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zehn minnutte noch > 9 MO = wir können schon; (--) 10 FK1 äh ich muss gestehn (-) ich hab mer immer widder des BILD da oben an11 guckt (---) äh (.) da isch ja net nur links diese LEITplanke (---) 12 rechts ist sogar noch diese hohe MAUer - (--) herr u eh (-) also (-) 13 sie ham vorher gesagt ausbüxen 14 [(...................................................)] 15 MO
[ich muss einfach ankündigen dass schluss is (...)] > 16 FK1 wo ich (...) bin is das thema geSCHWINdigkeit; (---) hier hat mer 17 JA: ich weiß net bewusst oder unbewusst - (-) net den (...) einer be18 schaulichen landstraße gewählt - (-) wo man so als moTOradfahrer 19 kommt und mit achzich so fährt (--) sondern es isch ja ein anderes 20 BILD.(--) herr x (-) sie haben ja das thema verÄNderung (--) äh (.) 21 strapaZIERT (--) veränderung oder verändert werdn - (--) und vorher 22 kam das stichwort von frau k langer ATem - (--) und herr x sie ham (-) 23 SEHR eindringlich (-) äh erläutert (-) die luft wird !SEHR! VIEL 24 dünner (---) das heißt der längschte Atem NÜtzt nix (-) wenn die luft 25 DEUTlich DÜnner wird - (--) sauerstoff REIcht da net; 26 MO = ((lacht)) 27 FK1 =!REI!cht unsere verÄNderungsgeschwindichkeit und FÄhichkeit und WIL28 len (--) die wir im moment DRAUF ham !AUS!, (---) oder müssen wir 29 NOCH stärker in richtung der geschwINdichkeit gehen (-) die da oben 30 dieses bildle UNS impliziert. [(ne frage kann nie falsch sein)] > (Teilnehmer vom Podium) wie (-)ob wir zu LANGsam sind (---) sondern das is mir jetz etwas zu REaktiv; (---) äh (.) aktiv würde lauten (-) wie können wir die geSCHWINdichkeit erhöhn (--) äh (-) und das hab ich so etwas aus den (-) WORten die u174 gesacht hat (--) äh herausgehört (-) und das wär anfürsich die RICHtige frage - .h und jetz würd ich auch sagen nich mehr im PLUral formulieren .hh sondern wie können !WIR! die geschwindichkeit erhöhn (--) sondern wie kann ICH die geschwindichkeit erhöhn . (--) nicht immer auf den ANdern zeigen (-) sondern wie kann !ICH! geschwindichkeit MAchen (-) wie kann ich jetz (pe:p) wie kann ich pauer da REIN legen .hh und dann INSgesamt hier als KREIS zu fragen .hh wie können WIR (--) gemeinsam geschwindichkeit hier entwickeln. (--) so (-) un das is anfürsich hier (-) der erste schritt (.) den wir machen wollen - .h und DASS wär dann die richtige frage gewesen. = vielen DANK (-) herr w (--) des is doch ein WUNDERschönes statement (--) zur Überleitung .h zum abschlussstatement von herrn x (LS) (-) herzlichen DANK meine herrn (--) äh ich würd (-) gleich nachher noch kurz was sagen zu (--) dem organisatorischen wies dann weiter geht aber jetz (--) erst herr x. . ja des thema (.) des thema AB kam im großbereich Z beispielsweise auf äh (--) als die CDE-datenbank in der kritik stand. = ja- = wenn die CDE-datenbank äh über des vergangene jahr oder des gelaufene jahr stark gewesen wär (-) hätts des thema AB eventuell net gebbe in Z. = ja (.) des is ja deswegen sach ich ja; (.) es war ja kein VORwurf man kann da in die vergangenheit gucken; (.) wenn’s da was tolles GIBT und äh (-) guckt mer sich des mal an und (.) in der regel hat man auch sone abstimmung mit FÜßen (.) nämlich die dinge die besonders GUT sin - (--) äh die wollen andere dann irgendwann AUCH haben - (-) und ähm vielleicht kann man in zwo jahrn die CDE-DAtenbank abschalten; (-) ( ); zehn minnutte noch > = wir können schon; (--) äh ich muss gestehn (-) ich hab mer immer widder des BILD da oben anguckt (---) äh (.) da isch ja net nur links diese LEITplanke (---) rechts ist sogar noch diese hohe MAUer - (--) herr u eh (-) also (-) sie ham vorher gesagt ausbüxen [(...................................................)] [ich muss einfach ankündigen dass schluss is (...)] > wo ich (...) bin is das thema geSCHWINdigkeit; (---) hier hat mer JA: ich weiß net bewusst oder unbewusst - (-) net den (...) einer beschaulichen landstraße gewählt - (-) wo man so als moTOradfahrer kommt und mit achzich so fährt (--) sondern es isch ja ein anderes BILD.(--) herr x (-) sie haben ja das thema verÄNderung (--) äh (.) strapaZIERT (--) veränderung oder verändert werdn - (--) und vorher kam das stichwort von frau k langer ATem - (--) und herr x sie ham (-) SEHR eindringlich (-) äh erläutert (-) die luft wird !SEHR! VIEL dünner (---) das heißt der längschte Atem NÜtzt nix (-) wenn die luft DEUTlich DÜnner wird - (--) sauerstoff REIcht da net; = ((lacht)) =!REI!cht unsere verÄNderungsgeschwindichkeit und FÄhichkeit und WILlen (--) die wir im moment DRAUF ham !AUS!, (---) oder müssen wir NOCH stärker in richtung der geschwINdichkeit gehen (-) die da oben dieses bildle UNS impliziert. […] des isch ä ganz sSCHWIEriche FRA:ge (-) und ZWA:r (---) die (--) kann ich ihne wahrscheinlich nonetemal beantworten - .hh von mir aus herr v müssts viel schneller gehn; (--) aber sie müssen bedenke i muss en WERK hinter mir MITnehme (--) des hat zwanzichtausend MENschen (---) und wenn mir des net geLINGT (-) im prinzipp mit dem großbereichsleiterkreis (.) ich bin da ja net allEINE [diese] (-) [!UNS!]. alle MITzunehmen (--) dann überROLli des (-) und dann erreich i zum schluss gar nix; (--) dann hammer praktisch nur verWIRrung in die fabrik reingebracht .hhh führungskräfte sind (--) PRINzipiell immer (.) UNzufriede mit dieser veränderungsgeschwindigkeit (.) des is un- [(ne frage kann nie falsch sein)] > (Teilnehmer vom Podium) wie (-)ob wir zu LANGsam sind (---) sondern das is mir jetz etwas zu REaktiv; (---) äh (.) aktiv würde lauten (-) wie können wir die geSCHWINdichkeit erhöhn (--) äh (-) und das hab ich so etwas aus den (-) WORten die u240 gesacht hat (--) äh herausgehört (-) und das wär anfürsich die RICHtige frage - .h und jetz würd ich auch sagen nich mehr im PLUral formulieren .hh sondern wie können !WIR! die geschwindichkeit erhöhn (--) sondern wie kann ICH die geschwindichkeit erhöhn . (--) nicht immer auf den ANdern zeigen (-) sondern wie kann !ICH! geschwindichkeit MAchen (-) wie kann ich jetz (pe:p) wie kann ich pauer da REIN legen .hh und dann INSgesamt hier als KREIS zu fragen .hh wie können WIR (--) gemeinsam geschwindichkeit hier entwickeln. (--) so (-) un das is anfürsich hier (-) der erste schritt (.) den wir machen wollen - .h und DASS wär dann die richtige frage gewesen. = vielen DANK (-) herr w (--) des is doch ein WUNDERschönes statement (--) zur Überleitung .h zum abschlussstatement von herrn x (LS) (-) herzlichen DANK meine herrn (--) äh ich würd (-) gleich nachher noch kurz was sagen zu (--) dem organisatorischen wies dann weiter geht aber jetz (--) erst herr x.
Zu Beginn des Gesprächssegments bedankt sich die Moderatorin für die Fragen des Publikums und beendet somit die Diskussion durch den abschließenden Charakter der Äußerung. Eine Anschlussmöglichkeit wäre an dieser Stelle die eines Abschlussstatements durch die Moderatorin selbst oder durch einen der Manager auf dem Podium. In einer Überlappung weist jedoch der Standortleiter die Moderatorin auf weitere Wortmeldungen aus dem Publikum hin. Diese ist überrascht, nimmt daraufhin die Moderation der Diskussion wieder auf und fordert die Führungskräfte zu ihren Beiträgen auf. Bevor der erste Sprecher seinen Turn beginnt, formuliert der Standortleiter noch ein zeitliches Limit für die fortzusetzen-
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de Diskussion, das die immer noch überraschte Moderatorin aufnimmt (= wir können schon; (--)). Eine Führungskraft des mittleren Managements bezieht ihre Äußerung auf das an die Saalwand projizierte Bild, das schon während der gesamten Veranstaltung in einem großen Format zu sehen gewesen ist. Der Sprecher beginnt seinen Turn mit der Beschreibung des Bildes, reformuliert anschließend die aus seiner Sicht essentiellen Äußerungen der Vorredner auf dem Podium und setzt diese Formulierungen in Beziehung zueinander und zum eingeblendeten Bild. Seine Äußerungen können dabei als ‚(Re)-Formulierung von Anforderungen am hart umkämpften Markt und der Strategie, mit der man diesen Anforderungen begegnet’, paraphrasiert werden. Der Sprecher „konstruiert“ die Bedeutung172 der reformulierten Äußerungen aus seiner Perspektive „semantisch auf“ (Feilke 1996, 101) und stützt so seine eigene Argumentation. Seine Schlussfolgerung aller zusammengefassten und in Verbindung gebrachten Äußerungen kann folgendermaßen interpretiert werden: ‚die eigenen Anstrengungen reichen angesichts externer Rahmenbedingungen möglicherweise nicht aus’. Auf Basis dieses impliziten Zweifels leitet der Sprecher FK1 über zu seiner Frage, ob die Veränderungsgeschwindigkeit, -fähigkeit und der Veränderungswille im Unternehmen noch erhöht bzw. gestärkt werden müssten. Während der Äußerung von FK1 kommt es zu zwei kurzen ‚Beiträgen’ der Moderatorin: Beim ersten Mal (einer Überlappung mit dem Turn von FK1) spricht sie den Standortleiter auf dem Podium wegen der gescheiterten Beendigung der Diskussion an, beim zweiten Mal reagiert sie mit einem Lachen auf die Reformulierungen von FK1 – d. h., sie reagiert lachend auf die Reformulierung ihrer eigenen Äußerung und die des Standortleiters. Daraufhin ergreift der Standortleiter die Initiative und beantwortet die Frage folgendermaßen: 32 WL des isch ä ganz sSCHWIEriche FRA:ge (-) und ZWA:r (---) die (--) kann 33 ich ihne wahrscheinlich nonetemal beantworten - .hh von mir aus herr 34 v müssts viel schneller gehn; (--) aber sie müssen bedenke i muss en 35 WERK hinter mir MITnehme (--) des hat zwanzichtausend MENschen (---) 36 und wenn mir des net geLINGT (-) im prinzipp mit dem großbereichslei37 terkreis (.) ich bin da ja net allEINE [diese] (-) 38 FK1 [!UNS!]. 39 WL alle MITzunehmen (--) dann überROLli des (-) und dann erreich i zum 40 schluss gar nix; (--) dann hammer praktisch nur verWIRrung in die 41 fabrik reingebracht .hhh führungskräfte sind (--) PRINzipiell immer 42 (.) UNzufriede mit dieser veränderungsgeschwindigkeit (.) des is un-
172 Ich verstehe ‚Bedeutung’ hier im Sinne Feilkes: „Der Ausdruck schafft und verkörpert ‚Bedeutungen’, gleichermaßen hinsichtlich der Bezeichnungs- und Handlungsfunktionen des Sprechens.“ (1996, 68). Wichtig ist hierbei – und deshalb zeigt sich Bedeutung erst nach dem Zusammenwirken verschiedener Beiträge im Gespräch -, dass das Gemeinte vom Sprecher wie vom Hörer vor dem Hintergrund einer perspektivisch wahrgenommenen Situation hinzugedacht werden muss. D. h., die Äußerungen bringen zwar eine gewisse Bedeutung mit, werden aber auch vom Hörer aus dessen Perspektive „semantisch aufkonstruiert“ (ebd., 101).
7.2 Eine Podiumsdiskussion: Inszenierung von Strittigkeit
43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83
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ser jobb ja des is einfach .h in mir drin ich würd gern noch SCHNELler mit ihne da unterwegs sein .hhh und ich gebe auch !ZU! (---) dass ich die SORge hab (-) dass die veränderungsgeschwindigkeit net schnell genug isch (-) ja (-) u:nd dass im prinzipp jeder sich .h im prinzipp irgendwo HINsitzt (--) auch HIER nenn ich jetz widder die tarIFpartner .hh <
Im Anschluss an die Fragestellung von FK1 folgt eine mittlere Pause, nach welcher der Standortleiter mit der Antwort beginnt. Er drückt zu Beginn seiner Äußerung die Schwierigkeit aus, überhaupt auf diese Frage zu antworten, und äußert dann seine persönliche Sicht auf den Prozess – jedoch nur in Bezug auf die Veränderungsgeschwindigkeit und nicht auf die beiden anderen thematisierten Punkte Fähigkeit und Willen. Dabei gesteht LS zu, dass der Prozess nach seiner Einschätzung zu langsam abläuft, erklärt dieses Tempo aber mit Aspekten der Unternehmensführung und der Firmengröße, d. h. mit der Schwierigkeit, die gesamte Belegschaft zu überzeugen und mit auf den Weg zu nehmen. Im weite-
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ren Verlauf des Turns bestätigt LS die innere Einstellung von FK1 als eine Führungskräften inhärente Eigenschaft und stellt sie als verbindendes Element zwischen den Verantwortlichen im Veränderungsprozess dar. Mit weiteren Zugeständnissen, dass der Prozess zu langsam vorangehe und dass ihm die Situation Sorgen bereite, leitet der Standortleiter zu hemmenden Faktoren im Wandlungsprozess über, um dann seinen Turn mit der eindringlichen Thematisierung der bedrohlichen Konkurrenz zu beenden. Der Beitrag des Standortleiters lässt sich also handlungsschematisch folgenden Komponenten zuordnen: ‚mangelnde Forschheit im Veränderungsprozess zugestehen’, ‚Gemeinschaft über gemeinsame Einstellungen bilden’ und ‚für die Bedrohung von außen sensibilisieren’. Nach diesem Gesprächsbeitrag des Standortleiters erteilt die Moderatorin zwei Sprechern auf dem Podium das Rederecht, da sich diese ebenfalls zu Wort gemeldet haben. FK2 als Vertreter des oberen Managements bezieht seine Äußerung thematisch auch auf den Aspekt der Veränderungsgeschwindigkeit und baut eine Argumentationskette auf, die eine Forcierung des Tempos rechtfertigt. Hierbei ist das Hauptargument, dass die gegenwärtigen Skeptiker und hemmenden Akteure dem Management zu einem späteren Zeitpunkt Inaktivität vorwerfen würden. Somit formuliert FK2 die Anforderung, Wandel zu beschleunigen, und verbindet damit die zweite Anforderung, die Mitarbeiter und Führungskräfte über Kommunikation mit auf den Weg zu nehmen. Dieser Redebeitrag bestätigt also teilweise die vom Standortleiter formulierten Aussagen, unterscheidet sich aber in der Weise von denen des Vorredners, dass ein höheres Maß an Geschwindigkeit sowie an überzeugenden Maßnahmen gefordert wird. Die beiden Aspekte stehen aus der Perspektive von FK3 also nicht im Widerspruch zueinander. 84 MO 85 86 87 FK3 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103
[…] jetz gibt’s noch zwei wortmeldungen hier oben (-) auf dem podium (-) und dann würde ich gerne (-) diesen kreis (.) dann auch beenden c (--) herr z herr w c (.) ähm (--) die mitarbeiter (.) muss man MITnehmen (-) des is richtich. (--) ähm (-) allerdings darf es auch nicht so sein dass (--) des hat der herr w mir grade ins ohr geflüstert (-) dass die LANGsamsten unser TEMpo: (.)bestimmen. (--) also wir müssen SCHON (---) den (.) den inneren willen haben den prozess zu beSCHLEUnigen weil nach MEInem gefühl gehter (--) dürfter auch noch schneller sein; (---) und äh (-) ich stelle die beHAUPtung auf (-) DIEjenigen (.) die heute (-) sehr SKEPtisch dem allen gegenüber stehn (.) und die die HINDERnisse aufbauen - (--) des werden die GLEIchen sein (--) die uns in fünf jahren vorwürfe machen wemmer irgendetwas (.) zu LANGsam gemacht haben; (-) etwas verPASST haben; wemmer geSCHLAfen haben; (--) es werden geNAU die GLEIchen sein. (--) insofern kommer aus DER verantwortung net raus (-) wir MÜSsen .hh wir MÜSsen wirklich .h äh des fängt an bei den FÜHRungskräften und DANN gehts weiter zu den MITarbeitern alle mitnehmen un des geht !NUR! über kommunikaTION. .hh jetz möchte ich aber au die welt net DÜSterer zeichnen wie sie ist (-) wir haben letztes jahr eine mitarbeiterbefragung gemacht .h und wir
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104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115
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haben geRA:De in den drei empeES fragen die wir gestellt haben .h ja WULMINANTe (-) WULMINANTen zuspruch bekommen (.) verBESserungen gegenüber der vorHERgehenden .hh - wir haben bei uns die frage gestellt sind sie mit dem veränderungsprozess den wir eingeschlagen haben EINverstanden .hh da haben NEUNzich prozent zugestimmt (.) es is also NICHT so es wäre ne faTALe (--) FÄHLeinschätzung (-) wenn wir glauben da ist nur ne TRÄGe masse die nichts WILL - .hh wir DÜRfen da auch nicht auf die EINzelnen stimmen die dann immer wieder heRAUSragen (.) zu !STARK! hören; (--) und die KOMmunikation mit dem betriebsrat da müssen wir uns tatSÄCHlich noch was einfallen lassen - .hh äh wiemer (-) wiemer die stärker in den prozess REINbringen und mit davon überzeugen (-) dass es nur in DIESE richtung geht herr (...) - (--)
Der letzte Redner im dialogischen Teil der Veranstaltung (auch ein Vertreter des oberen Managements) greift ebenfalls den Aspekt der Geschwindigkeit auf und spricht in seiner Antwort direkt Sprecher FK1 an: 116 MO 117 FK4 118 119 120 P 121 FK4 122 123 ? 124 FK4 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 MO 139 140 141 142
herr w ? (-) oKE: (--) äh (--) herr v (FK1) eigentlich würde ich sagen die frage die sie gestellt haben is eigentlich gar nich p / yps173 konform. [(---) äh (-)] [((lachen und Unruhe im Publikum))] ich find die sogar eigentlich falsch; (---)äh (--) [denn es kann nicht LAUten] (--) äh (--) <
FK4 kommt als dritter Sprecher und somit zeitversetzt auf die Frage von FK1 zu Wort und disqualifiziert dessen Beitrag, indem er ihn als nicht konform und 173 Abkürzung geändert 174 Vertreter des oberen Managements, der im Publikum sitzt und sich zuvor zu Wort gemeldet hatte.
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falsch bezeichnet, um dann die „richtige“ Frage zu formulieren. Die Fremdkorrektur, die ihrerseits wieder fremdinitiiert ist, erfolgt hinsichtlich der Art der Fragestellung (wie anstatt ob) und hinsichtlich des grammatischen Subjekts in der Frage (ich anstatt wir). Somit kritisiert der Vertreter des oberen Managements die Haltung, welche der Frage zugrunde liegt (reaktiv anstatt aktiv). Bei der nachfolgenden Analyse wird zu sehen sein, dass FK3 seine Äußerung zwar als direkte Antwort auf die gestellte Frage charakterisiert, dass der Sprecher die vorherige Rede aber modifiziert, um einen scheinbaren Distinktionsgewinn zu erlangen. Nach dieser Fremdkorrektur sichert sich die Moderatorin wieder das Rederecht und nutzt den abschließenden Charakter des vorhergehenden Beitrags als Gelegenheit, zum Abschlussstatement des Standortleiters überzuleiten. Mit dem Dank an die Diskussionsteilnehmer beendet MO nun endgültig die Interaktion. Nach der Paraphrase und Handlungsbeschreibung dieses Segments folgt nun die Sequenzanalyse. Interessant ist hierbei zunächst der intensivierte Blick auf die Rekontextualisierungen in der Frage von FK1. Diese werden vorgenommen, nachdem der Standortleiter den weiteren Ablauf der Podiumsdiskussion reguliert hat: Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Moderatorin handlungsschematisch die Podiumsdiskussion beendet, dass diese Beendigung aber scheitert, da der Standortleiter weitere Wortmeldungen berücksichtigt. MO versucht, das Gespräch abzubrechen, um das zur Verfügung stehende Zeitbudget einzuhalten und noch – wie sich am Ende des Gesprächsausschnitts herausstellt – dem Standortleiter als hierarchisch höchstem Teilnehmer der sozialen Veranstaltung die Möglichkeit zu einem Schlussstatement zu geben. Doch die geplante Gesprächsführung lässt sich aufgrund der hierarchisch höher angesiedelten ‚Agendaänderung’ nicht realisieren. Die Sprecherin zeigt sich überrascht von den weiteren Wortmeldungen und dem Hinweis des Standortleiters darauf. Sie charakterisiert die Abweichung von der Agenda durch intonatorische Mittel als störend (ach nee (-) jetz auf EINmal). Nachdem der Standortleiter ein neues Zeitlimit formuliert hat, erklärt sich die Moderatorin bereit, den veränderten Gesprächsverlauf zu verfolgen. Auffällig ist in diesen ersten Turns des Gesprächsausschnitts, dass der Standortleiter seine ‚Regieanweisungen’ zwar mit leiser Stimme direkt an die Moderatorin richtet, dies aber dennoch mit Mikrophon und somit im öffentlichen Raum tut. Hiermit ergreift LS diskussionssteuernde Maßnahmen und übernimmt teilweise selbst die Moderatorenrolle. Doch richten wir nun den Blick auf die nachfolgende Interaktion, die explizit das Thema des organisationalen Wandels aufgreift. Besonders interessant ist in den nachfolgenden Beiträgen, dass sie ‚Rede als Reaktion auf die Rede’ darstellen und dass unterschiedliche Perspektiven, ‚Stimmen’ und somit unter-
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schiedliche Tendenzen und Kräfte des Veränderungsprozesses an der (sprachlichen) Oberfläche auszumachen sind.
7.2.3 Diskursives Verfahren 1: Aufkonstruieren fremder Rede und symbolischer Sinnangebote Wollen wir nun die verschiedenen Lesarten des Redebeitrags von FK1 beleuchten, um anschließend auf Interpretationsmöglichkeiten vor dem Hintergrund der organisationalen sozialen Regeln eingehen zu können und um schließlich zu sehen, wie die anderen Gesprächsteilnehmer diese meines Erachtens weit reichenden Äußerungen im Diskurs aufgreifen. Der Redebeitrag wird von einer Führungskraft des mittleren Managements vorgenommen, welche die bislang circa zweistündige Veranstaltung – wie auch die übrigen Gäste der Veranstaltung – als passiver Zuhörer und Zuschauer auf sich wirken ließ. Nun meldet sich FK1 zu Wort, um die Wirkung der bisherigen Veranstaltung auf sich zu erläutern. Besonders interessant ist dabei, dass er die Rezeption verschiedener Aspekte des sozialen Ereignisses thematisiert, welche auf der Ebene der Sinnangebote eine zentrale Rolle spielen. Dabei handelt es sich erstens um das oben beschriebene Bild, zweitens um die oben zitierte Äußerung des Mitglieds des oberen Management aus Standards „ausbüxen“, drittens um die ‚Bifurkation’ „verändern oder verändert werden“ mit ihrem „apodiktischen moralischen Charakter“ (Ayaß 1999), die sich auf den Schlüsselsatz der Managerrede bezieht, drittens um die Äußerung der Moderatorin „langer Atem“ sowie viertens um die Ausführungen des Standortleiters zur dringlichen Notwendigkeit von Veränderung (die luft wird !SEHR! VIEL dünner). Handelt es sich bei der Rekontextualisierung „langer Atem“ tatsächlich um eine exakte Reformulierung, so stellt die Äußerung „die luft wird !SEHR! VIEL dünner“ eine selbst formulierte Paraphrase vorangegangener Äußerungen dar. Weder der Standortleiter noch andere Manager haben diese Äußerung getätigt. Vielmehr fasst der Sprecher FK1 in seinen eigenen Worten die Quintessenz aller Äußerungen des Top-Managers zusammen175 und kleidet diese in eine Metaphorik, welche ins bildliche Schema der Äußerung „langer Atem“ passt. Dabei stellt der Sprecher mit der Verwendung der Wörter „Atem“ und „Luft“ eine Abhängigkeit zwischen den beiden Elementen der Metaphorik her: zum Atmen benötigt man Luft bzw. Sauerstoff. Auch die Rekontextualisierung durch die Formulierung „veränderung oder verändert werdn“ ist kein exaktes 175 Zur Darstellung des Handlungsraums durch den Top-Manager sowie zum Handlungsmuster der Sachzwanglogik s. Kapitel 7.1.4.
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Zitat, sondern ebenfalls eine Verdichtung eines zuvor thematisierten Antagonismus. FK1 verkürzt den Schlüsselsatz der Managerrede176 und spitzt ihn auf eine reduzierte Gegenüberstellung der zwei kategorischen Alternativen zu. Das Leitplanken-Bild als ‚Aufhänger’ für Reflexion über Wandel Zunächst schenkt der Sprecher dem ‚Leitplanken-Bild’ seine Aufmerksamkeit und resümiert in einer sachlichen Tonalität die einzelnen Bildelemente des an die Wand projizierten Hintergrundbilds, welches den ‚leitenden’ Charakter der „Leitlinien“ symbolisieren soll. Es zeigt eine Schnellstraße, die auf einer Seite durch eine hohe Mauer und auf der anderen Seite durch eine überdimensional scheinende Leitplanke begrenzt ist (nähere Beschreibung siehe oben). Interessant ist, dass FK1 seine geistige Auseinandersetzung mit dem Bildangebot der Veranstaltung mit der Formulierung „ich muss gestehn“ beginnt. Damit markiert er möglicherweise eine Abweichung vom gewohnten Schema der organisationalen kommunikativen Wirklichkeit. Das sprachliche Verfahren könnte in der Art interpretiert werden, dass sich der Sprecher zu Beginn seiner Sprechhandlung gegen eine mögliche Kritik gegenüber seinem resümierenden Handeln immunisiert. Möglicherweise ist er in seinem organisationalen Status nicht berechtigt, Wandelstrategien und die damit zusammenhängenden kommunikativen Mittel zu hinterfragen. Wenn der Sprecher wie hier seinen kritischen Umgang mit Bild- und Sinnangeboten derart vorsichtig einleitet, so ist zu vermuten, dass die Vorgehensweise nicht der Norm entspricht oder nur höheren Hierarchien vorbehalten ist. Deutlich wird durch das Zugeständnis gleich zu Beginn der Äußerung, dass die nachfolgende Thematik eine Abweichung von den organisationalen Regeln darstellt. Interessant ist auch, dass die visuellen und sprachlichen Bilder der Veranstaltung vom Sprecher eindeutig in Beziehung zu der strategischen Ausrichtung des Unternehmens im Veränderungsprozess gesehen werden.177 Dies zeigt sich in der Verknüpfung der Sinnangebote untereinander sowie gleichzeitig in der Verknüpfung der interpretierten Sinnangebote mit der Frage nach der dahinterliegenden Strategie und Prozessplanung. Der Sprecher weist darauf hin, dass sein Blick „immer widder“ (Z. 10) von dem Bild angezogen wurde. Dies verweist auf die zentrale Rolle des Bildmaterials für ihn als Rezipienten der Sinnangebote.
176 Beim Zitieren des Standortleiters weicht der Sprecher nur geringfügig von der ursprünglichen Formulierung ab. Der ursprünglich vollständige Satz wird gekürzt und nominalisiert: aus dem Infinitiv „verändern“ wird in diesem Fall das Substantiv „Veränderung“. 177 Dies weist darauf hin, dass Rezipienten durchaus solche Verknüpfungen herstellen und deutet gleichzeitig auf die hohe Bedeutung solcher kommunikativen Mittel in der Organisationskommunikation hin.
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Doch nicht nur durch die Einleitung „ich muss gestehn“, sondern auch durch die Verwendung bestimmter Begriffe rahmt der Sprecher die Äußerung als kritische Auseinandersetzung mit den gesetzten Perspektiven. So können die Äußerungen „ich weiß net bewusst oder unbewusst“ (Z. 25f) und „sie haben ja das thema verÄNderung (--) äh (.) strapaZIERT (--)“ (Z. 30f) als auch das Diminutiv „bildle“ (Z. 44) als Wertung der Sinnangebote verstanden werden. Auch wenn FK1 bei der Beschreibung des Bildes die Adverbien „sogar“ und „noch“ zur Betonung beeindruckender Bildelemente gebraucht, liegt die Interpretation nahe, dass die Äußerung als Kritik gerahmt wird. Die zweimalige Verwendung des Demonstrativpronomens „diese“ in Verbindung mit den beiden Begrenzungen „LEIT-planke“ und „MAUer“ lässt ebenfalls auf eine eher negative Wertung des Bildangebots schließen: Das sprachliche Verfahren deutet auf eine Distanzierung des Sprechers von der Darstellungsform hin. Anschließend beginnt FK1 mit der Reformulierung von Äußerungen aus vorangegangenen Redebeiträgen der Grundsatzrede und der Podiumsdiskussion. Die erste Reformulierung „herr u eh (-) also (-) sie ham vorher gesagt ausbüxen“ bezieht sich auf die in der Bildbeschreibung thematisierte ‚Begrenzung’. Der Produzent des besagten Redebeitrags hatte als Teilnehmer der Podiumsdiskussion damit seine Perspektive auf Abweichler in Veränderungsprozessen ausgedrückt (s. Kapitel 7.2.3.1). „Ausbüxen“, d. h. Abweichen von vorgegebenen Richtlinien und Vorgaben, wird aus der Perspektive negativ gewertet (s. o.). Aufgrund der Überlappung der Redebeiträge von FK1 und der Moderatorin ist die Fortsetzung des Satzes nicht zu verstehen. Möglicherweise folgt an der Stelle eine Wertung der einführenden Worte. Auch wenn die Wertung der Reformulierung nicht explizit erfolgt, so genügt doch schon die Rahmung der gesamten Äußerung, um insgesamt von einer negativen Wertung auszugehen. Das sprachliche Verfahren der Reformulierung fungiert bei diesem Turn als Mittel, mit dessen Hilfe fremde Diskurse und Teildiskurse „neu inszeniert“ werden (Herzog 1993, 75). Damit wird eine gesteuerte Sinnerschließung mit bewertenden und einstellungsbekundenden Funktionen realisiert (vgl. ebda.).178
178 Weiterhin können Sprecher das sprachliche Verfahren der Reformulierung nutzen, um ihre eigene Argumentation zu stützen bzw. zu verstärken. Ob dies auch im akustisch undeutlichen Teil der Äußerung geschieht, kann an dieser Stelle nicht nachgeprüft werden. Möglicherweise unterzieht der Sprecher die „fremde Rede“ einer Umwertung, was mitunter bei dem Verfahren der Reformulierung vorkommen kann (vgl. Herzog 1993, 87). Doch auch dies bleibt bis Zeile 14 unklar. Der Blick auf die verständlichen Passagen genügt aber, um die Funktion der Reformulierungen erklären zu können.
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Nach dem kurzen Rekurs auf die Äußerung des ‚Ausbüxens’ kehrt FK1 wieder zum Bild zurück. In seiner ‚Nachverbrennung’ des Bildangebots fokussiert der Sprecher zunächst den Aspekt der Begrenzung, welche im Bild als Leitplanke und Mauer dargestellt ist. Der zweite Aspekt, den FK1 mit dem Bild in Verbindung bringt, ist der der „geSCHWINdigkeit“, der ebenfalls im Bild zum Ausdruck kommt. Damit erklärt er die Aspekte ‚Begrenzung’ und „Geschwindigkeit“ als zentrale symbolische Hauptgehalte des Bildes und somit als Schwerpunkte innerhalb der Perspektive des oberen Managements. Dabei nimmt der Sprecher Bezug auf die Produzenten und den Produktionsprozess des Bildes, indem er die Auswahl der abgebildeten Artefakte thematisiert. Die Produzenten werden mit dem Personalpronomen „man“ tituliert, was zu deren Anonymisierung und zur Anonymisierung der damit zusammenhängenden Perspektive führt. Dies kann einerseits als Immunisierung gedeutet, andererseits aber auch als negative Wertung interpretiert werden, genauso wie der Einschub „ich weiß net bewusst oder unbewusst“, der die Intentionalität bei der Planung von Kommunikation in sozialen Ereignissen und somit das bewusste Handeln des Managements bzw. der Wandelakteure in Frage stellt. Indem der Sprecher beschreibt, welches Bild nicht gewählt wurde (nämlich das einer beschaulichen Landstraße), stellt er einen Kontrast her, um die starke Wirkung des gewählten Motivs zu unterstreichen. Somit attribuiert der Sprecher dem, was im Bild gezeigt bzw. nicht gezeigt wird, eine bestimmte Perspektive. FK1 zieht aus dem Bild die Schlüsse über die Perspektive der Bildproduzenten und das damit zusammenhängende Verständnis von Führung im Verlauf eines Wandlungsprozesses. Ausgehend von diesem Verständnis werden die zwei Aspekte des Wandels unverknüpft nebeneinandergestellt: die Regulation von Handlungen in der Organisation und die Geschwindigkeit von Wandel. Kritik als Wendepunkt des sozialen Ereignisses? Der Gesprächsbeitrag mit seinen Rekontextualisierungen lässt verschiedene Lesarten und somit Anschlussmöglichkeiten zu: 1. die Lesart, die den Beitrag von FK1 als konform einstuft. In diesem Fall könnte der Turn so verstanden werden, dass die eingeschlagene Richtung im Wandlungsprozess als geeignet für die Bewältigung der Anforderungen gesehen wird, dass aber zusätzlich eine höhere Geschwindigkeit gefordert wird. Abgesehen von den Elementen der kritischen Rahmung sind hierbei die Zeilen 24 und 25 nur schwer in die unkritische Lesart zu integrieren. 2. die Lesart, dass der Redebeitrag einen Unmutsausdruck über die Bild- und Sinnangebote des Managements darstellt. Diese Interpretation ist durch die Wertungen des Sprechers zu stützen. 3. die Lesart, bei der Widersprüche aufgedeckt werden und eine Dysfunktionalität der Veränderungsstrate-
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gie enthüllt wird. 4. die Interpretation als Forderung nach einer stimmigen Strategie mit daraus abgeleiteten Taktiken als Unterstützung für das mittlere Management. Letztere Lesart lässt sich ohne Weiteres in die 2. und 3. Integrieren. Letztendlich kann der Gesprächsbeitrag aber auch 5. als Vorwurf verstanden werden, der sich vor allem auf die Geschwindigkeit bezieht, im Sinne von: ‚das obere Management kennt die aktuellen Gefahren und Risiken, hält aber dennoch an ihrer ‚langsamen’ Realisierung der Veränderungen fest. Durch die möglichen Lesarten 2-4, die sich gegenseitig nicht ausschließen, befindet sich der Sprecher auf gefährlichem Terrain – vor allem, wenn in der Veranstaltung keine Kritik erwünscht ist. Deshalb werden die Formulierungen durchgängig vorsichtig gehalten und nicht explizit gewertet – schon allein dadurch, dass Reformulierungen kommentarlos (jedoch nicht ganz wertfrei) aneinandergereiht werden. Bezogen auf die Ausdrucksebene von Sprache (vgl. Bühler 1999) ist folgendes zu bemerken: Wenn ein Sprecher sich der beschriebenen sprachlichen Strategien und Verfahren bedient, so positioniert er sich sozial eher als Vertreter des oberen als des mittleren Managements. Er beobachtet und gibt Details wider, deckt Widersprüche auf und verdichtet essentielle Elemente zu einem Ganzen. Damit stellt der Sprecher eine Identität her, welche in einer hierarchisch strukturierten Organisation anecken kann, denn er bringt über sich zum Ausdruck, dass er verschiedene Vorgänge in der Organisation beobachtet und überblickt. Dies gehört zu den Aufgaben des oberen bzw. des Top-Managements: Prüfen von Strategien hinsichtlich ihrer Eignung und Kompatibilität sowie Fragestellungen an Gesprächspartner, welche in die präferierte Richtung führen. Deshalb kann man in Bezug auf die Sprachhandlungsebene davon sprechen, dass FK1 die Polyphonie der Organisation nicht nur thematisiert, sondern auch ‚managt’. Verknüpfen von Sinnangeboten und Infragestellen von Sinnstiftung Nach der Bildbeschreibung kehrt der Sprecher wieder zurück zur Reformulierung von bisherigen Äußerungen. Die potenzielle Lesart, dass FK1 die reformulierten Äußerungen kritisch wertet, bestätigt sich auch an dieser Stelle: er beschreibt die Art, wie die Äußerungen vorgenommen wurden, und setzt dies intonatorisch in Szene („sie haben ja das thema verÄNderung (--) äh strapaziert“ bzw. „SEHR eindringlich (-) äh erläutert“). Damit unterstellt er seinen Vorrednern eine Übertreibung und zieht ihre Äußerungen zumindest teilweise ins Lächerliche. Zuerst wird ein Zitat des Standortleiters genannt („veränderung oder verändert werdn“). Dass der Sprecher genau dieses Zitat herausgreift, kann so gedeutet werden, dass er die Äußerung als zentrale Aussage der Standortleiter-Perspektive ansieht. Ob der Sprecher die für
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die Kollektivsymbolik westlicher Industrienationen charakteristische, d. h. die „schematisch zweigeteilte, dualistisch nach Schwarz und Weiß, nach Freund und Feind, nach Innen und Außen, Oben und Unten, Rechts und Links entgegengesetzte Struktur“ (vgl. Link 1999) kritisiert, bleibt unklar; die Verbindung des Ausdrucks „Veränderung“ mit dem negativ konnotierten Begriff „strapaziert“ kann jedoch als negative Wertung bisheriger rhetorischer Verfahren interpretiert werden sowie als Kritik am ‚inflationären Missbrauch’ eines ‚Allerweltsbegriffs’: Die Thematisierung des Sprachhandelns mit Hilfe des Verbs „strapazieren“ spielt möglicherweise auf die frequente, dringliche und universalisierende Argumentation des Standortleiters an. Anschließend zitiert der Sprecher die Moderatorin („langer Atem“) und verdichtet Äußerungen des Bedrohungssenarios in der eigenen Formulierung: „die luft wird !SEHR! VIEL dünner“. Diese beiden Äußerungen werden in einer Schlussfolgerung miteinander in Verbindung gebracht: „das heißt der längschte Atem NÜtzt nix (-) wenn die luft DEUTlich DÜnner wird – (--) sauerstoff REIcht da net“. Dabei handelt es sich um die logische Schlussfolgerung der
beiden Reformulierungen, bei der Sprecher FK1 die Inkompatibilität der beiden zentralen Argumente herausarbeitet. Die Anforderung ‚Ausdauer’ wird als unpassend bzw. nicht ausreichend für die geschilderten Rahmenbedingungen erklärt. Dabei verfährt die Führungskraft des mittleren Managements wie der Standortleiter: wie schon bei der zentralen Äußerung „veränderung oder verändert werdn“ stellt der Sprecher interne Merkmale der Organisation (hier die Ausdauerqualitäten der Akteure) den externen Bedingungen (die erschwerten Bedingungen am Markt) gegenüber. Der lange Atem stellt eine von der Moderatorin notwendig gesehene Eigenschaft der Akteure im Veränderungsprozess dar, also eine aktive (wenn auch eine wenig dynamische) Reaktion auf äußere Umstände; die dünne Luft als Metapher für die gefährlichen Rahmenbedingungen verweist auf äußere Faktoren. Doch werden die vorangegangenen Äußerungen und das Bildangebot in diesem Redebeitrag derart montiert bzw. ‚aufkonstruiert’, dass die Sinnangebote der Veranstaltung eindeutig als unlogisch und inkonsistent offengelegt werden: Die reine Gegenüberstellung mutet nach der Reformulierung und Aufkonstruktion von Management-Äußerungen unzureichend an. Die Synthese der Sinnangebote führt in eine Sackgasse, indem durch sie die Inkonsistenz und unzureichende Logik aufgedeckt wird. Hiermit liegt es nahe, die Äußerung von FK1 als Infragestellen der Sinnstiftung sowie der sozialen Veranstaltung im Gesamten zu interpretieren. Bemerkenswert ist auch, dass die Moderatorin an der Stelle, an der die Inkonsistenz (mittels ihres eigenen Zitats) formuliert wird (Z.37f), lacht. Das Lachen kann als Markierung der Abweichung vom Veranstaltungsziel (Konsens
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erreichen und zeigen) gesehen werden, d. h. als Abweichung von einer Atmosphäre der Einigkeit. Ausreichende Tarnung des organisationalen ‚Zündstoffs’? Festzuhalten ist, dass der Sprecher des mittleren Managements den Top-Manager, einen Vertreter des oberen Managements und die Moderatorin zitiert und diese Zitate erst einmal kommentarlos aneinanderreiht. Somit wählt der Sprecher einen ‚vorsichtigen’ Einstieg, da Kritik Zündstoff liefert, wenn sie in einem Umfeld der Konformität geäußert wird. Die Funktion der ersten ‚unkommentierten’ Reformulierungen ist es zunächst, aus der eigenen Perspektive zentrale Argumente und Kommunikationselemente des sozialen Ereignisses herauszufiltern und zu unterstreichen. Dabei kommt es anfangs weder zu einer Sinnkonkretisierung oder gar Sinnmodifizierung179, sondern lediglich zu einer Vorbereitung der Schlussfolgerung aus der fremden Rede. Die sprachlichen Verfahren, welche die eigentliche Aussage des Beitrags vorbereiten, inszenieren ausgewählte Informationen und machen die Zuhörer für das Nachfolgende aufmerksam (im Sinne von attentum parrare). Weiterhin wird die eigene Argumentation gestärkt, indem ein Aspekt des Sinnangebots herausgegriffen (die Geschwindigkeit) und vorbereitend für das eigene Fazit genutzt wird. Durch seinen Redebeitrag positioniert sich der Sprecher als sozial exponiert, als kritisches Organisationsmitglied sowie als Wandel-Experte, da er auf Basis bestimmter Fähigkeiten scheinbare Bruchstücke zusammensetzt: aufmerksames Zuhören und Beobachten, die exakte Wiedergabe und logische Verknüpfung von Äußerungen sowie das Bewerten mit Hilfe des eigenen Wandel-Konzepts. Diese diskursive Strategie der Führungskraft des mittleren Managements kann man insofern als „instrumentelles Sprachspiel“ (Grünert 1984) bezeichnen, als in ‚bottom-up-Kommunikation’ ein bestimmtes Anliegen an das Top-Management formuliert wird.180 In der Frage geht es darum, ob drei Aspekte im thematisierten Veränderungsprozess ausreichen (Geschwindigkeit, Fähigkeit und Willen). Auffallend ist bei der Formulierung der Frage, dass FK1, nachdem er eingangs die drei Aspekte Geschwindigkeit, Fähigkeit und Willen fokussiert, am Ende der Frage – wie auch schon in Zeile 16 – jedoch den Gesichtspunkt der Geschwindigkeit betont: „oder müssen wir NOCH stärker in richtung der geschwINdigkeit gehen (-) die da oben dieses bildle UNS impliziert.“ Dies bildet den zeitlich ver179 In der Forschung zu Reformulierungen wurden diese beiden Funktionen identifiziert: Sinnkonkretisierung und Sinnmodifizierung (Herzog 1993). 180 Zwar handelt es sich nicht um eine schriftliche Bitte an einen politischen Repräsentanten oder eine Institution im Sinne politischer Kommunikation, doch bereitet der Sprecher hier eine sehr präzise Frage an das Management vor, an welche die Erwartung einer ebenso präzisen Antwort geknüpft ist.
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setzten Anschluss an die bereits in Zeile 16 vorgenommene Akzentuierung des Aspekts Geschwindigkeit. Doch warum fokussiert FK1 in seinem Beitrag diesen Aspekt so stark? Die Betonung der Veränderungs‚qualität’ Geschwindigkeit kann als Imitation der in der vom Management inszenierten Geschwindigkeit verstanden werden: einerseits inszeniert im Bildangebot, durch die Darstellung der Zeitstruktur von Wandel mit ihren Dringlichkeitsaspekten. Somit greift der Sprecher die derart gesetzte Perspektive auf, um seine Frage zu legitimieren. Zwar verschleiert diese Fokussierung die anderen beiden genannten Aspekte, dennoch stehen sie zentral im Raum. Andererseits kann das ‚Mise en relief’ der Geschwindigkeit als Hinweis auf das Ausblenden anderer Wandel-Aspekte beim bisherigen Perspektiven-Setting verstanden werden. Mit seiner Alternativfrage bietet der Sprecher zwei potenzielle Antworten an, wobei der nochmalige Verweis auf die ‚Argumentation des Bildes’ auf eine präferierte Folge hinweist: Die Erhöhung der Geschwindigkeit, d. h. die Forcierung des Wandlungsprozesses, erscheint aus seiner Perspektive sinnvoll. Der Syntax nach handelt es sich zwar um eine Frage, jedoch kann die Äußerung aufgrund einer präferierten Folge als Handlungsaufforderung in eine spezielle Richtung gesehen werden. Dies kann als eine Forderung nach Steigerung interpretiert werden, die folgendermaßen paraphrasiert werden kann: ‚Die Notwendigkeit haben wir als untere Führungsebenen erkannt. Jetzt geht es darum, auf Basis einer stimmigen Strategie die Kräfte zielführend einzusetzen und die Geschwindigkeit zu erhöhen. Versetzt uns Führungskräfte in die Lage, die Mitarbeiter im Veränderungsprozess zu führen – auch in qualitativer Hinsicht (Veränderungsfähigkeit und -willen).’ Möglicherweise steckt in der Frage aber auch der Wunsch nach mehr Handlungsmöglichkeiten, welcher über die Passivität der Zuhörerschaft in der Veranstaltung hinausgeht. Der Beitrag wird mit dem nochmaligen Verweis auf das ‚Leitplanken-Bild’ abgeschlossen, was als rückwirkende Legitimation der eigenen Äußerungen mit den vom oberen Management angebotenen (Sinn-)bildern gesehen werden kann. Die Katachrese polyphoner Elemente Nach der Analyse der Sequenz von Sprecher FK1 lässt sich festhalten, dass diese durch die Zusammenfassungen, Beschreibungen des Beobachteten und die Reformulierungen polyphon angelegt ist. Der Beitrag zeigt, wie Sinnangebote der Einwegkommunikation (die vorangegangene Grundsatzrede) und das Perspektiven-Setting von Organisationsmitgliedern aufgenommen und bearbeitet werden. Doch nicht nur das: Verschiedene Management-Stimmen werden auch noch
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zueinander in Beziehung gesetzt und erhalten dadurch einen neuen, aufkonstruierten Sinn. So wird Intertextualität181 hergestellt. Der Redebeitrag von FK1 stellt eine außergewöhnliche Art der Kommunikation dar: In der sozialen Veranstaltung wird mit aufwändigen Mitteln die Notwendigkeit der Veränderung und gleichzeitig Einigkeit in Bezug auf die WandelPerspektive inszeniert. Überraschend ist nun, dass der Sprecher Hintergründe und Mittel dieser Inszenierung, wie die Motive des Managements oder Überlegungen zur Veranstaltungsplanung oder Rezeption von Sinnangeboten, öffentlich thematisiert. Vor dem Hintergrund der Beobachtungen, die wir bei der Analyse der Management-Rede gemacht haben, erscheint diese Reaktion ungewöhnlich: Das recipient design des Top-Managers war derart angelegt, dass die Zuhörer hinsichtlich einer vernünftigen Erkenntnis der Wirklichkeit eingeschworen werden sollten. Die Äußerung von FK1 kann jedoch so interpretiert werden, dass die Darstellungen des Managements auch aus seiner Perspektive (bzw. aus der Perspektive des gesamten mittleren Managements) selbstverständlich sind, dass aber die Reaktionen der Unternehmensleitung auf die ‚Notwendigkeiten’ nicht logisch erscheinen und den Anforderungen nicht entsprechen. Der Adressat der Sinnangebote geht damit weiter als erwartet und greift Zitate und Inszenierungsmittel auf, um mit ihnen die Schwächen eines Wandelkonzepts aufzuzeigen. Das Sprachhandeln, das nicht dem Erwartungsrahmen der Manager entspricht, kann – je nach Lesart der übrigen Veranstaltungsteilnehmer – die Intentionalität des sozialen Ereignisses konterkarieren: Die systematische Auseinandersetzung mit dem Dargebotenen kann dessen intendierten Effekt abschwächen und den Blick für die Hintergründe eröffnen. Die hier vorgenommene ‚Analyse’ durch einen Rezipienten kann also die Darstellung „entzaubern“ (Max Weber, zitiert nach Benkel 2003, S. 114) und ihr nachträglich gewisse Anreizmomente entziehen. Die Aneinanderreihung und Verarbeitung von Reformulierungen stellen ein rhetorisches Verfahren dar, mit dem eine Anschauungsweise von Wandel vorsichtig, aber dennoch kritisch hergeleitet wird. Rekontextualisierung geschieht hier durch inszenierende sprachliche Verfahren: die Katachrese ver181 Die Intertextualität ist ein wichtiges Element in Foucaults Diskursanalysen und besagt, dass keine Äußerung existiert, die nicht in irgendeiner Art und Weise eine andere reaktualisiert (vgl. Fairclough 2003), In den späten 1960er Jahren wurde der Begriff durch Kristeva geprägt, auf Basis von Arbeiten Bakhtins, der das Phänomen zwar anders benannte („Translinguistik“), sich jedoch intensiv mit der Beziehung zwischen verschiedenen Texten beschäftige (vgl. Kristeva 1986, Bakhtin 1986). Für Bakhtin sind alle Äußerungen, ob gesprochen oder geschrieben, charakterisiert durch einen Wechsel des Sprechers (oder Schreibers) und durch eine retrospektive Orientierung vorhergehender Sprecher, gleichzeitig aber auch durch den antizipierenden Charakter hinsichtlich nachfolgender Sprecher. Demzufolge ist jede Äußerung eine Verbindung in der Kette der Kommunikation.
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schiedener polyphoner Elemente auf engstem Raum und dadurch die aporetische Verdichtung, die den nachfolgenden Sprecher – wie unten zu sehen ist – dazu bringt, die Inszenierung kurzzeitig zu verlassen. Mit ästhetischer Sprache und rhetorischen Mitteln, und indem der Sprecher stufenweise verschiedene Elemente des sozialen Ereignisses montiert, deckt er Bild- und somit ‚Sinnbrüche’ auf. Somit werden Inkonsistenzen im „synchronen System kollektiver Symbole“ (Drews/Gerhard/Link 1985, 265) thematisiert. Solche Inkonsistenzen stellen aber nicht den Ausnahmefall in „Interdiskursen“ (ebenda) dar, sondern Verkettungen von Symbolen sind im Normalfall Katachresen, d. h. Tropen (dabei meist Metaphern) werden so miteinander verknüpft, dass sie erkennbar nicht zusammenpassen. Dass sich der Sprecher im vorliegenden Gespräch nicht (mehr) darauf einlässt, das „Sinnbildungsgitter“ (Link 1984, 11) trotz aller Widersprüche zusammenzuhalten (was ebenfalls den Normalfall in Gesellschaften darstellt182), ist bemerkenswert und kann als Unzufriedenheit über den organisationalen Prozess gedeutet werden.183 Vor dem Hintergrund dieser sprachlichen Verfahren und des rhetorischen Stils kann man bei diesem Beitrag von einer eigenen Inszenierung sprechen, die wiederum Teil einer größer angelegten Gesamtinszenierung ist. In einer katachretischen Montage bringt der Sprecher ein Bedrohungsszenario hervor (sauerstoff REIcht da net), das sich jedoch auf einer anderen Ebene ansiedelt als das von LS angebotene: Letzterer sieht organisationsinterne Passivität als Bedrohung und Aktivität als die einzige Lösung des organisationalen Dilemmas an, während FK1 die Qualität von Aktivität in die Überlegungen einbezieht. Diese nun anders dargestellte Bedrohung bleibt bis zum Ende der Äußerung stehen. Auf diese Weise verlagert der Sprecher die ursprünglich externe Gefahr in das Innere der Organisation und deckt gleichzeitig die Strategie der Unternehmensspitze auf: demnach wird zur Forcierung intendierter Veränderung durch Angst motiviert (extrinsische Motivation durch die Darstellung eines bedrohlichen Umfelds und falscher Reaktionen von Betroffenen (Passivität oder reaktives Handeln)). Dabei legt der Sprecher implizit den Fokus auf die Scheinkohärenz von extrinsischer Motivation und der Affirmation von Wandel. Interessanterweise wird diese Kohärenz in der Veranstaltung inszeniert, im ‚Schlüssel-
182 Trotz dieser Bildbrüche verknüpfen sich die Bilder im Bewusstsein der Sprecher katachretisch, und das imaginierte Weltbild lässt sich trotz aller Widersprüche zusammenhalten. Dank der symbolischen Sinnbildungsgitter fühlen sich Gesellschafts- wie auch Organisationsmitglieder in ihrer Kultur stets zuhause (vgl. Link 1982, 11). 183 Es handelt sich bei der Atem- und Luftmetapher zwar um eine Bildlichkeit aus demselben Diskurs (nämlich dem biologischen) und nicht um einen „Katachresen-Mäander“ 183 (Link, 1984a, 75), doch ist in der semantischen Struktur ein Bruch erkennbar (ausdauerndes Atmen ist die falsche Strategie bei reduziertem Sauerstoff). Genau dieser Bruch wird in dem Redebeitrag aufgedeckt.
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topos’ 184 „verändern oder verändert werdn“ jedoch werden die beiden Entitäten in einer Entweder-oder-Relation dargestellt. Im Beitrag von FK1 wird also implizit die Frage gestellt: ‚Wie passt es zusammen, das eigene Handeln am äußeren Druck auszurichten und gleichzeitig zu bejahen und zu propagieren, dass sich alle Organisationsmitglieder eigenmotiviert verändern wollen?’ Divergierende Handlungsorientierungen für den Umgang mit Komplexität Ich gehe nun auf einen weiteren, meines Erachtens zentralen Aspekt beim Sprechen über Wandel ein: auf den jeweiligen Umgang mit Komplexität. Indem FK1 die zentrale Topik der Organisation „verändern oder verändert werdn“ reformuliert, bringt er im ersten Schritt die managementtypische Komplexitätsreduktion ins Spiel, da Topik „komplexe Problemzusammenhänge auf leicht handhabbare Alternativen der Bewertung“ reduziert, „die Eindeutigkeit der Orientierungen ermöglichen“ (Feilke, 1996, 295). Doch dem nicht genug: Außerdem – und das interessiert an dieser Stelle ganz besonders – ermöglicht die Topik-Prägung im ‚normalen’ Gebrauch, nämlich dann, wenn sie vom TopManagement gebraucht wird, die „Inhibition der alternativen Perspektive und eine Verstärkung der Begründungskraft des Arguments“ (Feilke 1996, 295). Nun aber, im Turn des Vertreters des mittleren Managements, wird die Komplexität der Topik-Prägung erweitert, indem die dazugehörigen Metaphern des ‚Sinnbildungsgitters’ dazu in Beziehung gesetzt werden. Interessant ist dabei der schon oben beschriebene Effekt dieser bewussten Katachrese: Es entstehen Bildbrüche. Somit ist also festzustellen, dass der Sprecher die komplexitätsreduzierenden sprachlichen Verfahren einsetzt, um Komplexität zu erhöhen. Der Beitrag weist damit eine weitere Charakterisierung unterschiedlicher Perspektiven auf: eine Perspektive reduziert Komplexität auf das Maß, das Konsensbildung auf einer größtmöglichen Ebene ermöglicht, die dazu im Kontrast stehende Perspektive erhöht Komplexität auf das Maß, das Führungskräfte für sinnvolles und konsistentes Handeln im Alltag ausrüstet.
184 Der dialektisch angelegte Topos wird auch in der Management-Rede zur Darstellung der Notwendigkeit von Veränderungen in der untersuchten Organisation angeboten (s. Redeanalyse). Mit diesem Topos als bewährtem Orientierungsmittel wird das Ziel verfolgt, eine Koorientierung bezüglich gemeinsamer Unternehmensziele zu erreichen (vgl. Feilke 1996, 293). Eine vom Standortleiter gebrauchte Metapher, die zum organisationalen „Sinnbildungsgitter“ (vgl. Link 1984a, 11) gehört, ist die folgende: Wenn ein Frosch im Wasser sitzt, das langsam erwärmt wird, springt er nicht heraus, um sich zu retten, sondern er verkocht. Implizit werden die Organisationsmitglieder dadurch aufgefordert, sensibel für die Gefahr von außen zu sein und sich aktiv zu retten.
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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der analysierte Gesprächsbeitrag Brüche in der Managementkommunikation offenlegt: In der sozialen Veranstaltung wurde bis zum Zeitpunkt dieser Äußerung persuasive Kommunikation inszeniert (s. Kapitel 7.1.4). FK1 thematisiert jedoch zwischen den Zeilen eine andere Facette der Management-Perspektive, welche aus seiner Perspektive charakteristisch für das soziale Ereignis ist: die bruchstückhafte und teilweise inkohärente Regulation von Wahrnehmungen bzw. Perspektiven durch paradoxes Perspektiven-Setting. Indem die Äußerungen von FK1 aus dem Erwartungsrahmen fallen, entsteht eine diskursive Eigendynamik: in einer Inszenierung in der Inszenierung werden Schwachpunkte des regulativen Sprachspiels aufgegriffen, wodurch das Risiko besteht, dass die interaktionale Gesamt-Inszenierung ‚entgleist’. Die Äußerung der eigenen Perspektive auf Wandel geschieht jedoch nur ‚zwischen den Zeilen’; durch diskursive Verfahren der Reformulierung und Verknüpfung fremder Stimmen wird die eigene Perspektive getarnt. Somit konstruiert der Sprecher eine scheinbar objektive Perspektive auf Wandel, welche sich rein aus der Logik des bisher Dargestellten ergibt. Somit äußert FK1 formal eben nicht seine individuelle Perspektive und immunisiert sich damit gegen etwaige Verurteilungen seiner Äußerung. Der Handlung nach kann der Beitrag aber dennoch als Perspektiven-Setting verstanden werden, bringt er doch neue Aspekte in die Interaktion ein und wertet diese. Der Beitrag von FK1 zeigt, dass Perspektiven-Taking auch in regulativen Veranstaltungen durchaus eine prüfende und kritische Tätigkeit sein kann – gegenläufig zum recepient design, dem aufgespannten Erwartungsrahmen des Redners und der übrigen Sprecher und abhängig von der Art und vom Grad der Regulation. Interessant wird nun im weiteren Verlauf des Gesprächs sein, wie die angesprochenen Manager in dem Spannungsfeld agieren, das in der analysierten Äußerung als widersprüchlich charakterisiert worden ist. Durch den Vertreter des mittleren Managements wird Strittigkeit in den Raum gestellt, die zuvor nur Veränderungsgegnern attribuiert und ansonsten ausgeblendet wurde. Somit wird eine Differenzierung hinsichtlich unterschiedlicher Qualitäten von Wandel in den Raum gestellt. Dies wiederum erhöht Komplexität und thematisiert Dissens (wenn auch in geringem Maß).
7.2.4 Diskursives Verfahren 2: Darstellung individueller Perspektive auf ‚Wandel’ Beschäftigen wir uns nun mit der Antwort auf die in den öffentlichen Raum gestellte Frage, um zu überprüfen, welche Lesart der Standortleiter in seinem Turn aufgreift.
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Eine Anschlussmöglichkeit: (scheinbare) Authentizität Zu Beginn seines Beitrags charakterisiert LS die Frage von FK1 als schwierig und unter Umständen als zu schwierig, um sie beantworten zu können. Der Einstieg hat einen vagen Charakter, so z. B. durch die Heckenausdrücke „und ZWA:r“ und „im prinzipp“. Die längeren Pausen in den ersten beiden Sätzen weisen auf ein Reflektieren des Sprechers hin. War die Veranstaltung bis zu diesem Moment in der Hand des Standortleiters, so z. B. während der Grundsatzrede, in den bisherigen Beiträgen und auch bei der Gesprächssteuerung (s. Z. 4, 5, 13), so scheint der Grad an dramaturgischer Vorgeformtheit an dieser Stelle reduziert zu sein. Die Antwort von LS beginnt mit einer sehr persönlich gearteten Äußerung, mit welcher er seine eigenen Grenzen aufzeigt (die kann i ihne wahrscheinlich nonetemal beantworten). Durch die direkte Ansprache von FK1 wird der Beitrag individuell und fast schon als privat gerahmt, sodass er in einem starken Kontrast zu der vorhergehenden einschwörenden Rede und den inszenierten Beiträgen der Podiumsdiskussion steht. Nachdem LS die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgedachte Antwort zögernd eingeleitet hat, indem er thematisiert, wie schwer es ist, diese Frage zu beantworten, wählt er folgende Gesprächsstrategie: der Sprecher bringt die eigene Perspektive und damit gekoppelte Emotionalität in die Antwort ein („von mir aus“, „ich gebe auch !ZU! (--) dass ich die SOrge hab“). So wird eine sehr persönliche Perspektive eingeführt, die mit dem authentisch wirkenden Zugeständnis „von mir aus herr v müssts viel schneller gehen;“ fortgeführt wird. Das sprachliche Verfahren des Zugeständnisses weicht durch die „Defensivstrategie“ (vgl. Holly 1990, 189ff) vom gängigen ‚Erfolgsklischee’ der Erfolgsdarstellungen der Managerrede ab (s. Kapitel 7.1) (vgl. auch Holly 1987, 151). Damit bringt der Sprecher über sich zum Ausdruck, er sei „realistisch, ehrlich, bescheiden, selbstkritisch, ausgewogen usw.“ (ebd.). Gleichzeitig übernimmt auf der Handlungsebene das ZUGEBEN aber auch die Funktion der Sympathiewerbung, „und zwar um seine politische WERBUNG zu VERSTÄRKEN und zu IMMUNISIEREN“ (ebd.), eine Bedeutungskomponente, welche nur ‚zwischen den Zeilen’ durchscheint. Des Weiteren passt das Zugeständnis zur durch FK1 eröffneten Lesart des Vorwurfs. Der Standortleiter scheint also bis zu einem gewissen Grad seine eigene Unzulänglichkeit und Machtlosigkeit einzugestehen. Ein weiteres sprachliches Mittel zur Äußerung der individuellen Perspektive auf Wandel sowie auf die aufgeworfene Frage stellt die auffallend hohe Anzahl des Personalpronomens „ich“ dar. Dies lässt auf die starke Fokussierung auf die persönliche Perspektive schließen. Der Standortleiter bringt hierbei ein Ich zum Ausdruck, das durch eine persönliche und ‚ungefärbte’ Sicht auf den Wandel
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charakterisiert ist. Die sprachlichen Verfahren unterscheiden sich dabei stark von den bisherigen Mustern, da im Gegensatz zur bisherigen moralischen Kommunikation im öffentlichen Raum nun eine „familiäre Kommunikation“ (Holly 1990, 213) eingeführt wird. Damit wechselt der Sprecher sein redestrategisches Konzept – hin zu einer vertrauten Tonalität, durch die sich persönliche, fast intime, aber dennoch autoritäre Züge des Sprecher-Ichs manifestieren. Letztere kommen durch die Äußerung der Perspektive auf Führung zum Ausdruck, die einem klassischen Modell entspricht (i muss en WERK hinter mir MITnehme). Im Zuge dessen positioniert sich der Sprecher als ‚Vater-Ich’, das sich für das Wohl der Belegschaft verantwortlich sieht und die Belegschaft hinter sich herzieht – ganz im Sinne einer Gefolgschaft, für die hart gearbeitet werden muss („.hh des wird noch schwer genug werdde“). Divergenz in Bezug auf Verantwortlichkeiten im Wandlungsprozess Nachdem LS in den Zeilen 32 - 36 ausschließlich von seiner persönlichen Warte aus gesprochen hat, greift er in den Zeilen 36 und 37 zur selbstinitiierten Selbstkorrektur, um die darunter liegende Managementebene, von der einige Vertreter gemeinsam mit LS auf dem Podium stehen, in die ‚Leitungsriege’ einzubeziehen („großbereichsleiterkreis ich bin da ja net allEINE“). Daraufhin schiebt der Zuhörer FK1 eine fremdinitiierte Fremdkorrektur ein: „!UNS!“. Hierbei ist nicht klar, auf welches sprachliche Element des Standortleiters sie sich bezieht. Für die Korrektur gibt es drei Lesarten: Entweder die Führungskraft des mittleren Managements bezieht sich auf den Ausdruck „MITnehme“ und korrigiert mit dem Personalpronomen „uns“ das Akkusativobjekt „en WERK“. Diese erste Variante kann als Äußerung und Verdeutlichung interpretiert werden, dass das Werk keine anonyme Masse ist, sondern dass das anwesende Publikum einen wichtigen Teil des Werkes darstellt. Die zweite Variante ist die, dass FK1 sich mit dem Einwurf auf die selbstinitiierte Selbstkorrektur des Standortleiters bezieht, in der er den Großbereichsleiterkreis thematisiert. Dabei nennt LS nachträglich die Gruppe von Akteuren, welche ebenfalls für das ‚Mitnehmen des Werkes’ zuständig ist (Z. 36f). Das hieße, dass der Einwurf „uns“ den Anschluss an die Formulierung „im prinzipp mit dem Großbereichsleiterkreis“ darstellen würde. In diesem Fall ist der Einwurf von FK1 als Hinweis auf die unvollständige Nennung der Akteure zu deuten. Die dritte Lesart bedeutet eine noch stärkere Betonung der aktiven Rolle der unteren Führungsebenen: Der Einwurf „UNS“ kann auch verstanden werden als Korrektur des Dativobjekts in der Äußerung „wenn mir des net gelingt“. Bei der Lesart wird dem Sprecher eine Perspektive attribuiert, die das mittlere und untere Management als wichtigen Akteur bei der Überzeugung der Belegschaft voraussetzt. Diese Interpreta-
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tion ist im Grunde ähnlich wie die zweite, sie unterscheidet sich aber dennoch durch das Verständnis der unteren Managementebenen als aktive Teilhaber am Gelingen des Prozesses und nicht wie bei Lesart zwei als beauftragte Mitwirkende. Die erste Lesart scheint unwahrscheinlich, da der zeitliche Abstand zwischen Äußerung und Fremdkorrektur recht groß ist. In der zweiten oder dritten Lesart weitet FK1 den Kreis der Verantwortlichen deutlich aus und führt die vom Standortleiter begonnene Handlung fort: Zuerst erweitert der Standortleiter seine Ich-Perspektive, um kurzzeitig das gesamte obere Management miteinzubeziehen. Daraufhin vergrößert FK1 die genannte Gruppe noch einmal, und zwar auf das gesamte Publikum in der sozialen Veranstaltung. Dies fungiert als wiederholter Verweis auf die aktive Grundeinstellung der anwesenden Führungskräfte, wobei FK1 diese Aktivität nicht nur sich, sondern dem gesamten Publikum attribuiert. Doch zurück zum Standortleiter: Nachdem er zunächst seine ‚private’ Perspektive eingeführt hat, legt er seinen Beitrag mit einer ausgeprägten Polyphonie an. In Zeile 34 folgt nach einer mittleren Pause eine andere ‚Stimme’ bzw. Perspektive auf Wandel: hier leitet LS mit der Äußerung „aber sie müssen bedenke“ einen Standpunkt ein, welcher eine zweite Perspektive des „Ich“ eröffnet, die den Erwartungen an einen Top-Manager entspricht: persönliche emotive Einstellungen werden zugunsten einer Abstraktion hin zu berechnenden planerischen Aspekten beiseite geschoben. Interessant ist, dass LS während der Thematisierung sachlicher Gesichtspunkte zwischen „ich“ und „wir“ wechselt und somit wiederum eine Mehrstimmigkeit schafft. Diese pronominal angezeigten Perspektivwechsel kommen einer kognitiven Suchbewegung zwischen einerseits der individuellen, persönlichen Perspektive und andererseits der Gruppenperspektive ‚oberes Management’ gleich. Dies impliziert, dass der Sprecher Unterschiede hinsichtlich seiner Perspektive und derjenigen der Großbereichsleiter sieht. Der Sprecher bringt dabei vor allem mit der Thematisierung der persönlichen intrinsischen Motivation (Z. 43f) zum Ausdruck, dass diese innere Unruhe und der permanente Wille zur Beschleunigung bei ihm noch stärker ausgeprägt sei als bei den Vertretern des oberen Managements. Neben der Distinktion dient das Lavieren hinsichtlich der Deixis jedoch auch dazu, der eigenen perspektivischen Darstellung gegenüber der Managementgruppe kein allzu großes Übergewicht zu geben und die Perspektiven zumindest an der sprachlichen Oberfläche zu integrieren. Hier dient Polyphonie also gleichermaßen der Akzentuierung von Differenz und der Integration von verschiedenen Perspektiven.
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Abwägen aus der Experten-Perspektive Anschließend beschreibt der Sprecher den negativen Effekt von zu hoher Geschwindigkeit, der darin besteht, dass die Fabrikgröße nicht berücksichtigt und Beteiligte ‚überrollt’ werden. Mit dieser Äußerung wird eine Perspektive dargestellt, die an die (bereits in der Managerrede inszenierte) persuasive Grundhaltung anschließt, in der zur funktionalen Realisierung des Wandlungsprozesses die Auseinandersetzung mit der Belegschaft gefordert wird. Auch bei dieser Darstellung von unangepasstem Vorgehen wechselt LS noch im gleichen Sachverhalt die Deixis („dann hammer praktisch nur verWIRrung in die fabrik reingebracht“), was als ein Verantwortlichmachen aller Beteiligten im Falle des Scheiterns gedeutet werden kann. Die Tatsache, dass der Sprecher hingegen bei der Formulierung der Aktivität des ‚Mitnehmens’ ausschließlich das Personalpronomen „ich“ verwendet, lässt auf ein sehr begrenztes und wenig partizipatives Modell von Führung schließen. In dieser Perspektive obliegt die Planung und Steuerung von Wandel allein dem Top-Manager. Nachdem der Sprecher die Differenzierung zwischen sich und den übrigen Managern vorgenommen hat, integriert er alle anwesenden Führungskräfte über die Verallgemeinerung der inneren Haltung von Führungskräften, um diese Gruppe anschließend von anderen Gruppen der Organisation abzugrenzen (Z. 46-50). Die Darstellung retardierender Kräfte (hier explizit den Tarifpartnern und Politikern attribuiert) fungiert als Mittel der Gruppenkohäsion sowie gleichzeitig als kategorisierende Gegenüberstellung von sich dualisierenden Perspektiven. Der Beitrag wird mit dem Appell zu stringenter Verfolgung gesetzter Ziele fortgeführt, wobei die Zielsetzung an sich als „schlaff“ bezeichnet wird. Den Widerspruch zwischen wenig anspruchsvoller Zielsetzung und dennoch höchster Anstrengung löst der Sprecher nicht auf. Zum Ende des Beitrags kehrt LS zur ursprünglichen Thematik zurück, indem er seinen Wunsch nach ‚relativer Beschleunigung’ ausdrückt – relative Beschleunigung deshalb, da der Standortleiter mit der Verwendung des Konjunktivs und dem abschwächenden Adverb „e bissle“ (Z. 72f) die Aussage relativiert und die zuvor mit expressivem Vokabular aufgebaute Dramatik (Z. 65ff) abschwächt. Das sprachliche Mittel des ‚Zugebens’ und der Ausdruck der „Sorge“ kommen nun noch einmal zum Einsatz, auch hier wieder zur ‚Individualisierung’ der Aussage durch die Erzeugung einer persönlichen Note. Bei dem abschließenden Appell des Beitrags zum ‚Mitmachen’ und ‚weiteren Anschieben des Prozesses’ schwindet diese Vagheit wieder zugunsten eindeutiger, bildhafter und eindringlicher Formulierungen (Z. 76ff).
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Ausblendung von Teilen der Fragestellung und Verlagerung von Strittigkeit Auffallend ist, dass LS die mit der Frage fokussierte Handlungsfähigkeit der Organisation, für die FK1 die Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten („Veränderungsfähigkeit“) sowie unterschiedliche Perspektiven, d. h. innere Haltungen („Veränderungswille“), als notwendig erachtet, in keiner Weise aufgreift. Stattdessen thematisiert er das auf Geschwindigkeit bedachte Individuum Führungskraft, bevor er am Ende des Beitrags den Blick wieder – wie auch schon in seiner Rede und anderen Redebeiträgen – auf externe Faktoren rückt (Z. 76ff). Betrachtet man nun die oben erläuterten Lesarten der Äußerung und Frage von FK1, so fällt auf, dass LS den Beitrag nicht als strittig oder dissensorientiert aufgreift, sondern sein Sprachhandeln weiterhin an einer harmonischen, in den organisationalen Zielen völlig einigen Adressatengemeinschaft ausgeht. Insgesamt reagiert LS mit perspektivierenden, vagen und lavierenden sprachlichen Mitteln, welche einen fast ‚privaten’ Charakter der Äußerung mit sich bringen. Dies kann als Strategie gedeutet werden, der möglicherweise zumindest wahrgenommenen Kritik mit persönlicher Kommunikation entgegenzutreten und die Argumentation von der offiziellen, strategischen in eine individuelle und daher individuell überzeugende Richtung zu bewegen. Die von FK1 thematisierte strategische Ausrichtung wird zwar von LS mit dem Verweis auf die zu berücksichtigende Belegschaft kurzzeitig aufgegriffen; in den Vordergrund gerät aber die Darstellung eines inneren Zustands, der Führungskräften eigen ist. Damit wird die Äußerung auf eine völlig andere Ebene gestellt als die vorangegangene. Strittigkeit tritt hier nicht mehr im Kontext öffentlich zu diskutierender Themen auf, sondern wird auf die Ebene eines inneren Zwiegesprächs verlegt. Die Polyphonie des Beitrags von LS wird eingesetzt, um das Abwägen innerer Stimmen vorzuführen. Das ‚innere Streitgespräch’ bezieht sich auf die Divergenz zwischen dem Wissen um eine Notwendigkeit und das Wissen um verlangsamende Komponenten in der Organisation. Dies zeigt, dass LS den Beitrag von FK1 als Bekundung einer inneren Einstellung versteht: die Unzufriedenheit mit dem stattfinden Wandel, jedoch nicht aufgrund qualitativer Aspekte, sondern aufgrund des Wunsches nach Beschleunigung des Wandels erster Ordnung (s. Kapitel 1.2 und 1.3). Dementsprechend greift LS nur einen Aspekt auf und lässt die Wandel-Qualitäten „Veränderungsfähigkeit“ und „Veränderungswillen“ unkommentiert. Die Verlagerung der Strittigkeit in das Innere von Führungskräften bietet aber auch die Möglichkeit, das eigene Handeln zu legitimieren und für einen bestimmten Umgang mit Differenz zu werben: Auseinandersetzung mit Divergenz wird auf diese Art nicht im öffentlichen Raum, sondern als innerer Vorgang praktiziert. Die Art der Strittigkeit wird interpretiert oder antizipiert und in die Abwägungen von Managern integriert. So kommt es nicht zu direkter Konfrontation.
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Die Ausblendung bestimmter Themen im Beitrag des Standortleiters hat aber noch weitere Funktionen: Mit der Reduzierung der qualitativen Aspekte des Wandels auf die „Geschwindigkeit“ schreibt der Sprecher den Adressaten in ihrer Referenzrolle die Beschäftigung mit für sie vorgesehenen Themen zu: Sie sind verantwortlich für das Antreiben des Prozesses und nicht für die Planung, dabei insbesondere für ihre eigene ‚Veränderungsfitness’ (s. die Formulierung „Marathonqualitäten“, erläutert in Kapitel 7.1.2), welche nach der hier vorgenommenen perspektivischen Darstellung Ergebnis einer inneren Einstellung ist; andererseits obliegt ihnen der permanente Blick nach ‚außen’ in die feindliche Umwelt, welcher wiederum die vorhandene innere Einstellung intensiviert. Interessanterweise scheint es aus der Perspektive des Standortleiters notwendig zu sein, die Wahrnehmung der Belegschaft nach außen hin zu steuern. Dabei werden ganz gezielt externe Phänomene ausgewählt (wie z. B. die Innovationen der Konkurrenz, die Abwanderung von Arbeitsplätzen oder fehlende politische Lösungen) und in den organisationalen Vordergrund gerückt – nur so sind die sprachlichen Muster der Sachverhaltsdarstellung und des Perspektiven-Settings mit ihrer Polarisierung und Universalisierung zu erklären. Entsprechend der hohen Bedeutung des ‚individuellen Innern’ und der ‚kollektiven äußeren Bedrohung’ setzt der Standortleiter sprachliche Mittel zur Fokussierung beider Entitäten ein (s. z. B. durch prägnante umgangssprachliche Formulierungen (Z. 42f) oder durch die alle Sinne ansprechende Metaphorik (Z. 77f)). Dies hat den Zweck, die Ausprägung der inneren Haltung zu intensivieren und möglichst aufrecht zu erhalten, sodass die Führungskräfte bei der angestoßenen Art des Wandels „MIT!gehen“ (vgl. Kapitel 7.1.2.2). Die Multiperspektivität sowie das Lavieren zwischen Vagheit und Eindeutigkeit kann als Strategie verstanden werden, mit welcher potenzieller Dissens integriert und somit gleichzeitig überwunden wird. Demnach divergieren die Perspektiven der anwesenden Führungskräfte nur hinsichtlich des Grads an Commitment, aber nicht hinsichtlich des Commitments an sich. Suchbewegungen nach einer Ebene der Konsensbildung Der Beitrag dient also der Konsensbildung, die sich auf die generelle Haltung von Führungskräften konzentriert, d. h., es handelt sich um Konsens auf einer sehr hohen und allgemeinen Ebene. Dies zeigt auf, dass es sich bei dieser sozialen Veranstaltung um eine hochritualisierte Inszenierung185 von Wandel handelt, geht es doch hauptsächlich um das Einschwören auf eine Einstellung und auf Einigkeit, fernab von praktischen Problemen des Organisationsalltags – und 185 Näheres zum Inszenierungsbegriff und den Funktionen der Inszenierung im vorliegenden Fall s. in Kapitel 7.2.7.
7.2 Eine Podiumsdiskussion: Inszenierung von Strittigkeit
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fernab von strategischen Überlegungen, welche durch Fragen nach der Qualität des Wandels aufgeworfen werden. Zwar ist die ‚Leitlinien-Veranstaltung’ als strategisches Ereignis gerahmt, bei dem einerseits das Leitbild als richtungsweisend für die folgenden Jahre dargestellt und andererseits Voraussetzungen für die Akzeptanz in der gesamten Belegschaft diskutiert werden, doch geht es der Handlung nach ausschließlich um affirmative Bekenntnisse zum Wandel. Die Bearbeitung von Perspektiven ist – wenn überhaupt – auf einer sehr abstrakten Ebene vorgesehen. Infolgedessen kann die Reaktion von LS auf die Frage aus dem mittleren Management als ausweichende oder gar nicht stattfindende Auseinandersetzung mit der geäußerten kritischen Perspektive auf den Wandel interpretiert werden. Formal ist der Bezug zum Aspekt ‚Veränderungsgeschwindigkeit’ gegeben, der Handlung nach ist jedoch auch diese Bezugnahme als argumentative Auseinandersetzung mit dem strittigen Thema in Frage zu stellen, da durchgängig eine einheitliche Sichtweise der Veranstaltungsteilnehmer suggeriert und die Strittigkeit in das Innere der Führungskraft verlagert wird. Selbstinszenierung: Die Pseudo-Distinktion von Perspektiven Im Anschluss an den Redebeitrag des Standortleiters bezieht sich ein anderer Vertreter des Managements vom Podium auf die Frage von FK1. Auch er äußert seine individuelle Einstellung zu Wandel: „also wir müssen SCHON (---) den (.) den inneren willen haben den prozess zu beSCHLEUnigen weil nach MEInem gefühl gehter (--) dürfter auch noch schneller sein;“ Damit schließt der Sprecher an die vom Standortleiter
gewählte Lesart und Perspektive an und interpretiert die Äußerung von FK1 als Ausdruck einer inneren Unzufriedenheit über Blockaden im Veränderungsprozess. Auch hier wird das von FK1 Gesagte assimiliert, indem das Fremde im Sinne des Eigenen interpretiert wird. Im Anschluss an die Äußerung der ebenfalls individuellen Manager-Perspektive differenziert sich der Redebeitrag dennoch vom vorhergehenden, da die notwendige Rücksichtnahme auf retardierende Kräfte in der Organisation relativiert wird (Z. 87ff). Somit kommt eine Perspektive zwischen ‚Überrollen der Belegschaft’ und ‚Ignorieren derer, die „Hindernisse aufbauen’ zum Ausdruck. Folglich erreicht der Sprecher eine Distinktion gegenüber seinem Vorredner, wel-che darin besteht, dass er den Prozess mit noch mehr Weitblick betrachtet (des werden die GLEIchen sein (--) die uns in fünf jahren vorwürfe machen wemmer irgendetwas (.) zu LANGsam gemacht haben;). Interessanterweise besteht
die Distinktion zusätzlich darin, dass FK3 den Aspekt „Veränderungswillen“ aufgreift (Z. 91). Die Einführung dieses Aspekts lässt auf eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Thematik schließen. Dies bewahrheitet sich jedoch nicht: stattdessen bezieht der Sprecher den Willen wiederum ausschließlich auf
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die Geschwindigkeit (den inneren willen haben den prozess zu beSCHLEUnigen). Auch in dieser Äußerung ist die Art der Veränderung nebensächlich; die ‚Richtung’ (Z. 115) wird nicht mehr thematisiert. Die Richtung wird zum jetzigen Zeitpunkt im Veränderungsprozess nur noch als einzig mögliche dargestellt: „.hh äh wiemer (-) wiemer die stärker in den prozess REINbringen und mit davon überzeugen (-) dass es nur in DIESE richtung geht“. Obwohl der Redebeitrag die Betrachtung der
inneren Einstellung von Wandel-Akteuren fortsetzt und stützt, kann aufgrund der diskursiven Distinktionen von einer Selbstinszenierung gesprochen werden. Wie auch bereits der Standortleiter zwischen seiner individuellen Perspektive und organisationalen Rolle sowie derjenigen des oberen Managements differenziert, so setzt auch FK3 diskursive Strategien ein, um im Wettbewerb zwischen Managern hervorzustechen. So suchen die Manager parallel zur Abarbeitung der kommunikativen Aufgabe nach Möglichkeiten, Individualität in die Äußerungen zu integrieren.
7.2.5 Diskursives Verfahren 3: Inszenierung von Strittigkeit Wenden wir uns nun dem nächsten Redebeitrag in der „Diskussion“ zwischen oberem und mittlerem Management zu. Dieser beinhaltet eine völlig andere Interpretation der Frage von FK1. Wie der Gesprächsverlauf erkennen lässt, wird zum Ende der Interaktion im öffentlichen Raum ein konfrontativer Gesprächsstil genutzt, mit dem sich der Manager in eine andere Beziehung zum Kommunikationspartner FK1 stellt als die anderen beiden Sprecher. ‚Explosionsgefahr’: Die Akzentuierung des Konflikts FK4 gehört ebenfalls zu den Vertretern ‚auf dem Podium’, d. h., er ist ein Vertreter des oberen Managements. Nachdem ihn die Moderatorin zu seinem Redebeitrag auffordert, den er selbst zuvor mit einer Wortmeldung angekündigt hat, leitet der Sprecher seine Äußerung mit dem umgangssprachlichen Ausdruck „oKE:“ ein. Die Kombination dieses Ausdrucks mit dem Heckenwort „eigentlich“ und der Verwendung des Konjunktivs rahmt das noch nicht eingeführte Thema als problematisch. Dies bestätigt sich gleich im ersten Satz, in dem FK4 ohne weitere Umschweife die von FK1 gestellte Frage als nicht konform qualifiziert. Damit beginnt ein konfrontatives Handeln, dessen dissensorientierter Charakter durch das Lachen und Raunen im Publikum angezeigt wird. Im Anschluss daran steigert der Sprecher die Konfrontation und bezeichnet die Frage sogar als „falsch“. Auch wenn hier wieder mit dem Heckenwort „eigentlich“ abge-
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schwächt wird, schmälert dies den von der Norm abweichenden Charakter der Äußerung kaum. Mit der Extremformulierung „es kann nicht LAUten“ zeigt der Sprecher eine Extremposition an, die aus seiner Perspektive für alle Adressaten relevant ist. Aufgrund dieser konfrontativen Normsetzung erfolgt von einem anderen Manager vom Podium eine fremdinitiierte Fremdkorrektur, in der darauf verwiesen wird, dass Fragen grundsätzlich nicht falsch sein können. Mit dieser Korrektur manifestiert sich eine deutliche Perspektivendivergenz in Bezug auf das aktuelle Sprachhandeln; sie kann als deutliche Kritik an dem die Äußerung von FK1 stigmatisierenden Beitrag verstanden werden. Ungeachtet dieser Äußerung aus dem Hintergrund setzt FK4 seine Kritik fort, indem er die Frage von FK1 reformuliert. Dabei fällt auf, dass die Frage gleichzeitig uminterpretiert wird: an die Stelle der Frage nach dem angemessenen Maß der Geschwindigkeit tritt hier ein anderer Schwerpunkt: „ob wir zu LANGsam sind“. Mit dieser Fokussierung auf die negative Realisierung des Wandels (langsam) wird die ursprüngliche Frage als negative Wertung interpretiert. Der Sprecher stigmatisiert die Frage rückwirkend als „reaktiv“, da sie auf den externen Druck Bezug nehme, ohne nach den eigenen Handlungsmöglichkeiten zu fragen. Dem setzt der Sprecher die Frage nach dem „Wie“ entgegen: „Wie kann ICH die geschwindichkeit erhöhn“. Wie auch schon bei LS und FK3 bezieht sich die Frage nach den Handlungsmöglichkeiten auch bei FK4 ausschließlich auf die Erhöhung der Geschwindigkeit. Mit der als ‚spitzfindig’ interpretierbaren Umformulierung erreicht der Sprecher einen scheinbaren Distinktionsgewinn – scheinbar deshalb, weil der Beitrag bei genauer Überprüfung unlogisch und nicht kohärent ist. Dies ist darin begründet, dass der Sprecher seinen Äußerungen 1. durch Pausen und sprachliche Korrekturen einen unüberlegten und stockenden Charakter gibt sowie 2. durch sprachliche Fehler die Sinnerschließung erschwert („nich mehr im Plural formulieren .hh sondern wie können !WIR! die geschwindichkeit erhöhn (--) sondern wie kann ICH die geschwindichkeit erhöhn“). Aufgrund der sprachlichen Inkohärenz
und mangelnden Wohlgeformtheit kann der Beitrag als wenig ernst zu nehmend interpretiert werden, was einer solchen emphatischen Darstellung von ‚grundlegenden Wandelvoraussetzungen’ von Natur aus fern liegt. Der Thematik nach handelt es sich um ein ernstes und eindringliches Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in der Organisation, im Zuge dessen Wandel nicht in Frage gestellt wird und das Individuum Verantwortung gegenüber dem Kollektiv übernimmt. Das Gelingen dieses Plädoyers kann jedoch in Frage gestellt werden, da der Sprecher ungenau reformuliert und ausgehend von dieser fehlenden Präzision ‚präzise Distinktionen’ vornimmt. Innerhalb dieser Einschwörung auf den Paradigmenwechsel werden Widersprüche evident, welche der Sprecher im Laufe des Beitrags nicht auflöst: Einerseits plädiert er für Eigenverantwortung und macht
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damit die Gemeinschaft irrelevant, andererseits beruft er sich im weiteren Verlauf des Beitrags aber auf die Führungsgemeinschaft, welche sich gemeinsam über die Art der Forcierung von Wandel klar werden soll. Personifizieren und Stigmatisieren des ‚Übels’ Die Sequenzanalyse zeigt, dass es sich hierbei um eine wenig schlüssige Identitätsregulation handelt, welche mit der Darstellung von idealen Führungskräften, also der Darstellung der Adressaten in der Referenzrolle, vollzogen wird: Führungskräfte sollen normkonforme Fragen stellen, eigenverantwortlich und ebenfalls normkonform handeln und sich somit mit all ihren Möglichkeiten in die Organisation einbringen. Erst wenn – nach dieser Darstellung – diese innere Haltung für diese idealtypische Konformität gegeben ist, können kollektive Prozesse funktionieren. Auf der Handlungsebene siedelt der Sprecher die Thematik Geschwindigkeit des Wandlungsprozesses auf der höchstmöglichen Ebene an und wählt im Gegensatz zum Standortleiter mit seiner Darstellung der persönlichen Perspektive von vornherein das Moment der Inszenierung, das für den größten Teil der Veranstaltung relevant ist. Die Inszenierung findet auf einer Metaebene statt, da der Schwerpunkt der Einschwörung auf Affirmation und auf eine zweckdienliche innere Haltung gesetzt wird. Dabei deutet FK4 Äußerungen anderer Interaktionsteilnehmer um, um (scheinbar) erfolgreich auf der Metaebene agieren zu können. Wie auch schon in den beiden vorhergehenden Reaktionen auf die kritische Frage fokussiert der Sprecher die innere Haltung der Führungskräfte, er zeichnet aber anhand der uminterpretierten Frage von FK1 das Negativbild von Langsamkeit. Für diese Verlangsamung macht der Sprecher eine ‚falsche innere Haltung’ sowie die fehlenden Qualitäten der Akteure Konformität und Eigenverantwortung verantwortlich. Indem er sich auf die Aspekte ‚innere Haltung’ und die nicht in Frage zu stellende ‚Forcierung’ beschränkt, blendet auch dieser Sprecher andere Barrieren für den Veränderungsprozess, aber auch andere Erfolgsfaktoren, aus. Interessant ist im Beitrag von FK4 die Kontrastierung verschiedener Möglichkeiten, Fragen zu stellen: FK4 stigmatisiert das Hervorbringen von ObFragen und äußert seine Präferenz für Wie-Fragen. Dies geht einher mit der Stigmatisierung von Bedenkenträgern, welche Vorgehensweisen hinterfragen und organisationale Themen problematisieren, und der Präferenz für ‚Macher’, die auf pragmatische Art und Weise das Beste aus den Gegebenheiten machen. Die Präferenz für Macher manifestiert sich auch in der Formulierung „wie kann !ICH! geschwindichkeit MAchen (wie kann ich jetzt (pe:p) wie kann ich pauer da REIN legen“, welche salopp den Gruppenjargon der
oberen Führungsriege bemüht und die Gruppe eines bestimmten Typus von Füh-
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rungskräften integriert. Auch wird damit effektvolles, mit Macht ausgestattetes Handeln inszeniert. Im Zuge dessen wird das Sprecherimage von FK1 geschädigt, indem ein ‚Gegner-Image’ konstruiert wird. Zwar adressiert FK4 FK1 nur zu Beginn seines Beitrags direkt, indem er seinen Namen nennt, doch bleibt der kontrastive und konfrontative Sprechstil bis zum Ende des Redebeitrags bestehen und findet im Verweis auf die mögliche ‚richtige Frage’ seinen Höhepunkt. Die Tatsache, dass der Manager FK4 namentlich anspricht und somit den inhaltlichen Anschluss an die Äußerung des ‚Gegners’ besonders markiert, verweist auf die dissente Struktur der Interaktion (vgl. Gruber 1996, 123). Der letzte Satz kann als Bedauern über einen falsch eingeschlagenen Weg in der sozialen Veranstaltung verstanden werden, in diesem Sinne also als Zeitvergeudung durch die Beschäftigung mit der eigentlich als selbstverständlich vorausgesetzten Wandel- und Eigenverantwortungs-Affirmation. Der Enthüllung einer inkonsistenten Inszenierung durch FK1 wird hier mit rigoroser Identitätskontrolle und -regulation in Form von gesteigerter Inszenierung begegnet, um das soziale Ereignis und geprägte Muster in der Organisation wieder zu stabilisieren. Die Bestimmtheit, mit der dies geschieht, kann als Kritik an den Reaktionen der Vorredner des Managements, an der mangelnden sozialen Kontrolle186, verstanden werden, haben diese doch eine (relativ) konforme Haltung von FK1 angenommen. Die erläuterte Distinktion und die Haupt-Sprachhandlung REGULIEREN verweisen auf eine Organisationskultur, die im öffentlichen Raum nur Systemkonformität zulässt. Noch nicht einmal sachlich orientierte Überlegungen scheinen öffentlich sagbar zu sein. Möglicherweise wird bereits das Hervorbringen sachlicher Fragen als Provokation verstanden. Mit dieser Kultur verbinden sich höchste Legitimitätsprobleme, die sich mit den Reaktionen im Publikum und dem leisen Hinweis auf die Berechtigung jeglicher Art von Fragen sogar im öffentlichen Raum manifestieren. Diese Problematik wird vor dem Hintergrund des bereits überschrittenen Zeitrahmens jedoch nicht mehr thematisiert; die Moderatorin bezeichnet den Beitrag als „WUNDERschönes statement“ und überlässt dem Standortleiter das Schlusswort. Dieser knüpft an die Inszenierung an und schwört zum Ende der sozialen Veranstaltung die Gemeinschaft ein, indem er die anwesenden Führungskräfte von Widersachern abgegrenzt:
186 Soziale Kontrolle kann auf mehrfache Weise ausgeübt werden, so beispielsweise dadurch, dass „Abweichler von so genannten moral entrepreneurs als Außenseiter klassifiziert werden und es daraufhin zu Sanktionen oder wenigstens zur Deutlichmachung der Devianz kommt, meist unter Berufung auf die Falschheit der einen und die Richtigkeit der anderen Seite. Georg Simmel nennt dies ein „mittelalterliches Prinzip“ (Benkel 2003, 130). „Soziale Kontrolle drückt sich unter anderem in institutionalisierten „Ritualen“ oder als nicht offen verlautbarte Vorgaben aus.“ (ebd.) Zu organisationalen Kontrollmechanismen s. auch Ouchi 1979.
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[…] SIE können mit uns diesen verÄNDerungsprozess in !HOCH!geschwindichkeit angehen (-) (dann/dahin) würd ich sie gern ALLE mitnehmen; .hh nehmen sie au ihre mitarbeiter mit .h und die eine fra / antwort kam nochmal grad .hh wenn da en paar NET mitgehn; (--) mein gott i sag mal (-) bei so viel führungskräften in einem werk .hh dass da immer ZEHN oder FUFFzehn prozent gibt die da am RANde stehn; (.) ja (--) dann fliegen die halt WEG (-) dann sind die da halt nicht mehr daBEI; (-) ja (-) un ich kann SIE bloß alle auffordern (--) sind sie dabei (--) es wird auf jeden fall auch die nächschten fünf bis zehn jahre noch richtich spaß machen (.) vielen dank. ((applaudiert))
Der Fall, dass solche ‚Widersacher’ sich unter Umständen doch im Saal befinden, scheint nicht in Erwägung gezogen worden zu sein. Diese impulsive und arglose diskursive Taktik kann jedoch fatale Effekte bei den Adressaten hervorrufen – gerade dann, wenn sie sich ohnehin innerlich von der Führungs-Gruppe distanziert haben. Suchbewegung nach einer anderen Ebene der Konfrontation Abschließend soll eine Facette der vorliegenden Interaktion thematisiert werden, die m. E. der Versuch der Bewältigung eines zentralen Problemtyps im Kontext organisationalen Wandels ist: die Ausblendung von eingeführten strittigen Themen zugunsten einer ‚inszenierten Strittigkeit’. Oben wurde erläutert, dass das instrumentelle Sprachspiel von FK1 durchaus als Kritik oder gar Provokation verstanden werden kann. Diese Lesart ist aufgrund der Thematisierung von Brüchen in der inszenierten Wirklichkeit und einer Kritik an inadäquatem organisationalem Handeln möglich. FK1 führt in seinen Äußerungen also durchaus strittige Themen in die Interaktion ein. FK4 greift – wie festzustellen war – aber nur einen kleinen Teilaspekt der angebotenen Perspektive heraus (das Selbstverständnis der Akteure bei der Forcierung von Wandel) und deutet den Inhalt um. Der konfrontative Redebeitrag ist zwar ebenfalls durch Strittigkeit geprägt, eine Anknüpfung an die angebotene Strittigkeit erfolgt aber nur scheinbar. Der Handlung nach führt der Sprecher ein anderes strittiges Thema ein: die passive, (reaktive) und verantwortungslose Haltung von Führungskräften bzw. einer einzelnen Führungskraft, die einem reibungslosen Wandel gegenübersteht. Aus diesem Grund spreche ich in diesem Kontext von ‚Inszenierung von Strittigkeit’.188 Rekontextualisierungen189 stellen in diesem Kontext individuelle Bestre187 P steht für das ‚Publikum’ des sozialen Ereignisses. 188 Zu dieser Inszenierung gehört auch, dass der Sprecher mit dem Streben nach Distinktion eigene soziale Interessen verfolgt: das Verweisen des ‚Abweichlers’ in eine gegebene Struktur. Problematisch ist dabei, dass damit die Kohärenz des gesamten Ereignisses gefährdet wird. In solchen Situationen geht es auf der Handlungsebene nicht darum, eine gemeinsame ‚Quaestio’ zu fundieren, sondern um das Hervorheben anderer Aspekte oder bestimmter Teilaspekte des Wandels, um andere Teilnehmer auszustechen.
7.2 Eine Podiumsdiskussion: Inszenierung von Strittigkeit
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bungen dar und dienen eben nicht der Kohärenzherstellung, sondern der Distinktion. Strittigkeit im Sinne der argumentativen Entscheidung eines Themas – so lassen die Beiträge des Managements schließen – besteht in dieser sozialen Veranstaltung nicht. Die Funktion der Veranstaltung ist es, Identitäten zu regulieren. Wandel wird nicht zur Disposition gestellt, d. h., er ist nicht fraglich, daher gibt es auch keinen Grund, Strittiges argumentativ zu entscheiden.190 Zwar wird Strittigkeit insofern in die Managerbeiträge integriert, als die Existenz von Veränderungsgegnern thematisiert wird, doch wird nicht direkt an ‚gegnerische’ Argumente angeschlossen. Dabei inszenieren manche Sprecher argumentatives und persuasives Handeln, um den persuasiven Charakter an der Oberfläche des sozialen Ereignisses zu erhalten. Die verschiedenen Redebeiträge zeigen auch, dass die Definition des ‚Strittigen’ in einer Organisation unterschiedlich sein kann. Hier tritt an die Stelle einer Strittigkeit in Bezug auf die Organisationswirklichkeit eine inszenierte und rituelle Form des Streits.191 Der scheinbare Distinktionsgewinn von FK4 fungiert als diskursives Verfahren zur Lösung der eingeführten ‚tatsächlichen Strittigkeit’. Mit der Umwandlung der strittigen Frage zur Wandel-Strategie in eine Grundsatzfrage nach Affirmation einer dem Wandel zuträglichen Haltung (wobei dem ‚Gegner’ automatisch eine negierende Haltung attribuiert wird) inszeniert der Sprecher nun 189 So wie die gesamte soziale Veranstaltung Teil eines Netzwerks sozialer Praktiken („network of social practices“, Fairclough 2003, 139) ist, so stellen auch einzelne Beiträge einen Teil der Gesamtstruktur einer Veranstaltung und des Netzwerks aller Veranstaltungen dar. Im Zuge dieser Vernetzung treten in Diskursen Rekontextualisierungen auf („recontextualization“, Fairclough 2003, 139): „In representing a social event, one is incorporating it within the context of another social event, recontextualizing it.“ Fairclough (ebda.) definiert vier Prinzipien der Rekontextualierung, nach denen soziale Veranstaltungen bewertet, erklärt oder legitimiert werden: „Presence, abstraction, arrangement, additions“. 190 Schon vor diesem sozialen Ereignis ist die Entscheidung gefallen: das Leitbild ist formuliert, und das Management hat festgelegt, dass sich die gesamte Organisation daran zu orientieren hat. Nun müssen Argumente gefunden werden, welche die ‚passiven’190 Veranstaltungsteilnehmer zu ihrer ‚individuellen Entscheidung’ bewegen, das Leitbild für die gesamte Organisation und für sich persönlich als sinnvoll und relevant anzusehen und für ihr späteres Handeln zu adaptieren. 191 Fragliche Themen und somit potenziell Strittiges aus der Perspektive von ‚alltagsnahen’ Organisationsmitgliedern treten nur ‚zwischen den Zeilen’ auf, so z. B. durch die Frage nach der ‚Veränderungsfähigkeit’, welche impliziert, ob die vom Management geplanten und beschlossenen Veränderungen adäquat für die Verhältnisse in der Organisation sind, oder durch die nie explizit gestellte – aber doch in der Managerrede immer wieder beantwortete Frage –, wie bedrohlich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die betreffende Organisation tatsächlich sind. Potenziell fraglich ist für die Organisationsmitglieder, denen die Beschlüsse vorgetragen werden, ob die Vorgehensweise, mit der das Management aktuellen Vorgängen entgegentritt, die richtige ist und ob sie es ermöglicht, das Wohl des Unternehmens zu erhalten bzw. zu verbessern. Der letzte potenziell strittige Punkt wird im Beitrag von FK1 explizit formuliert („sauerstoff reicht da net“).
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seine Reaktion auf die aufgeworfenen Frage, verlegt die Strittigkeit aber auf eine hochritualisierte und inszenierte Ebene (vgl. auch Antos 1987). Somit ist die Podiums‚diskussion’ ein inszenierter Einheitsdiskurs, in den Elemente von Konfliktkommunikation ‚hineininszeniert’ werden. D. h., der Einheitsdiskurs weist eine inszenierte, dissente und stigmatisierende Sequenz auf, die interessanterweise auf den Beitrag eines motivierten und differenziert denkenden Organisationsmitglieds bezogen ist. Die öffentliche Legitimation des regulativen Sprachspiels (Grünert 1984) ist nur deshalb möglich und lässt trotz kleiner Korrekturen aus dem Publikum und vom Podium den Gesprächsverlauf nicht kippen, weil sich die Regulation auf der Inszenierungsebene abspielt. Mit Hilfe der inszenierten Strittigkeit wird die Beziehung zwischen Managern und ausführenden Führungskräften definiert und somit die Grenzen zwischen unten und oben markiert. Die Inszenierung wird auch als Vehikel für andere wahrgenommene Aufgaben genutzt: für die Bestätigung von Sozialstrukturen und die Verortung der Identitäten darin: Wie bereits erläutert wurde, greift der Sprecher nicht die tatsächlich formulierte Frage der Führungskraft auf, sondern er deutet sie in eine für ihn schemarelevante Äußerung um. Das Schema lässt sich folgendermaßen paraphrasieren: ‚Das obere Management setzt all seine Kräfte ein, um Wandel zu forcieren, doch alle Führungskräfte und der Rest der Belegschaft haben ihre eigenen Interessen, mit denen sie die Vorhaben blockieren.’ Die inszenierte Strittigkeit nun ermöglicht es, genau diese Perspektive zu setzen – und zwar ungeachtet der tatsächlich hervorgebrachten Äußerung von FK1. Inszenierte Strittigkeit gestattet es also, die mangelnde Auseinandersetzung mit einer anderen Perspektive zu verschleiern, und somit auch, die eigene Perspektive in Bezug auf die in Wirklichkeit hervorgebrachte Frage zu verhüllen. Auf diese Art muss die eigene Perspektive auf die Voraussetzungen in der Organisation, auf die Strategie des Managements und sogar auf die angemessene Geschwindigkeit des Wandlungsprozesses nicht dargestellt werden. Auch wenn der Sprecher auf die Geschwindigkeit eingeht, um den Adressaten ihre eigene Verpflichtung nahezubringen, ‚Geschwindigkeit zu machen’, äußert er hier eben nicht seine individuelle Perspektive auf die Schnelligkeit der Aktivitäten. Mit diesem diskursiven Verfahren können einerseits eigene Handlungsspielräume gewahrt werden: Wenn der Manager keine Aussagen über Manager-Überlegungen und Taktiken macht und somit seine eigene Handlungsorientierung (d. h. Perspektive) nicht offenlegt, kann im weiteren Prozessverlauf auch nicht auf die Aussagen rückverwiesen werden. Auf diese Art übertragen Haupt-Akteure des Wandlungsprozesses Verantwortung und kontrollieren „Ungewissheitszonen“ (Crozier/ Friedberg 1993). Somit entsteht das, was Crozier und Friedberg (1993) ein Paradoxon nennen: Neben dem Aufzeigen der bekannten Ungewissheitszonen werden gleichzeitig neue Ungewissheitszonen geschaffen, denn die fehlende Ge-
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wissheit über strategische Hintergründe eröffnet nachgelagerte Ungewissheiten darüber, ob überhaupt eine schlüssige Strategie vorliegt und ob das (in Form einer Broschüre) im Raum ausgelegte, aber im Gesprächsverlauf nicht vorgestellte Leitbild überhaupt die existentiellen Fragen der Organisation beantworten kann. Dies stellt ein organisationales Defizit dar, das fatale Auswirkungen auf das Handeln von Organisationsmitgliedern haben kann: Die Anschlusskommunikation wird erschwert oder gar von der Ritualinszenierung abgekoppelt. Das Kontrollieren von Ungewissheitszonen verwehrt die Sinnstiftung und somit sozial sinnhaftes Handeln. Die Verschleierung unterschiedlicher Sichtweisen (nämlich auf die Qualität von Wandel) und die Konstruktion einer anderen Qualität von Perspektivendivergenzen lassen große Zweifel an der Möglichkeit einer funktionalen Umsetzung des intendierten Wandels aufkommen.
7.2.6 Perspektive(n) des sozialen Ereignisses In der Podiumsdiskussion ließ sich eine ‚Vielstimmigkeit’ identifizieren, die sich jedoch innerhalb des regulativen Settings auf Nuancen von Wandel bezieht. Dennoch äußern die Führungskräfte unterschiedliche Perspektiven auf Wandel: Es treten Handlungsorientierungen zutage, im Zuge derer verschiedene Voraussetzungen für die Forcierung von Wandel als notwendig erachtet werden: Normsetzung, moralische Verpflichtung, Geduld (aber auch Sorge), inneres Abwägen bzw. die intrinsische Motivation jedes Einzelnen. Die Forcierung an sich ist ausschließlich positiv konnotiert. Das Einschwören der Adressaten auf die Erkenntnis der ‚Notwendigkeit des Wandels’ findet fernab von Alltagsproblematiken statt. In dieser Perspektive dient das soziale Ereignis ausschließlich dazu, dass sich Führungskräfte gegenseitig über Einschwörung ‚beschleunigen’. Begründet ist die Handlungsorientierung auf einem klassischen Führungsmodell, in dem die Belegschaft mitzuziehen ist. Vor allem ein Sprecher, der Standortleiter, reichert dieses klassische Modell mit rhetorischer Persuasion an – ein Hinweis auf Einflüsse von Modernen Organisationstheorien. Der ‚Managervortrag mit verteilten Rollen’ zeigt in seinen Selbstinszenierungen, dass Individualität von Führungskräften aus deren Sicht immer wieder neu geschaffen werden muss – möglicherweise ein Hinweis auf den Versuch, einen charismatischen Führungsstil zu realisieren. Im letzten Redebeitrag kommt eine auf der Skala der Regulation sehr hoch angesiedelte Perspektive zum Ausdruck: Hier wird das Unterbinden von Normübertretungen als notwendig erachtet. Innerhalb der gesetzten Norm weist der Sprecher den Adressaten aber die Suche nach eigenen Handlungsmöglichkeiten
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zu, was auch hier den Widerspruch zwischen Totalisierung und Individualisierung eröffnet (s. auch Kapitel 7.1.6). Im gesamten sozialen Ereignis wird deutlich, dass Wandel unter dem Rekurs auf perspektivische Schemata forciert werden soll. Eine zu diesen Schemata in Kontrast stehende Perspektive kommt in einem Beitrag des mittleren Managements implizit zutage: die Führungskraft begegnet dem Wandel mit Reflexion über 1. die Kompatibilität von Umweltkomplexität und -dynamik mit den Aktivitäten der Organisation sowie 2. über die Wandel-Voraussetzungen in der Belegschaft. In dieser Perspektive ist nicht die Aktivität an sich die Lösung (s. Aktivitätstopos in Kapitel 7.1.4.2), sondern die Art der Aktivität. Weiterhin rückt diese Handlungsorientierung die Identifikation von Defiziten ins Blickfeld, was stark von den oben erläuterten Perspektiven abweicht. Festzuhalten ist, dass über die verschiedenen Perspektiven hinweg vom Konzept Wandel als Handlung ausgegangen wird. Hervorstechend im Sinne einer gemeinsamen Handlungsorientierung im sozialen Ereignis ist dabei der Fokus auf die Beschleunigung des Wandels. Es sind nur die Perspektivendivergenzen öffentlich sagbar, welche sich auf die Geschwindigkeit der Beschleunigung und auf Mittel und (individuelle) Fähigkeiten für die Beschleunigung beziehen.
7.2.7 Fazit: Rituelle Inszenierung fragmentierter Perspektiven im ‚Manager-Vortrag mit verteilten Rollen’ Ausgehend von der Sequenzanalyse des Segments ‚falsche Frage’ möchte ich nun Diskursverfahren herausarbeiten, die m. E. zentral sind, und ihre möglichen Effekte auf den Wandlungsprozess diskutieren. Drei wesentliche Analyseergebnisse sollen festgehalten werden: 1. die ‚Kette’ von Normabweichungen, 2. die systematische Ausblendung der Darstellung von einer qualitativen Perspektive sowie 3. die Standardisierung und Intensivierung ‚innerer Zustände’. Die ‚Kette’ von Normabweichungen Der Sprecher aus dem mittleren Management weicht mit seinem Beitrag von der organisationalen Norm ab – und dies innerhalb eines Interaktionsereignisses, das der Normsetzung dient. Das Abweichen vom Muster Bestätigung von Konsens löst bei den Anschlüssen eine ‚Kette’ weiterer Entfremdungen vom bisher inszenierten Diskurs aus: Der Vertreter des mittleren Managements löst diese Kette aus, indem er die inkohärente Wahrnehmungs- und somit Perspektivenregulation offenlegt. Vor allem mit der Thematisierung der „Veränderungsfähigkeit“ bietet
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der Sprecher jedoch eine Chance zur Erläuterung und Detaillierung des Leitbilds.192 Die Führungskraft thematisiert eine bisher in der Veranstaltung ausgeblendete Perspektive – nämlich die Sichtweise, welche der Planung und dem Schaffen von Voraussetzungen für Wandel eine sehr hohe Priorität einräumt. Diese neue Perspektive bringt die interaktionale Inszenierung aus dem bislang stabilisierten Gleichgewicht: Der Top-Manager reagiert auf diese Störung mit der Darstellung individueller Perspektive sowie der gewünschten Perspektive der Adressaten. Mit der gering dramatisch vorgeformten Äußerung nimmt er Abstand zur Inszenierung und weicht somit vom bisherigen Schema ab. Die Abweichung von der Inszenierung kann jedoch in der ‚zweiten Spur’ der Handlung als Herstellung von Nähe mit dem Zweck der Inszenierung von Persuasion interpretiert werden. Somit wird auf der Inszenierungsebene eine Gelingensbedingung für Persuasion geschaffen, die darin besteht, dass der Sprecher mit einem gleichberechtigten Kommunikationspartner interagiert (vgl. Kopperschmidt 1976, 84). Bemerkenswert ist, dass LS der provokativen ersten Abweichung mit der Verlagerung von Strittigkeit begegnet: Divergenz findet nicht mehr im öffentlichen Raum, sondern im Inneren von Führungskräften statt. Die Beiträge der anderen beiden Manager können insofern als nachträgliche fremdinitiierte Fremdkorrekturen dieser persuasiven Strategie gesehen werden, als sie individuelle Perspektiven und ‚innere Polyphonie’ zugunsten der Einheitsperspektive zurückdrängen. Nachdem in der zweiten Managerreaktion zwar die emotive individuelle Perspektive des Top-Managers aufgegriffen und in einem individuellen ‚Bekenntnis zur Geschwindigkeit’ bestätigt wird, überführt FK3 die ‚familiäre Kommunikation’ jedoch mit Hilfe eines Topos (s. Z. 93ff) und von ‚Erfolgsmeldungen’ aus der Organisation wieder in die ‚inszenierte Wirklichkeit’: Nach diesem Beitrag, der aufgrund der nur kurzzeitigen Individualisierung der Äußerung als nur minimal abweichend vom organisationalen Muster gedeutet werden kann, geschieht etwas völlig Unerwartetes: Der letzte Sprecher des oberen Managements stigmatisiert mit konfrontativer Rhetorik die qualitative Perspektive auf Wandel. Mit dieser dissensorientierten Diskursstrategie provoziert der Sprecher Korrekturen vom Podium und aus den Publikumsreihen, was die Regelverletzung in der sozialen Veranstaltung markiert: Offene Konfrontation ist nicht im Sinne des Einheitsdiskurses und deshalb zu vermeiden. Am Veranstaltungsende werden je192 Ein möglicher Anschluss daran wäre, auf das Leitbild Bezug zu nehmen, dabei insbesondere auf den Beitrag der Leitsätze zur Weiterentwicklung der Organisation oder zur Befähigung der Belegschaft für neue Aufgaben. Doch nichts dergleichen: In der Leitbildveranstaltung wird sogar die zentrale Thematik, das Leitbild, ausgeblendet. Somit stellt sich folgende Frage: Wenn der Rekurs auf die Leitsätze noch nicht einmal in der Inszenierung gelingt, wie soll er dann im Organisationsalltag gelingen?
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doch potenzielle weitere Beiträge unterbunden, und die Konfrontation bleibt im Raum stehen. Das Abschlussstatement des Standortleiters mit seiner unverhohlenen Erklärung, dass auf die ‚am Rande stehenden’ Führungskräfte verzichtet werden könne, kann einerseits als Drohung bzw. Warnung interpretiert und andererseits als Fortsetzung dieses Regelverstoßes gesehen werden, schließt es doch in seiner dissenten Struktur an den konfrontativen Redebeitrag an. Zentraler ‚Nachgeschmack’ der „Podiumsdiskussion“ kann also der Eindruck von Konfrontation sein, im Sinne der Durchsetzung von Wandelinteressen. Denn gerade zum Ende der Veranstaltung stehen ‚Streit’ und deutliche Normsetzung im Vordergrund – ein Kontrast zur Inszenierung von Einigkeit und Persuasion. Der Grund für das kontrastive Verhalten ist die Wahrnehmung einer inakzeptablen Devianz vom Organisationsmuster Bekenntnis zur Einigkeit (durch FK3). Die verschiedenen Management-Reaktionen zeigen, dass verschiedene Gesprächsteilnehmer eine unterschiedliche Wahrnehmung in Hinblick auf Devianz haben: was der eine als graduelle Abweichung sieht, ist in den Augen des anderen eine einschneidende qualitative Abweichung von Grundwerten, die in der Organisation gelte sollen. Bei der Reaktion ‚das ist die falsche Frage’ zur Korrektur der Konformitätsverletzung handelt es sich um die Konstruktion eines abweichenden Verhaltens (das in der Art, wie es bearbeitet wird, gar nicht stattgefunden hat) – eine präventive Maßnahme zur Vermeidung dissenter Strukturen. Der zu Regulierende wird so zum Anti-Helden organisationalen Wandels. Die Inszenierung des Mustertyps ist insofern ‚fiktional’, als die attribuierten Charakterzüge nur teilweise oder gar nicht stimmig mit der realen Führungskraft sind. Somit wird ein ‚Leitbild’ geboten, bei dem Personen, die auf dem Podium ‚dargestellt werden’ bzw. sich selbst darstellen, die ‚Helden’ des Wandlungsprozesses sind, da sie die Normen und die „Leitplanken“ des Prozesses verkörpern (vgl. Benkel 2003, 129f). Heldentum zeigt sich hier in der ‚mutigen’ Konfrontation und inszenierten Auseinandersetzungsbereitschaft mit (fiktiv) unbequemen Wandel-Akteuren. Die systematische Ausblendung einer qualitativen Perspektive Aus dem Gesprächsverlauf heraus ist zu erkennen, dass eine Perspektive systematisch ausgeblendet wird: die Perspektive, in der die Voraussetzungen für Wandel in der Organisation als Ganzes gegeben sein müssen (von FK1 als „Veränderungsfähigkeit“ formuliert). Aus dieser Perspektive könnten folgende Wandelaspekte fokussiert werden: Die Verfassung der Organisation und ihrer Mitglieder, um mit externem Druck und permanentem Wandel umzugehen, die Eignung der Strukturen, Aufgabendefinition und -verteilung für den intendierten Wandel bis hin zu Themen wie Rekrutierung, Personalentwicklung oder Pro-
7.2 Eine Podiumsdiskussion: Inszenierung von Strittigkeit
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duktpolitik und -entwicklung, um für Veränderungen am Markt gewappnet zu sein. Mit dieser qualitativen Wandel-Perspektive wird implizit die Unterstützung der Führungskräfte bei der Umsetzung der intendierten Veränderung durch das Management gefordert. Doch nichts von alledem wird in den nachfolgenden Redebeiträgen thematisiert. Vielmehr reduziert das Perspektiven-Setting Wandel auf eine mögliche Richtung und auf eine Qualität: die der Geschwindigkeit. Diese Komplexitätsreduktion auf ‚rituelle Themen’ lässt den Schluss zu, dass es sich bei dem sozialen Ereignis um eine ‚hochritualisierte Inszenierung’ handelt. Problematisch kann dabei gesehen werden, dass die diskursiven Verfahren der Ausblendung die Vermeidung von Strittigkeit mit sich bringen. Wenn Strittigkeit auf den Plan tritt, dann nur in kontrollierter Form (s. die soziale Distinktion im Beitrag von FK4). ‚Streit’ bzw. Strittigkeit ist nach Baecker (2004) jedoch Voraussetzung für Wandel in der Organisation. Nur durch die Auseinandersetzung mit anderen Perspektiven können neue Impulse und qualitative Beiträge zum Wandel gewonnen werden. Inszenierter Streit kann solche Impulse nicht herbeiführen. Wenn wie im vorliegenden Fall eine Großveranstaltung angelegt wird, um ein Leitbild für die Organisation relevant zu setzen und dessen Operationalisierung in verschiedenen Bereichen zu ermöglichen, sollten bei der organisationalen Bearbeitung von Perspektiven im öffentlichen Raum Möglichkeiten gegeben sein, Sprachhandeln auch auf Fragliches hinsichtlich der Beschaffenheit und Realisierung von Wandel zu beziehen. Im analysierten Fall ‚falsche Frage’ ist solch ein Sprachhandeln grundsätzlich nicht möglich, da ausschließlich die (organisationale und individuelle) Inszenierung fokussiert und „Ungewissheitszonen“ (Crozier/ Friedberg 1993) zur Machtausübung und Schaffung noch weitreichenderer Ungewissheiten genutzt werden (vgl. ebd.). Die Bedeutung der Inszenierung Inszenierung193 dient im Interaktionsbeispiel der Herstellung eines positiven Images von Wandel. Weiterhin verfolgt die inszenierte Darstellung von Wandel 193 Der Begriff Inszenierung betont den Handlungscharakter sprachlicher Handlungen und markiert den Übergang von einem Struktur- zu einem Handlungsmodell von Sprache. Der Begriff, der auch den performative turn der Kulturwissenschaft begründet hat, geht zunächst auf linguistische Theorien (Diskurstheorie von Benveniste, speech act theory von John Langshaw Austins How To Do Things With Words) zurück. Der sprachliche Sinn ist hier nicht strukturell vorgegeben, sondern entsteht erst als Resultat von Handlung und von einer Positionierung des Subjekts. Inszenierung impliziert deshalb den sich durch die Artikulationen des Diskurses (Subjekt, Objekt und Kontext) eröffnenden Raum. Phänomenologisch betrachtet ist dieser Raum ein relationales Feld (Husserl) oder auch ein Netzwerk, das eine Verflechtung des Subjekts mit seiner Umwelt durch den Körper impliziert (Merleau-Ponty). Performanztheorien basieren auf diesem Handlungsbegriff der Sprache, wie er in der Mikrophysik der Macht von
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den Zweck, manche Aspekte zu betonen und andere zu vernachlässigen bzw. sogar systematisch auszublenden. Was die Inszenierung ausmacht, ist ihr Anspruch, Wahrheit darzustellen (vgl. Biehl 2003, 22). Diese ‚Wahrheit’ entspringt einer Perspektive, welche den ‚Glauben’ an eine gemeinsame Wahrheit (die existente Gefahr aus der Konkurrenzsituation und das Wissen um die existenzielle Notwendigkeit der Veränderung) sowie den ‚inneren Willen’ für das propagierte Handeln für die intendierten Leistungen voraussetzt. „Dabei konstituiert sich durch rituelles Durcharbeiten der Vergangenheit [s. die Managerrede sowie Teile des Beitrags von FK3 (Z. 103ff), Zusatz der Autorin] und einer erwünschten Katharsis die gegenseitige Identität, das Image.“ (ebd.). Die Rhetorik in der Inszenierung mit ihrer Emotionalität und Expressivität zielt auf das ‚Empfinden’ der Entität Wandel und der normierten Perspektive ab. Die expressive Bildersprache bei der Darstellung von Wandel kann als Ausdruck eines „Vermittlungsdrucks“ (Biehl 2006, 7) gesehen werden, welcher an die Adressaten weitergereicht wird.194 Mit dieser Strategie soll ein Wertesystem vermittelt werden, das die Entstehung der intendierten Wirklichkeit fördert. Die rituelle Inszenierung hat dabei eine performative Kraft.195 Fraglich ist in diesem Zusammenhang, warum das Management der Beispielorganisation den Michel Foucault und darauf aufbauend von Judith Butler übernommen wurde. Außerdem sind Theatertheorien von Bedeutung (vgl. Biehl 2003). 194 Dabei liegt die Vermutung nahe, dass mit der steigenden Wahrnehmung von externem Druck der Inszenierungsgrad von organisationalen Veranstaltungen zunimmt. 195 Zur Verknüpfung von Inszenierung und Ritual s. Borsò (2005, 310f): „Ich möchte den performativen Aspekt der Inszenierung auch sprachlicher Rituale vertiefen. Rituale werden, sollen sie wirksam sein, inszeniert und – etwa durch Metaphern – bildlich visualisiert, verkörpert. Die Inszenierung produziert einen visuellen Raum, in dem etwas hervorgebracht wird. Deshalb sind inszenierte rituelle Zeichen nicht als passive Wiederholungen zu verstehen, sondern vielmehr als eine gesellschaftliche Kraft. Sie sind selbst performativ. Eine solche performative Kraft ist zunächst die Visualisierung von Macht. Ritualinszenierungen sind eine gesellschaftliche Repräsentation von Macht, eine Visualisierung hegemonialer Praktiken mit legitimierender Funktion; Rituale werden inszeniert, damit Handlungen gesellschaftlich wirksam werden – diese These mag auch im Hinblick auf die gängige Praxis heutiger politischer Medienpräsenz überzeugen. […] Verstärkte Symbolik, Ritualität und Visualität, die vor allem in Transitionsgesellschaften auftreten, dienen angesichts eines zerfallenden ordo zur Legitimierung der Ordnung. Durch das Zeremoniell halten Rituale an alten Konventionen fest. Doch ergibt sich durch das Ritual gerade auch die Möglichkeit des Übergangs zum Neuen. Durch die Wiederholung und Veränderung ritualisierter und habitualisierter Muster treten Gesellschaften in andere Räume ein und strukturieren diese neu. Deshalb gilt es auch, die ‚andere Seite’ des Rituals zu betonen. Durch seine Liminalität schafft das Ritual auch Integration. […] Rituale grenzen zwar durch hierarchische Strukturen aus, binden aber auch das Ausgeschlossene emotional und – durch die Aufführung – körperlich wieder ein. Inszenierungen machen die alten und neuen Ordnungsmuster sichtbar, verleihen den Ritualen eine kritische Selbstreflexität und statten sie mit der Möglichkeit einer indirekten – ja subversiven – Praxis aus, die sich erst in dem von der Visualität geöffneten Raum entfaltet. Inszenierungen sind also nicht nur das Sichtbarmachen
7.2 Eine Podiumsdiskussion: Inszenierung von Strittigkeit
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‚Diskussionsteil’ in die rituelle Inszenierung196 integriert, bringt er doch ein hohes Risiko mit sich: Diskussion – ob inszeniert oder nicht – konfrontiert Manager mit einem Dilemma unternehmerischen Handelns, da bis zu einem gewissen Grad Kontrolle aufgegeben werden muss, um den ‚persuasiven und kooperativen Schein’ zu wahren. Die Fragemöglichkeit aus dem Publikum gefährdet die rituelle Stabilität am meisten, birgt sie doch die Gefahr, die ‚rituellen Themen und Argumente’ zu stark in den Hintergrund zu rücken und gar zu konterkarieren. Dies erklärt die von der Norm abweichenden Bemühungen der Sprecher, Kontrolle zu verstärken – einerseits durch dissente Kommunikation, bei der die Inszenierung durch die Stigmatisierung des anderen Beitrags wieder stabilisiert wird197, andererseits durch die Identitätsregulation, welche durch den Rekurs auf das ‚Innere’ indirekt vonstatten geht. Trotz alledem birgt die „Podiumsdiskussion“, die der Handlung nach keine Diskussion ist, aber die ‚Chance’, ein vielstimmiges ‚Penetrationskonzert’ zur Aktualisierung und Intensivierung von Wandel in der Organisation zu inszenieren. Zu dieser Polyphonie gehört naturgemäß ein gewisses Maß an Strittigkeit, welches jedoch geregelt und kontrolliert wird. Authentisch inszenierte Polyphonie gestattet die personifizierte Darstellung der ‚Wahrheit’, welche aufgrund verschiedener, sich im Normalfall nur graduell unterscheidender ‚Stimmen’ glaubhafter erscheint. Diese sich in kleinen Nuancen unterscheidende ‚Polyphonie’, welche dadurch entsteht, dass Manager versuchen, Distinktion zu erreichen – allerdings innerhalb der „Leitplanken“ – lässt den Eindruck eines Managervortrags „mit verteilten Rollen“ (Ehlich/Rehbein 1986) entstehen.198 Sprecheiner Macht, die vom Ritual legitimiert wird, sondern auch die Entstehung eines Übergangsraumes.“ 196 Die rituelle Ordnung bzw. rituellen Muster weisen in dieser Veranstaltung Merkmale auf, welche Holly (1979) bei der Untersuchung von Imagearbeit konstatiert hat: „hörerseitige „Allgegenwart““ (der Hörer kann jeder Handlung eine rituelle Bedeutung entnehmen, was sprecherseitig ständige Beachtung erfordert), „begleitende Rolle“ (rituelle Muster sind gewöhnlich nicht im Fokus des Gesprächs), „Konventionalisiertheit vieler Ausdrucksmittel durch Floskeln, Formeln usw.“ und „Oberflächlichkeit der ausgedrückten Einstellungen“ (diese können in gewissem Umfang, müssen aber nicht unaufrichtig sein). Im vorliegenden Gesprächsbeispiel ist besonders interessant, dass sowohl „positive“ als auch „negative“ Rituale (ebd. und Werlen 1984) zum Einsatz kommen: Sprecher wie FK3 bestätigen mit „Bekenntnissen“ die rituelle Ordnung, der Sprecher FK3 handelt nach dem „korrektiven Sequenztypus“, bei dem der Grad der Kooperativität enorm sinkt. 197 An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass die Stabilität einer Inszenierung niemals nur vom Management abhängig ist, sondern genauso von den Adressaten, die ihr je nach Perspektive so oder so gegenüber stehen. 198 Die Formulierung ist angelehnt an die Publikation von Ehlich / Rehbein (1986) „Lehrervortrag mit verteilten Rollen“. Diese Art des Lehrervortrags wird als Mittel erklärt, das (durch Fragen) einen direkten „Eingriff in die mentalen Operationen des Hörers“ (ebd., 83) erlaubt. Trotz vielfacher Unterschiede zwischen dem Lehrer- und dem Managementvortrag liegt der Vergleich
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
handlungen sind sequentiell miteinander verkettet und werden dennoch voneinander abgegrenzt. Der ‚Vortrag’ ist ein ‚Gemeinschaftswerk’ der Manager auf dem Podium, die ‚Bälle’ der Vorredner aufgreifen und sie dennoch differenziert sprachlich weiterverarbeiten. Die Standardisierung und Intensivierung ‚innerer Zustände’ Ein zentraler Problemtyp im Rahmen des exemplarischen Lean-Veränderungsprozesses, den Manager versuchen zu bewältigen, ist die Schwierigkeit der Standardisierung von inneren Zuständen und die gleichzeitige Intensivierung dieses erwünschten Zustands. Diese Konzentration auf das Innere von Organisationsmitgliedern hat – so zeigt die Sequenzanalyse – folgende Funktionen: auf einer sehr allgemeinen Ebene innerer Einstellungen wird versucht, die Individuen auf die Position der Organisation zu verpflichten. Gleichzeitig konstruieren die Manager individuelle Verantwortlichkeiten, welche durch die fehlenden oder wenig konkreten Handlungsempfehlungen bedingt sind: Wenn nur ein sehr grober Rahmen des organisationalen Handelns abgesteckt ist, vergrößert dies die Verantwortung von Einzelnen, geeignete Lösungen für Organisationsprobleme zu generieren. So wird auch die Operationalisierung des Leitbilds nicht vorgeschrieben, was einerseits spezifizierte Freiheiten gibt, andererseits aber auch einer bestimmten Art von Kontrolle bedarf, um ein Handeln abseits der „Leitplanken“ zu vereiteln. Die Lösung dieses Dilemmas ist in der Veranstaltung „Leitlinien“ das Etablieren einer Kontrolle mit einem scheinbar freiheitlichen Charakter: die Kontrolle der Identitäten (vgl. Alvesson/Willmott 2002). Wie die Analyse gezeigt hat, setzt die „kommunikative Führung“ direkt bei „psychischen Zuständen“ (Opitz 2004, 129) der Individuen an, mit dem Ziel, authentisch emotionale Impulse der Führungskräfte in die Belegschaft hinein zu erwirken und insgesamt die Identifikationsbereitschaft mit ‚Wandel’ zu stärken. Wie bereits Gouvernementalismus-Ansätze für die postmoderne Politik festgestellt haben, wird somit Freiheit kalkuliert eingesetzt, um so Führung in einer individualisierten Gesellschaft zu ermöglichen (vgl. Opitz 2004, Foucault 2000, Brand 2004). Die Gesamtinszenierung, welche die Managementrede, die suggerierte Diskussion und das ‚Frage-Antwort-Spiel’ zwischen Publikum und Podium umfasst, ist dazu angelegt, die Adressaten mit „innerer Wahrheit“ (Opitz 2004, 152) auszustatten und intendierte „Seinsweisen“ (ebd., 177) zu motivieren (s. auch Kapitel 7.1.6 bei der Erläuterung von ‚Individualisierung’). Das Ergebnis ist eine implizite normative Steuerung der Belegschaft. Normsetzung wird ebenso wie Strittigkeit auf eine andere Ebene gehoben und somit ‚unscharf’. aufgrund einer grundlegenden Gemeinsamkeit nahe: Der Vortrag fungiert als „konzentrierte Form des Wissenstransfers“ (ebd.), in unserem Fall von organisationalem Wissen.
7.2 Eine Podiumsdiskussion: Inszenierung von Strittigkeit
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Realisierter Lösungsansatz: Penetration und ‚Miteinandertun’ Abschließend sollen die m. E. wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und zum intendierten Wandel in Beziehung gesetzt werden. Bei der Untersuchung der Interaktion zwischen mittleren und oberen bzw. Top-Managern haben sich die Ritualität und die Inszenierung als zentrale Elemente zur Problemlösung von ‚Dilemmata’ im Kontext organisationalen Wandels herauskristallisiert. Die rituelle Inszenierung ermöglicht neue Figuren der Führung, welche an neue Formen der Politik (vgl. Foucault 2000, 120) angelehnt sind: die „Penetration“ (ebd.) mit bestimmten Perspektiven auf Wandel, die „Suggestion“ (ebd.) durch das ‚Vorführen’ idealer Führungskräfte sowie die „Animation“ (ebd.) zu eigenverantwortlichem Handeln – und all das zur „Aktualisierung von etwas, das schon existiert“ (ebd.). Die Tatsache, dass die Inszenierung nicht nur in ‚Einweg’kommunikation, sondern auch in der Interaktion vollzogen wird, lässt auf ein ‚verfremdetes’ Verständnis von Partizipation schließen, in dem untere Führungsebenen durch die Möglichkeit des ‚Mitdiskutierens auf der Inszenierungsebene’ (vermeintlich) die Möglichkeit erhalten, den Wandlungsprozess bis zu einem gewissen Grad mitzugestalten. Die inszenierte Aushandlung ist ein Mittel, um die dargestellte Wirklichkeit der Realität anzunähern und dadurch plausibel zu machen. Damit macht sich das Management das Phänomen zunutze, dass ‚Einheitsdiskurse’ dann am glaubhaftesten sind, wenn dissente Strukturen (kontrolliert) vorgeführt werden, um sie gleichzeitig kommunikativ zu integrieren. Trotz der Inszenierung mit ihrem engen Aushandlungszoom ist eine hybride Gesamtstruktur anzutreffen, welche einerseits in den Paradoxien der Perspektivendarstellung und andererseits in der polyphon angelegten Perspektivenfragmentierung besteht. Die kommunikative Gattung „Podiumsdiskussion“ ist nicht geeignet, diese Fragmentierung transparent zu machen, um im Idealfall im zweiten Schritt kommunikative Lösungen zur Überwindung von Perspektivendivergenzen zu finden199. Es ist zu vermuten, dass die inszenierte Diskussion Konflikte eher verstärkt als abschwächt, vor allem vor dem Hintergrund der hochproblematischen Ausgrenzung von bestimmten Führungskräften am Ende der Veranstaltung. Es liegt auch nahe, die Funktionalisierung des analysierten Kommunikationstypus damit zu erklären, dass Sozialität und Konformität mit ihm nicht über Inhalte, sondern über den Typ des ‚Miteinandertuns’ erlangt werden. Möglicherweise deutet diese neue Funktionalisierung auf einen veränderten Stellenwert 199 Die Individualisierung und Familiarität im Gesprächsbeitrag von LS können als Versuch gedeutet werden, eine neue Lösung für das Kommunikationsproblem „hinterfragte Inszenierung“ auszuprobieren und zu finden.
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
von öffentlichen Ritualen in der Postmoderne hin, die nicht mehr wie in vormodernen Gesellschaften darin besteht, ein gemeinsames Weltbild festzulegen, sondern darin, die dem Ritual inhärenten Obligationskraft zu nutzen – ohne jedoch die inhaltliche Integration des Wandeldiskurses mit seiner (Un-)logik verfolgen zu müssen. Dementsprechend würde es sich nicht mehr um ein Ritual, sondern um die Inszenierung eines Rituals handeln, die im Kontext organisationalen Wandels den Umgang mit Differenz auf eine dem Organisationsalltag fremde Ebene hebt. Somit manifestiert sich im vorliegenden Beispiel des Organisierens von Wandel, dass alte Formen des Rituals obsolet sind: diejenigen, bei denen sich gesellschaftliche Ordnung durch Klassen, Schichten oder Institutionen bildet. Vielmehr gewinnt die „gesellschaftliche Darstellung und Selbstinszenierung“ (Söffner 1995, 9) an Einfluss. Im Zuge dessen gewinnen Beobachtungs- und Inszenierungs‚leistungen’ an Bedeutung, wird über Rituale Zugehörigkeit zu kollektiven Werthaltungen angezeigt, und jedes einzelne Organisationsmitglied (Söffner: „Gesellschaftsmitglied“) ist in immer stärkerem Maße und permanent damit beschäftigt, sich selbst und das „Sozialprodukt“ (ebd.) darzustellen und somit zu verorten. Die (Darstellungs-)form ist somit selbst zum Inhalt geworden; Rituale wie das oben analysierte stellen ein „Artikulationsmuster für eine bestimmte Sichtweise von Realität“ (ebd., 12) dar und sind gleichzeitig ein Auslöser für eine größtenteils festgelegte Handlungsabfolge. In der „Podiumsdiskussion“ zeigt sich, dass sich Perspektiven auf Wandel als reales Handeln manifestieren, z. B. im Umgang mit Differenz. So ist Wandel im einen Führungsverständnis nur möglich, wenn ‚Gegenspieler’ identifiziert und aus der ‚Wandel-Elite’ ausgegrenzt werden, während im anderen Verständnis organisationale Veränderung durch eine abwägende bzw. gar lavierende Haltung als umsetzbar betrachtet wird, d. h., Dialogizität wird aus Ausgangspunkt für das Lavieren ‚in Kauf genommen’. Entscheidend ist bei der Durchführung der interaktionalen Inszenierung, dass die Beobachter und Interpreten der ‚rituellen Handlungen’ diese bestätigen und ergänzend interpretieren; dies ist ebenso wichtig wie das „stilisierte Handeln“ an sich (ebd., 81). Die Intensivierung von Wandel scheint in der im Beispiel zu beobachtenden Managementperspektive nur durch die Entfernung vom Alltag – mit all seinen Widersprüchen und Subsystemen – möglich zu sein. Die rituelle Kommunikation unterstützt dabei, die Führungsebenen und deren Wandel-Perspektiven auf symbolischer Ebene zu integrieren und damit über die mangelnde inhaltliche Integration hinwegzutäuschen. Fraglich ist jedoch, ob diese kommunikative Gattung mit den Anforderungen eines so komplexen Veränderungsprozesses zu vereinbaren ist. Sicherlich ist der Stellenwert der Gattung im Gesamt-Diskurs nicht sehr hoch, da die Funktionalität auf eine abstrakte symbolische Ebene beschränkt ist
7.3 Eine soziale Veranstaltung mit Fachexperten: Messung von Veränderungsaktivität
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und keine Antworten auf Fragen bereitstellt, mit denen Führungskräfte bei der Umsetzung intendierten Wandels konfrontiert sind. Der Stellenwert ist ferner in Frage zu stellen, da das in der Organisation Sagbare reguliert wird. Mittels der von klassischen Führungsmodellen abweichenden Kombination der rituellen Einschwörung auf die ‚Diskussion’ entsteht ein Bruch, der weitreichende Auswirkungen auf das Handeln im Wandlungsprozess haben kann. Bei engagierten Führungskräften wie FK1 können die inszenierte Strittigkeit und der Aufbau eines ‚Gegner-Images’ zu einer emotionalen Distanzierung vom praktizierten Führungsstil und zum Wandlungsprozess im Gesamten führen. Die Legitimation und Festlegung der hierarchischen Ordnung wird also unter höchst risikoreichen Voraussetzungen vollzogen.
7.3 Eine soziale Veranstaltung mit Fachexperten: Messung von Veränderungsaktivität Für die Analyse liegt ein Gesprächsausschnitt zugrunde, in dem Wandel auf eine spezielle Weise behandelt wird und in dem eine bestimmte Perspektive auf Wandel deutlich wird. Zum besseren Verständnis des Gesprächssegments folgen nun einführende Informationen.
7.3.1 Das Gesprächssegment ‚Thema installiert – ich melde grün’ Am betreffenden Standort des Unternehmens ist ein Zentralbereich für die Planung und Steuerung der technischen und prozessualen Veränderungen im Rahmen von Lean Production zuständig. Dabei soll für die flächendeckende Implementierung bestimmter Methoden und Instrumente gesorgt werden. Dieser Zentralbereich berichtet einerseits an das Management des Standortes und stimmt sich zusätzlich mit der für LP zuständigen Zentrale des Konzerns ab. Zusätzlich ist in jedem Großbereich des Standorts jeweils ein Vertreter ‚installiert’, der vor Ort die Umsetzungen vorantreibt und diese wiederum ‚controlled’. Bei dem analysierten Gesprächssegment handelt es sich um einen Ausschnitt einer in zweiwöchigem Turnus stattfindenden Besprechung, zu der der Leiter des Zentralbereichs (Standort) jeweils einen Koordinator aus den Großbereichen einlädt. Insgesamt nehmen zwölf Personen an der Besprechung teil, die offiziell mit der Forcierung des speziellen Veränderungsprozesses beauftragt sind. Das Gremium besteht, seitdem zu Beginn des Veränderungsprozesses neue Methoden zur Verschlankung der Produktions- und Dienstleistungsprozesse ein-
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geführt wurden (zum Zeitpunkt der Analyse ist der Veränderungsprozess bereits sechs Jahre im Gange). Diese Methoden wurden über den Verlauf des Prozesses beibehalten; rund vier Jahre nach der Einführung wurde jedoch der Fokus verändert: war er zu Beginn der Veränderungen noch stark auf die einzelnen Methoden gerichtet, so wurde der Schwerpunkt nun vermehrt auf die Verbesserung bereichsübergreifender Prozesse gelegt. Die im nachfolgenden Gesprächssegment agierende Gruppe betreut den Wandlungsprozess seit seinem Beginn. Hinsichtlich der formalen Bearbeitung und Dokumentation des Themas Wandel ist das Gremium auf der untersten Stufe in der Organisation angesiedelt. Bei dem Beispiel handelt es sich um ein Interaktionsereignis, das entlang einer strengen Agenda geleitet wird. Dies gewährleistet eine geregelte Abarbeitung der Themen in einer festgesetzten Reihenfolge. Der Ablauf ist geprägt von der Bearbeitung ‚verordneter’ Themen, d. h. in diesem Fall von der Implementierung von Instrumenten im Veränderungsprozess und deren Erfolgsmessung. Ziel der Besprechung ist es, alle Aktivitäten am Standort zu steuern und zu koordinieren. Im speziellen Ausschnitt fragt der Leiter des Zentralbereichs aktuelle Umsetzungsergebnisse aus den einzelnen Bereichen ab, um sie sofort in eine per Beamer gezeigte Tabelle einzutragen. Diese Tabelle soll dazu genutzt werden, die Ergebnisse zu einem späteren Zeitpunkt in einer Managementrunde vorzustellen. Im ausgewählten Gesprächssegment bearbeiten drei Sprecher das Thema Wandel. Es handelt sich dabei um den Leiter des Zentralbereichs (LZ) sowie die Koordinatoren zweier Großbereiche (KO1 und KO2). Die Reihenfolge sowohl der Redebeiträge als auch der Inhalte sind in der oben genannten Tabelle bereits festgelegt. Gesprächssegment ‚Thema installiert – ich melde grün’ 1 LZ […] da brauch ich dann IHre JAHrespläne - (-) die leit ich dann an 200 2 den x weiter; […] weil der x muss des ja gegenüber dem vorstand ja 3 auch vertreten – (.) un ich weiß net welche gespräche er (führt) ob 4 der Standortleiter mit Großbereichsleiter oder der Standortleiter mit 5 vorstand und und und des kann ich net sagen aber er erWARtet von mir 6 (--) ganz DEUtlich - (--) DIE unterlagen für SEIne zielvereinbarung 7 (der) x. […] einfach mal (-) heut mal draufgekuckt auch unter dem 8 gesichtspunkt - (-) besteht da auch noch handlungsbedarf oder simmer 9 da RUnd, (.) sodass wir auch in richtung zielvereinbarung (-) RUnd 10 sind; […] simmer da auf dem stand wie er letztendlich auch vom MAna11 gement erwartet wird. […] 12 KO1 ähm (.) LP-Trainings isch (.) voll im plan, 13 LZ =ja;
200 Kursiv gedruckte Wörter: anonymisierte Namen oder Begriffe; in diesem Fall anonymisierter Name des Standortleiters;
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14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37
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KO1 =kann man sonscht nix dazu sagen - (-) dann äh ((räuspert sich)) ähm leitbildprozess ähm (-) des läuft soweit - (---) auf niederem niveau ((lacht)) äh LP-rundgänge sind bei uns auf freiwillicher basis, (.) LZ also leitbildprozess auf niedrigem niveau - (-) des is erklärungsbedürftich; (2.0) KO1 [tja] LZ [wahrscheinlich] liegts daran (.) dass man vor allem sach ich mal die dinge schlecht messbar sind […] aber des is die schwierichkeit - (.) wenn se die dinge net richtich messen können (--) (dann) können se auch schlecht beurteilen (-) äh (-) hat es funktioniert oder nicht ja . (--) oke, […] gut vielen dank - (--) dann äh (---) geh mer jetz nach der reihe - (--) nehmer Großbereich Z - (7.0) ((LZ öffnet am Notebook eine andere Datei)) KO2 ja die erschten beiden punkte wie gehabt (.) äh analyse kernprozesse funktionalprozesse – […] äh (-) hier simmer (.) grün.(--) LPerfahrungsaustausch äh <
Zu Beginn des Gesprächssegments formuliert der Leiter des Zentralbereichs (LZ) das Besprechungsziel, das mit dem Zusammentragen von Ergebnissen aus dem ‚Veränderungsprozess Lean Production’ für eine nachgelagerte Managementsitzung paraphrasiert werden kann. Dabei entfaltet der Sprecher zwei Möglichkeiten hinsichtlich der einzuholenden Daten: entweder sie entsprechen den im Vorfeld formulierten Zielen, oder es besteht „noch handlungsbedarf“ (Z. 8). Die Notwendigkeit des Verfahrens an sich und die vorgesehene Verfahrensweise werden mit der Funktion der gesammelten Daten begründet: sie sollen vor dem Management präsentiert werden und dieses befähigen, die Ergebnisse wiederum vor einer noch höheren Hierarchieebene zu vertreten. Sprecherin KO1, die im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern nur ausnahmsweise als Vertreterin an der Sitzung teilnimmt, beginnt mit der Aufzählung der Einzelergebnisse ihres Bereichs. Im Verlauf dieser Aufzählung verlangt LZ eine Erklärung für eine negative Ergebnisdarstellung, woraufhin eine lange Pause folgt (zwei Sekunden). LZ wartet die Antwort nicht ab und liefert selbst Gründe für die Abweichung vom normativ Erwarteten. Obwohl Sprecherin KO1 noch nicht alle Punkte der Tabelle abgehandelt hat, erteilt der Sitzungsleiter nach seiner Erklärung dem nächsten Sprecher das Wort. Bei der Andeutung von KO2, dass bei einer Einzelmaßnahme eine niedrige Beteiligung zu verzeichnen sei, ergreift LZ das Rederecht und streicht den Erfolg der Maßnahme heraus. Daraufhin korrigiert KO2 seine Aussage und bekräftigt die Erfolgsmeldung. Nachdem der
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Sprecher alle Maßnahmen sprachlich abgearbeitet hat, untermauert LZ mit der eigentlichen Zielsetzung der Besprechung (prüfen, „dass des thema installiert ist“, Z. 37) die positive Ergebnisdarstellung von KO2. Die Analyse des vorliegenden Gesprächssegments erfolgt dahingehend, in welcher Art und Weise über Wandel gesprochen wird, welche(s) perspektivische(n) Konstrukt(e) von Wandel sich in den sprachlichen Verfahren manifestiert bzw. manifestieren, welche Funktionen die Art des Sprechens erfüllt und welche Funktionen damit unter Umständen nicht erreicht werden können.
7.3.2 Perspektiven-Setting: das Aufspannen der Management-Perspektive Nun zur Analyse des ersten Redebeitrags innerhalb dieses Gesprächs über den Veränderungsprozess: anhand der ersten Sequenz soll gezeigt werden, wie LZ im Zuge der Gesprächseröffnung auf der Ebene des Sprachhandelns das „perspective setting“ (vgl. Graumann / Kallmeyer 2002a, 2) vollzieht. Im nächsten Schritt (Kapitel 7.3.3) wird überprüft, ob die Beteiligten den gesetzten Erwartungsrahmen als maßgebend für ihr Handeln erachten. Das Verdeutlichen von organisationalen Verpflichtungen Die erste Äußerung von LZ trägt insofern zur Gesprächsorganisation bei, als er das Gespräch eröffnet und gleichzeitig ein gemeinsames Gesprächsthema fokussiert. Dabei wird ein koordinierter „Übergang zu einem ersten offiziellen Thema“ hergestellt (vgl. Meier 1997, S. 270). In seinem einleitenden Turn macht der Sitzungsleiter deutlich, dass in der Besprechung überprüft werden soll, ob die anwesende Gruppe den Erwartungen des Managements entspricht. Die Definition der Kommunikationssituation durch LZ kann also folgendermaßen paraphrasiert werden: Abarbeitung der Aufgabe Abgleich zwischen Anforderung und erbrachter Leistung. Dabei unterstreicht der Sprecher die Notwendigkeit dieses Abgleichs, indem er organisationale Abhängigkeiten deutlich macht („die leit ich dann an den Meier weiter; […] weil der Meier muss des ja gegenüber dem vorstand ja auch vertreten“, Z. 1-3) und indem er die
Aufgabenstellung sprachlich aufwändig entwickelt (wie z. B. durch den parataktischen Satzbau in Z. 1f). Bei der Entfaltung der Argumentation wird deutlich, dass es um die Erfüllung von Verpflichtungen geht, die die gesamte Kaskade des Unternehmens betreffen: der Vorstand stellt Anforderungen an die Standortleitung, der Standortleiter gibt bestimmte Anforderungen an die Großbereichsleiter weiter, die wiederum auf die Dokumentation von ‚Wandel’ durch den Leiter des Zentral-
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bereichs angewiesen sind. Dabei nennt Sprecher LZ die Namen und Bezeichnungen der aus seiner Perspektive ausschlaggebenden Akteure innerhalb der Organisation. Dies lässt sich als sprachliches Verfahren deuten, mit dem er die eigene Autorität sowie die der genannten Manager herausstreicht und Statusmerkmale relevant setzt (Z. 1-6). Wenn wie in diesem Fall Macht und Hierarchie derart eindringlich explizit gemacht werden, so lässt sich dies als diskursive Legitimation des eigenen Verfahrens im Gespräch deuten. Die Erwartungen aus der Managementperspektive an die Akteure im Veränderungsprozess werden zu Beginn dieser Arbeitsbesprechung deutlich gesetzt und bilden – wie noch zu sehen sein wird – die Basis für das folgende Gespräch. Insofern kann der Redebeitrag des ersten Sprechers in diesem Segment als „perspective setting“201 (vgl. Graumann / Kallmeyer 2002a) verstanden werden. Interessant ist hierbei die Verwendung bestimmter sprachlicher Mittel am Ende der Äußerung (Z. 8-11), welche als Höhepunkt des Handlungsschemas Themenfokussierung und Aufgabenstellung interpretiert werden können. LZ gebraucht die Phraseologismen202 „rund sein“ und „auf dem Stand sein“ (Z. 9 + 10), um auszudrücken, welche Art der Ergebnisdarstellung den Erwartungen des Managements entspricht.203 Der Sprecher macht die Aufgabe deutlich, die im Verlauf der Besprechung erfüllt werden soll, indem er die Formeln an exponierter Stelle in seiner abschließenden Zusammenfassung des Turns gebraucht. Daher kann davon ausgegangen werden, dass er diese Begriffe als normativen Bezugsrahmen für das Handeln in dieser Gruppe charakterisiert und relevant setzt. Dabei kann die zweimalige Verwendung des Phraseologismus „rund sein“ (Z. 8 ff.) als Ausdruck der Zielsetzung der Umsetzer des Veränderungsprozesses interpretiert werden: ‚nicht angreifbar sein und eine Legitimation für weitere Aktivitäten im gleichen Stil schaffen’. Im vorliegenden Gesprächssegment werden die Anforderungen im ersten Schritt vom Gesprächsleiter formuliert und gleichzeitig adaptiert. Indem LZ seine eigene Rolle innerhalb der Kaskade definiert („die leit ich dann an den Meier weiter“, Z. 1 f.), integriert er sich in das System. Im zweiten 201 Wie diese Perspektive genau charakterisiert werden kann, wird in Kapitel 7.3.5 näher ausgeführt. 202 Burger/Buhofer/Sialm etablierten 1982 die Begriffe „Phraseologie“, „Phraseologismus“ und „phraseologisch“ als Oberbegriffe für Wortverbindungen, die sich durch ihre feste und meist nur in sehr beschränktem Maße veränderliche Form auszeichnen. 203 Diese Begriffe werden als Formeln bzw. Sprachmuster bezeichnet, da es sich um sprachliche Einheiten handelt, „die durch Rekurrenz, d. h. durch häufigen Gebrauch, fest geworden sind oder fest werden“ (Stein 1995, 57). Dadurch sind diese sprachlichen Einheiten Bestandteile des Wortschatzes, so dass Sprachteilhaber sie als komplexe Einheiten reproduzieren können. Für formelhafte Einheiten ist nicht eine besondere Semantik, sondern eine starke Funktionalisierung typisch (vgl. Stein 1995, 58).
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Schritt vermag LZ die Anforderungen auf die gesamte Gruppe zu übertragen, da er vom Personalpronomen „ich“ zu „wir“ wechselt, wobei auffällig ist, dass dieser Wechsel im Zuge der erstgenannten Formel „simmer da RUnd“ (Z. 8 f.) vollzogen wird. Dies legt die Interpretation nahe, dass die jargonhaften Formeln innerhalb dieser Äußerung als gruppenbildendes Verfahren eingesetzt werden. Auf der Grundlage aller bisher genannten Punkte kann davon ausgegangen werden, dass im ersten Redebeitrag die Erfüllung von normativen Anforderungen im Fokus steht. Doch setzen die anderen Sprecher diesen Erwartungsrahmen ebenfalls relevant?
7.3.3 Rhetorisch dargestellt und interaktiv bearbeitet: ein bürokratisches Konstrukt Auf Basis der datengeleiteten Beschäftigung mit dem Material lässt sich aufzeigen, dass es im vorliegenden Kommunikationsereignis durch musterhafte Sprache möglich ist, die Aspekte zu fokussieren, die aus der Perspektive der Akteure für die Bearbeitung des Wandlungsprozesses erforderlich sind. Die sequentielle Analyse wird auch zeigen, wie diese musterhafte Sprache zu einer Bürokratisierung204 von Wandel führt und inwiefern sie die Oberfläche einer bürokratischen Perspektive auf Wandel darstellt. Man sollte meinen, dass gerade solch ein komplexer und Flexibilität fordernder Veränderungsprozess auch ein flexibles und situationsadäquates Sprachhandeln mit sich bringt. Dem scheint jedoch nicht immer so zu sein. Schon zu Beginn der Analyse fallen musterhafte Elemente im Gespräch auf. Die Analyse des ersten Turns hat verdeutlicht, dass schon zu Beginn des Gesprächs eine gewisse Musterhaftigkeit durch den Gebrauch von Sprachformeln etabliert wird. Welche Funktionen kommen also dem musterhaften Sprechen zu? Dieser Frage werden wir in der weiteren Analyse nachgehen, um festzustellen, ob die Musterhaftigkeit von den übrigen Gesprächsteilnehmern als Ausdruck des normativen Bezugsrahmens interpretiert wird.
204 Max Weber hat in seiner Theorie der Bürokratie die Organisationstheorie begründet, wobei ‚Bürokratie’ bedeutet, dass jede relevante Entscheidung Aktenform annehmen muss und „jede Änderung der Relevanzbedingungen eine aktenförmige Entscheidung voraussetzt. […] Entscheidung folgt auf Entscheidung, wenn und nur wenn sie als Aktenvorgang darstellbar und schriftlich fixierbar ist“ (Baecker 2003, 25). Kontrollierbare Schriftlichkeit wird also eingesetzt, um Verbindlichkeit zu schaffen. Zwar ist der Begriff in vielen Fällen negativ besetzt, doch kann mit Hilfe der Bürokratie beispielsweise Korruption verhindert werden (vgl. ebenda). Interessant ist hier, dass das bürokratische Konzept von Weber auf dynamische Prozesse im Postfordismus übertragen wird.
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Pflichterfüllung durch die Verwendung von Sprachformeln Im vorhergehenden Kapitel wurde bereits festgestellt, dass der Gesprächsleiter zentrale Begriffe und die Formel „rund sein“ in seiner Äußerung durch Satzakzente (z. B. Z. 5 f.: „er erWARtet von mir (--) ganz DEUTlich (--) DIE unterlagen für SEIne zielvereinbarung“), bzw. durch Wiederholungen (Z. 8-10: „oder simmer da Rund, (.) sodass wir auch in richtung zielvereinbarung (-) RUnd sind;“) in den Vordergrund stellt und dass diese Begriffe deshalb als maßgebend für den Gesprächsverlauf gedeutet werden können. Somit spannt der Sprecher den Erwartungsrahmen Abarbeitung der Aufgabe mit musterhaften Elementen auf. Dass dieser normative Bezugsrahmen auch von den anderen Beteiligten wahrgenommen wird, bestätigt sich in der weiteren Entwicklung der Interaktion. Auch in den folgenden Turns werden Phraseologismen gebraucht, welche die Erfüllung der Anforderungen im Veränderungsprozess bezeichnen („isch voll im plan“ (Z. 12), „hier simmer grün“ (Z. 28), „war bisher rege dabei“ (Z. 33), „ich melde grün“ (Z. 34), „ischs ja für mich net gelb oder rot“ (Z. 36)). Die Art, wie sich die Interaktion entwickelt, lässt die Interpretation zu, dass sich die hier kommunizierende Sprachgemeinschaft durch den Rückgriff auf Formelhaftes auf die Orientierung an formalen Normen der Organisation beruft. Ein Abweichen von dieser impliziten organisationalen Übereinstimmung ist nicht im Sinne der sozialen Veranstaltung; das Nicht-Beachten der vorgesehenen Gestalt wird als unpassendes Verhalten markiert und fällt – wie die weitere Analyse zeigen wird – unter ein Normen-Sanktions-Schema. Die ‚falsche’ Anwendung von Formelhaftigkeit Organisationale Muster werden vor allem dann deutlich, wenn die bestehende Ordnung gestört wird. So auch in diesem Gesprächssegment: bei der Bearbeitung des Themas Wandel kommt es im Turn von KO1 zu einem ‚Verstoß’ gegen die anfangs gesetzten Normen. Dass der Redebeitrag die musterhafte Kommunikation unterbricht, zeigt sich in der Reaktion des Gesprächsleiters. Doch dazu weiter unten mehr – zunächst soll der Blick auf den Beitrag von KO1 gerichtet werden: KO1 erweist sich zu Beginn ihrer Ergebnisdarstellung noch als in Fragen der Organisationskultur ‚vollkompetente’ Gesprächsteilnehmerin, da sie dem Muster der positiven Darstellung folgt („voll im Plan“, Zeile 12); ihre nachfolgende Bearbeitung der Thematik entspricht jedoch nicht mehr dem vorgegebenen Schema: durch den zusätzlichen Phraseologismus „auf niederem Niveau“ (Z. 15) nach der Formel „des läuft soweit“ (Z. 15) durchbricht sie die Norm und markiert eine andere Kommunikationssituation als die anfangs etablierte; mit der
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anders gearteten Formel gibt die Sprecherin den Anstoß für ein neues Handlungsschema: Problempräsentation und -bearbeitung. Das nun veränderte Sprachhandeln von KO1 legt die Vermutung nahe, dass die Sprecherin nicht mit den Normen der hier agierenden Gruppe vertraut ist und ihr somit das Schema verborgen bleibt – nun scheint sie organisationskulturell nur noch ‚eingeschränkt kompetent’ zu sein. Doch wie ist das erklärbar? Möglicherweise stehen der ‚außenstehenden’ Gesprächsteilnehmerin nicht genügend Indizien für die ‚richtige’ Interpretation des einleitenden perspective setting zur Verfügung. LZ paraphrasiert den Erwartungsrahmen mittels gruppenspezifischer sprachlicher Mittel, die Organisationsmitgliedern verschlossen bleiben können, die außerhalb der Gruppe stehen. Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: wie eingangs erwähnt, differenziert LZ im ersten Turn des Segments zwischen zwei verschiedenen Formen der Ergebnisdarstellung („besteht da noch handlungsbedarf oder simmer da RUnd“, Z. 8 f.); auf diese Weise werden in Zeile 7 zwei Handlungsmöglichkeiten aufgespannt. Allerdings bleibt unklar, welche weiterführende Handlungsweise bei Nichterfüllung der Ziele vorgesehen ist. Nur dem aufmerksamen Zuhörer fällt auf, dass der Sprecher den Schwerpunkt sprachlich auf die positive Ergebnisdarstellung legt, indem er die jargonhaften Formeln wiederholt gebraucht (Z. 9-11). Auf den ersten Blick ist erklärbar, warum KO2 dem Gesprächsmuster nicht folgen kann: die von LZ präferierte Handlungsfolge wird durch gruppenspezifische sprachliche Mittel implizit gehalten, und es wird kein Handlungsmuster für die Darstellung eines negativen Ergebnisses formuliert. Auf den zweiten Blick – und das irritiert bei der Analyse zunächst – entspricht die durch das Lachen markierte Interaktionsmodalität der Sprecherin (Z. 16) jedoch konventionell nicht der Handlung einer ‚Unwissenden’. Indem sie genau an der Stelle lacht, wo sie von der Norm abweicht, markiert sie eine Unsicherheit, die sich nur in Abhängigkeit dieser Abweichung deuten lässt. Insofern scheinen die hier etablierten Normen und Regeln auch in anderen Situationen und Umfeldern des Unternehmens zu gelten. Hiermit lässt sich der Einstieg von KO1 erklären, bei dem sie mit der Sprachformel „isch (.) voll im plan“ (Z. 12) ihre ‚Fähigkeit’ demonstriert, sich an den Gesprächsverlauf anzupassen. KO1 scheint verschiedene sprachliche Variationsmöglichkeiten zu kennen und variiert innerhalb des einen Turns zwischen den verschiedenen Arten des Sprachhandelns. Gerade durch dieses auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende Sprachhandeln der Sprecherin manifestiert sich eine Divergenz gegenüber der Perspektive, welche die Basis des Gesprächs bildet. KO1 weicht von der gesetzten Perspektive und vom gesetzten Handlungsmuster ab, indem sie eine Maßnahme innerhalb des Lean Production-Prozesses als unbefriedigend charakterisiert („auf niederem niveau“, Z. 15). Nachdem KO1 in die Gesprächs-
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struktur interveniert und die im ersten Turn mit Hilfe von Sprachformeln implizit hergestellte Eindeutigkeit in Frage gestellt hat, hakt LZ in den Turn der Sprecherin ein, obwohl die Äußerung intonatorisch als nicht abgeschlossen markiert ist. Angesichts der bisherigen Analyseergebnisse handelt es sich bei der Sprachhandlung von LZ jedoch um einen sequentiell erwartbaren Schritt, da das aufwendig etablierte Muster durchbrochen wird. Weiterhin lässt die intervenierende Sprachhandlung des Besprechungsleiters die Interpretation zu, dass der im ersten Turn geschaffene Erwartungsrahmen eine Handlungsmöglichkeit von vornherein ausschließt: der in Zeile 8 formulierte „Handlungsbedarf“ soll in der laufenden Besprechung nicht zum Redegegenstand werden. Eine Bearbeitung von ‚Problemfällen’ scheint weder in diesem noch in einem nachgelagerten Gespräch vorgesehen zu sein. Doch warum spielt das Abweichen vom Muster hier eine so einschneidende Rolle? Wie der Gesprächsverlauf bis zu dieser Stelle erkennen lässt, wird mit nur einer kurzen Äußerung der Sprecherin KO1 die „interaktive Herstellung von Vergewisserung, Vertrautheit, Verlässlichkeit“ (Nothdurft 1996, 370)205 und die sprachliche Manifestation der gesetzten Perspektive gestört. Ebenso unterbricht die Verwendung des nicht-konformen Ausdrucks die Konstitution der gruppenspezifischen Wirklichkeit, die ja gerade durch das „Operieren mit besonderen Ausdrucksmitteln in Sachverhaltsdarstellungen“ (ebd., 377)206 vonstatten geht. Im vorliegenden Beispiel scheint jedoch neben den Punkten Vertrautheit und gruppenspezifische Wirklichkeitskonstitution folgender Aspekt von entscheidender Bedeutung zu sein: Das mit sprachlichem Aufwand begonnene Verfahren erfährt durch das Aufbrechen des Musters den Ansatz einer Richtungsänderung. Würde LZ den Anstoß der Sprecherin KO1 weiterverfolgen, so wäre der rote Faden des Kommunikationsereignisses durchtrennt, da auf der Handlungsebene ein Wechsel von Abarbeitung der Aufgabe hin zu Problemdefinition und -bearbeitung stattfinden würde. Vor diesem Hintergrund ist die Reaktion von LZ auf die Äußerung von KO1 als erwartbare Fortsetzung des Gesprächs interpretierbar.
205 Nothdurft zählt „das Herstellen wechselseitiger Vertrautheit“ zu den Weisen der Wirklichkeitskonstitution (1996, 375). 206 Nothdurft (1996, 377) erläutert anhand von „Schlüsselwörtern“ die Wirklichkeitskonstitution: „Diese Weise der Wirklichkeitsherstellung durch Sprechen und im Sprechen zeichnet sich dadurch aus, dass einzelne sprachliche Ausdrücke im Vollzug der verbalen Interaktion ein besonderes Eigengewicht oder Eigenleben erhalten, dass sich Bedeutungen solcher Ausdrücke im Zuge des Redens substantiieren, gleichsam verwirklichen.“
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Die Korrektur zur Sicherstellung des Gesprächsziels Richten wir den Blick nun auf die interaktive Weiterentwicklung der gruppenspezifischen Wirklichkeit und insbesondere darauf, in welcher Art die aufgetretene Perspektivendivergenz bearbeitet wird: LZ ergreift nach dem vom Muster abweichenden Redebeitrag von KO1 das Rederecht und fordert eine Erklärung für ihre Art der Sachverhaltskonstitution (Z. 17 f.). Somit gibt er der Sprecherin die Möglichkeit zur fremdinitiierten Selbstkorrektur. Die lange Pause nach der Rückfrage von LZ (Z. 18) legt die Interpretation nahe, dass KO1 nicht näher auf die divergierende Perspektive eingeht, um nicht noch einmal von der Norm abzuweichen. Allerdings korrigiert sie ihre Sprachhandlung auch nicht. Somit greift LZ zur fremdinitiierten Fremdkorrektur: mit Hilfe des Argumentationstopos ‚Dinge, die nicht messbar sind, können im Verlauf des Veränderungsprozesses nicht formal dokumentiert werden’ (Z. 20 ff.) greift er korrigierend in den Gesprächsverlauf ein. Zu Beginn dieser Äußerung hält der Sprecher mit dem Adverb „wahrscheinlich“ (Z. 20) und dem Heckenausdruck „sach ich mal“ (Z. 20) die Begründung noch recht unbestimmt. Dann charakterisiert er seine Argumente jedoch als allgemeingültig, indem er einen Konditionalsatz gebraucht, der wie eine mathematische Formel anmutet („wenn …, (dann) …“, Z. 22). Des Weiteren kennzeichnet er den Topos durch die Verwendung der allgemeingültigen Pronomina „man“ und „sie“ (Z. 20 ff.) als auf andere Situationen übertragbar. Auf diese Art deutet der Sprecher die Information, die nicht in das gewünschte Schema passt, in eine Schema-relevante Kategorie um (vgl. Keim 1996, 198)207, was dazu führt, dass der Gesprächsverlauf handlungsschematisch wieder auf das ursprünglich formulierte Ziel zurückgeführt werden kann. In den Zeilen 14-18 manifestiert sich für einen kurzen Moment, dass sich zwei verschiedene Perspektiven auf den Veränderungsprozess gegenüber stehen; in welcher Art sie sich genau unterscheiden, und ob es Möglichkeiten der Annäherung bzw. der Vereinbarkeit gibt, bleibt unklar. Die Klärung solcher Fragen ist nicht in die Veranstaltungsart integrierbar. Hier geht es vielmehr darum, den ursprünglich angestoßenen Gesprächsverlauf zu gewährleisten. Dafür scheint es notwendig, die andere Perspektive auszublenden und die für den gewünschten Ablauf notwendige Eindeutigkeit wieder herzustellen. Der Argumentationstopos ist hierbei sprachliches Mittel zur Erreichung des Gesprächsziels sowie zur Reduktion von Unsicherheit.208 Dabei rekurriert der Sprecher auf eine stereotype 207 Der Topos ist insofern schemarelevant, als er aus der bürokratischen Perspektive auf Wandel (s. Kapitel 7.3.5) als Gesetzmäßigkeit gesehen werden kann. Messbarkeit wird innerhalb dieses Konzepts als Voraussetzung für erfolgreiche Prozesse charakterisiert. 208 Der instrumentelle Charakter von Sprache bei Vertretern der bürokratischen Perspektive auf Wandel ist sicherlich auch ein interessanter Aspekt sprachwissenschaftlicher Untersuchung. Aus Platzgründen kann er hier jedoch nur angedeutet werden.
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Struktur, was dazu führt, dass die Bedeutung wie selbstverständlich hergestellt wird (vgl. Keim 1996, 198).209 So wie der Gesprächsverlauf angelegt ist, korreliert diese Art des Verfahrens mit der zu vollziehenden Aufgabe. Bestimmte Schritte scheinen innerhalb der Interaktion kodifiziert zu sein, der Verlauf des Gesprächs ist nicht zufällig. Gesprächsteile, die das ‚bürokratisch gestützte Verfahren’210 behindern oder retardieren, werden so kurz wie möglich bearbeitet, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Dabei gehört das Ausblenden anderer Perspektiven geradezu zur Logik dieses Verfahrens. Der Beginn sowie der weitere Verlauf des Gesprächs zeigen, dass das Sprachhandeln von vornherein so angelegt ist, dass die Funktionalität gewährleistet wird. Die Darstellung von Wandel-Ergebnissen: Darstellen = Handeln Richten wir nun unsere Aufmerksamkeit auf die nächste Sequenz des Gesprächs: Die mithilfe des Argumentationstopos (wieder-)hergestellte Eindeutigkeit in Bezug auf die Bearbeitung des Wandlungsprozesses wird durch den dritten Sprecher (KO2) fortgeführt, der als kompetenter Gesprächsteilnehmer die normierte Formelhaftigkeit erfüllt („hier simmer grün“, Z. 28). Besonders bemerkenswert ist in dieser Äußerung ein Beispiel für bürokratisch gestütztes Handeln in Form einer „institutionellen Sprachhandlung“ (vgl. Lüger 1980, 23ff)211. Sprecher KO2 deutet in seinem Beitrag mit aller Vorsicht Handlungsbedarf bei einer Einzelmaßnahme an. Dies geschieht indirekt, indem KO2 die Tatsache zum Redegegenstand macht, dass die Teilnahme an Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch auf Freiwilligkeit beruht (Z. 30).212 Dabei hebt der Gesprächsteilnehmer den betreffenden Teil des Redebetrags durch langsameres Sprechen hervor. Noch bevor er den Handlungsbedarf explizit macht, entkräftet LZ in einer Überlappung durch ein Gegenargument das noch nicht Ausgesprochene („was ich gehört hab Großbereich Z war bisher rege da209 Keim fasst dieses sprachliche Verfahren unter den Begriff „Perspektivenabschottung“ (1996, 197ff). Da das sprachliche Verfahren im vorliegenden Beispiel zur Logik der sozialen Veranstaltung gehört, benutze ich den abgeschwächten Begriff der ‚Perspektivenausblendung’. Unklar bleibt in diesem Fall, ob die perspektivische Abschottung bzw. Ausblendung ein situatives oder längerfristiges Phänomen (vgl. ebd. 1996, 199) darstellt, da nur ein Interaktionsanlass in die Analyse einbezogen ist. Die Analyseergebnisse legen jedoch die Interpretation nahe, dass diese Form der Perspektivenbearbeitung als Beispiel eines allgemeinen Prinzips im Zuge eines erhöhten Sicherheitsbedürfnisses gesehen werden kann. 210 Da der Ablauf durch sprachliche Verfahren einer schematischen formalistischen Ordnung unterworfen wird, wird hier von einem bürokratisch gestützten Verfahren gesprochen. In Kapitel 7.3.4 wird noch näher darauf eingegangen. 211 Nach Lüger (1980) kann hierbei von einer rituellen Sprachhandlung gesprochen werden. 212 Der Hintergrund ist der, dass bei der Maßnahme „Erfahrungsaustausch“ (Z. 26) aufgrund der Freiwilligkeit sehr wenige Teilnehmer zu vermelden sind.
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bei“, Z. 32 f.). Nach dieser Überlappung geschieht im Gesprächsverlauf etwas ganz Entscheidendes: KO2 steigert den vorher formulierten Phraseologismus „hier simmer grün“ (Z. 28) zum explizit performativen Ausdruck213 „ich melde grün“ (Z. 34). In der Rolle des integrierten Interaktionsmitglieds vollzieht der Sprecher den im Rahmen der Gesetzmäßigkeiten sequentiell erwartbaren Schritt, indem er die Normen in aller Eindeutigkeit bestätigt. Auf diese Weise markiert KO2 – nach einem kurzen, anders gearteten Einschub – die Kommunikationssituation als bürokratisch gestütztes Verfahren. Der hier geschilderte Gesprächsverlauf lässt sich folgendermaßen deuten: Indem der Sprecher den Phraseologismus mit dem offizielleren Status („ich melde grün“) einsetzt, grenzt er zwei handlungsschematische Ebenen eindeutig voneinander ab: KO2 vollzieht die illokutionäre Trennung zwischen Problempräsentation und Abarbeitung der Aufgabe. Die erstgenannte Ebene käme dem Controlling der Vollzugswirklichkeit von ‚Wandel’ gleich; diese Ebene würde die tatsächlich geleisteten Umsetzungen abdecken. Der Sprecher äußert jedoch in aller Klarheit einen Illokutionsindikator auf das hier entscheidende Sprachhandlungsmuster: die Abarbeitung der anfangs formulierten Aufgabe. Damit bestätigt KO2 nicht nur die Aufgabenstellung, sondern schreibt ihr auch explizit die Qualität zu, die im ersten Redebeitrag nur implizit war: die Anforderung besteht hier darin, einen managementgerechten Prozess darzustellen bzw. die hier agierende Gruppe angemessen zu präsentieren. Mit Hilfe der einen institutionellen Formel charakterisiert der Teilnehmer das Gespräch als Darstellungsplattform erfolgreicher Umsetzungen. Auf diese Weise sichert KO2 das Verstehen ab und koordiniert das Sprachhandeln innerhalb der sozialen Veranstaltung. Mit der institutionellen Formel identifiziert der Gesprächsteilnehmer seine Erfolgsmeldung als gültig. Schon allein durch das Aussprechen des Ausdrucks wird die Erfüllung der Anforderungen vollzogen, wodurch das sprachliche Handeln auf rein formale Verpflichtungen reduziert wird. Dieses Handeln kann als entscheidendes Moment einer Bürokratisierung innerhalb des Gesprächs gesehen werden: Die Formel „ich melde grün“ erlaubt es dem Organisationsmitglied, den Anforderungen der Organisation – unabhängig von den konkreten praktischen Problemen und der tatsächlich geleisteten Umsetzung – zu entsprechen. Eine solche Reduktion auf rein formale Verpflichtungen ordnet Feilke (1996, 278) dem institutionalen Ritual zu und bezeichnet derartiges Handeln als „wertmäßige Reproduktion sozialer Gemeinschaften, die durch die Verpflichtung der Mitglie213 Stein (1995, 55) ordnet explizit performative Ausdrücke und Formeln der Handlungsebene, d. h. den Handlungsstereotypen und Handlungsroutinen, zu. Zu dieser Ebene zählt er außerdem ritualisierte Ausdrücke bzw. ritualisierte Kommunikation und rituelle Sprachhandlungen (z. B. den Gottesdienst). Neben der Handlungsebene sind die Ausdrucks- und die Inhaltsebene weitere Kategorien.
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der auf die Matrizen eines Rituals formal sichergestellt wird“ (ebenda). Der Gebrauch erhält seine Begründung aus dem speziellen Funktionszusammenhang der Organisation und der durch sie autoritär begründeten Obligationen. Die Verwendung der Formel lässt darauf schließen, dass mit dem (Sprach)-Handeln der Gesprächsteilnehmer auf der Ebene der Sachverhaltskonstitution eine inhaltliche Verschiebung vollzogen wird: die Verschiebung von der Bearbeitung wirklich konstatierbaren Wandels hin zum Darstellungs- und Legitimationsproblem von ‚Wandel’. Dies wiederum lässt den Schluss zu, dass die Gesprächsteilnehmer die Aufgabe Abgleich von Anforderung und erbrachter Leistung auf eine bestimmte Weise uminterpretieren: im Vollzug des Abgleichs scheint es nicht um die tatsächliche Veränderung zu gehen, sondern um die Konstruktion eines Abbilds von ‚Wandel’.214 Die nachfolgenden Argumente (Z. 34 ff.) von KO2 und LZ können als Untermauerung dieser Art von Wirklichkeitskonstitution gesehen werden und machen den Rahmen des bürokratisch gestützten Verfahrens nochmals explizit: in der Interaktion geht es darum, den quantitativen Erfolg von Maßnahmen darzustellen („also nur dass des thema installiert ist;“, Z. 37). Qualitative bzw. problematisierende Gesichtspunkte spielen bei der Sachverhaltsdarstellung des bürokratisch gestützten Verfahrens keine Rolle. Ihr Ausschluss wird dadurch gewährleistet, dass LZ den Gesprächsverlauf im Beispielsegment zweimal unterbricht und neu steuert, d. h., Perspektivenausblendung sichert das Ergebnis des Interaktionsereignisses.
7.3.4 Funktionen bürokratischer Diskursstrategien Als bürokratisch wurden Verfahrenselemente identifiziert, welche einen bestimmten Ablauf, ein bestimmtes Ergebnis und die Einengung von Verhalts- und Entscheidungsmöglichkeiten mit sich bringen. Diese Verfahrenselemente verweisen einerseits auf die Kontrolle des Ablaufs der sozialen Veranstaltung sowie andererseits auf das Kontrollieren des Organisierens215 von Wandel, im Beispiel
214 Dies bedeutet nicht, dass in der Organisation grundsätzlich die Darstellung an die Stelle des tatsächlichen Wandels tritt. Vielmehr handelt es sich hier um ein einzelnes Interaktionsereignis, bei dem zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe ein bürokratisches Konzept angewandt wird, wodurch der Akzent auf die reine Darstellung gelegt werden kann. 215 Der Begriff des „Organisierens“ wird hier in Anlehnung an Weicks Definition gebraucht: „Organisieren […] [wird definiert] als durch Konsens gültig gemachte Grammatik für die Reduktion von Mehrdeutigkeit mittels bewußt ineinandergreifender Handlungen. Organisieren heißt, fortlaufende unabhängige Handlungen zu vernünftigen Folgen zusammenzufügen, so daß vernünftige Ergebnisse erzielt werden“ (Weick 1995, 11, Hervorhebung im Original).
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die zentrale Strategie, Wandel zu handhaben. Aus diesem Grund lohnt sich der intensivere Blick auf die sprachlichen Kontrollverfahren des Gesprächsleiters. Betrachten wir die Entwicklung des bürokratischen Verfahrens216 genauer, so lassen sich zwei zentrale Funktionen des bürokratischen Handelns identifizieren: Die Kontrolle des ‚Organisierens’ In dem Gespräch werden „Kontrollmechanismen“ (Müller 1997) eingesetzt, die eben gerade nicht dazu dienen, wie in der Managementrede direkt Einstellungen oder innere Haltungen zu beeinflussen. Hier bezieht sich die Steuerung durch sprachliche Mittel ausschließlich auf das Verfahren Vorbereitung der Managementpräsentation und das Ergebnis als solches. Dabei setzt der Gesprächsleiter all jene Kontrollverfahren ein, welche Müller (1997) in seiner Untersuchung zu den sprachlichen Formen ‚sozialer Kontrolle’ in betrieblichen Arbeitsbesprechungen identifiziert:
Kontrolle „ad institutionem“ (Hervorheben der Vermittlerposition des Gesprächsleiters zwischen Basis und Management, s. Transkript, Z. 1),
damit verknüpft das Verfahren „ad sapientiam“ (Beanspruchen des Expertenstatus im Thema Lean Management, insbesondere aufgrund des Überblicks über die Thematik und auf die Besonderheiten in der spezifischen Organisation, s. Transkript, Z. 20-23),
das Kontrollverfahren „ad structuram“ (der ‚reguläre’, bürokratische, sequentielle Ablauf wird forciert durch das Zurückweisen von Problematisierungen oder das Pauschalisieren des Gegenstands,217 s. Transkript, Z. 20-23) sowie
die Kontrolle „ad relationem“ (Relativieren der eingeführten Problematik und somit Zurückstufung der Relevanz (und evtl. der Professionalität des anderen Beitrags, wobei letzteres als Kontrolle auf der Beziehungsebene gedeutet werden könnte). (Müller 1997, 284f; s. im Transkript Z. 37 u. 2023).
Die hier zuletzt genannte mögliche Lesart eines Redebeitrags als Stigmatisierung einer unprofessionellen Äußerung bildet im Beispiel jedoch die Ausnahme. Der
216 Zu bürokratischer Struktur s. auch Merton (1940). 217 Z. B. in dem Redebeitrag: „wenn se die dinge net richtich messen können (--) (dann) können se auch schlecht beurteilen (-) äh (-) hat es funktioniert oder nicht ja.“
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„Kontrollmechanismus ad personam“, der auf die Beziehungsarbeit referiert (Müller 1997), tritt im vorliegenden Gespräch deutlich in den Hintergrund. Dies ist insofern möglich, als formale Gesichtspunkte im Vordergrund stehen und die Gesprächsinhalte nicht den einzelnen Personen, sondern den formalen Gliederungspunkten zugeschrieben werden. Das ist der Fall, wenn der Besprechungsleiter bei der Moderation nicht einzelne Personen adressiert, sondern ihren Redebeitrag mit dem Verweis auf den Bereich (hier Logistik („log“)) vorbereitet: „gut vielen dank - (--) dann äh (---) geh mer jetz nach der reihe - (--) nehmer die log –“. Durch bestimmte sprachliche Verfahren gelingt es, die Besprechung konfliktarm zu gestalten: negativ fällt mer natürlich auf (.) dass wir im WERK aber des is kein VORwurf – (.) weil entscheidend is dass mer maßnahmen erstmal kontinuierlich UMsetzt aber generell (-) scheint mer doch sehr viel ( ) maßnahmen zu verfolgen;
Hier werden Handlungen Einzelner als kollektive Handlungen definiert (wir im WERK) und mit entpersonalisierendem Vokabular verallgemeinert („mer“ = man). Beziehungsarbeit findet hier also im Sinne einer Kollektivierung statt und dient dazu, eine als Kritik gerahmte Äußerung abzuschwächen. Deshalb wird in diesem Fall davon abgesehen, das sprachliche Verfahren der Beziehungsarbeit als Kontrollverfahren zu bezeichnen. Doch zurück zu den Kontrollverfahren: Die kontrollierende kommunikative Arbeit in der sozialen Veranstaltung erleichtert die „Herstellung von geteilten Bedeutungen“, „Koordination verschiedener Tätigkeiten“, „Reduktion von Mehrdeutigkeit“, „Bearbeitung von Kontingenzen“, sowie die „Herstellung und Aufrechterhaltung von Machtstrukturen“ (Menz 2000, 293). Kontrolle ermöglicht es, Organisationsprozesse des Wandlungsprozesses ‚fremd zu organisieren’.218 „Dadurch werden einigen Beteiligten Möglichkeiten der Koordination oder der Einbringung eigener Interessen genommen. Dies ist in hierarchischen stärker als in heterarchischen Strukturen möglich.“ (Menz 2000, 102). Strukturen werden betont, um in einer bestimmten Zeit bestimmte Bedingungen (so wie 218 Der Begriff der ‚Fremdorganisation’ wird in Verbindung gebracht mit den Habermasschen „Sachzwängen“, „die aus organisationalen Normen und Regeln abgeleitet werden, aber auch durch generalisierte Austauschmedien wie Geld, Macht, Einfluss“ (Menz 2000, 102). Dem Begriff der Fremdorganisation steht der der Selbstorganisation entgegen. Dieser bezeichnet „das spontane Entstehen von Ordnung, die Herausbildung von Mustern und Strukturen aus vorher ungeordneten Systemen“ (ebenda, 83). In Bezug auf den Begriff wurden die unterschiedlichsten Ansätze hervorgebracht (vgl. Weik / Lang 2003: Theorie dissipativer Strukturen, der Synergetik, autokatalytischer Hyperzyklen, Chaostheorien und die Theorie des elastischen Ökosystems, systemtheoretisch-kybernetische Ansätze, Autopoesie und Selbstreferenz). Viele dieser Ansätze stimmen darin überein, Selbstorganisation als Eigenleistung des Systems zu definieren.
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z. B. hier ökonomische Kennzahlen) zu erfüllen. Allerdings sind diese Bedingungen in den meisten Fällen von den Akteuren selbst gestaltet und können daher als „Legitimation ihres Tuns“ (Menz 2000, 102) gesehen werden. Überbetonung von Strukturen bringt jedoch Probleme bei sich ändernden Bedingungen mit sich. Entscheidungen als Dreh- und Angelpunkt des Wandlungsprozesses Hervorzuheben ist noch ein weiterer Aspekt der Bürokratisierung, welcher eine zentrale Funktion im organisationalen Wandel innehat: Das Treffen von Entscheidungen mit dem Zweck der „Unsicherheitsabsorption“ (Baecker 2003, 33). In der Verlaufsanalyse des Gesprächs zur ‚Messung von Wandel’ hat sich bereits gezeigt, dass sichtbare Ergebnisse generiert werden, die dazu geeignet sein müssen, in einer späteren Managementrunde präsentiert zu werden. Die Grundlage für diese Ergebnisse bilden Entscheidungen darüber, was an ‚Wandlungs-Aktivitäten’ stattgefunden hat und was nicht. Diese Entscheidungen basieren wiederum auf anderen Entscheidungen, d. h., auf den Antworten auf folgende Fragen (vgl. ebd.):
Über was wird in der Besprechung geredet? Hierbei ist folgender Aspekt interessant: die Entscheidung über die besprochenen Themen ist nicht nur für die betreffende soziale Veranstaltung relevant, sondern sie ist auch der Ausgangspunkt für weitere Veranstaltungen, wie z. B. die Sitzung des Managements, in der die Ergebnisse präsentiert werden.
Welche Informationen werden für die Entscheidung herangezogen?
Welche Themen werden priorisiert?
Wie werden organisationale Vorgänge bewertet / beurteilt?
Wie werden Entscheidungen begründet?
Welche Entscheidungen werden wie dargestellt?
Wer trifft die Entscheidung in letzter Instanz?
Der Gesprächsverlauf zeigt nun, dass die Entscheidungsfreiheit in Bezug auf die genannten Fragen eingeschränkt ist; die formale Abarbeitung gibt gewisse Entscheidungsmöglichkeiten vor (so die drei Möglichkeiten der Ampelschaltung). Somit nehmen die Akteure eine „Engführung“ (Baecker 2003,33) vor, „eine Auszeichnung von Adressen, Inhalten, Bedingungen und Anschlussmöglichkeiten“ (ebd.).
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Entscheidungen sind einzelne Glieder einer Kausalkette, welche nicht mehr rückgängig zu machen sind. In Organisationen, in welchen ganz im Unterschied zu einer Gesellschaft durch Entscheidungen „Einflussprozesse spezifiziert werden können“ (im Sinne von Einfluss auf das Wahrnehmen und Handeln der Organisationsmitglieder), wird die Beliebigkeit von Organisationsprozessen minimiert, es werden Prämissen geschaffen, auf die weitere Entscheidungen aufbauen, und Ungewissheit wird absorbiert. Letztere ist zwar jeder Entscheidung inhärent, in dem Resultat kommt sie jedoch nicht mehr vor (vgl. ebd.). So ist es möglich, Ungewissheit einzudämmen und das Gesamtgebilde der Organisation davor zu schützen. Im Gesprächsbeispiel werden weitreichende Entscheidungen getroffen. Auch wenn nicht alle Entscheidungen explizit thematisiert werden, so werden sie doch vollzogen, und zwar von der gesamten Gruppe. Die Entscheidungsmöglichkeiten sind zwar durch die wiederholte Verfahrensweise tradiert, sie können aber in der aktuellen Interaktion immer wieder bestätigt oder neu ausgehandelt werden. Auch wenn die Prämissen vom Gesprächsleiter gesetzt und Entscheidungsvoraussetzungen ‚verordnet’ sind, bedarf es doch der interaktiven Bestätigung und Teilnahme der übrigen Gesprächsteilnehmer. Im Gesprächsbeispiel wird darüber entschieden, dass… (vgl. die Fragen von Baecker (2003, 216))
über die Quantität von Maßnahmen gesprochen wird (d. h. darüber, ob sie stattgefunden haben oder nicht),
die jeweilige Aussage der Koordinatoren über Aktivitäten in Einzelbereichen die Grundlage für die Entscheidung bildet; diese Aussage kann bei Bedarf vom Besprechungsleiter ergänzt werden durch Informationen, die ihm in anderen Kontexten zugetragen worden sind ( [( ) was ich gehört hab ] Großbereich Z war bisher rege dabei;),
für die „Spezifizierung des Einflussprozesses“ (Backer 2003) die reinen Anstöße (‚Installationen’) von Maßnahmen sowie diejenigen Themen priorisiert werden, die für die Darstellung relevant sind,
die Organisationsphänomene in einer mechanistisch, bürokratischen Sicht nach den Maßstäben der klassischen Managementtheorie bewertet werden, d. h., relevant sind genau definierte Aufgaben und Dienstwege, Stabilität und Vorhersehbarkeit, das Erzielen von genau festgelegten Wirkungen (vgl. Morgan 1997, 32ff),
Entscheidungen allgemeingültig und aus einer übergreifenden Sicht begründet werden, so z. B. mit dem ‚Gemeinplatz’ „aber des is die schwierichkeit - (.) wenn se die dinge net richtich messen können (--) (dann) können se auch schlecht beurtei-
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
len (-) äh (-) hat es funktioniert oder nicht ja. (--) oke,“ (Bsp., Z. 21-24). Dies geschieht ebenfalls auf der Grundlage der
klassischen Managementtheorie, nach Grundsätzen der Steuerung eines rationalen Systems,
die Darstellung in der vorgegebenen Dreistufigkeit (grün, gelb, rot) erfolgt, um Einfachheit und Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Die Darstellung soll außerdem die bisherigen Strategien und daraus abgeleiteten Maßnahmen bestätigen und legitimieren,
der Besprechungsleiter mit seinem Expertenstatus die endgültige Entscheidung treffen kann. Decken sich die ihm zugetragenen Informationen nicht mit seinem Wissen bzw. seiner Erfahrung, so ist er legitimiert, eine andere als die vorgeschlagene Entscheidung zu treffen. Im Beispiel geschieht das implizit, aber dennoch wirksam, indem der Gesprächsleiter Argumente ausblendet, welche seiner Erfolgsdarstellung widersprechen.
Diese Auflistung zeigt die „Gewissheiten“ (Backer 2003), welche in der sozialen Veranstaltung zweiwöchentlich aggregiert werden; ihnen ist inhärent, dass gewisse Aspekte ausgeblendet und möglicherweise sogar negiert werden: die Qualität der Veränderungen (die Art und Weise der Durchführung von Maßnahmen, die Akzeptanz in der Belegschaft, Gründe für Misserfolge etc.), das tatsächliche Handeln in der Organisation inkl. der Probleme des Organisationsalltags, die Dynamik und nicht-hierarchische Netzwerkstrukturen in der Organisation sowie alternative Darstellungs- und Entscheidungsformen. Diese Ausblendungen erleichtern zwar die Entscheidungsfindung, sie bergen aber auch ein großes Risiko, das darin besteht, sich nur noch damit zu beschäftigen, dass Entscheidungen (in einem bestimmten Zeithorizont) zustande kommen und nicht mehr damit, wie diese Entscheidungen entstehen. Hier stellt sich die Frage, wie flexibel Entscheidungsabläufe gehalten werden müssen, um die frühzeitige Lösung von Organisationsproblemen zu ermöglichen. „Die Ungewissheitsabsorption kann auf eine allmähliche Verkrustung der Entscheidungsabläufe hinauslaufen. Jede einzelne Entscheidung achtet im Vertrauen auf vorherige und nachherige Entscheidungen immer weniger auf ihre eigene Ungewissheit, nimmt also immer weniger eigene Alternativen zur Kenntnis. Ungewissheit wird dann nicht nur kenntnisreich absorbiert, sondern routiniert negiert. Bald hat sie nur noch eine einzige Chance, sich bemerkbar zu machen, nämlich auf der Ebene der Gesamtorganisation – und ist dort in der Form des Organisationsversagens […] nicht mehr zu bearbeiten, sondern nur noch einzugestehen.“ Baecker (2003, 36)
Im analysierten Gesprächssegment kommen die Kommunikation von Ungewissheit und die Flexibilität deutlich zu kurz.
7.3 Eine soziale Veranstaltung mit Fachexperten: Messung von Veränderungsaktivität
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7.3.5 Die ‚eingeklammerte’ Perspektive auf Wandel ist Ausgangspunkt gelebter Wirklichkeit Anhand von Interaktionsereignissen wie diesem lässt sich nachvollziehen, dass „Sprache als soziale Gestalt“ (Feilke 1996) auf die soziale Identität und auf die Konstruktion von Wirklichkeit der inner-organisationalen Diskursgemeinschaft verweist. Die bisherigen Analyseergebnisse lassen die Annahme zu, dass das bürokratisch gestützte Verfahren die beschriebene Art der Wirklichkeitskonstruktion ermöglicht und gleichzeitig Ausdruck dieser Wirklichkeit ist. Dieses Verfahren wird durch sprachliche Mittel entfaltet: vor allem die ‚verordnete’ Verwendung von Sprachformeln bildet die Grundlage für die normative Regulierung des Gesprächsverlaufs. In Kapitel 7.3.2 wurde erläutert, dass der Gesprächsleiter eine ganz spezielle Perspektive auf den Veränderungsprozess relevant setzt. Anschließend wurde sequentiell analysiert, wie der Leiter des Zentralbereichs daran arbeitet, diese Perspektive aufrechtzuerhalten. An dieser Stelle soll die Perspektive zusammenfassend charakterisiert werden. Insbesondere die formelhafte Sprache, die in diesem Gespräch verwendet wird, ist bürokratisch gestützt und basiert auf der Perspektive eines bürokratischen Modells von Veränderung. Doch nicht nur einzelne Sprachformen, sondern vor allem die interaktive Verfahrensweise über das gesamte Segment hinweg stehen für ein bürokratisches Konzept von Wandel. Die sequentielle Entfaltung der Formelhaftigkeit bis hin zur institutionellen Prägung „ich melde grün“ macht deutlich, dass die Akteure in dieser Veranstaltung die Perspektive ‚Wandel als Darstellungsproblem’ etablieren. Mit dem bürokratischen Verfahren und somit bürokratischen Konzept von Wandel geht eine mechanistische und instrumentelle Perspektive auf Organisation einher.219 Vor dem Hintergrund dieser Perspektive erscheint der Veränderungsprozess als etwas technisch Machbares sowie als etwas normativ Gefordertes und Erfülltes (bzw. nicht Erfülltes). Interessant ist dabei, dass die Funktion der Besprechung, nämlich die adressatengerechte Darstellung der Veränderungen, die Art der Interaktion vorbestimmt. Der Gesprächsverlauf ist nur aus einer Perspektive heraus erklärbar und legitimierbar, innerhalb derer die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Prozess darin gesehen wird, dass Wandel als ‚Artefakt’ (im Sinne eines Nomen acti) darstellbar und als in Momentaufnahmen abbildbar ist. Instrumente (Maßnahmen), Linearität (geregelte Aneinanderreihung) und Sichtbarkeit (Darstellung und Tabelle) sind Hilfsmittel im beschriebenen Verfahren und können gleichzeitig als zentrale Bausteine innerhalb der Perspektive inter219 Detaillierungen zum mechanistischen Bild der Organisation siehe bei Morgan 1997.
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
pretiert werden. Die bei Lean Production beabsichtigte Kontinuierliche Verbesserung wird zwar unternehmensweit verfolgt, doch wird ihr Prinzip aus dem sozialen Ereignis ausgeschlossen: Dem Prinzip KVP ist inhärent, dass eine „freie, allein auf die Sache gehende Diagnostik“ (Foucault 2000, 144) verfolgt wird. Das bedeutet, dass Fehler ohne die Befürchtung von Sanktionen offen gelegt werden müssen, damit ihre Ursachen untersucht und abgestellt werden können. Eben diese Logik gilt nicht innerhalb der Perspektive, die in der sozialen Veranstaltung aufgespannt wird. Dies ist Ausdruck eines ‚asymmetrischen’ Szenarios: die ständige Optimierung in der Organisation wird von der betreffenden Gruppe überwacht. Diese Kontrolle wird jedoch von der eigentlichen Lean Production-Philosophie abgetrennt, und es gelten andere Gesetze, nämlich die bürokratischer Verfahrensweisen. In dieser sozialen Veranstaltung, in der das ‚Messen von Wandel’ fokussiert wird, zeigt sich, dass rein die ‚äußere Gestalt’ des Wandlungsprozesses betrachtet wird. Im Gegensatz zur Managementrede, in der das ‚Innere’ und somit die Einstellungen der Adressaten thematisiert werden, wird hier sichergestellt, dass äußere Bedingungen den Fortgang des begonnenen ‚Verfahrens’ ermöglichen. Die Gesprächsteilnehmer betrachten Wandel also aus einer formalen Perspektive, bei der weder das Innere der Akteure und die organisationalen Gegebenheiten (bei Baecker als „Außenseite“ der Veränderung bezeichnet (2004, 26)) von Interesse sind noch die Auswirkungen von Entscheidungen, d. h., ob hinter dem offiziellen Vordergrund der dargestellten Wirklichkeit Unsicherheit, Strittigkeit oder mögliche Zweifel bestehen. Nun zum Aspekt der „Einklammerung“ (Husserl, s. Weik/Lang 2003, 163) der repräsentierten Perspektive: Es wurde schon erläutert, dass bestimmte sprachliche Anstrengungen unternommen werden, um die instrumentelle, bürokratische und darstellungsorientierte Perspektive relevant zu setzen. Die Art der Relevantsetzung, die hier als Einklammerung bezeichnet werden soll, lässt sich anhand von Weicks Modell zum Organisationsprozess beschreiben (vgl. die Ausführungen zu Sinnstiftung im Prozess des Organisierens in Kapitel 2): Mit der Hervorhebung werden Ereignisse aus einem „undifferenzierten Ereignisstrom“ (Weick 1979a) herausgelöst. In dem Gespräch wird also ‚organisiert’, d. h. der Wandlungsprozess wird in einzelne Bestandteile zerlegt, sodass Momentaufnahmen eines laufenden Prozesses möglich werden. So wird der ‚Prozess des Wahrnehmens, Interpretierens und Gestaltens’ gehandhabt. Die Besprechung beinhaltet das ‚Rezept’ (ebd.) für den Wahrnehmungsprozess (s. Kapitel 7.3.2: die Antworten auf die Fragen nach Themen, Bewertungsmaßstäben, Darstellungsform, Legitimität etc.), sodass die Vielfalt der Organisation auf ein bearbeitbares handlungsleitendes Maß reduziert wird. Sinnstiftung erfolgt auf Basis dieser Selektion und Reduktion.
7.3 Eine soziale Veranstaltung mit Fachexperten: Messung von Veränderungsaktivität
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Den Ausgangspunkt für das Organisieren bildet der „ökologische Wandel“, d. h. alle nicht-routinisierten Ereignisse im Alltag. Organisationsmitglieder weisen den ungewöhnlichen Ereignissen ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit zu und klammern sie so ein (nach Weick „Enactment“, bzw. „Gestaltung“ (ebd.)). Im Selektionsprozess wird dem Informationsoutput Bedeutung beigemessen, d. h., Ereignisse werden zueinander in Beziehung gesetzt und geordnet, plausible Erklärungsmöglichkeiten werden herangezogen, um die Umwelt verständlich zu machen („enacted environment“ (Weick 1979a)). Schließlich werden die ausgewählten Bedeutungsmuster gespeichert, d. h., die „enacted environment“ wird für die Deutung künftiger Prozesse verfügbar gehalten. Ausschlaggebend für das Beispiel der sozialen Veranstaltung zur ‚Messung von Wandel’ ist, dass nicht mehr auf den ursprünglichen Erlebnisstrom der Organisation reagiert wird, sondern auf das Abbild dieses Stroms. Man könnte nun meinen, dass dieser Prozess vom Besprechungsleiter ausgeht, der die Maßstäbe für Gestaltung, Selektion und Retention vorgibt. Dem ist jedoch nicht so: der Prozess des Organisierens steigt über die individuelle Ebene hinaus und erfolgt in einer kollektiven Struktur – mit dem Zutun der übrigen Gesprächsteilnehmer. Bringt man das vorliegende Gesprächssegment mit dem Weickschen Prozessmodell in Verbindung, so wird klar, warum Routinen und Muster so beherrschend für das Handeln innerhalb der Gruppe sowie für das Handeln anderer Gruppen in der Organisation sind: die Beteiligten sind von der Richtigkeit des Abbilds von Realität überzeugt, das „festgelegte Bild von der Wirklichkeit wird Ausgangspunkt der späteren Bilder“ (Weik/Lang 2003, 172). Lean Management wird derart umgesetzt, dass in einem bürokratischen Kontext mit formelhaften, rituellen, fremdorganisierten und instrumentellen Elementen Sinn generiert wird – allerdings mit der Konsequenz, dass wesentliche Teile des „Ereignisstroms“ (vgl. Weick 1979) ausgeblendet werden. Daraus entsteht das Risiko, dass sich der Sinn nicht für alle Gesprächsteilnehmer und noch weniger für Organisationsmitglieder außerhalb dieser Gruppe erschließt. Somit besteht die Gefahr, dass der „subjektive Sinn“ und die rein „zweck-rationale Logik“ auseinanderfallen und die „Konsistenz, der kommunikativen Vorgänge, in denen „Sinn“ vermittelt wird, abnimmt“ (Luckmann 1998, 26).
7.3.6 Die Ritualisierung des Verfahrens Im Kapitel über die ‚Bürokratisierung von Wandel’ wurde herausgearbeitet, dass in der vorliegenden Besprechung von Beginn an ein formaler und normierter Ablauf vorgesehen ist, im Zuge dessen ein ganz bestimmtes Ergebnis geformt werden soll. Der Ablauf dient dem Ziel, eine bestimmte normative Aufgabe abzu-
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arbeiten und eine schematische Ordnung herzustellen. Da die Aufgabe auf Basis ‚schriftlicher Aktenführung’ abgearbeitet wird, sind die interaktiven Phänomene mit dem Begriff der Bürokratie erklärt worden. Vom ‚bürokratisch gestützten Verfahren’ wird aber auch gesprochen, um den vorbestimmten und geschlossenen Charakter der Veranstaltung zu charakterisieren. Geht man von Luhmanns (Luhmann 1983) Definition des ‚Verfahrens’ (s. u.) aus, scheint die Kombination der Begriffe Verfahren sowie Geschlossenheit und Vorbestimmtheit nicht haltbar. Das Nebeneinander bürokratischer und ritueller Elemente Wie die Analysen zeigen, lässt sich beweisen, dass innerhalb des Interaktionssystems zwei auf den ersten Blick widersprüchliche Charakteristika nebeneinander stehen, die sich aber gegenseitig nicht ausschließen: das ‚bürokratisch gestützte Verfahren’ und ritualartige Züge.220 Dabei ist weder das Verfahren aus der Ritualisierung heraus erklärbar noch die Ritualisierung aus dem Verfahren. Vielmehr kommt es insofern zur Ritualisierung, als das bürokratisch gestützte Verfahren auf eine spezielle Weise realisiert wird. Um Verfahren und Ritualisierung in Bezug auf die soziale Veranstaltung abgrenzen zu können, soll im ersten Schritt Luhmanns Verständnis des Begriffs „Verfahren als soziales System“ (1983) herangezogen werden. Im zweiten Schritt werden die Unterschiede zwischen dem Verfahren im eigentlichen Sinne und dem ‚ritualisierten Verfahren’221 herausgearbeitet. Nach Luhmann können Verfahren222 als „für die Selektion kollektiv bindender und akzeptabler Entscheidungen“ veranstaltete episodische Interaktionssysteme definiert werden (Krause 1999, 208). Die Logik des Verfahrens kann folgendermaßen beschrieben werden: Das Verfahren findet eine Art der generel220 Der Ritualitätsbegriff soll hier nur andiskutiert werden. Fix formuliert in ihrer Definition von ‚Ritualität’ die Funktionen folgendermaßen: Mittel der Ritualität dienen ihrer Ansicht nach der Bestätigung von Werten, der Integration in Gruppen, deren Werte man akzeptiert, und dem Ausdruck von Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe. Weiterhin seien Mittel der Ritualität Elemente von Handlungsinszenierungen (auch im Bereich des sprachlichen Handelns) und Mittel der Handlungsnormierung, wobei Spontaneität und Zufälligkeit wegfallen. Oftmals käme der Ausdruck von Emotionalität noch als Mittel hinzu (Fix 1994, 143f). Bis auf die Emotionalität treffen im Gesprächsbeispiel die von Fix genannten Funktionen zu. Weitere Ansätze zu Ritualität siehe bei Fix 1998, Lüger 1980, Paul 1990, Rauch 1992, Söffner 1995 und Werlen 1984 u. 1987. 221 Auch Luhmann spricht davon, dass öffentliche Verfahren durchaus „ritualisierte Elemente“ in sich aufnehmen (1983, 40). Er nimmt jedoch Abstand davon, das Verfahren in heutigen Entscheidungsorganisationen als Ritual zu deuten. Weiter unten wird erläutert, warum diese soziale Veranstaltung zum Wandel tatsächlich in stärkerem Maße rituelle Züge besitzt. 222 Verfahrensarten sind die politische Wahl, Gesetzgebungsverfahren, Verwaltungsverfahren und Gerichtsverfahren.
7.3 Eine soziale Veranstaltung mit Fachexperten: Messung von Veränderungsaktivität
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len Anerkennung durch die Teilnehmer der sozialen Veranstaltung, „die unabhängig ist vom Befriedigungswert“ (ebd., 31) des jeweiligen Ergebnisses. Im Zuge dessen kommt es zu einer „Legitimation durch Verfahren“ (Luhmann 1983), wobei Legitimität aufgefasst werden kann als „generalisierte Bereitschaft“, von der organisationalen Wirklichkeit abgekoppelte Ergebnisse „innerhalb gewisser Toleranzgrenzen hinzunehmen“ (ebd., 28). Die bisher genannten Punkte treffen auch alle auf die vorliegende soziale Veranstaltung zu. Die beschriebene generelle Anerkennung unabhängig vom Befriedigungswert manifestiert sich im Beispiel deutlich bei der Formel „ich melde grün“ (Z. 29). Im vorliegenden Segment führt das dazu, dass die Erfolgsmeldung zur Wirklichkeitskonstitution gebraucht werden kann, obwohl das tatsächliche organisationale Ereignis gar nicht stattfand. Interessant ist dabei, dass Legitimität nicht auf „„freiwilliger“ Anerkennung“ beruht, „sondern im Gegenteil auf einem sozialen Klima, das die Anerkennung verbindlicher Entscheidungen als Selbstverständlichkeit institutionalisiert und sie nicht als Folge einer persönlichen Entscheidung, sondern als Folge der Geltung der amtlichen Entscheidung [in diesem Fall der organisationalen Ergebnisdarstellung, Zusatz der Autorin] ansieht“ (ebd., 34). Ein weiterer Aspekt des Verfahrens ist der, dass Komplexität und Ungewissheit absorbiert werden. Auch dies kann als Funktion im analysierten Gespräch nachvollzogen werden. Nun zu den Gründen dafür, dass der Verfahrensbegriff beim vorliegenden Beispiel nicht alleine greift. Für die Differenzierung ist insbesondere das folgende Zitat Luhmanns (1983, 40) ausschlaggebend: „Im Unterschied zum alternativlosen Ablauf des Rituals ist es für Verfahren geradezu kennzeichnend, daß die Ungewißheit des Ausgangs und seiner Folgen und die Offenheit von Verhaltensalternativen in den Handlungszusammenhang und seine Motivationsstruktur hineingenommen und dort abgearbeitet werden. Nicht die vorgeprägte Form, die Geste, das richtige Wort treiben das Verfahren voran, sondern selektive Entscheidungen der Beteiligten, die Alternativen eliminieren, Komplexität reduzieren, Ungewißheit absorbieren oder doch die unbestimmte Komplexität aller Möglichkeiten in eine bestimmte, greifbare Problematik verwandeln.“
Diese Begriffsbestimmung zeigt deutlich, dass das analysierte Gespräch mit seinem vorbestimmten Ablauf und Ergebnis sowie dem Ausschluss von Verhaltensalternativen und der vorgeprägten Form eine andere Richtung nimmt, und dass das Luhmannsche Verfahren nicht ausschließlich als Erklärung des vorliegenden Interaktionsereignisses genügt. Worin sich das ‚Verfahren als soziales System’ im Sinne Luhmanns von der Veranstaltung über organisationalen Wandel unterscheidet, ist das Verhältnis des sozialen Systems zur Komplexität der Welt: die Verhaltenswahlen, Entscheidungsprämissen und Entscheidungen sind im vorliegenden Fall auf ein Minimum
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reduziert.223 Im Laufe der formellen Interaktion über Wandel besteht keine Entscheidungsoffenheit über das Handeln innerhalb der Veranstaltung, bestimmte Schritte sind kodifiziert, und der Verlauf ist nicht kontingent; ein ergebnisoffener Verlauf ist regelrecht ausgeschlossen.224 Man könnte nun annehmen, dass die formelhafte Sprache des Beispiels den geschlossenen Charakter der Veranstaltung herbeiführt und somit den einschneidenden Unterschied zum Luhmannschen Verfahren darstellt. Dem kann jedoch entgegengehalten werden, dass auch die Verfahrensarten, wie z. B. Verwaltungs- oder Gerichtsverfahren, formelhafte Züge aufweisen. Vielmehr scheint die Art und Weise, wie und mit welcher Zielsetzung die Sprachformeln im bürokratischen Verfahren verwendet werden, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass rituelle Aspekte in die Veranstaltung einfließen: die Formeln werden nicht dafür genutzt, selektive Entscheidungen der Beteiligten herbeiführen, sondern sie werden eingesetzt, um einen normativ regulierten Rahmen abzustecken und einzuhalten, d. h., die sprachlichen Verfahren gewährleisten Anpassungsmechanismen. Die Formeln werden nicht unter dem Gesichtspunkt der Kommunikativität verwendet, sondern sie erfüllen eine bestimmte Funktion innerhalb eines Prozesses: „sie dienen der Absicherung kommunikativen Handelns, indem sie Muster für bestimmte Situationen“ (Fix, 1994, 144) nicht nur bieten, sondern normieren. Im Zuge dessen „fällt weg, was man für den Gebrauch von Routineformeln des Alltags oder von Formeln des Bewertens wohl immer annehmen kann, nämlich der Situationsbezug, die Einstellung auf den Partner, auf das Thema, auf die Textintention“ (ebd., 142). Somit haben die Formeln mit ritueller Funktion nicht den Charakter einer realen Wertung (vgl. ebd.), was erklärt, warum es für die Gesprächsteilnehmer im Beispiel möglich ist, die Begriffe losgelöst von der Vollzugswirklichkeit zu verwenden. Die Ritualisierung kommt also durch die Zielsetzung der Veranstaltung zustande, Wandel als Erfolg darzustellen. Die rituellen Sprachformeln ebnen den Weg zur Zielerreichung.
223 Das wichtigste Merkmal eines Systems „ist ein Verhältnis zur Komplexität der Welt. Unter Komplexität ist die Gesamtheit der Möglichkeiten zu verstehen, die sich für das faktische Erleben abzeichnen – sei es in der Welt (Weltkomplexität), sei es in einem System (Systemkomplexität). Für jede Systembildung ist bezeichnend, dass sie nur einen Ausschnitt der Welt erfaßt, nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten zuläßt und verwirklicht“ (Luhmann 1983, 41). 224 Hierzu Luhmann (1983, S. 38): „Ein Verfahren kann nicht als eine festgelegte Folge bestimmter Handlungen angesehen werden. Eine solche Auffassung würde das Verfahren als Ritual begreifen, bei dem jeweils nur eine Handlung richtig ist und solche Handlungen so zu einer Kette zusammengeschlossen sind, daß die eine ohne die Wahlmöglichkeit sich aus der anderen ergibt.“
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Rituelle ‚Stützen’ zur Gruppenbildung Nun ist noch die Frage offen, aus welchen Gründen die rituellen Züge in diesem Fall scheinbar notwendig sind, um die kommunikativen Zielsetzungen zu erreichen. Als entscheidend kann hierbei der Aspekt Zugehörigkeit und Anpassung gesehen werden. Die dominanzbean-spruchenden Schritte des Besprechungsleiters sowie die dominanzgewährenden Schritte der übrigen Gesprächsteilnehmer lassen darauf schließen, dass in der sozialen Veranstaltung eine maximale Anpassung relevant gesetzt wird. Dass Anpassung gefordert wird, ist die eine Seite der Medaille und hier nicht alleine ausschlaggebend; auch die Wahrnehmung und Interpretation der zur Darstellung aufgeforderten Gesprächsteilnehmer trägt zur Wirklichkeitskonstitution bei. Somit schaffen alle Beteiligten Bedeutung, die den Anpassungsdruck in der Weise und in dem Ausmaß wahrnehmen. Sowohl ausgeübte als auch subjektiv wahrgenommene Macht sind hierbei gleichzeitig konstitutiv (vgl. Bröckling et al. 2000 / 2000a und Alvesson / Willmott 2002, 632). D. h., die Einflussnahme von Regulationsmitteln ist immer abhängig von der Wahrnehmung der Organisationsmitglieder. Im Zuge der organisationalen Anpassung im Beispielsegment scheint es notwendig zu sein, einerseits Identitäten zu regulieren und andererseits Zugehörigkeit zu zeigen. Durch den normierten Rahmen und Verlauf kommt es zu einem Zugehörigkeitsritual, bei dem Regulierung und Anpassung im Vordergrund stehen. Die Art der Interaktion ist kontroversen-, kritik- und konfliktarm, was auf ein normatives Verständnis von Unternehmenskultur schließen lässt. Die Tendenz zur Ritualisierung verweist auf ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis innerhalb einer Unternehmenskultur, welcher hoher Anpassungsdruck, aber auch ein scheinbar hohes Anpassungsbedürfnis inhärent ist. Interessant ist im Zusammenhang mit dem oben erläuterten Anpassungsdruck, dass das sprachliche Handeln auf einen Steuerungsanspruch der Führung verweist, der sich einerseits auf Äußeres beschränkt, implizit mit dem geforderten Handeln aber auch den Status innerer Einstellungen prüft: Zugehörigkeit zur Gruppe innerhalb des Wandlungsprozesses ist dann gegeben, wenn das Handeln in Bezug auf den intendierten Wandel erfolgreich ist und wenn die ‚richtige’ Einstellung zum Misserfolg öffentlich kommuniziert wird. Entscheidend ist hierbei nicht der tatsächliche ‚innere Zustand’ der Gesprächsteilnehmer, sondern allein die Tatsache, dass die sprachliche Artikulation dem normativ regulierten Rahmen entspricht. Wenn das Gesprächsziel in der Thematisierung und Bearbeitung der jeweiligen Perspektiven bestünde, würden die anderen Sichtweisen thematisiert. Diese werden aber ausgeblendet und ‚anders’ präsentiert. Zielführend ist
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hier allein die sprachliche (Re-)konstruktion der normativen Perspektive und Haltung in der und durch die Gruppe.225 Auf Basis der vorliegenden sozialen Veranstaltung ließ sich zeigen, dass es ein Sowohl-als-auch von Verfahren und Ritual geben kann. Rituelle Züge in der sozialen Veranstaltung legen das Handeln stereotyp fest und schaffen damit „Sicherheit, unabhängig von den faktischen Konsequenzen, die dann nicht dem Handeln, sondern anderen Gewalten zugerechnet werden“ (Luhmann 1983, 38f). Ritualisierung findet vor allem dort Verwendung, wo ein besonderer Sicherheitsbedarf gegeben ist (vgl. ebd., S. 39). So auch im vorliegenden Gespräch, in dem die Mitglieder der Sprachgemeinschaft in hierarchischer Kommunikation an der Stabilität eines Musters arbeiten. Die Stabilität und Sicherheit werden durch muster- und rollenhaftes Sprachverhalten, durch formelhafte Sprache sowie durch das eindeutige Setzen der Managementperspektive in allen Turns des Sprechers LZ erreicht. Rituelle Formelhaftigkeit erleichtert gleichsam die Gruppenbildung und Identitätsstiftung der Akteure bei der Bearbeitung des Wandlungsprozesses.
7.3.7 Fazit: bürokratisch und rituell gestützte Kommunikation im Postfordismus Anhand der Sequenzanalyse ließen sich folgende Punkte herausarbeiten: Bei dieser sozialen Veranstaltung im organisationalen Wandel hat sich ein Kommunikationsmuster herausgebildet, bei dem die Aufgabe im Mittelpunkt steht, ‚Wandel’ im Sinne der zugrunde gelegten Modelle, Einstellungen und formalen Kontrollinstrumente zu dokumentieren, d. h. diskursiv sichtbar zu machen, und so das eigene Handeln anhand der Maßstäbe des Idealmodells zu legitimieren. Dabei wird der Wandel-Diskurs auf der Basis formaler Kontrollinstrumente kaskadenartig über die Hierarchiestufen reproduziert, d. h., „autoritär begründete Obligationen“ (Feilke 1996, 279) werden mittels Sprache erfüllt. Im Verlauf der Reproduktion dient vor allem der Gebrauch von Phraseologismen als perspektivische Darstellung von ‚Wandel’ und als Bestätigung der sozialen Struktur. Abschließend soll auf die wichtigsten Funktionen des ritualisierten Verfahrens sowie auf mögliche Grenzen der beschriebenen kommunikativen Strategie eingegangen werden: Es konnte gezeigt werden, dass mit dieser Art des Verfahrens in stringenter Art und Weise eine organisationale Aufgabe abgearbeitet wird. Die Abarbeitung der Aufgabe lässt sich als Zufriedenstellen des Auftrag225 Dieser Logik würde entsprechen, dass die Belohungssysteme innerhalb der Organisation ebenfalls Erfolg und Anpassung honorierten. Dies lässt sich aber nur anhand weiterer sozialer Veranstaltungen verifizieren.
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gebers Management charakterisieren, wobei das Ziel zu sein scheint, innerhalb eines dynamischen Prozesses durch eindeutige (positive) Informationen Stabilität und Sicherheit zu gewinnen. Das formelhafte Sprechen schafft in diesem Beispiel den Rahmen für die Reproduktion und Anpassung von Perspektiven. Die normierte Handlungsabfolge spielt hierbei für die „bestimmte funktionale Perspektive“ (Luhmann 1983, 44) eine wichtige Rolle. Somit werden in der Veranstaltung eine soziale Struktur und bestimmte soziale Werte bestätigt und reproduziert. Im Kontext dieser sozialen Struktur ist es nicht vorgesehen, mehrere Perspektiven darzustellen, geschweige denn, sie zu bearbeiten. Wäre dies der Fall, sähe die Reaktion von LZ auf die angedeutete Perspektive von KO1 anders aus: die Sprecherin hätte die Gelegenheit, die Gründe ihrer negativen Darstellung vorzubringen, der Handlungsbedarf würde gemeinsam definiert bzw. die weitere Vorgehensweise würde besprochen werden. Die Logik des Verfahrens scheint jedoch eine andere zu sein: hier wird eine Fokussierung verlangt, im Zuge derer die Gesprächsteilnehmer Zustimmungsbereitschaft hinsichtlich des Ausblendens anderer Perspektiven zeigen und das Verfahren somit legitimieren – abgekoppelt von der tatsächlichen Akzeptanz des verfahrensmäßig erzeugten Ergebnisses. Diese Funktionalität kann im Sinne des ‚Verfahrens’ nach Luhmann erklärt werden. Die Realisierung des Verfahrens alleine reicht jedoch nicht aus, um die Zielsetzung der Veranstaltung (erfolgreiche Darstellung des Prozesses) zu gewährleisten. Aus diesem Grund treten rituelle Züge hinzu, durch die Zugehörigkeit inszeniert werden kann. Der relativ ‚reibungslose’ Verlauf des Gesprächbeispiels legt die Interpretation nahe, dass Kommunikationsmuster das perspective setting durch ‚Beauftragte’ im Veränderungsprozess erleichtern sowie die gewünschte Art des perspective taking (vgl. Foppa, 2002) zumindest oberflächlich und der Handlung nach vereinfachen.226 Nun zu den möglichen Grenzen einer solchen Art von sozialer Veranstaltung: Es ließ sich zeigen, dass Veranstaltungen wie diese insofern funktional sind, als sie unter anderem eine bestimmte thematische Fokussierung und Komplexitätsreduktion ermöglichen. Fraglich ist dabei jedoch, ob Teile solcher Veranstaltungen bzw. andere Gremien eine Mehrstimmigkeit von Perspektiven zulassen, um das Handeln zu hinterfragen und immer wieder neu zu überdenken. Außerdem wird die durch die rituellen Aspekte überwiegende Fremdorganisation der Dynamik und Komplexität von Veränderungsprozessen möglicherweise 226 Allerdings können Muster unter Umständen auch unerwünschte Arten des „perspective taking“ provozieren. Beispielsweise erleichtert die musterhafte Bearbeitung von Wandel auch das kritische Aufgreifen und Bewerten bestimmter Verfahren durch Teilöffentlichkeiten in der Organisation. So ist des Öfteren bei Betriebsversammlungen zu beobachten, dass Tarifpartner im Verlauf ihrer Reden bestimmte Sprach- und Handlungsmuster parodieren.
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nicht gerecht. Somit besteht die Gefahr, dass die sprachlichen Verfahren und kommunikativen Maßnahmen völlig an den in Veränderungsprozessen postulierten Zielsetzungen vorbeilaufen, bis hin zur Kontraproduktivität. Ein Balanceakt zwischen Fremd- und Selbstorganisation scheint in internen Kommunikationsprozessen sinnvoll, geht es doch darum, eine gewisse Flexibilität beispielsweise in Bezug auf Produktions-Abläufe und Zusammenarbeitsmodelle zu erreichen. Problematisch ist jedoch, dass klar vorgegebene Strukturen (z. B. die Definition von Standardabläufen und hierarchische Entscheidungswege) oder stark normierte soziale Veranstaltungen für Angepasstheit sorgen, dass sie jedoch auch „die Anpassung an neue Umstände“ (Menz 2000, 287)227 gefährden. Dass das Pendel bei solchen „Routineprozeduren“ (ebd., 288) sehr einseitig in Richtung Fremdorganisation und Anpassung ausschlägt, sollte Akteuren der internen Kommunikation bewusst sein. Auch die oben beschriebenen Mechanismen der Unsicherheitsabsorption können im Kontext intendierten Wandels mit der Anforderung beweglicher Organisationen in turbulenten Märkten dysfunktional sein. Nach der Analyse der Konstitution einer innerorganisationalen Wirklichkeit, welche exponiert, da managementnah, in der Organisation situiert ist, kann kritisch angemerkt werden, dass die reine Kommunikation von Gewissheiten Wandel erschwert. Hier wird so gut wie kein „Alternativenwissen“ (Baecker 2003, 37) mitkommuniziert, so z. B. alternative Entscheidungen oder das Zustandekommen der Entscheidung. Eine individuelle, auf spezielle und situative Bedürfnisse abgestimmte Bearbeitung von Wandel scheint innerhalb des analysierten Kommunikationsereignisses nicht möglich zu sein. Daher liegt die Vermutung nahe, dass formelhaftes Sprechen mit dem Schwerpunkt auf Eindeutigkeit und Konformitätsdruck Organisationsmitglieder zu stark einschränkt und selbst organisierten Wandel hemmt. Sprachliche Vagheit als eine organisationale Sprechart ist eine Voraussetzung für Selbstorganisation (vgl. ebd.). Bei der beispielhaften sozialen Veranstaltung steht jedoch bei der Wirklichkeitskonstruktion die sprachliche Eindeutigkeit stark im Vordergrund. Interessanterweise scheint gerade zwischen der eindeutigen, bürokratischen Bearbeitung von Wandel und der bereits genannten Forderung, innerhalb von Lean Production selbstinitiativ Verbesserungen hervorzubringen sowie Probleme durch das Beheben von Ursachen zu lösen, ein nicht zu überbrückender Widerspruch zu bestehen. Die in der internen Kommunikation des Unternehmens explizit gemachte Zielsetzung der bereichsübergrei227 Prozesse der Selbst- und Fremdorganisation wurden von Florian Menz in Hinblick auf interne Kommunikation in Wirtschaftsunternehmen untersucht. Laut Menz koexistieren in Unternehmen Selbst- und Fremdorganisation. „Erst ihre jeweilige Kombination macht das je Spezifische und Charakteristische eines Unternehmens, einer Organisation aus“ (Menz 2000, 105).
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fenden Verbesserung von Prozessen würde Verfahren des Perspektivenabgleichs erforderlich machen sowie Lösungen, bei denen verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden. Sprachliche Verfahren wie die Perspektivenausblendung stoßen hierbei jedoch vermutlich an ihre Grenzen. Aufbauend auf die Sequenzanalyse der sozialen Veranstaltung sollen zusammenfassend drei Thesen festgehalten werden: 1.
Innerhalb der im Gesprächsbeispiel agierenden Gruppe wird die Bürokratisierung des Veränderungsprozesses interaktiv vollzogen. Dies geschieht dadurch, dass die Gesprächsteilnehmer eine normative Aufgabe (Wandel als Darstellungsproblem) abarbeiten, indem sie sich einer schematischen formalistischen Ordnung unterwerfen. Zentrale Funktionen der Bürokratisierung sind Kontrolle des Organisierens im Verlauf des Wandlungsprozesses sowie die Sicherstellung von Entscheidungen zur Unsicherheitsabsorption.
2.
Bestimmte Aspekte der sozialen Veranstaltung können als Charakteristika des „Verfahrens als soziales System“ (vgl. Luhmann 1983 und 1984) beschrieben werden: die Anerkennung des Ergebnisses durch alle Gesprächsteilnehmer sowie die Absorption von Unsicherheit und die Reduktion von Komplexität. Im Gegensatz zum Luhmannschen ‚Verfahren’ besteht in der Veranstaltung keine Entscheidungsoffenheit, und es existieren keine Handlungsoptionen; ‚richtige’ Handlungen werden linear aneinandergereiht, um durch die Art des Ablaufs eine bestimmte Art von Ergebnis sicherzustellen.
3.
Im Verlauf der interaktiven Bearbeitung von ‚Wandel’ treten ritualartige Züge auf, welche vor allem durch die Art der Verwendung etablierter Begriffe und deren Funktion in der Interaktion auftreten. Dieses sprachliche Verfahren wird angewendet, um Anpassung und Zugehörigkeit zu fordern bzw. zu vollziehen. Zugehörigkeit zur Gruppe wird durch das Sprechen über Erfolge angezeigt. ‚Störungen’ des Zugehörigkeitsrituals werden interaktiv verhindert oder abgebrochen. Bürokratisches Verfahren und Ritual schließen sich gegenseitig nicht aus.
Bei der Analyse dieser sozialen Veranstaltung kann man sehen, dass organisationale Phänomene „das Ergebnis einer an Ordnungsmustern orientierten Beobachtung“ (Habscheid 2003, S. 189) sind. Der Verlauf zeigt, wie am Wandlungsprozess Beteiligte vor dem Hintergrund eines bürokratischen Konzepts von Veränderungsprozessen die Erfüllung von Anforderungen vollziehen. Dabei liegt die Annahme nahe, dass innerhalb von Wandlungsprozessen grundsätzlich die Aufgabe der Unsicherheitsabsorption und Komplexitätsreduktion bewältigt werden muss. Das bürokratisch gestützte Verfahren und die rituellen Züge können als eine Möglichkeit gesehen werden, diese Aufgabenstellung zu bewältigen.
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
Muster- und formelhafte Kommunikation scheint ein typisches Strukturmuster von Gruppen in Unternehmen zu sein, deren Aufgabe es ist, den formalistischen organisationalen Anforderungen zu entsprechen und gleichzeitig Zugehörigkeit zu einer Denkstruktur im Rahmen einer bestimmten Perspektive zu zeigen.
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’ Im vorliegenden abschließenden Analysekapitel soll nun der Blick ‚geschärft’ auf die Darstellungsebene gerichtet werden, wobei die Semantik der in der Empirie identifizierten ‚perspektivischen Wandel-Modelle’ genauer beleuchtet wird. Nach genauer Untersuchung der bisher in Kapitel 7.1-7.3 konstatierten Perspektiven auf organisationalen Wandel ist festzustellen, dass sich der Wandelbegriff in den analysierten Daten in zwei „Substantivtypen“ (Ballmer/Brennenstuhl 1982) aufteilt: Akteure des organisationalen Wandlungsprozesses rekurrieren in ihrer Sachverhaltsdarstellung entweder auf Wandel als Ereignis oder aber auf Wandel als Handlung (vgl. auch Kapitel 1.3). Als Unterkategorien dieser beiden übergeordneten Typen lassen sich sechs verschiedene ‚Haupt-Stränge’ von Wandel-Konzepten identifizieren. Der Schwerpunkt dieser Konzepttypen liegt jedoch eindeutig auf Wandel als Handlung, d. h. auf Wandel in seiner kausativen Bedeutung, im Sinne eines Nomen actionis. Zunächst folgt die Erläuterung des theoretischen Gerüsts für die semantische Strukturierung der einzelnen WandelKonzepte. Theoretischer Rahmen für die Darstellungsanalyse Auf Basis der Diskurs- und Gesprächsanalyse konnten in der Arbeit verschiedene Wandel-Konzepte beschrieben werden. Nun soll das Bedeutungswissen, das den Wandel-Modellen zugrunde liegt, strukturiert dargestellt werden. Hierbei stütze ich mich auf die von Konerding (1993) entwickelten Frames für das Bedeutungswissen von Nominalen, begründet doch Sprache an sich (und somit auch das Substantiv Wandel) dem Handeln zugrundeliegende Wissensstrukturen. Der Rekurs auf die „Matrix-Frames“ (ebd.) unterstützt dabei, die dargestellten Handlungsorientierungen in ihrer ‚verschlungenen’ Struktur zu entwirren – verschlungen deshalb, weil die Sprecher beim Sprechen über Wandel oftmals auf verschiedene Wandel-Konzepte rekurrieren und dementsprechend perspektivische Modelle nicht von vornherein trennscharf vorliegen. Das hängt damit zusammen, dass die Sprecher die Wandel-Konzepte oft nicht autark voneinander sehen und gebrauchen, sondern dass sie sie je nach ‚Kommunikationsproblem’
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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kombinieren. Dazu kommt, dass Akteure innerhalb von sozialen Gruppen oder auch darüber hinaus – in unterschiedlicher Ausprägung – die gleichen WandelModelle ‚teilen’. Die Anlehnung an die der Sprache inhärenten Wissensstrukturen scheint daher sinnvoll, da kulturell geformtes Wissen eine Ebene zwischen subjektiven und kollektiven „Bewusstseinzuständen“ (Searle 1996, 43) inne hat. Dabei rekurriere ich auf die Annahme, dass Sprache „Medium der Speicherung von Wissen“ ist, „Medium der Abstraktion von einzelnen Wissenspartikeln und ihrer Integration in größere Einheiten“ und „Medium des Transfers von Wissen“ (Ehlich 1998, 15). In der kognitiven Semantik wird für mentale Organisationseinheiten der Begriff Konzepte verwendet, innerhalb derer Wissen über die Welt gespeichert ist. Hierbei wird einerseits von Token- oder Individual-Konzepten gesprochen, d. h. von Wissen über individuelle Objekte etc., und andererseits von Type-Konzepten oder Kategorien.228 Ungeklärt ist in der kognitiven Semantik, ob das den Konzepten inhärente Weltwissen dem sprachlich-semantischen Wissen entspricht. Schwarz (1992) geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass Bedeutungen durch formale Raster der grammatischen Merkmale von Ausdrücken geprägt sind. Dennoch wird in der kognitiven Semantik von einer universalen konzeptionellen Basis ausgegangen, die sich in der Verbalisierung wiederfindet. Die nachfolgende Zusammenfassung von Wandel-Konzepten bezieht sich nicht auf das (schwer fassbare) mentale Lexikon von Wandel-Akteuren, sondern vielmehr auf konkrete Äußerungen, welche dem jeweiligen Wandel-Konzept durch ihren inhaltlichen Zusammenhang zugeordnet werden können. Von Interesse sind für die Kategorisierung von Wandel-Konzepten also Bedeutungen, die in Paraphrasen des jeweiligen perspektivischen Wandel-Modells, d. h. in kontextuell eingebundenen Äußerungen, empirisch vorzufinden sind. Es geht hierbei also – wie auch schon in der gesamten empirischen Analyse – um die ‚aktuelle’ Bedeutung von Ausdrücken. Im vorliegenden Kapitel wird die Bedeutungskonstitution229 über mehrere Gesprächsverläufe hinweg betrachtet und es wird versucht, auf einer oberen Ebene ‚Stränge’ von Bedeutungen zu beschreiben. Hierbei distanziere ich mich von der Auffassung der Kognitionswissenschaft, dass Sprache ein inneres, von sozialen Gesichtspunkten gelöstes System ist (vgl. Bierwisch 1994), da es sich um einen anderen und deutlich enger gefassten 228 Zur internen Strukturierung von Konzepten s. u. a. Bierwisch (1994), der innerhalb der Wissensstruktur zwischen Basismerkmalen im Sinne einer elementaren Ontologie sowie Dimensionen zur Strukturierung von Erfahrungsinhalten unterscheidet. 229 Der Begriff Bedeutungskonstitution wird in der Semantik nicht in einem sozialen Sinne gebraucht. Schwarz (1992, 101) versteht darunter das „Resultat eines Gedächtnisprozesses, der eine modalitätsspezifische und durch kontextuelle Faktoren modifizierte Repräsentation (die als Äußerungsbedeutung fungiert) im KZG abbildet“.
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
Sprachbegriff handelt als den dieser Arbeit zugrunde gelegten. Vielmehr zeigt die sprachliche Kommunikation (auch im Kontext des organisationalen Wandels), dass sich Konzepte in sprachlicher Interaktion mit anderen entwickeln, und dass Konzepte in der Interaktion sozialer Gruppen entstehen können. Bedeutungen werden also auch ‚lokal’ konstituiert. „In der Interaktion machen die Partner ihre jeweiligen Bedeutungszuschreibungen einander wechselseitig sichtbar und gleichen sie, soweit dies praktisch erforderlich ist, ab (vgl. Keller 1995, 105f.). Dabei bauen sie das geteilte Wissen sukzessive aus und unterziehen es in vielfältiger Weise der reflexiven Bewertung und Bearbeitung.“ (Habscheid 2003, 46) Doch zurück Wissensbeständen der Sprache, welche „epistemisch fungierende Fragen“ (Konderding 1993) zur Beschreibung von Konzepten bieten: Vertreter schematheoretischer Ansätze gehen davon aus, dass Wissenseinheiten im Langzeitgedächtnis abgespeichert sind, welche komplexe Zusammenhänge kohärent repräsentieren. Ihren Ursprung hat die Schema-Konzeption bei Bartlett (1932) – von Kognitionspsychologen und KI-Forschern u. a. als „Rezepte“, „Orientierungsbereiche“, „Skripts“ oder „Szenarios“ aufgegriffen. Die FrameIdee Minskys (Minsky 1975) beeinflusste die Konzeption maßgeblich. Entscheidend für solche kognitionswissenschaftlichen Konzeptionen ist, dass die Inhaltsdimensionen Konzeptvariable („Slots“) darstellen, die je nach Verstehensprozess mit konkreten Werten („Fillers“) gefüllt werden können. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass die Begriffe für „Slots“ und „Fillers“ intern strukturiert sind und so Anknüpfungspunkte für weitere Frames bieten (vgl. Minsky 1990, 131ff.) Ich nutze diese Konzeption als Basis für das ‚Ordnen’ der Sachverhaltsdarstellung im organisationalen Wandel; der entscheidende Unterschied zwischen dieser Arbeit und den kognitionswissenschaftlichen Ansätzen ist jedoch der, dass die Frames sozialkognitivistisch gesehen werden, also als Möglichkeit der Darstellung kollektiven Wissens (s. o.). Konerding (1993) hat mit Hilfe von Wörterbüchern die möglichst abstraktesten Hyperonyme von Substantiven ermittelt. Dies geschieht mit dem Ziel einer umfassenden Deskription von Dimensionen und somit der Entwicklung von an Nominale gebundenen Frames. Als Ergebnis dieser Untersuchung konstatiert Konerding neun verschiedene basale Konzepte: „Gegenstand“, „Organismus“, „Person“, „Institution“, „Ereignis“, „Handlung“, „Zustand“, „Teil“, „Gesamtheit“ (Konerding 1993). Daraus entwickelt er die so genannten MatrixFrames – durch alle potenziellen Fragen in Bezug auf das jeweilige Hyperonym.230 In Bezug auf die Wandel-Darstellungen ist in diesem Zusammenhang interessant, inwiefern Teile des Wissens implizit bleiben und somit als Hinter230 Zur unterschiedlichen Verteilung von Bedeutungswissen in gesellschaftlichen Diskursen sowie zu unterschiedlicher Granulierung oder kategorialen Differenzierung vgl. Klein (1999) bzw. Habscheid (2003).
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grundwissen vorausgesetzt oder gar vorenthalten werden. Interessant ist hierbei auch, inwiefern das mitgebrachte Wissen in der Kommunikation angereichert wird, und ob dabei alle relevanten Dimensionen des Matrix-Frames ‚gefüllt’ werden (vgl. Habscheid 2003, 60). Zusätzlich zur semantischen Beschreibung unterschiedlicher ‚Bedeutungskonstitutionen’ des Lexems ‚Wandel’ werden im Folgenden auch die emotiven, evaluativen oder deontischen Bedeutungsanteile (vgl. Hermanns 1995) untersucht. Diese zeigen sich in Ausdrücken für Sprachhandlungen und propositionale Einstellungen, d. h. in Einstellungsverben, Modalisierung, expliziter Bewertung sowie in emotiven und deontischen Komponenten von Wortbedeutungen (vgl. auch Holly (2004), der in seinem Perspektiven-Modell auf der lexikalischen Ebene „deontische Wörter“ sowie „Bezeichnungs- bzw. Bedeutungskonkurrenzen“ relevant setzt). Nur so wird die Untersuchung dem Anspruch gerecht, potenziell miteinander konkurrierende perspektivische Frames zu identifizieren. Von Interesse ist die Bedeutungssemantik, die auf den Gegenstandsbereich des organisationalen Wandels abzielt. Außerdem soll die Einbettung des geäußerten Wissens in den sozialen Zusammenhang untersucht werden, sodass die Perspektive(n) zum jeweiligen Wissensrahmen beschrieben werden kann bzw. können. In der Diskurs- und Gesprächsanalyse wurde eine ganze Reihe von Teilen dieser ‚Stränge’ identifiziert und wird nun im Sinne eines „hermeneutischen Zirkels“ (Holly 2000) geschärft. Das heißt, zunächst wurden in der Diskurs- und Gesprächsanalyse Ausdrücke und Äußerungen identifiziert, in denen sich die Perspektive auf Wandel manifestiert und die für den betreffenden Wissensbereich zentral sind. Im vorliegenden Kapitel folgt nun die Zuordnung der Konzepte zu Matrix-Frames, deren Slot-Kategorien eine „Liste nützlicher Suchanweisungen“ (ebd.) bereitstellt. So wird anhand der Wissensstruktur von Ausdrücken perspektivisches Wissen geordnet und anhand von geeigneten Fragestellungen (empi231 risch fundiert) angereichert und mit Textbeispielen belegt. Folgende Konzepttypen lassen sich aus den empirischen Daten identifizieren und beschreiben:
231 Die Textbeispiele stammen aus den drei bis zu dieser Stelle in Kapitel 8 untersuchten Gattungen (Rede, ‚Podiumsdiskussion’ und Besprechung des ‚Kernteams’), wobei auch Ausschnitte gewählt werden, die in den bisherigen Segmenten bzw. Beispielen noch nicht angeführt wurden. Aus welcher Gattung die Beispiele stammen, kennzeichne ich mit den Abkürzungen ‚MR’ (Management-Rede), ‚PD’ (Podiumsdiskussion) und ‚KT’ (Kernteam).
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7.4.1 Wandel durch schicksalhafte Ereignisse Allein die Bezeichnung dieses Konzepttyps lässt darauf schließen, dass es sich hierbei um die Bedeutung Wandel als Ereignis handelt. Gemäß dem bei Konerding konstatierten Wissensrahmen zu „Ereignissen“ (1993, 335ff.) beschreibe ich das Wissen anhand folgender Kategorien: „Konstitutionsrelationen“ sowie „Charakteristika und Bedeutung für den Menschen“ (1993). Die nachstehend aufgeführten Slots verfeinern die Beschreibung des Wissens innerhalb der beiden Kategorien:
Voraussetzungen / Bedingungen für das Ereignis In den Fällen bzw. Situationen, in denen Wandel als Folge fremdgesteuerter Umstände dargestellt wird (vgl. Kapitel 7.1.2, 7.1.5, 7.2.6), bezieht sich die Schilderung ohne Ausnahme auf externe, (scheinbar) von innen nicht zu beeinflussende Rahmenbedingungen: „des isch die ABwanderung von ARbeitsplätzen nach OSTeuROPA (MR)“. Als Voraussetzung wird dafür die mangelnde politische Korrektur der Entwicklungen („des gibt’s ja auch in der bundesregierung“ (MR)), die Profitgier von ‚Wirtschaftsbossen’, aber auch durch die fehlende Nachgiebigkeit der Gewerkschaften gesehen: da WERden ganze STANDorte geschlossen - und TEILweise muss mer SAgen – (.) wird des (.) mit ignoRANZ betrachtet. (-) und ZWAR (-) von BEIden SEIten. (--) nämlich DER der tarIFpartner (-) aber auch von denen der unternehmen; (--) weil manchen unternehmen des gleichgültig isch (-) ob sie den ARbeitsplatz im OSten schaffen oder ob sie den hier in deutschland schaffen; (MR)
Eine weitere Voraussetzung für das Ereignis Wandel ist in diesem Zusammenhang die Vernetzung von Wirtschaft und Gesellschaft, also die postmoderne Globalisierung, wodurch selbst Konkurrenten Kompetenzen und Wissen zugänglich gemacht werden: „der eine lernt vom anderen“ (MR).
Dauer, Phasen, Ablauf, Teilereignisse und Zustände des Ereignisses Da dieses Wandel-Konzept inhaltlich in den Globalisierungszusammenhang gebracht wird, kann davon ausgegangen werden, dass der Beginn des Ereignisses mit dem Eintreten der Globalisierungstendenzen gleichgesetzt wird. Ein Ende dieser Entwicklung ist im vorliegenden Wandel-Konzept nicht abzusehen, sonst wäre angepasstes Handeln nicht derart existentiell für die Organisation: „DIESE SCHLACHT (.) wird HÄRter werden – (-) und diese SCHLACHT (.) müssen WIR entsprechend beGLEIten“ (MR). Vielmehr wird von einer nicht mehr endenden Intensi-
vierung des Ereignisses ausgegangen. Als Teilereignisse werden immer
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wiederkehrende und sich häufende Produktionsverlagerungen ins Ausland angeführt: „ob des firma L in Q isch oder ob des K mit seinen HOCHdruckpumpen isch“ (MR).
Mitspieler, Interaktionspartner, Gegenspieler, deren Eigenschaften, Zustände und Rollen Mitspieler im Ereignis sind in den Darstellungen Unternehmensführungen, die nicht lokalpatriotisch handeln („weil manchen unternehmen des gleichgültig isch (-) ob sie den ARbeitsplatz im OSten schaffen“ (MR)). Gegenspieler kämpfen gegen das Ereignis an, indem sie
ihre Organisation derart optimieren, dass sie von ihrem Ursprungsort aus mit ‚Billiglohnländern’ konkurrieren können. Der Zustand der Mitspieler ist ‚gleichgültig’, derjenige der Gegenspieler ‚betroffen’ und ‚kämpferisch’. Die Gewerkschaften werden als notwendige Interaktionspartner dargestellt, da ohne deren Zutun und Zugeständnisse das Ereignis nicht aufgehalten werden kann. Weitere notwendige Interaktionspartner sind die Führungskräfte der Organisation, die in Kenntnis der schicksalhaften Ereignisse den ‚Kampf’ (MR) des oberen Managements unterstützen.
Überschneidungen und nachfolgendes Geschehen Das ‚externe Ereignis’ überschneidet sich mit ‚internen Ereignissen’ in der Organisation: „[…] wir in den vergangenen (.) fünf JAHren EIniges an (.) aktiviTÄten EINgeleitet HAben“ (MR). Aus diesem Grund wird in diesem Konzepttyp die permanente Synchronisation interner Aktivitäten mit externen Ereignissen angestrebt. Das Ereignis zieht zwangsläufig Anstrengungen nach sich, mit denen negative Auswirkungen für den lokalen Standort abgewendet werden sollen.
Bedingungen für Beginn / Fortschritt / Stagnation / Unterbrechung / Wiederholung / Stabilisierung / Ende Begonnen hat das Ereignis mit der Schaffung neuer unternehmerischer Möglichkeiten durch Informationstechnologie, Technik, Logistik, hinzugewonnenes Know-how oder die durch die Politik geschaffen Rahmenbedingungen: PROduktion ist flüchtig und in der zwischenzeit können VIEle ANdere etwas was WIR hier auch können –und des LERnen die wie gesagt relativ SCHNELL - (.) wenn man die entsprechende organisaTION dazu hat – (--) wenn man die entsprechende technoloGIE hat – (--) und wenn man die LEUte noch entsprechend SCHULT. (MR)
Die Darstellung des Ereignisses sieht keine Stagnation, Unterbrechung oder gar ein Ende der Entwicklung vor; der größtmögliche Erfolg innerhalb dieses Konzepttyps ist ein Retardieren des Prozesses. Eine entscheidende Be-
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dingung für dessen Stabilisierung ist die Akzeptanz des Schicksals bzw. sind ‚Player’ der Wirtschaft, welche rein nach Profit-Gesichtspunkten handeln: ich hab manchmal fascht den EINdruck – (--) des wird HINgenommen (.) wie mer abends in der TAGesschau sone naturkatastrophe irgendsoen ERDbeben in BARM (-) erlebt oder en BOMbenattentat irgendwo im irAK – (--) und da macht des buff und da sin die plätze WEG und da is des ding pasSIERT; (MR)
Was unterstützt das Ereignis? Mangelndes Vertrauen in die Strategie der Unternehmensleitung und mangelnder Umsetzungwille der Führungskräfte des Standorts werden als Unterstützung des Ereignisses gesehen. Diese ‚Unterstützungsleistung erfolgt ‚von innen nach außen’: […] habe ich eine herzliche BITte an sie; (--) wenn die dinge mal so ent!SCHIE!den sind – (-) TRAgen sie sie MIT und WEInen sie ihnen nicht über (.) JAHre und jahrZEHNte NACH – (.) sondern geSTALten sie sie aktiv mit und bringen sie EHer nach VORne wie nach RÜCKwärts; (--) die diskusSIOnen (.) die sie da FÜHren (--) über des wie des alles SCHÖN war äh in den letschten hundert JAHren – (-) vergessen sie des der managementkreis hat sich den themen gestellt – (MR)
Worin resultiert das Ereignis? Das Ereignis mündet bei mangelndem Ankämpfen gegen die Entwicklung in den Verlust von Arbeitsplätzen am Ursprungs-Standort der Organisation. Dieses Wissen bleibt implizit und wird als Hintergrundwissen vorausgesetzt.
Benennung des Ereignisses Die Benennung ist abstrakt: Es ist die Rede von „diesem Veränderungsprozess“ (MR). Genauere Benennungen sind als ‚Unter-Ereignisse’ des ‚Haupt-Ereignisses’ zu verstehen wie in folgenden Äußerungen: „die ABwanderung von ARbeitsplätzen nach OSTeuROPA“ (MR). Weiterhin verweisen Formulierungen in den Texten auf Gründe und Rahmenbedingungen des Ereignisses, z.B. die Begründung „WETTbewerbsdruck“ (MR). der hat auf der einen SEIte ne kompoNENte (.) des heißt OSten – (-) und heißt im prinzipp äh KOSten - (.) und (.) auf der anderen seite aber auch pörFORmens – (.) sprich qualiTÄT (-) was MAchen die wettbewerber (.) WIE machen se des (--) und sie NÄhern sich“ (MR).
Das Wesentliche für den Menschen / Was das Ereignis für den Menschen möglich bzw. unmöglich macht Die Akteure sind im Zuge des Ereignisses von dessen existenziellem Aspekt betroffen. Dieser Aspekt ist so einschneidend für das Wohlergehen der Be-
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legschaft, dass er als wesentlich angesehen wird. Das Ereignis macht alternatives Handeln, d. h. ein dem Kampf gegen Globalisierung abträgliches Handeln, unmöglich, da es den Fokus unternehmerischen Handelns ausschließlich in die Richtung der Rettung von deutschen Standorten lenkt. Das Ereignis macht es dem Menschen aber auch möglich, sich sozial und patriotisch zu positionieren: „wir sollten eigentlich die heRAUSforderungen annehmen“ (MR).
Die konnotative Bedeutung des Ereignisses und soziale Positionierung von Sprechern und / oder Gruppen Zur Bedeutung des Ereignisses externer Veränderungsprozess (der nicht exakt benannt wird) gehört, dass der Veränderungsprozess nicht nur als das beschrieben wird, was er für die Betroffenen bedeutet, sondern auch als das, was er von den Akteuren fordert. Demnach „müssen“ (MR, PD, KT) alte Zustände geschützt und idealerweise bewahrt werden. In der Bezeichnung „dieser Veränderungsprozess“ (MR) ist also ein Appell enthalten. Aus diesem Grund kann man sagen, dass das Wort eine deontische Bedeutung232, „eine Sollens-Bedeutung“ (Hermanns 1991, 246) besitzt. Die Abwanderung von Arbeitsplätzen als Haupt-Ereignis des abstrakt benannten Prozesses bezeichnet also eine „deontische Selbstverständlichkeit“ (ebd., 247). Stellt man sich die Frage, wie es zu dieser Selbstverständlichkeit kommt, so ist anzunehmen, dass sie durch die große Betroffenheit jedes Einzelnen im Falle eines ‚kollektiven’ Arbeitsplatzverlustes entstanden ist – weil Arbeit eng verknüpft ist mit Lebensstandard und vielleicht auch Selbstverwirklichung und „in unser aller Persönlichkeit die allertiefsten Wurzeln hat“ (ebd.). Des Weiteren hat die deontische Bedeutung zu tun mit der ‚Rettung einer Nation’, welche mit dem Aufstieg anderer Wirtschaftsmächte automatisch an Einfluss und Lebensqualität einbüßen würde. Kritisiert wird mit der deontischen Bedeutungskomponente der ‚Darwinismus’ der Wirtschaft: „UNbarmherzigkeit des WETTbewerbs“ (MR). Zusätzlich zur deontischen Bedeutung erhält der Sachverhalt durch die emotive Färbung der betreffenden Stellen des Redetextes eine evaluative Ebene, und zwar vor allem durch die Bewertung der Gegenspieler des Wandlungsprozesses (vgl. Kapitel 7.1.2). Der Konzepttyp Wandel durch schicksalhafte Ereignisse wird in der ‚Grundsatzrede’ des Managers als Basis für seine daran anschließenden Re-
232 Hermanns (1989, 74) definiert den Begriff folgendermaßen: „mit diesem Begriff ist also diejenige Bedeutung oder Bedeutungskomponente von Wörtern oder Wendungen gemeint, kraft derer Wort oder Wendung bedeutet oder mitbedeutet, daß wir, in bezug auf einen Gegenstand, etwas nicht dürfen, dürfen oder sollen.
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depassagen und Äußerungen relevant gesetzt. In der Rede stellt der Sprecher durch den Rekurs auf das ‚externe’ Wandel-Konzept seinen sozialen Standort her. Dabei kann gleichzeitig von Inklusion und von Exklusion gesprochen werden: Inklusion aufgrund des Bekenntnisses zum Standort und zu den Bedürfnissen der Adressaten, Exklusion aufgrund der Differenzierung hinsichtlich ‚Weitblick’ und ‚Opferbereitschaft’. Trotz der ‚Personenabhängigkeit’ des Konzepts durch die ‚einstimmige’ Gattung der Rede kann hier von einen Konzept der Führungsgruppe gesprochen werden: die gesetzte Perspektive innerhalb des Wissensrahmens – nämlich die des „So-Sollens“ (Hermanns 1991, 246) – wird in der Führungskräfte-Veranstaltung von weiteren Sprechern aufgegriffen und im Sinne einer Zuspitzung weiterverarbeitet (vgl. Kapitel 7.2). Anders geartete Perspektiven auf den beschriebenen Konzepttyp werden in den analysierten Daten nicht geäußert. Lediglich eine Darstellung von Wandel erlaubt die Interpretation einer negativ konnotierten Weiterverarbeitung von Wandel als schicksalhafte Ereignisse: Bei der Rekonstruktion der Sinnangebote des Top-Managements nimmt ein Sprecher des mittleren Managements auf die abstrakt dargestellte ‚Wandel-Szenerie’ mit negativer Konnotation Bezug: sie haben ja das thema verÄNderung (--) äh strapaziert (--) veränderung oder verändert werdn -
7.4.2 Wandel durch die Anpassung an die vernünftige Erkenntnis der Wirklichkeit Nach der Beschreibung eines Wandel-Konzepts als Ereignis handelt es sich in der Folge ausschließlich um Konzepttypen von Wandel als Handlung. Auch hier nutze ich wieder das von Konerding (1993) ausgearbeitete Matrixframe mit den Kategorien „Konstitution und besondere Eigenschaften der Handlung“ sowie „Ablauf der Handlung im Einzelnen“ (ebd., 341). Das Konzept Wandel durch die Anpassung an die rationale Erkenntnis der Wirklichkeit figuriert in den Daten im Sinne eines Nomen actionis.
Motive Motive für die ‚aktive’ Anpassung an die ‚Wirklichkeit’ sind einerseits die Verpflichtung, die Tradition eines Unternehmens (am betreffenden Standort) weiterzuführen und andererseits das permanente Bestreben, die Organisation gegenüber Krisen resistent zu halten: und ich glaub wir müssen immer widder sehen (.) dass wir unserem PREMiumanspruch (.) dem MARKT DRAUßen geRECHt werden müssen (MR) insofern kommer aus DER verantwortung net raus (MR)
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und insoffern hammer eine SONderstellung in die wir historisch hiNEINgewachsen sind – (-) ABer, (--) diese ist nicht einfach autoMAtisch DA und sie wird net automatisch HIERbleiben sondern WIR müssen sie diese position auch immer widder NEU (.) erringen. (MR)
Zielzustand Das Ziel der Handlung ist es, Rahmenbedingungen für das Handeln schnell zu erkennen und kurzfristig die angemessene Handlung für diese Bedingungen parat zu haben. Dies mündet innerhalb des Wandel-Konzepts in ein durch die Ratio gesteuertes Handeln, bei dem Irrationalitäten keinen Platz haben und demzufolge den Prozess nicht retardieren: NEHmen sie mal immer diese ANGst und diese beFÜRCHtungen weg und tun se des au bei ihren MITarbeitern wegnehmen (MR)
Das Wesentliche für den Aktanten / Wozu nutzt die Handlung? Das Wesentlich für den Aktanten ist die ‚nüchterne’ Sicht auf wirtschaftspolitische Entwicklungen. Die Handlung fungiert als Möglichkeit, Wandel einen Sinn zu geben, d. h., Wandel an Ereignisse und andere Handlungen anzupassen: „diese SCHLACHT (.) müssen WIR entsprechend beGLEIten“ (MR).
Übergeordnete funktionale Zusammenhänge Diese Handlung kann in Bezug zum oben beschriebenen Wandel-Konzept schicksalhafte Ereignisse gesehen werden. Die vernunftmäßige Anpassung ist durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Turbulenzen notwendig geworden. In Anpassungsüberlegungen sind nach diesem Konzept Globalisierung, Weltwirtschaft, Politik, aber auch Vorstandsentscheidungen und -vorhaben einzubeziehen.
Dauer, Phasen, Verlauf, Teilereignisse Über Dauer, Phasen, Verlauf und Teilereignisse wird innerhalb des Konzepts kaum etwas geäußert. Im Zusammenhang mit der Intensivierung des ‚schicksalhaften Wandel-Ereignisses’ ist die Anpassungsleistung durch Rationalität jedoch auch dieser Intensivierung unterworfen. Die erkenntnisgeleitete Anpassungsfähigkeit ist permanent abrufbar zu halten, spielt sie doch zur ‚Weichenstellung’ bei der ‚Bifurkation’ (vgl. Kapitel 7.1.2) eine entscheidende Rolle. Ein Ende dieser Handlung ist nicht vorgesehen. Phasen existieren bei der Handlung insofern, als das ‚Erkennen’ der Wirklichkeit für gewisse definierte Zeiträume relevant gesetzt wird, d. h., es werden Zeitfenster gesetzt, für die weitere Ereignisse antizipiert und daran angepasste Handlungen geplant werden: wobei ich nicht !NUR! das laufende jahr im fokus sehe, (-) sondern in meinen ausführungen Ihnen auch noch mal dargelegt (.) habe (-) WIE (-)
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LANge unser weg IST – der weg ist bis zum jahr 2009 2010 so wir ihn heute schon überblicken können – (MR)
Teilereignisse im rationalen Erkenntnisprozess sind soziale Veranstaltungen, bei denen dem Führungskreis der Organisation die ‚Wirklichkeit’ vor Augen geführt wird. Auch Handlungen der Adressaten, welche vom erfolgreichen Erkenntnisprozess – der Anerkennung des schicksalhaften Ereignisses – zeugen, werden als Teilereignisse gesehen. Diese Handlungen sollen mittels Messgrößen feststellbar sein. In folgender Äußerung wird die Messbarkeit der Handlungen auf den Punkt gebracht: „ich möchte nur des KERNziel für dieses jahr noch mal überschreiben – (-) des IST des errEIchen des KOStenziels“ (MR).
Akteur, Mitspieler, Gegenspieler, Interaktionspartner, deren Rollen und Zustände Hauptakteur bei der ‚Analyse’ der Wirklichkeit ist das Top- bzw. obere Management. Die vernunftmäßige Erkenntnis und das angepasste Handeln als Folge dieser Analyse obliegen jedoch dem gesamten Führungskreis. Mitspieler sind loyale Führungskräfte, welche sich nicht von früheren Zuständen blenden lassen: „die diskusSIOnen (.) die sie da FÜHren (--) über des wie des alles SCHÖN war äh in den letschten hundert JAHren – (-) vergessen sie des“ (MR).
Ebenso sind Mitspieler bereit, vorgegebene Ziele zu erfüllen. Gegenspieler sind namentlich nicht genannte ‚Unvernünftige’, welche die ‚Wirklichkeit’ nicht anerkennen.
Was erwartet / antizipiert der Aktant? Der Ratio-geprägte Aktant antizipiert permanent das Abdriften vom Erfolgsweg, d. h. das Scheitern der gesamten Organisation. Weiterhin erwartet er die Übertragung von Verantwortung im Falle des Scheiterns: DIEjenigen (.) die heute (-) sehr SKEPtisch dem allen gegenüber stehn (.) und die die HINDERnisse aufbauen - (--) des werden die GLEIchen sein (--) die uns in fünf jahren vorwürfe machen wemmer irgendetwas (.) zu LANGsam gemacht haben; (PD)
Bedingungen für Erfolg / Misserfolg Zum Erfolg der Handlung führt die ständige Antizipation organisationsexterner Vorgänge: „da vibRIERT etwas .hh und äh (-) wir fühlen uns da relativ sicher;“ (MR). Misserfolg wird dadurch begründet, dass der Aktant Stimmen innerhalb der Organisation überbewertet: „NEHmen sie mal immer diese ANGst und diese beFÜRCHtungen weg“ (MR)
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Eine weitere Bedingung für den Erfolg ist die Korrektur von ‚falscher Erkenntnis’: „ich find die [auf einer falschen Erkenntnis basierende Frage, Zusatz der Verfasserin] sogar eigentlich falsch“ (PD)
Was nutzt der Aktant? Was unterstützt die Handlung? Der Aktant nutzt einerseits Hilfsmittel wie die wirtschaftswissenschaftliche Analyse, mittels derer er Entwicklungen in Zahlen fassen kann: „und es gibt ne ZWEIte GRÖße […] (-) dass pro TAG (.) in etwa drei bis viertausend ARbeitsplätze in deutschland verLORen GEhen“ (MR). Weiterhin nutzt er organisationsinterne Messsyste-
me, um die Anpassung des Handelns an die rational wahrgenommene Wirklichkeit zu überprüfen. Dabei kommen ihm seine Fähigkeiten zugute: Anpassungsvermögen, Mut für den Umgang mit Existenzialen sowie das ‚Erleben’ des durch die betreffende Handlung herbeigeführten Erfolgs (s. Ausführungen zur Erlebnisrationalität in Kapitel 7.1.2). Die sozialen Veranstaltungen im Stile des Events „Unsere Leitlinien YPS“ dienen als Mittel zur inhaltlichen Verknüpfung von Be-obachtung der Wirklichkeit, Ableitung von Erkenntnissen und Planung von Handlungen im Sinne der wahrgenommenen Wirklichkeit.
Bedingungen für Fortschritte / Stagnation / Unterbrechung / Fortsetzung / Wiederholung / Stabilisierung / Ende Die Handlung ist dann gefährdet, wenn kritische und von anderen Standpunkten ausgehende Stimmen in der Organisation das Übergewicht erhalten. Bedingung für das Aufrechterhalten der Ratio ist also der Einfluss des Managements auf die Erkenntnisprozesse. Dies erklärt den Stellenwert der analysierten Veranstaltung „Unsere Leitlinien YPS“ für das Management der Organisation.
Was zieht die Handlung nach sich? Für die Befüllung dieses Slots liefert die Empirie keine Informationen.
Die konnotative Bedeutung der Handlung und die soziale Positionierung einer Gruppe In den analysierten sozialen Veranstaltungen ist der beschriebene Konzepttyp durchweg positiv konnotiert – sogar in den Äußerungen eines Akteurs, welcher die Darstellung der Wirklichkeit durch das Management aufgreift und kritisiert (vgl. Kapitel 7.2.3). Negativ konnotiert ist im Zusammenhang mit der Erkenntnis der ‚Wirklichkeit’ lediglich die Emotionalisierung, welche Veränderung auf rationaler Basis hemmt: „vieles wird aus einem solchen HEMMprozess gemacht“ (MR). Daher ist auch der Sachverhalt des Antizipierens von äußeren Ereignissen als Ausgangspunkt jeglichen or-
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ganisationalen Handelns als „deontische Selbstverständlichkeit“ (Hermanns 1989, 78) zu verstehen. Die „Sollens-Aussage“ (ebd., 74) innerhalb des Wandel-Konzepts ist, dass die vom Management wahrgenommene ‚Wahrheit’ als einziger Anhaltspunkt in der Organisation zu verstehen ist und als Ausgangspunkt für die Anpassung an die vernünftige Erkenntnis der Wirklichkeit zu gelten hat. Diese Engführung auf eine einzige Perspektive basiert auf dem Verständnis, dass weitere Anhaltspunkte die situationsadäquate Anpassung hemmen. Das beschriebene Wandel-Konzept kann ebenfalls der gesamten Führungsgruppe innerhalb des sozialen Ereignisses „Unsere Leitlinien YPS“ attribuiert werden. Alle Akteure, die sich sozial innerhalb der Elitegruppe positionieren (auch durch die stillschweigende Teilhabe) sind an dieses Wandel-Konzept gebunden. Somit positionieren sie sich als Akteure, die (internen und externen) Wandel rational und analytisch betrachten.
7.4.3 Wandel durch Macht und Anpassung Das Wandel-Konzept Wandel durch Macht und Anpassung hat auch die Bedeutung Wandel als Handlung im Sinne eines Nomen actionis.
Motive Das Hauptmotiv des Konzepttyps ist der Wunsch, Abweichungen von organisationalen Zielsetzungen zu vermeiden, welche durch Handlungen von Organisationsmitgliedern sichtbar werden. Dabei geht es darum, auch Abweichungen (öffentlichen) Sprechens – im Sinne einer Handlung – zu vereiteln.
Zielzustand Es ist das Ziel der Handlung, die Machtstellung der Organisation durch ihre (globale) Expansion zu erreichen bzw. zu erhalten. Diese Machtstellung manifestiert sich in der ‚globalen Aufstellung’ („JA (.) und was hammer sonscht noch geTAN – (-) wir haben EInige andre STANDorte aufgebaut – “ (MR)). Weiterhin zielt die Handlung darauf
ab, die hierarchische Stabilität in der Organisation zu erhalten, was als Widerspruch zu Wandel gesehen werden kann, da Veränderungen auch die Entwicklung neuer Machtstrukturen implizieren. Die Aktanten wünschen eine Transparenz über Abweichung von organisationstypischem Handeln und eine deutliche Regulation im Falle der Abweichung.
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Das Wesentliche für den Aktanten / Wozu nutzt die Handlung? Wesentlich ist aus der Perspektive von Repräsentanten diese WandelKonzepts die Durchsetzung im Sinne des Darwinismus zum Erhalt einer „Sonderstellung“ (MR), anders ausgedrückt einer Machtstellung. Weiterhin ist innerhalb des Konzepttyps der Aspekt der Kostenreduktion zentral – nicht im Sinne eines Ziels, sondern vielmehr als Zweck der Machtausübung (s. u.). In den Erläuterungen zu „Was nutzt der Aktant?“ unterscheide ich zwischen ‚direkter’ und ‚indirekter’ Machtausübung (s. u.). Im Falle des indirekten Verständnisses, d. h. ‚politisch motivierter Machterweiterung’, sind Möglichkeiten der Einflussnahme wesentlich, und zwar durch die Gestaltung politischer Prozesse, um verbindlichen Veränderungen mehrheitspolitische Entscheidungen zugrunde zu legen – zumindest auf der Darstellungsebene. Somit entsteht bei den ‚passiven’ Partnern (inszenierter) persuasiver Kommunikation der Eindruck der Teilhabe am politischen Prozess (vgl. Kapitel 7.1.4). Der Eindruck ist für diese Art der Machterweiterung zentral.
Übergeordnete funktionale Zusammenhänge Die ‚darwinistische Umwelt’ rahmt den vorliegenden Handlungstyp. Daher ist aus dem Verständnis heraus die innerorganisationale Anpassung an das ‚harte’ Umfeld Voraussetzung für Überleben innerhalb der ‚Kräftefelder’ der Globalisierung.
Dauer, Phasen, Verlauf, Teilereignisse Die Handlung ist auf unbegrenzte Dauer angelegt. Dabei wird zwischen Phasen unterschieden, in denen die Anpassung an die Machtstruktur gefährdet ist und es demzufolge notwendig ist, stärker zu regulieren. Regulationen haben eine zentrale Funktion und sind notwendige Teilereignisse des Wandlungsprozesses.
Akteur, Mitspieler, Gegenspieler, Interaktionspartner, deren Rollen und Zustände Der Hauptakteur ist das obere Management, das die Ziele und die Vorgehensweise vorgibt und abweichendes Verhalten von Führungskräften korrigiert. Die Gegenspieler sind Führungskräfte, welche das Explizieren von Sinn hinsichtlich der Ziele und Vorgehensweise einklagen und ggf. andere Vorgehensweisen vorschlagen oder einfordern. Zu den Mitspielern und präferierten Interaktionspartnern gehören: Macher, Umsetzer sowie Führungskräfte, denen es gelingt, der Belegschaft ihre Angst zu nehmen, d. h., Sicherheit durch ein bestimmendes Führungsverhalten zu stärken.
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
Die zentrale Darstellung von Gegenspielern erfolgt im Schlusswort des Top-Managers: nehmen sie auch ihre Mitarbeiter mit und die eine antwort kam da noch mal grad – (.) wenn da en paar NET mitgehn – mein gott ich sag mal bei so viel führungskräften in einem WERK (h.) dass da immer zehn oder fuffzehn prozent gibt (.) die da am RANde stehn; ja (.) dann FLIEgen die halt weg. dann sind die da halt nicht mehr da!BEI! (.) ja, (MR)
Was erwartet / antizipiert der Aktant? Der Aktant erwartet immer wiederkehrende Normabweichungen. Demnach wird Devianz als ‚normal’ angesehen und für den Organisationsalltag antizipiert. Es wird davon ausgegangen, dass es nicht zur Einsicht von Gegenspielern kommen wird. Deshalb wird nicht erwartet, dass Kontrolle und Regulation an Bedeutung verlieren, sondern dass sie vielmehr im Zuge postmoderner Tendenzen eher zunehmen.
Bedingungen für Erfolg / Misserfolg Uneingeschränkte Konfliktbereitschaft und die scharfe Auseinandersetzung mit Devianz bedingt den Erfolg des Konzepttyps Wandel durch Macht und Anpassung. Misserfolg wird durch unklare Rollenverteilungen im Machtgefüge und durch das Einräumen einer ‚Aushandlungsperspektive’ möglich.
Was nutzt der Aktant? Was unterstützt die Handlung? Im Rahmen des Wandel-Konzepts Handelnde führen Beweise, d. h. vorwiegend Zahlen und Fakten an. Diese ‚Beweise’ legitimieren machtvolles Handeln und die Anpassung an vorgegebene Strukturen im Sinne des Konzepttyps. Unterstützende Eigenschaften der Aktanten sind: Macherqualitäten („wir ham ne UNGLAUBliche verÄNderung gemacht –“ (MR)) und Durchsetzungsvermögen. Durch sie können Aktivitäten realisiert werden, die die Organisation umwälzen bzw. eine ‚stringente Dynamik’ erhalten. Ein weiteres Hilfsmittel ist die bürokratische Abarbeitung von Aufgaben des Organisierens mit der Ausblendung von qualitativen Gesichtspunkten und mit höchst eingeschränktem Aushandlungszoom (vgl. Analyse der Kernteambesprechung in Kapitel 7.3). Unterstützend wirken ebenfalls verschiedene Formen von Regulation, z. B. das Abstrahieren divergierender Perspektiven („des berührt uns“ (MR); „wir WOLlen“ (MR)) oder das Akzentuieren von Differenz (Nutzung von sprachlichen Mitteln wie Extremformulierungen zur Betonung von Devianz) und Korrekturverfahren (s. Gesprächssement ‚falsche Frage’ in Kapitel 7.2). Regulation wird ebenfalls durch die Verwendung nicht abzustreitender Nützlichkeitstopoi vorgenommen („INSbesondere unter
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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dem Thema der KOStenbetrachtung“ (MR)). Das ‚erhabene’ Ziel der
Kostenreduktion legitimiert Machstrukturen: des GELD des tagTÄGlich ABfließt was des thema garantie und kuLANZ angeht – signalisiert JETZT schon so anfang MÄRZ eine überSCHREItung wir hätten ausgeben DÜRfen in etwa (.) größenordnung von rund x EUro (.) ausgegeben ham wer bereits y EUro und wenn des so WEItergeht könn se ne EINfache multiplikation machen (-) jeden MOnat z EUro zuviel – also ham wir am JAHresende gegenüber unserm budgetZIEL das sicherlich nicht bei JEdem im EINzelnen STEHT schon alLEIN aus ort v heraus x EUro verBRATen –
Unterstützend fungiert auch die Regulation durch das Besetzen von Ungewissheitszonen (Expertenstatus) sowie die Regulation durch ‚Schärfe’ und „Deutlichkeit“ (MR) („des SAG ich HIER AUCH in aller DEUTlichkeit –“ (MR)), z. B. durch Äußerungen, die als Drohungen interpretiert werden können: aber bitte kommen sie mir nicht und SAgen sie (.) des war mal GANZ KURZ ne diskussion (.) dass wenn wir des EIne oder ANdere thema RAUStun (.) dass dann der RESCHTumfang unwirtschaftlicher wird – (-) machen sie die RECHnung erscht gar nicht“);(MR) ein kvp proz/projekt is bis ende märz identifiziert un DIEses wird bis JAHresende umgesetzt (.) ich werd sie SPÄtestens ende nofember FRAgen (.) ich wills gar net HEUte tun - (--) WAS war ihr kvP projekt un isses bereits umgesetzt. (KT)
Eine weitere Form der regulierenden Machtdemonstration ist die belehrende Kommunikation („ICH hab eigentlich (-) KEIne lust (--) mit ihnen gemeinsam (-) des so ANzugucken (.) sondern (-) wir sollten eigentlich die heRAUSforderungen annehmen“
(MR)). Dazu lässt sich ebenso die Evaluierung des Vergangenen oder Bestehenden zählen („ich komm zum ZWEIten Teil – (-) zum thema der qualiTÄT – (--) SIE ist für MICH ein SCHMERZliches BEIspiel wie wir bei der qualitätsstudie immer wieder zuRÜCKgefallen sind - “). Als wirksame unterstützende Mittel wer-
den Stigmatisierungen von Wandel-Gegnern und die Regulation von Identitäten gesehen (vgl. Kapitel 7.2.5). Nicht zuletzt ist die Gattung der Rede ein Mittel zur Durchsetzung einer Machtentscheidung, wobei die vergleichende Darstellungs-Analyse der Management-Rede und der „Podiumsdiskussion“ in den Kapiteln 7.1 und 7.2 zu folgendem zentralen Untersuchungsergebnis führt: Man kann zwischen zwei sich grundsätzlich unterscheidenden dargestellten Verständnissen von Regulation differenzieren. Einerseits gibt es die Regulation aus dem bürokratischen und/oder militärischen Verständnis heraus, wobei Devianz ‚bestraft’ wird. Ich bezeichne diese Form als ‚direkte’ Regulation. Andererseits kann Regulation aus dem Verständnis des Umstands resultie-
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
ren, dass die Organisation ein Spielfeld von Machtakteuren ist. Dies repräsentiert eine ‚politische’ Art der Machtgenerierung und -ausweitung. Der Redner in der ‚Kick-off-Veranstaltung’, der Leiter des Unternehmensstandorts, positioniert sich innerhalb des letzteren Konzepts. Dabei geht es darum, durch (inszenierte) Aushandlungsprozesse die breite Mehrheit für Wandel zu gewinnen, was dem Wunsch der sozialen Steuerung der Organisation vor dem Hintergrund schwer vorhersagbarer Dynamik durch divergierende Interessen entspricht. Ein Hilfsmittel zur Steuerung politischer Prozesse ist inszeniertes Debattieren, woraufhin auf der Darstellungsebene Entscheidungen folgen. Außerdem zieht diese Unter-Kategorie des Konzepttyps Wandel durch Macht und Anpassung Zustände des Gewinnens oder Verlierens innerhalb der organisationalen Kräftefelder nach sich. Hierfür wird rhetorische Gewandtheit sowie die Kenntnis politischer Prozesse, externer Vorgänge und inner- sowie außerorganisationaler Kommunikationsereignisse benötigt. Der Misserfolg der Handlung ‚Wandel durch politische Macht’ ist gegeben, wenn das Verhalten der sich anzupassenden Individuen so stark deviant ist, dass politische Persuasion nicht mehr legitimierbar ist.
Bedingungen für Fortschritte / Stagnation / Unterbrechung / Fortsetzung / Wiederholung / Stabilisierung / Ende Der Fortschritt des Handlungstyps ist durch stetige Bestätigung von Normkonformität gewährleistet. Außerdem führen Verantwortungsbewusstsein und die Erkenntnis hinsichtlich der Folgen mangelnder Anpassung sowie hinsichtlich der eigenen Rolle zur Fortsetzung und Verbesserung der Handlung: nicht immer auf den ANdern zeigen (-) sondern wie kann !ICH! geschwindichkeit MAchen (-) wie kann ich jetz (pe:p) wie kann ich pauer da REIN legen. (PD)
Eine Bedingung für das Wiederkehren der Handlung ist Uneindeutigkeit in der Kommunikation, welche regulative Verfahren nach sich zieht, mit denen Eindeutigkeit eingefordert wird: KO1
OL
kann man sonscht nix dazu sagen - (-) dann äh ((räuspert sich)) ähm leitlinienprozess ähm (-) des läuft soweit - (---)auf niederem niveau ((lacht)) äh Y-rundgänge sind bei uns auf freiwillicher basis, (.) also leitlinienprozess auf niedrigem niveau - (-) des is erklärungsbedürftich; (2.0) (KT)
Zentral ist im vorliegenden Konzepttyp, dass Anpassung gleichzeitig Gelingensbedingung und Voraussetzung für die Fortsetzung bzw. Stabilisierung
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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ist, s. folgendes Beispiel im Zuge der ‚Abfrage’ von Veränderungsaktivitäten in der „Kernteambesprechung“: OL
KO1 OL KO1 OL KO1 OL KO1 OL KO1 OL KO1
und dann hab ich noch die entscheidende frage was is ihr (-) äh projekt was in der zielvereinbarung angesprochen is dieses prozessverbesserungsprojekt; (2.0) [( )] [ja ] (--) ein kvp-projekt identifiziert - (.) dieses wird bis jahresende umgesetzt. (.) find ich net bei ihnen. (-) [das hätte ich] [ja (-) da] die bitte dass sie des [prüfen ] [da muss i noch nachhaken] aufnehmen [( )] in die zielvereinbarung [( )] [hab i mer scho aufgschrieben h=hm] au in Großbereich X = ja (hat) mer des jetz umgesetzt oder is mer dabei - = <
Die Tatsache, dass die Sprecherin KO1 die Notwendigkeit der Dokumentation bestimmter Aktivitäten wiederholt eindeutig bestätigt, repräsentiert das ‚Gegenstück’ zur Machtausübung – das den Forderungen angepasste Verständnis. Dagegen werden innerhalb dieses Wandel-Konzepts postmoderne Führungsmethoden als Auslöser für Stagnation der Handlung gesehen, wie beispielsweise durch Persuasion oder ‚öffentliche Reflexion’ (s.o.).
Was zieht die Handlung nach sich? Regulation zur Stabilisierung von Machtstrukturen zieht neue, ggf. auch ‚fremdartige’ Abweichungen nach sich (als ‚natürliches’ Merkmal hierarchischer Organisationsprozesse), die Abweichungen wiederum machen ‚Macht-Aktivitäten’ erforderlich und so weiter. Die Anpassung durch Organisationsmitglieder führt zu Integration bzw. Inklusion („MITmachen“ (MR))
Die konnotative Bedeutung des Ereignisses und soziale Positionierung von Sprechern und / oder Gruppen Auch dieses Wandel-Konzept ist in beiden analysierten sozialen Veranstaltungen positiv konnotiert. Zwar wird es teilweise durch persuasives Sprachhandeln abgeschwächt (vgl. Kapitel 7.1.4), doch sind Äußerungen in Bezug auf die Durchsetzung und Kontrolle von Wandel-Aktivitäten deontisch. Eine deontische Bedeutung liegt vor allem bei der Setzung von Machtentscheidungen, insbesondere von ‚Notwendigkeiten’, vor: „mer müssen die proZESse verschlanken“ (MR).
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
Das Wandel-Konzept Macht und Anpassung ist in beiden sozialen Veranstaltungen relevant, da der Besprechungsleiter bzw. die Manager sich ‚in verteilten Rollen’ (s.o.) als regulierende Individuen positionieren, und da die Adressaten als ‚Mitspieler’ der beiden sozialen Ereignisse diese Regulation zulassen. Sprecher, welche den Fokus ihrer Darstellung von organisationalem Wandel auf Macht und Anpassung legen, verorten sich innerhalb eines klassischen, militärischen Führungsmodells bzw. ihrer Darstellung liegt ein mechanistisch-bürokratisches Modell von Organisation zugrunde. Des Weiteren verortet sich ein Sprecher (LS) teilweise in einem politischdebattierenden Verständnis zur Ausweitung von Macht. Aufgrund der inszenierten Darstellung erfährt diese Unterkategorie des Konzepttyps jedoch ihre Grenzen in Organisationen, die ansonsten auf Durchsetzung von Interessen basieren. 7.4.4
Wandel durch Formalisierung und Standardisierung
Auch dieser Konzepttyp impliziert die Bedeutung von Wandel im Sinne eines Nomen actionis.
Motive Motivation für diese Handlung ist das Verlangen nach der Komplexitätsreduktion und somit nach der Steuerung einer großen Organisation. Weiterhin sollen klare, operationalisierte Vorgaben gemacht werden, um auszuschließen, dass Abweichungen vorkommen.
Zielzustand Ziel ist, dass die Gesamtorganisation die gleichen Zielsetzungen unter Einbeziehung gleicher Vorgehensweisen verfolgt („aber wir brauchen an der ANderen stelle auch mal widder das thema des zuSAMmenführens; dass wir im prinzip en bisschen mehr standardiSIErung hiNEINbekommen.“(MR)). Dadurch ist der Verände-
rungsfortschritt unterschiedlicher Organisationseinheiten vergleichbar. Alle Organisationsmitglieder sollen sich auf Normen verpflichten. So findet Organisieren auf Basis leicht verständlicher Regeln statt. Wandel wird auf diese Art machbar, nachprüfbar und darstellbar.
Das Wesentliche für den Aktanten / Wozu nutzt die Handlung? Wesentlich ist die Nachvollziehbarkeit und erleichterte Darstellbarkeit von ‚Wandel’. Alle Aktanten stellen einen Standard als übergeordnete, ja beinahe ‚überhöhte’ Richtschnur in den Vordergrund, und zwar den des für alle geltenden Kostenziels. Dabei handelt es sich bei der Standardisierung nicht wie in der Lean-Philosophie um eine Definition und Angleichung von Vor-
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301
gehensweisen als Ausgangspunkt für die Kontinuierliche Verbesserung (s. „übergeordnete funktionale Zusammenhänge“), sondern sie kommt einer Überhöhung eines Zielwerts gleich, da der Zielwert als das Wesentliche dargestellt wird, während der Lean-Veränderungsprozess mit seinen Zielen ein Mittel zur Erreichung des „Kernziels“ ist233: ich möchte nur des KERNziel für dieses jahr noch mal überschreiben – (-) des IST des errEIchen des KOStenziels (.) des uns VORgegeben worden ist (MR)
Übergeordnete funktionale Zusammenhänge Die Lean Production-Philosophie japanischen Ursprungs bildet den Rahmen dieser Darstellung, innerhalb derer Standards als Ausgangsbasis für permanente Optimierung verstanden werden. Im Rahmen des originären Ansatzes sind Standards niemals langfristig fixiert, sondern übernehmen die Funktion, Optimierungen auf Basis gleicher Voraussetzungen in kleinen Schritten durchzuführen (vgl. die praxisorientierte Literatur zur ‚Reinkultur’ des Toyota-Produktionssystems wie z. B. Ohno 1993).
Dauer, Phasen, Verlauf, Teilereignisse Bei diesem Konzepttyp handelt es sich um permanent wiederholte Handlungen mit den Phasen Erstellung von Normen, Verpflichtung auf Normen und Anwendung der Normen in immer wiederkehrenden Prozessen. Soziale Veranstaltungen zur Verpflichtung auf die Normen sind Teilereignisse der Handlung. Sie stellen Eckpunkte im organisationalen Alltag dar (Rituale) und unterstützen dabei, den kontinuierlichen Prozess der Standardisierung aufrechtzuerhalten.
Akteure, Mitspieler, Gegenspieler, Interaktionspartner und deren jeweilige Rollen und Zustände Hauptakteure sind Organisationsmitglieder, die die fixierten Regeln setzen und ‚überwachen’. Normkonforme Organisationsmitglieder sind unterstützende Mitspieler bei Wandel durch Formalisierung und Standardisierung. Dagegen handelt es sich bei Akteuren, die sich Handlungsfreiräume suchen und die Bedeutung menschlicher Individualität betonen, um Gegenspieler. Auch die Interpretation von Vorgaben für den eigenen Kontext ‚stört’ den Ablauf der Handlung (vgl. die Interpretationsleistungen des Vertreters aus dem mittleren Management, Kapitel 7.2.3). Die Thematisierung von Handlungsdilemmata wird ebenso als Hemmnis dargestellt.
233 Aulenbacher (2003) zeigt in ihrem Beitrag auf, wie „wirkmächtig“ und „machbar“ Rationalisierungsleitbilder sind.
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
Was erwartet / antizipiert der Aktant? Er erwartet die Berechenbarkeit organisationaler Handlungen und Übersicht über das Organisieren im Wandel. Abweichung wird als auf menschlicher Schwäche basierende Normalität gesehen und von Hauptakteuren des Wandlungsprozesses ‚geahndet’ (vgl. Analyse der Kernteambesprechnung in Kapitel 7.3).
Bedingungen für Erfolg / Misserfolg Einmütigkeit und Vereinheitlichung der Perspektive auf die zentrale Funktion der Formalisierung beim Organisieren sind Garanten des Erfolgs. Ein weiterer Erfolgsgarant ist das Schaffen von Öffentlichkeit und somit die Transparenz über Standards und deren Vorteile: OL KO2
OL KO1 OL KO1 OL
KO2 OL
[MAßnahmen] DATENbank ham se da ne eigene? Oder - = […] äh ja kam auf bei uns des thema mir ham des äh großbereichsweit eingführt - (-) äh isch e DAtenbank äh hauptsächlich (.) zum äh projekte und aufgabe controlle. = und ähm großbereich X übernimmt die jetz; zunächscht im intschinierungbereich ja; im intschinIErungbereich; = h=hm (--) könn ses mal VORstellen hier? GEHT des? (-) dass mer mal ne transparENZ kriegt – (.) also net jetz speziell [transparenz in Richtung MAßnahmen] [datebankforschung is bissle schwierich] sondern warum se so ne gute datenbank ham; (-) wir suchen ja immer best practice beispiele – (.) und wenns so gut is muss ma ja gucken dass mans ins WERK irgendwann kriegt (.) flächendeckend. =
Formalistische Vorgaben ins Lächerliche zu ziehen, gefährdet die Realisierung der Handlung: KO3
wenn mer dann die maßnahmen die mer in der CDE-datenbank gepflegt hat (.) KO2 [((lacht))] KO3 [mit ins] AB übernehmen kann dann auf alle fälle ((amüsiert)); KO2 Grundeinstellung negativ - ((amüsiert)) KO3 des isch immer die frage; ((mehrere Gesprächsteilnehmer lachen und tuscheln))
Was nutzt der Aktant? Was unterstützt die Handlung? Der Handlungstyp wird durch Verantwortungsbewusstsein sowie die Erkenntnis über die Folgen mangelnder Akzeptanz von Normen unterstützt. Die schriftliche Fixierung der Normen in vorgegebenen Formen und deren Verbreitung über die gesamte Organisation repräsentiert ein formalistisches Verständnis, das als Grundlage für gewissenhafte Standardisierung dargestellt wird (vgl. die bürokratische Abarbeitung der Veränderungsaktivitäten anhand einer formal vorgegebenen Tabelle in der Kernteambesprechung). Die Handlung wird unterstützt durch die gegenseitige Vergewisserung der
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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Einhaltung und umgehendes Transparentmachen von Übertretungen. In der analysierten Management-Rede und teilweise auch im Rahmen der Podiumsdiskussion wird Standardisierung nicht mit formalistischem Schwerpunkt, sondern auf der Ebene der Darstellung von Wandel-Identitäten präsentiert (vgl. Kapitel 7.1.2). Die Aktanten treiben Standardisierung und Formalisierung durch die Berufung auf formalistische ‚Gegebenheiten’, die ‚eben so sind, wie sie sind’. Moralisierende Kommunikation mit negativer Konnotierung von Handlungsspielräumen, Normalisieren von vorhandenen Standards oder die Stigmatisierung von Gegenspielern werden als effektive Hilfsmittel gesehen. Die Handlung wird auch durch die frühzeitige Ankündigung von Überprüfungen des ‚Standardisierungsstatus’ unterstützt: ein kvp proz/projekt is bis ende märz identifiziert un DIEses wird bis JAHresende umgesetzt (.) ich werd sie SPÄtestens ende nofember FRAgen (.) ich wills gar net HEUte tun - (--) WAS war ihr kvP projekt un isses bereits umgesetzt. (KT)
Der Aktant des Konzepttyps Wandel durch Formalisierung und Standardisierung fordert bei Abweichung vom Standard Erklärungen ein. Dies macht Abweichung öffentlich und stigmatisiert die Wiederholung: OL KO1
also leitlinienprozess auf niedrigem niveau - (-) des is erklärungsbedürftich; (2.0) [tja] (KT)
Bedingungen für Fortschritte / Stagnation / Unterbrechung / Fortsetzung / Wiederholung / Stabilisierung / Ende Zentrale Bedingung für den Fortschritt dieser Handlung ist das repetitive Prüfen der Einhaltung von Standardisierung und Formalisierung. Diese Prüfung ist Voraussetzung für die konsequente Umsetzung. Das Nach‚prüfen’, bzw. in folgendem Fall das Nachbessern, einer Darstellung kann die Funktion erfüllen, Darstellungsformen in den gewünschten Standard zu transformieren (ob die Darstellung der Handlung entspricht, kann nach den Ergebnissen aus den Kapiteln 7.3.3 und 7.3.4 in Frage gestellt werden): OL KO1 OL KO1 OL KO1
da ham se so en schönes ding Y-erfahrungsaustausch, fand des nur im april statt? (2.0) Y [des isch glaufen] [( )] des bitte ich zu [überprüfen] des is für mich momentan net [des] logisch. = termin(.)überprüfung ja; (KT)
Veränderungen von Standards, welche sich aus Selbstorganisation entwickeln, bedingen Unterbrechungen oder gar eine Stagnation des Konzept-
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
typs. Dies führt zu Unübersichtlichkeit und erschwert die Steuerung von Standards bzw. des Wandels: OL
KO3 KO2 OL KO2
OL
(Bloß) positiv (.) negativ fällt mer natürlich auf (.) dass wir im WERK aber des is kein VORwurf – (.) weil entscheidend is dass mer maßnahmen erstmal kontinuierlich UMsetzt aber generell (-) scheint mer doch sehr viel ( ) maßnahmen zu verfolgen; <
Was zieht die Handlung nach sich? Das Ergebnis der Handlung ist eine einheitlich handelnde Gruppe, die auf ‚fixiertes Recht’ – zumindest der Handlung nach – ‚eingeschworen’ ist. Die Steuerung von Wandlungsprozessen durch Formalisierung und Standardisierung ermöglicht eine leichtere Identifizierung von Gegenspielern hinsichtlich der vorliegenden Sinnfigur von Wandel.
Die konnotative Bedeutung des Ereignisses und soziale Positionierung von Sprechern und / oder Gruppen In allen drei untersuchten Gattungen sind Formalisierung und Standardisierung positiv konnotiert. Auch sie erhalten im Diskurs eine Sollens-Bedeutung, werden sie doch als Lösung für unterschiedliche Auffassungen und Realisierungen von Wandel gesehen. Eine Äußerung verweist jedoch darauf, dass es in Bezug auf Standardisierung auch negative Konnotationen gibt, welche folgender Redner von sich weist: und des würd ich ansich auch von dem Kreis noch mal einfordern, (-) zu sagen es werden standards vorgegeben – (.) geMEINsam (.) die verabschieden wir gemeinsam und die müssen aber dann auch von ihnen umgesetzt werden und die bitte hätte ich auch, (.) und des is für mich (h.) ich sach mal EIner der wichtigen punkte (h.) wie viele andere auch, wo wir sicherlich in der PLAnung auch so en bisschen (h.) des äh HEFT in der hand haben um (h.) äh die vorgabe zu machen (.) denen wir dann aber gemeinsam folgen müssen; (-) NICHT im sinne ähm (---) äh dass hier eben äh der heilsgott vorne/ vorne rausmarschiert un des SAcht, (.) sondern indem irgendeiner natürlich mal des heft in die hand nehmen muss (-) und alle anderen koordinieren muss; (PD)
Diese Äußerung verweist darauf, dass andere Stimmen in der Organisation zirkulieren, welche den Organisationseinheiten kritisch gegenüberstehen,
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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die Standards vorgeben. Dennoch steht in den sozialen Ereignissen die Notwendigkeit der Verfolgung von Standards zur Sicherstellung des ‚richtigen’ Wandels außer Frage. Beide soziale Gruppen, sowohl die Führungselite als auch das „YPSKernteam“, setzen das Konzept der Formalisierung relevant. Das „Kernteam“, das mit der Messung von Wandel beauftragt ist, positioniert sich am deutlichsten im Konzept der Formalisierung und Standardisierung, ist es doch der Legitimationsaspekt schlechthin für das bürokratische Handeln. Dennoch lässt sogar die Kernteambesprechung (wenn auch geringen) Raum für negative Konnotationen von Standards: OL KO3 KO2 KO3 KO2 KO3
[…] und ähm vielleicht kann man in zwo jahrn die CDE-DAtenbank abschalten; (-) ( ); wenn mer dann die maßnahmen die mer in der CDE-datenbank gepflegt hat (.) [((lacht))] [mit ins] AB übernehmen kann dann auf alle fälle ((amüsiert)); Grundeinstellung negativ - ((amüsiert)) des isch immer die frage; ((mehrere Gesprächsteilnehmer lachen und tuscheln))
In dieser Darstellung wird deutlich, dass der Wechsel von Standards Übergangsprobleme mit sich bringt, wie hier z. B. die Datenmigration in ein anderes System. In dieser Wertung wird also hinsichtlich Standardisierung Negatives antizipiert – auf der Basis von organisationalen Vorerfahrungen. Soziale Ereignisse wie die Kernteambesprechung, aber auch die Podiumsdiskussion, repräsentieren das Modell bürokratischer Organisation, wobei der Schwerpunkt auf der Legalisierung von ‚Herrschaft’ durch formalistische und standardisierte ‚Instrumente’ liegt.
7.4.5 Wandel durch reflexive Kommunikationsprozesse Das folgende Wandel-Konzept, das ebenfalls mit der Bedeutung einer Handlung dargestellt ist, weist folgendes Wissen auf:
Motive Das zentrale Motiv ist der Wunsch, möglichst alle Denkprozesse und Perspektiven in das Management-Handeln einzubeziehen. Damit ist das Anliegen verknüpft, sich gegen potenzielle Schwachstellen von Führungshandeln zu immunisieren.
Zielzustand Zielsetzung ist, dass alle Eventualitäten und Perspektiven bei der Planung und Durchführung von Wandel berücksichtigt sind; folglich sind Wandel
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und Managementhandeln für die Mehrheit der Betroffenen nachvollziehbar. Die Adressaten der wandelbezogenen Kommunikation erkennen, dass der Aktant alle internen und externen Einflussgrößen berücksichtigt (hat). Ein weiteres Ziel ist die Eliminierung bzw. Abmilderung von innerorganisationalen Widersprüchen (z. B. des Widerspruchs zwischen dem Wunsch von Führungskräften nach hoher Veränderungsgeschwindigkeit und der tatsächlich realisierten Dynamik im Wandlungsprozess).
Das Wesentliche für den Aktanten / Wozu nutzt die Handlung? Für den Aktanten steht die Darstellung von Sinnhaftigkeit innerorganisationalen Handelns sowie von umsichtigem Handeln im Vordergrund. In dieser Darstellung ist der Abgleich des eigenen Management-Handelns mit historischen Voraussetzungen, organisationalen Gegebenheiten sowie externen Entwicklungen und Strömungen notwendig. Aus der Blickrichtung ‚Bottom-up’, z. B. beim Anstoß des reflexiven Kommunikationsprozesses von unten nach oben durch FK1 im Gesprächssegment ‚falsche Frage’, nutzt die Handlung dazu, Sinnangebote des Managements zu integrieren, zu werten und hinsichtlich ihrer Logik zu prüfen. herr x sie ham (-) SEHR eindringlich (-) äh erläutert (-) die luft wird SEHR viel dünner (---) das heißt der längschte Atem NÜtzt nix (-) wenn die luft deutlich DÜnner wird - (--) sauer-stoff REIcht da net; (PD)
Für die Reflexionsprozesse aus der Top-down-Perspektive ist das Abstrahieren von persönlichen Bewusstseinszuständen und damit die Abgrenzung von Subjektivität zentral: von mir aus herr v müssts viel schneller gehn; (--) aber sie müssen bedenke i muss en WERK hinter mir MITnehme (PD)
Übergeordnete funktionale Zusammenhänge Den Rahmen dieses Wandel-Konzepts stellt die Sicht auf Organisation als fragmentiertes Gebilde mit interdependenter Vernetzung dar.
Dauer, Phasen, Verlauf, Teilereignisse Wandel wird hier als fortwährender Prozess dargestellt, der durch Phasen der Reflexion unterbrochen werden muss, um ihn anschließend an die jeweilige Situation adaptieren zu können.
Akteur, Mitspieler, Gegenspieler, Interaktionspartner, deren Rollen und Zustände Hauptakteur ist in erster Linie der Top-Manager an der Spitze des Produktionsstandorts. In einem bestimmten Setting (dem des Rituals) ist die Handlung auch für Top-Manager der darunterliegenden Hierarchieebene akzeptiert. Gegenspieler sind Manager, die diese Reflexion und die Kom-
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munikation über individuelle Reflexionsprozesse unterbinden (FK4 in der Podiumsdiskussion). Konklusionen aus den Reflexionen sind dem TopManagement vorbehalten.
Was erwartet / antizipiert der Aktant? Der Aktant erwartet das wiederholte Auftreten von Widersprüchen, die er durch Reflexion auflösen oder zumindest abmildern kann.
Bedingungen für Erfolg / Misserfolg Bedingung für den Erfolg ist das ‚Einhalten’ aus dem geschäftigen Organisationsalltag und die Durchführung von rituellen sozialen Veranstaltungen. Der Misserfolg wird begünstigt durch regulative Verfahren von Managern, die Reflexion unterbinden und selbst gesetzte Lösungen in den Vordergrund stellen.
Was nutzt der Aktant? Was unterstützt die Handlung? Aus der Perspektive Top-down nutzen die Aktanten: (Rituelle) Momente der Überprüfung – oder auch nur inszeniertem In-Frage-Stellen – von Wandel-Qualität. Der Abgleich von unterschiedlichen Perspektiven auf den Wandlungsprozess macht diese Handlung möglich, d. h. Voraussetzung ist, dass Differenz und Dialogizität kommuniziert wird. Der Aktant nutzt daneben eigene Zusammenfassungen bzw. die Formulierung von zentralen Ergebnissen aus den Reflexionsprozessen, um deren Verbreitung durch ‚Multiplikatoren’ vorzubereiten: insofern bitt ich SIE (.) diese LEITlinien
Als weitere unterstützende Aktivitäten für die Stärkung reflexiver Kommunikationsprozesse werden Führungskräfte-Workshops dargestellt: eine KLEIne unterSTÜtzung hierzu zu dem thema FÜHren (.) WIRD es GEben – (-) die gestartete WORKshopreihe xy WIRD bis zu den ebenen b FORTgesetzt – (--) und (.) da isches ZIEL die reflexion des EIgenen führungsHANdelns; (MR)
Des Weiteren werden von Aktanten dieses Handlungstyps in Wandlungsprozessen (bis zu einem gewissen Grad) hierarchieübergreifende Diskussionen und die Äußerung von Kritik als hilfreich angesehen, unter anderem deshalb, weil diese als Anstoß für die Entwicklung der „Leitlinien“ geführt haben:
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
aber EIne schwierigkeit war in der diskussion immer wieder drin; (--) des war des THEma dieser x234 (.) meTHOden. (--) i glaub die ham uns alle platt gemacht (-) äh des war so ne gewisse GEIschtige überFORderung und (.) mer brauchte schon en STUdium äh für wirtschaftswissenschaften oder (.) ARbeitswissenschaften um JEde meTHOde auch entsprechend zu verSTEhen und umsetzen zu können. (---) und da / diese kriTIK kam ja auch immer wieder rü:ber – (MR)
Der Aktant wird durch sein Beurteilungsvermögen und seine Erfahrung in der Bewertung von organisationalen Vorgängen unterstützt. Der Handelnde nutzt dialogisch angelegte Texte, wobei die Dialogizität nur bis zu dem Grad zugelassen wird, als sie die eigene Argumentation anschließbar macht. Aktanten, denen die organisationale Konvention nicht oder nur in Ausnahmesituationen den Anstoß für reflexive Kommunikationsprozesse zugesteht, nutzen sprachliche Mittel der Tarnung von Kritik, indem z. B. Sinnangebote katachretisch aufgegriffen werden. Differenz wird so auf sensible Art und Weise akzentuiert. Die Thematisierung emotionaler Prozesse und Zustände wird eingesetzt, um reflexive Kommunikationsprozesse einzuleiten (auch wenn, wie in folgendem Fall, um die anschließend folgende deontische Äußerung mit der Einleitung zu ‚tarnen’): äh ich bin eigentlich froh dass der herr v des grade als frage (...) (in deutschland) (--) weil mir war es ein ANliegen nach dieser veranstaltung in der ( ) (--) nochmals meinen geFÜHlen (-)hier äh (.) AUSdruck zu geben; […] wenn sie JETZ nach hause gehen und in die fabrIK gehen (---) um sich gedANken zu machen jetz wie kommunizIERe ich die LEITlinie (--) […] wir müssen diese ZIEle erreichen die (...) geschaffen worden sind (---) (PD)
Aus der Bottom-up-Perspektive unterstützt die Formulierung von Fragen die Handlung, und zwar z. B. wie in der folgenden Fragestellung mit dem ‚Angebot’ einer zu präferierenden Lösungsmöglichkeit: !REI!cht unsere verÄNderungsgeschwindichkeit und FÄhichkeit und WILlen (--) die wir im moment DRAUF ham AUS (---) oder müssen wir NOCH stärker in richtung der geschwINdichkeit gehen (-) die da oben dieses bildle UNS impliziert.
Bedingungen für Fortschritte / Stagnation / Unterbrechung / Fortsetzung / Wiederholung / Stabilisierung / Ende Bedingung für den Fortschritt ist das rituelle Setting in bestimmten sozialen Ereignissen. Die Handlung ist während des Organisationsalltags ‚stillgelegt’ und wird folglich nie stabilisiert. Sie endet jedoch nicht, da Wandel laut der Darstellung permanent vollzogen wird.
234 Anzahl der YPS-Methoden;
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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Was zieht die Handlung nach sich? Die Handlung zieht das Erkennen der Sinnhaftigkeit des Wandels durch die davon Betroffenen nach sich sowie folglich deren Unterstützung bei der Durchführung des Wandlungsprozesses. Weitere Effekte sind nach der Darstellung dieses Wandel-Konzepts die Rationalität von Wandel-Aktanten und deren fundiertes Handeln.
Die konnotative Bedeutung des Ereignisses und die soziale Positionierung von Sprechern und / oder Gruppen In den Daten figurieren zwei Anstöße für reflexive Kommunikationsprozesse, die bottom-up erfolgen. Dabei handelt es sich einerseits um das Infragestellen der Wandel-Strategie (vgl. Kapitel 7.2.3) und andererseits um die Thematisierung von nicht erfüllten Wandel-Anforderungen (vgl. Kapitel 7.3.3). In beiden Fällen wird dieses Konzept durch hierarchisch höhergestellte Personen korrigiert. Infolgedessen ist davon auszugehen, dass der Handlungstyp von unten nach oben im öffentlichen Raum weitgehend negativ konnotiert ist. Die Korrekturen verfügen in Bezug auf das Top-Management (mit Ausnahme einzelner Redepassagen und Äußerungen des Standortleiters) über die deontische Bedeutung, dass Reflexion über das eigene Verhalten in der Organisation erwünscht ist, die Reflexion über Strategien und Aktivitäten der Gesamtorganisation jedoch nicht: Die Sollens-Bedeutung ist also: ‚Just do it!’ und ‚Denke nicht über Sinn und Zweck nach’. Auch folgende Äußerung unterstreicht die negative Konnotation des Reflexions-Konzepts: geSTALten sie sie aktiv mit und bringen sie EHer nach VORne wie nach RÜCKwärts; (--) die diskusSIOnen (.) die sie da FÜHren (--) über des wie des alles SCHÖN war äh in den letschten hundert JAHren – (-) vergessen sie des der managementkreis hat sich den themen gestellt (MR)
Organisationsmitglieder unterhalb der Top-Management-Ebene exkludieren sich durch ihre Positionierung innerhalb des Reflexions-Konzepts aus den jeweiligen Elitegruppen des Wandels (aus der Experten-Elite der Kernteambesprechung und aus der Führungs-Elite des sozialen Ereignisses ‚Kick-off Leitlinien’). Dieses Konzept kann daher nicht als Teil der Gruppenwirklichkeit gesehen werden. Dennoch ist es für einige Phasen der Darstellung des Top-Managers LS und für Momente der ‚Bottom-up-Darstellung’ relevant. Der Standortleiter verweist in ‚in sich dialogizitären’ Äußerungen auf die negative Konnotation in Bezug auf das Wandel-Konzept, worin er sich teilweise selbst positioniert und gegen dessen Kritik er sich wie im folgenden Beispiel immunisiert:
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
und DIEse LEITlinien sind sehr sehr allgeMEIN gehalten – (.) deswegen hammer auch UNglaublich !VIEL! und lange über diese LEITlinien diskuTIERT – in verschiedenschten GREmien – EINmal mit IHnen – gestartet im vergangenen SOMmer – (-) auf der INtranetBASIS in der wir SIE zur diskuSSION aufgefordert HAben – und wir sie in verschiedene WORKshops dann abgeholt HAben – bis dahin wir dann im SCHLUSS in einer (.) klauSUR im GROßbereichsleiterkreis zuSAMmen(.)gekommen sind – ich möchte den ganzen prozess hier gar net AUFschreiben er war ja UNglaublich LANge – (-) im vergangenen jahr – […] mir hams in der ZWISCHenzeit zwischen anfang deZEMber letschten JAHres und dem JAnuar mit dem beTRIEBSrat abgestimmt – (--) hier hats noch mal sehr VIEle diskussionen gegeben – (--) des war eigentlich KLAR – (--) und zwar !WEIL!, (.) wenn sie etwas (-) verKÜRzen (.) und in ZEHN (.) sätze packen – grob gesprochen in ZEHN sätze packen – (.) dann führt natürlich das IMmer zu ner diskussion – (.) weil jeder hinter diesen sätzen (-) etwas ANderes (-) verSTEhen kann; aber ich bin FROH, (-) (-) dass wir sie HEUte mitnander SO (-) verabschiedet (.) HAben – diese LEITlinien (MR)
Möglicherweise ist dieses Konzept auch für soziale Gruppen der Organisation relevant; in den vorliegenden Daten bleibt es jedoch auf einzelne Sprecher beschränkt. Interessanterweise positioniert sich der Standortleiter in der sozialen Veranstaltung ‚Kick-off Leitlinien’ im öffentlichen Raum innerhalb des reflexiven Wandel-Konstrukts. Er greift den ‚Anstoß’ zu reflexiver Kommunikation aus der mittleren Führungsebene auf. Dies repräsentiert ein partizipatives Führungsmodell, wobei auch hierbei eine stringente Rollenteilung berücksichtigt wird: Führungskräfte können zwar Anstöße geben, die Konklusion aus der Reflexion wird jedoch durch das Top-Management vorgenommen. 7.4.6
Wandel durch Vorbild und Geduld
Die Merkmale dieses Handlungskonzepts für organisationale Wandlungsprozesse sind folgende:
Motive Handlungsleitend ist der Wunsch, die Veränderungsgeschwindigkeit den Fähigkeiten der Organisationsmitglieder anzupassen.
Zielzustand Der Zielzustand ist so, dass die gesamte Organisation die innere Haltung von Hauptakteuren nachahmt und die vom Management vorgegebenen Mittel im Wandlungsprozess nutzt. Dabei wird das bedachte Handeln des TopManagements von der Belegschaft als Anlass genommen, die Art des Handelns als sinnhaft anzuerkennen und dementsprechend zu imitieren. der sechste punkt den ich ansprechen möchte – (.) ist das thema FÜHrung ich denke wir alle haben eine entsprechende VORbildfunktion (MR)
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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Das Wesentliche für den Aktanten / Wozu nutzt die Handlung? Für den Aktanten ist zentral, dass er in der Lage ist, den Wandlungsprozess über den Zeitverlauf zu betrachten, d. h., ihn in einer Überschau zu erfassen und darzustellen. Dies zeugt von seiner intendierten (und in sozialen Ereignissen stilisierten) Eigenschaft einer Vertrauen erweckenden und verlässlichen Führungskraft, die auf das langfristige Wohl der Organisation bedacht ist.
Übergeordnete funktionale Zusammenhänge Die Handlung spielt sich aus der Perspektive der Aktanten in einem Konstrukt fragmentierter Teilsysteme ab, welche sich hinsichtlich Dynamik und Veränderungsbereitschaft unterscheiden. Entscheidend ist daneben das Wissen um eine hierarchisch geprägte Historie der Organisation, in der es immer ‚Vaterfiguren’ an der Spitze des Standorts gab.
Dauer, Phasen, Verlauf, Teilereignisse Wandel durch Vorbild und Geduld ist eine nicht endende und konstante Handlung, da zwischenzeitliche Unbedachtheit dieses Konstrukt aus den Angeln hebt. Teilereignisse sind soziale Ereignisse, in denen die Vorbildfunktion vorgeführt, d. h. dargestellt, und stilisiert wird.
Akteure, Mitspieler, Gegenspieler, Interaktionspartner, deren Rollen und Zustände Mitspieler sind Führungskräfte, die nach dem Vorbild geduldig am Wandlungsprozess teilnehmen. Gegenspieler sind Akteure, die nachhaken, die alles genau wissen wollen und wie im analysierten Beispiel die Existenz von ‚Überschau’ in Frage stellen.235
Was erwartet / antizipiert der Aktant? Der Aktant erwartet die Einsicht nicht aller, aber doch der meisten Betroffenen des Wandlungsprozesses. Er antizipiert immer wiederkehrend die Äußerung anderer Perspektiven auf den Wandlungsprozess.
Bedingungen für Erfolg / Misserfolg Der Erfolg dieses Wandel-Konstrukts ist durch unreflektierte Beschleunigungs- oder Änderungsversuche gefährdet sowie durch impulsive Handlungen ‚gefühlsorientierter’ (z. B. ängstlicher), auf das eigene Wohl bedachter und somit unreifer Organisationsmitglieder. Bedingung für den Erfolg ist in vielen Darstellungen die Verknüpfung dieser Handlung mit Wandel durch
235 Dies zeigt, dass ein- und dieselbe Äußerung gleichzeitig Anstoß für ‚Wandel durch reflexive Kommunikationsprozesse’ und konterkarierend für ‚Wandel durch Vorbild und Geduld’ sein kann (s. Analyse der Äußerung von FK1 in Kapitel 7.2.3).
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
selbstreflexive Kommunikationsprozesse („aber sie müssen bedenke i muss en WERK hinter mit MITnehme“ (PD))
Was nutzt der Aktant? Was unterstützt die Handlung? Der Aktant nutzt familiäre Kommunikation mit geringer dramatischer Vorgeformtheit, individualisiert durch eine hohe Anzahl von Personalpronomina und durch explizite Perspektivierungen sowie durch persuasive Sprachmuster bis hin zu belehrender Kommunikation. Der Handelnde nutzt getarnte Kritik, um aus einer Vaterfigur heraus zu sprachhandeln. Der Aktant schwächt Ängste durch beruhigende Äußerungen ab, die Kontinuität auf Basis von Besonnenheit demonstrieren: wir sind VIER JAHre jetz unterWEGS und immer widder wurde ich ja glaube ich am ANfang geFRAGT – (-) geht des überhaupt noch WEIter dann war des thema (.) war des jetz en proJEKT? da mit dem herrn t236 oder hört des jetzt irgendwann emal auf? also (.) äh (.) keine SORge wir führn des auch die nächsten zehn oder HUNdert jahre fort – (MR)
Es werden Beweise für den bewusst lang anhaltend gestalteten Veränderungsprozess angeführt, so zum Beispiel in der Managerrede, in der vielfältige Beteiligungs- und Befähigungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeiter aufgezählt werden. Die Handlung Wandel durch Vorbild und Geduld wird durch die tägliche Auseinandersetzung mit der Realisierung von Veränderungsaktivitäten und deren tägliche Forcierung unterstützt. Dies macht die Kontinuität eines langen und ‚nachhaltigen’ Prozesses aus: abber sie müssen !UM!setzen (-) !UM!setzen (-) !TAG!TÄGlich UMsetzen (--) weil wir sonscht auf der verlIErerstraße
Bedingungen für Fortschritte / Stagnation / Unterbrechung / Fortsetzung / Wiederholung / Stabilisierung / Ende ‚Militärische’ Regulation von Managern lässt die Handlung enden (s. Kapitel 7.2.5). Daneben unterbricht der Aktant seine eigene Handlung durch Handeln im Sinne von Wandel durch Macht und Anpassung. Bedingung für den Fortschritt ist, dass die Mehrheit der Mitarbeiter trotz aller Vorbildfunktion der Führungskräfte den eigenen ‚festen’ Willen zu Wandel haben: und wir haben geRA:De in den drei YPS fragen die wir gestellt haben .h ja WULMINANTe (-) WULMINANTen zuspruch bekommen (.) verBESserungen gegenüber der vorHERgehenden .hh - wir haben bei uns die frage gestellt sind sie mit dem veränderungsprozess den wir eingeschlagen haben EINverstanden .hh da haben NEUNzich prozent zugestimmt (.) es is also NICHT so
236 Leiter des YPS-Office.
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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es wäre ne faTALe (--) FÄHLeinschätzung (-) wenn wir glauben da ist nur ne TRÄGe masse die nichts WILL – (PD)
Was zieht die Handlung nach sich? Die Handlung zieht die innere Regulation der Adressaten nach sich sowie einen langfristigen Wandlungsprozess. Ein wichtiger ‚Nebeneffekt’ der Handlung ist, dass das Management gegen Kritik immunisiert ist – zu sehen an Immunisierungen gegen potenziell kritische Stimmen, insbesondere hinsichtlich des hohen zeitlichen Aufwands und des Einsatzes von zusätzlichen Ressourcen für länger andauernde Veränderungsprozesse.
Die konnotative Bedeutung des Ereignisses und soziale Positionierung von Sprechern und / oder Gruppen Akteur LS im sozialen Ereignis „Unsere Leitlinien YPS“ konnotiert dieses Konzept positiv und setzt es für die Gestaltung des Wandlungsprozesses relevant: und wenn mir des net geLINGT (-) […] [diese] (-) […] alle MITzunehmen (--) dann überROLli des (-) und dann erreich i zum schluss gar nix; (--) dann hammer praktisch nur verWIRrung in die fabrik reingebracht
In der Selbstinszenierung von Managern wird dieses Konzept nicht grundsätzlich in Frage gestellt, aber doch abgeschwächt. Dabei ist nicht der Aspekt des Vorbilds, aber der der Geduld negativ konnotiert: die mitarbeiter (.) muss man MITnehmen (-) des is richtich. (--) ähm (-) allerdings darf es auch nicht so sein dass (--) des hat der herr w mir grade ins ohr geflüstert (-) dass die LANGsamsten unser TEMpo: (.)bestimmen
Das Vorbild-Konzept wird vom Standortleiter als für die ‚Führungselite’ gültig und verbindlich gesetzt. Soziale Positionierung erfolgt hiermit durch das Einnehmen einer bestimmten Rolle und einer Haltung bei der Betrachtung und Darstellung von Wandel: Letztere beinhaltet die rationale ‚Zusammenschau’ vieler Wandel-Aspekte und kann daher sowohl mit dem Wandel-Konzept reflexive Kommunikationsprozesse eng verknüpft gesehen werden als auch mit dem Konzept der rationalen Erkenntnis der Wirklichkeit. 7.4.7 Deontische, emotive und evaluative Schwerpunkte der Wandel-Konzepte Nach der Identifizierung und Untersuchung der sechs ‚semantischen Stränge’ in Bezug auf Wandel lässt sich festhalten, dass der parallele Rekurs auf bestimmte Wandel-Konzepte Paradoxien aufwerfen kann. Zwei Konzept-Paare stehen der-
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
art im Widerspruch, dass davon auszugehen ist, dass ihre semantische Verknüpfung Unsicherheiten in der Organisation aufwirft: Erstens bauen alle HandlungsKonzepte auf dem Ereignis-Konzept Wandel durch schicksalhafte Ereignisse auf. Das dieser Verknüpfung inhärente Paradoxon zwischen Handeln in Selbstund Fremdreferenz wurde in Kapitel 7.1.6 bereits diskutiert. Zweitens entsteht ein großer Widerspruch, wenn Führungskräfte dem Konzept Wandel durch reflexive Kommunikationsprozesse mit Macht begegnen. Einerseits regt das Management Reflexion in sozialen Ereignissen bis zu einem gewissen Grad an. Andererseits wird aber die Strategie der Macht und Kontrolle gewählt, wenn Organisationsmitglieder den definierten und organisationskulturell gefestigten ‚Reflexionsrahmen’ überschreiten. D. h., andere perspektivengeleitete Denkanstöße werden aus dem öffentlichen Raum ‚verstoßen’ oder gar explizit stigmatisiert. Weiterhin ist festzustellen, dass nur ein unvollständiges Wissen der Frames kommuniziert wird. Auf Basis der vorhandenen Daten und der daran vorgenommenen Bedeutungsanalyse können einige Slots nicht gänzlich ‚gefüllt’ werden. Innerhalb der exemplarischen sozialen Ereignisse bleibt für die rezipierenden Organisationsmitglieder beispielsweise unklar, welche Ereignisse in den Umwelten der Organisation (außer der Abwanderung von Arbeitsplätzen) noch relevant für die Organisation sind oder welche Funktionen die Standardisierung – außer der Fixierung gemeinsamer ‚lapidarer’ Ziele – in der Organisation konkret erfüllt. Davon ausgehend stellt sich die Frage, ob diese Art von Wissen von den Sprechern als implizit vorhanden vorausgesetzt wird, oder ob hinsichtlich unterschiedlicher organisationaler Gruppen ein Gefälle in Bezug auf die Vollständigkeit von Wissen existent ist. Zentral ist jedoch die Erkenntnis, dass bei allen Darstellungen der WandelKonzepte die konnotative Bedeutung im Vordergrund steht. Dabei weisen die meisten der Wandel-Konzepte eine starke deontische Bedeutung auf. Daraus lässt sich schließen, dass in der Organisation ein enges Spektrum an perspektivengeleiteten Frames vorherrscht. Wandel-Konzepte, die aus alltäglichen Problemen des Organisierens entspringen (wie das Problem reflexiver Kommunikationsprozesse) und zu denen sich ‚Umsetzer’ oder direkt mit der Belegschaft in Kontakt stehende Führungskräfte sozial positionieren, sind vor allem aus der Standortgebundenheit von Konzepten der Macht und der Formalisierung nicht akzeptabel und werden dementsprechend aus dem öffentlichen Raum verbannt. All dies lässt den Schluss zu, dass bei der Darstellung von organisationalem Wandel nicht die Denotation, d. h. die inhaltliche ‚Befüllung’ der Wissensrahmen, als maßgeblich gesehen wird. Vielmehr wird die Betonung der konnotativen Ebene von Wandel-Konzepten (mit ihren deontischen, emotiven oder evaluativen Bedeutungskomponenten) als nützliches bzw. wirkungsvolles Mittel angesehen, um die intendierte Beschleunigung oder Intensivierung von Wandel
7.4 Übergreifende Darstellungsanalyse zur Identifizierung von ‚Konzepttypen des Wandels’
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zu erreichen. Die ‚Machbarkeit’ von Veränderung – von der in den HandlungsKonzepten ausgegangen wird – versprechen sich Wandel-Akteure also in erster Linie über Deontik, Emotion und Evaluation. Nur im Kontext reiner Formalisierung und Standardisierung in der Kernteambesprechung treten emotive Elemente in den Hintergrund; dennoch manifestiert sich auch hier in den Sprachformeln die deontische Bedeutung, die darin besteht, dass ein standardisiertes Artefakt von Wandel zu generieren ist (s. Kapitel 7.3.4). Bleibt zuletzt die Frage, hinsichtlich welcher der sechs identifizierten Wandel-Konzepte die größte Differenz dargestellt oder hergestellt wird und wo folglich das größte Konfliktpotenzial im Postfordismus zu finden ist. – In Bezug auf die ersten beiden Konzepte – das Konzept schicksalhafter Ereignisse und das der Anpassung an die vernünftige Erkenntnis der Wirklichkeit – ist in den analysierten Darstellungen keine Differenz existent. In Bezug auf das an dritter Stelle erläuterte Wandel-Konzept von Macht und Anpassung sind deutliche Perspektivendivergenzen festzustellen: Darstellungen des Wandlungsprozessen unterscheiden sich vor allem darin, dass Machtaspekte entweder einerseits außen vor gelassen werden oder aber andererseits die Machtebene stark hervorgehoben wird. Teilweise korrigieren oder ‚brandmarken’ bestimmte Akteure im organisationalen Wandlungsprozess sogar die Repräsentanten der ‚anderen Seite’, bei denen politische Prozesse oder reflexive Kommunikationsprozesse für ihre jeweilige Wandel-Darstellung zentral sind. Hinsichtlich des Konzepts Formalisierung und Standardisierung besteht in Bezug auf die Vorgehensweise bei der Umsetzung von Formalismen und Standards Differenz, d. h., die Ausblendung qualitativer Aspekte durch übersteigerte Formalisierung oder die Problematiken bei der Ablösung eines Standards durch einen anderen werden kritisch gesehen. Hierbei handelt es sich nicht um eine grundsätzliche Differenz in Bezug auf den Handlungstyp, sondern vielmehr um eine Differenz in Bezug auf seine Operationalisierbarkeit vor dem Hintergrund zunehmender Individualisierung und Übertragung von Verantwortung auf Teilsysteme und Individuen bei gleichzeitiger Zentralisierung von Vorgaben. Die größte Perspektivendivergenz herrscht hinsichtlich des Wandel-Konzepts reflexive Kommunikationsprozesse, da bei dem Anstoß von unten nach oben während der ‚Podiumsdiskussion durch den Vertreter des mittleren Managements offensichtlich ‚Zündstoff’ geliefert wird, der nach unterschiedlichen Reaktionen schließlich in eine als ‚Überregulation’ interpretierbaren Darstellung und Handlung mündet. Beim letzten Konzept herrscht nur hinsichtlich einer Seite Differenz: Während die Vorbildfunktion durchweg positiv konnotiert ist, erfährt der Aspekt der Geduld auch negative Konnotationen, wobei jedoch festzustellen ist, dass darauf
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7 Analyse perspektivengeleiteter Wirklichkeitsdarstellung und -konstruktion
bezogen keine deutliche und offizielle Kritik zu den Konventionen der Organisation gehört. Versucht man, diese Ergebnisse auf organisationale Wandlungsprozesse der Postmoderne im Allgemeinen zu übertragen, so kann man daraus schließen, dass die beiden Konzepte Macht und Anpassung und reflexive Kommunikationsprozesse aktuell und gegebenenfalls in der Zukunft verstärkt mit anderen ‚praktizierten’ Konzepten sowie untereinander kollidieren (werden). Dies erklärt vielleicht, warum vor allem der Standortleiter des Fallbeispiels versucht, eine Zwischenebene zwischen diesen beiden Handlungstypen einzunehmen. Mit ihrer vermeintlichen Integration scheinen Konfliktlinien in der Organisation überwindbar. Dahingegen lassen sich die Konzepte 1, 2, 4 und 6 in den untersuchten sozialen Ereignissen ohne größeres (zumindest an der sprachlichen Oberfläche konstatierbares) Konfliktpotenzial ‚kombinieren’.
8 Fazit und Ausblick auf künftige Herausforderungen für ‚Wandel-Gestalter’
8.1 Funktionale Handlungsstrategien im Kontext organisationalen Wandels Nun zu den Verfahrensweisen bei der Bearbeitung bzw. Intensivierung des Wandlungsprozesses – insbesondere im Hinblick auf Perspektivendivergenzen. In Kapitel 7 wurden zwei soziale Veranstaltungen im Kontext des organisationalen Wandels untersucht, in denen wiederum drei verschiedene Gattungen zu konstatieren waren. Die Handlungsschwerpunkte dieser drei Gattungen sollen nun diskutiert werden. Hierbei interessiert, wie die Wandel-Konzepte rhetorisch gesetzt und weiterverarbeitet werden. Die handlungsschematischen Schwerpunkte der ‚prototypischen Fälle’ von Change Communication sind: Managerrede Auf der Handlungsebene spielt in allen drei Gattungen die Legitimation des Wandels eine entscheidende Rolle. In der Managerrede erfolgt Legitimation in erster Linie über das Relevantsetzen externer Sachzwänge. Doch was genau erfordert die ausführliche Legitimation? Die Zielsetzung der Gattung ist es, Zielvorstellungen auf die Adressaten zu übertragen und eine „Machtentscheidung“ (Bardmann 1995) zu vertreten. Eben diese Zielsetzungen sind es, welche eine Legitimation erforderlich machen – vor allem vor dem Hintergrund eines freiheitlich inszenierten Prozesses (dazu unten mehr). Auch das Argumentieren im Sinne rhetorischer Persuasion dient dazu, die Machtentscheidung zu legitimieren. Der Rekurs auf Argumentationstopoi hat den Zweck, postulative Grundannahmen zustimmungsfähig zu machen und eine gemeinsame Basis von Bewertungsstandards der ‚Führungselite’ zu beweisen. Die Struktur der Rede ist an persuasive Kommunikation angelehnt und legitimiert somit die Ausbreitung der Machtentscheidung.
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8 Fazit und Ausblick auf künftige Herausforderungen für ‚Wandel-Gestalter’
Als zweite zentrale Handlungsressource zur Durchsetzung einer bestimmten Art von Wandel ist das Verschleiern hervorzuheben. In Kapitel 7.1.4.2 wurde ausführlich erläutert, dass der Manager in seiner Rede (mit sprachlichen Mitteln der Vagheit) eine bestimmte Art von (Wandlungs-)Prozess bzw. die Existenz bestimmter Entitäten inszeniert. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das Analyseergebnis, dass freiheitliche Organisationsprozesse sowie Konsensorientierung und Einbindung suggeriert werden. Dies zeugt von einer (partiellen) Zuwendung zu postmodernen Wandel-Ansätzen. Gleichzeitig verschleiert der Redner damit aber auch die Machtentscheidung und die Durchsetzung der Entscheidung mit Machtmitteln. Somit bleiben auch Bewirkungsziele des Sprechers verborgen, was zu einer Doppelspurigkeit im Handeln führt, welche allein durch die Interpretationsmöglichkeit einer ‚zweiten Spur’ die Authentizität und Verbindlichkeit der Gattung gefährden kann. Trotz der genannten inszenierten Elemente der Rede ist die Realisierung von zwei verschiedenen „Sprachspielen“ (Grünert 1984) zentral: einerseits des regulativen und andererseits des integrativen Sprachspiels. Ersteres soll ein Ausbrechen aus den „Leitplanken“ verhindern (s. Kapitel 7.1); letzteres dient dazu, eine Sinngemeinschaft zu schaffen (s. die Ausführungen zu den Topoi in Kap. 7.1.4.2). Besonders interessant ist in der Gattung Rede das Nebeneinander von unterschiedlichen Formen des Regulierens: Direkte Handlungsaufforderungen zielen auf das ‚Tun’ der Führungskräfte ab; ebenso wird aber auch eine Art von Führung realisiert, die bei „psychischen Zuständen“ ansetzt (vgl. Opitz 2004 und Alvesson/Willmott 2002, s. auch Kapitel 7.1.2.2). Zur Bearbeitung von Perspektiven lässt sich bei der Gattung der Rede festhalten, dass fremde Stimmen (und damit divergierende Perspektiven auf Wandel) nur insofern in den Redetext integriert werden, als sie stigmatisiert und als Stütze der eigenen Argumentation verwendet werden können. Außerdem blendet der Redner zur Stärkung seiner ‚Sachzwanglogik’ einen großen Teil divergierender Perspektiven aus. Podiumsdiskussion Auch in der Gattung „Podiumsdiskussion“ wird die Machtentscheidung der „Leitlinien“ legitimiert. In der Inszenierung eines Rituals suggerieren Manager und Führungskräfte in einem ‚Vortrag mit verteilten Rollen’ die Aushandlung eines pseudo-strittigen Sachverhalts – dass es sich um eine Pseudo-Strittigkeit handelt, zeigt sich in der ‚Diskussion’ von graduellen und nicht qualitativen Unterschieden der Wandel-Konzepte sowie in der Ausblendung von qualitativ abweichenden Perspektiven (s. Kapitel 7.2). Interessanterweise bewirkt das Stellen einer kritischen Frage im Verlauf der „Podiumsdiskussion“, dass Manager zu konkurrierenden sprachlichen Strategien
8.1 Funktionale Handlungsstrategien im Kontext organisationalen Wandels
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greifen, wenn es darum geht, mit Differenz umzugehen und Einigkeit herzustellen: Ein Manager handelt auf Basis des Wandel-Konzepts Vorbild und Geduld und immunisiert sich mit dem Hervorbringen einer individueller Perspektive auf Wandel gegen Vorwürfe, während ein anderer die Differenz akzentuiert, Strittigkeit umdeutet und damit den Kritiker stigmatisiert. Beide Sprecher blenden in ihrer Reaktion auf die ‚Streitfrage’ qualitative Aspekte des Wandels aus. Dies zeigt, dass in der Inszenierung ausschließlich ‚rituelle Themen’ vorgesehen sind, und dass die Bearbeitung von Perspektiven der Struktur der hochritualisierten Inszenierung widerspricht. Auffallend ist dabei, dass der Inszenierungscharakter des sozialen Ereignisses dann verstärkt wird, wenn es darum geht, das Verhalten Anderer zu regulieren. Dies lässt darauf schließen, dass die Akzentuierung von Differenz ausschließlich in rituellen Kontexten legitimierbar ist. Rituelle Inszenierung ist in diesem Sinne gleichzusetzen mit dem Agieren auf einer ‚Metaebene’, d. h. dem Schaffen des scheinbar größten gemeinsamen Nenners hinsichtlich des Veränderungsprozesses: einer inneren Haltung, bei der ‚Affirmation von Veränderung im weitesten Sinne’ von Bedeutung ist. Das Sprachhandeln in der Gattung „Podiumsdiskussion“ dient in erster Linie der Bestätigung von Sozialstrukturen, der Verschleierung von mangelnder Auseinandersetzung mit anderen Perspektiven auf Wandel bis hin zur Verhüllung einer eigenen Sichtweise auf den Wandlungsprozess, welche über die abstrakte Ebene hinausgehen würde. Das ‚inszenatorische Setting’ der Veranstaltung (d. h. der Teilnehmerkreis, der Rahmen, die Themen und die Zielsetzung) legitimiert, dass Manager Perspektivendivergenzen umdeuten und sogar das Image von anderen Sprechern schädigen. Mit Selbstinszenierungen, bei denen die Unterschiedlichkeit in der Abstufung von Intensität eines inneren Gefühls liegt, wird eine Pseudo-Polyphonie geschaffen, mittels derer Wandel glaubhafter und authentisch erlebbar gemacht werden soll. Kernteambesprechung In der dritten analysierten Gattung ist ebenfalls die Legitimation zentral: hier geht es darum, die Verfahrensweise innerhalb des organisationalen Wandels zu legitimieren. Durch den Gebrauch von gewissen Sprachformeln, explizit performativen Ausdrücken und Argumentationstopoi ist es möglich, ein bestimmtes Besprechungs-Ergebnis zu erzielen. Das Verfahren an sich ermöglicht, dass die soziale Gruppe Verpflichtungen gegenüber dem Management erfüllen kann. Da sich die Verpflichtung ausschließlich auf die Darstellung von Wandel und nicht auf das Handeln im Kontext des Veränderungsprozesses bezieht, verschiebt sich bei der bürokratischen Abarbeitung der Aufgabe die Handlungsebene: Die Grenze zwischen Handlung und Darstellung verschwimmt; Organisationsprobleme schwinden (durch deren Ausblendung) und werden zu Darstellungsproblemen.
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8 Fazit und Ausblick auf künftige Herausforderungen für ‚Wandel-Gestalter’
Eine weitere Hauptfunktion der Gattung ist das Bekennen zu einer bürokratischen Realisierung von Wandel, im Zuge derer Kontrolle als notwendig und sinnvoll erachtet wird. Sprachformeln dienen also nicht nur der Schaffung von Entscheidungen, sondern auch der Affirmation solcher Entscheidungen und dem Zugehörigkeitsbekenntnis zu einer formalistischen Wandel-Gruppe. Solche Bekenntnisse schaffen Gewissheiten im organisationalen Wandel und können nur durch das Ausblenden von Ungewissheiten aufrecht erhalten werden. Die Bekenntnisse mittels Sprachformeln sichern eine bestimmte Art des kommunikativen Handelns ab, zeigen Zugehörigkeit und Anpassung an und erhalten somit eine rituelle Funktion. In diesem sozialen Ereignis wird Perspektivendivergenzen zur bürokratischen und rituellen Abarbeitung von Wandel mit Korrektur oder mit Perspektivenausblendung begegnet. Dieses Korrekturverfahren lässt sich mit Konsensherstellung durch das Relevantsetzen von Machtunterschieden (vgl. Fairclough 2003, 41f.) paraphrasieren.
8.2 ‚Rituelle Sackgasse’ postmodernen Wandels: Trennung von Form und Inhalt Nach der Analyse von zwei sozialen Ereignissen mit drei verschiedenen kommunikative Gattungen ist ein Aspekt besonders bemerkenswert und soll abschließend anhand der Ritualforschung und postmoderner Organisationstheorien diskutiert werden: die Bedeutung von Ritualität im organisationalen Wandel. In beiden sozialen Veranstaltungen gestattet die Ritualität ein ‚Abheben’ von der Alltagsrationalität der Organisation und somit von den Alltagsproblemen des Wandels. Diese rituelle Ebene der Kommunikation erlaubt bis zu einem gewissen Grad Sinnbrüche oder gar Sinnentleerung, wie in der Podiumsdiskussion zu sehen ist: hier stehen inkonsistente Sinnstiftungselemente (umso mehr nach ihrer katachretischen Montage durch eine Führungskraft aus dem Publikum) nebeneinander, ohne dass sie sinnhaft verknüpft werden. Des Weiteren erscheint das Ereignis ‚Kick-off Leitlinien’ als Spielfeld und evtl. Erprobungsplattform für die Integration zweier Führungsmodelle: einerseits einer machtbasierten Form von Führung sowie andererseits eines partizipativen Ansatzes. Durch diese scheinbare Integration treten ebenfalls Brüche auf. Im Fall der „Kernteambesprechung“ sorgen die rituellen Elemente dafür, dass die Form den Inhalt ersetzen ‚darf’. In beiden sozialen Ereignissen ermöglicht die Ritualität jedoch die Schaffung einer auf alle Gruppenmitglieder übertragbaren Wirklichkeitsebene, d. h. die Gruppenintegration auf einer möglichst abstrakten Ebene.
8.2 ‚Rituelle Sackgasse’ postmodernen Wandels: Trennung von Form und Inhalt
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Vergleicht man nun die Funktionen von Ritualität im Sinne der Ritualforschung (vgl. Söffner 1995, Werlen 1979 und 1984, Fix 1994 / 1998, Paul 1990) mit denen der vorliegenden Gattungen, so ist festzustellen, dass sich einige Funktionen mit denen der bisherigen Forschung decken, andere jedoch nicht: Die Übereinstimmung betrifft 1. das Schaffen einer Kontinuität des Miteinandertuns, 2. den Bezug auf gemeinsame Werte, 3. das Herstellen eines Moments an Selbstverständlichkeit, 4. die Markierung eines Übergangs (nur im Fall des ‚LeitlinienKick-off’), 5. die Verhaltensnormierung und 6. das Schaffen einer eindringlichen Suggestivkraft (Expressivität). Auffallend ist aber, dass andere dem Ritual attribuierte Funktionen, insbesondere in der sozialen Veranstaltung ‚Leitlinien-Kick-off’, nicht zutreffen: hier erschweren Aspekte wie Brüche in der Darstellung oder im Handeln (Doppelbödigkeit) sowie die Betonung von Kontingenz die Orientierung der sozialen Gruppe. Die in anderen Kontexten festgestellte Funktion von Ritualen Orientierung erleichtern ist zwar einerseits durch regulative Sprachspiele gegeben, andererseits konterkariert jedoch die uneindeutige und inkonsistente Sprachstruktur dieser sozialen Veranstaltung solche Orientierungsangebote (s. Kapitel 7.1.4.2 und 7.1.4.3). In der sozialen Veranstaltung zur ‚Messung von Wandel’ dient die rituelle Formelhaftigkeit nur begrenzt der Orientierung: das Handeln im sozialen Ereignis ist klar, wohingegen für das Handeln im Organisationsalltag Ungewissheitszonen eröffnet werden: Die Frage, wie Umsetzungsprobleme in der Organisation gelöst werden, wird ausgeblendet. Die zu konstatierende Bruchstückhaftigkeit und relative Sinnentleerung der symbolischen Angebote lässt sich aus der Perspektive der postmodernen Organisationstheorie erklären. Darin werden derartige Inkonsistenzen als Widerspruch zwischen neuen Bedeutungsfragmenten und alten Bedeutungsmustern gesehen. Zur Konkurrenz von Bedeutungsmustern kommt es durch die Tatsache, dass die Ritualinszenierung einer ‚Wahrheit’ vor dem Hintergrund fluktuierender und fragmentierter Elemente innerhalb eines weitläufigen und auch organisationsextern geführten Diskurses vollzogen wird. In der Fragmentierung dieses Diskurses liegt begründet, dass „no fixed meaning“ existiert (Schultz 1992). Damit erklären Vertreter postmoderner Organisationstheorie, dass postmoderne Rituale an Sinnhaftigkeit verlieren. Aus dieser Perspektive verliert das Ritual an Bedeutung und steht isoliert innerhalb von Organisationen, vor allem deshalb, weil es seine Einfachheit und Struktur verliert (vgl. Jameson 1983, 120). Der Verlust von Einfachheit zeigt sich in den analysierten Daten in der ‚Doppelbödigkeit’, d. h. einerseits im doppelspurigen Handeln und Verstecken von Machtstrukturen sowie andererseits in der inszenierten Strittigkeit und Partizipation. Vor dem Hintergrund neuer Elemente in der Ritualinszenierung scheint das (Sprach-)Han-
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8 Fazit und Ausblick auf künftige Herausforderungen für ‚Wandel-Gestalter’
deln der Akteure umso mehr „robotlike“ (Schultz 1992, 23), da es auf archaischen Vorlagen beruht und Altes unvermittelt mit Neuem verknüpft wird: „archaic scripts that seem to take place in another world – intense and strange and „hyperreal“ to the participant“ (ebd.). Aus der „Kaleidoskop-Sicht“ (vgl. ebd.) der Postmoderne erscheint „Corporate Culture“ als Mosaik von Ritualen, die Information und Emotionen vereinfachen, ohne explizit auf eine stabile Bedeutung als Basis zu referieren. Demnach ist das Ritual nicht einfach nur ein Beispiel der organisierten Oberfläche der „Corporate Culture“, sondern „the dominant organizational model of the culture“ (Perniola 1982, 29, zitiert nach Schultz 1992, 23). Entscheidend ist hierbei, dass die kulturelle Form den Inhalt ersetzt (s. die Erläuterungen zur Bedeutung des ‚Miteinandertuns’ in Kapitel 7.2.6 und 7.3.5) – sowohl innerhalb der sozialen Gruppe der ‚Führungselite’ als auch im so genannten „Kernteam“. Schultz spricht im Zusammenhang der immer gleichen Form von der „Ästhetik der Wiederholung“ (Schultz 1992, 23), deren Funktion es ist, Organisationsmitgliedern das Gefühl zu geben, ihre Organisation unterscheide sich von anderen Organisationen. Mit Ritualen wird also Originalität geschaffen. Die zentrale Stellung der Wiederholung erklärt die Penetration innerhalb der analysierten sozialen Ereignisse mit immer den gleichen Themen, ‚Botschaften’ und Sprachformeln. Dabei tritt die ästhetische Form an die Stelle ursprünglicher Bedeutung, die unterdrückt, vergessen oder gar unbekannt ist. Es geht also nicht nur um die Betonung bestimmter Bedeutungen, sondern auch darum, mit dem Ritual aus dem umfangreichen und fragmentierten Ereignisstrom in der Organisation die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Gruppe und deren (ggf. vermeintlich) gemeinsame Perspektive zu lenken. In Bezug auf den Aspekt der organisationalen Originalität birgt das Organisationskonzept Lean Production jedoch das Risiko, dass Organisationsmitglieder die angestrebte Organisationskultur als Kopie von in einer Vielzahl anderer Unternehmen praktizierter Auffassung sehen („copying the culture of the spirit of the time“ (Schultz 1992, 25)).237 Die Verfolgung von „Organisationsmoden“ (Kieser 1996) birgt also das Risiko, organisationale Identität zu verlieren. Vor diesem Hintergrund scheinen es Organisationen als für den Wandel notwendig anzusehen, der Gefährdung von Organisationsidentität entgegenzuwirken. Dies geschieht in Form von Ritualen, innerhalb derer die Paradoxie zwischen Originalität und Anpassung an vielerlei ‚Moden’ aufgeworfen wird: Rituale können
237 Die Bezugnahme auf den japanischen Ursprung des Ansatzes in der Podiumsdiskussion kann als Immunisierung gegen diesen Eindruck verstanden werden. Hier geht es darum, die Eigenheiten und spezifischen Gegebenheiten in der eigenen Organisation zu betonen: „[…] müssen wir japanische systeme kopIERN.“
8.2 ‚Rituelle Sackgasse’ postmodernen Wandels: Trennung von Form und Inhalt
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aufgrund ihrer Abstraktheit an alle möglichen ‚Moden’ angepasst werden (vgl. ebd.) – sie sind wandlungsfähig. Die Trennung von Form und Inhalt in ‚Ritualinszenierungen’ scheint also die postmoderne Strategie zu sein, mit der Organisationen und deren Mitglieder flexibel gemacht und gehalten werden. So paradox es klingen mag: Rituale ermöglichen flexibles Handeln in Organisationen. Dies ist der Anpassungsfähigkeit des Rituals an neue Inhalte zu verdanken. Inhalte werden somit kontingent; was bleibt und Gewissheit schafft, ist die gegenseitige Vergewisserung einer Form. “In the postmodern organization, the media have been supplemented by the authorized interpreters of the chaotic abundance of information in the postindustrial society. Leaders, consultants, employee representatives, heroes, court jesters are all figures participating in the construction of the current corporate culture. Communication of cultural images becomes the most important resource in the organization. The 1980s’ preoccupation with internal communication, internal marketing, influence on the human resources of the organization, and image nursing shows that the organizational battlefield has shifted from structures, tasks, and technology to the creation of images, ceremonies, and local narratives.” (Schultz 1992, 27)
Ein weiterer zentraler Punkt postmoderner Sicht auf Organisationen ist, dass Verführung an die Stelle der Bedeutung tritt. Dies kommt insbesondere bei der beschriebenen Herstellung von (Elite-)Gruppenidentitäten zum Tragen sowie bei sprachlichen Verfahren des ‚Überredens’ (s. Kapitel 7.1). Hier weicht das „Management von Bedeutung“ (Morgan/Smircich 1982) einer anderen Motivation von Handlungen: Die Organisationskultur ist keine bedeutungsvolle ‚Guideline’ mehr, die normierte Handlungen bestärkt, sondern eine verführerische Möglichkeit für die gemeinsame Wiederholung von Handlungen. Allein durch die Teilhabe am Ritual gewinnen die Organisationsmitglieder den Status von WandelAkteuren. Voraussetzung für Wandel ist in diesem Verständnis die Bildung eines elitären, im Ritual sich findenden Kollektivs. Teilhabe am ‚elitären Tun’ (und sei es nur als Zuhörer) soll also zur Teilhabe am Wandlungsprozess ‚verführen’. Die Teilnehmer erhalten so die Gelegenheit, durch ihr ‚Miteinandertun’ im Ritual ihre Bedeutung für den Wandlungsprozess und somit für die Organisation zu beweisen. Macht wird somit nicht allein durch die Durchsetzung von Interessen ausgeübt, sondern auch durch das Schaffen von Möglichkeiten von Teilhabe, welche sich auf rein ritueller Ebene abspielt. Diese Art von Teilhabe ist nicht mit der von Organisationsentwicklern propagierten Partizipation zu verwechseln, denn sie spielt sich keinesfalls im Organisationsalltag oder bei der Entwicklung von Wandel-Strategien ab. Teilhabe funktioniert nur fern vom Alltag und kontrolliert den Zugang zum „game of culture“ (Schultz 1992, 30) bzw. dem ‚Spiel
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des Wandels’. Dabei handelt es sich um eine Form der Machtausübung, welche die „movements of the spirit of the time“ (ebd.) zu beeinflussen versucht. Diese neue Form des Rituals, welche sich durch die Teilhabe am gemeinsamen (sinnentleerten) Tun auf Kosten von Bedeutung auszeichnet, habe ich auf Basis der Analyseergebnisse des ‚Leitlinien Kick-offs’ als ‚Inszenierung eines Rituals’ bezeichnet. In Bezug auf die zweite analysierte Veranstaltung der ‚Kernteam-Gruppe’ ist bemerkenswert, dass ‚neue’ Ritualität und damit die Bedeutung der Form auch im Kontext des bürokratischen Verfahrens zentral ist. Das bürokratische Verfahren alleine scheint in postmodernen Organisationen nicht mehr auszureichen, um einen ‚geregelten’ Ablauf in Besprechungen zu gewährleisten. Auch hier sichert letztendlich die (sinnentleerte) Ritualität ab, dass der Ablauf reguliert werden kann – und zwar durch die Abfrage von bekennenden Sprachformeln, welche die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und deren typischen Einstellung anzeigen. Im Zusammenhang mit der Verbindung von Ritualität mit postmodernen Wandlungsprozessen tritt jedoch ein Dilemma auf den Plan: (versteckte) Machtausübung erhöht zwar einerseits die Kontrolle und somit die Steuerungsmöglichkeiten im organisationalen Wandel; durch die rituelle Realisierung auf einer so abstrakten Ebene wird andererseits aber auch die Fragmentierung innerhalb der Organisationskultur gefördert: die gesetzten allgemeingültigen Werte und den Handlungen zugrunde liegenden Rationalitäten sind schwerlich auf alltägliche Organisationsprobleme zu übertragen – es wird also wahrscheinlicher, dass individuelle (voneinander unabhängige) Lösungsansätze entwickelt werden. Manifestieren sich diese Fragmentierungstendenzen in sozialen Ereignissen von Organisationen, so ruft dies wiederum regulative Sprachspiele hervor. Einen solchen Kreislauf, innerhalb dessen ein vermehrtes Abweichen von Normen eine verstärkte handlungsschematische, rituelle Reaktion hervorruft, bezeichnet Schultz als „ritual deadlock“ (1995, 144). Im rituellen Kreislauf aber manifestieren sich stabilisierende Tendenzen, welche organisationalem Wandel abträglich sein können.
8.3 Schlussbetrachtungen: Chancen und Risiken von Strategien der Change Communication
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8.3 Schlussbetrachtungen: Chancen und Risiken von Strategien der Change Communication Die Analyseergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass im organisationalen Wandel im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts paradoxe Anforderungen zu bewältigen sind. Akteure in Wandlungsprozessen scheinen vor spezifische Schwierigkeiten gestellt zu sein: vor die erschwerte Integrationsfähigkeit in Organisationen, vor wachsende Vorbehalte gegenüber Konformitätsdruck, vor drohende Machtverluste durch wachsende Kontingenz und neue ManagementAnsätze, vor eine drohende Zerstörung der Machbarkeitsillusion (d. h. der Erkenntnis, dass Wandel zwar automatisch ‚geschieht’, aber seine Beschaffenheit immer weniger gesteuert werden kann) und vor die drohende ‚geistige Abwanderung’ von als wichtig erachteten Wandel-Akteuren. Auch die im Zuge von Individualisierung wachsende Perspektivenvielfalt und Selbstorganisation in einzelnen Organisationseinheiten schafft Voraussetzungen, auf die kommunikativ ‚reagiert’ wird. Die Penetration von ‚Wahrheiten’ ist aus einer ManagementPerspektive heraus erklärbar, welche gefährdet sieht, dass Adressaten in Wandlungsprozessen diese ausreichend ernst nehmen. Die Analyse der Interaktionsbeiträge aus dem mittleren Management hat gezeigt, dass Inkohärenzen der Sinnvermittlung nicht nur wahrgenommen, sondern auch thematisiert werden – ungeachtet ritueller Normen innerhalb der organisationalen Ereignisse. All diese Rahmenbedingungen scheinen es zu erschweren, Gewissheiten in der Organisation zu schaffen bzw. zu erhalten und ‚Pflöcke’ im ‚Entscheidungskampf’ für die gemeinsame ‚Marschrichtung’ in Wandlungsprozessen zu setzen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass durch soziale Veranstaltungen das Miteinandertun in der Organisation gestärkt werden kann. Sie bieten außerdem die Chance, Organisationsmit-glieder von Strategien zu überzeugen, an deren Einstellungen zu appellieren und somit ein gemeinsames Verständnis für die Anforderungen des jeweiligen Wandlungsprozesses zu schaffen. Allerdings birgt die Überbetonung von alltagsfernen inszenierten und rituellen Perspektiven das Risiko in sich, dass inhaltliche und vor allem qualitative Aspekte von Veränderungsprozessen ausgeblendet, und dass somit Ungewissheitszonen über Aufgaben, Rollen, Verantwortlichkeiten oder Problemlösungsmöglichkeiten in Organisationen gestärkt oder gar geschaffen werden. Neben dieser Alltagsferne unterstützen paradoxe Sachverhaltsdarstellungen das Auseinanderfallen von subjektivem und kollektivem Sinn und lassen ggf. Zweifel an der Existenz einer in sich stimmigen Wandel-Strategie aufkommen. Somit wird idealisierte Wirklichkeit von tatsächlichen Problemen des Organisierens abgekoppelt. Subjektiver Sinn der Betroffe-
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nen des Wandels wird auch dadurch in Frage gestellt, dass Manager in sozialen Ereignissen Wandel ‚um des Wandels willen’ betonen (s. Kapitel 7.1.4.2 zum Topos ‚Affirmation von Wandel’) und dementsprechend bewährte alltäglich Handlungsroutinen entwerten (vgl. Habscheid/Vacek 2008). Auch mit der Tatsache, dass sie Kontingenz in Wandlungsprozessen betonen, provozieren Manager, dass ihre eigene (alte Form der) Führung als obsolet angesehen wird und dass in Belegschaften das Bedürfnis nach neuen Führungsansätzen entsteht. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Akzeptanz traditioneller Führungsmodelle in Organisationen. Das Bewusstsein über Kontingenz erhöht wiederum Selbstorganisation, welche ihrerseits eine vermehrte Regulation in der Führung wahrscheinlich macht. Ein weiteres Risiko der konstatierten Wandel-Strategien besteht in den grundlegenden Unterschieden im Umgang mit Differenz. Derart voneinander abweichende Strategien gefährden ebenfalls ein sinnhaftes Ganzes, bieten sie doch ein zwiespältiges Sinnangebot für den eigenen Umgang mit Differenz (einzelner Führungskräfte) oder lassen gar Zweifel an der Integration des ‚Ich’ in den Wandlungsprozess aufkommen (s. Kapitel 7.2.5). In den Daten war bemerkenswert, dass Manager Differenz zwischen ‚brauchbaren’ und ‚nicht brauchbaren’ Wandel-Akteuren akzentuieren. So werden bestimmte Akteure aus der ‚Elitegruppe’ des Wandels exkludiert (s. Kapitel 7.2.5). Die Funktion solcher z. T. das Adressatenimage schädigender Verfahren liegt in der Selektion von Wandel-Akteuren. So werden nicht nur der intendierte Wandel und die Identität von Wandel-Akteuren umrissen, sondern Manager unterscheiden so auch zwischen Mitspielern und Gegenspielern im Wandlungsprozess. Dass auch Teilnehmer von sozialen ‚Elite’-Veranstaltungen als Gegenspieler adressiert und stigmatisiert werden, ist ein überraschendes Ergebnis der Untersuchungen. Es geht also nicht mehr nur darum, alle auf ein gemeinsames Ziel hin zu integrieren, sondern die ‚richtigen’ Wandel-Akteure aus der Masse herauszufiltern. Anstatt mit der Vielfalt von Wandel-Akteuren umzugehen, wird innerhalb der Organisation die Strategie gewählt, einen Idealtypus von Wandel-Individuen zu definieren, diesen zu fördern und als Akteur zu nutzen. Identitäten, die durch dieses Raster fallen, scheinen nicht mehr in den organisationalen Wandel integrierbar zu sein. Eine solche Exklusion gefährdet jedoch gemeinschaftliche Prozesse in Organisationen. Das Risiko besteht darin, dass Manager die Kontrolle über ihre Exklusionsverfahren verlieren. Eine weitere Gefährdung der bei Lean Production postulierten Ziele ist die Überbetonung intersubjektiver Wirklichkeit, d. h. einer Einheitsperspektive auf Wandel. Sie erschwert die Integration neuer wertvoller Impulse ‚aus der Organisation heraus’ – die bei Lean Production geforderten ‚bottom-up-Prozesse’ sind auf diese Art kaum möglich. Weiterhin wird mit der Relevantsetzung nur einer
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Einheitsperspektive die Tatsache entwertet oder gar negiert, dass Verfahren der Konfliktbearbeitung Organisationalen Lernens durchaus zuträglich sein können. Die strenge Fokussierung einer äußeren, bürokratischen Gestalt von Wandel schließlich erleichtert zwar die konkrete Abarbeitung von Aufgaben und die Sichtbarmachung von Wandel-Erfolgen; sie macht jedoch Handlungen überflüssig (ggf. auch über die Grenzen des sozialen Ereignisses hinaus), die sich an der Organisationswirklichkeit ausrichten. So wird Handeln eingeschränkt und die KVP-Philosophie der Handlung nach negiert. Auch der Anpassungsdruck sozialer Ereignisse hemmt die Entstehung von für die schlanke Produktion erforderlichen kulturellen Strukturen: die Reflexion über das Organisieren, situationsadäquates und sinnvoll empfundenes Handeln und somit die Übernahme von Verantwortung durch möglichst viele Organisationsmitglieder. All dies lässt große Zweifel daran aufkommen, ob die konstatierten Strategien geeignet für die Einführung von Lean Production in Organisationen sind. Für die so genannte Lean-Kultur sind Organisationsmethoden notwendig, die Unsicherheiten und gegenseitige Abhängigkeiten in der Organisation berücksichtigen, anstatt sie zu vermeiden. Wenn es beispielsweise keine Puffer-Lagerhaltung mehr gibt, um Fehler aufzufangen, können die Menschen bei der Arbeit nicht mehr so tun, als seien sie isoliert. Sie sind gezwungen, ihre Abhängigkeit voneinander zu erkennen und sicherzustellen, dass sie den Arbeitsprozess vollständig und rechtzeitig unterstützen. Bei der Null-Fehler-Politik sollen grundlegende Probleme auf der Stelle ausfindig gemacht und gelöst werden, bevor Qualitätsmängel zu Ausschussproduktion führen. All dies verweist darauf, welche grundlegenden Implikationen eine intendierte Veränderung im Sinne von Lean Production mit den betrieblichen Voraussetzungen, den Fähigkeiten der Organisationsmitglieder und der Organisationskultur inne hat. Unsicherheiten und Abhängigkeiten bzw. Probleme werden aber nur mit der Offenlegung von Perspektiven sichtbar, welche wiederum die Basis für Problemlösung im Sinne von Lean Production legt. Rein rituelle und handlungsschematische Kommunikation mit dem Ziel der oberflächlichen Integration von Perspektiven wird diesem Anspruch nicht gerecht. Identifikationsangebote im Sinne von Individualisierungsverfahren (s. Kapitel 7.1.6) stehen ebenfalls der Erkennung von Abhängigkeiten und der intensivierten Zusammenarbeit über Bereichsgrenzen hinweg entgegen. Auch die Selbstinszenierungen mit dem scheinbaren Distinktionsgewinn von Managern führen das Gegenteil eines kohärent organisierten Gebildes vor – Brüchigkeit wird deutlich; dabei kommt es aber nicht zur Bearbeitung von Bruchstückhaftigkeit und unterschiedlichen standortgebundenen Wandel-Konzepten. Die Folge davon ist, dass die Adressaten der Wandel-Kommunikation im Unklaren darüber gelassen werden, was genau von ihnen – außer einer bestimmten Einstellung,
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kritikloser Gefolgschaft und der Einhaltung von formalen Zielvereinbarungen – als Beitrag für den Wandlungsprozess verlangt wird. Stattdessen wird in inszenierten Ritualen eine individuell-moralische Ebene eröffnet, welche von gemeinschaftlich zu lösenden Organisationsproblemen ablenkt. Diese Risiken der vorgefundenen Kommunikationsstrategien im Kontext des ‚Lean-Veränderungsprozesses’ verweisen darauf, dass die untersuchten kommunikativen Gattungen eine defizitäre Grundlage für die Anschlusskommunikation in der Organisation bieten. Dabei ist in Zweifel zu ziehen, dass es sich bei den Texten der „Leitlinien-Veranstaltung“ nicht nur der Form, sondern auch der Handlung nach um Leittexte innerhalb der Organisation handelt. Bei ihnen ist aufgrund von inhaltlicher Ausblendung die Anschlussfähigkeit erschwert; daher ist anzunehmen, dass ihnen alternative Kommunikationsplattformen zur Problembearbeitung in Wandlungs- bzw. Lernprozessen überlegen sind. Dennoch ist der Einfluss solcher sozialer Ereignisse auf den Organisationsalltag nicht zu unterschätzen – und sei es nur als Basis für kritische Anmerkungen von Organisationsmitgliedern, welche rasch die gesamte Wandel-Strategie ins Lächerliche ziehen können. Zweifellos schafft das Ritual der ‚Messung von Wandel’ die weitreichendsten Prämissen für das Handeln in der Organisation, stellt es doch den Ausgangspunkt für die weitere Entscheidungs- und somit Handlungskette in der Organisation dar (s. Kapitel 7.3.4). Schließlich stellt die Stigmatisierung von Wandel-Akteuren, welche den Prozess beschleunigen und somit unterstützen wollen, das meines Erachtens größte Risiko für die Realisierung intendierten organisationalen Wandels dar. Derart im Image geschädigte Organisationsmitglieder ergreifen entweder die ‚Flucht nach vorne’ und organisieren sich zunehmend selbst, oder aber sie verzichten auf die weitere intrinsisch motivierte Mitarbeit. Dies verweist darauf, dass die permanent im öffentlichen Raum stehende Warnung vor (Selbst-)Exklusion kontraproduktiv sein kann. Management begibt sich so bei der Gestaltung kultureller Kontexte in ein unglaubwürdiges ‚Setting’: es inszeniert Teilhabe bzw. ‚postmoderne Partizipation’, während sich Organisationsmitglieder zur gleichen Zeit mit Machtausübung, Regulation und Forcierung von Konflikten (s. Kapitel 7.2.5) konfrontiert sehen. Dieses paradoxe Setting wird ergänzt durch die in Kapitel 7.1.6 erläuterten Widersprüche in der Wandel-Kommunikation. Darüber hinaus bezieht sich organisationale Kontrolle bei intendierten Veränderungen hauptsächlich auf eine oberflächliche Ebene – auf das im öffentlichen Raum ‚Sagbare’ –, das von standortgebundenen Denkweisen, d. h. von Ängsten, Widerständen oder Zweifeln, abgekoppelt wird. Basierend auf den erläuterten Risiken einer einwandsimmunen, individuellmoralischen, Identitäten und individuelle Routinen entwertenden sowie bruchstückhaften Wandel-Strategie, stellt diese Arbeit einen Ansatz zur Diskussion,
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welcher für eine sensiblere Identitätspolitik als die in den empirischen Daten konstatierte plädiert sowie für die Entwicklung und Gestaltung möglichst transparenter Organisationsprozesse und ‚produktiver’ Aushandlungsprozesse. Dass eine solche Strategie immer auch mit der gegebenen Organisationskultur abzugleichen ist, liegt auf der Hand. Für diesen Abgleich stellt die Diskurs- und Gesprächsanalyse ein geeignetes Instrumentarium bereit. Anhand der Analyseergebnisse lassen sich vier Kernfelder identifizieren, deren Berücksichtigung und Bearbeitung essentiell für die Schaffung eines sinnhaften Ganzen im Kontext organisationalen Wandels sind:
das Aufdecken von Paradoxien innerhalb der organisationalen Führungskultur und Identitätspolitik und von Inkonsistenzen beim parallelen ‚Zugriff’ auf unterschiedliche sich konterkarierende Modelle von Change Communication,
die Überprüfung und ggf. Ergänzung von in der Organisation kommunizierten denotativen Bedeutungen des jeweiligen Wandel-Konzepts mit dem Ziel der Reduktion von Unsicherheiten im organisationalen Wandel (s. Kapitel 7.4); die (sensible) Kommunikation von Unsicherheiten, Abhängigkeiten und konkreten Anwendungsproblemen von Wandel-Konzepten. Die Basis für diesen Ansatzpunkt bilden Konzepte des Organisationalen Lernens: Nur auf der Grundlage einer kohärenten Wissensstruktur über die Wandel-Bedingungen, d. h. auf Basis von „Wissen über Zusammenhänge zwischen Handlung und Ergebnis, Wissen über Rahmenbedingungen, in denen diese Zusammenhänge relevant werden, sowie Wissen bezüglich der Evaluation und Innovation dieser Zusammenhänge“ können organisationale Lernprozesse in Gang gesetzt werden (Duncan/Weiss 1979),
die Definition und Gestaltung gemeinschaftlicher Aufgabenfelder (vor allem im Kontext von Lean Production bzw. Lean Management, in deren Konzeption die organisationale Vernetzung und bereichsübergreifende Lernprozesse im Mittelpunkt des Interesses stehen), die Zusammenarbeit über Bereichsgrenzen hinweg fördern, mit dem Ziel der Vermeidung einer Überbetonung individuell-moralischer Wandel-Verpflichtungen (wie in den Daten konstatiert),
und die Rekonstruktion von Perspektiven durch beispielsweise (ethnographische) Interviews, (qualitative) Mitarbeiter-Umfragen oder die Bearbeitung wandel-relevanter Fragestellungen in Workshops, wodurch Wandel-Akteure in der Lage sind, Konzepte, Reden, Veranstaltungen, Führungskräftetrainings oder Arbeitsmeetings zu ‚Wandel’ so zu ‚designen’ und
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durchzuführen, dass die Arbeit an den drei erstgenannten Punkten in den Wandlungsprozess integriert werden kann. Aus dieser Perspektive ist es zentral, Überlegungen zu professioneller Unternehmenskommunikation und komplementärer kommunikativer Strategien in die Reflexion von Führungshandeln zu integrieren. Dabei sind nicht nur Fingerspitzengefühl von ‚Wandel-Managern’ und die Antizipation von Perspektiven aus der Belegschaft gefragt, sondern auch professionelle Konzepte, die dem Management zugrunde gelegt werden. Perspektivenwechsel scheinen der Schlüssel dafür zu sein, Wandel in Organisationen zu deuten und adäquat auf organisationale Strömungen zu reagieren. Situationen zu deuten und sie auf dieser Basis zu gestalten, ist das ‚Erfolgsrezept’ für das Management von Wandel. ‚Verkrustete’ Standortgebundenheit ist kontraproduktiv für diese Art des Managements: „Weniger erfolgreiche Manager und Problemlöser scheinen […] alles von einem unveränderlichen Standpunkt aus zu interpretieren. Die Folge ist, daß sie oft auf Blockierungen treffen, die sie nicht überwinden können.“ (Morgan 1997, 13f.)
Anhang: Transkriptionskonventionen und ausgewählte Transkripte
Erläuterungen zur Transkriptionsweise Transkriptionssymbole (in Anlehnung an das Transkriptionssystem GAT; Selting et al. 1998) Kursiv
anonymisierte Namen oder Begriffe
[ ] Überlappungen und Simultansprechen = unmittelbarer Anschluss neuer Beiträge (.) Mikropause (-), (--), (---) kurze, mittlere, längere Pausen bis 1 Sek. (2.0) Pausen mit Zeitangabe (hier: zwei Sekunden) […] Auslassung im Transkript / Abbruch eines Wortes oder einer syntaktischen KonstrukakZENT ((lacht)) ? , ; . ( ) (solche) <…>…>
tion starke Akzentuierung Handlungs- und Verhaltensbeschreibungen Tonhöhenbewegung am Einheitenende hoch steigend Tonhöhenbewegung am Einheitenende mittel steigend Tonhöhenbewegung am Einheitenende gleich bleibend Tonhöhenbewegung am Einheitenende mittel fallend Tonhöhenbewegung am Einheitenende tief fallend unverständliche Passage vermuteter Wortlaut Angaben zur Prosodie; p: leise, f: laut, t: tief, h: hoch, all: schnell, len: langsam, cresc: lauter werdend, dim: leiser werdend, acc: schneller werdend, rall: langsamer werdend238
238 Zu Prosodie im Allgemeinen vgl. Selting 1995.
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Anhang: Transkriptionskonventionen und ausgewählte Transkripte
Transkripte der drei kommunikativen Gattungen Manager-Rede im Rahmen der ‚Kick-off Leitlinien’ Aus Anonymitätsgründen kann die Rede nicht vollständig abgedruckt werden. Ausschnitte und einzelne Äußerungen siehe in Kapitel 7.1. Gesprächssegment ‚Podiumsdiskussion’ 1 MO 2 3 WL 4 MO 5 WL 6 MO 7 8 WL 9 MO 10 FK1 11 12 13 14 15 MO 16 FK1 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 MO 27 FK1 28 29 30 31 32 WL 33 34 35 36 37 38 FK1 39 WL 40 41 42
gut (.) vielen dANK c (-) an dieser stelle (-) also (.) Ihnen (.) für ihre [FRAgen] c [gibt’s vielleicht] noch mehr c ich (-) [ich WEIß es nich] (-) <
Transkripte der drei kommunikativen Gattungen
43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 MO 57 WL 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 MO 85 86 87 FK3 88 89 90 91 92 93 94 95 96
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ser jobb ja des is einfach .h in mir drin ich würd gern noch SCHNELler mit ihne da unterwegs sein .hhh und ich gebe auch !ZU! (---) dass ich die SORge hab (-) dass die veränderungsgeschwindigkeit net schnell genug isch (-) ja (-) u:nd dass im prinzipp jeder sich .h im prinzipp irgendwo HINsitzt (--) auch HIER nenn ich jetz widder die tarIFpartner .hh <
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97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 MO 117 FK4 118 119 120 P 121 FK4 122 123 ? 124 FK4 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 MO 139 140 141 142
Anhang: Transkriptionskonventionen und ausgewählte Transkripte
ben; (-) etwas verPASST haben; wemmer geSCHLAfen haben; (--) es werden geNAU die GLEIchen sein. (--) insofern kommer aus DER verantwortung net raus (-) wir MÜSsen .hh wir MÜSsen wirklich .h äh des fängt an bei den FÜHRungskräften und DANN gehts weiter zu den MITarbeitern alle mitnehmen un des geht !NUR! über kommunikaTION. .hh jetz möchte ich aber au die welt net DÜSterer zeichnen wie sie ist (-) wir haben letztes jahr eine mitarbeiterbefragung gemacht .h und wir haben geRA:De in den drei empeES fragen die wir gestellt haben .h ja WULMINANTe (-) WULMINANTen zuspruch bekommen (.) verBESserungen gegenüber der vorHERgehenden .hh - wir haben bei uns die frage gestellt sind sie mit dem veränderungsprozess den wir eingeschlagen haben EINverstanden .hh da haben NEUNzich prozent zugestimmt (.) es is also NICHT so es wäre ne faTALe (--) FÄHLeinschätzung (-) wenn wir glauben da ist nur ne TRÄGe masse die nichts WILL - .hh wir DÜRfen da auch nicht auf die EINzelnen stimmen die dann immer wieder heRAUSragen (.) zu !STARK! hören; (--) und die KOMmunikation mit dem betriebsrat da müssen wir uns tatSÄCHlich noch was einfallen lassen - .hh äh wiemer (-) wiemer die stärker in den prozess REINbringen und mit davon überzeugen (-) dass es nur in DIESE richtung geht herr (...) - (--) herr w? (-) oKE: (--) äh (--) herr v (FK1) eigentlich würde ich sagen die frage die sie gestellt haben is eigentlich gar nich p / yps239 konform. [(---) äh (-)] [((lachen und Unruhe im Publikum))] ich find die sogar eigentlich falsch; (---)äh (--) [denn es kann nicht LAUten] (--) äh (--) <
239 Abkürzung geändert 240 Vertreter des oberen Managements, der im Publikum sitzt und sich zuvor zu Wort gemeldet hatte.
Transkripte der drei kommunikativen Gattungen
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Gesprächssegment ‚Kernteambesprechung’ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37
LZ […] da brauch ich dann IHre JAHrespläne - (-) die leit ich dann an 241 den x weiter; […] weil der x muss des ja gegenüber dem vorstand ja auch vertreten – (.) un ich weiß net welche gespräche er (führt) ob der Standortleiter mit Großbereichsleiter oder der Standortleiter mit vorstand und und und des kann ich net sagen aber er erWARtet von mir (--) ganz DEUtlich - (--) DIE unterlagen für SEIne zielvereinbarung (der) x. […] einfach mal (-) heut mal draufgekuckt auch unter dem gesichtspunkt - (-) besteht da auch noch handlungsbedarf oder simmer da RUnd, (.) sodass wir auch in richtung zielvereinbarung (-) RUnd sind; […] simmer da auf dem stand wie er letztendlich auch vom MAnagement erwartet wird. […] KO1 ähm (.) LP-Trainings isch (.) voll im plan, LZ =ja; KO1 =kann man sonscht nix dazu sagen - (-) dann äh ((räuspert sich)) ähm leitbildprozess ähm (-) des läuft soweit - (---) auf niederem niveau ((lacht)) äh LP-rundgänge sind bei uns auf freiwillicher basis, (.) LZ also leitbildprozess auf niedrigem niveau - (-) des is erklärungsbedürftich; (2.0) KO1 [tja] LZ [wahrscheinlich] liegts daran (.) dass man vor allem sach ich mal die dinge schlecht messbar sind […] aber des is die schwierichkeit - (.) wenn se die dinge net richtich messen können (--) (dann) können se auch schlecht beurteilen (-) äh (-) hat es funktioniert oder nicht ja . (--) oke, […] gut vielen dank - (--) dann äh (---) geh mer jetz nach der reihe - (--) nehmer Großbereich Z - (7.0) ((LZ öffnet am Notebook eine andere Datei)) KO2 ja die erschten beiden punkte wie gehabt (.) äh analyse kernprozesse funktionalprozesse – […] äh (-) hier simmer (.) grün.(--) LPerfahrungsaustausch äh <
241 Kursiv gedruckte Wörter: anonymisierte Namen oder Begriffe; in diesem Fall anonymisierter Name des Standortleiters;
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