) Sie ganz nicht? Er antwortete: Sollen, die nach dir kommen, das Vieh weiden? (Wenn du so alt wurdest wie ich, worden deine Söhne zu spät zur Patriarchenwürde gelangen.) || Im Siddur S phath Emeth, Rödelheim 1886, S. 44 heißt es: Der Minhag ( = Brauch) ist, am Sabbat u. Festtag (vor der Abendmahlzeit) seine Kinder (unter Handauflegung) zu segnen, wobei man zu den Söhnen spricht: „Es mache dich Gott wie Ephraim u. Manasse" (vgl. Gn 48, 20), u. zu den Töchtern: „Es mache dich Gott wie Sara, Rebekka, Rahel u. Lea!" Vgl. auch Trakt Soph 18,5 bei Lk 2,28. || Über das Auflegen der Hände bei der Ordination der jüdischen Gelehrten s. bei Apg 6,6 Nr. 1 u. 5. b
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1 9 , 1 3 $ : D i e J ü n g e r a b e r s c h a l t e n ( b e d r o h t e n ) sie. e
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8
K th 6 3 u. N°d 5 0 : (Als R. «Aqiba nach vieljähriger Abwesenheit von seinem Hause mit einer großen Schar von Schülern heimkehrte, ging ihm seine Frau entgegen) fiel auf ihr Angesicht u. küßte seine Füße. Da wollten seine Diener (Jünger) sie fortstoßen. Er aber sprach zu ihnen: Lasset sie; das Meine u. das Eure ist das Ihre (was ich bin u. was ihr seid, verdanken wir ihr)!
19,14: Denn s o l c h e r ist das
Himmelreich.
Zur Teilnahme der Kinder an der zukünftigen Welt s. bei Mt 18,14 8).
19,16:WelchesGute s o l l i c h t u n , d a m i t ich e w i g e s L e b e n e r l a n g e ? b
1. B«rakh 2 8 Bar: Als R. Eli'ezer (um 90) erkrankte, kamen seine Schüler, um ihn zu besuchen. Sie sprachen zu ihm: Rabbi, lehre uns die Wege des Lebens, daß wir auf ihnen das Leben der zuk. Welt erlangen ton obiyn **nb p a naTji. Er antwortete : Geht behutsam um mit der Ehre eurer Genossen, haltet eure Kinder vom (bloßen) Lesen (der Schrift) zurück u. lasset sie sitzen zwischen den Knieen der Gelehrtenschüler (Selbststudium ohne die leitende Hand eines Lehrers führt leicht irre); u. wenn ihr betet, wisset, vor wem ihr steht! So werdet ihr das Leben der zuk. Welt erlangen.
2. £or) aloiviog. — Die entsprechenden rabbin. Ausdrücke sind: a. u^y -»n (s. schon Dn 12,2) = ewiges Leben; Gegensatz ny^ = Leben der flüchtigen Stunde» zeitliches Leben. Beca 15 sagt R. Eliiezer (um 90) von denen, die die Lehrvorträge verlassen: „Sie lassen das ewige Leben, um sich mit dem Leben der Stunde zu beschäftigen." — Ebenso urteilt R. Schim'on b. Jochai, um 150, über Leute, die er mit Landarbeit beschäftigt sieht Schab 38*; desgleichen Raba ( f 352) über Rab Hamnuna (um 290), als dieser lange Zeit im Gebet verweilt, statt sich mit der Tora zu beschäftigen Schab 10*. — R. Jochanan (t 279) legt dies Urteil zwei Engeln in den Mund, als er sich mit seinem Genossen Ilpha anschickt, das Torastudium aufzugeben Tacan 21*; doch ist hier ohne Änderung des Sinnes zu o^iy hinzugefügt »an, so daß der Gegensatz: „Leben der Stunde" u. „Leben der zukünftigen Welt" entsteht. — || pMQ 8,82b, 59 folgert Rabban Schimon b. Gamliöl, um 140, aus der Berechtigung des Leidtragenden, an der Sabbatmahlzeit teilzunehmen, dessen Verpflichtung, am Sabbat alle Gebote zu b
Matth 19,16 (Nr. 3). 19,17 i « . 8 . C)
809
beobachten: „Das Leben der fluchtigen Stunde hast du ihm gestattet, mußt du ihm das Leben der Ewigkeit (das in der Beobachtung der Tora liegt) nicht erst recht gestatten?" b. » a « o^j» **n = „Leben der zuk. Welt"; Gegensatz n»n o^S» -»»n „Leben dieser Welt". Beispiele im Exkurs: „Diese Welt, Tage des Messias u. die zuk. Welt." 3. Iva erxty £
— Rabbinisch: «an osw ""MP r o t ; s. oben
b
b
B'rakh 2 8 . — In demselben Sinn: »an D*IS? TOT; Z B B B 1 0 Bar: W e r sagt: Dieser Sela? sei zu Almosen bestimmt, damit meine Kinder am Leben bleiben u. damit ich die zukünftige Welt erlange «an DVWP TOT«», der ist ein vollkommener Gerechter. — Die Parallelstelle RH 4» liest 8
van os-isn «mn?; P°s 8 : „ Damit ich ein Sohn der zukünftigen Welt werde. • 19,17 51: W a s f r a g s t
du m i c h ü b e r d a s G u t e ?
Der Vers wird so zu deuten sein: Was fragst du mich noch nach dem Guten ? Einer ist der Gute! Also ist die Befolgung seines Willens das Gute, das du zu tun hast; — willst du zum Leben eingehn, halte die Gebote! Die Tora u. ihre Beobachtung als das Gute schlechthin, zB Aboth 6 , 3 : Die Unsträflichen werden Gutes besitzen Spr 28,10. „Gutes" meint nichts andres als die Tora, s. Spr 4 , 2 : Einen guten Kauf habe ich euch gegeben, meine Tora verlasset nicht (so der Midr). || B°rakh 5*: R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Wenn es jemand möglich ist, sich mit der Tora zu beschäftigen, u. er tut es nicht, so bringt Gott häßliche u. ihn erregende Leiden über ihn, s. P s 3 9 , 3 : Ich verstummte in Stille, ich schwieg vom Guten, da ward mein Schmerz aufgeregt. Das „Gute" meint nichts andres als die Tora, s. Spr 4, 2 (wie oben). II fAZ 1 9 : R. Alexandrai (um 270) rief aus: Wer wünscht Leben, wer wünscht Leben? Da versammelten sich alle zu ihm u. sprachen: Gib uns Leben! Er antwortete: Wer ist der Mann, der Leben begehrt? Behüte deine Zunge vor Bösem. Weiche vom Bösen u. tue das Gute Ps 34,13—15. Wenn etwa einer sagen wollte: Ich habe meine Zunge behütet vor Bösem u. meine Lippen, daß sie nicht Trug redeten, nun will ich mich dem Schlaf ergeben! so sagt lehrend die Schrift: Er weiche vom Bösen u. tue das Gute! Und das „Gute" meint nichts andres als die Tora, s. Spr 4,2 (wie oben). b
1 9 , 1 7 » : E i n e r ist der Gute. B rakh 9,2: Über Regenfälle u. gute Nachrichten spricht man den Lobspruch: Gepriesen sei der Gute u. der Gütige a-tsani a i o n . || pChag2, 7 7 , 5: (Als R. Melr, um 150, die Nachricht erhielt, daß das Grab seines Lehrers, des Apostaten R. Ebschaf b . Abuja, in Flammen stehe, ging er hinaus u.) nahm seinen Mantel u. breitete ihn darüber u. sprach (mit Ruth 3,13): „Bleib diese Nacht hier", bleib in dieser Welt, die der Nacht gleicht; „u. am Morgen*, das ist die zukünftige Welt, die ganz Morgen ist; „wenn dich der Gute erlösen will, so erlöse er" (so der Midr), das geht auf Gott, der gut ist, s. Ps 145,9: Gut ist Jahve gegen alle. „Wenn er aber nicht Lust hat dich zu erlösen, so werde ich dich erlösen, so wahr Jahve lebt!" Da erlosch das Feuer. — Dasselbe Midr Ruth 3,13 (135«); Midr Qoh 7,8 (34*). |l M«n 5 3 : (R. fEzra, um 400?, hat gesagt:) Es komme der Gute u. empfange das Gute von dem Guten für die Guten. „Es komme der Gute", das ist Mose, s. Ex 2 , 2 : Sie sah, daß er schön (gut) war; „u. empfange das Gute", das ist die Tora, s. Spr4,2 (wie oben); „von dem Guten", das ist Gott, s. Ps 145, 9 (wie oben); „für die Guten", das sind die Israeliten, 8. Ps 125,4: Tue Gutes, Jahve, den Guten. || P siq 1 6 1 : R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) hat gesagt: Der Freche besiegt (durch sein unaufhörliches Bitten) den Bösen, um wieviel mehr den < iuten der Welt (d. h. Gott). — pTafan 2,65b, 32 liest „die Güte der Welt". e
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19,17
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($: W e n n du w i l l s t in d a s L e b e n
elg tr)v £(oi}v tiaeX&etv =
eingehn.
xan DVWP xia, aram. i p « i twbsa x r x .
Matth 19,17 ( « . S>). 19,18 ( « 1.2)
810 a
u
Sanh 9 8 fragt R. J boschuaf b. Levi (um 250) den Propheten Elias: a w s « r n * •r*H „werde ich in die zukunftige Welt kommen?" — Hebräisch heißt es: amb ]nca j - , »an „diese kommen in die zuk. Welt", zB Sanh 110b (7mal). || Targ P s 4 0 , 8 : ^ n s V ? « « 3 3 » = in das ewige Leben eintreten. Hebräisch 02??. So Aboth 4,16: R. Jafaqob (um 170) sagte: Diese Welt gleicht einem Vorzimmer vor der zuk. Welt; rüste dich im Vor zimmer, damit du in den Speisesaal (d. h. die zuk. Welt) eingehen mögest CS$PB . 7
19,17
2): H a l t e d i e G e b o t e .
Über die Anzahl der Gebote (613) u. deren Einteilung in 365 Ver bote u. 248 Gebote s. den Exkurs: Was hat die alte Synagoge über den göttl. Ursprung ihrer kanonischen Bücher gelehrt? Anm. 10. 19,18: Du s o l l s t n i c h t t ö t e n (s. bei Mt5,21). 19,18: Du s o l l s t n i c h t e h e b r e c h e n (s. bei Mt 5,27.28; Rom 2,22). 19,18
51: Du s o l l s t n i c h t
1. Man unterschied
stehlen.
drei Kategorien von Diebstählen.
Erstens:
Täuschung (n:n n w ^ , wörtlich: „das Stehlen der Gedanken"), gleich viel ob der Täuschende dadurch Vermögensvorteil hatte oder nicht. — Zweitens: Sachdiebstahl
(fünf Unterabteilungen
nach Maßgabe der
Straf höhe). — Drittens: Menschenraub. TBQ 7,8 (858): Sieben Arten Diebe gibt es. Der erste von allen ist derjenige, welcher die Gedanken der Menschen stiehlt (durch Täuschung), wer (zB) in einen andren dringt, ihn als Gast bewirten zu dürfen, u. dabei gar nicht die Absicht hat, ihn ein zuladen ; oder wer ihm viele Geschenke macht u. dabei weiß, daß jener sie nicht an nimmt; wer für ihn (Wein-)Fässer aufmacht (um dem andren damit zu zeigen, wie sehr er ihn ehre), obgleich sie (bereits) an den Händler verkauft sind (ihm also gar nicht mehr gehören); wer unrecht handelt mit Maßen u. trügerisch mit Gewichten; oder wer Rohr (lies n r j statt n-rj) mischt unter Fönnkraut u. Essig unter ö l . . . . Und nicht bloß dies (daß er Menschen täuscht), man sieht ihn auch als einen solchen au, der, wenn er den Höchsten täuschen könnte, es tun würde; denn jeder, der Menschen täuscht, wird ein Dieb genannt, s. 2 Sm 15,7: „So stahl Absalom das Herz der Israe liten" (d. h. er täuschte sie, führte sie hinter das Licht). — (Das. §11 u. 12:) Über diesen (die mit Täuschung umgehen) steht (als ärgerer Dieb) « , der, welcher zum Nieß brauch Verbotenes stiehlt; er ist frei von Ersatzleistung; ß , wer Dokumente, Grund stücke u. Geheiligtes stiehlt; er bezahlt nur das Grundkapital (d. h. den Wert des ge stohlenen Gegenstandes ohne weiteren Zuschlag); ;', wer Vieh, Wild, Geflügel, Kleidung, Früchte, geheiligte Gerätschaften oder das Erstgeborene eines Esels Btiehlt; er zahlt doppelten Ersatz (vgl. Ex 22,3);
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2. Die ältesten rabbin. Auslegungen, die wir vom 7. Gebot haben, zeigen, daß man Ex 2 0 , 1 5 : „Du sollst nicht stehlen* nicht auf Sach diebstähle, sondern auf Menschenraub bezogen hat. Der Wortlaut nötigte
Matth 19,18 ( « 2)
811
nicht dazu; er ist so allgemein gehalten, daß er Diebstahl jeglicher Art unter sich befassen kann. Die Beschränkung auf Menschenraub dürfte deshalb einer halakhischen Theorie zuliebe erfolgt sein. Wie ein Israelit nur bestraft werden konnte, wenn die Tora für sein Vergehn ausdrücklich eine Strafe festgesetzt hatte u. wenn er vor Begehung seiner Tat ihretwegen verwarnt worden war, so forderte die Theorie auch für die Verbote selbst'den Nachweis aus der Tora, einmal, daß sie in der Form einer Verwarnung, also als Verbote ausgesprochen seien, u. sodann daß ihnen eine Straf bestimmung beigegeben sei. Nun findet sich die Festsetzung der Strafe für Menschenraub Ex 21,16 u. Dt 24,7; aber für das ausdrückliche Verbot des Menschenraubes in Form der Verwarnung schien die Tora keinen Beleg zu bieten. So entschloß man sich, Ex 20,15 zu dieser Verwarnung zu machen; damit war dann die Beschränkung von Ex 20,15 auf Menschenraub von selbst gegeben. Da gegen sah man die Verwarnung betreffs des Sachdiebstahls in L v l 9 , l l u. die dazu gehörenden Straf bestimmungen Ex 21,37 ff. gegeben.a — Die Deutung von Ex 20,15 auf Menschenraub läßt sich bis ins erste nachchristl. Jahrh. zurückverfolgen. Denn sie tritt bereits im NT hervor, nämlich 1 Tim 1,10, wo zwischen den Übertretern des 6. Gebotes (noQvoig, aoaevoxoitcug) u. den Übertretern des 8. Gebotes (ipevotaiq imoQxotg) als Übertreter des 7. Gebotes nur der Menschenräuber u. Menschenverkäufer, ccvdQ<modioti)g, genannt wird. — Doch ist die Auslegung von Ex 20,15 auf Menschenraub durchaus nicht die im Rabbinischen einzig u. allein anerkannte gewesen. Die Häggada, die sich in freieren Formen als die Halakha bewegt, hat die Stelle auch vom Sachdiebstahl verstanden, b y
1
e
a. M kh Ex 20,15 (77b) ,Du aollst nicht stehlen" Ex 20,15. Warum wird das ge sagt? Wenn es Ex 21,16 heißt: „Wer-einen Menschen stiehlt u. ihn verkauft, der soll getötet werden", so hören wir von der Strafe. Woher läßt sich die Verwarnung (vor Menschenraub) erweisen? Die Schrift sagt lehrend: Du sollst nicht stehlen! Siehe das ist die Verwarnung für den Menschendieb (wörtlich: für den Seelendieb vu 3JIJ). Du sagst für den M.dieb; oder nicht vielmehr für den Dieb von Geld? Wenn es Lv 19,11 heißt: „Ihr sollt nicht stehlen", so ist das die Verwarnung für den Gelddieb; was will also die Schrift lehrend sagen mit: „Du sollst nicht stehlen* Ex 20,15? Die Schrift redet vom M.dieb. Oder wäre etwa diese Stelle die Verwarnung für den Gelddieb u. jene (Lv 19,11) die Verwarnung für den M.dieb? Wenn du es meinen wolltest, so geh u. lerne es aus den 13 (exegetischen) Regeln (vgl. weiter unten). Drei Gebote sind an dieser Stelle gesagt (nämlich: morden, ehebrechen, stehlen Ex 20,13—15); zwei davon sind (früher) erklärt u. das eine ist nicht erklärt; da lernen wir das nicht erklärte aus dem erklärten: wie das erklärte (5. u. 6. Gebot) ein Gebot ist, dessentwegen man sich der gerichtlichen Todesstrafe schuldig macht, so ist auch das nicht erklärte (das 7. Ge bot) ein Gebot, dessentwegen man sich der gerichtl. Todesstrafe schuldig macht. Darum mußt du sagen, nicht wie es in dem letzten Ausspruch, sondern wie es in dem ersten Ausspruch heißt: Diese Stelle (Ex 20,15) ist die Verwarnung für den M.dieb u. jene Stelle ( L v l 9 , 1 1 ) ist die Verwarnung für den Gelddieb. — Dasselbe mit geringen Ab weichungen M kh Ex 21,16 (871>); als Bar Sanh 86»; hier geht vorauf: Woher läßt sich :
e
1
Der Verfasser des 1. Timotheusbriefes ist hiernach jedenfalls ein Mann mit rabbin. Schulung gewesen.
812
Matth 1 9 , 1 8 ( » 2 )
die Verwarnung für den M.dieb erweisen? R . Joschijja ( I L , u m 2 8 0 ) hat gesagt: A u s den W o r t e n : D u sollst nicht stehlen E x 2 0 , 1 5 .
R . Jochanan ( f 2 7 9 ) hat g e s a g t : A u s
den W o r t e n : Sie sollen nicht verkauft werden, wie man einen Sklaven verkauft L v 2 5 , 4 2 . D a m i t sind sie aber nicht verschiedener Meinung: der eine denkt an das Verbot des Stehlens ( E x 2 1 , 1 6 u. findet die Verwarnung in E x 2 0 , 1 5 ) , u. der andre denkt an das Verbot des Verkaufens ( E x 2 1 , 1 6 u. findet die Verwarnung in L v 2 5 , 4 2 ) . — M i t dep 13 Regeln, die oben erwähnt werden, sind die von R . Jischmafel ( f um 1 3 5 ) ffir die A u s l e g u n g des A T s aufgestellten der 7 Middoth H i l l e l s
1
1 3 Normen (Middoth) gemeint, die eine Erweiterung
darstellen. V o n diesen
13 Regeln ist es die 12., auf die das
e
obige M k h . z i t a t Bezug n i m m t ; sie entspricht der 7. R e g e l H i l l e l s u. lautet: nt^n l y , . e t w a s , w a s aus seinem Zusammenhang zu erlernen ist". Diese Regel, auf E x 2 0 , 1 5 angewandt, ergibt folgende Schlußfolgerung: E x 2 0 , 1 5 steht im Zus.hang m i t E x 2 0 , 13 u. 1 4 . Die Übertretungen der Verbote in E x 2 0 , 1 3 f. werden m i t dem T o d e bestraft; folglich m u ß auch E x 2 0 , 1 5 von einem Diebstahl handeln, auf den Todesstrafe gesetzt ist.
Das ist
aber nicht der Gelddiebstahl, sondern nur der Menschendiebstahl nach
E x 2 1 , 1 6 u. D t 2 4 , 7 . — M i t derselben Regel wird dann in der Bar Sanh 8 6 * bewiesen, d a ß die Verwarnung betreffs des Gelddiebstahls in L v 1 9 , 1 1 : „Ihr sollt nicht stehlen* enthalten
sei.
Von dem Gelddieb redet die Stelle.
D u s a g s t : V o m Gelddiebe; oder
nicht vielmehr vom M . d i e b ? S a g e : Geh u. lerne von den 13 Regeln, nach denen die Tora erklärt wird: „ E t w a s , w a s aus seinem Zus.hang zu erlernen ist"; wovon redet die Schrift ( L v 1 9 , 1 1 ) ? Von Geld.
A u c h hier (in den W o r t e n : Ihr sollt nicht
stehlen
L v 1 9 , 1 1 ) handelt es sich um Geld. — Kurzer S L v 1 9 , 1 1 ( 8 4 8 * ) : „Ihr sollt nicht stehlen* L v 1 9 , 1 1 . W a s will die Schrift lehrend damit s a g e n ? D a e s heißt, daß man Gestohlenes doppelt zu ersetzen habe, 8. E x 2 2 , 3 , so lernen wir daraus die Strafe. W o h e r die V e r w a r n u n g ? Die Schrift s a g t lehrend L v 1 9 , 1 1 : „Ihr sollt nicht stehlen!" Ihr sollt nicht stehlen, um (den Bestohlenen nur) zu ärgern; ihr sollt nicht stehlen, auch nicht in der Absicht,
um doppelten
oder u m vier- u. fünffachen Ersatz zu leisten (also handelt
Lv 1 9 , 1 1 vom Gelddiebstahl). —
Die letzten Sätze auch p S a n h 8 , 2 6 * , 7 ; 1 1 , 3 0 » , 1 5 .
Voran geht in diesen Stellen folgende F r a g e : W o h e r läßt sich die Verwarnung in bezug auf den ersten Diebstahl entnehmen ? (Erster Diebst. ist der in der Tora zuerst E ; 2 0 , 1 5 erwähnte, d. h. Menschenraub.) A u s den W o r t e n : „ D u sollst nicht s t e h l e n ' E x 2 0 , 1 5 . W o h e r l ä ß t sich die Verwarnung in bezug auf den zweiten Diebstahl (d. h. den Gelddiebst.) e n t n e h m e n ?
A u s den W o r t e n : „Ihr sollt nicht stehlen"
Lv 1 9 , 1 1 . || Ein Bei
spiel für die Deutung von E x 2 0 , 1 5 auf Menschenraub in der haggadischen Literatur findet
e
sich P s i q R 21 ( 1 0 7 " ) :
„ D u hast mich beredet, Jahve,
u. ich Heß mich über
reden; du hast mich erfaßt u. wurdest übermächtig Jer 2 0 , 7 .
Die Gemeinde Israel
sprach vor G o t t : Herr der W e l t , du hast mich beredet, bevor du mir die Tora g a b s t ; dann h a s t du das Joch der Gebote auf meinen H a l s gelegt u. ich bin durch sie in Strafe geraten.
W e n n ich die T o r a nicht angenommen hätte, wäre ich wie eine der Nationen,
ohne Lohn u. ohne Strafe. (Nun folgt die Anwendung dieser Gedanken auf jedes einzelne G e b o t ; beim 7. Gebot heißt es dann:) Dn hast mir gut zugeredet am Sinai: „ D u sollst nicht stehlen" E x 2 0 , 1 5 , u. du hast mich erfaßt u. bist übermächtig geworden:
„Wer
einen Menschen s t i e h l t . . . , der soll getötet werden" E x 2 1 , 1 6 . ( A u c h hier sind E x 2 0 , 1 5 u. 2 1 , 1 6 als zus gehörig gedacht wie Verwarnung u. Strafe.) * — A u s T a r g Onk, Jerusch I u. IL läßt sich über die Auffassung von E x 2 0 , 1 5 u. L v 1 9 , 1 1 nichts
entnehmen.
b. P«siqR 2 1 (106>>): W a r u m wurden die 1 0 Gebote in der Einzahl gesprochen? W e i l die einzelnen sie verabsäumen (unbeachtet lassen). . . . So hat das G e b o t : „ D u sollst nicht stehlen" A k b a n verabsäumt. ( D a s Gebot: „ D u sollst nicht stehlen" wird hier zu den 1 0 Geboten gerechnet, also handelt es sich um E x 2 0 , 1 5 ; A k h a n s Diebstahl war nach Jos 7 . 2 1 ff. ein Sachdiebstahl; folglich hat man unsre Stelle E x 2 0 , 1 5 nicht auf Menschenraub, sondern auf gewöhnlichen
e
Diebstahl bezogen.) || P s i q R 2 1 ( 1 0 8 * ) :
1
V g l . Einl. S. 9 6 - 1 0 0 .
2
Ein weiteres Beispiel aus der Haggada s. Seder ElijR 2 4 .
Matth 1 9 , 1 8 m 2.
818
»)
Die 1 0 Gebote sind entsprechend den 10 W o r t e n g e s a g t worden, durch die die W e l t geschaffen worden ist. ( E s folgt der Nachweis im einzelnen; betreffs des 7. Gebotes lautet
die Ausfuhrung:) „ D u sollst nicht stehlen" E x 2 0 , 15 entspricht den W o r t e n
G n 1 , 2 9 : „Siehe, ich gebe euch alle Samen tragenden Pflanzen* usw.
G o t t sprach:
Niemand unter euch soll seine Hand nach Diebstahl ausstrecken u. nach dem G e l d des andren, sondern nur nach dem, was zum herrenlosen Gut gehört, wie diese Pflanzen. A u c h hier ist das V e r b o t des Sachdiebstahls in den 10 Geboten, also in E x 2 0 , 1 5 ausb
gesprochen gefunden. || PesiqR 21 ( 1 0 8 ) : Die 10 Gebote sind entsprechend den 1 0 Plagen g e s a g t worden, die Gott über die Ä g y p t e r in Ä g y p t e n gebracht hat. (In der Einzelausfuhrung heißt es dann zum 7 . Gebot:) D a s Verbot: „ D u sollst nicht stehlen" entspricht der Heuschreckenplage.
E s heißt (von den Heuschrecken Joel 2 , 9 ) : „Durch
die Feuster dringen sie ein, wie der Dieb." || Seder E l i j R 2 4 ( 1 3 1 ) :
„ D u sollst nicht
stehlen" E x 2 0 , 1 5 ; das bat Joseph gehalten, wie es heißt G n 4 7 , 1 4 : Joseph brachte alles Geld . . . zusammen für das Getreide . . . u. Joseph brachte das Geld in das Haus des Pharaos. Eine andre Erklärung: „ D u sollst nicht stehlen", das haben die S t a m m väter gehalten; denn es heißt G n 4 4 , 8 : W i e sollen wir Silber oder Gold aus d e m H a u s e C
deines Herrn s t e h l e n ? || pB«rakh 1 , 3 , 9 : W a r u m
werden diese (Sch«ma£-)Abschnitte
täglich rezitiert? R . Levi (um 8 0 0 ) hat gesagt: W e i l die 10 Gebote in ihnen enthalten sind. . . .
„ D u sollst nicht stehlen", dem entspricht D t 1 1 , 1 4 : D u wirst „dein" Korn
einsammeln;
aber nicht das Korn eines andren. || A u s der haggadischen Ausführung a
Mekh E x 2 0 , 1 6 ( 7 8 ) geht nicht mit Bestimmtheit hervor, ob E x 2 0 , 1 5 auf Sach- oder Menschen-Diebstahl bezogen ist.
19,18 93: Du s o l l s t n i c h t f a l s c h e s Z e u g n i s reden. b
M<>kh E x 2 0 , 1 6 ( 7 7 ) : „ D u sollst gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen" E x 2 0 , 1 6 . W a r u m wird das g e s a g t ? W e n n e s D t 1 9 , 1 9 heißt: „Ihr sollt ihm (dem Lügenzeugen) antun, wie er gedachte seinem Bruder es anzutun", so hören wir die Strafe, aber die Verwarnung hören wir nicht.
Da sagt die Schrift lehrend: D u
sollst gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen. || T a r g Jerusch I E x 2 0 , 1 6 : Mein V o l k , ihr Kinder Israel, leget kein Zeugnis gegen eure Nächsten als Zeugen der Lüge ab, nicht als Genossen u. nicht als Verbündete derer, die als Zeugen der L ü g e Zeugnis ablegen. Nicht sollen in der Gemeinde Israel Leute gesehen werden, die als Zeugen der Lüge Zeugnis ablegen, damit nicht eure Kinder nach euch sich aufmachen u. gleichfalls sich gewöhnen Gemeinschaft zu haben mit denen, die Lüge Zeugnis ablegen; denn so daß kein
wegen
Regen niederfällt,
als Zeugen der
der Zeugen der L ü g e entweichen
u. Dürre k o m m t über die W e l t . —
die W o l k e n ,
Dasselbe
Targ
Jerusch II, doch mit den Schlußworten: Denn wegen der Zeugen der L ü g e wird die Regierung erregt gegen die Menschenkinder u. k o m m t Verbannung über die W e l t . || b
PesiqR 21 ( 1 0 7 ) : Die 5 letzten Gebote sind entsprechend den 5 ersten Geboten g e sagt worden: . . . D u sollst nicht als falscher Zeuge aussagen entspricht dem G e b o t : Gedenke an den Ruhetag, daß du ihn heiligest.
G o t t spricht: W e n n du ein falsches
Zeugnis gegen deinen Nächsten ablegst, so rechne ich es dir so an, als ob du über (gegen) mich bezeugtest, daß ich meine W e l t nicht in sechs Tagen erschaffen u. am e
a
e
siebenten nicht geruht habe. — Parallelstelle M k h E x 2 0 , 1 6 ( 7 8 ) . || P s i q R 2 1 ( 1 0 8 " ) : Die 10 Gebote sind entsprechend den 10 W o r t e n gesagt worden, durch die die W e l t erschaffen wurde
Du sollst nicht als falscher Zeuge aussagen" entspricht dem
W o r t : Gott sprach: W i r wollen Menschen machen G n l , 2 ü .
Gott sprach: Siehe, ich
habe dir deine Genossin (d. h. deine Seele) nach meiner Ähnlichkeit geschaffen, u. du bist (mit ihr} verbunden worden, daß du meinem Bilde gleichst,
so bezeuge wider
deinen Nächsten kein falsches Zeugnis! || P ° s i q R 2 1 ( 1 0 8 b ) : Die 10 Gebote sind entsprechend den 10 Plagen gesagt worden, die Gott über die Ä g y p t e r in Ä g y p t e n gebracht hat. . . . „ D u sollst nicht als falscher Zeuge aussagen" entspricht der Finsternisplage. Gott sprach: W e n n dir dein Zeugnis nicht klar ist wie dieses Licht, so bezeuge e
1
e
es nicht. |! P s i q R 2 4 ( 1 2 5 ' ) : D u sollst nicht als falscher Zeuge aussagen. R . S c h m u ö l
814
Matth 1 9 , 1 8 ( 8 ) . 1 9 , 2 0 ( « )
b. Nachman (um 260) bat gesagt: Wir finden, daß Gott alles in seiner Welt erschaffen hat mit Ausnahme der Lage, die er nicht geschaffen, u. mit Ausnahme der Falschheit, die er nicht gemacht hat. Vielmehr die Menschen haben sie in ihrem Herzen ersonnen s. Jes 59,13: „In sich aufnehmen u. ausstoßen aus dem Herzen Reden der Lüge.* [| Seder ElijR 24: „Du sollst nicht als falscher Zeuge aussagen"; haltet es, „so seid ihr meine Zeugen u. ich bin Gott" Jes 43,12; übertretet ibr es aber, „was soll ich dir be zeugen, was soll ich mit dir vergleichen?" KL2,13. || pB rakh 1,3 , 9: Warum werden diese (Sch maf-)Abschnitte täglich rezitiert? R. Levi (um 300) hat gesagt: Weil die 10 Gebote in ihnen enthalten sind. . . . „Du sollst gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen", dem entspricht Nu 15,41: Ich bin Jahve euer Gott, u. Jer 10,10: Jahve Elohim ist Wahrheit (so der Midr). || Über die Ausfragung der Zeugen u. die Be strafung der falschen Zeugen s. bei Mt 26,59. e
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19, 19: Ehre den V a t e r u. die M u t t e r (s. bei Mt 15,4; Eph6,2). Du s o l l s t d e i n e n N ä c h s t e n l i e b e n wie d i c h s e l b s t (s. bei Mt5,43).
19,20 91: D i e s alles h a b e ich b e o b a c h t e t . euvXaga = nac, aram. nas. Daß der Mensch die Fähigkeit besitze, die Gebote Gottes restlos zu erfüllen, stand den rabbin. Gelehrten so fest, daß sie allen Ernstes von Leuten redeten, die die ganze Tora von A — Z gehalten hätten. Aboth 3,15: (R. fAqiba, t um 135, hat gesagt:) Alles ist (von Gott) zuvorversehen, die Freiheit ist (dem Menschen) verliehen (so daß er, wenn er will, Gottes Willen er füllen kann). || GnR 22 (15»): R. Chanina b. Papa (um 300) hat gesagt: . . . Wenn du sagen wolltest, der böse Trieb sei nicht in deiner Gewalt, so sagt die Schrift lehrend Je8 26,3: „Er ist dir anvertraut" (so der Midr). Ferner habe ich dir längst in der Tora geschrieben Gn 4,7: Du sollst über sie (die Sünde) Herr sein. — Dasselbe mit fast gleichen Worten unmittelbar darauf R. Simon (um 280). || Joma 3 8 : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Wenn die Mehrzahl der Lebens jahre eines Menseben dahingegangen ist, ohne daß er gesündigt hat, so sündigt er weiter nicht mehr; s. l S m 2 , 9 : Die Füße seiner Frommen behütet er (Gott). In der Schule des R. Schela (um 220) sagte man: Wenn die Gelegenheit zu einer Übertretung dem Menschen Einmal, zweimal kommt u. er sündigt nicht, so sündigt er weiter nicht mehr, s. (wie oben) 1 Sm2,9. Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Was heißt Spr3,34: „Wenn er (Gott) der Spötter spottet, so gibt er den Demütigen Gnade"? Will sich einer verunreinigen, so eröffnet man ( = Gott) ihm dazu die Möglichkeit; will einer rein sein, so unterstützt man ihn dabei. — Joma 3 9 Bar: „Ihr sollt euch nicht durch sie (Kriechtiere) verunreinigen, so werdet ihr nicht verunreinigt werden" L v l l , 43. Wenn sich ein Mensch ein wenig verunreinigt, so verunreinigt man (Gott) ihn viel; wenn unten, so verunreinigt man (Gott) ihn von oben; wenn in dieser Welt, so ver unreinigt man ihn in der zukünftigen Welt. Bar: „Heiligt euch, so werdet ihr heilig sein* (so der Midr Lv 11,44). Wenn sich ein Mensch ein wenig heiligt, so heiligt man (Gott) ihn viel; wenn unten, so heiligt man ihn von oben; wenn in dieser Welt, so heiligt man ihn in der zukünftigen Welt. — Der Ausspruch des Resch Laqisch auch Schab 104»; fAZ 55"; M n 2 9 . Schab 55": R. Acha b. Chanina (um 300) hat gesagt: Gott sprach zu Gabriöl: Geh n. mache auf die Stirn der Gerechten ein Tav (Zeichen in Kreuzform) von Tinte, da mit die Engel des Verderbens über sie keine Gewalt bekommen, u. auf die Stirn der Gottlosen ein Tav von Blut, damit die Engel des Verderbens über sie Gewalt be kommen (vgl. Ez9,4). Da sprach die Eigenschaft der göttl. Gerechtigkeit vor Gott: Herr der Welt, inwiefern sind denn diese von jenen verschieden? Er antwortete: Jene sind vollendete Gerechte u. diese sind vollendete Gottlose. . . . Es heißt E z 9 , 6 : „An meinem Heiligtum sollt ihr den Anfang machen." . . . Rab Joseph (t 333) hat als b
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Matth 19, 20 ( * )
tannaltische Tradition gelehrt: Lies nicht: „an. meinem Heiligtum", sondern „an meinen Heiligen", das sind die Menschenkinder, die die ganze Tora gehalten haben vom Aleph bis zum Tav (von A bis Z) Und was bedeutet das Tav? R. Sch°muel b. Nachman (um 260) hat gesagt: Das sind die Menschenkinder, die die ganze Tora gehalten haben vom Aleph bis zum Tav.—Die Erklärung: vollkommene Gerechte sind die, welche die Tora vom Aleph bis zum Tav gehalten haben, findet sich öfters, zB f AZ 4*; Midr EL 2,1 (62*). Als solche, die die ganze Tora gehalten haben u. sündlos durch das Leben ge gangen sind, galten die Erzväter, Elias; Hiskia, auch wohl Mose u. Ahron. Qid 4 , 1 4 : Von unsrem Vater Abraham. Friede über ibn! heifit es G n 2 4 , 1 : Er war alt, hoch betagt u. Jahve hatte ihn mit allem gesegnet. Wir finden, daß Abraham, unser Vater, die ganze Tora gehalten hat, ehe sie gegeben war, wie es heißt Gn 26,5: Zum Lohn dafür, daß Ahr. auf meine Stimme gehört u. das mir gegenüber zu Beobachtende be obachtet hat, meine Gebote, meine Satzungen u. meine Anweisungen. — In Joma 28b Rab (f 247) als Autor. || BB 17": Über drei hat der böse Trieb keine Gewalt gehabt: über Abraham, Isaak u. Jakob; denn es beißt von ihnen: „mit allem" (segnete ihn Jahve Gn24,l), „von allem" (aß Isaak Gn 27,33) u. „alles" (hatte Jakob G n 3 3 , l l ) . (Der Besitz von „allem" schließt auch die Freiheit vom bösen Triebe in sich.) || LvR27 (125 ): R. J huda (um 150) sagte: Wenn jemand zu dir sagen sollte: „Wenn der erste Mensch nicht gesündigt u. von jenem Baum nicht gegessen hätte, würde er ewig am Leben geblieben sein?" so antworte ihm: Das ist längst geschehen. Weil Elias nicht gesündigt hat, lebt er fort in Ewigkeit. — Dasselbe Midr Qoh 3,15 (20b). || pB°rakh 4,8 b, 38: „Hiskia wandte sein Angesicht zur Wand" Jes 38,2. Nach welcher Wand erhob er seine Augen? Die Rabbinen sagten: Nach den Wänden seines Herzens (s. Jer 4,19) erhob er seine Augen. Er sprach vor Gott: Herr der Welt, ich bin die 248 Glieder durchgegangen, die du an mir gebildet hast, u. ich habe nicht gefunden, daß ich dich mit einem von ihnen erzürnt habe; um wieviel mehr wirst du mir meine Seele (Leben) schenken! Parallelstellen: pSanh 10,28 , 12.28; Midr Qoh 5,6(26«); in B'rakh 10b fehlen die Worte des Hiskia an Gott. II Schab 55": R. Ammi (um 300) hat gesagt: Es gibt keinen Tod ohne Sünde n. keine Leiden (Züchtigungen) ohne Schuld. „Keinen Tod ohne Sünde", s. Ez 18,20: „Die Seele, die da sündigt, die soll sterben; ein Sohn soll nicht die Schuld des Vaters tragen, noch der Vater die Schuld des Sohnes tragen; die Gerechtigkeit des Gerechten wird über ihm sein u. die Bosheit des Bösen wird über ihm sein." „Keine Leiden ohne Schuld", s. Ps 89,33: „Ich will heimsuchen mit dem Stecken ihren Frevel u. mit Plagen ihre Schuld." [Bis hierher auch in LvR37 (133 .)j Man entgegnete: Die Engel des Dienstes haben vor Gott gesagt: Herr der Welt, warum hast du den Tod über den ersten Menschen verhängt? Er antwortete: „Ich habe ihm ein leichtes Gebot gegeben u. er hat es übertreten! Sie sprachen: Sind denn nicht Mose u. Ahron, die die ganze Tora gehalten haben, gestorben? Er antwortete: Ein Geschick trifft den Gerechten wie den Gottlosen Qoh 9,2. — Diese Antwort entspricht der Meinung jenes Mischna1 ehrers; denn in einer Bar heißt es: R. Schimfon b. EUazar (um 190) sagte: Auch Mose u. Ahron sind wegen ihrer Sünde gestorben, wie es heißt Nu 20,12: „Darum, daß ihr nicht an mich geglaubt habt." Siehe, hättet ihr an mich geglaubt, so wäre eure Zeit noch nicht gekommen von der Welt zu scheiden. — Man entgegnete: Vier sind infolge des Rates der Schlange gestorben (nicht wegen ihrer eignen Sünde, sondern wegen des durch die Schlange über die Menschheit gekommenen Todesgeschicks), nämlich: Ben jamin, der Sohn Jakobs, fAmram, der Vater Moses, Isai, der Vater Davids, u. Kiliab, der Sohn Davids. Bei allen ist es traditionell mit Ausnahme Isais, des Vaters Davids, von dem es die Schrift deutlich (ausdrücklich) sagt; s. 2 Sm 17,25: „Absalora hatte den %Amasa an Stelle Joabs über das Heer gesetzt, u. ?Amasa war der Sohn eines Mannes, der Jithra der Israelit hieß, der zu Abigal, der Tochter des Nachasch, der Schwester C/rujas, der Mutter Joabs, eingegangen war." Aber war sie denn die Tochter des Nachasch? war sie nicht die Tochter Isais, s. 1 Chr 2,16: „Ihre (Davids u. seiner Brüder) Schwestern waren C/n>ja «• Abigafl"? Allein (die Stelle 2Sm 17,25 ist so gemeint:) sie war die Tochter desjenigen, der infolge des Rates der Schlange (vr:) starb (d. h. sie c
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Matth 1 9 , 2 0 l * . » ) .
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in W i r k l i c h k e i t die Tochter Isais, der 2 Sm 1 7 , 2 5 aus dem angegebenen Grunde
vns genannt wird). W e s s e n Meinung ist d a s ? W e n n du willst, s a g e : Die j e n e s Mischnalehrers über die Dienstengel, u. sie bezieht sich auf M o s e u. Ahron. A b e r nicht ent spricht es der Meinung des R . Schimfon b . Eifazar. E s ist daraus zu entnehmen, daß es einen T o d ohne Sünde u. Leiden ohne Schuld gibt.
D e r Einwand des R . A m m i
(8. oben) aber bleibt bestehn (ist nicht widerlegt). — Die Bar über die vier infolge des a
Schlangenrates Gestorbenen auch B B 17 . || V g l . Midr Qoh 1 , 8 (9 b): R . Schimfon b. Cha laphta (um 190) hat gesagt: A l l e Güter, Segnungen u. Tröstungen, die die Propheten in dieser W e l t geschaut haben, haben sie für die Baßfertigen geschaut (nämlich, daß diese sie dereinst empfangen sollen); dem aber, der nie eine Sünde Bein lebelang ge s c h m e c k t hat, gilt Jes 6 4 , 3 : Kein A u g e (auch kein Prophetenauge) hat gesehen, o Gott, außer dir, w a s bereitet (um
2 7 0 ) pflegte
ist denen, die harren (so der Midr). || C h a g 4 b
zu weinen,
wenn
er an die Stelle k a m :
R . Eifazar
:
„Samuel sprach zu S a u l ?
W a r u m hast du mich aufgestört, mich heraufkommen zu lassen ?" 1 Sm 2 8 , 1 5 .
Wenn
Samuel der Gerechte sich vor dem Gericht fürchtete (da er meinte, vor den Richter stuhl Gottes zitiert zu werden), um wieviel mehr gilt das dann von uns! W i e verhielt sich das mit S a m u e l ? E s heißt 1 Sm 2 8 , 1 3 : D a s W e i b sprach zu Saul: «Göttliche Er scheinungen o-n^s sehe ich, wie sie heraufkommen." W i e „sie" heraufkommen; daraus ist zu entnehmen, daß es zwei waren. war
Der eine war Samuel, u. der a n d r e ? Samuel
nämlich gegangen u. brachte M o s e mit sich.
E r sprach zu ihm (Mose): Vielleicht,
was Gott verhüten wolle, werden wir vors Gericht gefordert; stehe bei mir, denn es gibt kein W o r t , das in der Tora geschrieben steht, das du nicht gehalten
hast!
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K«th 7 7 : R . Chanina b. Papa (um 3 0 0 ) war des Todesengels Freund. A l s seine Seele zur Ruhe eingehn sollte, sagte er zu diesem: Bringe das Torabuch u. sieb zu, ob irgend etwas darin geschrieben steht, Stelle
was ich nicht gehalten habe; s. die ganze
bei M t 4 , l S. 1 4 8 « . || In der Erzählung Sanh 1 0 1
a
(s. bei M t 6 , 2 S . 3 9 0 ) fragt
R. Elifezer (um 9 0 ) den R . fAqiba ( t um 1 3 5 ) : Habe ich irgend etwas von der ganzen c
Tora nicht gehalten, so daß es durch Leiden gesühnt werden m ü ß t e ? || T m u r a 1 1 5
b
wird von einem Frommen erzählt, daß er nur Eine Sünde auf sich gehabt habe, die darin bestand, daß er gegen die W o r t e der Gelehrten Kleinvieh (eine Ziege) im Lande d
Israel gehalten hatte. || pTafan 8 , 6 6 , 3 5 : A l s feindliche Streifscharen in seine Stadt kamen, nahm Levi b. Sisi (um 2 0 0 ) ein Torabuch, stieg zum Dach (Söller) empor u. sprach: Herr der W e l t e n , wenn ich Ein W o r t von diesem Torabuch nicht befolgt habe, so mögen sie eindringen; wenn aber nicht, so mögen sie abziehn! Alsbald wurde nach ihnen geforscht, aber sie wurden nicht angetroffen.
1 0 , 2 0 » : W a s f e h l t ( m a n g e l t ) mir n o c h ? Die Frage erinnert an jenen Sota 2 2 charakterisierten Pharisäer, welcher spricht: Was ist meine Pflicht, daß ich sie tue? u. dessen eigentliche Meinung dann dahin gedeutet wird: Was ist n o c h meine Pflicht, daß ich sie tue ruttww« in -»rain m? Gut Raschi: „Was ist noch zu tun, was ich nicht getan hätte? Er gibt sich selbst damit den Anschein, als hätte er alles erfüllt" (die ganze Tora gehalten). Die ganze Stelle s. im Exkurs: Die Pharisäer u. Sadduzäer Nr. 2, D, b. b
19, 2191: Wenn du v o l l k o m m e n sein willst, --äs p"ns, vollendeter oder vollkommener Gerechter, häufig Gegensatz zum vollkommenen Gottlosen - n « ran. Jener ein Mensch, der die ganze Tora von Aleph bis Tav gehalten habe: s. bei Mt 1 9 , 2 0 $ . Beispiele: RH 1 6 ( s . bei Mt 1,19 S.50y); ferner B rakh 7 (mehrmals); 6 1 (mehrmals); :Er2l ;KH17 (mehrmals);Git68";Qid40 (mehrmals);fAZ4»;Chul89 . b
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Matth 1 9 , 2 1 ( » )
817
1 9 , 2 1 33: V e r k a u f e d e i n e H a b e u. g i b d e n A r m e n . Das Darangeben der Habe als Prüfstein der Gottesliebe: B«rakh 6 1 b B a r : R . Elifezer (um 9 0 ) s a g t e : W e n n Jahve
e s D t 6 , 5 beißt: So liebe denn
„von deiner ganzen Seele*, warum dann n o c h
„ m i t aller deiner K r a f t * ? Und
wenn es heißt „mit aller deiner Kraft*, warum d a n n n o c h „von deiner ganzen Seele* ? Allein wenn du einen Menschen hast, dem sein L e i b (seine Person) lieber ist a l s sein G e l d , s o heißt e s „von deiner ganzen Seele*; u . w e n n
du einen Menschen hast, dem
sein Geld lieber ist als sein Leib (seine Person), s o h e i ß t e s „mit aller deiner Kraft* e
( - - Habe). — Dasselbe P s 2 5 » .
Beispiele für die Hingabe des Vermögens um der Tora oder der Armen willen. e
P s i q 178»»: R . Jochanan ( t 2 7 9 ) ging von T i b e r i a s hinauf nach Sepphoris, indem er sich auf die Schulter des R . Chijja b. A b b a s t ü t z t e .
S i e k a m e n an ein Feldstück. Er
sprach: D a s hat m i r gehört, u. ich habe es v e r k a u f t , u m mich m i t der Tora beschäftigen zu können.
Sie k a m e n an ein Olivenfeld. E r s p r a c h : D i e s Olivenfeld hat mir gehört, u.
ich habe es verkauft, u m mich m i t der T o r a b e s c h ä f t i g e n zu können. D a fing R . Chijja b. A b b a an zu weinen u. sprach: Ich weine, w e i l d u dir nichts für dein A l t e r gelassen hast.
E r antwortete: Chijja, mein Sohn, Chijja, m e i n Sohn, ist das g e r i n g e n
Augen,
d a ß ich etwas verkauft habe, w a s in s e c h s
deinen
T a g e n erschaffen worden ist, s.
E x 8 1 , 1 7 , u. dafür e t w a s erworben habe, w a s in 4 0 T a g e n u. 4 0 Nächten gegeben worden i s t ? s. E x 3 4 , 2 8 :
„ E r war dort bei Jahve 4 0 T a g s u . 4 0 Nächte.« A l s R . Jochanan ent
schlafen war, hat sein Zeitalter auf ihn H L 8, 7 a n g e w a n d t : „ W e n n einer den ganzen Reichtum seines H a u s e s u m die Liebe gäbe*, m i t w e l c h e r R . Jochanan die Tora geliebt hat, „nur verachten würde m a n ihn"! — D a s s e l b e erweitert durch Hinzufügung eines W e i n b e r g s a l s dritten Verkaufsobjektes L v R 3 0 (127<*); Midr H L 8 , 7 ( 1 3 1 b ) ; E x R 4 7 a
( 1 0 2 * ) ; T a n c h B n v r -3 § 1 9 ( 6 0 ) . || L v R 3 7 ( 1 3 3 « ) : E s w a r einmal ein Mann, der zwei Söhne hatte. D e r eine v o n ihnen g a b A l m o s e n u. d e r andre nicht. Jener verkaufte sein H a u s u. alles, w a s e r hatte, u. g a b e s w e g a l s A l m o s e n . Einmal g a b ihm seine Frau am Hoschafnatage (dem 7. T a g des Laubbüttenfestes) zehn Obolen, Kaufe dafür deinen Kindern e t w a s v o m M a r k t .
D o r t begegneten
yt-bn,
u. sprach:
ihm die A l m o s e n
einnehmer. Sie sprachen: Siehe, da k o m m t der A l m o s e n f r e u n d ! Und zu ihm sprachen s i e : G i b deinen Teil für diese A l m o s e n s a m m l u n g ; d e n n wir wollen ein a V \ p W a i s e kaufen.
Er g a b ihnen die zehn Obolen.
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für eine
D a er sich schämte nach H a u s e zu
gehn, ging er in die S y n a g o g e . Dort sah er Ü b e r b l e i b s e l von den Orangen (Ethrogim), die die Kinder am Hoschafnatage zu zerbröckeln pflegen, w i e wir gelernt haben (Sukka 4 , 7 ) : Sofort warfen die Kinder ihre Feststräuße (a^iV) hin u. aßen ihren Ethrog. E r nahm davon, füllte e s in einen S a c k u. trat eine Seereise an, bis er in die Hauptstadt eines Königs k a m . Dort traf e s sich gerade, d a ß d e r König an Unterleibsbeschwerden litt.
M a n sagte ihm als Heilmittel: I ß von j e n e n Orangen, m i t denen die Juden am
Hoschafnatage beten, so wirst du genesen. D a m a l s durchsuchte man alle Schiffe u. alle Städte, fand aber dergleichen nicht.
M a n ging u. fand diesen Mann, wie er auf dem
Sack s a ß . M a n sprach zu i h m : H a s t du etwas bei d i r ? armer Mann u. habe nichts zu verkaufen.
E r antwortete: Ich bin ein
Sie suchten im Sack nach u. fanden d a r b
von jenen Orangen. Sie fragten: W o h e r rühren d i e s e ?
E r antwortete: V o n denen, m i t
welchen die Juden am Hoschafnatage beten. M a n lud den Sack auf u. brachte ihn vor den König. D e r König a ß jene Orangen u. genas. Darauf leerte m a n den Sack u. füllte ihn m i t Denaren. D e r König sprach zu i h m : Sprich noch eine Bitte für dich aus, ich will sie g e w ä h r e n !
E r antwortete: Ich bitte, d a ß mein H a b u. G u t (das ich verkauft
habe) mir wieder zuteil werde, u. daß alles V o l k (meines W o h n o r t e s ) mir e n t g e g e n k o m m e (bei meiner Rückkehr). M a n tat ihm also. A l s er nach jener Stadt k a m , ging ein Herold 1
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N a c h M a t t . K h u n n a ein Schmuckgegenstand; D a l m a n will lesen a';ip =
xoXößtor,
eine A r t Unterkleid. S t r a c k ü. B i l l e r b e c k , NT I.
52
Matth 19,21 ( » ) . 19, 22 (Nr, 1)
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vor ihm her, u. alles Volk zog ihm entgegen, auch sein Bruder u. dessen Kinder. Als diese einen Fluß durchschritten, gerieten sie in eine Flußströmung, die sie fortschwemmte (u. umkommen ließ). So kam es, daß er in sein Haus eintrat u. den Besitz seines Bruders erbte, um zu erfüllen, was gesagt ist Hi 34,11: Des Menschen Tun vergilt er ihm. || ?AZ64": Vor Rabbah b. Abuha (um 270) kamen einst Leute, zu denen er sagte: Geht u. verkauft alles, was ihr habt, isb P-KI H « bz, u. dann werdet Proselyten. || Weitere Beispiele großer Wohltätigkeit s. im Exkurs: Die private Wohltätigkeit Nr. 3; ebendaselbst Nr. 3 u. 4 auch über die Maximalhöhe der Almosen u. über den Lohn u. die Verdienstlichkeit der Wohltäügkeit. 1
19,21: Du w i r s t einen S c h a t z im H i m m e l h a b e n (s. bei Mt6,19f. u. 1 Tim6,19).
1 0 , 2 2 : Er g i n g b e t r ü b t d a v o n , denn er h a t t e v i e l e B e s i t z t ü m e r . 1. Armut nach altjüdischer Anschauung ein sehr schweres Leiden. b
ExR 31 (92 ) : Es gibt nichts Schwereres in der Welt als Armut; denn sie ist das schwerste unter allen Leiden in der Welt. Unsre Lehrer haben gesagt: Alle Leiden auf die eine Seite (gelegt) u. die Armut auf die andre Seite (so halten sie sich die Wage). Willst du es erkennen, so komm u. sieh: als Satan Hiob vor Gott verklagte, sprach er zu ihm 1,9ff.: Du hast ihm Vermögen u. Kinder geschenkt u. du verschonst sie. Hast du nicht selbst einen Zaun gezogen um ihn u. um sein Haus u. um alles was er bat? Aber strecke doch deine Hand aus u. taste an alles was er hat! Da sprach Gott zu Hiob: Was willst du, Armut oder Leiden? Hiob antwortete: Herr der Welt, ich will alle Leiden, die es in der Welt gibt, auf mich nehmen, nur nicht Armut, daß ich, wenn ich auf den Markt ginge, keine P ruta (kleinste Münze) in meiner Hand hätte, um zu kaufen, was ich essen möchte. Als er nun mit Leiden gezüchtigt wurde, was steht da geschrieben? Er fing an zu schreien gegen die göttliche Gerechtigkeit, 8. Hi23, 3: 0 daß ich ihn doch anzutreffen wüßte! Da sprach Elihu zu ihm: Was schreist du? Hast du nicht gesagt, daß du nicht Armut, sondern Leiden wolltest? Bist du es nicht, der sich Leiden erwählt hat?, s. 36,21: „Hüte dich, wende dich nicht zum Unrecht, denn dies hast du erwählt vor Armut." Also ist die Armut das schwerste unter allen Leiden. || BB 1 1 6 : R. Pin chas b. Chama (um 360) hat öffentlich vorgetragen: Schwerer ist Armut im Hause eines Menschen, als 50 Plagen; denn es heißt Hi 19,21: „Erbarmt euch mein, erbarmt euch mein, ihr Freunde! Denn die Hand Gottes hat mich getroffen." Da sprachen seine Freunde: „Hüte dich, wende dich nicht zum Unrecht, denn dies hast du erwählt vor Armut" 36,21. — Der Beweis ist so gedacht (s.Raschi): die 10 Plagen sind durch Gottes „Finger* (Ex 8,15) Uber Ägypten gebracht worden; Gottes „Hand" mit 5 Fingern lastet dann auf Hiob so schwer wie 50 Plagen; u. doch hat Hiob diesen den Vorzug gegeben vor der Armut, also diese noch ärger als 50 Plagen. || N d 6 4 B a r : Vier werden einem Toten gleichgeachtet: der Arme, der Aussätzige, der Blinde u. der, welcher keine Kinder bat. Der Arme, 8. Ex_4,19: Es sind gestorben alle Männer, die nach deinem Leben trachteten. (Diese Männer sollen Dathan u. Abiram gewesen sein; da diese aber noch zur Zeit Qorachs lebten (Nu 16,1), so erklärte man: das „Sterben" wolle ausdrücken, daß sie in ihren Vermögensverhältnissen herunter gekommen waren, arm also = tot; so Resch Laqisch, um 250, N d 64 . ) Der Aussätzige, s. Nu 12,12: Nicht möge*sie (Mirjam in ihrem Aussatz) gleich dem Toten werden. Der Blinde, s. KL 3, 6: In Finsternisse setzte er mich, den ewig Toten gleich. Der, welcher keine Kinder hat, 8. Gn 3 0 , 1 : Gib mir Kinder; wenn nicht, so bin ich eine Tote (so der Midr). — Parallelstelle: « A Z 5 . Ferner s. N d 7 bei Nr. 3 Anm.c. || Beca 3 2 : Nathan b. Abba (um 270) hat gesagt, Rab* (f 247) habe gesagt: Wer auf den Tisch andrer sehen muß, um den ist die Welt finster geworden, s. Hi 15,23: Er schweift umher nach Brot: wo ist es? Er weiß, bereitsteht ihm zur Hand ein finsterer Tag. e
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Matt. K®hunna vermutet nsretc = „er wurde erfunden als" ( = so kam es, daß) für - o r » « i = so wurde er belohnt.
Mattli 19,22 (Nr. 1—3)
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Rab Chisda (f 309) bat gesagt: Auch sein Leben ist kein Leben. Bar: Dreier Leben ist kein Leben; diese sind: wer auf den Tisch eines andren sehen muß, Uber den sein Weib herrscht u. über dessen Leib Leiden herrschen. Einige sagen: Auch der, der nur Ein Hemde hat (u. infolgedessen von Ungeziefer geplagt wird). Und der erste Lehrer meint: Er kann sein Gewand nachsehen (u. es von Ungeziefer säubern; deshalb ist der Besitzer nur Eines Hemdes nicht zu denen zu rechnen, deren Leben kein Leben ist). || fEr41 Bar: Drei Dinge lassen den Menschen sich hinwegsetzen über die eigne Meinung u. über die Meinung seines Schöpfers (d. b. sie können ihn zur Verzweiflung bringen): die Nichtisraeliten D-I;, ein böser Geist (Melancholie, Jähzorn u. dgl.) u. aufreibende (den Menschen zermürbende) Armut. In bezug worauf folgt hieraus etwas? In bezug darauf, daß man für sie um Erbarmen (vor Gott) flehen soll. Drei erblicken das An gesicht des Gehinnoms nicht: die durch Armut Zermürbten, die Unterleibsleidenden u. die von der (heidnischen) Obrigkeit Verfolgten (so die Tosaphisten; Raschi: „der, welcher Gläubiger yvM hat"). Einige sagen: Auch der, welcher ein böses Weib hat. Dereine (der das böse Weib hier nicht in Betracht zieht) meint, es sei PAichtgebot, ein böses Weib (durch Scheidebrief) zu entlassen; u. der andre meint es für den Fall, daß die ihr auszuzahlende Hochzeitsverschreibung sehr groß ist, oder auch, daß er Kinder von ihr hatu. sie (deshalb) nicht entlassen mag. In bezug worauf folgt hieraus etwas? In bezug darauf, daß man (jene Leiden) aus Liebe hinnehmen soll (als Sühnemittel, vgl. Raschi). b
2. Eine gewisse innere Freiheit gegenüber äußerer Armut tritt in folgenden Stellen hervor. e
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N d 4 1 : Abaje (f 338/39) hat gesagt: Wir haben als Tradition überkommen: Es gibt keinen Armen außer dem, der arm ist an Wissen. Im Abendland ( = Palästina) sagt man: Hat er dieses, hat er alles; hat er dieses nicht, was hat er? Erwarb er dieses, was mangelt ihm? Erwarb er dieses nicht, was hat er erworben? — Das palästinische Sprichwort in der Fassung: „Hast du Wissen erworben, was mangelt dir? Mangelt dir Wissen, was hast du erworben?" im Munde R. Levis (um 300) P°siq 33*; NuR 19 (185« ); Midr Qoh 7, 23 ( 3 7 ) ; TanchB rpn § 10 (55 ). || LvR 1 ( 1 0 5 ) : R. Tanchuma (um 380) eröffnete seinen Vortrag mit Spr 20,15: „Man hat Gold u. viele Perlen; aber ein kostbar Gerät sind Lippen der Erkenntnis." Wie es auf Erden zu sein pflegt, kann ein Mensch Gold u. Silber, Edelsteine u. Perlen u. alles Begehrenswerte u. Gute in der Welt besitzen; hat er aber kein Wissen, welchen Besitz hat er? Das Sprichwort sagt: Hast du Wissen erworben usw. — Dasselbe gekürzt TanchB t^p-i § 2 ( 2 " ) . j| Midr Qoh 9,16 (45b) Ich sprach: Besser ist Weisheit als Stärke; aber die Weisheit des Armen ist verachtet Qoh 9, 16. R. Jochanan (t 279) hat gesagt: War denn die Weis heit des R. f Aqiba (f um 135), weil er arm war, verachtet? Vielmehr ist damit ein Ältester (Gelehrter) gemeint, der dasitzt u. seine Worte armselig macht; wie zB ein Ältester, der sitzt u. vorträgt: „Ihr sollt die Person nicht ansehn im Gericht" Dt 1,17, u. er selbst sieht die Person an; „du sollst kein Geschenk annehmen" Dt 16, 19, u. er selbst nimmt ein solches an; „du sollst nicht auf Zins leihen" Lv 25, 37, u. er selbst leiht auf Zins. . . . Daraus ist erwiesen, daß niemand arm ist, es sei denn der, der seine Worte armselig macht (oder gefährdet). — In der Parallelstelle Midr Ruth 1, 2 (124b) wird der „Arme" erklärt: „das ist der, der sich durch seine Worte ver ächtlich macht" -iTa. || Sanh 7 6 : Rab Kahana (um 250) hat im Namen des R. ?Aqiba (t um 135) gesagt:. Du hast keinen Armen in Israel außer dem schlauen Bösewicht u. dem, der seine mannbare Tochter warten läßt (ohne sie zu verheiraten, um ihre Arbeits kraft für sich selbst auszunützen). So wäre also der, der seine m. T. warten läßt, kein schlauer Bösewicht? Abaje (t 338/39) hat gesagt: So hat er es geineint: Welcher Arme ist ein schlauer Bösewicht? Der, welcher seine m. T. warten läßt. 1
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3. Abgesehen von etlichen abergläubischen Vorstellungen über das Verarmen eines Menschen, a hat man die Armut meist für eine Schickung 1
Matt K°h -(acs; Bacher, pal. Amor. 1,236 vokalisiert ;ic* = „er bringt in Gefahr" 52*
Matth 19,22 (Nr. 3)
820
Gottesb gehalten, die den Menschen trifft entweder als Strafe für be stimmte Übertretungen c oder zu seiner Prüfung u. Läuterung, d b
a. P's l l l : Ein Haken (zum Daranhängen) im Haus ist schlimm für die Armut (begünstigt das Verarmen), wie es im Sprichwort heißt: Wer den Brotkorb hochhängt, hängt seine Nahrung hoch (verursacht sich selbst Mangel). Aber das hat man nur be treffs des Brotes gesagt; dagegen kommt bei Fleisch u. Fischen nichts darauf an, weil es da üblich ist. Kleie im Haus (achtlos verschüttet) ist schlimm für die Armut; Brot krumen im Haus (achtlos umhergeworfen) sind schlimm für die Armut; in den Nächten zu den Sabbaten u. zum Mittwoch weilen die Dämonen darauf. Der Engelfürst der Nahrung führt den Namen Naqid (der Reine), der Engelfürst der Armut heißt Nabel (der Schmutzige). Eine Schüssel auf der Öffnung eines Fasses ist schlimm für die Armut. || Chul 105b handelt speziell von umherliegenden Brotbrocken als Ursache der Verarmung; s. im Exkurs über Dämonologie Nr. 6 Anm. f. || Schab 6 2 b R. Abbahu (um 300) hat gesagt, nach andren hat man es in einer Bar gelehrt: Dreierlei bringt den Menschen in Armut, nämlich wenn er vor seinem Bett nackt uriniert, wenn er das Abspülen der Hände geringschätzt, u. wenn die eigene Frau ihm ins Gesicht flucht. Wenn er vor seinem Bett nackt uriniert: Raba (t 352) bat gesagt: Das hat man nur für den Fall gesagt, daß er sein Gesicht seinem Bett zuwendet; aber wenn er es nach außen hin (d.h. vom Bett abgewandt) tut, so kommt nichts darauf an; u. auch von dem, der sein Gesicht seinem Bett zuwendet, hat man es nur gesagt, wenn er auf die Erde uriniert; aber wenn er ein Gefäß benützt, so kommt nichts darauf an. Wenn er das Abspülen der Hände geringschätzt: Raba hat gesagt: Das hat man nur gesagt, wenn er seine Hände überhaupt nicht wäscht; aber wenn er sie wäscht u. nicht wäscht (d. b. nur so obenhin), so kommt nichts darauf an. Aber das ist doch nicht richtig! Denn Rab Chisda (f 309) hat gesagt: Ich wasche mich mit beiden Händen voll Wasser, u. man ( = Gott) hat mir beide Hände voll Gutes gegeben. Wenn die eigene Frau ihm ins Gesicht flucht: Raba hat gesagt: Ihrer Schmucksachen wegen. Das gilt aber nur, wenn er es dazu hat (ihr solche zu kaufen) u. es nicht tut. (Zugrunde liegt der Gedanke: Schmutz macht arm; denn der Dämon der Armut heißt Schmutz ba u. haust im Schmutz.) :
b. Qid 4,14: R. Melr (um 150) sagte: Immer lasse der Mensch seinen Sohn ein rein liches u. leichtes Handwerk lernen u. flehe zu dem, dem (aller) Reichtum u. (alles) Ver mögen gehört; denn es gibt kein Handwerk, in dem nicht Armut u. Reichtum sich findet; denn die Armut hängt nicht vom Handwerk ab u. auch der Reichtum hängt nicht vom Handwerk ab, vielmehr richtet sich alles nach des Menschen Würdigkeit. — Parallel stellen: TQid 5,15 (343); pQid 4,66b, 35; bQid 82b.{] p e j 11 b. I 2 a Eine Matrone fragte den R. Jose b. Chalaphta (um 150). Was tut Gott seit der Weltschöpfung? R.B rekhja (um 340) hat gesagt, R. Jose b. Chalaphta habe ihr geantwortet: Er sitzt u. macht Leitern; den einen läßt er emporsteigen u. den andren herab, den einen macht er gering (arm) u. den andren reich; denn Gott ist ein gerechter Richter, den einen er niedrigt u. den andren erhöbt er Ps75, 8. — Parallelstellen: GnR 68 (43b); LvR 8 (110b; 110 ); NuR 3 (139 ); TanchB w o » § 9 (81a). _ Der gleiche Gedanke TanchB B ' t t t v e § 8 ( 4 3 ) : Gott spricht (zum hartherzigen Reichen): Wisse, daß ich es bin, der jenen arm u. dich reich gemacht hat; ich kann dich auch wieder einmal arm machen. R. Nachman (um 400) bat gesagt: Sieh, was geschrieben steht Dt 15,10: Geben sollst du ihm, u. dein Herz sei nicht verdrießlich, indem du ihm gibst. Darauf aber heißt es nicht: „damit (ivnb) Jahve dich segne*, sondern: „Jahve wird dich segnen V«a nm la-rn.* Was bedeutet V?aa? Wisse, daß damit ein Rad Wss gemeint ist: ich habe jenen arm u. dich reich gemacht; veranlasse mich nicht, das Rad zu drehen, daß ich dich arm mache (ntn -a-;n am Rade hängt diese Sache). — ExR 31 ( 9 1 ) : Ein Rad ist in der Welt; nicht wer heute reich ist, ist auch morgen reich, u. wer heute arm ist, ist nicht auch morgen arm; vielmehr den einen bringt es hinab u. den andren empor, s. Ps 75, 8: Gott ist ein Richter, den einen erniedrigt er u. den andren erhöht er. — Die Deutung des Visa Dt 15,10 auf das in der Welt sich drehende Glücksrad 8
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Matth 19, 22 (Nr. 3)
821
ist alt, sie wird bereits der Schale des R. Jischmafel (f um 135) zugeschrieben. So Schab 1 5 1 Bar: R. Eifazar ha-Qappar (um 180) sagte: Immer bitte der Mensch um Er barmen gegen dieses Geschick (der Verarmung); denn wenn er selbst nicht hineingerät, gerät sein Sohn hinein, u. wenn dieser nicht, so sein Sohnessohn; denn es heißt Dt 15,10: »Am Rade hängt die Sache" (so der Midr). In der Schule des R. Jischmafel ist ge lehrt worden: Ein Rad ist da, das sich in der Welt dreht. Rab Joseph (f 333) hat gesagt4 Wir haben durch Tradition empfangen, daß ein hervorragender Gelehrter laa^a «a-ns nicht verarmt. Aber wir sehen es doch, daß (auch) ein solcher verarmt! Dann aber geht er doch nicht (bettelnd) an den Türen umher. R. Chijja (wohl der Ältere um 200) sagte zu seiner Frau: Wenn ein Armer kommt, geh ihm mit Brot entgegen, damit man deinen Kindern (gleicherweise) entgegenkomme. Sie sprach: Du fluchst ihnen! Er antwortete: Es heißt Dt 15,10: Am Rade hängt die Sache, u. in der Schule des R. Jischmafel ist gelehrt worden: Ein Rad ist da, das sich in der Welt dreht. — Parallelstellen zu den Aussprüchen des R. Ehazar ha-Qappar u. des R. Nachman: LvR34 (131*; 131 ); Midr Ruth 2,19 (133»). — Anders gewandt ist das Bild vom Rade LvR34 (131 ): R. Nachman hat gesagt: Es heißt Dt 15,10: „Am Rade hängt die Sache." Diese Welt gleicht einem Schöpfrade: das volle Gefäß wird geleert, das geleerte wird ge füllt. — Ebenso Midr Ruth 2,19 (133«). || Über Reichtum als eine Gabe Gottes s. auch bei 1 Tim 6,17. C. Schab 3 3 Bar: Vier Kennzeichen •;-j<:*o gibt es. Das Kennzeichen der Unzuchts sünde ist Wassersucht (d. h. diese ist die Strafe für jene); das Kennzeichen des grund losen Hasses ist Gelbsucht; das Kennzeichen des Hochmuts ist Armut, das Kennzeichen der Verleumdung ist Bräune. || N d 7 : Rab (f 247) hat gesagt: Wer die Erwähnung des göttlichen (Jahve-)Namens aus dem Munde eines andren hört, muß diesen in den Bann tun, u. wenn er es nicht tut, so soll er selbst wie ein Gebannter sein; denn überall, wo sich die Nennung des göttlichen Namens findet, da findet sich Armut, u. Armut ist dem Tode gleieh, wie es.heißt E x 4 , 1 9 : Es sind gestorben alle Männer, die nach deinem Leben trachteten (s. N d 64b oben Nr. 1). || Git 3 8 b Rabbah (f 330) hat gesagt: Wegen dieser drei Dinge kommen Besitzer in ihren Vermögensverhältnissen herab: wer seine Sklaven zur Freiheit entläßt (vgl. Lv 25,46: Auf ewig xbvb mögt ihr durch sie, d. h. die nichtjüdischen Sklaven, Sklavenarbeit tun lassen; ihre Freilassung wider spricht also dieser Anordnung). Ferner diejenigen, die am Sabbat ihre Güter durch suchen (mustern, was als Übertretung des Sabbatgebotes galt) u. diejenigen, die ihre Sabbatmahlzeit ansetzen zur Zeit des Vortrages im Lehrhause (statt ins Lehrhaus zu gehn). || LvR34 (131 ): „Arme, Heimatlose führe in dein Haus" Jes 58, 7; das sind Besitzer, die in ihrer Ehre u. ihrem Vermögen heruntergekommen sind. Was hat es ihnen verursacht, daß sie arm geworden sind? Weil sie nicht ihre Hände (barmherzig) den Armen entgegengestreckt u. weil sie nicht den Willen ihres Vaters im Himmel getan haben. || Tanch D-ÖSW* 97b: R. Schela (aus K phar T marta, um 280) hat gesagt: Komm u. sieh, was geschrieben steht: Verhärte dein Herz nicht u. verschließ deine Hand nicht vor deinem armen Bruder Dt 15, 7. Was bedeutet „vor deinem Bruder* ? Es heißt nicht „vor dem Armen", sondern „vor deinem Bruder"; beide (Reiche u. Arme) sind gleich; verursache es dir also nicht selbst, daß du werdest, wie er ist. (Hart herzigkeit führt zur Armut.) || Midi Ps 7 § 11 ( 3 4 ) R. Levi (um 300) hat gesagt: Als Gott zu Noah sprach: Nimm zu dir immer zwei von jeder Art in den Kasten, da kamen sie alle u. gingen hinein in den Kasten, s. Gn 7,15. Als sie zu Noah kamen, gingen sie hinein, jedes mit seiner Genossin. Da kam die Lüge und wollte eintreten. Noah sprach zu ihr: Du kannst nicht eintreten, es sei denn, daß eine Genossin mit dir kommt. Die Lüge ging u. suchte eine Genossin. Da begegnete sie der Verarmung. Diese sprach zu ihr: Woher kommst du? Sie antwortete: Von Noah; denn ich ging u. wollte in den Kasten eintreten, aber er ließ es nicht zu, es sei denn, daß ich eine Genossin hätte; willst du, so sei meine Genossin! Die Verarmung sprach zur Lüge: b
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«rr.z,
vgl. dazu Bacher, pal. Amor. 2, 308.
Matth 19, 22 (Nr. 3. 4)
822
Was gibst du mit? Diese sprach: Ich will mit dir festsetzen, daß du alles in Empfang nehmen sollst, was ich erwerbe. Danach gingen sie beide in den Kasten. Als sie aus dem Kasten gegangen waren, brachte die Lüge zusammen u. die Verarmung nahm eins nach dem andren in Empfang, aber nichts verblieb, auch nicht das geringste. Da ging die Lüge zur Verarmung u. sprach: Gib mir, was ich erworben habe! Sie antwortete: Haben wir nicht also miteinander vereinbart, dafi ich alles, was du zusammenbringst, empfangen soll? Sie konnte nichts dagegen vorbringen. Darum sagt das Sprichwort! Was die Lüge erzeugt, das nimmt die Verarmung weg! — Die Schlußworte nach Raschi zu Ps 7, 15. || Hierher gehört auch P°siq 117»: R. Acha (um 320) hat gesagt: Die Israe liten müssen Johannisbrot nötig haben; dann tun sie Buße. R. fAqiba ( t u m 135) hat gesagt: Schön ist die Armut für die Tochter Jakobs, wie ein roter Riemen am Halse des Schimmels. — Erst die härteste Strafe, wie Armut, bringt Israel zur Besinnung u. Umkehr; deshalb steht ihm Armut schön. Das Wort ist oft wiederholt, zB Chag 9 b . LvR 13 (114b); 35 (132«); Midr HL 1,4 (86 ). d. Ex 31 ( 9 1 ) : Wohl dem Menschen, der in seiner Versuchung besteht; denn es gibt keinen Menschen, den Gott nicht versuchte. Den Reichen versucht er, ob seine Hand den Armen sich Öffne, u. den Armen versucht er, ob er Leiden (Züchtigungen) hinnehme ohne Murren, 8. Jes 58, 7: „Arme, Heimatlose führe in dein Haus." Wenn der Reiche in seiner Versuchung besteht u. Wohltätigkeit übt, so genießt er seinen Reichtum in dieser Welt, während das Stammkapital (der Hauptlohn) ihm anstehen bleibt für die zukünftige Welt. u. Gott bewahrt ihn vor dem Gehinnomgericht, s.Pa41,2: „Wohl dem, der gegen den Elenden billig handelt, am Tage des Unglücks (nach dem Midr = am Gerichtstage) wird ihn Jahve erretten." Und wenn der Arme in seiner Ver suchung besteht u. sich nicht auflehnt, so empfängt er in der Zukunft Doppeltes, s. P s l 8 , 28: „Dem armen Volk hilfst du." Von wem lernst du das? Von Hiob, der in dieser Welt gezüchtigt wurde, u. Gott ersetzte ihm Doppeltes, 8. Hi 42,10. Aber wenn des Reichen Auge mißgünstig ist, so schwindet er u. sein Vermögen aus dieser Welt, s. Qoh 5,13: „Es geht zugrunde solcher Reichtum durch einen schlimmen Zufall", weil sein Auge mißgünstig ist gegenüber den Almosensammlern. — Dasselbe Tanch atscsfl 94b. || Midr Ps 5 § 2 (26«): R. Chanin b. Ada (Adda) hat gesagt: Die Tora sagt: „Länge der Tage ist in ihrer Rechten, in ihrer Linken Ehre n. Reichtum" Spr 3,16. Wenn die Söhne der Armen sich in ihrer Armut mit der Tora beschäftigen, so lasse ich sie 310 Welten besitzen, s. Spr 8, 21: „Um denen, die mich lieben, reelles Gut (»'«)* zukommen zu lassen u. ihre Schatzkammern zu füllen." Und warum sind sie arm in dieser Welt? Damit sie sich nicht mit eitlen Dingen befassen u. (darüber) die Tora vergessen; denn man muß sein Handelsgeschäft dahintenlassen u. sich mit der Tora beschäftigen, da die Tora allem voraufgegangen ist, s Spr. 8, 22: „Jahve hat mich (Weisheit = Tora) geschaffen als den Anfang seines Weges, als frühestes seiner Werke, vorlängst. b
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4. Bei der Einschätzung der Armut als drückendste Last kann es nicht überraschen, wenn häufig die Frage in den Vordergrund sich schiebt, wie der Mensch der Armut entgehn u. zu Reichtum gelangen mag. In welcher Richtung sich dabei die Gedanken bewegt haben, zeigen die nachfolgenden Stellen. d
LvR 22 (120 ): „Das Überflüssige der Erde gehört mit zum Weltall" (so der Midi Qoh 5, 8). R. J huda (um 150) hat gesagt: Selbst die Dinge, die du als überflüssig für die Welt ansiehst, auch sie gehören zum Weltall, zum Bestände der Welt: der Bast, um Stricke daraus zu machen; die Blätter (der Palme), um Siebe daraus zu flechten. e
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Wenn = Chanina b. Idi, dann gegen 300; s. Bacher, pal. Amor. 3, 555. * v", dem Zahlenwert nach = 310, wird hier, wie auch sonst mehrfach, = 310 Welten gedeutet. * Lies mit Midr Qoh 5, 8 ir**in statt «-jr. Vgl. hierzu Bacher. Tann. 2, 265. 4
Matth 19, 22 (Nr. 4)
823
„Ein König ist dem Felde dienstbar" (das.): selbst wenn einer ein König wäre u. von einem Ende der Welt bis zum andren herrschte, dem Felde ist er dienstbar. Hat das Land Ertrag gebracht, so ergeht es ihm gut; hat es keinen Ertrag gebracht, so hat er nichts. Deshalb: „Wer Silber liebt, wird Silbers nicht satt" (das. Vers 9); wer den Mammon liebt, wird des Mammons nicht satt; denn wer nach dem Mammon rennt u. jagt u. keinen Landbesitz hat, was hat er für Nutzen? — R. Jischmafel (Sch muöl) b. Tanch um u. R. Chanin b. B rekbja haben im Namen des R. Jirm ja (um 320) gesagt: Es heißt Ez 27,29: „Absteigen werden von ihren Schiffen alle, die das Ruder hand haben; die Seelente, alle Segler des Meeres werden aufs Land treten." Wissen wir denn nicht, daß sie ans Land treten (wozu muß das erst gesagt werden)? Allein es ist so gemeint: Wenn das Schiff eines Menschen im Meer untergegangen ist u. er hat Landbesitz, so kann er sich auf die Erde stellen (hat an seinem Lande eine sichere Existenzbasis); hat er aber keinen Landbesitz, so gibt es keine größere Nichtigkeit als diese. — Dasselbe mit Abweichungen im einzelnen Midr Qoh 5,8 (26 ) . Vgl. auch J b 6 3 : R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Wer keinen Landbesitz hat, ist kein Mensch, s. Ps 115,16: Der Himmel ist Himmel für Jahve u. die Erde hat er den Menschenkindern gegeben R. Eifazar hat gesagt: Dereinst werden alle Gewerbetreibende sich auf Landbesitz stellen, s. Ez 27,29 (wie oben). — Ein andres urteil des R. Eifazar über die Einträglichkeit der Landwirtschaft s. im nächsten Zitat. II J b 6 3 : R. Eifazar hat gesagt: Es gibt kein weniger einträgliches Gewerbe, als der Landbau ist; denn es heißt Ez27,29 (s. oben): „Sie werden herunterkommen" (so der Midr - n v i ) . R. Eifazar sah ein Feld, auf welchem Kohl der Breite nach (auf den Beeten) gepflanzt war; er sprach: Auch wenn man dich der Länge nach pflanzte, das Betreiben eines Handelsgeschäftes ist besser als du! — Rab (t 247) ging zwischen Ähronfeldern; er sah, wie sie wogten; er sprach: Wenn du auch noch so sehr wogst, das Betreiben eines Handelsgeschäftes ist besser als du! — Raba (t 352) hat gesagt: Bei 100 Zuz in einem Handelsgeschäft gibt es täglich Fleisch u. Wein; bei 100 Zuz im Landbau gibt es Salz (oder Melde) u. Grummet; u. nicht bloß dies, es läßt ihn auch auf der Erde schlafen (zur Bewachung der Früchte) u. verursacht ihm Händel. — Rab Papa (f 376) hat gesagt: Säe (selbst aus) u. kaufe (deine Nahrungs mittel) nicht; auch wenn es sich gleichbliebe (die Selbstgewinnung der Früchte sich nicht billiger stellte, als ihr Einkauf auf dem Markt), es haftet ein Segen daran. Ver kaufe (was du hast u. treibe mit dem Erlös Handelsgeschäfte), so wirst du nicht herunterkommen. Das bezieht sich auf Polster; aber ein Mantel möchte für ihn nicht mehr angetroffen werden (darum verkaufe man einen solchen, der das Ehrenkleid ist, nicht). Stopfe zu (ein Loch in der Wand), aber nimm keinen Reparaturbau vor; nimm einen Reparaturbau vor (wenn es nicht anders möglich ist), aber keinen Neubau; wer sich auf Bauen einläßt, verarmt. Springe zu u. kaufe Land; aber zögere, wenn du ein Weib nimmst. Steige eine Stufe herab, wenn du ein Weib nimmst; steige eine Stufe empor, wenn du einen Freund wählst. — Der Satz: „Bauen macht arm" auch Sota 1 1 . II Sanh 58b: R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Der Landbesitz (u. seine Bewirtschaftung) ist den Mäunern des Arms verliehen, s. H i 2 2 , 8 : Der Mann des Arms — ihm gehört das Land! Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Was besagt Spr 12,11: „Wer seinen Acker bebaut t s i r , wird reichlich Brot haben" ? Wenn sich der Mensch selbst gleichsam zum Sklaven -iaya seines Landes macht, wird er reichlich Brot haben; wenn aber nicht, wird er nicht reichlich Brot haben. — Beide Worte wollen die Unverträglichkeit des Landbaues, der einen ganzen Mann erfordert, mit dem Torastudium hervorheben. j| LvR 3 (106 ): R. Jicchaq (um 300) eröffnete seinen Vortrag mit Qoh 4, 6: „Besser eine Hand voll Ruhe, als beide Fäuste voll Mühe u. windigen Strebens." Besser daran ist der, der zehn Goldstücke hat u. damit Handel treibt u. sich davon ernährt, als der, welcher hingeht u. auf Zins entleiht. Im Sprichwort sagt man: Wer ein Darlehn gegen Zinsen nimmt, verliert das Seine u. auch das. was ihm nicht gehört (sondern dem Gläubiger). Vielmehr „windiges Streben" ist sein Wunsch, Geschäftsmann genannt zu werden. — Besser daran ist der, welcher hingeht u. arbeitet u. Almosen von dem Seinigen gibt, als« der, welcher hingeht u. raubt u. erpreßt u. Almosen gibt von dem, e
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Matth 1 9 , 2 2 (Nr. 4)
824 -was andren Leuten g e h ö r t
I m Sprichwort s a g t m a n : Sie bohlt für Äpfel a. verteilt
(den Buhlerlohn) an Kranke. V i e l m e h r „windiges Streben" ist sein W u n s c h , ein Barm herziger (Bar-Micva hier — Almosenspender) genannt zu werden. — Besser daran ist der, welcher einen Garten hat u. ihn düngt u. behackt u. sich von ihm nährt, ah) der welcher die Gärten andrer u m die Hälfte (des Ertrags) übernimmt. I m Sprichwort sagt m a n : W e r Einen Garten pachtet, kann V ö g e l (Geflügel) essen, w e r aber (viele) Garten pachtet, den essen die V ö g e l . Vielmehr „windiges Streben" ist sein W u n s c h , ein Besitzer von A n w e s e n genannt zu werden. — Dasselbe anonym m i t Abweichungen Midr Qoh 4 , 6 ( 2 3 ) . II Chul 8 4 : R. Jochanan ( t 2 7 9 ) hat g e s a g t : W e r reich werden will, befasse sich a
a
Rab Chisda ( f 3 0 9 ) hat gesagt: W a s besagt D t 7 , 1 3 : „ D i e A n z u c h t
mit Kleinvieh.
p - r r i r ö deiner Schafe"? D a ß sie ihre Besitzer reich machen, r v « } * « . || Daselbst 8 4 b
:
R . Jochanan hat gesagt: W e n n einer, dem sein V a t e r Geld hinterließ, es durchbringen will, so kleide er sich in Gewänder von Leinwand u. bediene sich gläserner Gefäße u. miete Arbeiter n. weile nicht bei ihnen. || Nidda 7 0 b B a r : (Zwölf Fragen legten die Leute von Alexandria dem R . J°hoschua? b. Chananja, um 9 0 , v o r ; davon lautet die eine:) W a s soll der Mensch tun, damit er reich w e r d e ? Er antwortete: Er treibe viel Handel u. kaufe u. verkaufe in Redlichkeit! Man sprach zu ihm: Viele haben also getan u. es hat nichts geholfen; vielmehr er bitte um Erbarmen den, dem der Reichtum gehört, s. H a g 2 , 8 : „Mein ist das Silber u. mein das Gold." W a s will uns das lehren? D a ß das eine a
ohne das andre nicht genögt. (Bete u n d arbeite!) || B M 4 2 : R . Jicchaq (um 3 0 0 ) h a t gesagt: Immer finde sich das Geld des Menschen in seiner Hand, s. D t 1 4 , 2 5 : „ F a s s e das Geld in deiner Hand zusammen." Ferner hat R . Jicchaq g e s a g t : I m m e r drittele der Mensch seine Gelder: ein Drittel für Landbesitz, ein Drittel für Handelsgeschäfte u. ein Drittel sei unter seiner Hand (jederzeit ihm zur Verfügung stehend). (R. Jochanan, f 2 7 9 , hat gesagt:)
a
Vgl. B M 1 0 7 :
„Gesegnet bist du auf dem Felde" D t 2 8 , 3 ;
deine
Güter sollen gedrittelt sein; ein Drittel in Getreide, ein Drittel in Olivenbäumen n. ein Drittel in W e i n s t ö c k e n (schlägt die eine Frucbtgattung fehl, so gleichen die andren den Schaden aus). !l P s 4 9 : R . Jochanan ( f 2 7 9 ) hat gesagt: W e n n eine Priestertochter einen e
a
(gewöhnlichen) Israeliten heiratet, so gilt ihre Verbindung nicht als schön. W i e verhält es sich d a m i t ? R a b Chisda ( f 3 0 9 ) hat gesagt: Sie wird entweder eine W i t w e oder eine Geschiedene, oder sie bleibt ohne Nachkommen. In einer Bar ist gelehrt worden: E r begräbt sie oder sie begräbt ihn oder bringt ihn in Armut.
W i r k l i c h ? R. Jochanan hat
doch gesagt: W e r reich werden will, der hänge sich an den Samen A h r o n s ; um so m e h r werden ihn Torastudium u. Priesterschaft reich machen. D a s ist kein Widerspruch: in dem einen Fall handelt es sich um einen Gelehrtenschüler, in dem andren um einen tAm ha-arec ( G e s e t z e s u n k u n d i g e n ) . . . . Rab Papa ( f 3 7 6 ) hat gesagt: W e n n ich nicht a
eine Priestertochter geheiratet hätte, wäre ich nicht reich geworden. || B M 5 9 : R . Chelbo (um 3 0 0 ) hat gesagt: Immer sei der Mensch bedacht auf die Ehrung seines W e i b e s ; denn es findet sich Segen im Hause des Menschen nur w e g e n seiner Frau, 8. G n 1 2 , 1 6 : Abram tat er Gutes um ihretwillen.
Das ist es, was Raba (f 3 5 2 ) den Leuten von a
Machuza gesagt hat: Ehret eure Frauen, damit ihr reich werdet. || Sanh 9 2 : R . Eifazar (um 2 7 0 ) hat gesagt: Jeder Mensch, der W i s s e n hat, wird schließlich reich werden, s. Spr 2 4 , 4 : Durch W i s s e n werden die Kammern gefüllt mit allerlei kostbarer u. lieblicher b
Habe. || B B 2 5 : R. Jicchaq (um 3 0 0 ) b a t gesagt: W e r weise werden will, der wende sich (beim Gebet) nach Süden, u. wer reich werden will, wende sich nach Norden. A l s Merkmal können dir dienen der Tisch (im Heiligen des Tempels) im Norden u. der e
Leuchter im Süden. R. J hoschua? b. Levi (um 2 5 0 ) hat g e s a g t : Immer wende man sich nach Süden; denn dadurch, d a ß man weise wird, wird man reich, s. Spr 3 , 1 6 : In ihrer (der W e i s h e i t ) Linken ist Ehre u. Reichtum. || Aboth 4 , 9 : R. Jonathan (um 140) s a g t e : W e r die Tora in A r m u t hält, wird sie schließlich in Reichtum halten, u. wer die Tora im Reichtum vernachlässigt, wird sie schließlich vor A r m u t vernachlässigen. — Parallel stelle: A b o t h R N 3 0 Anfang. || Schab 1 1 9 « : Rabbi fragte den R . Jischma?el b. Jose (um 1 8 0 ) : W o d u r c h haben die Reichen im Lande Israel (ihren Reichtum) erlangt? Er ant wortete ihm: W e i l sie (ordnungsmäßig) ihren Zehnten geben; 8. D t 1 4 , 2 2 : „Verzehntend
Matth 19,22 (Nr. 4. 5)
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verzahnte allen Ertrag deiner Aussaat", d. h. verzahnte *>»r, damit du reich werdest • w w w . Wodurch baben ihn die in Babel erlangt? Er antwortete: Weil sie die Tora ehren. Und wodurch die in den ttbrigen Ländern? Er antwortete: Weil sie den Sabbat ehren. Denn R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Einmal war ich bei einem Haus besitzer in Laodicea als Gast Man brachte einen goldenen Tisch vor ihn, an dem sechzehn Mensohen zu tragen hatten, ja. sechzehn silberne Ketten waren daran befestigt u. Schusseln u. Becher u. Kruge u. Flaschen befanden sich darauf, sowie alle Arten von Speisen u. alle Arten von köstlichen Früchten u. Wohlgerüchen. Als sie ihn hingestellt hatten, sprachen sie: Jahven gehört die Erde u. ihre Fülle (Ps 24,1); u. als sie ihn ent fernten, sprachen sie: Der Himmel ist Himmel für Jahve u. die Erde hat er den Menschen kindern gegeben Ps 115,16. Ich sprach zu ihm: Mein Sohn, wodurch hast du dies alles erlangt? Er antwortete: Ich bin Fleischer gewesen, u. bei jedem Stück Vieh, das schön war, sagte icb: Das soll für den Sabbat sein! Da sprach ich zu ihm: Gepriesen sei Gott Dipnn, der dich dies alles hat erlangen lassen! — Parallelstellen: GnR 11 ( 8 ) ; PesiqR 23 (119 ). Vgl. das sprichwortartige Wort im Munde eines Alten Schab 1 1 9 : Was man für den Sabbat borgt, bezahlt der Sabbat. || Tafan 8 : R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Verzehntend verzehrte* Dt 14,22; verzehnte, damit du reieh werdest. || B rakh 63 : Rab Nachman b. Jicchaq (f 356) hat gesagt: Wer (die Abgaben an die Priester richtig) abgibt, wird schließlich reich werden; denn es heißt Nu 5,10: „Wer dem Priester gibt, dem soll zuteil werden" (so der Midr), dem soll Vermögen zuteil werden. || pSchab 6,8 , 63: Als R. Jochanan (f 279) einmal über einen Markt ging, sah er einen, der einige Honig kuchen verkaufte. Er sprach zu ihm: Davon ernährst du dich? Er antwortete: Ja! Er verließ ihn u. ging weiter. Nach einer Weile ging er wiederum an ihm vorüber. Da sprach dieser zu ihm: Rabbi, bete für mich; denn von der Stunde an (da du fortgingst) habe ich nichts mehr verkauft. Er antwortete: Verändere deinen Platz; denn manchmal veranlaßt die Veränderung des Namens u. manchmal die Veränderung des Ortes (die Aufhebung eines bösen Verhängnisses). — Die Kraft, ein schlimmes Verhängnis auf zuheben, wird GnR 44 (27 ) noch beigelegt dem Gebet, den Almosen, der Buße, den guten Werken u. dem Fasten. |l Schab 156 : R. Chanina (um 225) sagte: Das Gestirn (die Konstellation) macht weise u. das Gestirn macht reich, u. es gilt das Gestirn (auch) für Israel; R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Es gilt das Gestirn nicht für Israel, s. Jer 10,2. — Schab 1 5 6 : Auf der Schreibtafel des R. J hoschuaf b. Levi (um 250) stand geschrieben: Wer am 3. Wochentag ( = Dienstag) geboren ist, wird ein reicher u. wollüstiger Mann. Weshalb? Weil an ihm die Kräuter erschaffen wurden (die sich schnell vermehren). Es sprach R. Chanina: Geht u. sagt dem Bar Levi: Nicht das Gestirn des Tages ist der Veranlasser, sondern das Gestirn der (Geburts-)Stunde. Wer unter der Herrschaft der Venus geboren wird, wird ein reicher u. wollüstiger Mann, weil ihm das Feuer angeboren ist. (Die Stundenherrschaft üben die Gestirne, bei der Sonne angefangen, in dieser Reihenfolge aus: Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter, Mars; dann hebt die Reihe immer wieder von vorn an. Die Sonne regiert am Sonntag früh von 6—7 Uhr, dann regiert in derselben Stunde am Montag der Mond, am Dienstag Mars, am Mittwoch Merkur, am Donnerstag Jupiter, am Freitag Venus, am Sonnabend Saturn. Die früh von 6—7 Uhr herrschenden Gestirne sind die Gestirne der betreffenden Tage; von ihnen rühren die Namen der Wochentage in den einzelnen Sprachen her.) || Über Almosen als Quelle des Reichtums s. im Exkurs: „Die Privatwohltätigkeit" Nr. 3 (Tafan 2 4 ) ; Nr. 4 Anm. I (LvR 5) u. Nr. 5. b
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5. Aussprüche verschiedenen Inhalts. a
LvR34 (131 ): Acht Namen gibt es für den Armen: « « , l^a*, l??"?, » 7 , - - , ?T?, T j , "frr,. Er heißt 'vt im gewöhnlichen Sinn; v a n , weil er nach allem Verlangen hat a a r » ; p c » , weil er jedermann verächtlich ist ^ra, s. Qoh 9,16: Die Weisheit des Armen ist verachtet; «n ist der an Gütern Arme, b- ist der in seinem Vermögen Heruntergekommene (Geschwächte ^ * " " ? ) , -p ist der Zerknirschte T»?*"»? : er sieht etwas u. kann es nicht essen, er sieht etwas u. kann es nicht kosten u. trinken; -f*,
Matth 19,22 (Nr. 5). 19, 23 (Nr. 1. 2)
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weil er sich vor jedermann beugt, er ist wie zur Unterschwelle geworden (auf die jeder Fuß tritt). Zu -^n (vgl. nzbr. Ps 10,8. 10. 14) fehlt die Erklärung; andre Aus gaben lesen übrigens -J^H. || BQ 9 2 : Im Sprichwort heißt es: Dem Armen läuft die Armut nach. - Dasselbe BB 174b Chul 105M Qid49b Zehn Maß (Qab) Reichtum sind über die Welt herabgekommen; neun erhielten die Römer u. eins die ganze übrige Welt. Zehn Maß Armut sind über die Welt herabgekommen; neun erhielt Babel u. eins die ganze übrige Welt. (Die Armut Babels wird dann gedeutet auf die , Armut an Tora".) — Nach Midr Esth 1,3 (85 ) gehört diese Ausführung dem R. Nathan, um 160, an; hier werden die 9 Maß Armut ti? beigelegt, d. b. entweder Lydda oder Lydien. Vgl. AbothRN 28. || P«s 1 1 3 : R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Drei macht Gott täglich (rühmend im Himmel) bekannt: Den Unverheirateten, der in einer Großstadt wohnt u. nicht sündigt (in Unkeuscbheit); den Armen, der Verlornes seinem Besitzer wieder zustellt, u. den Reichen, der seine Früchte im verborgenen verzehntet. || P«s 113b Bar: Vier kann der Verstand nicht fassen. Diese sind: Ein hochmütiger (stolzer) Armer, ein (infolge seines Geizes) abmagernder Reicher, ein Alter, welcher hurt, u. ein Gemeindevorsteher, der sich eitler Weise über die Gemeinde stolz erhebt. Einige fügen noch den hinzu, der sein Weib einmal, zweimal (durch Scheidung) entlassen hat u. sie (trotzdem) wiedernimmt. a
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19, 23: Ein R e i c h e r w i r d s c h w e r in das H i m m e l r e i c h e i n g e h n . 1. Wer ist reich? a
pPea 4 , 1 8 , 60: (1 Chr 22,14: Siehe, in meiner Armut habe ich für das Haus Jahves gerüstet 100000 Talente Gold usw.) R. Abin (I., um 325; IL, um 370) hat gesagt: Was bedeutet »in meiner Armut" ( " J ' a , so der Midr)? Daß es keinen Reichtum vor dem gibt, welcher sprach u. es ward die Welt. (Reichtum ist also stets ein relativer Begriff.) Dasselbe pGit 8 , 4 9 , 6; pBM l , 7 , 59. || Schab 25b ß : Wer ist reich? Wer an seinem Reichtum Befriedigung findet; das sind Worte des R. Meür (um 150). R. Tarphon (um 100) sagte: Wer 100 Weinberge, 100 Feldstücke u. 100 Sklaven hat, die darin arbeiten. R. fAqiba (t um 135) sagte: Wer ein Weib hat, das schön an Werken ist. R. Jose (der Galiläer?, um 110, oder b. Chalaphta?, um 150) sagte: Wer einen Abort in der Nähe seines Tisches hat. . A b o t h 4 , 1 : Ben Zoma (um HO) sagte: . . . Wer ist reich? Der, welcher sich seines Loses (Teiles) freut, s. Ps 128,2: Wenn du von der Arbeit deiner Hände dich nährst, wohl dir u. du hast es gut (so der Midr): „wohl dir" in dieser Welt, „u. du hast es gut" in der zuk. Welt. — Parallelstelle: AbothRN 23. || Tamid 66": (Alexander der Gr. fragte die Ältesten des Südens:) Wer wird wohl reich genannt? Sie antworteten: Wer ist reich? Der, welcher sich seines Loses freut. c
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2. Der Reichtum, wenn er recht gebraucht wird, gereicht dem Gerechten zum Schmuck u. Segen;» die Frommen lieben deshalb ihr Geld mehr als ihren Leib.b a. TSanh 11,8 (432): R. Schimfon b. J°huda (aus K°phar lkos, s. Einl. 131) hat im Namen des R. Schimfon (b. Jochai, um 150) gesagt: Schönheit, Kraft, Weisheit, Reichtum, Alter, Ehre (u. Ruhm) u. Kinder sind ein Schmuck für die Gerechten selbst u. auch ein Schmuck für die Welt, s. Spr 16, 31: Ein herrliches Diadem ist Greisen haar; Spr 17, 6: Ein Diadem für Greise sind Kindeskinder; Spr 20, 29: Der Jünglinge Schmuck ist ihre Kraft, u. der Greise Schmuck ist das graue Huar; Jes 24, 23: Vor seinen Ältesten ist Ehre. R. Schimfon b. M nasja (um 180) sagte: Das sind die sieben Eigenschaften (Kennzeichen, wörtlich: Maße), die die Gelehrten an den Gerechten auf gezählt haben, u. alle waren vorhanden bei Rabbi u. seinen Söhnen. — Parallelstellen: Aboth6, 8; pSanh 11, 3 0 , 43. |l Schab 9 2 : Ein Autor hat gesagt: Die Sch khina (göttliche Gegenwart, hier speziell der Geist der Prophetie) ruht nur auf einem Weisen, einem Starken, einem Reichen u. einem Mann von schöner Gestalt. — N d 3 8 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Gott läßt seine Sch khina nur auf einem Starken, einem Reichen, einem Weisen u. einem Demütigen ruhen, u. sie alle lassen sich von c
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Matth 19,23 (Nr. 2. 3)
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Mose her beweisen (folgt umständlicher Schriftbeweis). - - R. Jochanan hat gesagt: Alle Propheten sind reich gewesen. Woher wissen wir das? Von Mose, Samuel, Arnos u. Jona (folgt Schriftbeweis). || Segen des zum Wohltun verwandten Reichtums s. ExR 31 (91 i oben S. 822, ferner Exkurs über private Wohltätigkeit Nr. 4. b. S o t a l 2 : Sie nahm einen Kasten aus Papyrus für ihn Ex 2, 3. Was hat es mit dem Papyrus auf sich? R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Daraus ergibt sich, daß die Gerechten ihr Geld lieber haben als ihren Leib (als sich selbst); u. dies alles, weil sie ihre Hände nicht nach Raub ausstrecken (u. deshalb wissen, wie schwer Vermögen zu erwerben ist). — Vgl. zur Psychologie der Reichen Chul 4 6 : ys'sp's y^-sv, die Reichen sind sparsam (wörtlich: scharren zusammen). c
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3. Der Reichtum hat seine großen Gefahren :a er führt leicht zur Gleichgültigkeit u. Auflehnung gegen Gottb u. bringt mancherlei Unsegen über seinen Besitzer, falls dieser in Unbarmherzigkeit seine Hand gegen die Armen verschließt, c d
a. ExR 31 ( 9 1 ) : Als Salomo den Tempel gebaut hatte, sprach er in seinem Gebet zu Gott: Herr der Welt, wenn ein Mensch vor dir beten sollte, daß du ihm Vermögen •pea geben möchtest, u. du weißt, daß es ihm schädlich sein wird, so gib ihm nicht; wenn du aber siehst, daß einem Menschen sein Reichtum wohlansteht, so gib ihm; s. 2 Chr 6, 30: Du wollest einem jeden geben nach all seinen Wegen, wie du sein Herz kennst. Dasselbe Tanch o*iar.we 9 5 . — || Gittin 7 0 : Von acht Dingen ist ein Über maß schädlich, aber ein bescheidenes Maß schön; diese sind: Reisen (zu Fuß), Beischlaf, Reichtum, Arbeit, Wein, Schlaf, warmes Wasser (als Trank u. Bad) u. Aderlaß. b. GnR 28 (17''): R. fAqiba (t um 135) hat gesagt: Alle (Propheten) haben ihren Unwillen über das Silber u. Gold ausgesprochen, das mit ihnen (Israel) aus Ägypten gekommen ist, s. Jes 1,22: Dein Silber ist zu Schlacken geworden; Hos 2 , 1 0 : Des Silbers u. des Goldes schaffte ich ihr viel, für den Basal haben sie es verwendet; das. 8,4: Ihr Silber u. ihr Gold machten sie sich zu Bildsäulen, damit es ausgerottet werde. II Pirqe RE125 ( 1 2 ) : Die reichsten Leute der Welt sind die Sodomiter gewesen infolge des guten u. fetten Landes, in welchem sie wohnten. . . . Sie vertrauten nicht auf den Schutz ihres Bildners, sondern auf die Menge ihres Reichtums; denn der Reichtum treibt von seinen Besitzern die Gottesfurcht weg, da sie auf ihre eigene Kraft ver trauen. || Joma 3 5 Bar: Der Arme, der Reiche u. der Gottlose kommen ins Gericht. Zum Armen wird man (Gott) sagen': Warum hast du dich nicht mit der Tora be schäftigt? Wenn er dann sagen wird: Ich bin arm gewesen u. war mit meinem Unter halt beschäftigt, so wird man ihm sagen: Bist du etwa ärmer gewesen, als Hillel (um 20 v. Chr.)? . . . Zum Reichen wird man sagen: Warum hast du dich nicht mit der Tora beschäftigt? Wenn er dann sagen wird: Ich bin reich gewesen u. war mit meinem Vermögen beschäftigt, dann wird man ihm sagen: Bist du etwa reicher ge wesen, als R. Eifazar (b. Charsom, ein Priester zur Zeit des Tempelbestandes)? . . . Zum Gottlosen wird man sagen: Warum hast du dich nicht mit der Tora beschäftigt? Wenn er dann sagen wird: Ich bin schön gewesen u. war umgetrieben von dem bösen Triebe, dann wird man ihm sagen: Bist du etwa schöner gewesen, als Joseph? . . . B°rakh 32«: Was heißt Di-Zahab (Dt 1,1)? In der Schule des R. Jannai (um 225) hat man gesagt: So hat Mose vor Gott gesprochen: Herr der Welt, das Silber u. Gold, das du den Israeliten in Überfluß gegeben hast, bis sie sagten: Es ist genug ("", DiZahab also = genug Gold!), hat es verursacht, daß sie das Kalb verfertigt haben. In der Schule des R. Jannai hat man gesagt: Der Löwe brüllt nicht bei einem Korb voll Stroh, sondern bei einem Korb voll Fleisch. R. Hoschafja (um 225) hat gesagt: Gleich einem Menschen, der eine magere, aber starkknochige Kuh hatte; er fütterte sie mit Wicken, da schlug sie gegen ihn aus. Er sprach zu ihr: Was ist der Grund, daß du gegen mich ausschlägst? Nur die Wicken, mit denen ich dich gefüttert habe. R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: Gleich einem Menschen, der einen Sohn hatte; er badete u. salbte ihn, er gab ihm Speise u. Trank, er hängte a
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Matth 19,23 (Nr. 3). 19,24
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ihm einen Beutel (voll Geld) um Beinen Hals u. setzte ihn an die Tfir der Buhldirnen. Was sollte nun der Sohn tun, um nicht zu sündigen? Rab Acba b. Huna hat im Namen des Rab Schescheth (um 260) gesagt: Das ist es, was die Leute zu sagen pflegen: Der volle Bauch ist von böser Art; s. Hos 13, 6: Da sie satt geworden, über hob sich ihr Herz; deshalb haben sie mich vergessen. — Parallelstelle: Sanh 102». || Daß das Flutgeschlecht, die Leute von Sodom, die Generation des Turmbaues u. des Wüstenzuges, die Kinder Hiobs u. die zehn Stamme sich nur bfolge ihres Wohlstandes u. Überflusses gegen Gott empört haben, wird ausführlich dargelegt SDt 32,15 § 31g (136»), zum Teil auch Sanh 108»; 109». c. Siehe den Exkurs über private Wohltätigkeit Nr. 5. — Ferner Beca 3 2 : Rab Nathan b. Abba (um 270) hat gesagt, Rab (t 247) habe gesagt: Die Reichen Babels fahren hinab in den Gehinnom. Als Schabb'thai b. Marinos nach Babel kam, bat er sie um Beschäftigung, aber sie gaben ihm keine; um Nahrungsmittel, aber auch da mit versahen sie ihn nicht. Da sprach er: Diese stammen von dem „großen Gemisch" (Ex 12,38) ab; denn es heißt Dt 13,18: „Damit Jahve dir Erbarmen schenke (im Sinne des Midr: gegen andre) u. sich dein erbarme." Wer sich über uie Menschen er barmt, von dem ist gewiß, daß er zum Samen unsres Vaters Abraham gehört; wer sich aber nicht über die Menschen erbarmt, von dem ist gewiß, daß er nicht zum Samen unsres Vaters Abraham gehört. b
19,24: L e i c h t e r i s t es, daß ein K a m e l d u r c h ein N a d e l ö h r e i n g e h t . e
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B rakh 55 : R. Sch muel b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jonathan (um 220) habe gesagt: Man (Gott) läßt den Menschen (im Traum) nur die Gedanken seines Herzens sehen; s. Dn 2, 29. Raba (t 352) hat gesagt: Du kannst es auch daraus er kennen, daß man keinen Menschen (im Traum) sehen läßt eine Palme aus Gold oder einen Elefanten, der durch ein Nadelöhr Narren «cnp geht. (An dergleichen denkt nie mand, deshalb träumt er nicht davon.) || BM 38 : (Rab Schescheth, um 260, sagte zu Rab fAmram, als dieser eine spitzfindige Einwendung machte:) Du bist wohl aus Pumb*ditha, wo man einen Elefanten durch ein Nadelröhr «tsnon «cipa gehen läßt! |[ Eine ähnliche sprichwörtliche Redensart findet sich Job 45»: Das Kamel in Medien tanzt in einem Qab (Maß) herum. Kamel als Maßbestimmung BB 2 Ende: Wenn ein Baum in einen öffentlichen Bezirk hinüberhängt, so darf man so viel wegschneiden, daß ein Kamel u. sein Reiter (darunter) vorübergehen kann. R. Jehuda (um 150) sagte: Ein Kamel, das mit Flachs oder mit Rebenbündeln beladen ist. Zur sprichwörtlichen Verwendung des Nadelöhrs 8. auch Midr HL 5, 2 (118 ): „Tu mir auf, meine Schwester" HL 5, 2. R. «o* ( = Jose, um 350) hat gesagt: Gott sprach zu den Israeliten: Tut mir auf eine Öffnung der Buße so groß wie ein Nadel öhr tsno bv rrins, so will ich euch Türen öffnen, in die Wagen u. Karren hinein können. — Dasselbe Pesiq 163 *>, wo statt mins das gleichbedeutende mirss, 8. bei Mt 4,17 S. 168. — || GnR I ( 2 ) : R. Tanchum (um 380) hat gesagt: Wenn in einem Schlauch ein Loch ist wie eine Nadelspitze er™ bv mina, so geht alle seine Luft hinaus; u. der Mensch ist voll von Höhlungen u. Öffnungen, u. seine Luft (sein Geist) geht nicht von ihm. (Der ganze Absatz nicht bei Theodor.) b
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19, 27—30, s. Exkurs: Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. iv TQ~ 7ia'Aiyyeveoiif.
19,28: Bei der W i e d e r g e b u r t . — Zur Welterneuerung 8. bei O f f b 2 1 , l .
19, 28: A u f dem T h r o n s e i n e r H e r r l i c h k e i t , s. bei Mt 25, 31. 19,28: R i c h t e n d d i e z w ö l f S t ä m m e I s r a e l s . Zur Teilnahme der Gerechten am Endgericht 8. Exkurs: Scheol usw. II, 10 d u. m. Die Gerechten als Vollstrecker des göttlichen Gerichtsurteils s. daselbst II, 10.
Matth 19,29 ( « . 8 )
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19,29 91: W i r d v i e l f ä l t i g (andre Lesart: hundertfältig) e m p f a n g e n . b
P«8iq 126 : R. Jehoschua? b. Nechemja (um 350) hat gesagt: Wie dem Hiob, der doppelt gezüchtigt wurde, doppelter Lohn C ^ D S S iaw gegeben worden ist, so wird auch Jerusalem mit Doppeltem getröstet werden, s. J e s 4 0 , 1 : „Tröstet, tröstet (zweimal!) mein Volk." II Targ HL 8,7: Der Herr der Welt sagte zu seinem Volk, dem Hause Israel: Wenn ein Mann den ganzen Reichtum seines Hauses hingibt, um Weisheit (hier = halakhische Kenntnisse) im Exil zu erwerben, so gebe ich ihm Doppeltes V-t-a wieder in der zukünftigen Welt, u. alle Beute, die man von den Heerlagern Gogs erbeuten wird, wird ihm gehören.
19,29 SB: Er w i r d e w i g e s L e b e n e r l a n g e n ( e r e r b e n ) . £cor]v aimiov xXrjoovofir'jOH. — Frühester Beleg für diese Wendung wohl Henoch 4 0 , 9 : Der vierte (Thronengel), der über die Buße u. die Hoffnung derer gesetzt ist, die das ewige Leben ererben, heißt Phanuel. — Das Rabbinische hat dafür folgende Verbindungen: b
a. san oViyn « n ; „die zukünftige Welt in Besitz nehmen (ererben)". Qid 4 0 : R. Ehazar b. Cadoq (I. um 100) hat gesagt:. . . Gott bringt Züchtigungen über die Gerechten in dieser Welt, damit sie die zuk. Welt in Besitz nehmen. b. «an o^nyn «n« „das Leben der zuk. Welt in Besitz nehmen". pP sO, 3 3 , 50: Drei haben ihre Krone in dieser Welt niedergelegt u. das Leben der zuk. Welt in Besitz genommen. Diese sind Jonathan, der Sohn Sauls, Eifazar b. fAzarja (um 100, der dem Rabban Gamliöl II. wieder wich) u. die Ältesten der Familie Bathyra (die Hillel den Platz räumten). C. p » }i e v „den Gan fEden in Besitz nehmen". pB rakh 4,7 , 28. 34: (Beim Verlassen des Lehrhauses betete R. N chonja b. Ha-qana, um 7 0 : ) . . . Ich mühe mich, um den Gan fEden in Besitz zu nehmen. — Aramäisch: p » -p ry . pPeal, 1 5 , 4 2 : R. Z fira (um 300) sprach: O daß ich doch Eltern hätte, daß ich sie ehren könnte, um den Gan fEden in Besitz zu nehmen 's m»an. d. Kan oViyn ?nj „die zuk. Welt erlangen oder in Besitz nehmen". Aboth 5,19: Die Jünger unsres Vaters Abraham . . . nehmen die zuk. Welt in Besitz psrns, . . . die Jünger Bilfams ( = Jesu) ererben den Gehinnom cjn-s p « n v \ e. «an o^iyn bm „das Leben der zuk. Welt in Besitz nehmen". Sota 7 : (Wer sich nicht schämt, ein Sündenbekenntnis abzulegen, was ist sein Ende?) Er nimmt in Besitz bm das Leben der zuk. Welt. /. p* bm. Tanch s-vv 1 5 2 : Wer sich mit der Tora beschäftigt u. mit Gottes Geboten, der wird den Gan fEden in Besitz nehmen Vtns*. g. «an obiyb naj „die zuk. Welt erlangen, ihrer gewürdigt werden". fAZ 4 : (Gott spricht:) Ich will sie (Isr.) durch ihr Geld in dieser Welt erlösen, damit sie die zuk. Welt erlangen, »an vbwb w o . h. «an nVisn '-">nb nar. Tanch i s 1 4 4 : Wegen des Geldes . . . erlangt er das Leben der zuk. Welt «an '*n ^nb nan. i. «n»7 tty&y -jcn „die zuk. Welt in Besitz nehmen". Targ. Ruth 2 , 1 3 : Du hast mir die Zusicherung gegeben, daß ich die zuk. Welt in Besitz nehmen werde. k. «an vbiyn "
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Matth 19,80. 20,1. 2 (H)
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19, 3 0 : V i e l e E r s t e w e r d e n L e t z t e u. L e t z t e E r s t e sein. BB 10b; R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Man fragte Salomo: Wer ist ein Sohn der zukünftigen Welt? Er antwortete ihnen: Der, von dem es Jes 24,23 heißt: Seinen Ältesten gegenüber Ehre! — Das entspricht jenem Vorfall mit Joseph, dem Sohn des R. J hoschuaf (b. Levi, um 250). Als dieser nämlich krank war, wurde er entrückt (im Fiebertraum). Sein Vater sprach (hinterher) zu ihm: Was hast du gesehen? Er antwortete ihm: Eine umgekehrte Welt habe ich gesehen, die Obersten zu unterat u. die Untersten zu oberst. Er sprach zu ihm: Eine lautere Welt hast du gesehen (d. h. eine Welt, in der der wirkliche Wert eines Menschen in die Erscheinung tritt). Uns aber, wie hast du uns (dort) gesehen? Er antwortete: Wie wir hier geachtet sind, so sind wir auch dort geachtet. Ich hörte aber, wie man (dort) sagte: Wohl dem, der hierher kommt u. hat sein Gelerntes bei sich. Weiter hörte ich, wie man sagte: In dem Abteil der von der (heidnischen) Regierung Getöteten (d. h. der Märtyrer) kann kein (andrer) Mensch bestehen (die Märtyrer nehmen die höchste Rangstufe in der jenseitigen Welt ein) e
2 0 , 1 — 1 6 : D a s G l e i c h n i s v o n den A r b e i t e r n im W e i n b e r g , s. dazu u. besonders über die altsynagogale Lohnlehre den gleichnamigen Exkurs. Hier nur Bemerkungen zu Einzelheiten. 20,1: E r g i n g m i t dem f r ü h e n M o r g e n a u s , A r b e i t e r zu m i e t e n . Die Arbeitszeit gemieteter Arbeiter begann mit dem Aufstrahlen der Sonne u. endete mit dem Erscheinen der Sterne, a Entscheidend war im einzelnen Fall die Ortssitte, b Dabei galt als Regel, daß der W e g zur Arbeitsstätte innerhalb der Arbeitszeit zurückgelegt wurde, nicht aber die abendliche Heimkehr des Arbeiters, c Wollte ein Haus herr, olxoösanw^ man bsa, also des Morgens seine Arbeiter dingen so mußte er in aller Frühe zur Stelle sein.d Je nach der Art der Arbeit wurden die Arbeiter für den Tag oder die Nacht gemietet; auch das Mieten für einzelne Stunden, desgleichen das für längere Zeiträume bis hin zu sieben Jahren wird erwähnte b
a. Die Tosaphisten bemerken zu B M 8 3 bstt: „Die Arbeitszeit währt vom Auf strahlen der Sonne v i r « bis zum Aufgang der Sterne, aber nicht von dem (früher er scheinenden) Grauen des Morgenrots an." Vgl. Joma 2 8 , s. Anm. d. b. BM 7 , 1 : Wenn jemand Arbeiter mietet u. zu ihnen sagt, daß sie des Morgens früh anfangen u. des Abends spät aufhören sollen, so ist er an einem Ort, wo man nicht frühmorgens anzufangen u. spätabends aufzuboren pflegt, nicht berechtigt, sie zu z w i n g e n . . . . Alles nach der Ortssitte. C. BM 83": Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Bei seiner Heimkehr nimmt der Arbeiter von seiner Zeit (die nach Schluß der Arbeitszeit beginnt); bei seinem Ausgang (zur Arbeit} von der des Hausherrn; s. Ps 104,22 f.: Aufgeht die Sonne, sie (die wilden Tiere) ziehen sich zurück u. legen sich in ihr Lager; ausgeht der Mensch (mit auf gehender Sonne) an sein Werk u. an seine Arbeit bis zum Abend (der mit dem Er scheinen der Sterne beginnt). d. Joma 2 8 : R. J°huda b. Bathyra (um 110) sagte: Ist die ganze Ostseite (des Hümmels) hell gewosden bis nach Hebron hin, dann geht alles Volk an sein Geschäft. (Raschi: Diese Worte beziehen sich nicht auf die Arbeiter, sondern auf den Hausherrn, der sich gar früh aufmachen muß, um Arbeiter zu finden, die er mieten kann.) e. Siehe BM 9,11 bei Vers 8. b
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20,2 91: N a c h d e m er m i t den A r b e i t e r n ü b e r e i n g e k o m m e n w a r . Die mündliche Verabredung war für beide Teile bindend.
Matth 20,2 (H. 8 ) . 20,3 ( « . 8 )
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6 M 6 , l f . : Wenn jemand Handwerker mietet, u. sie täuschen sich gegenseitig, so steht ihnen nur gegenseitige üble Nachrede (keine gerichtliche Klage) zu. Mietete jemand einen Eseltreiber oder einen Fuhrmann, um einen Tragsessel u. Flöten für eine Braut oder einen Verstorbenen herbeizuschaffen, oder (mietete er) Arbeiter, um seinen Flachs aus dem Waschteich (in welchem er eingeweicht wurde) herauszuholen, oder für sonst eine Sache, die verderben kann, u. diese werden andrer Meinung (stehen von der Arbeit ab), so kann er (der Arbeitgeber) an einem Ort, an welchem niemand (für den mit den wortbrüchigen Arbeitern verabredeten Lohn zu haben) ist, andre auf ihre Kosten mieten oder sie (die ersten Arbeiter durch Bietung eines höheren Lohnes) täuschen (ohne daß er gerichtlich genötigt werden kann, den höheren Lohn wirklich zu zahlen). Wenn jemand Handwerker mietet u. diese stehen von der Arbeit ab, so haben sie die Unter hand (d. h. das Recht des Arbeitgebers geht vor). Wenn der Hausherr zurücktritt (von der Vereinbarung), so hat er die Unterhand. Jeder, der (an der Verabredung) etwas ändert, hat die Unterband; ebenso jeder, der zurücktritt.
20,2 50: Um e i n e n D e n a r für den T a g . Auch Tob 5,14 wird eine Drachme = 1 Denar (s. S. 291 u. 293) als Tagelohn ver einbart. j| GnR 61 ( 3 8 ) wird erzählt, wie die Ismaseliter, Kanataniter u. Ägypter ihre Streitsachen wider die Juden vor Alexander den Großen bringen. Der Anwalt der letzteren ist ein gewisser G bia? b. Qosem = „Buckliger, Sohn eines Wahrsagers" (Sanh 91 * Bar: G bicha b. P sisa). Die Ägypter sagten: Auf Grund ihrer Tora kommen wir gegen sie; 60 Myriaden sind von uns fortgezogen, beladen mit silbernen u. goldenen Gerätschaften, s. Ex 12, 36: „Sie leerten die Ägypter aus"; sie sollen uns unser Silber u. unser Gold wiedergeben! Es sprach G. b. Q. zu Alexander: Mein Herr, 60 Myriaden Menschen haben bei ihnen 210 Jahre gearbeitet; was sie von ihnen an Silber u. Gold mitgenommen haben, das haben sie als ihren Lohn mitgenommen, einen Denar für den Tag. Die Philosophen saßen u. rechneten nach, u. sie waren noch nicht bis zu 100 Jahren gekommen, als sich ergab, daß das ganze Land Ägypten hätte konfisziert werden müssen. || BB 8 6 : Wenn jemand einen Arbeiter mietet, mit ihm auf der Tenne zu arbeiten, den Tag für einen Denar. . . . || fAZ 6 2 Bar: Wenn jemand zu einem Arbeiter sagt: Hier hast du diesen Denar u. sammle für mich Grünkraut heute... . Geringer war der tägliche Arbeitsverdienst Hillels gewesen. Joma 3 5 : Man hat von Hillel dem Alten erzählt, daß er (anfänglich) Tag für Tag (als Arbeiter) arbeitete u. 1 Tropalk ( = '/» Denar, s. S. 294) verdiente; die Hälfte davon gab er dem Wärter des Lehrhauses u. die Hälfte davon für seinen u. seiner Hausgenossen Lebensunterhalt. || R. Melr (um 150) verdiente als Dokumentenschreiber wöchentlich 12 Denare, also täglich 2 Denare. Midr Qoh 2,18 ( 1 5 ) : R. Melr war ein ganz auserlesener Schreiber u. hatte für seine Arbeit wöchentlich 3 Selaf ( = 12 Denare); für einen Teil (d. h. für 1 Drittel) aß u. trank er; für einen Teil kleidete er sich u. mit dem letzten versorgte er (arme) Gelehrte. Seine Schüler sagten zu ihm: Rabbi, was tust du für deine Kinder? Er antwortete: Wenn sie gerecht (fromm) sind, wird ihnen geschehen nach dem, was David gesagt bat: Nie habe ich den Gerechten verlassen gesehen oder seinen Samen nach Brot suchen Ps 37,25; wenn aber nicht, wozu sollte ich das Meinige den Feinden Gottes hinterlassen? s. Qoh 2,18f. d
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2 0 , 3 91: Um die d r i t t e Stunde. Über das Mieten von Arbeitern für einige Stunden des Tages s. BM 9,11 bei Vers 8. — Zur jüdischen Stundenzählung in Vers 3.5 u. 6 s. bei Joh 4,52 u. 11,9.
2 0 , 3 93: Er sah a n d r e auf dem M a r k t m ü ß i g s t e h e n . Sprichwörtlichen Charakter scheint das Wort zu haben: Geh hinaus u. sieh, wie viele Nichtstuer gibt es auf dem Markt s p i s a Wim "jVt?? WJJ «m pn>! P ^ ö ö » ; 5 1 ; B rakh 1 7 . || Von Leuten, die an den Straßenecken herumsitzen n:->p " a w , Ecken stehern, redet R. N'chonja b. Ha-qana (um 70) B rakh 2 8 ; s. bei Mt 6,5 S. 401«. b
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Matth 20,8.12
8S2 20,8:
A l s es aber A b e n d g e w o r d e n .
Dieser häufig wiederkehrende Zug (s. Exkurs Nr. 8) hängt wohl mit den Bestimmungen L v 19,13 u. Dt 24,15 zus., nach denen der Lohn dem Arbeiter am Tage der Arbeit selbst auszuzahlen war; in der Praxis galt diese Bestimmung aber nur für den Fall, daß der Arbeiter die sofortige Auszahlung seines Lohnes ausdrücklich beanspruchte. blieb der Arbeitsherr straffrei,
Auch
wenn er dem Arbeiter eine Anweisung
auf Auszahlung seines Lohnes übergab, die ein Dritter begleichen sollte. Entstand Streit darüber, ob der Lohn gezahlt oder nicht gezahlt war, so brauchte der Arbeiter, wenn der gesetzliche Löhnungstag noch nioht verstrichen war, nur einen Eid abzulegen, daß er ohne Löhnung ge blieben sei, u. seine Forderung galt ohne weiteres als gerichtlich an erkannt. Hatte er aber den gesetzlichen Löhnungstag vorübergehen lassen, so hatte er Zeugen für die Rechtmäßigkeit seiner Forderung beizubringen. Es lag also im Interesse des Arbeiters selbst, seinen Lohn sofort nach beendeter Arbeit sich zu erbitten. BM 9,11: Der für die Tageszeit gemietete Arbeiter fordert ( = darf fordern) seinen Lohn die ganze folgende Nacht hindurch ein; der für die Nachtzeit gemietete fordert ihn den ganzen folgenden Tag hindurch ein; der für einige Stunden gemietete fordert ihn den ganzen folgenden Tag oder die ganze folgende Nacht hindurch ein (je nach dem er für die Tageszeit oder für die Nachtzeit gemietet war); der für eine Woche oder für einen Monat oder für ein Jahr oder für eine Siebenheit von Jahren gemietete fordert ihn, wenn er bei Tage aus dem Dienst tritt, den ganzen Tag hindurch ein, u. wenn er in der Nacht aus dem Dienst tritt, die ganze Nacht u. den ganzen folgenden Tag. (Die hier genannten Forderungszeiten sind die gesetzlichen Ablöhnungstermine.) || Das. 9,12: Sowohl betreffs des Lohnes für Menschen, als auch betreffs des Lohnes für Vieh oder Geräte gilt Dt 24,15: „An seinem (Arbeits-)Tage gib ihm seinen Lohn", u. Lv 19,13: „Nicht soll der Lohn des Tagelöhners bis zum Morgen bei dir bleiben." In welchem Fall gilt dies? Wenn er seinen Lohn verlangt; verlangt er ihn aber nicht, so begeht er (der Hausherr mit der Nichtauszablung) keine Übertretung;., verweist er ihn an einen Kaufmann oder Geldwechsler, so begebt er keine Übertretung. Ein, ge mieteter Arbeiter schwört zu seiner (rechten) Zeit (falls ihm der Lohn vorenthalten wird), u. empfängt ihn dann. War aber seine (rechte) Zeit (zur Forderung) verstrichen, so schwört er nicht, um zu empfangen. Hat er jedoch Zeugen, daß er zu seiner Zeit gefordert hat (ohne seinen Lohn zu empfangen), so schwört er u. empfängt. In betreff eines Beisassen macht man sich strafbar wegen Dt 24,15: „An seinem Tage gib ihm seinen Lohn"; aber man macht sich nicht strafbar wegen Lv 19,13: „Nicht soll der Lohn des Tagelöhners bis zum Morgen bei dir bleiben." (Grund: Lv 19,13 handelt vom „Nächsten" = Israelit; der Beisaß gilt als Nichtisraelit; übrigens geben die Meinungen Uber Lv 19,13 auseinander, s. BM 111 .) — Die exegetische Begründung vorstehender Mischnasätze s. SLv 19,13 (349 ) u. SDt 24,15 § 278 (123 ). — Eine Parallelstelle zur Mischna mit Erweiterungen bietet TBM 10,2—6 (393); vgl. pBM 9,12*, 60; BM 110 . b
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20,11: S i e m u r r t e n w i d e r d en
Hausherrn.
C
Vgl. pB«rakh 2 , 5 , 15j s. Exkurs Nr. 8. 20,12: Diese Letzten
haben Eine Stunde
gearbeitet,
u. du h a s t s i e uns g l e i c h g e m a c h t . ?AZ 1 0 : Wie verhält es sich mit Q ti?ah b. Schalom (Schallum?)? Ein Kaiser (Hadrian?), der die Juden haßte, sprach zu den Großen des Reiches: Wenn jemandem b
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Matth 20,12.14.15
833
«in Geschwür am Fuß entsteht (er meinte damit die Juden als Krebsschaden am römischen Volkskörper), soll er es wegschneiden, um am Leben zu bleiben, oder soll er es lassen u. Pein leiden? Sie antworteten: Er schneide es weg, damit er lebe. Da sprach zu ihnen (besser: zu ihm) Q tisah b. Schalom: Erstens wirst du nicht imstande sein, sie alle auszurotten; denn es heißt Sach 2,10: Habe ich euch doch wie die vier (so nach der Lesart ya-n») Winde des Himmels zerstreut! Was ist damit gemeint? Wenn man sagen wollte „nach" den vier Winden, so steht doch „wie" die vier Winde; „in" die vier Winde müßte es heißen! Allein es ist so gemeint: Wie die Welt nicht ohne die Winde sein kann, so kann die Welt nicht ohne Israel bestehn. Und sodann würde man dich eine verstümmelte Herrschaft heißen. Der Kaiser erwiderte: Ein schönes Wort hast du gesprochen; gleichwohl, wer den König besiegt, den wirft man in die Gemonien (gemoniae scalae, ein Abhang in Rom, von dem die Hingerichteten gestürzt wurden). Als man ihn abführte, sprach eine Matrone zu ihm: Wehe dem Schiff, das ohne Zoll schein fährt! (Bildlich für: Wehe dem, der ins Jenseits hinübergeht, ohne den Zoll der Beschneidung entrichtet zu haben!) Da fiel er auf die Spitze seiner Vorhaut u. schnitt sie so ab (nach dem Münchener Codex beugte er sich nieder u. biß die Vor haut mit seinen Zähnen ab) u. sprach: Ich habe meinen Zoll entrichtet. Als man ihn hinabstürzte, sprach er: All mein Vermögen soll dem R. fAqiba (f um 135) u. seinen Genossen gehören! Da ging R. fAqiba hinaus u. trug vor: „Es soll Ahron u. seinen Söhnen gehören" Lv 24,9; die Hälfte Ahron u. die Hälfte seinen Söhnen. Eine Himmels stimme aber ging aus u. rief: QHifah b. Schalom ist bestimmt für das Leben der zu künftigen Welt! Rabbi weinte (als er diese'Geschichte hörte) u. sprach: Mancher er wirbt seine Welt in Einer Stunde u. mancher erwirbt seine Welt in vielen vielen Jahren! — Denselben Ausspruch tat Rabbi, als er von dem bußfertigen Tode des R. Eifazar b. Durd ja u. dem freiwilligen Tode des Henkers des R. Cbananja b. T radjon (t um 135) hörte, s. fAZ 17 u. l 8 . e
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sTionjaav absolut =
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„sie haben gearbeitet".
Tanch HVF -D 110*: Gleich einem König, der Arbeiter für seine Arbeit mietete. Während sie arbeiteten yvoiy, nahm der König einen von ihnen u. erging sich mit ihm. Am Abend kamen die Arbeiter, um ihren Lohn zu empfangen. Könnte der König zu jenem sagen: Du hast mit ihnen nur zwei Stunden gearbeitet r v w , empfange nach dem, was du gearbeitet hast P - W » ? s. im Exkurs Nr. 8.
20,14: N i m m das D e i n e . aoov T O aov =
?j!bttnp$ bia, zB BM 6, 6.
20,15: I s t dein A u g e m i ß g ü n s t i g ? 6 6(f^aX/x6g novrjQÖg = n:sn „das böse Auge": Mißgunst, Neid, dem andren Böses Gönnen; vgl. yj? :n „der Mißgünstige" Spr 2 3 , 6 ; 28,22. — rni» ys „das gute Auge": Wohlwollen, das andren Gutes gönnt, vgl. v?s nia „wer gütigen Blickes ist" Spr 22,9. Aboth 2 , 9 : Rabban Jochanan b. Zakkai (t um 80) sprach zu seinen Schülern: Geht hinaus u. sehet zu, welches der gute (rechte) Weg sei, an den sich der Mensch halten soll. R. Elifezer (um 90) sagte: Das gute Auge. R. J hoschuaf: Ein guter Genosse (Studienfreund). R. Jose der Priester: Ein guter Nachbar. R. Schimfon b. N thaniel: Wer auf die Folgen blickt. R. Eifazar b. fArakh: Ein gutes Herz. Er antwortete: Ich gebe den Worten Elfazars den Vorzug vor euren Worten; denn in seinen Worten sind eure Worte mitenthalten. — Er sprach zu ihnen: Geht hinaus u. sehet zu, welches der böse Weg sei, von dem sich der Mensch fernhalten soll. R. Elifezer sagte: Das böse Auge. R. J hoschuaf: Ein böser Genosse. R. Jose: Ein böser Nachbar. R. Schimfon: Wer entleiht u. nicht bezahlt. . . . R. Eifazar sagte: Ein arges (böses) Herz. Er ant wortete: leb gebe den Worten Elfazars den Vorzug vor euren Worten; denn in seinen e
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S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
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Matth 20,15
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Worten sind eure Worte mitenthalten. || Aboth 2,11: R. J hoschua? (um 90) sagte: Ein böses Auge ( = Neid) u. der böse Trieb u. der Haß gegen die Menschen bringen einen Menschen aus der Welt (verkürzen sein Leben). II Aboth 5,19: Wer ein gütiges Auge u. einen demütigen Geist u. eine gelassene Seele hat, der gehört zu den Schülern unsres Vaters Abraham. Wer aber ein böses Auge u. einen hochmütigen Geist u. eine aufgeblasene Seele hat, der gehört zu den Schülern des Frevlers Bilfam ( = Jesu). || B B 6 4 : R. f Aqiba (f um 135) meinte: Ein Verkäufer verkauft mit wohlwollendem Auge, nr.; •pja, deshalb muß zB der Verkäufer eines Hausgrundstücks, der einen dazu gehörenden Brunnen für sich zurückbehalten hat, den Zugang zum Brunnen erst wieder dem Käufer des Hausgrundstücks abkaufen, da nach dem Grundsatz vom günstigen Auge des Verkäufers anzunehmen ist, daß alles, was nicht ausdrücklich vorbehalten worden ist, in den Besitz des Käufers übergeht. Die Rabbinen aber meinten: Ein Ver käufer verkauft mit mißgünstigem Auge nsn yya (deshalb gelte der Zugang zum Brunnen von vornherein als nicht mitverkauft). || Aboth 5,13: Vier Arten gibt es bei denen, die ein Almosen geben: wer will, daß er selbst gebe, aber andre nicht geben, dessen Auge ist mißgünstig run auf die Habe andrer; wer will, daß andre geben, aber er selbst nicht gebe, dessen Auge ist mißgünstig auf die eigne Habe; daß er selbst gebe u. andre geben, das ist ein Frommer; daß er selbst nicht gebe u. andre (gleich falls) nicht geben, das ist ein Gottloser. || AbothRN 40: Vier Sinnesarten gibt es unter den Schülern: wer will, daß er selbst lerne u. andre (gleichfalls) lernen, der ist ein wohlwollendes Auge natu yy; (wer will,) daß er selbst lerne, andre aber nicht lernen, der ist ein mißgünstiges Auge nan yy; daß andre lernen, er selbst aber nicht lerne, der ist von mittelmäßiger Art (andre sagen, das sei sodomitische Art); daß er selbst nicht lerne u. andre (auch) nicht lernen, das ist ein vollendeter Gottloser. || SLv 25,23: „Denn mir gehört das Land", nicht soll dein Auge darin mißgünstig sein na -p-»> jnp Vs. || B M 8 4 : R. Jochanan (f279) pflegte sich an die Türen des Tauchbades zu setzen. Er sagte: Wenn die Töchter Israels aus dem Pflichtbade steigen, so sollen sie mir be gegnen, damit sie Söhne haben so schön wie ich, u. die die Tora lernen wie ich. Die Rabbinen sagten zu ihm: Fürchtet sich der Herr nicht vor einem bösen Auge KJ*J>9 «v-z? Er antwortete: Ich bin vom Samen Josephs abstammend, über den das böse Auge keine Gewalt hatte, 8. Gn 49,22: „Ein junger Fruchtbaum ist Joseph, ein junger Fruchtbaum an einer Quelle" yy - i v . Und R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Lies nicht 1"? V.? an einer Quelle, sondern yy *'-Jy = die das (böse) Auge übersteigen (ihm nicht unterworfen sind). R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Von hier ist der Schrift beweis zu entnehmen: „Sie mögen sich wie Fische vermehren auf Erden" Gn 48,16; wie über die Fische, die das Wasser im Meer bedeckt, das Auge keine Gewalt hat, so hat auch über den Samen Josephs das (böse) Auge keine Gewalt. — Parallelstellen B"rakh20 ; ohne Bezugnahme auf R. Jochanan B rakh 5 5 ; Sota 3 6 ; BB 1 1 8 ; GnR 97 ( ö l ) . II T « T 4 , 3 : Das Maß der (Priester-)Hebe: ein wohlwollendes Auge n | ; yy gibt \'
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Mose her, bis er zum Zelte kam. | Das. zu Nu 33,55: Und es wird, was ihr von ihnen Übriglaßt, zu solchen werden, die mit einem bösen Auge auf euch sehen.
2 0 , 1 9 : Sie w e r d e n ihn den H e i d e n ü b e r g e b e n zum V e r s p o t t e n u. G e i ß e l n . Von einer Gefangensetzungu.Verspottung des Messias durch d. Heiden wird erst P siqR34—37 (wohl aus dem Anfang des 10. Jahrh.s) gesprochen. e
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P siqR37(162i>): Dereinst werden die Väter der Welt (Ehrenbezeichnung der Patri archen) im Nisan hintreten u. zum Messias sagen: Ephraim (ein Kosename), unser ge rechter Messias, obgleich wir deine Väter sind, bist du doch größer als wir, weil du die Sunden unsrer Kinder getragen (d. h. unter ihnen gelitten) hast. Und ober dich sind schwere Strafen ergangen, wie sie nicht Uber die Früheren u. über die Späteren ergangen sind; du bist zum Gelächter u. Gespött unter den Völkern der Welt Israels wegen geworden u. saßest in Finsternis u. Dunkel, u. deine Augen sahen kein Licht. Deine Haut zog sich Uber deinen Knochen zusammen u. dein Leib ward trocken (dürr) wie Holz; deine Augen wurden dunkel vom Fasten u. deine Kraft vertrocknete wie ein Scherben — all dieses wegen der Sünden unsrer Kinder. (Die Meinung ist, daß der Messias durch Israels Schuld in die Hände der Heiden gerät.) Willst du nun, daß unsre Kinder von diesem Guten genießen, das Gott (in der angebrochenen messian. Zeit) den Israeliten reichlich gespendet hat? Vielleicht hast du kein Wohlgefallen an ihnen wegen der Not, die du ihretwegen Uber die Maßen ausgestanden hast, u. weil man dich in den Kerker geworfen hat. Dann wird er ihnen antworten: Väter der Welt, alles, was ich getan habe, habe ich nur euertwegen u. eurer Kinder wegen getan u. zu eurer Ehre u. zur Ehre eurer Kinder, damit sie von diesem Guten genießen, das Gott den Israeliten reichlich gespendet hat. Die Väter der Welt werden zu ihm sagen: Ephraim, unser gerechter Messias, mögest du in deinem Innern Befriedigung empfinden, der du deinem Schöpfer u. uns Befriedigung bereitet hast! — Über den leidenden Messias s. bei Lk 24,26. 20,19: A m d r i t t e n T a g e wird er a u f e r w e c k t w e r d e n (s. S. 649. 747. 760).
2 0 , 2 1 : E i n e r zu d e i n e r R e c h t e n u. e i n e r zu d e i n e r L i n k e n . Beim Vorhandensein von drei Personen schrieb die Sitte vor, daß der Vornehmste seinen Platz in der Mitte, der Zweitgrößte zu seiner Rechten u. der Dritte zu seiner Linken einnehme. Joma 3,9: Der Hohepriester begab sich (am Versöhnungstage) auf die Ostseite nördlich vom Altar, der Segen )iz (Schürer 2,321: Tempelhauptmann) zu seiner Rechten u. das Haupt der diensttuenden Priesterabteilung zu seiner Linken; dort befanden sich die beiden Böcke usw. — Dazu Joma 3 7 : Rab J'huda (t 299) hat gesagt: Wer zur Rechten seines Lehrers geht, der ist ein ungebildeter Mensch; wir haben gelernt: Der Segen zu seiner Rechten u. das Haupt der diensttuenden Priesterabteilung zu seiner Linken. — Bar: Wenn drei auf einem Wege (nebeneinander) geben, so geht der Lehrer (Größte) in der Mitte, der Größere (Ältere von den beiden andren) rechts u. der Kleinere (Jüngere) links. Und so finden wir es bei den drei Dienstengeln, die zu Abraham kamen: Mikhaöl in der Mitte, Gabriel reehts u. Raphaöl links. — Wer genau an der Seite seines Lehrers geht, ist ein ungebildeter Mensch, wer hinter seinem Lehrer geht, ist ein hochmütiger Mensch; denn seitwärts (d. h. halbrechts, bezw. halblinks nach hinten) soll er gehn. — Die zuerst angeführte Bar auch ?Er54''. || TSanh 8,1 (427): Der Gerichtshof (Sanhedrin) war geordnet wie der Halbkreis einer Tenne, damit sie einander sehen könnten. Der Nasi «rwa (Fürst) saß in der Mitte u. die ältesten saßen rechts u. links. R. Eifazar b. Cadoq (um 150) hat gesagt: Wenn Rabban Gamliöl (um 90) in Jahne den Vorsitz führte, saß mein (Groß-)Vater u. noch ein andrer rechts u. die (übrigen) Ältesten links. Und warum saß noch einer bei dem Ältesten rechts? Wegen 53* 4
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Matth 20,21.22 ( « . » )
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der Ehre des Ältesten. || fEr 5 4 : R. J huda (um 150) sagte: Immer ist Ahron zur Rechten Moses einhergegangen. || Midr Ps 18 §29 (79 »): R. Judan (um 350) hat im Namen des R. Chama (um 260) gesagt: In der Zukunft wird Gott den König, den Messias, zu seiner Rechten sitzen lassen, s. Ps 110,1, u. Abraham zu seiner Linken, u. das Angesiebt Abrahams wird sich entfärben u. er wird zu Gott sagen: Mein Enkel sitzt zur Rechten u. ich zur Linken? Und Gott wird ihn begütigen u. zu ihm sagen: Dein Enkel zu meiner Rechten u. ich zu deiner Rechten, s. das. Vers 5: Der Herr zu deiner Rechten — er zerschmettert Könige.
20. 22%:
Ihr w i s s e t n i c h t , w a s ihr
bittet.
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Beispiele unbesonnenen u. verkehrten Bittens T a ; a n 4 : R. S c h ^ u ö l b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jonathan (um 220) habe gesagt: Drei haben in unrichtiger Weise gebeten; zweien hat man ( = Gott) in richtiger (gewünschter) Weise geantwortet u. einem hat man in nicht gewünschter Weise geantwortet. Diese sind: Elifezer der Knecht Abrahams, Saul Sohn des Qisch, u. Jephtah der Gileadit. Elifezer der Knecht Abrahams: „Es möge nun geschehen: das Mädchen, zu welchem ich sage: .Neige, bitte, deinen Krug, damit ich trinke'..., das hast du für deinen Knecht, für Isaak, bestimmt" Gn24,14. Es hätte auch eine Lahme oder eine Blinde sein können! Man ( = Gott) antwortete ihm aber in erwünschter Weise, u. es wurde ihm Rebekka bestimmt (oder zugesellt). — Saul Sohn des Qisch: „Der Mann, der ihn (Goliath) schlägt, den wird der König sehr reich machen, u. seine Tochter wird er ihm zum Weibe geben" 1 Sm 17,25. Es hätte auch ein Sklave oder ein Bastard sein können! Man antwortete ihm aber in erwünschter Weise, u. es wurde ihm David bestimmt. — Jephtah der Gileadit: „Es soll geschehen, das Herauskommende, was aus den Türen meines Hauses heraus mir entgegenkommen w i r d , . . . das soll Jahve gehören" Ri 11,31. Es hätte auch etwas Unreines sein können. Man antwortete ihm in nicht erwünschter Weise; es wurde ihm seine Tochter be stimmt. . . . R. B rekhja (um 340) hat gesagt: Auch die Gemeinde Israel hat nicht richtig gebeten, u. Gott hat ihnen in erwünschter Weise geantwortet: „Lassetuns er kennen, danach trachten, daß wir erkennen Jahve: wie Morgengrauen sicher ist sein Aufgang, u. kommen wird er wie der Regenguß zu uns" Hos 6,3. Gott antwortete: Meine Tochter, du bittest um etwas, was manchmal begehrenswert u. manchmal nicht begehrenswert ist; aber ich will dir etwas sein, was immer begehrenswert ist: Ich werde wie der Tau sein für Israel Hos 14,6. Und ferner bat die Gemeinde Israel nicht richtig, indem sie vor ihm sprach: „Herr der Welt, lege mich wie einen Siegelring an dein Herz, wie einen Siegelring an deinen Arm" HL 8,6. Gott antwortete ihr: Meine Tochter, du bittest um etwas, was manchmal gesehen u. manchmal nicht gesehen wird; aber ich will etwas mit dir machen, was immer gesehen wird: „Siehe, auf die Hände habe ich dich gezeichnet" Jes 49,16. — Der Ausspruch des R. Jonathan anonym u. erweitert durch Knlebs Gelübde Ri 1,12 auch GnR 60 (37 ). e
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20,22*8: K ö n n t ihr den K e l c h
trinken?
TO noxf;Qtov — ois „Kelch", bereits dem AT geläufiger Ausdruck für Geschick (Freude oder Leid). Martyr Jes 5,13: Den Propheten, die bei ihm waren, sagte Jesaja, bevor er zersägt wurde: Geht in die Gegend von Tyrus u. Sidon; denn mir allein hat Gott den Becher gemischt. |l pP s 10,37 , 5: (Wo ist der Schriftbeweis für die 4 Becher Wein der Passah feier?) Die Rabbinen sagten: Sie entsprechen den 4 Bechern der Strafe n w i » bv n o i s , die Gott dereinst die Völker der Welt wird trinken lassen, s. Jer 25,15: So hat Jahve, der Gott Israels, zu mir gesprochen: Nimm diesen Becher des Zornweins aus meiner Hand u. gib ihn zu trinken allen Völkern; Jer 51,7: Ein goldner Becher war Babel in Jahves Hand, der die ganze Erde trunken machte; von ihrem Wein haben die Nationen getrunken, deshalb wurden rasend die Nationen; P s 7 5 , 9 : Ein Becher ist in Jahves Hand . . . fürwahr seine Hefen müssen schlürfen, austrinken alle Gottlosen der Erde; e
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Matth 20,22 ( » )
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u. Ps 1 1 , 6 : Er lasse regnen Uber die Gottlosen Schlingen, Feuer u. Schwefel u. Glut wind sei ihr Becherteil. Was bedeutet „ihr Becherteil'? R. Abin (I. um 325, II. um 370) hat gesagt: Einen Doppelbecher (^nns*)» -Ve-n = dinXovv nortJQiov), wie der Doppel becher nach dem Bade. Und ihnen entsprechend wird Gott dereinst die Israeliten 4 Becher der Tröstungen nana bv mens trinken lassen, s. Ps 16,5: Jahve ist mein Besitz u. mein Becherteil; P s 2 3 , 5 : Du salbest mein Haupt mit ö l , mein Becher hat Überfluß; u. Ps 116,13: Ich will den Becher der Heilstaten erheben. Das (msisr, Heils taten) sind zwei. (Ps 116,13 mithin Beweisstelle für den 3. u. 4. Becher des Trostes.) Parallelstellen mit Abweichungen: GnR 88(56*); Midr Ps 75 § 4 (170*), hier mit der Einleitung: Du findest, daß es 4 Becher zum Guten u. 4 Becher zum Schlimmen gibt. ;| Chul 92*: (An dem Weinstock waren drei Ranken Gn 40,10.) R. Jirm ja b. Abba (um 250) hat gesagt: Der Weinstock bedeutet Israel, s. P s 8 0 , 9 : „Einen Weinstock versetztest du aus Ägypten." Die drei Ranken sind die drei Feste, an denen die Israeliten in jedem Jahr (nach Jerusalem) hinaufzogen. „Und wahrend er im Sprossen war, trat auch schon seine Blüte hervor* (Gn40,10): es kam die Zeit für die Israeliten, dafi sie sich ver mehren sollten, s. Ex 1,7: Die Kinder Israel waren fruchtbar u. nahmen überhand. „Es trat seine Blüte hervor": es kam die Zeit ffir die Israeliten, dafi sie erlöst werden sollten, s. Jes 63,3: Ihr Saft spritzte auf meine Kleider u. alle meine Gewänder habe ich besudelt. „Seine Kämme ließen Trauben reifen" (Gn40,10): es kam die Zeit für Ägypten, den Taumelkelch zu trinken. Das ist es, was Raba(f 352) gesagt hat: Warum die drei Becher, die von Ägypten gesagt werden (Gn 40,11)? Der eine ist der, den es in den Tagen Moses getrunken hat; der andre der, den es in den Tagen des Pharaos N kho getrunken hat, u. der dritte ist der, den es dereinst trinken wird mit allen Völkern. — Rabas Ausspruch auch Sota 9*. I| SDt 32,34 § 324 (138*»): „Ist dies nicht bei mir verborgen oset? Dt 32,34." R. Elifezer b. Jose Ha-g lili (um 150) sagte: Ein Becher, der verborgen ist u. dem etwas mangelt, ist vielleicht matt (wenig stark)? Die Schrift sagt lehrend Ps 75,9: „Denn ein Becher ist in der Hand Jahves u. er schäumt von Wein." Vielleicht ist nur seine Hälfte darin? Die Schrift sagt lehrend P s 7 5 , 9 : „Er ist v o l l von Mischtrank." Vielleicht daß auch nicht Ein Tropfen fehlt? Die Schrift sagt lehrend (das.): „Er schenkt ein davon." Von jenem Tropfen haben die Leute des Flutgeschlechts u. die Leute des Geschlechts der Zerstreuung u. die Leute von Sodom u. Gomorra u. der Pharao u. seine ganze Streitmacht, Sis°ra u. seine ganze Menge, Nebukadnecar u. seine ganze Streitmacht, Sanherib u. seine ganzen Kriegsheere getrunken, u. von jenem Tropfen werden dereinst alle trinken, die in die Welt kommen, bis ans Ende aller Geschlechter; u. ebenso heißt es (Jes 25,6): „Herrichten wird Jahve C bäoth allen Völkern auf diesem Berge ein Mahl von fetten Bissen, ein Mahl von Hefen weinen, von fetten Bissen, die mark voll, von Hefenweinen, die durchgeseiht." Vielleicht Hefenweine, die noch etwas nötig haben? Die Schrift sagt lehrend: „Hefen weine, die durchgeseiht", Hefenweine, in denen nur noch Bodensatz vorhanden ist. Ferner heißt es (Jer 51,7): „Ein goldener Becher war Babel in Jahves Hand"; ferner (Ez23,32): „Den Becher deiner Schwester sollst du trinken, der da tief u. weit — zum Gelächter u. Gespött wirst du werden —, der da reichlich zu fassen vermag." Wie es die Art des Goldes ist, daß, nachdem es zerbrochen ward, eine Wiederherstellung möglich, so wird die Strafe, wenn sie von den Völkern abgelassen hat, dereinst wieder zu ihnen zurückkehren; wenn sie aber Israel erreicht, was sagt da die Schrift? „Und trinken sollst du ihn u. ausschlürfen u. seine Scherben benagen" (das. Vers 34). Wie es die Art eines irdenen Gerätes ist, daß es, nachdem es zerbrochen ward, keine Wieder herstellung für dasselbe gibt, so wird auch die Strafe, wenn sie von Israel abgelassen hat, dereinst nicht mehr zu ihnen zurückkehren. || Midr Ps 75 §4(170*): „Denn ein Becher ist in der Hand Jahves" Ps 75,9. Vielleicht ist er leer? Die Schrift sagt lehrend (das.): „Er ist v o l l von Mischtrank"; vielleicht ist er kahmig? Die Schrift sagt lehrend (das.): „Er schäumt", weil er gegoren hat u. alt ist. R. Judan u. R. Chama u. R. Jicchaq e
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Siphre hat Jes 25,6 etwas abweichend zitiert
Matth 20,22 ( » ) • 20,23. 26. 27
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haben im Namen des R. Chijja (diese Tradenten- u. Autorenangabe ist ganz unsicher) gesagt: In der Zukunft wird Gott zum Pharao sagen: „Trinke deinen Becher", u. dieser wird ihm antworten: Herr der Welt, ich habe meinen Becher bereits in dieser Welt getrunken. Gott wird zu ihm sagen: Was du getrunken hast, das war nur wie ein Tröpfchen (vgl. Buber, Anm. 14), s. Ps 95,9: „Er schenkt ein davon." Aber jetzt (heißt es das.): „Förwahr seine Hefen müssen aussaugen, trinken alle Gottlosen der Erde"; du hast ihn getrunken, aber nicht ausgesogen, wie es beißt (Jes 29,9): Trunken sind sie, doch nicht von Wein, taumeln, doch nicht von Met. R. Elifezer b. Jose Ha-g lili (um 150, vgl. das vorige Zitat) sagte: „Ist dies nicht verborgen Dies bei mir? (Dt32,34)* für die Verworfenen O«DIK*^? R. Acha (um 320) hat gesagt: Und aus welchem Becher (werden sie trinken müssen)? Das wird ein Becher aus Tiberias sein, weil dieser nicht ganz u. gar gleichmäßig ist, daß man ihn ganz auf einmal ausgießen kann, sondern wie eine Flasche (1. «napsp statt snVp'vp), die unten weit u. oben eng ist, s. Ez 23,32: Den Becher deiner Schwester sollst du trinken, der da tief u. weit. (Hier folgt die eingangs zitierte Parallelstelle zu p P s l 0 , 3 7 , 5 . ) || SDt 33,8 §349 ( 1 4 4 ) : „und von Levi sprach er" Dt 33,8. Warum wird von ihm geredet (während Schimfon unerwähnt bleibt)? Weil Schimfon u. Levi aus Einem Becher getrunken haben (d. h. das gleiche Geschick haben), s. G n 4 9 , 7 : „Verflucht sei ihr Zorn, daß er heftig, u. ihr Grimm, daß er schwer war! Ich will sie zerteilen in Jakob u. zerstreuen in Israel." — Leqach tob zu Dt 33,8 ( 6 4 ) : R. Schimfon b. Eifazar (um 190) hat gesagt: Überall wo die Schrift den Namen Schimfons u. Levis zusammen erwähnt, trinken beide aus Einem Becher (haben beide-das gleiche Schicksal), 8. G n 4 9 , 7 : „Verflucht sei ihr Zorn" usw. 6
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2 0 , 2 3 : D e n e n es v o n m e i n e m V a t e r b e r e i t e t ( b e s t i m m t ) ist. rJToifxa
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Qid 32 : R. Elifezer (um 90) u. R. J hoschuaf u. R. Cadoq lagen einmal zu Tische im Hochzeitshause des Sohnes des Rabban Gamliöl (II.) u. Rabban Gamliöl stand u. schenkte ihnen ein. Er gab den Becher dem R. Elifezer, aber er nahm ihn nicht an. Da gab er ihn dem R. J hoschuaf u. dieser nahm ihn an. R. Elifezer sprach zu ihm: Was ist das, J ho8chuaf, wir sitzen u. Rabban Gamliöl, der Rabbinensohn (eine Ehrenbezeichnung), steht u. schenkt uns ein?! Er erwiderte ihm: Wir finden einen Größeren, als wir sind, der zu Tische gedient hat. Abraham war größer, als wir sind, u. er hat zu Tische gedient, s. Gn 18,8: „Er stand vor ihnen"; u. wenn ihr etwa sagen wolltet, daß sie ihm wie Engel des Dienstes erschienen wären, so glichen sie ihm nur Arabern, u. da sollte bei uns Rabban Gamliöl, der Rabbinensohn, nicht stehn u. uns einschenken?! R. Cadoq sprach zu ihnen: Wie lange laßt ihr die Ehre Gottes dahinten u. beschäftigt euch mit der Ehre von Menschen? Gott läßt die Winde wehen u. die Wolken aufsteigen u. den Regen niederfallen u. die Erde grünen u. deckt den Tisch vor jedermann — u. da sollte bei uns nicht Rabban Gamliöl, der Rabbinensohn, stehn u. uns einschenken?! e
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20, 27: W e r unter e u c h E r s t e r sein w i l l , soll e u e r D i e n e r sein. Hör 10* Bar: „Wenn ein Fürst sündigt" L v 4 , 2 2 ; ausgenommen ist ein Kranker (ein solcher Fürst braucht das Lv 4,23 vorgeschriebene Opfer nicht darzubringen). Wird er denn darum, daß er krank ist, aus seiner Fürstenwürde verstoßen? Rab Abdimi b. Chama hat gesagt: Ausgenommen ist ein mit Aussatz behafteter Fürst; s. 2 Kg 15,5: Jahve schlug den König u. er war aussätzig bis an den Tag seines Todes u. wohnte in dem Haus der Freiheit, u. Joiham, der Sohn des Königs, war über das Haus (gesetzt). Es heißt: „in dem Haus der Freiheit" r-«??nn n*a, weil er bis dahin (als Träger der Königswürde) ein Knecht war. Es verhält sich damit, wie mit jenem Erlebnis des 1
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Ein Amoräer aus unbestimmter Zeit; Bacher, pal. Amor. 8, 757
Matth 20,27. 2 1 , 1 (11)
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Rabban Gamliöl (um 90) u. des R. J«hoschuaf, die einmal gemeinschaftlich auf einem Schiff reisten. Rabban Gamliel hatte Brot bei sich, R. Jehoschuaf Brot u. Mehl. Als das Brot des Rabban Gamliöl aufgebraucht war, mußte er sich auf das Mehl des R. J hoschua? verlassen. Er sprach zu ihm: Woher wußtest du denn, daß uns allen diese Verzögerung entstehen würde, daß du Mehl mitnahmst? Er antwortete: Ein Stern geht nach 70 Jahren (d. h. alle 70 Jahre) auf u. führt die Schiffer irre; da dachte ich: Vielleicht geht er auf u. führt uns irre. R. G. sprach: Das alles weißt du, u. du mußt zu Schiffe gehn (um dir den Lebensunterhalt zu erwerben)? Er antwortete: Wahrend du dich über mich wunderst, wundere ich mich Uber zwei Schüler, die du auf dem Lande hast, nämlich R. Eifazar Chisma (?) u. R. Jochanan b. Gudgada, die zu berechnen (abzuschätzen) verstehn, wieviel Tropfen im Meer sind; u. doch haben sie kein Brot zu essen u. kein Kleid anzuziehen. Da richtete Rabban Gamliöl seine Gedanken darauf, sie an die Spitze (einer Gemeinde) zu stellen. Als er ans Land gegangen war, schickte er nach ihnen; sie kamen aber nicht; als er abermals schickte, kamen sie. Er sprach zu ihnen: Ihr meint wohl, daß ich euch Herrschaft verleihen will? Dienstbarkeit will ich euch verleihen, s. 1 Kg 12,7: Sie redeten zu ihm u. sprachen: Wenn du heute zum Diener dieses Volkes wirst u. ihnen dienst u. ihnen dich fügst u. freundliche Worte zu ihnen redest, so werden sie dir alle Tage Diener sein. e
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9 : Bethphage.
-»axc r>->a otler mn ,Feigenstätte" wird halakhisch zu Jerusalem gerechnet, u. zwar als entlegenster Stadtteil. BtjiHfccyri
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M n 11,2: Sowohl bei den beiden Broten (Lv 23,17), als auch bei den Schaubroten findet das Kneten u. Zurichten außerhalb (des Vorhofes), aber ihr Backen innerhalb (des Vorhofes) statt, u. nicht verdrängen diese Arbeiten den Sabbat (d. h. ihretwegen darf der S. nicht entheiligt werden). R. J huda (um 150) sagte: Alle Verrichtungen an ihnen erfolgen innerhalb (des Vorhofes). R. Schimfon (um 150) sagte: Immer gewöhne dich daran, zu sagen: Die beiden Brote u. die Schaubrote Bind tauglich im Vorhof (hergestellt) u. tauglich in Bethphage (hergestellt). Parallelstelle: T M n l l , 1 (529). — Das vom entferntesten Stadtteil Gesagte gilt erst recht vom übrigen Jerusalem. — || M*n7,3: Wer das Dankopfer innerhalb (des Vorhofes) schlachtet u. das dazu gehörige Brotopfer (Lv 7,13) außerhalb der Mauer bereitet, heiligt damit nicht das Brotopfer. — Dazu M«n 78 : Was heißt; „außerhalb der Mauer' ? R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Außerhalb der Mauer Bethphages (d. h. außerhalb des äußersten Umkreises Jer.s); u. Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Außerhalb der Mauer des Vorhofes. . . . Die Bar stimmt mit R. Jochanan überein: Wer das Dankopfer innerhalb (des Vorhofes) schlachtet u. das dazu gehörige Brotopfer außerhalb der Mauer von Bethphage bereitet, heiligt damit nicht das Brotopfer. — Diese Bar findet sich TM n8,18 (524); die Kontroverse zwischen R. Jochanan u. Resch Laqisch auch P s63t>. — || P s 8 , 6 : Der Leidtragende (vor dem sein Toter liegt), der den Schutthaufen (unter dem ein Mensch verschüttet liegt) Wög räumende, der, welchem man die Freilassung aus dem Gefängnis zugesichert hat, ferner der Kranke u. der Greis, welche soviel wie eine Olive essen können — für die schlachtet man (das Passahlamm); aber für sie alle schlachtet man nicht besonders; denn sie könnten das Passahopfer zur Untauglichkeit bringen (da sie es vielleicht doch nicht essen könnten; sie haben sich deshalb einer Passahgenossenschaft anzuschließen). — Dazu P s 9 1 : Rab Chisda (f 309) hat gesagt: Was man da gesagt hat, gilt von einem heidnischen Gefängnis nur, wenn es sich außerhalb der Mauer von Bethphage (von Groß-Jerusalem) befindet; aber wenn es sich innerhalb der Mauer von B. befindet, so schlachtet man für ihn (den Gefangenen) besonders, weil man es ihm hintragen kann, damit er es esse. (Außerhalb Jer.s durfte das Passahlamm überhaupt nicht gegessen werden; in B. war also sein Genuß noch erlaubt.) || Sanh 14° u. Sota45": Wenn er (der K I W ipt, der gegen eine Synedrialentscheidung Bich auflehnende Gelehrte) sie (die Synedristen) in B. antrifft u. sich (dort) wider sie auflehnt, zB wenn sie ausgegangen e
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Matth 21,1 ( « . » )
waren zur Abmessung (der Wegstrecke) anläßlich des Kalbes, dem das Genick zu brechen ist (Dt 21,1 ff.), oder zur Hinzufügung (eines Bezirkes) zur Stadt oder zu den Vorhöfen: so könnte man meinen, daß seine Auflehnung als (wirkliche u. deshalb strafbare) Auflehnung anzusehen sei. Darum sagt die Schrift lehrend Dt 1 7 , 8 : Mache dich auf u. ziehe zu der Stätte hinauf, die Jahve erwählen wird ( = zum Tempelbezirk). Das lehrt, daß es der Ort zustande bringt. (Nur am Sitz des Synedriums in der Quader halle, nicht in B. oder sonstwo in Jer., wird die Auflehnung des Zaqen Mamre zu einer strafbaren Handlung.) — Auch in den Worten: .Wenn jemand innerhalb der Mauer von B. drischt" BM 90 * bezeichnet B. (pars pro toto) den ganzen Umkreis Jer.s. || Anders verhält es sich mit SNu 29,35 § 151 (55»): Am achten Tage soll euch Ver sammlungsfeier r-x* sein Nu 29,35. Zurückhalten ->w will ihn (den Festpilger) die Schrift, daß er nicht hinausgehe (aus Jer.) Siehe, wenn er sein Geheiligtes von B. nach Jer. gebracht hat, so könnte ich annehmen, daß er es in Jer. verzehren u. in B. übernachten dürfe. Da sagt die Schrift lehrend: Am achten Tage soll euch P * W (im Sinne des Midr: Zurückhaltung in Jer.) sein. Zurückhalten will ihn die Schrift, daß er nicht hinausgebe. (Diese Deutung erwähnt auch Raschi zu Nu 29,35.) — Hier steht B. im Gegensatz zu Jer., ist also nicht zu diesem gerechnet worden.
21,1 0 : ö l b e r g . ooog TÖiv iXaiiov. — Dieser Name auch Mt 2 4 , 3 ; 26,30; Mk 11,1; 13,3; 14,26; Lk 19,37; 22,39; J o h 8 , l ; dagegen Lk 19,29; 21,37 kurz weg o 'EXataiv, Genitiv 'EXaimvog Apg 1,12. (In LXX ö eXauov appella tivisch „Olivenplantage* E x 2 3 , 1 1 ; Dt 6,11; Jos 24,13; Neh9,25.) — Das AT redet vom ölberg, ohne ihn zu nennen, Ez 11,23: „Der Berg, der gegen Morgen von der Stadt", Targ ttrvn -rj. Ausdrücklich wird der ö . im AT nur Sach 14,4 genannt, u. zwar als ä-'nijrn i n , Targ arvt T W , LXX TO ogog TC5V iXaiwv. »»rvn -ii» (Plural von «rot) im Targnm zu 2 Sm 15, 30 u. zu 2 Kg 23,13; an letzterer Stelle wird das textliche traten -.n (Berg des Verderbers, vgl. 1 Kg 11,7) ersetzt durch »n^an in = ölberg. (Auch Schab 56 Bar zitiert R. Jose [um 150] 2 Kg 23^ 13 mit nnvan m statt rvntt&n i n ; vermutlich hat man das letztere nur für eine kakophemistische Umformung des ersteren gehalten.) — || « n ^ g ma „Berg des Öles", in den Targumen zB Jerusch I zu Gn 8,11: Es kam die Taube zu Noah zur Abendzeit, u. siehe, ein aufgenommenes Ölbaumblatt, das abgebrochen war, lag in ihrem Schnabel; sie hatte es vom ölberg ttnura na genommen. (Diese Tradition vertritt GnR 33 [ 2 0 ] R. Levi, um 300, s. S. 841.) || Targ HL 8,5: Salomo hat als Prophet gesagt: Wenn die Toten Wiederaufleben, wird sich der ö . tmima na spalten u. alle Toten Israels werden unterhalb von ihm hervorkommen; u. auch die Ge rechten, die in der Verbannung gestorben sind, werden durch Höhlungen unterhalb der Erde kommen u. unterhalb des ö . K I - W Q nie hervorkommen. Josephus hat Antiq. 7, 9, 2 die Genitivform dia TOV 'EXaiwvog oQovg; für ihn hieß also der Berg d 'EXamv, wie Lk 19,29; 21,37. So wohl auch in Verbindungen wie nötig ogog TO nQotfayoosvofitvov'EXaiöav Antiq. 00,8,6 oder xcczd TO 'EXaimv xaXovfierov ooog Bell. J. 5, 2, 3 (also nicht Elamv von iXaia). Nach B. J. lag der ö . 6 Stadien (1110 m) östlich von Jer., durch das Kidrontal von der Stadt getrennt; nach Antiq. 20, 8, 6 nur 5 Stadien (925 m ) ; nach Apg 1,12 einen Sabbatweg (2000 Ellen). TO
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Erwähnungen in der rabbin. Literatur. Para 3, 6 f.: Man machte (sooft eine rote Kuh — s. Nu 19 — verbrannt werden sollte) eine Brücke vom Tempelberg (über das Kidrontal hinweg) nach dem ö . nn«j»n. in, Gewölbe über Gewölbe, u. zwar das (obere) Gewölbe gegenüber dem massiven Unterbau (des unteren Gewölbes), wegen der Gräber der Tiefe; auf dieser Brücke gingen der Priester, der die Kuh verbrennen sollte, u. die Kuh u. die Teilnehmer zum ö . nnwon in hinaus. (Die Brücke verhütete, daß man sich auf dem Wege nach dem Ö. an unbekannterweise vorhandenen Gräbern verunreinigte.)... Die Ältesten des Volkes waren schon vorher nach dem ö . nnwen in hinausgegangen. | Para 3,11: Man teilte (die von der roten Kuh gewonnene Asche) in drei Teile: der eine wurde niedergelegt im Chel (einer schmalen Terrasse dicht außerhalb der den innern Vorhof umgebenden Mauer), der andre auf dem ö . nnsan in, u. der dritte wurde an alle Priesterabteilungen verteilt. Diese Mischna ist fast wörtlich wiederholt SNu 19,9 § 124 (43 ) mit dem Zusatz: „Außerhalb des Lagers" Nu 19,9, d. i. auf dem Ö. nnssn m . (Ebenso werden SNu 19,3 § 123 (42b) die Worte: „Man führe sie (die rote Kuh) hinaus vor das Lager* Nu 19, 3 erklärt: nach dem ö . nnwon in.) — TPara 3,14 (633) ergänzt die Mischna in folgender Weise: Von dem Teil, der an alle Priesterabteilungen verteilt wurde, besprengte man die Israeliten (in den einzelnen Ortschaften des Landes, damit sie nicht nötig hätten, nach Jer. hinaufzuziehen, Bertinoro); von dem, der auf dem Ö. niedergelegt wurde, heiligte (besprengte) man die (Hohen-)Priester (für die andren Kühe, Raschi zu Nu 19,9), u. den Teil im Chel bewahrte man auf, s. Nu 19, 9: Es diene der Gemeinde der Kinder Israel zur Aufbewahrung. Vgl. auch Targ Jerusch I zu Nu 19,9. II RH 2 , 4 : Von wo begann man mit dem Anzünden der Signalfackeln (zur Verkündigung des Neumondstages)? Vom Ö. n-a*n m nach Sartaba hin usw. — Parallelstelle: TRH 2, 2 (210). || pTafan4, 69», 37: Zwei Zedern standen auf dem Ö. nnean m usw.; s. bei Mt 21,12 Anm. d. || Sch bu 1 6 : Abba Schaiul (um 150) hat gesagt: Zwei Teiche waren auf dem ö . n n w n in usw.; s. die Stelle im Exkurs: „Abgaben von den Bodenerzeugnissen* Nr. 5 gegen Ende. || GnR 33 ( 2 0 ) : Von wo brachte die Taube das Ölbaumblatt? R. Abba b. Kahana (um 310) hat gesagt: Von den Schößlingen im Lande Israel brachte sie es. R. Levi (um 300) hat gesagt: Vom Ö. nntun in brachte sie es; denn das Land Israel war von der Sündflut nicht überschwemmt worden; das ist es, was Gott zu Ezechiel sagte: Das Land, das nicht gereinigt, das nicht überschwemmt wurde zur Zeit des Zorns Ez 22,24. — Parallelstellen mit Abweichungen LvR31 ( 1 2 9 ) ; Midr HL 1,15 (94*); 4,1 (109*). || Leqach tob Nu 24,17 (2,129*): R. Levi (um 300) hat gesagt: Gott wird ausziehen, um mit ihnen (Gog u. Magog) zu kämpfen, s. Sach 14, 3: „Ausziehen wird Jahve u. streiten mit diesen Völkern*; u. die Berge werden weichen u. die Hügel wanken u. der Ö. D-rm in wird sich spalten von seiner Mitte an; u. Gott fährt auf ihn herab u. die Israeliten fliehen u. werden errettet, s. Sach 14,5: Ihr werdet fliehen ins Tal meiner Berge. || RH 31»: Rab J huda b. Idi (wann?) hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: Zehn Stationen hat die Sch khina (Gottheit) bei ihrem Abzug (aus dem Tempel) nach der Schrift gemacht: . . . Von der Kapporeth (Sühndeckel) auf den Kerub, vom Kernb auf den (andren) Kerub, vom (andren) Kerub auf die Unterschwelle, s. Ex 25, 22; 2 Sm 22,11; Ez 10,4; von der U. in den Vorhof, s. Ez 10,4; vom V. auf den Altar, s. Am 9 , 1 ; vom A. auf das Dach, s. Spr 21,9 (wo unter dem Weib die Gemeinde Israel zu verstehen ist); vom Dach auf die Mauer, s. Am 7, 7; von der Mauer nach der Stadt, s. Micha 6, 9; von der Stadt auf den Berg, s. Ez 11,23: Es erhob sich die Herrlichkeit Jahves aus der Stadt u. nahm ihren Stand auf dem Berge, der gegen Morgen von der Stadt (d. h. auf dem Ö.; so auch Targum zu Ez 11,23); vom Berg nach der Wüste, s. Spr 21,19 (wo Weib = Gemeinde Israel), u. von der Wüste erhob sie sich u. ließ sich nieder an ihrem Ort (im Himmel), s. Hos 5,15. — Dasselbe Midr KL Einl. Nr. 25 (39*); P siq 1 1 4 : in beiden Stellen wird der o-r-tn *n ausdrücklich genannt; vgl. auch Targ Ez 11,23. || P 8iqll5*: R. Jonathan (um 220) hat gesagt: 3Va Jahr (so nach den Parallelstellen statt 13 /» J.) verweilte die Sch khina (nach ihrem Scheiden aus dem Tempel) auf dem Ö. BTin m, dreimal verkündigend u. rufend: Ich will gehn u. an meinen Ort zurückkehren, bis daß sie es büßen u. mein Angesicht suchen; in ihrer Bedrängnis werden sie nach b
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mir auaspähen. — Parallelstellen: Midr KL Einl. N r 25 (39*); P ^ i q R S l (143 ); Midr Ps 10 § 2 (46 ) , hier ohne Nennung des Ölbergs. b
21,2:
E i n e E s e l i n a n g e b u n d e n u. e i n F ü l l e n bei ihr.
orov . . . xai nwXov. — Sach 9 , 9 : n s r x - p -ns-bri -narr-p-j = „auf einem Esel u. auf einem Füllen, dem Jungen von Eselinnen". L X X zu Sach 9, 9: i>no£vyiov xai nwlov re'ov. — BB 5, 3 : Wenn jemand eine Eselin -marin verkauft, so hat er das Füllen rno mitverkauft. BB 7 8 : Warum heißt das Eselsfüllen n?p? Weil es dem sanften Zureden nrpp folgt. — Nach dem griechischen yavdaqov heißt pBM6,11», 24 das Eseisfüllen auch "»"H-*}!, der kleine oder junge Esel. Über das Mieten u. Vermieten von Eseln bestimmt die Mischna zB BM 6 , 3 : Wenn jemand einen Esel mietet zu einer Reise im Gebirge, u. er läßt ihn durch eine Talgegend ziehen oder umgekehrt, so ist er, selbst wenn jede Strecke zehn Mil beträgt (also beide Wege gleich weit sind), falls der Esel stirbt, ersatzpflichtig. — Wenn jemand einen Esel mietet u. dieser erblindet, oder er wird zum Frondienst (fttr die Regierung) herangezogen, so kann er (der Vermieter) zu ihm (dem Mieter) sagen: Hier hast du das Deine vor dir (dein Geld zurück)! (Die vis major hebt den Mietsvertrag ohne Entschädigungsanspruch auf.) Stirbt der Esel aber oder bricht er ein Bein, so muß der Vermieter ihm einen andren Esel stellen. — Wenn jemand einen Esel mietet zu einer Reise im Gebirge, u. er läßt ihn durch eine Talgegend ziehen, u. der Esel gleitet aus (u. verunglückt), so ist er frei von Ersatz; wenn sich aber der Esel erhitzte (u. infolgedessen starb), so ist der Mieter ersatzpflichtig. Hatte er ihn jedoch gemietet zu einer Reise durch eine Talgegend, u. er läßt ihn durch ein Gebirge ziehen, so ist er, wenn er ausgleitet, ersatzpflichtig, u. wenn er sich erhitzt, frei von Ersatz; erhitzte er sich aber infolge des Steigens, so ist er ersatzpflichtig. — BM 6, 5: Wenn jemand einen Esel mietet, um ihn mit Weizen zu beladen, u. er belädt ihn mit Gerste, so ist er (falls der Esel verunglückt) ersatzpflichtig. Mietete er ihn, um ihn mit Getreide zu beladen, u. er belädt- ihn mit Stroh, so ist er ersatzpflichtig (im Fall eines Unglücks), weil der große Umfang die Fortschaffung erschwert. Mietete er ihn, um einen Letbekh (5 Epha, etwa 197 1) Weizen zu holen, u. er ließ ihn einen L. Gerste holen, so ist er frei von Ersatz (weil das Gewicht der Gerste geringer ist); wenn er aber zu seiner (gewöhnlichen) Last hinzufügt, so ist ersatzpflichtig. Wieviel muß man zu seiner (gew. Last) hinzugefügt haben, um ersatzpflichtig zu sein? Symmacbus (b. Joseph, um 180) sagte im Namen des R. Melr (um 150): Ein Sea ( = 13,131 1) bei einem Kamel, drei Qab ( = V* Sea) bei einem Esel. b
21,5:
Sach 9, 9 in der rabbin. Literatur.
In den Pseudepigraphen wird auf Sach 9, 9 nirgends Bezug genommen; dagegen ist in der rabbin. Literatur die Deutung der Stelle auf den Messias gang u. gäbe. GnR 75 (48°): (Es ward mir Stier u. Esel Gn32,6:) Die Rabbinen (Zeitgenossen des R. J huda u. R. N chemja, also um 150) sagten: Mit „Stier" ist der Kriegsgesalbte (d.h. der Messias b. Joseph oder b. Ephraim s. bei Lk24,26) gemeint; denn es heißt Dt 33,17: „Sein erstgeborner Stier ( = Ephraim), prachtvoll ist e i * Mit „Esel" ist der König, der Messias (Ben David), gemeint; denn es heißt Sach 9 . 9 : Arm u. reitend auf einem Esel usw. Parallelstellen: Tanch n ' w i 38"; TanchB TOI § 5 (82'•). II GnR 98 ( 6 2 ) : „Er bindet an den Weinstock seinen Esel u. an die Edelrebe sein Eselsfüllen. Er wäscht in Wein sein Gewand u. in Traubenblut seinen Mantel* Gn 49,11. Die Rabbinen (Zeitgenossen des J huda u. N chemja, um 150) haben gesagt: Ich (Gott) bin gebunden an den Weinstock (d. h. an Israel) u. an die Edelrebe seiner Stadt ( = Jerusalem, —? = •>*:>), e
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Matth 21,5
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u. „aein Esel" bedeutet; wenn der kommen wird, von dem es Sach 9,9 heißt: Arm u. reitend auf einem Esel usw. „Er wascht in Wein sein Gewand", denn er (der Messias) macht ihnen (den Israeliten) die Worte der Tora klar (lies i i i n a statt i a n o ) ; „u. in Traubenblut seinen Mantel", denn er berichtigt ihre Irrtümer ( n n i o nach r v o n ,iu Irrtum verleiten" gedeutet). — Parallelstelle: GnR 99 (63 ). In Tanch vr*i 5 7 fehlt die Bezugnahme auf Sach 9,9. || Sanb 98*: R. Alexandrai (um 270) hat gesagt: R. J hoschua? b. Levi (um 250) hat gegenübergestellt Dn 7,13: „Siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer, wie ein Menschensohn", u. Sach 9 , 9 : „Arm u. reitend auf einem Esel." Wenn sie (Israel) Verdienste haben (dessen würdig sind), kommt er mit den Wolken des Himmels; wenn sie keine Verdienste baben, (kommt er) arm u. reitend auf einem Esel. Der König Schabor (I.) sagte zu Sch muöl (f 254): Ihr sagt, der Messias werde auf einem Esel kommen; ich will ihm ein schimmerndes Pferd (Schimmel) senden, wie ich es besitze. Er antwortete ihm: Hast du denn eins von tausend Farben (wie sein Esel tausendfarbig sein wird)? || Sanh 99*: R. Hillel (wenn der Sohn des R. Schcmuöl b. Nachman, dann um 300) sagte: Es gibt für die Israeliten keinen Messias (mehr), denn sie haben ihn bereits in den Tagen des Hiskia genossen. Rab Joseph (f 333) bat gesagt: Möge es dem R. Hillel sein Herr (Gott) verzeihen! Wann lebte Hiskia? Zur Zeit des ersten Tempels. Und siehe, Sacharja hat zur Zeit des zweiten Tempels ge weissagt u. gesprochen: Frohlocke gar sehr, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siebe, dein König kommt zu dir — gerecht u. heilvoll ist er, arm u. reitend auf einem Füllen, dem Jungen von Eselinnen Sach 9, 9. II Midr Qoh 1,9 ( 9 ) : R. B rekbja (um 340) hat im Namen des R. Jicchaq (um 300) gesagt: Wie der erste Erlöser (Mose), so der letzte Erlöser (der Messias): wie es vom ersten Erlöser heißt Ex 4 , 2 0 : „Es nabm Mose sein Weib u. seine Söhne u. ließ sie auf einem Esel reiten" — so vom letzten Erlöser Sach 9 , 9 : Arm u. reitend auf einem Esel. — Dasselbe unter dem Autornamen des R. Levi (um 300) Midr Sm 14 § 9 (45 ) . || B rakh 5 6 : Wer einen Esel im Traum sieht, darf auf das (messian.) Heil hoffen: 8. Sach 9,9. || Tanch r v » m a 2 * : So hat der Prophet Jesaja gesagt (32,20): „Wohl euch, die ihr säet an allen Wassern"; damit sind die gemeint, die sich mit der Tora beschäftigen, die dem Wasser verglichen wird, s. Jes 55,1: Auf, ihr Dürstenden alle, kommt zum Wasser. „Die ihr freien Lauf lasset dem Fuße des Stieres", damit ist der Messias Ben Joseph gemeint, der mit einem Stier verglichen wird (vgl. Dt 33,17) „u. (dem Fuß) des Esels", damit ist der Messias Ben David ge meint, s. Sach 9,9. — Vgl. DtR 6 (203b): Was bedeutet Dt 22, 7: „Laß die Vogelmutter los" ? Wenn da dieses Gebot erfüllst, so beschleunigst du das Kommen des Königs, des Messias, von dem (gleichfalls) ein Freilassen geschrieben steht, s. Jes 32,20: „Die ihr freien Lauf lasset dem Fuß des Stiers u. des Esels." (Die nähere Auslegung dieser Worte ergänze nach Tanch P M W W 2 a.) || Midr Ps 60 § 3 (153*): „Mein ist Gilead" Ps 60,9. Ich bin es, der dem Gileaditen Jephtah ein Zeichen getan hat, u. ich bin es, der dem Gideon, Sohn des Joasch, aus dem Stamm Manasse ein Zeichen getan hat; aber seine Hilfe war eine Hilfe für einen Augenblick (vorübergehender Art); in der Zukunft jedoch werde ich euch helfen durch den Messias Ben Ephraim ( = Ben Joseph) u. durch den Messias Ben David aus dem Stamm Juda. „Ephraim der Schutz meines Hauptes" P s 6 0 , 9 ; denn er (Messias Ben Ephraim) übernimmt das Joch der Herrschaft zuerst; u. hinterher „Juda mein Herrscherstab" (das.); damit ist der Messias Ben David gemeint. „Moab ist mein Waschbecken" (das. Vers 10); s. Jes 11,14: „Sie fliegen auf die Schulter der Philister meerwärts, zusammen plündern sie die Morgenländer, Edom u. Moab werden von ihrer Hand in Beschlag genommen." Das meinen die Worte: „Moab ist mein Waschbecken": ein Mensch wäscht seine Füße in einem Becken u. dabei tritt er es nieder. „Auf Edom werfe ich meinen Schuh" Ps 60,10, um es zu zer treten, s. Jes 26, 6: „Es zertritt sie der Fuß." Das ist der Fuß Gottes, s. Jes 63, 3: „So trat ich sie in meinem Zorn u. stampfte sie in meinem Grimm." „Es zertritt sie der Fuß, ja die Füße des Armen" Jes 26,6, damit ist der König, der Messias, gemeint, s. Sach 9,9: Arm u. reitend auf einem Esel.|| TanchB " n n § 18(36*): R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Alle Hilfe, die Israel kommt, ist eine Hilfe für Gott, 8. P s 9 1 , 1 5 f . : „Ich c
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(Gott) bin mit ihm in N o t . . . , ich will ihn sehen lassen meine Hilfe (im Sinne des Midr: die mir, nämlich Gott, zuteil wird). . . . R. B*rekhja, der Priester, der Rabbinen sohn (um 340) bat gesagt: Siehe, was geschrieben steht Sach 9 , 9 : „Frohlocke gar sehr, Tochter Zion . . . gerecht u' einer, dem Hilfe wird, ist er." „Der hilft* »"«n*, heißt es nicht, sondern „dem geholfen wird" ywu. — Der gleiche Gedanke in breiterer Aus führung u. anonym ExR 30 ( 9 1 ) . || Midr HL 1,4 (87»): „Wir wollen frohlocken u. deiner uns freuen' HL 1,4. Gleich einer Matrone, deren Gemahl, der König, samt seinen Söhnen u. Schwiegersöhnen in ein fernes Land gezogen war. Man kam n. sagte zu ihr: Deine Söhne sind gekommen 1 Sie sprach: Was habe ich davon ? meine Schwieger töchter mögen sich freuen! Als ihre Schwiegersöhne kamen, sagte man zu ihr: Deine Schwiegersöhne sind gekommen! Sie sprach: Was habe ich davon? Meine Töchter mögen sich freuen! Man sagte ihr: Der König, dein Gemahl, ist gekommen! Sie sprach: Das ist eine vollkommene Freude, Freude über Freude! So werden in der Zukunft (in der messian. Zeit) die Propheten kommen u. zu Jerusalem sagen: „Deine Söhne kommen von ferne her" Jes 6 0 , 4 ! Und sie antwortet ihnen: Was habe ich davon?" Und deine Töchter werden an der Seite getragen" (das.); sie antwortet: Was habe ich davon? Wenn man aber zu ihr sagt: „Siehe, dein König kommt zu dir, gerecht u. heil voll" Sach 9,9, dann sagt sie: Das ist eine vollkommene Freude, s. Sach 9 , 9 : „Frohlocke gar sehr, Tochter Zion!" || DtR 4 Ende: „Wann Jahve, dein Gott, dein Gebiet erweitern wird" Dt 12,20. Die Rabbinen sagten: Das redet von Jerusalem; wer wird das Wohl ergehen Jer.s sehen können, wenn Gott es erweitert? . . . Dann gehen die Worte in Erfüllung Mal 3,4. 23.24; 3 , 1 ; Sach 1,16.17 u. Sach 9 , 9 : Frohlocke gar sehr, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jer.! Siehe, dein König kommt zu dir usw. || GnR 56 (35?): R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Es wird der Ort (Jerusalem) dereinst ferne von seinen Besitzern (den Israeliten) sein (nämlich während der Exilszeit). Etwa für immer? Die Schrift sagt lehrend Ps 132,14: „Das ist meine Ruhestätte in Ewigkeit, hier will ich wohnen", wenn jener kommen wird, von dem geschrieben steht Sach 9 , 9 : Arm u. reitend auf einem Esel." || Pirqe RE131: „Araham machte sich früh am Morgen auf u. machte Seinen Esel zurecht" Gn 22,3. Das war der Esel, auf welchem Mose ritt, als er nach Ägypten kam. s. Ex 4,20, u. dieser Esel wird es sein, auf welchem dereinst der Sohn Davids ( = Messias) reiten wird, s. Sach 9,9. || P siqR 34 ( 1 5 9 ) : „Gerecht u. heilvoll ist er" Sach9,9; das-ist der Messias, denn er erkannte das Gericht über Israel als gerecht an, als man über ihn lachte u. er im Gefängnis lag, und (deshalb) heißt er „gerecht". Warum heißt er „heilvoll"? Wenn er das Gericht über sie als gerecht anerkannt hat, wird er zu ihnen sagen: Seid ihr nicht alle meine Kinder? Fürwahr, ihr werdet alle Heil erfahren durch Gottes Erbarmen. „Niedrig u. reitend auf einem Esel"; das ist der Messias. Und warum wird er „niedrig" genannt? Weil er alle jene Jahre erniedrigt wurde im Gefängnis u. die Frevler aus Israel über ihn lachten. „Reitend auf einem Esel", um der Gottlosen willen, die kein Verdienst haben, macht er sich auf u. erinnert (mit seinem Reiten auf einem Esel) an das Verdienst der Väter (eines Abraham, der im Gehorsam gegen Gottes Gebot sich aufmachte, selbst seinen Esel zu gürten Gn 22, 3). — Zum mangelnden Verdienst der Gottlosen s. Sanh 98» oben S.843«. b
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2 1 , 8 : B r e i t e t e n i h r e K l e i d e r auf den W e g . Jalqut zu Ex 2,15 (1, § 168): Eilends zogen die Kuschiten ein jeder sein Kleid aus u. legten es auf die Erde u. errichteten eine große Tribüne u. setzten Mose darauf; stießen in die Posaunen u. riefen: Es lebe der König! Es lebe der König! Vgl. auch 2 Kg 9,13. || K*th 66b Bar: Von Naqdimon b. Gorjon (um 50 n. Chr.) hat man erzählt: Wenn er von seinem Hause nach dem Lehrhaus (in Jerusalem) ging, breitete man wollene Zeuge unter ihm aus (denn er war sehr reich); u. dann kamen die Armen n. legten sie hinter ihm zusammen. (Die ganze Stelle s. bei Joh 3,1.) || Midr KL 1,16 (57»): 1
Der Text ist hier schwerlich in Ordnung, s. Friedmann.
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Es geschah, daß J hoschuas b. Gamliel sich die Mirjam, die Tochter des Boöthos, verlobte, u. der König setzte ihn als Hohenpriester ein. Einmal ging sie, um zu zuschauen; sie sprach: Ich will gehn u. ihn sehen, wenn er am Versöhnungstag im Heiligtum vorliest. Man schaffte für sie Teppiche hinaus von der Tür ihres Hauses bis zur Tür des Heiligtums, damit ihre Füße nicht die Barfüßigkeit empfanden (denn am Vers.tage hatte alles barfuß zu gehen), u. trotzdem empfanden sie sie. || Midr KL Einl. Nr. 25 ( 3 9 ) : Die Rabbinen sagten: Sie (die Trauernden) breiteten ihm (zu Ehren des verstorbenen .Königs Hiskia) Teppiche aus von der Tür ihrer Häuser bis zu den Gräbern der Söhne Davids; u. das alles warum? Damit ihre Föße die Barfüßigkeit nicht empfänden (denn Leidtragende gingen barfuß einher), u. trotzdem empfanden ihre Füße sie. Da sprach Jeremia zu ihnen: Wenn eure Füße zu der Zeit, da ihr Teppiche von der Tür eurer Häuser bis zu den Gräbern der Söhne Davids ausgebreitet habt, die Barfüßigkeit empfanden, um wieviel mehr wird es der Fall sein, wenn eure Füße sich stoßen werden an den Bergen des Dunkels (s. Jer 13,16)! || Targ Esth 8,15: Als Mardokhai aus der Tür des Königs ging, waren die Straßen mit Myrten bestreut. a
21,9 9 : H o s i a n n a dem S o h n e D a v i d s ! 1. wravra, sosujin, »j-soin = tt$ ruriöSn „hilf doch" P s l l 8 , 2 5 . Der H.ruf war als Bestandteil des Hallel jedermann in Israel geläufig; es hat darum nichts Auffallendes, wenn nach Mt 21,15 auch die Kinder in denselben einfielen. — Die alte Synagoge unterschied zwischen dem großen Hallel u. dem Hallel schlechthin. Ersteres umfaßte die Psalmen 120—136, nach andrer Tradition die Psalmen 135 u. 136, oder auch bloß den 136. Psalm ;a letzteres die Psalmen 113—118. Nach einer alten Tradition sind die Hallelpsalmen 113—118 bereits von Mose u. den Kindern Israel am Roten Meer gesungen worden; andre Überlieferungen brachten sie mit sonstigen wunderbaren Errettungen in der Geschichte des jüd. Volkes in Verbindung.b Jedenfalls nahmen die Hallelpsalmen 113—118 schon zur Zeit des Tempelbestandes eine hervorragende Stellung im Ritus der einzelnen Feste ein, eine Stellung, die sie jauch später in der synagogalen Festliturgie behauptet haben. — Das Hallel wurde rezitiert: 1. bei der Schlachtung der Passahlämmer im Tempel am Nachmittag des 14. Nisan ;c 2. bei der häuslichen Passahfeier am Abend des 14. Nisan ;d 3. am 1. Passahtag (15. Nisan), am 1. Pfingsttag, an den acht Tagen des Laubhüttenfestes u. an den acht Tagen des Tempelweihfestes (Chanukka) nach der Darbringung des Morgentamids.e Besonders feierlich gestaltete sich der Vortrag des H. am Laubhüttenfest, indem die im Tempel anwesende Menge bei bestimmten Psalmversen den Feststrauß in ihren Händen schüttelte. Nach Dar bringung der Zusatzopfer des Laubhüttenfestes zogen die Priester Einmal (am siebenten Tag des Festes siebenmal) um den Brandopfer altar, den Ruf Ps 118,25 wiederholend: Jahve, hilf doch; Jahve, laß es gelingen! Das Volk aber rief:* „Schönheit dir, o Altar!" oder: „Gott u. dir, o Altar!" Vgl. den Exkurs:'Das Laubhüttenfest. 2
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J b 6,4 heißt sie Martha. Vgl. Schürer * 2, 273. * Hiermit hängt zusammen, daß das Hallel B°rakk56 das „ägyptische H." ge nannt wird: Raba (t 352) sagte zu dem Traumdeuter: Ich ließ im Traum das äg. H. vorlesen. Er sprach zu ihm (den Traum deutend): Es werden dir Wunder geschehen. a
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Matth 2 1 , 9 ( 1 1 1 ) c
a. P s 118»: Von wo an beginnt das große Hallel? R. J°huda (um 150) sagte: Von „danket Jahve" Ps 186,1 bis „an den Strömen Babels" Ps 137,1; R. Jochanan (f279) sagte: Von „Stufenlied" Ps 120,1 bis „an den Strömen Babels"; Rab Acha b. Jataqob (um 325) hat gesagt: Von „denn Jakob bat sich Jahve erwählt" Ps 135,4 bis „an den Strömen Babels". Warum heißt es das „große Hallel"? R. Jochanan hat gesagt: Weil Gott in der Höhe der Welt wohnt u. allen Geschöpfen Speise zuteilt, vgl. Ps 136,25 Dasselbe Midr Ps 136 § 1 (260•). || Tafan 3 , 9 : Einmal hatte man in Lydda ein Fasten angeordnet, u. es fielen Regengüsse, bevor es Mittag war. Da sprach R. Tarphon (um 100) zu ihnen: Geht u. esset u. trinket u. machet einen Feiertag (das Fasten wurde also aufgehoben)! Und sie gingen u. aßen u. tranken u. machten einen Feiertag; dann kamen sie zwischen den beiden Abenden (in der Dämmerung) u. lasen das große Hallel. — Dazu pTasan 3,67», 52: Welches ist das große Hallel? R. Parnakh (um 270) hat im Namen des R. Chanina (um 225) gesagt: „Danket dem Gott der Götter, denn seine Gnade währet ewiglich! Danket dem Herrn der Herren, denn seine Gnade währet ewiglich" (d.h. Ps 136). R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Nur daß man anhebt mit: „Die ihr steht im Hause Jahves" (d.h. mit Ps 135). Warum (besteht das große H.) aus diesen beiden Abschnitten (nämlich aus Ps 135 u. 136)? R. Z «ra (um 300), R. Abbahu (um 300) haben im Namen des R. Sch muöl b. Nachman (um 260) gesagt: Weil das Niederfallen der Regengüsse darin enthalten ist. Das trifft zu nach der Meinung des R. Jochanan; denn es heißt Ps 135, 7: Der die Dünste aufsteigen läßt vom Ende der Erde usw. Aber wie trifft es zu nach der Meinung des R. Chanina (der das große H. nur aus Ps 136 bestehen läßt)? Darum daß es Ps 136,25 heißt: Der Speise gibt allem Fleisch, denn seine Gnade währet ewiglich! (Der allen Geschöpfen gedeckte Tisch setzt das recht zeitige Niederfallen des Regens voraus.) R. Ba (um 290) u. R. Simon (um 280) haben beide gesagt: (Das Tafan3,9 erwähnte große H.) ist das unsre (d.h. das H., das wir an den Festtagen beten, also = Ps 113—118). R. J hoschua? b. Levi (um 250) hat gesagt: Es ist das unsre. Bar Qappara (um 220) hat gesagt: Es ist das unsre. Bar Qappara folgte dabei seiner (auch sonst bezeugten) Ansicht; denn wir haben dort ( P s 5 , 7) ge lernt: Ihr lebelang ist die dritte Abteilung (vgl. hierzu Anm. c) nicht bis zu „Liebe be wegt mich, weil Jahve hört* Ps 116,1 gelangt, weil ihre Teilnehmer nicht zahlreich waren. Bar Qappara lehrte (als tannalt. Tradition): Das ist das große H. (also = Ps 113—118). Ein Vorbeter trat vor die Lade (um an einem Fasttage nach eingetretenem Regen das große H. zu beten); er sprach zu ihnen (zur versammelten Menge): Sprecht mir nach, was ich sage! Das besagt doch, daß es (das große H.) nicht das unsre ist (d.h. das die Psalmen 113—118 umfassende; denn dann hätte er es ihnen nicht vorzusprechen brauchen; also ist mit dem großen H. Ps 135f. gemeint). R. Mana (wohl II., um 870) hat gesagt: Es ist das unsre damit gemeint; es war nämlich ein großes Wunder ge schehen; deshalb sagte der Vorbeter zu ihnen: Sprecht mir nach, was ich sage! (damit sie es alle wie aus Einem Munde sprächen, oder auch, weil sich unter ihnen Leute befanden, die die Hallelpsalmen 113—118 nicht auswendig wußten). Parallelstelle p P s 5 , 3 2 , 47. Man sieht aus diesen Stellen, daß die Bezeichnung „großes H." bereits im 3. Jahrhundert umstritten war. e
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b. P s l l 7 a : Rab J huda (f 299) hat gesagt, Sch mu6l (t 254) habe gesagt: Das Lied in der Tora (Ex 15) haben Mose u. die Israeliten in der Stunde gesungen, da sie aus dem Meer emporstiegen. Wer aber hat das H. (Ps 113—118) gesagt?-Die Propheten, die unter ihnen waren, haben es für die Israeliten festgesetzt, daß sie es zu jeder Zeit u. in bezug auf jede Not sagen sollten, damit diese nicht über sie käme, u. wenn sie Erlösung gefunden, sollten sie es wegen ihrer Erlösung sagen. . . . Wer hat das H. gesagt ( = verfaßt)? R. Jose (um 150) sagte: Mein Sohn Ehazar (b. Jose, um 180) sagte: Mose u. die Israeliten haben es in der Stunde gesagt, da sie aus dem Meer empor stiegen. Aber seine Genossen sagten, daß es David gesagt habe. Jedoch scheinen seine 1
--a« -a -.r, „ein Sohn des Betens", s. dazu Z. Frankel, Einl. in d. Jerus. Talmud. 70«, Levy 1, 9 . b
Matth 21,9 ( « 1 )
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(R. Elfazars) Worte den Vorzug vor ihren Worten zu verdienen: sollte es möglich sein, daß sie ihre Passahläramer geschlachtet u. ihre Feststräuße genommen hätten (in der Zeit vor David), ohne ein Lied (nämlich das H.) zu singen? . . . Bar: Wer hat das H. (Ps 113—118) gesagt? R. Elifezer (um 90) sagte: Mose u. die Israeliten haben es gesagt. Als sie nämlich am Meer standen, sprachen sie: Nicht uns, Jahve, nicht uns Ps 115,1, u. der heilige Geist (s. bei Lk 2,25 <£ 4) antwortete ihnen: Um meinetwillen will ich es tun! (vgl. Jes 48,11). R. J huda (lies: R. Jehoschuaf, um 90) sagte: Josua u. die Israeliten haben es gesagt Als nämlich die Könige Kanafans wider sie auftraten, sprachen sie (Josua u. seine Zeitgenossen): Nicht uns, Jahve! u. es antwortete der heilige Geist usw. R. Eifazar aus Modifim (f um 135) sagte: D bora u. Baraq haben es gesagt. Als nämlich Sis ra wider sie auftrat, sprachen sie: Nicht uns, Jahve! u. der heilige Geist antwortete ihnen: Um meinetwillen, um meinetwillen will ich es tun! R. Eifazar b. fAzarja (um 100) hat gesagt: Hiskia u. sein Anhang haben es gesagt. Als nämlich Sanherib wider sie auftrat, sprachen sie: Nicht uns, Jahve! u. der heilige Geist antwortete usw. R. fAqiba (t um 135) hat gesagt: Chananja, Mischaöl u. fAzarja haben es gesagt. Als nämlich Nebukadnecar, der Frevler, wider sie auftrat, sprachen sie: Nicht uns, Jahve! u. der heilige Geist usw. R. Jose der Galiläer (um 110) sagte: Mardokhai u. Esther haben es gesagt. Als nämlich Haman, der Frevler, wider sie auftrat, sprachen sie: Nicht uns, Jahve! u. der heilige Geist usw. Die Gelehrten sagten: Die Propheten in ihrer Mitte haben es für die Israeliten festgesetzt, daß sie es zu jeder Zeit u. in bezug auf jede Not sagen sollten, damit sie nicht ober die Israeliten käme, u. sooft sie Erlösung gefunden, sollten sie es sagen ihrer Erlösung wegen. — |l P s 1 1 8 : Da es ein großes H. gibt (Ps 135 f.), warum sagen wir (in bezug auf jede Not u. Errettung) dieses (die H.psalmen 113—118)? Weil in diesem fünferlei enthalten ist: der Auszug aus Ägypten, die Spaltung des Schilfmeeres, die Gesetzgebung, die Auferweckung der Toten u. die Wehen des Messias. Der Auszug aus Ägypten, s. Ps 114,1: Da Israel aus Ägypten zog. Die Spaltung des Schilfmeeres, 8. Ps 114,3: Das Meer sah es u. floh. Die Gesetzgebung, s. Ps 114,4: Die Berge hüpften wie Widder. Die Auferweckung der Toten, s. Ps 116,9: Ich werde wandeln vor Jahve in den Landen der Lebendigen. Die Wehen des Messias, s. Ps 115,1: Nicht uns, Jahve, nicht uns! R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Die Worte: „Nicht uns, Jahve, nicht uns!" beziehen sich auf die Knechtung (Israels) unter die Reiche (der Welt). Nach andren hat R. Jochanan gesagt: Die Worte: „Nicht uns, Jahve, nicht uns!" beziehen sich auf den Krieg Gogs u. Magogs. — Rab Nachman b-. Jicchaq ( f 356) hat gesagt: (Das H. wird gesagt,) weil darin von der Errettung der Seelen der Gerechten aus dem Gehinnom die Rede ist, s. Ps 116,4: Ach, Jahve, errette meine Seele. Chizqijja (um 240) hat gesagt: Weil darin von dem Hinabsteigen der Gerechten in den Feuerofen u. von ihrem Heraufsteigen aus ihm die Rede ist. Von ihrem Hinabsteigen, s. Ps 115, 1: „Nicht uns, Jahve, nicht uns", das sagte Chananja; „sondern deinem Namen gib Ehre" Ps 115,1, so sagte Mischaöl; „ob deiner Gnade u. ob deiner Wahrheit (das.) sagte fAzarja; „warum sollen die Heiden sagen: W o ist doch ihr Gott?" Ps 115,2, das sagten alle drei. In bezug auf ihr Heraufsteigen aus dem Feuerofen heißt es: „Rühmet Jahven alle Völker" Ps 117,1, das sagte Chananja; „preiset ihn, alle Nationen" (das.), so sprach Mischaöl; „denn überreichlich ist gegen uns seine Gnade" Ps 117,2 sagte fAzarja; „u. ewig besteht Jahves Wahrheit, Hallelujah!" (das.) sagten alle drei. (Folgen andre ähnliche Auslegungen von Ps 117,2.) —1| pB°rakh 2, 4 , 5 2 : R. Abin (I., um 325; IL, um 370) hat gesagt: Auch das H. ist in (zeitlicher) Reihenfolge gesagt: „Da Israel aus Ägypten zog* (Ps 114) geht auf die Vergangenheit; „Nicht uns, Jahve, nicht uns!* ( P s l l 5 ) auf die gegenwärtigen Geschlechter; „Liebe bewegt mich, weil Jahve meine Stimme hört" (Ps 116) auf die Tage des Messias; „Bindet das Festopfer mit Seilen* (Ps 118,27) auf die TJage Gogs u. Magogs (deren Scharen gemeint sind mit Ps 118,10); „Mein Gott bist du u. ich danke dir* (Ps 118,28) auf die Zukunft (hier = zukünftige Welt, f Olam der Vollendung). - - Dasselbe pM g 2, 73», 21; LvR 30 (128 ); P s i q I 8 l b Midr Ps 26 § 6 (109b). e
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C. P s 5, 5: Das Passahofer wird in drei Abteilungen geschlachtet, s. Ex 1 2 , 6 :
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„Schlachten soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israel": „Versammlung", „Gemeinde", „Israel* (also drei Abteilungen). . . . Das. 5,7: Ist die erste Abteilung herausgekommen (aus dem Tempelvorhof), so ist die zweite eingetreten; ist die zweite herausgekommen, so ist die dritte eingetreten. Wie das Tun der ersten war, so das Tun der zweiten u. dritten. Man (die Leviten) hat (dabei) das H. (Ps 113—118) rezitiert. Hat man (das H.) vollendet, so hat man es wiederholt u., wenn man es wiederholt hat, zum drittenmal rezitiert, obgleich sie es ihr lebelang nicht zum drittenmal (bis zu Ende) rezitiert haben. R. J huda (um 150) sagte: Ihr lebelang ist die dritte Ab teilung nicht bis zu den Worten Ps 116,1 gelangt: „Liebe bewegt mich", weil ihre Teilnehmer nicht zahlreich waren. Vgl. auch P s 9, 3 in Anm. d. d. P°B 10, 6: Wie weit sagt man das H. nach Füllung des zweiten Bechers beim Passahmahl? Die Schule Schammah sagte: Bis Ps 113,9: „Die Mutter der Kinder freut sich." Die Schule Hilleis sagte: Bis Ps 114,8: „Kiesel zu einer Wasserquelle*. — P s l 0 , 7 : Man hat ihm den dritten Becher eingefüllt, u. er spricht den Segen über seine Mahlzeit (das Schlußtischgebet). Den vierten; er vollendet das H. u. spricht den Segen über den Gesang. — || P s 9, 3: Das erste Passah verpflichtet zum H. bei seinem Essen, das zweite (im Monat Ijjar, s. Nu 9,1 ff.) verpflichtet nicht zum H. bei seinem Essen; aber dieses wie jenes verpflichtet zum H. bei seiner Darbringung (im Tempel, 8. Anm. c). — Hierzu P°s 9 5 : Das erste Passah verpflichtet zum H. bei seinem Essen usw. Woher diese Worte? R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schimfon b. J hocadaq (um 225) gesagt: Die Schrift sagt Jes 30, 29: „Das Lied wird euch sein wie in der Nacht, da das Fest eingeweiht wird.* Die Nacht, die für das Fest geweiht ist, verpflichtet zum H.j die Nacht, die nicht für ein Fest geweiht ist (wie der Abend des 14. Ijjar, auf den kein Festtag folgt) verpflichtet nicht zum H. „Dieses aber wie jenes verpflichtet zum Hallel bei seiner Darbringung.* Weshalb? Wenn du willst, sage: „Die Nacht* schließt aus, aber der Tag (an dem die Lämmer für das zweite Passab geschlachtet werden) schließt nicht aus. Wenn du willst, sage: Ist es möglich, daß die Israeliten ihre Passahopfer schlachten u. ihre Feststräuße (am Laubhüttenfest) nehmen sollten, ohne das H. zu singen? e. fArakh 10*: R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schimfon b. J'hocadaq (um 225) gesagt: An 18 Tagen (im Jahr) sagt der einzelne das ganze H. (Ps 113—118): an den 8 Tagen des Laubhüttenfestes, an den 8 Tagen des Tempelweihfestes (Chanukka im Monat Kislev, etwa Dezember), am ersten Feiertag des Passahfestes u. am ersten Feiertag des Pfingstfestes. (Ähnlich bereits in TSukka 3, 2.) In der Diaspora aber an 21 Tagen: an den 9 Tagen des Laubhüttenfestes, an den 8 Tagen des Tempelweih festes, an den beiden (ersten) Feiertagen des Passahfestes u. an den beiden Feiertagen des Pfingstfestes. Was ist für ein Unterschied, daß wir das H. am Laubhüttenfest an jedem Tage, u. daß wir es am Passahfest nicht an jedem Tage sagen? Die (Tage) des Laubhüttenfestes unterscheiden sich voneinander durch ihre Opfer, die des Passahfestes unterscheiden sich nicht, durch ihre Opfer. Dann sollte man das H. am Sabbat sagen, der sich durch seine Opfer (von den übrigen Tagen) unterscheidet! Dieser wird nicht ivia „Festtag* genannt. Dann sollte man es am Neumondstage sagen, der „Festtag" genannt wird! (Vgl. Sch bu 10 , wo auf KL 1,15 als Beleg verwiesen ist.) Dieser ist nicht geheiligt durch das Verbot der Verrichtung einer Arbeit; denn es heißt Jes 30,29: „Das Lied (Hallel) wird euch sein wie in der Nacht, da das Fest eingeweiht wird.* Die Nacht, die für das Fest geheiligt ist, verpflichtet zum Lied (Hallel), die aber nicht für das Fest geheiligt ist, verpflichtet nicht zum Lied. Dann sollte man es sagen, am Neujahrstag u. am Versöhnungstag, die „Festtag* genannt werden u. die geheiligt sind durch das Verbot der Verrichtung einer Arbeit! Da geschieht es nicht wegen dessen, was R. Abbahu (um 300) gesagt hat Denn dieser hat gesagt: Die Dienstengel sprachen e
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Die Auslandsgemeinden feierten (u. feiern) wegen möglichen Zweifels über die richtigen, im Mutterland festzusetzenden Neumondstage an den drei großen Festen (Passah, Pfingsten, Laubhütten) z w e i erste Feiertage, auch zwei Neujahrstage.
Matth 21,9 ( « 1 . 2 )
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vor Gott: Herr der Welt, warum sagen die Israeliten vor dir kein Lied (Hallel) am Neujahrstage u. am Versöhnungstage? Er antwortete: Der König sollte auf dem Ge richtsthron sitzen, während die Bücher der Lebendigen u. der Toten vor ihm auf geschlagen liegen, n. die Israeliten sollten vor mir ein Lied singen?! Aber beim Tempel weihfest trifft doch weder das eine noch das andre zu (es heißt weder „Festtag", noch ist es geheiügt durch die Arbeits verböte), u. doch sagt man das Hallel! Es ge schieht des Wunders wegen. Dann sollte man es am Purimfest sagen, an welchem (gleichfalls) ein Wunder geschah! R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: (Es unterbleibt am Purimfest,) weil man kein Lied wegen eines Wunders sagt, das sich im Ausland zutrug. Rab Nachman b. Jicchaq (f 356) wandte ein: Siehe, der Auszug aus Ägypten war ein Wunder, das sich im Ausland zugetragen hat, u. doch sagte man das H.! Es verhält sich damit, wie es in einer Bar heißt: Solange die Israeliten nicht in das Land (Israel) eingezogen waren, waren alle Länder tauglich, daß man in ihnen ein Lied (Gotte) sang; seitdem sie aber in das Land eingezogen sind, sind nicht alle Länder tauglich, daß man in ihnen ein Lied singe. Rab Nachman (f 320) hat gesagt: Das Lesen (der Estherrolle am Purimfest) vertritt das H. Raba (f 352) hat gesagt: Wohl, dort (heim Auszug aus Ägypten) waren jene Israeliten Knechte Jahves u. nicht Knechte des Pharaos; waren sie auch hier (bei ihrer Errettung vor Haman) Knechte Jahves u. nicht Knechte des Achaschverosch? Wir sind ja noch immer Knechte des Achaschverosch! Und mit Bezug auf Rab Nachman, der gesagt hat, das Lesen (der Esther rolle) vertrete das H., gilt ja die Bar: Seitdem die Israeliten in das Land eingezogen waren, waren nicht alle Länder tauglich, daß man in ihnen ein Lied sang; nachdem sie aber (wiederum) in die Verbannung gezogen sind, hat man sie (die außerpalästinischen Länder) wieder freigegeben (zum Gesang nach einem Wunder), wie vordem. — Teil weise parallel M g 14* u. Tafan 2 8 . Die zuletzt genannte Stelle bringt zunächst den Ausspruch des R. Schimfon b. J hocadaq über die 18, bezw. 21 Tage, an denen das ganze H. zu sprechen ist. Darauf folgt: Als Rab (f 247) nach Babel kam, sah er, wie sie das H. am Neumondstage rezitierten (was nach obigen Stellen in Palästina nicht geschah); da wollte er sie unterbrechen. Als er aber sab, daß sie (bei der Rezitation des H.) Stellen überschlugen, sagte er: Daraus ist zu entnehmen, daß dieser Brauch von ihren Vätern her sich bei ihnen findet. — Die babylonische Sitte hat sich später wohl überall eingebürgert. Nach den jüdischen Gebetbüchern wird daher das H. gegenwärtig, allerdings mit Auslassung von Ps 115, 1—11; 116, 1—11, auch an den Neumondstagen u. an sämtlichen Tagen des Passahfestes rezitiert. e
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2. maavvd vly Javdd. Der Hosiannaruf erscheint hier auf das engste mit den messian. Hoffnungen verknüpft, deren Erfüllung die Menge von Jesu erwartet hat. Daß man auch sonst, wenigstens in der nachtannai'tischen Periode, gewisse Verse der Hallelpsalmen mit dem messian. Gedanken in Verbindung gebracht hat, beweist P s 118* u. pB*rakh 2 , 4 , 52 in Nr. 1 Anm. b. Weiteres s. bei Lk 22,19. e
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Eine Deutung von Ps 118,21 ff. auf David bietet P«s 119*: R. Schemuöl b. Nachman (um 260) hat gesagt, R. Jonathan (um 220) habe gesagt: „Ich danke dir, denn du er hörtest mich" Ps 118,21, hat David (bei seiner Erwählung) gesagt. Der Stein, den die Bauleute verworfen, ist zum Hauptstein der Ecke geworden" Vers 22, hat Isai ge sagt (mit Bezug auf den zunächst übersehenen David). „Von Jahve ist das geschehen" Vers 23, das haben Davids Brüder gesagt. „Dies ist der Tag, den Jahve gemacht hat" 5
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Nicht gehört hierher der Ausspruch des R. Jose, um 150: Möge mein Teil mit denen sein, die das H. täglich ganz rezitieren. Wirklich? Ein Autor hat doch aber gesagt: Wer das H. täglich rezitiert, der ist wie einer, der schmäht u. lästert! Wie wir gesagt haben, sind damit die Psalmverse (mit ibbn, d. h. Ps 148 u. 150) gemeint Schab 118 . — Nach Tr. Soph rim 19 ( 1 3 ) beziehen sich die Worte des R. Jose auf die sechs täglich zu betenden Psalmen, d. b. auf Ps 145—150. b
S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT L
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Matth 21,9 ( « 2 . » . « ) . 21,12
850
Vers 24, hat Samuel gesagt. „Ach Jahve, hilf doch !* Vers 25, haben seine Brüder ge sagt „Ach Jahve, laß doch gelingen!" Vers 25, bat David gesagt. „Gesegnet sei, der da kommt, im Namen Jahves!" Vers 26, hat Isai gesagt. „Wir segnen euch vom Hause Jahves" Vers 26, hat Samuel gesagt. „Jahve ist Gott, u. er leuchtete uns!" Vers 27, haben sie alle gesagt. „Bindet das Festopfer mit Seilen* Vers 27 hat Samuel gesagt „Mein Gott bist du u. ich will dir danken" Vers 28 hat David gesagt. „Mein Gott, ich will dich erhöhen Vers 28, haben sie alle gesagt. — Ähnlich Targ Ps 118,22—29, s. bei Mt 21,42 Nr. 2 S. 876. Wie
eng übrigens im Bewußtsein des jüd. Volkes der Hosiannaruf
mit dem Palmzweig verknüpft war, so daß das Ergreifen eines solchen (s. Joh 12,13) in einem Augenblick, wie der Mt 21,1 ff. geschilderte war, gar wohl unwillkürlich das Hosianna auf aller Lippen legen konnte, erkennt man am besten daraus, daß der Laubhüttenfeststrauß, dessen Hauptstück ja ein Palmzweig war u. mit dessen Schütteln man den fest lichen Hosiannaruf begleitete, selbst geradezu „Hosianna" xjrcin g e b
nannt wurde. Sukka 3 7 : Rabbah ( f 330) hat gesagt: Man stecke nicht den Palmzweig (nachträglich von oben aus) in den Hoscha?na (Feststrauß) hinein (sondern binde ihn von vornherein mit den Myrten- u. Bach weiden a
a
zweigen zusammen). Andre Beispiele: Sukka 31»; 3 4 ; 3 7 (mehrmals). 2 1 , 9 3 3 : G e s e g n e t s e i , d e r da k o m m t , i m N a m e n d e s H e r r n ! Eine Deutung dieser Worte aus Ps 118, 26 auf David Pes 119» s. S. 850«r. — Eine andre Deutung auf die messian. Enderlösung s. Midr Ps 118 § 22 (244»): „Dies ist der Tag, den Jahve gemacht hat" Ps 118,24. Alle Erlösungen, die den Israeliten in der Vergangenheit gekommen sind, hatten nach sich (neue) Knechtschaft; aber von jetzt an u. weiter (nach der messian. Enderlösung) folgt keine Knechtschaft mehr, s. Jes 12, 5f. „Ach Jahve, hilf doch* Ps 118,25. Die Leute von Jerusalem werden von drinnen sagen: Ach Jahve hilf doch! u. die Leute Judäas werden von draußen sagen: „Ach Jahve, gib doch Gelingen* (das.). Die Leute Jer.s werden von drinnen sagen: „Gesegnet sei, der jla kommt, im Namen Jahves!" (Vers 26), u. die Leute Judäas werden von draußen sagen: „Wir segnen euch vom Hause Jahves" (das.). Die Leute Jer.s werden von drinnen sagen: „Jahve ist Gott u. er leuchtete uns" (Vers 27), u. die Leute Judäas werden von draußen sagen: „Bindet das Festopfer mit Seilen bis zu den Hörnern des Altars" (das.). Die Leute Jer.s werden von drinnen sagen: „Mein Gott bist du, ich will dich preisen" (Vers 28), u. die Leute Judäas werden von draußen sagen: „Mein Gott ich will dich erhöhen* (das.). Die Leute Jer.s u. die Leute Judäas werden ihren Mund auftun u. Gott loben u. sagen: „Danket Jahve, denn er ist gütig, denn auf ewig (währt) seine Gnade!" (Vers 29). 21,9 6 : H o s i a n n a in d en H ö h e n . Targ Ps 148,1: Hallelujab! Preiset Jahven, heilige Wesen, vom Himmel aus; preiset ihn, alle Kräfte der Engel der Höhe! 2 1 , 1 2 : A l l e , w e l c h e im H e i l i g t u m v e r k a u f t e n
u.
kauften.
Den Verkauf des Trankopferweins hatte das Tempelärar in eigene Regie übernommen ;a auch Geflügelopfer, wie Tauben, konnten jederzeit im Heiligtum von der Tempelverwaltung gekauft werden, b Es war aber niemand verwehrt, seinen Bedarf an Opfertieren freihändig bei e
Viehhändlern zu decken; letztere werden Sch q 7, 2 ausdrücklich er wähnte
Ein besonders schwunghafter Handel mit Opfertieren scheint
Matth 21,12
851
in der Nähe des Tempels am ölberg getrieben zu sein;d doch fehlt es auch nicht an Andeutungen, daß die Händler ihre Ware auf dem Tempelberg selbst feilboten.e a. Scheq 5, 3: Vier Siegel(marken) gab es im Heiligtum, mit den Aufschriften: Kalb, Widder, Böcklein, Sünder. Ben f Azzai (um 110) sagte: Fünf mit aramäischen Aufschriften: Kalb, Widder, Böcklein, armer Sünder u. reicher Sünder. Das Siegel mit „Kalb" diente (zum Ankauf des Weines) zu den Trankopfern bei Rinderopfern; es mochten diese groß oder klein, männlich oder weiblich sein. Das mit „Böcklein" diente zu den Trankopfern bei den Kleinviehopfern, großen u. kleinen, männlichen u. weib lichen, mit Ausnahme der Widderopfer. Das mit „Widder" diente lediglich zu den Trankopfern bei Widderopfern. Das mit „Sünder" diente zu den Trankopfern bei den drei Tieropfern der Aussätzigen. — Scheq 5, 4 Wer Trankofer wünschte, ging zu Jochanan, der über die Siegel gesetzt war; er gab Geld u. empfing von ihm das (be treffende) Siegel. Er ging damit zu Achijja, der über die Trankopfer gesetzt war, u. empfing von ihm dafür das (betreffende) Trankopfer. Am Abend kamen beide zu sammen: Achijja holte die Siegel heraus u. empfing (von Jochanan) das Geld. War mehr Geld vorhanden (als die Marken erforderten), so gehörte es zum Geheiligten (Tempelschatz); war weniger vorhanden, so hatte Jochanan es zu ersetzen; denn das Geheiligte hatte die Oberhand (das Vorrecht). — Scheq 5, 5 Wenn jemand sein Siegel verlor, ließ man ihn bis zum Abend warten; fand sich dann so viel (Geld mehr) vor, wie sein Siegel betrug, so gab man ihm (sein Trankopfer); wenn aber nicht, so gab man es ihm nicht. Auch stand der Name des Tages (auf den Siegeln) geschrieben der Betrüger wegen. :
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b. Sch q 6, 5: Dreizehn posaunenartige Behälter (Geldbüchsen) waren im Heilig tum; auf ihnen stand geschrieben: Neue Scheqelabgaben (s. bei Mt 17,24), alte Scheqel abgaben, Geflügelopfer, Tauben zu Ganzopfern, Holz, Weihrauch, Gold zu Sprengbecken; sechs waren für freiwillige Gaben. . . . „Geflügelopfer* bedeutete Turteltaubenopfer; „Tauben zu Ganzopfern" bedeutete die Opfer von jungen Tauben, u. alle waren Ganz opfer. So R. Jehuda (um 150). Die Gelehrten aber sagten: „Geflügelopfer* dienten sowohl zu Sündopfern, als auch zu Ganzopfern; „Tauben zu Ganzopfern" dienten nur zu Ganzopfern. — Über diese für uns belanglose Meinungsverschiedenheit 8. pScheq 6, 50b, 21 u. die Kommentare. C. Scheq 7, 2 . TScheq 3, 9 (178): Geld, das (in Jerusalem) vor dem Stand der (Opfer-) Viehhändler gefunden wird, gilt stets als zweiter Zehnt (bestimmt zu Friedmahls opfern).— Speziell auf den Handel mit Geflügelopfern bezieht sich K ' r l , 7 : Es trug sich einmal zu, daß die Geflügelopfer in Jerusalem auf einen Golddenar zu stehen kamen. Da sprach R. Schimfon b. Gamliöl (I., gegen Ende des Tempelbestandes): Bei diesem Tempel! Ich will in der Nacht nicht schlafen, bis sie für (Silber-)Denare zu haben sind. Da ging er in den Gerichtshof u. lehrte: Wenn eine Frau fünf zweifel lose Geburten oder fünf zweifellose Blutausflüsse gehabt hat, so bringt sie Ein Opfer (von Geflügel), u. dann darf sie am Opferschmaus teilnehmen, während sie für die übrigen (vier) Fälle nicht zu einem Opfer verpflichtet ist. (Nach der Halakha wäre sie zu fünf Opfern verpflichtet gewesen; die Entscheidung des R. Schimfon b. G. stellt einen Ausnahmefall dar, der in der herrschenden Teuerung begründet war.) Da kamen die Geflügelopfer an demselben Tage auf einen viertel (Silber-)Denar zu stehn. d. p T a f a n 4 , 6 9 , 37: Zwei Zedern standen auf dem ölberg. Unter der einen von ihnen verkauften vier Kaufhallen Reines (zum Reinigungsopfer Gehöriges), u. von der andren holte man monatlich 40 Sea junge Tauben herunter, von denen man Geflügel opfer an alle Israeliten zur Genüge abgeben konnte. e. Mit Bezug auf B e c a 2 , 4 : „Die Schule Schammais sagte: Man darf Friedens opfer (an einem Feiertage) darbringen, aber nicht die Hände auf sie aufstemmen; dau
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1 Sea = 13,131 Liter.
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Matth 21,12.13 ( « 1 . 2 )
gegen darf man (der einzelne) keine Ganzopfer (an einem Feiertage) darbringen; die Schule Hillels sagte: Man darf Friedensopfer u. Ganzopfer darbringen u. die Hände auf sie aufstemmen" — wird pJom Job 2, 61°, 13 berichtet, daß die Schule Schammais, als sie einmal die Oberhand gewann, versucht habe, die Halakha nach ihrer Meinung fest zulegen. Dann heißt es: Es war daselbst Baba b. Bu(a (Zeitgenosse Herodes des Großen) von den Schülern der Schnle Schammais; der wußte, daß die Halakha war wie die Meinung der Schule Hillels. Einmal betrat er den Vorhof u. fand ihn verödet (weil niemand mehr auf Grund der schammaitischen Lehrmeinung an einem Feiertag ein Opfer darbrachte). Da sprach er: Mögen veröden die Häuser derer, die das Haus unsres Gottes verödet haben! Was tat er? Er ließ 8000 Stück Kleinvieh vom Klein vieh Qedars kommen u. untersuchte sie betreffs (etwaiger) Leibesfehler u. stellte sie auf dem Tempelberg auf. Er sprach zu den Israeliten: Höret mich, meine Brüder, Haus Israel; wer will, bringe Ganzopfer, bringe sie u. stemme seine Hände auf; (wer will,) bringe Friedensopfer, bringe sie u. stemme seine Hände auf. In jener Stunde wurde die Halakha festgelegt nach der Meinung der Schule Hillels, u. niemand sagte ein Wort. — Ähnlich in TChag 2,11 (236). || Schab 15«: Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels wanderte das Synedrium (aus der Quaderhalle) aus u. nahm seinen Sitz in den Kaufhallen (auf dem Tempelberg, in denen vermutlich Opferbedürfnisse feil geboten wurden). — Diese Nachricht tradiert R. Jischmafel im Namen Beines Vaters, des R. Jose, um 150. Später wird die Übersiedelung des Synedriums aus der Quaderhalle in die Kaufhallen von R. Jochanan (t 279) erwähnt RH 3 1 . — Ganz gelegentlich spricht von diesen Kauf hallen auch Abba b. Kahana (um 810), indem er Midr KL 4 , 4 (75 ») sagt, daß von ihnen ein Wasserkanal seinen Ausgang genommen habe. a b
21,12: Die T i s c h e d e r W e c h s l e r (s. bei M t l 7 , 2 4 ) .
21,13 9 : Mein Haus s o l l ein B e t h a u s g e n a n n t w e r d e n . 1. 6 olxog fiov. — „Haus Jahves* mm ma bereits 1 Sm 1,7.24; 3,15; der Targ stets: -WT KT^p-a rr-a = Heiligtum Jahves; L X X überall olxog XVQIOV „Haus des Herrn". Der letztere Ausdruck dann auch in den Apokryphen, zB 3 Esra 5,57. 60; 6-, 20. 22. 24. 26. 27. 28; 8,46. — m o^rftwi „Haus Gottes" = Tempel zB ExR 52 (104 ). 2. olxog 7tQOü€vxr)g. — Grundstelle Jes 56,7: r^w-i rva; Targ: -fts rt% „Haus des Betens"; L X X : 6 olxog ßov olxog nooaevxijg xlifttjonm. c
Jes 56,7 in der rabbin. Literatur: Berakh 7»: R. Jochanan (t 279) hat im Namen des R. Jose (um 150) gesagt: Woher, daß Gott betet? s . : „Ich will sie zu meinem heiligen Berge bringen u. will sie fröhlich machen im Hause meines Gebetes" Jes 56,7; „ihres Gebetes" heißt es nicht, sondern „meines Gebetes"; hieraus folgt, daß Gott betet. Was betet er? Rab Zutra b. Tobijja (um 270) hat gesagt, Rab (f 247) habe ge sagt: Es sei Wille vor mir (d. h. es möge mein Wille sein), daß mein Erbarmen meinen Zorn unterdrücke u. mein Erbarmen über meine Strafgerechtigkeit triumphiere, u. daß ich mit meinen Kindern nach dem Maß des Erbarmens verfahre u. sie eintreten lasse nach innen zu von der Linie des strengen Rechts (d. h. daß ich sie milder beurteile, als es nach dem Buchstaben des strengen Rechts geschehen müßte). II In einer Bar über die Reihenfolge der einzelnen Benediktionen im Achtzehn-Gebet heißt es M°g 17 b. 18»: Wenn^Jerusalem erbaut ist (Benediktion 14), dann kommt David ( = Messias), s. Hos 3, 5: Nachher werden wiederkehren die Kinder Isr. u. suchen nach Jahve, ihrem Gott, u. nach David, ihrem König (15. Bened. nach der babyl. Rezension); u. wenn David gekommen ist, dann kommt das Gebet (16. Bened.), s. Jes 56,7: Ich will sie zu meinem heiligen Berge bringen u. in meinem Bethaus fröhlich machen; u. wenn das Gebet ge kommen ist, dann kommt der Opferdienst (17. Bened.) . . . || pBerakh 4,8b, 62 Bar: Der Blinde u. wer die Himmelsrichtungen nicht genau bestimmen kann, die beten nach oben (zum Himmel) hin, s. 1 K g 8 , 4 4 : „Sie beten zu Jahve." Die, welche stehen u.
Matth 21,18 ( « 2. » ) . 21,15
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beten im Auslände, wenden ihr Angesicht nach dem Lande Israel hin. Weshalb? „Sie beten zu dir in der Richtung nach ihrem Lande, das du ihren Vätern gegeben hast" (das. Vers 48). Die, welche stehen u. beten im Lande Israel, wenden ihr Angesicht nach Jerusalem hin. Weshalb? „Sie beten zu dir (Text: nim b«) in der Richtung der Stadt, die du erwählt hast* (das. Vers 44). Die, welche stehen u. beten in Jerusalem, wenden ihr Angesicht nach dem Tempelberg hin: Sie beten . . . in der Richtung des Hauses, welches ich deinem Namen gebaut habe (das. Vers 44). Die, welche stehen u. beten auf dem Tempelberg, wenden ihr Angesicht nach dem Allerheiligsten. Wes halb? „Was sie beten nach diesem Orte hin, das höre du hin zum Orte deines Wohnens zum Himmel u. erhöre u. vergib" (das. Vers 30; doch ist das Zitat ungenau). Somit wenden die im Norden Stehenden ihr Angesicht nach Soden, die im Süden Stehenden nach Norden, die im Osten Stehenden nach Westen u. die im Westen nach Osten. So mit betet ganz Israel nach Einem Ort; das meint Jes 56,7: Mein Haus wird heißen Bethaus für alle Völker. || P«siq 100»: R. Luljanus ( = Julianus) aus Südjudäa hat im Namen des R. Juda b. Simon (um 320) gesagt: Gott spricht: Du hast vier Hausgenossen: Sohn, Tochter, Knecht u. Magd; auch ich habe vier: Leviten, Fremdling, Waise u. Witwe, u. alle in Einem Verse: „Sei fröhlich an deinem Feste, du u. dein Sohn u. deine Tochter u. dein Knecht u. deine Magd u. der Levit u. der Fremdling u. die Waise u. die Witwe in deinen Toren" Dt 16,14. Gott spricht: Ich habe dir gesagt, daß du den Deinen u. den Meinen erfreuen sollst an den Festtagen, die ich dir gegeben habe; wenn du also tust, so erfreue auch ich den Deinen u. den Meinen, diese wie jene werde ich dereinst in dem Hause der Erwählung rnvjan ma, (d. h. im Tempel) erfreuen, 8. Jes 56,7: Ich werde sie erfreuen in meinem Bethaus. — Parallelstellen: Tanch HK-> 13b; TanchB n m § 17 (14«). 21,13 99: I h r a b e r m a c h t es zu e i n e r
Räuberhöhle.
ü7tr Xaiov Xyoräiv. — Grundstelle Jer 7,11: Ist denn eine Räuberhöhle D^SIB rns?? dieses Haus geworden ? — Targ: Ist denn gleich einer Versamm lungsstätte von Gottlosen dieses Haus geworden ? — L X X : firj tfnrjXcuov Xrpstüv 6 oixog fiov . . . , • = »doch nicht eine Räuberhöhle ist mein Haus...?!" Zu dem Urteil Jesu vgl. P e 57» = TM«n 18,18 ff. 21 bei Joh 18,13 Anm. b u. c. — Ferner P°s 57» Bar: Vier Rufe hat der Vorhof ausgestoßen. Zuerst: Gehet hinaus von hier, ihr Söhne ?Elis; denn ihr habt den Tempel verunreinigt. Ferner: Geh hinaus von hier, Issakhar aus Kephar-Barqai, der sich selbst ehrt u. die heiligen Opfer Gottes entweiht; denn er pflegte seine Hände mit feiner Seide zu umwickeln u. so den Opferdienst zu verrichten. Drittens: Erhebet, ihr Tore, eure Häupter, daß Jischmafel b. Phiabi (wohl der Jüngere, etwa 59—61 n. Chr. Hoherpriester), der Schüler des Pin chas (s. Nu 25,7ff.) eintrete u. das Hohepriestertum verwalte. Viertens: Erhebet, ihr Tore, eure Häupter, daß Jochanan b. Nidbai (so lies statt ^ w s ) , der Schüler des -S?_?E (?), eintrete u. seinen Bauch von den heiligen Opfern Gottes fülle! t
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2 1 , 1 5 : D i e K i n d e r , d i e im H e i l i g t u m , r i e f e n u. s p r a c h e n : Hosianna dem Sohne Davids! Die Kinder wurden möglichst früh daran gewöhnt, ihren Feststrauß zu schütteln, sobald sie am Laubhüttenfest beim Hallelgesang im Tempel die Worte
» s nsniäin
„ach hilf doch" (Ps 118,25) vernahmen. — Sukka
3,15 u. TChag 1, 2 (232): Ein Kind, das zu schütteln versteht, ist zum Nehmen des Feststraußes verpflichtet; s. Exk.: „Das Laubhüttenfest." — 1
Nach dem Zusammenhang ein Hoherpriester. * Der Hohepriester Ananias, Sohn des Nedebaios (47—59 n. Chr.), der wegen seiner Habgier verrufen war, s. Joseph. Ant. 29, 9, 2 bei Joh 18,13 Anm. b.
Matth 21,15.16
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Außerdem folgt aus der Tosephta, daß die Kinder schon frühzeitig in der Schule im Vorlesen oder Rezitieren des Hallel geübt wurden, so daß ihnen der Hosiannaruf nichts Unbekanntes sein konnte. TSota 6,2 f. (303): R. fAqiba (t um 135) bat öffentlich vorgetragen: Als die Israe liten aus dem Meer emporstiegen, wohnte der heilige Geist auf ihnen, u. sie sprachen das Lied (Ex 15,1 ff.), wie wenn ein Kind das Hallel (d. h. Ps 113—118) im Schulhaus vorliest u. man ihm jeden einzelnen Satz nachspricht. Mose sagte: „Singen will ich Jahven" Ex 15,1, u. die Israeliten sagten: „Singen will ich Jahven." Mose sagte: „Meine Stärke u. Sang ist Jahve" Ex 15,2, u. die Isr. sagten: „Meine Stärke u. Sang ist Jahve." R. Elifezer b. Jose Ha-g°lili (um 150) sagte: (Sie sprachen das Lied) wie wenn ein Erwachsener das Hallel in der Synagoge vorliest (rezitiert) u. man ihm mit dem ersten Wort (d.h. mit Hallelujah! Ps 113,1 nach jedem Satz) antwortet. Mose sagte: „Singen will ich Jahven", u. die Israeliten sagten: „Singen will ich Jahven." Mose sagte: „Meine Stärke u. Sang ist Jahve", u. die Isr. sagten: „Singen will ich Jahven" (so ist zu lesen). R. N chemja (um 150) sagte: (Sie sprachen das Lied) wie wenn Leute das Sch'maf (gemeinschaftlich in der Synagoge) rezitieren; denn es heißt Ex 15,1: „Sie sprachen sprechend", das lehrt, daß Mose zuerst anhob, u. die Israeliten fuhren sprechend nach ihm fort bis zum Ende (des Satzes). Mose sagte: „Damals sang Mose", u. die Isr. sagten: „Singen will ich Jahven." M. sagte: „Meine Stärke u. Sang ist Jahve", u. die Isr. sagten: «Dieser ist mein Gott, den will ich rühmen" Ex 15,2. M. sagte: „Jahve ist ein Eriegsmann", u. die Isr. sagten: „Jahve ist sein Name" Ex 15,3. — Dasselbe mit Abweichungen pSot* 5 , 2 0 , 6; als Bar Sota 3 0 . — Vgl. Sukka 3,10: Wenn ein Sklave oder eine Frau oder ein Kind jemand das Hallel vor lesen (rezitieren), so spricht er ihnen (Satz für Satz) nach, was sie sagen, u. das ge reicht ihm zur Schande (denn er sollte es selbst können). Wenn es ihm aber ein Er wachsener vorliest, so antwortet er ihm (nach jedem Satz) mit Hallelujah! e
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21,16: A u s dem M u n d e v o n U n m ü n d i g e n u. S ä u g l i n g e n hast du dir ein L o b b e r e i t e t . Ps 8,3 in der rabbin. Literatur. e
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M k h E x l 5 , l ( 4 2 ) : R.Jose, der Galiläer (um 110) sagte: Siehe, es heißt Ps 8,3: „Aus dem Munde der Kinder u. Säuglinge hast du Ruhm begründet." Aus dem Munde der „Kinder" cbbiy, das sind die im Mutterleib, s. Hi 3,16: Oder verscharrter Fehl geburt gleich wäre ich nicht, gleich Kindern z-bbs, die das Licht nie sahen. „Säug linge" a-pav sind die an der Mutterbrust Saugenden, s. Joel 2 , 1 6 : Versammelt die Kinder u. die an der Brust Saugenden n-io *p:i*. Rabbi sagte: „Kinder" sind die Kinder auf der Gasse, s. Jer 9,20: Auszurotten das Kind bbis von der Gasse. Ferner 8. KL 4 , 4 : Die Kinder O ^ I J verlangten Brot. „Säuglinge" sind die an der Mutterbrust, s. Joel 2,16. Diese wie jene taten ihren Mund auf u. sprachen ein Lied vor Gott (am Schilfmeer), s. Ex 15,1: „Singen will ich Jahven." R. Melr (um 150) hat gesagt: Auch die Frucht im Mutterleib tat ihren Mund auf u. sprach ein Lied vor Gott, s. Ps 68,27: In Gemeinde versammlungen priesen sie Gott den Herrn von der Quelle Israels an. — Ähnlich in Midr Ps 8 § 5 (39 ) ; Tanch nbvz 80 ; abweichend TSofa 6,4 (303); pSot.a 5,20 , 11; als Bar So(a 3 0 ; s. auch bei Lk 1,15 g. || Midr HL 1,4 ( 8 5 ) : R. Melr (um 150) hat gesagt: Als die Israeliten vor dem Berge Sinai standen, die Tora zu empfangen, sprach Gott zu ihnen: Sollte ich euch die Tora umsonst geben? Vielmehr bringet mir gute Bürgen, daß ihr sie beobachten wollt, so will ich sie euch geben. Sie sprachen: Herr der Welt, unsre Väter sollen Bürgen für uns sein. Er antwortete: Eure Väter bedürfen (selbst) der Bürgen. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem, der ging, um vom König ein Darlehn zu nehmen. Dieser sprach zu ihm: Bringe mir einen Bürgen, so will ich dir das Darlehn geben. Jener ging u. brachte ihm einen Bürgen. Der König sprach 1
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So der Midr für fy. LXX
Matth 21,16.17
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zu ihm: Dein Barge bedarf (selbst) eines Burgen. Er ging u. brachte einen zweiten Burgen. Der König sprach: Dein Barge bedarf eines Burgen. Als er ihm den dritten Bargen brachte, sprach er: Wisse, daß ich dir um dieses willen das Darlehn geben will. So sprach Gott zu den Israeliten, als sie dastanden, die Tora zu empfangen: Ich will euch meine Tora geben; bringet mir gute Burgen, daß ihr sie beobachten wollt, so will ich sie euch geben. Sie sprachen: Unsre Vater sollen Borgen für uns sein. Gott antwortete: Gegen eure Väter habe ich etwas. Gegen Abraham habe ich, daß er gesagt hat: Woran soll ich erkennen, daß ich es in Besitz nehmen werde? Gn 15,8. Gegen Isaak habe ich, daß er Esau geliebt hat, während ich ihn haßte, s. Mal 1,3: Und Esau haßte ich. Gegen Jakob habe ich, daß er gesagt hat: Verhallt ist mein Weg vor Jahve u. an meinem Gott geht mein Recht vorüber Jes 40,27. Allein bringet mir gute Bürgen, so will ich sie euch geben. Sie sprachen: Herr der Welt, unsre Propheten sollen Bürgen für uns sein. Er antwortete: Ich habe etwas gegen sie, s. Jer 2 , 8 : Die Hirten frevelten an mir u. die Propheten prophezeiten durch Bafal; u. s. Ez 18,4: Wie Füchse in den Ruinen sind deine Propheten geworden. Vielmehr bringet mir gute Bürgen, so will ich sie euch geben. Sie sprachen: Siehe, unsre Kinder sollen Bürgen für uns sein. Gott antwortete: Wahrhaftig, das sind gute Bürgen; ihretwegen will ich euch die Tora geben! Das meint Ps 8,3: Aus dem Munde der Kinder u. Säuglinge hast du dir Macht begründet (so jetzt der Midr). Und mit «Macht* ist nichts andres gemeint als die Tora, a. Ps 29,11: Jahve wird seinem Volk „Macht* ( = Tora im Sinn des Midr) geben. Wenn nun der Schuldner zur Rückzahlung aufgefordert wird u. er hat nichts zu bezahlen, wer wird angefaßt? Nicht der Bürge? Daraus ist zu verstehen Hos 4 , 6 : Du hast der Tora deines Gottes vergessen, so will auch ich deiner Kinder vergessen. — Parallelstellen: MidrPs8 § 4 ( 3 8 ) ; Tanch 50 . b
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21,17: B e t h a n i e n . Brj&ccvia wird nach dem Vorgang Lightfoots (2,202) meistidentifiziert mit dem talmudischen *>-n ms, angeblich = „ Dattelstätteindem man ->:^n mit » p n * in Verbindung bringt, das ,dactylos palmarum, ad maturitatem non perductos' bezeichnen soll. Aber to-nx ist die unreife Feige, s. L e v y l , 8 5 . Jedoch wissen wir nichts Genaueres über die Lage jenes »3->n rva; auch lautet der Name des Ortes in den palästin. Quellen wesentlich anders. a
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P s 53": Man darf (im Brachjahr in den Häusern aufgesammelte) getrocknete Feigen essen, bis die (unreifen) Feigen von Betb-Hini (an den Bäumen) nicht mehr vorhanden sind. R. J huda (um 150) sagte: Die Feigen von Beth-Hini u. die unreifen Feigen (-STIX) von Tubanja werden (in der Halakha) nur in bezug auf die Verzehntung (nicht in bezug auf das Brachjähr) erwähnt; denn wir haben gelernt (in einer Bar): Die Feigen von Beth-Hini u. die unreifen Feigen von Tubänja sind zehntpflichtig. — fArukh liest statt «:-n p*a hier 'titr p-a u. die Münchener Handschrift -ar—a. — Die Parallelstelle ? E r 2 8 bietet zweimal die Form -ji-r-a (Taubenhaus); hier Handschrift M. das zweite Mal *:KI r*a. — Dagegen lautet die Stelle in TSch bi?ith 7,14(71): Man ißt von den Feigen, bis die Feigen von "jtrp'a zu Ende sind. R. J huda hat gesagt: Die Feigen von •?.-:<-"? werden nur in bezug auf die Verzehntung erwähnt: Die Feigen von *r:r-a» u. die unreifen Feigen (*j*nn) von Tubänja sind zehntpflichtig. — Als Varianten erscheinen hier: r*a oder *r.«<. || BM 88* Bar: Warum sind die Kaufläden von BetbHino (so!) drei Jahre vor Jerusalem zerstört worden? Weil sie ihre Worte (nur) auf die der Tora gründeten; denn sie sagten: Es heißt Dt 14,22f.: „Du sollst genau ver zehnten . . . u. sollst essen", (also der Essende, der Konsument soll verzehnten,) aber nicht der Verkäufer; „den Ertrag deiner Aussaat", also (der Produzent) nicht der e
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Die Vokalisierung so in der Erfurter Handschrift.
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Matth 21,17.19 ( « 1 )
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Käufer. — Statt ts-n n*a lesen die palästin. Schriftwerke entweder )in "Ja = „Söhne Chanan", so SDt 14,22 § 105 (95 ), oder yn -ja = „Söhne Chanon", so pPea 1,16 ,48. — Lightfoot (2,409 f.) bringt diese Kaufläden von Beth-Hino mit den pTafan 4 , 6 9 , 37 er wähnten Kaufhallen auf dem ölberg in Verbindung (s. bei Mt21,12 Anra.d S.851) u. folgert dann, daß unser Bethanien, weil gleichfalls am ölberg, mit Beth-Hino, bezw. Beth-Hini identisch sein müsse; s. bei Joh 18,13 Anm. d. || C h u l 5 3 : Als Rab Dimi (um 320) kam (nämlich von Palästina nach Babylonien), sagte er: Einmal trug es sich zu, daß ein Fuchs ein Lamm erdrosselte im Bade von Beth-Hini. Die Sache kam vor die Gelehrten, u. sie erklärten: Es gibt eine Erdrosselung no-m (durch einen Fuchs). — Unmittelbar darauf wird dieser Vorfall noch einmal erzählt, aber mit der Folgerung: Es gibt keine no-m (durch einen Fuchs). — Lightfoot: Hier im Bade von Beth-Hini konnten die Unreinen das Tauchbad nehmen, u. nachdem sie dann dort in den nahen Kaufläden (von Beth-Hini, s. die vorige Stelle) das zur Reinigung Nötige eingekauft hatten, sich nach Jerusalem begeben, um sich im Tempel reinigen zu lassen. — Ein Beweis für die Identität von Bethanien u. Beth-Hini ist damit natürlich nicht erbracht. b
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21,19 91: E i n e n F e i g e n b a u m s e h e n d g i n g er a u f ihn zu u. fand an i h m nur B l ä t t e r . 1. Über die Entwicklungsphasen der Bäume u. speziell der Feigen bäume (n:»n) während eines Jahres sagt TSch bi*ith 4, 20 (67): Wenn bei einem Baume Fruchtansatz vor dem 15. Sch bat (11. Monat, ungefähr e
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Februar) erfolgt ist TOrvw itsan.»
so gehören die (daraus sich
entwickelnden) Früchte (was ihre Verzehntung anlangt) zum vorher gehenden Jahr; erfolgt der Fruchtansatz nach dem 15. Sch bat, so ge hören sie zum folgenden Jahr. R. N chemja (um 150) hat gesagt: Für welchen Fall hat man dies gesagt? Mit Bezug auf einen Baum, der zwei Triebe macht (in Einem Jahr u. der also zwei Ernten gibt; ein solcher Baum heißt w^Tn, K ^ " « ! = dttpooog); aber ein Baum, der nur Einen Trieb macht, wie der Ölbaum u. die Dattelpalme u. der Johannis brotbaum, wird, auch wenn Fruchtansatz vor dem 15. Sch bat erfolgte, angesehen, als ob der Fruchtansatz nach dem 15. Sch bat erfolgt wäre. (Der Feigenbaum gehörte nicht zur letztgenannten, sondern zu der erstgenannten Kategorie von Bäumen, er machte also zwei Triebe.) R. Schimon b. Gamliel (um 140) sagte: Vom Treiben der Blätter (beim Feigenbaum) bis zum Erscheinen der unreifen Feigen dauert es 50 Tage; von den unreifen Feigen (CP:B), bis sie Fallobst (notreifes, zuerst ab fallendes) werden, 50 Tage; von da an bis zu den (guten reifen) Feigen 50 Tage. Rabbi sagte: In allen (Stadien) immer 40 Tage, u. alle Früchte, die v o r dieser Zeit da sind, gehören (in bezug auf ihre Verzehntung) dem vergangenen Jahr an: die nach dieser Zeit da sind, gehören dem kommenden (neuen) Jahr an. — Dasselbe als Bar pSch bi?ith 4-, 3 5 , 11; b R H 1 5 . — osri (vgl. HL 2,13) kann als Subjekt sowohl den Baum haben (pT), als auch die Frucht (Tos u. bT), vgl. im Deutschen: „der Baum setzt an" u. „die Frucht setzt an*. Schon diese Konstruktion e
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Nach RH 1,1 ließ die Schule Hillels das Jahr für die Bäume mit dem 15. Sch bat, die Schule Schammais mit dem 1. Sch ba( beginnen. Solche Festsetzung war nötig, da die Früchte deB einen Jahres nicht durch Früchte eines andren verzehntet werden sollten. e
Matth 21,19 ( « 1 . 2 )
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des Verbums arm verbietet seine Wiedergabe durch „Knospen treiben" (so Levy 2,81). Richtig wohl die Glosse zu pSch bi?ith 4 , 3 5 , 40: nbnrn e
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D-oxnp nasn srn T » n , der Anfang der unreifen Feigen (ihr Fruchtansatz),
wird bei den Feigen als noan bezeichnet. — Wenn nun zwischen dem (nach Raschi u. Bertinoro zur Mischna im Nisan erfolgenden) Hervor treten der Feigenblätter u. dem Erscheinen der ersten jungen Früchte cae erfahrungsmäßig 50 oder doch mindestens 40 Tage liegen sollen, so konnte Jesus an diesen j u n g e n Trieben selbstverständlich in der Passahwoche noch keine Frucht zu finden hoffen, auch wenn der Baum im Blätterschmuck prangte; Mk 11,13: 6 yäq xaiqog ovx rjv avxwv.
Aber
die Tos redet auch von Bäumen — u. der Feigenbaum gehörte in erster Linie zu ihnen —, an denen sich Fruchtansatz bereits vor dem 15. Sch bat, also mindestens 45 Tage vor dem 1. Nisan fand. Das waren Früchte, die in der letztjährigen Vegetationsperiode angesetzt hatten, aber im Vorjahre nicht mehr zur Entwicklung gelangt waren. (Wird doch von einigen Feigenarten ausdrücklich berichtet, daß ihre Früchte erst im zweiten oder dritten Jahr am Baum zur Reife gelangten.) a Wenn dann im folgenden Frühjahr die Natur zu neuem Leben erwachte u. der Saft anfing in die Bäume zu steigen, begann auch für diese alten Frucht ansätze eine neue Entwicklungsperiode. Eine solche Frucht konnte Jesus in der Passahwoche, also etwa 55 Tage nach dem 15. Sch bat, gar wohl erwarten, zumal an einem Baum, dessen volles Laub seine Kraft u. Gesundheit zu verbürgen schien. e
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a. Sch' bifith 5,1: Die -vä nisa genannte (weiße) Feigenart hat ihr Brachjahr im zweiten Jahr (der neuen Jahrwoche), weil sie nach drei Jahren Frucht bringt. R. J huda (um 150) sagte: Die persischen Feigen haben ihr Brachjahr in dem auf das Br. folgenden Jahr, weil sie nach zwei Jahren Frucht bringen. Man antwortete ihm: Man hat es nur von den weißen Feigen nts p-oa gesagt. — Nach TScb bifith 4,1 (65) antwortete man dem R. J huda: Siehe, die bei dir in Tiberias tragen doch nur einjährige Früchte! In pSch bifith5,35 ,41 lautet die Antwort: Siehe, sie sind bei dir in Tiberias u. tragen Frucht nach Einem Jahr! Er sprach zu ihnen: Siehe, sie sind bei euch in Sepphoris u. tragen Frucht nach zwei Jahren. — Zu obiger Mischna bemerkt pSch bmth 5 , 3 5 , 8: Welches ist die n i » risa genannte Feigenart? Die kleienfarbige (n-n-ts-» = rnivgls). Bringen diese in jedem Jabre Frucht oder Einmal in drei Jahren? Sie bringen in jedem Jahre Frucht; nur daß sie ihre Früchte erst nach drei Jahren voll zur Reife bringen. Woher weiß man denn (aus welchem Jahre die Frucht stammt)? Daher, daß man einen Faden daran bindet, hat R. Jona (um 350) gesagt. Sch muöl (f 254) hat als tannaltische Tradition gelehrt: Man steckt Spänchen hinein. — Nach diesen Stellen würde die betreffende Feigenart niemals ohne Fruchtbehang gewesen sein. — Josephus versichert Bell Jud 3,10,8 von der Gegend am See Genezareth, daß sie die königlichen Früchte, Weintrauben u. Feigen, zehn Monate hindurch ohne Unterbrechung dargeboten habe, s. bei Mt 4,12 S. 154. Ferner s. hei Mk 11,13. e
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2. Gleichnisartige u. symbolische Verwendung des Feigenbaums. 8
fEr 5 4 : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt; was bedeutet: „Wer den Feigenbaum hütet, wird seine Frucht essen" Spr 27,18? Warum werden die Worte der Tora mit einem Feigenbaum verglichen? Wie ein Mensch an einem Feigenbaum, sooft er ihn durchsucht, Feigen findet, so findet auch ein Mensch 1
So Dalman, W t b . ; da allerdings auf eine Olivenart bezogen.
Matth 21,19 (91 2. » )
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an den Worten der Tora Genuß, sooft er über sie nachsinnt. || Midr Qoh 5,11 (28•): Was ist für ein Unterschied zwischen dem Tode der Jünglinge u. dem Tode der Alten? R. J huda u. R. N chemja (beide um 150). R. J huda sagte: Wenn eine Leuchte von selbst erlischt, so ist das gut für sie u. für den Docht; u. wenn sie nicht von selbst erlischt, so ist das schädlich für sie u. für den Docht. R. N chemja; Wenn eine Feige zu ihrer Zeit gepflückt wird, so ist das gut für sie u. für den Feigenbaum; u. wenn sie nicht zu ihrer Zeit gepflückt wird, so ist das schädlich für sie u. für den Feigen baum. R. Chijja der Ältere (um 200) u. seine Schüler, nach andren R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) u. seine Schüler, nach andren R. f Aqiba (f um 135) u. seine Schüler saßen einmal unter einem Feigenbaum Schriftforschungen vortragend. Der Besitzer des Feigenbaums aber pflegte sich frühe aufzumachen u. seinen Feigenbaum abzusammeln. Da sprachen sie: Wir wollen unsren Platz verändern, vielleicht hat er uns in Verdacht (wir könnten ihn seiner Feigen berauben). Sie ließen sich an einem andren Ort nieder. Als sich der Besitzer des Feigenbaums am nächsten Morgen früh aufmachte, seinen Feigenbaum abzusammeln, u. jene nicht antraf, ging er ihnen nach u. fand sie u. sprach zu ihnen: Meine Lehrer, eine Wohltat hattet ihr mir erwiesen; sie wollt ihr mir entziehen? Sie sprachen: Das sei ferne! Er antwortete: Warum habt ihr euch an einer andren Stelle niedergelassen? Sie sprachen: Wir dachten: Vielleicht hat er uns in Verdacht! Er antwortete: Das sei ferne! Ich will euch aber sagen, warum ich mich früh aufmachte u. den Baum absammelte: wenn nämlich die Sonne die Früchte be strahlt, so bekommen sie M a d e n . . . . Da sprachen sie: Schön kennt der Besitzer des Feigenbaums die (rechte) Stunde seines Feigenbaums; wenn es richtig ist, daß er ab gesammelt wird, dann sammelt er ihn ab. So weiß auch Gott, wann die Stunde des Gerechten da ist, u. dann nimmt er ihn (aus der Welt) weg. — Dasselbe mit zum Teil andren Autorennamen Midr HL 6,2 (122*); GnR 62 (39 a); ohne die einleitende Kontro verse zwischen R. J 'huda u. R. N°chemja auch pB rakh 2,5°, 8. || Chag 5": R. Jochanan (t 279) weinte, wenn er an die Stelle Hi 15,15 kam: „Siehe, auf seine Heiligen traut er nicht." Wenn er auf seine Heiligen nicht traut, auf wen Boll er trauen? Eines Tages ging er auf einem Wege; da sah er einen Mann, der Feigen abnahm; die, welche zur Reife gelangt waren, ließ er zurück (am Baum) u. die, welche nicht zur Reife ge langt waren, nahm er. Er sprach zu ihm: Sind jene nicht viel besser? Er antwortete: Wir wollen sie für die Reise; diese halten sich, jene halten sich nicht. Da sagte R. Jochanan: Das ist es, was geschrieben steht: „Siehe, auf seine Heiligen traut er nicht!" (Gott nimmt Fromme in der Jugend hinweg, damit sie nicht Sünder werden.) || Eine haggadischeDeutung GnR 19(13*): „Sie nähten Feigenblätter n:«p nVy zusammen" (Gn3,7). R. Schimfon b. Jochai (um 150) hat gesagt: Blätter, die Trauerklage njtnr in die Welt gebracht. — Zugrunde liegt die Meinung, daß die verbotene Frucht die Feige war, a. GnR 15 ( l l ) . e
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21,19 SB: N i m m e r m e h r soll aus dir e i n e F r u c h t h e r v o r g e h n in E w i g k e i t ! Wie dem Blick (s. bei Apg 13,9), so wurden auch dem Wort des Menschen unheilvolle Kräfte zugeschrieben. BQ93*: R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Nie sei der Fluch eines gewöhnlichen (schlichten) Menschen gering in deinen Augen; denn siehe, Abimelekb fluchte der Sara, u. es erfüllte sich an ihrer Nachkommenschaft, s. Gn 20, 16: Das sei dir zur Ver hüllung der Augen! Er sprach zu ihr: Weil du es vor mir verheimlicht u. nicht kund getan hast, daß er dein Mann ist, u. mir so diesen Schmerz verursacht hast, so möge es Gottes Wille sein, daß dir Kinder werden, die verhüllt (umflort) an den Augen sind! Und es erfüllte sich an ihrer Nachkommenschaft, s. Gn 27,1: Als Isaak alt u. seine Augen trübe geworden waren usw. — Dasselbe kürzer M g 28*; in M g 15» R. Chanina, um 225, als Autor; vgl. GnR 52 (38 b). _ || Besonders galt das strafende Fluchwort der Rabbinen als todbringend. Aboth 2,10 (auch AbothRN 15): R. Elifezer (um 90) sagte: e
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M a t t h 2 1 , 1 9 ( » ) . 21,23 (Nr. 1)
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Wärme dich am Feuer der Gelehrten, gehe aber behutsam mit ihren Kohlen um, damit du dich nicht verbrennst; denn ihr Beißen ist das Beißen eines Fuchses u. ihr Stechen das Stechen eines Skorpions u. ihr Zischeln das Zischeln einer Giftschlange, u. alle ihre Worte sind wie Feuerkohlen. || Schab 1 1 0 : Abaje (f 338/39) sprach zu ihnen: Viel leicht hat ihn die Schlange der Rabbinen gebissen, gegen die es keine Heilung gibt; s. Qoh 10,8: Wer den Zaun (der rabbin. Satzungen) einreißt, den beißt eine Schlange. („Schlange der Rabbinen", entweder das bannende Strafwort der Rabbinen oder, so Raschi, eine Schlange, die auf das Wort der Rabbinen hin den Betreffenden gebissen hat.) B e i s p i e l e : pB rakh l , 3 , 2 5 : R. Schimfon b. Jochai (um 150) sah einen, der die Nachwüchse im Brachjahr einsammelte. Er sprach zu ihm: Ist das nicht verboten? Und sind das nicht Nachwüchse? Er antwortete: Bist du es nicht, der es erlaubt hat? Er sprach: Sind denn nicht meine Genossen andrer Meinung gewesen als ich? Dann wandte er auf ihn Qoh 10,8 an: Wer den Zaun (der rabbin. Satzungen) einreißt, den beißt eine Schlange. Und so geschah es jenem. — Parallelstellen: pSch bifith9,38 , 19; P siq 90 ; GnR 79 (51 ). II Tafan 23 : R. Mani (IL, um 370) pflegte sich vor R. Jicchaq b. Eljaschib (um 350) einzufinden. Er sprach zu ihm: Die Reichen aus dem Hause meines Schwiegervaters ärgern mich! Da sprach R. Jicchaq b. E.: Sie mögen verarmen! Da verarmten sie. Er sprach zu ihm: Sio bedrängen mich (wegen ihrer Verarmung)! Da sprach R. Jicchaq b. E.: Sie mögen reich werden! Da wurden sie reich. Er sprach: Die Menschen in meinem Haus (damit ist speziell seine Gattin gemeint) gefallen mir nicht. Er sprach zu ihm: Wie ist ihr Name? (Antwort:) Hanna. So möge Hanna schön werden! Und sie ward schön. Er sprach zu ihm: Sie überhebt sich (wegen ihrer Schön heit) gegen mich! Er antwortete: Wenn dem so ist, so möge Hanna zu ihrer (früheren) Schwärze (Häßlichkeit) wieder zurückkehren! Da kehrte Hanna zu ihrer Schwärze wieder zurück. |j Schab 3 0 : Es kam jemand vor Rabbi u. sagte zu ihm: Dein Weib ist mein Weib u. deine Kinder sind meine Kinder. Rabbi antwortete ihm: Willst du einen Becher Wein trinken? Er trank u. platzte auf. Einer kam vor R. Chijja (wohl der Ältere, um 200) u. sagte zu ihm: Deine Mutter ist mein Weib u. du bist mein Sohn. Er antwortete: Willst du einen Becher Wein trinken? Er trank u. platzte auf. || f E r 6 3 : R. Elifezer (um 90) hatte einen Schüler, der eine halakbische Entscheidung vor ihm traf. R. Elifezer sagte zu seinem Weibe Imma Schalom: Es soll mich wundern, wenn dieser sein (angefangenes) Jahr zu Ende brächte! Und er brachte es nicht zu Ende. Sie sprach zu ihm: Bist du ein Prophet? Er antwortete ihr: Ich bin kein Prophet u. auch kein Prophetensohn; aber so habe ich es durch Tradition überkommen: Wer vor seinem Lehrer eine halakbische Entscheidung trifft, ist des Todes schuldig. — Dasselbe SLv 10,1 (189 ); pSch bifith 6 , 3 6 , 7; pGit 1,43°, 29; P siq 172»; LvR20(119 ). || Schab 108 : Rab (f 247) fluchte u. sprach: Wer uns geärgert hat (gemeint ist Sch muöl, f 254), dem möge man keine Söhne erstehn lassen! Und so geschah es. Vgl. auch Rabs Aus spruch Sanh 9 0 : Der Fluch eines Gelehrten, selbst wenn grundlos ausgesprochen, kommt (geht in Erfüllung). || M g 5 : Rab (f 247) sah einen Mann, der am Purimfest Flachssamen säte; da fluchte er ihm u. der Flachs ging nicht auf. || Tafan 2 4 wird erzählt, wie ein Feigenbaum auf Befehl eines Rabbinensohnes zur Unzeit Früchte hervorbringt, damit dessen Arbeiter ihren Hunger stillen können; s. bei M k l 1,13. II pTafan 3,66 , 6, s.S.864y. a
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21,21: W e n n ihr zu d i e s e m B e r g e s a g e n w e r d e t : H e b e d i c h w e g ! (s. bei Mt 17,20 S. 759). 21,22: W a s ihr im G e b e t e g l a u b e n d b i t t e n w e r d e t , w e r d e t ihr e m p f a n g e n (s. bei Mt 18,19 S.793).
2 1 , 2 3 : In w a s für M a c h t t u s t du d i e s e s u. w e r hat dir diese Macht gegeben? 1. Die Vollmacht zum selbständigen Lehren u. Entscheiden wurde durch die Ordination erteilt, s. bei Apg 6, 6 Nr. 1 u. 5. — Ferner:
Matth 21,23 (Nr. 1.2)
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Sota 22* Bar: Eine betende Jungfrau, eine müßig herumgehende Witwe u. ein Kind, dessen Monate nicht voll sind (das nicht ausgetragen ist), die verderben die W e l t . . . Was ist ein Kind, dessen Monate nicht voll sind? Man hat es so erklärt: Das ist ein Gelehrtenschüler, der seine Lehrer verachtet (wörtlich: gegen sie ausschlägt). R. Abba (wohl der L, um 290) hat gesagt: Das ist ein Schüler, der es nicht bis zum Lehren (Entscheiden) gebracht hat u. (doch) lehrt. Denn R. Abbahu (um 300) hat gesagt, Rab Huna (t 297) habe gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Was heißt: „Viel sind der Er schlagenen, die sie hingestreckt hat, u. groß die Summe der von ihr Erwürgten" Spr 7 , 2 6 ? „Viel sind der Erschlagenen, die sie hingestreckt hat", damit ist ein Ge lehrtenschüler gemeint, der es nicht bis zum Lehren (Entscheiden) gebracht hat u. (doch) lehrt. „Und groß ist die Summe der von ihr Erwürgten", damit ist ein Gelehrten schüler gemeint, der es bis zum Lehren (Entscheiden) gebracht hat u. nicht lehrt. Und bis wie lange (dauert es, bis man selbständig lehren u. entscheiden darf;? Bis zum 40. (Lebens-)Jahr. — Der 2. Teil auch ? A Z 1 9 . b
2. Die Frage an Jesum in Mt 21,23 war geeignet, der Ausgangspunkt einer gerichtlichen Untersuchung gegen ihn zu werden. Es würde seinen Gegnern gewiß nicht schwer geworden sein, in seinem Auftreten im Tempel irgend etwas zu entdecken, was gegen die Halakha verstieß. In diesem Falle würde vermutlich das gegen den i p t , den dissentieren den Lehrer, übliche Verfahren gegen Jesum zur Anwendung gekommen sein, vorausgesetzt, daß man ihm die Autorität eines selbständigen Lehrers zuerkannt hätte. — Das Verfahren selbst beschreibt: Sanh 11, 1.2 u. 4: Dies sind die, welche erdrosselt werden: wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt u. wer eine Person aus Israel stiehlt u. der Gelehrte, welcher sich gegen den (obersten) Gerichtshof auflehnt K*<»% -jpr, u. der falsche Prophet u. wer im Namen eines Götzen weissagt u. wer einem Eheweibe beiliegt. . . . „Der Gelehrte, welcher sich gegen den Gerichtshof auflehnt", s. Dt 17,8—13: Wenn dir eine Sache zu schwierig zur Entscheidung zwischen Blut u. Blut, zwischen Rechtshandel u. Rechts handel usw. — Drei Gerichtshöfe waren dort: einer saß am Eingang des Tempelberges (wohl am Osttor des Frauenvorhofes, 23 Mitglieder, Bar Sanh 88 ) u. einer am Eingang des Vorhofes (der Israeliten, gleichfalls 23 Mitglieder, Sanh 88 ) u. einer in der „Quader halle (71 Mitglieder, Sanh 8 8 ) . Man kam zu dem, welcher am Eingange des Tempel berges war, u. er (der angefochtene Gelehrte) sagte: So habe ich gedeutet u. so haben meine Genossen gedeutet, so habe ich gelehrt u. so haben meine Genossen gelehrt. Wenn sie (die Mitglieder des ersten Gerichtshofes) eine Überlieferung (betrefFs der streitigen Frage) hatten, sagten sie sie ihnen; wenn aber nicht, so gingen sie zu dem Gerichtshof, welcher am Eingang des Vorhofes war. Und er sagte: So habe ich ge deutet u. so haben meine Genossen gedeutet, so habe ich gelehrt u. so haben meine Genossen gelehrt. Wenn sie eine Überlieferung hatten, sagten sie sie ihnen; wenn aber nicht, kamen diese u. jene (die beiden Parteien u. die beiden ersten Gerichtshöfe) zu dem großen Gerichtshof, welcher in der „Quaderhalle" saß (nach Sanh88 an den Sabbaten u. an den Festtagen im Chel, d. h. auf der schmalen Terrasse, die sich außen um die Mauer des innern Vorhofes herumzog); denn von dort ging die Tora für ganz Israel aus, vgl. Dt 17,10: Von jenem Orte, welchen Jahve erwählen wird. (Ihnen wurde die Frage vorgelegt; wenn sie eine Überlieferung hatten, so sagten sie sie ihnen, wenn aber nicht, so erhoben sie sich zur Abstimmung: waren zB die für unrein Erklärenden in der Majorität, so erklärte man (die fragliche Sache) für unrein; waren die für rein Erklärenden in der Majorität, so erklärte man für rein, Sanh 8 8 ) . Kehrte er (der ver klagte Gelehrte) zu seiner Stadt zurück u. l e h r t e wieder, wie er gewohnt war, so war b
b
1
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4
P"?**! J-a» : „Halle am Xystos", nach Schürer 2,263 ff. wahrscheinlich an der westlichen Grenze des Tempelberges; nach W.Bacher innerhalb der Tempelarea.
Matth 21,23 (Nr. 2). 21,24
861
er frei (blieb straflos); wenn er aber anwies, so (wie er lehrte) zu h a n d e l n , war er schuldig; denn es heißt Dt 17,12: „Aber der, welcher in Vermessenheit h a n d e l t . ' Er ist also schuldig erst, wenn er anweist zu h a n d e l n . Ein (Gelehrten-)SchOler, der angewiesen hat zu handeln, ist frei (denn er hatte gar nicht das Recht, selbständig zu lehren u. zu entscheiden). Man tötet ihn nicht durch den Gerichtshof in seiner Stadt u. nicht durch den Gerichtshof in Jabne (Sitz des Synedriums nach der Zerstörung Jerusalems), sondern man bringt ihn (nur) hinauf zu dem großen Gerichtshof in Jer. u. verwahrt ihn (dort) bis zum (nächsten) Feste u. tötet ihn während des Festes; denn es heißt Dt 17,13: Ganz Israel soll es hören u. sich fürchten. Das sind Worte des R. fAqiba (t um 135). R. J^uda (um 150) sagte: Man verschiebt seine Bestrafung nicht, sondern tötet ihn sofort; dann schreibt man (Briefe) u. schickt sie an alle Orte: Der u. der, Sohn des u. des, ist durch den Gerichtshof zum Tode verurteilt worden (denn es heißt nicht: Ganz Israel soll es „sehen" u. sich furchten, sondern es „boren" u. sich fürchten, Sanh 89»).
21,24: F r a g e n w i l l auch i c h e u c h ein W o r t . Die Gegenfrage als Antwort auf eine Frage mehrfach in Religions gesprächen. e
P siq40»: Ein Heide fragte den Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80): Was ihr da (mit der Asche von der roten Euh) macht, erscheint mir wie eine Art Zauberei. Man bringt eine Euh, schlachtet u. verbrennt sie; dann zerstößt man sie u. nimmt ihre Asche auf, u. wenn einer von euch durch einen Toten unrein geworden ist, dann spritzt man davon zwei- oder dreimal auf ihn u. sagt zu ihm: Du bist rein! Dieser antwortete: Ist noch niemals der Geist der Verwirrung (Besessenheit) in diesen Menschen (d. h. in dich) gefahren? Er antwortete: Nein! R. Jochanan b. Z. sprach: Hast du noch nie einen Menschen gesehen, in den der Geist der Besessenheit gefahren war? Er ant wortete: Ja! Und was macht ihr mit einem solchen? Er antwortete: Man nimmt Wurzeln u. räuchert sie unter ihm u. spritzt Wasser auf ihn; dann flieht der böse Geist. R. Jochanan b. Z. sprach zu ihm: Wollen deine Ohren nicht hören, was dein Mund geredet hat? Ebenso ist auch dieser Geist ein Geist der Unreinheit, s. Sach 13,2. Man spritzt auf ihn Reinigungswasser, so flieht er. — Dasselbe TanchB rpn § 2 6 (59 *>); P siqR 14 (65»). || Tafan 7 » : Die Tochter des Kaisers (Hadrian) sagte zu R. J hoschuaf b. Cbananja (um 90): Ei, so herrliche Weisheit in einem so häßlichen Gefäße! (R. Jeho schuaf soll nicht schön gewesen sein.) Er sprach zu ihr: Tut dein Vater den Wein in irdene Gefäße? Sie antwortete: In welche sonst tut man ihn denn? Er sprach: Ihr, die ihr so angesehene Leute seid, solltet ihn in goldene u. silberne Gefäße tun! Sie ging u. erzählte es ihrem Vater. Darauf ließ sie den Wein in goldene u. silberne Gefäße füllen, u. — er wurde sauer. Man kam u. teilte es dem Kaiser mit. Er sprach zu seiner Tochter: Wer hat dir das gesagt? Sie antwortete: R. J hoschuaf b. Chananja. Er ließ diesen kommen u. sprach zu ihm: Warum hast du ihr dies gesagt? Wie sie zu mir gesprochen hat, versetzte R. J hoscbuaf, so habe ich ihr geantwortet. Aber, sprach sie, es gibt doch auch schöne Männer, die gelehrt sind! Wären sie häßlich, entgegnete R. J hoschuaf, so wären sie noch gelehrter. (Eitelkeit kostet Zeit, die dem Studium verloren geht.) || Sanh 65 b; Der Tyrann Rufus, der Frevler, ( = Tinejus Rufus, 182 n. Chr. Statthalter von Judäa) fragte den R. fAqiba: Was ist denn für ein Unter schied zwischen dem einen Tag (Sabbat) u. den übrigen Tagen? R. fAqiba antwortete: Was ist denn für ein Unterschied zwischen dem einen Mann (Rufus) u. andren Männern? Rufus entgegnete: Mein Herr (der Kaiser) wollte es so! R. fAqiba sprach: Auch be treffs des Sabbats wollte es mein Herr (Gott) so! II TanchB r ? » § 9 (97»): Eine Matrone fragte den R. Jose b. Chalaphta (um 150) u. sprach zu ihm: Ist das das ganze Lob Gottes, daß er den Weisen Weisheit gibt, wie es beißt Dn 2,21: Er gibt Weisheit den Weisen? Müßte es nicht vielmehr heißen: Er gibt den Toren Weisheit? Er antwortete ihr: Besitzt du einen Schmuck? Sie sprach: Ja! — Wenn nun jemand kommt, um e
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Matth 21,24.25
862
sich deinen Schmuck zu borgen, wirst du ihn ihm leihen? Sie sprach: Wenn es ein vermögender Mann ist, wurde ich ihm meinen Schmuck leihen. Da sprach R. Jose: Du also leihst deinen Schmuck nur einem vermögenden Mann, u. Gott soll die Weisheit Toren geben? — Dasselbe in breiterer Ausfuhrung Midr Qoh 1,7 ( 7 ) . || TanchB jvctna § 2 ( 1 ) : Eine Matrone fragte den R. Jose b. Chalaphta (um 150): In wieviel Tagen hat Gott seine Welt geschaffen? Er antwortete ihr: Am ersten Tage. Woher kannst du mir das beweisen? Er sprach zu ihr: Hast du jemals ein Mahl gegeben? Sie ant wortete: Ja! Wie viele Gänge liehest du auftragen? Sie sprach: So u. soviel. Hast du alle auf einmal deinen Gästen vorsetzen lassen? Nein, sprach sie; ich habe alle Speisen auf einmal kochen lassen, aber vorsetzen ließ ich Gang für Gang. (So auch die Schöpfung: am ersten Tage wurde alles auf einmal geschaffen; an den folgenden Tagen trat dann das Erschaffene einzeln in der gottgewollten Reihenfolge in die Er scheinung.) || GnR 27 ( 1 7 ) : Ein Heide fragte-den R. J hoschuaf b. Qarcha (um 150) u. sprach zu ihm: Sagt ihr nicht, daß Gott das Zukünftige sieht? Er antwortete: Ja. Da sagte jener: Es steht doch aber geschrieben: Gott betrübte sich in sein Herz hinein (darüber, daß er Menschen geschaffen) G n 6 , 6 ! R. Jehoschuaf sprach: Ist dir einmal ein Knabe geboren worden? Jener sprach: Ja! — Was tatest du da? Ich habe mich gefreut u. habe alle Welt erfreut. — Hast du denn aber nicht gewußt, sprach R. Jeho schuaf, daß dein Sohn schließlich sterben wird? Jener sprach: Zur Zeit der Freude Freude, zur Zeit der Trauer Trauer! — So ist es auch bei Gott, sprach R. Jehoschua'. b
b
c
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2 1 , 2 5 : Vom H i m m e l o d e r v o n M e n s c h e n ? ig ovoavov = o ^ n ya. — Man vermied gern den Gebrauch der eigentlichen Gottesnamen u. ersetzte sie durch Umschreibungen; zu diesen gehört auch e ^ , aram. Himmel = Gott; so schon Dn 4,23. In sprachlicher Hinsicht ist bemerkenswert, daß nnw als Gottesbezeich nung fast nie den Artikel vor sich hat, weil es eben für das Sprach gefühl zu einem Eigennamen geworden war, daß es dagegen in der Verbindung mit der Präposition den Artikel behält. Der Gedanke an die ursprüngliche lokale Bedeutung des o^aic macht sich hier noch so stark geltend, daß die Sprache ein yo ( = von Gott) verträgt. 1
Sanh 1 0 , 1 : Ganz Israel hat Anteil an der zukünftigen Welt (Äon der absoluten Vollendung, anhebend mit der Auferstehung der Toten); denn es heißt Jes 60,21: „Dein Volk, allesamt sind sie Gerechte; für immer werden sie das Land besitzen." Und dies sind die, welche keinen Anteil an der zuk. Welt haben: wer sagt: Es gibt keine Auferstehung der Toten u. die Tora ist nicht von Gott o - » » n p u. der Epikureer (Freidenker). || N d 10,6: Einer Frau, die auf die Leviratsehe wartet, mag es sich um Einen Schwager oder um zwei handeln, darf der Schwager nach R. Elifezer (um 90) ein Gelübde zunichte machen. R. J hoschuaf sagte: Wenn es sich um Einen Schwager handelt, aber nicht bei zweien. R. fAqiba sagte: Weder bei einem, noch bei zweien. R. Elifezer sagte: Wenn bei einer Frau, die er sich selbst erwirbt, der Ehemann ihre Gelübde zunichte machen darf, sollte es da nicht recht sein bei einer Frau, die man ihn von Gott her, D^acn p , erwerben läßt, daß er ihre Gelübde zunichte machen darf? R. fAqiba erwiderte: Was du von einer Frau sagst, die der Ehemann sich selbst er wirbt u. auf die andre kein Recht haben, darfst du nicht von einer Frau sagen, die man ihn von Gott her, n-osn p , erwerben läßt n. auf die andre (die übrigen Schwäger) ein Recht haben. — || Sanh 99» Bar: „Das Wort Jahves hat er verachtet u. sein Gebot gebrochen" Nu 15,31, das bezieht sich auf den, welcher sagt: Die Tora ist nicht von Gott o'iivn p . . . . Auch wenn einer sagt: Die ganze Tora ist von Gott o^ssn p mit Ausnahme dieses Verses, den nicht Gott, sondern Mose aus seinem eignen Mund gee
e
1
Siehe den Exkurs: Memra Jahves Nr. 3.
Matth 2 1 , 2 5
863
s a g t hat, so gilt v o n einem solchen: D a s W o r t Jahves h a t er verachtet.
U n d selbst
wenn einer sagte: D i e ganze T o r a ist v o n G o t t c a v n ya ausgenommen diese Subtilität, dieser Schluß v o m Leichtern auf das Schwerere, dieser Analogieschluß — s o gilt v o n einem
solchen:
Gamliöl,
b
d a s W o r t Jahves
h a t er verachtet. | | S D t 1 3 , 1 8 § 9 6 ( 9 3 ) :
der Rabbinensohn ( I L , u m 9 0 ) s a g t e :
Solange
Rabban
du dich über die M e n s c h e n
erbarmst, erbarmt m a n sich Uber dich seitens Gottes n-asn p . — Dasselbe Schab 1 5 1
b
C
als B a r ; v g l . auch T B Q 9 , 3 0 ( 3 6 6 ) u. p B Q 8, 6 , 1 9 . A n d r e Verbindungen, in denen n-^a» „Gott" bedeutet. B Q 6 , 4 : W e n n j e m a n d einen Brand (eine brennende F a c k e l ) durch einen T a u b s t u m m e n , einen Blödsinnigen oder ein unmflndiges Kind übersendet (u. dadurch einen Brand verursacht), s o ist er frei nach menschlichem Recht o-t« « n a , aber schuldig nach göttlichem Recht n-a» 's-na. j; M a k 9 R a b a ( t 3 5 2 ) erwiderte d e m R a b Chisda ( f 3 0 9 ) : E s heißt G n 2 0 , 3 : sterben w e g e n
des W e i b e s , das du genommen hast."
a
:
„Siehe, du m u ß t
Könnte m a n nicht meinen durch
die H ä n d e eines Menschen mm " H M ? Nein, vielmehr durch die Hände Gottes o*av •«T'a. || b
Joma 2 2 : ( H o s 2 , 1 heißt e s einmal:
D i e Zahl
der Kinder Israel wird sein w i e d e r
Sand d e s M e e r e s — also zählbar oder meßbar, im Sinne d e s M i d r ; es:
u. darauf heißt
„ D e r nicht zu messen u. nicht zu zählen i s t " ) . . . . Rabbi h a t im N a m e n d e s A b b a
Jose b . Dos'thai (um 1 6 0 ) g e s a g t : Darin liegt kein W i d e r s p r u c h ; hier (unzählbar) durch m
b
Menschen DTK >vaw "n-a. || T a n c h j>bz 2 3 7 :
Siehe, ein
Mann v o n den Kindern Israel k a m herein N u 2 5 , 6 . Z u welchem Z w e c k t a t er d a s ? Um In
dich zu lehren, d a ß er weder G o t t u^vb,
noch den Menschen nv>aV Ehre erwies.
bezug auf ihn ist g e s a g t worden: „Ein aufgeblasener Frecher wird Spötter genannt
11
b
Spr 2 1 , 2 4 . || D t R 3 ( 2 0 1 ) : M a n fragte den Rabban Jochanan b . Zakkai ( t u m 8 0 ) : W a r u m waren
die ersten (Gesetzes-)Tafeln
Werk
v o n Menschen D I K n » y » ?
(um
ein W e r k
Gottes D - Ö S
nos»,
u. die zweiten ein
— || Sanh 2 7 » : Raba ( t 3 5 2 ) kann s a g e n :
R . Melr
1 5 0 ) redet dort ( w o er sagt, d a ß ein überführter falscher Zeuge bei allen Gesetzen a
in der Tora a l s Zeuge untauglich s e i Sanh 2 7 ) nur v o n einem, der a l s falscher Z e u g e in einem Geldprozeß überführt wurde; denn ein solcher ist schlecht gegen G o t t wisvb u. schlecht gegen die M e n s c h e n nv-oV. der
schlecht
gegen G o t t n-aa^s,
A b e r hier, w o e s sich u m jemanden handelt,
aber nicht schlecht gegen die Menschen n v a b i s t
(nämlich um einen Apostaten, der rituell verbotenes Fleisch i ß t ) , hat es R . MeYr nicht so gemeint. | | A b o t h 1, 3 : Antigonus aus Sokho (angeblich ein Schüler des Schimfon d e s Gerechten) hat g e s a g t : D i e Furcht Gottes c r s » « i i a sei bei euch! || A b o t h 4 , 1 2 :
R. Ehazar
b. Schammua? (um 1 5 0 ) s a g t e : E s sei dir die Ehre deines Schülers so lieb w i e deine eigene Ehre u. die Ehre deines Nächsten w i e die Ehrfurcht v o r deinem Lehrer u. d i e Ehrfurcht
v o r deinem Lehrer
Abtaljon ( u m 5 0 v . C h r . ) s a g t e :
wie die Ehrfurcht v o r G o t t n«a» tniaa. | | A b o t h 1 , 1 1 : Ihr Gelehrten,
seid vorsichtig m i t euren W o r t e n , ihr
möchtet euch verschulden m i t einer Verschuldung, die zur Verbannung führt, u. hinaus ziehen müssen an einen Ort schlechten W a s s e r s (schlechter Lehre), u. die Schüler, die nach
euch k o m m e n ,
würden davon trinken u. sterben,
N a m e Gottes n-a» DU entheiligt sagte:
würde. || A b o t h 4 , 4 :
W e r den N a m e n Gottes o*nv ov
öffentlich;
u. die F o l g e wäre,
im geheimen
entheiligt,
der wird
bei der Entweihung d e s göttlichen N a m e n s ist e s gleichviel,
unvorsätzlich oder in Vermessenheit tut. II A b o t h 2 , 2 :
d a ß der
e
R . Jochanan b . B r o q a (um 1 1 0 ) bestraft
ob einer e s e
Rabban Gamliöl b. J h u d a ha-
Nasi (um 2 2 0 ) s a g t e : A l l e , die sich m i t der Gemeinde ( u . deren Angelegenheiten) be schäftigen, sollen sich mit ihnen beschäftigen um Gottes willen n-a» avb. \\ A b o t h 2 , 1 2 : R. Jose, der Priester (um 1 0 0 ) , s a g t e : . . . A l l dein T u n geschehe u m Gottes cav
willen
czb. || A b o t h 4 , 1 1 : R . Jochanan, der Sandalenmacher (um 1 4 0 ) , s a g t e : Jede V e r
einigung, die u m Gottes willen o * » » vob erfolgt, wird bestehen bleiben; die aber nicht um
Gottes
willen D*BW ovb erfolgt,
Streit, der um Gottes willen B-I>V
wird nicht bestehen
bleiben. || D a s . 5 , 1 7 :
Jeder
cvb geführt wird, wird bestehen bleiben (hat bleibenden
Erfolg), der aber nicht u m Gottes willen
geführt wird, wird nicht bestehen
bleiben.
W e l c h e s ist ein Streit um G o t t e s w i l l e n ? D e r Streit Hilleis u. Schammais (um 3 0 v . Chr.). Und
einer nicht u m Gottes w i l l e n ?
D a s ist der Streit Qorachs u. seiner ganzen Rotte. | |
Matth 21, 25
864 e
B rakh 16 b: Rab (f 247) pflegte nach seinem Gebet zu sagen: Es sei wohlgefällig vor dir, Jahve unser Gott, daß du uns gebest ein langes Leben . . ., daß in uns sei Liebe zur Tora u. Furcht Gottes n-nv rm*. || Berakh 33 b; R. Chanina (um 225) hat gesagt: Alles steht in Gottes Hand n*as ausgenommen die Gottesfurcht a*a» r « i \ — Dasselbe M g 2 5 » ; Nidda 16°. || Schab 1 1 3 : Deine Angelegenheiten sind am Sabbat verboten, Gottes Angelegenheiten o ' a » "scn sind erlaubt. || B rakh7b.- R. Jochanan (t 279) hat im Namen des R. Schimfon b. Jochai (um 150) gesagt: Man darf sich aber die Gottlosen in dieser Welt entrüsten. . . . R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Wenn du siehst, daß einem Gottlosen die Stunde lächelt, so entrüste dich nicht wider i b n . . . Es liegt kein Widerspruch vor: in dem einen Falle handelt es sich um die eigenen Angelegenheiten n-n-n -«^aa, im andren um Gottes Angelegenheiten « ' a s i -^aa ( , wo es sich um göttliche Dinge handelt, darf man sich wider die Gottlosen entrüsten). |j fEr 13»: (R. Men-, um 150, hat erzählt:) Als ich zu R. Jischmafel (f um 135) kam, sagte er zu mir: Mein Sohn, was ist deine Beschäftigung? Ich antwortete: Ich bin ein (Torarollen-)Scbreiber ("bsb = libellarius\ Er sprach zu mir: Mein Sohn, sei vorsichtig bei deinem Werk, denn dein Werk ist ein Gotteswerk s-nv rawVa; vielleicht-möchtest du einen Buchstaben auslassen oder einen Buchstaben zuviel setzen, u. dann würdest du erfunden als einer, der die ganze Welt zerstört. || B rakh 5 3 : (Nach der Schule Schammais soll jemand, der das Tischgebet nach dem Essen vergessen hat u. von dannen gegangen ist, umkehren u. es nachholen; nach der Schule Hillels soll er es an der Stelle sprechen, an der er sich seiner Unterlassung bewußt wird B rakfa 8,7. Hierzu folgende Bar:) Die Schule Hillels sagte zur Schule Schammais: Nach euren Worten müßte also jemand, der oben auf einer Burg gegessen hat u. aus Vergeßlich keit herabging, ohne den Lobspruch zu sprechen, auf die Höhe der Burg zurückkehren u. den Lobspruch sprechen? Die Schnle Schammais antwortete: Nach euren Worten müßte jemand, der den Geldbeutel oben auf einer Burg vergaß, nicht wieder empor steigen u. ihn an sich nehmen! Der eignen Ehre halber soll man emporsteigen, nicht viel mehr um der Ehre Gottes willen a»a« -naa^? || P s 5 7 » : Ferner rief der Vorhof (des Tempels) aus: Geh hinaus von hier, Issakhar aus K phar-Barqai, der sich selbst ehrt u. die heiligen Opfer Gottes D*a:s ">vtp entweiht! — Derselbe Ausdruck n*a» rtnp folgt dann wenige Zeilen später noch einmal. Die ganze Stelle s. bei Mt21,13 8 . j| P s 5 7 » : (Als die Hohenpriester die den Priestern zustehenden Häute von den Opfer tieren sich mit Gewalt aneigneten) erhoben sich deren Besitzer u. heiligten sie Gotte B « » B ^ a-ivnpn. — Diese Wendung das. noch einmal. Ausführlich findet sich das Zitat bei Joh 18,13, u. zwar nach der Parallelstelle TM n 13,18 ff. (533). Auch in dieser Tosephtastelle zweimal die Wendung a-as^ o w i p n . || B«rakh 3 : Gibt es denn einen Zweifel vor Gott *-*v «ap «p-to K S - « *a? || K th 105 : Abaje ( f 338/39) hat gesagt: Wenn einen hervorragenden Gelehrten die Einwohner seiner Stadt lieben, so geschieht das nicht, weil er so gar vorzüglich ist, sondern weil, er sie in den göttlichen Dingen s*ö«n ^ a a nicht strafend zurechtweist. || Joma 8 6 » : Abaje hat gesagt: Wie es in einer Bar heißt: „Du sollst Jahve deinen Gott lieben" Dt 6,5, d. h. es soll der Name Gottes s-a» ev um deinetwillen geliebt werden. || Chag 1 2 : Gibt es denn Finsternis vor Gott sro» -ap? || pSch bifith 9,38 , 25: (R. Schimfon b. Jochai, um 150, hat gesagt:) Ein Vogel geht nicht zugrunde ohne Gott s-aw "tyVaa, um wieviel weniger ein Mensch. || Sanh 105»: Rab Nachman (f 320) hat gesagt: Die Unverschämtheit hilft selbst Gotte gegenüber "cVa R " B W . || pTafan 8,66 , 6: R. Acha (um 320) veranstaltete dreizehn Fasten, ohne daß Regen fiel. Als er hinging, begegnete ihm ein Samaritaner; der sprach zu ihm (höhnend): Rabbi, Rabbi, drück deinen Mantel vom Regen aus! Er antwortete ihm: Beim Leben dieses Mannes! Gott a*es wird Wunder tun u. das Jahr wird ein glückliches werden; aber dieser Mann ( = du) wird es nicht erleben. Und Gott tat Wunder -po«3 K*ew v»as"» n. das Jahr wurde ein glückliches, u. jener Samaritaner starb. || N»d 11,12: Gott o-aw sei Richter zwischen mir u. dir! I| Gaben des Himmels ' s risra werden erwähnt Tanch ntsa 244b. || In aUen diesen Stellen, abgesehen von 'en ye, erscheint 'v ohne Artikel; nur zweimal ist uns 'vn begegnet, u. zwar erstens im Munde des R. Elifezer, um 90, e
a
0
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Matth 21,25.28
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c
der pJomaß, 4 3 , 41 sagt: So möge es den Feinden Gottes ergehn n-arn -»a»!» irr -ja! u. zweitens Derekh Erec Zuta 2 Anf., wo es heißt: All dein Ton geschehe um Gottes willen o*i9» ovb: liebe Gott o*»ttjn r « u. fürchte dich vor Gott o-avn p . — Nicht hierher gehört die Beteuerungsformel D : * » H (bei Gott), wo der Artikel offenbar gebraucht wird, um die Formel dem sonst üblichen o-n^sr: (bei Gott) gleichzugestalten. TChul 2,24 (503): (R. Elifezer, um 90, sagte zu R. ?Aqiba, f um 135:) Bei Gott o-ovn, du rufst eine Er innerung bei mir wach. — Parallelstelle Midr Qoh 1,8 (8b). || SDt 33,19 §354 (147*): R.Jose (um 150) hat erzählt: Einmal ging ich von K zib nachTyrus; ich traf einen Alten u. entbot ihm den Friedensgruß. Ich sprach zu ihm: Woraus nimmst du deinen Lebensunterhalt? Er antwortete mir: Aus der Purpurschnecke. Ich sprach zu ihm: Wird sie denn gefunden? Er antwortete mir: Bei Gott o - a » H , es gibt eine Stelleim Meer, die auf Bergen liegt, u. Eidechsen umringen sie, u. kein Mensch kommt dahin, den die Eidechsen nicht bissen, so daß er stirbt u. an seinem Ort verwest. Ich sagte: Bei Gott n-<3vn, daraus erkennt man, daß es (was im Meere umkommt) aufbewahrt wird für die Gerechten in der zukünftigen Welt. (Vorher war ausgeführt, daß das Weltmeer alle darin versunkenen Schätze in das Meer von Joppe ausspeit, wo sie für die Gerechten aufbewahrt werden.) — OTIVSM (bei Gott) findet sich zB Chul54&: Rab Nachman (t 320) bat gesagt: Bei Gott, Rab (t 247) hat darüber gelehrt. — Wenige Zeilen weiter sagt dasselbe R. Chijja b. Joseph, um 260. — Ebendaselbst versichert R. Jochanan (f 279): Bei Gott, alle jene Jahre, die jener (Rab) als Schüler in der Akademie (Rabbis) diente, habe ich stehend zugehört. || Weitere Beispiele des metonymischen Gebrauchs von o*a» für Gott s. noch Joma 74*>: Beugung durch die Hände des Himmels u. durch Menschenhände o-aw -n-a - « y u. m s "»t-a 's. | Sukka9*: D*Ö» oe = der Name Gottes. | BQ 22»: Frei von menschlichen Gerichten o-t» *S"HB, aber schuldig der göttlichen Gerichte D*OO -r-t. — N « d 8 : Den Namen Gottes o*as o » zu Nichtigem aussprechen. — N«g 11,3: Die durch Gottes Hände o*aw *i*a gefärbten Häute (die von Natur farbigen Felle) werden unrein, die durch Menschen Hände o-s «t-a gefärbten werden nicht unrein. — Targ Ruth 1,1: Zehn große Hungersnöte sind vom Himmel K;a«? p be schlossen worden. — Targ Qoh 8,15: Was ihm vom Himmel »*nv p gegeben worden ist. e
b
Beispiele zu
ns^a Reich Gottes s. bei Mt 4,17 S. 172 ff.
2 1 , 2 8 : Ein M e n s c h h a t t e z w e i S ö h n e usw. ExR27 (88a): Die Rabbinen (Zeitgenossen des R. Nechemja um 150) sagten: Mit den Worten Spr 6 , 1 : „Mein Sohn, wenn du für deinen Nächsten Bürge geworden bist" sind die Israeliten gemeint; denn sie sind Bürgen zwischen sich u. Gott (nämlich einer für den andren). . . . Wie war es mit ihrer Bürgschaft? Als Gott die Tora geben wollte, nahm sie kein einziges Volk an, sondern nur Israel. Gleich einem König, der ein Feld hatte, das er Pächtern (Kolonen) zu überlassen wünschte. Er rief den ersten u. sprach: Willst du dieses Feld übernehmen? Er antwortete: Dazu habe ich nicht die Kraft, es ist zu schwer für mich. Ebenso fragte er den zweiten, dritten u. vierten; aber sie übernahmen es nicht. Da rief er den fünften u. sprach zu ihm: „Willst du dieses Feld übernehmen?" Er antwortete: Ja! „Unter der Bedingung, daß du es bestellst?" Er ant wortete: Ja! Als er es aber angetreten hatte, ließ er es brach liegen. Über wen wird der König aufgebracht sein, über jene, die sagten: 'Wir können es nicht übernehmen', oder über den, der es übernahm u., nachdem er es übernommen u. angetreten hatte, es brach liegen ließ? Nicht über den, der es übernahm? Ebenso als sich Gott am Berg Sinai offenbarte, ließ er keine Nation dahinten, bei der er nicht anklopfte; aber sie wollten es nicht auf sich nehmen, sie (die Tora) zu beobachten; als er aber zu den Israeliten kam, sagten sie: 'Alles was Jahve geredet hat, wollen wir tun u. gehorchen' Ex 24, 7. Darum ist es in der Ordnung, daß ihr gehorchet; das meint auch Jer 2, 4: 'Höret Jahves Wort, Haus Jakobs!' Wenn aber nicht, so werdet ihr der Bürgschaft wegen bestraft werden; das meint Spr 6 , 1 : Mein Sohn, wenn du für deinen Nächsten Bürge geworden bist. || In gewisser Hinsicht kann auch verglichen werden Tanch S t r a c k u. B i l l e r b e c k . NT I.
55
Matth 21,28.29.31 ( « . ® ) . 21,32
866
« r o v 150*: Gleich den Schreiben eines Königs, die in die Provinzen (Städte) des König reichs gebracht wurden. In allen Städten stand man u. entblößte die Häupter u. las sie mit Furcht u. Zittern u. Beben. Als sie aber in die Stadt des Königs gebracht wurden, zerriß u. verbrannte man sie. So haben auch die Israeliten gehandelt. Als Gott seinen Gesandten an die Völker der Welt schickte, taten diese Buße, hallten sich in einen Sack u. fasteten. So taten die Leute von Ninive, s. Jona 8,7 f . . . . Und die Völker der Welt fürchteten sich vor Gott u. nahten sich der Buße. Aber Israel hatte einen harten Nacken, s. Jer 36,23: Sobald Jehudi drei oder vier Seiten gelesen hatte, schnitt er (der König) es weg . . . u. warf es ins Feuer. 21,29: Ich will nicht. ov Mm,
e
a
etwa ng'h ^ x ; zB B rakh 7 Bar im Namen des R. J'hoschua?
b. Qarcha (um 150):
So sprach Gott zu Mose: Als ich wollte (nämlich
mich dir offenbaren), wolltest du nicht (vgl. Ex 3 , 6 ) ; jetzt, da du willst, will ich nicht rem ^-»M nxin nn»tt
-PÖSS
(vgl. Ex 33,18.20). — Die Parallel
a
stelle E x R 45 (101 ) verwendet das Verbum tfea. 2 1 , 2 9 : I c h w i l l n i c h t . . . u. e r g i n g hin. Vgl. das öfters zitierte Wort B M 8 7 » : Es beißt Gn 18,5: „Ich will einen Bissen Brot holen*, u. hinterher (Vers 7): Abraham lief zu den Rindern usw. R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Hieraus erhellt, daß die Gerechten wenig sagen (versprechen) u. viel tun. Die Gottlosen aber sagen viel u. tun gar nichts. Woher dies? Von Ephron, s. Gn23, lOff. — Dasselbe mit Abweichungen Tanch wrm 22b; ^ 234»; NuR 20 (189b); D t R l ( 1 9 5 ) . p
a
d
21,31 %: W e r v o n d e n b e i d e n h a t d e n W i l l e n d e s V a t e r s g e t a n ? Dergleichen Fragen sind auch in rabbin. Gleichnissen üblich. DtR 7 (204»): R. Schimfon b. Chalaphta (um 190) hat gesagt: Wer die Worte der Tora lernt, sie aber nicht hält, dessen Strafe ist schwerer, als dessen, der überhaupt nicht lernt. Womit läßt sich das vergleichen? Mit einem König, der einen Baumgarten hatte; er setzte zwei Kolonen (Pächter) hinein: der eine pflanzte Bäume u. hieb sie (wieder) ab, u. der andre pflanzte überhaupt nicht, hieb aber auch nicht ab. Über wen wird der König zürnen? Nicht über den, der gepflanzt hatte u. sie (wieder) abhieb? Ebenso wer die Worte der Tora lernt usw. — Weitere Beispiele ExR 27 oben S.865; TBQ 7,2 bei Mt 22,8 S. 880. 21,31
S9: D i e Z ö l l n e r u. d i e H u r e n k o m m e n v o r e u c h in d a s R e i c h G o t t e s .
Nach pharisäischer Anschauung galt eine wirksame Buße u. Umkehr der Zöllner oder Räuber für ungemein schwer, insofern dazu die R ü c k g a b e des erpreßten Gutes an die Eigentümer gehörte, eine Bedingung, deren Erfüllung ja einfach unmöglich war, wenn man den geschädigten Eigentümer gar nicht kannte. Über erleichternde Bestimmungen für derartige Fälle s. das Gleichnis vom Pharisäer u. Zöllner Lk 18,14. 2 1 , 3 2 : J o h a n n e s k a m zu e u c h a u f (mit) e i n e m W e g der Gerechtigkeit. odog ö*ixcuo
rfö Spr 16,31, „ W e g der Gerechtigkeit*, ist
entweder ein Weg, der der Gerechtigkeit entspricht, oder ein Weg, der die Gerechtigkeit fordert. — Im ersteren Sinn L X X Spr 8 , 2 0 : iv
66oh
Matth 21,32.33(111.2)
867
6ixaio
1
d
2. Die U m z ä u n u n g d e r W e i n b e r g e ist wohl allgemein üblich gewesen, s. außer Jes 5,5 noch Nu 22,24; Ps 80,13. Eil 4,2ff.: Was versteht man unter dem Umgang Viru? des Weinbergs? Den Raum zwischen dem Weinberg (d. h. seinem bepflanzten Teil) u. dem Zaun (oder Mauer, •>:?;)• • • • R. J«huda (um 150) sagte: Dies (d. h. dieser Zwischenraum) ist nur die Umzäunung des Weinbergs. Was versteht man aber unter dem Umgang des Weinbergs? Den Raum zwischen zwei Weinbergen (von denen der eine reihenweise von Osten nach Westen u. der andre von Norden nach Süden bepflanzt ist). Was ist ein Zaun? der 10 Hand breiten hoch ist. . . . Eine Scheidewand von Rohrstäben, wenn zwischen den einzelnen Stäben nicht ein Zwischenraum von drei Handbreiten ist, so, daß ein Böcklein hindurch kann, siehe, die gilt als Scheidewand. || TQid 1,11 (336): Rabban Gamliöl (um 90) sagte: Wer ein Handwerk ausübt, womit läßt sich der vergleichen? Mit einem Weinberg, der von einer Mauer umgeben i s t . . ., in den Vieh u. Wild nicht eindringen können, 1
Der r-«j oder n-w „Grund, Fundament" war ein 1 Kubikelle großer Hohlraum unter der südwestlichen Ecke des Brandopferaltars, in den der Trankopferwein abfloß. Nach der Schule des R. Jischmaf el (fum 135) gehörte der Schith zu den Urschöpfungen: r-wH-a (Gn 1,1) = r->w «'s „er schuf den Schith", Sukka 49». 55*
Matth 21,33 ( « 3 )
868
u. die Vorabergehenden essen nicht, was darin ist, u. sehen nicht, was darin ist. Wer aber kein Handwerk ausübt, wem gleicht dieser? Einem offen daliegenden W., in den Vieh u.Wild eindringen können, u. die Vorübergehenden essen, waB darin ist, u. sehen, was darin ist. (Ein Handwerk die sicherste Existenzgrundlage.) 3. Zum T u r m vgl. Midr Spr 16 § 11 (41b): R.Jose der Galiläer (um 110) hat ge sagt: Gleich einem König von Fleisch u. Blut, der einen großen Baumgarten hatte, u. er baute einen großen Turm hinein. . . . u. mietete Arbeiter u. trug ihnen auf, sich mit ihrer Arbeit zu befassen. Da machte sich der König auf u. stieg empor zur Spitze des* Turmes; er sah jene, sie aber sahen ihn n i c h t . . . . (I ExR 2 (68b): R. Jannai (um 225) hat gesagt: Obwohl seine Schekhina (Gottheit) im Himmel weilt (seitdem das Heilig tum zerstört ist), so sehen (doch) seine Augen, seine Wimpern prüfen die Menschen kinder Ps 11,4. Gleich einem König, der einen Baumgarten hatte, u. er ließ Arbeiter hineinschaffen u. baute auch einen hohen Turm darin. Die Parallelstelle TanchB niav § 10 (3»>) gedenkt des Turmes nicht, läßt aber den König am Eingang des Gartens ein Scbatzhaus errichten. II In einem andren Gleichnis wird die obere Welt mit einem Söller verglichen, der über einem Baumgarten erbaut ist; beide, das soll der Mensch wissen, sind nur zum Ansehen da. TChag 2,6 (234): (Als R. Jehoschuaf, um 90, den Ausspruch des durch seine metaphysischen Spekulationen von Sinnen gekommenen Ben Zoma gehört hatte, daß zwischen den oberen u. unteren Wassern kaum ein Zwischen raum von einer Handbreite sei) sagte er: Ein Gleichnis. Womit läßt sich das ver gleichen? Mit dem Baumgarten eines Königs, über dem ein Söller erbaut ist. Was liegt dem Menschen in bezug auf diesen ob? Allein daß er hinsieht u. nur daß er seine Augen nicht von ihm abzieht. — In pChag2,77 , 61: Man soll auf ihn blicken, aber ihn nicht berühren (d. h. sich nicht mit ihm befassen). || Besonders aber diente der Turm wegen des weiten Ausblicks, den er gewährte, den Wächtern des Weinbergs zum Aufenthaltsort; meist mußten sie sich allerdings an einer Wächterhütte (Jes 1,8) genügen lassen. ExR 20 (82 b): Es geschah, w i , als der Pharao das Volk entließ Ex 13,17. Das ist es. was geschrieben steht HL 4,13: Deine Entlassenen — ein Baumgarten von Granaten. R. Levi (um 300) hat gesagt: Gleich einem, der ein Feld besaß, in welchem sich ein Steinhaufen befand; er machte sich auf und verkaufte es. Der Käufer entfernte den Steinhaufen u. fand unter ihm eine Quelle. Da pflanzte er Weinstöcke, Reihe um Reihe, auch allerlei Arten von Gewürzbäumen u. Granatbäume, stellte sie aufrecht an Pfählen, baute einen Turm u. setzte einen Wächter hinein. Wer vorüberging, rühmte es. Auch jener Mann, der es verkauft hatte, ging vorüber u. sah es voll von allem Guten. Da sprach er: Wehe mir, daß ich solches verkauft habe; wehe mir, daß ich solches meinen Händen entgehen ließ! So waren die Israeliten in Ägypten ein Steinhaufen, s. HL 4 , 1 2 : Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, ein verschlossener Haufen (so der Midr), ein versiegelter Quell. Als sie aber aus zogen, wurden sie ein Baumgarten von Granaten, wie ein Weinstock, s. Ps 80,9: „Einen Weinstock versetztest du aus Ägypten"; wurden sie lauter Reihen, Reuben, Schimfon, Levi u. Jehuda, u. ebenso alle übrigen. Er pflanzte darin allerlei Arten von Gewürz bäumen, s. HL 4,14: Narde u. Krokus, Kalmus u.Zimt; er pflanzte darin Apfelbäume, s. HL 8, 5: Unter dem Apfelbaum weckte (erregte) ich dich. Er stützte sie mit Stäben (Röhren); damit sind die Röhren des (siebenarmigen) Leuchters gemeint; er fand darin lebendiges Wasser, s. HL 4,15: Ein Quell der Gärten, Brunn lebendigen Wassers; er baute darin einen Turm, s. Jes 5, 2: Baute einen Turm hinein u. hieb auch eine Kelter darin aus; er setzte einen Wächter hinein, s. Ps 121,5: „Jahve ist dein Hüter, Jahve dein Schatten über deiner rechten Hand." Alle Zeit, da die Menschen die Israeliten sahen, rühmten sie sie. Und wer hat sie gerühmt? Bilfam, der Frevler, s. Nu 24, 5 f.: Wie schön sind deine Zelte, Jakob. . . . Gleich bewässerten Tälern, die sich weithin ausdehnen. Bilfam sah sie u. staunte; der Pharao sah sie Reihe für Reihe, Priester, c
1
1
r n i » wird erklärt nach - ^ 0 3 Ex 13,17. Diese Deutung ist alt, schon bei R. Jose dem Galiläer, um 110; s. M kh Ex 14, 5 (82a). e
Matth 21,33 ( « 3 . 4 .
81)
869
Leviten u. (gewöhnliche) Israeliten, Fahnen um Fahnen—da hob er an zu schreien u. sprach: Wehe diesem Mann (d. h. mir), der solche aus seiner Hand entließ! Deshalb heißt es Ex 13,17: Ein Wehe entstand, als der Pharao das Volk entließ. — Der Midr deutet -n*i = snj -wj „wehe u. ach!*; s. Rab (t 247) M«g 11». || Eine Wächterhötte im Weinberg r r a i ä D ^ S J W , die eine Höhe von zehn u. eine Breite von vier Handbreiten bat, erwähnt Eil 5,3. 4. K e l t e r im W e i n b e r g . Kil 5 , 3 : In eine Kelter im Weinberg o-oa» r;n, wenn sie zehn Handbreiten tief u. vier breit ist, darf man, wie R. Elifezer (um 90) sagte, säen; die Gelehrten aber verboten es (wegen des Mischsaatengesetzes).
21,33
93: Er g a b ihn an L a n d a r b e i t e r (Weingärtner) aus.
1. Die entsprechende hebräische Wendung lautet in der Bar P*siqtha 99»: narvo «in, „er (der Besitzer) gibt es (ein Feld) an einen Landmann (Kolonus) aus" (s. das Zitat Anm. a ) . Umgekehrt sagte man vom Pächter: „Er übernimmt ein Feld, eine Plantage, einen Weinberg usw. von einem andren" i-nana v o fr&n r*a m v bap??. Demgemäß: „Pächter" -^ap (der Übernehmende), „Pacht" oder „Pachtung" risVap (Übernahme). — Je nach der Art der Pachtzahlung unterschied man: Erstens: eine Pachtung, für welche ein bestimmter Bruchteil (die Hälfte, ein Drittel, ein Viertel usw.) des jedesmaligen Ernteertrages an den Grundherrn abzuführen war, hieß M O ^ K oder P I Ö ^ S , der Pächter o-nx oder rrns (wir übersetzen „Kolonus"). — Der Pachtzins stieg oder fiel je nach der Güte der Ernte. II Zweitens: eine Pachtung, für welche ein fest bestimmtes Quantum von Getreide, öl, Wein usw. zu leisten war: rrvon, rrnsri, "iton; der Unternehmer nsirr, v?rj, -risn, von -on „pachten" (wir übersetzen „Pächter"). || Drittens: eine Pachtung, für die eine festgesetzte Geldsumme als Pachtpreis gezahlt wurde: wrvrsfcjf; der Unternehmer lato (wir übersetzen „Mieter").a mann* u. ni-nan werden häufig nebeneinander genannt, wo man den Begriff „Pachtung" möglichst umfassend ausdrücken will.b — Das Verbum ^ap ist von so allgemeiner Bedeutung, wie unser „über nehmen", konnte also vom Eingehn jeder Art Pachtung gebraucht werden. Meist folgt daher das genauere Verbum -on oder - O I Ö . C Folgt ein solches Verbum nicht, so darf man annehmen, daß es sich um einen Ö ^ K , Kolonus, handelt. So gewinnt mbip unter Umständen die spezielle Bedeutung von mo-nx u. ^ap ist Ersatz für das fast ungebräuchliche* DT?, pachten.^ — Ähnlich kann -oia als der weitere Begriff den -o»n unter sich befassen.« An einigen Stellen werden neben den Kolonen u. Pächtern noch die rabap u. neben Pachtverträgen eines Kolonus "na» n-ncn« die der nubap erwähnt; da halte man sich gegenwärtig, daß -,Vap den Übernehmer u. niriap die Übernahme nicht bloß einer Pachtung, sondern auch jeder beliebigen Verpflichtung bezeichnen kann.' a. P«siq 99*: Im Namen des R. Nechemja (um 150) ist als tannajtische Tradition gelehrt worden: Im gewöhnlichen Leben ist es so, daß, wenn ein Mensch ein Feld hat, er es an einen Kolonus C<*>M ausgibt gegen die Hälfte, das Drittel oder das Viertel (des gesamten Ernteertrages); aber Gott verfährt nicht also; sondern er läßt die Winde 1
TChalla 2, 5 (99).
o-rn ist „verloben*.
870
Matth 21,33 ( 8 1 )
wehen u. die Wolken aufsteigen u. die Regengösse niederfallen u. den Tau hervor brechen u. die Gewächse groß u. die Früchte fett werden, u. er hat uns befohlen, vor ihm nur ein Zehntel abzusondern; deshalb ermahnt Mose die Israeliten: Du sollst pünktlich verzehnten Dt 14,22. — Dasselbe im Namen des R. Chijja (um 200) Tanch r t s o l 3 » In breiterer Ausführung ExR41 (97b); hier der Anfang: Ein Mensch gibt sein Feld einem Kolonus in Pacht ( r w a a ) u. dieser gibt die Aussaat u. stellt die Arbeitskraft, u. dann teilt er mit ihm zu gleichen Teilen. || TD*maiC, 2 (56): Was ist der Unterschied zwischen einem Mieter -oii> u. einem Pächter -cnn? Der Mieter (mietet) für Geld, der Pächter (pachtet) für Früchte. — In pD°maiO, 25», 57 noch hinzugefügt: Und der „Übernehmende* bapan (hier = Kolonus) für die Hälfte, das Drittel oder das Viertel (des ganzen Ernteertrags). Vgl. auch die Zitate bei c. b. TPea 3,1 (20): Wenn jemand das Abmähen eines Feldes übernimmt, so darf sein Sohn nicht hinter ihm Nachlese halten. R. Jose (um 150) sagte: Sein Sohn darf hinter ihm Nachlese halten. Aber ein Sohn der Kolonen u. Pächter wwsnni } « o ^ « n oder (der Sohn) eines, der sein Getreide an einen andren zum Abmähen verkauft hat, darf hinter ihm Nachlese halten. || TT^rum 2,11 (27): Wenn ein Israelit ein Feld in Syrien erwirbt, so ist dieses, auch wenn er es wieder an einen Nichtisraeliten ver kauft hat, der Zehnt- n. Brachjahrspflicht unterworfen, weil es vorher (als jüdischer Besitz) derselben unterworfen war. Aber bei (in der Hand von) Kolonen u. Pächtern ^->sinm •po—art u. Erbpächtern, oder wenn ein Nichtisraelit sein Feld einem Israeliten verpfändet hat, auch wenn der Israelit nach den gesetzlichen Bestimmungen mit ihm verfährt, ist es von der Zehnt- u. Brachjahrspflicht frei. || B i k l , 2 : Die Kolonen u. Pächter r-nianm ^ c n g n , die Sikarier u. Räuber bringen aus demselben Grunde (die Erstlingsfrüchte) nicht dar, weil es heißt Ex 23,19: Das Erste, die Erstlinge „deines" Ackerbodens (u. ihnen gehört der Ackerboden nicht eigentümlich). — Bik 1,11: R. J huda (um 150) sagte: Auch die Inhaber einer Kolonusstelle oder einer Pachtung P-JC-H« "\yz ni^am bringen die Erstlinge dar u. legen das Bekenntnis (Dt 26,5 ff.) ab. — Näheres über diese Kontroverse s. pBik 1 Ende. C. BM 9 , 2 : Wenn jemand ein Feld von einem andren übernimmt ^>apari, u. dieses ist ein künstlich bewässertes oder ein Baumfeld (Plantage), so darf er, wenn eine Quelle versiegt oder ein Baum abgehauen wird, dem Verpächter von seinem Pachtzins wisn nichts abziehen. Hatte der Pächter aber gesagt: Verpachte iian mir „dieses" künstlich bewässerte Feld oder „dieses" Baumfeld, so darf er, wenn eine-Quelle ver siegt oder ein Baum abgehauen wird, ihm von seinem Pachtzins -irian abziehen. — Bik 9, 4: Wenn einer ein Feld von einem andren übernimmt ^apan u. das Unkraut nicht beseitigen will u. zu dem Verpächter sagt: Was geht das dich an, da ich dir ja die Pacht mian gebe! so hört man nicht auf ihn, weil er (der Verpächter) zu ihm sagen kann: Morgen trittst du heraus aus der Pachtung, u. dann bringt mir das Feld Gras! — Bik 9, 6: Wenn einer ein Feld von einem andren übernimmt kapert, u. die Heuschrecken fressen es ab, oder es wird durch Unwetter verwüstet, so darf der Pächter, wenn es sich um eine (allgemeine) Landplage handelt, dem Verpächter von seinem Pachtzins i*»an abziehen; wenn es sich aber nicht um eine Landplage handelt, so darf er ihm von seinem Pachtzins nicht abziehen. R. J huda (um 150) sagte: Wenn er es von ihm für Geld übernahm ri?aa ua*n niap D K , S O darf er ihm in keinem Fall von seinem Pachtzins abziehen. — Bik 9,7: Wenn einer ein Feld von einem andren übernimmt ^apan für 10 Kor Weizen jährlich u. das Korn fällt schlecht aus, so gibt er ihm (den Pachtzins) von diesem (schlechten). Ist aber Bein Weizen gut, so darf er nicht zu ihm sagen: „Siehe, ich will dir (das ausbedungene Korn) vom Markte kaufen", sondern er muß ihm von jenem (guten) geben. — Bik 9,10: Wenn einer ein Feld von einem andren übernimmt fcapart auf „eine Jahrwoche" für 700 Zuz, so ist das Brach jahr darin miteinbegriffen. Übernahm er es aber von ihm auf „sieben Jahre" für 700 Zuz, so ist das Brachjahr nicht darin miteinbegriffen. In allen diesen Stellen erhält Vapan seinen konkreten Inhalt erst aus dem Zus.hang. Die Derivata von •'an u. die festbestimmte Höhe der Naturalabgabe (10 Kor Weizen) e
e
Matth 21,88 ( 8 1 . 2 )
871
zeigen, daß es sich um eine w o n , Pachtung gegen festen Fruchtzins handelt, während die Erwähnung der Geldabgabe, bezw. der 700 Zuz es unzweifelhaft macht, daß von einer n ^ a » die Rede i s t — Der Vollständigkeit halber möge auch ein Beispiel folgen, in welchem das unbestimmte ^apan seine nähere Bestimmung durch ein späteres c - 9 erhält. T B M 9 , 1 4 (892): Wenn jemand ein Feld von einem andren übernimmt ^apan, so mäht er, bindet die Garben (oder: macht Getreidehaufen) u. worfelt Dann kommen die Feldmesser, die Feldgräber, der Aufseber u. der Ökonom (das alles sind Gemeinde beamte) u. nehmen (ihren Anteil) mitten daraus (d. h. von der gesamten Masse, bevor sie zwischen Verpächter u. Unternehmer geteilt ist); aber der Brunnengräber u. der Bademeister, der Haarschneider u. der Schiffer nehmen, wenn sie kommen auf Grund eines Anspruchs an den Besitzer, vom Anteil des Besitzers, u. wenn sie auf Grund eines Anspruchs an den Kolonus c*>9 kommen, vom Anteil des Kolonus (d. h. nach dem die Ernteerträge zwischen Verpächter n. Kolonus geteilt sind). d. TD^maitt, 1 (56): W e r ein Feld von einem Nichtisraeliten ""u übernimmt Vapan (nämlich als Kolonus), nimmt den Zehnten (vom ganzen Ernteertrag) ab u. gibt dem Verpächter seinen Anteil. Rabban Schimfon b. Gamliöl (um 140) hat gesagt: Wie aber, wenn der Nichtisraelit seine Früchte nicht verzehnten will? Vielmehr teilt man sie (unverzehntet) u. legt sie vor ihn hin. — D°mai 6 , 1 : W e r ein Feld von einem Israeliten, einem Samaritaner oder einem Nichtisraeliten übernimmt Vapan (nämlich als Kolonus), teilt vor ihren Augen (den ganzen Ernteertrag, ohne diesem zuvor den Zehnten zu ent nehmen); wer aber ein Feld von einem Israeliten pachtet (für ein bestimmtes Quantum Getreide als "wn), nimmt die Priesterhebe ab u. dann gibt er ihm (sein Quantum). — In BM 101» wird einmal gesagt, daß der ^apa dem "oin gleiche, n. ein andermal, daß der Vapa nicht dem •oin gleiche. In beiden Fällen ist mit dem bapa der Kolonus O^M gemeint. Ebenso heißt es BM 104», daß, was von der ttnu^ap gelte, nicht von der KP-.jian gelte, n. ebenso umgekehrt; auch hier bezeichnet xnisVap das Pachtverhältnis des Kolonus im Gegensatz zu dem des lain. e. T B M 9 , 8 (391): Wenn jemand ein Feld von einem andren mietet -o^s n. er hatte in dem einen Jahr es urbar gemacht u. im andren Jahr besät, so darf der Ver pächter zur Zeit der Tenne (des Dreschens) nicht zu ihm sagen: „Gib mir meinen Pachtzins "iisn für beide Jahre", sondern er gibt ihn für jedes Jahr besonders. — Das --">an u. die Situation der Tenne zeigen, daß es sich nicht um eine Pachtung gegen bares Geld handelt, sondern um eine r i v a n , eine Pachtung gegen feste Naturalabgaben. / . MQ 11»>: (Rabban Schimon b. Gamliöl, um 140, hat gesagt:) Für Kolonen 1»D'iKn u. Pächter ^ « a n n u. solche, die eine Arbeit übernommen haben r ^ a p « , sollen (zur Zeit einer Familientrauer) andre ihre Arbeit verrichten. — Raschi denkt bei p ^ a p n speziell an bezahlte Feldhüter. || BB 10,4: Man schreibt Pacht- u. sonstige Übernahme verträge rwVa&i ? $ •2*T«? nur mit Vorwissen beider, u. der Übernehmer hat die Kosten zu tragen, 'pi 'K -USW auch pMQ8,82»,46. r , ! | D v
,
2. Die Verwendung des Wortes yewoyog Mt 21,33 ff. macht e s un zweifelhaft, daß das im Gleichnis Jesu vorausgesetzte Pachtverhältnis das von Kolonen ywm
gewesen ist. Auch mancherlei Einzelzüge im
Gleichnis finden ihre Erläuterung in dem, was uns
in den
rabbin.
Schriften über die •po-»-»** mitgeteilt wird. So hören wir hier, daß die Kolonen nicht bloß Ländereien, sondern auch Plantagen u. Weinberge übernahmen ;a daß nicht bloß Ein Kolonus, sondern auch mehrere an einer Pachtung beteiligt sein konntenb (vgl. den Plural yemoyol)\ daß mit den Kolonen nicht bloß kurzfristige,
sondern auch
Pachtverträge bis hin zu Erbpachtverträgen
langfristige
abgeschlossen wurden, c
Erst ein längere Zeit währender Pachtbesitz macht es verständlich, daß in den yswgyol die Hoffnung aufkommen konnte, sie würden nach
872
Matth 21,33 ( 8 2)
Beseitigung des Erbsohnes in den Eigentumsbesitz des Weinbergs ge langen (Mt 21,38). — Die Pflichten des Kolonus waren genau um schrieben, teils durch Vertrag, d teils durch Gewohnheitsrecht u. örtliche Sitte, e Der Anteil des Grundherrn an den Ernteerträgen wird wohl regelmäßig im Pachtvertrag festgelegt worden sein.d Für die Ver pachtung von Weinbergen galten einige besondere Bestimmungen, f Da die Weinberge nicht bloß mit Weinstöcken, sondern auch mit allerlei Fruchtbäumen, selbst mit Getreide bestanden waren, g so fiel dem Ver pächter selbstverständlich sein vertragsmäßiger Anteil auch aus diesen Erträgen des Weinbergs zu. Das hat man besonders bei Mt 21,34 im Auge zu behalten, um die dort erwähnten Früchte nicht etwa auf die der Weinkulturen zu beschränken. — Das Verhältnis der Gutsherren zu ihren Kolonen ist nicht immer friedlich u. freundlich gewesen. Es gab träge Kolonen, die unordentlich wirtschafteten u. das Land ver wildern ließen; dann verminderten sich die Einkünfte der Grundherren aus ihrem Ernteanteil, was unliebsam empfunden wurde, h Andre Kolonen kamen u. bettelten den Besitzer um bare Geldvorschüsse an.i Auch Klagen über diebische Kolonen fehlen nicht, k Andrerseits hören wir aber auch, daß es kein Schimpf für einen Grundherrn sei — u. wäre es auch der König — , mit seinem Kolonus zu sprechen, u. ferner wie ein König es nicht verschmäht, mit einem seiner Kolonen sich in seinem Baumgarten zu ergehn, als wäre er einer seinesgleichen. 1 — Zwei Gleichnisse, die ia einzelnen Zügen an Mt 21,33 ff. erinnern, seien zum Schluß beigefügt.m a. TBM 9,20 (392): Wenn einer ein Feigenfeld von einem andren (als Kolonus) übernimmt kapert, so hat er, wo es üblich ist, die Früchte zu Feigenklumpen zu ver arbeiten, sie zu solchen zu verarbeiten; wo es üblich ist, getrocknete Feigen daraus herzustellen, hat er solche daraus herzustellen; wo es üblich ist, Feigenkuchen daraus zu machen, hat er solche daraus zu machen, u. man ändert nichts an der Sitte des Ortes. (Von diesem ortsüblichen Produkt der Feigenzubereitung erhielt dann der Ver pächter seinen festgesetzten Anteil). || Zur Verpachtung eines Weinbergs an einen Kolo nus s. die Zitate unter f. Ferner vgl. DtR 7 bei Mt 21,31 8 S. 866. b. Pea 5 , 5 : Wenn zwei Kolonen ein Feld in Pacht nio^iaa genommen haben, so können sie sich gegenseitig (falls sie arm sind) ihren Anteil am Armenzehnt geben. || D®mai6,8: Wenn zwei Kolonen ein Feld in Pacht r i o ^ t t a genommen haben . . . , so kann der eine zum andren sagen: Nimm du den Weizen an dieser Stelle, u. ich nehm» ihn an jener; nimm du den Wein an dieser Stelle, u. ich nehme ihn an jener. Aber nicht darf er zu ihm sagen: Nimm du den Weizen u. ich die Gerste, nimm du den Wein u. ich das Öl. — Ferner s. SDt 32,9 in Anm. m u. DtR 7 bei Mt 21,31 S. 866. C. B M 9 , 9 : Wer ein Feld von einem andren (als Kolonus) übernimmt Vapan auf wenige Jahre, darf es nicht mit Flachs besäen (weil dieser das Land zu sehr aus saugt), auch stehn ihm keine Äste von den Sykomoren zu (daß er diese stutzen dürfte). Übernahm er es aber auf sieben Jahre, so darf er es im ersten Jahr mit Flachs be säen, auch stehen ihm die Äste der Sykomoren zu (weil diese in sieben Jahren wieder neue starke Äste getrieben haben). — Über Erbpächter vgl. BB 46 b; (Ein Kolonus hat kein Ersitzungsrecht BB 3,3). R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Das gilt von den Erb pächtern P i a « *ra "O-^K (die ein Grundstück dauernd in Pacht haben u. das Pachtrecht auf ihre Kinder vererben). — In pBik 1,64b, 55 die Gegenüberstellung: ein Kolonus auf (kurze) Zeit u. ein K. für immer ( = Erbpächter) oViss o - n « . . . nyvb o-^te.
Matth 2 1 , 3 3 ( 8 2 )
873
d. Zu den Pachtverträgen mo^K ^ t } » vgl. Nr. 1 Anm. f. — Der Wortlaut eines solchen Vertrages war nach TBM 9,13 (392): Ich (der Kolonus Vap*n) will urbar machen, säen, jäten, mähen u. die Getreidehaufen vor dir aufstellen; dann kannst du kommen u. die Hälfte fortnehmen vom Getreide u. vom Stroh, u. ich für meine Arbeit u. meinen Kostenaufwand die andre Hälfte. — Etwas ausführlicher bei der Aufzählung der dem Kolonus obliegenden Feldarbeiten BM 105». Vgl. auch BM 9,3 in Anm. h. — In obigem Vertrag ist jedem der beiden Kontrahenten die Hälfte des Ernteertrags ausbedungen; daß dem Kolonus auch weniger, ein Drittel oder ein Viertel auferlegt wurde, zeigt P s i q 9 9 » in Nr. 1 Anm. a. e. Einige Beispiele zur Erläuterung. BM 9 , 5 : Wenn einer ein Feld von einem-andren (als Kolonus) übernimmt u. dieses nicht zuträgt, so ist er verpflichtet, wenn so viel darauf ist, daß man einen Getreidehaufen daraus errichten kann, sich weiter damit zu befassen. B. J huda (um 150) sagte: Was Bestimmtes hat denn ein Getreidehaufen! Vielmehr wenn soviel darauf ist, wie die Aussaat betrug. — Dasselbe TBM 9,13 (891). || TBM 9,16 (892): Wenn jemand von einem andren ein Feld (als Kolonus) übernommen hat u. es das erste Jahr beBäte, aber es ging nichts auf, so zwingt man ihn, es auch im zweiten Jahr zu besäen; hatte er es im zweiten Jahr besät, ohne daß etwas auf ging, so zwingt man ihn nicht, es im dritten Jahr zu besäen. || B M 9 , 8 : Wenn einer ein Feld von einem andren (als Kolonus) übernommen hat, um es mit Gerste zu be säen, so darf er es nicht mit Weizen besäen; um es mit Weizen zu besäen, so darf er es mit Gerste besäen (weil diese den Boden weniger aussaugt, Bertinoro). R. Schimfon b. Gamliel (um 140) verbot es. Vgl. TBM 9,32. II BM 9 , 1 : Wenn einer ein Feld von einem andren (als Kolonus) übernimmt, so muß er, wo es üblich ist, das Getreide zu mähen, es mähen; wo es üblich ist, es auszureißen, muß er es ausreißen; wo es üblich ist, hinterher zu pflügen, muß er es pflügen; alles nach dem Brauch des (betreffenden) Ortes. Vgl. auch TBM 9,20 in Anm. a. f. TBM 9,19 (392): Wer einen Weinberg von einem andren (als Kolonus) über nimmt, muß sich mit ihm befassen, bis er aus seinem Ertrag Wein gemacht hat; Oliven, bis er sie in Haufen gebracht hat; Flachs, bis er Bündel daraus gemacht hat. Dann teilt er u. gibt ihm (dem Besitzer); dieser schafft seinen Teil in die Stadt u. jener schafft seinen Teil in die Stadt. (Man beachte, wie hier Oliven u. Flachs als Er träge eines Weinbergs aufgeführt werden.) || BM 9 , 1 : Wie sie (der Besitzer u. sein Kolonus) sich das Getreide teilen, so teilen sie auch (untereinander) das Stroh u. die Stoppeln. Wie sie (bei der Verpachtung eines Weinbergs) den Wein teilen, so teilen sie auch die abgeschnittenen Reben u. die Stützpfähle, u. beide haben die Stützpfähle zu beschaffen. || Chag 2 5 b (Abaje [f 338/39] hat gesagt:) Dem Kolonus liegt es ob, 70 Tage vor dem Keltern um die Krüge (Fässer) sich zu bemühen. g. Krauß, Archäologie 2,228: „Weinberge in dem heutigen Sinne des Wortes gab es eigentlich in Palästina nicht, sondern nur Obstgärten, in denen allerlei Fruchtbäume nebeneinander standen." — Vgl. LvR 23 in Anm. h u. TBM 9,19 in Anm. f. — Kll 5 , 8 : Alle Arten Feldsaaten gelten nicht als Kihajim (Mischsaaten, Heterogenes) in einem Weinberg (falls sie nur die vorschriftsmäßige Entfernung von den Weinstöcken haben). h. LvR 23 ( 1 2 1 ) : R. fAzarja (um 380) hat im Namen des R. J huda b. Simon (um 320) gesagt: Gleich einem König, der einen Baumgarten hatte, in den er eine Reihe Feigenbäume u. eine Reihe Weinstöcke u. eine Reihe Granatapfelbäume u. eine Reihe Apfelbäume pflanzte. Dann überließ er ihn an einen Kolonus u. ging davon. Nach einiger Zeit kam der König, um den Baumgarten zu besichtigen, um zu wissen, was aus ihm geworden sei. Da fand er ihn voll von Dornen u. Disteln. Er ließ Holz hauer kommen, die ihn niederhauen sollten. Da blickte er auf jene Dornen u. sah darin eine Rosenblüte; er nahm sie u. roch daran; da beruhigte sich sein Gemüt. Der König sprach: Um dieser Blume willen soll der ganze Baumgarten erhalten bleiben. (So ist um Israels willen die Welt erhalten geblieben.) — Dasselbe Midr HL 2 , 2 (95 b). || B M 9 , 8 ; Wenn jemand ein Feld von einem andren als Kolonus übernimmt u. es un bebaut hegen läßt, so sehätzt man es ein, wieviel es hätte bringen können, u. er gibt e
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Matth 21,83 ( 8 2 )
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ihm (dem Verpächter den ihm davon zustehenden Anteil); denn so schrieb er ihm (im Pachtvertrag): Wenn ich es unbebaut liegen lasse u. nicbt bestelle, so will ich aufs beste (nach der höchsten Schätzung) bezahlen. — Dasselbe erweitert TBM 9,12 (391). — Vgl. ferner ExR 27 bei Mt 21, 28 S. 865 y. i. LvR 5 ( 1 0 8 ) : R. Chanina (um 225) hat gesagt: Mancher Kolonus versteht zu bitten u. mancher K. versteht nicht zu bitten. Der, welcher zu bitten versteht, wenn er sieht, daß er in seiner Pachtung herunterkommt, zeigt guten Mut, kämmt sein Haar, säubert seine Kleidung, nimmt mit heiterer Miene einen Stock in seine Hand u. einen Ring an seine Finger u. geht zu seinem Arbeitsherrn. Dieser spricht zu ihm: Sei gegrüßt, mein lieber Kolonus! Wie geht es dir? Er antwortet: Gut! Und wie steht es um das Land? (Er antwortet:) Du wirst so glücklich sein, dich an dem Frucht ertrag zu sättigen. Was machen die Ochsen? Du wirst so glücklich sein, dich an ihrem Fett zu sättigen. Was machen die Ziegen? Du wirst so glücklich sein, dich an ihren Böcklein zu sättigen. Da sagt er zu ihm: Was ist dein Begehr? Er antwortet ihm: Ist es dir möglich, mir zehn Denare zu geben? Er spricht zu ihm: Wenn du zwanzig haben willst, nimm sie dir! — Der aber, welcher nicht zu bitten versteht, geht mit struppigem Haar, mit besudelten Kleidern u. mit verdrießlichem Gesicht zu seinem Arbeitsherrn. Wenn dieser ihn fragt u. zu ihm sagt: Wie steht es mit dem Lande? dann antwortet er: Wenn es nur soviel brächte, wie wir hineingesteckt haben! Was machen die Ochsen? Er antwortet: Sie sind mager. Jener spricht: Was ist dein Begehr? Er antwortet: Ist es dir möglich, mir zehn Denare zu geben? Dann sagt jener: Geh, bezahle, was ich von dir zu fordern habe. k. B rakh 5 b Dem Rab Huna (f 297) wurden 400 Faß Wein sauer. Da gingen Rab J huda, der Bruder des Rab Salla des Frommen, u. die Rabbinen zu ihm — nach andren Rab Adda b. Ahaba u. die Rabbinen — ; sie sprachen zu ihm: Es wolle der Herr (prüfend) achthaben auf seine Sachen (ob nicht ein böses Werk als Ursache seines Verlustes darunter)! Er antwortete: Bin ich verdächtig in euren Augen? Sie sprachen: Ist etwa Gott verdächtig, daß er ein Urteil fälle ohne Recht (strafe ohne Ursache)? Er antwortete: Wenn einer da ist, der etwas über mich gehört hat, so sage er es! Sie sprachen: Es ist uns zu Ohren gekommen, daß der Herr die Weinranken seinem Kolonus nicht gegeben habe (vgl. BM 9,1 in Anm. f). Er antwortete: Hat er mir denn irgend etwas von ihnen gelassen? Er hat ja alles gestohlen! — Vgl. auch SDt 32,9 in Anm. m. I. LvR 1 (105 ) : Gott rief Mose Lv 1,1. Hat er nicht auch Adam gerufen?, s.: .Gott rief Adam" Gn 3,9. Allein es ist keine Schande für einen König, mit seinem Kolonus zu sprechen. (Adam als Bebauer des Paradieses als Gottes K. gedacht. Ebenso wird weiterhin Noah Gottes Viehhirt u. Abraham Gottes Gastwirt genannt.) || SLv 26,12(451 ): „Ich wandle in eurer Mitte" Lv 26,12. Gleich einem König, der ausging, um mit seinem Kolonus im Baumgarten zu lustwandeln. Jener aber verbarg sich vor ihm. Da sprach der König: Warum verbirgst du dich vor mir? Siehe, ich bin deinesgleichen. So wird Gott dereinst in der Zukunft mit den Gerechten lustwandeln im Gan t Eden usw. m. SDt 32,9 § 3 1 2 (134b): „Jahves Anteil ist sein Volk" Dt 32,9. Gleich einem König, der ein Feld hatte, das er Kolonen übergab. Diese fingen an, fortzunehmen u. zu stehlen. Da nahm er es ihnen ab u. übergab es ihren Söhnen. Die fingen an noch schlechter zu sein. Als ihm ein Sohn geboren wurde, sprach er zu ihnen: Entfernt euch aus dem Meinen; es ist nicht möglich, daß ihr darinnen seid; gebt mir meinen Teil (den im Pachtvertrag festgesetzten), daß ich ihn mir ersehe (auswähle)! Ebenso als unser Vater Abraham in die Welt gekommen war, ging aus ihm Verwerfliches her vor: Ismatöl u. die Söhne der QHura. Dann kam unser Vater Isaak in die Welt u. es ging Verwerfliches aus ihm hervor, Esau u. die Stammhäupter Edoms; sie fingen an schlechter zu sein als die Früheren. Als aber Jakob kam, ging aus ihm nichts Ver werfliches hervor, sondern alle seine Söhne wurden tauglich geboren, gleichwie er, 8. G n 2 5 , 2 7 : Jakob war ein Mann ohne Fehl, in Zelten wohnend. Woher ersah sich Gott seinen Teil? Aus Jakob, s. Ps 135,4. || TanchB nbvs § 7 (29*): Es geschah - r r i , d
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Matth 21,33 ( 8 2). 21,34.35.41.42 (Nr. 1)
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1
da der Pharao das Volk entließ. Wer hat wehe! gerufen? Die Kanafaniter haben webe! gerufen. Gleich einem König, dereinen kleinen Sohn hatte, auch hatte er ein Besitztum (trotte = oval« = Anwesen). Da der König in ein fernes Land zu ziehen wünschte, sprach er zu einem Kolonus, er solle das Besitztum hüten u. von seinen Er trägen genießen, bis sein Sohn erwachsen sei; darauf übergab er es ihm. Als der Sohn des Königs erwachsen war, verlangte er das Besitztum; sofort fing der Kolonus an wehe! zu rufen. Ebenso als die Israeliten in Ägypten wohnten, wohnten die Kanafaniter im Lande Israel u. behüteten es u. aßen seine Früchte; als sie aber hörten, daß die Israeliten aus Ägypten ausgezogen wären, fingen sie an wehe! zu rufen.
21,34: Seine Früchte. Daß mit den Früchten des Weinbergs nicht bloß die Erträge der Weinstöcke ge meint sein müssen, s. bei Mt21.33 S. 873 f. Anm.p-.
2 1 , 3 5 : Die W e i n g ä r t n e r n a h m e n s e i n e K n e c h t e , s c h l u g e n den e i n e n , t ö t e t e n den a n d r e n , s t e i n i g t e n den d r i t t e n . LvR 11 (113*): Gleich einer Provinz, die dem König Steuerreste schuldete. Der König sandte den Schatzmeister. Was taten die Bewohner der Provinz? Sie machten sich auf u. erhängten u. brandschatzten jenen. || P siq 1 2 5 : R. fAzarja (um 380) hat im Namen des R. Judan b. Simon (um 320) die Stelle (Ps 45,8) auf Jesaja ausgelegt. Jesaja sagte: Ich erging mich in meinem Lehrhanse; „da hörte ich die Stimme Jahves sagen: Wen soll ich senden u. wer wird für uns gehen?" Jes 6,8. Ich habe fArnos gesandt u. sie haben ihn „Stammler" genannt. R. Pin chas (um 360) hat gesagt: Warum wird sein Name f Arnos genannt? WeU er ein Stammler oi>-e$ ( = tpeXXög) an seiner Zunge war. Sie sagten: Gott hat seine ganze Welt gelassen, um seine Sch khina auf diesem Stammler ruhen zu lassen, auf diesem mit der verstümmelten Zunge! Da habe ich den Mikha gesandt, u. sie haben ihn auf die Wange geschlagen, „mit dem Stecken schlagen sie auf die Wange den Richter Israels' Micha 4,14. Wen soll ich von nun an senden u. wer wird für uns gehen? Und ich (Jesaja) sprach: „Siehe, da bin ich, sende mich" Jes 6,8. Gott antwortete: Jesaja, mein Sohn, sie sind wider spenstig, sie sind belästigend; nimmst du es auf dich, dich von ihnen schlagen u. ver achten zu lassen? Er sprach: Auch unter dieser Bedingung. „Meinen Rücken biete ich dar den Schlagenden u. meine Wangen den Raufenden" Jes 50,6; u. (auch so) bin ich nicht wert, daß ich in deiner Sendung zu deinen Kindern gehe! Da sprach Gott zu ihm: Jesaja, „du liebst Gerechtigkeit u. hassest Gottlosigkeit' Ps 45,8, du liebst es, meine Geschöpfe für gerecht zu erklären, u. du hassest es, sie für schuldig zu er klären; „darum hat dich Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Genossen* (das.). Was heißt „vor deinen Genossen*? Gott sprach zu ihm: Bei deinem Leben, alle Propheten weissagen, der eine immer aus dem Munde des andren, der Geist des Elia ruhte auf Elisa, s. 2Kön2,15, der Geist Moses ruhte auf den 70 Ältesten, s. Nu 11,25; aber du wirst weissagen aus dem Munde der Allmacht (des Allmächtigen), „der Geist des Allherrn Jahve ruht auf mir* usw. Jes 61,1. Ferner s. Midr KL Einl. 31 bei Mt 12.41 8.651 u. bei 23,37 « Nr. 2. e
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21,41: E r w i r d den W e i n b e r g an a n d r e W e i n g ä r t n e r a u s g e b e n . Vgl. SDt 32,9 bei Mt 21,33 S. 874 y Anm. m.
2 1 , 4 2 : Ein S t e i n , den d i e B a u l e u t e v e r w o r f e n h a b e n , ist zum E c k s t e i n g e w o r d e n . 1. Ps 118,22 f. wird gedeutet a, auf Abraham. PirqeREl 24: Abraham, der Sohn Terachs, ging an ihnen (den Erbauern des babyl. Turmes) 1
Zur Deutung des M * I = *rn « 1 s. ExR 20 (82b) bei Mt 21, 38 S. 868.
Matth 21,42 (Nr. 1—3). 21,43
876
vorüber u. sah sie, wie sie die Stadt bauten; da fluchte er ihnen im Namen seines Gottes, s. Ps 55,10. Sie aber verachteten sein Wort wie einen Stein, der zur Erde geworfen ist. Und legt man denn nicht jeden auserlesenen u. kostbaren Stein nur an die Ecken des Hauses? Und in bezug auf ihn (Abraham) sagt die Schrift Ps 118,22f.: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben usw. — ||
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auf David. P s 119% s. bei
Mt 21,9 S. 849 y. || Targ Ps 118,22 ff, s. die folgende Nr. 2. — || y, auch die messian. Deutung ist nicht unbekannt gewesen, s. Raschi zu Micha 5,1: „Aus dir soll mir hervorgehn"; damit ist der Messias, der Sohn Davids, gemeint; ebenso heißt es Ps 118,22: Der Stein, den die Bauleute usw. 2. ol olxodofiovvreg
=
ywja;
letzteres in übertragener Bedeutung
öfters = Gelehrte. pJoma3,40 ,26: R. Z ?ira (um 300) lobte den R. Heia u. nannte ihn Baumeister der Tora Kr-iiac-s n-sa. || Schab 1 1 4 : Was bedeutet pwa (inMiqv9,7)? R. Jochanan (t 279) bat gesagt: Damit sind die Gelehrtenschüler gemeint, die sich ihr lebelang mit der Erbauung der Welt beschäftigen (indem sie die Tora studieren u. auslegen). || B rakh 6 4 : R. Eifazar (um 270) hat gesagt, R. Chanina (um 225) habe gesagt: Die Gelehrtenschüler mehren den Frieden in der Welt, s. Jes 54,13: Alle deine Erbauer ( = Gelebrtenschüler) werden Jünger Jahves sein u. groß wird der Friede sein, den deine Erbauer bringen (so der Midr). Lies nicht T"3? deine Söhne, sondern T??ä deine Erbauer. || Midr HL 1,5 ( 8 7 ) : „Töchter Jerusalems" HL 1,5. Die Rabbinen sagten: Lies nicht H:a „Töchter" Jerusalems, sondern n i r s „Erbauer" Jer.s; damit ist das große Synedrium Israels gemeint, welche sitzen u. sie erbauen Opa«, so ExR23 wohl richtiger, als p'aa = sie machen einsichtig) durch jede Frage u. Entscheidung. — Parallelstelle ExR 23 (85 ) . || Targ Ps 1 1 8 , 2 2 - 2 9 : Einen Jüngling (gemeint ist David) ließen die Bau meister (d. h. Samuel u. sein Gerichtshof) dahinten; er war unter (lies *ra statt *ja) den Söhnen Isais u. er erlangte es, zum König u. Herrscher (Wiedergabe von n » vtt-) ernannt zu werden. „Von Jahve ist das geschehen", das»haben die Baumeister gesagt. „Das ist wunderbar vor uns* haben die Söhne Isais gesagt. „Diesen Tag hat Jahve gemacht" haben die Baumeister gesagt. „Lasset uns freuen u. fröhlich darin sein* haben die Söhne Isais gesagt. „Ach bitte nun, Jahve!" haben die Baumeister gesagt. „Ach bitte, Jahve, gib nun Gelingen!" haben Isai u. sein Weib gesagt. „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Memra Jahves!" haben die Baumeister gesagt. „Preisen soll man euch (die ihr) vom Heiligtum Jahves" (seid, d. h. die Baumeister), hat David gesagt. „Gott Jahve erleuchtet uns" haben die Stämme des Hauses Juda gesagt. „Bindet das Lamm zum Festopfer mit Ketten (Seilen), bis ihr es opfert u. sein Blut ausschüttet am Horn des Altars", hat Samuel, der Prophet, gesagt. „Mein Gott bist du, u. ich will dir danken, mein Gott, ich will dich rühmen* hat David gesagt. Samuel antwortete u. sprach: „Preiset, Gemeinde Israel, danket vor Jahve; denn er ist gütig, denn ewig ist seine Güte.« Vgl. hierzu P s 119 bei Mt 21,9 S. 849 y . c
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3. eig xe<paXr)v ywviag. — nje iato =
Eckstein Ps 118,22 ist vom
Targum bildlos gedeutet = „ König u. Herrscher" •pyiwi -pa», s. in Nr. 2. — e
N g 13,2 heißt der Eckstein n-njaqj ^»n. =
der Stein, der sich an der
Ecke befindet; vgl. auch PirqeREl 24 oben Nr. 1. 2 1 , 4 3 : V o n e u c h w i r d d a s R e i c h G o t t e s g e n o m m e n u. e i n e m Volk g e g e b e n w e r d e n , das seine F r ü c h t e bringt. Dem Ausdruck nach ist vergleichbar Chagob; (Meine Seele wird weinen wegen Jer 13,17.) Was heißt „wegen n-»"? R. Schemuöl b. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Wegen der „Hoheit" Israels, die von ihnen genommen u. den Völkern der Welt ge-
Matth 21,43.44.45
877
geben worden ist ubivn riwttb HJPJI ona n^tj-s» b«iv^ bv ")PII«> - » « Ö . (Die unverkürzte Stelle s. bei Lk 15,10.) — Vgl. auch 1 Sm 15,28. — Ii Midr Esth 1,2 (85 a): R. Aibo (um 320) hat gesagt: Es heißt P s 2 2 , 2 9 : „Denn Jahves ist das Reich u. er herrscht Aber die Völker" u. du sagst (Esth 1,2): „Auf dem Thron seines Reiches"? Aber in der Ver gangenheit war das Reich (die Herrschaft) bei Israel gewesen; als sie aber sündigten, wurde das Reich von ihnen genommen u. den Völkern der Welt gegeben; das meint Ez 30,12: „Ich habe das Land in die Hand böser Leute verkauft" — R. Jicchaq (um 300) sagte: In die Hand böser Verwalter — ; morgen, wenn Israel Buße tut, nimmt Gott das Reich von den Völkern der Welt u. gibt es den Israeliten wieder. Wann? „Und heraufziehen werden B e f r e i e r . . . u. es wird das Reich Jahve zufallen", Obadja 21. |j Midr Ps 75 § 5 (170b): Als die Israeliten gesündigt hatten, wurden (die 10 ihnen in der Schrift beigelegten Hörner) von ihnen genommen u. den Völkern der Welt gegeben, s. Dn 7,7: (Das 4. Tier) hatte 10 Hörner Solange die Hörner der Gottlosen Bestand baben, sind die Hörner Israels abgehauen, s. KL 2,3. Wenn er aber die Hörner der Gerechten erhöhen wird, werden die Hörner der Gottlosen abgehauen, s. P s 7 5 , 1 1 : „Alle Hörner der Gottlosen werde ich abhauen", u. sofort (Vers 12): „Die Hörner des Gerechten werden erhöht werden."
2 1 , 4 4 : W e r auf d i e s e n Stein fällt, der w i r d z e r s c h e l l e n ; auf w e l c h e n er a b e r fällt, den w i r d er z e r s t ä u b e n . Midr Esth 3,6 (94b) R. Schimfon b. Jose b. Laqpnia (gegen 200) hat gesagt: In dieser Welt werden die Israeliten mit den Felsen, s. Nu 2 3 , 9 ; Jes 51,1, u. mit den Steinen, 8. Gn 49,24; Ps 118,22, verglichen; u. die Völker der Welt werden mit Scherben verglichen, s. Jes 30,14. Fällt der Stein auf den Topf, wehe dem Topf! Fällt der Topf auf den Stein, wehe dem Topf; so oder so, wehe dem Topf! Ebenso auch nimmt jeder, der sich mit den Israeliten einläßt, sein Teil unter ihren Händen hin. Und ebenso heißt es im Traume des Nebukadnecar D n 2 , 4 5 : Ein Stein riß sich vom Felsen los u. zer schmetterte das Eisen, Erz usw. — Dieser Stein in Dn 2,34.45 wird meist auf den Messias gedeutet; s. zB TanchB rwip § 6 (46b): (Daniel) hat den König, den Messias, geschaut, s. D n 2 , 3 4 : „Du warst im Schauen, bis daß ein Stein losgerissen wurde." Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Das ist der König, der Messias. „Der traf (schlug) das Bild an seine Füße* (das.), d. h. alle Reiche, die sich am Bilde befanden. Und in welchem Verdienst wird der König, der Messias, mit einem Stein verglichen? Im Ver dienste Jakobs, s. Gn 49,24: Von dort der Hirt, der Stein Israels (nach dem Midr = Jakob). „Vom Felsen riß sich der Stein los* Dn2,45, denn er wird die ganze Welt vernichten, s. Jes 11,4: Er schlägt die Erde mit dem Stab seines Mundes. In jener Stunde werden die Israeliten in Ruhe u. Sicherheit wohnen, s. Ez28,26: Sie werden ungestört (auf ihrem Boden) wohnen u. Häuser bauen usw. :
2 1 , 4 5 : Sie e r k a n n t e n , daß er ü b e r sie s p r e c h e . Diese Erkenntnis konnte ihnen nicht schwer fallen, da seit Jes 5 der „Weinberg" als Bild des Volkes Israel den Juden geläufig war. Sukka 49a s. bei Mt21,33 S.867. || Tanch - r o » 151 a Gleich einem Könige, der einen Weinberg hatte. Er hatte aber drei Feinde. Was taten sie? Der eine riß die Ranken ab, der andre schnitt die Traubenkämme ab u. der dritte entwurzelte die Wein stöcke. Der König, das ist der König aller Könige, Gott; sein Weinberg, das ist Israel, s. Jes 5 , 7 : „Der Weinberg Jahves der Heerscharen ist das Haus Israel.* Ihre drei Feinde sind der Pharao, Nebukadnecar u. Haman. Der Pharao riß die Ranken ab, s. Ex 1,22: „Jeden neugeborenen Sohn sollt ihr in den Nil werfen.* Nebukadnecar schnitt die Traubenkämme ab, s. Jer 29,2: „Nach dem Wegzuge der Schmiede u. Schlosser.* Haman der Frevler entwurzelte die Weinstöcke, s. Esth 3,13: „Zu vernichten, zu morden u. umzubringen alle Juden, vom Knaben bis zum Greise, Kindlein u. Weiber an Einem Tage.* — Parallelstelle: GnR 42 (26a). :
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Matth 2 2 , 2 - 1 4
22,2—14: G l e i c h n i s v o m h o c h z e i t l i c h e n K l e i d e . Rabbinische Gleichnisse, in denen einzelne Gedanken anklingen. Schab 153»: Dort (Aboth 2,10) haben wir gelernt: R. Elifezer (um 90) sagte: Be kehre dich (in Buße) einen Tag vor deinem Tode. Seine Schüler fragten den R.Elifezer: Weiß denn der Mensch, welchen Tag er sterben wird? Er antwortete: Um so mehr tue er es heute, vielleicht könnte er morgen sterben; so wird er sein lebelang in Buße erfunden werden. Und auch Salomo in seiner Weisheit hat gesagt: Zu aller Zeit seien deine Kleider weiß u. deinem Haupt mangle nie das ö l ! Qoh 9,8. R. Jochanan b. Zakkai (f um 80) hat gesagt: Gleich einem König, der seine Knechte zu einem Gastmahl ein lud T?T, ohne ihnen eine bestimmte Zeit festzusetzen. Die Klugen unter ihnen putzten sich und setzten sich am Eingang des Palastes nieder. Sie sagten: Sollte irgend etwas dem Haus des Königs mangeln? (In seinem Haushalt ist alles stets vorhanden, also kann das Mahl jeden Augenblick beginnen.) Die Törichten unter ihnen gingen an ihre Arbeit. Sie sagten: Gibt es irgendein Gastmahl ohne mühsame Vorbereitung? Plötzlich verlangte der König nach seinen Knechten. Die Klugen unter ihnen traten vor ihn hin, wie sie waren, geputzt; die Törichten traten vor ihn hin, wie sie waren, besudelt Der König freute sich über die Klugen u. zürnte über die Törichten. Er sprach: Diese, die sich zum Mahle geputzt hatten, sollen sitzen u. essen u. trinken; jene aber, die sich zum Mahle nicht geputzt hatten, sollen stehn u. zusehen. Der Schwiegersohn des R. Melr hat im Namen des R. Melr (um 150) gesagt: Auch sie würden so als Diener erscheinen (ihre Strafe muß aber eine größere sein)! Vielmehr diese wie jene sitzen (zu Tisch); aber diese essen u. jene hungern, diese trinken u. jene dürsten; s. Jes 65,13 f.: So spricht Jahve: Siehe, meine Knechte werden essen, ihr aber hungrig bleiben; siehe, meine Knechte werden trinken, ihr aber durstig sein; siehe, meine Knechte werden Freude haben, ihr aber verzweifeln. Siehe, meine Knechte werden jubeln vor Herzens lust, ihr aber werdet aufschreien vor Herzenspein u. vor Gebrochenheit des Geistes heulen. — Mehrfach abweichend Midr Qoh 9 , 8 ( 4 2 ) : Zu aller Zeit seien deine Kleider weiß u. deinem Haupt mangle nie das Öl Qoh 9, 8. R. Jochanan b. Zakkai hat gesagt: Wenn die Schrift von weißen Kleidern spräche, wieviel weiße Kleider haben die Völker der Welt! Und wenn die Schrift von guten ölen spräche, wieviel gute ö l e haben die Völker der Welt! Siehe, sie spricht aber nur von Gebotserfüllungen u. guten Werken u. Torastudium. R. J«huda der Fürst sagte ein Gleichnis: Gleich einem König, der ein Gastmahl veranstaltete u. (Gäste) einlud I*T. Er sprach: Geht, badet euch, säubert euch, salbet euch, waschet eure Kleider u. bereitet euch zum Gastmahl! Er setzte ihnen aber keine bestimmte Zeit fest. Die Klugen gingen am Eingang des Palastes auf u. ab; sie sagten: Sollte der Palast des Königs an irgend etwas Mangel haben? Die Törichten aber bekümmerten sich nicht um das Wort des Königs. Sie sprachen: Schließlich werden wir vom Gastmahl des Königs doch etwas merken! Gibt es denn irgendein Gastmahl ohne Mühe u. Festsetzung der Tischordnung? (so Matt K hunna). Da ging der Kalkanstreicher zu seinem Kalk, der Töpfer zu seinem Lehm, der Schmied zu seiner Kohle, der Walker nach seinem Waschhaus. Plötzlich befahl der König, alle sollten zum Mahl kommen. Man trieb sie zur Eile an: die einen kamen in ihrem Schmuck u. die andren in ihrer Häßlichkeit. Da freute sich der König über die Klugen, daß sie das Wort des Königs beachtet u. auch den Palast (durch saubere Kleidung) in Ehren gehalten hatten. Über die Törichten aber zürnte er. Der König sprach: Die, welche sich für das Mahl bereit gehalten haben, sollen kommen u. vom Mahl des Königs essen, u. die, welche sich nicht bereit gehalten haben, sollen nicht vom Mahl des Königs essen. Sollten sie sich etwa aufmachen u. sich entfernen? Da sprach noch einmal der König: Nein! sondern die einen sollen zu Tische liegen u. essen u. trinken; u. die andren sollen auf ihren Füßen stehen u. leiden u. zusehen u. Qual empfinden. So wird es auch sein in der Zukunft. Das ist es, was Jesaja gesagt hat 65,13: Siehe, meine Knechte werden essen usw. Zivtai (*>Krm, wohl der Schwiegersohn des R. Melr) hat im Namen des R. Melr gesagt: Die einen lagen zu Tische, aßen u. tranken, u. die n
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Matth 2 2 , 2 - 1 4 . 22,2
879
andren lagen zn Tische, ohne zu essen n. zu trinken. Nicht gleicht der Schmerz dessen, welcher steht (u. andre essen sieht), dem Schmerze dessen, der zu Tische liegt (n. nicht essen darf). Der welcher steht, ohne zu essen u. zu trinken, gleicht dem, der zu Tische dient; wer aber zu Tische liegt u. nicht ißt, dessen Schmerz ist doppelt u. vsrdoppelt, u. sein Angesicht wird gelb. Das ist es, was der Prophet sagt Mal 8,18: Und wiederum werdet ihr den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten u. G o t t l o s e n . . . . Es ist gelehrt worden: Bekehre dich (in Buße) einen Tag vor deinem Tode. Seine Schüler fragten den K. Elfcezer: Rabbi, weiß denn ein Mensch, wann er sterben wird, daß er (einen Tag zuvor) Buße tue? Er antwortete: Muß er da nicht um so mehr heute Buße tun, da er ja am folgenden Tag sterben könnte? Und so würde er sein lebelang im Stand der Buße erfunden werden. Deshalb heißt es: Zu jeder Zeit seien deine Kleider weiß usw. — Eine weitere Parallelstelle s. Midr Spr 16,11 (42*). II Midr Qoh 8,9 ( 1 7 ) : R. Pin chas (um 860) hat im Namen des R. R°uben (gegen 800) gesagt: Gleich einem König, der ein Gastmahl veranstaltete u. dazu Gäste (oder auch Wanderer) einlud I«.T. Der König befahl: Jeder soll mitbringen, worauf er sich (bei Tisch) niederlegen kann. Die einen brachten Decken, die andren Matratzen, andre Bettpolster, andre Sessel, andre Stühle, andre Holzklötze u. noch andre Steine. Der König sah es sich an u. sprach: Jeder soll sich auf dem niederlassen, was er mitgebracht hat. Die, welche auf den Hölzern u. Steinen saßen, murrten wider den König u. sprachen: Ist das eine Ehre für einen König, daß wir auf Hölzern u. Steinen sitzen sollen? Als es der König hörte, sprach er zu ihnen: Ist es nicht genug, daß ihr den Palast, der mir so viele Ausgaben gemacht hat, mit Steinen u. Holzklötzen schändet, daß ihr euch auch erdreistet, gegen mich Anklagen vorzubringen? Eure Ehrung habt nur ihr selbst euch bereitet! So werden dereinst in der Zukunft die Gottlosen im Gehinnom gerichtet (bestraft) werden; da werden sie murren gegen Gott: Siehe, wir hatten auf das Heil Gottes gewartet u. nun kommt solches über uns?! Dann wird Gott ihnen antworten: Seid ihr nicht in der Welt, in der ihr wäret, die Urheber von Parteiung u. Verleumdung u. allen Schlech tigkeiten, die Urheber von Zwistigkeiten u. Gewalttätigkeiten gewesen? Das meint Jes 50,11: .Siehe, ihr alle seid Brandstifter u. gürtet euch mit Flammenpfeilen''; deshalb , gehet hin in die Glut eures Feuers u. an euren Brandpfeilen sollt ihr ver brennen*, damit ihr nicht saget: „Von meiner Hand ward euch solches*; nein, sondern ihr selbst habt es euch bereitet. Deshalb „zur Peinigung sollt ihr euch hinlegen*, von eurer Hand ward euch solches. b
e
2 2 , 2 : G l e i c h e i n e m K ö n i g , der s e i n e m S o h n e H o c h z e i t m a c h t e . b
inolrjaev ydpovs t$ vbp avxov = saa npwa miyo n w s. Midr Qoh 1,3 ( 5 ) bei L k l 4 , 1 2 . Aramäisch ßerakh 31«: rwafe s^\»n ixt
b
e
e
d
Matth 2 2 , 3 (K. 8 ) . 2 2 , 4
880
22,8 9 : D i e G e l a d e n e n zur H o c h z e i t zu rufen. xaXs'ffcu, hebr. aram. rnjp, u. -jat; für besonders dringliches Ein laden: a^o, arro. T B Q 7 , 2 ( 3 5 7 ) : R. M e l r (um 1 5 0 ) sagte im N a m e n des Rabban Gamliöl (um 9 0 ) folgendes Gleichnis: Gleich zweien Menschen, die in einer Stadt ein Hochzeitsmahl n r s » veranstalteten.
D e r eine lud die Einwohner der Stadt ein tt«?, aber den K ö n i g
lud er nicht ein. D e r andre lud weder den König, noch die Einwohner der Stadt ein. W e s s e n Strafe wird die größere s e i n ? König einlud m p . — B Q 7 9
b
Der die Bewohner der Stadt, aber nicht den
bringt dies Gleichnis als Bar, setzt aber überall i » ? für
b
K-ip. || L v R 2 8 ( 1 2 6 ) : Rabbi lud (zur Hochzeit seines Sohnes Schimfon) alle Rabbinen ein m x , aber nicht den Bar Qappara. deiner Freude m u ß t
D a schrieb ihm dieser an seine Haustür: N a c h
du sterben; welchen Gewinn hast du von deiner F r e u d e ? A l s
Rabbi dies erblickte, sprach er: W e r ist es, den wir nicht eingeladen haben - p n i i x , d a ß er diese W o r t e s c h r i e b ?
M a n sagte i h m : Bar Qappara.
veranstalte ich ein Frühmahl yv^X.
E r antwortete:
Morgen
( = UQUOXOV, S . bei L k 1 4 , 1 2 ) für ihn. Er veranstaltete
ein Frühmahl -pudtc u. lud ihn ein m s . — Eine Parallelstelle aus Midr Qoh 1 , 3 s. bei L k 1 4 , 1 2 . II T B Q 7 , 8 ( 3 5 8 ) : Sieben Diebe gibt e s : der erste unter allen ist der, der die Menschen täuscht: wer (zB) einen andren dringlich einlädt a ^ c s n , daß er sein G a s t sein möchte, u. in seinem Herzen hat er (gar) nicht die A b s i c h t ihn einzuladen irnt^pV. || Chul94 mahl
a
B a r : R . M e l r (um 1 5 0 ) hat g e s a g t : M a n lade einen andren nicht zum G a s t
dringend ein a m o * b*,
wenn m a n weiß, daß jener nicht daran teilnimmt. —
Die Parallelen s. bei 2 2 , 3 8 .
22,3 93: S i e w o l l t e n n i c h t k o m m e n . c
Ü b e r einen Zöllner Bar Mafjan wird pSanh 6 , 2 3 , 3 3 =
d
pChag 2 , 7 7 , 4 5 berichtet:
Einmal bereitete er ein Frühmahl •pao-n» für die Ratsherren; aber sie k a m e n nicht. D a sagte er: D i e A r m e n sollen k o m m e n u. es verzehren, damit es nicht u m k o m m e . — D e r Bericht sieht
dies als das einzige Verdienst an, das sich Bar Ma?jan in seinem
Leben v o r Gott erworben hatte. D a m i t er seinen Lohn dafür nicht erst im Jenseits, sondern bereits in dieser W e l t erhalte, fügte es Gott, d a ß bei seinem Begräbnis alle Leute seines W o h n o r t e s von der Arbeit feierten, um ihn zu Grabe zu geleiten. Damit hatte er seinen Lohn dahin. I m Jenseits aber m u ß t e er an dem Ufer eines Stromes stehen u. sich vergeblich abmühen, an das W a s s e r zu g e l a n g e n ;
s. die ganze Stelle
unter L k 1 6 , 2 4 6 . || D a s A b l e h n e n einer Einladung scheint nicht gerade selten zu sein.
Sanh 2 3
a
B a r : So verfuhren diejenigen,
gewesen
die reiner Gesinnung in Jerusalem
w a r e n : . . . Sie gingen zu einem G a s t m a h l nur dann, wenn sie wußten, wer mit ihnen e
zu Tische liegen würde. (Andernfalls lehnten sie also ab. V g l . auch B r a k h 4 3
b
Bar:
Sechs D i n g e sind eine Schande für einen Gelehrtenschüler: . . . E r liege nicht zu Tische in der Gesellschaft der gesetzesunkundigen Leute iAmme ha-arec
) || T B B 6 , 1 4 ( 4 0 6 ) :
R . M e l r (um 1 5 0 ) pflegte zu sagen: M a n soll einen andren nicht nötigen a^o-, bei ihm a
zu speisen, wenn man von ihm weiß, daß er es nicht tut. — Dasselbe als Bar Chul 9 4 ; anonym Derekh Erec 7 ; in andrer Fassung M k h E x 2 2 , 3 ( 9 5 b). || N d 8 , 7 : W e n n j e m a n d e
e
in einen andren dringt a - c » , bei ihm zu speisen, u. dieser s a g t : Ich gelobe, daß ich nicht in dein Haus k o m m e , d a ß ich keinen Tropfen Kaltes bei dir k o s t e ! so darf er doch sein H a u s betreten u. K a l t e s bei ihm trinken; denn er hatte (bei seinem Gelübde) nur ein ordentliches Gastinahl (förmliches E s s e n u. Trinken) im A u g e .
22, 4 : W i e d e r u m s a n d t e er a n d r e K n e c h t e . a
W e n n wir einer Nachricht in Midr K L 4 , 2 ( 7 4 ) Glauben schenken dürfen, wäre ein zweimaliges Einladen der Gäste, wenigstens in Jerusalem, allgemeine Sitte gewesen. E s heißt hier zu K L 4 , 2 : „Zions Söhne, die teuersten": W o r i n bestand ihr hoher W e r t -,n-.->p*? W e n n ein Provinziale eine Jerusalemerin heiratete, so schenkte er ihr ihr G e wicht (soviel
sie
w o g ) in
Gold,
u. ebenso wenn
ein Jerusalemer eine Provinzialin
881
Matth 2 2 , 4 . 7 . 9
heiratete, s o schenkte m a n ihm sein Gewicht in Gold. — Oder worin bestand ihr hoher W e r t ? W e n n einer von ihnen eine Frau heiratete, die vornehmer als er war, s o ließ, er Tische (für die Hochzeitstafel) herrichten, die die A u s g a b e n für das Hochzeitsmahl überstiegen (um anzudeuten: w i e das Untergeordnete — die Tische — wertvoller als die Hauptsache — das Mahl, s o die dem Mann untergeordnete Frau vornehmer a l s ihr Herr). W a r sie aber v o n niedrigerer Herkunft als er, so ließ er die A u s g a b e n für d a s Hochzeitsmahl die für die Tische übersteigen (die Hauptsache wertvoller als das Neben sächliche; die Hauptperson, der Mann, vornehmer als die Frau). — Oder worin bestand ihr hoher W e r t ?
Keiner v o n ihnen
ging zu einem Gastmahl n-nyo, bevor er nicht
zweimal gerufen (eingeladen) w a r na»ai tcpav tj>. 22,4: Mein Mahl habe ich bereitet. agiOTov
B. das Nähere bei L k 1 4 , 1 2 .
2 2 , 4 : M e i n e S t i e r e u. m e i n M a s t v i e h i s t g e s c h l a c h t e t u. a l l e s b e r e i t . 1. D i e W o r t e drücken aus, d a ß alle Vorbereitungen zur Hochzeit beendet sind, u. b
daß deshalb das M a h l unaufschiebbar ist. Ähnlich K*th 3 u. 4 * : Sein (des Veranstalters des Hochzeitsmahles) Brot ist gebacken, sein Schlachtvieh ist geschlachtet niao inata u. sein W e i n ist g e m i s c h t II Zum Einschiachten von V i e h für eine Hochzeitsfeier v g l . e
S c h b i f i t h 7 , 4 : W e n n einer ein erstgeborenes Stück V i e h (das Fehler hat u. deshalb nicht geheiligt einem F e s t
werden kann) z u m Hochzeitsmahl seines Sohnes taa nrwaa
gekauft
h a t u. dessen nicht bedarf,
oder zu
s o darf er e s verkaufen. || K * r 3 , 7 : e
R. fAqiba ( t u m 135) hat g e s a g t : Ich habe den Rabban Gamliel (um 9 0 ) u. den R . J h o schuaf (um 9 0 ) auf dem M a r k t von E m m a u s gefragt, wohin sie gegangen waren, u m ein Stück V i e h zum Hochzeitsmahl des Sohnes d e s Rabban Gamliöl zu kaufen, u s w .
2. xai ndvza i'zoifia
=
-jp-ip« a s n .
A b o t h 3 , 1 6 sagt R . fAqiba ( f u m 1 3 5 ) : A l l e s ist zum M a h l e (in der zukünftigen W e l t ) bereitet n^we ? ^jppa fern. 1
22,6:
Sie griffen
seine Knechte, verhöhnten
u. t ö t e t e n
s i e (s. bei 2 1 , 3 5 ) .
22, 7: D e r K ö n i g w a r d z o r n i g , s a n d t e s e i n e H e e r e a u s . . . u. z ü n d e t e i h r e S t a d t an. Tanch la-ttm 2 9 » : R . Sch°muöl b . Nachman (um 2 6 0 ) hat g e s a g t :
Ein Gleichnis.
W o m i t läßt sich das vergleichen? M i t einem König, der in einer Stadt wohnte, deren Bewohner ihn geärgert hatten. fort, dann machte er halt.
D e r König ärgerte sich u. zog daraus etwa zehn M i l
E s sah ihn jemand, der zu den Einwohnern der Stadt s a g t e :
W i s s e t , d a ß euch der König zürnt, u. er will seine Legionen gegen die Stadt schicken, um sie zu zerstören; geht u. versöhnt ihn, d a ß er zu euch z u r ü c k k e h r e . . . . || G n R 5 1 c
( 3 2 ) : Gleich zwei Städten, die sich gegen den König empörten. D e r König sprach: Die eine soll m i t ihrem eignen Feuer verbrannt werden u. die andre soll auf Kosten des Staatsschatzes verbrannt werden. S o auch dort Jes 3 4 , 9 : „ D a wandeln sich ihre Bäche zu Pech u. ihr Staub zu Schwefel", aber hier G n 1 9 , 2 4 : „Jahve ließ über Sodom u. über Gomorra Schwefel u. Feuer regnen."
2 2 , 9 : G e h t an d i e D u r c h g ä n g e der W e g e ( = K r e u z w e g e ) u. r u f e t z u r H o c h z e i t , s o v i e l e i h r f i n d e t . 6*iegod*oi tav ddä>v, etwa = D^a^i rvitirjn. a
G n R 2 2 ( 1 5 ) : Gleich einem Räuber, der an einem Scheideweg o*a-t ronta s a ß (s. die Stelle im E x k u r s : D e r gute u. der böse Trieb N r . 7 A n m . c). || P « s 1 1 1 " : W e n n zwei Frauen an einem Scheideweg o-a-n r e - r a sitzen, die eine auf dieser Seite der Straße u. die andre auf jener Seite, u. ihr Gesicht einander zugewandt haben, s o ist e s S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
56
Matth 22,9.11.13
882
sicher, daß sie mit Zaubereien beschäftigt sind. (Exk.: Zur altjüd. Dämonologie Nr. 3 Anm. c Ende.) || Sanh 1 3 pisn -apr „Alte von der Straße* sind gewöhnliche Alte, wie sie gerade von der Straße aufgelesen sind. b
Daß es wirklich vorgekommen ist, daß an Stelle der ursprünglich Geladenen allerlei andres Volk das hergerichtete Mahl verspeiste, zeigt die Geschichte vom Zöllner Bar Ma'jan, s. bei 22,3 8 S. 880. 22,11: D e r n i c h t m i t e i n e m h o c h z e i t l i c h e n K l e i d b e k l e i d e t w a r . (öl, das zur priesterlichen Hebe gehört u. unrein geworden ist, darf in einem priesterl. Hochzeitshaus in den Lampen verbrannt werden, aber nicht in einem priesterl. Trauerhaus. So R. Jehuda, um 150, Terum 11,10.) Dazu pTerum 11,48 b, 29: Was ist der Grund des R. Jehuda? Weil ihre Kleider in einem Hochzeitshaus rein sind, darum befassen sie sich nicht damit (das ö l mitzunehmen u. es außerhalb des Priesterhauses zu verwenden). — Die ganze Stelle s. bei Mt9,15 S. 514 Anm. t. Daß man von den Gästen nicht bloß an der Hochzeitstafel, sondern bei jedem Gastmahl ein Erscheinen in angemessener u. sauberer Kleidung erwartete, zeigen die oben S. 878 f. gebrachten Gleichnisse. — Außerdem sei auf ein beißendes Wort verwiesen, das Jalta, die Gemahlin des Rab Nachman b. Jafaqob (t 320), dem (Ulla entbieten ließ, als sie sich durch diesen gekränkt fühlte. Berakh 5 1 : fUlla kam in das Haus des Rab Nachman, um das Brot zu brechen (als Gast bei ihm zu speisen). Er sprach den Tischsegen (das Dankgebet nach Schluß der Tafel) u. gab den Becher des Segens dem Rab Nachman. Rab Nachman sagte zu ihm: Es möge der Herr den Becher des Segens der Jalta übersenden. (Frauen beteiligten sich für gewöhnlich nicht an einem Gast mahl; um sie zu ehren, übersandte man ihnen den Becher des Segens mit dem darin enthaltenen Wein.) Er antwortete: So hat R. Jochanan (f 279) gesagt: Die Frucht des Schoßes der Frau wird nur gesegnet durch die Frucht des Leibes des Mannes; s. Dt 7,13: „Er wird segnen die Frucht deines (des Mannes) Leibes.* „Ihres Leibes* heißt es nicht, sondern „die Frucht deines Leibes*. Die Bar lautet e b e n s o . . . . In zwischen hatte Jalta davon gehört. Sie stand im Zorn auf u. ging in den Weinspeicher u. zerbrach 400 Fässer Wein. Rab Nachman sagte zu ihm: Es möge ihr der Herr einen andren Becher übersenden! Er (tat es u.) ließ ihr sagen: Dieser ganze Pokal ist von dem Wein des Segens. Sie ließ ihm sagen: Von Herumläufern kommt Gerede u. von Fetzen (Lumpen) Ungeziefer! — Aus dieser Antwort darf man entnehmen, daß sich (Ulla nicht bloß gern unangemeldet als Gast an der Tafel seiner Standesgenossen einstellte, sondern auch dabei in einem Anzug erschien, der zu Beanstandungen Veranlassung bot b
2 2 , 1 3 : W e r f e t ihn hinaus. ixßäXere avrov. — Rabbin. "na, aram. -na — hinausstoßen. 8
Chag 1 5 : Elischa? b. Abuja (der oft genannte Apostat, um 120) sagte: Weil ich (wörtlich: dieser Mann) aus jener Welt hinausgestoßen bin -r-irs«, so will ich gehn, um diese Welt zu genießen. || Qid 31»: Abimi b. Abbahu (um 330) hat als tannaltische Tradition gelehrt: Es kann einer seinem Vater Fasanen als Speise reichen, u. man stößt ihn doch aus der (zukünftigen) Welt hinaus vn-ts«; u. ein andrer kann seinen Vater an der Mühle mahlen lassen, u. man bringt ihn doch in das Leben der zuk. W e l t || Qid40b (R. Ehazar b. Cadoq, um 100, hat gesagt.) Gott gibt Gutes den Gottlosen im Überfluß in dieser Welt, um sie hinauszustoßen ^mis» (aus der zuk. Welt) u. erben zu lassen die unterste Stufe (im Gehinnom), s. Spr 24,12: Manch ebener Weg liegt vor einem Mann, u. das Ende davon sind Wege zum Tode. || BB 15 b; Gott hat ihm (Hiob) seinen Lohn verdoppelt in dieser Welt, um ihn aus der zuk. Welt hinauszustoßen . :
Wie sch wer die Wegweisung von einer Tafel als Kränkung empfunden wurde, zeigt Git 55 b Wegen Qamca u. Bar Q. ist Jerusalem zerstört worden. Ein Mann, der mit Qamca befreundet, aber mit Bar Q. verfeindet war, veranstaltete ein Gast:
Matth 22,13.14.15.16
883
mahl. Er sprach zu seinem Diener: Geh, hole mir den Qamca! Er ging u. holte (in folge Verwechslung der Namen) den Bar Qamca. Er (der Gastgeber) kam u. fand diesen dasitzend. Er sprach zu ihm: Da du mein Feind bist (wörtlich: da dieser Mann dieses Mannes Feind ist), was willst du hier? Steh auf u. geh hinaus! Er antwortete: Weil ich gekommen bin, so laß mich hier; ich will dir den Wert dessen bezahlen, was ich esse u. trinke. Jener sprach: Nein! Er antwortete: Ich will dir den Wert deines halben Mahles bezahlen. Jener sprach: Nein! Er antwortete: Ich will dir den Wert deines ganzen Mahles bezahlen. Jener sprach: Nein! Er faßte ihn bei der Hand, ließ ihn auf stehn u. schaffte ihn hinaus n-pr«\ Da sprach Bar Qamca (bei sich selbst): Weil die Rabbinen dagesessen haben, ohne jenem zu wehren, so kann ich daraus entnehmen, daß es ihnen genehm gewesen ist. Er sprach weiter: Ich werde gehn u. sie beim König verleumden. Er ging u. sprach zum Kaiser: Die Juden haben sich gegen dich empört! Er antwortete: Kann man das sagen? Er sprach: Sende ihnen ein Opfer, so siehst du, ob sie es opfern werden. Er ging u. sandte durch ihn ein dreijähriges Kalb. (Bar Qamca brachte dem Tier dann einen Fehler bei, so daß seine Opferung unzulässig wurde. Das wurde die Veranlassung zum Kriege.) — Dasselbe Midr KL 4 , 2 (74 ). a
22,13: In d i e ä u ß e r s t e F i n s t e r n i s ; d o r t w i r d H e u l e n u. Z ä h n e k n i r s c h e n s e i n (s. bei 8,12 S. 478y) 22,14: V i e l e sind berufen,
aber w e n i g e sind
auserwählt.
4 Esra 8 , 3 : Viele sind geschaffen, wenige aber gerettet. — Nach Dalman, Worte Jesu 1,97 würde der Ausspruch aramäisch in Jesu Mund gelautet haben: •pTT? I T ? » " i W ! T ^ a o . In der rabbin. Literatur wird die Frage, ob einst viele oder wenige werden selig werden, verschieden beantwortet, je nachdem die Frage auf die zwischenzeitliche oder auf die endgeschichtliche zukünftige Welt bezogen wird. Denkt man an die erstere, also an die himmlische Selig keit zwischen Tod u. Auferstehung, so fehlt es nicht an Stimmen, nach denen es verhältnismäßig nur wenige sein werden, die sofort zur vollen Seligkeit des Himmels eingehn dürfen, o h n e z u v o r d e m L ä u t e r u n g s feuer des Gehinnoms anheimzufallen.a
Denkt man dagegen an
die endgeschichtliche zuk. Welt nach der Auferstehung der Toten, so gilt der Satz, daß g a n z Israel an der zuk. W e l t Anteil haben wird.*» a. M«n 29^: R. Jehuda (um 150) hat gesagt: Warum ist die zuk. W . (-— himmlische Welt der Seelen) durch den Buchstaben Jod (den kleinsten) erschaffen worden? Weil der Gerechten darin wenige sind (s. bei 5,18 S. 247 f. u. im Exk.: „Scheol* usw. III, 3, u). || Sanh 97b nebst Parallelen s. bei 5,8 S.211 f. u. in demselben Exk.: „Scheol* usw. III, 3, o. b. Sanh 10,1: Ganz Israel hat Anteil an der zukunftigen Welt (nach der Auferstehung der Toten), s. Jes60,21: „Und dein Volk, die sind allesamt Gerechte; für immer werden sie das Land besitzen. — Über die wenigen Ausgeschlossenen s. denselben Exk. II, 5. 2 2 , 1 5 : Um ihn in e i n e m W o r t zu
fangen. a
nayideveiv iv Xöyy, etwa=ng? -iw, s.GnR 37(22«); 63 (40 ) bei 4,19 95 S. 188. 2 2 , 1 6 : M e i s t e r , w i r w i s s e n , d a ß du w a h r h a f t i g b i s t usw. Keth 50b liest man folgende captatio benevolentiae: R. Schiimon b. Eljaqim sagte vor R. EWazar (um 270): Meister, ich weiß von dir, daß du nicht nach dem Maß des strengen Rechtes verfährst, sondern nach dem Maß der Barmherzigkeit; aber die Schaler möchten es sehen u. die Halakha (in der abweichenden Form) für alle Zukunft festsetzen. 56*
Matth 22,17.20
884
2 2 , 1 7 : I s t es e r l a u b t , d e m K a i s e r S t e u e r zu g e b e n o d e r n i c h t ? xfjraog in diesem Zus.hang =
tributum capitis. — Unter welchem
Gesichtspunkt weite Kreise des jüdischen Volkes diese römische Steuerauflage 'Iovöag
betrachtet haben,
zeigt am besten Josephus, Antiq. 1 8 , 1 , 1 :
ravXavixrjg avfjQ, ix noXewg ovofia rd/AaXa, Sdddovxov (pagiaatov
ngogXaßöfisrog, rjnsiysxo im
dnoaxdaei,
xr v xe dnoxtfirjciv (Steuereint
schätzung) ovdiv dXXo i) dvxixgvg dovXsiav ini
dnoataaiv
vnofiivovat,
xai fiexd xov &sov oXoovtii xtvrjxotg deanoxag. — Das. 2,17, 8: "Og ('lovdag raXiXatog) r v aotptöxffi Ssivöxaxog xai
ini
t
oveidfoag, oxi 'Pcofiaioig vnsxdaaovxo
KVQYJVIOV noxh 'lovdaiovg
fiexd xov &söv.
22, 2 0 : W e s s e n i s t d i e s e s B i l d u. d i e
Aufschrift?
Als allgemein anerkannter Grundsatz galt: das
Herrschaftsgebiet
eines Königs deckt sich mit dem Gültigkeitsgebiet seiner Münzen. pSanh 2,20b, 17: Abigail erblickte den David 1 Sm 25, 23. Sie sprach zu ihm: Mein Herr David, was habe ich (Übles) getan, was meine Söhne u. was mein Vieh? Er antwortete: Dein Mann Nabal hat die Königsherrschaft Davids beschimpft VVp_. Sie sprach: Bist du ein König? Er antwortete: Hat mich nicht Samuel zum König gesalbt? Sie sprach: Bis jetzt gilt noch die Münze (~s*re, moneta) unsres Herrn Saul! — In der Parallelstelle M«g-14b: Noch ist Saul am Leben, u. deine Münze, v a ü , ist nicht ausgegangen in die Welt. j| GnR 39 (24*): Die Leute sagen (im Sprichwort): Von einem Haus in ein andres (umziehen) kostet ein Hemd, von einer Stadt in eine andre einen Teil des Lebens. Du aber (sprach Gott zu Abraham Gn 12,1 ff.) sollst keine Einbuße erleiden weder am Leben noch am Gelde. R. B rekhja (um 340) hat im Namen des R. Ghelbo (um 300) gesagt: (Gott sagte dem Abraham mit dem Wort: Ich will dich zu einem großen Volk machen usw.,) daß seine Münze in die Welt ausgehen werde (seine Herrschaft Anerkennung finden werde). Vier Mftnner gibt es, deren Münze in die (ganze) Welt ausgegangen ist (überall gangbar u. gültig war): Abraham, s.Gn 12,2: „Ich will dich zu einem großen Volk machen'; seine Münze ist ausgegangen (anerkannt worden u. damit auch seine Herrschaft). Welcher Art war seine Münze? Ein Greis u. eine Greisin ( = Abraham u. Sara) auf der einen Seite, ein Jüngling u. eine Jungfrau (Isaak u. Rebekka) auf der andren. — Josua, s. Jos 6,27: „Jahve war mit Josua u. sein Ruf ging über die ganze Erde"; es ging seine Münze aus in die Welt. Welcher Art war sie? Ein Stier auf der einen Seite, eine Antilope auf der andren (vgl. Dt 38,17). — David, s. 1 Chr 14,17: „Der Name Davids ging aus in alle Länder"; es ging seine Münze aus in die Welt. Welcher Art war seine Münze? Ein Stab u. eine Tasche (vgl. 1 Sm 17,10) auf der einen Seite u. ein Turm auf der andren (vgl. HL 4,4). — Mardokhai, s. Estb.9,4: „Mardokhai war groß im Hause des Königs u. sein Gerücht ging hinaus in alle Länder"; seine Münze ging aus. Welcher Art war seine Münze? Ein Sack u. Asche auf der einen Seite, eine goldene Krone auf der andren (vgl. Estb.4^1; 8,15). — Nach Midr Esth 8,15 ( I 0 0 ) zeigte Mardokhais Münze ihn selbst auf der einen, Esther auf der andren Seite. — Vgl. Sanh 1 0 4 : „Als zu leicht erfand (beim Wiegen) Jahve meine Starken in meiner Mitte* KL 1,15, wie wenn einer zum andren sagt: Diese Münze ist ungültig (weU zu leicht). — W i e Münzen nach dieser Stelle außer Kurs gesetzt werden können, wenn sie nicht mehr das volle Gewicht haben, so können auch diejenigen eines früheren Herrschers beim Thronwechsel durch seinen Nachfolger für ungültig erklärt werden; mit der Herrschaft steht n. fällt das Münze
a
b
Matth 22,20.21 ( « . 8 ) . 22,23
885
recht. B Q 9 , 2 : Wenn einer eine Münze stahl n. sie wurde (nach dem Diebstahl) un gültig, so kann der Dieb zu dem Bestohlenen sagen: Hier liegt das Deine vor dir (er braucht ihm keine gangbare Münze als Ersatz zu geben). Dazu BQ 97*: Sie wurde un gültig, d. h. die Regierung erklärte sie (bei einem Thronwechsel) für ungültig. — Wie sehr das populäre Empfinden geneigt war, einen Beweis für die Herrschaft eines Königs im Kursieren seiner Münzen zu sehen, ergibt sich besonders daraus, daß die Macht eines Herrschers geradezu seine „Münze" genannt wird. ExR 15 (79*) wird den Fröschen folgendes Wort an die Ägypter in den Mund gelegt: Die Münze ( = Kraft, Macht) eures Gottes (des Nils) ist dahin, u. die eure sollte Bestand behalten? Deshalb heißt es Ps 78,45: Die Frösche verderbten sie (die Ägypter). 22,2191: Sie sagten: Des Kaisers. fAZ 6 : Ein Sektierer sandte an seinem Festtage dem Patriarchen J'huda (IL, um 250) einen Kaiserdenar (einen Denar mit dem Kaiserbild, vgl. bei Mt5,26, %2; um eine solche Münze handelt es sich auch Mt 22,19). Resch Laqisch (um 250) saß vor dem Patriarchen. Dieser sprach; Was soll ich machen? Nehme ich ihn an, so geht er u. dankt dafür (seiner Gottheit); nehme ich ihn nicht an, so entsteht mir Feindschaft. Resch Laqisch sprach: Nimm u. wirf ihn in seiner Gegenwart in eine Grube. Er ant wortete: Dann hegt er erst recht Feindschaft. Ich meine (sagte Resch L.), wie mit der Rückseite der Hand (in ungewöhnlicher Weise) soll es geschehn. b
22,21
S8: So g e b e t d e m K a i s e r , w a s d e s K a i s e r s i s t , u. G o t t e , w a s G o t t e s ist. pSch q 8,47 , 33 (in Erweiterung von Sch q 3,2): R. Schemel b. Nachman (um 260) hat im Namen des R. Jonathan (um 220) gesagt: Wir finden in der Tora, in den Pro pheten u. in den Hagiographen, daß der Mensch seinen Pflichten gegen die Menschen nachkommen muß, wie er denen gegen Gott nachkommen muß. In der Tora, s. Nu 32,22: Ihr sollt rein sein vor Jahye u. vor Israel. In den Propheten, s. Jos 22,22: Der Herr Gott Jahve, der Herr Gott Jahve, der weiß es, n. Israel, das soll es wissen! In den Hagiographen, s. Spr 3 , 4 : Dann wirst du Gnade u. feinen Verstand gewinnen in den Augen Gottes u. der Menschen. || Aboth 3,7: R. Ehazar b. J huda aus Bartotha (um 110) sagte: Gib ihm (Gott) von dem Seinen; denn du u. das Deine gehört ihm. Und so heißt es bei David: Denn von dir (Gott) kommt alles, u. aus deiner Hand haben wir es dir gegeben 1 Chr 29,14.—Ober die Zitationsformel „bei David" s. bei Rom 11,2 u. Mk 12,26. e
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22,23: D i e S a d d u z ä e r , w e l c h e s a g e n , e s g e b e k e i n e A u f e r s t e h u n g . Die Zeugnisse des Josephus s. im Exkurs: „Die Pharisäer u. die Sadd." Nr. 4 A. || Die rabbin. Tradition führt die Leugnung der Auferstehung auf die Schüler des Antigonus von Sokho (um 150 v. Chr.?) zurück, s. AbothRN 5 Anf. in demselben Exkurs Nr. 3, a. — Die Sadd. erscheinen als Leugner der Auferstehung Sanh 90 , s. bei Mt 22,32 Nr. 2, A. — Lightfoot 2,355* zitiert aus Tanch fol. 3*: Sadducaei negant dicuntque (s. Hiob 7 , 9 ) : De ficit nubes atque abit; sie descendens in sepulchrum non redit. In den Apokryphen u. Pseudepigraphen werden als Leugner der Auferstehung allgemein die Gottlosen (Libertinisten) genannt. Weish 2,1 ff.: Sie (ol a'eeßtis) sprechen bei sich selbst, verkehrt urteilend: Kurz ist u. traurig unser Leben, u. nicht gibt es ein Heilmittel beim Tode des Menschen, u. nicht hat man gehört von einem Befreier aus der Unterwelt. Denn durch Zufall sind wir entstanden, u. darnach werden wir sein, als waren wir nie gewesen. Denn Dunst ist der Hauch in unsrer Nase, u. das Denken ein Funke in der Bewegung unsres Herzens, nach dessen Erlöschen der Leib zu Asche wird u. der Atem (nveSfta) wie feine Luft verfliegt.. . . Nicht gibt es eine Wieder holung unsres Endes, weil es versiegelt ist u. keiner wiederkehrt. || Henoch 102,6 ff.: b
Matth 22,23.24
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Wenn ihr (Gerechten) sterbt, so sprechen die Sünder über euch: „Wie wir sterben, so sterben die Gerechten. Was haben sie für Nntzen von ihren (guten) Taten gehabt? Siehe, wie wir, so sterben sie in Kummer u. Finsternis. Was ist ihr Vorzug vor uns? Von jetzt an sind wir gleich. Was werden sie empfangen u. schauen in Ewigkeit? Denn siehe, auch sie sind tot, u. von jetzt an schauen sie nicht (mehr) das Licht bis in Ewigkeit. || Eine Leugnung der Auferstehung bei gleichzeitiger Betonung des Fort lebens des Geistes liegt vor Jubil 2 3 , 3 1 : Ihre (der Gerechten) Gebeine werden in der Erde ruhen (zur Zeit der Heilsvollendung), u. ihr Geist wird viel Freude haben, u. sie werden erkennen, daß Gott es ist, der Gericht hält a. Gnade übt an Hunderten u. Tausenden, u. (zwar) an allen, die ihn lieben.
22,24: W e n n e i n e r s t i r b t , o h n e K i n d e r z u h a b e n , so soll sein B r u d e r sein W e i b als S c h w a g e r h e i r a t e n u. s e i n e m B r u d e r Samen erwecken. Das Leviratsgesetz Dt 25,5 nach rabbin. Auslegung. SDt 25,5 § 288 (125b): „Wenn Brüder beisammen wohnen" Dt 25,5. Ausgenommen ist sein (des Verstorbenen) Bruder, der nicht mit ihm (dem Verstorbenen zugleich) in seiner Welt war. Auf Grund dieser Stelle hat man gesagt (J b 2 , 1 ) : Wenn zwei Brüder vorbanden sind u. der eine von ihnen stirbt (kinderlos unter Hinterlassung seiner Witwe), u. dann wird ihnen noch ein Bruder geboren, u. darauf nimmt der zweite die Frau seines Bruders zur Schwagerehe u. stirbt: dann ist die erste Witwe (die des zuerst verstorbenen Bruders) frei (von der Verpflichtung zur Leviratsehe), weil sie die Frau eines Bruders war, der nicht zugleich mit ihm (dem dritten Bruder) in der Welt war; die zweite aber ist frei (dem dritten Bruder gegenüber) als Nebenfrau der ersten (beide waren nebeneinander in der Ehe mit dem zweiten Bruder). — Wenn Brüder „beisammen" wohnen: da sind ausgenommen (von der Pflicht zur Leviratsehe) Brüder müttlicherseits. Da wir aber in der Tora von Brüdern finden, daß der Bruder mütter licherseits gleich ist dem Bruder väterlicherseits, so könnte es sich in diesem Falle ebenso verhalten! Die Schrift sagt lehrend - P W (in jeder Hinsicht eins u. gleich); da sind ausgenommen seine (des Verstorbenen) Brüder mütterlicherseits. „Und einer von ihnen stirbt" Dt 2 5 , 5 : da höre ich nur, wenn es zwei sind u. einer von ihnen stirbt. Woher, daß dies auch gilt, wenn ihrer mehrere sind? Die Schrift sagt lehrend: „Und einer von ihnen (ganz allgemein, ohne Rücksicht auf eine bestimmte Zahl) stirbt" Woher (daß Dt 25,5 gilt), auch wenn alle sterben? Die Schrift sagt lehrend: „Nicht soll das Weib des Verstorbenen auswärts eines fremden Mannes werden." Und warum wird gesagt: „einer von ihnen"? Das Weib (die Witwe) „eines" wird zur Schwagerehe genommen, aber nicht das Weib von zweien. Auf Grund dieser Stelle hat man gesagt (nämlich J b 3 , 9 ) : Wenn drei Brüder mit drei untereinander nicht verwandten Frauen (ri"???) verheiratet sind und einer von ihnen stirbt, u. der zweite gibt ihr (der Witwe) seine Zusage u. darauf stirbt er: so haben beide Witwen die Zeremonie des Schuh ausziehens vorzunehmen, werden aber nicht zur Leviratsehe zugelassen; denn es heißt: wenn „einer* von ihnen s t i r b t . . . , soll der Schwager zu ihr eingehn, d. h. zu einer, die an Einen Schwager u. nicht die an zwei Schwäger gebunden i s t — „Nicht soll das Weib des Verstorbenen auswärts eines fremden Mannes werden* Dt 25,5. Wozu habe ich diese Worte nötig? Weil wir dort gesagt haben: „Die Frau (Witwe) 'eines' wird zur Leviratsehe genommen, aber nicht die Frau von zweien", so könnte das viel leicht auch in diesem Falle gelten (nämlich daß der dritte Bruder sie nicht als Levir heiraten dürfe, wenn der zweite die Leviratsehe mit ihr vollzogen hatte u. dann starb). Die Schrift sagt lehrend: Nicht soll das Weib des Verstorbenen auswärts eines fremden Mannes werden. Wie macht er (der dritte Bruder) es? Entweder vollzieht sie die e
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Da der Schwager die L.ehe mit ihr noch nicht voUzogen b a t gilt sie noch als Witwe ihres verstorbenen Mannes; durch das Eheversprechen seitens des Schwagers ist sie aber auch an diesen gebunden.
Matth 22,24.25.28
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Zeremonie des Schahausziehens oder sie wird zur L.ehe genommen. — .Eines fremden Mannes." Wenn jemand seiner Schwagerin den Scheidebrief gibt, so macht er sie untauglich (zur Ehe) fttr ihn selbst u. fttr die Brüder. Aber vielleicht möchte der Scheidebrief sie freigeben (zur anderweitigen Ehe) u. man könnte die Schlußfolgerung ziehen: Wenn die Zeremonie des Schuhausziehens, welche eine (Ehe-)Frau nicht frei gibt, die Schwägerin freigibt, sollte da der Scheidebrief, der eine (Ehe-)Frau freigibt, nicht erst recht die Schwägerin freigeben? Die Schrift sagt lehrend: .Nicht soll das Weib des Verstorbenen auswärts eines fremden Mannes werden", es sei denn auf Grund des Vollzugs des Schuhausziehens. — Wer seiner Schwägerin das Eheversprechen gegeben hat, der hat sie für sich selbst erworben, aber untauglich gemacht für die Brüder (wenn er nämlich hinterher sein Wort nicht hält). Macht etwa das Eheversprechen die L.ehe perfekt? Die Schrift sagt lehrend: .Dir Schwager soll ihr beiwohnen", also die Beiwobnung macht sie perfekt, nicht aber das Eheversprechen. — .Ihr Schwager soll ihr beiwohnen", gleichviel ob er es versehentlich oder absichtlich, gezwungen oder freiwillig tut, selbst wenn sie es versehentlich u. er absichtlich oder er es versehentlich u. sie absichtlich tut — .Und er soll sie sich zum Weibe nehmen u. die Schwagerehe mit ihr schließen* Dt 25,5; er soll nehmen, u. zwar soll er sie nehmen; er soll die Schwagerehe eingehen, u. zwar soll er sie mit ihr eingehen. Damit sind ausgeschlossen (von der L.ehe) die Nebenfrauen aller wegen Blutschande verbotenen Frauen. Und so hat man (J b 1,1) gesagt: Fünfzehn Kategorieen von Frauen befreien (zugleich mit sich selbst) ihre Nebenfrauen u. deren Nebenfrauen von der Zeremonie des Schuhausziehens u. von der Lehe bis ins unendliche, nämlich (wenn des Verstorbenen Frau ist des Levirs) Tochter oder Tochtertochter oder Sohnestocbter oder Tochter seiner Frau usw. — .Und der Erstgeborene, den sie gebiert, soll auf den Namen seines verstorbenen Bruders zu stehen kommen" Dt 25,6; soll er etwa, wenn sein Name Jose ( = Joseph) ist, Jose, oder wenn sein Name Jochanan ist, Jochanan heißen? Die Schrift sagt lehrend: .auf den Namen seines Bruders*, ganz allgemein (ohne Ausnahme). Warum wird ge sagt: .Der Erstgeborene*? Das will lehren, daß dem ältesten Bruder die Pflicht der L.ehe obliegt. — .Den sie gebiert*, das schließt (von der L.ehe) aus die Unfrucht bare u. die nicht mehr zum Gebären fähig ist .Er soll zu stehen kommen auf den Namen seines Bruders", u. nicht auf den Namen der Brüder des Vaters. — Seines .verstorbenen" Bruders: weil dort (s. oben) gesagt ist: .die Frau (Witwe) eines u. nicht die Frau von zweien wird zur L.ehe genommen"; woher, daß, wenn der erste Bruder starb, der zweite die L.ehe vollziehen soll, u. daß, wenn der zweite starb, der dritte die L.ehe vollziehen soll? Die Schrift sagt lehrend: seines .verstorbenen* Bruders. Mit dem Wort .verstorben" (weil es ganz allgemein, ohne nähere Zusatz bestimmung gesagt ist) erweitert die Schrift (den Kreis derer, die zur L.ehe verpflichtet sind). .Nicht soll sein Name aus Israel ausgelöscht werden" Dt 25,6; das schließt den Verschnittenen aus; denn sein Name ist ausgelöscht (vgl. Dt 2 3 , 2 ; mit der Witwe eines Verschnittenen sollte also die Leviratsehe nicht vollzogen werden). — Ausführlich handelt von der Lehe der Traktat J bamoth. e
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2 2 , 2 5 : B e i uns w a r e n s i e b e n Brüder. pJ b 4 , 6 , 35 wird erzählt, wie einer von 13 Brüdern auf dem Wege der Leviratsehe die 12 Witwen seiner verstorbenen 12 Brüder geehelicht hat, s. die Stelle bei 1 Tim 3,2 Anm. m. e
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2 2 , 2 8 : W e s s e n W e i b v o n den s i e b e n w i r d sie s e i n ? Die Präge will den Auferstehungsglauben ins Lächerliche ziehen; 1
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J b 2,8 heißt es genauer: Das Gebot die Leviratsehe zu vollziehen, gilt dem Älte sten; wenn ihm aber ein jüngerer Bruder zuvorkam, so besitzt sie dieser (rechtsgültig).
Matth 22,28
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in dieser Hinsicht kann sie mit jener andren verglichen werden, die einmal in Alexandria an R. J'hoschua* (um 90) in bezug auf die Auf erstandenen gerichtet worden ist.a Dagegen berechtigt nichts zu der Annahme, daß auch die der Frage zugrunde liegende Vorstellung von der Wiederaufnahme des ehelichen Lebens seitens der Auferstandenen lediglich als eine Frucht sadduzäischen Spottes anzusehen sei. Im Gegenteil, soweit man in der alten Synagoge an die Auferstehung der Toten geglaubt hat — u. das ist sicherlich bei der großen Mehrzahl des Volkes der Fall gewesen —, hat man es wohl für selbstverständlich gehalten, daß das eheliche Leben bei den Auferstandenen genau so in Geltung u. Übung sein werde wie vordem während des gegenwärtigen Äons. Nur so erklärt sich die ohne Widerspruch gebliebene Annahme, daß die Auferweckten Ezechiels (Ez 37,1 f f . ) nach ihrer Wiederbelebung Söhne u. Töchter gezeugt hätten, b Ausdrückliche Zeugnisse für das eheliche Leben der Auferstandenen in der zuk. Welt liegen allerdings nicht vor; denn die wenigen Stellen, die von der Kindererzeugung in der Zukunft handeln, sind nicht eindeutig; sie scheinen sich mehr auf die Tage des Messias als auf die eigentliche zukünftige Welt n a c h der Auferstehung zu beziehen.c Nur Eine Stelle ist uns aus der späteren Zeit bekannt geworden, die den Geschlechtsverkehr in der Zukunft für verboten erachtet;d aber auch hier ist weniger an die Zeit n a c h der Auferstehung als an die Tage des Messias gedacht. Namhafte Vertreter des mittelalterlichen Judentums, zB Maimonides (1135—1204), haben das geschlechtliche Leben der Auferstandenen für das Normale an gesehen, u. zwar mit der Begründung, daß die Organe des menschlichen Leibes zur Benützung gegeben seien.« Sie haben damit nur die Ge danken ausgesprochen, von denen wir annehmen dürfen, daß sie auch in der alten Zeit maßgebend gewesen sind. Nichts hat mit unsrer Frage der Satz des Babyloniers Rab ( f 247) zu schaffen, nach welchem es in der zuk. Welt kein Essen u. Trinken u. keine Fortpflanzung gibt. Denn mit der zuk. Welt ist hier die himmlische Welt der Seelen, also die Zeit v o r der Auferstehung gemeint; s. B*rakh 17» bei Mt 5,8 S. 210 u. 22,30 %. b
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a. Nidda 7 0 : (Die Leute von Alexandrien fragten den R. J hoscbuaf b. Chananja:) Bedürfen die Toten (bei der Auferstehung) in der Zukunft der Besprengung (mit dem Reinigungswasser) am 8. u. am 7. Tage (Nu 19,12), oder bedürfen sie deren nicht? Er antwortete: Wenn sie aufleben werden, werden wir es Ober sie wissen. b
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b. Sanh 9 2 : R. Elifezer b. Jose Ha-g lili (um 150) sagte: Die Toten, die Ezechiel wiederbelebt hat, sind nach dem Lande Israel heraufgezogen u. haben Weiber genommen u. Söhne u. Töchter gezeugt Es trat R. J hnda b. Batbyra auf seine Füße u. sprach: Ich gehöre zu ihren Enkelkindern, u. dies sind die Gebetsriemen, die mir der Vater meines Vaters von ihnen hinterlassen hat || Seder ElijR 5: „So spricht der Allherr Jahve: Von den vier Winden komm heran, o Geist, u. blase diese Gemordeten an" (Ez 8 7 , 9 ) ; das lehrt, daß sie Nebukadnecar, der König von Babel, getötet hatte. Und schließlich wurden sie wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße n. vermehrten sich (pflanzten sich fort). — Vgl. auch Pirqe RE1 33: „und als sie die Schar erblickten, warfen sie den Mann in das Grab des Elisa. Da kam der Mann in Berührung mit den Gebeinen e
Matth 22,28* 29.30 ( « )
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des Elisa u. ward wieder lebendig" (2 Eg 13,21), u. darnach erzengte er den Chanaraiel b. SchaUnm (s. Jer 32,7. 9). C. Midr Ps 73 § 4 ( 1 6 8 » ) : R. Simon, der Fromme (nm 210), hat gesagt: In dieser Welt geht ein Mensch, um (am Sabbat) Feigen zo sammeln, u. der Feigenbaum sagt nichts; aber in der Zukunft -rrib geht ein Mensch, um eine Feige am Sabbat zu pflocken, u. sie ruft ihm zu: Es ist Sabbat! In dieser Welt geht ein Mensch, um seiner menstruierenden Frau beizuwohnen, u. sein Lager hindert ihn nicht daran; aber in der Zukunft will ein Mensch gehn, während seine Frau eine Menstruierende ist, da ruft ihm der Stein zu: Sie ist eine Menstruierende! — Ältere Ausgaben fugen als Beleg stelle hinzu Hab 2 , 1 1 : Der Stein aus der Wand wird schreien usw. || Midr Ps 146 § 4 (268 ): Was bedeutet: .Er erlaubt Verbotene" Ps 146,7? (so deutet der Midr: .Er löst Gebundene"). Nichts ist mehr verboten als eine menstruierende Frau; "denn eine Frau, die Blut (an sich) wahrnimmt, hat Gott ihrem Manne verboten; aber in der Zu kunft KIS^S T r » i erlaubt er sie, .und auch die (Lügen)Propheten u. den Geist der Un reinheit will ich aus dem Lande vergehen lassen" Sach 13,2, u. mit .Unreinheit" ist nichts andres als die (Menstruations-)Absonderung gemeint, s. Lv 18,19: .Einem Weibe in der Absonderung ihrer Unreinheit sollst du nicht nahen." — Die Vorstellung geht also dahin, daß in der Zukunft die Menstruation aufhören wird u. die Frau deshalb zu jeder Zeit dem Mann erlaubt ist. |l Schab 3 0 : Rabban Gamliöl (um 90) trag yor: Der einst wird die Frau jeden Tag gebaren, s. Jer 3 1 , 8 : .Schwangere u. Gebarende zu gleich* (schwanger werden u. gebaren fallt in eins zusammen). In dieser Hinsicht, meint Rabban G., sei die Henne ein Analogon im gegenwärtigen Äon. — Vgl. Henoch 10,17. — Was diese Zitate ffir die Zukunft in Aussicht stellen, geht allerdings über die Ordnung des gegenwärtigen Weltlaufs hinaus; deshalb könnte man geneigt sein, sie auf die zuk. Welt nach der Auferstehung zu beziehen. Gleichwohl glauben wir sie auf die messianische Periode deuten zu sollen, da deren Verhältnisse u. Zustände auch sonst in überschwenglicher Weise idealisiert werden. Dazu kommt, daß wenigstens die letzte Stelle (Schab 3 0 ) schon von den rabbin. Gelehrten auf die Tage des Messias bezogen worden ist, s. Kalla R 4 bei Mt 22,30 8 . a
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d. Midr Ps 146 § 4 ( 2 6 8 ) : Einige sagen: Auch der Beischlaf ist in der Zukunft verboten. Wisse, daß dem so ist. Denn an dem Tage, da sich Gott auf dem Berge Sinai offenbarte, um Israel die Tora zu geben, verbot er den Beischlaf drei Tage lang, s. Ex 19,15: .Seid auf drei Tage bereit, nahet ench nicht dem Weibe*; wenn er ihnen aber da, als er sich ihnen Einen Tag offenbarte, den Beischlaf drei Tage lang verbot, sollte es ihnen nicht dann in der Zukunft *ia^ i-ryb verboten sein, wenn die Sch khina (göttliche Gegenwart) unter ihnen (dauernd) weilt? — Da das Verweilen der Sch khina unter Israel sowohl in der messian. Zeit als auch in der zuk. Welt erwartet wurde, so bleibt die Beziehung der Worte unsicher; da aber die Stelle sachlich mit den in Anm. c aus Midr Ps 146 § 4 gebrachten Zitaten zus.gehört, verstehen wir sie wie dies» von den Tagen des Messias. e. Die Belege s. bei Eisenmenger 2,943—948. e
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2 2 , 2 9 : Ihr v e r s t e h t die S c h r i f t e n n i c h t . Vergleichen läßt sich die Wendung: Du verstehst (wohl die Schrift nach ihrem Wortlaut) zu lesen, aber du verstehst sie nicht zu erklären, zB pB rakh 2 , 4 , 2 bei Mt 22,32 S. 892. e
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22,30 9 : Bei d e r A u f e r s t e h u n g f r e i e n sie n i c h t , n o c h w e r d e n sie g e f r e i t . Diese Worte dürften den landläufigen Anschauungen zur Zeit Jesu durchaus widersprochen haben; s. zu 22,28. — Keine eigentlichen Par allelen zu Jesu Ausspruch bilden diejenigen ähnlichen Stellen, die sich
Matth 22, SO ( * )
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auf die himmlische Welt der Seelen, also auf die Zeit v o r der Auf erstehung beziehen. Solche Stellen sind: e
B rakh 17»: Ein Gewohnheitsspruch H ^ S im Munde Rabs (f 247): In der zuk. Welt ( = Welt der Seelen) gibt es nicht Essen u. Trinken, nicht Zeugung u. Fort pflanzung, nicht Handel noch Wandel, nicht Neid noch Feindschaft noch Streit; sondern die Gerechten sitzen da mit ihren Kronen auf ihren Häuptern u. laben sich an dem Glanz der Sch'khina, vgl. Ex 24,-11: .Sie schauten Gott, u. (so) aßen u. tranken sie." — Zur Deutung dieser Stelle auf den zwischenzeitlichen fOlam ha-ba, d. h. auf die Welt der Seelen v g l bei M t 5 , 8 S.210, ferner Kalla Rabbathi (ed. Coronel, Wien 1864) 4 » Bar: In der zuk. Welt Msn c ^ ' gibt es nicht Essen n. Trinken, nicht Zeugung u. Fortpflanzung; sondern die Gerechten sitzen da mit ihren Kronen auf ihren Häuptern u. laben sich an dem Glanz der Sch khina, s. Ex 24,11 (wie oben). Man erwiderte: (Es heißt K*th 11 l ; ) .Es wird Überfluß an Getreide im Lande sein, auf dem Gipfel der Berge" P s 7 2 , 1 6 ; dazu hat man gesagt: Nicht wie diese Welt ist die zuk. Welt (hier = Tage des Messias): in dieser Welt gibt es Muhe beim Keltern u. beim Trauben lesen; in der zuk. Welt läßt Gott einen Wind aus seinen Vorratskammern ausgebn, der weht Aber Bie hin n. läßt sie zur Erde fallen; der Mensch geht auf das Feld, holt die Fälle seiner Frachte (soviel er nötig hat); davon hat er seinen Unterhalt u. den Unter halt seiner Hausgenossen. — Wenn du also meinst, wie es in der Bar heißt (daß es in der zuk. Welt kein Essen n. Trinken gebe), wozu brauchen sie dann Lebensunterhalt? Ferner steht geschrieben Jer 8 1 , 8 : .Schwangere u. Gebärende zugleich", es wird die Frau an jedem Tage gebaren nach dem Schluß aus dem Leichteren auf das Schwerere (von der Henne s. Schab 3 0 bei Mt 22,28 Anm. c. — Wie kann da also in der Bar gesagt werden, in der zuk. Welt gebe es keine Zeugung u. Fortpflanzung?). Allein das, was in der Bar gelehrt wird, bezieht sich auf die Zeit v o r der Wiederbelebung der Toten (also auf die himmlische Welt der Seelen), u. dort (Knh 1 1 1 n. Schab 3 0 ) be zieht sich das Gesagte auf die Tage des Messias. || Aboth R N 1 : Am siebenten Tag (•= Sabbat), was sangen die Leviten beim Tempelgottesdienst? .Ein Psalm, ein Lied auf den Sabbattag' Ps 92,1, d. h. auf den Tag, der ganz Sabbat ist; denn an ihm gibt es kein Essen u. Trinken, auch nicht Handel u. Wandel, sondern die Gerechten sitzen da mit ihren Kronen auf ihren Häuptern u. laben sich am Glanz der Sch'kbina, s. Ex 24,11: .Sie schauten Gott n. (auf diese Weise) aßen u. tranken sie", wie die Engel des Dienstes. — Der Tag, der ganz Sabbat ist, bedeutet den Ruhetag der Seelen in der himmlischen Welt zwischen Tod u. Auferstehung. || Jalqut 1 §111 zu Gn25, 3 1 : .Verkaufe mir jetzt ni's deine Erstgeburt." Man hat gesagt: Als Jakob n. Esau im Leibe ihrer Mutter waren, sprach Jakob zu Esau: Mein Bruder, zwei Welten liegen vor uns, diese Welt u. die zuk. W e l t In dieser Welt gibt es Essen u. Trinken, Handel n. Wandel, Heiraten rtvtt *v*b u. Kindererzengen; aber in der zuk. Welt gibt es alle-jene Dinge nicht Willst du, so nimm du diese Welt, u. ich werde die zuk. Welt nehmen, wie es heißt: .Verkaufe mir jetzt O T S deine Erstgeburt", nämlich wie an jenem Tage ( o v n imtca Deutung des nva in Gn 25, 31), da sie im Leibe ihrer Mutter waren. Sofort verleugnete Esan die Auferstehung der Toten, s. G n 2 5 , 8 2 : Da sagte Esau: Siehe, ich gehe zum Tode (u. damit ist mein Leben für immer beendet). In jener Stunde nahm Esan als seinen Teil diese Welt hin, n. Jakob nahm als seinen Teil die zuk. Welt hin (die im Himmel beginnt als Welt der Seelen u. nach der Auferstehung offenbar wird als eschatologischer tOlam ha-ba). Und als Jakob aus dem Hause Labans kam, u. Esan seine Söhne u. Töchter, Knechte u. Mägde sah, sprach dieser zu ihm: Jakob, mein Bruder, hast du nicht so zu mir gesagt, daß du die zuk. Welt nehmen wolltest, während ich diese Welt nehmen sollte? Woher hast dn diese ganze Habe, deren du dich erfreuen kannst? Esan dachte bei sich: Wenn ihm Gott diese Welt, die nicht sein Teil ist, als seinen Lohn gegeben hat, wieviel mehr wird das dann von der zuk. Welt gelten, die sein Teil ist! Sofort sprach Esan: Wenn da willst, so komm, so wollen wir eine Genossenschaft (ein Kompagnongeschäft) bilden: nimm dn die Hälfte dieser Welt u. die Hälfte der zuk. W e l t e
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Matth 22,80 ( » )
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22,30 95: S i e sind w i e d i e E n g e l im H i m m e l . Henoch 51,4: Alle (die Auferstandenen u. Gerechten in der messian. Zeit) werden Engel im Himmel werden. — 104, 6: Ihr (die Gerechten) sollt Genossen der himm lischen Heerscharen werden. — Apok Bar 51,10: In den Höhen jener Welt werden sie (die Gerechten nach der Auferstehung u. dem Gericht) wohnen u. den Engeln gleichen u. den Sternen vergleichbar sein. Und sie werden verwandelt werden zu allen mög lichen Gestalten, die sie sich (nur) wünschen: von der Schönheit bis zur Pracht u. von dem Lichte bis zum Glänze der Herrlichkeit. II P siqR 43 (179 ) : (Hanna) gelobte ein Ge lübde u. sprach: Jahve der Heerscharen 1 Sm 1,11. Was heißt „Jahve der Heerscharen" (C baoth)? R. J huda b. Simon (um 320) hat gesagt: Hanna sprach vor Gott: Herr der Welt, es gibt ein Heer oben u. es gibt ein Heer unten. Die Angehörigen des oberen Heeres essen u. trinken nicht, sie pflanzen sich nicht fort u. sterben nicht, sondern leben in Ewigkeit. Und die Angehörigen des unteren Heeres essen n. trinken u. pflanzen sich fort u. sterben. Ich aber weiß nicht, zu welchem Heer ich gehöre (da ich zwar esse, aber doch nicht gebäre) usw. — Dasselbe kürzer im Namen Rabs, f 247, Midr Sm 2 § 4 (24 ). || Chag 16* Bar: Sechs Dinge werden von den Dämonen (Schedim) aus gesagt. In dreien gleichen sie den Dienstengeln: sie haben Flügel wie die D. u. fliegen von einem Ende der Welt bis zum andren wie die D., u. sie wissen, was zukünftig sein wird, wie die D. Meinst du wirklich: sie wissen es? Vielmehr sie hören es hinter dem Vorhang hervor (der Gott verbirgt), wie~die D. Und in dreien gleichen sie den Menschenkindern: sie essen u. trinken wie die M., sie pflanzen sich fort wie die M. u. sie sterben wie die M. — Sechs Dinge hat man von den Menschenkindern ausgesagt; in dreien gleichen sie den Dienstengeln: sie haben Verstand wie die D., u. sie gehen in aufrechter Haltung einher wie die D., u. sie sprechen in der heiligen Sprache wie die D. In dreien gleichen sie den Tieren: sie essen u. trinken wie die Tiere, sie pflanzen sich fort wie die Tiere u. sie sondern Exkremente aus wie die Tiere. Parallel stelle: Aboth RN 37. — Eine ähnliche Ausführung in GnR 8 (6 ) u. 14 (10 ). Vgl. auch GnR 8 ( 6 ) : R.Taphrai hat im Namen des R. Acha (um 320) gesagt: Die Oberen (Engel) sind im Bild u. in der Ähnlichkeit (Gottes) geschaffen worden u. sie pflanzen sich nicht fort; die Unteren (Tierwelt) pflanzen sich fort, sind aber nicht im Bild u. in der Ähnlichkeit geschaffen worden. Da sprach Gott (bei der Erschaffung des Menschen): Siehe, ich will ihn im Bild u. in der Ähnlichkeit schaffen nach Art der Oberen, u. er soll sich fortpflanzen nach Art der Unteren. R. Tapbrai hat im Namen des R. Acha gesagt: Gott sprach: Wenn ich ihn (nur) nach Art der Oberen schaffe, so stirbt er nicht; wenn (nur) nach Art der Unteren, so stirbt er u. bleibt nicht am Leben. Vielmehr siehe, ich will ihn nach Art der Oberen u. nach Art der Unteren er schaffen: sündigt er, so muß er sterben, sündigt er nicht, so soll er leben. — Das selbe GnR 14 (10 ). || Tanch CHS-E 2 4 1 : R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Es heißt Nu 2 8 , 2 : „Meine Opfergabe, meine Speise zu meinen Feueropfern." Wenn du sagen wolltest, daß es vor mir Essen u. Trinken gebe, gibt es denn vor mir Essen u. Trinken? Lerne es von den Dienstengeln Ps 104,4: „Seine Diener flammendes Feuer." Wovon nähren sie sich? R. Judan b. Jicchaq (lies: R. Judan, um 850, im Namen des R. Jicchaq) hat gesagt: Vom Glänze der Sch khina (Gottheit) nähren sie sich, s. Spr 16,15: Im Licht des Angesichtes des Königs ist Leben(sunterhalt). R. Schimfon b . Laqisch (um 250) hat gesagt: Es heißt Nu 28, 6: „Das fortwährende Brandopfer, das auf dem Berg Sinai hergerichtet wurde." Hat man denn ein Brandopfer auf dem Berg Sinai her gerichtet? Allein wenn du sagen wolltest, es gebe vor ihm (Gott) Essen u. Trinken, so lerne es von unsrem Lehrer Mose. Wie heißt es von ihm? „Und er war dort bei Jahve 40 Tage u. 40 Nächte, ohne Brot zu essen u. ohne Wasser zu trinken" Ex 84,28. Wenn es vor mir Essen u. Trinken gäbe, so würde er von dem gegessen u. getrunken haben, wovon ich aß u. trank; u. wenn Mose, der in meiner Sendung (Auftrag) ging, 40 Tage u. 40 Nächte kein Brot gegessen u. kein Wasser getrunken hat, um wieviel mehr gilt das dann von Gott! Parallelstellen: P 8iq57«; P*siqR 16 (80»); NuR21 (192»). — Zu dem Satz: Vor Gott gibt es kein Essen u. Trinken, s. schon SNu 28,8 § 143 Ende. e
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Matth 22,32 (Nr. 1)
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2 2 , 3 2 : I c h bin der G o t t A b r a h a m s . . . . N i c h t ist e r ein G o t t T o t e r , s o n d e r n L e b e n d e r . 1. Den Gedanken, daß Gott zu den Verstorbenen in einem nahen Ver hältnis stehe, diese also für ihn nicht tot sind, sondern leben, finden wir: Tanch n-nVir 33*: R. Schimfon b. Jochai (am 150) hat gesagt: Gott verbindet seinen Namen (u. damit sich selbst) mit den Gerechten nicht während ihres Lebens, sondern erst nach ihrem Tode, s. P s l 6 , 3 : „Mit den Heiligen, die in der Erde sind" (so der Midr). Wann sind sie „Heilige" ? Wenn sie in der Erde begraben sind; denn solange sie noch am Leben sind, verbindet Gott seinen Namen nicht mit ibnen darum, daß Gott nicht das Vertrauen zu ihnen hat, daß sie der böse Trieb nicht verfuhrt. Wenn sie aber gestorben sind, verbindet Gott seinen Namen mit ihnen. Aber siehe, wir finden doch, daß Gott seinen Namen mit Isaak, dem Gerechten, während seines Lebens verbunden hat; denn so sprach er zu Jakob: Ich bin Jahve, der Gott deines Vaters Abraham u. der Gott Isaaks Gn 28,13 (hier ist der Gottesname in Verbindung mit Isaak, obwohl dieser damals noch am Leben war). R. Berekhja (um 340) u. die Rabbinen. Die Rabbinen sagten: Er (Gott) sah seine (Isaaks) Asche gleichsam zu sammengebracht auf dem Altar (d. h. weil Isaak als Opfer dargebracht worden war, galt er vor Gott als ein Verstorbener). R. B°rekbja hat gesagt: Weil er auf seinen Augen erblindet war, galt er als tot; denn er war in seinem Hause verborgen, u. der böse Trieb hatte von ihm abgelassen. — Eine ähnliche Ausfahrung in Midr Ps 16 § 2 ( 6 0 ) ; hier der Schluß: R. Pin chas (b. Chama, um 360) hat gesagt: Wenn die Väter der Welt (die Patriarchen) gewollt hätten, daß ihre Wohnung oben (im Himmel) sein sollte, so hätten sie es gekonnt; gleichwohl wurden sie erst Heilige genannt, nach dem sie gestorben waren u. der Felsblock (vor der Grabhöhle) verrammelt war. — In diesen Zus.hang gehört auch pB rakh 2 , 4 , 1: (R. Chijja, der Ältere, um 200, hatte dem R. Jonathan, um 220, wegen Hinwegschreitens ober Grabhflgel Vorhaltungen ge macht;) R. Jonathan erwiderte: Wissen sie (die Toten) denn etwas? Steht nicht also geschrieben Qoh 9 , 5 : „Die Toten wissen von gar nichts"? Er sprach zu ihm: Zu lesen (die Schrift) verstehst du, auszulegen verstehst du nicht. „Denn die Lebenden wissen, daß sie sterben werden" Qoh 9,5, damit sind die Gerechten gemeint, die auch in ihrem Tode Lebende genannt werden. „Und die Toten wissen von gar nichts", damit sind die Gottlosen gemeint, die auch während ihres Lebens Tote genannt werden. Woher, daß die Gottlosen auch während ihres Lebens Tote genannt werden? s. E z l 8 , 3 2 : Ich habe nicht Gefallen am Tode des Toten. Wie, stirbt denn der Tote? Allein da mit sind die Gottlosen gemeint, die auch während ihres Lebens Tote genannt werden. Und woher, daß die Gerechten auch in ihrem Tode Lebende genannt werden? Siehe Dt 34,4: Jahve sprach zu ihm: „Dies ist das Land, das ieh Abraham, Isaak u. Jakob zu geschworen habe, sagend." Was will die Schrift lehrend sagen mit dem Wort „sagend* (das an sich überflüssig ist u. deshalb etwas Besonderes enthält)? Gott sprach zu Mose: Geh u. sage (dies enthält das i»«^) den Vätern (den genannten drei Patriarchen): Alles, was ich (Gott) mit euch vereinbart habe, das habe ich euren Kindern nach euch getan. (Daraus, daß Gott mit diesen Gerechten während ihres Todeszustandes also verhandelt, folgt, daß sie Gotte als Lebende gelten.) Parallelstelle mit andrem Schrift beweis B«rakh 18*- . || ExR 44 (100*): „Gedenke an Abraham* usw. Ex 32,13. Warum erwähnt hier Mose die drei Väter? R. Abin (I. um 325; II. um 370) hat gesagt: Gott sprach zu Mose: Ich fordere von dir, wie ich von Sodom zehn gefordert habe; stelle mir von ihnen zehn Gerechte, so wUl ich sie (die Israeliten) nicht vertilgen. Er ant wortete: Herr der Welt, ich will sie dir stellen; siehe, ich, Ahron, Eifazar, Ithamar, Pin chas, Josua u. Kaleb. Gott sprach zu ihm: Siehe, das sind sieben, wo sind die drei (übrigen)? Mose wußte nicht, was er tun sollte. Dann sprach er zu ihm: Herr der Welt, leben sie, die Toten? Er antwortete ihm: Ja! Er sprach: Wenn die Toten leben, so gedenke an Abraham, an Isaak u. an Israel ( = Jakob), siehe, so sind es zehn. Darum hat er die drei Väter erwähnt. b
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Matth 2 2 , 8 2 (Nr. 2 )
2. Die rabbin. Gelehrten haben die Auferstehung der Toten begründet teils durch einzelne Schriftworte, teils durch die alttest. Erzählungen von bereits erfolgten Totenauferweckungen, teils durch Vernunftschlüsse. A. Beweise aus einzelnen Schriftstellen. b
Sanh 9 0 : Die Sadduzäer fragten den Rahhan G a m l i e l (um 9 0 ) : W o h e r l ä ß t sich beweisen, d a ß G o t t die Toten wieder beleben w i r d ? E r antwortete: A u s der T o r a u. aus den Propheten u. aus den Hagiographen. Sie aber nahmen e s v o n ihm nicht an (sprachen seiner Beweisführung 'die Beweiskraft a b ) . A u s der Tora, s. D t 3 1 , 1 6 : „Jahve sprach zu M o s e : Siehe, du l e g s t dich nun zu deinen Vätern u. wirst auf e r s t e h n . * erwiderten i h m : A b e r vielleicht ist zu lesen:
1
Sie
„Und dieses V o l k wird a u f s t e h e n
1
u.
fremden Göttern nacbhuren." — A u s den Propheten, s. Jes 2 6 , 1 9 : „Leben werden deine Toten, meine Leichen werden auf erstehn. W a c h e t auf u. jubelt, Bewohner des Staubes; denn ein T a u der Lichter ist dein Tau, u. die Erde wird die Schatten herausgeben." (Man erwiderte:)
Aber
vielleicht
handelt es sich (hier) u m die Toten, die Ezechiel
wieder belebt hat (vgl. E z 3 7 , u. dann hat Jes 2 6 keine Beweiskraft in bezug auf die Totenauferweckung am E n d e der T a g e ) . — A u s den Hagiographen, s. H L 7 , 1 0 : „Deine Gaumen
wie
der beste W e i n ,
Schlafenden
( =
Toten
der meinem Lieben glatt
eingeht u. die Lippen der
im Sinn des Midr) murmeln läßt."
(Man erwiderte:)
Aber
vielleicht bewegten sich ihre Lippen in gewöhnlicher W e i s e . D a s entspricht der Meinung e
des R . Jochanan ( t 2 7 9 ) ; denn dieser hat im N a m e n des R . Schimfon b. J h o c a d a q (um 2 2 5 ) g e s a g t : W e n n eine H a l a k h a in eines Verstorbenen N a m e n in dieser W e l t gesagt wird, so bewegen sich seine Lippen im Grabe, wie es beißt: E r l ä ß t die Lippen der Schlafenden ( = Toten) sich bewegen (murmeln). (Diese A u s l e g u n g nach R . Jochanan entspricht der Meinung der Sadduzäer schwerlich; sie werden bei ihrer Erwiderung w o h l an Schlafende, aber nicht an T o t e gedacht haben.) Endlich nannte er ihnen diese Schriftstelle: Land,
das Jahve euren V ä t e r n geschworen hat, ihnen
„Das
zu geben* D t 1 1 , 9 ( v g l . 1 , 8 ) .
„Euch" zu geben, heißt es nicht, sondern „ihnen". ( D a die V ä t e r gestorben sind, ist ihr Auferstehn notwendig, w e n n Gottes Zusage W i r k l i c h k e i t werden soll.) V o n dieser Stelle ans l ä ß t sich die Auferstehung der Toten aus der Tora beweisen.
Einige s a g e n :
V o n folgender Schriftstelle aus hat er ihnen geantwortet: „Ihr aber, die ihr an Jahve eurem G o t t hinget, seid allesamt heute a m Leben" D t 4 , 4 . D i e W o r t e sind doch selbst verständlich: Dir seid allesamt „heute" am L e b e n ; vielmehr wollen sie b e s a g e n : Selbst an dem T a g e , da alle W e l t tot ist, werdet ihr a m L e b e n Bein; w i e ihr alle heute a m Leben seid, so werdet ihr such in der zuk. W e l t (infolge der Auferstehung) alle a m e
Leben sein. — D i e Römer fragten den R . J hoschuaf b . Cbananja (um 9 0 ) : W o h e r l ä ß t sich beweisen, daß G o t t die Toten wieder beleben wird, u. d a ß er weiß, w a s zukünftig sein w i r d ? Er antwortete ihnen: Beides folgt aus dieser Stelle: Jahve sprach zu M o s e : Siehe, du legst dich nieder zu deinen V ä t e r n u. wirst auferstehn; dieses V o l k aber wird fremden Göttern nachhuren D t 3 1 , 1 6 .
A b e r vielleicht ist zu lesen: U n d dieses V o l k
wird aufstehn u. fremden Göttern nachhuren (s. oben Z . 11). E r antwortete:
Nehmt
wenigstens die Hälfte an, nämlich d a ß er weiß, w a s zukünftig sein wird. — E s ist auch g e s a g t worden, R . Jochanan habe i m N a m e n des R . Schimfon b . Jochai (um 1 5 0 ) g e s a g t : W o h e r , d a ß Gott die T o t e n wieder beleben wird, u. d a ß er weiß, w a s zukünftig sein w i r d ? s. D t 3 1 , 1 6 : Sieh«, da legst dich nieder usw. — B a r : R . Elifezer b. R . Jose (um 1 5 0 ) hat g e s a g t : B e i diesem W o r t (nämlich D t 1 1 , 9 : D a s Land, das Jahve euren V ä t e r n geschworen hat, ihnen zu geben) habe ich die Bücher der Samaritaner Lügen gestraft;
denn sie behaupten, d a ß die Wiederbelebung der Toten sich nicht aus der
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N a c h R . Isi b. J huda, u m 1 7 0 . gehört D t 3 1 , 1 6 zu den fünf Stellen der Tora, in denen die Beziehung eines W o r t e s zum Vorhergehenden oder zum Nachfolgenden zweifel haft ist, s. M k h E x 1 7 , 9 (61 b) u. Parallelen. W ä h r e n d nun R . Gamliöl das W o r t opi zum Vorhergehenden zieht u. s o einen B e w e i s für die Auferstehung gewinnt, verbinden es die Sadduzäer mit dem Nachfolgenden u. entkräften s o die Beweisführung des R . G . e
Matth 22,32 (Nr. 2)
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Tora beweisen lasse. Ich habe ihnen geantwortet: Ihr habt eure Tora gefälscht,* ohne dadurch irgendeine Stütze für eure Behauptung zu gewinnen, daß die Wiederbelebung der Toten sich nicht aus der Tora beweisen lasse; siehe, es heißt ja Nu 15,31: .Aus gerottet, ja ausgerottet soll diese Seele werden, ihre Sünde ist an ihr.« „Ausgerottet, ja ausgerottet soll sie werden", nämlich in dieser Welt (durch frühzeitigen Tod); „ihre Sünde ist an ihr", wann denn? nicht in der zuk. Welt (bei der Auferstehung)? — In SNu 15,31 § 112 Ende R. Schimfon b. Eifazar, um 190, Autor. II GnR 20 (14*): „Erde bist du u. zu Erde sollst du wiederkehren' Gn 8,19. R. Schimfon b. Joebai (um 150) hat ge sagt: Von hier ist ein Hin web auf die Wiederbelebung der Toten aus der Tora zu ent nehmen. „Erde bist du u. zur Erde sollst du gehn* iVn, heißt es nicht, sondern „da sollst wiederkehren* aisr. (Der lebende Mensch ist Erde; soll er zu solcher Erde zurückkehren, so muß er aufs neue belebt werden.) || Sanh 91b Bar: „Ich tüte u. ich mache lebendig* Dt 32,39; etwa so, daß der Tod Bich bei dem einen u. das Leben bei einem andren findet, wie es in der Welt zu sein pflegt? Die Schrift sagt lehrend: „Ich habe zerschlagen u. ich werde heilen* Dt 32,39: wie das Zerschlagen n. das Heilen bei einunddemselben stattfindet, so auch das Töten u. Beleben bei einunddemselben. Von hier aus hat man eine Antwort für die, welche sagen, die Wiederbelebung der Toten sei nicht aus der Tora (erweisbar). Bar: R. Melr (um 150) hat gesagt: Woher ist die Wiederbelebung der Toten aus der Tora zu erweisen? s. E z 15,1: „Da wird Mose u. die Kinder Israel Jahve dieses Lied singen.* Es heißt nicht: „er sang* *>», sondern „er wird singen* *v»s\ Von hier aus hat man einen Beweis für die Wiederbelebung der Toten aus der Tora. Ebenso Jos 8,30: „Da wird Josua Jahve, dem Gott Israels, einen Altar bauen.' Es heißt nicht: „er hat gebaut', sondern „er wird bauen" n:a*. Von hier aus hat man einen Beweis für die Wiederbelebung der Toten aus der Tora (Tora hier im weitern Sinn = heilige Schrift).. . . R. J hoschuaf b. Levi (am 250) hat ge sagt: Woher läßt sich die Wiederbelebung der Toten aus der Tora beweisen? & P s 8 4 , 5 : „Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; noch werden sie dich preisen. Sela.* Es heißt nicht: „sie haben dich gepriesen*, sondern „sie werden dich preisen*. Von hier aus hat man einen Beweis für die Wiederbelebung der Toten aus der Tora ( = Schrift). R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Woher läßt sich die Wiederbelebung der Toten aus der Tora erweisen? 8. Jes 5 2 , 8 : „Horch, deine Späher, sie erheben ihre Stimme allesamt, sie werden jauchzen.* Es heißt nicht: „sie jauchzten", sondern „sie werden jauchzen*. Von hier aus hat man einen Beweis für die Wiederbelebung der Toten aus der Tora ( = Schrift). — Die 1. Bar auch P^ÖS*. II Sanh 9 0 b R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Woher läßt sich die Wiederbelebung der Toten aus der Tora beweisen? s. Nu 18,28: „Gebt davon die Hebe für Jahve an den Priester Ahron.' Wie, lebt denn Ahron in Ewigkeit — er ist ja nicht einmal in das Land Israel hineingekommen —, daß sie ihm die Hebe geben sollen? Allein es will lehren, daß er dereinst leben u. Israel ihm die Hebe geben wird. Von hier aus hat man einen Beweis für die Wiederbelebung der Toten aus der Tora. || Sanh 92*: Raba (t 352) hat gesagt: Woher läßt sich die Wiederbelebung der Toten aus der Tora be weisen? s. Dt 3 3 , 6 : „Es lebe Rüben u. sterbe nicht.' „Es lebe Rüben" in dieser Welt „u. sterbe nicht" in der zuk. Welt. — Rabina (wohl der I., f um 420) hat gesagt: Von hier aus: „Und viele, die im Erdenstaub schlafen, werden erwachen, die einen zum ewigen Leben, die andren zur Schmach n. ewigen Verdammnis' Dn 12,2. Rab Aschi (t 427) hat .gesagt: Von hier aus: Du aber geh zum Ende; ruhe u. steh auf zu deinem Lose am Ende der Tage Dn 12,13. Ii Sanh 90b Bar: R. Simai (um 210) sagte: Woher e
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Diese Behauptung zu stützen, hatten sie das Wort „ihnen' Dt 11,9 gestrichen; ebenso hat es der samaritanische Targum Dt 1,8 u. 11,9 getilgt. * Von einer andren Fälschung berichtet R. Eifazar b. Schimfon, um 180: Ich habe zu den Schriftgelehrten der Samaritaner gesagt: Ihr habt eure Tora gefälscht, ohne euch dadurch zu nützen; denn ihr habt in eurer Tora geschrieben Dt 11,30: Nahe bei den Eichen von More, Sikhem. (Aach der samaritanische Targum liest den Zusatz: „gegen über von Sikhem".) Ist es denn nicht bekannt, daß dies Sikhem ist? pSota 7,21 °, 29.
Matth 22,32 (Nr. 2)
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läßt sich die Wiederbelebung der Toten aus der Tora beweisen? s. Ex 6 , 4 : .Auch habe ich meinen Bund mit ihnen errichtet, ihnen das Land Kanafan zu geben." Es heißt nicht .euch", sondern .ihnen". — Vgl. SDt 32,2 § 306 ( 1 3 2 ) : So hat R. Simai gesagt: Es gibt keinen Abschnitt (in der Schrift), in welchem nicht die Wiederbelebung der Toten angedeutet wäre; nur daß wir nicht die Kraft besitzen, sie (in diesem Sinn) zu deuten. Denn es heißt Ps 50,4: .Er ruft zum Himmel empor droben u. zur Erde, um sein Volk zu richten." .Er ruft zum Himmel empor droben", das bezieht sich auf die Seele, .u. zur Erde, um sein Volk zu richten", d. h. den, mit dem er rechten will (nämlich den Körper nach der Auferstehung; der Midr deutet i » ? .sein Volk" = v»? .mit ihm"). Und woher, daß die Stelle (Dt 32,1) nur von der Wiederbelebung der Toten spricht? Weil es Ez 37,9 heißt: Von den vier Winden komme heran, o Geist, u. blase diese Gemordeten an usw. a
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B. Die früheren Totenauferweckungen verbürgen die Auferstehung in der zukünftigen Welt. TanchB «vt § 3 0 (21*): Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Wenn die Sektierer zu dir sagen, daß Gott die Toten nicht wiederbeleben wird, so antworte ihnen: Siehe, Elias bezeugt es, durch den er einen Toten wiederbelebt hat. — Parallelstellen: Tanch s - : 201*; N u R 1 4 ( 1 7 2 ) ; Aggad. B resch. 52 Anfang R.B^ekhja, um 340, als Autor. || P siq 76*: R. Acha (um 320) hat im Namen des R. Elifezer b. Chalaphta (wann?) gesagt: Alles, was Gott dereinst tun u. erneuern wird in seiner Welt in der Zukunft, das hat er zum Teil schon vorher getan in dieser Welt durch seine gerechten Propheten. In welcher Weise? Gott hat gesagt: Ich werde die Toten wiederbeleben; längst aber hat er also getan durch Elias u. Elisa u. Ezechiel Parallelstellen LvR 27 (125°); Midr Qoh 3,15 ( 2 0 ) ; in Tanch -ms« 174 u. TanchB 11*11 § 12 (46*) R. Sch*muöl b. Nachman, um 260, Autor; in GnR77 (49 ) R. J huda b. Simon, um 320, Autor. || P siqR Zusätze 1 (192 ) : . W a s sein wird, war schon längst" Qoh 3,15. Gott sagt: Ich habe gesagt, daß ich die Toten in der Zukunft wiederbeleben werde, u. die in die Welt kommen, fragen ver wundert: Sollte er sie wohl wiederbeleben können? Gott antwortet ihnen: Was wundert ihr euch darüber, daß ich die Toten wiederbeleben will? Habe ich nicht längst Tote in dieser Welt wiederbelebt durch Elias u. Elisa u. Ezechiel ? Was sein wird, war schon längst in dieser Welt. — Nach P siq 76* geht dieser Ausspruch zurück auf R. J huda, um 150. c
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C. Vernunftschlüsse. a
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Sanh 9 1 : Ein Sektierer sagte zu G biha b. P ^ i s a : Wehe euch, ihr Schuldbeladenen, die ihr sagt: Die Toten werden wieder aufleben! Wenn die Lebenden sterben müssen, sollten die Toten wieder aufleben können? Er erwiderte: Wehe euch, ihr Schuld beladenen, die ihr sagt: Die Toten werden nicht wieder aufleben! Wenn die, die nicht waren, leben, dann sollten die, die waren, nicht wieder aufleben? Der Sektierer sprach: Einen Schuldbeladenen nennst du mich? Wenn ich aufstehe, gebe ich dir einen Fuß tritt u. mache dir deinen Höcker' gerade! Dieser antwortete: Wenn du das tun wirst, dann wirst du ein geschickter Arzt genannt werden u. großen Lohn empfangen. || Sanh 9 0 : Der Kaiser (Hadrian) sagte zu Rabban Gamliöl (IL, um 90): Ihr sagt, daß die Entschlafenen wieder aufleben werden; sie sind doch zu Staub geworden, u. kann Staub wieder aufleben? Da sprach Gamliöls Tochter zu ihrem Vater: Laß ihn, ich werde ihm antworten! In unsrer Stadt, sprach sie, gibt es zwei Töpfer; der eine bildet (die Gefäße) aus Wasser u. der andre aus Lehm. Welcher von ihnen verdient das größere Lob? Der Kaiser antwortete: Der, welcher aus Wasser bildet. Sie sprach: Wenn er (Gott) aus Wasser (dem menschlichen Samentropfen) einen Menschen schafft, um wieviel mehr kann er es aus Lehm (dem Grabesstaub)! || GnR 14 ( 1 0 ) : Einem b
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Diese Deutung von Ps 50,4 vertritt auch Rabbi dem Antoninas gegenüber Sanh 9 l a b . den Exkurs: Allgemeine Auferstehung der Toten? Nr. 4, E. Nach Sanh 91* ein Zeitgenosse Alexanders d. Gr.?! * tcvar. = K?-
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Matth 22,32 (Nr. 2)
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Mann in Sepphoris war sein Sohn gestorben; nach einigen saß ein Sektierer bei ihm. R. Jose b. Chalaphta (nm 150) ging zu ihm. um ihn zu begrüßen. Als man den R. Jose lachend dasitzen sah, fragte man ihn: Warum lachst du? Er erwiderte: Wir haben das Vertrauen zu dem Herrn des Himmels, daß du sein (des verstorbenen Sohnes) Angesicht wiedersehen wirst in der zuk. Welt. Jener Sektierer sprach -zu ihm: Hat dieser Mann denn nicht genug an seinem Schmerz, daß du kommst, ihn noch mehr zu quälen? Kann man Scherben wieder zusammenleimen? Heißt es nicht (Ps 2 , 9 ) : Wie ein Töpfergefäß sollst du sie zerschmeißen? R. Jose antwortete: Ein irdenes Gefäß empfängt seine Bildung durch Wasser u. man macht es fertig im Feuer; ein Glasgefäß empfängt seine Bildung durch Feuer u. man macht es fertig im Feuer. Wenn nun jenes zerbrochen wird, gibt es etwa für dasselbe eine Wiederherstellung? Wenn aber dieses zerbrochen wird, gibt es etwa für dasselbe keine Wiederherstellung? Jener erwiderte: Allerdings, u. zwar weil das letztere durch Blasen gebildet wurde. R. Jose sprach: Mögen deine Ohren hören, was dein Mund spricht! Wenn es für das, was durch das Blasen eines Menschen gebildet wurde, eine Wiederherstellung gibt, um wieviel mehr wird es eine solche geben für das, was durch das Einblasen seitens Gottes (s. Gn 2,7) gebildet war. — Dasselbe Midr Ps 2 § 11 (15 ) . || Sanh 9 1 : In der Schule des R. Jischmafel (t um 135) hat man eine Schlußfolgerung vom Leichteren auf das Schwerere von Glas gefäßen aus gelehrt: Wenn es für Glasgefäße deren Herstellung durch den Odem (das Blasen) eines Menschen erfolgt, falls sie zerbrochen werden, eine Wiederherstellung gibt, um wieviel mehr gilt das dann vom Menschen, der durch den Odem Gottes ent steht! || Sanh 9 1 : Ein Sektierer sagte zu R. Ammi (um 300): Ihr sagt, daß die Ent schlafenen wieder lebendig werden. Sie sind doch zu Staub geworden, u. kann Staub wieder aufleben? Er antwortete: Ich will dir ein Gleichnis sagen. Womit läßt sich die Sache vergleichen? Mit einem König von Fleisch u. Blut, der seinen Dienern befahl: Geht u. baut mir einen großen Palast an einer Stelle, an welcher weder Wasser noch Erde (als Baumaterial) vorhanden ist. Sie gingen hin u. bauten ihn; aber nach einigen Tagen fiel er wieder ein. Er sprach zu ihnen: Baut ihn noch einmal an einer Stelle auf, an welcher Erde u. Wasser ist. Sie antworteten: Wir können es nicht. Da ward er zornig auf sie u. sprach: An einer Stelle, an der es keine Erde u. kein Wasser gab, habt ihr gebaut, um wieviel mehr müßt ihr es jetzt vermögen an einer Stelle, an der es Wasser u. Erde gibt! (Die Folgerung aus dem Gleichnis fehlt: wenn Gott den Menschen aus nichts entstehen ließ, um wieviel mehr wird er ihn neu erstehn lassen aus dem Staub der Verwesung.) Und wenn du es nicht glaubst (sprach R. Ammi zu dem Sektierer), so geh hinaus in das.Tal u. betrachte die Maus, die heute zur Hälfte Fleisch u. zur Hälfte Erde ist, morgen aber regt sie sich u. ist ganz Fleisch geworden. Wolltest du aber sagen, daß das erst nach langer Zeit geschehe, so steige auf einen Berg u. sieh, wie heute dort nur Eine Schnecke ist, morgen aber, wenn der Regen niedergegangen ist, ist er ganz voll Schnecken. || Midr Qoh 5,10 (27 ) : Ein Samaritaner fragte den R. Melr (um 150): Werden die Toten wieder aufleben? Er antwortete: Ja! Werden sie im verborgenen oder frei öffentlich auferstehn? R. Melr sprach: Frei öffent lich. Woher kannst du mir das beweisen? R. Melr sprach: Nicht aus der Schrift, auch nicht aus der mündlichen Lehre, sondern aus einem Vorgang des gewöhnlichen Lebens will ich dir antworten. In unserer Stadt lebte ein vertrauenswürdiger Mann; alle Welt legte im verborgenen bei ihm Wertgegenstände zur Verwahrung nieder, u. er gab sie ihnen frei öffentlich wieder zurück. Da kam einer u. legte etwas öffentlich bei ihm nieder; wie wird er es diesem zurückgeben? Doch wohl öffentlich? Ganz gewiß (ant wortete der Samaritaner). R. Melr sprach: Sollten deine Ohren nicht hören, was dein Mund spricht? Die Männer legen bei ihren Frauen einen weißen (Samen-)Tropfen zur Aufbewahrung nieder, u. Gott gibt ihnen diesen Tropfen in Gestalt eines schönen voll kommenen Geschöpfs öffentlich zurück. Sollte der Tote, der öffentlich dahingeht, nicht vielmehr öffentlich wiederkommen? Wie er mit lauten Stimmen (der Klage) dahingeht, a
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Über dieses Tier s. Lewysobn, Zoologie d. Talmuds, § 494.
Matth 22,32 (Nr. 2). 22,34 f » )
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so wird er auch mit lauten Stimmen (der Freude) wiederkommen (bei der Auferstehung). || Sanh 9 2 : H. T bi (Tabai?) hat gesagt, R. Joschijja (IL, nm 280) habe gesagt: Was bedeutet Spr 80,16: „Die Sch ol u. die Verschlossenheit des Mutterleibes, die Erde, welche des Wassers nicht satt wird* ? Was hat die Sch°ol inhaltlich neben dem Mutterschoß zu schaffen? Um dir zu sagen: Wie der Mutterschoß aufnimmt u. herausgibt, so nimmt auch die Sch ol auf u. gibt wieder heraus. Gilt da nicht der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere? Wenn der Mutterschoß, der im verborgenen aufnimmt, von sich gibt unter lauten Stimmen (voll Freude u. Schmerz), ist es da nicht in der Ordnung, daß die Sch ol, die aufnimmt unter Stimmen (der Klage) wieder herausgibt unter lauten Stimmen (der Freude?) Von hier hat man eine Antwort für die, welche sagen, die Wiederbelebung derToten lasse sich nicht aus der Tora beweisen. — Dasselbe B°rakh 15 ; in Midr Qoh 3,2 (16 ) u. 5,10 (27 ) R. Jonathan aus Beth-Gubrin, um 270, Autor. || Sanh 90 : Die Königin Kleopatra (lies mit Bacher, Tann 2,68: „Der Patriarch der Samaritaner') fragte den R. Melr (um 150): Ich weiß, daß die Entschlafenen wieder aufleben werden, wie es heißt Ps 72,16: Sie werden hervorblühen aus der Stadt wie das Gras der Erde. Aber wenn sie auferstehn, werden sie nackt auferstehn oder in ihren Kleidern? Er antwortete: Hier ist vom Weizenkorn aus die Schlußfolgerung vom Geringeren auf das Wichtigere zu ziehen: wenn das Weizenkorn, das nackt in die Erde kommt, in wer weiß wie vielen Umkleidungen wieder hervorwächst, um wieviel mehr gilt dann von den Gerechten, die in ihren Gewändern begraben werden, daß sie auch in ihren Ge wändern wieder auferstehn werden. — Dasselbe Midr Qoh 5,10 ( 2 7 ) ; in K H h l l l b wird diese Schlußfolgerung dem R. Chijja b. Joseph, um 260, beigelegt. — Rabbi be weist das Auferstehn in Kleidern aus Hi 38,14, s. pKHh 12,35 , 11; pKil9,32b,3; vgl. Midr Qoh 5,10 (27b). || Midr Ps 25 § 2 (105b): R. Alexandrai (um 270) hat gesagt: Bei Fleisch u. Blut legt man Neues zur Verwahrung nieder, u. wenn es einige Zeit bei ihm gelegen hat u. er es zurückgibt, so ist es abgenützt u. alt geworden. Aber wenn man bei Gott Abgenütztes u. Verbrauchtes zur Verwahrung niederlegt, so gibt er es neu zurück. Das kannst du an Folgendem erkennen. Siehe, wenn ein Arbeiter den ganzen Tag hindurch Arbeit verrichtet hat, so ist seine Seele müde in ihm u. abgenützt; u. wenn er dann schläft, so ist er abgemüht u. gibt seine Seele hin, u. sie wird in die Hand Gottes zur Verwahrung gelegt. Am Morgen aber kehrt sie als ein neues Geschöpf in seinen Leib zurück, wie es heißt KL 3, 23: „Die alle Morgen erneuten (Seelen) — groß ist deine Treue." R. Schimfon (?) sagte im Namen des R. Simon (um 280): Daraus, daß du uns des Morgens erneuerst, glauben u. erkennen wir, daß du uns unsre Seelen wiedergeben wirst bei der Wiederbelebung der Toten. — Kürzer in GnR.78(49 ) u. Midr KL 3,23 (71b). |i Midr Ps 19 § 1 ( 8 1 ) : R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Zweierlei leugnen die Völker der Welt nicht; sie geben zu, daß Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen hat, u. daß er die Toten wiederbeleben wird. Inwiefern? Wenn einer hin geht u. einen Totengeist oder einen Wahrsagegeist oder einen Toten durch Zauberei heraufbeschwört, so mag es ihm alle Tage der Woche gelingen, ihn heraufzubeschwören, aber am Sabbat* gelingt es ihm nicht, ihn heraufzubeschwören. Das Vieh aber läßt sich auch an einem Wochentag nicht heraufbeschwören (wörtlich: steigt nicht herauf), weil es in der Zukunft nicht wiederbelebt wird. (Die Seele des Tieres dauert nach dem Tode nicht fort; deshalb kann sie nicht heraufbeschworen werden; umgekehrt bezeugt das Heraufbeschwören einer Menschenseele deren Fortdauer nach dem Tode u. damit die dereinstige Wiederbelebung der Toten.) a
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22,34 9 : Daß er den S a d d u z ä e r n den Mund g e s t o p f t
oon.
Dt 2 5 , 4 :
habe.
obnr *6, L X X : ov yifiioaeig ßovv
dlowvxa
„du sollst dem dreschenden Ochsen nicht das Maul verbinden". — 1
Raschi denkt bei den lauten Stimmen an die große Posaune des Gerichtstages. Diese Auszeichnung des Sabbats rührt davon her, daß Gott an ihm nach dem sechstägigen Schöpfungswerk geruht hat, vgl. Sanh 65 b; GnR 11 (8 b). 2
S t r a c k u. B i l l e r b e c k . NT I.
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Matth 22,34 ( » . » ) . 22,35
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Im übertragenen Sinn: jemand den Mund stopfen = ihn zum Schweigen bringen. a
S o t a 3 5 sagt Kaleb: Wenn ich rede, so werden (die murrenden Israeliten) auch gegen mich etwas sagen u. mir den Mund stopfen "> "pscrr. || Sanh 821>: Wie sagt man (zu den Zeugen in Geldprozessen, um die Wahrheit ihrer Aussagen zu prüfen)? Rab J huda (t 299) hat gesagt: So sagt man zu ihnen: Wer sagt denn, daß es so ist, wie ihr gesagt habt? fUlla (um 280) erwiderte: Siehe, da binden wir ihnen ja den Mund zu in? i r e o n ! (Durch Anzweifelung ihrer Aussagen bringen wir sie dahin, daß sie überhaupt kein Zeugnis ablegen.) Binde man ihnen nur den Mund zu racn-s«! Heißt es denn nicht in einer Bar: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte: Man läßt die Zeugen von Ort zu Ort gehn, damit ihr Sinn (falls sie unrichtige Aussagen gemacht haben) verwirrt werde u. sie ihre Aussagen zurücknehmen? e
22,34 23: Sie t r a t e n zusammen. avvrjx&rjaav erti to avtö. So haben die LXX *in; ntpia Ps 2,2 wieder gegeben; Targ P s 2 , 2 : ton? i^|nrv? = sie gesellten sich zusammen. 2 2 , 3 5 : Ein R e c h t s k u n d i g e r ( S c h r i f t g e l e h r t e r ) , ropixog. Gewöhnlich heißen die Schriftgelehrten im NT yqaiipaxsTg, im Rabbinischen cneSo oder a^an; s. bei M t 2 , 4 S. 79. Wenn nun, ab gesehen von Mt 22,35, besonders Lk (7,30; 10,25; 1 1 , 4 5 . 4 6 . 5 2 ; 14,3) die Schriftgelehrten als vofiixoi bezeichnet, so wäre es an sich möglich, daß er dabei eine bestimmte Kategorie von Schriftgelehrten im Auge gehabt hätte. In der späteren Profan gräzitat war ja vopixog geradezu zum terminus technicus für „Jurist* geworden (s. Schürer 2, 374); so könnte auch Lk, dem sonst yqafipatsvg durchaus geläufig ist (s. 5,21; 6,7; 9 , 2 2 ; 11,53; 1 5 , 2 ; Apg 4, 5; 6,12; 23,9 u. ö.), durch vopixog haben andeuten wollen, daß in den betreffenden Fällen diejenigen gemeint seien, deren Spezialfach die Gesetzeskunde, das Recht war: die „Halakhisten". Je nach den Spezialfächern Schrift-, Mischna-, Halakha-, Haggada-kundige usw. zu unterscheiden war den Rabbinen nicht fremd. Wahrscheinlich aber hat Lukas durch den Ausdruck vofttxög seinen nichtjüdischen Lesern lediglich klarmachen wollen, daß sie bei den jüdischen Schriftgelehrten stets an Gesetzeskundige u. Gesetzesausleger zu denken hätten; einen bestimmten Unterschied aber zwischen ygccßfiavetg u. vofiixoi zu machen hat ihm wohl fern gelegen. Dazu kommt, daß voßixög im NT geradezu als Standesbezeichnung erscheint, (vgl. auch T i t 3 , 1 3 ) ; das war angängig, wenn es nur ein andrer Ausdruck für yq. war. Auch beweist Aggadath B reschith 36, daß man vopixog im allgemeinen Sinn = „Schriftgelehrter" gefaßt hat.h 4
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a. Sanh 1 0 1 Bar: Wer einen Vers des Hohenliedes zitiert u. ihn zu einer Art Gesang macht oder wer einen (Bibel)Vers bei einem Gastmahl zur Unzeit (bei un passender Gelegenheit) zitiert, der bringt Unheil in die Welt. Denn die Tora umgürtet sich mit einem Sack (Trauergewand) u. tritt hin vor Gott u. spricht zu ihm: Herr der Welt, deine Kinder haben mich einer Zither gleichgemacht, auf der die Heiden spielen! Gott antwortet: Meine Tochter, wenn sie essen u. trinken, womit sollen sie sich be schäftigen? Sie antwortet: Herr der Welt, wenn sie Kenner der Schrift K ^ Q " \ ? Z , SO mögen sie sich mit der Tora ( = Pentateuch), den Propheten u. den Hagiographen be-
Matth 22,35
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schäftigen; -wenn sie Kenner der Mischna n : ? ? «V*a (Kenner des traditionellen Lehr stoffes) sind, so mögen sie sich mit Midrasch (Auslegung der Schrift, hier speziell ihrer gesetzlichen Teile), den Halakhoth (den einzelnen Gesetzesbestimmungen, wie sie von den Schriftgelehrten für die Praxis festgesetzt sind) n. den Haggadoth (den Schrift auslegungen nichthalakhischen Inhalts) beschäftigen; u. wenn sie Kenner des Talmuds -,inbr "hiyz (der dialektischen Begründung u. Erörterung der Halakhoth) sind, so mögen sie sich am Passahfest mit den das P. betreffenden Halakhoth u. am Pfingstfest mit den das Pf. betreffenden Halakhoth u. am Laubhüttenfest mit den das L. betreffenden Halakhoth beschäftigen. || LvR 36 (133 ) : Wie es am Weinstock Weintrauben u. Rosinen gibt, so gibt es unter den Israeliten Kenner der Schrift, Kenner der Mischna, Kenner des Talmuds u. Kenner der Haggada. II BM 33 b R. J huda b. Eltai (um 150) hat öffent lich vorgetragen: Was bedeutet: „Höret das Wort Jahves, die ihr euch fürchtet in betreff seines Wortes" Jes 66,5? Damit sind die Gelehrtenschüler gemeint (die in sämt lichen Disziplinen des Torastudiums bewandert sind); „gesagt haben eure Brüder", das sind die Kenner der Schrift; „eure Hasser", das sind die Kenner (nur) der Mischna; „die euch verstoßen haben", das sind die gesetzesunkundigen Leute. . . . || Chag 14*: Es heißt Jes 3 , 1 : Jahve wird . . . wegnehmen „Stab", das sind die Kenner der Schrift; „Stütze", das sind die Kenner der Mischna . . . ; „jeglichen Stab des Brotes", das sind die Kenner des Talmuds . . .; „u. jeglichen Stab des Wassers", das sind die Kenner der Haggada . . . ; „den Helden", das ist der Kenner der Traditionen. || ?Er 21 b (Raba, t 352. bat öffentlich vorgetragen: Was bedeutet:) „Laß uns früh aufbrechen zu den Weinbergen" HL 7,13? Damit sind die Synagogen u. Lehrhäuser gemeint; „schauen, ob die Rebe aufsproßte", die Kenner der Schrift; „aufgegangen sei die Blüte", die Kenner der Mischna; „zur Blüte die Granaten kamen", die Kenner der G mara. || LvR 3 (106 ): R. Jicchaq (um 300) eröffnete seinen Vortrag mit Qoh 4 , 6 : „Besser eine Hand voll Ruhe, als beide Fäuste voll Mühe u. windigen Strebens." Besser ist der daran, der zwei Mischnaordnungen lernt u. in ihnen bewandert ist, als der, welcher Halakhoth lernt u. in ihnen nicht bewandert ist; nur windiges Streben ist sein Begehr, ein Halakhakundiger pisTi -a genannt zu werden. Besser ist der daran, der Halakhoth lernt u. in ihnen bewandert ist, als der, welcher Halakhoth u. die Normen der halakhischen Schriftauslegung lernt u. in ihnen nicht bewandert ist; nur windiges Streben ist sein Begehr, Kenner der Normen ^ N - : - ; ^ ->a genannt zu werden. Besser ist der daran, der Halakhoth u. die Normen der hal. Schriftauslegung lernt u. in ihnen bewandert ist, als derjenige, der Halakhoth u. die Normen der hal. Schriftauslegung u. Talmud lernt u. in ihnen nicht bewandert ist; nur windiges Streben ist sein Begehr, ein Kenner der Lehre (der talmudischen Diskussionen "\tb*,» ->a) genannt zu werden. — Ein Teil hiervon auch Midr Qoh 4,6 (23 ). || GnR 12 ( 9 ) : R. J huda (IL), der Patriarch (um 250), fragte den R. Sch°rauöl b. Nachman (um 260): Da ich von dir gehört habe, daß du ein Kenner der Haggada (rr-tr. ?j>a, ein Haggadist) bist, (so sage mir:) was bedeutet Ps68, 5: Machet Bahn dem, der in den Steppen daherfährt, vss n-a? 1
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b. Aggad B resch 36: W o ist der Schreiber "•fc Jes 33,18, d. h. wo sind ihre Schrift gelehrten Tpasn ( = ol vofAixoi)? — Git 67* (u. Parallelen) ist ipus-: yofiixtj (iniai^utj) „Gesetzeskunde". Bar: Isi b. J huda (um 160) hat das Lob der Gelehrten aufgezählt: R. Melr (um 150) ist ein Gelehrter u. ein Schreiber (von Torarollen); R. J'huda (um 150) ist ein Gelehrter, wenn er will; R. Tarphon (um 100) ein Nußhaufen (der zusammenfällt, wenn eine Nuß weggenommen wird; so brachte R. Tarphon auf jede Frage, die angeregt wurde, sofort aus allen Gebieten der Torawissenschaft eine Antwort); R. Jischmafel (t um 135) ein gefüllter Kramladen; R. $ Aqiba (f um 135) eine verschlossene (nach andrer Lesart: eine volle) Schatzkammer; R. Jochanan b. Nuri (um 110) eine Krämerbüchse (in der alles enthalten ist); R. Eifazar b. sAzarja (um 100) eine Gewürzbüchse; die Mischna (der Traditionsstoff) des R. Elifezer b. Jataqob (I., um 90, s. Bacher, Tann. 1, 62) ist ein Qab, aber rein (klein an Umfang, aber zuverlässig): R. Jose (um 150) hat e
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Über den vorauszusetzenden Text s. Bacher, Tann. 1,187 u.477. 57*
Matth 22,35.36 (Nr. 1)
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die Gesetzeskunde bei sich i » ? -ipiws, d. h. die einschlägigen Gesetzesbestimmungen sind ihm stets gegenwärtig. — Das Bereithaben des Wissens wird mehrfach gerahmt, s. p e 50«; BB 10b; Midr Qoh 9,10 (42b); K th 77»» u. MQ 28» der Satz: Selig der Mensch, der hierher (ins Jenseits) kommt u. sein Wissen in seiner Hand hat -n-a I - I V 3 . P \ — Eine Parallelstelle zu Git 67» s. AbothRN 18 (6b), hier •*>• iptss. Der Aussprach über R. Jose findet sich noch fEr 14b; Git 67»; BQ24», hierüberall w -?"*-:; B kh 37» vs»
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2 2 , 3 6 : W e l c h e s G e b o t i s t g r o ß im G e s e t z ? 1. Anzahl der Gebote. Die alte Synagoge hat 613 Einzelsatzungen rvix? (Sing, rnjpj) in der Tora gezählt, u. zwar 248 Gebote (nbs Tu-Gebote, oder kurz nfc» =
=
tu) u. 365 Verbote (ni^r {
nich t-Gebote, oder kurz rra»n a>, oft auch bloß
=
Tu
nicht, Plur. ynaA).
Wie alt diese Zählung ist, läßt sich nicht feststellen. Von den 365 Ver boten hat unsres Wissens zuerst R. Schimon b. *Azzai (um 110) u. von der Gesamtzahl 613 zuerst R. Schimon b. El*azar (um 190) gesprochen, aber so, daß man daraus erkennt, daß diese Zahlen zu ihrer Zeit bereits allgemein bekannt gewesen sind.» Die Begründung der Zahl 613 aus dem Zahlenwert des Wortes rnip wird in den palästinischen Quellen auf R. Simlai oder auf R. J°hoschua? b. Levib (beide um 250), in den babylonischen auf Rab Hamnunac (um 290) zurückgeführt. Auch die Parallelisierung der 248 Gebote mit den 248 Gliedern des menschlichen Körpers u. der 365 Verbote mit den 365 Tagen des Sonnenjahrs knüpft sich an den Namen des R. Simlai ;d später ist sie dem R. Abba (um 290) u. dem R. Judan b. Simon (um 320) beigelegt worden, e a. Die Ausführung des R. Schimfon b. fAzzai in SDt 12,23 § 76 s. bei Nr. 2 Anm. h. \\ M kh Ex 20, 2 (74»): R. Schimfon b. Eifazar hat gesagt: Gleich einem König, der zwei Aufseher einsetzte; den einen setzte er über den Strohvorrat u. den andren über den Silber- u. Goldschatz. Der über das Stroh Gesetzte machte sich der Untreue verdächtig u. murrte darüber, daß man ihn nicht über den Silber- u. Goldschatz gesetzt hatte. Da sprach der über das Silber u. Gold Gesetzte zu ihm: Du Narr (= Mt 5,22), Stroh hast du hinterzogen, hättest du es beim Silber u. Gold nicht erst recht getan? Gilt da nicht der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere? Wenn die Noachiden in den sieben Geboten (die ihnen befohlen waren u. die sie auf sich genommen hatten) nicht haben bestehn können, um wieviel weniger hätten sie es vermocht in bezug auf die 613 Gebote in der Tora. b. ExR 33 (94 ) : R. Simlai hat öffentlich vorgetragen: 613 Gebote sind den Israeliten durch Mose gegeben worden, denn soviel beträgt der Zahlenwert von n—r. Aber dieser beträgt ja nur 611! Woher die beiden (fehlenden)? Die Rabbinen haben gesagt: „Ich bin der Herr dein Gott" u. „nicht sollst du einen andren Gott außer mir haben" haben sie aus dem Munde der Allmacht (selbst) gehört, u. 611 hat ihnen Mose gesagt. |! P siqR22 (111»): Wieviel Worte ( = Gebote) hab^n die Israeliten aus dem Munde der Allmacht (selbst) vernommen? R. J°hoschuaf b. Levi hat gesagt: Zwei Worte; u. die Rabbinen sagten: Alle (zehn) Worte. Wie steht doch hinter allen Worten geschrieben? Sie sprachen zu Mose: Rede du mit uns, u. wir wollen hören; aber nicht möge Gott mit uns reden, damit wir nicht sterben Ex 20,19. (Diese Worte h i n t e r den 10 Geboten ein Beweis, daß das Volk zuvor bereits sämtliche Gebote aus Gottes Mund gehört hatte.) Was hat R. J hoschuaf b. Levi darauf geantwortet? Er war andrer Meinung: weil es e
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Der obigen Übersetzung liegt ein leicht verbesserter Text zugrunde.
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Matth 22,36 (Nr. 1.2)
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nämlich kein Froher oder Später in der Tora gibt, könne man sagen, daß sie schon nach 2 oder 3 Worten zu Mose sprachen: Rede du mit uns! (d. h. Ex 20,19 gehört sachlich hinter 20,3). R. tAzarja (um 380) u. R. J huda b. Schimfon (um 320) u. R. Schimfon ( = Simon, um 280) haben im Namen des R. J hoschuaf b. Levi gesagt: Es heißt Dt 33,4: „Die Tora hat uns Mose befohlen als Besitztum der Gemeinde Jakobs." Die ganze Tora umfaßt 613 Gebote, der Zahlenwert aber von n-:r kommt nur auf 611 zu stehn; 611 Ge bote ( = mir Dt 33,4) hat also Mose zu uns geredet, (die beiden an 613 fehlenden, näm lich:) „Ich bin Jahve dein Gott" u.: „Nicht sollst du einen andren Gott außer mir haben" (nach jüdischer Zählung das 1. u. 2. Gebot) hat Mose nicht zu uns gesagt (sondern vielmehr Gott). — Parallelstellen: Midr HL 1,2 (82», zweimal); PirqeREl 41 gegen Ende; ExR 42 (98 ). C. Mak 23 b Rab Hamnuna (um 290) hat gesagt: Welche Scbriftstelle gibt es (für die Gebotsanzahl 613)? Dt 33,4: „Die Tora hat uns Mose befohlen als Besitztum." Das Wort mir beträgt seinem Zahlenwert nach 611. (Diese 611 Gebote umfaßt die von Mose befohlene Tora Dt 33,4.) Aber: „Ich bin der Herr dein Gott" u.: „Nicht sollst du einen andren Gott außer mir haben" (d.h. die beiden an 613 fehlenden Gebote) haben sie (nicht von Mose, sondern) aus dem Munde der Allmacht (selbst) vernommen. d. Mak 23b R. Simlai hat öffentlich vorgetragen: 613 Befehle sind Mose gesagt worden: 365 Verbote yisb nach der Zahl der Tage eines Sonnenjahr3 u. 248 Gebote n w entsprechend den Gliedern eines Menschen. e. P siq 1 0 1 : (R. Judan b. Simon) hat gesagt: Dir (Israel) sind am Sinai 618 Befehle gegeben worden, 248 Gebote u. 365 Verbote. Die 248 entsprechend den 248 Gliedern, die an einem Menschen sind. Jedes einzelne Glied spricht zum Menschen: Ich bitte dich, tu durch mich dieses (oder jenes) Gebot! Die 365 Verbote entsprechen den Tagen des Sonnenjahrs. Jeder einzelne Tag spricht zum Menschen: Ich bitte dich, begeh an mir nicht diese (oder jene) Übertretung! — R. Abba (um 290) als Autor genannt in TanchB »sn § 2 (17*); ebenso wird zu lesen sein Tanch « S P - S 19b statt R. Ad(d)a; anonym steht die Ausführung in Midr Spr 31 § 2 9 (55 b). e
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2. Einteilung der 613 Gebote. Die sämtlichen Gebote der Tora hat man eingeteilt in leichte Gebote rv&g nis? (Sing, n^jg rnrc) u. in schwere Gebote rrvrarj
(Sing, rvynn '*).a Doch drücken diese Benennungen
nicht immer ein u. dasselbe aus. Man nannte „leichte Gebote" erstens solche, die an die Kraft oder den Besitz des Menschen nur Anforderungen stellten; schwere dann, diejenigen,
geringe
die viel Geld er
forderten oder wohl gar mit Lebensgefahr verknüpft waren. In diesem Sinn wurde zu den leichten Geboten gezählt zB Dt 12,23 (Verbot des Blutgenusses), Lv 23,42 (Laubhüttengebot), Dt 22,7 (Gebot der Frei lassung der Vogelmutter), Gn 2,17 (Essen der verbotenen Frucht) ;b zu den schweren Geboten zB Ex 20,12 (du sollst deinen Vater u. deine Mutter ehren), Gn 17,10 (Beschneidungsgebot).c — Es lag ja nun nahe, je nach den geringeren oder höheren Anforderungen, die ein Gebot an einen Menschen stellte, den Wert u. die Bedeutung des Gebotes selbst einzuschätzen.
So kam es, daß man zweitens unter einem schweren
Gebot ein „wichtiges" Gebot u. unter einem leichten Gebot ein minder wichtiges oder „geringes" Gebotd verstand, mi-an msw wfer dann soviel wie nVin? ms* oder nan o „ein großes Gebot" = ivtoXi} ftsyccXr) Mt 22,36, u. nbp nisa wurde jetzt gleichbedeutend mit vc^sn rrora dem „kleinen" 1
m-ira ^niwai O T ? I S y», s. Einl. S. 108 Nr. 32; d.h. die Abschnitte in der Tora sind nicht streng chronologisch geordnet, so daß aus dem Nachstehn von Ex 20,19 hinter Ex 20,2—17 nicht die zeitliche Priorität von Ex 20,2—17 vor Ex 20,19 gefolgert werden darf.
Matth 22,36 (Nr. 2)
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oder „geringen" Gebot,* vgl. die evroXal iXäxiatai M t 5 , 1 9 . Die Frage, welche Gebote zu den schweren oder wichtigen u. welche zu den leichten oder geringen gehören, wird von einer Bar dahin beantwortet, dag zu den letzteren alle diejenigen Gebote zu rechnen seien, deren Übertretung die Buße für sich allein sühne, u. zu den ersteren alle diejenigen, auf deren Übertretung die Ausrottung oder die gerichtliche Todesstrafe gesetzt sei.f In einer andren Ausführung hören wir, daß leichte oder geringe Gebote solche seien, um die sich die Menschen nicht viel zu kümmern pflegen.g Dem subjektiven Ermessen war hier jedenfalls viel freier Spielraum gelassen. Im einzelnen wird als ein leichtes oder ge ringes Gebot einmal die nach jüdischer Weise vorzunehmende Verknotung der Schuhriemen bezeichnet.h Als schwere oder wichtige Gebote galten nach allgemeinster Annahme die betreffs des Götzendienstes, der Un zucht, des Blutvergießens, der Entheiligung des göttlichen Namens, der Sabbatheiligung, der Verleumdung des Nächsten, des Torastudiums u. der Auslösung von Gefangenen J Auch das Schaufäden- (Qicith-) Gebot wird an einer Stelle dahin gerechnet, k a. Einige Beispiele s. bei Mt 5,19 91 S. 249. || Ferner s. die nachfolgenden Zitate. b. SDt 12,23 § 76 (90 b): R Schimfon b. fAzzai (um 110) hat gesagt: Wenn dich die Schrift beim Blutgenuß, dem gegenüber es unter allen Geboten kein leichteres irea 5p gibt, also warnt (nämlich mit: „Nur bleibe fest" Dt 12,23), um wieviel mehr gilt diese Warnung dann bei allen übrigen Geboten. — Hier heißt das Gebot Dt 12,23 das leichteste unter allen Geboten, weil seine Beobachtung keine besonderen Anforderungen an die Kraft des Menschen stellt. — Vorauf geben die Worte: R. Schimon b. iAzzai hat gesagt: Siehe, 365 Verbote nryn sind in der Tora; aber bei keinem heißt es wie bei diesem: Bleibe fest! ||
a
b
C. pQid 1, 61 b, 58: R. Abba b. Kahana (um 310) hat gesagt: Die Schrift macht das leichteste unter den leichten Geboten ribpzv r'tp r v s n dem schwersten unter den schweren Geboten n - i a m - p r-vrjn gleich. Das leichteste unter den leichten Geboten ist das Freilassen der Vogelmutter Dt 22, 7, u. das schwerste unter den schweren Ge boten ist die Ehrfurcht vor den Eltern; u. bei beiden steht geschrieben: Damit du lange lebst. - Parallelstelle: DtR 6 (203»). — Das 4. Gebot heißt das schwerste unter den
Matth 22,86 (Nr. 2)
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schweren Geboten, weil der kindlichen Pietät keine Grenze im Gesetz gezogen ist, u. deshalb kein Kind seinen Pflichten gegen die Eltern voll genügen kann; zugleich stellte dies Gebot unter Umständen die höchsten Anforderungen an das Vermögen des Sohnes. — Unter einem ganz neuen Gesichtspunkt wird dann das 4. Gebot von R. Abin (I., um 325) betrachtet. Es heißt weiter: R. Abin hat gesagt: Wenn bei einer Sache, die einer Schuldabtragung gleicht, geschrieben steht: .Damit es dir wohl ergehe u. du lange lebest" (vgl. Dt 5,16), muß das dann nicht um so mehr gelten bei einer Sache ( = Gebot), mit der Geldverlust u. Lebensgefahr verbunden ist? — R. Abin zählt das 4. Gebot n i c h t zu den schweren Geboten: alle Leistungen des Kindes an die Eltern bedeuten lediglich eine Rückgabe dessen, was das Kind zuvor von diesen empfangen hatte; da das 4. Gebot somit streng genommen dem Kinde keine Einbuße an seinem eigenen Vermögen zumutet, so gehört es nach R. Abin zu den leichten Geboten u. kann als solches nunmehr den schweren gegenübergestellt werden, mit denen Geldverlust, bezw. Lebensgefahr verbunden ist. Der Kommentar P nö Mosche fügt hinzu, daß unter den Geboten mit Geldverlust zu verstehen seien die Hebe- u. Zehntabgaben u. dgl., u. unter denen mit Lebensgefahr zB die Beschneidung. — Diese Gebote gehören also unter allen Umständen zu den schweren Geboten, u. zwar weil sie besondere Anforderungen an den Menschen stellen. — Zum Beschneidungsgebot vgl. auch N d 32*: Groß ist die Beschneidung, denn sie wiegt alle übrigen Gebote in der Tora auf, s. Ex 34,27. — Doch bringen diese Worte weniger die Schwere als die Wichtigkeit des Beschneidungsgebotes zum Ausdruck. e
e
e
d. J b 4 7 * Bar: Wenn ein Preselyt in dieser Zeit zum Judentum übertreten will, . . . so macht man ihn mit einem Teil der leichten (minderwichtigen) u. mit einem Teil der schweren (wichtigen) Gebote bekannt. II Tafan 11*: Wie man ( = Gott) den Gerechten den Lohn in der zukünftigen Welt auszahlt auch für ein leichtes (geringes) Gebot, das sie getan haben, so zahlt man den Gottlosen den Lohn aus in dieser Welt auch für ein leichtes Gebot, das sie getan haben (damit sie in der zuk. Welt keinen Lohn mehr zu beanspruchen haben). || Tanch p^a 236*>: Gott ermahnt die Israeliten, daß sie sich auch nicht gegen di& leichten (geringen) Gebote verfehlen sollen, s. Dt 32,47: .Denn es ist kein leeres Wort für euch, sondern es ist euer Leben." Auch wenn du irgendein Gebot für leer u. leicht ansiehst, ist doch Leben darin u. Länge der Tage, s. Dt 32,47: Durch dieses Wort werdet ihr lange auf dem Boden wohnen. || «Er 21b: Rab Chisda (t 309) sagte zu jenem Gelehrten, der die Haggada vor ihm zu ordnen (vorzutragen) pflegte: Hast du vielleicht gehört, was mit .den neuen, auch alten" HL 7,14 gemeint ist? Er antwortete: Damit sind die leichten u. die schweren Gebote gemeint. II SDt 12,28 § 79 (91«): .Halte diese Worte, die ich dir gebiete" Dt 12,28; es soll dir ein leichtes Gebot so lieb (wertvoll) sein wie ein schweres (wichtiges) Gebot (denn Gott hat sie beide geboten). e. nfc-i> n-xo. DtR 6 (203»): R. Abba b.Kahana (um 310) hat gesagt: Du sollst nicht sagen: Weil dieses Gebot ein großes ist rt^i-u i t n n i s s r , will ich es tun, weil sein Lohn zahlreich ist; u. weil dieses Gebot gering nVp ist, will ich es nicht tun. || na-< n i r c . BB 8 » : Iphra Ormuzd, die Mutter des Königs Schabor, schickte einen Beutel mit Denaren an Rab Joseph (t 333) u. ließ ihm sagen: .Für ein großes Gebot" m x ^ n a - ! Rab Joseph saß u. sann darüber nach, was mit dem großen Gebot gemeint sein möchte. Da sagte Abaje (t 338/39) zu ihm: Aus dem, was Rab Sch°muöl b. J huda (um 280) als tannaltische Tradition gelehrt hat, nämlich daß man Waisenkinder nicht zu Wohltätigkeitsabgaben heranziehe, selbst nicht zur Auslösung von Gefangenen, ent nehme ich, daß die Auslösung von Gefangenen ein großes Gebot rta-» n?*« ist. Raba (t 352) sagte zu Rabbah b. Mari (um 320): Woher dies, was die Rabbinen gesagt haben, daß die Auslösung von Gefangenen ein großes Gebot ist? Er antwortete: Weil es heißt Jer 15,2: Geschehen soll es, wenn sie zu dir sagen: Wohin sollen wir hinausziehen?, so sollst du zu ihnen sagen: So hat Jahve gesprochen: Wer dem Tode verfallen ist, zum Tode; u. wer dem Schwert, zum Schwert; u. wer dem Hunger, zum Hunger; u. wer der Gefangenschaft, zur Gefangenschaft. (Beweis: Die Aufzählung eine Klimax, deren letzte Stufe die schlimmste; deshalb Auslösung aus der Gefangenschaft ein e
Matth 2 2 , 3 6 (Nr. 2 )
904
großes Gebot.) || A b o t h R N 2 : Eile zu einem geringen G e b o t n'sp rvu<2, denn es führt dich zu einem großen Gebot n r kleines Gebot
|| s - r y t
nixa.
Targ Jerusch II N u 1 3 , 1 : Für ein
'V (SO lies m i t L e v y , Chald. W ö r t e r b . 2 , 6 1 » ) , das ein Mensch tut,
empfängt er großen Lohn. e
/.
Sch bu 39«:
Wisse,
(Bei der Eidesvermahnung sagen die Richter zu dem Schwörenden:)
daß die ganze W e l t erbebte, als Gott sprach: D u sollst den Namen J a h v e »
deines Gottes nicht zu Nichtigem aussprechen E x 2 0 , 7 . A u s welchem Grunde (erbebte die W e l t ) ? W e n n man sagen wollte, weil jenes G e b o t v o m Sinai gegeben wurde, s o wurden die 10 Gebote doch auch (von dort) gegeben.
Oder wenn man sagen wollte,
weil (jenes Gebot) ein wichtiges K-narr war, war es denn (vor allen andren) w i c h t i g ? Wir
haben doch in einer Bar gelernt: Mit den Übertretungen (die die B u ß e für sich
allein sühnt) sind die leichten (geringen) Gebote u. Verbote g e m e i n t , von:
1
mit A u s s c h l u ß
„du sollst den N a m e n Jahves nicht zu Nichtigem aussprechen" (also wird dieses
Gebot doch eigentlich zu den leichten Geboten gerechnet)!
M i t den schweren aber
sind diejenigen gemeint, auf welche Ausrottung u. gerichtliche Todesstrafe gesetzt ist, mit
Einschluß v o n : „du sollst den N a m e n Jahves nicht zu Nichtigem aussprechen".
Vielmehr ist der Grund, wie man gelehrt hat: V o n allen Übertretungen in der Tora heißt e s :
E r vergibt (läßt ungestraft), hier aber heißt e s : E r wird nicht ungestraft
lassen E x 2 0 , 7 . — Die zitierte Bar findet sich TJom 5 , 5 ( 1 9 0 ) ; Bezug wird auf sie ge nommen Jörn 8 5 b . — Zu den wichtigen Geboten, auf deren Übertretung die Ausrottung t t
gesetzt ist, werden zB das Beschneidungs-u. das Passahgebot gezählt. S L v 4 , 2 ( 6 9 ) : W e n n j e m a n d in Schwachheit sich versündigt gegen eins von allen Verboten Jahves Lv 4 , 2 ; soll ich die Gebote ausschließen, derentwegen m a n sich nicht der Ausrottung schuldig
macht, aber soll ich
nicht das Passah- oder das Beschneidungsgebot aus
schließen, derentwegen man sich der Ausrottung schuldig m a c h t ? b
ff. Tanch ap* 5 : „ W a r u m m u ß ich mich fürchten in den T a g e n des U n g l ü c k s ? Die
Schuld meiner Fersen umgibt mich" (so der Midr P s 4 9 , 6 ) . Gepriesen sei der N a m e
Gottes, der Israel die Tora gegeben hat, in der 6 1 3 Gebote enthalten sind; u. es sind darunter geringe u. wichtige pi--nsm piVp; u. eben weil es dai unter geringe Gebote gibt, um die die Menschen sich nicht kümmern, sondern die sie unter ihre Fersen (Füße) werfen, weil sie gering sind, deshalb fürchtete sich David vor dem T a g e d e s Gerichts ( = des Unglücks) u. sprach: Herr der W e l t , ich fürchte mich nicht wegen der
wichtigen (schweren) Gebote in der Tora, weil sie wichtig sind. W e s w e g e n fürchte
ich m i c h ? W e g e n der geringen Gebote"; vielleicht möchte ich eins von ihnen über treten haben, sei es, daß ich es ausführte, sei es, d a ß ich es nicht ausführte, weil e s ein geringes w a r ; u. du hast doch g e s a g t : Sei vorsichtig bei einem leichten Gebot wie bei
einem schweren G e b o t ! (Dieses Zitat s t a m m t aus Aboth 2 , 1 ; man beachte,
wie
hier ein Miscbnawort genau so als ein Gotteswort zitiert wird, wie sonst ein Schrift wort.) Parallelstelle: T a n c h B ap» § 1 (8b). h. Sanh 7 4 » : W a s ist ein leichtes G e b o t ? Raba b. Jicchaq hat gesagt, Rab ( f 2 4 7 ) habe g e s a g t : A u c h eine Veränderung a m Schuhriemen (die ein Jude gegen die j ü d . Sitte vornimmt, um der Verfolgung zu entgehen); s. oben S. 2 2 2 f. *. Zu Götzendienst, Unzucht u. Mord s. bei M t 5 , 1 0 (S. 2 2 1 — 2 2 3 ) ; ferner s. einige unter den nachfolgenden Zitaten. b
Götzendienst. pN°d 3 , 3 8 , 1 2 : Götzendienst ist die schwerste unter allen Sünden. || Hör
8 " : W e l c h e s ist das Gebot, das alle (Übrigen) Gebote a u f w i e g t ? S a g e : das ist der
Götzendienst. Blutvergießen.
b
S D t 1 9 , 1 1 § 187 ( 1 0 8 ) : W e n n jemand ein leichtes Gebot übertritt,
so wird er schließlich ein schweres G e b o t übertreten . . . , bis er zum Bl. gelangt (das als schwerste Sünde gedacht ist). 1
Joma 8 , 8 sagt hierüber: Die B u ß e schafft Sühnung für leichte Übertretungen von Geboten u. Verboten, u. bei den schweren hält sie (die Strafvollstreckung) in d e r Schwebe, bis der Versöhnungstag k o m m t u. Sühnung schafft.
Matth 22,36 (Nr. 2.3). 22,37
905
e
Entheiligung des göttlichen Namens. pN d 3,38*>, 13: R. Judan b. Pazzi (um 320) hat gesagt: Die Enth. des göttl. N. ist die schwerste unter allen Sonden, s. Ez 20,39. Sabbatheiligung. p N d 3 , 3 8 , 4 : In der Tora, den Propheten u. den Hagiographen finden wir, daß das Sabbatgebot so schwer wiegt, wie alle (übrigen) Gebote in der Tora (zusammen). In der Tora s. Ex 16,28 f., in den Proph. 8. Ez 20,21, in den Hagiographen s. Neh9,13.14. (Beweis: Erwähnung des Sabbats neben den übrigen Geboten.) pB^akh 1, 3 , 14: „Damit ihr an alle meine Gebote gedenket" Nu 15,40. Rabbi hat gesagt: Damit ist das Sabbatgebot gemeint, das alle (übrigen) Gebote in der Tora aufwiegt, 8. Neh 9,14: „ Du tatest ihnen deinen heiligen Sabbat kund u. befählest ihnen Gebote u. Satzungen' u. Gesetz", um dich wissen zu lassen, daß das S.gebot die Gebote der Tora aufwiegt. || pN'd 3,38b, 8: R. EKazar b. Abina (um 340) hat gesagt: Das Wort r - u p bei „Sabbat" Neh 9,14 ist pleno geschrieben, um dich wissen zu lassen, daß das S.gebot so schwer wiegt, wie alle (übrigen) Gebote der Tora (zusammen). || AbothRN 38: R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) saß voller Entsetzen da u. sprach: Wehe uns, daß wir getötet werden wie Sabbatschänder u. Götzendiener u. Blutschänder u. Blutvergießer! (Hier steht die Sabbatschändung auf einer Linie mit den drei oft genannten Hauptsünden.) Verleumdung des Nächsten. 'Arakhin 15b Bar aus der Schule des R. Jischma'el (t um 135): Wer Verleumdungen redet, begeht Sünden, die so schwer wiegen wie die drei Sünden des Götzendienstes, der Blutschande (Unzucht) u. des Blutvergießens; s. bei Mt5,11JB, Nr. 2. || T P e a l , 2 ( 1 8 ) : Wegen folgender Dinge wird der Mensch in dieser Welt bestraft, während ihm das Kapital (die Hauptstrafe) anstehn bleibt in der zuk. Welt: wegen Götzendienstes, wegen Unzucht, wegen Blutvergießens u. wegen Ver leumdung, die so schwer wiegt wie jene alle. — Dasselbe pPea 1 , 1 5 , 5 5 . II L v R 3 7 ( 1 3 3 ) : R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Wer ein Gelübde tut u. sein Gelübde (d. h. seine Erfüllung) verzögert, der gerät schließlich in Götzendienst, Unzucht, Blut vergießen u. Verleumdung. (Beachte, wie hier überall die Verleumdung neben den drei Hauptsünden genannt wird.) Torastudium. Pea 1,1: Folgende sind die Dinge, deren Früchte ein Mensch in dieser Welt genießt, während ihm das Kapital (der Hauptlohn) anstehn bleibt für die zuk. Welt: Ehrfurcht gegen die Eltern, Erweisung von Liebeswerken, Friedenstiften zwischen einem Menschen u. seinem Nächsten u. Torastudium, das so schwer wiegt wie jene alle. Auslösung von Gefangenen, s. B B 8 * in Anm.e. k. N d 25»: Ein Autor hat gesagt: Das Schaufädengebot wiegt alle übrigen Gebote in der Tora auf. — Ähnlich die Bar M°n 43 b. || Anders ist die Wertung des Schau fädengebotes M n 44» Bar: R. Nathan (um 160) hat gesagt: Es gibt kein leichtes Gebot in der Tora, das ohne Lohn wäre in dieser u. in jener Welt; nur weiß ich nicht, wie groß er ist. Geh u. lerne es vom Schaufädengebot. (Es folgt dann eine Erzählung, nach der ein Jude durch die Schaufäden vor Unzucht bewahrt bleibt.) Hier ist das Schaufädengebot zu den leichten Geboten gerechnet. e
b
C
d
c
e
e
e
3. Der Frage des Schriftgelehrten: „Welches Gebot ist groß im Gesetz?" entspricht am meisten die Frage in Hör 8»; s. Nr. 2 Anm. i. 22,37: Du s o l l s t den H e r r n d e i n e n G o t t l i e b e n in d e i n e m g a n z e n H e r z e n u. in d e i n e r g a n z e n S e e l e u. in d e i n e m g a n z e n D e n k e n . Dt 6,5 nach altjüdischer Auslegung.
onip
Targ OnkDt 6 , 5 : Du sollst Jahve deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen u. mit deiner ganzen Seele u. mit all deinen Gütern (Vermögen). || Targ Jerusch I: Mose, der Prophet, sprach zum Volk, dem Haus Israel: Befolgt den wahren Gottes dienst eurer Väter u. liebet ynnir Jahve euren Gott mit den beiden Trieben eures Herzens u. auch wenn er eure Seele (euer Leben) wegnimmt, u. mit all eurem Geld <;i33ii9q. || Berakh 61 b Bar: R. Elifezer (um 90) sagte: Wenn es Dt 6,5 heißt: „mit deiner 1
1
Deutung der beiden a in aa"-», s. weiter unten.
Matth 2 2 , 3 7
906
ganzen Seele", warum heißt es dann noch: „mit all deinem V e r m ö g e n " ? Und wenn e s heißt: „ m i t all deinem Vermögen", warum heißt es dann noch: „mit deiner ganzen Seele"?
A b e r da manchem Menschen sein Leib (n. Leben) lieber ist, als sein Geld
u i a « , deshalb heißt es: „mit deiner ganzen S e e l e ' ( = mit deinem ganzen L e b e n ) ; u. da manchem Menschen sein Geld lieher ist, als sein Leib (u. Lebenj, deshalb heißt e s : „mit all deinem Vermögen" ( - m « * also im Sinn von Geld u. Gut gefaßt). R . f A q i b a (f um 135) sagte: „Mit deiner ganzen Seele", auch wenn er deine Seele nimmt ( = Targ e
Jerusch 1 ) . . . . A l s man den R . f A q i b a zur Tötung abführte, war die Zeit der S c h m a f rezitation.
M a n k ä m m t e ihm sein Fleisch mit eisernen Kämmen ab u. er nahm das e
Joch der Herrschaft des H i m m e l s auf sich (d. h. er rezitierte das S c h m a f ) . E s sprachen seine Schüler zu ihm: Unser Lehrer, bis hierher (d. h. es ist genug, höre hier auf)! Er antwortete ihnen: Mein lebelang bin ich in Sorge gewesen um diesen V e r s : „mit deiner ganzen Seele",
auch
wenn
mir möglich sein, es zu erfüllen? nicht erfüllen?
er die Seele Und j e t z t ,
n i m m t ; ich
sprach: W a n n wird e s
da es mir möglich ist,
sollte
ich
es
(Fortsetzung s. oben S. 2 2 4 . ) — Die Auslegung des R . Elifezer auch
P s 2 5 " ; in S D t 6 , 5 § 3 2 ( 7 3 « ) dem R . Elifezer b. Jafaqob (IL, um 150) beigelegt. || e
S D t 6,'5 § 3 2 ( 7 3 » ) : „ D u sollst Jahve deinen Gott lieben" D t 6, 5 . Handle aus Liebe. Die
Schrift
einem,
macht einen
Unterschied zwischen
der aus Furcht handelt.
einem,
der aus
Liebe handelt,
u.
W e r aus Liebe handelt, dessen Lohn ist doppelt u.
verdoppelt, s. D t 1 0 , 2 0 : Jahve deinen Gott sollst du fürchten u. ihn verehren u. an ihm hangen (in Liebe; das letztere schließt das Fürchten u. Verehren in sich u. empfängt deshalb dreifachen Lohn). Manch einer, wenn er sich vor einem andren fürchtet u. von diesem belästigt wird, verläßt ihn u. geht von dannen; aber du handle aus Liebe; denn nirgends gibt es Liebe da, wo Furcht ist, u. Furcht da, wo Liebe ist (vgl. 1 Joh 4 , 1 8 ) , ausgenommen allein in dem Verhältnis zu Gott. — Eine andre Erklärung: „ D u s o l l s t Jahve deinen Gott lieben", d. h . mache ihn bei allen Menschen beliebt,
1
wie dein V a t e r
Abraham, s. Gn 1 2 , 5 : „Abraham nahm sein W e i b . . . u. alle Seelen, die sie gemacht hatten in Charran." Nicht wahr, wenn alle, die in die W e l t k o m m e n , sich zusammen täten, um Eine Mücke zu schaffen u. ihr Leben einzuflößen, so würden sie sie nicht erschaffen
können; was will da die Schrift lehrend sagen mit den W o r t e n :
„u. die
Seelen, die sie in Charran gemacht hatten" ? E s will lehren, daß unser Vater Abraham e
sie zu Proselyten gemacht u. unter die Flügel der Sch khina (Gottheit) gebracht hat. ( D a s war der W e g , auf dem Abraham Gott bei den Menschen beliebt machte.) — „Mit deinem ganzen Herzen", d. h. mit deinen beiden Trieben, mit dem guten Trieb u. mit dem bösen. — Eine audre Erklärung: „Mit deinem ganzen Herzen", d a ß dein Herz nicht geteilt sei gegen Gott. — deine Seele
„Und mit deiner ganzen Seele", auch wenn er
n i m m t (vgl. oben R . f Aqibas Deutung). U n d ebenso beißt es P s 4 4 , 2 3 :
„ U m deinetwillen werden wir gemordet den ganzen T a g , sind wir wie Schlachtscbafe geachtet."
e
R. Schimfon b. M n a s j a (um 180) sagte: Kann denn ein Mensch an j e d e m
T a g e gemordet werden? Allein Gott rechnet es den Gerechten so an, als ob sie an j e d e m T a g gemordet würden (um seinetwillen). Schimfon b. fAzzai (um 110) sagte: „Mit deiner ganzen Seele", liebe ihn bis zum Auspressen der Seele (bis hin zum letzten 8
Blutstropfen, vgl. Bacher, T a n n . 1 , 4 1 8 ) . (Hier folgt unter dem Autornamen des R. Elifezer b. Jafaqob der Ausspruch des R . ElHezer oben in B«Takh61>>). R . fAqiba ( t u m 1 3 5 ; s o zu lesen statt R. Jafaqob) sagte: W e n n es heißt: „ m i t deiner ganzen Seele", dann doch selbstverständlich erst recht „mit deinem ganzen Vermögen" * P K » ! ( W o z u also wird letzteres noch besonders hervorgehoben?) Allein es will sagen: Für jedes M a ß , welches er dir zumißt, sowohl für das M a ß der Güte, als auch für das M a ß der Strafe, liebe ihn. (Der Midr deutet - s * Kraft, Vermögen =
n r o , M a ß . ) . . . R . Melr (um 150)
s a g t e : Siehe, es heißt: „ D u sollst Jahve deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen", l i e b e ihn mit deinem ganzen Herzen, wie unser V a t e r Abraham, s. G n 1 8 , 1 9 : „Ich habe ihn erkoren, daß er seinen Kindern u. seinem Hause nach ihm anbefehle" usw. Des1
M a n erwartet i n i r t s n statt irtarts*.
Matth 22,37.40 (Nr. 1.2)
907
halb heißt es: Do sollst Jahve deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen. „Und mit deiner ganzen Seele", wie Isaak, der sich selbst auf dem Altar band, „u. mit all deinem Dank" (so der Midr, i»a = nun deutend), danke ihm, wie Jakob, s. Gn32,11: Ich bin zu klein für all die Gnadenerweisungen u. all die Treue, die du an deinem Knecht getan hast usw. Parallelstellen: TB rakh 7,7(15); B«rakh54«; pB rakh9,14b,38. Zugrunde liegt allen diesen Stellen B°rakh 9,5: Man muß für das Schlimme danken, wie man für das Gute dankt, s. Dt 0,5: Du sollst Jahve deinen Gott lieben usw. „Mit deinem ganzen Herzen", mit deinen beiden Trieben, mit dem guten u. mit dem bösen. „Und mit deiner ganzen Seele", auch wenn er deine Seele nimmt; „u. mit deinem ganzen Vermögen", mit deinem ganzen Geld (yvo). Eine andre Erklärung: „mit deinem ganzen Vermögen" ^ 7 x ^ - 5 5 5 , für jedes Maß, das er dir zumißt, für alles danke ihm mit Kraft gar sehr! (Im Hebr. ein schönes Wortspiel: jys tnia » i n » nn^n ^aa nie? -N-? -b rnia \in Vsz. — Die Deutung des doppelten a in zz\> auf den guten u. bösen Trieb des menschlichen Herzens gehört nach TB rakh 7, 7 (15) dem R. MeYr, um 150, an.) II Joma 86»: Abaje (t 338/39) hat gesagt: In der Bar heißt es: „Du sollst Jahve deinen Gott lieben", es soll der Name Gottes um deinetwillen geliebt werden. || LXX Dt 6,5: xai {iyamjaeis XV'QIOV XOV Seöv aov i£ oXrjs xrjs diavoiag aov xai i£ öXrjq xijg *pi'X*j$ aov xai il- oXtjg xrjs dvväfxsuig aov. e
e
e
2 2 , 3 9 : Du s o l l s t d e i n e n N ä c h s t e n l i e f e n w i e d i c h s e l b s t (s. bei Mt5,43).
2 2 , 4 0 : In d i e s e n b e i d e n G e b o t e n h ä n g t das g a n z e G e s e t z u. d i e P r o p h e t e n . 1. Versuche innerhalb der alten Synagoge, die gesamten Einzelforderungen der Tora auf einige große Grundprinzipien zurückzuführen. a. Hillel, um 20 v. Chr.: Was dir unliebsam ist, das tu auch du deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze Tora, das andere ist ihre Auslegung; s. bei 5,43 S. 357 Anm. e. b. R. tAqiba, f um 135: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst Lv 19,18; das ist ein großer allgemeiner Grundsatz in der Tora s-mna Vna ab? m; s. S. 357 f. c. Ben fAzzai, um 110: Als Gott Adam erschuf, machte er ihn nach der Ähnlichkeit Gottes Gn 5,1; das ist ein größerer allgemeiner Grundsatz als jener (des R . Aqiba) ana ?b= nt; s. bei 5,43 S. 358 e u. f. d. Bar Qappara, um 220. B rakh 6 3 : Bar Q. hat öffentlich vorgetragen: Welches ist der kleinste Schriftabschnitt, an welchem alle wesentlichen Bestimmungen (die Hauptsachen) der Tora hangen Trr>K na T^ibri min •B ' is aaro njap nur«? „Auf allen deinen Wegen erkenne ihn, so wird er deine Pfade ebnen" Spr 3,6. e. R. Simlai, um 250. TanchB w e m § 10 ( 1 6 ) : R. Simlai hat gesagt: 613 Gebote sind dem Mose auf dem Sinai gesagt worden; dann kam David u. brachte sie auf elf, s. Ps 15,2—5. Jesaja brachte sie auf sechs, s. Jes 33,15. Mikha brachte sie auf drei, s. Mich 6,8. Arnos brachte sie auf zwei, s. Am 5,4: Suchet mich u. lebet! Habakuk brachte sie auf eins, s. Hab 2,4: Der Gerechte soll kraft seiner Glaubenstreue leben. — Dasselbe mit mehrfachen Abweichungen Mak 2 3 , s. bei Gal3,11. f
e
a
b
b
2. xQs'fxarai,
ihm entspricht genau das von Bar Qappara (s. oben
bei d) gebrauchte ^nan = angehängt, hangend. Wie der Ausdruck ge-
908
Matth 22,40 (Nr. 2. 3)
meint ist, erhellt aus Chag 1,8: Die Auflösung der Gelübde schwebt in der Luft -vnsa •pmiß (hat keinen Halt an ausdrücklichen Bestimmungen der schriftlichen Tora) u. hat nicht, womit man sie stützen kann. Die Halakhoth betreffs des Sabbats, der Festfeiern u. der Veruntreuungen an Geheiligtem, siehe, die sind wie Berge, die an einem Haar hangen rnstoa T:^Fin, denn für sie gibt es wenig Schrift(belege), aber viele Halakhoth (traditionelle Bestimmungen der mündlichen Tora). Die Rechtssachen u. die Kultusangelegenheiten u. die Bestimmungen über (levitische) Reinheit u. Unreinheit u. über die verbotenen Ehen, die haben, womit man sie stützen kann, sie sind die Hauptsachen (der wesentliche Inhalt) der Tora. — Diese Mischna stammt, wie aus den Parallelstellen T*Erll,23f. (154) u. TChag 1,9 (233) entnommen werden kann, aus der Zeit des R. J hoschuaf, um 90. — Das Haar, an dem Berge hangen, bedeutet den schwachen Halt, den gewisse Halakhoth an der Schrift haben; die Wendung will also sagen, daß der Haken der biblischen Gesetzesbestimmungen, an den die Schriftgelehrten die un gezählten Halakhoth über Sabbat- u. Festfeier usw. gehängt haben, nur sowenig Tragfähigkeit besitze wie etwa ein Haar, das Berge halten soll. Gleicherweise will Bar Qappara in seinem Ausspruch (s. oben d) sagen, daß Spr 3,6 ein fester Haken sei, an den alle Hauptbestimmungen der Tora gehängt werden könnten, d. h. in einem andren Bilde ge sprochen, daß Spr 3,6 ein sicheres Fundament sei, auf das alle Haupt bestimmungen der Tora gestellt werden könnten, insofern diese Schrift stelle einen Grundsatz ausspreche, auf den schließlich alle Bestimmungen der Tora sich zurückführen oder aus dem sie sich herleiten ließen. Ebenso bezeichnet Jesus die Liebe zu Gott u. zum Nächsten als die jenigen Gebote der Schrift, an die alle übrigen Gebote gehängt, d. h. auf die sie zurückgeführt oder aus denen sie abgeleitet werden können. — Sachlich dasselbe ist es, wenn R. fAqiba u. Ben fAzzai in ihren Aus sprüchen (8. oben b u. c) das Gebot der Nächstenliebe Lv 19,18 als einen großen allgemeinen Grundsatz ?V? in der Tora bezeichnen; auch sie sprechen damit aus, daß das Gebot der Nächstenliebe dasjenige Gebot sei, in welchem alle übrigen Gebote der Tora prinzipiell mitenthalten seien. — Zu diesem ??s des R. f Aq. u. Ben ?Az. vgl. M kh Ex 15,26 (54»): R. Eifazar aus Modifim ( f um 135) sagte: (Wenn du) „hörend" (hörst) Ex 15,26; ist es^vielleicht etwas Freigestelltes? Die Schrift sagt lehrend: Wenn du hörend „hörst"; Pflicht ist es u. nicht etwas Freigestelltes. Wenn du „hörst", das ist der allgemeine Grundsatz % n , in welchem die (ganze) Tora enthalten ist ia nMo mirnuj. — R. El. will sagen, das Anhören der Schrift sei prinzipiell die erste Pflicht des Isr., denn von ihrer Erfüllung hange schließlich das Halten der Tora ab; vgl. Rom 10,17: ccoct r) niaxig äxofjg. e
e
3. 6 vo/iog xai ol noorpipai. Zur Zweiteilung des Kanons s. bei Mt5,17 9t (oben S. 240).
Matth 22,43.46. 23,2.3 (91)
909
2 2 , 4 2 : S i e s a g e n zu i h m : D a v i d s (Sohn). Zu dieser Antwort s. bei Mt 1,1 ( 6 1 ) S. 11 ff. — Zur Bezeichnung des Messias als „Ben David* s. bei Mt 9,27 93 S. 525. 2 2 , 4 3 : W i e n e n n t nun D a v i d i h n im G e i s t e i n e n iv nvsvpaxi =
Herrn?
vrvtpn wn? = im Geist prophetischer Begabung oder
im Geist der Inspiration, s. bei Lk 2,25 (£ (Nr. 1—4). fArakh 15b R. Acha b. Chanina (um 300) sagte: Für den Verleumder gibt es keine Wiederherstellung (Rettung), denn schon hat ihn David im heiligen Geist ausgerottet, s. Ps 12,4: Ausrotten wird Jahve all die glatten Lippen, die Zunge, die da Großes redet. — Weiteres s. im Exk.: Die Inspiration der heiligen Schrift Anm. 18—22. :
2 2 , 4 4 : E s s p r a c h d e r H e r r zu m e i n e m
Herrn.
Hierzu s. den Exkurs: Der HO. Psalm in der altrabbin. Literatur. 2 2 , 4 6 : N i e m a n d k o n n t e ihm e i n W o r t
antworten.
c
M g Tafan 8: Die Sadduzäer verzehrten das Speisopfer bei den Tieropfern (gemeint sind die Sp. die in Verbindung mit Trankopfern namentlich bei den Brandopfern darzubringen waren u. die die Mischna M n 6,2 ganz dem Altar zuweist). Da machte sich Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) an sie u. sprach zu ihnen: Ihr Toren, woher habt ihr das? Und es war niemand unter ihnen, der ihm ein Wort erwiderte fina n-n a v -a—in-.? i n s außer Einem Ältesten usw., s. die ganze Stelle im Exkurs: Die Pharisäer u. die Sadduzäer Nr. 4 B, 6, s. — Eine ähnliche Erzählung Ober Rabban Jochanan b. Z. u. die Boöthosäer in M n 65», hier: ia*re n-nr -;ns E-JK rrrt N V „u. es war kein Mensch da, der ihm geantwortet hätte"; s. die Stelle bei Mt 5,22 S. 280«. (
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23,2: A u f M o s e s S t u h l s i t z e n d i e S c h r i f t g e l e h r t e n u.d. P h a r i s ä e r . im
xr)g Moavaätaq xa&edoccg =
tv&tf] ftrrtrjra.
Mit den Worten: „sie sitzen auf Moses Stuhl* werden die Schriftgelehrten
als Inhaber
der Lehrgewalt bezeichnet. — Durch
Gelehrten aus dem Anfang des 4. Jahrb.s erfahren besondere Art von Lehnstühlen
einen
wir, daß es eine
(wohl Sesseln für die Schulhäupter)
gegeben hat, welche man „Mose-Stuhl" rtujsn srnpp nannte. P siq 7 b „Einen runden Kopf hatte der Thron nach hinten zu" 1 Kg 10,19. R. Acha (um 320) hat gesagt: Wie ein Mosestuhl. — Vgl. Bacher, pal. Amor. 3,138; Krauß, Archäol. 3,208. — In der Parallelstelle Midr Esth 1,2 (85») ist der Text verderbt.— Anders verhält es sich mit der s-nrp Moses ExR 43 (99b): „Ich saß auf dem Berge 40 Tage u. 40 Nächte" (so der Midr Dt 9,9). Ist es denn möglich, daß Mose saß, während Gott stand? R. Darosai (im 4. Jahrh.) hat gesagt: Einen Lehnstuhl n-nrp machte ihm Gott nach Art des Lehnstuhls eines Advokaten; wenn diese vor einen Herrscher treten, so scheinen sie zu stehen, während sie lediglich sitzen. Und auch hier (in Moses Fall) war es so: um ein Sitzen handelte es sich, das wie ein Stehen erschien. c
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2 3 , 3 91: A l l e s n u n , w a s s i e e u c h s a g e n , d a s
tut.
Die Rabbinen forderten unbedingten Gehorsam gegen die Lehrentscheidungen der geordneten Instanzen auf Grund von Dt 17,10 f. Umgekehrt sicherten sie demjenigen Schuld- u. Straffreiheit zu, der im Gehorsam
gegen eine falsche Entscheidung eines Gerichtshofs tat-
sächlich eine Gesetzesübertretung begangen hatte.
Matth 23,3 ( « . 8 )
910 a
SDt 17,10 § 154 (105 ): ,Du sollst nach dem Wort tun, das sie dir verkündigen werden von jenem Ort aus, den Jahve erwählen wird" (also von Jerusalem aus) Dt 17,10. Wegen (Nichtachtung) einer Entscheidung des großen Gerichtshofes in Jerusalem macht man sich des Todes schuldig; aber nicht macht man sich des Todes schuldig wegen (Nichtachtung) einer Entscheidung des Gerichtshofes in Jabne (weil Dt 17,10 nur von Jer. handelt). „Nach der Tora, die sie dich lehren" Dt 17,11: wegen der Worte der Tora (u. ihrer Nichtbeachtung) macht man sich des Todes schuldig; aber nicht macht man sich des Todes schuldig wegen der Worte der Soph*rim (der Schriftgelehrten früherer Zeit). „Und nach der Rechtsentscheidung, die sie dir sagen werden, sollst du tun": das bezieht sich auf die Gebote; „weiche nicht von der Tora, die sie dir verkündigen werden": das bezieht sich auf die Verbote; „nach rechts oder nach links*: auch wenn sie in deinen Augen nach links zeigen, während es rechts ist, oder nach rechts, während es links ist, höre auf sie. — Parallelstelle Sanh 8 6 ; zum Teil auch Midr HL 1,2 (84*). || Hör 1,1: Wenn ein Gerichtshof (von Gelehrten) entschieden hat, eins von allen in der Tora genannten Geboten zu übertreten, u. ein einzelner geht dann hin u. tut aus Irrtum nach ihrem Ausspruch — gleichviel ob sie es taten u. er zugleich mit ihnen, oder ob sie es taten u. er nach ihnen, oder ob sie es nicht taten u. er (allein) tat es —, so ist er frei (von Schuld u. Strafe), weil er dem Gerichtshof gefolgt ist.—Vgl. pB rakh 1, 3 , 58: R. Chananja b. Ad(d)a hat im Namen des R.Tanchum b. Chijja (um 300) gesagt: Gewichtiger sind die Worte der Ältesten (Gelehrten), als die Worte der Propheten... . Prophet u. Ältester, wem gleichen sie? Gleich einem König, der zwei von seinen Geheimschreibern in eine Provinz (oder Stadt) entsandte; über den einen von ihnen schrieb er: Wenn er euch nicht meine Unterschrift u. mein Siegel zeigt, so glaubt ihm nicht. Und über den andren von ihnen schrieb er: Auch wenn er euch nicht meine Unterschrift zeigt, so habt ihr ihm zu glauben ohne Unter schrift u.Siegel. Ebenso heißt es über den Propheten Dt 13,2: „Wenn er dir ein Zeichen u. Wunder gibt"; dagegen heißt es hier Dt 17,11: Nach der Tora, die sie (die Ältesten = Gelehrten) dich lehren . . . sollst du tun. — Dasselbe pSanh 11,30 , 1; pfAZ 2, 41«, 49; Midr HL 1,2 (84"). || P°siqR3 ( 7 ) : Man sage nicht: Ich erfülle die Gebote der Ältesten nicht, weil sie nicht aus der Tora stammen. Gott sagt zu einem solchen: Nein, mein Sohn, sondern alles, was sie über dich verordnen, erfülle, Dt 17,11: Nach der Weisung, die sie dir erteilen usw. b
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23, 3 23: N a c h i h r e n W e r k e n a b e r tuet n i c h t ; denn s i e s a g e n es u. tun es n i c h t . Diesbezügliche ungünstige Urteile über die Pharisäer s. im Exkurs: Die Phar. u. die Sadduzäer Nr. 2. — Daß Theorie u. Praxis bei den Ge lehrten häufig auseinandertielen, erkennt man an den diese Erscheinung bekämpfenden Aussprüchen. a
SLv 26, 3 (448 ): „Wenn ihr in meinen Satzungen wandeln u. meine Gebote be obachten und sie tun werdet" Lv26, 3; damit ist der gemeint, welcher lernt, um da nach zu tun; nicht aber der, welcher lernt, um nicht danach zu tun; denn wer lernt, um nicht danach zu tun, dem wäre es besser, wenn er nicht geboren wäre. || LvR 35 (132 ): R. Chijja (um 200) hat gelehrt: Wer lernt, um nicht danach zu tun, dem wäre es besser, wenn er nicht geboren wäre. R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Wer lernt, um nicht danach zu tun, dem wäre es besser, wenn sich seine Nachgeburt um ihn geschlungen hätte u. er nicht an die Luft der Welt herausgetreten wäre. — Parallel stelle pB rakh 1,3b, 24. [| DtR 7 (204») s. bei Mt 21,31«.||B rakh 1 7 : Ein Gewohnheitsspruch im Munde Rabas (t 352): Der Endzweck der Weisheit ist Buße u. gute Werke; c
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Krauß, Lehnwörter, denkt an diplomatarius = Sekretär, Bewahrer der kaiserlichen Geheimschriften; andere an nomovoTtioiog oder 7ioXe uoyordgiog oder frumentarius (Proviantmeister). t
Matth 23,8 ( 8 ) . 2 8 , 4 ( 9 )
911
es soll der Mensch nicht die Schrift u. die Mischna studieren u. seinen Vater oder seine Mutter oder seinen Lehrer oder einen, der größer als er ist an Weisheit u. Zahl (I-313, Alter?), verachten; vgl. Ps 111,10: „Der Weisheit Anfang ist die Furcht Jahves; gute Einsicht haben alle, die sie (die Gebote) tun." Die sie „lernen", heißt es nicht, sondern die sie „tun", die sie um ihrerselbstwillen tun, aber nicht, die sie nicht um ihrerselbstwillen tun; wer sie nicht um ihrerselbstwillen tut, dem wäre es besser, daß er nicht erschaffen wäre. || Joma 72 b; Von innen u. von außen sollst du sie (die Bundes lade mit Gold) fiberziehen Ex 25,11. Raba (f 352) hat gesagt: Ein Gelehrtenschüler, dessen Inneres nicht ist wie sein Äußeres (der anders denkt als er handelt), ist kein Gelehrtenschüler. Abaje (t 338/39), nach andren Rabbah b. fUlla? (um 400 oder Rabba b. fülla? um 300) hat gesagt: Ein solcher wird ein Abscheulicher genannt, s.Hi 15,16. || ExR 43 (99b) Wenn ein Ältester (Gelehrter) eine Entscheidung trifft u. will, daß andere seine Entscheidung annehmen, so muß er selbst sie zuerst halten. Autor: R. Jicchaq, um 300. || Aboth 1,15: Schammai (um 80 v. Chr.) sagte: Mache dein Tora studium zu einer festgestellten Pflicht (zu einer festen Einrichtung); sprich wenig, aber tu viel. || TJ*b8,4 (250): Ben fAzzai (um 110) sagte: Wer sich nicht mit der Fort pflanzung befaßt ( = unverheiratet bleibt), dem rechnet es die Schrift so an, als ob er das (göttliche) Ebenbild verminderte; s. Gn 9, 6f.: Denn in seinem Bilde hat Gott den Menschen gemacht (u. unmittelbar darauf folgt:) Ihr aber seid fruchtbar u. mehret euch! Da sagte R. Eifazar (b. fAzarja) zu ihm: Schön sind Worte, wenn sie aus dem Munde ihrer Täter kommen; mancher trägt schön vor u. hält (auch das Vorgetragene) schön; Ben f Azzai trägt schön vor, hält aber nicht schön (denn er war unbeweibt ge blieben). Er antwortete ihm: Was soll ich tun? Meine Seele hängt an der Tora; s o mag die Welt durch andere erhalten werden! — Parallelstellen: J°b 63b; GnR 34 (21 ). || Targ Jerusch I Nu 23, 19: Nicht wie die Worte eines Menschen ist das Wort des lebendigen u. ewig bleibenden Gottes, des Herrn aller Welten, Jahves; denn ein Mensch sagt (etwas) u. (dann) weigert er sich (es zu tun). Und auch seine Werke gleichen nicht den Werken der Kinder des Fleisches, die beraten u. dann wieder zurücktreten von dem, was sie beschlossen haben. Aber der Herr aller Welten, Jahve, hat zugesagt, dieses Volk so zahlreich zu machen wie die Sterne des Himmels u. sie in Besitz nehmen zu lassen das Land der Kanafaniter; sollte er, was er gesagt hat, nicht tun? u. was er geredet, sollte er es nicht halten? || Chag 15b sagt eine Tochter des Apostaten Acher (— Elischaf b. Abuja, um 120) zu dem Patriarchen J huda I. in bezug auf ihren Vater: „Gedenke seiner Torakenntnis u. gedenke nicht seiner Taten!" :
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23,4 91: Sie b i n d e n s c h w e r e L a s t e n u. l e g e n s i e auf
die Schultern der Menschen.
Bei diesen drückenden Lastena wird man in erster Linie an die kleinlich genauen halakhischen Bestimmungen zu denken haben, mit denen die rabbinische Auslegung die einzelnen, in das Leben des Volkes tief eingreifenden Gebote belastet hatte, wie zB die Gebote über Rein heit u. Unreinheit, über Zehnten u. Heiliges, über Fasten u. Beten, über Heiligung der Sabbat- u. Feiertage u. dgl.; sodann aber auch an die sog. ni-pT?, Verhütungsvorschriften, mit denen man die biblischen Ge bote wie mit einem Zaun umgeben hatte, um sie so vor Übertretung zu sichern. So fügte man zB den Lv 18,6 ff. zur Ehe verbotenen Ver wandtschaftsgraden Uberall nach oben u. unten noch einen zweiten Grad e
a
hinzu ( J b 2 1 ) ; um die Mischehen mit Heiden zu verhindern, unterband man durch die 18 auf dem Söller des Chananja b. Chizqijja b. Garon gefaßten Beschlüsse überhaupt jeglichen Verkehr mit Nichtisraeliten
Matth 23,4 (91)
912
( 8 . Exk.: Stellung des Judentums zur nichtjüdischen Welt Nr. 3 Anm. b u. Nr. 5 E ) . Diese Vorbeugungstheorie wird bereits von den „Männern der 1
Großen S y n a g o g e " empfohlen ;b befolgt ist sie von der alten Synagoge wohl zu allen Zeiten, je nachdem die Verhältnisse dazu Anlaß boten, c Ihrer*Überspannung hatte man zwar gewisse Schranken gezogen, d Doch war es einem ungelehrten Juden, der für sich u. die Seinen das zum Leben Nötige ehrlich erwerben, zugleich seinem Gott in treuer Frömmig keit dienen wollte, einfach unmöglich, die schier zahllosen Sätze der Schriftgelehrten zu kennen, geschweige denn zu beobachten. Wenn man aber die Befolgung dieser rabbinischen Satzungen der der biblischen Gebote gleichwertig machte, waren schwere Gewissenskonflikte gerade für zartere religiöse Gemüter unvermeidlich.e a. Vgl. den oft vorkommenden Ausdruck r - w St „Joch der Tora" oder r-^'? St „Joch der Gebote". Aboth 3, 5: R. N chonja b. Ha-qana (um 70) pflegte zu sagen: Wenn jemand das Joch der Tora auf sich nimmt, so wird ihm das Joch der Regierung u. das Joch der weltlichen Beschäftigung abgenommen. || Sanh 94b j d von den Früheren (den 10 Stämmen) gesagt: Sie machten sich das Joch der Tora leicht = warfen es von sich m i n Vi* o r r V « lVpn u. von den Späteren (Generation des Hiskia): Sie machten sich das Joch der Tora schwer 'r Vi» omV» in-asn. || B rakh 2, 2 : R. J°ho8chua$ b. Qarcha (um 150) hat gesagt: Warum geht (im Sch maf) Dt ö, 4—9 dem Abschnitt Dt 11,13—21 vorauf? Damit man zuerst das Joch der Gottesherrschaft auf sich nehme u. hinterher das Joch der Gebote. Vgl. bei Mt 11,29 91. Speziell von der mündlichen Tora, d. h. von der traditionellen Gesetzesauslegung der Rabbinen, heißt es Tanch m8»-l>: Die mündliche Tora ist schwer zu erlernen u. es gibt bei ihr große Not. . . . Es gibt bei ihr Subtilitäten (o-pnrpij) der leichten u. schweren Gebote, u. sie ist hart wie der Tod (vgl. HL 8,6). b. Aboth 1,1: (Die Männer der Großen Synagoge n^insn rese) haben 3 Worte gesagt: Seid vorsichtig beim Richten, stellet viele Schüler auf u. machet einen Zaun i*z um die Tora. — Vgl. B rakh 1,1: Von wann an liest man das S c h l a f am Abend? Von der Zeit an, da die (unrein gewesenen) Priester wieder (in das Heiligtum) ein treten dürfen, um ihre Hebe zu essen (d. b . vom Erscheinen der Sterne an) bis hin zum Ende der ersten Nachtwache (etwa abends 10 Uhr). Das sind Worte des R. Elifezer (um 90). Die Gelehrten sagten: Bis hin zur Mitternacht; Rabban Gamliöl (um 90) sagte: Bis zum Emporsteigen des Morgengrauens. . . . Und nicht bloß hierbei, sondern bei allem, wovon die Gelehrten *„bis Mitternacht" gesagt haben, gilt, daß der gesetz lichen Pflicht genügt werden darf, bis das Morgengrauen emporsteigt. Wenn aber dem so ist, warum haben dann die Gelehrten gesagt: „bis Mitternacht"? Um den Menschen von der Übertretung fernzuhalten. (Man fordert erschwerend „bis Mitternacht", um so die Erfüllung bis zum Morgengrauen ganz sicherzustellen.) — Den Zweck, den die Gelehrten bei ihrer Entscheidung im Auge hatten, bezeichnet die Bar B^akh 4 b bildlich mit den Worten: Die Gelehrten haben einen Zaun für ihre Worte gemacht. c. Die biblische Begründung für die r n - u , zB für das Eenntlichmachen der Grab stellen, für Ausdehnung der Blutschandegesetze auf die zweiten Grade, hat man mehr fach in Lv 18,30 gefunden: „Beobachtet das mir gegenüber zu Beobachtende." Rab Aschi (t 427) hat gesagt: Machet einen Schutz (r^ova) um das mir gegenüber zu Be obachtende MQ 5«. || Die gleiche Erklärung von Lv 1«, 30 gibt Rab Kahana, um 375, J b 21*. — Dasselbe meint auch wohl SLv 18,30 mit den Worten: „Beobachtet das mir e
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Nach der Tradition ein Kollegium von 120 Männern, die in der Zeit nach Esra bis hinab auf Schimfon den Gerechten (L, um 300) die religiösen Angelegenheiten regelten und entschieden; s. Einl. S. 7. 117.
Matth 23,4 ( « . » )
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gegenüber zu Beobachtende , das will den Gerichtshof in bezug hierauf ermahnen (näm lich Vorbeugungsmaßregeln gegen die Übertretung der Gebote zu treffen). d. B Q 7 9 Bar: Obgleich man gesagt hat, daß man kein Kleinvieh im Lande Israel aufziehe (s. BQ 7,7), so zieht man doch Großvieh auf, weil man ein Verhütungs verbot m-w nur in dem Fall für die Gemeinde anordnet, daß die Mehrzahl der Ge meinde dabei bestehen kann. || Beca 2 b (Rabbah, f 330, hat gesagt:) Für etwas un gewöhnliches haben die Rabbinen kein V.verbot erlassen. || Beca 3 : (Abaje, f 338/39, hat gesagt:) Wir würden ja ein V.verbot für ein V.verijot erlassen n-wl> n-nj IITJJ! (was nicht statthaft ist). Ähnlich p P s l , 2 7 (2mal): e-, gibt es denn einen Zaun für einen Zaun? || GnR 19 ( 1 2 ) : Von den Früchten des Baumes, welcher inmitten des Gartens, hat Gott gesagt, von denen sollt ihr nicht essen u. sollt auch nicht daran rühren Gn 3, 3. Das meint auch Spr 30, 6: Füge nicht hinzu zu seinen Worten: er würde dich überführen u. du stündest dann als Lügner da. R. Chijja (um 200) hat als tannaltische Tradition gelehrt: Mache den Zaun nicht hoch über das eigentliche Verbot hinaus, damit er nicht einfalle u. die Pflanzungen umbreche. So hatte Gott gesagt Gn 2,17: „Denn an dem Tage, da du von ihm issest, wirst du gewißlich sterben." Sie (Eva) sagte aber nicht so, sondern auch, daß Gott gesagt habe: Ihr sollt auch nicht daran rühren Gn 3, 3. Da nun die Schlange sah, wie sie (Eva) an dem Baum vorüberging, nahm sie sie, stieß sie gegen den Baum u. sprach: Siehe, du stirbst nicht! Wie du nicht durch sein Berühren gestorben bist, so wirst du auch nicht durch das Essen von ihm sterben! — Daß die Meinungen über den Wert einiger rabbinischer Verhütungsverböte gar geteilt waren, zeigt pSchab 1, 3 , 26: Jener Tag (an welchem die 18 Beschlüsse auf dem Söller des Chananja b . Chizqijja b. Garon gefaßt wurden) war für Israel schlimm, wie der Tag, an welchem das (goldene) Kalb gemacht wurde. R. Elifezer (um 90, Anhänger der Schule Schammais) sagte: An jenem Tage machte man dem Maß einen Haufen. R. J'hoschuaf (um 90, Anhänger der Schule Hilleis) sagte: An jenem Tage strich man es ab. R. Elifezer sagte zu ihm: Wenn dem Maß (der biblischen Satzungen) etwas mangelte u. man machte es voll (durch jene 18 rabbinischen Beschlüsse), so tat man doch recht daran! Gleich einem Faß, das voll von Nüssen ist; soviel Sesam (Mohn) du auch hineintust, es faßt ihn (denn er füllt nur die Lücken zwischen den Nüssen aus; so waren auch jene 18 Bestimmungen eine nützliche Ergänzung der biblischen Satzungen). R. J hoschuaf sagte zu ihm: Wenn es voll war u. man machte, daß ihm etwas mangelte, das wäre recht? Gleich einem Faß, das voll von ö l ist; soviel Wasser du hineintust, soviel Öl verschüttet es (so haben jene 18 Bestimmungen die biblischen Satzungen nicht verbessert, sondern ver wässert). Parallelstelle: Schab 153b. b
:
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e. Vgl. die Zitate bei Mt 2,4 S. 81 f. u. bei 15,2 « ß. 691 ff.
23,4J8:Sieselbstaber w o l l e n sie m i t i h r e m F i n g e r n i c h t b e w e g e n . e
pSota 3,19», 16: R. Z riqa (um 300) hat im Namen des Rab Huna (f 297) gesagt: Der, welcher für sich selbst in erleichterndem Sinn u. in bezug auf andre in er schwerendem Sinne entscheidet (ist ein schlauer Gottloser). — Dafür Sota 21b; Der es sieb selbst leicht macht u. andren schwer. II B°rakh 22» sagt R. J huda, um 150, von sich: Wenn ich auch bei andren erleichternd entscheide, so entscheide ich in be zug auf mich selbst in erschwerendem Sinn. || Chul 43 b: Wer tun will nach den Worten der Schule Schammais, der darf es; wer nach den Worten der Schule Hilleis, der darf es; wer nach den Erleichterungen der Schule Schammais u. nach den Erl. der Schule Hillels (d. h. wer in jedem Einzelfall immer der erleichternden Schule folgt), der ist ein Gottloser; wer nach den Erschwerungen der Schule Schammais u. nach den Erschw. der Schule Hillels, über den sagt die Schrift Qoh 2 , 1 4 : Der Tor wandelt in Finsternis. — Dasselbe als Bar fEröb; RH 14b. y R. Melr (um 150) sagt von sich: Wenn ich auch für andre in erleichterndem Sinn entschieden habe, so entscheide ich in bezug auf mich selbst in erschwerendem Sinn; s. pBH-akh 1,3», 9 nebst Parallelen e
S t r a c k n . B U l e r b e c k , NT I.
58
Matth 23,5.6 ( * )
914
bei Mk 6,13. II Sukka 29 b s. bei 5, 5 S. 199. || Dem daxxv'Xco xivsiv entspricht einigermaßen das hebr. * ? s t < a ? » . Aboth RN 2 sagt eine Frau von ihrem Mann: „Selbst mit seinem kleinen Finger hat er mich nicht angerührt.* 23,5 91: A l l e i h r e W e r k e tun s i e , um v o n den M e n s c h e n g e s e h e n zu w e r d e n , pßorakh 9, H , 40: Sieben Klassen von Pharisäern gibt es: Der Schulterpharisäer.... Der Schulterpharisäer trägt seine Gebotserfüllungen auf der Schulter (d. h. allgemein zur Schau). — Die ganze Stelle im Exkurs: Die Pharisäer u. die Sadd. Nr. 2. — Vgl. die Warnung Hillels (um 20 v. Chr.) Aboth 1,13: Wer sich einen Namen machen will, verliert den Namen; wer nicht hinzufügt, macht aufhören; wer nicht (Tora) lernt, ist des Todes schuldig, u. wer sich der Krone (der Torakenntnis) zu seinem eignen Vorteil bedient, der gebt zugrunde. — Ferner Aboth 4, 5: R. Cadoq (um 70 n. Chr.) s a g t e : . . . Mache (die Torakenntnis) nicht zu einer Krone, um damit großzutun, auch nicht zu einem Grabscheit, um damit zu graben (Geld zu verdienen). Und so hat Hillel gesagt: Wer sich der Krone (der Torakenntnis) zu seinem eigenen Vorteil bedient, der geht zugrunde. Siehe, da lernst du: Wer von den Worten der Tora Nutzen zieht, der bringt sein Leben aus der Welt. — Vielfach hat besonders der Wohltätigkeitebetrieb dem Zwecke gedient, „um von den Menschen gesehen zu werden", s. den Exkurs über die private Wohltätigkeit; ferner s. bei Mt 6 , 2 . 5 . b
23.5 83: Sie m a c h e n i h r e D e n k z e t t e l ( G e b e t s r i e m e n ) b r e i t . e
Über die Phylakterien oder T phillin s. den betreifenden Exkurs. — Das Breitmachen war möglich, weil deren Größenverhältnisse von der Halakha nicht normiert waren, s. Exk. Nr. 3 A. — Da die Stelle, an der die Kopft philla getragen wurde, für zwei T phillinkapseln Platz bot, hielt es R. Chaggai (um 330) sogar zulässig, zwei KopfVphillin anzulegen. pf Er 10,26", 34: Will jemand (am Wochentag zwei Kopft^hillin) anlegen, so tue er es. — Zum ostentativen Tragen der Ph. seitens Scheinheiliger s. Exkurs Nr. 6 Anm.». e
e
2 3 , 5 6 : Sie m a c h e n i h r e E l e i d e r q u a s t e n
groß.
Nur das Mindestmaß der Schaufäden hatte die Halakha festgesetzt; sie konnten also nach Belieben vergrößert werden; s. Exk. über die £icith. 23.6 91: Sie l i e b e n den e r s t e n P l a t z b e i d e n
Gastmählern.
Um 300 n. Chr. war es üblich, die Rangordnung bei Tisch nach dem a
Alter der Geladenen festzusetzen. BB 1 2 0 : R. Ammi (um 300) hat g e sagt: In der Akademie geht es nach der Gelehrsamkeit (der Gelehrteste sitzt obenan), bei Tisch aber nach dem Alter (der Älteste sitzt obenan). — In der älteren, für M t 2 3 , 6 maßgebenden Zeit galten andre Grundsätze. TB'rakh 5,5 (12): Wie war die Ordnung (Reihenfolge) beim Zutischeliegen? Wenn zwei Speisepolster da waren, lag der Angesehenste (^i-u) am Kopfende des ersten Polsters u. der zweite nach ihm unterhalb von ihm (d. h. auf dem zweiten Polster so, daß sein Kepf sich etwa in Brusthöhe des Angesehensten befand). Wenn drei Polster da waren, lag der Angesehenste am Kopfende des mittleren Polsters; der zweite nach ihm oberhalb von ihm (d. h. hinter dem Angesehensten so, daß des letzteren Kopf sich in Brusthöhe des zweiten befand); der dritte nach ihm unterhalb von ihm (dem An* gesehensten, so wie es beim Vorhandensein von zwei Polstern üblich war). So ordnete 1
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hier nicht der „Älteste*, sondern der Angesehenste, wie in den §§ 6 u. 7.
Matth 23,6 (31. ö )
915
man immer weiter (d. h. der vierte hatte seinen Platz neben dem zweiten, der fünfte neben dem dritten, der sechste neben dem vierten usw.; vgl. den Exkurs: Ein alt jüdisches Gastmahl Nr. 4). — Dasselbe als Bar pTafan 4 , 6 8 , 51; Brakh46»>. — Vgl. auch Hör 1 3 Bar: Wenn der X*VJ (Präsident des Synedriums, Oberhaupt der Akademie) eintritt, steht alles Volk (die ganze Versammlung) u. setzt sich erst, wenn er zu ihnen sagt: Setzt euch! Wenn der -p- r-a as (der Vizepräsident) eintritt, bildet man für ihn eine Reihe auf dieser Seite u. eine Reihe auf jener Seite, bis er (durch diese beiden Reihen von Stehenden hindurchschreitend) sich auf seinen Platz gesetzt hat. Wenn der a a r (der .Gelehrte") eintritt, bleibt die eine Reihe sitzen, während die andre steht, bis er sich auf seinen Platz gesetzt hat. Die Söhne von Gelehrten u. die Ge lehrtenschüler dürfen, wenn die Mehrzahl ihrer bedarf, über die Köpfe des Volkes hin wegschreiten (um nach vorn zu gelangen).... Die Söhne der Gelehrtenschüler, deren Väter zu Gemeindevorstehern ernannt sind, dürfen, wenn sie Kenntnis besitzen, um zuzuhören, eintreten u. vor ihren Vätern Platz nehmen, während ihr Rücken dem Volk zugewandt ist. Wenn sie aber keine Kenntnis besitzen, um zuzuhören, so dürfen sie eintreten, müssen aber vor ihren Vätern so Platz nehmen, daß ihr Angesicht dem Volk zugewandt ist. R. Eifazar b. Cadoq (I. um 100, II. um 150) sagte: Auch bei einem Gast mahl macht man sie zum Anhängsel (ihrer Väter, sie sitzen also bei diesen oben an). . . . Raba (f 352) hat (mit Bezug auf den letzten Satz) gesagt: Bei Lebzeiten ihrer Väter, in Gegenwart ihrer Väter (um diese damit zu ehren). a
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Da also für die Tischordnung in der älteren Zeit das Ansehen der Gäste maßgebend gewesen ist, wie hätten sich da nicht Eitelkeit u. Ehrgeiz hervorwagen sollen? Vgl. auch den nächsten Abschnitt. 23,6 93: D i e e r s t e n S i t z e in den S y n a g o g e n . Elbogen, Die Religionsanschauungen der Pharisäer S.38f. schreibt: „Im Evangelium des Mt wird gegen die Schriftgelehrten der Vorwurf erhoben, daß sie auf besondere Ehrungen in den Synagogen Anspruch erhoben (23, 6). An diesem Punkte können wir nun die Strafrede des Evang. kontrollieren u. feststellen, daß nach allen sonstigen Berichten über die Synagogen gerade das Gegenteil sich als wahr erweist. Das sollte der Geschichtsforschung ein wichtiger Fingerzeig sein für den Grad der Glaubwürdigkeit, die wir der Polemik des Evang. beimessen dürfen. "In einer Anm. rügt E., daß Schürer 2,317 sogar verallgemeinernd schreibe: „Überhaupt machten die Rabbinen überall auf den ersten Rang Anspruch" u. er behauptet: „Bei Gastmählern saß man nach dem Alter, s. BB 120 ." — Aber der letzte Satz ist irreführend, da man in der älteren Zeit nach dem Ansehn zu Tische gelegen hat (s. oben), u. auch die ersten Sätze sind nicht richtig. TM g 4, 21 (227) heißt es: Wie saßen (in den Synagogen) die Ältesten (o-opt = Gelehrte)? Ihr Angesicht war dem Volke zugewandt u. ihr Rücken dem Heiligen (d. h. dem Toraschrank). — Die Gelehrten haben hiernach in den Synagogen nicht inmitten des übrigen „Volkes" gesessen, sondern haben bevorzugte Plätze inne gehabt. Vielleicht hat das Streben nach Ehrenplätzen in den Synagogen erst in Jesu Tagen seinen Anfang genommen; die Tosephtastelle würde 3
a
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Der Chakham (identisch mit dem sVtvs = Vorzüglichster des Gelehrtenkollegiums) ist der Referent, bezw. der Diskussionsleiter. 58*
Matth 23,6 (®). 23, 7 (Nr. 1)
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dann beweisen, daß dies Streben von Erfolg gewesen ist. Wenn aber Mt über eine geringfügige Einzelheit, die selbst jüdische Gelehrte von Ruf heute noch in Abrede stellen, sich genau unterrichtet erweist, darf man auch der ganzen Polemik in Kap. 23 Vertrauen entgegenbringen. pPea 8,21b, 44: Ein Blinder kam nach dem Wohnort des R. Elifezer b. Jafaqob (um 150). R- El. setzte sich unter ihn. Man dachte: „Wenn das nicht ein angesehener Mann wäre, so hätte sich R. El. b. J. nicht unter ihn gesetzt", u. so sorgte man in ehrenvollster Weise für seine Verpflegung. Er sprach: Warum dies? Sie antworteten: R. El. hat sich unter dich gesetzt. Da betete er dieses Gebet für ihn: Du hast Liebe erwiesen einem, der gesehen wird u. nicht sieht (vgl. pSclr"q 5,49 b, 18); der, welcher sieht u. nicht gesehen wird (d. h. Gott), nehme deine Freundlichkeit (wörtlich: Be sänftigung) an u. vergelte dir Liebe! — Ob der Vorfall in einer Synagoge oder in einem Lehrhaus sich zugetragen hat? Jedenfalls zeigt die Stelle, daß die Menge daran ge wöhnt war, aus der Platzordnung, die die Gelehrten beobachteten, auf deren Ansehn zu schließen. Die Platzfrage kann also mindestens keine nebensächliche Frage ffir die jlid. Gelehrten gewesen sein. || Wie sehr die Roge Jesu am Platze war, beweist auch folgender Ausspruch des Schimfon b. fAzzai (um 110) AbothRN 25: Rücke von deinem (dem dir zukommenden) Platz zwei oder drei Stufen hinunter. Es ist dir besser, daß man zu dir sage: „Rücke herauf", als: „Rücke hinunter!" s. Spr 25,7: Besseristes, daß man zu dir sage: „Röcke herauf"! als daß man dich erniedrige vor einem Vor nehmen, den deine Augen gesehen haben. — Die Parallelstelle LvR 1 (105 ) bei Mt 18,4. — Wenn die gewünschte Bescheidenheit immer geübt worden wäre, hätte Ben fAzzai sie in dieser Weise nicht zu fordern brauchen. || Tafan 21b; Rab Nachman b. Chisda (um 300, der ein allgemeines Fasten angeordnet hatte) sagte zu Rab Nach man b. Jicchaq (f 356, der beim Fastengottesdienst unter den gewöhnlichen Leuten saß, vgl. Raschi): Es stehe doch der Herr auf u. komme zu uns! Er antwortete: Wir haben gelernt: R. Jose (um 150) hat gesagt: Nicht der Platz (Ort) eines Menschen ehrt diesen, sondern der Mensch ehrt seinen Platz. Denn so finden wir es beim Berge Sinai: so lange die Sch kbina (Gottheit) auf ihm weilte, sagt die Tora Ex 3 3 , 3 : Auch das Klein vieh u. das Rindvieh darf nicht gegen diesen Berg hin weiden. Als aber die Sch khina sich von ihm entfernt hatte, sagt die Tora Ex 19,13: Wenn man das Widderhorn bläst, sollen sie an den Berg emporsteigen. Ebenso finden wir es bei der Stiftshütte in der Wüste: solange sie aufgeschlagen war, sagt die Tora Nu 5 , 2 : Sie sollen jeden Aus sätzigen . . . aus dem Lager fortschicken. Waren aber die Vorhänge (der Stiftshütte) zusammengerollt, dann durften mit Fluß Behaftete u. Aussätzige dort hineinkommen. Da sagte er zu ihm: Wenn dem so ist, dann wollen wir aufstehn u. zu dem Herrn kommen. Man antwortete ihm (dem Rab Nachman b. Chisda): Es ist besser, daß die Mine, die von einer halben Mine stammt, zur Mine, die von einer ganzen Mine stammt, geht, als daß die Mine, die von einer ganzen Mine stammt, zur Mine, die von einer halben Mine stammt, geht. — Auch diese Stelle zeigt, daß die Gelehrten in den gottes dienstlichen Versammlungen bevorzugte Plätze innehatten. c
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e
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23,7: 1. 'Paßßsi, ^ „Lehrer"
„Rabbi" genannt
werden.
„mein Herr", „mein Lehrer",
an in der Bedeutung e
schon im Munde des um 110 v. Chr. lebenden J hoschua
f
e
b. P rachja: Schaffe dir einen Lehrer an u. erwirb dir einen Studien genossen nan Aboth 1,6. — Gegen Ende des 1. Jahrh.s n. Chr. wird -«an Titel der palästinischen Gesetzeslehrer, wobei das Personalsuffix seine 1
O B -ja ns* wörtlich: Mine, Sohn der Hälfte; „Mine" bildliche Bezeichnung eines anerkannten Gelehrten, „halbe Mine* Bezeichnung eines mittelmäßigen Gelehrten. Beide Rab Nachman sind Minen, aber Chisda, der Vater des einen, ist größer als Jicchaq, der Vater des andren.
Matth 23, 7 (Nr. 1.2). 23,8 (W)
917 1
ursprüngliche Bedeutung verlor (vgl. „monsieur"); in Babylonien be diente man sich des Titels an. || --n „unser Lehrer" findet sich als ehrender Titel des Jochanan b. Zakkai, f um 80, u. einiger Nachkommen Hillels (s. Einl. 120rf), ist nach Dalman, Worte Jesu 1,273, „die ältere jüdische Bezeichnung des von der römischen Regierung anerkannten Hauptes der Juden" (doch wird schon Gamliel I. Rabban genannt). Das T*Eduj 3,4 (360) über den Unterschied von Rabbi u. Rabban Gesagte ist nicht von e
Belang. Gamliels III. Vater, J huda I., heißt kurzweg „Rabbi", © i ^ n -san „unser heiliger Lehrer", oder src-r- „Fürst, patriarcha", welcher Titel auch seinen Nachfolgern eignete. 2. Im NT ist „Rabbi" ehrende A n r e d e „mein Herr, mein Meister". d
Ebenso wird Hillel LvR 34 ( 1 3 0 ) zweimal angeredet (s. bei M t l 3 , 3 S. 654 f.), u. die Schüler des Nachum aus Gimzo (um 90) fragen ihren Meister, obgleich er den Titel „Rabbi" nicht führte, mit der Anrede „Rabbi", s. Ta*an21«. Ferner s. Mak24» bei Mt23,9 S.919; AbothRN 14 bei Mt 25,14
ff.
Nr. 2.
23,8 51: I h r a b e r s o l l t e u c h n i c h t Warnung
„Rabbi" nennen
lassen.
vor Ehrsucht.
Aboth 1,13: Hillel (um 20 v. Chr.) pflegte zu sagen: Wer sich einen Namen machen will, büßt den Namen ein . . . u. wer sich der Krone (des Torastudiums für selbstische Zwecke) bedient, schwindet dahin. — Aboth 4, 5 s. bei 23, 5 %. || Das. 6 , 4 : Suche nicht Größe für dich u. verlange nicht nach Ehre. Über dein Lernen hinaus handle (gute Werke gelten mehr als das Studium) u. laß dich nicht gelüsten nach den Tischen der Könige; denn dein Tisch ist größer als ihr Tisch u. deine Krone größer als ihre Krone, u. zuverlässig ist dein Arbeitsherr (Gott), daß er dir den Lohn deiner Arbeit auszahlen wird. — SDt 11,22 § 4 8 (84 b): „Jahve euren Gott zu lieben" Dt 11,22. Viel leicht möchtest du sagen: Siehe, ich will Tora lernen, damit ich ein Gelehrter heiße, damit ich einen Sitz in der Akademie erlange, damit ich lange lebe in der zukünftigen Welt; darum sagt die Schrift lehrend: „Zu lieben Jahve euren Gott." Lerne überall (ohne Nebenabsichten), schließlich wird (auch) die Ehre kommen. Und so heißt es Spr 4,22: Leben sind die Worte der Tora für jeden, der sie erlangt, u. seinem ganzen Leibe Heilung. Und 3,18: Ein Lebensbaum ist sie denen, die sie ergreifen, u. wer sie festhält, ist glückselig. Und 4, 9: „Sie wird deinem Haupte einen anmutigen Kranz verleihen; sie wird dich mit einer prangenden Krone beschenken", „einen anmutigen Kranz" in dieser Welt, „mit einer prangenden Krone wird sie dich beschenken" in der zukünftigen Welt. Und 3, 16: „Dauer der Tage ist in ihrer Rechten", nämlich in der zukünftigen Welt, „u. in ihrer Linken Ehre u. Reichtum", nämlich in dieser Welt. R. El'azar b. Cadoq (I., um 100) sagte: Übe die Worte der Tora um ihrer Ausübung willen, rede von ihnen um ihrer selbst willen. Und also pflegte er zu sagen: Wenn das Leben Belsacars, weil er sich der Geräte des Heiligtums bediente, die doch profane Geräte waren, aus dieser Welt u. aus der zukünftigen Welt entwurzelt wurde — um wieviel mehr gilt dann von dem, der sich des Gerätes, durch welches diese u. die zuk. Welt erschaffen wurde (d. h. der Tora) bedient (für selbstische Zwecke), daß sein Leben aus dieser u. der zuk. Welt entwurzelt werde! — Dasselbe mit Erweiterungen als Bar N d 6 2 ; hier als Anfangsworte: Es soll der Mensch nicht sagen: Ich wül die Schrift studieren, damit man mich einen Gelehrten nenne; ich will den Traditionsstoff (Mischna) e
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Später wurde der Titel „Rabbi" durch Ordination verliehen; Nichtordinierte wurden bei ihrem bloßen Namen genannt.
Matth 23,8 ( « . » . 6). 23,9 (Nr. 1.2)
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studieren, damit man mich „Rabbi" nenne, damit ich ein Ältester ipt werde u. einen Sitz in der Akademie erlange usw. — Den Gedanken, den R. El'azar b. Cadoq aus Belsacars Geschick gefolgert hat, spricht fast mit denselben Worten R. Jochanan, f 279, aus N"d 62». || SDt 11,13 §41 (79b) „Jahve euren Gott zu lieben" Dt 11,13. Vielleicht möchtest du sagen: Siehe, ich will die Tora studieren, damit ich reich werde u. damit ich „Rabbi" genannt werde u. damit ich Lohn empfange; deshalb sagt die Schrift lehrend: „Zu lieben Jahve euren Gott." Alles was ihr tut, sollt ihr nur aus Liebe tun. :
2 3 , 8 © : Einer ist euer Lehrer,
V/AOJV 6 oiddaxaXoc, aram. = Tban.
In formeller Hinsicht ist vergleichbar Aboth 4, 8: R. Jischmacel b. Jose, um 180, pflegte zu sagen: Sei nicht allein Richter; denn allein richtet nur einer (nämlich Gott) i n s «ax
• H T P
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ywe.
23,8 6 : I h r a l l e s e i d B r ü d e r . Zur Anrede: „mein Bruder", „unsre Brüder" s. bei Apg 23,1 u. bei Mt 5,22 83. 23,9:
Einen Vater von euch sollt ihr n i c h t auf Erden nennen. e
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1. Nach B rakh 1 6 Bar sollen nur die drei Patriarchen Abraham, Isaak u. Jakob „Väter" genannt werden: Man nennt „Väter" nisj* nur die drei, u. man nennt „Mütter" ninax nur die vier (Sara, Rebekka, Lea u. Rahel). — Unter dem Ehrennamen „Väter* oder „Väter der Welt" wird denn auch tatsächlich oftmals von den drei Stammvätern Israels geredet. B rakh 2 6 b R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Die Gebete (d. h. das drei malige Beten morgens, nachmittags u. abends) haben die Väter angeordnet. — Wer hier unter den „Vätern" zu verstehen ist, zeigt die dann folgende Bar: Abraham hat das Morgengebet angeordnet; Isaak das Nachmittagsgebet; u. Jakob das Abendgebet. || RH 1 0 Bar: R. Elicezer (um 90) sagte: Im Tischri wurden die Väter (Abraham u. Jakob) geboren, im Tischri sind die Väter gestorben; am Passahfest wurde Isaak g e b o r e n . . . . R. J'hoschuaf sagte: Im Nisan wurden die Väter geboren, im Nisan sind die Väter ge storben; am Passahfest wurde Isaak geboren. Weitere Beispiele s. M"khEx 16,10 (56 b); 17,9(61b); 17,12(62»). SLv26,42(458»); TK.«*4,15(567). \\ „ V ä t e r d e r W e l t " zB Midr Ps 8 § 4 (38bj: Als Gott Israel die Tora geben wollte, sprach er zu ihnen: Stellet mir Bürgen, daß ihr die Tora halten werdet! Sie sprachen zu ihm: Siehe, die Väter der Welt av*n rna» sind Bürgen für uns. — In MidrHL 1,4 (85 b), R. Melr, um 150, als Autor, steht dafür „unsre Väter"; in Tanch v r i 50b werden auch die Namen der drei Erzväter genannt. || TanchB vp* §11 ( 9 8 ) : So haben unsre Lehrer gelehrt: Man betet nicht mehr als die drei Gebete, die die Väter der Welt angeordnet haben. — Ferner s. Tanch yp* 49»; M i d r P s 5 5 § l (146«); aramäisch x-sV? rnaa Targ Jerusch I Dt 28,15; Targ Ps 68,16; 99,6. :
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2. Die Bar in Nr. 1 ist nicht ein striktes Verbot. Schon der Name des MischnatraktatsniaK beweist, daß a.x, determiniertxaxkein seltener Ehren name Gelehrter oder sonst angesehener Männer gewesen ist. Vgl. ferner: fEduj 1,4: Warum werden die Worte Schammais u. Hillels zwecklos erwähnt (da die Halakha in den vorliegenden Fällen sich nicht nach ihnen gerichtet hat)? Um die künftigen Geschlechter zu lehren, daß ein Mensch nicht auf seinen Worten bestehen soll; denn siehe, die „Väter der Welt" (d. h. Sch. u. H.) haben auf ihren Worten nicht bestanden. — Auch R. Jischmafel u. R. cAqiba werden „Väter der Welt* genannt pRH 1,66 , 21 u. pSch q 3,47 b, 22: R. Jinn ja (um 320) u. R. Meascha (IL, um 820) haben im Namen des R. Sch muöl b. Jicchaq (um 300) gesagt, daß über den Zeitpunkt der Viehverzehntung die Väter der Welt verschiedener Meinung gewesen seien. Wei waren jene Väter der Welt? R. Jona (um 350) bat vor R. Jirm ja als tannaltische Tradition gelehrt: R. Jischmafel u. R. fAqiba (waren es). — Weitere Beispiele s. bei Mk 11,10. — d
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Matth 23,9 (Nr. 2. 3). 23,10
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Das Ehrenprädikat „Abba" ist einer großen Anzahl von Namen beständig vorangesetzt, so daß es mit diesen allmählich wie zu einer Einheit verwachsen erscheint. Beispiele aus älterer Zeit: Abba Chilqijja (um 50 n. Chr.), Abba Schahil b. Batnith (um 70), Abba Jose b. Jochanan aus Jerusalem (um 70), Abba Chanin (um 140), Abba Chalaphta (um 120), Abba Jose aus Machoz (um 140), Abba Scha>ul (um 150), Abba Kohen aus Bardala (um 150?), Abba Jose b. Dosthai (um 160), Abba Jose b. Chanin (um 180), Abba Gorjon aus Sidon (um 180?), Abba EUazar b. Gamla (um 200), Abba Binjamin u. Abba Doresch (zwei Tannalten unbestimmter Zeit). — Eine Bar B rakh 16b verbietet die Verwendung der Ehrenbezeichnung „Abba* nur in bezug auf Sklaven, u. selbst dies hat Rabban Gamliöl in seinem Hause nicht beobachtet. Die Bar lautet: Sklaven u. Sklavinnen nennt man nicht „Vater" NN u. „Mutter* NN; aber die des Rabban Gamliöl (um 90) nannte man «Abba" NN u. „Imma* (»»"«;) NN. Das ist ja ein Vorfall, der (die Bar) aufhebt! Es geschah, weil sie angesehen waren. — Parallelstelle pNidda 1,49 b, 43. e
3. Als A n r e d e an Gelehrte ist TMJ mein Vater, aram. tax, nicht üblich gewesen. Mak 24 » : Wenn der König Josaphat einen Gelehrtenschüler sah, stand er von seinem Thron auf, umarmte u. küßte ihn u. redete ihn an „mein Vater mein Vater, mein Lehrer mein Lehrer, mein Herr mein Herr", *-""3"} *a2 " » "a«. Die Worte *as "-an stehen weder in der Handschrift München noch in der Parallelstelle K tb 103b. Und auffallend ist, daß da, wo das AT selbst gerade zu dieser Anrede aufforderte (2Kg 2,12; 5,13; 6,21; 13, 14) der Prophetentargum für *ax setzt *a-i „mein Lehrer" oder *i* „mein Herr". Auch 1 Sm 24,12 ist -as übersetzt mit ~:-r? = mein Herr. e
23,9:
E i n e r i s t euer V a t e r der h i m m l i s c h e , s. bei 6,4.
23,10: A u c h s o l l t ihr euch n i c h t F ü h r e r xa^yiyra/'nennen lassen. Durch Lightfoot (zu 23, 7) ist es üblich geworden, rrn« als das rabbinische Äquivalent von xctO-rffrpriq anzusehen. Aber wo der gegen wärtige Talmudtext die Anrede ->-yi hat, ist zu lesen „mein Herr". Daraus hat Dalman, Worte Jesu 1,276, den Schluß gezogen, daß Mt23,10 nur eine andre Rezension von Vers 8 sei, u. daß ein besonderes semitisches Äquivalent zu xa&rjyrfn]g nicht gesucht zu werden brauche. Will man ein solches, so kann man an D*"*B, ND:^B oder an rnjrj denken. 0
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c . ca-r. B rakh28»: R. J hoschua< (um 90) sagte zu Rabban Gamliöl (IL): Wehe dem Zeitalter, dessen Führer C:->B (Versorger, Vorsteher) du bist, der du die Not der Gelehrtenschüler nicht kennst bei dem, womit sie sich erhalten u. ernähren. II (Ar 17«: Geteilter Meinung waren über ve-y* n-,-i Ps 24,6 der Patriarch R. J'huda II. (um 250) u. die Rabbinen. Der eine (wohl die letzteren) sagte: Eine Generation entspricht dem Führer zw, u. der andre sagte: Der c entspricht seiner Generation. || Tacan 9 » : R.Jose b. J huda (um 180) sagte: Drei gute D-CS-C sind den Israeliten erstanden, nämlich Mose, Ahron u. Mirjam, u. drei gute Gaben sind durch sie (oder ihretwegen) gegeben worden: der Brunnen (der Israel durch die Wüste begleitete), die Wolke u. das Manna. — Sehr häufig ist 'r. Bezeichnung des G e m e i n d e v o r s t e h e r s . pPeaS,21»,31: Man wollte den R.
Matth 23,10.11
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alle Großen der Völker der Welt in der Trauerreihe auf u. sprachen: Wehe der Welt, die ihren Führer v n j o verlor, u. wehe dem Schiff, das seinen Steuermann verlor! || ExR 40 (97»): Gott holte dem Mose das Buch des ersten Menschen n. zeigte ihm (darin) alle Geschlechter, die auftreten werden von der Weltschöpfung an bis hin zur Auf erstehung der Toten, jedes Geschlecht samt seinen Königen, jedes Geschlecht samt seinen Führern i - r n s » , jedes Geschlecht samt seinen Propheten. Ähnliche Aufzählungen s. P siqR23(115a) TanchB ^ r n a i § 6 (6b). || Gott als Führer der Welt GnR 39 (23«): Jahve sprach zu Abram: „Geh aus deinem Lande" usw. (Gn 12,1). . . . R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Gleich einem, der von Ort zu Ort zog u. eine Burg brennen sah; er sprach (bei sich selbst): Man möchte meinen, daß diese Burg ohne Führer J T U S »Va ist. Da blickte der Herr der Burg auf ihn u. sprach zu ihm: Ich bin der Herr de; Burg! Ebenso als unser Vater Abraham dachte, man könnte meinen, daß diese Welt ohne Führer avire «bz sei, blickte Gott auf ihn u. sprach zu ihm: Ich bin der Herr der Welt! || Tanch orsc 240b; Mose sprach zu Gott: Wenn du einen Führer S - H M über sie (Israel) setzen willst, so setze einen Menschen über sie, der jeden nach seiner Sinnesart verträgt. — Als Anrede wird weder CJ-B noch r n : « gebraucht. e
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23,11: D e r G r ö ß e r e v o n euch soll e u e r D i e n e r sein. Von einem Schüler verlangte man wohl, daß er seinem Lehrer diene ;a er sollte so durch den täglichen Umgang, durch das Vorbild seines Lehrers praktisch in die geltende Halakha eingeführt werden, b Aber daß ein Größerer der Diener eines Geringeren sei, hat man wohl nie gefordert. Und als Rabban Gamliel (um 90) tatsächlich einmal bei Tisch seinen Gästen dienen wollte, rief das mehr Staunen als Anerkennung hervor, c e
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a. B rakh 7 : R. Jochanan (f 279) hat im Namen des R. Schimfon b. Jochai (um 150) gesagt: Wichtiger ist das Bedienen der Tora ( = der Toralehrer) als ihr Studium; s. 2 Kg 3,11: Hier ist Elisa, der Sohn Schaphats, welcher Wasser auf die Hände des Elias goß. Der „gelernt" hat, heißt es nicht, sondern der „gegossen" hat. Das lehrt, daß ihre Bedienung wichtiger ist als ihr Studium. || B rakh47b Bar: Wenn einer auch die Schrift u. den Traditionsstoff (Mischna) studiert, aber nicht die Gelehrtenschüler be dient hat (im tagtäglichen Umgang mit ihnen), so ist er ein fAm ha-arec (ein Gesetzes unkundiger). || K°th 96»: R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt, R. Jochanan (f 279) habe gesagt: Wer seinen Schüler hindert, ihm zu dienen, ist wie einer, der ihm die Liebe versagt, s. Hi 6,14: Der seinem Freunde Liebe entzieht (so der Midr, vgl. Raschi). Rab Nachman b. Jicchaq (f 356) sagte: Er ist auch wie einer, der die Gottesfurcht von sich wirft; s. Hi das.: Und die Furcht vor dem Allmächtigen wird er aufgeben. || Ferner s. Sota 21b bei Mt 10,1 S. 527. || Derekh Erec Zuta 8: (R. fAqiba, f um 135) pflegte zu sagen: Wer die Gelehrten nicht bedient, ist des Todes schuldig. b. Aboth 6,5: Durch 48 Dinge wird Torakenntnis erworben: . . . durch Studium, durch Hören des Ohrs, durch Zurüstung der Lippen, durch Einsicht des Herzens, durch Angst, durch Furcht, durch Demut, durch Freude, durch Reinheit, durch Bedienen der Gelehrten usw. — Geschichtliche Beispiele bei MtlO, 1 S. 527 f. C. SDt 11,10 §38 (77 »): Einmal lagen R. Elifezer (um90) u. R. J hoschuaf u. R. Cadoq zu Tische bei dem Hochzeitsmahl eines Sohnes des Rabban Gamliöl. Rabban G. mischte dem R. Elifezer einen Becher; aber dieser wollte ihn (aus Ehrfurcht vor Rabban G.) nicht annehmen. R. J hoschuaf nahm ihn an. R. Elifezer sprach zu ihm: Was soll das, J hoschuaf, daß wir zu Tische liegen u. Rabban G. steht u. bedient! R. J hoschuaf ant wortete: Laß ihn nur bedienen! Abraham, der Größte der Welt, hat die Dienstengel bedient (Gn 18,2ff.). Gilt da nicht der Schluß vom Größeren auf das Geringere? Wenn Abraham, der Größte der Welt, die Dienstengel bedient hat, obwohl er sie für götzen dienerische Araber hielt, sollte da Rabban G. nicht uns bedienen? Da sprach zu ihnen R. Cadoq (so lies statt R. Jicchaq): Ihr laßt die Ehre Gottes dahinten u. befaßt euch e
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Matth 23,11.12.13 ( « 1)
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mit der Ehre von Fleisch u. Blut: Der, welcher sprach u. es ward die Welt, läßt die Winde wehen u. die Dünste u. Wolken aufsteigen u. die Regengüsse niederfallen u. das Aufsprießende wachsen u. richtet den Tisch her für jedermann — da sollte uns Gamliöl, der Rabbinensohn, nicht bedienen? — Parallelstellen mit Abweichungen M kh Ex 18,12 (67a) . bei Lk 22,27; Qid 32b. I „ Midr Spr 9,2 (31 b) ist T«bi, der Sklave des Rabban G., für diesen genannt, u. R. Eliazar b. cAzarja (um 100) sagt, daß er wohl eigentlich den T bi bedienen müßte. e
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23,12: W e r sich s e l b s t e r h ö h e n wird, der w i r d e r n i e d r i g t w e r d e n , u. w e r sich s e l b s t e r n i e d r i g e n w i r d , der w i r d e r h ö h e t w e r d e n . <Er 13 b, 35: Wer sich selbst erniedrigt, den wird Gott erhöhen, u. wer sich selbst erhöht, den wird Gott erniedriegen. Wer der Größe nachläuft (d. h. nach Ehren strebt), vor dem flieht die Größe; u. wer vor der Größe flieht, dem läuft sie nach. Wer die Stunde (das Geschick) drängt, den drängt die Stunde; u. wer von der Stunde sich drängen läßt, dem steht die Stunde bei. — (Die 3. Sentenz auch sonst mehrfach, zB B rakh 64» im Munde des R. Abin I., um 325, II., um 370.) || Derekh Erec Zuta 9: Wenn du dich selbst erniedrigst, so wird dich Gott erhöhen; aber wenn du dich selbst groß machst vor deinen Genossen, so wird dich Gott erniedrigen. (In Ausg. Amsterdam I Kap. 5 fehlt der erste Satz.) || Tanch s-p*i 133 a: Des Menschen Hochmut wird ihn er niedrigen; aber der Demütige wird Ehre erlangen, s. Spr 29,23. Wer der Herrschaft (dem Herrschenwollen) nachläuft, vor dem flieht dieH.; wer aber vor der Herrschaft flieht, dem läuft die H. nach. (Geschichtliche Beispiele: Saul u. Mose einerseits; Abimelekh, Sohn des Jerubba'al, andrerseits. || Sanh 17»: Jahve sprach zu Mose: Ver sammle mir siebzig Männer Nu 11,16. Da sprachen Eldad u. Medad: Wir sind nicht geeignet zu jener Größe (Würde). Gott sprach: Weil ihr euch selbst gering gemacht habt, siehe, so will ich Größe zu eurer Größe hinzufügen. || AbothRN 11: R. Jose (um 150) sagte: Steige hinab empor u. steige empor hinab. Wer sich selbst erhöht wegen der Worte der Tora, den wird man ( = Gott) schließlich erniedrigen, u. wer sich selbst wegen der Worte der Tora erniedrigt, den wird man schließlich erhöhen. II Ferner s. bei Mt 5,3 Nr. 3 S. 192ff.; 5,19 S.249f. u. 18,4 S. 774. e
23,13 2(: W e h e a b e r e u c h , ihr S c h r i f t g e l e h r t e n u. P h a r i s ä e r , ihr H e u c h l e r . 1. Rabbinische Zeugnisse über heuchlerische Pharisäer s. im Exkurs: „Phar. u. Sadd." Nr. 2. — Wir fügen hier hinzu: e
pJ b 12, 13», 33: Es kam einmal eine Chalica-Angelegenheit (Vermeidung der Leviratsehe durch die Zeremonie des Schuhausziehens) vor R. Chijja b. Abba (um 280). Er sprach zu dem Levir: Mein Sohn, diese Frau (die Schwägerin) will sich mit dir nicht auf dem Wege der Leviratsehe verehelichen; laß sie also die Zeremonie des Schuhausziehens vornehmen u. nimm ihre Verpflichtung dir gegenüber von ihr; so kann sie sich auf dem Wege (nicht erzwungener) Verheiratung mit dir vermählen. (So sagte R. Chijja b. Abba, um die Verheiratung zu hintertreiben; denn er wußte, daß der von ihm empfohlene Weg nicht gangbar sei.) Nachdem der Levir sie die Zeremonie des Schuhausziehens hatte vornehmen lassen, sprach R. Chijja b. A. zu ihm: Wenn Mose u. Samuel kämen, könnten sie es nicht erlauben (daß sie deine Frau wird)! Da rief jener über ihn aus: Weise sind sie, um Übles zu tun; aber Gutes zu tun verstehen sie nicht (Jer 4,22). Vgl. J b 106». || Midr Esth 1,3 (85b). (Bar im Namen des R. Nathan, um 160:) Zehn Teile (Portionen) Heuchelei sind in der Welt, neun (davon) sind in Jerusalem u. einer in der ganzen übrigen Welt, s. Jer 23,15: Von den Propheten Jerusalems ist Heuchelei (so nnsn im Sinn des Midr) ausgegangen ins ganze Land. — In der Parallele Qid 49b fehlt dieser Satz; dagegen findet sich hier eine Zwischen bemerkung des R. Jochanan (t 279) über den Scheffel Schlechtigkeit Sach 5,8 ff.: Das ist die Heuchelei u. der Hochmut, die auf Babel herabgekommen sind. — Die Ause
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Matth 23,13(911.2)
legung des R. Jochanan findet sich auch in AbothRN 28: Du findest keine Heuchelei, die der H. von Babel gleicht, s. Sach 5,11: Um ihr ein Haus zu bauen im Lande Sinfar. — Zwar hat R. Jonathan (b. Elsazar, um 220) auf Grund von Jes 33,14 den exegetischen Kanon aufgestellt, daß n|«rr in der Schrift immer rnr? = „Häresie (so lies statt bedeute, s. GnR 48 (30*); doch ist, wie „Hochmut" neben neun be weist, dieser Kanon in obigen Stellen nicht berücksichtigt worden; 'n bedeutet an ihnen, wie fast durchgängig im Rabbinischen, „Heuchelei". — Vgl. auch Midr Qoh 4,1 bei Nr. 2. 11
2. Verurteilung der Heuchelei. B°rakh 28»: Rabban Gamliöl II. (um 90) hatte öffentlich verkündigt: Ein Schüler, dessen Inneres nicht wie sein Äußeres ist (der sich anders stellt, als er denkt), soll nicht in das Lehrbaus eintreten. || Joma 72b Raba (t 352) hat gesagt: Ein Gelehrten schüler, dessen Inneres nicht seinem Äußeren entspricht, ist kein Gelehrtenschüler. |! P s l l 3 t > : Drei haßt Gott: Wer eins mit dem Munde redet u. eins mit dem Herzen (anders spricht, als er denkt); wer ein Zeugnis für einen andren weiß u. es nicht für ihn ablegt; wer etwas Schändliches an einem andren wahrnimmt u. wider ihn als ein ziger ein Zeugnis ablegt. (Das Zeugnis ist für die Sache zwecklos, da zweier Zeugen Aussage nötig ist, aber nachteilig für die beschuldigte Person.) || Joma 86 : Die Heuchler muß man öffentlich bekannt machen um der Heiligung des göttlichen Namens willen. (Raschi: Die Leute lernen von den Taten eines solchen, da sie ihn für einen Gerechten halten; u. ferner, wenn über ihn Strafe kommt, sagen die Leute: Was hat dem sein Verdienst [seine Tugend] genützt?!) II Soja 4 1 : R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Ein Mensch, in welchem Heuchelei ist, bringt Zorn in die Welt, s. Hi 36,13: Die heuch lerischen Herzens schaffen Zorn (so der Midr). Und nicht allein dies, auch ihr Gebet wird nicht erhört, s. das.: Sie flehen nicht; denn er verwehrt es ihnen (so der M i d r ) . . . . Ferner hat R. Eifazar gesagt: Einen Menschen, in dem Heuchelei ist, verwünschen selbst die Embryos im Schoß ihrer Mutter, s. Spr 24,24: „Wer zum Schuldigen spricht: Du hast recht, den verwünschen Völker, verfluchen Nationen." Unter „verwünschen" ist nichts andres als „Fluch" zu verstehen, s. Nu 23,8, u. mit „Nationen" ist nichts andres als „Embryos" gemeint, s. Gn 25,23. Ferner hat R. Eifazar gesagt: Ein Mensch, in welchem Heuchelei ist, fällt in den Gehinnom, s. Jes 5,20: Wehe denen, die das Böse gut u. das Gute bös nennen usw. Was steht hinterher geschrieben? „Darum gleichwie des Feuers Zunge Stoppeln verzehrt u. Heu in der Flamme verbrannt wird, soll ihre Wurzel wie Moder sein" usw. Jes 5,24. Ferner hat R. Eifazar gesagt: Wer seinem Nächsten gegenüber heuchelt, fällt schließlich in seine Hand; u. fällt er nicht in seine Hand, so fällt er in die Hand seiner Söhne, u. fällt er nicht in die Hand seiner Söhne, so fällt er in die Hand seiner Enkel, s. Jer 28,6: Jer. sprach zu Chananja: Amen, so soll Jahve tun, es erfülle Jahve deine Worte. Und Jer 37,13 f. heißt es: Und er (Jer.) kam ins Benjamintor; dort aber war ein Befehlshaber der Wache namens Jiraijja, Sohn Schelemjas, des Sohnes Chananjas, u. der ergriff den Propheten Jer. u. führte ihn zu den Fürsten. Ferner hat R. Eifazar gesagt: Jede Gemeinde, in der Heuchelei ist, ist verachtet wie eine Menstruierende, s. Hi 15,34: Eine heuchlerische Gemeinde ist gemieden *ti»V;; denn man pflegt in den Seestädten eine Menstruierende eine „Gemiedene".n-Wis zu nennen. Was bedeutet n i i a i : ? Eine die von ihrem Mann gemieden wird. Ferner hat R. Eifazar gesagt: Eine Gemeinde, in der Heuchelei ist, zieht schließlich in die Verbannung. Es steht hier (Hi 15, 34) geschrieben: Eine heuch lerische Gemeinde ist gemieden; u. es steht dort (Jes 49,21) geschrieben: Du wirst in deinem Herzen sprechen: Wer hat mir diese geboren, da ich doch verwaist u. ge mieden (rnnaVj), ins Exil gezogen u. verstoßen war? Rab Jirm ja b. Abba (um 250) hat gesagt: Vier Klassen dürfen das Angesicht der Sch khina nicht begrüßen (können Gott nicht schauen): die Spötter, die Heuchler, die Lügner u. die Verleumder. Die Spötter, s. Ho8 7, 5: Er zieht seine Hand zurück vor den Spottenden (so der Midr); die Heuchler, s. Hi 13,16: Nicht darf vor ihm ein Heuchler erscheinen; die Lügner, s. Ps 101,7: Wer Lügen redet, wird nicht bestehn vor meinen Augen; die Verleumder, :
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Matth 23,13 ( « 2 . ö )
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8. Ps 5, 5. — Der Ausspruch des Jirm*ja b. Abba auch Sanh 1 0 3 ; anonym Midr Ps 101 § 3 (214 ). || Midr Qoh 4,1 ( 2 2 ) : .Wiederum sah ich alle Bedrückungen, welche ver übt werden unter der Sonne" Qoh 4,1. R. Binjamin (b. Levi, um 325) hat die Stelle auf die Heuchler des Torastudiums ausgelegt Alle Welt meint, daß ein solcher ein Schriftkundiger sei, während er kein Sehr, ist, daß er ein Mischnakundiger sei, während er kein M. ist.. Er hüllt sich in seinen Mantel u. hat die T phillin (Gebetsriemen) auf seinem Kopf — ,u. siehe da, Tränen der Bedrückten u. haben keinen Tröster" (Qoh 4,1). Da spricht Gott: An mir ist es, sie zu bestrafen, s. Jer 48,10: Verflucht sei, wer das Werk Jahves mit Trug treibt (so der Midr). — Eine ähnliche Warnung vor heuch lerischem Torastudium leitet R. Binjamin aus Qoh 5,5 ab, s. Midr Qoh 5, 5 (26b). — Ein geschichtl. Beleg pB rakh 2 , 4 , 6 im Exkurs über die T phillin Nr. 6 Anm. n. b
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23,1395:Weil ihr d a s H i m m e l r e i c h v o r den M e n s c h e n v e r s c h l i e ß t . Zu den „Schlüsseln des Himmelreichs" s. bei 16,19 % u. 95; über „aufschließen" °u. „zuschließen" als Bezeichnung der Lehrgewalt der Schriftgelehrten s. 16,19 S. 741 Anm. c. Sanh 44 b R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Drei Namen hat der Engel Gabriöl: y-rt't (der harte Worte Sprechende), •p*"-?**? (der Verstopfende) u. y*}*Q (der Verschlie ßende). VF * , weil er ein hartes Urteil gegen Gott aussprach (nämlich wegen des Gottesspruchs Ez 16,3); ywx, weil er die Sünden Israels verstopft (nicht vor Gott kommen läßt); yi'O, weil, wenn er zuschließt (die Pforte der himmlischen Barm herzigkeit), niemand wieder öffnen kann. Über die r-:ipet m i vgl. auch Tanch rtert na->an 3 2 u. TanchB w a § 5 (28b). || Als Beleg für das „Zuschließen des Himmel reichs" seitens der Schriftgelehrten kann in gewissem Sinn die genaue Feststellung derjenigen Personen dienen, die an der zukünftigen Welt keinen Anteil haben. Sanh 10,1: Ganz Israel hat Anteil an der zuk. Welt; s. Jes 60,21: Und dein Volk sind alle samt Gerechte; für immer werden sie das Land besitzen. — Und dies sind die, welche keinen Anteil an der zuk. Welt haben: wer sagt: Es gibt keine Auferstehung der Toten, u.: Die Tora ist nicht vom Himmel ( = von Gott), u. der Epikureer (Freidenker, der verächtlich von der Tora u. den Gelehrten spricht). R.. fAqiba ( | um 135) sagte: Auch wer in den nichtkanonischen Büchern liest u. wer über einer Wunde (Zauber sprüche) flüstert u. sagt: Alles Leiden, das ich den Ägyptern auferlegt habe, werde ich nicht auf dich legen Ex 15,26. Abba ScbaJul (um 150) sagte: Auch wer den (Jahve-) Namen mit seinen Buchstaben ausspricht. — Sanh 10, 2 : Drei Könige u. vier Privat leute haben keinen Anteil an der zuk. Welt. Drei Könige: Jarobfam u. Ahab u. M nasse. R. J huda (um 150) sagte: M nasse hat Anteil an der zuk. Welt; s. 2 Chr 33, 13: Er betete zu Ihm; da ließ Er sich von ihm erbitten u. hörte sein Gebet u. brachte ihn zurück nach Jerusalem zu seinem Königreich. Da erwiderten die Gelehrten ihm: Zu seinem Königreich hat er ihn zurückgebracht, aber nicht zum Leben der zuk. Welt. Und vier Privatleute: Bilfam (vgl. Nu 31,8.16) u. Doög (vgl. 1 Sm 21 f.) u. Achithophel (vgl. 2 Sm 15) u. Gechazi (vgl. 2 Kg 5,20). — Sanh 10, 3: Das Geschlecht der Flut hat keinen Anteil an der zuk. Welt u. sie stehen nicht im (End-)Gericht; s. Gn 6 , 3 : Nicht soll richten mein Geist über den Menschen in Ewigkeit: weder Gericht noch Geist (gibt es für sie in der Ewigkeit). — Das Geschlecht der Zerstreuung hat keinen An teil an der zuk. Welt; s. Gn 11,8: Jahve zerstreute sie von dort über die Oberfläche der ganzen Erde. „Jahve zerstreute sie", in dieser Welt, „u. von dort zerstreute sie Jahve", in der zuk. Welt. — Die Leute von Sodom haben keinen Anteil an der zuk. Welt; s. Gn 13,13: Die Leute von Sodom waren böse u. sündig vor Jahve gar sehr. „Sie waren böse", in dieser Welt, „u. sündig", in der zuk. Welt. Aber sie stehen im Gericht. R. N chemja (um 150) sagte: Weder diese noch jene stehen im Gericht; denn es heißt: Darum werden die Gottlosen nicht stehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten Ps 1, 5. „Darum werden die Gottlosen nicht stehn im Gericht", das ist das Geschlecht der Flut; „noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten", das sind :
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Matth 23,13 (83). 23,15 ( » )
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die Leute von Sodom. Man antwortete ihm: Nicht werden sie in der Gemeinde der Gerechten stehn, wohl aber in der Gemeinde der Gottlosen. — Die Kundschafter haben keinen Anteil an der zuk. Welt; s. Nu 14, 37: Es starben die Männer, welche ttble Nachrede über das Land ausgebracht hatten, durch eine Plage vor Jahve. „Sie starben ', in dieser Welt; „durch eine Plage", in der zuk. Welt. — Das Geschlecht der Wüste hat keinen Anteil an der zuk. Welt, u. sie stehen nicht im Gericht; denn es heißt Nu 14,35: In dieser Wüste sollen sie aufgerieben werden, u. da sollen sie sterben. Das sind Worte des R. fAqiba (f um 135). R. Elifezer (um 90) sagte: Von ihnen heißt es Ps 50, 5: Versammelt mir meine Frommen, die den Bund mit mir beim Opfer schlössen. — Die Rotte Qorach wird nicht (wieder) heraufkommen; s. Nu 16,33: „Da bedeckte sie die Erde", in dieser Welt, „u. sie verschwanden aus der Versammlung", in der zuk. Welt. Das sind Worte des R. fAqiba. R. Elifezer sagte: Von ihnen heißt es 1 Sm 2 , 6 : Jahve tötet u. macht lebendig, er stürzt hinab in die Sch ol u. er führt herauf. || Sanh 103b Bar: R. Melr (um 150) sagte: Absalom hat keinen Anteil an der zuk. Welt; s. 2 Sm IS, 15: Sie erschlugen den Absalom u. töteten ihn. „Sie erschlugen ihn", in dieser Welt; „u. sie töteten ihn", in der zuk. Welt. Bar: R. Schimfon b. Eifazar (um 190) sagte im Namen des R. Melr: Achaz u. Achazja u. alle Könige Israels, von denen geschrieben steht: „Sie taten, was böse war in Jahves Augen'*, leben nicht wieder auf u. werden nicht gerichtet. || Sanh 104 b; Wer hat sie (die von der zuk. Welt Ausgeschlossenen) aufgezählt? Rab Aschi (t 427) hat gesagt: Die Männer der Großen Synagoge (in der Zeit nach Esra) haben sie aufgezählt. Rab J huda (f 299) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Sie wollten noch einen (nämlich Salomo) hinzuzählen. Da erschien aber das Bild seines Vaters u. streckte sich vor ihnen nieder (um Mitleid bittend) u. sie beachteten es nicht Da kam Feuer vom Himmel u. das Feuer leckte an ihren Sesseln, u. sie beachteten es nicht. Da ging eine Bath-Qol (Himmelsstimme) aus, welche zu ihnen sprach Spr 22, 29: Sahst du einen Mann, der hurtig war in seinem Werk? Vor Königen soll er stehn, aber nicht vor Niedrigen! Der, welcher mein Haus vorangehen ließ seinem Haus, u. nicht nur dies, der auch mein Haus baute in sieben Jahren, während er sein Haus in dreizehn Jahren baute, der soll vor Königen stehn, aber nicht vor Niedrigen! u. sie beachteten es nicht. Da ging eine Bath-Qol aus, welche rief H i 3 4 , 3 3 : Soll er nach deinem Sinn Vergeltung üben, wenn du verwirfst, wenn du erwählst u. nicht ich? 1
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23,15
91: I h r u m f a h r e t
d a s M e e r u. d a s T r o c k n e ,
E i n e n P r o s e l y t e n zu m a c h e n . Über die einzelnen Kategorien von Proselyten s. bei Apg 13,16. — Über die Aufnahme der Pr. durch Beschneidung, Tauchbad u. Opfer darbringung s. bei Mt 3 , 6 . In der Zeit nach der Zerstörung des 2. Tempels hat die Synagoge eine besondere Rührigkeit zur Gewinnung von Proselyten nicht ent faltet. Im allgemeinen stand man den Pr. freundlich gegenüber. Der universalistische Grundsatz, daß allen Heiden zu jeder Zeit der Eintritt ins Judentum offenstehe,» wurde festgehalten; es blieb im großen u. ganzen auch Glaubenssatz, daß in der messian. Zeit alle Völker den Anschluß an Israel vollziehen würden, b Man gewann der Zerstreuung des jüdischen Volks über die Erde hin den tröstlichen Gedanken ab, daß die göttl. Vorsehung dabei die Mehrung der Pr. im Auge habe.c Man sah in der Bekehrung einzelner Heiden den Tatbeweis, daß Gott Israel lieb habe.d Man schrieb das Fortbestehen
der in Sünde ver
sunkenen heidnischen Welt dem Verdienst der aus ihrer Mitte hervor-
Matth 2 3 , 1 5 ' ( » )
925
gehenden Pr. zu. e Diesen Anschauungen entsprach das Verhalten gegen die Pr. Der Pr., der durch seinen Übertritt zum Judentum einem neugebornen Kinde gleich geworden ist,* soll dem Israeliten gleichgestellt werden ;g man soll ihn nicht mit Worten kränken; man soll ihn viel mehr liebhaben, gleichwie auch Gott die Pr. liebe, h — Aber aus dem allem hat die Synagoge in der Zeit, von der wir hier sprechen, keinen Antrieb hergenommen, nun auch tatsächlich irgendwie in intensiver Weise für das Judentum Propaganda zu machen. Man verharrte in Passivität; die Initiative sollte von der andren Seite ausgehen; der Heide soll von selbst kommen u. um Einlaß bitten;! u. selbst wenn er freiwillig kommt, wird ihm die Tür nicht sofort weit aufgetan. Man weist ihn auf das Verantwortungsvolle seines Schrittes hin in einer Zeit, die so ernst u. trübe für Israel geworden ist;k man prüft seine Beweggründe;! man stößt ihn mit der einen Hand zurück, um ihn mit der andren festzuhalten ;m ja erst wenn er dreimal um Aufnahme nach gesucht hat, so fordert eine Stimme, soll man ihm seinen Wunsch er füllen, n Zwar wird einmal auf Grund von Lv 5,1 Gott das Wort an Israel in den Mund gelegt: Wenn ihr meine Gottheit nicht den Völkern der Welt kundtut, strafe ich euch! Dieses Wort scheint ja der Synagoge ihre Missionspflicht auf das Gewissen zu binden; allein in Wirklichkeit ist dem nicht so; denn sofort wird die Aufgabe, den Namen Gottes der Welt zu verkündigen, auf den Fall beschränkt, daß die Heiden den Israeliten die Verleugnung des göttl. Namens zumuten; in solchem Falle ist den Heiden gegenüber der Name des wahren Gottes laut zu be kennen u. nicht zu verleugnen. Das Wort zielt also nicht auf die Ge winnung der Heiden für Israels Glauben, sondern auf die Selbstbehauptung Israels inmitten der Heiden weit, o Man wird diese passive Haltung der nachchristl. Synagoge aus der geschichtlichen Lage zu begreifen haben, in der sich das jüdische Volk nach dem Fall Jerusalems u. später nach dem verunglückten Aufstand unter Bar Kokh ba befand. Den Führern des Volks kam damals alles darauf an, die Massen bei der jüdischen Fahne festzuhalten u. mit dem selbstbewußten Gedanken zu erfüllen, daß Israel, auch wenn es die Freiheit verlor, dennoch ein Volk sei, u. zwar das einzige Volk, das eine Verheißung u. darum eine Zukunft habe. Wie hätte man da, wo der innere Auf- u. Ausbau des jüdischen Gemeindewesens alle Kräfte vollauf in Anspruch nahm, Neigung haben sollen, Außenstehende an sich zu ziehen, die bei der ersten besten Gelegenheit vielleicht wieder abtrünnig wurden! — Dazu kam, daß die ernsteren Kreise der Heiden welt, aus denen früher die jüdischen Pr. hervorgegangen waren, je länger je mehr der jungen Kirche sich zuwandten. Schon um 150 n. Chr. hatte eine erste Autorität unter den jüdischen Schriftgelehrten, R. Ne chemja, klar erkannt, daß die Zukunft im römischen Weltreich dem Christentum gehöre.P Wie hätte man da an eine schon verloren gee
Matth 2 3 , 1 5 ( * )
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gebene Sache noch Mühe wenden sollen! — Endlich mußte auf den jüdischen Missionseifer lähmend das große Mißtrauen einwirken, das man den Pr. trotz aller Betonung der Liebespflicht gegen sie vielfach entgegenbrachte. So spricht R. Elifezer b. Hyrkanos, um 90, es als Er fahrungssatz aus, daß die Pr. leicht in ihr altes heidnisches Wesen zurückfielen, q Noch in der messian. Zeit, so fürchten andre, würden sie dem Judentum den Rücken kehren, um mit Gog u. Magog, den Feinden des Messias, gemeinschaftliche Sache zu machen, r Lehrreich sind in dieser Hinsicht die Antworten auf die Frage, warum über die Pr. so viele Nöte zu kommen pflegten. Alle Antworten spiegeln das geringe Vertrauen wider, das man sei es in das frühere, sei es in das gegenwärtige sittliche Verhalten der Pr. gesetzt hat.s Was aber das Schlimmste: man meinte, unter den Sünden der Pr. müsse Israel selbst leiden: Unglück kommt über den, der Pr. aufnimmt,t ja ganz Israel sieht die Erfüllung der messian. Hoffnung um ihretwillen in die Ferne gerückt; denn die Pr. halten das Kommen des Messias auf,u sie sind gefährlich für Israel wie Aussatz, v Wie hätte man aus solchen Stim mungen heraus Freudigkeit haben sollen, siegesgewiß Mission zu treiben! Aber aus dieser Haltung der Synagoge seit dem Ende des 1. nach christl. Jahrh.s darf man nicht schließen auf die vorhergegangene Zeit. Jesu Ausspruch 23,15 bezeugt den Eifer des Judentums seiner Zeit in der Proselytenmacherei auf das deutlichste. Daß wir ein ähnliches be stimmtes Zeugnis im rabbin. Schrifttum nicht finden, darf nicht wunder nehmen: geschichtliches Material aus der Zeit Jesu bietet diese Literatur ja überhaupt nur spärlich; u. was hätten die Späteren für Grund gehabt festzustellen, daß die frühere Zeit in einem so wichtigen Stück einen wesentlich andren Standpunkt eingenommen hätte, wie sie selbst, die Späteren! Gleichwohl steht Jesu Wort nicht vereinzelt da. Die ungemein rührige Missionstätigkeit, die die jüdische Diaspora zum Teil bereits in vorchristl. Zeit entfaltet hat, wird durch die auf dem Boden des hellenistischen Judentums erwachsene Propagandaliteratur bewiesen, s. Schürer 3,553 ff. Daß der Erfolg kein geringer gewesen ist, bezeugt nicht bloß Josephus, sondern auch Seneca u. Dio Cassius, s. daselbst S. 164 ff. Vor allem aber beachte man die Tatsache, daß in der Apg überall Pr. als Mitglieder der jüdischen Diasporagemeinden erscheinen ( 1 3 , 1 6 . 2 6 . 4 3 . 5 0 ; 16,14; 17,4.17). Sollte wirklich das pharisäische Judentum des Mutterlandes zu diesen Erfolgen nicht mitgewirkt haben? Das ist schwer glaublich. In einem Falle wenigstens, gelegentlich des Übertritts des Königshauses von Adiabene zum Judentum (um 50 n.Chr.), berichtet Josephus, Antiq. 20, 2, 4, ausdrücklich, daß ein palästinischer Jude namens Eifazar den König Izates zur Annahme der Beschneidung u. damit zum vollen Anschluß an das Judentum bestimmt habe. Und 4
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Die A a s s a g e des Jos. ,nrivv negi rrf nütqi« ihn unzweideutig a l s einen Pharisäer.
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Matth 28,15 ( « )
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dieser Fall ist gewiß nicht der einzige gewesen. Außerdem werden zwei Bestimmungen der Schule Hillels erwähnt (s. bei Mt 3,6 Nr. 2—4 S. 102 ff.), die die Tendenz verraten, den Pr. den Übertritt zu erleichtern. An Hillel selbst wird rühmend hervorgehoben, daß er durch seine milde Freundlichkeit Heiden für das Judentum gewonnen habe, die sich durch Schammais Barschheit abgestoßen fühlten, w E i n
a. Midr Ps 100 § 1 (212b): » Psalm zum Lobpreis m i r i . Jauchzet Jahve, alle Lande* Ps 100,1. R. Jafaqob b. Abaje (um 340, so lies mit Bacher, pal. Amor. 3,122) hat im Namen des R. Acha (am 320) gesagt: Ein Psalm zum Bekenntnis (so wird r.t-.rb gedeutet). Gott sprach: Bekennen mögen sich I T P zu mir alle Völker; so nehme ich sie an (nämlich als Proselyten); s. Jes 45,23: „Bei mir habeich geschworen, aus meinem Munde ist Richtiges hervorgegangen . . ., daß mir sich beugen wird jegliches Knie, mir schwören jegliche Zunge." Wenn sich mir jegliches Knie beugen, jegliche Zunge schwören wird, nehme ich sie an. || M kh zu Ex 17,16 (64*): (Er sprach:- Wahr lich, die Hand zum Throne Jahs, Krieg hat Jahve gegen t Amaleq von Geschlecht zu Geschlecht Ex 17,16). R. Elifezer (um 90) sagte: Geschworen hat Gott beim Thron seiner Herrlichkeit, wenn einer von allen Völkern kommt, so sollen sie ihn (als Pr.) annehmen, tAmaleq aber u. sein Haus sollen sie nicht annehmen; s. 2 Sm 1,13: David sprach zu dem Knaben, der ihm berichtet hatte: Woher bist du? Er antwortete: Der Sohn eines famaleqi tischen Pr. (so der Midr) bin ich. In jener Stunde erinnerte sich David dessen, was unsrem Lehrer Mose gesagt worden ist: Wenn von allen Völkern in der Welt einer kommt, um Pr. zu werden, so sollen sie ihn annehmen; aber wenn er aus f Amaleqs Hause ist, sollen sie ihn nicht annehmen. Sofort sprach David zu ihm das. Vers 16: Dein Blut komme auf dein Haupt; denn dein Mund hat Zeugnis gegen dich abgelegt. Parallelstellen: P siq 28b; pesiqR12 (51*); Tanch «xn -a 28*; TanchB KXP § 18 (22*). || ExR 19 (81b) „Nicht sage der Sohn der Fremde, der sich an Jahve angeschlossen hat, also: Gewißlich absondern wird mich Jahve von seinem Volk* Jes 56, 3. Hiob hat gesagt: Nicht soll draußen der Pr., ger, übernachten (so der Midr Hi 31,32). Gott erklärt niemand für verwerflich, sondern jeden nimmt er an (als Pr.), die Tore Bind zu jeder Stunde geöffnet, u. wer eintreten will, darf ein treten. Deshalb heißt es: Draußen soll der Pr. nicht übernachten. Die ganze Stelle 8. bei Apg 10,35. || L v R 2 (134b): (R. Schimfon b. Gamliöl, um 140, sagte zu einem Heiden:) Mein Sohn, so haben die Gelehrten in der Mischna (d. h. als Tradition) gelehrt: Wenn ein Fremdling kommt, um Pr. zu werden, so streckt man ihm die Hand entgegen» um ihn unter die Flügel der Sch khina zu bringen (zu dieser Wendung vgl. Ruth 2,12). e
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b. zB ;AZ24*: R. Elifezer (um 90) hat gesagt: Alle werden in der Zukunft (d. h. in der messian. Zeit) sich aufdrängende Proselyten sein. Welche Schriftstelle besagt das? Zeph3,9: Dann will ich zuwenden den Völkern gereinigte Lippe, daß sie alle den Namen Jahves anrufen. — Wenige Zeilen vorher bringt Rab Joseph (f 333) Zeph 3,9 als Schriftbeweis || sAZ 3b Bar: R. Jose (um 150) sagte: In der Zukunft (d. b. in den Tagen des Messias) werden die Völker der Welt kommen, um Pr. zu werden. || pf AZ 2,40 , 13.19: Rab (f 247) hat gesagt: „Sie wogen meinen Lohn dar, dreißig Silberlinge* Sach 11,12. Das sind die dreißig Gebote, die dereinst die Noachiden auf sich nehmen werden... . R. Chijja b. Lulianai (um 360) hat im Namen des R. Hoschafja (um 225} gesagt: A l l e Gebote werden dereinst die Noachiden auf sich nehmen (sie werden also Voll-Proselyten sein). Und welches ist der Schriftgrund? s. Zeph 3,9 (wie oben). — Zur entgegengesetzten Meinung, daß in den Tagen des Messias keine Pr. angenommen werden, s. Anm. r. C. P s 8 7 b R. Eifazar (um 270, so lies statt R. Elwezer) hat gesagt: Gott hat die Israeliten mitten unter die Völker in die Verbannung geführt, nur damit Pr. zu ihnen hinzugefügt würden, s. Hos 2 , 2 5 : „Ansäen will ich sie mir auf der Erde." Sät denn ein Mensch ein Sea aus zu andrem Zweck, als um sehr viele Kor dafür einzubringen? c
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928 d.
M i d r H L 6 , 2 (122*) =
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GnR 28 ( 1 7 ) :
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geschehen,
a
C
Midr Qoh 5 , 1 1 ( 2 8 ) ; p B ' r a k h 2 , 5 , 2 , s. bei M t l , 5 S . 2 1 .
R. Chanin (um 8 0 0 ) hat g e s a g t : In den Seestädten sind
wie sie nicht i m Flutgeschlecht
Dinge
geschehen sind, s. Zeph 2 , 5 : „ W e h e , B e
wohner des Striches am Meer, V o l k der o v o * (Kreter), d. h. V o l k , das Ausrottung r*o verdient. Durch welches Verdienst bestehen sie f o r t ? Durch das Verdienst Eines Heiden u. durch das Verdienst Eines Gottesfürchtigen, den sie in j e d e m Jahre (als Pr.) stellen. e
/ .
J b 4 8 t > : R . Jose (am 1 5 0 ) s a g t e : Ein Pr., der zum Judentum übergetreten
ist,
ist wie ein Kind, das (eben) geboren ist -IVIJ» p p s . — D e m Zus.hang nach (s. A n m . « ) besagen die W o r t e : ein Pr. wird durch seine Bekehrung frei von früherer Sündenschuld u. Sündenstrafe. — D e r Grundsatz: „ein Pr. gleicht dem neugebornen Kinde" ist später auch halakhisch verwertet worden; s. dazu Joh 3 , 3 N r . 2 . g.
e
J b 4 7 b: H a t der Pr. das Tauchbad g e n o m m e n (nach der Beschneidung) u. ist er
herausgestiegen (aus dem Bade), siehe, so ist er in allen D i n g e n wie ein Israelit. h.
B e l e g e s. bei M t 5 , 4 3 b e s . S. 3 5 5 f.
— Ferner s. Midr Ruth 1 , 1 8 ( 1 2 9 b ) :
„Als
sie sah, d a ß Ruth fest entschlossen war, mit ihr zu ziehen, hörte sie auf, ihr zuzureden" e
Ruth 1 , 1 8 . R . J h u d a b. Simon (um 3 2 0 ) hat g e s a g t : K o m m u. sieh, wie beliebt vor Gott die Proselyten
sind: als sie (Ruth) ihren Sinn darauf gerichtet hatte, zum Juden
tum überzutreten, stellt die Schrift sie der N a o m i gleich.
(Nach d e m K o m m e n t a r M a t t
e
K h u n n a liegt der B e w e i s in den W o r t e n : „ S o zogen die beiden dabin.") || T a n c h B -b
^b
a
§ 6 ( 3 2 ) : R e s c h Laqisch (um 2 5 0 ) h a t g e s a g t : Geliebt (vor Gott) ist ein Pr., der über getreten ist, m e h r als die Israeliten, da sie am B e r g e Sinai standen. W e s h a l b ?
Wenn
diese nicht die Donnerstimmen u. die Blitze u. die erbebenden B e r g e u. den T o n der Posaunen wahrgenommen hätten, so würden sie die T o r a nicht angenommen h a b e n ; u. jener, der nichts davon wahrgenommen hat, k o m m t u. gibt sich selbst an G o t t hin u. n i m m t die Gottesherrschaft (Himmelreich) auf sich.
H a s t du einen, der m e h r g e
liebt wäre als dieser? E s geschah einmal, d a ß Onkelos, der Pr. (um 120-, d. i. Aquila, der das A T ins Griechische übersetzte), einen Gelehrten (Ältesten) f r a g t e : Inwiefern denn G o t t den Pr., da es h e i ß t D t 1 0 , 1 8 : u. Kleidung zu g e b e n " ?
liebt
„ E r hat den Pr. (so der Midr) lieb, ihm Brot
Siehe, ist das alles, Brot u. K l e i d u n g ? E r antwortete i h m :
H a t denn nicht unser V a t e r Jakob nur u m dieses gebeten, da es heißt G n 2 8 , 2 0 : W e n n Gott
mir Brot zu
essen u. Kleidung anzuziehen g i b t ?
Unsre Lehrer haben g e s a g t :
Geliebt ist der Pr., da G o t t v o n sich selbst schreiben ließ Jer 1 4 , 8 : W a r u m willst du wie ein Fremdling Gör ( = Proselyt) im Lande s e i n ? — D a s s e l b e T a n c h -fr -b d
17*. —
b
Nach G n R 7 0 ( 4 4 ) , Midr Qoh 7 , 8 ( 3 4 ) richtete O n k e l o s seine F r a g e an R . Elifezer, u m 9 0 . || Chag 5 * : Resch-Laqisch (um 2 5 0 ) hat g e s a g t : W e r das R e c h t eines P r . Gör beugt, ist wie einer, der das R e c h t oben (d. b . das Recht Gottes) beugt, s. Mal 3 , 5 . i. Midr Qoh 8 , 1 0 ( 4 0 * ) :
(Der V e r s Qoh 8 , 1 0 ) redet von den Pr.,
die k o m m e n u.
B u ß e t u n ; „ u . von heiliger Stätte gingen sie aus", weil sie an heiliger Stätte wandelten, d. h. in den S y n a g o g e n u. Lehrhäusern; „ u . wurden vergessen in der Stadt", es wurden die bösen W e r k e v e r g e s s e n ; „die da recht gehandelt", es fanden sich ihre guten W e r k e , die sie in der Stadt getan haben. sagt:
D a s ist
„ A u c h das ist eitel."
R . Jicchaq (um 3 0 0 ) hat ge
nicht eitel ( d a ß sie sich bekehrt haben), aber das ist eitel, wenn
sie
nicht v o n selbst k a m e n . R . B u n (I., um 3 2 5 , I L , um 3 7 0 ) hat g e s a g t : Die Gerechten (Israeliten) gingen dorthin (wo Proselyten
erstehn sollten) u. (dann) k a m e n sie (Pr.);
s o ging Joseph zur A s n a t h ( v g l . G n 4 1 , 4 5 ; 4 6 , 2 0 ) , Josua zur Rahab, Bofaz zur Ruth, M o s e zu Chobab ( v g l . N u 1 0 , 2 9 ) .
R . A c h a (um 3 2 0 ) hat g e s a g t : D a s ist nicht eitel,
vielmehr dies, d a ß die Menschen, h w a n , nicht (freiwillig) k a m e n , um sich unter den e
FlUgeln der S c h k h i n a heiligen zu lassen. k.
e
b
J b 4 7 * ; s. die Stelle bei M t 3 , 6 S. 1 1 0 y . || J b a m 4 7 : R . Eifazar (um 2 7 0 ) h a t
g e s a g t : E s h e i ß t Ruth 1 , 1 8 : A l s N a o m i sah, d a ß sie fest entschlossen zu ziehen, hörte sie auf, ihr zuzureden. grenze (zu überschreiten). gehen]"
war, m i t ihr
Sie sprach: E s ist uns verboten die Sabbat
(Ruth sprach:) „ W o h i n du gehen wirst, da werde ich hin
E s ist uns das Alleinsein (mit einem M a n n e ) verboten.
weilen wirst, werde ich weilen!"
(Ruth:) „ W o du ver
E s sind uns 6 1 3 Gebote aufgetragen worden. (Ruth:)
Matth 23,15 ( « )
929
„Dein Volk mein Volk!" Es ist uns Götzendienst verboten. (Ruth:) „Dein Gott mein Gott!" Viererlei Todesstrafen sind dem Gerichtshof übergeben. (Ruth:) „ W o du sterben wirst, werde ich sterben!" Zweierlei Gräber (für die Hingerichteten) sind dem Gerichts hof übergeben. (Ruth:) „Und daselbst werde ich begraben werden!" (Ruth 1,16f.) Sofort heißt es: Als sie sah, daß sie fest entschlossen war usw. Die Parallelstelle Midr Ruth 1,16 (128 ) mit vielen Abweichungen s. bei Mt 1,5 S.25 Anm.c. /. M n 4 4 : (R. Chijja, um 200, sprach zu einer Heidin, die zum Judentum über treten wollte:) Meine Tochter, hast du etwa deine Augen auf einen von den Gelehrten schülern geworfen? (Siehe Exk. über CJcith Nr. 5.) — Ferner s. J*b 2 4 bei Apg 13,16. m. p S a n h l 0 , 2 9 , 3 1 : R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Nicht soll draußen weilen der Proselyt, meine Tür öffne ich dem Wanderer Hi 31, 32. Hieraus folgt, daß man (den Pr.) mit der Linken fortstößt u. mit der Rechten herzubringt; nicht wie Elisa getan hat, der den Gechazi mit seinen beiden Händen fortstieß (vgl. 2 Kg 5,27). — Der Satz: „Stets soll die Linke wegstoßen u. die Rechte (wieder) heranziehen" als Bar Sota 47» u. Sanh 107 . — R. Jochanans Auslegung dem R. Jicchaq (um 300) beigelegt MidrRuthl.ll (I27 ). n. Midr Ruth 1,11 (127 ): R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat im Namen des R. Judan b. Chanina gesagt: An drei Stellen steht hier geschrieben: „Kehret heim" (Ruth 1,8.11.12), entsprechend den drei Malen, die man einen Pr. wegstößt (abweist); quält er aber darüber hinaus, so nimmt man ihn auf. O. LvR 6 (109 ): „Wenn er nicht Anzeige macht u. seine Verschuldung trägt" Lv 5,1. (Gott sprach zu den Israeliten): Wenn ihr meine Gottheit den Völkern der Welt nicht verkündigt, siehe, so bestrafe ich euch. Wann? „Wenn sie zu euch sagen werden: Befraget die Totengeister" usw. Jes 8,19. p. Sanh 97* Bar: R. N chemja (um 150) sagte: In dem Zeitalter, in welchem der Ben David ( = Messias) kommt,. . . wird sich die ganze Regierung (d. h. das römische Weltreich) der Häresie minüth (dem Christentum) zuwenden u. kein Rügen wird statt finden. Das ist eine Stütze für R. Jicchaq (um 300); denn er hat gesagt: Ben David kommt erst, wenn die ganze Regierung sich der Häresie zugewandt hat. — R. N chemjas Ausspruch auch Midr HL 2,13 (101 •) u. Derekh Erec Zuta 10; in Sota 9,15 anonym. q. M«kh Ex 22,20 (101») s. bei Mt 5,43 S. 355. r. J bam 2 4 Bar: In den Tagen des Messias nimmt man keine Pr. auf. Ebenso hat man auch in den Tagen Davids u Salomos keine Pr. aufgenommen (weil nur die äußere glückliche Lage Israels für ihren Übertritt bestimmend gewesen wäre). R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Welche Schriftstelle gibt es dafür? Jes 54,15: Siehe, Pr. soll man werden ohne mich (d. h. zu der Zeit, da Gott nicht mit Isr. ist); wer Pr. wird bei dir (in deiner gegenwärtigen gedrückten Lage), der wird dir zufallen (dein glück liches Los in der Zukunft teilen), aber kein andrer. || $AZ 3 Bar: R. Jose (um 150) sagte: in der (messian.) Zukunft werden die Völker der Welt obtyn rimtc kommen, um Pr. zu werden. Aber nimmt man denn von ihnen (in der Zukunft Proselyten) auf? In einer Bar ist doch gelehrt worden: Man nimmt in den Tagen des Messias keine Pr. auf, gleichwie man in den Tagen Davids u. Salomos keine Pr. aufgenommen hat! Allein (R. Jose wollte damit sagen,) daß sie Pr. sein würden, die sich von selbst auf drängen ; u. sie werden T phillin an ihren Köpfen u. an ihren Armen, Schaufäden an ihren Kleidern, eine Türpfostenkapsel an ihren Türen anbringen; wenn sie aber den Krieg Gogs u. Magogs sehn werden, werden sie zu diesen sagen: Gegen wen seid ihr gekommen? Dann wird man ihnen antworten: Gegen ihn (Gott) u. gegen seinen Messias, s. P s 2 , 1 : Warum toben die Heiden u. sinnen die Nationen Eitles? Dann wird jeder seine Gebote (d. h. die Tephillin usw.) abreißen u. sich davon machen, s. Ps 2,3: Lasset uns zerreißen ihre Bande. Und Gott sitzt u. lacht, s. das. Vers 4: Der im Himmel thront, lacht. S. J b 4 8 b Bar: R. Chananja b. Gamliöl (um 120) sagte: Weshalb sind die Pr. in dieser (gegenwärtigen) Zeit gedrückt u. kommen Leiden über sie? Weil sie die sieben a
e
R
b
b
b
b
b
e
1
c
e
e
e
b
%
b
e
e
1
e
R. J huda b. Chananja (Chanina) ein Tannalt, s. Bacher, Tann. 2,555.
S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
59
Matth 23,15 ( * )
930
Gebote der Noachiden (vor ihrem Übertritt znm Judentum) nicht gehalten haben. B. Jose (um 150) sagte: Ein Fr., der fibergetreten ist, gleicht einem (eben) geborenen Kinde (er hat für frühere Verfehlungen nicht zu büßen),- vielmehr weshalb sind sie gedrückt? Weil sie sich nicht auf die Einzelheiten der Gebote so verstehn, wie die Israeliten. Abba Chanan (Chanin, um 140) sagte im Namen des R. Elifezer (um 90): Weil sie nicht aus Liebe (zu Gott), sondern aus Furcht handeln. Die andren sagten: Weil sie ge zögert hatten, sich unter die Flügel der Sch khina zu begeben. R. Abbahu (um 800) oder, wie auch gesagt worden ist, R. Chanina (um 225) hat gesagt: Welche Schrift stelle gibt es dafür? Ruth 2,12: Jahve vergelte dein Tun u. vollkommen werde dein Lohn von seiten Jahves, des Gottes Israels, unter dessen Flügel dich zu bergen du (eilends, ohne Verzögerung) gekommen bist. t. J b 109b R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Was heißt Spr 11,15: „Gar Übel er geht es dem Menschen, der sich für einen andren verbürgt" ? Unglück über Unglück kommt auf die, welche Pr. annehmen. (Der Midr deutet *>T aty -a = i ^ f a B-^T a*wart „wer Fremde, d. h. Pr., unter die Israeliten mischt".) lf. Nidda 18b Bar: Die Proselyten... verzögern das Kommen des Messias (indem sie durch ihre Sünden das für die Ankunft des Messias notwendige Verdienst Israels mindern). v. Qid 7 0 b R. Chelbo (um 800) hat gesagt: Schlimm wie Aussatz r r o o sind die Pr. für Israel; s. Jes 1 4 , 1 : Der Fremdling ( = Pr.) wird sich an sie anschließen u. sie werden am Hause Jakobs zum Aussatz (so faßt der Midr inee^). Es heißt hier -inten o. es heißt dort Lv 14,56: „In bezug auf den Aussatz", r n » ? \ . — Dieser Aus spruch des R. Chelbo auch J*b 109b; 47b; Nidda 18b. to. Schab 31» Bar: Einmal kam ein Heide vor Schammai (um 30 v. Chr.) u. sprach zu ihm: Wie viele Toroth habt ihr? Er antwortete ihm: Zwei, die schriftliche u. die mündliche Tora. Er sprach zu ihm: In bezug auf die schriftliche schenke ich dir Ver trauen, nicht aber in bezug auf die mündliche; nimm mich als Pr. an unter der Be dingung, daß du mich die schriftliche Tora lehrst Da fuhr ihn Schammai an u. ließ ihn mit einem Verweis gehen. Er kam vor Hillel, der ihn als Pr. annahm. Am ersten Tag sagte ihm Hillel das Alphabet (->"> ="«); am nächsten Tage kehrte er es um (sagte die Buchstaben in andrer Reihenfolge). Jener sprach: Siehe, hast du es mir gestern nicht so gesagt? Er antwortete: Hast du dich nicht auf mich verlassen (da du die am ersten Tage gelehrte Reihenfolge der Buchstaben als richtig annahmst)? So verlaß dich auch in bezug auf die mündliche Tora auf mich! — Ein andermal kam ein Heide vor Schammai u. sprach zu ihm: Nimm mich als Pr. an unter der Bedingung, daß du mich die ganze Tora lehrst, wahrend ich auf Einem Bein stehe. Da stieß er ihn mit einem Maßstock fort, den er in seiner Hand hatte. Er kam vor Hillel, der ihn (unter der gestellten Bedingung) als Pr. annahm. Hillel sprach zu ihm: Was dir unlieb ist, das tu auch deinem Nächsten nicht; das ist die ganze Tora u. das andre ist ihre Aus legung; geh hin u. lerne das! — Ein andermal war ein Heide hinter einer Synagoge (Schulhaus) vorübergegangen u. hörte, wie der Lehrer die Worte sprach Ex 28,4: „Dies sind die Kleider, welche sie machen sollen: einen Brustschmuck u. ein Schulterkleid.* Er fragte: Für wen sind diese? Man antwortete ihm: Für den Hohenpriester. Da sprach jener Heide bei sich selbst: Ich werde gehen u. Pr. werden, damit sie mich zum Hohen priester machen; Er kam vor Schamraai ü. sprach zu ihm: Nimm mich als Pr. an unter der Bedingung, daß du mich zum Hohenpriester machst. Er stieß ihn mit einem Maß stock fort, den er in seiner Hand hatte. Er kam vor Hillel, der ihn als Pr. annahm. Hillel sprach zu ihm: Stellt man einen als König auf, der nicht die Einrichtungen (Ver ordnungen) der Regierung kennt? Geh u. lerne die Einrichtungen der Regierung. Er ging u. las in der Schrift. Als er an die Worte Nu 1,51 kam: „Der Fremde ( = NichtLevit), welcher sich nähert, soll getötet werden", sprach er zu ihm: Über wen ist diese Schriftstelle gesagt? Er antwortete ihm: Selbst über David, den König Israels. Da zog jener Pr. bei sich selbst den Schluß vom Größeren auf das Geringere: wenn in bezug auf die Israeliten, die Kinder Gottes genannt werden u. von denen es wegen der Liebe, mit der Gott sie liebt, in der Schrift heißt Ex 4 , 2 2 : „Mein erstgeborner e
e
:
:
Matth 23,15 ( « . 8 ) . 23,18 (Nr. 1)
931
11
Sohn ist Israel! geschrieben steht: „Der Fremde, welcher sich nähert, soll getötet werden" — um wieviel mehr gilt das dann von einem geringen Pr, der mit seinem Stab u. seiner Tasche kam (ohne Gebotserfüllungen u. gute Werke)! Er kam darauf vor Schammai u.sprach zu ihm: War ich denn überhaupt imstande, Hoherpriester zu werden? Steht denn nicht in der Tora geschrieben: Der Fremde, welcher sich nähert, soll ge tötet werden? Dann kam er vor Hillel u. sprach zu ihm: Du sanftmütiger Hillel, mögen Segnungen auf deinem Haupte ruhen dafür, daß du mich unter die Flügel der Sch khina gebracht hast! — Nach einiger Zeit trafen sich jene drei (Proselyten) an einem Orte; sie sprachen: Das Aufbrausen Schammais wollte uns aus der Welt bringen, die Sanft mut Hillels hat uns unter die Flügel der Sch khina gebracht. — Vgl. die Bar Schab 301>: Immer sei der Mensch sanftmütig wie Hillel, u. nicht sei er aufbrausend wie Schammai. e
e
23,15 35: K i n d d e r H ö l l e , vidv yesvvrfi = D*rn>-1?RH 17» sagt Raba (t 352), daß die Bewohner von Machuza (am Tigris) =:H*; *;a Kinder des Gehinnoms genannt würden. || B rakh 10» deutet B rurja, die Gemahlin des R. Melr (um 150) Jes 54,1: die Gemeinde Israel gleicht einem unfruchtbaren Weibe, weil sie keine Kinder für-den G. geboren hat. — Die ganze Stelle s. im Exkurs: „Sch ol" usw. II, 7, d. || Joma 7 2 : Raba (f 352) sagte zu den Rabbinen: Ich bitte euch, erwerbt euch nicht einen zwiefachen G. csn-j < P P -priiT VK (indem ihr einmal von dieser Welt nichts habt, weil ihr dem Torastudium obliegt, u. indem ihr weiter des ewigen Lebens verlustig geht, falls euch bei all eurem Studium die wahre Gottesfurcht fehlt). — Über vlo? u. •;= zur Bezeichnung der Zugehörigkeit s. bei Mt8,12. e
e
e
b
23,16: B l i n d e F ü h r e r (vgl. hierzu bei Mt 15,14).
23,16: Wenn j e m a n d beim T e m p e l s c h w ö r t , so ist das n i c h t s ; w e r a b e r beim Golde des T e m p e l s s c h w ö r t , der ist s c h u l d i g ( v e r p f l i c h t e t ) . 1. S c h w u r beim T e m p e l : als Beispiele s. Q i d 7 l ; K r 1,7; K th 2,9 bei Mt 5,36 S. 334y. — Gelübdeformeln mit dem Wort „Tempel" oder Altar galten als verbindlich. N d l , 3 : (Wer sagt: dies oder das soll mir sein) wie ein Opferlamm, wie die Tempelhallen, wie Altarholz, wie Altarfeuer, wie der Altar, wie der Tempel, wie Jerusalem; oder wer mit (bei) irgendeinem der Altardienstgeräte gelobt, siehe, so hat dieser, auch wenn er das Wort p-.p (Opfer) gar nicht erwähnt hat, doch mit (bei) p-.p gelobt. R. J huda (um 150) sagte: Wer sagt „Jerusalem" (soll mir dies oder das sein, statt „wie" Jerusalem), der hat überhaupt nichts gesagt (sein Gelübde ist unverbindlich). — Parallelstelle TN d 1,3 (276); hier lautet der Ausspruch des R. J huda: Wer sagt „Jerusalem", der hat überhaupt nichts gesagt, weil er nur mit dem Wort p-ip (Opfer) selbst zu geloben beabsichtigte. — Aus der Bemerkung des R. J huda, der häufig Vertreter älterer Traditionen ist, wird man schließen dürfen, daß die frühere Zeit tatsächlich dergleichen Unterschiede bei den Ge lübdeformeln gemacht hat, wie sie die Worte Jesu Mt 23,16 u. 18 beim Schwur bezeugen. Allerdings lassen sich die von Jesu angeführten Unterscheidungen zwischen Beteuerungen „beim Tempel" u. „beim Gold des Tempels", „beim Altar* u. „bei der Altargabe" aus den rabbinischen Schriften nicht belegen; aber auf gleicher Linie mit ihnen liegt die Bar N d 1 4 : Wer bei der Tora gelobt, hat überhaupt (gar) nichts gesagt; a
e
e
e
e
e
e
e
e
b
59*
Matth 2 3 , 1 6 (Nr. 2). 2 3 , 1 7 . 1 8 . 1 9 . 2 3 (%)
932
wer aber bei dem in ihr Geschriebenen gelobt, dessen Worte gelten, s. S. 335 i. Als Grund dieser Bar wird dann unter andrem angegeben, daß der allgemein „bei der Tora" Gelobende vielleicht nur bei ihrem Pergament, nicht bei ihrem Inhalt gelobt habe. — Weitere subtile Unter scheidungen bei den Gelübdeformeln s. in den Zitaten zu Mt 15,5. 2. ovdev eani". im Rabbinischen lautet die entsprechende Formel: „Er hat nichts gesagt" öibs - W K tub, s. in Nr. 1 den Ausspruch des R. J huda u. die Bar N d 14 . — Dem oysrtei entspricht 2*n, zB N d 2,3: Es gibt ein Gelübde in einem (andren) Gelübde, aber es gibt keinen Schwur in einem (andren) Schwur. Wie dies? Sagt einer: „Siehe, ich will ein Naziräer sein, wenn ich esse; siehe, ich will ein Naziräer sein, wenn ich esse!" u. er ißt dann, so ist er für jedes einzelne Gelübde schuldig r*n (er muß zweimal dreißig Tage lang Naziräer sein u. zwei mal das Opfer des Naziräers darbringen). Sagt er aber: „Schwur, daß ich nicht esse, Schwur, daß ich nicht esse", u. er ißt dann, so ist er nur Einmal schuldig S T I (ein Opfer zu bringen). e
e
b
e
23,17: W e r ist g r ö ß e r , das Gold o d e r der T e m p e l ? Diese Frageformel ist bei Diskussionen nicht unbeliebt gewesen. Einige Beispiele s. bei Lk 22,27 Nr. 3. 23,18: W e r s c h w ö r t b e i m A l t a r . . ., bei der Gabe auf ihm. Vgl. das bei 23,16 Bemerkte. — Aus den Beispielen S.335 Anm.g er kennt man, daß nicht bloß beim Altar im allgemeinen geschworen wurde, sondern auch speziell beim inneren Altar, bezw. bei dessen Hörnern. 23, 19: D e r A l t a r , d e r die Gabe h e i l i g t . l
Z b 9 , 1 : Der Altar heiligt das, was der
Altar
das für ihn
emporführt).
für ihn
bestimmt ist.
—
Das. 9 , 7 :
Gleichwie
Bestimmte heiligt, so heiligt auch die R a m p e (die zum
Gleichwie der A l t a r u. die Rampe das für sie
Altar
Bestimmte heiligen,
so
heiligen auch die (Tempel-)Gefäße (das in sie hinein Getane). Die Gefäße für Flüssiges heiligen
das Flüssige u. die M a ß e für Trockenes heiligen das T r o c k e n e ;
aber nicht
heiligen die Gefäße für Flüssiges das Trockene, u. nicht die M a ß e für Trockenes Flüssige.
Heilige Geräte, die
das
durchlöchert worden sind, heiligen, wenn sie noch teil
weise den Dienst verrichten, den sie verrichteten, als sie unversehrt waren; wenn aber nicht, so heiligen sie
nicht.
A l l e aber heiligen nur im Heiligtum. — M ° n 1 2 , 1 :
Speis- u. Trankopfer unrein wurden, bevor man sie so findet bei
Wenn
durch die Gefäße geheiligt hatte,
ihnen die Auslösung statt; nachdem man sie durch die Gefäße geheiligt
hatte, findet bei ihnen keine Auslösung statt. 23,22: W e r u. b e i
beim Himmel dem
schwört, schwört beim Throne
darauf Sitzenden
Gottes
(s. bei M t 5 , 3 4 S. 3 3 1 — 3 3 4 ) .
23,23 31: Ihr v e r z e h n t e t Minze u. Dill u. Kümmel. Der Verzehn tu ng u n terlagen n ach Dt 14,22 f. die Erträge an Korn, Most u. Öl. Die rabbin. Auslegung hat den Kreis der zehntpflichtigen Boden erzeugnisse namentl. durch Einbeziehung der Hülsenfrüchte u. Grünkräu ter erweitert, s. den Exk. über Abgaben von den Bodenerzeugnissen Nr. 3.
933
Matth 2 3 , 2 3 ( « . » ) . 2 3 , 2 4
1. ijdvoafioy Minze. D a s Blattwerk der M . K : ? H ist nach Sch^bifith 7 , 1 genießbar a
,
t
für Menschen u. unterliegt dem Brachjabrgesetz. — Schab 1 2 8 wird s:?* ?* , Minze durch b
K ; ? : , s ; r ? erklärt. — Git 6 9 : G e g e n Herzklopfen nehme m a n drei Eier mit s-a-s ein E i mit K ü m m e l » p ? u. ein Ei m i t Sesam u. esse es.
Auch f A Z 2 9
a
ist
u. ein
Heilmittel gegen Herzbeschwerden. — Ein ausdrückliches Zeugnis für die V e r z e h n t u n g der M . ist uns nicht bekannt. 2. avrj&ov
Dill, hebr. rzv.
Über die Verzehntung besagt M a f a s 4 , j > : R . Elifezer
(um 9 0 ) sagte: A m Dill wird verzehntet der Same, das Kraut u. die Samenbehälter. Die Gelehrten aber sagten: S a m e u. Kraut werden nur an Kresse u. R a u k e verzehntet (also ist das Dillkraut der Verzehntung nicht unterworfen). In f A Z 7
b
wird die Meinung
des R . Elifezer bereits von N a c h u m dem Meder (um 7 0 ) vertreten. || fUqcin 3 , 4 : W e n n Dill na»
im Topf seinen G e s c h m a c k mitgeteilt hat, so k o m m t er nicht mehr als H e b e
in Betracht (so d a ß ein Nichtpriester, der davon genießt, straffrei bleibt); auch ist er (einmal abgekocht) nicht als Speise verunreinigungsfähig (weil er nicht mehr als Speise angesehen
wird).
3 . xv(AIVOV K ü m m e l , hebr. y**,
e
aram. »ji*». D m a i 2 , 1 : Folgende Dinge werden
e
als D m a i (zweifelhaft verzehntet) überall (auch im Ausland) verzehntet: Feigenkuchen, Datteln, Johannisbrot, Reis u. K ü m m e l . ||T*rum 1 0 , 4 : W e n n m a n einen Ofen mit K ü m m e l von Priesterhebe geheizt u. dann Brot darin gebacken hat, so ist das Brot (dem Nicht priester zum Genuß) erlaubt, weil es nicht den G e s c h m a c k des K ü m m e l s , sondern nur den Geruch des K ü m m e l s h a t — N a c h fEduj 5, 3 forderte die Schule Hillels die Schammais.) Verzehntung des Schwarzkümmels
(nicht
n^..
23,23 95: D a s S c h w e r e r e ( W i c h t i g e r e ) d e s G e s e t z e s , das G e r i c h t u. die B a r m h e r z i g k e i t u. die T r e u e , l a s s e t ihr d a h i n t e n . Vgl. die Stellen bei Mk 12,40.—Über die Verwerflichkeit der Heuchelei s. bei Mt 23,13 91 Nr. 2. — Zu den drei Werken, die Jesus fordert, s. Targ Micha 6 , 8 : Soll dir ein Mensch ansagen, was gut ist u. was Jahve von dir fordert? Nur ein Gericht der Wahrheit halten u. Liel>eswerke gern haben u. sei demütig, zu wandeln in der Furcht deines Gottes. || In bezug auf die Rechtspflege heißt es TSota 14,3 (320): Seitdem sich die Lüstlinge mehrten, hörte die Ehre der Tora auf u. das Recht wurde verderbt; seitdem sich die Einflüsterer von Einflüsterungen beim Rechts verfahren mehrten (die die Richter im geheimen beeinflußten), kam heftiger Zorn in die Welt, u. die Sch°khina entfernte sich von Israel. 23,24: D i e d i e M ü c k e d u r c h s e i h e n , das K a m e l a b e r v e r s c h l u c k e n . Wohl sprichwörtliche Redensart. Die von Wettstein irrig angeführte Stelle B rakh 6 3 d^ann saipi tnm nssa bedeutet: „Er richtete Schaltjahre ein u. setzte Schaltmonate fest." — Die Mücke, «Swr, wird öfters als Repräsentantin der geringfügigsten Geschöpfe genannt. e
a
a
S D t 6 , 5 § 3 2 ( 7 3 ) : W e n n alle, die in die W e l t k o m m e n , sich vereinigen wollten, um eine einzige M ü c k e zu schaffen u. in sie eine Seele zu bringen, so würden sie dazu nicht imstande sein. W a s will da die Schrift lehrend sagen G n 1 2 , 5 : „ A l l e die sie in Charrau gemacht (erworben) h a t t e n ? "
D a s will lehren,
Seelen,
daß unser V a t e r
e
A b r a h a m sie zum Judentum bekehrt u. unter die Flügel der Sch khina gebracht hat. — Dieser mehrfach wiederholte Satz ist später dem R . Jose b . Zimra, um 2 2 0 , beigelegt d
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worden, s. pSanh 7 , 2 5 , 4 8 ; G n R 3 9 ( 2 4 ° ) ; P s i q R 4 3 ( 1 8 1 ) u. ö. || Git 5 6 b
:
( A l s Titus
Gott verhöhnte, sprach dieser:) Ein geringfügiges Geschöpf nVp n-na habe ich in meiner Welt,
„ M ü c k e * ist sein N a m e , m i t dem sollst
du Krieg führen.
(Eine M ü c k e soll
Matth 23,24. 25 (Nr. 1)
934
dann ins Gehirn des Titus eingedrungen sein u. die Ursache seines Todes geworden sein.) Parallelstelle LvR 18 (185 ). || Sanh88 Bar: Der Mensch ist am Freitag er schaffen worden. Warum? Damit, wenn er in seinem Innern sich stolz erhebt, man zu ihm sagen könne: Die Mücke ist dir beim Schöpfungswerk vorangegangen. b
a
Dem divhXw entspricht das hebr. -,so = durchseihen. Schab 2 0 , 2 : Man darf (am Sabbat) den Wein durch Tücher oder durch ein Weiden geflecht seihen — Davon fizzv der Seiher. || C h u l 6 7 : „Und alles Gewimmel, das auf der Erde wimmelt, ist ein Greuel soll nicht gegessen werden" Lv 11,41, das will die i'virrs; einschließen, die man seiht (beim Seihen im Seihtuch zurückbehält). — Die ^ c i n s - sind Insekten, die als „Wasserschlängelchen" oder „Kellerfliegen" erklärt werden, s. Levy 2, 2 1 5 ; Raschi versteht darunter kleine Mücken, die sich zwischen den Weinfässern aufhalten. || Über das verschiedene Verhalten der Menschen zu In sekten, die mit Getränken in Berührung kommen, s. TSota 5,9 (302) bei Mt 1,16 S. 40 « . || Hör l l : Hat einer Einen Floh oder Eine Mücke »in-> gegessen (um Gott damit zu ärgern, also aus Trotz), siehe, so ist er ein Abtrünniger •'»»'?. a
b
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Über das Kamel vgl. bei M t l 9 , 2 4 . — Vgl. noch Schab 1 2 Bar: R. Eli*ezer (um 90) hat gesagt: Wer eine Laus am Sabbat tötet, ist wie einer, der ein Kamel tötet (denn töten ist töten). 2 3 , 2 5 : I h r r e i n i g t das Ä u ß e r e des B e c h e r s u. der S c h ü s s e l . 1. Einige Mischnasätze mögen die peinliche Genauigkeit beleuchten, mit der man auf die Reinheit von Geräten (Gefäßen) achtete. Kelim 2 , 1 : An hölzernen, ledernen, knöchernen u. gläsernen Geräten gelten ihre glatten (platten) Teile für rein, ihre vertieften (die Inhalt aufnehmen können) als ver unreinigungsfähig. Wurden sie zerbrochen, so gelten sie (die Bruchstücke) für rein (weil sie nicht mehr verwendbar sind). Macht man aus ihnen wieder Geräte, so nehmen sie von da an u. weiter wieder Unreinheit an. Irdene Gefäße u. solche aus Laugensalz ( T : ) sind in bezug auf ihre Unreinheit gleich: sie werden unrein u. verunreinigen in ihrem Luftraum (ohne daß tatsächliche Berührung erforderlich ist); sie werden unrein an ihrer (ausgehöhlten) Unterseite, aber nicht an ihrer Außenseite. Und ihre Zerbrechung ist ihre Reinigung. — Das. 2 , 7 : Verunreinigungsfähig unter den irdenen Ge fäßen sind: eine Platte (Tafel), die einen Rand hat, eine ganze (unversehrte) Kohlen pfanne u. eine Platte (Tafel), die aus lauter schüsselartigen Abteilungen besteht. Wird eine von diesen (Abteilungen) durch ein Kriechtier verunreinigt, so sind nicht alle ver unreinigt. Wenn die Platte aber einen hochstehenden Rand hat (der ihre einzelnen Abteilungen überragt), so sind, wenn eine von den Abteilungen verunreinigt wurde, alle verunreinigt (weil der Luftraum über der Platte durch deren hochstehenden Rand allen Plattenabteilungen- gemeinsam geworden ist). — Das. 1 1 , 1 : An den metallenen Geräten sind ihre glatten (platten) u. ihre vertieften Teile verunreinigungsfähig. Wurden sie zerbrochen, so gelten sie für rein; macht man aus ihnen wieder Geräte, so kehren sie zu ihrer früheren Unreinheit wieder zurück. R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte: Nicht zu jeder Unreinheit, sondern nur zu der, die von einem Toten herrührte. — Das. 25, 3: Bei den Wein- u. ölmaßen, beim Gabellöffel (einem Gerät, das aus Gabel u. Löffel bestand), beim Senfsieb u. beim Weinseiher ist die Außenseite von der Innen seite zu unterscheiden. So R. Melr (um 150). R. J huda (um 150) sagte: Man braucht sie nicht zu unterscheiden. R. Schimfon (um 150) sagte: Man hat sie zu unterscheiden: sind sie an ihrer Außenseite verunreinigt worden, so ist das, was in ihnen ist, rein, obwohl man (das ganze Gerät behufs Reinigung) untertauchen muß. — Das. 25,6: Die Fußgestelle der Gefäße u. ihre Ränder u. ihre Henkel n. die Griffe der zum Aufnehmen geeigneten Gefäße trocknet man ab, wenn unreine Flüssigkeiten darangekommen sind, BO sind sie rein. Alle andren Gerätsehaften aber, die nicht Granatäpfel halten können u. die keine Rückseiten u. kein Inneres haben, sind, wenn unreine Flüssigkeiten an e
Matth 23, 25 (Nr. 1.2)
935
einen Teil von ihnen gekommen sind, ganz unrein. Wenn an einem Gefäß die Außen seiten durch unreine Flüssigkeiten unrein geworden sind, so sind die Außenseiten un rein, dagegen sind sein Inneres, sein Rand, sein Henkel u. seine Griffe rein. Sobald das Innere unrein geworden ist, ist alles unrein. — Das. 25,7f.: Bei allen Gefäßen sind zu unterscheiden die Außenseiten, das Innere u. der Henkel (wörtlich: Stelle des Anfassens). R. Tarphon (um 100) sagte: Das gilt in bezug auf einen großen hölzernen Trog; R. fAqiba (t um 135) sagte: (Auch) in bezug auf die Becher. R. Melr (um 150) sagte: In bezug auf unreine u. auf reine Hände. R. Jose (um 150) sagte: Man hat es nur in bezug auf reine Hände gesagt. Wenn zB die Hände rein sind u. die Außen seiten eines Bechers unrein, u. man faßt den Henkel an, so hat man nicht zu be fürchten, daß die Hände durch die Außenseiten des Bechers unrein werden. Hat man aus einem Becher, dessen Außenseiten unrein sind, getrunken, so hat man nicht zu befürchten, daß das Getränk im Munde durch die Außenseiten des Bechers unrein wird u. wiederum seinerseits den Becher unrein macht. — Das. 3 0 , 1 : Von den gläsernen Gerätschaften sind die flachen rein u. die vertieften (wörtlich: die etwas aufnehmen können) verunreinigungsfähig. Wurden sie zerbrochen, so sind sie rein; machte man aus ihnen wieder Geräte, so nehmen sie von da an u. weiter wieder Unreinheit an. Eine Platte u. (glatte) Schüssel von Glas sind rein; wenn sie einen Rand haben, sind sie verunreinigungsfähig. Der Boden einer (zerbrochenen) Schale oder einer (zerbrochenen) Schiissel von Glas gilt, wenn man ihn in Gebrauch nimmt (weil er noch etwas fassen kann) als rein; wenn man sie aber mit Kreide abrieb oder mit einer Feile glättete, so sind sie verunreinigungsfähig. — Das. 30,3: Ein Becher, dessen größerer Teil be schädigt ist, gilt als rein; sind drei schadhafte Stellen an ihm in seinem größeren Teil, so gilt er als rein. R. Schimfon (um 150) sagte: Wenn er den größeren Teil des (hineingefüllten) Wassers verschüttet (durch die schadhaften Stellen abfließen läßt), gilt er als rein. Hat er ein Loch bekommen u. man besserte ihn mit Zinn oder mit Pech aus, so gilt er als rein. R. Jose (um 150) sagte: Wenn mit Zinn, so ist er ver unreinigungsfähig; wenn mit Pech, so ist er rein. — Zum Verständnis dieser Stellen s. das. 25, 9: Alle Gegenstände kommen zu ihrer Verunreinigungsfähigkeit durch ihre Bestimmung; aber sie verlieren ihre Verunreinigungsfähigkeit nur durch eine Verände rung an ihrer Herrichtung; die (neue) Herrichtung hebt die (alte) Herrichtung auf u. (zugleich) die (frühere) Bestimmung; eine neue Bestimmung aber hebt weder die (frühere) Herrichtung noch die (frühere) Bestimmung auf. (Ein Mensch trägt zB einen Ring an seiner Hand; durch diese Bestimmung, als Fingerreif zu dienen, wird der Ring verunreinigungsfähig. Später wird derselbe Ring bestimmt, irgendwie an einem Tier Verwendung zu finden; am Tier würde der Ring der Theorie nach nicht ver unreinigungsfähig sein; gleichwohl behält er die Fähigkeit dazu, da die bloße neue Be stimmung des Ringes die frühere nicht aufhebt. Soll der Ring die Verunreinigungs fähigkeit im Dienst des Tieres verlieren, so ist am Ringe selbst eine Veränderung vor zunehmen; diese Veränderung an der Form des Ringes hebt dann die ursprüngliche Bestimmung u. damit zugleich die Verunreinigungsfähigkeit auf.)
2. Über die R e i n i g u n g der Geräte s.: fAZ 5,12: Wenn man einen Gebrauchsgegenstand von einem Heiden kauft (diese Gegenstände gelten als unrein), so soll man das, was man unterzutauchen pflegt, untertauchen; was man auszubrühen pflegt, ausbrühen; was man mit der Flamme aus zuglühen pflegt, ausglühen. Den Bratspieß u. den Rost glüht man mit der Flamme aus; das Messer schleift man ab, so ist es rein. (Vgl. Lv 6 , 2 1 ; Nu 31,22 f. u. Siphre zur letztren Stelle § 158.) || Miqv 10,1: Wenn man ein Gefäß mit der Öffnung nach unten untergetaucht hat, so ist es, als hätte man es nicht untergetaucht. Hat man es ordnungs mäßig untergetaucht, aber ohne den Henkel, (so genügt das erst,) bis man es auf die Seite geneigt hat. Ein Gefäß, das an beiden Enden eng u. in der Mitte weit ist, ist nicht eher rein, als bis man es auf die Seite geneigt hat. Eine Flasche, deren Mündung (nach innen) umgebogen ist, ist nicht eher rein, als bis man sie an der Seite durchlöchert.
Matth 23,25 (Nr. 2). 23,27
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Über das zum Untertauchen geeignete Wasser s. bei Mt3,6 S.108f. Nur auf die spezielle Vorschrift Lv 6, 21: „Das eherne Gefäß (in welchem der priesterliche Anteil am Sündopfer gekocht ist) werde abgeriehen u. mit Wasser ab gespült", bezieht sich Z'b 11,7: Das Abreiben ist wie das Abreiben des Bechers (s. w. u.) u. das Abspülen ist wie das Abspülen des Bechers. Das Abreiben geschieht mit heißem Wasser u. das Abspülen mit kaltem Wasser. Den Bratspieß u. den Bratrost spült man mit heißem Wasser ab. — Ausführlicher SLv 6, 2 1 : Das Abreiben ist wie das Abreiben des Bechers u. das Abspülen geschieht wie das Abspülen des Bechers. Das Abreiben u. das Abspülen geschieht mit kaltem Wasser. Den Bratspieß u. den Brat rost spült man mit heißem Wasser ab Soll etwa das Abspülen auch hier mit 40 Sea Wasser (wie sonst üblich) geschehen? Die Schrift sagt lehrend Lv 6,21: „Mit Wasser"; mit Wasser, soviel es ist; mit Wasser, aber nicht mit Wein oder mit gemischtem Wein; mit Wasser, um alles Wasser für tauglich zu erklären u. erst recht das Wasser im (großen Tempel-)Becken ">vs. — Mit dem oben erwähnten „Becher" ist der Becher ge meint, über dem der Lobspruch beim Tisch-Schlußgebet gesprochen wurde. Von diesem Becher, heißt es B 'rakh 5 1 , seien zehn Dinge gesagt worden, zu denen auch dies ge hört, daß er abzuwischen u. abzuspülen sei: „Das Abwischen n m n geschieht von innen u. das Abspülen r i f v v von außen." l
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23,25: I n w e n d i g sind s i e v o l l v o n R a u b u. U n e n t h a l t s a m k e i t . Belege s. bei Mk 12,40; ferner s. TM n 13,22 (533) bei Mt23,28. e
23,27: Ihr g l e i c h e t ü b e r t ü n c h t e n G r ä b e r n . Die Gräber wurden im Frühjahr mit Kalk getüncht, damit sie jedermann als solche kenntlich würden. Praktische Bedeutung hatte die Einrichtung namentlich für Priester, indem sie ihnen die Möglichkeit bot, sich von Gräbern als Stätten der Unreinheit fernzuhalten. e
Sch q 1,1: Am 15. Adar (etwa M ä r z ) . . . macht man sich an das Herstellen (Aus bessern) der Wege u. der Straßen u. der Wasseransammlungen . . . , auch kennzeichnet man die Gräber n-napn r « •p??s'?i. — T S c h q l , 4 : Am 15. des Monats (Adar) gehen die vom Gerichtshof Beauftragten aus u. kennzeichnen den Ort der Unreinheit ( = Gräber), damit die Menge nicht dadurch strauchle (in Sünde gerate). || MSch 5 , 1 : Eine vierjährige Weinpflanzung (deren Frucht auszulösen war) macht man durch (herum)gelegte Erd schollen kenntlich, eine Stelle mit fOrlaanpflanzungen (1—3 jährigen Pflanzungen, s. Lv 19, 23) durch Töpferlehm, eine Stelle mit Gräbern durch Kalk, u. zwar löst man diesen (im Wasser) auf u. gießt ihn hin. — In einer Besprechung dieser Mischna in BQ 6 9 heißt es: Der Kalk diente als Zeichen, weil er weiß ist, wie die Totengebeine, u. man löste ihn auf u. goß ihn (um das Grab) aus, damit er noch weißer würde. || MQ 1, 2 : Man darf (an den Zwischenfeiertagen)... die Gräber kennzeichnen. — Dazu pSch q 1 , 4 6 , 22: Hat man sie denn nicht schon im Monat Adar gekennzeichnet? Du kannst es so erklären, daß ein heftiger Regenguß niederfiel, der es (gemeint ist die e
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Kalktünche) wegspülte Woher läßt sich der Schriftbeweis für das Kennzeichnen der Gräber beibringen? R. B rekhja (um 340) hat gesagt, R. Jafaqob, der Tochtersolm Jafaqobs (um 320) habe im Namen des R. Huna aus B rath-Chauran (um 230) gesagt — nach R. Jose (um 350) hat es R. Jafaqob b. Acha (um 300) im Namen des R. Huna auB B>ath-Chauran gesagt; nach R. Chizqijja (um 350) hat es R. fUzziöl b. Huna von Beth-(B rath-)Chauran (um 270) im Namen des R. Huna aus Beth-(B rath)-Chauran ge sagt — : Es heißt Lv 13,45: „Das Unreine soll .unrein'! rufen* (so der Midr); die Un reinheit soll dir mit ihrem Munde (d. b. mit ihrer Kalktünche) zurufen u. zu dir sagen: Bleibe fern! R. Heia (um 310) hat im Namen des R. Sch"muöl b. Nachman (um 260) gesagt: (Der Schriftbeweis sei zu führen aus Ez 39,15:) Wandrer wandern im Lande umher, u. sieht einer ein Menschengebein, so errichtet er daneben ein Kennzeichen. „Gebein", daraus ist zu entnehmen, daß man über Gebeinen ein Kennzeichen macht; e
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Matth 23,27.28.29 (Nr. 1)
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„von einem Menschen", daraus ist zu entnehmen, daß man über einem Rückgrat (Rumpf) u. über einem Schädel ein Kennzeichen macht; „u. errichtet", daraus ist zu entnehmen, daß man auf einem festliegenden Stein ein Kennzeichen macht. Wenn du sagen wolltest: „Auf einem lose daliegenden Stein", so könnte dieser wandern u. an einer andren Stelle etwas als unrein bezeichnen (was doch nicht unrein ist); „daneben", d. h. an reiner Stelle (die den Fundort des Toten oder des Grabes umgibt); „ein Kennzeichen", hieraus ist die Pflicht der Kennzeichnung zu entnehmen. Parallelstellen: pMSch 5,55 , 39; pMQ 1, 8 0 , 60; vgl. MQ 5 . II Übrigens wurden Gräber, die als solche jedermann kennt lich waren, nicht getüncht. MQ 5 Bar. Man kennzeichnet nicht zweifellose, wohl aber zweifelhafte Grabstellen; u. dies sind zweifelhafte: die von Gebüsch verdeckt oder von Mauerteilen überragt sind, ferner ein umgepflügtes Gräberfeld. d
b
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b
Daß
auch Rabbinen sich an der Kennzeichnung von Gräbern be
teiligten, zeigt das Beispiel des R. Banna*a, um 220, u. des R. Schimfon b
b. Laqisch, um 250; s. BQ 58»; BM 8 5 . 23, 28: So e r s c h e i n e t
auch
ihr
äußerlich
den M e n s c h e n
g e r e c h t , i n w e n d i g a b e r s e i d i h r v o l l H e u c h e l e i u. G e s e t z losigkeit (Ungerechtigkeit). Belege s. im Exkurs über Pharisäer u. Sadduzäer Nr. 2 u. bei Mk 12,40; e
Lk 16,14; ferner s. p j b 12,13», 33 bei Mt23,1331 S.921. — Besonders wird den letzten
Geschlechtern vor der Zerstörung Jerusalems im
Jahre 70 Geldliebe u. Haß zum Vorwurf gemacht. e
TM n 13,22 (533): R. Jochanan b. Tortha (um 110) hat gesagt: Warum ist Schilo zerstört worden? Wegen der darin herrschenden Verachtung des Heiligen. Warum ist der erste Tempelbau Jerusalems zerstört worden? Wegen des Götzendienstes, der Un zucht u. des Blutvergießens, die darin herrschten. Aber von denen zur Zeit des zweiten Tempels wissen wir doch, daß sie sich mit der Tora beschäftigten u. sorgfältig waren bei den Zehntabgaben; warum sind sie in die Verbannung geführt worden? Weil sie das Geld (Mammon) liebten u. sich untereinander haßten. Das soll dich lehren, daß gegenseitiger Haß schlimm ist vor Gott, u. daß die Schrift ihn gleichsetzt dem Götzen dienst, der Unzucht u. dem Blutvergießen. — Parallelstellen pJoma 1, 3 8 , 48; Joma 9* (s. oben S. 366 Nr. 3); 9 . - Vgl. auch BM 73 bei Lk 16,14. || Joma 72 : Raba ( f 352) hat gesagt: Jeder Gelehrtenschüler, dessen Inneres nicht wie sein Äußeres ist, ist kein Gelehrtenschüler. Abaje (f 338/39), nach andren Rabbah b.?UUa (um 400?) hat gesagt: Er wird ein Abscheulicher genannt, s. Hi 15,16: „Vollends der Abscheuliche u. Verdorbene, der Mann, der wie Wasser Frevel trinkt." c
b
b
b
2 3 , 2 9 : I h r b a u e t d i e G r ä b e r d e r P r o p h e t e n u. s c h m ü c k e t die
D e n k m ä l e r der G e r e c h t e n .
1. Monumentale Grabdenkmäler werden erwähnt (vgl. schon Jes 22,16 Schebna) 1 Makk 13,27ff.: Simon setzte einen Bau auf das Grab seines Vaters u. seiner Brüder, so hoch, daß man ihn weithin sehen konnte, auf der Rückseite u. der Vorderseite aus polierten Steinen, u. stellte darauf sieben Pyramiden, eine der andren gegenüber, für seinen Vater, seine Mutter u. seine vier Brüder (die siebente für sich selbst). An diesen aber ließ er Kunstwerke anbringen,
indem er große Säulen
umhersetzte, u. an den Säulen brachte er Waffenrüstungen an zu ewigem Gedächtnis, u. neben den Waffenrüstungen waren Schiffe eingemeißelt, damit sie von allen gesehen würden, die das Meer befuhren. So war das
Matth 23,29 (Nr. 1 ^ 3 )
938
Grabmal (o täyog), das er in Modei'n errichtete; es befindet sich dort bis auf den heutigen Tag. — Eine einfache Stele in Pyramidenform wird das Denkmal (fivijpa) gewesen sein, das Herodes d. Gr. am Eingang zu den Gräbern Davids u. Salomos errichten ließ, nachdem er diese zuvor ihrer goldenen Schmucksachen u. Kleinodien beraubt hatte. Joseph. Antiq. 16,7,1: fAvrjfia kevxrfi nixgag ini roj
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a. S c h q 2 , 5: Der Rest des für Arme Gesammelten gehört den Armen; der Rest des für einen bestimmten Armen Ges. gehört diesem Armen: der Rest des für Ge fangene Ges. gehört den Gefangenen; der Rest des für einen bestimmten Gefangenen Ges. gehört diesem Gefangenen; der Rest des für Tote Ges. gehört den Toten; der Rest des für einen bestimmten Toten Ges. gehört seinen Erben. R. Melr (nm 150) sagte: Der Rest des für einen bestimmten Toten Ges. soll liegenbleiben, bis Elias kommt (n. Entscheidung darüber trifft); R. Nathan (um 160) sagte: Von dem Rest des für einen bestimmten Toten Ges. baut man diesem ein Denkmal vc.; über (oder: bei) seinem Grabe. || pSch q 2,47 , 6: Im Namen des R. Nathan hat man gelehrt: Von dem Rest des für einen bestimmten Toten Ges. soll man diesem ein Denkmal ecs über (oder: bei) seinem Grabe erbauen u. ein Sprengen (wohlriechender Essenzen) an seinem Totenbett vornehmen. — Statt s c : in der Parallelstelle GnR 82 (52d) r-a = Haus, Bau; in Sanh 4 8 cia-i = domus. b. p S c h q 2 , 4 7 , 8: Rabban Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte: Den Gerechten errichtet man keine Denkmäler P I S E : , ihre Worte (Aussprüche) sind ihr Gedächtnis -pi-or. — Dasselbe GnR 82 (52 ). C. P siq 7 9 : Wenn Jahve Wohlgefallen hat an den Wegen eines Mannes, bewirkt er, daß auch seine Feinde mit ihm Frieden halten Spr 16,7. R. Melr (um 150) sagte: Damit ist der Hund gemeint. Hirten hatten einmal Milch gemelkt; es kam eine (giftige) Schlange u. fraß davon; der Hund hatte es gesehen. Als sie sich nun setzten, um zu essen, fing er an, sie anzubellen; sie aber achteten nicht darauf; schließlich machte er sich auf u. fraß u. starb. Da begruben sie ihn u. errichteten ihm ein Denkmal xvtz; bis jetzt wird es das Grabmal des Hundes xzbii «vti genannt. — Dasselbe, aber ohne den Schlußsatz, pTOrum 8,46 , 27. e
ft
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3. Im einzelnen werden folgende Grabmäler erwähnt: a. n^vjx Ü E : , nach Levy 3,426" „ein geschlossenes Denkmal am Grabe, d. h. das keine Öffnung zum Eingang hat"; nach Krauß, Archäol. 2,80 „massive Blöcke oder Monolithe, die nur als Denksteine dienten*. In Verbindung mit einem solchen Monument erscheinen niso, Hütten oder Schuppen, die vorübergehend als Aufenthaltsorte dienen konnten. Ohal 7,1: Wer ein massives Grabmal rrs-tts« BEJ an den Seiten berührt, ist rein, weil die Unreinheit senkrecht auf u. nieder durchdringt. (Vorausgesetzt scheint zu sein,
Matth 23,29 (NF.3). 23,32
939
daß das Grabmal nicht auf dem Grabe selbst, sondern seitwärts davon steht.) Wenn aber die Stelle der Unreinheit (über welcher das Grabmal steht) so groß ist, wie eine Handbreite im Geviert, so ist der, welcher irgendeine Stelle (des Monuments) berührt, unrein; denn es ist, wie das geschlossene Grab (dessen Berührung verunreinigt). Ver bindet man unmittelbar mit ihm (dem Grabmal über einer unreinen Stelle) Hütten (Lauben, Schuppen, mae), so sind diese unrein. R. J huda (um 150) erklärte sie für rein. (Die Halakha ist nicht nach ihm.) e
b. Ein auf zwei Seiten durchbrochenes (auf Säulen ruhendes?) Grabmal mmrrn i m » nx-isau »B3. Das Charakteristische dieser Monumente war, daß sie keinen Aufenthaltsraum für Menschen boten; s. T*Er6,4 f. bei c. c. Grabmäler mit u. ohne einen Aufenthaltsraum für Menschen. fEr 5 , 1 : Wie erweitert man Städte (durch Einbeziehung von Ausbauten zwecks Festsetzung der Sabbatgrenze)? Wenn ein Haus (an der Stadtgrenze) zurücksteht u. ein andres vorspringt,... wenn Brücken u. Grabmäler rtvti da sind, in denen sich ein Aufenthaltsraum rn-n befindet, so läßt man das Maß von ihnen ausgehn u. bildet daraus eine viereckige Fläche, damit man die Winkel gewinne. || TfEr 6,4 f. (144): Folgende Baulichkeiten werden (in den Stadtbezirk) miteinbezogen: ein Grabmal vcs, das vier Ellen im Geviert groß ist. R. J huda (um 150) sagte: Seine Wände u. Gesimse werden miteinbezogen. Ferner eine Grabanlage (*>2p. = rritfos) u. eine Brücke, die einen Aufenthaltsraum n—; r-a enthalten, ein Götzentempel, in dem sich ein Auf enthaltsraum für Priester befindet, Stallungen u. Speicher auf dem Felde, die einen Aufenthaltsraum haben . . . , die werden miteinbezogen (in die Stadt). Folgende Baulich keiten werden nicht miteinbezogen: ein Grabmal vti, das auf zwei Seiten hierhin u. dorthin durchbrochen ist, eine Grabanlage -o? u. eine Brücke ohne einen Aufenthalts raum, ein Götzentempel ohne einen Aufenthaltsraum für Priester, Stallungen u. Speicher auf dem Felde, die keinen Aufenthaltsraum haben . . . , die werden nicht miteinbezogen. (Die Nennung der auf zwei Seiten durchbrochenen Grabmäler neben solchen Baulich keiten, die ohne einen Aufenthaltsraum für Menschen sind, beweist, daß jene Grabmäler selbst zu dieser Kategorie von Baulichkeiten gehört haben.) — Dasselbe als Bar ?Er 55 e
b
d. Grabmäler, die zur Beisetzung von Leichen benützt wurden. TAhil 10, 7 (607): Wenn der Sarg hineingebaut ist in die Wand eines Grabmals CEJ, so ist, wenn derselbe auch noch so wenig im Innern des Grabmals sichtbar wird, der, welcher in dieses eintritt, unrein; wenn der Sarg aber nicht sichtbar wird, so wird der Eintretende unrein nur gegenüber von dessen Bedeckung. Hat man ein Grabmal ots Uber dem Sarge erbaut, so ist es wie ein geschlossenes Grab u. ver unreinigt ringsum von allen Seiten. || Sanh 48 : Wenn man ein Grabmal »EJ für einen Leben den erbaut hat, so ist es zum Nießbrauch gestattet; hat man aber Eine Steinscbicbt im Namen eines Toten (für einen T.) hinzugefügt, so ist es zum Nießbrauch verboten. Um welchen Fall handelt es sich hier? Wenn man einen Toten hineingelegt hat. || TAhil 17,4, (615): Von den Grabmälern rivtz im Lande Israel darf man annehmen, daß sie rein sind (weil für gewöhnlich keine Leichen darin beigesetzt werden); ausgenommen sind nur diejenigen, die (durch Kalktünche als wirkliche Gräber) gekennzeichnet sind. a
2 3 , 3 2 : M a c h e t das Maß e u r e r V ä t e r voll. fArakhinlö": „So finden wir, daß der Gerichtsbeschluß über unsre Väter in der Wüste nur wegen der bösen Zunge (Verleumdung) besiegelt worden ist" f Arakh 3 , 5 . Aus welchem Grunde? Etwa weil bis dahin ihr Maß nicht voll war ]r«o ttbn »h? Denn Rab Hamnuna (um 290) hat gesagt: Gott straft einen Menseben nicht, bevor sein Maß voll ist ir«o tt^nre iy, s. Hi 20,22: Wenn voll ist seine Menge (die Menge seiner Sünden), kommt die Not über ihn (so der Midr). Resch Laqisch (um 250) hat gesagt: Die Schrift sagt Nu 14,22: „Sie haben mich nun schon zehnmal versucht." Deswegen wurde der Gerichtsbeschluß untersiegelt. — Der Ausspruch des Rab Hamnuna
Matth 23,33.35 (Nr. 1)
940 a
auch Sota 9 . II Aus dem AT kann verglichen werden Gn 15,16; Targ Onk u. Jerusch I übersetzen die Stelle wörtlich. 23,33: Ihr S c h l a n g e n , ihr O t t e r n g e z ü c h t
(s. bei Mt3,7).
Im Rabbin. findet sichtyu;als o?s u. M%idva als «a?y, K ^ ? * . e
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M kh Ex 15,22 ( 5 2 ) : „Otter u. geflügelter Drache» Jes 30,6. r m « (Otter) be deutet nichts andres als es? fyt; = Otter. Man hat gesagt: Wenn die Otter den Schatten eines Vogels sieht, der in der Luft fliegt, u. wenn sie (dann) den Vogel sieht, so wird dieser an seinen Schatten gebannt u. seine Glieder fallen ihm ab. — Der schwer lich korrekte Text lautet in den Parallelen sehr verschieden, s. Tanch n?va 83 ; TanchB rwwa § 17 (32b); Leqach tob Ex 15, 22 (50b). || BM 8 4 b (Als man den R. Eifazar b. Schimfon, um 180, in der Grabeshöhle seines Vaters beisetzen wollte), fand man eine Otter «339, die sich um die Höhle gelegt hatte. Man rief ihr zu: Otter, Otter, öffne deinen Mund (laß deinen Schwanz aus deinem Munde los), daß der Sohn zu seinem Vater komme! Da gab sie ihnen den Eingang frei. b
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23,83: Vor d e m G e r i c h t d e r H ö l l e . e
Siehe Exkurs: „Sch ol* usw. II, Nr. 3 gegen Ende; vgl. auch bei Mt 3,7 S. 115 f. 23,34: I h r w e r d e t in e u r e n S y n a g o g e n g e i ß e l n (s. b e i Mt 1 0 , 1 7 ) . 1
23,35: B i s zum Blut d e s Z a o h a r i a , des S o h n e s des B a r a c h j a , den ihr z w i s c h e n dem T e m p e l ( h a u s ) u. dem A l t a r g e m o r d e t habt. e
1. Die Ermordung des Z kharja b. J°hojada* 2 Chr 24,20ff.in der rabbin. Überlieferung. a
Ältester Bericht pTafan 4 , 6 9 , 36: R. Jochanan (t 279) hat gesagt: 80000 junge Priester sind wegen des Blutes des Z kharja getötet worden. R. Judan (um 350) fragte den R. Acha (um 320): W o hat man den Z kharja getötet? Im Vorhof der Weiber oder im Vorhof der Israeliten? Er antwortete: Weder im Vorhof der Israeliten noch im Vor hof der Weiber, sondern im Vorhof der Priester (also in der Nähe des Brandopfer altars); u. nicht ging man mit seinem Blut um, wie mit dem Blut eines Widders u. wie mit dem Blut einer Gazelle. Dort (Lv 17,13) steht geschrieben: „Er soll sein Blut ausgießen u. es mit Erde bedecken*; aber hier hieß es: Ihr Blut ist in ihrer Mitte, auf nackten Felsen (vgl. Ri 9,5) hat sie (die Blutstadt Jerusalem) es fließen lassen, nicht es auf die Erde gegossen, daß der Staub es zudeckte Ez 24,7. Das alles warum? Um Grimm heraufzubringen, um gewaltige Rache zu nehmen, habe ich ihr Blut auf nackten Felsen geraten lassen, daß es nimmer zugedeckt werde Ez 24,8. Sieben Über tretungen begingen die Israeliten an jenem Tage (der Ermordung Z kharjas): sie töteten einen Priester u. Propheten u. Richter, sie vergossen unschuldiges Blut, sie ver unreinigten den Vorhof, u. es geschab an einem Sabbat u. Versöhnungstag. Als N buzarsadan hierher heraufzog, sah er, wie das Blut aufwallte D c i r . * Er sprach zu ihnen: Was ist das mit diesem? Sie antworteten: Es ist das Blut von Stieren u. Lämmern u. Widdern, die wir auf dem Altar als Opfer dargebracht haben. Sofort ließ er Stiere e
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B a g a x i o v beruht wohl auf einer Verwechselung des Vaternamens des Z kharja 2 Chr 24,20 ff. mit dem des Propheten Z*kharja Sach 1,1; Jes 8 , 2 ; s. aber auch die Zitate TargEL 2,20 u. Josippon 80 S. 941 f. Zugrunde liegt der Glaube, daß das Blut eines Ermordeten sich in Bewegung befinde, bis der Mord durch die Hinrichtung des Mörders Sühnung gefunden habe. DtR 2 ( 1 9 8 ) : Es geschah einmal bei zwei Brüdern, daß der eine von ihnen den andren tötete. Was machte ihre Mutter? Sie nahm einen Becher u. füllte ihn mit seinem Blut an u. stellte ihn in einen Turm ( = Vorratsraum). Täglich ging sie hinein u. fand jenes Blut, wie es aufwallte ooir. Einmal ging sie hinein u. blickte es an u. fand es schweigend (nicht in Bewegung). In jener Stunde wußte sie, daß ihr andrer Sohn getötet sei. (VgL schon Gn 4,10.) e
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Matth 23, 35 (Nr. 1)
941
« . Widder u. Lämmer bringen u. darüber schlachten, aber noch immer wallte das Blut auf. Da sie es ihm nicht bekannten, hängte man Stricke (""'-P *-r ? ? ) an der Richt stätte auf (um die Priester aufzuhängen). Da sprachen sie: Gott gefällt es, sein Blut von unsren Händen zu fordern! Sie sprachen zu N buzar*adan: Es ist das Blut eines Priesters u. Propheten u. Richters, der wider uns das alles geweissagt hat, was du uns getan hast, u. wir erhoben uns gegen ihn u. töteten ihn. Sofort ließ er 80000 junge (d.h. dienstfähige) Priester bringen u. darüber (über dem Blut Z kharjas) schlachten; aber noch immer wallte das Blut auf. In jener Stunde beschalt er es u. sprach: Willst du etwa, daß dein ganzes Volk um deinetwillen vernichtet werde? Sofort ward Gott von Mitleid erfüllt u. sprach: Wenn dieser, der Fleisch u. Blut u. grausam ist, von Mitleid mit meinen Kindern erfüllt wird, um wieviel mehr muß das dann von mir gelten, von dem geschrieben steht Dt 4 , 3 1 : Jahve dein Gott ist ein barmherziger Gott; er wird nicht von dir lassen, noch dich verderben, noch des Bundes mit deinen Vätern vergessen, den er ihnen zugeschworen. Sofort gab er dem Blut einen Wink, da ward es an seiner Stelle verschlungen. || Die Parallele b G i t 5 7 : R. Chijja b. Abin (ein Zeit genosse Rabas, also etwa um 330) hat gesagt, R. J hoschuaf b. Qarcha (um 150) habe gesagt: Ein Alter von den Bewohnern Jerusalems hat mir erzählt: In diesem Tal (ge meint ist Biqfath-Jadajim bei Beth-ter) hat N buzar*adan, der Oberste der Leibwache, 211 Myriaden getötet u. in Jerusalem hat er 94 Myriaden auf Einem Stein getötet, bis ihr Blut kam u. das Blut Z kharjas berührte, um zu erfüllen, was gesagt ist Hos 4 , 2 : Blut berührt sich mit Blut. Er fand das Blut des Z kharja, wie es aufwallte u. sich erhob. Er sprach: Was ist das? Sie antworteten: Es ist Blut von Schlachtopfern, das ausgegossen worden ist. Er ließ solches bringen; aber es glich jenem nicht. Er sprach zu ihnen: Wenn ihr es mir sagt, so ist es gut; wenn aber nicht, so lasse ich euch euer Fleisch mit eisernen Kämmen abkämmen. Sie sprachen: Was sollen wir dir sagen? Ein Prophet war unter uns, der uns (strafend) zurechtwies in göttlichen Dingen; da erhoben wir uns gegen ihn u. töteten ihn, u. siehe, wer weiß wie viele Jahre sind es, daß sich sein Blut nicht beruhigt. Er antwortete: Ich will es beruhigen. Er nahm das große Synedrium u. das kleine Synedrium u. tötete sie über ihm (dem Blut Z kharjas); aber es beruhigte sich nicht. Er nahm Jünglinge u. Jungfrauen u. tötete sie darüber, aber es beruhigte sich nicht. Er nahm Schulkinder u. tötete sie darüber, aber es be ruhigte sich nicht. Da sprach er zu ihm: Z kharja, Z kharja, die Besten unter ihnen habe ich vernichtet; willst du, daß ich sie alle vernichte? Als er also sprach, be ruhigte sich das Blut. In jener Stunde dachte er in seinem Innern an Buße. Er sprach: Wenn es diesen wegen Eines Menschenlebens also erging, um wieviel mehr wird es dann diesem Mann (d. h. mir) so ergehn, der alle diese Menschenleben getötet hat! Da machte er sich davon; er sandte sein Testament ( K P B - E I Q X ) an seine Familie u. trat zum Judentum über. In einer Bar ist gelehrt worden: Nafaman (2 Kg 5) war ein Beisaßproselyt axir- - ; ; N buzamdan war ein wirklicher Proselyt p-is *>s. — Ebenso mit geringen Abweichungen Sanh 9 6 . || In der Midraschliteratur schließt sich der Be richt P siq 122» eng an den pT an; eine Verbindung der Überlieferung beider Talmude liegt vor MidrKL 2,2 ( 6 4 ) ; 4 , 1 3 ( 7 6 » ) ; Midr Qoh 3,16 ( 2 1 ) ; Midr KL Einl. Nr. 23 ( 3 6 ) u. Midr Qoh 10,4 ( 4 6 ) ; an den beiden letzten Stellen wird die Tötung des Z°kharja zum Teil mit dessen Hochmut begründet. — In Midr KL Einl. Nr. 5 ( 3 0 ) findet sich nur die Frage des R. Judan an R. Acha betreffs der Stelle, an der Z kharja erschlagen wurde. |! Targ KL 2,20: Ihr habt den Z kharja, den Sohn des flddo, den Hohenpriester u. zuverlässigen Propheten, im Heiligtum Jahves am Versöhnungstage getötet, weil er euch (strafend) zurechtgewiesen hat, daß ihr nicht tun solltet, was böse vor Jahve. — Ausführlicher Targ 2Chr 24,20f.: Der Geist der Prophetie von Jahve her wohnte (ruhte) auf Z kharja b. J hojadaf, dem Priester. Als er die Sünde des Königs u. des Volkes 1
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P siq 122»liest: y s z ^ o a „er nahm sie u. hängte sie an der Richtstätte a u f . Hier ist, wie in Mt 23,35, an Z kharja, den Sohn B^ekhjas, des Sohnes flddos (Sach 1,1) gedacht; auch fEr21 wird der Prophet Sacharjakurz als Sohn flddos bezeichnet. 2
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Matth 23, 35 (Nr. 1.2)
942
sah, wie man dem Götzenbilde Räucherwerk anzündete im Heiligtum Jahves auf dem Altar am Versöhnungstage u. wie die Priester Jahves es unterließen, Brand- u. Trank opfer u. das Opfer des Tages samt den Zusatzopfern darzubringen, wie es im Buch der Tora Moses vorgeschrieben ist, trat er vor das Volk hin u. sprach: So spricht Jahve: Warum übertretet ihr die Gebote Jahves, daß ihr kein Glück mehr habt? Weil ihr den Dienst Jahves verlassen habt, wird er euch verlassen. Und sie empörten sich gegen ihn u. steinigten ihn nach dem Befehl des Königs im Vorhof des Heiligtums Jahves. || Josippon80: Vor dem heiligen Tempel in deiner Mitte wurde hingeschlachtet u.-t»: der gerechte u. fromme Prophet Z kharja; u. er lag da ohne Grab, u. die Erde bedeckte sein Blut nicht, sondern noch immer steigt es empor u. schreit (wörtlich: zirpt) in deiner Mitte. — Wahrscheinlich ist hier an den Sach 1,1 genannten Propheten Sach., Sohn B"rekhjas, gedacht. Ferner s. Midr KL 2, 20. e
2. Anderweitige Mordtaten im Heiligtum. Joseph. Antiq. 11,7,1: Als der Hohepriester Eljaschib verstorben war, Uberkam sein Sohn Juda das Hohepriestertum. Nach diesem empfing dessen Sohn Johannes die hohepriesterliche Würde, dessentwegen Bagoses, der Feldherr des zweiten Artaxerxes, den Tempel entheiligte u. den Juden einen Tribut auferlegte: sie sollten vor Dar bringung der täglichen (Tamid-)Opfer für jedes Lamm aus dem Tempelschatz 50 Drachmen entrichten. Die Ursache hiervon war diese: Johannes hatte einen Bruder Jesus; diesem hatte, da er sein Freund war, Bagoses das Hohepriestertum versprochen. Im Vertrauen darauf reizte Jesus im Tempel seinen Bruder so, daß dieser ihn tötete. . . . Als Bagoses dies erfuhr, sprach er voll Zorns: „In eurem Tempel habt ihr gewagt, einen Mord zu begehn?" u. drang sogar in den Tempel ein. || TJoma 1,12 (181): Es geschah einmal bei zwei Priestern, daß sie gleich schnell die Rampe (zum Brandopferaltar) hinauf liefen (um das Vorrecht zu erlangen, die Asche wegzuräumen); da stieß der eine von ihnen seinen Genossen vier Ellen zurück; der aber nahm ein Messer u. bohrte es jenem in das Herz. Da kam R. Cadoq (um 60, selbst ein Priester) u. stellte sich an den Ein gang zur Vorhalle (des Tempelgebäudes) auf dem Tempelberg u. sprach: Höret mich, unsre Brüder, Haus Israel! Es heißt Dt21,1 f.: „Wenn ein Erschlagener auf dem Boden gefunden wird, den Jahve dein Gott dir zur Besitznahme geben will, auf dem Felde liegend, ohne daß man in Erfahrung gebracht hat, wer ihn erschlagen hat, so sollen deine Altesten u. Richter hinausgehen u. bis zu den Städten hinmessen, die rings um den Ermordeten liegen." Kommt u. laßt uns messen, wem es obliegt das Kalb zur Stelle zu schaffen, dem Tempel oder dem Vorhof! Da brach alles Volk in Weinen aus. Darauf kam der Vater u. sprach: Noch zuckt mein Sohn (ist noch am Leben) u. das Messer ist nicht (durch Berührung mit einem Leichnam) unrein geworden! Das lehrt, daß die Unreinheit des Messers sie schlimmer dünkte als das Blutvergießen. — Parallel stellen: T S c h b l , 4 ( 4 4 6 ) ; SNu 35,34 §161 ( 6 2 ) ; pJoma2,39 , 13; Joma 23". || Hier mag auch der Bericht des Josephus über die Ermordung des Z'kbarja b. Barukh Platz finden, auf welche einige Ausleger Mt23,35 beziehen. BellJ4,5,4: Sie (die Zeloten zu Anfang des jüdischen Krieges gegen Rom) hatten sich vorgenommen, einen der an gesehensten Männer, den Z kharja b. Barukh, zu töten. Es ärgerte sie, daß der Mann alles böse Wesen gar sehr haßte u. die Freiheit liebte; auch war er reich, so daß sie nicht bloß hoffen durften, sein Vermögen an sich zu reißen, sondern auch sich einen Mann vom Halse zu schaffen, der imstande war, zu ihrer eignen Beseitigung bei zutragen. Sie beriefen siebzig gewöhnliche Leute als Richterkollegium u. klagten den Z kbarja ohne Beweis an, daß er das Land an die Römer verrate. Er aber entkräftete mit mutigen Worten die wider ihn vorgebrachten Anklagen u. zieh seine Gegner ihrer zahlreichen Gesetzwidrigkeiten. Trotz dem Toben der Zeloten sprachen die Richter ihn frei. Da fielen zwei der Zeloten mitten im Tempel über den Zekharja her u. töteten ihn, indem sie ihm höhnend zuriefen: „Da hast du auch unsre Stimme u. eine zu verlässigere Freisprechung!" Darauf warfen sie ihn aus dem Heiligtum hinab in den dabeiliegenden Abgrund. e
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Matth 23,35 (Nr. 3.4). 23,37 (tt. 8 ) . 23, 38
948
3. Die Worte „vom Blute Abels an bis hin zum Blute des Z'kharja" Mt 23, 25 erwecken den Eindruck, als ob die Tötung des Z kharja als letzter Prophetenmord gemeint sei, von dem das AT berichtet. Das würde voraussetzen, daß bereits in Jesu Tagen das Buch der Chronik am Ende des Kanons gestanden habe. Vgl. den Exk.: Der alttestamentl. Kanon. 4. Zwischen dem Tempel ( W K O ? ) U . dem Brandopferaltar. Die Entfernung vom Br. bis zur Tempelvorhalle o ^ x betrug (nach Middoth 5,1) 22 Ellen. e
23,37 9 : J e r u s a l e m , J e r u s a l e m , die du t ö t e s t die P r o p h e t e n u. s t e i n i g s t die zu dir g e s a n d t sind. 1. Die Wiederholung eines Namens in der Anrede ist ungemein häufig (vgl. schon Gn 22,11; Ex 3 , 4 ) , s. Git 57» bei Mt 23,35 S. 941 (Z kharja, Z kharja); pB rakh2, 5», 16: Jude, Jude, spanne deine Kuh aus! (s. bei Mt 2,5 S. 83). — pSchab 8,11», 3 5 : Alter, Alter (sagte eine Matrone zu R. J huda, um 150), entweder bist du ein Weintrinker oder ein Wucherer oder ein Schweinezüchter. — LvR 25 ( 1 2 3 ) : Alter, Alter, hättest du es früh (in deiner Jugend) getan, so brauchtest du es nicht spät zu tun. — Midr Qoh 5,14 ( 2 9 ) : Weinberg, Weinberg, wie schön bist du! — Mak 24» s. bei Mt 23,9 S. 919. — Sukka 56» bei Mt 7,15 6 S. 466a. Zur Verdoppelung des Anrufs s. bei Lk 22,31. e
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2. Alttestamentliche Beispiele von Prophetenmorden s. 1 Kg 18,4.13; 19,10; 2 Chr 24,20ff. (Z'kharja); Jer 26,20ff. (Urijja); vgl. auch 2 Kg 21,16; 2 4 , 4 . — Die rabbin. Schriften erwähnen besonders die Tötung des Jesaja u. des Z kharja; s. bei Hebr 11,37 u. Mt23,35. — Raschi belegt die Worte: „u. nun Mörder" Jes 1,21 mit der Ermordung des Urijja u. des Z kharja; ähnlich Jer 2,30 mit der Tötung des Z kharja u. des Jesaja, Z kharja u. Urijja nebeneinander auch Midr Qoh 3,16 Anfang. — Ferner s. bei Mt21,35. || P siqR26 (129«): Jeremia sprach zu Gott: Ich kann nicht wider sie (die Israeliten) weissagen; welcher Prophet wäre ihnen erstanden, den sie nicht zu töten gesucht hätten?! e
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23,3733: W i e e i n e H e n n e i h r e K ü c h l e i n s a m m e l t u n t e r i h r e F l ü g e l . b
L v R 2 5 ( 1 2 3 ) : EineHenne, wenn ihre Jungen klein sind, sammelt sie u. nimmt sie unter ihre Flügel u. erwärmt sie u. pickt vor ihnen her. Wenn sie aber groß ge worden sind u. eins von ihnen sich ihr nähern will, pickt sie auf seinen Kopf u. sagt zu ihm: Geh, picke in deinem Dunghaufen. Ebenso als die Israeliten in der Wüste waren, war 40 Jahre lang das Manna herabgefallen u. der Brunnen aufgestiegen, u. die Wachteln fanden sich für sie ein u. die Wolken der Herrlichkeit umgaben sie u. die Wolkensäule ging vor ihnen her; als sie aber in das Land (Israel) einziehen wollten, sprach Mose zu ihnen: Jeder von euch nehme seine Hacke u. gehe hinaus u. pflanze sich Anpflanzungen, s. Lv 19,23. — Zu den .Flügeln" Gottes als Bild des Schutzes s. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 61,5; 63,8; 91,4; D t 3 2 , l l ; Ruth2,12. Auf Grund der letzten Stelle wird dann im Rabbin. das Aufnehmen eines Proselyten ins Judentum bezeichnet mit: „unter die Flügel der Sch°khina bringen"; Beispiele s. bei Mt 3,6; 23,15; Apg 13,16.
2 3 , 3 8 : Euer
Haus.
n:a, Haus, absolut = Tempel, zB 1 Kg 6,2 ff.; 2 Chr 3,6 ff. Ebenso im
Matth 23,38. 2 4 , 1 . 2 (Nr. 1)
944
Rabbin., zB in den Verbindungen rvan M i d l , l u . oft. p a n
=
t&w r^an ^jpa =
Tempelberg (schon Mi 3,12) wenn der Tempel besteht u.
wenn der T. nicht besteht zB Chul 5 , 1 . — W o rvs in der
Bedeutung
„Temper ein Suffix bei sich hat, bezieht sich dieses immer auf Gott. e
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M g 1 2 : Rab Nachman b. Chisda (um 300) hat öffentlich vorgetragen: Was heißt Jes 45,1: So spricht Jahve zu seinem Gesalbten, zu Koresch — den ich festhalte an seiner Rechten usw.? Ist denn Koresch der Messias gewesen? Vielmehr hat Gott zu dem Gesalbten (dem Hohenpriester) gesagt: loh muß bei dir Klage fahren über Koresch; ich hatte gesagt, daß er mein Haus T - a bauen (vgl. Esra 1,2; 2 Chr 36,23) u. meine Verbannten sammeln sollte, u. er sagt: Wer unter euch ist von seinem ganzen Volk . . . , der ziehe hinauf... u. baue das Haus Jahves (Esra 1,3). || TSukka4,3 (198) u. Sukka53» Bar: Hillel der Alte (um 20 v. Chr.) sagte: (Gott spricht:) An den Ort, den mein Herz liebt, bringen mich meine Füße; wenn du in mein Haus "r-zb ( = Tempel) kommst, so will ich in dein Haus kommen; u. wenn du nicht in mein Haus kommst, so werde ich nicht in dein Haus kommen; 8. Ex 20,24: An jedem Ort, wo ich ein Gedächtnis meines Namens stiften werde ( = den mein Herz liebt), werde ich zu dir ( = in dein Haus) kommen u. dich segnen. — M kh Ex 20,24 ( 8 0 ) R. Elifezer b. Jafaqob (um 90) als Autor. Vgl. auch AbothRN 12. || Sanh 1 0 4 rühmt Gott von Salomo: Er hat mein Haus seinem Hause vorangehen lassen; er hat mein Haus in sieben Jahren erbaut u. sein Haus hat er in dreizehn Jahren erbaut. — Ein weiteres Beispiel s. Sanh 96 . e
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Danach ist „euer Haus" M t 2 3 , 3 8 nicht der Tempel, sondern „euer Gemeinwesen". 23,39: G e s e g n e t B e i , d e r da k o m m t im N a m e n d e s H e r r n (s.bei21,918). 24,1: Die Bauten (Baulichkeiten) des Heiligtums. Sukka 5 1 Bar u. BB 4»: Wer die Freude des Wasserschöpfens (am Laubhüttenfest) nicht gesehen hat, der hat sein Lebtag keine Freude gesehen. Wer nicht Jerusalem in seiner Herrlichkeit gesehen hat, hat niemals eine liebliche Stadt gesehen. Wer nicht das Heiligtum in seiner Bauausführung i j - : a a gesehen hat, der hat niemals einen Pracht bau *>KIEO i;sa gesehen. Was ist damit gemeint? Abaje (f 338/39), nach andren Rab Chisda (f 309) hat gesagt: Damit ist das Bauwerk des Herodes gemeint. Woraus hatte er es erbaut? Raba (f 352) hat gesagt: Aus Alabaster u. Marmor; andre sagen: Ans Alabaster, stibiumfarbigen Steinen u. Marmor. Den einen Rand (der Steinschicht) ließ er hervor- u. den andren zurücktreten zwecks Aufnahme des Kalks. Er wollte es mit Gold aberziehen; aber die Rabbinen sprachen zu ihm: Laß es, denn so ist es sehr schön; denn es gewährt einen Anblick wie die Meereswogen (nämlich in seinen verschieden farbigen Steinschichten). || Über die Möglichkeit vom ölberg aus die Tempelbaulich keiten zu sehen s. bei Mk 13,3. b
24,2:
N i c h t w i r d h i e r e i n S t e i n auf d e m a n d r e n werden, der nicht
niedergerissen
gelassen
würde.
Z u r T e m p e l z e r s t ö r u n g ( s . Josephus, Bell. 6,4.5. Schürer s 1,630 ff.). 1. Am 8. Ab (etwa August) des Jahres 70 n. Chr. wurden die Tore zum äußeren Tempelplatz verbrannt. Am 9. Ab beschließt Titus,
das
eigentliche Tempelgebäude zu schonen. Da aber die Juden am folgenden Tage zwei Ausfälle vom inneren Vorhofe aus machten, legten die Soldaten neue Feuerbrände an, u. das herrliche Bauwerk ging in Flammen auf.* b
neben -»Va-rt 1. » j - p a „unsre Häuser», nicht i r r « a .
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Git 56». 57
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Nach der jüdischen Tradition am 9. Ab u. (s. Seder f OlamR) im J. 68 n. Chr.
Matth 24,2 (Nr. 2)
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2. Rabbinische Überlieferungen. e
Tafan 4,6 n. M g Tafanith Ende: Fünf Dinge begegneten unsren Vätern am 17. Tam muz (4. Monat, etwa Juli) u. fünf am 9. Ab (5. Monat, etwa August). Am 17. Tammuz wurden die (ersten) Gesetzestafeln zerbroehen, hörte das tägliche (Morgen- u. Abend-) Opfer auf, wurde die Stadt erbrochen, verbrannte Apostumos die Tora u. stellte man ein Götzenbild im Tempel auf. Am 9. Ab wurde über unsre Väter beschlossen, daß sie nicht in das Land (Israel) einziehen sollten (wegen ihres Ungehorsams auf dem Wüsten zuge), wurde das Haus (d. i. der Tempel) zum ersten u. zum zweiten Male zerstört, wurde Beth-ter eingenommen u. die Stadt (Jerusalem) gepflügt. — || Das Aufhören des Tamidopfers, ivfeXexi
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TTa?an 4,9 (220): R. Jose (um 150, der Hauptredaktor der offiziellen Chronologie der alten Synagoge) sagte: Man ( = Gott) wälzt Verdienst auf einen verdienstlichen Tag u. Schuld auf einen schuldbeladenen Tag. Denn als das Haus (der Tempel) zum ersten Male zerstört wurde, geschah es an einem Sonntag r-a» m n » , ferner im ersten Jahr einer (siebenjährigen) Brachperiode, die Priesterabteilung des J hojarib hatte den Tempeldienst u. es war der 9. Ab. Und ebenso war es bei der Zerstörung des 2. Tempels (auch sie geschah an einem 9. Ab, der ein Sonntag war u. dem 1. Jabr einer Bracbjahrperiode angehörte). Die Leviten standen auf ihrem Dukhan (einer Estrade östlich vom Altar; u. sangen: „Und er läßt ihr Unheil auf sie zurückkehren" usw. Ps 94,23. (Die letzte Bemerkung ist zu beanstanden: am Sonntag wurde von den Leviten Ps 24 ge sungen, während Ps 94 der Mittwochspsalm war, s. Tamid 7,4.) — Dasselbe Seder e
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Das Jahr zuvor 68/69 n. Chr. war tatsächlich ein Bracbjahr oder Sabbatjahr.
S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT I.
60
Matth 24,2 (Nr. 2)
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fOlamRSO; als Bar pTafan 4,68 , 25; fArakh I I b . — Ausführlicher in Tafan 29 » : „Am 9. Ab wurde das Haus (Tempel) zum ersten u. zum zweiten Male zerstört. Es heißt 2 Eg 25,8 f.: Im 5. Monat (Ab), am 7. Tage des Monats, das war das 19. Jahr des Königs Nebukadnecar, kam N buzar5adan u. verbrannte das Haus Jahves usw. Dagegen heilt es Jer 52,12: Im 5. Monat, am 10. Tage des Monats. In einer Bar heißt es: Man kann nicht sagen: „am 7. Tage des Monats", da es schon heißt (Jer 52): „am 10. Tage des Monats"; u. man kann nicht sagen: „am 10. Tage des Monats", da es schon heifit (2 Kg 25): „am 7. Tage des. Monats". Wie also? Am 7. Tage des Monats drangen die Fremden in den Tempel ein u. aßen u. buhlten den 7., den 8. u. den 9. Tag, u. kurz vor dem Dunkelwerden (am 9. Tag) zündeten sie darin das Feuer an, das den gauzen folgenden Tag immer weiter brannte, wie es heißt Jer 6 , 4 : Wehe uns, denn es neigt sich der Tag, es dehnen sich die Abendschatten. Und dies ist es, was R. Jochanan (f 279) gesagt hat: Wenn ich in jener Generation gelebt hätte, so hätte ich den Fast* tag auf den 10. Ab festgesetzt, weil an ihm der größte Teil des Tempels verbrannt ist. Und die Rabbinen (haben den 9. Ab als Fasttag bestimmt), weil der Beginn der Strafe das Schwerste ist Woher, daß das Haus zum zweiten Male am 9. Ab zerstört worden ist? In einer Bar heißt es: Man wälzt Verdienst auf einen verdienstlichen Tag u. Schuld auf einen schuldbeladenen Tag. Man hat gesagt: Als das Heiligtum zum ersten Male zerstört wurde, war jener Tag der Vorabend des 9. Ab (also der 8. Ab), ferner war es ein Sonntag im ersten Jahr einer Brachjahrperiode u. die Priesterabteiludg des J" hojarib versah den Dienst, die Leviten aber sangen ein Lied u. standen auf ihrem Dukhan. Welches Lied haben sie gesungen? Ps 94,23: „Er läßt ihr Unheil auf sie zurückkehren, durch ihre eigene Bosheit wird er sie vertilgen." Und noch nicht hatten sie gesagt: „Vertilgen wird sie Jahve unser Gott" (das.), da kamen schon die Fremden u. überwältigten sie. Und ebenso war es bei der Zerstörung des 2. Tempels. — Auf fallend ist, daß hier der 8. Ab als Tag der Zerstörung erscheint: Wenn der Ausdruck 3K3 nyon 3^J> (Vortag zum 9. Ab) nicht versehentheb, sondern mit Bedacht gesetzt ist, wurde die Einäscherung der äußeren Tempeltore, die ja auch nach Josephus (s. oben) am 8. Ab erfolgte, als Anfang der Zerstörung angesehen sein. pJoraal,38°,57: Man fragte den R. Elifezer (um90): Waren die späteren Geschlechter (die zur Zeit des 2. Tempels) frömmer als die früheren (zur Zeit des 1. Tempels)? Er antwortete: Euer Zeuge, der Tempel, möge den Beweis liefern! Unsre Väter (zur Zeit des I.Tempels) haben das (Dach-)Gebälk beseitigt, s. Jes22,8: „Er hat die Decke Judas gelüftet"; aber wir haben die Wände zerschlagen (bis auf den Grund), s. Ps 137,7: „Die da riefen: Reißt nieder, reißt nieder, bis auf den Grund reißt sie nieder!" — Parallel stellen: Joma 9b; MidrPs 137 § 1 0 (263b). SDt 82,38 §328 (139b): R. N chemja (um 150) sagte: Titus, der Sohn der Gattin des Vespasian (also des letztern Stiefsohn), ging in das Allerheiligste u. zerschnitt den Vorhang mit dem Schwert u. sprach: Wenn er ein Gott ist, so komme er u. hindre es! — Parallelatellen: L v R 2 0 ( U 9 ) ; 2 2 ( I 2 0 ) ; NuR 18 (185 b); Midr Qoh 5,8 (26b). || Git; 56»: Vespasianus Cäsar kam u. belagerte Jerusalem drei Jahre. . . . Abba Siqra (sicarius, der eigentliche Name war Ben Battlacb), das Oberhaupt der Zeloten (wört lich: der Zügellosen * : v - s ) in Jerusalem, war der Sohn der Schwester des Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80). Dieser ließ ihm sagen: Komm heimlich zu mir! Als er kam, sprach Rabban Joch, zu ihm: Wie lange wollt ihr also handeln u. das Volk durch Hunger töten? (Die Zeloten hatten die Getreidevorräte verbrannt.) Er antwortete: Was soll ich tun? Denn wenn ich ihnen etwas sage, so töten sie mich. Rabban J. sprach zu ihm: Ersieh für mich ein Mittel, daß ich hinauskomme (aus Jerusalem); vielleicht gibt es noch eine geringe Rettung. Abba Siqra sprach zu ihm: Stelle dich, als wärest du krank, u. die Leute mögen kommen u. sich nach dir erkundigen. Dann laß etwas Obelriechendes in deine Nähe legen u. man sage, daß du gestorben seist. Endlich sollen deine Schüler zu dir kommen (um dich hinauszutragen), aber kein andrer Mensch, e
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Ähnlich in pTafan 4 , 6 9 , 63.
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damit man nicht merke, daß du leicht bist; denn jene wissen, daß ein Lebender leichter ist als ein Toter. Er tat so, u. R. Eli'ezer ging auf der einen Seite, R. J hoschua< auf der andren. Am Tore wollten die Wächter in den Sarg stechen (um das Hinausschaffen eines Lebenden zu verhindern); aber Abba Siqra sprach: Soll man etwa sagen: Selbst ihren Lehrer haben sie durchbohrt? Da wollten sie ihn stoßen (ob er vielleicht einen Schmerzenston ausstoßen wurde). Er sprach zu ihnen: Soll man etwa sagen: Ihren Lehrer haben sie gestoßen? Man öffnete das Tor, so daß er hinausgelangte. Als er zu Vespasian kam, sprach er: Friede über dich, König! Friede Aber dich, König! Dieser antwortete: Zwiefachen Todes bist du schuldig; einmal weil ich nicht König bin u. du mich König genannt hast; u. sodann, wenn ich König bin, warum bist du nicht früher zu mir gekommen? Rabban J. sprach: Wahrlich, du bist König; denn wenn du nicht ein König wärest, würde Jerusalem nicht in deine Hand gegeben werden; denn es steht geschrieben: „Der Libanon fällt durch einen Herrlichen" Jes 10,34. Mit „Herr licher" -"-ttt ist ein König gemeint, s. Jer 30,21; u. „Libanon" bedeutet nichts andres als das Heiligtum, s. Dt 3,25. Wenn du aber gesagt hast: „Wenn ich ein König bin, warum bist du nicht früher zu mir gekommen?" so haben es die Zeloten bei uns nicht zugelassen. Er antwortete: Wenn man ein Faß mit Honig hat u. eine Schlange ist herumgewunden, würde man das Faß nicht der Schlange wegen zerbrochen haben? (Ihr hättet Jerusalem sollen wehrlos machen, dann waren die Zeloten ungefährlich.) Da schwieg Rabban J. Rab Joseph (f 333), nach andren R. 1 Aqiba, hat auf ihn an-, gewandt: „Die Weisen läßt er den Rückzug antreten u. ihr Wissen macht er töricht" Jes 44,25. Er hätte ihm antworten sollen: Man nimmt eine Zange, u. man nimmt die Schlange u. tötet sie; aber das Faß läßt man bestehn! — Inzwischen kam ein Ge sandter aus Rom zu ihm, der zu ihm sprach: Auf, der Kaiser ist gestorben, u. die An gesehenen von Rom sind willens, dich an die Spitze zu stellen. — Vespasian hatte gerade einen Schuh angezogen; er wollte den andren anziehen, aber er kam nicht hinein. Er wollte den ersten wieder ausziehen, aber er ging nicht ab. Er sprach: Was hat das zu bedeuten? Rabban J. sagte: Sorge dich nicht! Eine gute Botschaft ist dir gekommen; da heißt es: Gute Botschaft macht die Knochen markig Spr 15, 30. Er sprach: Welche Abhilfe gibt es? Rabban J. erwiderte: Laß einen Menschen kommen, mit dem du unzufrieden bist, daß er an dir vorübergehe; denn es heißt Spr 17,22: Ein niedergeschlagenes Gemüt macht das Gebein trocken (dürr). Er tat also u. er kam hinein (in den Schuh). Er sprach zu ihm: Da ihr so gar weise seid, warum bist du nicht früher zu mir gekommen? Er antwortete: Habe ich es dir nicht gesagt? Jener sprach: Ich habe es dir auch gesagt. Darauf fuhr er fort: Ich gehe fort u. sende einen andrenjtfann hierher; aber erbitte jstwas von mir, was ich dir geben soll. Er sprach zu ihm: Gib mir Jahne samt den Gelehrten darin, ferner die Familienglieder des Rabban Gamliöl u. Ärzte, die den R. Cadoq heilen können. — Da wandte Rab Joseph, nach andren R.
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Von den nach Rom geschafften Tempelgegenständen sind später dort noch ge60*
Matth 24,2 (Nr. 2)
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heißt Qoh 8,10: Dann habe ich Frevler gesehen in Haufen u. sie kamen u. zogen fort von heiliger Stätte u. ließen sich verherrlichen in der Stadt, daß sie solche Taten getan (so der Midr). Lies nicht o*vap „Begrabene", sondern n-siap „Zusammengebrachte" (in Haufen); lies nicht insrw- „sie wurden vergessen", sondern inarari „sie ließen sich verherrlichen". Einige sagen, es sei o"*nap „Begrabenes", im eigentlichen Sinn gemeint; denn selbst Dinge, die verborgen (vergraben) waren, wurden ihnen entdeckt. (Dann ist die Qohelethstelle so gefaßt: Ich habe Frevler gesehen — Vergrabenes, u. es kam zum Vorschein — die zogen fort usw.) Es erhob sich wider Titus ein Ungestüm auf dem Meer, um ihn zu verschlingen. Er sprach: Es will mir scheinen, als ob der Gott dieser (Juden) seine Stärke nur im Wasser habe: es kam der Pharao, er ließ ihn ver sinken in Wasser; es kam Sis ra, er ließ ihn versinken in Wasser. Auch gegen mich erhebt er sich, um mich in Wasser versinken zu lassen. Wenn er ein Held ist, so komme er aufs Festland, mit mir Krieg zu führen. Da ging eine Himmelsstimme aus, die ihm zurief: Frevler, Sohn eines Frevlers, Kindeskind des Frevlers Esau! Ein ge ringes Geschöpf habe ich in meiner Welt, Mücke ist sein Name; steige ans Land u. führe mit ihr Krieg! Als er ans Land gestiegen war, kam eine Mücke u. drang in seine Nase u. bohrte sich nach seinem Gehirn durch sieben Jahre lang. Eines Tages ging er an der Tür einer Schmiede vorüber, da hörte die Mücke den Ton des Hammer schlags u. schwieg (ward ruhig). Er sprach: Es gibt ein Heilmittel. Alle Tage ließ er einen Schmied kommen, der mußte vor ihm hämmern; einem NichtJuden gab er dafür vier Zuz; war es aber ein Israelit, so sagte er zu ihm: Du hast genug daran, daß du es an deinem Feinde siehst (er erhielt also nichts). Dreißig Tage tat er so, von da an u. weiter blieb die Mücke daran gewöhnt, nachdem sie sich einmal daran gewöhnt hatte. (Ihr Bobren begann auf neue.) Bar: R. Pin°clias b. 'Aroba hat gesagt: Ich befand mich unter den Großen Roms, u. als Titus starb, spaltete man sein Gehirn u. fand darin (die Mücke) so groß wie eine Schwalbe im Gewicht von zwei Sela«. In einer Bar ist gelehrt worden: So groß wie eine einjährige Taube im Gewicht von zwei Pfund. Abaje (f 338/39) hat gesagt: Wir haben durch Tradition überkommen, daß der Mund jener Mücke von Erz war u. ihre Nägel von Eisen. Als Titus starb, befahl er, daß man ihn verbrennen u. seine Asche auf sieben Meere ausstreuen solle, damit der Gott der Juden ihn nicht fände u. ins Gericht bringe. — Diese Erzählungen von Titus sind oft in den Midraschwerken wiederholt, zB GnR 10 (7°); LvR20 (119 ); 22 ( 1 2 0 ) ; NuR 18 ( 1 8 5 ) ; Midr Qoh 5,8 ( 2 6 ) ; Tanch rpn 2 2 2 ; TanchB rpn § 1 (50 ). — Über die Errettung des Rabban Jochanan b. Zakkai u. seine Verhandlung mit Vespasian liegen mehr oder weniger abweichende Berichte vor in Midr KL 1,5 (51 ) u. AbothRN 4. Wir heben daraus hervor Midr KL 52 b; Als Vespasian Jerusalem erobert hatte, verteilteer die vier Mauern an die vier Heerführer (die er unter sich hatte). Das Westtor fiel dem Pangar (einem Araber) zu. Im Himmel aber hatte man (Gott) beschlossen, daß es in Ewigkeit nicht zerstöit werden sollte, weil die Sch khina im Westen wohnt. (Im Westen des Tempels lag das Allerheiligste). Jene nun zerstörten ihren Teil, dieser aber (Pangar) zerstörte seinen Teil nicht. — Die Worte scheinen sich auf die sogenannte Klage mauer zu beziehen. || AbothRN 4 s. bei 16,19 S. 737 Anm. c. e
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sehen worden der Tempel Vorhang u. das hohepriesterliche Stirn blech. TJoma8,8 (186): R. Jose (um 150) hat gesagt: Ich habe den Vorhang in Rom gesehen u. es waren viele Blutstropfen darauf. Man sagte mir: Diese rühren von dem Blut des Versöhnungs tages her. — Die Parallelstellen pJomaö,42 , 3; Joma 57 *; M*Hla51 ( = fol. 17 ' in andren Ausgaben); ExR 50 (103 ) lesen R. Eliasar b. Jose (um 180) statt R. Jose. — || Schab 6 3 Bar: Das Stirnblech y-s glich einer Goldplatte; es war zwei Finger breit u. reichte von einem Ohr bis zum andren. Es stand darauf in zwei Reihen geschrieben: „Jahve" auf der oberen Zeile u. „Heilig dem" auf der unteren Zeile. (Rechts auf der uuteren Zeile war begonnen mit •» c - p ; da wo das b aufhörte, stand darüber in der oberen Reihe nin-*; letzteres Wort schwebte also über seiner eigentlichen Stelle.) R. EUazar b. Jose hat gesagt: Ich habe es in Rom gesehen; es stand darauf nin"'? vtp in Einer Reihe. — Dasselbe etwas ausführlicher pJoma 4,41°, 12. d
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Matth 24,8 (Nr. 1 - 3 ) . 2 4 , 6 (*. 8 . 6 )
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2 4 , 3 : Wann w i r d d i e s e s s e i n , u. w a s ist das Z e i c h e n d e i n e r A n k u n f t u. d e r V o l l e n d u n g d e r W e l t z e i t ? 1. Die Frage setzt auf seiten der Jünger den Gedanken voraus a, daß der messian. Herrlichkeitszeit eine Drangsalsperiode voraufgeht, in der selbst der Tempel in Trümmer sinken kann; ß, daß die Zeit des Anbruchs der Tage des Messias im göttlichen Weltplan feststeht u. Jesu bekannt ist; y, daß das Herannahen der messian. Periode durch be stimmte Vorzeichen angekündigt wird; d, daß der Beginn der Messias zeit das Ende des gegenwärtigen Weltlaufs bedeutet oder, anders aus gedrückt, daß „die Tage des Messias" rrnöar» nia** identisch sind mit der eschatologischen „zukünftigen Welt" «ah ÖVS». — Zu a—y s. den
Exkurs: Vorzeichen u. Berechnung der messian. Zeit; zu 6 s. Exkurs: Diese Welt, die Tage des Messias u. die zukünftige Welt. 2. avvreXeia TOV alwvog (vgl. bei 13,39). L X X Du 12,4:
ins
XCUQOV
dwteXeias
— yp PJ> -ry. —
Dn 12,13: eis
tjfiSQüiy = -paTi ypV. — Test Levi 10: ini avvreXeia- rtSv aioivwy. finem saeculorum.
avvteXeiav
— ApocBar: 5 9 , 8 :
3. Zur Frage selbst Mt24,3 vgl. die ähnlichen Fragen Dn8,13; 12,6. Ferner 4 Esra 4, 33. 35: Ich (Esra) antwortete u. sprach: Wie lange noch (bis dieser Äon vergeht), wann soll das geschehen? . . . Diese deine Frage haben schon die Seelen der Gerechten in ihren Kammern getan, die sprachen: Wie lange sollen wir noch hier bleiben? — 6,11 f.: Wenn ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, so zeige deinem Knecht die letzten deiner Zeichen (gemeint sind die Zeichen der letzten Zeit). — Apoc Bar 21,18f.: Laß mich wissen . . . bis wie lange das Vergängliche be stehen bleibt. — 81,2f.: Ich flehte um Gnade zum Höchsten u. sprach: Wie lange bleibt dies für uns bestehn (die mit der Zerstörung des Tempels angebrochene Not)? — 4 E s r a 6 , 7 : Ich antwortete u. sprach: Wie wird die Scheidung der Zeiten geschehen? wann wird das Ende des ersten Äons sein u. der Anfang des zweiten? || Sanh 96 b ; •>?ro P O * « Wann kommt der Messias? (s. oben S.66 y ) . || Midr Ps 45 § 3 : Herr der Welt, wann wirst du uns erlösen "ijatoa H P K W K ? || Sanh 98»: Wann kommt der Sohn Davids « a i n i a » r » * » ? || P siqR 1 (4*>): Wann kommt der König, der Messias » a n-cön " ^ Ö T Ö - H ? || Sanh 9 9 : Wann kommt der Messias n»e* T S « P Ö ^ K ? e
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2 4 , 6 9 : Ihr w e r d e t h ö r e n m ü s s e n v o n K r i e g e n u. K r i e g s g e r ü c h t e n . Zu den Kriegen s. Henoch 99,4; 4 Esra 4,51 ff.; 8,63 ff.; Apoc Bar 48,30 ff.; 70,2ff.• Orac Sib 2,153ff.; Sanh 97»; M g 17b; GnR42(26»); P siqR36(162») im Exkurs: Vorz. u. Ber. der messian. Zeit I. e
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24,6 8 : E r s c h r e c k e t n i c h t , s. P siqR36 (162») ebendaselbst.
24, 6 6 : Das E n d e , TO xs'Xog = y% Ende, Endtermin. In der vorchristl. Zeit ging die allgemeine Anschauung dahin, daß der Messias den Äon der absoluten Heilsvollendung heraufführen werde, d. h. im Sinne der späteren Zeit: man hatte die Tage des Messias mit der eschatologischen zukünftigen Welt aan obis identifiziert. Nach dieser älteren Anschauung bedeutet dann yp. das Ende des gegenwärtigen Äons, des n?n D!^?, oder den Anbruchstermin der zukünftigen Welt, so Dn 12,4. 9.13. Ebenso ist TO ts'Xog Mt 24,6 gemeint. — Die nachchristl. Synagoge hat die Tage des Messias u. die (eschatologische) zukünftige Welt von-
Matth 24,6 (6). 24,7.8
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einander unterschieden. Infolgedessen bezeichnet nun y \ s nicht mehr den Anbruchstermin der zuk. Welt, sondern den Ankunftstermin des Messias. Sanh 97b j Exkurs: Yorz. u. Ber. der messian. Zeit II, A, 3; Midr Ps 9 § 2 ( 4 1 ) das. D , o ; Tanch -n-i 56»; TanchB *n-i § 8 ( 1 0 8 * ) ; GnR 98 (61b); Midr Qoh 12,9 (54b) das. D, 5; Derekh Erec 10 (20 b) das. D , c ; Sanh 97 b das. D,rf. — Dieses absolut ge brauchte yp zur Bezeichnung des Anbruchs der messian. Zeit findet sich ungemein häufig in der rabbin. Literatur. Gleichbedeutend damit ist das vollere n"»»a rp (An kunftstermin des Messias), s. zB M g 3 in gen. Exkurs II, D, b, ferner n^ijun rp (Er lösungstermin), zB Midr Ps 9 § 2 (40b) das. D, a, u. -«a-n rp (Ende der Tage der gegen wärtigen Welt, nach Dn 12,13), zB P s 5 6 das. D,6. a
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24,7: Es w e r d e n s e i n H u n g e r s n ö t e u. E r d b e b e n . Zu hfioi s. Apoc Bar 25,1 ff.; Orac Sib 2,153ff.;Sanh 97 (zweimal) im Exkurs: Vorz. u. Ber. der messian. Zeit I. — Zu aeiapoi s. Apoc Bar 70,2ff.;P*siqR 1 (4b) ebendaselbst. a
24,8:
Alles dieses aber ist Anfang von Wehen.
o)o7i*s = d ^ s h „Wehen". Der entsprechende rabbin. Terminus kommt, von einer zweifelhaften Stelle abgesehen, a nur im Singular vor als ftnrj rrn#o aiy, aram. rp«??1 fi^ari — »die Wehe des Messias". Darunter ver stand man aber nicht die Wehen oder Leiden, die etwa den Messias treffen, sondern nach Stellen wie Jes 26,17; 6 6 , 8 ; Jer 22,23; Hos 13,13; Micha 4 , 9 f. die Wehen, aus denen die messian. Zeit herausgeboren werden soll. Der Ausdruck wird schon von R. Eli*ezerb (um 90) ver wandt, kann also in Jesu Zeit gar wohl bekannt gewesen sein. a. K°th 111*: Abaje (f 338/39) hat gesagt: Wir haben durch Tradition überkommen, dafi Babylonien die Wehen des Messias n-wa-? •Szn (Plural) nicht sehen wird. — Aber Codex München, die ältesten Talmuddrucke u. 'En Ja
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Matth 24, 9.10.11.12.13.14.15.10
2 4 , 9 : Sie w e r d e n euch ü b e r a n t w o r t e n
951 in Trübsal.
Zu den Verfolgungen in der letzten Zeit vgl. im Exkurs: „Vorz. der messian. Zeit" l,a: Jubil 23,22 ff.; Apoc Bar 25,1 ff.; 70,2ff.; Sanh 96b; 98»(zweimal); K*thll2b.
24,10: Sie w e r d e n e i n a n d e r a u s l i e f e r n u. e i n a n d e r hassen. 8
Vgl. Henoch 100,1 ff.; 4 Esra 6,18 ff.; Apoc Bar 48,30 ff.; 70,2ff.; Sanh 97 ; Soja 9,5; Sanh 97 im Exk.: „Vorz. der messian. Zeit" I,o. 8
24,11: V i e l e f a l s c h e P r o p h e t e n w e r d e n . . . v i e l e i r r e f ü h r e n . Von einem falschen Propheten, durch den viele den Tod in den Flammen des Tempels fanden, erzählt Josephus Bell. 6 , 5 , 2 . Vgl. auch Apoc Bar 48,30 ff. im Exk.: „Vorz. der messian. Zeit" I, a: Es werden viele Nachrichten u. nicht wenige Gerüchte entstehen, u. Phantasiegebilde werden verbreitet werden. Und es werden nicht wenige Verheißungen erzählt werden: einige wertlos, u. einige werden sich bewahrheiten. 24,12: Darum daß die U n g e r e c h t i g k e i t ( G e s e t z l o s i g k e i t ) sich mehrt. Die vormessianische Zeit wird als eine Zeit der Ungerechtigkeit u. Zuchtlosigkeit, als eine Zeit der Umkehrung aller sittlichen Ordnungen geschildert in 4Esra4,51 ff.; Apoc Bar 25,1 ff.; 48,30ff.; 70,2ff.; Sanh 9 7 mehrfach; Midr HL 2,13(101»); Midr Ps92 § 1 0 ; Exk.: „Vorz. der messian. Zeit" I,a. 8
24,13: W e r a u s h a r r t bis ans Ende. Vgl. 4Esra 6,18ff.; Apoc Bar 25,1 ff.; Midr HL 2, 13 (100b); Apoc Bar 28; 4 Esra 13,16ff.; Sanh 97b j Exk.: Vorz. der messian. Zeit I, a u. b; II, D, d. m
24,14: D i e s e s E v a n g e l i u m . . . w i r d v e r k ü n d i g t w e r d e n . . ., u. dann w i r d das Ende kommen. In formeller Hinsicht kann verglichen werden die Wendung: der Messias kommt nicht eher, als bis das oder das geschehen ist; s. Sanh 38»; 97» (zweimal); 98» (dreimal); 98b; J b 6 2 » im Exk.: „Vorz. der messian. Zeit" I,a. e
24,15: G r e u e l der V e r w ü s t u n g . to ßdelvynct xr g iq^fiwGsaig. D n l l , 3 1 : üvioq pjsiü „verwüstender Greuel"; L X X : ßöäXvyfict r giavicffiävov. — Dn 12,11: nair y*pe; L X X : ßöt'Xvyfia sQrj(ju6
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24,16: D i e in J u d ä a s o l l e n auf die B e r g e fliehen. Leqach tob zu Nu 24,17 (129 b ) Sie (die Gelehrten) sprachen zu R. Chijja (um 200): Mein Herr, wohin sollen wir uns retten (in der vormessian. Leidenszeit)? Er antwortete: :
Matth 24,17.19. 20 ( « . 8 )
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Nach Ober-Galiläa; denn es heißt Joel 3,5: Auf dem Berge Cion u. in Jerusalem wird es eine entronnene Schar geben. (Von Ober-Galiläa führt dann der Messias ben Joseph die Isr. nach Jerusalem, s. Leqach tob zu Nu 24,17 bei Mt 3,3 (S. 96) u. 4,15 (S. 161). — Über die Wüste Juda als Bergungsstätte s. Midr Ruth 2,14 bei Mt 2,15 S. 86 f. 24,17: D e r a u f d e m D a c h
Befindliche.
Das platte Dach 55, soweit es nicht zum Aufbau des Söllers n » ^ be nützt war, diente zum Trocknen der Früchte, aber auch zum Studieren, Essen u. dgl. TMaias Rischon 2, 19 (84) redet von einem, der Zwiebeln, getrocknete Feigen u. Johannisbrot auf seinem Dache hat. i| Ma'as 3, 6: Die Dächer r * ; j - machen (die auf ihnen befindlichen Früchte) nicht zehntpflichtig. !| TMa.'a« Rischon 2, 10 (83): Hatte jemand Feigen vom Felde gebracht, um sie auf seinem Dach zu essen. . . . || Selbst das Passahmahl durfte auf einem Dach gefeiert werden. T P s 6,11 (166): Sie dürfen (das Passah) in ihren Höfen u. auf ihren Dächern essen; was will da lehrend sagen Ex 12,46: „In Einem Hause soll es gegessen werden* ? In Einer Genossenschaft (Ge sellschaft) soll es gegessen werden. || <Er 10,3: Wenn einer auf dem Dache las u. die Torarolle (wörtlich: das Buch) rollte sich auf aus seiner Hand weg, so darf er sie (an einem Sabbat), wenn sie noch nicht 10 Handbreiten (in einen öffentlichen Bezirk) ge rollt ist, wieder an sich rollen. || Als Zufluchtsstätte kommt das Dach in Betracht B rakh 33a ßar u. P s 112b im Namen des R. Melr (um 150): Ist der Kopf des Stiers in der Raufe (zum Fressen), so steige (doch) aufs Dach tnjs u. wirf die Leiter unter dir weg. e
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2 4 , 1 9 : W e h e den S c h w a n g e r e n u. S ä u g e n d e n in j e n e n T a g e n ! Tanch -rr- 55«: Unser heiliger Lehrer (Rabbi) litt dreizehn Jahre an Zahnschmerzen, u. jene ganzen dreizehn Jahre hindurch starb keine Wöchnerin im Lande Israel u. kein schwangeres Weib im Lande Israel hatte eine Fehlgeburt (die sühnende Kraft der Leiden Rabbis kam ihnen zugute). Es zürnte Rabbi auf R. Chijja den Älteren (um 200). Da trat (der Prophet) Elias, es werde seiner zum Guten gedacht! bei unsrem Lehrer in der Gestalt des R. Chijja ein u. legte ihm seine Hand auf seinen Zahn, u. sofort war er geheilt. Am nächsten Tage trat R. Chijja bei ihm ein. Er sagte zu ihm: Rabbi, was macht dein Zahn? Er antwortete ihm: Von der Stunde an, da du gestern deine Hand auf ihn gelegt hast, ist er geheiltt Da sagte R. Chijja: Wehe euch Wöchnerinnen im Lande Israel, wehe euch Schwangern r—aiy es? *•» . . . rv-r- ar? -x im Lande Israel! Als ihm R. Chijja sagte: Ich bin es nicht gewesen, der seine Hand auf deine Zähne gelegt hat, wußte Rabbi, daß es Elias gewesen war. Seitdem fing er an, dem R. Chijja Ehre zu erweisen. Parallelstelle: pKil 9, 32b, 85; pK th 12, 35», 48. c
24,20 31: B e t e t , d a ß e u r e F l u c h t n i c h t g e s c h e h e d e s W i n t e r s . X e i p ü v o g . — Tanch y v p 156b Eine große Güte hat Gott Israel erwiesen. Inwie fern? Am 10. Tebeth (etwa Januar) hatten die Israeliten von Jerusalem weg in die Verbannung ziehen sollen, s. Ez 24, l f . Was tat Gott? Er sprach: Wenn sie jetzt in der Kälte ausziehen, werden sie sterben. Was tat er? Er wartete mit ihnen u. ließ sie im Sommer (10. Ab) in die Verbannung ziehen. — Derselbe Gedanke etwas aus führlicher Midr KL 1,14 (56»). :
2 4 , 2 0 83: A u c h n i c h t an e i n e m S a b b a t . Der ältere Standpunkt, am Sabbat sich lieber töten zu lassen, als durch Kampf den S. zu entheiligen, wurde bereits in der Makkabäerzeit aufgegeben, s. 1 Makk 2,32 ff. — Diese freiere Stellung dem S. gegen über hat die spätere Synagoge auch da, wo es galt, durch die Flucht das Leben zu retten, gebilligt. Vgl. bei Mt 12,10 S. 626 f.
Matth 24,20 (8). 24,21.22 ( « . 8 ) . 24,24
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Tanch »*e* 245»: Es lehre uns unser Lehrer: wenn einer von einem Heerhaufen oder einem Räuber verfolgt wird, darf er den S. entheiligen? So haben uns unsre Lehrer gelehrt: Wenn einer von einem Heerhaufen oder von Räubern verfolgt wird, darf er den S. entheiligen, um sein Leben (durch die Flucht) zu retten; denn so finden wir es bei David: als Saul ihn töten wollte, floh er u. entkam. Die Rabbinen seligen An gedenkens haben erzählt: Einmal kamen schlimme Verfügungen von der (römischen) Regierung an die Großen von Sepphoris an einem S. Sie kamen u. fragten den R. EHazar b. P°rata (um 110); sie sagten zu ihm: Schlimme Verfügungen sind an uns von der Regierung gekommen; was meinst du? sollen wir fliehen? Er fürchtete sich, ihnen (geradezu) an einem S. zu sagen, das sie fliehen sollten. Er antwortete ihnen andeutungsweise: Mich fragt ihr? Geht u. fragt Jakob u. Mose u. David! Jakob s. Hos 12,13: Geflohen ist Jakob nach der Trift Arams. Mose s. Ex 2,15: Mose floh vor dem Pharao. David s. 1 Sm 19,18: David war geflohen u. entkommen. Und so heißt es Jes 26,20: Wohlan mein Volk, so geh in deine Kammern u. schließe deine Tür hinter dir zu. — Dasselbe NuR23 (193b); TanchB vti § 1, hier: Er fürchtete sich zu ihnen zu sagen: „Fliehet am Sabbat." || Über die Länge des S.weges s. bei Apg 1,12.
24,21: Es w i r d e i n e g r o ß e D r a n g s a l (&XTipig) s e i n , w i e sie n i c h t g e w e s e n ist v o m A n f a n g der W e l t an bis j e t z t . Dn 12,1: Es wird eine Zeit der Drangsal rns sein, wie sie nicht gewesen ist seit dem Dasein eines Volkes bis zu dieser Zeit. — LXX: xai earat xaigos &Xi\peu>$, &Xitf>is ol'a ov yeyovev
d
e9vos
iv tji ytf
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ixeivov.
|| 1 Makk 9, 2 7 :
Es ward eine große Drangsal öXityis peydXtj in Israel, dergleichen keine gewesen ist seit dem Verschwinden der Propheten bei ihnen. || Ass Mos 8 , 1 : Da wird Rache u. Zorn über sie hereinbrechen, wie sie unter ihnen nicht dagewesen sind von Ewigkeit her.
24,22: Wenn jene T a g e nicht v e r k ü r z t würden. K: Eine Verkürzung der letzten Drangsalsperiode kennt auch die jüdische Eschatologie. Midr HL 2,7 (99»): R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: Zwei Beschwörungen stehen hier (nämlich HL 2,7 u. 3, 5): eine an die Israeliten u. eine an die Völker der Welt. Er beschwur die Israeliten, daß sie sich nicht gegen das Joch der Weltreiche auflehnen sollten, u. er beschwur die Weltreiche, daß sie das Joch auf Israel nicht schwer machen sollten; denn wenn sie das Joch auf Israel schwer machten, würden sie das Kommen des Endes (des messianischen yp., s. bei 24,6 6 S. 949 f.) vor seiner Zeit veranlassen. — Parallelstelle mit Abweichungen K th 111*. II BM 85 b; Elias (der Prophet) pflegte sich in der Akademie Rabbis einzufinden. Eines Tages — es war der Neumondstag — verspätete er sich u. kam nicht. Rabbi sprach zu ihm: Was hat dem Herrn die Verspätung verursacht? Er antwortete: Ich habe Abraham aufgerichtet u. seine Hände gewaschen u. nachdem er gebetet, wieder niedergelegt; ebenso Isaak u. ebenso Jakob. Er hätte sie zu gleicher Zeit aufrichten sollen! Man meint, sie würden so mächtig werden in ihrem Flehen, daß sie den Messias vor seiner Zeit herbeibringen würden. e
95: exoXoßü&rjGav, etwa = iup, aram. nap. LvR 21 (120°): Weil die Hohenpriester (des 2. Tempels) ihr Amt für Geld kauften, wurden ihre (Amts-)Jahre verkürzt p-nxpp» (daher die große Zahl der Hohenpriester während des Bestandes des 2. Tempels). || Ps 89,46: Du hast die Tage seiner Jugend verkürzt r->xpn. Targum K P ^ . || Targ Jerusch I Gn 28,10: Dem Jakob wurde die Zeit des Tages verkürzt i-ispnx, indem die Sonne vor ihrer Zeit unterging.
2 4 , 2 4 : Z e i c h e n u. W u n d e r . atjfieta xai xiqaxa; die hebr. Äquivalente sind nitt u. reis; über deren Unterschied heißt es:
Matth 24,24. 27
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Leqach tob zu Ex 3,12 (9»>): Das Zeichen PIK geht auf die folgende Zeit, s. Ex 8,19; Jes 38, 22; 7,11.14. Jedes Z e i c h e n geht auf die folgende Zeit u. gilt nur dem, zu dem man es sagt, u. keinem andren Menschen. Das W u n d e r rti* aber tritt sofort ein, s. Ex 7, 9: Wenn der Pharao so zu euch sagen wird: „Verrichtet fttr mich ein Wunder*, so sollst du zu Ahron sagen: Nimm deinen Stab u. wirf ihn vor den Pharao hin; er soll zu einer großen Schlange werden. Das sollte sofort eintreten. — Ähnlich das. zu Ex 7, 9 (17 b). || Über Zeichen zur Beglaubigung einer Person s. bei Mt 12, 38. 24, 26: S i e h e , in d e r W ü s t e i s t er . . .; s i e h e , in den K a m m e r n i s t er. Vgl. Midr Ruth 2,14 (132 b) bei Mt 2,15 S. 86 f. 24,27: W i e d e r B l i t z a u s g e h t v o m A u f g a n g u. s c h e i n t b i s zum N i e d e r g a n g , also wird die Ankunft des M e n s c h e n s o h n e s sein. 1
Der Vergleichungspunkt ist hier nicht die Plötzlichkeit der Ankunft des Messias, sondern die bei seinem Kommen jedermann unwiderstehlich sich aufdrängende Sichtbarkeit
2
seiner richterlichen Machtfülle. Diese
Vorstellung ist in der altjüdischen Literatur selten, a Meist muß der Messias die Israeliten erst mühsam überreden, daß sie ihn als ihren König u. Erlöser anerkennen.»
Nach einer andren Tradition soll es
zu den Obliegenheiten des Elias gehören, den bis dahin unbekannten Messias seinem Volke bekanntzugeben, c a. Apoc Bar 53,1 ff.: »Ich (Barukh) sah ein Gesicht: u. siehe, eine Wolke stieg empor aus einem sehr großen Meer. Und ich sah auf sie hin, u. siehe, sie war voll von weißem u. schwarzem Wasser; u. viele Farben waren an diesem Wasser. Und etwas einem großen Blitz Ähnliches war an ihrem oberen Rand zu sehen.. . . Und ehe die Wolke verschwand, siehe, da regnete sie schwarzes Wasser . . . u. Feuer ver mischte sich damit, u. wo das Wasser herabströmte, brachte es Verderben u. Vernich tung hervor. Und darnach sah ich, wie der Blitz, den ich am oberen Rand der Wolke gesehen hatte, die Wolke packte u. zur Erde herabschleuderte. Um so heller aber leuchtete der Blitz, so daß er die ganze Erde erleuchtete; u. er heilte die Länder, wo das letzte Wasser herabgeströmt war u. Verwüstung angerichtet hatte. Und er nahm die ganze Erde in Besitz u. herrschte über sie.. . . Höre aber auch betreffs des hellen Blitzes, der am Ende nach dem schwarzen Wasser kommen soll. Damit hat es folgende Bewandtnis... . Wenn die Völker in Verwirrung gesetzt werden u. die Zeit meines Messias kommen wird, da wird er (der Messias) alle Völker berufen u. einige wird er am Leben erhalten u. einige töten. (Folgt Schilderung der messian. Segensfülle; dann das Schlußwort:) Das ist der helle Blitz, der nach dem letzten schwarzen Wasser gekommen ist. || Agad Schir ha-Schirim 6,10: Wie der Kreislauf von Sonne u. Mond sich öffentlich vollzieht, so wird die Herrschaft des Messias, wenn sie erscheint, öffent lich der Welt erscheinen. e
b. P siqR 36 (162»): Unsre Lehrer haben gelehrt: Wenn sich der König, der Messias, offenbaren wird, wird er kommen u. auf dem Dach des Heiligtums stehn. Er wird den Israeliten verkündigen: Ihr Gebeugten, herangekommen ist die Zeit eurer Erlösung, u. wenn ihr es nicht glaubt, so seht auf mein Licht, das über euch auf gegangen ist, s, Jes 6 0 , 1 : Stehe auf, werde Licht; denn dein Licht kommt u. die 1
Die Plötzlichkeit des Kommens des Messias kennt allerdings auch die alte Synagoge; zB Sanh 97», s. Exk.: Vorzeichen der messian. Zeit II, D, a Ende. LvR 31 (129b): R. Abina (I., um 310) hat gesagt: (Gott sprach zu Israel:) Der Blitz ist eins von den Erzeugnissen des oberen Feuers u. er läßt sein Licht leuchten von dem einen Ende der Welt bis zum andren; da sollte ich deines Lichtes (des Tempelleuchters) bedürfen? 8
Matth 2 4 , 2 7 . 2 8 . 2 9 ( 9 )
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Herrlichkeit Jahves geht auf Ober dir. Aber nur Ober euch geht es auf u. nicht aber den Völkern der Welt, s. Jes 60,2. In jener Stunde läßt Gott das Licht des Königs, des Messias, u. Israels aufleuchten. II PesiqR 15 (71b) R. Judan (um 350) u. R. Chama (?) haben im Namen des R. Elicezer b. Jose Ha-g^ili (um 150) gesagt — U. R. Huna (um 850) hat im Namen des R. Elicezer b. Ja
b
b
b
2 4 , 2 8 : W o das A a s ist, da w e r d e n s i c h die A d l e r s a m m e l n . LXX Hi 39,30: ('Astol,) ov 6'av mal te&vseheg,
TcagaxQrfxa
svQiaxovtai.
24,29 91: D i e S o n n e w i r d v e r f i n s t e r t w e r d e n n. der M o n d s e i n e n S c h e i n n i c h t g e b e n . Die Parallelen 4Esra4,51 ff.; Apoc Bar25,1 ff.; Orac Sib3,796ff.; Henoch80,2ff., S. Exk.: „Vorz. der messian. Zeit" I, o . — In der rabbin*. Literatur scheinen trotz alttestamentlichen Vorlagen wie Jes 24,23; Joel 3 , 4 ; 4,15 Veränderungen in der Sternen welt nicht als Vorzeichen des Endes gedeutet zu werden. Auch Sanh 9 1 ( = P s 68») gehört nicht hierher: Rab Chisda (t 309) stellte einander gegenüber: Es heißt Jes 24,23: Es errötet der Mond u. es schämt sich die Sonne; denn König ward Jahve C baotb. Und es heißt Jes 30,26: Das Licht des Mondes wird sein gleich dem Sonnenlicht, u. das Licht der Sonne wird siebenfältig sein wie das Licht von sieben Tagen. Das ist kein Widerspruch: in dem einen Fall (Jes 30,26) handelt es sich um die Tage des Messias, in dem andren (Jes 24,23) um die zukünftige Welt (wo die Sonne erbleichen wird vor dem Licht der Gerechten). Auch nach der Meinung S c h ^ u ö l s (t 254), der gesagt bat: „Zwischen dieser Welt u. den Tagen des Messias gibt es weiter keinen Unterschied, als daß die Knechtschaft (Israels) unter den Reichen der Welt aufhört", liegt kein Widerspruch vor: in dem einen Fall (Jes 30,26) handelt es Bich dann um das Lager ( = Wohnungen) der Gerechten u. in dem andren Fall (Jes 24,23) um das Lager der Sch khina (vor deren Glanz die Sonne erbleicht). — Von Vorzeichen des Endes ist hier nicht die Rede. II Allgemein u. ohne Beziehung auf die Endzeit wird Sukka 29» gesagt: Wenn das Aussehen der Sonne dem Blut gleicht, dann kommt das Schwert in die Welt; wenn einem Sack, dann kommen die Pfeile des Hungers in die W e l t ; wenn jenem u. diesem, dann kommen das Schwert u. die Pfeile des Hungers in die Welt. 1
b
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1
Auch Henoch 1 0 2 , 2 gehört hierher: Alle Lichter werden von großer Furcht er schüttert werden; die ganze Erde wird erschrecken, zittern u. zagen.
Matth 24,29 ( » ) . 24, 30 ( « . 8 1)
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24,29 93: D i e K r ä f t e d e s H i m m e l s w e r d e n e r s c h ü t t e r t w e r d e n . Mit ai dvvdfieig %mv ovqavwv geben L X X Jes 34,4 o^airn aas wieder u. verstehen darunter die Sterne; der Targum setzt dafür I W N Sonst bedeutet das targumische w o » meist die Engel, zB l K g 2 2 , 1 9 : „Alle Mächte des Himmels standen vor ihm." — Targ Ps96,11: „Freuen werden sich die Mächte des Himmels" »-«ottn «fcin (Grundtext bloßes D*own). — Targ Ps 148,1 = Engelmächte. — Mt 24,29 sind unter ai dvvdpiHq icöv ovgavcov dem Zus.hang nach weder die Sterne, noch die Engel, sondern die die obere Welt tragenden u. bewegenden kosmischen Potenzen, die Naturkräfte des Himmels zu verstehen. 24, 30 8: D a n n w i r d das Z e i c h e n d e s M e n s c h e n s o h n e s am H i m m e l e r s c h e i n e n . e
a
In P siqR 36 (162 ) erscheint nach Jes 60,1 das Licht als Zeichen des e
a
Messias, s. bei Mt 24,27 Anm. b. — Ebenso P siqR 36 (161 ), s. bei Mt 4,16 S. 161. 2 4 , 3 0 93: S i e w e r d e n den M e n s c h e n s o h n k o m m e n
sehen
auf den W o l k e n des H i m m e l s . 1. Dn 7,13 f. ist von der alten Synagoge nirgends kollektiv auf das „Volk der Heiligen" ( = Israel, Dn 7,27), sondern durchgängig individuell auf den Messias gedeutet worden.. Henoch 90,37 heißt es vom Messias, dem weißen Farren, der mit großen Hörnern geboren wurde: Alle Tiere des Feldes u. alle Vögel des Himmels ( = Völker der Welt) fürchteten ihn u. flehten ihn an alle Zeit. — Diese Woite gehn auf Dn 7,14 zurück u. bezeugen durch ihre Beziehung auf den Messias die individuelle Fassung von Dn 7,13. j| Henoch 46,1 ff.: Ich (Henoch) sah dort den, der ein betagtes Haupt bat, u. sein Haupt war weiß wie Wolle; bei ihm war ein andrer, dessen Antlitz wie das Aussehen eines Menschen war, u. sein Antlitz war voll Anmut gleichwie eines von den heiligen Engeln. Ich fragte den Engel, der mit mir ging u. mir alle Geheimnisse zeigte, über jenen Menschensohn, wer er sei, woher er stamme u. weshalb er mit dem betagten Haupte gehe. Er antwortete: Dies ist der Menschensohn, der die Gerechtigkeit hat, bei dem die Gerechtigkeit wohnt, u. der alle Schätze dessen, was verborgen ist, offenbart; denn der Herr der Geister hat ihn auserwählt, u. sein Los hat vor dem Herrn der Geister alles durch Rechtschaffenheit in Ewigkeit übertroffen. Dieser Menschensohn, den du gesehen hast, wird die Könige u. die Mächtigen von ihren Lagern u. die Starken von ihren Thronen sich erheben machen; er wird die Zügel der Starken lösen u. die Zähne der Sünder zermalmen usw. — Die Anfangsworte dieser Stelle gehen auf Dn 7, 9 u. 13 zurück. || 4 Esra 13, lff.: Ich träumte des Nachts einen Traum: siehe, da stieg ein ge waltiger Sturm vom Meere auf u. erregte alle seine Wogen. Ich schaute, siehe, da führte jener Sturm aus dem Herzen des Meeres etwas wie einen Menschen hervor; ich schaute, siehe, dieser Mensch flog mit den Wolken des Himmels. Und wohin er sein Antlitz wandte u. hinblickte, da erbebte alles, was er anschaute usw. — Dies die älteste Stelle, in der vom Messias nach Dn 7,13 ausdrücklich ausgesagt wird, daß er m i t den W o l k e n d e s H i m m e l s einherfliegt. || Trypho erklärt dem Justinus gegen über (Dial. c. Tryph. 32), daß das jüdische Volk den Messias, der wie ein Menschen sohn vom Alten der Tage die Herrschaft empfangen solle (Dn 7,13 f.), als einen Großen u. Herrlichen erwarte. || Sanh 98»: R. Alezandrai (um 270) hat gesagt, R. J hoschuai b. Levi (um 250) habe einander gegenübergestellt Dn 7,13: Siehe, mit den Wolken des Himmels kam ein Menschensohn-ähnlicher, u. Sach 9,9: Niedrig u. reitend auf einem e
Matth 24,30 ( » 1.2)
957
Esel. Wenn sie (Israel) Verdienste haben, kommt er (der Messias) mit den Wolken des Himmels; wenn sie keine Verdienste haben, kommt er niedrig u. reitend auf einem Esel. || TanchB rvti-i- § 20 (70b): Wer ist
e
e
1
2. D e r M e n s c h e n s o h n . — Die S. 956 aus den Bilderreden des Buches Henoch (46,1 ff.) zitierte Stelle zeigt, daß ihr Verfasser den Ausdruck „ Menschensohn * als Bezeichnung oder Titel des Messias ge braucht. Auffallenderweise verändert er dabei den Ausdruck mehrfach. Er sagt „Sohn des Menschen" oder „jener (dieser) Sohn des Menschen" 4 6 , 2 . 3 . 4 ; 4 8 , 2 ; „Sohn des Mannes" 6 2 , 5 ; 69,29 (an beiden Stellen lesen einige Handschriften „Weibessohn"); 71,14; „jener Sohn des Mannes" 69,29; „Sohn der Nachkommenschaft der Mutter der Lebendigen" 62,7; „jener Sohn der Nachkommenschaft der Mutter der Lebendigen" 62,9.14; 63,11; 69,26.27; 70,1; 71,17. Der Verfasser dieser Reden hat darüber reflektiert, wie Daniels UJJK - O ? 7,13 als Bezeichnung für den Messias geeignet erscheine. Das Ergebnis liegt in den beiden zuletzt gebrachten Umschreibungen vor. Mit der „Mutter der Lebendigen" kann im Munde eines Juden nur Eva gemeint sein; wenn dann weiter in einem Zus.hange, 1
Die Bilderreden Hen 3 7 , 1 - 3 8 , 6; 39, 3—54, 6; 55, 3—59, 3; 61,1—64, 2; 69, 26—70,4 sind vorchristlich; fraglich, ob schon vor 64 v.Chr. geschrieben oder bald nach dem Einfall der Parther in Palästina (40—38 v. Chr.), vgl. Schürer« 3, 279—281.
Matth 24, 30 ( » 2)
958
in welchem es sich um einen Messiasnamen handelt, der „Nachkommen schaft" oder des Samens Evas Erwähnung geschieht, so drängt sich unabweislich der Gedanke an den n t des Weibes Gn3,15 auf; u. wenn endlich der Messias als „Sohn" oder „jener Sohn" des Samens Evas bezeichnet wird, so erkennt man deutlich den Versuch, den Ausdruck „Menschensohn" bei Daniel aus dem Protevangeliura zu verstehen: der Messias soll „Menschensohn" heißen, weil er derjenige Sproß der Nach kommenschaft der Mutter aller Lebendigen ist, den Gn 3,15 weissagend 1
in Aussicht gestellt hat. — Daß der Messias in gewissen apokalyptischen Kreisen in der vorchristl. Zeit den Namen „Menschensohn" erhalten hat, kann hiernach nicht in Abrede gestellt werden; aber die Bezeichnung ist nie allgemein gebräuchlicher geworden; sie findet sich eben nur in den Bilderreden des Buches Henoch. 4 Esra 13, 3.12 läßt sich nicht vergleichen. Wenn hier vom Messias kurz gesagt wird „dieser Mensch" oder „jener Mensch", so weisen diese Bezeichnungen einfach auf 13,3 zurück u. können deshalb 13,12. 25. 32. 51 ersetzt werden durch die ausführlichere Wendung: der Mensch oder Mann, der aus dem Meer emporgestiegen ist. 1
tf
Die Umschreibung des Ausdrucks „Menschensohn mit ,filius prolis matris vi vi (viventium)' beweist, daß auch die individuelle messian. Deutung des Protevangeliuras dem vorchristl. Judentum bekannt gewesen ist. Wenn das nachchristl. Judentum diese Deutung aufgegeben hat, so wird das im Gegensatz gegen die christl. Wertung von Gn 3,15 geschehen sein. Die drei Targumim paraphrasieren Gn 3,15 in allgemein messian. Sinn. Targ Onk: Feindschaft werde ich anstiften zwischen dir u. dem Weibe u. zwischen deiner Nachkommenschaft u. ihrer Nachkommenschaft; diese wird dir ge denken, was du ihr vordem getan hast, u. du wirst ihr aufbewahrt werden fUr das Ende. — Targ Jerusch I: Feindschaft werde ich anstiften zwischen dir u. dem Weibe, zwischen dem Samen deiner Nachkommenschaft u. dem Samen ihrer Nachkommen schaft. Und wenn die Nachkommen des Weibes die Gebote der Tora beobachten werden, so werden sie darauf bedacht sein, dich auf deinen Kopf zu schlagen, u. wenn sie die Gebote der Tora dahintenlassen, wirst du darauf bedacht sein, sie in ihre Ferse zu beißen. Aber für sie wird es eine Heilung geben u. für dich wird es keine Heilung geben, u. dereinst werden sie Frieden schaffen am Ende in den Tagen des Königs, des Messias. Ähnlich auch Targ Jerusch II. — II Im Midr sind uns nur zwei flüchtige Bezugnahmen auf Gn 3,15 begegnet, beide ohne messian. Gehalt. « ) Die Schlange sprach: Ich will gehn u. Adam töten u. sein Weib heiraten; dann werde ich König über die ganze Welt sein u. mit aufrechter Gestalt einhergehn u. alle Wonnen der Welt genießen. Gott antwortete: Du sagst: „Ich will Adiin töten u. die Eva heiraten"; deshalb will ich Feindschaft setzen. Du sagst: „Ich werde König sein über die ganze Welt"; deshalb verflucht seiest du vor allen Tieren! AbothRN 1; hier Autor R. Jose b. Chalaphta, um 150; nach GnR 20 ( 1 3 ) Autor R. Acha, um 320, oder richtiger (s. Bacher, pal. Amor. 1,102) R. Hoscha'cja, um 225; anonym TSota4,17f. (301); als Bar Sota 9». || ß) pSAZ 1, 39°, 6: (Dies sind die Feste der Heiden: die Kaienden usw.). Rab (t 247) bat gesagt: Die c-s;p (Calendae) hat der erste Mensch angeordnet. Als er sah, daß die Nacht (nach der Tag- u. Nachtgleiche im Herbst) lang ward, sprach er: Wehe mir, vielleicht ist das der, von dem es heißt: Du wirst ihm die Ferse treffen Gn 3,15; vielleicht kommt er, um mich zu beißen. Da sagte er: Ja, Finsternis wird mich treffen Ps 139, 11. Als er dann aber sah, daß der Tag wieder lang ward, sagte er: B-i:3p, d. h. „schön ist der Tag" 71 (wahrscheinlich = xaköv dies). Vgl. Bar
;
8
Matth 24,30 ( » 2). 24,31 (Nr. 1.2)
959
Dem rabbin. Judentum ist der Messiasname „Menschensohn" gleich falls fremd. Nur Einmal findet er sich hier, offenbar der christl. Rede weise entlehnt, in einem gegen das Christentum polemisierenden Aus spruch: R. Abbahu, um 300, hat im Anschluß an Nu 23,19 gesagt: Wenn jemand zu dir sagt: „Ich bin Gott", so lügt er; „Ich bin der Menschen sohn", so wird er es schließlich bereuen; „Ich fahre auf gen Himmel", der hat es gesagt, wird es aber nicht zustande bringen (ausführen), b
pTa*an 2, 6 5 , 59. 2 4 , 3 1 : E r w i r d s e i n e E n g e l m i t g r o ß e r P o s a u n e s e n d e n u. s i e werden seine Auserwählten
aus den v i e r W i n d e n v o n e i n e m
H i m m e l s e n d e b i s zum a n d r e n
sammeln.
1. Die S a m m l u n g d e r Z e r s t r e u t e n vollbringt nach der altjüd. Literatur Gott oder der Messias oder Mose oder Elias. Eine Anspielung auf
die Mitwirkung der Engel dabei liegt v o r : Henoch 6 1 , 1 . 5 : Ich sah, wie in jenen Tagen jenen Engeln lange Schnure gegeben wurden, u. sie nahmen sich Flügel, flogen u. wandten sich nach Norden z u . . . . Diese Maße (die zuvor erwähnten Schnüre) werden alle Geheimnisse in der Tiefe der Erde offenbaren u. die, welche in der Wüste umgekommen sind oder von den Fischen des Meeres u. von den Tieren verschlungen wurden, damit sie wiederkehren u. sich auf den Tag des Auserwählten ( = Messias) stützen; denn keiner wird vor dem Herrn der Geister umkommen u. keiner wird umkommen können. 2. Zur P o s a u n e vgl.: Sch mone fEsre 10 (nach pal. Rezension): Stoße in die große Posaune zu unsrer Befreiung u. richte ein Panier auf, unsre Verbannten zu sammein. Gepriesen seist du Jahve, der die Vertriebenen seines Volkes Israel sammelt! (Nach der babyl. Rezension:) Stoße in die große Posaune zu unsrer Befreiung u. richte ein Panier auf, alle unsre Verbannten zu sammeln von den vier Flügeln der Erde hin nach unsrem Land, Ge priesen seist du usw. || Ps Sal 11,1 f.: Posaunet in Zion mit der Lärmposaune für die Heiligen, laßt in Jerusalem des Siegesboten Stimme hören, denn Gott hat Bich Israels erbarmt, es heimgesucht! Tritt hin, Jerusalem, auf eine Warte u. sieh deine Kinder, vom Aufgang u. Niedergang zusammengebracht vom Herrn! || 4 Esra 6,23: Die Drommete wird laut erschallen; alle Menschen vernehmen sie plötzlich u. erbeben. (Diese Posaune gehört zu den Vorzeichen der messian. Zeit; zu den Vorzeichen des Endes Orac Sib 4,173 f.: Schwerter, Trompeten mit dem Aufgang der Sonne; die ganze Welt wird ein Gebrüll u. einen schrecklichen Schall hören.) || pTafan 2 , 6 5 , 8: „Abraham erhob seine Augen u. sah, u. siehe, ein Widder hatte sich hinten (in») im Dickicht mit seinen Hörnern verfangen" G n 2 2 , 1 3 : Was heißt m«? R. J huda b. Simon (um 320) hat gesagt: Nach allen Geschlechtern (sprach Gott zu Abraham) werden deine Kinder von Sünden erfaßt u. in Nöte verwickelt werden; aber zuletzt werden sie durch die Hörner dieses Widders (d. h. durch die Posaune) erlöst werden, s. Sach 9,14: Jahve Elohim wird in die Posaune stoßen u. einherfahren auf Südstürmen. R. Huna (um 350) hat im Namen des R. Chinas (Chanina) b. Jicchaq (um 325) gesagt: Jenen ganzen Tag hat Abraham gesehen, wie der Widder sich in einem Baum verfing u. wieder herauslöste, wie er in einem Ge strüpp sich verfing u. wieder herauslöste, wie er sich in einem Dickicht verfing u. wieder herauslöste. Gott sprach zu Abraham: So werden deine Kinder von Sünden erfaßt u. in die Weltreiche verwickelt werden: von Babel in Medien, von Medien in Griechenland, von Griechenland in Edom (Rom). Abraham sprach: Herr der Welt, wird das BO sein bis in Ewigkeit? Gott antwortete: Zuletzt werden sie durch die Hörner dieses Widders erlöst werden, s. Sach 9,14. — Dasselbe teils mit Erweiterungen, teils e
d
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Matth 24,31 (Nr. 2.8)
960 e
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mit andren Autorennamen P aiq 1 5 4 ; GnE 56 ( 3 6 ) ; LvR 29 (127 ).||P»aiqR 40 (172») Gott sprach: In dieser Welt habe ich mich wegen der Posaune Ober euch erbarmt, u. auch in der Zukunft (in der messian. Zeit) werde ich mich über euch durch die Posaune erbarmen u. eure Verbannten herbeiholen. Woher? Weil man in der Prophetenstelle (der Haftara) gelesen hat: Stoßt in die Posaune auf Cion . . . denn gekommen ist der Tag Jahves, denn er ist nahe (Joel 2,1). || P siqR41 (173 ) u. LvR24 (122*): (R. Levi, um 300, hat gesagt:) Das Blasen der Posaune, durch welche Gott die Verbannten Israels herbeiholen wird, geht von Cion aus, s. Joel 2,1 (wie oben). — Vgl. auch bei 1 Kor 15,52 u. 1 Thess 4,16. || Die Stelle der Posaune vertreten Himmelsstimmen Leqach tob zu Nu 24,17 ( 1 3 0 ) : Am Ende der 45 Tage (die Israel vor der Offenbarung des Messias b. David in der Wüste zubringen soll) wird eine Himmelsstimme ihnen zurufen: Ziehet hinab nach Babel, s. Micha 4 , 1 0 : Du wirst bis Babel gelangen, dort wirst du befreit werden. — Und die Himmelsstimme wird zum zweitenmal schmetternd ertönen: Ziehet gegen Edom (Rom) u. führet dort meine Rache aus! 8. Ez 25,14: Ich habe meine Rache an Edom in die Hand meines Volkes Israel gelegt. Wenn dann die Israeliten nach Rom gekommen sind, geht eine Himmelsstimme zum drittenmal aus: Tut an Rom, was Josua an Jericho getan hat! Und sie umringen die Stadt u. stoßen in die Posaunen u. beim siebentenmal erheben sie das Kriegsgeschrei: Höre, Israel, Jahve unser Gott ist Ein Jahve Dt 6 , 4 ! Dann stürzt die Mauer der Stadt u. sie dringen ein u. finden ihre (der Stadt) Jünglinge tot in ihren Gassen, vgl. Jer. 49,26: Deshalb werden ihre Jünglinge fallen in ihren Gassen usw. Darauf bringen sie alle Beute zusammen, u. die Israeliten suchen ihren Gott n. ihren König David (d. h. den Messias). Sofort offenbart er sich ihnen, der König, der Messias, u. sagt zu ihnen: Ich bin der König, der Messias, auf den ihr gehofft habt! Ferner sagt er zu ihnen: Nehmt das Silber u. das Gold! Und sie laden es auf u. ziehen damit hinauf (nach Jerusalem), s. Jes 60,5 f.: Es wälzt Bich dir zu der Reichtum des Meeres, die Schätze der Heiden kommen dir herbei. Die Masse der Kamele wird dich bedecken usw. Eine vierte H. geht aus u. ruft: Die Stimme eines, welcher ruft in der Wüste JOB 40,3. Eine fünfte Stimme ruft Jes 35, 9: Keinen Löwen wird es dort geben. Eine sechste Stimme ruft Jes 41,19: Ich will in der Wüste hinstellen Zeder, Akazie u. Myrte. Eine siebente Stimme verkündet Jes 40,1: Tröstet, tröstet mein Volk. Dann bringt Elias Israel die Freudenbotschaft Jes 52, 7: König ward dein Gott! Eine achte H. verkündet u. ruft Jes 40,2: Redet Jerusalem zu Herzen. Eine neunte H. ruft Jes 26,2: Tuet die Tore auf, daß ein gerecht Volk einziehe. Die zehnte Stimme ruft P s 2 4 , 7 : Erhöhet, ihr Tore, eure Häupter. Dann leben die Toten auf, s. Jes 26,19: Leben werden deine Toten, meine Leichen werden auferstehn. Und dann versammeln sich die Verbannten, s. Jes 27,13: Und geschehen wird es an jenem Tage, da stößt man in die große Posaune, u. herankommen werden die Verlorenen im Lande Assurusw. Und dann erfüllt sich Nu 24,17: Hervorgetreten ist ein Stern aus Jakob. Und so möge es wohlgefällig sein vor unsrem Vater im Himmel, daß sich dieser Vers erfülle (Jes 11,12): ,Er wird ein Panier aufrichten den Heiden u. die Verbannten Israels sammeln* in unsren Tagen u. in den Tagen von ganz Israel. — Als Autor dieser Ausführung ist R. Levi, um 300, genannt. :
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3. Von den v i e r W i n d e n ,
xeaoocQftiv
e n d e b i s zum a n d r e n , ini
TO axQOv xov ovoavov
Jerusch
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rrirwi sa-ixa Ez 37, 9; L X X : ex xtav
Targ: xtryn szyva. — Von e i n e m Hi mm e i s -
TivevfiaTojv.
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a^atan
i'tog xov axqov Kjattf
xov ovpavov.
Dt 4, 3 2 ; L X X : Targ Onk u.
"»BJÖO!?.
24, 32: W e n n s e i n Z w e i g s c h o n Baftig g e w o r d e n ist u. d i e B l ä t t e r h e r v o r sprießen. Zu den Entwicklungsphasen des Feigenbaums s. bei Mt 21,19; daselbst auch über seine gleichnisartige Verwendung.
Matth 24,35,36.38 ( * )
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2 4 , 3 5 : D e r H i m m e l u. d i e E r d e w e r d e n v e r g e h e n , meine W o r t e aber werden nicht vergehen. Zum Untergang von Himmel u. Erde s. hei Offb 21,1. — Schöttgen u. Wünsche bringen zu dem parallelen Herrn wort L k 2 1 , 3 3 folgende Stelle bei; So wurden der Himmel u. die Erde u. all ihr Heer vollendet Gn 2 , 1 . Es steht geschrieben Ps 119,96: „Für alles Vollendete habe ich ein Ende gesehen; aber dein Gebot reicht sehr weit" Für alles gibt es Maße (Grenzen n-oip-«o = arjxds); der Himmel u. die Erde haben Maße, nur Ein Ding gibt es, das keine Maße hat Und welches ist das? Das ist die Tora, s. Hi 11,9: Länger als die Erde ist ihr (der Weisheit = Tora) Maß u. weiter ist sie als das Meer, GnR 10 Anfang. — Aber die Stelle handelt nicht vom Vergehen des Himmels u. der Erde u. der ewigen Dauer der Tora, sondern davon, daß, während alles Erschaffene seine bestimmten Maße u. Grenzen hat, es für die Tora (u. die Be schäftigung mit ihr) solche nicht gibt. Vgl. Pea 1,1: Folgendes sind die Dinge, für die es kein Maß - u r e gibt: der Ackerwinkel (für die Armen), die Erstlinge, die Fest wallfahrt, die Liebeswerke u. das Torastudium. — Zum ewigen Bestand der Tora s. bei M t 5 , 1 8 S. 245 ff. 2 4 , 3 6 : Ü b e r j e n e n T a g u. S t u n d e w e i ß n i e m a n d , auch nicht die Engel des Himmels. Belege im Exk.: „Vorz. der messian. Zeit" II, D , a u J ; speziell zu a
den Engeln Sanh 9 9 das. II, D, a. — Die Vorstellung, daß die Engel das b
den Menschen Verborgene wüßten, liegt zB vor Sanh 3 8 : R. Jochanan ( f 279) hat gesagt: Gott tut nichts, es sei denn, daß er sich mit der oberen Familie (den Engeln) beraten hat, s. Dn 4 , 1 4 : Auf der Wächter Beschluß ruht das Edikt, ein W o r t der Heiligen ist der Befehl. — In a
der Parallelstelle pSanh 1 , 1 8 , 51 „oberer Gerichtshof"
statt
„obere
Familie"; als Schriftbeleg Dn 10,1. || Umgekehrt erwartet man, daß in der seligen Vollendungszeit die Gerechten mehr wissen werden als die a
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Engel; s. DtR 1 ( 1 9 6 ) u. Tanch ppa 2 3 6 im Exk.: „Sch ol" usw. III, 4, m. 2 4 , 3 8 51: W i e s i e in den T a g e n v o r d e r S ü n d f l u t
waren.
Charakterisierung des Flutgeschlechts in der rabbin. Literatur. GnR 28 (18 ) : R. fAzarja (um 380) hat im Namen des R. J huda b. Simon (um 320) gesagt: Alle hatten im Flutgeschlecht ihr Tun verderbt. Der Hund begattete sich mit dem Wolf, der Hahn mit dem Pfau. Das meinen die Worte G n 6 , 1 2 : Denn auf Erden hatte alles Fleisch seinen W e g verderbt. Es steht nicht geschrieben: Jeder „Mensch" hatte verderbt, sondern alles „Fleisch*. R. Lulianai ( = Julianus) b. Tabrinai (um 330) hat im Namen des R. Jicchaq (um 300) gesagt: Auch die Erde buhlte: hatte man sie mit Weizen besät, so brachte sie Lolch hervor. Seit dem Flutgeschlecht wächst der Lolch. || GnR 30 ( 1 8 ) : Das Streben des Flutgeschlechts ging nur auf Anpflanzung von Weinbergen. || GnR 31 ( 1 8 ) : Abba b. Kahana (um 310) hat gesagt: Weil sie der Unzucht ergeben waren, wurden sie aus der Welt vertilgt. R. Aibo (um 320) hat ge sagt: Weil sie der Unzucht u. dem Raube ergeben waren, wurden sie aus der Welt vertilgt. || GnR31 ( 1 8 ) : „Die Erde ist voll von Gewalttat e » n , die von ihnen aus geht" Gn 6,13. Was bedeutet Gewalttat u. was bedeutet Raub IST;? R. Chanina (um 225) hat gesagt: Gewalttat liegt vor, wenn der Gegenstand den Wert einer P ruta (kleinste Scheidemünze) hat; Raub, wenn der Gegenstand auch nicht den Wert einer P'ruta hat Und so verfuhren die Leute des Sündflutgeschlechts: wenn einer seine Kiste mit Lupinen hinausstellte, kam der eine u. nahm davon weniger, als eine F^ruta wert ist, u. es kam ein jeder u. nahm davon (gleichfalls) weniger, als eine P ruta wert i s t a
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S t r a c k n. B i l l e r b e c k , NT I.
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so daß er es von ihm vor Gericht nicht wieder beitreiben konnte. Da sprach Gott: Ihr habt getan, was nicht recht ist mnoa tbv; auch ich will mit euch nicht nach Recht verfahren; s. Hi4, 21 u. 20: ,Ist's nicht s o ? Wird ausgerissen ihr Zeltseil an ihnen, so sterben sie u. nicht in Weisheit*, d. h. ohne die Weisheit der Tora; „vom Morgen bis zum Abend werden sie zerschellt, ohne daß ein Richter da ist (so deutet der Midr o*ve), für immer gehen sie zugrunde*. Mit D"»»'Ö ( = einer, der darauf achtet) ist nichts andres als ein Richter gemeint, s. Ex 2 1 , 1 : Dies sind die Rechtsvorschriften die du ihnen vorlegen sollst ( D ^ P , nämlich als Richter). — Eine andre Erklärung. Die Erde ist voll von Gewalttat Gn 6,13. R. Levi (um 300) hat gesagt: .Gewalttat"* damit ist Götzendienst, Unzucht, Blutvergießen gemeint. Götzendienst, s. G n 6 , 1 3 : Die Erde ist voll von Gewalttat. Unzucht, 8. Jer 51, 35: Meine Mißhandlung (-oan) u. mein Fleisch komme aber Babel. Blutvergießen, s. Joel 4, 19: Wegen der Gewalttat an den Söhnen Judas, daß sie unschuldig Blut vergossen in ihrem Lande. || GnR 82 Anfang (19 ) : „Du vertilgst, die Lügen reden* Ps5,7. Die Stelle handelt vom SQndflutgeschlecht: sie u. ihr Reden war Lüge; R. Pin chas (um 360) hat gesagt: Sie u. ihr Verhalten (iri"a-»9 = aram. sn^^ani?) waren Lügen. „Den Mann der Blutschuld* (Ps 5,7), wie es heißt Hi 24,14: Beim Morgengrauen erhebt sich der Mörder, schlägt nieder Arme u. Elende, u. bei Nacht treibt er's wie Diebe. (Den Mann) „des Betruges* ( P s 5 , 7 ) , wie es heißt Gn 6,13: Die Erde ist voll von Gewalttat. „Verabscheut Jahve* (Ps5,7), denn die Leute des Flutgeschlechts werden weder wieder aufleben (bei der Toten auferstehung), noch auch gerichtet werden (s. weiter unten Sanh 10,3 nebst Parallelen. || Sanh 108* Bar: Das Flutgeschlecht ist nur wegen des Guten hochmütig geworden, das ihnen Gott im Überfluß zuteil werden ließ. Was steht von ihnen geschrieben? Bare Häuser sind Friede ohne Schrecknis, u. nicht kommt Gottes Geißel über sie Hi 21, 9;* das. Vers 10: Sein Stier bespringt u. befruchtet, seine Kuh kalbt leicht u. wirft nicht fehl; Vers 11: Sie lassen los wie eine Herde ihre Buben, u. ihre Kinder hüpfen umher; Vers 12: Sie singen zur Pauke u. Zither u. freuen sich beim Klange der Schalmei; Vers 13: Sie genießen in Wohlsein ihre Tage [u. ihre Jahre in Annehmlichkeiten],* u. in einem Augenblick (ohne Krankheit u. Qual) sinken sie zur Unterwelt hinab. Und dies ist die Veranlassung geworden, daß sie zu Gott sprachen Hi 21,14 f.: Weiche von uns; nach Erkenntnis deiner Wege verlangt uns nicht. Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten, u. was nützt es uns, daß wir ihn angehen? Sie sprachen: Haben wir ihn denn auch nur für einen Tropfen Regen nötig? Wir haben Flüsse u. Quellen, die wir verwenden können. Gott sprach: Infolge des Guten, was ich ihnen im Überfluß habe zuteil werden lassen, ärgern sie mich; so will ich sie damit richten, wie es heißt Gn 6,17: Siehe, ich werde die Flut, Wasser über die Erde, herbeibringen.— R. Jose (um 150) hat gesagt: Das Flutgeschlecht ist hochmütig geworden nur wegen des Augapfels,* der dem Wasser gleicht; deshalb hat er (Gott) sie mit Wasser ge richtet (bestraft), das dem Augapfel gleicht, s. Gn 7 , 1 1 : Es öffneten sich alle Quellen der großen Wassermasse u. die Schleusen des Himmels wurden aufgetan. R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Das Flutgeschlecht sündigte durch „groß" u. wurde durch „groß* gerichtet (bestraft). Durch „groß" hat es gesündigt; s. G n 6 , 5 : Jahve sah, daß die Schlechtigkeit der Menschen „groß" war; u. durch „groß" ist es gerichtet worden, s. Gn 7 , 1 1 : Es öffneten sich alle Quellen der „großen" Wassermasse. R. Jochanan hat gesagt: Drei (Quellen) sind davon übrig geblieben (ohne sich wieder zu schließen): der Schlund von Gader, die warmen Wasser von Tiberias u. die große Quelle von Biram. — „Alles Fleisch auf Erden hatte seinen Weg verderbt" Gn 6,12. R. Jochanan hat gesagt: Das lehrt, daß sie die Haustiere mit dem Wild u. das Wild mit den Hausb
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Das Buch Hiob, wie hier, oft auf die vorisraelitische Menschheit gedeutet. * Eine andre Auslegung von Hi 21,9 s. im Exk.: Zur altjüd. Dämonologie Nr. 3, b (GnR 36). * Diese Worte sind aus Hi36,11 hier eingedrungen. „Wegen des Augapfels", d.h. sie sahen ihr Glück unversehrt u. erhoben darob stolz ihre Augen u. wandelten treulos ihren Augen nach, Raschi. 4
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tieren u. alle mit den Menschen u. die Menschen mit jenen allen sich paaren ließen. R. Abba b. Kahana (um 310) hat gesagt: Alle Tiere haben sich (nach der Sündflut) gebessert mit Ausnahme des Tuschlami. „Gott sprach zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist herbeigekommen vor mich" Gn 6,13. R. Jochanan hat gesagt: Komm u. sieh, -wie groß die Macht der Gewalttat Dan ist; denn siehe, das Flutgeschlecht hatte alle Übertretungen begangen, aber der Gerichtsbeschluß über sie wurde nicht eher untersiegelt (u. damit für vollstreckbar erklärt), als bis sie ihre Hände nach Raub ausstreckten, s. Gn 6,13: „Die Erde ist voll von Gewalttat, die von ihnen ausgeht; siehe, so will ich sie samt der Erde verderben"; ferner s. E z 7 , 1 1 : „Die Gewalttat erhob sich zur Zuchtrute des Frevlers: da war nichts mehr von ihnen u. nichts von ihrer Masse u. nichts von ihrer Menge (?) u. kein Klagelaut über sie!" R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Das lehrt, daß die Gewalttat sich gerade aufrichtete wie ein Stab u. vor Gott hintrat u. zu ihm sprach: Herr der Welt, nichts von ihnen u. nichts von ihrer Masse u. nichts von ihrer Menge (?) (soll übrig bleiben) u. kein Klagelaut Uber sie (soll gehört werden)! Selbst über Noah war der Gerichtsbeschluß untersiegelt worden; denn es heißt: Auch Noah ist nichts unter ihnen (so der Midr Ez7,11 na „Klage" = nj). In der Schule des R. Jischmafel (f um 135) ist gelehrt worden: Auch über Noah ist der Gerichtsbeschluß untersiegelt worden, aber er fand Gnade in den Augen Jahves, s. Gn 6, 7 f. |j Sanh 1 0 8 : R. Jose aus Cäsarea (im 4. Jahrh.) hat öffentlich vorgetragen: Was heißt: „Leicht ist er auf der Oberfläche des Wassers, zum Fluch gemacht wird ihr Los auf Erden* H i 2 4 , 1 8 ? (so der Midr.) Das lehrt, daß Noah, der Gerechte, sie gestraft hat; er sprach zu ihnen: Tuet Buße! wenn aber nicht (sagte er), dann werde Gott eine Flut über sie bringen u. ihre Leichname wie Schläuche auf dem Wasser schwimmen lassen, wie es heißt: Leicht ist er auf der Oberfläche des Wassers. Und nicht bloß dies, sondern man werde auch von ihnen einen Fluch hernehmen fttr alle, die in die Welt kommen, wie es heißt: Zum Fluch gemacht wird ihr Los auf Erden. „Nicht mehr soll er den Weg zu den Weinbergen einschlagen* Hi 24, 18°; das lehrt, daß sie den Weg zu den Weinbergen einzuschlagen pflegten. Sie antworteten: Wer bindert ihn denn? (mag Gott es doch tun, wenn er's kann!) Gott sprach: Ein Täubchen (nämlich Methusalem) habe ich erst noch aus eurer Mitte zu nehmen (durch den Tod)! Sie antworteten: Wenn dem so ist, so werden wir uns nicht von dem Wege zu den Weinbergen abwenden (wir bleiben die Alten)! Raba (f 352) hat vorgetragen: Was heißt: „Eine verachtete (weggeworfene) Fackel nach der Meinung des Sicheren, bereitgestellt für die, deren Fuß wankt" Hi 12,5? Das lehrt, daß Noah, der Gerechte, sie gestraft hat u. zu ihnen Worte sprach, die so schlimm wie Fackeln waren. Sie aber verachteten ihn u. sprachen: Alter, was soll diese Arche? Er antwortete: Gott wird über euch eine Flut bringen. Sie sprachen: Eine Flut wovon denn? Wenn eine Flut von Feuer, so haben wir etwas (ein Schutzmittel dagegen) u. «r^V?, (oder srj*"?«) ist sein Name; u. wenn er eine Flut von Wasser bringt, so haben wir, falls er sie aus der Erde bringt, eiserne Platten, mit denen wir die Erde zudecken; falls er sie aber vom Himmel bringt, so haben wir etwas dagegen u. z p v , nach' andren ist sein Name. Er antwortete ihnen: Zwischen den Fersen -zpy eurer Füße wird er sie hervorbrechen lassen, wie es heißt: „Bereitgestellt für die. deren Fuß wankt." — Eine Parallelstelle zu R. Joses Auslegung von Hi24,18 s. GnR 30 ( 1 8 ) . II GnR 30 ( 1 8 ) : „Noah ist ein gerechter, unsträflicher Mann B ' H gewesen" G n 6 , 9 . Überall (in der Schrift), wo das Wort m „Mann" steht, wird damit ein Gerechter u. Bewährter be zeichnet. Denn alle jene 120 Jahre (s. Gn 6, 3) hatte Noah Zedern gepflanzt u. gefällt. Da sprachen sie zu ihm: Was soll das? Er antwortete: So hat der Herr der Welt 1
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Lewysohn, Zoologie d. Talmuds, S. 181 denkt an die Steppenlerche. Oder: Dem Unglück Verachtung usw. * «rr>by, ein fabelhaftes Tier, welches Feuer auslöscht u. vor dem das Feuer flieht, s. Lewysohn, Zoologie d. Talmuds, S. 351. Ein Schwamm, der den Regen aufsaugt oder den man auf den Kopf legt, um nicht naß zu werden, s. Lewysohn, Zoologie, S. 343. 61* 2
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gesagt, daß er eine Flut über die Welt bringen werde. Sie antworteten: Es wird keine Flut kommen, oder sie wird nur über das Haus dieses Mannes (d. h. dein Haus) kommen. Als nun Methusalem starb, sagten sie zu ihm: Siehe, die Flut ist nur über das Haus dieses Mannes (dein Haus) gekommen. Das meint Hi 1 2 , 5 : Ein verachteter Herold an die eiserne Härte des Sicheren (oder: ein Herold, verachtet von der eisernen Härte des Sicheren), der bereitet ist für zwiefaches Wanken des Fußes (so der Midr). R. Abba b . Eahana (um 810) hat gesagt: Einen Herold hatte Gott im Flutgeschlecht" das war Noah; dort (in Babylonien) sagt man für: rrV m s ( = „verkündige ihm") r r s i-tb (in der gleichen Bedeutung als Erklärung des i*tb in Hi 12,5); „verachtet", weil sie ihn (Noah) verachteten u. ihn den verächtlichen Alten nannten; „von der eisernen Härte des Sicheren* -p«« ninsyV, weil sie hart wie Eisenplatten PIP»J>S waren; „der bereitet ist für zwiefaches Wanken (Plural: •nsnttb) des Fußes*, weil sie bereitet waren für ein zwiefaches Unglück, für das Unglück von oben (Gewässer des Himmels) u. für das Unglück von unten (Gewässer der Tiefe). || Sanh 1 0 , 3 : Das Geschlecht der Flut hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt u. sie stehen nicht im (End-)Gericht; s. Gn 6 , 3 : Nicht soll richten mein Geist über den Menschen ewiglich. || pSanh 10,29 , 48: Das Flutgeschlecht hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt u. sie sehen nicht die Zukunft (werden nicht auferweckt). Weshalb? Es heißt Gn 7, 23: „Er wischte alles Bestehende hinweg', nämlich in dieser Welt, „u. sie wurden weggewischt von der Erde" (das.), nämlich in der Zukunft. Bar: R. N chemja (um 150) sagte: Das läßt sich aus Gn 6,3 entnehmen: Nicht soll richten mein Geist über den Menschen in der Ewig keit (also stehen sie nicht im jüngsten Gericht). R. J huda (um 150) sagte: Nicht wird ihn richten mein Geist; denn ich werde in sie (die Leute des Flutgeschlechts) nicht meinen Geist geben, wenn ich meinen Geist in die (übrigen) Menschenkinder gebe. R. Schimfon (um 150) sagte: Nicht wird ihn richten mein Geist; denn ich werde in sie meinen Geist nicht geben, wenn ich den Lohn der Gerechten austeilen werde. Die andren sagten: Nicht wird ihn richten mein Geist; denn ich lasse ihn nicht zurück kehren in seine Scheide ( = Körper; yiv> G n 6 , 3 wird erklärt aus TJJ „Scheide", „Futteral"). — Parallelstellen: TSanh 18,6 (434); Sanh 1 0 8 ; GnR 26 ( 1 6 ) . — Eine abweichende Meinung vertritt R. Jochanan (f 279) GnR 28 ( 1 8 ) : R. Jochanan hat ge sagt: Das Gericht über das Flutgeschlecht hat 12 Monate gewährt, damit haben sie ihre Strafe empfangen, u. sie werden Anteil an der zukünftigen Welt haben. Denn R. Jochanan hat gesagt: Jeden einzelnen Tropfen, den Gott auf sie niederfallen ließ, hatte er im Gehinnom siedend gemacht, u. dann nahm er ihn heraus u. ließ ihn auf sie niederfallen, das meint Hi 6 , 1 7 : „Zur Zeit, da siedendes Aufwallen sie traf, wurden sie endgültig bestraft" (so der Midr), das siedende Aufwallen der Fluten war für immer (deshalb, weil sie zur Zeit der Flut ihre definitive Strafe bereits empfangen haben, können sie an der zuk. Welt Anteil haben). „Sowohl ihre Liebe", mit der sie ihre Götzen liebten, „als auch ihr Haß", mit dem sie Gott haßten, „als auch ihr Eifern", mit dem sie Gott durch ihre Götzen in Eifer brachten, „ist längst dahin; keinen Teil mehr haben sie an der Welt", d. h. „an irgend etwas, was unter der Sonne geschieht" Qoh 9, 6 (wohl aber an der zuk. Welt). — Nach dieser Stelle hat man pSanh 10,29 , 55 u. Midr Qoh 9, 6 ( 4 1 ) zu verstehn. b
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24,38 93: S i e a ß e n , s i e t r a n k e n , s i e f r e i t e n u. l i e ß e n freien. «Er 54«: Sch«muel ( f 254) sagte zu Rab J'huda ( f 299): Scharf sinniger s. Einl. 139), eile u. iß, eile u. trink; denn die Welt, aus der wir gehen, gleicht einem Hochzeitshause «bsfen "ob (so Hand schrift München, die Ausgaben: ttbitaa — wie eine Hochzeitsfeier). — Der Vergleichungspunkt ist die Vergänglichkeit: wie ein Hochzeitshaus heute an Essen u. Trinken die Fülle bietet, u. morgen ist alles vorüber, so auch diese Welt; darum eile u. iß, eile u. trink!
Matth 24,38 (€). 24,39 ( « )
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24,38 6 : Bis zu d e m T a g e , da N o a h in d i e A r c h e g i n g . c
GnR 32 ( 1 9 ) : An eben diesem Tage kam Noah . . . in den Kasten Gn 7,13. R. Jochanan ( f 279) hat gesagt: Gott sprach: Wenn Noah in der Nacht in den Kasten geht, dann werden alle seine Zeitgenossen also sagen: Wir haben nicht darum gewußt; wenn wir aber darum gewußt hätten, so würden wir ihn nicht haben hineingehen lassen. Deshalb ging Noah an diesem Tage selbst (d. h. am hellen lichten Tage) hinein; wer es merkte, sollte reden. — Eine ähnliche Ausführung anonym SDt 32,48 §337 (141»). 24,39 %: Bis d i e S ü n d f l u t kam u. alle h i n w e g n a h m . GnR 28(17°): „Gott sprach: Wegwischen will ich die Menschen, die ich gemacht habe" Gn 6,7. R. Levi (um 300) hat im Namen des R. Jochanan (t 279) gesagt: Selbst die Mahlsteine worden weggewischt (vernichtet). R. J huda b. Simon (um 320) hat im Namen des R. Jochanan gesagt: Selbst der Staub (Asche) des ersten Menschen wurde weggewischt. Als R. J°huda das in Sepphoris in der Gemeinde öffentlich vortrug, ver warf man es. R. Jochanan hat im Namen des R. Sehim
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Matth 24, 89 ( » ) . 24,40.41 (Nr. 1.2)
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Söhnen, daß er ihnen ein immerwährender Sklave sein wolle. Was tat Noah? Er bohrte ein Loch in die Arche u. reichte ihm täglich seine Nahrang hinaus; so blieb auch dieser übrig.
2 4 , 3 9 © : S o wird auch die W i e d e r k u n f t d e s M e n s c h e n s o h n s sein. Zum p l ö t z l i c h e n Kommen des Messias s. Sanh 97* im Exk.: „Vorz. der messian. Zeit" II, D, a Ende. 2 4 , 4 0 : Dann w e r d e n z w e i auf dem F e l d e s e i n ; d e r eine w i r d a n g e n o m m e n u. d e r a n d r e g e l a s s e n . In formeller Hinsicht kann verglichen werden RH 18* Bar: R. Melr (um 150) hat gesagt: Zwei legten sich auf das Lager u. ihre Krankheit war die gleiche; ebenso zwei gingen hinauf zur Richtstätte u. ihre Rechtssache war die gleiche: der eine stand wieder auf (von seinem Lager) u. der andre nicht, der eine wurde freigesprochen u. der andre nicht. Der eine betete u. wurde erhört, u. der andre betete u. wurde nioht erhört. Warum wurde der eine erhört u. der andre nicht? Der eine betete ein voll kommenes (ein mit Andacht verrichtetes, Raschi) Gebet, er wurde erhört; der andre betete kein vollkommenes Gebet, er wurde nicht erhört.
24,41: Z w e i m a h l e n an der Mühle; die e i n e w i r d a n g e n o m m e n u. die a n d r e g e l a s s e n . 1. D a s Mahlen als
Frauenarbeit.
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K th 5,5: Dies sind die Arbeiten, die die Frau ihrem Mann verrichtet: sie mahlt r : - u , sie bäckt, sie wäscht, sie kocht, sie säugt ihr Kind, sie macht ihm das Bett u. arbeitet in Wolle (spinnt, webt usw.). Hat sie ihm Eine Sklavin miteingebracht, so braucht sie nicht zu mahlen, nicht zu backen u. nicht zu waschen. Hat sie zwei mit eingebracht, so braucht sie nicht zu kochen u. nicht ihr Kind zu säugen. Hat sie drei miteingebracht, so braucht sie ihm nicht das Bett zu machen u. auch nicht in Wolle zu arbeiten. Hat sie vier miteingebracht, so kann sie im Sessel sitzen (braucht nichts zu tun). R. ElKezer (um 90) sagte: Auch wenn sie ihm 100 Sklavinnen miteingebracht hat, kann er sie zwingen, in Wolle zu arbeiten; denn das Nichtstun führt zur Unzucht. R. Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte: Auch wenn jemand durch ein Gelübde seiner Frau untersagt hat, irgendeine Arbeit zu tun, muß er sie (durch einen Scheidebrief) entlassen u. ihr ihre Hochzeitsverschreibung auszahlen: denn das Nichtstun führt zur Geistesverwirrung. — pK th5,30*,50 sagt R.Bun (wohl Abin IL, um 370) mit Bezug auf die in obiger Mischna genannten Frauenarbeiten: Weil jene Dinge verächtlicher Art sind, hat man sie an die Sklavin gehängt. — K t h 5 9 : „Sie mahlt." Meinst du das wirklich? Vielmehr sage: Sie läßt mahlen (sie schüttet das Korn ein u. nimmt das Mehl fort, Raschi), oder wenn du willst, sage: Sie mahlt auf der Handmühle. ;
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2. Z w e i F r a u e n an d e r Mühle. e
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Matth 24 42.48. 45 (Nr. 1)
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die andre faßt (alles mögliche) an. So R. Melr (um 150). Die Gelehrten aber sagten: Es ist nur so weit unrein, als jene ihre Hände ausstrecken u. etwas berühren können. || Nidda 6 0 Bar: Wenn zwei Frauen an einer Handmuhle mahlen, u. es findet sich Blut (des Menstruums) unter derjenigen, die nach innen (dicht neben der Mühle) steht, so sind sie beide unrein; findet es sich unter der nach außen Stehenden, so ist die nach außen Stehende unrein u. die nach innen Stehende rein; fand es sich zwischen beiden, so sind sie beide unrein. Die Bar stammt aus TNidda 7,3 (649). b
2 4 , 4 2 : W a c h e t a l s o , denn
ihr wißt nicht,
an w e l c h e m T a g e
euer Herr kommt. Nach älteren Traditionen wird der Messias am 14. Nisan kommen; nach
andren nicht an einem Sabbat oder Festtage, bezw. nicht an e
b
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deren Rüsttagen; s. E x R 18 (81«); p P s 3 , 3 0 , 2 5 ; b P s l 3 ; <Er43 im Exk.: „Der Prophet Elias nach seiner Entrückung" usw. II, 3, B. 2 4 , 4 3 : D a ß in s e i n H a u s e i n g e b r o c h e n
würde.
dioQvtrao), inn (s. Hi 24,16), aram. ">nn, das zunächst „durchbohren, durchgraben" u. dann „einbrechen" bedeutet. GnR 63 (39 ): Isaak flehte zu Jabve . . . u. Jahve ließ sich von ihm erflehen T S - I Gn 25,21. R. Levi (um 300) hat gesagt: Gleich einem Königssohn, der bei seinem Vater einbrach - r m , um eine Litra Gold wegzunehmen; da hat der eine (der Vater) von innen (die Wand) durchbohrt » r i n , u. der andre (der Sohn) von außen (beide begegneten sich in ihren Wünschen); denn in Arabien nennt man den Durebbruch (oder Einbruch, »TT") (Gn25,21 will also besagen, daß Gott dem Gebet Isaaks gegenüber den Himmel durchbohrte, um das Gebet zu hören u. zu erhören). — Vgl. pSanhlO, 28°, 59;. LvR 30 (128 ); DtR 2 (198 ); P siq 162b; Midr Ruth 2,16 (132b). || GnR27 (17b) Es heißt Hi 24,16: „Man bricht, im Dunkeln in Häuser ein" ->rn; weshalb? Weil „man sie sich hei Tage gekennzeichnet hatte" (so der Midr Vers 16 b). Was taten sie (die Leute von Sodom, auf welche die Hiobstelle bezogen wird)? Sie nahmen Balsam u. strichen ihn auf die Steine (an die Häuser der Reichen), u. dann kamen sie in der Nacht u. rochen den Balsam u. brachen ein c - r i n . — Parallelstellen: Sanh 109», hier Raba, t 352, als Autor genannt; in pMSch5,55 ,55 R. Chanina (b. Cbama, um 225) Autor, mit Deutung der Hiobstelle auf das Flutgeschlecbt. || Sanh 109»: R. Jose (um 150) trug (die im vorigen Zitat gebrachte Auslegung von Hi24,16b) in Sepphoris vor; da wurden in jener Nacht 300 Einbruchsdiebstähle in Sepphoris ausgeführt r^r . . . - p i n n « s r - r n * njja. Man kam u. peinigte ihn. Er antwortete: Habe ich denn gewußt, daß Diebe kommen würden? — In pMSch 5,55 , 57 u. GnR 27 (17°) knüpft sich dieser Vor fall an den Namen des R. Chanina, um 225. c
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2 4 , 4 5 : W e r a l s o ist der t r e u e u. k l u g e K n e c h t , den d e r ü b e r s e i n H a u s g e s i n d e g e s e t z t h a t . . .?
Herr
1. Der Hausvogt, eine Art Obersklave, heißt im Rabbin. nach Gn 15,3 r*a -,a (dieser Ausdruck bezeichnet unter Umständen auch das Kind oder den Sohn des Hauses; zB pSanh 10, 2 8 , 10). P siqR 10 (35b): R. Levi (um 300) hat gesagt: Warum wird die Gemeinde Israel mit dem Weizen verglichen? Ein Hausherr hat einen Hausvogt r^a - p ; wenn er mit ihm rechnen will, was berechnet er? Sagt er etwa zu ihm: Habe acht, wie viele Körbe voll Stroh du in die Scheune schaffst, oder wie viele Körbe von Stoppeln odar Dornen du in die Scheune schaffst? . . . Aber was sagt er zu seinem Hausvogt ir-'a i a ? Habe acht, wieviel Weizen du in die Vorratskammer schaffst! Weshalb? Weil dieser der Unterhalt der Welt ist. So ist Gott ein Hausherr; denn die ganze Welt ist sein, s. d
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Matth 24,45 (Nr. 1.2). 24,48
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P s 2 4 , 1 ; u. sein Hausvogt ist Mose, s. Nu 12,7: In meinem ganzen Hause ist er be währt. (Weitere Ausfahrung: dem Mose ist nicht befohlen worden, die Völker zu zählen, die dem Stroh usw. gleichen, sondern die Israeliten soll er zählen, die dem Weizen gleichen). Ähnlich so, aber anonym NuR4 (141 b). || ExR 15 ( 7 7 ) : Um wessen willen hat sich Gott (in Ägypten) offenbart? Um seinetwillen. Gleich einem Hausvogt n*>a
d
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2. o maxog dovXog = -JOKD mn p , s. LvR 12 in Nr. 1. || dovXog (fgoviftog = rjn>B *ias, s. Schab 153* bei Mt 22,2 S. 878. 24,48: W e n n a b e r d e r b ö s e K n e c h t in s e i n e m H e r z e n s p r i c h t . 6 xctxdg 6ovXog =
ynrj 135, aram. ttö'n
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ExR 43 (99 ) : R. J*huda b. Schalom (um 370) hat im Namen des R. J huda b. Simon (um 320) im Namen des R. Levi b. P rata (gegen 300) gesagt: Gleich einem, der einen Sklaven kaufen wollte. Er sprach zu dessen Herrn: Ist dieser Sklave, den du ver kaufen willst, von schlechter A r t oder von guter A r t ? Er antwortete ihm: Er ist von schlechter Art u. darum verkaufe ich ihn. Jener kaufte ihn u. brachte ihn in sein Haus. Einmal hatte sich jener Sklave vergangen; da fing sein Herr an ihn zu schlagen.... Der Sklave sprach: Mein Herr, wie hast du mich gekauft? als einen guten Sklaven a i u n a » oder als einen schlechten Sklaven yi ' s ? Er antwortete: Als einen schlechten Sklaven. Jener erwiderte: Als einen schlechten Sklaven hast du mich gekauft u. du suchst in mir einen guten Sklaven ? || Tanch »11s« 1 6 0 : Gleich einem schlechten Sklaven j n '•), der zum Verkauf dastand. Der Herr, der ihn kaufte, wußte, daß es ein schlechter Sklave war; er nahm Fesseln u. Peitschen mit sich, um ihn damit, wenn er sich ver ginge, zu züchtigen. Als er sich verging, holte er die Fesseln u. fesselte ihn, die Peitschen u. schlug ihn. Es sprach der Sklave zu ihm: Hast du nicht gewußt, daß ich ein schlechter Sklave bin, warum hast du mich gekauft?! Er antwortete: Weil ich gewußt habe, daß du schlimm bist, habe ich für dich Fesseln u. Peitschen besorgt, um dich mit ihnen, wenn du dich vergingest, zu züchtigen. || B B 4 nennt sich Herodes selbst vor dem von ihm geblendeten Baba b. Buta «einen schlechten Knecht" t c v a m a ? , s. bei 18,32 S.800. Ebenda heißt es in einem römischen Edikt an Herodes in bezug auf den Tempelbau: Wenn du den Tempel noch nicht eingerissen hast, so reiße ihn nicht ein; wenn du ihn eingerissen hast, so baue ihn nicht auf; wenn du ihn aber eingerissen u. wieder aufgebaut hast, so ist das ein schlechter Knecht i u r a t n a ? ; holt man Rat ein, nach dem man gehandelt hat? || MidrKL Einl.23 (35 ) : Rabbi hat gesagt: Achtzehn Jahre lang e
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So der Text: n v a n nrt a » ; der Kommentar Matth«noth K hunna will lesen: n-psn n r » = an der Tür der Weinschenken. 8 yo^ipnp u. i-oniaKp nach Krauß, Lehnwörter 1,273 f. = x«xiy algeais u. x***l algeais; vgl. auch Krauß, Archäol. 2,88.
Matth 24,51 ( « . 8 1.2). 2 5 , 1 . 2 . 5
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war eine Himmelsstimme (Bath-Qol) im Palast des Nebukadnecar ausgegangen, welch» rief: Böser Knecht xvz »izv, geh, zerstöre das Haus deines Herrn (Gottes)! 24,5191: E r w i r d ihn in z w e i T e i l e z e r s c h n e i d e n ( a u f s p a l t e n ) . di%otoiir)aei, anppa rv& -ras, bezeichnet das Aufspalten des Leibe» mit dem Schwert im Gegensatz zum Abhauen des Kopfes, s. Sanh 5 2
b
im Exk. über das altjüd. Sklavenwesen B, 4, b. Der von Schöttgen, Horae S. 215 aus
setzen;
sein.
1. Daß die Heuchler für den Gehinnom bestimmt sind, wird ausge b
e
sprochen Sota 4 l ; s. bei Mt 23,13 S. 922; ferner s. Exk. „Sch ol" usw. II, 7,*. 2. TO fxsQoq avrov . . . fttjasi = pbn fro oder pbn DT». pB°rakh 4 , 7 , 31 sagt R. N°chonja b. Ha-qana (um 70) in einem Gebet: „Ich danke dir, Jahve, mein Gott u. Gott meiner Väter, dafi du mir mein Teil gegeben hast r r : s *pbn von dem derjenigen, die im Lehrhaus u. in den Synagogen sitzen, u. daß du mir mein Teil nicht in den Theatern u. Zirkussen gegeben hast. — In der Parallelstelle B rakh 2 8 steht ybn n o v o . Vgl. auch die Gebetswunsche des R. Jose (um 150) Schab 118 , die sämtlich beginnen: „Möge mein Teil sein" *pbn K T V . d
e
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25,1:
Das H i m m e l r e i c h g l e i c h zehn welche ihre Lampen
Jungfrauen,
nahmen.
Dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen ähneln in etlichen Zügen zwei rabbin. Gleichnisse, die die Sterbensbereitschaft
einschärfen; s.
Schab 153» u. Midr Qoh 9,8 (42») bei Mt 22,2 ff. S. 878. || Zum Vergleich der messian. Zeit mit einer Hochzeitsfeier s. bei Offb 19,7. || Über die Heimführung der Braut s. bei Mt 9,15 33; ebenda Anm. g S. 510 über die faces nuptiales. Betreffs der letzteren sei hier Raschi zu Kelim 2,8 angeführt: Im Lande Ismael ist es Sitte, daß man die Braut aus dem Hause ihres Vaters in das Haus ihres Mannes während der Nacht führt vor ihrem Eintritt in das Brautgemach. Man trägt vor ihr her etwa zehn Stangen, an deren Spitze sich eine Art Schale aus Kupfer befindet, in die man Kleiderfetzen samt ö l u. Baumharz tut. Das zündet man an u. leuchtet damit vor ihr her. elg vnäwiynv TOV vvfuftov. e
— Umgekehrt: „der Braut entgegen"
b
M kh E x 19,17 ( 7 2 ) : R. Jose (um 150) hat gesagt: „Jahve vom Sinai kam" Dt 3 3 , 2 , um Israel zu empfangen, wie ein Bräutigam, der der Braut entgegengeht rrio ra-ip? wm aina. Vgl. PirqeREl 41 bei Vers 6. 25,2:
F ü n f v o n i h n e n w a r e n t ö r i c h t u. f ü n f
klug.
fionQos tttei?, (fQÖvifAog njsö. 25,5:
A l l e n i c k t e n ein u. s c h l i e f e n .
ivvüTtx^av . . . xai ixdd-evöov. P s l 0 , 8 : Sind einige (während der Passahmahlzeit) eingeschlafen w«f;, so darf man (weiter)essen; wenn alle, so dürfen sie nicht (weiter)essen (weil die Speisen mög lichenfalls unrein geworden). R. Jose (um 150) sagte: Waren sie (nur) eingenickt vssqans „ e
Matth 25, 6.12. Uff. (Nr. 1)
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eo dürfen sie (weiter)essen; waren sie fest eingeschlafen isn ??, so dürfen sie nicht (weiterJessen. — Dazu b P s l 2 0 : Was bedeutet «einnicken"? Rab Aschi (f 427) hat gesagt: Man schläft u. man schläft nicht, man wacht u. man wacht nicht; man ruft ihm zB etwas zu u. er antwortet, weiß aber nichts Vernünftiges zu erwidern; wenn man ihn jedoch an etwas erinnert, so erinnert er sich dessen. — Die gleiche Wort erklärung auch M°g 18 . e
b
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2 5 , 6 : Um M i t t e r n a c h t ward ein G e s c h r e i : S i e h e , der B r ä u t i g a m ! Geht aus, ihm e n t g e g e n ! PirqeRE141: Mose ging (am Tage der Gesetzgebung) hinaus ins Lager der Israe liten u. weckte sie aus ihrem Schlaf: Steht auf aus eurem Schlaf; schon kommt der Bräutigam (Gott) u. verlangt nach der Braut (Israel), um sie in das Brautgemach ein zuführen, u. wartet auf sie. um ihnen die Tora zu geben. Es kam der Brautführer (Mose) u. führte die Braut heraus, wie ein Mensch, der des Brautführeramts bei einem andren wartet, s. Ex 19,17: Mose führte das Volk Gott entgegen aus dem Lager. Und der Bräutigam ging aus, der Braut entgegen, um ihnen die Tora zu geben, s. P s 6 8 , 8 : Gott, da du auszogst vor deinem Volk her.
25,12: I c h k e n n e euch n i c h t (s. bei 7,23). Zu dem „Zu spät" unsres Gleichnisses lassen sich folgende sprich wörtliche Wendungen stellen. BQ 8 0 : Die Tür, die geschlossen wurde, wird nicht so bald geöffnet n r c n m r t M ab n?s:Dn nbi ( = eine verpaßte Gelegenheit kehrt nicht so leicht wieder). || Midr Qoh 11,9 ( 5 2 ) : „Doch wisse, daß um alles dieses dich Gott ins Gericht bringen wird" Qoh 11,9. Gleich einem, der Äcker u. Weinberge hatte, aber die Hebe u. Zehnten nicht absonderte. Er wurde alt u. kam in seinem ganzen Vermögen herunter. Da sagte er: Wenn ich Äcker u. Weinberge hätte, würde ich nicht Hebe u. Zehnten absondern? Man sagte zu ihm: Jetzt (gilt:) was gewesen ist, das ist gewesen (auch die besten Vorsätze einer späteren Zeit können die versäumte Pflicht früherer Tage nicht wieder gutmachen). b
b
25,14ff.: Das G l e i c h n i s v o n den a n v e r t r a u t e n
Pfunden.
1. Die in Betracht kommenden rechtlichen Verhältnisse. Ein Bankier darf Gelder, die ihm als offenes Depositum übergeben sind, in seinem Interesse geschäftlich ausnützen; für Verluste muß er einstehn. Sind ihm die Gelder nicht als offenes Depositum übergeben worden, so darf er sie nicht nützen, ist aber bei ihrem Verlorengehn nur dann ersatz pflichtig, wenn er sie nicht in gebührender Weise sicher verwahrt hatte. — Einer, der nicht berufsmäßiger Bankier ist, darf ihm an vertraute Gelder unter keinen Umständen verwerten; auch er kann regreßpflichtig gemacht werden nur, falls er es an der nötigen Vorsicht bei ihrer Aufbewahrung hat fehlen lassen.« — Anders ein Sklave: er ist wie sein Herr;b er darf deshalb von seinem Herrn ihm übergebene Gelder nutzbringend verwenden; jedoch gehört der erzielte Gewinn seinem Herrn; denn alles, was der Sklave erwirbt, erwirbt er für seinen Herrn.c a. BM3,10f.: Wenn jemand Geld einem andren zur Aufbewahrung übergibt o. dieser bindet es ein u. läßt es auf seinem Rücken herabhängen oder übergibt es seinem unmündigen Sohn oder seiner unmündigen Tochter oder verschließt ös nicht gehörig
Matth 25,14 ff. (Nr. 1.2). 25,18
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vor diesen, so ist er ersatzpflichtig, weil er es nicht verwahrt hat, wie man es zu ver wahren pflegt; wenn er es aber verwahrt hat, wie man es zu verwahren pflegt, so ist er straflos. — Wenn jemand Geld bei einem Bankier *?nV«5 deponiert, so darf dieser es, wenn es eingebunden war, nicht benützen; deshalb ist er, wenn es verloren geht, nicht zu Ersatz verpflichtet« war es aber offen, so darf er es benützen; deshalb ist er, wenn es verloren geht, zu Ersatz verpflichtet. Hat er es sonst einem Besitzer (Hausvater) übergeben, es sei eingebunden oder offen, so darf dieser es nicht benützen; deshalb ist er, wenn es verloren geht, nicht zu Ersatz verpflichtet. — Von einem Kaufmann gilt, was von einem Besitzer (Hausvater) gilt, so R. Melr (um 150); R. J huda (um 150) sagte: Vom Kaufmann gilt, was vom Bankier gilt. — Ähnlich M^il 6,5; TM*
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2. Formell ähnliche, in ihrer Tendenz aber abweichende rabbin. Gleichnisse. e
LvR 18 bei Mt 5,8 S. 205 f.; Schab 152b im Exk. ,Sch ol" 11,4. || AbothRN 14: Als ein Sohn des Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) gestorben war . . . , ging R. Etfazar b. cAzarja (andre Lesart: b. cArakh) zu ihm (um ihn zu trösten). Als er ihn erblickte, sprach er zu seinem Diener: Nimm meine Kleider u. folge mir zum Badehaus; denn er (R. El.) ist ein angesehener Mann u. ich mag (so in Trauer) vor ihm nicht stehn. Er trat ein u. setzte sich vor ihn. R. El. sprach zu ihm: Ich will dir ein Gleichnis sagen. Womit läßt sich die Sache vergleichen? Mit einem Menschen, bei dem der König etwas zur Verwahrung niederlegte. An jedem Tage weinte u. schrie er u. sagte: Wehe mir, wann werde ich (endlich) dieses Depositums in Frieden ledig gehn! Auch du, mein Lehrer (Rabbi), hattest einen Sohn; er hat die Schrift studiert, die Tora, die Propheten u. die Hagiographen, die Mischna, die Halakhoth u. die Haggadoth (die nichthalakhischen Schriftauslegungen) u. dann ist er aus der Welt geschieden ohne Sünde. [ „ D u darfst die Tröstung annehmen, nachdem du das dir Anvertraute unversehrt zurückgegeben hast."] Er antwortete: R. EUazar, mein Sohn, du hast mich getröstet, wie Menschen (nur immer) trösten können. 1
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2 5 , 1 8 : Er g r u b E r d e auf u. v e r b a r g das Geld s e i n e s H e r r n . Vergraben von Geld zur Sicherung vor Dieben bezeugt: b
Schab 1 0 2 : R. Jirmeja (um 820) hat gesagt: So gräbt ein Armer eine Grube, um darin seine P ruten (Pfennige) zu verbergen. || BM42*: Sch muöl (t 254) hat gesagt: Für Geld gibt es eine (sichere) Aufbewahrung nur in der E r d e . . . . Und jetzt, wo es Erdaufwühler gibt (die nach vergrabenen Schätzen suchen), gibt es eine Aufbewahrung nur hoch oben im (Dach-)Gebälk. Und jetzt, wo es Aufbrecher (der Balken) gibt, gibt es eine Aufbewahrung nur zwischen den Steinschichten. Raba (t 352) hat gesagt: Und Sch muöl bat beigestimmt in bezug auf die Steinschichten in der Wand. Und jetzt, e
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Der Text liest erst m i n u. dann 8*>pe (Schrift); die Worte sind umzustellen; dann wird das allgemeine K i p * zerlegt in m i n , o n r a a , Drains. * Dieser Satz, wohl infolge Irrtums, nicht in allen Zeugen.
Matth 25,18.21 (*. 8 )
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wo es Klopfer gibt (die durch Klopfen Hohlräume in der Wand feststellen), gibt es (in einer Wand) eine Aufbewahrung nur eine Handbreite Aber der Erde oder eine Hand breite unter der Höhe des (Dach-)Gebälkes. || slav. Henoch 51,1 f.: Reichet dar eure Hände den Armen nach eurem Vermögen. Verberget nicht eure Schätze in die Erde. || BM 4 2 : S c h ^ u ö l hat gesagt: Für Geld gibt es eine (sichere) Aufbewahrung nur in der Erde. Raba hat gesagt: S c h ^ u ö l hat aber eingeräumt, daß die Rabbinen am Rast tag auf den Sabbat während der Dämmerung jemanden nicht damit behelligt haben (nämlich ein ihm anvertrautes Depositum zu vergraben, so daß er also nicht ersatz pflichtig ist, wenn das Depositum in der Nacht zum Sabbat gestohlen wird). Wenn er aber nach Ausgang des Sabbats so lange Zeit damit gezögert hatte, wie zum Ver graben nötig ist, ohne es zu vergraben, so ist er (falls es gestohlen wird) ersatz pflichtig. — Diese Stelle zeigt, daß der Knecht in Mt 25,18 genau so gehandelt hat, wie es die Halakha von einem gewissenhaften Verwahrer eines Depositums erwartete. Zum Nachgraben der Diebe vgl. auch Mt 6,19 S. 431 u. 24,43 S. 967. a
25,21 %: W o h l , du g u t e r u. g e t r e u e r K n e c h t , ü b e r w e n i g e m w a r s t du t r e u , ü b e r v i e l e s will i c h d i c h s e t z e n . b
ExR 2 ( 6 8 ) : Mose war Hirt des Kleinviehs Ex 3,1. Das meint Spr 3 0 , 5 : „Jeg liche Rede Gottes ist geläutert." Gott gibt einem Menschen erst dann Größe, wenn er ihn bei einer kleinen Sache erprobt hat; darauf erst erhebt er ihn zur Größe. Siehe, du hast zwei Große der Welt, die Gott bei einer kleinen Sache erprobt hat, u. als sie treu o*3*K3 erfunden waren, erhob er sie zur Größe. Er erprobte David beim Klein vieh: dieser führte sie nur in die Wüste, um sie fernzuhalten vom Raube (denn in der Wüste konnten sie nicht fremder Leute Äcker abweiden). So sprach auoh Eliiab zu David 1 Sm 17,28: Wem hast du das wenige Kleinvieh in der Wüste anvertraut? Das lehrt, daß David (den Mischnasatz) beobachtet hat: „Man züchtet kein Kleinvieh im Lande Israel" BQ 7,7. Da sprach Gott zu ihm: Du bist treu erfunden worden beim Kleinvieh, komm u. weide meine Schafe, s. Ps 78,71: „Hinter den Säugenden weg holte er ihn." Ebenso heißt es von Mose Ex 3 , 1 : „Er trieb das Kleinvieh hinter die Wüste", um sie vom Raube fernzuhalten. Da nahm ihn Gott, daß er Israel weidete, s. Ps 7 7 , 2 1 : Du führtest wie Schafe dein Volk durch die Hand Moses u. Ahrons. — Etwas breiter Tanch w e » 6 1 . || Tanch a n 4 5 » : Es lehre uns unser Lehrer: Wer ist der Größte unter den Treuen n-aaso? Drei Treue gibt es: ein Besitzer (Hausvater), der seine Zehnten aussondert, wie es sich gebührt, u. sich nicht verdächtig macht in bezug auf Hebe u. Zehnt; kein Treuer ist größer als dieser. Ferner ein Armer, bei dem man etwas zur Verwahrung niedergelegt hat u. der sich nicht verdächtig macht in bezug auf das Niedergelegte; kein Treuer ist größer als dieser. Endlich ein unverheirateter, der in einem Dorf in der Nachbarschaft von Buhlerinnen wohnt u. nicht sündigt; kein Treuer ist größer als dieser. || B rakh 1 6 Bar: Für (verstorbene) Sklaven u. Sklavinnen hält man keine Klagefeier ab. R. Jose (um 150) sagte: Wenn es ein frommer (*W3> Sklave war, sagt man Uber ihn: Wehe, ob des guten u. getreuen pttai sin Mannes, der sich seiner Arbeit erfreuen durfte. b
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25,21 fB: G e h e ein zu d e i n e s H e r r n F r e u d e . XüQtx = nriipiü, aram. «i'irj, «tjinrj; diese bedeuten jedoch nicht nur „Freude", sondern auch »Freudenfest", insonderheit „Hochzeit". Also kann %aqd hier im Sinne von „Freudenmahl" gemeint sein; vgl. Dalman, Worte Jesu 1,96. c
DtR 9 (205 zweimal): Unsre Lehrer haben gesagt: Es geschah einmal, daß R. Schimfon b . Chalaphta (um 190) zu einem Beschneidungsfest ging u. dort speiste. Der Vater des Kindes kredenzte ihnen sieben Jahre alten Wein u. sprach:, Von diesem Wein werde ich liegen lassen zur Hochzeit meines Sohnes "sa ?v i r n a e b . . . . — II LvR 28 ( 1 2 6 ) : R. Schimfon b . Rabbi (um 220) nahm ein Weib; Rabbi lud alle Rabbinen b
Matth 25,21 ( » ) . 25,24.27.81 ( * 1)
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«in, nur den Bar Qappara nicht. Da schrieb dieser ihm an die Haustür: Nach deinem Freudenmahl ?;pn<3» (Hochzeit) stirbst du, was für einen Gewinn hast du von deinem Freudenmahl? || Git 6 8 : Aschm dai (Fürst der Dämonen) sah eine Hochzeit un-rnr?, auf der man sehr fröhlich war; da weinte er. „Warum hast du geweint?" Er ant wortete: Der Mann muß in dreißig Tagen Sterben, u. dann wird sie dreizehn Jahre lang auf einen minorennen Schwager (zwecks Eingehung der Leviratsehe) warten müssen. || ExR 18 ( 8 0 ) : Gleich einem König, der seinem Sohn ein Freudenmahl rmnv ( = Hochzeit) machte u. seine Feinde tötete. Der König sprach: Wer mich erfreut bat, der komme zum Freudenmahl meines Sohnes, wer mich aber haßt, der soll mit den Feinden getötet werden. So bereitete Gott Israel ein Freudenfest, als er sie (aus Ägypten) erlöste. Gott sprach: Wer meine Kinder liebt, der komme u. freue sich mit meinen Kindern! Da kamen die Frommen unter den Ägyptern u. hielten das Passah mit den Israeliten u. zogen mit ihnen herauf, s. Ex 12,38. b
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2 5 , 2 4 : E r n t e n d , w o du n i c h t g e s ä t hast. Das Gegenteil Micha 6,15: Du wirst säen u. nicht ernten.
25,27: Du h ä t t e s t das G e l d den W e c h s l e r n h i n g e h e n s o l l e n , u. ich k o m m e n d h ä t t e das M e i n e mit G e w i n n e r h a l t e n . Man übergab dem Bankier vrbtö Geld zur Ausnützung in seinem Geschäft u. erhielt dafür einen kleinen Gewinnanteil; vgl. bei Mt25,14ff. TMScb.1,1 (86): Man darf (zweiten Zehnt) nicht dem Wechsler übergeben, um Nutzen davon zu erzielen ona P I W S . || B M 4 3 : Weil (der W . von einem offenen De positum) Nutzen hat, so gewährt er Nutzen (Gewinnanteil) njms n:nji b *in. 25,29: J e d e m , w e l c h e r h a t , w i r d g e g e b e n w e r d e n (s. bei 13,12). a
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25,31—46: D a s W e l t g e r i c h t (8. den Exk.: Gerichtsgemälde aus der altrabbin. Literatur).
25,31 8 : A l l e E n g e l mit ihm. 1. D i e E n g e l b e g l e i t e n G o t t b e i s e i n e m E r s c h e i n e n zum G e r i c h t . Henoch 1, 3ff.: Der große Heilige wird von seinem Wohnort ausziehen u. der Gott der Welt wird von da auf den Berg Sinai treten, mit seinen Heerscharen siehtbar werden u. in der Stärke seiner Macht vom Himmel der Himmel her erscheinen. Da werden alle Menschen sich fürchten, die Wächter (vgl. Dn 4,10.14. 20) werden erbeben, u. große Furcht u. Angst wird sie bis an die Enden der Erde erfassen. Die hoben Berge werden erschüttert werden, fallen u. zergehen, die ragenden Hügel sich senken u. in der Flamme wie Wachs vor dem Feuer schmelzen. Die Erde wird gänzlich zerschellen u. alles auf ihr Befindliche umkommen, u. ein Gericht wird über alle stattfinden. Mit den Gerechten aber wird er Frieden schließen u. die Auserwählten behüten. Gnade wird über ihnen walten, u. sie werden alle Gott angehören. Sie werden sein Wohlgefallen haben u. gesegnet sein, u. das Licht Gottes wird ihnen scheinen. Und siehe, er kommt mit Myriaden Heiliger ( = Engel), um über alle Gericht zu halten, u. er wird alle Gott losen vernichten u. alles Fleisch zurechtweisen wegen all der gottlosen Werke, die die gottlosen Sünder begangen, u. wegen all der heftigen Reden, die sie gesprochen, u. wegen all dessen, was sie über ihn Übles geredet haben. E i n e B e g l e i t u n g d e s M e s s i a s d u r c h die E n g e l (vgl. im NT. außer Mt 25,31 noch 1 Theas 8,13; 2 Thess 1,7) scheint die altjüdische Literatur nicht zu kennen. Die Stelle 4 Esra 7 , 2 8 : „Mein Sohn, der Christus, wird sich offenbaren samt allen bei ihm", die man (zB Gunkel z. St.) für diese Vorstellung in Anspruch genommen hat, besagt etwas andres, nämlich daß die bei Leibesleben ins Jenseits entrückten Männer (wie Henoch, Elias, Esra, Barukh) zugleich mit dem Messias auf der Erde wieder erscheinen werden. Der Messias hält wohl Gericht Uber alle Engelmächte n. wird dabei von diesen gepriesen (Henoch 61,6 ff.), aber als Gefolge des Messias treten sie nirgends hervor.
Matth 25,31 ( « 2 . ö l )
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2. D a s M i t w i r k e n der E n g e l b e i m G e r i c h t wird in den Pseudepigraphen oft erwähnt. Henoch 53,3 flf.: Ich habe gesehen, wie die Plageengel sich dort aufhielten u. allerlei Marterwerkzeuge dem Satan zurechtmachten. Da fragte ich den Engel des Friedens, der mit mir ging: Für wen bereiten sie jene Marterwerkzeuge? Er sagte zu mir: Jene sind für die Könige u. die Mächtigen der Erde, daß sie damit vernichtet werden. — Das. 54, 6: Mikhaöl, Gabriöl, Raphaöl u. Phanuöl werden sie (die gefallenen Engel) an jenem großen Tage packen u. an jenem Tage in den brennenden Feuerofen werfen, damit der Herr der Geister Rache nehme für ihre Ungerechtigkeit, dafür, daß sie dem Satan Untertan wurden u. die Erdenbewohner verführten. . . . (55,8:) Dann geschieht es auf meinen Befehl, wenn ich wünsche, daß sie durch die Hand der Engel gepackt werden am Tage der Trübsal u. des Leidens, infolge dieses meines Zorns u. Strafgerichts, so wird mein Zorn u. Strafgericht über ihnen bleiben, spricht Gott, der Herr der Geister. — Das. 56,1 flf.: Ich sah dort Scharen von Strafengeln einhergehn u. Peitschen u. Ketten von Eisen u. Erz halten. Ich fragte den Engel des Friedens, der mit mir ging, indem ich sagte: Zu wem gehen diese, die da Peitschen tragen? Er sagte zu mir: Ein jeder geht zu seinen Auserwählten u. Geliebten, damit sie in den tiefsten Abgrund des Tals geworfen werden. — Das. 62,11: Die Strafengel werden sie (die Könige u. Mächtigen u. Hohen) in Empfang nehmen, um an ihnen Rache da für zu nehmen, daß sie seine (Gottes) Kinder u. Auserwählten mißhandelt haben. — Das. 6 3 , 1 : In jenen Tagen werden die Mächtigen u. die Könige, die das Festland be sitzen, seine Strafengel, denen sie überliefert sind, anflehen, daß man ihnen ein wenig Ruhe gewähre. — Das. 100,4f.: In jenen Tagen werden die Engel in Verstecke herab steigen u. alle Helfer der Sünde an Einen Ort zusammenbringen; der Höchste wird sich an jenem Tage des Gerichts aufmachen, um das große Gericht unter den Sündern zu halten. Über alle Gerechten u. Heiligen wird er heilige Engel zu Wächtern ein setzen, daß sie sie wie einen Augapfel bewachen, bis er aller Schlechtigkeit u. aller Sünde ein Ende gemacht hat. — Ferner s. Henoch 10,16ff.; Assumptio Mosis 10,2. !| In der rabbin. Literatur treten die Engel beim Endgericht so gut wie gar nicht her vor; s. die wenigen Stellen bei Mt 13,41.
25,3185: Dann w i r d er s i t z e n a u f dem T h r o n s e i n e r H e r r l i c h k e i t . 1. Der Thron der Herrlichkeit gehört zu den vorweltlichen Schöpfungen. e
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P s 5 4 Bar: Sieben Dinge sind geschaffen worden, bevor die Welt erschaffen ward: die Tora, die Buße, der Gan fEden, der Gehinnom, der Thron der Herrlichkeit l i a s n Kss, das (himmlische) Heiligtum u. der Name des M e s s i a s . . . . — Der Thron der Herrlichkeit s. Jer 17,12: Du Thron der H., erhaben vor dem Anbeginn (der Welt, so der Midr). — Dasselbe N d 3 9 , nur daß als Belegstelle für die Vorweltlichkeit des Thrones der H. angeführt wird P s 9 3 , 2 : Gegründet ist dein Thron von jeher. — Abweichend GnR 1 ( 2 ) : Sechs Dinge gingen der Weltschöpfung vorauf; einige von ihnen wurden (wirklich) erschaffen u. einige von ihnen stiegen in (Gottes) Gedanken auf, um (dereinst) erschaffen zu werden. Die Tora u. der Thron der H. wurden (wirk lich) erschaffen; die Tora, s. Spr 8,22; der Thron der H., s. P s 9 3 , 2 (wie oben in N d 39 *>). Die Väter u. Israel u. das (untere) Heiligtum u. der Name des Messias stiegen in Gedanken auf, um erschaffen zu werden. . . . Aber ich weiß nicht, was von ihnen früher da war, ob die Tora dem Thron der H. oder ob der Thron der H. der Tora voraufgegangen ist. R. Abba b. Kahana (um 310) hat gesagt: Die Tora ist dem Thron der H. voraufgegangen; s. Spr 8,22: Jahve hat mich geschaffen als den Anfang seines Weges, d. h. vor dem, von dem es heißt Ps 93, 2 : Gegründet ist dein Thron seit da mals (nämlich nach der Zeit, von der Spr 8,22 redet). — Von den zahlreichen Parallel stellen schließen sich an das in GnR 1 Gesagte an: Tanch «vi 197b; TanchB tts>3 § 19 (17b); Midr Ps 93 § 3 (207b); der Bar im bT folgen: Seder ElijR 29 (160); Midr Spr 8 § 9 ( 3 0 ) ; PirqeREl 3 u. Midr Ps 90 § 12 (196 ). Die letzte Stelle bietet etliche be merkenswerte Einzelheiten: Sieben Dinge gingen 2000 Jahre der Welt vorauf: die e
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Tora, der Thron der H., der Gan fEden, der Gehinnom, die Buße, das obere Heiligtum u. der Name des Messias. Worauf stand die Tora geschrieben? Mit schwarzem Feuet auf weißem Feuer, u. sie lag auf Gottes Knie u. Gott saß auf dem Thron der H. u. der Thron der H. stand durch die Gnade Gottes auf dem Firmament, das über den Häuptern der heiligen Tiere (Chajjoth) ist (vgl. Ez 1,22—26; 10,1); aber die heiligen Tiere waren in jener Stunde noch nicht. Und der Gan (Eden befand sich zur Rechten Gottes u. der Gehinnom zu seiner Linken u. das Heiligtum war vor ihm errichtet u. der Name des Messias war eingraviert in einen Edelstein über dem Altar (des Heilig tums), eine Himmelsstimme aber verkündete: Kehret um, ihr Menschenkinder. Alles wurde getragen von der Kraft Gottes; u. als Gott seine Welt schuf, schuf er die heiligen Tiere u. befestigte das Firmament (s. oben) samt jenem allem über ihren Hörnern, s. Ez 1,22. R. Huna (um 350) hat gesagt, R. Schimfon b. Laqisch (um 250) habe ge sagt: 2000 Jahre sind diese Dinge mit der Tora der Weltschöpfung voraufgegangen; denn es heißt Spr 8,30: Ich (Weisheit = Tora) war bei ihm Werkmeisterin u. eitel Entzücken Tag für Tag D V & I \ Ein Tag Gottes sind 1000 Jahre, s. Ps 90,4 (also sind oi-, zwei Tage = 2000 Jahre). — Diesen Spekulationen liegt der Gedanke zugrunde, daß der Weltplan Gottes bis hin zum Weltgericht samt den Stätten der Belohnung u, der Strafe im voraus von Gott unabänderlich festgesetzt worden ist.
2. Beschreibungen des göttlichen Thrones sind in der älteren jüd Literatur verhältnismäßig selten. & Das hängt jedenfalls damit zu sammen, daß dieser Stoff zu den theosophischen Geheimlehren der Wagenerscheinung Ez 1 u. 10, naa^p oder naang nie»» gehörte, deren öffentliche Besprechung untersagt war.b a. Henoch 14,9 ff.: Wolken u. Winde trugen mich (Henoch) hinein in den Himmel. Ich trat ein, bis ich mich einer Mauer näherte, die aus Kristallsteinen gebaut u. von feurigen Zungen umgeben war; u. sie begann mir Furcht einzujagen. Ich trat in die feurigen Zungen hinein u. näherte mich einem großen aus Kristallsteinen gebauten H a u s e . . . . Seine Decke war wie die Bahn der Sterne u. Blitze, dazwischen feurige Kerube, u. ihr Himmel bestand aus Wasser. Ein Feuermeer umgab seine Wände, u. seine Türen brannten von Feuer. Ich trat ein in jenes Haus, das heiß war wie Feuer u kalt wie Schnee. Da war keine Lebenslust vorhanden; Furcht umhüllte mich u. Zittern erfaßte mich. Erschüttert u. zitternd fiel ich auf mein Angesicht u. schaute folgendes im Gesichte: Siehe, da war ein andres Hans, größer als jenes; alle seine Türen standen vor mir offen, u. es war aus feurigen Zungen gebaut. In jeder Hinsicht, durch Herrlichkeit, Pracht u. Größe zeichnete es sich so aus, daß ich euch keine Beschrei bung von seiner Herrlichkeit u. Größe geben kann. Sein Boden war von Feuer; seinen oberen Teil bildeten Blitze u. kreisende Sterne, u. seine Decke war loderndes Feuer. Ich schaute hin u. gewahrte darin einen hohen Thron. Sein Aussehen war wie Reif; um ihn herum war etwas, das der leuchtenden Sonne glich u. das Aussehen von Kernben hatte. Unterhalb des Thrones kamen Ströme lodernden Feuers hervor, u. ich konnte nicht hineinsehen. Die große Majestät saß darauf; sein Gewand war glänzender al» die Sonne u. weißer als lauter Schnee. Keiner der Engel konnte in dieses Haus ein treten u. sein Antlitz vor Herrlichkeit u. Majestät schauen. Kein Fleisch konnte ihn sehen. Loderndes Feuer war rings um ihn; ein großes Feuer verbreitete sich vor ihm, u. keiner (der Engel) näherte sich ihm. Ringsherum standen zehntausendmal Zehntauseade vor ihm, u. alles, was ihm beliebt, das tut er. Und die Heiligsten der Heiligen, die in seiner Nähe stehen, entfernten sich nicht bei Nacht oder bei Tage, noch gingen sie wenig von ihm. — Eine ähnliche Schilderung Henoch 71,5 ff. u. slav. Henoch 20—22. a
Chag 1 3 Bar: Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80) hat gesagt: Welche Antwort erteilte die Himmelsstimme jenem Gottlosen (Nebukadnecar), als er sprach (Jes 14,13); ,In die Himmel will ich aufsteigen, über den Sternen Gottes meinen Thron erhöben" usw.? Es ging eine Himmelsstimme aus, die ihm zurief: Frevler, Sohn eines Frevlers
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Enkel des gottlosen Nimrod, der die ganze Welt gegen ihn (Gott) in seinem Reiche zur Empörung gebracht hat, wie viele sind der Jahre des Menschen? Siebzig Jahre, s. Ps 90,10. Und nicht wahr? von der Erde bis zum Firmament ist ein W e g von 500 Jahren u. die Dicke des Firmaments ist ein We g von 500 J. u. ebensoviel betragt der Zwischenraum zwischen den einzelnen Firmamenten (deren es sieben gibt). Über ihnen sind die heiligen Chajjoth: die Fußsohlen der Ch. sind so hoch, wie jene (zuvor genannten) alle zusammen; die Knöchel der Ch. sind so hoch, wie jene alle zus.; die Unterschenkel der Ch. so hoch, wie jene alle zus.; die Kniee der Ch. so hoch, wie jene alle zus.; die Lenden der Ch. so hoch, wie jene alle zus.; der Leib der Ch. ist so groß, wie jene alle zus.; der Hals der Ch. ist so groß, wie jene alle zus.; die Köpfe der Ch. so groß, wie jene alle zus.; die Hörner der Ch. so groß, wie jene alle zus. Über ihnen ist der Thron der Herrlichkeit: Die Füße des Thrones der H. sind so hoch, wie jene alle zus.; der Thron der H. (selbst) ist so hoch, wie jene alle zus.; der König, Gott, der ewig Lebende u. Bleibende, hoch u. erhaben thront auf ihm — u.du sagst: „Ich will auf Wolkenhöhen steigen, will dem Allerhöchsten mich gleichstellen"!? Fürwahr zur Hölle sollst du hinabfahren, in die finstersten Winkel der Grube Jes 14,14 f. b
Chag 1 2 : Im (7. Himmel, genannt) fAraboth sind die Gerechtigkeit u. das Recht u. das Erbarmen, die Schätze des Lebens u. die Schätze des Friedens u. die Schätze des Segens, die Seelen der (verstorbenen) Gerechten u. die Geister u. Seelen, die der einst geschaffen (d. h. inkorporiert) werden sollen, u. der Tau, durch welchen Gott der einst die Toten auferwecken wird Dort sind die Ophannim (Radengel) u. Seraphim, die heiligen Tiere (Chajjoth) u. die Engel des Dienstes u. der Thron der Herrlichkeit Der König aber, der lebendige Gott, hoch u. erhaben, thront über ihnen im fAraboth, 8.: „Machet Bahn dem, der im fAraboth einherfährt, Jahve ist sein Name!" Ps 68,5. Und Finsternis u. Gewölk u. Wolkennacht umringen ihn, s.: „Er machte Finsternis zu seiner Hülle" usw. Ps 18,12. Aber gibt es denn Finsternis vor Gott K « B S *ap (wört lich: vor dem Himmel)? Es heißt doch: „Er offenbart Tiefes u. V e r b o r g e n e s . . . u. Licht hat bei ihm seine Wohnstätte" Dn 2 , 2 2 ! Darin liegt kein Widerspruch: das eine (Dn 2) gilt von den innern Gemächern (in denen Gott selbst weilt) u. das andre (Ps 18) von den äußeren Gemächern (die die inneren, wohl konzentrisch, umgeben). — Das den Thronsitz Gottes umgebende Wolkendunkel dürfte identisch sein mit dem öfters er wähnten -tia-B, dem Vorhang, der Gott von seiner Umgebung trennt; vgl. Targ Hi 2 6 , 9 : Er hält fest (um sich gezogen) das Dunkel, das seinen Thron rrc^ns umgibt; damit ihn die Engel nicht sehen, breitet er über ihn wie einen Vorhang tcn'jnE die Wolke seiner Herrlichkeit. || Targ Jerusch I Ex 24,10: Es erhoben Nadah u. Abihu ihre Augen u. sahen die Herrlichkeit des Gottes Israels, u. unter dem Schemel seiner Füße, der sich ausdehnte unter seinem Thron, war es wie ein Werk von Saphirsteinen zur Er innerung an die Knechtschaft, in der die Ägypter die Kinder Israel knechteten mit Lehm u. Ziegeln, u. in der die Frauen den Lehm treten (stampfen) mußten in Gemein schaft mit ihren Männern.* Es war aber dort eine zarte junge Frau, die schwanger ging, u. sie abortierte ihre Leibesfrucht, u. diese wurde zusammengestampft mit dem Lehm. Da kam der Engel Gabriöl herab u. machte daraus einen Ziegelstein u. trug ihn hinauf in den höchsten Himmel u. brachte ihn als Unterlage unter dem Fußschemel des Herrn der Welt an. Es war aber sein Glanz wie ein Werk von Edelstein u. wie die Gewalt der Schönheit des Himmels, wenn dieser klar von Wolken ist. — Ähnlich wie hier ein Ziegelstein an Gottes Thron als Erinnerungszeichen dient, ist nach GnR 82 ( 5 2 ) daran Jakobs Bild abgebildet gewesen: Gott erschien dem Jakob abermals bei seiner Rückkunft aus Paddan Aram u. segnete ihn (Gn 35, 9). R. Jiccbaq (um 800) eröffnete seinen Vortrag mit Ex 20,24: Einen Altar von Erde magst du mir machen usw. Siehe, da ist der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere berechtigt: wenn ich 1
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Die Worte ruhen auf der Annahme der Präexistenz der Seelen. * Das ist als Anklage gegen die Ägypter gemeint: die Frauen mußten MännerArbeit verrichten.
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mich dem, der meinem Namen einen Altar erbaut, offenbare, um ihn zu segnen — um wieviel mehr gilt das dann dem Jakob gegenüber, dessen Bild an meinem Thron angebracht ist! R. Levi (um 300) eröffnete seinen Vortrag mit Lv 9 , 4 : (Nehmt) ein Rind u. einen Widder zu einem Friedmahlsopfer usw. Siehe, da ist der Schluß vom Leichteren auf das Schwerere berechtigt: wenn ich mich dem, der meinem Namen einen Widder opfert, offenbare, um ihn zu segnen, um wieviel mehr gilt das dann dem Jakob gegenüber, dessen Bild an meinem Throne angebracht ist! — Jakobs Bild an Gottes Thron wird noch erwähnt GnR 78 ( 5 0 ) ; 68 ( 4 4 ) ; Midr KL 2,1 (61 ) ; TancK - 3 1 9 3 1 9 1 ; TanchB -«31133 § 2 2 ( 1 0 ) , endlich in einer Bar Chul 9 1 ; zu dieser Stelle bemerkt Raschi: „Das Menschenantlitz an den vier Chajjoth (den Trägern des göttl. Thrones) war nach dem Bilde Jakobs." — Man wird in dieser Legende von Jakobs Bild den plastischen Ausdruck für die Idee von der vorweltlichen Existenz Israels zu sehen haben, vgl. GnR 1 (2b) S.974. || Targ Jerusch I Ex 31,18: Gott gab dem Mose, als er aufgehört hatte mit ihm zu reden auf dem Berge Sinai, die beiden Tafeln des Zeugnisses, Tafeln aus Saphirstein vom Thron der Herrlichkeit *c*iSa>?. || Targ Jerusch I Gn 2 7 , 1 : Isaaks Augen waren dunkel geworden, weil er, als sein Vater ihn band, auf den Thron der Herrlickheit geblickt hatte. II Schab 152 : R. Elifezer (um 90) sagte: Die Seelen der (verstorbenen) Gerechten werden unter dem Thron der Herrlich keit aufbewahrt, s. 1 Sm 25, 29. - Wenige Zeilen weiter stellt ein Häretiker dies dem R. Abbahu (um 300) gegenüber als allgemeine Ansicht der Juden hin; vgl. auch oben S. 976 Chag 1 2 . II Sota 1 7 : R. Melr (um 150) hat gesagt: Das Purpurblau gleicht dem Meer u. das Meer gleicht dem Firmament u. das Firmament gleicht dem Thron der H., s. Ex 24,10 u. Ez 1, 26. || GnR 78 ( 4 9 ) : Der Kaiser Hadrian, mögen seine Ge beine zermalmt werden! fragte den R. J hoschua? b. Chananja (um 90): Ihr sagt: Keine obere Abteilung (der Engel) singt ihr Loblied zweimal, sondern täglich erschafft Gott eine Abteilung neuer Engel, u. wenn sie ihr Lied vor ihm gesungen hat, so gehen sie dahin. Er antwortete: Ja y r i \ Jener sprach: Wohin gehen sie? Er antwortete: Dahin, woraus sie geschaffen wurden. Jener: Woraus werden sie denn geschaffen? Er ant wortete: Aus dem Feuerstrom ' i r *>n: Dn 7,10. Jener sprach: Welche Bewandtnis hat es mit dem Feuerstrom? Er antwortete: Damit verhält es sich, wie mit diesem Jordan, der nicht zu fließen aufhört bei Tage oder in der Nacht. Jener sprach: Woher kommt der Feuerstrom? Er antwortete: Von dem Schweiß der Chajjoth, den diese ver gießen, weil sie den Thron Gottes tragen. Vgl. Chag 13b u. 1 4 . a
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b. Chag 2 , 1 : Über die Blutschandeverbote trägt man nicht vor drei Personen öffentlich vor, über die Schöpfungsgeschichte nicht vor zwei Personen, über die Merkaba (die Wagenerscheinung Ez 1 u. 10) auch nicht vor einem einzelnen, es müßte denn sein, daß dieser ein Gelehrter ist u. ein selbständiges Urteil hat (das ihn befähigt, das Gelehrte nach seinen Folgen durchzudenken u. zu einem Ganzen zu verbinden). Wer über vier Dinge Betrachtungen anstellt, dem wäre es besser, wenn er nicht in die Welt gekommen wäre, nämlich über das, was oben (im Himmel) u. was unten (unter der Erde) ist, was vorher (vor der Weltschöpfung) war, u. was nachher (nach dem Ende der Welt) sein wird. — Dasselbe in breiterer Fassung TChag 2,1.7. — Für den Ge meindegottesdienst wird M g 4 , 1 0 Ende bestimmt: Man läßt die Geschichte von der Wagenerscheinung nicht als Haftare (Schlußlektion) verlesen. R. J buda (um 150) er laubte es. — TM g 4, 34 (228) folgt der Meinung des R. J huda: Die Wagenerscheinung darf man öffentlich vorlesen. (Aber wohlgemerkt, nur vorgelesen wird sie, jedoch nicht ins Aramäische übertragen.) || Chag 1 3 : R. Chijja (um 200) hat gelehrt: Man tradiert ihm (dem einzelnen, der ein Gelehrter ist usw.) die Hauptlehren eines Abschnitts (wörtlich* die Anfänge hier wohl im Sinne von „Hauptsachen"). R. Z ?ira (um 300) hat gesagt: Man überliefert die Hauptlehren eines Abschnitts nur einem Gerichts oberhaupt vi r-a ax u. demjenigen, dessen Herz besorgt ia-^sa SsW (nicht leicht1
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n-ea^a nijn?, Schöpfungsgeschichte, umfaßt (neben dem naa-iö n w » ) das zweite Gebiet der Geheimlehren, die Kosmogonie. S t r a c k u. B i l l e r b e c k , NT L
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fertig) ist. R. Ammi (um 300) hat gesagt: Man aberliefert die Geheimnisse der Tora nur einem, der fünf Eigenschaften hat: der ein Hauptmann Uber fünfzig ist, ein Hochangesehener, ein Ratsherr; ein Kenner von Zaubersprüchen u. ein Zauberkundiger; vgl. Jes 3, 3. — Chag 1 4 : „Hauptmann über fünfzig" o^ean iv = ^eain ->», einer der in den fünf Büchern der Tora heimisch ist, oder einer, der ein Alter von 50 Jahren hat. Der „Hochangesehene" ist derjenige, um dessentwillen Gott oder die weltl. Obrigkeit Rücksicht auf seine Zeitgenossen nimmt. Der „Ratsherr" ist derjenige, der sich auf die Schaltjahre u. die Schaltmonate versteht. Der o*»in nsn ist ein Gelehrter, vor dessen Darlegungen alle verstummen -pwnna. Der wna -paa ist ein solcher, der würdig ist, daß man ihm diejenigen Lehren der Tora überliefert, die im Flüsterton (d. h. als Geheimlehren) überliefert zu werden pflegen. || Als besondere Kenner der Merkaba werden genannt Rabban Jochanan b. Zakkai (um 80), R. Ehazar b. f Arakh (um 90), R. J hoschuaf b. Chananja (um 90), R. tAqiba (t um 135), Chananja b. Chakhinai (um 120) s. TChag 2,1. 2 ; bChag 14b, hier auch noch R. Jose der Priester (um 100). Ferner R. Jochanan (t 279), R. Asi (um 300) u. Rab Joseph (f 333) s. Chag 13*. Auch Rab (f 247) u. Raba (t 352) gehören hierher, s. Bacher, Babyl. Amor. 16 ff. u. 130. a
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3. Ein Sitzen des Messias auf dem Thron der göttl. Herrlichkeit kennen nur die der vorchristl. Zeit angehörenden Bilderreden des Buches Henoch. a Analoge Aussagen der Rabbinen in bezug auf Salomo u. die Gerechten besagen etwas andres ;b als aber R. * Aqiba ( f um 135) einmal im eigentlichen Sinn von einem Sitzen Davids auf dem göttl. Thron sprach, erklärte man das als eine Profanierung der Gottheit, s. Chag 14* bei Joh 1,1 sv dqxfi v\v 6 Xoyog B, b, y. a. Hen 45, 3: An jenem Tage wird mein Auserwählter ( = Messias) auf dem Thron der H. sitzen u. unter ihren (der Menschen) Taten eine Auslese treffen u. ihre Woh nungen werden zahllos sein. || Das. 51, 3: Der Auserwählte ( = Messias) wird in jenen Tagen auf meinem (Gottes) Throne sitzen u. alle Geheimnisse der Weisheit werden aus den Gedanken seines Mundes hervorkommen. || Das. 55, 4 : Ihr Könige u. Mächtigen, die ihr auf dem Festlande wohnen werdet, ihr sollt meinen Auserwählten sehen, wenn er auf dem Throne meiner H. sitzen u. den Asasel, seine ganze Genossenschaft u. alle seine Scharen im Namen des Herrn der Geister richten wird. || Das. 61,8: Der Herr der Geister setzte den Auserwählten auf den Thron seiner H., u. er wird alle Werke der Heiligen ( = Engel) oben in den Himmeln richten u. mit der Wage ihre Taten wägen. || Das. 6 2 , 2 : Der Herr der Geister setzte ihn (den Auserwählten = Messias) auf den Thron seiner H. Der Geist der Gerechtigkeit war über ihn ausgegossen; die Rede seines Mundes tötete alle Sünder, u. alle Ungerechten wurden vor seinem An gesicht vernichtet. — Gleiches 6 2 , 3 . 5 ; 69,27.29. b. Midr Ps 21 § 2 (89*): Jahve, in deiner Kraft freut sich der König Ps 21,2. Das meint die Schrift P s 2 4 , 1 0 : Wer ist der König der Ehre? R. Simon (um 280) hat ge sagt: Wer ist der König der Ehre? Das ist der König, der von seiner Ehre (Herrlich keit) mitteilt denen, die ihn fürchten, Jahve C baoth, er ist der König der Ehre Ps24,10. Unsre Lehrer haben gelehrt (Sanh 2, 5): „Man darf nicht reiten auf eines menschlichen Königs Roß, nicht sitzen auf seinem Thron, nicht seines Zepters (Stabes) sich be dienen." Aber Mose hat sich des Zepters Gottes bedient, s. Ez 4 , 2 0 : „Mose nahm den Stab Gottes in seine Hand." Elias ritt auf seinem (Gottes) Roß. Wer ist das Roß Gottes? Sturm u. Windsbraut, s. Nah 1, 3. Und von Elias heißt es 2 Kg 2 , 1 : „Jahve entrückte den Elias im Sturmwind gen Himmel." Eines menschlichen Königs Krone darf man nicht aufsetzen, u. Gott gibt seine Krone dem König, dem Messias, s.Ps21,4: Du setzest auf sein Haupt eine Krone von Gold. (Die Parallelstellen Tanch MIKI 6 9 u. ExR schieben hier zum Beweis, daß die Krone Gottes gemeint ist, die Belegstelle HL 5,11 ein). Man darf den Purpur eines menschl. Königs nicht anlegen, u. Gott gibt ihn dem König, dem Messias, s. P s 2 1 , 6 : Majestät u. Herrlichkeit legst du ihm an. e
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Man darf nicht sitzen auf dem Thron eines menschl. Königs, u. von Salomo steht ge schrieben 1 Chr 29, 23: Salomo setzte sich auf den Thron Jahves . . . Parallelstellen: Tanch mm 69 ; TanchB X^K* §7(11 ) ; ExR 8(73 ) . In Tanch «vi 202 wird R. Chanina (um 225), in NuR 14 (173 ) u. TanchB s c : § 3 4 ( 2 2 ) R. Abin (um 370) als Autor an gegeben; einzelne Sätze auch in NuR 14 ( 1 7 3 ) ; 15 (179b); Midr Ps 24 § 11 (105 ). — Wie man das Sitzen Salomos auf Gottes Thron verstanden hat, zeigt Midr HL 1, 1 (80 b): Es heißt 1 Chr 29, 23: S. setzte sich auf den Thron Jahves. R. Jicchaq (um 300) hat gesagt: Ist es denn möglich, daß sich ein Mensch auf den Thron Jahves setzt, von dem geschrieben steht Dt 4, 24: „ Jahve dein Gott ist ein verzehrendes Feuer" ? Ferner s. Dn7, 9f.: „Sein Thron waren Feuerflammen. . . . Ein Feuerstrom flutete vor ihm hin u. her." Und du sagst: S. setzte sich auf den Thron Jahves? Vielmehr ist es so gemeint: Wie der Thron Gottes herrscht von einem Ende der Welt bis zum andren, so herrschte auch der Thron Salomos von einem Ende der Welt bis zum andren. Wie der Thron Jahves richtet ohne Zeugen u. ohne Verwarnung, so richtete auch der Thron S.s ohne Zeugen u. Verwarnung. (Beweis: 1 Kg 3,16 ff.) — Thron also Metapher für Herrscher- u. Richtergewalt. — Parallelstellen: Midr Ps 72 § 2 (162b); ExR 15 ( 7 8 ) . || NuR 11 ( 1 6 2 ) : Es heißt Spr 3, 35: „Ehre werden die Weisen zum Besitz erhalten." Damit sind die Israeliten gemeint, die „Weise" genannt werden, wenn sie die Tora u. die Gebote halten; s. Dt 4, 6: „So haltet u. übet es; denn dies ist eure Weisheit u. euer Verstand vor den Augen der Völker." Und wenn die Israeliten die Tora in ihrer Mitte halten, wird Gott ihnen den Thron der Herrlichkeit zum Besitz geben, s. 1 Sm 2 , 8 : „Den Thron der H. läßt er sie als Besitz erlangen" (so der Midr). Denn dereinst wird Gott den Israeliten die Herrschaft wiedergeben, s. Dn 7, 27: Herrschaft u. Macht u. Stärke der Reiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen gegeben werden. — Auch hier ist Thron bildlicher Ausdruck für Herrschaft. ;j Nach diesen beiden Stellen hat man auch Targ Ps 45, 7 zu verstehen nach der Lesart der Münchener Hand schrift: nr,"W aaVia r:x "jms;« ivr. y—n niaV* yraby **byb m * » 3 «nbs -p-o-ii3: Dein Gottesthron im Himmel (d. h. dein Thron von Gott im Himmel) währt in alle Ewig keit, eine gerechte Herrschaft ist das Zepter deines Regiments, du, o König, Messias! — „Thron" auch hier Umschreibung für „Herrschaft". Der gewöhnliche Targumtext läßt den ganzen Vers sich auf Gott beziehen. b
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25,32: Alle Völker werden versammelt werden. Die alte Synagoge hat einerseits gewisse Generationen, die ihre volle Strafe bereits empfangen haben, vom jüngsten Gericht aus genommen;» andrerseits hat sie dieses aber auch wieder ausgedehnt selbst auf die Tiere u. die unfruchtbaren Bäume, b a. Sanh 10,3: Das Geschlecht der Flut hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt u. sie stehen nicht im (End-)Gericht; s. Gn 6, 3: Nicht wird richten mein Geist über den Menschen ewiglich (d. h. in der Ewigkeit beim jüngsten Gericht, s. bei Mt 24, 38 S. 964). — Die Leute von Sodom haben keinen Anteil an der zuk. Welt; aber sie stehen im Gericht. R. N chemja (um 150) sagte: Weder jene noch diese stehen im Gericht; denn es heißt Ps 1,5: „Darum werden die Gottlosen nicht stehen im Ge richt, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten." „Die Gottlosen", das ist das Geschlecht der Flut; „die Sünder", das sind die Leute von Sodom. Da sagte man zu ihm: In der Gemeinde der Gerechten werden sie nicht stehn, aber sie werden in der Gemeinde der Gottlosen stehn. — Das Geschlecht der Wüste hat keinen Anteil an der zuk. Welt, u. sie stehen nicht im Gericht; denn es heißt Nu 14,35: In dieser Wüste sollen sie aufgerieben werden (in dieser Welt), u. da sollen sie sterben (für die zuk. Welt). So R. fAqiba (t um 135). R. Elifezer (um 90) sagte: Vielmehr heißt es von ihnen Ps 50, 5: Versammelt mir meine Frommen, die den Bund mit mir (iu der Wüste Sinai) beim Opfer schlössen. — Die Rotte Qorach wird nicht wieder heraufkommen; denn es heißt Nu 16,33: Da bedeckte sie die Erde (in dieser Welt), u. sie verschwanden 62* e
Matth 25, 32.33
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mitten aus der Versammlung (für die zuk. Welt). So R. fAqiba. R. Elifezer sagte: Über sie heißt es 1 Sm 2 , 6 : Jahve tötet u. macht lebendig, läßt in die Sch ol hinabfahren u. fuhrt herauf. || TSanh 18,2 (434): Die (unmündigen) Kinder der Gottlosen unter den Nichtisraeliten werden weder auferweckt noch gerichtet. Parallelstellen: TSanh 18, 6 - 1 2 ; pSanhlO,29b,48—29°,24; Sanh 108 —110b; AbothRN36; pSch biath4,35 ,29.ij Aus vorchristlicher Zeit s. Hen. 22,13: (Die 4. Abteilung in der Sch°ol) ist so geschaffen für die Geister der Menschen, die nicht gerecht, sondern Sünder, ganz u. gar gottlos u. Genossen der Bösen waren; ihre Geister werden am Tage des Gerichts nicht be straft werden, aber sie werden auch nicht von hier mit auferweckt werden. — Siehe Exk.: „Sch ol" usw. 1,2, e. b. GnR 26 (17«): R. Eifazar (um 270) hat gesagt: Es gibt niemand, der sich an einem Menschen verschuldet, es sei denn ein Mensch, gleich wie jener. R. Nathan (gegen 350?) sagte: Auch ein Wolf u. Hund. R. Huna b. Gorjon (wann?) sagte: Auch ein Stock u. ein Riemen, s. Jes 9,3: Das Joch seiner Bürde u. den Stecken seines Nackens, die Rute seines Treibers hast du zerbrochen wie am Tage Midians yna, d.h. wie am Tage des Gerichts ym nva. R. Acha (um 320) hat gesagt: Auch die unfruchtbaren Bäume werden dereinst Rede u. Rechenschaft geben müssen. Die Rabbinen sagten es auf Grund dieser Schriftstelle: Wie der Mensch, so der Baum des Feldes (so deutet der Midr Dt 20,19). Wie der Mensch Rede u. Rechenschaft geben wird (im göttlichen Gericht), so werden auch die Bäume Rede u. Rechenschaft geben. — Parallelsteile mit zum Teil andren Autorenamen Midr Qoh 8, 9 (40 ). e
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2 5 , 3 3 : Zu s e i n e r R e c h t e n . . . zu s e i n e r L i n k e n . Die rechte Seite galt als die vorzüglichere» u. deshalb als die be vorzugte, b Etwas „rechts" oder „links" tun bedeutete geradezu etwas gründlich, bezw. oberflächlich treiben ;c daher auch rechte Seite = Glücksseite, linke = Unglücksseite, d a
a. Hör 1 2 Bar: Es heißt Lv 6,15: „Der gesalbte Priester" n-san p a n . Der „Ge salbte", vielleicht ist der König damit gemeint; die Schrift sagt lehrend: „der Priester"; vielleicht ist der damit gemeint, der durch die größere Zahl der (acht) Kleider zum Hohenpreister geweiht ist? Die Schrift sagt lehrend: der „gesalbte" (Priester); wenn der gesalbte (Priester), so ist damit vielleicht der zum Krieg gesalbte Priester gemeint; die Schrift sagt lehrend: „der gesalbte Priester", der keinen (andren) Gesalbten über sich hat. (Der bestimmte Artikel bezeichnet den Gesalbten xai' i h x v > d.h. den Hohenpriester.) Was lehrt das? Das was Raba (t 352) gesagt hat: „Die Hüfte (Gn 32,33), das ist die vorzüglichste (wörtlich: die rechts liegende) unter den Hüften; ebenso hier: „der" Gesalbte, das ist der vorzüglichste (pi'ian, der rechte) unter den Gesalbten. — Die Bar mit andren Schlußworten in SLv 6,15 (142 ). — Der Kanon Rabas auch Qid 2 1 b C h u l 9 1 ; 134b. b. Midr Ps 18 § 29 ( 7 9 ) : R. Judan (um 350) hat im Namen des R. Chama (b. Chanina, um 260) gesagt: Dereinst wird Gott den König, den Messias, zu seiner Rechten sitzen lassen, 8. Ps 110,1: „Spruch Jahves an meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten", u. Abraham zu meiner Linken. Da wird Abrahams Angesicht erbleichen (vor Ärger) u. er wird zu ihm sagen: Mein Enkel sitzt zur Rechten u. ich zur Linken?! Aber Gott wird ihn besänftigen u. zu ihm sagen: Dein Enkel an meiner Rechten u. ich an deiner Rechten, s. P s l l O , 5: Der Herr zu deiner Rechten. || GnR 41 (25 b): Abraham sprach zu Lot: . . . Wenn nach der linken Seite, so will ich nach rechts gehn; u. wenn nach der rechten Seite, n ^ n o s o K i . R. Chanina b. Jicchaq (um 325) hat gesagt: Es steht hier nicht geschrieben: nVaaeai „so will ich nach links gehn", sondern nV->Ka«Ki, d.h. in jedem Fall bringe ich ihn auf die linke Seite. y
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Zu ergänzen ist: machen sich schuldig u. müssen darüber Rechenschaft ablegen, wenn sie einen Menschen ohne göttliches Geheiß beschädigt haben.
Matth 25, 33.34 (H. » )
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C. Schab 6 3 : Rabba b. Schela (am 340), nach andren Rab Joseph b. Chama (am 290) hat gesagt, Rab Schescheth (am 260) habe gesagt: Was heißt Spr 3,16: Daner der Tage ist in ihrer (der Tora) Rechten u. in ihrer Linken Ehre u. Reichtum? Ist etwa in ihrer Rechten Dauer der Tage, aber nicht Ehre u. Reichtum? Vielmehr ist es so gemeint: Wer sich gründlich mit ihr beschäftigt ü^n^b, dem wird Dauer der Tage zuteil u. recht erst Reichtum u. Ehre; wer sich aber oberflächlich mit ihr beschäftigt ti-bwsnb, dem wird Reichtum u. Ehre zuteil, aber nicht Dauer der Tage. || Schab 8 8 : Raba (f 352) hat gesagt: Wer sich mit der Tora gründlich beschäftigt '-»rta"»?, dem ist sie ein Heilmittel zum Leben; wer sich aber oberflächlich mit ihr beschäftigt '-bwvob, dem ist sie eine Arznei zum Tode. d. Midr HL 1,9 ( 9 0 ) : Ich sah Jahve auf seinem Thron sitzen u. das ganze Himmels heer stand um ihn zu seiner Rechten u. zu seiner Linken 1 Eg 22,19. R. Simon (um 280) hat gesagt: .Thron*, welcher scheidet zwischen Tod u. Leben; „u. alles Himmelsheer" usw.; gibt es denn eine linke Seite oben? ist nicht alles rechte Seite, wie es heißt Ex 15,6: Deine Rechte, Jahve, der du dich verherrlicht hast durch Kraft, deine Rechte, Jahve, zerschmettert den Feind? Was will die Schrift lehrend sagen mit den Worten: ,zn seiner Rechten u. zu seiner Linken"? Es besagt: Die einen (von den Engeln) gaben ihr Urteil nach rechts u. die andren nach links ab o^rta"» iS* B ^ M » » « I?KI; die einen drückten die Sehale des Verdienstes nieder (sprachen frei) u. die andren die Schale der Schuld (verurteilten). Ähnlich R. J huda b. Simon (um 320) pSanh 1 0 , 1 8 , 48. || Midr Ps 90 § 12 ( 1 9 6 ) : Der Gan (Eden war zu Gottes Rechten u. der Gehinnom zu seiner Linken. (Die ganze Stelle s. bei Mt25,31 S.974L) || NuR22 (193 ): „Das Herz des Weisen ist nach seiner Rechten u. das Herz des Toren nach seiner Linken gerichtet" Qoh 10,2. „Nach seiner Rechten", das ist der gute Trieb, der sich auf seiner rechten Seite befindet; „nach seiner Linken", das ist der böse Trieb, der sich auf seiner linken Seite befindet. Eine andre Erklärung: „Nach seiner Rechten", das geht auf die Gerechten, die ihr Herz auf die Tora richten, die zur Rechten (Gottes) war, s. Dt 33,2: „Zu seiner Rechten das Feuer des Gesetzes*; „u. das Herz des Toren nach seiner Linken", das geht auf die Gottlosen, die ihr Herz auf den Reichtum richten, s. Spr 3,16: „In ihrer Linken Reichtum u. Ehre" (so!). b
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2 5 , 3 4 31: E r e r b e t
( n e h m t in B e s i t z ) .
xXriQovofxelv = „in Besitz nehmen", „erben" im Rabbin. «rv» (n-p), pro u. p n ; s. bei Mt 19,29 33. Hier seien noch erwähnt: Joma 7 2 : Raba (f 352) hat zu den Rabbinen gesagt: Ich bitte euch, nehmt nicht zweimal den Gehinnom in Besitz ; w v n xb (nämlich einmal, indem ihr euch durch unfruchtbares, totes Studium eine Hölle auf Erden bereitet, u. sodann in Wirklichkeit nach dem Tode). || B rakh 5 1 : R. Jose b. Chanina (um 270) hat gesagt: (Wer über den vollen Becher den Lobspruch spricht,) der ist würdig, daß er zwei Welten in Besitz nimmt bnit, diese Welt u. die zuk. Welt. || Targ HL 1,3: Die Gerechten wandeln gern nach dem Wege deiner Güte, um diese u. die zuk. Welt in Besitz zu nehmen JOSTH ?*>na. b
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2 5 , 3 4 93: D a s R e i c h , d a s e u c h b e r e i t e t ( b e s t i m m t ) i s t . Die dem hoifiä^eiv entsprechenden Verba -jpp, u. ins drücken sämtlich nicht notwendig ein wirkliches Fertig- u. Bereitstellen aus, sondern können ebensogut ein gedankenmäßiges, beabsichtigtes Her stellen bezeichnen, gleichbedeutend mit „bestimmen". Über die wirkliche Bedeutung kann nur der Zus.hang entscheiden. — Auch vra kann im Sinn des beabsichtigten oder beschlossenen Schaffens gebraucht werden. i p r , von t a t s ä c h l i c h e r Z u b e r e i t u n g ExR30 ( 8 9 ) : R. Abbahu (um 300) hat im Namen des R. Jose b. Chanina (um 270) gesagt: Gott sprach zu Israel: Ehe ich diese Welt schuf, habe ich die Tora fertiggestellt - p j p r n , s. Spr 8, 30: Ich war bei d
Matth 25,34 ( » )
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ihm Weikmeisterin. — Die vorweltliche reale Präexiätenz der Tora ist allgemeine An nahme des alten Judentums gewesen; s. bei Mt 25,31 8 Nr. 1 u. bei Joh 1,1 —4. || TanchB nVw § 27 (36b): Abraham sprach zu G o t t : Kann ich denn von hier ohne Opfer fortgehn? Gott antwortete: Siehe, dein Opfer ist bereitgestellt ipirs seit den sechs Schöpfungs tagen. — Der Widder Abrahams gehört zu den 10 Dingen, die in der Dämmerung des sechsten Schöpfungstages erschaffen worden sind; seitdem war er vorhanden, s. Aboth5,6; P«s 54»; Tanch m*i 20b; NuR 17 (182 ); PirqeREl 17 Anfang; 31. M kh Ex 16,32 (59b) fehlt der Widder Abrahams. II TanchB »->*ci § 20 ( 1 8 ) : Siehe, ich lasse um diese Zeit morgen einen sehr schweren Hagel regnen, desgleichen nicht gewesen ist Ex 9,18. „Desgleichen nicht gewesen ist", aber in der Zukunft den*Völkern sein wird; für Sanherib ist er bereitet ipir»; so R. Simon (um 280). R. Chanina (wohl b. Papa, um 300)* hat ge sagt: Für die Niederlage Gogs u. Magogs war er bereitet ipin«, s. Ez38,22: Ich will mit ihm rechten mit Seuche u. Blut u. will auf ihn regnen lassen schwemmenden Gußregen u. Hagelsteine. Vgl. Tanch » I N I 7 3 ; ExR 12 (75 ). — Die Bedeutung des ipir* ergibt sich aus TanchB m « i § 22 ( 1 9 ) : W o blieb der Hagel (von Ex 9,18)? Unsre Lehrer haben gesagt: Er wurde in dem freien Weltenraum aufgehängt bis zur Ankunft Gogs u. Magogs, s. Ez38,22. Parallelstellen: Tanch SCRI ( 7 3 ) ; ExR 12 (75b); «vgl. B rakh54b. || Tanch « » : 1 9 7 : (Gott sprach:) Wegen der Liebe zu euch verlasse ich das obere Heiligtum, das bereitet ist ipir», bevor die Welt erschaffen war, u. ich fahre nieder u. will in eurer Mitte wohnen, s. Ex 2.9, 45; 25,8. — Das obere Heiligtum ge hört zu den vorweltlichen Dingen, s. bei Mt 25,31 SB Nr. 1. || ExR 45 ( 1 0 1 ) : Gott zeigte dem Mose alle Schätze des Lohnes, die für die Gerechten bereitet sind i * j p i P « . — Dasselbe Tanch nvn -S 118b; TanchB « v r ^ § 16 (58b); vgl. Midr Ps 25 § 9 (107 ). Ein b l o ß e s Z u v o r b e s t i m m e n ist gemeint Midr Esth 1,1 ( 8 2 ) : (R. B ^ k h j a , um 340, hat gesagt:) Vom Anfang der Weltschöpfung an hat Gott jeden zu dem bereitet, Tprn, was ihm ersehen war "im: Adam (hat er bereitet = bestimmt) zum Ersten der Erschaffenen, Qain zum Ersten der Mörder, Abel zum Ersten der Ermordeten, Noah zum Ersten der Geretteten, Abraham zum Ersten der Beschneidenden, Isaak zum Ersten der Gebundenen (nämlich bei seiner Opferung), Jakob zum Ersten der Red lichen, Juda zum Ersten der Stämme, Joseph zum Ersten der Frommen, Ahron zum Ersten der Priester, Mose zum Ersten der Propheten, Josua zum Ersten der Sieger, fOthniel zum Ersten der Teilenden (vgl. Jos 15,17; Ri 1,13), Samuel zum Ersten der Salbenden, Saul zum Ersten der Gesalbten, David zum Ersten der Saitenspieler, Salomo zum Ersten der Bauenden, Nebukadnecar zum Ersten der Zerstörer usw. — Dergleichen Sätze auch Tanch m w 63 b; ExR 2 (69 ). || ExR 40 (97 »): Gott sprach: Seit der Schöpfung habe ich ihn (Becaliel) bereitet ( = bestimmt vpspnn) die Wohnung zu verfertigen. — Parallelstellen: Tanch s v r . -a 113b; ExR 40 (97&). Tanch s n i « 160b Ehe Gott den Menschen schuf, bereitete ( = bestimmte r ? ™ " 0 er ihm alle Züchtigungen; denn er wußte, daß der Trieb des menschl. Herzens böse ist von seiner Jugend an. Deshalb bereitete er rppn ihm dies alles usw. || TanchB K«VI § 18 (48»): Jahve ließ über Sodom u. Gomorra Schwefel u. Feuer regnen Gn 19,24. Das meint Ps 11,6: Er lasse regnen über die Gottlosen Schlingen; Feuer u. Schwefel u. Glutwind sei ihr Becherteil! Dieses Teil war ihnen zugedacht rapir» (wörtlich: bereitet), ehe die Welt erschaffen wurde. || Tanch npn 227*: Seit Ewigkeit war Mose dazu bereitet ( = bestimmt p i r » ) , wegen des Haderwassers bestraft zu werden. || Midr Esth 5, 3 (99») Eine Himmelsstimme ant wortete dem Haman: Schön ist der Baumstamm (Galgen) für dich, für dich ist der Baumstamm bereitet ( = bestimmt qpipa) seit den sechs Schöpfungstagen. Vgl. auch Assumptio Mosis 1,14. || Zweifelhaft bleibt Aboth 3,16: R. sAqiba (t um 135) hat gesagt: . . . mircV -jpiria bsn = alles ist fttr das Mahl vorgesehen oder zubereitet. || GnR 67 ( 4 2 ) : Ich (Isaak) aß von allem Gn 27,33. R. J huda (um 150) sagte: Von allem, was in den sechs Schöpfungstagen geschaffen worden ist. R.N chemja (um 150) sagte: Von allem Guten, was für die Zukunft ipira „bereitet" oder auch „vorgesehen* ist. T5T. Targ Ps 72,17: Bevor die Sonne war, war sein (des Messias) Name bereitet l*?a, — Über die Präexistenz des Messiasnamens s. bei M t l , 2 1 S. 64; 25,81 Nr. 1 c
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Matth 25,34 (8. 6 ) . 25,37.41 (*. 8 )
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u. Joh 1,1 iv (tQxÜ V ° Myos A, a u. B, a. || sAZ 17*: Eine Himmelsstimme ging aus, welche rief: R. Ekazar b. Durd^a ist bestimmt Tains für das Leben der zuk. Welt. || Targ Hi 2,11: In diesem Verdienst (daß Eliphaz, Bildad u. Cophar sich aufmachten, um Hiob zu besuchen) wurden sie bewahrt vor der Stätte, die im Gehinnom für sie bereitgehalten war "piTo. n n y . Targ Ps 50,10: Ich habe für die Gerechten im Gan sEden bereitgestellt riry die reinen Tiere (Livjathan u. B hemoth). — Da die genannten Tiere nach der son stigen jüdischen Tradition bereits gegenwärtig an einem verborgenen Ort existieren, so ist ihre Bereitstellung in wörtl. Sinn zu verstehen; vgl. das nächste Zitat. || Targ HL 8, 2 : (Die Gemeinde Israel wird zum Messias sagen:) Wir wollen dich, König, Messias, geleiten u. dich hinaufführen nach dem Heiligtum, u. du sollst mich lehren, Gott zu fürchten u. auf seinen Wegen zu wandeln. Und da wollen wir das Mahl des Livjathan halten u. alten Wein trinken, der seit dem Tage, da die Welt erschaffen wurde, in seinen Trauben aufbewahrt wird, u. (essen) von den Granatäpfeln, von den Früchten, die bereitgestellt sind n r * p « n für die Gerechten im Gan fEden. — Auch hier nötigt der Zus.hang an ein reales Bereitstellen zu denken. || Targ Jerusch I Dt 32,35: Nahe ist der Tag ihres Verderbens zu kommen, u. beschleunigt wird das Unheil, das ihnen bereitet ( = bestimmt) ist yrtb tnrym. t n a . Midr Ps 74,2 (ältere.Ausgabe): „Gedenke deiner Gemeinde, die du erworben hast r^ap in der Vorzeit" Ps 74,2. Das lehrt, daß er Israel erschaffen hat m a , ehe die Welt geschaffen war, s. Ps 90,1 f.: Jahve, Obdach bist du uns gewesen von Ge schlecht zu Geschlecht, ehe die Berge hervorgeboren waren. — Die Bubersche Aus gabe hat statt Kia das Textwort njp beibehalten; beide Verba drücken die ideelle Prä existenz Israels im göttlichen Weltplan aus. y
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25,34 6 : S e i t d e r G r u n d l e g u n g d e r W e l t . Ähnliche Zeitangaben in den bei 25,34 33 gebrachten Zitaten. — Über die vor der Welt erschaffenen Dinge s. bei Joh 1,1 sv äoxf rjv t
6 Xoyog A, a u. B, a u. bei Mt 25,31 33 Nr. 1. 25, 35f. (Zu den hier genannten Werken s. den Exk.: „Liebeswerke".) 25,37: Dann w e r d e n die G e r e c h t e n s a g e n : Wann wir
sahen
d i c h h u n g r i g u. n ä h r t e n d i c h usw.?
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BM 8 7 : „Ich will einen Bissen Brot holen" Gn 18,5, u. das. Vers 7: „Abraham lief zu den Rindern u. nahm ein zartes Rind." R. El*azar (um 270) hat gesagt: Hieraus lernt man, daß die Gerechten wejiig reden, aber viel tun (statt des angekündigten Bissens Brotes richtet Abraham tatsächlich ein ganzes Rind her u. Brotkuchen). Die Gottlosen dagegen reden viel u. tun selbst das wenige nicht (Beweis: Ephron Gn 23). 25,41 25,41
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21: In das e w i g e F e u e r (s. Exkurs: „Sch ol" usw. II, 6 u. 8). 33: D a s b e r e i t e t ist dem T e u f e l u. s e i n e n E n g e l n .
Ausdrücke wie „Engel Satans", „Engel" oder „Geister des Teufels" begegnen in der altjüdischen Literatur selten, a Die Entstehung solcher Ausdrücke erklärt sich am einfachsten aus den Erzählungen über den Engelfall. Sammael ( = Satan), ursprünglich einer der Engelfürsten im 1
Der Satz stammt aus einer Bar; R. El*azar b. D. muß also ein Tannai't ge wesen sein.
Matth 25,41 ( 9 )
984
Himmel, begibt sich zur Verführung Adams mit der ihm unterstellten Engelabteilung auf die Erde; hier gelingt ihm sein Vorhaben durch den Dienst der Schlange. Zur Strafe wird er dann samt seiner Engelschar von Qott aus der Stätte seiner früheren
Heiligkeit hinabgestürzt;
s.
PirqeREl 13 u. 27 bei Mt 4,1 S. 137 Anm. a u. S. 139 Anm. g. — Daß es nahelag, eine Engelschar, die bereits früher dem Sammael untergeordnet war, jetzt nach ihrer u. ihres Führers Vertreibung aus dem Himmel einfach als Satans (Sammaels) Engel zu bezeichnen, leuchtet von selbst ein.b Von einem zweiten Engelfall berichtet Henoch 6—11. Zweihundert Engel verlassen mit ihrem Obersten Semjasa (Asasel) den Himmel, um sich fleischlich mit den Menschentöchtern zu vermischen (vgl. Gn 6,1 ff.) u. die Menschen zu unzähligen andren Sünden zu verleiten. Ihre end gültige Bestrafung wird bis zum Tage des großen Gerichts hinaus geschoben; dann wird an ihnen Räche genommen werden „dafür, daß sie dem Satan Untertan wurden u. die Erdenbewohner
verführten",
Henoch 5 4 , 6 . — Hier ist es die freiwillige Unterstellung der gefallenen Engel unter die Herrschaft Satans, die ihren Namen „Engel des Satans" erklärlich macht.
Zugleich erkennt man, wie eng dieser Name mit
der Vorstellung von einem organisierten
Reiche Satans
indem die gefallenen Engel dem Satan Untertan werden, sie
diesen als ihr Oberhaupt an,
zus.hängt: erkennen
dem sie zu dienen haben, c Vgl.
S. 136 ff. a. Test Asser 6: Das Ende der Menschen erweist ihre Gerechtigkeit, indem sie die Engel des Herrn u. des Satans kennen lernen ytxoQtCovxes xovg dyyeXove xvglov xai xov aaiavä. || slav Hen 29,4 f. s. bei b. || Test Dan 6: Fürchtet den Herrn, meine Kinder, u. hütet euch vor dem Satan u. seinen Geistern ngoae'zexe ^«vxoTs and xov aaxavä xai xa)v nvevfiäxiay avxov. Vgl. auch Test Dan 3: Dieser Geist (des Zorns) geht immer mit der Lüge zur Rechten des Satans (d. h. sie sind seine bevorzugten Engel). || ExR 20 ( 8 2 ) u. TSchab 17,2f. (136) s. oben S.139 Anm. h. — Dagegen gehört der Aggad B^eschith 50 zweimal erwähnte p e n -ftt^a nicht hierher: der Ausdruck be deutet nicht «Engel Satans", sondern bezeichnet den „Engel Satan* selbst. b. slavHen29,4f.: Einer aber von der Ordnung der Erzengel, sich abgewandt habend mit der Ordnung, welche unter ihm, und empfangen habend einen unmög lichen Gedanken, daß er setze seinen Thron höher denn die Wolken über der Erde, damit er gleich werde der Ordnung (dem Range) meiner (Gottes) Kraft; u. ich warf ihn hinab von der Höhe mit seinen Engeln. Und er war fliegend in der Luft beständig über dem Abgrund. C. Vgl. Jubü 10, 7—11: Der Herr, unser Gott, befahl uns (den guten Engeln), daß. wir sie alle (die-bösen Geister) binden sollten. Und der Fürst der Geister, Mastema ( = „Anfeindung* oder „Ankläger*, ein Name Satans) kam u. sprach: 0 Herr, Schöpfer, laß (einige) von ihnen übrig vor mir, daß sie auf meine Stimme hören u. alles tun, was ich ihnen sage; denn wenn nicht für mich (einige) von ihnen übrigbleiben, kann icb die Herrschaft meines Willens an den Menschenkindern nicht ausüben. Denn sie sind zum Verderben u. zum Verführen vor meinem Gerichte; denn groß ist die Bosheit der Menschenkinder. Und er sprach: Es soll vor ihm der zehnte Teil von ihnen übrig bleiben, u. neun Teile soll man hinabbringen an den Ort der Verdammnis.. . . Und wir taten gemäß allen seinen Worten; alle Bösen, die ungerecht waren, banden wir an dem Ort der Verdammnis, u. den zehnten Teil von ihnen ließen wir übrig, daß sie vor dem Satan auf der Erde dienten. d
Matth 25,46. 26,2.3 ( « . ®). 26,4. 5
985
2 5 , 4 6 : In die e w i g e Strafe. Die alte Synagoge nimmt verschiedene Länge der Höllenstrafe an je nach der Schuld der Verdammten; s. Exk.: „Sch'or* usw. II, 6. 2 6 , 2 : D a s P a s s a h (die P a s s a h f e i e r ) , non, aram. tmp& (daraus das griechische nda%a) bedeutet 1. das am Abend des 14. Nisan zu essende „ Passahlamm" (Passahopfer) a u. 2. das ganze siebentägige „ Passahfest" ;b in letzterer Bedeutung steht dann ncB für nisan an = eoorr) TOJV dgvpcov. Joseph. Antiq. 18,2,2: Twv d^vficov xrjg ioQTrjg dyofis'vr]^ rjv ndaya xakovfiev. — Das. 18, 4, 3: Kai rjv avrotg eooxrj' nda%a d£ xaXeltai. e
a. P s 2 , 8 : Mao kocht das Passahlamm rrotn rx nicht in Flüssigkeiten, auch nicht in Fruchtsaft. || P s 3,7: Wer auf dem Wege ist, sein Passahlamm Snp? r x zu schlachten. || P«s 5 , 2 : Das Passahopfer nocn, das man nicht auf seinen Namen hin (d. h. als solches) geschlachtet hat, . . . ist untauglich. — Weitere Beispiele: P«s5,1.4. 5.10; 6 , 1 . 5 ; 7 , 1 . 2 . 4 . 7 . 9 . 1 1 ; 8 , 2 . 3 . 7 . 8 ; 9,4.6.7.8.9.10.11; 10,3.6.8.9. b. zB P « s 2 , 2 . 3 . 4 . 5 ; 3 , 1 ; 4 , 1 . 4 . 5 ; 5 , 1 ; 8,8; 9 , 5 : rwaw *>a am: P W H neu das Passahfest der (nach dem Auszug aus Ägypten lebenden) Geschlechter dauert ganze 7 Tage (im Gegensatz zu der Passahfeier in Ägypten, die nur eine Nacht währte); 10,1.5. e
26,3 8: Im G e h ö f t des H o h e n p r i e s t e r s ; avlr] = i x n Hof, Gehöft. Über das offizielle Sitzungslokal des grollen Synedriums s. bei Mt 26,57.
26, 3 95: Kaid<pag. — Kaiphas, dessen eigentlicher Name Joseph war, wurde durch Valerius Gratus etwa 18 n. Chr. Hoherpriester, mußte etwa im Jahre 36 unter dem Landpfleger Vitellius sein Amt seinem Schwager Jonathan, dem Sohn des Ananos ( = Hannas), überlassen, a In der rabbin. Überlieferung wird K. Einmal erwähnt, als Vater (genauer wäre Großvater) des späteren Hohenpriesters Elionaios ci*i?n-ja ^a^sin^bx, der nach Josephus ein Sohn des Kantheras war.» a. Joseph. Antiq. 18,2,2; 4,3. b. Jos. Ant. 19,8,1 Ende. Para 3,5: Wer hat (eine rote Euh für das Lustrationswasser) zubereitet? Die erste hat Mose zubereitet, die zweite Esra; von Esra an u. weiter sind fünf zubereitet worden; so R. Melr (um 150). Die Gelehrten sagten: Sieben von Esra an u. weiter. Und wer hat diese zubereitet? Schimcon der Gerechte (L, um 300 v. Chr.) u. der Hohepriester Jochanan (135—105 v. Chr.) haben je zwei zubereitet; Elj hocefaai, Sohn des Eajjaph, u. Chanam>el, der Ägypter, u. Jischmacel b. Phiabi "ax-c* haben je eine zubereitet. d
1
2 6 , 4 : Sie h i e l t e n R a t , um J e s u s mit L i s t zu g r e i f e n u. zu töten. Ein Ben Stada wurde in Lydda durch List der Verleitung zum Götzendienst überführt u. hinterher gesteinigt, s. bei Mt 1,16 S. 38 Nr. 4. Die Identifizierung dieses Ben Stada mit Jesus ist historisch wertlos. 2 6 , 5 : Sie s a g t e n : N i c h t im F e s t , d a m i t n i c h t ein A u f r u h r im Volk e n t s t e h t . Die Festzeit als solche scheint also kein Hinderungsgrund gewesen 1
Wahrscheinl. Ananel, der 37—36 u. 34ff. v. Chr. Hoherpriester war, Sch0rer 2,269.
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Wohl der Jüngere dieses Namens, etwa 59—61 n. Chr.
Matth 2 6 , 7 ( « . » ) . 2 6 , 8 . 9 . 1 1
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zu sein; nur der Gedanke an die Festmenge, die vielleicht für Jesum Partei ergreifen könnte, gebietet Vorsicht. 26,731: E i n A l a b a s t e r f l ä s c h c h e n m i t sehr k o s t b a r e m M y r r h e n ö l . äXdßafftQov fivQov = -pav^iD ? Ü mnibs, Fläschchen mit Nardenöl. Midr H L 1 , 3 ( 8 5 » ) : R. Jochanan ( f 2 7 9 ) hat H L 1 , 3 auf unsren Vater Abraham ge deutet.
A l s Gott zu ihm sagte:
Zieh du aus deinem Lande u. aus deiner Verwandt
schaft G n 1 2 , 1 , wem glich da A b r a h a m ?
Einem Alabasterfläschchen mit Nardenöl,
das in einem W i n k e l lag u. dessen Duft sich nicht verbreitete. es fort von seiner Stelle, u. sein D u f t verbreitete sich.
D a k a m einer u. nahm
So hat Gott auch zu Abraham
g e s a g t : Abraham, du hast viele gute W e r k e u. du hast viele Gebotserfüllungen, begib dich hinaus in die W e l t u. dein N a m e wird groß werden in meiner W e l t . — In der Parallel d
stelle G n R 3 9 ( 2 3 ,
hier R. Berekhja, um 3 4 0 , als Autor) steht ; w o W i w
bv
iwnVs,
Fläschchen mit Balsam, onoßäXonfiov. — Ein ähnliches Gleichnis von der bv rvrnVs •p'w"'B hat R. Hoscha'ja (wohl der Ältere, um 2 2 5 ) Sanh 1 0 8 » auf Noah angewandt. — Zu «XaßaaxQov (AVQQV S . weiter bei M k 1 4 , 3 .
26,7 93: Und g o ß es auf sein H a u p t . Zum Salben im allgemeinen s. bei M t 6 , 1 7 . — Speziell dem Gaste Salböl zu reichen ist wohl allgemeine Sitte gewesen.
Chul 9 4
a
B a r : R . Melr (um 150) hat gesagt: D e r
Mensch soll einen andren nicht zum Mahle bei sich nötigen, wenn er von ihm weiß, daß
er nicht mitspeist;
. . . er soll nicht zu ihm sagen: „Salbe dich mit ö l " , wenn
die Flasche leer ist (u. wenn er weiß, daß jener das Salben ablehnt); wenn er es aber sagt, um jenen zu ehren, so ist es erlaubt. — In T B B 0 , 1 4 ( 4 0 6 ) fehlt die Aufforde e
rung zum Salben. — K t h l 7 < > erwähnt Rab ( f 2 4 7 ) als babylonische Sitte,
daß bei
der Hochzeit einer Jungfrau den anwesenden Rabbinen Salböl auf das Haupt geträufelt wurde, u. aus der weiteren Ausführung des Abaje ( t 3 3 8 / 3 9 ) erhellt, daß auch Frauen diese Sitte an Rabbinen übten; s. bei M t 6 , 1 7 S . 4 2 7 A n m . b.
26,8: Wozu dieser Verlust? anwXtict
= = -IOBH
(iD^ri) = Verlust.
A b o t h 2 , 1 : Rabbi pflegte zu sagen: Berechne den Verlust bei einer Gebotserfüllung r i s w -IOEH gegenüber ihrem Gewinn (Lohn r,-uv) u. den Gewinn bei einer Übertretung gegenüber dem Verlust dabei. II Aboth 5 , 1 1 s. bei M t 5 , 2 2
S.276y.
26,9: E s k o n n t e d i e s t e u e r v e r k a u f t u. A r m e n g e g e b e n w e r d e n . V g l . pScheq S, 4 9 b , 2 9 : Einmal waren R . Chama b. Chanina (um 2 6 0 ) u. R . HoschaSja (wohl der Ältere, um 2 2 5 ) in die Synagogen von L y d d a gegangen.
R . Ch. sagte zu
R. H . : W i e v i e l Geld haben meine Väter hier hineingesteckt IJ>;SB! E r antwortete ihm: W i e v i e l Seelen haben deine Väter hier hineingesteckt!
H a t es denn keine Menschen
gegeben, die sich (wenn sie mit den vertanen Baugeldern unterstützt worden wären) mit
dem Torastudium hätten befassen k ö n n e n ? R . Abin (IL, um 3 7 0 ) ließ Tore für das
große Lehrhaus (in Tiberias) anfertigen. A l s R. Mani (IL, aus Sepphoris) zu ihm k a m , sprach er zu diesem: Sieh,
was ich habe machen lassen!
Dieser antwortete:
„Und
vergessen hat Israel seines Schöpfers u. hat Paläste erbaut" H o s 8 , 1 4 . H a t es keine Menschen gegeben, die sich (bei Unterstützung aus den Baugeldern) hätten mit dem p
Torastudium befassen k ö n n e n ? — In b S c h q 8
a
einige erleichternde W e n d u n g e n .
26,11: A r m e h a b t i h r a l l e z e i t b e i euch. b
SDt 1 5 , 1 1 § 1 1 8 ( 9 8 ) :
„ E s wird nicht an Armen fehlen im Lande" D t 1 5 , 1 1 ; u.
dort (Dt 1 5 , 4 ) heißt es: „Nur daß kein A r m e r bei dir sein soll." W i e sind diese beiden Stellen (nebeneinander) aufrechtzuerhalten? W e n n ihr den W i l l e n Gottes tut, sind die A r m e n bei den andren (Nichtisraeliten); wenn ihr aber Gottes W i l l e n nicht tut, sind
Matth 26,11.12.13.15.17 ( » )
987
a
die Armen bei euch. — Dasselbe SDt 15,4 § 114 (98 ) . || Targ JeruschI Dt 15,4.11: Nur wenn ihr euch mit den Geboten der Tora beschäftigen werdet, wird unter euch kein Armer s e i n . . . . Weil ihr nicht hört, Haus Israel, auf die Gebote der Tora, werden Arme nicht aufhören im Lande. || Schab 63*: Scb muöl (f 254) hat gesagt: Zwischen dieser Welt u. den Tagen des Messias ist weiter kein Unterschied, als daß die Knech tung durch die Reiche aufhört, s. Dt 15,11 (als Beweis, daß dann nicht j e d e Not, sondern nur die der Fremdherrschaft beseitigt sein wird). e
2 6 , 1 2 : Um m i c h z u r B e s t a t t u n g zu s a l b e n . Zur Salbung der Leichen s. Schab 2 3 , 5 : Man darf (am Sabbat) alles tun, was bei einem Toten nötig ist: man darf ihn salben -pso u. waschen; nur darf man ihm kein Glied bewegen. || Ta
2 6 , 1 3 : Zu i h r e m e
Gedächtnis.
a
fivrjfiöavvoy = y t t . — p S c h q 2 , 4 7 , 8 s.bei Mt23,29 Nr.2, b. — Aram.: » r ? ? ^ , zB Targ Spr 10,7: Das Gedächtnis der Gerechten ist zum Segen. II Targ Ps 112,6: Zum ewigen Gedächtnis ab* psn^ sei der Gerechte! — Häufiger Verbalkonstruktionen: Joma 3,9: Ben Gamla (wohl Hoherpriester um 63—65 n. Chr.) machte die beiden Lose (des Versöhnungstages) aus Gold, u. man gedenkt es ihm zum Lobe na«fr Sn*K •pT**?'». — Dieselbe Wendung das. 3,10. — Passivisch: a i t ^ vtm i m « i i a r es sei jenes Mannes zum Guten gedacht zB B B 2 1 ; Sanh 1 3 . — Vgl. schon Neh 5,19; 13,14.22.31. a
b
2 6 , 1 5 : S i e w o g e n i h m 3 0 S i l b e r l i n g e dar. Dreißig Scheqel Silber war nach Ex 21,32 der Ersatzpreis für einen getöteten Sklaven. BQ 4 , 5 : Wenn ein Ochse einen Sklaven oder eine Sklavin stößt (so daß diese sterben), so zahlt der Besitzer des Ochsen 30 Selai ( = 30 heilige Scheqel), mag der Sklave 100 Minen (1 Mine = 25 Sela?) oder 1 Golddenar wert sein. |l
26,17 fh A m e r s t e n ( T a g e ) d e r u n g e s ä u e r t e n B r o t e (T&JV Das
d^vfioav).
„Fest der ungesäuerten Brote* heißt nach Ex 2 3 , 1 5 ; 3 4 , 1 8 ;
L v 2 3 , 6 im Rabbin. nisan an,a aram. » y i w i K^n;h bei den L X X iogri; TWV atv/im;
zB Ex 2 3 , 1 5 ; 34,18; Lv 2 3 , 6 , ebenso bei Josephus, Antiq.
2 , 1 5 , 1 ; 3 , 1 0 , 5 ; 9,13, 3; 1 8 , 2 , 2 ; Bell. Jud. 2 , 1 , 3 u. im NT Lk 2 2 , 1 . — W i e Mk 14,1; 3 Esra 1,10 beweist, sagte man auch kurz: vd d^vpa ungesäuerten Brote*; daher Apg 1 2 , 3 ; 20, 6 r-fiegai
„die
xwv ä f t i p v ; vgl.
Mt 26,17; Mk 14,12; Lk 2 2 , 7 . Von
dem „Fest der ungesäuerten Brote", das 7 Tage (vom 15. bis
21. Nisan) währte, wurde, wo man genau sprechen wollte, nach dem Vorgange von Nu 28,16 f. u. 2 Chr 35,17 unterschieden das „Passahfest* noe,
aram. «non, das am Abend des 14. Nisan bis hinein in die ersten
Stunden
des 15. Nisan gefeiert wurde, c Der Volksmund unterschied
jedoch nicht so genau, sondern nannte beide Feste zusammen entweder 1
=
So Codex Cambridge, die Münchener Handschrift u. pT (1 G. = 25 Silberdenare V« Mine).
Matth 26,17 ( « . 8 )
988
„Passahfest*d oder, seltener, „Fest der ungesäuerten B r o t e \ e Im letzteren Falle konnte dann auch wohl gesagt werden, daß das Fest der ungesäuerten Brote 8 Tage lang gefeiert würde;' dabei zählte man den Passahtag, also den 14. Nisan, selbstverständlich als den 1. Tag der ungesäuerten Brote, so Mt 26,17; Mk 14,12; s. den Exk. über den Todestag Jesu, A. e
a. M kh Ex 23,14(107"): Drei Feste sollst du mir im Jahre feiern Ex 23,14 (so der Midr). Warum wird es gesagt? Wenn es Ex 23,17 heißt: „Dreimal im Jahre soll all dein Männliches vor dem Herrn Jahve erscheinen", so entnehme ich daraus: zu jeder Zeit, wann man will. Da sagt die Schrift lehrend: Am Fest der ungesäuerten Brote nisan ana, am Wochenfest u. am Huttenfest. Oder (ist etwa gemeint): Am Fest der ungesäuerten Brote dreimal u. am Wochenfest dreimal u. am Hüttenfest dreimal? Die Schrift sagt lehrend: Drei Feste sollst du mir im Jahre feiern. b. Targ Onk u. Jerusch I zB Ex 23,15 u. Lv 23,6. C. Jubil 4 9 , 1 . 2 2 : Gedenke des Gebots, das Gott dir geboten hat in betreff des Passah, daß du es haltest am 14. des 1. Monats, daß du es schlachtest, ehe es Abend wird, u. daß man es esse in der Nacht, am (Vor-)Abend des 15. von der Zeit des Sonnenuntergangs a n . . . . Du aber, Mose, gebiete den Kindern Israel, sie soUen die Passahordnung halten. Wie dir befohlen ist, sage ihnen sein Jahr j e nach dem Jahr u. seinen Tag j e nach den Tagen, u. das Fest des ungesäuerten Brots, daß sie 7 Tage unges. Brot essen. || LXX Nu28,16f.: Im 1. Monat am 14. Tage des Monats ist Passah ndaxa für den Herrn; u. am 15. Tag dieses Monats ist Festtag: 7 Tage sollt ihr unges. Brote essen. — Das. 2 Chr 85,17: Und die Kinder Israel, die da waren, hielten in jener Zeit das Passah (rö tpaaix = ndaxa) u. das Fest der unges. Brote xtjv ioQxtjv ttöv aSvfiwv sieben Tage. — Fast wörtlich ebenso 3 Esra 1,17: rjydyoaav . . .xo ndaxa xai xrjv kooxr]v xwv d^vpiov... || Targ Onk Nu 28,16 f.: Im 1. Monat am 14. Tage des Monats ist Passah anoc vor Jahve, u. am 15. Tage dieses Monats ist Festtag, sieben Tage soll unges. Brot "vtse. gegessen werden. — Ähnlich so Targ Jerusch 1.1| Targ 2 Chr 35,17: Die Kinder Israel, die treu erfunden wurden, feierten das Passah KHDB vor Jahve zu jener Zeit am Abend u. das Fest der unges. Brote tr-^BB-i tun sieben Tage. |] Joseph. Antiq. 3 , 1 0 , 5 : Am 15. (Nisan) folgt anf den Tag des Passah xrjv xov ndaxa das Fest der unges. Brote r] xüv d£vfttov ioQxrj, das sieben Tage dauert. || Mk 14, \: r)v dh xd ndaxa xai xd d^vfia. d. Lk 2,41: iogxrj rot" ndaxa. — 2 2 , 1 : r) ioQxrj xüv dtvpwv r) Xeyopivtj ndaxa. Ferner Joh2,13.23; 6,4; 11,55; 12,1; 13,1; 18,39; Apg 12,4. — 8 E m 1,18f.: xai ovx r)x&r) xd ndaxa xoiovxov iv xip'lagarjX dno xdv XQOVIOV SapovrjX xov ngooprjxov' xai ndvxes ol ßaatXeig xov 'lOQatjX ovx rjydyoaav ndaxa xoiovxov, otov rjyayev "Iwaiag.... — Joseph. Bell. Jud. 2 , 1 , 3: xai dt) xrjg xwv d^vfAwv ivaxdarjg koQxrjg,
95: W o w i l l s t d u , d a ß w i r d i r d a s zu
Was
zum hoipa^siv
essen
xd naax*
Passahmahl
bereiten? gehörte, s. im Exk.: „Die Passah-
feier*. — Zur Frage nov däXeig; vgl. Joma 12*: Jerusalem ist nicht
Matth 26,17 ( » ) . 26,23.24
989
unter die Stämme verteilt worden (sondern gemeinsamer Besitz von ganz Israel geblieben); denn in einer Bar heißt es: Man darf die Häuser in Jer. nicht vermieten, weil sie ihnen (den Jerusalemern) nicht gehören. R. El*azar b. £adoq (wohl der Ältere, um 100) sagte: Auch nicht die Lagerstätten (an die Festpilger); deshalb nehmen die Wirte (Gastfreunde) die Häute der Festopfer (der bei ihnen wohnenden Festpilger) mit Gewalt (als ihre Entschädigung in Anspruch). — Dasselbe M g 2 6 \ — Die Festpilger waren hiernach berechtigt, jedermann um Überlassung eines Raumes zur Passahfeier anzugehn. e
20,20: A l s e s A b e n d g e w o r d e n w a r , l e g t e er s i c h m i t den z w ö l f J ü n g e r n zu T i s c h e . Siehe den Exk.: „Die Passahfeier\
26,23: D e r m i t m i r d i e H a n d in die S c h ü s s e l g e t a u c h t hat, d e r w i r d m i c h v e r r a t e n (den F e i n d e n ü b e r l i e f e r n ) . Das Essen aus einundderselben Schüssel wird bezeugt: a
B°rakh47 : Zwei warten aufeinander an einer Schüssel (aus der sie gemeinsam essen; u. zwar wartet der Geringere, bis der Größere genommen hat); drei warten nicht aufeinander. Wer das Brot bricht (das ist der, welcher zu Beginn des Mahles den Lobspruch über das Brot gesprochen hat), streckt zuerst seine Hand aus; wenn er aber seinem Lehrer oder einem, der größer als er selbst ist, Ehre erweisen u. dieses Vorrecht überlassen will, so darf er es. — Diese Bar auch Git 5 9 , 2 2 . || N d 4 , 4 : Wenn jemand der Genuß (Nutzen) von einem andren durch ein Gelübde versagt i s t . . . , so darf er mit diesem auf dem Polster zu Tische liegen u. mit ihm am Tische essen, aber nicht aus der (gemeinsamen) Schüssel; wohl aber darf er aus der Schüssel (mit ihm) essen, wenn diese herumgeht. b
e
Mt 26,23 setzt voraus, daß in jenem Augenblick eine gemeinsame Schüssel benützt wurde. Nach der Halakha sollte beim Essen des Hauptgerichts (Brot, Lattich, Fruchtmus u. Passahlamm) jeder seine Schüssel Fruchtmus für sich allein haben, 8. Exk.: »Die PassahfeierDaraus würde zu folgern sein, daß der Vorfall in Mt26,23 während des Essens des Vorgerichtes sich zugetragen hat. In der Schüssel würde sich dann entweder Fruchtmus oder nach andrer Tradition Salzwasser befunden haben. 26,24: Es wäre jenem Menschen besser, w e n n er n i c h t g e b o r e n w ä r e . Parallelen s. bei Mt 18,6.8f.; vgl. auch zu Mt 5,29 3) S. 303. — Ferner Hen 3 8 , 2 : Wenn der Gerechte ( = Messias) vor den auserwählten Gerechten erscheinen wird, deren Werke vor dem Herrn der Geister aufbewahrt sind, u. das Licht den auf dem Festlande wohnenden auserwählten Gerechten leuchten wird, — wo wird dann die Wohnung der Sünder u. wo die Ruhestätte derer sein, die den Herrn der Geister verleugnet haben? Es wäre ihnen besser, sie wären nie geboren worden. || Chag 2 , 1 : Wer über vier Dinge Betrachtungen anstellt, dem wäre es besser, wenn er nicht in die Welt gekommen wäre oaij>V K s «b ihm SV ^r^: nämlich über das, was oben (im Himmel) u. was unten (unter der Erde) ist, was vor der Welt(schöpfung) war u. was nachher sein wird; u. wer die Ehre seines Schöpfers nicht schont, dem wäre es besser, wenn er nicht in die Welt gekommen wäre. || B°rakh 1 7 : Raba, f 352, hat gesagt: Wer die Gebote nicht um ihrerselbstwiUen erfüllt, dem wäre es besser, wenn er nicht er1
a
1
Cod. Cambridge u. pT; *ito erleichternde Lesart.
Matth 26, 25
990
d
schaffen wäre x^aa «Vo rris. || E x R 4 0 ( 9 6 ) : R. Jochanan (t 279) hat gesagt: Wer die Tora kennt u. sie nicht tut, dem wäre es besser i> aaia, wenn er nicht zur Welt gekommen wäre, sondern die Nachgeburt sich um sein Gesicht gewendet hätte. — Die Parallelstelle LvR35(132 ) s. bei Mt 18,6. |j p*AZ2,40 ,35 s. bei Mt 1,16 S.38. c
d
2 0 , 2 5 : Du hast es g e s a g t . 8
Das als Bejahungsformel gemeinte ffv iinag = „du hast es gesagt findet sich in Jesu Mund noch 26,64. — M t 2 7 , l l (vgl. Joh 18,37) steht dafür das gleichbedeutende av fo'yetg „du sagst es" == wie du sagst, so ist es. Vergleichen läßt sich Ex 10,29: Fns* „du hast recht geredet", ich werde dein Angesicht nicht wieder sehn. Im Rabbin. wäre für rfv t-lnag (Xb'ysig) vorauszusetzen FI-TON. Doch kennt man (s. Dalman, Worte Jesu 1,254) nur Einen Beleg'für dieses m e » . TKelim BQ 1,6 (569): Zwischen die Vorhalle (des Tempels) u. den (Brandopfer-)Altar dürfen (die Priester) hineingehen, ohne (vorher) die Hände u. Füße gewaschen zu haben. So. R. Meir (um 150). Die Gelehrten aber sagten: Sie dürfen nicht hineingehen. Schimon, der Sittsame sissn, erzählte vor R. Elicezer (um 90): Ich bin hineingegangen zwischen die Vorhalle u. den Altar ungewaschen an Händen u. an Füßen! Er antwortete ihm: Wer ist beliebter (angesehener), du oder der Hohepriester? Da schwieg er. R. Elicezer aber sprach zu ihm: Du schämst dich wohl zu sagen, daß (selbst) der Hund des Hohenpriesters beliebter ist als du? Jener sprach: Rabbi, du hast es gesagt max ( = du hast recht, so ist es)! Er ant wortete ihm: Beim Tempeldienst, selbst einem Hohenpriester hätte man mit Holzscheiten die Hirnschale gespalten (wenn er ungewaschen dort hinein gegangen wäre)! Was willst du machen (wenn man auch über dich herfiele) ? Denn dich hat (nur) der Aufseher nicht angetroffen. — Aber auch dieses eine Beispiel genügt als Beweis, daß die Worte: „du hast es gesagt" oder „du sagst es" in Jesu Mund soviel bedeuten, wie: „du hast recht", „wie du es sagst, so ist es". Nur muß man sich hüten, das mss in diesem Sinn als eine allgemein gebräuchliche Wendung anzusehn. Für gewöhnlich hat man jedenfalls einfach "pn (-,ri) oder -pa = ja! gesagt; s. als Beispiele GnR 78 ( 4 9 ) bei Mt25,31 S.977; LvR 27 (125 ) bei Mt 5,45 S. 375 f.; Midr Qoh 5,10 bei Mt 6,4 S. 396. 1
d
b
b
K e i n e Parallele zu dem av elnas Mt26,25 enthält pKil 9 , 3 2 , 9: Die Leute von Sepphoris (wo Rabbi wohnte) sagten: Wer uns mitteilt, daß Rabbi entschlafen ist, den töten wir. Bar Qappara blickte (nach erfolgtem Ableben Rabbis) auf sie, sein Haupt bedeckt mit zerrissenen Gewändern; er sprach zu ihnen: „Gewaltige (d. h. die Frommen auf Erden) u. Gotteslöwen (d. h. die Engel im Himmel) erfaßten die Tafeln des Bundes (d. h. Rabbi), u. die Hand der Gotteslöwen war stärker u. sie rissen die Tafeln an sich." Man sagte zu ihm: Rabbi ist entschlafen?! Er antwortete ihnen: Ihr habt es gesagt •pp->nax iirs. — Die letzten Worte wollen aber nicht besagen: „Ja, so ist es, wie ihr gesagt habt"; wie sie gemeint sind, zeigt Midr Qoh 7,11 (35 ), wo die Antwort des Bar Qappara lautet: „Ihr habt es gesagt, ich habe es nicht gesagt* » r a s tu«. b
1
H. Laible, Allg. Evang.-Luth. Kirchenzeitung 1920 Spalte 460 faßt dies m » « als rhetorische Frage des Unwillens = „das (so ein hartes Wort) sagst du?* Aber dann hätte "ja oder PKT vor Pias nicht fehlen dürfen.
Matth 26,26.28
991
Wegen der obigen Drohung der Sepphorenser richtet Bar Qappara es so ein, daß die erste Kunde von Rabbis Tod nicht durch ihn, sondern durch die Sepphorenser selbst laut wird. - Weitere Parallelen: pK«th 1 2 , 3 5 , 18; bK th 104»; Midr Qoh 9,10 ( 4 3 ) ; in den beiden letzten Stellen die Antwort des Bar Qappara mit dem Zusatz: I c h habe es nicht gesagt." b
e
b
s
26,26: W ä h r e n d
s i e a ß e n , n a h m J e s u s B r o t usw.
Wann die Einsetzung des heiligen Abendmahls vermutlich erfolgt ist, s. im Exk.: „Die Passahfeier". 2 6 , 2 8 : D a s i s t m e i n B l u t d e s B u n d e s , d a s für zur V e r g e b u n g der Sünden
viele
v e r g o s s e n wird.
Die Worte weisen zurück auf Ex 24,8. Um die Sühnkraft des Blutes hervorzuheben, übersetzt Targ Onk nicht: „Mose schwenkte das Blut auf das Volk", sondern: „Mose nahm das Blut u. sprengte es auf den Altar, um für das Volk Sühnung zu schaffen, u. er sprach: Siehe, das ist Blut des Bundes, den Jahve mit euch auf Grund aller dieser Worte geschlossen hat." — Fast wörtlich ebenso Targ Jerusch I. Sonst haben wir Ex 24,8 noch erwähnt gefunden LvR 6 (109b) R. Jochanan (f 279) hat gesagt: Sie (Gott u. Israel) trafen Verabredungen untereinander, daß er sie nicht verleugnen wolle u. daß sie ihn nicht verleugnen sollten. R. Jicchaq (um 300) hat ge sagt: Wenn ein König seine Legionen schwören läßt, so läßt er sie nur beim Schwerte schwören, um damit zu sagen, daß, wenn einer die Vereinbarungen übertritt, das Schwert auf seinen Hals kommen soll. So nahm Mose die Hälfte des Blutes Ex 24,6. Woher hat Mose (gerade genau) die Hälfte des Blutes gekannt? R. J huda b. Etfai (um 150) hat gesagt: Das Blut hat sich von selbst (in zwei gleiche Teile) geteilt; R. Nathan (um 160) hat gesagt: Sein Aussehn veränderte sich: eine Hälfte wurde schwarz, die andre rot. Bar Qappara (um 220) hat gesagt: Ein Engel kam in der Gestalt Moses herab u. teilte es. R. Jicchaq hat gesagt: Eine Himmelsstimme ging aus vom Berge Horeb, welche rief: Bis hier ist die Hälfte des Blutes. R. Jischma'el (f um 135) hat gelehrt: Mose war mit den Halakhoth (Regeln) des Blutes vertraut u. teilte es. — „Und er tat es in Becken" Ex 24,6. R. Huna (um 350) hat im Namen des R. Abin (um 325) gesagt: Es steht geschrieben r » K = (ohne •> in der Endung): dieses war nicht größer als jenes u. jenes war nicht größer als dieses. Mose sprach vor Gott: Was soll mit deinem Teil geschehen? Er antwortete: Schwenke ihn auf das Volk. Und was soll mit ihrem Teil geschehen? Er antwortete: Schwenke ihn an den Altar. R. Berekhja (um 340) u. R. Chijja (um 280) haben im Namen des R. Jose b. Chanina (um 270) ge sagt: Er schwur ihnen, s. Ez 16,8: Ich schwur dir u. trat in einen Bund mit dir, ist der Spruch Jahve-Elohims. Und sie schwuren ihm, s. Dt 29,11: Daß du in den Bund u. Eidschwur Jahves deines Gottes eintretest. || J«»b46l>: Mose nahm das Blut u. schwenkte es auf das Volk; u. es ist traditionelle Lehre, daß es kein Sprengen (des Blutes) gibt ohne Tauchbad (deshalb bedarf auch der Proselyt außer der Beschneidung des Tauch bades). Vgl. K « r 8 1 (andre Ausgaben 9 « ) : Rabbi sagte: Wie eure Väter in den Bund eingetreten sind (am Sinai) nur durch Beschneidung, Tauchbad u. gnädige Annahme des Blutes, so sollen auch die Proselyten in den Bund eintreten nur durch Beschneidung, Tauchbad u. gnädige Annahme des Blutes (s. bei M t 3 , 6 S. 105 ff.). :
c
a
Für gewöhnlich verstand man unter „Blut des Bundes" rvna D T das Beschneidungsblut. p j * b 8 , 9 , 5: Wer die Vorhaut vorgezogen hat (u. dadurch die Beschneidung un kenntlich gemacht hat), wer beschnitten geboren ist u. wer sich vor seinem Übertritt zum Judentum hat beschneiden lassen, von dem muß man Blut des Bundes (durch Einritzen der Beschneidungsstelle) tröpfeln lassen. R. Schimfon b. EKazar (um 190) hat a
Matth 26,28.29.30.34 (911)
992
gelehrt: Nicht darüber sind die Schulen Schammais u. Hillels verschiedener Meinung gewesen, daß man von dem, der beschnitten geboren worden ist, Blut des Bundes muß tröpfeln lassen, weil dessen Vorhaut niedergedrückt ist. Verschiedener Meinung waren sie in betreff des Proselyten, der beschnitten zum Judentum übertritt; denn die Schule Schammais sagte, man müsse von ihm Blut des Bundes tröpfeln lassen, wahrend die Hillels sagte, man brauche das nicht zu tun. — Parallelstellen: TSchab 15,9 (133); pSchab 19,17*, 39; bSchab 135»; Jeb 71»; GnR 46 (29b).
26,29: N i c h t mehr w e r d e i c h v o n nun an v o n d i e s e m G e w ä c h s des W e i n s t o c k s t r i n k e n b i s zu j e n e m T a g , da i c h es mit e u c h neu t r i n k e n w e r d e in dem R e i c h m e i n e s V a t e r s . Über das Mahl der Gerechten in der Vollendungszeit s. Exk.: „Sch ol" usw. III, 4, o—y\ daselbst (Anm. 6) auch die Stellen, in denen bildlich von einem Mahl zur Bezeichnung der Freuden der Seligkeit gesprochen wird. — Sanh 9 9 u. B r a k h 3 4 : „Kein Auge hat es gesehen" usw. Jes 64,3. R. J hoschua* b. Levi (um 250) hat gesagt: Damit ist der Wein gemeint, der seit den sechs Schöpfungstagen in seinen Trauben auf bewahrt wird (für das Mahl der Gerechten in der zuk. Welt). e
a
e
b
c
2 6 , 3 0 : A l s sie den L o b g e s a n g g e s p r o c h e n , g i n g e n s i e h i n a u s an den ö l b e r g . Mit dem „Lobgesang" ist der zweite Teil des Hallel gemeint, der beim vierten Becher Wein gesungen wurde, s. Exk.: „Die Passahfeier". — Das Hinausgehen an den ölberg in der Passahnacht war kein Verstoß gegen die Halakha, s. Exk. über den Todestag Jesu 0, Nr. 6. 26,34 9 : E h e der H a h n k r ä h t . 1. Die in Palästina schon in Jesu Zeit allgemein übliche Hühner zucht war nur in Jerusalem untersagt, u. zwar weil man befürchtete, daß durch das Eratzen der Hühner verunreinigendes Gewürm ans Tageslicht gebracht werden könnte. Aus dem gleichen Grunde war der Priesterschaft das Halten von Hühnern auch außerhalb Jerusalems verboten, a Doch galt, wie die Tosephta zeigt, ersteres Verbot nur in dem Fall, daß dem Hühnervolk keine Gelegenheit zum Scharren in einem Garten oder auf einem Dunghaufen gegeben war.b Auch wird ausdrücklich von einem Hahn in Jerusalem erzählt, der dort ein Kind durch sein Picken getötet habe.c a. BQ 7,7: Man zieht in Jer. keine Hühner auf wegen der heiligen Dinge (zB Opfer fleisch von Friedmahlsopfern, das in den Häusern verzehrt werden durfte); die Priester aber dürfen sie auch nicht im Lande Israel aufziehen aus Gründen der Reinheit. || BQ 8 2 b Zehnerlei hat man von Jer. ausgesagt: Es verfällt darin kein Haus (dem Gläubiger, denn Jer. gilt als jüdischer Nationalbesitz), es stellt kein Ealb, dem das Genick zu zerbrechen ist (vgl. Dt 21,1 ff.), es wird keine Stadt, die mit dem Bann zu belegen ist, es wird nicht unrein durch Aussatz, man baut darin keine hervorspringenden Gesimse u. Balkone, man legt darin keine Dunghaufen an, man legt darin keine Schmelz öfen (für Töpfer, Glaser, Metallarbeiter usw.) an; man legt darin keine Gemüse- u. Obstgärten an, abgesehen von den Rosengärten, die seit den Tagen der früheren Pro pheten vorhanden sind; man zieht darin keine Hühner auf; man läßt darin keinen :
Matth 26, 34 ( « 1 . 2 )
993
Toten über Nacht. — Dasselbe mit Abweichungen im einzelnen AbothRN 35; in der Parallelstelle TN«g 6,1 f. (625) fehlt die Bemerkung über Hühnerzucht. b. TBQ 8,10 (361): Man zieht in Jer. wegen der heiligen Dinge keine Hühner auf; wenn diese einen Garten oder Misthaufen vor sich haben, siehe, so ist es erlaubt. C. iEduj 6 , 1 : R. Jehuda b. Baba (f um 135) hat fünf Dinge bezeugt: . . . Daß ein Hahn in Jer. gesteinigt worden ist, weil er ein menschliches Wesen getötet hat. — Diese Mischna wird zitiert B rakh 27 u. pcEr 10,26 , 36; an der letzteren Stelle mit dem Zusatz: Der Hahn sah, wie die Schädeldecke eines Kindes vibrierte, ging hin u. durchpickte sie. e
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2. „Hahnenschrei"
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P X ^ J ? als Bezeichnung der frühen Morgenzeit.
Joma 1,8: An jedem Tage räumt man die Asche vom Brandopferaltar ab zur Zeit des Hahnenschreis oder dicht um diese Zeit, sei es vorher oder nachher, am Ver söhnungstage aber um die Mitternachtsstunde u. an den Feiertagen von der ersten Nachtwache an (d. h. abends 9 Uhr, bezw. 10 Uhr, je nachdem man 4 oder 3 Nacht wachen annimmt, s. TB rakh 1,1 (1); pB rakh 1 , 2 , 9.14; B rakh 3 bei Mt 14,25). Und noch ehe der Hahnenschrei heranrückte, war schon (an den Festtagen) der Vorhof von Israeliten angefüllt. || Tamid 1,2: Wer die Asche vom Brandopferaltar wegzuräumen wünschte, stand früh auf u. nahm ein Tauchbad, bevor der darüber gesetzte Aufseher kam. Aber wußte er denn, zu welcher Stunde der Aufseher kam? Nicht alle Zeiten waren (in dieser Hinsicht) gleich: manchmal kam er zur Zeit des Hahnenschreis, oder auch dicht um diese Zeit, vorher oder nachher (wegen der Ungewißheit der Zeit seines Kommens mußte daher der Priester, der die Abräumung des Altars vornehmen wollte, schon früh aufstehn). || Zu Joma 1,8 wird J o m a 2 0 . 2 1 gefragt: Was bedeutet ntrip l a i n ? Rab (f 247) hat gesagt: Der Mann ( l a s , nämlich der damit beauftragte Priester) hat gerufen; Rab Schela (um 220) hat gesagt: Der Hahn («CVIJJ'MI = i a s ) hat gerufen. Rab kam nach dem Wohnort des Rab Schela (d. h. nach N hardep „Der Mann hat gerufen". Rab Schela sagte zu ihm: Der Herr hätte sagen sollen: Der Hahn hat gerufen. Er antwortete ihm: Die Flöte ist Fürsten ein liebliches Spiel, Weber freilich wollen nichts von ihr wissen! Als ich bei R. Chijja (um 200, Rabs Oheim) auslegte „Der Mann hat gerufen", sagte er zu mir nicht das geringste, u. du willst zu mir sagen: Sage: „Der Hahn hat gerufen"? Rab Schela (der Rab bis dahin nicht kannte) sprach: Der Herr ist wohl Rab? Dann möge der Herr (als mein Dolmetsch) stille sein! Jener antwortete: Im Sprichwort heißt es: Hast du dich einem verdungen, so Bchüttle auch seine Wolle aus (verrichte den geringsten Dienst). Einige sagen: So hat er ihm geantwortet: Man erhöht an Heiligkeit, aber man erniedrigt nicht (als wollte er sagen, wenn ich jetzt einem Geringeren, als ich bin, den Platz räumte, so wäre das eine Erniedrigung für den Lehrvortrag). Eine Bar entspricht der Meinung Rabs: Was sagte der Herold G bini (der frühmorgens die Priester zum Dienste rief)? Tretet an, ihr Priester, zu eurem Dienst u., ihr Leviten, auf eurer Estrade u., ihr Israeliten, an eurem Standort! . . . Eine andre Bar entspricht der Meinung des Rab Schela: Wer sich vor dem Hahnenschrei auf den Weg begibt, dessen Blut kommt auf sein Haupt (der trägt selbst die Verantwortung für etwaiges Unheil). R. Joschijja (um 140) sagte: Bevor or zum zweitenmal gekräht hat; andre sagen: Bevor er zum drittenmal gekräht hat. Und von welchem Hahn hat man es gesagt? Von dem Durch schnittshahn (der nicht allzu früh u. nicht allzu spät kräht). — Kurz wird diese Kontro verse berührt pSukka 5,55 , 18: Rab verdolmetschte vor der Schule des Rab Schela die Worte K - Q I tnp mit: „Gerufen hat der Herold." Man sagte ihm: Gerufen hat der Hahn. Er antwortete: Siehe, wir haben gelernt: "os ^a = Sohn des Mannes; kann man auch sagen: s!«i:ir> i a = Sohn des Hahnes? || Aus dem Lobspruch, der beim Hören des Hahnenschreis zu sagen war, erkennt man, daß unter der Zeit des Hahnenschreis hn all gemeinen die Grenzzeit zwischen Nacht u. Tag verstanden worden ist. B rakh 60 : Wenn man das Krähen des Hahnes hört, so sage man: Gepriesen sei der, der dem Hahn, " ^ a « (Hi 38, 36), die Einsicht gegeben bat, prüfend zu unterscheiden zwischen Tag u. Nacht! e
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S t r a c k n. B i l l e r b e e k , NT I.
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Matth 26, 34 ( » ) . 26, 35.40.41.42
9 9 4
2 6 , 3 4
33: W i r s t du m i c h d r e i m a l v e r l e u g n e n .
dnaQvda&ai a ne?;
ZB LVR
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( 1 0 9
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bei Mt
2 6 , 2 8
S.
9 9 1 .
2 6 , 3 5 : W e n n i c h auch mit dir s t e r b e n m ü ß t e , will ich d i c h d o c h n i c h t v e r l e u g n e n . e
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P siqR18 (93 ) : Als Mardokhai sah, daß Haman zu ihm kam mit einem Pferd an seiner Hand, sprach er: Es scheint, daß dieser Frevler mich zu töten kommt. Da sagte er zu seinen Schülern: Flüchtet euch, damit ihr nicht an meiner Kohle verbrannt werdet! Sie antworteten: Sowohl zum Leben als auch zum Sterben sind wir mit dir I:K •ps» niab i*a a*-*r:5 i*a. 26,39: D i e s e r K e l c h , s. bei 20, 32. D o c h n i c h t , w i e ich w i l l , s o n d e r n w i e du w i l l s t , s. bei 6,1038 S.419f. 2 6 , 4 0 :
So v e r m o c h t e t ihr n i c h t E i n e S t u n d e mit mir zu w a c h e n ?
Tamid 62» (andere Ausgaben fol. 28»): R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Wenn R. Jochanan (t 279) an diese Mischna kam (Mid 1, 2, wonach der revidierende Tempelhauptmann den schlafenden Priesterposten mit einem Stock zu schlagen u. seine Kleider anzubrennen pflegte), sagte er also: Heil den Früheren (Alten), die solches taten, wo der Zwang des Schlafes vorlag; um wieviel mehr würden sie es getan haben, wo kein Zwang des Schlafes vorlag! || Zum Ausdruck „Eine Stunde" s. GnR21 ( 1 4 ) : Siehe, Adam, du konntest auch nicht Eine Stunde rr.« rtsv I'S-EK in deinem Befehl bestehen! c
2 6 , 4 1 :
W a c h e t u. b e t e t .
Berakh 5&: R. Levi b. Chama (lies mit Bacher, pal. Amor. 1, 354: b. Lachma, um 260) hat gesagt, R. Schimfon b. Laqisch (um 250) habe gesagt: Immer reize der Mensch den guten Trieb wider den bösen Trieb; denn es heißt Ps4, 5: „Erreget euch, damit ihr nicht sündigt." Wenn er ihn (auf die Weise) besiegt, so ist es gut; wenn aber nicht, so beschäftige er sich mit der Tora, s. das.: „Saget in eurem Herzen" (d.h. redet bei euch selbst = studieret die Tora). Wenn er ihn besiegt, so ist es gut; wenn aber nicht, so rezitiere er das Sch ma?, s. das.: A u f eurem Lager" (unter der Sch°ma?-Rezitation schlief man gern ein). Wenn er ihn besiegt, so ist es gut gut; wenn aber nicht, so denke er an den Tag des Todes, s. das.: „Und schweiget. Sela." e
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D a ß ihr n i c h t in V e r s u c h u n g h i n e i n g e r a t e t ; der G e i s t ist w i l l i g , a b e r das F l e i s c h ist s c h w a c h .
2 6 , 4 1 :
Zu neiQttapög 2 6 , 4 2 :
s. bei Mt 6,13; zu nveipa
u. ff«'o| im Exk.: Der gute u. der böse Trieb.
W i e d e r u m g i n g er zum z w e i t e n m a l hin u. b e t e t e .
Über das Wiederholen des Gebetes s. B°rakh 32 b; R. Chama b. Chanina (um 260) hat gesagt: Wenn ein Mensch sieht, daß er betet, ohne erhört zu werden, so bete er immer aufs neue, s. Ps 27,14: Harre auf Jahve, sei stark u. dein Herz beweise Kraft, ja harre auf Jahve. || Midr Ps 27 § 7 ( 1 1 4 ) : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Wenn du gebetest hast u. noch einmal gebetest hast, dann sei versichert, daß dein Gebet erhört ist, u. er wird deine Bitte erfüllen, s. Ps27, 14: Harre auf Jahve, sei stark, so wird er dein Herz stärken wegen des „Harre auf Jabve" (so scheint der Midr zu deuten). — Ähnlich mit R. Chijja, dem Älteren (um 200), als Autor DtR 2 (198 ). || Selbst in hoffnungsloser Lage soll der Mensch anhalten am Gebet. B rakh 1 0 : Rab Hamnuna (um 290) hat gesagt: (Hiskia sprach zu Jesaja:) So habe ich es aus meinem Vaterhaus überkommen: Auch wenn (bereits) ein scharfes Schwert auf dem Halse eines Menschen liegt, soll er sich nicht enthalten, um Erbarmen zu flehen. Es ist auch gesagt worden: R. Jochanan (f 279) u. R. Eifazar (um 270) haben beide gesagt: Auch wenn ein scharfes Schwert auf dem Halse eines Menschen liegt, soll er sich b
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Matth 26,42.47.49 (Nr. 1.2)
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nicht enthalten, um Erbarmen zu flehen; s. Hi 13,15: Siehe, ob er mich töten will, ich hoffe auf ihn (nach dem Q re i s ) . R. Chanan (um 300) hat gesagt: Selbst wenn der Traumdeuter zu einem Menschen sagte: „Morgen wirst du sterben", so soll er sich nicht enthalten, um Erbarmen zu flehen, 8. Qoh 5, 6: Bei vielen Träumen gibt's auch Eitelkeiten usw. || DtR 2 (197 ): „Ich flehte zu jener Zeit zu Jahve, sagend" Dt 3, 23. Was heißt „sagend"? R. fAzarja (um 380) hat gesagt: „Sagend" den nachfolgenden Geschlechtern, daß sie in der Stunde der Not beten sollen; denn siehe, obgleich dem Mose gesagt war: „Du wirst diesen Jordan nicht überschreiten" Dt 3, 27, fing er doch an zu flehen. — Ferner s. bei Mt6, 9 S.408 Nr. 2. e
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26,47: Mit S c h w e r t e r n u. S t a n g e n . Schab 6, 4: Der Mann soll (am Sabbat) nicht ausgehn mit einem Schwert *r?s, u. nicht mit einem Bogen n»pa, u. nicht mit einem Schild o^-ra, u. nicht mit einer Holzstange n^sa (Knüttel, Kolben), u. nicht mit einem Spieß naii . || pSchab 6, 8 , 37: Was ist eine Holzstange n?sr? . . . Eine Art Spitzpfahl •pp**i = öixQctvov (vgl. Krauß, Lehnw. 2,193 f.). b
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26,49: Und k ü ß t e ihn. xcct£(fiXr asv = pv:, aram. piy? küssen; nj-?->«53, xn*?i*jsi3 Küssen, Kuß. t
1. Erlaubtes u. nicht erlaubtes Küssen. b
GnR 70 (45 ) : Alle Küsse dienen der Ausgelassenheit (Unsittlichkeit u. sind deshalb verboten), mit Ausnahme von drei Küssen: dem Huldigungskuß (wörtlich: Kuß der Hoheit, Größe), dem Kuß beim Wiedersehn nach längerer Trennung u. dem Abschiedskuß. Der Huldigungskuß, s. 1 Sm 10, 1: Da nahm Samuel die Ölflasche u. goß sie über sein Haupt u. küßte Saul. — Der Kuß nach längerer Trennung, s. Ex 4, 27: Ahron ging u. traf Mose am Berge Gottes u. küßte ihn. — Der Abschiedskuß, s. Ruth 1,14: fOrpa küßte ihre Schwiegermutter. — R. Tanchuma (um 380) hat gesagt: Auch der Kuß der Verwandtschaft (gehört zu den erlaubten Küssen), s. Gn 29, 11: „Jakob küßte die Rahel", denn sie war seine Verwandte; „u. er erhob seine Stimme u. weinte". Warum hat er geweint? Er sah, wie sich die Leute untereinander zuraunten, weil er sie geküßt hatte: Will der etwa bei uns etwas Unzüchtiges neu einführen? Denn seit der Zeit, da die Welt im Sündflutgeschlecht gestraft war, machten sich die Völker der Welt auf u. hielten sich von der Unzucht zurück; das besagt, daß sich die Morgenländer von der Unzucht fernhalten. — Parallelstelle Midr Ruth 1,14 (128 ). Der Kuß als E h r e n b e z e u g u n g war unter den Rabbinen gang und gäbe. RH 2, 9: Rabban Gamliöl (um 90) stand auf u. küßte den R. J hoschuaf auf sein Haupt u. sprach: Komm in Frieden, mein Lehrer u. mein Schüler; mein Lehrer in Gelehrsamkeit u. mein Schüler, weil du meine Worte angenommen hast.||R. Jochanan b. Zakkai, t um 80, küßt seinen Schüler R. EUazar b. cArakh auf das Haupt, um ihm seine Freude über einen wohlgelungenen Merkaba-Vortrag zu bezeugen Chag 1 4 . || Schimcon der Gerechte (? um 300 v. Chr.) küßt einen Nasiräer auf sein Haupt, der seine Eitelkeit Gotte zum Opfer dargebracht hat SNu 6,2 § 22 (7 ) = TNaz 4, 7 (289). || R. Jehoschuai (um 90) küßt ein Kind auf das Haupt, das ihm eine kluge Antwort gibt <Er53»>. || Über den König Josaphat dichtete man, daß er, sooft er einen Gelehrtenschüler sah, von seinem Thron sich erhob u. jenen umarmte u. küßte u. ihm zurief: Mein Lehrer mein Lehrer, mein Herr mein Herr! K t h l 0 3 b . a
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2. Die Kußstelle. Als solche galt in erster Linie der Kopf, s. die Stellen in Nr. 1; sodann die Hand, der Mund, das Knie u. der Fuß. e
Die Hand. B rakh 8»> Bar: R. JAqiba (t um 135) hat gesagt: In drei Dingen liebe ich die Meder: wenn sie Fleisch schneiden, schneiden sie es nur auf dem Tisch (nicht etwa in der Hand); wenn sie küssen, küssen sie nur auf die Hand, u. wenn sie eine Beratung halten, so halten sie sie nur auf freiem Felde. || fAZ 17 u. Schab 1 3 : Wenn eUlla (um 280) aus dem Lehrhaus kam, pflegte er seine Schwestern auf ihre Hände 63* a
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Matth 26,49 (Nr. 2. 3). 26,51
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zu küssen; andre sagen: Auf ihren Busen. || D e r Mund. pB rakh 1, 3 , 20: Chanan b. Ba (um 250) hat zu den Studiengenossen gesagt: Ich will euch etwas Schönes er zählen, was ich Rab (f 247) habe tun sehn, u. als ich es vor Sch muöl (f 254) erzählte, stand er auf u. küßte auf meinen Mund. || Midr HL 1, 2 (83»): Wenn du dich mit den Worten der Tora beschäftigst, daß deine Lippen (beim Forschen) fest aneinander ge drückt sind, dann werden dich schließlich alle (in Verehrung) auf deinen Mund küssen. || K n i e u. F u ß . Raschi zu cAZ 1 7 : Man pflegt, wenn man aus der Synagoge kommt, als bald seinen Vater u. seine Mutter u. den, der älter ist, als man selbst, auf das Knie oder auf seine Hand (fläche) zu küssen. II Sanh 27 ° : Bar Chama (der wegen Mordes an geklagt war) erhob sich u. küßte dem Rab Papi (um 360, dem er seine Freisprechung verdankte) die Füße u. übernahm für ihn die Kopfsteuer während seines ganzen Lebens. || pPea 1 , 1 5 , 23: R. Jonathan (um 220) u. R. Jannai saßen beieinander; da kam ein Mensch u. küßte (aus Dankbarkeit) die Füße des R. Jonathan. — Dasselbe pQidl, 6 1 , 3; P^iqR 23—24 (122b). — Weitere Beispiele s. K t h 6 3 » ; BB 16». e
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3. Als Kuß der Falschheit wird, wenigstens von einigen Autoren, der Bruderkuß Esaus (Gn 33,4) gedeutet. GnR 78 (50b) Esau lief ihm entgegen . . . u. küßte ihn inp.oM (Gn 33, 4). Darüber ist punktiert. R. Schimfon b. Eifazar (um 190) hat gesagt: In jeder Schriftstelle, wo du mehr (Buchstaben) findest als Punkte, da lege die Schriftzeichen aus (unter Nicht beachtung der punktierten Buchstaben); wo aber mehr Punkte als Buchstaben sind, da lege das Punktierte aus (unter Nichtbeachtung der unpunktierten Buchstaben). Hier ist des Geschriebenen nicht mehr als des Punktierten u. des Punktierten nicht mehr als des Geschriebenen; das lehrt, daß Esaus Liebe in jener Stunde entbrannte, so daß er ihn von ganzem Herzen küßte (sein Kuß war also aufrichtig gemeint). R. Jannai (um 225) antwortete: Wenn dem so wäre, warum ist darüber punktiert? Vielmehr lehrt das, daß er ihn nicht küssen ipws^, sondern daß er ihn beißen wollte isvih. Und es wurde der Hals unsres Vaters Jakob von Marmor u. die Zähne jenes Frevlers wurden stumpf; u. was will die Schrift lehrend sagen mit: ,u. sie weinten" (das;)? Der eine weinte wegen seines Halses u. der andre weinte wegen seiner Zähne. R. Abbahu (um 300) hat im Namen des R. Jochanan (f 279) den Beweis für R. Jannai von hier erbracht: Dein Hals ist wie ein Turm aus Elfenbein HL 7, 5. — In der Parallelstelle Midr HL 7 , 5 (127») sind die beiden Deutungen zu Einer im Sinne des R. Jannai verarbeitet worden. || ExR 5 (71b) Ahron küßte seinen Bruder Mose (s. Ex 4,27). R. Sch muöl b. Nachman (um 260) hat gesagt: Gleich einem Goldarbeiter, dem man eine Münze überbrachte; er sah, daß sie inwendig von Lehm u. auswendig von Gold war. Nach einiger Zeit überbrachte man ihm eine Münze, die ganz von Gold war. Er sagte zu ihnen: Die erste war Lehm u. mit Gold überzogen, aber diese ist ganz von Gold. So war auch der Kuß, den Esau seinem Bruder Jakob schenkte, nur Schlacke, vgl. Spr 26,23: „Schlackensilber, gezogen über eine Scherbe." Und was war das Ende? „Glühende Lippen u. ein böses Herz' (das.); denn er wollte ihn nicht küssen, sondern beißen. Aber der Kuß Ahrons u. Moses war ein Kuß der Aufrichtigkeit ras 5» npros; u. in bezug auf sie heißt es P s 8 5 , 1 1 : Liebe u. Wahrheit begegnen einander. || SNu 9,10 § 6 9 ( 1 8 ) : Das Wort inpv-i Gn 33,4 ist punktiert, weil er ihn nicht von ganzem Herzen geküßt hat. R. Schimfon b. Jochai (um 150) sagte: Es steht klärlich fest, daß Esau den Jakob geküßt hat; aber in jener Stunde regte sieb seine Liebe u. er küßte ihn von ganzem Herzen. || Targ Jerusch I Gn 3 3 , 4 : Er küßte ihn u. weinte. Esau weinte wegen des Schmerzens seiner Zähne, die wacklig geworden waren, u. Jakob weinte wegen des Schmerzens seines Halses (s. oben R. Jannai). :
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26,51: E r z o g sein S c h w e r t . Das Tragen von Waffen war nicht gerade selten. Schab 6,4: Der Mann soll (am Sabbat) nicht ausgehn mit einem Schwert oder mit einem Bogen oder mit einem Schild oder mit einer Keule oder mit einem Spieß;
Matth 26, 51. 53. 55.56. 57 (Nr. 1)
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u. wenn er damit (versehentlich) ausgegangen ist, ist er zu einem Sündopfer verpflichtet. R. Elifezer (um 90) sagte: Sie dienen ihm als Schmucksachen (u. deshalb darf man damit an einem Sabbat ausgehn). Die Gelehrten erwiderten: Nur zur Schande dienen sie, s. Jes 2 , 4 : Sie werden ihre Schwerter umschmieden zu Pflugmessern u. ihre Spieße zu Winzerhippen; nicht mehr wird Volk wider Volk das Schwert erheben, noch werden sie fürder zum Kriege sich üben. — Bar Schab 63 : Die Gelehrten sagten zu R. Elifezer: Wie, wenn sie ihm als Schmucksachen dienen, warum hören sie in den Tagen des Messias auf? Er antwortete: „Weil sie nicht nötig sind, s. Jes 2 , 4 : „Nicht mehr wird ein Volk" usw., u. sie werden bloß zum Schmuck dienen.... Einige sagen: Die Gelehrten sagten zu R. Elifezer: Wie, wenn sie ihm als Schmucksachen dienen, warum hören sie in den Tagen des Messias auf? Er antwortete: Auch in den Tagen des Messias hören sie nicht auf. 8
26,53: Z w ö l f Legionen Engel. Xeyuav, Tn:£, pl. •pa'räb oder rvia-nab. — Engellegionen zB: e
NuR l l , s . bei Gal 3,19. — Ferner TSota 3,14 (297): Sis ra hat sich vor Gott nur seiner Legionen gebrüstet, die keinen Sold erhielten, s. Ri 5, 19: „Es kamen Könige, kämpften . . . ; ein Stück Silber erhielten sie nicht." Auch Gott nahm an ihnen Rache nur durch Legionen, die keinen'Sold empfangen, s. Ri 5, 20: Vom Himmel her kämpften sie usw. — Parallele: NuR 9 (153 ). || LvR 16 (116 ): Gott ruft seine Legionen ( = Engel) zus. u. spricht zu ihnen: Nicht ohne Grund habe ich ihn (den Aussätzigen) geschlagen, sondern „wegen der Schuld seiner Habgier i*xa bin ich zornig geworden u. habe ihn geschlagen" (Jes 57,17). || Engelmyriaden s. bei Mt 14, 6 S. 682 Anm. e. d
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2 6 , 5 5 : T ä g l i c h h a b e ich im T e m p e l g e s e s s e n l e h r e n d . Der Lehrer u. Vortragende pflegte zu sitzen. a
MidrHL 1,3 (85 ): Das Lehrhaus des R. Elifezer (um 90) in Lydda war wie eine Rennbahn (Stadion) gemacht, u. ein Stein befand sich daselbst, der für ihn als Sitz bestimmt war. Einmal kam R. J hoschuaf (um 90) hin u. begann jenen Stein zu küssen u. sprach: Dieser Stein gleicht dem Berge Sinai, u. der auf ihm saß, glich der Bundeslade. || LvR 16 (116°): Als Ben f Azzai (um 110) einmal saß z-w u. öffentlich vortrug » i n , züngelte rings um ihn Feuer. | MidrHL 1,10 ( 9 1 ) : R. Abbahu (um 300) saß u. trug öffentlich vor » w i awn mn, u. Feuer flammte rings um ihn (beide Stellen im Exk. Uber den altjüd. Synagogen-Gottesdienst C 2). || B rakh27b Rabban Gamliöl (IL, um 90) saß u. trug vor « n m a o v rrn, u. R. J hoschuaf stand auf seinen Füßen, bis alles Volk murrte. Dasselbe B kh 36 ; pBerakh 4, 7 , 4; pTafan 4,67 , 20. || ExR 8 ( 7 3 ) : Dein Bruder Ahron wird dein Prophet sein Ex 7,1. Wie der Vortragende sitzt u. vorträgt w-rn aoi* u. der Amora (Sprecher, Dolmetsch) vor ihm steht, so sollst du alles sagen, was ich dir befehlen werde, u. Ahron soll es zum Pharao sagen. || Aboth RN 4: Wenn der Gelehrte sitzt u. vorträgt «n-ti aar in der Gemeinde, so rechnet es ihm die Schrift an, als ob er Fett u. Blut auf dem Altar darbrächte. || Mehrfach werden Polster u. Sessel als Sitze der Gelehrten erwähnt, s. Aboth RN 6; M ° g 2 1 u. MQ 16b bei Apg 22, 3. — Auch ein Krug oder ein Korb werden als Sitzgelegenheit genannt, s. N d 49b hei Apg 18,3. — Zum Sitzen der Schüler während des Unterrichts s. bei Apg 22,3. e
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2 6 , 5 6 : Da v e r l i e ß e n ihn alle J ü n g e r u. f l o h e n . a
Schab 3 2 : Rab Papa (f 376) hat gesagt: An der Tür des Kramladens (wo hin u. wieder etwas verteilt wird) gibt es viele Brüder u. Freunde; an der Tür des Gefängnisses gibt es keine Brüder u. Freunde. 1
26,57: Sie f ü h r t e n ihn zum H o h e n p r i e s t e r K a i p h a s , w o die S c h r i f t g e l e h r t e n u. die Ä l t e s t e n z u s . g e k o m m e n w a r e n . 1. Das eigentliche Versammlungslokal des großen Synedriums (bei 1
So Levy 1, 529 SJ"T -a aas statt -:VT3 aas (Tür der Verachtung).
Matth 26,57 (Nr. 1)
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Josephus ßovXr] oder ßovXsviijoiov) lag am östlichen Ende der ersten oder ältesten Mauer, die die Nordseite Jerusalems schirmte. Diese Nordmauer begann im Westen am Turm Hippikus, zog sich dann ostwärts beim Xystus (o Svatog) u. dem Rathaus (r) ßovXrj) vorüber u. endigte an der die Westseite des Tempelberges umschließenden Säulenhalle. Der Xystus scheint ein freier, von Säulengängen eingeschlossener Platz gewesen zu sein, der zu Wettspielen u. zu Volksversammlungen (s. Bell. Jud. 2,16, 3) diente; von ihm führte eine Brücke über das Tyropöon hinüber auf den Tempelberg. Und hier an der Südwestecke des Tempelplatzes wird die ßovXr] gelegen haben; jedenfalls außerhalb der Oberstadt; denn bevor diese in die Hände der Römer fiel, hatte Titus das Rathaus bereits zerstören lassen (Jos. Bell. Jud. 6, 6 , 3 ) . Joseph. Bell. Jud. 5,4, 2 (Twv xgnäv XSIXÜV xd psv dgx«Tov) dgxofievov 6h xaxd ßogq~dv und xov 'Innixov xaXovfxevov nv'gyov xai dtaietvov ini xov Svoxdv Xsydfxsvov, ensixa ßovXt) avvdnxov, ini xrjv ionsgiov xov Isgov arouv dnrjgxi^sxo. || Bell. Jud. 2, 16,3: ngooxaXsodfisvog (AgrippaII. 50—100 n.Chr.) 6rj eig xov Svoxdv xd nXrjdog xai nuQaaxrjoäfisvog iv negiönxw xrjv ddsXoprjv Bsgvtxrjv ini xrjg 'Aaa/movaifov oixlag, avxrj yctg rjv inüvta xov Evaxov ngög xd nigav xrjg üvia nöXecog xai ystpvga (Brücke) xü SVOXM rd isgov avvijnrev, eXsUe xoid6e. || Bell. Jud. 6, 6, 3: Tor? 6s axgaxitäxaig ipningdvai xai 6iagni£siv ixsXsvas (Tirog) xrjv nöXiv. ol o^ixelvrjv piv inioxov xrjv rjfiigav. d'voxsgaiq To xe dgxsTov (Archiv) xai xrjv "Axqav xai xd ßovXevxrjgiov xai xov 'OqpXdv (das Ophel-Viertel südlich vom Tempelberg) xaXovfisvov voprjxf/av, xai ngovxovje xd nt'g fxsxgi xwv 'EXsvrjg ßaaiXeimv, « 6rj xaxd fis'orjv xrjv "Axqav (Unterstadt) r)v. Nach der Mischna war das Versammlungslokal des Synedriums in m u r i r s i $ ? (Quaderhalle), einer Baulichkeit im innern Vorhof. Mid 5,4: Auf der Südseite (des inneren Vorhofs) befand sich die Holzkammer, die Kammer derer vom Auslande u. die r*«n rzvh. Die Holzkammer: R. Elifezer b. Jafaqob (wohl der II., um 150) hat gesagt: Wozu sie gedient hat, habe ich vergessen. Abba Schasul (um 150) hat gesagt: Es war die Halle des Hohenpriesters, u. sie lag hinter den beiden andren, aber alle drei hatten ein gemeinsames Dach. Die Kammer derer vom Auslande: dort hatten die aus dem Exil Zurückkehrenden einen bleibenden Brunnen angelegt, u. ein Rad war darüber angebracht, u. von dort versorgte man den ganzen Vorhof mit Wasser. Die rvsn rzvh: dort tagte das große Synedrium Israels u. beurteilte die Priesterschaft (betreffs der Legitimität ihrer Abstammung). Wenn an einem Priester etwas Verwerfliches gefunden wurde, so zog er Trauergewänder an u. ging davon; der aber, an dem nichts Verwerfliches gefunden wurde, legte weiße Gewänder an, ging hinein u. verrichtete den Dienst mit den Priestern, seinen Brüdern. || Sanh 11, 2: Drei Gerichtshöfe waren dort (in Jerusalem): einer saß am Eingange des Tempelberges u. einer am Eingang des Vorhofs u. einer in der Quaderhalle. |{ Vgl. Pea 2, 6: Man ging hinauf zur Quaderhalle u. fragte an (beim großen Synedrium); ähnlich fEduj 7,4: Es kam die Sache vor die Q. (d. h. vor den dort tagenden Gerichtshof). || Tamid 2, 5*: Man ging hinab u. begab sich in die Q. (um hier die Priester losen zu lassen, wer schlachten, wer das Blut sprengen sollte usw.) — Tamid 4 Ende: (Die Priestei) gingen hinab u. begaben sich in die Q., um das Sch maf zu rezitieren. || J o m a 2 5 Bar (s. TJoma 1', 10 [181]): Die Q. glich einer großen Basilika; das Verlosen (der Priesterfunktionen) fand im Osten statt, während ein Ältester (des Gerichtshofes, der sie über die Ordnung des Verlosens unterwies, Raschi) im Westen saß, die Priester aber standen rings herum nach Art eines Schneckengewindes. Der Aufseher kam u. nahm die Mütze (Turban) vom Kopfe des einen von ihnen; damit wußten alle, daß das Verlosen bei diesem seinen Anfang nahm . . . Abaje (t 338/39) der
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hat gesagt: Daraus entnehme ich, daß die Q. zur Hälfte im Heiligen (im innern Vor hof) lag u. zur Hälfte im Profanen (im äußern Vorhof); ferner entnehme ich daraus daß die Q. zwei Eingänge hatte: der eine stand offen nach dem Heiligen u. der andre stand offen nach dem Profanen. Denn wenn man annehmen wollte, daß sie ganz im Heiligen lag, so saß doch ein Ältester im Westen; u. ein Autor hat doch gesagt (s. TSanh 4,4), daß es im (innern) Vorhof nur für die Könige aus dem Hause Davids ein Sitzen gab. Und wenn man annehmen wollte, daß sie ganz im Profanen lag, so fand doch das Verlosen im Osten statt; u. siehe, wir haben gelernt P s 5 5 , 1 5 : Wir zogen zum Hause Gottes im lauten Getümmel, was in diesem Falle (wenn das Ver losen im Profanen u. nicht im Heiligen vorgenommen wurde) nicht zutraf. Vielmehr entnehme ich daraus, daß die Q. zur Hälfte im Heiligen u. zur Hälfte im Profanen lag. Und wenn man annehmen wollte, daß sie (nur) Einen Eingang hatte u. daß dieser nach dem Heiligen hin offen war, so saß doch ein Ältester im Westen, u. wir haben doch gelernt (vgl. P s 8 6 ; Z b56&): Die Hallen (Kammern), die im Profanen erbaut sind u. nach dem Heiligen hin offen stehen, deren Inneres ist heilig. Und wenn man annehmen wollte, daß die Q. nach dem Profanen hin offen gestanden hat, so fand doch das Verlosen im Osten statt, u. wir haben gelernt: (Die Hallen,) die im Heiligen erbaut sind u. nach dem Profanen hin offen stehen, deren Inneres ist profan (u. in einem profanen Raum hätte das Verlosen der Priesterfunktionen nicht stattfinden können). Also entnehme ich daraus, daß die Q. zwei Eingänge gehabt hat, von denen der eine im Heiligen u. der andre im Profanen offen stand. Vgl. TJoma 1,10 (181); TSukka 4,16 (199). e
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Schürer 2*, 263 ff. folgt den Angaben des Josephus: „Vermutlich wolle der Name r^nn rsob, entgegen der gewöhnlichen Meinung, nicht besagen, daß jene Halle aus Quadersteinen
(rvTj) gebaut war — was
kein charakteristisches Merkmal wäre — , sondern daß sie am Xystos lag ( r m =
%vax6g, wie L X X 1 Chr 2 2 , 2 ; Arnos 5 , 1 1 ) : Die Halle am
Xystos." Jüdischerseits hält man an der Lage der Quaderhalle innerhalb der Tempelarea fest, s. Strack zu Sanh 11,2. Nichts hat mit dem Versammlungslokal des großen Synedriums zu schaffen die mehrfach erwähnte ("piinba) "pTirriD n w $ . Diese war viel mehr mit der „Halle des Hohenpriesters" (s. oben Mid 5,4) identisch; letzterer Name stammt davon, daß der Hohepriester sieben Tage vor dem Versöhnungsfest in ihr seine Wohnung nahm. Joma 1,1: Sieben Tage vor dem Versöhnungstage sonderte man den Hohenpriester von seinem Hause ab hin nach der Halle der •p'nni» oder = nooetigoi „Vorsitzenden" s. Schürer* 2,254. || TJom 1,1 (180): R. J huda (um 150) pflegte sie (die Halle der Vor sitzenden) zu nennen „Halle der Ratsherren", -ptai^a h = ßovXtvxai. || Joma 8 Bar: R. J huda (um 150) hat gesagt: War es denn die Halle der Vorsitzenden, war es nicht vielmehr die Halle der Ratsherren -ts-uVa? Allein anfänglich pflegte man sie die Halle der Ratsherren zu nennen; doch weil sie für das hohepriesterliche Amt Geld gaben u. darin alle 12 Monate wechselten, wie die Vorsitzenden (in Staatsbehörden), die alle 12 Monate in ihrem Amt wechseln, deshalb nannte man sie Halle der Vorsitzenden. (Die Stelle ist im Sinne des Tadels gemeint: während früher die Hohenpriester für ihre ganze Lebenszeit Ratsherren, d. h. Mitglieder des großen Synedriums waren, sind sie infolge Käuflichkeit des hohenpriesterl. Amtes zu bloßen Vorsitzenden [nicht Beisitzern nagedgoi] des Synedriums geworden, die alle 12 Monate den Präsidentensitz einem andren überlassen müssen. Das prägt sich auch in dem Namen der „Halle des Hohen priesters" aus: erst hieß sie Halle der Ratsherren, später Halle der Vorsitzenden.) Parallelstelle pJoma 1,38 , 35. — In bJoma 9 folgt dann noch die Frage: Was be deutet •p-nme? (Antwort:) -O-JSB. — Dies Wort erklärt Raschi durch „königliche Be amte" Hfi'sn "H*p»; andre: = etpogoi. e
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Matth 26, 57 (Nr. 2)
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2. Eine Tradition, die sich an den Namen des R. Jose b. Chalaphta, um 150, knüpft, weiß zu berichten, daß 40 Jahre vor der Zerstörung des Tempels das Synedrium seine Sitzungen aus der Quaderhalle nach einer Kaufhalle verlegt habe. b
fAZ 8 : Rab Kahana (um 250) hat gesagt: Als R. Jischmafel b. Jose (b. Chalaphta, um 180) erkrankte, ließ man ihm sagen: Sage uns zwei oder drei Worte, die du uns im Namen deines Vaters (R. Jose, um 150) gesagt hast. Er antwortete: 180 Jahre, bevor das Haus ( = Tempel) zerstört wurde, dehnte sich die frevlerische Herrschaft (Roms) über Israel aus; 80 Jahre, bevor das Haus zerstört wurde, verhängte man (als Vorbeugungsmaßregel) Unreinheit über das Land der Völker u. über Glasgefäße; 40 Jahre, bevor das Haus zerstört wurde, wanderte das Synedrium (aus der Quader halle) aus u. tagte in einer Kaufhalle, nnsna. In bezug worauf ist das von Belang? Rab Jicchaq b. Abdimi (um 300) hat gesagt: Es will besagen, daß sie nicht mehr in Strafgeldsachen richteten Rab Nachman bar Jicchaq ( t 356) hat gesagt: Sage nicht: in Strafgeldsachen, sondern daß sie nicht mehr in Kriminalprozessen aburteilten. Was war der Grund? Als sie sahen, daß sich die Mörder mehrten, so daß sie sie nicht aburteilen konnten, sagten sie: Es ist besser, wir wandern von Ort zu Ort, damit wir nicht zu verurteilen brauchen; denn es heißt Dt 17,10: Handle nach Maßgabe des Spruchs, den sie dir verkündigen werden von jenem Ort aus, den Jahve erwählen wird. Das lehrt, daß es (das rechtsgültige Urteilen) vom Ort (von der Gerichtsstätte) abhängt. (Darum verließ also das Synedrium seinen alten Gerichtssitz, um keine Todesurteile mehr fällen zu können.) Dasselbe etwas kürzer Schab 1 5 , hier statt n u n a der Plural nS^sna; als Bar in Sanh 4 1 . || RH 3 1 : Rab J huda b. Idi hat gesagt, R. Jochanan (t 279) habe gesagt: Zehn Stationen hat die Sch khina (Gottheit) auf Grund der Schrift (beim Verlassen des ersten Tempels) gemacht. Ihnen entsprechend (also auch zehn mal) ist auf Grund der Tradition das Synedrium gewandert. . . von der Quaderhalle nach der Kaufhalle n u n , von der Kaufhalle nach Jer., von Jer. nach Jahne, von Jabne nach iüscha, von 3Uscha nach Sch pharfam, von Sch pharsam nach Beth-Sch farim, von Beth-Sch farim nach Sepphoris, von Sepphoris nach Tiberias, u. Tiberias ist das tiefste von allen, s. Jes 2 9 , 4 : Tief unten von der Erde wirst du reden u. gedämpft aus dem Staube wird deine Rede kommen.. . . R. Jochanan hat gesagt: Und von dort (Tiberias) werden sie dereinst (in der messian. Zeit) erlöst werden; s. Jes52,2: Schüttle ab den Staub, stehe auf. || Die Kommentatoren nehmen an, daß mit der .Kaufhalle" eine der Hallen gemeint sei, in denen auf dem Tempelberg Opferbedarf verkauft wurde. — Chwolson, Das letzte Passahmahl Christi S. 123, identifiziert die „Kaufhalle" mit den angeblich der Familie des Hohenpriesters Hannas gehörenden Kaufhallen, die am Ölberge gelegen wareu (s. hierzu bei Joh 18,13 Anm. d). Dorthin sei etwa um 30 n. Chr. der Sitz des Synedriums verlegt worden, dorthin sei auch Jesus zuerst nach seiner Gefangennehmung abgeführt worden; vgl. Joh 18,13. a
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Schürer
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2, 265 verwirft
die Tradition über
die Verlegung der
Synedrialsitzungen nach einer Kaufhalle als unhistorisch, zumal die Mischna augenscheinlich voraussetze, „daß das Synedrium gerade in der letzten Zeit vor der Zerstörung des Tempels sich in der Lischkath. ha-gazith versammelt habe". Da nach einer anderweitigen Tradition dem Synedrium ebenfalls 40 Jahre, vor der Tempelzerstörung das Richten über Leben u. Tod abgenommen sei, so habe man daraus gefolgert, daß auch die Sitzungen des Synedriums nicht mehr in dem früheren Amts lokal stattgefunden haben könnten. Synedrialsitzungen im Hause des Hohenpriesters werden in der rabbin. Literatur, soweit wir sehen, nicht erwähnt. Die Quaderhalle,
Matth 26,57 (Nr. 2). 26, 60 (Nr. 1 - 3 )
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falls sie im Tempelbezirk lag, kam als Stätte der Verhandlung gegen Jesum schon der nächtlichen Stunde wegen nicht in Betracht, da die Tore des Tempelbergs in der Nacht geschlossen waren. Mid 1,1: An drei Stellen hielten die Priester im Heiligtum Wache: im Hause des Abtinas (des Herstellers des heiligen Räucherwerks), im Funkenhaus (?) u. im Brand hause (wo beständig Feuer unterhalten wurde); die Leviten an 21 Stellen: 5 an den 5 Toren des Tempelberges, 4 an den 4 inneren Ecken, 5 an den 5 Toren des (inneren) Vorhofs, 4 an den 4 äußeren Ecken (des inneren Vorhofs), 1 in der Opferkammer, 1 in der Vorhangskammer u. 1 hinter der Stätte der Eapporeth ( = dem Allerheiligsten). 26,60: Obwohl viele falsche Zeugen xfjevdofiaQTVQeg
herzutraten.
„falsche Zeugen" (nicht "papit ö ^ s =
Z., die
als
falsche Zeugen überführt sind, sondern:) nj?^ "vis == Zeugen, die Falsches aussagen, sei es wissentlich, sei es irrtümlich. 1. Personen, die als Zeugen unzulässig waren. Sanh 3,3—5; S c h b u 4 , l ; SDt 19,17 (109 ); RH 1,8 u. Sanh 2 7 s. bei M t 5 , 2 1 S. 267 f. || TSanh 5, 5 (423): Zu ihnen (den in Sanh 3, 3—5 genannten Personen) hat man hinzugefügt: die Räuber u. die Hirten u. die Gewalttätigen u. alle, die in Geld sachen verdächtig sind — deren Zeugnis ist untauglich. || Sanh-25b Bar: Man hat noch hinzugefügt die Hirten (von Kleinvieh, weil sie ihre Herden auf fremde Grundstücke treiben), die Steuererheber u. die Zöllner. . . . Von den Steuererhebern u. Zöllnern hatte man anfänglich angenommen, daß sie nur das nähmen, was ihnen vorgeschrieben war; als man aber wahrnahm, daß sie mehr nahmen, erklärte man sie (als Zeugen) für untauglich. e
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2. Die Verwarnung der Zeugen in Kriminalprozessen. Sanh 4, 5 8. bei Mt 5, 21 S. 267 Anm. c. — Fortsetzung der Stelle: Denn so finden wir es bei Kain: „Das mehrfache Blut Plur.) deines Bruders schreit zu mir von der Erde* Gn 4,10. Es heißt nicht: „das Blut" (Sing.) deines Bruders, sondern das „mehrfache Blut" deines Bruders, sein Blut u. das Blut seiner (etwaigen) Nachkommen— Deshalb ist ein einziger Mensch in der Welt geschaffen worden, um zu lehren, daß jedem, der eine Seele [„aus Israel" ist zu tilgen, Strack zur Stelle] vernichtet, man es anrechnet, als ob er eine ganze Welt vernichtet hätte, u. jedem, der eine Seele [aus Israel] erhält, man es anrechnet, als ob er eine ganze Welt erhalten hätte.. . . Und vielleicht werdet ihr sagen: Was soll uns diese Bedrängnis (die wir als Zeugen haben)? Fürwahr, es heißt schon Lv 5 , 1 : „Er war Zeuge, sei es daß er es gesehen oder er fahren hat; wenn er dann nicht Anzeige macht u. er infolgedessen Verschuldung trägt." Und vielleicht werdet ihr sagen: Was sollen wir uns in bezug auf das Blut dieses ver schulden? Fürwahr, es heißt schon Spr 11,10: „Und wenn die Frevler zugrunde gehn, herrscht Jubel." || Beispiel einer Zeugenaussage, die auf Vermutung beruht: TSanh 8,3 (427): Man soll nicht sagen: Wir haben ihn (den Angeklagten) gesehen, wie er hinter dem andren herlief u. ein Schwert in seiner Hand hatte, er (der Verfolgte) ging vor ihm in einen Kramladen u. dieser ging nach jenem in den Kramladen, u. wir gingen nach ihm hinein u. fanden jenen getötet u. das Schwert war in der Hand des Mörders u. triefte von Blut — ihr möchtet vielleicht sagen: Wenn nicht (dieser), wer hat ihn (sonst) getötet? (Die Vermutung mag also noch so begründet sein, zur Bezeugung der Täterschaft genügt sie nicht.) — Die Parallele Sanh 37 b s. bei Mt 5,21S. 267 Anm. c. 3. Zu rechtsgültigem Zeugnis gehörte die Aussage von 2 Zeugen. SNu 35,30 § 161 (62b, 3): „ E i n Zeuge kann nicht gegen eine Person aussagen, daß sie sterbe" Nu 35, 30; wohl aber darf Ein Zeuge zugunsten des Angeklagten aus sagen. . . . „ E i n Zeuge"; diese Stelle enthält die Hauptnorm: überall wo iy „Zeuge" 1
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Zur exegetischen Regel des atc pja (Hauptnorm) s. Einl. S. 97 f.
Matth 26,-60 (Nr. 3—5)
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in der Schrift steht, sind damit allgemein zwei Zeugen gemeint, bis dir die Schrift ausdrücklich angibt „Ein" Zeuge. || SDt 17,6 § 150 (104b) Woher, daß Ein Zeuge nichts zuungunsten des Angeklagten vorbringen darf? Die Schrift sagt lehrend Dt 17,6: Er darf nicht auf die Aussage Eines Zeugen getötet werden. — Weitere Belege s. bei Mt 5, 21 S. 267 Anm. b. — Über Zeugengruppen s. ebenda S. 266. :
4. Ausfragung rr^yi u. Ausforschung rn^pn der Zeugen. Schriftgrund: Dt 13,15. Die n-npn galt als das Wichtigere; sie bezog sich auf die Zeit u. den Ort des Geschehnisses. Die rnai-n (wofür auch njjnna = Untersuchung, Prüfung) richtete sich mehr auf Nebenumstände. Wenn ein Zeuge eine Ausforschungsfrage nicht beantworten konnte, so wurde sowohl seine, als auch des zweiten Zeugen Aussage ver worfen; dagegen behielt bei der d rischa oder b diqa in diesem Fall das Zeugnis beider seine Gültigkeit. Widersprachen sich die beiden Zeugen, sei es bei den Ausforschungs-, sei es bei den Prüfungsfragen, so war ihr Zeugnis ungültig. Der letztere Fall war es — vgl. M k l 4 , 5 6 : xai tcai al (laotvoiai ovx yffav u. das. Vers 59: ovSs ovT
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5. Falsche Zeugen. Mak 1,4: Die Zeugen werden zu falschen •psijiT erst dann, wenn sie sich selbst als falsche erweisen. Auf welche Weise? Haben sie gesagt: „Wir bezeugen gegen den 1 s
Die Halakha ist nicht nach R. Jose. Zur Verwarnung s. bei Mt.5, 21 S. 261 Nr. 1.
Matth 26,60 (Nr. 5 - 7 ) . 26,61 (91)
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u. den Mann, daß er jemand getötet hat", u. andre hahen (dann) zu ihnen gesagt: „Wie könnt ihr bezeugen? Denn siehe, dieser Getötete oder der Tötende ist an dem selben Tage mit uns an dem u. dem Ort gewesen", so sind sie nicht falsche Zeugen •pawiT. (Ihr Zeugnis ist objektiv falsch u. deshalb wertlos; aber es kann auf einem Irrtum über den Getöteten oder den Mörder beruhen; deshalb gelten sie wohl als *iy "«pr, aber nicht als ywit B - I J » ; sie bleiben in diesem Fall straflos.) Haben andre aber zu ihnen gesagt: „Wie könnt ihr bezeugen? Denn siehe, ihr selbst seit mit uns an demselben Tage an dem u. dem Ort gewesen* (könnt also von der Tat nichts gesehen haben), dann sind sie falsche Zeugen paeiT u. werden auf die Aussage jener getötet. (Sie haben jetzt ober sich selbst ein falsches Zeugnis abgelegt u. damit sich selbst als -pttaiT erwiesen.) | Mak 1,5: Sind andre (Zeugen gegen den angeblichen Mörder) ge kommen u. jene (die gegen das 1. Zeugenpaar bereits aufgetretenen Zeugen) haben (auch) diese als falsche erklärt, sind (noch) andre (Zeugen) gekommen u. jene haben (auch) diese als falsche erklärt, sogar hundert (Zeugenpaare), so sollen sie alle getötet werden. R. J huda (um 150) sagte: Das (ein solches alle übrigen Zeugen als falsche erklärendes Zeugenpaar) wäre eine c p c p » (Aufrührerbande?). Nur das erste Paar (falscher Zeugen) wird getötet. — Wesentlich anders die Parallele TMak 1,10 (439). | Mak 1,6: Die falschen Zeugen werden getötet erst, nachdem das Urteil gefällt ist. Denn siehe, die Sadduzäer rp."»*! sagten: Erst wenn er (der Angeklagte u. Verurteilte) getötet worden ist, s. Dt 19, 21: „Leben um Leben". Die Gelehrten aber sagten ihnen: Es heißt doch Dt 19,19: „Ihr sollt ihm tun, wie er seinem Bruder zu tun gedachte." Also siehe, sein Bruder muß noch am Leben sein. Wenn dem so ist, warum heißt es denn: Leben um Leben? Man könnte meinen: Von der Stunde an, da man ihr Zeugnis angenommen hat, sollen sie getötet werden. Aber die Schrift sagt lehrend: Leben um Leben. Also werden sie getötet erst, nachdem das Urteil gefällt worden ist. (Mit dem Urteil wird dem Delin quenten das Leben abgesprochen; darum haben falsche Zeugen mit demselben Augen blick ihr Leben verwirkt.) — Mak 5 s. bei Mt 5, 38 S. 338; über anderweite Strafen der falschen Zeugen s. bei Mt 5, 38 S. 337 f. e
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6. Die Zeugen wurden einzeln vernommen. Sanh 3, 6: (Nachdem man den Zeugen Furcht eingeflößt, d. h. sie verwarnt hatte) ließ man sie hinausgehn u. behielt (nur) den Angesehensten bnsn unter ihnen zurück. Man sprach zu ihm: Sage, wieso weißt du, daß dieser diesem schuldig ist? (Diese Frage beispielsweise bei Vermögensstreitigkeiten.)... Man führte den zweiten (Zeugen) herein u. prüfte ihn. (Dieser Satz auch Sanh 5,4 in bezug auf Kriminalprozesse; an letzterer Stelle folgt dann:) Wurden ihre Worte übereinstimmend gefunden, so begann man mit (Gründen für) Freisprechung.
7. Über gedungene falsche Zeugen sagt a
Sanh 2 9 : Rab Aschi (f 427) hat gesagt: Nathan bar Mar Zutra hat zu mir gesagt: Man sagt zu den Zeugen (bei ihrer Verwarnung): Falsche Zeugen sind ihren Lohngebern verächtlich; s. 1 Kg 21,10: Setzet zwei nichtswürdige Männer (Vs-öa «ja, in dieser Be zeichnung liegt die Verächtlichkeit) ihm gegenüber, daß sie wider ihn zeugen u. sagen: Naboth hat Gott u. dem König geflucht (so zitiert der Midr mit Heranziehung von Vers 13).
26,61 51: D e r T e m p e l u. der M e s s i a s . Solange das Heiligtum stand, also bis zum Jahre 70 n. Chr., hat man wohl allgemein erwartet, daß die messian. Heilszeit die Herrlichkeit des Tempels ebenso mehren werde wie die Schönheit u. Pracht Jerusalems, vgl. Tob 13,9 ff.; 14, 4 f.; Henoch 90, 28f.; 91,13; Bar 5,1 ff. Dagegen dürfte Orac. Sib. 3, 652—660 nicht auf die Zeit des Messias sich be ziehen, sondern auf eine frühere Periode des Glücks u. Wohlstandes, die etwa der Zeit vor dem Völkersturm Ez 38 entspricht. Seit dem
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Matth 2 6 , 6 1 (91)
Jahre 70 wandelte sich diese Erwartung dann zu der Hoffnung, daß in den Tagen des Messias der Tempel in unbeschreiblicher Herrlichkeit neu erstehen werde, um nie mehr zu vergehen.» Meist wird dabei Gott.b seltener der Messias c als der Erbauer des neuen Tempels verherrlicht. a. Schimone ?Esre 14 (paläst. Rezension): Erbarme dich, Jahve, unser Gott, in deiner großen Barmherzigkeit über Israel, dein V o l k , u. über Jerusalem, deine Stadt, u. über Zion, die W o h n u n g deiner Herrlichkeit, u. über deinen T e m p e l u. über deine W o h n u n g u. über das Königtum des Hauses David, des Messias deiner Gerechtigkeit.
Gepriesen
seist du Jahve, Gott Davids, der du Jerusalem erbaust! — Ferner s. die 14. u. 17 Be nediktion
in der babyl. Rezension. — Im Habinenu-Gebet, einem A u s z u g aus
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S c h m o n e fEsre, der von S c h m u ö l ( t 2 5 4 ) herrührt, heißt es nach der paläst. Rezension: Freuen mögen sich alle, die auf dich vertrauen, an dem Bau deiner Stadt u. an der Erneuerung deines Heiligtums u. an dem Sproß deines Knechtes David ( = Messias. || e
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Bar aus der Schule des R . Jischmafel (f um 1 3 5 ) : Zum Lohn für drei „Erste"
(nämlich
für
die ersten Feiertage der drei Hauptfeste L v 2 3 , 7 . 3 5 . 4 0 ) erlangten
die
Israeliten drei „Erste" (in der messian. Zeit), nämlich die Ausrottung des Samens Esaus (Roms), den Bau des Heiligtums u. den N a m e n des Messias (d. h. den Messias). D i e Ausrottung des Samens Esaus, s. G n 2 5 , 2 5 : „ D a kam der erste •piosnn heraus, rötlich, ganz wie ein Haarmantel"; u. den B a u des Heiligtums, s. Jer 1 7 , 1 2 : „Der Thron der Herrlichkeit in der Höhe, von zuerst an "pcto« die Stätte unsres Heiligtums", u. den Namen des Messias, s. Jes 4 1 , 2 7 : „ D e r Erste -p»«-» für Zion, siehe, siehe, da ist e
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nun." V g l . P s i q 1 8 5 nebst Parallelen in A n m . b. || SDt 3 3 , 1 2 § 3 5 2 ( 1 4 5 b ) . „ E r wohnt sicher bei ihm" D t 3 3 , 1 2 , das geht auf den ersten (Tempel-)Bau; „er schirmt über ihm den ganzen T a g " (das.), das geht auf den letzten ( = zweiten) Bau, „u. zwischen seinen Schultern wohnt er" (das.), nämlich erbaut u. vollendet in der Zukunft ( = in der messian. Zeit). Und ebenso findest du es bei Abraham, daß er es (das Heiligtum) erbaut gesehen hat, u. daß er es zerstört gesehen hat, u. daß er es (wieder) erbaut gesehen hat, s. G n 22,14:
„ U n d Abraham nannte den N a m e n dieses Orts ,Jahve erscheint'",
siehe, da ist
es erbaut; „so daß heutzutage gesagt wird: A u f dem Berge", siehe, da ist es zerstört; „ w o Jahve erscheint", siehe, da ist es erbaut u. vollendet in der Zukunft. — Dann folgt dieselbe Ausführung in bezug auf Isaak u. Jakob auf Grund von Gn 2 7 , 2 7 , bezw. G n 2 8 , 1 7 . a
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— Parallelstellen: G n R 5 6 ( 3 6 ) ; 6 5 E n d e ; 6 9 ( 4 4 ) ; Bar Z b 1 1 8 b . || P*siq 1 4 5 : R . Chijja (um 2 0 0 ) hat gelehrt: V o n Anfang der W e l t s c h ö p f u n g an hat Gott das Heiligtum erbaut, zerstört u. (wieder) erbaut gesehen.
„ I m A n f a n g schuf Gott H i m m e l u. Erde" G n l , l ,
siehe, da ist es erbaut, „ u . die Erde war T o h u u. Bohu" (das. Vers 2 ) , siehe, da ist
es
zerstört; „u. Gott sprach: ,Es werde Licht', u. es ward Licht" (das. V e r s 3), siebe, da C
ist es erbaut u. vollendet in der Zukunft. — Dasselbe G n R 2 ( 3 ) . || G n R 9 8 ( 6 1 b ) : „ W a s euch am Ende der T a g e begegnen
wird" G n 4 9 , 1 . . . . R . J°huda (?) hat gesagt:
B a u des Heiligtums (in den T a g e n des Messias) hat er ihnen gezeigt, Und geschehen
wird es am Ende der T a g e , emporragen
Den
s. Micha 4 , 1 :
wird der Berg des Hauses
Jahves zu Häupten der Berge. e
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b. P s i q 185 : R. B r e k h j a (um 3 4 0 ) hat im N a m e n des R . A b b a b. Kahana (um 3 1 0 ) gesagt: Im Verdienst des Gebotes L v 2 3 , 4 0 : „ N e h m e t euch am ersten T a g e prächtige Baum fruchte" erscheine ich euch als der Erste "poKi u. räche euch an dem Ersten u. baue euch den Ersten u. bringe euch den Ersten. Ich erscheine euch als der Erste, das ist Gott, 8. J e s 4 1 , 4 : „Ich, Jahve, bin der Erste"; u. räche euch an dem Ersten, das ist Esau (Rom), der Frevler, s. G n 2 5 , 2 5 : „ E s kam der Erste heraus, rötlich"; u. ich baue euch den Ersten, das ist das Heiligtum (der messian. Heilszeit), s. Jer 1 7 , 1 2 : „ D e r Thron der Herrlichkeit in der Höhe, von zuerst an ^IOKI» die Stätte unsres Heiligtums"; u. ich bringe euch den Ersten, das ist der Messias, s. Jes 4 1 , 2 7 : „ D e r Erste für Zion, d
siehe, siehe, da ist es nun, u. an Jerusalem sende ich frohe Botschaft." — L v R 3 0 ( 1 2 8 ) d
R . Levi, um 3 0 0 , u. G n R 6 3 ( 3 9 ) R . Jicchaq als Autor; mit Abweichungen anonym E x R 1 5 a
( 7 6 ) . |i Midr H L 4 , 4 ( 1 1 2 b )
e
:
Gott wird dereinst den T e m p e l bauen u. seine S c h k h i n a
Matth 26,61 ( « . 8 ) . 26,62 ( « . ö ) . 26,63 ( « )
1005
a
in ihm wohnen lassen. || Midr Ps 22 § 9 (93 ) : „Wache auf« Ps 57, 9, wahrend der Zer störung des ersten Hauses ( = Tempels), das wiedererbaut werden soll durch Esra; „wache a u f (das.), während der Zerstörung des zweiten Hauses, das durch dich (Gott) wiedererbaut werden wird als ein vollkommener Bau, s. P s l 4 7 , 2 : „Jahve baut Jerusalem, die Verstoßenen Israels sammelt er." j; Midr Ps 90 § 19 (198 ) : Gott sprach zu den Israeliten: Weil in der Vergangenheit das Heiligtum durch Fleisch u. Blut erbaut worden ist, darum ist es zerstört u. verwüstet worden, u. ich habe meine Sch khina daraus hinweggenommen; aber in der Zukunft werde ich es bauen u. meine Sch khina darin wohnen lassen; dann wird es in Ewigkeit nicht zerstört werden. — Derselbe Gedanke auch P siqR 26 (132 ); 28 (135 ). c. Orac. Sib. 5,420 ff.: Und die Stadt, nach welcher Gott Verlangen trug, die machte er (der Messias) glänzender als die Sterne u. die Sonne u. den Mond, u. Schmuck legte er (darin) nieder u. machte ein heiliges Haus ( = Tempel), ein im Fleische vorhandenes, . . ., wunderschönes, u. bildete viele Stadien weit einen großen u. unendlichen Turm ( = Tempel), der die Wolken selbst berührt u. allen sichtbar ist. |[ LvR 9 ( 1 1 1 ) : Der König, der Messias, der sich im Norden befindet, wird kommen u. das Heiligtum bauen, das sich im Süden befindet, s. Jes 41,25. — Dasselbe NuR 13 (168 b); Midr HL 4,16 (117 b). a
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26, 61 33: D e n T e m p e l n i e d e r r e i ß e n u. . . . aufbauen. a
Zum Ausdruck 8. BB 4 : (Als Baba b. Buta Herodes I. den Rat gegeben hatte, den Tempel zu erneuern) antwortete Herodes: Ich fürchte mich vor der (römischen) Re gierung. Jener sprach: Schicke eine Gesandtschaft (nach Rom), die reise ein Jahr u. die verweile ein Jahr (in Rom) u. die kehre ein Jahr zurück; inzwischen reiße ihn (den Tempel) ein u. baue ihn auf n->->jai n ^ r o . Er tat so. Da ließ man ihm (aus Rom) sagen: Wenn du nicht eingerissen hast, so reiße nicht ein ->inon hv, r n r o l ö ; wenn du aber ein gerissen hast, so baue nicht auf "san hvt n i r o ; u. wenn du eingerissen u. aufgebaut hast ri'jai P T O , so bist du ein böser Knecht; holt man Erlaubnis ein, nachdem man gehandelt?
26, 62 %: S i t z o r d n u n g im S y n e d r i u m . Sanh 4 , 3 : Das Synedrium war gleich der Hälfte einer runden Tenne (also halbkreis förmig), damit man einander sehen könnte. Und zwei Gerichtsschreiber standen vor ihnen, einer zur Rechten u. einer zur Linken, u. schrieben die Worte der Freisprechenden u. die Worte der Verurteilenden auf. R. J huda (um 150) sagte: Drei waren es; einer schrieb die Worte der Verurteilenden, u. einer schrieb die Worte der Freisprechenden, u. der dritte schrieb die Worte der Freisprechenden u. der Verurteilenden (zur Kontrolle der beiden andren Schreiber; die Halakha ist nicht nach R. J huda).— TSanh 8,1 (427) fügt hinzu: Der Vorsitzende tt^van (== Fürst) saß in der Mitte u. die Ältesten o-jp.T saßen zu seiner Rechten u. zu seiner Linken. | Sanh 4, 4 : Drei Reihen Gelehrtenschüler saßen vor ihnen; jeder einzelne kannte seinen Platz. Sah man sich genötigt zu ordinieren (um den Gerichtshof zu ergänzen), so ordinierte man aus der ersten Reihe. Einer aus der zweiten Reihe kam dann in die erste u. einer aus der dritten kam in die zweite, u. man erwählte noch einen aus der Gemeinde (aus den Umstehenden) u. setzte ihn in die dritte Reihe; er saß aber nicht auf dem Platz des Früheren, sondern auf dem Platz, der ihm gebührte. Vgl. TSanh 8,2 (427). e
e
26,62 93: A n t w o r t e s t du n i c h t s auf das, was d i e s e w i d e r d i c h b e z e u g e n ? Sanh 5 , 4 : Auch wenn er selbst (der Angeklagte) gesagt hat: Ich kann in bezug auf mich selbst Freisprechung begründen, hört man auf ihn; nur daß an seinen Worten etwas Erhebliches sein muß.
26, 63 91: I c h b e s c h w ö r e dich b e i d e m l e b e n d i g e n Gott. Eine Beschwörung sollte erfolgen beim Namen Gottes oder bei einer seiner Nebenbenennungen, s. bei Mt 5,34 S. 330 ff. — Die ältere Halakha
Matth 26,63 ( « . 8 ) . 26, 64
1006
kennt (von dem späteren sog. rabbin. Eide renn txpex? wird hier ab gesehen) eine Beschwörung in drei Fällen: a. beim Zeugniseid twa^ rvnsn, d.h. bei der Aufforderung an Zeugen, in irgendeiner Angelegen heit eine Zeugenaussage vor Gericht zu machen; b. beim Depositeneid -piijpn t m y , der beim Mangel von Zeugen u. andren Beweismitteln als Reinigungseid zu leisten war, falls der Beschuldigte leugnete, ein anvertrautes oder gestohlenes oder gefundenes Gut zu besitzen, eine israelitische Tochter verführt u. geschändet, einem andren eine Körper verletzung beigebracht oder irgendeinen Schaden durch eins seiner Tiere verursacht zu haben; c. beim richterlichen Eid m*vh rwatf, der von einem Schuldner zu schwören war, der seinem Gläubiger einen Teil von dessen Forderung ableugnete, oder von einem Arbeiter, der von seinem Herrn zurückbehaltenen Lohn einklagte, oder von einem Beraubten, der vom Diebe Ersatz forderte, oder von einem Verletzten, der vom Verletzer Entschädigung beanspruchte, oder von einem Kauf mann, der auf Grund seiner Geschäftsbücher eine Forderung erhob, oder von einer Frau, die eine Restforderung aus ihrer Hochzeits verschreibung einklagte, oder von demjenigen, dessen Prozeßgegner wegen Falscheides verdächtig war. Das Nähere bei Mt5,33 S. 322 ff. Die Jesu abgeforderte eidliche Erklärung würde sich formell am ehesten unter die sch'bu'oth ha-<eduth einreihen lassen, hat aber, da sie in Jesu eigener Angelegenheit abzugeben war, jedenfalls etwas Ungewöhnliches an sich. 26,63 93: Ob du b i s t der C h r i s t u s (der M e s s i a s ) , d e r S o h n G o t t e s . Wenn die Worte „der Sohn Gottes" vom Hohenpriester gebraucht worden sind — Lk 22,66 fehlen sie — , so sind sie von ihm sicherlich ge meint gewesen im Sinne des vorhergehenden 6 Xoiatog. — Zu vidg vov &eoi als Bezeichnung des Messias s. bei Rom 1,3; zu Xqiaxog bei Mt 1,1 S. 6—11. 26, 64: Du s a g s t es. Zu av ünag = „wie du sagst, so ist es", s. bei M t 2 6 , 2 5 . — Da diese Antwort Jesu auf Grund einer Beschwörung abgegeben worden ist, so hat sie selbst die Bedeutung einer eidlichen Erklärung; als solche beweist sie, daß Jesus den von der Obrigkeit geforderten Eid als zu Recht bestehende Einrichtung anerkannt hat.
Auf
26,64: S i t z e n zur R e c h t e n der A l l m a c h t (s. Exk.: Der 110. Psalm im altjüd. Schrifttum). den W o l k e n d e s H i m m e l s (s. bei Mt24,30).
26,64: rrjg dvvdpewg = rriasn, aram. «n-ja?, „Allmacht", als Ersatz für den Gottesnamen. a
SNu 15,31 § 112 ( 3 3 ) : R. Jischmafel (f um 135) sagte: Vom Götzendiener redet die Schrift, wenn es heißt Nu 15, 31: „Das Wort Jahves hat er verachtet"; denn er ver achtet das erste Wort, das zu Mose aus dem Munde der Allmacht ( = des Allmächtigen) miaan - t « geredet wurde: Ich bin Jahve, dein Gott, . . . Nicht sollst du einen andren
Matth 26,64.65 ( « )
1007
a
Gott außer mir haben. j| Hör 8 : R. Jischmafel hat gelehrt: „Ich bin Jahve, dein Gott" u. „Nicht sollst du einen andren Gott außer mir haben", das haben wir aus dem Munde der Allmacht gehört. II fEr 54 b Bar: In welcher Reihenfolge wurde die mündliche Tradition gelernt? Mose lernte sie aus dem Munde der Allmacht; dann trat Ahron ein u. Mose lehrte ihn seinen Abschnitt. || J b 1 0 5 : (R. Jischmafel b. Jose, um 180, sagte:) War denn Mose würdig, die Tora aus dem Munde der Allmacht zu lernen? || Sota 37": (R. Melr, um 150, sagte: Weil der Stamm Benjamin zuerst in das Rote Meer hinabgestiegen ist), darum wurde B., der Gerechte, gewürdigt, daß er der Wirt für die Allmacht wurde miaji isr-eaps moysi (insofern das Allerheiligste des Tempels im Gebiet des Stammes B. lag). || Schab 8 7 : (R.Jose b. Jehuda, um 180, hat gesagt:) Was hat Mose vor der Allmacht m u j n «sals geantwortet? || Schab 88b erklärt R. Jochanan (t 279) Ps68,12 durch die Worte: Jedes einzelne Wort, das (bei der Gesetzgebung) aus dem Munde der Allmacht miajn -=» hervorging, teilte sich in siebzig Sprachen (entsprechend der Zahl der Völker). — Unmittelbar darauf wird statt „aus dem Munde der Allmacht' gesagt: „aus dem Munde des Heiligen, gepriesen sei er!", ': also lediglich eine Umschreibung des Gottesnamens. e
b
1
a
26,65 51: Da z e r r i ß der H o h e p r i e s t e r s e i n e K l e i d e r . MQ 25b Bar: Dieses sind die Risse i*Jip, die nicht wieder zusammengenäht werden: wer (seine Kleider) einreißt yiipn wegen (Ablebens) seines Vaters u. wegen seiner Mutter u. wegen seines Lehrers, der ihn Tora gelehrt hat, u. wegen des Nasii (Patriarchen) u. wegen des Vizepräsidenten •pn rva a« des Synedriums u. wegen schlimmer Nachrichten u. wegen Gotteslästerung nvn paia u. wegen eines Torabuches, das verbrannt wurde, u. wegen der Städte Judas u. wegen des Heiligtums u. wegen Jerusalems, u. zwar reißt man wegen des Heiligtums ein u. auch wegen Jerusalems (Ein Riß für beide genügt nicht). Woher, daß man wegen seines Vaters u. seiner Mutter u. seines Lehrers, der ihn Tora gelehrt hat, die Kleider einreißt? Weil es heißt 2 Kg 2,12: „Als es Elisa sah, rief er: Mein Vater, mein Vater, Wagen Israels u. seine Reiter!" „Mein Vater, mein Vater", das beweist wegen seines Vaters u. seiner Mutter, „Wagen Israels u. seine Reiter", das beweist wegen seines Lehrers, der ihn die Tora gelehrt hat. Was ist daraus zu entnehmen? Es ist so, wie Rab Joseph (f 333) die Stelle im Targum wieder gegeben hat: Mein Lehrer, mein Lehrer, der besser war für Israel mit seinem Gebet als Kriegswagen u. Reiter. — Und woher, daß der Riß nicht wieder zusammengenäht wird? Weil es heißt (das.): „Er erfaßte seine Kleider u. zerriß sie in zwei zerrissene Stücke." Weiß ich denn nicht daher, daß es heißt: „Er zerriß sie", daß sie in zwei Stücke zerrissen waren? (weshalb also der Zusatz: „in zwei zerrissene Stücke" ?). Allein es will lehren, daß sie zerrissen wurden, um zwei Stücke für immer zu bleiben. . . . Woher, daß man wegen des Na&h u. wegen des Vizepräsidenten des S. u. wegen schlimmer Nachrichten die Kleider zerreißt? s. 2 Sm 1,11 f.: „Da faßte David seine Kleider u. zerriß sie, u. auch alle Männer, die bei ihm waren (taten also), u. sie klagten u. weinten u. fasteten bis zum Abend um Saul u. um seinen Sohn Jonathan u. um das Volk Jahves u. um das Haus Israel, daß sie durch das Schwert gefallen waren." — „Saul", das gebt auf den Nasi*, „Jonathan" auf den Vizepräsidenten des S., „um das Volk Jahves u. um das Haus Israel", damit sind schlimme Nachrichten gemeint.... Wegen Gotteslästerung woher? s. 2 Kg 18,37: „Und Eljaqim, der Sohn des Chilqijja, der Hausoberste, u. Schebna, der Schreiber, u. Joäach, der Sohn des Asaph, der Kanzler, kamen herein zu Hiskia mit zerrissenen Kleidern u. berichteten ihm die (Laster-) Worte des Rabschaqe. — Bar: Ob man selbst (die Gotteslästerung) hört oder ob man sie aus dem Munde eines Hörers hört, man ist zum Zerreißen verpflichtet; aber die Zeugen sind nicht zum Zerreißen verpflichtet (nämlich später bei der gerichtlichen Verhandlung der Sache), denn sie haben bereits 1
» Diese Worte auch AbothRN 35. Rab Joseph, der den von der älteren Tradition (Meg 3») dem Jonathan b. fUzziöl, einem Schüler Hillels, zugeschriebenen Targum zu den Propheten öfters zitiert u. für die babylonischen Schulen bearbeitet hat, galt später als dessen Verfasser. 1
Matth 2 6 , 6 5 (W. 8 )
1008
den Riß gemacht, als sie die Gotteslästerung hörten. V g l . 2 K g 1 9 , 1 : „ A l s der König Hiskia es hörte, zerriß er seine Kleider." A l s o der König zerriß, aber sie (die Über bringer der Nachricht) zerrissen nicht (noch einmal).
Woher,
daß sie
nicht
wieder
zusammengenäht w e r d e n ? Das folgt (durch Analogieschluß, s. Einl. S. 9 7 Nr. 2) aus dem gleichen W o r t „zerreißen* (2 K g 18, 3 7 bei einer Gotteslästerung u. 2 K g 2 , 1 2 bei einer Trauerkunde: wie hier der Riß ein bleibender — s. die Beweisführung oben — , so auch dort; so nach Sanh 6 0 » , wo R. Abbahu, um 3 0 0 , als Autor genannt wird). W e g e n eines verbrannten Torabuches w o h e r ? s. Jer 3 6 , 2 3 f. — Parallelstellen: p M Q 3, 8 3 b , 6 ; Sanh 6 0 » . || Sanh 6 0 * : Rab Jehuda ( t 2 9 9 ) hat gesagt, Schemuöl ( t 2 5 4 ) habe gesagt: W e r den Gottesnamen (d. h. dessen Lästerung) aus dem Munde eines NichtJuden, Goi, hört, ist zum Zerreißen seiner Kleider nicht verpflichtet; u. wenn du sagen wolltest:
„Bei
Rabschaqe war es doch der Fall", so war dies ein abtrünniger Israelit. Ferner hat Rab Jehuda gesagt, Schemuöl habe g e s a g t : Man zerreißt die Kleider nur wegen (Lästerung) des ausgezeichneten Gottesnamens (des Jahvenamens); ausgeschlossen
ist eine Neben
benennung Gottes (wie Allmächtiger, Barmherziger usw.), wo das Zerreißen nicht statt findet.
E r weicht aber in beiden Stücken von der Meinung des R . Chijja (b. A b b a ? ,
um 2 8 0 ) a b ; denn R . Chijja hat gesagt: W e r in der gegenwärtigen Zeit die Lästerung des Gottesnamens hört, ist nicht zum Zerreißen der Kleider verpflichtet; denn wenn du nicht so sagen wolltest, so würde (wegen der gegenwärtigen Häufigkeit der Gottes lästerungen) das ganze Kleid voller Risse sein.
V o n w e m (sollte die Gotteslästerung
aber a u s g e h n ) ? W e n n man sagen w o l l t e : „ V o n einem Israeliten", sind diese denn aber so f r e c h ? Vielmehr ist klar, daß sie von einem NichtJuden ausgeht.
Ferner wenn es
sich um den ausgezeichneten Gottesnamen handelte, kennen sie (die NichtJuden) denn den?
Vielmehr ist also gemeint, daß man bei der Lästerung einer Nebenbenennung
(Gottes) die Kleider nicht zerreiße. Entnimm daraus, daß es in der gegenwärtigen Zeit so ist,
daß man die Kleider nicht zu zerreißen braucht; früher aber war man dazu
verpflichtet (sowohl wenn die Lästerung bei einer Nebenbenennung geschah, als auch, wenn sie von einem Nichtisraeliten ausging). || pSanh 7, 2 5 » , 6 5 : W i e verhält es sich m i t dem Zerreißen der Kleider wegen Lästerung des Jahvenamens o o n rWsp? W i r können es aus dieser Stelle entnehmen: A l s der König Hiskia (die W o r t e des Rabschaqe) hörte, zerriß er seine Kleider 2 K g 1 9 , 1 . W i e verhält es sich mit der Gotteslästerung eines NichtJuden? Nach dem, welcher sagt, Rabschaqe sei ein NichtJude gewesen, m u ß man (ihretwegen) die Kleider zerreißen; nach dem, welcher sagt, er sei ein Israelit gewesen, braucht man sie nicht zu zerreißen (da 2 K g 1 9 , 1 nunmehr auf einen
Nichtisraeliten
nicht zutrifft). R . Hoschafj a (um 2 2 5 ) hat gelehrt: Gleichviel ob man die Gotteslästerung von einem Israeliten oder aus dem Munde eines Nichtisraeliten hört, immer ist man verpflichtet,
die Kleider zu zerreißen, s. Jer 3 2 , 2 6 :
„Ich bin lahve,
der Gott alles
Fleisches." W i e verhält es sich mit dem Zerreißen der Kleider in der Jetztzeit? R . Jose (um 3 5 0 ) hat im Namen des R . Jirmeja (um 3 2 0 ) im N a m e n des R . Chijja b. A b b a (um 2 8 0 ) e
gesagt, u. R . Chizqijja (um 3 5 0 ) hat es im Namen des R . J i r m j a im N a m e n des R . Jo chanan ( t 2 7 9 ) gesagt: Seitdem die Gotteslästerer o ^ - p s n
überhandgenommen haben,
hat man aufgehört, die Kleider zu zerreißen. W i e verhält es sich mit dem Zerreißen der Kleider wegen Lästerung der Nebenbenennungen Gottes in
der Jetztzeit?
Das
können wir hieraus entnehmen: R . S c h i m f o n b. Laqisch (um 2 5 0 ) befand sich unterwegs, es begegnete ihm ein Samaritaner, welcher Gott lästerte; da zerriß er (R. Sch.) seine Kleider; er lästerte weiter u, er zerriß (abermals) seine Kleider. D a n n stieg er herab von seinem Esel, gab dem Samaritaner einen Faüstscblag auf sein Herz u. sprach zu ihm: D u Samaritaner, hat deine Mutter Kleider genug, sie mir zu g e b e n ! ? D a s s a g t uns, d a ß man die Kleider wegen Lästerung der Nebenbenennungen Gottes zerreißt (denn der Samaritaner nennt den Jahvenamen nicht) u. ferner, d a ß m a n sie in der Jetztzeit zerreißt. — Dasselbe p M Q 3 , 8 3 b, 2 8 . || Ferner s. Sanh 7 , 5 unter M t 2 6 , 6 6 Nr. 3 .
26,65 f&: E r hat G o t t g e l ä s t e r t . ißAafftprjuqaev = tfta, aram. tp^a. Halakhisches über Gotteslästerung.
Matth 2 6 , 6 5 ( 9 1 )
1009
1. Ex 22,27: „Die Gottheit sollst du nicht verwünschen ttb üinax aapn u. einem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen" -p»a «reai ^NP aa. — Die ältere Auffassung negiert die Beziehung des ersten Satzes auf den Einen Gott u. versteht unter ü^nax entweder die heidnischen Gottheiten oder die israelitische Obrigkeit (Richter). Erst seit R. * Aqiba läßt sich die Deutung der Stelle auf Gotteslästerung nachweisen. LXX Ex 22,28: 9eovg
ov xaxoXoyijaeig
xai aQ%ovxa
xov Xaov aov ov xaxüg
iaeTg. —
Ob die LXX 9eovg = Götter oder = Richter gefaßt haben, ist ungewiß; Philo u. Josephus nehmen das erstere an. Philo, Quaest. in Exod. 2 § 5 : Cur dicit: Deos ne blasphemes (Ex 22,28) ? . . . Ecce enim non solum affirmationem praestat heterodoxis pro admissione et bonore eorum, quos a principio existimarunt deos esse, verum etiam discipulos suos coercet, non permittens libera lingua eis detrahere, melius ratus bonae famae laudem Itaque quibus insit mentibus cura dignitatis, coerceant se ipsos de detractione aliorum deorum, utpote veri entis virtus a cunctis oribus laude celebretur. — Joseph. Antiq. 4,8,10: BXnaopt]f4six
9eot>g,
oi'g noXsig äXXitt vofii^ovai.
|| Targ Onk Ex 22, 27:
Den
Richter sollst du nicht verwünschen "s^n vb w n u. den Fürsten tcai in deinem Volk sollst du nicht verfluchen. — Targ Jerusch I: Mein Volk, ihr Söhne Israels, eure Richter -pa*:-"-! sollt ihr nicht verwünschen u. die Lehrer (oder auch die „Großen" yjai), die zu Führern in deinem Volk bestellt sind, sollt ihr nicht verfluchen. || M kh Ex 22, 27 ( 1 0 2 ) : „Die Gottheit sollst du nicht verwünschen"; warum ist es gesagt worden? Wenn es Lv24,16 heißt: „Wer den Namen Jahves lästert apu, soll getötet werden", so vernehmen wir die Strafe; die Verwarnung (d.h. das bloße Verbot ohne Strafandrohung) haben wir nicht vernommen. Deshalb heißt Ex 22, 27 ganz allgemein: Die Gottheit sollst du nicht verwünschen. Das sind Worte des R. ?Aqiba (f um 135). R. Jischmafel (t um 135) sagte: Von den Richtern redet die Stelle (Ex 22, 27), s. Ex 22, 8: Die Angelegenheit beider soll vor die Gottheit (nach R. Jischma?el = vor die Richter) kommen. — „Elohim sollst du nicht verwünschen", da höre ich nur vom Richter -p^i; betreffs des Fürsten woher? Die Schrift sagt lehrend: Und dem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen. Wenn ich (bloß) lesen würde: „Und dem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen", so läge (ja schon beides) darin, sowohl der Fürst, als auch der Richter; was will die Schrift lehrend sagen mit: Den Richter (o-na») sollst du nicht verwünschen? Sie will für straffällig erklären wegen dieses für sich u. wegen jenes (des Fürsten) für sich. (In den Worten Ex 22,27) höre ich nur vom Richter u. vom Fürsten; woher in bezug auf alle übrigen Menschen (daß man sie nicht verwünschen darf)? Die Schrift sagt lehrend: „in deinem Volk sollst du nicht fluchen", ganz allgemein. Von hier aus hat man gesagt: Es kann einer Ein Wort sagen u. sich dadurch in vier facher Hinsicht strafbar machen: der Sohn eines Fürsten . . . wegen des Fürsten u. des Vaters u. des Richters u. wegen „in deinem Volk sollst du niemand fluchen". R. J huda b. Bathyra (um 110) sagte: „Den Richter (o-na«) sollst du nicht verwünschen u. dem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen"; soll ich daraus entnehmen, daß man sich straffällig macht erst, wenn jener Richter u. (zugleich auch) Fürst ist? Die Schrift sagt lehrend: „Den Richter sollst du nicht verwünschen", um seinetwegen, weil er Richter ist, für straffällig zu erklären; „u. dem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen", um seinetwegen, weil er Fürst ist, für straffällig zu erklären; u. was will die Schrift lehrend sagen mit: „in deinem Volk"? Solange sie (Richter u. Fürst) den Brauch deines Volkes üben (nach dem Gesetz Israels sich halten). — Zu den Schlußworten vgl. die Auslegung Rabas (t 352) B M 4 8 : Man flucht dem, der sein Wort nicht hält; s. Ex 22,27: „In deinem Volk", das gilt von dem, der das Tun deines Volkes übt. || Sanh 66» Bar: OTIVK Ex22, 27 ist profan (d.h. es bezeichnet den Richter); das sind Worte des R. Jischma?el. R. fAqiba sagte: o-nt» ist heilig (d.h. es bedeutet „Gott"). Ferner heißt es in einer Bar: R. Elisezer b. Jasaqob (um 150) hat gesagt: Woher läßt sich die Verwarnung erweisen, daß man dem (Jahve-)Namen nicht fluchen darf? Die e
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e
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S t r a c k u. B i l l e r b e c k . NT I.
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Matth 26,65 ( 8 1. 2)
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1
Schrift sagt lehrend Ex 22,27: Die Gottheit sollst du nicht verwunschen. ... Nach dem, welcher sagt, n-n-ss sei profan, lernt man das Heilige vom Profanen (durch den Schluß a minori ad majus: ist die Verwünschung des Richters verboten, um wieviel mehr dann die der Gottheit); nach dem, welcher sagt, o-n^s sei heilig, lernen wir das Profane vom Heiligen (durch den umgekehrten Schluß a majori ad minus). Zugunsten desjenigen, der sagt, u-ni« sei profan, ist, daß man Heiliges aus Profanem lernt (folgert); aber in bezug auf den, welcher sagt, wrrss sei heilig, gilt: lernt man denn Profanes von Heiligem? (Die Schlußfolgerung aus Göttlichem auf Menschliches, von Gott auf den Richter ist unstatthaft.) Vielleicht warnt also die Stelle (Ex 22, 27 vor Lästerung) in bezug auf das Heilige, aber nicht in bezug auf das Profane? In diesem Fall müßte die Stelle schreiben sjyj (Hiphil), du sollst nicht verunehren; was bedeutet also hhpr « ^ ? Ich entnehme daraus beides (die Verwünschung der Gottheit u. des Richters). — Im Traktat Soph rim 4,5 wird die letzte Folgerung so ausgedrückt: In Ex 22, 27 dient o-na« als heilig u. als profan (bezeichnet sowohl die Gottheit, als auch den Richter); R. Schimfon (b. Jochai, um 150, ein Schüler des R. fAqiba) sagte: Es ist heilig. — Dasselbe in Sepher Tora 4 , 5 , nur daß für R. Schimfon irrtümlich gesagt ist: R. Jischmafel. e
2. Nu 15,30 f.: „Die Seele, welche mit hoher Hand (in frecher Ver messenheit) etwas tut, von den Eingeborenen u. von den Fremdlingen, die lästert rpas Jahve, u. diese Seele soll aus ihrem Volk, ausgerottet werden.
Denn das Wort Jahves hat er verachtet u. sein Gebot g e
brochen; ausgerottet, ja ausgerottet werden soll diese Seele: ihre Sünde ist an ihr." — Eine dreifache Erklärung von q^aa läßt sich nachweisen. Es wird darunter verstanden: « , ein Gotteslästerer im weiteren Sinn, d. h. einer, der sich freche Reden gegen die Tora u. damit gegen Gott erlaubt. ß,
Die Halakha hat diese Erklärung unberücksichtigt gelassen.
Ein Götzendiener. So R. Jischmacel ( f um 135) u. fast allgemein zu
seiner Zeit. Die Halakha führt aus Nu 15,30 f. den Schriftbeweis für die Meinung, daß ein Israelit, der absichtlich, aber unverwarnt Götzen dienst getrieben hat, der Ausrottungsstrafe rn? verfallen sei. y, Ein Gotteslästerer im engeren Sinn des Wortes, d. h. einer, der den Jahve namen verwünscht. So namentlich R. cAqiba ( f um 135) u. Rabbi. Mit dem Eintreten Rabbis für diese Deutung wird es zus.hangen, daß tpam, obwohl Nu 15,30 (sonst nicht in der Tora) fast allgemein im Sinne von „Götzendiener" gefaßt, bereits in der Mischna u. später ziemlich durch gängig zur Bezeichnung des Gotteslästerers verwandt worden ist. a. SNu 15,30 f. § 112 (33*): „Die Seele, welche mit hoher Hand etwas tut" Nu 15,30, damit ist derjenige gemeint, der in frecher Weise gegen die Tora (oder von der Tora) spricht, wie Manasse, der Sohn des Hiskia, der dasaß u. (das Gesetz) bespöttelnde Haggadoth vor Gott vortrug. Er sagte: Hatte er denn nichts andres in der Tora zu schreiben als: „Rüben ging in den Tagen der Weizenernte aus u. fand Mandragoren* (Liebesäpfel Gn 30,14)? Oder nichts andres als: „Die Schwester Lotans war Timnaf * (Gn36,22)? Auf ihn ist durch Tradition gedeutet worden P s 5 0 , 2 0 f . : „Du sitzest u. 8
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Mit Ex 22,27 hat man später mehrfach die Warnung vor Gotteslästerung be gründet; in allen diesen Fällen ist D ' n l « selbstverständlich = Gottheit gedeutet worden; s. zB Sanh 56» in Nr. 4 S. 1014; pSanh 7, 25», 41 in Nr. 4 S. 1015. ' Dies ist jedenfalls der ursprüngliche Sinn der Redensart rntas. o-ar, nVa^n; Targ Onk setzt dafür: „wer mit aufgedecktem Haupte handelt". Der spätere Zusatz na^na ttVti, durch den die Wendung die Bedeutung gewinnt: „halakbawidrige Deu tungen der Tora vortragen", findet sich zum Teil schon in Aboth 8,11.
Matth 20. 65 ( 8 2)
1011
redest wider deinen Bruder, auf den Sohn deiner Mutter bringst du Schimpf. Solches tatest du u. ich schwieg; du meintest, ich sei wirklich wie du." Denkst du etwa, wie die Wege von Fleisch u. Blut seien Gottes Wege? „Ich werde dich überführen u. will dir's vor Augen stellen" (das.). Es kam Jesaja u. deutete durch Tradition: Wehe denen, welche die Missetat ziehen an Stricken der Gottlosigkeit u. wie an Wagenseilen die Sünde, Jes 5,18! Der Anfang der Sünde gleicht dem Faden der Spinne u. zuletzt wird die Sünde wie Wagenseile. — Parallelstelle Sanh 99>>; vgl. Sukka 52». b. SNu 15,31 § 112 ( 3 3 ) : R. Jischmacel sagte: Die Schriftstelle Nu 15, 31 redet vom Götzendiener; denn es heißt: „Das Wort Jahves hat er verachtet"; denn über das erste Wort hat er sich verächtlich hinweggesetzt, das zu Mose aus dem Munde der Allmacht geredet wurde: „Ich bin Jahve dein Gott.. . . Nicht sollst du einen andren Gott außer mir haben" Ex 20, 2f. Dasselbe Sanh 9 9 ; vgl. Hör 8». — Diese Deutung des R. Jischmacel spiegelt sich auch in der Paraphrase des Targ Jerusch I wider: Ein Mensch, der freventlich handelt, von den Eingeborenen oder von den Fremdlingen, u. nicht umkehrt von seiner Schlechtigkeit (in Buße), der hat vor Jahve zum Zorn ge reizt, u. ausgerottet soll jener Mensch aus seinem Volke werden; denn das erste Wort, das Jahve auf dem Sinai befohlen hat (d. h. das Verbot des Götzendienstes) hat er verachtet u. das Beschneidungsgebot hat er verworfen; ausgerottet soll jener Mensch werden in dieser Welt, ausgerottet in der zuk. Welt; denn er wird wegen seiner Sünde Rechenschaft geben müssen am Tage des großen Gerichts. — Die Auffassung des Targ Onk, der das Textwort qns« wie der Targ Jerusch I mit „erzürnen" w^s wieder gibt, ist ungewiß. || pSanh 7, 2 5 , 9: Woher läßt sich die Warnung vor dem Götzen dienst (d. h. das bloße Verbot ohne Strafandrohung) aus der Schrift beweisen? Aus Ex 2 0 , 5 : „Du sollst ihnen nicht dienen." Die Strafe der Ausrottung (durch Gottes Hand, die erfolgt, falls die Tat absichtlich, aber ohne Zeugen u. ohne Verwarnung be gangen wurde) woher? Aus Nu 15,30: Die Seele, welche mit hoher Hand etwas t u t . . . , die cpj* Jahve, u. diese Seele soll aus ihrem Volk ausgerottet werden. Aber steht denn nicht q-uis geschrieben (u. das bedeutet doch „lästern" u. nicht Götzendienst treiben", wie kann also die Stelle den Schriftbeweis für Ausrottung des Götzen dieners erbringen)? Es verhält sich damit wie mit einem Menschen, der zu einem andren sagt: Du hast die ganze Schüssel ausgekratzt u. gar nichts darin zurückgelassen. R. Schim'con b. El'azar (um 190) sagte: Gleich zweien Menschen, die dasaßen u. eine Schüssel mit Graupen zwischen sich hatten. Der eine streckte seine Hand aus u. kratzte die ganze Schüssel aus, ohne darin etwas übrigzulassen. So läßt der Lästerer v\-va u. der Götzendiener m t mia* nairn kein Gebot hinterher übrig. (Der Gotteslästerer u. der Götzendiener gleichen einander darin, daß sie schließlich das ganze Gesetz ver werfen; deshalb kann von dem einen ein Beweis hergenommen werden für den andren; die Gleichheit beider wird auch sonst betont, s. in Nr. 3 SDt 21,22. — Zu dem Bild von der ausgekratzten Schüssel vgl. auch bei c.) Die Strafe (für den Götzendiener) woher? Aus Dt 17,5: So führe jenen Mann oder jene Frau, welche diese Schlechtigkeit begangen haben, zu deinen Toren hinaus . . . u. steinige sie zu Tode. || K r 7 9 : Eine andre Bar: (Die Seele) lästert Jahve Nu 15,30. R. EHazar b. cAzarja (um 100) sagte: Die Stelle redet vom Götzendiener. a
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c. K«r 79 : R. < Aqiba (f um 135) sagte zu den Rabbinen: Ihr habt gesagt (s. K*r 1,2 Ende): Beim Gotteslästerer cpaia handelt es sich um kein Tun (sondern um Worte). Was bedeutet rpi« Nu 15, 30? Den, der den Jahvenamen verflucht o « n r« T>aö. || P s 9 3 : Rabbi meinte: t p « Nu 15,30 bezeichne den, der den Jahvenamen verflucht, jj K r 7 9 Bar: (Die Seele) lästert Jahve Nu 15,30. Isi b. J huda (um 170) sagte: Wie einer, der zum andren sagt: Du hast die Schüssel ausgekratzt u. (von der Schüssel selbst noch) etwas abgeschabt. Er meinte: r p » bezeichnet den, der den Jahvenamen ver flucht. R. El'azar b. cAzarja (um 100) sagte: Gleich einem, der zum andren sagt: Du e
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Diese Frage zeigt, daß der spätere Sprachgebrauch mit R. cAqiba u. Rabbi unter r p « den Gotteslästerer verstanden hat; s. bei c. 64*
Matth 26,65 ( » 2. 3)
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hast die Schüssel ausgekratzt, aber (von der Schüssel selbst) nichts abgeschabt. Er meinte: cpro bezeichnet den Götzendiener. (Sinn: Der Götzendienst ist minder schwer als Gotteslästerung. Der Götzendiener verachtet die Gebote Gottes, ohne vielleicht damit Gott selbst leugnen zu wollen; der Gotteslästerer aber setzt sich nicht bloß Aber Gottes Gebote hinweg, er greift in bewußter Weise Gott selbst an.) — In der Parallele SNu 15,30 § 112 (33») der Ausspruch des Isi b. J huda dem R. EUazar b. cAzarja u. der des letztren dem Isi b. cAqabja, um 150, beigelegt. || r p « in der Sprache der Mischna — Gotteslästerer zB K r 1,1: Sechsunddreißig Fälle der Ausrottungsstrafe gibt es in der Tora: wenn einer seiner Mutter beiwohnt oder dem Weibe seines Vaters (Stief mutter) oder der Schwiegertochter oder einem Männlichen oder einem Stück Vieh; ferner eine Frau, die sich von einem Stück Vieh beiwohnen läßt; wer einer Frau u. deren Tochter beiwohnt oder einer verheirateten Frau oder seiner Schwester oder der Schwester seines Vaters oder der Schwester seiner Mutter oder der Schwester seiner Frau oder der Frau seines Bruders oder der Frau des Bruders seines Vaters oder einer Menstruierenden; der Gotteslästerer rp;*; der Götzendiener; wer von seinem Samen dem Molokh übergibt (8. L v 2 0 , 2 ) ; der Totenbeschwörer (ante *>*a., s. L v 2 0 , 2 7 ) ; wer den Sabbat entweiht (s. Nu 15,35); der Unreine, der Heiliges ißt; wer unrein ins Heiligtum kommt; wer genießt Fett a^n oder Blut oder Übriggebliebenes (von Opfern über die Essensfrist hinaus) oder unwürdig Gewordenes (von Opfern); wer schlachtet u. opfert außerhalb (des Tempels); wer Ge säuertes am Passah ißt, wer ißt oder eine Arbeit am Versöhnungstag verrichtet; wer das heilige Salböl (für seinen eigenen Bedarf) zubereitet; wer das Räucherwerk (für sich) zu bereitet; wer sich mit dem heiligen Salböl salbt; u. bei Geboten: wer das Passah u. die Beschneidung nicht beobachtet, j E r 1,2: Wegen dieser Übertretungen macht man sich bei Vorsätzlichkeit (bei vermessenem Handeln, doch ohne vorhergegangene Verwarnung) der Ausrottung schuldig u. bei unvorsätzlichem Handeln (aus Schwachheit, Übereilung, Versehen) eines Sündopfers u. in dem Falle, daß man es nicht bestimmt weiß (ob man die Übertretung begangen hat oder nicht), eines Schuldopfers wegen Zweifels "nVn ov«. Ausgenommen (von der letzteren Bestimmung) ist derjenige, der.das Heiligtum u. sein Heiliges (wie Speisen) verunreinigt, weil er ein steigendes u. fallendes Opfer dar zubringen hat (vgl. Lv 5); das sind Worte des R. Melr (um 150). Die Gelehrten sagten: Auch der Gotteslästerer rp}« (ist ausgenommen), weil es heißt Nu 15,29: „Ein Gesetz soll euch sein, für den, der in Schwachheit etwas tut." Da ist ausgenommen der Gotteslästerer, weil er (mit dem Munde lästernd) kein W e r k tut. (Ein in Schwachheit sündigender Gotteslästerer hat kein Sündopfer, gegebenenfalls auch kein t ^ n ov« dar zubringen. Andrer Meinung war allerdings R. SAqiba, der unter dem rpsa Nn 15,30 den Gotteslästerer verstand — s. oben — u. aus Nu 15,27 dessen Opferpflicht folgerte, s. K r 7 9 . ) || Weitere Beispiele für s p « = Gotteslästerer 8. oben in b. pSanh 7 , 2 5 , 9 ; in Nr. 3 SDt 21,22 § 221 (114 ); Sanh 6,4; in Nr. 4 Sanh 7,5. e
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3. Dt 21,22 f.: Wenn an jemand ein todeswürdiges Vergehen ist, u. er wurde getötet, u. du hängtest ihn ans Holz, so darf sein Leichnam nicht über Nacht am Holze bleiben, sondern begraben sollst du ihn am selben Tage; denn ein Gottesfluch D-'S-IPN r&>p ist der Gehängte. Sanh 6,4: Alle Gesteinigten werden gehängt; das sind Worte des R. Elicezer (um 90). Die Gelehrten aber sagten: Nur der Gotteslästerer rp;o u. der Götzendiener werden gehängt.. . . Sein Leichnam soll nicht über Nacht am Holze bleiben, sondern begraben sollst du ihn am selben Tage; denn ein Gottesfluch ist der Gehängte Dt21,23. Als ob man sagte: Weshalb ist dieser gehängt? Weil er den (Jahve-)Namen verflucht hat nvn P X "pav; u. so (durch das längere Verbleiben des Gehängten am Holz) würde der Name Gottes als entheiligt erfunden werden. (Der Midr faßt D T I V K in o*nS« rh\>p nicht als genetivus subjectivus, sondern als gen. objectivus: ein Fluch gegen Gott ist der 1
Die Ausrottungsstrafe durch Gott, r-a, erfolgt in dem FaU, daß jemand in Ver messenheit, aber ohne von Zeugen vor der Tat verwarnt zu sein, das Verbrechen begeht.
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Gehängte; darum dauert der Fluch gegen Gott an, solange der Gehängte sichtbar bleibt.) j| SDt21,22 §221 (114b): „Und du hängtest ihn ans Holz" D t 2 1 , 2 2 ; sollen etwa alle Hingerichteten gehängt werden? Die Schrift sagt lehrend: Denn ein Fluch gegen Gott (gen. obj.) ist der Gehängte. Nachdem die Schrift erst in einschließender Weise ge redet hat (ihn, an dem ein todeswürdiges Vergehen ist, hast du gehängt), redet sie in ausschließender Weise (nur von B-HVK r^shp); da lernen wir es vom Gotteslästerer r p « . : wie der Gotteslästerer speziell einer ist, der seine Hand nach der Hauptsache (^JP-? = Gott) ausstreckt u. als solcher gehängt wird, so wird jeder gehängt, der seine Hand nach der Hauptsache ausstreckt (ein solcher ist außer dem Gotteslästererer noch der Götzendiener, s. oben Sanh 6,4). R. Elicezer (um 90) sagte: Wie der Gotteslästerer speziell einer ist, der gesteinigt wird u als solcher gehängt wird, so werden alle Ge steinigten gehängt. (Die Halakha ist nach den Gelehrten, 8. nou ->3t zu pSanh 6, 6.) Parallelstellen: pSanh 6 , 2 3 , 19 u. in breiterer Ausführung Sanh 45b. || Sanh 4 6 b (Sanh 6,4 — s. oben — heißt es:) „Als ob man sagte: Weshalb ist dieser gehängt? Weil er den (Jahve-)Namen verflucht hat; u. so würde der Name Gottes als entheiligt erfunden werden." Bar: R. Me'ir (um 150) sagte: Man hat ein Gleichnis gesagt: Womit läßt sich die Sache vergleichen? Mit zwei Zwillingsbrüdern, die in einundderaelben Stadt waren; den einen setzte man als König ein u. der andre ging unter die Räuber. Der König befahl, ihn aufzuhängen. Wer ihn sah, sagte: Der König ist gehängt. Da befahl der König, daß man ihn herabnehmen sollte. (So würde der Mensch, der nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, falls er lange Zeit am Holze bliebe, zu einer Ent ehrung Gottes werden.) || Targ Jerusch l Dt 21,22 f.: Wenn an einem Manne eine Schuld ist, auf die die Todesstrafe gesetzt ist, u. er wird zur Steinigung verurteilt, so sollt ihr ihn hinterher an das Holz hängen. Nicht soll sein Leichnam am Holz über Nacht bleiben, sondern begraben sollt ihr ihn an demselben Tage; denn eine Geringschätzung gegen Gott ist es, einen Menschen aufzuhängen; allein seine Sünden haben es ihm zugezogen; u. weil er in dem Bilde Gottes geschaffen worden ist, so sollt ihr ihn be graben mit dem Untergehn der Sonne. (Der Targ Jerusch I folgt der Meinung des R. Elifezer in Sanh 6,4.) c
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L v 2 4 , 1 1 ff.: Der Sohn des israelitischen Weibes lästerte den
Namen u. verwünschte ihn b?p^ öt»n na . . . ap^i» Und Jahve redete zu Mose also: Führe den Verwünscher W>pan hinaus vor das Lager, u. alle, welche es hörten, sollen ihre Hände auf sein Haupt stemmen u. die ganze Gemeinde soll ihn mit Steinen tot werfen. Aber zu den Kindern Israel sollst du also reden: Falls irgendjemand seinen Gott verwünscht, ivfc« hbpi,
so soll er seine Sünde tragen.
W e r aber den Namen Jahves
lästert mm &e apa, soll getötet werden: mit Steinen soll ihn die ganze Gemeinde tot werfen. Der Fremdling wie der Eingeborene, wenn er den Namen lästert ött> lapsa, soll getötet werden. SLv 24,11 ff. ( 4 2 2 ) : Der Sohn des israelitischen Weibes lästerte den Namen; damit ist der deutlich ausgesprochene (Jahve-)Name «Hctan nc gemeint, den er am Sinai gehört hatte (im 1. Gebot: Ich bin Jahve dein Gott).. . . „Und Jahve redete zu Mose also: Führe den Verwünscher hinaus vor das Lager": das lehrt, daß die Gerichtsstätte innerhalb (des Lagers) u. die Steinigungsstätte außerhalb des Lagers war. „Und welche es hörten, sollen aufstemmen", damit sind die Zeugen (der Verwünschungsworte) ge meint. „Alle, die es hörten", damit sind die Richter gemeint. „Ihre Hände", d. h. die Hände jedes einzelnen. „Ihre Hände auf sein Haupt*: indem sie ihre Hände anf ihn stemmen, sagen sie zu ihm: „Dein Blut ist auf deinem Haupt, denn du hast es also veranlaßt!" „Und es soll ihn mit Steinen werfen" u. nicht sein Gewand (d. h. ohne a
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Dieser Satz auch in SDt 21,23 §221 (114b, zweimal).
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Die Bar findet sich TSanh 9,7 (429).
Matth 26,65 ( 9 4)
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Gewand = nackt soll er gesteinigt werden); „die ganze Gemeinde": steinigte ihn denn die ganze Gemeinde? Warum heißt es dann aber „die Gemeinde"? Es sind die Zeugen gemeint in Gegenwart der ganzen Gemeinde. Vielleicht war es eine Entscheidung für die (damalige) Stunde (d. h. eine vorübergehende Anweisung)? Die Schrift sagt lehrend: „Und zu den Kindern Israel sollst du also reden", d. h. es soll Brauch in den folgenden Generationen sein. „Falls ein Mann" v t t : warum sagt die Schrift lehrend mit (zwei maligem) o\«( W«K (irgend ein Mann)? Sie will die NichtJuden (Gojim) miteinschließen, daß sie wegen Verwünschung des (Jahve-)Namens getötet werden sollen gleichwie die Israeliten. Aber sie (die NichtJuden) werden nur mit dem Schwert gerichtet (durch Enthauptung), weil den Noachiden als Todesstrafe nur die Strafe des Köpfens zu gewiesen ist. „Falls er seinen Gott verwünscht": was will die Schrift lehrend damit sagen? Wenn es heißt: „Wer den Namen Jahves lästert, soll getötet werden", so könnte ich daraus entnehmen, daß man sich des Todes schuldig mache nur wegen des einzigen (Jahve-)Namens. Woher, daß auch die Nebenbenennungen (Gott, C baoth, der Allmächtige usw.) miteingeschlossen sind? Die Schrift sagt lehrend: „Falk er seinen Gott (vnW, nicht mrr) verwünscht"; das sind Worte des R. Melr (um 150). Die Ge lehrten aber sagten: Bei dem einzigen (Jahve-)Namen wird man mit dem Tode bestraft u. bei allen übrigen Bezeichnungen auf Grund der Warnung (mit Geißelhieben; doch 8. den folgenden Ausspruch des R. J huda u. weiter unten, wonach auf Verwünschung der Nebenbezeichnungen die Ausrottungsstrafe folgt. Die Halakha ist nicht nach R. Melr). „Er soll seine Sünde tragen": R. J huda (um 150) sagte: Es ist hier vom Tragen der Sünde die Rede u. es ist dort (nämlich Nu 9 , 1 3 ) ' vom Tragen der Sünde die Rede; wie mit dem dort erwähnten Tragen der Sünde die Ausrottung gemeint ist, so ist auch hier (Lv 24,15) die Ausrottung gemeint. „Wer aber den Namen Jahves lästert, soll getötet werden: mit Steinen soll ihn die ganze Gemeinde totwerfen": die ganze Gemeinde soll wie Feinde gegen ihn sein. „Der Fremdling", das ist der Fremdling ( = Proselyt), „wie" der Fremdling, das will die Frauen der Fremdlinge (Proselyten) miteinschließen. „Der Eingeborene", das ist der Eingeborene, „wie" der Eingeborene, das will die Frauen der Eingeborenen miteinschließen. „Wenn er den (Jahve-)Namen lästert, soll er getötet werden": R. M nachem b. Jose (um 180) hat gesagt: Es will den Verwünscher seines Vaters u. seiner Mutter miteinschließen, daß er erst straffällig wird, wenn er jene mit dem (Jahve-)Namen verwünscht. || Sanh 7, 5: Der Gotteslästerer s p « ist straffällig erst, wenn er den (Jahve-)Namen (bei seinen Lästerungen) deutlich ausspricht. || S c h b 4 , 1 3 : Wenn jemand sagt: „Ich beschwöre euch", „ich befehle euch", „ich binde euch", so sind sie verpflichtet (ihre Zeugenaussage vor Gericht zu leisten). Sagt er: „Bei Himmel u. Erde", so sind sie frei (von jener Verpflichtung). Beschwört er sie bei V s (d.h. mit dem Gottesnamen *)•>«), bei r t " * ( = o ä - ) , bei dem „Allmächtigen", bei „C°baoth", bei dem „Gnädigen u. Barmherzigen", bei „dem, der langmütig u. groß an Güte ist", oder bei allen sonstigen Nebenbenennungen, so sind sie verpflichtet (der Beschwörung Folge zu leisten). Wer bei all diesen Bezeichnungen (Gott) verwünscht, ist (des Todes) schuldig; das sind Worte des R. MeYr (um 150). Die Gelehrten aber sprachen ihn (von dieser Strafe) frei. |1 Sanh 5 6 Bar: (Der Gotteslästerer ist straffällig) erst wenn er dem (Jahve-) Namen durch einen (andren) Namen (d. h. durch einen Götzennamen) flucht. Woher dies? Sch muöl (f 254) hat gesagt: Weil die Schrift sagt Lv 24,16: „Und wer den Namen Jahves lästert a^si." . . . durch sein Lästern mit einem (andren) Namen, „der soll getötet werden". Woher, daß dieses Lästern ( a p u ) gleichbedeutend mit „fluchen" ist? Weil es heißt Nu 23, 8: Was soll ich verfluchen a p s , den Gott nicht verflucht hat na?.? Und die Warnung (vor Gotteslästerung, d. h. das bloße Verbot ohne Beifügung der Strafe) 1
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Diese Ausführung als Bar auch Sch^bu36 u. Sanh 5 6 . Nu 9,13: Aber der Mann, der rein ist u. nicht auf einem Wege gewesen ist, u. (dennoch) unterlassen hat, das Passah zu halten: ausgerottet werden soll diese Seele aus ihren Volksgenossen; denn das Opfer Jahves hat er nicht zu seiner bestimmten Zeit dargebracht, seine Sünde soll selbiger Mann tragen. 2
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ist von hier (Ex 22,27) zu entnehmen: Die Gottheit sollst du nicht verwunschen (vgl. M kh Ex 22,27 oben in Nr. 1). — Oder soll ich sagen, daß mit apa ein Durchstechen T T » gemeint ist, wie es heißt 2 Kg 12,10: Er bohrte ap^i ein Loch in ihre Tür? Und die Warnung davor wUrde von hier (Dt 12, 3 f.) zu entnehmen sein: «Ihren (der Götzen) Namen sollt ihr von jenem Ort vernichten, aber Jahven eurem Gott sollt ihr nicht also tun." Aber wir lehren ja, daß der (Jahve-)Name durch einen (andren) Namen zu lästern sei, was (in diesem Falle des Durchstechens) nicht zutrifft (denn nur Ein Name, der Jahvename, käme hierbei in Betracht). — Oder soll ich sagen, wenn man zwei Namen (den Jahvenamen u. einen Götzennamen) aufeinanderlegt u. sie durchsticht? Aber so würde er selbst ja (der Mensch) durchbohren u. dann noch einmal (den zweiten Namen) durchbohren (das hieße doch nicht den Jahvenamen durch einen andren Namen durch bohren u. lästern). — Oder soll ich sagen, wenn man einen (andren) Namen in eine Messerschneide eingraviert u. damit (den Jahvenamen) zerteilt? Aber da würde es ja die Schärfe des Messers (u. nicht der andre Name) sein, der zerteilt. — Oder soll ich sagen, daß (mit dem apj, dem Lästern) das deutliche Aussprechen des Jahvenamens gemeint sei, wie es heißt Nu 1,17: Da nahmen Mose u. Ahron diese Männer, die mit Namen genannt worden waren lap,?? Und die Warnung davor würde von hier (Dt 6,13) zu entnehmen sein: Jahve deinen Gott sollst du fürchten. (Der Beweis liegt wohl erst in den Schlußworten des Verses: „u. bei seinem Namen schwören", sonst ihn aber nicht aussprechen.) Aber einmal lehren wir ja, daß der (Jahve )Name durch einen (andren) Namen zu lästern sei, was hier nicht zutrifft, u. sodann läge (in den Worten: Jahve deinen Gott sollst du fürchten usw.) eine Warnung in der Form eines Gebotes vor, u. eine Warnung in der Form eines Gebotes heißt nicht Warnung (denn diese wird immer in der Form eines Verbotes ausgesprochen). Oder wenn du willst, so sage ich: Die Schriftstelle Lv 24,15.16 sagt: „Er verwünscht" u. „er lästert"; das will besagen, daß er (der Gotteslästerer) durch eine Verwünschung lästert. Aber vielleicht erst, wenn er beides getan (sowohl eine Verwünschung als auch eine Lästerung ausgesprochen) hat? Das meine nicht; denn es heißt Nu 24,14: „Führe den Verwünscher hinaus", u. nicht heißt es: „Führe den Lästerer u. den Verwünscher hinaus"; entnimm daraus, daß beides einunddasselbe ist. (Das Ergebnis dieser Diskussion ist, nachdem auf Grund der zu Anfang gebrachten Bar verschiedene Umdeutungen des apia abgelehnt sind, folgendes: Die Lästerung oder, was dasselbe ist, die Verwünschung Gottes besteht darin, daß der deutlich ausgesprochene Jahvename mit dem Namen einer heidnischen Gottheit gelästert oder verwünscht wird. Als Beispiel bietet Sanh 7,5 — s. die Stelle bei Mt 26,66 — unter Verwendung gleichgültiger Namen die Formel: „Jose schlage den Jose!" Das erste Jose vertritt den Götzennamen u. das zweite den Jahvenamen.) || pSanh 7, 25 ", 41: Die Warnung für den Gotteslästerer spaa woher? Aus Ex 22, 27: Die Gottheit sollst du nicht verwünschen. Die Ausrottungsstrafe woher? Aus Lv24,15: Falls irgend jemand seinen Gott verwünscht, so soll er seine Sünde tragen (u. das Tragen der Sünde be deutet auf Grund von Nu 9,13 die Ausrottungsstrafe; letztere tritt an die Stelle der Todesstrafe in dem Fall, daß ein vermessener Sünder vor Begehung der Tat nicht durch Zeugen verwarnt worden ist). Die Todesstrafe woher? Aus Lv 24,16: Wer den Namen Jahves lästert, soll getötet werden. — Und nach der Meinung des It. Jischmafel (f um 135)? Denn R. Jischmafel hat gesagt: Von den Richtern redet die Stelle (nämlich Ex 22, 27, s. oben Nr. 1). Wenn sie aber betreffs der Richter (vor deren Verwünschung) warnt, dann nicht vielmehr betreffs der göttl. Nebenbenennungen? Wenn betreffs der Neben benennungen die Ausrottungsstrafe verhängt ist (s. Lv 24,15), dann nicht vielmehr wegen des einzigen (Jahve-)Namens? (Man beachte, wie hier im Unterschied von den „Rabbinen* in SLv 24,11 ff. — s. oben — auf die Lästerung der göttl. Nebenbenennungen die Ausrottungsstrafe gesetzt wird.) — Ein Mischnalehrer hat gelehrt: Wegen der Neben benennungen erfolgt die mit der Warnung gegebene Strafe (d. h. Geißelung) u. die Ause
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Das in Lv 24,16 gerügte Vergehen würde sich dann darauf beziehen, daß jemand die Stelle eines Pergaments, auf der der Jahvename geschrieben steht, durchlöchert.
Matth 26,65 ( » 4. 5)
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rottungsstrafe (nicht die Todesstrafe seitens eines menschlichen Gerichts, weil diese in der Tora nicht festgesetzt ist), u. wegen des einzigen (Jahve-)Namens die Todesstrafe. Ein andrer Mischnalehrer (er vertritt die Meinung der „Rabbinen" oben in SLv24,11 ff.) hat gelehrt: Wegen der Nebenbenennungen erfolgt die mit der Verwarnung gegebene Strafe (d. h. Geißelung) u. wegen des einzigen (Jahve-)Namens die (gerichtliche) Todes strafe u. die Ausrottungsstrafe (durch Gottes Hand, falls der Täter nicht durch Zeugen verwarnt worden war). Der, welcher gesagt hat: Wegen der Nebenbenennungen erfolgt die mit der Warnung gegebene Strafe u. die Ausrottung, beweist dies aus Ez 22,27: „Die Gottheit sollst du nicht verwünschen" u. ferner aus Lv 24,15: „Falls irgend jemand seinen Gott verwünscht"; u. wegen des einzigen (Jahve-)Namens die Todesstrafe auf Grund von Lv 24,16: Wer den Namen Jahves lästert, soll getötet werden. — Der, welcher gesagt hat: Wegen der Nebenbenennungen erfolgt die mit der Warnung gegebene Strafe, beweist dies aus Ex 22,27 (wie vorbin), u. wegen des einzigen (Jahve-)Nainens die Todesstrafe u. die Ausrottung auf Grund von Lv 24,16 u. Lv 24,15 (wie vorbin). — Hiernach herrscht, wenn man von R. Melr in SLv 24,11 ff. absieht, Übereinstimmung in der Annahme, daß die gerichtliche Todesstrafe nur bei Lästerung des Jahvenamens, aber nicht bei derjenigen der göttlichen Nebenbenennungen Platz greift. Damit stimmt auch Targ Jerusch I Lv 24,11 u. 13—16 überein: Als er von der Gerichtsstätte hinweg ging, nachdem er für schuldig erklärt war, sprach der Sohn des israelitischen Weibes den großen u. ehrwürdigen (Jahve-)Namen, den er am Sinai hatte aussprechen hören (beim 1. Gebot), deutlich aus u. schmähte ihn u. reizte vermessen zu Zorn (rjntt Ersatz für das Textwort ?bp> ) „er verwünschte"). . . . Und Jahve redete mit Mose also: Führe den Verwünscher STJI» (den zum Zorn Reizenden) zum Lager hinaus, u. alle Zeugen, die seine Verwünschung rrmun« gehört haben, u. die Richter sollen ihre Hände auf sein Haupt stemmen u. die ganze Gemeinde soll ihn mit Steinen totwerfen. Und mit den Kindern Israel sollst du also reden: Ein junger oder ein alter Mann, der einen Beinamen seiner Gottheit verwünscht w u. schmäht, soll seine Sünde tragen ( = der Ausrottungsstrafe verfallen sein). Aber der, welcher den Namen Jahves deutlich aus spricht u. schmäht, soll getötet werden, totwerfen mit Steinen soll ihn die ganze Ge meinde, sowohl Fremdling wie Eingeborener, wenn er den einzigen (Jahve-)Namen schmäht, soll getötet werden. || Targ Onk findet in Lv 24,11 ff. lediglich das Verbot, den Jahvenamen auszusprechen; er vertritt also eine der Meinungen, die in Sanh 5 6 — s. oben — als unzutreffend abgelehnt werden. Targ Onk: Der Sohn des israelitischen Weibes sprach den (Jahve-)Namen deutlich aus u. reizte zum Zorn. . . . Jahve sprach mit Mose also: Führe den zum Zorn Reizenden hinaus zum Lager, u. alle, die es gehört haben, sollen ihre Hände auf sein Haupt legen, n. die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Und mit den Kindern Israel sollst du also reden: Wer vor seinem Gott zum Zorn reizt, soll seine Sünde tragen u. wer den Namen Jahves deutlich ausspricht, der soll getötet werden, steinigen soll ihn die ganze Gemeinde; sowohl der Fremdling, als auch der Eingeborene soll, wenn er den (Jahve-)Namen deutlich ausspricht, getötet werden. — Auch die LXX u. Philo, Vita Moys. 3 § 25 (Mang. 2,166), verstehen das nim va sps Lv24,16 nur vom A u s s p r e c h e n des Jahvenamens. a
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5. Einige der oben angeführten Stellen lassen erkennen, daß es an Ansätzen nicht gefehlt hat, dem Begriff Gotteslästerung eine weite Fassung zu geben. Nach SNu 15,30 f. (s. Nr. 2, a) gilt als Gotteslästerer der, welcher freche^teden gegen die Tora führt. In SDt 21,22 (s. Nr. 3) wird der Gotteslästerer charakterisiert als einer, der seine Hand nach Gott ausstreckt. In diesem Stück wird er mit dem Götzendiener auf eine Linie gestellt (das. u. pSanh 7,25 , 9 in Nr. 2, b); doch wird zugleich b
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Dies Verbum verwendet zwar auch Targ Jerusch I an vorliegender Stelle, aber es fügt regelmäßig das Verbum „schmähen" hinzu; das geschieht bei Onk nicht.
Matth 26,65 ( » 5)
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in einer Gleichnisrede angedeutet, daß die Sünde des Gotteslästerers weiter greife, als die des Götzendieners: während der letztere die Schüssel zwar auskratzt, diese selbst aber intakt läßt, nimmt der erstere auch von der Schüssel selbst noch etwas hinweg (s. K r 7 9 in N r . 2 , c ; vgl. auch pSanh 7, 2 5 , 9 in Nr. 2, b). Der Götzendiener setzt sich über Gottes Gebote hinweg, ohne damit gerade notwendig — namentlich in den leichteren Fällen des Götzendienstes, da man vor einem Götzen singt oder tanzt — Gott selbst verleugnen zu wollen. Der Gotteslästerer dagegen verwirft nicht bloß Gottes Gebote, er tastet in Vermessenheit Gott selbst an, entzieht ihm Anerkennung u. Ehre. — Diese weitere Fassung des Begriffs Gotteslästerung tritt im N T hervor M t 9 , 3 ; Joh 10,30 ff. u. Mt26,65. In der ersten Stelle wirft man Jesu vor, daß er Sünden vergibt; in der zweiten, daß er mit seinem Ausspruch: „Ich u. der Vater sind eins" sich selbst zu Gott gemacht habe. In beiden Fällen, so meint man, liege eine Gotteslästerung vor: indem Jesus die göttliche Prärogative der Sündenvergebung für sich in Anspruch nehme, u. indem er, der Mensch, sich selbst göttliches Wesen beilege, habe er seine Hand nach Gott ausgestreckt, Gott um Ehre u. Achtung gebracht, die Gott heit in verletzender Weise herabgezogen ins Menschliche. — Auf der gleichen Linie liegt die Erklärung des Hohenpriesters: Er hat (Gott) gelästert... siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört! Mt 26,65. Nicht darin hat der Hohepriester die Gotteslästerung gefunden, daß Jesus die Frage, ob er der Messias sei, bejaht, sondern darin, daß Jesus von jetzt an im eigentlichen Sinn des Wortes seinen Platz einnehmen will zur Rechten der Allmacht. Der Gedanke, daß der von Gott zum Messias Bestimmte sich selbst als Messias bekennen u. zum Messias erklären werde, ist für das Judentum nicht anstößig gewesen. Zwar wird die Meinung ausgesprochen, daß der wiedererscheinende Prophet Elias den Messias bekannt geben u. einführen werde ;a aber daneben geht auch die andre Anschauung einher, daß der Messias sich selbst als solchen offenbaren werde, b Eine Gotteslästerung konnte deshalb der Hohe priester in dem diesbezüglichen Selbstzeugnis Jesu nicht sehen. Ja selbst das Sitzen zur Rechten Gottes c oder auf Gottes Thron d war auf Grund von P s l l O , 1 ein Zug, den das Judentum in dem Herrlichkeitsbilde seines Messias nicht hat fehlen lassen. Aber man erwartete, daß die Inthronisierung des Messias vor aller Augen sichtbar in der irdischen Sphäre u. zwar auf Gottes Geheiß hin erfolgen werde, d Daß im Gegen satz hierzu Jesus scheinbar aus eigener Machtvollkommenheit heraus u. ohne göttliche Autorisation in der übersinnlichen Welt den ihm ge bührenden Platz zur Rechten der Allmacht einnehmen u. v o a dort aus überweltlich, kommend auf den Wolken des Himmels, seine Herrschaft als Messias ausüben will — das ist es, was dem Hohenpriester als eine Antastung der göttlichen Majestät erscheint u. ihn zu dem Urteil ver anlaßt: Er hat (Gott) gelästert. — Das Urteil war vorschnell ause
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Matth 26,65 ( 8 5. 6)
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gesprochen. Der Hohepriester, in jener Stunde Richter über Leben u. Tod, hatte die Pflicht, Jesu messianischen Anspruch auf Grund des Zeugnisses seiner Werke objektiv zu prüfen. Daß er diese Prüfung auch nicht einmal versucht hat, bleibt seine Schuld. (Zum Schuldkonto des Hohenpriesters s. weiter in Nr. 6 u. bei Mt 28,66 Nr. 6.) a. Justinus, Dial. c. Tryph. 8f XgiaxSg dt* ei xai yeye'vrjroi xai eoxi nov, dyvwaxoe iaxi xai ovdh av'xös nu> iavxov iniaxaxai ovde" e^ei dvva/jiv xiva, ftixQiS «v iXdaiv *HXias XQ V * ° * favegov näai noirjog (deutsch bei 24, 27, s. S. 955). Vgl. auch daselbst 49: Kai yag navxes fjf*eig xov XQIOXOV tUvSgtartov t-l av9otäntov nQoaSoxioftev yev7Joeo9ai xai xov 'üXiav XQtoat avxov iXdövxa. l0
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b. Leqach tob Nu 24,17(130»): (R. Levi, um 300, hat gesagt:) Darauf (nachdem Rom in die Hände der Israeliten gefallen sein wird) werden sie alle Beute zusammenbringen u. die Israeliten werden ihren Gott u. ihren König David suchen. Sofort wird sich ihnen der König, der Messias, (in Rom) offenbaren u. sagen: Ich bin es, der König, der Messias, auf den ihr gehofft habt. || Ferner s. P siqR 86 (162a); 15 (71b) bei Mt 24,27 Anm. b S. 954. C. Midr Ps 18 § 29 (79»): R. Judan (um 350) hat im Namen des R. Chama (b. Cha nina, um 260) gesagt: In der Zukunft wird Gott den König, den Messias, zu seiner Rechten sitzen lassen, 8. bei Ml 25,33 Anm. b S. 980. d. Sieh bei Mt 25,31 Nr. 8 S. 978; vgl. auch P siqR 37 (168») bei Mt 17,2 » S. 752. e
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6. Die in der nachchristl. Zeit geltende Halakha ist bemüht, durch engste Fassung des Begriffs Gotteslästerung ein Todesurteil wegen dieses Vergehens so gut wie unmöglich zu machen: die Lästerung muß gegen den. deutlich ausgesprochenen Jahvenamen gerichtet sein, sie muß durch einen Götzennamen erfolgen, u. ihr muß die Verwarnung des Lästerers durch zwei Zeugen unter Hinweis auf die strafrechtlichen Folgen seines Tuns voraufgegangen sein (s. Sanh 7,5 u. Sanh 56* in Nr. 4, ferner K r 1,1 in Nr. 2,c). Traf eine dieser Bestimmungen nicht zu — u. das wird ja meist der Fall gewesen sein —, so konnte die Todesstrafe (Steinigung, s. bei Mt 26,66) nicht verhängt werden. Dem gemäß wurde eine Gotteslästerung, die unter Aussprechen einer der göttl. Nebenbenennungen erfolgte, durch Geißelung, nach andren durch Ausrottung bestraft (s. SLv 24,11 ff. u. pSanh 7 , 2 5 , 4 1 in Nr. 4), u. der vermessene Lästerer des Jahvenamens, der seine Tat ohne Verwarnung begangen hatte, fiel der Ausrottung durch Gottes Hand anheim (K r 1,1 in Nr. 2, c). — Wir wissen nicht, ob, bezw. wie weit diese Bestimmungen zur Zeit des Prozesses Jesu zu Recht bestanden haben. Wenn ja, durfte über Jesum kein Todesurteil gefällt werden. Den Jahvenamen hat Jesus in jener Stunde nicht in den Mund genommen u. von einer Lästerung dieses Namens durch irgendeinen Götzennamen kann vollends nicht die Rede sein. Jesus hat Mt 26,64 von Gott nur unter der Nebenbenennung „Allmacht" geredet; wollte also der Hohepriester Jesu Worte durchaus zu einer Gotteslästerung stempeln, so hätte das Urteil nur auf Geißelung lauten dürfen, oder die Strafe hätte (nach einer andren Meinung) der rächenden Gotteshand überlassen werden müssen. Die Verhängung der Todesstrafe über Jesum wegen Gotteslästerung aber war eine Rechts beugung seitens des Synedriums. Dagegen durfte das Synedrium im e
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Matth 26,65 ( 8 6. 6)
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Falle Jesu von der Verwarnung absehen. Denn diese war nur bei Personen erforderlich, die die Verwerf lichkeit u. Strafbarkeit ihrer Handlung nicht kannten; sie konnte deshalb bei einem Gesetzeskundigen — u. als solcher galt Jesus — in Fortfall kommen. Sanh 41» Bar u. M a k 6 : R.Jose b. J huda (um 180) sagte: Ein Chaber (hier = Gesetzeskundiger) bedarf der Verwarnung nicht, weil die V. nur gegeben ist, damit man prüfend unterscheide zwischen einem, der unvorsätzlich, u. einem, der vorsätzlich (in Vermessenheit) handelt. b
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26, 65 6 : W a s b e d ü r f e n wir n o c h der Z e u g e n ? S i e h e , j e t z t h a b t ihr die G o t t e s l ä s t e r u n g g e h ö r t ! Ein Urteilsspruch in Kriminalprozessen erforderte mindestens zweier Zeugen Aussage; eine Verurteilung zum Tode ohne Bezeugung des todes würdigen Vergehens durch mindestens zwei Personen war nicht möglich; s. bei Mt 26, 60 Nr. 3. Wenn der Hohepriester Mt 26,65 sagt: ri in XQtiav e*%oiiev (MXQTVQWV, so will er damit nicht sagen, daß es in dem vorliegenden Prozesse keiner Zeugen bedürfe, sondern daß die Mit glieder des Synedriums als Hörer der Gotteslästerung nunmehr selbst Zeugen seien. Da aber die Richter nicht als Zeugen u. die Zeugen nicht als Richter auftreten durften,» u. doch Zeugen neben u. außer den Richtern vorhanden sein mußten, b so hätten nun wenigstens zwei von den anwesenden Mitgliedern des S. aus dem Gerichtskollegium aus treten müssen, um als Zeugen zu dienen. Dadurch verlor der Gerichtshof zwei stimmberechtigte Mitglieder; es hätten also, da das S. nur bei Anwesenheit von mindestens 23 Mitgliedern verhandlungsfähig war,c bei Eröffnung der Verhandlung wenigstens 25 Mitglieder zur Stelle sein müssen. Ob dies der Fall war, wissen wir nicht; denn die Worte ,TO avvädqiov oXov' Mt26,59 meinen das ganze S., soweit es eben zur Stelle war. Ebensowenig liegt eine Andeutung vor, ob zwei der Synedristen als Zeugen aufgestellt worden sind; die Worte Mk 14, 64: ,ot de ndvreg xccvexQivccv auroV sprächen nicht dagegen; denn mit ndvreg könnten eben alle diejenigen gemeint sein, die ein Votum abzugeben hatten. a. Sanh 5, 4: Hatte einer von den Zeugen gesagt: „Ich kann in bezug auf ihn (den Angeklagten) Freisprechung begründen",... so hieß man ihn schweigen (s. die ungekürzte Stelle unter Mt 26, 66 Nr. 2). — [Ein Zeuge durfte in die Verhandlung selbst weder ent lastend noch belastend eingreifen; noch viel weniger konnte er an der Urteilsfällung beteiligt sein; er hatte lediglich seine Zeugenaussage zu machen.] b. SNu 35,30 § 161 (62*): „Wenn irgend jemand eine Person erschlägt, so soll man den Totschläger nach Aussage von Zeugen töten" Nu 35, 30. Warum ist das gesagt? Wenn es Nu 35,19 heißt: „Der Bluträcher, der soll ihn töten", so höre ich daraus, daß er ihn unter vier Augen töten soll. Da sagt die Schrift lehrend: Wenn irgend jemand eine Person erschlägt, so soll man den Totschläger nach Aussage von Zeugen töten. Das zeigt an, daß man ihn nur durch Zeugen töten darf. Das sind Worte des R. Joschijja (um 140). R. Jonathan (um 140) hat gesagt: „Wenn irgendjemand eine Person erschlägt" usw. Nu 35, 30; warum ist es gesagt? Wenn es heißt Nu 35,12: „Der Totschläger soll nicht sterben, ehe er vor der Gemeinde zum Gericht gestanden hat", so höre ich daraus, daß man ihn durch den Gerichtshof, aber nicht durch Zeugen tötet. Da sagt die Schrift
Matth 26,66 (91. 8 1.2)
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lehrend: „Wenn irgend jemand eine Person erschlägt, so soll man den Totschläger nach Aussage von Zeugen töten"; das zeigt an, das man ihn nur durch den Gerichtshof u. durch Zeugen tötet (Zeugen dürfen also bei der Verhandlung neben den Richtern nicht fehlen). C. TSanh 7,1 (425): Das große Synedrium hatte 71 Mitglieder, doch durften nicht weniger als 23 da sein. Mußte einer von ihnen hinausgehn, so sah er zu, ob 23 da waren; dann ging er hinaus; wenn aber nicht (so viele anwesend waren), so ging er nicht hinaus, bis 23 dort waren. 26, 66 Ä: W a s d ü n k e t e u c h ? , ti vfiTv doxei; Tanch "-iipc 1 2 6 : Zwei oder drei Angesehene von den Richtern gehen hinaus u. fragen die Zeugen aus, u. wenn sie von der Ausforschung zurückkommen (das Zeugen verhör beendet ist), sagt (der Vorsitzende) zu (den Richtern): Wollen die Herren ihre Meinung sagen y* "-»ao? Und diese sagen entweder: Zum Leben, oder: Zum Tode. — Eine Glosse bemerkt zu ^ a c : das bedeutet: Wie meinet ihr D ' i a i o or>« -px? a
26,66 SB: Sie a n t w o r t e t e n . . . : Er ist des T o d e s s c h u l d i g ! 1. Allgemeine Regeln über Eapitalprozesse. Sanh 4 , 1 : Welcher Unterschied ist zwischen Vermögensstreitigkeiten u. Kapital prozessen? V.8treitigkeiten werden durch drei abgeurteilt, K.prozesse durch dreiund zwanzig. Bei V.Streitigkeiten kann man (die Verhandlung) sowohl (mit Gründen) für die Freisprechung als auch (mit Gründen) für die Schuld beginnen; bei K.prozessen be ginnt man (mit Gründen) für die Freisprechung, aber nicht (mit Gründen) für die Schuld. Bei V.streitigkeiten entscheidet man auf die Stimme Eines sowohl für die Freisprechung als auch für die Schuld; aber bei K.prozessen entscheidet mau auf die Stimme Eines für die Freisprechung u. auf die Stimme zweier für die Schuld (d. b. eine Verurteilung kann nur bei einer Majorität von mindestens 2 Stimmen erfolgen, s. Sanh 5,5 in Nr. 2). V.streitigkeiten kann man wieder aufnehmen sowohl für die Freisprechung als auch für die Schuld; aber K.prozesse nimmt man wieder auf nur für die Freisprechung, aber nicht für die Schuld. Bei V.streitigkeiten können alle die Freisprechung u. die Schuld begründen; aber bei K.prozessen können alle die Freisprechung begründen, aber nicht alle die Schuld. Bei V.streitigkeiten kann, wer die Schuld begründet hatte, (später) die Freisprechung begründen, u. wer die Freisprechung begründet hatte, kann (später) die Schuld begründen; bei K.prozessen kann, wer die Schuld begründet hatte, (später) die Freisprechung begründen; aber wer die Freisprechung begründet hatte, darf nicht um gekehrt die Schuld begründen.' V.streitigkeiten kann man am Tage beurteilen u. in der Nacht (durch Fällung des Urteils) beenden; aber K.prozesse beurteilt man am Tage u. beendet man am Tage. V.streitigkeiten kann man an demselben Tage sowohl zur Freisprechung als auch zur Schuld beenden; aber K.prozesse kann man an demselben Tage zur Freisprechung beenden, aber erst am folgenden Tage zur Schuld. Deshalb be urteilt man sie weder am Rüsttage des Sabbats, noch am Rüsttage eines Feiertages (damit man nicht gezwungen sei, am Sabbat oder Feiertag das Urteil zu fällen u. zu vollstrecken). 1
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2. Verhandlung u. Urteilsspruch in Kriminalprozessen. 1
Sanh 33b Bar: Woher, daß, wenn einer von der Gerichtsstätte verurteilt hinweg geht u. einer sagt: „Ich kann für ihn Freisprechung begründen", man die Verhandlung wieder aufnimmt? Die Schrift sagt lehrend: Den Unschuldigen sollst du nicht töten Ex 23,7. Und woher, daß, wenn einer freigesprochen von der Gerichtsstätte hinweggeht u. einer sagt: „Ich kann für ihn Schuld begründen", man die Verhandlung nicht wieder aufnimmt? Die Schrift sagt lehrend: Den, der gerechtfertigt worden ist (vor dem Gerichtshof, so der Midr), sollst du nicht töten Ex 23,7. Auch die als Zuhörer ohne Stimmrecht anwesenden Gelehrtenschüler. Vgl. Sanh 3 4 : Rab (f 247) hat gesagt: Das hat man nur für die Zeit der (eigent lichen) Verhandlung gelehrt: aber bei der Schlußabstimmung kann der, der Freisprechung begründet hatte, hinterher Schuld begründen. 1 3
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Matth 26,66 ( » 2)
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(Über die Sitzordnung im Synedrium 8. bei Mt 26,62, über die Ver warnung, Ausforschung u. Vernehmung der Zeugen bei Mt 26,60.) Sanh 5,4: Wurden ihre (der Zeugen) Worte abereinstimmend gefunden, so begann man mit (Gründen für) Freisprechung. Hatte einer von den Zeugen gesagt: „Ich kann in bezug auf ihn Freisprechung begründen" oder einer von den Gelehrtenschülern: „Ich kann in bezug auf ihn Schuld begründen", so hieß man ihn schweigen. Hatte einer von den Gelehrtenschülern gesagt: „Ich kann in bezug auf ihn Freisprechung begründen", so führten sie ihn hinauf (zu den Plätzen der Richter) u. setzten ihn neben sich, u. er kam den ganzen Tag nicht von dort herunter (seiner Ehre halber). Wenn an seinen Worten etwas Erhebliches war, hörte man auf ihn. Auch wenn er (der An geklagte) sagte: „Ich kann in bezug auf mich Freisprechung begründen", hörte man auf ihn; nur mußte an seinen Worten etwas Erhebliches sein. | Sanh 5,5: Wenn sie für ihn die Freisprechung (begründet) gefunden hatten, entließen sie ihn; wenn nicht, so verschoben sie sein Urteil bis auf den nächsten Tag u. kamen paarweise zusammen, aßen wenig u. tranken keinen Wein während des ganzen Tages u. verhandelten über die Sache die ganze Nacht. Und am folgenden Tage kamen sie früh in das Gerichts haus. Der Freisprechende sagte: Ich sprach frei u. ich spreche frei, auf meinem Stand punkt bleibend. Und der für schuldig Erklärende sagte: Ich erklärte für schuldig u. erkläre für schuldig, auf meinem Standpunkt bleibend. Wer die Schuld begründet hatte, durfte (bei dieser zweiten Verhandlung) die Freisprechung begründen; aber wer die Freisprechung begründet hatte, durfte nicht umgekehrt die Schuld begründen (war aber für die Scblußabstimmung damit nicht gebunden, s. Sanh 3 4 S. 1020 Anm. 8). Und wenn sie in etwas geirrt hatten, erinnerten die Gerichtsschreiber sie (s. Sanh 4,3 bei Mt 26,62). Wenn sie für ihn die Freisprechung (begründet) gefunden hatten, entließen sie ihn; wenn nicht, veranstalteten sie die Abstimmung.* || Sanh4,2: Bei Prozessen über Vermögenssachen, Reinheit u. Unreinheit beginnt man (bei der Abstimmung) von dem Größten; aber bei Kapitalprozessen beginnt man von der Seite (wo die Jüngeren, weniger Kenntnisreichen saßen; diese sollten also durch die Abstimmung der älteren Mitglieder des Synedriums nicht beeinflußt werden). II Sanh 5,5: Sprechen zwölf frei u. elf schuldig, so ist er frei. Sprechen ihn zwölf schuldig u. elf frei — u. auch wenn zweiundzwanzig freisprechen oder schuldigsprechen u. Einer sagt: „Ich weiß nicht", muß man die Richter vermehren * (aus der Zahl der zuhörenden Gelehrtenschüler, s. Sanh 4,4 bei Mt 26,62 9 ) . Bis auf wie viele vermehrt man sie? Je zwei bis auf einundsiebzig. Wenn sechsunddreißig 1
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Ein Zeuge durfte auch nicht Schuld begründen, Bertinoro. — Der Zeuge hatte nur auszusagen, was er gesehen oder gehört hatte; Schlußfolgerungen daraus zu ziehen war nicht seine Aufgabe. Nach einer Bar Sanh 4 6 erfolgte die Fällung des Todesurteils erst gegen Abend des zweiten Verhandlungstages: Man hält ihn hin bis nahe zum Sonnenuntergang, dann fällt man das Urteil u. tötet ihn (sofort). * Die Verurteilung zum Tode mußte mit mindestens 2 Stimmen Majorität erfolgen, s. Sanh 4,1 in Nr. 1. Daher wählte man erforderlichenfalls aus der Zahl der zuhörenden Gelehrtenschüler Richter hinzu. Sanh 1 7 : Wenn elf freisprechen u. zwölf schuldig sprechen, so ist doch jetzt nur Eine Stimme Majorität; wenn zehn freisprechen u. drei zehn schuldigsprechen, sind drei Stimmen Majorität. R. Abbahu (um 300) hat gesagt: Das (eine Mehrheit von zwei Stimmen) kann nur vorhanden sein, wenn man (Richter) hinzufügt. . . . Ferner hat R. Abbahu gesagt: Wenn man hinzufügt, so bilde man den Gerichtshof von vornherein aus einer geraden Zahl. Das ist selbstverständlich! Aber man könnte meinen, daß der, welcher sagt: „Ich weiß nicht* ( = „Ich enthalte mich der Abstimmung") als anwesend gelte (mitzuzählen sei) u., wenn er etwas sagt, man darauf höre; so lehrt er uns, daß der, welcher sagt: „Ich weiß nicht", nicht als an wesend gilt u., wenn er eine Begründung beibringt, man auf ihn nicht hört. — Die Kooptation von zwei Richtern erfolgte bei Einer Stimmenthaltung, weil der Gerichtshof nicht mehr 23 Mitglieder zählte u. weil mit Rücksicht auf die Bestimmung, daß die Verurteilung eine Majorität von mindestens 2 Stimmen nötig mache, eine gerade Zahl von Richtern erforderlich war. 2
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Matth 26, 66 ( 8 2. 3)
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freisprechen u. fünfunddreißig schuldigsprechen, so ist er frei. Wenn sechsunddreißig schuldigsprechen u. fünfunddreißig freisprechen, so debattieren sie gegeneinander, bis einer von den Schuldigsprechenden die Worte der Freisprechenden billigt. — Hierzu Sanh 4 2 : Wenn sie sie aber nicht billigen, was dann? R. Acha (um 320) hat gesagt: Man läßt ihn frei. Und ebenso hat R. Jochanan (f 279) gesagt: Man läßt ihn frei. Rab Papa (t 376) hat zu Abaje (f 338/39) gesagt: Dann sollte man ihn von vornherein frei lassen (ohne erst durch langes Debattieren einen von der Gegenseite umstimmen zu wollen)! Er erwiderte ihm: So hat R. Jochanan gesagt: (Das geschieht nicht,) damit sie nicht von der Gerichtsstätte mit ungeklärter Meinung hinweggehn. || Ganz vereinzelt steht da die Meinung des Rab Kahana (I.? um 250, II.? um 375) Sanh 1 7 : Wenn im Synedrium alle auf schuldig erkennen, so läßt man ihn (den Angeklagten) frei. Weshalb? Weil wir die traditionelle Lehre haben, daß man das Urteil eine Nacht verschiebt, um etwas zu seiner Freisprechung herauszufinden, u. siehe, (in diesem Fall) sucht man solches nicht weiter für ihn auf. || Sanh 4 2 Bar: War die Sache beendet (das Urteil festgesetzt), so ließ man sie (die Parteien) eintreten. Der Größte unter den Richtern sprach: Du, NN, bist freigesprochen; du, NN, bist für schuldig erklärt worden. a
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3. Spezielles über die Verhandlung gegen einen Gotteslästerer. Sanh 7, 5: Der Lästerer rpjan ist schuldig erst, wenn er den (Jahve-)Namen deut lich ausspricht. R. J hoscbuaf b. Qarcha (um 150) hat gesagt: An allen Tagen ver nahm man die Zeugen mit einer Umschreibung (ohne sie den Jahvenamen, den sie aus dem Munde des Angeklagten gehört haben, wiederholen zu lassen): „Es schlage Jose [als Götzennamej den Jose [ = Jahve]"; nachdem aber die Verhandlung vollendet war, sprach man das Todesurteil nicht auf die Umschreibung hin (die die Zeugen bis dabin angewandt hatten), sondern man ließ alle Leute hinausgehn, ließ nur den Größten unter ihnen (den Zeugen) zurück u. sagte zu ihm: Sprich, was du gehört hast, deut lich aus. Und er sagte es (jetzt also unter Nennung des gelästerten Jahvenamens). Die Richter aber standen (aus Ehrfurcht) u. zerrissen ihre Kleider (aus Schmerz über die gehörte Lästerung) u. nähten sie nicht wieder zusammen. Und der zweite Zeuge sagte: Auch ich habe gehört wie dieser. Und der dritte sagte: Auch ich wie dieser (diese sprachen also den Jahvenamen nicht wieder aus). — Dasselbe mit dem Zusatz: „Die Zeugen brauchten ihre Kleider (vor dem Gerichtshof) nicht zu zerreißen, da sie sie bereits seit der Zeit zerrissen haben, da sie (die Gotteslästerung) hörten" in SLv 2 4 , 1 1 (423 ). || Sanh 6 0 : R. Acha b. Jafaqob (um 325) hat gesagt: Man wird nur dann straffällig, wenn man den Namen mit vier Buchstaben (das Tetragramm m m ) gelästert bat; das will den mit zwei Buchstaben (d. b. n;) ausschließen, daß man dafür nicht straffällig werde. Selbstverständlich, wir haben ja in der Mischna gelernt: „Es schlage Jose den Jose" (u. die 4 Buchstaben von *ov entsprechen den 4 Buchstaben mrr). Man könnte meinen, daß das Wort (Jose) nur als gewöhnliches Beispiel gewählt sei; darum läßt er es uns hören. Einige sagen: Rab Acha b. Jasaqob hat gesagt: Daraus (aus Sanh 7, 5) ist zu entnehmen, daß der Name mit vier Buchstaben gleichfalls ein (eigentlicher) Gottesname ist. Selbstverständlich, wir haben ja in der Mischna gelernt: „Es schlage Jose den Jose" (das vierbuchstabige Jose setzt ja den vierbuchstabigen Jahvenamen voraus). Man könnte meinen, daß man erst wegen des großen Gottes namens (von 42 Buchstaben) straffällig werde, u. daß das Wort (Jose) nur als ge wöhnliches Beispiel gewählt sei; darum läßt er es uns hören. — Nach dieser Stelle ist der Name „Jose* in der Lästerungsformel gebraucht, weil er aus 4 Buchstaben besteht, wie der Name m m ; es bleibt aber auffallend, daß der zur Lästerung dienende Götzenname gleichfalls „Jose" heißt. — Ob bei dem ersten Jose an Jesus gedacht ist? e
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Unter dem 42buchstabigen Gottesnamen sind nach Bacher, Babyl. Amor. 17 f. die 10 göttlichen Potenzen zu verstehn, durch die nach Rab, t 247, die Welt erschaffen worden ist. Diese 10 Potenzen sind: n a a n , n a i a r , ran (Spr 3,19f.), na, niiaa (Ps65,7), myi (Strenge Hi 26,11), p - s , tsewa (Ps 89,15), -:on u. n - a m (Ps 25, 6); zusammen 38 Buchstaben -f- 4 von mrr = 42 Buchstaben.
Matth 26,66 ( 8 3—5)
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Levy 2, 3 5 1 schreibt: Zur Zeit des Autors unsrer Mischna, R. Josua b. Qorcha (um 150), nahmen die Judenchristen überhand u. sie stellten die Macht des Sohnes, Jesu, höher, als die des „Gottvaters"; mit ihnen habe R. Josua öfter religiöse Disputationen geführt, zB GnR 13. 27. Man habe beim Zeugenverhör verblümt gefragt: Sagte etwa der Gottes lästerer, daß - c v (Jesus, der Sohn) mächtiger sei als "OT (Joseph, sein Vater)? Die Richter aber hätten ebenso wie die Zeugen unter dem zweiten -oi- den .Vater", d. h. den Gott Israels verstanden. Die Verwendung des gleichen Namens für Gott u. für Abgott würde ja so verständlich; aber die ganze Erklärung ist viel zu gekünstelt. 1
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Jesus ist wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt worden
(Mt 26, 65 f.; Mk 14,63 f.; vgl. Joh 19, 7). Nach jüdischem Recht hätte die Todesstrafe an ihm als Steinigung» mit nachfolgender Aufhängung am Holzb vollzogen werden müssen. Daß es nicht geschah, hing mit der Übergabe Jesu an den römischen Landpfleger zusammen.
Dieser ließ,
allerdings auf Verlangen der Juden (Mt 2 7 , 2 2 ; Mk 15,13; Lk 23,21. 2 3 ; Joh 19, 6 . 1 5 ; vgl. Apg 2, 36; 5, 30), an ihm die römische Strafe der Kreuzigung vollstrecken. a. Sanh 7 , 4 : Dies sind die, welche gesteinigt werden: wer der Mutter beiliegt,... u. der Lästerer.... — Ferner s. SLv 24,11 ff. bei Mt 26,65 8 Nr. 4 S. 1013 ff. — Über den Vollzug der Steinigung s. bei Apg 7, 58 Nr. 1 u. 2. b. Über das Aufhängen am Holz s. bei Mt 26,fr'5Nr. 3; Mt 27,26 Nr. 2 u. Apg 7,58 Nr. 2. 5. Nach der jüdischen Überlieferung ist Jesus, wenn man von der unechten oder doch stark interpolierten Stelle bei Josephus absieht,» als Zauberer u. Volks V e r f ü h r e r hingerichtet worden; b vgl. Mt27,63; Joh 7,12. a. Antiq 18, 3, 3: Zu jener Zeit lebte Jesus, ein weiser Mann, wenn anders man ihn einen Menschen nennen darf. Denn er war ein Vollbringer wunderbarer Werke, ein Lehrer von Menschen, die mit Freude die Wahrheit annehmen. Und viele Juden, aber auch viele aus der griechischen Welt zog er an. Dieser war der Messias. Und als ihn Pilatus auf die Anklage unsrer ersten Männer mit dem Kreuze bestraft hatte, hörten doch nicht auf (ihn zu lieben) die, welche ihn zuerst geliebt hatten. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, nachdem die göttl. Propheten dieses u. tausenderlei andres Wunderbare über ihn gesagt hatten. Noch bis jetzt hat das Ge schlecht (xd opvXov) derer nicht aufgehört, die nach ihm Christen genannt werden. — Gegen die Echtheit Schürer 1,544—549. Andrerseits F. C. Burkitt, Josephus and Christ, in: Theologisch Tijdschrift 1913, 135 — 144; Adf. Harnack, in: Internationale Monats schrift fttr Wissenschaft, Kunst u. Technik 7, Sp. 1037—1068. b. Justin. Mart., Dial. c.Tryph. 69: Kai ydg pdyov etvat avxov ixdXfitov (die Juden) Xiyeiv xai XaonXdvov. — Das. 108: "Avdgag xeigoxovijoavxeg ixXexxoi'g tig ndaav xrjv oixovfiivrjv inifjupate, xrjgvaaovxeg ort al'gsaig xig cid sog xai ävo/tog iyrjysgXat and 'irjnov xivog raXiXaiov nXdvov, 'dv axavgiaodvxoiv rjfitav (die Juden) ol /xaSrjxai avxov xXixpavxeg avxov and xov fivrj/xaxog vvxxdg, 6nd9sv xaxsxidrj dqprjXoj&eig and xov axavgov, nXavtüai xovg dvSgwnovg Xiyovxeg iyrjyeg9ai avxov ix vexguiv xai eig ovgavdv dveXrjXv9ivai. || Sanh 43* Bar: Am Rüsttage des Passah hat man Jesum gehängt, u. ein Ausrufer ging vor ihm her 40 Tage (welcher rief): Er soll zur Steinigung abgeführt werden, weil er Zauberei getrieben u. verführt u. Israel abwendig gemacht hat. Jeder, der für ihn eine Rechtfertigung weiß, komme u. mache sie für ihn geltend. Aber man fand für ihn keine Rechtfertigung, u. so hängte man ihn am Rüsttage des Passah. (Ulla (um 280) hat gesagt: Meinst du denn, daß er einer war, für'dessen Rechtferti gung man sich verwendet? Er war ja ein Verführer u. der Allbarmherzige hat gesagt Dt 13, 9: Du sollst dich nicht erbarmen u. nicht (Schuld) an ihm zudecken. Allein bei Jesu war es etwas andres; denn er stand der Regierung nahe. — Diese Behauptung hat ihren Anlaß vielleicht darin, daß Pilatus sich sträubte, Jesum hinrichten zu lassen 8
Matth 26,66 ( 8 6). 26,67
1024
(Joh 18,38—19,16). — Die Worte: „Jesus hat Zauberei getrieben, verführt u. Israel abwendig gemacht" als Zitat auch Sanh 1 0 7 u. Sota 47"; au letzterer Stelle noch mit dem Zusatz: „u. zur Sünde verleitet". b
6. Das Todesurteil über Jesum im Lichte der Halakha. Falls das aus der mischnisch-talmudischen Periode uns bekannte jüdische Recht bereits zur Zeit Jesu gegolten hat, ist das Todesurteil über Jesum nur unter arger Rechtsbeugung gefällt worden. A. Ungewiß ist, ob die zur Verhandlung notwendige Zahl von 23 Mit gliedern des Synedriums an der Gerichtssitzung teilgenommen hat; ferner ob mindestens zwei der Synedristen formell als Zeugen der Gottes lästerung wider Jesum aufgestellt worden sind u. als solche sich hinterher der Stimmabgabe enthalten haben; s. bei Mt 26,65 S. 1019. Eine eigent liche Gerichtsverhandlung hat offenbar überhaupt nicht stattgefunden. B. Fraglich ist, ob die Prozeßordnung dem Hohenpriester das Recht gab, Jesum in eigener Angelegenheit durch Beschwörung zu einer Aus sage zu nötigen, s. bei Mt 26,63 S. 1005 f. — Ein Verstoß gegen die Prozeß ordnung war die Verurteilung Jesu während der Nachtzeit u. die Be endigung des Prozesses in Einer Verhandlung, s. Sanh 4,1 u. 5,5 oben in Nr. 1 u. 2. Dagegen spricht nicht die Mt 27,1 erwähnte zweite Ver sammlung des Synedriums, die etliche Stunden später in der Morgen frühe stattfand. Denn das Todesurteil war bereits in der Nacht gefällt worden (Mt 26,66), den Verhandlungsgegenstand der zweiten Versamm lung bildete nur die Ausführung des gefaßten Beschlusses. Aber auch wenn man dem Berichte des Lukas folgt, der die entscheidende Ver handlung erst während der Sitzung in den Morgenstunden stattfinden läßt (Lk 22,66 ff.), bleibt der Verstoß bestehn, daß der Prozeß sofort bei der ersten Beratung zu Ende geführt wurde, während nach Sanh 4,1 u. 5,5 das Endurteil erst am nächsten Tage nach einer zweiten Beratung festgestellt werden mußte. C. Eine Verletzung des materiellen Rechts lag in dem Todesurteil selbst. Die angebliche Gotteslästerung Jesu hätte nach der Halakha nie mit dem Tode bestraft werden dürfen; sie war entweder mit Geißelung zu ahnden oder ihre Bestrafung fiel Gotte anheim, s. bei Mt 26,65 Nr. 6 u. oben Nr. 3. — In eine Prüfung des messian. Anspruches Jesu ist das Synedrium überhaupt nicht eingetreten. Das war eine Verkümmerung des dem Angeklagten nach Sanh 5,4 (s. oben Nr. 2) zustehenden Rechts. D. Keine Rechtsbeugung dagegen war das Unterbleiben der Ver warnung, s. bei Mt 26,65 18 Nr. 6. 26,67: Da s p i e e n sie in sein A n g e s i c h t u. s c h l u g e n ihn mit F ä u s t e n , a n d r e a b e r g a b e n ihm B a c k e n s t r e i c h e . Das Anspeien p*n ppj? war ein Ausdruck der Verachtung (vgl. Nu 12,14; Dt 2 5 , 9 ; Jes 5 0 , 6 ; Hi30,10), während das Schlagen mit der Faust ypn u. mit der flachen Hand (ins Angesicht) -IKG als Beschimpfung galt, s. besonders BQ 8,6 u. TBQ 9 § 31 bei Mt 5,39 S. 342. t
Matth 26,67. 73. 75. 27,2 ( * )
1025
e
Ferner B rakh 9, 5: Man gehe nicht auf den Tempelberg mit seinem Stock, nicht in seinen Schuhen, nicht mit seinem Geldbeutel, nicht mit Staub auf seinen Füßen, auch mache man ihn nicht zu einem Richtweg (um einen Weg abzukürzen), u. noch viel weniger speie man darauf aus. — Dazu pSanh 9,14°, 9: Wenn du sagst, daß das Anziehen von Schuhen, das zur Ehre gereicht, verboten ist, um wieviel mehr gilt das dann vom Ausspeien np*p, das zur Verachtung dient. || pSota 1,16 , 37 sagt ein Mann zu seiner Frau, die ihm zu lange in einem Sabbatvortrag geblieben war: Du kommst mir nicht in das Haus, bevor du nicht hingehst u. dem Vortragenden in sein Gesicht speist! s. bei Mt 5,9 S. 216. d
26, 73: D e i n e S p r a c h e m a c h t d i c h k e n n t l i c h . Über Besonderheiten der galiläischen Sprechweise s. bei Mt 4,12 S. 156 f. 26,75: Er w e i n t e b i t t e r l i c h . Jes 33,7: Die Friedensboten weinen bitterlich - p w xXaiovxsg, Targ:
L X X : mxqwq
i-nnn pa, in Bitterkeit (mit Verbitterung) der Seele.
27,1: A l s es Morgen g e w o r d e n , hielten alle Hohenpriester u. Ä l t e s t e n des V o l k s eine B e r a t u n g . Vgl. bei Mt 26,66 Nr. 6 B S. 1024. 27,2: Sie f ü h r t e n ihn ab u. ü b e r g a b e n ihn d e m S t a t t h a l t e r P i l a t u s . 91: Iltdäio). — Über die Amtsführung u. den Charakter des Pontius Pilatus s. Schürer 1,487—493. || Besonders lehrreich ist das Zeugnis, das Herodes Agrippa I. (37—44 n. Chr.) dem Landpfleger in einem von Philo, De legatione ad Cajum § 38 Mang. 2,590 mitgeteilten Briefe ausgestellt hat. Bei Erwähnung der dringenden Vorstellungen, die die Juden dem P. P. wegen Aufstellung einiger Weiheschilde in Jerusalem machten, heißt es in diesem Brief: 2xegg~tög de (UtXdtov) dvxiXeyovxog — r\v ydg xr]v xpvaiv dxafimjg (unbeugsam) xai ftexd xov av9ddovg dfteiXixxog (rücksichtslos hart) — dveßorjaav Ufij oxaaiate, firj noXefionoiei, xaxdXve xrjv eigijvtjv. Ovx eaxiv dxtfxia vöfitav dgxniuiv ai'xoxgdxogog xifdtj, (xrj ngöopaaig xijg eig xo e9vog inijgeiag (Erbitterung) eaxut aol. Ttßigiog ovd&v 49eXei xaJy rjfxexigiov xaxaXveo9at. Ei d$ g>gg avxog, inidei£oy rj didxayfta rj biiaxoXrjv rj xi SfioioxQonoy, i'va navodptyoi xov ooi dievoxXtfiv (belästigen) ngsaßeis iXopevoi &euif4e9a ror deanoxov (Kaiser Tiberius). To xeXevxaioy xovxo pdXiaxa avxov itsxQdxvve (verdroß), xaxadeiaavxa ftrj xtä ovxi nQSCßevadfievot xai xije dXXrjg avxov imxQantjg iUeXsyZcaoi rag dutgodoxlag, xdg vßgeig, xdg dgnaydg, rag aixiag (Mißhandlungen), xdg intjgeiag, rovg dxgixovg xai inaXXtjXovg opövovg, xtjv dvijvvxov xai dgyaXetoxdxrjv tüfiöxrjxa (unnütze u. unerträgliche Grausamkeit) die£eX96vxes. 3
1
In der rabbin. Literatur erscheint Pilatus unter den Ahnen Hamans, s. bei Mt 1,16 Nr. 6 S. 40f. || Vielleicht liegt eine Erwähnung des P. P. vor: Sanh 1 0 6 : Ein Häretiker to*» sagte zu R. Chanina (um 225): Hast du vielleicht gehört, wie alt Bilfam ( = Jesus; s. Strack, Jesus S. 26) geworden ist? Er antwortete: Eine Schrift ist (darüber) nicht geschrieben, aber daraus, daß geschrieben steht Ps 55,24: „Blutmenschen u. Betrüger werden ihre Tage nicht auf die Hälfte bringen", sage: 33 oder 34 Jahre ist er alt geworden. Er sprach: Du hast recht geredet; denn von mir selbst wurde eine Tafel (Chronik) Bilfams gesehen, in der geschrieben stand: 33 Jahre war Bilfam, der Lahme, als ihn Pin chas Listaia tötete. — Levy 2, 5 0 3 hält ntttsoi?, b
e
1
b
Derselbe Kunstgriff, den man Joh 19,12 anwandte.
S t r a c k n. B i l l e r b e c k . NT I.
65
Matth 27,2 ( 8 . 6 )
1026
wie uns scheint mit Recht, für eine Abkürzung von ns^p^p = Pilatus; s. Strack 42*. — Betreffs der jüdischen Tradition über die Lahmheit Jesu vgl., daß nach Tol doth Jeschu Jesus bei einem Flugversuch einen schweren Fall getan hat. c
27,2 95: r^epm', statt des genaueren inixQonog^ == procurator, im NT durchgängig Bezeichnung des Statthalters, zB Mt 27,2.11.14.15. 21.27; 28,14; L k 2 0 , 2 0 (vgl. 3 , 1 ) ; Apg 23, 24.26. 33; 24,1.10; 26,30. Auch Josephus verwendet r)y. gerade mit Bezug auf Pilatus, Antiq. 18,3,1. — Im Rabbin. -,"i*?n, aram. a p a a n a, „Statthalter", ß, „Befehlshaber". 27, 2 6 : dnr yayov xai nageScoxav. — Mit der Unterstellung der Provinz Judäa unter römische Verwaltung im Jahre 6 n. Chr. wurde die gewöhnliche Rechtspflege sowohl in Strafsachen, als auch in Zivilsachen den einheimischen Behörden nicht entzogen. Zwar lag die Entscheidung über Leben u. Tod, das jus gladii oder die potestas gladii, in der Hand des Prokurators. So sagt Josephus, Bell. J. 2 , 8 , 1 ausdrücklich: „Als das Gebiet des Archelaus (d. h. Judäa) in eine (römische) Provinz um gewandelt wurde, wurde als Prokurator {inixQOTiog) ein Mann aus dem römischen Ritterstande, Coponius, entsandt, dem vom Kaiser Vollmacht bis zum Recht über Leben u. Tod übertragen war." Aber damit war den jüdischen Gerichten die Kriminalrechtspflege durchaus nicht ge nommen. Sie konnten Vergehen, auf die nicht die Todesstrafe gesetzt war, ohne weiteres endgültig aburteilen. Ja selbst auf Todesstrafe durfte erkannt werden; nur mußte das Urteil dem Prokurator zur Bestätigung u. Vollstreckbarkeitserklärung unterbreitet werden. Selbstverständlich hatte der Prokurator das Recht, da, wo er es für zweckdienlich hielt, einen Kriminalfall sofort vor sein Forum zu ziehen, gleichwie um gekehrt die jüdischen Behörden allezeit in der Lage waren, eine ihnen vielleicht mißliebige Strafsache von vornherein vor den Richterstuhl des Prokurators zu bringen; in letzterer Hinsicht vgl. zB das Verfahren mit jenem Wahnsinnigen, der zur Zeit des Statthalters Albinus (62—64 n. Chr.) fortwährend seine Weherufe über Jerusalem u. den Tempel aus stieß, Josephus, Bell. J. 6,5,3. — Daß die Juden trotz der klaren Regelung der Kompetenzfrage hin u. wieder versucht haben, Hinrichtungen ohne Genehmigung der römischen Oberbehörde vornehmen zu lassen, beweist die Steinigung des Stephanus Apg 7 u. des Jakobus, des Bruders Jesu, Josephus, Antiq. 20, 9,1 (s. bei Gal 1,19). — Zweifelhaft ist, ob eine Kompetenzüberschreitung seitens der jüdischen Behörden auch in den folgenden Fällen vorliegt. t
8
Erstens Sanh 7,2: R. EUazar b. Cadoq (um 100) hat gesagt: Einmal trug es sich zu, daß eine Priestertochter Unzucht getrieben hatte; man umgab sie mit Rebenbündeln u. verbrannte sie (also von außen statt, wie Sanh 7,2 vorschreibt, durch Eingießen von heißem Blei in den Rachen). Da sagten sie zu ihm: Das geschah, weil der Gerichts hof in jener Zeit (als sadduzäisch) nicht gesetzeskundig gewesen ist. — TSanh 9,11 (429) versichert R. Eifazar b. C., daß er selbst als Kind den Vorgang mit angesehen habe; 1 a
Als Beispiel s. im Abschnitt 6 das Zitat Bell. Jud. 2, 8,1. Das Nähere s. bei Schürer 1,466ff; « 2 . 260ff. 8
Matth 27, 2 (6). 27, 5
1027
der Vorfall gehört also sicherlich der Zeit nach dem Jahre 6 n. Chr. an. Weitere Paral lelen: pSanh7,24 ,45; Sanh 5 2 . || Zweitens TSanh 10,11 (431): Gegen alle Todes schuldigen, die in der Tora vorkommen, legt man keinen Hinterhalt, außer bei dem welcher (zum Götzendienst) verfahrt. Auf welche Weise? Man bringt zwei Gelehrten schüler in das innere Haus, während er im äußeren sitzt, u. zündet für ihn ein Licht an, so daß sie ihn sehen u. seine Stimme hören. Und so hat man in bezug auf Ben Stada in Lydda gehandelt. Zwei Gelehr tenschüler waren gegen ihn im Hinterhalt, u. man brachte ihn vor den Gerichtshof u. steinigte ihn. — Nach TSchab 11,15 (126) u. Parallelen (s. bei Mt 1,16 S.38f.) hat man anzunehmen, daß auch diese Hinrichtung in der Periode erfolgt ist, da Judäa unter römischen Prokuratoren stand. — Die Darstellung schließt jedoch die Möglichkeit nicht aus, daß diese Hinrichtungen erst vorgenommen worden sind, nachdem der römische Statthalter seine Genehmigung gegeben hatte. b
b
Es entsprach durchaus den tatsächlichen Verhältnissen, wenn Joh 18,31
die Juden erklären: r}fitv ovx Qeauv
dnoxtetvat
ovdsva.
Ihre Be
rechtigung, eine Todesstrafe zu vollstrecken, hing eben ab von der Zustimmung des Prokurators.
Eine Erinnerung an diesen Sachverhalt
a
tritt in der Bar pSanh l , 1 8 , 37 hervor: Vierzig Jahre vor der Zer störung des Tempels wurde die Kriminalgerichtsbarkeit den Israeliten b
abgenommen. — Dasselbe pSanh 7 , 2 4 , 43. — Die Zeitangabe in dieser Bar trifft allerdings nicht zu. Aber das 40. Jahr vor der Zerstörung des
Heiligtums erscheint auch sonst als das Jahr der bösen Omina,
1
u. so wird es gekommen sein, daß man diesem Unheilsjahr auch den Verlust der Kriminalgerichtsbarkeit glaubte zuschreiben zu dürfen. 27,5:
G i n g hin und e r h ä n g t e
sich.
Das Verbot des Selbstmordes hat die alte Synagoge in Gn 9,5 gefunden. G n R 3 4 ( 2 1 ) : „Jedoch euer Blut, das eurer Seelen a^när-jV, will ich fordern" (Gn 9,5). ?fK, das will den miteinschließen, der sich selbst erwürgt i»s* painn (durch Erhängen). — Gn 9,5 ist in diesem Falle so gedeutet worden: „Jedoch euer eigen Blut will ich von euch selbst fordern", falls ihr als Selbstmörder Hand an euch selbst legt. — BQ 9 1 diese Auslegung im Munde des R. Eifazar b. fAzarja (um 100): „Jedoch euer Blut will ich fordern o a - r s c ^ " (Gn 9, 5); R. Eifazar (b. fAzarja) sagte: „Aus der Hand eurer Seelen (d. h. von euch selbst) will ich euer Blut fordern." b
b
Die Durchschnittsmeinung über die Verwerf lichkeit des Selbstmordes spricht am deutlichsten Josephus, Bell. Jud. 3 , 8, 5 aus: Der Selbstmord, r] arro/e/pt«, ist sowohl der allgemeinen Naturanlage aller Lebe wesen fremd als auch eine Gottlosigkeit gegen den Gott, der uns geschaffen hat. . . . Meint ihr nicht, daß Gott darüber zürnt, wenn ein Mensch sein (Gottes) Geschenk freventlich verachtet? Denn sowohl das Sein haben wir von ihm empfangen, als auch das Nicht-mehr-sein müssen wir ihm anheimstellen. . . . Dazu kommt, daß, wenn je mand eines Menschen Depositum abhanden kommen läßt oder schlecht darüber ver fügt, er böse u. untreu zu sein scheint; wenn aber jemand das Depositum Gottes (die Seele) aus seinem eigenen Leibe vertreibt, meint er, daß er dem verborgen bleibe, den er beleidigt hat? . . . Deren Hände gegen das eigene Leben gewütet haben, deren Seelen wird der dunkelste Hades aufnehmen, u. Gott ihr Vater wird die Schuld der Übeltäter heimsuchen an ihren Nachkommen. Darum ist dieses (das Verbrechen des Selbstmordes) verhaßt bei Gott, u. bei dem weisesten Gesetzgeber ist es mit Strafe belegt; wenigstens hat man es bei uns für gut befunden, die Selbstmörder bis zum Untergang der Sonne 1
c
b
Siehe pJomaG,43 ,61 bei Mt27,51 S.1045 f A Z 8 bei Mt26,57 Nr. 2 S.1000. 65*
Matth 27, 5.6
1028
unbeerdigt liegen zu lassen, obwohl man selbst die Feinde zu begraben für recht er achtet. Bei andren Völkern aber hat man sogar befohlen, die rechten Hände solcher Toten abzuhauen, mit denen sie gegen sich selbst zu Felde gezogen sind, indem man meint, daß, wie der Leib von der Seele, so auch die Hand vom Leibe getrennt sein m ü s s e . . . . e
Die Trauer um Selbstmörder ist im Traktat S machoth 2 (Anfang) in folgenderWeise geregelt: Wer sich selbst mit Bewußtsein das Leben nimmt ny-rV vss» naaan, mit dem befaßt man sich in keiner Hinsicht (um ihn öffentlich zu betrauern). R. Jischmafel (f um 135) sagte: Man ruft über ihn aus: Wehe, ob des Schweren, wehe, ob des Schweren! (Wir lesen *\m statt des unverständlichen nVtsa.) Es sagte R. fAqiba (f um 135) zu ihm: Laß jede Bemerkung über ihn; ehre ihn nicht u. fluche ihm nicht. Man zerreißt um ihn nicht das Gewand, man entblößt um ihn nicht die Schulter u. man beklagt ihn nicht öffentlich; wohl aber darf man seinetwegen in der Reihe stehen (durch die die Trauernden unter tröstenden Zusprächen des Gefolges hindurchgehen) u. den Lobspruch der Trauernden sprechen (s. hierzu im Exk. über Liebeswerke), weil dies zur Ehrung der Lebenden dient. Die allgemeine Regel hierüber ist: in allem, was zur Ehrung der Lebenden dient, darf man sich mit ihm (dem Selbstmörder) beschäftigen; aber in allem, was nicht zur Ehrung der Lebenden dient, darf sich die Menge nicht mit ihm be schäftigen. Wer ist einer, der sich selbst mit Bewußtsein das Leben nimmt? Nicht der, welcher auf die Spitze eines Baumes steigt u. herabfällt u. stirbt, oder der auf die Spitze eines Daches steigt u. herabfällt u. stirbt; vielmehr der, welcher sagt: Siehe, ich steige auf die Spitze des Daches oder auf die Spitze des Baumes u. stürze mich hinab, daß ich sterbe; u. dann sah man ihn, wie er auf die Spitze des Baumes stieg u. herabfiel u. starb — siehe, bei dem besteht die Annahme, daß er sich selbst mit Bewußtsein das Leben genommen bat, u. wer sich mit Bewußtsein selbst das Leben nimmt, mit dem beschäftigt man sich (hinsichtlich der Trauer) in keiner Beziehung. Fand man ihn erwürgt pun u. an einem Baume hangend "|Wa (mit dem Schwerte) erschlagen aiin u. beim Schwerte hingestreckt, siehe, so besteht bei diesem die An nahme, daß er sich selbst ohne Bewußtsein rana vbv das Leben genommen hat u. man enthält ihm keinerlei (hinsichtlich der Trauer) vor. || Zum Schluß sei noch auf ein späteres Wort verwiesen. TanchB § 6 ( 7 4 ) : Es lehre uns unser Lehrer: Was ist für ein Unterschied zwischen dem Tode der Gerechten u. dem der Gottlosen? R. Justai b. Schunem (um 400) hat im Namen des R. J hoschuaf aus Sikhnin (um 330) gesagt: Der Tod der Gottlosen ist weder auf Erden noch im Himmel, denn so steht von Achithophel geschrieben (2Sm 17,23): „Er bestellte sein Haus u. erhängte sich." Und ebenso war Haman weder auf Erden noch im Himmel, s. Esth 7,10: „Da hängten sie den Haman an den Baumstamm", u. ebenso seine Söhne (das. 9,25): „Man hatte ihn u. seine Söhne an den Baum gehängt." Aber um den Tod der Gerechten ist etwas im Himmel u. auf Erden, s. l S m 2 5 , 2 9 : „Die Seele meines Herrn wird eingebunden sein in den Bund der Lebendigen." Und auf Erden woher? s. 2 Chr 32,33: Man begrub ihn (den Hiskia) an dem Steige zu den Gräbern des Hauses David, u. Ehre erwiesen ihm bei seinem Tode ganz Juda u. die Bewohner Jerusalems. b
e
27,6: In den T e m p e l s c h a t z , elg rov xogßavdv. xooßaväg, gräzisiertes « j a ^ , = Geschenk, Geweihtes. Auch Josephus verwendet das Wort Bell. Jud. 2 , 9 , 4 : Darauf erregte Pontius Pilatus einen andren Tumult, indem er den Tempelschatz, der x . genannt wird, zu einer Wasser leitung verwendete roV Isgov »rjaavQov, xaXetrai d$ xogßavtts, eis xaraywyrjv idaxiav ik~avaXloxojv. Nach diesen Worten des Josephus müßte man erwarten, daß 'p eine all gemein gebrauchte Bezeichnung für den Tempelschatz gewesen wäre; das trifft aber nicht zu: wenigstens findet sich das Wort in dieser Bedeutung in der rabbin. Literatur nirgends. Dagegen lesen wir S c h q 6 , 5 : Dreizehn trompetenförmige (oben enge) Be hälter waren im Heiligtum, auf denen geschrieben stand: „Neue.Scheqel", „alte Scheqel", e
Matth 27,7.8. 9 f. (Nr. 1)
1029 1
„Geflügelopfer", .Tauben zu Ganzopfern", ,Holz", .Weihrauch", „Gold zu Belagplatten" u. sechs für freiwillige Gaben nansb. — Vermutlich hat man diese „freiwilligen Gaben* im Volksmnnd ( = Geschenk) genannt u. diesen Namen dann auf den Tempel schatz selbst übertragen.
27.7: S i e k a u f t e n d a f ü r d e n A c k e r d e s T ö p f e r s z u r B e e r d i g u n g für d i e F r e m d e n . Einen ähnlichen Ausweg sehen wir die Gelehrten Qid 5 9 einschlagen: Rab Giddel hatte sich um einen Acker bemüht. R. Abba (um 290) kaufte ihn (unter der Hand jenem weg). Rab G. ging u. beklagte sich bei R. Z sira (um 300), der es dem R. Jicchaq, dem Schmied, sagte. Dieser sprach: Warte, bis er zu uns zum Feste kommt. Als er gekommen war, sprach er zu ihm: Wenn ein Armer sich um einen Kuchen müht (ihn hin u. herwendet) u. dann kommt ein andrer u. nimmt ihn ihm weg, was ist das für einer? R. Abba antwortete: Der wird ein Frevler genannt! Aber warum hat denn der Herr ( = du) also gehandelt? Er antwortete: Ich habe es nicht gewußt (daß Rab Giddel bereits darum handelte). So möge der Herr es ihm auch jetzt noch überlassen! Er antwortete: Verkaufen möchte ich es nicht, denn es ist das erste Stück Land (das ich gekauft habe); es wäre von keiner guten Vorbedeutung. Wenn er es aber als Ge schenk will, so mag er es hinnehmen. Rab Giddel ging darauf nicht ein; denn es steht geschrieben Spr 15,7: Wer Geschenke haßt, wird leben. Da sie sich nicht einigten, wurde er der Acker der Rabbinen genannt (herrenloses Gut zugunsten der Gelehrten, Raschi). — Vgl. auch Beca 2 9 Bar: (Abba Schaiul b. Batnith, um 70 n. Chr.) sammelte 300 Krüge voll von dem Schaum der Maße (beim Einmessen) u. seine Genossen sammelten 300 Krüge voll ö l von dem, was in den Maßen zurückblieb. (Was die Käufer infolge des Schäumens des Weines u. des Zurückbleibens von ö l in den Maßgefäßen zu wenig erhielten, sammelten hinterher die Verkäufer aus Gewissenhaftigkeit auf, da sie meinten, es gehöre ihnen nicht.) Sie brachten es zu den Schatzmeistern (des Tempels) in Jerusalem. Diese sagten: Dazu seid ihr nicht verpflichtet. Sie antworteten: Auch wir haben keinen Gefallen daran. Da sprachen jene: Weil ihr in bezug auf euch selbst erschwerend ent schieden habt, so befriedigt damit öffentliche Bedürfnisse (die jedermann, also auch euren nach eurer Meinung zu kurz gekommenen Geschäftskunden zugute kommen). Denn in einer Bar heißt es: Wenn einer etwas geraubt hat u. nicht weiß, wen er beraubt hat, so befriedige er damit öffentliche Bedürfnisse. Was ist damit gemeint? Rab Chisda (f 809) hat gesagt: Gruben, Zisternen u. Höhlen (zu Wasseransammlungen). — Die letzte Bar auch BQ 9 4 . a
e
a
b
27,8:
Blutacker.
A p g l , 19 nennt als einheimischen Namen dieses Ackers 'AxeMapaz oder ax€lda(id%. Die von Mt u. Lk (Apg 1,19) übereinstimmend an gegebene Bedeutung äyod$ al'fiaros oder %(oqiov aipaioq nötigt, 'A%sXdctfiäx als Transkription des aramäischen tt^
?ßn =
„Blutacker" an
zusehen. Das x am Ende bezeichnet das Wort als im Griechischen nicht deklinierbar, vgl. Seiqdx = a ^ o , 'IaarjX = "'O'n (Lk 3,26). spn auch in dem Ortsnamen n«;p»üD ?j?n „Rotes Feld" pSanh 2,20 , 61=Ephes-Dammim. b
27,9 f.: D a w u r d e e r f ü l l t das v o m P r o p h e t e n J e r e m i a G e s a g t e , welcher
spricht:
„Und sie nahmen d r e i ß i g S i l b e r l i n g e , den
W e r t des W e r t g e s c h ä t z t e n , den sie v o n Israels Söhnen g e w e r t e t h a t t e n , u. g a b e n s i e für d e n A c k e r d e s T ö p f e r s , w i e m i r d e r H e r r g e b o t e n hat." 1. Das Zitat stammt aus Sach 11,12 f. Wenn der Name Jeremia 1
e
So nachTSch q8,6(178),nach der gewöhnlichen Erklärung: „Gold zu Opferschalen*.
Matth 27, 9 f. (Nr. 1.2)
1030
hier nicht irrtümlich genannt ist, so hat der Evangelist mit „Jeremias, dem Propheten" ganz allgemein die eigentlich prophetischen Schriften bezeichnet, an deren Anfang das Buch Jer. in alter Zeit stand. Ähnlich steht Lk 24,44 ^alfioi
für die dritte Abteilung des alttest. Kanons, die
e
K thubim oder Hagiographen. Hiernach würde T O jft&kv diä'leqeniov tov nQOffrjtov
soviel sein, wie to qijfrtv 6u< rwr ngo^tm;
eine Zitierungs
formel, die sich auch Mt 2, 23 findet. Über die alte Reihenfolge der alttest. Bücher 8. BB 1 4 Bar: Die Reihenfolge der Propheten (prophetae priores et posteriores) ist: Josua, Richter, Samuel, Könige; Jeremia, Ezechiel, Jesaja u. die zwölf (kleinen Propheten). . . . Die Reihenfolge der K thubim ist: Ruth, Ps, Hi, Sprüche, Qoh, HL, KL, Dn, Esth, Esra, Chr. — Das Büchlein Ruth ist gewissermaßen ein genealogisches Vorwort zu den Psalmen. R. Jochanan (f 279) hat gesagt daselbst: Warum heißt sie Ruth? Weil David aus ihr entstand, der Gott mit Liedern u. Lobgesängen labte (sättigte, wi^). b
e
2. Sach 11,12 f. in der altjüdischen Literatur. LXX Sach 11,12f.: Kai igtö ngug aviovg- Ei xaXov ivojniov vfitöv ton, dorc xov juto&öv uov, i} dneinao9s. xai taxtjaav xov fito&öv uov xgidxovxa dgyvgovg. Kai eine xtigtog ngög pe' Ka'9eg av'xovg eig xo xtavevxrjgtov (Schmelzofen), xai oxe'\pofiai ei doxiuöy iouv, ov xgönov idoxiuciodyv vne'g avxtßv. xai eXaßov xovg xgidxovxa dgyvgovg xai ivißaXov avxovg eig xov otxov xvgiov eig xo x
c
Matth 27, 9 f. (Nr. 2.3). 27,15. 16. 19 ( « )
1031
von ihnen in Babel u. die kleinere im Lande Israel, bald ist die größere Zahl von ihnen im Lande Israel u. die kleinere in Babel; es ist ein gutes Zeichen für die Welt, wenn ihre größere Zahl im Lande (Israel) ist. — Ähnliche Ausfahrungen s. Midr Ps2 § 5 ( 1 3 ) ; 5 § 5 ( 2 6 ) ; 21 § 1 ( 8 9 " ) ; GnR 49 (31 ). || Chull 9 2 : .Ich kaufte sie mir für 1 Chomer ( = 30 Sea) Gerste u. 1 Lethekh ( = 15 Sea) Gerste" Hos 3 , 1 ; damit sind die 45 Gerechten gemeint, derentwegen die Welt bestehen bleibt. Aber ich weiß nicht, ob die 30 hier (in Babel) u. die 15 im Lande Israel sind, oder ob die 30 im Lande Israel u. die 15 hier sind. Da es nun heißt Sach 11,13: Ich nahm die 30 Silberlinge u. warf sie ins Haus Jahves zum Töpfer, so sage: 30 sind im Lande Israel u. 15 hier. Abaje (t 338/39) sagte: Die Mehrzahl von ihnen (den 30 in Palästina, Raschi) findet sich in der Synagoge, die unter dem Anbau ist. Und das ist es, was geschrieben steht Sach 11,12: Ich sprach zu ihnen: Wenn es gut ist in euren Augen, so gebet mir meinen Lohn; wenn aber nicht, so lasset es. Und sie wogen als meinen Lohn dar 30 Silberlinge. Rab J huda (f 299) bat gesagt: Das sind die 30 Gerechten unter den Völkern der Welt, derentwegen die Völker der Welt erhalten bleiben. f Ulla (um 280) hat gesagt: Das sind die 30 Gebote, die die Noachiden auf sich genommen u. von denen sie nur drei gehalten haben: das eine, daß sie den Männlichen keine Hochzeitsverschreibung verschreiben (sie nicht in förmlicher Weise zur Päderastie ehelichen); das andre, daß sie kein Leichenfleisch im Fleischladen auswiegen (keine Menschenfresser sind) u. das dritte, daß sie die Tora ehren. || Diesen Deutungen hat sich auch Raschi zu Sach 11,12f. angeschlossen; er ver sichert aber, daß er noch viele andre gesehen habe, von denen er jedoch keine mitteilt. 3. 30 Scheqel Silber als Ersatzpreis für einen Sklaven s. bei Mt 26,15. b
b
a
8
e
27,11: Du s a g s t e s , ov keyeif,
s. bei Mt 26, 25.
27,15: W ä h r e n d des Festes p f l e g t e der dem
Volk Einen
Statthalter
Gefangenen freizugeben.
„Die aus den Evangelien bekannte Tatsache, daß der Prokurator von Judäa zum Passahfeste einen Gefangenen freizugeben pflegte, be ruhte wohl auf einer Spezialermächtigung des Kaisers. Denn das Recht 3
der Begnadigung kam sonst den Statthaltern nicht zu", Schürer 1, 469. — Anderweitige Belege für diese Sitte gibt es nicht. 27,16: Barabbas,
Raqaßßciv.
Bar Abba KSK -O „Sohn Abbas", häufiger Personenname. B rakh 1 8 : Bei dem Vater Sch muöls (f 254) hatte man Waisengelder deponiert. Als seine Seele zur Ruhe einging, war Schaufel nicht bei ihm; man nannte ihn einen Sohn, der Waisengelder (aus dem Depositum) verzehrt. Er ging hinaus zu seinem Vater auf den Friedhof. Er rief ihnen (den Toten) zu: Ich suche Abba (so hieß sein Vater). Sie antworteten: Abbas gibt es viele hier. Er rief: Ich suche Abba bar Abba! (Sch muöls Großvater hieß also auch Abba.) Sie antworteten: Auch Abbas bar Abba gibt es viele hier. Er rief: Ich suche Abba bar Abba, den Vater Sch muöls, wo ist er? Sie ant worteten: Er ist in die himmlische Akademie hinaufgegangen usw. e
b
e
e
e
27,19 rwa
31: A l s er a u f d e m R i c h t s t u h l ini
t o i ßrjfiarog
saß.
a, jeder zum Reden erhöhte u. eingerichtete Ort, Redner
tribüne; ß, Gerichtsstätte, Richterstuhl. pRH 1,57 , 10: (R. Hoschaf ja, wohl der Ältere, um 225; s. Bacher, pal. Amor. 3, 565) hat gesagt: Wenn im gewöhnlichen Leben ein Fürst sagt: „Das Gericht findet heute statt" u. ein Räuber sagt: „Morgen findet das Gericht statt", auf wen hört man? Doch auf den Fürsten. Gott nicht also. Wenn der Gerichtshof (das irdische Synedrium) gesagt hat: „Heute ist Neujahr!" so spricht Gott zu den Dienstengeln: Stellet den Richterstuhl b
Matth 27,19 ( « . 8 ) . 27, 24 ( « . 8 )
1032
na-a auf (im Himmel; denn Gott hält zu Neujahr Gericht über die Menschen), hintreten sollen die Verteidiger, hintreten sollen die Ankläger; denn meine Kinder (Israel) haben gesagt: Heute ist Neujahr! Wird der Gerichtshof (auf Erden) dann andrer Meinung, es auf den nächsten Tag hinauszuschieben, so sagt Gott zu den Dienstengeln: Schaffet die rta-a zur Seite, u. abtreten sollen die Verteidiger u. die Ankläger; denn meine Kinder haben beschlossen, es auf den nächsten Tag hinauszuschieben. || SDt 3, 24 § 2 7 ( 7 1 ) : Wenn sich ein König von Fleisch u. Blut auf seine na*a setzt, so muß er sich vor dem Rhetor (Advokaten) fürchten, daß dieser ihn widerlegen möchte. Du (Gott) aber, bei dem es keinen Rhetor gibt, warum willst du mir (Mose) nicht vergeben? || LvR 13 ( 1 1 4 ) : Das Reich Edom ( = Rom) erhebt sich, übt Gewalttat u. Raub u. dabei stellt es sich, als ob es die na-'a aufschlüge (d. h. als ob es gerecht richtete, nur nach dem Gesetz verführe). a
d
27,19
93: L i e ß ihm s e i n W e i b s a g e n :
Habe
nichts
mit j e n e m
G e r e c h t e n zu s c h a f f e n ; d e n n v i e l h a b e i c h h e u t e im T r a u m seinetwegen
gelitten.
Eine ähnliche Botschaft entbietet Ta?an 2 4
b
Iphra Ormuzd ihrem
Sohn, dem König Schabor, als dieser sich zur Bestrafung des jüdischen Gelehrten Raba ( f 352) anschickte: Habe du nichts mit den Juden zu schaffen w i r r « "»im o-nm pos -|b rma N*J ; denn alles, was sie von ihrem Herrn (Gott) erbitten, gibt er ihnen. || Ebenfalls während einer Gerichts e
verhandlung, die gegen Rab J huda ( f 299) vor Rab Nachman ( f 320) anstand, ließ des letzteren Gemahlin Jalta diesem sagen: Sprich ihm sein Urteil (laß ihn frei von dir ausgehn),
damit er dich nicht
als
b
einen ?Am ha-arec (unwissenden Menschen) hinstelle! Qid 7 0 oben. Über Träume u. ihre Wertung s. bei Mt 1, 20 S. 53 ff. 27,24 91: E r n a h m W a s s e r u. w u s c h s e i n e H ä n d e v o r d e m V o l k . Die Sitte des Händewaschens als Zeichen, daß man an einem be stimmten Verbrechen unschuldig sei, findet sich auch bei den Griechen. Die Kommentare verweisen auf Herodot 1,35; Vergil Aen. 2, 719; Soph. Ajax 654. — Die entsprechende jüdische Sitte — u. sie ahmt Pilatus nach, um Eindruck auf die Menge zu machen — ruht auf Dt 21,6 ff. Sota 9 , 6 : Die Ältesten jener Stadt (in deren Bezirk ein Erschlagener gefunden ward) waschen ihre Hände mit Wasser an der Stelle, an der dem Kalb das Genick gebrochen wurde, u. sagen: „Unsre Hände haben dieses Blut nicht vergossen u. unsre Augen haben (den Mord) nicht gesehen." Wie, sollen wir denn meinen, daß die Ältesten des Gerichtshofs Blutvergießer seien? Vielmehr ist es so gemeint: Wir haben ihn nicht, als er zu uns kam, ohne Speise fortgeschickt, wir haben ihn nicht gesehen u. ohne Begleitung gelassen (auch jede mittelbare Schuld an seinem Geschick wird abgelehnt). Und die Priester sagen Dt 2 1 , 8 : „Sühne dein Volk Israel, das du erlöst hast, Jahve, u. lege nicht unschuldiges Blut mitten in dein Volk Israel." Aber nicht brauchen sie (die folgenden Worte) zu sagen: „Es wird ihnen das Blut gesühnt sein"; vielmehr ver kündigt dies der heilige Geist (d.h. sie enthalten die göttliche Verheißung der Vergebung): wenn ihr also tun werdet, wird ihnen das Blut vergeben werden. Vgl. SDt 21,6 ff. § 209 u. 210; Sota 46 . Ferner Ps 26,6; 73,13. b
27,24 89: I c h bin u n s c h u l d i g an d e m B l u t e d i e s e s ; s e h e t i h r zu! Zur Deutung der symbolischen Handlung des Händewaschens vgl. Brief des Aristeas 306: Ich stellte auch die Frage,
warum
sie (die
Matth 27, 24 (Jfl). 27, 25. 26 (Nr. 1)
1033
Juden) die Hände waschen u. dann erst beten. Und sie erklärten, es sei ein Zeugnis, daß sie nichts Übles getan hätten (denn jede Tätigkeit geschieht durch die Hände), indem sie in schöner u. frommer Weise 8
alles auf Gerechtigkeit u. Wahrheit bezogen. || Git 5 6 : Er (nämlich Nero, der angeblich gegen Jerusalem gesandt war) sagte: Gott will sein Haus (Tempel) zerstören u. er will seine Hand an diesem Mann ( = an mir) abwischen (d. h. mir die Schuld zuschieben). 2 7 , 2 5 : Sein B l u t k o m m e ü b e r uns u. ü b e r u n s r e K i n d e r . Die Worte besagen: Die Verantwortlichkeit u. Schuld treffe uns u. unsre Kinder! fAZ 1 2 Bar: Der Mensch trinke kein Wasser in der Nacht — u. wenn er trinkt, so kommt sein Blut über sein Haupt (d. h. die Schuld an seinem Unglück hat er sich selbst zuzuschreiben). || Joma 2 1 Bar: Wer sich vor dem Hahnenschrei auf den Weg begibt, dessen Blut kommt auf sein Haupt (er hat selbst die Verantwortung u. Folgen zu tragen). || SLv 24,14 ( 4 2 4 ) : Sie (die Zeugen der Gotteslästerung) sollen ihre Hände auf sein (des Lästerers) Haupt stemmen (Lv 24,14) u. sagen: „Dein Blut ist auf deinem Haupt; denn du hast es also veranlaßt ' (dir selbst zugezogen). || fAZ 3 0 : Bei gekochtem Wein kommt das Verbot wegen Offenstehens nicht in Betracht. Man sagte: Können wir uns darauf verlassen? R. Jannai b. Jischmafel (um 300) deutete ihnen durch eine Hand bewegung an: auf mich u. meinen Hals komme es (ich übernehme die Verantwortung). || pSanh 6 , 2 3 , 46: Einmal geschah es, daß einer zur Hinrichtung hinausgeführt wurde. Man sagte zu ihm: Sprich (als Sündenbekenntnis): „Mein Tod sei Sühnung für alle meine Sünden." Er aber sagte: „Mein Tod sei Sühnung für alle meine Sünden, außer dieser Sünde (derentwegen ich verurteilt bin); wenn ich sie getan habe, so soll mir nicht vergeben werden, aber der Gerichtshof Israels soll unschuldig sein!" Als das vor die Gelehrten kam, tränten ihre Augen. Sie sprachen: Ihn zurückzuführen ist nicht möglich, dann nähme die Sache kein Ende. Siehe, sein Blut hange an dem Hals der (falschen) Zeugen! || Sanh 4 , 5 : (Man flößt den Zeugen Furcht ein mit den Worten . . .:) Wisset, daß nicht wie Vermögensstreitigkeiten Kapitalprozesae sind. Bei V.streitigkeiten kann ein Mensch Geld geben u. es wird ihm Sühnung; aber bei K.prozessen haftet sein (des Hingerichteten) Blut u. das Blut seiner (möglichen) Nachkommen an ihm bis ans Ende der Welt. (Die ganze Stelle s. bei Mt 5,21 S.267 u. Mt 26,608.1001.) || PirqeREl 10: (Als die Schiffsgenossen Jona ins Meer werfen wollten) sprachen sie: Gott der Welt, Jahve, bringe nicht auf uns unschuldiges Blut; denn wir wissen nicht, was es mit diesem Mann auf sich hat. — Die Verbindung: „sein Blut kommt auf sein Haupt" IOK-U IOI ferner in pB rakh 7,11 ", 61; P s 111«; 112 (zweimal); Nidda 1 7 . b
8
8
1
a
b
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l
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8
8
2 7 , 2 6 : J e s u m l i e ß e r g e i ß e l n u. ü b e r g a b d a ß er g e k r e u z i g t
ihn,
werde.
1. Die römische Sitte, der Kreuzigung die Geißelung voraufgehen zu lassen, bezeugt Josephus: Bell. J. 2,14,9: Die römischen Soldaten ergriffen viele der guten Bürger (in Jerusalem) u. führten sie vor Florus (L J. 66 n. Chr.), der sie zuvor mit Geißeln mißhandeln u. dann kreuzigen ließ, ovs fideiiii ngoaixioaperos dveaxavQoioev. Was nämlich zuvor niemand gewagt hatte, das wagte damals Florus, daß er Männer ritterlichen Standes vor der Gerichtsstätte geißeln u. ans Kreuz heften ließ, fiaaxiytSaai noo rot? ßrjfiaxos xai oxavQtp 7iQoarjX<üaai. || Das. 5 , 1 1 , 1 : Nachdem sie (die zur Zeit der Belagerung Jer.s Gefangenen) gegeißelt u. vor der Hinrichtung mit allerlei Mißhandlungen gemartert worden waren, wurden sie vor der Mauer gekreuzigt, fAaoriyovfievot dr) xai ngoßaaavt^öfjievoi xov öavaxov näaav alxiav areoxavoovvxo xov xei%ovs dvxtxgv.
1034
Matth 27,26 (Nr. 2)
Über die jüdische Geißelstrafe s. bei 2 Kor 11.24 u. Mt 10,17. 2. Die Kreuzigungsstrafe war eine römische Strafe; ebenso wie die Geißelung durfte sie nur an Personen vollstreckt werden, die nicht das römische Bürgerrecht besaßen. Vgl. in Nr. 1 die Klage über Florus. Die Juden kannten zwar auch ein Ans-Holz-Hängen; aber diese Strafe hatte mit der römischen Kreuzigungsstrafe nichts gemein. Sie wurde nur an denen vollzogen, die wegen Götzendienstes u. Gotteslästerung zur Steinigung verurteilt waren, u. zwar als Zusatzstrafe nach deren Tötung. Sanh 6,4: Alle Gesteinigten werden gehängt, das sind Worte des R. Elifezer (um 90); die Gelehrten aber sagten: Nur der (Gottes-)Lästerer u. der Götzendiener wird gehängt (so ist die Halakha, Bertinoro). Den Mann hängt man mit dem Gesicht nach dem Volk hin u. die Frau mit dem Gesicht nach dem Holz hin; das sind Worte des R. Elifezer; die Gelehrten aber sagten: Der Mann wird gehängt u. die Frau wird (über haupt) nicht gehängt. (Die Halakha ist nicht nach R. Elifezer, Bertinoro). R. Elifezer hat gesagt: Es geschah einmal, daß Schimfon b. Schatach (um 90 v.Chr.) Frauen in Askalon hängte. Man antwortete ihm: Achtzig Frauen hat er gehängt (Zauberinnen waren es gewesen) u. man richtet (doch) nicht zwei Personen an einunddemselben Tage (sein Verfahren war also ordnungswidrig u. hat deshalb keine Beweiskraft). Wie hängt man ihn (nach jüd. Sitte)? Man senkt einen Balken in die Erde, von dem ein (Quer-)Holz ausgeht, u. man bringt seine (des Hingerichteten) Hände aneinander u. hängt ihn (an den Händen) auf (also ohne die Arme nach beiden Seiten auszuspannen). R. Jose (um 150) sagte: .Den Balken lehnte man an eine Wand u. dann hängte man ihn daran, wie die Schlächter aufhängen." Man macht ihn aber sofort wieder los (um ihn zu beerdigen). Fortsetzung der Stelle bei Mt 26, 65 S. 1012. — Parallel SDt 21, 22 § 221 (114b). \\ SDt 21,22 §221 (114 b): Soll man ihn (den Götzendiener U.Gotteslästerer) etwa bei lebendigem Leibe aufhängen, wie es die (heidnischen) Behörden tun? Die Schrift sagt lehrend Dt 21, 22: „Uud er wurde getötet" (dann erst folgen die Worte: Und du hängtest ihn ans Holz, also nach seiner Tötung). .Und du hängtest ihn ans Holz": .ihn", aber nicht seine Kleidungsstücke (also ist er nackt ans Holz zu hängen); .ihn", aber nicht seine (falschen) Zeugen; .ihn", aber nicht die, die seine Zeugen als falsche überführten u. dann selbst durch andre als falsche Zeugen Uberführt wurden (so nach Friedmann); „ihn" (Singular), das lehrt, daß man nicht zwei Personen an einunddemselben Tage richtet. .An das Holz", d.h. an einen abgehauenen Baumstamm, nicht an einen solchen, der in der Erde steht. . . . Wie verfährt man mit ihm? Man wartet mit ihm, bis es dunkelt; dann hängt man ihn auf u. macht ihn (sofort) wieder los. || Sanh46": .Der Mann wird gehängt u. die Frau wird (überhaupt) nicht gehängt" (s. oben Sanh 6, 4). Was war der Schriftgrund der Rabbinen? Die Schrift sagt: .Und du hängtest ihn* Dt 21,22, .ihn" (den Mann), aber nicht .sie" (die Frau). Und R. Elifezer (nach welchem auch die Frau aufzuhängen war)? Er sagte: .Ihn", d. h. ohne seine Kleidung. Und die Rabbinen? In der Tat so ist es auch, aber Dt 21,22 sagt: .Wenn an einem Mann ein todeswürdiges Vergehen ist", an einem .Mann", aber nicht an einer Frau. || Sanh 4 6 Bar: Wenn es Dt 21, 22 hieße: .Wenn an einem Mann ein todeswürdiges Vergehen ist u. du hängtest ihn", so würde ich sagen: Man hängt ihn (bei lebendigem Leibe) u. hinterher läßt man ihn sterben, wie es die (römische) Regierung tut. Die Schrift sagt aber lehrend Dt 21, 22: .Und er wurde getötet u. du hängtest ihn", d. h. man tötet ihn u. hinterher hängt man ihn. Auf welche Weise? Man hält ihn hin bis nahe zum Unter gang der Sonne, dann fällt man das Urteil über ihn u. tötet ihn u. darauf hängt man ihn; einer knüpft ihn an u. einer macht ihn (sofort) wieder los, um das Gebot des Auf hängens zu erfüllen. (Das Aufhängen ist hiernach eine bloße Formalität, die erfüllt wird, weil es die Tora eben vorschreibt.) — Bar: „An ein Holz (Baum)* Dt 21,22. Da b
Matth 27, 26 (Nr. 2). 27,27 (Nr. 1.2)
1035
höre ich, gleichviel ob an ein abgehauenes oder an ein in der Erde wurzelndes. Die Schrift sagt lehrend Dt 21, 23: „Sondern begraben sollst du ihn." Da ist (ein Holz) gemeint, bei dem nur noch das Begraben aussteht; ausgenommen ist also ein Holz, bei dem das Abhauen (weil es noch in der Erde wurzelt) u. das Begraben aussteht. R. Jose (der das Anlehnen des Holzstammes an eine Wand forderte) sagte: Da ist ein Holz gemeint, bei dem nur noch das Begraben aussteht; ausgenommen ist also ein Holz, bei dem das Ausgraben, das Herausziehen (weil es in-die Erde eingesenkt worden war) u. das Begraben aussteht. Die Rabbinen aber sagten: Das Herausziehen ist Uberhaupt nichts (wird nicht als besondere, dem -3 widerstreitende Verrichtung angesehen). || Zu den Beweisstellen daför, daß nur Götzendiener u. Gotteslästerer an das Holz gehängt wurden: Sanh 6,4 u. SDt 21, 22 § 221 (114b), . auch bei Mt 26,65 S. 1012 Nr. 3 1
8
2 7 , 2 7 : In d a s P r ä t o r i u m ,
eig T O
nqatxoiqiov.
1. Praetorium, ursprünglich das Feldherrnzelt im römischen Lager, heißt später das Hauptquartier jedes Provinzialstatthalters. Es diente also in erster Linie dem Statthalter u. seiner Umgebung, einschließlich seiner Leibgarde (cohors praetoria), als Wohnung, daneben aber auch als Gerichtsstätte a u. Untersuchungsgefängnis, b a. Josephus, Bell. Jud. 2,14, 8: 4>Xtägog (der letzte Prokurator, 64—66 n. Chr.) de Tore pev eV xoig ßaaiXeioig (Palast des Herodes) avXiCexai, TJJ de voteoaiq ßtjpa (Richter stuhl) TIQQ aviiuv de'fjevog xadeCexai, xai ngoaeX&oyxeg o'i xe dg^iegeTg xai dvvaxoi, xö,xe •yvtnQiutöxaxov xijg nö'letag nüv nageoxtjoav xü ßrjfiaxt. b. Apg 23, 35. 2. Der Prokurator von Judäa hatte für gewöhnlich seinen Wohnsitz in Cäsarea. In Jerusalem pflegte er an den großen Festen anwesend zu sein; hier residierte er in dem früheren Palast des Königs Herodes an der Nordwestgrenze der Oberstadt. Dieser Palast, der in seinen aus gedehnten Baulichkeiten genug Raum bot auch zur Unterbringung der cohors praetoria, anelqa Mt 27,27 u. Mk 15,16, ist mit dem nqancoqior gemeint, in welchem Jesus vor dem Richterstuhl des Pontius Pilatus stand. Allerdings wird mehrfach die Meinung vertreten, daß die Ver handlung gegen Jesum in der Burg Antonia (nördlich vom Tempelberg) stattgefunden habe. Allein diese Burg enthielt nur die Kaserne (naqefißoXr;) der s t ä n d i g in Jer. garnisonierenden Kohorte,* während als Hauptquartier des Prokurators, d. h. als nqcuTwqiov, regelmäßig der Palast des Herodes (TOT ßaai'Xeia) erscheint, b 1
41
Aus der Gerundivkonstruktion „begrabend sollst du begraben Dt 21, 23 wird gefolgert, daß mit dem Hingerichteten auch der Holzstamm zu begraben sei; ferner wird aus dem -s = „sondern" geschlossen, daß weiter nichts als nur noch das Begraben mit dem Gehängten vorzunehmen sei. — Zum Verscharren der Hinrichtungswerkzeuge mit dem Hingerichteten 8. Sanh 45 b Bar: Sowohl der Stein, mit dem einer gesteinigt, als auch das Holz, daran einer gehängt, als auch das Schwert, mit dem einer hingerichtet, als auch das Tuch, mit dem einer erdrosselt war — sie alle wurden mit ihm begraben. Das war aber nur in dem Falle nötig, wenn man andre (Hinrichtungsmittel, nur für den gerade vorliegenden Fall bestimmte) hergerichtet u. zur Stelle gebracht hatte anstatt jener (die sonst dauernd dazu benutzt wurden). Wurden sie denn mit ihm begraben? In einer Bar heißt es doch: Sie wurden nicht mit ihm begraben! Rab Papa (f 376) bat gesagt: Was heißt „mit ihm" ? Mit ihm in seinem Besitzteil (also nicht in seinem Grabe selbst, wohl aber in dessen unmittelbarster Nähe; denn dem Toten gehört an der Stelle, wo er ruht, eine Fläche von 4 Ellen Länge u. Breite; innerhalb dieses seines Besitzes sind die Hinrichtungswerkzeuge, vorausgesetzt, daß sie speziell für ihn zubereitet waren, zu vergraben)
1036
Matth 27,27 (Nr. 2.3). 27,29- 31
ü. Josephus, Bell. Jud. 5,5,8: xa9rjaxo ydg dei in' avxrjg (d. i. xrjg 'Avxwviag) xdypa 'Pu>(Attigovgiov iX9etv rjywvifcxo. dirjpagxs ye firjv xrjg inißoXrjg. 6 ydg dqftog dvxixgvg imoxgaa>elg eigys xrjv oofirjv, xai diaoxdvxsg ini xwv xsywv rotte 'Pwfiaiovg eßaXXov. xaxanovov/ASvoi drj xocg i>neg9s ßiXeai, xai diaxdtf/at xd xovg oxevwnovg ifiopgd^av nXrj9og da9svrjaavxeg, dvex
findet
sich als •j^ie^ö oder Tniobo häufig
auch im Rabbin., nur daß es hier die allgemeine Bedeutung „Palast" angenommen hat, zB Sanh 2 , 3 : Ist ihm (dem König) jemand gestorben, <
so geht er nicht aus der Tür seines Palastes ] ^ I O ? B hinaus (um sich nicht öffentlich in Trauer zu zeigen). — Stellen bei Krauß, Lehnwörter 2,455 f. 27,27: D i e g a n z e K o h o r t e , bXrjv xrjv anstgav, s. bei Joh 18,3. 2 7 , 2 9 : Sei g e g r ü ß t , K ö n i g d e r J u d e n ! Xaige d ßaoiXev'g. — TanchB rp» § 11 (98 ) : Antoninus fragte unseren heiligen Lehrer: Wie verhält es sich mit dem Beten zu jeder Zeit? Er antwortete ihm: Das ist ver boten. Er sprach zu ihm: Weshalb? Er antwortete: Damit man nicht leichtfertig mit dem Allmächtigen (wörtlich: Allmacht n-naj) umgehe. Jener stimmte nicht zu. W a s tat Rabbi? Er kam frühmorgens zu ihm u. sprach: K ^ O = xvgte z *Q »Herr, sei gegrüßt!" Nach einiger Zeit trat er wieder ein u. sprach: Imperator! Wieder nach einiger Zeit sprach er: Friede sei mit dir, o König! Dieser sprach zu ihm: Wulst du etwa die Regierung (d. h. den König) verächtlich machen? Er antwortete ihm: Mögen deine Ohren hören, was du mit deinem Munde aussprichst! Wenn du, der du Fleisch u. Blut bist, zu dem, der dich alle Augenblicke grüßt, also sprichst, um wieviel mehr gilt das dann von dem, der den König aller Könige, den Heiligen, gepriesen sei er! ver ächtlich behandelt, daß er ihn nicht zu jeder Zeit belästigen darf! — Dass. Tanch vpa 49 . b
a
1
e
b
27, 30: S i e s p i e e n ihn an (vgl. bei M t 2 6 , 6 7 ) . 27,31: Sie führten ihn f o r t zur K r e u z i g u n g . Die Vollstreckung der vom Prokurator gefällten Todesurteile erfolgte 3
in der Regel durch römische Soldaten (s. Schürer 1, 470ff.); in diesem Falle kamen natürlich die Vorschriften des jüdischen Rechts betreife Abführung eines Delinquenten zur Richtstätte (s. bei Apg 7,58) nicht 1
So liest Buber; fArakh: •»•»•s
Matth 27,32.83.34 (Nr. 1.2)
1037
zur Anwendung. — Eine jüdische Tradition über Jesu Wegführung aus Sanh 43» s. bei Mt 26,66 S. 1023y. 2 7 , 3 2 : S i e t r a f e n e i n e n Mann aus C y r e n e m i t N a m e n S i m o n ; d i e s e n z w a n g e n s i e , s e i n K r e u z auf s i c h zu n e h m e n (zu t r a g e n ) . Vgl. Exk. über den Todestag Jesu ($, 2. —Zu Cyrene s. bei Apg 2,10; zu dyyaQeveiv bei Mt 5,41 S. 344. — Über die Sitte, daß der Verurteilte sein Kreuz selbst zur Richtstätte trug, s. bei Mt 10, 38. 27,33: G o l g a t h a , das ist
Schädelstätte.
Nach der beigefügten Deutung xqaviov xönoq kann nicht bezweifelt werden, daß das Wort rolyo&ä aus dem aramäischen angb^t (hebr. r&aVa) =
„Schädel", »Kopf" entstanden ist; dabei ist im Griechischen zwecks
bequemerer Aussprache das letzte b ausgestoßen. Woher der Ort seinen Namen hat, ist ungewiß; die ansprechendste Vermutung geht dahin, daß er nach seiner Gestalt benannt worden sei. Als Hinrichtungsstätte b
lag er nach Nu 15,35 außerhalb der Stadt, s. Sanh 42 bei Apg 7,58. 2 7 , 3 4 : S i e g a b e n i h m W e i n zu t r i n k e n , der mit B i t t e r e m g e m i s c h t war. 1. XoXrj, wie rna, nicht bloß = Galle, sondern allgemein = Bitteres; vgl. LXX Spr 5,4; KL 3,15, wo x°Ary für nab = „Wermut". — Mk 15,23 genauer safivQVKTfievov ohov „Wein, der mit Myrrhen vermischt war". Über die bitter machende Kraft der Myrrhe s. Midr HL 3,6 ( 1 0 5 ) : W i e bei jedem, der Myrrhe sammelt, die Hände bitter werden, so hat sich unser Vater Abraham selber Bitterkeiten u. Qualen auferlegt durch Leiden. a
2. Daß man Jesu ein bitteres, Betäubung bezweckendes Getränk vor der Kreuzigung reichte, entsprach jüdischer Sitte. Sanh 4 3 : Rab Chisda (f 309) hat gesagt: Dem, der hinausging, um hingerichtet zu werden, gab man ein Stückchen Weibrauch in einem Becher mit Wein, um ihm das Bewußtsein zu nehmen; s. Spr 3 1 , 6 : „Gebet Rauschtrank dem, der dem Unter gang geweiht ist, u. Wein denen, die in ihrer Seele verbittert sind." In einer Bar heißt es: Angesehene Frauen in Jerus. pflegten ihn (den Wein) freiwillig zu spenden u. zu senden. Wenn ihn aber die angesehenen Frauen nicht freiwillig spendeten, auf wessen Kosten wurde er dann beschafft? Das ist sicherlich klar, daß es auf Kosten der Gesamtheit (der Gemeinde) geschieht, da es Spr 31,6 heißt: „Gebet", nämlich auf eure Kosten. — || S'hnach 2 § 9: Man läßt sie (die zur Hinrichtung Abgeführten) mit ihren Brüdern u. Verwandten reden, nur daß keine Verzögerung dadurch eintritt; u. man gibt ihnen Wein mit Weihrauch zu trinken, damit sie sich nicht quälen (infolge Betäubung den Schmerz nicht empfinden), u. man lehrt sie ein Bekenntnis abzulegen, denn wer ein Bekenntnis ablegt, hat Anteil an der zukünftigen Welt. || NuR 10 (158 ): Allen, die durch den Gerichtshof hingerichtet wurden, gab man ungemischten Wein in •)« zu trinken, damit ihm das Bewußtsein genommen würde, um zu erfüllen: „Gebet den Rauschtrank dem, welcher dem Untergang nahe i s t . . ., daß er trinke u. sein Elend vergesse" Spr 31,6 f. || Vgl. auch Midr Ruth 2,14 (132 ): (R. Jonathan, richtiger: R. Jochanan, f 279, hat Ruth 2,14 auf sechsfache Weise ausgelegt; die 5. Auslegung ist folgende:) Die Stelle redet vom König, dem Messias. „Tritt hierher", nähere dich der Königsherrschaft; „u. iß von dem Brote", das ist das Brot der Königsherrschaft; „u. tauche deinen Bissen in den Essig", das geht auf die Leiden, s. Jes 5 3 , 5 : Und er ft
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Matth 27,35. 37. 38 (Nr.l)
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ist durchbohrt wegen unsrer Sünden; „u. sie setzte sich seitwärts von den Schnittern*, denn seine Königsherrschaft wird zeitweise von ihm genommen werden, s. Sach 14,2: „Ich will versammeln alle Heidenvölker wider Jerus. zum Kampfe u. erobert wird die Stadt" usw.; „u. er reichte ihr geröstete Ähren hin", denn (die Herrschaft) wird zu ihm zurückkehren, s. Jes 11,4: „Er schlägt die Erde mit dem Stab seines Mundes." 2 7 , 3 5 : Sie t e i l t e n
s e i n e K l e i d e r , i n d e m s i e das L o s w a r f e n .
Das Verteilen der Kleider setzt voraus, daß Jesus unbekleidet g e kreuzigt worden ist. Das entsprach auch jüdischer Sitte. Sanh 6, 3: War (der zur Steinigung Verurteilte) vom Steinigungsort 4 Ellen ent fernt, so zog man ihm seine Kleider aus. Den Mann bedeckt man vorn, das Weib aber von vorn u. von hinten. So R. J huda (um 150). Die Gelehrten aber sagten: Der Mann wird nackt gesteinigt, aber das Weib wird nicht nackt gesteinigt. — Der Götzen diener u. der Gotteslästerer wurden nach der Steinigung auch nackt ans Holz gehängt, während an Frauen diese Zusatzstrafe überhaupt nicht vollzogen wurde, s. Sanh 6,4; SDt 21,22 § 221; Sanh 4 6 bei Mt 27,26 S. 1034. || Zur Verteilung u. Verlosung der Kleider Jesu s. bei Joh 19, 24. e
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27,37: Sie b r a c h t e n zu s e i n e n H ä u p t e n s e i n e S c h u l d an: D i e s e r ist J e s u s , d e r K ö n i g d e r J u d e n . Todesurteile sollten unter Angabe des Grundes u. der Zeugen öffent lich bekannt gemacht werden. Sanh 6,1 Ende: Ein Ausrufer ging vor ihm (dem Delinquenten auf dem Wege zur Richtstätte) her: NN, Sohn des NN, wird zur Steinigung hinausgeführt, weil er die u. die Sünde begangen hat. Und NN u. NN sind die Zeugen gegen ihn. Und jeder, der Freisprechung für ihn weiß, komme u. tue es kund. (Das Gerichtsverfahren konnte zugunsten des Verurteilten noch in der letzten Minute wieder aufgenommen werden, s. Sanh 6,1 bei Mt 5, 21 S. 270 Nr. 5.) |l Sanh 11, 4: Man tötet ihn (den widerspenstigen Gelehrten) nicht durch den Gerichtshof in seiner Stadt u. nicht durch den Gerichtshof in Jahne (Lehrstätte des Rabban Jochanan b. Zakkai, f um 80), sondern man bringt ihn hinauf zu dem großen Gerichtshof in Jerusalem u. bewahrt ihn (dort) bis zum (nächsten) Fest u. tötet ihn während des Festes; denn es heißt: Ganz Israel soll es hören u. sich fürchten Dt 17,13. Das sind Worte des R. ?Aqiba (t um 135). R. J huda (um 150) sagte: Man schiebt die Bestrafung eines solchen nicht hinaus, sondern man tötet ihn sofort u. schreibt es auf u. sendet damit Boten in alle Ortschaften: NN, Sohn des NN, ist vom Gerichtshof zum Tode verurteilt worden. || Sanh 8 9 Bar: Vier be dürfen der öffentlichen Bekanntmachung: Der Verführer (zum Götzendienst), der wider spenstige Sohn, der widerspenstige Gelehrte u. falsche (O^SIT, des Alibi überführte) Zeugen. Von ihnen steht geschrieben Dt 13,12; 21,21; 17,13: Alles Volk u. ganz Israel sollen es hören u. sich fürchten. Bei den falschen Zeugen aber steht geschrieben Dt 19,20: „Die übrigen sollen es hören u. sich fürchten", weil nicht jedermann zum Zeugnis geeignet ist. (Die zum Zeugnis Ungeeigneten, wie Spieler, Diebe, Wucherer usw., bedürfen der Abschreckung nicht, da sie j a als Zeugen nicht zugelassen werden; darum heißt es Dt 19,20 nicht „alle", sondern „die übrigen" sollen es hören usw.) — Ferner s. die Tradiüon über Jesu Hinausführung in Sanh 43» bei Mt26,66 S. 1023 y. e
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27,38: D a w u r d e n
m i t i h m z w e i R ä u b e r , Xrjarai, g e k r e u z i g t .
1. Arpirfi, oft im Rabbin. o^otp-'b (o^ot?!»); sogar Neubildungen: n^ao^ = Räuber; rnat?^ U . twap^ = Räuberei; oopb = rauben. tK^yb ißt unmittelbar zu Arjareia „Räuberei" zu stellen. || Über das Treiben der Räuberu. der Sikarier (der fanatischen Partei der Patrioten aixdgioi, aic&rii, "PTITP) Zeit der römischen Prokuratoren s. Schürer 1,573f. 580. 584. zur
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Matth 27, 38 (Nr. 2. 3). 27,39. 40. 42
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2. Nach jüdischem Recht sollten nicht zwei Verurteilungen u. Hinrichtuogen an einunddemselben Tage vorgenommen werden, s. Sanh 6,4, S. 1034: Man richtet nicht zwei Menschen an Einem Tage. — Dagegen erzählt Josephus mehrfach von Massenhinrichtungen durch die Prokura toren. Bell. Jud. 2,13,2 nahm der Landpfleger Felix {52—60 n. Chr.) den Räuberhauptmann Eleazaros, der zwanzig Jahre lang das Land aus geplündert hatte, u. viele von dessen Leuten lebendig gefangen u. schickte sie nach Rom. Die Menge aber der von ihm gekreuzigten Räuber u. derjenigen, die er bestrafte, weil sie in deren Gemeinschaft erwischt wurden, war unermeßlich. — Davon sticht merkwürdig ab Mak 1,10: Ein Synedrium, das in einer Jahrwoche (von 7 Jahren) Einen hinrichten läßt, wird ein verderberisches genannt; R. El*azarb. *Azarja (um 100) sagte: Einen in siebzig Jahren. R. Tarphon (um 100) u. R . Aqiba (f um 135) sagten: Wenn wir im Synedrium gewesen wären, so würde niemals ein Mensch durch es hingerichtet worden sein. Rabban Schimfon b. Gamliel (um 140) sagte: Auch diese würden (durch ihre Milde) die Blutvergießer in Israel vermehrt haben. f
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3. Als Kreuzigungsstätte für Räuber erscheint in einer sprichwört lichen Redensart der Ort, an dem sie ihr Handwerk trieben. Midr Esth 1,12 ( 9 0 ) : R. Sch muel b. Nachman (um 260) hat gesagt: Da, wo der Räuber geraubt hat — da wird er gekreuzigt. — Der Ausspruch als Sprichwort bezeichnet in TanchB r r o n § 7 ( 5 0 ) . a
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27, 39: Die V o r ü b e r g e h e n d e n . . . s c h ü t t e l t e n ihre K ö p f e . Das Kopfschütteln nach Jes 37,22; Jer 18,16; Ps 22,8; 44,15; 109,25; Hi 16,4 ein Ausdruck des Hohnes. Sir 12,18: Den Kopf wird er schütteln ys* ws-> u. seine Hand schwingen. — Das. 13,7: Mit seinem Kopf wird er wider dich schütteln Vi* iss-«a\ || Über den ins Gefängnis geworfenen Messias heißt es P siqR 37 (163 ) : Tag für Tag haben die Völker der Welt mit ihren Zähnen geknirscht u. mit ihren Augen gewinkt u. mit ihren Köpfen geschüttelt sn-votoa n'Wjai u. ihren Mund weit aufgesperrt, s. Ps 22, 8. e
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27,40: W e n n du der S o h n G o t t e s b i s t , so s t e i g e h e r a b v o m K r e u z . Weish 2,13.16flf.20: Er (der Gerechte) nennt sich ein Kind des Herrn Er prahlt mit Gott als seinem Vater. Laßt uns sehen, ob seine Worte wahr sind, ü. er proben, welchen Ausgang er nimmt. Denn wenn der Gerechte Gottes Sohn vlog deov ist, so wird Er sich seiner annehmen u. ihn aus der Hand der Widersacher erretten. . . . Zu schmachvollem Tode laßt uns ihn verurteilen, denn es wird ja seine Errettung stattfinden nach seinen Worten.
27,42: A n d r e n hat er g e h o l f e n , sich s e l b s t kann er n i c h t helfen. a
Tanch 0*3*3 e r « 2 6 sagt R. Eifazar umgekehrt zu Gn 31,30 („Warum hast du meine Götter gestohlen?"): Sich selbst kann (der Götze) nicht retten vor Diebstahl, wie könnte er andre retten? W n a n^Ta* -psn c ^ n s i na»n -ja V-snV naia* HS*K nwsya. Dasselbe TanchB c a s : § 8 ( 2 5 ) . b
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Trotz der im AT nicht gerade selten festgesetzten Todesstrafe! Man siebt, was aus dem Gesetz gemacht werden konnte, wenn dessen Pfleger, die Schriftgelehrten, es wollten.
Matth 27,43.45 (Nr. 1)
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2 7 , 4 3 : D e n n er s p r a c h : G o t t e s S o h n bin ich. e
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P siqR 21 ( 1 0 0 ) : R. Chijja b. Abba (um 280) hat gesagt: Wenn der Sohn der Hure ( = Jesus) zu dir sagt: „Es gibt zwei Götter", so antworte ihm: Ich bin der vom (Schilf-)Meere, ich bin der vom Sinai (immer einundderselbe Gott). — Nach diesem Ausspruch des R. Chijja wird Midr Ps 22 § 1 6 ( 9 4 ) das Doppelte „mein Gott, mein Gott" P s 2 2 , 2 gedeutet: „Mein Gott" am Schilfmeer, „mein Gott" am Sinai. || P siqR 21 (101 ): R. Chijja b. Abba hat gesagt: Wenn der Sohn der Hure zu dir sagt: „Es gibt zwei Götter", so antworte ihm: Es steht nicht geschrieben Dt 5,4: Von Angesicht zu Angesicht „redeten Götter", sondern „redete Jahve" mit euch. b
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27, 45: Von der s e c h s t e n S t u n d e an w a r d e i n e F i n s t e r n i s ü b e r das g a n z e L a n d bis zur n e u n t e n Stunde. 1. Wunderbare Geschehnisse beim Tode von Rabbinen. pf AZ 3,42°, 1: Als R. Nachum b. Simai (um 260) entschlafen war, verhüllte man die Bildsäulen mit Decken. Man sagte: Wie er sie während seines Lebens nicht an gesehen hat (wegen Ex 20,4 usw.), so soll er sie auch nicht in seinem Tode ansehen. Aber wissen sie (die Toten) denn irgend etwas? R. Schimfon b. Laqisch (um 250) hat gesagt: Zwischen uns (den Lebenden) u. den Gerechten (die entschlafen sind) ist der einzige Unterschied das Sprechen des Mundes. R. Z fira (um 300) hat gesagt: Der Tote hört sein Lob ähnlich wie im Traum. R. Aschjan (um 360) hat gesagt: Der Tote hört sein Lob ähnb'ch wie im Traum. Und warum wurde Nachum (b. Simai) der „allerheiligste Mann" genannt? Weil er sein lebelang kein Bild auf einer Münze angesehen hat. Und warum wird unser Lehrer (Rabbi) der „Heilige" genannt? Weil er sein lebe lang seine (Beschneidungs)stelle nicht angesehen hat. — Als R. Acha (um 320) ent schlief, wurden die Sterne zur Mittagszeit sichtbar. Als R. Chanan (um 300) entschlief, stürzten die Statuen um. Als R. Jochanan (f 279) entschlief, stürzten die Bildsäulen um. Man sagte: Weil kein Bildnis so schön war wie er. Als R. Chanina von B^ath Chavran (Hauran?) -p-nn Pia entschlief, spaltete sich das Meer von Tiberias. Man sagte: Als er einmal hinaufzog zur Bestimmung eines Schaltjahres, hatte sich das Meer vor ihm gespalten. Als R. Hoschafja (IL, um 300) entschlief, fiel das Schand baus -pbp von Tiberias ein. Als R. Jicchaq b. Eljaschib (um 350) entschlief, lösten sich siebzig Schwellen aus Häusern in Galiläa. Man sagte: Weil diese durch sein Verdienst gehalten worden waren (man hat also an baufällige Häuser zu denken, die bei seinem Tode einstürzten). Als R. Sch muöl b. Jicchaq (um 300) entschlief, wurden Zedern im Lande Israel entwurzelt. Man sagte: Weil er ein Reis zu nehmen u. damit vor der Braut (bei deren Einholung) einherzutanzen pflegte. Und die Rabbinen murrten deshalb wider ihn (weil sein Benehmen seines Standes unwürdig sei); da sagte R. Z fira zu ihnen: Laßt ihn, dieser Alte weiß nicht, was er tut! Als er entschlafen war, fiel eine Feuergarbe vom Himmel u. bildete eine Scheidewand zwischen seiner Totenbahre u. dem Trauergefolge, u. drei Stunden lang gingen Donner u. Blitz durch die Welt. Ei (lies K->?n statt K^n), das hat diesem Alten das Reis bewirkt! Und eine Himmels stimme ging aus, welche rief: Wehe, eutschlafen ist Sch°muöl b. Jicchaq, der Voll bringer von Liebeswerken! Als R. Jose b. Chalaphta (um 150) entschlief, ließen die Kanäle in Laodicea Blut entströmen. Man sagte: Weil er sein Leben für die Beschnei dung hingab. Als R. Abbahu (um 300) entschlief, weinten die Säulen von Cäsarea.* e
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Vermutlich ist Hoschafja, der Genosse der Gelehrten, um 300, gemeint, dessen Keuschheit gerühmt wird; dann ist bei „Schandhaus" an ein Dirnenhaus zu denken. * Joöl, Blicke in die Religionsgeschichte 1, 8 zitiert hierzu als Parallele die be kannte Erzählung bei Eusebius, De martyr. Palaest. 9 fin., daß bei einer grausamen Christenverfolgung in Cäsarea viele Säulen der dortigen öffentlichen Hallen Tränen vergossen u. daß Straßen u. Plätze auf unerklärliche Weise bewässert wurden. Man habe diese Erscheinung als Trauer der Steine über die vorgefallenen Grausamkeiten gedeutet, wo Menschenherzen ungerührt u. teilnahmlos blieben.
Matth 27,45 (Nr. 1.2)
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Die Kuthäer K T I S (hier wohl = Christen) sagten: Die lärmen nur vor Frende. Die Israeliten antworteten: Sollten die Fernen (ihr Kuthäer) wissen, wie die Nahen lärmen (nämlich vor Trauer)? — Die Angabe über R. Sch'hmuöl b. Jicchaq auch pPea 1 , 1 5 , 3 1 ; bK tb 1 7 . || MQ 2 5 : Als die Seele des R. Abbahu (um 300) zur Ruhe einging, Heuen die Säulen von Cäsarea Wasser (Tränen) niederfallen; als die des R. Jose (b. Chalaphta, um 150, zur Ruhe einging), strömte aus den Rinnen von Sepphoris Blut; als die des R. Jafaqob (b. Idi?, um 280), wurden die Sterne bei Tage sichtbar; als die des R. Asi (um 300), wurden alle Bäume entwurzelt; als die des R. Chijja (um 280), fielen Steine von Feuer vom Himmel; als die des R. M°nachem b. Jose (um 180), wurden die Statuen plattgerieben, so daß sie zu Matten s">"?»ns (? entstellt, vgl. Levy 8,80 ) wurden. Als die des R. Tanchum b. Chijja (um 300), wurden alle Statuen zertrümmert; als die des R. Eljaschib, wurden siebzig Einbrüche (von Dieben) in N hardefa ausgeführt; als die des Rab Hamnuna (um 290), fielen Hagelsteine vom Himmel; als die des Rabbah (t 330) u. die des Rab Joseph (f 333), stießen die Ufer (-c*s oder Steine?) des Euphrat aneinander; als die des Abaje (f 338/39) u. die des Raba (f 352), stießen die Ufer des Tigris aneinander. Als die Seele des R. M^charsch^a (um 350), trugen die Dattel palmen Dornen. || Man beachte, wie in pf AZ 3 das Wunderzeichen meist einem hervor stechenden Zug im Wesen oder Leben des Verstorbenen entspricht. d
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2. Als ein wunderbares Ereignis ist auch die das ganze jüdische Land (yr) == yn» = Palästina) deckende Finsternis in der Sterbestunde Jesu gemeint. An eine Sonnenfinsternis kann schon aus dem Qrunde nicht gedacht werden, weil das jüdische Passahfest in die Vollmondszeit fiel, also in eine Zeit, in der eine Sonnenfinsternis nicht eintritt. Über die an eine Sonnen- u. Mondfinsternis sich knüpfenden abergläubischen Vor stellungen s. Sukka 2 9 Bar: Wenn die Sonne verdunkelt wird (-pity so ist das ein schlimmes Zeichen für die ganze Welt. Womit läßt sich die Sache vergleichen? Mit einem König von Fleisch u. Blut, der seinen Knechten ein Mahl bereitete u. ihnen eine Leuchte hinsetzte. Er ärgerte sich über sie u. sprach zu seinem Knechte: Nimm die Leuchte vor ihnen weg u. laß sie im Finstern sitzen! — Bar: R. Melr (um 150) sagte: Sooft die Himmelslichter verdunkelt werden (d. h. eine Sonnen- oder Mondfinsternis eintritt), ist das ein schlimmes Zeichen für die Hasser Israels (euphemistisch = für die gottlosen Israeliten, vgl. S. 133 o*), weil diese an Schläge gewöhnt sind. Gleich einem Kinderlehrer, der in die Schule mit dem Riemen in seiner Hand eintritt. Wer fürchtet sich? Wer daran gewöhnt ist, Tag für Tag Schläge zu bekommen, der fürchtet sich. — Bar: Wenn die Sonne verdunkelt wird, so ist das ein böses Zeichen für die Völker der Welt; wenn der Mond verdunkelt wird, so ist das ein böses Zeichen für die Hasser Israels (wie oben), weil die Israeliten nach dem Monde u. die Völker der Welt nach der Sonne (ihre Jahre) rechnen. Wird die Sonne im Osten verdunkelt, so ist das ein schlimmes Zeichen für die im Osten Wohnenden; wenn im Westen, so ist das ein schlimmes Zeichen für die im Westen Wohnenden; wenn in der Mitte des Firmaments, so ist das ein schlimmes Zeichen für die ganze Welt. Ist ihr Aussehen wie Blut, so kommt das Schwert (Krieg) in die Welt; ist es wie ein Sack (schwarz), so kommen die Pfeile der Hungersnot in die Welt; gleicht es diesem u. jenem, so kommen das Schwert u. die Pfeile der Hungersnot in die Welt. Wenn die Verfinste rung bei ihrem Untergang eintritt, so zögert die Strafe zu kommen; wenn bei ihrem Aufgang, so eilt sie zu kommen. Einige sagen, die Sache verhalte Bich umgekehrt. Und du findest kein Volk, das gestraft würde, ohne daß seine Gottheit zugleich mit ihm gestraft wird; vgl. Ez 12,12: „An allen Göttern Ägyptens werde ich Strafgerichte üben.* Wenn die Israeliten den Willen Gottes tun, so brauchen sie sich vor allem diesem nicht zu fürchten, s. Jer 10, 2 : „Also spricht Jahve: Den Weg der Heiden ge wöhnt euch nicht an u. vor den Zeichen des Himmels erschrecket nicht, weil die Heiden vor jenen erschrecken*, die Heiden sollen davor erschrecken, aber nicht die a
S t r a e k n. B i l l e r b e e k . NT I.
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Matth 27,45 (Nr. 2.3). 27,46.47.49.50
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Israeliten. — Bar: Aus vier Gründen wird die Sonne verfinstert: wegen eines Akademie vorsitzenden, der starb, aber nicht gebührend betrauert wurde; wegen eines verlobten Mädchens, das in der Stadt (bei ihrer Vergewaltigung) schrie, ohne daß man ihr half (vgl. Dt 22, 23ff.); wegen Beiliegens bei einem Männlichen u. wegen zweier Brüder, deren Blut zu gleicher Zeit (auf Einmal) vergossen wird. Aus vier Gründen werden (beide) Himmelslichter verfinstert: wegen der Urkundenfälscher, wegen der falschen Zeugen, wegen der Eleinviehzüchterei im Lande Israel u. wegen solcher, die gute (fruchttragende) Bäume umbauen. — Die ersten drei oben anonym gebrachten Baraithas werden in M kh Ex 12, 2 ( 3 ) Rabbi, R. Jose (um 150) u. R. Jonathan (um 140) zu geschrieben. — Die Schluß-Bar auch Derekh Erec 2. e
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3. Zur Bedeutung der Finsternis in Mt 27,45 vgl. Midr KL 3,28 (71 ): R. Sch muel b. Nachman (um 260) hat gesagt: Gott rief die Dienstengel u. sprach: Wenn ein König von Fleisch u. Blut trauert, was tut er? Sie antworteten: Er kleidet sich in schwarze Gewänder u. verhüllt sein Haupt mit Sacktuch. Er sprach: Auch ich werde so tun; das meint Jes 5 0 , 3 : „Ich kleide die Himmel in Schwärze u. mache Sacktuch zu ihrer Hülle." Und weiter fragte er: Wenn ein König von Fleisch u. Blut trauert, was tut er? Sie antworteten: Er löscht die Lampen aus. Er sprach: Auch ich werde so tun; das meint Joel 2,10: Sonne u. Mond werden schwarz u. die Sterne ziehen ihren Glanz ein. e
2 7 , 4 6 : rjXsi rjXsi Xefid aaßax&avei; das ist: Mein G o t t , mein G o t t , w a r u m h a s t du m i c h v e r l a s s e n ? Der Text. rec. liest: rjXi r XC. Diese Form hat auch der Targum zu P s 2 2 , 2 gebraucht: •'snpatp n a ^ o a ^b» ib«. Sieht man vom Fragewort na P I D O ( = «ab „warum?") ab, so hätte hiernach Jesus das Psalmwort genau so gesprochen, wie es im Targum vorliegt. — Die Deutung der Worte durch: &eä fiov Öse [iov, Iva tC fie eyxateXiTtsg; entspricht den LXX. — Auslegungen von Ps 22,2 auf Israel u. Esther s. bei Joh 19,24; eine weitere Auslegung des doppelten „mein Gott" s. bei Mt27,43. i>» „mein Gott" P s 2 2 , 2 wird M kh Ex 15,2 ( 4 4 ) als Beweis für die Regel angeführt, daß bx den barmherzigen Gott (nicht den strengen Richter) bezeichne: „Dieser ist mein Gott" -bx Ex 1 5 , 2 ; mit mir ver fährt er nach dem Maß der Barmherzigkeit (als barmherziger Gott), aber mit meinen Vätern verfuhr er nach dem Maß des strengen Rechts (denn es heißt Ex 15,2: "ntt T I ? K ) ; denn *bt< „mein Gott" bedeutet nur das Maß der Barmherzigkeit, s. Ps 2 2 , 2 ; ferner Nu 12,13 K ; btt u. Ps 118,27. {
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2 7 , 4 7 . 4 9 : Er ruft den E l i a s W i r wollen sehen, ob E l i a s k o m m e n w i r d , um ihn zu r e t t e n . Die Worte sind als Hohn gemeint; zugrunde aber liegt ihnen der Volksglaube, daß es mit zu den Aufgaben des Elias gehöre, aus dem Jenseits zu erscheinen, um Frommen Errettung aus ihrer Not zu bringen. Belege s. Exk. über Elias 1,3. 2 7 , 5 0 : E r g a b den G e i s t auf. Der Todestag Jesu war ein Freitag. Vom Tode an einem Freitag
Matth 27,51 ( « 1 - 3 ) e
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heißt es K th 103 : Stirbt einer am Rüsttag auf den Sabbat ( = Freitag), so ist das ein gutes Zeichen für ihn. — Raschi: Denn er geht sofort zur Ruhe ein. — Parallelstelle: AbothRN 25. 27,51 K: D e r V o r h a n g des T e m p e l s TO xaTaneTa<S(ia TOV vaov
zerriß,
ia%ia^rj.
1. Über die Vorhänge des Heiligtums im allgemeinen. e
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K th 1 0 6 ; R. Z ?ira (um 300) hat gesagt, Rab (f 247) habe gesagt: Dreizehn Vor hänge nis^B, waren im zweiten Heiligtum: sieben entsprechend den sieben Toren (des Vorhofes), einer für den Eingang zum Heiligtum (d. h. zum Heiligen des Tempels), einer für den Eingang zur Tempelvorhalle D^K , zwei vor dem Allerheiligsten u. zwei diesen entsprechend anf dem Söller (zwischen den Räumen, die sich über dem Heiligen u. Allerheiligsten befanden). Parallele: Joma54*. — Die Stelle wird verdächtig durch die Zahl 13, die auch sonst gern als runde Summenzahl hei Tempelgerätschaften ge nannt wird, u. durch den anderweitig nirgends erwähnten Vorhang vor der Vorhalle. || S c h q 5 , l : (Der Priester) Eifazar stand den Vorhängen vor. — pSch q 6 , 4 9 , 28 fügt hinzu: Er war über die Weber der Vorhänge gesetzt. || TSch q 2,6 (175): Frauen webten die Vorhänge . . .; sie erhielten ihren Lohn aus der Hebe der Tempelhalle (d. h. aus den Erträgen der Scheqelsteuer). — pSch q4,48 ,22: Sch muöl (t 254) hat gesagt: Die Frauen, die die Vorhänge webten, erhielten ihren Lohn aus der Hebe der Tempel halle. Rab Huna (t 297) hat gesagt: Aus der Hebe für Tempelreparaturen. — In E th 106 vertritt Rab (t 247) die Meinung Sch muöls u. Rab Nachman (f 320) die des Rab Huna. e
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2. Der Vorhang vor dem Heiligen. Josephus, Bell. Jud. 6,5,4: (Das Heilige des Tempels) hatte goldene Türen, 55 Ellen hoch u. 16 Ellen breit; vor ihnen befand sich ein gleichgroßer Vorhang xaxanixaafia, babylonisches Gewebe, kunstvoll gewirkt aus blauem Purpur, Byssus, Karmesin u. rotem Purpur (vgl. LXX Ex 26,36), bewundernswert gearbeitet, nicht eine gedanken lose Stoffverbindung enthaltend, sondern gleichsam ein Abbild des Alls. Denn der Vor hang schien mit dem Karmesin das Feuer anzudeuten, mit dem Byssus die Erde, mit dem blauen Purpur die Luft u. mit dem roten Purpur das Meer, indem bei einem Teil von ihnen die Farbe, beim Byssus aber u. bei dem roten Purpur die Herkunft die Veranlassung zur Vergleichung bot; denn jenen (den Byssus) erzeugt die Erde u. diesen das Meer (durch Lieferung der Purpurschnecke). || Tamid 7 , 1 : Wenn der Hohe priester (selbst mit dem Räucherwerk in das Heilige) hineinging, um sich niederzuwerfen (zum Gebet), faßten ihn drei Priester (beim Hinaufsteigen auf den zwölfstufigen Tempel aufgang) an, der eine bei seiner Rechten, der andre bei seiner Linken, der dritte bei den Edelsteinen (des Ephod). Wenn der Vorsteher (der Priester) die Tritte des Hohen priesters vernahm, daß dieser wieder herauskommen wollte, dann hob er ihm den Vor hang (der das Heilige von der Vorhalle trennte) in die Höhe; darauf ging er selbst (der Priestervorsteher) hinein, warf sich nieder u. kam heraus. Dann gingeu seine Brüder, die Priester, hinein, warfen sich nieder u. kamen heraus. 1
3. Der Vorhang vor dem Allerheiligsten. Josephus Bell. Jud. 5,5,5: Der innerste Teil des Tempels (d. h. das Allerheiligste) war 20 Ellen groß u. wurde gleicherweise durch einen Vorhang xnxanexdo/iaxt gegen den äußeren Teil (d. h. das Heilige) abgeschlossen. || Sch q 8, 5: Rabban Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte im Namen des R. Schimfon, des Vorstehers: Die Dicke des Vorhangs betrug eine Handbreite; auf 72 (Aufzugs-)Fäden (oder Schnüren) ward er ge webt u. zu jedem Faden gehörten 24 (Einzel-)Fäden. Seine Länge betrug 40 Ellen, seine Breite 20 Ellen, u. aus 82 Myriaden * (Fäden) war er hergestellt. In jedem Jahre fertigte e
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Die Stoffe des Vorhangs also ein Abbild der vier Weltelemente. tra*? Myriade = 10000; Raschi erwähnt eine andre Lesart: nia*n; dann ist zu übersetzen: Von 82 Mädchen wurde er hergestellt. 66* 8
Matth 27,51 ( « 8.4)
1044
man zwei an, u. 300 Priester tauchten ihn unter (im Falle seiner Verunreinigung). — Der letzte Satz scheint Sch muel (f254) zu der Bemerkung veranlaßt zu haben (s. Chul90b), daß sich die Gelehrten in dieser Mischna einer Übertreibung schuldig gemacht hätten. — Raschi, zu Chul, deutet diese Stelle wohl mit Recht auf den Vorhang vor dem Aller heiligsten, teilt aber auch mit, daß andre sie auf den Vorhang vor dem Heiligen be zögen, vgl. TSch q 8,13 ff. (178). — Parallelen: Tamid 63b; ExR 50 (103b); NuR 4 (142 b). || Joma 5 , 1 : Er (der Hohepriester am Versöhnungstage) nahm die Kohlenpfanne in seine rechte Hand u. den Löffel (mit dem Räucherwerk) in seine linke Hand u. schritt durch den Tempel (das Heilige), bis er zwischen die beiden Vorhänge kam, die das Heilige vom Allerheiligsten trennten. Zwischen ihnen aber war ein Zwischenraum von einer Elle. R. Jose (um 150) sagte: Es war dort nur Ein Vorhang, 8. Ex 26,33: Es scheide der Vorbang (also nur einer) fttr euch zwischen dem Heiligtum u. dem Allerheiligsten. Der äußere (d. h. der vordere Vorhang) war an der Südseite aufgeheftelt,* der innere an der Nordseite. Er ging zwischen ihnen hin, bis er an die Nordseite kam; dann wandte er sein Angesicht (nachdem er hinter den zweiten Vor hang getreten war) nach Süden, ging weiter, indem er den Vorhang an seiner linken Seite hatte, bis er an die Lade kam (usw., s. die Fortsetzung bei Rom 3,25). || Joma 5,4: (Der Hohepriester am Vers.tage) nahm das Blut des Farren u. setzte das Blut des Bockes nieder u. spritzte von jenem gegen den Vorhang vor der Lade von außen (d. h. vom Heiligen aus) Einmal nach oben u. siebenmal nach unten. . . . Dann nahm er das Blut des Bockes u. setzte das Blut des Farren nieder u. spritzte von jenem gegen den Vorhang vor der Lade von außen, Einmal nach oben u. siebenmal nach unten. || Git 5 6 : Titus nahm ein Schwert u. zerschnitt den Vorhang. Und es geschah ein Wunder: Blut spritzte empor u. Titus meinte, daß er ihn selbst (nämlich Gott) getötet habe.. . . Dann nahm er den Vorhang u. machte eine Art Korb daraus, ließ alle Tempelgeräte hineinlegen u. auf ein Schiff schaffen, um damit in seiner Stadt zu triumphieren. |j TJoma3,8(186): R. Eifazar b. Jose (um 180, so zu lesen statt „R. Jose") hat gesagt: Ich habe ihn (den Vorhang) in Rom gesehen, u. es befanden sich daran sehr viele Blutstropfen. Man sagte mir: Die rühren von dem Blut des Vers.tages her. — Das selbe p J o m a 6 , 4 2 , 3 ; bJoma 5 7 . || Joma 5 4 : Rab Qattina (Q®tina? um 270) hat gesagt: Wenn die Israeliten zum Fest (nach Jerusalem) hinaufgezogen waren, rollte man ihnen den Vorhang zusammep u. zeigte ihnen die Kerube, wie sie aneinander hingen; u. man sagte zu ihnen: Sehet eure Liebe bei Gott, wie die Liebe des Mannes u. des Weibes!' (Im folgenden wird dann darüber verhandelt, ob sich die Stelle auf das 1. oder auf das 2. Heiligtum beziehe.) e
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4. Welcher Vorhang ist Mt 27,51 gemeint? 1 Makk 4,51 werden die Vorhänge im Heiligtum allgemein xazanezda/xaza genannt. — Josephus nennt sowohl den äußeren Vorhang (vor
dem Heiligen) als auch
den inneren (vor dem Allerheiligsten)
xazanszaüfia, s. oben Nr. 2 u. 3. — Der .Hebräerbrief hat nur den Vor hang vor dem Allerheiligsten im Auge, s. 6,19; 9 , 3 ; ( 1 0 , 2 0 ) ; er nennt ihn aber den zweiten, zo devzsoov xazanäzatffia 9,3. Aus dem Ausdruck xazanizaapa ergibt sich also keine bestimmte Antwort auf die Frage, ob Mt 27,51; Mk 15,38 u. Lk 23,45 der Vorhang vor dem Heiligen oder vor dem Allerheiligsten gemeint ist. — Auch die beiden von christlicher Hand stammenden Einschübe in Test Levi u. in Test Benj, in denen auf 1
Die Begründung der Meinung lediglich durch ein Schriftzitat beweist, daß R. Jose keine sichere Tradition über den wirklichen Sachverhalt gehabt hat. So daß er leicht beiseite geschoben werden konnte. * Ähnlich zeigte man nach Joma 21b den Festpilgern den Schaubrottisch mit den Worten: Seht eure Liebe bei Gott (d. i. wie Gott euch liebt). 1
Matth 27,51 ( « 4 . 5 )
1045
das Zerreißen des Vorhangs Bezug genommen ist, führen in unsrer Frage nicht weiter; doch sind sie wegen der Deutung, die sie dem Z. des Vorh. gegeben haben, bemerkenswert. Test Levi 10: Ihr (Söhne Levis) werdet gottlos handeln mit (samt) Israel, so daß Jerusalem es nicht aushält angesichts eurer Schlechtigkeit, sondern «laß der Vorhang des Tempels zerreißt, so daß er eure Schande nicht verhallt, xai dvofirjaexe avv xtä 'loQatjX, wate fir) ßaoxdoat 'leQovoaXr)(i an6 nooaionov ( = "OBÖ um . . . willen) novrjoias vpaiv dXXd a^urat rd ivtivpa (Verhüllung = Vorhang) xov vaof, waxe pr) xaxaxaXvnxeiv aioxrj/Ltoovvr]v t'jUwV. || Test Benj 9: Er (der gottgesandte Eingeborene -= Jesus Christus) wird hineingehen in den ersten Tempel, u. dort wird der Herr geschmäht u. verachtet u. am Holz erhöht werden. Und der Vorhang des Tempels wird zerreißen, u. der Geist Gottes wird auf die Heiden herabsteigen wie ausgegossenes Feuer. . . . xai eiaeXevaexat eis xov nQtäxov vaov xai ixet XVQIOS vßQUt&rjaexat xai ini k~vXov vifHO&rjoexai' xai eoxai xo anXiofjia (Vorbang) xov vaov axitoftevov, xai ftexaßrjeexai xd nvevfta xov &eov ini xd i&vrj (os nvg ixxvopevov. — Die erste Stelle sieht in dem Z. des V. ein Zeichen, daß die Zeit des entarteten jüdischen Priestertums vorbei sei; die zweite zieht aus ihm die Folgerung, daß das Reich Gottes zu den Heiden übergehen werde. — Diese Deutung konnte sowohl dem Z. des V. vor dem Heiligen als auch dem Z. des V. vor dem Aller heiligsten gegeben werden. 1
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Also können bei der Frage, ob Mt27,51 der äußere oder der innere Vorhang gemeint sei, nur theologische Gründe den Ausschlag geben; u. diese entscheiden angesichts der kultischen Bedeutungslosigkeit des äußeren Vorhangs u. der hohen kultischen Bedeutung des inneren Vor hangs für den letzteren. 5. Jüdische Traditionen. pJoma6,43°,61 Bar: Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Heiligtums tet die west liche Lampe (auf dem siebenarroigen Leuchter im Heiligen) erloschen, ist der karmesin farbige Streifen (den man am Vers.-tage über dem Tempeleingang befestigte) rot ge blieben (während er sonst, sobald der Sündenbock die Wüste erreicht hatte, zur Er füllung von Jes 1,18 weiß wurde, s. Joma 6 Ende), ist das für Jahve bestimmte Los (am Vers.tage) in der linken Hand (aus der Urne) heraufgekommen (während es sonst immer in der rechten, der vorzüglicheren, heraufgekommen war). Ferner hatte man die Türen des Tempels am Abend verschlossen, u. als man frühmorgens hinkam, fand man sie offen. Da sagte Rabban Jochanan b. Zakkai (f um 80): 0 Tempel, warum beunruhigst du uns? Wir wissen, daß du schließlich wirst zerstört werden, s. Sach 11, Ii Tue auf, o Libanon ( = Tempel, so häufig im Midr), deine Türen, daß Feuer deine Zedern fresse! — Parallele: J o m a 3 9 . — Man hat vielfach angenommen, daß die Nachricht vom Auf springen der Tempeltüren eine Erinnerung an das Ereignis in Mt 27,51 widerspiegele. Zwar entspricht die Zeitangabe ungefähr dem Todesjahr Jesu; dagegen spricht aber folgende Angabe des Josephus: Bell Jud 6 , 5 , 3 : An demselben Fest (Passahfest vor Ausbruch des Krieges i. J. 66 n. Chr.) sah man, wie das Osttor des inneren Vorhofs, das aus Erz u. gewaltig fest war, das des Abends kaum von zwanzig Menschen ge schlossen werden konnte, . . . sich in der Nacht um die sechste Stunde von selbst öffnete. Die Tempelwachen liefen, um es dem Tempelhauptmann, xo> axQaxrjyo}, zu 8
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Hier beginnt das christliche Einschiebsel. * Der „erste Tempel" steht im Voraufgehenden im Gegensatz zum Zukunftstempel der messian. Zeit, wird also vom christlichen Interpolator mit Recht gedeutet auf den Tempel in Jesu Tagen. Der Leuchter stand auf der südlichen Seite des Heiligen (dem Eintretenden also zur Linken) u. zwar so, daß die Lampen von Osten nach Westen aufeinander folgten. Die östlichste Lampe wurde als erste gezählt M n 8 6 . 8
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Matth 27, 51 ( « 5. » ) . 27, 52.56 (Nr. 1)
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melden, u. dieser vermochte es kaum wieder zu schließen. Das erschien nun wiederum (wie in den vorher erzählten Fällen) den Ungelehrten io?s töitäxaig als ein gar schönes Wunder, nämlich daß ihnen Gott das Tor zu allerlei Gutem aufgetan habe. Die Ver ständigen aber erkannten, daß die Sicherheit des Tempels von selbst entschwunden u. das Tor den Feinden aus freien Stücken geöffnet sei; sie sprachen es auch bei sich selber aus, daß jenes Zeichen deutlich auf die Zerstörung ziele. — Wenn, wie doch wohl anzunehmen ist, Josephus u. die Bar pJoma 6 ein u. dasselbe Geschehnis im Auge haben, dann verdient die Zeitangabc des ersteren (66 n. Chr.) jedenfalls mehr Glauben. Die Bar wird das Ereignis in das 40. Jahr vor der Tempelzerstörung ver legt haben, weil dieses auch sonst als das Jahr des Unheils u. der schlimmen Omina galt — u. sagt R. Jose, der Chronologe der alten Synagoge (um 150), man wälzt Heil volles (Verdienstliches) auf einen Tag des Heils u. Unheilvolles (Schuldvolles) auf einen Tag des Unheils, TTafan 4,9 (220) S.945; ?Arakhin IIb. 12»; anonym Tafan 29*. — Die schlimmen Vorzeichen des 40. Jahres vor der Tempelzerstörung führt die Bar pJoma 6 selbst auf; in demselben Jahr wurde den Israeliten die Kriminalgerichtsbarkeit ge nommen, s. pSanh 1,18 ,37 bei Mt 27,2 Ende; gab das Synedrium sein altgewohntes Versammlungslokal in der Quaderhalle auf, s. ?AZ8*> bei Mt26,57 S. 1000«; begann R. Cadoq (I., um 70) sein 40 jähriges Fasten, um die Zerstörung Jerusalems abzuwenden, s. GH 5 6 im Exk. über das Fasten Nr.6,&. a
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27,51 3$: D i e E r d e w u r d e e r s c h ü t t e r t . e
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pB rakh9,13 , 33: Elias gesegneten Angedenkens fragte den R. N horai (um 150): Weshalb kommen Erdbeben in die Welt? Er antwortete: Wegen der Versündigung bei der Hebe- u. Zehntabsonderung. Vgl.: „Ein Land, auf das die Augen Jahves deines Gottes beständig gerichtet sind" Dt 11,12, u.: „Er blickt das Land an, so zittert es; er rührt die Berge an, so rauchen sie" Ps 104,32. Wenn Israel den Willen Gottes tut u. seine Zehnten ordnungsmäßig aussondert, sind die Augen Jahves deines Gottes be ständig darauf gerichtet vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres, u. es wird nicht im geringsten geschädigt. Wenn die Israeliten aber nicht den Willen Gottes tun u. ihre Zehnten nicht ordnungsmäßig absondern, dann blickt er das Land an, daß es bebt. Er antwortete: Mein Sohn, bei deinem Leben, so würde es sich damit auf Grund einer Schlußfolgerung verhalten; aber der eigentliche Grund der Sache ist dieser: wenn Gott die Theater u. Zirkusse ansieht, wie sie in Sicherheit u. Ruhe u. Behaglichkeit daliegen, während sein Heiligtum zerstört ist, so droht er seine Welt zu zerstören; das meint Jer 25, 30: „Fürwahr er brüllt über seine Wohnung", d.h. wegen seiner Wohnung. R. Acha (um 320) bat gesagt: (Die Erdbeben kommen in die Welt) wegen Beiliegens bei Männlichem. Gott spricht: Du erregst dein Glied wegen etwas, was nicht dein ist; bei deinem Leben, ich werde meine Welt erbeben lassen (erregen) wegen dieses Mannes! Und die Rabbinen sagten: Wegen der Parteiungen (Spaltungen), s. Sach 14,5: Ihr werdet fliehen ins Tal meiner Berge . . ., gleichwie ihr geflohen seid vor dem Erdbeben. (Vorher ist von der Spaltung des ölbergs die Rede.) R. S c h ^ u ö l (b. Nachman, um 260) hat gesagt: Das Erdbeben kommt nur wegen Aufhörens eines Reiches, s. Jer. 51,29: Es erbebt die Erde u. windet sich; denn zustande kommt wider Babel, was Jahve geplant hat. — Parallelstellen, zum Teil stark abweichend: Midr Ps 18 § 1 2 ( 7 1 » ) ; 104 §25 (224»); TanchB roma § 12 (4b).
2 7 , 5 2 : V i e l e L e i b e r der e n t s c h l a f e n e n H e i l i g e n wurden auferweckt. Zur Auferstehung der Gerechten in den Tagen des Messias 8. Exk.: Auferstehung der Toten, allgemeine oder teilweise?
27,56: Maria Magdalene. 1. Der Beiname 17 Maydalriv^ besagt, daß die in Rede stehende Maria aus Magdala stammte. Eine chronologisch ganz verworrene jüdische Tra-
Matth 27,56 (Nr. 2). 27,57
1047
dition kennt eine Mirjam K^ap „die Frauenhaarfiechterin", die mit Jesu b
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Mutter identifiziert wird; s. Schab 104 oben S. 39y u. Chag 4 oben S. 147/?. 2. Magdala t&tyv,
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Nähe von Tiberias, s. pSch bi?ith
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9, 3 8 , 34; pMa'asS, 50% i7;p*Erub 5, 22*, 58. Midr KL 2, 2 (64"): Drei Städte pflegten ihre Abgaben (in einem Wagen) nach Jerusalem hinaufzuschaffen, Kabul, Sichin u. Magdala. Und weshalb ist Kabul zerstört worden? Wegen der Parteiungen (seiner Bewohner untereinander); Sichin wegen Zaube reien u. Magdala wegen Unzucht. — pTafan 4 , 6 9 , 42 liest aber genauer s*»;?^ baj»? ( = das Magdala der Färber); es handelt sich also in dieser Stelle nicht um unser Magdala. — Auch Midr KL 8,9 (69 ) bezieht sich auf Migdal-Cabbafajja: Ein Synagogen diener von Magdala ordnete seine Lampen an jedem RQsttag auf den Sabbat, dann ging er hinauf (nach Jerusalem), betete (hier zu Ehren des Sabbats) u. ging hinab u. zündete die Lampen an. — Aus dem galiläischen Magdala stammten einige jüdische Gelehrte, zB R. »Jicchaq (Nom. patron. von s^nja), etwa um 300, u. R. Judan rmb-tj», um 310, ein Schüler des R. Simon (um 280). 8
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2 7 , 5 7 : A l s es A b e n d g e w o r d e n . Die
Bestattung der Toten am Sterbetage selbst war allgemeiner
Brauch ;a nur wo die Beschaffung der Totengewänder oder des Sarges nicht mehr möglich war, wurde das Begräbnis auf den nächsten Tag ver schoben, b Die damit verknüpfte Gefahr, daß ein Scheintod unentdeckt blieb, wurde wesentlich durch die Sitte gemildert, die Toten über der Erde in Höhlen oder Felsengräbern beizusetzen. Hier wurden sie von ihren Angehörigen während der ersten Tage nach ihrem Begräbnis be sucht, oder man ließ Hüter an ihrem Grabe wachen, c — Die sofortige Beerdigung Hingerichteter war Dt 21,23 geboten.d a. Die biblische Begründung der Sitte fand R. Eifazar, um 270, in Nu 20,1. — MQ 2 8 : R. El. hat gesagt: Auch die andren Frauen (nicht bloß Kindbetterinnen, setzt man bei ihrer Beerdigung nicht auf der Bahre auf die Erde nieder); s. Nu 2 0 , 1 : „Dort starb Mirjam u. wurde dort begraben", d. h. unmittelbar an den Tod schließt sich das Be gräbnis. Vgl. auch SDt §221 in Anm.ft. b. S machoth 11 Anfang: Wenn in einer Stadt zwei Tote (an Einem Tage) sind, so trägt man den ersten hinaus u. läßt ihn nicht über Nacht stehen, u. dann trägt man den zweiten hinaus, weil man gesagt hat: Wer seinen Toten über Nacht stehen läßt, der schändet ihn. (Die schnell eintretende Verwesung entstellt den Toten, verunehrt ihn also.) Wenn es aber geschieht, um für ihn erst ein Grab zu graben oder um Leichen gewänder für ihn herbeizuschaffen oder damit seine Verwandten aus einem andren Ort herbeikommen können, so ist dagegen nichts einzuwenden. Handelt es sich um einen Gelehrten u. um einen Schüler, so trägt man den Gelehrten (zuerst) hinaus; um einen Schüler u. einen ungelehrten Mann (fAm ha-arec), so trägt man den Schüler (zuerst) hinaus; sind beide Gelehrte, beide Schüler, beide ungelehrte Leute, so trägt man den ersten (den zuerst Verstorbenen) hinaus; bandelt es sich um einen Mann u. eine Frau, so trägt man die Frau (zuerst) hinaus, weil die Frau der Verunehrung näher ist. i; SDt 21, 23 §221 (114b): Woher (läßt sich aus der Schrift beweisen), daß der, welcher seinen Toten Uber Nacht stehen läßt, ein Verbot übertritt? Die Schrift sagt lehrend Dt 21,23: Sein Leichnam darf nicht Uber Nacht am Holze bleiben. (Die Stelle wird verallgemeinert, als ob sie von allen Toten gelte.) Läßt man ihn aber über Nacht stehen seiner Ehre halber, um einen Sarg oder Totengewänder für ihn herbeizuschaffen, darf man da seinetwegen das Verbot übertreten? Die Schrift sagt lehrend Dt 21,23: „Am Holz". Wie das Holz speziell etwas ist, was ihm zur Schändung gereicht, so be zieht sich das Verbot (den Toten über Nacht stehen zu lassen) auf alles, was dem 8
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Matth 27, 57.59.60 ( « )
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Verstorbenen zur Schändung gereicht (aber nicht auf das, was seiner Ehre wegen geschieht). — Kürzer Sanh 6,5: Wer seinen Toten über Nacht stehen läßt, übertritt in bezug auf ihn ein Verbot; hat er ihn aber über Nacht stehen lassen seiner Ehre halber, um für ihn einen Sarg oder Totengewänder herbeizuschaffen, so übertritt er nicht. — Die Begründung der Beerdigung eines Toten am Sterbetage aus Dt 21,23 gehört nach Sanh 4 6 dem R. Schimfon b. Jochai (um 150) an. Eine weitere Parallele s Sanh 47*. C. SSnacbothS Anfang: Man geht zur Begräbnisstätte hinaus u. besichtigt (be sucht ripic) die Toten bis zu drei Tagen, ohne daß man sich deshalb Sorge machen müßte hinsichtlich heidnischen Brauches (als ob man damit heidnische Sitte befolgte). Es trug sich einmal zu, daß man einen besichtigte (der scheintot war) u. er lebte noch 25 Jahre u. darauf starb er; u. ein andrer (der auch scheintot gewesen) zeugte noch fünf Söhne u. darauf starb er. II B rakh 1 8 Bar: Wer einen Toten bewacht, auch wenn es nicht sein (eigener) Toter ist, ist frei von der Sch mat-Rezitation u. vom (Achtzehn-) Gebet u. von den Gebetsriemen u. von allen Pflichtgeboten, die in der Tora erwähnt werden. „Wenn er ihn bewacht, auch wenn es nicht sein Toter ist*; auch, wenn es sein Toter ist, obgleich er ihn nicht bewacht? Wenn es sein Toter ist u. wenn er ihn bewacht, ja; aber wenn er an die Begräbnisstätte (bloß) hingeht (ohne dauernd dort zu wachen), dann ist er nicht davon befreit. . . . Wer einen Toten bewacht, auch wenn* es nicht sein Toter ist, der ist frei von der Sch maf-Rezitation u. vom (Achtzehn-) Gebet u. von den Gebetsriemen u. von allen Geboten, die in der Tora erwähnt werden: sind es ihrer zwei (die ihn bewachen), dann bewacht ihn der eine u. der andre re zitiert das Sch ma?; dann bewacht ihn der andre, u. der erste rezitiert das S c h l a f . — Daß es sich um ein Bewachen am Grabe handelt (nicht im Sterbehaus), folgt aus den Worten: Wenn er an die Begräbnisstätte (nur ab u. zu) hingeht usw. d. SDt 21,23 §221 (114b): „Es soll sein Leichnam nicht über Nacht am Holze bleiben* Dt 21,23; das ist ein Verbot. „Sondern begraben sollst du ihn* (das.), das ist ein Gebot. Wie verfährt man mit ihm? Man wartet mit ihm (dem Hingerichteten) bis zum Dunkelwerden, dann hängt man ihn auf u. macht ihn (sofort) wieder los; wenn man ihn aber über Nacht hangen läßt, so übertritt man in bezug auf ihn ein Verbot; denn es heißt: Sein Leichnam soll nicht über Nacht am Holze bleiben. b
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27, 59: W i c k e l t e ihn in r e i n e
Leinwand.
Mit den Sterbegewändern, r?^?^, nan •o-nan, wnrde in älterer Zeit großer Luxus getrieben. Die spätere Zeit dankte es dem Rabban Gamliel (IL, um 90), daß auf seine Initiative sich die Sitte bildete, die Toten im schlichten Linnengewand TIG, aram. Nj-np, zu bestatten. e
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K t h 8 Bar: Früher waren die Ausgaben für einen Toten für seine Verwandten drückender als sein Tod, so daß sie ihn liegen ließen u. sich davon machten, bis Rabban Gamliöl kam u. in schlichter Weise mit sich selbst verfahren ließ. Man trug ihn in leinenen Gewändern )rvi ^ 3 hinaus, u. ihm nach befolgte das ganze Volk die Sitte (die Toten) in leinenen Gewändern hinauszutragen. — Die Bar stammt aus TNidda 9,17 (651) u. findet sich noch in MQ 27 b. — Aus K th 8 b erfahren wir auch noch, daß dem Gedächtnis des Rabban Gamliöl zum Dank für sein vorbildliches Vorgehen ein Becher bei den Leichenschmäusen geweiht wurde. II pRil9,32*,68 u. pK th 12,35 , 8: Rabbi wurde in einem leinenen Gewand f i o beerdigt. || p T ^ m 8,46b, 49: R. Asi (um 300) wurde ins Gefängnis geworfen; da sagte R. Jochanan (f 279, so lies statt R. Jonathan): Man wickle den Toten in seine Linnen i3"ioa nan -ps-. — Diese, wie es scheint, sprichwörtliche Redensart = „um den ist es geschehen*, zeigt, daß auch im 3. Jahr hundert eine leinene Hülle das gewöhnliche Sterbekleid war. e
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27,60 %: L e g t e ihn in s e i n e m n e u e n G r a b e n i e d e r . Über das Begräbnis Hingerichteter bestimmt
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Matth 27,60 (*. » )
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Sanh 6,5f.: Man pflegte sie nicht in den Gräbern ihrer Väter zu begraben, sondern zwei Gräber waren dem Gerichtshof bereitgestellt, eins fttr Gesteinigte u. Verbrannte, u. das andre für Enthauptete u. Erdrosselte. Wenn das Fleisch verwest war, sammelte man die Gebeine u. begrub sie an ihrem Ort (bei den Gräbern ihrer Familie). Dann kamen die Verwandten u. boten den Friedensgruß den Zeugen, desgleichen den Richtern, um damit zu sagen: Wir haben in unsrem Herzen nichts gegen euch, denn ihr habt ein gerechtes Urteil gefällt. Auch hielt man keine öffentliche Trauer (mit Leichenzug, Trauerrede); aber man durfte Leid tragen, da das Leidtragen nur im Herzen geschieht. — Hierzu Sanh 4 7 „ M a n pflegte sie nicht in den Gräbern ihrer Väter zu begraben." Warum das alles? Weil man einen Gottlosen nicht neben einem Gerechten begräbt; denn R. Acha b. Chanina (um 300) hat das begründet aus 2 Eg 13,21: „Es geschah, daß sie gerade einen Mann begruben, u. als sie die (Moabiter-)Bande erblickten, warfen sie den Mann in das Grab des Elisa u. gingen davon. Wie aber der Mann mit den Gebeinen Elisas in Beröhrung kam, wurde er wieder lebendig u. erhob sich auf seine Füße* (damit Elisa vor dem Ruhen an dessen Seite bewahrt b l i e b e ) . . . . Wie man einen Gott losen nicht neben einem Gerechten begräbt, so begräbt man auch nicht einen Gottlosen schwerster Art neben einem Gottlosen leichterer Art (daher die in der Mischna er wähnten zwei Gräber für die Hingerichteten; dabei gelten die Gesteinigten u. Verbrannten als schlimmere Verbrecher). Dann hätten vier Gräber bereitgestellt werden sollen! Zwei' Gräber bat man aus der Tradition g e l e r n t . . . Abaje ( f 338/3») sagte zu Raba (f 352): Wie kannst du von der (heidnischen) Regierung Getötete (d. h. unschuldige Märtyrer) vergleichen mit denen, die von dem (jüdischen) Gerichtshof (als Verbrecher) hingerichtet werden! Die von der (heidnischen) Regierung Hingerichteten baben, da sie ohne Recht getötet werden, (an ihrem Tod) eine Sühne (für ihre Sünden); aber die von dem (jüdischen) Gerichtshof Hingerichteten haben, da sie nach dem Recht getötet werden, keine Sühne (an ihrem Tod). Du kannst das daraus entnehmen, daß wir in der Mischna gelernt haben: Man begrub ihn nicht in den Gräbern seiner Väter. Wenn du nun meinen wolltest, daß er, nachdem er getötet wurde, Sühne habe (an seinem Tode), so sollte man ihn doch (in den Gräbern seiner Väter) begraben! (Antwort:) Tod u. Begräbnis sind er forderlich (zur Sühnung). Es erwiderte Rab Ada b. Ahaba (um 250): .Man hielt keine öffentliche Trauer, aber man durfte Leid tragen, da das Leidtragen nur im Herzen ge schieht." Wenn du nun meinen wolltest, daß er, nachdem er begraben war, Sühne habe (an seinem Tod u. seiner Beerdigung), so sollte man ihm doch eine öffentliche Trauer halten! (Antwort:) Es ist auch die Verwesung des Fleisches (zur vollen Sühnung) erforder lich. Das erweist auch, daß es in der Mischna heißt: Ist das Fleisch verwest, so sammelt man die Gebeine u. begräbt sie an ihrem Ort. || Ober das Vergraben der Hinrichtungs werkzeuge an der Seite des Hingerichteten s. bei Mt 27,26 S. 1035 Anm. 1
27, 60 35: W e l e h e s e r in d e m F e l s e n a u s g e h a u e n Die Grabstätten wurden gern
als Familiengräber
hatte.
auf dem der
Familie gehörenden Grund u. Boden angelegt. & Innerhalb
Jerusalems
waren Grabanlagen verboten, sie sollten mindestens 50 Ellen von der Stadt entfernt sein.h Besonders beliebt zur Herrichtung von Familien begräbnisstätten
waren Felsenhöhlen oder Felsenspalten,
die durch
Aushauen künstlich vertieft u. erweitert wurden, bis sie die gewünschte Größe erlangt hatten. Die Form der Anlage richtete sich natürlich, wie auch Rabban Schimfon b. Gamliel, um 140, ausdrücklich versichert, nach der Beschaffenheit der Felspartie, die gerade zur Verfügung stand. 1
Rab Ada b. Ababa kann aus chronologischen Gründen an der Diskussion zwischen Abaje u. Raba nichtteilgenommen haben. Seine Meinung wird hier nur eingeflochten, weil sie die vorliegende Frage betrifft.
Matth 27,60 ( » )
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Immerhin wird man annehmen dürfen, daß die Felsengräber im großen u. ganzen den Angaben entsprochen haben, die die Mischna BB 6, 8 darüber gemacht hat.c Hiernach sollte der Höhlengang 4 Ellen breit u. 6 Ellen lang sein. An jeder Längsseite wurden 3 Nischen ( ^ s , Plur. •p=i-) u. an der dem Eingang gegenüberliegenden Breitseite 2 Nischen aus dem Felsen ausgehauen, so daß im ganzen 8 Nischen vorhanden waren. Jede von ihnen hatte eine Tiefe von 4 Ellen, eine Breite von 6 Handbreiten u. eine Höhe von 7 Handbreiten. In sie wurden die Leichen sei es mit Sarg, sei es ohne Sarg hineingeschoben. Vor dem Höhlen gang, aber immer noch im Felsen, war ein etwas größerer Raum her gestellt, der 6 Ellen lang u. 6 Ellen breit sein sollte, so daß er Platz bot für die Bahre u. ihre Träger. Das war der „Hof" der Grabanlage -isn -»3B>rj, auch „Kufe" rsd genannt. Dieser Normaltyp eines Felsengrabes konnte mehrfache Erweiterungen erfahren. Wenn der Höhlengang auf 6 Ellen Breite u. 8 Ellen Länge ausgearbeitet wurde, bot er Raum für 13 Grabnischen: jede Seitenwand erhielt dann deren 4, die Hinterwand 3, während je 1 rechts u. links vom Eingang ausgehauen wurde; doch gehen über die Anbringung dieser beiden letzten die Meinungen weit aus einander; 8. BB 101 nebst Kommentaren u. pBB 6 Ende. — Vom „Hofe" aus konnte nach verschiedenen Seiten hin noch ein zweiter (ja wohl auch dritter u. vierter) Höhlengang ausgebrochen werden. a
Außer den Nischengräbern, von denen die Mischna spricht, gab es längs der Felswand in der Höhle auch noch Bank- oder Auflegegräber,e Krauß, Archäol. 2, 76. Von dieser Art dürfte auch die Ruhestätte ge wesen sein, die man Jesu v o r l ä u f i g an seinem Todestage in dem Felsengrab Josephs von Arimathia bereitet hat. b
a. Vgl. 1 Makk 2, 70; 9,19; Tob 14,12; ferner Sanh 6, 5 f. oben S. 1049. || BB 1 0 0 Bar: Wenn jemand seine Grabanlage, den Weg zu ihr, den Platz, an dem man sich (zur Tröstung) aufstellt, u. die Stätte, da man die Trauerrede hält, verkauft, so kommen die Familienglieder u. begraben ihn (in diesem Familiengrab) wider den Willen des Käufers, weil es ein Schimpf für die Familie ist. || pMQ 2, 8 1 , 44: Man darf einen Toten u. seine Gebeine nicht aus einem prachtvollen Grab in ein andres prachtvolles Grab fortschaffen, auch nicht aus einem geringen in ein andres geringes, auch nicht aus einem geringen in ein prachtvolles u. vollends nicht aus einem prachtvollen in ein geringes; aber in seiner eigenen Grabanlage (d.h. innerhalb des Familiengrabes) selbst aus einem prachtvollen in ein geringes: es ist dem Menschen lieb, wenn er neben seinen Vätern ruhen kann. b. TN g 6,2 (625): Man läßt darin (in Jerusalem) keinen Toten aber Nacht u. man stellt darin keine menschlichen Gebeine auf . . . u. man errichtet darin keine Grab anlagen außer den Gräbern des Hauses David u. dem Grabe der Prophetin Hulda, die sich dort seit den Tagen der früheren Propheten befunden haben. || B B 2 , 9: Schinderstatten, Grabanlagen u. Gerbereien muß man von einer Stadt (u. besonders von Jer.) 50 Ellen entfernt halten. C. BB 6, 8: Wenn jemand einem andren einen Platz verkauft, um sich eine Grab anlage herzurichten, oder von einem andren den Auftrag übernimmt, für ihn eine Grab anlage herzurichten, so macht er das Innere der Grabhöhle 4 Ellen breit u. 6 Ellen lang u. bricht in ihrem Innern 8 Nischen -j-ois aus, 3 auf dieser u. 3 auf jener Seite u. 2 (dem Eingang) gegenüber. Die Länge (Tiefe) der Nischen beträgt 4 Ellen, ihre Höhe b
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Matth 27,60 ( » . « ) . 27,62. 28,1 ( « )
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7 Handbreiten u. ihre Breite 6 Handbreiten. R. Schimfon (um 150) sagte: Er macht das Innere der Grabhöhle 6 Ellen breit u. 8 Ellen lang u. bricht in ihrem Innern 13 Nischen aus, 4 auf dieser u. 4 auf jener Seite u. 3 (dem Eingang) gegenöber, ferner 1 rechts vom Eingang u. 1 links vom Eingang. Vor dem Eingang zur Höhle macht man einen Hof isn, 6 Ellen im Geviert, entsprechend dem Raum, den die Bahre u. die Begräbnis mannschaft füllt. Man bricht auch im Innern 2 Grabhöhlen aus, die eine auf dieser Seite u. die andre auf jener Seite (des Hofes, so daß dieser beiden Höhlen als Vorraum dient). R. Schimfon sagte: 4 Grabhöhlen nach seinen (des Hofes) vier Seiten. Rabban Schimfon b. Gamliöl (um 140) sagte: Alles nach Maßgabe des Felsens J^on *t\> bsn. || TBB 6, 22 f. (406): Die Höhe der Grabhöhle betrüg 4 Ellen u. die Höhe der Nischen 7 Handbreiten u. 1 Handbreite für die Wölbung nc-o (der oberen Nischenfläche). Wer einen Hof am Eingang der Grabhöhle macht, macht ihn 6 Ellen im Geviert, soviel Raum die eine Bahre gebraucht auf dieser Seite u. soviel Raum die andre Bahre ge braucht auf der andren Seite, u. bricht darin 2 Grabhöhlen aus (auf den gegenüber liegenden Seiten des Hofes). R. J huda (um 150) sagte: Wenn ein Felsen sich seitwärts ausdehnt, bricht man sie beide auf Einer Seite (des Hofes) aus. Man erwiderte ihm: Das ist nicht möglich (denn die Seite des Hofes beträgt nur 6 Ellen). d. TAhilothlö, 7 (612): Was ist der „Hof* einer Grabanlage -opn ixn? Das ist die Kufe rjn, nach der hin die Grabhöhlen geöffnet sind. e. TAhiloth 2,3 (598) u. pNazir 7, 56b, 59 f Welches ist ein Toter, bei dem es ap ? (Fäulnis, Verwestes ohne Zusatz von Erde, Holz, Kleiderüberresten) gibt? Einer, der nackt in einem Steinsarg, auf dem Estrich oder auf einer Marmorplatte begraben (bei gesetzt) ist; aber wer in seiner Bekleidung oder in einem Holzsarg oder auf der (bloßen) Erde begraben (beigesetzt) ist, bei dem gibt es keinen Raqab. e
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2 7 , 6 0 6 : N a c h d e m er e i n e n g r o ß e n S t e i n v o r die T ü r des Grabes g e w ä l z t hatte. Die Grabhöhle verschloß man durch einen großen Stein (runde Stein platte), den bbia, von ??a „wälzen", zu dessen Festlegen ein kleinerer Stein, der Dopheq parn hieß, diente. Ohal2,4: Der Verschlußstein u. der Stützstein verunreinigen durch Berührung u. Bezeltung. . . . Der Dopheq ist der Stein, von dem der Verschlußstein gestützt wird. || Sanh 47 >>: Rab Aschi (f 427) hat gesagt: Von wann an beginnt die Trauer (um einen Toten)? Von da an, wann der Golel das Grab verschließt. — Ebenso R. J'hoschuaf, um 90, K th 4 b. |j In TAhiloth 3,10 (600) wird von zwei 4 Handbreiten im Geviert großen Steinen gesagt, daß man sie zum Golel für eine Grabanlage machen könne. — Vorauf geht hier folgende Erzählung: In Beth-Dagon (in Judäa) starb einmal am Rüsttag auf da9 Passahfest (d. h. am 14. Nisan) ein Jude; man ging u. begrub ihn. Die Frauen (lies statt D'ÜJK) gingen hin (an die Grabanlage) u. banden ein Seil um den Verschluß stein; die Männer aber zogen ihn von draußen weg (sie wollten durch die Grabhöhle nicht unrein werden, um das Passahlamm essen zu können). Dann gingen die Frauen hinein (in die Grabhöhle) u. begruben ihn (setzten ihn bei), u. die Männer gingen u. hielten am Abend ihre Passahfeier. e
27,62: N a c h dem TtaQaaxevrj
Rüsttage.
„Rüsttag* (auf Sabbat), Freitags. Exk.: Der Todestag
Jesu usw. C, 3 u. bei Mt 28,1 JB. 28,121: N a c h A u s g a n g des 6\pi
oaßßdxtov
fordert,
muß, wie das parallele
Sabbats. %fl imgxoaxoixfr]
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eine Tageszeit bezeichnen, in deren Verlauf auch
das Hellwerden des folgenden Tages eintreten kann. Darum darf man
Mattii 2 8 , 1 (*. » 1)
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bxpk aaßßdTfov nicht übersetzen: „in der Späte des Sabbats"; denn diese „Späte" würde immer noch zum S. gehören, d.h. höchstens bis Sonnabend abends rund 6 Uhr reichen, aber nie das Hellwerden zum Sonntag sehen. Das oiph aaßßatojv entspricht vielmehr dem rabbin. nati "^Se, das wörtlich „Ausgänge des Sabbats" bedeutet u. die Zeit bezeichnet, die unmittelbar auf den S. folgt, d. h. a, die Nacht zum folgenden ersten Wochentag u. ß , den ersten Wochentag selbst (Belege s. bei Mt 28,1 85 Anm. b). 6ip& accßßütiav also: „nach Ausgang des Sabbats"; vy) emywaxovay gibt dann den genaueren Zeitpunkt an: zur Zeit, da der Tag hellt. 28,1 £B: Z u m e r s t e n W o c h e n t a g ( = Sonntag). 1. Die Juden schlössen die Woche mit dem Sabbat. Der nächstfolgende Tag (Sonntag) wurde daher als erster Tag der (neuen) Woche naisa nn^ = fiia aaßßäTwv'i bezeichnet. Dabei steht rairi, wie auch sonst, a in der Bedeutung „Woche". Eine andre Bezeichnung für Sonntag war na» iwfia = aram. KS,W ^ i o , d. h. Tag nach Sabbatausgang, b Auch der Ausdruck "nru e r = Tag der Christen (Nazarener) begegnet einigemal als Name des Sonntags, c — Wie der Sonntag als erster Tag in der Woche bezeichnet wird, so nun auch der Montag als 2. Tag, der Dienstag als 3. Tag in der Woche u. so fort, d Nur der Freitag heißt meist a^? rati = Vorabend des Sabbats (Rüsttag auf Sabbat); dem entspricht das aramäische »ai» rums oder aro'ny.e Etwas anders ist eine zweite aramäische Benennung des Freitags gedacht, nämlich Knau) = der Tag, an welchem die Sonne zum Sabbat untergeht.' a. GnR 11 (8t>): R. fAqiba (f um 135) sprach zu dem Tyrannen Rufus ( = Tinejus Rufus, der 132 n. Chr. Statthalter von Judäa war): Der Fluß Sambatjon mag es dir beweisen (daß es um den Sabbat etwas Besonderes ist); denn alle Tage der Woche raun ho fährt er Steine mit sich, aber am Sabbat raea ruht er. — Diese Gegenüberstellung von naort r v a * !sa u. raw folgt dann noch fünfmal. || N d 8 , 1 : Wenn einer sagt: Ich gelobe, daß ich keinen Wein diesen r z y i trinken will, so ist er ihm die ganze Woche hindurch rawn Vaa verboten u. an dem Sabbat, der (heute, am Tage des Gelübdes) vergeht. (Daß die folgende Woche mit in das Abstinenzgelübde hineingezogen wird, liegt an dem zweideutigen Ausdruck, den der Gelobende gewählt hat; denn rav heißt eben beides: Sabbat u. Woche.) — Ferner s. P s 50»> in Anm. f. e
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b. GnR 11 ( 8 ) : R. Schimfon b. J huda aus K phar-fAkko (um 180) sagte im Namen des R. Schimfon (um 150): Obgleich die Himmelslichter am Freitag rav a->? verflucht worden sind, so sind sie doch erst (dem Sabbat zu Ehren) am Sonntag na» "«xia (durch Verringerung ihrer Lichtstärke) bestraft worden. || pSch°q 4,47 , 50: R. Eifazar b. Cadoq (um 100) hat gesagt: Wir (d. h. meine Familie) gehören zu den Söhnen S naäa b. Binjamin (8. Esra 2, 35), u. der 9. Ab fiel (einmal) auf einen Sabbat; da verschoben wir ihn (den 9. Ab) auf den Sonntag r a o •'«xiaV, u. dann fasteten wir, jedoch nicht den ganzen Tag (vgl. die Parallelen Tafan ,12 u. fErub 4 1 bei Mt 1, l S. bß). \\ TTafan 4,9 (220) s. bei Mt24,2 S.945y. || «an» "pit zBpf A Z 5 , 4 4 , 4 1 : An einem Freitag «aiw ra-n» war (einmal) kein Wein in ganz Samarien zu finden; am (folgenden) Sonntag «aio "pisa fand man es voll von Wein, den die Aramäer herbeigeschafft hatten. || Im engeren Sinn bedeutet na» "KXI* nicht den ganzen Sonntag, sondern nur die Zeit, die unmittelbar auf den Ausgang des Sabbats folgt, also den Abend des Sonnabends u. die sich anschließende Nacht zum Sonntag; vgl. oben bei Mt28, IM. B'rakh 2 , 5 : Der Bräutigam ist in der ersten Nacht u., wenn er den Akt (noch) nicht vollzogen hat (4 Tage lang, vom d
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Mittwoch, dem gewöhnlichen Hochzeitstag einer Jungfrau, an) bis nach Ausgang des Sabbats r a » -«sna iy vom Rezitieren des Sch*ma$ frei. || P s 50b Bar: Wer an den Rast tagen auf die Sabbat- u. Festtage o*aiu wv* *a^yai r i r a r -a^sa vom Nachmittag an (3 /* Uhr nachm.) u. weiter u. nach dem Ausgang des Sabbats u. eines Festtages u. des Versöhnungstages n"« ««jraai B " « -»sraai rar -»«sraai eine Arbeit verrichtet,... der sieht nie ein Zeichen des Segens. — Hier bedeutet r a w "KXVJ die ersten Stunden nach Ausgang des Sabbats. Dagegen heißt es pP s 4,30°, 6 1 : Wenn Frauen die Sitte haben, nach Ausgang des Sabbats « n a « ? *p_Sett3 ( = K S « > yjt* = rav «ttxiaa) keine Arbeit zu verrichten, so ist das keine (gültige) Sitte. — Hier bedeutet «nan* "pinc den ganzen Tag, der auf den Ausgang des Sabbats folgt: man soll zu Ehren des Sabbats die ersten Stunden nach seinem Ausgang, aber nicht den ganzen Sonntag von der Arbeit feiern. C. ?AZ 6 : (Mit Bezug auf den Ausspruch des R. Jischmatel, f um 135, daß es verboten sei, mit den Heiden dret Tage vor u. drei Tage nach ihren Festen Geschäfte zu machen f AZ 1,2, wird die Frage verhandelt, ob die heidnischen Festtage selbst in diese drei Tage miteingerechnet seien oder nicht. Dabei beißt es:) Komm u. höre:. Rab Tachlipha b. Abdemi (um 280?) hat gesagt, Sch muöl (f 254) habe gesagt: Im Hinblick auf den Tag der Nazarener ist es nach den Worten des R. Jischmatel immer verbeten (mit den Christen Geschäfte zu machen). Wenn du nun meinen wolltest, daß sie (die verbotenen Tage vorher u. nachher) die Festtage selbst in sich schließen, dann würde ja der vierte u. fünfte Tag der Woche (d. h. Mittwoch u. Donnerstag) erlaubt sein (zum Handel mit den Christen)! — Dasselbe, jedoch ohne den letzten Satz, auch f A Z 7 . d. GnR 11 ( 8 ) : Warum hat Gott den siebenten Tag ( = Sabbat) gesegnet (Gn 2,3)? R. Dos thai (im 4. Jahrh.) sagte: Weil er keinen Tag hat, der mit ihm ein Paar bildet. Der erste Tag in der Woche sswa -in ( = Sonntag) u. der zweite ( = Montag), der dritte u. der vierte, der fünfte u. der Freitag »ra*"^ gehören paarweise zusammen; der Sabbat aber hat keinen, der mit ihm ein Paar bildet. | | T a ? a n 4 , 3 : Die Standmänner (Opfer beistände) fasteten vier Tage in der Woche yiava: vom zweiten bis zum fünften Tag (Montag bis Donnerstag). Sie fasteten aber nicht am Freitag rar a-js der Ehre des Sabbats halber, u. auch nicht am ersten Tag in der Woche raca nn«a, damit sie nicht aus der Ruhe u. dem Ergötzen (des Sabbats) übergingen zur Mühe u. zum Fasten u. (infolgedessen) stürben. || Git 7 7 Bar; „Nach einer Jahrwoche", damit ist das darauf folgende (ganze) Jahr gemeint; „nach einem Jahre", damit ist der darauf folgende (ganze) Monat gemeint; „nach einem Monat", damit ist die darauf folgende (ganze) Woche gemeint. Was ist nun aber gemeint mit den Worten: „nach dem Sabbat" T U » r a e ? R. Z fira (um 300) saß vor R. Asi (um 300), oder wie andre sagen: R. Asi saß vor R. Jochanan (f 279) u. sprach: Der erste Tag in der Woche sawa -in u. der zweite u. der dritte gelten als nach dem Sabbat liegend; der vierte aber u. der fünfte u. der Freitag «naw -bsn gelten als vor dem Sabbat liegend. e. r a w a-«y, g. GnR 11 u. P** 5 0 in Anm. b; Ta?an 4,3 in Anm. d. — Schab 2 , 7 : Dreierlei muß der Mensch am Freitag rae a-»y zur Zeit des Dunkelwerdens in seinem Hause sagen: Habt ihr verzehntet (die Sabbatspeisen)? Habt ihr die Verbindung (tErub der Höfe u. Grenzen) hergestellt? Zündet die Lampe an! II Schab 19,1: R. Elifezer (um 90) sagte: Wenn man das (Beschneidungs-)Gerät nicht am Freitag r a e a-*y hingeschafft hat, so schafft man es am Sabbat unverdeckt hin (damit jeder sieht, was man trägt; denn das Tragen von Gegenständen zu gewöhnlichem Gebrauch ist am 8. verboten).... Als Regel hat R. sAqiba (f um 135) gesagt: Alle Arbeit, die man am Freitag r a s a-* verrichten kann, verdrängt den S. nicht; die man aber am Fr. nicht verrichten kann, verdrängt den S. — Ferner pTaf an 2 , 6 6 , 4 2 : R. Abun (um 325) fastete alle Freitage « a i » rai-»» fea. / . Git 77* s. in Anm. d. — P*a 5 0 Bar: Es gibt einen Hurtigen, der belohnt wird, u. es gibt einen H., der Schaden erleidet Es gibt einen Nachlässigen, der belohnt wird, u. es gibt einen N., der Schaden erleidet. Es gibt einen H., der belohnt wird: wer die ganze Woche « r a s hindurch arbeitet, aber nicht am Freitag tirav -Wa (um den S. zu ehren). Ein H., der Schaden (Verlust) erleidet: wer die ganze Woche hine
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Matth 28,1 ( 8 2). 28,9 ( « . 8 ) . 28,18.19 (Nr. 1.2) durch arbeitet u. auch am Freitag ' » "ta». Ein N., der belohnt wird: wer die ganze Woche hindurch nicht arbeitet u. auch nicht am Freitag v ' » . Ein N., der Schaden erleidet: wer die ganze Woche nicht arbeitet, wohl aber am Freitag 'v ' » . 2. Der erste Tag der Woche (der Sonntag) war nicht bloß der erste Scböpfungstag, sondern er galt auch als der Tag, an dem einst der Opferdienst an der Stiftshatte seinen Anfang nahm. Man sagte von diesem Tage, daß er 12 Kronen empfangen habe. NuR 13 (169 ): «Der, welcher am ersten Tage sein Opfer darbrachte, war Nach schon " Nu 7,12. Es heißt hier nicht: „An dem Tage, da die Wohnung aufgestellt wurde", sondern „am ersten Tage". Was heißt das? Es war der erste Tag der Welt schöpfung. Das lehrt, daß es der erste Tag in der Woche rasa in« ( = Sonntag) war. Daraus ergibt sich, daß man sagen darf: 12 Kronen hat jener Tag empfangen: er war der erste Tag 'der Weltschöpfung, für den Priesterdienst, für die Stammesfürsten (u. ihre Weiheopfer Nu 7), för die Sch khina (das Wohnen Gottes im Heiligtum), s. Ex 25,8: „Sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich in ihrer Mitte wohne"; für den Opferdienst (Kultus), für den Priestersegen, für den Lagerbezirk der Sch khina, für die Monatsanfange (die Zeitrechnung), für das Höhenverbot, für das Schlachten im Norden (vom Brandopferaltar), "für das Essen des Heiligen (seitens der Priester), für das Herabfahren des Feuers, s. Lv 9, 24: Feuer ging von Jahve aus u. verzehrte auf dem Altar das Brandopfer usw. — Diese Verherrlichung des ersten Wochentages ist alt; sie findet sich bereits — aber unter Aufzählung von nur 10 Kronen — in SLv 9,1 (181 ). Weitere Parallelen, ebenfalls mit 10 Kronen: Schab 8 7 u. GnR 3 Ende. 4
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g : Seid
gegrüßet!
xcaoe als Gruß in der Form ans auch im Rabbin., s. TanchB ypa §11 bei M t 2 7 , 2 9 S.1036. 28,9 25: F a ß t e n s e i n e F ü ß e u. k ü ß t e n e
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ihn.
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K th 6 3 wird erzählt, daß die Gemahlin des R. Aqiba ( f um 135) ihrem heimkehrenden Mann entgegeneilte u. auf ihr Angesicht fiel u. seine Füße küßte. — Wenige Zeilen weiter wird dasselbe über * Aqibas Schwiegervater berichtet. — Vgl. bei Mt 26,49 S. 995 Nr. 2. 2 8 , 1 8 : M i r i s t g e g e b e n a l l e G e w a l t im H i m m e l u. a u f
Erden.
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ExR 12 (75 ) : Von jenen (zehn ägyptischen) Plagen kamen 3 durch Ahron, 8 durch Mose, 3 durch Gott u. 1 durch sie alle: Blut, Frösche u. Ungeziefer, die auf Erden sind, durch Ahron; Hagel, Heuschrecken u. Finsternis durch Mose, weil sie in der Luft sind; denn also hatte Mose Gewalt auf Erden u. im Himmel D^öBai v^sa nwa tsVw *pw; die Hundsfliegen, die Pest u. das Schlagen der Erstgeburten durch Gott, u. die Geschwüre ynv durch sie alle. 2 8 , 1 9 : I n d e m i h r s i e t a u f e t a u f den
Namen.
1. Über die Taufe als Bedingung der Aufnahme eines Proselyten in die jüdische Religionsgemeinde s. bei Mt 3, 6 S. 102 ff. 2. Das dem dg TO ovo/ia entsprechende Dirb bedeutet „mit Rücksicht auf
u. kann sowohl den Grund, als auch den Zweck angeben; s. bei
Mt 10,41. — Hier noch etliche Zitate, die in formeller oder sachlicher Hinsicht das ßanxi&iv elg TO ovofia zu erläutern geeignet sind. J b 4 5 Ende: Rab (t 247) hat gesagt: „Wenn einer von einem NichtJuden einen (heidnischen) Sklaven kauft u. dieser kommt ihm zuvor u. nimmt das Tauchbad o»V -p-m -p „auf den Namen des freien Mannes" (d. h. zwecks Erlangung der Freilassung), der erwirbt sich selbst als freien Mann (d. h. er kauft sich selbst los. auch ohne Zue
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Matth 28,19 (Nr. 2)
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S t i m m u n g seines Besitzers. Ein heidnischer Sklave, der von einem Juden gekauft wurde, wurde beschnitten; wurde er dann später freigelassen, so empfing er ein Tauch bad als Proselytentaufe u. galt nun völlig als Jude. Dieses Tauchbad, weil es ihm die Freiheit gab, ist ein Bad rv>*n oa's »auf den Namen der Freiheit"). || J b 47 Bar: „Sie (die kriegsgefangene Frau) soll ihren Vater u. ihre Mutter beweinen" usw. Für welchen Fall gelten diese Worte? Wenn sie es nicht auf sich nimmt (zum Judentum überzutreten); aber wenn sie es auf sich nimmt, so läßt er sie das Tauchbad (der Proselyten) nehmen, u. dann ist sie ihm sofort (zur Ehe) erlaubt. R. Schimfon b . Eifazar (um 190) sagte: Auch wenn sie es nicht auf sich nimmt (zum Judentum überzutreten), läßt er sie zwangsweise ein Tauchbad runtiy ovb „auf den Namen der Sklavenschaft" nehmen, dann läßt er sie noch ein Tauchbad D»V> „auf den Namen der Frei lassung" nehmen u. läßt sie frei, dann ist sie ihm sofort erlaubt. (Heidnische Sklaven u. Sklavinnen hatten bei ihrem Eintritt in ein jüdisches Haus ein Tauchbad zu nehmen Pinro uvb, das dokumentierte sie als Sklaven; ebenso bei ihrer Freilassung min» avb, das dokumentierte sie als Freigelassene. Das Tauchbad versetzt also in dasjenige Verhältnis, dessen Herbeiführung man gerade im Auge hat. — So versetzt auch das ßamiCeiv eis TO OVO/UCC xov naxgos etc. den Täufling in ein bestimmtes Verhältnis zu Gott, nämlich, daß der Vater, der Sohn u. der heilige Geist dem Täufling das sind, was ihr Name in sich schließt.) || Z b 4, 6: Auf den Namen von sechs Dingen nvv ovh D->-O-I wird ein Schlachtopfer geschlachtet: auf den Namen des (betreffenden) Opfers nar ÜV)>, auf den Namen des Opfernden nair n c ? , auf den Namen Gottes oän ovb, auf den Namen von Feueropfern, auf den Namen des Wohlgeruchs (vor Gott) u. auf den Namen des Wohlgefallens (vor Gott). Ferner das Sünd- u. Schuldopfer auf den Namen der (betreffenden) Sünde. — Hier dient ov' ) überall zur Angabe der Zweck beziehung. Der Zweck selbst ist ein verschiedenartiger u. ergibt sich aus dem Zus.hang. Die Schlachtung erfolgt „auf den Namen des Opfers", d. h. unter Angabe seiner Be stimmung, ob es als Brandopfer oder als Friedmahlsopfer oder als Passahopfer usw. dargebracht wird; „auf den Namen des Opfernden", d. h. desjenigen, dem mit der Opferung gedient sein soll; „auf den Namen Gottes", d. h. mit der Erklärung, daß das Opfer Gotte (nicht etwa irgendeiner heidnischen Gottheit) zugeeignet werden solle usw. — So liegt auch in dem ßanxltetv eis to ovoua xov, naigös etc. der Gedanke, daß der Täufling dem dreieinigen Gott zugeeignet werden soll. II TfAZ 3, 12 f. (464): Ein Israelit darfeinen Heiden beschneiden „auf den Namen des Proselyten" ->y (avb =)nno-5 (d. h. zwecks Aufnahme in das Judentum). . . . Ein Israelit darf einen Samaritaner be schneiden, dagegen soll ein Sam. nicht einen Israeliten beschneiden, weil sie (die Sam.) „auf den Namen des Berges Garizim" beschneiden. Das sind Worte des R. J'huda ( u m 150). Es sprach zu ihm R. Jose (um 150): W o finden wir denn eine Beschneidung, die nicht „auf den Namen des Bundes" n^a nia's erfolgte? Mag er also „auf den Namen des Berges Garizim* D V ^ J in uivh beschneiden, bis ihm die Seele ausgeht! — Dasselbe als Bar fAZ 2 7 ; pJ b 8, 8 , 63. — Wie die Beschneidung „auf den Namen des Berges Garizim" verpflichtet zur Verehrung des dort angebeteten Gottes der Sam., so die Bescilneidung „auf den Namen des Bundes" zur Verehrung des israelitischen Bundesgottes. — Auch beim ßanxi^etv eis xo ovopa xov naxgo's etc. wird man dieses verpflichtende Moment nicht übersehen dürfen: die Taufe begründet eine Verbindung zwischen dem dreieinigen Gott u. dem Täufling, die dieser z u bejahen u. zu betätigen hat durch sein Bekenntnis z u dem Gott, auf dessen Namen er getauft ist. e
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Verbesserung. S. 498 Zeile 5 lies Mt 26, 65 S. 1008 ff. (statt: 25,25).
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