Schütz – NLP im Coaching und in der Personalentwicklung
NLP im Coaching und in der Personalentwicklung VON PETER SCHÜT...
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Schütz – NLP im Coaching und in der Personalentwicklung
NLP im Coaching und in der Personalentwicklung VON PETER SCHÜTZ
oaching ist – wie NLP – in den letzten Jahren zum vielgeund mißbrauchten Schlagwort geworden. Vieles, was früher unter Information, Beratung, Mitarbeitergespräch, Training usw. gelaufen ist, heißt jetzt plötzlich – als neue MarketingPlattform – Coaching. Und immer öfter erinnern dabei die Angebote an des Kaisers neue Kleider – und die nicht einmal maßgeschneidert. Der Schwerpunkt im Coaching liegt in einer zielorientierten Begleitungsarbeit, in der der Coach einerseits – ähnlich wie ein Therapeut – Begleiter für einige Zeit wird, aber – im Gegensatz zum Therapeuten – nicht in persönlichen Geschichten des zu coachenden wühlt, sondern gegenwarts- und zukunftsorientiert arbeitet. Dazu gehören Unterstützung und Hilfe bei aktuellen Krisen in Beruf und Familie ebenso wie kritische und konfrontierende Fragen zu den Werten und Lebensgrundhaltungen. Und die Fähigkeit, gerade bei Top-Managern, die aufgrund von Konkurrenz und beruflicher Einsamkeit mit kaum jemandem darüber reden können, als differenziert hinhörendes „sounding board“ für Pläne, Projekte und Schwierigkeiten zu fungieren. Darüber hinaus, und auch das unterscheidet den Coach vom Berater und Therapeuten, ist Coaching oft mit der Entwicklung von freundschaftsähnlichen Beziehungen verbunden, d.h. der Coach muß in der Lage sein, trotz professioneller Distanz Beziehungen eingehen zu können und für seine Klienten auch menschliche Wärme und ausreichend Engagement zur Verfügung zu haben. Von einem qualifizierten Coach kann deshalb zu Recht eine solide und integrative Hintergrund-Ausbildung verlangt werden, sowohl im Bereich der Wirtschaft und der Organisation als auch auf praktisch psychologischem Gebiet.
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Ziel- und Projektcoaching Es wird nicht problem- sondern zielorientiert gearbeitet. Also: Was ist Ihr Ziel, was möchten Sie? und nicht: Was ist Ihr Problem? Im Gegensatz zum „Management by Objectives“ (MBO)-Ansatz allerdings wird im NLP-Coaching viel Wert darauf gelegt, den Zielrahmen, d.h. die genaue Definition des Ziels und Zielumfelds inklusive dynamischer und systemischer Faktoren, zu bearbeiten, bevor man die Schritte zur Erreichung von Zielen näher definiert. Anfangs oft verblüffende Fragen wie: „Was ist das Gute am Istzustand? Bleibt das erhalten? Wenn nicht, stimmen Sie zu, daß das verlorengeht? Wenn Sie nicht zustimmen, wie ist dann Ihr Ziel umzudefinieren?“ Oder die Systemfragen: „Wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben, wie wird Ihre Umgebung darauf reagieren?
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Halten Sie diese Reaktion wirklich aus?“ sorgen für ausreichende innere Ökologie bei der Zielrahmenbestimmung. Bei entsprechend tragfähiger Beziehung zwischen Coach und Klienten stehen zur Bearbeitung von inneren Hindernissen bei der Zielerreichung („Ich kann das nicht, immer wenn ich Herrn X sehe, fühle ich mich schwach/hilflos/wütend.“) spezielle, aus dem NLP-Therapiemodell entwickelte, hochwirksame Interventionsformen zur Verfügung.
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Teamcoaching Ein weiteres Anwendungsgebiet des NLP-Coaching ist das Teamcoaching, z.B. zwei Co-Geschäftsführer eines Konzerns, die vom Typ her recht unterschiedlich sind und einander, ohne daß das böse Absicht ist, häufig gegenseitig blockieren und damit dem Unternehmen viel an Zeit, Geld und Klima kosten, suchen ein Coaching auf. Hier wird nun, nach einem klaren Vertragsabschluß, was ein Erfolg des Coachings aus der jeweiligen Sicht sein soll, an der wechselseitigen Repräsentation gearbeitet. Die systemischen NLP-Fragen „Was ist das Gute am anderen und was meinen Sie, was der andere an Ihnen gut findet?“ Ieiten diesen Prozeß ein. Hinweise auf die Unterschiedlichkeit der Passwords und der Strukturen helfen den beiden, Vergangenes in neuem Licht zu sehen und für die Zukunft haltbare Verhaltensverträge zu schließen. Allfällige Einzelarbeit mit einem der beiden ist, wenn nachgefragt, möglich, sofern es sich dabei um persönliche innere Prozesse handelt, deren Bearbeitung der Kooperationsfähigkeit dient. Dies sind vor allem Arbeiten an Werten und Einstellungen, die zwar schon als unproduktiv erkannt wurden, aber nur mit Logik allein einer Veränderung nicht zugänglich sind. Gerade hier hat der Coach darauf zu achten, sich seiner Rolle im Macht- und Beziehungsgeflecht bewußt zu werden, insbeson-
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dere, wenn das Coaching für zwei Personen von einer dritten Person (z.B. Aufsichtsratsvorsitzender) entriert wurde.
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Real-Life-Coaching Dieses dritte Anwendungsgebiet ist vor allem für Linien-Mitarbeiter gedacht. Der NLP-Coach geht mit seinem Klienten in die Realsituation (Verkaufsgespräch, Mitarbeitergespräch, Teamverhandlung etc.), wird dort als Mitarbeiter vorgestellt und beobachtet, ohne sich einzumischen. Nachher werden die Stärken und die Entwicklungsfelder des Klienten besprochen und Schritte zur spezifischen Verbesserung von Kommunikation und Intervention des Managers erarbeitet, die beim nächsten Mal auf Erfolg hin getestet werden. Gerade hier ist es auch möglich, Linien-Manager, z.B. Verkaufsleiter, Serviceleiter etc. selbst in einem längeren Prozeß soweit in den Grundzügen des NLP-Coaching fortzubilden, daß sie einfaches Coaching innerhalb ihrer Linien-Funktion, allfällig unter regelmäßiger Betreuung eines Mastercoaches, selbst übernehmen können.
NLP-Coaching steckt, von der Verbreitung her gesehen, derzeit noch in den Kinderschuhen. Ob es sich durchsetzt, wird von der respektvollen Anwendung der effizienten Techniken und der qualifizierten fachlichen Ausbildung der Coaches abhängen. Gerade im Dienstleistungsbereich – und auch das ist ein Glaubenssatz des NLP-Coaching – kann nur die Verknüpfung von Ethik, Qualität und Technik langfristig erfolgreich werden.
Über den Autor: Mag. Peter Schütz ist Gesundheits- und Wirtschaftspsychologe, Psychotherapeut, NLP-Lehrtrainer, Lehrtherapeut und Lehrsupervisor, Unternehmensberater sowie ausbildungsberechtigter Lebens- und Sozialberater. Neben einer Praxis für Kurztherapie und Coaching arbeitet er seit 15 Jahren als Konsulent großer Industriebetriebe und Verwaltungsorganisationen sowie als Lehrbeauftragter der Universität Wien.
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